This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
••.•J
,*.^
y
^ ^^
3-^;
l
^ V
» . ^ 9 f
K-" <
*- t '•
4 . *
1»
SoI.«X5;ho
SCIENCE CENTER LIBRARY
Zeitschrift
fUr
Mathematik und Physik
herausgegeben
unter der verantwortlichen Redaction
Dr. O. Schlömilch, Dr. E. Kahl
und
Dr. M. Cantor.
Sechster Jahrgang.
Mit 0 lithographirten Tafeln und HolzHcIinitten.
c'
LEIPZIG,
Verlag von B. G. Teubner.
1861.
"je*.'
ocüES.MO
Inhalt.
Artthmetik und AnalyBüi.
Seile
Nene Anfloanng der bi quadratischen Gleichungen. Von O. SchlÖmilch ... 49
Anwendung der OHcillirenden KettenbrUche zur gleichzeitigen Bestimmung
zweier Wurzelwerthe einer Gleichung. Von Dr. L. Matthiessen . . . 51
Ueber die Berechnung des Integrallogarithmus und einiger damit zusammen-
hängenden Functionen. Von Prof. Dr. Bbbtbchjik|dbb 127
Ueber einige Integralformeln. Von O. Scblömilch 205
Ueber die durch Sieben messbaren Zahlen. Von E. Böhbinobb 202
Zur Integration partieller Differentialgleichungen. Von Prof. 6pitzeb . . . 202
Zur Theorie der bestimmten Integrale. Von Dr. Enbspbb . . . 289
Ueber arithmetische Progressionen von Primzahlen. Von M. Cantob . . . 340
Ueber einige bestimmte Integrale. Von Dr. Ennbpbb 405
Ueber die Lambert*sche Reihe. Von O. SchlÖmilch ...•••... 407
TheoretlBche iind praktisohe G^eometrle.
Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie. Von Dr. W. Fibdleb . i
Die geometrischen Gesetze der OrtsTeränderung starrer Sy-
steme. Voa K. Küppbb 12
Beispiel einer Cubatur uud Quadratur nach geometrischen Postulaten. Von
Dr. Hoppe 5ö
Formeln zur geodätischen Ortäberechnung. Von Prof. Booo 58
Ueber die Anwendung der AffinitÜtsaxen zur graphischen Bestimmung der
Ebene. Von Dr. Fiedleb 76
Zur Geometrie der Lage. Von M. Sattblbbboeb 81
Ueber den mittleren Fehler der Kettenmessungen. Von Prof.
Dr. WlKCKLEB 100
Ueber Dreiecke und Tetraeder , welche in Bezug auf Curven und Oberflächen
zweiter Ordnung sich selbst conjugirt sind. Von Dr. Fiedler . . . . 140
Elegante Ableitung der Formeln für den sphärischen Excess. Von Dr. Wbbveb 140
Ueber sphärische Kegelschnitte. Von Dir. Dr. Heilebmanm . . . 153
Ueber einige algebraische Curven, von denen die Lemniscate ein specieller Fall
ist. Von Prof. Tobtoliki 209
Das Sehnen vier eck in der Ebene und auf der Kugel, als be-
sonderer Fall des allgemeinen Vierecks. Von Prof. Dr. Baub 221
Bemerkung über Curvenconstructlonen. Von O. SchlÖmilch 200
Ueber die Anzahl der Geraden, Ebenen und Punkte, welche
durch gegebene Punkte, Gerade und Ebenen bestimmt
werden. Von Prof. Bbetschheideb 311
Bemerkungen über confocale sphärische Kegebchnitte. Von Dir. Dr. Hbilbb-
mabn 3>0
Bemerkung über die Rectification der Ellipse. Ton O. SchlÖmilch .... ZdO
Ueber. ein System verwandter Curven und Flächen zweiten
Grades. Von Dir. Dr. Heilbbmann 353
Ueber die graphische Bestimmung der Kegelschnitte nach den Sätzen von Pas-
cal und Brianchon. Von Dr. Fibdleb 415
Ueber die gleichseitig -hyperbolischen Schnitte der Flächen zweiten Grades.
Von O. SchlÖmilch . '. 418
Meohamk«
Nachträge und Verbesserungen zu der Schrift : Neue Untersuchungen über frei
rotirende Flüssigkeiten im Zustande des Gleichgewichts. Von Dr. Mat-
TH1E88BR 07
lY Inhalt.
Ueber die Controverse zwischen Doppler und Petzval bezüg- Seite
lieh der Aenderung des Tones und der Farbe durch Be-
wegung. Von Dr. Mach 120
Bedingung der Stabilität eines auf dem Gipfel einer Fläche ruhenden Körpers.
Von Dr. Hoppe 213
Ueber die zweckmässigste Form der Spitzgeschosse. Von Gene-
rallieutnant von Rouvrot 235
Ueber die Gleichgewichtscurve einer, proportional dem Wege ihres Angriffs-
punktes sich verändernden Kraft. Von £. Noeggerath 332
Einfache Näheningsformel zur Berechnung der einem gegebenen Manometer-
stande entsprechenden Windmenge eines Gebläses. Von Bergrath Prof.
Weisbach 421'
Optik.
Chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen. Nach Kirchhoff und Bun-
sen; von E. Kahl '. 79
Ueber das Verhalten der Gase im glühenden Zustande. Nach Kirchboff; von
E. Kahl 149
Ueber Spectralbeobachtungen. Nach A. Mousson ; von £. Kahl 429
Wärmelehre und Molecularphysik.
Zur mechanischen Wärmelehre. Von Prof. Mann 72
Wärmeleitnngsfähigkeit des Wasserstoffgases. Nach Magnus ; von E. Kahl . 215
Beiträge zur Kenntniss der Gesetze der Gasabsorption. Nach Sims .... 340
Elaktricität und Magnetismus.
Eine neue Art elektrischer Ströme. Nach G.Quincke; von E. Kahl . . . 151
Ueber Magnetismus. Von Stud. G. Roch 182
Verbesserung eines Elektroscops. Von Prof. Dr. Dellmann 216
Elektrische Untersuchungen. Von Prof. Dr. Dellmann 240
Die zweckmässigste Form der Zink - Eisensäule. Von Prof. Dr. Dellmann . . 287
Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen
Telegraphie. III. Von Dr. Zetzsche 373
Ueber die Fortlührung materieller Theilchen durch strömende fllektricität.
Nach G. Quincke ; von E. Kahl 429
Ueber ein reprodncirbares Stromwiderstandsinaass. Nach Matthicssen; von
E. Kahl 430
Meteorologie.
Ueber den Znsammenhang der Witterungserscheinungen. Von
Prof. Dr. Dellmann 37
Ueber die Theorie des Nordlichts. Von Prof. Dr. Dkllmann , 274
Vermischtes.
Ueber ein neues, dem Kalium nahestehendes Metall. Nach Bunsen und Kirch-
hoff 220
Darstellung des Sauerstoffgases , von Deville und Debray 343
Neues Metall. Nach Bunsen 344
Ueber die Existenz eines vierten Metalls der Calcinmgruppe. Nach Düpre' und
Cbookeb . 344
Ueber die Darstellung fester Kohlensäure. Nach Loir und Drion 345
Das Cäsium und Rubidium. Nach Kirchhoff und Buusen ; von E. Kahl . . . 429
L
Zwei Haupts&tie der neueren Geometrie.
Von Dr. Wilh. Fiedleb,
Lelirer an der Königl. Gewerbsdiale sn Chemniti.
Die beiden allgemeinen Stttze, deren Darlegung und Erläuterung Ich
beabsichtige, betreffen die homograpbische Theilung und die In-
volntion. M. Chasles hat in seinem „TVatl^ de giomMrie supMeure^^ da-
von die folgenden Definitionen gegeben ; zuerst in Betreff der homographi-
schen Theilung : Wenn zwei gerade Linien durch Punkte , die sieh einer
zu einem entsprechen ^ so getheilt sind, dass das anharmonische Yerhttlt-
niss von vier beliebigen Punkten der einen dem anharmonischen Verhält-
niss der vier entsprechenden Punkte der anderen gleich ist', so sagen wir,
dass diese beiden geraden Linien homographisch getheilt sind , oder auch,
dass ihre Punkte zwei homograpbische Theilungen bilden.
Und wenn in zwei Strahlenbüscheln, deren Strahlen sich einer zu
einem entsprechen , vier beliebige Strahlen des ersten ihr anharmonisches
Yerhältniss immer dem der vier entsprechenden des zweiten gleich haben,
so sagen wir, das» die beiden Büschel homographisch sind. (No. 09.*)
Und betreffs der Involution: Wenn drei Systeme von zwei conjugirten
Punkten , die in derselben geraden Linie liegen , so beschaffen sind , dass
vier dieser Punkte , in den drei Systemen genommen , ihr anharmonisches
VerhÜtniss gleich dem ihrer vier conjugirten haben, so sagen wir, dass
die sechs Punkte in Involution sind. (No. 182.) Und sechs von demselben
Punkte ausgehende und paarweis conjugirte gerade Linien sind in Involution,
wenn irgend vier derselben , in den drei Paaren genommen , mit ihren vier
conjugirten das nämliche anharmonische Verhältniss haben. (No. 243.)
Man weiss, welche Entwickelung und Anwendung M. Chasles diesen
Begriffen gegeben hat. In neuester Zeit hat nun der ausgezeichnete
Oeometer diese beiden Sätze unter einem neuen Gesichtspunkte gefasst
und dieselben dadurch zu wahren Fundamentalsätzen der neuem Oeome-
*) Die Citate beziehen sich auf die Orig^nalansgabe.
ZeiUehrift f. M«lheiii«iik a. Physik. VI 1.
Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
trie gemacht. In seinen Vorlesungen an der Pariser Faculte des Sciences
hat er zuerst die Yortheile der neuen Auffassung entwickelt, und sie so-
dann in einem in den Compies rendus der Academie niedergelegten Memoire
allgemeiner zugänglich gemacht. ((7. r. U 41 , p. 1097.)
Ich habe die Absicht, diese Auffassung hier darzulegen, indem ich
die Beweisgründe hinzufüge, die Chasles an jener Stelle nicht gegeben
hat, und die Sätze an einigen Beispielen erläutere.
Ich gebe zunächst die beiden Sätze in ihrer neuen Ausdrncksweise
selbst; sie heissen:
I.Wenn man in einer Aufgabe, worin keinerlei Trans-
cendenten vorkommen (weder Functionen noch Curven) zwei gerad-
linige Beihen von Punkten (auf einer und derselben geraden Linie
oder nicht) hat, und wenn nach der Natur der Aufgabe sich die
Punkte beider Reihen in der Weise entsprechen, dassjedem
Punkte der ersten Reihe nur ein Punkt in der zweiten zuge-
hört, und umgekehrt einem Punkte der zweiten nur ein be-
stimmter Punkt in der ersten, so kann man daraus schliessea,
dass diese zweiReihen von Punkten homographisch sind, oder
dass das anharmonische Verhältniss von irgend vier Punkten
der ersten dem der entsprechenden vier Punkte der zweiten
gleich sei.Mit andern Worten, das bezeichnete Entsprechen zweier gerad-
linigen Punktreihen ist stets ein anharmonißches Entsprechen.
Ganz dasselbe Princip ist auf ein Sti^ahlenbüschel und eine geradlinige
Punktreihe anwendbar, nämlich: Wenn man zeigen kann,^aBs
je einem Strahl des Büschels nur ein Punkt der Reihe und
umgekehrt einem Punkte der Reihe nur ein Strahl des Bü-
schels entspricht, so ist daraus zu schliessen, dass das an-
harmonische Verhältniss von irgend vier Strahlen immer
gleich dem der entsprechenden vier Punkte sein wird, oder
dass die Punkte der Reihe und die Strahlen des Büschels sich anharmo-
nisch entsprechen.
Endlich gilt dasselbe von zwei Strahlenbüscheln: Wenn sich zwei
Strahlenbüschel dergestalt entsprechen, dass jedem Strahl
des einen nur ein Strahl des andern zugehört und umgekehrt,
so ist das Entsprechen anharmonisch, oder das anharmonische
Verhältniss von irgend vier Strahlen des einen Büschels ist dem der vier
correspondirenden des andern gleich.
n. Wenn man in einer Aufgabe, in welcher keinerlei
T r ans cen deuten vorkommen, zwei Reihen von Punkten (auf ei-
ner und derselben geraden Linie oder nicht) hat, undwennnachdenBe-
dingungen der Aufgabe jedemPunkte der erstenReihe nur ein
Punkt der zweiten entspricht, aber jedemPunkte der zwei-
ten Reihen immer zwei Punkte der ersten in völlig gleicher
Von Dr. WiLH. Fiedler. 3
Weise, so hat man zu schliessen, dass alle diese Paare von
Punkten in Involution sind, und dass sie den einseinen Punk-
ten der sweiten Reihe anharmonisch entsprechen. Und die-
ser Sats erleidet die nämliche Ausdehnung wie der erste auf
eine Punktreihe und ein Strahlenhüschel und auf zwei Stra^,-
lenhüschel.
Ohne jetzt auf 'die Fruchtbarkeit der neuen Ausdrucksweise einzu-
gehen, erörtere ich zunächst ihre Richtigkeit.
Angenommen, dass — was den ersten Satz über die Homographie
zweier Pnnktereihen betrifft — der bewegliche Punkt m die erste Reihe
und der Punkt m die zweite Reihe durchlaufe , und dass a in jener, h' in
dieser je ein fester Anfangspunkt sei , von dem aus man die durchlaufenen
Segmente zählt, so ist Folgendes ausser Zweifel: Die zwischen je zwei
entsprechenden Punkten beider Reihen bestehende Relation muss sich in
einer Gleichung zwischen zwei Veränderlichen ausdrücken lassen, welche
keine andern als die zwei Segmente am und h'm sein werden ; gewiss muss
diese Gleichung rein algebraisch sein, und gewiss kann sie hinsichtlich
beider Veränderlichen nur in gleicher Weise vom ersten Grade sein, so-
bald man die eine Veränderliche als constant betrachtet, weil jedem
Punkte der einen Reihe nur ein Punkt der andern entsprechen soll. Die
allgemeine Form dieser Gl0ichung ist daher
am . Vm' '^ X.am + ^l. b'm + v = 0
(wo A, f», V constante Coefficienten sind) ; hier entspricht jedem bestimmten
Werthe von am ein bestimmter Werth von Vni und umgekehrt.
Ganz dieselbe allgemeine Gleichung drückt aber die Homographie
zweier geradlinigen Punktreihen aus; sie ist in No. 131 der ^fiSom, super. ^^
gegeben. Hier ihre kurze Ableitung: Wenna,&,c drei Punkte der ersten
geraden Linie und ajb\c die drei entsprechenden Punkte der zweiten sind,
und ein vierter Punkt m der ersten Linie willkührlioh angenommen wird,
so ist der ihm entsprechende Punkt m' der zweiten durch die Bedingung der
Gldchheit der anharmonischeu Verhältnisse beider Theilungen bestimmt:
am fl c __^ am' ^ de . am a'm* (a c ^ a'c\
hm' bc b'm' ' Yc hm h'm' \hc' h'cj'
So lange man nun die Punkte m, m' respective immer auf die drei ersten
ac a c
Punkte a, fr, c, a',y,c' bezieht, ist -r-'* TT-? eine Constante, und man kann
* ' ' ' ' ^ bc bc '
schreiben
am a'm'
hm bm
Dies passt ohne Weiteres auf den jetzigen Fall; a und b' waren die beiden
festen Punkte der ersten und zweiten Punktreihe , d und b sind daher ihre
entsprechenden Punkte der zweiten und ersten Reihe. Und man hat zwi-
schen ihnen die Gleichung
am . ftW — k * bm . a'm'=0.
1»
Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
Aus derselben sind nun die Segmente btn und am zu entfernen, weil sie
die der gegenwärtigen Frage fremden Punkte a und b enthalten; das ge-
schieht einfach durch die Substitutionen
bm=:iam — abi a'iii'= b'm — b'a\
und man erhält
a m . b'm — Ar (am — ab) (b'm' — b'a) = 0 ,
oder
k k
a m , b'm' + ^ b'a'. am -\ r a b , b'm' — k , ab , b'd •= 0 ,
1 — /r 1 — k
welche man mit Räcksicht auf die in der Frage constanten Grössen schrei-
ben darf:
am . b'm + X . a m + f4 . b'm -f- v =s 0 ,
wie oben. Wenn hierdurch die neue Fassung fttr den ersten Satz in Bezug
auf zwei Punktereihen vollständig bewiesen ist, so lehren die bekannten
Zusammenhänge zwischen Punktereihen und Strahlenbüscheln, die die
wesentliche Grundlage der gesammten neueren Geometrie bilden , dass für
die Geltung desselben Satzes in Bezug auf eine Punktereihe und ein Strah-
lenbüschel und in Bezug auf zwei Strahlenbüschel keine besondern Beweise
nöthig sind , oder dass der hier angewendete Beweis sich einfach auf sie
übertragen lässt.
Der Beweis des zweiten Satzes wird durch folgende Schlüsse geführt
Die Involution und die homographische Theilung hängen bekanntlich aufs
Engste zusammen. Wenn ad ^ 66' zwei Pnnktepaare sind, so kann man'
eine Unendlichkeit von Paaren cc', rfd', ee, . . bestimmen, deren jedes mit
ad und 66' eine Involution bildet. Die Punkte a^b^Cyd^e... und die Punkte
dyb'jC'fd^e, r. bilden alsdann zwei homographische Theilaugen; denn die
vier Punkte a^b^a'^c müssen nach dem BegriflF der Involution ihr anharmo-
nisches Verhältniss dem der vier Punkte d^b'^a^c gleich haben. Betrach-
tet man nun, wie es nach dem Gesagten in Ordnung ist, die drei Punkte
aybyd der ersten und die drei a',6',a der zweiten Tneilung als fest und lässt
die Punkte c,c' alle Lagen durchlaufend sich bewegen, also cde..., c'de,..
beschreiben, so müssen ihre entsprechenden Orte zwei homographische
Theilungen bilden. Und wenn nun in diesen beiden Theilungen einen Punkt
c' der zweiten als der ersten angehörig betrachtet, so wird dann c sein
entsprechender in der zweiten sein; denn wegen der Involution der drei
Segmente aa, 6 6', cc ist das anharmonische Verhältniss der vier Punkte
ajb,d\c' dem der vier a\b',ajC gleich, d. h. dem Punkt c, als der ersten
Theilung angehörig betrachtet, entspricht in der zweiten der Punkt c. Und
sobald diese Statthaftigkeit der Yertauschung eines Punktes mit seinem
Homologen in zwei homographischen Theilungen derselben geraden Linie
für ein einziges Paar entsprechender Punkte gilt, so ist sie fUr alle wahr
und kann daher als ein Charakterzeichen der Involution angesehen wer-
den. Denn wenn die vorher gebrauchte allgemeine Gleichung durch die
Von Dr. W. Fiedlbb^
^vw»<»<»/«^>v
YorftOBsetzting, dass jeUt für die beiden Theilongen der nämlichen
geraden Linie nur ein feater Anfangspunkt a statt der beiden a und h
genommen werde, in
am . am + X . am -{' ^ . am' + 1/ = 0
übergeht, so mues diese Gleichung, wenn sie die Vertauschung von um
mit am auch nur einmal gestatten soll, durch die Erfüllung der Bedin-
gung A=fi zu
am . am' + X (am + am) + v = 0
werden; nun enthält sie am und am in ganz gleicher Weise und diess
schon zeigt die aligemeine Gültigkeit der Vertauschung.
Aber sie geht auch aus der Natur der Involution hervor. Seien
a, &, c drei Punkte der ersten , a\ b\ c die entsprechenden der zweiten Thei*
lung, und habe c, als der zweiten Theilung angehörig betrachtet, c zum
entsprechenden Punkt in der ersten, so muss auch a der Punkt der er-
sten Theilung sein, der dem a, als Punkt der zweiten Theilung betrach-
tet , entspricht ; denn die Punkte a, 6, c, c der ersten Theilung haben nach
der Vorsetzung zu entsprechenden in der zweiten die Punkte a\b\c\c;
folglich sind die drei Paare von conjugixten Punkten aa\ bb\ cc in In-
volution und also haben die zwei Reiben von Punkten aabc und aab'c
gleiches anharmonisches Verhältniss, d. h. der Punkt a, als der zweiten
Theilung angehörig betrachtet, hat zum homologen Punkt in der ersten
den Punkt a'] und in gleicher Weise würde sich die Vertauschbarkeit
für jedes andere Paar entsprechender Punkte beweisen lassen.
Eben diese Vertauschungsfähig&eit aber ist der Coincidenzpnnkt der
hier gegebenen allgemeinen Betrachtungen mit den Voraussetzungen der
zu beweisenden gegenwärtigen Auffassung im zweiten Satze. Denn be-
zeichnet man die zwei Punkte der einen Punktreihe, die dem einen
Punkte in der andern entsprechen, mit m\ m\ so kann man wie bei der
Entwicklung des vorigen Satzes die Lage dieser Punkte durch die An-
gabe ihrer Segmente von zwei Anfangspunkten aus bestimmen. Dann
müssen nacb dem bereits bewiesenen ersten Satze die Keihen der Punkte
m\ m" mit einander homographisch sein, da jedem Punkte m' nur ein
Punkt m'^ und umgekehrt entspricht. Was aber diesen Fall von der
blossen einfachen Homographie unterscheidet, ist eben diess, dass dem
einen Punkte m ganz in gleicher Weise die beiden Punkte m\ m ent-
sprechen, dass also jedem dieser Punkte, mag man ihn als der ersten
oder zweiten Theilung angehörig denken, immer derselbe homologe Punkt
zugehört. Daher ist diese Homographie eine Involution.
Hiernach ist hier nur noch hinzuzufügen, was man unter dem an-
barmonischen Entsprechen einer Reihe involutorischer Segmente mit einer
Beihe von Punkten versteht. Wenn man als den Pol eines Punktes be-
züglich eines Segmentes den conjugirt harmonischen Punkt desselben
im Verhältniss zu den Endpunkten des Segments versteht, so hat man
6 Zwei Hauptsätze der neueren Ge<Mnetrie.
diesen Satz: Wenn vier anf einer geraden Linie angenommene
Segmente in Involntion sind, so ist das anharmonische Yer-
hftltniss der Pole eines Punktes der Linie besftglich dieser
Segmente constant, welches anch der Punkt seL
bieser Sats ist eine unmittelbare Consequenz des ersten Hauptsatzes;
denn wenn man irgend zwei Punkte der geraden Linie denkt, und deren
zweimal vier Pole in Bezug auf die gedachten Segmente bestimmt, so
entsprechen sich diese ganz in der dort vorausgesetzten Weise und mfis-
sen sich daher anharmonisch entsprechen. Jenes anharmonische YerhSlt-
niss der vier Pole wird, da es fllr dieselben involntorischen Segmente
constant ist, das anharmonische Yerhaltniss der vier Segmente
genannt. In dem speciellen Falle, dass der eine dieser beiden Punkte
im unendlichen liege, werden seine Pole in Bezug auf die vier Seg-
mente die Mittelpunkte derselben und man kann daher sagen, dass das
anharmonische Verhälfniss von vier involutorisehen Seg-
menten dem ihrer vier Mittelpunkte gleich ist
Und nach dieser Erklärung ist nach dem ersten Satze kein Zweifel,
dass das Entsprechen jener Punktreihe m und dieser Reihe involntori-
scher Segmente m^, m* ein anharmonisches ist.
Ebenso wie der erste Satz überträgt sich der jetzige auf eine Punkt-
reihe und ein Strablbtischel und anf zwei Strahlbilschel , und ist somit
hierdurch vollständig bewiesen.
Einige Beispiele werden nun die grosse Tragweite dieser Sätze
deutlich machen.
Zu Satz I. Man denke einen Kegelschnitt und zwei feste Tangen-
ten an denselben; eine bewegliche Tangente dieses Kegelschnitts wird,
dann auf jeder von diesen beiden eine Punktreihe beschreiben; in diesen
Beihen entspricht jedem Punkt der ersten ein und nur ein Punkt der
zweiten und umgekehrt. Demnach mtlssen beide Beihen homographisch
sein, oder das anharmonische Verhältniss von irgend vier Punkten der
ersten ist dem der vier entsprechenden Punkte der zweiten gleich.
Und dem entsprechend denke man einen Kegelschnitt und darin
zwei feste Punkte , lasse nun einen Punkt sich auf dem Kegelschnitt be-
wegen und verbinde ihn in jeder seiner Lagen mit jenen beiden durch
eine gerade Linie; man erhält zwei Strahlenbüschel , in denen jedem
Strahl des einen ein und nur ein Strahl des andern entspricht und um-
gekehrt, und dieselben müssen daher sich anharmoniscfa entsprechen, d. h.
das anharmonische Verhältniss von irgend vier Strahlen des einen Bü-
schels muss gleich sein dem anharmonischen Verhältniss der vier ent-
sprechenden Strahlen des andern. — So ergeben sich also die anharmo-
nischen Eigenschaften der Kegelschnitte unmittelbar und ohne Beweis
aus der blossen Darlegung des Sachverhaltes und dem Satze L Man
erkennt erst die ganze Bedeutung dieser Ergebnisse, wenn man bedenkt,
Von Dr, W. Fipdlbb,
dasfl alle die allgemeinst«! Sfttse über die Kegelschnitte aus ihnen ent-
springen; Bo der berühmte Satz von Pasc als mystischem Sechseck tmd
sein reciproker, der Satz Ton Desargnes über die Invohition von sechs
Punkten, der von Newton fiber die organische Beschreibung der Kegel-
sduoitte, der von Pappns tlber das Verhältoiss der Perpendikel, die
man von irgend einem Kegelschnittspnnkte auf die Gegenseiten eines ihm
eing^chriebenen Vierecks fällt, und der Satz von Carnot Aber die
Segmente, die ein Kegelschnitt auf den Seiten eines Dreiecks in sei-
ner Ebene bildet ,
Oder man denke sich eine Beibe von Cnrven dritter Ordnung , die
alle durch dieselben neun Punkte a,2},c... gehen imd ziehe in einem die*
ser Punkte a die Tangenten dieser Curven T,T^ Wenn man nun
zwischen zwei beliebigen anderen der neun Punkte die Sehne zieht,
z. B. von b nach c, so schneidet dieselbe jede der Curven in einem drit-
ten Punkte und man hat eine Punktreihe n, n^, ^2... . auf ihr. (Die Gleich-
heit des Index bei n und T bedeutet, dass jener Punkt und diese Tan-
gente zur nämlichen Curve der Reihe gehören.) Jedem der Punkte n
entspricht nur eine bestimmte Tangente T und umgekehrt jeder Tangente
T nur ein bestimmter Punkt in der Beihe der n; es muss folglich dieses
Entsprechen ein «aharmonisches sein. M. Ohasles machte diess Ergeb-
niss zur Quelle interessanter Eigenschaften der Curven dritter Ordnung.
Wenn man sich in einem andern der neun Bestimmungspunkte gleich-
faUa die Tangenten J, J^, Jj** gezogen denkt, so müssen diese denen
der ersteig Schaar anharmoniseh entsprechen und die Folge davon ist,
das« die entsprechenden Strahlen beider Tangentenbüschel sich auf einem
Kegelschnitt durchschneiden. Man erkennt leicht, dass diese Eigenschaft
nicht dem Syjstem der Curven dritter Ordnung allein eigen , sondern dass
sie eine allgemeine Eigenschaft aller auf ähnliche Weise bestimmten
Curvensyisteme ist.
M. Ghasles hat in seinem ^^ Memoire sur les surfaces du 2. degrSe^*^
mehrere Sätze gegeben, die sich als unmittelbare Folgen des Satzes I
herausstellen; z. B.: Vier an eine windschiefe Oberfläche durch die-
selbe Erzeugende gelegte Tangentialebenen und ihre vier Berührungs-
punkte in dieser Erzeugenden haben gleiches anharmonisehes Verhältniss.
Die Richtigkeit des Satzes ist klar, sobald man sich nur der Beziehung
erinnert , in welcher das anharmonische Verhältniss von Ebenen , die sich
in derselben geraden Linie schneiden, zu dem von geraden Linien an
einem Punkte oder Punkten auf einer geraden Linie steht.
Ebenso: Vier Ebenen, die man willkürlich durch dieselbe Erzeugende
einer windschiefen Oberfläche legt, haben vier Berührungspunkte auf
dieser mit der Oberfläche und das anharmonische Verhältniss derselben ist
dem der vier Punkte gleich, wo dieselben Ebenen ziur Oberfläche normal sind.
Ebenso: Wenn sich von vier geraden Linien jede an drei wiUkür-
8 Zwei Hauptsätze der neaeren Geometrie.
lieh im Baume liegende feste gerade Linien anlehnt, so ist das anhar-
monische Verhältniss der auf einer von diesen drei geraden Linien ge-
bildeten Pnnktreihe dem der entsprechenden Pnnktreihe auf jeder der
beiden andern gleich. Und so ergiebt sich diese Haapteigenschafl des
elliptischen einmanteligen Hyperboloids ohne alle Mühe : Vier Erzengende
derselben Art bestimmen auf jeder beliebigen Erzengenden der andern Art
Tier Punkte, deren anharmonisches Verhältniss denselben constanten Werth
hat, welches auch die Lage dieser Erzeugenden der zweiten Art sein mag.
um für spätere *Entwickelungen vorzubereiten, komme ich noch ein-
mal auf die Kegelschnitte zurück und zwar speciell auf solche, die dem
nämlichen Viereck umschrieben sind. Ist AB CD das Viereck und sind
5, S^^\... dergleichen umschriebene Kegelschnitte, so ist klar, dass jeder
unter ihnen durch einen fünften Punkt vollkommen bestimmt ist. Zu
dieser Bestimmung können die Punkte dienen, in denen eine durch A
gezogene gerade Linie ^Z die aufeinanderfolgenden Kegekchnitte schnei-
det; sei a aa... diese Punktreihe. Wenn man eine zweite solche Trans-
Yersale AL^ zieht, so bestimmt sie in den respective entsprechenden Ke-
gelschnitten die Punkte 6, h\ b", . • ; diese beiden Reihen aa.,.y bh\.. ent-
sprechen einander in der Weise , dass jedem Punkt der einen ein und nur
ein Punkt der andern entspricht und müssen daher homographisch sein.
Lam^ hat femer bewiesen, dass die Polaren eines beliebigen Punk-
tes in ihrer Ebene in Bezug auf die Kegelschnitte einer solchen Scbaar
alle durch einen festen Punkt hindurchgehen. Aach diess ergiebt sich
mittelst des ersten Satzes durch eine blosse Darlegung der Verhältnisse.
Denn denkt man sich die sämmtlichen Polaren und dieselben von zwei
beliebigen Transversalen in den Pnnktreihen ccV..., du'... geschnitten
(wobei der gleiche Index den Schnittpunkt mit derselben Polare be-
zeichnet) so ist offenbar, dass jedem der beiden Kegelschnitte nur ein
Punkt c in der ersten und nur ein Punkt d in der zweiten Transversale
entspricht; auch umgekehrt entspricht jedem dieser Punkte nur ein Ke-
gelschnitt und es folgt daraus, dass die Beihe der Punkte c mit der
Reihe der Punkte d homographisch sein mnss. Diese Eigenschaft kann
aber nur dann ftlr jede beliebige Transversale bestehen, wenn die
sämmtlichen Polaren ein Strahlbüschel bilden, also durch einen festen
Punkt gehen. Wenn man nun mit dieser Vorstellung des Polarenbttscbels
sich jener Punktreihe aaa\.. erinnert, so erkennt man sofort, dass
dieselbe mit dem Büschel homograpbisch sein muss und dass daher
die Polarenbüschel aller möglichen Punkte in der Ebene der ^Schaar
von Kegelschnitten anharmonisch entsprechen*). (Speciell z. B. die
*) Es bedarf wohl nur der einfachen Anmerkung, dass hier fiberall reoiproke
Betrachtungen betreffs der einem Viereck eingeschriebenen Sehaar von Kegelschnit-
ten dorchsufUhren sind.
Von Dr. W. Fiedler. 9
Taagentenbüsch^l in den Tier Ecken des eingeschriebenen Vier-
ecks.) — Von diesem Gresichtspnnkte aus kann man, wie es Chas-
les thnt, von einem Büschel von Kegelschnitten reden, welches einem
Btischel von geraden Linien oder einem zweiten Büschel von Kegel-
schnitten anharmonisch entspricht. Das anharmonische Verh<niss von
irgend vier Kegelschnitten eines solchen Büschels ist das ihrer vier Po-
laren in Besng auf irgend einen Punkt in ihrer Ebene, oder speciell das
ihrer vier Tangenten in einer der Ecken des eingeschriebenen Vierecks.
Ich habe die Absicht, in weiteren Mittheilungen die ungemeine Entwicke*
lungsfähigkeit dieses Begriffs vom anharmonischen Entsprechen von Ke-
gelschnitten an der Hand seines Erfinders darzulegen; die gegenwärtige
Mittheilung steht im Ganzen, wie in diesem einzelnen Beispiele im eng-
sten Zusammenhang mit diese^; Absicht.
Es bleibt mir übrig , IL Beispiele über den Satz von der Involution
zu geben.
Wenn man von jedem Punkte einer geraden Linie aus zwei Tan-
genten an einen Kegelschnitt zieht, so begegnen dieselben einer festen
Tangente immer in zwei Punkten ; jedem Punkte jener geraden Linie ent-
' sprechen auf diese Weise zwei verschiedene Punkte in jener festen
Tangente und jedem Punkte dieser festen Tangente nur ein Punkt in
d^T gegebenen geraden Linie; demnach sind die Punktpaare in der
festen Tangente in Involution und entsprechen den Punkten der geraden
Linie anbarmonisch'.
Wenn man von einem festen Punkte aus Transversalen nach einem
gegebenen Kegelschnitt und von einem beliebigen Punkte des Kegel-
schnitts «US nach den Endpunkten jeder Sehne gerade Linien zieht, so
hat man Paare von geraden Linien, die durch denselben Punkt gehen
und den Transversalen so entsprechen, dass jedem Paar und jedem
Strahl eines Paares eine und nur eine bestimmte Transversale, jeder
Transversale aber ganz gleichmässig ein Paar von Strahlen entspricht;
daher müssen jene Strahlenpaare ein involutorisches Büchel bilden, und
dem Büschel der Transversalen anharmonisch entsprechen. Wenn man
fragen wollte, warum jenes Centrum der Strahlenpaare ein Punkt des
Kegelschnittes sein müsse, so ist zu antworten, dass einem Punkte
ausserhalb des Kegelschnitts nicht eine bestimmte Transversale, sondern
deren zwei entsprechen würden, und dass dann die im Satze 11 geforderte
Art des Entsprechens eben nicht stattflinde. In ganz ähnlicher Weise
beseitigen sieh übrigens analoge Bedenken bei den früheren Bei-
Bpielen.
Denke man wieder eine Reihe von Kegelschnitten, welche durch
vier Pxmkte hindurch gehen und lasse dieselben durch eine Transversale
geschnitten werden, die durch einen der vier Punkte geht, aber über-
diess durch eine beliebig gezogene. Auf jener bestimmen die Kegel«
10 Zwei Hauptsfitze der neueren Geometrie.
schnitte eine Reihe Ton Punkten aaa , . ., auf dieser die Reihe von Punkt-
paaren Bh^ B'h\ . . • Dahei entsprechen jedem Punkte a der ersten Trans-
versale ganz gleichmässig zwei Punkte B^ h der zweiten , aber jedem
Punkte in dieser nur ein Punkt der erstem. Es müssen daher jene Punkt«
paare in Involution und mit jener Punktreihe in anharmonischem Verhftltniss
sein. Bekannt ist der Theil des Batzes, nach welchem jene Segmente in In-
volution sind*), aber dass sie den Punkten a anharmonlsch entsprechen,
ist eme neue Vervollständigung des Satzes. Diese Vervollständigung ist
fruchtbar, denn wenn man z. B. jeden Punkt a mit den entsprechenden
Punkten B^h verbindet, so umhüllen darnach die sämmtlichen so bestimm-
ten geraden Linien einen Kegelschnitt. Und wenn man in einer gera-
den Linie eine Reihe von involutorischen Segmenten hat , und durch die
drei festen Punkte a,6,c eine Reihe von Kegelschnitten legt, so dass jeder
derselben überdiess durch die Endpunkte eines Segments jener Reihe
geht, so gehen nun nothwendig alle diese Kegelschnitte durch einen be-
stimmten vierten Punkt und entsprechen den Segmenten anharmonisch.
Wenn jeder der Kegelschnitte durch die vier Punkte sich auf zwei ge-
rade Linien reducirt, so liefert der Satz, dass die von denselben auf
einer beliebigen Transversale gebildeten Segmente involutorisch sind,
diesen bekannten Satz vom Viereck: Jede in der Ebene eines Vierecks
gelegte Transve^ale begegnet seinen vier G-egenseiten und seinen beiden
Diagonalen in Punkten, die in Involution sind; ein Satz, den man ge-
wöhnlich zur Construction des sechsten Punktes einer' Involution anwen-
det und den man schon in des Pappus mathematischen Sammlungen
findet, wenn auch in anderer Form.
Wegen der vollkommenen Zusammengehörigkeit von Pnnktreihen
und Strahlenbtlscheln , also auch der von involutorischen Punktreihoi
und involutorischen Strahlenbüscheln gehen auch hier aus allen Sätzen
correlative Sätze ohne Weiteres hervor; so zu dem Vorhergehenden vom
Viereck, um nur ein Beispiel anzuführen, dieser: Die sechs Geraden,
welche von einem beliebigen Punkte nach den vier Eckpunkten und den
beiden Durchschnittspunkten der Gegenseiten eines Vierecks gezogen
werden, bilden einen involutorischen Strahlbüschel« (Mit Hilfe dieses
Satzes kann man bequem den sechsten Strahl einer Involution finden.
So auch in den anderen vorgelegten Beispielen^*).
Ein interessantes Bebpiel aus der Geometrie des Raumes bieten die
Oberflächen 3. Ordnung dar. Man weiss , dass eine solche allgemein 27 ge-
rade Linien enthält; jede Ebene, die man durch eine dieser geraden Linien
*) Er enthält die Sätse von Desargues and Sturm.
*) Weitere Beispiele von der Anwendbarkeit dieser Sätze kann man finden in
dem sehr schätzbaren Buche: Melanges de giometrie pure comprenant diverses Ap-
pttcaiions des Tkiories exposSes dans Jetraitd de geometrie supMeure de M. Chasles;
par E, de JonqttUres, Paris. Maüet, 1856.
Von Dr. W. Fiedlee. 11
le^, schneidet die Oberfläche ausser ihr in einem Kegelschnitt, und ist in
den iwei Funkten , welche dieser mit der geraden Linie gemein hat , Tan-
gentialebene der Oberfläche. Denkt man vier solche Ebenen durch dieselbe
gerade Linie, so bestimmen dieselben durch ihre Berührungspunkte in die-
ser vier Segmente, die in Involution sind und den vier Ebenen anharmonisch
entsprechen. Man kann bemerken , dass die Doppelpunkte dieser Involution
von der Art der parabolischen Punkte sind, ftir welche die Tangentialebenen
der Oberfläche in zwei unendlich nahe benachbarten Punkten — die be-
trachtete gerade Linie verbindet sie — zusammenfallen.
Diess mag ausreichen, um von der Brauchbarkeit dieser Sätze eine
Anschauung zu geben. Man versteht darnach, mit welchem Bechte
ihr Erfinder Chasles ihnen den Titel Principien hat geben können'.*);
sie sind allerdings durch ihre Allgemeinheit und den abstracten Cha-
rakter, der ihnen eigen ist, ausserordentlich fruchtbare Wahrheiten;
sie liefern unmittelbar und in einer Menge von Aufgaben einfache
Beziehungen, die von dem anharmonischen Verhältniss abhängen und
sieh auf dem gewöhnlichen Wege gar nicht so leicht darbieten würden.
Sie stellen sich in allen diesen Beziehungen dem Princip der Becipro-
cität an die Seite, umfassen aber jenes in dem Bereich ihrer Anwend-
barkeit, in Folge der Doppelnatur des anharmonischen Verhältnisses zu-
gleich mit und zeichnen sich dadurch vor ihm aus, dass sie nicht schon
bekannte Wahrheiten durch Entwicklung der Correlata vervielfältigen,
sondern im Angri£F neuer Aufgaben sich fruchtbar erweisen.
Während solche Principien, deren Haupteigenschaft die ist, dass
durch sie sehr verschiedene Aufgaben auf denselben Ausdruck zurück-
geführt werden , in der Analysis und Mechanik mehrfach vorhanden sind,
fehlen sie eigentlich in der Geometrie, deren Untersuchungen fast stets
einen conCreten Charakter haben. Als ein Princip in diesem Sinne hat
man meiner Ansicht nach die Vereinigung dieser Sätze allerdings au
betrachten.
Hiemach nur noch eine kurze Bemerkung. Von einem andern Ge-
sichtspunkte aus erscheint die gegebene Form dieser Sätze als eine noth-
wendige erst jetzt erfüllte Forderung. Bekanntlich ist die Gleichheit der
anharmonischen Verhältnisse die allgemeine Eigenschaft aller in der Ver-
wandtschaft der Collineation stehenden geometrischen Figuren; erst in der
hier vorgelegten einfachen Form ist diese Charakteristik auf denselben
Grad von Anwendbarkeit und Einfachheit gebracht, welcher gefordert
zu werden scheint von der grundlegenden Definition dieser Verwandt«
Schaft: Zwei Systeme sind einander collinearv erwandt, wenn jedem
Punkte des einen ein Punkt des andern so entspricht, dass die entsprechen-
den Funkte des zweiten Systems zu denen einer geraden Linie des er-
sten stets wieder eine gerade Linie bilden.
*) In dem eitirten Memoire.
12 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
n.
Die geometrischen Gesetze der Ortsverftndenmg starrer
Systeme.
Von K. Küpper,
Lehrer a. d. GewerbBchole su Trier.
Die Entdeckung der Gesetze, welche bei der Ortsveränderang star-
rer Systeme, insofern man dieselbe als unabhängig von physischen Ur-
sachen betrachtet, obwalten, ist eine schöne Frucht jener allgemeinen
Methoden mathematisoher Forschung, deren Einführung in die Wissen-
schaft den Geometem unserer Zeit vorbehalten war. Obwohl nun diese
Gesetze eine ergiebige Quelle mathematischer Wahrheiten sind, und die
Auffassung sowie die richtige Anwendung derselben keinen erheblichen
Schwierigkeiten unterliegt, so wurde doch bisher weder ihre Bedeutung
stark genug betont, noch ihre Begründung und Entwickelung so klar
und vollständig gegeben, wie es bei einem in hohem Grade einfachen
Gegenstande wünschenswerth erscheinen sollte«
Folgenden hierher gehörigen merkwürdigen Satz hat zuerst Euler
mit Hülfe einer geometrischen Construktion bewiesen:
„Wenn zwei congruente feste Körper***) einen Punkt ge-
mein haben, so gibt es immer, welches auch die Stellung
der beiden Körper im Räume sein mag, eine durch jenen
Punkt gehende Gerade, welche gegen beide Körper einer-
lei Lage hat, so dass durch Drehung um diese Gerade der
eine Körper mit dem andern zur Deckung gebracht werden
kann.*^ Es liegt sehr nahe, diesen Satz dadurch zu generalisiren, dass
man die beschränkende Bedingung eines gemeinschaftlichen Punktes auf-
hebt, und höchst wahrscheinlich leuchtete unserem grossen Mathematiker
diese Generalisation sofort ein; indess hat sowohl er, wie auch sein be-
rühmter Nachfolger Lagrange, es unterlassen, das allgemeine Prinzip,
welches aus ihren analytischen Formeln leicht herauszulesen ist, in Bezug
auf Folgerungen ffir die Geometrie und Mechanik auszubeuten.
Im Jahre 1830 veröffentlichte der um die Geometrie hochverdiente
französische Mathematiker Chasles in dem Bulletin des Sciences von
F^russac einen kleinen Aufsatz, in welchem er einige allgemeine Eigen-
schaften des Systems zweier ähnlichen Körper, die irgendwie im Baume
*) Allgemeiner ist der Auedrack starres System, weil er diskontinuirliche
Verbindungen von Punkten, deren gegenseitige Abstände unveränderlich sind, mit
wnfasst.
Von K. Küpper, 13
gelegen Bind, mittheilt, und diese sodann für die .Annahme zweier con*-
graenten Systeme folgendermassen spezialisirt: „Wenn man im Baam
swei congraente Körper in beliebiger Lage hat, so gibt es
immer eine nnendliche Gerade, welche, wenn man sie als
dem einen Körper angehörig betrachtet, selbst ihre Homo-
loge im andern Körper ist. Woraus man sogleich diese
allgemeine Eigenschaft der Ortsyerändernng eines festen
Körpers folgert: Wenn ein fester Körper irgend eine end-
liche Ortsveränderung erfährt, so gibt es in diesem Körper
stets eine gewisse unendliche Gerade, welche nach der
Veränderung sich wieder an derselben Stelle befinden wird,
wie vorher. Wenn man den zweiten Körper (d. h. den Kör-
per in seiner zweiten Lage genommen) um diese Gerade
dreht, so gelangt er in ähnliche Lage zu dem ersten, und
wenn man ihn dann weiter in der Richtung dieser Geraden
fortschiebt, so kommt er zur Deckung mit dem ersten Kör-
per; dies beweist, dass man immer einen festen Körper aus
einer Lage in eine beliebige andere durch die Bewegung
einer Schraube, an welcher er befestigt ist, überführen
kann."
Die Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaft bestätigt fast
auf allen Seiten* die bemerkenswerthe Thatsache, dass Wahrheiten vcm
allgemeiner Natur nur in seltenen Fällen auf dem direkten Wege erreicht
werden, welchen man später als den geeignetsten zu ihrer Deduktion
einschlägt. Indem Chasles die Beiationen der Lage, welche zwischen
zwei projektivischen , oder wie er sie nennt, homographischen Gebilden
stattfinden, zunächst dem besondern Fall zweier ähnlichen , sodann zweier
congruenten Systeme anpasst, gelangt er zu einem Resultat, welches
man unmittelbar und ohne Mühe erhalten hätte, wäre man auf der von
Euler vorgezeichneten Spur fortgeschritten. Natürlicherweise verbleibt
damit der Herleitnng Ohasl.es' immerhin der eigenthümliche Vorzug,
einen Zusammenhang mit weiteren geometrischen Gesetzen zu offenbaren,
der umgekehrt nur auf künstliche Weise wieder hergestellt werden kann.
Chasles selbst zeigte in seinem bekannten Werke: Aperfu hisiorique etc.
wie man sich seines Theorems zur Construktion der Normalen bei einer
grossen Anzahl von Curven bedienen kann; er wies nach, dass die
besondere Tangentenmethode, mit deren Hülfe Descartes und Pascal
das berühmte Problem über die Cykloide lösten, unter diese Anwendun-
gen zu rechnen sei. Seitdem haben es verschiedene Schriftsteller bei
schwierigen Fragen aus der reinen Mechanik mit grossem Nutzen ge-
braucht. So benutzte Poinsot dasselbe in seinem classischen Werke
über die Rotation, um der Vorstellungskraft ein deutliches Bild von der
allgemeinen Bewegung eines Körpers zu liefern; Ol in de Rodrigues
14 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderong etc.
leitete daraus den analytisohen Ausdruck der endlichen, oder unendHefa
kleinen Coordinaten -Variationen in einem heweglichen starren System,
sowie die Bedingungen der ünheweglichkeit eines solchen Systems ab.
Auch die' Maschinenkunde hat diesem Prinzip einige schätzbare Resultate
au verdanken, zum Beispiel die scharfsinnig erdachte Methode zur Gon-
struktion Ton Zahnformen mittels Kreisbogen, welche der Professor Wil-
lis in den Transactians f^ ihe imüfutwn of civü engeneers bekannt m%chte;
ein solches wäre femer die bedeutende Vereinfachung, welche sich ftir
geometrische Theorie correspondirender Zahnflächen ergeben würde, wollte
man ihr dies Prinzip zu Omnde legen. Und bei dem heutigen Stand-
punkt dieses Zweigs unserer Kenntnisse ist es für den Ingenieur und
Maschinenbauer geradezu unerlässlich geworden, sich mit dem in Bede
stehenden Qrundwahrheiten möglichist vertraut zu machen.
Weil ihm aber die gewöhnlichen Handbücher hiezu keine Oelegen-
heit bieten, so dürfte eine Arbeit nicht Überflüssig sein, die es unter-
nimmt, diese Wahrheiten dem allgemeinen Verständniss, insbesondere
dem Verständniss des Technikers näher zu bringen. Die letztere Bück-
sieht bestimmte mich denn auch , eine Methode der Herleitung zu wäh-
len, welche in Bezug auf mathematische Vorkenntnisse nur geringe An-
forderungen an den Leser stellt, und solche Uebungen beizufügen, welche
den eigentlichen Sinn der Sätze zum Bewusstsein bringen können. Da-
bei lag es nicht in meiner Absicht, die Anwendungen mit derselben
Ausführlichkeit wie die Hauptsache zu behandeln; der Beschränktheit
des Raumes wegen musste es überdiess zuweilen bei blosen Andeutungen
sein Bewenden haben.
Gelänge es mir, meine Leser soweit anzuregen , dass sie sich aufge-
fordet fühlten, einige Lücken auszufüllen und Unvollständiges zu ergän-
zen, so wäre das Ziel, das ich mir bei Abfassung dieser Arbeit vorge-
setzt habe, erreicht.
§ 1. Ortsveränderung eines ebenen Systems S in seiner Ebene.
Um die Beziehungen zwischen zwei beliebigen Lagen, die ein ebe-
nes System in seiner Ebene einnimmt, zu ermitteln, stelle ich mir einen
Kreis (Taf. I, Fig. 1.) vor, welcher zu dem System gehört und in dessen
erster Lage mit dem um A mit dem Radius AP beschriebenen Kreise, in der
sweiten Li^e mit dem um A' mit demselben Radius beschriebenen Kreise
zusammenfällt. Jede Bewegung des ebenen Systems der Art, dass der
Kreis {A) mit (./) zur Deckung kommt und dass ausserdem irgend ein
Punkt P des Kreises (A) mit dem ihm entsprechenden (homologen) P^
zusammenfällt, kann dazu dienen, S aus der ersten Lage in die zweite
überzuführen. Natürlich ist es nun, dass man dem S einmal eine parallele
Verschiebung gleich Aj^ eriheilt und dasselbe hierauf um den Punkt j{
so lange dreht, bis der Punkt P an die ihm angewiesene Stelle P'
Von K. Küpper. 15
gelangt. Die hiezn erforderliehe Drehung sei duf ch den Winkel 2g> gemes-
sen. Errichtet man nnn auf Aj^, in A und j{ die Normalen AC, ÄC\
und maeht LP^C= P'w4'(/= y, so sind nothi^endig P,i^ awei home-
loge Punkte. Zieht man PA^ P'Jl und verlängert diese Geraden his au
ihrem Durchschnitt ö, so wird OP = 0P\ L ^^^' = 2% ^^^ ^ is^ *▼*"
dent, dass das System S aus der ersten Lage in die zweite
gebracht werden kann, indem man ihm um denPunkt 0 eine
Drehung ertheilt, deren Amplitude 2^ ist. Odw: Wenn auf
irgend eine Weise die aweite Lage aus der ersten abgelei-
tet wird, so gibt es in iS^ einen bestimmten Punkt 0, welcher
an seinen ursprünglichen Ort zurückkehrt, d. h. eine ge-
sehlossene Linie beschreibt.
Zur Uebung. Die Natur der von 0 beschriebenen Curve hängt
allein von dem durchaus willkührlichen Modus der Herleitung der einen
Lage aus der andern ab. Behält man die Mittelpunkte A^Al einmal bei^
und bestimmt den Kadios x der zugehörigen Kreise, so dass {0 A »^ x) 2q>
z=i2n.Xj so kann man den Kreis {A) über dem Bogen PP^ fortrollen
lassen, bis er mit (A') zusammenfällt, dann werden auch die Punkte P, P^
sich decken. Alle Punkte des Systems (A allein ausgenommen) beschrei-
ben Cykloidenbögen, 0 durchläuft die Schleife einer Cykloide. Einiges
Interesse bietet folgende Modifikation dar:
Aus AyA^ beschreibe man mit A0=A!0 zwei Kreise (Taf. I, Fig. 2.),
welche sich femer in M schneiden mögen. Aus M beschreibe man mit
einem Badius = 2 MA einen E^reis , welcher jene in Q^ R berührt , und
lasse nun den Kreis A über dem Bogen QR rollen. Ist dann A nach
j^ gekommen, so befindet sich auch das System S in seiner zweiten
Lage; denn zieht man die Geraden AOP, ÄOP\ so sind P^P zwei ho-
mologe Punkte, und es ist bekannt, dass beim Rollen des Kreises (itf)
über dem Bogen QR der Punkt 0 das gerade Stück OV hin und her
durchläuft, dass P auf der Geraden PUP bleibt, und demnach, wenn A
nach Ä gelangt, mit P zusammenliegt Bei dieser Bewegung be-
sehreibt also 0 eine geschlossene krumme Linie, alle auf
dem Kreise [Ä) liegende Punkte beschreiben geradlinige
Bahnen, welche mit der Bahn von 0 sich im Punkte M schnei-
den; die übrigen Punkte ron 5 beschreiben Bögen von El.
lipsen, deren Mittelpunkt M^ und für welche entweder die
Summe der Halbaxen oder die Differenz dem Durchmesser
van i^A) gleich ist, je nachdem diese Punkte innerhalb oder
ausserhalb des Kreises (^) liegen.
Die nämliche Bewegung nimmt S auch an, wenn man zwei Punkte
(Taf. I, Fig. 3.), welche mit 0 nicht in einer Geraden liegen, auf gera-
dem Wege in ihre neuen Lagen führt. Denn man sieht leicht, dass,
wenn P^Q die ersten, P^Q' die zweiten Lagen der beiden Punkte sind,
16 Die geometrischen Gesetze der Ortsverändemng etc.
die Geraden PP', QQ' sieh schneiden mfissen, etwa in M, Um die Drei-
ecke MPQ^ MF^Q' beschreibe man zwei Kreise, so sind diese Ton gleicher
Grösse, und wegen der Congmenc von ÄPQ^ ÄPQ' sind ihre Mittelpunkte
Ä^Ä homologe Punkte. Beschreibt man nnn noch ans üf mit dem Ba-
ditts TlMä einen Kreis, und lässt {Ä) fiber diesem rollen, bis Ä nnd Ä
zusammenfallen, so werden sich auch die Punkte P^P decken; wir sind
daher auf die vorige Art zurückgeführt.
Die eben betrachteten gleichen Kreise haben noch eine andere Be-
deutung: Auf jeder Geraden gibt es, wie man sofort erkennt, zwei
homologe Punkte, und nicht mehr. Fragt man nach dem Ort der homo-
logen Punkte, welche sich in einem Strahlenbüschel von gegebenen Mit-
telpunkt M auf denselben Strahlen finden, so erhält man für diesen zwei
gleiche, sich in M und dem Drehpunkt 0 unter dem Winkel 2 9 schnei-
dende Kreise; die Punkte des einen entsprechen denen des andern und
ihre Verbindungslinien enthalten den Punkt Af.
Wie aber auf jeder Geraden zwei sich entsprechende Punkte liegen,
so gehen durch jeden Punkt zwei und nur zwei homologe Gerade. Der
Ort für die den Punkten M einer gegebenen Geraden m zugehörigen
Geradenpaare besteht aus zwei congruenten Parabeln, welche die Gerade m
zur gemeinschaftlichen Tangente, den Drehpunkt 0 zum gemeinschaft-
lichen Brennpunkt haben.
Wählt man als den Ort des Punktes M einen Kreis, so umhüllen
die Paare homologer Geraden zwei diesen Ejreis doppelt berührende
Kegelschnitte, welche 0 zum Brennpunkt haben und durch eine Drehung
von der Amplitude 29) um 0 zur Deckung gebracht werden können.
Diese Kegelschnitte sind beide entweder Ellipsen oder Hyperbeln, je
nachdem der Drehpunkt 0 von dem Ortskreise M umschlossen wird
oder ni6ht.
Verbindet man die Punkte P,0 einer Geraden mit ihren homologen
P\Q\ und beachtet, dass die Dreiecke OPP\ OQtf ähnlich sind, so sieht
man, dass die Geraden PP\ QQ' zusammen mit PQ^ P'Q' eine Parabel
umhüllen, deren Brennpunkt 0 ist. — Verbindet man die Punkte eines
Kreises mit ihren homologen, so folgt in analoger Weise, dass die Ver-
bindungslinien einen Kegelschnitt (Ellipse oder Hyperbel) umhüllen, wel-
cher von den beiden zugeordneten Kreisen doppelt berührt wird.
Anmerkung. Wenn die beiden Lagen von S einander unendlich
nahe liegen (benachbarte sind), so gilt Alles , was wir aufgestellt haben,
wenn nur berücksichtigt wird, dass an die Stelle der Verbindungslinie
zweier homologen Punkte das Wegelement eines Punktes, und an die
Stelle des Durchschnittspunktes zweier homologen Geraden der Berüh-
rungspunkt der in Bewegung befindlichen Geraden mit der von ihr um-
hüllten Curve tritt.
Von K. KüPPEB. 17
§. S. Orttvtriadenmg euet riamliohan System S mit einem absolut
festen Punkt
Wir betrachten zwei Li^en (Taf. I, Fig. 4.) von Sy welche das Ge--
meinsame haben, dass ein zu S gehöriger Pankt 0 in beiden Lagen die-
selbe Stelle emnimmt, und wollen beweisen, dass die eine Lage
aus der andern mittels einer einfachen Drehung von S um
eine durch 0 gehende Aze abgeleitet werden kann. Bei die-
sem Beweise verfahre ich ebenso wie vctrher; ich suche einem mit S fest
verbundenen Kreise eine solche Bewegung zu ertheilen, dass er aus seiner
ersten Lage in die zweite gelangt, um den festen Punkt 0 als Mittel-
punkt denke ich eine Kugel beschrieben und auf dieser sei ein Kreis,
dessen Mittelpunkt A und dessen Radius JP ist, so zu bewegen, dass
sein Mittelpunkt A nach A^ und noch irgend einer seiner Punkte P nach
P' kommt. Offenbar wird dies erreicht, wenn man den Kreis zuerst um
eine im Punkte 0 auf der Ebene OAA^ normale Aze dreht bis A mit A^
zusammenfhllt und zu dieser Drehung noch eine andere um OAl bIb Aze
hinzufügt, durch welche P nach P' geführt wird. Seien nun AC^ A'(f
die Bögen zweier grössten Kreise, deren Ebenen auf AOA^ normal sind,
2<p der Winkel, um welchen man das System noch zu drehen hat, wenn
bereits OA mit Oj{ zusammenliegt, so mache man die sphärischen Win-
kel PACy P'ÄC jeden gleich y, und verlängere die Bögen PA^ P'Ä bis
zu ihrem Durchschnitt 0\ Dann ist 0'P=^ €fP\ und es ist klar, dass
der Kreis {Ä) durch eine Drehung um die Axe 0(f zur Goincidenz mit
{Ä) gebracht werden kann, wobei denn auch die Punkte P,jP', also über-
haupt irgend zwei homologe Punkte der Kreise sich decken. Die Am-
plitude der nöthigen Drehung ist der sphärische Winkel A 0' Ä = 29).
Demnach haben wir erreicht, dass durch eine einzige Drehung um die
Aze 00' alle Punkte des gedachten Kreises aus ihrer ersten Lage in
die zweite Übergeführt werden, und es geht aus der Unveränderlichkeit
der gegenseitigen Abstände aller Punkte von S hervor, dass dasselbe von
jedem Punkte gilt. Bewegt, sich ein starres System in der
Weise, dass einer seiner Punkte endlich wieder seine ur-
sprüngliche Lage annimmt, so kann man eine durcb diesen
Punkt gehende Gerade angeben, welche in ihre frühere
Lage zurückkehrt, d. h. welche eine geschlossene Fläche
beschreibt. Oder: Es lässt sich das System in eine Schaar ebener
Systeme zerlegen (normal auf der Drehaze), welche, wenn sie ihre
ursprünglichen Ebenen auch verlassen, doch wieder in dieselben zurück-
kehren, und stets ist die eine Lage aus der andern so abzuleiten, dass
jene ebenen Systeme in ihren Ebenen verbleiben. In jeder dieser Ebenen
gibt es einen zurückkehrenden Punkt 0\ und alle diese Punkte liegen
auf der Drehaze. Weil die Verbindungslinien homologer Punkte in einer
Zeitschrift f. MAthtmaUk n. Physik. VI. 1. 2
18 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
>^^V^H^^»^»/-»"
bestimmten Stellung (normal zur Drefaaxe) sich befinden, so liegen alle
solche Punkte, deren Verbindungslinien durch einen beliebigen Punkt M
gehen, in einer Ebene und in dieser besteht ihr Ort aus zwei gleichen
Kreisen, welche durch ^ und 0' gehen und sich unter dem Winkel 29
schneiden.
Verbindet man die Punkte einer Geraden G mit ihren homologen, so
erfüllen diese Verbindungslinien ein hyperbolisches Paraboloid, welches
zu einer Ebene wird, wenn G die Drehaze schneidet, oder damit paralleli
oder darauf normal ist.
Fassen wir zwei benachbarte Lagen in*s>Auge, so folgt, dass die
Bahnelemente aller Punkte einer Geraden, die sich nnend-
lieh wenig um eine andere dreht, in einem hyperbolischen
Paraboloid liegen; oder: Errichtet man auf den Ebenen eines Ebe-
nenbüschels in den Punkten, in welchen sie von irgend einer Geraden
getroffen werden, Normalen, so erzeugen diese ein hyperbolisches Para-
boloid.
Zur Construction der Drehaxe bedarf es nur der Angabe zweier
Punkte PyQ des Systems und ihre homologen -P,'ö'; nämlich die beiden
Ebenen, welche in den Mitten von PP* und QQ' beziehlich auf diesen
Geraden normal sind, schneiden sich in der Drehaxe.
§. 3. Ortsverandemng, bei welcher kein Punkt des Systems S seine
anfilngliche Stelle im Baume wieder einnimmt.
Vermöge einer derartigen Ortsveränderung sei ein Punkt A nach Ä
gekommen, so wird man die zweite Lage aus der ersten dadurch ablei-
ten, dass man dem S eine parallele Verschiebung ertheilt, welche A
nach j( bringt und dasselbe weiter um eine gewisse, durch j( gehende
Axe j(X eine Drehung von bestimmter Amplitude 2 9 ausführen lässt
Stellen wir uns nun alle Punkte von S auf dem Parallel-Strahlenbündel
vor, dessen Bichtung durch AX angegeben ist, so begreift man, dass
unter diesen Strahlen einer sein muss, der durch die Drehung in die
nämliche Gerade geführt wird, in welcher er sich ursprünglich befand.
Denn eine auf AX normale Ebene E hat in der ersten Lage des Strah-
lenbündels S mit demselben ein ebenes System £ gemein, welches in
der zweiten Lage Z' in einer mit E parallelen Ebenß ^ liegt, so dass
der Parallel - Strahlenbündel es jetzt auf E als ein mit Z congruentes
System projizirt. Da aber zwei congruente ebene Systeme immer einen
Punkt gemein haben, so gibt es auch in der zweiten Lage einen Strahl c,
welcher durch denselben Punkt von E geht, den er in der ersten Lage
traf, d. h. der nach vollzogener Drehung wieder in die Lage kommt,
welche er vor der Verschiebung inne hatte. Wenn daher keine
Ableitung der beiden Lagen denkbar ist, bei welcher ein
Punkt eine geschlossene Linie durchläuft, so kann man
Von E. EüPPBE. 19
unter allen Umständen eine Gerade angeben^ die eine
getchlosaene Flache besehreibt; die Panktenreihe aber«
welche ursprünglich in jener Geraden lag, befindet sich in
der aweiten Lage darin um eine gewisse Strecke Terscho-
ben. Diese Strecke ist nichts anderes als die rechtwinklige Projektion
von ÄÄ auf die Richtung von ÄX oder c; oder auch, wenn B^B' swei
beliebige homologe Punkte sind, die Projektion von BB' auf jene Bich-
tong. Man kann also das System aus einer Lage in jede an-
dere äberftthren, indem man dasselbe einer gewissen Bich-
tang parallel verschiebt, und es hierauf um eine Gerade,
welohe dieser Bichtung angehört, dreht; diese Gerade
heisst Centralaze (wir beseichnen sie mit c). Wir fanden c parallel
der besondern aum Punkte Ä gehörigen Axe ÄX^ und es könnte schei-
nen, als wenn ihre Bichtung von der Wahl des Punktes A abhinge. Dem
ist jedoch nicht so, wie folgendermassen erhellt. B gehöre au dem auf AX
normal gedachten ebenen System 2^ B' also lu £• Weil die Verschie-
bong Bll das System normal gegen sich selbst um dieselbe Grösse ent-
fernt, wie die Verschiebung AÄ^ so gelangt X durch jene in dieselbe
£bene i^, wie durch diese. Soll es mithin nach vollzogener Drehung
um eine durch B gerichtete Axe BY noch in der Ebene l! sich befin-
den, wie es ja in der That sein muss, so moss auch die Axe B'Y auf ^
normal, d. i. der Centralaze parallel sein« — Ferner seien C^d die
Punkte von c, welche den Systemen X^X! angehören, so kann man die
Verschiebung BB' als ausammengesetzt betrachten aus einem mit CC
gleichen und parallelen Stück BI(\ und der in J^ liegenden Strecke B"l[\
und der Punkt C kommt durch die Verschiebung BB' in eine Lage C
der Art, dass CC gleich und parallel ^'If ist. Bewirkt man daher die
Ortsveränderung von 8 durch die Verschiebung CC ^ und die nachfolgende
Drehung um c, so qiuss dorch diese letztere B" nach B* geführt werden*
bewirkt man sie durch die Verschiebung BB\ welcher eine Drehung um
iY folgt, so muss vermöge dieser Drehung (f' nach C gelangen:
Woraus man schliesst, dass für alle möglichen Axen.die Drehung
sowohl der Grösse wie dem Sinne nach die nämliche ist,
wie für die Centralaze. Das eben entwickelte Theorem, welches
das Fundament der geometrischen Theorie der Bewegung bildet, lautet
vollständig :
Die Hinüberleitung eines starren Systems aus einer
Lage in irgend eine andere lässt sich auf unzählige Arten
mit Hülfe einer parallelen Verschiebung und einer darauf
folgenden Drehung, oder auch umgekehrt, erreichen. Da-
bei ist die Drehaze durch die beiden Lagen allein der
Bichtung nach bestimmt; die entsprechende Verschiebung
hängt aber davon ab, darch welche Punkte des Systems
2^
20 Die geometriachen Gesetze der Ortaveiänderung etc.
die Dreliaxe geht. Sie ist der Grösse nnd Richtung nach
durch die Verbindungslinie eines solchen Punktes mit sei-
nem homologen gegeben; die Drehung ist, was ihren Sinn
und ihre Amplitude betrifft, durchaus constant. Unter den
unendlich vielen möglichen Drehaxen befindet sich eine,
die Centralaxe, für welche die augehörige Verschiebung
mit ihr selbst parallel und von allen denkbaren die kleinste
ist; sie stellt die Axe einer Schraubenbewegung dar, mit-
tels welcher die beabsichtigte OrtSYeränderung hervorge-
bracht werden kann.
Zur Construktion der Centralaxe e dient eine Verallgemeinerung der
am Ende von §. 2 vorgebrachten Bemerkung. Zwei homologe Punkte B^B'
liegen auf einem Umdrehungscylinder, dessen Axe c ist; folglich ist die
Mitte M von BB' derjenige Punkt dieser Linie, welcher am nächsten bei c
liegt^. Zieht man daher durch M eine Gerade, normal auf c, so wird
diese auch auf BBf normal sein, oder zieht man durch M einn Gerade c
parallel zu c (oder BY) und errichtet in c auf der Ebene, welche c und
BB' enthält, eine Ebene rechtwinklig, so geht diese durch c. Somit ge-
nügen bei gegebener Richtung von c zwei Punkte nnd ihre homologen
um c zu finden.
Von den Eigenschaften homologer Punkte wollen wir nur eine be-
weisen, welche uns in sehr verschiedenen Transformationen wieder ent-
gegentreten wird, nämlich: Die Verbindungslinien der Punkte
einer Geraden mit ihren homologen bilden ein hjperboli
sches Paraboloid. — Den Punkten P, Q einer Geraden mögen P', Q'
als homologe entsprechen; durch PP' denke man eine Ebene E paral-
lel QQ\ dann werden die Geraden PQ^ P'Q' gegen E gleich geneigt sein,
denn PQ^=iP'Q\ und die Abstände der Punkte ÖjP' von der gedachten
Ebene sind ebenfalls gleich. Ist daher B ein Punkt der Linie PQ^ so
muss sein homologer R\ weil durch die Relation PR=sP'r' bestimmt,
eben so weit von E entfernt sein wie i?, mithin ist R^ mit E parallel.
§. 4. Anwendimgeii.
L Benachbarte Lagen und Bewegung eines starren
Systems. Jede unendlich kleine Bewegung eines ebenen Systems, bei
welcher dasselbe seine Ebene nicht verlässt, fällt mit einer Drehung um
einen bestimmten Punkt der Ebene zusammen; die Normalen der Bahn-
elemente aller Punkte schneiden sich in diesem augenblicklichen
Drehpunkt. Wenn das System fortfährt sich in seiner Ebene zu be-
*) Um auf zwei windschiefen Geraden die Punkte des kleinsten Abstandes an
erhalten y beschreibe man um eine jede dieser Geraden als Axe einen Botations-
cyllnder und halbire das Stück, welche diese Fläche auf der andern begrenzt.
Von K. KüPPBR. 21
wegen, nnd man verfolgt den Weg des jedesmaligen Drehpunktes, so
bemerkt man eine, durch die Natur der Bewegung bestimmte Curve.
Aber anstatt die absolute Stelle in's Auge bu fassen, welche der Dreh-
punkt einnimmt, kann man auch die Beihenfolge derjenigen Punkte des
bewegten Systems betrachten, welche successive su Drehpunkten werden,
und als Ort für diese wird man eine gewisse Curve finden, welche an
der Bewegung des Systems Theil ninmit Betrachtet man die absolut
feste , und die mit dem beweglichen System verbundene Curve als gege-
ben, so erhält man die Bewegung des Systems auch dadurch, dass man
die Bweite Curve in gewissem Sinn auf der ersten rollen lässt und mit
jener das System unveränderlich verbindet
Jede unendlich kleine Bewegung eines Systems um einen festen
Punkt fällt mit einer Drehung um eine bestimmte durch diesen Punkt
gehende Axe zusammen; die Normalebenen fUr die Bahnelemente aller
Punkte schneiden sich in dieser Axe. Fährt das System fort, um jenen
festen Punkt sich zu bewegen, so erhält man fär den Ort der jedesmali-
gen Drehaxe einen Kegel, welcher den festen Punkt zur Spitze hat und
im Räume fest ist Verfolgt man aber die Geraden des Systems, welche
der Beihe nach mit den Drehaxen zusammenfallen, so bilden diese einen
zweiten, mit dem System beweglichen Kegel. Die Bewegung des Systems
erhält man nun auch dadurch, dass man den beweglichen Kegel in
gewissem Sinne auf dem festen rollen lässt und mit jenem das System
unveränderlich verbindet.
Endlich, jede beliebige unendlich kleine Bewegung eines Systems
kann betrachtet werden als zusammengesetzt aus einer Drehung um eine
gewisse Gerade als Axe, und einer Verschiebung parallel zu dieser Axe.
Die Bahnelemente aller Punkte gehören cylindrischen Spiralen an, welche
gemeinsame Axe und gleiche Ganghöhe haben. Stellt man sich den Ort
der Geraden vor, welche der Beihe nach Axen werden, einmal im abso-
luten Baume, sodann im beweglichen System, so erhält man zwei Begel-
fiächen, wovon die eine über der andern rollt tind zugleich gleitet. Denkt
man sich diese beiden Flächen, sowie die Bewegung der einen gegeben,
90 hat man ein einfaches Mittel, die wirkliche Bewegung des Systems
zu erzeugen, und z. B. flir jeden Punkt Geschwindigkeit und Beschleuni-
gung, wie auch die lebendige Kraft des Systems zu berechnen.
IL Zusammenhang zweier Bewegungen. Unterliegt ein
System nacheinander mehreren Botationen und Verschiebungen, so han-
delt es sich darum, für die definitive Deplacirung die Centralaxe, die
zugehörige Drehung und Verschiebung anzugeben. Zur Lösung dieser
Aufgabe richtet man sein Augenmerk darauf, die gerade Punktenreihe
zu ermitteln, welche, nachdem sie alle Bewegungen, denen sie unter-
worfen war, durchgemacht hat, schliesslich wieder in der Geraden sich
befindet, in welcher sie anfangs war; und es kommt einzig und allein
22 Die geometrisclien Gesetze der Ortsveränderang etc.
darauf an, das Verlangte für zwei derartige Bewegungen zu leisten. Von
unserer Betrachtung schliessen wir, als hinreichend bekannt, die Znsam*
mensetznng von blossen Verschiebangen , und, als minder wichtig, den
Fall von endlichen Ortsverändernngen ans, fQr den die allgemeine
Methode zwar anwendbar bleibt, der sich aber wesentlioh von dem nnend-
lieh kleiner Bewegungen dadurch unterscheidet, dass bei jenem die Ord-
nung, in welcher die Zusammensetzung vorgenommen wird, nicht, wie
bei diesem, gleichgültig ist. Der für die Philosophie der Mathematik
äusserst wichtige umstand, dass bei der Zusammensetzung unendlich
kleiner Bewegungen die Art der Aufeinanderfolge ohne Einfluss auf
das Resultat bleibt, leitet uns aus dem Gebiet der Geometrie über in
das der Mechanik, welche coezistirende unendlich kleine Bewegun-
gen (die von gewissen zugleichbestßhenden Ursachen, wenn diese einzeln
thfttig wären, hervorgebracht wttrden) zu einer Gesammtwirkung vereinigt;
aber es ist der Beachtung wohl werth, dass die liebere in Stimmung
zwischen den Gesetzen der geometrischen und mechani-.
sehen Zusammensetzung von Bewegungen durch keinen
Schluss ä priori eingesehen werden kann, dass sie hier,
wie überall ein eigentliches Naturgesetz, einen der Erfah-
rung entlehnten oder ihr anticipirten Satz constituirt.
III. Zusammensetzung einer Drehung d(p um eine Aze a
mit einer Verschiebung dv^ deren Richtung einer Geraden
Q parallel ist, die mit a den Winkel co bildet. — Um die Aze a
denke man einen Umdrehungs-Cylinder , dessen Kormalschnitt den Ra-
dius q hat, beschrieben, und an diesem zwei Berührungsebenen parallel
zu G gelegt. Bei der Drehung bleiben die Berührungsseiten in diesen
Ebenen, und auch noch bei der Verschiebung; eine der gedachten Seiten
bewegt sich vermöge der Drehung um i^4q> in einem der Verschiebungs^
componente dv sin m gerade entgegengesetzten Sinn ; die Grösse ihres
definitiven Fortrttckens ist folglich: qd<p — dv sin oo, und wird Null, wenn
^ der Bedingung qdg>t=i dv sin » gemäss angenommen whrd« Um daher
die Centralaze au erhalten, beschreibe man um die Aze a denjenigen
Umdrehungs-Cylinder, dessen Punkten dieRotationsgeschwindigkeit dvsinm
zukommt, und lege in diesem je nach dem Sinn der Drehung eine Be-
rührungsebeite der Geraden G parallel; dann ist die Seite, in welcher
die Berührung stattfindet; Centralaze. Die Drehungsamplitude ist dtp,
die Verschiebung' in der Richtung von c \Bi dv cos o>, denn die mit a
zusammenfallende Punktenreihe des Systems wird durch diese Bewegung
ebenso deplacirt, wie durch die ursprünglich gegebene.
Wenn die Richtung von dv einen rechten Winkel mit a bildet, so
findet man sofort durch Umkehrung die vielfach brauchbare Regel:
Einer gegebenen Drehung dq> um eine Aze c kann man eine
gleiche Drehung um eine beliebige mit c parallele Aze «
Von K. Küpper. 23
snbstituiren, wenn man mit dieser noeh eine normal gegen
die Ebene beider Axen gerichtete Verschiebung verbindet,
velche gerade hinreicht, um die durch die zweite Drehung
aas ihrer Lage gebrachte Axe c wieder in dieselbe zurück-
zuführen.
Zur üebung. Relative Bewegung eines Systems Sj welches mit
einer der Grösse und Richtung nach unveränderlichen Oeschwindigkeit
V fortschreitet, gegen den mit constanter Winkelgeschwindigkeit q> um
eine feste Axe a rotirenden Raum B, Aufgabe ist, den Ort derjenigen
Punkte des Raumes R zu charakterisiren , welche successive mit denen
des Systems S zusammenfallen, der Vorstellung gleichsam die Spur zu
zeigen, welche S in B zurücklässt. Hierzu benutzen wir den bekannten
Grundsatz, wonach die relative Bewegung zweier Körper nicht gestört
wird, wenn man beiden eine gemeinschaftliche Bewegung mittheilt.
Fügen wir nun den vorhandenen Bewegungen eine Rotation hinzu, welche
der des Raumes B geradezu entgegengesetzt ist und mit derselben Ge-
schwindigkeit dip vor sich geht, so gelangt B fiir eine unendlich kurze
Daner di zur Ruhe, die relative Bewegung von S wird zu einer absolu-
ten und diese ist in jedem dt zusammengesetzt aus der Drehung — d<p
und der Verschiebung dv. Beide Bewegungen lassen sich nach dem
Vorigen durch eine Drehung von gleicher Grösse und gleichem Sinn um
eine mit a parallele Axe c und eine Verschiebung in der Richtung die-
ser Axe ersetzen, und welchen Moment man auch zur Bestimmung von c
wfthlen möge, c wird seine Lage im absoluten Räume nicht ändern;
dahingegen wird die mit c zusammenfallende Punktenreihe des Raumes /?,
je nach dem gewählten Moment jedesmal eine andere sein. Denkt man
sich nämlich im Räume B einen Ümdrehungs-Cylinder (i, welcher c
zur Axe und a zur Seite hat, so wird nach jedem di eine neue Seite
dieses Cylinders mit c zusammenfallen. Aehnlicher weise werden die Ge-
raden des fortschreitenden Systems Sy welche gleichzeitig mit jenen Cj-
linderseiten sich in c befinden, in S eine Ebene E zum Ort haben,
welche mit v parallel ist und den Cylinder q in der Seite c berührt.
Stellen wir uns demnach vor, der Cylinder q sei mit dem Räume B
fest, die Ebene E wälze sich über seiner Oberfläche, indem sie zugleich
in der Richtung von c fortgleitet und S sei mit E unveränderlich ver-
bunden, so nimmt das System eine Bewegung an, welche mit der zu
suchenden relativen im Räume B identisch ist. Jede Gerade von 5,
welche a parallel ist, besehreibt eine cylindrische Fläche, deren Normal-
selinitt eine gewöhnliche, gestreckte oder verkürzte Evolvente des Krei-
ses ist, welcher den Normalschnitt von q darstellt, zugleich verschieben
sich die Punkte einer solchen Geraden in derselben um dv cos cd. Jede
Gerade von 5, welche in j^ liegt, behält ihren kürzesten Abstand von
der Cylinderaxe bei und berührt den Cylinder fortwährend in Punkten
24 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
einer leicht zu bestimmenden Schranbenlinie ; diese Schranbenlinie wird
ein Kreis für alle Geraden, welche die Bichtnng t; haben, deshalb be-
schreiben die bezüglichen Geraden Botationshjperboloide; die übrigen
Geraden von S beschreiben im Allgemeinen windschiefe, bei einer be-
sondern Lage jedoch anch abwickelbare Schranbenflächen. Die relative
Trajektorie eines Punktes ist eine Art Spirale auf einem Kreisevolven-
ten-Cylinder nnd kann auch als Durchschnitt eines solchen Cylinders
mit einer abwickelbaren Schraubenfläche construirt werden. — Nimmt
man die Richtung der Bewegung von S normal gegen die
Axe a an, so erhält man die Basis für die Theorie der Kreis
evolventen- Verzahnung.
IV. Zusammensetzung zweier Drehungen dfi, dv^ um-
parallele Axen m, n. um die Axen m, n denke man zwei Um-
drehungs-Cylinder, welche sich in der Weise berühren, dass ihre zusam-
menliegenden Seiten, indem sie den betreffenden Drehungen folgen, in
entgegengesetztem Sinn auseinandertreten. Wenn nun die Radien ^,^'
der Normalschnitte beider Cjlinder so gewählt sind, dass ^dfi=r:^'cfv,
so wird die Berührungslinie, wenn sie nacheinander beide Drehungen
vollzieht, wieder in ihre anfängliche Lage gelangen; sie ist mithin die
Centralaxe c. Was die Amplitude der resultirenden Drehung betrifft,
so sei diese (/^; weil nun n durch Drehung um m ebensoi deplacirt wer-
den muss, wie durch Drehung um c, so ist entweder:
(q + (/) dfi = ^'rf^, oder + (q — g) d(i=sQdilf
je nachdem c zwischen m und n liegt, oder über m, oder über n hinaas.
Der Kürze wegen setzen wir im Folgenden stets voraus, dass die resul-
tirende Drehaxe zwischen die gegebenen Axen falle, eine Voraussetzung,
welche die Allgemeinheit unseres Verfahrens nicht beeinträchtigt. Man
hat gleicherweise
(9 + 9) dv=s(^d'ilß\ daher l) Qdfir=z(fdv; und 2) d^ = dft + dv
Woraus folgt, dass die Centralaxe den Abstand der Axen m,n im umge-
kehrten Verhältniss der Drehungs- Amplituden dfiy dv theilt; oder die
Centralaxe hat die Richtung der Resultante zweier in m^n
wirkenden Kräfte, von den Intensitäten dfi, dv; die zuge-
hörige Drehung hat eine Amplitude, welche dieser Resul*
tauten gleich ist.
Zur Uebung. Die Bewegung eines ebenen Systems, von dem ein
bestimmter Kreis (itf, Radius g) auf einem absolut festen Kreise (jY, Ra-
dius g) rollt, fällt in jedem Moment mit einer Drehung um den Be-
rührungspunkt beider Kreise zusammen; denn das gedachte System lässt
sich immer aus einer Lage in die benachbarte durch zwei suocessive
Drehungen beziehlich um die Punkte M^N überführen, und wenn df»
die Amplitude der ersten Drehung ist, so wird ^-r- die der zweiten
Von K. Küpper. 25
sein; der AOgenblickliclie Drehpunkt C theOt demnach die Linie MN in
dem YerhältniBs q : q\ die resuitirende Amplitnde iflt (1 + ^) (^(o, je
nachdem der rollende Kreis sich ausser oder innerhalb des festen befindet«
Das Bahnelement für irgend einen Punkt P wird PC (1 +• •^) rf», und
man sieht, dass die Rektifikation der von P beschriebenen Cunre auf die
Ermittelung des Integrals iPCdm hinausläuft Ohne analytische Hülfs-
mittel in Anspruch su nehmen, kann man sich über die Natur dieses
Inte^als auf folgende Weise Aufklärung verschaffen. Liegt der rollende
Kreis in dem festen , und ist ^ == | ^'i so wird das Differenzial der
von P beschriebenen Curve ^PCdcOy und da diese Linie bekanntlich
entweder ein elliptischer Bogen {P ausserhalb des rollenden Kreises),
oder eine gerade Linie {P im Umfang dieses Kreises) ist, so erhellt
dass die Rektifikation der gestreckten und verkürzten Cj-
kloiden aller Art durch ein elliptisches Integral zweiter
Gattung, die der gewöhnlichen Cykloiden einfach durch
eine Kreisfunktion bewerkstelligt wird« Auf diesem Wege
kommt man am schnellsten zu den von Pascal herrührenden
Sätzen über gleiche Ellipsen und Cykloidenbögen.
Y- Zusammensetzung zweier Drehungen dfij dv um zwei
Axen m, n, welche sich in einem Punkte 0 schneiden. Um
diese Axen denkt man zwei sich berührende Umdrehungskegel der Art,
dass ihre beiden zusammtofallenden Seiten, indem sie den betreffenden
Drehungen folgen, in entgegengesetztem Sinn sich bewegen. Wenn nun
die Radien ^,^' zweier sich berührenden Kreisschnitte dieser Kegel so
angenommen sind, dass ^(ffi = ^'(fv, so wird ihre Berührungslinie, wenn
sie nacheinander beide Drehungen vollzogen hat, wieder in ihrer anfäng-
lichen Lage sein. Diese Linie ist also Centralaxe. Die Amplitude dfp
der resultirenden Drehung kann danach bestimmt werden, dass ein be-
liebiger Punkt M der Axe m durch diese Drehung in dieselbe Lage ge-
langt, wie durch die Drehung dv um die Axe it, d. h.
OMsm m dif= OM sin cdv, oder ON sin (ä — c») dilß= ONsin adfi.
Auch hier stellt sich heraus, dass die Centralaxe mit der
Resultanten zweier in f7i,n wirkenden Kräfte dfi, dv zusam-
menfällt, und dass die Amplitude der resultirenden
Drehung dieselbe Grösse d^ zum Maas hat, wie jene Re-
sultante.
In den mitgetheilten Sätzen tritt eine merkwürdige Analogie zwi-
schen der Znsammensetzung von Kräften und von Rotationen zu Tage.
Da wir an einer andern Stelle Gelegenheit haben werden, darauf zurück-
zukommen, so genüge hier die Bemerkung, dass Poinsot, indem er den
26 Die geometrischen Gesetze der Ortsver&ndemng etc.
glllcklieheii Gedanken der Aequivalens einer Verseliiebang oder Trans-
lation und eines sogenannten Drebnngspaars (d. i. zweier saccessiven,
gleichen, aber entgegengesetzten Drehungen nm parallele Axen) darcb-
führte, eine ToUkommen gleichartige Behandlung der Statik nnd Dyna-
mik ermöglichte und anbahnte. Es verdient hervorgehoben zu werden,
dass die erwähnte Analogie keineswegs, wie man auf den ersten Blick
vermnthen möchte, neben die Yerschiebung die einfache Kraft, neben die
Drehung das Kräftepaar stellt, dass sie im Gegentheil die Kraft der Ro-
tation, das Kräftepaar (die Axe desselben) der Translation entsprechen lässt.
Wir gehen auf die Zerlegung von Rotationen in andere, als eine
durch das bisher Gesagte eigentlich schon erledigte Aufgabe, nicht näher
ein, und wenden uns zu einer Untersuchung, welche die momentane Be-
wegung eines Systems von einer neuen Seite zeigt, und uns gestatten
wird, der Lehre von der Zusammensetzung von Bewegungen gegenüber
einen hohem Standpunkt zu gewinnen.
VI. Von der Zusammensetzung zweier Drehungen dfc
dv, nm windschiefe Axen m, n,
1) Man ziehe die auf m und n normalstehende Gerade MN (Taf. I,
Flg. 4.) (die Linie des kürzesten Abstandes), ihre Länge sei e. Durch
den Punkt N ziehe man tn || m, so lässt sich statt der um m erfolgenden
Drehung d(i eine um die die Axe m erfolgende Drehung von gleicher
Amplitude und gleichem Sinn substituiren, wenn nur zu dieser noch eine
Verschiebung sich gesellt, die normal gegen die Ebene mm gerichtet ist
und deren Maas: ed^. Die beiden jetzt bestehenden Drehungen um m'
und n geben eine resultirende Drehung d^ um eine gewisse, in der
Ebene mm' liegende und durch den Punkt N gehende Axe o. Bezeich-
nen wir die Winkel m'c\ m'n^ d. h. welche von den Geraden m\c und
m\n gebildet werden, mit o, er so ist:
i\ j • j • / \ «\ j . dv sin a d^ Hn a
l) d(ismm=zdv stn (a— w); 2) d^ = = —j——^-
sm 09 sm ^a— üi^
Aber die Drehung dip um c , vereinigt mit der Verschiebung ed^t fährt auf
eine Drehung dr^f um eine mit c parallele Axe c, combinirt mit einer
zu c parallelen Verschiebung, deren Grösse: edficos('^ <o) = edfi sm a.
Daraus, dass die Richtung von ed\k einen rechten Winkel mit Mü bildet,
folgert man leicht, dasff c die Linie MN in einem Punkte C treffen muss,
der je nach dem Sinn von dyi. entweder auf der Strecke M'N^ oder auf
deren Verlängerung liegt, jedoch stets so, dass
CNd'^ = ed(i cos ».
Setzen wir CM =9 ^, CN=s q, bo folgt:
, , , , , du sin ta cos m cos m sin (a — »)
Q dibs=sedu cos (o, also p = -r : = « : — ^^
^ ^ dv stn a sm cc
Von K. Küpper. 27
, , 9inm C0$ (a—üo) , _ , q lang a
und: o = « — p = e r-^ -: daher: 3) — ,== -^ r.
$mtt ^ Q iang(a^»)
2) Constrnktion der Centralaxe c. Die horisonfide Projek-
üonaebene (Fig. YII) sei durch MN normal auf m gelegt, die Vertikal-
Ebene gehe dnrch m und sei mit n parallel ; n\n seien die Projektionen
von n, durch die Gerade c' werde der Winkel PMO = a in «wei Theile
19, tt--«« getheilt, deren Sinns in dem umgekehrten Verhiltaiss der Win-
kelgeschwindigkeiten cfj», dv stehen; dann ist c" die Vertikal-Projektion
der Axe c. Ihre Horizontal-Frojektion an bestimmen, ziehe ich anf e'
eine beliebige Normale Pli'^\ betrachte dieselbe als Vertikal-Projektion
einer Geraden, welche sich an die Azen m,» in den Punkten jP,jß an-
lehnt, deren Horizontal-Frojektion mithin MQ' ist. Ich behaupte, dass
die Linie PQ auch einen Funkt B, mit der Äxe c gemein hat; E^^Pk
müssten dann die Projektiosien Yon R sein und das Behauptete ist be-
wiesen, wenn ich zeige, dass die Linie XC^ die ich mit n parallel ziehe,
die Horizontal-Frojection von c ist, Nach Gleichung 3) bedarf es nur
des Nachweises, dass -77-^- = 7 r; und die Figur zei^ sofort, dass
CN iang («— a>)' ^ ^ '
diese Gleichung durch: >^^=: r" ^> welche in der That erfüllt
ist, mitbedingt wird. Hiermit ist unsere Aufgabe erledigt, zugleich er-
sieht man, dass die zü Hülfe genommene G^ade PQ^ da ihre Vertikal-
Projection auf e" normal, c' aber mit c parallel ist, die Centralaxe in
dem Punkte R unter rechtem Winkel schneidet: Die Geraden tn^n^c
gehören folglich zu der einen Schaar von Seiten eines hy-
perbolischen Paraboloid'Sj von welchem die Seiten der an-
dern Schaar, wie Pjß, mit c einen rechten Winkel bilden.
3) Identität einer willkürlichen unendlich kleinen Be-
wegung eines starren Systems mit zwei succesiveen Dre-
hungen um windschiefe Axen (Fig. VIII). Wir setzen voraus,
dass die gegebene Bewegung zurückgeführt sei auf eine Drehung e/if;
nm die Centralaxe c, und eine Verschiebung df/*, parallel dieser Axe.
N sei ein helaebiger Punkt des Systems, die Linie NC sei normal auf
der Centralaxe* Durch den Punkt N ziehen wir N^' zu c parallel, so
ist die Torliegende Bewegung zu ersetzen durch eine Drehui^ d^ um
die Axe If^' vereint mit einer Verschiebung , welche aus der gegebenen
df und der vermöge der ursprünglichen Drehung erfolgenden Bewegung
CNd^ des Punktes N geometrisch zusammengesetzt ist. Diese ilesul-
taate (die Axe der Translation für N) sei NN'. Nnn zerlegen
wir iV'^', das Maas von <f^', in zwei Componenten Nv^=^dv^ Nii^ssdfik,
wovon die letztere normal auf der Ebene CNN'^ die erste beliebig, na-
t&rlioherweiee aber in der dnrch Nif/ und N(i gelegten, auf €N norma-
len Bbene enthalten ist Die Drehung Nfi\ verbunden mit der anf ihr^r
2S Die getrmetxificlieii Getetea der OrtoTcriademig ete.
■St JTin' parallele Axe ifi»« ao daaa e&flkk £e giegebeae
»rei DrelmrfjgeB ^i», dw vm iß^ Axea Jffi oder », Vv oder
ipalttrt iat« Dieae Axes aesaeA vir Ge^eamxeii, die Psmkte
JffJTy die Esdpitiikte dea kleiaatea AbatmAdasviaelieA ikftea,
Gefespattkte«
Kaa beaMvkt, daaa eine aoldw Axe (wie Mfi) aut der Tranglitiniii
ase ihtea Cegegpaakfaa (3') eiaen rechte» YTt^uk bQdet, ud wen da-
her • der Wiakel iat, vater welchem Jff^ (oder J^fT) ge^ea die Axe
c tUk wAgt^ ao iat diea d^aelbe, dea Nif aut der Bichtnng toa CSdi^
eiaarhlieaat; fol|;iiefa:
*^* = CM^- ••*>
« hia|;t aoant Toa der La^e dea Pimktea ilT, aieht aber Ton der Axe Np
ab; dieaer letzteren genUbM beatiaunt aidi aber die La|^ dea Paaktea Jf.
Weaa ilTi^ alle mOg^iehm La^ea (normal aaf CN) anaiaunft, ao beachceibt
gleiehzettig der Punkt M die nnendlich Terllngerte Gerade NC^ die Axe
M^ bleibt dabei in einer Ebene, welche mit e den Winkel m bfldet
Um bei einer beaondem La^e Ton Nv^ die dnrch den Winkel u beatimmt
aei, welchen iVv, MfL bilden aollen, den Punkt M za bestimmen, hat
auch:
Alao nach 1) MNdft, = CNd^ß / i + umg a^ z=^^^^.
Weil aber, in Folge der Zerlegung von d^, — =-— -, ao ist
MN __ $in€c iang (o + iang {a — (o)
CN COM m sin (« — cd) iang (« — a)
, - . CM iang{u—m) , ^ ^ df .
mithin: ^rr: = — p ^, und: C M =z - — - — '-- ... 2)
Es genügt auf die bei der Constmktion von c vorkommende Betrach-
tung hinzuweisen, um den Satz aufstellen zu können, dass irgend zwei
Gegenaxen m^n nebst der Centralaxe c einem hyperbolischen Paraboloid
als Seiten angehören, in welchem die eine Schaar von Geraden aufe,
die andere auf der Geraden NM^ in welcher die kürzesten Abstände von
m^ Cf n liegen, normal ist«
4) Eigenschaften der Gegenaxen. Ehe wir diese Auseinan-
dersetzung beginnen, müssen wir in Kürze des Falles Erwähnung thnn,
bei dem es sich um die Gegenaxe einer Geraden m handelt, welche die
Oentralaxe schneidet. Zunächst ist klar, dass, wenn der Winkel mc ein
Beehter ist, von ober Zerlegung der Drehung dt^ nach der Axe m nicht
die Rede sein kann, also auch nicht von einer Gegenaxe; wenn femer
Von K. Küpper. 29
derselbe Winkel 3= Null ist, oder m |] c, so gehört sn der Drehung d^
nm «1 noeb eine parallele Verschiebung, die auch ab eine Drehung um
eine unendlich ferne Aze angesehen werden darf. Im Allgemeinen zer-
lege man dtp in zwei Componenten, wovon die eine m zur Axe, die
zweite eine auf c normale Axe hat. Diese letztere liefert in Verbindung
mit der Verschiebung df eine Drehung um eine Axe n , welche einmal
in einer im Durchschnittspunkt von m^c auf c normalstehenden Ebene,
sodann in einer der Ebene mc parallelen Ebene liegen muss. Hiemach
kehren wir zu den Oegenaxen myti zurück, die wir in der vorigen Num-
mer näher bestimmt haben. Die Punkte M^NjC^ die Winkel a,fD nehmen
wir in derselben Bedeutung, wie dort, und bezeichnen der Kürze wegen
die im Punkte N auf NC normale Ebene in der Folge stets mit %
Wir fanden, dass, wofern die Gerade n in der Ebene fit bleibt und
fortwährend den Punkt N enthält, ihre Gegenaxe m einen constanten
Winkel o mit c bildet, sonst aber ihre Lage dergestalt ändert, dass sie
eine durch NC gehende Ebene beschreibt. Der Reihenfolge von Lagen,
in denen die Geraden m,ii Gegenaxen sind, entspricht eine Schaar von
hyperbolischen Paraboloiden , welche dieselbe (auf c normale) Richtebene,
sowie zwei Seiten {c und die Gerade NC) gemein haben. Diese Para-
boloide können dazu dienen, um der Vorstellung die Anordnung der
möglichen Gegenaxen zugängig zu machen, und wir werden zeigen, dass
in einem solchen Paraboloid unendlich viele Paare von Ge
genaxen liegen, dass für ein solches Paar dasRechteck aus
den Entfernungen der beiden Axen von c, ebenso wie das
Produkt aus den Tangenten der Winkel, welche sie mit c
bilden, constant ist. ^
In dem Paraboloid, welches c^m^n enthält, seien f,r zwei zur selben
Schaar wie m^n gehörige Seiten, S,T seien die Punkte, in welchen sie
die Gerade MN schneiden, « heisse der Winkel sty m der Winkel «c,
dann ist
CS fang w'
CT '^ fang (a— »/
Wenn nun zwei Drehungen dc^ dx um 8,i als Axen vorliegen, der-
art, dass da X dx = sin (a — m) : sin », so wird die resultirende Central -
axe mit c parallel werden. Damit zugleich die resultirende Drehung
^ dip werde, muss sein
ds sind , , . dx sin d ^ .
^ {»'^^'\ = ^^' ^^®' *^^*^ ^^«/ =d^..., 3)
stn ya — » ) Sin cd
und damit ferner die resultirende Axe mit c zusammenfalle,
CTd'tlf = STdif cos €9 .... 4)
Endlieh damit die resuhirenden Verschiebungen identisch seien, ist
erforderücfa :
STda sin m s= e<f^ sin a , . . b)
30 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderang etc.
Ple Gleiehnngen 4), 5) transformire ich durch EinfÜhnuig von
esssff + q\ and durch Benutzung der Proportioa: q + q : q gs:^ iang o
+ tang (a — m) : tang (a — al) = sin a : cos » sin (a— o). Es entsteht:
ST da sm a/ ^=: o da iang co —. — ; r; daher nach 4):
^ ^ ^ sm (a—my ^
CT lang m d'ü> = o du, iang <o - — ; -\ und weil:
^ ^ ^ ^ ^ sm (a— »)'
f tang co
d^idii = sin a : sin (a— ©), so folgt: CT=iq — ^—7 . . . • . 6)
Mit Hülfe der Gleichungen ^ : ^' = iang n : iang («— o>), CS:CT=
= iang m : lang (a — m) ergieht sich :
CS=Q ^ ^.\ r,....7)
^ 1ang{a — co)
Hiernach kann der Punkt Ty oder die Aze i willkürlich angenom-
men werden, der Winkel ci\ den die Gegenaze s mit c hüdet, ist dann
nach 6) bestimmt; und durch diesen Winkel hat man sogleich 5; denn
in dem betrachteten Paraboloid ist:
CS : Qc=: iang m' : iang 10 .... 8)
Endlieh folgt aus 7) und 8) die 2ur Bestimmung von Gegenaxen
bequeme Besiehnng:
CS,CTzsaqq\ die erste der behaupteten Eigenschaften.
Sie enthält nach 6) und 7) die zweite:
iang m iang («--«) = iang fo iang (a — m)*
b) Die Gleichungen 3), 4), 5) beziehen sich nicht blos aiif G^en-
axen in einem bestimmten Paraboloid, sondern sie enthalten ganz allge-
meine Eigenscl^ften dieser Linien. Wendet man nun auf 5) die Formeln:
d^sinfo « d^ sin uo
dx = —^, — -, — : dv == — -J-:
sma stn cc
an, so kommt: STda dt sin a =rs edfi dv sin et, . , . ti)
Denken wir uns auf den Axen s^i die Stücke cftf, dt abgeschnitten,
und ein Tetraeder gebildet, welches zu gegenüberliegenden Seiten eben
diese Stücke hat , so drückt die linke Seite der Gleichung 9) den sechs-
fachen Inhalt dieses Tetraeders aus; ähnliches gilt für die rechte Seite
in Bezug auf die Stücke dfi^ dv in den Axen m,n: Wie man auch
die gegebenen Drehungen /fjit, dv durch zwei andere ersetzen
mag, stets bleibt das Tetraeder, welches die auf den Dreh-
axen abgetragenen Maasse dieser Drehungen zu gegenüber-
liegenden Seiten hat, von unveränderlichem Inhalt. Dieser
Satz ist das Analogen des bekannten Chasles'sehen Satzes ttber zwei
einem Krä^tesystem aequivalente Ejrttfte.
c) Der Winkel a, den zwei in einem' bestiipmten der rorhin er*
wähnten Paraboloide liegende Gegenaxen einschliessen, ändert sich im
Allgemeinen von einem Paar zum andern, denn sonst würde die Gleichung
Von K. Küpper. 31
tang a = - — ^ -^-^^ ^ wegen der Constanz des Wetthea von
1 — iang c» iang (« — »)
loM^ o> iang (a — coi) anf einen bestimmten Werth von m führen , was offen-
bar nicht möglich ist. Jedoch bildet eine Ausnahme der Fall, wo
7t
lang a lang (a— ©) i= 1 oder «=:--. Erinnert man sich daran, dass, wah-
rend die Aze n sich in der Ebene 9t nm den Punkt N drehte, ihre
Gegenaxe m sich selbst parallel blieb, dabei mit der Translationsaze N^
einen rechten Winkel bildete, so gewahrt man, dass, wenn n mit dieser
Translationsaze zusammenfällt, und nur dann, ihre Oegenaze m mit ihr
einen rechten Winkel bildet. Stellen wir uns mithin das Paraboloid her,
in welchen jetzt m,n,c Seiten sind, so sind in diesem irgend zwei Gegen-
azen normal gegen einander gerichtet und sie fallen zusammen mit den
Translationsazen ihrer der Centralaze zunächst liegenden Punkte. In
keinem der andern Paraboloide gibt es zwei unter rechtem Winkel ge-
neigte Gegenazen.
Eigentlich versteht es sich von selbst, dass zwei Gegenazen dadurch
charakterisirt sind, dass die Wegelemente (Translationsazen) der Punkte
der einen normal gegen die andere gerichtet sind; j^eil aber der direkte
Beweis dieser Eigenschaft sehr einfach ist, so fügen wir ihn hier
noch bei.
Nv ist die Aze n, NN' die Translationsaze von jY, N(i mit tfi, Nfj/
mit c parallel; diese verschiedenen Geraden liegen in der Ebene 91 und
Winkel N'N^i ist ein rechter. Nun ist das Wegelement des Punktes v
die Resultante von NN' und einer Drehung um die Aze iVif;', und die
letztgenannte Componente ist normal gegen die Ebene ^'Nvy d. h. pa-
rallel der Geraden NC] folglich ist die in Rede stehende Resultante der
Ebene CNN' parallel, oder gehört einer auf NfA (m) normalen Stel-
lung an.
5) Hier ist der Ort, einige Sätze aufzustellen, welche mit gewissen,
von Mob ins in seiner Statik mitgetheilten die grösste Aehnlichkeit haben.
Damit aber diese eigenthümliche Verwandtschaft zwischen dem Gegen-
stande nach wesentlich verschiedenen W&hrheiten recht sichtbar hervor-
trete, bediene ich mich der von Möbius gebrauchten Namen:
Unter Nullebene des Punktes N soll die Ebene verstanden werden,
welche in N normal auf der Translationsaze ■NN' von N ist. Dieselbe
enthält nach Früherem die Gegenaze einer jeden durch N gehenden auf
NC normalen oder in 92 liegenden Geraden.
Nullpunkt einer Ebene E heisst derjenige Punkt von E^ dessen
Translationsaze normal auf E ist. Diese Definition verlangt eine beson-
dere Rechtfertigung. Wenn £ die Centralaze schneidet und zugleich auf
ihr normal ist, so sieht man, dass der Punkt, in welchem sie die Cen-
tralaze trifGk, ihr Nullpunkt ist; denn dieser und kein anderer ausser ihm
32 Die geometrischen Gesetze der Ortsverändening etc.
bewegt sich normal gegen E. Femer, schneidet E die Centralaxe c in
einem Pankte C, ohne auf c normal zu sein, so denke man durch C in
E eine Normale auf c; die Translationsazen der Punkte dieser Linie
bilden ein hyperbolisches Paraboloid und neigen sich gegen E unter
allen möglichen Winkeln , mithin ist eine und nur eine normal auf E-y
diese sei NN*. Dass für keinen zweiten Punkt von E die Translations-
axe mit NN' parallel ist, folgt so: durch N ziehe man c\\Cj so besteht
die Bewegung aus einer Drehung d^ um c und einer Verschiebung
gleich und parallel NN\ also muss das Wegelement eines jeden Punktes
Ton Ey als zusammengesetzt aus NN* und einem andern gegen c normal
gerichteten Stück, von der Richtung NN" abweichen. Wenn E der Cen-
tralaxe parallel ist, so gibt es in ihr keinen Nullpunkt, denn die eine
Componente des Wegelementes eines jeden ihrer Punkte ist mit c pa-
rallel, fällt also in E.
Erster Satz. Die Nullebene eines beliebigen Punktes 0
einer Ebene E geht durch den Nullpunkt' N von E,
Beweis. Das Wegelement des Punktes 0 ist die Resultante von
NN' und dem Ereiselement , welches 0 vermöge der Drehung um die
durch iV^ zu c parallel gedachte Axe c beschreibt. Da dieses letztere
normal auf der durch c und ON gehenden Ebene, NN* aber auf E nor-
mal ist, so muss jene Resultante auf ON normal sein, mithin muss die
Nullebene von 0 die Gerade ON enthalten.
Zweiter' Satz. Die Nullpunkte aller Ebenen, welche
einen Punkt N gemein haben, fallen in die Nullebene E die-
ses Punktes.
Denn E muss, als Nullebene von JV durch den Nullpunkt einer je-
den Ebene gehen, in welcher N liegt.
Dritter Satz. Die Nullebenen der Punkte einer Gera-
den n schneiden sich in einer andern Geraden m, und diese
ist die Gegenaxe jener.
Beweis. ^,ß" seien die Nullebenen zweier Punkte Q\Q" der Gera-
den n, sie mögen sich in einer Geraden tn schneiden; P^^P" seien zwei
beliebige Punkte von m, ihre Nullebenen F\F'' müssen nach dem Vori-
gen sowohl O' als ö" enthalten, weil je derj der 'Punkte P\P" sowohl in
E* als auch in E"' liegt. Betrachtet man demnach n als Durchschnitts-
linie von F\F" so erhellt, dass die Nullebene eines jeden ihrer Punkte
durch P^ und i'^, also auch durch m gehen muss.
Um zweitens zu erweben, dass m^n Gegenaxen sind, stelle man
sich das hyperbolische Paraboloid vor, welches die von den Punkten
0\0'' etc. der Geraden n auf die Centralaxe gefüllten Normalen Q'Cy
Q''(f etc. enthält. In diesem Paraboloid liegt, wie wir wissen, die Ge-
genaxen von n. Weil aber die Ebenen E\£^' etc. sich in einer Gera-
den m schneiden, und beziehlich durch die Geraden Q>C\ Q"(!' etc. gehen,
Von K. Küpper. 33
80 wird m ancfa yon den zuletzt genannten Geraden getrofiPen; t» ist daher
«iD« Seite des gedachten Paraboloids. Nun sei N der der Central axe
zunichstUegende Punkt von n^ E seine Nullebene; J!? enthält bekanntlich
die Qegenaze von n, und da S aneh die Gerade m enthält, so miisste,
wenn m diese Gegenaxe nicht selbst wäre , die Ebene E drei Seiten
unseres Paraboloids, nämlich JVC, m, nnd die Gegenaxe von n anfneh-
men, was unmöglich ist; somit fällt m mit der Gegenaxe von n zusam-
men. W. z. h. w.
Ebenso beweist man das Reziproke: die Nullpunkte der Ebenen
eines Ebenenbtischels, dessen Axe n ist, liegen in der Gegenaxe von n.
Vierter Satz. Die Gegenaxen aller durch einen Punkt
i\^ gehenden Geraden befinden sich in der Nullebene J^die-
868 Punktes. Denn jede durch JV gehende Gerade ist die Axe eines
Büschels von Ebenen, deren Nullpunkte in der Gegenaxe dieser Geraden
und auch in der Ebene E liegen. (Nach dem dritten und zweiten Satz).
umgekehrt: Die Gegenaxen aller Geraden einer Ebene E
sehneiden sich im Nullpunkt N dieser Ebene. Denn die Null-
ebenen der Punkte einer solchen Geraden müssen durch deren Gegen-
axe und zugleich durch N gehen. (Nach dem dritten und ersten Satz.)
Die vorstehenden Sätze enthalten eine specielle Art dualer oder re-
liproker Beziehung zweier Raumsysteme aufeinander. Jedem Gebilde,
insofern es als Ort eines Punktes angesehen wird, ist ein anderes, von
einer durch diesen Punkt gehenden Ebene umhttlltes Gebilde zugeordnet,
trnd umgekehrt Jeder von einer Geraden n beschriebenen Regelfläche
entspricht eine andere, die von ihrer Gegenaxe m erzeugt wird; einem
Kegel z. B. entspricht ein von einer Curve begrenztes Stttck einer Ebene.
Anstatt aber zu einer vorgegebenen Regelfläche die Reziproke aufzu-
SBchen, welches das gewöhnliche Verfahren ist, kann man auch irgend
eine der Natur der Sache gemässe Abhängigkeit zwisehen zwei rezipro-
ken Elementen (Geraden) feststellen , und nach der Anordnung derselben
in zwei sich entsprechenden Gruncfgebilden (Ebene nnd Strahlenbtindel)
fragen. Indem wir beispielsweise nur solche Gegenaxen berücksichtigen,
welche einen rechten Winkel miteinander bilden, d. i., welche «zugleich
Translationsaxen für ihre der Centralaxe am nächsten gelegenen Punkte
sind, werden wir zu Eigenschaften geführt, die wiederum eine phorono-
mische Deutung zulassen; und so kommen wir zu dem Punkt zurficki
Ton dem wir ausgegangen sind.
Anordnung der Translationsaxen oder Tangenten für
die Bahnen der Punkte eines eine willkürliche momentane
Bewegung vollziehenden starren Systems:
a) in einer Ebene E,
In einer auf der Centralaxe c normalen Ebene giebt es keine Trans-
lAtionsaxe, es müsste denn die Verschiebung df Nutt sein. In einer
ZtilMlirUt f. BfatUnaiik a. Physik. VI. 1. 3
34 Die geometrischea Gesetze der Ortsveränderung etc.
mit c parallelen Ebene findet man alle darin enthaltenen TranslatioBS-
axen so: um c beschreibe man einen Rotationscjlinder , welcher Em
einer Geraden g berührt, dann fallen die Tranelationsaxen der Punkte Ton g
in £und sind, weil diese gleichweit von c abstehen, parallel. Für keinen an-
dern Punkt von E kann die Translationsaxe in E fallen, denn beschreibt man
durch einen solchen Punktum cals Axe einen Rotation^cylinder, so wird die-
ser von der gedachten Translationsaxe berührt, welche daher J? sehneidet.
Die Ebene möge endlich mit c den Punkt C gemein haben, N sei ihr Null-
punkt, NN' dessen Translationsaxe, also notmal auf E, Der Nullpunkt
P einer jeden durch NNi gehenden Ebene liegt in Ey und da eine solche
Ebene auf E normal ist, so liegt auch die Translationsaxe p von P in
E» Ausjser diesen Axen p liegt keine in E^ denn wSre q eine solche fOr
den Punkt iß, so müsste die Nullebene von Q einmal durch A' gehen,
dann auch normal auf q öder auf E sein, mithin müsste sie NN' enthal-
ten, also unter den vorhin gedahten Ebe&en vorkommen. Die Null-
punkte P liegen nach Früherem auf der zu NN' rechtwinkligen Gegen-
axe MM' (in jF); verbinden wir daher N mit den Punkten P und er-
richten auf NPinE Normalen, so sind diese die sämmtlichen in £ vorkom-
menden Translationsaxen : Sie umhüllen, wie man sieht, eine
Parabel, deren Brennpunkt iV, deren Scheiteltangente
MM' ist
Das erlangte Resultat gestattet noch eine andere Auslegung. Der
Ort für diejenigen Punkte P eines starren Systems, welche bei dessen
momentaner Bewegung in einer festen Ebene E verharren, ist in ^ eine
gewisse Gerade MM'-y die übrigen Punkte treten aus £ heraus, ein ein-
ziger darunter {N) normal gegen E, Das ebene System, welches E ver-
lässt, gelangt in eine benachbarte Lage und schneidet E in jener Gera-
den MM'-, folglich berührt das ebene System die abwickelbare Fläche,
welche es umhüllt, in MM'y oder MM' ist seine charakteris tische
Linie. Es leuchtet ein, dass jede Translationsaxe und nur eine solche
für eine durch sie hindurchgehende Ebene die charakteristische Linie
darstellt, weshalb denn auch die ausschliesslich für Translationsaxen
stattfindenden Sätze gültig bleiben, wenn man an deren Stelle dia cha-
rakteristischen Linien der zugehörigen Ebenen setzt. Bei dieser Umfor-
mung lehren sie etwas wesentlich Neues, wie z. B. die charakteristi-
schen Linien, welche sich gleichzeitig in einer gegebenen
Ebene E befinden, umhüllen darin eine Parabel, deren
Brennpunkt der Nullpunkt von £, deren Scheiteltangente
die charakteristische Linie vonJ^ ist.
b) In einem Strahlenbündel, dessen Mittelpunkt N sei.
Wir erinnern daran, dass aus der Construktion des Wegelementes
NN' eines Punktes N unmittelbar hervorgeht: erstens, eine vorliegende
Gerade kann Translationsaxe nur für denjenigen ihrer Punkte sein , wel-
Von K. KüPPBK. 35
cber der Centralaze zunächst liegt; zweitens, damit diese Gerade Trans-
lationsaxe sei, muss zwischen dem Winkel », den sie mite bildet, und
ihrem kleinsten Abstand CiV von c diese Abhängigkeit bestehen:
col m== ^' .
CNd'p
Aach mnss nach dem Bisherigen hinlänglich deutlich geworden sein,
dass die erforderliche und hinreichende Bedingung, dass eine Gerade
Translationsaxe ist, sieh darin ausspricht, dass ihre Oegenaxe mit ihr
einen rechten Winkel bildet. Wenn demnach E die Nullebene des Punktes
A ist, so können sich in N nur solche Translationsaxen trefPen, deren Gegen-
azen mit den in E liegenden Translationsaxen zusammenfallen , und weil
diese letzern nach dem Vorigen bekannt sind, so können sie uns dazu
dienen, jene zu bestimmen. Die Kegelfläch'e, welche die durch Abgehen-
den Translationsaxen enthält, ist die Reciproke der eben in E gefunde-
nen Parabel; aber wir wolhn sie ohne Rücksicht auf diesen Zusammen-
hang direkt aufsuchen.
Durch If führen wir eine beliebige Ebene F (Fig. IX) der Central -
aze c parallel, so gibt es in F eine einzige durch N gehende Transla-
tionsaxe. Denn q sei der Abstand der Ebene F von c , o der Winkel,
den eine in F liegende Translationsaxe mit c bildet, so ist iang m
od 'ü/
= -^-r-, somit für F constant, oder die Translationsaxen in F sind pa-
«/
rallel; folglich befindet sich unter ihnen eine /, und nur diese, welche
den Punkt iVailfnimmt Nennen wir X den Punkt von /, far welchen / Trans-
lationsaxe ist, yl den kürzesten Abstand zwischen /, c, femer 9 den
Winkel, den F mit der durch JV und c gehenden Ebene einschliesst,
80 ist:
^ = CiV^m 9>, daher:
tan 0)= — -~— stn fp-
Oder, wenn wir mit m den Winkel bezeichnen, den NN' mit coder
mit der zu c parallelen N(f bildet:
iang cd = iang ti sin <p.
Diese Gleichung charakterisirt den Ort, in welchem / liegt Denken
wir im Abstände 1 von N eine Ebene normal auf c, so werde diese von
NN' im Punkte J^, von NCf in (fy Von / in X' geschnitten.
Daher: NC =h = (f N' = iang (o\ (T^ = iang m,\_r(fN' = ^--- ip.
Gemäss unserer Gleichung folgt: CfL' ^^CfN" cosl'CfN'.
Mithin ist \__N'L'C' ein Rechter, und X' hat einen Kreis zum Ort, '
dessen Durchmesser gleich CfN' ist, oder die Geraden / liegen auf einem
Kegel, welcher diesen Kreis aus dem Punkte* iV^ projizirt. Dieser Kegel
berührt die darch N und c gelegte Ebene in der Gäraden iVC, sein
36 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
Hauptschnitt ist das bei (f rechtwinklige Dreieck N(!'N\ die Ebene sei-
nes zweiten Kreisschnitts ist auf mf normal , d. i. der Nullebene von If
parallel :
Die in einem Strahlenbündel (i^) befindlichen Trans-
lationsaxen erfüllen einen Kegel zweiten Grades, dessen
Hauptschnitt die Ebene darstellt, welche die zum Punkte A^
gehörige Translations- und Botationsaxe enthält, und des-
sen beide Kreissehnitte auf je einer dieser Azen normal
sind.
Zum Schlüsse beantworten wir noch die sich hier von selbst aufdrän-
gnnde Frage (Fig. X) nach dem Orte der Punkte il, deren Translations-
azen durch iV gehen. Zunächst gewahrt man, dass diese Punkte auf
einem Rotationscjlinder liegen , dessen Schnitt mit einer durch l^C recht-
winklig gegen c geführten Ebene der über JVC als Durchmesser beschrie-
bene Kreis ist; denn legen wir durch c eilie, auf die yorhin gedachte
Ebene F normale Ebene, so muss X sich in der Durchschnittslinie dieser
beiden Ebenen finden; der Ort für diese Durchschnittslinie ist aber of-
fenbar der beschriebene Cylmder. Wenn wir weiter durch yX eine
Ebene normal auf c legen, welche iVJV* im Punkte v, IfC im Punkte/
schwindet, so ist das Dreieck yXv dem dt ff ähnlieh, daher L/jlv=— .
Weil nun yX auf der Ebene jP, also auch auf der Linie Xy normal
ist, so liegen die Punkte y, i, v in einer Geraden. Alle ebenso erhal-
tenen Geraden erfüllen das hyperbolische Paraboloid, in »welchem iViV*, r,
und die Gegenaxe von Nif Leitlinien sind, und so kann der Ort der
Punkte X als Durchschnittscurve Ton je zweien der Fachen:
Cylinder, Kegel, Paraboloid betrachtet werden. Seine Glei-
chung ergibt isich sehr einfach als eine Beziehung zwischen dem Abstände
z des Punktes X von der durch iV rechtwinklich auf c gelegten Ebene
und dem oben mit tp bezeichneten Winkel«
Es ist: CN cosfp=^yX\ und /ico/cö = z,
folglich : z = CNcosg>cot&^ und wegen iang m = fang m sm g>
z=CNcosfpcotiü\ aber (7iV=^^^^^,
mithin : z = --L cot w.
d^lf ^
Im Wesentlichen drückt folgender Satz das Ergebniss der letzten
Untersuchung aus: Bei einer willkürlichen momentanen Bewe-
gung eines »tarren Systems bleiben dessen Punkte in ge-
wissen Geraden i (ihren Translationsazen), drehen sich
seine ebenen Systeme um die nämlichen Geradei^ t (ihre
charakteristischen Linien). Diejenigen Punkte, welche für
eine unendlich kleine Dauer in derselben Ebene E bleiben,
Von K. Küpper. 37
befinden sieh in der charakteristisohen Linie von JE^; die
ihnen sngehörigen Geraden i berühren eine Parabel in E.
Diejenigen Pnnkte, welche gleichaeitig auf einen bestimm-
ten Punkt JV^ sich hinbewegen, liegen in einer nnendlichen,
dnrch N gehenden gewundenen Curve; die ihnen zugehöri-
gen Geraden t sind die Seiten eines Kegels vom zweiten
Grade, der su jener Parabel in reziproker Verwandtschaft
steht (Vergl. Chasles: Aperpt hisU>rique.)
m.
üeber den Zasammenhang der Witterungserscheinungen.
Von Dr. F. Dellmaistn in ICreuznach.
Die Grundlage einer allgemeinen Theorie der meteorologischen Er-
scheinungen ist zuerst von Dove in einem Aufsatze gegeben, welcher
die Ueberschrift führt: „Heber den Zusammenhang der Witterungser-
scheinungen.'* Zuerst erschien dieser Aufsatz 1835 in den Königsberger
Vorträgen, später erweitert in seinen meteorologischen Untersuchungen.
Dove hat in dieser Abhandlung dargethan, dass sich bei der Witterung.
Alles um die Wärme dreht, und zu diesem Satze werden die nachfol-
genden Uebersichten und Erörterungen neue Belege liefern, namentlich
durch Hervorhebung der beiden letzten Jahre der Beobachtungsreihe.
Es war dem Verfasser, Mitglied des königl. preuss. meteorologischen
Instituts, interessant, zu wissen, inwieweit der ausgesprochene Satz noch
hervortrete bei einer kleinem Keihe von Beobachtungen und bei Beob-
achtungen an einem und demselben Orte, da Dove ihn aufgestellt hat
besonders im Hinblick auf die Witterung grösserer Erdstrecken. Zu dem
Zwecke wurden vom Verfasser seine eignen mit guten Instrumenten ge-
machten Beobachtungen einer sorgfKltigen Berechnung unterworfen.
Vorab sei bemerkt, dass in den nachfolgenden Angaben des Baro-
meters und des Dunstdrucks die Zahlen französische Linien bezeichnen,
nnd dass bei den Zahlen des Luftdrucks stets 330'"' zu addiren sind,
wenn sie nicht Differenzen angeben; in diesem Falle bezeichnen sie
wie auch beim Dunstdruck, Hundertstel von Linien. Die Wärmegrad,
38 Ueber den Zusammenhang der Witterungserpcheinungen.
sind Reaumur'sche , die Feuchtigkeit Procente des Maximums. Wind-
stärke und Himmelsbedeckung werden bloss geschätzt ^ und erstere wird
von 0 bis 4, letztere von 0 bis 10 gezählt. Bei den Zahlen der Luft-
Elektricität ist die Einheit die Spannung eines Elementes einer offenen
Zink-Kupfer- Säule. A^ B, € sollen der Beihe nach die Mittel der Beob-
achtungen von Morgens 6 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 10 Uhr
bezeichnen. Die kleinen lateinischen Buchataben sollen der Beihe nach
die Mittel der Wärme , des Luftdrucks , Dunstdrucks , der Feuchtigkeit,
Windstärke und Himmelsbedeckung angeben, und zwar die ungestrichel-
ten die der Periode von 1851 bis 1858, die gestrichelten der Periode von
1857 -|- 1858*). Die beiden letzten Jahre in eine Periode zu vereinigeni
zeigte sich beim Gange der Berechnung als zweckmässig; denn obgleich
ihre mittlere Wärme beinahe einen Grad differirt, war doch der tägliche
Gang ihrer Erscheinungen, somit auch der übrigen, sehr übereinstimmend.
So ist z. B. die Differenz ihrer Wärme j? — -4 = 5^,385, und zwar hat hier
sogar das Jahr 1858 die grössere von 5^,44, wogegen dieselbe Differenz
im Mittel der 6 ersten Jahre nur 4^,72 beträgt, und auch nur einmal, im
warmen Jahre 1852, ein paar Hundertstel über 5^ steigt. Ebenso ist
C — A der Wärme von 1858 am grössten von allen 8 Jahren, und B — C
steigt in den beiden letzten Jahren über 4®, aber in keinem der frühem,
wo es im Mittel 3^,57 ist. Wir werden sehen, dass diesen Anomalien
im Gange der Wärme der beiden letzten Jahre fast überall entsprechende
Abweichungen im Verlauf der übrigen Erscheinungen sich zeigen, und
wenn ein Satz, wie der von Dove ausgesprochene, sich so in*s Detail
hinein verfolgen lässt, so erhält er dadurch eine nicht unwichtige Be-
kräftigung.
Es wird am zweckmässigsten sein, zuerst die Uebersichten folgen
zu lassen, welche den Zusammenhang de/ Erscheinungen am deutlichsten
vor Augen legen. Die Zahlen von 1 — 12 sollen die Monate Januar etc.,
die von 1 — 4 die Jahreszeiten Winter etc. bezeichnen. Zum Winter sind
die Monate Januar, Februar und Decisrnber gerechnet etc-, wie es in
der Meteorologie üblich ist.
1. üebersicht der Jahreseeiten beider Perioden.
a
a
6
b'
c
C
d
d'
e
e
r
r
1.
0,89
0,51
3,56
5,10
1,88
1,80
83,5
84,0
0,85
0,58
7,31
6,88
2.
6,77
7,11
2,75
2,45
2,54
2,53
68,5
67,4
0,78
0,82
6,85
5,68
3.
14,58
15,64
3,28
3,46
4,64
4,47
60,1
61,8
0,74
0,76
6,11
3,94
4» 7,53 7,78 3,41 3,77 3,23 3,40 80,3 80,4 0,62 0,44 6,26 6,62.
*) Die Beobachtaugen von 1859 habe ich noch nicht berechnen können.
Der Verfasser.
Von Dr. F. Dbllhann. 39
2« Veb«riieht der Tagetteiton beider Perioden.
a
B — A
b
Ä — B
c
B^Ä
d
A—B
e
B-^A
f
B—A
8jähr. Per.
4,89
21
22
21,1
0,55
0,12
2jäir. Per.
5,39
28
20
22,9
0,62
— 0,11.
a
B—C
b
B—C
c
C-^B
d
B—C
e
C~B
f
B-^
8jähr. Per.
3,71
24
10
16,5
0,60
1,40
2jähr. 'Per,
4,13
25
8
17,9
0,75
1,22.
b
A--C
c
C—A
d
A^C
e
C^A
f
A—C
8jähr. Per.
1,18
— 3
12
4,6
0,05
1,28
2jäbr. Per.
1,26
3
12
5,0
0,13
1,33.
3. üebersicht der Tagesseiten naeh den Jahreueiten beider Perioden.
^-^
a a b b' c c d d' e e f f
A—B A—B A—B A—B
1. 2,53 2,95 9 11,5 18 22 9,9 12,6 0,23 0,42 —0,01 —0,33
2. 6,05 6,24 27 28 14 12 26,6 28,3 0,73 0,70 0,28 0,41
3. 6,25 7,11 29 41 15—4 28,0 30,3 0,83 0,83 0,45 0,64
4. 4,72 5,24 21 30 40 50 19,2 19,8 0,55 0,55 -0,23 -1,19.
B-C
a a b b' c c d cf e e f f
a-B C—B C^B C—B
1. 1,89 2,15 23 21 13 13 6,9 9,0 0,27 0,48 0,93 1,07
2. 4,37 4,61 22 22 4 3 19,6 21,3 0,73 0,85 1,58 1,61
3. 4,99 5,79 26 28 - 1 --9 22,9 24,0 0,87 1,05 1,73 1,45
4. 3,59 3,95 24 26 22 27 15,9 16,9 0,53 0,62 1,35 0,75.
A--C
a a b b* c c d i e e / f
C—A C—A o^AC—A
1. 0,64 0,80 -14 -10,5 5 9
2* 1,68 1,63 5 6 10 9
3. 1,26 1,32 3 12 16 5
4, 1,13 1,29—3 4 18 23
Die Umkefarnng der IHfferenzen in den Uebersichten 2 und 3 bat
einen doppellen Zweck; einmal, die negativen Grössen zu vermeiden
und dadurcb die Uebersichtliebkeif zu befördern; dann aber auch, die
Gesetzmässigkeit dentlidier bervortreten zn lassen. So findet man diese
Umkdimng zwiseben Wärme und Luftdruck, wodurch also ausgesprocben,
dass mit der Erböbnng der Wärme eine Erniedrigung des Luftdrucks
3,0
3,6
0,04
0,06
0,94
1,40
7,0
5,0
0,00
0,15
1,30
1,20
5,1
6,3
0,1»
0,22
1,28
0,81
3,3
2,9
0,05
0,07
1,58
1,94.
40 Ueber d^m X^nAsamethsuL^ £er Wh^eron^serui-lieiiiinigtai.
rtfsir^i^fu int, nd nig;dL«liif, wie es Bsch physikalisdeB Gesetzen sein
nm« Indem i«t doch beinahe die Hllfte der Zahlen bei der Diffn-enz
^ — Cd4S Loftdraeks negadr, ein Beveia, daas während der Nacht nsch
nsii dem Sinken des TfaemK/ii.^ters ein Fallen des Baronwteis TcriniBden
sein kann; denn wenn während der Xacht die Abköhlmi^ so staik ist,
da«s ein Tbeil des in der Atmosphäre enthaltenen Waawrdampfs tropf-
bar wird und niederfällt , so kann dieser Aasfall im Lofidmck leicht
grosser werden, als die Zonahme, welche er durch die AUnhlnng eilUüt.
Zom Verständniss der Zahlen wird es kaum nothig son, noch etwas
hinzuzufügen. Nor sei in Räcki»icfat auf die Jahreszeitea bemerkt, dass
die Angaben Mittel fifir die einzelnen zu den betreffenden Jahreszeiten
gehörigen Monate sind; also die Summe der drei Monate ist durch 3
diridirt
Zur Hervorhebung der Gesetzmassigkeit und weiteren Ausführung
fies in den Uebertnchten Ausgesprochenen möge noch die folgende £r-
drteruDgen dienen«
1. Wirme.
Die Jahresmittel der Wärme unserer Breite sind bekanntlich noch
wenig constant; je grosser die Breite , desto weniger constant sind sie.
Das hiesige Wärmemittel ist nach den 8 Jahren 7^44; die änssersten
. Schwankungen der Mittel der einzelnen Jahre um das ^ähr. Mittel sind
— (fi.lH und 0^,81; Differenz der'Extreme 1^59, also nach Doye's Er-
mittelungen noch etwa 1^ zu klein. Das kälteste Jahr war 5, das
wärmste 7. Den Verlauf der Wärme zeigen die in der 2ten und 3ten
Uebersicht unter a und a stehenden Zahlen; durch Vergleichung der
Zahlen unter a und a in der 3ten Uebersicht ergibt sich der Unterschied
beider Perioden. Nur einmal finden wir unter a eine etwas kleinere
Zabl als unter a, nämlich im Frühling bei der Differenz C — A.
Um die Eigenthümlicbkeit Ejreuznach's im Wärmeverlaufe noch et-
was näher kennen zu lernen, berechnete ich nach den vom königl. preuss.
meteorolog. Institut herausgegebenen Tabellen für die Jahre 1848 — 1855
die Differenz B — A von Crefeld. Hier wurde aber Morgens 7 Uhr und
Nachmittags 1 Uhr und 3 Uhr beobachtet. Die Nachmittags-Orössen tou
1 Uhr und 3 Uhr stimmen dort fast überein, also sind sie auch wenig
von denen um 2 Uhr verschieden. Die Morgen- Grössen von 7 Uhr sind
im Winter von denen um 6 Uhr ebenfalls wenig verschieden; mehr aber
jedenfalls im Sommer, wo nach Sonnenaufgang das Thermomet^ ziemlich
schnell steigt; also ist die erhaltene Differenz etwas zu klein für den
Sommer, aber nicht so viel, als es die nachfolgenden Zahlen angeben, da
die Steigung des Thermometers nach Sonnenaufgang vorzugsweise nur
die heitern Tage trifft und dieser in Crefeld nicht viele sind.
Von Dr. F. DellMann. 41
Zw Vet^leiehang mögen beide Reihen hier stehen:
B—A der Wärme.
12 8 4
Ereninach^ 2,53 6,05 6,25 4,72
Crefeld 2,06 4,32 4,52 3,73.
Es spricht sich darin eine nicht unbedeutende Verschiedenheit der
Elimate beider St&dte ans; das Krenznacher Klima ist ein wärmeres bei
Tage und ein mehr continentales.
Sehen wir in der 3ten Uebersicht auf die Differenz C — A^ so könnte
es auffallen, dass im Frühlinge während der Nacht eine stärkere Ab-
kühlung sich zeigt, als im Sommer; denn nach dem Abkühlnngsgesetze
kühlt sich der wärmere Körper in derselben Zeit stärker ab. Hier darf
dann nicht vergessen werden, dass während des Sommers ein guter Theil
der Erwärmung bis 6 Uhr das Morgenmittel erhöht, es also dem Abend-
mittel nähert, und dass auch in der That die Abkühlnngszeiten in beiden
nicht gleich sind. Die übrigen Differenzen zeigen sich dem Abkühlungs-
gesetze gemäss; ihre Verschiedenheiten in den verschiedenen Jahreszei-
ten erklären sich aus der Berücksichtigung aller obwaltenden Ursachen.
Was die Beständigkeit der Jahres- Wärme -Differenzen betrifft, so
schwankt B-^C in den acht einzdnen Jahren um 1^,02, B — ^^ um 1^,20,
C — A um 0^,40; a\)er diese Schwankungen verhalten sich ungefähr, wie
die Mittel der Differenzen selbst; denn das ßjährige Mittel von B — C
ist 3V7, das von B—A 4^,89 und das von C—A 1^,18. Fassen wir bloss
die Jahreezeiten in's Auge, so sind natürlich, weil wir kleinere Zeit-
räume haben, die Schwankungen meist grösser; denn in 1 betragen sie
you B—C zwar nur 00,91, in 2 aber 20,06, in 3 nur 1»,77, in 4: 10,25;
die von B—A in 1: 1^32, in 2: 2^,77; in 3: I^ÖO, in 4: 1^90; die
von C — ^ in 1: 0^,52, in 2: l^fil, in 3: 00,54, in 4: 00,88, und es fin-
den sich die Extreme der letzten Herbst • Schwankung in den Jahren
7 und 8, die doch sonst in so mancher Hinsicht übereinstimmen. Ver-
gleicht man indess diese Schwankungen mit ihren Mitteln, welche in der
3ten Uebersicht unter a stehen, so sieht man auch hier beinahe Propor-
tionalität hervortreten.
Die Jahre 7 und 8 zeigen ihre Abnormität, wie in der Einleitung
ausgesprochen wurde, zuerst in den Jahres-Differenzen der Wärme. Die
Abnormität tritt am stärksten beim Sommer disser Jahre hervor in Bezug
auf die beiden ersten Differenzen, und beim Jahre 7 nur etwas bei der
dritten, wogegen in den andern Jahreszeiten keine Abnormität bei dieser
sich zeigt. B — C kommt in beiden Jahren im Sommer nahe an 6®, wo-
gegen es in den meisten übrigen Jahren im Sommer unter 5® bleibt;
•^--^ im Sommer des Jahres 7 nahe an 7| Gräd^ im Jahre 8 nahe an 7^
wogegen es sonst meist unter 0<^ bleibt
42 Ucber den Zusammenhang der Witterangserscheinungen.
Wollte man die Beständigkeit der Quotienten der bezeichneten
Wärmegrössen untersuchen, so müsste man sie, da sie nur relative sind,
zuerst in absolute verwandeln, d. h. vom absoluten Nullpunkte (274^
unter dem Reaumür'schen Nullpunkte) an zählen. Auf den Differenz-
Quotienten •- — - kann diese Verwandlung keinen Einfluss haben. Dieser
Quotient zeigt sich sehr constant, da er in den 8 Jahresmitteln zu Kreuz-
nach nur um 0,06 schwankt. Auch für verschiedene Oerter und Jahres-
zeiten ist er ziemlich constant; denn in Kreuznach ist er im Mittel 1,32,
in Padua*) 1,32, in Leith*) 1,31, in Brüssel nach den Beobachtungen
von 1846 und. 1847: 1,32; in Kreuznach nach den 8jährigen Mitteln in
1: 1,34, in 2: 1,38, in 3: 1,25, in 4: 1,31.
Es versteht sich, dass auch in Rücksicht der Wärmeschwankungen
der Sommer hier mehr das Klima von geringerer, der Winter ein solches
von höherer Breite hat. Die Differenzen der Wärme-Extreme der Jah-
reszeiten in der 8jährigen Periode sind in 1: 5,58; in 2:2,18; in 3: 1,99;
in 4: 1,99.
2. Luftdruck.
Das 8jährige Mittel des Drucks der feucbten Luft ist hier 333%25;
die Extreme des Jahresmittel sind 332'",62 (3. Jahr) und 333'",7'7 (S. Jahr);
Schwankung also l'^^S. Die Gesetzmässigkeit im Jahreslaufe tritt nicht
hervor, wenn wir die feuchte Luft in Betracht ziehen; denn der Winter
hat nach der 1. üebersicht unter b und b' zwar den höchsten Druck,
aber der Frühling den geringsten. In Gegenden mehr contlnentalen
Charakters, wie z. B. St. Louis am Missisippi, dessen Barometer-Curve
ich der Güte des Herrn Dr. Engelmann verdanke, ist das freilich
anders; hier zeigt der Sommer den geringsten und der Winter den
höchsten Druck. Bei uns sind der Winter, Herbst und Sommer, letzte-
rer freilich nur O'",03 über dem Mittel, der Frühling aber 0'",50 unter
demselben. Die Gesetzmässigkeit tritt indess auch hier im Jahreslaufe
bei der trockenen Luft hervor. Ihr Jahresmittel ist 330"', 18; 1 ist r'',50,
2' nur O''',03 drüber, der Herbst hat (fast wie bei der Wärme) genau das
Mittel und der Sommer l"',54 weniger. Ganz entsprechend für alle
4 Jahreszeiten zeigen sich die Wärmemittel (1: — 6<^,55; 2: — <^fiT]
3: 70,14; 4: 0«,09).
Der Verlauf des Drucks der feuchten Luft im Tage ist der Wärme
entsprechend. A — B ist in den Jahren 2-*7 entweder 0"',20 oder 0'",21,
in 1 nur O'^', 12; dagegen in 7 und 8 im Mittel 0''',28; die beiden extremen
Jahre zeigen (nch also hier wieder, wie bei der Wärme, dem B — A
*) Nach Angabe in dem Lehrbache der Meteorologie von KämtE.
Der VerfaMer*
Von Dr. F. Dellmann. 43
entsprechend. In den Jahreszeiten Ut Ä — B der Reihe nach, mit dem
Winter beginnend, 0"',09; 0^^,27 ; O*'^ ; 0"'21; C— 5: 0'",23; 0'",22; 0%2Ö;
0'",245 C—Ä\ a'",14; — .o'",044; — 0">3; 0'",03. Wie also das Wärme-
mittel Nachmittags im Sommer am meisten ttber dem Moi^enmittel steht
and im Winter am wenigsten, so auch der gesammte Luftdruck, und
ebenso stehen die beiden andern Jahresseiten zwischen diesen. Man
künnte noch fragen, warum C — ^ im Luftdruck so beständig ist, da in
den 4 Jahreszeiten die grösste Schwankung im Frühjahr noch keine
O''',02 vom Mittel abweicht, dagegen A — ^ so bedeutende Schwankungen
zeigt, indem der Sommer (0'",29) mehr als das Sfache des Winters (o'",09)
beträgt. Die Erklärung liegt nicht fem. Die am Boden erwärmte Luft
steigt auf, bringt also eine Bewegung in der Atmosphäre hervor; die. am
Boden Abends erkaltete aber bleibt liegen. Die Luftströmung hat aum
Theil lokale, sum Theil generelle, d. h. mit der Erwärmung der ganzen
Erde zusammenhängende Ursachen. Tag- und Nachtwinde gibt es nicht
bloss an den Küsten, sondern überall. Nachmittags um 2 Uhr ist hier
im Durchschnitt die Luftströmung beinahe so gross, wie Morgens und
Abends zusammen. Diese täglichen regelmässigen Strömungen treteh
auch» wie es sein muss, im Sommer am meisten hervor, besonders wenn
der Polarstrom herrscht, weil dieser schwächer ist, als der Aequatorial-
Strom, und den Himmel heiter erhält, also der Sonne eine stärkere Ein-*
Wirkung gestattet. Es zeigt sich die lokale Einwirkung der Sonne be-
sonders auch in dem Faktum, welches mein meteorologischer College,
Herr Astronom Lichtenberger, und ich durchschnittlich bei heiterm
Himmel beobachteten, dass die Windfahne in 24 Stunden eine ganze
Umdrehung macht Nach Sonnenuntergang geht' die Windfahne Abends
nach Osten, weil wir nach Westen Luft abgeben müssen wegen des dort
allmählig eintretenden aufsteigenden Luftstromes* Morgens vor Sonnen-
aufgang findet diese Abgabe nach Osten Statt usd die Windfahne geht
nach Westen, bis sich denn allmählig nach Sonnenaufgang die normale
Strömung aus NO wiederherstellt
Zur Vergleichung mit Kreuznach habe ich B — Ä des Luftdrtfcks in
Crefeld berechnet, wo derselbe weniger regelmäßig zu weasa scheint als
hier. Die Differenzen der 8 genannten Jahre sind (naoh der Bezeich-
nung in den Uebersichten) : 16, 18, 15, 13, 10, 18, 18, 16; und in den
4 Jahreszeiten: in 1: 6,9; 2; 23,9; 3: 18,2; 4: 17,7.
8. DuBstdruek.
Im Jahre geht mit der Wärme auch der Dunstdruck, der hier das
Jahresmittel 3'",67 hat; Abweichungen der Jahreszeiten: 1: — l'"l9;
2: --0"',58; 3: l'",17; 4: O'^IÖ; die Jahreszeiten, welche bei der Wärme
unter dem Mittel bleiben, zeigen sich auch hier mit einer negativen Ab-
weichung, und umgekehrt. Der Verkuf im Tage eatspricht scheinbar
44 lieber den Zusammenhang der Witterungserscheinangen.
dieser Harmonie nicht, da B — A in den 4 Jahreszeiten ist: 1: 0'%18;
2: 0'",14; 3: O'^'jlö; 4; 0"',40. Warum, kann man fragen, sind hier diese
Differenzen in den 3 ersten Jahreszeiten fast dieselben, und warum über-
wiegt der Herbst so bedeutend die andern? Was die erste Frage betrifft
so muss man bedenken^ dass die Wasserdämpfe einen Theil des Luft-
drucks bilden und dieser stets das Bestreben zeigt, das Gleichgewicht
zu erhalten. Wenn nun die Summe, der Druck der feuchten Luft, im
Allgemeinen dem Wärmegesetze entspricht, so kann der bei Weitem
kleinere Summand, der Dunstdruck, in der wärmeren Jahreszeit um so
weniger die Tagesperiode zeigen, als die Dämpfe su der Zeit, wo ihr
Druck stärker sein müsste, vermöge des dann herrschenden aufsteigenden
Luftstroms mit in die Höhe gehen und oben mit unsem Instrumenten
(das trockene und befeuchtete Thermometer) nicht wahrgenommen wer-
den können. Offenbar ist aus diesem Grunde der Dunstdruck im Herbste
auch um so viel grösser, weil dann der tägtich aufsteigende Luftstrom
bedeutend nachgelassen.
Die grösste Beständigkeit beim Dunstdrucl^ zeigt die Differenz C — M
{M = Tagesmittel). Das Abendmittel übersteigt das Tagesmittel nur
um O'^',0i, und unter den 8 Jahren haben diese Differenz deren 6. Aber
auch diese Beständigkeit geht nicht gleichmässig durch's Jahr, da sie im
Winter — 0'",08, im Frühling 0"',02, im Sommer 0'",06 und im Herbste
— Ol ist.
4. Feuchtigkeit
Der Gang der Feuchtigkeit ist im Allgemeinon, wi^ bekannt, dem
der Wärme entgegengesetzt« Das Mittel aus den 8 Jahren ist hier 7&,d;
Extreme der 8 Jahresmittel: 72,1 (8. Jahr) und 77,7 (3. und 5. Jahr),
also Schwankungen: — 3,2 und 2,4. Die Schwankungen der Jahreszeiten
um das Jahresmittel betragen in 1: 8,2; 2: — 6,7; 3: — 6,2; 4: 4,9. Der
Frühling hat der beiden letzten trockenen Sommer ungeachtet noch im-
mer die geringste unter den 4 Jahreszeiten; er ist also hier die beste
Zeit zum Bauen und besonders zum Legen der Fussböden. Der Winter
ist die feuchteste Jahreszeit, und der Uebergang aus dieser in die trockenste
ist denn auch vielleicht der Gkund von gewissen Krankheitserscheinun-
gen ; besonders mögen sich die Athmungsorgane dabei angegriffen ftihlen,
wenn sie leidend sind. Nach dem an die Spitze dieser Nummer gestell-
ten Satze wird mit der Differenz der Wärmemittel auch die der Feuch-
tigkeit steigen und fallen. A — £ ist in 1: 9,9; in 2: 26,6; in 3: 28,0; in
4: 19,2; 8jähriges Jahresmittel: 20,9, welches also wieder am nächsten mit
dem Herbstmittel stimmt. C-^B ist in 1: 6,0; in 2: 19,6; in 3: 22,9; in
4: 15,9, und dies letztere von der Jahresdifferenz 16,4 wieder wenig ab-
weichend. Die Extravaganz der beiden letzten Jahre zeigt sich bei die-
sen Differenzen wieder, da sie unter allen die grösstenaind; die Differens
Von Dr. F. DEiiLMANN. 45
Ä — (7 ist beim letzten Jahre die grösste von allen 8 einzelnen Jahren.
Von den Quotienten scheint — am meisten konstant zu sein, da er unter
(/
den 8 Jahren und 4 Jahreszeiten um das Mittel 1,06 nur 0,02 schwankt.
Ä 4 ß
Die Quotienten — - und — ~ sind zwar in den einzelnen Jahren noch
B C — B
ziemlich constant, da beim ersten ein Schwanken um das Mittel 1,34 von
höchstens 0,07, beim 2. um sein Mittel von höchstens 0,05 vorkommt;
aber die Jahreszeiten zeigen ein Schwanken von 0,12 und 0,23 vom Mit-
tel. Der Quotient — scheint sogar für verschiedene Oerter ziemlich con-
stant zu sein, da er im Jahre 1846 in Brüssel 1,05 und 1847 daselbst 1,04
(hier 1,06) beträgt. Auch — stimmt in Brüssel nahe mit Kreuznach, da er
j ß
im Mittel der 2 Jahre 1,29 (hier 1,34) ist. ist in Brüssel im Mittel
der 2 Jahre 1,25 (hier 1,28). Dagegen zeigen die Quotienten -— — ^,
C — B
— und — ein eigenthümliches Verhalten in Bezug auf die Jahres-
Zeiten, indem in Süctoicht auf sie eine ziemlich nahe Uebereinstimmung
sich zeigt zwischen Winter und Frühling einerseits, sowie zwischen Som-
mer und Herbst andererseits, wogegen beide Gruppen untereinander bor
deutend differiren.
6. Himmelflbedecknng.
Die Himmelsbedeckung ist hier im Mittel 6,13. In den meisten Jah-
ren ist sie zwischen 6 und 7, in keinem über 7, nur die beiden letzten
gehen tinter 6. Im Jahre ist ihr Gang im Allgemeinen der Wärme ent*
gegengesetzt; die Mittel der Jahreszeiten sind in 1: 7,31; 2: 5,85; 3: 5,11;
4: 6,26, wo also nur der Frühling eine Ausnahme macht, wogegen der
Herbst wieder nahe mit dem Jahre stimmt. Die beiden letzten Jahre
weichen hier am meisten im Sommer ab; im Jahre 7 war das Sommer-
mittel 3,40, im 8. Jahre: 4,47. Im täglichen Gange zeigt sich ein Ge-
gensatz mit dem jährlichen, denn die 8jährigen Mittel sind von A: 6,52,
Ton B: 6,64, von €: 5,24. Der Abend hat also die geringste Himmeb-
bedeckung, wohl desswegen, weil die bei Tage aufgestiegene warme Luft
oben aufräumt und nicht so schnell erkaltet nach Sonnenaufgang als die
untere.
e. Winde.
üeber die Windstärke ist beim Luftdrucke das Nöthige gesagt. Neh-
men wir die 0, NO und SO als zum PolarBtrom gehörig, die entgegen-
46 üeber Jen Zasammenhang der Witterungserscheinungen.
gesetzten ak. zum Aeqnatorialstrom , so nehmen beide Hanptströmongen
über 92% sämmtlicber Winde ein , nämlich den Polarstrom 36,7 , der ent-
gegengesetzte 55,4. Die beiden letzten Jahre zeichneten sich aus durch
die meisten N nnd W. Das Vorherrschen des Folarstroms zeigte sich
besonders in der wärmeren Jahreszeit, wo er heitern Himmel nnd höhere
Wärme verleiht, im Winter dagegen Kälte.
7. Hydrometeore.
Das Mittel der Regenhöhe beträgt hier nach den 6 ersten Jahren
24r",25, nach allen 8 Jahren 215'",16. Jm Jahre 7 betrug sie nnr 122'",0I ,
nnd im Jabre 8: I5l*',7ö. Die Zahl der Kegentage war in den beiden
letzten Jahren nur 117 und 102; im Mittel der 6 verbergenden aber 145.
Es hat sich ans den Beobachtungen in Mannheim, Frankfurt a. M.
nnd Kreuznach herausgestellt, dass die Gegend zwischen dem Hunds-
rück, Taunns, Odenwald nnd der Haardt in Deutschland am wenigsten
Begen hat. Als ich vor 21 Jahren in die Gegend zog, fand ich fast in
jedem Garten' einen Brunnen zum Begiessen vor. Der Grund davon ist
mir erst durch meine Beobachtungen klar geworden.
8. Wolkenform.
Der Cumulus und Stratus bilden direkte Gegensätze nicht bloss in
ihrer Erscheinungsform, sondern auch in der Zeit ihres Erscheinens, da
ersterer dem Sommer und dem Tage, also der Zeit angehört, wo die
Temperatur an der Erdoberfläche am schnellsten beim üebergange von
einer Strecke zur andern wechselt*), letzterer dem Winter und der
Nacht. Zwischen beiden steht der Cumulo- stratus, hier unter allen die
häufigste Wolkenform. Diese 3 bilden beinahe f sämmtlicher Wolken
nnd stehen am niedrigsten , wenn man den Nimbus ausnimmt , der am sel-
tensten ist. Das Uebrige Siebentel theilt sich zwischen den 9 hohen
formen Cirrus, Cirrosialus nnd Cirrocumuhts^ welche auch mehr Abends
und Morgens erseheinen« Die beiden letzten Jahre zeichneten sich ans
durch viele Formen dieser Klasse.
9. Lnft-Elektricitat.
Beobachtungen dieser Art werden im Königl. Prenss. Beobachtungs«
System nur hier gemacht mit neuen, sehr genauen nnd vom Verfasser
selbst construirten Apparaten**). ^
*) Und nach Dove ist ja ein Cumulus nur das atmosphärische Bild einer kal-
ten Endstrecke.
** Das Verfahren ist beschrieben in meiner Abhandlung über Lnft-Elektricität
in Poggendorff's Ann.^ Bd. 89, und beurtheilt von Hm. Prof. Hankel in sei-
ner Schrift über Bestimmong der Iioft-Elektricität nach absolutem Maasse.
Der Verf.
Von Dr. F. Dkllmann, 47
Der Gang der Luft - Elektricität ist dem Gange der Wärme ent-
gegen; sie geht also mit der Feuchtigkeit. Ihr Jahresmittel axu 6 bis
7 jährigen Beocachtungen ist 146,8. Von diesem Mittel veiehen die der
beiden letzten Jahre, welche in die gimze Reihe mit aufgenommen sind,
bedeutend ab, da ihre beiden Mittel nur 126,4 und 126,2 betragen. Der
Monat Mai hat das niedrigste Mittel, von wo aus nach den beiden En-
den des Jahres hin ein aiemlich regelmässiges Steigen stattfindet, nach
vorn aber stärker; da der Januar das höchyste Mittel bat, welches' bei-
nahe das Doppelte des Mai beträgt. Am meisten bleiben sich gleich die
Morgenmittel, am wenigsten die Nachnuttagsmittel, da das kleinste vom
Mai sich zum grössten vom Januar beinahe wie 1 zu 3 verhält, das
kleinste Ä zum grössten A dagegen beinahe wie 2 zu 3. Näheres über
das Zusammengehen der Feuchtigkeit und der Luft-Elektricität werde
ich in einer besondern Arbeit später mittheilen.
Nachschrift.
Im vorstehenden Aufsatze ist gezeigt worden, dass das Do versehe
Princip vom Zusammenhange der Witterungsersclieinungen nicht bloss im
Grossen und Ganzen gilt, dass auch die Wärme-Erscheinungen es sind,
welche die sämmtlichen meteorologischen Phänomene eines und dessel-
ben Ortes untereinander verbinden. Vor ein Paar Tagen fand ich zu-
fällig, dass dies Princip noch viel weiter reicht.
Ich wollte wissen, wenn mein Barometer, welches eben vo^ Berlin
reparirt Burüekgekommen war, angefangen hatte, falsch zu gehen. Des-
halb berechnete ich die monatlichen Barometer-Differenzen der letzten
5 Jahre zwischen Kreuznach einerseits, und Trier, Boppard, Neunkirdien
und Frankfurt andererseits. Die letzteren Oerter sind die' Kreuznach,
nächstgelegenen 4 Stationen des Preuss. Beobachtungssjstems. Der Be-
rechnung wurden zu Grunde gelegt, die in den monatlichen Uebersich-
ten des Königl. meteorologischen Instituts enthaltenen Monatsmittel. Es
zeigten die Differenzen zwischen Kreuznach und Boppard eine Eigen-
thümlichkeit , welche mir schon beim Niederschreiben auffiel; sie sind
im Sommer bedeutend grösser, als im Winter. Das Mittel der 5 Jahre
ist vom Winter pro Monat: 0"',90; das vom Sommer: l'",35. Ich suchte
nnd fiind den Grund davon bald in den Wärme-Differenzen beider Oer-
ter; denn diese sind im Winter: — 4<>,43; im Sommer 0<*,96. Steigt also
im Sommer in Kreuznach das Thermometer bis beinahe 1^ über dem
Stande, den es gleichzeitig in Boppard hat, so sinkt das Barometer so
viel, dass es anderthalb Mal so viel tiefer steht, als in Boppard zur Zeit
des Winters. Ein ähnliches Verhalten zeigen Kreuznach und Trier, nur
nicht 80 auffallend. In Trier steht nach denselben 5. Jahren das Ther-
48 Ueber den Zusammenhang der Witteningserscheinangen.
mometer im Winter 0^,20 böher, als in Erenznacb; bier aber im Sommer
0^,47 böber, als in Trier. Dagegen stebt im Winter in Kreuznach das
Barometer l'",25 höher , als in Trier; im Sommer aber nur l'^. Der
höhere Termometerstand hier im Sommer erniedrigt also ebenfalls den
relativen Barometerstand.
Doch die Consequenz des D o y e 'sehen Princips geht noch weiter ; sie
zeigt sich auch in kleinen Perioden noch, und im Gegensatze verschie-
denartiger Perioden. Ich habe die 5jährige Periode in zwei kleinere,
eine kühlere und eine wärmere getheilt; zur ersten sind die Jahre lS5b
und 1856 gerechnet, zur zweiten die 3 folgenden. Ich will die Zahlen
zur Erleichterung der Uebersicht in einer Tabelle zusammenstellen.
A = Kreuznach , B = Trier, € = Boppard.
Barometer-Diffenenzen.
Thermometer-Differenzen
1. Periode.
2. Periode.
1. Periode.
2. Periode.
A'-B
A — B
A'-B
A^B
Winter: l";29
1-22
— 00,32
— 00,26
Sommer: 1%04
0";98
00,25
00,62.
C—A
C-A
A-C
A-C
Winter: 0'>7
0">
— 00,40
— 00,48
Sommer: l"',16
l'",48
00,62
10,18.
Beide kleinere Perioden zeigen also Dasselbe, was oben schon von
der ganzen Periode erörtert worden; und in der Periode (der zweiten
kleinern), in welcher im Sommer die Wärme höher steht, sinkt an dem
betreffenden Orte (Kreuznach) auch das Barometer ^ und umgekehrt
Boppard liegt, wie bekannt, etwa 6 Meilen von hier in der Rich-
tung nach Coblenz , 1^ Meilen oberhalb Coblenz.
Kleinere Mittheilungen«
L Heue Anflöfiing der biqnadratisehm CQaklnmgeii. Die Anflösang
der reciproken biquadratischen Gleichung
1) . r + «l't^r + «S + i-o
iBt bekanntlich sehr leicht nnd reducirt sich auf die Behandlung der bei«
den quadratischen Gleichungen
2) V + «i| + /J-2 = 0, {+1=1,5
angesichts dieser Thatsache liegt gewiss der Gedanke nicht fem, die
allgemeine biquadratische Gleichung
3) x^ + aa^ + ba* + cx+d = 0
dadurch aufzulösen, dass man sie in eine reciproke Gleichung umwan-
delt. Wie einfach sich diess ausführen Iftsst, wird man gleich sehen.
Zur Transformation von No. 3) benutze ich die lineare Substitution
4) * x = qi + r,
wo £ die neue Unbekannte , q und r noch zu bestimmende Grössen be-
deuten; diess giebt folgende Gleichung
ö) «+-7—« + ^i ^ + ^i «
r^ + ar^ + br*+ cr+ d __
oder kurz
Zur reciproken Form gehören die beiden Bedingungen d = 1 und
y==«, d. i.:
7) q* = r^ + ar^ + br* + er + d,
ZeiUehrin T. MftlbcDiftlik a. Phy»ik. VI. 1. 4
50 Kleinere Mittheilungeti.
mittelst deren q und r zu bestimmen sind. Darch Elimination von q er-
hält man für r die Gleichung
(4r + a)'(r* + ar^ + 6r» + er + d) = (4r» + 3ar« + 'Ihr + c)*,
welche vom sechsten Grade zu sein scheint; bei wirklicher Ausrechnung
heben sich aber die mit r", r*, r* versehenen Glieder, und es bleibt nur
die cubische Gleichung
9) {€? — 4aö + ScV + (a*6 + lac — 46« + 16d)r* l _
+ (a«c+ 8ad — 46e)r + a*d — c* /~ "
Hat man daraus einen reellen Werth für r gefunden, so bestimmt man q
nach No. 7) nämlich
10) y = j^r* + ar» + 6r» + cr + d ;
fernor berechnet man die Coefficienten
,.. 4r+fl Ör' + 3gr + ft
g "^ q^
und hat nun für | die reeiproke Gleichung
i^ + ai» + ^r + «I + 1 = 0,
nach deren Auflösung x mittelst der Formel 4) geftinden wird.
Als Beispiel diene die Gleichung
ar* — 10a:' + 33a:* — 46a: + 20 = 0.
Die cubische Gleichung wird in diesem Falle
12r' — 46r*+ 32r + 29 = 0
und hat als einzige reelle Wurzel
Die Formeln 10) und 11) geben weiter
^ 2 ' ^ ' '^ ~ 29 '
mithin lautet die entsprechende reeiproke Gleichung
.. 24 ., , 198^, 24 ,
Ersetzt man sie wie in No, 2) durch die beiden quadratischen Glei-
chungen
• 24 ,140 ^ . 1
so erhält man der Reihe nach
__12 + 2
7+2^5 ,„5±2/=T ^_V^^ . ,
^"" ^ ' ^~ ^29 ' ^—"-^^ — 4.
oder endlich
a:r=3+^5, a; = 2 + ^— 1.
Kleinere Mittheilungen. 51
Weit einfacher gestalten sich die allgemeinen Formeln, wenn man
▼on der gewöhnlichen Annahme a = 0 ausgeht. Man hat jetzt statt No. 9)
8cr* — 4 (6« — . 4ir) r» — 4 bcr — c* = 0;
fär
c
'• = •17
wird diese Gleichung znr folgenden
^ + 2bs^+ {t^ — 4d)8— c« = 0.
welche mit £nler*s Resolvente identisch ist.
Die vorstehende Auflösung kommt der Eulerschen (x =iu + v +w)
an Eleganz freilich nicht gleich y dagegen beruht sie auf einem einfachen
heuristischen Grundgedanken, und die nöthige Rechnung verläuft, so zu
sagen, von selber, ohne den geringsten Kunstgriff. Vielleicht empfiehlt
sich gerade dadurch mein Verfahren dem Unterrichte. In wissenschaft-
licher Beziehung würden flbrigens noch einige Ergänzungen nöthig sein.
Da nämlich die cubische Gleichung drei Werthe fQr r liefert und jeder
derselben schon zu den vier Wurzeln der biquadratischen Gleichung führt,
so erhält man eigentlich zwölf Werthe für x ; man weiss allerdings a priori,
dass je drei derselben gleich sein müssen, kann aber verlangen, dass
diese Gleichheit a posteriori nachgewiesen werde, wobei vielleicht auf die
vier Verschiedenen Werthe zu achten ist, welche die in No. 10) vorkom-
mende vierte Wurzel besitzt. Ferner lässt sich erwarten, dass im Falle
a = 0 die gegebene Auflösung in nahem Zusammenhange mit der Euler*-
sehen steht, und es wäre daher zu untersuchen, ob nicht die eine aus
der anderen hergeleitet werden könnte. Vielleicht darf ich mir erlau-
ben, die Leser der Zeitschr. zu einer derartigen Untersuchung aufzufor-
dern, da ich durch andere Arbeiten an der weiteren Verfolgung des Gegen-
standes behindert bin. Sohlömiloh.
n. Amrendimg der otoillirenden Kettmbraelie zur gleiehieitigen
Beitfaummg zweier Wnrzelwerthe einer Oleiohnng, von Dr. Ludwio
MATTHtEeesH in Jever.
Aus der Theorie der nnendlichen Kettenbrttche ist bekannt, dass die
Partialwerthe gerader und ungerader Ordnung jede für sich irgend einer
Gränze sich nähern oder nicht, also
Lim ^ = k: Lim ^±^ = k, ; Lim ^= unbestimmt.
Sind die beiden Gränzwerthe k und ki identisch und zugleich be-
stimmt, so ist der Kettenbruch convergent; oscillirend aber oder un-
bestimmt, wenn das Gegentheil stattfindet. Die oscillirenden Ketten-
brüche mit zwei bestimmten Gränzwerthcn sind nicht zu verwechseln mit
4»
bi
Kleinere ICttheilungeii.
sokbea, die aberliaitpt gar keinen angebbuen reellen Wertk snr Grftnze
haben; Bei^iele dieser drei Arten mögen Uer. folgen:
M_i
4—1 + 1
— 3f— 7— 14
3 + 4
1+650
5 + 9
7+.
36+1372
1+135218
1296+ .
*. m inf.
Näheningfwertbe : Näbenmgvwerthe :
3 19 6 6 204 882 417318
^' r» 24 7
.«PI inf.
7» 307' 379' 4i«579'
1 —
1-1
1—1
1-
Näbenmgswertbe : • in inf.
1, — 1 , — oo, 1 , — oo, . . . •
Es kann sogar der Fall eintreten , das« nur der Gränawerth der eineu
oder der anderen Ordnung onbestinunt ist. Die oscillirenden Ketten-
brücke bieten oft eine sehr zweckmissige Methode zur Auflösnng der
Gleichungen dar, namentlich da wo es darauf ankonunt, den Wurxelwerth
auf möglichst viele Decimalstellen genau zu berechnen. Wie num sonst
eine Wurzel der quadratischen Gleichungen durch Verwandlung in einen
Kettenbruch findet, ist bekannt genug. Mit grösserem Vortkeii kann mau
sich hier des aufsteigenden Kettenbnichs bedienen, indem man setzt
bi + at
b — «• b — Hl
wo 01 und bi die Ooefficienten der Glieder der transfonairten Gleichung
bedeuten, deren Wurzeln die Quadrate der Wurzeln der Stammgleichnng
sind, Of und b^ die Ooefficienten der Glieder derjenigen Gleichung, deren
Wurzeln die Biquadrate der Stammgleichung sind u. s. w. also
Stammgleicbung : x* -+ ax — 6 = 0
U. 8. W.
Der aufsteigende Kettenbruch entwickelt sich leicht in die unendliche
Reibe:
6, b^
a an.
afi^a^
Kleinere Mittfaeilungen. 53
Srstes Beispiel: Sei die aafsultfseade Qleiehaog a:'+ a; — 1 =0, so
suche man hieran die transformirten OleichiingeB wie folgt:
Btammgleichnng: ar* + x — 1=0 ar,,/ — 47a:,,, + lt=:0
X,* — 3a;,+ 1 == 0 x„* -^2201 Xjf + 1 = 0
X,* — 7x„+ 1=0 u. s. w.
so ist eine Wnrzel
_]_ 1 1 1 1 1
*""1 1.3 1.3.7 1.3.7.47 1.3.7.47.2207 1.3.7.47.2207.4870847
s= 0,619033988750748 ... (14 Stellen genauer).
Bricht man diese Beihe erst hinter dem zwölften Gliede ab, so lie-
fert sie schon den Werth der Wnrzel atif nngeffthr 1000 Decimalen genaa.
Mittelst derselben Methode wird man nun aneh leicht im Stande sein,
irrationale Quadratwurzeln in eine stark convergirende Reihe zu ver-
wandeln.
Sei /29 = ^25 + 4 = 5 + ar, so ist die Stammgteichung a;* + 10a: — 4 = 0
aufzulösen ; die transformirten sind
X,* —108a:, + 16 = 0,
x,/ — 11632a?,, + 256 = 0,
a:,,,*— 135302912 ar,„+ 65536 = 0,
2 2 2
und demgemäss wird a: = -^ -^- , — — . . . = 0,38516480 ....
Diese Methode liefert stets den kleinsten Wurzelwerth. Man kann
sich derselben nun auch zur Auflfindung der Wurzeln einer cubischen Glei-
chung bedienen. Man wählt hier den absteigenden Kettenbrnch , welcher
zwei Werthe der Unbekannten, den kleinsten und grössten, zugleich liefert.
Sei gegeben "
ar* — aa^ + bx — c = 0,
80 hat diese Gleichung bekanntlich entweder drei oder nur eine reelle
Wurzel. Jenachdem haben auch die Partialwerthe beiderlei Ordnung ent-
weder zwei bestimmte, oder nur ein^n bestimmten und einen unbestimmten
GhrSuzwerth.
Erstes Verfahren: Setze
a:=:ff-( — :rT5> äIso a:' — ir a:* + y a: — ( j5 + a y) =: 0.
Bedeuten wiederum «„ ß^ y, in der transformirten Gleichung dasselbe,
was ff, /}, y in der Stammgleichung, so ist offenbar
' ^ y, + a:* ' " ' y„ + a^
also a: s= ff + /}
y+^ + ft
54 Kleinere Mittheilangen.
Betrachtet man a, «;, «„ ... als besondere Glieder des KetteAbniehes,
so sind die Partialwerthe gerader Ordnung Näherangswerthe des kleinsten
Wurzelwerthes der gegebenen Gleichung, in so fern man ansieht als
ersten Partialwerth : «
zweiten „ « + ß
dritten „ fK+ ß
u. s. w.
Erstes Beispiel: ar" — 2100a: — 24000 = 0.
Setze X = lOy und damit der Kettenbruoh stark convergirt y s= 5 -f 2,
so ist
z»^. 15z« + 54r — 4 = 0. a = — 15, a,c=: 117, 4jf,,= 7dl7
z* — 117z* + 3036z — 16 = 0, ß= 814, ß,= —856196,
2«-_ 7617 z* + 9213552 z* ■— 256 = 0, y = 54, y, = 3036,
Alsdann ist
814
z= — 15 +
54+117—355196
3063 + 7617,
NäheruDgswerthe :
I 10 2398 0,074074..
Die beiden letzten Näherungswerthe geben
y = 5,072602 . . ar = 50,72603 . .
y,= —4,1868 . . x,= — 41,868 (wahrer Werth: —38,40727..),
Zweites Beispiel: ar" — 2a;— 5::^0.
Setze ar= y + 2, so resultirt
y' + 0y« + 10y— 1=05 « = —6, a,= 16, «„=82,
y* — 16/+112y«-l=0, /J = 61, /J^= — 1791, ft, = — 400383,
y«— 32y«+125lV— 1 =6, y ^- 10, y,= 112, y„= 12512
y*'+24000y'«+
Die Gleichung hat aldo nur einen reellen Werth, nämlich
61
y=-,6 +
10+16—1791
112 + 32-400383
12512 + y» y < 1.
Näherungswerthe :
- 6 0,1000 . .
- 3,6539 . . 0.09455(8) . .
- 1,502 . . . 0,09455148154(3746959 . . )
(w.W.— 3.0473 + 151252^—1).
Kleinere Mittheilungen. 55
«irfV^^WW^—
Der leiste reelle Partialwerth ist bis auf 12 Decimalstellen genau, es
l&sst sich aber eine leichte Correction anbringen, indem man erwägt, dass
der wahre Werth der Wurzel ist :
rf-£
r + y'
der letzte Partialwerth nur die Grösse ^ nicht enthält.
Mit Anwendung des Maclaurinschen Satzes
fix) = AO) + ^(0) a: + r (0) ^ + . . .
erhält man leicht
{ fad — ae 1 ace,^ aoe{bd — c)y"
'^ + f(pd—c)'-bej~{f(bd — c)—bey ^ ^f{pd^c)-^bey '^ ' "
Substituirt man in der rechten Seite dieser Gleichung den oben ge-
fundenen Werth für y, so wird der Werth des zweiten Gliedes gleich
0,000000000001420303, welche Correction die Wurzel bis auf die 18te De-
eimale genau ergibt, nämlich
y = 0,094551481542326656 , . .
Zweites Verfahren: Man setze
also X* — «x* + (/J + y) X — ay == 0.
1 + /»
Sei nun die gegebene Gleichung a^ — ms^ + nx — p =zO und werde
dieselbe transformirt, so ist nach den früher angenommenen Bezeichnungen
a =fn, a, =s m* — 2n
ay=p, ^,r, — P*
€cß=s mn — p, «,ft = (m* — 2«) (n* — 2mp) — p*
und a; = «
i + aß
ay-f-tftti
1 + «i/»i
1 + '
Ist er =s m = 0 , so ist diese Methode unbrauchbar, man kann aber dann
beide Methoden mit einander verbinden, am bequemsten bleibt aber immer
die erste , also etwa a: = a + ß
y + «1
1 +(^ißi
1 +
56 Kleinere Mittheilungen.
Ein Beispiel möge dies Veifaliren erläutern. Ist die gegebene Glei-
chung a;' — 2x — 5 = 0, und a: =y + 2, so hat man wiederum
y'+ Öy*+ lOy — 1=0, a = — 6, «, ==16
y«-l6y* + li2y -1 = 0, «y= 1, «,y,= 1
u. s. w. «^ = — Öl, «Ä = ^''^^*
Näherungswerthe sind:
-6 0,10000
— 1,6764.. 0,09455(8)..
Die negativen Werthe nähern sich einer bestimmten Chränze nicht,
und es gibt demnach nur einen reellen Wurzelwerth.
m Beispiel einer Cubatur und Quadratur nach geometrischen Potta-
laten. Von Dr. R. Hoppe.
Ist in den Normalkreis einer Kugel ein beliebiges Viereck, in das' Seg-
ment über jeder Seite ein Kreis, und über diesem Kreise als Basis ein ge-
rader Cjlinder beschrieben, der die Kugelfläcbe nach beiden Seiten hin
schneidet, so ist das Stück, welches die sämmtlichen Cylinder von der Ku-
gel übrig lassen, sowie dessen sphärische und cylindrische Oberfläche, in
geradlinigen, ebenflächigen Figuren darstellbar.
Sei Ci der Inhalt, J^ die sphärische, ^i die cylindrische Oberfläche
eines der genannten , von der Kugelfläche begrenzten Oylinder , r sein Ra-
dius , a der Abstand seiner Aze vom Kugelcentrum, a + r=r 1 der Kugel-
radius, 4p das Azimut, ^ die Höhe eines Punktes der Kugelfläche, ersteres
anfangend vom Berührungspunkt , letztere vom Normalkreis; ferner % das
Azimut von der Oylinderaze aus: dann ist, wie eine Betrachtung der Figur
ergiebt ,
n
z=:zr jsm^dxj
von ;u = jr bis 1^ = -- isi
zu denken , je nachdem das Kugelcentrum ausserhalb oder innerhalb
In dem Intervall von ;t = « bis i^ = — ist 9 constant = 0 oder = ä
Kleinere Mittheilungen. 57
des Cylinders liegt. Im ersten Falle erhält man nach partieller In-
tegration ^
iAi=z—Jsin^dg>,
i^^i=r Ist
}sinifdx,
sSmmtliche Integrale von ;( = 0 bis ;|( = tt genommen. Im zweiten Falle
ist zun ersten Integrale noch 9r, znm dritten noch ^;r zn addiren.
Die Relationen zwischen g>y fp^ % in der Dnrchschnittslinie der beiden
FlSchen sind
coBfpcos^ z=z a + rcosx^
sing> cos 'iff = r sin %.
Setzt man gemäss der Relation a + r=:^ l
1ga:s=iigiiLCosix (*)
80 wird man leicht folgende Formeln ableiten :
^cos^.
/ cosu\ _
Ans Gleichung (1) ersieht n\an, dass m tfta x = n verschwindet, und
ftr )^ = » (bei stetiger Veränderung von lg aii) ia fi oder in f* — n ttber-
geht, jenachdem fi < oder > -- ist, d. h. jenaehdem das Kugelcentrum
ausserhalb oder innerhalb des Cjlinders liegt. Da indess im letztem
Falle n als Subtrahend oder Addend zum Integrale hinzukommt , so hat
man fn ohne Unterscheidung zur Grenze der oo zu nehmen , und erhält
^)d»=^-^^,
M=/(.-
= iJ(siny-eo^l.tg»«i)(l-^)dm,
5S Kleinere Mittbeilungen.
-./(.
s= ^ (fA — sin (i COS (i) — I sin^fi.
Hier ist fi der halbe Bogen über einer Vielecksseite. Nach Addition
aller Ojlinder wird die Summe der fi gleich n.
Femer ist shifi eine halbe Vielecksseite. Ist }u der Umfang de^ Viel-
ecks, l eine Seite, so ist smfi=:^I, und die Summe der sing> = ^u.
Endlich ist cosfi der Abstand einer Seite vom Mittelpunkte, sinfi casfL
das Dreieck über der Seite, dessen Spitze der Mittelpunkt; daher die
Summe der sin ^ cos fi der Inhalt des Vielecks =^v. Folglich
2'^, = 4«— u; £B, = u—2v; Z^C, = f « — f v — ^^'/•.
Ist nun C der Rest der Kugel nach Abzug sämmtlicher Cylinder, A die
sphärische, B die cylindrische Oberfläche des Körpers C, so ist
^=u; B=zu—2v; (7= f v + |Z/».
Beschreibt man über dem Vieleck als Basis ein Prisma , dessen End-
flächen die Kugel berühren, so ist u dessen seitliche Oberfläche, v sein In-
halt sowie die Summe seiner Endflächen. Das Resultat lässt sich jetzt
leicht in Worte fassen.
Degenerirt das Vieleck in 2 aufeinander fallende Sehnen, so ver-
schwindet v, u wird das doppelte Rechteck aus Sehne und Durchmesser.
C zerfällt in 2 symmetrische Stücke, die sich in einer Geraden und in
2 Punkten berühren. Jede dieser Hälften ist der neunte Theil des Cubus
der Sehne, und sowohl ihre sphärische als cylindrische Oberfläche gleich
dem Rechteck aus Sehne und Durchmesser. Aus der Gleichheit beider
Flächen folgt beiläufig, dass die gesammte Oberfläche der beiden Cylinder-
stücke gleich der Kugelfläche ist
IV. Formeln zur geodatiaohen Ortsbereohnuiig. Von J. Roao, Pro-
fessor am obern Gymnasium au Ehingen.
Das Problem der geodätischen Ortsberechnung lässt sich ganz elemen-
tar behandeln, vorausgesetzt, dass die Dreiecke nicht grösser sind, als die
grössten, wie sie bei wirklichen geodätischen Vermessungen vorzukommen
pflegen, und dass bei ungewöhnlich grossen Dreieckseiten, d. h. Distanzen
von 40 bis 50 Tausend Toisen, auf eine Unsicherheit von wenigen Hundert-
theilen einer Bogensecunde nichts ankommt. Das Bestreben, eine noch
grössere Genauigkeit zu erreichen, scheint ein überflüssiges zu sein, wenn
man bedenkt, dass der geodätische Längen- und Breitenunterschied vom
entsprechenden astronomischen Längen - und Breitenunterschied erheblich,
zuweilen sogar um einige Sekunden abweicht, und zwar bei Messungen von
ausgezeichneter Güte und in Gegenden ausgeftihrt, wo die Schuld sich
Kleifiere Mittheilungen. 59
nicht auf Ablenkung des Bleiloths durch benachbarte Bergmassen sehieben
lässt, wie z. B. bei der Preussischen Oradmessung durch Bessel und der
LieflSndischen durch Struve.
Um abaukllrsen beieichne ich hn Folgenden :
mit a und c die beiden Halbachsen der Meridianellipse ; die Toise als
Einheit angenommen ;
e die ExeentrieitSt derselben;
r den Krtlmmungshalbmesser im Azimuth es 00® ;
Q den Krümmungshalbmesser im Azimuth = 0;
üf und i\r den Quotienten aus — :-z7? und — :--i;, deren Wertbe man
^ Q sml rsml
ftir die Zone zwischen den Parallelen 45* und 55® in den dieser Ab-
handlung angehängten Tafeln findet;
d die gegebene lineare LSnge einer Dreieckseite, welche A zum An-
fangs- und B zum Endpunkt hat;
X undy die Abscisse und Ordinate des Dreieckpunkts By auf ^ als
Anfangspunkt bezogen;
g> und g> die geographischen Breiten der Positionen A und ^;
ß die Breite des Fusspunkteff der Ordinate y ;
CO den Längenunterschied zwischen A und B]
a das Azimuth der Distanz d im Horizont des Punktes A^ von Nord
über Ost bis 360® gezählt;
a'das Azimuth der Distanz i im Horizont von B^
^ a = (a' — a) — 180® die Konvergenz der Meridiane durch A
und B.
Die Bechnung wird geführt mit den von Bessel aus den Breitengrad-
mesrangen (Schumachers astronomische Nachrichten No. 438) abgeleiteten
Erddimensionen, wonach:
a = 3272074,14 Toisen und
«•=0,0006674,872
ist (ein Werth, welcher von der Ellipse des Herrn Oberst James wenig
verschieden ist). Mit diesen Worthen von a und e ergibt sich, wenn man
^0ie*=^, ^me*=: B, ^me®= C (unter m den Modulus der gemeinen Loga-
rithmen verstanden) und A sm*g> + B sm^q) + Csm^g) = £ setzt:
Igr = i:+ 0,6148235337 LgA = 7,1611647 mg— U.
2^ p ==3J? + 6,51 19157 741 LgB= 4,6845451 — lo
lgM=Cp.lgQ + 5,3144251 332 Lg C = 2,23286 — to.
LgN = Cp.Lgr+ 5,3144251 332
Sei z. B. 9> =r 50^ 10' 50'', so findet man: Lg r =^ 6,5157668.3 und
LgQ — 6,5145710. i'^ Lg N= 8,7987163. 1 und X^ Jf = 8,1908540, 9.
CO Kleinere Mittibeiluagen*
1.
S^ien AN und BN die Meridiane durch A und B^ folglich N der rieht-^
hare Pol des Aeqnators, so ist Winkel NAB = ay
ANB = «, « =360» "ABN, g>=Wfi— AN und
g{ =s Wf — BN Das Prohlem der geodätischen
Ortsberechnnng kann daher so ausgesprochen wer-
den:
Man soll die Breite und das Azimnth
vom Punkt A auf den Punkt J9 übertragen,
und die Längendifferenz zwischen A und B berechnen.
Man ziehe Bh senkrecht auf die Richtung des Meridians durch A^
so ist ^ 6 = ^ und Bb = y, folglich :
tgx = 1g8 , cos «
und
smy = sind .sinu
oder, dskx, y und 6 kleine Bogen sind:
i^ — *y' = (*—**•)«««.
Es ist aber sehr nahe ^a:*r=^d* cos^a und ^y^ = J d^sin^a ; folglich
x=sdcosa + ^ oleosa , sin^a^
y c= d sina — ^d^sin a . cos^a
für den Halbmesser = 1. um x und y in den Sekunden ausgedrückt
zu erhalten , muss man die Theilsätze rechts mit arc i'^zr^ sinl" dividiren
nnd in den ersten dieser Gleichungen d mit—, in der zweiten hingegen d
d ^
mit - vertauschen. Man erhält alsdann :
r
x^=^Mdcosa + Md cos et {Md sm «)•. ^ sm*l'\
y = Nd stna — Nd sinac (Nd cos cc)\ ^ sm*l"
inSekunden gelesen.
Nun ist offenbar ß = (p +x^ folglich:
ßs=g> + Md cosa + MdcostL (Mdsmaf. | ^'l",
wo' Lg M aus der Tafel des Anhangs entlehnt wird, und zwar mit dem Ar-
gument g> + ^Md cos a. Hierbei kommt es auf ein paar Sekunden mehr
pder weniger nicht an, wesswegen man vorläuffg Lg M mit dem Argument 9
aushebt, Md cosa mit fünfzifrigen Logarithmen berechnet. — Für 4=54374'^,
fp sx: 51« 48' 2" nnd u = 185» 42' 22" findet man z. B. ilf d cm « = — 8412", und
somit 9> + |ilf d CM « = 51« 19' 36".
Kleinere Mittheilungea. Gt
Derjenige grösste Kreis, ▼ob welchem y ein B<^en iat» dorohsehneidet
den Aeqnator im Ost- and Wes^onkt; es liegt folglich B dem Aeqnator
näher als 6, d. h. es ist ß > ^\ Beseiohnet man diesen kleinen Unterschied
mit «, setzt also
so wird
9inip=sinß — u.cotß.
Aber andererseits
sing/ = cosy , sin ß^
folglich
sinß — u cos ß = cos y , sin ß.
Diesen Ausdruck mit cos ß dividirt, so kommt, wegen cosyz=:i — ^y*:
fär den Halbmesser ==1^1; oder
u=:MN.y^.tgß. Jwrt l"
in Sekunden gelesen.
Da aber u stets ein Bogen ist, welcher selten eine Minute erreicht,
so darf man, ohne von der Genauigkeit etwas merkliohes anfauapfem, y mit
ösina y ertauschen ; also :
tp=ß — MNi^sinhe .tgß. ^sin l". .
Der Lingenuntersehied os=ANB ergiebt sich aus der Gleichung:
iga=i:igy . secß
oder
10 + ^af := y . sec ß -{- li^ . sec ß.
Es ist aber yz=s N8 sinu — Nä sin « {Nd cos «)* . ^;m l", und sehr nahe
|y«==id»Än»a, folglich:
M = Ndsinasecß — Nd smcc sec ß (NS cosay . i««'!"
— Ifäsincc secß {Nö sincclg ß)*,}sinn'\
Wegen « = 360° — P. « + 180» = ^ + I80; und Aa = («' — «) — 180»
igt offenbar
Aa = 180»— iA+B)i
folglich
^ , cosl(BN+AN) ^ , ^
oder
' cosi{ip — ip) ^*
welches die zuerst von Dalbot (im Jahre 1792) aufgestellte Gleichung ist.
Da aber Aa und co, folglich nur um so mehr ^Aa und |0», kleine Bo«
gen sind, so darf man schreiben:
62
Kleinere Mittheilangen.
Die Endgleichungen der Tier vorhergehenden Artikel enthalten die
▼ellständige Auflösung der Aufgabe. Um absuktirzon will ich setsen:
d <;osa = m und 6 sma:=n
und dann gehen die vier Formeln in folgende Ausdrücke Aber:
ß=g> + Mm + Mm. M^n\ J««»!"
ip = ß-^ MN. n*/gß . Jm l"
Nn .8ecß = Wo
CO = Wo— ©0^»»'. *«>»V'— öo^V ig'ß . i sin^i''
wo ^ mit dem Argument g> + ^6 cos a, N aber mit dem Ai^ument ß aus
den Tafeln zu entlehnen ist
Um den Gebrauch dieser Formeln au erläutern , will ich ans der Han-
noverschen Oradmessung die ungewöhnlich grosse Distanz: Brocken-
in selb erg ausheben. Nach den Bestimmungen des unsterblichen Q ausa
ist die Breite des Brockens = 51® 48' l' 9294 = 9), Azimuth Brocken - Insel-
berg = 185» 42' 2l" 7699 = a und d = 54347V
Nach Artikel (2) ist das Argument fttr ilf . . . 51<^ 19' 36''. Man hat daher
aun&chst :
J^. cos a = 9,9978427«
Lg.d....=z 4,7353929
Lg. . smccz=z 8,9974891,
Lg, m
Lg. n
. . = 4,7332356,
, . = 3,7328820,
Lg.M 8,7998544
Lg.m . 4,7332356,
Lg. {Mm) . . 3,5330900,
Lg.n* 7,46576
Lg.M* 7,59971
Lg, (^m*r) 8,89403 -20
^'{ )7,492öÖn
<p = 51M8'' l"929
Mm = —5652,686
Mm . ilTn». isin^'' = —0,(m
/J = 50® 51' 9"2W
Lg.M .... = 8,79989)
= 8.79873 K^'^^-^^
Lg.N ...
Lg.n* ...
Lg-igß •>
Lg.{lsml'
Lg^i
= 7,46576
= 0,08935
= 4,38454—10
I = 9,53827
--MN.n^'igß.lsinl" ^—(f 0'0"346
ß= 50 51 9,290
Geodätische Breite des Tnselbergs 9>'= 50®5l'8"o«.
Kleinere Mittheilungen.
63
Lg
1«'
Lg
Lg
Lg
Lg-
Lg
secß ..
t 0,1097520
N = 8,7987282
n --= 3,7328820^
0^ ..,..= 2,7313622^
IP = 7,59740
»I« = 9,46647
{^ sin* T) =s 8,59300—20
( )= 8,38829,
»0 •
Lg.ao ^2,73136„
Lg.N^ = 7,59746
Lg.n^ = 7,46576
Lg, ig*ß = 0,17870
Lg. (^sin*0 = 8,89403— »o
Lg.i )= 6,86731,
= — 8'58"719
— ©0 l^m\ isinH'\ . . . = +0,024
— Wo N*n\ tg^ß . i ^M" = + 0,ooo.7
Geod. Längenbogen Inselberg-Brocken <o = — 8'58"g95
Für die Berechnung des zweiten Azimnths hat man aunäehst:
i (9> + 9) = 51** lö' 35' 437 und ^ (fp ■— 9';= 28'-26"492; folglich:
Lg. sin ^((p + <p) . . . = 9,8924951
Cp. Lg. cos^[(p — <p) = 0,0000149
Lg,m, — 2,7313429,
Lg. Aa = 2,6238529,
Aa =J — 420"58*
= — OP 7' o"584
180^ + a = 5 42 21, 77»
Geodätisches Azim. Inselb.-Brocken a = 5® 35' 2l''is3 .
Nach den äusserst scharfen Berechnungen von 0. F. Gauss (Untei^
suchungen flber Gegenstände der höhern Geodäsie , 2. Abtheilung , 8. 35)
ist
9'=50»5r8"944; a> = — 8'58"7«0; a=5»36'2rif2
Hiervon obige Resultat 50 51 8,»^^; — 8 58, (»5; 5 85 21,i86
Differenzen
— 0,001; + 0,OOJ;
0,C
Die nachstehenden Tafeln können bei verschiedenen Rechnungen der
geodätischen Geographie mit Vortheil angewendet werden. Folgende Auf-
gaben mögen diesen Satz rechtfertigen.
1. Die Entfernung zweier Parallelen zu berechnen.
Einen Meridianbogen, dessen Winkel weite nicht über 4 bis 5 Grade hin-
ausgeht, darf man als Kreisbogen ansehen, welcher den Krfimmungshalb-
messer am Halbirungspunkt zum Halbmesser hat. Bezeichnet also g>o die
geographische Breite des nördlichen , 91 die des südlichen Parallelkreise8>
und wird q>^ — 9i in Bekunden gelesen, so giebt die Gleichung^:
s = Q((p^~fp,) .sin\'\
unter s die lineare Lauge des gesuchten Meridianbogens verstanden.
64
Kleinere Hittheilungen.
Tafel I: Logarifhmen yon Jlf exthaltend.
Breite
Lg.üf.
Breite.
Lg.ilf.
Diff. etP. p
.
450 0'
8»8003323
50« 0'
8,7999536
127
123
10
3196
10
9411
1
2
12
25
20
3070
20
9286
i **
2
10
25
30
40
2943
2816
30
40
9161
9036
3
4
5
38
51
64
3
4
5
37
49
62
^
2689
50
8911
6
7
76
80
6
,7
74
86
8
102
8
98
46» or
2562
51« 0'
8787
9
114
9
111
10
2435
10
8662
126
,^ 1
20
2309
20
8539
X
30
2182
30
8415
i
2
13
25
1
2
12
24
40
2055
40
8291
3
38
3
37
50
1920
50
8168
4
5
50
63
4
5
49
61
6
76
6
78
47» 0'
1802
52« 0"
8045
7
8
88
101
7
8
85
98
10
1675
10
' 7921
9
118
9
110
20
30
1549
1422
20
30
7798
7676
125
121
40
80
1296
1169
40
50
7553
7430
1
2
3
13
25
S8
i
2
3
12
24
36
4
50
4
48
480 0'
1043
53« 0'
7308
6
5
63
75
5
6
61
72
10
20
0917
0791
10
20
7187
7065
7
8
9
88
100
113
7
8
9
85
97
109
30
0665
30
6944
40
0539
40
6822
124
1
20
50
0414
50
6701
1
12
1
12
2
25
2
24
3
37
3
36
49« 0'
0287
54« 0'
6580
6460
4
SO
4
48
10
0162
10
5
6
62
74
5
6
60
72
20
0036
20
6339
7
87
7
84
30
8,7909911
30
6219
8
9
99
112
l
96
108
40
50
9785
9660
40
50
6099
5979
10-; 2",i
30"
«".«
50« 0'
* 9536
55« 0'
5859
20 4, 1
so" 6, 2
40
50
8, 3
10, 4
Kleinere Mittheiltmgen.
65
Tafel n: Logurifhmea von N anfhidtend.
?
Lg.i\r.
ß
Lg.i\r.
Diff. etP. p
•
45» 0'
8,7968758
500 0-
8,7087494
10
8715
10
7453
<
13
40 1
20
30
8673
8031
20
30
7411
7370
j'
4
•
1'
2
4
8
40
50
8588
8540
40
50
7328
7287
13
17
22
3
4
6
12
16
20
26
6
24
46Ö 0'
8504
510 0'
7245
SO
84
7
8
28
82
10
8401
10
7204
39
9
86
20
8419
20
7162
30
8377
30
7121
42
8« 1
40
8335
40
7080
f
4
4
50
8202
50
7039
2
8
18
8
12
17
4
16
470 or
.8250
520 0'
6908
21
9!k
6
20
23
27
10
8208
10
6057
*9
29
20
30
8160
8124
20
30
6916
6875
84
88
81
86
40
8081
40
6834
i
11
50
8080
50
6793
./
4
48Ö O'
7997
530 or
6752
8
12
10"
0,7
10
20
7955
7913
10
. 20
6711
6671
16
21
26
20"
80
40
1,4
2,1
2,8
30
40
7871
7829
30
40
6631
•6590
29
88
87
60
3,5
50
7787
50
6550
400 0'
7745
540 O'
6510
10
7703
10
6470
20
7661
20
6430
30
7620
30
6390
•
40
7578
40
6349
50
7536
50
6309
50» 0'
7494
550 0'
6269
Zeitschrift f. Afathomatik u. Phytik. VI, I.
66 Kleinere Mittheiluogen,
Nnn ist M = ^ ., , d. i. p == ^jt-t-tt; 5 folglich
WO M mit dem Argument \ {q>o + 9>j) = 9>i + i (Vo — 9>i) »'»s Tafel I. za
au entlehnen ist. Sei z. B. ip^ = 55^ 9, = 50*», so ist ^ {<po+ 9>,) = 52» 30'
und g)o — 9i = 5^ = 18000"; folglich :
Lg. l- = 1,2002324
^Ö^- (<Po—9i) = 4,2552725
I^. ^ = 5,4555049; s = 285433 Toisen.
2. Die lineare Länge des Breitengrades ^^ für eine ge-
gebene Polhöhe =q> zu berechnen.
Im vorliegenden Fall ist 9?o — 9^1 = 1**= 3600"; folglich
g^ = ^' 3600; oder ^9^ — 3,5553025— I^.JIf.
Sei z. B. g) = 51" 19' 50", so hat man:
Lg. consi. = 3,5563025
Lg. M = 8,7998541 — 10 .
Lg.g^...z=z 4,7564484 ; g^ = 570701^.
3. Dife lineare Länge ded Gradbogens im Azimuth = OO
SU berechnen.
Die Aenderung des Krümmungshalbmessers der Oberfläche des £rd-
phäroYds nimmt vom Azimuth 0" his zum Azimuth = 90" fortwärend ab»
Bezeichnen wir also die Länge des gesuchten Gradbogens mit ^^i so gilt
(nur um so mehr) die Gleichung:
gr—jr' 3600; oder Lg. g^-v^ 3,5563025 — Lg N
Sei z. B. wiederum g) = 51" 19' 50", so findet man leicht g^ = 57225'^i)5.
4. Die lineare Länge des Längegrades unter der Pol-
höhe == q> zu berechnen.
Diese Länge ist bekanntlich ein Produkt, an welchem g^ den einen,
und der Cosinus der Breite den andern Faktor bildet, d. h. es ist
« gr = gr^ CO* 9 = -ZI. 3600. co5g>
unter g die Grösse des gesuchten Längengrades verstanden.
5. Den Krümmungshalbmesser der geometrischen Erd-
oberfläche im Azimuth = of, unter der Polhöhe = % zu be-
rechnen.
Kleinere Mittheilangen. ^7
Es beseiehne R diesen KrttmmiiDgslialbmesaer, 80 gilt*) die Gleichung:
Jti ^ r '
also
Hierans wegen ^* a = 1 — o»* tf , durch Emsetznng von M und JV
Man Tertansehe nun eo^ a mit ^ (cm 2 « + 1), so ergiebt sich leieht :
▼. Vaohtrige nnd Verbeisemngen n der Sehrift : Hene üntenmehimgen
über frei rotirende Xlteigkeiten im Zustande des Oleiehgewiehts, von
Dr. Lttdwiq Matthibssbn, Docent an der Kieler Universität. Kiel, Akad.
Buchh. (1860). Von dem Verfasser.
Nachdem im fünften Hefte dieses Jahrgangs bereits eine kurze Anaeige
der obgenannten Schrift abgedruckt worden ist , fühlt Verfasser sich ver«
pflichtet y eine kleine Anzahl von Unrichtigkeiten nachträglich zu verbes«
Sern, weswegen derselbe sieh die Entschuldigung des Publikums höflichst erbit-
ten muss. Diese Incorrectheiten haben aus mehrfachen. Gründen leider nicht
vermieden werden können , hauptsächlich sowol wegen eines aus officiellen
Rüekdehten beschleunigten Druckes, da die Abhandlung zu einer Einladungs-
schrift bestimmt war, als wegen einer unfreiwilligen Abwesenheit des Ver-
fassers vom Druckorte. Zugleich fühlt sich derselbe zu Dank verpflichtet
ftir die Willigkeit, mit welcher die geehrte Bedaction die folgenden Nach-
träge und Verbesserungen in die Zeitschrift aufzunehmen bereit gewesen ist.
Der Standpunkt, aufweichen die Lösung des betreffenden Problemes
bis jetzt gelangt ist, gewährt in der That noch immmer sehr wenig Befrie-
digung. Die Schwierigkeit desselben ist längst anerkannt worden; man
muss diesen Feind der hohem Analjsis durch vereinzelte Angriffe zu
schwächen suchen : das Problem von seinen speciellen Seiten zu betrachten,
wird zunächst die Hauptaufgabe sein. Die geringe Befriedigung der Theo-
rie ist aber doch insofern etwas erhöht, als eine wichtige Frage erledigt
sein dürfte, welche zuerst von Laplace in seiner Mechanik des Himmels
aufgeworfen zu sein scheint, von ihm aber nicht genügend beantwortet wor-
den ist, da ihm die schöne Entdeckung Jacobi's noch verhüllt war, näm-
lieh die Frage : ob mehrere Zustände oder Figuren des Qleichgewichts für
*) De computandis dimensionibos trigonometricis in superficie terrae sphaeroi
dica institntli eommentator J. Th. F. Bohnenberger, Tub. 1836, p. 8.
6»
Kleinere Mittheilnngen.
eine und dieselbe ursprüngliehe Kraft oder Bewegnngsquantitilt einer frei
schwebenden homogenen Flüssigkeitsmasse möglich seien , wenn ihre Mole-
küle sich bloss nach dem allgemeinen Gesetze der Schwere anziehen. Das
Resum^ der hierauf bezüglichen Untersuchungen (Seite 72) erweisst nun,
dass es wenigstens drei (nicht vier) solcher Zustände gäbe , bei denen sich
die Summe der Bewegungsquantität von einem gewissen endlichen Werthe
an dem Werthe oo immer mehr nähert, nämlich das Jacobi^sche, das sehr
abgeplattete Rotationsellipsoid und ausserdem noch ein wenig abge-
platteter freier Ring. Die in der Abhandlung an derselben und andern
Stellen wiederholt ausgesprochenen Vermnthnng , dass ein zweiter sehr ab-
geplatteter Ring von elliptischen Querschnitt und ohne Centralkörper auch
eine Gleichgewichtsfigur bilden könne, haben durch genauere Untersuchun-
gen , welche Verfasser später zu veröffentlichen gedenkt, sich als falsch er-
wiesen, wenngleich bei der Annahme eines verhältnissmässig grossen Cen-
tralkörpers die Analysis einen solchen ergibt. Die Gleichung der Bewegung
eines unmerklich abgeplatteten Ringes ist sehr nahe
V = — log nai ^
worin «=z 2,718281 . . . und welche als die genauere für (130) zu setzen ist.
Für den bekannten Werth V = 0,00229971 liefert sie die Wurzel 7^=33,23.
Die Gleichung der Bewegung und des Gleichgewichts eines sehr abgeplat-
teten Ringes mit beträchtlicher Oeffnung müsste aber nahezu sein :
c« , d4r*
V = — ^, log nat — r-
Allein da nach (121) Seite 67 für sehr abgeplattete Ringe nähenings-
2 / 2 \ 2
weise r = -- (nicht— p ) d. h. V=-—p= gefanden wird, so würde
man erhalten
— = — r log nai. — r- '
Diese Gleichung liefert aber einen Werth für das Verhältniss von c zu r,
der wenig von der Einheit abweicht, was gegen die Annahme ist, dass die
Oeffnung beträchtlich sein soll. Deshalb gibt es ni cht einen sehr abgeplat-
teten Ring ohne Centralkörper als Gleichgewichtsfigur. Die Gleichung ge-
winnt aber doch wieder ihre praktische Bedeutung, wenn man sie auf die
Satumringe anwendet. Setzt man, was nahezu richtig ist, für den Saturn-
ß I
ring als Ganzes betrachtet - =-, ^1 + X* =^- 200, so ist in Verbindung mit
Gleichung (120)
^=17? + "'^'
und wenn femer, was wol wenig von der Wahrheit abweicht, 2 Ä =:r und
3 ^' £= ^ angenommen wird
V == 0,02778 + 0,00052.
Kleinere Mittheilungen. 69
Da abo die Anziehung des Binges auf sich nngeftbr 0,01 der Umdre-
hangsgeachwindigkeit ausmacht, so mtisste die Umlaufsseit dadurch um
mindestens 6 Minuten verringert werden , eine Ghrösse , die sich leider
der Beobachtung so lange entziehen wird, als überhaupt die Eevolu-
tionsdaner der Binge noch nicht mit Sicherheit beobachtet ist. Hier ist na-
tflrlich nur von einer mittleren Umlaufsseit aller fünf Binge die Bede, die
gewiss für alle verschieden ist, da sie sich wol ziemlich nahe nach den
Kepplerschen Gesetzen umdrehen.
Nachdem jene Frage beantwortet war, lag die .folgende sehr nahe: ob
es nicht auch eine ursprüngliche Kraft oder Momentensumme der Bewegungs-
quantit&t g&be, durch welche eine homogene frei schwebende Flüssigkeits-
xnasse in zwei oder mehr verschiedene Zustände des Oleichgewichts von
einer und derselben Botationsgeschwindigkeit übergeführt
werden könne. Die weiteren Untersuchungen des Verf. haben zu folgenden
sehr merkwürdigen Besultaten geführt. Die Coezistenz der Gleichungen
(58) und (71) erfordern die beiden Belationenen
r= 0,011, ^ = 0,177.
Zu diesen Werthen von V und E gehören die Axenverhältnisse
ü ; 6 c= 1 : .140 (Botationsellipsoid)
a : 6 : c = 1 : 1,0114 : 20,6 (Jacobi'sches EU.).
Der Bing olme Centralkörper vermehrt diesen Fall um einen zweiten. Die
Coexistens der Gleichungen (58) und (132) liefert die Wurzeln
r=i 0,0038, J& = 0,252
die zugehörigen Axenverhältnisse sind:
a : r = 1 : 25,1 (freier Bing)
a : r : e = 1 : 1,0019 : 38,7 (Jacobi'sches EU.)-
Die Gleichungen (71) und (132) ergaben nach einer genauen Bechnung
keine Werthe für V und JF, wiewol innerhalb der Gränzen V = 0,02 und
0,12 die zugehörigen Werthe von E nur um hundertstel Theile von einander
abweichen. Um die Vorstellung des gegenseitigen Verhältnisses von V und
£ in den Gleichungen (58) , (71) und (132) bisher zu fixiren, kann man V
und E als Coordinaten , jene Gleichungen als die dreier ebenen Curven be-
trachten, von denen Fig. 11, Taf. 11 ein Bild gibt. Für Werthe der Ordina-
ten £ > 0,252 laufen die drei Curven neben einander her, ohne sich noch-
mals zu kreuzen. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass für
gleiche E
und für gleiche V
Lim{Vß: Vri Ff) =0:1:^^
Lim {Eß : Er : Ei)t=i 0: 1 :
(6jr)l
wo die Indices ß^r^i^ resp. dem Botationsellipsoide , dem Binge und dem
Jacobi'schen Ellipoide angehören.
70 ^ Kleinere Mittheihtngen.
Die Druckfehler , die schon am Schlnflae des Dräckee bemerkt wurden,
sind auf dem umschlage der Abhandlang berichtigt worden. Hier hat Terf.
noch folgende Verbesserungen anauseigen fKr nothwendig erachtet«
8. 84, Z. 4 V. Um in Formel (41) lies 3 + X* st 3 + X. Im Folgenden
muss es weiter heissen: „Diiferenzirt man diese Function von V + ^ und
setst den Differentialquotienten gleich Null, so erhKlt man
Diese Gleichung bestimmt die Grftnze von F, ausserhalb derer das Oleich-
gewicht mit einer elliptischen Figur unvereinbar ist. Nach der sehr ge-
nauen Berechnung von Ramus erfordert die Coexistens der Gleichungen
(410 und (42) die Werthe'' u. s. w.
Auf S. 40 betragen die Trägheitsmomente von 3) 4) 5) das Doppelte;
dasselbe ist 8. 43, 44, 45 überall bu berichtigen«
8. 40 ergXnse in den Gleichungen (62), (63), (64) rechts den Faktor dt.
8. 55, Z. 7 Y. o. u. fg., sowie in Bezug auf 8. 56, Z. 3 y. u. gilt das-
jenige, was schon oben über die Nichtexistenz. eines sehr abgeplatteten
freien Ringes mit grosser Oeffnung gesagt ist. Es genügen nicht zwei Fi-
guren des Querschnitts, sondern nur eine dem Gleichgewichte.
8. 60, Formel (109) muss lauten :
«* _ 2f 2 —
3 V
" y^^r-'
8. 64 ergänze in der zweiten Zeile der Formel (114) innerhalb der Klam-
mern vor F beidemal den Coeffizienten ]/ — i. Zur Erläuterung muss hier
die Bemerkung hinzugefügt werden, dass wenn F{x + yi^ r + *•, i) eine
Funktion beliebig vieler reeller und complexer Grössen darstellt, die Summe
F{x + yiy r + «t, <) + ^ (a; — yt , r — «, i) stets reell und die Differenz
derselben Ausdrücke stets imaginär sein muss. Die Gleichung (114) schliesst
die allgemeinste Methode in sich, eine Function complexer Grössen in ihre
Bestandtheile zu zerlegen.
ErstesBeispiel: Gegeben sei die Funktion l (a? + yi). Der reelle
TheU ist V2 ' (« + yO + V2 ' G^ — y 0 = V2 U^ + /) ; ^^^ im»ginäre
aber
T,(,+y.)-j/^'(— y0} = 4/g±^)
=sy^— 1 arc tan Vjx*
Zweites Beispiel: Die Funktion {x +yO** »0 die Form P+ Q }/^^i
umzuwandeln. Der reelle Theil i«* 7 s (^ + yO + (^ + yO r-
Klemere Mittheilungen. 7 1
Nun ist (x + yt) = «
folglich mit Anwendaag des Resultats der vorigen Aufgabe der reelle Tbeil
der Funktion
2 « \ö + e j
1 — V arc tun V« r • "k
= -e <?0#|{f (a?«4.y«)|
der imaginäre Tbeil ist
Man siebt leicbt ein, dass nicbt allein die Summe irgend welcher zweier
coDJngirter Funktionen complexer Variabeln, sondern auch ihr Produkt
einen reellen Werth hat.
S. 66, Z. 16 V. 0. in der ersten Klammer der Gleichung (19 lies r* str,.
S. 67, Z. 17 V. u. lies ^ St. Vjp.
3 p.
8. 70, Formel (128) muss also lauten:
und mit Vernachlässigung der sehr kleinen Grösssen von der Ordnung —^
r := — = /ogf nat —y
4r' ear
Berechnet man den zn F = 0,0022d971 geb6rigen Wurzelwertb der
Gleichung, so erhält man statt 31,45 den genaueren 33,23.
S. 71, Z. 6 y. o. lies 0,13805 st. 0,16643. Die obige genaue Formel gibt
den Werth 0,12732.
S. 71, Z. 1 y. n,. Das Trägheitsmoment eines Ringes mit elliptischem
Querschnitte st. nicht das hier gegebene , sondern Mi* + M —(yergl. Zeit-
schrift pag. 201) ; hiernach yerwandelt sich anch (132 in
Edi = ^(4r» + ac*)rf<
8
Mit Bezug auf Z. 21 n. 3 y. u. gilt dasselbe, was schon oben über die
falsche Annahme zweier Hinge statt eines einzigen gesagt ist.
8. 73, Z. 12 y. 0. muss es heissen: &=3C=2 1,00433441.
8. 73, Z. 13 y. 0. 6=1,0023, c = 52,379. Diese Abänderung ist die
Verbesserung eines Rechenfehlers , welcher aus der öfters yom Verf. citirten
Abhandlung yon Meyer im Joum. yon Grelle XXIV (1842) leider schon in
die Schrift betitelt: Ueber die Qleichgewichtsfiguren (Kiel 185) pag. 62, 65
72 Kleinere Mittheilongen.
übergegangen ist. Es betrifft diese Bemerkung die von Meyer berechne-
ten Axenverhältnisse des Jacobiscben Ellipsoids mit Bücksicbt auf den
Werth Vs=s 0,00229971 des Erdspbäroides. Meyer will gefunden haben.
a:ft:c = l: 1,018:19,67
wogegen die richtige Proportion lautet:
a : 6 : c = 1 : 1,0023 : 52,279
und jenes Azenverhältniss gar nicht möglich ist , wol aber
a : 6 : c== 1 : 1,012 : 19,57 ftür F= 0,0115
a : 6 : c = 1 : 1,018 : 15,6 ftlr r= 0,0163
Die Integration der Bewegungsgleichungen (40) ergibt nämlich für klei-
nere Werthe der Botationsgeschwindigkeit nahesu
X* _2lognat2Xy — Z
sodass 1 + r ein Nähernngswerth von j/l + I' ist und für beträchtlich
grosse Werthe von A, die Gleichung des Gleichgewichts übergeht in
""- V
2r
in wunderbarer Uebereinstimmung mit (130), wenn man — statt A^ setzt.
In der That nähern sich beide Figuren , das ungleichaxige Ellipsoid und
der Bing immer mehr dem Zustande eines unendlichen Cylinders mit kreis-
förmiger Basis. Bedeutet, um diese Ideen zu fixiren , M die Masse , a die
halbe kleinste Axe, so resultiren für die genannten Gleichgewichtskörper
die Belationen
r = -^log nai ^; F= ^ lag nai j-^^.
Ferner ist für gleiche ilf und a, das Verhältniss von c zu r gleich 39r und
Lim ( -r^ j = «*, oder £im -^ == jt.
Die angeführten Formeln gewähren zur Berechnung der vorliegenden
Fälle hinreichende Genauigkeit; die genaueren Integrale von (40) geben
wenig abweichende Besultate.
S. 73 ist unter der Z. 20 einzuschalten : c = 1,0092, r ==oo .
8. 74 in der zweiten Beihe der „secundären Körper*' unter dem Artikel:
Hohlkugel, für r> 0 zu lesen „von endlichen*' statt „von unendlichen**.
Jever, Dr. Matthiessen.
TL Zur meohanitchen Wännelehre. (Berechnung derjenigen
mechanischen Arbeit,, welche zur Zerlegung einer chemi-
schen Verbindung erforderlich ist.)
1) Es seien A und B die Atome zweier Grundstoffe. Das Gewicht von
A sei gleich p^ das von B gleich p„ während m| und m^ die entsprechenden
KJeinere Mittheilungen. 73
Massen sein mögen. Der Wftrmesustand sei der Art, dass Ä mit einer Ge-
schwindigkeit = 9| nnd B mit einer solchen = 9, schwingt. Soll nnn die
Sehwingongsgeschwindigkeit Ton A anf v^j die von B auf »4 gebracht wer-
den, so muss hiedurch die lebendige Kraft von A auf m^vf — ^iV,*, die
von B um m^v* — ^v^ wachsen. Die mechanischen Arbeiten, die an
diesem Behnfe verrichtet werden müssen, seien beziehnngsweise P^ nnd
P^\ dann ist nach dem Gesetze der lebendigen Ejräfte
P. = A,
wenn m^v^ — ifi|V|* =s m,v/ — ^^t vorausgesetzt wird.
Da nnn die lebendige Kraft des schwingenden Atoms ein Maass fiir die
Temperatur ist und die mechanische Arbeit, die zur Hervorrufung einer be-
stimmten lebendigen Kraft erforderlich, nach den Anschauungen der ündu*
lations-Theorie „Wtanemenge** heisst: so haben wir den Satz:
Um je ein Atom der verschiedensten Grundstoffe in
der Temperatur um gleichviel zu erhöhen, ist eine und
dieselbe Wärmemenge erforderlich.
Diese ganze Entwickelung beruht offenbar auf der Voraussetzung, dass
bei Grundstoffen das einzelne Atom das Schwingende sei.
2) Bezeichnet v die Wftrmemenge, die nöthig ist, um ^^ in der Tempe-
ratur um einen Grad zu erhöhen, so ist dieses w auch zugleich die Quanti-
tät von Wftrme, die bei B ftlr den nämlichen Zweck ausreicht. Ist pi = dem
— Theil der Gewichtseinheit, /?t = — derselben, und bezeichnen wir die
spezifischen Wärmen derjenigen Stoffe, die beziehungsweise aus Atomen
von der Beschaffenheit von A und B zusammengesetzt sind, durch Sx ^^^ 't^
so haben wir:
S| s=ri9 . a, und 9, = tc? . o,,
also
s, : *, = flj : fl, (1)
Es ist aber auch:
d ,pf = 1 und dj .^, = 1,
mithin
Aus (1) und (2) ergibt sich aber :
8f : 5, =/>t : Pi oder: *, p, = «tPt« ^' h.
Die Atomgewichte der Grundstoffe verhalten sich
umgekehrt wie die spezifischen Wärmen derselben; oder
Das Produkt aus spezifischer Wärme und Atomgewicht
hat für alle Grundstoffe den nämlichen Werth.
3) Das Besultat obiger Entwickelung wird durch die Erfahrung bestä«
tigt, indem man bekanntlich nahezu 40 erhält, so oft man die chemische
Aequivalentzahl eines Grundstoffes mit der spezifischen Wärme des näm-
lichen Grundstoffes multiplisirt. Auf empirischen Wege ist bekanntlich auch
dargethan worden, dass das Gesetz: „die spezifischen Wärmen verhalten
74 Kleinere Mittheilungeo.
sich umgekehrt wie die chemischen Aequivalentzahlen*^ auch fttr alle che-
mische Verbindungen von tibereinstimmender chemischer Constitution gilt.
Die Zahl, welche heraus kommt, wenn man bei chemischen Verbin-
dungen die spezifische Wärme mit der Aequivalenteahl multipllzirt, ist
jedoch dnrchgehends grösser als 40. (Dieses Produkt ist z. B. bei Me-
talloxyden, bei denen auf 1 Aequivalent Metall 1 Aequivalent Sauerstoff
kommt, nahezu 79 u. s. w.) So ist z. B.
Aequivalentzahl des Sauerstoffs mal spez. Wärme des Sauerstoffis = 40;
dagegen
Aequivalentzahl des Zinkozyds mal spez. Wärme desselben s= 70.
Hieraus ergibt sich, dass einer chemischen Verbindung
eme grossere spezifische Wärme zukommt, als einem Grund-
stoff zukommen würde, dessen Atome einzeln eben so
schwer wären wie diejenigen der chemischen Verbindung.
Worin hat dies seinen Grund?
Der Umstand , dass ein Zinkoxydatom schwerer ist als ein Zinkatom,
kann die verschiedene Grösse des Wärmebedarfs ni cht herbeiführen. Denn
auch ein Quecksilberatom ist ja z. B. bedeutend schwerer als ein Zinkatom,
und doch ist die Wärmemenge, die zur Erhöhung äet Temperatur eines
Atoms um einen Grad erforderlich ist, ftir Zink genau dieselbe wie fiär
Quecksilber. Wäre jedes Zinkoxydatom eine starre Verbindung aus 1 Atom
Zink und 1 Atom Sauerstoff, schwänge dieses Zinkoxyd als starres Ganze
und hätte es bei diesem Schwingen des Gesammtatoms sein Bewenden , so
müsste die gleiche Wärmemenge ausreichen^ um 1 Atom Zinkoxyd in der
Temperatur um 1 Grad zu erhöhen, wie um 1 Atom irgend eines Grundstof-
fes um 1 Grad zu erhöhen.
Da dem nun aber der Erfahrung gemäss nicht so ist, sondern ein
Zinkoxydatom .mehr Wärme braucht als ein Zinkatom, um in der Tempera-
tur um gleichviel erhöht zu werden, so folgt daraus, dass die einfachen
Atome innerhalb des Gesammtatoms gleichfalls Schwingungen ausfähren,
dass mithin jede Zufuhr an Wärme nur theilweise zur Erhöhung der
Schwingungsenergie des Gesammtatoms verwendet wird, während der an-
dere Theil dazu dient, die Schwingungsgeschwindigkeit (die Eigenbewe-
gung) der einfachen Atome zu steigern. Bei fortgesetzter Wärmezufuhr
werden letztere (die Schwingungen der. einfachen Atome) zuletzt dermassen
ttberwuehem, dass von einer Zusammengehörigkeit der einfachen Atome
keine Bede mehr sein kann , das dynamische Band mithin , welches die ver-
schiedenen Grundstoffatome zusammenhielt, als zerrissen betrachtet werden
muss. Dann ist es der Wärme gelungen, die chemische Ver-
bindung in ihre Bestandtheile zu zerlegen.
4) Es sei K die chemische Aequivalentzahl einer unmittelbaren chemi-
schen Verbindung aus den Bestandtheilen A und B. Um Ar Gewichtsein-
heiten dieser Verbindung auf die (vom absoluten Nullpunkt an gezählte) Tem-
Kleinere Mittheilangen. 75
perfttor^TO erheben, mixss ihr eine gewisse Wärmemenge ^beigebracht
werden. Diese Wärmemenge beBteht aber aoB zwei Bestandtheilen , yon
denen der eine {w^) die Schwingangsgeschwindigkeit des Gesammtatoms,
der andere {w^) diejenige der einfachen Atome unterhält nnd steigert. Ee
ist somit «7, =3 fF — tPj.
Beseichnen wir die spezifische Wärme der chemischen Verbindung
durch Sy so ist
s .k=: Cj
wobei e ein von der chemischen Constitution abhängiger Goefficient ist*),
c c
also * = "7, folglich fT = -- . Ar . < == c . r,
Ferner ist tc^i = 40 . ^; denn wäre das Gesammtatom ein starres Ganze,
so dass nur seine Schwingungen, nicht aber die der einfachen Atome in
Betracht kämen, so müsste ja « . /r = 40 sein. Wir haben somit:
W, =:= < . (c — 40).
Geben wir nun dem i die spezielle Bedeutung der Zersetzungstempera-
tur, d. h. derjenigen Temperatur, bei welcher in Folge der alleinigen
Einwirkung der Wärme die chemische Verbindung sich in ihre Bestand-
theile auflöst, so bedeutet w^ diejenige Wärmemenge , die lediglich auf die
Sdiwingungen der einfachen Atome verwendet werden muss, um eine Tren-
nung herbeizuführen. Und multipliziren wir dann diese Wärmemenge wi
mit dem mechanischen Aequivalent der Wärme (das durch q bezeichnet sein
mag), so haben wir offenbar diejenige mechanische Arbeit, die rein zum
Zwecke der Zerlegung verrichtet werden muss , wenn eine der chemischen
Aeqnivalentzahl k gleiche Anzahl von Gewichtseinheiten der Verbindung
vorliegt. Diese mechanische Arbeit, die jedenfalls ein genaues Maass für
die Festigkeit der chemischen Verbindung ist, lässt sich somit durch den
Ausdruck:
(c — 40) . ( . ÖT
darstellen.
5) Es sei C eine chemische Verbindung aus m Aequivalenten des Grund-
stoffes A und n Aequivalenten des Grundstoffes B^ Ist (7 verbrennlich
und besteht das Verbrennuugsprodukt von C aus dem Verbrennungsprodukt
von Ä und demjenigen von P, so lassen sich im Verbindungsprozess von C
offenbar folgende Vorgänge unterscheiden :
a) Zerlegung von C in m Aequiv. von Ä und n Aequiv. von B\
b) Verbrennung der m Aequiv. von ^;
c) Vttbrennung der n Aequiv. von B.
*) Dieser Goefficient ist fSr Verbindangen , bei denen auf 1 Aequivalent des
metallischen Gnmdstoffes 1 Aequivalent Sauerstoff kommt = 70; bei Oxyden,
bei denen auf 2 Aequiv. des metalliscben Grundstoffs 3 Aequiv. Sauerstoff gehen
=s 169 u. 6. w.
76 Kleinere MittheilungeB.
Bestimmt man nun die Wärmemengen m| und mt, die beziebangsweiM
beim Verbrennen von m Aequiv. von A and n Aequiv. von B sieb ent-
wickeln, nud vergleicbt die Summe »ti + ^t mit derjenigen Wärmemeoge m„
welcbe durcb das Verbrennen von C entstebt, so wird man finden, das» m^
kleiner ist als fiti -f m,*). Diese Tbatsacbe bereebtigt uns aber offenbar
zu dem Scblusse, dass m^ + m, — m, diejenige Quantität an Wärme sein
müsse, welcbe zur Trennung der Verbindung von C in m Aequiv. von A und
n Aequiv. von B in Ansprucb genommen werden musste.
Nun können wir für die Verbindung C die zu ihrer Trennung erforder-
liche mechanische Arbeit zweimal ausdrücken und gelangen so zu der
Gleichung:
{c — ^0).t.q= (ffii + m, — ffia). jT,
woraus folgt:
. *»i + »*t — »»8
c — 40
Auf diese Weise lässt sich für C die Temperatur berechnen, bei wel-
cher Trennung in A von B hätte erfolgen müssen, wenn die Affinität aus
dem Spiele geblieben und die Wärme die allein wirkende Kraft gewe-
sen wäre.
Bekai^ntlicb sind z. B. Kohlenwasserstoff, Schwefelwasserstoff etc.
chemische Verbindungen, welche die an C gestellten Bedingungen erfüllen.
Prof. Friedr. Mann.
Vn. Ueber die Anwendung der Aflnitatsaxen zur graphischen Be-
stimmnng der Ebene.
Wenn man eine Ebene graphisch bestimmt nennt, sobald man im Stande
ist, jeden Punkt derselben zu projiciren, so ist allgemein eine Ebene be-
stimmt, durch zwei sich schneidende (speciell parallele) gerade Linien auf
ihr, deren Projectionen man kennt. Wenn irgend ein Punkt der Ebene
darnach im Grundriss willkürlich angenommen wird, so bestimmt sich sein
Aufriss ganz einfach mittels einer Transversale , die man so durch ihn hin-
durch legt, dass sie die gegebenen geraden Bestimmungslinien entweder
beide schneidet, oder zu der einen von beiden parallel läuft; in der ersten
Art ist aus dem Grundriss von a in der Figur 1, Tafel 11, der Aufriss und
in der zweiten Art aus dem Aufriss von b der Grundriss gefanden worden.
{G und L sind die beiden bestimmenden geraden Linien.)
Wenn man die zulässigen speciellen Fälle dieser Bestimmungsweise
aufsucht, d. h. die beiden bestimmenden geraden Linien alle möglichen
Lagen annehmen lässt, die nicht über die Lage der zu bestimmenden Ebene
selbst eine besondere Voraussetzung machen , so erhält man als einen ein-
fachsten Fall dieser Bestimmung die Bestimmung der Ebene durch zwei
Spuren, als durch zwei gerade Linien, von deren jeder zwei Projectionen in
Projectionsaxen fallen; die Bestimmung der Punkte a*^ aus a und b" aus b'
nach den beiden vorher gedachten Arten zeigt dann die folgende Figur
(Tafel n, Fig. 2).
*) Siebe die Arbeiten von Favre und Silbermann.
Kleinere Mittheilungen. il
-,,-,-,,-,,.,,- ^ ,-_■_- -o.'ii- -iri-LJxn_rx^Tjurxj-u-ur r.-jinruiJ-..-1-i-riJi n jxjTj^ri ^ i i ri i i n i n n n n n n n r, ■-.■-. r. r. ri ri ri i-. i-i r in i-i
Allein man hat in Folge der principiellen Benutzung von nur zwei
Projectionsebenen nicht vermocht zu erkennen, dass noch ein anderer gleich
einfacher Fall sich aus dieser allgemeinen Bestimmungsweise ergibt , der-
jenige nämlich, bei welchem die bestimmenden geraden Linien G und L so
gewählt sind, dass von jeder zwei Projectionen sieh decken; diess aber lie-
fert die Bestimmung durch AflBaiit&tsaxen, die der Gegenstand dieser Mit-
theilungen sein soll.
Auf jeder Ebene gibt es zuerst eine gerade Linie, deren Grundriss und
Aufriss sich decken , sie ist die Aze der Affinität zwischen Gkund- und Auf-
riss beliebiger Systeme auf der Ebene, oder sie ist auch die Durchschnitts-
Hnie dfeser Ebene mit der unter 45® gegen die Grundrissebene geneigten
und durch die erste Projectionsaxe x von vorn unten nach hinten oben ge-
henden Ebene; auf jeder Ebene gibt es ferner eine gerade Linie , deren
Auf- und Seitenriss sich decken, sie ist die Axe der Affinität zwischen Auf-
und Seitenriss beliebiger Systeme auf der Ebene und die Durchschnittdinie
derselben mit einer unter 45® gegen die Aufrissebene geneigten und durch
die dreiProjectionsaxen von vom rechts nach hinten links gehenden Ebene.
Man erkennt daraus, dass der Seitenriss jener ersten und der Grundriss die-
ser zweiten geraden Linie in der von rechts unten nach links oben gehenden
Halbirungslinie des Axenwinkels zusammenfallen, v
Man erkennt ferner leicht, dass diese beiden geraden Linien sich in
der Durchschnittslinie jener beiden Winkelhalbirungsebenen schneiden
müssen, sofern sie der nämlichen Ebene angehören sollen^ und diese Durch-
schnittslinie ist die einzige gerade Linie, deren drei Projectionen zusam-
menfallen eben in die bezeichneter Halbirungslinie des Axenwinkels. Daher
sind in der folgenden Figur A und 91 (Taf. II, Fig. 3) die beiden besproche-
nen Affinitätsaxen einer Ebene und dieselben sind, wie leicht zu sehen ist
an ihrer Bestimmung vollkommen ausreichend und bequem. Zu einem
Punkte a, hat man durch eine A und % schneidende Transversale ccß die
Punkte a„ und a,,, bestimmt; €c,ß, ist die Transversale im Grundriss will-
kührlich durch a, gelegt; €c„ß„ ist ihr Aufriss, a,„ ß,„ ihr Seitenrisß und
darin respective^a,, und a,„. Zu &'' ist ferner durch eine zu A parallele
Transversale b' und ft'" bestimmt worden ; &"/' ist ihr Aufriss, 6'/ ihr Grund-
riss und b"'/" ihr Seitenriss, darin respective 6' und 6'"; natürlich ist
fy" 11 b'y [| A,{A„) und b'^y" || Ä''. Offenbar ist die Construction weder
zusammengesetzter noch beschwerlicher als die vermittelst der Spuren.
Wenn hier nur die Bestimmung von Punkten näher beleuchtet ist, so
ist in dem Entwickelten schon die Bestimmung von Linien enthalten; auch
braucht von der Bestimmung ebener Punkte und Liniensysteme nicht wei-
ter gesprochen zu werden , da bei dieser keine neuen Schwierigkeiten sich
zeigen, wohl aber als willkommner Vortheil die Eigenschaft der Affinitäts-
axe als Durchschnittsort homologer gerader Linien zweier Projectionen
emes solchen Systems erscheint. Es genügt deshalb das bisher Gezeigte,
die Anwendbarkeit der Affinitätsaxen zur Bestimmung der Ebene zu
zeigen.
Nur noch an zwei Aufgaben soll diese ihre der den Spuren analoge
Bedeutung dargelegt werden; mit ihrer Hilfe soll die Durchsehnittsünie
zweier Ebenen und der Durchschnittspunkt einer Ebene mit einer geraden
Linie bestimmt werden :
L Bestimmung der Durchscünittslinie zweier Ebenen. Sind A und 9(, B
undSdie Affinitätsaxenpaare zweier Ebenen, so stellt die folgende Figur die
78 Kleinere Mittfaeilungen.
Bestimmtiiig ihrer Dturchschnittslinie dar. Affinitätsaxen Ä und B schneiden
flieh in einem Punkte a, die Affinitätsaxen 91 und IB in einem Punkte b nnd
die Verbindungslinie beider a6 ist die Durchschnittslinie der Ebenen , die
Figur liefert sie in allen drei Projectionen. An Einfachheit steht auch diese
Construktion derjenigen mit Hilfe der Spuren durchaus nicht nach.
n. Bestimmung des Durchschnittspunktes . einer geraden Linie mit
einer Ebene; der Grundgedanke der Auflösung bleibt derselbe, wie gewöhn*
lieh : durch die gerade Linie wird eine Ebene gelegt , ihre Durchschnitts-
linie mi^ der gegebenen bestimmt und der Punkt angemerkt, wo diese die
gegebene gerade Linie schneidet , er ist der gesuchte.
Wenn bei Benutzung der Spuren die besagte Hilfsebene naeh dem
Satze bestimmt wird , dass die Sparen einer Ebene stets die gleichbenannten
Durchgangspunkte einer geraden Linie enthalten müssen , durch die sie ge-
legt wird, so lässt sich hier derselbe Satz von den Affinitätsaxen einer
Ebene aussprechen , sofern man nur unter Durchgangspunkten der geraden
Linie nicht die Schnittpunkte derselben mit den Projectionsebenen, sondern
mit jenen unter 45^ geneigten Ebenen der Affinitätsaxen versteht; diese
Durchgangspunkte sind aber offenbar der dem Aufriss und Grundriss und
der dem Aufriss und Seitenriss der geraden Linie gemeinschaftliche Punkt,
ihre Bestimmung ist also vollkonmien mühelos. Li der Figur sind es die
Punkte d, ^, da L,L,, L,f, die drei Projectionen der geraden jLinie sind.
A^ S sind die Affinitätsaxen der gegeben Ebene, B^ S3 die einer durch L
gelegten Hilfsebene ; bei ihrer Wahl ist nur dass maassgebend , dass sie die
der gegebenen Ebene möglichst scharf schneiden. Dann ist ah die Durch-
schnittslinie beider Ebenen und s der Punkt, wo sie ZIdurchschneidet. Man
erhält ihn in allen drei Projectionen selbständig und hat daher scharfe Proben.
Die Construktion vereinfacht sich noch mehr durch eine besondere
Wahl der Affinitätsaxen ^,33; wenn man sie z. B. zusammenfallen lässt,
sodass beide durch die Verbindungslinie des d mit A dargestellt werden, so
hat man folgende einfache Construction. Ä^ 91 sind die Axen der Ebene,
L,Lf^L,ff die Projectionen der Linie, d,^ ihre Durchgangspunkte, B^ 35 da-
her die Axen der Hilfsebene, die sich mit X,, decken; ah \st die Schnitt-
linie beider Ebenen und man erhält nun s,, nicht direkt, jedoch mit voller
Genauigkeit, da s, und s,„ direkt bestimmt werden und s„ in L,, fallen muss.
Die Construction ist vollkommen so einfach als die Benutzung der projici-
renden Ebene der geraden Linie in der gewöhnlichen Weise. Wenn ich
nun nach der Behandlung dieser beiden Aufgaben noch die offenbar wahren
Satze hinzufüge: parallelle Ebenen haben parallele Affinitätsaxen; ist
eine gerade Linie einer Ebene parallel, so schneiden sich die durch ihre
Durchgangspunkte mit den 45® Ebenen gezogenen Parallelen zu den Affi-
nitätsaxen der Ebene in der Winkelhalbirungslinie A,„ S,, denen sich
leicht andere beigesellen Hessen, so sieht man wohl, dass auch andere Auf-
gaben sich mit diesen Axen bequem behandeln lassen. Dieselben erweisen
sich als neue Bestimmungsstücke von vielem Nutzen.
Und wenn man fragte, wozu eine neue Bestimmungsweise, da die
alte allen Anforderungen entspricht, so ist zu antworten, dass die Viel-
heit der Hilfsmittel ihre Brauchbarkeit stets erhöht und besonders vom
Standpunkte des Lehrers , dass in einer Wissenschaft , die so ganz auf die
Durchbildung der geistigen Anschauung räumlicher Verhältnisse sich stützen
muss, wie die darstellende Geometrie, kein Mittel überflüssig ist, durch das
von einer neuen Seite her dieselbe befördert wird. Fiedlbr.
Kleinere Mfttheilnngen. 79
Vm. Chemkohe Analyge diur^ 8peetraU»eoliaohtii]ig»ji von G. Kirch*
HOFF and BuNBEN (Pogg. Ann. Bd. 110. 161). Diese Methode der Unter-
sachimg gründet sich darauf, daes gewisse Ki>rper in eine Flamme gebracht,
in dem Spectrum derselben helle Linien hervorbringen , durch deren Lage
and Ffirbung die in die Flamme gebrachten Körper völlig charakterisirt
sind. Diese Körper sind Kalium, Natrium, Lithium, Strontium, Calcium,
Barinm, so wie sehr viele Salze derselben. Die Verfasser des genannten
Aufsatzes haben nicht nur gezeigt, das« von rein dargestellten Chlorverbin*
dangen obiger MetaUe, jede für sich, ein charakteristisches Spectrum her-
vorbringt, sondern auch, dass dildses Spectrum innerhalb sehr weiter Gren-
zen unabhängig von der Natur der Flamme ist. Sie wandten zu letzte-
rem Zwecke folgende Flammen an , denen die von den Verfassern berech-
neten Temperaturen beigesetzt sind:
eine Schwefelflamme .... 1820<^ C
eine Schwefelkohlenstofiflamme . 2105® C
eine Leuchtgasflamme .... 2350® 0
eine Kohlenoxydgasflamme . . 3042® 0
eine Wasserstoffflamme in der Luft 3259® 0
eine Knallgasflamme .... 8061® C
Die Verbindungen wurden an einem Flatindraht in die Flamme ge-
bracht; dadurch und indem man den elektrischen Funken eines Ruhm -
korf'schen Apparates zwischen dem aus den Metallen gebildeten Elektro-
den überschlagen liess, fand sich, dass folgende Metalle und ihre Vorhin^
dangen durch die Beschaffenheit der Flammenspectren charakterisirt sind :
Natrium durch eine einzige helle gelbe Linie;
Kalium durch zwei Linien, eine im äussersten Roth, die andere im
Violett;
Lithium durch eine helle Linie im Roth und leine sehr schwache im
Orange ;
Strontium durch die Abwesenheit der grünen Streifen, durch sechs rothe
und eine blaue Linie;
Calcium durch zwei sehr intensive Linien, die eine im Grün, die andere
im Orange;
Barium durch sehr charakteristische Linien im Grün.
Diese Beschaffenheit der Spectren , hinsichtlich deren Abbildung wir
auf die Originalabhandlung verweisen müssen, ist um so deutlicher zu er-
kennen, je höh er die Temperatur der Flamme und je geringer ihre eigene
Leuchtkraft ist. Uebrigens sind diese Reactionen so ausserordentlich em-
pfindlich, dass z. B. angenähert
X:- 1
von Natriumsalz noch qqqqqqq Milligramm
- Lithiumsalz
- Kalisalz
- Strontiumsalz -
- Calciumsalz
- Bariumsalz
mit Sicherheit erkannt werden kann.
9
1000000
1
1000
6
1000000
6
1000000
1
1000
80 Kleinere Mfttheilungen.
Die Verfasser des genannten Aufsatzes fanden femer, dass auch in
einem Gemische obiger Alkali- und alkalischer Erdsalze das Charakteristi-
sche der einzelnen Spectra mithin der sie bildenden Körper , erkannt wer-
den könne. Sonach empfehlen Kirchhoff und B u n s e n die Beobachtung
der Spectren von Flammen, in die man z. B. Mineralien oder die aus ihnen
im Platintiegel mittels Fluorwasserstoffsäure dargestellten schwefelsaur^i
Salze bringt, zur Untersuchung derselben auf Alkalien und alkalische Er-
den. Die Spectra der einzelnen Körper treten hierbei wegen der verschie-
denen Flüchtigkeit derselben oft nach einander auf. Diese neue Methode
empfiehlt sich deswegen sehr zum Gebrauche, weil die Menge der zu un-
tersuchenden Substanz sehr klein zu sein braucht, weil die farbigen Strei-
fen unberührt von fremden Einflüssen erscheinen und weil sie ein genaue-
res Mittel darbietet, sehr kleine Mengen von gewissen Substanzen aufzu-
finden, als man bisher hatte. So führten bis jetzt die Versuche zu dem Re-
sultate, dass nicht nur Kalium und Natrium, sondern auch Lithium und
Strontium zu den in geringer Menge vorkommenden, aber am häufigsten ver-
breiteten Stoffen gehören.
Was den schon früher in dieser Zeitschrift erwähnten merkwürdigen
Satz anbelangt , dass die hellen Streifen Licht von derselben Farbe absor-
biren, so ist derselbe aufs Neue bestätigt worden, indem das Licht von
einem weissglühenden Platindraht durch eine mit Kochsalz imprägnirte Al-
koholfiamme geleitet wurde ; die gelbe Natriumlinie verwandelte sich augen-
blicklich in die dunkle Frauenhofersche Linie 1>. Desgleichen ist es den
Verfassern gelungen, die hellen Linien von Kalium, Strontium, Calcium,
Barium durch Sonnenlicht in dunkle Linien umzukehren. Dr. Kahi«.
Zeitschrift für Matkematik iL.Physik,1860,Tiif.n
IV.
Zur Geometrie der Lage«
Von M. Sattelberger,
Lehramtscandidat zu Erlangen.
Sind -^1 =0, ^g = 0 die Gleichungen zweier Curven der n*«" Ord-
nung,'tind verbinden wir dieselben nach dem Vorgange Plückers zur
Gleichung A^+ iiA^=:zO, wo ft eine beliebige Constante bedeutet, so ist
irfi -f f» -<^ = 0 die Gleichung wieder einer Curve der w*®'' Ordnung , und
zwar gßht diese durch die sämmtlichen (n*) Schnittpunkte der beiden ersten
Gurren der n**° Ordnung. Durch die n* Schnittpunkte zweier Curven der
n^'^ Ordnung gehen also stets unendlich viele Curven derselben Ordnung.
Eine Curve der n*®" Ordnung ist bestimmt im Allgemeinen durch
« (« + 3) ^ , . ,
— ^^ ' Punkte: es ist aber
2 '
n(n+3) n* W.3 ,
— ^^ -=■ , und
2 2 2'
2 «• ^ «•
« — — — ;
»
somit ist — >, = oder < n* je nachdem n < , =: oder > 3 ist. Es
wird sich daher aus der oben gemachten Bemerkung, dass dien' Schnittpunkte
zweier Curven der n*®** Ordnung niemals im Stande sind eine Curve dieser
Ordnung zu bestimmen, sondern stets unendlich viele zulassen, — für die-
jenigen Curven , deren Ordqung höher ist als die zweite, ein Satz ableiten
n (n. ^m Q^
lassen; durch — ^ — 1 der Schnittpunkte zweier Curven der n*®" Ord-
nung lassen sich stets unendlich viele Curven dieser Ordnung legen ; obiger
Bemerkung zufolge sind nun die noch übrigen der n' Schnittpunkte so be-
vk ( n I Q^
. schaffen, dass sie zu jenen — ^^ — 1 hinzugezogen, gegen die Regel
Zeilhciirirt f. Mathematik u. IMiysik. VI, 2. 6
82 Zur Geometrie der Lage.
immer nocli unendlich viele Curven der n^^" Ordnung zulassen; man kommt
hiednrcb auf die Vermuthung' , es möge folgender Satz gelten :
Legt man durch — ^^-^ — 1 der n* Schnittpunkte
zweier Curven der «**" Ordnung eine neue Curve der
«**" Ordnung, so geht diese stets durch alle jene
n* Schnittpunkte.
Es ist z. B. für n = 3 n* = 9 und ^ ^^ ^^ — 1=8,
2
n(n + Z)
„ « = 4««=16„ ^ ^ ^ — 1 = 13,
u. s. f.
Ueberhaupt ist
^^« (n{n + Z) \^n«-~3n + 2^(fi — !)(«— 2)
V 2 / 2 2 *
Der letzte Ausdruck ist aber für n = 1 und =2 = 0 , fürn = oder > 3
ist er positiv.
Der obige Satz lässt sich nun wie folgt beweisen:
Die Coordinaten jener — ^^ — 1 ersten Schnittpunkte seien x\ y\
x\y\x'\y"\ a:'P)y<P); soll eine Curve der n*®** Ordnung durch diese
Punkte gehen, und bezeichnet man die Gleichung der Curven n^^^ Ord-
nung mit
f{x,y)=0,
ft (n ^L Q^
SO können wir von den — ^^ in dieser Gleichung vorkommenden Coeffi-
cienten einen einzigen beliebig annehmen, und zur Bestimmung der
— ^^ — 1 übrigen haben wir die — -^ — 1 Gleichungen
f{x'y) = 0, f{xy')=0, /•(*'V") = 0 /•(a'P)y"»)==0.
Geben wir jenem ersten beliebig anzunehmenden Coefficienten jeden mög-
liehen Werth, so erhalten wir alle- durch jene -»^ — 1 Punkte leg-
baren Curven der n**" Ordnung. Verbinden wir aber die Gleichungen
^, = 0 , ^, == 0 der beiden gegebenen Curven «*®^ Ordnung zur Gleichung
irf, -f- fi ^, = 0 , so erfüllen die Coefficienten dieser Gleichung ebenfalls jene
— ^ — 1 Bedingungsgleichungen
/•(^V) = 0, /•(xV')=0, nxy- = 0 /^(^PVP>)=0,
und indem wir dem fi alle mögliehen Werthe beilegen , kann jenem einen
Coefficienten ebenfalls jeder verlangte Werth ertheilt werden; die Glei-
Von M. Sattelberoer, 83
changen sind bezüglich der Coefficienten linear; wir kommen also auf beide
Weisen ganz auf die nämlichen Curven der n^^^ Ordnung , d. h. die in der
Gleichung
enthaltenen Curven n^" Ordnung sind alle möglichen Curven dieser Ord-
nung, welche überhaupt durch jene — ^— — ^ — i der «* Schnittpunkte leg-
bar sind. Der obige Satz hat also in der That Gültigkeit.
Auch ohne Zuhülfenahme der Grösse ^ kann man auf diesen Satz
kommen. Nimmt man auf einer Curve der «*" Ordnung — ^^ Punkte
an , und setzt ihre Coordinatenwerthe in die allgemeine Gleichung der Cur-
ven n*®*" Ordnung ein, so werden die erhaltenen — Bedingungsglei-
cbnngen im Allgemeinen zur Bestimmung der — - Coefficienten jener
Gleichung hinreichen, und zwar auf die der gegebenen Curve entsprechen-
den Coefficienten hinführen; geht aber durch diese — ^^ Punkte noch
eine Curve dern**** Ordnung, so müssen, da jene allgemeine Gleichung be-
züglich der Coefficienten linear ist, also zwei Werthe eines Coefficienten
sich nicht ergeben können — nothwendig die — ^ Gleichungen uncnd-
lieh viele Lösungen zulassen bezüglich der Coefficienten, ind^m sie sich
auf wenigstens—^ 1 reduciren, so dass also eine Curve dor w'^"
Ordnung , welche durch — ^ — 1 der n' Schnittpunkte zweier anderer
Curven der n*®° Ordnung geht, jeden dieser «• Schnittpunkte enthält.
Es werden nun verschiedene Anwendungen dieses Satzes folgen.
L Von den den Cnrven höherer Ordnung einbesohriebenen Vielseiten.
§.2. . ^
Die einfachste Curve der n*°° Ordnung ist das System von n Geraden.
Zwei solche Systeme von n Geraden wollen wir ein 2 n Seit nennen,
und im Nachfolgenden unter 2 »Seit nichts weiter als das verstehen. Die
Seiten des 2nSeit8 sind natürlich jene 2n Gerade selbst; unter den Ecken
des 2nSeits aber wollen wir jene «'Punkte verstehen, wo immer eine Ge-
rade des einen Systetos eine Gerade des andern trifft. Sollten die Aus-
drücke Seite der einen Art, Seite der andern Art vorkommen, so sind hiemit
nur Gerade des einen. Gerade des andern Systems gemeint. In einigen Fi-
guren sind die Seiten der einen Art mit ('), die der andern mit (") bezeichnet.
6*
84 Zur Geometrie der Lage.
E» wird nun gelten der
Satz. Legt man dnrch — ^ — 1 der »'Ecken eines 2iiSeit8 eine
Curve der n**" Ordnung , so geht sie auch durch die übrigen ^
Ecken des 2nSeits.
Es entsteht nun aber die umgekehrte Frage, ob man einer Curve
11*^' Ordnung ein solches 2 n Seit einbeschreiben k5nne dergestalt, dass
— ' — ] seiner Ecken auf ihr liegen ; es müssten dann die äbrigen
)l!—LJ.}lLI-J. Ecken von selbst auf sie fallen. (Die Curven L und n. Ord-
2
nuDg sind natürlich von dieser Betrachtung auszuschliessen.)
§.3.
Einbeschreibung des 6Seits in die Curve IIL Ordnung.
um einer Curve III ein 6 Seit so einzubeschreiben , dass 8 seiner
9 Ecken auf sie fallen, verfahre man wie folgt:
Durch den Punkt A (Fig. 1, Taf. III) der Curve III ziehe man AM und
^i^;. diese mögen die Curve III noch in B und C, und D und E schneiden;
F sei ein weiterer beliebiger Cnrvenpnnkt, und man ziehe BF nnd DF^
welche die Curve noch in G und H schneiden; zieht man jetzt noch EG und
CH^ so hat man ein 6 Seit, von welchem 8 Ecken (^, B^ C, />, E^ F, 6, B) auf
der Curve m liegen; es liegt also auch die 9** Ecke auf ihr, d. h. die Ge-
raden EG und CH schneiden sieb auch auf der Curve III.
Es gilt also der
S atz. Ist eine Curve III gegeben, so kann man zweimal 3 Gerade so
ziehen, dass sich 8 von den 9 Schnittpunkten je einer Geraden der einen
Art mit einer Geraden der andern auf der Curve HI befinden , der 9** fallt
dann von selbst auf sie.
Von diesem Satze wollen wir nun einige besondere Fftlle betrachten.
1) Besteht die Curve III aus einer Curve II und einer Geraden, so
geht unser Satz in den bekannten Satz von dem dem Kegelschnitte einbe-
schriebeneu gemeinen Sechsecke tiber. (Dass sich nämlich die Gegenseiten
des dem Kegelschnitte einbescbriebenen gemeinen Sechseckes auf Einer
Geraden schneiden.)
2) Lassen wir die beiden Punkte A und D zusammenfallen, so erhal-
ten wir den
Satz. Zieht man durch den Punkt P (Fig. 2, Taf. III) einer Curve itl
zwei Gerade PM und PS, welche dieCurve noch in B und C, und ^und H
treffen, zieht man femer ^Fund CH^ welche die Curve noch in G und in
Von M. Sattelberger. S5
/treffen, zieht- man endlich Gl und trifft diese die Curve noch in E^ so ist
PE die Tangente der gegebenen Cnrve III im Punkte P.
Lassen wir die Geraden ^^C nnd DFE (Fig. 1 , Taf. III) allniälig zu-
sammenfallen, so erhalten wir den
Satz. Zieht man an eine Gurre III 3 Tangenten, deren 3 BerUhrungs-
pankte in Einer Geraden liegen , so liegen auch diejenigen 3 Punkte , wo
jede der 3 Tangenten die Curve nochmals schneidet in Einer Geraden.
Rückt die Gerade, in der die 3 Berührungspunkte liegen, ins Unend-
liche, so werden jene 3 Tangenten die 3 Asymptoten, und es gilt also der
Zusatz. Die 3 Schnittpunkte einer Curve HI mit ihren 3 Asymptoten
liegen in Einer Geraden.
Ebenso gilt der umgekehrte
Satz. Zieht man durch zwei von drei, in Einer Geraden liegenden,
Punkten einer Curve III je eine Tangente an dieselbe , so geht die Gerade,
welche die zwei Berührungspunkte verbindet, durch den Berührungspunkt
einer durch den dritten Punkt gehenden Tangente.
Lassen wir die 3 Punkte A, 2>, E in einen einzigen zusammenfallen , so
erhalten wir den
Satz. Zieht man durch einen Inflexionspunkt einer Curve III 3 Ge-
rade, welche die Curve III noch in B und C, F und H und G und / schnei-
den, und liegen B^ /'und G iü Einer Geraden, so ist dies auch mit C, H
und 1 der Fall.
Femer
Satz. Zieht man durch einen Inflexionspunkt einer Curve III eine
Gerade, welche die Curve noch in B und C schneidet, zieht man dann in
B und C die Tangenten an die Curve und schneiden diese noch in G und
in J, 80 geht die Gerade G 1 durch jenen Inflexionspunkt.
Lassen wir endlich die 3 Geraden ABC^ DVE und EG zusammenfallen,
so erhalten wir den
Satz. Die 3 Inflexionspunkte einer Curve III liegen in Einer Geraden.
§.4.
Einbeschreibung des 8Seits in die Curve IV. Ordnung.
Es soll der Curve IV das 8 Seit so einbeschrieben werden, dass 13 sei-
ner 16 Ecken auf sie fallen.
1) Man ziehe (Fig. 3, Taf. IQ) AM und AN, welche die Curve noch in
Bj C und einem dritten Punkte und D und E und einem dritten Punkte
schneiden mögen; 1* liege auf der Curve, man ziehe nun femer BF, welche
noch in ^ und T, und BF, welche noch in G und / schneide; dann CG,
welche noch in Wund EH, welche noch in E schneiden möge; zieht man
nun noch IE und V W, so hat man ein SSeit, allein auf der Curve IV lie-
gen bloB 12 seiner Eckpunkte.
86 Zur Geometrie der Lage.
Oder man ziehe (Fig. 4, Taf. III) MN und PQ als Seiten der einen Art
beliebig , treflfen diese die Curve IV in A^ B^ C und Z, und in i>, F^ G und /,
so ziehe man AB^ B F^ CG und LI\ treffen die letztern Geraden noch in H
und V und S und W^ und zieht man noch HS und F^, so hat man wieder
ein 8 Seit, von dem aber ebenfalls blos 1*^ Ecken auf der Carve lY liegen.
2) Wir nehmen nun eine Curve IV an, welche aus einer Curve III
und einer Curve I besteht, geben jedoch blos die Curve lll; man kann
nun das 8 Seit »o verzeichnen, dass II seiner Ecken auf die Curve III fal-
len 5 dies geschieht wie folgt:
. Man ziehe durch den Punkt A (Fig. 5, Taf. III) der Curve III ^ Jf and
AN^ welche die Curve III noch in B und C, und B und E schneiden mögen,
ziehe B F^ BF^ CG und EG^ so dass -Fund G auf der Curve III liegen; diese
Geraden mögen' die Curve III noch in K^ H, L und / treffen; zieht man jetzt
noch KL und HI^ so hat man ein dSeit, von dessen 16 Ecken II auf der
Curve III liegen ; zieht man nun durch 2 der noch übrigen Ecken , z. B.
durch X und F, eine Gerade , so bildet diese mit der gegebenen Curve III
eine Curve IV, und es liegen 13 Ecken unseres 8Seits auf dieser Curve IV;
es liegen also aucli die übrigen 3 auf ihr, nämlich noch 2 Ecken fallen auf
die Gerade XY und die letzte Ecke fällt noch auf die gegebene Curve HE.
Wir haben also den
datz. Einer Curve III lässt sich stets ein 8 Seit so einbeschreiben,
dass 11 seiner Eckpunkte auf sie fallen, ein 12^^'' fällt dann von selbst auf
sie , und die übrigen 4 liegen in Einer Geraden.
3) Nehmen wir eine Curve IV, welche aus 2 Curven 11 besteht, und
geben wir blos die eine Curve 11, so können wir dieser offenbar ein 8 Seit
so einbeschreiben, dass 8 Ecken desselben auf sie fallen; durch 5 weitere
Ecken geht eine andere Curve II, also liegen auf der von beiden Curven II
gebildeten Curve IV 13 Ecken des SSeits.
Es gilt also der
Satz. Beschreibt man einer Curve II ein 8 Seit so ein, dass 8 seiner
Ecken auf ihr liegen, so liegen die übrigen 8 Ecken wieder auf einer
Curve II.
4) Nehmen wir endlich eine Curve IV, welche aus einer Geraden und
einer Curve III besteht, und geben blos die Gerade, so können wir jeder-
zeit ein 8 Seit so zeichnen , dass 4 seiner Ecken auf der Geraden liegen ;
da durch 9 der übrigen eine Curve III gelegt werden kann, so liegen auf
der von der Geraden und der Curve in gebildeten Curve IV 13 Ecken des
8Seits; wir haben also den
Satz. Construirt man ein 8 Seit, so dass 4 seiner Ecken auf Einer Gre-
raden liegen , so liegen die übrigen 12 Ecken auf einer Curve III. OrdnuDg.
5) Besteht die in 2 dieses S vorkommende Curve III aus einer Curve II
und einer Geraden , so erhalten wir zum dortigen Satze den folgenden
Zusatz. Construirt man ein 8 Seit derart, dass 8 von seinen Ecken
VoD M. Sattklbergkr. 87
auf einer Curve II nnd 3 davon auf Einer Geraden liegen, so H&llt anf diese
Gerade noc^ ein 4^^*^ Eckpunkt ^ und die 4 letzten Eckpunkte liegen wieder
auf Einer Garaden.
Diese Construction kann nun anf zweierlei Weise gemacht werden:
Entweder man zeichnet in einen Kegelschnitt ein gewöhnliches Viereck
und lässt 3 von seinen 4 Seiten um 3 in Einer Geraden liegende Punkte
sich drehen; dies führt auf den bekannten Satz, dass sich dann auch die
4^* Seite um einen Punkt dieser Geraden drehe; es liegen aber auch die-
jenigen 4 Punkte , wo immer eine Seite des alten Viereckes die Gegenseite
der ihr im neuen Vierecke entsprechenden Seite trifft, stets in gerader
Linie. —
• Die andere Art der Construction des in Rede stehenden SSeits ist fol-
gende: Man nehme auf einer Curve II die 7 Punkte A, B, C, 2>, E, Fnud G'
(Fig. 6, Taf. III) an; AB und FGy sowie ^Cund EF mögen sich auf der Ge-
raden m scheiden; schneiden CB und B£ die m in F und JV^ so ziehe man
A V und G W^ so werden sich diese 2 Geraden wieder anf der Curve II
schneiden. Was die 4 andern Punkte betrifft, welche in Einer Geraden
liegen sollen, so sind diese, wenn man den Schnitt von A V und G fF mit
H bezeichnet, der Schnittpunkt von AB und BE^ der von BC und GH^ der
von CB und FGy und der von AH und EF,
§,5. ,
Gebrauch eines Doppelpunktes bei Einbeschreibung des
2nSeits in die Curve w^®^ Ordnung.
Eber gegebenen Curve IV kann man im Allgemeinen nacH 1 des vo-
rigen $ da» 8 Seit nicht einbeschreiben, so dass 13 seiner Ecken auf sie fal-
len. Geht man aber hiebei vpn einem Doppelpunkte (welchen die Curve IV
freilich nur dann hat, wenn sie aus Curven niederer Ordnungen, z. 6. aus
einer Curve III und einer Geraden besteht) aus , so gelingt diese Einbe-
schreibung.
1) Im Doppelpunkte K fallen 4 Ecken des einzubeschreibenden 2nSeits
zusauimen. Nachdem wir die Seiten der einen Art AB und CB (Fig. 7,
Taf. III) gezogen haben , sind die 2 andern Seiten AB und BC im Allgemein
Den bestimmt; liegen aber die 4 Punkte A^ By C undi> unendlich nahe bei*
stmmen^ so kann man schon durch unendlich kleine Verschiebung oder
Drehung der Seite AB oder CB der 3^®'' Seit^ AB jede beliebige Richtung
geben; ist dieser letzten Seite aber einmal eine bestimmte Richtung gege-
ben, so kann man die Richtung der 4***" Seite BC nur durch endliche Dre-
hungen der Seiten ABy CB oder AB um Endliches ändern. Wir haben also den
Satz. Gehen wir bei Einbeschreibung des 2n Seite von einem Doppel-
paukte der Curve aus , so dürfen wir durch ihn nicht nur 2 Seiten der einen
Art, sondern auch noch eine Seite der andern Art beliebig annehmen, und
88 Zur Geometrie der Lage.
dürfen dennoch voranssetaen , dass die beiden dadurch (im Doppelpunkte)
entstehenden Eckpunkte des 2nSeits auf der Curre liegen.
2) Gehen wir jetzt auf die zweite Figur des vorigen S zurück; wir
können jetzt auch den Punkt, wo sich BF nud HS schneiden, auf die Carve
fallen lassen , sobald sie einen Doppelpunkt hat. Es sollen dann Ay D ^ ß
und Fin diesem Doppelpunkte P (Fig. 8, Taf. HE) zusammenfallen; wir w^ er-
den ziehen PMymA. PQ: diese mögen noch in Cnnä L und in G und / schnei-
den; wir ziehen nun CG und Ll\ diese mögen die Ciirve IV noch in H und
V und in S und JV treffen; jetzt ziehen wir HSy diese treffen noch in Tand
K\ zieht man nun noch PT und PK^ sowie V FP, so hat man ein 8 Seit, von
welchem 13 Ecken auf der Gurye IV liegen. Es liegeü nämlich 3 Ecken im
Doppelpunkte P auf der Curve IV , indem wir annehmen dürfen , dass die
2 Ecken A und />, welche PM und PQ mit PT bilden , auf der Curve liegen;
ferner können wir uns PK durch den einen der beiden andern in /^noeh
liegenden Punkte B und F gehend denken. Es liegen femer noch die
10 Ecken C, X, C, i, H, S, F, JV, Tund K auf der Curve IV. — Es müssen
sich jetzt auch noch PT und VW, sowie PIC und VW auf der Curve IV
schneiden.
Im folgenden $ sollen einige besondere Anwendungen des in diesem $
Vorgekommenen, besonders der in 2 gemachten Construction gegeben
werden.
§.6.
1) Es seien von einer Curve HI die Punkte P, (7, X, C, J, ^und F(Fig.9.
Taf. IIJ) gegeben, und zwar sollen P, C und £, femer P, G und /, ferner C, G
und V und endlich X, / und S immer in Einer Geraden liegen; die durch P
gehende Gerade PI^ schneide die Curve III noch in T, so ist, wenn 5, V
und T in Einer Geraden liegen , PN die Curventangente in P. (S. $. S,
Nr. 2.) Ist dies aber nicht der Fall , so ist es leicht den dritten Schnitt*
punkt von PN mit der Curve III zu finden. Man ziehe nämlich TS, sie
möge die C V noch in ff schneiden; zieht man nun Pffy welcHe die LI in fV
trifft, so schneidet die VW die PN im gesuchten dritten Schnittpunkte von PN
mit der Curve III. (Die Curve III und die Gerade Pff sind nämlich- als
eine Curve I V zu betrachten , welche in P einen Doppelpunkt Hat.) und
so kann man von jeder durch P gehenden Geraden , wenn man nur den
einen ihrer beiden andern Schnittpunkte mit der Curve III kennt, sogleich
durch blos lineare Construction auch den zweiten derselben finden. —
(Auch müssen HS und F^die Curve III noch in 2 Punkten schneiden»
welche mit P in gerader Linie liegen.)
2) Um eine zweite Anwendung der Construction des vorigen S so
machen , wollen wir als Curve IV zwei sich schneidende Kreise annehmen.
Ihr einer Schnittpunkt sei P (Fig. 10, Taf. III); so ziehe man beliebig die
Geraden PM und PQ, welche die Kreise noch in C und X und G und / treffen
VoB M. Sattelberger. 89
mögen; sodann zieHe man CGmi LI^ diese sollen in J7and Fand ^und W
treffen; man siehe nun BS und FW, treffen diese die Kreise noch in Tand
ir nnd T' and £\ so liegen sowohl Jnnd AT' als auch T' und IC mit P in
gerader Linie.
3) Als drittes Beispiel wollen wir uns eine ans 4 Geraden bestehende
Corre IV denken; swei dieser Geraden seien MN and RQ (Fig 11, Taf. III).
Wir ziehen durch den beliebigen Punkt P die Geraden PV, PW, PXnuA
PY, welche die MN und RQ in B und C, D und E, Fund G, H und / schnei-
den; zieht man noch BE, CD^ F J und GH^ so bilden die letztgezogenen
8 Geraden ein 8 Seit; schneiden sich CD und Fl in if, CD und GH in Z, so
siehe man PK und jPX, so bilden MNy RQ, PK und PL eine Gurre IV,
welche in P einen Doppelpunkt hat. Von den Ecken des erwähnten 8Seits
liegen aber 13 auf dieser Curve IV, nämlich drei im Doppelpunkte, und
dann noch dieVeitern lOEctken B, Cy D, E, jP, G,By J,if und X; es müssen also
alle 16 Ecken auf der Cunre liegen, d. h. schneiden sich GE und FI mit
BE in K' und L\ so muss K" auf PK und L' auf PL liegen. '
Wir haben also folgenden
Satz. Hat man 2 gewöhnliche Vierecke, welche 2 Gegenseiten JlfiV
und QR und in P den Schnittpunkt der beiden andern Gegenseiten gemein-
schaflilich haben, so liegen die 4 Punkte K, Ly K* und L\ wo immer eine
Diagonale des einen Vierecks eine Diagonale des andern schneidet — mit
jenem Punkte P in zwei Geraden.
§.7.
Es sollte jetzt der Curve V. Ordnung das 10 Seit einbeschrieben wer-
den , so dass 10 seiner 25 Ecken auf dieselbe fielen. Wir wollen aber , ehe
wir an diese Aufgabe gehen, in diesem und den zwei folgenden $S noch
einige andere Untersuchungen machen.
Es soll nämlich erstens untersucht werden, wie viel Ecken des 2ftSeit8
man auf die Curve der m**" Ordnung , wo m = oder > 4 und n = oder > m
ist, verlegen kann.
Man ziehe die Geraden ctß und y6 (Fig. 12, Taf. III) als Seiten der einen
Art beliebig ; sie mögen die Curve w*"^ Ordnung in B und C, und D und E
treffen; man ziehe BD und C£; treffen diese in F und Gy und H und /, so
ziehe man ^jS'und Gl\ treffen diese die Curve in i^i und 67|, und 2>i und E^y
so ziehe man B^ 2>, und C, E^ ; treffen diese in F^ und G^ , und H^ und /j , so
ziehe F^H^ und Cj/j; u. s. f.
Auf diese Weise erhält man ein 2 n Seit, wo n gerade ist; soll n un-
gerade sein, so ziehe man, wenn uß und y6 die gegebene Curve noch in
ilf und iV treffen, MNy und wenn B^D^ und C^E^ noch in Q und R treffen, QR.
Man sieht, dass jederzeit 4n — 4 Ecken des 2ftSeits auf die Curve der
m^^" Ordnung verlegt werden können.
90 Zur Geometrie der Lage.
Fallen iXf nnd ^V in einem Doppelpunkte zusanunen, und ist n gerade,
so kann man die Seite MN so ziehen, dass sie durch B^ geht und kann
ausserdem noch den Doppelpunkt MN mit Cf verbinden. Auf der ersten
der beiden letztgezogenen Seiten liegen dann 3 Ecken.
Wir haben also jetzt den
Satz. Von den n' Ecken eine» 2nSeit8 kann man auf die Curve der
m*«^" Ordnung, wo iw = oder > 4 und :^n ist, stets 4 (« — 1) Ecken fallen
lassen. Und geht man bei der Einbeschreibung von einem Doppelpunkte
der gegebenen Curve ans, so kann man noch eine Ecke mehr, nämlich
4« — 3 auf sie verlegen. Soll z. B. der Curve IV das 8 Seit einbeschrieben
werden, so können wir faienach 4 (4 — 1) = 12 Ecken auf die Curve IV fal-
len lassen. Mit Hülfe des Doppelpunktes 4 . 4 — 3 = 13.
Soll der Curve V das 10 Seit einbeschrieben werden, so können wir
4 (5 — 1) = 16 Ecken auf diö Curve V fallen lassen; es mässten aber 10 sein,
wenn die übrigen von selbst auf sie fallen sollten.
§. 8.
Es soll untersucht werden, wie viele Ecken eines 2;iSeits, wo « == oder
>J 3 ist, man auf die Curve der III. Ordnung verlegen kann.
Satz. Man kaän auf verschiedene Weise von den «•Ecken eines
2«Seits, wo n = oder > 3 ist, 3n — 1 auf die Curve III fallen lassen.
Beweis. 1) Man zeichne ;i Seiten beliebig, jedoch so, dass immer die
folgende mit der vorhergehenden sich auf der Curve III schneide ; zugleich
bezeichne man diese Seiten abwechselnd mitQund ("); ebenso fahre man fort
mit der n + 1*«° Seite bis zur 2«^^**, lasse aber von dieser 2^^" Folge von Sei-
ten jede zngleich durch einen zweiten auf der Curve liegenden Punkt einer
der Seiten der ersten Folge gehen, und zwar derart, dass hiebei immer
zwei verschiedenartig bezeichnete Seiten sich treffen.
Man kann z. B., wenn n eine ungerade Zahl ist, da dann die »^ Seite
dieselbe Bezeichnung erhält wie die erste ^ die n+V^ mit der ersten, die
71 + 2'® mit der zweiten u. s. f., die 2«*® mit der n*®** sich wieder auf der
Curve m schneiden lassen!
Ist n gerade , so können wir die w + 1^® mit der zweiten, die n + 2** mit
der ersten, die n + 2>^^ mit der vierten, die n-{-4}^ mit der dritten, endlich
die 2w — 1** mit der «**", die 2«^® mit der » — 1*®" sich noch auf der Curve III
schneiden lassen.
Und man sieht, dass immer 3n — 1 Eckpunkte des 2iiSeits auf die
Curve m fallen.
2) Eine zweite Art der Einbeschreibung, welche aber nur stattfinden
kann , wenn n gerade ist, besteht darin, dass man die Figur in 1) wenn man
n Seiten gezogen hat , sich schliessen lässt ; und alsdann noch ein zweites
gemeines, sich jedoch nicht schlicssendes n Seit zeichnet, dessen Seiten sich
Von M. Sattelbekgbr. 91
ZQ den Seiten des ersten, geschlossenen, ebenso verhalten, wie in 1) die
Seiten der zweiten Folge zu denen der ersten , d. h. wenn man in beiden
gemeinen n Seiten die Seiten abwechselnd mit (') undf') bezeichnet, so lassen
wir jede Seite des zweiten »Seits mit einer entgegengesetzt bezeichneten
des ersten auf der Carve III sich schneiden. Auf diese Weise fallen offen-
bar wieder Zn — 1 Eckpunkte des 2yiSeits auf die Gnrve HL
3) Eine dritte Art der Einbeschreibung endlich ist die folgende: Man
ziehe die Seiten MN und PQ (Fig. 13, Taf. III) , welche die Curve HI in A,
B, Cnnd D, E^ F schneiden mögen; jetzt ziehe &an AD, BE und CF'^ diese
mögen noch in G^ ^nnd / schneiden; jetzt ziehe man RS, welche in ^|, B^,
C, schneide, und ziehe nun GA^j HB^^ IC^ ; diese mögen in G^^ H^, /| schnei*
den; man ziehe nun beliebig TU, welche in A^, B^, C^ schneide, und jetzt
G^ A^, //i B^, J, ^2, diese mögen noch in G^, H^, /, schneiden; man ziehe
nun V W^ welche in A^, B^, C,. schneide, und dann ziehe man G^A^, ^t^sj
ItC^^ Q. s. f. Will man mit G^, ffp, Ip schliessen, so ziehe man G^ff^ als
Schlussseite.
Istp gerade, so denke man sich die Schiassseite für den AugeMblick
von Gp, ffp nach G, H versetzt, und man sieht Kogleich, dass man eben so
-viel mit Q, als mit (^') bezeichnete Gerade hat, und zwar von jeder Art
3 + 4 . - oder %p + 3.
Ist aber p ungerade, so ist die Zeichnung symmetrisch bezüglich der
mit Q und der mit (") bezeichneten Geraden, und zwar hat man von jeder Art
1 + 4 .^ oder wieder 2p + 3.
MaD erhält also immer ein 2 (2p + 3) Seit.
Es liegen endlich sämmtliche mit Buchstaben bezeichnete Ecke^ we-
niger der einzigen /p auf der Curve III. Auf jeder mit (') oder auf jeder
mit (") bezeichneten Seite liegen 3 Eckpunkte auf der Curve III, mit Aus-
nahme der letzten Seite, von welcher nur 2 Ecken auf die Curve fallen.
Im Ganzen liegen also wieder 3;i — 1 Ecken auf der Curve III.
Anm. Die Punkte Gt H^ /, (r|, //< « /|, 6^f , /T,, /|, . . . . werden je in Einer Ge-
raden liegen.
§.9.
Ist endlich gefragt, wie viel Ecken des 29iSeit8 man auf eine gegebene
Carve IL Ordnung, oder wie viel man auf eine Gerade fallen lassen kann,
so sieht man sogleich, dass man auf die Curve U stets In und auf die Ge-
rade stets »Ecken verlegen kann.
Bezüglich der Einbeschreibung des 2n Seits in die Curve der m*»*" Ord-
nung , wo n = oder > m ist , so dass möglichst viele der »* Eckpunkte auf
die Curve fallen, gilt also Folgendes:
92 Zar Geometrie der Lage.
Auf die Curve I oder die Gerade können wir fallen lassen n Ecken,
„ „ „ II können wir verlegen 2 71 Eeken ,
„ „ „ III „ „ „ 3n — 1 Ecken,
„ ,, „ IV. und höherer Ordnimg können wir verlegen 4 n— 4 Ecken ;
mit Hülfe des Doppelpunktes, bei geradem n, 4n — 3 Ecken.
§. 10.
Gehen wir nun dazn über der Curve V. Ordnung das 10 Seit einsube-
schreiben , so dass 19 seiner'^d Ecken auf sie fallen.
1) Schon am Schlüsse des $. 7 sahen wir, dass man bei Einbeschrei-
bnng des lOSeits in die Curve Y von den 25 Ecken desselben blos 16 auf die
Curve V fallen lassen kann.
2) Nimmt man eine Curve V, welche aus einer Curve IV und einer
Geraden besteht , und ist blos die Curve IV gegeben , so können wir auf
die letztere 16 Ecken verlegen; durch zwei der noch übrigen Ecken könn-
ten wir die Gerade ziehen , allein es fielen dann doch blos 18 Ecken auf die
CurveiV, während wir 10 brauchen.
Besteht aber die Curve IV aus einer Geraden und einer Curve in,
welche einen Doppelpunkt hat, so gelingt die Einbeschreibung derart, dass
17 Ecken des lOSeita auf die Curve IV fallen.
Man verfahre folgendermassen : Ist F (Fig. 14, Taf. III) der Doppel-
punkt, so ziehe man F-^ und VN als Seiten der einen Art beliebig, sie
mögen die Curve III noch in J und'^, die noch gegebene Gerade in R und
S schneiden; nun ziehe man die Hülfsliuie ABy welche die Curve III noch
in fi treffe; ferner fiS und BB^ diese mögen die Curve III noch in GyH und
^, /'treffen; jetzt ziehe man FB und EG^ treffen diese die Curve III noch
in C und />, so werden C und D mit A in gerader Linie liegen '^) ; man ziehe
also ACD, Schneidet die DG die Gerade 725 -noch in P, die Cff diese Ge-
rade noch in jß, so ziehe man VPnud VQ\ schneiden diese die Curve III
noch in /und K^ so ziehe man endlich noch IK^ so hat man jetzt ein 10 Seit,
von dessen 25 Ecken 3 im Doppelpunkte V auf der Curve IV liegen , wäh-
rend die übrigen auf der Curve IV liegenden sind : A^ B, C, D, E, F^ G, B, Ä,
SyP, 0^1 und IC] im Ganzen liegen also 17 Ecken auf der Curve IV; ziehen
wir nun noch durch zwei andere Ecken, z. B. durch die zwei andern Punkte,
vro J>G und CB mit Fi' und FjP sich schneiden, eine Gerade, so liegen auf
der von dieser Geraden und der gegebenen Curve IV gebildeten Curve V
19, folglich alle 25 Ecken unseres lOSeits.
3) In ^er vorigen Nummer wurde eigentlich die Aufgabe gelöst :
Aufgabe. Einer gegebenen Curve III, welche einen Doppelpunkt
hat, ein 10 Seit so einzubeschreiben , dass auf sie und eine gegebene nicht
*) Die Punkte A, B, (i, G, E, B^ F, C und D liegen nämlich sämmtiich auf der ge-
gebenen Curve III.
Von M. Sattelbbbgbb*
durch den Doppelpunkt gehende Ctorade 17 Ecken des iOSeita fallen; wir
können anf die Gorve III selbst 13 Ecken (3 davon im Doppelpunkte) fal-
len lassen, anf jene gegebene Jj^erade aber 4; es fallen dann anf die gege-
bene Cnrve HF noch zwei weitere Ecken (davon eine im Doppelpunkte),
anf jene Gerade noch eine Ecke, nnd die 5 letzten Ecken endlich fallen
wieder in Eine Gerade.
Da aber eine Cnrve III nur dann einen Doppelpunkt hat , wenn sie
ans einer Cnrve 11 und einer Geraden besteht, so muss die vorige Aufgabe
eigentlich so ausgesprochen werden:
Aufgabe« Einer Curve 11 ein 10 Seit so einzubeschreiben , dass die
15 nicht auf ihr liegenden Ecken desselben sich auf 3 Gerade vertheilen,
von welchen 2 gegeben sind. Eine der gegebenen Gerade muss die Curve II
schneiden, und wir müssen gestatten, dass in diesem Schnittpunkte 4 Ecken
des einzubeschreibenden lOSeits zusammenfallen.
4) Nehmen wir eine Curve V, welche aus einer Curve HI und einer
Cnrve U besteht und ist blos die Curve III gegeben, so kann man nach $. 0
auf die Curve III 14 Ecken des lOSeits fallen lassen, durch 5 der übrigen
Eckpunkte geht ein Kegelschnitt , es liegen also dann 10 Ecken auf der
Curve V, welche dieser Kegelschnitt mit der Curve III bildet; woraus folgt,
dass alle 25 Ecken auf der Curve m und dem Kegelschnitte liegen.
Wir haben also den
Satz. Einer Curve HE Iftsat sich stets ein 10 Seit so einbeschreiben,
dass 14 seiner Ecken auf sie fallen; es fällt dann noch ein Eckpunkt auf
sie und die übrigen 10 bilden einen Kegelschnitt.
5) Hat man eine Curve V, welche aus einer Curve III und einem
Kegelschnitte besteht, und ist blos der Kegelschnitt gegeben, so kann man
diesem stets ein 10 Seit so einbeschreiben, dass 10 Ecken desselben auf ihn
fallen; da durch die 0 der übrigen Ecken eine Curve III gelegt werden
kann, so liegen alle übrigen auf einer Curve III.
Es gilt also der
Satz. Beschreibt man einer Curve 11 ein 10 Seit derart ein, dass 10
seiner Ecken auf sie fallen , so liegen die 15 andern auf einer Curve III.
Ebenso ergiebt sich endlich der
Satz. Beschreibt man ein 10 Seit so, dass 5 seiner Scken in gerader
Linie liegen , so bilden die übrigen 20 eine Curve IV. prdnung.
§. 11.
Eine dem Satze in Nr. 4 des vorigen S entsprechende Construction,
wozu man noch 1 des $. 8 vergleiche, wäre z. B. die folgende:
Construction. 1) Man nehme als Curve lU einen Kegelschnitt und
eine Gerade MN (Fig. 15, Taf. III). Auf dem Kegelschnitte nehme man die
0 Punkte ^, By (7, />, ß^ F beliebig au und verbinde sie durch die 5 Geraden
94 Zur Oeometrie der I^age.
ÄB,BC^CD,DE,EF] diese mögen die Gerade MN'm den Punkten ^|,C„ /)„£:„
jPi schneiden; man ziehe nun FB^ , tri£Bk diese den Kegelschnitt noch in Gy so
ziehe man -6^ (7, , trifft diese noch in ZT , so ziehe man HD^ , trifft diese noch
in J, so ziehe man lE^ , und trifft diese noch in K^ so ziehe man KF^ , so
wird diese Gerade den Kegelschnitt wieder in A treffen.
Ferner bezeichne man die Geraden AB^ CB, . . . FG, GH^ ... der
Reihe nach, wie man sie gezogen hat, abwechselnd mit Q und ("^), so werden
die 10 Punkte, wo immer eine mit (') und eine mit (") bezeichnete Seite sich
noch (ausser auf dem Kegelschnitte und auf MN) schneiden — auf Einem
Kegelschnitte liegen. —
2) Die vorhin angenommene Curve III hat, wenn die Gerade MN den
gegebenen Kegelschnitt in Tund ^schneidet, in Fund W einen Doppel-
punkt; wir wollen beide benutzen. In den einen T wollen wir den Punkt
C,, in den andern W den Punkt £, verlegen; so fallen in den ersten noch
die Punkte B^ G und B^^ in den andern noch E^ JiTund ^j. Die erste Seite
AB und die letzte KA wollen wir anfangs ganz aus der Construction hin-
weglassen. Die vorige Construction geht dann in die folgende über:
Construction. 2) Man ziehe FC, C2>, 2> ^ und VH,HIyIW{Y\^.l^,
Taf. III), so dass sich CD und HI auf MN schneiden; hierauf nehme man P
beliebig an und ziehe VF und WF, (BA und KA sind jetzt bestimmt, vgl.
1 des S. 5.) Es müssen jetzt folgende 6 Punkte auf Einem Kegelschnitte
liegen:
VC, WI FV, CD FV, WI
VH, WD FW, HI F W, VC.
Und nimmt man den Punkt A auf dem gegebenen Kegelschnitte so an,
dass VA durch den Punkt geht, wo HI oder WD den zweiten Kegelschnitt
zum zweiten Mal trifft, so liegen noch auf dem letztern die* 3 Punkte:
VA, WD WA, CD
oder
VA, HI WA, VH
§. 12.
Eine dem Satze in Nr. 4 des S. 10 entsprechende Construction, wozu
man Nr. 3 des %, 8 vergleiche , wäre ferner die folgende :
Construction. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines Sechseck
ein, so werden sich die Gegenseiten desselben wie bekannt auf Einer Ge-
raden schneiden; alsdann beschreibe man ihr noch ein solches Sechseck
ein, welches mit dem ersten eine Seite gemeinschaftlich hat, und dessen
Gegenseiten sich auf der nämlichen Geraden wie die des ersten schneiden ;
ferner bezeichne mau die Seiten beider Sechsecke abwechselnd mit Q und ("),
und zwar derart, dass man der gemeinschaftlichen Seite in beiden Sechs-
ecken entgegengesetzte Bezeichnung giebt; diese Seite endlich betrachte
Van M. SATTELBERaBB, 95
mau von nan &d als gar nieht mehr vorhanden ; so mässen jeUt die 10 Punkte,
welche sich als Sehnittpnnkte je einer Seite des einen Sechsecke mit einer
entgegengesetzt beseiefaneten des andern ergeben, auf Einem Kegelsehnitte
liegen.
§. 13.
Besondere Art einer Curve III. Ordnung das 6Seit einzu-
beschreiben.
Fallen in der ersten Zeichnung des S. 3 die 4 Funkte J, B, D, F in
einem Doppelpunkte zusammen, so darf man nicht nur AM und DE, son-
dern auch noch AN beliebig ziehen. Ist also V (Fig. 17, Taf. III) der Dop-
pelpunkt, so ziehe man VM, VP und VN\ treffen diese die Curve III noch
in C, JJund E, so ziehe man CH, trifft diese die Curve III noch in /, so ziehe
•man EI, und trifft diese die Curve III poch in C, so ziehe man VG, und
man hat jetzt wieder ein 6 Seit, von dessen 9 Ecken 8 auf der Curve III
liegen. Drei davon liegen im Doppelpunkte auf der Curve III, der neunte,
von selbst i^uf die Curve III fallende Eckpunkt ist der vierte im Doppel-
punkt liegende.
Haben wir z. B. einen Kegelschnitt, welcher von einer Geraden MN
in V (Fig. 18, Taf. III) geschnitten wird, so ziehe man FC und VH, dann
CH, trifft diese die MN in /, so ziehe man durch 1 die EG beliebig, und
dann noch VE und F6, so hat man der gegebenen Curve II das gemeine
Sechseck VC HEG so einbeschrieben, dass die 3 Schnittpunkte seiner Ge-
genseiten auf MN liegen. Im Punkte V fallen 2 Ecken und 2 Gegenseiten-
Schnittpunkte zusammen.
§. H.
Setzen wir in $. 12 statt des einen Sechsecks ein solches besonderes ^ so
erbalten wir folgende
Construction. 1) Man beschreibe einem Kegelschnitte das ge-
meine Sechseck ABCDEF (Fig. 19*, Taf. III) ein, dessen Gegenseiten sich
auf der Geraden MN schneiden mögen. Trifft die ilf i\r den Kegelschnitt in
Fnnd W, so ziehe man VB und FC und die beliebige Gerade VH, so müs-
sen stets die Punkte a und j5, wo VH die D E und ^^ trifft, mit den 4 Punk-
ten y, 6, f, x, wo VB die CD und EF, und VC die AB und ^i?* trifft — auf
Einem Kegelschnitte liegen.
V und X
2) Lässt man den Punkt a oder ß mit \
0 „ c
6 und B
auch die Construction in Nr. 2 des S- 10; der Geraden
Gerade RS, und dem Punkte a oder ß der Punkt P oder Q,)
3) Schneidet VH den Kegelschnitt noch in S (Fig. 19^, Taf. III), so
gen , so liegt auch ß resp. u mit
in Einer Geraden He-
in Einer Geraden. (Vgl. hiemit
?* entspricht die
% Zur Geometrie der Lage.
ziehe man SO, trifft diese denselben noch in J, so ziehe man FT, und suche
nun noch folgende Schnittpunkte: die ron VT mit J)E und AF («, ß>), und
die von ST mit AB und CD (jü, v), so müssen diese 4 Schnittpunkte mit den
6 vorigen auf Einem Kegelschnitte liegen ; und liegen die 6 ersten auf 2 Ge-
raden, soHlllt a' mit ß und ß> mit a in dieselbe jener beiden Geraden; |»
endlich fällt in die Gerade, in welcher y und x, v in die, in welcher S and e
liegen.
§. 15.
Setfet man statt der beiden gemeinen Secksecke des S. 12 zwm solche
besondere Sechsecke , so erhält man folgende
Construction. Man beschreibe einem Kegelschnitte das gemeine
Viereck VB WC (Fig. 20, Taf. III) ein, ziehe dessen beide Diagonalen VW
und BC^ welche sich in 0 schneiden mögen; durch 0 ziehe man die Geraden
X Y und UZ beliebig ; sie mögen den Kegelschnitt noch in E und /*, nnd
Sund r treffen, so ziehe man VS, VT, FTJF und WF. Man hat jetzt dem
gegebenen Kegelschnitte die beiden gemeinen Sechsecke VBCST nnd
WBCEFy deren Gegenseiten sich auf der nämlichen Geraden F^ schnei-
den, einbeschrieben; man suche daher folgende Schnittpunkte:
VB, WC VS, WE ST, WB
VC, WB VS, WF ST, WC
VT, WE EF, VB
VT, WF EF, VC-,
sie müssen alle 10 auf Einem Kegelschnitte liegen.
Wurde 2^ Fund UZ so gezogen, dass der erste, siebente und zehnte
in Einer Geraden liegen, so liegen auch der zweite, achte uod neunte in
Einer Geraden ; auf die eine dieser Geraden fallen nocli der dritte und der
sechste , auf die andere der vierte und fünfte Schnittpunkt.
§. 16.
Lässt man in S- 15 AT und ÜZinRK (Fig. 21, Taf. III) zusammen-
fallen , so fällt der dritte Schnittpunkt mit E und S in P, und der sechste
mit F und T in iß zusammen ; der siebente , achte , neunte und zehnte fallen
ebenfalls in die Gerade RK\ da also von dem Kegelschnitte, auf welchem
die 10 Schnittpunkte liegen, mehr als 3 Punkte in Einer Geraden liegen, so
muss er in 2 Gerade zerfallen; d. h. es müssen der erste, zweite, vierte und
fünfte Schnittpunkt in gerader Linie liegen. Dies giebt den
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte zwei gemeine Vierecke
[VB WCvLVL^ VP WO] so ein, dass sie den Schnittpunkt [0] der Diagonalen
und die eine Diagonale [VW] gemeinschaftlich haben, so liegen die 4 Schnitt-
punkte der Gegenseiten [(VB, WC), (VC, WB), (VP, WO) und (F0, WP)]
auf Einer Geraden.
Zeichnet man ferner noch ein drittes gemeines Viereck V'BW'C, wel-
Voa M. Sattblbebgbe« 97
ches mit dem ersten die Diagonale B C gemein hat , und dessen andere Dia-
gonale V^ W ebenfalls darch den Punkt 0 geht, so müssen also dessen Ge-
genseiten sich ebenfalls auf jener Geraden schneiden, auf welcher die 4
ersten Gegenseitenschnittpunkte liegen; dieses dritte Viereck hat aber mit
dem zweiten VPWQ nichts gemein, als den Schnittpunkt der Diagonalen.
Wir haben also den
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte beliebig viele gemeine
Vierecke ein , welche sttiümtlich den Schnittpunkt der beiden Diagonalen
gemeinsam haben, so haben sie auch die Verbindungslinie der Gegenseiten-
sehnittpnnkte gemein.
Dieser Satz ist bekanntlich in der Theorie der Polaren wichtig,
§. 17.
Einbeschreibung des 2nSeit8 in die Curven, deren Ordnung
die fünfte übersteigt.
In die Corre m konnten wir das 6 Seit stets einbeschreiben. ($. 3.)
In die Curve IV konnten wir das 8 Seit nur mit Hülfe des Doppel-
punktes einbeschreiben. ($• 6.) — Oder wir nahmen solche Gurren IV,
welche aus Curven niederer Ordnungen bestanden und gaben von diesen
nur eine oder einige. (S. 4. 2), 3), 4) und 5).) ♦
In die gegebene Curve V konnten wir das 10 Seit nicht mehr einbe-
schreiben , sie musste ans einer Curve IV und einer Geraden bestehen , und
es durfte nur die erstere gegeben sein; diese musste ferner aus einer Curve II
und zwei Geraden bestehen, von welchen die eine die Curve II schneiden
musste» (S. 10. 1) und 2).) — Oder die Curve V musste aus einer Curve III
und einer Curve IE bestehen, und es durfte blos die erste gegeben sein,
tt. 8. w. (S. 10. 3) and 4).)
Wir wenden uns nun zu den Curven von einer höhern als der fünften
Ordnung. Wir benützen hiebei besonders den $. 9.
1) Vom 2 n Seite können wir im Allgemeinen auf die Curve n'®*^ Ord-
Bung, wo j» = oder 04 ist , 4n — 4 Eckpunkte verlegen; es müssten aber,
n ( n I Q\
damit alle Eckpunkte auf sie fallen, — — 1 derselben auf sie verlegt
werden; nun ist
__ i_(4«— 4) — ,
der Ausdruck rechte ist positiv für « = und > 4; d. h. Einer Curve, deren
Ordnung die vierte oder eine höhere ist, lässt sich das 2 n Seit im Allge-
meinen nicht derart einbeschreiben , dass -^ — 7-^ — 1 seiner Ecken (und
in Folge dessen alle) auf sie fallen.
2) Mit Hülfe des Doppelpunktes können wir vom 2 ;i Seit 4n~3 Ecken
auf die' Curve n!-^^ Ordnung fallen lassen; und es ist
Zeitschrift f. Mathematik u. Physik. VI, 2. 7
Zur Geometrie der Lage.
der Ausdruck rechts ist f&rn = 4 Null , für n > 4 aber positivr D. h.
Einer Carve IV kö^nnen wir mit Hilfe des Doppelpunktes ein 2n(d.h.
Acht-) Seit so einbeschreiben , dass -^^-;^ — 1 (d.h. 13) 3einer Ecken (und
in Folge dessen auch die übrigen) auf sie fallen; bei einer Cnrve höherer
Ordnung geht dies aber nicht mehr.
3. Wir wollen nun solche Curven ti^" Ordnung betrachten, welche moB
einer Cnrve m^^' und einer n — m^ Ordnung bestehen, von welchen beiden
aber blos die Curve m^^ Ordnung gegeben sei.
a) Es sei m = oder > 4, "Wir können jetat auf die Curve m*^ Ord-
nung 4n — 4 Eckpunkte fallen lassen, dann ist aber das 2itSeit verseichnet;
durch ^ ^ der übrigen können wir die Curve der n — m*"
Ordnung legen; es fallen also dann auf die von beiden Curven gebildete
Curve n**"^ Ordnung
^ , (n — fn)(n — m + 8) ^ ,
4« — 4+^^ ^"^ ^^-^ Ecken.
Dieser Ausdruck wird um so grösser, je kleiner m ist; setzen wir also
m = 4f so wird er^
^4n I I («-4)(n— l)^n« + 8n-4^n(n + 8) ^
Man siebte dasa bei der Curve IV nur noch ein einsiger Eckpunkt fehlt.
Gehen wir also bei der Einbeschreibui^ von einem Doppelpunkte der
Curve IV aus, so können wir 4ft — 3 Ecken auf sie verlegen, und die An-
sahl der auf die Curve IV und die Curve n — 4^' Ordnung fallenden Eoken
des SnSeits wird
es fallen also sftmmtliche n' Ecken auf diese beiden Curven, und wir ha-
ben den
Bat 8. Beschreibt man einer Curve IV ein 2a Seit ein, Wo n= oder
>4 ist, und geht man bei der Einbeschreibung von einem Doppelp«mkte
der Curve IV aus, so kann man 4n — 3 Ecken auf die Curve IV verlegen;
dies sind so viele, dass noch 3 auf die Curve IV fallen (wovon eine im
Doppelpunkte liegt), und die Übrigen « (» — 4) fallen auf eine Curve a— 4**
Ordnung.
Dies giebt folgende Erweiterung d^r in Nummer 2) des §. 6 gemachten
Construction:
Haben zwei Kegelschnitte den Punkt P gemeinsehaMich, so siehe man
durch ihn zwei beliebige Gerade, von denen jede die 2 KegelBchnitte in
noch 2 Punkten treffen wird; zw^mal verbinde man 2 dieser 4 Tunkte
Von H. Sattslbeboer. 99
tift Nene, die beiden VerbtndiingsliiiLien mögen wieder jede die beiden
Carren in noch 2 Punkten treffen, nnd man verbinde wiederum 2 mal 2 die-
ser 4 Schnittpunkte ; es werden sich wieder 4 Schnittpunkte ergeben, diese
yerbinde man nochmals 2 mal; je nachdem man nun diesmal je 2 solche
Schnittpunkte verbundMi hat, welche nicht auf dem nämlichen Kegelr
eehuitte liegen, oder je ^wei solche , bei denen dies der Fall ist , gehen die
beiden Verbindungslinien wieder durch den Punkt P oder nicht. Im leta-
tern Falle kann man die gemachjte Operation wiederholen ; die beiden Ver-
bindungslinien werden n&mlich vier weitere Schnit^unkte liefern, diese
verbinde man nochmals durch 2 Gerade, und nun verbinde man von den
4 aufs Neue entstehenden Schnittpunkten 2 mal entweder je 2 solche, wel*
ehe nicht atif der n&mlichen der gegebenen Curven II liegen, oder je 2
solche , bei denen dies der Fall ist. Im ersten Falle werden die swei Ver*
bindungslinien wieder durch P gehen , im andern nicht , u, s. f. Man be-
seichne die Seitenpaare bei der Ziehung abwechselnd mit (') und (") ; hat man
»Seitenpaare gezogen, so hat mao auf der gegebenen Curve IV ein sich
im Doppelpunkte wieder schliessendes 2;iSeit gezeichnet; jedes Seitenpaar
hat mit dem ihm vorhergehenden sowohl, als mit ^eai ihm folgenden 4
Punkte auf der gegebenen Curve IV gemein (das erste und letzte Seiten-
paar haben diese 4 Punkte im Doppelpunkte gemein). Die tibrigen n{n — 4)
Schnittpunkte verschiedenartig bezeichneter Seitenpaar^ liegen auf Einer
Corvo n — 4**' Ordnung.
h. Es sei m = 3, so können wir auf die Curve »!*•' Ordnung 3n — 1
Ecken des 2nSeits fallen lassen; die nicht gegebene Curve n — 3**"* Ord-
nung können wir durch
(n — 3) (fr— 3 + 3) , (« — 3) «
i ^-i-i L oder -^^ —
2 2
der übrigen Ecken gehen lassen; es fallen dann von den n* Ecken des
. 2nSeits auf die von beiden Curven gebildete Curve «**^ Ordnung
o„ . ^(^~3)n_n«+3n— 2 • «(n + 3)
Ecken ; dies ist aber die erforderliche Anzahl.
Es sei ferner m=2 ; auf die Curve 11 können wir 2n Ecken verlegen, die
nicht gegebene Curve n — 2**'' Ordnung kann man durch ^ -^ i
Ecken gehen lassen ; und es ist
gn + ^'*~^^^'' + ^^=='''"^^"~^^''^'''^^^' 1
"'"2 2 2 '
Es sei endlich m = l, so können wir auf die Curve I n Eckpunkte faU
lassen, und die Curve n — 1**^' Ordn
tibrigen Ecken gehen lassen , und es ist
len lassen, und die Curve n — 1**^' Ordnung durch — ^ — ^-^- der
7»
100 Zar Geenelrie der Laise.
»+ ^ — ^ — — ^ 1-
Ef gilt «bo folgender
Satz. Man kann bewirken, dam ron den «'Ecken emea 2n Seit« auf
die Conre L, IL, IIL Ordnung bexäglicfa a, 2», 3a — 1 Ecken fallen , und
dies nnd so Tiele , da« die fibrigen Ecken aianntlich besilgUcli anf Einer
f^rre n — !•*', m — 2***, n — 3^ Ordnung Hegen«
Oder «
Sats 1. Zeichnet man ein 2a Seit so, dass a Ecken desselben in ge-
rader Linie liegen, so liegen die a(a — 1) fibrigen Ecken anf Einer Carre
» — 1*^ Ordnung. •
Satz 2« Beschreibt man einer Curre 11 ein gemeines 2a Eck ein, be-
zeicbnet dessen Seiten abirechselnd mit (') and ("), und sucht alsdann die
nicht auf der gegebenen Curre II liegenden m{H — 2) Punkte, wo immer
eine mit Q und eine mit (') beseichnete Seite sieh schneiden, so liegen die-
selben sämmtlieh auf Einer Curre a — t*^ Ordnung.
Satz 3. Beschreibt man einer Curve m auf eine der in §. 8 ange-
gebenen Arten ein 2a Seit ein, so dass 3a — 1 tou dessen Ecken auf ihr
liegen, so Mit auch die 3«*^ E^e auf sie, und die a(a — 3) fibrigen Ecken
liegen auf Einer Curve n — 3^*^ Ordnung.
Besteht die Curre III dieses 3. Satzes aus einer Curre II und einer
Geraden, so erhält man als den ersten Theil dieses Satzes Folgendes:
Satz ff. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines 2a Eck ein und
zwar wie folgt:
Ist n ungerade, so zeichne man zuerst n Seiten, die a + 1**, a + 2**, . . .
tn—V* nehme man nach einander so an, dass ihre Schnittpunkte mit be-
züglich der 1**", 2**", . . . n — !**■ sämmtlich auf Einer Geraden liegen; es
wird dann auch der Schnittpunkt der 2n^" mit der n^** anf diese Gerade
.fallen.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der. Satz von dem der Curve 11
einbeschriebenen Sechsecke.)
Ist n gerade , so nehme man wieder die ersten n Seiten beliebig an,
die n+1^, a + 2*% « + 3*«, .. . 2if— 1'« aber der Art, dass ihre Schnitt-
punkte mit bezüglich der 2*«'», 1**", 4*«", 3*«", .... n»*» auf Einer Geraden
liegeu; so wird auch der Schnittpunkt der 2n^^ und der n — 1^<^ auf dieser
Geraden liegen.
Satz ß. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines 2pEck,ein,
lasse Zp — J Seiten desselben sich um 2p — 1 in Einer Geraden liegende
Punkte drehen, so wird auch die 2p^^ Seite sich um einen Punkt dieser
Geraden drehen. •
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte einbeschriebenen Vierecke, von dessen 4 Seiten 3 um 3 in Einer
Geraden liegende Punkte sich drehen.)
Vcm M. Sattelbebg£r. 101
IL Xadproke BAte n den WMhtigften Ottwn der enton Abthei^^
(Sätse über die dpn CarTen liöherii Grades nmschriebeii'en Vielecke.)
«. 18.
Der reciproke Sals au dem in §• 1 aafgefltellten Haaptsatse faeisst;
Zieht man eine Curve w**° Grades, welche — ^ — • — - — 1 der n* gemein-
sdiafüichen Tangenten aweier anderer Curven des n^' Orades bertthrt, so*
berührt sie diese sämmtlichen gemeinschaftlichen Tangenten.
§. t9.
Die einfachste Cnrre des n^^^ Grades ist das System von »Punkten.
Zwei sokhe Systeme ron n Punkten wollen wir ein 2 »Eck nennen und im
Folgenden nnter 2nEck nichts weiter als das verstehen. Die Bcken des
2nEck8 sind jene 2 n Punkte; sie theilen sich in Ecken der einen (') und
Ecken der andern Art ("). Ein solches 2» Eck hat it'Seiten, d. h. Verbin-
dungslinien verschiedenartiger Ecken.
«t (n. I ft^
Satz. Zieht man eine Curve des «**" Grades, welche — ^ ~ — 1
' 2
der «'Seiten eines 2 »Ecks berührt, so berührt sie auch die ^^ -^
übrigen Seiten desselben.
Dieser Sata enthält natürlich nur dann eine Behauptung In sich, wenn
i«=soder >3 ist.
Es entsteht nnn wieder die umgekehrte Frage , ob und wie man einer
Curve n**" Grades ein 2 »Eck umbeschreiben könne, so dass — ^^ — 1
2
seiner Seiten die Curve berühren ; dann müssten die übrigen ^ '^ ^
Seiten die Curve von selbst berühren.
§.20.
Sowie eine Curve n*®'' Ordnung im Allgemeinen sich nicht selbst schnei-
det, so wird man auch in keinem Punkte einer Curve «*•" Grades, welche
nicht ans Curven niedereren Grades besteht , eine Tangente an die Curve
legen können, welche dieselbe in noch einem Punkte berührt; wohl aber
wird dies der Fall sein , wenn die Curve aus zwei oder mehreren Curven
niedereren Grades besteht; in diesem Falle werden mehrfache Tangenten
verbanden sein.
Zieht man an eine Curve m^** Grades von 2 nicht auf ihr liegenden
Punkten A und B (Fig. 22 Ti^. III) 4 Tangenten, so sind, wenn man jene
2 Punkte als Ecken der einen Art eines urasuttckreibenden 2 n Ecks be-
trachtet, durch diese 4 Tangenten im Allgemeinen sogleich noch- 2 Ecken
der andern Art C und B jenes 2itEck8 bestimmt; fallen aber jene 4 Tan-
102 Zar Geometrie der Lage.
genten in Eine siuammen, so kana man eehon durch anendlicb kleine Yer-
Schiebung eines jener ersten Eckpunkte — normal snr Doppeltangente — be-
wirken, dass die beiden Eckpunkte der andern Art auf der Doppeltangente
um endliche Strecken fortriicken. Hat man aber einmal 2 Eckpunkte
der einen und einen Eckpunkt der andern Art auf der Doppeltangente an-
genommen und verschiebt man diese 3 Punkte normal zur Doppeltangente,
• so Terschiebt sich auch der zweite Eckpunkt der andera*Art nur normal
zur Doppeltangente. Es gilt also der
Satz. Wenn wir bei Umbeschreibung des 2 n Ecks von einer Doppel-
tangente der Curve n^^^ Grades ausgehen , indem wir 4 Seiten in derselben
annehmen , so dürfen wir auf ihr 2 Ecken der einen und eine Ecke der an-
dern Art beliebig annehmen ; der zweite Eckpunkt der andern Art ist nun
aber bestimmt und muss sich im Verlaufe der Gonsirnctbn von selbst er-
geben«
§.21.
(Za 2 un4 3 deä §. 6.)
1. Gonstruction. Es seien 2 Curven II gegeben, welche 2 gemein-
schaftliche Tangenten haben, die eine sei p (Fig. 23 Taf. III); man nehme
auf ihr die Punkte M und Q an , und ziehe von ihnen die 4 noch möglichen
Tangenten c, /, g und t; alsdann suche man den Schnitt von c und g und
den von / und t; die beiden vom ersten Schnittpunkte noch ziehbaren Tan-
genten seien h und v , die vom andern noch möglichen w und s ; nun suche
man wieder zweimal den Schnittpunkt je zweier, z. B. den von h und s und
den von v und w*^ es sei die Tangente vom ersten Punkte an den ersten
Kreis /(, die an den zweiten k^ , ebenso seien die vom 2^^^ Punkte t^ und A:,,
so müssen sich sowohl /| und Ar, , als auch ^ und A:, auf p schneiden.
2. Satz. Hat man zwei gemeine Yiere<5ke, welche zwei Gegenecken
und die Diagonale p zwischen den beiden andern Gegenecken gemeinsam
haben , so schneiden sich die vier Geraden , welche die Schnittpunkte der
Gegenseiten des einen Vierecks mit diesen 2 Punkten im andern Vierecke
verbinden , in 2 Punkten von p,
§. 22.
(Za 2 des §.11.)
Man ziehe durch einen Punkt P (Fig. 24 Taf. HI) zwei Tangenten v
und w an einen Kegekchnitt und nehme auf jeder 3 Punkte an^ zwei da-
von, welche nicht auf der nämlichen dieser beiden Tangenten liegen, sollen
auf einer beliebigen dritten b liegen; durch die 4 noch übrigen Punkte
ziehe man immer die zweite noch mögliche Tangente , dies gebe die Ge-
raden c, A, d und t. Sind ntn die vier letzten Punkte so angenommen wor-
den, dass sich c und d^ sowie h und i auf Emer durch P gehenden (Geraden
schneiden, so berühren folgende 6 Grerade Einen Kegelschnitt
G(vc,tvi), (fv.cd), {fnf,h().
Vop M. SattslȣKQEE. 103
Zieht mtok an den gegebenMi Kegelsehaitt noch eiae weitere Tangente
a 80, daM der Punkt av aof der zweiten doreh den Pankt hi oder den
Puikt wd MXk den gefundenen Kegelachnitt möglichen Tangente liegt, so
berahrea den letateren Kegelschnitt noch folgende d Gerade^
oder
G{aVfhi)f {awyvh).
§.23.
(Zu |. 120
Man beschreibe einer Gnrve n ein beliebiges gemeines Sechseck um,
80 werden die 9 Verbindungslinien der Gegenecken durch Einen Punkt
gehen; man beschreibe ihr noch ein gemeines Sechseck um , dessen Ver-
bindungslinien der Gegenecken durch den nämlichen Punkt gehen, und
welches mit dem ersten eine Ecke gemein hat; man beaeichne die Ecken
beider Sechsecke abwechselnd mit Q und ('^, und swar derart, dass man der
gemeinschaftlichen Ecke in beiden entgegengeseUte Beseichnung giebt;
diese Ecke betrachte man von nun au als gar nicht mehr Torhanden; so
missen jetxt die 10 Geraden , welche sich als Verbindungslinien je einer
Ecke des einen Sechsecks mit einer entgegengesetst bezeichneten des 8ui-
dem ergeben — Einen Kegelschnitt berühren.
§. 24.
Dem in S* 13, 14 und 15 Enthaltenen entspricht Folgendes reciprok:
Man siehe an eine Curve n die 2 Tangentenpaare c, /'und «, g (Fig. 25,
Tsf. m), so bilden diese mit jeder fünften Tangente v ein der Curve 11 um-
beschriebenes gemeines Sechseck ABCDEF', die Verbindungslinien der
Gegenecken sind als in dem Punkte Z sich schneidend zu betrachten , wo
die Gerade CF die Tangente v triffL 2 Seiten sowohl, als 2 Gegenecken-'
Verbindungslinien fallen in v zusammen.
Setzen wir dieses besondere Sechseck an die Stelle eines der beiden
Sechsecke des vorhergehenden S, so erhalten wir folgende
C o n s tr u c t i o n. 1) Man beschreibe einem Kegelschnitte* das gewöhn-
liche Sechseck abcäef (Fig. 26, Taf. HI) um, dessen Gegeneckenverbind-
uigslinien sich in Einem Punkte Z schneiden werden; von Z seien 2 Tan-
genten an den Kegelschnitt möglich , die eine davon sei v ; man suche nun,
wo V die a und die b schneidet und verbinde diese 2 Punkte mit P {d^e)
noA P (6, c) , bezüglich P {dy e) und P (a, /) ; nimmt man alsdann auf v noch
einen beliebigen Punkt H an und verbindet ihn mit P(c,(l) und P{eyf)y
80 berfihren diese beiden Geraden mit den 4 vorigen Einen Kegelschnitt.
2) Geht die fünfte dieser Geraden mit der ersten und vierten oder mit
der zweiten und dritten durch Einen Punkt, so- geht auch die sechste mit
der zweiten und dritten, bezüglich ersten und vierten durch Einen Punkt.
] 04 Zur Geometrie der Lage.
3) Man ziehe ferner von H die andere Tangente s an den gegebenen
Kegelschnitt, suche den Punkt ü ^ wo dieselbe die Gerade c trifit) siehe
von diesem 'Punkte die andere Tangente i an den KegelschnHt und saehe
den Punkt K^ wo sie die Tangente v trifft. Verbindet man nnn den Pnnkt
U mit den Punkten (a, f) und [b^ c), und den Punkt K mit den Punkten (c, d)
und (e, /"), so berühren diese 4 weitern Geraden noch den in 1) gefundenen
Kegelschnitt , oder sie gehen zu je zweien durch die beiden in 2) erwähn-
ten Punkte. — Setzt man statt der beiden Sechsecke des vorigen S solche
besondere Sechsecke , so erhält man folgende
Construction. Auf einer Geraden o (Fig. 27, Taf. III) nehme man
4 Punkte an und ziehe von ihnen die 4 Tangentenpaare «,«, 6,r, ^,/and Syty
so sind V best und w beef 2 solche besondere gemeine Sechsecke; man
suche nun folgende Verbindungslinien:
G{vbywc)y {vsywe), {vi,ive), {gtjtvb),
C(pc,wft), {vs,fvf), (vt,wf)y {iiytvc),
ief,vb),
ief,vc):
sie müssen alle 10 Einen Kegelschnitt berühren.
Nehmen wir ferner die Punkte (e, f) und (s, i) so an , dass die siebente
und die zehnte Gerade mit der ersten durch Einen Punkt gehen, so gehen
auch die achte und die neunte mit der zweiten durcli Einen Punkt; und
durch den einen dieser Punkte gehen noch die dritte und die sechste, durch
den andern die vierte und die fünfte.
§. 25.
(Zu §. 16.)
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte 2 gewöhnliche Vierecke
um, welche die Verbindungslinie der Gegenseitenschnittpunkte, sowie den
einen Gegenseitenschnittpunkt gemeinschaftlich haben, so gehen die 4 Dia-
gonalen der beiden Vierecke durch Einen Punkt.
Und hieraus leitet sich einfach ab der
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte mehrere gewöhnliche
Vierecke um, welche sämmtlich die Verbindungslinie der Gegenseiten-
schnittpunkte gemeinsam haben , so haben dieselben auch den Schnittpunkt
der Diagonalen gemeinschaftlich.
§.26.
Reciproke'Sätze zn den Sätzen o und ß ija £. 17.
Satz «• Man beschreibe einer Curve IT ein gemeines 2fiEck um, und
zwar wie folgt :
Ist n ungerade, so zeichne man zuerst «Ecken, die •• + !*•, ii + 2**,
«+ 3*^ . . . . 2n — 1*^ nehme man nach einander so an, dass ihre Verbind-
Von M. SATTELBBSeSR. ** 105
nngslini^n mit bec<tglicfa der 1**», «**•» 3**», «— 1*« sftmmtlich durch
Einen Punkt gehen; es wird dann auch die Vorbindnngslinie der 2ii^^*
und n^*" Ecke durch diesen Pankt gehen. *
Ist n gerade, so nehme man wieder die ersten n Ecken beliebig an, und
nehme dann die n+1*«, « + 2*% n +3'«, n+4^, .4.2« — 1^ so an, dass
ihre Verbindungslinien mit beBüglioh der 2^",4<*», 4***, 3*", n*«» sich
in Einem Punkte schneiden; es wird dann auch die Verbindungslinie der
2n^'' mit der n— 1'*" Ecke durch diesen Punkt gehen.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte umbeschriebenen Sechsecke.)
Satz ß. Man beschreibe einer Gurve II ein gemeines 2p Eck um, und
lasse 2p — ^1 Ecken desselben auf 2p — 1 festen Geraden, die sich in Einedi
Punkte schneiden^ fortrücken, so rückt auch die 2p^* Ecke auf einer durch
diesen Punkt gehenden Geraden fort.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte umbeschriebenen Vierecke , von dessen 4 Ecken 3 auf 3 durch Ei-
nen Punkt gehenden Geraden fortrücken.)
nL AnwendnagexL dei in §. 1 anfgettellten Satzes in der Lehre von
der Berührung.
§. 27.
Die eine der beiden sich schneidenden Curven n^*' Ordnung sei eine
Curve n^^ Ordnung im Allgemeinen , die andere ein System von n Geraden.
Lassen wir die letzteren zusammenfallen , so erbalten wir folgenden
Satz. Man ziehe eine Gerade, welche eine Curve n*<^^ Ordnung in
nPunkten scheidet; ist n+S gerade, so ziehe man nun eine Curve w*" Ord-
nang, welche die gegebene Curve n^*" Ordnung in 1 jener »Punkte
nach der n*f" nnd im **" nach der n — 1*«" Ordnung berührt, so beruh-
2
Ten sich die beiden Curven in allen «Punkten nach der «*•* Ordnung. (Be-
rühren nach der «*•■ Ordnung wird in diesem S so verstanden , dass das
Schneiden als ein Berühren nach der ersten Ordnung erscheint.)
Für die Curve der III. Ordnung heisst dieser Satz :
Satz, berühren sich 2 Curven III in den Punkten P und Q nach der
ni. Ordnubg, und findet auf der Geraden PQ noch eine gewöhnliche Be-
rührung awisehen beiden statt, so wird diese auch zur Berührung HL. Ord-
nung.
§.28-
t) Lehrsatz. Zwei Curven II mögen sich in den Punkten P„ P„ P,
und P« (Fig. 28, Taf. III) schneiden «, man ziehe P| M und P^N beliebig und
verbinde P, und P^; schneiden P, M und P^N noch in E^ H und ^und /, so
IM Zur Geometrie der Lage.
siehe man EF und HI\ wir haben jetzt folgende swei Carven IVLi die erste
Oarve II and die Gerade J7i, die aweite Cnrve 11 nnd die Gerade EF^ eine
dritte Cnrve m itt das System der 3 Geraden P^M^ i^i^Tund i'sP«; diese
% Cnrven III haben die 6 Sehnittptinkte jP„ P^ E^ Fy H^ i, P, nnd P« gemein-
Bchaftlieh, sie müssen also anoh den nennten Schnittpnlikt gemeinsdialUieh
haben, d. h. EF^ fflunA P^P^ müssen sich in Einem Punkte sehneiden.
2) Lassen wir Pj nnd P| sasammenfallen , so erhalten wir den
Satz. Zwei Kegelsehnitte sollen sich im Pnnkte P (Fig. 20, Taf. III)
berühren nnd noch in den Punkten P, nnd P4 schneiden ; zieht man PM
und PiV beliebig, und schneidet die erste Gerade die Kegelschnitte noch
in E nnd ffj die andere in F nnd /, so schneiden sich die d Geraden EF,
HI nnd P^P^ in Einem Punkte.
. 3) Lassen wir P, und P4 zusammenfallen, «so erhalten wir den
Satz. Zwei Cnrven 11 sollen sich im Pnnkte P (Fig. 90, Taf. III) be-
rühren und in den Punkten P| und P, schneiden; zieht man P| M und P^V
beliebig, und schneiden diese Geraden die Kegelschnitte noch in i? und IT,
bezüglich F und i, so schneiden sich die Geraden EF und HI auf der bei-
den Kegelschnitten in P gemeinschaftlichen Tangente,
4) Lässt man P, mit P| und P4 mit P, zusammenfallen, so erhftlt
man den
Satz. Berühren sich 2 Curven 11 in P^ und in P,, und zieht man die
Geraden P| M, Pj N^ welche die erste Curve noch in E, ZT, die zweite noch
in F und / schneiden , so schneiden sich EH und FI auf der Tangente des
Punktes P,.
5) Lässt man P, mitP| und P4 mftP, zusammenfallen, so ergiebt sich der
Satz. Berühren sich 2 Kegelschnitte in P| und in P^, nnd zieht man
die Geraden P] ilf, P, N, welche die eine Cnrve noch in E und H, die andere
noch in F und / treffen, so schneiden sich EH und FI auf P| P«.
6) Lassen wir Pj , P, nnd P, zusammenfallen, so erhalten wir den
Satz. Osculiren sich 2 Kegelschnitte in P (Flg. 31, Taf. III) und schnei*
den sie sich noch in P4 , so ziehe man PJIf und PN beliebig ; schneiden PM
nnd PN die Kegelschnitte noch in E und H, bezüglich F und /, so schnei-
den sich EF und HI auf PP4.
7) Lassen wir P„ P4 und P, zusammenfallen, so erhalten wir den
Satz. Osculiren sich 2 Kegelschnitte in P (Fig. 32, Taf. LH) und schnei-
den sie sieh noch in Pi , so ziehe man Pj M und PN\ schneiden diese Ge-
raden die Kegelschnitte noch in E und iT, beiqüglich F und J, so schneiden
sich EFxmA HI auf der im Osculattonspnnkte gemeinschaftlichen Tangente.
8) Fallen endlich P« , P,, P« und P4 zusammen, so ergiebt sich der
Satz. Berühren sich 2 Kegebchnitte in P (Fig. 33, Taf. III) nach der
gewöhnlich dritten Ordnung genannten Ordnung, und zieht man die be-
liebigen Geraden Pilf und PN, welche die Kegelschnitte noch in J, 17, be*
Von M« SATTELBBIteBR« 107
sägtieh Fun^ I sebneiden « so schneiden sich EF nnd Mi^nf der im Panktii
P gemeinsehftftHchen Tangente.
§. 29.
Satz. Durch zwei Pnnkte Pnnd i^(Fig.34, Taf. HI) lege man 3 Kegel-
schnitte« der erste und zweite^mögen sich noch in P^ und £),, der erste nnd
• dritte noch in P, und £),, der zweite und dritte noch in P^ nnd Q^ schneiden;
zieht man die 3 Geraden P|öi» PtOt ^nd -PjO,, so hat man 3 Curven HI,
die eine hesteht aus dem ersten Kegelschnitte nnd P^ Qt , die andere aus
dem zweiten Kegelschnitte nnd P^Oty die dritte ans dem dritten Kegel-'
acbnitte und P,öaj sie gehen alle drei durch die 8 Funkte P, (?, /^,, Q^yP^, Q^
P31O91 es müssen also auch ihre 3 neunten Schnittpunkte zusammen fallen,
d. h. die 3 Geraden P^ Oi 1 ^aÖu -Psö* gehen durch Einen Punkt.
§• 30.
Ebenso folgt
Satz. Schneidet eine Curve II eine Cnrve III in den Punkten ^, By
C, />, E und F (Fig. 35, Taf. III) und man zieht die Geraden AB, BE und'
CFy welche die Curre III noch in (7, 17 und / schneiden , so liegen G, H nnd
/ iH Einer Geraden.
Lassen wir die 3 Pnnkte A, B und C znsammenfAllen, so erhalten wir den
Satz. Oscnlirt eine Cnrve 11 eine Curve III in P (Fig. 36, Taf. HI)
and schneidet sie dieselbe noch in D, ^ und F, und man zieht die 3 Ge-
raden P2>, PEy PF, welche die Curve III noch in €?, ^und /schneiden, so
liegen G , H und / in Einer Geraden.
§. 31.
Reciproke S&tze zn den Sfttzen von S. 28 und 29.
S.atz. Haben 2 Kegelschnitte die 4 gemeinschaftiichen Tangenten p^,
Pij Pii P4^ zieht man von dem beliebigen Pnnkte M der ersten Tangente
die beiden andern Tangenten e nnd h , eben so von einem beliebigen Punkte
iV der zweiten die beiden andern Tangenten f nnd t , so liegen der Schnitt-
punkt von e und / nnd der von h nnd t mit dem von /?, nnd p^ auf Einer
Geraden. -
Satz. (Wir lassen p^ nnd p« zusammenfallen.) Zwei Kegelschnitte
mögen aieh im Pnnkte P berühren , und ansserdem noch die Tangenten P|
und p^ gemeinsekaftlich haben; man ziehe von einem beliebigen Pnnkte
von p, die beiden noch möglichen Tangenten € nnd A, und ebenso von
einem beliebigen Punkte vonp, die Tangenten ^und t , so liegen der Schnitt-
punkt von e und f nnd der von h nnd t mit dem Bertlhmngspnnkte P auf
Einer Geraden.
S atz. (Wir lassen p, und p, zusammenfallen.) Beruh reo sich 2 Kegel-
schnitte , ist die im Berfthrnngapunkte gemeinschaftliche Tangente p , nnd
haben sie ausserdem noch die Tangenten Ps und p^ gemeinschaftlich , so
108 Zur Geon^etrie der Lage. Von M. SiTTELBKRaER.
•
siehe man von einem beliebigen Punkte von p 'die beiden noch möglichen
Tangenten e und A, von einem andern Punkte von p die Tai^enten /'and i\
80 liegt der Schnittpunkt von /?, und p^ 'mit dem von e und f und dem you
h und t' in Einer Geraden.
Sfttz. (Wir lassen p, , p, und p^ zusammenfallen.) Osculiren sich
2 Kegelschnitte y ist die im Osculationspunkte gemeinschaftliche Tangente
Pj und die andere noch gemeinschaftliche Tangente p«, so ziehe man von
2 beliebigen Punkten von p die Tangentenpaare e, h und f, t, so liegen der
Schnittpunkt von e und /*, der von h und i und der von p und p^ in Einer
Geraden.
Satz. (Wir lassen Pf, p^ und p« zusammenfallen.) Osculiren aich
2 Kegelschnitte , ist die im Osculationspunkte gemeinschaftliche Tangente
p , und die andere noch gemeinschaftliche Tangente p^ , so ziehe man von
einem beliebigen Punkte der ersten die beiden noch möglichen Tangenten
e und hj von einem beliebigen Punkte der andern die Tangenten /'und i\
80 liegen der Schnittpunkt von e und / und der von h und i mit dem Oscu-
lationspunkte in Einer Geraden.
Satz. (Wir lassen Pi , Pi, p« undp« zusammenfallen.) Es sollen aick
2 Kegelschnitte nach der gewöhnlich dritten Ordnung genannten Ordnong
berühren , p sei die im Berührungspunkte gemeinschaftliche Tangente ; man
ziehe von 2 beliebigen Punkten von p die Tangentenpaare e, h und /*» t , so
liegen der Schnittpunkt von e und f und der von h und t mit dem Berflhrw
ungspunkte der beiden Kegelschnitte in Einer Geraden.
Der reciproke Satz zu dem Satze des S« 20 lautet :
Satz. Man beschreibe dem Winkel p q (Fig. 37, Taf. HI) drei Kegel-
schnitte ein, der erste und zweite sollen noch die gemeinschaftlichen Tan-
genten p^ und 9, , der erste und dritte p, und g, , und der zweite und dritte
p^ und Qi haben^ so liegen der Schnittpunkt von P| und q^ , der von p% und q^
und der von p, und q^ in Einer Geraden.
Lassen wir in diesem Satze die beiden Tangenten p und q^ und im
Satze des S. 29 die beiden Punkte P und Q zusammenfallen , so erhalten
wir den
Satz. Berühren sich 3 Kegelschnitte in Einem Punkte, und hat der
erste mit dem zweiten noch die Punkte P„ Q^ und die Tangenten p, und ^„
der erste mit dem dritten noch die Punkte P|, Q^ und die Tangenten p,, ^t
und der zweite mit dem dritten noch die Punkte P^ , Qi und die Tangenten
Pi) q\ gemein, so schneiden sich die 3 Geraden /\0i, PtQf, PtQt in Einem
Punkte, und die 3 Punkte p^q^ yPtqt^ Ps?» liegen auf Einer Geraden.
V.
Ueber den mittlem Fehler der Eettenmessungen.
Von Prof Dr. A, Winckleb in Gratz.
Die ▼ieIfWchen Anwendunge]», welehe die Hesskette » mancher unver-
kennbaren Vortheile wegen, täglieh findet, obgleich nicht wenige Prak«
tiker sich unbedingt gegen dieselben ausgesprochen haben, waren wohl
die Veranlassung, dass die Frage nach der Genauigkeit, welche jenes Hess*
werkseug gewährt, auf sehr verschiedenen und auch in den BesuUaten nicht
mit einander übereinstimmenden Wegen au beantworten gesucht wurde.
So .wurde aus den in alle Lehrbücher der praktischen Geometrie überge*
gangenen Formeln , welche meines Wissens zuerst im ersten Bande (S. 104)
des Werkes von Tob. Mayer mitgetheilt worden 'sind, der Säte abge-
leitet, dass der Fehler einer Kettenraessung der Länge der gemessenen
Linie direct, der Länge der Kette aber indirect proportional sei; manche
Erfahrungen schienen diesen Sata an bestätigen , manche aber widerspra-
ehen ihm offenbar. Aus anderen Betrachtungen erhielt man «war keinen
Aufschluss über die Einwirkung der Kettenlänge auf den Messungsfehler,
dagegen stellte sich heraus, dass derselbe proportional mit der Quadrat*
Wurzel aus der Länge der gemessenaa Linie wächst; i|ns der Combination
wirklicher und sorgfältig angestellter Beobachtungen schien dagegen das
überraschende Resultat zu folgen , dass der Fehler überhaupt nicht mit der
Länge der Linie wachse, sondern in einer langem Linie geringer sei, als
in einer kürzern. U« s. w.
Gegen die bis jetst bekannten theoretischen Erörterungen dieser
Frage, welche keineswegs ohne Interesse ist, läset sich mancherlei ein-
wenden. Setzt man nämlich, wie dies nothwendig geschehen muss, voraus^
dass die Messung unter normalen Umständen stattfinde , welche keine der
gewöhnlichen Fehlerquellen unwirksam machen oder grobe Fehler begün-
stigen, und berechnet man den möglichen Einfluss , .welchen jede einzelne
Feklerquelle , soweit sich dieselbe überhAPpt verfolgen lässt, auf einen
Kettenaug ausüben kann, so. ist hierdurch die Frage durchaus noch nicht
^>«a&twortet, denn hiezu ist erforderlich, dass die Grösse des Fehlers be-
110 Ueber den inittleni Fehler der Kettenmessangen.
stimmt werde, weleher ans der Concarrena aller jener FeUerqaettea 1
vorgehend, sowohl in dem einseinen Kettenuig als in der gaasen Linie a«
befürchten ist. Diese Bestimmung aber macht die allgemeine Fororalimng
des Ausdrucks für den mittlem Fehler in fthnlicher Weise ndthig, wie
ich dieselbe in dem Aufsatze „Ueber die Genauigkeit einer besondern Art
▼on Nivellirinstrumenten" im 4. Bande dieser Zeitschrift entwickelt habe.
— Jch wende mich anr Sache.
Uiü in der angegebenen Art die mittlere Gesammtwirknng der mög-
licherweise inflnirenden Fehlerquellen bestimmen au können, mflssen die-
selben zunächst einzeln betrachtet werden', wobei, wie sich'von selbst ver-
steht, die Voraussetzung gemacht wird, dass die Messung von getlbten Ge-
hilfen und nicht unter ansserge wohnlichen Umständen ausgeführt werde.
1. Wenn der hintere Kettenaieher< seinen Kettenstab nicht genau im
richtigen Punkte einsteckt', oder es nickt verhindert, dass derselbe dnrch'
den Zug der Kette aus seiner Stelle, wenn auch nur um ein Geringes, ge-
rttekt werde , oder wenn er den Kettenstab , um diese Verrtickung abznhal*
ten, zu fest an sieh heranaieht und nach rfickwärts neigt, so entsteht aus
diesen Ursachen ein Fehler in der Lage des Anfangspunktes der
Kette, weleher seiner Natur nach ebenso leicht eine Vergrösserung , als
eine Verkleinerung des Messnngsresultats aur Folge haben kann und daher
unter die un regelmässigen Beobachtungsfehler gehört. Da er sowohl
positiv als negativ gedacht werden kann, so möge er durch Yx bezeichnet
werden.
2. Die Justirung der Kette kann immer nur auf eine bestimmte Span-
nung derselben bezogen werden , und zwar liefert sie nur dann die richtige
Kettenlänge, wenn der Kette genau diejenige Spannung ertheilt wurde,
welche bei der Messung einer Linie ebenso leicht ttbersehrit-
ten als nicht erreieht wird. Dl^er Forderung wird wohl nie g^ans
seharf entsproehen werden können und daher der Werth von /, welcher
durch das Verfahren der Justirung sieh fttr die Kettenlänge ergiebt^ mit
einem constanten Fehler, weicher durch c vorgestellt werden mag, be-
haftet sein , so dass also / + <? die richtige Länge der Kette ist.
3. Bei der Messung einer Linie trird die Länge der Kette grösser oder
kleiner als /+<; sein, je nachdem die soeben bezeichnete normale Span-
nung überschritten oder nicht erreicht wird.
Um den Betrag dieser Aenderung zu bestimmen , muss man erwägen,
dass, obgleich die Kette nicht aas einem einzigen Stttcke besteht, sondern
aus dinaelnen Stäben und den sie verbindenden Ringen zusammengesetzt
ist, dieselbe dennoch, wenigstena näherungsweise, als ein elastischer Draht
gedacht werden darf, welcher, wie diess aus der Theorie der eUstiscbSsn
Körper bekannt ist, bei gleicher ausdehnender Kraft, eine seiner Läage
V<m Dr. A. Wimoklbe. 11t
diMci proportmiAle Atudehaimg «usaunt. Da mm dtase Ltogealtndefang
•beosowohl positiT ali negatav mIa kum, b« werde ich iie durch / .^jr be*
leichnen» «odatB namniehr die Länge i eioee Kettessngee unter der.Fomt
erscheint
4. Liegen die Endpnnkte der Kette nicht genau in der Richtung der
tu messenden Linie, wie diess im Allgemeinen angenommen werden mnss,
80 kann die Abweichung des einen Endpunktes , unabhftngig Ton jener des
andern, obensowohl auf die rechte als auf die linke Seite der Linie ftülen,
viid'es mögen daher diese Abweichungen durch }(% und Yt beseichnet wer-
dop. In Folge derselben ist aber ftr den Kettenaug nicht t^ sOndem nur
deren Frojection , nämlich :
sa setsen, und ist daher der Messungsfehler v eines Kettenznges bestimmt
durch die Gleichung:
t;==^[/ + c + f^ + / y;i* - [^ + yiY -/
nm deren Aufstellung es sich vor Allem gehandelt hat.
Man erhält sofort das mittlere Quadrat dieses Beobachtungsfehlers,
wenn man, nacheem derselbe in die zweite Potenz erhoben und die Ent-
wickelung der einzelnen Glieder ausgeführt worden ist, alle diejenigen
Glieder weglässt; welche wegen des Wurzelzeichens ebensowohl positiv
als negativ sein können. Bezeichnet man dieses mittlere Fehlerquadrat mit
fi', 80 ergiebt sich zunächst:
-2/./[/+ c + ;/i + />^]« - [KI + K^'
Man kann diesen Ausdruck, wenigstens näherungsweise, in rationeller Form
darsteilen. Die Wurzelgrtfsse lässt sich nämlich in eine Reihe entwiekela
und es reicht hin , wenn man blos die drei ersten Glieder derselben beibe-*
kalt, welehe zusammen den Ausdruck:
bilden, wovon man, weil c, x^ y g^en / sehr klein sind, wieder nur die
Glieder zweiter Ordnung beizubehalten braucht, so dass man im Ganzen
erkält:
oder, da dieser Ansdraek einer Yereinfaehang fthig ist:
1 1 2 Ueber den mkdeni' Felilei^ def iK^tenmessungen.
Es ist kmn Graäd vorhanden, anzunehmen, daas der imtdera Fehler, wel-
cher beim Einrichten des einen Kettenbtabes in die Linie zu b^ftirchten ist,
grösser oder kleiner sei, als er beim andern ws;r;^ man muss daher /=z
setzen, und erhält schliesslich:
Um nun den mittlem Fehler M einer unter gleichen Umständen mit
der Kette gemessenen Linie L zu bestimmen, muss man bemerken, das«
die Messungen der nKettenzUge, aus welchen dia Linie besteht, inage^
sammt von. einander unabhängig sind, dass aber gleiehwohl der mittlere
Fehler für jeden derselben f» ist, und also *)
oder«, da hinreichend genan :
L = «/, oder also » = -
gesetzt werden kann:
welches nun die verlangte Form für den mittlem Fehler der Kettenmes-
sung mit Rücksicht auf alle wesentlichen Fehlerquellen ist.
Es ist nicht ohne Interesse , diesen Ausdruck etwas näher zu betrach-
ten , weil sich dadurch ergeben wird , von welchen Umständen das Wach-
sen oder Abnehmen des mittlem Fehlers der Kettenmessung vorzugsweise
abhängt. Man findet:
1. Der mittlere Fehler der Kettenm^ssungen ist nicht geradezu der
Läng« L der gemessenen Linie, sondern nur deren Quadratwurzel pro-
portional.
2. Der aus der ungleichmässigen Spannung d^r Kette entspringende
Theil des mittlern Fehlers ist um so grösser, je länger dfe Kette ist, und
zwar wächst derselbe, wenn man von allen übrigen Fehlereinflüssen ab-
sieht , im Verhältnisse der Quadratwurzel der Kettenlänge*
3. Der Einfluss des Fehlers in der Justirung, und in der Lage des
Anfangspunktes der Kette , sowie wegen der Abweichung vom Aligpaement
ist um so geringer, je länger die Kette ist. Obgleich sich diess voraussehen
Hess, so mnss doch bemerkt werden, dass diese Abnahme keineswegs im
einfachen Verhältnisse der Kettenlänge, sondern in geringerm Maasse statt-
findet.
*) Ganss, Theoria combin. observ. errorib. min. obnoziae. Art. 18.
Von Dr. A. Wimcklsb. 113
4. Der mittlere Fehler M erreicht für eine den ttbrigen Umständen
entsprechende Kettenlänge ein Minimum. Setzt man nämlich —-- = 0,
dl
80 ergiebt sich zar Bestimmung von l die folgende Gleichung vierten Grades :
I) /• — ./• ./ = 0,
y y y
welche immer wenigstens eine positire Wurzel hat, für welche -— ^ einen
positiven Werth erhält*
Durch die nähere Bestimmung dieses Werthes von /, welcher, wie man
sieht, von den durch die Umstände bedingten Messungsfehlern abhängt,
erhält die vielfach aufgeworfene , aber nicht gelöste Frage nach der vor-
theilhaftesten Länge der Kette vorläufig wenigstens ihre theoretische Be-
antwortung.
Allerdings sind in der vorstehenden Erörterung nicht alle beim Ge-
brauche der Kette vorkommenden Unregelmässigkeiten berücksichtigt wor*
den. So z. B. hat ohne Zweifel jeder Geometer die Bemerkung gemacht,
dase sich unter sonst gleich bleibenden Umständen, nach anhaltendem Ge-
brauche der Kette , ja selbst beim Messen einer längern Linie mit dersel«
ben, sei es, weil sich nach und nach eine grössere Gleichmässigkeit im
Spannen der Kette durch die Gehilfen einstellt , oder sei es , dass sie nur
bis SU einer gewissen Grenze eine bleibende Ausdehnung annimmt, — ein
geringeres Schwanken der Messnngsresnltate als im Anfange der Messung
oder bei kleineren Linien zeigt. Ist diese Bemerkung allgemein richtig , so
liegt der Schluss nahe, dass der mittlere Fehler M nicht einmal im Ver-
bältnisse der Quadratwurzel aus der Länge der Linie , sondern noch lang-
samer wächst. £s braucht indessen nicht bemerkt zu werden, dass sich
der eben berührte Umstand ebensowenig als mancher andere von geringe-
rer Bedeutung in die Kechnung ziehen läset.
Da die mittleren Werthe Xy y, z, sowie der constante Fehler c nicht ge-
trennt von einander , sondern nur aus directen Kettenmessungen , — deren
es mindestens vier sein müssen, — gefunden werden können, so muss man,
insbesondere für den Fall einer überschüssigen Anzahl von Beobachtungen,
jede irgend erlaubte Abkürzung der am Schlüsse des Art. 2 für M erhalte-
nen Formel eintreten lassen. Die beiden letzten Glieder derselben
et . z*
sind aber gegen die ersten aus doppeltem Grunde sehr klein ; einmal , weil
die Abweichung z bei einiger Aufmerksamkeit der Gehilfen immer nur ge-
ring ausfällt , und dann, weil zwei Glieder die zweite und dritte Potenz
von / im Nenner enthalten , also höherer Ordnung als die ersten Glieder
ZeiUchrifl f. Mathenialik u. Physik. VI, 2. 8
114 lieber den mittlern Fehler der Kettenmessangen.
sind. Dieselben können daher weggelassen werden, oder, was auf dasselbe
hinauskommt, man darf z = 0 setzen, und findet unter dieser Annahme:
oder , wenn man diese Gleichung nach den Unbekannten x nnd y ordnet :
Um dieser Bedingung möglichst entsprechend, die x und y au bestim-
men, nehme ich an, es sei eine längere Linie mit einer zuvor justirten
Kette nnd dann auch mit Stttben wiederholt gemessen worden. Ist die eine
Messungsart eben so oft Wiederholt worden als die andere, so kann das
arithmetische Mittel der mittelst der Stftbe gefundenen Resultate im Ver-
gleich zu jenem der Kettenmessung als die wahre Lftnge der Linie dar-
stellend betrachtet werden. Diese Annahme muss wohl , obgleich sie nicht
in Yoller Strenge stattfindet, aus praktischen Bücksichten und am die Rech-
nung nicht unnöthig zu compliciren, gemacht werden. Vermöge derselben
ergiebt sich der genäherte Wertb des constanten Fehlers c der Kette un-
mittelbar dadurch, dass man jene wahre Länge von dem arithmettscben
Mittel der durch die Messung mit der Kette erhaltenen Resultate absieht^)
und die Differenz mit -=• multiplicirt.
Wenn man femer jene Länge von dem Ergebnisse jeder einzelnen
Kettenmessung abzieht und die Differenzen in das Quadrat erhebt, so lie-
fert uns die Quadratwurzel aus dem arithmetischen Mittel aller dieser Qua-
drate den dieser Beobachttingsreihe entsprechenden genäherten Werth
von M. Was endlich / betrifft, so ist dafür jedesmal die bei der Justirang
der Kette geftedene Länge zu setzen.
Bind mehrere Beobachtnngsreihen gegeben, welche sich unter sonst
gleichen Umständen auf andere Linien und Kettenlängen beziehen, so gel-
ten diese Bemerkungen hierfür in gleicher Weise. —
Obgleich in der für M abgeleiteten Formel die wesentlichsten Fehler-
quellen berfickstchtigt sind , so wird sie doch , wie man auch x und y wäh-
len möge , schon darum nicht vollkommen genau allen Beobachtnngen ge-
nügen können, weil die Werthe von ilf und e nur angenähert bekannt nnd
manche Unregelmässigkeiten nicht in die Rechnung gezogen worden sind.
Indessen erhält man nach bekicnnt^n Principien **) die plausibelsten Werthe
von X und y, wenn man sie so bestimmt, dass die Summe der Quadrate der
Ausdrücke:
u~L
[q:^ + -.]-«.
*) Gauss. Theoris combin. obsery. Art 5.
**) Gauss. Theoris combin. obserr. Art. 2t.
Von Dr. A. Winckubr. 115
ein Minimum wird. Wendet man die Ganss'sche Bezeichnaog:
ö| + flt + ... + a, = [Ä],
a,^, + a,*, + • . . + 0,6, = [ab]
an y so ergeben sich für s and y die folgenden Gleichungen :
^) [^]- +[^*Jy =[7(*'-y^)}
vomit nun der theoretische Theil der Frage erledigt ist
Die Torhergehenden Betrachtungen können erst Geltung erlangen,
wenn sie sich an wirklich angestellte Beobachtungen enge genug an-
schliessen lassen. Es braucht nicht nfther aufgeführt au werden, dass hier
dieJMUgen BeobachtuBgen rorauaiehen sind, welche ausschliesslich zum
Zwecke der Lösung der vorliegenden Frage angestellt, von allen nicht un-
mittelbar zur Sache gehörenden Finflüssen frei sind , und so vorliegen , wie
ne gemacht wurden. Hierzu sind, wie ich glaube, die Messungsresultate,
welche Herr Prof. Gerling im 6. Bande des Archivs von Grunert S. Zlb
▼erölfentlicht hat, die geeignetsten. Indem ich dieselben wähle und der
Yollstftndigkeit wegen hier zusammenstelle, versteht es sich von selbst,
dass deren Oombination auf die vorapgehenden ErCrterungen sieh gründen
und daher von jener des Herrn Prof. Gerling verschieden sein wird , sowie
auch zu anderen Bchhissfolgerungen ftthrt. — •
Jene Beobachtungen beziehen sich auf fünf verschiedene Linien, wo-
von jede mit Ketten von 5, 3, 2 Ruthen Länge je zehn Mal , und dann auch
sehn Mal mit Stäben gemessen wurde, so dass im Ganzen 200 directe Mes-
sungen vorliegen, aas welchen sieh alle diejenigen Grössen ableiten lassen,
die zur Ermittelnag der, in der Formel für M vorkommenden Zahlen werthe
nöthig sind und den Umständen entsprechen , unter welchen jene Beobach-
tungen gemacht worden sind.
Wenn man , wie bereits bemerkt wurde , die aus der zehnmaligen Mes-
sung mit Stäben hervorgegangenen Mittelwertbe für die wahren Längen,
der Lipien setzt, so genügt hier die blose Angabe jener Mittelwerthe.
Nur in Hinsicht der Abweichungen , welche sich durch die wiederhol-
ten Jnstirungen der Kette ergeben haben , wäre eine grössere Vollständig-
keit der a. a. O. mitgetheilten Besultate zu wünschen gewesen. £s wären
dadinreh nicht nur Yergleichungen mit den Werthen von e möglich gewor-
den, sondern es hätten für die / durchgehends die gehörigen Werthe, statt,
wie es nun geschehen muss, einfach nur die Werthe 6, 3, 2 benutzt werden
können.
116
Ueber den mifüem Fehler der KettenmeBsnngen.
Oemessene Idnien.
I.
n-
IIL
IV.
V.
20,824
49,506
64,934
79,910
100,000
20,322
49,517
64,985
70,880
99,901
20,353
49,500
■ 64,956
79,912
100,030
20,327
49,512
65,000
79,891
100,000
Länge der Kette:
20,330
49,468
65,034
79,895
100,030
5 Buthen.
20,830
40,460
65,000
79,850
100,050
20,842
49,450
64,970
79,844
100,010
. 20,33i
49,477
64,955
79,850
100,020
20,346
40,450
64,925
79,885
100,030
20,334
49,440
(54,930
79,851
100,000
Mittelwerth der Kettenmessnng
20,3339
49,4780
64,9689
79,8768
100,0161
Länge der Linie
Constanter Fehler c
20,3572
19,5430
64,9932
80,0065
100,16(M
0,00574
0,00650
0,00187
0,00815
0^00765
20,8(50
40,467
64,900
79,860
100,065
20,340
49,490
64,920
79,830
100,11^
20,340
49,480
64,900
79,860
100,050
20,340
49,510
64,910
70,873
100,025
LUnge der Kette:
20,345
49,490
64,960
79,860
99,965
3 Ruthen«
20,315
49,500
64,900
79,850
100,065
20,330
49,530
64,890
79,875
100,^70
20,320
49,535
64,920
79,860
100,120
20,335
49,550
64,9(^
79»855
100,037
20,320
49,490
64,960
79,850
99,960
Mittelwerth der Kettenmessnng
20,3845
49,5042
64,9220
79,8508
100,0472
Länge der Linie
Constanter Fehler e
20,3572
49,5430
64,9932
80,0065
100,1694
0,00187
0,00235
0,00321
0,00552
0,00366
20,355
49,490
64,880
79,885
100,000
20,330
49,470
64,920
79,885
109,001
20,320
49,440
64,860
79,900
100,004
20,350
49,445
64,875
79,875
99,996
Länge der Kette:
20,320
49,460
64,880
79,915
100,020
2 Ruthen.
20,330
49,453
64,870
70,880
99,990
20,340
49,435
64,910
79,862
100,005
20,385
49,443
64,905
79,856
90,905
20,330
49,465
64,890
79,850
99,991
/
20,330
49,485
64,880
79,865
100,000
Mittelwerth der Kettenmessnng
20,3340
49,4586
64,8870
79,8748
100,0002
Länge der Linie
Constanter Fehler e
20,3572
49,5430
64,9983
80,0065
100,1094
0,00228
0,00341
0,00827
0^380
0f00387
Von diesen Messnngen hat Herr Prof. Oerling jene der Linie V, mit
der 8 Kuthen langen Kette gemessen , „nach dem Erfolg aasgeschlosseD,
weil ein eingetretenes Regenwetter den Boden erweichte und die Genaaig-
keit heeinträcfatigte.*' Für die vorliegende Art der Betrachtung würde
jedoch, wie es scheint, der Ausschluss jener Beobachtungsweise nicht ge-
rechtfertigt sein , weshalb ich sie unverändert beibehalte.
Von Dr. A. Wikcklk»*
117
6.
Die Wertbe des constanten Fehlers r, nach Art. 4 berechaet, sind in
der obigen Zusammenstellung schon angegeben. Jch ermittle nun in frtiher
angegebener Weise die WeFthe von M* und stelle die Resultate der beque-
mern Uebersieht wegen, wie folgt, zusammen:
Ketteo.
liDg-e.
5B.<
0,00003295
0,00003318
0,00049904
II.
0,00004303
0,00496320
0,00453680
III.
0,00000359
0,00173558
0,00169013
IV.
0,00006642
9,01743485
0,01637200
0,00005852
0,02381978
0,92264735
3B.
0,00000350
0,00068254
0,00065879
0,00000552
0,00199720
0,00190600
0,00001030
0,00576644
0,00554321
0,00003047
0,02173895
0,02092634
0,00001340
0,01753440
0,01708712
2R. ^
Jlf«
0,00000520
0,00065724
0,00060433
0,00001163
0,00744520
0,00715715
0,00001669
0,01153444
0,01118706
0,00001089
0,01705775
0,01662212
0,00001136
0,02869500
0,02812619
Um auch die übrigen zur Berechnung von x und y erforderlichen Zah-
len darzulegen, fü^Q ich noch die folgende Tabelle hinzu:
Ketten.
ISnye.
IL
III.
IV.
V.
L
20,3572
414^16
49,5430
2454,509
64,9932
4224,116
80,0065
6401,044
100,1694
10033,912
X«/>
10360,15
61362,72
105602,90
160026,10
250847,80
7*
16,58
98,18
168,96
256,04
401,36
5R. -
ZUM^^jt^
0,050795
1,123833
0,549235
6,549384
11,842867
4(^'-f^)
0/)02032
0,044953
0,021909
0,261973
0,453715
z«/«
3729,74
22090,58
38017,04
57609,40
90305,21
Zr«
7t
46,05
272,72
469,35
711,23
1114,88
3R. ^
i^/(i»f"-7^)
0,040283
0,283!»
1,08081»
5,022724
5,134821
t(^-^^
0,004470
0,031476
0,120090
0,558080
0,570536
z«/«
1657,66
9818,04
16896,47
25604,18
40135,65
z«
103,60
613,63
1056,03
1600,26
2508,48
2R.
i,(j»ft_|^
0,024005
0,198859
1,453717
2,657751
5,634768
y(ilf-fc^)
0,006518
0,048465
0,363430
0,664938
1,408692
/^
118 Ueber den mitUem Fehler der Ketlenmeseiingeo.
Hieraus erhSlt man sofort die Werthe :
[P] = 70563,09,
[L* /•] = 804003,68, [x/ {ItT — y c»)j =a 41,14264,
Die GleicLungeo 1) and 2) des Art. 4 können nnr bexüglieh s und jf
aufgelöst werden , und man erhXlt :
X = 0,00038074 ,
y = 0,000019196.
Hiernach ist also der mittlere Fehler Jlf einer Linie, deren
Länge L Ruthen beträgt, und welche mit einer Kettevon der
Länge / Ruthen (mit dem constanten Fehler c) unter denselben Um-
ständen wie die zu Grunde liegenden fttnf Linien gemessen
wird, durch die Gleichung:
M=yL(t±2^^ + o,oooom«6.z)
d argestellt.
Diese setzt , wie man sieht , die Kenntniss des constanten Fehlers e
voraus, welcher zu / addirt die richtige Kettenlänge giebt. Ist eine lifngere
Linie, etwa durch Messung mit Stäben, auf dem Felde genau bestimmt = 1
gegeben , so braucht man nur , nach Art. 4 , um c zu erhmlten , jene Linie
mit der betreffSenden Kette mehrere Male zu messen, tou dem arithme-
tische!) Mittel dieser Messnngsresultate die gegebene wahre Länge der
Linie abzuziehen und die Differenz mit — zu multipllciren.
Angenommen z. B., man habe unter den oben vorausgesetzten Um-
ständen für eine Kette gefunden:
c = —0,006, c« = 0,000036, wobei /= 5 Ruthen,
und es sei hierauf eine Linie von der Länge X =s lOO R. mit derselben
Kette gemessen worden. Man erhält alsdann aus der oben erhaltenen
Gleichung:
M* = 0,0238 , M = 0,15 Ruthen.
Uebrigens darf nicht unbemerkt bleiben, dass c* in allen zu Grunde
Qegenden Messungen so klein ist, dass es gegen den Posten 0,00033974 fast'
ohne Fehler ganz weggelassen werden könnte. Diess wird wohl immer der
Fall sein^ wenn die Kette mit gehöriger Sorgfalt berichtigt worden ist.
7.
Ich habe in Art. S beaierkt, dass diese Brörternngen auch cur Beant-
wortung der Frage führen, welcher Kettenlänge unter gegebenen
Umständen der Messung der geringste mittlere Fehler ent-
Von Dr. A, Wingklek. 119
spreche. Die in jenem Artikel für diese vortheilhafte Länge / gefundene
Gleiebnng l) geht^ da z = 0 gesetzt worden ist, in die folgende :
,.^?!+? = 0 oder i=j/^
y r y
aber. — Wenn, wie diess in der Regel der Fall sein wird, c* gegen x
ausser Acht gelassen werden darf, so kann man genfthert anch
setaen, jedenftiHs aber den hieraiu herroigefaenden Wertb als erste An-
nSbenni^ benntaen.
Um anch hierfür einen bestimmten Fall an betrachten, will ich die
Werthe von x und y, welche den bisher betrachteten Messnngsresaltaten
entsprechen, au Grnnde legen. Man findet dann :
Dieser Lftnge der Kette entspricht aber, der ersten Tabelle des Art. 6
gemäss, durchschnittlich ein Wertb von 0* = 0,00004; man erhält also jetzt
genauer:
Dieses Ergebniss, welches zeigt, dass hier weder sehr lange, noch
sehr kurze , sondern etwa 4% Ruthen lange Ketten am vortheilhaftesten ge-
«wesen wären, gehört, wie mir scheint, zu den bemerkenswerthesten Fol-
gerungen, welche sich aus den vorausgeschickten theoretischen Betrach-
tongen im Vereine mit den Messungsresultaten ziehen lassen , deren Vor-
bereitung und Veröffentlichung Herrn Prof. Gerling zu verdanken ist.
VI.
üeber die Gontroyene zwiaohen Doppler und PetzYal«
bezüglich der Aendenmg des Tones nnd der Farbe
durch Bewegung.
Von Dr. Eknst Mach in Wien.
In dem Folgenden soll in Kürze die sowohl ftir die Physik, wie f&r
die Astronomie interessante Controverse zwischen Doppler und Petz-
▼ al bezüglich der Aendernng des Tones nnd der Farbe dnrch Bewegung
dargelegt werden. Ich will mich bemühen, die ziemlich unklaren Streit-
punkte in ein helleres Licht zu setzen und werde zu diesem Zwecke zwar
die historische Ordnung festhalten, aber nur die wesentlichsten Punkte
herausheben.
I. Im Jahre 1849 erschien eine kleine Abhandlung von Doppler:
„lieber das farbige Licht der Doppelsterne", worin behauptet wird, dass'
Tonhöhe und Farbe durch schnelle Bewegung der Wellenquelle oder des
Beobachters geändert werden. Doppler leitet dies durch eine ganz ein-
fache Betrachtung ab, indem er abnimmt, dass von der Wellenquelle in
gleichen Zwischenzeiten Impulse ausgehen, welche, mit bestimmter Ge-
schwindigkeit fortschreitend , Auge oder Ohr treffen. Je nachdem nun der
Beobachter sich gegen oder von der Quelle bewegt, werden für ihn die Im-
pulse schneller oder langsamer auf einander folgen, d. h. eben der Ton
wird höher oder tiefer, die Farbe rückt gegen das Violette oder Rotlie.
Aehnliches findet statt, wenn sich die Quelle allein bewegt oder Quelle
und Beobachter zugleich in Bewegung sind. Mit Hinweglassung der sehr
einfachen Rechnung will icK blos die Formel angeben, zu welcher man auf
diese Art gelangt.
Ist % die Geschwindigkeit der Wellenquelle , c dieN des Beobachters,
y die der Welle, ferner % die Schwingungsdauer der Quelle und % die
scheinbare Schwingungsdauer, so hat man
y — %
X =t. ,
y — ^
wobei X und c positiv zu nehmen sind in der Richtung von der Quelle zum
Beobachter, negativ in der entgegengesetzten. •
Von Dr- Ernst Mach. 121
Doppler Terwendet den angegebenen Satz snr ErkUrnng der Erschei-
nangen an farbigen Sternen, indem er annimmt, die Geschwindigkeit die-
ser Sterne sei nicht Terschwindend gegen die LichtgeschirindigkeiL
Die Doppler'sche Behandlangsweise des Gegenetandes genügt wohl
D«eh den gegebenen Andentangen nicht den Anforderangen der strengen
Wissenschaft, sondern kann bot als erster Versuch einer Theorie gelten«
Wir besprechen später die von Petzyal vorgebrachten Einwürfe speeiell.
lat aber anch die Doppler'sehe Ableitung nngenan, so scheint doch das ge-
wonnene*Kesultat richtig %n sein. Es wurden nämlich sur Deutung des er-
wähnten Satzes sahireiche Experimente angestellt, welche fast sämmtlich
zur Befriedigung ausfielen. Dass der einzige Gegenversuoh von Angström *)
(mit dem Spectrum des elektrischen Funkens) gar nicht entscheiden könne,
glaube ich in einer früheren Abhandlung**) dargethan zu haben, in wel-
cher ich auch eigene Experimente anführe, die mir noch mehr als die altem
für den Doppler^schen Satz zu sprechen scheinen.
Es dürfte demnach , wenigstens für den Augenblick nicht nöthig sein,
auf die Experimente näher einzugehen , wir können uns auf die theoreti-
sche Seite des Streites beschränken.
II. Doppler's Ansicht wurde von Professor Petzval angegriffen in der
Schrift: „Ueber ein allgemeines Princip der ündulationslehre , Gesetz der
Erhaltung der Schwingungsdauer ^S Sitzungsberichte der k. k. Akademie
der Wissenschaften VIIL Bd. S. 134.
Ich will mit Uebergehnng des für eine mathematische Abhandlung
allzu reichen oratorischen Schmuckes den wesentlichen Inhalt dieses Auf-
satzes darlegen.
Es giebt drei Differentialgleichungen der Bewegung eines Systems
von materiellen Punkten, das gleiche Elastioität nach allen Seiten besitzt:
dt* dar* dy^ dz* dx dy dxdi
a
d
dt* da:«^ dy*^rfz»^ dx dy^ dydt'
di* dx"^ dy*^ dz^^^dxdz^ dydz
Diese Gleichungen sind unter der Voraussetzung abgeleitet, dass sehr
nahe an einander liegende Punkte auch nahezu dieselbe Bewegung an*
nehmen, was auch bei sehr heftigen Bewegungen stattfindet, wenn nur die
Continultät der Masse nicht verletzt wird. Die Gleichungen gelten dann
auch für diese heftigen Bewegangen.
*) Optische UntersuchiiDgeB. Pogg. Ann. 94. Bd. 8.141.
**) Uober die Aenderang des Tones and der Farbe durch Bewegung von Dr.
Ernst Macb. Sitzangsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien
41. Bd. 8.543.
ISS lieber die Aenderung des Tones und der Farbe durch Beweg^g.
Sollten aach künftighin andere Bewegnngsgleichnngen aafgeatelh wer-
den , welche sich der Erfahrung genauer anschliessen , so werden sie doch
mit den obigen drei Eigenschaften gemein haben :
1. die lineare Form;
2* £) 1?) £ gehen undifierentiirt in die Gleiehnagen nieht ein, weil nur
der Unterschied der Verschiebung benachbarter Theile Ifolecularbrifte
wec^t;
3. nur die zweiten Differentialquotienten rom |> if » f nach l sind in den
Oleichungen enthalten.
Aus diesen gane allgemeinen Eigenschaften der Gleichungen lassen
sich nun schon Schlüsse sieben. Es ist a^ B. eine unmittelbare Folge der
linearen Form der Gleichungen, dass, wenn die Functionen ^i, ^t« ^s • • • -
für sich genügen, auch die Somme ZC^fin Genüge leistet, wo C eine Con-
stante bedeutet.
Ans der linearen Form der Gleichungen folgt also das sogenannte
Princip der Coezistena der elementaren Bewegungen. Wird in «nem
elastischen Medium zugleich eine Strömung und eine Undulation erregt, so
legen sich beide Bewegungen über einander, ohuQ sich zu stljren; auch
werden alle Elemente, wedche die Undulation charakterisiren , also auch
die Schwingangsdauer und im Zusammenhange damit Ton und Farbe durch
die Strömung in keiner Weise afficirt.
Petzval begnügt sich nicht mit dieser ganz allgemeinen Ableitung,
sondern stellt specielle Differentialgleichungen auf für die Bewegung eines
Mediums, in welchem sich irgend eine permanente Strömung mit einer Un-
dulation combinirt. Er untersucht, welche Schwingungsweise sich legen
lasse über eine mit der Zeit unveränderliche Strömung, deren Geschwin-
digkeitscomponeaten u, v, w also nur Functionen der Coordinaten und nicht
der Zeit sind. Die der Undulation angehörigen |, i^, ( werden nicht auf
ein bestimmtes - Theilchen , sondern auf einen bestimmten Ort bezogen.
Petzyal findet, dass man den aufgestellten Gleichungen genügen könne,
indem man für die Undulation setzt:
wobei s eine Constante ist, welche die Schwingungsdauer bestimmt; X, F, Z
werden nur als Functionen von xyz betrachtet. — Substituirt man diese
£, t;, ( in die Ton Petzyal aufgestellten Gleichungen, so HÜlt nftmlieh mit
der Exponentielle zugleich das i heraus, es bleiben nur Xj F, Z zurück und
lassen sich immer von einer solchen Form wfthlen, dass sie der Gleiehnng
genügen. Ein constantes 8 in den Ausdruck für |, 17^ ( gesetzt, d. h. eine
constante Schwingungsdauer befriedigt demnach die Gleichung« Es lissi
sich also über eine permanente Strömung eine Schwingungsweise mit an
allen Orten constanter Schwingungsdauer legen.
Würde man im Gegentheil s als yariabel betrachten, so Mit / nicht
aus der Gleichung und man wird zu einem Widerspruche geführt, indem
Von Dr. Ebnrt Mach. 123
mas X^ F^ Z «I0 naabhftngig Ton / voraosgesetit bat nnd doch eine Abhän-
gigkeit bestehen mttssie, weil sugleich mit JT, y, Z «ach t in der Oleiehnng
eneheint. -^ Nun wird noch gexeigt, dssg eine schwingende Flilche
9 (xy y^z)s=sO in einem Ton permanenten Strömungen darchsogenen Me-
dinm nur eine Sebwingnngsweise mit all er Orten constanter Schwingnngs-
daner erregen könne. — * Betrachten wir den Petsval^schen Gedankengang,
90 finden wir, dan er anf den Doppler'sehen Fall gar nicht passt, sondern
diesen im Gegen theü a priori ansschliesst. Petzval spricht von einer aller
Orten constanten Schwingnngsdaner. Doppler's Säte behaoptet aber gar
nichts fiber die Scfawingangsdaner an diesem oder jen«m Orte, welcher
eben als mit der Zeit raHabel betrachtet wird. Die Tonhöhe hitngt ja nach
Doppler nicht vom der Entfernung des Beobachters von der Tonqnelle, son-
dern von seiner Geschwindigkeit ab, von dem DifPbrentialquotienten der
genannten Entfernung nach der Zeit genommen.
In einem schwingenden Medium sind die £, t/, t i™ Allgemeinen Func-
tionen der Zeit nnd der Coordinaten, denn sie sind sowohl su verschiede-
nen Zeiten , als auch an verschiedenen Orten verschieden. So lange or, y, z
dieselben sind , betrachtet man offenbar die Schwingung an einem nnd dem-
selben Orte^ will man die Schwingung fttr einen bewegten Beobachter un-
tersuchen , so sind alle irgendwie in |, 17, i enthaltene a?, y, z als Fnnctionen
der Zeit vn betrachten. In Petzval's Ausdrücken ■• B. :
g = e±''''^jretc. etc.
wjlren eben dio in T, F, Z enthaltenen s, y, z als mit t variabel bu betrach-
ten, auch beim Differentiiren nicht als independent variabel, sondern
sftmmtlich als Functionen von / su behandeln. Da Petzval diess alles nicht
rfleksichtigt , so behandelt er eben den Doppler^schen Fall nicht. — Die
ganze Anlage von PetzvaPs Rechnung scheint auf einem Missverständnisse
zu beruhen. Betrachtet man einen einzigen Punkt in einem Medium, so ist
es offenbar gleichgültig, ob man den Punkt als bewegt und das M^ium
als ruhend betrachtet , oder umgekehrt. Hingegen wird es nie gelingen , die
relative Bewegung zweier Punkte gegen einander durch eine Strömiing des
Mediums zu ersetzen/ Wenn also Petzval glaubt, er behandle den Dopp*
ler*schen Fall, indem er statt Quelle und Beobachter gegen einmder zu
bewegen, beide ruhen llisst und das Medium in Strömung versetzt, so
irrt er.
Wollte man die Sache kurz in allgemein verständliche Worte zusam-
menfassen, so würde rnua sagen :
1. Petzval hat durch seine Deduction gezeigt j dass windiges Wetter
keinen Einfiuss übe anf die Tonhöhe.
2. Doppler untersucht, wie die Tonhöhe durch die relative Bewegung
▼on Quelle und Beobachter afficirt wird.
Die Resultate beider Untersuchungen können sich nicht widersprechen.
124 Ueber die Aenderung des Tones und der Farbe durch Bewegang.
Der durch Petzvars Aufsatz eingeleitete Streit führte nun , wie dies
wohl gewöhnlich ist, zu keinem andern Resultate, als dasg jede Partei auf
ihrer Aussage beharrte. Doppler berief sich auf das Experiment, "PetzTsi
auf die Dednction. Keinem fiel es ein , die Orfinde des Andern genauer zq
prüfen.
III. Hierauf erschienen noch zwei Abhandlungen*) von Petzral, bei
deren Betrachtung wir finden , dass die Streitfrage in eine neue Phase ge-
treten sei, Petzral macht nun nicht sowohl den Satz der Erhaltung der
Sehwinguttgsdauer, als vielmehr ganz andere und untergeordnete Gründe
gegen Doppler geltend. Petzval weist eigentlich blos nach , inwiefern der
Doppler'sche Satz mangelhaft deducirt sei, und leitet zuletzt sogar selbst
eine der Doppler'schen Formel entsprechende aus den Oleiehungen der
Mechanik ab, indem er aber auch gegen diese jene untergeordneten Oründe
geltend macht. Betrachten wir die einzelnen Punkte etwas näher, so finden
wir folgende Haupteinwttrfe :
a, Doppler betxachtet die Welle als ein Individuum , statt die Elemen-
tarwellen in Rechnung zu ziehen.
ß» Es wird stillschweigend voransgesetzt, dass die progressiva Be-
wegung der Tonquelle keinen Einfinss ttbe auf das Mfdium, was
unstatthaft ist.
y. Endlich kann man bei Auswerthung der Doppler'schen Formel auch
negative und unendlich hohe Töne erhalten , was absurd ist.
Was sich gegen diese Einwürfe wieder vorbringen lässt, habe ich be-
reits in der oben citirten Abhandlung angeführt; im Allgemeinen sind sie
wohl richtig, beweisen aber nur, dass der Dopplei'sche Satz mangelhaft
deducirt sei. Welche Modificationen die Doppler^sche Formel erfahren
würde , wenn man alle diese Nebenumstände in Betracht ziehen wollte,
kann Petzval ebensowenig angeben als Doppler, da keiner von beiden die
Rechnungen durchgeführt hat. — Es hätte gar keinen Sinn , wenn man,
wie Petzval immer wünscht, Doppler's Satz durch PetzvaPs Princip er-
setzen wollte. Beide Sätze bezieben sich auf ganz verschiedene Fälle und
der eine kann dem andern ebensowenig substituirt werden als eio Lehn-
stuhl einem Droschkenpferde.
Den meisten Nachdruck legt Petzval auf die Veränderung des Me-
diums durch die progressive Bewegung der Tonquelle; denn er giebt zu,
dass der Doppler'sche Satz eine gewisse Giltigkeit hätte , wenn diese Ver-
änderung nicht wäre, wenn man sich die Quelle als imaginären Pankt
denken könnte, der, indem er sich bewegt, das Medium nicht afficirt. Für
diesen Fall leitet Petzval selbst eine der Doppler'schen Formel nahekom-
mende ab , und zwar aus der Gleichung für die plane Welle in einem ela-
*) Ueber die Unzukömmlichkeiten gewisser populärer Anschauungen in der Un-
dalationslehre etc. Sitsungabsrichte Vfll Seite 507 und IX Seite 609»
Von Dr. Ernst Mach. 123
atischen Medium. Hier«iu ist schon klar, das« diese Formel dem Principe
nicht widerspreche; nur PetiTsl widerspricht sich selbst, denn er verfahr
in der altern Abhandlung von Doppler abweichend, indem er nnr die
Schwingnngsdaaer an beliebigen, der Zeit nach nnveränderlichea Orten on-
tersnchte , und yerfährt in den folgenden Arbeiten mit Doppler überein*
stimmend , indem er auf die Bewegtiag Rücksiefal nimmt.
Die Gleichvngf welcher eine auf der Achse der X senkrechte Plan-
welle genfigt, ist:
ihr Integrales
wobei /*, F willkürliche Functionen sind. Diese ^ F werden hier so ge-
wählt, dass f(z)^ F{z) nur für solche z, welche von 0 wenig abweichen,
von der Null verschiedene Werthe haben. Die Constante 9 beaeichnet die
Fortpflanaungsgeschwindigkeit. Setit man nun eine Reihe von sehr klei-
nen Erregungen des Mediums voraus, welche das Oeseta sink^ d^ befol-
gen, wobei ^ die Zeit ist und die mit der Geschwindigkeit c fortschreiten,
so ist für den Ort x und die Zeit / die aus den ElementarweUen resultirende
Etrregpmg:
t
t
+ CfIx — c^ + s (/— ^) I fink&da^
0
Durch Ausführung der Integration ergiebt sich:
g = sin (xsi) H ; — sm—r — (x + sl)y
wobei Ay B constante Grenzintegrale bezeichnen. Dieses Resultat stimmt
bezüglich der Wellenlänge augenscheinlich mit dem Doppler'schen überein,
giebt aber zugleich auch Aufschlnss über die Intensität der Welle.
Offenbär ist diese Ableitung viel schöner, vollständiger und strenger,
als die Doppjer'sche , doch erklärt Petzval dieselbe für unbrauchbar, weil
auf die durch die progressive Bewegung der Tonquelle erregte Strömung
keine Rücksicht genommen wird. Ich habe in der früher citirten Abhand-
lung zu zeigen versucht, dass diese Strömung, bei bewegten Körpern von
kleinem Querschnitte , wo das Medium zur Seite ausweichen kann , die Er-
gebnisse des Calcüls nicht bedeutend afficirt. Die PetzvaFsche Formel wird
im Gegentheil in den meisten Fällen sich der Wahrheit sehr nähern und in
manchen speciellen streng richtig sein.
Es scheint mir, dass Petzval seine Analyse blos deshalb als nnbrauch-
126 Ueber die Aendernng des Tones und der Farbe durch Bewegung.
bar verwirft, weU er aieht eingestehen will, dass die Ansdehnnng des
Satses der Erhaltung der Schwingungsdaner auf den Doppler'schen Fall
unberechtigt war.
IV« Fassen wir die Hauptpunkte unserer Untersuchung noch einmal
snsammea, so können wir Folgendes als constatirt ansehen :
1. Doppler's Ansieht wird durch die Experimente bestätigt.
2. Petsyal's Satz der Erhaltung der Schwingungsdaner darf auf den
Doppler'schen Fall nicht ausgedehnt werden.
3. Fetzval zeigt, dass Doppler^s Formeln ungenügend deducirt seien.
4. Petzval leitet auf strengere Weise den Doppler^schen Formeln nahe
kommende ab, die er zwar selbst für unbrauchbar erklärt, die aber
nichtsdestoweniger in den meisten Fällen anwendbar sind.
Die von Petzval vorgebrachten"6rtinde können also Doppler's Ansicht
eher bestätigen als widerlegen. Dagegen bleibt für die vollständige mathe-
matische Erklärung des ITactums, mit Berücksichtigung aller Nebenum-
stände, noch viel zu leisten Übrig, und es ist der letzte Zweck dieses Auf-
satzes , diese Arbeit von Neuem anzuregen.
Man würde das Problem beiläufig auf folgende Art angreifen:
Denkt man sich eine begrenzte Ebene in einem elastischen Medium
senkrecht zu sich selbst mit constanter Geschwindigkeit fortschreitend, so
wird diese, einen bestiminten Anfangszustand vorausgesetzt, dem Medium
nach einer gewissen Zeit einen gewissen Dichtenzustand beigebracht haben,
üeber dieses Medium von überall bekannter Dichte kann man nun die von
der Ebene ausgehenden Schwingungen legen.
Diese Betrachtang führt zu ziemlich complicirten Differentialgleichun-
gen , deren Integration mir aber hoffentlich noch gelingen wird , falls nicht
zum Vortheile der Wissenschaft ein gewandterer Mathematiker die Lösung
dieser Aufgabe übernehmen sollte»
Kleinere Mittheilungen.
CL Veber die Bereehnung des Ihtdgrallogariihmeii und einiger mit
ihm intammenh&ngeiiden anderen, Fnnctioiien. Von C. A. Bretschneideb,
Professor am Realgymnasinm zu Gotha.
Die unter dem Namen des Integrallogarithmus bekannte transcendente
Fnncüon
hat durch die eigenthümlichen Schwierigkeiten , welche sie einer umfassen-
den Untersuchung ihrer Eigenschaften entgegengesetzt, eine gewisse Be-
rühmtheit erlangt. Schon vor länger als vierzig Jahren haben sigh Sold-
ner und Mascheroni*) mit ihr beschäftigt und gezeigt, dass der Werth
der Constante y , wenn das Integral für 2 = 0 selbst Null werden soll , auf
die Constante der natürlichen harmonischen Beibe zurückkommt. Beide
Analysten, sowie bald darauf auch Bessel **), bemühten sich Reihenent-
wickelungen aufzufinden, die möglichst stark convergirten und somit be*
qaem zu numerischer Berechnung der Function gebraucht werden könnten.
Die Resultate dieser Untersuchungen , die meistens das Ergebniss besonde-
rer analytischer Kunstgriffe waren und deshalb sehr wenig Innern Zusam-
menhang zeigten, habe ich in einer, vor länger als zwanzig Jahren in
Crelle^s Journal'^**} erschienenen Abhandlung zusammengestellt und aus
einer gemeinsamen Quelle abgeleitet, zugleich aber auch nachgewiesen,
dass alle die Hilfsmittel , welche die Theorie der Potenzreihen und der
Kettenbrttche zur Entwickelnng und Untersuchung transcendenter Integral-
functionen darbieten , im vorliegenden Falle entweder geradezu unbrauch-
bar sind, oder nur Resultate geben, die nichts Erhebliches erkennen lassen
und namentlich für numerische Berechnung nur sehr geringe Hilfe gewäh-
ren« In diesem Stadium befindet sich die Theorie des Integrallogarithmus
*) Soldner, theorie et tables d^ane nouvelle fonction transeendante ; JiMunic,
1859. — Mafcheroni, adnotationes ad calculam integralem Gnleri; Ticini 1790.
**) Bessel, Königsberger Archiv fUr Mathematik nnd Naturwissenschaften.
***) Theoriae logarithmi integraUs lineame&ta nova; CreUe's Journal Bd. 17.
128 Kleinere Mittheilungen,
noch bis auf den heutigen Tag. Da nun auch nicht eine einzige analytische
Eigenschaft oder Belation zwischen Functionenwerthen verschiedener Ar-
gumente hat aufgefunden werden können und es fast scheint, als ob der-
gleichen fär diese Transcendente gar nicht existirten , so ist die numeri-
sche Berechnung derselben vor der Hand wohl das Wichtigste, was für sie
zu leisten ist.
Nun hat zwar Söldner bereits eine Tafel der Integrallogarithmen ge-
geben; allein abgesehen vpn ihreif geringen Ausdehnung ist sie, seiner eig-
nen Angabe zu Folge, ohne alle Controlen berechnet, und so darf es nicht
Wunder nehmen, dass einzelne Werthe aus ihr, bei zufälliger Prüfung der-
selben durch andere Bechner, sehr erhebliche Abweichungen von den Re-
sultaten der letzteren zeigten. Unter diesen Umständen darf ich hoffen,
durch Mittheilung des Nachfolgenden den Gegenstand vor der Hand zu
einer Art von Abschluss zu bringen.
Die Theorie unserer Transcendente liefert, streng genommen, nur
zwei Reihenentwickelungen, die so convergent sind, dass sie sich zu nume-
rischer Berechnung eignen, nämlich:
i-r^,^„ — ^ n(n+l)^n{n + l){n+2) ^''
Die erste Reihe giebt die Functionenwerthe für diejenigen x , welche sich
nicht allzuweit von der Einheit entfernen, während die zweite dazu dient,
um von bereits gefundenen Functionenwerthen zu denen« nahe liegender
Argumente fortzuschreiten. Die Letztere ist um so bemerkenswerther, als
alle bis jetzt geführten Untersuchungen, von wie verschiedenen Stand-
punkten sie auch ausgehen und wie verschiedene Methoden und Kunst-
griffe der Entwickelung sie auch anwenden mögen, schliesslich immer die
Reihe 1t) als Endresultat geben.
So erträglich nun auch beide Reihen beim ersten Blicke für die nume-
rische Rechnung gebaut zu sein scheinen, so unerhört lästig wird die wirk-
liche Ausführung der letzteren. Bei der höchst massigen Convergenz jener
Ausdrücke muss man , sobald x sich nur um ein Geringes von der Einheit
entfernt oder der Bruch - den Werth 0,1 übersteigt, fast immer zwischen
zehn bis zwanzig Glieder zusammennehmen, um das Resultat auf zehn De-
cimalstellen genau zu erhalten. Ist schon die Berechnung so vieler auf
einander folgender Potenzen eines natürlichen Logarithmen beschwerlich,
so wird die Mühe, noch um ein Bedeutendes durch die erforderlichen Mnlti-
plicationen mit den Coefficientcn J gesteigert, und zum Schlüsse hat man
noch obendrein die Berechnung des Logarithmen eines Logarithmen auszu-
Kleinere Mittheilax^n* 129
führen« £0 lüBBt fldeb 2 war die Reihe 2) so iinafoniie&, dasa das Glied
/ (-7— ) wegf&Uig wird; man findet dadurch:
^i==r:;^
1. n _1 -(«-!) i?.
«^1
la' ^ la
>
aber dennoch bleibt für jede einzelne Wertbbestimmang immer noch so viel
Arbeit übrig, dass auch die hartnäckigste Geduld dadurch erschöpft wird.
Um diesem Uebelstande zu begegnen , habe ich statt des Integrales
f y- das verwandte Integral / angewendet, und damit die Berechnung
Yon Uz auf die von /t . e^ zurückgeführt. Setzt man nämlich in die Glei-
chung 3) e" anstatt a und bezeicbnet 1 1 H ) niit t^, so erhält man :
a a
oder wenn man, am die Multiplication der in der Klammer stehenden Reihe
mit e* zu ersparen, diesen Tactor gleich mit den einzelnen Coefficienten
verbindet und jeden der letzteren noch durch die ihm zugehörige natür-
liche Facultät dividirt :
4) H {e'+x) = H a = ?r . Dl + (fo)«l>, + (/e;)»Da + W* A + • • •
Diese Reihe ist in der That sehr brauchbar, um die Integi-allogarithmen
aller beliebigen , namentlich sehr grosser oder sehr kleiner Zahlen zu be-
rechnen. Nimmt man nämlich eine Tafel der Werthe ef zu Hilfe, so
brauoht man nur x gleich dem im Zahlen verthe von e^ vorkommenden De-
eimalbruche (letzteren natürlich negativ genommen), oder gleieh der deka-
diachen Ergänzung Rieses Bruches zu setzen, um den Werth von {e'+x)
in eine ganze Zahl zu vei^andeln. Dadurch wird man zugleich in den
Stand gesetzt, den Werth von 1; =: 1 -f — der Einheit so nahe zu bringen,
als man will, und kann demnach Iv so klein machen, dass wenige Glieder
der Reihe 4) hinreichen, das Resultat auf 7 bis 10 Decimalstellen genau zu
geben. Ein Paar Beispiele werden genügen, die Sache anschaulich zu
machen. Es werde verlangt /t 10, li 11, U 12 etc. zu berechnen. Man hat:
^ = 9,97418 also 10 = e«» + 0,02582 v = 1,00258 h= + 0,0025767
e*'^ = 11,02318 11 =r c^ — 0,02318 v -— 0,99789 /» = — 0,0021122 '
^^= 11,94126 12 = e«'* + 0,05874 v = 1 ,00492 lv= + 0,0049179.
Je grösser die Zahlen sind, deren Integrallogarithmen gefunden werden
ZeiUchrift fQr Mathematik a. Physik. VI, 2. 9
130 Kleinere Mittheiinngen.
sollen , desto kleiner werden die Iv, so Amb die Arbeit immer rascher von
Statten geht, je weiter man in derselben vorschreitet. So wird z. B.
e»'" = 9096,600 nnd e^^ = 22026,47 und damit ergiebt sich :
10000 = e*-»* + 3^400 V = 1,00034 /» == + 0,000340
22026 = e*<^ —0,47 » = 0,999978 /i; = — 0,0000211.
Endlich ist anch klar, dass man keineswegs genöthigt ist , immer diejeni^
Potenz von e zu wählen, welche der gegebenen Zahl am nächsten liegt;
man kann vielmehr zu einem und demselben Werthe von e" verschiedene
X nehmen , und dadurch die einmal gefundenen Coefficienten 2> für die Be-
rechnung mehrerer Integrallogarithmen benutzen. So wird z.B. ^=20,08553
und man erhält damit:
20 = ß» — 0,08553 /y = — 0,00426
19 == e» — 1,08553 Iv — — 0,05556
18 = ^ —'2,08583 /» = — 0,10963
21 = ^ + 0,91446 /p = + 0,04452
22 = «^ + 1,91446 /t; = + 0,09104
n. «• w.
Das Einzige , was bei dieser Art von Berechnung nothwendig vorausgesetzt
werden muss , ist die Kenntniss der Integrallogarithmen für alle diejenigen
Werthe von e^ , welche man bei den eben besprochenen Zerlegungen anzu-
wenden hat. Die Berechnung derselben geschieht, so lange a nicht grösser
ist als 5 , am bequemsten nach der Formel
' '^^ — 1.1! ^2.2!^3.3! 4.4! —
die das Resultat mit verhältnissmässig grosser Schnelligkeit finden lässt.
Wächst hingegen a über 5 hinaus, so wendet man bequemer die naehste-
hende Reihe an:
6) /iV*« = lie' + lf^^') ±uF, + u^F^ + ti»F, + «^^4 + ...
_ 1 / «• «_\
welche aus der Gleichung 2) dadurch entsteht , dass man in letzterer bezie-
hungsweise e^ und ei*' anstatt a und u einsetzt» Die nachfolgende Tafel
der Werthe von li &* ist zum grössten Theile auf diese Axt berechnet wor-
den. Da jedoch die Glieder der Reihe 5), auf die gehörige Weise verbun-
den, zugleich die Werthe der oyclischen und hyperbolischen Integral-
Cosinus und Sinus finden lassen, so habe ich mich der zum Theil sehr
grossen Mühe unterzogen, die ganze Tafel noch einmal mittelst der For-
mel 5) zu berechnen und die bereits gefundenen Werthe von li e^ als Con-
trolen zu verwenden. Zu dem Ende suchte ich die Summen der vier Reihen
IT— ^4.-^J. "' X TV— «^ J. "' I' <»" ,
für die einzelnen Werthe von a nnd erhielt damit:
Kleinere Mittheilnngen» 131
Ct a = 1 . — = I + III
J 2 a
r ^« T TTr
cta= I cos a . — = J — III
J ö
/,e« = I + III + II + IV,
Ät«=/^-— ^. — = II + IV
J 2 a
„>ia.^ = n~IV
7t>- = i + m — n— IV.
War die Bechnnng nach 5) richtig, so musste der damit gefundene Werth
Yon li e' mit dem ans der Formel 6) erhaltenen übereinstimmen. Da der
Werth a=^l gewissermassen als Fundament für die ganze Tafel anzusehen
ist, so wurden die obigen vier Reihen für ihn auf 40 Decimalstellen ent-
wickelt. Dies gab, wenn die Constante y*) gleich
y = 0,57721 56049 01532 86000 65120 00062 40243 10421
gesetzt wird , folgende Besultate :
lie :^ + 1,89511 78168 55986 75546 65209 34331 63426 90
/iV-i=_ 0,21938 39343 95520 27367 71637 75460 12164 90
Ct 1 = + 0,83786 69409 80208 24089 46785 79435 75630 99:
Sil s= + 1,05725 08753 75728 514Ö7 18423 54895 87795 90
et l := + 0,33740 39229 00968 13466 26462 03889 15076 99:
si 1 ^= + 0,94608 30703 67183 01494 13533 13823 17965 78
Hier wie im Folgenden ist die letzte Decimalziffer stets ungeftndert gelas-
sen; es ist ihr aber, wenn die nächst folgenden Ziffern zwischen 33 . . . und
68 . . . lagen , ein Punkt, und wenn sie zwischen 66 . . . und 99 • • . lagen, ein
Colon beigefügt worden. In ähnlicher Weise habe ich die nachfolgenden
Functionen werthe für a = 2 u. s. w. bis a^=zlO auf 23 Decimalstellen be»
rechnet und das Resultat nach Gleichung 6) geprüft.
*) Der hier gebrauchte Werth Ton y ist aus der Abhandlung Fon Gauss über
die hjpergeoxnetrische Reihe 1 H- — r ^ -f etc. entnommen; die Berechnung desseK
ben ist Ton Nicolai und zwar auf doppelte Weise bewirkt worden, so dass die Ueber-
einstimmung der so erhaltenen Sesnitate die Richtigkeit der hier aufgenommenen
40 Decimalstellen verbürgt. Soldner hat y anf 22 Decimalen berechnet, die volU
ständig mit Nicolai's Werth Übereinstimmen ;Ma8cheroni*s Rechnung giebt 32 Stel^-
len, Ton denen jedoch nur die ersten 19 richtig, die übrigen total falsch sind. — In
neuerer Zeit hat Lindmann, der wahrscheinlich die Werthbestimmung Nicolai'S
nicht kannte , sich durch die eben besprochene Differens zu einer Wiederholung der
Rechnung veranlasst gefunden , und dabei gleichfalls Soldner^s Rechnungsresultat be»
sUtigt erhalten. Yergl. Qrunert's Archiv, Bd. 20, S. 240.
©♦
132
Kleinere Mittheiiangen.
«
CO ^ 1-4 «-4 -«
o o" o o o
CO r^ O 3» » <»
9 CO Q CO Q SS
lA CO S C4 A eo
«H lO CO CO
" CJ Ä o
lA ^ CQ Q »A O
lO CO ra 00 QP
0& d: CO ^-^ o:
«ft
?,
o * O
- SP »- ^
•3 ® 5 »-
S S ^ 1
2-gS E
g fl -- g
2 2^ e«
^ ^ 2
'S -2J j< .^
o ® ^ >
" « fe *
6 e «
8CO ^ e^ «H CO o cp
d
o
o
^ 2 • ^
^ ® .2 «
'S « fl ««
'S -2 3 c
PO ^'^ ^
S ® ei
Kleinere Mittheiinngen.
133
«
•»
o o o o o
^ c^ ^ o ^
sssss
o o ©' © ©
§ss
OD
Ä ö — « eo
o" o o o o"
-H t* ci r^ -H
g q& Oft Ä Ä
^ lo flo r* 00
^i^ 4-H «H ^14 i-H
o o o o o
g g © eo 00
O *-4 CO — CO'
4D O O) lO CO
«»4 ^ Cl C( M
o o oo o
o» r* r* o
o S S o«
r^ ^ o c5
S^ ?5 «^ S?
-* CO cf oT
^ s s s I
2gS S ß
O» t^ CO o c^
«4 CO 00 lO CO
^ C^ O O^ 00
CnT « of tJ" -H
ooc^^ooo ^i-ooeoi'-
SQO ^ e«i Oö
O » e* r*
r^ CO CO r* CO
e^ CO ^ CD ^
r« O lO ^ CO
W «0 MO t^ C^
kO r« o cp o
c^ CO O ^ o>
CO CM C« «H o
Ä ^ ^ 00 r*
i2 S S Ä S?
tO CD t« CO CO
g 9 s § I
.-H o o o o
«
58
:S2.
ö o o o d
o oo o o
O »-4 •«« 9* ^
o o o" o o
C« C» ^ ^ 1-1
1^3 CO
«3 8
S2gg
«H *^ *-4 .M ^-f
o o o o o
S !>. 2 S S
r» l* CO ^ «-I
kor«^CMiO oodr^
O O § O Q S O
S ^ r- S 9
o o o cT o"
^ ^ C«) ^ ^
00 •«« lO 00 QQ
^ lO CM t^ O*
n* ^ Oft r« CO
Tj< »O g Ä g
o o o o o
+
^ % 04 CO ^ ,-t CM
Ö CO SM -4 lO O» ^
dS t* I-. o «1 s5» Oft
00 CO -^ i-i r» o ^ '
g g -H g O
' Oft ^ 1^ So O S 00
^COCiCt CMCMCM«-!-^
8CO ^ r* (
O rh t* (
CM r« O» OD I
CM 2* CO Ä <
f» CO lO "0* I
r- lO Q
9Sß
l
3§
Oft t*
8g
85'
<<«• CO 9< M
iilii llilH i
^s s
CM eC o*
82
O Oft
S2S
Ä r* Oft
SCO lO
r^ CO
: S 3 S
00 00 ^
-H r* r»
^ä
9 s s s ^
o -^ o ^ 3
CM i-l^ -H -H ^
SS
So pH r-
O ^ CO
8 0 CO 00^ S CO v^
^ CO cf cf e« «
I I I
^ 2 Ä :
CO «H ^ I
-f lO CO
s
31 jS 3! Ä
ssss
CM *H *-i C«
CO lA ^ CO
d Oft -1^ ^ ^ Oft
r* ü o lö 12 C:
d ^ ^ 1^ ico o
$3S
00 lA CO ^
f->i kO Oft CD
CO t^ Oft CM ^
1^ 30 «-4 lA O
'^ :i !ä! S T
acO O 3 o
o o o o <^
c> o dTo o
SfiOt^gp^ o^cMco^ ^>cor*0DOft
OOOO ,-^,-«,-if-i,-N pHim^— <p-j^
ooooo ooo^o OOOOO
$4 CM CM e«
o o o cT o
134
Kleinere Mi tth eilungen.
CO ^ ^ ^ ^ '^ ^ ^^ ^ ^
ooooo
+
o © © o o
© t-
©
S S ffQ s s
^ © © »O -4
CS» oo rfS »^ 00
00 r-^ r-^ t* ©
© © © © ©
s sssss
CO ff4 eo c^ lA
t* © © ^ >S
•^ 00 t^ kO CO
© 1^ r- 00 ©
S © S o »o
©©©"©©
^ © 1-^ i>
CO © t-i © d
© 1^ lO ffj Q
Ä ^ ^ rf ^
© © © © ©
CO ^ ® 00
-H lO © iQ
© CO CO CO
d©r^^ r«©i-4e9©
f S8
t^ © ^ w © ©
t* ^ i^ ift S 25
, . -H — « ^ « Ä O
^ © t^ lO CO »1 ©
CO C^l CS|^ d CM «4 <-><
©©©©© ©©©©cT
<9ft
CM C^ CM CM
© © © © ©
^ r» t* r* ©
lO © CM © ©
© ^ Tf CM 55
»ft © -H 1-1 ^
e^ o © 00 ^
irs 00 QQ »A «^
© © © C4 00
c^ © i- s s
CO CM CO © ©
© »A -H r* CO
i^ r^ t* © ©
©"©■©©© © © © © ©
© -H t*
^ 00 t*
© T-t CM
5* ^ r« ^ o
^ © lÄ © ©
2! S ü ^ c^
00 00 © © —<
-^ ^ c* ^ ©
© aA ^ 1^
t* ^ »H t*
© © © © ©
I
© t* -«l« CM © ^
©©©"©"© © © o ©" ©
I I
©•00 ^ -4 ©
3CM rf ^ ©
CM ^ et ©
«^ OD ^ ^ CO
SM 5 "^ -^ ^
»t ^ lA r* ©
© l- Iß CO -H
t^ i^ r» r* 1^
© © ©" © o
ssgs§
sss
cOiA©^ao ©ao^o©oo
©©©©F» '^»^ao'«r©
00 1« © 5? © © 't 1^ -* 1»
©©©©© ^^,-ieMCM
© © © © ©
© © © © ©
tA r* lO OD »«
lA © CO oo r^
00 ^ ro lo o
*J © CO tr ^
OD •"« IQ OD CS
ci CO CO eO ^
© © © o o
+
S S R S 8
©■©©''©©
© © © © ©
öl TO CO eo €0
©" ©"©"©©
^' "^ 'S* ^» ^i
© © © ©"^ <^
« f !? 5 ?
©©©©"©
Kleinere Mittheilungen.
135
8Ö <** SS Ä
Q fM ^ Cd
Tf t^ S 5? 2
t* t* f-H db 00
O OO lO o d
eo M ci 4-H fM
Q O •-< W CO
^ ^ kß kO m
o" o o" o o"
*M CD O CM C^) 1-4
S S ^ i-' Iß 0& --
o" ©" Q o" o" o o" o" ö" o
S^< CO CO ^H r*
S ?i ^ C:
g
^ «^1 ^ Ä t* 00
O" O" ©" Ö* O O ©" o" O O*
O O O O O
S85 SS
C* »-H l^ 00 l'*
c^
9? TT 93 u3 Cb
00 t^ CO QO CO
ö5 t* ^ r* CO
^ lO Ob lA ^
ep t^ ift 1-H 5»
^ ^ OD QO ob
S ß X s; s
00000
o o" o o o
fift »M OÖ ^
^ «M r» o
tfj CO 00 'T
r* © © S 3J
V t** OD CO O
f-H -H t^ © O
Iß CO « ^ ^
© JI3 5^ CO T}<
•— «-H •- -^ »H
©©©'©©
M
O l^ »o
s
CO Iß 05 »ß -f
— t- CO o r^
© © © o ©
©" ©" © ©" ©"
gTj* CO CS Iß
I- *-• © Iß
C: C ^ — «^
— CO ^ »ß ©
r* r- r- t- t^
© ©' ©" ©" ©'
CS
1
^ Iß
5£
00 0 ©
a ir JK
^ t^ 00
10 s» t- t^ 1^
S S S 2 **^
cT © © © ©
«-^ ^ f^ w
©©"©"© ©'^
ä s
CO w »^ g t^
8 S 8 S CO
©©*©©* ©"
t^ Iß CO
-H- CM ^
C» t« CO
CO CO CO '^
© © © © ©
I
»^ r» 00 -H t*
OS Iß ^ »^
Iß CO r« iß
CO «M o -^
o l^ © -^ «^
Iß »T CO C* -^
Iß iß Iß iß iß
©" o" © ©"
CO CM CO QÖ Ö
05 CO 1-1 r* -^
1*« Iß © © Iß
CO CO Ä O ©
t Iß © l^ ^
Iß ^ fO CM 1-4
Tj* *J* ^1* tJ* •}<
© ©" ©" cT ©
© i^ ^ 00 ^
m ^ co c4 ©
O CM iß ^ 0
© © CM © ©
•M CO »f 00
gp -H © r-
\.
»^ © •— © ^31
Iß OD "<¥ -4 ©
© «* © 1^ 1^
© t« 00 Iß ©
© r« 1-4 CM ©
^ SR 92 C: 3
Iß © t* 00 ©
-H ^ r* © CD
© © © r^ r^
© 0 © © ©
2 8 S 00 Iß
g s 2 s s
© r- Tf CM t*
^ CM © — • «3
© 00 © © ©
S Iß kß »ß Ä
o © © © ©
© © © © ©
© © © © ©
©" o" © © ©"
s s 5 s s
©■©©©©
o «-^ e* c*5 ^
i^ t^ r-^ t*^ r^
©" cT ©" © ©
136
Kleinere Mittheilungen.
^ -H CO CD O
r* <-t CO
ki? o o»
»ft r* 00 p
o ^ 00 c"
© o o o o
CO 00 O O tO
© «"^ 1^ »H O
o o o cT o
+
40 O CO lA
-H dB c^J ^
© © o o o
«4 o o^ ^ »<*
CO ^ in O CO
04 C^ C5 C^i C^l
o" ©" ©" © ©"
CO CO CO Ä
© © © © ©"
eM r^ CO tf4
-< e»j © 00
1-1 Iß « »f
M © © CO
^ ift CO CO
»-. CS» 'jf «5
„ © -H C^ CO
00 ob OD 00 QO
©' ©©"©"©
CO C» iß ©
00 00 © © ©
© © o o ©**
oo « 00 — 55
t* © ^,C0 »fl
^ © CO 00 CO
•H d 'j 25 t--
© © © © ©
©" © ©" ©*" ©"
p: ß S g S
«2 o 00 "^^ -^
^ CO © t^
s
»-• © CO -H CO
CO fi^ © 95 »S
© o r» r- t-
© © © © ©
5?§i
SSSS 55SSi
s^
© © © o ©
«9
!
©©«o£»r^ loc^oco-^ »ft — r»coco co©^©»:« SS2C3'!2
^712^25 90©»s»ßao qCPQSSß S«rS5?2g SSßS^fcS
— ^C^'T— <© l^COCOiO— < ©l^O'l*© C0iftO»©C* e4Qp©©ci
g€OcO©© iftiOcJ^© ©»©COQa" ©r*3JÄ© lOOQO-*«
^ftc^^^•^• owf-i©cj ©lOi^co© coeoo©© t*r*©t-*©
^«-•COQpr* ©rf.-!©© »MTff*.-»*f OOi-^CO-tHiA CO©iO©©
c6-^©©«^i io©©?i-N ©o — i*r^ •Hi^co©o6 r^r-t^§
©rfoo«^o ©io©'i<© ff©^©'t' ©»fti-ir*?i ap<^©S^
^QiNC^^ •H©©©oo cor^r^oo ©55iort«^ cocoeOMo«
cococococo cocowfic^ c»^c^^«^e^)^(^J^ <^i«1,«i.^^i. ^^*1*1*1.
o'©©©© ©"©©©©" ©**©'©"©© ©■©©©© ©©©o*©
J ^ I ^ I
gt^c^ir«^ fi^coocow c^©Tf©© ©0000©© ao!r!ß!St:
©g^co «rt©ooo ©-H'JcoiO eooo©©© ^SsJSS
GoSSSV- »ofr^©<M© ^h-©»o© t^Seogo© ^si^£2*S
«Mcoi»cN»f-i ©f-i^^co ^loc^oot- i-i©eo©© »o©©aö^
co^HQ-H^f ©00©©© »-«^-»r^oD© ,-ic^^-ii>«f-i rfiOkO^eo
coio©©»<o ^^©Äf-» t^<N©©Tj< 00^^©© »-«co^r*©
ir»2£2z?^ t^iOMOoo ioco©«»A c^©r^5-5 ©cöcoor:
©co©©^ -^r-Qcoio op»^^©© c^i5r*©co lOoo-^^Q
^^^^^ COCO^^'T '??kftiO»rtiO ^©,^f^*^ ^^^J,*'^.^
+ + . + + +
h»h»l^t*l^ 0000000000 OOOOQOOOOO ©©©©© 05^ ©^ O*^ ©^ 9^
©©"©*"©© ©*■©©'©"©" ©"©*©"© cT © © o © © © © cT © o
Kleinore Mitthei langen.
nr
eocDoor* »HQOCDc^t^ qoci-nooi^ t}»»o^OO o&cor^co
»^—•ooco coöÖQOoo»-! t^ecc^JCTQ i^iftr-QOO C'tociooao
QOI*-^Qt^ iO»r«^r*CQ CiOQQ'fiC »-i^Q»0*-^ »ocoQpr^oa
00CQ'1•^C^* OQQOO»-<1^ --OSCvJOQQ C^IO^^O* »'^iQQQß^
o2>Qc5«v« ö^iOQoK "^oco^H* ir5co£j<5^ coo^oo»
^?IO00»?5 «^iOOTfOiO QT00C^li.O I^Q«-^C5^ §?»^»f5§?3
C50^i-^C5 COctStTäiO O«00t»i^ l-OOOOOOCO dboOQOCOGO
o ^ ^ ^ »^^ ^ ^ ^ <^ r^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Ji ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^
+ + + + +
ojTjtooißo — «o^:i«^ r^oöoici« e*5Q«e^-^ o«— t*oo9
•Ni^ojr^Ä r^o^fOÄ ooi^Äi-t^ «cooooa^ 25^ — •!¥?•
gi-oooQO -Hi-*coc^]j c^igOf-i— * C5-Hi-aoc^i oow^aor*
cocoSSo Swoo^O o»-«^»ß*^ ^S^ooS S2?SoS
Qt»»f2coo ioco«»-i2» x-Hi^r-oa i-^coqoqqoö c^g^ior««^
^aO"tr-o coi^c&QOO oiöo-h«^ gocoö^oo oäcmaDi/s
COQOCI*rO l^t^OJ»^ CNJOI-I'-H QClßC^OOlft J-JäiÄ^Ä
^^^'^'t.'^ '^^'^«'^'^ -^«i^ccccco c5c^c^-H^ ^oooo
ooooo 000*00 00000 00000 oo'ooo
+ + + + +1
r- 6i S S $
OD lA ««9 O ^
O ^ O ^ CO
t* CO QO ^ 1
lO ^H C^« CO
-^ »i« e* -^ w«
i £ s s s
O Ä t^ 1^ rp
^ 3 2 »^ £S
t^ 06^ O «-^ CO
^ f-H t^ C^ C^
_, _. 1-1 C^l ^
rf CO O lO C^*
t* ^ CM f-» »ft
h- iO C»<
^ g o r^ o»
+
+
Ä O O ^ »(0 --
^ r* ^ CO «^f o
5^ o 00^ S co^ S . ^ ^^ ,^ ^^
c^cTcTcoco' coco^^^
+ +
O O ^ •-< T-t
.. S i^ I s
■^ «O 00 S S^
ffl* ci «vT CO CO
CO O CD O
~ - — « Ä
CM CO qo e^ o
t .^ Ä «^^ 3
"t «^ ?2 ri »5
CM 1^ Tf CO CO
lO^ r^ o^ co^ o
CO CO ^ ^ ^
^ ^ CO CD Q
O -^ ^ CM o
11;
ooooo
00 00 00 *f CM
1^ -H ^ W Ca
-H CM 1^ O -H
o 2» 00 ^ o
Tf O »^ »ft ^
^ ift 00 IQ CM
<Ä 00 — « 00 00
•l* »^ O ÖD ^
C>1 ^ -H «i^ 1-^
O Ö O o o
ooooo
^»^*ss
I
%
< o o
qQmNCDCO*^ coco^^oot^
CO O^ O «M^ »Ä
CO CO CO ^ 'T
o CO i^ •■* ^
•«f iflj »o CO cd
O-HeMeo"^ lÄcot^ooo» o^cM^co**
^ ^ ^ r^ ^ J^ ^ J^ ^ ^ CM^NCMCMCM
ift qO l^ 00^ o»^
oT ef CM cT CM
o ^ c»«^ CO ^
CO CO CO CO 0&
138
Kleinere Mittheiluogen.
2S
fS S S S CO S I
,-^ * Ȁ S eo oi
«-H S CO o5 «-HO:
lO 00 1-4 O ^-4 CO CO
CO
c<5 QO 00 00 00 t* ä>
o> r* »3 CO 1-* o rr
t* r* t* I- i> CD o
CO lO 00 f-l «-4
*f W t-i 00 QQ
^H lO r^ r- «o
SCO 1-H C4 A
O Iß lO 00
2 $ SS s
^ C4 ^
S 23 Ä
<0 <0 V
s
8
S 5 £
^ CO o
CO »o t* ^ o
g2S?{2S
SS
r- 00 ,- —
Q ^ lA ^
^ 00 t* O
00 ^
f §
Q
5
S22§§
00 rj« ,-H 00 &
ca i^ o r- o>
^H o> 0& h» ^
c^ I- t-i CO eo
§gSS2
o o o" o o
« 55 ^
_- O Ä 1^ ÖB
«O CO t-i lO w
1-4 lA CO ^ O
ffi S S 9 S
A ^-4 Q IQ O
Q o ^ o r*
^ lO O l- 00
fH «-4 1-4 «-I <-l
o o o o o
IUI
f-i r- -H CO
1
as§8^
ö S
^H ^H ^ ^ ^^
o o © o o
i
§i
ö» 00 r-
^H ^ ^ 1-^ »— I
0 00 0*0
lO CO r«
1» 0> Q
«* ^ CD
Cb t^ 12
ci f-i o
s
5
^H ^"1 ^ «i» (.^
o o o o o
9
lO o r^ o OD
t* o -g« i« Ja
O ift rt kO -^
O C^ rf CS» r-
ci r^ CO 1-i o
O O CO 1-4 o
s s s s s
g >2 9ß "^ »^
<Ä^ "^ Ob^ lO »-4
O t* t* 00 o
5l!S
t^ »g o 55 Ä
r-i C4 O 1-1 Q
00^ lO ?l^ *-^ O
cT o i-T «sf CO
«^ ^ ^ 9ß »^
» 1-4 o CO CO
»l« lO ^-4 CO Tf
O ^ ^ "^^ o
Ä O t* »-• ^
St* rj« t* O
O l^ O l^
£ B « 5 S
O O ^4 CO o
CO «0 CO r^ 00
-^ -«* o o t*
S CO £g o
O O CO 1-4 o
+
r» r» 6^ iw -^
r^ 00 CO o »^
r* t* ^ Ol g
c^ ift o S r^
pi CO eO CO CO
+
O CO 1-4 »M lO
g w o g O
1-H CO ^ 1-4 CO
»o § r* 5 »3
0^05^10*-»
CO t^ t^ 00 o
1-4 l^ *H
d CO CO
t- «s4 CO
S 3 ^ TP
i-H O C« 00 '
g^ <» S ö
J?; S 28
kO 1-4 O ®
CO CO O O
O CO Oi ^
?5 r* IM r«
S CO f-l
oT o 1-4 oT CO CO lO cd r^ oeT S -^ ^o »«f rf
+
+
CO CO ^ 9 ^
S Ä coo 3j
o r- »o t* «o
S S S S CO
l
G4
^
CO -H <M
1-4 ^ 00 ^ ^1
o o «^ o t-
S: S 3! S S
O -H ^ 00 w
O O O O o
1-4 O Q
^ -H O
CO 1-4 -H
00 c< S
iiiii
O O O o o
o o o o o
SS2
5^ 00 'l* O CO
S 1-4 iß C4 ,^
^ ^ ^ ^ ^ .
§Sg3^S^ S.S.
^ CO
SSi^
O o o o o
I
S O S M CO
o o o o o
^ p ^ ^
CO '
^
CO '!j' »ft t* 00
ScO
r^ CM
O CO
o * r*
^s
+
^ ir 5r
^ CO CO
Er S
Ob o o
S S S o8 CO
CO ^ CO O CO
0> O Cl^ CO CO
O CO CO CO CO
+
r* o 1« CO t^
(N »^ oo r* '^
lA kO ^ lA CO
2 s s a 2
5* 9' si s s"
+
•T ^ CO «£2 5
3 o S § ^
+
KO CO 1^ 00 O
CO CO CO CO CO
o »-^^ w CO nj^
^t ^( ^J< ^1 «^
I« CO l>^ 00 »
^ ^ '^ ^ ^
O ^ C^l^ CO ^
kd id td «O lO
k« CO r* 00 Ä
iQ ICT kA lO lO
Kleinere Mittiieilaiigeii.
13»
lO r» Ä ^ Cr
^ CS QQ Q O
** t* Ö ^ <N
^iis| §iisi§
00
^» ^Jt ^t ^ ^Jt
S S 3 Sl
00 Oö 1-H Ä -H r* lo
ooooS oooS
o o o o o
o o o o o o o o o o
+
1-1 t^ C^ CO lO
1-4 O O» ^ Q
ir 2 <5 «e '^
Cs CC O CC »ft
t« 11 W iQ «l«
00 «^ o «c c^
CO «O t^ 00 00
QO O ^ 00 CO
9 O ^ 1-^ «^
ö r^ f © cc
5 S S5 S2 ö
Oi ^ o r* 30
^ ^ O O 00
j2 S 3 ? ^
1^ O 00 lO -^
»O CO ci C^r CO
06 o •-* e^ CO
SS
s 3; a 2 s
t^ 00 r* 1*4 CO
s s s ^ s
•i* O CO "4* Od
^ t- CO -H r»
O CO ^ Cw
1-1 CO »o r-
S SSS S
Seoogot^ t^QQQcycO
S S S ü? s
f-N ^ W C^l C»l
00
O 1-^ C* 00 rf
QO O CO cO O
iß^ CO r-;^ 00^ o
CO CO cd CO CO
O^ *-^ C»»^ CO
1^ 1^ r^ t^
140 Kleinere MitifaeilungoD.
X ITeber Dreiecke and Tetraeder, welche in Beng auf Carren nnl
Oberüftchen sweiter Ordnung sich telbit eoqjngirt sind. Von Dr. Wilh.
Fiedler.
Im letzten Juni -Heft der ,yNoupeUes Annales de Maihematigues^ voa
Terqaemand Gerono wnrde folgender Sa ta vonM. Fanre sum Bewebe
vorgelegt: „Die Tangente, welche man vom Centram einer Fllipse an den
Kreis ziehen kann, welcher einem in Bezug auf sie sich selbst conjugirtea
Dreieck umschrieben ist, ist der Sehne dq/i elliptischen Qnadranten gleich/^
Der Versach , ihn auf Oberflftchen zweiter Ordnung auszudehnen und ana-
loge Sätze für andere Curven zweiter Ordnung zu suchen, lag nahe. Eine
briefliche Bemerkung des Kev» George Salmon bezeichnete mir eine
ebenso einfache als allgemeine Beweismethode für die angedeutete Gruppe tob
Sätzen. Indem ich sie verfolgte , bin ich zu den nachstehenden Keeultatea
gelangt, welche man rielleicht der Mittheilung nicht unwerth findet. We-
nige Bemerkungen werden genügen, in den Hittelpunkt der Sache zn
führen*
Wenn die allgemeine Gleichung zweiten Grades in der Form
«iian* + «t2^2' + «»8^3* + 2a,j^,a:j + 20,30:1 a-, + 2a^s^t^a = 0
geschrieben und durch
5 = 0
symbolisch bezeichnet wird , so repräsentiren bekanntlich die Gleichungen
— = 0 — — 0 — —
dx^ ' dx^ ' cfx, '
oder
öit*i + «11^2 + <»iia?t = 0,
«11^1 + «21^2 + «22^1 =0,
«12^1 + <»21^2 + «13^2 =Ö
die in Bezug auf den durch sie ausgedrückten Kegelschnitt genommenen
Polaren der Eckpunkte des Fundamental- Dreiecks
a:, a=r 0 , a:, = 0, ar, = 0;
und diese drei Polaren gehen durch einen Punkt, d. i. der durch die allge-
meine Gleichung dargestellte Kegelschnitt degenerirt in ein Paar von ge-
raden Linien , wenn
«in «12» «18
«21 1 «22 » «28 =0 ist
«81 f «8t »«83
Wenn sodann durch S, es 0 die allgemeine Gleichung eines zweiten Kegel-
schnitts
^11^1* + ^2^2* + ^8j^8* + 2^,2a't^, + 2^,,a:,a:, + 2-rl„a:,a?3 = 0
bezeichnet wird, so dÄss
Är5 + 5j=0 oder
(^«11 + ^n) ^1' + (^«22 + -^22) ^2* + (*«88 + ^m) ^2* + 2 (A:a,, -f A,^) a:,dr,
+ 2(A:a„+.^„)a?,ar, + a(*«iH + i^i2)«i«2 =»0
Kleinere Mittheilufigen« 141
alle die Kegelschnitte bezeichnet , welche mit den beiden ersten durch die
nämlichen yier Pnnkte geben , so dient die Vergleichnng der entsprechend
gebildeten Determinante mit Null zur Bestimmung der drei Paare gerader
Linien , welche jene yier gemeinsamen Punkte verbinden , oder der Durch*
Bchnittssehnen der Kegelschnitte aus der allgemeinen Gleichung. Die Be«
dingung
*öii + ^i», Afa„ + ^„, ka^^ + A^
liefert eine Gleichung , welche in Bezug auf die zu bestimmende Constante
k Yom dritten Grade ist ; ihre drei Wurzeln Ati , Ar, , kg sind die Coefficieiitea,
durch deren Einführung in die allgemeine Gleichung dieselbe die drei Sy-
steme der Durchschnittssehnen respective darstellt. Die Gleichung ist in
▼oUstftndiger Eatwickelung die folgende :
*" («11 «ti* + fftt«tt* + «••««• "'Oit «»«••— 2«ii«ftflts) + ^* [Ai (««• —
«ttfl«) + ^ff («II* — ö»i«if) + ^«(«it*— «iiOft) + 24, (a,ia,8— ai2Öit)
+ 2.^„(a„fl„ — flr„a„) + 24,(a„a„— «„««)] + *K {A%^^^^
+ oft (^18* -• ^3 Ai) + fla. (4t* — ^11 -^ff) + 2fl,3 (^it 4« — ^2 4i)
+ 2«it (^n^a — 4t4i) + 2«it (4i4t — 4i4a)J + Ai Az* + At At
+ A% ^\t — 4i 4t 4* ■"• 2 ^1, 4 « 4t = 0 ,
und sie soll zur Abkürzung durch
Af'.^+Ä".e + A:-e, + 4=0
beseichnet werden. Darin sind nach einer bekannten Bezeichnung 4 und
4 die Discriminanten der beiden Kegelschnittsgleichungen , und es ist nicht
schwer, die geometrische Bedeutung der Coefficienten- Verbindungen 6 und
8| zu erkennen. Man findet,*) dass
e, =0
die Bedingung ausdrückt, unter welcher der zweite Kegelschnitt die Ecken
eines in Bezug auf den ersten sich selbst conjngirten Dreiecks enthält; und
dass ebenso 6 = 0
die Bedingung ist, unter welcher der zweite Kegelschnitt die Seiten eines
in Bezug auf den ersten sich selbst conjugirten Dreiecks berührt.
Die Functionen 6, 6|, ebenso wie ^, 4 sind Invarianten und. alle
unveränderlichen Beziehungen beider Kegelschnitte auf einander können
durch dieselben ausgedrückt werden.
Wenn der eine Kegelschnitt ein Kreis ist, so findet man leicht den
Satz von M. f" aur e und eine Reihe von analogen Sätzen. Zum Beweise des
ersteren bildet man die Discriminante von
k j (x_«)« + (j,-/J)«-r«j + ^'+^-1=0
*} Man vergleiche hierzn meine deatscbe Bearbeitung von Bev. Salmon>
j.Treaiise on Cotnc Sectümi*\ welche soeben erscbienen ist. Leipal^, B. G.Teabner.
(Siehe Art. 360, 962, Zusatz VI, p. 662.)
142 . Kleinere Mittheilangen.
und findet
* •'* +* ^^
• ■«,» + fc«-(««-ny-r«) 1
. ■*"*• ^^ ■ ^ + ?6»-
Man sieht, sobald der als zweiter Kegelschnitt gedachte Kreis einem in
Bezng auf die Ellipse sich selbst conjngirten Dreieck nmschrieben ist, wird
d. i. es gilt der Satz von M. Fanre.
Setzt man an Stelle der Ellipse auch einen Kreis vom Halbmesser Jt,
so wird
*** 7^ '
also für den nmschriebenen Kreis (r) des sich selbst conjngirten Dreiecks
in Bezng auf einen Kreis {R)
2Ä»=:o» + /J»— r*;
and ebenso
0 = Y* '
also für den eingeschriebenen Kreis (r) des sich selbst conjngirten Dreiecks
in Bezug auf einen Kreis (R)
Ä« = (««+/?— r«)-f«.
Beides sind Belationen, welche sich auch leicht in SXtzen aussprechen
lassen.
Man überträgt ferner die yorigen Relationen auf die Hyperbel, indem
man das Vorzeichen yonb* verwechselt, so dass
».- ^ifti
und für den umschriebenen Kreis
««-i«==(«» + |J«_r»),
_««ft«_a»(/3»-^r«) + W(a*— »*)
^^- 7^ '
sowie für den eingeschriebenen Kreis
wird.
Für a t=r 6 erhält man die auf die gleichseitige Hyperbel besüglichen
Relationen 0*+^ — r» = 0
in Bezug auf den umschriebenen Kreis , und
««— /P = ö«
in Bezug auf den eingeschriebenen Kreis , d. i. für jedes Dreieck , welches
in Bezng auf eine gleichseitige Hyperbel sich selbst conjugirt ist, geht der
umschriebene Kreis durch den Mittelpunkt der Curve und der Mittelpunkt
' des eingeschriebenen Kreises liegt in der Curve.
Kleinere Mittbeihtiigeu. 143
Machen wir endlich dieselbe Entwickelnng in Bezog auf die Parabel
somit für den nrnsch^iebenen Kreis
P
« = --,
and für den eingeschriebenen
d. i.: der Mittelpunkt des Kreises, welcher einem in Besog auf eine Para-
bel sich selbst eonjngirten Dreieck umschrieben ist, liegt in der Directrix
— und fär den einem in Besag auf eine Parabel sich selbst conjogirten
Dreieck eingeschriebenen Kreis ist die vom Fnsspnnkt seiner Mittelpnnkts-
Ordinate an ihn an legende Tangente der entsprechenden Parabel-Ordinate
gleich.
Offenbar sind diese Entwickelnngen noch bedeutend zu vermehren;
es ist aber nicht nöthig , dabei ta verweilen.
Aber wir bemerken , dass sie sich sofort auf Oberflächen zweiter Ord*
nong übertragen und dann analoge Ergebnisse für sich selbst conjugirte
Tetraeder liefern.
Wenn wir die allgemeine Gleichung zweiten Grades in der Form
«iia:,* -h «M a:,* + a,3a?3* + «44 3?/ + 2 a„a?4X, + 2a^zX^cc^'\' 2a^^x^x^
+ 2 ata o^t ar, + 20,4 ar^^i + 2 a,4ar, ar4 s= 0
8chreibe&| so ist ihre Diecriminante das Resultat der Elimination der Ver-
änderlichen zwischen den Gleichungen
«II ^1 + «12^t + «1««» + «14^4 == 0,
«12^1 + «tt^l +<'«^« + «14^4 = 0 »
öia^l + «28^2 + fl»3^8 + «14^4 = ö J
«l4Ä?i + «24 *t + «14^1 + «44^4 = ^ >
oder
«III «121 «18» «14
«I2l«2t>««a>«24
«l8l«t«?«WJ«l4
«14» «241 ««4» «44
und die Bedingung
drückt aus, dass die durch die allgemeine Gleichung reprftsentirte Ober^
fläche zweiten Grades eine abwickelbare Regelfläche sei.
Die Verbindung zweier Oberflächen zweiter Ordnung
S = 0, 5, =0
(wobei wir in der Gleichung der zweiten die Coefficienten a durch ^ ersetzt
denken) liefert in
^ =
= 0
t44 Kleinere Mittheiltmgen«
die Gleichung aller der Oberflächen zweiter Ordnung, wekbe mit den bei-
den ersten die nämliche Durchschnittscurve gemein haben, und die Ver-
gieichung der Discriminante von
mit Null , oder die Gleichung
^«It+4t1 ^«» + -^211 *«f3 + ^fli ^««4 + ^4
*Ö!a + ^J8» *ÖM + -^«, *flM + ^Mt *«84+-^M
^«14 + ^14» ^«14 + ^4, *«t4 + ^S4» ^«44 + ^44
liefert, als Bestimmungsgieicbung für k betrachtet, diejenigen Werthe Toa
k^ für welche diese Oberfläche zweiter Ordnung eine abwickelbare Regel-
flAche wicd. Da sie vom vierten Grade ist, so können durch die Durch-
dringungscurve zweier Oberflächen zweiter Ordnung vier Kegelflächra
zweiter Ordnung gelegt werden.
Wenn wir die obige Gleichung nach den Potenzen von k geordnet in
der Form
Ä:*.^ + A:».e+Ä«.Ä + *.©, + 4=0
schreiben, so drückt
e = o
die Bedingung aus, unter welcher die zweite Oberfläche die Flächen eines
in Bezug auf die erste sich selbst conjugirten Tetraeders berührt, und
ö, =0
die Bedingung, unter welcher die zweite Oberfläche die Ecken eines in
Bezng auf die erste sich selbst conjugirten Tetraeders enthält. Lässt man
die dem Tetraeder eingeschriebene oder umschriebene Oberfläche eine
Kugel sein , oder
die Form
(or-«)« + (y -/J)« + (^ -. y)« x= H
haben , so ergeben sich aus der näheren Betrachtung der Formen , welche
die Grössen ^, ^f nun annehmen, die dem Satz von M. Faure analogen
Sätze für Oberflächen zweiter Ordnung.
* Unter jener Voraussetzung hat man folgende Werthe der Coefficienten :
«ji = «ft=«8s = l» ön=«ir^=«tÄ=0, Ä44 = «* + /3* + y* — r*, ö,^=— o,
024=—/?, «»4=— y-
Wenn man nun die gegebene Oberfläche zweiter Ordnung zugleich als
ein auf seine Hauptachsen bezogenes EUipsoid voraussetzt, so dass die
Gleichung '
^1=0
die Form
ä:* V* 2*
annimmt, so hat man ferner:
Kleinere Mi tth ei Jungen.
145
-^Jl 'ii -^u '•
, ^3, ^, Aii -^1, A^^ — ^1, =3 ^,4 = ^j, :
= ^S4 = 0.
und die allgemeine Discriminante wird:
*+?. «•
0,
0,
0,
0, * + ^
— *a
-kß
.*«, -Ar/J, — *y, *(«« + ^ + y«_r»)-l
nnd somit durch Entwickelang :
/(a«y + AV + c« ««)(«* + /?« + / — r«) — (a« + fr«) c*y«^
^ j — (6*^-0») a»i,«--(c' + ««) fr«/?'— fl«yc«
^ ) — (a*a' + ft'<?' + cV)
. . ,f+ß*+r*-f*-{o» + ^ + c*) 1_
also für die nmschriebene Kugel
tf + ß*+f~*' = <^ + t^ + (^,
das Analogon des Satzes von M. Faure.
Für a = b = c=:R,
i. i. wenn das dreiachsige Ellipsoid in eine Kugel übergeht, wird
« Yr .
somit fUr die eingeschriebene Kugel
Wenn man in den allgemeinen Ausdrücken das Vorseichen von e* in
das entgegengesetzte verwandelt, so überträgt man die erhaltenen Resul-
tate auf das einfache und durch die Yertauschnng der Vorzeichen tou o*
und 6' auf das zweifache Hyperboloid«
Für a« + 6» = c«
wird
_ft« + /?' + y'-r«,
«1
»6V
d. i. die umschriebene Kugel geht durch den Mittelpunkt ; etc.
Für die beiden Paraboloide , oder die Gleichung
- + T — 2^ = 0
Zeitschrifl f. Mathematik a. Physik. VI, 2.
10
146 Kleinere Mittheilnngen.
hat man
— ' ab
a« + P«-r«-2y(a±») + aft^, 2r+a±b 1
±*^- ^b +* i* ^^b
nnd damit hat man für die nmschriebene Kagel
/ ■ .X 1 a + b
2y = — (fl + 6),odery = =^ ,
d. i. der Mittelpunkt der umschriebenen Kugel eines in Bezug auf ein Pi-
raboloid sich selbst eonjugirten Tetraeders liegt in einer festen Ebene.
Für das hyperbolische Paraboloid und a =2 6 hat man
y = 0,
d. i. der Mittelpunkt der umschriebenen Kugel liegt in der durch den Mittel-
punkt der OberflAche senkrecht zq ihrer Hauptachse gelegenen Ebene.
Femer ist für denselben Fall nnd in Bezug auf die eingeschriebene
Kugel
^ — 2y = 0,
d. i. der Mittelpunkt der eingeschriebenen Kugel gehört der Oberfläche an.
Man sieht, wie die Sätze über die Oberflächen zweiter Ordnung denen
über die Cnrve zweiter Ordnung völlig annlog sind. Das Mil^etheilte mag
gentigen , um. die Beihe derselben zu vergi'genwärtigen.
XL Elegante Ableitung der Formeln ftr den iphftriselien Szoott. Von
Dr. Oscar Werner.
Die Seiten eines ebenen Dreiecks seien p^ q^ r und die diesen Seiten
gegenüberstehenden Winkel P, Q, R, die 180 *> nicht übersteigenden Seiten
eines sphärischen Dreiecks dagegen a, 6, c und deren Gegenwinkel A, B, C.
Diese beiden Dreiecke mögen in einem solchen Zusammenhange zu einin-
der stehen, dass
p=^cos\a . cos ^b^ q=:ssin^a. sin ^ b und r^scos \ c.
Unter diesen Umständen ist
r* assp* + y* — 2pq . COS Ä,
oder co^ \c = cos^ \ a . co^ \b + ^n* 4 ^ * ^^' 4 ^
— 2cos\a ,cos\b ,siri\a.sin^b . cos Ry
folglich , wenn wir die goniometrischen Formeln
... 1 — cosx , - l+cos X
strr 4 a: = , cor ix^s
« 2 ' • 2
und sinx:=s2 sin ^x .cos\x
benutzen,
^(\ + cosc)=^{l+cosa) {i + cosb) + ^ (l — cosa) (i — cosb)
— \ sina sin b cos Ä,
Kleinere Miitheilungen« 147
oder
2 + 2 cos c = l + cos a + cos b + cos a cos b »i- 1 — cosa — cosb
+ cosacosb — 2 sin a sin b cos i?;
d.i.
cos c SS cosa cos b — sina sin b cos R.
Nach einer beka^ntea Grundformel der sphärischen Trigonometrie ist
aber
cosc^=^cosacosb'\'Sina sinb cosCy
folglich
cosR^^si — cos C; d. i. -ß =:3 180 — C.
Ferner ist nach Ptinoiplen der ebenen Trigonometrie
and nach einer der Neper' sehen Analogien
daher erhalten wir durch Vergleichung
Nehmen wir hierzu noch
P+iP=180 — Ä = C oder 4 (P '+ ö) = 4 C,
so folgt
2^2
oder, wenn wir den sphärischen Excess, d. i. den Ueberschuss der Summe
der drei Winkel des sphärischen Dreiecks ttber 180* dnroh £ bezeichnen,
P=»C—\EnnAO = \E.
Führen wir jetzt die Werthe für die Bestandtheile des ebenen Drei-
ecks in die bekannten Formeln der ebenen Trigonometrie
1
**^^^^V{P + q + r)iq + r^p){p + r—q){p + q—r),
«» 0 = ^y{P + q + r) {q + r—p) U>'i-''-'9) (P + 9—r),
iqr
2pr
*qr
10*
148 Kleinere Mittheilungen.
nnd
coslQ=. l/{P±l±!liP±Lz±
ein, und berücksichtigen dabei, dass
P + q + r=z:cosl{a'—b) + co8^c:^2eosl(a+c—b)€Oi^{b + C'—a\
g + r—pz=zcoslc—cos^{a+b)^2sin^{a + b + c)sml{a + b—c),
P + r — q = cos \c + cos l{a + b) = 2cos ^{a + b—c) cos ^la+ b'-c),
p + q — r = cos^ {a~b) — cos lcz=s2sin^{a + c—b) mf (6 + c— ö),
daher
{P+q + r) {q + r—p) (p + r—q) (p + q — r)
sin l (a^b+c) sin \ (b+c—a) sin ^ (a + c—b) sin \ {a+b—c)
and
q'+r^—p* = cos'lc — {cos'la cos*^b -r sin*^asin*^b)
= cos^^c — cos{ (ö + b) cosl (a—b)
^^Jii^ ^ ti I »IL l+cose — cosa — cosb
= cor \c — cor ^a -|- stn^\b^=^ — -^ — — ,
P* + r*— ö^ = co««4c+(co^|aco*«J6— ffm«jAm«4ft)
= co^4c + co*l(a + 6)<To»4(ö — b)
= cos^\c+cosr\a — s%n*\b^=z ,
so erhalten wir
• t)_^ .
isin iC-^lE) _?^^>"i(«+^+g)^>^|(^ + g~fl)g>>»4(a+g---ft)«n|(fl+6-c)
* '^ « ^ ^^^^ 2svi^nsin^bcos\c '
^yp__V^^\{(i+b+c)sinl{h+c--a)sin\{a+c--b)sin\{^^
2 cos \ acos^bcos\c '
2)
i cos (C^ i Ä)= ^ + <^o^<^~cosa-^cosb
' ^sin^asin^ffcos^c '
j. „ i + cos a + cos 6 + cQg c
4cos ^acos ^b cos ^c ^
3)
, (^C— iÄ) — 7 A^^ ^ (g+^+g) ^»V'i (64>c~fl) gt;t j. (a+c^^>) cosi{a+b-c)
r sin \ a sin ^bcos^c '
r cos^a cos ^bcos^c *
4) • '
jcc j( AC 1 f') =1^^^ i (« + H-g) go^ ^ (^-hc-a) C05 i- (fl-t-c-^6) sinl (fl-H>-c)
r *m i a m ^ 6 CO* ^ c '
cos 1 iE — 7/^^^H«+^'K)^o^i (6^-c~fl) cosl (a+c-Jb) cos^{(^\^
¥ COS \a COS \b COS \c "^
Kleinere Miftheilnng^xi. 149
Aas den letzten beiden Formelsjstemen erhalten wir endlich durch Divi-
sion die eleganten Ausdrücke :
5)
Anmerkang. Aas den Formeln 5) ergiebt sich
^ ^^ * ' lang ^ E
und durch Vertauschung der Buchstaben
sowie •
^ ^" * ' iang ^ E
Hieraus leitet man folgendes Verfahren ab , um aus den drei Seiten
eines sphärischen Dreiecks die Winkel zu berechnen :
Man bestimmt zunächst vermittelst der zweiten Formel unter 5) die
Grösse ^E und vermittelst der darauf folgenden Formeln die Winkel A^ B
und C.
Als Controle für die Richtigkeit der Rechnung hat man alsdann
^ + -P+C— 1800 = i&.
(Aus den MSlang^s mathematiques et astronomiqties T. II.)
XIL In den Monatsberichten der königl. preussischen Akademie der
Wissenschaften 1859, S. 783 ist nachgewiesen, dass das bereits bekannte
Verhalten der &ase Im glühenden Zustand in inniger Beziehung mit der
Eigenschaft von Flammen steht, die an und füi^ sich ein discontinuirlichefs
Spectrum geben, dünkte Streifen an der Stelle der hellen Linien erscheinen
zu lassen , sobald man durch die Flammen Licht hindurchgehen lässt , wel-
ches an sich ein Spectrum ohne Streifen liefert. Um diesen Satz auch theo*
retisch abzuleiten, wird erstens gezeigt, dass für dieselbe Wellenlänge des
Lichtes oder der Wärme und für eine bestimmte Temperatur alle Körper
ein gleiches Verhältniss ihres Ausstrahlungsvermögens zum Absorptions-
vermögen besitzen; zweitens wird angedeutet, dass das Absorptionsver-
mögen der Flammen für gewisse Strahlen sehr gross sein müsse.
Um den unter 1. angegebenen Satz zu beweisen, nimmt Kirchhoff an,
dass ein Körper C in Gestalt einer unbegrenzten Platte einem andern ebenso
gestalteten Körper c gegenüber gestellt sei. Die einander gegenüber liegen-
den Oberflächen beider Platten mögen sich gegen gewisse Strahlen wie
vollkommene ebene Spiegel verhalten. Der Körper C möge nur Strahlen
von der Wellenlänge A aussenden und absorbiren , so dass Strahlen ande-
rer Wellenlänge von seiner Oberfläche vollkommen gespiegelt werden. Der
150 Kleinere Mittbeilangen.
Körper e soll von allen auf ihn fallenden Strahlen einen Theil absorbiren,
einen Theil wieder aassenden. Wenn sich in diesem Systeme einmal Gleich-
heit der Temperatnr eingestellt hat, so muss jeder Körper durch Absorption
so viel Wärme aufnehmen , als er durch die Ausstrahlung verliert. Aehn-
liches muss natürlich in Bezug auf Lichtschwingungen gelten. Alle Strah-
len von der Wellenlänge X^A^ die c aussendet, werden von C ohne Ab-
sorption reflectirt , erleiden an der Oberfläche von c Absorption und Be-
flection etc. , so di^ss der Körper schliesslich alle Strahlen wieder aufnimmt,
die er aussendete und die eine von A verschiedene Wellenlänge hatten.
Eine Bedingung für das Gleichbleiben der Temperatur kann demnach nur
aus den Strahlungsverhältnissen der Strahlen von der Länge A hervor-
gehen. Um diese Bedingung aufsustellen , sei E das Emissionsvermögen
der Plaj;te C, d. h. die Strahlenmenge von der Wellenlänge Ay welche die frei-
stehende Platte C nach einer Seite hin aussendet. Ferner sei A das Ab-
sorptionsvermögen der Platte C, d. h. wenn die Strahlenmenge 1 auf die
Platte C auffällt, so wird von derselben die Strahlenmenge A absorbirt.
Diese Grössen mögen e und a für die Platte c und für Strahlen von der
Wellenlänge A sein. Es findet nun in Beang auf Strahlen von der Länge
A folgender Vorgang statt :
Von C wird aosge- Von c wird absor- Von c wird aosge- Von C wird afosor-
sendet: birt: sendet: birt:
E aE {l — a)E A(l^a)E
(1_,^) (1 -.«) j^ a (1—^ (1— ö) E (1-^) (l— d)* JP A {l—Ä) (1 -«)« J?
(1— J)«(l— a)*J& a(l— ^)«(1— a)«JB (i_^)«(i_fl)«^ Ali—A)\l—ayE
etc.
• •• •»• 0 AC
{JL—Ä)e a{\ — Ä)e {JL—A){y—,a)e A{\—A){li—a)e
{l—j£f{l—a)e a{i—Ay{l—a)e (i— ^)« (i— a)*e ^(l-^)« (l-HE^e
etc.
Der Ausdruck für die Menge der Strahlen, die ursprünglich von C aus-
gingen und dann von c absorbirt werden , ist nun , wenn man der Kurse
wegen die Bezeichnung (l — A) (1 — a) = /c einführt :
aE{l + k + l^ + k» + ....) =j^.
Von den Strahlen jedoch, die c ursprünglich aussendete und nach uad
nach wieder absorbirte, beträgt die Menge:
Daher ist die Bedingung , dass die lebendige Kraft der Aetherschwin-
gungen von c dieselbe bleibt :
oder, indem man den Werth von k wieder einseist:
Kleinere Mittbeilnngen. 151
d. i. e E
d. h. das Verhältnis des Emissionsvermögens sam Absorptionsyermögen ist
bei beiden Körpern gleich. Ebenso findet man leicht als Bedingung in Be«
treff des Körpers C a{1 —a)E Ae
oder « n ^ (^ — «) (1 — ^) — ^(1— g)l _ ^g
^L 'T^^ J ~r=^
oder e E
a~A'
d. h. die Zustände beider Körper erfordern, dass bei derselben Temperatur
und für dieselbe Wellenlänge das Verhältniss des Emissionsvermögens anm
Absorptionsvermögen bei beiden K<irpeni ein nnd dasselbe sei. Was nun
ad 2. die Anwendung obigen Gesetzes auf die Oase anbelangt, so bemerkt
Kirchhoff, dass das Verhältniss' beider Vermögen eine Function der Wellen-
länge und der Temperatur sei und dass, wenn es ftir sichtbare Strahlen
anfange, sich von Null au unterscheiden, der Körper anfange, Licht von
der Farbe dieses Strahles ausausenden, ausgenommen, wenn der Körper
ein verschwindend kleine» Absorptionsvermögen habe. Bei der Tempera-
tur nun , bei welcher die festen Körper erglühen , muss dieses Verhältniss
schon einen bemerkbaren Werth haben , weil sie viele Strahlen aussenden.
Die Gase erglühen bei dieser Temperatur noch nicht, indem sie ein ver-
schwindend kleines Absorptionsvermögen nnd Emissionsvermögen haben.
Erhitzt man die Gase Über diese Temperatur hinaus, so erglühen sie end-
lich auch , das Verhältniss beider Vermögen ist bei ihnen gewachsen , ihr
Emissionsvermögen ist merklich gross geworden, demnach ist auch das Ab-
sorptionsvermögen merklich grösser geworden. Dies ist die Erklärung , die
ans KirchhofTs Artikel in den Berliner Berichten für die Erscheinung hervor-
zugehen scheint, dass bunte Flammen Licht ihrer eigenen Farbe absorbiren.
XTTT. &ne neue Art elektrischer *8tt6me von 0. Quincke. In
zwei Aufsätzen dieses Titels Pogg. Ann. Bd. 107, S. 1 und 6d, 110,
8. 38 hat der Herr Verfasser durch mühevolle experimentelle Arbeiten ge-
zeigt, dass beim Durchpressen destillirten Wassers durch poröse Körper
von zwei Platinplatten elektrische Ströme angezeigt werden, von denen die
eine (nach, der Strömungsrichtung des Wassers gerechnet) auf der Bergseite
des porösen Körpers, die andere auf dessen Thalseite in das destillirte
Wasser eingesenkt war, und die durch Drähte mit einem Multiplicator in
Verbindung gesetzt waren. Die Richtung dieser Ströme war dieselbe, wie
die des strömenden Wassers. Die porösen Körper waren entweder Platten
von gebranntem Thon oder von Bunsen'scher Kohle, oder über einander
gelegte Platten reiner Seide, oder folgende gekleinte Körper, in ein plan-
parallel an den Enden abgeschliffenes Glasrohr gebracht und durch an den
152 Kleinere MittheihiDgen.
Enden angebrachte Seidenplatten zasammengehalten : Elfenbeinsägeme
Glaspulver, reiner Quarzsand, Schwefelpnlyer, Kienen-, Linden-, Eicbi
holzsägespähne , Graphit, Eisenfeile, Platinschwamm, Porzellanptih
Schellackpulver, Talkpulver, oder es dienten durch Seidenföden zusi
mengeschnürte Bündel Asbest als Diaphragmen. Alle diese Körper ti
den mit Siegellack an den Endpunkten zweier Glasröhren angekittet, da
eine die Verlängerung der andern bildete. Das Wasser, welches i
später durch einen geeigneten, mit Windkessel versehenen Dmckappi
hindurchpresste, gelangte von der einen Röhre durch das Diaphragma
andern Röhre, aus der es ausfloss. Der Druck, der das Wasser hindni
trieb, betrug bis zu 3 Atmosphären. Die elektromotorische Kraft, we)
hierbei von den Platinplatten angezeigt wurde, zeigte sich unabhän
vom Querschnitt und der Dicke der Platte, aber proportional dem Drnc
Der Verfasser oben genannter Aufsätze hat die Grösse dieser elektroi
torischen Kräfte gemessen und fand , dass , wenn man die elektromotori«
Kraft der DanielFschen Kette =: 100 setzt, bei folgenden Substanzen
Diaphragmata die elektromotorischen Kräfte bei einem Drucke von 1 .
mosphäre durch die nebenstehenden Zahlen repräsentirt werden.
1. Schwefel 977,07
2. Quarzsand .... 620,49
3. Schellackpulver . 330,01
4. Seide 115,45 ^
5. Gebrannter Thon . 86,15
6. Asbest 22,15
7. Porzellanmasse . . 19,86
8. Elfenbein 3,1
9. Thierblase (ganz) 1,51.
Aus diesen Zahlenwerthen geht hervor, dass die elektromotoriscl
Kräfte bei einigen Substanzen sehr bedeutend sind, während sich diel
tensität der Ströme wegen der geringen Leitungsfähigkeit des destillir
Wassers nur sehr gering zeigte. Diesem letzteren Umstände kann
nicht abhelfen, indem man verdünnte Säuren, Alkalien oder Salzlösnnig
durch die Diaphragmen presst, denn diese bewirken, in geringer Meo
dem destillirten Wasser beigemengt, schon eine bedeutende Verminderd
der elektromotorischen Kräfte. Dii3sem Umstände ist es jedenfalls znz^
schreiben, dass ein Versuch in grösserem Massstabe, wobei das Was»
einer Wasserleitung durch ein Schwefeldiaphragma zu fliessen genöthi^
wurde , keine bedeutende elektromotorische Kraft ergab.
Bei dem Durchpressen von destillirtem Wasser konnte auch , wie sich !
erwarten lässt, mittels des Condensators freie positive Elektricität an der .;
Thalelektrode, freie negative Elektricität an der Bergelektrode nachge-
wiesen werden.
Diese durch den Druck hervorgebrachten Ströme sind Thatsacfae, ohne
dass es dem Verfasser der genannten Arbeiten gelungen wäre , sie mit be- i
kannten Erscheinungen in Verbindung zu setzen; hingegen hat sich aus
den Versuchen ergeben , dass diese Ströme weder durch etwa erregte Rei- •
bungselektricität zwischen dem Wasser und dem Diaphragma entstehen
konnten , noch dass es Thermoströme sind. Vielleicht ergäbe sich irgend
ein Gesetz , wenn der Verlust an lebendiger Kraft des Wassers beim Durch-
pressen durch die Diaphragmen mit der elektromotorischen Kraft der er-
regten Ströme verglichen werden könnte. Dr. Kahl.
VII.
Veber sph&risohe Kegelschnitte.
Von Dr. Heilermann,
Director der Provinzial - Gewerbeschale zu Coblenz.
Von Herrn Steiner ist vor einigen Jahren eine Eeihe von wichtigen
Eigenschaften der ebenen Kegelsclinitte aafgedeckt worden. (Crelle^s Jonr-
nal Bd. 97 und 45.) Einige neue Sätze, welche mit denen des Herrn Stei-
ner in innigem Zusammenhange stehen, habe ich in der letzten Zeit hinzu-
gefügt (Crelle's Journal Bd. 56 und diese Zeitschrift Bd. 5.) Hierdurch
ist zu der Frage, wie sich die sphärischen Kegelschnitte oder, was auf das-
selbe hinauskommt , die Kegel zweiten Grades in dieser Beziehung verhal-
ten , hinreichende Veranlassung gegeben. Ich habe die Beantwortung ver-
sucht und erlaube mir im Nachfolgenden diejenigen Ergebnisse meiner
Untersuchung , welche einigermassen wichtig zu sein scheinen , den Lesern
dieser Zeitschrift vorzulegen.
Für die Entwickelung derselben benutze ich das Verfahren meines
nnvergesslichen Lehrers Oudermann, durch welches die analjtischen
Untersuchungen der Sphärik den planimetrischen ganz ähnlich werden.
Die Sätze und Formeln, welche zur Anwendung kommen, sind von dem-
selben in der „analytischen Sphärik^' hergeleitet worden.
§. 1.
Um die Lage eines Punktes in auf der Oberfläche einer Kugel zu be-
stimmen, wendet Gudermann zwei Quadranten von Hauptkreisen CD und
CE als Coordinatenachsen an (siehe Fig. i Taf. IV). In ihrem Schnitt-
punkte (7, dem Anfangspunkte der Coordinaten , bilden sie im Allgemei-
nen einen beliebigen Winkel, der jedoch im Nachfolgenden immer als
Rechter angenommen ist.
Durch die Hauptkreise 2> tn und Em , welche die Achsen in if und L
schneiden , wird nun der Punkt m auf die beiden Achsen bezogen , und zwar
sind CL und CK die Coordinaten des Punktes tn. Da jedoch diese dnrch-
gehends nur mittels der trigonometrischen Tangenten in Rechnung kom-
Zettschrin für Malheniatik u. Physik. VI, 3. 11
1 54 lieber sphärische Kegelschnitte.
man, so werden auch für diese die einfachen Zeichen gewählt nnd der
Punkt m durch (xy) bezeichnet, wenn
x^=ingCL^ y^== ing CK.
In dieser Bezeichnung ist
1^ — h = 1
^ ing^a Ing^b
die Gleichung eines Kegelschnittes, dessen Halbachsen a und b sind, ond
zwar fallen die Achsen des Kegelschnittes in die Hanptkreise CD und CE,
Die Excentricität e dieses Kegelschnittes ist bekanntlich unter der Vorans-
Setzung, dass a >6, durch die Gleichung
cos a
€0$ e = r
cos b
bestimmt. Soll nun ein zweiter Kegelschnitt
2) 4^ + ^ = 1
mit dem obigen die Brennpunkte gemeinsam haben und jenen in dem
Punkte {xy) schneiden, so müssen die Halbachsen desselben der Glei-
chung 2) und der Bedingung
cos a, cos a
cos d, cos b
genügen.
Um hieraus die Halbachsen a^ und b^ zu bestimmen , setze man
^. cos a cos b
3) = - = cosii,
^ cos a^ cos 6, ^
mithin
*b — tHg*iM,
[ + ing*(i
und statt der Gleichung 2)
, ^ __ ^ ,
ing^a — ing*^ ing^b — Uig^^ l+ing^^'
Aus diesem ergiebt sich nun zunächst
' , ^ • . .. l+x^cot^a + y^cot^b
.tng*^ = tng*aingn. f+^+fi .
^ ]m*ft = «h*fl«n*Ä . (l + a:*co/*a ^y^coi^b)^
cos*(iL=cos*acos*b .(i+aj*+y^.
Die Halbachsen des Kegelschnittes 2) sind danach in folgender Weise be-
stimmt:
.^^t fng*a — tng*b a* _tng* e
g. l'""^ "*- l + mg^r-'^a-üi^a'''^
),„„%h _fag'6 — fwgf'g ^ sin^e ,
Diese Ausdrücke zeigen, dass a^ real und b^ imaginär ist, wenn a>h
und der Schnittpunkt der Kegelschnitte 1) und 2), nämlich {xy)^ real ist
^/ing*a—tng*li -,/'«Ö'**
4)
Von Dr. Heilermann. 155
Da diese Curven mit der ebenen Ellipse und Hyperbel darin übereinstim-
men, dass innerhalb der halben Kugelflftche, deren Mittelpunkt der An-
fangspunkt der Coordinaten ist, die erstöre aus einer geschlossenen Linie
and die letztere ans zwei getrennten Zweigen besteht, so wird nach Guder-
mann jene eine sph&rische Ellipse nnd diese eine sphärische Hyperbel ge-
nannt.
Wenn der Schnittpunkt (xy) der Kegelschnitte 1) und 2) in einem
Scheitel der kleinen Achse BB^ (Fig. 2 Taf. lY) der Ellipse l) liegt, so ist
x=iO,y'= +tngby
tnga^^O^ ing 6, = + sin e Y' — 1.
Wenn zweitens der Punkt {xy) ein Scheitel der grossen Achse AA^iat^ also
a?= + fn^a,y = 0,
80 ist
Oi^ «, = + rn^ « , Otöf ft, = 0,
mithin reducirt sich der confocale Kegelschnitt 2) auf die beiden Brenn-
punkte des Kegelschnittes 1). Nehmen wir nun an, dass x "^ tnga, so
wird der Schnittpunkt {xy) imaginär, weil unter dieser Voraussetzung nach
Gleichung l)
negativ ist; mithin sind jetzt beide Halbachsen des Kegelschnittes 2) real.
Wenn insbesondere
ing*a tng*b >
tnge'^ sin e^ *'
80 ist
fl, =s a , 6| = 6 ,
oder es fällt der Kegelschnitt 2) mit dem ursprünglichen zusammen. Wird
zuletzt
rr = (x> und y* = — <x^ ,
80 folgt daraus
01 = ^ n und 6| = ^ 7c ,
d. h. der confocale Kegelschnitt 2) geht iu den Hauptkreis DE (Fig. 2 Taf. IV)
über.
ing^a
Zwischen diesen spöciellen Werthen x = 0, x •=>tng a^ x •=• — —
und ar = po liegen nun der Reihe nach die Werthe, für welche der confo-
cale Kegelschnitt 2) eine Hyperbel , oder eine von der Ellipse 1) einge-
schlossene, oder eine dieselbe einschliessende Ellipse ist.
§.2,
Die Hauptkreise, welche die confocslen Kegelschnitte 1) und 2) in
ihrem Schnittpunkte {xy^ berühren, sind
11*
156 Ueber Bphärische Kegelachnitte.
X y
und der Winkel, welchen sie bilden, ist nach $.11 der „analytischen Sphä-
rik*^ ein Rechter, denn
a« y' _
tng^atng^a^ ing*bing*b^ *
wie sich sogleich aas den Gleichungen 1) und 4) durch Subtraction ergiebt«
Da nun hiernach die confocalen Kegelschnitte , auf der Kugel eben so , wie
in der Ebene , sich unter rechten Winkeln schneiden , so ist die Berührende
7) eine Normale des Kegelschnittes 2) und die Berührende 7*) eine Normale
des Kegelschnittes 1). Setzt man in die Gleichung der letzteren die Werthe
Ton ing^Oi und tng*bi^ so erhält man durch einige Umformungen
sin^a u sin*b v
' stn^a — sm^b x sitrb — sin^a y
als Gleichung des Hauptkreises , welcher im I^unkte (xy) den Kegelschnitt
1) unter rechtem Winkel schneidet.
Damit in dieser Normale der Punkt n = (X] y^) liege , muss
^. sin^a — c sin^b — c
' stn^a ^' stn^b
wo die Länge des Bogens, welcher von dem Punkte n = {^x^y^) und den
Fusspunkt der Normale m= {xy) begrenzt ist, durch die Grösse e be-
stimmt wird. Bezeichnet man diesen Bogen mn mit d^ so ist nach $. 6
der „analytischen Sphärik'^
1 + ara:, + yy,
j/i + ^'+y'j/i+x.^ + yy
nun erhält man aber durch Einsetzung der Werthe von o;« und y,
i + XX + yy, = {i—c){i+x' + !/"),
folglich
sind-= + cy-
10) tngd=±—^y — r+^T? — '
und das Zeichen + ist jedes Mal so zu wählen, wie es die Länge des Bo-
gens d erfordert. Setzt man c = — rv) , so liegt nach den Gleichungen 0)
der Punkt n = (a;]yi) in d«m llanptbogen D£^ mithin ist nach 10)
wenn der Schnittpankt der Normale 8) und des Hsnptbogens J)E mit It be-
seicbnet wird.
Von Dr. Heilermann. 1 57
Hierdurch ist nun zugleich das Stück der Normale bestimmt, welches
durch eine Tom Anfangspunkte C darauf gefüllte Senkrechte begrenzt wird,
denn es ergänzt den Bogen mit zu einem Qnadranten; es ist also, wenn die
Tangente desselben mit | bezeichnet wird,
m > ,/ i+««+y« .
nnd somit entsteht aus Gleichnng 10)
13) l*vrf=±j:^.
Wenn man denselben Werth in die Gleichung 5) einsetzt, so ergiebt
flieh noch
14) ing^^'Ill^,
§.3.
Für den Pnnkt Q, wo die Normale des Punktes m in die grosse Achse
einschneidet, ist wegen der Gleichungen 0)
folglich nach der Formel 13)
15) tngmQ — ^^.
Eben so ist für den Einschnitt P in die kleine Achse
c=;«fn'a.
und
15*)
tngmP^
tng^a
Nimmt man nun
noch hinzu ,
. dass
ingmR
1
80 erhält man
^ ^ ,. ing^alng^h
fngtnP ,ingmQ. tngmR^z ^^ — •
Dazu ist nach S. 71 der analytischen Sphärik der Krümmungshalbmesser h
des Kegelschnittes 1) ftir den Punkt {xy) mittels der Gleichung
^ 1*
zu bestimmen , folglich ist auch
16) tngtnP.ingmQ .ingmB = ingh.
Da jede Seite des dreirechtwinkligen Dreieckes CD E als Achse des Kegel-
schnittes 1) angesehen werden kann, so ist durch diese Gleichung folgende
Eigenschaft der sphärischen Kegelschnitte dargestellt:
Das Produkt aus den Tangenten der drei Abschnitte
welche auf einerNormalen eines sphärischenKegelschnittes
158 Ueber sphärische Kegelschnitte.
einerseits durch ihren Fnsspunkt und andererseits durch die
drei Achsen begrenzt werden, ist gleich der Tangente des
zugehörigen Krümmungshalbmessers. ^
Berücksichtigt man nur die Werthe von tngtnP und ingtnQj so ergielit
sich durch ümkehrung des Zusammenhanges , welchen die Gleichungen 15]
ausdrücken, folgender Satz: Werden die Schenkel eines rechten
Winkels von einem Hauptkreise geschnitten und in demletz*
tern ein Punkt so bestimmt, dass die Tangente jedes Ab-
schnittes, multiplicirt mit der Tangente des Abschnittes,
welcher durch die vom Scheitel des rechten Winkels gefällte
Senkrechte begrenzt ist, ein constantes Produkt bildet, so
liegt jener Punkt in einem Kegelschnitte, für welchen jeue
Produkte die Quadrate der Tangenten der Halbachsen sind,
und jener Hauptkreis ist eine Normale desselben.
Die Voraussetzungen, welche in diesem Satze gemacht werden, sind
auch durch die beiden Hauptkreise 7) , welche die Kegelschnitte 1) und 2)
im Punkte m = (^xy) berühren und von den Achsen derselben in den Punk-
ten Q und Oi , P und Pi geschnitten werden , erfüllt : es ist n&mlich naeh
den Gleichungen 7)
^^ ing^a, ^^ tng*a
ingCO = -^—\tngCQ^ = -'^—
X X
und durch die vom Punkte m auf die Achse AA^ gefällte Senkrechte ml
wird der Bogen CL abgeschnitten , von welchem
tngCL=rzx^
folglich ist
tng CQ .tng CL = ing^a^ , tng CQ^ .ingCL^= ing^a.
Es liegt mithin der Mittelpunkt C in einem Kegelschnitt , dessen Achsen
2a und 2a^ sind und in den Berührenden 7) liegen, und die Axe AAi ist
eine Normale desselben. Bezeichnet man mit { und tf die Tangenten der
Coordinaten des Punktes C in Bezug auf die Hauptkreise 7) als Coordinaten-
achsen, so ist dieser Kegelschnitt
'ing^a Ptg^a^
Dasselbe gilt in Beaqg auf die Achse BB^ und zwar ist sie eine Normale
des Kegelschnittes
17*) ^* 4- _3!_ _ I
von welchem sie im Punkte C geschnitten wird.
Auch diese Kegelschnitte sind confocal und zwar ist nach der Glei-
chung 3) der Bogen fi ihre gemeinsame Excentricität.
Hiemach haben die sphärischen Kegelschnitte mit den ebenen auch
folgende Eigenschaft gemeinsam.
Werden um den Schnittp unkt zweier confocalen Kegel-
Von Dr. Heilermann. 159
schnitte swei neue Kegelschnitte besehrieben, welche die
Berfihrenden des Schnittpunktes als Achsen enthalten nnd
die Achsen derselben im Mittelpunkte berühren, so sind auch
diese Kegelschnitte confocal.
§. 4.
Aus den Oleichnngen 0) folgt sogleich, dass auch der Punkt n = («| ^,),
dessen Coordinaten
8iti*a — c sin^b — c
*i=— ::^rrr--^»yi =
8in^h
sind , in einem Kegelschnitte
liegt und zwar sind die Halbachsen desselben
18^ -flL + J^iL — i
r (1— c)« + (
«I» a C09 a '^ «n b cos b
Aus diesen Werthen erhält man dann sur Bestimmung der Bxcentricit&t e
dieses Kegelschnittes
• c* cot*b
(1— c)« + c*co<«a'
4 AN 1 . . ,/(l — c)« — c*cof*aco/«fc
'1 r (1 — c)*+c*co(*a
Wird nun noch in der Normalen 8) auf der entgegengesetzten Seite
des Fusspunktes ein zweiter Punkt n^ z=z {Xi y,) durch die Ooordinaten
8in*a+c» •ehi^b + c^
bestimmt, so liegt dieser in dem Kegelschnitte
dessen Halbachsen die Gleichungen
sm^a + c, • sin*b + Ci
stnacosa '^ stn b cos b
angeben. Sollen nun die beiden Punkte n und nj von dem Fusspunkte m
der Normale gleiche Entfernungen haben, so muss nach Oleichung 10) der
Bedingung
c c,
1— C~l+Ci
Genüge geschehen. Wenn aber diese Bedingung erfüllt ist, so haben auch,
wie die Ausdrücke 19) aeigen , die Kegelschnitte 18) und 20) dieselbe Ex-
centricität.
Werden also auf einer Normale eines sphärischen Kegel-
160 lieber sphärische Kegelschnitte.
Schnittes vom Fasspunkte ans nach beiden Seiten gleiche
Stücke abgeschnitten, deren Tangenten mit der Tangente
des Abschnittes, welchen die vom Mittelpunkte anf die Nor-
male gefällte Senkrechte begrenzt, Produkte von constanter
Grösse bilden, so sind die Ortscarven der Schnittpunkte swei
coqfocale Kegelschnitte.
Die Punkte m, n und fi| sind entsprechende Punkte in den Kegel-
schnitten 1), 18) und 20), denn es verhält sich:
sin^a — c 8in*a + Ct
X : r-i • ^ r-z .x=^ing a :ing a : Ina a« ,
Wenn man diese Beziehung umkehrt und den vorhergehenden Satz hin-
zunimmt, so ergiebt sich folgende Eigenschaft der confocalen Kegel-
schnitte :
Der Hauptbogen, welcher zwei entsprechende Punkte
zweier confocalen Kegelschnitte verbindet, ist in allenLa-
gen Kormale desselben drittten Kegelschnittes und wird
durch diesen halbirt.
§.5.
Nach den Oleichungen 19) und 1«3) liegen die gemeinsamen Brennpunkte
der Kegelschnitte 18) und 20) , für welche
1 — C 1 + ^1
in der grossen Achse des Kegelschnittes 1), wenn
^ingd< lngatngb\
sie liegen aber in der kleinen Achse desselben , wenn
^ingd'^tngaingb
und fallen mit dem Mittelpunkte zusammen , wenn
lingd-^iingaingb*
In dem letzten Falle ist
mithin
rt^. finasinb sin a sin b
^ "" "" cos (a-ft) ' ""' ~ cos {a+b) '
und durch diese Werthe nehmen die Punkte n und n^ besondere Lagen an,
welche mit r und Tj bezeichnet seien ; und zwar sind nach 9) die Coordina-
ten dieser Punkte
_tng{a + b) _ing {b + a)
^'~ tnga -^»y»— ing b '^'
Die Punkte r und Tj liegen also in den Kreisen
Von Dr. Hbilebmann. 161
22) ^.» + yi* = ^^*(öT6),
oder : Werden nrndeuMittelpankteinerEllipse mitderSamme
nnd Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so wird
von diesen jede Normale der Ellipse in zwei Punkten ge-
schnitten, welche dem Fossp unkte entsprechend und von dem-
selben gleich weit entfernt sind.
Der Bogen mr = mrj selbst, welcher durch diese Kreise abgeschnit-
ten wird , ist nach 13)
AON ^*ö <* ^^^Q ^
23) ing mr =• ing mr^ =
und vegen der Qleichung 14) ist
Da nun, wie oben erwähnt, ^ die Excentricität der confocaleu Kegel-
schnitte 17) ist, so ergiebt sich für diese auch folgende Eigenschaft;
Werden ftlr irgend einen Punkt einer sphärischenEllip so
die Xegelschnitte gezeichnet, welche die Normale und Be-
rührende dieses Punktes als Achsen enthalten und die Aph-
sen der Ellipse im Mittelpunkte berühren, so liegen die ge-
meinsamenBrennpunkte dieserKegelschnitte in denKreisen,
iprelche um den Mittelpunkt der Ellipse mit der Summe und
Differenz ihrer Halbachsen beschrieben worden sind.
Da nach den Gleichungen 15) und 23)
24) U^g*mr = tng*mr^ =ztngmP ,tngmQy
so liegen die Punkte r und r^ harmonisch gegen Pund Q] oder:
Jede Normale einer sphärischen Ellipse wird von den um
ihren Mittelpunkt mit der Summe und Differenz der Halb-
achsen beschriebenen Kreisen in zwei Punkten geschnitten,
irelche dem Fusspunkte der Normale entsprechen und gegen
die in den Achsen gelegenen Punkte derselben Normale har-
monisch liegen.
Wenn man die oben hergeleiteten Werthe Yon tngmP und ing mr in
die Gleichung
tngmP — Ingmr
ingrP=-
IngrP:
1 -^ Ing mP. ingmr
einsetzt, so entsteht
{ing a — ing b)^inga
i* + lng*aingb '
und .
{tng a — ing b)iinga
sinrPz
y V« + V Vtn^a inifb + {**
Eben so findet sich
(inga + ingb)iinga
sm r,P = ^_^__ ^____ ,
102 lieber sphärische Kegelschnitte.
(ifiga — ingb)itngb
sin rQ SS
sinriQ=z
ytns/'b + i* ymfa infb + £•'
[fng a — tngb)l1ngb
25) {;
folglich ist
I sin rP : sin r, i*= tng a — ing b :inga+tngb = 8in {a — b) :sin{a+b),
\sinrQ:sinriQ = 1nga^-'tngb:tnga + ingb=:sin {a — b) : sin (a + b).
Ans diesen Proportionen ergiebt sich nun zur Ergänzung des vorhergehen-
den Satzes folgende Eigenschaft der sphärischen Kegelschnitte :
Werden nm den Mittelpunkt einer Ellipse mitderSumme
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so wird
das Stück jeder Normale, welches durch die ihrem Fuss-
punkte entsprechenden Punkte dieser Kreise begrenst ist,
vo n den Achsen derEllipse so getheilt, das s die Sinus der Ab-
schnitte in einem constanten Verhältnisse stehen.
Die besonderen Werthe unter 21) sind die wichtigsten« welche die
Chrössen c und C| annehmen können ; einige andere sollen nur eben erwähnt
werden.
Setzt man
so geht die Ellipse 20) in den Hanptkreis DEÜbeat und die confoeale 18) in
CO** 2 a cot^2b
Dieselben Linien erhält man durch
c c
' -=7-J-r = — 1 I *l«ö C = C^,Ci = — \,
1 — • C 1 •f- C|
indem der Kegelschnitt 18) in den Hauptkreis und der zugeb(>rig<e 20) in
die vorstehende Ellipse ttbergeht.
Wenn
c c
~- = ro, also c = — c, = 1 ,
1— C l + Cj
so ist nach der Gleichung 10) der auf der Normale abgeschnittene Bogen d
ein Quadrant und die beiden confocalen Kegelschnitte 18 und 20) fallen in
den einen
-^+J?L_ = 1
coi^a^ coi^b
zusammen, welcher von dem urspränglichen die reciproke Curve ist, d. k
von allen Hauptkreisen , welche die Ellipse l). berühren , die Mittelpunkte
enthält.
.§.6.
Der Bogen mQj welcher einerseits durch den Fusspunkt der Normale
und andererseits dureh ihren Einschnitt in die grosse Achse begrenzt wird,
Von Dr. Heilkbmanh. 16)
i^^««^'N<'«'^^^>^MMM^^^^^^^^^«^rfWWWWM^^^»>'W«^SA^
ist dureh die Gleichaog 15) beBtimmt. Wird derselbe mit q bezeichnet und
mittels der Gleichung 14) die Grösse £ ellminirt, so ist
27) ^^<^-'^^^i^-
tnga
Darch Einsetzung dieses Werthes kann man den Halbachsen des Kegel-
schnittes 2), welcher durch den Fusspunkt der Normale geht, und den Co-
ordinaten ihres Fusspunktes folgende Form geben :
ing^a / in^ b — ing^ q ing b -, /'wp* a in^ q — tng* b
tng e r tn^ b + lug* a Ing^ q sin er ing* yi ing* q + ing* b'
Zugleich ist wegen der Gleichung 7*) der Bogen CQy welcher von dersel-
ben Normale auf der grossen Achse abgeschnitten wird, durch die Glei-
chnag
fngCQ^-^
X
bestimmt. Wenn man noch den Werth von x einsetzt, so entsteht
28) tng CQ^'!}1^1^^ = ^^ , / Tf^'f^'^ -
^ ^ ^ inga ^ f tnfb + ing*aing*Q
Man denk^ sich nun um den Punkt mit dem Halbmesser g einen Kreis K
beschrieben ; dieser berührt den Kegelschnitt 1) in zwei gegen die grosse
Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und m^ , und der Hauptbogen tnm^
schneidet die grosse Achse in einem Punkte X, so dass
tng e inge r in^ b + tn^ a tn^ q
Man sieht sogleich, dass
30) tng CQ . ing CL = in^ a,,
folgHeh ist d»r Mittelpunkt eines Kreises, welcher einen Kegel-
schnitt in zwei gegea die erste Achse symmetrisch gelegenen
Punkten berührt, in Bezug auf den confocalen Kegelschnitt,
weleher durch dieBerührungspunkte geht, derPol desHaupt-
kreises, in welchem die Berührungspunkte liegen.
Der grösste Werth , welchen der Halbmesser q des doppelt berühren-
den Kreises K annehmen kann , ist
und zwar ist dann zugleich
flj = 0, ing fci = sin e j/—l , « = 0, y = l»g 6»
CQ^O,CL = Oi
mithin berührt dieser Ejreis die Ellipse 1) in den Scheiteln der kleinen
Achse. Der kleinste Kreis, welcher die Ellipse in zwei realen, gegen die
grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt, ist bestimmt durch
, • ing*b
tng Q = ;
"^ ^ inga ,
164 Ueber sphärische Kegelschnitte.
Bugleich ist
Inga
es fallen also die beiden Berühningspnnkte in einen Scheitel der grossen
Achse zusammen nnd ffir diesen ist der zugehörige Werth von q der Krüm-
mungshalbmesser. Wenn endlich der Halbmesser
gesetzt wird , so ist
. . ing'a . %'*,/ — r
tng e sm e
CQ = e,1ngCL = ^^^.
Es geht also in diesem Falle der doppelt berührende Kreis K in einen
Brennpunkt und der Hauptbogen , in welchem die Berührungspunkte des-
selben liegen , in die zugehörige Directrix über.
Jenachdem nun
oder
>ingq>1ng(>.
inga
findet zwischen dem Berührungskreise K nnd der Ellipse i) eine Berührung
in zwei realen oder imaginären Punkten statt.
§.7.
Der Hauptbogen r = njß, welcher einen beliebigen Punkt fi = (^jy()
des Keglschnittes 1) mit dem Punkte 0 = ( *>0J in der grossen Achse
verbindet, ist mittels der schon mehrfach angewandten Formel zn bestim-
men, nämlich
X
cos r SS
Nun ist aber nach der Gleichung 6)
ing^üi tng* a + a^ itig* e
i? tng/^a '
und
1 -u ^i 4nn*^ _in^a + xx,infe
1+-.%«. = -^^ ,
weil dazu der Punkt n = {XiyCj in der Ellipse 1) liegt, so ist auch
Von Dr. Ueilebmann. 165
1 + ,:, +y, _____
and durch Einsetzaog dieser Werthe entsteht
ng a cos b {tn^ a + xx^ tn^ e)
cosrt
Wenn nun insbesondere der Punkt ns=(:rjyi) mit dem Fankte>ms=(ary),
wo der Kreis K den Kegelschnitt 1) berührt, susammenfKllt, so geht der
Bogen fijß =:= r in den Halbmesser q ttber, mithin ist zunächst
und weiter
cotr tn^a + xx^ tn^e*
CO» Q ytng* a + a?j* ^~e j/ing^ a + x^in^e '
Man beachte nun luerst, dass nach den Gleichungen 6)
xtnge tnga
ttn «1 = , cos ö,
ytn^a + a^ tng^ e ytng^ a + a^ tn^ e
setze dann nach Analogie dieses Werthes
tnge
*ng Vi = A — • ^i »
^ ^' tnga
also
x* tilg e Inga
und berücksichtige femer noch, dass der Quotient cos r: cos q auch der
Cosinus der vom Punkte n =: (x^y^) an den Kreis gezogenen Berührenden
1 ist. Hierdurch erhält man aus der Torstehenden Gleichung
cos l = cos a^ cos q>^ -{- sin a^ sin 91 ,
oder
31) '=±(fli-9,),
wo das Zeichen + so zu verstehen ist, dass der Werth von i immer post«
tiv wird.
Da nun a^ und tp in den Hyperbeln , welche mit der Ellipse l) die
Brennpunkte gemeinsam haben und durch die Punkte* m = {xy) und
n = (oTj y^ gehen , die realen Halbachsen sind und die eine von beiden ne-
gativ zu nehmen ist, wenn diese Punkte m und n auf verschiedenen Seiten
der kleinen Achse liegen , so ergiebt sich aus der vorstehenden Gleichung
folgender Satz :
Wird eine sphärische Ellipse vx>n einem Kreise in zwei
gegen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m
und IUI berührt und von einem beliebigen Punkte n der Ellipse
an diesenKreis eine Berührende gezogen, so ist diese Linie
gleich der Summe oder Differenz der realen Halbachsen der
Hyperbeln, welche mit jener Ellipse coufocal sind und die-
selbe in den Punkten m und n schneiden, jenachdem diese
166 lieber sphärische Kegelschnitte.
Punkte auf verschiedenen oder derselben Seite der kleinen
Achse liegen.
Von diesem Satze will ich hier nur zwei besondere Fälle hervorheben.
Wenn zuerst ;r = 0 also auch a^ = 0 ist , so geht die Gleichung 31) über in
oder: Die Berührende, welche von einem beliebigen Punkt«
einer Ellipse an den über der kleinen Achse beschriebenen
Kreis gezogen wird, ist gleich der realen Halbachse der Hy-
perbel, welche durch diesen Punkt geht und mit der Ellipse
confocal ist.
Wenn zweitens der Bogen 9 = 0 oder der Pnnkt n = {s^ y,.) in einen
Scheitel der kleinen Achse liegt, so ist
d.h.: Zieht man einen Kreis, welcher eine Ellipse in zwei
gegen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten be-
rührt, von einem Scheitel der kleinen Achse eine Berührende,
so ist diese gleich der realen Halbachse der Hyperbel, welche
durch jene symmetrischen Punkte geht und mit der Ellipse
confocal ist.
Ich nehme jetzt an, dass die Ellipse 1) von zwei Kreisen in je zwei
gegen die grosse Aehse symmetrisch gelegenen Punkten m,m| und;),Pi
berührt wird, und bezeichne die realen Halbachsen der Hyperbeln, welche
durch diese Puziktenpaare gehen und mit der Ellipse 1) confocal sind, durch
üi und a^. Wird nun von einem beliebigen Punkte n = (j?] y^) , welcher in
der Ellipse l) so liegt, dass
ing e
an jeden dieser Kreise eine Berührende gezogen und diese mit t und ff be-
zeichnet, 80 ist nach der Gleichung 31)
' = + («1 — 9i) ^^^ ^1 = ± (öf — Vi) »
und daraus ergiebt sich sogleich
32) • <±'i = ±(«.+«t).
Die Eigenschaft der Kegelschnitte, welche diese Oleiehung darstellt, kann
man in folgender Weise ausdrücken:
Wenn eine sphärische Ellipse von zwei Kreisen in je zwei
^egen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten fli,m(
iindp,Pi berührt und von einem beliebigen Punkte n. der El-
lipse an diese Kreise Berührende gezogen werden, soistdie
Summe oder Differenz dieser Linien constant, jenachdemder
Punkt fi zwischen den Hauptbogen mmi und pp, liegt oder
nicht«
Diese constante Grösse ist die Summe oder Differenz der realen Halb-
achsen der Hyperbeln , welche durch die Punkte m and p gehen und mit
YoD Dr. Hbilesmann. 167
der Ellipse l) eonfocal sind, jenaehdem diese Punkte auf Terschtedenett
oder derselben Seite der kleinen Achse liegen.
Für den speciellen Fall, wo die beiden Berühmngskreise in die Brenn-
punkte übergehen, ergiebt sich ans dem vorstehenden Satze die allbekannte
Eigenschaft der Brennstrahlen eines Kegelschnittes«
§. 8.
Nach der Gleichung 31) ist
. . j. /. . X . cos Oi cos ipi ing e , .
«n / = + CO* «1 cos 9j {trg o,— <»^ 9,) = + —^ («—»1).
Wenn smii noch von dem Punkte »es (xi^j) anf den Hanptbogen mi»], wel*
eher dnrch die beiden Berührungspunkte des Kreises IT geht, eine Senk«
rechte s fällt, so ist nach S. 13 der analytischen Sphärik
X — X, »cosbcoscpi, .
stnsszs T. , — — = T- — (x—xX
/iyMVi + ^i' + yi* }/i+^
Ans der Verbindung dieser Gleichungen ei^iebt sich
* sin t fngecosa^
oder weil
sins ingacosb ^ '
sin e? -
- = -:— ^ nnd cos ä, = ■
tngacosb sina * j/infa^x^ingU'
so ist
1 + j?«
33) ^i^^j^y.
* stns cosar ii
Diese Gleichung zeigt, dass das Verbältniss sin i: sin s yon der Lage des
Panktes n £^^ (^i^Ti) unabhängig ist, und enthält also folgende Eigenschaft
der sphärischen Kegelschnitte :
Wii'd eine Ellipse von einem Kreise in zwei gegen die
grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und m| be-
rührt, von einem beliebigen Punkte der Ellipse an diesen
Kreis eine Berührende gezogen nnd auf den Hanptbogen,
welcher durch die Berührungspunkte in, i»! gebt» eine Senk-
rechte gefällt, so stehen die Sinus dieser Linien in einem
Constanten Verhältnisse.
Der Exponent dieses constanten Verhältnisses, welcher bei den ebenen
Kegelschnitten auch von der Lage oder Grösse des doppelt berührenden
Kreises unabhängig ist, nin\mt auf der Kugel für verschfeJene Kreise ver-
schiedene Werthe an. Um dies deutlich zu zeigen , gebe ich der Gleichung
33) dnrch einige Umformungen mittels der im S. 6 entwickelten Werthe eine
Gestalt, welche die Abhängigkeit des Verhältnisses von dem Halbmesser
des doppelt berührenden Kreises angiebt ; eine solche ist :
sint sine -,/ . tn^ b — ing^ 0 ,
168 Ueber sphärische Kegelschnitte.
Hieraus sieht msn sogleich, dass dies Verhftltniss desto kleiner ist, je
grösser der Halbmesser ^ des doppelt berührenden Kreises ist
Wenn aaerst
also die Berühmng in den Scheiteln der kleinen Achse stattfindet, so ist
sin l sin e
sins sina'
Wenn zweitens
tng'b
inga'
und somit, wie oben erwtfhnt, die Berührangspunkte in einen Seheitel der
grossen Achse zusammenfallen , so ist
sin i sine 1
sin s sin a * cos h '
Den grössten Werth erreicht das Verhältniss, wenn der doppelt berührende
Kreis in einen Brennpunkt übergeht und zwar ist dieses Maximum
sin t sin e -»/ tng^ a ing^ b
sin s sina f Ing^ a — in^ b '
tn^ a — in^ i
WeAn nun eine sphärische Ellipse yon einem Kreise in zwei realen, gegen
die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt, so liegt das Ver-
hältniss sin t : sin s zwischen dem ersten und zweiten dieser speciellen Wer-
the, d. h. es ist
sin e sin ( sin e
sin a sin s sin a cos b
Für alle Kreise aber , welche eine Ellipse in zwei imaginären Punkten be-
rühren, liegt dasselbe Verhältniss zwischen dem aweiten und dritten Wer-
the, oder
sin e sin t sin e -./ tn^ a tng* b
sin t sin e -y/T^
sins sina' f^
sin a cos b sins sina' f^ tn^ a — tn^ b
Nach der Gleichung 33) kann auch leicht der doppelt berührende Kreis
bestimmt werden, für welchen, wie bei einer ebenen Parabel,
sin t
-: — = 1 oder t=^ s:
sms ,
setzt man nämlich diesen Werth in jene Gleichung ein, so erg^ebt sieh
34) Ä = + cot e.
Wird also eine sphärische Ellipse in zwei (realen oder
imaginären) Punkten, welche von einem Brennpunkte um
einen Quadranten abstehen, von einem Kreise berührt und
von einem beliebigen Punkte der Ellipse an diesen Kreis eine
Berührende gezogen, so ist diese gleich der Entfernung des-
selben Punktes von dem Hauptkreise, dessen Mittelpunkt
jener Brennpunkt ist
Von Dr. Hbilermann. ]69
Die vorstehende Bedingung 34) kann wegen der Gleichung 6) aach
durch
ing a . /»^ at =: 1 oder a + <it = 1 »
ersetzt nnd somit für die zuletzt erwähnte Eigenschaft der Kegelschnitte
ein etwas veränderter Ausdruck gegeben werden«
Da, wie oben erwähnt, das Verhältniss sin t: sin s sein Maximum er-
reicht, wenn
p = 0, also X = -^ — ,
Inge'
80 giebt'ljsinur dann einen doppelt berührenden Kreis, für welchen
sintsszsinSf wenn
-- — ^ cot e oder a^ in.
tng e — *
Wenn insbesondere a ==: ^ ^r, so ist, wie auch bei der ebenen Parabel , jeder
Punkt des Kegelschnittes von seinem Brennpunkte ebenso weit entfernt,
als von der zugehörigen Directrix.
§.9.
Der Bogen m P, welcher durch die kleine Achse der Ellipse auf der
Normale . des Punktes tn = {p^y) begrenzt wird , sei dem Vorhergehenden
entsprechend mit ^, bezeichnet; es ist mithin nach den Gleichungen 14)
und 15*)
35) tng^,=.——^.
Die Halbachsen a^ und b^ des confocalen Kegelschnittes, welcher durch
den Punkt m = (^y) geht, und die Coordinaten des Schnittpunktes selbst
nehmen durch Einführung dieses Werthes folgende Form an :
'''^''^=Vtng*a + tng*ötng*,r''''''-''^'yi^g'a + ing*ötng*^r
^ _ , inga /fV a-^ing^b tn^ p, _ tn^b / tnfq^ — tnfa
— ing er tng* a + tng* b tn^ q^ — sine r in^a + tng*b tni^Q^ '
Der Bogen CP^ welcher durch die Normale des Punktes m = {xy) auf der
kleinen Achse begrenzt wird, ergiebt sich nach 7*) aus der Gleichung
y
und wenn man aus dieser die Grösse y entfernt, so ist
^ .^ ^^Q btSin e j/ — 1 . , / tnc^ p, — tnc^ a
ingCP= ^ \ / = — Sinei/ ^ ^ V, ^,,: . -
tngb r tng*a + tng*b tng*Qi *
Der Kreis Ff , welcher um den Punkt P mit dem Halbmesser pi be-
schrieben wird, berührt die Ellipse in zwei gegen die kleine Achse sym-
metrisch gelegenen Punkten m nnd m, , deren Coordinaten zu den oben
stehenden Werthen x und y gehören. Der Hanptbogen, welcher durch
ZeiUehrift f. Mathematik n. Physik. VI, 3. 12
170 Ueber sphärische Kegelschnitte.
diese Punkte geht , schneidet also auf der kleinen Achse einen Bogen CE
ab , für welchen
37) tngCE^'!!?±^ = '^y-^^-'^
' ' stney^l stne r tnsra + i
■ ing^b tn^'^'
Aus den beiden letzten Gleichungen folgt nun sogleich
38) tng CP .ingCJiC = ing^ 6j ,
'd.h. der Mittelpunkt einesKreises, weicher einen sphärischen
Kegelschnitt in zwei gegen die kleine Achse symmetrisch ge-
legenen Punkten berührt, ist in Bezug auf den cMf^ocalen
Kegelschnitt, welcher durch die Bertihrnngspun^te geht,
derPoldesUauptkreises, in welchem die Berührungspunkte
liegen.
'Der Halbmesser ^, des doppelt berührenden Kreises j&^i erreicht seinen
kleinsten Werth , nämlich
wenn
aj = e, ^1 = 0, »= + %fl, y = 0,
CP=0, CK = 0,
mithin berührt der kleinste Kreis die Ellipse in den Scheiteln der grosseo
Achse. Der kleinste Werth von ^,, für welchen die Berührungspunkte de«
Kreises A^j real sind, genügt der Gleichung
ing^a
und zugleich ist
a, =s 0, /^^ 6| = sin e Y — 1 ^ x-=z{S^ ys=: ^tngb^
es fallen also die beiden Berührungspunkte dieses Kreises in einen Schei-
tel der kleinen Achse zusammen und der oben angegebene Werth von p^
ist der zugehörige Krümmungshalbmesser. Wenn endlich der doppelt be-
rührende Kreis K^ in einen Hauptkreis übergeht, also
gesetzt wird, so ist
Ing e — stn e
tngb' ^ sine
Dieser Hauptkreis ist die Grenzform der Kreise, welche einen Kegelschnitt
in zwei gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten berühren
and entspricht in dieser Besiehnng den Brennpunkten, welche die Grense
der inneren Berührnngskreise sind.
Von Dr. Heilermann. 171
§. 10.
Der Hanptbogen rj =: nP, welcher einen beliebigen Punkt n = {x^y^)
in der Ellipse 1) mit dem Punkte -P = (o, M in der kleinen Achae ver-
bindet, ergiebt sich aas der Gleichung
l+^J.,ing»b,
cosy-^ =
Dazu ist nach Gleichung 6)
'^ y" ~ in^b
und
1 + -.V6.= ^^^ ,
weil ferner der Punkt n es {x^yi) in der Ellipse 1) liegt, so ist auch
U^. . ,_tnfh—y,UmU
1 + ^1 +yi- ^^f^cos^a '
und durch Einsetzung dieser Werthe entsteht ans der obigen Gleichung
tngb cos a {tng* b — yyi sin^ e)
cos Ti • — . — ■ :=r •
ytn^ b — y^ sin^ e yin^ b-^-t^ sin^ e
Denkt man sich nun, dass der Punkt n mit dem Punkte m = (xy) zusam-
menflillt, also der Bogen r^ in den Halbmesser ^i übergeht, so erhält man
als besondern Fall der yorstehenden Gleichung
-,An^b--jßsin^ e
cos Di =^ingb cosaV ^ , . , — -^ . .
und durch Verbindung dieser Werthe
CO* r, tn(j^ b — yy^ sin* e
<?ö* ^1 j/^ b — y,* sin^ e f/lng* b — y^ sin* e
Um die Umformung dieses Ausdruckes in ähnlicher Weise wie oben im
$. 7 durchführen zu können , setze ich zunächst die imaginäre Halbachse
der Hyperbel 2)
und weiter in der Bezeichnung Gudermann's (vergl. Potenzial - Functionen
in Grelle'« Journal 6. 7. 8 und 9)
tngbi=-/^^.Tngß^.
Nun ist nach dieser und den Gleichungen 6) zuerst
ytng' b — y* sin* e ytn^ b —y* sin* e
und dann diesen Werthen entsprechend zu setzen
y, sin e
^"'^f'-lngV'
12*
1 72 Ueber sphftrische Kegelschnitte,
also
j/in^ b — y/ sin* e '/tng' b — y,* «>i* e
Wenn man endlich diese Werthe in die obige Gleichnng einsetzt and be-
achtet, dass ctas Verhältniss cos q^ : cos r^ der Cosinus der kleinsten Halb-
sehne ist, welche durch den Punkt n =■ (^i^j) in dem um P mit dem Halb-
messer ^1 beschriebenen Kreise K^ gezogen werden kann , und diese Halb-
sehne mit t bezeichnet, so ist
= Cos 84 Cos if. — Sin ß, Sin ii/j.
cosi '^ ^* '^* ^
Hieraus folgt weiter
Cos Li = Cos (ß^ — ^,)
oder
39) Lt = ±(ß,—^,). _
Weil nun ßt und ifi| (abgesehen von dem Factor j/ — 1) die imaginären Halb-
achsen der Hjrperbeln sind, welche mit der Ellipse 1) die Brennpunkte ge-
meinsam haben und durch die Punkte m = {xf/) und n = (^i^i) gehen, nnd
da ferner die eine dieser Halbachsen negativ ist, wenn die Punkte m und n
auf Yerschiedenen Seiten der grossen Achse liegen, so hat auch jeder
äussere Berührungskreis einer Ellipse folgende Eigenschaft:
Wird eine sphärische Ellipse you einem Kreise in zwei
gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten m
undmi berührt und durch einen beliebigen Punkt n der Ellipse
in diesem Kreise eine kleinste Halbsehne gesogen, so istdie
L'ängenzahl dieser Linie gleich der Summe oder Differenz
der imaginären Halbachsen der Hyperbeln, welche mit der
Ellipse confocal sind und sie in den Punkten m und n schnei-
den, je nachdem diese Punkte auf yerschiedenen oder der-
selben Seite der grossen Achse liegen.
Setzt man insbesondere ß = 0^ also auch j^ = 0, so vereinfacht sich
die obige Gleichnng in
Lt = ^j oder / = /^,
und giebt dann eine Eigenschaft an , welche den über der grossen Achse
als Durchmesser beschriebenen Kreis auszeichnet, nämlich:
Die kleinste Halbsehne, welche durch einen beliebigen
Punkt einer Ellipse in dem Über der grossen Achse beschrie-
benen Kreise gezogen werden kann, ist gleich der Longitudi-
nalzahl der imaginären Halbachse der Hyperbel, welche
durch jenen Punkt geht und mit der Ellipse confocal ist.
Lässt man zweitens den Punkt n=(a:iy,) in einen Scheitel der grossen
Achse fallen \ so wird yi s=s 0 also auch ^| r= 0, folglich ist
Lt = ß^ oder t=slßi,
Von Dr. Heil£Rmann. 173
d.h.: Zieht man in einem Kreise, welcher eine Ellipse in zwei
gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten be-
rührt, eine kleinste Halbsehne dnrch einen Scheitel der
grossen Achse, so ist die Längensahl dneser Linie gleich der
imaginären Halbachse der Hyperbel, welche mit der Ellipse
confocal ist and durch jene symmetrischen Pnnkte geht.
Ich aetse jetzt voraas, dass die Ellipse 1) von zwei Kreisen in je zwei
gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Pankten m, m^ und p, Pt
berührt und die imaginären Halbachsen der Hyperbeln, welche mit der
Ellipse confocal sind and durch die Punkte m und p gehen , mit ß^ ]/ — 1
und /?t y — 1 bezeichnet werden , und ziehe dann durch einen beliebigen
Punkt ff der Ellipse in diesen Kreisen die kleinsten Halbsehnen i und /,.
Nach der Gleichung 39) ist
ii'= ± (A— *i) uttd ^h = ± (Ä-*i),
folglich
40) xr±z/, = + (ft +A).
Hierdurch ist entsprechend dem Satze 32) für die sphärischen Kegel-
schnitte folgende Eigenschaft nachgewiesen :
Zieht man durch einen beliebigen Punkt n einer Ellipse
in zwei Kreisen, welche dieselbe in je zwei gegen die kleine
Achse symmetrisch gelegenen Punkten m, nti undp,pi berüh-
ren, die kleinsten Hai bsiehnen, so ist die Summe oder Diffe-
renz der Längenzahlen dieser Bogen constant, je nachdem
der Punkt n zwischen den Hauptbogen mm^ nndppi liegt oder
nicht.
§. 11.
Nach dem vorhergehenden S ist
Sin Li = + Sin (/Ji— tt) = ± ^o« ft Cot i^f^ (Tng ß^ — Tng ^,)
oder
, Co9 A Cos ^i sine . .
Wenn dazu auf den Hauptbogen , in welchem die beiden Berührungspunkte
des Kreises A^i, nämlich m = {x^y) und m^ =: {x^y) liegen, von dem Punkte
n = (x^ y,) eine Senkrechte s gefällt wird, so ist diese nach $. 13 der analy-
tischen Sphärik durch die Oleichung
y — Vi . cosaCos'fpi '
bestimmt. Durch die Verbindung dieser Oleichungen entsteht
tngt^ _ sine Cos ßi j/j^'^
sin s ingbcosa'^
oder weil
sine inge j^^ ^^
' = -^ und Cos A s» . ,
ing b cos a stn b ytn^ 6 — / sin* e
174 Ueber sphärische Kegelschnitte.
^ sins cosbr tng^ b — y^ sin^e'
Da in dieser Gleichung die rechte Seite von der Lage des Punktes n=(fiy,)
unabhängig ist, so ergiebt sich daraus für die sphärischen Ellipsen folgen-
der Satz :
Wird eine Ellipse von einem Kreise in zwei gegen die
kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und m, be-
rührt, durch einen beliebigen Punkt derselben in diesem
Kreise eine kleinste Halbsehne gezogen und von demselben
Punkte auf den Hauptbogen, in welchem die Berührungs-
punkte m, m| liegen; eine Senkrechte gefällt, so steht die
Tangente der Halbsehne zu dem Sinus dieser Senkrechten in
einem constanten Verhältnisse.
Auch dies Verfaältniss ist von dem Halbmesser des doppelt berühren-
den Kreises abhängig, und der Zusammenhang tritt deutlich hervor, wenn
man die Grösse y mittels des im §. 9 angegebenen Werthes aus der Glei-
chung 41) eliminirt. Dadurch erhält man :
sms sinb ^ ing^ a — infb
und hiernach ist das Verhältnis» tngtisins desto grösser, je grösser der
doppelt berührende Kreis ist. Es erreicht sein Minimuni, wenn ^i am
kleinsten oder
^, = a,
und zwar ist unter dieser Voraussetzung
ing t ing e
sin s sin b '
Desgleichen ist für die beiden Kreise, welche die Ellipse 1) in einem Schei-
tel der kleinen Achse doppelt berühren, oder wenn
"^^^'^lüib
gesetzt wird,
tngi ing e 1
sin s sin b ' cos a '
. Wenn endlich der doppelt berührende Kreis in einen Hauptkreia ttbeigeht,
so wird die kleinste Halbsehne iz=^n und das Verhältniss Ing l: sins nach
der vorstehenden Gleichung unendlich. Je nachdem nun
tnc^a
oder
in^a
tngb
ist auch
i~-r- <tngQi<ro,
Von- Dr. Heilbbkann. 1 75
inge ing l ing e
sin b sin s sin b cos a '
oder
ing e ingi ^
sin b cos a sin s
§. 12.
In dem zuletzt erwähnten besonderen Falle, wo der Halbmesser pi des
doppelt berührenden Kreises ein Quadrant ist, verlieren sowohl die Resul-
tate des letzten S, als auch die des vorhergehenden ihre Bedeutung, indem
mehrere darin vorkommenden Grössen unendlich werden. Dennoch sind
die beiden Hauptkreise , welche die Ellipse l) in zwei imaginären Punkten
berühren, von besonderem Interesse. Bezeichnet man die Mittelpunkte
derselben mit G und G^ und die gleiche Entfernung beider vom Mittelpunkte
C der Ellipse mit y > so ist nach S. 9
sin e
folglich
.^v sinb cos (in — b)
42) cosy = - — =—7? (,
' ' sma cos{j^n — a)
Hnd hiernach sind die Punkte G und G^ die Brennpunkte des Kegel-
schnittes 26).
Werden also um die Brennpunkte eines Kegelschnittes
Hanptkreise beschrieben, so berühren diese den reciproken
Kegelschnitt in je zwei imaginären Punkten.
Mit Hilfe dieses Satzes kann man nun jeder Eigenjschaft , welche sich
auf die Brennpunkte eines sphärischen Kegelschnittes , bezieht; sogleich
eine andere , in welcher die denselben doppelt berührenden Hauptkreise
vorkommen, gegenüber stellen. Ich glaube jedoch ein näheres Eingehen
auf diese Eigenschaften dem Leser überlassen zu müssen, um so mehr, da
die wichtigsten schon vor längerer Zeit (im zweiten Bande des Crelle'schen
Journals) von Oudermann ausgesprochen und in seiner analjtischen Sphä-
rik S. 85 und 86 entwickelt und von Herrn Ghasles in der Geometrie superieure
C. 34 reproducirt worden sind. Dem letzteren verdankt man den Nachweis,
dass die Hauptkreise um die Mittelpunkte G und G^ die Stellung der beiden
Ebenen - Scharen angeben , welche den Kegel , dessen* Spitze im Mittel-
punkte der Kugel liegt und dessen Mantel die Kugelfläche in der Ellipse 1)
durchdringt, in Kreisen schneiden, oder dass die Punkte G und 6^1 für den
durch die Ellipse 1) dargestellten Kegel die Kreisschnittspole sind.
Aber die Grenzformen der doppelt berührenden Kreise, d. h. die
Brennpunkte und die doppelt berührenden Hauptkreise , stehen nicht allein
an denKeg^chnitten 1) und 26) in dem Zusammenhange der Reeiprocität;
diese zeigt sich vielmehr ganz allgemein. Wird die Ellipse 1) von einem
1 76 Ueber sphärische Kegelschnitte.
Kreise in zwei gegen die J |[^'q^ { Achse symmetrisch gelegenen Punkten
berührt, so wird auch die reciproke Ellipse 26) von dem reciproken Kreise
in zwei gegen die | _^^^^ { Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt
Aach dieser Zusammenhang giebt nnn wieder Gelegenheit dazu , die
in dem Vorhergehenden entwickelten Eigenschaften der doppelt berflhren-
den Kreise zu verdoppeln; doch auch diese Vervollständigung mag dem
Leser überlassen bleiben. Nur eine Eigenschaft der Kreisschnittspole
G und 6^1 will ich hier noch hinzufügen.
Verbindet man einen beliebigen Punkt n=(9fyt) des Kegelscbnitteg 1)
mit den Brennpunkten G und G^ des reciproken Kegelschnittes 26), seist
cosnG —
j/T+v+^'/h^
tng^b
und hieraus ergiebt sich durch einige Umformungen
, Hne
Ebenso ist
folglich
cos n Gr = . i/^ ;
Ing a r tngh — y^sine ^
_ sin b -,/ing 6 — yi sin e
ing a f tng b + piStne
sin^ b
cosnG . cos nGi^=^ ^ , ;
tn^ a
oder: Verbindet man einen beliebigen Punkt eines Kegel-
schnittes mit den Brennpunkten des reciproken Kegelschnit-
tes, so ist das Produkt aus den Cosinus dieser Verbindungs-
linien constant.
Auch das Verhältniss dieser Cosinus nimmt eine einfache Form an,
denn es ist
cosnG tngb + ifx sin e
cos nGi tngb — y, sin e
sin e ^
cosnG 1 + Tng ifij Cos if;| + Sin ^i
cosnGi 1 — Tng ip Cos ^j — Sin ^,
oder
cos n &-|
wo Sy wie gewöhnlich, die Basis des natürlichen Logarithmensystems und
2i|; die imagin&re Achse der confocalen Hyperbel, welche durch den
Punkt («t yi) geht, bezeichnet.
und da
so ist
Von Dr. Heilebmakn. 177
§. 13.
Der Kegelschnitt 1), welcher bisher als sphärische Ellipse den Gegen-
stand der üntersnchung bildete, erscheint als sphärische Hyperbel, wenn
man sich auf die Punkte beschränkt , welche in einer Halbkugelfläche um
den Mittelpunkt D oder E (Fig. 2 Taf. IV) liegen. Bei dieser Auffassung
giebt es dann ausser den beiden Kreisscharen , welche den Kegelschnitt 1)
in zwei gegen die grosse oder kleine reale Achse symmetrisch gelegenen
Punkten berühren , noch eine dritte Schar Yon doppelt berührenden Krei-
sen und jeder von diesen berührt denselben in zwei Punkten, welche gegen
die dritte Aehse DE symmetrisch liegen. Beschreibt man z. B. um den
Punkt R^ wo die Normale des Punktes m = {xy) in die dritte Achse ein-
schneidet , mit dem Halbmesser m R einen Kreis K^ , so berührt dieser den
Kegelschnitt 1) in dem Punkte m = {xy) und in einem Punkte mj , welcher
mit m gegen diese Achse symmetrisch liegt.
Der Halbmesser ^, dieses Kreises ist nach S. 2 durch die Gleichung
45) ' • tng^ = ^-!nSJL_
' ^^ inga tng b
zu bestimmen. Durch Anwendung dieses Werthes erhält man für die Halb-
achsen des confocalen Kegelschnittes 2) und für die Coordinaten des Punk-
tes, wo dieser den ursprünglichen Kegelschnitt schneidet, folgende Aus-
drücke :
inga, = inga.yj-^;^^^^^^^^^^
^-fnger i + tng'atng^btn^Q^* ^ ^siner \ + Ing'^ a tng^ b tng* (f^'
Um nun auch den Bogen, welcher durch den Mittelpunkt R des dop-
pelt berührenden Kreises K^ auf der Achse DE begrenzt wird, auszu-
drücken, denke ich mir yon einem beliebigen Punkte {uv) auf die Achse
CD eine Senkrechte / gefUlt, und setze nach $.13 3er analytischen Sphärik
V V
Wenn aber der Punkt {uv) in der Achse DE liegt, so ist w = rw und
V = <x), mithin geht tng l in den Orenzwerth von - über. Hier boU nun R
der Punkt {uv) sein, und für diesen ergiebt sich nach der Gleichung 8) in
S. 2 iliP der Grenze , wo v und u unendlich sind , der Werth
V y sirfa
u X swF b *
mithin ist
46) tngDR = cose.y,^—^^-^^^.
In derselben Weise erhält man für den Bogen DJy welcher durch den Haupt-
kreis Cifi, oder
178 Ueber sphärische Kegelschnitte.
«-1 = 0
X y
auf der Achse DE abgeschnitten wird , die Gleichung
47) ,„gZ)/=.-^!gl^./fg''';"f/;-\
' ' tn^a cos e r l — tn^ b tnff (ft
Dnrcb die Verbindung dieser Werthe entsteht
Setzt man nun noch
ing* öj
so ist
48) ingDB . ing DJ= tng* c, ;
dazu ist nach S. 76 der analytischen Sphärik C| die kleine reale Halbachse
des Kegelschnittes 2) bezogen auf die Coordinatenachsen />Cund DE. Mit-
hin haben auch diese doppelt berührenden Kreise, deren Mittelpunkte in
der dritten Achse liegen, folgende Eigenschaft:
Der Mittelpunkt eines Kreises, welcher einen sphäri-
schen Kegelschnitt in zwei gegen die imaginäre Achse sym-
metrisch gelegenen Punkten berührt, ist in Bezug auf den
confocalen Kegelschnitt, welcher durch die Berührungs-
punkte geht, der Pol des Hauptkreises, in welchem die Be-
rührungspunkte liegen.
Aus dem oben für ing DR entwickelten Werthe erkennt man ferner,
dass Ton dem kleinsten Kreise , welcher den Kegelschnitt 1) in zwei gegen
die imaginäre Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt, der Halb-
messer
Qf = ^n — a.
Zugleich ist dann
a, ==e, fti = 0, x = ±^tnga^ y = 0
Z?Ä — 0, i>/ = 0;
der confocale Kegelschnitt 2) besteht also aus den beiden Brennpunkten
des ursprünglichen , der Mittelpunkt des berührenden Kreises ist D und der
eine Berührungspunkt desselben der Scheitel J.
Vor dem grössten doppelt berührenden Kreise dagegen ist der Halb-
messer ^^ = ^7C — 6 ,
mithin
fl, = 0, ing 6, =■ sin e . }/ — 1 ^ x = Oyy= + ing b
DR = l7t,DJ—^n.
Hiernach fällt der confocale Kegelschnitt 2) unter dieser Voraussetzang
mit den imaginären Brennpunkten des Kegelschnittes 1) zusammen, der
Mittelpunkt des berührenden Kreises ist E und der Scheitel B der eine Be-
rührungspunkt.
Wotk Dr. HSILSRMANN. 179
Wenn nun
80 findet zwischen dem berührenden Kreise Kf und dem Kegelschnitt 1)
eine Berührung in zwei realen Punkten statt; wenn dagegen
Qt '^ \^ — ^ 0^®' 92 > \^ — ^»
80 werden die Berührungspunkte und auch der Mittelpunkt des doppelt be-
rühnenden Kreises imaginär.
Jeder Punkt des Hauptkreises DE kann als Mittelpunkt eines doppelt
berührenden Kreises angesehen werden, während in der grossen Achse des
Kegelschnittes l) der Mittelpunkt des doppelt berührenden Kreises sich
nur um die Excentricität des Kegelschnittes 1) und in der kleinen Achse
nur um die Excentricität des recipioken Kegelschnittes 26) von dem Mittel-
punkte entfernen kann.
§. H.
Verbindet man einen beliebigen Punkt n=(a:,^,) des Kegelschnittes 1)
mit dem Punkte ]t^=(uv) durch den Hauptbogen nü = r,, so ist
^^.^ l + ux^ + vt/^
cos r, = ■ — . ■== .
Wenn aber der Punkt, i{ in der dritten Ach^e J)E liegt, so ist Ms^rv> und
t> = r^ , mithin
ar, + — . f/,
l + uxi + vyt u
^/I+t^+t?
y^^i
Ausserdem ist aber R auch ein Punkt der Normale 8) und daher zunächst
V y m* a
u X «in* b '
also
1 + uXi + »yj xx^ 8%r? ft +yyi Bir^a
/T+mM^ y/a^ sin^ 6 + y* sin* a *
Wenn man noch hinzunimmt, dass
1+^1 i-y, — gintasin'b
so entsteht
sin a sin b (xx^ sin* b+yy^ sin* a)
yx^* sin* b + yj* sin* a ya^ sin* b + y* sin* u
In dem speciellen Falle , wo der Punkt n= {x^ y,) mit dem Punkte m = {xy)
zusammenfällt, geht der Bogen r^ in den Halbmesser q^ des doppelt berüh-
renden Kreises K^^ über und für cos p« entsteht die Gleichung
. . ^/ä^ s^ * + y**J»' «
cos 0. = stn a stnb .1/ , . . ^ , — , . . .
^* r x^ sin* b + y* stn* a
180 Ueber sph&rische Kegelschnitte.
Hiernach ist nun
cos r, xXi sm* b ^pyt skiFa
<^o« Qt j/x*sin*b +i^8in*a ]f/ar,» «V b + y/ sir^a
dazu ist aber nach dem vorhergehenden S für die kleine reale Halbachse (j
des Kegelschnittes 2)
folglich auch
ff sin a xsmb
sm c, = , cos Ci —
j/x^ sin^ b + y^ sin*a j/a^ sin* b + f^sit^a
Nach Analogie dieser Ausdrücke setze man
yi sin a
^^^'^' — ITTi^rh'
x^ stn 0
v. sin a x» sin b
smxi = -- ^ , cosxi=— 1.
yXf* sin* b + y* sin* a V^i* «w* b + y,* wi' a
indem man die kleine reale Halbachse des Kegelschnittes, welcher mit dem
Kegelschnitte 1) confocal ist nud durch den Punkt nsBs^x^y^) geht, mitxt
bezeichnet.
Wenn man nun noch von dem Punkte n=s(xiy^) an den Kreis IT, eioe
Berührende i zieht und beachtet , dass
cos r-
cosl=i ,
COSQ^
und die vorstehendeiiWerthe in die obige Gleichung einsetzt, so erhält mu
cos i = COS C| cos ii + sin c^ sin 3^ ,
oder
49) /=±(c,-X.).
Diese Gleichung zeigt, dass auch in Bezug auf die dritte Schar von dop-
pelt berührenden Kreisen die sphärischen* Kegelschnitte dieselben Eigen-
schaften haben , welche im S. 7 für die erste Schar aus den Gleichungen 31)
und 82) sich ergaben, und es mag deshalb hier genügen, auf die dort ans-
gesprochenen Sätze zu verweisen.
§. 15.
Es ist noch übrig , auch fär die doppelt einen Kegelschnitt berühren-
den Kreise, deren Mittelpunkte in der dritten Achse liegen, die Eigen-
schaften zu ermitteln, welche den im S. 8 und 11 entwickelten Sätzen ent-
sprechen.
Nach dem vorigen S. ist
**» ' = i («'» ^f cos X, — cos C| sin %f)
, {x^y ^ ary,) sin a sin b
J^ y — ^=- / ' ' *
yx^ sin* b + y,* «w» a y^ sin*b + ^ sin*a
Wird nun von dem Punkte '< = (0:1^1) auf den Hauptbogen Cm, dessen
Gleichung
Von Dn Hbilebmann. ISl
X y
ist, eine Senkrechte «gefällt, 8o ist nach der schon mehrmals benntstefi
Formel
, (Xj y — gy,) wi a sin b)
~ /«/ «»»• b + yf sin*a j/s^+^'
Durch die Vergleichnng dieser Warthe von sin l und sin s entsteht sogleich
50) ^=/^ f^/.^ '
' stns r jrstn^b + y'snras
Anch hier ist wieder das VerhSltniss sin i: sin s von der Lage des Punktes
n=:(a?iyi) unabhängig eben so, wie es die Gleichungen 33) und 41) für die
Kreise der beiden ersten Scharen angeben , und abhängig von der Lage
des Berührungspunktes des doppelt berührenden Kreises oder seines Halb-
messers.
Um diesen Zusammenhang deutlicher su erkennen > setze man in die
Yorstehende Gleichung für 9 und y die im vorigen S. angegebenen Werthe
ein. Dadurch entsteht
sin t
--: — = l/l + cot*a +cot*b — ^«ö*p,,
stns ' ^^ ^'
und mithin ist das Verhftltniss sin i : sin s desto grösser , je kleiner q^ ist.
Wenn insbesondere der Halbmesser ^, seinen grössten Werth, d. i.
4» — 6 annimmt, so ist ^
sini 1_^
sin s sina'*
und wenn dagegen ^, am kleinsten oder gleich \n — a ist, so erreicht
sini\sins sein Maximum oder
sint 1^
sin s sinb'
Diese Grenzwerthe und eben so die allgemeine Gleichung zeigen, dass für
alle doppelt berührenden Kreise , welche zu der dritten Schar gehören, die
von einem Punkte des Kegelschnittes an dieselben gezogene Berührende
grösser ist, als die Entfernung desselben Punktes von dem HauptkreisOi
welcher durch die beiden Berührungspunkte geht.
vm.
üebor MagnotismuB.
Von Gustav Roch,
Stad. ikiithem. in Leipsig^.
(Forisetsnng tob Nr. Xm, Jahrg. iSöd.)
22. Einige der in dem angeführten Aufsätze entwickelten Gesetze
gelten, wie ancb schon angegeben wnrde, nicht unter allen UmBtanden.
Ist k das Verhältniss des von den magnetischen Strömen wirklich umschlos-
senen Volumens zu dem ganzen Volumen, so stand zunächst der Fall Ar=l
als Ausnahmefall da. Die Gleichungen 11) sind zwar auch dann vermöge
der Schlussbemerkung von Nr. 21 als begründet anzusehen^), aber die f^r
die Lösung der Bedingungsgleichung des Gleichgewichts so nöthige Glei-
chung 16) ist als unbegründet anzusehen. Wohl aber bleiben wieder die
Gleichungen 18) in Richtigkeit, wenn nicht in 17) C=0 angenommen wird.
Es müssen daher die Gleichungen 20) ihre Richtigkeit behalten, es wird
also die Intensität der Ströme constant sein im Verlaufe jeder von den
Stromebenen umhüllten Fläche. Dann hat u den Werth
35) tt= — 4«Ari, + C, k = l.
lieber, die Vertheilung der Intensität aber ist gar keine Regel vorläufig
aufzustellen, wenn das magnetische Gleichgewicht eintritt, welches C=0
macht in 17) oder 35). Ist nicht A: =3 1 , so ist dies ganz einflusslos auf die
Lösung der Aufgaben. Da die Gleichung 16) nicht giltig ist für A: = 1 , w
ist auch keine Reihenentwickelung von (p vermöge der Formeln 83) und 34)
möglich; ausserdem ist der Werth von 9) dann zusammengesetzt aus einem
Doppelintegrale und einem dreifachen Integrale [s. 8) und 9)]. Ich will
daher zunächst eine andere Form für 9) entwickeln^, die unter allen Um-
ständen nur aus einem Doppelintegral und zwar von äusserst einfacher
Form besteht. Nach Nr. 8) ist
*) Anstatt der Worte: „wemi nicht eben k^=V^f in p* 431 , Zeile 8 ▼. 0. J«hrg.
1859 , ist zu lesen : „selbst wenn k =z V*.
lieber MagnetismnB. Von Gustav Roch. 183
Oder
Sieht man nun die Coordinaten x^y^ z als Functionen an vom r und den
Folarwinkeln i\f and ^, so dass
X — a?! = r cos q>\ y — y^ =2 r sin ^ cos O; z — Z| = r Wn tj; sin ^,
80 sind die drei örössen
dx dy dz
identisch mit den im letzten Ausdrucke für q vorkommenden Differential-
qaotienten
dr dr' dr
dx' dy' dz'
Berücksichtigt man nun Gleichung II) , so folgt:
yfQ dm das Volumenelement. Setzt man dm = r^sin^fdii;d^dry so lässt
sich die eine Integration ausführen und man erhält:
36) ^ = Ar / j (psinHfdii>d^ — Aitkq)^^
wo qp, der Werth von tp im Punkte x^ y^ z^ ist. Der erste Theil von q kann
möglicherweise aus mehreren Gliedern hestehen; wenn nämlich der Ra-
dios r die Oherfläche in verschiedenen Punkten 1,2,3.. schneidet , so
kommt
!q = k[ f ftp^siniifd^lfdd' + f f q>^^^sin^f d'^d^ + . . .
— / /^^^^'«^''V'^^-- / f (f^^sin^f^'^ijd^. ..j
— Ank^t,
Ist der Punkt x^ y^ z^ ein äusserer Punkt, so ist 9, = 0, und es müssen
eine gerade Anzahl von Durchschnittspunkten vorhanden sein. Liegt der
Punkt oTj yi z^ in der Masse des Magneten , so sind eine ungerade Anzahl
von Durchschnittspunkten vorhanden.
* 23. Wäre die Theorie der Kugelfunctionen so weit , als es wohl wün-
scbenswerth ist, erschöpft, so mttsste die Gleichung 36) am allerei nfachsten
zu henptzen sein , um die Aufgabe der Berechnung der magnetischen Ver-
theilnng sehr allgemein zu lösen. Bei dem Integrale
(^, = / l<psiniifdfifd&
mnss man sich offenbar q> direet als Function von ^ und d denken , und
zwar gehen nur die auf die Oberfläche bezüglichen Werthe in dasselbe ein.
184 Ueber MagnetUmus.
Diese Abhängigkeit aber wird je nach der Lage von x^ y^ z^ eine ganz ver-
schiedene sein können« Nehmen wir im Inneren der Fläche , auf welche
sich Ol bezieht, einen festen Pankt 0 als Coordinatenanfang , so schliesse
Mi Pi mit den Achsen die Winkel ^ und ^ ein, während ^'nnd d^' die Rich-
tungswinkel von OP^ sein mögen. Han denke sieh nun das g> im Punkte P^
als Function von Tp' und d'' oder allgemeiner , das 9 jedes Punktes der Oher-
fläche ausgedrückt durch seine Lage gegen 0^ so erlangt <ß| die Form
//'
(p (^', ^') sin ffß diff d^]
ist q> bekannt, so kennt man auch seine Reihenentwickelung nach den
Laplace'schen Functionen, etwa:
g, (i^>') = ^l«) + tf>'(0 + a>'(«) + . . . .
Offenbar kennt man die Gestalt der Oberfläche, und es ist daher stets mög-
lich , if;', d"' auszudrücken durch ^ , d' und r| , if;, , ^, , die Coordinaten toh
Ml , und setzt man dies in die Reihen entwickelung von q> (^', 6'')^ so erhielte
man ff> als Function von if; und ^. In das Integral Qi aber geht nur das
Glied von der Ordnung 0 nach ^ und O ein , und es wäre daher die Auf-
gabe nun die , dieses Glied zu finden. Man hat aber für die Lösung dieser
Aufgabe noch keine Formeln.
Denkt man sich um Mf eine Kugel mit dem Halbmesser 1 beschrieben,
so ist sinipdri}d9^ das Element derselben, 4ir die ganze Oberfläche, die
durch die Theilung der Kugel in die gleich grossen Elemente ds in nTheile
zerfalle. Offenbar ist iß, identisch mit
' q> 0*=» An- = 4» ,
4ir n
wenn q>\ 9" . . . die Werthe von tp in den Oberflächenpunkten sind, denen
die verschiedenen ds entsprechen. Es ist also (), gleich 4» mal einem ge-
wissen mittleren Werthe aller auf der Oberfläche vorhandenen q>, —
24. Da es nicht möglich ist, bis jetzt die Lösung in der in Nr. 23 an-
gedeuteten Art und Weise vorzunehmen, so muss der Ausdruck 36) anf
einen festen Punkt als Coordinatenanfang transformirt werden, und man
kann so sehr verschiedene Formen für das Doppelintegral
37) Q^=fc I I (p Sinti; d^fd^
erhalten : Ich will diesen Ausdruck zunächst in rechtwinklige Coordinaten
umsetzen und dabei ein Verfahren gebrauchen , was schon von Laplace m
seiner Mecanique Celeste angewendet worden ist zur Transformation drei-
facher Integrale. Setzt man — co« tf; = f*, so ist
0, = kJJ(pdi,d^.
Es soll nun das Element dy dz hereinkommen, so kann man setsen:
/'
Von Gustav Roch. 185
Durch Einsetsen diesos Werthes wird fi eliminirt tiad es sind ^ und y vor-
handon» Man setzt nun
so ist auch ^ eliminirt , man braucht nur /^ und f zu kennen. Man trennt
nun aber (i und ^ als Functionen von y, z^ indem x ans der Oleichnng der
FUche durch y und z ausgedrückt erbalten werden kann , so dass der Aus-
druck für dd' schon die richtige Form hat. Hingegen ist
Hier ist ^ nicht identisch mit — , da durch Einführung von -^ in f( =?
f^}|^ ^) noch andere y hereinkommen können. Wohl aber ist tf ft so genom-
men, dass <f^ = 0, denn eigentlich müsste sein
es ist also
rf{> = — dy + — rfzc=o
oy dz
einzuführen , woraus dz als Function von dy folgt
dz
und dies ist in d^ einzuführen:
^^^-^ry^'^rzu''^
dz
und die gesuchte Transformation ist:
o-^/ßi^/i-m^^'-
In unserem Falle ist:
dfA = ; ^ = Arclan -
r y—yx
Nach Ausführung der Rechnung erhält man :
^' = *//? ^-"'^ - (*-*''^ I; - (^-''^ If] '''' '^^
I Ebenso hätte man erhalten kfinnen:
39)
'■■='//?[<»-».)-<=-^'>r'-('-")|j]''""
ZeiUchrLft f. Mathematik u. Phyaik. VI, S. 13
186 lieber Magnetismus.
Diese drei Formea sind auch identisch; wenn man bedenkt^ dwMdxdy^
dzdx^ dydz die Projectionen des Oberflächeneleraentes auf die Coordina-
tenebenen sind , so lassen, sie sich zusammenziehen in
Oi=^JJ^[{^—^i) ^y ^"^ + (y—yt) ^«^^ + (« - *t) ^^ ^yj»
oder einfacher in
40) Öl = A: jj ^ cos {Nr) . dw.
Wäre der Körper massiv , und Mi läge ausserhalb , so wtirden die par-
tiellen Differentialquotienten dieses Qi die Componenten der Wirkung sein,
die der Magnet auf ein in Mi befindliches magnetisches Theilchen (ob nord-
oder sUdmagnetisch kann nicht ohne Weiteres angegeben werden) aosfiben
würde. Eine ganz ähnliche Form existirt ffir die gewöhnliohe Mastenan-
ziehung. Das Potential ist dann - j j cos {Nr) dw und {Nr) in beiden Fal-
len der Winkel der nach Aussen gerichteten Normale mit r.
Man kann aus 40) aber noch eine andere Form herleiten. Es iit
nämlich :
;i *
1 V ^T fdr ()x drdy drdz\
^cos. r— ^^ KdxdN'^ dydN'^ dzdNj'
oder
■*■ dxidN^ dyidN'^ dz^dN'
Nun ist sowohl tp unabhängig von ^i , yi , Zg als die Richtung der Normale,
und es ist daher erlaubt zu schreiben :
Es soll nun r mit R vertauscht werden und es mögen r und r, die Radien-
vectoren der Oberflächenpunkte und M^ sein. Dann ist
t* sirf^d^d^
dw = -j—T — ,
cos {Nr)
womit Ol übergeht in
n ^ L rr r*(^os{Nx)l . ^ ^^
i oxy J J cos {Nr) R
A\\ J -L ^ 1 er f*cos{Ny)i . ^ ^^
41) < +^^k I f tp -^^ - *i« ^ tf ^ d&
l oyi JJ ^ cos {Nr) R ^ ^ .
, d , /•/• r*cos{Nz) 1 .. ^ ^^
cz^ JJ^ cos {Nr) R *^ ^
Von Gustav Roch. 187
Eine andere , aber bei Weitem nicht so symmetrische Form für ß, kann
man noch auf folgende Weise erhalten. £s ist:
wenn man die Gleichang der Fläche, auf die sich Qi bezieht, schreibt
Diese letzte Form aber ist einfacher :
ji . j j « /. neos Nrt \
\ rcosNr/'
wodurch iß, übergeht in :
Hat in Figur 3 Taf. IV OP die darch ^ and ^ reprAsentirte liichtong, so
ist in aUen den jetat entwickelten Formen ffir q^ der dem Ponkte P Angehö-
rige Werth einanführen.
35. Wir haben bisjetzt die Tranafonnation ron Qt in 38) in der Weise
ausgeführt, dass das Flement der am Mi in Fig. 3 Taf. IV eonceniriechen
Rngel ausgedrückt wurde durch das Element der um. 0 ponoentrifechen
(s. Nr. 23). Nimmt man 0 im Innern der Flüche «i^, so sind 0, n und ^,2»
die Grenzen für ^ und ^ in dem transformirten Ansdmoke. Ist if| ein in*
nerer Punkt, so gelten dieselben Grenzen auch f\\^ die Form 38). Anders
ist es, wenn Jf| ein äosserer Punkt. Dann sind die Grenzen in 38) gegeben
durch die Gestalt des von M^ an die Fläche legbaren Tangeattalkegels.
Man kann nun den Ausdruck 38) sich auch auf eine andere Art trans'*
formirt denken. Es sei.öP (Fig. 8 Taf. IV) purallel mit Mi P, , die durch
f und 4^ gegebene Richtung 0 Pt habe die Ki^tung i^' ^', il6 iet: .
Qiz=zk I jq> (^', ^') sin if; ef ^ d^.
Für den Fall eines inneren Punktes sind 0, n und 0, 2?^ die Grenzen, für
einen äusseren sind sie wieder durch den Tangentenkegel gegeben. Da«
7 (V>^') kann man sich ausgedrückt denken durch nß *x^ wo x ein bestimm-
ter, von der Stellung von Jlf|-und von t/;, O abhängiger Factor
13*
188 lieber Magnetismus.
worin <p den Werth im Punkte P bezeichnet. Für einen inneren Punkt M^
sind nun die Grenzen dieses Integrales dieselben, wie die der in 24) ent-
wickelten Formen von Qi ,. und es wird daher für die Ausrechnung des
Doppelintegrales gerechtfertigt sein, x zu identificiren mit dem Factor ron
tp simif d^ d^ einer dieser Formen.
Hierin liegt jedoch noch eine Ungenauigkeit. sin ^ dip d^ ist nämlich
das dem Oberflächenelement in P entsprechende Element ds der um 0 con-
eentrischen Kugel, und es muss daher dies ds noch mit einem Factor mal-
tiplicirt werden, wodurch dasselbe in das Element £f<ri der am 4f, concen-
trischen Kugel tibergeht, welches dem in P^ liegenden Oberflächenelement
entspricht. Ofl'enbar ist — ' dieser Factor, und es ist derselbe nur abhän-
gig von der Gestalt der Fläche und der Lage von Jlf,. Man erhält daher
für innere Punkte ein richtiges Q^ wenn man setzt t
denn dann ist
«?« «2«
0 0 0 0
wo X der Factor von q>sin'^d^dd^ in einer der für Q in Nr. 24 entwickel-
ten Formen.
Obgleich ich bisjetzt noch keine Anwendung dieses Satzes habe fin-
den können bezüglich der Ausführung der Integration, so habe ich ihn
doch angeführt, weil er eben einen Unterschied zeigt zwischen dem ft ftr
innere und für äussere Punkte.
Einen ähnlichen Unterschied lässt auch schon die einfache Form 98)
erkennen; denn nur für innere Punkte gelten die in 23) gegebenen Bemer-
kungen, da nur für die Grenzen 0, n und 0, 2« die Formel gilt
Ym . ZH = Oy m^n.
26. Für * = 1 reduciren sich die drei Gleichungen 12**) des Gleichge-
wiehts auf
worin ß, +4^c die Summe aller in 37) vorkommenden OKeder von der Form
wie jPi bedeuten soll. Ich setze nur einen massiven Körper jetzt voraus,
so int einfacher
44) g+Ot+Cx,=0,
wo daun:
//
^^ dx,-"^' di,-^'^ ä^-y«-
Von Gustav Roch. . J89
Dem dnreh diese BedingnDgen gegebenen Gleichgewicht kommt die
£igeDthümliohkeit an, dass die Intensität des Magnetismas constant ist auf
jeder yon den Siromebenen umhüllten Fläche, und awar muss man zu*
geben, dass dies Resultat bedeutend fester begründet ist, als die Formeln
23} ftir den allgemeineren Fall Är<l, welche für diesen Fall ein ganz con-
stantes t ausdrücken.
Durch Benutzung des Werthes 41) für Qi kann die Gleichung 44) in
drei von einfacherer Form zerlegt werden , die so symmetrisch sind , dass
nur eine von ihnen untersucht zu werden braucht.
Rührt die Induction des Magnetismus her von magnetischen Kräften,
Bo kann dieselbe stets ersetzt werden durch eine von geschlossenen elektri-
schen Strömen herrührende. Da jeder solcher Strom in geschlossene Ele-
mentarströme zerlegt werden kann , so wird q' aus einer Summe you Glie-
dern von der Form q in 1) bestehen; man kann dies auch verändern in:
r / ai a- d^\
wo v\ i", «' • . für die inducirenden Ströme dieselbe Bedeutung haben , wie
r,t,a.. für Molecularströme des Magneten. Diese Form kann man um-
setzen in
^*^ ^^ä^ + a^ + a^'
wenn man
") ^.=4¥> «.=-(^)^ '.=<^)
macht Durch Betrachtung der Gleichungen 41) und 44) folgt hieraus , dass
sich auch ^i ii^ einer ähnlichen Form schreiben lassen wird :
48) ^-lül + pL + p^
dx^ dt/i dzi
und es erhält nun durch die Substitution dieses Werthes von %i die Glei-
chung 44) die sehr symmetrische Form :
Eine Verwechslung der beiden Bedeutungen von N (als Normale und als
Glied von g') ist nicht gut möglich. Die Gleichung 49) muss gelten, welche
Richtung der Achsen man auch voraussetzt. Denken wir uns diese Glei-
chung einmal ersetzt durch
190 Ueber Magnetismus.
und be^eicimen mit tiy fi^v Ghröasen, die sich auf drei rechtwinklige Ach-
sen ^9 iii i genau in der Weise beziehen, wie /, m^ n auf x^ y, z. Man hst
nach den bekannten Traasformationsformeln £iiK rechtwinklige Coordinaten:
, dm . , dm . ' dm
^§1 ^t/i ^fi
und es muss dies gleich
aA ai» av^
sein. Dies ist offenbar dann , wenn :
fiz=sbl + bim+ b^n
v=zcl + c^m + c^Hj
d. h. wenn die drei Grössen /, m, n so transformirt werden dürfen , wie die
ar, y, « selbst. Die Werthe i|, ÜSfi, iV, und die drei Integrale in 49)' genügen
offenbar dieser Bedingung 5 wie man sich leicht überseugt Es nrüssen da-
her auch die drei Werthe m, , », , w/ Von ähnlicher Form sein. Dass dies
wirklich der Fall ist , folgt noch aus einem anderen Grunde : Es s^ eine
Gerade gegeben, die mit den Achsen Winkel einschliesse , deren Cosinns
a, fc, c seien. Dann ist der Winkel, den die durch die Winkel «i, /Jj, y, ge-
gebene Gerade mit dieser einschliesst :
oder wenn p^ die Richtung dieser Geraden :
Bezieht man jetzt ^i s^f ^ii^ System | , 97 , ^ von Achsen und setzt dann
_du dv dfv
^'~d^, '^dfird^r
so erhält man die Winkel, die die Gerade ff| ßt yx mit jeder dieser drei
Achsen einschliesst, durch Differentiation dieses Ausdruckes nadi diesen
Achsen; naich der eben gemachten Bemerkung müsste auch der alteWerth
von xi nämlich dieselben Werthe liefern; es müsste also sein:
awi^ a»^ aw, du dv dw
dx,'^ dy,'^dT,~dTi dn.di^'
woraus wie früher folgt, dass M| , v^ , 99;^ dureh die gewöhnliohen Fomeh
transformirt werden dürfen.
Die Gleichung 49) soll zur Bestimmung einer einzigen Function 7 ver-
wandt werden; man kann sie aber in drei zerlegen, wenn man daftlr noch
Von Gü8TAV Roch. 191
iwei neue unbekannte f^unclionen hereinbringt. Wir serlegen also die
Gleichimg
dl , ^£^ ^
in
wobei nnr
^(*,y, *) + ^t (ar,y, «) + ^» (j?,y> 0 = 0
sa sein berabt. Man würde hieraus finden :
dXi dxy dx^J J ^ cos {Nr) R ^ ^
und ebenso -^ und ^-^; nun sind eigentlich die Grössen ti|, Vi, iP| gar nicht
ftir uns zu wissen nöthig , sondern es wird nur verlangt
dui dVi dWi
dxi dyi dzi
SU kennen; dies wird sich aber nicht ändern, welche Beschaffenheit man
such F^ Fl , Ff giebt, da ja stets F+F^+F^^^O ist. Man braucht das-
selbe diüier gar nicht an berdcksiohtigen und whftlt so 4ie drei Glei-
chungen :
dl ^ dm ^ dn
dx^ dt/t dzx
Dies kann Ton den Differentialen befreit werden, nämlich:
/ + /'(yu^i) = 0; m+/;(«,,a:,)=0; n + /; (a?, , y,) = 0.
Nun folgt aus den anfänglichen Bemerkungen in dieser Nummer , dass , da*
mit diese Grössen für alle Achsenrichtungen identisch gleich Null seien,
dass die drei Grössen linker Hand durch die Coordinatentransformations-
formeln transformirt werden dürfen. Mioi mflsste haben:
af{yuZi) + hfl (t,,«,) + cff (a:i,y,) =/^ (i?, t)
«f/"(yii 2i) + ^A («it^i) +^i/; (a^i,yi) ==/;' (t, I)
und dies ist allgemein (d. h. für jedes System a, &, e) nur möglich , wenn
/*==/! =/t = 0* Man darf daher die Gleiebnng 49) in die drei anderen
serlegen:
^^+fß
cos {Nr)
T^cos{Nz) 1 . ^ ^^ . ^
-^stn\i;diifd^+CWi^^O»
cos (Nr) R
Ans diesen drei Gleichui^en kann man ti, , 9i , w^ berechnen , ausgedrückt
durch Lfy M^y N^ und 9 , und es ist dann q> so einmvichten , dass
192 Ueber Magnetisimia.
dxx dt/i dzi
den Bedingungen genügt , denen es vermöge seines Zusammenhanges mit
fp genügen muss.
Es müssen aber auch diese drei Gleichungen vollkommen ausreichen
zur Bestimmung von q>i, u^j Vi, Wf, denn von Xi kennt man scbon die Be-
dingung, dass Ol doi + ßidßi + yi dy^ =s 0. Ist tp gegeben, so sind daher,
obgleich C willkürlich ist im Allgemeinen , dennoch Ui , t^i , n>i eindeutig be-
stimmt. Man kann also aus den drei Gleichungen 50) q> und % bestimmen;
diese müssen dann noch so beschaffen sein , dass ihre partiellen Differen-
tial quoüenten einander proportional sind , und q> muss ausserdem noch der
Gleichung 20) genügen.
Anders ist der Fall zu behandeln , dass 67 = 0 ; dann dürfen die will-
kürlichen Functionen jP, F^^ F^ nicht wegfallen , sondern man müsste schrei-
ben, etwa:
r._»/' p^^ft jr-^f*
wodurch die Gleichungen übergingen in:
51) }Mi+ff9>'^^^^^^sin^l>d^d» + f,{xuy,,z,)^0
''^•'ff'
wozu noch kommt:
cos {Nr) R
r^coB (Nz) 1 . ,,«,,-, V
"^ '7is''{Nr) R *^''**^* ^^ + ^» («n yn «i) =0.
oxi dyt dzi
aus welchen vier Gleichungen q>y f, fn ft zu bestimmen sind.
27. Ich will diese Formeln nun einmal anwenden auf die Berechnung
der Vertheilung in einer Kugel und dann andeuten, wie dieselbe ausge-
geführt werden könnte bei beliebigen anderen Flächen. Dabei wird sich
ergeben, dass die Formel 20) nicht dienen kann, um die Kichtigkeit der
Theorie zu prüfen, sondern dass dieselbe nothwendig ist, um überhaupt
die Lösung vollständig zu machen. Es wird sich zeigen, dass man, um
diese Lösung zu finden, gar nicht nöthig hat, die Gleichung für das magne-
tische Gleichgewicht in drei zu zerlegen.
Es sollen zunächst die Gleichungen angewendet werden auf eine mss-
sive Kugel; in ganz analoger Weise wird man, wie gezeigt werden sollt
auch bei Kugeln mit concentrischdr Hölnng verfahren. Es sei a der Radios
der Kugel, r^, i/;, O die Polarcoordinaten des Punktes, für den. die Gleich-
gewichtsbediugungen aufgestellt werden, und r, ^, ^, also o, ^, ^ die eines
beliebigen Oberflächenpnnktes. Dann ist, da stets r, <a:
Von Gustav Roch. 193
co5(iYr) = l, co${Nx)=^coS'^y cos{Ny) ^^sirf^; cos^^ cns{Nz) =:= sin ij) sind'.
Es mass darauf aufmerksam gemacht werden, dass Fnnctrone& von
a^i, yn ^1» di« der Gleiofanng
. d^F ^d^F ,d^F_^
""^ ä^ + a^ + a^-^
genügen, sicli in Reihen entwickeln lassen, deren Coefficienten der Diffe-
rentialgleichung der Kugelfanctionen genügen , Q^ und H^ von der Form
F^SGnr,^ + £
r,»+i'
Der Beweis dafür, den Poisson lieferte und der ganz einfach auf der Um-
setzung der Olejchung a) in Polarcoordinaten beruht, befindet sich in Nr. 19
p. 428 des vorigen Jahrganges. Bei uns sind x^ Und q solche Functionen,
nnd zwar müssen bei einer massiven Kugel alle iT« verschwinden , indem
aönst diese Grössen und ihre Differentialquotienten erst recht im Kugel-
mittelpunkte (denselben als Anfang genommen) unendlieh werden müssten.
28.'F(fr eine massive Kugel geht die Gleichung 49) über in:
^ I A + «* // <P <^ö5 ^ £{^j—^ sin ^d'pdd+ Cuy \
53) < + — 1^, + ö* / / <p sin^, cos d £1-—^^) sin^dTj; rfO + ^v, |
+ — {^i + a* / / q>sin^fSin&£\p-^A «intprft^ rf^ + Cw, |
Die drei Integrale können entwickelt werden, wenn man sich die (p cos ^l;^
fp sin ^ cos ^, ipsin^f; sin d' , die sich ja nur auf die Oberfläche beziehen , in
nach den Gesetzen der Kugelfuncüonen fortschreitende Reihen verwandelt.
Aas demselben Grunde, wie der Ende der vorigen Nummer angegebene,
muss es auch erlaubt sein , Z| ^ M^, N^ in Reihen zu entwickeln , in denen
z. B. das allgemeine Glied der ersten ist:
wobei es jetzt ganz gleichgültig ist, ob die X|<"^ ... der Differentialglei-
chung der Kugelfunctionen genügen oder nicht. Ebenso mögen t/| , t^^ ^ ^|
in Reihen entwickelt werden , deren allgemeine Glieder
rj(")r,«, V,(^>r^^, fF4<»)rj»
sein mögen.
Man kann so die Gleichung 3) in unendlich viele zerlegen , indem man
die mit verschiedenen Potenzen von r^. behafteten Glieder einzeln gleich
Null setzt. Wir werden später bei Ausführung der Differentiationen sehen,
dass dies darauf hinauskommt, für /t = 0, » ^=: 1 . . . bis vi = oo die Glei-
chungen SU befriedigen:
194 Ueber MagnetiBmus.
^*^ 1''" äl: ! ^•'"''■•" + 3^ ^ (9» *« V» cos *)(") + C r.Or.- j |= 0.
Dass diese Zerlegung die richtige ist , Iftsst sich nicht ohne Weheres
erkennen, da durch Differentiation 2. B. von Zi^'^rj* zwei Glieder entstehen:
die also mit verschiedenen Potenzen von Tj behaftet sind. Man kann diese
Gleichung mit {2n + i)a^ multipliciren » und dann X|<*>a", {7|<")a* eU. als
die Werthe von X|(")ri" ansehen, die dem in der Bichtung ^| Oj gelegenen
Oberflächenpunkte entsprechen* Die Differentiation lässt sich nun etwu
weiter ausführen und giebt:
ri^»> [a^ ! (2«+ l)«*^i^»> +-4«^ (9 cos i/;)(«)]
+ C?7/«)(2n+l)a.j+...l
65) \ p. ^-^ /=0.
+ C7I7.(«)(2n + l)a«j|^ + .,.]
£s ist nun nicht schwer, sämmtliche Glieder mit Z|, üf etc. so zu
schreiben, dass die Summe derselben fttr die verschiedenen n eine endliche
Form erhält. Es ist
(2n + 1) «"Z,(»)=«»I.,<") + 2«^-!^^^^;!-^,
ftLso die Summe
dL.
ebenso für 11^ M^, F, , iVi , FT,. Lässt man also in der vorigen Gleichung
den Factor Tj" weg, so giebt die Summe aller so entstehenden Gleichungen
in der ersten Reihe, mit Ausnahme der Glieder mit tp:
doch haben hier Xj , itf, , i^T, , l^^ , Fj , ^, nicht die frttheren Werthe , sonden
es sind die analogen Ausdrücke, wie die früheren, aber fttr den in der
Von Gustav Roch. 195
Biciiivng^i ^i gelegenen Oberfläehenpankt, und es sollen daher, um dies
ansodeuten, die Indices 1 weggelassen werden. Die zweite Reihe hat noeh
den Factor n , und es kann derselbe dnreh Differentiation der Ersten nach
a entstanden gedacht werden :
ebenso für üf, iV, ü^ T, W. Wir kommen nun zur Betrachtung der Glieder
mit (p»
Es ist mit Absicht r nicht gehoben worden ; während nämlich das
a" als der specielle Fall des variablen rj" angesehen werden muss und
also nach diesem nöthigenfalls differentiirt werden darf, ista"'^ die Po-
tenz n — 1 vom constant gegebenen Kugelradius, und wollte man nach a
differeBtiiven und auch dieses als variabel ansehen, so erhielte man die
Aenderung des Integrales für einen Oberfläehenpunkt, wenn der Kugel"
radius sich ändert. Die magnetische Vertlieilung wird ausser von q' (der
inducirenden Kraft) auch von der Grösse von a abhängen , und es ist daher
sehr wahrscheinlich, dass auch Ü, F, ff^ (d. h. die Werthe von 27,, T, , W^)
für den Oberflächenpunkt a implicite enthalten. Offenbar aber ist es, dass
die Gleichungen 54) und 55) für jedes beliebige a gelten und es mflasta
daher jede der unendlich vielen zu befriedigenden Gleichungen 54) oder 55)
sich wieder in unendlich viele nach den Potenzen von a zerlegen lassen.
Da aber die Glieder L^ Mj N nur a" als Factor enthalten (denn dietfe hän-
gen nur von der inducirenden Kraft ab), so muss dies auch bei den übri*
gen der Fall sein ; es werden daher U^ F, W nicht mit a behaftet sein und
. -J--J {fp C08 ^)" =5 a {fp cos T^y^^ etc.
werden den Factor a" haben , wo a als constanter Kugelradius gilt. Diffe-
rentiirt man nun nach dieser Dimension , so ist dies in den Gliedern X, M^ N
identisch n^it den naeh r, genommenen Differentialquotienten, wenn schliesa-
lieh a statt r^ eingeführt wird ; der Factor n der zweiten Reihe in 55) aber
kann demnach durch Differentiation nach a entstanden gedacht* werden
und es ist daher die Summe aller mit 9 behafteten Glieder für n = 0 bis
»=00
- — {a tp cos iff) + -T — (a (p sin i(; cos d) + ^ — {a qp sin t/; sin d) 1
+ a— r,»-* 4a j Y^ (aq)C0Sili) + ^ {afpsiml; cos &) + 'r^{aq> sin ^ sind) I
Für die Glieder 17, T, W ist der früher entwickelte Ausdruck richtig,
denn da t/, F, 0^, wie gezeigt worden ist, den Kngelradius nicht enthalten,
so ist ea ai^ch erlaubt , sieh die Differenti^ion von u^ 27^") . . « nach a als
specieller Fall der Differentiation nach r , oder als solche nach a als Kugel-
halbmesser zu denken.
196 lieber Magnetismus.
Die Gieicbgewichtsbedingung ist daher in eine endliehe Diflferenti&l-
gleichung verwandelt, und es ist nun noch nöthig, die eigenthümlichea
Differentialqnotienten nach a?| , y, , Z| so weit als möglich zvl reduciren und
auf solche nach x^y^z (den Coordinaten des defu oti , yi , z^ entsprechenden
Oberflächenpunktes) zurückzubringen.
29. Man hat:
^ y = a- ^'~ • ^
cos ^ = ' , sin ib cos^==: ^^ ,
f.
sin %ff sin d" = '
^^i" + yi* + ^i*
Da a und da ganz unabhängig von a?|, yi, z^ sind, so kann man die
Differentiationen nach a und nach x^ oder ^| oder Z| in der Reihenfolge
umkehren und hat daher, um die Glieder mit X, ilf, iV^ zu yereinigen, nur
nöthig
dl dM dN
dxi dyx dXi
auszurechnen. Man hat nun z. B. :
dL _dLdx dLdy dl dz
dxy dxdx^ dydxy dzdx^'
Man findet so durch Benutzung der oben stehenden Werthe für ar, y, z,
wenn man nach Ausführung der Differentiationen wieder x^^y^^ Z| durch
Einführung der Polarcoordinaten ri , t^i , Oi eliminirt :
•z h ^ V ^ — + ^- (X CO* ^ + M9tn ^cos^-^ Nsm ^ stn d) . —
dx^ dyx dz^ da^ ^ ''i
_a/ax a^ airv_a ,
und daher die Geeammtheit der mit X, ilf, iV^ behafteten Glieder:
Ganz denselben Ausdruck muss man für die ü, V^ fV enthaltenden
Glieder entwickeln können, und wir wenden uns daher zur Ausrech-
nung von
x~ (y <?o* ^) + 5 — (9^ *«» %l; cosd) + ^— (q> sin 'iff sin 9)
cxi cy^ czi
•cos
/a>ax a^aj^ aya.\ /^^
^ \dx dx, ^ dy dx, ^ dz dxj ^^\ dx, J' .
Setzt man die früheren Werthe für x^ y^ Zy cos^ etc. ein, so erhält
man hieraus: — . Einfacher lässt sich der Werth des zweiten Theilei
Von Gustav Roch. 197
der mit o behafteten Glieder berechnen. Da ^-^ = cos %f etc. unabhängig
▼on a sind , so erhält man :
und die Samme aller beider Theile ist daher nach Aashe))ang des Fac-«
torsTj":
Zfpa a* dq>
80 dass die Gleichgewichtsbedingnng die endliche Form erlangt hat:
and ich mache nochmals darauf aufmerksam, dass es erlaubt ist, in den
Gliedern mit q' und % die Differentialquotienten nach a als die Werthe der
nach r| genommenen an betrachten, wenn dann r| = a gesetzt wird^ dass
aber ^ ausdrückt, wie sich 9 für* einen Oberflächenpunkt ^1 d ändert,
oa
wenn der Radius der Kugel um ef a grösser wird.
30. Aus dem Satze, dass diese beiden Auffassungsweisen für % auf
dasselbe hinauskommen, folgt, dass der analytische Ausdruck für % der-
selbe sein mnss, welchen Radius auch die Kugel hat. Denn es sei der-
selbe ff, so kann man sich die Function % für den ganzen unendlichen Raum
construirt denken, und es hat dann x^ auch für positive da einen bestimm-
ten Werth, Wird nun die Kugel um da grösser, so ändert sich die Ver-
tbeilang des* Magnetismus, und zwar wird das^ sich von einem Punkte der
ersten Oberfläche zum andern um (/% ändern, welches nach dem Früheren
mit der Aenderung der ersten Function % nach a identisch sein wird, und
es wird daher der für den ganzen unendlichen Raum berechnete Ausdruck
des ersten % auch die Oberflächenwerthe für die zweite Kugel ergeben; von
dieser kann man zu einer dritten übergehen u. s. f., wodurch die ausge-
sprochene Behauptung bewiesen ist. qt hingegen braucht diese Eigenthüm-
lichkeit nicht zu haben. Eine derartige Eigenthümlichkoit muss auch be-
kannt sein, damit ans der Gleichung 56), die sich ja nur auf die Oberfläche
bezieht, ein Schlnss auf die magnetischen Zustände im ganzen Volumen
der Kugel gemacht werden kann. Ich werde später nochmals darauf zu-
rückkommen.
31. Wir wenden uns nun zur Untersuchung des allgemeinen Falles
einer concentrisch ausgehöhlten Kugel. In diesem Falle werden die Ent-
wickelungen von Qi , q\ Xi i^uch negative Potenzen von r^ enthalten können.
Die Rechnung wird aber wieder eine ganz analoge werden, wie die vorige.
198 Ueber Magnetisrnns.
nar werden noch einmal so viel einzelne Gleichungen entstehen. Ist die
Kugel hohl, so können indncireiide Kräfte auch im Inneren ihren Sitz
haben , nnd diese werden ein q liefern , welches in Seihen entwickelt naek
absteigenden Potenzen von r^ geordnet sein mnes, da r^ grösser ist, als die
Entfernung dieser inducirenden Ursachen vom Mittelpunkte. Ea soll daher
geschrieben werden:
Ebenso kann i^^ gedacht werden , als :
Ä[-.-."+^.]!-
An die Stelle des früheren Q tritt jetzt die Differenz sweier, die auch
das eine positive, das andeie negative Potenzen von r, eathiüi vermöge
der Entwiekelungen von -^ ftir äussere oder innere Oberfläche, Man wird
nun wieder die Glieder mit denselben Potenzen von r, einzeln Null setzei
nnd es wird sich zeigen , dass wie vorher anch hier einfach nach den Indi-
ces (n) geschieden werden kann ; jedem (n) aber werden zwei GleiohuDgen
zugeh5ren , die einzeln zu behandeln sind und die sich in zwei endliche
Differentialgleichungen werden vereinigen lassen.
Das Q der äusseren Oberfläche hat genau den nämlichen Ausdruck,
wie früher, aber das der inneren mnss mit einem ^berechnet werden, des-
R
sen Entwickelung , wenn b der Radius der Höhlung, ist:
Die erstere Bedingungsgleichung wird genau die frühere sein , die innere
aber ist:
d
d T 1 ^'•+2 er ^,^»> 1
"•"ey."
^ coi l auf die innere Oberfläche bezogen. Dies giebt :
+ eic.
Von Gustav Roch« 199
Dm etc. beiiefat sich auf die gaas Khnlioh gMialtaten Glieder ah den Dtf*
2lt "^ 1
ferentialqaotienten nach ^i , Z|. Man wird nun diese Gleichung mit , ^^
maltipliciren und ganz wie früher . ^als den Oberfiächenwerth Ton ^ . .
ftlr dassdbe ifß^ di anseheB. Da nun Z|<''> ToUständig nnabhftngig ron b iü
and ferner diese Gleicfanngen für jedes beliebige b gelten müssen, so wird
man genan wie früher schliessen, dass die so entstehenden Glieder
b^^eosiy") und — ^
wirklieh nnx den Factor
l
enthaltea, weshalb ganz. wie früher das (n + 1) im zweiten Theile der leis-
ten Gleichung durch Differentiation nach b^ und zwar nach b als Kugel-
dimension entstanden gedacht werden kann. Für die Glieder mit L^ und
&i kommt dies auf dasselbe hinaus, als ob man einfach nach r, differentiirt
und dann r| »=: fr setst; für X| versteht sich das von selbst, für 17^ , Tj , W^
[7,(«) 1
aber sieht man es sofort ein, da ja , ^ kein & ausser -r^^xT ^^^^^'^^'^ ^^^'f
so dass also ü^^"^ den eigentlich constapt gegebenen Radius b nicht enthält.
Der Factor (2n + i) nun kann auf ganz ähnliche Weise gedeutet werden,
wie der frühere 2 n + 1 , nämlich :
2n + l = 2(n + l) — 1,
also:
so dass alle Vorzeichen Minus werden. Ss geht also die letzte Gleichung
Aber in:
CO« 0'"'
i.^"
200 Ueber Magnetismas.
and die Stimme diesec GHeichuiigen 'glebt ganz dasselbe^ wie dib Bedingnng
für die äussere Oberfläche. Es ist nicht nöthig, sie erst hinzaschreiben,
man brancbt nur U an die Stelle von , . . zn setzen n. s. f. und es. kann
dann die Differentialgleichung wieder transformirt werden, indem man an-
statt die Differentialquotienten naeb Xi^ yi, Z| die nach a:, ^i «> d. h. nach
den Coordinaten des Oberflächenpunktes in der Richtung von r, einfuhrt
Man erhält dann als Gleichung filr die innere Oberfläche:
57) 3?' + 26||- +c{zi + 2h^^ +4„(3y4.ft||^=0.
Hieraus ergiebt sich das ganze auf der inneren Oberfläche vorhandene 9
und der Theil von i^ der sich nach den absteigenden Potenzen von r^ ent-
wickelt.
32. Diese Transformation der Oleichgewichtsbedingungen gründet sich
wesentlich darauf, dass angenommen wurde , das % enthielte in Gleichung
56) kein a und in 57) kein b weiter, als dass das Glied von der ».Ordnung
bei der Reihenentwickelung nach den Kngelfanctioaen a" und . -^ als
Factor hätte. Der Beweis dafür ist in der Schlussnummer geführt, und es
handelt sich nun nur noch um die genaue Darstellung der Gleichungen,
denen die Functionen genügen müssen. Die Functionen q> und % müasea
gewissen Bedingungen genügen. Diese bestehen wesentlich darin , dass
dq>dq> dtp _^di dx di
^ • dx'dy'dz dx'dy'dz'
Diese lässt sich in andere Formen bringen. Geht man von jedem Molekül
nach allen Seiten in den Richtungen fort, die in der Ebene des betreffenden
Molekularstromes Hegen, so erhält man lauter einzelne Flächen, und ist s
dt
eine beliebige in einer solchen liegende Linie, so muss --^ = 0 sein, ebenso
CS
--^, und es sind daher auf jeder solchen Fläche % und tp constant. Den
ds
beiden Gleichungen 58) müssen die Functionen <p und % genügen; aber da
in den Gleichungen 57) und 58) nur die % und g> auftreten, die auf den Ober-
flächen stattflndeti, so redttcirt sich die Bedingung 58) auf eine, und die
zweite der aus diesen zu entwickelnden Forderungen wird nöthig sein, um
das q> für die inneren Massenpunkte zu entwickeln.
Für eine massive Kugel sind die Verhältnisse hierdurch äusserst ein-
fach gemacht. Da dann gar keine Gleichung 57) ezistirt, indem gar keine
innere Oberfläche vorhanden ist, so ist das in 56) auftretende % der 6e-
sammtwerth der Function. Denkt man sich nun auf der Oberfläche die
Linien gezogen, in denen q' constant ist, so muss in diesen auch ^ und %
constant bleiben. Da nun % der Gleichung
Von Gustav Roch. 20 i
genagt, so ist % &uoh fttr jeden inneren Punkt bekannt nnd wegen 58) auch
ip\ man sieht also die Möglichkeit der Lösung ein.
Wenn aber eine Hohlkagel gegeben ist , so werden die in 56) eingehen-
den <p nnd X b und die in 57) eingehenden a enthalten können ; diese Glei-
chungen einzeln würden also noch unbestimmte Werthe der Functionen
liefern. Es müssen aber diese Werthe in gewissen gegenseitigen Bezie-
hungen stehen, welche die Lösung vervollständigen müssen.
Wir haben vier unbekannte Functionen: das gf der äusseren Ober-
fläche und das der inneren , welches ^' sein solL Ferner der Theil von ^^
der sieh nach den aufsteigenden, und der Theil, der sieh nach den abstei*
genden Potenzen von r, entwickelt. Der erstere sei 5u(r|), der zweite ^'(^i)«
Die beiden Oleichgewiohtsbedingnngen sind dann, wenn auch q der nach
aufsteigenden Potenzen , q' der nach absteigenden Poteneea zu entwickeln-
den Theil der früher mit q' allein bezeichneten Function ist:
•. + "1!+ K'.w+'-HrV'-C"' + -1!)=»
»8-+«||:+<;(.,'«+"^) + 4.(a,' + »^)=«
und dazu kommen die beiden Bedingungsgleichnngen ftlr die zwei Ober-
flächen:
^''^ ) dq>\d<p' ^d\x{b) + x{b)\ ^d\x(b) + x{b)\
da die Differentiak^uotienten von ip und % + t' ^^<^b ^^^^^ rechtwinkligen
Richtungen einander proportional sein müssen.
Es scheint zunächst, als ob diese vier Gleichungen eine zu viel wären,
indem wenn %^ %\ q> bekannt sind, tp' schon aus der Bemerkung folgt, dass
9 constant ist, durch die ganze Masse, so lange % + %' constaat ist. Man
könnte aber sich (p aus den vier Gleichungen eliminirt denken, %, %y q> be-
rechnet nnd dann müsste 9' ans dieser Bemerkung folgern. Offenbar müasta
dies 9>' der zweiten Gleichung genügen , es muss sich also auch umgekehrt
aus diesen vier Gleichungen x» z^ ^, 9>' so bestimmen lassen, dass dieser
Bedingung Genüge geleistet wird.
33. Wir kommen nun zu einem der wichtigsten Punkte dieser Theorie,
auf welchem die vorige Verwandlung in endliche Differentialgleichungen
beruht , dass nämlich der analytische Ausdruck von % unabhängig von a,
dfer von %' unabhängig von b ist. Wir betrachten %, da die Entwickelungen
für X ganz ähnlich Sind. Gehen wir auf Nr. 26 zurück , so ist dort bewie-
sen, dass es erlaubt ist, die ursprüngliche Gleichung in drei zu verwan-
deln. Die erstere derselben lautet:
ZeiUchrifl f. Mathrmalik u. Physik. VI, 3. U
202 lieber Mftgnetismaift.
(2n + 1) 2;<*)a« + 4« a (9 cos ip)<"> + C (2n + 1) m^W = 0.
Die Stimme aller für n = 0 bis n = od giebt :
L + 2a- ^ 471 aq> cos ^ + c(M + 2ör-) = 0.
oa ' \ da/
Aehnliche Oleichungen bestehen noch zwei nnd es folgt ans ihnen:
: N + 2a- 1- clw + 2a ^— ) = cos^ : sin ^ cos& : sin il/ sin O-.
oa \ oa/
Nennt m«n nun Z, M^ N, u^ r, w die Gomponenten von 7' nnd j, so sieht man
hieraus, dass die ConiponeHten nach den Richtungen ^nnd d verschwinden.
Die nach der Riehtnng von a von der Summe g' + C% ist , wie in 26) be-
wiesen ist:
Lcosif> + üfsinrifcos ^+ N sin ip sin !►,
+ C (w f 05 ^ + p «'« ^ co# ^ + w sin ifß sin d)
und es ist daher:
(^{Zco*t+... + C(«ros^ + ...)} = ^(/i + Ci«) + |^(iif+Cp)
Darans folgt aunJtehst aaeh , dass
dxV da 'i'^dyV da l^dzl da }~
wobei jedoch bemerkt werden muss , dass die Differentialquotienten nach
AT, y, z a.B, von I7<")a», r<'')a», ^(->a» nicht auf die in 17<"), F<->, IF(-) ent-
haltenen a ausgedehnt werden dürfen , da sonst nicht
gesetzt werden dttrfte.
Die Gleichung 61) folgt sofort aus der Bemerkung , dass £, Jf, i^, ti, p, w
ebenso transformirt werden , wie
dL du
r— , -r- etc.
da da
Ans 60) folgt daher, wenn die Differentialquotienten in der eben angege-
benen Weise genommen werden :
61) l /*•■ ^^ ^ ^*''
dx\ ^ da/ dx\^ da/ ^
Dehnt man die Differentialquotienten aber auch auf die in U^*^, F<»>, W<' >
enthaltenen a aus, so ist dieser Ausdruck:
Von Gustav Boqh. 299
indem man von X(">, Jl>f(''>, iV<") bestimmt weisfl, dass sie kein a enthalten.
Nur wenn die Indüction von a abhängig ist, wenn sich mehrere Kugeln
gegenüber stehen ^ ist dies nicht der Fall» und dann ist in dem letzten Aus-
drucke auch q' zu ersetsen durch
az a^ aiv
aa?. ay '^dz '
welches dann yerschieden von q' ist; denn die Oleichongen 60) und Ol) gel-
ten auch dann noch. Die Differentialquotienten nach a in 62) sind nur auf
die Pactoren a» von Z^«», itf (»), iVW, ITt»), FW, ^f"> auszudehnen,'
Wir kommen nun zum eigentlichen Beweis.
Es ist evident, dass
also die Smnme :
oder vielmehr genauer :
/- Z{2n+ 1) Z,<">r,- + l-£{2n + l) ilf,(«)r,« + ~ 2(2n+l) i^.Or,«
" *arj Idx,^ dy^ '^ dzj'^^'ldx,^ dy, '^ dz, A
ist, und dass Z(*~^^ eine Kugelfunction von der Ordnung n — 1 ist, wenn
Xj(«~i) I^ein Tj enthält. Sobald dies aber wäre, ist auch nicht mehr die
letzte Gleichung richtig. Schreibt man x, y, z statt x« , ^i , Zi , so kommt a
an die Stelle von rj, die Indices 1 fallen weg. Umgekehrt, gilt die letzte
Gleichung, so muss X,<«>, ilf,<">, iV|<"> unabhängig von r, , oder Z<«>, üf <«>, iV<»)
unabhängig von a sein. Aus 62) folgt daher, dass
Z<">, J!f <•>, Jy<">, [7("), F(«), ^(«)
80 beschaffen sein müssen , dass stets
Z<"> + Cl/(»), üf (") + C F<»), iV<«) + C FF(") .
unabhängig von a sind. Für den Fall einer einzigen gegebenen Kugel sind
also [/(•>, r<«), ^<«) unabhängig von a, der Ausdruck x also auch.
Es ist daher für jeden Fall erlaubt:
ZU setzen; für den Fall einer einzigen Kugel ist es dann gleich, wie die
Differentiation nach a genommen wird ; aber sind mehrere gegeben , so ist
mit ^ und ^ die Verändprung von q und % in der Nähe der Oberfläche
einer Kugel vom festen gegebenen Radius a gemeint , denn diese Differen-
tiation schreibt sich vom Factor n her.
14*
204 Ueber MagnetiBmas. Von OüSTAV Boch.
i^>A^^^tA^^^V^%y^^>S«^^^^«^»^^^N/^^^^kAAM^>AAA^^AAAA/N^^^ik«t^^N^MMAM^tAA<^^k^MAMM^^
Ana G9) folgt das % eines inneren Massenpnnktes noch mit einer wül-
kürlichen Function, die so zn bestimmen ist, dass
(unter % hier die ganae Function , also eigentlich z + Z ▼orstandea)«
Dies kann Alles nur als Andeutung des Weges sur Lösung betrachtet
werden. Die Hauptsache ist immer nur die Herleitung dieser allgemeinen
Eigenthümlichkeiten der Function % und %\
Ist die Oberfläche anders als kuglich, so ist die Aufgabe ungleich ver-
wickelter. Dann ist ^ auch für innere Punkte in eine Reihe von der
p
Form £ J\^ oder ZPnri* zu entwickeln, je nachdem r^ > oder < r. Man
würde dann lieber ^ nach den Potenzen des Parameters entwickeln , der
jedem inneren Punkte zukommt, wenn man concentrische Flächen zar
Oberfläche legt, wie dies von Neumann für Rotationsellipsoide gezeigt wor-
den ist. *
Kleinere Mittheilungen.
ZIV. üeter eiaige IntognlfoniieliL Wir betrachten im Folgenden
das bestimmte Integral
1
0
wobei 1» f»s n, p, 9 beliebige Constanten beseichnen mögen. Um dasselbe
ZQ transformiren, setzen wir
A + fiop ^'
worans folgt
,__iiL_ 1 ^-(^+>')(i~y)
•^ A + fi-^^y A + f»— fiy
and erbalten
1
Af-"« (i_a;)«f-i (A+^«)«<far
lu dem speciellen Falle m=s — (j>-i-q) füihrt diese Formel zn dem bekaan-
ten Beraltate
dagegen scheinen andere Fftlle unbeachtet geblieben an sein, obschon die»
wlbwt sehr branchbare Relationen liefern. So hat man i. B. fUr p = i,
n=m— I '
/'
206 Kleinere Mittheilungen.
1
/-;= (1— a:)t-i (A + ^a;)--W«
0
oder für a: = f* und yÄ=M*:
1
2)
r(i_(«)«-i(i+^<2)«.-4d<
0
Sind nun q und m positive oder negative ganze Zahlen, so ist das links
stehende Integral irrational, das rechter Hiind befindliche dagegen ratio-
nal, z.E.:
/* dt p du
0 '^ 0
1 I
4) y'/iT^ äi = i /ü+^'/(,^;i^^,.
oder auch:
1 1 .
6)
0
1
=^t'('+W + " + "/rF7^}
U. 8. W.
Diese Formeln leisten bei der Reduction mancher doppelten und drei-
fachen Integrale gute Dienste, denn man hat in ihnen ein Mittel, um ^-
wisse irrationale Integrale durch gleichgeltende rationale Integrale «u er-
setzen, was begreiflicherweise für die weitere Rechnung ein Vortheil ist
Einige Beispiele mögen dies zeigen.
Die Oberflüche des Ellipsoides mit den Halbachsen a, 6, c wird be-
kanntlich durch folgendes Doppel integral ausgedrückt:
Klainere Mittbetlangeo. 307
«___ — , ß __,
welches nach EinftihruDg voq Polarcoordinaten (| == r eo5 m , 17 = r sin o)
übergeht in '
n
Ä=8a6 / / rdndrj/ ^ j^^~^ ^^
0 0.
Banntet mtik die SdbititotioaeB
l=sl — c?cos^a — ß^sin^tßj fi = «* co«* » + 1?^*^^ « >
80 erhält maji
"^ si=ßßb j CyTfiiTumdi,
0 0
und hier kann man eine der Formeln 4) oder 5) anwenden. Die letztere
giebt
0 0
9 1 '
0 0
durch umgekehrte Anoifdnnng der Integrationen und Bestitntion der Werthe
von i s^d fi wird bieraoa .
0 0
d. i. wenn die auf m bezügliche Integratioii ausgeführt wird
Durch partielle Integration- lässt sich diese Formel in die folgende
tiberführen
9) a==g^a>/jJ-^ + -i:^y ^ . '« \ .
208 Kleinere Mitiheilimgeii.
die man gleichfalls erhftlt , wenn man in Nr. 7) die Formel 4) benntst. —
Projicirt man den Mittelpunkt eines dreiachsigen EUipfOides anf alle Be-
rührangsebenen des letzteren, so bilden die Projectionen eine bekannte
Fläche, deren Gleichung ist:
oder in Polarcoordinaten :
für
l=^b* cos^m + <^ 9in*mj fi = «* — b^coi^m — £^sm^m
ist einfacher
Das von der Fläche umschlossene Volumen bestimmt sich ditreh das Doppel-
integral
\ X « f .
0 0 0 0
+ ^cos^V) sin^dmd^,
welches für eos^^r^t folgende Gestalt annimmt:
a 1
^=ifjv(i+i^n'dmdi,
0 0
d. i. nach Nr. 6)
n
0 0
Setzt man zur Abkürzung
10) p = *L__,y^L___, .
SO erhält man bei umgekehrter Anordnung der Integrationen und TermOge
der Werthe von 1 und fi :
m
V-\aJ duj [(i_^t^.) ,,,.„ + (l-/u«)m««r •
0 0
wo nun die Ausführung der auf m beattglichen Integration keine Schwierig-
keiten hat. TJm das Resultat kurs darstellen au können, setsen wir
und haben dann
1
12) r=^ff{Züß' +2üß üf + ai7/) }/fßUf du.
Kleinere MitAeihmgeo» 309
Auf gleicke Weise Iftsst sich die Cabatur aller Flächen bewerkfitelli*
gen, deren Gleichungen Yon der Form
sind* Durch SinfÜhntag ron Polarcoordinaten erhält man nämlich
oder
wobei
gesetzt worden ist. Für das Volnmen
n %
3 •
■*y/'
r^sind dmd^
ü 0
ergiebt sich snfolge des Werthes von r nnd durch Substitution von €9$ ^= t
a 1
U 0
nnd nach Anwendung von Formel 2) kano die auf m beaflgliohe Integration
immer aosgefllhrt werden^ Sohlökilch.
ZY. Veher eiidgt algatodaehe Oarrtn, ron denea die Lemniaoate em
ipedeUer Fall ist Von Prof. Babnaba Tostolini.
1 . Nehmen wir swei rechtwinklige Achsen der oß und der jf, und wäh-
len wir den Coordinatenanfang aum Pol einer gewissen Gurre. Ist r der
Radiusvector und u der Winkel, welchen r mit der Achse der xc einsohliesst,
80 haben wir für die beiden Coordinaten x und y die Werthe
x^=reo$u
Wenn wir nun die Neigung der Gurre im Punkte (it^p) mit ^ beseiehnen,
so ist
woraus man durch Differentiation der vorstehenden Werthe von x und y
sinudr + reosudu
tang w = : ^ .
€08 udr — rstnudu
Wenn man in diesem Ausdrucke Zähler und Nenner mit cos u und mit dr
^▼idirt, so erhält man leicht
rdu iangw — ianau , x
dr l'f'Umgfptaugu
210 Kleinere Mitllieiiaiigeii.
oder auch
^ rdu
Wie bekannt, ist 9 — u der Winkel, welchep die Tangente im Pnnkte {z^y)
mit dem Badias r einschliesst. Es sei nun tp^ 4ie Neigung der Normalen
gegen die Abscissenachse ; dann hat man
folglich :
woranB sich
^er auch
^1 ^= Y "*■ ^ •
cot (», U) = — ; -r^ ,
"^^^ ^ cot (g> - tt)
dr
— = — du Umg (9i — u)
ergiebt. Die linke Seite dieser Gleichung^ iässt sich integriren und aneb
die rechte Seite wird sich anfeine Quadratur zurückfilhren lassen, so oft
^1 als Function von « gegeben ist.
• 2. Um eine recht einfache Anwendung davon zu rnttcben , nebmen wir
an, dass der Winkel 91 ein ungerades Vielfaches des Polwinkels u sei,
setzen also
Vi = (2n+1)«
und erhalten dann
dr . ^ „ dcQ8%nfn
— = — duiang2nu=i ■
r 2Hcas2nu
imd daraus durch Integration
an log rs=:lgg (cos %n u) + C.
Man bestimme die Constante in der Weise., dass r^=a wird , wenn ti = 0
ist; dies liefert C=^2nlogaj und wenn man daher vom Logarithmus auf
den Numerus zuriickgebt, findet man.sohliesalich
r2* = a^*co*2«tt.
Die algebraischen Curven, welche in dieser Gleichung enthalten sind, wur-
den — nicht allein für eine gerade Zahl 2n, sondern auch für eine unge-
rade Zahl-^ von den. Mathematikern studlrtuod besondend 17011 Serret
behandelt in mehreren Noten , welche im 7. und 8. Bande des Journals Ton
Liouville stehen; wenn man ihre Gleichung unter der allgemeinen Form
r^=u'^cosmu
darstellt y 00 besitzt sie die EigenthUmlichkeit, dass das Produei aus des
m Entfernungen irgend eines ihrer Punkte von in fixen Ponkien cnnstaBt
ist. Wie Jedermann sieht, erhält man für n p= 1 oder m = 2 die Lern-
niscate. . .
Kleinere MsttheifamgeB» Sit
Bleiben wir bei dem Falle ebnes gerBdQii ExponeBten 2n flfeehen, so
bat ebenfalls Serret geseigt, dass die Perimeter dieser Curven alle ansge-»
drückt werden, können durcb die Bnler'sQben Integrale aswelter Gattung,
oder durcb die Fnnctioit rvon Legen dre.
3. Die bisjetzt erwähnten Curven waren bereits Gegenstand vieler
analytischen Untersnchungen von Fagnano in seinen Producioni maiema"
iiche Bd. 2, schediasma 1 und folgende Seite 375, woselbst er sieb vornimmt,
,Jene Curven zu finden, bei denen der Winkel, welchen eine der sämmtlich
„von einem und demselben Pnpkte ausgehenden Sehnen mit der Achse ein-
„scbliesst, in dem gegebenen Verhältnisse zweier Zahlen zu dem Winkel
„steht, welchen die Normale*) zu der Cnrve mit derselben Achse ein-
„schliesst." So hat man für ns=l die Lemniscate, bei welcher der von
den Normalen mit der Aehse 2a gebildete Winkel das Dieifacbe des Von
der Sehne gebildeten Winkels beträgt , und als algebraische Gleichung er-
hält man
Fagnano findet noch eine andere Cnrve von derselben Eigenschaft , welche
der a;Axe ihre convexe Seite zukehrt. Für n = 2 erhält: man die C«urve
von der Polarglejichun^
f*3=?a^ceJ4ti.
Am Coordinatenanfang sind die .Tangenten gegen die Achse unter, dena
Winkel — geneigt, da für r = 0.6ich 4m = — ergiebt**). Die algebraische
Gleichang ist vom 8. Grade $ durch die £inf tthru«g der Sinus and jCoisitme
der anfachen Winkel bekommt man nämlich
r* = o* (co«*u — 6 m*tt CO**« + «it*v)*
woraus wegen der Werthe von r, sin u nnd cos u die Gleichung
(««+y/ = a* (x*- 6a:«/.+ y*)
fliesst, welche Fagnano gleichfalls an der angeführten Stelle Seite 384 ge-
funden hat. Bei dieser Curve ist der Winkel, welchen die Normale mit
der Achse einschliesst , das Fünffache von dem Polwinkel u. Wenn wir.
von der allgemeinen Form de:c Polargleichung vom Grade 2n zu der alge-
braischen Gleichung für x und y übergehen wollen , so steigt der Grad der
neuen Gleichung auf 4n, und, wenn ifir uns der Formeln mit anscheinend
imaginären Grössen bedienen, dann nimmt ihie algebraische Gleichung
*) OfEsnbar Ist dia Normalo am Endpunkte der Sehne gensiat, währ^d der AAt
fangspunkt der Sehnen unter 1) als Coordinatenanfang benntst war.
♦♦) Also wie die Sehnen selbst; es ist 9:=9>| — — = (2n-f 1)m — —, indem
n %
▼orliegeaden Falle « 5= 2 , demnach ^ = 5 m — — und endlich für r =0 wird « = ^
2 o
imd9 = 5 — — * = —
212 Kleinere Mitkbeibuigen.
eine sehr einfache Form an; wir habA nimlich nach dem KMTre'acheii
Satse
2 cos 2nu = (cos n + 1 «»«)'" + {cos u. — ism «)'",
worin t = ^HT ist , und setsen wir anf der rechten Seite
X
cosu=^—.
r
y
r
•o findet sich
CO* 2n 11 = 4 ^ ^^ — -j^ ^^—
nnd demnach wird die algebraische Oleiehnng der Oonre sein:
{a^ + tn^- = '^({x + iyy- + (x + i9y-).
Die Annahme n = 1 , n ^ 2 liefert wieder die oben betrachteten Corven,
nnd wenn man weiterns=3 nehmen will, erhlllt man folgende Oleichmig
Tom 12, Grade:
(«^ +/)• = «• (a:*— 15 «*i^ + 15 «"y*—y*).
In derselben Weise wird man für andere Werthe von n algebraische Cor-
Ten Ton noch höherem Grade bekommen.
4. Die allgemeine Rectification dieser Familie von Cnrven hingt ab
von einer particnlaren Form der Enler'schen Integrale erster Gattang,
welche, wie Legendre nachgewiesen hat, in einigen besonderen Fällen auf
transcendente elliptische erster Gattung sich inrtickfiLhren lassen. Seeh-
nen wir den Werth von
ds^j/dr^ + f^dt^
ftlr die Bectification der Cnryon aas flir den Fall, dass
r**=a'*co*2«ti
ist, so hat man ohne Schwierigkeit
«** rfr
ds = -
oder
An
Setzt man r^^^at^ drssaadz nnd integrirt zwischen den Grenzen 2 = 0
und 2 := 1 , so hat man ftlr den vierten Theil des ganzen ümfangs:
1
/• dt
0
In den speciellen Fällen n = l, it = 2 nnd fi = 3 werden die Integrale,
wie Legendre gezeigt hat, transcendente elliptische der ersten Gattniig;
EMiMre lüttfaeUwagsn. S13
Bie lassen sieb nach Serret auch durch die PIntegrale ron Legendre oder
durch das Euler'sehe Integral iweiter Oattang ansdrtteken.
{Jnnali di Maiemaiica pttra ed applicaia. Nr. 8. S. 178.)
ZVL Bedingung der Itabltttit «inee anf dem Gq^l einer Fliehe m«
L Zörperi. Von Dr. B. Hoppe.
Das Oleichgewicht eines Körpers, der bei horizontaler Berühmngs»
ebene anf einer Fliehe ruht, erfordert, dass sein Schwerpunkt auf der ge-
meinsamen Normale liegt. Die Oberfläche des Körpers sei mit der unter-
liegenden Fläche in gleichem Sinne genommen, so dass gleiche Vorzeichen
der Krümmung einer Berührung von innen, ungleiche einer Berührung der
convezen Seiten Ton aussen entsprechen.
Wird nun der Körper aus der Gleichgewichtslage um unendlich wenig
zur Seite gewälzt, so hebt sich der anfängliche Unterstützungspunkt P und
gelangt nach P|, während der Berührungspunkt als solcher um das Bogen-
element ds in beliebiger Richtung längs der Fläche nach P^ rückt. Sei
nun d¥ der Winkel zwischen den Normalen, dt der Winkel zwischen den
Tangenten in P und Pg^ so dass -r- die Krümmung tou ds ausdrückt, dann
sind die Cosinus der Bichtungswinkel der Normale in P gegen die Normale,
Tangente und ihr gemeinschaftliches Loth in Pq folgende :
cosdv] dt\ Yd'^ — dif.
Beseichnet femer a die halbe Summe, b die halbe Differenz der Haupt-
krümmungen in P, und fp den Winkel zwischen di und der Tangente der
grössten Krümmung , so ist nach bekannten Formeln
dx^=:{ü'^h cos 2g>) dg ^
dv^=d8 ya* + b* + 2abcos2g>^
woraus
yd^—d^ = b sin 2(p d*,
cosd¥ = l — ^dv^al --(^LJL-^. abcos2(p)d8^.
Demnach haben die Cosinus der Bichtungswinkel der Normale In P fol-
gende Werthe:
1 — [j-^^ + «^ cos2ip\ ds^,
{a + bce9 2ip)dSj
bsin2fpd8.
Die Cosinus der Bichtungswinkel der Normale in P, ergeben sich hieraus,
indem man für a, 6, 9 die analogen Grössen ^i , Aj, gi>| setzt. Ans beiden
Systemen erhält man auf bekannte Weise den Cosinus des Winkels zwi-
schen beiden Normalen. Dieser ist von der Form
l—Mds', '
214 Kleinere MittheilQiigeii«
wo
^^^^^^^^i^**^^^^^^^*"^^*^*"**^***^****** ^^^^^^ afc-*»yt.^.^*>^«» A^,.».^^,^ » ^1^,^^^,^^^ ^^» ^t^ ^M^rf*^"w*w*wwywy^T^jxn_w.A/'fcrfcnj
— bbt cos 2 {ff — 9|),
oder, wenn man
C = (b — bi) cos acosd — (d + ^,) m « 5in ^
setzt,
jy ^ (g — ^0' + fe' + ^1' _ ^^^ oa,2«+ <?(«— ö,).
!(8t nun A der Abstand des Schwerpunktes von P| , so erhält man die Höhe
desselben in der geneigten Stellung, indem man zur Projection dieses Ab-
standes auf die Verticale
h{i--Mds*)
den Yerticalabstand der Punkte Pj und P addirt. Letzterer lässt sich aU
gleich dem vollen Abstände rechnen, weil die Bewegung des Punktes P^
vertical beginnt, und der Abstand selbst unendlich klein von zweiter Ord-
nung ist; und ist somit die Differenz der Abstände beider Punkte von der
Berührungsebene, d. i.
dz — dz* ,
= i {a + bcos2q) — a^ — b^ cos2q>i) ds*^
= Ha — a, + C)ds^,
daher die Höhe des Schwerpunktes ftber P
+ 2C{a — ai))h^ds\
Die Lage des Körpers ist stabil, wenn der Coefficient von ds^ finr jeden
Werth von ^ positiv ist. Das Minimum desselben entspricht einem Maxi-
mum oder Minimum von C, welches stattfindet für
b + bt
Nach Einführung dieses Werthes wird
C= + yb* + bi^—2bbiC0s2u.
daher ist die Bedingung der Stabilität
ö — a, + C— (a — öi + C)*'Ä>0.
Diese Grösse kann nur positiv sein, wenn es der von h freie Theil ist, oder
wenn-Ä<0; jedenfalls wird die Bedingung
d|is ist für ein positives h
— > a — Qi + j/b*+bi^—2bbi cos2a.
Eldnere MHllieihiiigdB* tIS
Hieraus ist ergiohtBeh , dasB die StabUiUi am grtfttlen Ist, wean die gleich-
namigen Hanptnormalsehnitte aufeinander fallen, am kleiüsten, wenn der
Schnitt von grdsster Krümmung in der einen t^Uohe der von kleinster ia
der anderen ist. Läset man also den Körper sich nm die Verticale drehen,
so hört die Stabilitllt nie anf , wenn
->a — fli + 6 + ft,,
es tritt hei irgend einer Drehung Stabilitftt ein, wenn
and die Orense der Stabilität findet sUtt für
cas2a =
2bbi
ZTL WimeleitQiigifUiigkflit des Wassersteii^es. Naeh einer Ter«
läufigen Mittheiiung von Magnus (Ber. d. k. preuss. Akad. d. W. 1860,
8. 485) ist das Wassetstoffgas ein guter Wärmeleiten Bisher hatte mao
bei Oasen die Wärmefortpflanzung ausser ihrer Diathermansie der leichten
Beweglichkeit ihrer Theilchen zugeschrieben. Da nun weder im Ausdeh-
nungscoefficienten noch in der relativen Wärme des Wasserstaffgases eine
Ursache zu einer grösseren Beweglichkeit der Wasserstofftheilehen, an-
deren Oasen gegenüber, an finden ist, so yermuthete Magnus eine gute
LeitungsftUiigkeit bei diesem Gase« Er fand diese Vermutbung bei seinm
Experimenten mit einem Apparate bestätigt, bei welchem eine anf der
Temperatur von 100® C. erhaltene Platte yon oben Wärme auf die Kugel
emes Thermometers strahlte , welches in einem unter der Platte befind-
lichen fiaume befestigt war. Die Temperatur, welche von diesem Ther«
mometer angezeigt wurde, war am höchsten, wenn der Raum mit Wasser*
stoffgas angeltillt war, höher, als wenn der Kaum mit irgend einem anderen
Oase gefüllt oder luftleer war, die Temperatur des Thermometers war
übrigens um so höher , je dichter das angewendete Wasserstoffgas war. In
allen ikbrigen Gasen ist die Temperatur niedriger, als im leeren Räume
und um so niedriger, je dichter sie angewendet werden. — Nicht nur die
Wärme, sondern auch die Elektricität wird von Wasserstoffgas besser, als
von allen übrigen Oasen geleitet.
Dieses Verhalten des WasserstoSgases gegen die Wärme erklärt nun
auch die Beobachtung von Orove, wonach ein Platindraht durch den gal-
vanischen Strom schwerer zum Glühen gebracht wird, wenn er von Wasser*
Stoff, als wenn er von einer anderen Oasart umgeben ist.
2f6 Kleinere MitthdloDgen.
ZTIL Terbeisenuig eiiiat Blektreik«pi« Von Dr. F. Dulmaks. Dm
von Dr. Kohlrauseh anter meinem Namen bekannt gemachte Elektro-
meter wnrde von mir snerst nur als £lektro6kop gebraucht* In meiner
Hanptabhandlang darüber im Fr<^ramm des Kreuan^her G^mnasinmB
vom Jahre 1842 sprach ich am Schiasse die Ho&nng ans, das Instniment
mn Messungen braachbar machen za können , da seine Constroction zu die-
ser Hoffnung berechtigte. Andere naturwissenschaftliche Studien aber, zu
denen die interessante, mir damals noch neue Gegend mich verleitetei
Hessen mich diese Hofihung nicht .verwirklichen, und erst die vortrefflichen
Abhandlungen von Kohlrausch gaben mich der Physik zurück, der ich acht
Jahre untreu gewesen. In der ersten neuen Abhandlang vom Jahre 1852
(Pogg. Annalen Bd. 80, S. 524 ff.), in der ich die Reconstruction des Mess-
Instrumentes beschrieb , glaubte ich darauf aufmerksi^m machen zu müssen,
dass es zweckmässig sei, fortan mein Elektrometer vom Elektroskop lu
unterscheiden, weil das letztere eine wesentlich einfache Construction*),
aber doch auch einen Theil hat, welcher dem Elektrometer fehlt. leh
wosiste damals keine Hauptverbesserang des Elektroskops anzsgeben, und
jetzt, nach jahrelangem häufigen Gebrauche des Elektrometers hat dieses
mich zu einer bedeutenden Verbesserung des Elektroskops gebracht, welche
ich im Nachfolgenden beschreiben will. Die Yerbesserong trifft eben jenen
Theil, welchen das Elektrometer nicht hat, den ich aber schon in der
ersten Abhandlung: „lieber das Oersted'sche Elektrometer^' (^^S^* ^^^
nalen Bd. &5, S. 307) beschrieb, und den Andriessen damab aar Er-
höhung der Empfindlichkeit auch des Goldblatt^Elektroskops b^untate. Ich
habe ihn den Querdrath genannt, weil er qaer unter dem Streifehea her-
und dann an der Seite in die Höhe und isolirt durch den Deckel, oder aoeh
unten von der Seite durch das Glas geht. Er soll öiae Nachahmung dei
Principe des Säulen - Elektroskops vermitteln, nämlich einen leichten Kor-
per, welcher von 2 Kräften bereits von entgegengesetzten Seiten afficirt
wird, durch Unterstützung einer der beiden zur Bewegung zu briogen.
Und in der That entsprach der Erfolg ganz der Erwartung, da das lastro-
ment durch den Querdrath bedeutend an Empfindlichkeit gewonnen hatte.
*) In ein oylindriaches Trinki^ , dmroh dessen hölsemea Deekel in der Mittt
ein Korkstöpsel geht mit einem ein paar Zoll langen Dri^thchen in der Richtung der
Achse, an dessen unterem Ende mit Schellack ein Coconfaden befestigt ist, welcher
nnten ein plattgeklopftes, ganz dünnes Dräthchea (Messing. Saite Nr. 12) trl^mit
einer solchen Biegnng, dass es an die beiden Seiten eines isolirt horisontal ansgc-
spannten Streifchens (von etwa 2 Zoll Länge und 1 Linie Breite] von Metallpapier
oder dünnem Metallblech mit seinen beiden Hälften ansehlagen kann -- in dies Glai
führt Yon aussen mit Schellack eingeklebt ein kurzer (von 2 bis 4 Zoll Länge nach der
Einrichtung des Ganzen) etwas dickerer Drath, dessen inneres Ende mit^einer fetoen
Sage eingesehnitten ist zur Aufnahme des Streifchens. Dies ist der ZaleitUDgsdfstli
und er dient dazu, dem Inneren das Apparates die Elektricität zuzuführen. Man kasa
ihn durch den Deckel leiten und dann bleibt er gerade, oder durch das Glas, welches
zu diesem Zwecke in der Nähe des Bodens durchbohrt ist , und dann wird er am ia*
nerea Ende aufwärts gebogen.
Kleinere MittheiluDgen. 217
Mit ehiem abgeriebeaen Pfenning konnte man recht gut den Veha'schen
Fnndamental- Versnch machen. Wenn man den Querdrath elektmirt,-80
wirkt dessen Elektricität vertheilend auf Streifchen und Wagebalken, bin-
det in beiden die entgegengesetzte Elektrioit&t , während dem die gleich-
namige durch Aaflegnng des Fingers auf den Zuleitungsdrath abgeleitet
wird. Dureh die gebundene Elektricität wird der Wagebalken abgestossen,
der aber auch durch die entgegengesetzte des Querdraths angesogen wird
und so zwischen beiden schwebt, während die Torsion möglichst klein da-
bei gehalten werden muss. Der Zug vom Querdrath wirkt aber gar zu
leicht störend; denn ist er zu stark, so stellt sich der Wagebalken parallel
über den Querdrath und ist dann nur zurückzuholen durch dessen Ent-
h^uttg. Auch verliert der Querdrath in feuchter Luft zu schnell seine
Elektricität, und die etwas lästige Ladung desselben muss dann ebenfalla
aufs Neue vollzogen werden.
Diesen üebeln wird abgeholfen durch Umformung des Querdraths in
eine Qnerplatte von i^k bis 2 Zoll Durchmesser. Unter dem Streifchen, in
l bis /t Linien Entfernung von demselben, sitzt jetzt eine kreisförmige
Metallplatte, entweder an einen aufwärts durch den Deckel gehenden Drath
gelöthet, oder an einen seitwärts durch das Qlas geleiteten. Die Platte
ist eine Nachbildung des unteren Theilkreises meines Elektrometers. Wie
dieser die Ursache ist, dass das Messinstrument nach meiner Construction
die Elektricität so gut festhält, dass nach der Ladung ein Zurückgehen des
Wagebalkens gewöhnlich erst nach Stunden merklieh wird , so wollte ich
durch die Platte beim Elektroskop zunächst auch dem öfteren Laden dieses
Hilfsapparates vorbeugen, habe aber weit mehr erreicht; denn das lästige
Herumschlagens ist dadurch auch vollständig beseitigt, ohne dass die Em«
pfindlichkeit gelitten hätte. Jetzt sind es also faauptaächlich die 2 Kräfte,
nämlich die gebundene Elektricität und die Torsion , welche den Wage-
balken nach entgegengesetzten Richtungen treiben. In dieser Form liefert
das Listrament beim Gebrauche auch einen reinen Beweis für die Biot'sche
Theorie der Yertheilung auf einem isolirten Leiter. Die Ladung des Hilfs-
apparates ist ebenfalls durch die neue Einrichtung erleichtert worden , und
bei der Anwendung ist das ganze Instrument bequemer dadurch , dass man
jetzt den Wagebalken kann unbesorgt gehen lassen , wogegen man früher,
wenn er sich vom Streif chen entfernte, schnell den Finger auf den Zu^
ieitui^sdrath legen mnsste, damit er nicht zu weit ging bis zur Parallel-
Stellnng mit dem Querdrath. Der Versuch mit dem Pfenning ist jetzt jeden
Augenblick auch in der feuchtesten Luft zu machen. Ja die dreiaölUge
Zinkplatte , auf welche ich ihn stelle , zeigt noch ganz deutlich die + Elek-
tricität. In diesem Zustande ist das Instrument ganz besonders geeignet
zur Darstellung des Volta'schen Fundamentalversuchs , und überhaupt zu
allen Experimenten, in denen sehr geringe Elektrieitäten zur Anschauung
gebracht werden sollen. Eine Kupfer • oder Zinkplatte nur eben auf die
Zciikchrirt f. Malheniatilc u. Physik. VI, 3. 15
3i8 Kleinere Mittheilungen.
Hand gedrückt , zeigen Bicb schon ziemlich stark — elektrisch, ven ebenem
Holz nnr aufgehoben, ebenfalls; ebenso Kork, welcher auf Holz gelegen.
Will man den Apparat noch weiter treiben in der Bequemlichkeit sei-
nes Gebrauches , so elektrisire man die Querplatte andauernd mit dem Pol
einer Säule. Zu elektrischen Versuchen, besonders zu Messungen, ist eine
kleine Wasserbatterie (Zink und Kupfer) von SO bis 100 Elementen so we-
sentlich, dass man zu der Zeit, wo man überhaupt elektrische Yersnehe
macht, dieselbe öfter brauchen muss, weshalb man wohl thut, sie gleick
anfangs einzustellen und stehen zu lassen. Bekanntlich kann sie Monate
lang stehen , ohne ihre Dienste zu versagen. So kann man denn auch beim
Gebrauche des Elektroskops dieselbe zweckmässig zur Elektrisimng der
Querplatte verwenden. Uebrigens hält diese, wenn die Isolirung frisch ist,
die Eiektricität jetzt so gut, dass man in einer Stunde das Elektrisiren der-
selben nicht zu wiederholen braucht; und ist die Isolation nicht mehr gut,
so ist ja ein einmaliges Erhitzen des Drathes, an den die Querplatte ge-
löthet worden , in der Spirituslampe hinreichend , das Uebel zu beseitigen.
Auf welche Weise man die Querplatte auch elektrisiren möge, man
mmss nie unterlassen, während der Zeit dies stattfindet, den Finger auf
dem Zuleitungsdrathe zu halten, um so die freie Eiektricität abzuleiten.
Ist die im Streifchen und Wagebalken gebundene Eiektricität + Elektriei-
tat, hat man also z. B. die Querplatte mit Kork, welcher auf Tuch gerie-
ben worden, elektrisirt , so wird der Wagebalken durch + Elektricitlit zum
weiteren Abstossen, durch — Eiektricität zum Annähern gebracht. Durek
Entziehung der dem Zuleitungsdrathe mitgetheilten Eiektricität geht der
Wagebalken wieder an seine ursprüngliche Stelle zurück. Das Elektro-
skop ist erst brauchbar zu Versuchen , wenn bei der Auflegung des Fin-
gers auf den Zuleitungsdrath der Wagebalken keine Bewegung, aber bei
der Annäherung oder Berührung mit entgegengesetzt elektrischen Körpern
entgegengesetzte Bewegungen macht.
Es sind mir Abbildungen des Apparates zu Gesicht gekommen, welche
auf dem Deckel ein Glasrohr zeigen zur Verlängerung des Coconfadens.
So wesentlich dies Rohr beim Elektrometer zu dem angedeuteten Zwecke
ist, so schädlich ist es beim Elektroskop. Ein Ooconfaden von S bia 4 Zoll
Länge ist vollkommen ausreichend und ein längerer schadet nur , insofern
er die Bewegungen des Wagebalkens verlangsamt, also weniger deutlich
hervortreten lässt. Drei Exemplare des Instrumentes, welche die oben
angegebenen Erscheinungen fast gleich deutlich zeigen, stehen vor mir
und haben alle einen Faden von höchstens 3 Zoll Länge. Sie sind aber
alle drei verschieden construirt. Bei dem einen gehen beide , Zuleitungs-
drath und Querplatten -Halter, durch den Deckel hinunter, bei dem an-
deren geht der Zuleitungsdrath von oben, der andere Drath aber unten
von der Seite hinein , beim dritten ist es umgekehrt. Ich ziehe das zweite
vor, weil seine Einrichtung gestattet, Zuleitungsdrath und Querplatten-
Kleinere Mittheilangen. 219
Halter jeden beliebige^ Winkel mit einander bilden sn laMefn. Dadurch
bat man es alsa in seiner Gewalt, seine Einwirkung zn steigern und zn
Bcbwäcben. Riebtet man ihn dem Zuleitungsdrathe gerade entgegen , so
schwächt man die Empfindlichkeit des Apparetes, was natürlich ist, da die
eine Qälfte des Wagebalkens, welche dann über dem Halter schwebt, ron
entgegengesetzten Kräften nach derselben Seite gezogen wird. Uebrigens
hat es ancb eine kleine Unbequemlichkeit, das äussere Ende des Znleitnngs-
dratbes oben zn haben , wo in geringer Entfernung auch der Drath steckt,
an dem der Oooonfaden hängt. Man mnss dann genauer zusehen, dass
man beim Elektrisiren beide Dräthe nicht verwechselt.
Mechaniker und Herausgeber physikalischer Lehrbücher bitte ich, von
dem Vorstehenden Notiz nehmen zu wollen , insbesondere aber auch Leh-
rer der Physik, wenn es ihnen darum zu thun ist, ihren Schülern eine
Menge elektrischer Versuche ohne Zeitverlust zu zeigen und mit möglichst
geringen Kosten. In der neuen Form ist das Instrument jedenfalls das be-
quemste, empfindlichste, sicherste und billigste Elektroskop. Die vielseitige
Anwendung desselben habe ich schon in der erwähnten Programm -Ab-
handlung vom Jahr 1842 gezeigt.
Ueber das Elektrometer weiss ich seit der Zeit , wo ich Wagebalken
und Streifchen ganz gerade gelassen (Pogg. Annalen Bd. 89, S. 269) von
keiner erheblichen Verbesserung zu berichten. Ich habe es vor ein paar
Jahren versucht, dem Instrumente eine Einrichtung zu geben, dass man
es statt des Sinus-Elektrometers gebrauchen kann. Vom Wagebalken geht
in der Mitte vertical ein feiner Platin drath herunter, welcher in ein kleines
Näpfchen mit einer gut leitenden Flüssigkeit taucht. Zwei Flügel des
Näpfchens, nach entgegengesetzten Seiten gerichtet, vertreten das Streif-
chen. Für schwere Wagebalken , wie sie zur Messung bedeutender Quan-
titäten erforderlich sind , ist die Einrichtung ganz passend ; ich sehe indess
aus den Berliner Berichten (Jahrgang 14, S. 379), dass schon 1858 in einem
Briefe an Volpicelli W. Thomson denselben Vorschlag gemacht hat. Auch
habe ich das Instrument transportabel gemacht in ähnlicher Weise, wie
Herr Prof. Hankel zu demselben Zwecke sein Instrument einrichtete. Es
gehen nämlich von entgegengesetzten Seiten zwei dicke Dräthe mit brei-
ten Köpfen im Inneren in das Messinggefäss hinein; sie können durch Stell-
schrauben festgeklemmt werden. Die Köpfe fassen den Wagebalken und
halten ihn beim Transport fest. Papierschäufelchen sind unten an den
Rand der Köpfe geklebt zur Aufnahme des Wagebalkens. Den Glasfaden
schraubt man etwas herunter nach dem Festklammern des Wagebalkens.
Vor zwei Jahren schon sind zwei Instrumente mit dieser Vorrichtung nach
Amerika abgegangen, das eine an die Smiihsonian Institution, das andere an
Kerrn Dr. Wislicenus in St. Louis.
220 Kleinere Mittheilungen.
XIX. lieber ein nenei, dem Xaliunt nahe gtehendei XetalL (Be-
richte der k. prensa. Akad. d. Wissenschaften 1860, S. 221.) Bunsen und
Kirchhoff haben durch die Spectralanaljse nicht nur gezeigt, dass das
Lithium ein sehr verbreitetes Metall ist, sondern es hat sich auch ihre Ver-
muthnng bestätigt, dass sich bei Anwendung dieser analytischen Methode
vielleicht neue, bis jetzt noch nicht bekannte Metalle durch die Eigenthüm-
lichkeit ihres Spectrams zu erkennen geben würden« Sie fanden nämlich
in der Mutterlauge verschiedener Soolwässer noch ein viertes AlkalimetAll,
dessen Dasein sie zunächst auf Grund ihrer spectral • analytischen Ver-
suche vermuthen konnten. Das Chlorid des neuen Metalles , weiches nur
in sehr .geringer Menge in den Mutterlaugen gewisser Soolwässer vor-
kommt, giebt mit Chlorplatinlösnng ebenso wie Chlorkalium einen gelben
Niederschlag , allein das Salpetersäure Salz des neuen Metalles ist in Al-
kohol löslich , während Salpeter darin unlö«lich ist.
Zeitsduift &r BUÜiniuitik u. Phisik. ISSMlif. W.
LithAyiM r.M Sfufr Lf-h-J.
IX.
Da8 SehnenTiereok in der Ebene und auf der Kngel als
besonderer Fall des allgemeinen Vierecks«
Von Prof. C. W. Baub,
an der königl. polytechDischen Schule zu Stattgart.
Unter XII der kleineren Mittheilnngen im 4. Jahrgange dieser Zeit-
scbrift habe ich eiiie Gruppe von Beziehungen zwischen den Seiten » Dia-
gonalen nnd Winkeln des ebenen Vierecks veröffentlicht, welche die
Verallgemeinerung der Hauptsätze vom ebenen Sehnenvierecke in sich
schliesst.
In Folgendem beabsichtige ich, eine weitere Verallgemeinerung dieser
Art ans jenen. Beziehungen abzuleiten , sodann abc^r die sphärischen Ana-
logieen der letzteren aufzustellen.
Bezeichnet man , wie dort geschehen , mit a und a\ b und V die zwei
Paare von Gegenseiten, mit c und c die Diagonalen, oder allgemeiner ge-
sagt, mit a und a\ b und b\ c und c die drei Paare von Gegenseiten des
ebenen Vierecks in solcher Auswahl, dass c einen hohlen Winkel (a,6)
zwischen a und b theilt , a\ b\ e aber ein Dreieck bilden , so lauteq jene
Beziehungen , wenn nur ausspringende Winkel angenommen werden :
sin \[b,c) - {b\c)\^sin \{b\c) - {b,c)\
ad ad
] _sin \{a,c) — («', c) } _ «n } (a , c ) — (q, c) {
^^ ^— bb' b^^
_sin\{^a,b) + {a\b')\ sin \{a,b') -{^ {d ,b)\ * .
cc cc
Ich erlaube mir, den Satz, durch welchen ich diese Gleichungen in
Worten darstellte, weil er am angeführten Orte durch einen sinnstörenden
Druckfehler entstellt war, hier an wiederholen:
Beschreibt man die sechs Kreise um je drei Ecken eines
Vierecks, so sind die drei positiven Quotienten aus dem Pro-
duct zweier Gegenseiten und dem Sinus des Unterschieds
ZeilschriA f. Mathematik a. Physik. VI, 4. 16
222 Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
zweierPeripheriewinkel, welche auf einer von beiden in zwei
nicht von ihr getrennten Bögen stehen, einander gleich.
Wichtiger aber erscheint für jetzt folgende Deutung der Gleichheit
zwischen den drei vorderen Quotienten :
Setzen wir der Kürze halber:
(b,c) — {b\c) = Ö, {a,c) — {a\c) = c, (a,6) + (a ,6') = i?,
so giebt die aus der Figur leicht ersichtliche Beziehung:
in Verbindung mit
aa bb' cc
sin ö sin s sin rj
die Winkel d, « , j; als diejenigen eines Dreiecks zu erkennen, in welchem
die Gegenseiten den Producten aa^ bb\ cc proportionirt sind.
Von diesem Gesichtspunkt ans erscheint die früher angegebene Ver-
allgemeinerung des Ptolemäischen Satzes :
rc'= aa cos c + bb' cos 8
lediglich als das Ergebniss der Anwendung der trigonometrischen Formel
c=:sacosß+b cosa
auf das besagte Dreieck.
2. Die Anwendung der Formel
a* = 6* + <;• — 2bccos €1
liefert ferner die folgenden drei Gleichungen :
fl«a « = ^«y« +c^c* — 2bb'.cc.cosö
b*b'* ?= c*c'* + a*«'* — 2cc .aa\cos B
c*c'« = ö«a « + b*b'* — 2aa.bb\ cos jy.
Aus diesen ergiebt sich
2bb\ec (a« + a') cosö + 2cc.aa (ft« + 6'«) coss + 2aa' .bb' (c* + O cosii
= («• + O («'*&'* + c*c • — aW) + (*• + 6'«) (c«c'«+ «•«'• — bH'^)
+ (<?* + c'«) (a«a'*+ft«6'«— c«0-
Vermöge der Beziehung, welche zwischen den sechs Seiten des Vierecks,
d. h. zwischen den Abstitnden a, &, c eines Punktes von den Ecken eines
Dreiecks mit den Seiten a\b\c und letzteren besteht*), geht die rechte
Seite der vorigen Gleichung über in :
Durch Division der ganzen Gleichung mit abe.a'b'c erhält man daher:
i d b' c a b C , « b' c a b c
\ a b c a b c a b c a b c
Im Sehnen Viereck ist 4 == 0, « = 0, i^ = 180", somit:
♦) Mention führt dieselbe unter dem Namen relation tdtragonomeirique
de Goidbaeh KU.
Von Prof. C. W. Baur. 223
\r abc r ab c r a bc V a h cj
oder
c a' 6 + ö fr'
. c ab -^ a b''
TäVl diesem bekannten Satze vom Sehnenvierecke bietet also unsere Glei-
cbang 2) die Verallgemeinerung dar.
3. Die sphärischen Analogien der Gleichungen l) müssen sich von
diesen hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass nicht mehr sechs gleiche
Quotienten auftreten können , weil die für das ebene Viereck giltigen Glei-
chungen
(6, c) — {b\ c) = {b\ c) — (6, c) , (a, c) — {a, c) = (a , c) ~ (a, c),
(a,6) + («',0 = 360° — (a,ft') — {a\b)
im sphärischen Vierecke nicht stattfinden. £s liegt nun aber der Gedanke
nahe, dass anstatt der sechs gleichen Quotienten deren nur drei vorkom-
men werden, welche die Sinus folgender Winkel -Ausdrücke enthalten:
{b,c')-{b\€) + {b\c)-{b,c) {a.c)^(a\c) + {a\e)-{a,c)
2 ' 2 '
(fl, b) + {a\ b') + 360 ° — (g, Q — {a\ b)
2
die wir nun in der Folge mit ä, «, t? bezeichnen werden. Die^e sind es in
derTtiat, von welchen im sphärischen Sehnenvierecke die zwei ersteren
verschwinjen, der dritte aber in 180^ übergeht, weil z. B.
= |(a,6')-f(«,^)-(fr',c)|-!(«,ft) + (a,0-(ft,0l-
Die zwei Glieder der letzteren Differenz nämlich sind vermöge eines be-
kannten Satzes über zwei auf einerlei Grundlinie in denselben Kugelkreis
beschriebene Dreiecke einander gleich.
Zum Zweck der Entwickelung der fraglichen Analogien müssen vor-
erst zwei Formeln der sphärischen Trigonometrie aufgestellt werden, unter
deneu meines Wissens bisjetzt nur die zweite und zwar von Schmeisser
als eine seiner Fundamental formein bekannt gemacht worden ist. (Grelle,
X, S. 146.)
4. Sind fl, 6, c die Seiten, a, ß, y die gegenüberliegenden Winkel eines
sphärischen Dreiecks , so findet sich unter Anwendung der Gauss'schen
Gleichungen :
. a . « — ß + y . a . er ß — y . ö « . j3— y
zxn — • $%n ^—^-J == Bin — sm — cos — sm — cos — sm - — -
.2 2 222 222
o\J ..«.^ + ^ •«. * — ^
o) < z=sifr — stn cor — sm
* 2 2 2 2
b . c . b c
= cos — sm — — stn — cos — . cos a.
2 2 2 2
16*
, 224 Das SehneoTiereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
. a a — ß + y . a u ß — y , . a , a , ß — j
im— , cos '" = 8tn — cos — cos + «tn — «n — «n *- — '-
2 2 222222
-vi , a a , b + c , . « « . b — e
4) < s=: stn — cos — sm [-sm—cos — sm
^ ' 2 2 2^222
, b c , *•
= stn — cos — stn «.
2 2
Man bemerkt, dass beim Uebergang vom sphärischen Dreiecke auf du
ebene darch Annahme eines unendlich grossen Kugelhalbmessers die zwei
X obigen Gleichnngen sich als Correlate der zwei folgenden der ebenen Tri-
gopometrie herausstellen :
acosß=iC — bcosttj asinß = bsina.
Erinnert man sich ferner, dass bei der Entwickelang der Gleichung 1) eben
diese Formeln vorzugsweise in Anwendung kamen , so kann ttber den Gang,
der bei der Auffindung der fraglichen sphärischen Analogieen einzuschlagen
ist, kein Zweifel mehr obwalten.
5. Es seien nnn a und a\ b und b\ c und c' die drei Paare von Gegen-
seiten eines sphärischen Vierecks, in welchem keiner der Winkel (a,6),
(6, a'), (ja\b')^ (^9^) ui^d eben deshalb auch keine jener sechs Seiten 180*
überschreitet, ferner c den Wirikel (a,6) theilt, a', b\ c aber ein Dreieck
bilden , so hat man vermöge der in 3. mit i vorgenommenen Zerlegung und
der Formeln 3) und 4) :
sm — sm — stno
2 2
-sin ^'sin ^'j,'n{(^>^^)+(^»^)-^(^^^) {a.b)+{a,c')-{b,c'^
2 2* 2 ,2 '
2 2 2 2
i « . <^ . « c , xj . ö ^ ' r M.\
== { COS — sm wt — CO* — cos (a, c)\ • stn — cos — sm (a, b)
122 2 2 ^''f 2 2
— <t« — cos -— stn (a, c) . J co* — «tu stn — cos -— co* (a, o)/
= «in — CO« ■— J cos — «w — «t« («, 6) — sin — co« — «i« (<i, cjj
2 2( 2 2 ^'' 2 2 ',
— sif^ -rcos-^ cos -r'lsin (a, b) cos (a, c) — cos (a, 6) «t« («, c)} ,
«« — «in —
— ^ . «md = lang ^ sin (ä,6) ~ ten^f - «wi {«,r)
«I« — cos — CO« — cos —
2 2 2 2 a rr X
— lang — «m (o, c).
Von Prof. C. W. Baue. 225
In Folge der steta snlftssigen VertauschiiDg von a und a mit h und b' än-
dert sich die rechte Seite nicht, dagegen geht die linke Über in:
. a . c
2 2
5111 f.
, h a b c
sm — cos — cos —- cos —
2 2 3 2
£ndlieh ist
2i? ^ (fl,ft) + (a',6') + 3Ö0« — (ö.6') — (a',6)
= 360«+ {(a,c) + (y,c) - KOI + \{a\c) + (ft,c)- (a',^)|,
also:
. a . Ä' .
sm — stn— sm ti
2 2 '
2 2 2 2
CO* - wi ~ — «n - CO* j cos («, c)| ..*irt ~ CCS j sm (6, c)
— «in — cos -- sm (ö,c) • { co* -- *in sm — co* — «« (o, c) } ,
2 2 ^'^l 2 2 2 2 ^^'^J'
. « . fr'
*m — *m —
2 2 . c . , ,^ ft . , V
; . «in « = to/i^ — *tn (a.b) — tang — «n (ö.c)
.c a 6 c ' *2 ^'^ ^2 ^'
sm — cos — cos — cos —
2 2 2 2 , « . /j. \
— iang -^ sm {b,cy
Es seigen sich jetzt also die Gleichungmi
sind sins smti
5) , a . a . b , b* . c , c
' sm—stn— sm — sm— sm — sm —
2 2 2 2 2 2
dadurch gerechtfertigt, dass sich der Ausdruck
a h c
cos — cos — cos--
6) — j. ^, -, I tang j sin (a, b) — fang - sin («, c)^tang^ sin {b, c)\
sin — m — sin —
2 2 2
als der gemeinschaftliche Werth der drei obigen Quotienten herausge-
stellt hat.
6. In den Gleichungen 5) sind nun die sphärischen Analogieen unserer
für das ebene Viereck aufgestellten Beziehungen l) gefunden. Dass sie
sich beim Uebergang von der Kugel auf die Ebene in die leteteren ver-
wandeln, ist unmittelbar ersichtlich, desgleichen dass sie fUr das sphä-
rische Sehnenviereck , weil der Zähler jedes der drei Quotienten und folg-
lich auch der gemeinschafÜiche Werth 6) der letzteren Null wird, den Satz
liefern:
226 Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
iang — sin (a, b) = fang — sin (b, c) + fang — sin (a, c) ,
.2 * «
welcher die sphärische Analogie darbietet zu dem für das ebene Sehnen-
viereck giltigen :
c sin (a, ft) c= a sin (6, c) + b sin (a,c).
Er dient zur Bestimmung einer Diagonale c aus zwei in einer Ecke mit
ihr zusaramenstossenden Seiten nebst den Theilen, in welche sie den von
denselben eingeschlossenen Winkel zerlegt.
Endlich geben unsere Gleichungen 5) in Verbindung mit der ans der
Figur leicht nachweisbaren Beziehung
d-H€ + i7 — 180»
diese drei Winkel als diejenigen eines ebenen Dreiecks zu erkennen, in
welchem die gegenüber liegenden Seiten den Producten
, a , a , b , b . c , c
svi — stn^ . sin ^ sm — . sin — stn —
2 2 2 2 ' 2 2
proportignal sind. Und hieraus folgt nun wieder ein erweiterter Ptolemäi-
scher Lehrsatz für das allgemeine sphärische Viereck :
i-N , c , c , a , a , . b , b' ^
/ ) stn — stn — = sm — stn — . cos b + stn — stn — . cos o ,
' 2 2 2 2 ^22 '
welcher sich mit cosö = 1, cosb = 1 in den bekannten Ptolemäischen Lehr-
satz für das sphärische Sehnenviereck verwandelt.
Bevor an die in Betreff der Winkel d, e, i^ gemachte Bemerkung wei-
tere Folgen angeschlossen werden , sollen sich unsere Gleichungen 5) noch
auf einem anderen Wege herstellen, welcher vermöge der nebenbei auf-
tretenden Ergebniöse von Bedeutung ist.
7. Der eine Durchschnittspunkt der beiden Grosskteise, welchen die
Seiten b und b' angehören , liegt als Ecke der Seite a eines sphärischen
Dreiecks gegenüber, in welchem dieser Seite die Winkel {«, ft) und (a^b)
anliegen, und der dritte Winkel in jener Ecke mit (6,6') anzugeben ißt.
Bezeichnet man mit F und y die sphärischen Entfernungen derselben von
den Endpunkten der Seite 6, mit Y* und y diejenigen von den Endpunkten
der Seite b' in solcher Auswahl, dass
8) Y—y = b, r—y=b\
so giebt das Dreieck (y, c\ F') vermöge der Gauss'schen Gleichungen :
. c' . {p.c)+{b\c) , c 180»-(6,c')-(6'.O . {b,b') . r+if
stn — gi;>. > ^ ' V ^ / ;— j,„ _ cos ^-^— ^ — ^ ^ = stn ~ stn ———
2 2 2 2 2 2
. c {b,c)+{b\c) . c . m^^{b,c)'-(b\c) (6,6') . r-y
stn — cos ^ ^ l_i_/ ==: sin - sin \-i—i — \-J-J. =cos- stn — -— ,
2 2 2 2 2 2
das Dreieck (7, c\ y) :
. c . (6',c)+(6,r) . c 180»-(6',c)-(6,c) . (6,6') . F+f
stn - stn >—LJ^±AJL^ =^ stn — cos ^ — ^-^— ^ = stn sin — — -
2 2 2 2 2 2
. c {b\c)+'(b,c) . c . 180«- (6', O- (6,0) (6,6') . F-y '
sin - cos ^~J— ''—-JL-L^ = stn — stn >— i—^ — i-L_i = cos - — -' stn —— ,
2 2 2 2 2 2
, VoD Prof. C. W. Baub. 227
also:
. c . c . ,
51« — *w — sm 0
2 2
. c , c . {b,c) + {b\c)^(b\c) — (b,c)
= «« — «rt — «» / ' V ' — i l_J_d i_L^
2 2 2
' c c
[ sin — sin— sin ö
12 2
^^ ^ f,. K's f ^ ' y ^' »' . ^' y y y\
= sm(6,o) Asm—stn — cos — cos — — sm — sm — . cos — cos - |,
\2222 22 2 2/
das Dreieck (a, 7, F')-
*m — sm ^^-^—^ — -^-L-Z =- cos ^^-^— ^ «n
2 2 2 2
. a («,6') — (a,6) . {b,b') , r+r
das Dreieck (a', y, y) :
I
*tii -— stn SS cos • sm
2 2 2 2
«n -- cos ^-^-^ -^-^-^ = «n^-^— i sin^^-^-^ ,
2 2 2 2'
also:
«« — «« — «n «
2 2^
2 2 < 2 I
. (6,6') (6,6')/ . y— F' . y+y . Y+Y' , y — y\
=ssm^-J-ico5^-^— ^ ( sin sin^--^-^ +sin — ^ — sin^ — ^ )
2 2\2 2 2 2/
a . a
10)
sin-^svi—srnn
2 2 '
. /, ^'N / . ^ . y ^ y . i'' . y i" y\
:=iStn (6,6) . I *tn — «m — - cos — cos^ stn — .sm — cos — cos— ).
^^\22 2 2 2 22 2/
Es wird zur RechtfertignDg der zwei folgenden Gleichungen, sowie
lar Erklärung der darin gebrauchten Zeichen nichts weiter gesagt werden
müssen, als dass durchgängig a und a und 6 und 6' vertauscht worden und
Jf, o:, X\ X an die Stelle von T, y, F', y' getreten sind.
l . c , c' . . b , b' ,
\ stn— sm— stnss=sm — sm — svi ti
) 2 2 2 2'
M . , ,^ / . ^ . ar ä' X , r , X X x\
I = stn (a.a)[stn — stn— cos — cos sm — sm — cos —cos—].
\ ^ ' ^ \ 2 2 2 2 2 2 2 2/
Bezeichnet man endlich die Abschnitte , in welche die Seiten c, c einander
zerlegen , mit Z, 2, Z', z in solcher Auswahl , dass
228 Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
und b mit Znnd Z ein sphärisches Dreieck bildet, in welchem ihr der Win-
kel (c, c) gegenüber liegt , so giebt eben dieses Dreieck (6, Z, ^) :
ttn-stn z=coi-Y-fm— —
das Dreieck {b', Z, Z') :
. b' . (b',e) — (b',c') ' {c,c-) . z—z
2 2 2 2
Stfl — • €08 =:= stn stn • •
2 2 2 2
also :
\ sm — *m — «I« ö
12)J ^ ^
{ 2 2\2 2 22/
. , ,, / Z . z Z- z' . Z^ . t Z z\
SSI sm(c,c){ sm — «m — co^ — co* stn — sm-^cos — co«— 1.
^'\2 2 2 2 2 2 2 2/
Ebenso durch Vertauschung von a, a', z' mit 6, 6', Z* :
*m — «n — 51 n s
. , . / . -^ . z Z' z' . Z' . z' Z z\
Die Gleichungen 10), 11), 12), 13) lassen sich jetet in folgender Gruppe
zusammenstellen :
sin i sin b sin ij
. o , a , b , b' . c , c
stn—sm--' stn --stn— stn — stn —
2 2 2 2 2 2
stn(a,a) ( X , x X x , X , x X t\
s=s r ~ 7 A Stn — Stn — cos —cos sm —stn — cos — cos- 1
.b,b,c,c\22 2 2 2 2 2 2/
— I — ^{11 _ stn —
2 2 2
— ; ;. l stn — stn — cos — cos- stn — stn — cos — cos-}
c , a , a \ 2 2 2 2 2 2 2 t/
« - stn — sm —
2 2 2
(««(c,0 f . Z , z T z' .2! . t Z i\
^^ ^^ — ^^ 77 . l Stn ^stn — cos —cos sm—stn — cos — cos—].
& \ 2 2 2 2 2 2 2 2/
sm ■— sin — sin — sin -
2 2 2 2
sin I
. c
stn — sin - sin — sin —
2 2 2 2
. a , a . b , b
stn — stn — stn — sm —
2 2 2 2
Diese Gleichungen geben den Zusammenhang an , welcher im allge-
meinen sphärischen Vierecke zwischen solchen Grössen stattfindet, welche
vermöge bekannter Sätze im Sehnenvierecke sämmtlich verschwinden.
8. Um von unseren Gleichungen 5) dieselbe Anwendung su maeh€n,
Von Prof. C. W; Baüb.
welche in 2. von den Gleichungen l) gemacht wurde , mit anderen Worten :
um die f^ das sphärische Sehnenviereck giltige Beziehung
2
, a . b
2 2
^ 2
^n-
2 2 2^22
für das allgemeine sphärische Viereck zu erweitern , muss erst die Bezie-
hung zwischen den sechs Seiten des letzteren , oder zwischen den sphäri-
schen Abständen a^b^ c eines Punktes von den Ecken eines Dreiecks mit
den Seiten a', b\ c und den letzteren hergestellt werden.
Die sehon in 2. gebranchte entsprechende Beziehung in der Ebene
habe ich unter XXIV der Kl. Mittb. im 5. Jahrg. dieser Zeitschrift in fol-
gender Form angegeben :
2a«, a« + ft«— c«, a« + c«— 6'*
a« + ftt_c'*, 26«, 6« + c«— a«
a« + c«— d'«, b* + ^—a\ 2c«
Vermittelet eines dort mehrfach in Anwendung gekommenen Verfahrens
lässt sich di^elbe auch so schreiben :
0, +1, +1, +1, +1
+ 1, 0, fl«, b\ c«
0= +1, a«, 0, c'«, d'«
-'« 0, «'«
14)
15)
+ 1, b\ c% 0, a"
+ 1, c«, b'\ a'\ 0
Durch Ausführung der Determinante erhält man :
*0 = 2 (a« + a'«) (— ««« « + 6«/»'« + <?«c'«)
+ 2 (6« + O (+ a«a « — 6«6'« + i^c^)
+ 2 (c« + c «) (+ ^a^^ l^b'*~(?e^)
— 2aH'*c'^ — 2a« 6« c« — 2a« 6'« c« — 2a«6«c'«.
Die Beziehung zwischen den Cosinus der sechs hohlen Winkel , welche
durch yier von^inem Punkte im Baum ausgehende Geraden gebildet wer-
den , oder zwischen den Cosinus der sechs Seiten des sphärischen Vierecks
wurde dort zwar nicht angeschrieben , aber durch die Gleichungen 12) und
15) zu folgender Form Torbereitet :
0 =
Hieraus folgt auch :
1,
1, cosüj cosby cos c
cos a , l^ cos c\ cos b'
cos b , cos c\ 1 , cos a
cosCy cosb\ cosa\ 1
0 =
1, 1, 1, 1
1, 0, 1 — cosa, l — cosbj 1 — cosc
1,1 — cosüy 0, 1 — co^c', 1 — cosb'
1,1 — cosby\^cosc\ 0, 1 — cosa
1,1 — co*c, 1 — cosb\ i — cosa\ 0
0 =
230 Das Sehnenvicreck in der Ebene und auf der Kugel etc.
oder :
+ 2, +1, +1, +1, +1
+ 1, 0, «i>i«|, ««*-,««« |-
+ 1 , m* ^, 0 , m« -, sin*-
+ 1 , sin* -, sin* -, 0 , sin* |-
Bei Vergleichnng dieser Determinante mit derjenigen in 14) findet
sich, dass man, um aus der Gleichung 15) die entsprechende sph&rische
abzuleiten, nicht nnr überall die Seiten des ebenen durch die Sinus der
halben Seiten des sphärischen Vierecks zu ersetzen, sondern auch noch
auf der Rechten folgendes Glied doppelt beizufügen hat :
. , a . , 6 . , <?
0, 51»' — , svr — , suv --
' 2' 2 2
16)
sm^—. 0 , stn* — , 5f/i* —
2 2 2
6* t
. . c . . ö
51/1* — , svr — , 0 , sm^ —
2 2 2
5m«~,5llt«y, 5fll«~, 0
= I 5fw* -- 5m' — + stn* — 5m'
\ 4b i6 i
stvr — . 5m* ^ f
2 2 2/
.•<» ••« .»^ .«^
— 4 5m* — «/r — 5m' — svr — .
2 2 2 2
Vermöge 5) und 7) wird aber der Minuend dieser Differenz ;
) • f ^ • t ^' _i • 1 ^ • f ^ / . a . fl . . ^^- ^' *\«(*
{ stn* — 5f«' "-- + strr — 5m' ( 5t« — 5m — co5 s + »in — fm — C05d) i
«2 2 ' 2 2 V 2 2 ^22 / '
5m' — 5m' — stn^s + 5m* — 5m* — sm^o
2 2 2 2
, a . a . h , b' . i*
— 2 5m — 5fw — sm ^stn — coso cos s \
2 2 2 2 }
i. « . «' . ft . ^' . • . .«.«'. ^ . ^' • (*
2 Stn — 5m — 5m — svi — 5m o 5m « — 2 5m — 5m — sm — 5m — cos ocos i\
2222 2 222 '
= 4 51« ' — 5m' — stn* — 5m* — co^ (i -1- «),= 4 ««• — sm* — 51«' — 5m' - cor q
2 222^^ 2222
und der ganze Ausdruck 16) :
* — 4 sin* — stn* — 51«' — svr — stn* v ,
2 2 2 2 '
wofür auch
Van Prof. C, W. Baüb. 231
— Asin — «« — sm — sm — sttr — strr — sind stm
2 2 2 2 2 2
gesetzt werden könnte. Wird jetzt Gleichung 15) mit 2 durchdividirt und
16) nur einfach beigefügt, so stellt sich als gesuchte Beziehung zwischen
den sechs Seiten des sphärischen Vierecks folgende dar:
/ ^ / . • « . • 9 ^'\ / . • « • • "' » . • ^ . • ^' . . . ^ . • c\
0 = I sm* -- +51«" ~ 1 I — 5t;i" — sm* -- + jm« — stn* ~ + «n* — shi* — I
\2^2/\ 2 2^2 2^2 2/
+ 1 *''<* :r + '**«' — ) ( +sin* — sin* ~ — 5tw' — sin* - + «i«' — sm* — ]
\2' 2/\^ 2 2 2 2^ 2 2/
(• 2 ^ I ' t^'\ f i • t ^ . « ^' I • f ^ . t ^' . t ^ s • ^\
««' — + sur — I I + sm* ^ sm* — J- svi* ~ ^t/r 5i/«' — sm* — 1
2 2y\' 2 2^ 2 2 2 2/
17)
+
. , « . . 6' . 2 ^' . , «' . , * . t ^ • » ^ . t ^' . • *^
— sm* — sm* — sm* sin* — sm* — sm* sm* — sm* — sm* —
222 22 2 22 2
a . , 6 . ^ c ^ . , a . » «' . 1 ^ • » * • 1
— sin* — m' — sin* Asin* — m* — sin*— sin* — ^in* «.
\ 2 2 2 2 2 2 2'
Sollte der Zweck es erfordern, dass nur die Seiten ohne ti yorkttmeU)
so hätte man auf die ursprüngliche Form des Ausdruckes 16) zurückzu-
greifen. Dass beim Uebergang von der Kugel auf die Ebene Oleichnng
17) wieder in Uebereinstimmung mit 15) kommt , weil ihr letztes Glied als
eines vom achten Grade neben denen des sechsten verschwindet , i«t leicht
ersichtlich.
9. Schreiben wir jetzt vermöge der in 5. gemachten Bemerkung fol«
gende der Gleichungen an:
..«.•«' . • ^ . • fr' I . •c . m c . b , b' , c , c
sin* — *in* — = stn*r' strr — + svi* — sm* 2 sm —sm— sm — sm — cos 6
2 2 - 2 2 2 c 2 2 2 2
. . fr . • fr' , mC . , c' . , a . . a , c , c , a , a
sm* — stn* — = sttr — smr — + sm* — sm* 2sm~ sm — sm — sm — cos t
22 2 222 2222
. • c . . c' . a . « «'. . , fr . • fr' . « . fi . b , b'
strr - stn* — = sm' — sm* — + sur — strr 2sm— sm — sm ~ - stn — cos n,
2 2 2222 2 222"
so geben diese vermöge 17) :
Z' . . ö . . « «\ . fr . fr' . <? . c ,
2 1 stn* 1- stn* — \stn — stn — stn — stn - - cos o
\2^ 2)2 2 2 2
. / . . fr . ^h'\ . e , c , a . a
+ 2 1 stn* 1- strr — ) sm — stn — stn — stn — cos c
\2^ 2/2 2 2 2
. / . . <^ . ., ^'\ .«.«'. fr . fr'
+ 2 1 svr — + stn* — ]stn — stn — stn — sm— cos v
\2^ 2/2 2 2 2 '
. • ö' . • fr' . • c' . .,«'., fr . . c . • 9 ^ . » fr' . t <^
=: Am* — Stn* — sm* - + stn* stn* — stn* ^ stn* — stn* - stn* —
9 2 2 2 2 2 2'2 2 2
• . • « . • fr . • ^' I - . « " . « ^' . 1 fr • t ^' • 1
+ 51«* - strr — strr - + 4 strr — strr — strr — sin' - strr «.
2 2 2 2 2 2 2^
Die Division mit dem Product der sechs Sinus der halben Seiten giebt
nach einer nahe liegenden Umwandlung, welche vermöge 5) mit dem letz-
ten Glied vorgenommen wird :
233 Das Sehnenvicreck in der Ebene und auf der Kugel etc.
/9tn — stn — \ /sm — «« — \
\8m — stn — / \stn — tm — /
2 3 2 2
cosi
c
+ 2( fr+ -. I cos ff
c c
/»in — sin — \
\stn — sm — /
18)
2
.ö.o.c . a b , c , a b c
sm--- stn — stn — stn — stn — stn — stn — sift — sin —
2 2 22 2 22 2 2
« — ir*""" — p"' — i^ •
. a , b , c , a , b , c , a b c
stn — stn — stn — stn — stn — stn — stn — stn — sin —
22 2 222 222
. « , b . e
stn — stn — stn — /
2 2 2 c c
\ + r • rr • + 4 Stn — , sin — sin ö sin f.
^ . a , b , c 2 2
stn — stn — stn —
2 2 2
Wie diese OleichuDg rait<:=0, e = 0, 17=3 180^ in die oben flr du
Sehnenviereck angegebene übergeht, erhellt ans dem in 2. vorgekommenen
entsprechenden Uebergang fUr dan ebene Viereck.
10. Die Fläche des sphärischen Vierecks.
Bezeichnet man mit A und B die Flächen oder die in Theilen des Hslb-
messers ausgedrückten Excesse der Dreiecke (a , ö, c) und (a, ^'» c) , so ge-
ben bekannte Formeln :
a A b c ^ . b . c ... .
cos — cos — = cos — cos h sm — sm — cos (b^ r),
2 2 2 2^2 2 ^'''
b' B a c , , a , c , ^
cos — cos — =s cos — cos — + svi — stn — cos («, cu
2 2 c 2^2 2 ^'^'
O'' , A . b , c . ,^ .
cos — stn — = «« — sm — stn f 0, c),
2 2 2 2^'^*
b' . B . a , c . , .
cos — stn — = stn — stn — sm (a, c),
2 2 2 2 ^ ' '
daher, wenn mit V die Fläche des sphärischen Vierecks bezeichnet wird:
a\ b' > a' b' ( A B . A , B\
cos boS — cos =COS cos 1 cos cos ««-—«MI I
22 2 2 2\22 22/
= eos — cos — cos* H sm —-««--•««■--- co« (a,o)
2 2 2 2 2 2 ^
+ Sin — CO« — I cos — sin— cos (6, c) + cos -- jtn^cof(a,6)|
oder: 19)
a a b b' V _a ,6 % c ^ , ^c , . , / u\
Acos- cos— cos— 'COS— cos- ^=Acosr—cor — cor—+sm^--.smasmbco$(aiO)
22222 2222 ^
+ co^— . sinb sine cos (6,c) + co^— . sin a sine co«(a,<r).
2 *
Von Prof. C. W. Baür. 183
Hier wird nun :
maginh cos (a, b) = co$ c — cos a.cosb
= — 2 sin* h 2 eo«* h 2 co^ 4 co^ — co^ —
2 2 2 2 2
sin bsinc cos (fr, c) = cos a — cos b cos c
• ö. «0, .c ^ b ^ c
= 2 cor — +2 cor h 2 cosr — - — 4 cor — cor 2
2 2 2 2 2
sin a sine cos {a,c) ■= co* b' -^ cosa cos c
s=2co«* — + 2 CO** h 2coa* 4C05' — cos^ 2.
2 2 2 2 2
Dadurch nimmt Oleichnng 10) folgende einfache Gestalt an :
2 COS -z-cos — cos — cos — cos — = cor — cor 1- cor — cos^, —
22222 2 2' 2*2
e c
— sin^ — sin* — .
^j 2 2
Gleichung 7) gieht aber:
51/1* — stn* — = stn* — sm*. — + stn* — stn* —
2 2 2 2 2 2
+ .«.«'.*. fr'
2 stn — stn — stn — stn — cos ö cos t
2 2 2 2
/ h h' * •
— sin* — sin* — sin* s — *i>i* — sin* — sin* 8 ,
2 2 2 2'
oder, wenn die zwei letzten Glieder vermöge der Gleichung 5) in
fl . o' , b .fr' ...
— 2 stn — stn — stn — stn — stn o stn §
2 2 2 2
susammengezogeö werden:
stn* — stn* —
2 2
/ . a . a' . fr . fr Y ^ , a . a , b , fr' ^ ^ . . . \
= ( wi — sin— + stn— stn—) — istn—stn— stn— stn —{l — cosö cos t+stn o sm i)
\222 2/ .22 2 2^ ^
(.«.«'. . fr . fr'\* , a , a , b , b' _ «
»in — stn -4- stn — stn— ) — 4 *m— stn— stn^ stn - cor — .
22^22/ 2 2 222
Die Addition beider Seiten. der Gleichung 20) zu
giebt da]
c
. / « a , fr fr'V / . a . a' , . fr . fr'V
+ [cos -^cosj + cos - cos -J — \^stn -*««- + stn - sm -J
a a b fr'
2 CO» — CO» — cos — cos —
2 2 2 2
a a fr fr ,r .0.0. fr. fr .«
4 CO» — cos — cos — cos — cos* — = 4stn — stn — stn — stn — cos* —
22224 222 2 2
oder
'234 Das Sehnenviereck in der Ebene feto. Von Prof, C. W. Baur.
««X ö « f> b ,F . n , a , b , b ,ii
21 ) cos — cos — cos — cos — cor — =stn — $m — stn — stn — cosr —
^ 22224 2222 2
a + a+b + b' a + a — b — b' a — a+b — b'
+ cos , cos — • cos
4 4 4
«—•-«' — b + b'
. cos .
4
Die Subtraction statt der Addition liefert:
ft«x ö a b b' V , a , a , b , b' fi
22) cos — cos — cos - cos — strr — =i — sm — stn -- sm — stn - cor —
^22224 22 2 22
+ 5in . stn . stn
4 4 4
. a + a -^b — b'
. stn •
4
Beim Uebergang auf das Sehnenviereck wird — = go^, es stellen sich
also die Formeln ein, welche nach einem Citat auf S. 379 in Lecoinie,
Lefons, sur la thiorie des fonctions circulaires {Paris, Mättel-
Bachelier 1858) im XXL Band der mir im Augenblick nicht zugänglichen
Annales.de Mathematiques entwickelt sein sollen.
Wie diese Formeln auf diejenige des Simon Lhuilier führen, wenn
man eine Seite des Vierecks verschwinden lässt, liegt am Tage«
Hiermit wird man die im II. Band von Orunert^s Archiv im Jahre
1842 von Herrn Professor Dr. Strehlke aufgeworfene und in den neueren
Jahrgängen wieder mannigfaeh zur Sprache gekommene Fraga endgiltig
beantwortet finden.
X.
üeber die iweckmässigste Form der SpitzgeBchosse.-
Von W. H, VON RoüVROT,
K. S. Generallieutenant.
Die Anwendung von Spitzgeschossen bei den Feuerwaffen führte auf
die Frage, bei welcher Gestalt ihrer Spitze dergleichen Geschosse den ge-
ringsten Widerstand von der Luft erleiden , und obgleich man diese Frage
vorzugsweise auf dem Erfahrungswege zu lösen suchte, so fehlte es doch
auch nicht ganz an Bemühungen zur Lösung derselben durch die Theorie.
Zu letzteren gehört die Bearbeitung des in der Ueberschrift genannten
Problems, und kann man diesem Gegenstande atlcl^ keine grosse Bedeu-
tung für die Praxis beilegen, weil:
1) die Newtou^sche Theorie über die Grösse und'Richtung des Wider-
standes der Luft sich in der Erfahrung nicht ausreichend zeigt, und
2) die Achsen der Spitzgeschosse nicht den allm&ligen Veränderungen
der Richtung der Bewegung folgen , sondern nach und nach immer
grössere Winkel mit dieser Richtung bilden,
so führt doch die gedachte Untersuchung auf eigenthümliche Umstände,
deren Mittheilung vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein dürfte.
In dem Nachstehenden wird zu dieser Untersuchung ein rechtwinkliges
Coordinatensystem (s. umstehende Figur) benutzt, dessen Achse der y die
geometrische Achse des Geschosses ist, und dessen Anfangspunkt S von
dem Geschoss au.4 nach der Richtung der Bewegung hin liegt. Der Halb-
messer AB des mittleren cylindrischen Theiles am Geschoss sei die Ein-
heit aller Längen, und in Beziehung auf diese Maasseinheit die Geschwin-
digkeit des Geschosses t;, die Beschleunigung der Schwere g und das Ge-
wicht do»^^umeinheit Luft q. Es werde ferner smuflchst »nur im Allge-
n^einen der Widerstand W betrachtet, welcher die durch Umdrehung des
Bogens BC um die Achse der y erzeugte Fläche BCC^Bx unter den im Ein-
gang gedachten Voraussetzungen von der Luft erleidet.
Stellen hierbei SG und SH A\e Abscissen x und x + dx^ G E xkXkSi H F dAe
zugehörigen Ordinaten zweier Punkte E und F der Erzcugungscurve vor,
236 Ueber die sweckmässigste Form der SpitzgeschoBee.
S ^ D aiF
und bezeichnet man den Winkel KEF^=^^^0^ — FEI mit ^, wofäm
sogleich :
dy
t)
P
yi+7
folgt, 80 ist der Widerstand, welchen das dnrch Umdrehung YonEFtr-
seugte ringförmige Flächenelement in der Riobtnng der Bewegung erleidet:
X
COSß'
= 2a:« .dx, — . q sin* FEI = . — ; — =
2g ^ g !+/>•
dx.
Bezeichnet man daher die Coordinaten des Anfangspunktes C der Er-
zeugenden SD mit by DC mit c, und die zweite Coordinate des Endpunktes
B^ SA mit A, so ist, da ^^ = l-war:
l
itv^q r X
2)
»^=
b
+ P'
dx.
Soll W ein Kleinstes sein, so muss auch die Variation €n ^ Null
werden, und betrachtet man by c und h als gegebene unveränderliche Grö0-
sen, so kann man, bei der EntWickelang ron dJF^ dx durchgängig, und^jr
da, wo dieselbe nach theilweiser Integration ausserhalb des Integralsei-
chens vorkommt. Null gesetzt werden. »Berücksiihtigt man endlich noch,
dass allgemein:
Von W. H. VON RoüVBOY* 237
öl Xdx=lö{Xdx) und 8dy=6dy
ist, 80 ergiebt sich:
b b
b
Durch theOweise lategration erhält man :
was sich bei der Besiehang anf die festen Orensen b nnd 1 des Integrals
der obigen Bemerkung gemäss anf
b
redncirt. Da nnn dy willkürlich ist, so kann dieser Gleichnng dar durch:
Genüge geschehen, woraus, wenn A eine noch zu bestimmende Constante
bezeichnet ,
folgt. Da X und p der Natur der Aufgabe nach positive yeränderliche
Grössen sind , so muss auch u4 > 0 sein. Aus der vorstehenden Gleichung
folgt femer
und die Coordinate x wird daher sowohl fürp = a, d. h. /3 = dO® ah für
p =0, ß = 0 unendlich gross. Um dagegen den kleinsten Werth zu finden,
welchen x annehmen kann , hat man :
äp -3l^ + ='-^=0
oder l?* + fp*==l
und die emzige positive reelle Wurzel dieser Gleichung ist
1 ' t
welcher
ZeiUchrift f. Mathematik a. Physik. VI, 4. ^ 17
238 Ueber die sweckm&ssigste Form der SpitzgeBchosse.
entspricht. Es wird daher bequemer sein , zu der weiteren Untersuchung
die Constante
zn setzen , wodurch die Gleichung 3) in
^ r 16 p
=¥(''+^'+^) •
übergeht. Aud dieser Gleichung lassen sich nun in Bbzug auf die gesuchte
Curve nachstehende wichtige Folgerungen ziehen :
1. Für reelle p kann x nicht kleiner als r werden, die Curve endigt
daher allemal in einem Punkte M (s. Figur), welcher um MN=s r von der
Achse der y absteht und dessen Tangente mit der Achse den x der Winkel
j5= 30 0 bildet.
2. Da von dem |3r=30* entsprechenden Minimum aus die Grösse
sowohl bei. dem Zunehmen als bei dem Abnehmen von ß bis in das Un-
endFiche wächst, so entsprechen in der Gleichung 5) jedem ar, welches
grösser als r ist, zwei verschiedene Werthe von p und /?, nämlich der eine
grösser als p = J/| , ß = 30^ un^ der andere kleiner als J» = Ki »P = 30*.
Die Curve besteht daher in Bezimiung auf die hier allein in Betracht kom-
menden positiven x und p aus zwei Aesten MB und MB„^ welche in dem
Punkte M eine Spitze bilden. Für den einen Ast MB nehmen die Winkel
ß von SO'' an mit den Abscissen x zu, für den anderen Ast hingegen neh-
men jene Winkel von derselben Grenze 30° an bei dem Wachsen von x
fortwährend ab. Die Richtung des ersten Astes nähert sich daher mehr
und mehr der Sichtung der y und diejenige des zweiten Astes immer mehr
der Richtung der x, wie es obige Figur zeigt. Wird die Gleichung 5) anf
p reducirt, so müssen sich für jedes .r >- r zwei reelle Wurzeln finden, von
denen die eine grösser als yj dem Ast MB und die andere kleiner als J^
dem Ast MB,, entspricht. Sind endlich a*| und und p^ zwei positive Wer-
the von X und p , welche zusammen der Gleichung 5) genügen , so ist dies
auch mit — ^, und — pi der Fall. Daher liegen auch auf der Seite der
negativen x zwei Aeste der Curve, welche den Aesten MB und MB,, con-
gruent sind und durch deren Umdrehung .um die Achse der ^'dieselben
Flächen erzeugt würden, wie durch die Umdrehung der genannten Aeste.
3. Denkt man sich unter p diejenige Wurzel der Gleichung 5), welche
einem jener Aeste MB oder MB,, angehört, und bezeichnet man das Inte-
gral von pdx durch /"(r, a:), so ist für den nurgedachten Ast der Curve
. y = nr,x)-f(r,b) + c,
Von W. H. VON RoovROY. 289
weil dieser Ast durch den Punkt « 3== ft, y = c gehen soll. Inaofern aber
auch der Punkt B^ dessen Coordinaten « = 1 und y = h waren, in der
Curve liegt , hat inan noch :
6) Ä = /-(r,l)-/*(r,&)+c
und also vermittelst dieser Gleichung den Werth von r aas den gegebenen
CoDStanten 6, c und h abzuleiten. Fallen die Punkte C und B susammen,
d. h. ist 6 s=s t , so redncirt sich die gedachte Gleichung auf
Ä = c.
Wird umgekehrt h"^ c und b nicht zu klein angenommen , so muss der
Gleichung 6) auch ein reeller Werth von r entsprechen. Unter den ver-
schiedenen zulässigen Werthen von b ist auch derjenige , bei welchem der
Punkt C in den £ndpunkt M des betrachteten Curvenastes fällt und mithin
fc = r wird. Für diesen Fall aber geht die Gleichung 6) in:
Ä = /'(r,l)-/'(r,r) + c
über und diese Gleichung ^iebt stets ein reelles r, wenn, wie oben bemerkt,
k>c ist. Setzt man endlich fttr diesen Fall, welcher in dem Folgenden
vorzugsweise in das Auge zu fassen ist,
7) c==^.
mithin :
yz
so geht die Tangente des Endpunktes M der Curve durch den Coordinaten -
anfang S,
4. Denkt man sich in der Gleichung 5) r immer mehr und mehr gegen
die Grenze 0 hin abnehmend, so nähert sich die durch Umdrehung des
Bogena MB erzeugte Fläche immer mehr dem Mantel eines unendlich lan-
gen Kegels, die durch Umdrehung von MB^, gebildete Fläche hingegen
immer mehr einer auf die Richtung AS der Bewegung rechtwinkligen
£bene. Man sieht daher leicht, dass die Umdrehung des Astes MB eine
Fläche des kleinsten Widerstandes, die Umdrehung des Astes MB,, hin-
gegen eine Fläche des grössten Widerstandes erzeugt. Wir werden uns
deshalb vorzugsweise mit der näheren Untersuchung über den Ast M B zu.
beschäftigen haben, bemerken aber zugleich, dass bei der Betrachtung des
zweiten Astes ganz auf dieselbe Weise zu verfahren ist, wie in' dem Nach-
stehenden.
5. Die Linie , durch deren Umdrehung um die Achse der y die ganze
Vorderfläehe des Geschosses erzeugt werden soll, muss natürlich bis an
diese Achse selbst reichen, und da der Bogen BM in dem Punkte M en-
digt, so muss die verlangte Erzeugende von M aus nach einem anderen als
dem durch die Gleichung 5) ausgesprochenen Gesetz weiter geführt werden.
Damit aber nicht nur des bisher betrachtete Widerstand JV^ welchen die
Rotationsfläche BMM^B^ erleidet, sondern auch der Widerstand gegen die
17*
240 Ueber die zwecknftssigrte Form der Spitzgeschosse.
ganze Vorderfläche des Geschosses , in Besag auf eine gegebene L&nge der
Oeschossspitze ein Kleinstes werde , darf der Winkel ß
1) längs der ganzen Erzeugenden keine sprängweise Aendemng er-
fahren,
2) böi dem Abnehmen von x nie wieder zanehmen.
Zugleich muss aber auch der Widerstand gegen den bisher noch nicht
betrachteten Theil der Vorderfläche des Körpers, in Beziehung zu dem ge-
gebenen Halbmesser MN=:r und unter den in Betreff von ß so eben ge-
machten Beschränkungen , ein Kleinstes sein. Dies aber wird nur erreicht,
indem man von M aus der Erzeugenden die Richtung MS der Tangente des *
Cnrvenpunktes giebt , wodurch zugleich der Coordinatenanfang S die Spitze
des Geschosses und SA = h die Länge der ganzen vorderen Zuspitzung
des Körpers wird«
Analoge Betrachtungen lassen sich auch in Betreff der Fläche des
grössten Widerstandes anstellen, so dass fär diese Fläche B„MS ebenso
als Erzeugende anzunehmen ist, wie BMS für die Fläche des kleinsten
Widerstandes.
Wendet man sich nach diesen allgemeinen Betrachtungen nun zu der
specialen Discussion der Gleichung 5) und setzt man zur Abkürzung
9) 4-.f=*
SO erhält man:
oder, wenn man beide Theile zum Quadrat erhebt und alsdann ordnet,
11) o = ;t* — Ä»2 + Ä».
Diese Gleichung lässt sich nach der von Ampere angegebenen Methode
leicht auf eine Gleichung vom dritten Grade zurückführen. Sind nämlich
/i , /, , ti and /« die Wurzeln derselben , und nimmt man
12) /Är=(/, + 0 = -(^.+0
an , so ist auch noch :
<.<.'b + '.'.'4 + /i',<4 + <,'.'« = *•
oder andnrs geordnet:
13) «•'t + V4 = — [/,+/,] [', + <4] = 9»
<l<i['.+ '4] + '.'4 ['.+'.] = **,
d.i.
14) (^^-v.) = -^.
Erhebt man nun in 13) nnd 14) beide Theile zum Qnadrat nnd ciebt man
die Ergebnisse von einander ab , so kommt
Von W. H. VON RoüVROY. 24 t
9
oder, da der erste Theil dieser Gleichung anch 4 Ar* ist, nach gehörigem
Ordnen
Die einzige mögliche Wurzel dieser Gleichung ist nach der Card aussehen
Regel:
256 «c'
oder wenn für Ar* sein Werth — . -j und zur Abkürzung
16) \' = \\}^l + /^ + f^-/^]
gesetzt wird:
17) ^-oW*-
Um endlich die Wurzeln der Gleichung 11) zu finden, erhält man durch
Addition und Subtraction von 13) und 14) :
18)
Ans No« 12) folgt aber auch:
('i + ',)* = V nnd (/, + g« = ^
und nach dem Abziehen der vorher mit 2 multiplicirten Gleichungen 18)
Verbindet man endtich diese Gleichungen nach vorheriger Ausziehung der
Quadratwurzeln aus ihren beiden Theilen mit der Gleichung 12), so kommt :
242 üeber die zweckmässigste Fonn der Spitzgeschoese.
Den Gleichungen 16) und 17) zu Folge sind ip und 9 stets positiv, und mit-
hin L und L imaginär. Es bleiben daher für z = 5-^ nur die zwei Wer-
• " cos p
the /| und /^ , von denen der grössere auch dem grösseren ß , mithin dem
Curvenast MB und der kleinere dem anderen Ast angehört. Man hat daher
das obere Zeichen auf die Fläche des kleinsten Widerstandes und das un-
tere Zeichen auf die Fläche des grössten Widerstandes bezogen :
oder wenn für 9 sein Werth aus No. 17) und wieder A* = \y -j gesetzt wird:
Aus dieser Gleichung kann , ohne vorherige Bestimmung der Constante r,
mithin ganz im Allgemeinen , zu jedem beliebigen — der entsprechende
Neigungswinkel ß gegen die Richtung der x berechnet werden. Um aber
anch-^ als Function von — zu erhalten, mttsste die Gleichung 19) aufp
dx
reducirt, mit — multiplicirt und sodann integrirt werden; allein diese In-
tegration würde so schwierig und das Ergebniss derselben selbst im gfin-
stigsten Falle ein so verwickelter Ausdruck für — sein , dasa es zweck-
r
massiger erscheint, von der Aufsuchung einer solchen directen Relation
zwischen — und — abzusehen und beide Grössen als Functionen von ß
r r '^
auszudrücken. Auch wird es zur Abkürzung und Verallgemeinerung die-
ser Rechnung gereichen, wenn die Coordinaten der Curvenpunkte in einem
3 T/3
Maass ausgedrückt werden , dessen Einheit — — r ist, indem man die neuen
lö
Coordinaten
20) i "3/3*-r
einführt. Dadurch verwandelt sich die Gleichung 5) in
21) ^-=^1 + ^ =-.4-5-,, oder
und hieraus folgt :
X=f^ + 2p+j
Von W. H. VON RoüVBOY, 243
dX=(zp* + 2-^y)dp
Ferner ist aber — - = -^ =p und mithin
dJC ü»
dY=(dp* + 2p — —^dp.
T=ip' + p* — logp + B.
Zar Bestimmung der Const^nte B dient der Umstand, daas die Qurve durch
den Punkt M geht , für welchen
ist. Man hat daher
^=^ + i + 'o|7/3+^ oder
5 = ~ — % j/8 = 0,811806
und mithin
22) F = I p* + p« — % p + 0,811805
= I tan^ ß + tang^ ß — log tang ß + 0,811805.
Endlich folgt aus den Gleichungen 21) und 22)
■^ = ^ = sinß cos^ß [| ian^ß + ian^ß — log tangß + 0,811805],
oder, da die Curve durch den Punkt B gehen soll, dessen Coördinaten
XF = 1 und y = h waren , und insofern das diesem Punkt entsprechende ß
mit ßi bezeichnet wird ,
23) h = sinß^'co^ß^ [} tan^ß^ + ianfß, — log iangß^ + 0,811805].
Würde ans dieser Gleichung ß^ bestimmt, so ist dann der Gleichung 5) ge-
idSbs , in Bezug auf die Abscisse x^=l des Punktes B
mithin :
^ — "l6 "^ ' sinß.co^ß,'
I A
r = - sin ft co^ ft = 3,0792 sin ß^ cofßi
zyz
24) < o: = ^i^ rX=X sinß, cos^ß,
16
^ 1A
16 '^
Kann nun auch die Gleichung 23) nicht auf eine einfache Function des
Winkels ft reducirt und dadurch dieser Winkel direct bestimmt werden, so
Ittsst sich doch durch Berechnung von X und Y für einige schicklich ge-
wählte ß leicht ein solcher Winkel /?, finden , für welchen das h in Glei-
chung 23) der beabsichtigten Länge der Geschossspitze so nahe kommt,
244 Ueber die zweckmässigste Fonn der SpitzgeschosBe.
als man es für nothwendig erachtet. Behält man dann dieses ß^ und h fär
die Construction des Geschosses vom Halbmesser AB = i hei^ so ist smßi
cos^ßi die Einheit der Maasse, in welchen die durch die Gleichungen 21)
und 22) bestimmte Erzeugende zur Construction der Geschossspitze nach
den nurgenannten Gleichungen aufgetragen werden muss. Uebrigens geben
die Gleichungen 21) und 22) sowohl den Ast MB als den Ast MB,, der
Curve, je nachdem man in diesen Gleichungen die Winkel ß grösser oder
kleiner als 30^ annimmt. Für den Punkt if , in welchem beide Aeste zu-
sammentreffen , hat man zuvörderst
1 16
• ^ = . ^^fl — x^rnr =--^== 3,0792
und , wie bereits oben bemerkt ,
-='f
Um aber ein mehr in die Augen fallendes Bild der Curven zu geben, mö-
gen hier noch nachstehende für dieselben berechnete J[ und F folgen :
l) In dem Aste MB ist:
für /} = 4öS X= 4 F= 2,5618
„ /} = 60S -r= 9 2376 F= 10,0125
„ /J = 66«, X'= 16,2679 7 = 24,1339
„ ß = 70^ X =s 26,5986 F = 50,0865
2) In dem Aste MB,, ist:
für /J = 20«, 2^ = 3,5236 F = 1,9681
„ ß = lb\X= 4,2089 F= 2,2044
,, ß= 1«, ^ = 57,3249 F=: 4,8602,
Es bleibt nun noch übrig, den Widerstand zu. bestimmen , welchen das
ganze Geschoss durch die Luft erleidet* Den Widerstand gegen die Ro«
tationsfläche BMM^B^ giebt die Gleichung 2), wenn r für die Grenze b ge-
schrieben wird , nämlich :
Der Widerstand, welchen der Kegel MS Mi zu erleiden hat, sei fF, und
wird durch
gegeben. Der Widerstand gegen die gesammte Vorderflftche des Gesdios-
ses d. i, fV+ fF, sei TT,,.
Um nun zuvörderst TF zu bestimmen , hat man nach der Qleichnng 5)
16 p
Von W. H. VON RouvKOY. 245
und
'*-=-il-'-k+^-^]''^-
Führt man dies in No. 25) ein, so gehen zugleich die Grenzen in ten^30^=^
nnd tang ß^ üher und man erhält demnach
iangß^
n
Bemerkt man, dass nach den Gleichungen 24)
ist, nnd setzt man zur Abkürzung:
26) '^sirfß.eo^ß.^N,
so wird
und
iangß^
>-„= iv[v +y [3p'+5p-i + i] dp]
= JV [l toV A + I to«fl^A + 2la!ifß, + ^""^ '"""^ '^^ + 1,68819] .
Y
Wird z. B. ft = 66®, mithin die Länge der Geschossspitze ä= ~== 1,4836
Halbmesser des Geschosses angenommen, so beträgt der Widerstand, wel-
chen es nach den Formeln 26) und 27) von der Luft zu erleiden hat,
0,12058 , d. i. also 0,25910 Mal so viel als der Widerstand gegen einen
9
Cjlinder und 0,51852 Mal so viel als der Widerstand gegen eine Kugel von
gleichem Halbmesser. Da nun überdies Spitzgeschosse durchschnittlich
2 bis 2Ve Mal so schwer als kugelförmige Geschosse von gleichem Durch*
messer sind, so ist die Einwirkung der' Luft auf die Bewegung eines Ge-
schosses mit der hier betrachteten Spitzenconstruction nur ^ — ^ derselben
Einwirkung gegen ein kugelförmiges Geschoss von gleichem Durchmesser«
Um sieh ein ungefähres Bild von Wichtigkeit ein^s solchen Unterschiedes
zu machen, genügt es, wenn man die Bewegung der Geschosse als einQ
geradlinige betrachtet. Bezeichnet dann V die anfängliche Geschwindig-
keit , V die Geschwindigkeit nach Zurüeklegung des Kaumes s und m eine
von dem Widerstand der Luft abhängige ConstantCf so ist
V
246 Elektrische Untersuchungen.
und wenn alle Entfernungen in Dresdner Ellen ausgedruckt sind , m fär
eine 6pfünd. eiserne Kugel mindestens 0,000d, fUr ein Spitzgeschoss von der
hetrachteten Form und gleichem Durchmesser wie die Kugel , also höch-
stens 0^00015. Behält man diese Zahlen hei, so beträgt nach der Zurück*
legung von 4000 Ellen die Geschwindigkeit v der Kugel nur 0,0007 der an-
fänglichen Geschwindigkeit F, bei dem Spitzgeschoss hingegen v noch
0,548 V.
XI.
Elektrische Untersuchungen.
Von Prof. Dr, F. Dellmann
zu Kreuznach a. R.
I. Ueber den Ursprung der Luftelektricität.
Die früheren Ansichten über diesen Gegenstand , welche man am voll-
ständigsten dargestellt findet in der im Jahre 1843 von der Brüsseler Akade-
mie gekrönten Preisschrift von Duprez: y,Memoire sur Vilectricüi de fair^^j
verdienen keine Beachtung mehr; selbst die Po uille tische Hypothese ist
von Riess und Reich widerlegt. Nur auf die beiden neuesten müssen
wir hier eingehen.
Von diesen ist die erste von Peltier dem Vater in den Compt.rettä*XIl^
pag, 307 zuerst ausgesprochen , später durch einen Brief seines Sohnes an
Quetelet weiter verbreitet und von Prof. Lamont in München, auch in
der kosmischen Physik von Prof. Müller noch in der neuesten Auflage
dieses Werkes vertheidigt worden. Nach dieser Ansicht giebt es keine
Luft-, sondern nur eine permanente Erdelektricitfit, welche — Elektricitfit
sein soll , wogegen dem Welträume + Elektricität beigelegt wird. Wie
aber ohne materiellen Träger der Weltraum elektrisch sein könne ^ das
sagt uns keiner der Vertheidiger dieser Ansicht. Dieser reinen Hypothese
muss aber besonders widersprochen werden, weil sie ganz entschiedene
Facta leugnet und falsche behauptet. In meinem Aufsätze über Luftelek-
tricität (Pogg. Annalen, Bd. 80, S. 280) habe ich bereits gesagt, daas die
Zahlen, aaf welche der jüngere Peltier uoh stützt, falsch sind; das Ver-
hältniss der Luftelektricität des Januar zu der des Juni ist nach den spä-
teren Angaben Quetelet's in Brüssel nicht das von 605 : 47 oder ungeHihr
13: 1, sondern nahe 3:1, und damit ist das Hauptargument. des jüngeren
Von Prof. Dr. F. Dellmann. 247
PeUier veniichtet.' £]q zweites falsches Factnm ist das, dass die Luft-
elektrieität keinen Körper durch Mittheilnng lade.
Es wird demnach Jemand, welcher dem Ursprünge der Lnftelektrioi*
tat auf die Spnr kommen will , ennäehst ihr Dasein beweisen müssen. Das»
die Beobacfatungs weise Peltier^s dies nicht vermochte, ergiebt sich ans dem
Erfolge, den sie hervorgernfen ; sie hat sich aber dadurch selbst gerichtet.
Gewiss hat Riess Kecht, wenn er in seinem berühmten Werke über Rei-
bangselektricität im 2. Bande , S. &15 sagt: „Besser ist es, das Elektroskop
in einem geschützten Ranme stehen zu lassen, und den zam Auffangen be*-
stimmten Theil an einem besondern Stiele zn isoliren/^ Dass meine Ein-
richtnng nnd dieser Rath ganz nnabhftngig von einander sind, ergiebt sich
daraas , dass das genannte Werk von Riess and der obige Anfs&tz von mir,
in welchem ich übrigens bereits die Reßultate meiner Beobachtungen von
1852 mittheile , gleichzeitig erschienen» Meine Art zu experimentiren möge
sich nun noch dnrcfa foIgMide Versuche rechtfertigen, durch welche ich
Herrn Prof. Müller zur Untreue gegen die von ihm adoptirte Hypothese z«
verleiten hoffe.
Wenn ich meine isolirte Kugel bis über das Dach des Hauses hebe
und sie oben eine Weile stehen lasse , ohne sie vorher ableitend berührt zn
haben; dann wieder, ebenfalls ohne sie berührt zu haben, herunter hole;
so zeigt sie sich elektrisch, aber ihre Elektricität ist die entgegengesetzte
TOQ derjenigen , welche sie herunter bringt , wenn sie üben ableitend be-
rührt worden. Die Kugel muss ohne Berührung im Durchschnitt eine
balbe Stande oben stehen bleiben, bis sie ihre volle Ladung hat, welche
dann aber meist etwas grösser ist, als diejenige, welche sie bei gewöhn^
lieber Ladung mit der entgegengesetzten Elektricität erhält. Da sage ich
nan, sie iat elektrisirt worden durch Mittheilung, nämlich wenn sie ohne
Berührupg oben eine halbe Stunde gestanden hat. Herr Prof. Müller wird
vielleicht sagen, die Erdelektrieität wirke vertheilend auf die Kugel, binde
die entgegengesetzte in ihr, die + Elektricität, da sie selbst — Elektricität
sein soll, und stosse die — Elektricität der Kugel ab, welche sich also in
die Luft zerstreue. Nachher bringe die Kugel die gebunden- gewesene
+ Elektricität als freie + Elektricität in das Zimmer. Aber kann die
— Elektricität der Erde aus so grosser Entfernung eine grössere + Elek"
tricität binden, als sie selbst ist, noch dazu, wenn sie durch das Hinauf-
strömen in die Kugel in dieser eine Verdichtnag erleidet?
Femer: Wenn die isolirte Kugel gehoben und oben nicht ableitend
berührt wird , so bringt sie eine geringere Menge aus kleinerer , eine grös-
sere aus grösserer Höhe herunter. Hier müsste nun nach der Hypothese
von der Erdelektrieität gerade das Entgegengesetzte stattfinden.
Weiter untQn anzugebende Thatsachen stimmen mit der Hypothese
von der Erdelektrieität, welche in einer permanenten Schicht die EiMlober-
fläche umgeben, zaweilen ab^ auch auf die äuaaere Oberfläche der Wolken-
248 Elektrische Untersnchangen.
hülle steigen soll , ebensowenig tiberein. Fände diese Strdmnng der Erd*
elektricität auf die äussere Wolkenoberfläche statt, so müsste die Luft sich
weit häufiger nnelektrisch zeigen, als es der Fall ist. Dass aber die Erde
el^trisch wird dnrch Influenz, sowohl durch Influenz der Luft- als der
Wolkenelektrieität, versteht sich von selbst* Es ist von mir noch folgen-
der Versuch gemacht worden:
Eine 5 zöllige Kupfer- und eine ebenso grosse Zinkplatte wurden im
Freien fast unter der Stelle, wo täglich meine Kugel gehoben wird, aaf
den Erdboden gelegt. Auf iie Kupferplatte wurde eine 3 zöllige Kupfer-
platte mit Lackstiel gestellt, auf die Zinkplatte eine ebenfalls 3 zöllige Ziok-
platte mit isolirender Handhabe. Es wurde ein Elektroskop genonmen
zur Untersuchung, welches so empflndlich war, dass es die — Elektrieitit
eines auf Zink gestellten Pfennings deutlich zeigte; aber die von ilirer
Unterlage isolirt abgehobene Kupferplatte zeigte nichts, die ZinkplaUe
sehr schwache — Elektricität, weil diese Platte nicht frisch abgefeilt war,
die Unterlage aber doch. Dann wurde gleich nach diesem Versuefae znr
Ladung der isolirten Kugel ohne Berührung geschritten. Die Kugel zeigte^
nachdem sie etwa eine halbe Stunde in geringerer Höhe gestanden , 30*
Aussehlag an meinem Elektrometer mit ziemlich dickem Olasfaden, und
nachdem sie einige Fuss höher gehoben und abermals unberührt eine halbe
Stunde gestanden, S4® Ausschlag. Sie hatte also in der geringeren HShe
eine Ladung erhalten, wie sie dieselbe von einer Zink -Kupfer -Säule ton
100,5, in der grösseren Höhe eine Ladung derselben Säule von 118,8 Ele-
menten erhalten haben würde. Wie kann denn nun hier von einer Inflaeni
von Seiten der Erdelektricität die Rede sein?
Becquerel der Vater hat im Jahre 1856 in den CompL rend, XLlll
pag. 1101 ff. Untersuchungen über die Elektricität der Lufb und der Erde be-
kannt gemacht, welche ich im 12. Jahrgange der von der Berliner physi-
kalischen Gesellschaft herausgegebenen Fortschritte der Physik besprochen
habe. Unter den Elektricitätsquelien, welche beständig Elektricität an die
Luft abgeben , sind nach Becquerers Versuchen besonders die folgendeD
zu nennen : .
a) Die Ausströmung von Sauerstoff und Kohlensäure aus Pflanzen-
blättern (+ Elektricität) ;
b) die Berührung des Landes und Wassers, wobei beide natürlich ent-
gegengesetzt elektrisch werden ; beide Elektricitäteu gehen dnrch Dämpfe
in die Atmosphäre;
c) die Zersetzung organischer Stoffe;
d) die Berührung kalter und warmer Gewässer.
Die Kesultante aller Elektricitäts-Entwickelnngen ist nach Becquerel
bei heiterem Himmel ein Vorherrschen der + Elektricität. In den Polar-
zonen ist die Seltenheit der Gewitter eine Folge der geringen Verdunstung
und der kleinen Zahl natürlicher Elektricitätsquelien , wie denn aus den
Von Prof. Dr, R Dbllmann. 249
entgegengesetzten Ghrfinden in der Tropenzone der Gegensatz stattfindet«
Ebenso geht nach seiner Ansicht die Seltenheit der Gewitter auf offener
See und die geringere Zahl derselben im Inneren der Continente aas den-
selben Gründen hervor.
Diese Theorie hat zwei Mängel; sie erklärt nur einen Theil der Er-
scheinungen und enthält eine anerwiesene Voraussetzung. Sie erklärt nicht
die grösser^ Luftelektricität im Winter, ja diese spricht offenbar gegen sie.
Die nnerwiesene. Voraussetzung ist die, dass man die Luftelektricität als
Quelle der Wolken- und Gewitterelektricität ansehen müsse, da doeh die
schnelle Entwickelang der Gewitterelektricität mehr für eine selbststän-
dige Erzeugung derselben in den Gewitterwolken spricht.
Der Ursprung der Luftelektricität ist nach unseren jetzigen Kennt-
nissen da zu suchen y wo alle meteorologischen Erscheinungen entstehen,
nHmlieh in der Erwärmung der Erdoberfläche durch die Sonne. Die Haupt-
sätze dieser Ansicht würden etwa so zu formuliren sein :
1) Die Erdoberfläche sowohl, als auch die luftförmige ErdhüUe , die
Atmosphäre , sind fast überall und immer elektrisch; die Atmosphäre aber»
als der beweglichste und deshalb in seinem Zustande veränderlichste Theil
der Erde, am meisten. Die Erdoberfläche wird es erst durch Lifiuena der
Atmosphäre. Deshalb ist auch der elektrische Zustand der Erdoberfläche
bedeutend schwächer, als der der Atmosphäre, meist so schwach, dass er
gar nicht oder doch nur mit den empfindlichsten Instrumenten wahrgenom-
men werden kann. An und für sich muss also die Erdoberfläche als un-
elektrisch betraehtet werden.
2) Die Summe der Luftelektricität in der ganzen Atmosphäre ist Null.
Diese Summe tritt also in Summanden auf mit entgegengesetzten Vorzei-
chen. Also im Grossen und Ganzen ist weder Erdoberfläche noch Atmo-
sphäre elektrisch.
3) Die Ursache , welche ursprünglich die Atmosphäre aus dem unelek-
trkcben Zustande herausbringt, ist die Erwärmung der Erde durch die
Sonne. Die Wirkung tritt natürlich am kräftigsten hervor, wo die Ursache
am thätigsten ist, nämlich in der Tropenzone. Man weiss, wie die Wärme
die Entwickelnng der — Elektricität begünstigt. In der Tropenzone ist
die erwärmte aufsteigende Luft — elektrisch. Durch diese ursprüngliche
Einwirkung der Sonne ist aber nothwendig eine sekundäre gesetzt, da ein
einseitiges Aufheben des ursprünglichen elektrischen Gleichgewichts der
Atmosphäre nicht möglich ist. Der entgegengesetzte Pol der durch die
Sonne polarisch - elektrisch gewordenen Atmosphäre tritt in den gemässig-
ten und kalten Zonen hervor. Die ganze Atmosphäre spaltet sich danach
in drei Regionen, in die mittlere überwiegend —-elektrische, welche auf
einer jeden Seite von einer kleineren überwiegend + elektrischen begrenzt
wird.' Natürlich treten die Gegensätze nur allmälig hervor. Also die
— Elektricität der heissen Zone ist in der Mitte am stärksten, wird allmälig
250 Elektrische Urvtersuchnngen.
nach den Polen hin zn Nnll, tritt dann allmälig in den Gegenaats, in
+ Elektricitttt über, und die + Elektricität nimmt nach den Polen hin im-
mer mehr zn, so dass sie sich stellenweise unter besondecs günstigen Be-
dingungen in die obere Atmosphäre als Nord- oder SüdUcht entladet.
Diese Theorie enthält 1) keinen Widerspruch in sich selbst, 2) keinen
Widerspruch gegen die Gesetze der Wissenschaft, 3) stimmt sie mit der
Erfahrung ttberein.
Sie enthält nicht nur keinefi Widerspruch in sich selbst, soodem bil-
det yielmehr ein harmonisches Ganze. Wenn auch noch unerwiesene Sätze
in derselben yorkommen, so widerstreiten diese' nicht den erwiesenen, sie
schliessen sich diesen yielmehr so an , dass eine organische Einheit daraus
entsteht. Ein unerwiesener Satz , könnte man sagen , sei der , dass in der
Tropenzone die aufsteigende Luft — elektrisch ist. Es werden aber nach-
her Thatsachen angeführt werden , welche sich schwerlich anders erklären
lassen, als durch diese Annahme. Der Mangel an genügenden Beobach-
tungen auf diesem Gebiete hat in der Wissenschaft Lücken gelassen, wei-
che einstweilen nur durch Combination auszufüllen sind.
Einen Widerspruch gegen die Gesetze der Wissenschaft könnte man
in der Behauptung finden, dass Wärme die atmosphärische Luft in einen
statisch elektrischen Zustand yersetze. Hier ist denn zunächst an das an
erinnern, was Becquerel durch Versuche ermittelte und was oben unter d)
ausgesprochen ist. Der Satz soll auch keineswegs in dem Sinne gedacht
werden , dass diese Elektrisation unmittelbar stattfinde. Nehmen wir a. B.
das, was Becquerel über die gegenseitige Einwirkung des Landes and
Wassers sagt: „Zahlreiche Versuche haben bewiesen, dass das Land +elek-
trisch ist in seiner Berührung mit süssem oder mit Meerwasser, das Wasser
aber — elektrisch , und das Meerwasser etwa 2,4 Mal so stark als süsses."
Wenn er dann oben unter b) sagt, dass beide Elektricitäten in die LuA
gehen, so ist das eine unwahrscheinliche Hypothese ; wahrscheinlich ist
es nur yon der — Elektricität des Wassers, besonders des Meeres. Da
aber das Meer in der Tropenzone am stärksten yerdunstet, so wird auch
dort der aufsteigende Strom — elektrisch sein müssen. Es soll also blos
die Wärme bei der Elektrisirung der Atmosphäre als primäre Ursache ge-
dacht werden. Ferner stimmt die Behauptung yollständig mit den Kennt-
nissen , welche wir über Heryorrufung der Elektricität z. B. durch Reibung
besitzen, wo die Wärme unter allen Umständen das Heryortreten der
— Elektricität begünstigt.
Die Behauptung , dass in der Tropenzone die Luft — elektrisch sei,
ist so sehr im Einklänge mit bekannten Resultaten , dass man fast behaup-
ten kann, es müsse so sein. Denn wenn bei uns im Sommer die Elektrici-
tät der Luft bedeutend schwächer ist, als im Winter; wenn ferner in wär-
meren Jahren, wie ich das durch meine Beobachtungen der Jahre 1857 ond
1858 gezeigt, die Luftelektricität bedeutend geringer ist, ab in kälteren,
Von Prof. Dr. F. Dbllmann. 25t
80 wird man behaupten dürfen , dass das , was sich an einem nnd demselben
Orte in versehiedenen Zeiten darstellt, sich anch im Ranme in entsprechen-
der Weise finden müsse unter Bedingungen, deren Verschiedenheiten jenen
an einem und demselben Orte entsprechen. Sowie also bei uns nach dem
Sommer hin die Lnftelektricität sich mindert, wird sie auch bei der An*
nfiherung zum Aequator hin sich mitidern , und da wir bei dieser Annähe-
rnng endlich die Grense unseres Sommers überschreiten, wird sie auch
noch tiefer herunter gehen und endlich in den Gegensatz übersehlagen.
Dass die elektrischen Gegensätze in der Atmosphäre nicht schroff sich
abschneiden, sonder« allmälig in einander übergehen, stimmt ganz mit be-
kannten Sätzen der Vertheilungslehre überein. Und wenn diese Sätze nur
noch mit grösserer Sicherheit für isolirte Leiter nachgewiesen sind, so
müssen wir bedenken , dass von diesen zu den Isolatoren ein allroäliger
Uebergang stattfindet; besonders aber, dass unsere festen Isolatoren in
dieser Beziehung mit Luftmassen , deren Moleküle die grösste Beweglich-
keit haben , nicht verglichen werden können.
Was für den ausgesprochenen Ursprung der Lufteiektricität besonders
spricht, das ist die genaue Einfügung der elektrischen Erscheinungen der
Atmosphäre in den Gesammtorganismus der meteoroligischen Phänomene,
wie dieser in Arbeiten von Dove und mir über den Zusammenhang der
Witterangserscheinungen nachgewiesen wurde. Wenn aber sämmtliche
Phänomene der Atmosphäre , soweit wir sie zur Witterung rechnen , in der
WSrmevertheilung auf der Erde ihren Ursprung haben , so muss es auch
von den Erscheinungen gelten, welche ihren gesetzmässigen Verlauf mit
den übrigen theilen.
Wir kommen jetzt zu den Erfahrungen, welche für die aufgestellte
Theorie sprechen. Hierher gehört zuerst das Factum, dass sieh die Lnft-
elektricität mit der Höhe steigert. Nach den Erörterungen über die Peltier'-
sche Hypothese wird es wohl erlaubt sein , namentlich in Beziehung auf
den Versuch von der Ladung einer isolirten Kugel ohne Berührung, den
Satz auszusprechen , dass die Luft an die Erde Elektricität abgiebt. Denn
wenn sie hier offenbar der Kugel Elektricität mittheilt, warum nicht auch
der Erdoberfläche? Je mehr sie aber abgiebt, desto weniger behält sie.
Dashalb sind die unteren Luftschichten schwächer elektrisch, weil sie
schon häufiger mit der Erde in Berührung, gekommen sind. Wir werden
weiter unten sehen, wie eine dicke Schneedecke auch vor dieser Abgabe
schützen kann. Femer erkennen wir daraus die Nothwendtgkeit der Be-
achtung der practischen Kegel für Beobachter der Lnftelektricität, mit
ihrem Apparate über die benachbarten Häuser hinaufzugehen. Ebenfalls
ersieht man daraus, warum in den Wohnungen keine Elektricität sich zei«
gen kann. Hier wird nun auch die Influenz mitwirken , indem diese auf
der äusseren Oberfläche des Hauses eine sehr schwache Schicht Elektrici-
tät hervorruft, welche der Luftelektricität entgegengesetzt ist.
252 Elektrische Untereuchnngen.
Ueber die Zonen der ElektricitSt in den Regen- und Gewitterwolken
giebt es mehrfache sichere Erfahrungen. Prof. Müller führt solche an auf
S. 433 der 1. Auflage seiner kosmischen Physik; Crosse hat diese Beob-
aehtungen gemacht. Ferner ist eine Reihe von Beobachtungen darfiber
gemacht auf dem Observatorium des Vesuvs vonPalmieri (s. Berl. Ber.
.X, S. 644), ebenso von Noath (s. Berl. Berichte XI, S. 594), und endlich
von mir (s. Pogg. Annalen, Bd. 103, S. 166 ff.). Es blieb aber nach diesen
Erfahrungen noch die Frage zu beantworten übrig : Giebt es nachweislich
auch in der Luft ohne Wolken solche Schichten mit entgegengesetzten
Elektricitäten ? Die bisherige Erfahrung sagte: nein. Und ich selbst hatte
bei heiterem Himmel die Luft stets + elektrisch gefunden. Im letxten
Winter aber, am 2. und 15. Januar, habe ich Gelegenheit gehabt. Stunden
lang beim heitersten Himmel — Elektricität zu beobachten. Die Umstünde
sind für den Ursprung der Lnftelektricität von solcher Wichtigkeit, dam
ich die Erscheinungen genau beschreiben muss.
Am 2. Januar war der Himmel Morgens frtth schon heiter, nachdem
er mehrere Wochen bedeckt gewesen. Als die Luftelektricitit gemessen
wurde, zeigte die Atmosphäre sich ziemlich stark — elektrisch. Nach
einer Stunde war der Zustand nach Quantität und Qualität genau derselbe.
Wegen der Seltenheit wurde die Erscheinung genauer beobachtet, um
den ganzen Verlauf überblicken zu können , müssen wir auf den vorher-
gehenden Tag zurücksehen.
Am 1. Januar Morgens früh war die Luft ziemlich stark 4* elektrisch ;
es fielen Schlössen, welche wohl den stärker elektrischen Zustand hervor-
riefen. Gegen 10 Uhr gingen die Schlössen in Schneeflocken über, und es
schneite nun ununterbrochen so stark, dass bis Abends 7 Uhr etwa 120
Kubikzoll Wasser als Schnee auf den Quadratfuss gefallen war; also 10*^
Höhe, etwa y,« der jährlichen hiesigen Regenhöhe. Um 10 Uhr Abends
fielen nur noch wenige feine Schlössen ; es ist also wahrscheinlich , dass
bald nach 10 Uhr der Schneefall aufhörte , wofür auch das anderen Mor-
gens gemessene Quantum spricht, welches nur noch 18,20 KnbikzoU Was-
ser betrug. Morgens um 3 Uhr am 2. Januar ist der Himmel schon heiter
gesehen worden.
Somit war die — Elektricität am 2. Morgens bei ganz heiterem Himmel
eine höchst ungewöhnliche Erscheinung. Es wurde anfangs vermnthet,
sie könne daher kommen , dass die grosse Masse gefallenen Schnees , wel*
eher nach häufig gemachten Erfahrungen öfter stark — elektrisch ist, seine
— Elektricität noch besitze und von unten auf den Sammelapparat wirke,
in diesem die + Elektricität während der Ladung binde , so dass diese als
freie -1- Elektricität herunter gebracht werde. Diese Ansicht war leicht zu
prüfen. War die Voraussetzung gegründet, so musste die + Elektricität,
welche die Sammelkugel herunter brachte, mit der Annäherang an den
Boden wachsen. Es wurde a)so die Kugel in verschiedenen H&hea geladen.
Von Prof. Dr. F. DellmANn, 258
Sie Beigte eich swar mmer 4*olektrisch, a^t, wie gewöhnlich, mit sn-
nehmender Höhe stärker. Also war die VoraiissetBQng fabah«
Nachdem die Luft einige Standen eonstant das Qnantum — - 250,7 ge«
seigt hatte , fing es , wie e» in dieser Jahres - und Tfigesaeit gewöhnlich ist,
swisehen 0 und 10 Uhr za steigen an; um 10 Uhr betrag es — 2^,0; um
11 Uhr — 635,^4 um 12 Uhr war ein Zurückgehen bemerkbar, das Quantum
betrag nur noch •—403,1; um 1 Uhr — 157,7; um 2 Uhr wieder + 238,4; um
5 Uhr +671,5; um 7 Uhr sogar + 1060,7. Dabei war den ganxen Tag kein
Wölkchen am Himmel zu sehen gewesen. Die Wärme, betrug Morgens
^ 9^5, NachmitUgs — 6^4, Abends 10 Uhr — 13^4. Gegen Abend ent-
wickelte sich etwas Nebel , welcher aber die starke Steigerung der + Elek-
trieität nicht erklärt, da sonst ein so grosses Quantum, welches ohnehin
sehr selten ist, nur hei sehr starkem Nebel vorkommt. Der Himmel blieb
die ganae Nacht vom 2. auf den 3. heiter. Am 3. Nachmittags 2 Uhr war
die +Elektricität sogar bis ^auf 1230,0 gestiegen, obgleich der Nebel unbe-
deatend war. Ein solches Quantum kommt sonst nur bei Gewittern vor.
Als ich. ein. paar Tage später erfuhr , dass es am 1. Januar an der Saar
nicht geschneit, sondern stark geregnet habe, brachte ich die Erscheinung
gleich in Zusammenhang mit awei entgegengesetzten Luftströmen, an deren
Grenze wir uns also in Kreusnach befunden hatten. Der Gegensatz der
LoftBtröme sprach sich auch in der grossen Verschiedenheit der mittleren
Wärme beider Tage aus. Am 1. war sie -*-2^07, am 2. aber --^0<*, 73 R.
Die Windrichtung war an beiden Tagen NO. 0£fenbar musste durch den
Oegensata der Luftströme auch der starke Schneefall entstanden sein. Die
Grenze der beiden Luftströme hatte sich am 1. Januar zwischen Nahe und
8aar hindurchgezc^n , und da wir am 2. heiteres Wetter und viel bedeu-
tendere Kälte hatt^, so befanden wir uns an diesem Tage entschieden im
Polarstrome, also war die Grenze nach Westen gerückt.
Am 15. Januar wiederholte sieh die Erscheinung vom 2. in noch auf-
falleaderer Weise. Die erste Messung ergab bei ganz bedecktem Himmel,
schwachem Nebel, NO -Wind und 7^57 Wärme das Eiektricit&tsquantum
— 170,4. Der Himmel wurde bald ganz heiter und blieb es auch den gan«
zen Tag. Nac^imittags 2 Uhr war bei ganz heiterem Himmel das Quantum
der Laftelektricität — 345,8. Um 5 Uhr war es wieder +42,5; um 0 Uhr
— 258,7 bei zweimaliger Messung genau übereinstimmend ; um 6 Uhr 40 Mi-
nuten wieder + 145,1 , und das positive Quantum stieg jetzt bei wiederhol-
ten Meesungen der Art, dass es bei der zehnten Messung um 7 Uhr 10 Min.
+ 332,1 betrug. • Um 10 Uhr war es nur noch 188,0.
Am 10* war der Himmel Morgens noch heiter, der Wind wieder NO,
die Kälte etwas- grösser, nämlich 10^,73, der Nebel nur schwach. Das erste
El^tricitätsqua&tum war +118,8. Um 0 Uhr war es schon auf 025,0, um
0 Uhr 10 Min. sogar auf 757,0 gestiegen; um 10 Uhr war es wieder 572,5;
um 11 Uhr 407,9; um 12 Uhr 424,1 ; um 2 Uhr wieder 500,0. Abends 10 Uhr
Zeitschrift f. Mathematik a. Physik. VI, 4. 18
264 Elektrische üntersucliniigen.
220,2. Der Himmel bedeckte sieb allmilig an diesem Tage; Nachmittags
2 Uhr war swar die Himmelbedecknng nur 0,2, aber Abends 1, d. h* der
ganae Himmel war bedeckt Ans diesen ErscSrnnungen konnte ich nicht
mit Sicherheit anf fthnliche Ursachen, wie sie am 1. and 2. obgewaket
haben mnssten, schliessen, umso weniger, da kein Niederschlag erfolgte.
Nun lese ich aber im 2. Hefte dieses Jahrganges von Petermann's
lüttheilungen einen Anfsata von Dr. Mührjr« ia welchem dieser Meteore*
log nach telegraphischen Mittheiltuigen, welche tftglich in Paris publicirt
werden, doch constatirt, dass, aber am 16«, eine ähnliche Verschiebiing
der Oreose der beiden entgegengesetzten Lnftströme stattgefanden hebe.
Dadurch bekommen meine Beobachtungen noch ein höheres Interesse;
denn die aweite Verschiebung war in entgegengesetzter Richtnag, und die
fthnliche elektrische E^rscheinnog geht vorher , sie zeigt sich am 15. , und
Bwar in noch grösserer Mannigfaltigkeit, da ein paar Mal die — Elektrieüflt
mit der + Elektricitftt wechselt; am 2. folgt sie der Verschiebung. Auch
das zweite Mal haben wir uns hier der Orense nahe befunden ; denn am 16.
trübt sich der Himmel, ein Beweis vom Heranrttcken des Aeqnatorial-
stromes.
Ist es denn nun wohl zu verke^nnen, dass beide Mal die Luftschichten
mit — Elektricttttt Massen beladen waren, weiche vom Aequatoiiabtzoaie
herrührten und sich mit Schichten des Polarstromes gemengt hatten? Dass
aber der Aequatorialstrom bis hierher, von der südlichen Halbkugel ans, seine
— Elektricität behalten, spricht dafür, 1) dass er ans der Höhe (wir hatten
an allen vier Tagen NO) frisch herunter kam; t) dass die dicke Sehnee-
schicht, welche durch den Frost noch isolireader geworden, überhaupt an
diesen Tagen so grosse Quantitäten Elektricität hervortreten liess. Aber
auch die polarische Reaetion spricht sich sehr deutlich in diesen Erscbei-
nungen ans.
Dieser elektrische Gegensatz verschiedener Luftschichten ohne Wol-
ken kommt zwar selten zu unserer Anschauung, weil das Nebeneinaiider
der beiden Hauptluftströme selten unser Liocal trifft und gar zu leicht dnrch
Mengung der Massen aus beiden Strömen Wolken entstehen. Aber dass
der eine Luftstrom über dem anderen herweht, sehen wir^ häufig an der
verschiedenen oder gar entgegengesetzten Richtung der Wolken. Dana
können wir oft genug noch die — Elektricität des Aequatorialstremes coa-
statiren« Der Aequatorialstrom ist nämlich als der leichtere anch immer
der obere; ferner ist er der obere seiner Entstehung nach. Da, wo er mit
dem unteren, dem Polarstrome, in Berührung kommt, bHdefi sieb leicht
Niederschläge, wie sich das aus der Verschiedenheit ihrer Natur mitNoth-
wendigkeit ergiebt. Diese Niederschläge bringen uns dann seine — Elek-
tricität herunter. Daher kommt es, dass Regen fast immer — elektnsck
sind. Und im Sommer ist, wie bekannt, diese — Elektricität bedeatend
grösser, als im Winter, weil der obere Passat dann noch nicht einen so
Von Prof. Dr. F. DfeLLM Ahn. 255
feagen Weg gemseht, also voa aeiaer *— Blektrloitüt noch nicht so viel
Terloren bat. Haben wir den Aeqnatorialstrom unten , so ist er zwar meist
4-ekktri8cb, weil er seine — BlektricitAt bereits Toriioren; aber er trägt
die +£l«ktricität immer in einem weit niedrigeren Grade, aam Zeichen,
dass sie ihm nicht ursprüDglich eigen ist, sondern dass er sie durch Yer«
mengung mit dem Polarstrom erhielt.
Wir sehen also daraus, dass die beiden Hauptluftströme entgegenge-
setate Elektricitäten haben. Wie nun zwei Wasserströme tob verschiede-
ner Farbe , welche neben einander fiiessen und sich nur langsam mengen,
da, wo die Mengung theüweise stattgefunden, ihre Theile noch an der
Farbe erkennen lassen ; so die Wellen der HaupUuftströme an ihrer ent-
gegengesetaten Elektricitftt Denn was kann es anderes sein, wenn bei
heiterem Himmel mein Apparat — Elektricit&t angiebt, als eine Luftwellö
des Aequatorialstromes , welche sich in den Polarstrom hineingestörzt hat?
Die starke — Elektricitfit bei Sommergewittern ist gewiss zum Theil die
<-£lektrtcitiit des Aequatorialstromes.
Ich will mit folgender Betrachtung Bchüessen. Die Atmosphäte giebt
bei uns + Elektricität an die Erde ab. Würde diese + Elektrioität der
Erde nicht vernichtet durch eine Abgabe anderwftrts von — Elektricitftt
oder dnreh Hinwegnahme der +^^oktrieitftty so mttsste die ganze Erde
längst -h elektrisch geworden sein. Sie ist es aber nicht. Die Atmosphäre
mttsste durch die Abgabe der + Elektricitftt aber auch Iftngst alle -f Elek*
trieitftt verloren haben, wenn nicht ein Ersatz stattfände. Daraus folgt,
dass die Ursache der polarischen Elektrisirung der Atmosphftre noch fort-
wirkt. Was für eine sollte diese sein , wenn es nicht die Einwirkung der
Bonne w&re?
n. üeber die Rolle, welche bei der Elektricitäts-Vertheilung
das Zwischen-Dielektricum spielt.^
Bekanntlich sind vor einigen Jahren briefliche Verhandlungen zwi*
sehen den Herren Faradaj und Biesaüber den in der Ueberschrift genann-
ten Gegenstand gepflogen worden. Herr Faradaj stellt sich vor, dass ein
elektrischer Körper durdi einen Nichtleiter hindurch, z. B. Luft, so wirke,
dass die Zwischentheilchen polariseh • elektrisch werden , dass die Wirkung
von Theichen zi% Theilchen fortschreite; Herr Biess aber behauptet eine
unmittelbare Wirkung in die Entfernung ohne Theilnahme der Zwischen-
theichen. Herr Dr. Jochmann, welcher im 12. Jahrgange der „Fortschritte
der Physik** über den Streit berichtet, ist der Ansicht, dass beide Vorr
stellungsweisen zur Darstellung der experSmentellen Thatsachen genügen
dürften. Wir wollen sehen , ob er darin Recht hat.
Hfttte man den Streit durch ein Experiment entscheiden können, so
wäre er längst entschieden. Dies Experiment ist aber in gewöhnlichen
Verbältnissen gar nicht möglich. Mein Apparat zur Beobachtung der Luft-
18*
356 Elektrische Untenachnngen.
elektriciiftt hat mir dus Mittel in die Hand gegeben , das Experiment tn
machen.
In meinem Aufsätze über den Ursprung der Loftelektricität habe ich
gezeigt, dass die Ladnngskngel , wenn sie oben ableitend bertthrt wird,
ihre Ladung durch Vertheilung erhält; wenn sie aber etwa eine halbe
Stunde oben bleibt ohne Berührung, so bringt sie eine fast gleiche Ladung
mit Elektricitftt herunter, welche derjenigen entgegengesetzt ist, die sie
durch die Ladung mit Berührung erhält. Diese Ladung muss also dnrcb
Mittheilung stattgefunden haben.
Wenn nun am Horizonte eine Oewitterwolke steht, welche immer
— elektrisch ist, d. h. welche der Kugel bei der Ladung mit Berührung
+ Elektricität giebt, so fragt sich, wie wird sie auf die Kugel wirken, wenn
diese eine Zeitlang oben ohne Berührung stehen bleibt. Hat Herr Riess
Recht, so wird sie die + Eiektricit&t in der Kugel binden, die — Elektri-
cität zurflckstossen, welche dann Zeit hat, sich in der Luft zu zerstreuen.
Dies wird um so eher zu erwarten sein, wenn der Himmel, ausgenommen
die Stelle, wo die Wolke steht, klar ist. Dann müss man also annehmen,
dass die Luft noch + elektrisch ist, und somit wird durch die + Elektrici-
tät der Luft ebenfalls noch eine Ladung durch Mittheilung entstehen, wel*
che die Ladung durch Vertheilung von Seiten der Wolke nur unterstützt
Macht aber die Wolke die Atmosphäre - elektrisch im Sinne yon Faradaj,
80 ist der Erfolg ein anderer; die Kugel wird dann durch diese — Elektri-
cität der Luft, wie immer durch Mittheilung, — elektrisch werden. Man
sieht aus diesen Andeutungen , dass hier in der That der Streit dorch ein
Experiment entschieden werden kann.
Und er ist entschieden. Die eben gegebenen Andeutungen sind nicht
erdacht, sie pind erlebt. Die Wolke stand am Horizonte, reichte etwa
20*^ — 25* über denselben hinauf; sonst war der Himmel klar. Die Haupt-
wolke stand in SW, reichte etwa von S bis W, und in 8 zog sich ein schma-
ler Streifen noch höher hinauf, etw4 bis 45 ^ Eine Ladung mit Berührung
gab starke + Elektricität*), so dass daraus geschlossen werden konnte,
dass die Wolke ohne Zweifel eine Oewitterwolke sei. Jetzt wurde die
Kugel wieder gehoben, aber oben nicht berührt. Sie blieb etwa t5 Minuten
stehen. Die Wolke verkündete mittlerweile ihren Donner, blieb aber am
Rande des Horizontes. Als die Kugel ohne Berührung hevunter genommen
wurde, zeigte sie ziemlich starke + Elektricität. Sie musste also von
— Elektricität umgeben gewesen sein. Also hat Herr Faradaj Recht und
Herr Dr. Jochmann Unrecht. Eine Wolke wirkt also vertheilend , indem
sie erst die Lufttheilchen elektrisirt.
*) Die Kugel brachte nämlich H-£Iektricität mit herunter, so das« man also
Bchliessen musste , der vertheilende Gegenstand , die Wolke , sei mit — Elektricit&t
geladen.
Von Prof, Dr. F, Dellhahn. 267
in. Sosultate sechsjähriger Beobachtuageu über Luft-
elektricität
Als mich vor einigen Jahren Herr W. Thomson aus Glasgow besuchte
und sich sehr intereäsirte ftir mein Verfahren der Beobachtung der atmo-
sphärischen Elektricit&t , nahm ich mir vor, die bis dahin gewonnenen Re-
sultate zu veröffentlichen^ von denen allerdings schon zwei Jahrgänge in
Pogg. Annalen erschienen sind. Eine kürzlich erhaltene Zusendung von
Herrn Thomson macht es mir zur Pflicht, nicht mehr damit zu säumen und
nicht zu warten, bis sich Zeit ündet, auch die beiden letzten Jahre zu be-
rechnen.
Zwar müssen die Resultate für sich selbst sprechen ; indess will ich
zu ihrem Schutze doch noch auf das Urtheil zweier Männer hinweisen,
welche mit mir auf demselben Felde gearbeitet haben. Der eine ist Herr
Prof. Hanke 1, auf dessen Urtheil ich in dem Aufsatze über den Zusam-
menhang der Witternngs - Erscheinungen mich bezog. Der andere ist Herr
W. Thomson selbst, der auch in Deutschland bei Physikern bekannt genug
ist.*) Es ist in der That merkwürdig für diesen speculativen Kopf, dass er
durch das , was er vor einigen Jahren mit mir hier verhandelt, sich bewogen
gefunden , diesen Gegenstand mit allem Ernste weiter zu verfolgen. Was
er mir zusandte , ist ein Vortrag , gehalten in der Boyal Institution of Great
Briiain , on atmospheric electricity. Er beschreibt darin drei neue Instrumente
zur Beobachtung atmosphärischer Elektricität , welche er vorgezeigt, deren
Gebrauch er erörtert nnd von deren Anwendung er eine Menge sehr inter-
essanter Resultate mitgetheilt hat. Er sagt darin über mein Verfahren:
,,The much tnore accurate electrometer (als Peltiers's nämlich, von dem er
eben vorher spricht und welches in Brüssel und München angewandt wird),
anä ihe greaüy improved mode of Observation invenled by Dellmann , have given
for ihe electric 'intensity, ai any instant, still more precise results,^^ Und an .
einer anderen Stelle: „O/i ihe oiher hand, ihe meViod by a carrier ball, insiead
of a proof planCy is precisely ihe mcthod by which, on a smdll scale, Faraday in-
vestigated the distribution of eleciridty induced on ihe earth's surface, by a piece
ofrubbed sheüac; and ihe same method, applied on a suiiable Scale for iesting
ihe natural electrification of the earth in the open air, has given in ihe hands of
Dellmann , of Creuznach , the most accurate results hitherto püblished in the way
*} Es ist derselbe, von welchem Herr Prof. Helmboltsin seiner Schrift ühor
die Wet^selwirkaog der Natorkr&fte sagt: „Jedenfalls müssen wir Thomson^s Scharf-
sinn bewundern, der awischen den Buchstaben einer schon länger bekannten kleinen
mathematischen Gleichung, welche nur von Wärme, Volumen und Druck der Körper
spricht, Folg^emngen zu lesen verstand, die dem Weltall, aber freilich erat nach un-
endlich langer Zeit, mit ewigem Tode drohen/*
258
Elektrische ünterBuohangen.
of eleciro-meieorological Observation.*^ Da glaube ich denn nicht länger war-
ten ZQ dürfen nnd geben zu müssen , was ich YOrlftnfig geben kann« Ein
Nachtrag wird also später folgen. Die Beseichnnng ist wie in dem Anf-
satze über den Zusammenhang der Witterungs - Erscheinungen.
Das
Jahr
1852.
Das
Jahr
1858.
A.
Ä
C.
M.
A.
B.
C.
M.
l-
109,3
242,4
156,9
169,5
1. 189,5
197,6
187,3
191,5
2.
113,5 •
151,0
156,7
140,4
2. 154,3
219,6
188,9
187,6
3.
127,2
162,2
162.3
150,6
3. 145,2
154,7
152,7
150,9
4.
137,2
140,3
107.7
128,4
4. 149,6
129,2
122,3
133,7
5.
100,7
79,7
101,8
114,1
5. 147,4
86,7
108,6
114,2
6.
140,2
94,2
122,9
119,1
6. 141,2
99,9
127,6
122,9
7.
135,9
105,0
115,3
118,7
7. 135,4
96,2
142,4
124,7
8.
161,6
127,6
158,6
149,3
8. 153.6
100,7
138,2
130,8
9.
173,2
142,7
146,4
154,1
9. 156,7
121,0
149,5
142,4
10.
150,4
169,0
169,8
163,1
.10. 193,0
172,9
209,6
192,5
11.
229,8
217,8
230,9
226,2
11. 162,6
187,5
167,6
172,6
12.
188,6
278,1
220,8
229,2
12. 194,0
283,5
222,1
233,2
Mittel:
152,3
150,2
154,2
155,2
U.: 160,4
154,1
159,7
158,1
Dai
i Jahr
1854.
Das
Jahr
1855.
1.
278,0
538,7
336,6
384,4
1. 165,2
265,5
218,5
213,1
2.
2. 199,6
393,9
312,0
301,8
3.
3. 144,5
158,7
143,0
148,7
4.
4. 124,1
124,7
108,2
119,0
5.
5. 117,6
87,8
86,5
97,3
a.
6. 143,1
87,7
105,0
111,9
7.
7. 147,1
102,3
120,6
126,8
8.
8. 143,9
118,7
131,1
131,2
9.
105,7
133,4
121,8
120,3
9. 126,2
105,8
139,7
123,9
10.
144,1
131,1
158,9
144,7
10. 135,4
130,9
148,7
138,3
11.
106,5
198,3
188,4
164,4
11. 150,2
173.5
120,3
148,0
12,
121,2
193,7
166,1
160,3
12. 187,9
M.: 147,9
323,9
172,8
188,1
162,6
233,8
157,7
Das
Jahr
1856.
Das
Jahr
1857.
1.
236,4
253,0
227,1
238,8
1. 148,5
197,3
159,7
168,5
2.
131,1
136,5
121,7
129,8
2. 192,8
251,2
237,8
227,3
3,
110,0
123,7
87,5
107,1
8. 188,2
134,6
129,2
134,0
4.
105,1
108,1
103,7
105,6
4. 103,7
87,2
104,6
98,5
5.
155,7
117,6
126,7
133,3
5. 114,0
80,2
75,7
90,0
6.
183,0
128,3
161,4
157,6
6. 111,0
71,7
94,5
92.4
7.
164,4
105,2
124,5
131,4
7. 84,4
80,8
96,2
87.1
8.
130,7
103,0
106,5
113,4
8. 90,4
74,5
93,7
86,2
9.
145,3
111,9
136,5
131,2
9. 128,8
100,8
108,3
112,6
10.
156,4
147,8
157,0
153,7
10. 138,0
92,7
105,1
111,9
11.
152,9
228,2
202,1
194,4
11. 139,3
156,3
155,9
150,5
12.
148,1
208,7
185,1
180,6
12. 150,9
179,0
145,2
158,4
M.:
151,6
147,7
145,0
148,1
M.: 128,3
125,5
125,5
126,4
Voa Prof, Dr. F. Dellmann.
259
Sechsjährige
Mittd;
Jaaaar,
Septem-
Das Jahr
1858.
her, October
, November und Decem-
bei
r siebe^jllhrig.
A.
B.
C.
m.
A.
B.
C.
M.
1.
122,7
171,6
138,4
144,2
1. 177,1
266,6
203^4
215,7
t.
1384
183,8-
140,8
157,3
2. 155,0
222,7
104,5
100,7
3.
123,0
142,0
120,0
128,3
3. 131,3
146,0
132,4
136,6
4.
108,7
108,7
03,8
103,6
4. 121,4
116,4
106,7
114,8
5.
116,8
80,4
00,2
101,8
5. 135,4
00,2
00,8
108,5
6.
108,3
03,2
02,5
08,0
6. 137,8
05,8
117,3
117,0 .
7.
108,6
81,0
87,7
02,7
7. 120,3
05,2
115,0
113.5
8.
100,3
80,0
114,5
104,6
8. 131,6
102,4
123,8
110,3
0.
127,6
105,0
106,1
112,0
0. 137,6
117,2
120,8
128,2
10.
135,3
137,6
128,2
133,7
10. 150.7
140,3
153,0
148,3
11.
145,0
223,0
205,5
101,5
11. 155,2
107,0
181,5
178,2
12.
141,6
162,3
134,3
146,1
12. 161,8
232,7
180,2
101,6
M.:
123,8
132.4
122,5
126,2
M.: 141,7
151,0
144,0
146,8
Wenn man diese Beihen Übersieht, so erscheint wenigstens noch
einige Gesetzmässigkeit. Hat man aber eine Monatstabelle vor ^ich, so
sind die Grössen, welche zu derselben Tagesstande an rerschiedenen
Tagen beobachtet wurden, so verschieden , dass man sich darüber wundem
mass, dass sich am Ende des Jahres Alles so gut ausgleicht und dass die
verschiedenen Jahre eine solche Uebereinstimmung zeigen, um von die-
ser Verschiedenheit eine Anschauung zu geben, habe ich meinen Pack
Monatstabellen herbeigeholt. Ich greife die erste , es ist der Januar 1857.
Wir finden Morgens 6 Uhr nach einander folgende Zahlen: 242,4; 52,0; 05,0;
83,3; 156,3; 226,6 etc. Nachmittags 2 Uhr stehen verzeichnet: 104,8; 135,0;
52,3; 126,4; 200,4; 246^5; 351,8 etc. Abends 10 Uhr finden wir: 250,7; 86,3;
08,2; 56,4; 230,6 etc. Diesem Wirrwarr gegenüber kann man also mit den
obigen Reihen wohl zufrieden sein. Aber ich kann mir doch auch nicht
versagen, auf eine, wie mir scheint, merkwürdige Eigenschaft obiger^ah-
len noch aufmerksam zu machen. Sie steckt in den Summen der Quotien-
ten derselben. Die Anschauung wird es lehren. Diese Quotienten der
sechs- bis siebenjährigen Mittel mögen zum Theil hier stehen. Es ist
nämlich :
]L JL ^ — — ^
TT C A B C
1,505 1,311 0,871 1,218 0,800 1,060
1,437 1,145 0,707 1,230 0,856 0,080
1,103 0,002
1,001 1,188
0,004 1,357
0,817 1,175
0,821 1,116
0,827 1,063
n),0OB 1,060
0,012 0,070
1.
2.
3.
4.
5.
6.
1,112
0,050
0,666
0,605
7. 0,736
8. 0,778
0. 0,852
10. 0,031
1,040
0,036
1,082
0,046
0,086
1,076
0,801
1,203
1,087
0,850
1,221
0,007
0,878
1,102
0,070
0,007
1,165
0,064
0,032
1,004
0,088
0,085
1,057
0,064
200
Kleinere Mittheiliingen.
B
B
A
M
M
M
A
C
C
A
B
C
11.
1,275
1,090
0,855
1,148
0,900
0,982
12.
1,438
1,291
0,898
1,180
0,823
1,063
S.:
12,384
12,215
12,301
12,115
12,242
12,172
M.:
1,03
1,02
1,03
1,01
1,02
1,01
Die Mittel dieser sechs Quotienten -Summen, oder auch die Qaotien-
ten- Summen selbst, sind so zu sagen gleich.
Kleinere Mittheilungen.
XX. Bemerkung über Carvexieonstnietionen. «Bei graphischen Ar-
beiten kommt es häufig vor, dass man durch drei Punkte A^ Ky B (Fig. l)
eine Curve zu ziehen hat, deren Natur bekannt ist und von welcher man
Fi?- 1* auch weiss, dass sie innerhalb der ver-
langten Ausdehnung keinen Krümmungs-
wechsel erleidet. Liegen die gegebenen
Punkte einander sehr nahe, so lässt sich
die Curve durch einen Kreis ersetzen, im
Gegenfalle aber, oder wenn grosse Ge-
nauigkeit verlangt wird, muss man auf
die verschiedenen Krümmungshalbmesser
der Curve Rücksicht nehmen ; dies kann
auf folgende Weise geschehen«
Unter der Voraussetzung, dass die
Krümmungshalbmesser von A bis B ent-
weder nur wachsen oder nur abnehmen,
bestimme man zunächst den kleinsten
und grössten Krümmungshalbmesser AM und BQ und constrnire die znm
Punkte K gehörende Normale KL. Mit Hilfe der in Theil IV, S. 244 be-
handelten Aufgabe lässt sich nun jeder der Bögen ^ IT und KB aus zwei
Kreisbögen zusammensetzen. Man schneidet nämlich auf KL die Strecke
KM' =:zAM ab und halb'irt MM' durch eine senkrecht zu MM' liegende
Oerade, welche auf ^Z den zweiten Kreismittelpunkt iV bestimmt; ebenso
nimmt man KQ' = BQ und erhält den dritten Kreismittelpunkt P als Durch*
schnitt von KL mit der Geraden , welche Q Q* «enkrecht halbirt^ (Fallen
zwei Punkte, wie a. B. Q und Q\ nahe an einander, so kann man die 6e-
Klei&ere Hittheilungen.
261
radeOO' durch Ansetzen zweieif gleichen Stücke OExtaäQ'If rergr^n^ern.)
Die CarYe AEJB bildet nun die EyoWente der gebrochenen Linie AMN^Q
und hat mit der geeuchten Chrve die gegebenen drei Punkte , die Krtim-
mnogshalbmeKser der Endpunkte und die Normale KL gemein | es ist daher
eine sehr gute lieber einstimmung beider Gurken 2u erwarten«
Dieses Vorfahren lässt sich unter Anderem zur Construetion der Ellipse
benntaeen, venu deren Halbjachsen AC und BC (Fig. 2) gegeben sind. Legt
man ^£ senkrecht
sQij&,soistC(£der
Halbparameter und
zugleich der Krüm-
mungshalbmesser
für den Scheitel A^
mithin AM ^=i CE.
Zieht man femer
durch den Brenn-
punkt 1* die Gerade
FQ senkrecht zu
BFy so ist Q der
Krttmmnngsmittel-
punktfardenSebei*
tel^. Endlieh be-
stimmt man noch
irgend einen EUip-
•enpunkt K nebst
Beiner Normale und wendet dann die vorige Construetion an. Da sieh
die Krümmungshalbmesser in der Nähe von A rascher ändern^, als bei
B, 80 muss man AT so wählen, dass der Bogen ^ AT kleiner, als der Bogen
BK ist', bei Ellipsen von grosser Exceutricität kann man für E den End-
punkt der in F errichteten Ordinate nehmen, bei kleinen Excentricitäten
dagegen würde dann arcAK^ arcBK werden. In allen Fällen scheint
sich für K derjenige Punkt am besten zn eignen, dessen Norüiale die mitt-
lere Lage hat, d. h. die Achsen unter 45® schneidet. Dieser Punkt empfiehlt
sich auch durch die Leichtigkeit seiner Construetion; legt man nämlich
CD senkrecht zn AB^ so ist ^2>= Cl die Abscisse, BB=^IK^=^ IL die
Ordinate und KL die Normale des erwähnten Punktes. — Im Vergleich zu
den gewöhnlichen Constmctionen sogenannter Korbbögen zeichnet sieh
das angegebene Verfahren durch sehr grosse Genauigkeit aus ; man könnte
diese durch Einschaltung mehrerer Ellipsenpnnkte noch erhöhen, doch
scheint dies, den gemachten Proben zu Folge, nur bei ganz exorbitanten
Verhältnissen nöthig zu sein. Sghlömilch.
262 Kleinere Mittheilangen.
^i^'^^*^>^S^^,^,^^*^>^ii^,^i,^s,^S^i-,^>^i^'^^^l^^^^^'^f\^>i^^^S^^^^'^^'i>^>^%^S^^»>^*,^S,^^
XXL Veber Am dnroh Sieben meftbaren Zahlen. Will man sehen,
ob eine Zahl durch Sieben ohne Rest theilbar sei , so snmmire man yod
rechts nach links den einfachen Best der Einer nnd Zehner, den doppelten
Rest der Hunderter nnd Tausender , den vierfachen der Zehn • nnd Hnn-
derttansender, dann wieder den einfachen, doppelten , vierfachen Rest von
Je zwei als Busammengehörig betrachteten Ziffern u. s. w. Lftsst die Samme
durch Siebmi getheilt keinen Best, so ist auch die ganze Zahl durch Sieben
messbar. Z. B. 2470884865 ist gleich 7 . 354/09265, weil die Reste von ^, 48,
88, 79, 24, d. i. 6, 6, 4, 2, 3 nach der Reihe 1,2,4.... Mal genommen 6 + 12
+ 16 + 2 4- 6 = 42 = 6 . 7. Dass man statt 12 und 16, 5 und t setzen konnte,
ist klar, wo dann 6 + 5 + 2 + 2 + 6 = 21 =3.7.
Ebenso ist 14041504391723 = 7 . 2134500627389 , weil 2+6+2+4 + 2 + 5
= 21 = 3 . 7.
Betrachten wir nämlich die Zahl l|0l|0l|0l|0l|0l|0, so sehen wir, dass
durch Sieben gemessen die Eins an der Einerstelle selbst Rest bjeibt; die
Eins an der Stelle der Hunderter lässt den doppelten Rest, da 100= (7 . 14)+2,
dieEins an der Stelle der Zehntausender lässt 4 im Rest, da 10000 £=(7 .1428)+4.
Wir sehen also, dass jede Zahl, die hundert Mal so gross ist, den doppelten
Rest lässt. Eine Million lässt demnach einen doppelt so grossen Rest , als
Zehntausend, nämlich 8, oder da 8=s7 + 1, Eins. Wenn also 45[=r(6.7)+3]
drei als Rest lässt, so lässt 4500 s e c h s , 450000 zwölf, 45000000 vi er and-
zwanzig oder, da 24= (3. 7) + 3, wieder drei, 4500000000 wieder sechs
n. s. w. als Rest. — Da man einer zweiziffrigen Zahl den Rest, den sie
durch 7 getheilt lässt, leicht ansieht (der andere Factor ist nie grösser als
14, der Rest nicht grösser als 6), so lässt sich obige Probe leicht und rasch
bewerkstelligen.
Neckargemünd. £. J. BoHniHonn.
XXIL Znr Integration partieller PUTerentialcleielinngen. Von Prof.
Simon Spitzbr.
1. Integration der Gleichung:
Ich ftthre in diese Oleichung, in welcher ^i, ^^ . . . ^« constante Zalilen
bedeuten, eine neue unabhängig Variable r ein, welche mit den alten an-
abhängig Variablen in folgendem Zusammenhange steht:
At At An
alsdann ist: d^ 2g| rfy
a«, A^ dr
und somit: ^ d'y ^dq) . 4a:|*<f*y
Gabi ebenso hat man :
Kleinere Hitthcalaogen. 293
nnd werden diese Werthe in die CNeichnn^ 1) sabstitnirt, so erhSlt man
unter Berüeksichtignng der Gleichang 2) folgende Oleicbnng :
welche ebenfalls zu den linearen partiellen Di£Perentialg^leichnngen gehört,
and deren Integration mir yoUständig gelang.
Ich aetze nämlich in selbe
4) > = e«'F(r),
woselbst « eine Constsnte bedeutet, nnd komme dadurch zu
t?F(r)= 2« r (r) + 4r F" (r),
welche sich geordnet folgendermaassen stellt:
Ich habe doreh dies die Integration der partiellen Differentialglei-
chnng 3) abhängig gemacht von der Integration der linearen Differential-
gleichnng 5), welche von der zweiten Ordnung ist, nnd werde nun zeigen,
auf welche Weise sich diese Gleichung integriren lässt.
leh düerentüre selbe fiMal bezttglieh r, unter fi eine coastante Zahji
▼erstehend y nnd habe dann:
6) r/'tf^+J) (r) + L + -^ F(M-l-i) (r) - ^ F(m) (r) = 0.
Setzt man hierein
^W (r) = z
und führt alsdann in 6} eine neue unabhängig Variable q ein, mittelst der
Substitution *'
so hat man , da
^ ' dr 2q dg
'^^ dt* AQ*dQ^^Q^dQ*
ist, nach einer leichten Bednction statt der Gleichung 6) folgende Glei-
chung :
die sich vereinfacht für
»—1
(t.
2 '
-,^2 = 0,
264 Kleinere Mittheilungen.
man hat nämlich alsdann
woraus
folgt, unter C, und C, willkürliche Constante verstanden. Setst man hierein
für ( seinen Werth , so erhält man
und folglich, da
F(A) (r) = z
ist,
3
8) ^('•) = -^lC,c«'^+<7.c-«'''^l.
Die in diesem Ausdrucke angezeigte — — malige Differentiation be-
züglich r lässt sich in dem Falle leicht durchführen , wo eine ganse
Zahl ist Ich werde mir erlauben , die Richtigkeit dieses Integrales in die-
sem speciellen Falle direct nachzuweisen , und finde dies umsomehr ange-
n — . t
feeigt, da die Gleichung 5) durch ^ =s — malige Differentiation eigent-
lieh zu folgender Gleichung führt:
rF<M+2)(^) + ^^ + |.^^tf^+l)(r)_^FW(r)^
woselbst j9, , Bg^ B^, . B^^ willkürliche Constante bedeuten , ich aber aaf
die specielle Gleichung 6) meine weheren Schlüsse baute.
Ich bilde mir nun F' (r) und rF" (r) und habe vorerst:
ar 2
Da nun bekanntlich
dr» drf' '^ ^ dr»"^
ist, somit »
^^y(r)^d^[r(p(r)] (|ft-*y(r)
dr» drß ^ drf^-^ '
so hat man,
Kleinere Miilheilnngen* S65
letiend,
•±2
rr'{r)=r -1__[C. ««»''> Q« — »^]
dr dr
und wenn man
8wei Mal, femer
einmal differentiirt, nnd redncirt:
»-1
10) /-i^'- ^F'-
<fr
+ j(c. *•"-'■+ c.«-«"^)].
Diese iu 8), 9) und 10) anfgestellten Werthe von F{r)y F''(r) nnd
rF" {r) machen nnn wirklich die Gleichung 5) identisch , folglich ist das
in 8) hmgestellte Integrale richtig. Es ist demnach
2
dr'
oder anders geschrieben :
«-»
9 = ,_, [(7, ««('+'^) + €',««('->'«•>]
rfr~
eine Anflösnng der vorgelegten Gleichung, nnd da eine Summe beliebig
▼ieler solcher Ausdrücke, bei willkürlicher Wahl von or, C| und (7,, auch ge-
nügt, so hat man für das vollständige Integral der Gleichung 3)
d "^
dr'
unter tpi nnd 190, willkürliche Functionen verstanden.
266 Kleinere Mittheihmgen»
Ich bemerke hierbei, dass selbst in dem Falle, wo n keine ungerade,
sondern eine gerade Zahl ist, das Integral der Gleichung 3) in der Glei-
chung 11) enthalten ist, aber ich will, weil alsdann Differentialquotientes
mit gebrochenem Differentiationsindex auftreten und solche Formen , trotz
den äusserst genialen Arbeiten Liouville^s , noch nicht gehörig studirt suid,
einen anderen Weg betreten, um das Integral der Gleichung 3) zu erhalten.
Ich gehe, bis zur Gleichung 7) Schritt für Schritt den früheren Weg
befolgend, von der Gleichung 7) aus, diese ist:
und setze in selbe, da n in dem jetzigen Falle eine gerade Zahl ist,
alsdann erhält man durch Fortschaffen der Brttohe die Gleichung:
lAv d*z ^ dz .
welche nach der von mir im 2. Bande Seite 168 dieses Joumala entwickel-
ten Methode folgendes Integral giebt:
13) z = C,Je^^^'^ dl + C^fe^9 cosX j^ (^ ^^t^^ ^x,
0 0
unter C, und C^ willkürliche Constante verstanden. Setzt man hierein:
^ = ^^, l^M)(r) = z,
so erhält man :
14) F(r) = — ^— [c,y ß«^^'^ dk + C^Je""^^'^ log (j/r #wU)di]
als Integral der Gleichung 2). Aber auch hier ist nothwendig, sich direct
von der Richtigkeit dieses Integrales zu überzeugen. Ich bilde daher,
analog der früheren Vorgangsweise, F* (r) und rP" (r) und erhalte:
T- •
4-t uyrJ
dr "
X n
'^'^0 0
Kleinere liitthoifaiiigen. 267
ferner:
rF"{r)=ar
d
T+' «
;.*"*"* 0 0
-?+!
=-^-T-, [c^rje»^'""*' dl + C^rje «*^-'» log {fr ti^ l) dk\
dr
n
T *
s» * 0 0
dr
durch zweimalige Differentiation von
0 0
bezüglich r nnd einmalige Differentiation von
0 0
bezaglich r erhält man r ^' (r) in der Form eines 1**" Differential-
quotienten y nnd zwar ist :
0 '^'^ 0
268 Kleinere Mittheilangen.
und:
Vr k A"^'"^ ^^ + C^Je""^-^'^ log (/r *m« A) di]
'^ 0 0
^. .^fL fe»yrco,X cosi log(y7sin*l,) dl,
folglieh ist:
idi
r F" (r) = -^--— [-4= (C, + 2C,-nC,) A«^-"««» co«l .
dr
* *
+ ^jlLj'e'^yrccX co^i dl _ ^»ye«^*«l di
+ ^*"-(l— «) le''^'*'^cosXlog(y'Fsm*l)dl
+ ^ re^y^<^»^cas'l log {/? Sinn) dlj.
0
Werden nun die gefundenen Werthe von F{r), F' (r) und r r' (r) in
subsütuirt, so erhält man:
_^ A«^r^X«n«idX+ A^ fe''^-^'^co8llog{y7zbin)dl
4 J 4/r «/
0 '^0
Klcpinere Mittheilnngen. 269
vaa bei Berücksichti^ng yon
4/r *J
0
nnd
^—J e«^^'^' ^sinn log {j/r sin* i) dl
0
ff
= -'% l^llog{yrsinny-l— dX
^yr t/ «*
'^ 0
'y^^ 4/; ^
sich auf
rr'(r) + |.F'(r)-^F(r)=0
znrflckzieht. Ans 14) folgt nun weiter
,-'
8r"
und da aach eine Smnine beliebig vieler solcher Ausdrücke bei willkür-
licher Wahl von a, C, , C, genügt, so hat man für das vollständige Integral
der Gleichung 3) folgenden Werth :
2 • » ^
15) y = i-j — [yV, {t+y7eot X)dl+jfpt (l + y^eosl) log (j/7tm*l) a] ,
3r' ' '
unter 9?, und 9, solche willkürliche Functionen verstanden, welche die
Integrale, unter denen sie vorkommen, weder unbestimmt noch unendlich
machen.
Ich habe also für die partielle Differentialgleichung
folgende zwei Werthc erhalten :
Zeittchrifl fär Mathsinalik o« Physik. VI, 4. 19
270 Kleinere Mittheilongen.
»— t
11) «P = — rrr [9». (' + Vr) + 9. ('- Kr)]
"2 — * « «
15) 9= ^ "[ j(pi (l+}/rcosX)dX +J (ftii+j/rcosl) log{}/7sin^k)dk\ ,
von denen der erste zweckmässig ist für ungerade n und der zweite Tür
gerade VVerthe von w.
In den spcciell^n Fällen, wo n = 1 und n = 2 ist, hat man daher
9 = f<pt{t + }/7co8 l)dk+ I <p2{t+ j/r^cosk) log {j/rsin* A) dl
0 0
Formeln, von denen die erste die Gesetze der Schwingungen gespannter
Saiten giebt und schon lange bekannt ist, die zweite aber von Poisson
im Journal de Ce'cole polyiechnique cah. 14, pag. 227 gegeben wurde.
#
2. Integration der Gleichung:
Verfolgt man genau den frühefen Gang, so kommt man zu der Gleichung:
und setzt mau in selbe
a
q, = le' F{r),
ontcr a wieder eine Constante verstanden , so hat man :
|s=.^(-^).«.
ferner :
daher ist:
a*F{r) — 2« F' (r) + 4r i^" (r),
welche Gleichung vollkommen die Gestalt 5) hat. Man hat somit für ü-as
complete Integral der Gleichung 16) folgende Werthe:
w — l
n) 9 = /-^[9.(j + /r)] + ^(-f-rO]
dr *
Kleinere Mittheilangen. 271
18) ip = t'^'-^J^ ip^(^+yrcosX^dk+J
2 0 . ä
dr
ersterer passt für ungerade , letzterer für gerade n.
3. Integration der Gleicliüng:
Führt man in diese Gleichung eine neue unabhängig Variable r ein , welche
mit den alten unabhängig Variablen in folgendem Zusammenhange steht :
alsdann ist:
und femer:
Ganz ebenso hat man :
d(p 2 dg>
und werden diese Werthe in die Gleichung 19) substituirt, so erhält man
unter Berücksichtigung der Gleichung 20) folgende Gleichung :
-firelche sich von der Gleichung 3) nur darch ein dreifach so grosses » unter-
scheidet. Man hat daher fttr das Integral der Gleichnng 21) die beiden
Formen :
3»-l
V = ^;;irT [vi (' +/r) + v, (<-/r)] .
ar '
T-'
9> = — 3^p- I / g>, (<+/r cos l) dl + I (pt(t+-/r cos l) log {-/r sin* A) rf A j
und zwar erstere für ungerade , letztere für gerade n.
19»
272 Kleinere Hittheilangen.
4. Integration der Qleichnng:
Verfolgt man genaa den bei der Gleichung 19) betretenen Weg, so kommt
man zu der Gleichung:
welcher genügt wird durch :
Br'
T-
9 = t »,_ [Jvt \^+J^co$iyi+Jq,t(^j-+y?cosljlg(yr$itfl)dij'
ar*
5. Integration der Oleichnng:
22) ä7 = ^'äv'*'^*äi^ + -" + ^"äi-«'
Ich setze hier wieder:
. .. - ,^.
Af A^ An
' und erhalte die Gleichung :
welche für
-— = 2«~- + 4r-— -f ,
a/ ar ^ ar« '
übergeht in :
5) ««F(r) = 2« F' (r) + 4r 1?"' (r).
Man hat daher für ein ungerades n :
hingegen für ein gerades w:
Nun ist aber bekanntlich
+ 00
^*^
Kleinere Mittheilungen. 273
somit erhält man, wenn man in die gefundenen Werthe v^on q> diesen
Werth einführt , für ein ungerades n :
^y- 4-00
dr
and für ein gerades n :
-j- - 1 +« K
—000
and wenn man von den willkürlichen Constanten su den willkürlichen
Functionen übergeht, so hat man, falls n angerade ist:
«—1
— j- +00
ö) ,=?-^ /'^••[,,(j»)/r+]K7)+^(j»^->^)]j.
und für ein^gerades n:
"2 — * +00 «
24) ^=L^—JJy^(2n>yr+y7cosk)
dr' '-^^
+ 9t (2 w/r+ /r CO* i) to^ (/r $in* k)\ dk dw ,
unter ^i und 9, solche willkürliche Fnnctionen Terstanden , welche die In-
tegrale, anter denen sie vorkommen , weder aubestimmt noch anendlich
machen* Das Integral 23) besteht ans zwei Theilen , die «her , wie man
sieht , nicht von einander verschieden sind ; denn setzt man in dem Theile,
welches mit der willkürlichen Function 9, versehen ist, statt m eine neue
Variable — M^, so erhält man genaa dasselbe, was durch die erste willkür-
liche Function ausgedrückt ist; man hat daher für ein ungerades n folgen-
des Integral:
-j" +«
9= ^^^1 y*^-** n^^y^+Vr) dw,
dr' -•
woselbst /das Zeichen einer willkürlichen Function bedeuiet.
Auch hier lässt sich bemerken , dass in den beiden speciellen Fällen
» = 1 und n z= 2 die Integrale der Gleichung :
274 Kleinere Mittheilungen.
sich so stellen :
dt er er*
■4-x
9= j (T^^ f{2w]/T+}/r) dw
und
—000
nnd auf diese Weisen von Laplace nnd Poisson gegeben warden {Journal
de rScole polyt. cah. 14, pag. 245 nnd cah. 15, pag. 241.)
Ick will Bum Schlüsse bemerken , dass die Qleicbnngen :
eine Integration auf ganz ähnliche Weise gestatten.
XXTTT. üeber die Theorie dei HordliehtOB. Von Dr. F. Deli^makk
in Kreuznach a. R.
Eine Theorie des Nordlichtes ist bisjetzt vergebens gesncht, es sind
nur Wege vorgeschlagen worden, welche dahin führen können. Zuerst hat
Halley vor etwa 150 Jahren den Gedanken ausgesprochen, dass es eine
Wirkung des Erdmagnetisaras sei. Diese Ansicht kät noch jetst die mei-
sten Anbänger und wurde von Dal ton weiter ausgebildet. Etwas später
trat derselben eine andere entgegen, hauptsächlich von Franklin, Can-
ton u)id Hamilton im vorigen, von Schttbler in diesem Jabrhandert
Tertheidigt« Nennen wir jene die magnetische , so können wir diese die
elektrische nennen, da die letztgenannten Männer der Ansicht waren, dass
das Nordlicht seinen Ursprang in der Elektrieität der Atmesphäre babe.
Die neueren Fortschritte der Physik und Meteorologie gestatten es, die
Gründe für beide Hypothesen genauer abzuwägen , und nach des Verfas-
sers Ansicht hat die zweite jetzt das Uebergewicht für sich.
Unter den neueren Naturforschern hat sich vielleicht A.v. Humboldt
am vollständigsten über die Theorie des Nordlichtes ausgesprochen. Wir
wollen drei Havptstellen aus dem ersten Bande seines Kosmos erörtern.
S. 198 sagt er : „Der tellurische Magnetismus, die elektrodynamischen, von
dem geistreichen Ampere gemessenen Kräfte stehen gleichseitig in
Kleinere Mittheilungen. 275
innigem Yerkekr mit dem £rd- oder Polarlichte, wie mit der inneren und
ausaeren Wurme des' Planeten ^ deasea Magnet -Pole als Kälte* Pole be-
trachtet werden. Wenn Halle j ror 128 Jahren nur «Is eine gewagte Ver-
mathnng aassprach , dass das Nordlicht eine magnetische Erscheinung sei,
80 hat Faraday's glänzende Entdeckung (Lichtentwickeiung durch mag*
netiacko Kräfte) jene Yermuthung zu einer empirischen Gewissheit eiv
hoben/' Freilich , wenn ein mit der Physik nicht Vertrauter so etwas liest,
so wird er die oben ausgesprochene Ansicht , dass wir noch keine Theorie
des Nordlichtes besitzen, für absurd halten. Da möchte ich denn zunächst
im Seherze mich auf die bekannte Anekdote berufen , in welcher erzählt
wird , dafis ein berühmter Berliner Naturforscher einen Examinanden nach
der Theorie des Nordlichtes fragt. Als dieser sich dadurch entschuldigt,
dass er dies ^ewusst , aber wieder vergessen, habe , erwidert der Examina*
tor : „Das ist acbade, dass Sie vergessen haben, was noch nie Einer wusste«"
Der erste Satz in der obigen v« Humboldt'achen Stelle aceeptirt die Amp^re'^
sehe Theorie vom Erdmagnetismus, von welcher Hoser in Königsberg
sagt*): „Diese neue Erfindung habe ich nicht erwähnt. Wie sollte ich
auch, wenn diese Theorie sich nicht entfaltet hat und es mit der ganz ^nn*
bestimmten Vorstellung der elektrischen Ströme bewenden lässt? Wie soll
man dem Ckgner eine Sehlacht abgewinnen, wenn er nieht im Felde «r-
seheint?^^ Moser wird als Physiker im Kosmos sehr gerühmt, wie er es
auch verdient. Aber etwas merkwürdig ist der Scbiuss der obigen Stelle,
welcher wegen -des Funkens, den Faraday zuerst dem Magneten entlockt
hat, das Nordlicht für eine empirisch gewisse magnetische. Erscheinung
hält Und doch hat das Nordlieht nichts von der Natur eines Funkens, als
etwa das Licht, und auch dies nicht immer. < — Die zweite Stelle lautet
6.201: Dieser Zusammenhang des Polarlichtes mit den feinsten Cirrns*
Wölkchen Verdient eine besondere Aufmerksamkeit, weil er uns die elektro-
magnetische Lichtentwickelung als Theil eines meteorologischen Processes
zeigt. Der tellurische Magnetismus offenbart sich hier in seiner Wirkung
auf den Dunstkreis, auf die Condensatio« der Wasserdämpfe.*^ Den zwei*
ten Satz kann ein Physiker nicht unterschroiben, weil er nichts von der
Einwirkung des Magnetismus anf Wasserdämpfe weiss; wohl aber den er*
steu, wenn er das Nordlicht für eine Erscheinung der Lufteldctricität hält;
wenigstens tritt ihm durch diese Annahme der Zusammenhang der Erschei*
nungen nähet. — Die dritte Stelle steht S. ^5 und heisst: „Der Glaube
an ein knisterndes Geräusch (beim Nordlicht) ist nicht in dem Volke, son-
dern bei gelehrten Reisenden wohl deshalb entstände», weil man schon in
früher Zeit, wegen Aeä Leuchtens der Elektrieität in luftverdüadten Räu-
lüen, das Nordlicht für eine Wirkung atmosphärischer Elektrieität erklärte,
und hörte« was man zu hdren wünschte. Neue, mit ^ehr empfindlichen
*) Vorträge aus dem Gebiete der Naturwissenschaften etc., 1. Bd., 8; 220.
276 Kleinere Mittheiliuigon.
Elektrometern angestellte Versuche baben gegen alle Erwartung biAer
nur negative Resultate gegeben. Der Zustand der Luflelektrieiftit ward
während der stärksten Nordlichter nicht verändert gefunden/^ Es miua
uns wahrhaft leid tiiun , einen so hochstehenden Mann einmal sich zu Gun-
sten einer Ansieht aussprechen zu hören , die er in seinem gansen langen
Leben verleugnet hat. A. v. Humboldt will von Volksurtheilen über wissen-
schaftliche Dinge sonst nichts wissen, und hier sollen sie höher stehen, als
die der gelehrten Forscher. Wir werden weiter unten abermals in einem
eclatanteu Beispiele sehen, was von solchen Volksurtheilen zu halten iat.
Der V. Humboidt'schen Stelle steht eine andere von Biot*) übrigens ge-
rade gegenüber. Sie heisst : „Diese Beobachtungen geben, wie mich dttnki,
einer in allen Gegenden des hohen Nordens allgemein verbreiteten Mei-
nung viel Wahrscheinlichkeit, dass man nämlich bei sehr lebhaften Noid-
Kchtem ein Brausen höre , welches manchmal sehr stark werde. Ich wein
hinlänglich, wie wenig Vertrauen Aussagen des Volkes dienen, welche
durch Furcht eingegeben, oder durch den täuschenden Schein schneller
Bewegungen veranlasst sein können. Ich für meinen Theil nehme kei-
nen Anstand zu erklären , dass man , wenn man die Sache ohne Vorartheil
untersucht, bei der so auffallenden Uebereinstimmung der Zeugnisse nieht
umhin könne ; an das Brausen des Nordlichtes als Thatsacbe zu glauben.^
Und Biet gehört zu denen, welche viel Nordlichter gesehen haben; er
lebte zur Bestimmung der Länge des Sekundenpendels eine Zeitlang^ auf
den Shetlands- Inseln. Was nun den Kern der obigen Stelle von v. Hum-
boldt betrifft, so ist e& meiner Ansicht nach sehr zu beklagen, dass die
Elektrometer, welche bei den stärksten Nordlichtern keine Verändemng
im Zustande der Luftelektricität wahrnehmen Hessen, sidlier sehr wenig
empfindlich waren. Meine Beobachtungen vom 1. October 1858**) b&brn
das Gegentheil dargethan. Die mir bekannte Einwirkung der Nordlicliter
auf Telegraphendräthe Hess mich den Erfolg vorhersehen. Auch Sehfibler
beobachtete schon 1817, dass in den Tagen nach dem Erscheinen eines Nord-
lichtes die -f- Elektricität schnell stieg und eine Stärke zeigte, wie sie die-
selbe sonst nur bei strenger Winterkälte hat. Die Beobachtung Schfibler's
fand ferner Buzorini nach den Nordlichtern am 25. und 26. Januar und
18. Februar 1837 vollkommen bestätigt , und im November jenes Jahres , su
welcher Zeit fast kein Tag verging, wo nicht diese Erscheinung stattfand,
in solchem Grade, dass die 4- Elektrizität das Ooldblatt des Elektrometers
häufig entzwei riss und die Wetterstange mehrere Mal kleine Fnnkea
gab***). Stark fand (nach dem meteorologischen Jahrbuch vom Jahr
1831) während des Nordlichtes am 30. August die Luftelektricität^ so atark,
?) Annalen der Physik von Gilbert. Jahrgang 1821, 1. StOek, 8. 31.
*♦) PogfJT. Annalen, Bd. HO, S". 332 ff.
***) Luftelektricität, Erdmagnetisiuus und Krankheits-Cousitutiou. Von L. Bu-
zuiiui. Uellovue 1841, S. 12.
Kleinere Hiilheiliingeii« 277
daas sein Elektrometer swei- bis dreisdllige Fnnken mit + Elektricität
gab. Alles dies stimmt mit meinen genauen Mossongen so weit ttberein,
als icb constatiren konnte, dass ein schwaches Nordlicht den +elek*
irischen Znstand der LuftelektriciUit bedeutend erhöht. Unter den Ge-
nannten verdienen Schübier nnd Bnzorini alles Vertrauen.
Der weitläufige Aufs&ts von Biot über das Nordlicht enthält der
Oröttde für die magnetisehe Theorie (meist sind sie von Dalton entlehnt)
so viele, welche sich selbst widerlegen, dass darüber nur wenig gesagt zu
wrrden braucht; so der von der Lage der Corona, von dem Biot 8. 12 der
erwähnten Abhandlung sagt: „Doch darf man dieses nicht für ein voll-
kommenes und unabänderliches Zusammenfallen nehmen, denn es zeigen
sich davon häufige Abweichungen in den Beobachtungen.' ' Und das ist
natürlich, da ja manche Nordlichter eine Verschiebung am Horizonte wäh«
rend ihres Verlaufes wahrnehmen lassen. Zur Erklärung des Vorhanden-
seins metallischer Theile in der Atmosphäre nimmt er in den Nordlicht-
gegenden eine Menge thätiger Vulkane an, die» wie wir jetzt genau wis-
sen , gar nicht vorhanden sind« Und endlich muss auch er zur Erklärung
der Strahlen die Elektricität zu Hilfe nehmen.
Die magnetische Theorie soll zwei Hauptgründe für sich haben , auf
die wir daher genauer eingehen müssen : 1) dass das Nordlicht auf die
Magnetnadel wirkt, und 2) dass es am häufigsten sich zeigt, wo der Erd-
magnetismus am stärksten ist.
Den ersten Grund in Verbindung mit der Thatsache, dass nicht mag-
netische Nadeln, ^z. B. kupferne, völlig in Ruhe bleiben, hält Biot für ge-
eignet, die wirklich magnetische Natur des Phänomens ausser allen Streit
zn setzen* Aber darauf ist zuerst zu erwidern , dass die magnetische An-
sicht diesen Grund angenommen hat, ohne die Wahrheit desselben jemab
anders bewiesen zu haben, als durch gleichzeitiges Eintreffen des Nord-
lichtes und der Abweichung der Nadel. Dabei denke man an den Eingang
der Heberschen Erzählung vom Maulwurf und hüte sich wohl, ohne Wei-
teres aus dem gleichzeitigen Eintreten zweier Erscheinungen auf ihren
Causalnexus zu schliessen. Denu man kann sich sehr wohl denken, dass
beide Erscheinungen eine gemeinschaftliche Ursache haben ; dass sie beide
Wirkungen des Erdmagnetismus sind. Die Modification , welche der Erd-
magnetismus annehmen muss, um das Nordlicht zu erzeugen, kann ja auch"
die andere mit herbeiführen. Jene Modification ist nach der Voraussetzung
eine Steigerung der erd magnetischen Kraft, und dafür soll auch die Er-
fahrung sprechen, z. B. von Hansteen gemacht, dass in jenen Gegenden,
wo Nordlichter sich zeigen, kurz vor ihrem Erscheinen der Erdmagnetis-
mus an Intensität sich steigert. Das Nordlicht soll ja ein Ausströmen des
Erdmagnetismus sein. Die Modificatjon des Erdmagnetismus aber , welche
im Stande sein soll , der Nadel eine andere Richtung zu geben , kann keine
andere sein, ah» eine Abänderung in der Vortheilung der erdmagnetischen
278 Kleinere MitUicilungoii.
Krafti Wenn nun jene Gegenden der Nordlichter an Kraft gewinnen , so
müssen andere Gegenden verHeren; also ist mit der loealen Steigerung der
erdmagnetischen Kraft eine Aenderang in der Yertheilnng verbunden nod
dadurch oline Nordlicht die Abweichung der Nadel erklärt.
Aber dagegen kann man sagen , dass die locale Steigerung des Erd-
magnetismus zur Zeit der Nordlichter doch einen Grund haben müsse und
dieser kein anderer sein könne , als eine Aendernng der Wftrmevertheilnng
anf der Erdoberfläche. Und in der That spricht auch dafSr das Factum,
dass die Nordlichter am häufigsten sich zeigen zur Zeit der Tag- und
Nachtgleichen. Die Aenderang der Wärmevertheilung findet aber gani
alimälig statt, also gewiss auch die Zu* und Abnahme des Erdmagnetis-
mus in jenen Gegenden , wenn sie stattfindet. Auch soll die Zunahme der
magnetischen Intensität den Nordlichtern vorausgehen. Danach mttsste
sich auch die Aenderung in der Richtung der Nadel langsam einstellen und
den Polarlichtern vorangehen. Die Aenderung in der Richtung der Nadel
wäre ein Vorbote der Nordlichter, welche erst dann eintreten könnten,
wenn die Nadel das Ma^cimum der Abweichung erreichte. Das ist aber
nicht der Fall, vielmehr tritt diese Abweichung ebenso plötzlich ein, wie
das Nordlicht und mit dieaem gleichzeitig , und dadurch iet in der That die
Ansicht gerechtfertigt, dass das Nordlicht die Ursache der Bewegung dtf
Nadel sei , aber noch nicht die Ansicht von der magnetischen Natur des
Nordlichtes. Wie aber der Causalnezus zwischen Nordlicht und der Be*
wegung der Nadel zu denken sei, das hat die magnetische Ansicht nie
sagen können. Die Fortschritte der Physik haben uns bisjetzt nichts davon
gesagt , dass blosses Licht einen Körper in Bewegung* setzen könne, und
am wenigsten einen Körper , der vom Lichte gar nicht getroffen wird. Die
elektrische Ansicht vom Nordlicht giebt ab,er an^ wie das Nordlicht die
Bewegung der Nadel erzeugt , und zwar gestützt auf die Resultate neuerer
Forschungen. Ferner ist die magnetische Ansicht ganz ungenügend, inso-
fern sie gar nicht nachweisen kann, wie das Nordlicht durch den Erdmag-
netismus erzeugt wird. Der Funke, welchen wir jetzt dem Magneten ent-
locken , entwickelt sich unter solchen Umständen , dass uns jene Handhabe
fehlt, dieselben auf die Ableitung des Nordlichtes aus dem Erdmagnetis-
mus anwenden zu können. Die elektrische Theorie vermeidet dieae Schwie-
rigkeit, indem sie das Nordlicht für eine Erscheinung ganz anderen Ur-
sprungs hält.
Was den zweiten Grund für die magnetische Theorie betrifft, so wird
das Zusainmenvorkommen im Räume wohl für den Causalnexns der Er-
scheinungen ebensowenig beweisen , wie das Zusammentoeffien in der Zeit.
Uebrigens weist die elektrische Theorie den Grund nach für das HauptYor-
kommen der Nordlichter in kalten Gegenden.
Gehen wir nun den Weg der Erfahrung, so werden wir auf dem Stand-
punkte der elektrischen Hypothese eine genügendere Ansieht über die ISzt-
Kleinere Mittheilungcn. 279
Biehoog der Polarlichter gewinnen. Haken wir einstweilen die neuent-
deckte Thatsache fest, dass das Nordlicht in Telegraphendräthen einen
elektrischen Strom erzeugt» so ist uns eine Brücke gebaut durch die andere
Entdeckung neuerer Zeit, dass elektrische Ströme auf die Magnetnadel
wirken, dass alaO die Bewegung der Nadel bei einem Nordlicht waLr^
scheinlicb mittelst der voji diesem hervorgerufenen Ströme bewirkt werden.
Kommt dasu noch die andere Erfahrung, dass Gewitter, welche entschie-
den elektrischen Ursprungs sind , ebenfalls in solchen Drftthen Ströme er-
zeugen, so werden wir geneigt 8ein> das Nordlicht auch für eine elektrische
Erscheinung su halten.
In der neueren Zeit sind Phänomene beobachtet worden, welche mehr
oder weniger Aehnlichkeit mit dem Nordlichte und nachweislich ihren Ur-
sprung in der atmosphärischen Elektricität hatten. Wir müssen einige der*
selben beschreiben.
Dr. Schneider beschreibt in Pogg. Annalen, Bd. 98, S. 324—333
swei derselben* Wir theilen die Beschreibung des zweiten im Auszug^
mit. Er sagt:
„Am sehr heissen 5. Juli 1845 wurde gegen 0 Uhr Abends nach einem
«ehr heftigen Gewitter, welches von einer starken Hagelschauer bereitet
war, nachdem sich das Wetter abgekühlt hatte und die Luft wieder klar
geworden, nach S hinter dem Hügekuge, auf welchem die Stadt Nimwegen
liegt, noch eine Gewitterwolke beobachtet, die von SO nach SW zog, und
hinter welcher ein ferner Donner sich hören Hess. Von dieser Wolke als
Mittelpunkt am Horizonte breitete sich eine fächerförmige Figur fast Clber
die Hftlfte des ganzen Firmamenta aus; der Himmel war mit einem feinen
Nebelschleier ganz überzogen. Dieser feine Dunstschleier zeigte sich bei-
nahe in einem Halbkreise um die oben genannte Wolke völlig verschwun-
den, so dass an diesem Theile das blaue Firmament sichtbar war. Von
dieser Stelle als Mittelpunkt gingen nach verschiedenen Richtungen zahl-
reiche Strahlen aus, die dadurch entstanden, dass auch hier der Nebel-
donst verschwunden war und das dahinter befindliche Blau des Himmels
xam Vorschein kam , so dass also die strahlige Figur duroh das in der bo"
zeichneten Weise hervortretende blaue Firmamnnt gebildet wurde ^ wäh-
rend der ganze übrige Theil von jenem Nebelschleier, in welchem die be-
aagte Figur sich gleichsam ausprägte ^ bedeckt blieb. Die Streifen reichten
aas der Nähe des Horizonts noch einige Grade über das Zenith hinaus;
«ie waren an den Seiten geradlinig begrenzt untl an den Bändei-n zeigte
äch eine stärkere Anhäufung des Nebeldunstes. Das ganze Phänomen
wurde etwa 10 Minuten beobachtet; eine Lufterscheinung war damit n»hi
verbunden. Obgleich die Convergenz der Strahlen nach dem Mittelpunkte
der Wolke nur als Folge der Perspective zu betrachten ist, so spricht sich
doch der innige Znsammenhang beider dadurch aus, dass mit dem all-
mäligen Fortrücken der Wolke auch die Strahlen ihren Ort entsprechend
280 EJeinere Mittheilungen.
veränderten , indem sie ans der Stellang von N naeh S nach nnd naeli i&
die von SW nach NO übergingen/^
Oallenkamp*) beobachtete am 4. September 1855 in einem Hanse,
dem Rheinfalle bei Sehaffhaasen gegenüber liegend, Folgendes. Als er
Abends 9 Uhr auf die Terrasse trat, sah er ungefähr nach S aaf dem Bodea
xnhend am Horizonte ein lichtes Kreissegment, dessen Höhe etwa eine
Vollmondsbreite und dessen Sehne 4 bis 5 Vollmondsbreiten betrug. Yoa
diesem Segmente strahlten fächerförmig 11 bis 13 lichte Streifen ans, yon
denen die beiden äussersten anweilen verschwanden , am dann wieder aof-
zuleuchten und die Zahl 13 zu bilden. Die mittlren Streifen gingen bii
über das Zenith hinweg. Im ersten Augenblicke machte die Erscheinnng
den Eindruck , als wären die lichten Streifen leuchtende Nebelstreifen, die
dunkeln dagegen Theile des blauen Himmelsgrnndes; aber dies erwies sieh
bald ald Täuschung , denn in den lichten Streifen zeigten sich bald belle
Sterne , in den dunkeln kein einziger Stern. Das ganze Phänomen zeigte
längere Zeit keine Bewegung. Die einzelnen Sterne verschoben sich Ter-
möge der Himmelsdrehung gegen die Streifen. Sobald ein Stern an die
Grenze zwischen einem dunkeln und hellen Streifen trat, zeigte er ein
auffallendes Schwanken und plötzliche Veränderungen der Lichtstärke, die
sich bis zu abwechselnd hellem Aufleuchten und gänzlichem Unsichtbar-
werden steigerten, bis der Stern im dunkeln Streifen verschwand. Die-
selben Erscheinungen in umgekehrter Reihenfolge traten ein, wenn eia
Stern aus einem dunkeln Streifen in einen hellen Überging. Nach einer
halben Stunde hatte sich das lichte Kreissegment, welches die Basis der
ganzen Erscheinung bildete , und mit ihr die ganze Figur merklich nach
Osten verschoben, ohne dass Form oder Lichtstärke sich merkbar ver-
ändert hatten. Nach anderthalb Stunde war das ganze Phänomen über
die Breite des Rheines auf das rechte Ufer vorgeschritten. Mit dem wei-
teren Fortrücken trat allmälig eine derartige Formänderung ein, dass die
einzelnen Streifen, welche anfangs ungefähr Bogen grösster Ejreise waren,
in 30*^ bis 35*^ Abstand vom Segmente eine nach Osten gewandte Biegnng
annahmen, welche sich so vergrösserte , dass endlich Sicheln entstanden.
Nach 10 Uhr fingen die Streifen an, wieder scharf begrenzt zu erscheinen,
gleichsam zu zerbröckeln, zu zerfahren. Gegen 10^^ Uhr redncirte sich
die Erscheinung mehr und mehr auf die Basis und auf zerstreute, schwach
leuchtende Wölkchen, bis auch diese verschwanden. Von 9 bis 10 Uhr war
das Licht in den mittleren Streifen mindestens so hell , als beim heitersten
Himmel die Milchstrasse ; in den äusseren war es geringer. Plötzliche Aen-
derungen der Lichtstärke kamen nur einige Male vor. Von 9 bis 9% Uhr
nahm die Intensität wenig zu , blieb bis 10 Uhr constant und nahm dann
ab. Die Farbe des Lichtes war gelblich, zuweilen mit einem leichten An-
*) Pogg. Annalen, Bd. CHI, 8. 173 ff.
Kleinere Hittbeilungen. 281
flöge TOD roth. Die Lnft war dabei sehr mild und angenehm. Seit dem
Mittag des 4, September war der Himmel mit einem Dunstschleier bedeckt
gewesen , während der Vormittag sehr schön klar gewesen war. Der Mor-
gen des 5. September war klar, wenn auch der Himmel nicht rein blan,
sondern weisslich. Gegen Mittag desselben fiel heftiger Gewitterregen.
Nach der Beschreibung einer verwandten Erscheinung im 110. Bande,
S. 335 und 336 von Pogg. Annalen von Schneider fügt der Verfasser die
Anmerkung hinzu : „Ich enthalte mich vorläufig jedes Erklärungsversuche»
und bemerke nur, dass die Erscheinung mit den von mir und Gallenkamp,
sowie mit den von Arago in der Abhandlung ttber Donner und Blitz, und
von Mnncke in Gehlen's physikalischem Wörterbuche unter „Nordlicht*^
beschriebenen , sowie in Kastne'r^s Meteorologie II , S. 524, 588 angezogenen
Phänomenen in ein und dieselbe Klasse gehört. Man hat diesen der Luft*
elektricität angehörigen Lichtmeteoren nicht die ihnen zukommende Auf-
merksamkeit gewidmet, vielmehr dieselben ga» häufig mit dem eigentlichen
Nordlicht verwechselt, obgleich nicht zu bezwetfeln ist, dass wir eine eigene
Klasse tob Elektrometeoren vor uns haben, deren genaueres Stadium mit
einer künftigen Theorie des Gewitters (und des Nordlichtes, füge ich hinzu)
in naher Beziehung steht.
Wir müssen den voranstehenden Beschreibungen noch eine beifügen,
welche sich im 37. Bande der Wiener Akademie - Berichte , S. 575 — 500 fin-
det. Herr Tschudi giebt hier Beobachtungen und Erörterungen über
eine elektrische Lichterscheinung, welche vor ihm schon Moesta, der
Director der Sternwarte zu Santiago, Mejen, v. Bibra und Philipp!
beschrieben. Zwar nennt er Moesta nicht, aber die von diesem gelieferte
Beschreibung gilt wohl demselben Phänomen. Nach Tschudi berichten
Mejen and v. Bibra irrthfimlich in mancher Beziehung. Beide behaupten,
gestützt auf Volksglauben*), die Lichterscheinung, welche sie in den Cor-
dilleren Südamerikas beobachteten, komme vom Aufblitzen glühender
Lava in den dortigen Vulkanen. Nach Beseitigung der falschen Ansicht
geht der Verfasser zur Beschreibung der Erscheinung und zur Darstellung
ihrer Theorie über. Das Licht ist dem Wetterleuchten sehr ähnlich. Es
zeigt sich besonders in den Berggegenden. In seltner Schönheit sah er es
vom Plateau von Guraguara im boHvischen Hochlande über der Kette des
IlHmani. Nach den genauesten, jahrelangen Beobachtungen beginnt es
bald nach Sonnenuntergang und dauert nur selten bis über Mitternacht
hinaus. Von Santiago und Valparaiso ans wird es nur in den Monaten vom
November bis April, am stärksten vom Januar bis März beobachtet; höchst
selten in den übrigen Monaten. In der grössten Ausdehnung der Cor-
dilleraa von Chile, Bolivia und Peru wird es während der Sommernächte
*) Und darans Binä eine Menge YerfäUchungen der Geographie der Cordilleren
heryorgegan^en. Pa Mcy e n einmal die Ansicht hatte , wo das Leuchten sich zeige,
masse ein Vulkan sein, so hat er eine Menge Vulkane angegeben , wo keine sind.
282 Kleinere MitthoUnngen.
gesehen. Eb wiederholt sich jedoch nicht üherall jede Nacht« sjondem setzt
oft eine oder ein paar Nächte ans , nm dann wieder mit ernenter Heftigkeit
au beginnen; ebensowenig dauert es jede Nacht, gleich lange. ▼. Bibra
nahm in der Algodon • Bai alle 10 bis 12 Minuten dasselbe wahr mit einem
Wechsel der Lichtstärke ebne alle Regelmässigkeit« Hier schien es direct
hinter dem Küstengebirge auftsutauchen ; in Valparaiso, wo er es vom
Hafen aus sehr häufig beobachtete , betrug seine Höhe über dem Horizonte
scheinbar einige Grade. Mejen will auf der Gordillera bei dem Leuchten
ein Geräusch gehört haben, wie entfernte Kanonensalven ; v. Bibra hat
nie ein Geräusch yernommen. Moesta und Tschudi sprechen von keinem
Geräusch, also haben sie wohl keins wahrgenommen; und Mejen ist
Tschudi ein sehr ungenauer Beobachter. 'Dass das Leuchten nicht von
Vulkanen herkommen kann, zeigt sich darin, dass es in Peru und Bolivia
auch in den Gegenden , welche gänzlich von Feuerbergen entblöast sind,
genau so gesehen wird, wie, in Chile. Indem Tschudi die Erscheinung fnr
Wetterleuchten erklärt, will er doch nicht unbedingt der Ansicht beipflich-
ten, dass jedes Wetterleuchten seine JBntstehung einem fernen Gewitter
verdanke, wiewohl auch solches gewöhnliches Wetterleuchten oft dort vor*
kommt. Befindet sich der Beobachter auf der Westseite der Gordilleras,
so hat er nadi Ost einen hohen Gebirgshorizont , über dem sich der Him-
mel schon vollständig geklärt bat, während die Gewitterwolken sich öst-
lich vom Gebirge und tiefer als der hohe Horizont entladen und nur der
Reflex des Blitzes, aber keine Wolke mehr gesehen werden kann. £r führt
nun zwei Beispiele an vom Wetterleuchten, die vom Blitze sehr verschie-
den waren, das eine von ihm in Brasilien, das andere von Wittweria
Baiern beobachtet; beide waren Gewitter, in denen ein elektrisehes Leuch-
ten nicht in Zickzackform, sondern als difi^uses Licht auftrat, in Brasilien
aber mit Zickzackblitzen abwechselnd. Li einigen Gegenden des west-
lichen Südamerika kommen beim höchsten Grade elektrischer Spannung
der Atmosphäre doch nie Gewitter vor, besonders in der Wüste von
Atacama. Beinahe während der sechs Monate » vom Mai bis Novemb^, also
im dqrtigen Winter , vermehrt die starke Luftelektricität die Beschwerden
der Wüstenreise» Die geringste Beibung der wollenen Kleider verursacht
das listigste Knistern und kann den Heasenden in einen Zustand der höch-
sten nervösen Reizung versetzen. Zur Nachtzeit sind die elektriachen
Lichterscheinuugen sehr stark. An allen Fingerspitzen, an den Ohren
der Maulthiere erscheinen leuchtende Büschel. Beim Absatteln sprüht
jedes Haar der Thiere Feuer. Die Trockenheit der Luft ist dabei eine
ausserordentliche. Die Fingernägel werden so spröde, dass sie wie Glas
abspringen , und init Gänsefedern kann man nicht schreiben^ weil der Spalt
gleich nach dem Schneiden aus einander klafft. Die Schleimhaut der Nase
und Lippen wird trocken und rissig. Ungefähr 12 Leguas von der Küste
hören die elektrischen Erscheinungen wegen Zunahme der Feuchtigkeit
Kleiner^ MittheHiingen. 289
aaf. Thlitsaölie ist es, w&hrend des Sommers eeigt sich geringe elektri-
fiche SpaDnuQg der Atmosphäre in der Wüs^, aber tägliche heftige 6e-
wittjBr in den sie begrenzenden hohen Cordilleras. Im Winter ausser-»
ordentliehe Lhftelektricität und nur selten Gewitter in den Cordilleras. Es
liegt also die Ansicht nahe, dass die Elektrieität, die sich durch die Winter-
monate in der Wüste sammelt und die sich durch eigenthümliche atmo-
sphärische oder tellurische Verhältnisse in der Wüste selbst nicht dureb
Gewitter entladen kann, sich während der Bommermonate durch tägliche
Entladungen in den CordiUeifen ausgleicht.
Wenn nun, wie nicht au leugnen jst) obige Erscheinungen so viele
Aehnliehkeit mit Nordlichtern haben, dass sie öfter mit denselben ver-
wechselt wurden, und dazu entschieden elektrischen Ursprungs sind, sfl^
spricht dies.xuglieich für den elektrischen Ursprung des Nordlichtes» Zwar
zeigen die beschriebenen Phänomene noch eine nicht unbedeutende Man-»
nigPaltigkeit in ihrem Auftreten; allein diese ist auch bei Nordliehtexa
wahrzunehmen« Das Strahlige vermisst Moesta auch bei der zuletzt be-
schriebenen nicht, obgleich die anderen Beobachter nicht davon reden«
Dass diese Erscheinung als ein gewöhnliches Gewitter zu betrachten sei,
wie Tschudi meint, ist unsere Ansicht nicht, die wir indess weiter unten
erst andeuten können.
Es ist noch ein Punkt zu besprechen, welcher für unsere Theorie von
grosser Bedeutung ist. Man versäumt bei Besprechung atmosphärisch-
elektrischer Erscheinungen gar zu häufig, hier einen Unterschied im Auge
zu behalten , durch dessen Vernachlässigung die grösste Verwirrung ent«
steht. Das ist der Untei^schied zwischen Luft- und Wolkenelektricität«
Man sollte den Ausdruck „Mmosphärische Elektrieität" nur dann gebrau-
chen, wenn von keiner der beiden Arten bestimmt die Bede ist. Verwech-
selt man aber das Genus mit der Specios , so kann selbstverständlich dar*
aus nur Missverstäindniss hervorgehen. Luftelektricität ist aber bekannt-
lieh die Elektrieität der Luftth eilchen, die also immer oder fast immer
wahrnehmbar ist und zwar als + Elektrieität. Am deutlichsten tritt sie
uns entgegen bei heiterem Himmel; denn Wolkenelektricität kann danii
' von uns nur noch für Luftelektricität gehalten werden, w*enn der HoriiQoni.
beschränkt ist und er uns die Wolken verdeckt, welche etwa noch stärker
elektrisch auf unsere Apparate einwirken als diö Luft. Ist der Simmel
uar theil weise bewölkt, so ist es allerdings zuweilen, aber nur selten der
Fall, dass wir zweifelhaft sein kennten, ob das von uns Beobachtete der
einen oder anderen Art angehört. Wie wesentlich es aber ist, den Unter-
schied festzuhalten, will ich an einer wichtigen, allgemeinen Beziehung
nachweisen.
Es wird öfter ansgesprochen , und zuletzt hat esBecquerel gethan *)y
*) Recherches sw l'^leclricü4 de Vair et de la terre etc, CoinpU rend XLIII, pag,
ilOl— 1108.
284 Kleinere Hittheihingen«
dass die atmosphärisehe ElektricitlCt von den Tropen nach den Polen ab-
nehme. So allgemein ansgesproeben , ist der Sata gana nnbegründet. Aber
wohl kann man diesen Satz von der Wolkenelektricität aossagen; dagegen
gilt von der Luftelektricitftt gerade das Entgegengesetste. Zwar existiren
darüber in Rücksicht der Luftelektricitftt noch keine Beobaehtongen; aber
vir wissen, dass bei uns die Lnftelektricitftt im Winter bedeutend grosser
ist, als im Sommer, nnd dass sie in ausnahmsweise warmen Jahren ge-
ringer ist als in gewöhnlichen. Da nun bei uns der Winter ia allen Be-
ziehungen den Charakter mehr nach den Polen gelegenen Gegenden ver-
tritt, der Sommer umgekehrt, so gut gewiss fär die LuftelektrieiUU das-
selbe, was für die übrigen Witterungs -Erscheinungen naefagewiesen ist,
umsomehr , da wir den Zusammenhang dieser Erscheinungen und ihre ge-
meinsame Abhängigkeit von der Wärmevertheilung kennen. Dass die
Wolkenelektricität abnimmt nach den Polen hin, sieht man daraus, dass
die Zahl der Gewitter in dieser Richtung immer mehr sich vermindert.
Es sollen jetzt noch einige Andeutungen darüber gegeben werden, wie
ich mir den Vorgang bei der Entstehung des Nordlichtes denke.
Es giebt zweierlei Gewitter, Gewitter der Wolkenelektricität und Ge-
witter der Lufteiektricität; erstere sind die gewöhnlichen, letztere nenneo
wir Polarlichter , wenn sie in den Polargegenden sich zeigen , wo die Be-
dingungen ihrer Entstehung am günstigsten sind. Erstere nehmen also in
der Zahl ab, wie man sich vom Aeqaator entfernt, letztere, wie man ihm
sich nähert. Die Wolken- Gewitter entladen sich mebt nach unten, der
Erde ; die Gewitter der Lufteiektricität nach oben in den luftverdfinnten
Raum der Atmosphäre. Die Entstehung beider Arten von atmosphäriseher
Elektricität kennen wir noch nicht, ja wir kennen die Entstehung der
Elektricität überhaupt noch nicht. Aber das wissen wir, dass beide Arten
von atmosphärischer Elektricität sich öfter unter Bedingungen, die vm
zum Theil bekannt sind, anhäufen irgendwo. Auch finden wir erfahmngs-
gemäss neben den Stellen der Anhäufung die Stellen , wo die Anhäufasg
nachlässt und dann allmälig in den Gegensatz umschlägt. Wenn dann die
Anhäufung an irgend einem Orte nnd deren Gegensatz gross genug wird,
so findet eine Entladung statt, welche wir Gewitter nennen oder Nordliebt
Zwar kennen wir die Stellen , nach denen die Entladung beim Nordliebt
stattfindet, die höheren Gebiete der Atmosphäre nämlich, in der angegebe-
nen Beziehung aus Ei*fahrung noch sehr wenig. Aber das wissen wir doch,
dass die über einander liegenden Luftschichten öfter entgegengesetzt elek-
trisch sind. Auch können wir uns davon tiberzeugt halten, dass die heberen
Luftschichten schwächer elektrisch sind , als die unteren. Denn da naeb
allen Erscheinungen die Lnftmoleküle die Träger der Lufteiektricität sind,
so muss mit der Dichtigkeit der Atmosphäre selbst auch die der LoA-
elektricität nach oben abnehmen. Man wird mir schwerlich entgegenhalten,
dass die Beobachtungen das Gegcntheil zeigten. Das weiss ich gar zu guij
Kleinere Mittheilangen. 285
aber ich bin fest ttbersengt, dass diese Zunahme nieht weit hinauf reicht.
Aach hahen mir meine Erfahrungen die Aaaieht aufgedrängt, dass die
Abnahme in der Nähe des Bodens daher rührt, dass die Luftmoleküle hier
mit dem Boden öfter in Berührung kommen und diesem Elektricität ab-
geben.
Warum entladet sich nun die Luftelektrieität nach oben? Dafür giebt
68 drei Gründe noch ausser dem bereits genannten der Abnahme der Dich-
tigkeit, und diese sind besonders in Polargegenden wirksam. Erstens, weil
hier die Luftelektricität aus klimatischen Bedingungen sich besonders stark
anhäuft; aweitens, weil hier der Boden mit. einer dicken Schicht eines
guten Isolators, des trockenen Eises, bedeckt ist, weil sich also im Boden
keine der Anhäufung der Luftelektricität entsprechende Vertheilung bilden
kann, oder weil es der angehäuften Luftelektricität nicht möglich ist, das
cur Entladung nach unten gehörige Quantum entgegengesetater Elektrici-
tät heranauaiehen , weil der Isolator der entgegengesetsten die Bewegung
nicht gestattet , um so die Anziehung au vergrössem , die sie endlich bis
zum plötzlichen Ueberspringen eines Funkens nach unten bringen würde;
drittens, weil ihr nach oben keine Hindemisse entgegenstehen, keine Wol-
ken , so dass sie zu ihrer Entladung die Form des Ausströmens wählen
muss. Alle diese Gründe sind thatsächlich vorhanden. Thatsachen sind,
dass es dort an scharf begrenzten Wolken mangelt, dass trockene Nebel
dort häufig sind , welche bekanntlich die Luftelektricität bedeutend stei*
gern, dass die Nordlichter fast immer in der ersten Hälfte der Nacht sich
einstellen, also au der Zeit, wo auch bei uns eine bedeutende Steigerung
der Luftelektricität vorkommt, besonders bei heiterem Wetter; Thatsache
ist femer, dass die Nordlichter am häufigsten sind bei heiterem Wetter,
wo auch bei uns im Winter die Luftelektricität am stärksten ist.
Ein emperschiessender Strahl eines Polarlichtes wirkt gerade so ver-
theilend, wie eine elektrisch geladene Wolke auch, welche ja, wie be-
kannt, uns oft die Haare sträuben macht, oder Licht aus Hut und Fingern
lockt, oder den Telegraphen in Unordnung bringt, indem sie die entgegen-
gesetzte heranzieht und die gleichnamige zurückstössi Dass der Strahl
des Polarlichtes mit seiner Wirkung weiter reicht, ist natürlich, da er eine
viel grössere Ausdehnung hat Denn wenn auch die Messungen der Höhen
der Nordlichter sehr unsicher sind, so geht doch daraus hervor, dass einige
eine Höhe von mehreren Meilen erreichen. Die von Nord nach Süd ge-
richteten Strahlen binden im Boden in der Nähe die entgegengesetzte
Elektricität und treiben die gleichnamige nach beiden Seiten, also nach
Ost und West, und diese Vertheilungs - oder Inductionsströme erster Ord-
nung sind es, welche auf die Magnetnadel wirken; sie haben also, wie
man sieht, zur Einwirkung auf dieselbe die vortheilhafteste Richtung.
Wollte man entgegensteUen , dass die Wirksamkeit der Strahlen unmöglich
so weit reichen könne , so erinnere ich an das Factum , dass vor ein paar
Zeitschrirt f. Mathematik u. Physik. VI. «. 20
286 Kleinere Mittlieiinngen.
Jahren die Einwirkvng eine« Nordlichtes aäf Telegraphettdräthe im Wfir-
tembergischen wahrgenommen wurde*
Nnn 6oli aber nicht gesagt sein, dasa Luftelektrieitftts • Gewitter nur
in Polargegenden entstehen können. Warnm sollten sie nicht auch ander-
wärts sich zeigen, wo die Bedingungen ihrer Entstehung alle oder theil-
weise vorkommen, nämlich Isolation des Bodens, Mangel an Hindernissen
der Ausströmung nach oben und starke Entwickelnng der Lultelektrtcität?
Und in der That scheint es mir keinem Zweifel zu unterliegen, dass Er-
scheinungen, wie die beschriebenen, derselben Natur sind. Denn anch
das von Tschudi, Moesta etc. beschriebene Phänomen wird immer über
den Bergen gesehen , welche auch im Sommer zum Theil mit Schnee be-
deckt sind. Hier ist also die isolirende Decke vorhanden und die dflnnea
Luftschichten sind näher. Ausdrücklich bemerkt y. Bibra, dass in der
Algodon-^Bai nie und anf der Cordillera bei Santiago selten Gewitter vor-
kommen; hier kann das Leuchten also unmöglich von Gewittern herrühren.
Auch bemerkt v. Bibra, dass das Auftreten beider Erscheinungen, nämlich
des Gewitters und des strahligen Leuchtens über den Bergen, ein gans
verschiedenes sei. In der Wüste von Atacama kommt nach Tschudi nie
ein Gewitter vor, aber eine sehr starke Luftelektricität. Das Leuchten
derselben ist Nachts am grössten, wie er behauptet. Auch sah er einmal
Abends das Leuchten über der Kette des Illimani , und anderen Morgens
bemerkte er, dass dort Alles mit Schnee bedeckt war. Das Alles spricht
dafür, dass diese Erscheinung kein Gewitterleuchten ist, wie Tschndi
meint. Ist die Ursache der Lnftelektricität in ziemlich bedeutender Höhe
wirksam, so ist die Isolation des Bodens überflüssig, da die nntere Lnft-
schiebt dann deren Stelle vertritt. Ueberhanpt lässt eine Verschiedenheit
in der Combination der Ursachen auch eine Variation in den Erscheinun-
gen hervortreten. Auch lässt sich eine Möglichkeit des Znsammenvor-
kommens beider Arten von Gewittern nicht von vornherein bestreiten , und
noch weniger ein baldiges Nacheinander derselben.
Die Geschichte von der Halley-Dalton 'sehen Theorie des Nordliehtei
lehrt uns, dass. man auf diesem Wege den Zweck nicht erreicht, ja da»
man kaum weiter kommt. Die entgegengesetzte Theorie hat sicher be-
deutendere Fortschritte gemacht. Wenn uns auch die Entstehung des Erd-
magnetismus, des Nordlichtes, der Lnftelektricität noch dunkel ist, so wer-
den wir doch wohl thun, zur. Erklärung derselben den gemeinsamen Ur-
sprung fast aller atmosphärischer Erscheinungen nicht aus dem Auge sn
verlieren, und das ist die Wärmevertheilnng snf der Erde. Je mehr die
Meteorologie auf dem sicheren Wege sorgßiltiger Beobachtung fortschrei-
tet, desto mehr Licht wird auch in diese noch dunkeln Partien fallen.
Nachtrag. Es wird zweckmässig sein, von Zeit zu Zeit ErgäBsua-
gen zum Aufsatze Über die Theorie des Nordlichtes zu liefsm, um anf
Kleinere Mittheilungen« 2S7
diese Weise die Frage, ob die eine oder die andeire der beiden Hanpt-
theorien, oder vielleicht eine dritte die richtige sei, zum Absch^nsd zu
bringen. Deshalb sollen nnter dem obigen Titel Lesefrüchte, neue An-
sichten etc., mitgetheilt werden.
• .Castren, der schwedisehe Reisende, sagt: „Haben wir im bergigen
Lappland hohe Feleengipfel vor uns, so sind diese von einem flackernden
Schefne umhüllt Fast erscheint es dem Auge, als erhebe sich dieser
Schein aus dem Felsen selbst, wie die Flamme aus dem Krater eines Vul-
kans. £r verbreitet sich über den ganzen Himmel, flackert einige Zeit
and versehwindet, um sich bald darauf wieder au erheben und zu ent-
schweben.*^
lieber Gletscher wird von einem Unbekannten berichtet: „Die Luft
über dem Gletscher- und Firneise ist sehr trocken, weil es wahrscheinlich
die Feuchtigkeit derselben einsaugt. Ein Stück Fleisch wird auf dem
Gletscher in wenigen Tagen so trocken, dass es nur noch ans Fasern be-
steht. Noch trockener ist es im Inneren.'^
Lyell, zweite Beise nach Nordamerika, sagt im 2. Bande, 8. 356:
„Wir lernen aus der Geschichte der letzten antarktischen Expedition untei:
Sir James Boss die höchst interessante Thatsache, dass, wenn das Süd-
licht über der grojsaen Mauer des Kttsteneises an den Ufern des antarkti-
schen Landes spielte , es gana deutlich an der unregelmässigen und zer-
rissenen Gestalt der Efsklippen, über denen es schwebte, Theil nahtn.**
Lyell sah dasselbe.
Herr T. R. Robinson sagt in einem Aufsatze: y^On fluorescence pro-
duced by ihe aurora'' (Phil. Mag. XV, 336 — 327): „Wenn man einen Tropfen
von schwefelsaurem Chinin auf einfer Porzellanplatte bei dem Lichte eines
Nordlichtes betrachtet, so erscheint dieser Tropfen leuchtend auf einem
wenig leuchtenden Grunde." Nach seiner Ansicht soll also das Nordlicht,
wie das elektrische Licht, besonders viel sehr breclibare Strahlen aus-
senden, also stark fluorescirend sein. £r meint, es liege in diesem Gehalt
an sehr brechbaren Strahlen ein neuer Beweis für den elektrischen Ur-
sprung des Nordlichtes.
Diese Stellen sprechen also sSmmtlich für die elektrische Theorie des
Nordlichtes.
XXIV. Sie zweckmäBsigste Form der Zinkeisen - 8&ule. Von Dr.
F. Dellmann.
Seit einigen Jahren brauche ich bei galvanischen Versuchen eine
Form der Zinkeisen -Säule, welche meines Wissens noch nicht beschrieben
ist. Da ich diese Form fßr die zweckmässigste halten muss für Versuche,
welche nur einige Stunden oder noch kürzere Zeit danern, und zweck-
mässiger, als jede andere Säule ist, so will ich mir erlauben, hier eine
kurze Beschreibung derselben zu geben.
Das Eisen ist Gusseisen und wird angewendet in Form von cylinder-
288 Kleinere Mittheiliingen.
förmigen Bechern, dn» Zink ebenfalls in Form ron Cylindem, aber ohne
Boden. Der Zinkcjlinder hat einen etwas kleineren Durchmesser, als der
Eisencylinder, so dass ersterer leicht in letzteren hineingesetzt werden
kann. Auf deu oberen Kand des Zinkcylinders ist ein kleiner Messing-
cjlinder gelöthet mit dem unteren Ende. In der Mitte etwa (der LiDge
nach) ist dieser durchbohrt zur Aufnahme des Foldrathes , welcher fest-
geklemmt wird durch eine Schraube, die vom oberen Ende ans in der Rieh-
tung seiner Acbse auf die Queröffnung führt« Der Zinkcjlinder ist natür-
lich blos cjlinderformig gebogen, nicht gelöthet, weil dies nicht nöthig
ist; auch ist er etwas niedriger, als der Eisencylinder. An diesen wird der
Poldrath, welcher zu diesem Zwecke etwas platt geklopft ist an einem
Ende, mit einer Klemmschraube oben am Rande der Aussenseite befestigt
Die Stelle, wo der Drath angelegt werden soll, muss mit der Feile vor
jedem Versuch grreinigt werden«
Beim Gebrauche nun wird der Zinkcjlinder frisch amalgamirt, daon
mit einem Stück Papier umwickelt, welches so gross genommen, dass es
oben und unten etwas einwärts umgeschlagen werden kann , in den Eisen-
becher gestellt und verdünnte Schwefelsäure (etwa 6 Gewichtstheile Wasser
und 1 Theil concentrirte Säure) hineingegossen. Di« Wasserstoff- Ent-
wickelung ist nach einer Stunde immer noch gering und durchaus nicht be-
lästigend, Die Hauptsache aber ist, dass eine solche Säule einen starken
Strom giebt, sehr billig und äusserst leicht in der Handhabung ist. Beim
letzten Gebrauche habe ich mir die Mühe genommen, sie mit einem GroTc'-
schen Elemente zu vergleichen. Hier ist das Resultat.
Grove'sche Säule: Platin 90"»" breit, 178™ lang; Zink 88~ breit,
nS^^ lang; Ausschlag an einer Weber^schen Tangentenboussole anfsn^
e3^ nach einer guten Stunde 62 \ — Zinkeisen-Säule: Eisencylinder
120"~ hoch, innerer Durchmesser 80""»; Zinkplatte |01"»" breit (Höhe des
Cylinders), 194"»»»» lang; Ausschlag an derselben Boussole anfangs 58*, nach
einer guten Stunde 61*.
Hier verhielten die Zinkplatten beider Elemente , welche fast gleich
starke Ströme gaben , sich also ungefähr wie 5 zu 6* Nun war das Zink
der zweiten Säule nach fast gleich langem Gebrauche allerdings etwas
stärker angegriffen. Dagegen roch man nach der zweiten Stunde noch
ganz gut die salpetrige Säure, welche die Grove^sche Säule entwickelt
hatte; vom Wasserstoff spürte man gar nichts. Die Eisenbecher braucht
man sich nicht sehr stark giessen zu lassen, sie halten doch lange. Die
Wände der meinigen sind nur wenige Millimeter dick. Am Eisen braucht
man ausser je^ner Stelle zum Anlegen des Poldrathes nichts zu reinigen.
Der Strom dieser Säule ist offenbar so stark, weil der Thoncylinder
fehlt. Das Eingiessen der Flüssigkeit ist äusserst bequem. Man vermeidet
das Zerbrechen, M^eil weder Glas, noch Kohle, noch Thon gebraucht wird.
Und billiger lässt sich gewiss keine Säule herstellen. Das oben beschrie-
bene Element kostet mir noch keine 10 Silbergroscheu, das Grove'sche da-
gegen 5 Thaler.
xn.
Zur Theorie der bestinmiten Integrale.
Von Dr. A. Ennepeb,
Docent an der Universität Göttingen.
I.
Die Oleichnng
i\ / cos zu
^^ ^=J(i + u«)>»+t^^
0
nach z differentiirt giebt :
SP CO '
oz J . (! + !/•)*+* 2n./ du{l +
0 0
Dnrch partielle Integration folgt hieraas :
dy z r^ cos zu
Tz W (T-M*)" '
du.
0
oder, da
3*y ■ i cos zu ^
0
80 erhält man für y die Differentialgleichung :
^*y ^y
Es wird natürlich vorausgesetzt, dass n eine positive Zahl sei.
Für y=:p. «211+1
geht die Oleichnng 2) in folgende über :
Znr Integration dieser Gleichung nehme man :
P= f e-'^Fdu,
a
ZoiUchrift f. Mathematik u. Physik. VI, 5. 21
290 Zur Theorie der beBtimmten Integrale.
wo V eine Function von u bedeutet. Die Gleichung 3) geht dann fiber in:
/
4) /«— »rj«(M*. - l)—2{n + i)u\du = 0.
a
Durch partielle Integration folgt:
/e-«'Fz(w«— l)aii = — ^(««-OrAe— «a«
a a
==— j («*—!) ^«-"1^ +Je-'"\itJ'—i)^ + 2ru\du.
a
Hierdurch wird die Gleicfaang 4)
„.,.-,»-i:./-i.-,«-....i..,
a
d. h.:
d V
du
oder
F=(fi«— 1)»
j(„t_l)«+ig-«z['^^0.
Der Ausdruck
verschwindet für u = 1 und « == oo. Nimmt man also « = 1 und /5 = Qc,
so ist:
1
ein Integral der Gleichung 3). Da y =j» . 2^''+^ so wird:
1
_ ^aw+i e-'je"" ii" (2+«)» a«
0
00
Von Dr. A. Ennepbr. 291
Nimmt man ferner
p= le'''' Vdu,
,=/;.
so geht die Oleichang 3) über in :
/«••*r}(tt*— i)z+2(n+i)iijati = o.
Wendet man wieder das obige Verfahren an, so folgt:
jc-*r(i— M«)j^=o
^(1— ti«) + 2nfiF = 0,
d. h. :
r=(i— ««)«
|e«'«-(i— tt«)»+j| =0.
Der Ansdmck
e««(i_u«)«+i
▼erschwindet fftr u = — 1 und m = 1. Nimmt man also a = — 1 , j3 = i,
so ist
1
p= /e**(l — w«)«au
Qnd
1
y === «211+1 j^nz (1 __,^)ii ^„
ein zweites Integral der Gleichung 2). Bezeichnet man die beiden parti-
cnlären Integrale der Differentialgleichung:
oz^ dz
durch pi und y^^ so hat man:
00
y, = «2«+i /e-«i«(u«—i)«att = «-*/«-• tt»(u+2z)« an
1 0
1 I
-1 0
Von diesen beiden Integralen verschwindet y^ mit z , während pi für z = 0
einen constanten Werth annimmt. Da nun auch
21 »
292 Zar Theorie der bestimmten Integrale.
OD
0+^
^^«
0
der obigen Differentialgleichung genügt nnd nicht mit z verschwindet, so
mnss dieses Integral y^ proportional sein, d. h.:
OD OD
0 0
wo A eine Constante bedeutet. Setst man z = 0, so folgt:
OD 00
0 0
oder
Da nun
80 folgt:
endlich :
niji) il(n — 4) = K» . 2-^» /2(2w)
A =
22«+iJI(n)«'
au 'JD
0 0
Die von Gauss durch n(z) bezeichnete Function wird bekanntlich durch
die Gleichung definirt:
OD
Setzt man:
r cos zu
0
1
a? =r «2»+* /(6«« + e-*») (1 — «•)" ÖM,
0
80 ist, nach dem Vorhergehenden,
dy z f cos XU
Von Dr. A. Enneper. 293
Durch Differentiation nach z folgt ferner :
l
Nun ist
1
ÖZ e/
0
I
+ z^'+W (««* —6-"«) u (1 — M*)" du.
0
1
0 0
l 1
= —/(««* + e-«'*)(l—tt«)«aii+2n/(e«* + e-**)tt«(l—ti«)*-*3u
0 0
1 1
0 0
Die Gleichnng ftir -^ nimmt hierdurch die einfache Form an :
1
— = 2« . z«» / (e«»+ «-«*) (1— ti*)"-^ » w.
0
Die beiden Integrale y and x genügen der Differentialgleich ang 2), d. h.:
a"w dy
a*a? dx
oz^ dz
Multiplicirt man die erste dieser Gleichungen mit x , die zweite mit y , bil-
det die Differenz der Producte, so folgt:
d ( dx dy\ ( dx dy\
Durch Integration nach z erhält man :
^dz ""dz ^'' '
wo C eine Constante bedeutet. Wegen der Werthe von y und x wird diese
Gleichung :
OD 1
0 Ö
OD 1
0 0
294 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
Für 2=0 folgt:
00 1
also :
0 0
00 1
/ C08 ZU i
(1+««)-
0 0
oe 1
0 0
Die Differentialgleichung 2) ist zuerst von Serret (Liouville^s Joor-
na), T. IX, p. 193) aufgestellt worden. Für ein 'ganzzahliges n hat Catalan
die Gleichung 5) bewiesen (Liouville's Journal, T. V, p. 110).
n.
In den ,,Memoires couronndes par Vacademie de BruxelleSy T.XIV, Deux,
Partie 1841*' hat Catalan eine Determinante bestimmter Integrale aofgc-
stellt, die eine Verallgeneineruug der bekannten Legendre'schen Glei-
chung ist:
T 2
/ iTa !f . ,^, . fy{i—sin*usin*^)d»
0 0
n %
"2 "?
+ (=rTi ^f ■ ,^^ ' fvtl — cos'a sin'&) d»
J Vil - sin^ a sin^ ^) J ^ ^ ^
0 0
n n
T 2"
J ^(1— cos^a sin^ &) J f (l — m* a sin* 9) '
n
1
0 ' ^ 0
Die von Catalan gegebene Determinante lässt sich noch sehr verein-
fachen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Des besseren Verständ-
nisses wegen möge eine kurze Ableitung der betreffenden Determinante
vorausgehen.
In dem n fachen Integrale :
F, = /.... /aa:, dxn
soll die Summation auf alle positiven Werthe von x^^ • • • ^n ausgedehnt
werden, welche der Bedingung genügen:
Von Dr. A. Enneper.
295
Setzt man , nach dem Vorgang Jacobi's :
X| = sin g>i y
Xf z=: cos g>i sin 9, ,
•Tg = cös (pi cos q>f sin g>^ ,
80 ist:
Xn = C0S(pi cosq>^ .... cos g>n-^i sin g>„ y
Xn^l = COS(pi COStp^ .... cos (fn—i COS ^n ,
Legt man q>i • > .fpn ^We Wcrthe von 0 bis — bei , so bleiben ^^i . . . ar„ be-
ständig positiv, und 1 — ^»+1* Hegt immer innerhalb der Grenzen 0 and
(1). Pührt man also in Vi statt x^ ,. .x^ die Variabein (pt . . .q>n ein , so
i^ehmen dieselben alle Werthe von 0 bis — an.
£s ist nun
dx.
:r-^ 0
0
9x,
dx.
^9t
d(pt
d(pn
dx.dx^ ^
0
d XidXf d Xn
dXn
dXn
dq>i a^t
d «Pi d 9>f d (pn
dif,
dq>n
dXn
d(pi
dXn
«i. .
^{costp.Yicostp;)''-^.
..{cos(p»^iycosq>n,
icn:
n
%
F, = /.. . . l{cosg>i)^{cosq>2Y''^' • • '{cosfpn^tycosg)n^9t ....9g>ji
_ 1 /y^v
,"(^V'-*)i
( na)g(-4)> I n(o)i7(-i)»
«* J2(l) rl* 27(4) '
•i"C-f^)°(-«i
Ist die Snmmation in dem n fachen Integrale:
1) F= / . . . . I dxi .... dxn
anf alle ppsitlven * Werthe von x^. . .Xn auszudehnen , welche der Be-
dingnng genügen :
2)
296 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
so ist: F= F, ^(a« — «,») {(^ — <h*) (a?— a,«),
d.h.:
Die Gonstanten a, aj . . . Oi, mögen so gewählt sein, dass
a>a, >a, . . •> ««-i> ö«.
In V führe man statt o^i . • . ar„ neue Integrationsvariabelen U| . . . u« mit-
telst der folgenden Gleichungen ein :
«,•—«,» ^ «,' — «,* ^•^u.'—o,« '
4) ( „.«_«,» + «.«-fl.« + •••■*■ «.«-o.« - •
oder , iv;enn m eine der Zahlen 1 , 2 . . . n bezeichnet ,
5)
_^. . (0,'-»,«) (g»»-«,«) . . . K«— a.')
Die Gleiphung:
("' — «1*) («* — «O • • • («• — «n*) ^ iKf^ _ "%"y (<»«*) 1
(a'-«,») (a«- V) . . . (a«- «„•) ,, (o«) "^«f , ^'(0,*) «*-«.'
läsät sich wegen 5) auch schreiben :
(««-»,«) (g« -«.«)... («'-«„')_ / ^.' a:,« , ^.' \
(o«-«,«) (o» - «,') . . . (a*- a„') ~ \a»— a.« "^ a» - «,« a»-a.V'
Nach der Gleichung 2) kann man nun setzen :
wo € eine Zahl bedeutet, die zwischen 0 und 1 variirt. Die Qrössen v,',
u^^ . . .Un* lassen sich, mit Rücksicht auf die Gleichungen 4), als die nWor-
zeln der folgenden Gleichung ansehen:
oder von
0 = f{u') = K— a,«) . . . (ti*-a„«) - o:,« (w'-O . . . {u^^-a^')
...—xn' (u'-a,') . . . (««-a.^i«). .
Setzt man hierin successive oo, a,*, a,* . . . o«* statt «*, so folgt leicht, dass
die «Wurzeln von f{u*) = 0 zwischen folgenden Grenzen liegen:
00
«»-1* ö«*.
Von Dr. A. Ennbper,
297
Da nan nach 6) :
(a«-«,') . . ; (g«-«.')
(a«-a,«)(a*-a,«)...(a«~a„«)
zwischen den Grenzen 0 nnd 1 hleiben muss , so kann innerhalb der Inte-
grationsgrenzen t/| nicht grösser wie n werden. Hierans schliesst man, dass
a| a
ö, dl
die respectiven Integrationsgrenzen von Uj . . . t/n sind. Aus der Oleichung
6) folgt:
oder
dx^
'dUr
Ur
•^m
dXn,
X^Ur
dUr
Ur'-aJ'
wo r eine der Zahlen 1 , 2 . . . n bedeutet. Setzt man zur Abkürzung :
11 l
2ii~2
so erhält man für die Determinante :
dx^
R:
folgenden Ausdruck :
= P(tl/,ll,«...M««),
dXi
dUn
dXn
dUn
R = ^1 . • • :P|| . ti| . . • Uji
i>(u.«...t/„»)P«...«,»)
«(« — 1)
(-1) » 9 («,')... v{«»*)
Nach der Gleichung 5) ist
^ t — ( .x«~l (V — gm*) (^t* — gm') . . . («»'"- Arn*)
(.r,^....;r„)-( 1) ^^'(«,.)^'(,..)...^'(a..)'
a^i ar, . . . a:n _ -,/ <P M . . . qp («„')
Der obige Werth von i? geht hierdurch über in :
oder wegen:
>,,(«.')... <p (..»«) ^'(a.«)...y'(a.')
«(M-l)
y' (a,') ...g>' («.«) = (- 1) ^ (i» («,• . . . a„')]'
208
Zur Theorie der bestimmten Integrale. "" '
erhält man einfach :
«t «t . . . «„ jP («1», u^*... M,«)
Durch die Transformation 4) nimmt nun die Gleiclinng l) folgende Form ao:
Kl)
«1 «t ««n-i) * 9»(V).-.g>(««*)
Der Factor »,««...«. anter dem Integralzeichen füllt weg fQr o. =0. In
diesem Falle hat man :
oder
(-1)— » 9(M.»)=««»(«,»-M«.»)...(a„_i*-««') («,«-«««) ...(«,«-«^,').
Setzt man : ^, = ^'(mi*— «,*) («,»— «»*)••• («i* — «»-i*) ,
^, = ^'(«,*- V) («.»-«.') . . . («.*-a»_i»)
d. = yW—»n*) («,*-«»•) . . . («,-l»-«„»),
80 ist : (—!)"-> (««') = (u« //«)» ,
foljglich: "<"-<>
(— n) * 9{««')---v(«»') = (Mi-.-««.^, ..•^■)*.
Die Gleichung 7) geht hierdurch über in :
««-1
8)
Of dl 0
Oif-l
«n-l
flfi— 1
ö>i-2
««-2
Von Dr. A. Ennepeb.
299
Diese Determinante n^^ Grades Iftsst sich leicht auf eine Determinante
vom (n — 1)*®" Grade rednciren. Sei
dann ist :
du A
oder anch: duA n«^**-"^ + c,t<^*^ + c^t^""-^ + . . . + c,
. "äw Z '
wo c, ... Ca symmetrische Functionen von aj' . . . a««— 1' sind , deren genauere
Kenntniss nicht weiter erforderlich ist. Fflr 11 = 11^ geht A über in
(—1) * Am^ man hat dann:
Integrirt man diese Gleichung zwischen den Grenzen a«. und a«,.! , so ver-
schwindet offenbar die linke Seite, es bleibt:
Diese Gleichung gilt für m = 2, 3 . . . n. Für den Fall m = l sind die*
Grenzen a^ und a , statt der Gleichung 9) hat man dann die folgende :
a a
10)
Ersetzt man die Glieder der letzten Horizontalreihe der Determinante in
der Gleichung 8) mittelst der Gleichungen 0} und lO) durch die Elemente
der vorhergehenden Horizontalreihen, so reducirt sich die Determinante
auf das Prodnct von
in die Determinante
^«J^(ö«-«,«)...K— a^i«)
«»-2
«n-l
On-l rt«_2 «1
J Jn J ^«-1 J A i
'^l!^
ö—l
300
Zar Theorie der bestimmten Integrale.
Dieses Prodact ist also gleich :
1
ikVf^r
"(f)
ö^(öt_a,*) . ; . (a*— a^i*).
Setzt man also
dn = K(«l'-«*) . . . (öi-l'-t/*),
wo
«1 > Of • • • > ö«-i »
so erhält man die elegante Gleichung :
J dn
0
J Jn
ö«_2
öii-l
/w«aM
«»—2
rvTdu
J ^t
yu^^-^du Cu^'^'^Ju ru^'^du
=-(\vnr
KD
«1—1
Für n = 3 erhält man unmittelbar das bekannte Theorem von Legendre
für die ganzen elliptischen Integrale erster und zweiter Gattung.
HL
Im T. XVn des Journal de malhSmatiques hat Tissot eine Determi-
nante bestimmter Integrale entwickelt, von welcher Roberts zuerst einen
besonderen Fall betrachtet hat {Joum. de maih. T. XVt). Das angewandte
Verfahren ist ziemlich complicirt und nicht ohne Weitläufigkeit; man kann
mittelst einer sehr einfachen Transformation der Integrationsvariabein die
Determinante auf ein Froduct von Euler'schen Integralen reduciren.
Seien a , Oi . . . a« n + 1 Constanten , so dass
und
V« (««) = (««-«)'''(«.-o,)''' . . . (^«-a«)^" (a-+i-««)^'^' ...
WO PtPi * • 'Pn entweder positive , echte Brüche , oder beliebige negative,
reelle Zahlen sind.
Die zu entwickelnde Determinante ist dann :
Von Dn Ä. Emnepisb.
SOI
«t «t
a ttj
—T^dx I -1—^dx,
OD
9^11 (^«
Oft
a«.
OD
, .dXn
00
Xn
^n (a:«)
-aa?.
Bezeichnet man diese Determinante dnrch ^^ so ist anch:
1)
wo
^ A A A i>(a;.x....a;,)
^<= 13«/ ox... I ga» / X / — X ^
(*.)
e-(«+*iH-'..+«»)
1 1 1
X X^ • • • «Irli
P{x,X^...Xn) =
«t M^l • • • «irjl
In J führe man statt or , j:| . . . oTi, die n + l nenen Integrationsvariabeln
u, Ui . . . Utt mittelst folgender Gleichungen ein :
+
X — a X — a.
+ ...+
Un
..+
X Ol
= 1,
= 1,
+ ...+
= 1.
Xi — a Xn — ö, ■ a:„ — a«
Setzt man tf; («) = (z — a) {z — Oj) . . . (z — a^) ,
80 erhält map aas den obigen Gleichungen :
(ar—x) (gr — a:,) . . . (gr— Jg«)
also ÖMr Ur
dXg Xf flr
Mit Hilfe dieser Gleichung findet man leicht:
Ur =
du du^
dx dXn
dVn dUn
dx dx^
= WMi
.w«
X — a
1
X — a-
Xn—a
UUi...Un PjOy fli . . . an)P(^, O^i - " a?n)
(-1) 2 ^(j:)^(a:0...*(Ä:»)
302
Zur Theorie der bestimmten Integrale.
Nun ist:
3) I
(«r g) > > . K— ^r~l) (a?r ür) « « ■ (a^n ^r)
(««— ö) . . . (<ym— a».-i) (««+1 — 0«) . . . K — Ol»)"
Hieraus folgt : *<''-^^>
U U]
80 folgt:
M. :
_(-'
0
2 i,{x)..
*(^«)
dlich
dass
du
du
dx.
dx dxn
du du
= i,
du.
du,
dx.
dx dXn
ßu'^ du^
du
dx
du.
dx,
du
dx,
du.
'P{x,x,...x^y
Ist also ein (n + 1) faches Integral mittelst der Sabstitation 2) zu trans-
formiren , so tritt dudu^ . , .du^ P{a^ai • • • ^n) an die Stelle von dxdx^.,,
dXn P(x,X^...Xn).
Setzt man:
Fm (2) = (2 — ö) (« — «1) • • • (« — fl«.) («m+l — 2) • • • (ö«- «),
80 folgt, mit Rücksicht auf 3):
In dem (« + 1) fachen Integrale /i wird
i> (x, ar, . . . x^
ersetzt durch
tp(x) q>^{x^ . . . q>n(Xn)
dx dxi , , , dxn
dudui . . . dun
P{a,at ...an)
Wegen der Gleichungen 2) kann man x, Xi . . . x^ als die n-f-l Wurzeln
der Gleichung
U . U4 u»
4) -^+ -i^ + ... + .-!^- = i
' z — a z — ai z — «n
ansehen. Diese Wurzeln liegen zwischen den Grenzen
«1« «t
«m 00,
welche mit den Integrationsgrenzen in J übereinstimmen. Die Variabein
u, tij . . . Un nehmen also alle positiven , reellen Werthe an. Die Gleichung
4) entwickelt giebt :
Von Dr. A. Ennepbb. 803
. xn — 2»-l (w + tij + . , . + tt^ + Ä + Ä, + . . . + C,) + . . . = 0.
Hieraus folgt unmittelbar:
« + «1 + . . . + a?» = ti + Ui + • . . + w„ + ö + Ä, + . . . a„.
Mit Hilfe dieser Gleichung gebt die Gleicbaug 1) durch die Substitution
2) über in :
oder
j _ Tl{r-P) nj—Pt) . . . JI(— p,) P(a,a,... a,) e^l'+'t+-'+0
• . r(a)Pj".(a.)'''...n(a»r
Wegen
r{a) r, (fl,) . . • r,(a«) = \P{a,a^ . . . «.)]«
lässt sich ^ auch schreiben :
Für den Fall , dass p = p] = . . . =:pa =: ^ , hat ^ den einfachen Werth
IV.
Bedeutet c eine Quantität , welche kleiner wie die Einheit ist , so hat
man bekanntlich :
Setzt man in der von E u 1 e r gegebenen Gleichung :
1 /*a:«"^
-; = / dx 0<a<l
so geht dieselbe über in :
2waÄy«Äl-« J h + gz^ ^'
0
Für Ä = 1 — Ar* ««* 9?, ^ = 1 — /• m* g> und z = tongf 0 erhält man
n
T
n _1 1 1 _ r {tang^y^^-^dd'
2 «n aar (1— /•*£«• 9)** (1— /f*««*^)^-«""",/ 1- (A:*co5*^+;*5in«^)5in*9*
0
In der vorstehenden Gleichung sind k und / relle Grössen und kleiner
wie die Einheit. Dann ist k^ co^*d + /' md < 1 , man kann also den Nenner
304 Zar Theorie der bestimmteo Integrale.
anter dem Integralzeichen mit Hilfe der Gleichang 1) nach den Cosinus
der Vielfachen des Bogens 2g> entwickeln.
Setzt man :
^) (i-/«Ln'y)« (i -;^«i«^i^ = -^'n??-^)'-^'^'"^"^'
80 ist allgemein :
3)
2 «htt» " JyvL —
d»
0
Man setze:
Ä« + Ä'« = l /» + r' = l
nnd transformire das Integral anf der rechten Seite der Gleichang 3) mit-
telst der Substitution:
y(l — f^cos^& — l* sin* ^) = — -i- — :r — , . , .
l+p cosr u + q strr u
Hieraus erhält man:
1 + r (1 +p co5*tt + q svr «)'
^ ^ l+k' {l+pcos'u + qsir^uy
d&
y{i—l^ cos^e — /* sin*d)
4 du .
~ (1 + k') (1 + 0 y\^—P {P co^u+q sin*u)\ \l — q{p cos*u + q sin*u)\ "
Die Gleichang 3) nimmt mittelst der vorstehenden Sabstitation folgende
Form an:
n. l (l+A:-)(l+OA + rY«-i ^j^
2 sin an 4 \1 + ^7 2Sin an(l +p)2(i-«) (l + qf^
7t
T
=/
(p co^u + g sin^u)^ {lang uf^"^
\ ^ — P {P co^u + q m*«)}^— « { 1 — q(jp cos^u + q s%n*u) }«
Setzt man in 2)
(l+p)" ""(! + ?)"
Von Dr. A. Ennepkr. 305
80 ist
4)
1 l "=*
(l + 2pco*29+p»)»-« (l+2yco*2v+ «r =*»+\fi(-^)" ßnCot2n,p,
wo
5)
T
-5 ^sinan f (p co^« + g5in«K)«(toity t<)»«-^ du ;
Multiplicirt man die Gleichung 4) anf beiden Seiten mit cos 2n(p .d<p^
integrirt zwischen den Grenzen 0 nnd — nach ^, so folgt:
(-*)•? ^•=/ä
9
2
cos 2ng>d<p
+ 2p cos2ip + p*)^-« (1 + 2qcos2tp + j^)«
0
Vergleicht man diesen Werth von B^ mit dem in 5) gefundenen , setzt
—p nnd — q statt p nnd q^ so erhält man die merkwürdige Gleichung:
/
%
%
cos2nq>d^
(1 —2p ces2(p +p*)^'« (1 —2qcos2ip + ^r«)«
0
9
2"
. /■ {pcos^u-^-q sin^uy
" J {1 — p{pcosi^u + qsin*u)\^'-'*
' {lang uY^^ du
{1 — g{p cos^u + q sin* m) j«
0
Differentiirt man diese Gleichung nach a, so lassen sich manche be-
kannte und neue Integrale ableiten. Dieses Verfahren ist indessen nicht
so einfach, wie folgendes, einige bekannte Resultate etwas zu verallge-
meinern.
Seien die Winkel tp und ^ durch die Gleichung verbunden:
cos acosß . tangq> iangd' = 1.
Ans dieser Relation leitet man leicht die folgenden Gleichungen ab :
cos ^ cosa cosß sin^
*"'''~F{l-(l^c'o««a co^ß) sü^l' ^^''^~y\l'-{l-cos'a cos'ß) si^\ *
7//1 -t . « N y{l—sm*ßsin*^)
y(l — sin* a stn* ff) = cos a -r- — r^ ^j-?- — ^^/ . ,^, ,
7//. -2^ 1 \ o • y(l — sin*asin*a)
y(l — stn*ß stn*q^) •= cos ß ^-^ — •
^{1 — (1— co»'a cos^ß) sin*^\ '
Zeitschrift für Mathematik u. Physik. VI, 6, 22
306 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
aCcosacosßY
— cor« corß) stn*q> = j-^ — -z ,^, . ,^,
'^^ ^ 1 — (1 — cor a cos^ ß) sm* ^
dq>
(l — sin*asin*(p)f* {l — sin* ß sin* g>y-'^
^cos ß y M-i ao_
xcosaj
'J (l — sin*asin*&y-f^ {l—sin *ßsin*9)^ '
wo |ii eine beliebige reelle Grösse ist. Transformirt man mittelst der Sab-
stitution cos OL cosß iangq> iang^= 1 die Integrale:
/' log\i'-(l'—co^aco^ß)sin*q>\dfp
( l — sin* a sin*(py^ (1 —^in*'ß~sin* fp^-f^ '
"2
/l ^ogcoig>
(1 — «/i*«Ww«9)'* (l-«>i«/3si>i*9i)»-^ ^'
0
2 , /l— 5iVa«n«ip\
/' ^'Al^sin*ßsin*J^''
^ (l — 51/J« a sin* q>Y (l—sin*ß sin*(py-ß '
nimmt immer den Bnchstaben fp als Integration svariabele , so ergeben sich,
mit Hilfe der obigen Gleichungen, folgende Relationen zwischen bestimm-
ten Integralen :
T
log\l-il-^cos*acos*ß)stnq>\ .{^^ ^^ ^^_^ +\,lj,^^ )dfp
0
T
= Vog{cos.cosß)J (V^i-M +^^/rj^y>
Von Dr. A. Ehnepeb, 307
2"
/; /l — s(n*€t sif^ ip\ ({tos aff^-- ^ , {cos ßff^^ \ ^
0
T
0
In den vorstehenden Gleichungen ist zur Abkürzung gesetzt :
.^ = 1 — m*« «n"g) , j5 = 1 — sin^ß sinFqf,
För den Fall fi = 4 nehmen die obigen Gleichungen folgende, sehr ein-
fache Formen an : f
9
%
/log\l — (l — eoÄ* a cos^ß)sinip\
^(1 — «n« a sin^q>) ^ (1 — sin* ß siv^ tp) ^
0
%
2
/o
2
jk'(l — ««•« Äin» y{l — sin*ß sin^qi) ^
0
J Y{\^ sin* a sin* (p)y(l — sin* ß sin* (p)
0
n
T
^ C05 /?e/ f^ (1 — sin* a sin* g>) ^ (l — ««* ß sin* (p) '
0
Mittelst der Substitution :
1 iangilf
«wflf 9> — ^^g^^^^ ß^ ^^^ ^ {a — ß)y\l—tang*\{a+^lang*\i{a-ß)sin*rl;\
lassen sich die vorstehenden Gleichungen noch etwas vereinfachen, was
hier übergangen werden möge.
22»
308 Zur Theorie der bestimmten Int^rale.
Sind P und Q ganze, rationale, algebraische Fonctionen von x,
setzt man:
CO
7t , rp
2 J Q
dx
U
0
so lässt sieb z als Wnrzel einer algebraischen Oleicfanng darstellen , wenn
P und Q nnr gerade Potenzen von x enthalten , und Q für keinen reellen
Werth von x verschwindet. Die Ausführung der Rechnung für den allge-
meinen Fall scheint ziemlich complicirt zu sein ; zur Erläuterung der Me-
thode soll ein einfaches Beispiel genommen werden.
Sei: • *
00
K _ r du
2 ^ J t^ + at^ + bu^+ct^ + i
0
und «« + ««• + 6fi* + r««+e« = («• + «*) (tt*+jj«) (M« + y«) (!/•+«!), wo a, ft
y, 8 wesentlich reelle Grössen sind. Durch Zerlegung in Partialbräche
findet man leicht:
_ _]_ 1 1 1
« («'_,S')(«'-y') («»-a») ' /J (1?-«^ (^-y») {?-ir)
,\_ 1 .1 1
Da
r (y«-«*) (y'-^) (r*-^ « (^'-«*) C«*-^) (a*-)'')'
1 1
C«*-/) (/-i?) (y*-**) " («*-«•) (Ä*-^) (««-y*)'
80 ISast sich die Gleichung fUr z auch schreiben:
__ l . 1
oder wegen:
^^ ^^^ y(«+y)OJ+y)(y'-i*) ^ «(«+<)(/»+*) (4'-y^'
d. h.:
j _ («'+/?-<-y+J)(«/?+«»y+«a+/?y+/?a+y<)--(a/?y->-«<3J+«ty<+M
«/Jy<J («+ /J) (« + y) (« + «) (^ + y) (|S + d) (y + d)
Von Dr. A. Ennepeb. 309
Ans der Gleichung:
folgt:
{ a* + ^' + /+a» = «
^ I iaßYy+{aßiy+{aYSy+ißy8)* = c
[ aßYd = e.
Setzt man:
• 3) { a + ß + y + S = y
' aßy-i-aßd+ctYd + ßyd^zpy
so findet man mittelst der Gleichungen 2)
4) ^^^^aß + ay + i^i + ßy + ßi+yS.
Diese Gleichung quadrirt giebt:
5) . (f^y=b + 2e+iyp.
Es ist ferner
Durch Elimination von p zwischen dieser Gleichnng und Ji) folgt:
Aus den Gleichungen 3) findet man :
p — aßy = {y8 — aß){a + ß),
p — ayy = {ßi — ay) (a + y),
p — aiy=(ßy — aö){a + d),
p — ßyy^ — {ßy—ad){ß+y),
p — ßSy = —ißö-ay){ß+d),
p—y6y= — {yd — aß){y + d).
Wegen
(yi—aß) (ßi—tty) {ßy—aS) = c—ae
giebt das Product der obigen sechs Gleichungen :
-{a + ß){a + y){a + 8){ß+y){ß+6)(y + d){ae-cy
= {p-'aßy){p—ayy){p—ady){p — ßyy)ip—ß8y){p—yiy),
= P''—^y^^-^+P^u'{jpy — e)—p^y'{c + e^)+p''i/'e{jpy—e)
= (p'+^y*) {p'-ey'y-py ^~ (^ + ej^) +pV {p'-c),
= {p'-ey^y\p'+ey'-py^^\+p»y^\p^^c^e{y'-a)\.
Da nun nach 4)
310 Zur Theorie der bestimmten Integrale. Von Dr, A. Enneper.
so erhält man einfach :
{« + ß) («+y) (« + «) (ß+7)(ß + i) (.y+i)=py^^-p'-e!f'.
Die Gleichung 1) geht hierdurch über in:
y* — a
y—^ P
ez-
Da nun nach 5) und 6)
p* = c + e(j/*— a),
so lässt sich die Gleichang für z auch schreiben :
»■•'^-<i(^)"+"-'i
ezy-
Eliminirt man y zwischen dieser Oleichung und
so erhält man eine algebraische Gleichung für z , welcher das Integral
£ r du_
0
genügt
xm. .
Ueber die Anzahl der G-eraden, Ebenen und Funkte, welche
durch gegebene Punkte, G-erade und Eben^ in der Ebene
und im Baume bestimmt werden.
Von Professor Dr. C. A. Bketschneideb
in Gotha.
Eine der ersten nnd vornehmsten Aufgaben, welche die Geometrie
der Lage stellt, betrifft die Bestimmung der Anzahl von Geraden nnd Ebe-
nen, welche man dnrch gegebene Punkte legen kann, sowie umgekehrt die
Bestimmung der Menge der Schnittpunkte und Schnittlinien, welche durch
gegebene Gerade oder Ebenen erzeugt werden. Da eine erschöpfende Lö-
sung dieser Aufgabe bis jetzt, so viel mir bekannt, noch nicht versucht
worden ist, so soll es im Folgenden unternommen werden, die fragliche
Lücke in der Wissenschaft des Kaumes wenigstens der Hauptsache nach
auszufällen.
§.1.
Als Fundamentalsätze, von denen die Untersuchung auszugehen hat,
sind nachfolgende aufzuführen.
d) Zwei Punkte im Kaume liegen stets in einer Geraden; und umge-
kehrt: zwei Ebenen im Räume schneiden sich stets in einer Ge-
raden.
Im zweiten Falle kann die Schnittlinie^ entweder in unendlicher
oder in endlicher Entfernung liegen, je nachdem die gegebenen
Ebenen parallel sind oder nicht.
b) Durch drei Punkte im Kaume, die nicht in einer und derselben Ge-
raden liegen, ist stets eine Ebene bestimmt; und umgekehrt: durch
drei Ebenen im Baume , die nicht durch eine und dieselbe Gerade
hindurchgehen, wird stets ein Punkt bestimmt.
Dieser Schnittpunkt kann nicht nur in endlicher , sondern auch in
unendlicher Entfernung liegen, und es sind in letzterem Falle die
drei Schnittlinien je zweier der gegebenen Ebenen einander parallel.
312 Ueber die Anzahl der Geraden, Ebenen und Pankte.
c) Durch einen Punkt und eine Gerade ausserhalb desselben ist stets
eine Ebene bestimmt; und umgekehrt: durch eine Ebene und eine
Gerade ausserhalb derselben ist stets ein Punkt bestimmt.
Dieser Sehiiiltpunkt liegt entweder in unendlicher oder in end-
licher Entfernung, je nachdem die Gerade der Ebene parallel ist
oder nicht.
d) Zwei Gerade, die durch einen und denselben Punkt gehen, liegen
stets in einer Ebene; und umgekehrt: zwei Gerade, die in einer
und derselben Ebene liegen, schneiden sich stets in einem Punkte.
In beiden Fällen kann der Schnittpunkt in unendlicher oder in
endlicher £intfernung liegen , je nachdem die Geraden parallel sind
oder nicht«
§. 2.
Um die zu entwickelnden Sätze so kurz und bündig wie möglich aus-
zusprechen , mögen folgende Benennungen eingeführt werden.
e) Wenn von x in einer Ebene oder im Räume gegebenen Punkten
entweder alle oder nur eine bestimmte Anzahl y derselben eine
solche Lage haben, dass weder die durch je zwei der letzteren be-
stimmten Geraden durch einen der übrigen {x — 2) Punkte, noch
die durch je drei jener Punkte bestimmten Ebenen durch einen der
übrigen {x — 3) Punkte hindurchgehen ; — so sollen diese a: oder
y Punkte in der Ebene, beziehungsweise im Räume, vollständig
frei heissen.
Und umgekehrt:
Wenn von x im Räume gegebenen Ebenen entweder alle oder nur
eine bestimmte Anzahl y derselben eine solche Lage haben, dass
weder die durch je zwei der letzteren erzeugten Geraden mit irgend
einer der übrigen {x — 2) Ebenen zusammenfallen, noeh die durch
je drei dieser Ebenen bestimmten Schnittpunkte in irgend eine der
übrigen (^—3) Ebenen zu liegen kommen; — so fallen diese x oder
y Ebenen vollständig frei heissen.
f) Wenn von x Geraden, die sämmtlich durch einen und denselben
Punkt hindurchgehen, entweder alle oder eine bestimmte Anzahl jr
derselben eine solche Lage haben , dass die durch je zwei der letz-
teren gelegten Ebenen durch keine der übrigen (^-^2) Geraden
hindurchgehen; — so mögen diese x oder y Geraden im Baume
vollständig frei genannt werden.
Und umgekehrt:
Wenn von x Geraden, die sämmtlich in einer und derselben Ebene
liegen , entweder alle oder eine bestimmte Anzahl y derselben eine
solche Lage haben , dass die durch je zwei der letzteren entstehen-
den Schnittpunkte auf keiner der übrigen (x — 2) Geraden liegen;
Von Prof. Dr. U. A. Bketschnsiüeb. * 313
-« SO mö^n diese x oder y Geraden in der Ebene vollständig
frei geaaunt werden.
g) Sind in einer Ebene oder im Räume x Punkte gegeben , von denen
ein Theil y auf mehrere Oerade oder Ebenen vertheilt ist, und es
haben diese y Punkte eine solche Lage, dass keine Gerade, welche
durch zwei auf verschiedenen Gebilden gelegene Punkte bestimmt
wird, durch einen der übrigen {» — 2) Punkte hindurchgeht, — und
dass keine Ebene, die durch je drei, auf drei verschiedenen Ge-
bilden liegende Punkte bestimmt wird, durch einen der übrigen
{x — 3) Punkte hindurchgeht; — so sollen jene y Punkte in der
Ebene , beziehungsweise im Baume , beschränkt frei heissen.
Die gleiche Benennung mag unter analogen Voraussetzungen von
Ebenen und von Geraden gebraucht werden.
Mit Hilfe des Vorstehenden ergiebt sich unmittelbar die Auflösung der
nachfolgenden sechs Hauptaufgaben.
§.3.
I. Es seien in einer Ebene n Punkte gegeben; man ver-
langt die Anzahl der durch sie bestimmten Geraden.
Lehrsatz. 1. Die Anzahl aller Geraden, welche durch n
in der Ebene vollständig freie Punkte bestimmt werden, be-
trägt 4n (« — !)•
Denn jeder der n Punkte giebt mit jedem der noch übrigen {n — l)
Punkte ebenso viele Gerade, so dass die Gesammtzahi der letzteren n(n--i)
betragen würde. Da aber hierbei jede Gerade doppelt gezählt wird, näm*
lieh das eine Mal von dem einen der sie bestimmenden Punkte aus , dag
andere Mal von dem zweiten dieser Punkte , so ist die Zahl der wirklich
von einander verschiedenen Groraden nur ^n (» — l).
Oder:
Der erste dern Punkte giebt mit jedem der noch übrigen (n — l) Punkte
(» — 1) Gerade. Ebenso erzeugt der zweite der n Punkte mit jedem der
(n — 2) Punkte, welche mit Ausschluss des bereits verwendeten ersten
Punktes noch übrig sind, neue (n — 2) Gerade; auf gleiche Weise der dritte
Punkt neue (n — 3) Gerade u. s. f. , bis endlich der {n — 2)*® Punkt mit den
beiden letzten noch 2 Gerade, und der {n — ly^^ mit dem letzten fi^^** Punkte
noch 1 Gerade liefert. Die Anzahl aller möglichen Geraden ist demnach
l+2+... + («-2) + («-l) = ^^i^^.
Lehrsatz 2. Die Zahl aller Geraden, welche durch
nsia^ -f-p Funkte einer Ebene bestimmt werden, von denen q
vollständig frei sind, die übrigen p hingegen in einer Gera-
den liegen, ist gleich l + \q{(i — l)+i?5'-
Denn die j/ Punkte geben für sich allein 1 Gerade, während die ^ Punkte
314 Ueber die Anzahl der Geraden^ Ebenen und Punkte.
^^^v«^^^^^n^^\«««^^M^>A«s«\«^>v^^<
deren ^q {q — 1) bestimmen. Endlich liefert jeder Punkt der Gruppe p
mit jedem Punkte der Gruppe q eine Gerade, wodurch noch p^ Gerade
erzeugt werden.
Zusatz. Es ist die verlangte Zahl auch gleich
in{n^\)-^p{p — l) + U
Denn wären alle n Punkte vollständig frei, so würden sie \n{n^i) Ge-
rade geben. Es liegen aber p Punkte auf einer und derselben Greraden,
also fallen alle durch diese p Punkte erzengten Geraden, an der Zahl
iP (P — 1)> in 01^0 einzige zusammen, und die obige 2iahl muss also um
iP (P — l) — 1 verkleinert werden.
Lehrsatz 3. Die Anzahl aller Geraden, welche in einer
Ebene durch n=spi+Pt beschränkt freie Punkte bestimmt
werden, von denen pj auf einer Geraden, p^ auf einer zwei-
ten Geraden liegen, ist gleich 2+PiPf
Denn es giebt jeder Punkt der Geraden P| mit jedem Punkte auf p,
eine Gerade; mithin ist die Zahl aller so entstehenden Geraden gleich
Pi p,. Und zu ihnen kommen noch die beiden Geraden , welche die ein-
zelnen Punktmassen p^ und Pf enthalten.
§.4.
Die im vorangehenden Paragraphen entwickelten Sätze enthalten
alles, was nöthig ist, um in jedem Falle die Anzahl der Geraden zu finden,
welche in der Ebene durch Punkte bestimmt werden, die man in Bezug
auf ihre Lage irgend welchen beliebigen Bedingungen unterworfen hat
Alle hier möglichen Fälle aufzustellen und für jeden derselben die ent-
sprechende Formel zu entwickeln, würde zu maassloser Weitläufigkeit
führen, ist aber auch ohne erheblichen Werth. Wie man sich in jedem
einzelnen Falle zu verhalten hat, wird zur Genüge aus den nachfolgenden
Beispielen erhellen.
Aufgabe 1. Die Anzahl aller Geraden zu finden, welche
in einer Ebene durchii=^ Ö'+Pi +Pt + • •• + Pt Pnnkte bestimmt
werden, von denen q vollständig, die übrigen nur beschränkt
frei sind, und zujep|,p2*«-PA auf Arverschiedenen Geraden
liegen.
Auflösung. Zuerst liefern die q vollständig freien Punkte unter
sich allein \q {q — 1) Gerade. — Die beschränkt freien Punkte dagegen
geben nicht nur die k Geraden , auf denen die einzelnen Punktmassen
Pii Pf 'Pk vertheilt liegen , sondern auch die ganze Schaar der Geraden,
welche aus der Verbindung eines Punktes der Gruppe pj^ mit einem Pnnkte
einer anderen Gruppe pi hervorgehen. Da nun die Anzahl der Geraden,
welche aus zwei solchen Gruppen hervorgehen, nach Lehrsatz 3 gleich
PA Pi sein muss , so wird die Gesammtzahl der Geraden aus allen k Grnp-
pen offenbar gleich :
Von Prof. Dr. C. A. Bbetschmsider. 915
PtPt+PtP» + PlP4 + ***+Pk^tPk+Pk^iPk
werden, d. h. gleich der Summe der Binionen ohne Wiederholung ans den
k Zahlen pi p, ^* b. w. Bezeichnet man daher diese Snmme inr Ahkürznng
mit 2^{pi •'Pk)^ 80 erhält man für die Zahl der Geraden, welche die be*
schränkt fveien Funkte unter sich erzeugen, den Werth Ar + «^z (Pi • • »Pk)»
Zu dieser Qeaammtsunune kommen nun noch diejenigen (Geraden hinzu,
welche durch Verbindung, eine^ Punkt#8 aus der Gruppe q mit einem Punkte
der Gruppen p hervorgehen , deren Zahl nach Lehrsatz 2 gleich
ist.
Als Endresultat ergiebt sich daher die Summe :
4p (ö^l) + ^ + (PiPt +Pi P« + • • • +P*~iP*) + Ö' (Pi +Pi + . • . +P*)
==iS' (? — 1) +^+ -2^ (S'^Pi ) Pi • • -P*)-
Z u 8 a t z 1. Liegen in einer Ebene n = pi + Pt + • • • +Pk beschränkt
freie Punkte , welche zu je Pi , p, u. s. w. auf k gerade Linien yertheilt sind,
80 ist die Zahl der durch sie bestimmten Geraden gleich der Summe der
Binionen aus den Zahlen P],Pt Q* s. w., vermehrt um die Zahl A:, d. h. gleich:
^+PlPl+PlP8 + « • • +Plfc-lP*«
Zusatz 2. Sind in einer Ebene » = 1 +Pi +ps+ • • • +P* beschtönKt
freie Punkte auf k Strahlen eines Strahlbüschels so vertheilt, dass einer
von ihnen im Strahlencentrnm , die übrigen zu je Pi , Pt • . • pjb Aaf den
k Strahlen liegen , so ist die Zahl der hierdurch bestimmten Geraden eben-
falls gleich :
Ä +Pi Pt +Pi P« + • • • +Pk-\ Pk*
Aufgabe 2. Es seien in einer Ebene »Punkte gegeben,
von denen q vollständig, die übrigen (n — g) aber nur be-
schränkt frei sind, und auf Ar Strahlenbüscheln so vertheilt
liegen, dass jedes der k Strahlencentra einen Punkt enthält,
während auf
i»! Strahlen des ersten Büschels je Px\px\ pC * • «Pi*"*
. . 9 ff fif —^
m^ zweiten PtjPtyPt • • • Pt^
u. s» w. u. s» w»
mk Arten Pk,Pk\pk""'Pk"*^
der gegebenen Punkte zu liegen kommen. Man soll die An-
zahl aller durch diese »Punkte bestimmten Geraden angebe u.
Auflösung. Man setze zuvörderst zur Abkürzung:
III =3 m| + m, + . - . + »1*
p,=Pt'+pt"+-'-+Pi'"
p,=Pt'+pt"+'-'+Pt'"*
so beträgt die Zahl der gegebenen Punkte « = jf + ä + p, -J- P» + • • • + P*>
816 Ueber die Anzahl der Geraden , Ebenen und Punkte.
und die Zahl der Strahlen, velche die ArBüsehel zuBammen enthalten, irt
gleich m.
Zieht man zuerst alle Punkte, mit Ausnahme der k Strahlenmittel-
punkte, in Betracht, so ist die Zahl der durch sie bestimmten Geraden
nach Aufgabe 1 gleich der Summe der Binionen aus g und den m verschie-
denen Zahlen der Form />«*, vermehrt um die Grösse ^^(s^— l) + "*i
d. h. gleich: • ^
Hierzu kommen unn zweitens die durch die A:Centra noch entstehenden
Geraden, welche in zwei Gruppen zerfallen. Die erste derselben wird
durch die Geraden gebildet, welche die Strahlencentra unter sich bestim-
men. Da es der Willkür überlassen ist , ob diese Centra unter einander
vollständig oder nur beschränkt'frei sein sollen , so bezeichne man die An-
zahl der durch sie allein entstehenden Geraden mit k'j ein Werth» der nach
den bereits ermittelten Gesetzen in jedem Falle gefunden werden kann.
Die zweite Gruppe von Geraden enthält dagegen alle diejenigen, welche
durch Verbindung eines Centrums mit allen übrigen , nicht zu seinem Bü-
schel gehörigen Punktmassen />,• , sowie mit den Punkten q hervorgehen.
Da hiernach jede Zahl pi mit (k — i) Strahlenmittelpunkten verbunden
wird, so ist die Zahl der zweiten Gruppe gleich
fcq+ {k-1) 2, {p1) = k£, {q, p^) ^ 27, {p%
wenn man durch Ei {pi) die Summe der Unionen aus den m Grössen der
Form p i bezeichnet. — Als Endresultat folgt daher für die gesuchte Zahl :
. iq{q'-i) + m + k' + i:,{q, p?) + k£, {q.pf) - Z, {pf)
= \g{q-l) + fn + k' + £,{k,q,pf)-^{n-q—k).
Zusatz 1. Sind die k Strahlencentra unter einander vollständig frei,
so wird k'^=z^k (k — 1) und es kann der gefundene Endwerth in nach-
stehende Form zusammengezogen werden:
Zusatz 2. Fallen die q vollständig freien Punkte gänzlich hinweg,
so bleiben nur noch die auf den Strahleubüscheln liegenden Punktmassen
übrig, und es reducirt sich die Zahl der alsdanu noch möglichen Ge-
raden auf:
ik{k + l) + m — n + 2:,(k,pf).
Aufgabe 3. Es seien in einer Ebene n=:g + i^+Pi +/>t+ •- -
+ Pk Punkte gegeben, von denen q vollständig, .die übrigen
(n — q) nur beschränkt frei sind. Von den letzteren sollen
k die Spitzen eines einfachen k Eckes bilden, während auf
den einzelnen Seiten desselben noch ausserdem je pi,^, .. ./i^
Punkte vertheilt liegen. Man verlangt die Anzahl aller Ge-
raden, welche durch diese nPunkte bestimmt sind.
Von Prof. Dr. C. A. Bbetschnbidkb. 3t7
Anflöflung. Zuerst geben die ü: Spitsea der Figur , da sie unter
einander gftnzlicb frei sind, ^^(^--1) Gerade, in welcher Zahl natärltch
die Seiten der Figar, auf denen die />,, Pf • »Pk Punktmassen liegen, mit
einbegriffen si^nd. Ebenso geben diese p, , p^ etc« Punkte unter sich
Zf (Pif Pt ' • • Pk) Gerade. Hierzu kommt aber zweitens die Zahl der Oe*
raden, welche jede der iir Spitzen mit den Gruppen p,, Pt* ^Pk erzeugt,
und zwar mit allen denjenigen , die nicht mit ihr zugleich auf einerlei Seite
liegen. Da hiemach jede dieser Gruppen zwei Mal wegfüliig wird, so
beträgt die Gesammtzahl der so entstehenden Geraden :
(A — 2) (Pi+Pt + ... +Pk) = k (pi +pt + . . . +Pk) — 2(n—q—k).
£$ liefern mithin die beschränkt freien Punkte unter sich
\k(k—\) + 2^(p^...pk) + k{p,+p^+...+Pk) — 2(n^q^k)
= ik(k--l) — 2(n-q-k) + i:,(k,p,...pk)
Gerade. — Da nun die q vollständig freien Pnnkte unter sich \q(q — 1)
und mit den übrigen (n — q) Punkten noch q (n — g) Gerade erzengen, so
beträgt das Endresultat die Summe:
\q(q-l) + hHk-^)—^(n-q~k) + i:,(k,p,...pk)+q(k,+p,+p^+...
+ Pk) = kq(q + V + hk{k + Z) — tn + i:,(q,k,p,...pk).
Zusatz. Fallen die q vollständig freien Punkte gänzlich weg, so
bleiben nur noch die auf die Spitzen und Seiten des k Eckes vertheilten
Pankte übrig, uud diese erzeugen noch die Zahl von
kk(k + Z)-2n + i;,(k,p,...p,)
geraden Linien , mit Einschluss der Seiten der Figur.
§.5.
II. Es aeien im Räume nPunkte gegeben; man suche die
Anzahl der durch sie bestimmten Geraden.
Sind die gegebenen Punkte im Räume vollständig frei oder liegen sie
entweder sämmtlich oder doch theilweise auf geraden Linien vertheilt, so-
wie dies in dem Falle I angenommen worden , so gelten alle die unter I
entwickelten Formeln, bei denen die gegebenen Punkte in einer Ebene
lagen, auch jetzt noch, wo sie als im Räume liegend angenommen werden.
Denn da durch zwei Punkte stets eine Gerade bestimmt wird, mögen nun
jene in einer Ebene oder im Räume liegen , so ändert sich in den Schlfissen
des Falles I nicht das Mindeste , wenn sie auf den vorliegenden Fall II an-
gewendet werden. Neue Bestimmungen können hier erst dann eintreten,
wenn die beschränkt freien Punkte auch auf Ebenen vertheilt sind.
Lehrsatz 4. Sind im Räume naj' + r, + r,+ ... +r„ Punkte
gegeben, von denen ^ vollständig, die übrigen nur beschränkt
frei und zu je r,, r, ... r,. A^f f^» verschiedene Ebenen vertheilt
sind, in denen sie beziehungsweise g^, ^s • • . ^m'Gerade be-
stimmen, — so ist die Zahl der durch sie erzeugten Goraden
gleich i? («' — 1) + (<7, + 0^«+ • • • + fl'm) + -2i (q, r, . . . r«).
318 Ueber die Anzahl der Geraden^ Bbenen und Punkte.
Denn es geben die q Punkte unter sich ^q {q — 1) Gerade, die Punkte
hingegen, welche in denselben Ebenen liegen, beziehungsweise ^i, ^t-.gi
Gerade , wodurch die beiden ersten Glieder der Formel erhalten werden.
Sodann aber giebt jeder Punkt aus einer der Gruppen g, Tj , r, . • . fa mit
jedem Punkte aller übrigen Gruppen noch eine Anzahl von Geraden, deren
Summe der Summe der Binionen aus sämmtlichen Zahlen 9, r, . . . ra gldch
sein muss.
Zusatz. Sind die Punkte einer und derselben Gruppe r/ in ihrei
zugehörigen Ebene vollständig frei, so wird ^,- = ^r^ (r; — 1) und der oben
gefundene Ausdruck verwandelt sieh in :
4^(^ — l) + in(r,— l)+.4r,(r, — l) + ... + 4r«(r«— l)+2;te,n...r,V
ein Werth , der sich offenbar auf ^n (n — l) reducirt.
In der That sind dann sämmtlichen Punkte vollständig frei, da die
Gerade, welche zwei derselben verbindet, falle dieselbe nun in eine der
gegebenen Ebenen oder in den Baum, doch durch keinen der übrigen
(n — 2) Punkte hindurchgehen kann.
Lehrsatz 6. SindimRanme » = 5'+Pi + ...+p* + '*i+''t + -*
+ rn Punkte gegeben, von denen g vollständig, die übrigen
(n — q) aber nur beschränkt frei sin^, und zwar zu jepi, p, ...pi
aufArGeradenund zujer, ,r, ...r^ aufmEbenen liegen, in de-
nen sie beziehungsweise ^1, g^ • •gm Gerade bilden; — so ist
die Gesammtzahl der durch sie bestimmten Geraden gleich:
iö'Cä'— l) + ^+ (ö'i+^t + . • • + ö'«) + -2;(ö',p, ...p*, rj . . . r,).
Zuvörderst geben die (fi' + ^1 + r, + . . , + r^ Punkte unter sich nach
dem vorigen Lehrsatze die Zahl von
iö' (? — !) + (ö'i +fl'« + .. . + 0^») + 2; (^,r,, r, .. .r^)
Geraden. Die auf k Geraden vertheilten Punktmassen unter sich liefern
dagegen nach Aufgabe 1, Zusatz i die Zahl von ^+2^ (pj •-- Pk) Geraden.
Rechnet man hierzu noch die Geraden, welche jeder Punkt der Gruppe
(Pi • • *Pk) mit jedem Punkte der Gruppe (^, pi . . .pjt) erzeugt, deren An-
zahl gleich
(Pi +Pt + . "+Pk) (g+r, +r, + . . . + r„)
ist, so erhält man für die Gesammtsumme den Werth:
4« (g— l) + A: + (0^1 + ^i +. • '+gm) + £t(qy r, . . .r„) + 2; (p, . ..pt)
+ (Pt+P2 + '"+Pm) (q-^u +^t + • • • + r«)
= \q(9—'^) + ^ + (gi + gt + '>' + gm) + £f(q, p^...pk,r^^.. r,).
Zusatz. Sind die r,- Punkte in jeder ihrer Ebenen unter sich toII-
ständig frei, so bezeichne man ö^ + ''i + '*f + • . • + ^m = »; dann ist die
Zahl der vorhandenen Geraden gleich:
i»(r— !) + (« — r)r + Ar+-2;(p, ...pit).
Lehrsatz 6. Sind im Räume n = ö' + Ä + r, + r, + . .. +r»
Punkte gegeben, von denen 9 vollständig, die übrigen (n—f)
nur beschränkt frei sind, und zwar auf m Bbenen eines
Voa Prof. Dr. C. A. Bretschnbideb, 319
EbeneabOschels so Tertheilt liegen, daas h derselben in die
Achse des Büschels, die ttbrigen zujeri, r^^^^r^ au fdiee in ^
z einen Ebenen fallen und in ihnen beziehungsweise ffitg^Qm
Gerade erzeugen; — so beträgt die Zahl der durch diese
nPnnkte bestimmten Geraden
1 + 4^ (7— 1)+ (S'i + Ö^tH- . • . +^».) + 2; (y, A, r, . . . r„).
Denn es liefern zuerst die fi' + rj + r,+ «* • +»•■• Punkte unter sich
nach Lehrsatz 4 die Zahl von
\9 (0^ — 1)+ (^1 +yt + . . . + flfm) + ^(g, n • • . rm)
Gerade, während die h Punkte unter sich nur eine einzige Gerade be-
stimmen , nAmltch die Achse des Büschels. Zweitens aber liefert jeder der
Ponkte h mit jedem der übrigen (n — h) Punkte eine Gerade, also h{q-\-r^
-f- r, + • • • + ^hb) in Summe , woraus sich denn die oben gefundene Formel
sofort zusammensetzt.
Zusatz. Nimmt man auch hier jede der r^ Gruppen in ihrer Ebene
als Yollst&ndig frei an, so verwandelt sich die Formel des Lehrsatzes in:
j(„_Ä)(n— Ä— l) + l + Ä(ii-Ä) = l+i(«_Ä)(« + Ä-l),
ein Ausdruck, der ungeändert bleibt, wenn g s= 0 gesetzt und damit die
ganze Masse der n gegebenen Punkte als beschränkt frei angesehen wird.
Mittelst der vorstehenden Lehrsätze können nun alle Aufgaben Über
die Anzahl von Geraden, welche durch Punkte im Räume bestimmt sind,
gelöst werden, mögen nun diese Punkte auf ganz beliebige Weise unter
Strahlenbüschel und Ebenenbüschel vertheilt oder theilweise vollständig
frei sein. Namentlich gehört hierher der Fall , wenn die Punkte auf den
Ecken, Kanten und Grenzflächen eines Polyeders liegen. Indessen dürfte
es überflüssig sein , länger hierbei zu verweilen , da die unter I gelösten
analogen Aufgaben sattsam zeigen , wie man hierbei zu verfahren hat.
§.6.
IIL Es seien im Kaume nPunkte- gegeben; man suche
die Anzahl der durch sie bestimmten Ebenen.
Lehrsatz 7. Die Anzahl der Ebenen, welche durch n im
Räume vollständig freie Punkte bestimmt wird, beträgt:
n(ii->l)(n— 2)
1.2.3
Jeder einzelne der n Punkte bestimmt mit den übrigea (n — 1) Punk^
ten so viele Ebenen, als diese (n — 1) Punkte unter sich verschiedene Ge-
rade erzeugen, nämlich \{n—\) (n — 2). Die Gesammtzahl aller Ebenen
würde demnach «i« (n— 1) (« — 2) sein, wenn dabei nicht jede Ebene drei
Mal gezählt wäre, indem sie nämlich von jedem ihrer drei bestimmenden
Punkte aus einmal in Rechnung genommen worden ist. Die wahre Anzahl
aller Ebenen beträgt daher nur den dritten Theil der vorhin gefundenen
Summe.
320 lieber die AnzAbt der Geraden ^ Ebenen nnd Pankte.
LebrsatK S. Die Anxahl der Ebenen, welebe im Räume
durch n=^q + p Punkte beBtimmt werden, von denen q voll-
ständig frei sind, die übrigen p hingegen in einer Geraden
liegen, — beträgt:
q+\g{q—i)p + Hi9—^){9-^)'
Denn die Gerade />'giebt zuvorderst mit jedem der q freien Punkte
eine Ebene , also zusammen q Ebenen, Sodann bestimmt jeder einzelne
Punkt der p mit jeder der ^q {q — 1) Geraden, welche die Gruppe q unter
sich erzengt, eine neue Ebene, wodurch ^q {q — l) p Ebenen entstehen-
Endlich geben die g Punkte unter sich noch ^q {q — 1) {q — 2) Ebenen,
womit die im Lehrsatze angegebene Gesammtzahl erfüllt ist.
Lehrsatz 0. Die Anzahl der Ebenen, welche durch n=q+r
Punkte im Räume erzeugt werden, von denen q vollständig
frei sind, während die übrigen r in einer Ebene liegen nnd
in derselben ^Gerade bilden, — beträgt:
l + qg+iq{q — l)r + ^q[q-l){q--2).
Denn zuerst geben die r Punkte unter sich r Ebenen und die q Punkte
unter sich deren ^q {q — i){q — 2). Sodann liefert jede der ^ Geraden in
der Ebene r mit jedem Punkte der Gruppe q eine Ebene, also in Summe
qg Ebenen; und umgekehrt bestimmt jede der ^q{q — i) Geraden aus der
Gruppe q mit jedem Punkte der Gruppe r gleichfalls eine Ebene , also zu-
sammen ^q {q — 1) r , womit die im Lehrsatz angegebene Gesammtsahl er-
' füllt ist.
Znsatz. Sind die r Pankte in ihrer Ebene vollständig frei, so wird
^ s= ^r (r — 1) und damit erhält man als die höchste Zahl von Ebenen, die
durch die n = g + '* Punkte bestimmt werden ^ die Summe:
l + kr{r—l)q + r.\q{q—l) + ^q(q-^l)(q-2)
= l + in(n-l)(«-.2) — .Jr(r-l)(r— 2),
ein Resultat, welches dem in Lehrsatz 2, Zusatz 1 erhaltenen analog ist,
und sich ganz auf dieselbe Art, wie dieses, auf den Lehrsatz 7 zurück-
führen lässt.
Lehrsatz 10. Die Anzahl der Ebenen, welche dureii
nz=zp + r Punkte im Räume bestimmt werden, von denen/» in
einer Geraden, die übrigen r hingegen in einer ausserhalb
dieser Geraden liegenden Ebene enthalten sind, in welcher
sie g Gerade erzeugen, — beträgt:
i+pg+r*
Es geben nämlich die r Punkte unter sich 1 Ebene ; sodann liefern die
durch diese r Punkte bestimmten Geraden g mit den p Punkten der gege-
benen Geraden p g Ebenen ; und endlich entstehen durch die Yerbindnng
dieser letzten Geraden mit jedem der r Punkte noch r verschiedene
Ebenen.
Zusatz. Sind die r Punkte in der Ebene volbtändig frei, so erbllt
Von Prof. Dr. C. A« BRBTSOHifBiDBB. 321
man als die höchste Zahl von Ebenen , die duroh die p -|- r Punkte ersengt
werden kann,, die Sttrome:
l + \r(r—i)p+r.
Lehrsatz 11. Die Anaahl der Ebenen, welche dnrch
11=:^ + /> + '' Paukte im Baum bestimmt werden, von denen q
▼ ollstftndig, diä Übrigen beschränkt frei sind, und awar so,
dass p derselben anf einer Geraden, die übrigen r anfeiner
Ebene liegen, in der sie p Gerade er sengen, — beträgt:
l+lq(q~l)(g—^) + g(p + g)^(r + p)+\q(q-l)(r+p) + qpr.
Die ans den n Punkten hervorgehenden Ebenen sind erstens solche,
welche ans den Punkten der einzelnen Gmppen ?, p, r unter sich bestinfuit
werden, nämlieh aus r nur eine, anu p gar keine und aus ^ deren lq(q — 1)
(q — 2). Damit sind die beiden ersten Glieder des obigen Resultates ge«
Wonnen.
Sodann folgen die Ebenen, welche aas je swei Punkten ^r einen
Gruppe und je einem der übrigen beiden Gruppen entstehen, oder mit an-
deren Worten, die Ebenen, welche durch eine Gerade der einen und einen
Punkt einer anderen Gruppe erhalten werden. Es liefern aber die g Ge-
raden der Gruppe r noch giq-j^p) Ebenen, die eine Grerade der Ghruppe
p noch p (q + r) Ebenen und endlich die ^q(q^-l) Geraden der Gruppe q
noch lq(q —l) (p + r) Ebenen, womit die drei nächsten Glieder der obi-
gen Gesammt^umme gefunden sind.
Endlich sind noch die Ebenen hinsniuzählen , welche durch je drei
Punkte der drei verschiedenen Gruppen gebildet werden, und deren Zahl
nach combinatorischen Gesetzen qpr beträgt.
Lehrsatz 12. Sind im Räume it=f +Pi+Pt+*'«'4-P«+''i+^t+
• •• + ra> Punkte gegeben, von denen q vollständig, die ttbri*
gen(n — 9) nur beschränkt frei sind, und zwarinGruppenvon
j® Pi) Pf'Pk *uf k verschiedenen Geraden und in Gruppen
von je Ti, r,...riB aufm verschiedenen Ebenen liegen, in denen
sie beziehungsweise p,, gf'ffm Gerade bestimmen; — so ist
die Zahl aller durch diese n Punkte erzeugten Ebenen gleich:
m + n\k + g^+g^+... + g^+^q(q~l)\ + 2t(q,Pi..,pk, ^...r^)
— (P1+Ä + .-+P*) — (ö'i'',+p,r,+...-Hp,„r„)— i(^ + l)g(5'— 1).
Werden die einzelnen Bestandtheile der Gesammtsumme ganz in der-
selben Weise entwickelt, wie dies im vorangehenden Lehrsatze geschah,
80 erhalten wir zunächst für die Zahl der Ebenen, die durch die Punkte
der Gruppen q^Pi^ rj^ unter sich erzeugt werden , die Werl^e m, 0, ^q{q — 1)
Nimmt man zweitens die Ebeneo, welche dnrch die Greraden ans
einer Grappe und alle Punkte der übrigen Gruppen erzeugt werden, so er-
hält man für die Gruppen r die Summe :
Zeiuehrifl f. Malheinalik a. Physik. VI, 5. 23
322 lieber die Anzahl der Geraden^ Ebenen und Pankte.
während dagegen die Gruppen/» den Werth:
(n—Pt) + (n—Pt) + . . . + (n—Pk) = ^« — (Pi +Pf + • • - +P»)t
und die Gruppe y den Werth \q(q — i)(n — f) giebt. Die Gesammtzahl
dieser zweiten Reihe von Ebenen beträgt daher:
Endlich hat man noeh die £benen zu zählen , welche durch je 3 Punkte
dreier verschiedener Grnppen entstehen. Ihre Anzahl ist aber gleich der
Summe der Ternionen ohne Wiederholung aas sämmtllchen (m+ k + 1)
Gruppenzahlen , d. h* gleich 2^ (q^» pi • • pit • r, . • rm). Die Vereinignng
dieser drei Partialsummen in eine GesamnUsomme liefert nnnittelhar die
im* Lehrsatze angegebene Formel.
Zusatz 1. Sind die n Punkte, welche in «iner einzelnen Ebene lie*
gen, nnter sich vollstündig frei, so wird allgemein gi^=\n(ri — 1) nnd
man erhält dann für die höchste Zahl Ton Ebenen, welche unter den Vor-
aussetzungen des Lehrsatzes noch möglich zind, den Werth:
+ £9(9yPt "Pk^r^'.r^)
-"i(^ + l)^(g-l)t
der sich auch leicht nnter folgende Form bringen. lässt:
• . + r„).
Zusatz t. Sind im Räume m >:=: g -f- r| + ^t + • • rm Punkte gegeben,
welche den im Lehrsatze angegebenen Bedingungen entsprechen, so J^t
die Anzahl der durch sie bestimmten Ebenen noch :
»» + « \9i+9t + *' + 9m + 4^ ^^— i)} + ^(9n r^ . • O
— t^i »•» + ö'f '•t + . - + ^m r«} — I (5' + 1) ^ (g -r.l),
also im günstigsten Falle, wenn jede der r Punktgruppen in ihrer Ebene
volUtändig frei ist:
Zusatz d« Sind im Räume n^^q+ Pt + Pf + . •+ Pk Punkte ge-
geben , welche' den im Lehrsatze angegebenen Bedingungen eatspreehen,
so iHt die Anzahl aller durch sie bestimmten Ebenen gleich :
n\{k^l) + y(q — l)\^:^q(q+2)(q—2) + £,{q,p,..pk).
Zusatz 4. Liegen im Räume «=jPi +Pt + • • + Pfc+ '"i +-''1 +• •
+ Tm beschränkt freie Punkte, voi^ denen je jt»i , p, • .pk znf k Gerade und
je r| , r, . . Vm »uf m Ebenen vertbeilt sind , in denen sie beziehuiigeweise
P11 ^t • • (/m Gerade erzeugen ; — so beträgt die Gesan^mtzahl der dnzeh sie
bestimiuten Ebenen:
Von Prof. Dr, C* A, Bbbtschneider. 323
m + n{k+g^+g^ + .. + g^) + S^(Pi.. pk, r, . . r»)
— {Px +Pt + . *+Pk) — (ßt r, +g^ r^+*. + 9mrm)j
also im gfinstigstaii Falle, weno alle r,- Punkte in ihren Ebenen vollständig
frei sind:
m + n(Ar-l) + 2;,(A..p»r,..r.)— l(V+.. + r^»)
ZnsatB 5. Die Anzahl der dnrch i}£=:pi +j9, + * •+P* beschränkt
freie Punkte bestimmten Ebenen beträgt, wenn je PiyPfPk Punkte in
k Geraden liegen :
«(^— l) + 2r,(p,. .pife).
Znsatz 6. Liegen im Räume » "= r^ + ^t + • • + ''m beschränkt freie
Punkte, Von denen je >|, r^*.*r^ in m verschiedenen Ebenen enthalten
sind und in diesen beaiehungsweise gt^ gt* •gm Gerade bilden , lo ist die
Gesammtzahl der durch sie bestimmten Ebenen gleich :
«+ « (fl'i + fl'a + . . + ^».) — <^i^ + ^ir, + . . +^„ r„) + X, (r, r, . . r«,),
also, wenn jede r,- Punkte in ihrer Ebene vollständig frei sind:
«-1«' — 4(V+.- + r«,») + 4{n+l)(V + V + ..+r««)+2;.(r,..r«).
§.7.
IV. Es seien in einer Ebenen Ger ade gegeben; man Suche
die Anzahl der durch sie bestimmten Schnittpunkte.
Lehrsatz 13. Die Anzahl der Schnittpunkte, welche in
einer Ebene durch n vollständig freie Gerade erzeugt wer-
den, beträgt:
\n{n-\).
Lehrsatz 14, Die Anzahl der Schnittpunkte, welche
ii=9^<f /i +/t + *-+^ib in einer Ebene liegende Gerade erzen-
gen, von denen q vollständig, die übrigen hingegen be-
schränkt frei sind und zu je /|, /;i . */jt durch k in endlicher oder
unendlicher Entfernung gelegene Punkte hindurchgehen; —
beträgt:
k + \qlq—l) + S^{qyh..tk).
Zusatz. Fallen die vollständig freien Geraden hinweg, so dass nur
noch die Strahlen der Ar Strahlenbttschel oder Strahlenbüni^el übrig bleiben, '
so reducirt sich die Anzahl aller noch mdglichen Schnittpunkte auf:
A: + 2; (<,/,•-(*).
Die Beweise dieser Sätze sind denen der Aufgabe I vollständig ana-
log und können aus letzteren unmittelbar erhalten werden , wenn man in
ihnen Überali statt Punkt und Gerade beziehungsweise Qerade und Punkt
snbstituirt. Es kann daher die weitere Untersuchung der im vorliegenden
Falle möglichen Aufgaben umsomebr erspart werden , als die Endformeln
mit doneu der No. I (mutaÜB muiandis) völlig übereinstimmen müssen«
23*
324 lieber die Anzahl der Gei^adeti, Ebenen und Punkte.
§.8.
V. Es seien im Räume n Gerade gegeben; mansucbedie
Anzahl der durch sie bestimmten Schnittpunkte und Ebenen.
Da zwei Gerade im Räume nur dann einen Schnittpunkt besitzen,
wenn sie in einer Ebene liegen, und nur dann eine Ebene bestimmen,
wenn sie durch einen Punkt hindurchgehen, so folgt, dass die Aufgabe
nur unter den beiden bestimmten Voraussetzungen lösbar ist , dass alle Ge-
rade entweder durch einen Punkt oder durch eine Gerade hindurch-
gehen.
A. Sämmtliche Gerade gehen durch einen und denselben
Punkt.
Lehrsatz^ 15. Liegen von »Geraden, die durch einen und
denselben Punkt gehen, nie mehr als zwei in einerlei Ebene,
so bestimmen dieselben
1 Schnittpunkt Y
\n {n — 1) Ebenen.
Lehrsatz 16. Gehen im Räume n = 5^ + /, + /i+ •• + '* Ge-
rade durch einen und denselben Punkt, und sind von ihnen
q unter sich vollständig, die übrigen aber nur beschränkt
frei, so dassje^j,^, ../jtderselbeninArverschiedenen Ebenen
liegen, so werden durch diese n Geraden bestimmt:
1 Schnittpunkt,
^ + y {q — i) + 2:,(q, h >'tk) Ebenen.
Den Beweis diesei^ Sätze erhält man unmittelbar aus No. I, wenn
man durch das System der n gegebenen Geraden , jedoch ausserhalb ihre«
gemeinschaftlichen Schnittpunktes, eine Ebene legt. Jede der n Geraden
wird in dieser Ebene dnrch ihren Schnittpunkt mit letzterer vertreten, und
ebenso findet sich jede der durch zwei der n Geraden bestimmten Ebenen
durch die Schnittlinie repräsentirt, welche sie mit der Hilfsebene bildet
Die Aufgabe kommt daher gänzlich auf die der No. I zuriick.
B. Sämmtliche Gerade geben durch eine und dieselbe
Gerade.
Lehrsatz 17. Durch n = k+l Gerade im Räume, von denen
k durch eine und dieselbe (i+l)** geschnitten werden, übri-
gens aber unter einander vollständig frei sind, werden be-
stimmt: k Schnittpunkte und
Ar Ebenen.
Denn jede der ArGerftden bildet mit der letzten (Ar+l)**" einen Schnitt-
punkt und giebt mit ihr zugleich eine Ebene.
Lehrsatz 18. Es seien im Raume«=l+A + 'i + "- + 4 6**
rade gegeben, von denen je /|, /, . . fj^ Ar räumliche Strahlen-
Von Prof. Dr. C. A. Brethchneider. 325
büschel bilden und in jedem derselben beziehungsweise je
<'i,/rt..€;jt£benenbe8timmen, sonst aberrollständigfrei sind.
Wenn nun dieCeotra aller ArBtischel anf einer und derselben
li^"*" Geraden liegen» so werden durch die nLinien überhaupt
bestimmt:
k Schnittpunkte und
(«— 1) + («j + ^, + . . + ek) Ebenen.
Denn ausser den ei Ebenen , welche die Strahlen jedes Büschels unter
einander erzeugen, liefert auch die Verbindungslinie der /^ Büsehelcentra
mit jeder der übrigen (n — l) Geraden nooh eine Ebene.
Zusatz. Sind die Strahlen jedes Büschels unter sich vollständig frei,
80 ist ei=s |/<(/i-~l), und man erhält für die Gesammtzahl der möglichen
^Ebenen die Summe :
il'itt-1) + '«(^-1) + . .+'*('*— 0! + («-i) = l{'i* + ^.'+..+^**j
+ l(«-i). ^
Das Vorstehende reicht vollkommen hin , um in jedem zusammenge-
setzteren Falle, der hier etwa vorkommen möchte, die verlangten Zahlen
zu finden, weshalb ein Emgehen in grösseres Detail füglich unterlassen
werden kann.
§.9.
VI. Eis seien im Räume n Ebenen gegeben; man suche die
Anzahl der durch sie bestimmten Schnittlinien und Schnitt*
pnukte.
Lehrsatz 19. Durch n im Räume vollständig freie Ebenen
werden stets bestimmt:
^n (« — 1) Schnittlinien,
\n (n — 1) (« — 2) Schnittpunkte.
Die Beweise sind genau denen ähnlich, welche in Lehrsatz 1 und 7
für die analogen Sätze geführt worden sind, und werden aus letzteren un-
mittelbar erhalten, wain man in ihnen die Benennungen Punkt und Ebene
unter einander vertauscht.
Zusatz. Gehen alle n Ebenen durch einen und denselben Punkt,
bleiben aber im übrigen vollständig frei , so geben sie nur noch 1 Schnitt*
pnnkt und \n (n — l) Schnittlinien. Gehen dagegen die n Ebenen alle
durch eine Gerade, so giebt es nur noch diese eine Schnittlinie und gar
keinen Schnittpunkt.
Lehrsatz :i0. Sind im Räume « = 5' + /j +^t + .. +^*+*i + *t+ ..
+ Sin Ebenen gegeben, von denen ^vollständig, die übrigen
(/i ~ q) hingegen nur beschränkt frei sind, und zwar in .Grup-
pen von je /, ,f|../jt durch ArGerade und in Gruppen zu je «i,
Sf . . Sm durch m Punkte hindurchgehen, wobei jede der Grup.
pen s unter sich bez iehungsweise^i, ^2.. ^m Schnittlinien ge-
ben; — so werden durch alle diese »Ebenen bestimmt:
326 Kleinere Mittbeilungeiu
— {*t+'' + tjt)'^{g,s^+g,s^ + ..+g^s^) — }{q+l)q{q^iy ^
Der Beweis der Formel für die Schnitdinien ist analeg dem des Lehr-
satzes 5, hingegen der für die Schnittpunkte dem des Lehrsataes 12, nhd
es lassen sich daher für besonc|ere Annahmen auch hier alle die Special-
formeln entwickeln, welche in den Zusätzen zu jenen Paragraphen aufge-
stellt worden sind. — Bei der vollkommenen Analogie, die zwischen No. VI
und No. n und No. III herrscht, erscheint daher eine weitere Verfolgung
dieses Gegenstandes als völlig überfittssig.
Kleinere' Mittheilimgen.
XZV. Bemerkungen Aber oonfi>cale ipbAriiohe Eegeliohiiitte. Von
Dr. Heilcjuiann, Director der Provinzial • Gewerbeschule zu Coblens.
§. 1 . Es seien CJ) und CE, wie in den früheren Mittheilungen Band S,
zwei sich rechtwinklig schneidende Coordinatenachsen und in Bezag aaf
dieselben
^ V tmfa^iang'b '
!♦) — — -1- ^ =1
^ tnng^ «i iang^ b^
die Gleichungen zweier confocalen Kegelschnitte. Wird, wie früher,
cos a . cos b
1 -- = CO#f»
cos a, cos 6j ^
gesetzt, so ergiebt sich leicht aus den vorstehenden Gleichungen
2) (a^/.,=.^^V^-y^ tan^b,^''^^-'^^. •
^ ^ * 1 + toV^ l-f/on^fi •
In den Kegelschnitten l) wähle man zwei beliebige entapreeheade-
Punkte (I17) und {xy) und ziehe nach dem Mittelpunkte C die Halbmesser
^ und r, es sei abo
£ lang a r^ Umg b
X iang a^^ y iangb^
und
Kleimre MitibeilttUgeD; 'i27
WeDn man diese Gleichungen verbindet , so entsteht xunächst
^ lan^a lang* b '
und durch Anwendung der Gleichndgen 2)
'^"^'^"V — lüü^a — •* + — i^b -ViT/i^r^v
4* + <?* — tan^ik ian^ q — tang*^
1 + tan^^ 1 + iang*^
Dieser Zutammenhang Usst sich aucli einfacher durch die Gleichung
3) cos Q tss C€S r cos [Ik
darstellen, und hiernach sind in Ewei ounfocalen sphärischen
Kegelschnitten je swei Halbmesser, welche nach entspre-
chenden Punkten gezogen werden, Hjpothenuse und Kathete
einesreehtwinkligen Dreiecks, Ton welchem die andere Ka-
thete constant ist.
§. 2. Ans dem vorstehenden Satze, welcher der bekannten Eigen-
schaft der ebenen Kegelschnitte und Flächen zweiten Grades genau ent-
spricht, lässt sich wieder ein anderer Satz entwickeln. £s seien in den
confocalen Kegelschnitten 1) ausser den entsprechenden Punkten (Iy;) und
(xy) noefa die entspreehenden Punkte (§fi7f) nnd (oTty,) gegeben und die
Hauptbogen, welche (fiy) mit (x,y,) nnd ($,17,) mit (xy) verbinden, durch
d nnd di bezeichnet. In diesen Zeichen ist (vergK Godermann^sanalyt.
Sphärik $. 6) . l+ta^i+iyyt
*^ cos a = . — , . - ,
^«.^ _ . i + ii^ + viy
cos a, = * ■ ^_ — .
Dazu ist nach dem vorhergehenden $•
cos Q = cos r cos fi ,
oder
1 cos fit
und
1 cos fl
folglich
Da ferner (I17) und (xy), sowie (||i}i) und (a;,yi) entsprechende
Pnnktenpaare sind, sUbo
{ Umga ^ kmgb
X "" lang «| ' y t€utg 6, '
|i ianga ly, kmgb
328 Kleinere Mittbeilaiigen.
BO iRt auch
und
1 + la^i + i?yi = 1 + Sf ^ +i?iy.
Die oben angegebenen Ausdrücke für cos d und cos d^ stimmen also
im Zähler und Nenner überein und es ist
4) d^d,.
Hiernach haben die sphftriBchen Kegelschnitte mit den ebenen und
den Flächen zweiten Grades aueh folgende Eigenschaft gemeinaaia :
Werden zwei beliebige, in zwei confocalen sphärischen
Kegelschnitten gelegene Punkte durch «inen Hauptbogen
verbunden, so ist dieser Bogen gleich demjenigen» welcher
die eatspreehenden Punkte verbindet*
§. 3. Wenn die rechtwinklig sich schneidenden Coordiaatenachseo
CJ) und CE von dem Hauptkreise
tang a fang ß
in den Punkten A und B geschnitten werden, so ist
€i~CA, ß^CB.
Wird noch vom Anfangspunkte C auf den Hauptkreis &) die Senk-
rechte Ol gefällt und der Winkel JCL mit 9- bezeichnet, so ist in den
rechtwinkligen Dreiecken ACL und BCL
tang CL = ianga cos 9 ^= tangßsintp.
Soll nun auf dem Hauptbogen CL ausserdem auch der Hauptkreis
langui iangßx
im Funkte L^ senkrecht stehen , so ist auch
tang CL^^^^^ tang a^ cos (p = tang ßiSinq>j
folglich
. tangCL tanga iangß
' tang CL^"^ tätig tt| tang j5, *
Da diese Proportionen von dem Winkel 9, welchen die Senkrechte
CL mit der ersten Achse bildet, unabhängig ist, so wird durch dieselben
folgende Eigenschaft ausgedrückt:
Wenn auf einem Hauptkreise zwei andere senkrecht
stehen, so schneiden diese auf allen Hauptkreisen, welche
durch denselben Punkt des etsteren gehen, Stücke ab, de--
ren trigonometrische Tangenten proportional sind.
Wegen dieser Eigenschaft, welche an die Parallelen erinoeirt, mogaa
hier die Hauptbogen , welche auf einem durch den Mittelpunkt C gehendea
Hanptkreise senkrecht stehen, gleichgerichtet genannt werden. Der
Punkt, wo gleichgerichtete Hauptkreise sich schneiden, liegt in der Co-
Ordinate DK^ d. i. iuMem Hauptkreise, dessen Mittelpunkt C ist
Kleinere Mitthdünugeti. 329
§. 4. Die HftUptkraiae , welebe dio oonfoealen Keg^lacbaitte 1) äi den
Funkten ({if) and (sy) berüliren, «ind
6*) r4- •« + r-V'*'=^>
' tan^a^ iang'bf
nnd die Senkrechten p nnd ^, welche vom Mittelpunkte C auf diese gef&llt
werden , sind bestimmt durch •
7) _i_ = _£^ + -3L_
' ian^p tan^a tan^b^
^ iang^q tan^Oi iang*bi
Sollen nun die Berührenden t) gleicbgerichtet sein^ so ist
tang^Ot tang^a iang^bt ianc^b
Aus diesen Proportionen ergiebt sich sogleich
ian^q a^ ^tang^Of
ian^ p' fang* a^ tan^a '
tang^q y* fl*ieuig*b^
tan^p' ian^b^ tang^b '
Qod weiter durch Summirung dieser Werthe unter Anwendung der Glei-
chung !♦) ian^q £• lang^ ö, y^ Innfb^
tan^p ian^a lang* b
Werden nun noch für tan^a^ und tan(^b^ die Werthe 2) eingesetzt, so entsteht
ian^ q __ X^ {lang* a — (ang* (t) .ff [tang^ b — iang^ ft) 1 1 .
tanfp L towfif* « '«'»ö'* ^ J * 1 + tang^^i
=r-c +x
■*^'^'^{i^a-^T^^\ rfL
l,tan^a ian^b ^ \ian^a iang*b/j ' 1 + (an^fi^
und durch Einsetzung der Werthe 1) und 7)
ian^p \ tan^p) ' 1 + lan^}k'
Hieraus folgt die Gleichung
ittng^q =
iong^p — lang^{k
l + iang^^i
nnd mit dieser ist die einfachere
8) eos p=szco9q cos ^
gleichbedeutend, welche folgenden Satc enthält:
Werden zwei confooale sphärische Kegelschnitte ron
gleichgerichteten Hauptbogen berührt nnd auf diese vom
Mittelpunkte Senkrechten geffillt, so sind diese immer Hj-
pothenuse undKathete eines rechtwinkligen Dreiecks, des-
sen andere Kathete constant ist.
SSO Kieinere Mittheilüngen.
ZXVL Bfmerkang über 4i0 Kectiflcatiön der SUipM. — Unter den
yerBchiedenen Formeln zur Riectification eines ans den Halbachsen m nnd
b constrairten Ellipsenqnadranten empfiehlt sich für die gewöhnlichen FSlle
am besten die Legendre'sche Formel*)
^=j.c.+»)1.+»(:-=^)+a(^:)*+...i.
— r-r ) durch den Aosdiuck
a + b/
/l.8.5,7,..(2n--8)Y
\ 2.4.6,8... (2n) /
dargestellt wird; bei se)ir excentrischen Ellipsen dagegen differirt der
^ a — fr
Quotient ■ so wenig von der Einheit , dass die Beihe zu langsam für
die numerische Bechnttng convergirt. ; Nun hat zwar Legendre noch eine
zweite, auf ^en letzten Fall passende Formel gegeben, aber die Ableitung
Legendre's genügt den heuligen Forderungen nach Strenge nicht, und
wenn man diesen Mangel beseitigen will , so wird man zu einem Gedanken-
gange genöthigt, der wenigstens für den ersten Unterricht in der höheren
Analysis nicht verwendbar ist. Vielleicht wird man folgende Entwicke-
lung brauchbarer finden.
i *
Bezeichnet ß das Verhftltniss — , so ist
'^ a
>' /.-
E:=sa I ycos*q> + ß* sin* g> dq>^^a 1 co8q>yi + ß* lang^qf dg>]
0 0
innerhalb des Integrationsintervalles ip=:0 bis tp^s^^n bleibt ßtangip
nicht immer < 1 , daher lässt sich yi + ß^ang* ^ mittelst des binomischen
Satzes nicht entwickeln und folglich giebt es auch fttr E keine Reihe,
welche schlechthin nach Potenzen von ß fortschreitet. Um diesem Uebel-
stande auszuweichen , muss man das Integrationsintervall verkleinem , und
hierzu dient der Fagnano^sche Satz , dessen Beweis mittelst der Substitu-
tion tang 9^ = -r ^^^9 » leicht zu führen ist. Nennen wir ipi die Amplitude,
welche durch die Gleichung
~VT-vr
bestimmt wird, «, den zugehörigen, vom Endpunkte der kleinen Halbachse
an gerechneten EUipsenbogen , und $^ den Ergftnzungsbogen, so haben wir
naeh dem Fagnano^schen Satze
*i-*'t ==« — *.
*) Yergfl. Jahrgf. II (1857) d. Zeitschr. S. 49 und 414.
KkiiMr» MitÜieikiiigeiu 88t
ferner
*i + *f = ^,
mitbin
JP= 2*1 — (a— 6) s= 2«j — fl (1 — /J)
und Bngleicli ist
f j = a f CO
' CO« 9 )^1 +^' ton^' tp dq).
0
Mit Hilfe der Sabstitntion
*«*
wird daraas
•="//^-
Ö
nnd dnroli theilwebe Integration
1
Hier kann (1 +i^«*)^* nach dem binomischen Satze entwickelt w^erden,
und man kommt dann anf einzelne Integrale von der Form
1
0 ^^^^'
Die Berechnung derselben geschieht am bequemsten durch eine Be-
cursionsformel, nämlich
.,=»[^,-„e-±^)],
vni ea kt dman
s,=a\i-Aß + \A,ß^-\^^Aß' + ...\,
E=^2s,—m{l — ß).
Als Beispiel mag die Annahme as=l, |3=30,1 dienen, ftlr welche
mein Oollege, Herr Professor Fort, die Beahnung ausxnfllhren die Güte
hatte. £a findet steh
A^ = 0,4900766680, J^ = 0,2890780460,
^3 « 0,l&&644809e, ^4 s=t 0,1174821770,
4^ 7:^0,0048074868, ^«2:^0^87656642,
^Y =5 0,0676018713, ^=»0,06021
ISS Kleinere Mitttieilinigen^
1 = 1
jj^ß =0,0480976868 (— )
0,95(50023132
I ^,/?«=; 0,0011403047 (+)
0,9580517079
li| ^^/3> = 0,0000583668 (— )
0^0579933411
lii~^^^j3< = 0,0000036713 (+)
' 0,9579970124
|~~ ^, /?» = 0,0000002579 (— )
0,9579967545
ii-igj,p«=: 0,0000000194 (+)
0,9579967739
^;^^p^ = 0,0000000015 (— )
* 0,9579967724
|i^^^/3» = 0,0000000001 (+)
*, =0,9579967725
E= 1,015993545
ttbereinstimmend mit den Tafeln von Kulik. Da die obige Reihe mit
wechselnden Zeichen convergirt, so liefern je zwei aafeinander folgende
Zahlen werthe zwei Grenzen, zwischen denen Si liegt, und ist also eine
Restnntersuchung überflassig. Scülomilch.
XXVn. Veber die Oleiehgewiehticorve einer proportional dem Wege
ihres Angriffspunktes sich veränderten Kraft. Von £d. Jac. Noegoerath,
Lehrer an der königl. Provinzial- Gewerbeschule in Saarbrücken.
1. Wenn eine veränderliche Kraft Pg in der Richtung ihres gerad-
linig fortschreitenden Angriffspunktes proportional dem znrttckgelegtea
Wege abnimmt, so kann dieselbe in jeder Lage durch eine constante Kraft
Q im Gleichgewicht erhalten werden. Die Richtung der constanten Kraft
werde bei diesem Vorgange als unveränderlich angenommen und ausserdem
vorausgesetzt, dass deren Angriffspunkt in einer Curve fortschreitet and
mit dem AngrifiBspunkt der veränderlichen Kraft P, durch einen gewicht-
losen und nndehnbaren Faden derartig verbunden ist, dass derselbe, von
beiden Kräften angezogen , mit dem einen Endpunkt in der Richtong der
Kraft Pg sich bewegt , während von dem anderen , sich auf der Corve be-
wegenden Endpunkt ans sich ein Fadc^pstück über einen festen Pnnkt die-
ser Curve als Sehne einspannt. Sei (Fig. 1) P^ die proportional dem Wege
2 abnehmende Kraft, a deren Angriffspunkt, BN die Fühmngscnrve der
Constanten Kraft Q^ d. h. die Gleichgewichtsourve der veränder-
lichen Kraft Ps, nnd seien A und B feste. Psnkte, tber welche der die
Angriffspunkte a und b verbindende Faden hingleitet. ,Beseichnet alsdann
Kleinere Mittheilungen.
333
noch JJi=r den Weg^ wiArend dem die Kraft Pg von Ph\8 0 abnimmt^
und ist die FadenlSnge so abgemessen, dag«, wenn der ABgriffspnnkt a
sicli in ^1 befindet, der AngriflPspankt 6 in ^ lief and in dieser Ansgange-
stellang P=0 ist, so folgt für den Werth Pg der veränderlichen Kraft
nach einem Wege z die Bedingnngsgleichnng :
P, r — z
nnd hieraas
1)
p.=(.-i),
Wahrend der Angriffspunkt von a am dz vorrückt , wird daher die
mechanische Elementararbeit
Pg.dz
von der veränderlichen Kraft verrichtet.
Gegenkraft Q mit ihrem Angriffspunkt
durch ein Element der Curve, dessen
Projection auf der Richtung von Q
gleich d^ist, und verrichtet mechani-
sche Arbeit:
Q.dy.
Das Gleichgewicht der Kräfte be-
dingt aber die Differentialgleichung :
woraus sich
Dabei bewegt sieh die constante
2r — z
2r
•«+C,
und indem man das Integral von 0 bis z erstreckt :
2r — z
ergiebt. Aus dieser Gleichung folgt , dass ^ für z = r ein Maximum wird,
und alsdann
r
d. h. die Ordinate des tiefsten Punktes der Curve gleich der halben Sehne
ist, welche sich von diesem nach dem Anfangspunkt erstreckt.
Nimmt man die durch j^ gehende attd auf der Richtung von Q normal
stehende gerade Linie behufs Bestimmung der Gleichgewichtsc urve BN
334
Kleinere Mittheilungea.
mittebt Polatcoor€litiAte& als Achae nnd B «U Pol aa, ao ist die Sehae 2
BadiuB-Vector und der von z mit der Achse gebildete Winkel 9 die
Anomalie der Curve. Da nun
y
also
8tnfp=S'
2r — z
so folgt anmittelbar für die Cnrve die Polargleichnng :
3) 2 = 2r(l — «n^p).
Die Linie dieser Gleicbung ist aber die Epi cyclo i de, bei welcher
Grund- und Erzeugungskreis gleich sind und den Radius r haben, und die,
ihrer herzförmigen Gestalt halber, den Namen Cardioide erhalten hat
Der als Pol angenommene Punkt*^ (ß^S* ^) ^^^ dabei der beschreibende
Punkt des Erzeugungskreises in seiner
Ausgangslage auf dem Grundkreise , nnd
die Achse ist die Tangente in diesem
Punkt an den Grundkreis. Eine einfache
Constructioiv für Punkte dieser Cnrre
folgt aus 3). Schlägt man nämlich über
AB:=^2r einen Elalbkreis, macht ^6=:,
Bb' = Bbund zieht j4b\ so ist der Winkel
BAb' gleich q> und, wenn man Ac=^Ab macht, c ein Punkt der Gurre.
Zur näheren Bestimmung der für den vorKegenden Fall bemerkens-
werthen Eigenschaften der Cardioide bilden wir zunächst aus
« = 2 r (1 — sin (p) ,
dz
-— s=s — 2rcosq>j
a(p
und finden alsdann durch Substitution dieser Werthe in der allgemeinen
Gleichung des Krümmungsradius:
['•+(^)T
9
für die Cardioide:
9 =
[4r* (1 — sin yy -t- 4r* eotfq>]\
4)
4r' (l — sin q>)^ + 8r* co^q> — 4r* (1 — $in<p) sin ^'
1 +sin^fp
lrj/2(iZ
4r j/2 (1 — sin tp)*
— 2 sin 9> + 2 cos^ 9 — ' «in 9 + nn'^*
-srntp).
Kleinore MittbeilungeD«
33&
DDcl, wenn m»Q betttckaichiigti dais au«
zt=z2r{i — finip)^
folgt, tind diesen Wertb in 4) einsetzt:
Aus 2) ergab sich flir z = r
r
"H^-.
and aus 3) ergiebt sich für diasen Werth von z
während 5) für den dadurch bestimmten Punkt
6) • ^ = fr
feststellt. Hieraus folgt denn aber, dass die nach dem tiefsten
Punkt von dem Pol ausgehende Sehne der Cardioide mitder
Achse einen Winkel von 30^ bildet und der Krümmungsradius
dieses Punktes derCurvegleich^rist.
2. Beschreibt man über der von dem Pol B nach dem tiefsten Punkt N
des als Gleichgewichtscurve die-
nenden Cardioidenbogens B N
(Fig. 3) ein gleichseitiges Drei-
eck ^ iV 0 , so hat der Kreisbogen,
welcher von der Ecke 0 dieses
Dreiecks aus mit der Seite durch
die beiden anderen Ecken B und
iV beschrieben wird, den höchsten
und tiefsten Punkt mit dem Car-
dioidenbogen , diesen im letz-
teren Punkt berührend, gemein.
Des letzteren Umstandes und der
Eigenschaften des gleichseitigen
Dreiecks halber folgt für beide
Carven als gemeinsame Eigen-
schaft, dass die Sehne BN
=^t.NH^ d. h. doppelt so gross^
als die Entfernung des tiefsten Punktes N von der durch den höchsten
Punkt B gehenden Achse ist. •
Betrachtet man daher 0 als AufhMngepunkt eines Kreispendels, dessen
L^nge OB = ON=^r ht^ so wird dasselbe, während der Angriffspunkt
der Kraft Pf um r fortschreitet , einen Anssehlag von der höchsten bis zur
tiefsten Stellung maehen, wentit ^'i^^ ^bi vorigen Fiill«, zwischen den An-
griffspunkten a und b der veränderlichen Kraft Pz und ihres - constanten
336 Kleinere Mittheilnngen.
Gegengewichts Q ein gewichtloter und undehnbarer Fadea cingespaimt
ist. Die Oomponente 0<p der Kraft Q , welche bei der durch den Winkel tp
gegebenen Stellung des angespannten Fadens der veränderlichen Kraft Pg
entgegen wirkt, findet sich, wenn wir den Winkel, den in dieser Lage
. das Pendel mit seiner Ausgangsstellung bildet , 4^ nennen , mittelst der
Proportion :
P^ : Ö = sin (60 « — 1(;) : m (90 • — |-j ,
^0 cos'tij. }/F— sin ij,
^ ^^2 t/; '
cos —
z
Berücksichtigt man, dass, wenn wir auch hier Bb ssz nennen,
. tp z .
*m -- = -- ,
2 2r
^ 1/4 r* — z*
cos — = ^ ,
2 2r '
also
2r« — 2«
cogtp= ^^
ist, so folgt aus jener Gleichung:
fix .0 (2r' — 2«)yr— z^4r«->2«
2 rj/4r« — z*
während sich bei der Cardioide die der Stellung z entsprechende, in der
Richtung der angespannten Sehne wirksame Oomponente des Gegenge-
wichts 0 mittelst
r
ergab. Das Verhältniss beider Kräfte, in durch gleiche Sehnen beceichne-
ten Stellungen, ist demnach
9) -' = 2{r—z)j/4r* — z^
Q^ (2r« — 2«) yä— z^4r« — z**
oder, wenn « = — r, unter m und n ganze positive Zahlen verstanden, ge-
setzt wird,
10) ' ^^ _ ^ (« — w) ^4/<«— ««
Wird it = 10 angenommen und werden für m die anfeinaoder folgendes
gansen Zahlen von 0 bis 10 gesetat, so erhält man für jenes VerbäkaiM
folgende Werthe:
Kleinere Itfittheilangen.
337
0 1,1547
1 1,1073
2 1,0626
3 1,0106
4 1,9786
5 0,9388
6 0,9000
7 0,8621
8 0,8246
9 0,7846
10 §
Diese Tabelle zeigt aber, dass zwischen 0,3 nnd 0,4 der' Länge der
Sehne vom höchsten bis zum tiefsten Pnnkt,*- d. h. zwischen 0,3 nnd 0,4 des
Weges der veränderlichen Kraft, beim Kreispendel die th&tige Compo-
nente des Gegengewichts gleich, unterhalb dieses Wegtheils kleiner and
oberhalb desselben aber grösser ist, als znr Herstellung des Gleichgewichts
bedingt wird, dass diese Differenzen innerhalb verbal tniss massig en-
ger Grenzen schwanken nnd ein Kreispendel der vorbeschriebenen Art
daher als eine näherungsweise functionirdende Vorrichtung zur Herstellung
des Gleichgewichts bei einer proportional ihrem Wege abnehmenden Kraft,
z. B. znr Compensation des Gewichts einer sich auf einem Bade aufwickeln-
den Kette, benutzt werden kann« Um zu, ermitteln, bei welcher Stellung
ein derartiges Pendel der gestellten Anforderung genügt, bei welcher Stel-
lung desselben also
Pz = Qip
ist, setzen wir
2 {n — m) /4n«— m*= (2«* — m*) yi—m y^i^ — m\
und bilden hieraus
(4n*+f«« — 4«m) (4n* — m«) =:(2n«— m*)«. 3,
(«• + »i*) {n + m) — 3n'm = n« (n + iw) ,
m* — 3«*»i + n*=:0.
Dies gewährt für m eine reducirte cubische Oleichnng und in deren Wurzel
m = 0,3472 . n
die Bestimmung der gesuchten Stellung. Dieser Werth zeigt nun, dass
diese Stellung nahe an \ des Weges liegt, welcher vom Angriffspunkt der
veränderlichen Kraft beschrieben wird.
Beschreibt man zu dem als Gleichgewichtscurve bedingten Cardioiden-
bogen B N (Fig. 4) die Evolute , benutzt den dem tiefsten Punkt N entspre-
chenden Punkt Ff derselben als Aufhängepunkt eines Pendels von der
Länge iViV' = ^r, dessen Faden sich an den Evolutenbogen N' B anlegt,
während der Angriffspunkt N auf dem Cardioidenbogen JBN sich von JV
ZeiUchrin f. Mathenialik u. Physik. VI, 5. 24
338
Kleinere Mittheilungen.
nach B bewegt, und mit dem Gewicht 0 c= i> belastet ist , so erhält man
in einem derartigen Cardioidenpendel eine absolut genaue Compen-
N' sationsTorrichtnng für eine von P
bis 0 proportional ihrem Wege
ßN=r abnehmende Kraft.
3. Wenn die Kraft P, nicht
proportional dem, von ihrem An-
griffspunkt bei seinem Fortschrei-
ten zurückgelegten Wege abnimmt,
sondern proportional diesem Wege
zunimmt, und zwar dabei von dem
Werthe 0 bis P wächst, während
der Weg 2r von ihrem Angriffs-
!iV punkt zurückgelegt wird , so ist der
Werth Pg, den die Kraft nach dem
Wege z annimmt, bestimmt dnrch:
P. = ±.P
und wenn, auch hier unter Q das
Gegengewicht verstanden, P^=nQ
gesetzt wird ,
Hieraus folgt dann aber, als Bedingung des Gleichgewichts, mit Bezog
auf Fig. 5,
\x
^
P,
nz ^
— Q
dz — (>. da: =0,
da: = — z . dz.
2r
ß-fr.
z . dzy
af= — z* + C.
4r
Da aber, wie unmittelbar aus der Figur 5 erhellt,
so ergiebt sich , indem man das Integral von 0 bis z erstreckt und diesen
Werth für z* substituirt.
y. = a:(2^-^).
2r
Dies ist aber Gleichung des Kreises vom 'Radius — , dessen Peripherie
durch den Anfangspunkt (Führnngspunkt) B geht und dessen Mitte auf der
Kleinere MittheiJungen.
339
Fiff 5.
Geraden liegt, welche dnrch diesen Punkt parallel mit der Richtung der
veränderlichen Kraft Pg gezogen wird.
Wenn der Angriffspunkt von Q auf
der Peripherie dieses Kreises die tiefste
Stellung eingenommen hat, so ist die Sehne
z gleich dem Gesammtwege 2r der ver-
änderlichen Kraft Pf. Bezeichnet 2 a den
zur Sehne z gehörigen Mittelpunktswinkel,
so ist allgemein : ^
«2r .
2 = 2 — sina.
n
also für den tiefsten Punkt:
« 2r . w
2r = 2 . — «n — ,
n = 2m|, i
« = 2, -
woraus hervorgeht, dass n zwischen den Grenzen 0 his 2 gewählt werden
kann.
Aas dem Umstände, dass die Cardioide, deren Bestimmungskreise den
Badius r hahen , Gleichgewichtscurve für eine Kraft ist , welche proportio-
nal ihrem Wege von P bis 0 abnimmt, und dass der Kreis vom Badius r
Gleichgewichtscurve für eine Kraft ist, welche proportional ihrem Wege
von 0 bis P zunimmt, folgt , dass beide Curven Gleichgewichtscurven für
einander sind, wie schon J. Bernoulli in anderer Weise dargethan hat.
Nimmt ma^ den Ansgangswerth der von P bis 0 proportional ihrem
zurückgelegten Wege abnehmende Kraft nicht gleich der constanten Ge-
genkraft, sondern gleich einem Vielfachen derselben, setzt also auch hier
und daher
so folgt als Bediagung des Gleichgewichts , mit Bezug auf Fig. 1
f 1 — ^jn.dz — dy = 0,
2r—z
y = n
y
— .2,
und hieraus die Polai^leichung der Cnrve
z = 2r(l 9in^\,
Das Maximum von y liefert den tiefsten Punkt der Curve. Dies bedingt:
24'
340 Kleinere Mittheilangen.
dz r
Für den tiefsten Pankt ergiebt sich daher die Anomalie aus der- Gleichung
durch
— 2ryi--sm<pJ
stn V = j ,
und hieraus der Maximalwerth von n auch in diesem Falle
n = 2.
XXVnL XTeber arithmetische Progpressionen von Primxahlen. — h
den Meditationes algehraicae von Waring (Cantnbr. 1770). werden ohne Be-
weis einige Sätze über Primzahlen ausgesprochen. Sie heissen folgender
massen : Stehen drei Primzahlen in arithmetischer Progression , so ist ihr
Unterschied durch 6 theilbar, wenn nicht eine derselben die Zahl 3 ist;
stehen 5 Primzahlen in arithmetischer Progession , so ist ihr Unterschied
durch 30 theibar, wenn nicht eine derselben die Zahl 5 ist. Lagrange
bewies beide Sätze in seiner Abhandlung über das gleichfalls ohne Be-
gründung bei Waring zuerst veröffentlichte Wilson 'sehe Theorem (ü^ov-
veaux 'Mätnoires de Vacademie de Berlin, anne 1771 , pag. 134 ff.)> dehnte dei
Beweis, jedoch ohne ihn auszuführen, auf einen entsprechenden Satz über
7 Primzahlen aus und knüpfte sogar noch ein „und so weiter" daran.
Trotzdem ist der allgemeine Satz meines Wissens noch nirgends ausge-
sprochen. Ich will ihn deshalb hier mittheilen und* zugleich eineü Beweis
liefern, der sich von dem Lagrange^schen in vielen Beziehungen nnier-
scheidet, wie er auch unabhängig von demselben entstanden ist. Der Satx
selbst heisst:
Ist p eine Primzahl und 2, 3, 5, 7 . . . p das Prodnct sämmtlicher
Primzahlen bis zu p, so lässt sich keine arithmetische Progressios
von p Primzahlen, unter welchen die p selbst sich nicht befindet,
aufstellen, ohne dass die Differenz der Progression durch jenes
Prodnct theilbar wäre.
Setzt man in diesen Satz p = 2, so nimmt er die ohne Weiteres ein-
leuchtende Gestalt an: die Differenz zweier Primzahlen, unter welchen
die 2 nicht ist, welche also beide ungerade sind, ist durch 2 theilbar, d.h.
gerade.
Wird p = 3 und p = 5 gesetzt, so entstehen die von Waring, bei
p =.7 der von Lagrange bemerkte Specialfall.
Zum näheren Beweise des Satzes mögen einige Bezeichnungen und
Benennungen hier eingeführt werden. So oft von einer Progressk» die
Kleinere Mittheilungen. M\
Kede ist, soll immer eine arithmetische Progression gemeint sein, deren
sämmtliche Glieder Primzahlen sind. Die unmittelbar nach p in der
Zahlenreihe folgende grössere Primzahl heisse q. Das Prodact der Prim-
sahlen 2 , 3, 5 . . . j9 soll dnrch H^p), also acTch das Product 2, 3, 5 . . .p . ^
z=zq,n(p) durch i7(g) bezeichnet werden. Die Differenz einer jogliedrigen
Progression , in welcher p selbst nicht vorkommt , soll Dp heissen. Kommt
hingegen p in der j^glledrigen Progression vor, so soll die Differenz dp
heissen.
Der zu beweisende Lehrsatz hat nun zwei Seiten , eine positive und
eine negative. Letztere ist an sich einleuchtend. Denn da sowohl
p + n* n^p) als p — n . IIip) durch p theilbar und somit keine Primzahlen
smd , so kann unmöglich cfp = n . Z7(p) sein.
Die positive Seite des Satzes zerföllt wieder in zwei Theile, in die
Untersuchung von Dp und von dp, £s ergab sich , dass bei p z= 2 in der
That D^ durch JJ^t) theilbar ist. Der Satz sei nun richtig bis zur Prim-
zahl />, und es soll daraus bewiesen werden , dass auch
Dq^O (mod /7(j))/
Die erste Primzahl in der jetzt ggliedrigen Progression ist jedenfalls
durch q untheilbar, also ^ a (mod q)^ wo a eine der Zahlen 1, 2, 3 . . . (q — 1)
bedeutet. D^ dagegen ist, wenn auch vielleicht nicht durch 77(g), doch
jedenfalls davch i7(p) theilbar, wie im Zusammenhange mit der Erforschung
dp nachher gezeigt werden soll. Man kann somit behaupten
2>, = /S.iJ(^, (wodiT(„),
wo ß eine der Zahlen 0 , 1 , 2 , 3 . . . (g — 1) bedeutet.
Nun würde /? = o die Wahrheit unseres Satzes anerkennen. Alle
anderen Werthe von ß enthalten aber einen Widerspruch in sich. Diese
anderen Werthe lassen nttmllch , da sowohl ß . (/7(p) als 1, 2, 3 ... (^ — 1)
gegen q relative Primzahlen sind, nach einem der ersten Sfttze aus der
Lehre von den Congruenzen
/J.i7,p,, 2^.17(p,, Zß.n^p^...{q~\)ß.nip^
sämmtlich für den Modulns q incongruent sein. D. h. die Vielfachen der
Differenz Dq^ nämlich
1 . Dg, 2 . Dg, 3 . Dg . . . {q — X) Dg,
entsprechen für den Modulus q^ wenn auch nicht in derselben Keihenfolge
den Zahlen
1, 2, 3 . . . (gr — 1).
Welcher Zahl
(S' — 1), (0^-2), (5r— 3)...l
also auch der Rest a des ersten Oliedes der Progression gleichkommt, ir-
gend ein folgendes Glied muss durch q theilbar sein , ist also keine Prim-
zahl mehr. Demnach kann nur /9s=0, d. h. Dg durch J7(g) theilbar sein.
Es bleibt noch der Nachweis der dabei gemachten Voraussetzung
Dg = 0 {mod II(p)) übrig.
342 ^Kleinere Mittheilnngea.
Gehen wir wieder von der Primzahl 2 ans, so ist offenbar
/>, ?= 0 (mod 2) , d, ^ 1 {mod 2).
In den Progressionen von zwei Gliedern y in welchen die 2 Torkoroint,
kann sie entweder die zweite Stelle einnehmen (1 — 2), oder die erste
(z. B. 2 — 13).
In Bezug auf die Primzahl 3 wird die Progression 1-^2 — 3 (die ein-
'zige mehr als zweigliedrige, in welcher auch die 2 vorkommt) einen eigen-
thümlichen Ausnahmefall in mehr als einer Beziehung bilden. In allen
tibrigen Fällen muss
i>, = 0(modi7(,)),
also auch
/>,=0 (modi7(,))
sein , und gleichfalls mit Ausnahme jener einen Progression ist
d, ^ 0 (mod i7(,)).
Unter den dreigliedrigen die 3 enthaltenden Progressionen giebt es
eine, in welcher die 3 an letzter Stelle steht: 1 — 2 — 3, eine, in welcher
sie an zweiter Stelle steht «und welche auch noch auf vier Stelleu ausge-
dehnt werden kann: 1 — 3 — 5 — 7, in allen Übrigen nimmt die 3 noth wen-
dig die erste Stelle ein. Da nun D^ von d, wesentlich verschieden i^t, so
kann 3 keine viergliedrige Progression beginnen, also sicher in keiner ffinf-
gliedrigen vorkommen, ebensowenig wie in einer solchen die 2 enthalten
sein kann.
So ergiebt sich auch für die Primzahl 5 , dass , mit Ausnahme jener
zweiten exceptionellen Progression i — 3 — 5 — 7, immer J>g durch 11^;^^^ aUo
auch durch i7(j) und d^ durch i7(t) theilbar ist, sowie dasa jede fünfgliedrige
die 5 enthaltende Progression mit dieser Primzahl beginnen muas, dass
also endlich keine mehr als fünfgliedrige Progression die Primzahlen 2, 3, 5
enthalten kann.
Denken wir uns auch diese Sätze weiter fortgeführt bis zur Primzahl
j9, so dass Dp durch Il^p) theilbar und p in keiner mehr als pgliedrigen Pro-
gression vorkommen kann, so wenig wie die vorhergehenden Primzahlen
2 , 3 , 5 . . . Daraus folgt zunächst Dq ^^ 0 (mod Il^p)) , also auch 7)^ = 0
(mod 77(f )) und d^ ^ 0 (mod ü^p)). In Bezug auf die q enthaltenden Pro-
gressionen von .g Gliedern waltet noch der Zweifel, ob diese Primzahl aa
erster oder zweiter Stelle stehen wird, da ja nicht bewiesen worden i»i,
dass die 1 in dieser Progression nicht vorkommen könne. Die Frage, an-
ter welcher Bedingung die q an zweiter Stelle sich befinden kann, litf<t
sich sogar beantworten. ,
Nämlich unter dieser Voraussetzung, dass 1 das erste, q das zweite
Glied der Progression wäre, ist
d,=^-l,
folglich ^ — l durch il(j,) theilbar , folglich sicherlich
Kleinere Mittheilungen. 343
Pemer hat schon Euclid bewiesen, dass ^^p) + i gegen jede, das
Prodnct II^p) bildende Primzahl theilerfremd, also selbst Primzahl oder we-
nigstens nur dnrch höhere Primsahlen als p theilbar ist. Da aber q die
nächst höhexe Primzahl , so muss
sein. Diese beiden Bedingungen sind gleichzeitig nur durch
g = 2, 3, 5 . . . p + 1
zu erzielen. Wenn es also möglich sein sollte, dass eine ggliedrige Pro-
gression statt mit g mit 1 und dann erst q anfinge, so kann es nur dann
eintreten, wenn die auf p in der Zahlenreihe folgende nächst höhere Prim-
zahl q^= i7(|,) + l wäre, ein Fall, der sehr unwahrscheinlich klingt, wie-
wohl der Beweis seiner Unmöglichkeit mir nicht gelungen ist.
Keinesfalls würde diese Möglichkeit an der Richtigkeit unseres Haupt-
satzes etwas ändern. Denn wenn q das zweite Glied einer Q^gliedrigen
Progression ist, so kann es wegen der Verschiedenheit von D^ und dq doch
höchstens in einer (g^ + 1) gliedrigen Progression vorkommen, in einer
(g + 2) gliedrigen schon nicht mehr, während die auf q folgende nächst
höhere Primzahl r'^q + 2 sein muss, und es ja bei dem Gange des Be-
weii^es nur darauf ankommt, dass weiter in der rgliedrigen Progression
die 2, 3, 5 ... p, ^ nicht vorkommen können.
Ein hier sich anschliessender Satz, dessen strenger Beweis mir bis-
her noch nicht' gelungen ist, heisst: Drei auf einander folgende Primzahlen
Py 9, r, unter welchen die 3 sich nicht befindet, können nicht in arithmeti-
scher Progression stehen. Die Ausnahme wurde natürlich der auch hier
wieder auftretenden Keihen 1 — 2—3 und 3 —-5 — 7 wegen ausgesprochen.
Cantor.
JUU2L Dantellung des Sanerstofl^puea von H. Sainte- Ciaire De-
▼ille und H. Bebray.
Die genannten Gelehrten empfehlen zur öconomischen Darstellung
des Sauerstofi'gases das schwefelsaure Zinko^cjd , welches man ja bei gal-
vanischen Apparaten in so grossen Quantitäten als Nebenproduct erhält
und an dessen zweckmässige Verwendung sich bekanntlich die Frage über
die Anwendung der galvanischen Apparate als Motoren anknüpft. Das
schwefelsaure Zinkozjd zersetzt sich nämUch bei einer Temperatar , die
die Zersetzuugäteuiperatur des Braunsteins nur um weniges Übersteigt,
vollständig in weisses leichtes Zinkoxyd , in schweflige Säure und freien
Sauerstoff. Leitet man das in einem geschlossenen Baume erzeugte Gas-
gemisch durch einen Waschapparat voll Natronlauge , so erhält man dop-
pelt schwefelsaures Natron, was man zur Herstellung von unterschweflig-
saurem Natron benutzen kann, man kann das durch Waschen mit Natron-
lauge rein erhaltene Sauerstoffgas zu irgend einem industriellen Zwecke
benutzen, während das beim Erhitzen zurückbleibende Zinkoxyd möglicher
344 Kleinere Mittheilungen«
Weise eine Verwendung als Zinkweiss finden kann. So scheint denn nun
die billige Anwendung galvanischer Ströme ffir diejenigen Etablissementi
möglich zu sein, die eine nützliche Anwendung Ton Sauerstofigas lo
machen wissen. (Zeitschr. f. Chemie n. Pharmacie, IV.)
XXX. Seues Metall. — Auf spectralanaljtischem Wege hat Bunsen
ein neues Metall entdeckt, welches sich in den Kreutznacher und Därk-
heimer Soolquellen und in der Thermalquelle Ungemach zu Baden -Baden
vorfindet. Bunsen hat demselben den Namen Caesium von caesius (blau-
grau) gegeben, weil es zwei blaue Spectrallinien erzeugt. Der Entdecker
hat bereits 30^ Caesiumchlorid dargestellt , so dass man bald auf weitere
Mittheilungen hoffen kann. (Zeitschr. f Chemie u. Pharmacie, lY.) Am
einem späteren Briefe Bunsen's tlieilt Roscoe (Chem. News 1861, 155) fol-
gende Stelle mit : „Die Substanz , welche ich Ihnen als unreines Caesium-
tartrat geschickt habe, enthält ein zweites neues Alkalimetall. Ich bin
eben damit beschäftigt, seine Verbindungen darzustellen und werde Ihnen
bald eine ausführliche Mittheilung darüber machen. Das Spectmm des
neuen Metalls besteht aus zwei violetten Linien, welche zwischen der
Strontium 6- und Kalium /?- Linie liegen.**
XXXL Veber die Existenz eine« vierten Metalls der Calolnmgnippe.—
F. W. und A. Dupr^ (Chem. Nervs 1861, 116) geben an, dass sie indem
Quell wasser aus grösserer Tiefe ein solches Metall mit Hilfe des Spectral-
apparats aufgefunden haben. Dasselbe bringe zwischen der Strontium 6-
und der Kalium /?- Linie eine mit der Strontium d- Linie in Bezug aaf
Glanz und Schärfe rivaüsirende blaue Linie hervor. (Die Lage dieser
einen blauen Linie wäre demnach eine ähnliche, wie die der zwei vio-
letten Linien, welche das neueste, von Bunsen entdeckte AlkalimetsD
hervorbringt.) Es ist den Verfassern nicht gelungen, die Verbindungen
des neuen Metalls von Calciumverbindungen vollkommen rein darzustellen.
W. Crookes (Chem. News 1661, 129) macht hierzu die Bemerkung, er
habe bei seinen Spectralbeobachtnngen während der letzten acht Jahre ge-
legentlich bemerkt , dass das Calciumspectmm eine blaue Linie enthalte.
Er habe jetzt, veranlasst durch die Publication der Herren Dupr^, mit
einem vollkommenen Spectralapparat Kalksalze von dem verschiedensten
Vorkommen untersucht und gefunden , dass alle eine blaue Linie zwischen
Strontium i und Kalium ß erzeugen , die ungefähr zwei Mal so weit ent-
fernt von der ersten, als von der letzten erscheint. Diese Linie sei, wio
die Herren Dupr^ angeben , in Glanz und Schärfe mit Strontium d aber-
einstimmend. Er glaubt aus seinen Versuchen schliessen zu dürfen, dui
diese blaue Linie einen integrirenden Bestandtheil des Calciumspectmms
ausmache.
Kleinere Mittheilnngen. 345
Sebliesalich warnt der VerfasBer die Experimentatoren davor, dass sie
lieh sn riel auf die chromolithographischen Abbildangen der Spectren,
welche in dem Phüosophical Magazine abgedruckt sind, verlassen. Abge-
sehen Ton den Unterschieden in der Erscheinung eines Metallspectrnms,
welche durch die Verschiedenheit in der Intensität des Lichts and in dem
Durchmesser des Spalts verursacht werden, mttsse Jeder, der einmal die
gllnzenden Linien durch ein gutes Instrument gesehen habe, vollkommen
die Hoffnung aufgeben, dieselben — besonders lithographisch -— abbilden
zu können. Bunsen*s und Kirchhoff's Beschreibung un4 Illustrationen
seien, sp weit sie gingen, ausgezeichnet, sie hätten aber bei weitem nicht
den Gegenstand erschöpft. Ein aufmerksamer Beobachter würde leicht
noch Linien und andere Erscheinungen bemerken , deren sie nicht erwähnt
hatten , welche aber jedenfalls in solche Abbildungen aufgenommen wer-
den mässten,' wenn dieselben die Spectra mit einiger Genauigkeit wieder-
gebet sollten. Er sei im Augenblick mit der Darstellung solcher Abbil-
dungen beschäftigt und werde sie mittheilen , sobald sie vollendet seien.
(Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV.)
XKXSL Veber die Darstellnng fester Kohlensäure. — A. Loir
und Ch. Drion (Comp, rend. LH, 748), welche früher (2. Juni 1860) schon
mittheilten, dass man unter gewöhnlichem Atmosphärendruck Kohlensäure
bei der Temperatur, welche flüssiges Ammoniak beim Verdunsten im luft-
leeren Baume erzeugt , flüssig erhalten könne , haben gezeigt , dass man
mit Hilfe des Ammoniaks auch feste Kohlensäure darstellen kann , wenn
man bei einem Druck von 3 bis 4 Atmosphären arbeitet. Sie bedienen sich
folgender Manipulation. Man bringt in eine nach oben offene Glasglocke
150 CC. flüssiges Ammoniak, der Rand der Glasglocke wird in einen
Metallring eingekittet, auf welchen eine mit zwei Oeffnungen versehene
Platte genau aufgepasst ist. In die mittlere Oeffnung wird eine unten ge-
schlossene Glasröhre befestigt, welche bis auf den Boden der Glocke reicht.
Die andere Oeffnung wird mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetat.
Die Kohlensäure , welche man in einem Kolben , dessen Hals mit Chlor-
calciumstücken angefüllt ist, durch Erhitzen von doppeltkohlensaurem
Natrium erzeugt wird , durch ein Bleirobr in die in das flüssige Ammoniak
tauchende Glasröhre eingeleitet. Mit dem Kolben steht ein Manometer
mit comprimirter Luft in Verbindung. Aus dem Apparat wird vorher die
Luft entfernt, und wenn die Temperatur bis in die Nähe des Erstarrungs-
punktes der Kohlensäure gesunken ist, so beginnt man mit der Kohlen-
säureentwickelung, indem man dafür sorgt, dass beständig ein Druck von
3 bis 4 Atmosphären erhalten bleibt. Nach einer halben Stunde ist der
Theil des Glasrohrs, welcher in das Ammoniak untertaucht, mit einer
dicken Krystallkruste erfüllt (ungefähr 50 Gramme wiegend).
Die so erhaltene feste Kohlensäure ist farblos und durchsichtig wie
346 Kleinere Mittheilungen«
EiB« Sie kann leicht mit einem Glasstab von den Wänden des Yerdich-
tungsrohrs abgesto^sen werden. Man erhält dabei 3 bis 4 MtlHmeter grosse
cubische KrystaUe , welche an der Luft langsam gasförmig werden , ohne
einen Bückstand zn hinterlassen. Auf der Hand bringen sie weder ein
Gefühl von Kälte, noch von Wärme hervor. Sie lassen sich schwierig
mit den Fingern festhalten. Bei geringem Drücken entschlüpfen sie , als
wären sie mit einer fetten Materie überzogen. Wenn es gelingt, zwisehen
Daumen nnd Zeigefinger einen Krjstall festzuhalten, so empfindet raao
ein unerträgliches Brennen.
Die Kr jstalle in einem kleinen Porzellantiegel mit Aether gemischt,
erzeugen eine KJilte von -^ 81 ^
Das bei den Versuchen angewendete flüssige Ammoniak wurde nacb
der Methode von Bussj in einem Kolben, welcher mit flüssiger schwef-
liger Säure umgeben war, die mit der Luftpumpe verflüchtigt wurde, dar-
gestellt. Man kann nach dieser Methode leicht in weniger als zwei IStnn-
den nahezu zwei Deciliter flüssiges Ammoniak erhalten.
Die Temperaturen wurden mit einem Alkoholthermometer mit zwei
bestimmten Punkten (0® bei schmelzendem Eis und — 40® bei schmelzen-
dem Quecksilber) gemessen. (Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV.)
XXXnr. Beiträge zur Kenntniss der Oesetse der flasabterption Ton
T. BL Sims. (Q. J. of Ch. Soc. XIV, 1.)
Sims hat im Laboratorium von Boscoe eine ausführliche Unter-
suchung über die Absorption der schwefligen Säure und des Ammoniaks
durch Wasser angestellt; wir theilen im Folgenden die Besultate der-
selben mit.
Die Methoden waren im Wesentlichen die von Roscoe und Ditt-
m a r *) bei ihrer Untersuchung über die Absorption des Chlorwasserstoffi
und des Ammoniaks in Wasser angewandten: Einige Gramme Wasser
wurden in einem Kugelapparat von bekanntem Gewicht und Rauminhalt
bei der verlangten Temperatur mit Gas von der gewünschten Spannkraft
gesättigt, der Apparat wurde zugeschmolzen und unter Beobachtang von
Thermometer- und Barometerstand gewogen,* Die Gesammtmenge des
eingeschlossenen Gases wurde auf chemischem Wege ermittelt und der
Tbeil desselben, welcher am Ende der Sättigung den leeren Theil des Ap-
parates ausfüllte, wurde aus der Capacität des letzteren, dem speciellen
Gewicht des Gases und aus dem annähernd bekannten Volumen der ge-
sättigten Flüssigkeit berechnet.
1) Schweflige Säure. Schönfeld hat bereits vor mehreren Jah-
ren die Löslichkeit dieses Gases in Wasser bei gewöhnlichem Druck für
*) Ann. Chem. Phm'ni, CXII, 327.
Kleinere Mittheiluogen.
U7
eine Eeihe von Temperaturen bestimmt*). Derselbe Chemiker bat auch
die Absorption von Gemischen aus schwefliger Säure und weniger lös-
lichen Gasen durch Wasser untersucht und aua seinen Versuchen den
Schluss gezogen, dass schweflige Säure oberhalb +10° C. dem Absorptions-
gesetze gehorche. Die von Schönfeld beigebrachten experimentellen Be-
lege können indessen nicht als entscheidend angesehen werden, da sie nur
wenig zahlreich sind und bei allen hierher gehörigen Bestimmungen der
Druck der schwefligen Sänre immer nur indirect, d. h. durch Verdünnen
mit einem zweiten Gase geändert wiirde. Der Verfasser hat deshalb, um
die Frage zur Entscheidung zu bringen , ob das Absorptioosgegetz auf die
schweflige Säure anwendbar sei , die Löslichkeit dieses Gases in Wasser
bei vier verschiedenen Temperaturen und jedes Mal für eine Reihe von
direct hervorgebrachten Tensionen bestimmt. Ein Strom luftfräer schwef-
liger Säure von beliebiger Spannung wurde sehr zweckmässig vermittelst
eines Vorraths flttssiger schwefliger Säure hergestellt. Die Analysen wur-
den , unter Beobachtung der von Bunsen angegebenen Vorsiehtsmassregeln,
mittelst Jodlösung ausgeführt. Die Stärke der letzteren wurde mittelst
abgewogener Mengen verflüssigter SO, festgestellt.
Die Sesultate sind im Folgenden tabellarisch zusammengestellt. P be-
deutet den partiellen Druck des Gases in Millimetern Quecksilberhöhe,
G die zur Sättigung der Gewichtseinheit Wasser bei der Temperatur t^
Cent, nöthige Gewichtsmenge schwefliger Säure. Aus den unmittelbaren
Yersuchsresultaten worden durch graphische Interpolation voUstäridige Ta-
bellen abgeleitet. G' bedeutet den durch Abmessen an der Curve gefun-
denen Werth von G.
1. Temperatur = 7*^0 Geis.
1
1
p
G
r 760
^■' P
C
P
G'
P
«•
P
G'
27,0
0,010 0,273
0,010
30
0,010 220
0,055
7Ö0
0,174
49,8
0,015
0,015
40
0,013 240
0,059
760
0,176
89,6
0,025
0,025
50
0,015 260
0,064
800
0,185
133,7
0,035
0,035
00
0,017 280
0,069
850
0,196
239,0
Q,059
0,059
70
0,020
300
0.073
900
0,207
741,8-
0,173
0^77
0,172
80
0,022
350
0,089
950
0,218
757,1
0,174
0,176
90
0,025
400
0,096
1000
0,229
770,8
0,178
0,179
100
0,027
450
0,107
986,3
0,228
0,220
r2Ü
0,032
500
0,118
1100
0,251
1291,0
0,293
0,172
0,293
140
0,036
550
0,130
1200
0,273
160
0,041
600 ; 0,141
1300
0,295
180
0,046
650 ; 0,152
200
0,050
700
1 0,163
♦) Aiu». C^em. Pkutni. XC^, 1.
348
Kleinere Mittheilungen.
2. Temperatur = 20^ Celg.
a.
1
P
G
r 760
&
P
G'
P
e
32,4
0,006
0,148
0,006
40
0,007
300
0,044
50,1
0,009
0,009
50
0,009
350
0,050
65,0
0,011
0,011
60
0,011
400
0,050
77,3
0,013
0,013
70
0,012
450
0,064
78,4
0,013
0,013
80
0,013
500
0,071
82,2
0,014
0,014
90
0,015
550
0,077
121,8
0,020
0,019
100
0,016
600
0,083
291,0
0,043
0,043
120
0,019
650
0,090
446,6
0,064
0,064
140
0,022
700
0,096
658,2
0,094
0,108
0,091
160
0,025
750
0,103
728,9
0,100
0,100
180
0,028
760
0,104
729,5
0,100
0,100
200
0,030
800
o,no
730,8
0,100
0,100
220
0,033
1000
0,137
1570,0
0,218
0,214
240
0,036
1300
0,178
1911,0
0,260
0,104
0,260
260
0,038
1600
0,218
280
0,041
1900
0,259
3.
Temperatur
:= 39°8 Gels.
a.
1
P
G
r 760
^' P
G'
P
G'
P
G'
205,9
0,017 -
0,062
0,017
200
0,016
760
0,059
293.1
0,023
0,023
300
0,024
800
.0,062
696,0
0,054
0,054
400
0,031
1000
0,077
697,6
0,054
0,054
500
0,039
1500
0,113
701,6
0,053
0,055
0,053
600
0,047
2000
0,149
1565,0
0,116
0,118
2021,0
0,150
0,056
0,150
4 Temperatur = 50®0 Gels,
a.
b.
P
G
«.?
G'
P
G'
P
&
191,5
664,0
1961,0
0,011
0,039
0,115
0,045
0,045
0,044
0,011
0,039
0,120
200
400
600
760
0,012
0,024
0,035
0,045
800
1000
1500
2000
0,047
0,059
0,088
0,112
Kleinere MittheilnngeD.
349
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich , dass die von einer be-
stimmten Menge Wasser bei constanterTemperatnr absorbirte Menge
SO^ dem partiellen Druck dieses Oases im Allgemeinen nicht proportional
ist. Die Abweichungen vom Absorptionsgesetze sind indessen um so ge-
760
ringer, je höher die Temperatur; der Werth G . — ist bei 7^ und bei 20*
sehr veränderlich, bei 39^ wieder nahezu, bei 50^ so gut wie Töllig con-
staut. —
Aus den Tabellen l,b 2,b 3,b und 4,b wurde mit Hilfe einer weiteren
graphischen Interpolation noch die folgende Tabelle abgeleitet, welche die
bei dem constanten partiellen Oasdruck von 760™™ von der Gewichts-
einheit Wasser absorbirte Gewichtsmenge Gas {G') giebt. V bedeutet das
Volumen, welches G^ Gewichtstheile Gas bei 0*^ und 760<"°^ Druck ein-
nehmen, das Volumen der Gewichtseinheit Wasser bei +4^ als Yolumen-
einheit genommen *)•
P == 760«««.
i
G'
V
t
&
V
8«
0,168
58,7
do^
0,078
27,8
10
0,154
63.9
32
0,073
25,7
12
0,142
49,6
34
0,069
24^
14
0,130
45,6
36
0,065
22,8
16
0,121
42,2
38
0,062
21,6
18
0,112
39.3
40
0,058
20,4
20
0,104
36,4
42
0,055
19,3
22
0,008
34,2
44
0,053
18,4
24
0,092
32,3
46
0,050
17,4
26
0.087
30,5
48
0,047
16,4
23
0,083
28,9
50
0,045
15,6
Die in dieser Tabelle enthaltenen Zahlen stimmen nicht genau mit
den von Schönfeld gegebenen überein; es ist jedoch zu berücksichtigen,
dass Schönfeld seine direct gefundenen Zahlen , unter Voraussetzung der
Giltigkeit des Absorptionsgesetzes , auf 760"^" Druck reducirt und dass er
dabei versäumte, die Tension des Wasserdampfes von den beobachteten
Barometerständen in Abzug zu bringen.
Der Inhalt der obigen Tabelle wird annähernd durch die folgende,
von Glifton berechnete Formel wiedergegeben:
760_2M0 9250 100/10338 62760\
wie dies aus der folgenden Zusammenstellung einiger nach dieser Formel
•) 1 Liter 50, = 2,861 Gr.
350
Kleinere Mittheilnngen.
760
berechneten Werthe von G , — - mit den durch graphische Interpolation er-
haltenen hervorgeht.
p
70 c.
20 *> C.
40*0.
50« C. 1
Ben
Gef.
Ber.
Gef.
Ben
Gef.
Ber.
Gef.
.40,0
0,245
0,242
0,149
0,143
50,0
0,231
0,223
0,140
0,138
100,0
0,203
0,205
0,122
0,124
200,0
0,189
0,191
0,113
0,116
0,061
0,062
0,049
0,045
500,0
0,181
0,180
0,108
0,107
0,059
0,059
0,049
0,045
800,0
0,175
0,176
0,108
0,104
0,058
0,059
0,048
0,045
1000,0
0,178
0,174
0,106
0,104
0,058
0,058
0,048
0,045
1200,0
0,177
0,173
0,105
0,104
0,058
0,057
0,048
0,045
1800,0
0,105
0,104
0,058
0,057
0,048
0,044
2000,0
0,105
0,104
0,058
0,057
0,048
0,044
2) Ammoniak. Roscoe und l5itt mar haben in ihrer oben citir-
ten Arbeit nachgewiesen, dass die bei 0« von einer bestimmten Menge
Wasser absorbirte Gewichtsmenge Ammoniak dem partiellen Drucke des
Gases nicht einmal annähernd proportional ist. Die Beziehungen , welche
bei höheren Temperaturen bestehen, lassen sich aus der Arbeit dieser
Chemiker nicht entnehmen, da dieselben zwar Bestimmungen bei Tempe-
raturen über 0«, aber diese immer nur bei gewöhnlichem Drucke ausgeführt
haben. Herr Schönfeld hat nun auch für die Temperaturen 20, 40 und
100« die Löslichkeit des Ammoniaks in Wasser jedes Mal für eine Reihe
von Drucken ermittelt, und er ist dabei. zu folgenden Resultaten gelangt:
a. Directe Versuchsresultate.
1. I==20^.
2. ( = 40^.
3, <=100»0. 1
P
G
r 760
P
G
^ 760
G. p
P
G
fr 760
45,5
0,100
1,666
75,8
0,050
0,497
688,4
0,067
0,074
206,1
0,236
184,3
0,112
1078,0
0,104
0,073
735,4
0,508
701,1
0,322
1419,0
0,135
0,073
1525,0
0,811
1599,0
0,522
2076,0
1,018
0,373
2129,0
0,599
0,214
Kleinere MitÜheiiüiigeti.
351
b. Ans graphischen Interpolationen abgeleitete Tabellen.
p
20« C. 1 40» C.
100« C. 1
C
c'.r
e
C'.I«?
G'
^,760
P
P
P
60
0»]19
1,513
80
0,141
0,052
0,479
100
0,158
0,064
120
0,173
0,076
140
0,187
0,088
160
0,202
0,099
180
0,217
0,109
200
0,232
0,120
250
0,266
0,145
• \
300
0,296
0,168
350
0,325
0,191
400
0^353
0,211
450
0,378
0,232
500
0,403
0,251
550
0,425
0,269
600
0,447
0,287
650
0,470
0,304
700
0,402
0,320
0,068
0,074
750
0,514
0,335
0,073
0,074
760
0,518
1,518
0,338
0,338
0,074
0,074
800
0,535
0,349
0,078
0,074
850
0,556
0,363
0,083
0,074
900
0,574
0,378
0,088
0,074
950
0,594
0,391
0,092
0,073
JOOO
0,613
0,404
0,096
0,073
1050
0,632
0,414
OJOl
0,073
1100
0,651
0,425
0,106
0,073
1150
0,669
0,434
0,110
0,073
1200
0,665
0,445
0,454
0,115
0,073
1250
0,704
0,120
0,073
1300
0,722
0,463
0,125
0,073
1350
0,741
0,472
0,130
0,073
1400
0,761
0,479
0,135
0,073
1450
0,780
0,486
1500
0,801
0,493
1600
0,842
0,511
1700
0,881
0,530
1800
0,919
0,547
1900
0,955
0,565
2000
0,992
0,377
0,579
2100
0,594
0,215
352
Kleinere Mittheilnngen.
i> =
= 760.
t
e
t
e
0*C.
0,899
52«
C.
0,274
2 „
0,853
54
»>
0,265
4 „
0,809
56
>»
0,256
ö „
0,765
58
»
0.247
8 »
0,724
60
i>
0,238
10 „
0,684
62
»
0,229
12 n
0,646
64
>»
0,220
14 „
0,611
66
II
0,211
16 „
0,578
68
II
0,202
18 „
0,546
70
II
.0,194
20 „
Q,518
72
II
0,186
22 „
0,490
74
0,178
24 „
0,467
76
0,170
26 „
0,446
78
0,162
28 „
0,426
80
0,154
30 „
0,408
82
0,146
32 „
0,393
84
0,138
34 „
0,378
86
0.130
36 „
0,363
88
0,122
38 „
0,350
90
0,114
40 „
0,338
42
0,106
42 „
0,326
94
0,098
44 „
0,315
96
0,090
46 „
0,304
98
0,082
48 „
0,294
100
0,074
50 „
0,284
Ein Blick auf diese Tabellen zeigt, dass der Werth & . — bei 20« und
40« sehr ver&nderlich , bei 100« aber nahezu constant ist. Bei dieser lets-
teren Temperatur ist also das Abaorptionsgesetz auch auf Ammoniak in
Wasser anwendbar. (Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV.)
XIV.
Veber ein System verwandter Cnnren nnd Flftchen
zweiten Grades.
Von Dr. Heilebmann,
Director der Provinzial- Gewerbeschule bu Coblens.
„Die Theorie der Flächen zweiten Grades ist am meisten dadurch
gefördert worden , dass man , von den Curven zweiten Grades aasgehend,
Tom Besonderen zum Allgemeineren aufsteigend, diejenigen Eigenschaf-
ten, welche die bekannten Sätze von den KegQl§chnitten als besondere
Fälle enthalten, an den vollkommneren Gebilden des Baumes aufsuchte."
Auch in den hier folgenden Mittheilungen werde ich denselben Weg ver-
folgen, indem ich zuerst einige Eigenschaften der Kegelschnitte zusammen-
stelle und dann die analogen Gesetze über die Flächen zweiten Grades zu
ermitteln suche.
§.1.
Es werde in dem Kegelschnitte
1)
— 4.^ = 1
«t ~ Ät
ein Punkt n^=z(ayb) so bestimmt, dass seine Coordinaten a und b Halb-
achsen eines anderen Kegelschnittes sind , welcher mit jenem confocal ist.
ist. Zur Bestimmung dieses Kegelschnittes
welcher immer eine Ellipse ist, dienen also die Gleichungen
3) { «»^/S« *•
Wird der gleiche Werth der vorstehenden Differenzen mit ft bezeichnet,
so ist
ZcitMhrift f. Malhemtlik n. Phyilk. VI, 8. 25
354 Ueber ein System verwandter Curven und Flächen zweiten Grades.
folglich
4) 1 = 1 + 1.
und hiemach ist + j/jiTdie Ordinate der Punkte, worin der Kegelschnitt l)
von den Halbirungslinien der Achsenwinkel geschnitten wird, und wenn
dieser eine Ellipse, so ist j/^ auch die Senkrechte, welche vom Mittel-
punkte auf eine, zwei Scheitel verbindende Sehne gefallt wird.
Für die Coordinaten des Punktes n = (a, b) erhält man
5) 0= + -=:.^, &= +-— L=.
-ya' + ß' -y^ + ß*
Hiernach giebt es in dem Kegelschnitte l) vier Punkte, welche den Be-
dingungen 3) genügen, wenn
«*-+|8*>0,
d. h. wenn dieser Kegelschnitt eine Ellipse ist oder eine Hyperbel, deren
Asymptoten mit der realen Achse kleinere Winkel bilden, als mit der ima-
ginären. Diese Punkte liegen im Unendlichen, wenn
o« + ^* = 0,
d. h. wenn der Kegelschnitt 1) eine gleichseitige Hyperbel ist, und drit-
tens sind die Coordinaten a und b imaginär, wenn
a» + /5«<0,
d. h. wenn der Kegelschnitt 1) eine Hyperbel ist, deren Asymptoten mit
der realen Achse grössere Winkel bilden , als mit der imaginären.
Werden die vier Punkte ( + a, + 6) verbunden, so entsteht ein Recht-
eck , welches der Ellipse 2) umgeschrieben und dem Kegelschnitte 1) ein-
geschrieben ist.
Soll umgekehrt durch den Punkt w = (a, b) ein Kegelschnitt gelegt
werden, welcher mit der Ellipse 2) confocal ist, so erhält man aus den
Gleichungen 3) zar Bestimmung der Differenz fi die Gleichung
a" b*
mithin
7) ^= + «6.
Es giebt also auch zwei Paar Werthe von a* nnd ß\ welche den Bedingun-
gen 3) genügen, nämlich
gx |a« = fl(a + 6), ß^=.b{b + a),
^ \a,'=a{a—b),ß,'=b(b—a),
und daher giebt es auch zwei Kegelschnitte, Welche durch die vier Punkte
( Hh a, + b) gehen und mit der Ellipse 2) confocal sind , nämlich
4. y n= 1
und zwar ist der erstere eine Ellipse , die zweite eine Hyperbel.
Von Dr. Heilebmann. 355
Für deB Zasammenhang dieser Carven und der Ellipse 2) sind fol-
gende Gleichungen beachtenswerth
«• + «,« = 2fl«, /S« + ft« = 2&«,
a« «,« == a« («« — 6»), ß* ft* = b* (6« — a«),
10) { a*/5« = a6(a + 6)«, «,« jS,«=: — a* (ö — ft)«,
V+^« = (a + *)«, V + A« = (fl-6)*,
«• : P* = « : 6, «/ : ft« = — a : 6.
Die Geraden, welche die Kegelschnitte 0) in dem Punkte (a,6) be-
rühren, sind
a ' b
a 6
«I Pi
oder, wenn die Werthe von a, ^, «t und ß^ eingesetzt werden,
a — b^b — a^'
and schneiden, wie die Form ihrer Gleichnngen zeigt, auf den Achsen der
Ellipse 2) gleiche Stücke ab, welche der Summe oder Differenz der Halb-
achsen dieses Kegelschnittes gleich sind. Werden die Berührenden der
Kegelschnitte 9) für die vier Funkte ( + a, + b) gezogen , so scbliessen sie
zwei Qnadrate ein, deren Diagonalen in den Achsen der Kegelschnitte ge-
legen und der Summe oder Differenz derselben gleich sind.
§2.
Die Kreise
.«^ * iJ*+7«=(« + 6)«,
welche den zuletzt erwähnten Quadraten umgeschrieben sind ,. stehen mit
dem Kegelschnitte 2) in einem innigen Zusammenhange. Es sei der Punkt
üf =rs (X, F) des grösseren Kreises dem Punkte m = (ar,y) der Ellipse 2)
entsprechend, d. h* ihre Ooordinaten genügen den Proportionen
.^. X_a+b r_a+b
hieraus folgt sogleich
.4) . 1 + ^ = .,
d. h. jeder Punkt m der Ellipse liegt in der Geraden, welche die Fuss-
punkte der Ooordinaten des entsprechenden Punktes M des grösseren Krei-
ses 12) verbindet.
Bezeichnet man diese Fusspunkte mit P und Oj so dass MP= X und
MQ=z F, 80 \%i PQzjua-^-b und wird durch den Punkt m, wie die vor-
25*
356 Ueber ein System vefwandter Curveti und Flächen zweiten Grades.
stehenden Gleichungen aeigen, in die Abschnitte mP^^^a nnd mO=:b
getheilt.
Ebenso werden durch die Proportionen
15) — = , — = — ;
' X a y b
in dem kleineren Kreise 12) und der Ellipse 2) die entsprechenden Punkte
J|fj = (^, , Fl) und m = (x, y) bestimmt, und auch diese befriedigen die
Gleichung
16) X+Y,^^'
welche wieder zeigt, dass der Punkt m auch in der Geraden liegt, welclie
durch die Fusspunkte der Coordinaten dos entsprechenden Punktes ^t i°
dem kleineren Kreise geht.
Bezeichnet man diese Fusspunkte mit P] und (>i, so d'ass M^Pf =l't
und illiöi=-^n 80 ißt />, |pj=+ {a — b) und wird durch den Punkt»
äusserlich so getheilt, dass mP^z=zn und wjp, =6.
Hieraus ergiebt sich nun in Verbindung mit dem Vorhergehenden der
folgende bekannte Satz :
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mit der Summe
und Differenz der Halbachsen Kreide beschrieben, so liegt
jeder Punkt der Ellipse in den Geraden, welche durch die
Fusspunkte der Coordinaten der entsprechenden, in diesen
Kreisen liegenden Punkte gehen und th eilt die Verbindungs-
linien der Fusspunkte, die eine innerlich und die andere
äusserlich, in zwei Abschnitte, welche gleich den Halb-
achsen der Ellipse sind.
Aus den vorstehenden Gleichungen 13) und 15) folgt femer
17) A'+X, = 2j?, F+F, = 2y
und diese .Gleichungen haben für die Lage der entsprechenden Pankte
ilf, Mx und m folgende Bedeutung :
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mit der Summe
und Differenz ,der Halbachsen Kreise beschrieben, so hal-
birt jeder Punkt der Ellipse die Verbindungslinie der zuge-
hörigen entsprechenden Punkte dieser Kreise.
Die Gerade, welche durch die Punkte iJf=(Z, F) und »t = (jc,y)
geht , ist bekanntlich
wenn x^^yx die laufenden Coordinaten derselben bezeichnen. Durch Ein-
setzung der in 13) angegebenen Werthe von X und F geht diese Gleichang
über in
t^—b*'x ' 6*— Ä«
Von Dr. Ueil£RMAnn. 357
und diese zeigt, dass die dem Punkte m entsprechenden Punkte M und Mi
der Kreise 12) in der Normale des Punktea m liegen.
Die Länge der Linie Mm oder M^ m , welche mit / bezeichnet sei , ist
durch die Gleichung
bestimmt, oder durch
/« = ««6» (^ + ^) = «• + 6'-a:«-y».
Nun ist aber , wenn vom Mittelpunkte auf die Berührende des Punktes m
die Senkrechte § gefällt wird ,
folglich
19) ' = j,
und da bekanntlich 2.— der zur Berührenden des Punktes m parallele
Durchmsser die Ellipse 2) ist, so ergiebt sich hieraus folgender Satz :
Werden um den Mittelpunkt ein er Ellipse mit der Summe
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so be-
grenzen diese auf jeder Normale der Ellipse eine Strecke,
welche dem auf derselben Normale senkrechten Durch-
messer der Ellipse gleich ist.
§.3.
Bezeichnet man die Punkte , wo die Normale 18) die Achsen trifft, mit
P^ und jßo, so ist
.p,=^+(,-?i^,)'=.(i+^),
oder
20) mPo^j,mQ,=^j und i>,0o= ± — |— •
Diese Gleichungen zeigen, dass
auf jeder Normale einer Ellipse durch die Achsen
Strecken abgeschnitten werden, welche mit der Entfernung
der zugehörigen Berührenden vom Mittelpunkte Eechtecke
von constanter Grösse bilden.
Auch die Hyperbel besitzt dieselbe Eigenschaft und der Unterschied
besteht nur darin , dass der Fusspankt der Normalen dieses Kegelschnittes
zwischen den Punkten liegt , wo sie die Achsen schneidet.
358 üeber ein System verwandter Coryen und Flächen zweiten Grades.
Durch ümkehrung dieses Satzes erhält man folgende Erzengnngs-
weise dieser Kegelschnitte:
Bewegt sich ein rechter Winkel so, dass anf dem einen
Schenkel durch zwei auf einander senkrecht stehende Ge-
raden Strecken abgeschnitten werden, welche mit der Ent-
fernung des anderen Schenkels vom Schnittpunkt dieser Ge-
raden Rechtecke von constanter Grösse bilden, so sind die
Schenkel des beweglichen Winkels in allen Lagen Normale
undTangente eines Kegelschnittes, dessen Halbachsenqua-
drate jenen Kechtecken gleich sind.
Wenn man ferner die Gleichungen 20) mit denen unter 19) verbindet,
so ergiebt sich
21) mM* = mM,^ = mP^ . mßo,
oder jede Normale einer Ellipse wird von den Achsen und den
um den Mittelpunkt mit der Summe und Differenz der Halb-
achsen beschriebenen Kreisen in vier harmonischen Punk-
ten geschnitten.
Von den harmonischen Strahlen, welche den Mittelpunkt O mit den
vier Punkten M^ M^^ P^^ Q^ verbinden, stehen die beiden letzten aufein-
ander senkrecht, mithin halbiren sie die Winkel 'der beiden anderen. Da
ausserdem
0M+0M^ = 2a und 0M—0M^ = 2b,
wenn « >^>
und 0M+0M^=:2b mA 0M — 0M^ = 2a,
wenn *><»i
so sind die Punkte itf und M^ die Brennpunkte zweier confoca-
len Kegelschnitte, welche dieAchsen der Ellipse 2) imMittel-
punkte 0 berühren und die Achsen der letzteren als grosse
(reale) Achse enthalten.
§.4.
Wenn man die auf den Achsen durch die Normale des Punktes
m = (x^ y) abgeschnittenen Stücke
als Coordinaten des Punktes mo= {x^iy^ ansieht, so ist die Ortscurve die-
ses Punktes die Ellipse
oder
wo zur Abkürzung
Von Dr. Heilebmann. 359
0«=-
a 0
gesetzt worden ist.
Man sieht sogleich, dass auch der Punkt m^ = (x^yf/^ in dieser Ellipse
den Punkten m = (.r, y), ilf sss (^, T) und M^ = (-T, , 7,) entspricht, denn
es ist offenbar
^ } y : y : r, : y 0 = i» : * + fl : ^ — « : *o .
Dazu ist
X .Xfi = Ä .X^ und y . yo = ^ . ^1
und insbesondere
24) a . ao = «*— 6* und bbo= ft*— a».
Mithin sind die Brennpunkte der Ellipse 2) harmonisch gelegen so-
wohl gegen die Scheitel der Ellipsen Z) und 22) , als auch g^en die Punkte,
wo die grosse Achse der Ellipse 2) von den Kreisen 12) geschnitten wird«
In der Linie P^ Qo, welche nach 21) durch die Punkte M und ^, har-
monisch und zwar nach dem Verhältnisse
P,M: QoM= PoM, : Q,M^ = a:b = b,:a^
getheilt wird, liegt der Punkt m so, dass
25) Potn : jpom = a« : &• = V : «o*,
oder : theilt man die Linie , welche die Fusspunkte der Coordinaten eines '
Ellipsenpunktes verbindet, üosserlidb nach dem VerbMtnisse der Halb-
achsenquadrate, so ist die Verbindungslinie eine Normale der Ellipse,
welche der Theilpunkt beschreibt und dieser ihr Fusspunkt.
§.5.
In der Fläche zweiten Grades
■ 26) ? + r^ + / = ^
werde ein Punkt n= (a, 6, e) so bestimmt, dass seine Coordinaten a, b und
c Halbachsen einer anderen Fläche zweiten Grades sind , welche mit jener
confocal ist. Zur Bestimmung dieser Fläche
Ä* t/* 2*
27) ? +5 + 0-^ = 1;
welche immer ein Ellipsoid ist , dienen also die Gleichungen
28) j <• /3* 7* •
( ««_ 0''= ^' — 6' = y« - c».
Wird der gleiche Werth dieser Differenz mit fi bezeichnet , so ist
«• = a» — n, 6« = /S« — I», c« = y« — ^,
folglich
360 Ueber ein System verwandter Carven und Flächen zweiten Grades.
und durch Einsetzung dieses Werthes erhält man
1 . 1
30)
7/ g' + P' + y^
Um zu beurtheilen, wann diese Werthe real, oder null, oder imaginär
sind , nehme ich im Allgemeinen an , dass
Wenn nun zuerst die Fläche 34) ein Ellipsoid , also
a«>/5«>y*>0,
so ist
7 + ß^ + f>-^'^f^ + f>:i^—ß^ + f>^^
folglich sind die Werthe von a^b^c real, wenn auch
Wenn zweitens die Fläche 26) ein einschaliges Hyperboloid , also
«•>/5«>0>y«,
so ist
soll nun anch der Werth von c real werden , so muss
sein, und hierdurch ist wieder bedingt, dass
i?-^. + ^<-^ + ^. + ^<o.
mithin auch a und b real sind.
Wenn drittens ' a* > 0 > /5' > )?^
also die Fläche 26) ein zweischaliges Hyperboloid ist, so ist auch
folglich kann der Werth von a nur real sein , wenn zugleich
Voa Dr. Hkilebmann. 361
und weiter mnss y damit avcb b und c real bleiben , der Bedingung
1 1,1^1,1 1 ^ ^
Genüge gescbehen.
Die acbt Punkte ( + a, + 6, + c) sind die Ecken eines reckteckigen
Parallelepipedes , welcbes dem EUipsoide 27) umgeschrieben und zugleich
der confocalen Fläche 20) eingeschrieben ist. Soll umgekehrt durch den
Punkt n = (a, 6, c) , dessen Coordinaten die Halbachsen des Ellipsoides 27)
sind, eine mit demselben confocale Fläche gelegt werden, so führen die
Bedingungen 28) auf folgende cubische Gleichung
«*.**, c*
Wenn nun
a«>6«>c«>0
angenommen und die drei Wurzeln dieser Gleichung mit
^ > fii > f*t
bezeichnet werden, so ist
2a«>^>2c*;-c*>^, > — 6«; -M>fi,> — «•.
Die Entwickelung der vorstehenden Gleichung oder
zeigt femer, dass
!ft + f*i + Ml = 0
ft^, + ^if4, + ^,fi= — (a«6« + 6«c«+c«a«)
und dass im Allgemeinen
33) ^ = yaH^d' + }/D +y<^b^c*—/F,
wenn zur Abkürzung gesetzt wird
2> = a*&*c* — ,V («•*•+ «^•c' + c«««)».
Den drei Werthen von ft entsprechen drei Werthe yon o, /Sund y,
welche durch die Gleichungen
34) ]«,t_a« = ft«-fe»=y.«-c« = ^„
bestimmt sind, und mithin giebt es auch drei Flächen zweiten Grades,
nämlich
as* V* «•
welche den Bedingungen 28) genügen.
362 Ueber ein System vei-wandter Cnrven and Flächen zweiten Grades.
Der Zusammenhang unter den Halbachsen dieser Fliehen ist aas fol-
genden Gleichungen ersichtlich :
«* + < + «t* = »«•, ««•«1* + «iV + «tV == 3 a« — a»6»— *»c»— <««»,
«» o.» «,« = a» (a»-*») (o*— c*),
) ^* + /»i*+|J.* = 3ft». ß*ßx*+ß,*ß,* + ßt*ß* = 3fc* - «»Ä'-i'c^-c»«',
36) { ^» ft» A» = 6« (6»-c») (6» -«^.
1 /• + yi*+yt*=3c», /y* + r*r* + rt*y. =3«* - «»ft»-6»c»— c»«»,
Die drei Ebenen
a . b , e
«I Pl Yi
«t pt yi
welche die drei confocalen Flächen im Punkte n = (a, ö, e) herfihren, be-
stimmen auf den Achsen die Stücke -, ?L 5!l ?! A ft* L, ?L ?L
von welchen die gleichliegende Achse des Ellipsoides 27) das arithmetische
Mittel ist , da nach 36)
aaa o ö o c c c
§. 6.
Werden in einer Ebene, welche auf den Coordinatenachsen die Stficke
1, 1}, i abschneidet, den Schnittpunkten die Gewichte A^ B^ C beigelegt, so
sind die Goordinaten des Schwerpunktes
A B C
A + B + C'^' A + B + C'^' A-i-B + C'^'
Legt man also den Punkten , wo die erste Ebene 37) von d^n Achsen ge-
a* b* (^
troffen wird, die Gewichte -• i JS' "t ^®^» ®® ^** ^®' Schwerpunkt, weil
er p y
hier
die Coordinaten
0* «•_ b* jS«_ ^ /_
folglich ist der Punkt n == (a, 6, c) der Schwerpunkt dieser Schnittpunkte.
Da dasselbe auch von den beiden anderen Ebenen gilt, so ist n der ge-
meinsame Schwerpunkt der Punkte, worin die Ebenen 37) die Achsen
schneiden.
Von Dr. HEiLfiBM4NN. 363
Die Stücke, welche durch eine der Ebenen 37) abgeschnitten werden,
sehe ich als Halbachsen eines Ellipsoides an , erhalte also die drei Flächen
In diesen Flächen sind nun die Punkte M= (JT, 7, Z), M^ = (X, , F, , Z,)
und ilf, = (Z,, r,, Z^) , welche einem beliebigen Punkte m = (o?, y , z) des
Ellipsoides 27) entsprechen, durch folgende Proportionen bestimmt:
^« •'» — "• 6 • b' b'
39)
Hieraus folgt sogleich , dass
oder der Satz: Werden durch die Endpunkte der Coordinaten
von drei entsprechenden Punkten der Flächen 38) Ebenen ge-
lagt, so schneiden sich diese in dem entsprechenden Punkte
des Ellipsoides 27). Zugleich ergiebt sich aus diesen Proportionen,
dass jeder Punkt des Ellipsoides 27) der Schwerpunkt von den Punkten,
welche anf den Aohsen die Coordinaten eines entsprechenden Punktes der
0^ 6* c* o* ^ ^
Flächen 38) begrenzen, wenn diesen die Gewichte -j , ^i, -r oder — •, 3-=! — •
^ ß r «1 Pi yi
o* 6* c*
oder — ^, ^^, —; angehängt werden.
«1' ß% Yt
Ferner folgt aus denselben Gleichungen 39) , dass
41) X+Zj + Z, = 3a;, F+Fi+F, = 3y, Z+Zj+Z, = 3z,
oder der Satz: Jeder Punkt des Ellipsoides 27) ist der Schwer-
punkt der drei demselben entsprechenden Punkte in den
Flächen 38), wenn diese gleiches Gewicht haben.
Die Gerade , welche durch die entsprechenden Punkte m = (o:, y, z)
und ilf = (Z, F, Z) geht, ist durch die Gleichungen
^t — ^ t/i—y Zi — z
dargestellt, oder weil
durch di^ Doppelgleichung
364 Ueber ein System verwandter Canren und Fl&chen zweiten Grades.
a* b^ c*
42) - (x, —x) = ~ {yt — y) = -- («i — «).
X y %
Dies ist aber bekanntlich die Gerade, welche im Punkte m = (^y y, 2) anf
der Fläche 27} senkrecht steht, and da in derselben Geraden auch die
Pnnkte M^ = (ATj, Fj, Zj) und JV, = (X,, 7,, Z,) liegen, so folgt hieraiu
der Satz: Jede Normale der Fläche 27) trifft die Flächen 38) in
drei ihrem Fusspunkte entspreehenden Punkten.
Die Länge der Strecke Mm^ welche mit / bezeichnet sei, ist durch die
Gleichung
Z« = (Z-«)» + ( F-,)» + (2-*)»
bestimmt, oder durch
Nun ist aber, wenn vom Mittelpunkte auf die Berührungsebene des Punk-
tes m = (o?, y, z) die Senkrechte £ gefällt wird ,
1 a:*.y , «"
|"~a*'*'Ä*"^c*'
folglich
43^ z— ü / — —Ci 7 — _e!
*0; I y, #1 — y, Is y,
wo ? = Mm , /| = üfj-m und l^rzuM^m gesetzt ist.
Wird also ein beliebiger Punkt des Ellipsoides 27) mit
den entsprechenden Punkten der Flächen 38) verbunden, so
sind die Rechtecke aus diesen Verbindungslinien und der
Senkrechten, welche vom Mittelpunkte auf die Berührungs-
ebene des ersten Punktes gefällt ist, constant und gleich den
Wurzeln der Gleichung 31).
§• 7.
Bezeichnet man die Punkte, wo die Normale des Punktes M=s(x,y,:)
die Goordinatenebenen trifft, mit Pq, Q^^ B^, so sind nach der Gleichung 42)
5t ßt ^ ^
0, — rr — . y , — ^ — . z die Coordinaten von Po»
er , Cr
a»— 6« c« — d«
i '^7 ö, -x .Z „ „ „ Vo>
•— ^|i — '^1 — ^i — -y» "> n « »» -"••
Daraus ergeben sich für die Stücke, welche von diesen Punkten einer-
seits und dem Punkte m andererseits begrenzt werden , die Werthe
a* b* c*
44) mPo= j, «»öo = T» ^^o = T'
welche zeigen, dass
auf jeder Normale eines Ellipsoides durch die Achsen-
Von Dr. Heilermann. 365
ebenen Strecken abgeschnitten werden, welche mit der Ent-
fernung der zagehörigenBerührnngsebene vom Mittelpunkte
Rechtecke von constanter Grösse bilden.
Auch die beiden Hjperboloide besitzen dieselbe Eigenschaft nnd der
Unterschied besteht blos darin, dass die Punkte, wo die Achsenebenen
eines Hyperboloides von einer Normale getrofiFen werden, nicht alle mit
dem Mittelpunkte auf derselben Seite der zur Normale geh()rigen Beruh«
rangsebene liegen.
Durch Umkehrung des verstehenden Satzes erhält man folgende Er-
zeugungsweise der Flächen:
Steht eine Gerade auf einer mit ihr fest verbundenen
Ebene senkrecht und bewegt sie sich so, dass die Strecken,
welche durch drei auf einander senkrecht stehende, festlie-
gende Ebenen auf der Geraden abgeschnitten werden, mit
der Entfernung der ersteren Ebene vom Schnittpunkte der
letzteren Rechtecke von constanter Grösse bilden, so sind
die bewegliche Gerade und Ebene in allen Lagen eine Nor-
male nnd Berührungsebene einer Fläche zweiten Grades,
deren Halbachsenquadrate jenen Rechtecken gleich sind.
Setzt man die aus 43) und 44) entnommenen Werthe von a*, &*, ^ und
fi , fii , tt( in die oben für diese Wurzeln angegebenen Grenzbestammimgen
ein , so entsteht
2m/',,>mAf>2mÄo; ^Ro^^^i<^Qoj ^Qo^^^t^^^o*
and nimmt man noch hinzu , dass
so erkennt man, dass der Punkt Jtf, in der Strecke RoQn, M^ in Q^P^ und
M in der Verlängerung der Strecke P^E^ über R^ hinaus liegt. Durch Ver-
bindung der Gleichungen 43) und 44) erhält man nun
«» ß* t*
and wenn man diese Werthe , sowie
Mm = t
in die Gleichung 29) einsetzt, so entsteht
45) J_»J^ + ^+J:-.
^ Mm MP^^ MQ^^ MR^
Hiernach ist also \Mm das harmonische Mittel von MP^^ MQq und MR^.
Dasselbe gilt offenbar von ^M^m und ^M^m, Dieser Zusammenhang ist
auch ausgedrückt durch die Gleichung
mPo mOp OTÄo _
MPo MQo^ MRo
welche entsteht, wenn man in die Gleichung 31) die obigen Werthe
einsetzt.
366 lieber ein System verwandter Ciirven ond Flächen zweiten Oradet.
Ferner erhält man in derselben Weise aus den Relationen 32) die fol-
genden :
im M — wi Af 1 — tu Mf = 0 ,
tnM « mM^ + mM^ . mM^ + mM^ . mM^=zmP^, mjßo-fmjßo ««n^o + ^^^^t • ^^9^
tnM • tn Ml . m Mf = 2 »ihPq , mQ^ , m Ao ,
nnd dnrch Mnltiplication der anf die Normale dnrch die Achsenebenen ab-
geschnittenen Stücke
n n T> «'^'^
m Pq , ihQq , tn Rq == — r-j — .
Nun ist aber bekanntlich das Prodnct ans den Halbachsen des snr Beruh-
ningsebene des Punktes m parallelen Centralschnittes und der anf jene
•Ebene gefüllten Senkrechten £ gleich dem Product der drei Halbachsen
der Fläche, oder
did^l = ah€,
wenn die Halbachsen jenes Centralschnittes mit d^ und d^ bezeichnet wer-
den, folglich
d^dt=-y ab c , m Pq . m Q^ . mR^.
Hieraus erhält man nun durch Anwendung der letzten Gleichung unter 40;
47) rfj d, = j/^abc. mM. mM^ . mM^.
Ebenso ist nach 44)
und da ausserdem
abc
mPQ . mO^ + wöo • ^^0 + f^^o • ^Po'
'd,d,'
so folgt zunächst
l .1.1 }
ä.ä,=y
o» ■'■ 6» ■*" c»
und yennittelst der Qleichnng 46)
• Q. ytnM»in üf| —^ m M^ • »t M^ «J- m M^ »tnM
48) d.d. = ,/ ITiTI '
0« "•' 6» ■•" c»
Diese Relationen ersetzen für das EUipsoid die oben nnter 19) nnd 21) von
der Ellipse angeführten Sätze.
§.8.
t <|
Sowie oben unter Gleichung 0) nicht blos die Quotienten -j , —= und
<r «,
ft« 6*
^, -^ der Bedingung gentigten, dass ihre Summe gleich eins, so ist es
P Pi
Von Dr. Heilermamk. 367
auch hier mit den Quotienten -r, —:, — i und si, ^-s, ^ri und -t>— 7i— i»
Es ist zunächflt
a« a* a« o* 6* 6« 5« fr*
nnd dnrcb die Verbindung dieser Wertbe ergiebt sich weiter
a* &• c*
Ferner sind dann für die Ellipsen 2) und 22) die entsprechenden Producte.
zugleich das Verhftltniss der gleichliegenden Achsen und der Coordinaten
von entsprechenden Punkten ; mithin ist hier das Ellipsoid
worin zur Abkürzung
^_^w^ ._IKK .^tiLjl
gesetzt ist, die Fläche, welche der Ellipse 22) analog ist.
Wenn nun m = (a:, y, z) und m^ = {x^^ y^y Zq) entsprechende Punkte in
den Flächen 27) und 50) sind, so ist
«
a .
a*
fl«
«0
b
_ c _
6«
"(«*-
-6«) K-
b*
-c«)'
z
-(6'-
-«)'
y«y,'y,»-(c'-««)(c»— 6')'
und folglich
a?o yo «ö
d.h. jeder Punkt des EUipsoides 27) liegt in einer Ebene,
welche auf den Achsen die Coordinaten des entsprechenden
Punktes des EUipsoides 50) abschneidet und zwar ist der
erste Punkt der Schwerpunkt der drei Punkte, in welchen
die Achsen geschnitten werden, wenn diese die Gewichte
" * ^ 1. V
— j7-i — naben*
«0 *0 ^0
Auch die entsprechenden Punkte M, M^ und ilf, der Flächen S8) liegen
in der Ebene 50) , welche die Coordinaten deB entsprechenden Punktes m^
libschneidet. Es ist nämlich zunächst in Bezug auf den Puakt ilf s=(^, 7,Z)
368 Ueber ein System verwandter Cnrven und Flächen zweiten Qndes.
X_ a*.tf _ <^ . <^¥^
a:, (o»— 6«) («•— c»)~(a»— 6«) (j:^—(*) ''" {t?—V) {<f-d^'
T_ b'ß* _ b*. yft
Vo ~ (6»— c») (6»— 0») ~ (fr*— c») (*'— a») ■*" (6*— c») (**—«») '
«,~(c»— «») (c*— ft^" (c* — o«) (c» — 6») "^ (c»— <0 (c*— 6»)'
dszn ist
f/Ii — jwö i\ + 7j — 3w^ — 5i\ = 0.
(«»—6») (o»— c«) ' (ö»— c») (M— a») ^ (c* — o») (c»— 60
folglich aach
^ + 1+^=1,
^0 Vo h
d« h. es liegt anch der Funkt M= (X^ F, Z) in der Ebene, welche anf des
Achsen die Coordinaten des entsprechenden Punktes m« abschneidet Dt
nun die Punkte m und M beide der Normale 42} angehören, so geht aach
die Ebene selbst , welche auf den Achsen die Coordinaten eines Punktes
des Ellipsoides 50) abschneidet, durch die Normale des entsprechenden
Punktes der Fläbhe 27).
Bezeichnet man die Punkte , wo die Achsen von der Ebene 51) ge-
schnitten werden, mit Po* ?oi ''o« ^^ ^^^
so liegt die Normale 42) in der Ebene des Dreiecks Po 9« '*o ^^^ schneidet
die Seiten in den Punkten /'q, j^q, Rq. Um die Lage derselben in dem Drei-
ecke Po go Tg zu bestimmen , beachte man , dass
und hieraus erhält man
Wendet man nun auch auf die Stücke der anderen Seiten des Dreiecb
Po % ^0 dasselbe Verfahren an , so entsteht
52) Po^:S'oÄo=^-p. Ö'o^o:'-oJ^o = y,:^, ^oöo-Pift=^:^-
Mithin ist die Normale jedes Punktes des Ellipsoides 27)
in der Ebene, welche die Coordinaten des entsprechenden
Punktes des Ellipsoides 50) auf den Achsen abschneidet, so
gelegen, dass ihre Entfernungen von den Schnittpunkten der
Achsen sich verhalten, wie die reciproken Werthe derQaa-
drate dieser Achsen.
Die Vergleichung der Coordinaten der Punkte Po» 5^o» ^v* ^o» Qt fli ^^
ferner , dass unter den vier möglichen Geraden , deren Entfernungen von
Von Dr. Heileruann. 369
den £ekenpo, ^,, r^ ra dem angegebenen VerhXltnisse stehen, die Nor-
male 42) diejenige ist, welche alle Seiten des Dreiecks Po ^o ^t äusserlich
theilt
§.9.
Die Ebenen
welche das Ellipsoid 27) im Punkte (oc^y^z) berührt, begrenzt auf 'den
Achsen die Stücke
X y z
Nun sind aber die Froducte
(a«^fe«)(a«_e«) ^^ ^, _ (6» - c«) (&« -, ««)
6«
Qpo.QPi^^" '^T'" ^ Oq,.Oq, = ' ,, ,
(c«-a«)(c«-fe»)
Or, . Or^ = ^5
constant , und wenn noch auf den Achsen vom Mittelpunkte aus pach bei-
den Seiten die Strecken
of^on=y^En^E^,
54) o,=o,.=?fci£!H^!zi^,
b
c
abgeschnitten werden, so ist
55) Opo . Op, =zOf* = Oft*, Oq^ . Oq^ = Og* = Og^\ Or^ . Or^ = Oä» = Oä,».
Diese Gleichungen zeigen, dass es in jeder Achse des Ellipsoides zwei
(reale oder imaginäre) Punkte giebt,/ welche gegen die Berühningsebene
53) und die Normalebene 51) harmonisch liegen , nämlich die realen Punkte
f^f^ und A, A, und die imaginären g^ g^. Diese Punkte habe ich Focal-
punkte des Ellipsoides genannt. (Ber. der Akad. der Wissenschaften zu
Berlin.) Hiernach lässt sich der in den vorstehenden Gleichungen ent-
haltene Satz in folgender Weise ausdrücken:
Jede Berührungsebene des Ellipsoides 27) und diejenige
Normalebene, welche auf den Achsen die Coordinaten des
dem Berührungspunkte entsprechenden Punktes des Ellip-
soides 50) abschneidet, sind gegen die Fooalpunkte des
ersteren Ellipsoides harmonisch gelegen.
Da ausserdem
_(a'^6')(a«-c') (^._c«) (fe«-a«)
«•<'o = -% > b.b.=x ,
. , _(^-«')(^'-ft*)
ZeilM'hrin r. Mathematik a. Physik. VI, 6. 26
370 Ueber ein System verwandter Curven and Flächen zweiten Grades.
so sieht man , dass anch die Scheitel der Ellipsoide 27) und 30) gegen die
Focalpankte des Ellipsoides 27) harmonisch liegen.
Um nnn die Lage der Normalebene 51) gegen die beiden Haupt-
normalebenen festzastellen, denke man sich durch den Punkt m = (x, y, z)
noch die beiden Hyperboloide
a^ t^ ^
a/ 0," c/
welche mit dem Ellipsoide 27) confocal sind , gelegt. Die Differenzen der
gleichliegenden Halbachsenqnadrate
a« — fl/ = 6* — ^« z=:c' — Ci^ = d,\
c^—a^ — b*—b^* = c, — c/ = </,«
sind die Wurzeln der Gleichung
and aus dieser geht hervor, dasi
a»>rf,»>6»>d,«>c».
Die Ebenen^ welche das Ellipsoid 27) und die beiden confocalen Hyper-
boloide 66) berühren , sind
«1 *'l C|
58»») ^,.^, + J,.y,+i_. ,,==,,
und stehen aufeinander senkrecht, weil -
ar* V* «•
-^ + -l^ + -^ = 0
aV ft'V «^'Cf"
g« y» t» _
wie sich sogleich engiebt, wenn man die Gleichungen der FlXchen Ton
einander abzieht.
Der Durchmesser 2D des Ellipsoides 27), welcher auf der Berührungs-
ebene 58*) senkrecht steht, ist der Lage nach dargestellt dnrch die Doppel-
gleichung
a* b,* e.«
X y z
und wenn die Grösse dieser Producte mit l bezeichnet wird, so ist die
Länge desselben Durchmessers bestimmt durch
Von Dn Heilebmakn. 37 t
Znr Ermittelung der Grösse 1, welcher der Durchmesser 2/> propor-
tional ist, beachte man, dass die Endpunkte desselben in dem EUipsoid«
27) liegen , und setze in die Gleichung desselben
X y z
tti Oj C|
dadurch entsteht
folglich ist
Diese Division ergiebt
59) • 2>» = rf/,
und mithin sind die Wurzeln der Gleichung 57) zugleich auch die Qua-
drate der Halbdurchmesser des Ellipsoides, welche auf den Ebenen 58*)
und 58^*) senkrecht stehen. Da ausserdem diese Wurzeln nach der Glei-
chung 57) auch den Bedingungen
rfj« + rf," = a« + &• + c» + a:* + y* + ««,
d..d.«=«wg + ^ + j')
genügen, so bilden auch 2d| und 2(^, mit dem Durchmesser des Punktes
m = (x,y,z) ein System von conjugirten Durchmessern, und weil endlich
die Durchmesser 2(1^ und 2d^ auf einander senkrecht stehen, so sind sie
die Achsen des zur Berührungsebene des Punktes m parallelen Central-
schnittes
a'
h^ '^'^ ^
Werden ni^n vom Mittelpunkte auf die Berührungsebene 58) die Senk-
rechten g, jy, t gefällt, so sind die Winkel, welche diese mit den Achsen
bilden, durch die Gleichungen
C0Ä(|«)=y, cos ({6) = ^, cos{^c) = -^,
C08 (ria) = fi,cos (i^6) = — „ cos (ijc) = — „
«1 l?l C|
CO, ita) =%cos {tb) = K cos (ic) = ^^
a^ Ot ^t
bestimmt , und wird ebenso vom Mittelpunkt auf die Nörmalebene 51) die
Senkrechte i gefällt, so ist
cos ita) = r-i — TiT-T-i r • — I cöj ito) = ;-= — -rrm — ~t^ • "" >
^ ' {cf — 6*) (a* — c') J? ^ ' (6" — c*)(6* — a*) y
c* t
cos {tc) = T-j rm — Zt\ • "~ •
^ . (er — ar) (c* — o*) z
26*
372 Ueber ein System verwandter Curven und Flächen zweiten GradeB.
Da nun bekanntlicli
cos {ifi) = cos (ia) cos {tja) -|- cos {ib) cos (i;6) + cos (/c) cos (ijc),
cos [ti) = cos {ta) cos (fa) + cos {tb) cos {^b) + cos {ic) cos (Je),
80 erhXlt man dnroh Einsetsung der obigen Werthe
cos iiri)==.- ^^,_^,^ ^^,^^^ ^^^^^^ . [a^ . -^^, +6.-^-,- +-.—.-),
und durch einige Reductionen
Nun ist aber nach dem bekannten SatzQ von dem constanten Producte der
conjugirten Durchmesser einer Fläche* zweiten Grades
«,« V.« = i?'rf/ {ä*-d,*), a*b*c* = rrf.* W-rf.O
folglich
Wenn man noch beachtet, dass die Senkrechten rj und J auch auf einander
senkrecht stehen, dass </|' <C ^i' und dass die drei Senkrechten i}, J uud /
in der Centralebene 60) liegen , so ergiebt sich
6t) - fang il^) = -^, fang in) = ^^-
Die Gleichung dieses Centralschnittes ist
da, wie oben bewiesen, dt und (f, die Halbachsen desselben sind; die
Senkrechte /, welche vom Mittelpunkte auf die Ebene 51) gefallt wurde,
ist durch die <7leichang
z=^iang{tfi) .y
dargestellt, und dieae geht durch Einsetzung des Werthes 61) über in
Ferner sind in der Centralebene 60) in Bezug auf die Durchmesser 2 dt und
2d2 als Coordinatenachsen 17 und J die Coordinaten des.Punkte8, wo die
Normale des Punktes m die Ebene trifft, folglich ist '
63) 1-1 = 0
die Gleichung des Durchmessers , welcher durch diesen Punkt geht.
Diese Geraden 62) und 63) sind aber offenbar conjngirte Durchmesser
des Centralschnittes 60) , bilden also auch mit der vom Mittelpunkte nach
dem Punkte m des Ellipsoides gezogenen Geraden ein System von con-
jugirten Durchmessern dieser Fläche. Die Ebene, welche durch den
Punkt m und die Gerade 63) geht, ist die normale Centralebene und mitbin
Von Dr. HErtERHANN. 373
ist die Gerade 62) oder die Senkrechte i der zu dieser Ebene coDJugirte
Durchmesser des Ellipsoides.
Hieraus ergiebt sich folgender Satz :
Die Achsen eines Ellipsoides werden von der Normal-
ebene, welche auf dem zur normalen Centralebene desselben
Punktes conjugirten Durchmesser senkrecht steht, und von
der Berührungsebene desselben Punktes so geschnitten, dass
die Schnittpunkte mit den Focalpuukten ein System von har-
monischen Punkten bilden.
XV.
Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen
Telegraphie.
Von Dn Ed. Zetzsche.
III. Wechsel, Relais, Translation und Zweigsprechen,
Schleifen, Blitzableiter.
1. Die Batterie- und Linienwechsel.
Wechsel oder/ Umschalter nennt man diejenigen Telographen-
apparate, welche dazu dienen, dem elektrischen Strome den nach dem
jedesmaligen Zwecke allein zulässigen Weg durch die anderen Apparate
anzuweisen. Kaum dürfte es irgend eine Telegraphenstation geben, in
welcher gar keine Vorrichtung zum Umschalten vorhanden wäre. Die
Wechsel sind daher trotz ihrer grossen Einfachheit sehr wichtige und nütz-
liche Apparate; auch finden sie sich sehr frühzeitig im Gebrauch, da sich
bei steigender Benutzung der Telegraphen sehr bald das Bedürfniss her-
ausstellte, den Weg des Stromes in dem einen oder dem anderen Falle zu
verlegen , also zwischen zwei oder mehreren Punkten bald eine leitende
Verbindung herzustellen, bald wieder dieselbe zu unterbrechen. Die dazu
in Anwendung gebrachten Mittel waren zu verschiedenen Zeiten und für
verschiedene Zwecke verschieden.
Da es überhaupt nur dann möglich ist , zu telegraphiren , wenn man
einen elektrischen Strom abwechselnd eine Zeitlang circuliren lässt und
dann wieder unterbricht, so ist bei jedem Telegraphen eine Vorrichtung.
374 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
nöthig, welche ein ahwechselndes Schliessen and Unterhrechen des Stro-
mes gestattet, den dazu hestimmten Apparat nennt man aber, obgleich
seine Bestimmung mit der des Wechsels ganz nahe xusammennillt, Taster,
Schlüssel, Zeichengeber, auch wohl Commutator, wenn er Strome
von wechselnder Bichtnng in die Telegraphenleitung sendet. Zuerst wen-
• dete man für den vorliegenden Zweck bewegliche Dräthe an, welche bald
in je zwei Quecksilbernäpfchen eintauchten, bald aus ihnen herausgehoben
wurden und so in dem einen Falle gewisse Verbindungen e wischen den
mit Quecksilber gefüllten Näpfchen lind den mit diesen verbundenen , zu
den anderen Apparaten oder zur Luftleitung führenden Dräthen herstell-
ten, in dem anderen Falle aber diese Verbindung wieder unterbrachen.
•Derartige Einrichtungen enthielt nicht nur der zweite mechanische Tele-
graph von William Fothergill Cooke (im Februar 1837) , sondern auch die
Telegraphen von Morse , Steinheil und der 1838 patentirte electrochemische
Telegraph von Edward Davy (vergl. Shaffnor, telegraph manual, New-Tork,
1859, S. 190 u. 196, 437, 165, 255). Später oder wohl selbst gleichzeitig wur-
den die in Quecksilbernäpfchen eintauchenden Dräthe ersetzt durch fe-
dernde Metallstreifen, welche bald auf einem leitenden, bald auf einem
isolirenden anderen Theil des Apparates aufschleiften; ein solcher, von
Charles Wheatstone und W. F. Cooke für ihren „Einfachen Nadeltele^aph*'
benutzter Schlüssel ist auf S. 91 des ersten Jahrganges dieser Zeitschrift
beschrieben und dort auf Tafel V Fig. 23 abgebildet. Bei den jetxt vor-
wiegend gebrauchten Morse'schen Drucktelegraphen aber hat der Taster
im Wesentlichen die im ersten Jahrgange S. 95 erklärte und daselbst auf
Tafel V Fig. 25 abgebildete Einrichtung. Bei anderen. Telegraphen ist die
Einrichtung des Zeichengebers durch die Einrichtung der übrigen Apparate
bedingt und deshalb soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden;
dass aber an ihnen bis in die neueste Zeit Federn zur Unterbrechung des
Stromes wiederholt vorgeschlagen und verwendet worden sind, xeigen
schon die vorausgegangenen Artikel I und II über Copirtelegraphen und
über Typendrucktelegraphen. (Jahrg. 5, S. 39 und S. 395.)
Auch von den eigentlichen Wechseln giebt es swei verschiedene
Arten ; früher bediente man sich der Klemmenwechsel, jetzt fast all-
gemein der Lamellenwechsel, weil die letsteren mit besonderer Ein-
fachheit und Leichtigkeit eine sehr grosse Mannigfaltigkeit in der Ab-
änderung des Stromlaufes darbieten. Ausserdem unterscheidet man die
Batteriewechsel, d. h. diejenigen, welche nur zu dem Zwecke vor-
handen sind , dass man nach Maassgabe der Länge oder der Beschaffenheit
der Luftleitungen mit einem grösseren oder kleineren Theile der Telegra-
phir- oder Linienbatterie telegraphiren kann, von den Linien wechseln,
durch welche der Stromlauf durch die Apparate abgeändert wird.
Die Klemmenwechsel bestehen iaus zweierlei durch den Apparmt-
tisch hindurchgehenden Klemmschrauben , in welche unter dem Apparat-
Von Dr. Ed. Zetzsghe. 375
tische je ein Leitangsdratfa eingeschraubt* ist. Die einen enden über dem
Tische in eine kleine Metallplatte nnd heissen Wechselweibchen;
Fig. 1 Taf. V zeigt ein solches im Durchschnitt :^ d ist der Leitungsdrath,
a die Metallplatte , T der Tisch. Die anderen , die Wechselmänncben,
tragen über dem Tische noch einen kleinen metallenen Arm , welcher um
die Achse der Klemmschraube drehbar ist, aber stets mit ihr in leitender
Verbindung bleibt« Jedem Männchen stehen zwei oder mehrere Weibchen
gegenüber, wie es Fig. 2 Taf. V deutlich macht, so dass der etwas federnde
Arm des Männchens auf die Platte des einen oder des anderen Weibchens
aufgelegt werden kann, wodurch der im Männchen eingeschraubte Draht
mit dem Drahte desjenigen Weibchens, auf dem der Arm aufliegt, in lei-
tende Verbindung gesetzt wird. Solche Wechsel*) waren noch unlängst
in den Telegraphenstationen der österreichischen Staatseisenbahnen in aus-
gedehntem Gebrauche, so lange man sich dort .noch der Bain - Ekling*schen
GlQckenapparate bediente. So hatte z. B. ein Linien wechsel auf Mittel-
stationen folgende Einrichtung: die beiden in die Station einmündenden
Luftleitungen Xj und Z, (Fig. 3 Taf. V) führen nach 1 und 2; vom Weib-
chen 1 fuhrt ein Draht durch die Apparate A und von da nach 2; das
Weibchen 3 und das Männchen 4 sind unter sich und mit der Erde E lei-
tend yerbunden. In der gezeichneten Stellung liegt kein Männchen auf
einem Weibchen , folglich geht jeder Strom aus einer der Luftleitungen L^
oder L^ durch die Apparate A der Mittelstation und dann in die andere
Luftleitung L^ oder L^ weiter; legt man dagegen den Arm des Männchens 2
auf das Weibchen 1 , so geht der Strom aus einer der Leitungen direct in
die andere Leitung , und nur ein ganz schwacher Theilätrom geht durch die
Apparate A^ so dass auf diesen die Zeichen nicht mit erscheinen; liegt der
Arm des Mänlnchens 2 auf dem Weibchen 3, oder ^der Arm des Männchens
4 auf dem Weibchen 1, so geht im ersten Falle der Strom aus L^ direct zur
Erde, der Strom aus X, durch die Apparate A^ aber nicht nach Z, weiter,
sondern in die Erde, im zweiten Falle dagegen der Strom aus Z| direct zur
Erde , der Strom aus Z, durch die Apparate A und zur Erde , nicht aber
nach Z| ; liegt endlich der Arm des Männchens 4 auf 1 und zugleich der
Arm des Männchens 2 auf 3, so sind beide Leitungen Z, und Z« direct mit
der Erde yerbunden , was unter Anderem bei Gewittern zur Schonung der
Apparate nöthig ist. Genau dieselben Dienste leistet der im Wesentlichen
mit diesem Wechsel genau übereinstimmende, anscheinend minder ein-
fache Umschalter, welcher im Katechismus der elektrischen Telegraphie
von Galle S. 153 beschrieben ist und auf sächsischen Mittelstationen noch
mehrfach gebraucht wird; bei diesem Umschalter legt sich ein starrer ,
*) Eine frühere Form derselben und ihre Anwendung findet sich ausführlich be-
schrieben int Galle, Katechismus der elektrischen Telegraphie. 2. Auflage. Leipzig
1859. 8. 150 bis 153.
376 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Teiegraphie.
drehbarer Arm der einen Klemmls an federnde Tfaeile der anderen Klemme
an , in einer Weise » welche zuerst Siemens und Halske an ihrem Zeiger-
telegraph (yergl. Sohellen, der elektromagnetische Telegraph, 2. Aaflsge,
Brannschweig 1854, S. 128) benatzt zu haben scheinen. Wo eine grössere
Mannigfaltigkeit in den Umschaltungen nöthig ist, dürfte der Klemmen-
wechsel von E. Matzenaner (vergl. Zeitschrift des deatsch-dsterreichischea
Telegraphenvereins, 1855, B. 29) gute Dienste thnn, bei welchem die Manu-
ellen im Kreise stehen , und die Weibchen anstatt der Platten über dem
Apparattische in ringförmige Streifen enden, welche ak Yollkreise cod>
centrisch innerhalb und ausserhalb jenes Kreises liegen , auf welchem die
Männchen stehen.
Als Batterie Wechsel erhält ein Klemmen Wechsel die Anordnung
in Fig. 4 Taf. Y: um das mittelbai: mit der Luftleitung L verbundene
Wechselmännchen a stehen im Kreise herum eine Anzahl Weibchen 1,2
bis G , welche mit den positiven Polen der Linienbatterien I, TL bis YI vec-
bnnden sind , während der negative Pol der ersten Batterie I mit der Erde,
der negative Pol jeder folgenden Batterie aber immer mit dem posidven
Pole der vorhergehenden Batterie verbünden ist. Je nachdem nun der
Arm des Männchens a auf 1,2... oder 6 gestellt wird, wird beim Schliessen
der Kette der Strom von einer, zwei • . • oder sechs Batterien in die Lei-
tung gesendet.
Die Lamellenwechsel sind in der Form, in welcher sie zuerst von
Steinheil angegeben wurden, noch jetzt in den Stationen der österreichi-
schen Staatstelegraphen gebräuchlich. Fig. 5 Taf. Y zeigt einen solchen
Wechsel im Grundriss und im Durchschnitt. Zwei über einander liegende,
sich kreuzende Keihen von schmalen Messinglamellen sind durch eine iso-
lircnde Schiebt, z. B. durch eine trockene Holzplatte, von 'einander ge-
trennt; die Streifen einer jeden Keihe aber sind ebenfalls durch zwischen-
gelegte isolirende Holzstreifen von einander getrennt; an den Kreuznngs-
stellen sind sämnitliche Messingstreifen durchbohrt und in die eingebohr-
ten Löcher können messingene Stifte oder Stöpsel (Fig. 6 Taf. Y) ein-
gesteckt werden , welche von oben und von unten an den Stellen, wo sie in
'den Lamellen stecken, federnd aufgeschlitzt sindy damit sie sich gut an
die Lamellen anlegen ; der Kopf der Stifte ist von Elfenbein ; wird ein Stift
in irgend ein Loch eingesteckt , so verbindet er die beiden an dieser Stelle
sich kreuzenden Lamellen. An dem einen Ende einer jeden Lamelle ist
noch ein kleineres Loch, in welches ein Leitungsdrath eingesteckt nnd
mittelst einer Klemmschraube befestigt wird. Li Fig. 5 wurde der Einfach-
heit halber nur ein Wechsel mit drei Yerticallamellen a^b^c und zwei
Horizontallamellen d und e gezeichnet; ein solcher reicht vollkommen hin,
um den Klemmen Wechsel Fig. 3 zu ersetzen und übertrifft ihn mindesten:!
in der Beziehung, dass er die Möglichkeit bietet, die beiden Leitungen A
und L^ hol völligem Ausschluss der Apparate A entweder nuter sich
Von Dr. Ed. Zbt28CHE. 377
direci, oder beide mit der Erde zu verbinden. Denkt man sich die ei^e
Luftleitung X, mit a , die andere Z« mit b and die Erdleitung mit c leitend
yerbnnden , von den unter sich gehörig yerbundenen Apparaten aber einen
Drath nach e und einen anderen nach d geführt, so wird, wenn man einen
Stöpsel in das Loch 1 und einen in das Loch 4 steckt, der Strom aus L^
nach a, durch den Stöpsel in 1 nach d, durch die Apparate nach e und
durch den Stöpsel in 4 nach b und Z, gehen ; stöpselt man in 2 und in 3, so
geht der Strom aus Zi zwar auch durch die Apparate und nach Z, , aber er
durchläuft die Apparate in der entgegengesetzten Kichtung ; durch diesen
Rieh tungs Wechsel wird zugleich eine etwa im Anker der Elektromagnete
zurückgebliebene Polarität beseitigt. Stöpselt man in 1, 4 und 6, oder in
2, 3 und 5, so geht der Strom aus Zf durch die Apparate und c zur Erde,
der Strom aus Z« aber direct nach c und zur Erde ;- stöpselt man in 1 , 4 und
5, oder in 2, 3 und 6, so geht der Strom aus Z| direct, der Strom aus Z|
aber durch die Apparate zur Erde. Stöpselt man endlich in 1 und 3 , oder
in 2 und 4 , so geht der Strom aus Z| sofort nach Zg , ohne die Apparate zu
durchlaufen; stöpselt man in 1, 3 und 5, oder in 2, 4 und 6, so geht jeder
Strom aus Z, und Z, direct zur Erde; zugleich bleibt in den beiden letzten
Fällen dem Strome, weil zwischen d und e keine leitende Verbindung vor-
handen ist, durchaus kein Weg durch die Apparate offen, es kann daher
auch nicht einmal ein Zweigstrom durch die Apparate gehen , die Apparate
sind völlig ausgeschlossen, also auch gegen atmosphärische Einflüsse, na-
mentlich gegen Blitzschläge geschützt.
Die Lamellen Wechsel, welche in Sachsen, Preussen, den Niederlanden
u. 8. V. im Gebrauch sind (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen
Telegraphenvereins, 1854, S. 78; 1855, S. 59, 177 und 217), unterscheiden
sich von dem vorstehend beschriebenen nicht wesentlich ; sie enthalten nur
weit breitere und stärkere Messinglamellen und erhalten dadurch unnöthi-
ger Weise ein sehr massiges Aussehen ; die Stöpsel sind oft nicht geschlitzt,
sondern eonisch; die Lamellen der unteren Reihe sind an den Kreuzungs-
stellen verdickt, so dass sie bis zu den oberen heraufreichen, ohne sie zu
berühren, und die conischen Löcher. sind nun halb in der einen, halb in
der anderen Lamelle , in ähnlicher Weise , wie dies Fig. 7 Taf. V zeigt)
wo ein kleinerer derartiger Batterie Wechsel abgebildet ist; der Drath E
führt zur Erde , der prath T zu dem hinteren Contaote des Tasters , von
wo der Strom in die Linie gesendet wird; in 1 ist zu stöpseln, wenn mit
einer Batterie, in 2, wenn, mit zweien, und in 3, wenn mit. drei Batterien
gesprochen werden soll.
Der wichtigste Dienst der Linienwechsel besteht darin, dass sie ge-
statten, die oft zahlreichen, in eine und dieselbe Station (Wechsel-
station) einmündenden Telegraphenleitungen theits direct, theils auch
behufi9 der Translation (in Translationsstationen) nach Bedarf ganz
beliebig unter einander zu verbinden , während zu anderen Zeiten wieder.
378 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
jede Ton der anderen getrennt, allein in Betrieb genommen werden kami.
Das Schema der Einschaltang einer solchen Translationsstation folgt einige
Seiten weiter unten.
2. Das Relais.
Wollte man durch die elektrischen Ströme , welche die Telegraphen-
leitttDg dnrchlanfen und als Linienströme bezeichnet werden mögen,
den Morse^schen Schreibapparat unmittelbar in Gang setzen, so mfisste
man sehr kräftige Batterien anwenden , wenn in grösserer Entfernung von
einander .gelegene Stationen mit einander yerkehren sollten; denn zum
Eindrücken des Schreibstiftes in das Papier, ja schon zur Bewegung des
Schreibhebels selbst ist eine nicht geringe elektromagnetische Kraft erfor-
derlich. Aber auch bei den kräftigsten Batterien kann man bei sehr langen
Leitungen nicht mehr auf völlige Sicherheit des Telegraphirens rechnen
und gleichwohl war es für eine gedeihliche Entwickelung der Telegraphie,
ffir ein vielseitiges und wirksames Eingreifen derselben in die verschiede-
nen Verhältnisse des Lebens unbedingt nothwendig, dass man weitgehende
Depeschen, mit thunlichster Vermeidung des Umtelegraphirens oder
Weitertelegraphirens derselben durch Menschenhand , auf möglichst grosse
Entfernungen unmittelbar fortgeben könne. Am vollkommensten erreicht
man dies nur durch die Anwendung zweier vermittelnder Telegraphen-
apparate : durch Relais und Translatoren. Zunächst wird man näm-
lich mit derselben Linienbatterie um so weiter telegraphiren können, je
geringer die Stromstärke ist, bei welcher die telegrapbischen Zeichen auf
der Empfangsstation noch deutlich und zuverlässig erscheinen , eine je ge-
ringere Kraft also der auf der Empfangsstation in die Leitung eingeschal-
tete Elektromagnet auszutiben hat. Anstatt daher durch den Linienstrom
die Anziehung des Schreibhebels zu bewirken, lässt man viel zweck-
mässiger den Linienstrom durch die Rollen eines Eiektromagnets K in
Fig. 8 Taf. V gehen, dessen Anker A an einem möglichst leichten und
leicht beweglichen metallenen Hebel ab sitzt; dieser Hebel ist an irgend
einer Stelle , z. B. an seiner Drehachse c mit dem einen Pole der Batterie
B (der Localbatterie), welche den Schreibhebel des in den Kreis der
Localbatterie eingeschalteten Schreibapparats S in Gang setzen soll, ver-
bunden, während das vordere Ende b des Hebels^ zwischen zwei Stell-
schrauben s und fj spielt, von denen die eine $ isolirt, die andere s, aber
mit dem anderen Pole der Localbatterie B leitend verbunden ist; so oft
nun der Anker A des Elektromagnetes E angezogen wird und sich in Folge
dessen der Hebel ab mit seinem vorderen Ende b auf die Stellschraube ^,
auflegt, ist der Kreis der Localbatterie B geschlossen , der Schreibhebel
wird angezogen und drückt ein Zeichen in den Papierstreifen ein. Die
Länge des eingedrückten Zeichens hängt von der Dauer des Linienstroms
ab; denn die Localbatterie bleibt genau so lange geschlossen, ab der
Von Dr. Ei>. Zetzschb. »79
Linienstrom in der LnftleitUDg ndunterbrochen erhalten wird , und so lange
bleibt auch der Schreibstift in den PapierstreiPen eingedrückt; hört da-
gegen der Linienstrom anf, so zieht eine Spannfeder f den Kelaishebel ah
in Beine Ruhelage zurück; so dass sich sein vorderes Ende h wieder an
die isolirte Stellsehraube s anlegt, wodurch der Localstrom unterbrochen
und der Schreibhebel ebenfalls durch eine Spannfeder in die Ruhelage zu«
rückgefUhrt wird. — Da der Schliessungskreis der Localbatterie verhält-
nissmässig kurz , ihr Widerstand im Schliessungskreis also gering ist , muss
aach der Widerstand in der Batterie möglichst verringert werden; man
verwendet daher zur Localbatterie nicht, wie zur Linienbatterie, viele'
kleine Elemente , sondern wenige grosse ; die Rollen des Elektromagnetes
am Schreibapparate aber bildet man aus wenigen Lagen stärkeren Drathes»
Die Erfindung des Relais fällt bereits in das Jahr 1837. Nach ameri-
kanischen Schriftstellern soll zwar Joseph Henry , Professor am Princeion
College, schon in der letzten Hälfte des Jahres 1836 eine ähnliche Vorrich-
tung erdacht und bei seinen Vorlesungen gebraucht haben; doch ist kein
weiterer Beleg für diese Behauptung bekannt (vergl. Zeitschrift des
deutsch-österreichischen Telegraphen Vereins, 1854, S. 2C6). Dagegen fass-
ten William Fothergill Cooke und Charles Wheatstone im April 1837, also
bereits zwei Monate nach ihrer Vereinigung, den fruchtbaren Gedanken,
einen Localstrom anzuwenden, und erhielten auf den neu erfundenen Ap-
parat ein Patent am 12. Juni 1837 (nach Shaffner und Highton und nach
dem Polytechnischen Central blatte, 1839, S. 456 [nach Reperiory of Patent
Intentions XI, S. 1 — 33 und 65 — 76]; in der Zeitschrift des deutsch -öster-
reichischen Telegraphen Vereins , 1855, S. 265, ist der 12. Mai 1837 auge-
geben); Cooke und Wheatstone wendeten das Relais zuerst für den ihrem
Nadeltelegraph beigegebenen Wecker an und zwar so , dass eine durch den
Linienstrom abgelenkte Magnetnadel bei ihrer Ablenkung einen Drath in
zwei Qnecksilbemäpfchen eintauchte und dadurch den Kreis der Local-
batterie schloss, deren Strom nun die Anziehung des Ankers eines Elektro-
magnetes veranlasste , wodurch die Hemmung eines Uhrwerkes am Wecker
ausgerückt wurde (Shaffner, ielegraph manual, S. 194 flf.), oder auch der
Klöppel durch die elektromagnetische Anziehung unmittelbar an die
Weckerglocke anschlag (Schellen, elektromagnetischer Telegraph, Braun-
schweig 1854, S. 63 bis 87). Die Anwendung eines Relais bei den Morse'-*
sehen Druckapparaten nimmt Morse selbst in seinem Patente vom 11. April
1846 in Anspruch, insofern er es zuerst im Mai 1844 auf der Linie Wa-
shington— Baltimore in Anwendung gebracht habe. Der zur Einrichtung
und Einführung Mor^e^scher Telegraphen nach Preussen berufene Ameri-
kaner Robinson brachte 1848 das Relais mit nach Deutschland. Auch für
Zeiger apparate kann ein Relais benutzt werden ; so wird z. B. beim Zeiger-
apparate von Kramer der Zeiger nicht durch den Linienstrom, sondern
durch einen Localstrom auf der Buchstabenscheibe fortgerückt.
380 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Die in Fig. 8 Taf. V skizzirte Einrichtung des sogenannten Schwa-
nenhalsrelais ist von Morse selbst angegeben worden; der Hebel liegt
horizontal, der Elektromagnet steht verticai; dieses Relais ist in Oester-
reich fast ausschliesslich in Gebrauch und es arbeitet sich mit ihm sehr
gut, da dasselbe ganz einfach und dennoch sehr empfindlich ist und sich
bequem handhaben lässt. Minder bequem wird das Eelais, wenn der Elek-
tromagnet horizontal , der Relaishebel also verticai wie ein Pendel gestellt
wird ; eine solche Einrichtung hat das Relais von Nottebohm (vergl. Zeit-
schrift des deutsch- österreichischen Telegraphenvereins, 1855, S. 97). Hipp
""versah das Relais, um dessen Empfindlichkeit zu erhöhen,. mit einer zwei-
ten Spannfeder, welche ebenfalls am hinteren Ende ä des Relaishebels ab,
aber nach der anderen Seite hin liegt als f. Eine Abbildung dieses Relais
befindet sich im Polytechnischen Centralblatt, 1853, S. 193, nach dem Po-
lytechnischen Journal, 1852, November, S. 103 (vergl. auch Fig. 10 Taf. V).
Siemens und Halske versahen beide Kerne des Elektromagnetes mit flögel-
förmigen Ansätzen, wie Fig. 9 zeigt,' nnd benutzten eine Verlängerung des
einen Ansatzes als Relaishebel ; der Kern in der Rolle a steht fest , der in
der Rolle 2» ist beweglich; beide Kerne bekommen, wenn der Strom sie
umkreist, entgegengesetzte magnetische Polarit&t und ihre Ansätze ziehen
sich in Folge dessen an , wodurch sich c an ^ | anlegt und die Localbatterie
schliesst Ein anderes Relais von Siemens nnd Halske wurde auf S» 97
des ersten Jahrganges dieser Zeitschrift beschrieben; es ist in Nord-
deutschland ziemlich verbreitet, wird aber häufig etwas abweichend con-
struirt. Es wird nämlich der Hebel ab (Fig. 10 Taf. V), welcher den Anker
des ißlektromagnetes bildet, mit einem rechtwinklig gegen ab stehenden
Arme c fest verbunden , welcher , so oft der Anker einmal angezogen wird
und darauf in seine Ruhelage zurückgeht, eine Schwingung zwischen den
Stellschrauben s nnd s^ macht; liegt aber c an 5|, so ist die Localbatterie
geschlossen; der Relaishebel ist mit einer doppelten Spannfeder /* und /| ver-
sehen , deren Spannung durch die Stangen d und e von der Schraube g aus
regulirt wird. Das Ganze ist in ein dosenförmiges Gehäuse eingeschlossen
(daher Dosenrelais) und wird in der in Fig. 10 im Grundriss skizzirten
Form besonders von Robert Thummel in Leipzig gearbeitet.
Alle diese Relais leiden an einem Uebelstande, welcher sie zwar nicht
unbrauchbar, aber doch unbequem macht; es muss nämlich bei ihnen die
Spannfeder stets nach der Stärke des Linienstromes regulirt werden, wenn
die Zeichen auf dem Relais sicher und deutlich erscheinen sollen. Wäre
die Feder zu stark gespannt, so würden die Zeichen gar nicht erscheinen,
weil der in den Kernen des Elektromagnetes entstehende Elektromagnetis-
mus nicht stark genug wäre, um den von der Feder zurückgehaltenoi
Relaishebel anzuziehen. Wäre dagegen die Feder zu schwach gespannt,
so würde der Relaishebel auch nach dem Aufhören des Linienstromes noch
angezogen bleiben, weil der Elektromagnetismus in den Kernen nicht
Von Dr. Ed. Zbtzsche. 381
aageftblieklicli wieder yersehwindet, also der Anker noch eine Zeitlang
am Elektromagnet haften bleibt; dadurch würden die telegraphischen Zei-
chen unter einander verschwimmen nnd &nsammenfliessen. Zur Beseitigung
des genannten Uebelstandes , welcher leicht zu einer Fehlerquelle werden
kann, sind verschiedene Vorschläge gemacht worden. Man könnte die
Spannfeder durch einen permanenten Richtroagnet ersetzen , welchen man
dem Anker gegenüber stellt; dann muss aber der Anker selbst einen Theil
des Kernes des Elektro magnetes bilden. In Fig. 11 ist eine solche Con-
struetion skizzirt , welche von De Lafol! je angegeben wurde ; eine ausführ-
lichere Beschreibung derselben nnd einiger anderer habe ich im poljtech-
nischen Centralblatte von 1858 > S. 1521 nach dem Bulletin de la societi tCen-
couragemenij Parte, avrü 1858 gegeben. A nnd B sind die beiden Multipli-
cationsrollen des Relais, der eiserne Relaishebel ab ist bei a drehbar mit
dem Kern in der Rolle B verbunden, bildet also eine Fortsetzung dieses
Kernes und theilt dessen Magnetismus ; M ist der Richtmagnet. Geht kein
Strom durch die Linie , so zieht der Richtmagnet M den eisernen ELebel an
die isolirte Stellschraube «; geht ein Strom durch die Linie, welcher dem
Pole m des Richtmagnetes M gegenüber bei c einen mit m gleichnamigen
Pol erzeugt, so wird der Hebel ab entgegengesetzt magnetisch und bleibt
an s liegen, weil er von dem näheren Magnete M stärker angezogen wird,
als von dem entfernteren elektromagnetischen Kerne c in der Rolle A'^ geht
endlich ein Strom durch die Linie , welcher m gegenüber bei c einen m ent-
gegengesetzten Pol entwickelt, so wird der Hebel ab mit m gleichnamig
magnetisch , daher von dem Richtmagnete M abgestossen und gleichzeitig
von dem Elektromagnete c angezogen , legt sich an die Stellschraube 9, an
nnd schliesst die Localbatterie ; nach Aufhören des Stromes zieht der
Richtmagnet ^ den entmagnetisirten Hebel ab wieder in die Ruhelage an s
zurück. Dieses Relais spricht also nur für Ströme von einer bestimmten
Richtung an. In gewisser Beziehung gerade entgegengesetzt ist die von
dem preussischen Obertelegraphist Fr. Schaack vorgeschlagene Anordnung
(vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegraphenvereins , 1858,
Heft 9 und 10); der Anker dieses Relais ist ein doppelt T-formiger perma-
nenter Magnet (Fig. 12 Taf. V) mit zwei Nordpolen iV^und JV| und zwei
Sadpolen Sund S^ und dreht sich um die Achse cc^; die beiden Kerne in
den Rollen des Elektromagnetes sind nicht zu einem Hufeisen verbunden,
sondern es stehen die Enden auf beiden Seiten frei aus den Rollen heraus
und es tritt das eine Paar der vorstehenden Pole P, und P^ mit N und i^,,
das andere Paar P, und P4, niit S und S, in Wechselwirkung. Wird mit
Strömen von stets gleicher Richtung t'elegraphirt, so ist die Anordnung
nach Fig. 13 Taf. V zu wählen nnd der Elektromagnet so einzuschalten,
dass P^ nnd P^ durch den Linienstrom zugleich Nordpole, P^ und P^ zu-
gleich Südpole werden; so lange dann kein Strom in der Linie circulirt,
werden die vier Pole des Ank^s von den Eisenkernen angezogen, der
382 Beiträge zur Geschichte der Fortachritte in der elektr. Telegraphie.
Anker dreht sich nm c und legt sich itn den Ruhecontact s an; sobald ein
Strom durch die Linie gesandt wird, werden N und iV, von den mit ihnen
gleichnamig magnetisch gewordenen Polen P^ und P, , ebenso S und 5, von
den mit diesen gleichnamig magnetisch gewordenen Polen P, und P^ ahge-
stossen, und der Anker schliesst die Localbatterie , indem er sich an den
Arbeitscontact Si anlegt. Beim Telegraphiren mit Strömen von wechseln-
der Richtung (z. B. mit Indnctionsströmen) müssen P| und P^ auf einerlei
, Seite des Ankerschenkels NNi liegen, wie Fig. 14 Taf. V zeigt, und aosaer*
dem muss der Elektromagnet so eingeschaltet sein , dass beim Schlieasen
des inducirenden Stromes P| durch den inducirten Strom (den Schliessungs-
strom) zum Nordpol , P^ zum Südpol wird ; denn dann wird N von P^ abge-
stossen , Nt von P^ angezogen und der Anker schliesst die Localbatterie,
indem er sich an s^ anlegt und daran liegen bleibt, bis beim Aufhören des
inducirenden Stromes ein Inductionsstrom von entgegengesetzter Richtung
(der Oeffnungsstrom) durch die Linie geht, P, zum Südpole und P^ zum
Nordpole macht und somit den Anker wieder in die Ruhelage an die Stell-
schraube 8 zurückführt, da dann N von P^ angezogen, Ni aber von P^ ab-
gestossen wird. Bei der letzteren Einschaltung müssen also stets zwei
Ströme von entgegengesetzter Richtung durch die Linie gehen, um ein
telegraphisches Zeichen hervorzubringen; allein man kann dabei Zeichen
von verschiedener Zeitdauer geben, z. B. Striche und Punkte, wie es bei
dem Telegraphiren mit dem Morse Üblich ist. Ganz neuerdings dagegen
hat Thomas Allan (wie früher Edward Brailsford Bright in Liverpool, in
einem Patente vom 13. Januar 1858) vorgeschlagen, anstatt des Morse^schen
Alphabetes aus Strichen und Punkten ein Alphabet aus Punkten
allein zu benutzen und für dieses hat Allan ein Relais constmirt, welches
nicht allein keiner Spannfeder bedarf, sondern auch noch einige andere
Vortheile bietet. Für jedes telegraphisches Zeichen ist nur ein einziger
Strom erforderlich, aber je zwei aufeinander folgende Ströme haben stets
entgegengesetzte Richtung; dadurch werden in Folge der besonderen Ein-
richtung des Schreibapparats die Punkte in zwei Reihen in regelmässiger
Abwechselung im Zickzack in den Papierstreifen eingedrückL Allan bildet
nun die Yocale e^ i, a^ Oy u^ y aus Gruppen von 1 bis G Punkten, alle Con-
sonanten und sonstige Zeichen aber aus Combination von je zwei dieser
Gruppen mit einem Zwischenräume von der Länge eines Punktes, während
zwischen je zwei Buchstaben ein Zwischenraum von der Länge sweier
Punkte bleibt. Die Einriclitung des Relais wird aus dem Grundrisse in
Fig. 15 Taf. V deutlich : Die Luftleitungen L und i, sind in die Klemmen
/und /, geführt, welche mit den Rollen zweier Elektromagnete in Verbin-
dung stehen ; auf die vier Pole N und S der beiden Elektromagnete sind
durch Schräubchen je ein excentrisches Plättchen a aufgeschraubt, durch
welche man die Pole ihrem Anker bc nach Bedarf nähern , also die Em-
pfindlichkeit des Relais reguliren kann ; ^Is Anker und Relaishebel dient
Von Dr. Ed. Zbtzsche. 883
ein pennament magnetischer Stahhtab öc, welcher hohl ist^ damit er im
Verhältniss zu seinem Gewichte die grösste Menge permanenten Magnetie-
mu0 aufnehmen könne; da, wo der Hebel bc zwischen den beiden Contact-
schranben s nnd Si oscillirt, ist er mit einem Platin- oder Goldring cf um-
gürtet, nnd bei e dreht er sich zwischen zwei vertical stehenden, in die
Elfenbeinträger f eingelassenen Metallschranben am eine verticale Achse;
von der nntersten dieser Metallschranben reicht ein Drath bis hinab in das
Qnecksilbemäpfchen g nnd taucht in das Quecksilber ein, aus welchem
ein anderer Drath nach der Klemmschraube h und yon da nach dem einen
Pole der Localbatterie B ftthrt;* von dem anderen Pole der Localbatterie
führt ein Drath durch die Bollen des Elektromagnetes E des in Fig. 16 an-
gedeuteten Schreibapparates zu der metallenen Feder F, welche auf der
metallenen Achse i einer metallenen Scheibe G schleift; in den Umfang
dieser Scheibe G sind isolirende (in Fig. 16 Taf. Y schwarz gezeichnete)
Bogenstücke eingesetzt und es schleifen auf dem Umfang der Scheibe zwei
metallene Federn D und i>| derart, dass die eine stets auf einem leitenden
Bogenstücke liegt, wenn die andere auf einem isolirenden aufliegt; diese
Federn I> und D^ sind durch zwei Dräthe mit den Klemmschrauben k und
Atj nnd diese endlich mit den Contactschrauben s und «j leitend verbunden^
Dem Elektromagnet des Schreibapparates steht der Anker A gegenüber,
welcher an dem Hebel CS befestigt ist und sich mit diesem um C dreht; so
oft nftmlich der Elektromagnet E seinen Anker anzieht, geht das vordere
Ende des Hebels nieder nnd übt dabei durch die Stange p und durch den
Sperrkegel JR zwei verschiedene Wirkungen ans; die Schubstange p greift
in ein Sperrrad auf der Rückseite der Scheibe G ein und dreht dieses bei
jedem Niedergehen des Hebels CB um einen Zahn fort, wodurch die Fe-
dern D nnd i>| auf die benachbarten Bogenstücke zu liegen kommen , die
eine von einem isolirenden Bogenstücke auf ein leitendes , die andere von
einem leitenden auf ein isolirendes , zugleich aber wirken bei dem Um-
drehen des Sperrrades aus diesem hervorstehende Stifte abwechselnd auf
den einen oder den anderen von zwei Schreibhebeln , so dass die beiden
an den Hebeln befindlichen Schreibstifte abwechselnd in den an ihnen vor-
beigefübrten Papierstreifen eingetrieben werden; der Sperrkegel R da-
gegen greift in das Sperrrad P ein , schiebt es bei jedem Niedergange um
einen Zahn weiter und bewirkt dadurch das schrittweise Fortrücken des
Papierstreifens, in welchen die Punkte eingegraben werden. Wenn nun
ein Strom durch die Linie geht, welcher die Pole der Elektroroagnete so
entwickelt, wie sie in Fig. J5 Taf. V als Südpole mit ST and S^ und als
Nordp<yle mit iV und iV, bezeichnet sind, und wenn b der Nordpol, c der
Südpol des permanent magnetischen Ankers, so wird b von iS angezogen,
von N abgestossei]f und zugleich c von N^ angezogen und von Si abge-
stossen; es legt sich daher der Anker bc mit (^ an 5 an und schlicsst die
Localbatterie , deren Strom von B über A, g, e, d, s, k, />, t, F und durch die
384 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Rollen des Elektromagnetes E nach B zurückgeht; der Elektromagnet E
zieht seinen Anker A an und der Hebel CH schiebt dnreh R und P den
Papier streifen ein Stück foit, dreht durch die Schubstange p die Scheibe
G so , dass Dl auf ein leitendes , J) auf ein isolirendes Bogenstüek zu liegen
kommt, wodurch der Localstrom unterbrochen vird, obschon der Hebel be
ganz ruhig an s liegen geblieben ist; ausserdem wird mit dem Fortrftcken
Yon G auch ein Schreibhebel' in Bewegung gesetzt und ein Punkt in den
Papierstreifen gedrfickt; zuletzt zieht eine Spannfeder den Hebel Cff in
seine Ruhelage zurück. Der nächste Strom , welcher die Leitung durch-
strömt , hat die entgegengesetzte Richtung , macht also S und S| zu Nord-
polen , N und iV^i zu Sttdpolen , S und iVj stossen b und c ab , 5, und N zie-
hen b und c an, der Hebel bc legt sich mit </ an 5| an und schlieest aber-
mals die Localbatterie, deren Strom jetzt yon B nach fi, g, e, d^ ^„ k^, />„ i
F und E nach B geht; dadurch wird der Anker A angezogen und der Hebel
CH besorgt wieder die Unterbrechung des Localstroms und das Eindrücken
eines Punktes in den Papierstreifen. Die Stellung der Apparattheile ist
jetzt wieder genau so , wie im Anfang , und es wiederholt sich fortan stets
dasselbe Spiel. Dieses Relais hat also keine Spannfeder , es bleibt viel-
mehr der Anker b c jedes Mal an der Contactschraube liegen ; die Unter-
brechung des Localstromes findet femer auch nicht am Relais statt, sondern
an der Scheibe G, es springen also auch hier die Trennungsfanken über
und es wird das Relais gegen die oxjdirende Wirkung derselben geschützt
Endlich können bei diesem, allerdings minder einfachen Telegraphen-
apparate die auf einander folgenden Punkte auf dem Papierstreifen nicht
in einander fliessen , da sie in verschiedenen Zeilen stehen und durch ver^
schiedene Schreibstifte hervorgebracht werden.*)
Eine ausgedehntere Anwendung hat noch keins dieser Relais ohne
Spannfeder gefunden, obgleich die Versuche z. B. mit dem Schaack'schea
' sehr günstig ausgefallen sein sollen. Es ist aber auch nicht zu übersehen,
dass die Anwendung eines Richtmagnetes zum Losreissen des Relaisankers
vom Arbeitscontact in ähnlicher Weise, wie auch die Anwendung eines
Gegengewichts, der Anwendung einer Spannfeder nachsteht. Es mnss
nämlich offenbar dahin gestrebt werden, dass die losreissende Kraft im
ersten Momente des Losreissens am grössten ist, damit sie trotz dem im
Elektromagnet noch zurückbleibenden Elektromagnetismus den Anker
ohne Zeitverlust in die Ruhelage zurückführe. Der Anker ist aber ui
ersten Momente des Losreissens am weitesten vom Richtmagnete entfernt,
daher ist die von letzterem auf den Anker ausgeübte Anziehung im Anfange
am schwächsten und wird um so kräftiger, je näher der Anker dem Richt-
magnet kommt. Auch bedarf die Stärke und Polarität und Stärke des
Richtmagnetes einer Ueberwachung , man ist also bei deV Anwendung eines
*) lieber die Vorschläge von Du Moncel, Regnault, Ailbaud , Qadval und Cache
Tergl Annales Wegrapkiques 1860 und J8&9.
Von Dr. Ed. Zetzschb. 385
BicbtoMgnetes im Chrnnde nicht eben sehr viel verbessert, besonders da
eine weitere Anfmerksamkeit auf die Einschaltnng der Apparate an rieh-
ten ist, weil der Liaienstrom eine gans bestimmte Bichtnng haben mnss,
wenn das Beiais ansprechen soll. Das in jüngster Zeit in Oesterreieh
patentirte Beiais ist aooh anf mehreren sächsischen Stationen einer Prtifong
untersogen worden , soll aber dabei nicht allen an dasselbe sn stellenden
Anfordentngen vollkommen entsprochen haben.
3. Die Translation und das Zweigsprechen.
Da bekanntlich die Stärke des elektrischen Stromes nm so kleiner ist,
je länger der Leiter ist , den der Strom zn dnrcUanfen hat , so kann man
mit Batterien von gegebener elektromotorischer Kraft selbst unter An-
wendung eines Relais nur auf eine gewisse Entfernung verständliche tele- •
graphische Zeichen geben. Ist eine Depesche weiter zu befördern, so
Bloss sie entweder durch einen Beamten weiter telegraphirt werden , oder
man bedient sich zweckmässiger der Translation oder des Ueber-
tragens, wobei die Apparate der letzten von der telegraphirenden Sta-
tion unmittelbar noch zn erreichenden Station so eingerichtet werden ; dass
sie von selbst, ohne Beihilfe eines Beamten, jedes ankommende Zeichen
weiter geben. Alle wichtigeren Knotenpunkte des europäischen Telegra-
phennetzes sind jetzt darauf eingerichtet, dass sie gelegentlich und nach
Bedarf Übertragen können ; dadurch können zwei ganz belieibige , noch so
weit von einander entfernte Stationen unmittelbar mit einander correspon-
diren , sofern es erforderlich und sonst vortfaeilhaft ist. Nur muss bei einem
solchen Sprechen durch mehrere zwiscbenliegende Translationen hindurch
etwas langsamer und gut markirt telegraphirt werden, damit nicht etwa
einzelne Funkte ausbleiben; dies ist nämlich bei zu schnellem Telegraphi-
ren au befürchten, weil doch die Erregung des Elektromagnetismus in den
auf einander folgenden Translatoren und die dadurch herbeigeführte
Schliessung neuer Batterien nicht vollkommen gleichzeitig und nicht ohne
jeden Zeitverlust erfolgt.
Die Lösung der Aufgabe, die Apparate so einzurichten, dass sie die
ankommenden Zeichen selbstthätig weiter befördern , ist ganz einfach und
die Einrichtung des Translators sehliesst sich eng an jene des Relais an :
man läset den Strom am Ende des ersten Theiles^der Leitung durch die
Bollen eines Elektromagnetes gehen, welcher dadurch, dass er seinen
Anker anzieht, diejenige Batterie sehliesst, welche ihren Strom in den
zweiten Theil der Linie senden soll; die Translatoren werden daher einer-
seits Aehnlichkeit mit den Tastern haben, durch welche mit der Hand
Ströme in die Leitung gesendet werden ; andererseits aber unterscheiden
sie sich Ton dem Beiais nur insofern wesentlich, als das Beiais den Strom
einer Loealbatterie durch den Schreibapparat« der Translator aber den
Strom einer Liaienbatterie in die Leitung nach einer anderen Station sendet.
ZeiUchrin f. Malhcmatik q. Physik. VI, «. 27
386 Beiträge zur Geschtclite der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Die Erfindniig der Tradslatoren wird von Mehreren als ein ihnen ge^
btthrendes Verdienst in Ansprach genomnieQ nnd dürfte in der Th«t Ton
Mehreren selbststftndig gemacht worden sein. So wurde die TranslAÜoii
in Deutschland von Fardelj schon 1S44 bei seinen Tjpendrucktelegrapben
auf der Tannusbahn angewendet, oder doch mindestens die Idee daxo an-
geregt (veigl. Zeitschrift des deutsch - Österreichischen Telegraphenvereini,
1854, S. 208 bis 300). Die Amerikaner schreiben die Erfindung der Trang*
latoren Ezra Cotnell aus New-York zu, der 1846 auf der Linie New- York—
Buffalo einen Trahslator angewendet und connector genannt haben soll
(▼ergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegraphenvereins, 1854,
S. 106), w(^egen Shaffher {ielegrapk manual^ S. 495) den angewendeten Ap-
parat als Cornell swUch, CornelFs Kuthe, bezeichnet» Bald nach Cornell
gab Oberst John J. Speed einen Translator an und zwar fitr ein Telegra-
phiren mit Ruhestrom , wobei die Zeichen durch Unterbrechung der Linien-
ströme gegeben werden. Darauf wurde ein Vorschlag zur Translation
durch den nach Preussen berufenen Amerikaner Robinson gemacht and im
Juli 1840 auf der Station Minden am Morse wirklieh ausgeAthrt. Ffir die
damals in Oesterreich benutzten Bain'schen Apparate erdachte der jetzige
k. k. Telegrapheninspector Engelbert Matzenaner im Jahre 1847 Trans-
latoren, welche auch 1850 auf der Linie Neubänsel — Pre-ssburg anfgesleik
wurden (vergl. Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1851,
No. 4, S. 28 jund daraus im Polytechnischen Centralblatte , 1851, S. 717).
Nach Shaffner {ielegrapk manual^ S. 411) bittte Morse den Gedanken, sich
der Translation zu bedienen , schon 1836 und 1837 gefasst.
Bereits im ersten Jahrgange dieser Zeitschrift S. 97 ff. wurde die
Translation ausführlich besprochen und gezeigt, wie schon in der von
Halske angegebenen Weise mit einem einzigen gewöhnlichen Relais eine
Translation möglich wftte, dass jedoch besser zwei sogenannte Trans-
lations- oder Doppelcontact-Relais als Translatoren benutzt wor-
den , und dass es noch vorzüglicher und deshalb wohl durchweg flblich s»,
nach SteinheiPs Vorschlage die Schreibapparate zur Translation za ver-
wenden , wbil bei diesen der Schreibhebel einen sichereren und besseren
Schluss der neuen Linienbatterie bewirkt, da er sich fester auf den A^
beitscontact auflegt. Der Hebel des Schreibapparates erhält dann die in
Fig. 17 Taf. V skizzirte Gestalt: bei a ist der Schreibstift angebracht, •
ist die Drehachse des Schreibhebels; für gewöhnlich liegt der Schreibhebel
mit dem Ansatz mn an der mit 0 verbundenen Steilschraube 8 an, dteie
bildet also den Rnhecontact; wird der Anker des Schreibhebels von seiaen
Elektromagnete angezogen, so legt sich der Hebel mit dem Ende b aofdie
Stellschraube «, (den Arbeitscontact) auf; #, ist durch r mit dem eben Pole
der Batterie verbunden , welche die ankommenden Zeichen weitergeben
soll, die Drehachse aber beständig durch / mit der Linie, in welche diese
Zeichen weiter gegeben werden sollen; erscheint also aus dem ersten Theik
Von Dr. Ed. Zetzschb. 987
der Linie ein Zeichen anf dem Relais der TrAiitUtionsstatian , so schliesst
der Relaishebel die Localbatterie , der Anker des Sehreibhebels wird an-
gesogen , b legt sich anf «, and die Linienbatterie giebt über «i , b und m
das Zeichen ■ in den aweiten Theil der Linie weiter. In der Regel sind
nun die Translationsstationen zngleich Wechselstationen und deshalb soll
in dem Nachfolgenden das Schema einer solchen Translatioas - nnd Wech-
selstation erliUitert werden. Bei drei einmündenden Linien ist zwar die
Einschaltnng nnd der Wechsel am etnfachaten , wenn znr Translation stets
dieselben zwei Schreibapparate benutzt werden und stets derlBelbe dritte
für die einzelne ^ getrennte Linie; damit aber die gegebene Skizze anch
auf eine Station mit beliebig vielen Linien aasgedehnt werden kann, möge
Toransgesetzt werden, dass alle Schreibapparate znr Translation geeignet
seien, and es soll die Einschaltung so gewählt werden, dass derselbe
Schreibapparat nnd derselbe Taster stets für dieselbe Linie in Oebranch.
kommt, mag diese Linie in Translation oder in getrennter Stationslage
sein. In Fig. 18 Taf. V sind £, , L^ und X« die drei einmündenden Linien,
welche znnäohst an die Klemmen aj , a, und a, der drei Taster 7, , 7, und
r, geführt sind; die mit dem einen Pole der Linienbatterie B ▼erbundenen
Klemmen «f, Sf und r« führen zu den Arbeitscontacten der Taster, die
Klemmen cfi , o, und a, zu den Achsen der Taster, deren Hebel gewöhnlich
anf dem vorderen Contact anfliegen nnd so Ai, Of und a, mit den Klemmen
bij b^ und 6, leitend verbinden; beim Niederdrücken des Tasterhebels wird
die leitende Verbindung zwischen a und 6 dieses Tasters unterbrochen,
dagegen s mit a leitend verbunden. Von &(, b^ und b^ führen Dräthe nach
den Lamellen A|, h^ und h^ des Linien wechseb FT; die Lamellen ^(, x, und
Xg sind znn&chst mit den Klemmen e^ , e, und e, der Relais R^ , B^ und B^
und durch die Rollen der Elektromagnete mit den Klemmen fi , f^ und ^
und endlich über g mit der Erdplatte £ verbunden. Von den Lamellen 2,,
Zf nnd Zf des Wechsels führen Dräthe nach den Klemmen /, , /, und /, der
Schreibapparate S, , S^ und 5, und von da nach den Achsen mj , m^ und m,
der Sehreibhebel; diese Achsen stehen entweder in der Ruhelage der
Schreibhebel durch »j , n^ und n, über 0( , Og und o, mit den Lamellen p/, Pf
p, in Verbindung, oder sie stehen, wenn der Schreibhebel angezogen ist
(in Fig. 17 also b anf 9, liegt) , über r, , r, und r, und q mit dem Pole der
Linienbatterie B in Verbindung , welcher mit s^ , Sf und s^ verbunden ist^
während der andere Pol mit der Erde in Verbindung gesetzt ist. Ausser-
dem ist die gemeinschaftliche Localbatterie B^ so eingeschaltet , dass, wenn
ein Anker der Relais B^ , B^ oder B^ angezogen wird , der Localstrom über
Uf , «2 oder u, nach Vf , v, oder v^ durch die Rollen der Schreibapparate iS|,
S^ oder S^ und über »^, , w^ und w^ nach der Batterie B^ zurück geht, dass
also der Schreibhebel des entsprechenden Schreibapparates angezogen
wird. £ndiich ist die Lamelle / des Wechsels noch mit der Erdleitung S
verbunden. Der Weg nun, welchen ein in die so eingeschaltete Station
27*
^88 Beilräge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
aas irgend einer Linie eintretender Strom nehmen mnss, hSagt ledigKch
van der Art der Stöpselang im Wechsel W ab; werden diejenigen Kren-
sungsstellen der Lamellen des Wechsels , an welchen ein Stöpsel einge-
steckt ist, in der Fignr durch einen schwarzen Punkt bezeichnet, so treten
annächst bei einer Stöpselang nach Fig. 18 bis 22 folgende StröndSafe saf:
Werden nach Angabe der Fig. 18 die drei Lamellen A, , A, ^^ ^t ^^^
eingesteckte Stöpsel mit den Lamellen a:,, a*, und x^ verbunden, so ist jede
Linie von der anderen vollständig getrennt. Der Strom aus irgend einer
Linie , z. B. Zj , geht zunächst durch den zugehörigen Taster T, von a,
nach bi, dann über A, und ^, nach Cj , (f,, ^„ durch das zugehörige Relais i?,
und über g auf dem nächsten Wege zur Erde E, ohne Zweigströoie übei
ft^ ^11 ^2t Cf, X, hff b^ und a, in die Linie X^ , oder über f^, e,, d^y r,. j„
Ag, ^3 und a, in die Linie Z, zu senden, weil die Zweigströme in dies«
Linien einen fast unendlich grossen Widerstand zu überwinden hätten im
Vergleich mit dem kürzesten Wege von g nach E zur Erde; während der
Linienstrom das Kelais 7?, dnrchläaft, scliliesst der Hebel dieses Relais die
gemeinschaftliche Localbntterie B^ , deren Strom durch die Rollen des
Schreibapparates 5, geht and durch den Schreibtiebel einen Punkt oder
Strich in den Papicrstreifeu gräbt, je nachdem der Linienstrom kürzere
oder längere Zeit dauert. Würde aber der Taster J, niedergedrückt, so
wäre die gepeinschaftliclie Linienbatterie B "geschlossen und deren Strom
geht über^, und a, in die Linie Z| nach der Station am Ende der Linie £,
durch die dortigen Apparate zur Erde und Über E zum anderen Batterie*
pol zurück. Ebenso verhält es sich mit den Linien Lf und L^ , auch diese
sind jede von den beiden anderen völlig getrennt.
Werden dagegen die Stöpsel nach Anleitung der Fig. 19 gesteckt und
dadurch die Lamelle ^i mit j?| , A, mit jt,, A, mit r,, sowie p^ mit :r, and^i
mit ^, verbunden , so ist zwar an der Einschaltung der Linie Z, nichts ge-
ändert und es bleibt daher diese Station von den anderen beiden getrennt
und der Stromlauf ist bei ihr noch genau .so, wie er eben beschrieben
wurde; l^und Z, dagegen sind zur Translation mit einander verbunden.
Jeder Strom aus Z« gebt durch den Taster T^ von a^ nach 6, und A, , von
da aber nach p, über /r, und /, zur Achse m^ des Schreib apparates S^^ nnd
da dessen Schreibhebel nicht angezogen ist , über n« , o, nach p^ and f „
darauf nach c, , d^, e^ durch das Relais /?, und von /*, über g zur Erde £;
der Anker des Relais R^ wird dabei natürlich angezogen, di^ Locaibatteiie
^1 geschlossen und diese sendet ihren Strom durch u«, v^^ n>^ durch die
Rollen des Schreibapparates S^ , so dass dessen Anker ebenfalls angesogen
nnd je nach der Dauer des Lioienstromes aus Z, ein längeres oder kor*
seres Zeichen in den Papierstreifen eingegraben wird ; während aber der
Anker des Schreibapparates angezogen ist, ist noch ein anderer Strom-
kreis geschlossen , denn es geht von dem einen Pole der Linienbatterie B
ein Strom über q^ r, (da m^ durch den angezogenen Anker mit r, oder in
Von Dp. Eix Zbtzschs. 389
Fig. 17 / und nt darch b mit $^ and r verbunden iBt) zur Achse m,, über /^
nnd kf naeh ?,, A,, fr, und a, in die Linie Z,, am Ende dieser Linie, zur
Erde und über JB. zum anderen Pole der Linienbatterie B zurück. Es wird
also jedes aas L^ kommende Zeichen unmittelbar nach Z, weiter gegeben,
und umgekehrt jedes aus L^ kommende Zeichen unmittelbar nach £,. Der
Strom aas X, geht n&mlich über a, und b^ nach A,, von da über Ar,, Z^, m,,
' Mi, Of, p,, ^8, c,, (fg, e, durch das Relais E^ und über /*, und ^ zur Erde £;
der Anker des> BeUis B^ wird angezogen , der Kreis der Localbatterie B^
dadurch gescblossea und es gebt deren Strom über t/^ , t', und w^ durch den
Schreibapparat S^ , auf welchem der Schreibstift das Zeichen in den Papier-
streifen eindrückt; zugleich wird auch die Linienbatterie B geschlos-
sen und deren Strom .gehl über g nach r, , m, , /, , Ar, , Ä, , b^ und o, in die
Linie L^ , schliesslich in die Erde und kommt über E zum anderen Pole
der Batterie B zurück. Auf der in Fig. 18 skizzirien Translationsstation
erscheinen also jetzt die Zeichen auS'Z, auf dem Schreib apparate S^^ die
Zeichen aus X, nnd S^; es ist aber nicht unbedingt aöthig, dass die Zei*
eben auf S^ und 5, wirklich mit aufgenommen werden, man wird vielmehr
die Fapierstreifen der Schreibapparate S^ und S, nur laufen lassen , wenn
man die bei Translaüon durchgehenden Depeschen in der Translations-
ütation mit aufnehmen wilL Die Translationsstatioy kann jederzeit selbst
sprechend in die Correspondenz eintreten, denn sie kann mittelst des
Tasters T, oder des Sebreibhebels des Schreibapparates 5, naeh X, und mit
dem Taster J, oder dem Hebel des Schreibapparates S^ nach X, sprechen.
Die Stöpselüng nach Fig. 20 l&sst X, von X^ und X, getrennt, verbindet
aber X, und X, durch Translation; eine Stöpselüng nach Fig. 21 dagegen
lässt X, getrennt und verbindet X| und X, zur Translation. Die Stromläufe
iu diesen beiden Fällen sind ganz ähnlich wie bei der Translation zwischen
Lf und X, und lassen sich nach der obigen Beschreibung dieser Translation
leicht auffinden.
Die Stöpselüng nach Fig. 22 endlich schaltet alle Apparate auf sämmt-.
liehen drei Linien aus: denn zu welcher Linie auch der Strom herein*
kommt , er gelangt immer durch h^ , h^ oder /r, nach z, und geht von da über
t sofort zur Erde £^ qhne irgend welchen Apparat der Translationsstation
zu durchlaufen. Eine solche Einschaltung würde also unter Anderem die
Apparate der Translationsstation gegen die zerstörenden Einflüsse von
BlitzBchlägen sicher stellen; natürlich ist während dieser Stöpselüng kei«
nerlei telegraphische Correspondenz möglich. Zöge man in Fig. 22 den
Stöpsel heraus, welcher die Lamelle ?, mit t verbindet, so wären zwar
auch alle Apparate der Translationsstation ausgeschaltet, aber es könnten
die Stationen auf den Linien X| , X, und X, noch gegenseitig mit einander
correspondiren, da jeder Strom aus irgend einer Linie sofort unmittelbar
in die beiden anderen weiter gehen würde.
Die in Fig. IB gezeiclmete Einschaltung gestattet endlich auch noch
390 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
ein sehr einfaches Zweigsprechen; beim Zweigsprechen wird der
Strom, welcher anf einer Linie in eine Telegraphenstation eintritt, Ton
dieser Station ans zu gleicher Zeit in zwei oder mehrere Linien weiter ge-
sendet, entweder mit oder ohne Translation. Stöpselt man z. B. in der
Fig. 23 angegebenen Weise und denkt sich dabei die Verbindung swiachen
/*, und y unterbrochen , dafür aber /", unmittelbar mit ;r, verbunden , so er-
scheint jedes Zeichen aus der Linie X| auf dem Relais R^ und dem Schreib- <
apparate S^^ denn der Strom aus X, geht über a^ , b^ und /^ nach x, , C| , d,,
0i und /*,, von da aber nach x, und über A,, b^ und o, nach £,, sowie über
A,, &, und a, nach L^ weiter. Ebenso geht jeder Strom ans X, zugleich in
die Linien X| und X, und jeder Strom aus X| zugleich in die Linien X| und
Xt weiter; die Zeichen erscheinen dabei für die Durchgangsstation stets
anfiel und S^. Die Stromstärke der in den einzelnen Linien weiter gehen-
den Zweigströme ist nach dem Ohm^schen Gesetze zu beurtheilen.
' Fig. 24 zeigt eine Stöpselnng zum Zweigspreehen ans X, nach X, und
X« mit Translation ; die Einschaltung und Verbindung der Apparate unter
einander ist dabei genau so, wie in Fig. 18. Jeder Strom aus X| geht über
«,, 6,, A,, Ar,, /,, »4, «,, o,,p2,a:|, c,, d^^e^.f^ und ^ nach der Erde £;
dabei schliesst das Relais R^ den Strom der Localbatterie B^ durch den
Schreibapparat 5, un4 letzterer sendet einen Strom der Liaienbatterie B
über 9, Tj , m| , /| , Xf] , Z| und von da getheilt über A, , b^ und a, nach X, und
über Ag , 6, und a« nach X|. Diese Einschaltung leidet indessen an einem
kleinen Uebelstande; es kann nHmlich nach der entgegengesetzten Seite
hin zwar X, mit X] und X| mit X| unter Translation sprechen , dabei hört
aber X, nicht mit, was X, nlich X| spricht, und X, hört wiederum nicht,
was X| nach X| spricht. Es kann in Folge dessen möglicher Weise eine
Störung der Correspondenz durch unzeitiges Zwischensprechen eintreten;
indessen kann bei gutem Stande der Linien dieses Zweigsprechen ohne Be-
denken angewendet werden, wenn z. B. eine oder mehrere lange De-
peschen von X| nach X, und X, zugleich zu befördern sind. Wollte man
eine Störung durch Zwisehensprechen unmöglich machen, so mftsate, so
lange X, spricht, der Stöpsel, welcher A^ mit r, verbindet, heraa^esc^a
und so eingesteckt werden, dass er A, mit 2, verbindet, und so lange It
spricht, müsste A, nicht mit ^j, sondern mit z, durch Stöpselnng verbanden
werden ; sollte aber dieses Umstöpseln mit der Hand erfolgen , so wAre es
ziemlich unpraktisch, sollte es dagegen unter Vermittelung besonderer
Apparate, etwa bei Einhaltung einer bestimmten Stromrichtung, von den
elektrischen Strömen selbst besorgt werden, so ginge die kaum entbehr-
liche Einfachheit der Einschaltung verloren. Es ist zwar auch noch eine
andere Einschaltung möglich, durch welche man die Linien zum Zweig-
sprechen unter Translation so verbinden kann , dass jedes Zeichen aas
irgend einer Linie in allen anderen sichtbar wird (vergl. Zeitschrift des
deutsch- österreichischen Telegraphenvereins, 1857, S. 1); allein diese Ein-
Von Dr. Ed. Zetzbche. 391
schaltung^ ist ebenfalls sehr verwickelt und erfordert so viele Apparate,
dass sie schwerlich sich mit wesentlichem Vortheil wird anwenden lassen»
besonders weil ja das Zweigsprechen der Natur der Sache nach überhaupt
verhärltnissmässig wenig Anwendung finden kann«
4. Schleifen,
Nicht selten kommt es vor, dass in eine bereits bestehende Telegra-
phenleitung ein seitwärts liegender Ort noch als Station mit aufgenommen,
werden soll; es bleibt dann nichts übrig, als an irgend einer Stelle die,
Hauptleitung zu zerschneiden , von jedem ihrer Enden eine Leitung nach
der Seitwärts gelegenen Station (wir wollen sie kurz Sehleifenstation.
nennen) zu führen und diese letzteren, eine Schleifenlinie bildenden
Leitungen durch die Apparate der Schleifenstation hindurch au verbinden.
So wurde z. £• in die bereits bestehende , der Eisenbahn entlang laufende
Linie Dresden -r- Leipzig Grossenhain ab Station aufgenommen, durch eine
von Prieatewitz nach Grossenhain geführte Schleife. Auch bei Neubauten,
sind nickt selten Schleifen anzulegen. Wäre an der Stelle, wo die Schleife
von der Hauptleitung abgezweigt wird, eine Telegraphenstation, so würde
diese mit einem Wechsel versehen und man wird meist gar nicht eine
Schleife , sondern nur eine, einfache Leitung von der Wechselstation nach
dem seitw&rts gelegenen Orte führen. Die Anlegung einer Schleife lässt
also annehmen, dass an der Stelle des Abzweigens keine Station liegt ; will
man daher, dass die Correspondenz in der Hauptleitung nicht den Umweg
durch die Sehleifenstation machen soll, uud will man sie zugleich von
allen auf der Schleife etwa vorkommenden Störungen und Unterbrechun-
gen unabhängig machen, so muss man an der Stelle des Abzweigens der
Schleife Apparate aufstellen, welche selbstthätig entweder die Schleife
in die Haupdinie einschalten, oder sie ausschalten, je nachdem die
SeUeilenBtation an der Correspondenz Theil nehmen soll oder nicht. Eine
Apparatverbindung für diesen Zweck hat zuerst A. Bernstein in der Zeit«
Schrift des deutsch- österreichischen Telegraphen Vereins , 1857, S.25ff. vor-
geschlagen; das Wesentliche derselben wird durch eine kurz0 Erklärung
der Skizze in Fig. 25 deutlich werden.
Auf der Stelle, an welcher die Schleife abgezweigt ist, siud drei
Relais JR^ R^^ JR^ aufgestellt, von denen das mittlere ^i ein ganz gewöhn?
lichea ist, während die Hebel der beiden anderen E und /{, permanente
Magnete sind und zur Erhaltung ihrer Polarität noch je einen anderen
Magnet E und E^ neben sich stehen haben; die Pole liegen in den He-
beln nun so und die Einschaltung der Beiais selbst ist so gewählt, dass,
wenn ein positiver Strom aus dem Ende L der Hauptleitung oder ein nega-
tiver »a& dem Ende Z| der Hauptleitung kommt , der um a drehbare Hebel
dea Kelais R sich an die Stellschraube 5, der um a^ drehbare Hebel des
Relais Jim di^egen an «4 anlegt; kommt dagegen ein negativer Strom aus
392 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte, in der elektr. Telegrmphie.
der Leitung L oder ein positiver aus der Leitung L^ , so legt sich der Hebel
▼on R an die Stellschraube ^, , der Hebel des ^Relais R^ aber an die Stell-
schraube s,; für gewöhnlich ziehen die Federn f und /*, den Hebel Ton R
an 5| und den Hebel von R^ an 8^\ mau könnte demnach auch sagen: dss
Beiais R spricht nur auf positive , das Beiais R^ nur auf negative Ströme
an , welche aus der Leitung L kommen. Das Relais JR| endlich hat einen
um 0| drehbaren, nicht magnetisehen Anker, welcher für gewöhnlich durch
die Wirkung der Feder ^ an der Stellschraube 8^ anliegt, sich aber an die
Schrauben, anlegt, so lange der Strom der Batterie B durch die Roller,
des Relais R^ geht. Die Schleifenlinien / und /| sind durch die Rollen r,
eines Relais R^ der Schleifenstation S verbunden , und ausserdem muss auf
der Station S noch ein anderes, fttr die eigentliche Correspondens bestimm-
tes Relais vorhanden sein, da R^ fttr die Aufnahme von Depeschen anf der
Schleifenstation nicht zu gebrandien ist. Der um a, drehbare Hebel des
Relais R^ ist ebenfalls permanent magnetisch und da& Relais R^ so ein^-
schaltet , dass der Hebel in Folge seiner vom Magnet E^ erhaltenen Polari-
tät nur von negativen, aus der Leitung L kommenden und durch die Rollen
r, hindurchgehenden Strömen an die Stellschraube s^ herangesogen wird,
während er für gewöhnlich durch die Spannfeder fi an die StelUchraube ^|
gezogen wird und daran um so fester liegen bleibt, wenn positive 3tr5me
ans L kommend die Leitung durchlaufen. Die Stationen in der Haupt-
leitung endlich müssen ausser den sonst nöthigen Apparaten noch mit
einem Stromwender versehen sein, durch welchen sie in Stand ge^tat
werden, den Strom in einer bestimmten Richtung in die Leitung zu senden;
denn es ist nöthig, dass der positive Strom in der Hauptleitung in der
Richtung von L nach Zi gehe , wenn die Schleife in die Hauptleitung eiD-
geschaltet sein , also die Schleifenstation an der Correspondens Theil neh-
men soll; dagegen muss der positive Strom in der Hauptleitung in der
Richtung von Z, nachZ, also der negative in der Richtung von L nach £,
gehen , wenn die Schleife ausgeschaltet sein soll. Kommt nämlich ein po>
sitiver Strom aus L nach der Stelle , wo die Schleife von der Hanptleitvn;
abgezweigt ist, so durchläuft er zunächst die Rollen r des Relais i{, gelang;!
über b nach /", , vom Hebel des Relais Rx nach der Stellsehraube «,, flberr
durch die Rollen r, des Relais /?, nach /, nach der Schleifenatation Sand
daselbst durch die Rollen r, des Relais und endlich durch /( nach L^ weiter;
an der Abzweigungsstelle spricht zwar das Relais R an, das Relais R^ da-
gegen nicht und deshalb bleibt der Stromkreis der Batterie B offen, «o
dass also auch das Relais /?, nicht anspricht; ebenso spricht auch in der
Schleifenstation S das Relais R^ nicht an. Jede Correspondenz mit potd-
tivem Strome in der Richtung von L nach L^ durchläuft also auch die
Schleife und kann auf der Schleifenstation S' aufgenommen werden. Kommt
dagegen ein negativer Strom aus Z, so durchläuft er wieder die Bollei r
des jetzt nicht ansprechenden Relais, dessen Hebel also an der Stell-
Von Dr. £0. Zst^scshb. 393
scbraube «, liegen bleibt, über by f^^ a^^ s^e geht dann der negative Strom
darcb die Rollen r, des Relais A, und durch l nach S^ daselbst durch die
Boilen r, und darauf durch l^ "nach Zj; dabei sprechen die*beiden Relais J^
und R^ an und in Folge dessen treten jetzt noch einige Nebenwirkungen
anf; sunächst schliesst der Hebel des Relais B^ , indem er sich an die Stell-
schraube ^5 anlegt^ den Kreis der Batterie J9, deren Strom nun über ^ a, x,,
d^ c durch die Rollen r, des Relais i?, über e nach a,, «5, g durch die Rollen
r, des Relais i?j nach der Batterie B zurückgeht $ dadurch legt sich der
Hebel des Relais B^ an die Stellsohraube 5, , so dass der negative Strom
aus L nun durch r über b, fi^ a^, s^ und h direct nach Li geht , ohne die
Schleife zq^ durchlaufen; die Batterie muss nun so eingeschaltet sein, daas
ihr negativer Strom r, in der Richtung von c nach e durchlilnft, also den
Hebel des -Relais B^ auf der Stellschraube s^ festhält, auch wenn der nega-
tive Strom aus L nach X| nicht mehr durch die Rollen r, hindurchgeht;
eine andere Nebenwirkung tritt gleichzeitig in der Schleifenstation S ein,
wo der Hebel gles Relais iR, sich an die Stellschraube s^ angelegt und so
die Batterie B^ geschlossen hat, deren Strom nun über k, fg^a^ nach ^
durch die aus wenigen Windungen bestehenden Rollen r«*) des Relais A,
und über tn zur Batterie zurückgeht und den Hebel des Relais in seiner
Lage an s^ erhält. So lange demnach jetzt in der Hauptleitung mit nega-
tiven Strönien in Richtung von L nach £, oder mit positiven in Richtnug
vpn £| nach L telegraphirt wird, bleibt die Schleife vollständig ausge-
. schaltet , und auf der Schleifenstation giebt der an $j liegende Hebel des
Relais B^ das Zeichen, dass auf der Linie LL^ mit Ausschaltung der Schleife
correspondirt wird. Soll endlich die Schleife wieder eingeschaltet werden,
80 geschieht es einfach dadurch , dass man einen positiven Strom in der
Richtung LLi durch die Leitung sendet; dieser legt nämlich den Hebel de9
Relais B an die Stellschraube s , unterbricht dadurch den Strom der Bat-
terie By worauf die Feder ^ den Hebel des i^elais Bf wieder an die Stella
sehraube #t heranzieht und auch der Hebel des Relais entweder durch die
Feder f^ oder die Wirkung des noch andauernden positiven Stromes sich
an #4 anlegt; so ist also dem positiven Strome der Weg durch die Schleife
geöffnet und auf der Schleifenstation muss der Strom durch die Rollen r,,
wodurch der Hebel bei r, an s^ herangezogen wird.
Gegen diese an sieh sehr sinnreiche Apparatzusammenstellnng wurde
der begründete Eifli^and erhoben , dass zu viele Apparate zur blosen Aus-
oder Einschaltung nöthig seien , dass eine besondere Batterie erforderlicli
sei und dass überhaupt die Zuverlässigkeit von mehreren Regulirungen
abhinge, ja durch einen schmutzigen Contact die Leitung gänzlich unter-
brochen werden könne. Wenn es blos darauf ankäme , die Zahl der Ap-
*) Die Rollen r^ und rg können über einen gemeinschaftlichen Kern gewickelt
sein ; in Fig. 25 worden sie nur der Deutlichkeit wegen getrennt gezeiehnet.
SM Beiträge zur GeBchichte der Foitsehritte in der elektr. Telegraphie.
parftte und den dnrek sie in die Leitung gebrachtan Widerstand sa ver-
mindern , 80 dürfte man nur das Relais Jt^ wegluaen ond nach Anleitang
der Skimze Fig. 26 einscliaUen, d. h. s^ unmittelbar mit / verbinden and dea
•US den Sollen r| austretenden Dratli nach der Stellschraube s fäirea;
dann spricht das Seiais R anf positive Ströme nicht an, diese gebea daher
aUB L durch r über o, und «, nach /, l^ und £|, auf einen negativen Strom
aber spricht das Relais R an, schliesst durch r^ , s und a den Eoreis der Bat-
terie Bf deren Strom der Hebel des Relais Rf an «, anlegt und so die
Sohleifenlinie ausschaltet, bis wieder ein positiver Strom in Richtung von
L nach L^ die Linie durchläuft, wobei sich der Hebel des Relais i^ an i,
anlegt, die Batterie R öffnet und die Schleife wieder einschaltet. Noch
mehr : man kann sogar die Batterie B und das Relais R^ entbehren aad
eine Unterbrechung der Linie durch einen unreinen Contact unmöglich
machen, wenn man die in Fig. 27 angedeutete, von dem Telegraphen-
inspector Frischen in Hannover in der Zeitschrift des deutsch - österreichi-
schen Telegraphenvereins, 1858, S. 10 angegebene Ein0chalt|i&g w&hlt, wo-
bei das Relais R wieder nur auf negative Ströme Misprechen darf; die po
sitiven Ströme gehen dann aus L durch die Rollen r des Relais R fibera
nach / und schliesslich aus /f nach Z| ; die negativen Ströme dagegen schal-
ten die Schleife aus, indem sie den Hebel des Relais R an die Stellsehraabe
Sf anlegen, und nehmen dann ihren Weg aus L durch r über », a nndf]
nach X|. Der nächstfolgende positive Strom legt den Relaishebel wieder
an 8 und schaltet die Schleife wieder einr. Auch wenn der Relaishebel anS|
liegt, bleibt indessen die Schleife eingeschaltet, und es geht ein Zweig-
Strom von n durch / und /i nach Z, ;. dass jedoch 'dieser Zweigstrom auf der
Sshleifenstation Zeichen hervorbringen könnte ^ wie Frischen meint, ist
gewiss nur bei sehr empfindlichen Oalvanometem und kurzen Schleifen
möglieh ; wohl aber kann die ausgeschaltete Sohleifenstaüon die CorreiBpon-
dena in der Hauptleitung stören, denn selbst ohne Anwendung einer Erd-
leitung ist der Kreis der Linienbatterie der Schleifenstation geschlosseo,
n&mlich über /, n, a, «i und /, ; es kann daher die Schleifenstation selbst die
Schleife ein - oder ausschalten , was ebensowohl ein Vorzug , als ein Nach-
theil der von Frischen angegebenen Einschaltung gegenüber den beidea
vorher beschriebenen Einschaltungen genannt werden kann. Alle drei
Einschaltungen leiden aber an dem Uebelstande , dass sie nicht unbedingt
die Hauptleitung gegen die Nachtheile der Störungen aif der SebleifeDliaie
schützen , sondern nur in dem Falle , dass bei einer auf der Schleifenlinie
eintretenden Unterbrechung die Schleife bereits ausgeschaltet war, oder
dass bei der Unterbrechung das gegen L liegende Ende der xerrissenea
Scbleifenlinie zufällig mit der Erde in Verbindung kommt; denn soaat
kann von der Hauptlinie aus eine Ausschaltung der Schleife nicht mehr he-
werkstelligt werden. Will man auch diesen Uebelstand beseitigen, so
wähle man die Einschaltung nach Fig. 28: Das Relais R mit permaaeat
Von Dr. Ed. ZsTfescSB. 305
MM^^k<%^^«M^k^^^«^>MAM^>^^^k^%^\^l/NM^«/N^V%«VN^^tfW^>M^^»M^N«V^
mAgnetischem Hebel spricht ebenfalls anf pesitire und n^atiTe Btröme
an , aber die Achse a seines Hebels ist einerseits mit dem einen Ende dev
Maltiplieationsrollen r, andererseits, mit der Contactschranbe Sf yerbanden^
swischen der Achse und der Contactschranbe ist durch einen Rheostaten
W ein entsprechender Widerstand eingeschaltet; aosaerdem steht die Con»
tactschranbe s^ mit den beiden Leitungen Zj und /| , die Contactschranbe s
mit der Leitung l in Verbindung. Jeder ans L kommende positire Stsom
geht durch die Rollen r nnd legt den Relaishebel an « an, daher hat der
Strom einen Weg von a über s und / nach der Schleifenetation und dann
durch /t ttber b nach Z| und sugleich einen anderen Weg von a dnrch den
Bheostat W ttber -»i und b nach X, ; der Widerstand des Rheostates ist dem*
nach so au wfthlen , dasa der durch die Schleife //, gehende Theilstrom in
der Schleifenstation deutliche Zeichen giebt. Der erste negative Strom
legt den Relaishebel an s^ und schaltet so die Schleife yollstftndig ans, wo*
gegen L und Xj tfber a, «i und b kurz verbunden sind; der nftehstfolgende
positive Strom fährt den Hebel wieder nach $ und schaltet dadurch die
Schleife ein. Weder bei ausgeschalteter, noch bei eingeschalteter Schleife
ttbt der Rheostat einen nachtheiligen Einfluss anf den Strom in der Haupt*
linie ans; wenn dagegen eine Unterbrechung in der Schleife bei irgead
einer Stellung des Relaishebels eintritt, so bleibt sicher dem Strome in der
Hauptlinie noch der Weg von L durch r nach a , durch JV naeh ^i , b nnd
Li ttbrig und jedenfalls kann so noch der Relaishebel an die Gontaet**
sehraube S| herangezogen werden, behufs der Herstellung einer kurzen
Verbindung von L mit X|. Obwohl die Sehleifenstation bei ausgeschalteter
Schleife die Correspondenz in der Hauptlinie ohne Anwendung einer Erd*
leituog nicht zu stören, ikoch etwas an der Einschaltung der Schleife zu
findern vermag, bleibt ihr doch durch Anlegung einer Erdleitung die Mög-
lichkeit, fttr den Fall des Bedarft eine Notiz naeh X nnd X, zn geben;
denn dann würde ihr Strom aua /| sich in b nach X| und über s^ und a auch
nach X verzweigen.
5. Die Blitzableiter.
Da die Telegraphenleitungen sich viele Meilen weit als ununter*
brochene Leiter über die Oberfläche der Erde hin erstrecken und im freien
Felde ihre Umgebung hoch überragen, so sind sie verschiedenen Ein*
wirknngen von Seite der atmosphürischen Elektrioität ausgesetzt. Es
können leicht die Dr&the nnd Leitungsstangen geradezu vom Blitze getro£Fen
werden und Theile von diesen Blitzschlägen auf grosse Entfernungen hin
an den Dräthen fortlaufen , bis sie endlich einen günstigen Uebergang zur
Erde finden; es köjinen ferner durch die über die Leitung dahinziehenden
elektrischen Wolken und bei jedem in der Nähe der Leitung niederfahren-
den Blitze, selbst wenn er die Leitung nicht unmittelbar trifft, gewaltige
Indnctionsströme in der Leitung erregt werden , ja es können sich sogar in
396 Beiträge zur Geschiciite der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
der Atmosphäre Torfaaadene, Tielleichi durch Witteningsverh<nisse er-
sengte elektrische OegeBsätse, auch wenn sie örtlich weit von einander
eBtfemt sind, durch die Leitnngsdräthe ausgleichen. Die Folgen dieaer
Einwirkungen sind theils Störungen im Betrieb des Telegraphen , theils ge-
waltsame Zerstörungen der Leitungen und Apparate. Sofern nXmlteh blos
schwache Ströme atmosphärischer Blektricitftt in det Leitung fortgehen
und durch Telegraphenapparate ihren Wegnehmen, werden dieselben ib
den Apparaten genau dieselben Wirkungen herrorbringen , wie die gsWa-
nischen Telegraphirströme : die Anker der Elektromagnete werden ange-
sogen, Galyanometernadeln werden abgelenkt und dergleichen mehr, je
nach der Beschaffenheit der Apparate; auch kann man diese Ströme sellwt
fühlen, wenn man ihnen durch entsprechendes Berühren der Leitung einen
Weg durch den Körper öffnet« Sind dagegen die durch die atmosphiriscbe
Elektrieität in der Leitung erregten Ströme kräftiger, so richten sie nickt
selten bedeutende Zerstörungen an: sie schmelzen Dräthe in den Statio-
nen, verbrennen und sertrfinnnern die isolirende Urahöllnng und Be-
deckung der Dräthe, vernichten den Ma|;neti9mus constanter Magnete,
kehren auch wohl deren Polarität ganz um, serschmettern die Isolatoren,
auf welchen^ der Drath an den Tragsäulen liegt, zersplittern die Sänlen
auch selbst und werfen sie um , wobei- nach Befinden der Leitungsdrath
zerreisst, — ja wiederholt wurden sogar die am Apparate arbeitenden Be-
amten oder die mit der Linie beschäftigten Arbeiter und Aufseher verletzt
und gelähmt» Ein langes Register solcher Verheerungen findet sich im
elektromagnetischen Telegraph von Schellen, 2. Auflage, 8. 210 bis 218,
andere Belege sind in den verschiedeneu Jahrgängen der Zeitschrift des
deutseh - österreichischen Telegraphenvereins zerstreut; mitunter wurden
bis tO Tragsäulen hinter einander ganz oder theilweise zersplittert*}, ja
in einzelnen Fällen zeigten selbst 60 bis 70 Säulen Sparen davon, dsss
Antheile des Blitzes an ihnen zur Erde niedergegangen waren , in der Lei-
tung aber lief der Blitz nicht selten 10, ja 30 bis 40 Meilen weit fort.
Natürlich ist es eine nicht unwichtige Aufgabe der Telegraphie, der-
artigen Beschädigungen möglichst vorzubeugen, und zu diesem Zwecke
stellt man an einzelnen Punkten Blitzableiter auf. Durch Blitzableiter
kann man aber bis jetzt nur die zerstörenden Wirkungen verhüten, die
störenden dagegen bleiben unbeseitigt; die Apparate und die an ihnen ar-
bmtenden Beamten werden zwar durch die Blitzableiter der Gefahr der
Verletzung entrückt, dass aber bei Gewittern die atmosphärische EUektri-
eität in das Telegraphiren mit dreinspricht , dass sie auf den Dmek-
apparaten unbeabsichtigte Punkte und Striche druckt, die Zeiger der
*) Die ausgesplittcrton Stellen laufen gewöhnlich in einer Spirallinie um die
Stangen herum; ist dies eine Folge der Structur Verhältnisse der Stangen, oder wählt
der Blitz sich^ selbst diesen Weg und wamin ?
Von Dr. Ed. Zbt28C»b. S97
Zeigerai^rate fortrfieken iXMt qbcI bei Nadeltftlegrftphen die Naddn ab-
lenkt, ohne BfiokBichft auf den Willen des Telegraphisten , die« lient neb
Dicht verhüten.
Wie verschiedenartig aiieh die Blitsableiter fttr Telegraphen in ihren
einselnen Theilen gestaltet sind , in Ansehung des Grandes ihrer Wirk*
samkett serfallen sie nnr in zwei grosse Gruppen. Bei der einen Classe
von Blitsableitem ist nämlieh Vorkehrung getroffen , dass jeder krUfdgere
Strom , durch welchen die Apparate aerstört werden könnten , sich selbst
den Weg nach den Apparaten abbrieht; es steht indessen bei diesen BUtz-
ableitem su befiBrchten, dass gelegendich doch etwa bereits vor dem Ab-
brechen des Weges nach den Apparaten ^n so krftftiger Strom in die Ap«
parate gelangt, dass die Apparate dadurch Schaden leiden. Sohon im
Jjihre 1840 wurden iwei von einander verschiedene Blitzableiter dieser
Art vorgeschlagen : in Frankreich von Bregnet und in Amerika von James
D. Beid in Philadelphia. Die Wirksamkeit der Blitzableiter der anderen
Classe sitltzt sich anf den bekannten Erfahrnngssatz über das Verhalten
der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs, nämlich anf die Thatsaehe,
dass die Reibungselektricitttt, die IndnetionselektricitXt und die atmosphä-
rische Elektricität verh<nistmftssig grosse isolirende Zwischenräume nwt*
sehen zwei Leitern überspringen kann , während die galvanische Elektriei*
tat seibat sehr kleine Zwischenräume nicht üoerspringt. Diese Verschie-
denbeit der erwähnten Eiektrieitäten macht es möglich , dass man die Luft«
elektricitHt von den telegraphischen Apparaten abhalten kann , indem man
ihr einen kürzeren und besseren Weg zur Erde öffnet , während die galva-
nische Elektrieität, ohne Sprünge, ruhig und ungestört ihren Weg durch
die Apparate nehmen mnss. Man braucht dazu blos der Luftleitung, be«
vor sie zu den Apparaten gefühi't wird , eine andere möglichst kurze Lei-»
tnng von entsprechend grossem Querschnitte gegenüberzustellen,
welche einerseits ohne Unterbrechung bis zur Erde reicht (daher Erd-
leitung genannt), andererseits aber die Luftleitung nicht-unmittelbar be-
rührt, sondern in einer möglichst geringen Entfernung von derselben endet;
diese geringe Entfernung kann die galvanische Elektricität nicht über-
springen , sondern sie muss durch die Apparate gehen ; die Lnftelektricität
dagegen wird zum grössten Theil den kleinen Zwischenraum überspringen
und anf dem kürzesten Wege zur Erde abfliessen. Auch der Gedanke, auf
diese Weise die Telegraphen apparate gegen die zerstörenden Einwirkun-
gen der atmosphärisshen Elektricität zu schützen, wurde bereits im Jahre
1846 in zwei Ländern gefasst und zur Ausführung gebracht: in Deutschland
zuerst von Steinheil und in England in etwas anderer Weise von Hightoti
in London. Steinbeil, Highton, Bregnet und Reid haben also in dem-
selben Jahre, scheinbar ganz unabhängig von einander, die ersten Blitz-
ableiter für Telegraphen angegeben; • jeder von einem anderen Gesichts*
punkte ausgehend. Gegenwärtig sind in Europa allgemein Blitzableiter
966 Beiträge zur G-escIiiclite der Fortscbrittc in der elektr. Telegraphie.
d«r BWeiieti 01*886 in Gebrauch; an eintgen sehr Terbreiteteii dagegen ist
ungleich dafür Sorge getragen, dass ein naeh den Apparaten gehender
Blitzstrahl sich selbst den Weg unterbreche.
Breguet sehlag vor, die eigentliche Telegraphenleitnng nur bis auf
eine Entfernung toh 15 bis 18 Fnss an die Station heranzuführen, Ton da
ab aber einen ganz feinen Drath aar Verbindong der Leitung mit den
Stationsapparaten zu benutzen, in der Voraussetaung, dass jeder atroosphS-
rische Strom, welcher seinen Weg durch diesen dtinnen Drath naeh den
Apparaten nehmen wolle, den dünnen Drath bis zum Abschmelzen er-
hitzen und sieh so den Weg zu den Apparaten selbst unterbrechen werde
(vergl* Schellen, der elektromagnetische Telegraph, S. 223). Auf diese
Weise allein würden aber die Apparate wohl kaum sieber genug gegen die
^zerstörenden Einwirkungen der atmosphärischen Elektrieitlit geschützt
werden, und «überdies würde ein häufiges Ersetzen des langen dünncD
Drathes unbequem und nicht zu billig sein; wohl aber wird eine fthnliche
Einrichtung, welchem einem Blitzableiter der aweiten Classe als Zugabe
beigefügt ist, dessen Wirksamkeit erhüben^
Keid benutzte nicht die Wärmeentwiekelung, sondern die elektroraag-
netische Wirkung des Stromes zur Unterbrechung des Weges nach den
Apparaten und wählte dazu folgende Anordnung : Die in die Station ein-
tretende Luftleitung L (Fig. 20 Taf. V) wird zunächst zu dem einen Ende
der Multiplicationsrollen eines Elektromagnetes M geführt; diese Rollen
enthalten aber nur 16 Windungen eines starken mit Seide übersponnenen
Drathes; das andere Ende der Rollen steht mit der Achse n eines messin-
genen Hebels 6c in leitender Verbindung, dessen vorderes Ende b mit der
Stellschraube s durch die Spannfeder f auf einen Metallsländer e aufge-
drückt wird, welcher durch den Drath A mit den telegraphischen Appa-
raten in leitender Verbindung steht; am anderen Ende c des Hebeln fr ü be-
findet sich eine zweite Stellaohraube , welche sich auf den durch den Drath
E mit der Erde verbundenen Metallständer g auflegt, so oft und so lange
der Elektromagnet E seinen Anker d anzieht. Die Spannfeder f ist nun
so stark gespannt, dass in Folge des durch einen galvanischen Telegraphir-
strom erregten Elektromagnetismus der Elektromsgnet M seinen Anker
nicht anziehen kann; daher nehmen die Telegraphirströrae ans L ihren
Weg durch M über a^b^ s^ e und A nach den telegraphischen Apparaten.
Geht dagegen ein starker Strom atmosphärischer Elektricitftt durch den
Elektomagnet ilf, so zieht derselbe seinen Anker an, die StelUchraabe «
verlässt dabei ihren Ständer e und der Weg nach den Apparaten ist da-
durch unterbrochen , dafür aber der Luftelektricität von o aus über e und
die jetzt anf ihrem Ständer g aufliegende Stellschraube », ein kuner Weg
dureh den entsprechend dicken Drath E nach der Erde eröffnet. Sobald
die Luftelektricität nach der Erde abgeflossen ist, zieht die Feder /* den
Hjdbel bc mit der Stellschraube s wieder auf ihren Ständer e auf und stellt
Von Dr. Ed. Zbtzschb. WO
80 den Weg nach den App«rAten für die Telefprapbintrdne wieder ber»
Dieser sinnreiebe Blitsableiter, fbr dessen Erfindung Beid von dem FraiMin
Institute in Pbiladelpbia mit der silbernen Medaille belabnt wurde , soll sieh
(naob Sbaffner, teiegreph manual, 8« 567 und MB) bei vielen Oelegenbeiten
unter hefbigen Gewittern gat bewShrt haben, obwohl man fttrcbten könnte,
dass* bei der grossen Geschwindigkeit des elektrisohen Stromes die Lnlt*
elektrieitlit an den Apparaten gelangen- könnte, boTor neeh der Hebel bc
ans der einen Lage in die andere ttbergegangen wKre; indessen darf wohl
aach nicht übersehen werden , dass die Loftelektricität selbst dann, wenn
die Stellsebranbe $ aaf ihrem Ständer e anfliegt, den kurzen Weg durch M
snr Erde wfthien kann , weil sie dazu nur den kleinen Zwischenraum swi-
sehen der SteHsehraube s^ und dem gegenttberliegenden Ständer g eu über-
springen braucht.
High ton 's Blitaableiter ist höchst einfach: der Leitungsdratk wird
auf eüne Länge von 6- bis 8 Zoll mit Seide oder lockerem Papier umwickelt
und diese HtiUe mit einer Anzahl von Metalldräthen umgeben, welche mit
der Erde in Verbindung stehen; ein jeder Apparat einer .Station soll auf
jeder Seite mit einer solelien schützenden Vorrichtung versehen werden;
am einfachsten und biUigsten wird die mit Löschpapier umwickelte Stelle
des Leitangsdrathes durch eine kleine, mit einer Zinnplatte ausgelegte
hölzerne Büchse hindurch geführt, in dieser mit feinem Eisendrath um«
geben und die Zinnplatte mit der Erde verbunden. Die gute Wirkung sol-
cher Blitzableiter (Shaffner , tdegraph manuat, S. SÖO) dürfte auf die groese
Anzahl kleiner Uebergangspnnkte vom Leitnngsdrathe au den umgebenden
AbleitUttgsdr&then zu schreiben sein. Eine diesem Blitzableiter nahe ver-
wandter Blitzableiter zum Herableiten des Blitzes an den Telegraphen*
sänlen wurde 1855 von Matzenauer vorgeschlagen.
Steinheirs Btitzableiter bestand aus zwei Kupferplatten von sechs Zoll
Durchmesser; diese Platten standen auf dem Dache des Hauses, gegen die
Feuchtigkeit der Luft geschützt, mit den breiten Flächen ganz nahe an
einander, waren aber durch ein dünnes Blatt Seidenneng von einander iso-
lirt; von jeder Platte führte ein Drath nach den Apparaten der Station
und in der Mitte war jede Platte mit dem einen Ende des über dem Hause
durchschnittenen Leitungsdrathes verbunden. Der die Leitung durch«
laufende galvanische Strom musste also die Apparate durchlaufen , da das
Seidenzeug ihm den Uebertritt von einer Platte zur anderen verwehrte;
die Lnftelektricität dagegen lief mit Ueberspringung des kleinen Zwischen-
raumes zwischen den Platten in der Leitung weiter, ohne- in die Apparate
einzutreten ; ein Weg zur Erde war freilich der Lnftelektricität auch nicht
geboten. William Fardely vereinfachte 1847 diesen Blitzableiter dadurch,
dass «r mit Weglassung der Platten die beiden Enden des Leitungsdrathes
unter einem kleinen Dächekhen auf der Tragsäule einfach einander gegen-
über Btehen liess, so nahe an einander,, dass die Lnftelektricität leicht
400 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Tei^raphie.
flberspringen konnte; von den Drathendcn aber führten swei weni^ten$
Bvausig Fusa lange feine Dräthe nach den Stationsapparaten, damit so
die Apparate umsomebr gesohütst seien. Auch eröfihete Fardelj dem
Blitz einen kurzen Weg zur £rde (yergl. Polytechniaehes Centoilblatt,
1840, S. 1166), indem er dem LeitangBdrathe eine Erdleitung so nahe gegen-
über stellte, dass der Blitz auf die Erdleitung überspringen konnte^ die
Erdleitung wurde zum Theil ähnlich wie ein gewöhnlicher Blitsableker
mit einer Anffangestange versehen. Endlich fügte Fardelj noch eine Vor-
richtung hinzu, durch welche die Apparate bei Gewittern ganz ans der
Leitung ausgeschaltet werden konnten. Im Jahre 18^ erst wurde vom
Professor Meissner in Braunschweig der Blitzableiter von Steinbeil in
Blitzplatten umgewandelt; die Blitzplatten kännen ün Stationazimmer
selbst aufgestellt werden und bestehen für Endstationen aus zwei Platten,
von denen aber nur die eine mit der LufUeitoag, die andere der ersteren
nahe gegenüber stehende mit der Erde verbunden ist. Realschnldirector
Krüger in Fraustadt sehlug die Benutzung von Lejdener Flaschen -anatatt
der Platten vor.
Nach dem Steinheirsch^n Princip sind eine sehr grosse Anzahl vor*
schiedener Blitzableiter für Telegraphenapparate constrqirt worden, nnd
eine bunte Mannigfaltigkeit herrscht in dieser grossen Gruppe, in welcher
charakteristische Verschiedenheiten theils in der Form der Theile, sn'i*
sehen welchen der Funke überspringt, theils in dem Stoffe, durch welchen
derselbe überspringt, theils endlich bezüglich des Ortes, an welchem der
Blitzableiter aufgestellt wird, hervortreten.
Rticksiehttich der Form der Theile, a wischen welchen der Blitz
überspringt, lassen sich unterscheiden:
1. Die Blitzplatten. Eine in Sachsen vielfach verwendete zweck-
massige Constmetion der Blitzplatten für einfache MittelstationeÄ besteht
aus drei über einander liegenden, durch zwischenliegende dünne Kant-
schukstreifen von einander isolirten gusseiseraen Platten; die mittelste cä
(Fig. 30 Taf. V) ist durch den Drath E mit der Erde, die unterste a6 mit
der einen Luftleitung L , die oberste ef mit der anderen Luftleitung X, ver-
bunden; durch die Drttthe g und h stehen die Apparate A mit den Plattea
ef und a6 in Verbindung; der galvanische Strom geht von L durch ab and
h nach A und dann durch g nnd ef nach Z, weiter; die Luftelektricitat
springt von ab oder ef auf die Platte od über und fliesst durch E cur Erde
ab, und damit dies recht leicbt geschehen könne, sind die Platten an den
einander zugewandten Flächen kreisförmig gerieft und greifen aaeh dorch
einander hindurch. Für Stationen mit mehreren Linien sind in den Nieder-
landen die Blitzplatten so construirt, dass die Leitungen mit at«rken
Messingstreifen verbunden sind , über welche ein Blatt glattes Ps^pier und
darauf eine schwere, mit der Erde verbundene Ztakplatte gelegt wird
(vergl. 2^ilschrift des deutsch-^österreich« Telegraphenvereins, l€58y S. 187).
Von Dr. Ed. Zbtzsche. 401
2. Spitsenblitsableitei*. Sebon Professor Meissner wendete an-
statt der Platten swei eich nahe gegenüberstehende Spitsen an, welche er
übrigens genau so einschaltete wie die Platten ; trotzdem dass die Elektrir
citSt von Spitsen leichter ttberfiiesst, zißigten sieh im Sommer 1840 die
Spitsen nicht so wirksam, als die Platten (vergl. Sehellen, elektromagne-
tischer Telegraph , S. 227). Später construirte Nottebohm fHr die prenssi-
schen Leitungen einen Spitzenableiter, bei welchem ein Doppelkegel in
der Mitte zwischen zwei Spitzen stand , welche einerseits mit den beiden
Leitungen , andererseits mit den Apparaten verbunden waren , während der
Doppelkegel mit der Erde in Verbindung stand. Breguet wählte als mitt-
leren , mit der Erde verbundenen Theil eine breitere , sägenartig gezackte
Platte und stellte Herselben zwei ebenfalls sägenartig gezahnte Platten
gegenüber, welche einerseits mit den Luftleitungen, andererseits mit den
Apparaten verbunden wurden. Ein ähnlicher Blitzableiter wurde bei den
französischen Eisenbahntelegraphen angewendet, aber zagleich dafür Sorge
getragen, dass der iiach den Apparaten gehende Strom atmosphärischer
Elektrici^ät beim Durchgange durch einen feinen Drath diesen schmelze
und sich so den Weg nach den Apparaten selbst abbreche; Shaffner be^
schreibt in seinem TeUgraph manualj S. 579 bis 583 drei verschiedene Arten
dieser Blitzableiter, von denen zwei so eingerichtet sind, dass man die
Luftleitung entweder unmittelbar unter Ausschaltung des Blitzableiters,
oder mittelbar durch den Blitzableiter mit den Apparaten verbinden, dass
man sie aber auch unmittelbar mit der Erdleitung verbinden kann; auf
Stationen, welche mit einem Linien Wechsel versehen sind, ' ist die letztere
Einrichtung überflüssig, da durch den Wechsel selbst schon, wie früher ge-
zeigt wurde, jede Linie mit der Erdleitung unmittelbar verbunden werden
kann. Die in neuester Zeit in Frankreich angewendeten Spitzenableiter
bestehen aus zwei Metallplatten , von denen die eine mit der Erde , die an-
dere einerseits mit der Luftleitung, andererseits mit den Apparaten in lei-
tender Verbindung steht; aus jeder dieser beiden Platten stehen zwei
Spitzen heraus, deren äusserste Punkte nur ganz wenig von der anderen
Platte abstehen , wie es Fig. 81 anschaulich macht. In England construirte
Charles V. Walker schon vor 1849 einen Spitzenableiter so, dass er die
Erdleitung (vergl. Shaffher, telegraph manual, S. 583) mit einer kupfernen
Bohre verbindet, welcher an jedem Ende eine Scheibe gegenübersteht,
aus welcher gegen die Röhre gerichtete Spitzen hervorstehen; die eine
Scheibe war mit der Luftleitung, die andere mit den Apparaten verbunden,
von der einen endlieh ging ein in der Achse der Bohre liegender Metall-
stab ans , an welchen sich ein feiner Metalldrath , in einigen Windungen
auf einer hölzernen Spule nahe an der inneren Böhrenfläche gelegen, an-
schloss und bis zur zweiten Scheibe führte; auf dem Metallstabe endlich
standen ebenfalls mehrere Spitzen heraus und endeten knapp vor der inne*
ren Fläche der Knpferröhre. Obwohl dieser Blitzableiter durch seine
Zettschrift f. Malhemalik a. Physik. VI, 6. 28
402 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
vielen Bpitsen ein leiebtes Ueberspringen an vielen SteHen engleicb er-
möglicht and im Notbfalle noch durch Schmelsung des feinen Metalldraidiet
die Apparate sn schätsen rerspricht, leidet er doch an dem gössen Uebel-
Stande , von welchem auch die Blitzableiter nicht gans frei sind , nfimlieb
dass er sich nicht bequem ttberwachen läset, weil man bei den eingeschla-
genen Theilen nicht erkennen kann , ob die Spitzen in gehöriger Nähe aa
der Röhre stehen. Prof. Dr. Luigi Magrini änderte daher diesen Abieiter
so am , dass ans einer mit der Laftleitang nnd den Apparaten verbnndenen
hohlen Röhre zwei Reihen von Spitzen vorstehen, denen zwei mit der £rde
verbundene Metallplatten mit ihrer inneren vergoldeten Fläche gegenüber-
gestellt sind ; diese Platten bilden die obere und untere Wand des Gehäu-
ses fUr den Blitzableiter, während die beiden SeitenilUnde von Glas aind,
so dass man jederzeit den Abstand der Spitzen von den Platten beobaehten
kann (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegraphenvereins,
1854, S. 248 ff.). Diese Blitzableiter dürften aber zu zusammengesetzt «nd
kostspielig sein, da schon ein weit einfacherer, in Oeeterreich allgemein
in Gebrauch befindlicher Spitzenableiter, her Anwendung der ^öthigen
Sorgfalt und Aufmerksamkeit von Seite der Beamten , ganz vortreffliche
Dienste leistet. Es enthält dieser, anch in der Zeitschrift des dentaeh»
österreichischen Telegraphenvereins, 1854, S. 252 beschriebene nnd in der
halben natürlichen Grösse abgebildete Blitzableiter auf einem Bretehen
nnter einem ganz einfachen Glaskästchen fttr jede in die Station einmün-
dende Leitung drei Messingständer n, b nnd c (Fig. 32) ; die Leitung L wird
nach dem mittleren Ständer b geführt , welcher mit dem hinteren Ständer a
durch einen sehr dünnen, gewundenen Messingdrath und von da durch
den dickeren Kupferdrath A mit den Telegraphenapparaten verbanden ist,
während von dem vorderen Ständer c ein dicker Drath E nach der Erde
ftthrt ; in die beiden Ständer % und c sind stellbar zwei einander angewandte
metallene Kegel eingelegt, deren vorderste Spitzen von Platin sind. Je
näher die Spitzen einander gestellt werden, desto leichter kann die Laft-
elektricität vom Ständer b auf den Ständer c übergehen nnd durch den
Drath E zur Erde abfliessen , während die galvanischen Telegraphenströrae
ihren Weg durch den feinen und schlechter leitenden Messingdrath nach
den Apparaten nehmen müssen; will ein stärkerer Strom der Luftelekttict-
tat nach den Apparaten gehen , so wird sich der dünne Drath bis zum
Schmelzen erhitzen. Oft habe ich es erlebt, dass bei diesen wiiksamen
Blitzableitern die Flatinspitzen durch einen Blitzschlag bis sar Grösse
einer grossen Stecknadelkuppe zusammengeschmolzen wurden , ohne dass
die Apparate verletzt wurden ; eine gute Erdleitung von entsprechendem
Querschnitte ist natürlich anch hier nnerlässlich. Diese Blitzableiter waren
eine Zeitlang auch in Preussen gebräuchlich, es wurden aber dort später
anstatt der Spitzen kreisförmige Schneiden (vergL Zeitschrift des
deutsch - Österreich. Telegraphenvereins, 1854, S. 40) eingesetzt, welche
Von Dr. Ed^ Zbt2S0HB. 488
nielit so oft aa erneuern sind als die dsfitr billigeren Bpitsen. Auch in
Sehweden bedient man sich der Spitxenableiter.
3. In Amerika sind zwar die von Charles T. Smith angegebenen
kapfemen Blitzplatten mit ewei awiscben gelegten Papierstreifen im allge-
meinsten Grebranehe, doeh wurden auch Bttrstenblitsableiter ange-
wendet, bei denen einer mit der Erdleitung rerbundenen Eupferplatte eine
Dratkbflrste gegenüberstand, welche ans dünnen, aus einem 4 Zoll langen
and 2 Zoll breiten Lederstreifen hervorstehenden und durch eine zweite
Knpferplatte mit der Luftleitung in Verbindung stehenden Dräthen bestand.
Als Stoff, in welchem der Funke überspringt, wurde ge-
wählt:
L Der luftleere oder doch luftverdttnute Baum nach einem
Vorschlage von Barthelemj Bianchi ; der Leitungsdrath ist mit einer Metall-
kugel yerbunden , welche in einer grösseren , aus zwei Halbkugeln be-
stehenden gläsernen Hohlkngel eingeschlossen ist; di^ Halbkugeln sind
durch einen mit der Erde rerbundenen kupfernen King rerbunden, aus
welchem Spitzen nach der Metallkogei herausragen; aus der glftsernen
Hohlkngel wird die Luft ausgepumpt. Femer hat Siemens in Berlin auch
Biitaplatten constmirt, bei denen der Funke im luftverdünnten Baume
überspringt«
2. Die atmosphftrische Luft bei den meisten der bereits erwähn-
ten Blitzableiter; vergL Comptes rendus XXX VHI, No. 20, S. 877.
3. Papierstreifen bei den Blitzableitern von Highton, Wmikebach
und den amerikanischen Biitaplatten.
4. Seidenzeug bei dem Blitzableiter von Steinheil, von Highton
in d<$r früher besebriebenen Weise , oder auch so , dass der mit Seide um-
wickelte Leitungsdrath durch einen mit der Erde verbundenen , mit Feil-
Spänen gefüllten hohlen Gjlinder geführt wurde (nach einem Patente vom
7. Februar lasO; yer^l. Repertory of Patent InvenHons, 1850, S. 143); femer
bei dem noch näher zu beschreibenden Stangenableiter von Matzenauer.
^. Kohle, von C. Turner in Cheraw auf den Linien in Louth- Caro-
lina angewendet; die Kohle befindet sich in kleinen, mit der Erde leitend
verbundenen Metallcjlindem. und in der Achse des Cjlinders ist der Lei-
tungsdrath durch die Kohle hindurehgeführt.
6. Alkohol. Pouget - Maisonneuve schlug einen Alkohol von 40 Vo-
lumenprocent vor (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegra-
phenvereins, 1856, S. 232, aus Becquerel, traiie dt electrica^ eic). Massen
wählte OOprocentigen Alkohol, in welchen die Spitzen zweier Scheiben
eintauchen , von denen eine mit der Erde , die andere mit der Leitung ver-
bunden ist; zwar isolirt der Alkohol fUr galvanische Ströme und wird von
der Luftelektricität durchspmngen , doch dürfte er zu stark verdunsten und
zu gefährlich sein , weil er durch den Blitz leicht entzündet werden kann.
Der Ort, an welchem der Blitzableiter aufgestellt wird, ist:
28*
404 Beiträge zur Oeschichte der Fortschritte in der elektr. TelegrapUe.
1. gevröhnliefa das Apparaizinimer der Telegraphenstation, ireQ
vorzugsweise die in diesem befiodliehen Beamten and Apparate geschittit
werden sollen ; so waren fast alle bislier genannten Blitzableiter daza be-
stimmt^ in der Station selbst aufgestellt zu werden.
2. Wo man, jedoch aneh den Leitnngsdrath und die ihn tragenden
Säulen gegen die Zerstörung oder Beschädigung durch die atmosphärische
Elektricität schützen will und wo man yerhüten will, dass Blitzstrdme auf
lange Strecken in der Leitung fortlaufen , niuss man Blitzableiter auf des
Tragsäulen selbst anbringen. Im Jahre 1854 waren die auf der preussi-
sehen Ostbahn zum Schutz der in den Wärterhäusern aufgestellten tclegra*
phischen Glockenwerke angewandten Blitzableiter auf den Säulen be-
festigt; diese Blitzableiter bestanden aus Messingplatten, welche am Um-
fange mit Platinschneiden versehen waren» haben sich aber als unzarei-
chend erwiesen. Der k. k. österreichische Telegrapheninspector Matcenane^
schlug 1848 vor, über die Leitungen vor dem Eintritt in die Station, also
auf den Tragstangen, querüber im Zickzack ein^t mit der Erde verbände-
neu Drath zu legen und ihn auf den Leitungsdräthen durch seidene Schlei-
fen so zu befestigen , dass er durch die Seide zugleich gegen die Leitoogs-
dräthe zwar isolirt wäre, die Luftelektricität aber doch durch die Seide
hindurch schlagen und zur Erde gelangen könnte. 1849 wurden auf der
Linie Wien-Lundenburg zuerst Blitzableiter angewendet, welche jetzt auf
sehr vielen Linien in Gebrauch sind und gute Dienste leisten : Ein Drath-
seil oder Blechstreifen läuft an der Säule herab bis zur Erde , oben aber
endet er gabelförmig in zwei eiserne Spitzen, und diesen stehen zwei an-
dere Spitzen einer mit der Leitung verbundenen eisernen Oabel gegenüber;
die Luftelektricität springt leicht an den Spitzen über und fliesat zur Erde
ab, die galvanische dagegen vermag es nicht. 1850 machte Matsenaner
wieder einen anderen Vorschlag > nämlich die Leitung auf eine gusseiseme
Glocke an der Säule aufzulegen , einen in die Glocke eingesteckten eiser-
nen Kern aber leitend mit der Erde zu verbinden, gegen die Glocke aber
ihn durch zwei auf ihn gesteckte Elfenbeinseheibchen , aufweichen die
Glocke ruhen sollte , zu isoliren. — Wenn man nun Blitzableiter auf den
Tragstangen anbringt, so ist es doch keineswegs nöthig, alle Stangen da*
mit zu versehen , sondern man wird zwischen je zwei Stangen mit Blitz-
ableitern stets eine Anzahl ohne Blitzableiter stehen lassen, wie viel? das
lässt sich nicht allgemein bestimmen, sondern hängt von der meteorologi-
schen Beschaffenheit des Ortes und der Güte der Blitzableiter ab.
Zum Schlttss noch die Beschreibung des ganz eigenthümlichen Blitz-
ableiters , welchen sich George Edward Dering am 27. Juni 1851 in Englind
patentiren Hess. Zwei mit gleichnamiger Elektricität geladene Körper
stossen sich bekanntlich ab , während zwei mit entgegengesetzter Elektrici-
tät geladene Körper sich anziehen. Dering lässt nun von einem mit der
Luftleitung leitend verbundenen Metallstüeke an Dräthen mögliehst leicht
Von Dr. Ed. Zutzsohe. 405
beweglicli zwei Metallkngeln herabhftngen und stellt znr Seite sehr nahe
neben die Kugeln zwei mit der Erde verbundene Metallplatten, an welche
die Kugeln anschlagen , sobald sie pendelnd auseinander gehen. Das Ganze
ist zum Schutz geigen Beschädigung von aussen mit einem Glascjlinder
umschlossen. Während galvanische Ströme in der Leitung circuliren, blei-
ben die Kugeln aneinander liegen und die Ströme können nur nach den
Apparaten gelangen; erhalten die Kugeln dagegen eine starke Ladung
Luftelektricität , so stossen sie sich ab, werden zugleich von entgegenge-
setzt elektrisch gewordenen seitlichen Platten angezogen, legen sich an
diese Platten an und eröffnen so der Luftelektricität einen kurzen Weg
nach der Erde; nach dem Abfliessen der Luftelektricität aber fallen die
Kugeln wieder zusammen und dann ist die Leitung wieder gegen die Erde
isolirt.
Kleinere Mittheilungen«
XXnV. Veber einige beitimiiite Integrale. — Setzt man
0
80 ist
00 OD
0 0
und hieraus wird durch Einfühmng zweier neuen Yariabelen r und co,
welche mit den vorigen durah die Olekhnngen tis=ra», 9£=sr(l — id)
verbunden sind,
00 1
Eine ganz Shnliche Behaadlong gestattet das Integral
- C^e-" ^ dP
00
406 Kleinere Mittheilimgen.
man erhält nämlieh
0 0
Die Addition von P* und ß* liefert weiter
OD 1
0 0
0 0
oder nach Ausführung der auf i» bezüglichen Integration
p^ + Q^^Je-r^^^a,
ir.
r
Ö
Dieses Besultat Iftsst sich noch anders darstellen , wenn man die bekannte
Formel
OD
0
00 00
1 2 Ccosxu ,
r nj r* + w'
anwendet; es wird nämlich
0 0
und durch Integration in Beziehung auf r
00
P« + ß« = 2 r^??^ / (1 + 1*) du.
0
Die Weithe der mit P und Q bezeichneten Integrale laaaen sich be-
kanntlich durch den Integralsinus und lategralcosinus auadrüokmiY nändicb
00 00 00
P= 1 —p — du = cosz I dv — stnz / a»,
0 z %
00 00 00
-. /co* zu ^ Csin V ^ , Ccos v .
Q=^ I ' dus=smz I dv+ easz / dv ,
J l + u J V J V
0 z z
und wenn man diese in die vorigen Gleichungen substituirt, so gelangt
man zu der Formel
Kleinere Mittbeilungen. 407
0 .0
welche das Seitenstück zu der Formel cot^ z + sin* z = 1 darstellt.
(Aus einem Briefe von Dr. Enneper.)
XXXT. TJeber die Lamberfsohe Seihe. —.Wie man weiss, ist es
noch nicht gelungen, die ron Lambert aufgestellte Reihe
1— a? 1 — «» 1— a;* ^ 1 — a?* ^
= a: + 2 ar» + 2 «:■ + 3 o:* + 2 a:* + 4 o:* + . . .
zu summiren und mittelst der Differentialquotienten von S die Anzahl der
Theiler einer gegebenen Zahl analytisch zu bestimmen ; man kennt nur die
von Clausen herrührende Transformation ( Cr eile *s Journal, Bd. III,
Seite 95)
1— a: ^1-a:« ^1— a:» ^ • •'
welche zwar bei kleinen x sehr vortheilhaft ist, aber bei solchen x^ die
wenig TOn der Einheit differiren, keinen Nutzen gewährt. Unter diesen
Umstünden wird es vielleicht von Interesse sein, wenn ich zeige, dass sich
die Lambert^sche Reihe durch ein bestimmtes Integral summiren und in die
folgende Reihe umsetzen lässt
0,5772157
S= —
-"(i)
"iÜ ' W~8640ÖL Wj "70^480 U W/J "" * ' ' '
wonach gerade in dem vorhin erwähnten ungünstigen Falle die numerische
Bex'echnung von S sehr rasch geschehen kann.
Bezeichnet man die Bernoulli'schen Zahlen ^y^j ^^ etc. der Reihe
nach mit ^4, ^3, B^ etc. und macht bei positiven m Gebrauch von der
Reihenentwickelung
. = «-2««
^e-4«c» + e-«««» + ,
e««" — 1
so gelangt man leicht zu folgenden drei Integralformeln
408 Kleinere Mittheiluiigen«
0
0
.00
.^N /*! — cos am dm ,.,*,/ «x . i
0
deren letzte auch durch Differentiation in Beziehung auf a leicht zu Teri-
ficiren ist. Aus No. 2) ergiebt sich
VJV
1 1 1 , n /* sinaw ,
0
Hierin nehmen wir der Beihe nach a==|, 2|,3$...2n£, addirto alle ent-
stehenden Gleichungen und erhalten unter Anwendung einer bekannten
Summenformel
ei—i e'^l—\ e^i—\ ^^»fi— 1
OD
s= — n + / ^^^ {m2n|o> + (1 — co5 2«ia))co<J|a} rf».
0
Ferner ist nach Formel 3) für a.= 2ng
OD
^(^^) _ . ?(1 — g-^"^) — /| _ 2^ fl— co$2nl<ü dm
I — «+ g iJ"^*«» — 1 o
0
mithin durch Addition beider Gleichungen
56 — 1 «2«— 1 e»{-i ■ «»»«— 1
-{* + * + * + . •.+^~'(2»)4
00
/(l — «-W) — /J , rsimnlm^
= i +J .^••-1^"'
0
00
Kleinere MittheiluBgen. 449
,^^/S/»^^»^W^^^'»»^*^^»*»^^^^^^«^>^^>^^^«^^^^^^^*'»^'**^*'*^^*»^^>^*'«*>^^''^^^^*^*^^^^^*'V>*^<**^^*^^<^^*
Setzt man sar AbkUrsang
und bestimmt den Werth des ersten Integrales mittelst der Formel 2), so
hat man folgende Gleichung
(!2n-n+ni-e-*»i)
00
0
Bei unendlich wachsenden n wird Z/m Cj« gleich der Constante des Inte-
grallogarithmns , die wir C nennen wollen, dakev
6) -T^ + '^r— + -Tr— + •••
ei — X e^J— 1 c^4— 1
6
Der angedeutete Orenzenübergang lässt sich auf verschiedene Wei-
sen ausführen, unter Anderem dadurch, dass man das Integral
00
7) /2. = 2j \^-^\coi\l^) ^,^^_^ dco
0
in eine halbconvergente Reihe verwandelt. Hierzu dienen folgende Be-
trachtungen.
Wenn die Function F{x) nebst ihren Differentialquotienten F' (x)^
F" (a?)... !*(*"+*> (o:) endlich und stetig bleibt, während x bis aufa? + Ä
anwächst, so gilt bekanntlich* die Gleichung
hr(x) = JF{x) — i kJF'{x)
worin Jx=ih und O ein nicht näher bestimmter positiver echter Bruch ist;
der letzte Summand bildet den Rest der Reihe und ist hier in der allge-
meinen, von Malmst^n angegebenen Form dargestellt (Zeitschr. f. Math,
u. Phys. Jahrg. I, S. 205). Für x =4), Ä = tt,«=Af+l wird die vorige
Gleichung zur folgenden
410 Kkinere Mitdieiliingeii.
,,»vw%/%^^»»/^'ws^\»^^<%^^^>^>^*»^>»^^><y^^^^^^»^^^^>^^^»**^^^^^^^
„r(o)=F(«)- F(o) -4[r(«)-r(o)i
und daraus erhält man mittelBt der SpecialiBimng F (tf) = m «
Für tt = 1» Iftsst Bieh diese Gleichung zur Transformation von No. 7) an-
wenden, und man kommt dabei auf einaelne Integrale von der Form
OD
/,,gi»-i(l_co^gnS(o)^
0
deren Werthe sich aus den Gleichungen 2) und 3) finden. Setzt man nim-
lich zur Abkürzung
so führt die (2 m — 1) malige Differentiation der Gleichung
0
zu der Formel
00
0
mithin
0
Nach diesen Erörterungen erhält man
« ''•=S[f-A"«)]+r:l^,[!'+r(a.i)]+...
••+few'[%'.+<-"*^"-"<""]+''"-
und zwar ist der mit Rtk^x bezeichnete Best
OD
ö^ Ä^i. 4=— ii+il .2 1-2 = 2— cosd{«d«.
0
Kleinere Mittheilangen« 411
^^^'n^'t^^^^^^^^^^^n^^^^^^^^t^i^S^^^'i^^^*^^^^^^^^^^
Um diesen in Grensen einznscUieflsen , bemerken wir sanäehst, dMS die
Function
, V 1 — co9 2nu
9> W == :
smu
folgende Eigenschaften besitst
9 (0) = 9> (») = V (2 « ) s= 9 (8 «) . . . = 0 ,
V W = V (» — •*) = — g)(» + «)sÄ — 9 (2» — t*) =Ä + ijp (2»+ ii) . . .
also die nämliche Periodicität wie 9inu darbietet Man braucht deshalb
nnr innerhalb des ersten Quadranten den Verlauf ron <p (ti) zu betrachten
und dann ist leicht su sehen, dass die Differenz ^ntinu — u immer positir
bleibt, folglich
l ^n , /N^»l — cos2nu
-1 — <-- und 9(«)<-r-
ist; daher gilt für alle positire u die Ungleichung
n\ — cos2nu ^ ,v ^ . «1 — coslnu
2 ' tt rr \ j 2 u
Wendet man dies auf die Gleichung 0) an und beachtet, dass eos^^a die
Grenzen — 1 und 4* ^ nicht überschreitet, so erhellt. augenblicklich, dass
Rtk einen positiven oder negativen Bruchtheil von
2 1*2...(2ft + 2) J c»«»_i **«
0
T
ausmacht. In Folge aller dieser Bemerkungen lässt sich die Gleichung 5)
durch die nachstehende ersetzen
1«, • + '■•■ • '
«4—1 e'S — 1 «»*— 1 e*"{— 1
i-k +
*|«*-«-i"
wobei ^ einen nicht näher bestimmten positiven oder negativen echten
Bruch bedeutet«
Die hier vorkommenden Differentialquotienten von f (z) können mit-
telst einer von Malmst 4n (Grunert's Archiv, Bd. VI, S. 45) gegebenen
Formel entwickelt werden , welche lautet
4 IS S^leinere MiHheilnngen«
(-o-^(^,)
a^=(ii-l)op--(ii-l)i (P-1)" + Cp-1), (i^-2)--(p-l),(p-S)-+..;
zugleich ersieht man, dass /^M (z) bei nnendlieh wachsenden z gegen die
Nnll convergirt. Demnach ergiebt sich aiu No. 10) f&r » =s oo
11) T^ + ^r— + -Tr— + •••
e«— 1 e*ß— 1 tf»«— 1
"{"■"* 1.2.2 1.2.3.4.4 *"
• " 1 . 2 . . . (2Ar) . 2A: * ^ 1 . 2 . . . (2ifc + 2) (2* + 2)'
oder, wenn e^ = x gesetzt wird,
aK ST sr
~ /£\ ^* 1.2.2'va?/ 1...4.4L wJ ••'
••~1...(2Ä).2äL U/J *^l...(2^+2)(2^+2)L\*/J •
wohei die vorkommenden Constanten folgende Werthe hahen
C= 0,5772150649...,
1.2.2 144'
I...4.4 86400'
W L
1...6.6 7620480'
(gr)' ^ 1
1.2. ..8. 8 290304000'
_Ä_ = _JL_
1...10.iO 6322821120'
n. s. w.
Obschon die nach Potenzen von M ~) fortschreitende Keihe nur halb-
convergent ist, so bietet sie doch ein vorzttgliches Mittel znr Summimng
der Lamberfschen Reihe, falls M^j weniger als die Einheit, mithin x
mehr als -- = 0,36788 beträgt. Für die noch nicht sehr vortheilhafte An-
Kleinere Mittheüangen. 413
nähme a;ss0,4 möge die yollstftndig^ Rechnung , welche mein College,
Herr Professor Fort, auszuführen und durch die Clansen^sche Formel zu
controliren die QUte hatte , hier Platz finden. Sehreibt man statt No« 12)
einfach
S = -^O + J ^1 ^t ^t • • • 1
so ist für X 3== 0,4
/i-= 0,9162007310
0,4
X^ SS 0,0063631301
Z, = 0,0000089040
// — =5 — 0,0874215717
0,4
^, = 0,0000000848
A'4 = 0,0000000019
Äo = 0,7253562709
—
^5 = 0,0000000001
i= 0,25
0,0063721209
JTo -1- j- = 0,9753562799
0,0063721209
S ~ 0,9689841590
Dagegen giebt die Clausen'sche Formel, welche durch
S=Y,+ Y,+ ¥,+ ¥,+ ...
dargestellt werden möge.
1^«-
=3 0,9333333333
F.=
= 0,0353523810
r,^
= 0,0002979928
^4 =
= 0,0000004521
n=
= 0,0000000001
S = 0,9689841593.
Ist o: > 0,9, so bat man bereits auf sieben Decimalen genau
5 =
'(i)
+i->i.'(i).
während man in demselben Falle wenigstens 13 Glieder der Clausen^schen
Ke.ihe berechnen müsste , um die nftmliche Genauigkeit zu erreichen.
Angesichts der Formel 11) liegt der Gedanke nahe, dass es kürzer
sein würde, in der bekannten Summcnformel
m + /•(!) + /-(ZI) + . . . H-zg^ I)
0
+ ^|[r(*i)-r(o)i-j-;|^|^[r(?i)-r(o)]i+...
die Substitution
414 Kleinere MittheikingeiL
▼orsanehmen und nachher q ins XJnendlithe wachsen sn lassen. Man ^-
langt allerdings zn derselben Reihe , aber man stösst anch bei der Unter-
suchung des Restes auf eine Schwierigkeit. Man kennt nftmlich nur Ewei
Hauptformen des Restes jR; diiB erste ist allgemein und lantet
^ ' 1.2...(2Ar + 2)^ *
worin M den absolut grössten Werth bezeichnet, welchen /*<^*+^ (*) «wi-
schen a*=sO und xi=^q% erreicht. Begreiflicher Weise Iftsst sich hiervon
bei unendlich wachsenden q kein Oebrauch machen. Die andere Eorm
des Restes ist
Ä= (-1)*+» ^^^'^;'J''~l^ [/<»*-»(yö -r<»'-»>(o)]
und gilt unter der Bedingung, dass /*<**> (a:) innerhalb des Intervalles «=0
bis x = qi sein Vorzeichen nicht ändert. Auch diese Form des Restes
gewährt keinen Nutzen , weil die Function
2a? , 2a: . 2a:
+ • • •
der obigen Bedingung nicht genügt. Man findet nämlich
/»«w=(->)<*..a.,...(u)|'^^^M+;^!Jpil4+...|.
2nn
und hieraus ist leicht zu ersehen , dass der Zeichenwechsel von. f^^ {r)
ungefähr ebenso vor sich geht, wie bei sin {2k + 1) ^|. Nach der Malmst^n'-
schen Formel hat man z. B.
und bei numerischer Berechnung für a: = /7 =r= 1,9459 und ftir jr = /5709
= 8,6498
f^'" (1,9459) = + 0,00400; f^^ (8,6498) = — 0,00032.
Unter diesen Umständen musste zu einem anderen Verfahren gegriffen
werden, und zwar dürfte sich dieses in ^allen den Fällen empfehlen, vo
f{x) als Werth eines bestimmten Integrales von der Form
ß
f{jc) = I flf (w) sin XC9 dm
a
dargestellt werden kann , vorausgesetzt , dass die Gleichungen
Kkiaffre Ifittheihiiigen. 4tft
ß
y /'(o:) da: = J^ («) ^^"^^ d«
0
richtig sind und dam ^ (o>) Ewischen m=^a und w=^ sein Yorseichen
nicht weehseH, Sohlöhilch.
XZXVL V«b«r die grapUsehe Befttmmung der KegelMürnttte naeli
tttien yoft Paieal und Brianehon. Von Dr. Wilh. Fisdlkb.
Die Conatruction eines beliebigen sechsten Peripfaeriepunktes eines t
Kegelsehnittes aus fUnf gegebenen Punkten nadi dem Satse von Pascal
und die Construction einer beliebigen sechsten Tangente eines Kegel*
Schnittes aus fünf gegebenen Tangenten nach dem Satse von Briandion
8ind beide so leicht ersichtlich und von dem in graphischen Operationen
Geübten so leicht bequem su gestalten , dass an diesem Orte nicht wohl
TOD ihnen selbst die Bede sein kann; denn es ist doch wohl eine Ausnahme
von der Regel, wenn in einem ganz kürzlich erschienenen, für eine höhere
Unterriohtsanstait bestimmten Lehrbuche der analytischen Geometrie die
Meinung ausgesprochen wird, diese Bestimmung sei analytisch wie con-
structiv schwierig und complicirt. J^s wäre schlimm für den darstellenden
Geometer, wenn dem so wärel
Aber es ist für die graphische Darstellung von besonderem Werth, an
den Punkten der Curve die Tangenten oder zu den Tangenten die Be-
rührungspunkte bestimmen su können. Allerdings erlaubt der Sats von
Pascal , aus fünf Peripheriepunkten die Tangente eines derselben und der
Satz von Brianchon , aus fünf Tangenten den Berührungspunkt einer der*
selben su constrniren, indem man die Tangente als die gerade Yerbindungs*
linie zweier zusammenfallender Punkte und den Berührungspunkt als den
Durchschnitt zweier zusammenfallender Tangenten der Curve betrachtet.
Aber es giebt eine bisher unbeachtete Form beider Sätze , welche gestattet,
zu einer Gruppe von sechs Punkten eines Kegelschnittes die
sechs Tangenten und zu einer Gruppe von sechs Tangenten
eines solchen die sechs Berührungspunkte in einer einzigen
Construction zu bestimmen. Dieser Form und Construction ist die
gegenwärtige kurze Mittheilung gewidmet.
Man darf die drei Paare gegenüber liegender Seiten des umschriebe-
nen Sechsecks als drei dem K^elschnitt umschriebene Linien zweiter Ord-
nung und ebenso die drei Paare gegenüber liegender Ecken des einge-
schriebenen Sechsecks als drei dem Kegelschnitt eingeschriebene Oerter
416 Kleinere Mitthetlmigen.
zweiter Classe betrachten ; bekanntlich gelten iie Sätze von Brianchon nnd
Pascal auch in der so gewonnenen allgemeinen Gestalt. Diese Sätze selbst
lassen sich alsdann aussprechen, wie folgt, und gewinnen Zusätze, deren
Giltigkeit aus demselben Beweisverfahren erhellt und die auch , wie die
voranstehende Abhandlung zeigt, für Oberflächen zweiten Gradea ihre
Richtigkeit behalten.
1. Der Satz von Brianchon« Wenn drei Paare von geraden Li-
nien einem und demselben Kegelschnitt umschrieben Bind,
so schneiden sich die Diagonalen der aus je zweien dieser
Paare entstehenden Vierseite vier Mal zu dreien in einem
Punkte und die Berührungssehnen der drei umschriebenen
Linienpaare durchschneiden sich in den Durchachnittspnnk-
ten der Diagonalen und der Gegenseitenpaare des so ent-
standenen Vierecks.
In Fig. 33 Tafel V erscheint der Satz in seiner Bedeutung nnd An-
wendung. ABCDEF ist das umschriebene Sechseck, die Verbindungs-
linien seiner Gegeneeken schneiden sich in .einem und demselben Punkte A
Die drei ans den Paaren seiner Gegenseiten entstehenden Vierecke sind
respective Aa Dd, Bb Ee^ Cc Ff. In P,Q^ R, H}mX man die vier Punkte,
in denen sich die Diagonalen dieser Vierecke zu je drei begegnen. End-
lich sind X, ilf, N die Durchschnittspunkte der Gegenseiten und Diagonalen
des Vierecks PQRS und die Durehschnittspunkte der geraden Linien LM^
MN^ NL mit den entsprechenden Seiten des Sechsecks, nämlich l,tj nr, m',
n, n\ die Berührungspunkte dieser letzteren mit dem Kegelschnitt. Ist
also ein Kegelschnitt durch seine Tangenten bestimmt, so kann man dnreh
eine und dieselbe in dem ausgesprochenen Satze enthaltene Construction
für jede Gruppe von sechs derselben die Berührungspunkte finden.
2. Der Satz von Pascal. Wenn drei Paare von Punkten einem
und demselben Kegelschnitt eingeschrieben sind, so liegen
die Durchschnittspunkte der Gegenseiten der aus je zweien
dieser Punktenpaare entstehenden Vierecke vier Mal zu je
dreien in einer geraden Linie und die Tangentenpaare, wel-
che den drei eingeschriebenen Punktenpaaren entsprechen,
durchschneiden sich in den Durehschnittspunkten der Ge-
genseitenpaare und Diagonalen des so entstandenen Vier-
seits.
Diesem Satze entspricht Fig. 34 Tafel V. In derselben bezeichnen
alle Buchstaben gerade Linien , wie in der vorigen Punkte ; es sind Aj B,
Cy D, E, F die Seiten des dem Kegelschnitt eingeschriebenen Seefasecks
die Durehschnittspunkte seiner Gegenseiten liegen in derselben geraden
Linie P. Die drei aus den Paaren seiner Gegenseiten entstehenden Vier-
selten sind Aa Dd, BbEe, Cc Ff; in.P, Q, i?, S hat man die vier geraden
Linien , in denen die Gegenseiten dieser Vierseite sich schneiden. Endlich
Kleinere Mittheihingen. 417
sind X, Mj N die Diagonalen des von ihnen gebildeten Vaerseits und daher
/, r, m,m\ n^n\ die geraden Yerbindangslinien der Ecken des Dreiseits
LMN mit den eingeschriebenen Pnnktenpaaren die Tangenten des Kegel-
schnitts in diesen letateren. Anf diese Weise bestimmen sich* zu jeder
Gruppe von sechs Peripheriepunkten eines Kegelschnitts die entsprechen-
den Tangenten desselben durch eine einzige Construction.
Von Mr. Burnside in Dublin ist kürzlich folgender Satz gefunden
und von Rev. O. Salmon mir mitgetheilt worden : Der Durchmesser
des Kreises, welcher dem aus zwei Tangenten einer Ellipse
und ihrer Bertihrungsiiehne gebildeten Dreieck umschrieben
ifltf ist die vierte Proportionale sn den den beiden Tangenten
parallelen Halbdurchmessern und zu dem senkrechten Ab-
stand der Bertthrangssehne vom Centrum.
Man kann zu dem Beweis dieses Satzes auf mehrere einfache, mehr
oder minder directe Arten gelangen. Er wird im Folgenden an den für
alle Curven ebenso, wie für Kegelschnitte giltigen Satz geknüpft: Wenn
in die Gleiehung eines Kegelschnitts die Coordinaten eines Punktes sub-
stituirt werden , so ist das Resultat der Substitution dem Rechteck propor-
tional, welches die Segmente einer durch den Punkt in gegebener Rich-
tung gezogenen Sehne bestimmen. (Siehe „Analytische Geometrie der
Kegelschnitte", Art. 286.)
Bezeichne man durch b\ h" jene den gegebenen Tangenten parallelen
Halbdurchmesser, durch p den senkrechten Abstand der Bertthrungssehne
vom Centrnm des Kegelschnittes und durch d den fraglichen Kreisdnrch-
messer, so wird behauptet, dass
d : 6' = 6'' : p
ist.
Durch S werde das Resultat der Substitution der Coordinaten des
Durohschntttspttaktes. der Tangenten in die Gleichung des Kegelschnitts
bezeichnet, das Resoltat der Substitution der. Mittelpunktscoordinaten in
dieselbe Gleiehung sei = 1 , wie es bei der auf die Achsen bezogenen Olei-
chnng der Fall ist; sind dann i^i' die Längen der Tangenten von ihrem
Dnrchschnittspnnkt bis zum Berührungspunkt , so hat man
("«:&"•= S:l,
somit <' . r = ä' . b" . 5.
Aber auch die vom Durchschnittspnnkt der Tangenten auf die Berüh-
rungssehne gefällte Senkrechte steht zu dem senkrechten Abstände p der
Berührungssehne vom Conirum in dem Verhältniss
= 5:1
und man findet daher den Durchmesser jenes Kreises
pS p
Zeit^chri^l f. Malhemalik li. Physik. VI, 6. 20
418 Kleinere Mittheilm^en.
Für den Kreis hat man stets
P
Bezeichnfit man die senkrechten Abstände der beiden Tangenten vom
Centrnm durch p\ p\ so findet man
~PPP"
XXX Vn. lieber die gleichmtig-hyperbolitolien Sdmitte dar Plir
ohen xweiten Grades.
Bei den elliptischen Schnitten der Flächen zweiten Orades pflegt man
den speciellen Fall der Kreisschnitte genauer zu betrachten; dem analog
sollte man auch die gleichseitig- hyperbolischen Schnitte nicht mit völligem
Stillschweigen tibergehen , wie es in allen bekannteren Lehrböchem ge-
schieht. Dass eine solche Untersuchung manches Bemerkenswerthe dar-
bietet, mag das Folgende zeigen.
I. Das einfache Hyperboloid , der elliptische Kegel und das getheilte
Hyperboloid können durch die gemeinschaftliche Gleichung
' «« ^ 6» c« *
ansgedrtickt werden, wobei den ^nannten drei Fällen die Werthe ca=+ 1,
c = 0, e SS — 1 entsprechen ; setzt man znr Abkttrsnng
c* <*
SO wird bequemer
2) m«« + «y« — «•=«««.
Diese Fläche werde von einer Ebene geschnitten , deren Horizontal-
spur durch einen beliebigen Punkt gh der ^y- Ebene geben und mit der
or- Achse den Winkel ^ einschliessen möge. Den Funkt ^A nehmen wir
zum Anfangspunkte, die genannte Horizontalspur zur Abscissenachse eines
neuen, in der Schnittebene liegenden rechtwinkligen Coordinatensystems
X y\ und bezeichnen mit O den Neigungswinkel der Ebene x y gegen die
Ebene xy. Aus der Gleichung 2) erhalten wir sofort die Gleichung des
Schnittes durch Substitution der folgenden Werthe (s. d. Verf. Anal. Geom.
des Baumes, S. 100, No. 8)
IiT = a?' cos %t — y sin^ cos& + g,
y = a>' mi^ + y eosiif cos^ + Ä,
2 == y sin ^ ;
die entstehende Gleichung ist von der Form
4) Ax^ + By^+2Cx'y' + 2Dx' + 2Ey+F=0,
und zwar haben Ä^B^C etc. die Werthe
Kleinere Hittheilimges« 419
^ = m CO«* tf; + n «h* ^ ,
n. 8. w.
Damit die Gleiehang 4) eine gleichseitige Hyperbel bedeute, muss
A + Bs:^0 sein ; dies giebt zu Folge der Werthe von A und B
oder, wenn zur Abkürzung
gesetzt wird,
5) tang'^= ; — i^ --.
Um dies noch anders ansaudrücken , bezeichnen wir die Gleichung der
Schnittebene mit
6) ix + fiy + z = Q,
wonach
7) tan^» = i* + ^; co*«i^=_^^, ,0,.^ = __^^
ist ; durch Substitution dieser Werthe erhalten wir aus No. 5)
8) pi,* + ql^ = l
als Bedingung dafür, dass die Ebene 6) mit der Fläche 2) einen gleich-
seitig - hyperbolischen Schnitt bildet. In der Gleichung 8) fehlt q , mithin
wird der Charakter des Schnittes durch parallele Verschiebung der schnei-
denden Ebene nicht geändert; eben deshalb kann man sich auf die Be-
trachtung solcher Schnitte beschränken, welche dnrch den Coordinaten-
anfang gehen.
Die yerschiedenen möglichen Lagen der Ebene
9) lx + fiy+2^0
werden anschaulich, w^enn man X als veränderlichen Parameter ansieht,
die zugehörigen fi nach No. 8) bestimmt und die Einhüllende aller der
Ebenen aufsucht, welche durch die stetigen Aenderungen von l und f» ent-
stehen. MaQ erhält zunächst als DifPerentialquotienten von No. 9) nnd 8)
^ + Piy = ^^ Jt>f*^ + 7A = 0,
nnd dnrch Elimination von r--
0 A
10) yAy— />^a: = 0;
elimiuirt man noch l und > aus 9), 10) und 8), so gelangt man zu der Glei-
chnng
px^ + qy* = pqz*
29»
420 Kleinere Hittheihnigeii«
oder
.r« y* ^ _
^^) «t (fct _ c«) "•" ^« («• — O ~ <^* («" + ^) ~ ^'
Im Allgemeinen entspricht dieser Gleiclmng eine KegelflSche, deren
Lage von der Rangordnung der Grussen a, fr, c abhängt. Ist nämlich c die
kleinste Halbachse, so fällt die Kegelachse mit der z- Achse zusammen,
and die Formel 5) oder
(a« + fr*)c'
'"""^ 6*(a«— c')co*«^ +a*(6« — c»)5in>
liefert für alle i/; reelle ^, d. h. die Schnittebenen umhüllen den Kegd
vollständig. Wenn zweitens c zwischen a und h liegt und zwar so, dass
a>c>fr ist, so fällt die Kegelachse in die y- Achse, und der Winkel ^
bleibt nur so lange reell , als
genommen wird; die Umhüllung ist dann eine theilweise. Für h^c^ü
fällt die Kegelachse in die x - Achse , zur Realität von % gehört die Be-
dingung
80 dass auch hier nur eine theilweiae Umhüllung stattfindet. Ist endlich c
die grösste Halbachse, so werden gleichseitig - hyperbolische Schnitte un-
möglich.
IL Aehnlich gestaltet sich die Sache für das hyperbolische Parabo-
loid , dessen Gleichung
12) t-_?L = 22
' ab
sein möge. Durch Substitution der unter No. 3) angegebenen Werthe er-
hält man eine Gleichung von derselben Form, wie No. 4), und zwar ist
darin
-a 6-' ^-\—a i-J'ose-,
die Bedingung A + B^ssO führt hier zu
cor ^ == 1— — r— .
a — biang'yl;
Bezeichnet a den Winkel, welchen die geradlinige Horizontalspnr des
Paraboloides mit der a:- Achse einschliesst , so ist bekanntlich
mithin lässt sieh die vorige Gleichung ersetzen durch
A =
Kleinere Mittheilongen. 421
Die Gleichung der Schnittebene sei dieselbe, ^ie in No. 6); man
hat dann
sabstiinirt man diese Werthe in No. 13) und benutst die Abktiraangen
1 a
tang^a b
^~V—1an^a~a^^b' ~
so erbftlt man die Bedingnngsgleichung
14) ^f»«— />il« = l.
Das Fehlen von ^ beweist wieder, dass die Schnittebene parallel zu
sich selbst verschoben werden darf; wir lassen sie deshalb durch den Co-
ordinatenanfang gehen. Die £inhtillende aller der Schnittebenen , welche
den stetigen Aenderungen von iL und /t entsprechen , bestimmt sich ^anz
wie früher , und zwar findet man als Gleichung der umhüllten Fläche
oder
J5) ^-^ + ^^0.
a b a — b
Biese Gleichung eharakterisirt wiederum einen elliptischen Kegel,
dessen Lage von der Rangordnung der Parameter a und b abhKngt; die
Kegelachse fällt nämlich mit der y- Achse oder mit der a:- Achse zusam-
men, je nachdem a^b oder u<^b ist. Ferner zeigt die Formel 13) , dass
o + if' und'a — %f immer in demselben Quadranten enthalten sein müssen^
dass also die Umhüllung nur eine theilweise ist.
III. Die Zusammenfassung dieser Ergebnisse führt zu folgendem
Satze: Alle Ebenen, welche durch einen festen Punkt gehen
und eine Fläche zweiten Grades in gleichseitigen Hyperbeln
sehneiden, berühren ingleicfa einen elliptischen Kegel, des-
sen Scheitel jener feste Punkt ist und dessen Achse parallel
zur kleinsten Halbachse oder zum kleineren Parameter der
Fläche liegt.
Lft dieser Fassung kann der Satz auch leicht direet bewiesen werden,
wenn man ihm bei elementaren Vorträgen über die Flächen zweiten Gra-
des einen Platz gewähren will. Schlömilch.
XXXmL Eialaolie Vftheningtfoniiel zur Berechnung der einem
gegebenen lUnonielerstande entapreehendan Windmenge eines GtebläBea.
Vom Bergrath Prof. Dr. Julius Wbisbach.
Die neue Formel zur Berechnung der Ansflussmenge der Luft unter
einer gegebenen Pressung , welche ich im ersten Bande meiner Ingenieur-
422 Kleinere Mittheilangea.
und Maschinenmechanik S. 431 (dritte Auflage) entwickelt and bei der Be-
rechnung meiner Versuche über die Ausströmungsgesckwindigkeit der com-
primirten Luft (s. den Civilingenieur, Bd. 5) zum Grunde gelegt habe , und
nach welcher auch die Windtabellen von Herrn Neuschild (s. Berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1850, No. 4) und die von Herrn v. Hauer
(s. Rittinger's Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-,
Bau - und Aufbereitungwesen , 1858) berechnet worden sind, lässt sich durch
eine ganz einfache Näherungsformel ersetzen, welche bei den massigen
Windpressungen der gewöhnlichen Gebläse vollkommen genügende Ge-
nauigkeit gewährt. Im neuesten Hefte des dritten Bandes meiner Inge-
nieur- und Maschinenmechanik (S. 425) habe ich nachgewiesen, daas sich
die auf den äusseren Luftdruck redueirte Wind» oder AuBflussmenge an-
-»»'«°<» 0 = (,-0.028A)^^,/i^
setzen lässt, wenn man
unter b den Barometerstand der äusseren Luft ,
„ h den Manometerstand,
„ $ das Verhältniss der Dichtigkeit der Manometerflüssigkeit za der
der ungepressten äusseren Luft,
„ g das Beschleunigungsmaass der Schwere,
„ i^den Inhalt der Düsen- oder Ausflussmündung, und
„ fi den Ausflusscoefficienten, oder das Verhältnis der effectiveo
Ausflussmenge zum theoretischen Windquantum versteht. Nun ist aber
sogar bei den Gebläsen für Eisenhohöfen mit Goaksfeuemng meistens k
noch nicht ^&, folglich lässt sich, ohne einen Fehler von noch nicht 1 Pro-
cent befürchten zu müssen , also für die Anwendung in der Praxis TöUig
ausreichend ,
Q = liF}/2gth
setzen.
Dieser Ausdruck stimmt zwar der Form nach ganz mit der alten For-
mel überein, welche schon Schmidt den Berechnungen seiner Yersnche
zum Grunde gelegt hat, und welche auch Gerstner, D'Aubuisson und
andere ältere Schriftsteller, sowie auch später Poncelet als richtig oder
genügend angenommen haben (s. die allgemeine Maschineneneyclopädie,
Bd. 1, Artikel „Ausfluss'S und Poncelet's Ifole $wr le$ experiences de M, Pee-
qtteur etc,)^ weicht aber in der Bedeutung insofern von jener ab, als der-
selbe hier in Q die unter dem äusseren, in der alten Bedeutung aber das
unter dem inneren Luftdruck gemessene Wind- oder Ausströmungs-
quantum angiebt, und daher auch unter c das Verhältniss der Dichtigkeit
der Manometerflüssigkeit zu der gepressten inneren Lufl bedeutet.
Ein Cabikmeter atmosphärische Luft wiegt bei Null Grad Wärme und
unter dem Drucke einer Atmosphäre: 1,3 Kilogramm; bei einer Tempera-
tur von rGrad C. aber nur
Kleinere Mittfaeilnngen. 423
1,3 1,3 „.,
— Kilogramm ,
1 + 6% . i +0,00367 r
und bei einer Pressung von 6 Meter Quecksilbersäule :
1,3 _6_ 1,716
i+är' Ö/76 ~ 1 -FO,003Ö7 »'
Die Dichtigkeit ^^^ Qnecksilbers ist 13,6 Mal so gross, als die des
Wassers, und da nun 1 Cubikmeter Wasser 1000 Kilogramm wiegt, so folgt
in der ersten Bedeutung
1+OT 0
und dagegen in der zweiten, nach der älteren Formel
£s ist daher nach der neuen Bestimmung das unter dem Ueberdrucke
h in die freie Luft strömende Windquantum:
ß = jÄ Fy lg . 7050 (1+0,00367 i) ~
= 80,2 ^Fj/^g {\ + 0,00367 x) y ,
oder, wenn man 2^ = 2. 0,81 = 10,62 Meier einsetzt,
0 = 305 f*Fl/(l +0,00367») — Cubikmeter,
and dagegen nach der alten Bestimmung, das anter demselben Ueber-
drucke ausströmende Luftquantum
I
0. = 396 fiFj/i} +0,008«7t) ^-^,
oder dasselbe Yom inneren Drucke h+h auf den äusseren Druck h redncirt;
d. i. 1/ oder annähernd (l + rr) Mal so gross, als nach der neue-
ren Bestimmung.
Giebt man F in Quadratfuss , so hat man nach der neuen Ermittelung
ß = 1258 (kFl/ii + 0,00367 %) y
und nach der alten Annahme:
ft = 1258 VFy{\ + 0,00367 f) ^,
daher
424 Kleinere Mittlieilongen.
0 = 1258 iiFj/{l + 0,00367 1) ^^ . - Cubikfass. .
Nach EinführuDg des mittleren Werthes fi =:= 0,02 geht die neue For-
mel in folgende über:
ß = 363 -P 7/ (1 + 0,00367 t) ~ Cubikmeter
= 1157 Fj/(i + 0,00367 t) -r- Cnbikfnss,
oder, wenn man eine mittlere Temperatur r= 10 Grad yorandsetzt:
Q^=d6QFl/ j Cubikmeter
*= 1179 Pj/ -ff Cubikf U88. •
Bei Anwendung auf die erhitzte Gebläseluft von der Temperatur T|
hat man natürlich
jp = 363 F X/ (1 + 0,00367 1, ) — Cubikmeter
zu setzen und daher die durch die letzte Formel gefundenen Werthe noch
durch
j/i^^jl '^ 0,98 ^r+ö;öo36Ti;
f^ 1 +0,00367 T ' T ^ ' *
zu multipliciren, z. B. für t, = 200 Grad, durch 0,98 . 1,317 = 1,29.
Um dieses Quantum der erhitzten Luft auf die mittlere Temperatur t
zu reduciren , muss man den obigen Ausdruck für Q überdies noch durch
1 + 0,00367 t _ 1,0367
1 + 0,00367 ti ~ 1 +0,00367 T|'
also im Ganzen durch
7A + Q,Q0367t ^ j/Zm
r 1 + 0,00367 ir, f l+0,<
,0367 1,018
f,00367Ti /l+ 0,00367 Ti'
z. B. für Tj = 200 Grad, durch
i£iL = l^=0,773
^1,734 1,317 '
multipliciren.
Drückt man den Querschnitt F der Ausflussmündung in QuadratsoU
aus, so giebt folgende Formel
die Ausflussmenge pro Secunde in preussischen Cubikfuss, als fUr einen
Mündungsquerschnitt von 1 Quadratzoll :
1) 0 = 8,2 t/j Cubikfuss.
Kleinere MitdieilTiDgeii.
Hieroaeh ist z. B. für
^ = 0,01
0,02
0,05
0,10
0,15
0,20
0;25
0 == 0,82
1,16
1,83
2,50
3,18
8,67
4,10
A=o.30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0 = 4,40
4,85
5,19
5,50
5,80
6,08
6,35
Cubikfliss.
Die ttltere Annahme giebt die AoBfiossmenge pro Secnnde für eine
Dttsenmündung von 1 QnadratsoU Inhalt:
2)
n/b + k h
femer die auf das Mariottesche Gesetz gegründete Formel für dieses Wind-
qnantam ist
3) ß^»,2j/Lognal(t±!ay
and endlich der auf die, nach dem Po isson^ sehen Gesetze erfolgende
Abkühlung der Laft beim Ausströmen Rücksicht nehmende Ausdruck hat
die Form:
Um die nach diesen rier Formeln berechneten Windmengen übersicht-
lich mit einander zn Tergleichen, kann man das Pressnngsrerhftitniss
— - — z=ax setzen nnd x als Abscisse, sowie die Wnrzelgrösse , deren 8,2-
faches die Windmenge giebt, als die zugehörige Ordinate einer Corvo an-
sehen, ftlr welche man hiernach folgende vier Gleichungen erhUt:
l) y=x/^3x,
2)
3)
4) y = j/^a^{x^^ — l).
Nach diesen vier Formeln sind die Werthe in der folgenden Tabelle,
welche eine Reihe von Abscissenwerthen innerhalb der Grenzen x= 1,00
and 1,60 enthält, bereehnet worden.
Man ersieht ans dieser Tabelle , dass alle vier Formeln bei sehr klei-
nen Pressungen nahe dieselbe Windmenge geben , dass aber mit den Pres-
sungen auch die Abweichungen zwischen den nach diesen verschiedenen
Formeln berechneten Werthen der Windmenge wachsen, dass ferner die
alte hydraulische Formel 2) die grössten , die logaritbmische Formel 3) die
kleinsten und die beiden neueren Formeln 1) und 4) mittlere Werthe für
y = yx{s-i),
y=zyLognaiß:y
426
Kleinere HittbeiiiingeD.
das Windquantum liefern. Ancli füllt in die Aagen, dass bei höheren
PressuDgea die dnreh die alte hydraulische Formel t) erhaltenen Werthe
▼on den übrigen am meisten abweichen, und dass dagegen die einfache
neue Formel 1) nur wenig grössere Werthe angiebt, ab die neue, auf das
Poisson^sche Wärmegesetz gegründete Formel, z. B. bei dem Pressungs-
verhältniss —7 — =1,50 oder dem Ueberdruck = — = 0,5 = 1 des Süsse-
o 0
ren Druckes , giebt bei einem gewissen Mündungsquerschnitt
die alte hydraulische Formel 2) die Windmenge . , Q=z 0,8600,
die logarithmische Formel 3) Q = 0,6366,
die einfache neue Formel 1) ^ = 0,7071,
und die neue, aus der Theorie der Wärme gefolgerte
Formel 4) ß = 0,6978,
wogegen bei dem Pressungs Verhältnisse -7 — = 1,05 oder dem Ueberdrucke
0,05 = ^ des äusseren Luftdruckes,
nach Formel 2) Q = 0,2291,
„ 3)ö = 0,i209, .
„ „ 1)0 = 0,2236, und
„ „ 4)0 = 0,2231
folgt, also die Verschiedenheit zwischen diesen Formelwerthen noch eine
sehr kleine ist.
Tabelle zur Vergleichung der nach vier verschiedenen
Formeln berechneten Windmengen.
Formel-
nummer.
j? =
1,00
1,01
1,02
1,05
1,10
1,15
1,20
1,25 1
1-
2.
3.
4.
y =
y—
0
0
0
0
0,1000
0,1005
0,0998
0,1000
0,1414
0,1428
0,1407
0,1413
p p <:> c>
0,3162
0,3317
0,3087
0,3154
0,3873
0,4153
0,3738
0,3858
0,4472
0,4899
0,4270
0,4449
^ p <:> p
Die Werthe von x drücken das Verhältniss der inneren sur äusseren
Pressung aus , und- die Werthe von y geben , mit 8,2 multiplicirt , die ent-
sprechende Windmenge pro Secunde, bei dem Mündungsquerschnitt von
1 Quadratzoll an.
XXXDL Heber die Fortffthnmg materieller Theilohea dnrek iM-
meade mektricitftt, von 0. Oniaeke. (Pogg. Ann., Bd. 113, S. 513.)
Reu SS in Moskau hat zuerst im Jahre 1807 die Fortführung von Flüs-
sigkeiten durch den galvanischen Strom in dem Falle nachgewiesen , wo
derselbe durch eine Flüssigkeit ging, die an einer Stelle durch eine poröse
Scheidewand unterbrochen war. Die Erscheinungen dieser sogenannten
„elektrischen £«ndosmose*^ sind ^äter ausser von einigen franaönseheB
Kleinere Mitiheiluftgeti. 427
und eng^Iisehen Phyaikeni besonders von Wiedemann stndirt worden,
welcher nach einer längeren Arbeit Aber den Oegenetand sn dem Schlnsse
kam, das8 dem galvanischen Strome als solchem seine fortführende Wir** .
kottg znkHme, Dieser Sohloss ist jedoch von mehreren Seiten, von Graham^
T, Qnintns-Icilias, Breda und Logemann angegriffen worden, wobei
sic^h die letateren darauf stützen, dass es ihnen nicht gelungen ist, ohne
Diaphragma eine Ueberführung zu erhalten. In der neuesten Zeit endlich
hat Matteucci die Erscheinung für gar keine el^trische, sondern für
eine secnndäre Erscheinung erklärt.
Quincke beschreibt nun in der Anfangs citirten Abhandlung Versuche,
die sich mit diesem Gegenstand beschäftigen, sowie eine Beihe von Ver-
suchen, die das Studium der Ueberführung materieller, in Flüssigkeiten
suspendirter Theilchei^ zum Zweck haben, welche ebenfalls Reuss im
Jahre 1807 zuerst beobachtet hat und über welche später Faraday, Hei-
denhain, Jürgensen Mittheilnngen gemacht haben.
Die elektrischen Ströme, die Quincke anwendete, waren bei besser
leitenden Flüssigkeiten starke hydroelektrische Ströme, oder Indnctions*
ströme , bei welchen wegen Einschaltung einer Luftschicht nur der Oeff-
nungsstrom circulirte oder bei den mindest leitenden Flüssigkeiten Ent«
ladungsströme Lejdner Flaschen.
Die Apparate, deren sich Quincke bediente, waren der Hauptsache
nach U förmige Röhren , in welchen an zwei von einander entfernten Stel-
len Platindräthe eingeschmolzen waren , die bei den mit Flüssigkeiten ge-
füllten Röhren als Elektroden dienten. Es gelang Quincke, an diesen
Apparaten , die nur ausnahmsweise zu speciellen Zwecken mit Diaphrag-
men versehen waren, zu zeigen, dass auch ohne Diaphragmen eine Fort-
führung materieller Theilchen durch den Strom erfolgt. Der Sinn, in
welchem die materiellen Theilchen fortgefilhrt werden, hängt nicht nur
Ton der Natur der Flüssigkeit, simdem auch von der Substanz der Wand
der Röhre ab, in welcher sich die Flüssigkeit bewegt; in gleicher Weise
influiren diese auf die Grösse der Fortfahrung. Destillirtes Wasser wurde
in Quincke's Glasröhren im Sinne des positiveren Stromes übergeführt^
waren die Glasröhren inwendig mit einer dünnen Schellacksehicht über-
zogen, so war die Fortführung grösser; waren sie mit einer dünnen Silber-
schicht überkleidet, so war dieselbe kleiner.
Bei Anwendung starker Elektricitätsquellen beträgt das Steigen der
Flüssigkeit im U förmigen Rohre immer nur einige Millimeter. Messende
Beobachtungen sind bei diesen Erscheinungen immer nur schwer aussu-
führen, weil es schwer ist, den Röhren immer die gleiche Oberflächenbe-
schaffenheit zu geben und weil das Glas namentlich durch das destillirte
Wasser angegriffen wurde ; die Grösse der Fortführung nimmt aber sofort
ab, sobald die Leitungsfkhigkeit .des Wassers durch Aufnahme von Sal-
zen steigt. Demokngeachtet aber sprechen sich in den Beobachtungen
428 Ekinere Mittiieilaiigen.
Qmacke*8, bei denen der Einfloss der Fehlerquellen auf ein Minirnnm re-
dacirt ist ^ einige Zahlengesetze ans. So fand er z. B. bei der Anvrendnng
dea EntladungSBtromes der Lejdener Flasefae die Steighöhe des destillir-
ten Wassers der Elektxicitätsmenge in der Flasehe proportional, etc. etc.
* Der Sinn, in welchem in Flüssigkeiten suspeadirte Theilcben Tom
Strome fortgefllhrt werden, ist nur bei sehr starken Strömen ein bestimm
ter» er h&ngt anoh mit von der Natur der Flüssigkeit und Höhrenwand ab.
Im Wasser vertheilt werden folgende Körper im Sinne des negativen Stro-
mes fortgeführt: Platin, Gold, Kupfer, Eisen, Graphit, Quarz, Feldspath,
Braunstein 9 Asbest, Schmirgel, gebrannter Thon, Porzellanerde, Sauer-
stoff, Wasserstoff, Schwefel, Schellack, Seide, Baumwolle, Stttrke, Ljco-
podinm, Carmin, Papier, Federkiel, Elfenbein, Terpentinöl, Schwefel-
kohlenstoff, Kohlensäure, Elayl, atmosphärische I^uft; in Terpentinöl be-
wegen sich jedoch im Sinne des positiven Stromes: Platin, Gold, Kupfer,
Eisen ^ Quarz, Feldspath, Braunstein, gebrannter Thon, Alkohol, Sauer-
stoff» Wasserstoff, Schellack, Seide, Baumwolle , Stärke, Lycopodium,
Carmin, Wasser, Kohlensäure, atmosphärische Luft
Am Schlüsse seiner Abhandlung giebt Quincke eine sehr sinnige Er-
klärung der erwähnten Erscheinnngen , auf die wir hier nicht näher ein-
gehen. Das Häuptmoment seiner Erklärung besteht in der Berücksich-
tigung des Einflusses , den die bei dem Gontact von Röhrenwand , Flüssig-
keit und sttspendirten Körpern entwickelte Contaetelektricität in Gegenwart
des Stromes haben kann.
XL. lieber Speotralbeobaohtangen. Von Alb. Mousbon. (Pogg. Ann^
Bd. 112,S.428). — In der gedachten Abhandlung findet man die mathematische
Theorie, sowie die Beschreibung eines eingehen Instrumentes, bestimmt,
Spectralversuche anzustellen. Das Spectroskop von Mousson besteht in
der Hauptsache aus einer geschwärzten Röhre, einer genau gearbeiteten
verstellbaren Ritze und aus einem kleinen sorgfältig gearbeiteten Glas-
prisma. Die Beobachtung der Spectren geschieht direct durch das Auge,
wobei der Lichtverlust vermieden wird , den die Anwendung von Gläsern
unvermeidlich nach sich zieht. Das eine Resultat der spectralanalytischen
Untersuchungen von ELirchhoff und Bunsen, nämlich die Opacität der gel-
ben Natronflamme für Licht ihrer eigenen Farbe, lässt sich auf eine sehr
einfache Weise, ohne alle optische Instrumente, beobachten. Die Vor-
schrift zu dem Verfahren rührt von William Crookes und wird in Pogg.
Ann., Bd. 112, S. 344 nach Phü. Mag. Ser, IF, Vol. XXI y p. 55 mitgetheilt
Man benutzt die Gasflamme eines gewöhnlichen Drathgitterhiftbrenners,
welcher ganz aufgedreht und dann eine Flamme von l' Höhe und 3" Breite
giebt. Davor stellt man eine angezündete Talgkerze. Beide Flammen
werden dadurch gelb gefärbt, dass man in ihrer Nähe ein Stüok Natrium
auf feuchtem Fliesspapier verbrennen lässt. Betrachtet man nun die Flamme
Kleinere Mittheiliingem 429
der Talgker^e 00, dass die Gasflamme den Hintergrund bildet, so sieht
man , dass der fttisserste Saum der Talgflamme letztere wie ein sehwarier
Rahmen einfasst. Crookes erklttrt dies dadnrch , dass der ftassere , ftlr ge-
wöhnlich durchsichtige Sanm der Talgflamme die Natriamyerbindting im
dampfTörmigen Zustande enthalt und dass dieser Theil die Strahlen der
eigenen Farbe viel stärker absorbirt, als der mittlere Theil, der die
Natrittmverbindong im starren Zustande enthftlt.
ZLL Das OisinBL — Die Mittheilung unter der Ueberschrift: „Neues
Metall** (S. 344) möge durch folgenden Bericht eine nShero Erläuterung
erhalten (chemische Analyse durch Spectralbeobacbtungen von G. Kirch-
hofFund R. Bunsen, Pogg. Ann., Bd. 113, S. 337). Entfernt man in der
Mutterlauge des Dürkheimer Mineralwassers nach bekannten Methoden
Kalk, Strontian, Magnesia und Lithion durch kohlensaures Ammoniak, so
erhält man eine Mutterlauge, welche in einen Spectralapparat (s. 8. 79 d. J.)
gebracht, ausser den bekannten Linien des Kaliums, Natriums, Lithiums
noch zwei einander sehr naheliegende blaue Linien zeigt, von denen die*
eine fast mit der mit Sr^^ bezeichneten Strontianlinie zusammenfällt. Die
Ursache dieser Erscheinung Ist das Vorhandensein des bereits S. 220 d. J.
erwähnten Metalls, dem die Entdecker den Namen Cäsium gegeben haben
{caesius, hei den Alten vom Blau des heiteren Himmels gebraucht, auch
von den Augen : graublau). Die Cäsinmverbindungen kommen immer nur
in geringer Menge in der Natur vor, am reichlichsten sind sie noch im
Dürkheimer Soolwässer enthalten, wovon jedoch 44,200 Kilogramm nur
7,272 Gramm Chlorcäsium lieferten.
Behandelt man sächsischen Lepidolith nach einer der bekannten Me-
thoden, durch welche die Alkalien von den fibrigen Bestand th eilen ge-
trennt, für sich in Lösung erhalten werden, und fällt man eine solche L9«
snng dnrch Plätinchlorid, so erhält man einen Niederschlag, der aus
Doppelverbindungen von Chlorplatin und Chloralkalien besteht. Kocht
man diesen Niederschlag wiederholt mit Wasser ans, so bleibt ein schwer
löslicherer Theil zurück, der, spectralanal jtisch geprüft, neue Linien zeigt,
von denen sich zwei rothe auszeichnen, welche noch jenseits der Frauen-
hofer'schen Linie Ay also im äussersten Koth des Sonnenspectrums liegen.
Diese Erscheinung wird dadurch veranlasst, dass in dem Niederschlag die
Chlorverbindung eines neuen Alkalimetalls enthalten ist, für welches die
Verfasser den Namen Rubidium vorschlagen {rubidus, dnnkelroth). Der
Lepidolith von Bozena bei Hradisko in Mähren enthält nach der Angabe
der Verfasser nur 0,24 Procent Eubidiumoxyd.
Die Darstellung der Präparate von Cäsium und Rubidium aus dem
Dürkheimer Soolwasser und aus dem Lepidolith ist ungemein umständlich,
man benutzt dabei die verschiedene Löslichkeit der Doppelverbindungen
von Chlorplatin mit Chlorkalium, Chlorrubidinm und Chlorcäsium, von
430 Kleinere Mittheilangen.
denen da« erste Doppelsalz das löslichste, das zweite minder löslich nnd
das dritte schwer löslich im Wasser ist, sowie auch das Verhalten des
kohlensauren Cäsiumoxydes and des kohlensauren Rubidiurnoxydes su Al-
kohol, worin ersteres Salz löslich, letzteres unlöslich ist«
Geschmolzenes Chlorcäsinm sowohl, als Chlormbidium nnd auch Chlor-
kalium werden durch den elektrischen Strom so zersetzt, dass am negati-
ven Pole das Metall erscheint, aber sofort verbrennt oder sich anter Bil-
dung eines Subchlorides in der Flüssigkeit auflöst.
Bei Anwendung der Lösungen der Chloride können die Amalgame
leicht erhalten werden, sobald der negative Pol mit Quecksilber umgeben
wird. Mit Chlorkalium als Erregerflüssigkeit zusammengestellt, verhlllt
sich Cäsiumamalgam positiv gegen Rubidium- und Kaliumamalgam, wel-
ches letztere von den drei Amalgamen die elektromagnetivste ist. Die
Aequivalente der besprochenen Metalle sind: Cfs* 123,35, i?6 = 85,36.
Die schwefelsauren Salze beider Metalle liefern, mit BarTtwasser er-
hitzt, in Lösung Cäsiumoxydhjdrat und Bnbidiumoxydhydrat {CtO^ HO
und 726 0, HO)^ welche sich ebenso fttzend zeigen, als Kalihjdrat, nnd
wie dieses das Wasser beim Glühen festhalten«
Die kohlensauren Salze beider Metalle reagiren sehr stark alkalisch
und sind im wasserfreien Zustande ungemein zerfliesslich« In einer At-
mosphäre von Kohlensäure gehen die einfach kohlensauren Salze leicht m
die dem Kalisalz {KO^ BOy 2 CO,) analog zusammengesetzten doppelt
kohlensauren Salze über.
Die Salpetersäuren Salze krystallisiren, wie der Kalisalpeter, ohne
Krjstall Wasser , sie enthalten wie dieser Decrepitationswasser, schmelzen
leicht und geben in höherer Temperatur Sauerstoff ans«
Die Chloride beider Metalle krystallisiren, wie Chlomatrium in
wasserfreien Würfeln.
Die Verbindungen von Cäsium und Rubidium verhalten sich , wie man
sieht, ähnlich wie die Kaliumverbindungen, denen sie auch isomorph sind.
Die Reactionen der drei Alkalien sind übrigens so ähnlich, dass sie nur
durch Speotralbeobachtnngen von einander unterschieden werden können.
XLU TTeber ein reproduoirbares Stromwiderstandsmaass — Das
Weber^sche absolute Stromwiderstandsmaass eignet sich bekanntlich nicht
zur allgemeinen Einführung, weil bei seiner Anwendung sehr vollkommene
Instrumente, besonders geeignete Locale und grosse experimentelle Ge-
schicklichkeit erforder,t wird und well es so klein ist, dass die Widerstände
gewöhnlicher Art nur durch enorme Zahlen ausgedrückt werden können.
Da nun die Copien des Jacobi'schen Widerstandsetaions keine üeberein-
stimmung zeigten, wahrscheinlich indem eine kleine Abweichung in der
Zusammensetzung eine grosse Abweichung im Widerstand hervorbringt'),
*) Siehe auch : Ueber die elektrische Leitungsfähigkeit des reinen Kupfers und
deren Vermindernng durch Metalloide und Metalle , von A. Matthiesiien nnd U.
Holzmann (Pogg. Ann., Bd. 110, S. 222.)
Kleinere M ittheilttngen, 431
80 machte Siemens (Pogg. Ann., Bd. 110, S. 1) den Vorsehlag, Wider-
standsmaasse dnrch Füllung im Handel vorkommender Glasröhren mit ge-
reinigtem Quecksilber herzustellen. Man sollte sich ein Stück Bohre aus-
suchen, bei welchem der Querschnitt regelmässig kegelförmig ist, die Di-
mensionen der Röhre bestimmen und hieraus den Widerstand berechnen,
wobei als Einheit des Widerstandes der Widerstand eines Quecksilber-
prismas von 1" Länge und lD°*"* Querschnitt beiO** C. angenommen wer-
den sollte. Der Grund eu diesem Vorschlage war, dass nach den Ver-
suchen von Siemens und Esselbach der Widerstand des reinen Queck-
silbers weniger, als derjenige von anderen Metallen, von der Temperatur
abhängig ist. Denn es ist z. B. die Leitungsfähigkeit:
des Quecksilbers ^^^^^— (nach Siemens),
5 1554
des Bleies ^ ' ^^^^^ (nach Arendtsen),
des Eisens — , ^ ^ .^^ , ^^.^^>^».t (nach Arendtsen),
1 + 0,0041 3 i + 0,00000527 /* ^ ^'
14 249 <
des geglühten Messings t + o.OOI6e f - 8,00000203 <« (°*"^ Arendtsen).
Es lässt sich nicht verkennen, dass der Vorschlag von Siemens Man-
ches für sich hat, z. B. dass jeder Physiker sich mit leichter Mühe sein
Quecksilber selbst reinigen und sich aus den Glasröhren des Handels sein
Widerstandsmaass herstellen kann.' Gegen den Vorschlag von Siemens
hat sich nun Matthiessen (Pogg. Ann., Bd. 112, S. 353) ausgesprochen,
während Schröder van der Kolk in Maestricht, der sich ehenfnlls mit
W]derstandsl)estimmungen beschäftigte, der Anwendung des Quecksilbers
zu Widerstandsmessungen nicht abgeneigt ist (Pogg. Ann., Bd. 110, S. 452).
Matthiessen macht gegen Siemens* Vorschlag den Einwand, dass das Queck-
silber, in welches bei den Versuchen Kupferdräthe oder -Platten eintau-
cheu, von diesen verunreinigt werden möchte, so dass der Widerstand des
Quecksilbers eine merkliche Aendernng erleiden könnte. Die grosse Aen-
dernng des Widerstandes anerkennend , welche bei den bekannten Metallen
und Legirungen mit geringer Aenderung der Zusammensetzung eintritt,
stellt sich Matthiessen die Aufgabe , eine Legirung aufzufinden :
1) deren Leitungsfähigkeit sich mit einer geringen Aenderung des
Mischungsverhältnisses oder mit einer geringen Verunreinigung nur
wenig ändert, so dass man sie auch aus käuflichen Metallen her-
stellen kann, ohne dass ihre Leitungsfähigkeit anders ausfällt, als
bei der Herstellung aus reinen Metallen;
2) deren Leitungsfahigkeit durch das Weichmachen (starkes Erhitzen
und allmäliges Abkühlen) nicht verändert wird;
3) deren Leitungsfähigkeit sich bei geringen Temperatnränderungen
nur wenig ändert;
4) die sich durch Aussetzen an die Luft nicht ändert.
Die Legirung, die diesen Anforderungen noch am besten entspricht,
ist, wie Matthiessen vorläufig aus den PhiL Trans, f. 1800 ersehen hat, eine
Legirung von 2 Gewichtstheilen Gold und 1 Gewichtstheil Silber. Mat-
thiessen prüfte nun 8 Dräthe von der genannten Legirung, die von ver-
schiedenen Chemikern hergestellt worden waren, und fand, dass der
grösste Unterschied in den Leitungsfähigkeiten nur um 1,6 Procent vom
432 Kleinere Mittheikngen«
Mittelverthe abwich. In BeEUg^ auf die Aenderang der Leitnngafkhigkeit
mit der Temperatur fand er, dass die LeitungsfUhig^eiten der meisten
Metalle durch die Formel h = x +yt + zt* ausgedrückt werde, wobeie:
die Leitungsfähigkeit bei 0® C. und y und z Constante sind, während Arndt-
sen und Siemens ein anderes Gesetz aufstellten. Nach den Versuchen you
Matthiessen sind die Leitungsfähigkeiten von drei seiner Dräthe von Ter-
schiedenen Herstellungen :
h = 15,059 — 0,01077 t + 0,00000722 i\
h = 15,052 — 0,01074 1 + 0,00000714 i\
h = 15,152 — 0,01008 1 + 0,00000774 i\
wobei die Leitungsfähigkeit eines hart gezogenen Silberdrathes bei 0* C.
gleich 100 gesetzt ist. Ein Urtheil über die Anwendbarkeit von Metallen
EU Widerstandsmessungen gewinnt man noch aus einer von Matthiessen zu-
sammengestellten Tabelle, worin die Differenzen der Leitungsfahigkeit
zwischen 0® und 100® C. in Procenten der Leitungsfähigkeit von 0* C. an-
gegeben sind und die hier mitgetheilt wird :
Silber 28,5 Proc. (weich), .
Kupfer 29,0 Proc. (weich),
Gold 28,0 Proc. (weich),
Quecksilber 8,7 Proc. (nach Siemens),
die Gold- und Quecksüberlegirung {«'^ llH' [l'^^^^
Matthiessen macht nun , gestützt auf seine Versuche und Betrachtun-
gen , den Vorschlag , die Leitungsfähigkeit eines Drathes seiner Gold - und
Silberlegirung von 1"* Länge und 1™"* Dicke bei 0*^ C. 100 au setzen und
dieses Widerstandsmaass zur Vergleichung der Widerstände von Schlies-
sungsbögen zu benutzen; hat dann ein Physiker einmal dieses Widef-
standsmaass mit dem Weber^schen absoluten Maasse verglichen, so kann
man alle nach Matthiessen^s Maass gemessenen Widerstände in absolutem
Maasse ausdrücken. Da man sich, nun bei der Annahme von Matthiessen's
Maass wahrscheinlich der weichen Legirung bedienen würde, indem die
harte Legirung erst nach mehrmaligem Erwärmen bis 100® C. einen sich
gleichbleibenden Widerstand zeigt, so würde die Gold - Silberlegirung
nach obiger Tabelle in Bezug auf die Aenderung der Leitungsfähigkeit
mit der Temperatur mit Quecksilber ganz gleichwerthig sein. Die Legi-
rung von Matthiessen erfüllt nun die Anforderung 2 gar nicht, so dass das
Quecksilber seines gleichmässigen Verhaltens wegen wohl den Vorzug ver-
dient. Der Verunreinigung des Quecksilbers bei den Versuchen kann man
durch Anwendung von Platindrath statt Kupferdrath vorbeugen. Uebri-
gens macht Siemens in einem neueren Aufsatze (Pogg. Ann., Bd. 113, S. 91)
aufmerksam, dass die Differenz von 1,0 Procent in den Leitungsfähigkeiten
der Gold - Silberlegirung viel zu gross für gute Widerstandsmessapparate
ist, deren Resultate bis auf 0,0001 übereinstimmen, während seine Wider-
standsröhren, mit besonders sorgfältig von Dr. Quincke gereinigtem Queck-
silber gefüllt, genau dieselbe Leitungsfahigkeit zeigten, als die mit dem
seinigen gefüllten, welches von ihm selbst nur mit Schwefelsäure und
etwas Salpetersäure gereinigt worden war. Dr. Kahl.
Druck von B. G. Teubncr io Dresdon.
Fig.t
s Fig.t3.
'^ ^.
,rl^,
/>y.
/X
Zeitschrift für MatUenialilc R.P)^ik,l8l
Literaturzeitung
der
Zeitschrift flir Mathematik und Physik
herausgegeben
unter der verantwortlichen Redaction
Dr. O. Schlömiloh, Dr. E. Kahl
und
Dr. M. Cantor.
m
Seohtter Jahrgang.
LEIPZIG,
Verlag von B. 6. Tenbner.
1861.
Inhalt.
Philosophie und Gfresohiohte der Mathematik. «,^.^^
CHA8LB8 , M. , Le$ trois Wäret de Porisme» d'Euclide 3
Baktholomabi, Dr. , Zehn Vorlesungen über Philosophie der Mathematik . . 7
Oftbbdihqbb, Prof. Dr. , Beiträge sor Geschichte der griechischen Mathematik 41
Bblbobuf , J. , Proligomhies phUoeophiques de la giomitrie et eolution des poHutats 42
Arithmetik «nii Axialysia.
FüBSTBHAu, Dr. , Darstellung der reellen Wurzeln algebraischer Gleichungen
durch Determinanten der Coefficienten 9
FiscHBB , Dr. , Grundzüge des auf menschliche Sterblichkeit gegründeten Ver-
sicherungswesens 36
Stbbh , Prof. Dr. , Lehrbuch der algebraischen Analysis 64
Dbckeb, A., Lehrbuch der Algebra 69
Gallbneamp , Dir. , Die Elemente der Mathematik 60
Bo7MAN,Dr. , Lehrbuch der Mathematik. 3. Thl 70
Giffhobh , D. , Leitfaden der allgemeinen Arithmetik und Algebra 71
Aschbhbobb , Prof. Dr. , Lehrbuch der Arithmetik mit £inschlus8 der Algebra
und niederen Analysis 71
• ZEHFU88,Dr., Lehrbuch der Arithmetik 71
— ^ — Grundzüge der Algebra 72
W1TT8TBIH , Prof. Dr. , Lehrbuch der Elementarmathematik 72
Notiz yon Dr. Bibbehs db Haan 77
Hbinb , Prof. Dr. , Handbuch der Kngelfunctionen 114
Qeometrie und üMgonometrie.
Zkbodobüs , Abhandlung über die isoperimetrischen Figuren. Deutsch bear-
beitet von Prof. NoKK 1
Lamb, G., Lepcns sut les coordonnis curviiignes et teurs diverees appiications . . 17
Salmob , G. , AnJHjtische Geometrie der Kegelschnitte , deutsch bearbeitet von
Dr. FiBDLBB 44
Spitz, Dr. , Lehrbuch der ebenen Trigonometrie , , '. 61
Gallbnkamp^, Dir. , Die Elemente der Mathematik 60
^WiTTSTBiH , Prof. Dr. , Lehrbuch der Elementarmathematik 72
K0BI8TKA , Prof. , Studien über die Methoden und über die Benutzung hypso-
metrischer Arbeiten 81
Zbtzschb , Dr. , Die Elemente der ebenen Trigonometrie 00
Nachträgliche Bemerkung hierzu 111
WiTTSTBiv, Prof. Dr., Das Prismatoid Ol
Nachträgliche Bemerkung hierzu « . . 111
Fabbbhdbb, Prof. Dr. , Anfangsg^nde der beschreibenden Geometrie, der ana-
lytischen Geometrie etc 07
IV Inhalt.
Seile
ScHBLLBAOH , Prof . , Neue Elemente der Meehanik 72
BoBTius, Civilingen., Die Ericflon'sche calorische Maschine 78
FhyBUc
Qavabbbt, Prof., Lehrbuch der Elektricitäft. Deutsch bearbeitet Yon Dr.
Abbhdt 12
PiSKo , Prof. , Die Fluoresconz des Lichtes \ - . 77
MÜLLBB, Prof. Dr., Mathematischer Sapplementband som Qmndriss der Phy-
sik nnd Meteorologie 91
Spillbb, Prof., Nene Theorie der ElektricitSt nnd des MagneÜsmQs . . • • 100
BuBic, Prof., Lehrbuch der Physik 112
Bibliographie 8.13,38,49,-79,04,117
Mathematisches Abhandlang^reglster : Janoar bis Jnnl 1860 51
JnU bis December 1800 119
Literatnrzeitnng.
Recenaionen.
Zenodoms, Abhandlung über die uoperimetrischen Figuren, deutsch bear-
beitet von Dr. Nokk. Beilage zu dem Freibarget Lycenmspro-
gramme von 1860.
Es ist nicht das erste Mal, dass der gelehrte Herr Verfasser sich in
Gegenständen versucht , welche für die Mathematiker noch mehr Interesse
haben als für seine philologischen Fachgenosseft. Schon 1854 gab er als
Beilage des Freiburger Lyceumsprogrammes eine üebersetzung der Schrift
des Aristarch von Samos über die Grössen und Entferaungen der Sonne
und des Mondes , und kündigte in derselben eine neue kritische Ausgabe
jener bedeutenden Abhandlung an, welche indessen unseres Wissens bisher
nicht erschienen ist Diesmal bereicherte er die mathematische Literatur
durch die erste deutsche Bearbeitung einer Schrift, welche freilich nicht
▼ollstSndig als solche erhalten ist, sondern nur in Auszügen theils bei Th e on
▼on Alexandrien , dem Erklftrer des PtolemKus aus dem vierten Jahrhun-
dert, theils bei Pappus gefunden wird. Herr Nokk ging indessen von
dem gewiss richtigen Principe aus, dass Auszüge, welche bei fast gleich-
zeitigen Autoren, die also wohl Nichts von einander entnahmen, in fast
gleichen Ausdrücken sich finden, dem Originale sehr nahe kommen müssen,
und dass daher aus den gegebenen Quellen eine Bestitution wohl thunlich
sei. Das Resultat hat auch diese Voraussetzung vollständig gerechtfertigt,
indem ein Studium der kleinen Schrift uns hinreichend überzeugt, so etwa
müsse in der That die Abhandlung des Zenodorus gelautet haben.
Eine durch den geistreichen Inhalt der übertragenen Abhandlung nicht
anwichtige historische Frage ist die nach dem Zeitalter des Zenodorus,
welche der Herr Verfasser gleichfalls einer Untersuchung unterwirft. Wir
können ihm nur beistimmen, wenn er aus der wörtlich identischen Erwäh-
nung des Archimedes sowie des Euklides in einigen Lehrsätzen, welche
bei Theon und Pappus zugleich vorkommen, den Schluss zieht, dass
diese Worte auch im Originale sich fanden, und dass somit Zenodorus
jedenfalls später als Archimedes, also später als 250 v. Chr., gelebt haben
LUeralnneiton^ d. Zeilschr. f. Malh. u, Pbys. VI. I. ^ l
Literaturzeitung.
müsse. Damit falle die Behauptung Heilbronner's, welche MontncU)
Klügel, Bossut und Andere nachschrieben, als sei Zenodorus ein un-
mittelbarer Schüler des Oenopides gewesen, der um 550 v.Chr. lebte.
Nur glauben wir nicht nöthig zu haben, bei diesem negativen Resalttte
stehen zu bleiben, sondern möchten den Zenodorus präciser als einen
Zeitgenossen des Ptolemäus in den Anfang des zweiten Jahr-
hunderts u. Chr. versetzen. (Vgl. Comptesrendus^L.IjeiSO^ 22. Oct. 1S60.
Wir stützen diese Vermuthung auf dieselben Worte des Proehi
Diadochus in seinem Commentare zum ersten Buche des Euklid, welche
auch von früheren Historikern zur Bestimmung des Zeitalters benutzt wor-
den, und welche nach dem Citate des Herrn Nokk im Originale so heissen:
0/ di nsQl Sbvoöoxov tov nQOgi^xovTa (ilv ry Olvonliov Stadoxj Toivfui^
TCöv dl "AvdQODVog dMQliovtai ro ^em^ripM vov n^ßlijfuixog «. t. ä, {Procbu
Comment» in Eucüd. p. 23). Der griechische Text stand uns nur in diesea
Citate zu Gebote, die lateinische Uebersetzung des Fr an eis cus Baro',ciii6
Palavn 1560, p. 47) Iftsst indessen auf eine andere Lesart scbliessen, welche uns
den Vorzug zu verdienen scheint. Dort heisst es nfimlich: Sectaiores Zeno-
doiiy qui Oenopidis quidem doctrinae fuU famüiarU, Andronis vero disdptba,
iheorema a problemaie distinguebani e. c. L, während die kurze Inhaltsanzeige
welche am Rande abgedruckt ist, angibt: Quo differai iheorema a proMemak
juxia Zenodori opinionem.
Das Erste , was in die Augea fällt, ist die dreifache Schreibart des Na-
mens. Auch Herr Nokk bemerkt, dass Fabricius {BM Gr. iom. IV, p. 84)
den Mathematiker, dessen hier gedacht wird, nicht S^vodovogy sonden
Zrivoöozog nenne, fügt aber hinzu, dass keinenfalls von einem ZifMm^
die Rede sei. Bei den dem Sinne nach identischen Namen Z^vodoiog vnd
ZfiPoöfOQog scheint aber ein solches strenges Auseinanderhalten kaum thoB-
lieh, vielmehr dürften wir es nur mit verschiedeneu Orthographien desselbea
Namens zu thun haben, ähnlich wie auch JUda^iog und Atodaxog wechseht
ähnlich wie der berühmteste deutsche Mathematiker des sechzehnten Jahr-
hunderts bald Stifel,tbald Stiefel, bald Stieffei geschrieben ward. Fit
diese Vermuthung ist auch gerade das Nebeneinanderstehen beider Na-
men bei Barocius wohl massgebend.
Eine wichtigere Aenderung ist noch, dass Barocius offenbar %w ^
^rov übersetzt, welche Lesart auch dem Gegensatze (ikv — 6h eher ent-
spricht. Darnach hätte Zenodorus zwar der Schule des Oenopidei
angehört (wie heute noch ein Maler z. B. Nachfolger der veoetianisdi«
Schule genannt werden könnte, wenn er diese Meister VOTZÜglich stadiit
hätte), wäre aber zunächst ein Zögling des* Andren gewesen, auf deisn
Zeitbestimmung es somit allein ankäme. So merkwürdig es ist, dass bisher
Niemand diesen Gesichtspunkt hervorhob , können wir doch nicht untarlifi-
sen, auf ihn aufmerksam zu machen, wenn auch nur in der Erwartung, eiiie
DiscuBsion desselben zu veranlassen. Was nun jenen Mathematiker An dr oft
Litoratarseitnng. •
betrifil, 80 lebte ein aoleher y von Catanea auf Sioilien gebürtig, sm Anfang
des stweiten Jahrbnnderte und war nnter Anderem auch eine Zeit lang Leh-
rer des nachmaligen Kaisers M. Jnionmus PhiJosophus (vergl. Zedier, Uni-
vexsallexikon Bd. II, S. 206). Von einem andern Mathematiker dieses Na-
mens konnten wir nirgends Erw&hnung finden. Wäre dieser also der bei
Proeins genannte, so mtisste in der That Zeuodorus jener Zeit angehört
haben, welche wir im Obigen als wahrscheinlich anführten. Cantoju
Los troia Imea ie PoriiBMe d'Euelide retablis pour la premi^re fois d'apris
la notice et les lemmes de Fappus et conform^ment au sentiment
de B. Simsen sur la forme des ^nonc& de ces propositions pax
M. CHAai.£6. Mallet-Baehelier. 1860.
Es ist den Lesern dieser Zeitschrift bekannt, dass die sogenannte Frage
der Porismen eine solche war, welche die mathematischen Historiker im
höchsten Grade beschäftigte und, kann man wohl hinzusetsen , entzweite.
Sehen Bd. II, 8. 17 flgg. hat Referent versnoht, eine gedrängte Darstellung
der versdiiedenefi , weit auseinandergehenden Ansichten zu geben , und al»
Vermittlung einen Gesichtspunkt hervorgehoben, welcher — allgemeiner
als die früheren — nicht bloss die euclidischen Porismen, sondern alle Sätze
umlMsen sollte, welche diesen Namen verdienen. Referent verliess zu die*
sem* Zwecke die geometrische Betrachtungsweise und sprach sich dahin
ans, es aei das Wesentliche des Theorems, Eigenschaften einer gegebenen
Function darzulegen ; das Problem hingegen leite Werthe der Function bei
gegebenem Argumente ab ; endlich das Porisma, zwischeh beiden stehend,
lehre» ans den Eigenschaften einer Function auf die Art derselben schliessen.
In einem Vortrage über diesen Gegenstand im Heidelberger naturhistorisch-
^medifdnischen Vereine vom 21. November 1856 suchten wir dieses nament-
lich den ärztliehen Mitgliedern durch den Vergleich zu erläutern, das Theo-
rem gebe den pathologischen Verlauf eines Krankheitsprozesses an, als
Problem müsse die Therapie eines bestimmten Falles angesehen werden,
ein Prisma sei die Diagnose, welche mit beiden früheren Betrachtungswei-
sen in mancher Beziehung übereinstimmend zwischen beiden in der Mitte
stehe»
Unter einigen fraozösischen Mathematikern, Herrn B r e t o n (de Champ)
und Vincent dauerte inzwischen die Diseussion noch fort und wurde mit
LeidenschaftUehkeit in dem Journal de McUMmatiques und in der Science ge-
führt, während sie sieh, man weiss kaum um was?, drehte. Endlich ist die
Streitfrage durch das Erscheinen des uns vorliegenden Werkes abgeschlos-
sen, indem die nachträglichen Bemerkungen des Herrn Breton in den
Camptei rendue wohl nur die letzten unbedeutenden Wellen darstellen,
welche nach jedem Sturme zurückbleiben. Herr Chasles hat die drei.
1»
Literatarzeitnug.
Bücher P(MrL9m6n des Eaclid wieder hergeitellt, wie er es sehen seit 1815
yersprochen hatte, und ist somit ohne allen Zweifel ab erster ▼olbtiadiger
Löser der schwierigen Aufgabe anzuerkennen.
Wir wollen einen möglieh kurz gefasste Uebersicht seiner Entsiffe-
rung geben und dazu von jener Definition der Porismen ausgehen, welche
Papp US als die der Neueren bezeichnet. In unserer oben erwähnten Ab-
handlung (welche wir als dem Leser zur Vergleichung einzelner Stslka
vorliegend yoraussetzen) wurde sie folgendennassen übersetzt : Em Porumt
ist das, was zur Hypothese eines Ortstheorems fehlt Es wird somit nSthig
sein, zunächst das Ortstheorem Selbst zu erklären, worüber freilich kein
Zweifel möglich ist. Das Ortsäieorem ist nämlich ein Satz, welcher tm
Eigenschaft ausspricht, die allen Punkten einer vollständig bestimmten ge-
raden oder krummen Linie zukommt; wie z. B* der Satz: „Werden uf
dem Durchmesser AB eines Kreises zwei Punkte C,2> so genommen, dun
—^ = -=--=: , so verhalten sich die Entfernungen irgend eines Paukte« s
\f IS IS JJ
der Kreisperipherie von jenen Punkten bestand^ wie CA : DA.^^
' Die Hypothese besteht hier erstens darin^ ^ss beide Punkte C^D tif
einem Kreisdarchmesser liegen, und zweitens dainn, dass 77^ = -7-7:. Aas
Cjj BD
dem Ortstheoreme wird nun ein Porisma, wenn die Hypotheie
weniger genau wird, wenn z. B. die Lage des einen Punktes 2) nidrt
als bekannt vorausgesetzt wird. Es ist einleuchtend, dass auch die Folge-
rung alsdann nicht unverändert bleiben kann, dass also z. B. hier die OroM
CA
des Constanten Verhältnisses — - nicht angegeben werden kann , so limge
wir D nicht kennen, und so wird das jenem Ortstheorem entspieckesde
Porisma folgendermassen lauten: „Ist ein Punkt (7 und ein Kreis gegebei,
so lässt sich immer ein zweiter Punkt D und eine VerhältnissziJü il findei,«
so dass die Entfernungen irgend eines Punktes m der Kreisperipherie ?ob
C und J) sich wie 1 : X verhalten/'
Es ist dabei Etwas zu finden, was gleichzeitig alsFoIge
der Hypothese angekündigt wird, nämlich hier die Lage ^
Punktes D und die Grösse der Yerhältnisszahl L Das ist aber nach ins
Definition, welche Pappus ab die ältere nennt, gerade das Weseo d«
Porismas. Etpa^itiß TCOffuSfia elvai to TCQOveivofUvov sig TCOQtaf^ov ovrov iw
m^Hvoiävw wo wir no^taikov früher allzugewissenhaft nur durch „Ponsni'
rung'* umschrieben, statt es durch „Auffindung^' zu übersetzen.
Mit dieser Auffassung' stimmen auch jene Porismen überein, wekke
allein in vollständigem Wortlaute bei Pappus aufbewahrt sind, und welche
Robert Simsen zuerst der modernen Wissenschaft zugänglich machto
und so der Vorgänger von Chasles, freilich in viel geringerem Maotake
wurde, als dieser Gelehrte in seiner ihn so rühmlich kennzeiehnwdeB
Literaturzeitung.
Bescheidenheit %vl Tersteben gibt. Eines davon ist das folgende Porisma:
,,6chn«iden die 4 Linien eines vollständigen Vierseits sich in 0 Punkten,
Yon denen 3 in einer Geraden liegenden gegeben sind, und sind von den 3
übrigen Punkten 2 der Bedingung unterworfen, je auf einer gegebenen
Geraden su bleiben, so wird auch der letzte Punkt eine Gerade zum geome*
trbchen Orte haben, welche aus den gegebenen Dingen näher bestimmt
werden kann/^
Man sieht augenblicklich 1) dass es sich hier um einen geometrischen
Ort handelt; 2) dass in der Hypothese die Lage der von 2 Punkten beschrie,
benen Geraden nicht näher ausgedrückt ist, dass also an der Hypothese
Etwas fehlt; 3) dass demgemäss auch in der Folgerung keine vollständige
Bestimmtheit existirt; 4) dass aber die Folgerung zu einer bestimmten er-
gftiist werden kann, indem man die Lage der dritten Geraden von den
gegebenen Dingen abhängig macht, sie als eine darzustellende Function
derselben betrachtet
So ist es auch zu verstehen, wenn von dem Porisma behauptet wird,
es sei eine Gattung von Sätzen, welche sich zwischen Lehrsätzen und Auf-
gaben etwa in der Mitte halte, so dass der Ausdruck derselben in die Form
von Lehrsätzen und von Aufgaben gebracht werden könne. Einen Lehr-
satz haben wir allerdings vor uns, aber einen solchen, der
in seinem Ausspruche selbst wieder eine Aufgabe ein-
sehliesst.
Wenn darnach bisher sämmüiche bei Papp us erhaltenen Erklärungen
und Bemerkungen gleichmässig Anwendung fanden , wenn femer die soge-
nannten Neueren des Pappus nichts Weiteres hinzübr achten , sondern mit
den euclidischen Porismen sich begütigend deren Definition nach einem
Nebenumstande verändert haben sollen, so kann darin nur der Sinn liegen,
dass ursprünglich das Porisma noch allgemeinere Bedeutung hatte als in
.den angeführten Beispielen, dass es nur nothwendig ist, jdie Art des Neben -
umstandes zu kennen, um die Verallgemeinerung selbst wieder herzustellen. -
Diese Schlüsse, so einfach wie die Aufstellung des Eies des Columbus, hat
Chasles zuerst gezogen» Er hat den Nebenumstand darin erkannt, dass
man nicht gerade ein Ortstheorem besitzen müsse , welches durch Verände-
rung der Hypothese den neuen Satz liefert, bei welchem noch etwas gelin-
den werden soll, sondern dass ganz allgemein
ein Porisma jeder unvollständige Satz ist, welcher Zu-
sammenhänge zwischen nach bestimmten Gesetzen ver-
änderlichen Dingen so ausspricht, dass eine nähere Erör-
terung und Auffindung sich noch daran knüpfen lässt
Ein Beispiel eines solchen Porismas, welches nicht von einem Orts-
thedreme ausgeht, wäre es, wenn wir sagen: „Der Winkel, unter welchem
ans dem Mittelpunkte eines Kreises das zwischen zwei gegebenen Berüh-
rungslinien liegende Stück einer dritten Berührungslinie gesehen wird, ist
6 Literatarzeitang.
constant/^ Dabei bleibt nämlicli noch als Aufgabe, die OrOgse dieBet con-
stauten Winkels zu bestimmen.
Oder um ein Beispiel ans einem anderen Theile der Mathematik ni
wählen, wenn wir sagen : „Jede reelle ganze algebraische Fnnktion iigend
eines nten Grades läset sich in einfachste reelle Faktoren niedrigeren Grades
aerfällen", so ist das ein Porisma, da wir daran noch die weitere Betrach-
tung zu knüpfen haben , von welchem Grade jene Faktoren sein werden.
Endlich ist auch , wir müssen heute , wie bereits vor 4 Jahren, wieder-
holen , die ärztliche Diagnose ein* Porisma , indem sie den gegenwirtigeD
Zustand des Kranken erhärtend mit Berücksichtigung der von Individnim
zu Individuum veränderlichen Natur zugleich das Problem der weiteres
Entwickelung des Processes in sich schliesst.
Die Frage , wie es wohl gekommen sein mag , dass statt der allgemei-
nen Definition später die zweite speciellere substituiri wurde , 1i^ au nahe,
als dass C h a s 1 e s sich dieselbe nicht gestellt h^tte. Und er beantwortet sie
vollkommen genügend dahin , dass wahrscheinlich ein oder der andere Ma-
thematiker eine Auswahl von Porismen , sei es als Lehrmaterial , sei es m
ein Buch , vereinigt habe , dass dazu die Porismen gewählt wurden , welche
die damalige höhere Mathematik bildeten , also für die Lehre -von den geo-
metrischen Oertem nützlich waren , und dass man in dieser Weise mit einer
specielleren Definition auskam, welche bald die allgemeinere, eigentlidi
richtige, ganz verdrängte.
Von Porismen aus nicht geometrischen Kapiteln konnte ohnedies bei
der durchweg geometrischen Behandlungsweise der griechischen Matliematik,
welche kaum bei der Zahlentheorie sich verleugnete, wie Referent sehe«
mehrfach zu zeigen Gelegenheit nahm, nur wenig die Rede sein. Die ein-
zigen Ausnahmen gehören in der That der zuletzt erwähnten DiscipUn an
und finden sich bei Diophant Die Betrachtung derselben lässt nnnaittdhar
das erkennen, was als Kriterium eines Porismas angegeben wurde: £i
wird Etwas beweisen , was selbst als Ausgangspunkt einer von selbst sich
daran knüpfenden Frage dient.
Darm liegt es auch, dass Proclus mit vollem Rechte sagen konnte:
„Man nennt es ein Porisma, wenn Etwas zwar gesucht wird, aber um tsb
der Erfindung Gebrauch zu machen und nicht von der Entstehung oder eis-
fachen Anschauung*^
Darin ferner liegt die Aehnlichkeit zwischen den bisher als Ponsmcs
bezeichneten Sätzen und den sogenannten Zusätzen , CoroUarien. Aach sie
knüpfen sich ohne Weiteres an das gerade Bewiesene an, ohne eine bloss
verschiedene Ausspruchsweise desselben zu sein. Sie wurden desdialb anch
unter dem gleichen Namen als Porismen bezeichnet.
Es erübrigt nur noch Weniges um die Ansiehtoi von Chasles b
Kürze mitgetheilt zu haben. Dahin gehört das Verhältniss der Fcnamm
zu den Sätzen, welche als Data, besonders als die Data des Euelid be-
Literatarseitung.
kannt And , ein Yerhftltnissi welches der Verfasser scbon in der Geschichte
der Qeometrie also seit 1834 angedeutet hatte , aber doch wohl in etwas zu
abgekürzter Weise, so dass es dem Beferenten bisher unverständlich blieb,
und darum in der Abhandlung Bd. II dieser Zeitschrift auch nur mit einem
Fragezeichen angeführt werden konnte. Dieser Zusammenhang besteht
nun nach Ghasles in einer Identität der Form, wfihrend der Inhalt
sich nur dadurch unterscheidet, dass bei den Porismen die Bedingung
einer reränderlichen Grösse hinzutritt, welche bei den Daten fehlt..
So gehört z. B. zu den Letzteren der Satz : „Wenn zwei Grössen a, 6 in
gegebenem Verhältniss k stehen, so steht die Summe der beiden zu jeder
einzelnen gleichfalls im gegebenem Verhältnisse/'
So weit die hauptsächlichen Ansichten, welche Ghasles über Poris'-
men und Verwandtes in der Einleitung seines Werkes auseinandersetzt.
Die Bestimmtheit der Auffassung, die Klarheit, mit welcher jede der frü-
her 60 dunkeln Stellen jetzt hervortritt, würden wohl an sich genügen, sei-
nen Definitionen zur Stütze zu dienen, so dass es ein zu diesem Zwecke
vollständig überflüssiger Beweis ist, den er durch wirkliche Bestitution der
drei Bücher Porismen von seinem Standpunkte aus noch hinzufügte.
Das Verdienst dieses zweiten und e^entlicheu Haupttheiles des Wer-
kes ist ein in sich selbst hinlänglich begründetes. Es wäre eine eben so
schwierige als undankbare Aufgabe, auch nur den hauptsächlichen Inhalt,
der in der Ghasles 'sehen Bestitution enthaltenen Sätze in kurzer Skizze
wiedergeben zu wollen. Dieser Beichthum an geometrischer Eleganz will
vollständig und wiederholt genossen sein, wenn man alles Vergnügen und
allen Nntzeu aus dem Werke schöpfen will , die es gewähren kann. Wir
dürfen daher füglich unsere Anzeige hier abbrechen und deren Schluss
noch in die Worte zusammenfassen, dass wir es hier mit einem Meister-
werke zu thun haben , würdig des Verfassers des Aperfu historique , würdig
zugleich des Verfassers der Geometrie supSrieure, Gantor.
Br. Fr. Barfiiolomaei, Zehn Vorlomugeu über Philosophie der Hathe.
• matik« Jena. Verlag von Friedrich Luden, 1860.
Was der Verfasser unter diesem Titel dem grösseren Publikum darbie-
tet, sind wesentlich Gelegenheitsreden, welche er in der mathematischen
Gesellschaft in Jena beim jedesmaligen Abschlüsse eines Veiceinssemesters,
oder sonst bei Festlichkeiten zu halten hatte. Es ist gewiss nur zu loben,
dass er als Stoff dieser der Zeit nach ziemlich weit ^ auseinanderliegenden
Vorträge solche Gegenstände wählte, welche ebensowohl als ein Ganzes be-
trachtet werden können, als sie jeder für sich der getrennten Behandlung
fthig und auch fUr solche Zuhörer, die nicht strenge Fachmathematiker
waren, zugänglich und sogar interessant waren. Das Gelegenheitliche lässt
sich darum auch in der Anordnung des Stoffes kaum bemerken, welche in
8 LiteratorzeitttDg.
eonseqnenter Reihenfolge saent die Qaellen der mathematifleheii Begriffe
▼oa Herb art 'schein Standpunkte ans nntereueht, nnd dieselben in der
Natnrbetrachtiing, in der Selbstbeobachtoi^, in der Metaphysik, in der
Logik findet.
So trennen sich von selbst vier Hanpttheile ab: die philosophische
Begründung der Mathematik ans der Natnrbetraehtnng, aus der Selbstbeob-
achtung, die Mathematik des Seins nnd die Mathematik der Denkform. Nor
der erste Thefl wird weitttufiger behandelt, indem der Verfasser die Durch-
führung der späteren Kapitel sich noch vorsubehalten scheint Beferent iit
mit der Herleitung mathematischer Begri£fe aus der Erfahrung, also aus der
Naturbetrachtung y zu sehr einverstanden, als dass er den Entwickelongeii
des Verfassers nicht mit Interesse gefolgt wSre. Trotsdem gestattet uns
der Zweck dieser Zeitschrift nicht, uns hier auf eine ausf&hrlichere Darstel-
lung einanlassen. Es ist keine Frage, dass der Gegenstand fOr den Philo-
sophen tiberaus wichtig ist. Wir möchten ihm namentlich die vielfache Po-
lemik gegen Hegel sur prüfenden Würdigung empfehlen. Es ist nicht
minder sicher, dass der Mathematiker das vorliegende Werkchen mit einer
gewissen Spannung verfolgen wird. Aber auf die mathematischen Lehrme-
thoden dürften dessen Besultate doch nur von geringerem EHnflusse sein.
Das ist gerade das Eigenthümliche an unserer Wissenschaft, dass von den
verschiedensten Principien aus dasselbe Ziel erreicht werden kann, wenn
man nur consequent zu Werke geht.
Manches auch mathematisch Neue und Ansprechende wird übrigem
der Leser doch an den verschiedensten Stellen des Büchleins finden. Befe-
rent will dabei besonders auf die vier letzten Vorlesungen aufmerksam ms-
chen, welche mit einigen der ersten Zahlen, besonders mit der Eins, Zwei,
Drei, Vier, Sieben and Zwölf sich beschäftigen und historisch interesstntp,
uns fast durchgehend neue Zusammenstellungen und Hypothesen bringen.
Unter den „Anmerkungen" folgt alsdann noch eine ausftihrliche Dentoo;
der apocalyptischen Zahl 666 , welche dem Scharfsinne des Verfassers alle
Ehre macht.
Es bleibt noch übrig der Form zu gedenken, in welcher die Vorlesungen
vor uns hintreten. In dieser dringt nicht sehr zum Vortheile des Werkchens
das Gelegenheitliche zu stark durch. Wir glauben, dem Verfasser den Bstk
geben zu müssen, bei Veröffentlichung der Fortsetzung seiner Forschungen
jene Schlusssätze , welche den Gang der Betrachtungen nur jedesmal unter-
brechen , lieber wegzulassen. Gesprochen mögen jene Abschweiflmgen tm
Ende des eigentlichen Vortrags von erheiternder Wirkung und vielleickk
auch am Orte sein. Gedruckt machen sie sicherlich keinen aDgendmen
Eindruck auf Jeden , den nicht persönliche Erinnerung zum dankbaren Le-
ser macht. Sie stören vielmehr nur die Gesammtwirkung, welche der ernste
Theil der Vorträge hervorzubringen entschieden geeignet ist Oahtoi.
Literaturaeitiing.
Dantellnnc d«r reellen Wuneln idgebraisoher (Heiehiuigeii durch Se-
terminaiiteii der Coefiloienten. Von Ed. Fuebstbnau, Gymnasial-
lehrer zu Marburg. Marburg , Elwert'scbe Universitfttsbuchhand-
lung. 1860.
In der vorliegenden Abhandlung (35 S.) giebt der Verfagser eine neue
Methode der Auflösung von solchen algebraischen Oleichnngen, deren Wur-
zeln sämmtlich reell sind. Diese Methode ist in mehrem Beziehungen merk-
würdig und verdient die Aufmerksamkeit der Algebristen, weshalb eine kurze
Beschreibung derselben den Lesern dieser Zeitschrift nicht unwillkommen
sein dürfte.
1 . Es sei f{x) =ao+ö|«+af«*+.. eine ganze algebraische Func-
tion von X vom nten Grade. Das System der Gleichungen
A^) = 0, xfix)=0, a*f{x) = (S, . ., 'a^'f[x) = 0
ist in Bezug auf die Grössen x, x*, ar*. ., af+»^* linear. M^n kann also
p — 1 dieser Grössen, welche auf einander folgen, z, B.
aus dem System
0 = a^+ aix + a^ + . . + ö»^.
0 = a<^ + a,a:« + • • + c^\^ + «•«**'*•
0 == a^ + . . + a,^.^+ «,»-i«***+«i»«*^
eliminiren« Zu diesem Zwecke wird die Determinante jvten Grades des
Systems «i, a^^.!, a^^ . .
gebildet, natürlich unter der Voraussetzung, dass das Element a^ verschwin-
det, wenn r ausserhalb der Grenzen 0 und n fällt. Dann multiplicirt man
die obigen Gleichungen der Beihe nach mit den Coefficienten , welche in
der Determinante zu den Elementen der ersten Colonne gehören , und die
durch ff, I , a,,i, . . , a^^x bezeichnet werden, und findet durcb Addition
. I) 0 = ^^{x) + \;^^ + ft.a**^* + . . + h^üir'^K
Hierin ist tp^ (o:) eine ganze rationale Function von x vom Arten Grade,
nämlich
9h{^) — («0 + ö|« + flt«* +..+«» ic*) «1,1
+ {a^ + a,a:* + . . + «»-taJ*)at.i
+ {a^ + . . + «*-t^)at.i
+
+ flo ^ «4^1,1.
Die Function fp^^ix) entsteht aus der obigen Determinante pten Grades,
indem an die Stelle der Elemente a^^ aj^i , . . in der ersten Colonne die Ele-
mente
Oo + . . + öfcir»» Od^ + • • + «»-t«*> «d«?' + • • + «»-i«^*> • •
geeetst werden. Also hat man
10
Literatarzeitang.
II) q>,{x) =
«0 5 ^M-l > ^»-W • •
+
«M «M-« » "fc+f •
0> Äj, «w-i* •
«»»<»»» «M-1- •
0, fl».|,fl» . .
• • • • •
0, a^^, 0» . .
a:+..+
2. Versteht man unter o^i^^i, «jh4> • •> ^«-i Wurzeln der Gleichnng
f{x) =0, so hat man nach (I) das System
0 = 9» W + ^i^i^ + fttaJ«*"*^^+ • • + ^•^«•**^'
von n — k-\'l Gleichungen, welche in Bezug auf die Grössen 6|, b^ .. h^^
linear sind. Die Besultante dieses linearen Systems ist
0 =
•'M-i
oder nach Division der Zeilen
0 =
^.
1. «,
*M-li
a?j
a?«
M-l
. «-»-1
oder nach Mnltiplieation der ersten Colonne
in) 0 =
9»(«),
a?,
a^jk+T
^CuiPuix) + C^4.,^^j 9k(«M.l) + • + ^•(^) 9»W.
worin die partiellen Determinanten C|, (7]^], . . . c^ von p nnabhftngig sind.
. 3. Diese Gleichung redudrt sich auf tpu {x) = 0, wenn p ins Unend-
liche wächst, unter der Voraussetzung, dass die Gleichung /'(a:)=0 lauter
reelle Wurzeln hat, und dass unter diesen Wurzeln x«^t, . ., a:;i die ahsolut
Literatarzeitung.
11
grössten sind. Die übrigen Wnrseln Xi, x^, . .^x^ der Oleiehnng f(x)c=3V
sind die Wnrseln der Gleichung (pk{x) = 0«
Insbesondere giebi g>i {x) s=3 0 die absolut kleinste Warsei Xf der Glei-
chung f(x) = 0, q>t(x) = 0 die 2 absolut kleinsten Wurzeln Xf, x^ derselben
Gleichung, fp^ (x) e==*0 die S absolut kleinsten Wurzeln x^^ Xf, x^ dwselben
Gleichung, u. s. f. Also hat man
IV) — a:,= «o,«!.«»-/ ' «i.öt,«»'
x^ ) ^% '
■«I, Xx^ Xi
«0» ^«» <*4 •
0, a„ ö, .
0, flt,«4.
überhaupt
• • • •
=..*.(%^).
=-*'(^).
=^»"(^)
^1 «fc> «H-l
^-''-C^')
zur Berechnung der Wurzeln ari , o:« , ...
Diess sind die bedeutsamen Resultate , zu welchen Herr Fürstenau,
wenn anch nicht auf dem hier angezeigten etwas directeren Wege , gelangt
ist Herr Fttrstenau hat die Fälle absolut gleicher Wurzeln ni<^t uabe*
achtet gelassen, er hat die suocessive Berechnung von R^<^, Rk,t^ ^k.i^ - '
angegeben, und nach seiner Methode die Wurzeln einer numerischen Glei*
chung 4ten Grades wirklich ausgerechnet. Die mitgetheilten Zahlen g^ben
zu erkennen , was Herrn Fürstenau entgangen zu sein scheint, dass je zwei
aufeinMider folgende unter den Werthen
•^>. »— t
^».P
^h.p
n,ii^M
den gesuchten Orenzwerth einschliessen. Durch den Beweis dieser
wichtigen Eigenschaft wird Herr Fürstenau seine Methode auch in prac-
tiseher Hinsieht gegen etwaige Unterschfttzung sicherstellen. Die bedeu-
tendste Eigänzung des durch die neue Methode Geleisteten würde aber in
einer glücklichen Discussion der Gleichung (IH) für den Fzll complexer
Wurzeln bestehn.
Zum Schluss kann ich nicht unerw&hnt lassen, dass in Herrn Fürste-
nau's Arbeit zum erstenmale , wenn ich nicht irre , Determinanten von un-
endlichem Grade in Anwendung gekommen sind. Dr. R. Baltzeb.
12 Literaturz^tang.
Lehrbnob der Slektricit&t Von I. Oavasket, Professor an der medidiii-
fichen Facnltät sa Paris, dentseh bearbeitet von Dr. Budolv
Aeekdt, Leipzig, F. A. Brockhaas 1859 3 1 heile = 4 Liefenm-
gen k 1 Thaler.
Das genannte Werk ist eine üebersetznng, die der Herr üebenetser
mit eigenen den Text unmittelbar einverleibten Anmerkungen versehen hat,
sodass das im Ganzen 086 Seiten zählende Werk ohne die Anmerkungen
nngeßlhr 65 Seiten weniger einnehmen wilrde; desgleichen hat der Herr
üebersetzer es mit fOr deutsche Verhältnisse passenden Citaten versehen.
Der behandelte Stoff umfasst das Oebiet der Beibungselektricität, de» Mag-
netismus und der elektrischen Ströme und ist von den Herrn Verfasser in
die 4 AbtheUungen gebracht werden , die auch der Üebersetzer beibehalten
hat: l) statische Elektricität, 2) Magnetismus, 3) dynamische Elektridtät,
4) atmosphärische Elektricität. Hinsichtlich der weiteren Eintheilung mes-
sen wir, um nicht zu lang zu werden, auf das Werk selbst verweisen, kön-
nen aber versichern, dass es eine gute didactische Eintheilung ist; was die
Beichhaltigkeit des behandelten Materiales anbelangt, so lässt das Werk
nichts zu wünschen übrig, indem überall das Historische genügend berück-
sichtigt ist und z. B. der Herr Üebersetzer auch den neuesten Fofsehun-
gen gedacht hat. Was die Behandlung des reichlich dargebotenen Stof-
fes anbetrifft, so ist durchgängig der Weg der Herleitung des Gesetzes ans
dem Experiment gewählt, die Versuche sind durch nette in den Text ein-
gedruckte Holzschnitte (im ganzen Werke 456) erläutert, von Mathematik
ist daher wenig Gebrauch gemacht, so dass man beim Lesen des Werkes
mit den Elementen dieser Wissenschaft auskommt. Die Ausstattung de«
Buches ist vorzüglich, Druck Papier und Holzschnitte lassen nichts wün-
schen übrig. Sollen wir einen Tadel aussprechen, so betrifft er die Ein-
theilung der Elektrisirmaschinen in solche, die nur eine Art von Elektrici-
tät liefern können (Scheibenmaschinen) und in solche, die gleichzeitig beide
Arten der Elektricität liefern können (Cjlindermaschinen). Wir zweifeln
nicht, dass diese Eintheilung nur davon herrührt, dass man in Frankreich
das Reibzeng der Scheibenmaschinen nicht zu isoliren pflegt, endlich hätte
wohl mehr auf die Theorie der Elektrisirmaschinen und des Elektrophors ein-
gegangen werden können , von erstem die Minderentwickelung der negati-
ven Elektricität, von letztem die Ursache der Tenacität erklärt werden
können, ungeachtet dieser Ausstellungen, die nur Einzelnes betreffen, ist
das Buch im Ganzen ein sehr gutes Buch und wir können dasselbe allen
denen empfehlen, die sich ohne Aufwand bedeutender mathematucher
Kenntnisse gründlich mit den Erscheinungen der Elektricität und des Ms^-
tismus bekannt machen wollen. Dr. Kahl.
Literatnrseitang. 13
BibUographie.
Vom 1. October bis 1. December 1860.
Feriodiiohe Sehriften.
Berichte über die Verhandlungen der K. S. Gesellschaft der
Wissenschaften an Leipzig. Jahrg. 1860, 1 u. 11. Leipaijf, Hirsel.
% Thlr.
Abhandlungen derE. Akademie der Wissenschaften auBerlin.
Aus dem Jahre 1859. Mathemat Abhandlungen 2 Thlr.
Physikal. Abhandlungen 3 Thlr«
Sitzungsberichte der K. Bayr. Akademie der Wissenschaften
SU München. 1860; l-~ 3 Heft. München, Franz. ä Iß Ngr.
Abhandlungen der K. Bayr. Akademie der Wissenschaften zu
München. 8. Bd. 3. Abth. Ebendas. 2 Thhr.
Fortschritte der Physik im J. 1858. Dargestellt v. d. physikalischen
Gtosellscb« zu Berlin. 14. Jahrg. redig. ▼. O. Hagsn. 2. Abth. Berlin,
Beimer. ' 2 Thlr.
EupFFEB, A. T. Annale$ de tohservatoire physigne centrale de Rue*
sie. Jnnäe 1857. Leipzig, Voss. 7 Thb.
KuPFFSB, A. T. Correspondance tnetSorolagique, AnnSe 1858. Leipzig,
Voss- 5 Thlr.
Beine Mathematik.
BAXtTHOLOiiAEi, F. Philosophie der Mathematik. U Abth. enth«
sehn Vorlesungen. Jena, Luden. 1 Thlr.
MsniAN, P. Die Mathematiker Bernoulli Basel, Schweighftuser in
Gomm. 18 Ngr.
Stebn, M» A. Lehrbuch der algebraischen Analysis. Leipzig,
0. F. Winter. 2 Thlr.
SosBiBSEB, W. lieber unendliche Reihen und deren Conver^
genz. Grattdationsschrift Leipzig, HirzeL 24 Ngr.
Zbhvuss, O. Die Grundzüge der Algebra. Oppenheim a. Rh., Kern.
22 Ngr.
DoBBK,H.6. Lehrbuch der Mathematik. LBd., 1. Thl. Arithme-
tik u. Algebra. 2. Aufl. Berlin, Weidmännische Buchh. 18 Ngr.
Gbossmank, H. Lehrbuch der Mathematik. 1. Theil, Arithmetik.
Berlin, Enslin. Vs Thlr.
Mayer, G. Leitfaden zum Unterrichte in der Elementarma-
ti k. 4 Aufl. München, Lindauer. 27 Ngr.
ScRuiiENBURO, A. V. Die Auflösung der Gleichungen fünften
Grades. Halle, Schmidt. 12 Ngr.
f4 Literatarzeitang.
BoRCHABDTy C. W. lieber eine Interpolationsformel für eine
Art symmetrischer Ftmctionen. (Akad.) Berlin, Dttmmler in
Comm. 8 Ngr.
Franke, T. Die Elemente der ebenen Geometrie. 3. Aufl. Han-
nover , Helwing. V4 TUr.
W1TT8TEIN , Th. Das Prismatoid. Eine Erweiterung der elementaren
Stereometrie. Hannover, Hahn. V9 'I^Ur*
GaijLBNKAmp, W. Die Elemente der Mathematik. 2. Anfl. 3. Theil.
Iserlohn, Bädeker. Vs™^
Staubt, K. t. Beiträge anr Geometrie der Lage. 3. Heft Nfim-
berg, Bauer & Raspe. ^ 27 Ngr.
Salicon, G. Analytische Geometrie der Kegelschnitte mit
besonderer Berttcksichtignng neuerer Methoden. Untet
Mitwirkung des Verf. deutsch bearb. von W. Fiedler. Leipsig, Tealh
ner. 4Thli.
JouBSET. Sur ta thSorie des fonclions ellipiiques ei $on applicM-
Hon äla ih4arie des ncmbres. Paris. 20Ngn
AAgewaadte Mathematik.
Leroy, C. f. A. Die Stereometrie, enth. die Anwendungen
der darstellenden Geometrie auf Schattenlehre, Linear-
perspective etc. Aus dem FanzOs. von E. Kauffmank« 2. Ansg.
1. Lief. Stuttgart, Becher. ^/^ TUr.
SüHLMANN, M. Grundzttge der Mechanik im Allgemeinen und
der Geostatik im Besonderen. 3. Aufl. Leipsig, Amoldisehe
Buehh. 2 TUr.
Prediger, C. üeber die Genauigkeit barametrischer Hdben-
messungen. Clansthal, Grosse. 12 Ngr.
Schenk, J. Anleitung zur Berechnung der Sonnen- andMond-
finsterniss€| sowie aller von der Parallaxe abhftngigen
Rechnungen. Olmütz , Neugebauer. I TUr.
de Saint-Kobert. 'Etudes sur la irajeeioire que dierivent lesprs-
Jeciiles oblongs. Puris. iVsTUr.
DuBOis, E. B. Cours de navigation et d^ Hydrographie, Paria.
3V3 TUr.
Bülard, NoUce suv Veclipse totale du soleil du 18. juillet 1800.
Paris, 12V, Ngr.
Physik.
MoüSSON, A. Die Physik auf Grundlage der Erfahrung. 2. Ab«
theilung: Physik des Aethers. Zürich, Schulthess. 28 Ngr.
Hou,Th. Elemente der physikalischen Mechanik für Gymns-
nasien. Leipzig, 0. Wigand. # 24 Ngr.
Literatarseitung. 1 5
BoTHB, F. Physikalisches Bepertoriam, oder die wichtigsten
Sfttze der elementaren Physik. Braunschweig, Vieweg. ^/^Thb,
Koppja, K. Anfangsgründe der Physik. 7. Aufl. Essen, Bftdeker.
lV«Thlr.
Brettner, H. A. Leitfaden für den Unterricht in der Physik.
15. Aufl. Breslau, Max & Comp. Ve '^^'
Mann, F. Naturlehre in einer Reihe physikalischer Indivi-
duen. S. Heft. Frauenfeld, Huber. 8 Ngr.
QüiNTUs loiLius, G. y. Ezperimental-Physik. Ein Leitfaden bei
Vorträgen. 2. Aufl. Hannover, Schmorl & v. Seefeld. 3 Thbr.
SuBic, S. Lehrbuch der Physik ftir Obergymnasion und Oberreal-
schulen. Festh, Heckenast 2 Thbr.
Bezold, W. V. Zur Theorie des Condensato'rs. Inaug.-Dissert.
Göttingen, Vandenhoeck & Buprecht in Comm, Vs Thlr.
Natani, L. Materie, Aether und lebendige Kraft. Physikalische
Betrachtungen. Berlin , Bosselmann. Vs Thlr.
KuPFFEE, A. T. Eecherches experimeniales sur Vilasiicili des
mSiauäT faiies ä Vobservatoire physique central de Russie.
Leipsig, Voss. 5 Thlr.
Du MoNCBL. 'Etudes des lots des couranis ilectriques au poini de
vue des applicaiions ilectriques. Paris , ffachette. 4 Frcs.
BeriühtigUAg.
Zufolge eines VersehenB habe ieh in meiner Besprechung der Elemente
der Mathematik von Dr. Baltub (Jahrg. 1860, 4. Heft) die Beiheuentwicke-
longen ffir ly und Aretanx als fehlend bezeichnet; dies ist dahin eu berichtigen,
das« nicht die Reihen für ly und Arctan «, sondern yielmehr die Reihen für tan x,
teooe, secxy esc x und Arennx fehlen. Die Folgerung) dass des Verf. Werk für
eine algebraische Anaijsis zu wenig und für „Elemente der Mathematik** su viel
enthalt, bleibt dabei ungestört. Scrlomiloh.
Literaturzeitung ,
Recensionen.
LofOBt mr las ooordoimte eaniligAM et lern diY«riet applimtioiui. Far
G. LAMi. (Paris, Mallet-Bachelier, 1850.)
Das vorstehend g^enannte Werk scheint zwar schon durch den Namen
seines Verfassers die Gewähr in sich zu tragen , dass es allgemein beachtet
wird; dennoch hat diese Anseige wesentlich den Zweck , auf die Bedeut-
samkeit seines Inhalts in weiteren Kreisen aufmerksam zu machen ; viel-
leicht, dass diess bei den Hindernissen, die der Verbreitung fremdländi-
scher gelehrter Werke noch immer ^entgegenstehen, doch nicht ganz tiber-
flfissig ist
Man weiss es , dass der gelehrte Autor mehr als Andere zur Bearbei-
tui^ des bezeichneten Gegenstandes berufen war, und man wird es ihm
Dank wissen, dass er sich der Mühe derselben unterzogen hat. Knüpft sich
doch der Begri£F der krummlinigen Goordinaten durch das ausgezeichnetste
Beispiel von der Anwendung derselben, durch die elliptischen Coordinaten,
vor Allem an seinen Namen.
Das System der elliptischen Coordinaten in der Ebene bezieht be-
kanntlich jeden Punkt der Ebene auf zwei feste Punkte derselben , indem
es ihn als den Durchschnittspnnkt einer Ellipse und einer Hyperbel be-
trachtet, welche beide jene Punkte zu ihren Brennpunkten haben. Die
Halbaxen beider Curven dienen als Coordinaten des Punktes. Je zwei
zusammengehörige Cnrven des Systems sind in ihrem Schnittpunkte recht-
winklich auf einander. Herr Kummer hat im XXXV. Bande von Cr eile's
Journal bewiesen , dass confocale algebraische Curven sich ganz allgemein
orthogonal durchschneiden, wenn man die Plücker*sche Brennpunktsdefi-
nitioD voraassetct. Man hat damit ein System rechtwinkliger Coordinaten,
in weichem die zu den Axen parallelen Coordinaten des Cartesischen
Systems durch Cnrven 2. Grades und die in den Axen gebildeten Ab-
schnitte durch die Halbaxen derselben als durch ihre Parameter ersetzt
werden.
ZcUtcbrin t. Malhtmalik u. Physik. VI. 2. 2
1 8 Literaturzeitung.
Man weiss auch , dass das System der eÜiptiBchen Coordinateo seine
allgemeine Gestalt und seine grössere Bedeutsamkeit erst im Räume em-
pfangt. Drei confocale Familien von Oberflächen zweiten Grades existiren,
durch jeden Punkt des Baumes geht eine Fläche von jeder Familie und
diese drei Flächen sind in ihm zu einander orthogonal, d. h. die Tangenti«!-
ebene einer jeden enthält die Normalen der beiden andern. Die drei Ober
flächenfamilien sind dreiazige Ellipsoide, einfache und doppelte Hyper-
boloide.
Ein einfacher specieller Fall dieses Systems ist das der geographischen
Ortsbestimmung analoge System auf der Kugeloberfläche ; die Eugelflicbe
vertritt das dreiaxige EUipsoid, die Meridianebene das einfache und d«
Breitenkegel das doppelte Hyperboloid; auch hier sind in jedem Funkte
des Saumes die drei Coordinaten-Flächen orthogonal.
Die nähere geometrische Definition des allgemeinen ellipsoidisciies
Systems ist im Folgenden enthalten : Auf drei rechtwinkligen Axen Ox, Oy^ Or
werden die Längen OF = 0F'= /, Of=Ofz=: Ar/, 0/= 0/' = *'/ respec-
tive aufgetragen und die sechs Punkte F^ F\ /, f\ S^ S' Als die Brennpunkte
des Systems bezeichnet. Dabei gilt die doppelte Relation iSr*s=3i — U^<\
In Folge dessen können F^ F' als die Scheitel und /*, f' als die BreoBpiinkte
einer Ellipse dienen, deren kleine Axe alsdann durch ^^ beseichnet triid.
M. L a m e nennt sie die F o c a 1 - E 1 1 i p d e. Desgleichen sind /*, f die Sek«-
tel und F^ F' die Brennpunkte einer Hyperbel, welche der £c z Ebene ange-
hört und deren imaginäre Halbaxe gleichfalls durch 0^ = 0^' ausgedrüekt
wird« M. Lam^ nennt sie die Hyperbole ombilieale, die Hyperbel der Ka-
bel- 'oder Kreispunkte; denn sie bezeichnet allerdings auf simntli-
eben EUipsoideu die vier Kreispunkte, welche jedes derselben besitzt
Von jeder der drei Oberflächen-Familien ist die erste Fläche ebenso wie
die letzte eben. Die Familie der zweifachen Hyperboloide beginnt
mit der Ebene der yz, und diese gehört in ihrer ganzen Ausdehnung xaik
Sie durchläuft mit immer wachsendem Parameter alle dieser Flächenfamilie
möglichen Formeu, um in der Ebene der zo; zu endigen; jene Ebene jf:
verdoppelt sich im Bewegungssinne der xAxe und beide Mäntel krämmeB
sich in entgegengesetztem Sinne , beide schneller in der Richtung der ji,
als in der der z ; beide durchlaufen den ganzen Baum und endigen mit der
zweifachen hyperbolischen Platte in der Ebene der zx, deren Grenze die
Hyperbel der Kreispunkte bildet
Mit der einfachen hyperbolischen Platte, welche den Best der£x£ben«
bildet, beginnt die Familie der einfachen Hyperboloide* DiePlatte
trennt sich im Sinne der ^, um ein Hyperboloid mit einem Mantel zu bildeoi
welches sich mehr und mehr öflnet und krümmt Die Sdieitel seiner KeU-
ellipse rücken von fyf' gegen -F, F" und von 0 gegen /, ^'; in dem Augen-
blicke, wo sie die Grenzlage erreicht haben, so dass die Kehlellipse sirfa
mit der Focal-EIlipse deckt, ist der bewegliche Mantel^ nachdem er den
Literaturzeitung. ^ 19
gansen Ratim durchlaufen hat, am Ende seiner Formenwaudelung ang^ehom-
men. Der Aftymptotenkegel , nachdem er aus der Ebene der yz hervorge-
gangen sich immer weiter geöffnet hat, verwandelt sich nun durch Deckung
seiner beiden entgegengesetzten Mäntel zur Ebene der xy, und das einfache
Hyperboloid bedeckt, ebenfalls durch Zusammenfallen seiner entsprechend
entgegengesetzten, durch die Kehl -Ellipse getrennten Mantelhälften, den
ausserhalb der Focal-EUipse gelegenen unbegrenzten Theil der Ebene xy.
DieFocal-Ellipse dagegen umschliesst die elliptische Platte, welche das
erste derdreiaxigen Ellipsoide darstellt, die die dritte Flächen-Fami-
lie bilden. Um den Punkt 0 herum trennt sich dieselbe im Sinne der z Axe
in zwei Mäntel, welche zusammen ein sehr abgeplattetes Ellipsoid um-
schliessen; indem sich diess stets vergrössert und aufbläht, durchläuft es den
ganzen Raum und endigt mit der Kugel von unendlichem Radius als dem
letsten Oliede seiner Familie.
Indem man sich vergegenwärtigt, dass die Hauptschnitte der Ober-
flächen von allen drei Familien, während der ganzen Formenwandelung
stets die nämlichen Brennpunkte haben, vervollständigt man das Bild des
ganzen Systems.
Wenn ^, y , z die rechtwinkligen Coordinaten eines beliebigen Punktes
sind, so stellen die Gleichungen
1)
in Verbindang mit den Belationen '
2) j ^,« — 1?,»=:*», ^,» + C?=l , B,* + C,« = *'»
( J,* — B* = k', A^ - c:=\,B* -C^.= *'»
die drei Oberfläcben-FamiUeu dar. Jene bestimmen ihre Gattung, diese
sagen , dass sie confocal nnd in Folge dessen orthogonal sind. Die Focal-
Ellipse wird durch die Gleichungen
und die Hyperbel der Ereispunkte durch die anderen
repräsentirt.
Man sieht daraus auch, däss das ellipsoidale System nicht ein durch
die Grösse / einfach bestimmtes ist, sondern dass es für dieselbe Länge l
ebenso viel verschiedene ellipsoidische Systeme geben muss, als gebrochene
WertUe zwischen Null und Eins enthalten sind ; denn alle solche können
2*
20 Ldteraturzeituiig.
dem Verliältni83 der Brennpunkt« - Distanzen Of und OJ'oder der Grösse*
beigelegt werden.
Wenn k den Orenzwerth Null hat, sodass die Focaldistanz Of ver-
schwindet, so redacirt sich die Hyperbel der ELreispunkte auf die Axe der
z und die Focal-Ellipse aaf einen Kreis ; die Familie der dreiaxigen Ellip-
sode ist eine Familie von Umdrehnngs-fillipsoiden geworden, für welche die
Hauptaxe mit der kleinen Axe der Meridian-Ellipse zosamraenMt; die
Familie der einfachen Hyperboloide zn einer Familie der einfachen üm-
drehnngs-Hyperboloide und die der Eweifachen Hyperboloide zu der der
Meridian-Ebenen durch die Axe der z. M. L a m ä nennt diess besondere
Systeqi nach der für dasselbe charakteristischen Familie der abgeplatteten
Kotations-EUipsoide das System der planet arischen EUipsoide.
Wenn man andererseits dem k den Orenzwerth Eins belegt, sodass dieFoctl-
distanzen Ofund Obgleich gross werden, so erhältman ein besonderes eliipsoi-
disches System, in welchem Ümdrehungs-Ellipsoide, deren Hauptaxe die grosse
Axe der Meridian-Ellipse ist , zweifache Umdrehongs -Hyperboloide and
Meridian-Ebenen die drei Flächen- Familien repräsentiren ; und welehes
zur Focal-EUipse die zwischen den Punkten F^ F" gelegene Strecke der
X Axe hat, während die Hyperbel der Kreispunkte sich auf die zwei jen-
seits dieser Strecke über F und F* hinaus gelegenen Theile der x Axe re-
ducirt. Man kann dieses System als das der eiförmigen EUipsoide
bezeichnen.
Lässt man dagegen den Werth k unverändert und denkt dafördie
Länge / veränderlich , so entspringt auch daraus eine Vielheit ellipsoidischer
Systeme, bei der einen Augenblick zu verweilen nützlich ist Für solche
Systeme bilden die Asymptoten -Kegel d^r confocalen einfachen und zwei-
fachen Hyperboloide zwei orthogonale Familien von Kegelflächen zweiten
Grades , welche für alle Werthe von / dieselben bleiben ) diese berühren so-
mit alle demselben Werthe von k entsprechenden Hyperboloide der mög-
lichen ellipsoidischen Systeme im Unendlichen; für / = 0 treten diese Ke-
gel selbst an Stelle der beiden Familien von Hyperboloiden nnd die Fami-
lie der EUipsoide wird durch eine Familie concentrischer Kugeln ersetzt
Sonach werden nun alle demselben Werth von k entsprechenden ellipsoidi-
schen Systeme von diesem, welches dem Grenzwerth Z=0 entspricht, im Un-
endlichen berührt.
Lässt man aber endlich zu dem Werthe Z c= 0 die Grenzwerthe Ar='\
oder Ar=: 1 treten, so erhält man als den Systemen der planetarischen mid
eiförmigen EUipsoide für den Werth / = 0 entsprechend das gewöhnh'che
System der sphärischen Coordinaten , welches aus den Meridianebenen, den
concentrischen Kugeln und den Breitenkegeln besteht und in welchem diese
Letzteren den einfachen oder doppelten Hyperboloiden entsprechen t j^
nachdem man sie der Klasse der plauetarischen oder der der eif5rmigen el-
lipsoidischen Systeme beizählen wüL
Literaturzeitung.
Weil bei der Formenwandlung inneriialb jeder Flächenfamilie von den
Gliedern derselben der ganze unbegrenzte Ranm dnrcblaufen wird , so ent-
spricht jedem Punkte desselben je eine FlSche aus jeder Familie von einem
durch seine Constanten h und l bestimmten System. Die Parameter dieser
drei Flächen sind die Coordinaten des Punktes, in welchem jene sich ortho-
gonal schneiden.
Das System der ellipsoidischen Coordinaten bezeichnet offenbar eine
neue Stufe in dem Entwickelungsgange der Coordinaten-Systeme. Man
hat nacheinander die Allgemeinheit der Coordinaten-Bestimmung yer-
grössert, indem man das Feld, auf welchem sie vollzogen wird, das Ele-
ment, auf welches sie sich bezieht und durch dessen stetige Reihung die
jenem Felde angehörige geometrische Form erzeugt wird, und die Bestim-
mung dieses Elements in verschiedener Weise variirte. Von dem ebenen
Felde ging man einerseits auf das lineare, andrerseits auf das sphärische
und räumliche über; als Element hat man nacheinander den Punkt, die ge-
rade Linie, den Kreis betrachtet, und in der Bestimmungsweise des Elements
ist man von den Coordinaten des Cartesius zu mancherlei anderen Methoden
insbesondere von linearen Coordinaten zu Yerhältniss- Coordinaten fortge-
schritten; Abschnitte von geraden Linien oder Verhältnisse solcher Ab-
schnitte haben immer die letzten Bestimmungsmittel gebildet Doch müs-
sen wir wohl hinzufügen , dass wir auch die Benutzung der Winkel un-
ter dieser Bezeichnung mit verstehen , weil wir sie lediglich als den Aus-
druck geradliniger im eigentlichsten Sinne des Wortes unzugänglicher
Strecken betrachten , nämlich der in der unendlich entfernten geraden Linie
gelegenen.
Das ellipsoidische Syst^n ist nicht neu seinem Elemente nach, es ist
ein System der Punkt- Coordinaten, auch nicht dem Felde nach, denn es
passt sich dem ebenen und sphärischen Felde sehr woU an , und ist eigent-
lich in seiner vollen Ausbildung ein System des räumlichen Feldes; seine
Eigenthümlichkeit liegt ganz innerhalb der Coordinatenbestimmung. Diese
lässt sich als eine Coordinatenbestimmung des zweiten Grades von den übri-
gen, als solchen des ersten Grades unterscheiden, ja sie repräsentirt ge-
radezu die allgemeine Coordinaten-Bestimmung des zweiten Grades selbst.
Nicht wie bei der Cartesischen Methode bestimmt sich der Punkt als der
Durchschnitt dreier Ebenen, sondern als der dreier Oberflächen zweiter
Ordnung; nicht wie dort also sind es unveränderliche Flächen, sondern
veränderliche, die beim stetigen Uebergang von einem Punkt zum andern
selbst in einem stetigen FIuss der Formen begriffen sind , in einem Fluss je*
doch , den ein einfaches <7esetz beherrscht Dieses Gesetz ist das der Con-
focalität und in Folge davon das der Orthogonalität; das letztere erscheint
somit aus dem CartesischenSystem der räumlichen Coordinaten herüberbe-
halten und übertragen auf Coordinatenflächen zweiten Grades.
Aber das ellipsoidische System ist doch nur ein Beispiel, eine Erläute-
22 Literaturzeitung.
rang, zu der allgemeinen Theorie der krummlinigen Coordina-
ten. Das allgemeine Problem, welches dieselbe in sich schliesst^ ist das Fol-
gende: Die durch die Gleichungen
gegebenen Oberflächen schneiden sich unter rechten Winkeln , wenn die
Funktionen fi bestimmten Gesetzen unterworfen sind; es handelt rieh
darum , dieselben aufzustellen und geometrisch zu interpretiren.
Die allgemeine Auflösung dieses Problems ist der Gegenstand der er-
sten Vorlesungen des Werks von M. Lama; in der sechsten und siebenten
beginnt und in der achten endet södann die besondere Untersuchung dei
ellipsoidischen Systems , ein vollständig ausgeführtes Beispiel zur allgemei-
nen Methode.
Die allgemeine Theorie beginnt mit der Ableitung der BelatioDen,
welche sich aus der Voraussetzung der Orthogonalität ergeben.
Die Tangential-Ebene der Obeirfläche ^< hat die Gleichung
1) S^iU-u)=0,...9,
and die Normale detselben macht, unter der VoranssetsuDg
.) »(S) = v,....
mit den Azen der x^ y, z Winkel, deren catmus durch die Ausdrücke
^ Ä, du ' • • • ^
bestimmt sind. Weil nun die Normalen der drei in dem gedachten Punkte
zusammenstossenden Orthogonal-Flachen ein Sjstem von drei auf einander
rechtwinkligen Geraden bilden, so müssen die cosinus ihrer Winkel gegen
das Originalsystem die Relation
4) s^^ = 0....3
du du
erfüllen I so wie femer die daraus abgeleiteten Belationen
') 4(S)"= •■■•'.
i* \du) '\du) ^
Diese Formeln geben uns zugleich Anlass, die Bezeichnungsweise des Ver-
fassers zu erwähnen, in. welcher unseres Dafürhaltens nicht der kleisite
Werthanspruch des Buches beruht.
Es bezeichnet nämlich u oder v eine bestimmte der drei Coerdina^
^^ t/i ^\ 27 dagegen eine der laufenden Coordinaten X^ YjZ'^ ^i oder ^/be-
zeichnet eine der drei Functionen ^, ^i, ^s ^^^^ swar beide TerseUedene
Literatarzeitung. 23
Foaetioiien, wenn eie neben einander yorkommen. Die Zeichen Sxind Z
bedeuten eine Summe gleichartiger Grössen und zwar vor einem Ausdrucke
mit u die Summe der drei gleichgebildeten Ausdrücke mit x^ y, z an Stelle
▼on ti, vor einem Ausdrucke mit den Indices < und i die Summe der durch
suceessive Vertauschnng der Indices 0, i, 2 hervorgehenden gleichen Aus-
drücke u. s. w. Alle diese Festsetsungen .dienen dem Zwecke der Abkür-
zung und zugleich dem höheren Gesetze , welches alle Algebra beherrscht,
Gleichartiges unter demselben Zeichen zusammenzufassen.
Darnach ist die Formel 1) entwickelt:
und die neun Cosinus der Winkel, welche in 3) reprftsentirt sind, sind des
Näheren
l dQ l dQ 1 dQl dQx 1 dQx 1 ^^1. 1 dg^ 1 dg^ 1 dg^
hlx' 'h'dy' h'dz'' T^ dx'T^ 1y' J^ "dJ' 'h^l^'J^ ly' Ä^ ~dz'
Desgleichen wird die Bedeutung der h durch die Formel 2) in ent*
wickeltet Gestalt
gegeben.
M. Lam* nennt diese drei Grössen Ä, Äj, ä, die Differential-
Parameter der ersten Ordnung der Function g^i w leitet für
dieselben sofort die Beiation
h =^
* ds^
ab, in welcher d5, das Element der Normale der Oberfläche ^, bezeichnet,
und womach sie die Grenze des Verhältnisses vom Wachsthum
des Parameters ^< beim Uebergange zur unendlich nahe be-
nachbarten Oberfläche zu dem entsprechenden Wachsthum
der Normale oder zur Dicke der durchlaufenen Schicht
ausdrücken«
Aus der auf die Projectionen des Elementes der Normale bezüglichen
Beiation
du 1 dg^ .
ergibt sich dadurch die Grappe
du
1 dg.
■ dQ,
Vdu'
24 Literaturzeitung.
welche von mancherlei Gehrauch ist. Sie liefert s. B. ohne Weiteres auf
Grund der hekannten Identität
,du ,du
a w — •
d^_ dQ^
dQj dQ^
dg.
die in der Theorie der Functionen — fundamentale Relation
du
h? du _ h* du
dQj ~ dQi '
und weiterhin die ebenso wichtige andere
Ö,
rf^ Z^'
dg, ^ dg^
Diesen Differential -Parametern der ersten Ordnung treten sofort die
Differential-Parameter der zweiten Ordnung surSeite, die Sum-
men der zweiten Differential - Quotienten der Function g^ nach x, y^ Zj
welche durch
^i , ^9i , ^
da^ "^ dy« "^ dz^
repräsentirt sind; beide besitzen die auszeichnende Eigenschaft, ffir
jeden Wechsel rechtwinkliger und geradliniger Coordina-
ten dieselben Formen zu behalten und für jeden Punkt die-
selben numerischen Werthe zu reproduciren. M. Lam^ fllhrt
für beide unter Anwendung des Buchstaben i^ ftir die Function die Beseich-
nungen ^jjP, -^,^'ein.
£r zeigt zunächst in der zweiten Vorlesung, dass sie, auf krummlinige
Coordinaten bezogen , denselben Charakter , die nämliche Unabhängigkeit
besitzen. Er knüpft die Definition der J^q^ an die de( h^ durch die
Formeln
j ^ d— d —
J^g z=z ÄÄA -^, ^,^i=ÄÄA ~, ^,^1= ÄÄ|*i -J^'
die mittelst der Substitution
in eine zusammengefasst werden :
^tQi ^^^ ^<
CO
und die andere JtF= a2] —
ägi
Wenn die Familien der Orthogonalflächen die Systeme dreier Ebenen wie
in der Methode des Cartesius darstellen, so sind die Differential-Parameter
Literatarzeiiang. 25
der ersten Ordnung alle der Embeit gleich und diese Definitionen führen
ZQ der oben erwähnten zurück, indem sie ihr die Form
geben.
Die dritte Vorlesung fahrt in das Studium der Ejrttmmungen der Ortho-
gonal-Fl&chen ein; sie stellt in den Vordergrund das Theorem von Dupin,
naeh welchem in jedem Orthogonal-System die Oberflftchen
zweier Familien auf einer Oberfläche der dritten Familie
slleKrttmmungslinien verzeichnen. Die Bestimmung der eaftspre«
chenden Krümmungshalbmesser folgt und liefert einen merkwürdigen Aus»
druck fiir die Summe beider Hauptkrümmungen derselben Oberfläche oder
für die GrössOi welche Gauss ab die sphärische-Krümmung bezeich*
net hat.
Der allgemeine Ausdruck der sechs Ejrümmungen der drei durch den
betrachteten Punkt gehenden conjugirten Oberflächen wird in der Form
1 _Ä,£Ä,
^—hjdQ,
gegeben , so dass die einzelnen Werthe sind
Dazu stellen wir die Belation --— = — ^
dSi dQt
aus dem Frtlheren.
In den gewählten Bezeichnungen ist der Index t der der Oberfläche, der
Accenty der des Bogens, und«, #|, s^ bezeichnen die Bögen, welche aus
dem Durchschnitt der Flächen fi, ^i; Qt* Q\ 9^ 9i respective hervorgehen.
Die Unterscheidungen von Krümmungen, die nach dem Bogen und
von Krümmungen, die nach der Oberfläche conjugirt sind,
erklärt sich darnach von selbst; die Paare von Krümmungen, für die keines
▼on beiden gilt, wie z. B. — , -r/werdenalsreciproke bezeichnet. M.Jjam^
fügt dem noch drei aus derselben allgemeinen Formel entspringende Aus-
drücke bei , die auch .Krümmungen bezeichnen und aus der Voraussetzung
gleicher Indices und Accente hervorgehen ; nämlich
1 _dh 1 _rfÄi,l _dh^
r rf^' n dfi r, rf^.
Weil sie bei einer Aenderung des Parameters ihrenAusdruck ändern, werden sie
alsparametrische Krümmungen von den übrigen unterschieden. Dieser
Reichthum vonBenennungen und die scharf eünterscheidung der Vorzeichen der
Krümmungen geben die Füglichkeit zum präcisen Ausdruck allgemeiner hi den
26 Literaturzeitang«
analytischen Ergebniss^i enthaltenen Oesetse, s. B. für den oben erw£hniea
Ansdrack der sphärischen Ertünmnng: Das Verhältnis» der beideaDif-
ferentialparameter der Function ist gleich demüebersehnss
der parametrischen über die sphärische Krümmung in jedem
Punkte der durch sie repräsentirtenOberflächen. Dieparame-
trische und sphärische Krümmung sind gleich, wenn dar Dif-
ferential-Parameter der zweiten Oxdnung gleichNull i6ta.8.w.
In der yierten Vorlesung bilden femer die Krümmungen der Durch-
schnitts-Gurren der conjugirten Oberflächen den GegMistand der Untersu-
chung; mit der Erörterung ihrer geometrischen Darstellbarkeit und der Be-
gründung von Ausdrücken, wie Oomposante, Projection einer Krümmung
oder Resultante mehrerer Krümmungen beginnend, giebt H. Lamö sodann
durch eine schöne geometrische Erörterung den Beweis , da ss die neun
.Krümmungen der Oberflächen, welche den Oegenstand der
vorigen Vorlesung bilden, als die Projectionen von drei
durch denAusdruck Jjhj
hi
gegebenen resultirenden Krümmungen auf die Normalen der
Oberflächen angesehen werden dürfen, und dass die Cosinus der
von ihren Bichtungen mit den u eingeschlossenen Winkel durch die Aus-
drücke
hj du
bestimmt sind.
Von der eigenthümlichen Krümmung p des Bogens 8 wird alsdann be-
wiesen, dass ihr Quadrat mit der Summe der Quadrate der bei*
den in diesem Bogen conjugirten Krümmungen der Ortho-
gonal-Flachen äquivalent ist und darnach geometrisch die Berechti-
gung des Ausdrucks dargethan, nach welchem die eigenthümliche Krüm-
mung des Bogens s die Resultante der in diesem Bogen congugirten Krüm-
mungen der Orthogonal-Flachen ist. Die Bestimmung der Centra der resul-
tirenden Krümmung, die Ableitung der gegenseitigen Beziehungen zwischen
denselben und die Bestimmung der Krünunungen der Oberflächen aua ihnen
bilden die ferneren Zielpunkte der Vorlesung.
Der Besehluss der allgemeinen Theorie der Orthogonal-Sjsteme wird
in der fünften Vorlesung gemacht Die Functionen A« müssen nämlich aecbi
partielle DifPerentiaJgleichungen bewähren, zu denen man gelangt, indos
man die Bedingungen der Integrabrlität der Cosinus ( — -t-^j der Winkel
ausdrückt, welche die feste Achse der u mit den Normalen der conju^rten
Orthogonalflächen bildet; mit der Bezeichnung — = H^ sind dieselben in
der ersten Qruppe
Literatnrzeitung. 27
dQid(f„ ~ Bj dQj difu iT» dg^ d^/
und in der zweiten
B, dj^, ■ HjdQj 1 dBj dH,^^
dQi dQj , Bi,^dQ^ dQ,,
enthalten, in denen t, j\ k stets die Gruppe der drei Indices 0 (wird nicht
gesehriehen), 1, 2 yoUständig vertreten.
Mit WMe der frtther eingeführten Begriffe lassen sich nnn diese Diffe-
rentialgleichungen, nachdem man sie durch die Bogen-Elemente dSiVakä
die sechs Krümmungshalbmesser r^^^ ausgedrückt hat, geometrisch interpre-
tiren und werden als einfache Gesetze erkannt, welche die Krümmungen
der Orihogonal*Flächen und ihre Veränderungen regieren. So liefert die
zweite Gruppe derselben die neue Reihe
7?^ + W + W) =
dSj^ dSj
und damit das Gesetz: Das Product beider Krümmungen dersel-
ben Oberfläche vermehrt um die Summe der Quadrate der
ihnen im Bogen conjugirten Krümmungen ist der Summe der
Variationen dieser letztern Krümmungen nach ihren reci-
proken Bogen gleich.
Die erste Ghruppe liefert ebenso das Gesetz: Die Variation einer
Krümmung nach dem zu ihrer Ebene normalen !^ogen ist
gleich dem Product der ihr imBogen conjugirten Krümmung
in ihren üeberschuss über die ihr der Fläche nach con-
jugirte Krümmung, d. i.
1
^7ß
r— 1/1 i\
Eine Gruppe abgeleiteter Gesetze schliesst sich daran an und den
Sohluss der Vorlesung macht die Begründung derjenigen partiellen Diffe-
rential-Gleichungen, welche die geradlinigen Coordinaten tiy als Functionen
der krummlinigen q^ betrachtet, erfüllen müssen.
Die folgenden drei Vorlesungen enthalten sodann , wie wir schon ge-
sagt haben, als ein vollständig durchgeführtes Beispiel von der Anwendung
der allgemeinen Theorie die Untersuchung des ellipsoidischen Sy-
stems. Sie besteht natürlich wesentlich in der Integration der vorher er-
wähnten partiellen Differential-Gleichungen und hat die Aufgabe, zu zeigen,
wie bestiminten Zwecken gegenüber die Entwicklung des geeignetsten Or-
thogonalsjstems aus den allgemeinen Gesetzen, welchen alle solche Systeme
unterworfen sind, geschehen kann, nachdem in den vorigen Entwickelungen
immer nur an den bekannten Beispielen orthogonaler Systeme, dem sphäri-
28 Literaturzeitung.
sehen Systeme und gewissen cylindrischen und conisclien Systemen, die Be-
währung der gefundenen allgemeinen Gesetze a posteriori hatte nachgewie-
sen werden können. Sie bildet durch Klarheit und Präcision der Entwicke-
lung die glänzendste Parthie des Werks und ist auch dadurch von beson-
derem Werthe, dass sie die Methode darlegt, durch welche M. L am 4 selbst
SU den elliptischen Coordinaten geführt worden ist, dass man also darin den
schöpferishen Gedankengang eines ausgezeichneten mathematischen Den-
kers im Einzelnen verfolgen kann. Es ist jedoch unmöglich , auszugsweise
davon eine Anschauung zu geben; wir wünschen, dass recht Viele durch
die vorhergehenden Andeutungen zu dem Studium des Werkes selbst sich
mögen anregen lassen«
Wir können dabei eine Anmerkung nicht unterdrücken, die nur schein-
bar von dem Gegenstande dieser Anzeige abfährt. H. Lamd hat in seinen
.jLefons sur les fonctions mverses des iranscendenies ei les surfaces isoihermet^^
(Paris 1857) das System der elliptischen Coordinaten synthetisch einge-
geführt. {Lefons VIII, IX.) Die Orthogonal-Flachen des elliptischen Sy-
stems erscheinen dort als Isotherm-Flkchen und die Grössen A^ B^ (7, ^i, Bf,
u. s. w. als die inversen Functionen , welche die vorhergehenden Vorlesun-
gen einfährten. Die Variabehi dieser letzteren bilden ein neues Coordisa-
ten-System, welches dem weitem Fortschritt der dort geführten Untersuchung
sehr förderlich ist. Die Vergleichung jenes Werkes mit dem gegenwärtigen
ist im höchsten Grade lehrreich.
Die Theorie der Wärme bildet dort den Ausgangspunkt der Unter-
suchung. Die Gleichung z/, jP = o ,
in welcher die Grösse JfF der in dem Früheren betrachtete Differential-
Parameter der zweiten Ordnung von F ist, erscheint hier als die Bedingung
des Gleichgewichtes der Temperatur ; wenn alsdann s ein bestimmter Werth
der Function J^ ist, F -= f (x, y, z) = e,
so repräsentirt diese Gleichung eine Isotherm-Fläche, d. i. den Ort
aller der Punkte des betrachteten Baumes, die dieselbe Temperatur c haben.
Der Parameter e bestimmt eine besondere Oberfläche der durch die obige
allgemeine Gleichung dargestellten Familie von Isotherm -Flächen und
M. Lam^ nennt ihn den thermometrischen Parameter derselben. Da für
die analytische Theorie der Wärme die Betrachtung von Isotherm-FIächat
von fundamentaler Wichtigkeit ist, so hat die Aufsuchung des Kennzeichens
der Isothermie — denn nicht alle Flächen sind im Allgemeinen Isotherm-
Flachen , sondern sie werden es nur unter besonderen, von ihren geometri-
schen Parametern erfüllten Bedingungen — besondere Bedeutung. Di«
Aufsuchung dieser Bedingungen liefert das merkwürdige Ergebniss, dass
den speciellen Fällen der Oberfläche zweiten Grades die
sämmt liehen elementaren Tr ans cen deuten des Integral- Cal-
culs als solche Bedingungen entspringen; nämlich beispielsweise
wie folgt*. Kreis - Cylinder a^ + f^ tz= X^ oder Umdrehungs-Paraboloida
Literatorzeitung. 29
y* + z* = 2Aa: + k'
aind isoüierm, wenn l =3 ae^^
(logarithmische Transcendente) ; elliptische and hyperbolische Cjrlinder
wenn A = c .
— e
und somit yX* — c* = c ,
ist (nViu^ und Cosinus, sowie hyperbolische ^us und cosinus). In solcher
Weise entsprechen den hyperbolischen Cjlindern und den planetarischen
SUipsoiden die trigonometrischen und den Ümdrehungs-Hyperboloiden und
den eiförmigen Elipsoiden die Exponential-Functionen als Bedingungen
der Isothermie.
Wenn man aber dieselben Bedingungen für die allgemeinen Oberflächen
des zweiten Grades
aafsuchty so erhält man die elliptischen Functionen und erkennt, dass
dieselben angesehen werden können als die geometrischen
Parameter der allgemeinen Oberflächen zweiten Grades, in-
0!ofern dieselben Isothermflächen sind. Das Studium dieser Func-
tionen, ihre Theorie von diesem mathematisch-physikalischen Gesichtspunkte
aus, bildet den Inhalt jenes Werkes; die Entdeckungen von Euler, Abel und
J a c 0 b i ergeben sich im lichtvollsten und überraschendsten Zusammenhange.
Und diese mathematisch-physikalischen Gesichtspunkte sind auch dem
gegenwärtigen und bis jetzt neuesten Werke des Verfassers — hoffentlich
vervollständigt er seine Fublicationen recht bald durch die „analytische
Theorie der Wärme'^ — nicht fremd; im Gegentheil sie beherrschen es und
wir würden unsere Pflicht als Beferent nur halb erfüllen, wenn wir nicht
die umfassenden Gesichtspunkte und die Einzelausführungen desselben,
so weit es in aller Kürze möglich ist, darlegen wollten.
Denn die Theorie der krummlinigen Coordinaten ist nicht nur aus der
majkhematbchen Physik hervorgegangen , sondern sie hat auch in derselben
ihr eigentliches Gebiet, findet dort ihre bedeutendsten Anwendungen.
Und das gegenwärtige Werk muss gewiss, so bedeutend es auch in
rein mathematischer Beziehung ist, noch höher gestellt werden , als eine
Studie zur mathematischen Physik betrachtet; als solche ist es von
seltenem Werthe und dem Studium aller' derer dringend zu empfehlen , die
sich für den Fortschritt derselben gründlich interessiren.
M. L a m ^ beginnt ^ein Werk mit dem Begriffe der Punkt-Function,
den er auf jede Grösse anwendet, die in jedem^ Punkte des begrenzten oder
:S0 Literatnrzeitang.
unbegrenzten Raumes einen besonderen und bestimmten Wertb hat; eine
solche variirt stetig von einem Punkte snm andern und ist in jedem Coordi-
naten-System ausdrückbar.
Wenn man alle diejenigen Punkte des Baumes denkt, in
welchem dieselbe den nämlichen numerischen Werth be-
sitzt, so erhält man eineFläche, und die allgemeine Voraus-
setzung der Constanz liefert eine Familie solcher Flächen,
die den Wirkungsraum derPunkt- Function erfüllt.
In einer im Oleichgewichte befindlichen Flüssigkeit entspricht jedem
Punkte ein Druck normal zu allen den Flächen-Elementen, denen angehö-
rig dieser Punkt angesehen werden kann und für alle von derselben Inten-
sität ; dieser Druck ist die Punkt-Fuuction der Hydrostatik, ein bestimmter
Werth kommt ihr für alle Punkte einer bestimmten Oberfläche zu, in wel-
cher jeder Punkt die Eigenschaft besitzt , dass die Bichtung der Resultante
aller äusseren Kräfte mit seiner Normale zusammenfällt, und ihre Constanz
im Allgemeinen liefert eine Familie solcher Oberflächen , welche den gan-
zen von der Flüssigkeit eingenommenen Baum erfüllen. Es ist die Fami-
lie der Niveau- Flächen.
Wenn man nach dem Gesetz der allgemeinen Schwere fbr einen
Punkt des Baumes die Summe bildet, deren Glieder die Quotienten sind
aus den Massen aller übrigen Punkte des Baumes durch ihre respecti-
ven Entfernungen von ihm , so erhält man diejenige Punkt - Fonetion,
welche als die Potential -Function in der Gravitations-Theorie bezeichnet
wird, und deren partielle Differentiale die Oomposanten der Attraction lie-
fern. Sie hat für alle Punkte einer gewissen Oberfläche, die zugleich überafi
zur Besultante der Attraction normal ist, denselben Werth und ihre Con-
stanz im Allgemeinen bezeichnet die Familie dieser Oberflächen, gleichfidls
Niveau-Flächen genannt, die den Baum erfüllen.
In dem Gleichgewichtszustand der Wärme ist die Temperatur diePunkt-
Fttnctlon und ihre Constanz definirt die Familie der Isotherm -Flächen.
Wenn man endlich zu den drei Veränderlichen, welche die Coordinaten
repräsentiren, die Zeit als eine vierte hinzufügt, so entspricht jedem andern
Zeitpunkt eine neue Familie jener Flächen und die Gleichung zwischen ihnen
ist der Ausdruck des Bewe>gungszustandes, durch welchen die Fa-
milien des nächsten Augenblicks aus denen des gegenwärtigen hervorgehen.
Man %ieht, jenem Gebiete der Punkt-Function mit drei Ver-
änderlichen fällt die Statik in allen Gebieten der mathemati-
schen Physik anheim; dasHinzutreten derZeitals einer vier-
ten Veränderlichen beherrscht die Dynamik der nämlichen
Erscheinungs - Gebiete; sie wird die Auflösungen der Probleme der
himmlischen Mechanik vervollständigen, sie umfasst die Hydrodynamik, die
Theorie der tönenden und leuchtenden Wellen, die der Erwämiung und Ab-
kühlung der Körper.
Literatarzeitung. 31
Wenn nun — um den analytischen Vorgang kurz zu zeichnen — in
einem dieser verschiedenenZweige der mathematigchenPhy-
sik eine Untersuchung zu führen ist, sofoestehen die Data des
Problems einerseits in einer Gruppe von partiellen Differen-
tial - Gleiehnngen der zweiten Ordnung, welche die beherr-
schenden physikalischen Gesetze repräsentiren, anderer-
seits in gewissen Differential - Gleichungen der ersten Ord-
nung, welche dieselben Functionen fttr die an der Oberflftche
des betrachteten Körpers gelegenen Punkte zu erfüllen ha-
ben« Man macht die dadurch geforderte Integration mög^
lieh, indem man ein Goordinaten System wählt, in welchem die
Punkte der Oberfläche durch die Constanz einer der Goordi-
naten repräsentirt werden; so beim rectangulären Prisma mit Hilfe
der rechtwinkligen Cartesischen, beim geraden Cylinder mit Hilfe der Polar-
Coordinaten; so entsprang der Behandlung von Fragen über die Kugel das
System der sphärischen und derjenigen von solchen über das BUipsoid das
der ellipsoidischen Goordinaten.
So hat insbesondere die Untersuchung des Wärmezustandes im drei-
azigen Ellipsoid M. Lam^ auf die ellipsoidischen Goordinaten geführt.
Die drei Flächenfamilien desselben sind nicht nur confocal und orthogonal,
sondern auch isotherm, so dass sich auf sie der Begriff der thermometrischen
Parameter überträgt.
Aber am Tollständigsten wird doch gerade der allgemeine
Begriff des krummflächigen Orthogonal-Systems gefordert
durch die mathematische Theorie der £lasticität,^weil die
Gesetze, die das innere Gleichgewicht eines festen Körpers
regieren, selbst auf die Betrachtung dreier Familien von Or-
thogonalflächen hinführen. Im Zustande des elastischen Gleichgewich-
tes entspreehen nämlich jedem Punkte des festen Körpers drei und nur drei
zu einander rechtwinkliche, ebene Elemente, aufweiche die elastischen Kräfte
normal wirken; sie verändern ihre Lage von einem zum andern Punkte ste-
tig und bilden so die drelFamilien von Orthogonalflächen, welche
M. Lam^ unter dem Namen eines isostatischen Systems zusammen-
gefasst hat. In der «nahe liegenden Bemerkung, dass die Parameter der
drei ^em nämlichen Punkte entsprechenden Orthogonal - Flächen des
Systems eben diesem Punkte charakteristisch angehören und deshalb als
seine Goordinaten angesehen werden können, liegt der Ursprung zur Idee
der allgemeinen krummlinigen Goordinaten. Eben weil hier — wir be-
merken es beiläufig — die Anwendung der krummlinigen Goordinaten der
Orthogonal-Systeme so ganz die eigentliche Natur der Sache ausdrückt, be*
gegnet die Auflösung des aligemeinen Problems über das elastische Gleich«
gewicht des rectangulären Prisma's so unüberwindlichen Schwierigkeiten«
So ist denn das ganze Werk von mathematisch-physika-
32 Literaturzeitang.
lischen Gesichtspunkten beherrscht. Und so ist es natfirlieh, dass
man für jene in der allgemeinen Theorie der krommlinigen Orthogcmal-
Systeme so bedeutsam hervortretenden Functionen, die als Differential-Pa«
rameter der ersten und zweiten Ordnung erschienen und welche die constan-
ten vom Coordinatensystem unabhängigen Relationen der Krümmungen des
Orthogonalsystems beherrschen, auch nach ihrer physikalischen oder ao zu
sagtti natürlichen Definition sucht Wir stellen sie zusammen.
Der erste Differential-Parameter der Potential-Function in der Theorie
der Gravitation ist die Resultante der anf die Einheit der Masse au^efib-
ten Attractionen, und in der Hydrostatik ist der erste Differential-Parame-
ter des Drucks dem Producte der Resultante der äusseren Kräfte in die
Dichtigkeit gleich. Man kann daher den Differential-Parameter
der ersten Ordnung einer solchen Punkt-Function wohl als
die Kraft bezeichnen.
Der Begriff des Differential- Parameter« der zweiten Ordnung entspringt
am directesten aus der analytischen Theorie der Wärme; wenn man die
Wärmebewegung, d. i. die Wärmezunahme und den Wärme verlust, innerlialb
eines rechtwinkligen Elementar-Parallelepipedes von den Seiten
während der Zeit di und bei der Temperatur F ausdrückt, so findet man
di dQi '
wo k die von der Dichtigkeit, der specifischen Wärme und dem Leitnngs-
vermögen des Körpers abhängende Constante ist, für die allgemeine Glei-
chung. Dieselbe zeigt, dass das Wachsthnm der Temperatur in jeden
Punkt mit dem zweiten Differential -Parameter derselben ttbereinsdmnit.
In der Unabhängigkeit dieses Wachsthums vom Coordinaten-System erblioken
wir den physikalischen Ausdruck von der gleichen Unabhängi^eit des
Differential-Parameters der zweiten Ordnung. Man kann dem-
gemäss diesen letzteren etwa als das Wachsthum oder als die calo-
rische Acceleration bezeichnen. Man sieht, wie direct sich als die
Definitionder Isotherm - Flächen die Bedingung
J^F=0
ergiebt.
Die nämliche Gleichung
J^F=0
ist die allgemeine Gleichung in der Theorie des Potentials. In der
allgemeinen Theorie der Elasticität fester homogener Köi^
per bewähren die Projectionen der molekularen Lagen Veränderung und die
Composantea der elastischen Kräfte im Gleichgewichtszustande die allge-
meine Gleichung J^ • ^8^ = 0,
Literaturseitung. S3
die enbische Ausdehnuog 0 wird durch das Gesets
im Zustande des Gleichgewichts nnd darch das andere
im Schwingungssastande regiert.
In 80 aasgezeichneter Weise zeigen sich die physikalischen Phänomene
von dem zweiten Differentialparameter der Punktfunctionen abhängig, die in
ihnen auftreten, wie um diesen als eine natürliche Derivirte vor aUen
andern zu bezeichnen.
Und diesen überall schon in den Grundgedanken ruhenden mathema-
tisch-physikalischen Gehalt ergänzen noch die Anwendungen der allge-
meinen Theorie , welche drei Fünftel des Buches umfassen. (Lebens IX —
XX.) Sie sind der Dynamik und Theorie des Potentials (Le9. IX, X) der
Theorie der Isotherm- Systeme (Le9. XI — XIII) und der allgemeinen Theo*
rie der Elasticität (Le9. XV — XX) gewidmet. Die XIV. Vorlesung ist Über-
diess der Transformation der Ortbogonal-Systeme durch reciproke Badien-
vectoren gewidmet
Von der grössten Bedeutung sind hier die Anwendungen auf die Elasti-
citäts-Theorie fester homogener Mittel. Man kennt, wie wir hoffen, in
Deutschland ziemlich allgemein das schöne Werk unseres Autors j^Lepons
sur la thSorie tnaihematique de Celasücite des carp$ solides, Paris 1852." Am
Schlüsse der allgemeinen Theorie, vor dem üebergang zu der ausführlichen
Anwendung der Elasticitäts-Theorie auf die Ei^klärung der Erscheinungen
der doppelten Brechung, verweist dort der Verfasser aufsein M^moireüber
die iso st atiseben Oberflächen in L iouvi 11 e's Journal, als in wel-
chem er die Gleichungen der Elasticität in krummlinige Coordinaten trans-
formirt habe. Hier findet man diese Untersuchung wieder aufgenommen und
weitergeführt. Man findet aber insbesondere die vollständige Integration der
allgemeinen Gleichungen der Elasticität für den Fall einer homogenen sphä-
rischen Enveloppe von constanter Elasticität , deren Mäntel bekannten von
einem Punkt zum andern veränderlichen Druck - oder Zugkräften unterwor-
fen sind. Diese schöne Untersuchung ist auch in Form einer eigenen Schrift
erschienen.
Eine besondere Erwähnung gönnen wir endlich noch einigen Bestand-
theilen des Inhalts der Vorlesungen IX und X, die der Dynamik gewidmet
sind. Die allgemeinen Gleichungen der Bewegung eines materiellen Punk-
tes sind hier in die krummlinigen Coordinaten übertragen und manche
schöne Anwendung ist davon gemacht; insbesondere führt die Betrachtung
der Bewegung unter dem Einflüsse von Attractionskräften , wo der Parame-
ter ein Potential ist, zu ausgezeichnet einfachen Formeln. Die Interpre-
tation dieser Fntwickelung lehrt, dass das Wachsthum der 1 ebendi-
genKraft gleich der durch das Wachsthum des Potentials
ZeitAchrJfl f. Malhemaük u. Physik. VI. 2. 3
34 Literaturzeitung.
multiplicirteu angezogenen Masse ist; f ttr die Hasseaemkeit giebt
demnach der Parameter der Niveauflächen oder das Potential durch sein
Wachsthum die Arbeit der Attcaction und rechtfertigt so seinen Namen.
Und wenn man die Geschwindigkeit in Funktion der Coordinaten aus-
drückt, so gilt für die lebendige Kraft ^-— die Gleichung
die nämliche Gleichung, welche für einen festen homogenen
Körper das Gesetz der Temperatur im Zustande des thermi-
schen Gleichgewichts giebt; gewiss eine schöne Erinnernng an die
Grundgedanken der mechanischen Wärmetheorie I
Indem sodann M. Lamö den Gedanken verfolgt, dass die Parameter
der den Niveau-Flächen conjugirten Systeme von Orthogonal-Flachen ihrer-
seits andere Eigenschaften der Bewegung ausdrücken mögen, und denselben
speciell auf den Fall einer anziehenden geraden Linie oder des cjlindri-
schenPotentiars anwendet, gelangt er zu weiteren interessanten Ergebnissen.
Sie sind in den Gleichungen
2 Jl
enthalten, in welcher letzteren dO den Contingenzwinkel derTrajectorie des
Punktes bedeutet, während H der Ejrümmungshalbmesser und da das Bogen-
Element derselben ist. Die erstere zeigt, wie das Wachsthum des cy-
lindrischen Potentials q die Arbeit der Aftraction oder ge-
nauer gesprochen der tangentialen Composante derselben
liefert. Man muss die zweite als Definition einer andern Arbeit betrachten,
die bisher noch unbeachtet geblieben ist; der Parameter
,.=/^,,=yp.,e
des conjugirten Systems der orthogonalen Cylinder liefert
durch sein Wachsthum den Ausdruck der von der Normal-
Composante der Attraction geleisteten Arbeit.
Wenn eine ELraft einen materiellen Punkt eine krummlinige Bahn
durchlaufen lässt; so besteht ihre Arbeit in der Besiegung des Widerstandes,
welchen derselbe den Veränderungen seiner Bewegung entgegensetst, oder
wie man kurz sagt, in der Ueberwindung der Trägheit Ihre taugen*
d V
tiale Composante fi — überwindet den Widerstand gegen die Yeränderong
der Geschwindigkeit, die normale Composante dagegen den Widerstand
gegen die Veränderung der Sichtung; jene Composante der Trägheit wirkt
in dem der Richtung der Geschwindigkeit entgegengesetzten Sinn, diese in
der Richtung des Krümmungs-Radius in dem vom Centrum hinwegführen-
den Sinne. So ist es zu verstehen, wenn M. Duhamel sagt, dass die
Centrifugalkraft die Normal- Composante der Trägheit ist.
Literatnrzeitnng. 36
Fttr die veränderliche geradlinige Bewegung führen diese Betrachtun-
gen anf die Definition der Masse , nach welcher dieselhe der Widerstands-
eoeMcient des materiellen Punktes ist. Für die krummlinige Bewegung
fordert die Weiterführung derselben Betrachtungen eben die Einführung
jener neuen Arbeit der Normal-Composante der Trägheit, welche wir defi-
nirten«
Wir hielten diese Erweiterung des Begriffs der Arbeit für wichtig ge*
nug, um ihr eine besondere Erwähnung zu widmen.
Aber wir durften auch nur für etwas wirklich Wichtiges die Länge die-
ser Anseige noch vermehren ; doch mag sie sich selbst entschuldigen ; wo
so viel Neues und Eigenthümliches ist, kann die einfache Aufzählung des
Inhalts nicht genügen, der Beferent wird immer den Versuch machen müs*
sen, von dem Eigenthümlichen eine Idee zu geben und den herrschenden
Oedankenkreis zu erläutern.
Man wird es billigen , wenn überall in dem Vorhergehenden die Auf-
gabe des Referenten allein berücksichtigt worden ist; gegenüber einem
Forscher von der Bedeutung GeorgeLam^'s halten wir das Kef eriren für
passender als das Becensiren. Wenn wir einen Wunsch aussprechen möch-
ten, dem das Werk innerhalb seiner Sphäre nicht genügt, so ist es der um
häufigere Anf&hrung der Arbeiten Anderer, die auf demselben weiten Ge-
biete Bedeutendes geleistet haben ; der Kundige wird solcher an nicht we-
nigen Stellen gedenken. Doch wollen wir auch darüber mit dem Autor
nicht rechten. Wir wollen hier nur noch hinzufügen, dass die Schrift:
,,Die Potentialfunction und das Potential. Ein Beitrag zur mathematischen
Physik von Dr. K. Clausius. Leipzig 1859.** eine vortreffliche Einfüh-
rung in das Studram des Lam^^schen Werkes ist.
Mit zwei literarischen Bemerkungen , deren eine sich den Anwendun-
gen auf die Mechanik anschliesst, während die andere zu der rein geo-
metrischen Bedeutsamkeit des ellipsoidischen Coordinatensystems zurjick-
führt, schliessen wir endlich diese Anzeige.
Im XXI. Bande des „Journal de Väcole imperiale polyiechnique" (Paris
1858) hat M. J. N. Haton de la Goupilli^re in zwei Abhandlungen:
^ySur une theorie nauveUe de la pSomSirie des masse^^ (p. 35 — 96) sehr schöne An-
wendungen der Grundgedanken des ellipsoidischen Systems auf die Unter-
suchung der in der Theorie der Trägheitsaxen sich darbietenden Integrale
JE mxy gemacht; wir empfehlen sie zur Beachtung.
In einer der ,,FacuUS des Sciences*^ von Paris am 7. Aug. 1854 vorgeleg-
ten Th^se hat M. C. A. Valson die ellipsoidischen Coordinaten auf die
Theorie des Ellipsoids und der auf demselben verzeichneten Figuren an-
gewendet und mittelst dieser Methode reiche Entdeckungen Über die Focal-
Eigenschaften der Oberflächen zweiter Ordnung gemacht, welche besonderes
Interesse durch die Vergleichung mit der im 56. Bande von Crelle's Jour*
nal veröffentlichten, der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im April
1858 vorgelegten, Abhandlung: „üeber die Focalpunkte der Oberflächen
zweiten Grades ^^ von Heilermann gewinnen.
Endlich hat derselbe französische Autor in dem eben vollendeten
XIX. Bande der .yNotwelles Annales de MalhemaUgues par Terquem et Gerono^'
(p. 298) die Anwendung seiner Methode auf die Oberflächen zweiten (Jra-
des, welche keinen Mittelpunkt haben, mitgetheilt *). Fiedler.
*) 8o eben würde von Mallet-Bachelier das Erscheinen von: „Lepans sur la
theorie anatyüque de la chaleur , par G» Lami,^'' angekündigt.
36 Literaturzeitung.
Onmdifigo dei auf viensoUiehe Sterbliehkeit gegründeten Teniehenege-
Wesens 9 von Dr. Ph. FischbBi Lehrer der höheren Mathematik
an der höheren Gewerbschnle su Dannstadt — Erste Abtheilmig :
Bestimmung der Sterblichkeitsverhftltnisse. — Oppen-
heim ^ Ernst Kern. 1860.
Wiewohl die Ermittelung der Gesetze der menschlien Sterblichkeit,
namentiieh wegen des hohen Aufschwunges , welchen in der neuem Zeit
das hierauf gestützte Versicherungswesen genommen hat, von der grössten
Bedeutung geworden ist, mnss man doch zugeben, dass die Kenntniss
dieser Gesetze noch ziemlich im Argen liegt, wenn auch ein Ueberfluzs
von sogenannten Sterblichkeitstabellen vorhanden ist Die grosste Zahl
dieser Tabellen ist nämlich völlig unbrauchbar^ einestheils in Folge des
ümstandes , dass sie aus einem höchst unvollkommenen Beobachtungsmaie*
rial abgeleitet sind , mehr aber noch dadurch, dass von Vielen dieses Mar
terial auf eine ganz ungerechtfertigte Weise benutzt worden ist, und dass
nur Wenige verstanden haben , auch hier diejenigen Methoden zur Anwen-
dung zu bringen, welche in den verschiedenen Zweigen der angewandten
Mathematik benutzt werden, um aus mangelhaften Beobachtungen wenig-
stens die wahrscheinlicherweise wichtigsten Resultate abzuleiten. Dem vox^
liegenden Buche gebührt das Verdienst, dasjenige, was in der neuem Zeit,
namentlich seit Moser*) zur Beleuchtung der Mängel älterer und neuerer
Sterblic hkeitstafeln und zur Aufstellung richtiger Grundprincipien gesche-
hen ist, und was bis jetzt an verschiedenen Stellen zerstreut lag , gesam-
melt xmd durch die Besultate eigener werthvoller Untersuchungen des Ver-
fassers vermehrt, zu enthalten.
Das Buch , welches die erste Abtheilung eines grösseren Werkes über
das auf die menschliche Sterblichkeit gegründeten Versicherungswesens
bilden soll, zerfällt in f)inf Kapitel, deren erstes sich mit den Sterblich-
keitsverhältnissen im Allgemeinen beschäftigt und die Begriffe der Wahr-
scheinlichkeit a posteriori überhaupt, sowie der Sterbens- und Lebenswahr-
scheinlichkeit insbesondere erläutert Aus diesen Begriffen wird die zweek-
mässigste Einrichtung der Sterblichkeitstabellen abgeleitet. — Von beson-
derer Wichtigkeit isft das zweite Kapitel, mit der Ueberschrift: ,tDie
Entstehung der ersten Sterblichkeitstabellen und deren Folgen"^ welches
die Mängel der grösseren Anzahl früherer Sterblichkeitsbestimmnngen Mos-
legt. Nach einer kurzen historischen Einleitung über die hierher gehörigen
Bestimmungen des römischen Rechtes und einige spätere Versuche , wendet
sich dasselbe zu der ersten eigentlichen Berechnung von Sterbliehkeits-
verhältnissen, welche im Jahre 1692 veröffentlicht wurde und dem berfilm-
ten englischen Astronomen Hallej ihre Entstehung verdankt, sowie so
der hiervon abgeleiteten sogenannten „Haliej'schen Methode" der Berech-
nung von Mortalitätstafeln. Der Verfasser ermittelt hierbei sowohl aaf
theoretischem als practischem Wege die Grösse der Fehler, welche bei die-
ser Methode daraus entspringen , dass sie unter Voraussetzung einer constast
bleibenden Bevölkerung aus blossen Todtenlisten ohne Rücksicht auf die
Anzahl der Lebenden, aus denen die Todten hervorgegangen sind, Sterb-
lichkeitstabellen construirt Von Interesse ist der Nachweiss , dass, wo ge-
nügendes Material vorliegt, um die aus der Halley'schen Metiiode abgelei-
teten falschen Zahlen durch gleichzeitige Rücksichtnahme auf die Bevol-
kerungslisten zu corrigiren , die bedeutenden Differenzen zum grossen Th^
*) In seinem 1839 erschienen Werke: ,|Die Gesetze der Lebenidauer.**
Literaturzeitang. 37
Terscbwinden, welche sich swiselien diesen Zahlen und den Wahmehmangen
geschlossener Oesellschaften ergeben^ bei denen nicht allein die Gestorbe-
neu, sondern anoh die Lebenden gesählt wnrden. Der von Sttssmilcher-
fdndene Begriff der „ansgesnchten*' und „ansgesnchtesten^* Gesellschaften,
-welche nach andern Gesetaen als das übrige gemeine Volk absterben sol-
len, erhält hierdurch seine verdiente Abfertigung. — Pas dritte Kapitel
handelt von der Weiteren Entwickelnng der Theorie der Sterblicbkeitsver-
b<nisse und unterwirft aunächst die Zulässigkeit einiger angeblichen Yer-
bessemngsversnche der Hallej'schen Methode einer gründlichen mathema"
tischen Untersuchung. Hieran schliesst sich die Betrachtung der wirklichen
Fortschritte, welche in der neueren Zeit durch die Bemühungen von Teil -
kämpf, Heym tlA* in der Theorie hei Ermittelung der eigentlichen Ster-
benswahrscheinlichkeiten gemacht worden sind. — Das vierte Kapitel ent-
h< eine strenge ELritik einer grossen Ansahl der vorhandenen Sterblich-
keitstabellen, sowohl mit Bücksicht auf die Art ihrer Entstehung, als den
daraus abzuleitenden Grad ihrer Zuverlässigkeit. Wie wenig Vertrauen die
grössere Zahl dieser Tafeln verdient , kann unter Anderem aus dem über-
raschenden Resultate abgeleitet werden, dass in den hier besprochenen Ta-
bellen die wahrscheinliche Lebensdauer der Neugeborenen zwischen den
Grenzen von 1 Jahr und 63 Jahren schwankt — Im letzten Kapitel handelt
der Verfasser von der Construction richtiger Sterblichkeitstabellen und giebt
hierbei diejenigen Methoden an, welche von ihm selbst bei Berechnung
solcher Tafeln benutzt worden sind. Neu sind die auf das Gewicht der
einaehien Beobachtungszahlen bezüglichen Resultate , sowie die dem Ver-
fasser eigenthümliche Ausgleichungsmethode für Werthe der Sterbenswaht-
scheinlicfaikeiten , welche aus verschiedenen Altersjahren stammen, und die
Untersuchung über die Correctionen, welche bei geschlossenen Gesellschaf-
ten an den Sterbenswahrscheinlichkeiten wegen der aus anderen Ursachen
als Tod innerhalb eines Jahres Ausscheidenden , sowie wegen der Eintre-
tenden anzubringen sind, wenn die Zeit dieses Aus- und Eintrittes nicht
näher angegeben ist Kann man auch, namentlich was die vom Verfasser
benutze Ausgleichungsmethode betrifft, rücksichtlich der Grundlage der-
selben , vielleicht anderer Ansicht sein , so verdient doch die Klarheit und
die mathematische Strenge volle Anerkennung, mit welcher derselbe die
Consequenzen der von ihm aufgestellten Principien verfolgt, und von wel-
cher er bereits in mehreren früheren Werken aus dem Gebiete der reinen
und angewandten Mathematik vollgültige Prx>ben abgelegt hat*).
Den Schluss des Buches bilden zwei vollständig durchgeführte Rech-
nungsbeispiele , nämlich die Berechnung zweier Sterblichkeitstabellen, der
einen für das männliche Geschlecht, vom 25sten bis zum 85sten Lebens-
jahre reichend , der andere für das weibliche Geschlecht , vom 18ten bis
anm 86sten Lebensjahre. Dieselben stützen sich auf die Erfahrungen,
welche in der königlich preussischen allgemeinen Wittwenverpflegnngs-
anstalt zu Berlin während der Jahre 1776 bis 1852 gemacht worden sind.
*) Wir erimiem an des Verfusert „Lehrbuch der höheren Geodäsie' S soine an
seine Bearbeitung mehrerer Theile des Francoenr^schen Lehrcorses der reinen Ma-
thematik , von denen namentlich die beiden zuletzt erschienenen :
Lehrbuch der algebraischen Geometrie n. s. w., und
Lehrbuch der analytischen Geometrie in der Ebene
sich dureh selbststandige Behandlung und Anordnung des Stoffes und vielfaebe Auf-
nahme neuerer Methoden dem Original gegenüber auszeichnen.
38 Literatnrzeitang.
Referent kann hierbei die Bemerkung nicht verhehlen, dass er für iweck-
massiger gehalten hätte , den Anfang der Tabelle für das mftnnliehe Ge-
schlecht um ein Jahr zu verschieben. In Folge des ümstandes nSmlieh,
dass für das 256te Lebensjahr nur die geringe Zahl von 5 beobachteten
Todtea vorliegt, hat die Sterbenswahrscheinlichkoit für dieser Alter hanpt-
sftchlich darch Ansgleichnng mit Benutzung der Nachbarjahre abgeleitet
werden müssen. Dass dadurch die unmittelbar beobachtete Wahrschein-
lichkeit von 0,0033 durch Ausgleichung bis auf 0,0062 erhöht worden ist,
könnte gegen die Zulässigkeit der verwendeten Methode leicht beträcht-
liche Zweifel hervorrufen.
Man wird aus der vorstehenden Inhaltsangabe ersehen, dass das be-
sprochene Buch nicht allein die Aufmerksamkeit derjenigen verdient,
welche zu der Theorie und Praxis des auf die menschliche Sterblichkeit
gegründeten Versicherungswesens in näherer Beziehung stehen, sondern
dass es auch mancherlei vom mathematischen Standpunkte aus Interessan-
tes enthält. Bedauerlich ist nur, dass an mehreren Stellen, namentlich des
letzten Kapitels , die Resultate -der mathematischen Entwickelungen durch
Druckfehler nicht unbeträchtlich entstellt worden sind.
Zum Schlüsse stimmt der Referent mit dem Verfasser in dem Wunsche
ttberein , dass die Directionen und Vorstände der Versicherungsgesellschaf-
ten, in deren Interesse hauptsächlich die Fortbildung der Theorie der
Sterblichkeitsverhältnisse liegt, durch geeignete Veröffentlichung des in
ihren Archiven enthaltenen Beobachtungsmateriales mehr , als es bis jetzt
von vielen derselben gesehen ist, beweisen mögen, dass ihnen darange-
legen ist , ihre Institute auf tüchtige Grundlagen zu basiren. Der VerfSasser
stellt eine zweite Abtheilung seines Buches in Aussicht, welche sieb mit
der Theorie und Praxis des Versicherungswesens beschäftigen soll. In der-
selben verspricht er, diejenigen Versicherungsinstitute, welche bis dahin
den Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, welche ihnen im allgemei-
nen Interesse obliegen, einer ebenso strengen Kritik zu unterwerfen, als es
in der vorliegenden Abtheilung mit den mangelhaften Methoden der Sterb-
lichkeitsberechnung und den unbrauchbaren Tabellen selbst geschehen ist
O. FOET.
Bibliographie
vom 1. Decbr. 1860 bis 15. Februar 1861.
Periodische Schriften.
fiegister für die Monatsberichte der K. Pr. Akademie der
Wissensch. zu Berlin von 1836 — 1858. Berlin, Dftmmler in
Comm. 2 Thlr.
Annalen der Physik und Chemie, herausgeg. v. J. C. Poooev-
noRFF. Jahrg. 1861. No. 1. Leipzig, Barth. pr. cplt. 97» Th'^-
Astronomisches Jahrbuch f. 1863. Herausgeg. v.J.F. Encke unter
Mitwirkung von Wolfers. Berlin, Dümmler. • 5 Thlr.
Annalen der k. k. Sternwarte in Wien. Herausgeg. von K. ▼.
LiTTROW, 3. Folge, 9. Jahrg. 1859. Wien, Wallishauser in Comm. sV^TUr.
Literatarseitong. 30
Lamont, J., Annalen der E. Sternwarte bei Müncheo. 12. Bd.
München, Franz in Gomm. 1% Thlr.
Puhlicaiions de Vobservatoire V Aihenes. Tom. L (Beiträge zur
phjsikal. Geogr. Griechenlands v. J. F. J. Schmidt. 3 Hefte.) Athen,
Willberg. 4 Thlr.
Tbiiqubh. Bulletin de bibliographie^ d^hislaire et de hiographie
maihemaiiques. Tome V. Pari$. 30 Ngr.
Attino XaiheiniatilL
OiFFHOBN, F. Leitfaden der elementaren Mathematik. 1. Abth.
Allgem. Arithm. n. Algebra. Braonschweig , Schnlbnchhandl. 24 Ngr.
Thomas, K. Das System der absoluten Primzahlen. Nebst
nothgedrungener Abwehr. Leipzig, Wagner. Vs Thlr.
Stampfer, S. Logarithmisch-trigonometrische Tafeln. 6. Aufl.
Wien, Gerold's Sohn. Va Thlr.
Lukas, F. Logarithmen der Zahlen und der trigonometri-
schen Functionen und Antilogarithmen. Wien, Helf. 1 Thlr.
MüLLfiR, J. H. T., Vierstellige Logarithmen der natürlichen
Zahlen und Winkelfunctionen nebst den Additions- und
Subtractionslogarithmen. 2. Aufl. H^Ue, Waisenhausbuchh.
Vs TUr.
Spitzes, S. Studien über die Integration linearer Differen-
tialgleichungen. I.Fortsetzung. Wien, Gerold's Sohn. ^/^1.Wt.
Mayb, A. Grundlegung der Theorie des Yariationscalcüls.
Würzburg, Kellner. 24 Ngr.
DoEBX, G. Lehrbuch der Mathematik. 2. Bd. 1. Tbl. Planimetrie
n. ebene Trigonometrie. 2. Aufl. Berlin, Weidmann'sche Buchh. 21 Ngr.
SoHBÖDEB, F. H. Elemente der Planimetrie und Stereometrie.
Hannover, Hahn'sche Hofbuchh. 72 Thb.
Esoheb, H. Die mathematischen Verhältnisse der Kreislinie.
Zürich, Meyer & Zeller. 4 Ngr.
Kapff, f. G. Kreis und Ellipse nacli der Theorie der Schiefe,
geometrisch, algebraisch und trigonometrisch dargestellt. Leipzig,
C. F. Winter'sche Verlagshandl. 18 Ngr.
Apollonins von Perga, Sieben Bücher Kegelschnitte nebst
dem durch Halley wiederhergestellten achten Buche.
Deutsch von H. Balsam. Berlin, G. Beimer. sVs Thlr.
Cabnot. R6flexion$ $ur la melapkysique du calcul infinile$imaL
4. ed. Paris, 1% Thlr.
Dfi Fbetciket. J>e Vänalyse infinitesimale; etude sur la mita-
physique du haut calcul, Paris. 2 Thlr.
Angewandte Mathematik.
2ii<LMeB, A. Die mathematischen Rechnungen bei Lebens^ u.
Bentenversicherungen. Berlin, Nicolai'sche Verlh. 2 Thlr.
SuBio, S. Abhandlung über die Zusammensetzung fortschrei-
tender und drehender Bewegungen und ihre Anwendung
zur Erklärung der Aberration des Lichtes, desFoncault-
Pendelversuchs etc. Pest, Heckenast in Comm. V2 '^hlr.
DsoHEB, Handbuch der rationellen Mechanik. 4. Bd. Mechanik
flüssiger Systeme. Augsburg, Rieger. 2 Thlr.
40 Literaturzeitung.
LsBOT, C. F. A. DieStereotomie enth. Anwendungen der darsteUen-
den Geometrie etc. Ans dem Frazös. v. F. Kaüffmann. % Ausg.
2. — 6. Lief. Stuttgart, Becher's Verl. k V4 Thlr.
Posch, L. Geschichte und System der Breitengradmessun-
gen. Inaug.-Dissert. Freising, Datterer. ^ Vi Thlr.
Atlas des nördlichen gestirnten Himmels f. d. Anfang d. J. 1855
entworfen auf d. K. Sternwarte au Bonn. 6. Lief. Bonn, Marcus. 3 Thlr.
RüMKBR, O. Die totale Sonnenfinsterniss am 18. Jnli 1860;
beobachtet au Castellon de la Plana. Hamburg, Berthes - Besser k
Mauke. Vs Thlr.
Babh. Calcul des eclipses de soleil par la methode des pro
jeciions, Paris. 30 Ngr.
Physik.
PiSKO, F. J. Lehrbuch der Physik für Obergymnasien. Bröns,
Winiker. 2 Thlr. 8 Ngr.
Encyclopädie der Physik, bearb. von Brix, Decher» v. Feiutzscr
etc. herausgeg. v. Karsten. 8. Lief. Leipsig, Voss. &V3 Thfar.
Müller - Pouillet's Lehrbuch der Physik und Meteorologie.
3. Bd. Kosmische Physik von J. Möller. 2. Aufl. Braunschweig,
Vieweg. 4 Thlr.
ScHMiD, E. £. Lehrbuch der Meteorologie. Mit Atlas in Qner
folio. Leipzig, Voss. 13 Thlr.
WiEDBicANN, G. Die Lehre vom Oalvanismus und Elektro-
magnetismus nebst ihren Anwendungen. I. Bd. Galvanismot.
Braunschweig, Vieweg. 3 Thlr. 96 Ngr.
SoHELLER, H. Der elektromagnetische Telegraph. 3. Aufl.
Ebendas. 2 Thlr. 8 Ngr.
SoBiDA, S. Grundzüge einer naturgemässen Atomistik mit
den daraus abgeleiteten Schwingungsgleichungen. 1. Heft. Klagen-
furt, Leon. 6 Ngr.
Kirchhoff, G. und R. Bunsem. Chemische Analyse dnrcb
Spectralbetrach tun gen. Mit Wandtafel in Farbendruck. Leipzig,
Schrag's Verl. iVs Thlr.
PiSKo, F. J. Die Fluorescens des Lichtes. Wien, Gkrold's Sohn.
U Ngr.
Parkinson, S. ä Treaiise on Opiics. London. 4Vs Thk.
Potter, B. Physical Opiics. 2 VoL {The carpuscular Theory of Ltgfd^
discuUed maihemaUcaüy.) London, k 3 ThJr.
WiLKES, C, Theory of ihe Winds. 2. edü. London. 2 Thlr. WNgt
Julien, F. Couranis ei revoluiions de Vatmosphere ei de la mer,
conienani une iheorie nouvelle sur les deluges periodiques.
Paris, iVj Thlr.
NiCKLBS, J. Les eleciro - aimanis ei Vadherence magnetique.
Paris. 1% Thlr.
Literaturzeitung.
Recensionen.
B«itrig0 lur OeioMohte der griedüfchtii Mathematik von Professor Dr.
L. P, Ofteedikgee. Ulm 1860.
Der Verfasser dieser kleinen Broschüre bat schon 1844 im 5. Bande
des Grunert^schen Archivs eine Abhandlung veröffentlicht, welche er selbst
als Vorarbeit des gegenwärtig Erschienenen bezeichnet. In der That bil-
det der fast wortgetreue Abdruck dieser Abhandlung : „lieber die Auffindung
mathematischer Wahrheiten bei den Griechen*'« die erste Hälfte der vor-
liegenden Schrift. In derselben wird behauptet, was den meisten Mathe-
nftAtikern längst unzweifelhaft war, dasa die Griechen gewisse Methoden
zur Auffindung von Sätzen besessen haben müssen, welche verschieden
waren von den Methoden der Beweisführung. Als solche Hilfsmittel der
SiTfindung werden genannt :
1. die Anwendung der Arithmetik auf die Geometrie,
2. die Anwendung der Geometrie auf die Arithmetik,
3. die mechanischen Hilfsmittel (insbesondere das Zeichnen),
4. die angewandte Mathematik (z. B. Statik),
5« die Analogie,
6. die Induotion.
Von diesen Erfindungsmethoden sind dann einige Beispiele aus grie*
cbischen und späteren Autoren angefilhrt. Die zweite Hälfte d%r Broschüre,
welche neu erscheint, behandelt in 4 Paragraphen : die problematische Ana-
lysis, die Auffindung der Analysis, Djgita und Orte ,. endlich die geometri-
schen Aufgaben des Apollonius. Wesentlich Neues wird der Leser wohl
nicht darin entdecken. Ganz angenehm ist in den beiden letzten Paragra-
phen die Zusammenstellang der verschiedenen Ausgaben der darin bespro-
chenen Werke. Verwirrend hingegen muss es auf den historischen Laien
wirken, wenn das Wort Datum bald in der euclidischen, bald in der nicht-
eaclidischen Bedeutung gebraucht wird (z. B. S. 12 und 8) , ohne dass auf
diesen Doppelsinn aufmerksam gemacht wird. Endlich scheint Herr Öfter;
dinger das Werk von Chasles über die Porismen als eine neue Atisgabe
des griechischen Textes desPappus zu betrachten, und verspricht uns des-
Literalurxtg. d. Zeittchr. f. Math. u. Pliys. VI, 3. 4
4 2 Literaturzeitung.
halb eine ganz neue Untersuchung über dieses Werk, welche bei einer «b-
deren Gelegenheit gegeben werden soll. Der Herr Verfasser wird sich
inzwischen wohl überzeugt haben , dass er sich damit wohl überflüssige Ar-
beit machen würde. -Camtob.
Prolegomenes philosophiques de la geomSirie, ei Solution des
postulats par J. Delbqsuf. Uege 18(K).
Es ist keiner Frage unterworfen , dass das uns zur Beurtheilung vor-
liegende Werk ein in vielfacher Beziehung interessantes genannt werden
muss. Sowohl was den eigentlichen Inhalt betrifft , als auch durch die fes-
selnde Sprache hält es den Leser in fortwährender eifrigster Spannung und
reizt zu wiederholtem Uebcrdenken der wichtigsten Capitel aus der Philo-
sophie der Mathematik. Wenn wir damit gleich ron Tomherein unsere
ganz besondere Anerkennung des Geleisteten aussprechen, so müssen wir
freilich hinzusetzen, dass bei alledem der Verfasser uns die Aufgabe, die
er sich stellte, nicht vollständig zur Lösung gebracht zu haben scheint,
wozu die Grösse jener Aufgabe am meisten beigetragen haben mag. Der
Verfasser wollte einen doppelten Zweck damit erreichen. Er wollte die
philosophische Verwandtschaft der Mathematik mit den übrigen Wissen-
schaften nachweisen , er wollte ferner noch eine strenge , wahrhaft evidente
Grundlage für die Geometrie finden, welche die gewöhnlichen Postnlate
nicht voraussetzte. Also wieder einer von den neuen, neuesten, alier-
neuesten Beiträgen, Versuchen, Grundzügen u. s. w. der wahren Theorie
der Farallellinien? Eigentlich ja! Aber ein solcher Beitrag , der jedenfalls
unter den übrigen eine weit hervorragende Stellung einnimmt, rnid beson-
ders in der allgemeinen Einleitung , sowie in dem kritischen , mehr nega-
tiven Theile des Vortrefflichen viel enthält.
Wir wollen aus d^ Einleitung nur jene Stelle hervorheben, an wel-
cher der Verfasser einerseits gegen den Apriorismus der Idealisten, ande-
rerseits gegen den Empirismus der Sensualisten ankämpft, wo er zeigt, wie
die eine dieser Lehren zum Mjsticismns, die andere zum Skepticismus
führt. Mit Schärfe zeigt er in beiden Richtungen Widersprüche; allein
was setzt er an die Stelle? Eine*Theorie , welche dem Empirismns des
Mill zu nahe steht, um nicht der Verronthung Raum zu geben, dass am
Ende doch die Erfahrung das Wesentliche, und die Ableitung der Wahr-
heit aus der Erfahrung nur ein Nebensächliches sei , über welches «nein
noch ein philosophischer Streit möglich ist. Wir können daher auch nach
Durchlesung dieses Buches noch Verehrer des Miirschen Hauptwerkes
bleiben und uns darüber freuen, dass, wie wir vernehmen, eine neue und
zwar vollständige Ausgabe der deutschen üebersetzung in Bälde zu erwar-
ten steht. Der Haupteinwurf, welchen Herr Delboeuf gegen MIU vorbringt,
zeigt selbst das Richtige unserer Behauptung Über den geometrischen
' Literaturaeitttng. 43
W«nb der Erfahrung. Wenn Hill angiebt , die OeometHe liefere adäquate
Definitionen und sei evident, so fragt Herr Delboeuf nach der Begründung
dieser Angabe, Und ob es noch andei-e Wissenaobaften gebe , in welchen
adäquate Definitionen möglich sind. Die philosophische Berechtigung die-
ser Frage ist unleugbar, zumal wenn das Verh<niss der Mathematik an-
deren Wissenschaften gegenüber untersucht werden soll , aber für die Geo-
metrie selbst genügt die empirisch feststehende Thatsache der Evidens,
wel^e Yon Herrn Delboef so wenig wie von einem Anderen angeeweifelt
wkd.-
Wir haben schon oben bemeil^t, dass der Geomet^ aus dem kritischen
Tbeile des vorliegenden Buches viel lem^i könne. Wir erinnern an die
vortreffliche Untersuchung der Begriffe: Anaijsis und Synthesis , an die
Ableitung der Vorschriften in Bezug auf die innere Gestaltung eines Jjehr-
ganges der Geometrie, Vorschriften, welche awar überaus einfach sind,
aber nichtadestoweniger nur zu häufig ausser Acht gelassen werden, wi6.
2« B. dass eine gute Definition in der Geometrie genetiisch sein müsse, dass
die Beweise möglich kurz sein soUen , und insbesondere keiner Hilfslinien
sich bedienen sollen, welche die Natur des Satzes nicht schon mit sich
bringt u. s. w. Wir erinnern namentlich an die mathematische Prüfung.
der verschiedenen Beweisverfahren für den Satz von der Winkelsumme
des Dreiecks. Jeder Mathematiker wird in diesem CapStel ein schätzbarem
Material gesammelt finden , wie es sonst nur selten existtrt.
Unsere Pflicht als Becensent nötbigt uns jetzt aneh einige Bemer-
kungen über den positiven Theil des Werkes ab. Der Verfasser erinnert
selbst daran, dass eine wesentliche Grundlage für ihn eine Schrift des
Dr. lieber weg gewesen sei, welche zuerst 1851 im pädagogischen Archive
Bd. XVII erschien, jötzt in ' franzöHischex , vom Autor gebilligter Ueber<«
eetsung dem vorliegenden Werke angefügt ist. Indem wir unsere Freude
über diese Offmheit, aussprechen, welche für den wahren Freund der
Wissenschaft oharakteHstisch ist, können wir Herrn Delboeuf gern zugeben,
dass er über die Schrift, welche ihm zur Anregung diente, weit hinausge-
gangen ist. Allein auch er hat uns von der vollständigen [Richtigkeit sei-
ner Deduetionen, nicht überzeugen können. Es liegt gewiss viel Wahre»
hl' dem Begriffe der Homogeneität des Baumes, der bei beiden Schriftstel-
lern den eigentlichen Ausgangspunkt bildet, allein durchaus klar ist er
ans in dem Sinne, wie er benutzt wird, auch nach wiederholtem Lesen
noch nicht geworden. Möglich, dass die Schuld an uns liegt, indessen
scheintHerr Delboeuf lielbst von der Furcht nipht frei geblieben zusein, es
möge Manchem so geben. Sagt er doch (S. 229 in der Anmerkung) ; Tous
ees modes de demoMtration soni fort simpk9; mais il faui s'ilre bien pdnetre du
principe de fhomogeneiie pour en coneevoir la puissance et Vapplication. Diese
Diurcbdrnngenbeit zu erreichen , waren wir aber bisher nicht im Stande.
: Im Einzelnen möchten wir uns noch einige wenige Auss>tellungen er-
4*
44 LiteratUTzeitang.
lanben. Der Winkel wird (S. 233) definirt: La flgure formee par denx drettes,
qui partent d'un mime poini, se nomme angle» Aber kann man einen Winkel
eine Figur nennen? Wir glauben nicht. Herr Delboeuf erinnert ^ieder-
bolentlich daran, dass man nnerwiesenermaaaBen annehme, zwei Linien, die
sieh begegnen , schneiden einander. Er versncht (S. 235) einen Beweis da-
von zu geben. Dazu nimmt er an, ^^nnd CD seien gerade Linien, welche
den Punkt ^gemein haben, so dass L AEB^^^CED s^lSOfi^ dann müssen
auch die L AEC= BED sein und einander gegenüberliegen. Das Ersiere
geben wir vollständig zu, woher aber weiss man das Letztere, wenn es
nicht erfahrungsmässig bekannt sein soll? Und dergleichen Falle kommen
noch mehr vor, wo Herr Delboeuf von eiüer Evidenz spricht, der wir kei-
nen anderen Grund, als den der Erfahrung unterlegen können. So auf
derselben 8. 235, wo es heisst: Quelle que soit la direclion prise pour narme^
la valeur de V angle resle la mime. Celle proposition est evidente par eile mimt.
Zur Begründung unseres Einwurfes bemerken wir, dass der ang^efnhrte
Satz in gewöhnlicher Ausdrncksweise heissen würde: L ABC — ABD
= DBCt wie auch die A B gelegen sein mag. Am klarsten wird in diesem
positiven Theile Herr Delboeuf, wo er selbst empirisch zu Wege geht. So
S. 235, wo er die symmetrischen Figuren durch Umdrehung, wie bei einem
Handschuh erzeugt. Und so müssen wir zum Schlüsse wiederholen: das
Buch des Herrn Delboeuf verdient von jedem Geometer gelesen zu werden,
vom Empirismus werden aber nur Wenige dadurch bekehrt werden , eher
dürften Idealisten dadurch zu der entgegengesetzten Schule hinüberge-
zogen werden. Caütok.
Analytische Oeometrie der Kegelschnitte, mit 'besonderer Berücksichtigung
der neueren Methoden, von George Salmok. Unter Mitwirkung
des Verfassers deutsch bearbeitet von Dr. Wii<hklm Fiedi.£r.
Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1660. 40 Bogen.
gr. 8.
Das englische Original, von dessen dritter, im Jahre 1855 Teröffent-
lichten Auflage das vorliegende Werk eine sehr freie Beasbeitung liefert —
die erste Auflage erschien 1848 — führt den vollständigen Titel : A Treaiite
on Co nie Sections: containing an account of some of the mos/ imporimd
modern algebraic and geomelric melhods, By the Rev. George Salmon, A. Jf.,
Fellow and Tutor, Trinity College, Dublin.
Dasselbe enthält mehr, als sein Titel verspricht; es nmsehliesst in
seinem Haupttheile eine fast vollständige Darlegung des gegenwärtigen
Standes der auf die Kegelschnitte bezüglichen geometrischen Lebren , mit
Zugrundelegung der wichtigsten algebraischen und geometrischen Metho-
den, durch welche namentlich in der neueren Zeit diese Theorie eine we-
sentliche Förderung erlangt hat. Ein einleitender Abschnitt giebt die
LiicraturzeituDg. 45
Grnndlehren 4er Cartesischen Coordlnaten - Geometrie , leitet aber in Kur-
sem darcL Aufnahme . d^s erweiterten Coordinaten • Begriffes uq4 nament-
lich durch Einführung der Trlllut^r - Coordinaten und der dadurch beding-
ten homogenen Gieichungsformen zu den umfassenderen Gesichtspunkten
hin, durch welche die neuere analytische Geometrie weit über die Lehren
des CartQsiua hinausgeführt worden ist. Die ausgezeichnete Methodik , mit
welcher der Verfasser hierbei von den einfacheren Grundlagen zu höheren
Anschauungen fortschreitet , macht das Buch , abgesehen von seinem ur*
sprtinglichen Zwecke, besonders auch geeignet, zur Einführung in die
gegenwärtige wissenschaftliche Stellung der analytischen Geometrie zu
dienen.
Der deutsche Bearbeiter hat den letzteren Gesichtspunkt in den Vor-
dergrund treten lassen und hiervon eine Erweiterung des Salmon^schen
Werkes abgeleitet, rücksichtlich deren er sich, wie die Vorrede besagt,
mit dem Verfasser selbst in Einvernehmen setzte. Durch Einschaltung
einer grossen Menge einzelner Zusätze , sowie einiger grösseren Abschnitte
ist das Werk um nahe die Hfilfte des ursprünglichen Volumens angewach-
Ben, und es ist in seiner neuen Form wohl geeignet, dem Zwecke zu ent*
sprechen , welchen der Bearbeiter dabei im Auge gehabt hat. Das Mate-
rial zu den Erweiterungen bt zum Theil anderen Schriften desselben Ver-
fassers entlehnt, namentlich dem vorzüglichen Werke: A Treatise on ihe
higher plane Curves, zum Theil sind andere englische Quellen benutzt. Die
Arbeiten deutscher Mathematiker, namentlich unserer Möbius, Plücker,
Steiner und Anderer sind übrigens durchaus nicht unbeachtet geblieben;
einzelne Partien verrathen eine selbstständige Auffassung von Seiten des
Bearbeiteirs.
Der Stoff de« vorliegenden Werkes ist in der deutschen Ausgabe in
die folgenden Abschnitte vertheilt : Gap. I. Der Punkt. Cap. tl. Die ge-
rade Linie. Cap. JIL Aufgaben über die gerade Linie. Cap. IV. An-
wendung einer abgekürzten Bezeichnung für die Gleichung der geraden
liinie* Cap. V. Gleichungen von höheren, Graden, welche, gerade Linien
darstellen* Cap. VL Ableitung dar Haupteigenschaften aller Curven zwei-
ten Grades aus der allgemeinen Gleichung. Cap. VIL Der Kreis. Cap.
VIII. Lehrsätze und Aufgaben Über den Kreis; Anwendung einer abge-
kürzten Bezeichnung auf seine Gleichung. Cap. IX. Eigenschaften eines
Systems von zwei oder mehreren Kreisen. Cap. X. Die allgemeine Glei-
chung des zweiten Grades als Central - Gleichung. Ellipse und Hyperbel.
Cap. XI. Die Parabel. Cap. XII. Vermischte Aufgaben und Lehrsätze
über die Kegelschnitte. Cap. XIII. Die Methode des Unendlich -Kleinen,
die Quadratur und Eectification der Kegelschnitte. Cap. XIV. Die Me-
thoden der abgekürzten Bezeichnung, die trimetrischen Coordinaten-
Systerae und das Pxincip der Dualität in ihrer Anwendung auf die Kegel*
schnitte. Cap. XV. Die «dlgemeine homogene Gleichung zweiten Grades
46 LiteraturzeituDg;
und die Algebra der linearen Transformatiooeii. Cap. XVI. Oeometriseb^
Methoden. 1) Die Methode der reciproken Polaren. 2) Die 1>«rinc«ii8chen
and anharmonischen Eigenschaften <lor Kegelschnitte. 3) Die Methode der
Projectionen and die geometrischen Verwandtschaften des ersten Grades. —
ZasÜtze. — Quellen - Nachweis.
Das L, IL and V. Capitel enthalten die Hauptsätze ans der Theorie
des Punktes und der geraden Linien im Systeme der Cartesischen Parallel-
Coordinaten und dem der Polar- Coordinaten; in gleichem Umfange giebt
das VL, VIL, X. und XL Capitel die Theorie der Kegelschnitte. Die
Capitel lil, Vin und XII gewähren reichhaltige Aufgaben - Sammlangea
zur Erläuterung dieser Theorien und zur Unterstützung des weiteren Sta-
diums derselben. Mit Ausnahme einer nicht unbeträchtlichen Menge klei-
nerer Zusätze und Abänderungen beschränken diese mehr elementaren
Theile des deutschen Werkes sich grossentheils auf eine freie Ueber-
setzang der entsprechenden Partien des Originals. Die einzige wesentliebe
Abänderung besteht in der geänderten 8tellnng des vom' Kreise handeln-
den Capitels VII, welches im Originale als letzter Tbeil der der Betrach-
tnng der Kegelschnitte vorausgehenden Einleitung seinen Platz vor der
Dcscnssion der allgemeinen Gleichung zweiten Grades findet, während nach
dem Standpunkte der deutschen Bearbeitung die Theorie des Kreises dra
ersten speciellen Fall der Untersuchung einer Linie zweiten Grades bildet
und deshalb der Ableitung der Haupteigenschaften aller solcher I^inien
nachfolgen musste. Der Kreis ist hierbei als diejenige Gurve zweiten Gra-
des aufgefasst, deren conjugirte Durchmesser -Paare sieh rechtwinklig
durchschneiden.
Der übrige Inhalt des Buches, welcher in^der vorliegenden Form mehr
als die Hälfte des Ganzen ausmacht, ist besonders der Einftthrang in die-
jenigen algebraischen und geometrischen Methoden gewidmet, durch welehe
die neueren wesentlichen Fortschritte der analytischen Geometrie bedingt
worden sind. Diese Theile, welche nach dem Plane der deutschen Be-
arbeitung die wichtigeren sind, haben deshalb auch die grössere Meng«
von Zasätzen in sich anfgenommen. Bei der reichen Menge des darin ent-
haltenen Stoffes muss sich Beferent auf wenige, die Hauptsachen ber&h-
rende Andeutungen beschränken.
In dem zur Theorie der geraden Linie gehörenden Capitel IV ent-
wickelt das Original insbesondere den Gedanken , dass die Gleichung der
geraden Linie in Cartesischen Coordinaten in eine homogene Gleichoag
ersten Grades zwischen drei linearen Functionen der beiden Veränderlichen
umgeformt werden kann , woraus sich in einfacher Weise der Begriff der
trilinearen Punkt- Coordinaten, d. i. der Bestimmung eines Punktes dnrcli
das Verhältniss seiner Abstände von den drei Seiten eines Fundamental-
Dreieckes, ableitet. Die deutsche Bearbeitung schliesst hieran den Begriff
der dreipunktigen Linien - Coordinaten , in denen die gerade. Linie als das
Liieraturzeitang» 47
Siament geometrisoher {"ormen auftritt und durch das Verhältniss ihrer
Abstände von den drei Eckpunkten des Fundamental-Dreieckes fixirt wird*
Das für die neuere Geometrie so wichtige Princip der reciproken Dualität,
welches im englischen Originale nur im Capitel der geometrischen Metho-
den bei den reciproken Polaren Verwendung findet, erlangt hierdurch seine
elementare Begründung. Zugleich ergeben sich hieraus wesentliche Gr-
Weiterungen des Capitels XIV, in welchem die beiden trimetrischen
Coordinaten - Systeme zur Untersuchung der Kegelschnitte verwendet
werden.
Das von der Methode des Unendlich - Kleinen handelnde Capitel KIII
tat zur Hälfte im Original in dem von den geometrischen Methoden han-
delnden Schlussabschnitte enthalten. Die Bestimmung der Tangentenj
die Quadratur der Parabel und Ellipse und die Theorie der Krümmunga-
balbmesser wird hier aus einfachen geometrischen Betrachtungen abge*
leUet. Die in der deutschen Bearbeitung sich hieran lehnende Verwendung
der Differential - und Integralrechnung zu denselben und verwandten Auf-
gaben steht zwar in loserem Zusammenhange mit dem übrigen Inhalte des
Buches, findet aber in dem Bestreben des Bearbeiters, die Theorie der
Kegelschnitte zu einem möglichst umfassenden Ganzen abzurunden, ge-
lifigende Bechtfertigung; umsomehr, als auch das Original an anderer Stelle
von den Methoden der höheren Analysis Gebrauch macht.
Die wesentlichsten Umformungen haben die beiden Schlusscapitel er-
langt. In Capitel XV sind einige Abschnitte der neueren Algebra aufge-
nommen, deren vollständige Kenntniss bei den Studirenden der Mathema-
tik, für welche das Buch hauptsächlich bestimmt ist, nicht allgemein vor*
ausgesetzt werden konnte , nämlich die Grundzüge der Theorie der linea-
ren Substitutionen und die zu ihrer Begründung nothwendige Theorie der
Determinanten. Der an mehreren Stellen des Originals betonte Grundge-
danke , dass alle wesentlichen Eigenschaften einer geometrischen Form aus
solchen Verbindungen der in der Gleichung dieser Form vorhandenen
Coefficieaten abgeleitet werden müssen , welche unabhängig von der Ver-
änderung des zu Grunde gelegten Coordinaten-Systems bleiben, ist mit die-
een Hilfsmitteln in der Bearbeitung weiter verfolgt, als es im Originale
möglich war. Auch treten hiermit solche gegenseitige Beziehungen zwi-
schen Curven in den Vordergrund, welche durch die Wahl der Coordinaten-
Achsen nicht gestört werden. Endlich erhält durch die Aufnahme dieser
algebraischen Theile das von den geometrischen Methoden handelnde Ca-
pitel , welches im Originale nur in loser Verbindung zu dem übrigen Inhalte
des Buches steht, einen organischen Zusammenhang mit dem analytisch-
geometrischen Theile des Werkes. Grössere Zusätze in Capitel XVI, wel-
che sich an das Vorhergehende naturgemäss anschliessen , begründen die-
sen Zusammenhang. Wichtig ist namentlich für die projectivischen Eigen-
schaften der Kegelschnitte die an ein Capitel des oben erwähnten y,Trea(ise
48 I^iteraturzeitung.
on Ihe higher plane Curves^*' sich anlehnende Theorie der geometrischen Ver-
wandtschaften des ersten Grades.
Den^Schluss des Werkes bilden einige Zusätze, welche mehrere spe-
cielle , dnrch den Inhalt des Bnches angeregte Fragen ansfahrlieher behan-
deln, unter folgenden Titeln: 1) Die trimetriscfaen Coordinaten - Systeme
und der barycentrische Calcul. 2) Ucber das Pascarsche Sechseck. 3) Ueber
die allgemeine Aufgabe , einen Kegelschnitt nach gegebenen Bedingungen
zu beschreiben. 4) Ueber das System der demselben Viereck eingeschrie-
benen Kegelschnitte, ß) Ueber die Bestimmung der Asymptoten eines Kegel-
schnittes ans seiner allgemeinen Gleichung. 6) Zur geometrischen Bedeu-
tung der Discriminante. — Von hohem Interesse ist in dem ersten dieser
Zusätze die Aufnahme einer brieflichen Mittheilung des Herrn Professor
Möbius, welche die im barycentrischen Calcul gegebene statische Begrün-
dung der dreipunktigen Linien - Coordinaten durch eine gleiche Grundlage
für die trilinearen Punkt- Coordinaten ergänzt.
Der dem Buche angehängte Quellen - Nachweis kann zwar auf Voll-
ständigkeit nicht Anspruch machen , ist aber jedenfalls dadurch Ton Wich-
tigkeit, dass er mehrfach auf englische, dem deutschen Publikum in der
Regel weniger zugängliche Quellen hinweist.
Die vorstehende kurze Inhaltsangabe, wenn sie auch nicht hinreichend
ist, ein vollständiges Bild von der reichen Menge des Stoffes zu gewähren,
welchen das Salmon-Fiedler'sche Werk in sich aufgenommen hat, möge ge-
nügen, um darauf das Urtheil zu gründen, dass der bereits vielseitig an-
erkannte Werth des Originals in der deutschen Bearbeitung nur noch er-
höht worden ist. Jedenfalls verdient der Bearbeiter den Dank des deutschen
Publikums für die Gründlichkeit und Umsicht, mit welcher er sich der Auf-
gabe unterzogen hat, das Buch zu einer möglichst vollständigen und gründ-
lichen Einführung in die gegenwärtige wissenschaftliche Situation der ana-
lytischen Geometrie zu gestalten. Es kann das Werk in der vorliegenden
Form der aufmerksamen Beachtung aller Studirenden der Mathematik em-
pfohlen werden , welche auf möglichst einfachem Wege Zugang zu den Be-
Bultaten der neueren Forschungen auf dem Gebiete der analytischen Geo-
metrie erlangen wollen; dem Lehrer der Wissenschaft empfiehlt es sich,
abgesehen von der vorzüglichen Methodik des Verfassers, welche in der
deutschen Bearbeitung durchaus nicht beeinträchtigt ist , namentlich noch
durch die grosse Menge von mehr als vierhundert grossentheils vollständig
durchgeführten Aufgaben.
Die Atisstattung des Buches ist eine vorzügliche; die zahlreichen (190)
in den Text eingedruckten Holzschnitte haben den Vergleich mit den eng-
lischen nicht zu scheuen. O. Fobt.
Bibliographie
vom 15. Februar bis 15. April 1861.
Periodische ScIirifteiL
Archiv der Mathematik und Plijsik, von A. Orunert. 36. ThL
Greifswald , Koch. pro compl. 3 Thlr.
Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. Aus dem
Jahre 1860. Bern, Huber & Comp, in Comm. 1 Thlr.
Annuario maritiimo per Vanno 1861, compilato dal Lloyd austriaca.
11 Annata. Triest, Direction des Österreich. Lloyd. 1 Thlr. 2 Ngn
Annales de Vobservaioire imperiale de Paris, publiees par U. le
Vbrri£B. Tome 13. Paris, Mattet- Bachelier,
Beine Xafhematik.
DoERK, H. G. Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien und
Realschulen. 2. Aufl. 1. Bd. : Arithmetik , 2. Bd. : Algebra. Berlin,
Weidmann'sche Buchhandlung. 18 Ngr.
Botmann, J. R. Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien etc.
3. ThL: Arithmetik. Cöln und Neuss, Schwann^sche Verlagshand-
lung. ^ Thlr.
SAdLiMa, J. T. Geometrische Constructionsaufgaben. Kiel,
Schröder & Comp, in Comm. l^iJB Thlr.
Fliedmer, C. Lehrbuch der ebenen Geometrie nebst Aufgaben-
sammlung. Marburg, Elwert'sche Univers. -Buchhandl. % Thlr.
Becker, F.W. Lehrbuch der Elementargeometrie. 2.Thl. 2.Abth.:
Darstellende Geometrie. Oppenheim a. R. , Kern. % Thlr.
Bbrkhan, W. Die Anwendung der Geometrie auf Arithmetik
und Algebra. Halle, Schmidt. 24 Ngr.
Zetz8Che,K.£. Die Elemente der ebenen Trigonometrie. Alten-
burg, Pierer. 16 Ngr.
Angewandte Xafhematik.
Heussi, J. Lehrbuch der Geodäsie. 1. Hälfte. Leipzig, Brock-
haus. 1% Thlr.
»Schmidt, G. Die Gesetze und Kräfte der relativen Bewegung
inderEbeue. Wien , Braumüller. 16 Ngr.
50 Literatarzeitung.
LoNGRiDGB, J. A. lieber die Constmction der Oeschfitsrohre
und anderer Hohlkörper, die einem grossen inneren
Drucke widerstehen sollen. Deutsch von J. Hartmank. Han-
nover, Helwing. . IJThlr. 6 Ngr.
MoNDO, C. Ueber die Deviation der Langgeschosse aus gezo-
genen Bohren. In's Deutsche tibertragen von J. Schmoelzl.
München, literarisch - artistische Anstalt 8 Ngr.
Physik.
Encyclopädie der Physik, bearbeitet von W. Brix, 6. Dsgher etc.
Herausgegeben von Karsten, 9. Lief. Leipzig, Voss. 2% Thlr.
FiAuz, B. Vorschule der Physik für Gymnasien. Paderborn,
Schöningh. l Thlr. 12 Ngr.
Matthi£S8EN, C. Ueber die Anordnung der Elektricität auf iso-
lirten Leitern von gegebener Form und die Methoden der
Messung von Bindungscoefficienten. Jever, Mettker & S6hne.
%Thlr.
MÖBius, K. Das Meer leuchten; nach einem im Hamburger Athenäum
gehaltenen Vortrage. Hamburg , Perthes , Besser & Mauke. 9 Ngr.
Wolf, R. Die Sonne und ihre Flecken. Ein Vortrag. Zurieh,
Orell, Füssli & Comp. % Thlr.
Neumann, C. Ueber die möglichen Ursachen der Corona und
der Pro tuberanzen während einer totalen Sonnen finste r-
niss. Dresden, Adler & Dietze. % Thlr.
Davt, M. Resume des recherches sur Veleciricite. PariSj Masstm
et fils. .
Bauhhauer, E. H. V. Mämoire sur la densiie, la dilaialiony le point d^ebul-
lition et la force elastigue de la vapeur de Valcool et des milanges d^aleaol
et deau. Amsterdam. Leipzig , C. F. Fleischer. 1 Thlr. 4 Ngr.
Atlas du CosmoSf contenant des cartes aslronomiques , physiques y thermiques^
magnetiques, geologiqueSy relatives aux oeuvres de A. de Humboldt et
F. Araqo, publie sous la direction de J. A. Barral. Livr. 1. Paris^
Gide. chaque Uvraison 3 frcs.
Mathematisches Abhandlungsregister.
iseo.
Erste Hälfte: 1. Januar bis 30. Juni.
▲flvodjBaJBik.
1. Zar Theorie der Gase. Joehmann. Zeitscbr. Math. Fhya, V, *24, 90.
2. lUvstratiotis ofthe dynamical theary of gases, Max ff eil. Phil. Mag, XIX, 19. —
aiavsius ilnd, 434.
Yer^^l. Functionen 73.
Analytitdhe Oeometrie der Eheae.
3. Tnaufbrmaiion des propriitis de» figvres. Faure. N. tarn, matk, XIX, 189. fVergl.
Bd. V, No. 25Ö.J
4. Mimoire sitr les polairea inclinöes. Dewulf. N. arm» matk. XIX, 175. [Vergl. Bd. V,
No. 252.]
5. On a subjeci cormecled to tangential coordinates, Tait, Quart. Joum. Matk. III, 365.
6. Zar Theorie paralleler Gurren. Cantor. Zeitschr. Math. Phys. V, 219.
7. Ueber Fusspunktlinien. Wetzig. Zeitschr. Math. Phya. V, 1,81. [Vergl. Bd. IV,
319.]
8. Le Heu des pieds des perpendictüaires abaissies du eentre dune drconfirence snr les
tangenles ä Ut diveloppante de cette drconfirence est une spiraie d'Archimide,
Laquiere. N, ann. nuith, XIX, 186.
9. Star les courbes d plusieurs points d'arrit, Luurent. N, ann, math, XIX, 210.
10. Cow'be logocyclique. ßooth. N, axn. math. XIX, 28.
11. Oa a geametrical theorem of Mr, Steiner. Ferrers, Quart. Joum. Math. IF, 92.
12. Sur une courbe du troisieme ordre, Mention. Bull. Acad. Petersb. I, 233. ' '
13. lAeu giometrique, Lenglier. N. ann. math, XIX, 123.
VergL Brennlinien 32, Doppeltangenten , Ellipse, Epicycloiden, Hyperbel, Ke-
gelschnitte , Mechanik 163.
AnalytUehe 0eometrie des Baumes,
i -1. Ueber krununlinige Coordinaten. B Ö k 1 e n. Grün. Archiv XXXIV, 26 , 308^ ^
15. Memoire sur Vemploi d'un nouoeau Systeme de variables dans Vitude des propriitis des
sur fuces courbes. Ossian Bonnet. Jqurn. MathSm. XXF, IbZ,
16« Ueber die Wendungsberührebenen der Raumcurven. Biachoff. Grelle LVIIl, 179.
17. Einige neue Sätze über Fasspunktflächen. Bacaloglo. Zeitschr. Math. Phys.
V, 67.
18. Elementarer Beweis des Yöller'Bchen Satzes und Uebertragung desselben auf
räumliche Verhältnisse. Matthiessen. Zeitschr. Math. Phys. Y, 146.
[Yergl. Bd. lY^ 366.]
19. Note sur quelques courbes d double eourbwe. Aelt. N. ann. math. XIX, 100. -
Yergl. Geodätische Linien, Isotherme Linien, Krystallographie 148.
Astroneoiie.
20. Sur le dSoeloppement en sMes des coordonnies d'wse pUmeie et de la fimction perturba-
trite. Puiseux, Compi, rend. L, 111, 151, 365, 490. -^ Joum, Math^m, XXV,
65, rD5.
52 Literaturzeitung.
21. Note ititr Itt d4oeloppetnent en sortis des coordonnSes d*wie pianiie. Bourgei. Comfi.
rend, Z, 319.
22. Sur la deterndnatUm theotique du coefßcient de V6quation ticulaire de ta iwte. De
Ponticoulant. Compt. rend. L, 734.
23. lieber die Gestalt des Mondes. Gusse w. Buil. Acad, Petersb. l, 276.
24. Audeutuogen über astronomische Beobachtangen bei totalen Sonnenfinsterni^seii.
Littrow. Gran. Archiv^XXXIV, 475.
25- lieber Berichtigung des Aequatorials. Steinheil. Astr. Nachr. LH, 129.
Vergl. Geschichte der Mathematik 80, 90, 98, 99, 107.
AttraotioiL.
26. Oh (he analytieäl tkeory of the aitraction of soHds boimded by a«rfate» of a clnts m-
dud'mg the eliipsoid. Donkin, Phil. Mag. XIX, 397.
27. lieber ein Attractionsproblem. Joachimsthal. Grelle LYIII, 135.
B^ftlinmt« Intagnl«.
28. De integralibm qidbusdam definHis, Lind man. Gmn. Archiv XXXIV, 17. .
29. lieber einige von ihren Bearbeitern für neu gehaltene bestimmte Integrale. Li nd-
ma n. Grnn. Archiv XXXIV, 1 18.
30. lieber eine Zurtickfuhrung bestimmter Integrale zwischen den Grenzen 0 nnd oe
auf andere zwischen denselben Grenzen. Zehfnss. Gran. Archir
XXXIV, 486.
31. Sur ttne faute dans les Exercises de Maihimatiques par Cauckg. Secande tarnte 1837
p 141 8qq. . Claussen. B\dl. Acad. Petersb. /, 145.
Vergl. Discontinuiriiche Functionen , Elliptische Functionen , Functionen 67.
Gammafunctionen , Productenfolge.
BinoittialooefflleientttL
Vergl. Reihen 189.
BrenalinieiL.
32. On a geometricfd method of const7'ucting caustic by reßection. Pull er. Quart Jourm.
Math. III, 312.
33. On the conical refraction of a straight Wie. Clifton. Quart. Journ. Math. III, 360.
^«
Oombiaatorik.
84. Coefficienten und independente Formeln zur Berechnung der combinatorisehen
Producte. Wasmund. Grnn. Archiv XXXiV, 440.
35. lieber die Entwickelung von cm (ö + O, + . . + O « . i) , *m (O + O, + . . + ^ » - 0
und über einen damit verwandten Satz aus der Theorie der Zahlen. Un f e r-
d i n ge r. Grün. Archiv XXXIV, 72.
Vergl. Ftinctionen 68.
Oubatnr.
86. Sur un certain vohmie de rotation. Franpoise. N. ann. nuUh. XIX, 11. — De Im
Briere. ibid. 52. — De Charodon. ibid. 52, 188. — Drouard. ibid. 54. —
Hazan. ibid. 158. ^ Puech. ibid 160.
37. Cubatur des Fusspunktenkbrpers eines Eilipsoides. Magen er. Gmn. Archiv
XXXIV, 450.
Vergl. Figurirte Zahlen.
Beterminaaften.
88. Sw vn th^hne de M. Sylvester relatifä la troHsformatüm duproduU de dHermmmts
du mime ordre. De Sperling; Journ. Mathim. XXF, 121.
39. Väleur d'un ditermuiant. Brioschi et Cremona. N. ann. math. XIX, 151*
40. Faleur d'un diterminant. Baehr. N. ann. math. X/X, 170.
41. Valeur symbolique d'tm diterndnant. N, ann, math, XIX, 181.
Vergl. Functionen 71 , Geschichte der Mathematik 97 , Homogene Functionea,
Trägheitsmoment 203.
Literaturzeitung. 53
D«t0niiiBMitea In ffeoswtrlteher Aaweadimg.
42. Application de la noitveiie analyse mtx surfaeea du second ordre, Painvitu N, ann,
math, XIX, 144. [Vergl. Bd, V, No. 289.]
43. Determination du degr4 de Cöquation de certaines »wface8 enoeloppes, Moutardn
N, ann. math. XIX, 58.
Vergl. DoppeltangenteH 48, KegeUchnitte 140, Oberüächen i64.
Düforentialf laiekimg,
44. lotegratioB der partiellen Differentialgleichang
Fuchs. Grelle L VIII, 80.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 6 , Hydrodynamik.
BifferenÜalqnottont.
45. Formulae of succesitive differentiation, Scott, Quart, Joum. Math. IV, 77.
46. On fructümal di/ferentiaiion, Greer, Quart. Journ, Math. III, 327, 870.
Dil contfimirliehe 7imctilo]Le&.
47 . Bemerkung über discontinnirliche Functionen. Sohlömllch. Zeitschr. Math.
Phys. V, 55.
Dopptltaagwitwi.
48. On the determination of the poinis of contact of double tangents to an algebraic curoe.
Salmon. Quart Joum. Math, III, 317.
49. On double ttmgenta, Holditch, Quart, Joum. Math. III, 289, IV, 28.
B.
ZUsÜeität.
50. SvT les divers genreg d^homoginMti mSctmique de» Corps solides elastiques. Bdrri de
Saint'Venant. Compt. rend. 4,, 9^0,
Vergl. Oberflächen 166.
Elektrodynamik.
51. Sopra alcune proprietd deUa p9*opagazione delUt corrente elettrica nei fili telegrafici.
Keller. Annali mat. II, 357.
52. Allgemeine Berechnung der Stromstärken in Galvanometern. Matzka. Grün.
Archiv XXXIV, 3;^.
53. Quattmion inoestigations connected wiih electrodynamcs, and magnetism. Tait. Quart»
Journ. Math. III, Zn.
54. Beiträge zur Theorie der Vertheilung der statischen und der dynamischen £lek^
tricltät in leitenden Körpern. Lipschitz. Grelle LVIII , 1 .
55. Ueber die Vertheilung der statischen Elektrieität in einem kreisförmig begrenz-
ten Segment einer Kugelfläche. Lipschitz. Grelle LVIII , 152.
Ellipse.
56. Thioremes sur feUipse. Prot. N. tmn. math. XIX, 285.
57. Construction des axes d*une eUipse au mögen d*un Systeme de diametres ronjuguis sans
tracer la courbe, Somoff. N, mm. math, XIX, 122.
58. Par un foyer d^une eUipse on mene une corde AB; par le point de rencontre des deux
nomuiles en A et B on mene une parallele au grand axe; cette parallele passe par
le milieu de AB. Larosse. N, ann. math. XIX, 85. — Maillot. ibid, 88. —
Vollantibid. 93.
59. Die Ellipse und Hyperbel als einhüllende Gurven eines Systems von Kreissehnen.
Unferdinger. Grün. Archiv XXXIV, 406.
Vergl. Functionen 70, Hyperbel.
EUiptisohe Tnnetionen.
60. Sur la t/ieorie des fonctions elliptiques et son upplication d lathiorie des nombres. Jöu-
bert. Compt, rend. L, 774, 832, 907, 940, 1040, 1095, 1 145.
61 . Note sur les fonctions elliptiques. Strebor. N. ann. math. XIX, ISb.
Vergl. Zahlentheorie 218.
Bpi^ytfleldsn.
62. Note snr les epicyclöiäes. Dieu. N, am. fkath, X/X, 125.
54 Literftturzekung.
F.
Kgorirte ZaUen.
63. Sur la limUe vers laquelle tend le rapport du oide au plein dans une püe de binden^
lorsqtie le nomhre des boulets augmerUe indißnimenU Fleury, N. wm. maik.
XIX, 9.
Toiieaiiltfteher FendeWemoH.
64. Ueber die Bichtangsänderang der Verticale Bacaloglo. Zeitacfar. Math. Phrs.
V, 59.
FniLotio&algleiehimg .
65. An optical theorem, Tait. Quart, Joum. Maik, III, 364,
TunctioiiLeiL.
66. Fondamenli di tma teorica generale delle funzioni di una variabUe. Riemann. Amm^
mat II, 3:n.
67. Sur If diüMoppement des fwwlions ä une seule variable^ Tckebychef, BwUL Acad.
Petersb, /, 193.
68. Sur le nombre de valeurs que peui acquörir une fonciion. Mathieu, Joum. MatkeoL
XXy, 9. [Vergl. Bd. V, No. 63.]
60. Wraderholang, Interpolation nnd Inversion einer Function unter gemeinsdiaft-
lieber Form. Hoppe. Zeitschr. Matb. Phys. Y, 136.
70. Ueber ein gewisses matbematisehes Princip. Zebfuss. Zeitscbr. Math. Pb/s.
• V, 210.
71. On some Symmetrie functions of the roots of algebraic equatkms. M. Roberts. Quart-
Joum, Math, IV, Ö7.
72. I . 2 . 3 . . .« > 0^)». Scblömilcb. Zeitscbr. Matb. Phys. V, 228.
73. Neuer VorBchlag zur AnfsQcbung des liUftwiderstandsgesetzes. Brenner. Grün.
Arcbiv XXXIV, 274.
Vergl. Sturmes Fanctionen.
Oammafunetioa.
74. Surla fortnule de Stirling, össian Bonnet, Compt. rend. L, 862.
Geodäsie.
75. Sur rinflucnce des alirftciions locales dans les opfy'atums göodäsiques et partieuHiremaU
dans Cure Scandinaoo- Russe, De Schubert, As tr. Nacbr. L II , 32 1 .
76. Ber Distanzmesser des Genie - Oberlieutenanta Biagio de Benedictis im Neapel
Zetzsche. Zeitscbr. Matb. Phys. V, 225.
77. Allgemeine Bestimmung der Länge von Nonien an Maassstilben. M a tzk«. GrsB«
Arcbir XXXIV, 334.
Oeoditlscbo linie.
78. Sur une forme de V^quathn de la ligne giodisique elfipsötdale et de ses usagts pom-
trouver les propriet4s conanunes aux lignes ellipsoidales et d des courbes piama
correspondantes, Aoust. Compt. renk, L, 4S4,
Oeoaetria (desoriptiT*).
79. Eine Ebene zu legen , welcbe die in einem gegebenen Kegel zweiten Gndes einfr
gegebenen Geraden parallel gezogene Gerade halbirt. Bacaloglo. Zeit-
scbr. Math. Phys. V, 59.
80. Suc une question de gSometrie descriptwe. Gros, N, antt. matk. XIX, 29,
eaometris (iLÖhera;.
8 1 . Ueber die Erzeugung geometrischer Cnrven. Haertenberger. Grelle LYIIL M.
82« Sur quelques proprieles des lignes gtmches .de troisieme ordre ei Hasse, Crem^ns,
Grelle LVni, J88
83. TMoremes de gäometrie segmentmre Hermes. N. ann. math, XIX, 26.
84. Homographie. Poudra. N. tmn. math. XIX, 108.
85. Application de la transformation par rayons vecteurs riciproques ä Titude de la swrfset
enveloppe (Pune sphh-e tangente d trois spheres donnies, Mannheim. Ä'. «n-
nuith. XIX, 67.
86 Propositions segmenttäres sur la pm*abole Vkuperbole equilett^e et propriiU du cereie
prificipal de fellipse, Leseaze, l!l. ann. nuoh, XIX, 2:^5.
LiieraturseUung. 55
87. Eiimi domU t»e tomqite ei tme eowrbe K, de toui tee poinis de Ken mine deux langen^
tee ä la conique et par les points de contacl les deux normalem; tromer le lieu B
des intersectiane de cee normales. Des Ion es, N. ami. math. XIX, 47. fVergl«
Bd. V, No. 332.]
Vergl. Geschichte der Mathematik 102, Kegelschnitte 136.
0esehicht6 der Xathomattk.
88. Question des Porfsmes. Breton (de Champ). Compt.rend. L^ 038» 995. — Chasles.
ibid. WO, 997, 1007.
89. Ueber die Auf- und Untergänge der Sterne und der Sonne bei den Alten. £ n cke.
Berl. Akad. Ben 18Ö0, 122.
90. Berechnung der Mondfinsternisse des Almagest mittelst der Hansen'schen Sonnen-
und Mondtafeln. Hartwig. Astr. Nachr. LII , 257.
91. Procidis de multiplicalion ttsilis mi mayen age enltatie» Ter quem. N, ann. math.
XIX. ßuUetitt de tibi. 13.
92. Sur la meihode de Fermat pour la ditermination des maxima et mhdma et son applica^
tiißn an pivbUme des tangaites et des centres degraviiä. Duhamel. Campt, rend.
Ly 741. — Breton (de Champ). ibid. 806.
93. Sur vnpassage des Oeuvres inidites de Descartes. Prouhet. Compt, rend. L, 779.
94. £in kritischer Nachtrag zur Geschichte der Erfindung der Logarithmen. M a t z k a.
Grün. Archiv XXXIV, 341.
95. Mögen hgdrodynamique de Maurolycus pour ttvuoer taire d'wi eercle. Ter quem.
N. ann. math. XIX. Bulletin de bibl. 47.
96.. Note sur tm ouorage de Jean Ceütu Genoechi. N. atm. math, XIX. Bidletindebibl.4b»
97. Originepremieredesdeierminmits. Ter quem. N. arm. math. XIX. Bulletin de bibl. 27 .
99. lieber die Hypothesen zur Erklftrung der Kometenschweife. Pap e. Astr. Nachr.
LII, 145. Faye ibid. 241.
99. 5ur la figure des cotnkles et tacciliration de leurs mouvements. Fay e. Compt. rend.
L, 352.
100. Le cenlre spontan^ de rotation signali par Jean Bemoulä, Ter quem. 19. ann. mutJi.
XIX. Bulletin de bibl. 46.
101. La slMotömie des abeilles. Ter quem, N. ann. math. XIX. Bulletin de bibl. 1.
102. Zur Geschichte des Dualismus in der Geometile. J. H. F. Müller. Grün. Archiv
XXXIV, I.
103. Biographie de Sophie Germtdn. Ter quem. N. ann. math. XIX. Bulletifi de bibl. 9.
104. Extrait d'wte lettre de Fourier. Fournerat. N. ann. math, XIX. Bulletin de bibl. 14.
105. Zur Biographie BessePs. Wichmanu. Gmn. Archiv XXXIV, 368.
106. Ueber Alexander v. Humboldt^s wissenschaftliche Thätigkeit und Verdienste um
die Geographie Amerikas. Encke. Astr. Nachr. LII, 113. [Vergl. Bd. V,
No. 317.]
107. Privatleistungen auf astronomischem Gebiete. Littrow. Grün. Archiv XXXIV,
249.
108. Zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen Telegrapbie« Zetzsche.
Zeitechr. Math. Phys. V, 39.
Gleiobimgen.
109. On the possibility of finding a root retdor imaginary of every equation, Challis,
Phil. Mag. XIX, 46,
1 10. Ueber den Cartcsischen Satz bezüglich der Anzahl der positiven und negativen
Wurzeln einer Gleichung. Z ßhf uss. Grün. Archiv XXXIV, 400.
Hl. Notes on the higher atgebra. Co ekle. Quart. Joum. Math, IV, 49.
112. Sur quelques questions d'algebra. Michael Roberts. N, ann. math, XIX, 23.
113. Zur Theorie der Gleichungen. Becker. . Grün. Archiv XXXIV, 288.
1 14. Trouoer le nombre de racines rieltes qu'admet l'iquation x = A . m x -V B. Bour^
geois. N. ann. math. XIX, 130.
115. Note sur l' equation de diffirenees pour tme iquation donnie de digri queleonque. Cay-
leg. Annan mat. II, 365.
1 16. Note on the equation for the squared differences ofthe roots ofa cubic equatio7i. Cay-
ley. Quart. Joum. Math. III, 307.
117. Equation du quatri^me degri. Macario. N. ann math, XIX, 14. [Vergl. Bd. IV,
No. 358.]
118. Discussion der Gleichungen vom vierten Grade in Bezug auf den Stürmischen
Satz. König. Grün. Archiv XXXIV, Wl.
56 Literatarzeitung.
119. Sttr TSquation aux carrit des dilfirence» de» racines de Viquation du qttatrieme äegre.
i.9 Dewulfet Martellu N. am. math. XIX, 195.
120. ObservaOoM <m ihe theoty of eqtiaüons ofthe ßftkdegree, Co ekle, PHL Mag. XIX,
197, ZZi. —Jerrard. ihid, 272. [Vergl. Bd. V, No. 301.]
121. On the theory ofquhuics. Harley. Quart, Jown. MaiK III ^ 343.
122 On the resoiution ofquintics, Cockle. Quart» Joiam. Math, IF, 5.
123. lieber einige Buchstabengleichungen. ünferdinger. Gran. Archlr XXXIV, 3(i}.
124. Sur les fonetkms gymitriques des racines eomtmmes d deux iquations, Demulf.
N. arm. math, XIX, 18. •
Vergl. Functionen 70, 71 , Sturmes Fnnetionen.
HoBiogwio Fii]iotio]i6iL
125. lieber eine Transformation der homogenen Functionen dritter Ordnung mit vier
Veränderlichen. C I e b s c h. Grelle LVIII , 109.
120. Sur la dScomposition en facteurs Imiaires des foftctians homogenes d^un nombre qud-
conque de variables. Painvln. Compt. rend. L"; 84.
Hydrodyiuunik.
127. Sur Vejcp&rience de M. Perrot. B raschmann. Bull. Acad, Petersb. /, 571.
Vergl. Fnnetionen 73,
HyparbeL
128. PropriH^s de thyperbole et de tellipse. Rabeau et Kessler. N. am. math.
XIX, 154.
Vergl. Ellipse 59, Trisection des Winkels 206.
Hjpergeometrisclie Beihe.
Vergl. Kettenbrüche.
I.
ImaginAres.
129. Nouoelle Ihiorie des fönetions de variables imaginaires, Marie. Jowm Matim.
XXV, 43. [Vergl. Bd. V, No. 368.]
Vergl. Zahlentheorie,
Irn.tienalgr5ss8n.
130. lieber das Bationalmachen des Nenners in Brüchen. Zehfass. Gran. ArchiT
XXXIV, 120. — Unf erdinger ibid. 365. [Vergl. Bd. V, No. 369.]
. ItofhmmA LiaiML
131. Memoire sur les systemes isothermes algibriques. Ilaton de la Goupi liiere.
Compt. rend. L, 307.
Xatoptrik.
132. Einige Bemerkungen über die Bedeutung der Fusspunktcurven nnd Fasspnnkt-
fllchen in der Katoptrik. Melde. Zeitachr. Math. Phys. V, 223.
133. On the obliquity of a ray in a biaxal crystal. Wulton. Quart. Joum. Math. IF, l
134. Interessante Abänderung des Anssprachs des GesetEes der gewöhnlichen Licht-
brechung. M a t z k a. Grün. Archiv XXXIV, 3 16.
Kegelsehnitte.
135. Beitrag zur Theorie der Tangenten an die krummen Linien der zweiten Ordnnng
Steczkowski. Grün. Archiv XXXIV , 302.
136. Sur le Heu du poirit dintersection des diagonales d'un quadrUaihre variable. Kett-
le r. N. ann. math. XIX, 80. .
1 .37. Thioremes sur les coniques. N. mm. math. XIX, 206.
138. Quelle est l'enoeloppe de la droüe dont la somme des earris des distances 4 deux pwMü
fixes est donnie. Brault. N. ann. math. XIX, 141.
139. Solution d'une question posie par Abel Transnn. De Jolivette. N. ann. molk.
XIX,b. — Kessler. ibid.»S. — Siacci. ibid. 216.
Literaturzeitung. 57
140. Ueber eine neue Eigenschaft der Stainer*8chen Gegenpunkte des Pascal*schen
Sechsecks. Grossmann. Grelle L VIII, 174.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 12, Ellipse, Geometrie (höhere) 86,
Hyperbel, Kreis, Oberflächen zweiten Grades 171, 172, Sphilrik 104, 195,
Verwandtschaft 209.
Xette&brftoha.
141. Ueber Zähler und Kenner der Näherangs wer the von Kettenbrüchen. Christof-
fei. Grelle LVIU, 90. [Vergl. Bd. V, No. 373.]
VergL Functionen 67.
Xr«is.
142. Sur terweloppe du eercle ctrcanscrit d un triongle varialkle, Bellaviti9 N, arm,
maih. XIX, 115.
143. I*rapriili8 d'un pomt de la circonfirence d*ttn cercle et d'un pomt du diamitre, K ^st-
ier. ^. am. matk. XIX, 162.
144. Die gemeiasehaftliche Tangente zweier Kreise zu snchen. Stamm er. Gnm.
Archir XXXIV, 4S4.
KrflmmTmgskreis.
145. Theoreme *«/• les courburet des tignes. Bo eklen. N. ann. math. XIX, 136.
146. Sur la courbure des surfaces. Ostrogradski. BtdL Acad. Petersb. I, 345.
147. On the curvature ofa plane curve at a double point, and on the citrvatwre ofsurface^.
Cayley. Quart. Joitrn. Math. III, 322.
Vergl. Obejcfiächen zweiten Grades 171.
Krystallographie.
148. Die atigemeinsten Gesetze der Krystallographie , gegründet auf eine von neuen
Gesichtspunkten ausgehende Theorie der geraden Linie im Baume und der
. Ebene für beliebige schief- oder rechtwinklige Coordinatensjsteme. Grü-
ne r t. Grün. Archiv XXXIV ,121.
149. Crystallographic notices. W. H. Miller. PHl. Mag^ XIX, 325.
lu
LogarithmaiL
150. Logarithmes des 40 prenders nombres de BemouUU Thoman. Campt, rend. L, 905.
151. Fehler in Schrön^s siebenstelligen Logarithmentafeln. Grün. Archiv XXXIV, 368.
Vergl, Analytische Geometrie der Ebene 10, Geschichte der Mathematik 94.
1 52. Aufgaben über Maxima und Minima. S t r e h l k e. Gran. Archiv XXXIV, 1 1 5.
153. Sur UR maximum aritkmologique. Derbys. H. awi. math. XIX, 117.
Vergl. Analytische Geometrie des Baumes 19, Geschichte der Mathematik 92.
Xeduoik.
1 54. Sur la proposition relathe au transpart des eouplea. Tessan. Contpt rend. L,7\7. -^
Duhamel, ibid. 740.
155. Sur la rotation des corps pesants, Tournaire. Compt. rend. L, 476.
156. Obserüothns sur les formuhts de Lagrange relatives au motmement du boidet dans TM-
tetneur du canon. Pio bert. Campt, rend. L, 255* 335.
157. Ueber die Festigkeit einer am Bande aufgelötheten kreisförmigen Platte. Zeh-
f US s. Zeitschr. Math. Phys. V, 14. ,
158. Svr la loi des petües osdllations du penduie simple dans im müieu resistant. ResaU
N, ann. math. XIX, 165.
159- A theory ofmolecuUtr fvrces. Challis. Phil. Mag. XIX, 88.
160. Sur la loi de düatation de corps. Tessan, Compt. rend. L, 20.
IUI. J^otes on rigid i^fnamics. Slesser. Quart. Journ. Math. IF, 65.
162. Note sur la double refraction. D' Estocquois. Compt. rend. L, Wl.
1 63. Die logarithmische Linie als Curve der rückwirkenden Festigkeit nachgewiesen
im Anlauf des Pfeilers, der Säule und des Pyramidalkörpers mit quadra-
tischem Querschnitt. 8 1 o k a r. Grün. Archiv XXXIV , 431 .
Vergl. Aerodynamik, Attraction, Elastieität, Elektrodynamik, FoucaulVscher
Pendelversuch^ Geschichte der Mathematik 100, Hydrodynamik, Oberflächen
165, 166, Trägheitsmoment.
Literatnrztf. d. Zoitschr. f. Math. u. Phys. VI, 3. 5
tfS L(tei*atiir«eittmg.
OlMTJlicliai.
154. Zxu Theorie der «Igebrauschen Flächen. 0 1 e b s c h. Grelle LVIII , 99.
165. Tke equüibHum of a ßexible but inextensibie and inelastic svrface. Besamt» Qmart.
Joum. Math. IV, 18.
166. The equUibriym ofa bent lammcu Besant, Quart, Joum. Math. IV, 1?.
Yergl. Attraction 26, Differentialgleichungen, Krümmungskreis 146.
Obarfllehen iw«it«r Ordmiag.
167. Ri8um6 d*une thiorte des swfaces du »eeond ordre hämo focaies. Chatte». Comft*
rend. L, lOöb, iliO.
168. Sur ia thi^e des pfans diamitraux dans les surface$ du second ordre. Abel Tram-
son. N. am, nmth, XIX, 182.
169. Sur face» de riwlution du »econd degri. HouseU Jown. MathAn, XXV, 129.
170.' Ueber einige merkwürdige Bessiehungen , in denen die Flächen sweiter Ordavag
zu einander stehen. Schönherr. Zeitschr. Jlath. Phys. Y, 1&3.
171. Cei'cles osculaleurs et surfaces oaeiüatrices dans les tignes et surfaces du deuxihme
ordre. Ducoroy. N. ann. maüi. XIX, 118.
172. Bemerkungen über Cnrven und Flächen zweiten Grades. Heilermann. Zeit-
schr. Math. Phys. V, 69.
IT^, De la stirface du second ordre Hrconscrite a un titraedre. Cremona. N. ann muUk.
XIX, 149.
Yergl. Analytische Geometrie des Raumes 14, Cubatur 37, Parabaloid.
OperationscalefiL
M4. Onthe laws of Operation and thesystematizationofmnihematics. Ellis. Ph.Mag. X/X,22l.
175. On a development in the ailculus of Operations. S.Roberts. Quart. Joum. Math. IV, 44.
1 76. Note on a theorem in the caicultts of Operations. S.Roberts, Quart. Joum. Math, III^ 3 10.
177. On a theorem in the caiculus of opertdions, Watton Quart. Joum. Math. III, 314,
Yergl. DiflTerentialquotient 46.
fP.
Pirabolold.
178. Des coordonnies parabotiques et de leur appHeation d la geomitrie des parabofosdes.
Valson. Compt. rend. L, 680.
Pertpeetiv».
179. Deux figtires itant en perspective, si lettrs pfans toument autour de leur comnume mttr-
sectUm, ü faut , pour que ees ßgures restent en perspective que toeil chtmge de Po-
sition; les perpendicutaires abaissees chaque fuis du point ie «i« sur ces jfiam
restent dans vn rapport constant. Car^nouet Laquikre. N. asm, math, XIX, 07.
Planfanetife.
180. Problkme de giom^trie du compas. Deliste N. ann. math. XIX, ^b.
18 1 . Ueber einige interessante Punkte des Dreieeks. Nagel. Grün« Arehiv^ XXXIY, 3MlL
162. Thiorkme sur trois droites passant par un meme point* Kessler et Lemoine, N.
ann. math. XIX. 91.
183. Ueber Gousy's Methode sur Bestimmung der mittleren ProportioaaUiaie. Oiwk
Archiv XXXIV, 364.
184. Geometrische Aufgaben durch Berechnung gelöst. Heller. Grün. Archiv XXXTY, 0.
Yergl, Trisectlon des Winkels 206.
Pottntlia.
Yergl. Attraction, Elektrodynamik 54, 55.
Prodnklonfolge.
185. Sur i'^valuatioft approch^e du produit 1 . 2 . 8 . . . x forsque t. estun trcs gramd uomAre
et sur la formule de Stirling. J. A. Serret. Compt. rend, L, 662.
Yergl. Zahlentheorie 221, 222.
^ttdratir.
Yergl. Geschichte der Mathematik 95, Sphärik 193, Stereometrie, Verwandt-
schaft 210.
LiteratQrseitiing. 59
Yergl. Zahlentheorie 210.
186. Ueber unendliche Reihen mit verschwincl enden Gliedern aber nicht verschwin-
dender Beihensnmme. Schlömilch. Zeitschr. Math. Pfays. Y, IftS.
187. Summation Bweier unendlicher Reihen auf elementarem Wege. Bode. Gran«
Archiv XXXIV, 397.
188. Sur la s^ie duprobleme de Fuss. Menlion. BuU. Acad, Fetersb. I, 507. [VergU
Bd. V, No 4ttl.]
189. TMorewte 9w le bmome de Newton pour texposänt enüer et poeiUf, Qatctt. N.
am. math. XIX, 32.
190. On some numerical expansions. Cayley, Quart, Joum. Mmth, III, SOG.
1.2.3...n"^2.3...(n+l)'^3.4...(n-f2)^ (n — 1)1.2. . .(n — 1)'
IC e est er et Lemoine. N. mn. math. XIX, 34. [Vergl. Bd. Y, No. 445.]
Yergl. Astronomie 20, 21, Functionen 07, Prodactenfolge, Zahlentheorie 213.
SpblrilL
192. Forniutes de trigonomitrie epherique, Bretschneider, N. arm. maih. XIX, 22.
193. Die Fläche des sphärischen Vierecks. König. Grün. Archiv XXXIY, 12, 355.
1 94 . Risumä d'une throne des coniques spheriquee homofocales. Chas les. Conipt. rend. Ly 623.
195. Fi^priitis des cotiiques sphdriques homofocales. Vannson. N. umu math» XIX, 107.
Yergl. Astronomie 23.
Stereomatrie.
196. Ne«eSätse über das rechtwinkligeParallelepiped. Mann. Gran. Archiv XXXIY,116.
197. Lehrsatz über den Flächeninhalt eines geraden Cylindermantels, welcher von einem
anderen senkrecht geschnitten wird. L o m m e 1. Gran. Archiv XXXIV, 286.
Yergl. Cubatur 36, Figurirte Zahlen, Geschichte der Mathematik 03, Tetrae-
drom«trle.
Sturm*! TiuetioiieiL
198. DisctMnon ofthe StwrmoH constanis for tMc and quertic equatkme, Cayley, Quart*
Jomm. Matih. IV, 7«
T.
TabelleB.
199. Tablee pour facätter le caleul des kauteurs eorrespondantes, Radan, Astr. Nachr.
LH, 161.
Yergl. Logarithmen.
Tetraedrometrie.
200. Beiträge sur Tetraedrometrie. Junghan. Grün. Archiv XXXIV, 369.
201. DifTerentialformeln der Tetraedrometrie. J. H. T. Müller. Zeitschr. Math.
Phys. V, 49.
202. ThSoreme de M. de Staudt sur le titraedre. Gentil. N, mm, math. XIX, 218.
[Yergl. Bd. Y, No. 450.]
Trägheitsmome&t
203. On the demonstration of a theorem relaling to the mooients ofinertia ofa solid body.
Cayley, Quart Jowm. Math. IV, 25.
204. Bestimmung der Trägheitsmomente, namentlich für schiefe Prismem und Pyra-
miden. Zetzsche. Zeitschr. Math. Phys. Y, 164.
Trigonometrie.
205. Ueber einige bei trigonometrischen Messungen vorkommende Aufgaben. Win ek-
ler. Zeitschr. Math. Phys. V, 139.
Yergl. Reihen 188, Tetraedrometrie.
Triseotion d«s '^RHnkels.
206. Einiges über Trisection des Winkels. Walter. Grnn. Archiv XXXIY, 295.
207. On a new Instrument for the mechimical Irisection of an angle and on the mnlHsection
of an angle, Ta t e, Phil. Mag. XIX, 2öl.
60- Litwaturzeitung.
YaristionareeluLiiag.
208. Nouoelle dimonstration (Tun thiorhne fondamenial du calcul des variatian». Linde-
toef. Compt. rmd, L, 85.
Yerwandttchaft.
200. Einige Eigenschaften der Kegelschnitte. Wetz ig. Zoitschr. Math. Phys. V, 63.
210. Constructiou fläche ogleicher Figuren. Fiedler« Zeitschr. Math. Pbys. Y, 5d.
%.
Zahleatheorie.
211. Svr le nombre des soltttkms entieres d*uHe dquation ind^iermMe du premier degri.
Sylvester, Compt. rend. L, 867.
212. Sur la fanction E (x). Syloester, Compt, rend. L, 732.
213. Sur certaines siries qui se presentent duns la ihiorie des nombres, Sylvester.
Compt. rend- L^ 650.
214. SvBT quelques formules ginirales qui peuoent etre utiles dans la tliSorie des nombres,
Liouville. Journ. Mathäm. XXV, 1.
215. Note ä l'occasion d^un thtorime de M. Kronecker, Liouville* Joum. Matkiau
XXV, 127. ,
216. Sur le nombre de nombres pr emiers d'une classe diterminie compris entre deusc Ifmites
fijiies donn^ts. Polignac Compt. rend. L, 575.
217. Noteon complex integers. Lanavicensis. Quart. Joum. Math. IV, 94.
218. Ueber das arithmclisch- geometrische Mittel. Borchardt. CrcUe LVIU, 127.
210. Sur la thiorie des residus quadratiques. Sylvester. Compt. rend. L, 489.
220. Tafeln der Zerfällung aller Primzahlen innerhalb des ersten Tausend in ihre ans
eilften und aus dreizehnten Wurzeln der Einheit gebildeten prim&ren com-
plexen Primfactoren. Reuschle. Ber. Berl. Acad. 1H60, 190.
221 . Leproduet de cinq ou de six nombres entiers eons4cutift ne peut Stre nn carri. Gi-
rono. N. ann. math. 38. — Lebesgue. ibid. 112, 135.
222. Sur quelques prodwits dont le facteurs sont en progressüm arithmitique, Guibert.
N. ann. math. XIX, 218.
223. lieber Zahlen, die sich in die Summe zweier Quadrate zerlegen lassen. Unf er-
din g e r. Grün. Archiv XXXIV , 'inS.
224. Thior^.me concenumt la fbnction num^ique relative au nombre des reprisemialkms tTun
entier sous la forme d'une somme de trois carris, Lijouvilte. Jowrm. Matkem.
XXV, 141.
225. Nombre des reprisentations du double d'nn entier impnir sous la forme d'une somme de
douze carres. Liouville. Joum. MatMm. XXV, 143.
226. Sur la forme x*4-y*+3 f'z'+t*). Liouville. Joum. MatMm. XXV, 147.
227. Theoreme concernant tes notnbres pr emiers de la foime 2 4 k -f 1 1. Liouville Jomnu
MiUhhn. XXV, 139.
228 . Sur le double d'un nombre premier 4m-^1- Liouville. Joum. Malhenu XX F» 119.
229. Thioreme concernant le double d'un fwmbi^e premier contenu dans Cune ou lautre des
deuxformes Unfaires HSk 4-7, HSk-hil. Liouville. Joum. Math. XXV^ l(n.
Vergl. Combinatorik 35, Elliptische Functionen 60, Maxima and Minima 153.
Zt?HT^<*'fcB"^g ■
230. Beurtheilung der bisjetzt üblichen Auflösungen der Aufgaben über Verlegung
der Zahlungstermine , mittleren Zahlungstermine und Geschaftsrechnnngen.
Schlechter. ZeitschY. Math. Phys. V, 215.
231. Ueber mittlere Zahlangstermine mit einfachen Zinsen. Schlechter. Gran.
Archiv XXXIV, 291.
Literaturzeitung.
Recensionen.
Lehrbueh der ebenen Trigonometrie zam Gebrauche an höheren Lehr-
anstalten und beim Selbststudium, Von Dr. Carl Spitz, Lehrer
am PolTtechnicnm in Karlsruhe. Leipzig und Heidelberg, C. F.
Winter'sche Verlagshandlnng. 1850. 8. S. 83.
Das vorliegende Lehrbuch schliesst sich den Lehrbüchern der ebenen
Geometrie und Stereometrie desselben Verfassers an und ist wie diese zum
Schulgebranche , insbesondere auch deswegen zu empfehlen, weil es eine
grössere Anzahl recht gut gewählter Uebungsaufgaben enthält. Die Resul-
tate und Andeutungen zur Auflösung dieser Aufgaben sind in einem An-
hange zum Lehrbuche besonders abgedruckt. Was nun das Buch selbst
betrifiElt, so unterscheidet es sich nicht wesentlich von schon vorhandenen
Schulbüchern über denselben Gegenstand , und hat z. B. mit dem bekann-
ten Lehrbuch der ebenen Trigonometrie von W i e g a n d eine nicht zu ver-
kennende Familienähnlichkeit. Wir würden aus diesem Grunde uns mit
Besprechung des vorliegenden Buches kurz fassen können, wenn sich uns
beim Durchlesen desselben nicht eine Bemerkung aufdrängte , ^welche die
Behandlung betrifft, die der Goniometrie noch sehr häufig zu Theil wird.
Die Goniometrie ftingt meistens mit der Bemerkung an, dass in einem recht-
winkligen Dreiecke die Winkel schon durch die Quotienten zweier Seiten
bestimmt sind. Dieser Gedanke, so nahe er liegt, eignet sich aber in die-
ser Fassung weniger zu einem Frincip , als er zunächst nur auf Functionen
spitzer Winkel führt. Zu einem weit fruchtbareren Gedanken , durch wel-
chen die Lehre von den Winkelfunktionen nicht nur an Kürze und Klar-
heit gewinnt, sondern durch welchen gleich vom Anfang an die grösste
Allgemeinheit in die Betrachtung eingeführt ist, gelangt mau aber auf fol-
gende Weise. Die Einsicht, dass die Beziehungen zwischen den Seiten
und Winkeln eines Dreiecks nicht einfacher Natur sind, sobald man die
Winkel durch Kreisbögen bestimmt, führt zu der Frage, ob Winkel nicht
noch eine andere Bestimmung zulassen. Nun ist aber die Richtung von
einem Punkte 0 zu einem anderen Punkte P nicht blos durch den Winkel
Lileralurztg. <I. Zcilschr. f. Malh. u. Phy:». VI, 4. 0
62 LiteraturzeituDg.
oder die Drehungsgrösse (p bestimmt, welchen OP mit einer anderen festen
Richtung OX macht, sondern offenbar anch durch die Angabe der recht-
winkligen Coordinaten x und y des Punktes Pin Bezug auf ein Coordinateu-
system , dessen Abscissenachse 0 X ist. Da aber die Richtung von 0 nach
P von der Länge OP=r unabhängig ist, so genügt zur Bestimmung der
Richtung von OP schon die Kenntniss je zweier der drei Verhältnisse
r * r X
Verbindet man hiermit — die Lagenbestimmung eines Punktes P durch
seine Coordinaten x und y als bekannt vorausgesetzt , — die Betrachtung,
dass der Winkel als Drehungsgrösse vieldeutig ist und die Drehung in
zweifachem Sinne genommen werden kann , so gewinnt dadurch die Theo-
rie der Verhältnisse
^ v_ y
nnd ihrer umgekehrten Werthe
r r X
^' T' y
eine Grundlage von der grössten Allgemeinheit. Stellt man ausserdem
die genannten Functionen durch die ihnen proportionalen goniometrischen
Linien dar, was für alle Fälle in einer einzigen Figur geschehen kann, so
bleibt für die Anschaulichkeit der Werth - und Zeichenändernng der gonio-
metrischen Functionen beliebiger Winkel nichts zu wünschen übrig.
Die reciproken Werthe des Cosinus und Sinus, d. h. die Secante und
Cosecante bei Seite zu lassen, wie es der Herr Verfasser des vorliegenden
Buches gethan hat, halten wir nicht für gerathen, da sie bei Transforma-
tionen oft grossen Nutzen gewähren und die Gruppe von Gleichungen
cos (p sec (f>^=^\^ sin (p* + co* 9)* = 1,
sin q> cosec <p = 1, sec q? — fang qf=i\^
iang <p coiang y == 1, eosec g>* — cotangfp* = 1,
sich dem Gedächtnisse leicht einprägen.
Was die weitere Entwickelung der Lehre von den Winkelftinctionen
betrifft , so ist es zunächst gleichgiltig , welche Formel man zu Grunde legt,
sobald nur die allgemeine Giltigkeit derselben sich leicht darthun lässt
Verwerflich , weil unelegant und ermüdend , bleibt immer die Nachweisui^
der allgemeinen Giltigkeit einer Formel durch Einzelbeweise. Zudem giebt
es Beweise der allgemeinen Giltigkeit der goniometrischen Grundformeln,
denen man wahrhaftig den elementaren Charakter nicht absprechen kann.
Sind z. B. OPi und OP, zwei Richtungen nnd die Winkel derselben, in
ihrer Allgemeinheit aufgefasst, mit der festen Richtung OZ, fp^ und tp^^ so
ist 9, — 9, immer einer der Winkel, den OP, mit OP, einschliesst oder um
den sich 0P| drehen mnss, um mit OP, zusammenzufallen. Bezeichnet
man nun die Längen von OPiy OP^ und P^P^ mit r,, r, und cf, die recht-
Jjiterattirzeitung. 63
winkligen Coordinaten von P, nnd /\ in Besug »nf OX als Abscissenaehse
mit d:, , y, und ^c, ^tt so hat man für d* dio zwei Attsdr ticke
und
rf« =1= r/ + 2r, r, coä (ip, —9),) ,
die weiter nicbts sind, als bekannte Sätze der Planimetrie, nnr unter an-
derer Form. Setzt man diese Ausdrücke einander gleich und verbindet
damit die Beziehungen
SO findet man •
r, r, cos (<p, — g?,) = or, ar, + y, y,
und hieraus
welche Oleichnng unmittelbar zu der Formel
cos (^1 — ip^) £= cos fpi cos <p, + sin (pf sin (p^
führt. Drückt man den Inhalt des Dreiecks OP,P, einmal durch die recht-
winkligen, das andere Mal durch die Polarcoordinaten der Punkte P^ und
P, aus, so gelangt man mit gleicher Leichtigkeit zu der Formel
sin (9), — 9>,) = sin <pi cos 9?^ — cos 9, sin tp^.
Noch mehr als die beiden genannten Formeln dürfte sich die Formel für
cos <pi + cos ipf als Orundformel empfehlen , da sie ausser der Definition des
Cosinus nur die Kenntniss einiger einfachen Sätze über die Lage von Punk-
ten in einer Geraden oder im Umfange eines Kreises veraussetzt, Sätze,
deren Erwähnung nicht umgangen werden kann, wenn die geometrische
Bedeutung der positiven und negativen Grössen in helles Licht gesetzt
werden soll. Die Goniometrie ist schliesslich nichts weiter, als die Theorie
des algebraischen Ausdrucks einer oder mehrerer Richtungen, und man
sollte sich daran gewöhnen , sie unter diesem Gesichtspunkte aufzufassen.
In dem S. von der Umformung unlogarithmischer Ausdrücke in loga-
rithmische wSre folgende Bemerkung, die auch sonst ihren Nutzen hat, am
Platze gewesen. Bei den genannten Umformungen kommt es in letzter^
Instanz darauf hinaus, ein zweigliedriges Aggregat x+y in ein Product
zu verwandeln. Von zwei beliebigen Grössen x und y lässt sich aber die
eine proportional einem Cosinus, die andere proportional einem Sinns
setzen, oder man hat immer die beiden Gleichungen
ar :-= r cos <p , y = r «» qp ,
welche r und 9 unzweideutig bestimmen. Hierdurch ist ein allgemeines
Verfahren angedeutet, Hilfswinkel in die Rechnung ein^führen.
Was den zweiten Abschnitt des vorliegenden Buches, der die ebene
Trigonometrie behandelt, betritt, so finden wir hier an der Stelle eines
einfachen Gedankenganges eine Zersplitterung in eine Menge einzelner
Sätze. Fasst man die Aufgabe der Trigonometrie erst allgemeiner und
0*
64 Litcratarzeitung,
sucht zunächst nur Beziehungen zwischen Winkeln und Seit«n eines Drei-
ecks auf, so findet m,an diese offenbar am leichtesten , wenn man von der
Relation
a b c
ausgeht und unt
a
sin A
er Anwendung d
a a
a a
sin B sin C
er arithmetischen Sätze :
« + «' + «" + •••
b
a
J
a
b + b' + b" + ...'
flff + fl u +« a +...
6a + fc' «' + ft' a" + • . . *
_ . -,/«» + «'• + «"• + ...
b b' b -^r frt^ft'i^^"«^...
andere Relationen daraus ableitet. Geht man dann zur speciellen 'Aufgabe
der Trigonometrie über, »o erscheint hier als erste Forderung die Zusam-
menstellung von Gleichungen zwischen je vier Stücken. Auf diese Zn-
samme nstellung können dann die einzelnen Aufgaben folgen und die zweck-
mftssigsten Formeln zur Berechnung der gesuchten Stücke gegeben wer-
den. Unter den trigonometrischen Formeln hätten die beiden
c sin 4 (.4— Ä) = (ö — 6) CO* 4 C
c crs \ (^— B) = {a + b)sin\C
wohl nicht fehlen sollen, auf welche Mollweide zuerst mit Recht auf-
merksam gemacht hat. Auch bei der Berechnung der drei Winkel aas den
drei Seiten hätten sonst schon bekannte Formeln gegeben werden können.
Bezeichnet man nämlich den halben Umfang des Dreiecks mit s und setzt
so erhält man
to«<74^-=-^^, tang\B^^^-^, iang\C = j-^^
und für den Inhalt
^ Wir schliessen die Besprechung des vorliegenden Lehrbaehes der
ebenen Trigonometrie mit der Bemerkung, dass wir es zur ersten Ein-
ftihrung in die Wissenschaft im Ganzen für zweckmässig und ntttslich hal-
ten. Die Ausstattung des Buches ist recht nett; nur sind uns leider in den
Resultaten eine nicht geringe Anzahl Druckfehler anfgestossen , was bei
der Benutzung derselben zur Vorsicht mahnen mag.
Dresden. Dr. Rubou?* Hoppmark.
Lehrbncli der alg^sbraisoheA ABalysis. Von M. A. Stebn. Leipzig nnd
Heidelberg, Winter'sche Verlagshandlung. 1860.
Der Charakter des vorliegenden Werkes lässt sich mit den swei Wor-
Literaturzeitung. 65
ten bezeichnen : Thibaul redivitnts. In der That fängt die Uebereinstimmung
des Verfassers mit seinem Vorgänger bereits auf Seite 5 an , wo die Rech-
nung mit Ausdrücken von der Form
a + 6a; + ca;*+da:"+ • • •
als das Geschäft der algebraischen Analysis bezeichnet wird. Bei Thibaut
Hess sich das allenfalls hören und es findet sieh auch in dessen Allgemeiner
Arithmetik nichts weiter; wie aber der Verfasser periodische Reihen, un-
endliche Producte und Kettenbrttche (Cap. 10, 11 und 12) mit seiner Defini-
tion rereinigen will, ist nicht wohl einEUsehen« Referent zweifelt über-
haupt an der ganzen wissenschaftlichen Berechtigung der sogenannten alge-
braischen Analjrsis*) und glaubt darin auch den Grund zu sehen, warum
eine stichhaltige Definition dieses Theiles der Mathematik ihre Schwierig-
keiten hat; findet man es aber hier wie in anderen Gebieten des Wissens
nicht unpassend, eine Parzelle auszusondern und diese mit besonderem
Fleisse zu cultiyiren, so darf man wohl sagen, „die algebraische Analjsis
ist die elementare Theorie der sogenannten einfachen Functionen" (a:*,
a'f logXf cosx^sinxj etc., areeinxj arcUmgx^ etc.)« Diese Definition hat
auch noch den Vortheil, dass sie nicht die zufälligen Mittel der Bearbei-
tung oder die Form, in welcher das Resultat erscheint (wie z. B. a-^hx
+ ex* 4* etc.), sondern ein ganz bestimmtes Qbject als EintheiliXngsgrund
benutzt.
Bei dem Rechnen mit der Form a + &a; + ca:*4- etc. ist dem Verfasser
die Schwierigkeit nicht entgangen , welche aus der etwaigen Divergenz der
jßeihe entspringt; über diesen Knoten kommt der Verfasser auf eine selt-
same Weise hinweg, wozu vielleicht Referent die unschuldige Veranlassung
gegeben hat. Vor längerer Zeit, als es noch Leute gab, welche die ana-
lytische Summe (erzengende Function) einer Reihe von deren arithmeti-
scher Summe unterscheiden wollten , machte Referent (in Grunert's Archiv)
den gewiss plausiblen Vorschlag , jene esoterische und exoterische Bedeu-
tung der Reihen durch verschiedene Zeichen aus einander zu halten; der
Verfasser scheint sich dies gemerkt zu haben, denn er sagt auf Seite 20:
Wenn aus den Reihen
•) Der Verf. erklärt es (Vorrede VI) für praktiHch bedenklich, unmittelbAr
auf die Arithmetik die Differentialrechnung folgen xu lassen; dagegen ist Referent
durch vieljährige Erfahrung zu dem Ergebnisse gekommen, dass jene Aufeinander-
folge gar keine Schwierigkelten hat, wenn die Schüler etwas analytische Geometrie
▼erstehen. Hält man die Beweise der Formeln
dx dx
frei von den gewöhnlichen aber überflüssigen R?ihenentwickelungen (vergl. des Re-
ferenten „Compendinm der höheren Analysis**, zweite, völlig umgearbeitete Auf-
lage, wovon die 1. Lieferung erschienen ist), so gewinnen die Anfangsgründe der
Differentialrechnung sogar noch den Vorzug, viel einfacher und verständlicher zu sein,
als die immer etwas peniblen Betrachtangea der algebraischen Analysis.
66 • Literaturzeitang.
^0 "f" ^1 ^ + ^t^ + . . .
die neue Reibe
(öo + M + (fl|+*i)^ + {0«+^)«* + • • •
gebildet wird, so soll letztere die der Addition entsprechende
Summe sein, oder symbolisch ausgedrückt:
„das Zeichen 4^ soll das Zeichen des Eutsprechens heissen/' la
diesen wenigen Worten steckt eine doppelte Unklarheit. Zwischen drei
unendlichen Operationen irgend eine Beziehung — mag sie nmi durch
=3 oder < oder > ete. bezeichnet sein — aufstellen , hat so lange gar kei-
nen vernünftigen Sinn, als nicht nachgewiesen ist, dass bei jenen Operar
tiouen eine augebbare und darum mit anderen Tergleichbare Grösse her-
auskommt; wer z. B. hinschreibt: sin 00 + cos co=^iang od, wird schwer-
lich um diese Weisheit beneidet werden , mnss sich aber auch gefallen las-
sen, dass ein Anderer das Zeichen = durch •< ersetzt und gleichfalls Reckt
zu haben behauptet. Bben deswegen lässt sich schon einer Gleichung
von der Form
Uür ar+ £brxr—£{ar+ br) x"-
gar keine fassbare Bedeutung unterlegen, wenn nicht beide Reihen con-
vergiren: noch viel unklarer abpr wird die Sache, wenn der Verfasser statt
des Gleichheitszeichens ein neues Zeichen einführt, ohne eine Defini-
tion desselben zugeben. Oder meint der Verfasser wirklich , in dem
blossen „Entsprechen*^ liege etwas bestimmtes? Man braucht doch nur aa
die geometrischen Verwandtschaften zu denken, um sich zu erinnern, dass
z. B. einer Geraden sowohl ein Punkt, als eine GelVade und überhaupt
alles Mögliche, ja sogar Unmögliches (Imaginäres) entsprechen kann. —
S(iäter freilich hört diese Unbestimmtheit wieder auf, denn der Verfasser
ist da, wo es auf sichere Resultate ankommt, klug genug, nur convergi-
rende Reihen zu benutzen und :|: in = zu verwandeln. Nahe liegt da die
Frage: cui bono? wozu überhaupt die curiose Theorie des Entsprechens,
wenn sie nicht wieder gebraucht wird und wenn sich der Verfasser nicht
getraut, mit ihr allein etwas Ordentliches anfangen zu können?
Nachdem in Cap. V das Resultat
gewonnen worden ist, wobei der Verfasser ganz wie Thibaut rechnet und
bezeichnet, folgt die Lehre von der Convergenz der Reihen (Cap. VI) jedes-
falls nur, um=: statt ^ setzen zu dürfen, und daran schliessen sich in
Cap. VII die Reihen für Exponentialgrössen und Logarithmen. Zu einiger
Ueberraschung unbefangener Leser kommt jetzt die Bemerkung , dass aoch
Reihen von der Form
Ö0+ «1 {fi + v]/^) + a, (« + vj/^^y + ...
Literaturzeitupg, Hl
betraditet werden mOBsen, ond, nachdem das Nöthige hierüber gesagt' wot<
den ist, definirt der Verfasser c*'+*'''-^ als Summe der Reihe
^^ 1 ^ 1.2 ■*"•••
and bleibt seinem Vorbilde Thibant anch darin getreu , dass er cos x und
$in X nur im analytischen Sinne y nämlich als Summen der bekannten Sei-
hen nimmt. Dieser «bekannte Gedankengang enthält zwar keine Unrichtig-
keit, leidet aber an einigen auffallenden methodischen Fehlern und Un-
bequemlichkeiten , die vielleicht genauer aus einander gesetzt zu werden
verdienen.
Wenn erstens der Gedanke , compl^xe Variabele in die vorher dage-
wesenen Reihen einzuführen , mehr als ein scurriler Einfall , wenn er ein
Princip sein soll, warum fängt man denn nicht gleich bei der Binomialreihe
an und nennt den rellen Tb eil von
1 + ^ (u+iv) + ^—^ {v^+i^r + . • •
etwa den binomischen Cosinus und den Factor von i den binomischen Sinus ?
Gleichwol hütet sich Jeder vor solcher Consequenz und zwar aus dem ein-
fachen Grunde, weil sie auf complicirte Functionen zweier Variabelen
führt. Damit wird das Princip von Hause aus verletzt , man folgt ihm nur,
soweit es bequem ist. — Der zweite methodische Fehler besteht darin,
dass man ganz unnützer Weise die Theorie des Imaginären von der Theorie
der unendlichen Reihen abhängig macht. Die Quelle des Imaginären liegt
in der Algebra, ebendaher kommt auch die Potenz, und so ist es doch nicht
mehr als naturgemass, ^ie Frage nach der Bedeutung von (w -|- iv)^ mittelst
der niederen Mathematik zu beantworten, wenn dies irgend geschehen
kann. Zu welchen Monstrositäten jener Thibaut*sche Weg führt, sieht
man am deutlichsten bei dem einfachen Theoreme, dass immer
1) a: + ly = r {cos 4> -f i sin ^)
gesetzt werden darf. Hier ist geoihetrisch die Sache unmittelbar einleuch-
tend, der Analytiker aber braucht hierzu l) die Lehre von der Convergeuz
der Reihen, 2) den binomischen Satz, 3) die Exponentialreihe , 4) die Zer-
lallung derselben bei complexen Exponenten , 5) den Nachweis , dass der
analytische Cosinus und Sinus identisch sind mit dem trigonometrischen
Cosinus und Sinus. Wenn dies keine Umwege sind , so giebt tbs keine.
Viel einfacher wird die ganze Theorie, wenn man von der Gleichung 1)
ausgeht und cos und sin im goniometrischen Sinne nloHnf. Man erhält zu-
nächst
r {cose^ + 1 Sin9). r {cos»'+ i sin^') = rr [cos{^+d'') + i sin (*+^')]
und durch mehrmalige Anwendung dieser Formel gelangt man zu dem
Moivre'schen Satz und überhaupt zur Bedeutung der Potenz
.P_ ^
(a- + iy) 1 ==[r {cos d + f sin d)\ « .
68 Literatnrzeitang.
Die Definitioii der Exponentialgrösse mit complexen Exponenten bietet für
den ersten Anblick eine kleine Schwierigkeit, welche Referent seit langer
Zeit überwanden hat, indem er zeigte, wie die identische Gleichung
a — b
vollkommen ausreicht, um zu beweisen, dass M H J gleichzeitig mit
m wächst, aber kleiner als 4 bleibt und sich daher einer bestimmten end-
lichen Grenze nähert, welche e genannt wird. Daran knüpft sich leicht
die allgemeinere Gleichung
der zu Folge die Exponentialgrösse als Grenzwerth einer gewissen Potenz
angesehen werden kann. Da nach dem Vorigen die Bedeutung der Potenz
für jede complexe Basis gesichert ist und m als ganze und positire Zahl
genommen werden kann, so lässt sich auch e"*^'* genau definiren, indem
man sagt, es sei
..+..=.* i(.+«-±i")-i.
Die Ausfuhrung des angedeuteten Grenzenüberganges liefert die. Gleiclmng
6*+'*' = c* (cos V + i sin v) ,
und von hier an bleibt der Gedankengang der gewöhnliche. • Durch diese
Darätellang gewinnt die Theorie des Imaginären eine solche Unabhfiagig-
keit, dass sie an jeder beliebigen Stelle der algebraischen Analyais einge-
schaltet, ja sogar gleich zu Anfang vorgenommen werden kann. Ferner
erspart man sich die langweilige Untersuchung über die Periodicität des
analytischen Cosinus und Sinus, den umständlichen Beweis, dass es eine
Zahl (|is) giebt, deren analytischer Sinus =1 ist; endlich fällt der Nach-
weis der Identität des analytischen und des goniometrischen Sinus ganz
von selber weg.
Der Verfasser beschliesst sein Werk mit zwölf Noten, welche gerade
ein Drittheil des Ganzen ausmachen und manche hübsche Entwickelnng
enthalten namentlich in Beziehung auf Reihen , Kettenbrüche und Zahlen-
theorie ; diese Anhänge sind überhaupt das Beste am Buche.
Damit man übr^;ens dem Referenten nicht nachsage, dass Tadeln
leichter sei , als Bessermachen , so erlaubt sich derselbe hiermit auf seia
Handbuch der algebraischen Analysis zu verweisen, dessen dritte
verbesserte und vermehrte Auflage in wenigen Wochen die Presse ver-
lassen wird. Schlouuäm,
LiteratuxiBeitniig. 69
Lehrbücher der Arithmetik und Algebra,
Lehrlmdi cter Algebra fttr Ober -Gymnasien nnd Ober -.Realschulen. Von
Av&VBT Decker, Lehrer der Mathematik und Physik am k. k.
Ober-Gymnasinm in Troppan. Treppau 1859, Otto Schüler's
Bnehhandläng. 8. 218 S.
Das vorliegende Lehrbneh, dessen Inhalt die allgemeine Arithmetik
und die Gmndlehren d^ Algebra bilden , ist den Bedürfnissen des mathe-
matischen Unterrichts in den höheren Klassen der Gymnasien nnd Real-
schulen angepasst. In acht Abschnitten handelt es von den arithmetischen
Operationen, von den Brüchen (incl. Kettenbrüchen), von den Potenz- nnd
Wnrzelgrössen, von den Verhältnissen nnd Proportionen, von den Loga-
rithfmen , von den Gleichnngen (Gleichmigen des ersten nnd zweiten Gra-
des, unbestimmte Gleichnngen des ersten Grades), von den Progressionen,
Ton der Combinationslehre oder Syntaktik. Die einzelnen Lehren sind mit
ziemlicher Ausführlichkeit vorgetragen nnd durch Betspiele erläutert.
Das Buch ist mit anerkennnngswerthem Fleisse geschrieben und bekundet
überall ein Streben nach wissenschaftlicher Strenge, so dass es in den Krei-
sen, für welche es bestimmt ist, gewiss mit Nutzen von Lehrern nnd Schü-
lern gebraucht werden kann. Die äussere Ausstattung verdient ganz be-
sonders auch gelebt zu werden.
Sie BteBMBte der Matkamattk. Ein Leitfaden für den mathematischen
Unterrieht an höheren Lehranstalten. Von Wilh. Gallbnkamp,
Director der Realschule in Müfalheim an der Ruhr. Zweite ver-
besserte nnd vermehrte Auflage. 1. Theil. Der Arithmetik und
Algebra erste Abtheilung and die Planimetrie. Mit einer Figuren-
tafeL Iserlohn, Verlag von Julius Bädecker. 1860. 8. 148 S. ^
Ein durch gedrängte Kürze nnd klare nnd übersichtliche Darstellung
sehr empfehlenswerthes Buch. Es enthält auf 72 Seiten die erste Abthei-
Inng der Arithmetik nnd Algebra, nämlich die Grundrechnungsarten in
ganzen Zahlen, die Grundrechnungsarten in Brüchen, die Grundrechnungs-
arten in algebraischen' Zahlen , die Lehre von den Potenzen (mit ganzen
nnd gebrochenen , positiven und negativen Exponenten) , Anwendung der
Potenzlehre anf Zahlensysteme mit beliebiger «Grundzahl , die Gleichungen
des ersten Grades mit einer Unbekannten, Der zweite Theil des Buches
enthält auf 76 Seiten die Planimetrie, nnd es handeln die sechs Capitel
von der geraden Linie nnd der Lage gerader Linien gegen einander , vom
Dreieck , vom Viereck und dem Vieleck , von der Grössenvergleichnng der
geradlinigen geschlossenen Figuren, von der Formvergleichung gerad-
liniger Figuren, vom Kreise (Aehnliohkeit, Polarität und Potenzialität der
Kreise, Kreisberührnngen). In einem Punkte können wir uns mit dem
Verfasser nicht ganz einverstanden erklären und dieser betrifft die Auf-
70 LiteratorKeitang.
Stellung zu allgemeiuen Definitionen am Anfange der einaEeloen Lehren der
Arithmetik. Jedenfalls wird dadurch die Einsieht in die Bedeutung der
einzelnen Rechnungsoperationen nicht gefördert. Wenn der Yerfaner
z. B. KU Anfang der Potenslehre die Erklärung aufstellt , eine Potens ist
eine Zahl , welche so durch Maltiplication aus einer gegebenen Zahl , der
Grundgrösse, entsteht, wie eine andere gegebene Zahl, der Exponent,
durch Addition aus 1 entstanden ist, so wird durch eine solche oder ähn-
liche Erklärungen nicht nur die Grundbedeutung der Potenz als eines Pro-
ductes gleicher Factoren verdunkelt , sondern es wird auch die symbolische
Bedeutung der Potenzen mit negativen und gebrochenen Exponenten da-
durch nicht mdas rechte Licht gestellt und die Erklärung bekommt einen
Anschein von Willkür, den sie doch nicht haben soll. Ebenso will es uns
in der Geometrie nicht recht gefallen , den Winkel zweier Geraden gleich
anfättglicfi als Drehungsgrösse aufzufassen; wissensckaftlicher ist es jeden-
falls, den Winkel zu definiren als das Stück der unbegrenzten Ebene,
welches zwischen zwei von einem Punkt ausgehenden Geraden liegt. Die
Yergleichung der Winkel rucksichtlich ihrer Grösse wird dadurch gewiss
nicht erschwert, sobald man einmal erklärt hat, was man unter zwei glei-
chen Winkeln versteht. Sehen wir von diesen Einwürfen ab, so bleibt
dem Verfasser das Verdienst einer gewandten Darstellung, die ein nicbt
geringer Vorzug des sehr hübsch ausgestatteten Buches ist«
Lekrbueh der Katbematik für Gymnasien und höhere Lefaranstaltea. Voa
Dr. Johann Robbrt Boyman, Oberlehrer am Gymnasium zu
Goblenz. Dritter Theil: Arithmetik. Coln und Neuss,
L. Schwann'sche Verlagshandlung. L^i. 8. 224 S.
Das vorliegende Buch nimmt besonders Bücksioht auf Heis' Samm-
lang von Beispielen und Aufgaben ans der allgemeinen Arithmetik und
Algebra und kann derselben als Commentar dienen. Nur die Gleiehni^en,
welche den dritten Grad überschreiten, sowie die transeendenten Qlei*
ohungen sind unberücksichtigt geblieben. In dem. Streben, von vornherein
alle Sätze und Formeln durch Beweise zu stützen und folgerichtig sn be*
gründen , ist der Verfasser jedenfalls über das Ertaubte hinausgegangen,
indem er von Formeln Beweise giebt, in denen eine Erklärung enthalten
ist. Es nimmt sich in der That komisch aus , für die Formeln , wie
a 1
(a — 6) + 6 = fl,a — a==0, — .6 = a, a"=-l, a"~P = --- etc.
O €r
Beweise zu finden. Dass man in den Lehrbüchern, die auf Erweekung
und Belebung eines wissenschaftlichen Sinnes gerichtet sind, immer noch
den Begriff der Null und den des IJnendlichkletnea zusammenwirft und
dadurch unvermeidliche Widersprüche hervorruft, ist gewiss im Interesse
der Wissenschaft zu beklagen. Sonst enthält das Bneh bei einer saaberen
Ausstattung (Druckfehler abgerechnet) manches Gute und wird denen.
Literataraeitnng. 7 t
welche bei ihrem Unterrichte die Bammlung ron Heis zu Grande logeo,
immerhia von Nafczeii sein können.
Leitfaden der allgemeinen Aritiimetik md Algebra für Gymnasien, höhere
Bürger- und Gewerbeschulen, besonders aneh als Commentar zu
der Sammlung von Beispielen aus der allgemeinen Arithmetik
und Algebra, herausgegeben von E. Heis, zu gebrauchen, einfach
und Leicht fasslich dargestellt von David Giffhorn , Lehrer der
Mathematik am Obergymnasium zu Braunschweig. Braunschweig, *
Verlag der Schulbuchhandlung. 1861. 8. 220 S.
Dieser Leitfaden, dessen Titel seine Bestimmung hinlänglich bekun-
det, behandelt die Lehren der allgemeinen Arithmetik und Algebra in der
herkömmlichen Weise. Ketteubrüche, die Combinationslehre , die Glei*
chungen des dritten und höherer Grade sind nicht berücksichtigt. Dem
Buche sind Tabellen zur Vergleichung verschiedener Maass- und Gewichts-
einheiten beigeftigL Die Ausstattung des Buches ist recht gut
Iiehrbaeli der Arithmetik mit BinichlusB der Algebra uad der niederem
Analysük Zum Gebrauch bei den Vortrügen an der vereinigten
Artillerie- und Ingenieurschule und zum Selbstunterrichte be*
arbeitet von Dr. K. H. M. Aschbnbobk, Professor am Berliner
Cadettenhause , Lehrer und Mitglied der Studiencommission der
vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule. Berlin 1859, Verlag
der königl. geheimen Ober-Hof buchdruckerei (R. Decker). 8. 458 S.
Ist das vorliegende Lehrbuch zunächst zum Gebrauch bei den Vor-
trägen an der königlichen vereinigten Artillerie - und Ingenieurschule be-
stimmt und dieser Zweck für Umfang, Inhalt und Methode massgebend
gewesen, so wird dieses Buch doch auch für andere Fachschulen, in dei^n
der mathematische Unterricht ein wesentliches Moment bildet, mit grossem
Nutzen gebraucht werden können. Klarheit der Darstellung , Strenge der
Beweisführung, hinreichend viele und passend gewählte Uebungsbeispiele,
Reichhaltigkeit des Inhalts und glückliche Auswahl aus dem retchen Ma-
teriale der allgemeinen Arithmetik und der niederen Analysis machen das
Buch zu einer erfreulichen Erscheinung auf dem so überreich angebauten
Gebiete der' mathematischen Schulliteratur. Obgleich dieses Buch zunächst
für, eine Fachschule geschrieben und daher die Anwendung der Mathematik
vorzugsweise mit berücksichtigt worden ist, so enthält dasselbe doch auch
manche Hinweisungen auf Theile der höheren Analysis , so dass es auch
eolchen Lesern empfohlen werden kann, die sich dem Studium der Mathe«
matik speciell widmen wollen.
Lehrbueh dar Arithmetik. Verfasst von D/. Gborq Zehfubs. Oppenheim
am Rhein, Verlag und Eigenthum von Ernst Korn, 1857. 8. 144 S.
72 Literaturzeitang.
Die Oniiidsüge dor Algebra. Zum Gebrauche bei Vorlesungen , f&r höhere
Lehranstalten und zum Selbststudium dargestellt tod Dr. Geoso
Zehfuss. Oppenheim a. Rh. und Darmstadt, Verlag und Eigen-
thum von Ernst Korn. 1860. 8. 200 8.
Beide Bücher zeichnen sich durch theilweise neue Behandlung des
Stoffes, durch grösste wissenschaftliche Strenge; durch Kürze und Reich-
haltigkeit vor anderen Schriften über denselben Gegenstand vortheilhaft
aus. Wir machen nur aufmerksam auf die Untersuchung der Multiplication
und Division der gebrochenen Zahlen, auf die Lehre von den positiven
und negativen Grössen und die Lehre von den Potenzen mit negativen und
gebrochenen Exponenten , auf die Rechnung mit imaginären Grössen , auf
die Behandlung der Gleichungen des ersten Grades. Wie in dem Lehrbuch
der Arithmetik die für das Studium der Zahlentheorie so wichtige Lehre
yon der Congruenz , so weit sie in das Gebiet der Elemente gehört , so ist
in der Algebra die für die gesammte höhere Analysis so wichtige Determi-
nantenlehre, das Nöthigste über die höheren Gleichungen und die unbe-
stimmte Analysis (höhere Congruenzen, unbestimmte Gleichungen des zwei-
ten Grades) aufgenommen. Das Lehrbuch der Arithmetik enthält übrigens
auch die praktischen Rechnungsarten (Reductionsrechnungen, Zinsrechnun-
gen , kaufmännische Rechnungen). Beide Bücher des Verfassers sind so
anregend geschrieben, dass wir nur wünschen können, es mögen dieselben
in recht viele Hände gelangen ; der Nutzen für den Leser wird nicht aus-
bleiben.
Lehrbuch der Elementar -Kath^matik von Dr. Theodor Wittsteih, Pro-
fessor und Lehrer an der königl. Cadettenanstalt, der königl. Mi-
litärakademie und der städtischen Handelsschule zu Hannover.
« I.Band: Arithmetik und Planimetrie. Hannover, Hahn'sche Hof-
buchhandlung. 1856. 8. 398 S.
Ein Buch, was nur die wichtigsten Lehren der Arithmetik und Plani-
metrie enthält, diese aber bis in die kleinsten Einzelnheiten ausgearbeitet
dem Schüler vorlegt. Der Verfasser hat Schulen im Auge gehabt, bei
denen die Mathematik hauptsächlich nur als Bildungsmittel des Verstandes
betrachtet wird und für solche wird es gewiss in Bezug auf die Auswahl
und Behandlung des Stoffes als zweckmässig befunden werden.*
Dr. Rudolf Hoffmakh.
Vene Elemente der Meehanik. Von K. H. Schellbach, Professor am
Friedrich - Wilhelms - Gymnasium und an der Kriegsakademie zu
Berlin. Dargestellt und bearbeitet von G. Arendt , ordentlicher
Lehrer am Französischen Gymnasium zu Berlin. Berlin, Reimer.
1860.
Literatnrzeitang. 73
Ueber die Entstehung des vorliegenden Buches theilt Herr Professor
Schellbacb in der Vorrede, durch welche er dasselbe einleitet, mit, das«
es aus den Lehrstunden hervorgegangen sei , welche er seit einer Ungeren
Reihe von Jahren unter Theilnahme einiger jüngeren Lehrer der Mathe-
matik und Pbjsik in der ersten Classe des Friedrich- Wilhelms- Gymnasiums
SU Berlin gehalten hat. Der Zweck dieses Unterrichts war hauptsächlich,
die Vorstellungen , welche sich die Schüler bereits über mechanische Vor-
gänge gebildet hatten, eu grösserer Klarheit zu entwickeln, die Auffassung
dieser Processe auf möglichst einfache Orundbegriffe zurückzuführen und.
letztere durch vielfache Uebung gehörig zu befestigen. Das aus diesen
Lehrstunden hervorgegangene Lehrbuch hat daher weniger den ersten An-
fanger, als vielmehr solche Leser im Auge, welche ihre mechanischen
Kenntnisse durch zweckdienliche mathematische Uebungen fester begrün-
den wollen. In der Art seiner Entstehung, sowie in der mathematischen
Behandlung des Stoffes zeigt das Buch mehrfache Verwandtschaft mit den
im fünften Jahrgange der Literaturzeitung S. 06 besprochenen „mathema-
tischen Lehrstnnden'' desselben Verfassers, denen es auch in Beziehung
auf die reiche Fülle des behandelten l^aterials würdig zur Seite tritt. Für
die Leser dieser Blätter, denen das neue Werk noch nicht zu Gesicht ge-
kommen sein sollte , wird es daher jedenfalls von Interesse sein , mit sei-
nem Inhalte näher bekannt gemacht zu werden.
Nach Feststellung der Begriffe: Atom, Trägheit, gleichförmige Be-
wegung und gegenseitige Anziehung der Atome und Atomgruppen (Mole*
cüle) wendet sich das erste, von der geradlinigen Bewegung handelnde
Capitel zunächst zu der gleichförmig beschleunigten Bewegung, welche
hier als eine Bewegung des Atoms auftritt, das von einem anderen an-
gezogen wird , während die gegenseitige Entfernung beider Atome unver-
ändert bleibt. Die entwickelten Gesetze werden auf den freien Fall und
den verticalen Wurf der Körper angewendet, woran sich ein Excurs über
das Newton^sche Oravitationsgesetz und die Einwirkung der Himufsls-
körper auf die Fallerseheinungen an der Erdoberfläche schliesst. Die Be-
wegung von Atemsystemen, welche über eine gerade Linie vertheilt in un-
veränderlichen Entfernungen gehalten werden, während sie einer in der
Richtung dieser Geraden wirkenden Anziehung ausgesetzt sind , führt zu
dem Begriffe der Spannung zwischen den einzelnen Atomgruppen; an die
Bewegung freier Atomgruppen auf derselben Geraden reihen sich zum
Schlüsse des Capitels die Gesetze des Stosses*
Das zweite Capitel führt die Ueberschrift: Das Parallelogramm der
Kräfte, die schiefe Ebene, parabolische Bewegung. Von dem Bewegungs-
parallelogramm ausgehend behandelt hier der Verfasser die Bewegung auf
der schiefen Ebene , sowohl unter alleiniger Wirkung der. Schwerkraft , als
mit Rücksichtnahme auf die Reibung, sowie die Bewegung fest verbunde-
ner Atomgruppen auf zwei zusammengestellten schiefen Ebenen. An die
74 LiteräturaeituQg«
Untersnchung der Wurflioie sind mehrfache interessante matheraatiscbe
Aufgaben geknüpft ^ z. B. über die Umhüllende der bei gegebenem Aiu*
gaagspunkte und gegebener Anfangsgeschwindigkeit iu derselben Yerticd-
ebene möglicher Wnrflinien.
Die im dritten Capitel enthaltene Theorie der Schwungkraft wird
durch die Untersuchung derjenigen discontinuirlich wirkenden Kraft eia-
geleitet , durch welche ein materieller Punkt genöthigt wird , den Umfang
eines einem Kreise eingeschriebenen regelmässigen Polygons zu dnrcb-
laufen. Das hieraus gewonnene Gesetz der Schwungkraft findet seine Er-
läuterung in vielfachen Uebungsbeispielen aus dem Gebiete der AstroDomie
und Physik, z. B. in der Berechnung der Massen und der Dichtigkeit der
Himmelskörper, in der Begründung des dritten Kepler'schen Gesetzes bei
Voraussetzung einer kreisförmigen Planetenbahn , in der Untersucbang der
Zusammensetzung von Schwerkraft und Centrifugalkraft an der Erdober-
fläche j in der Theorie des conischen Kreispendels u. s. f.
Das vierte Capitel enthält die Theorie der Attractton von festen Atom-
Systemen in einer Vollständigkeit , wie der Attractionscalcül unter Yoran»-
setzung elementarer matheroatische'r Hilfsmittel nur in wenigen Lehr«
büchern durchgeführt sein dürfte« Vorausgeschickt sind einige Betrach-
tungen über die Construction der Körper , in denen sich der Verfasser za
der bekannten atomistischen Naturansicht bekennt, ohne jedoch in seisen
Rechnungen , welche streng genommen einen continuirlich mit Materie er
füllten Raum voraussetzen , von dieser Ansicht weiteren Gebrauch zu ma-
chen. Untersucht werden die Anziehung einer homogenen Kreisfläefae anf
ein in ihrer Achse gelegenes Atom , sowie einer Kugelsdbicht und einer
homogenen Kugel, sowohl auf einen äusseren, als einen inneren Packt,
nicht allein unter Voraussetzung des Newton'schen AttractiOnsgesetzes,
sondern auch eines solchen, wo die Anziehung irgend einer Potenx der
Entfernung proportional ist. Mit Beschränkung auf das Newton'selie Ge-
setz behandelt der Verfasser die Attraction einer homogenen materielleA
Geraden , die Wirkung eines linearen Magneten auf ein in ausserordeot-
lieber Entfernung befindliches einfach magnetisches Element. und einige
leichteren Fälle der Attraction zwischen zwei Atomsystemen.
Im fünften Capitel wird die Bewegung eines Atoms unter der Wir-
kung einer der Entfernung proportionalen Centralkraft aus der Parallel-
projection einer gleichförmigen Bewegung im Kreise abgeleitet und darch
die folgenden Beispiele erläutert: Bewegungen der in ihrem Gleichgewichte
gestörten Atome elastischer Flüssigkeiten (Fundamente der Undolatioos*
theorie) , Bewegungen eines Körpers in einem diametral durch die gaste
Erde gegrabenen Schachte (nnter Voraussetzung eines homogenen Erd-
körpers) , Longitudinalschwingungen einer Spiralfeder.
Für die Bewegung eines Atoms unter dem Einflüsse einer Centralkraft
im Verein mit anderen Kräften , welche den Gegenstand des sechstes Ca*
Literatorzeitaiig. 75
pitelB bildet, Btellt der Verfasser nur die eriten Grnndlagen ftfst, ohne
• jedoch, da dieselben streng genommen anf eine Differentialgleichung zwei-
ter Ordnung hinauslaufen , die Aufgabe in ihrer allgemeinen Form weiter-
suftthren. Die gewonnenen KesuUate werden daher nur in swei Beispielen
weiter verfolgt, in der Theorie des Pendels und der Lehre von der Be-
wegung eines Atoms auf einer rotirenden Geraden. An die Theorie des
Pendels reihen sich die Anwendung desselben aur Bestimmung der Erd-
schwere, zu Höhenmessungen, zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit
d^ Erde , sowie eine elementare Erläuterung des Foucault^sehen Pendel-
▼ersuchs.
Der Inhalt des siebenten Capitels ist den Kepler'schen Gesetzen ge-
widmet, wobei unter Anderem die im dritten Capitel dem dritten Kepler**
sehen Gesetze auferlegte Beschränkung auf eine kreisförmige Bahn wieder
aufgehoben wird. Eine Anwendung des ersten Kepler'schen Gesetzes bil«
det die Untersuchung der Abweichung frei fallender Körper von der Ver-
ticalen.
Das Schlusscapitel handelt von der Bewegung eines Systems , das aus
zwei mit einander fest verbundenen Atomgruppen besteht. Das Gesetz
der ans fortschreitender Bewegung des Schwerpunktes und Botation um
eine durch den Schwerpunkt gehende Achse zusammengesetzten Bewegung
wird hier für den einfachen Fall entwickelt, wo sie von zwei Impulsen
herrtthrt, welche im Anfange der Bewegung den beiden Atomgruppen in
beliebiger Richtung ertheilt wurden.
Was die mathematische Behandlung des Stoffes betrifft, so ist die-
selbe , wie es bei einem Werke , welches den Namen des Herrn Professor
Behellbach an der Spitze trägt, nicht anders erwartet werden konnte, eine
durchgängig strenge und correcte. Der Umfang des mathematischen Wis«
sens, welchen der Gebrauch des Buches voraussetzt, beschränkt sich auf
die Elementarmathematik mit Einschluss der Anfangsgrfinde der analyti-
schen Geometrie der Ebene , sowie des allgemeinen Binomialtheorems und
der hieraus abgeleiteten Reihenentwickelnng für die Exponentialgrösse.
Welche seltene Virtuosität Herr Prof. Sehellbach besitzt, mit so wenigen
Hilfsmitteln Aufgaben zu behandeln, welche ausserhalb des Gebietes der
Elementarmathematik zu liegen scheinen, ist bereits bei Besprechung der
mathematischen Lehrstunden rühmend erwähnt worden; das vorKegende
Bach liefert hierfür fast auf allen Seiten sprechende Beweise. Es kann
daher dasselbe nicht allein den Studirenden der Mathematik bestens em-
pfohlen werden , für welche es gleichzeitig durch die Eigenthümlichkeit
seiner Methoden eine gute Einleitung in das Studium der höheren Mathe-
matik bildet; auch der Lehrer wird es im Interesse des Unterrichts nicht
unbefriedigt aus der Hand legen. 0. Fobt.
76 Literatarseitmig.
Dm SriMiOB*feh« ealorifAA Mamhiiw. Von H. Bosrius, CiTÜn^eniear.
2. Auflage, Hftinbiurgy O. Meissner.
Die ao rasche Folge einer sweiten Auflage der genanntes SchriA
dentet auf ein Interesse für dieselbe hin, welches eine knrxe Beudieilvn^
den Lesern der Zeitschrift gegenfiber rechtfertigen dfirfle.
Die theoretischen Untersuchungen des Verfassers sollen klarere Hin-
sicht in die Wirkungsweise der motorischen Wftrme in üurer Vereinigung
mit atmosphärischer Luft und hierdurch Handhaben liefern, welche das
Streben nach Ausbildung und Verrollkommnung der calorischen Maaehinen
verwenden können. Sie sollen femer nähere Aufschlfisse fiber die Wir-
kungsweise der Ericsson'schen Maschine und dadurch Bechnungsvnter-
lagen geben , mit denen der Nachweis fiber den industriellen Weiih dieser
Maschine geführt werden könne. Die ersten dieser Untersuchungen sind
bereits von Redte nbacher in dessen „Die calorische Maschine, Mann-
heim 1853", an welche Schrift der Verfasser sich anlehnt, ungleich umfas-
sender und einsichtsvoller durchgeführt, die zweiten nur höchst Ifickenhaft
und unzureichend angestellt worden.
Eine industrielle Werthbestimnmng pflegt durch Vergleich mit der
Dampfmaschine in Bezug auf Leistung, Betriebsaufwand und Anlage-
kosten vorgenommen zu werden. Die beiden ersten Punkte fertigt mau
in der Kegel mit Berechnung des pro Zeiteinheit und Leistungseinheit ver-
brauchten Brennmaterialquantums ab. Dieses Brennmaterialquantum ist
von dem Wärmeerzeuguugs - , Wärmeübertragungs - und Wärmenutzungs-
apparate der Maschine abhängig. Bei Betrachtung der Ericsson'schen
Maschine findet sich, dass gerade die beiden ersten sehr stiefmütterlich
bedacht sind, akp den Brennmaterialverbrauch vorwiegend beeinflusseo
werden. Der Verfasser betrachtet trotzdem nur den dritten und setzt for
die ersten ohne Weiteres willkürlich abgeschätzte Wirkungsgrade in seine
Rechnung; ja er behandelt sogar auch den letzten nur höchst unvollstän-
dig; er bestimmt blos die sogenannte theoretische Leistung desselben,
während an der beredeten Maschine gerade die Reibungswiderstände in dem
allerdings höchst ingenieusen, aber gleichwohl sehr complicirten Hebel-
mechanismus, die Wärmeverluste an der bedeutenden Abkühlongsfiäcfae
des Cylinders und die Luftverluste an dem in dieser Beziehung unzweck-
mässig construirten Steuerkolben den Totaleffect auffällig deprimiren. In-
dem er für diese Effectverluste , wie für die Wirkungsgrade des Feuer-
raumes und der Heizfläche Werthe einsetzt, die mit sanguinischer Vorliebe
für die calorische Maschine gewählt sind, gelangt er zu Besultaten , die
die ökonomische Vortrefflichkeit dieser Maschine ausser Zweifel zu setzen
scheinen. Er findet, dass eine einpferdige Ericsson - Maschine mit einem
Coaksquantnm von 4 bis 5 Pfund pro Stunde ausreicht, während eine
Dampfmaschine deren 10 erfahrungsmässig nüthig hat.
In der That hat sich durch Messung mit Dynamometer und Waage
Literatnrzeitung. 77
ergeben (DiDgler's polytecbn. Journal CLIX , Heft 6) , dasr die Ericsson*
Maschine für oben gedachte Leistung und Zeit 90 Pfund Holz- oder
15 Pfund Steinkohle oder Coaks beansprucht, ausserdem aber noch Untere
faaltuugskosten erfordert, welche eine Dampfmaschine selbst unter den
ungünstigsten Umständen nicht nöthig macht.
Nach diesen Erörterungen kann die theoretische Untersuchung des
Verfassers nur als ein Rechenexempel erscheinen, welches eine massige
Illustration für ein paar Theoreme der Thermodjnamik vorführt.
Dresden« Dr. Wteisß.
Die FlnoTesoenz im Liebtet. Vorgetragen von F. J. Pisko. Wien, Verlag
von Carl Oerold's Sohn. 1861.
Dieses kleine Sohriftchen enthält eine recht vollständige Zusammen-
stellung alles dessen, was über die Fluorescenz bekannt ist, und empfiehlt
sich ganz besonders zum Studium aller hierher gehörigen Erscheinungen.
Die ersten 63 Seiten füllen die Omndversuche mit Sonnenlicht, künst-
lichem Licht, sowie mit einfachem Licht, und die Untersnchujig mittels far-
biger Zwischenmittel , desgleichen eine geschichtliche Eückschan über den
Gegenstand aus. Seite 63 — 93 beschreibt der Verfasser die wissenschaft-
lichen Untersuchungsmethoden und ihre Ergebnisse, Seite 93 — 100 die ver-
schiedenen Erklärungsmethoden der Fluorescenz und Seite 101 — 107 die
Anwendung der Fluorescenz auf Prüfung der Durchlässigkeit der Körper
für ultraviolette Strahlen , auf Photographie und Mikroskopie etc. Der
klare und deutliche Vortrag, der durch in den Text aufgenommene Holz-
schnitte unterstützt wird, die Vollständigkeit des Berichtes über die ex-
perimentellen Untersuchungsmethoden, sowie der am Schlüsse angefügte
literarische Nachweis empfehlen das Schriftchen sehr für das Studium der
Flnorescenzerscheinungen. Dr. Kahl.
Notiz.
Als ich ehedem mit der Bearbeitung meiner Tafeln bestimmter Inte-
grale beschäftigt war, habe ich an das mathematische Publicum die Bitte
gerichtet, mir zur Erreichung möglichst grosser Vollständigkeit die hier
Und da erschienenen Monographieen Über diese Functionen zusenden jsn
wollen; einige Journale haben diese Aufforderung damals aufgenommen.
Vor der Herausgabe der Tafeln ist mir nichts zugekommen. Denjenigen
aber, die mir später ihre werthvoUen Abhandlungen zusendeten, statte
ich hier nochmals meinen verbindlichsten Dank ab, sowie auch denen, die
Literatorzt^. d. Zeitschr. f. Math. u. Phys. VI, 4. 7
78 Literatarseitang.
mir die Becensionen der genannten Arbeit zukommen za lassen die Güte
batten. Da ich nun durch den meine Erwartungen übertreffenden Absats
der „ Tüblet {f integrales definiet {ptdfiie par TAcadimie Royal des scifnces.
Amsterdam) ^*y wodurch die Auflage fast erschöpft worden ist, za einer
nenen, gänzlich umgearbeiteten Ausgabe schreiten muss, wozu Ton der
ersten Auflage noch einiges Material vorhanden ist, so rufe ich noeh ein-
mal die freundliche Hilfe der Sachverständigen zu doppeltem Zwecke sa
und bitte dieselben
1) um die betreffenden Abhandlongen, insoweit sie in den j^Tables elc,^'
S. 21 und 22 nicht citirt und also nicht benutzt worden sind;
2) um die erschienenen Recensionen, insofern die Herren Referenten
sie mir zu übersenden noch nicht die Güte hatten.
Das grosse Interesse , welches meinem Unternehmen zu Theil gewor-
den, und die — ich darf wohl sagen — überaus günstige Aufnahme von
Seiten der Akademien und der wissenschaftlichen Journale ermutfaigen
mich sowohl zu diesem Schritte, als auch zu der nicht geringen Habe
einer Umarbeitung des genannten Werke».
Deventer (Niederlande).
Dr. BiERENS DE Haan.
is/^ * y ^ y Sr"0 C^JrxXyr^^uZ*^ 0
Literaturzeitung.
Recensionen.
Btüdion ttber die Methoioa und die Benutiamg hypiometrisolier Arbeüra,
nachgewiesen an den Nireauverhältnissen der Umgebung von
Frag. Ein neuer Beitrag zur Geodäsie und zur Orographie von
Cari. Eo&istka, Professor der Geodäsie am polytechnischen
Institute 2U Prag etc. Mit zwei Niveaukarten und mehreren
Holzschnitten. Gotha« Justus Perthes, 1858.
Der Nutzen , den hypsometrische BestimmuDgen im Allgemeinen ge*
währen, ist so vielseitig, dass nicht allein eine Vermehrung und Verein-
fachung der Hilfsmittel zur AusfÜhruDg solcher Messungen höchst wttn-
schenswerth erscheint, sondern auch alle Diejenigen, welche derartige
Messungen unternehmen, sich den Dank des wissenschaftlichen Publicums
in hohem Grade erwerben.
Durch die Erfindung des Barometers wurde ein sehr einfaches Mittel
entdeckt, Höhen ohne grossen Zeit- und Kostenaufwand zu bestimmen,
und die meisten Höhenmessungen datiren .Ton dem Zeitpunkte an , in wel-
chem die Vervollkommnung des Barometers so weit vorgeschritten war,
dass dasselbe mit mehr Zuverlässigkeit, als ursprünglich, zu derartigen
Bestimmungen verwendet werden konnte.
Das im Jahre 1820 in Gehleres physikalischem . Wörterbuche (5. Bd.,
S. 330 u. f.) aufgestellte Verzeichniss der Meereshöhen von verschiedenen
Punkten der alten und neuen Welt weist 4550 solcher Bestimmungen nach,
von denen nur verhältnissmässtg sehr wenige auf trigonometrischem Wege,
die meisten mittelst des Barometers ausgeführt sind.
Insbesondere ist es A. v. Humboldt, welcher zu Anfang des gegen-
wärtigen Jahrhunderts dureh seine ausnehmend zahlreichen barometri-
schen Beobachtungen in Amerika die regste Thätigkeit auf diesem Gebiete
hervorrief.
Hinsichtlich der Genauigkeit bleibt aber die barometrische Methode
wesentlich hinter der trigonometrischen zurück, weshalb man auch in
neuerer Zeit die erstere nur da anwendet , wo man >ohne bedeutenden Zeit-
Liurataritf . d. Zeiischr. f. Math. «. Phyt. VI, 6. 8
82 Literaturzeitiing.
and Kostenaafwand die letetere nicht benntsen kann und wo es Zwecken
gilt, welche durch die Ungenanigk^it der Methode nicht beeiatrftehtigt
werden.
Die barometrischen Bestimmungen sind aber auch in den letsten De<
cennien hauptsächlich in solchen Ländern in den Hintergrund gedrängt
worden , in welchen bei Gelegenheit der trigonometrischen Landesvermes-
sungen trigonometrische Höhenbestimmungen mit ausge£fihrt werden konn-
ten , an welche sich nun weitere hypsometrische Arbeiten entweder eben-
fall» auf trigonometrischem Wege oder durch NiviDlliren im engeren Sinne
leicht anschliessen lassen.
Der Verfasser des oben annoncirten, schätaenswerthen, sehr reichlich
mit literarischen Citaten versehenen Werkes, welcher sich bereits seit
dem Jahre 1850 alljährlich mit Höhenmessungen in den österreichischen
Alpen, auf dem böhmisch - mährischen Hochplmtean, in den Sudeten und
dem westlichen Aasläufer der Karpathen beschäftigte , hat im Auftrage der
naturwissenschaftlichen Section des böhmischen Landesmuseums in der
Umgegend von Prag 104!^ Höhenbestimmnngen «um Theil durch das Baro-
meter , «um Theil durch Ni velliren , hauptsächlich aber anf trigonometri-
schem Wege in der Terhältnissmässig knra;en Zeit von 80 Tagen, mit wenig
Kostenaufwand und mit einer für ihren Zweck vollkommen ansretckenden
Oenauigkeit ausgeführt, deren Resultate er in obigem Werke dem
schaftlichen Publicum ttbergiebt.
Hierbei bat derselbe sugleich Oelegenheit genommen, seine g€
melten reichen, praktischen Erfahrungen über Höhenbestimmang^n au-
sammenzustellen, „um dadurch — wie derselbe in der Einleitung 8ag;t —
jenen Geodäten und Naturforschern , welche derartige Messungen in einem
grösseren Gebiete in möglichst grosser Zahl ohne viele Kosteil und doch
mit hinlänglicher Genauigkeit ausführen wollen, manche unnölhige, seit-
raubende und kostspielige Arbeit au ersparen.^*
Sodann bat aber auch derselbe an einem bestimmten Beispiele die Be-
ziehungen nachzuweisen gesucht, in welchen derartige Hessungen mit
wichtigen Fragen der Orographie, Geologie, Pflansengeographie and der
gesammten Landescultur stehen.
Referent glaubt seinem Beifalle, welchen er diesem ansgeseieliaetea
Werke zu Theil werden lässt, am besten dadurch Aufdruck an geben, in-
dem er in Folgendem auf den Inhalt desselben etwas näher eingeht«
Das ganae Material ist in zwei Hauptabschnitte gesondert. -Li dem
ersten werden die geodätischen Operationen und die Berechnnngsmethoden
beschrieben und die Messungsresultate zusammengestellt, im aweiten ist
alsdann gezeigt, wie sich solche Messungsresultate zur Construction von
Niveaukarlen benutzen lassen und wie diese Karten zur Beantwortung von
Fragen der Orographie, Hydrographie, Geologie u« s. w. au verwende
sind. —
Literaturzeitnng. 83
Nachdem der Verfasser im S. 1 eine kurze Geschichte der früheren
Messungen, insbesondere in der Gegend von Prag, und der Bemühungen,
die Seehöhe der Prager Sternwarte zu bestimmen, gegeben, berührt er im
S. 2 die von ihm hauptsächlich angewendeten und oben schon berührten
drei Methoden der Höhenbestimmun^ und geht in den folgenden Paragra«
phen zunächst auf die trigonometrische Höbenmessung näher ein. Im S. 3
behandelt er die Messung der Höhenwinkel, zeigt die Benutzung der
Schraube nach Hogreve und Stampfer f^r kleine Winkel, beschreibt das
hierbei nicht ohne grossen Yortheil angewendete, bis dabin aber noch nir-
gends erwähnte, von Starke in Wien mit Höhenkreis und Mikrometer-
schraube construirte Nivellirinstruraent und untersucht den nicht unbe«
deutenden Genauigkeitsgrad desselben.
Der $. 4 zeigt die Bestimmung der zur trigonometrischen Höhen*
nesaung nöthigen Distanz nach irgend einer vorhandenen guten topogra-
phischen Specialkarte, handelt von den bei diesen Bestimmungen auf-
tretenden Fehlerquellen und dem Einflüsse derselben auf die Höhenbe-
atimmungen , geht dann auf die Unterlagen näher ein , welche der Verfasser
fttr aeine Distanzbestimmungen in der Umgegend von Prag benutzt bat,
wodurch derselbe zu dem Schlüsse geführt wird , dass die durch die Un-
aieherheit der Diatanzen entstandenen Fehler in seinen HOhenbestimmun-
gen wohl nie mehr als 0,4 Klaftern betragen und dass mit Hinzurechnung
dea Fehlers in dem Höhenwinkel die Fehlergrenze in den Höhenbestim-
mungen 0,5 Klaftern oder 3 Wiener Fusa wohl überschreiten dürfte.
Mit Bedauern hat aber Referent eine Mittheilung der Erfahrungen dea
Herrn Verfasaera in Bezug auf die von ihm im S. 3 angezogene Methode
dea trigonometrischen Nivellirena des Prof. Stampfer in Wien vermisst, da
dieselbe doch in neuerer Zeit sehr häufig und zwar im gebirgigen Terrain
mit grossem Vortheil in Anwendung gebracht wird.
Der S. 5 enthält die Berechnungsmethoden und zwar aus correspon-
direnden und aus einfachen Höhenwinkeln, selbstverständlich unter Be-
rtteksiehttgung des Einflusses der Refraetion und der Krümmung der Erde.
Insbesondere geht derselbe auf den Einfluss der terrestrischen RefractioB
B&ker ein, erwähnt die hauptsächlichsten Resultate, weiche Sab 1er durch
seine höchst seharfainnigen Unterauchungen bei Gelegenheit des Nivelle-
ments zwischen dem Schwarzen und dem Caspiachen Meere festgestellt
hat, führt die eigenen Erfahrungen des Verfassers in dieser Beziehung an,
daraua den zweckmäsaigsten Zeitpunkt für das Vorherrschen der norma-
len Refraetion im mittlem Böhmen und Mähren ableitend.
Hierauf entwickelt der Verfasser die Formel zur Berechnung dea
Hdhenunteraehiedea aus dem einfachen Höhenwinkel rv und gelangt zu der
für aeine Beatimmiingen angewendeten abgekürzten Formel
H=J) tang w + —-72 jD^ für Metermaasa
"^ 10
8*
84 Literaturzeitung.
oder
H^= D iang w + —tt 2>* für Wiener Klaftern,
welche 133 Klaftern nicht überschreitende Höhenunterschiede ff für hori-
zontale Entfernungen 2), die kleiner als 24050 Klaftern sind, bis auf zwei
Decimalen sicher geben. Am Schlüsse dieses Paragraphen werden noch
die Formeln aufgeführt, welche die berühmtesten Geometer für die trigo-
nometrischen Höhenbestimmungen gegeben haben.
Nachdem der Verfasser im S. 6 die Wahl der Stand - und Fixpunkte
für seine trigonometrischen Messnngen im Allgemeinen besprochen und die
Ortsbeschreibung der letzteren gegeben , macht er im S. 7 sunftchst einige
Mittheilangen über die Genauigkeit der Seehöhen der Triang^limngs-
punkte der Österreichischen Landesvermessung, sucht dann Gewichtszahlen
für die Genauigkeit seiner Messungen auf, wobei er insbesondere nach
Sabler den Grad der Unruhe des Bildes im Femrohre während der Be-
obachtung des Höhenwinkels mit berücksichtigt und stellt endlich unter
Benutzung dieser Gewichtszahlen die Formeln auf, nach welchen seine
Berechnung der wahrscheinlichsten Werthe für die definitiven Seehöbea
der Standpunkte etc. erfolgte, deren Hesultate nicht nur, sondern anch die
Beobachtungsgröflsen , aus denen sie hervorgegangen sind, in übersicht-
licher Weise in den SS» 8 und 9 tabellarisch zusammengestellt sind.
S. 10 handelt von der nivellirenden Methode und ihrer Genauigkeit mit
besonderer Rücksicht auf das in der Stadt Prag ausgeführte Detailnivelle-
ment und bespricht die Genauigkeit der gewöhnlichen Eisenbahnnivelle-
ments etc., sowie die Vorsicht, mit welcher solche zur Bestimmung von
Seehöhen verschiedener Landestheile anzuwenden sind , in sehr treffender
Weise.
S. il zeigt die Art und Weise des Anschlusses des Nivellements der
Stadt Prag an trigonometrisch bestimmte Höhenpnnkte zum Behuf der Be-
stimmung der Seehöhen der nivellirten Punkte , sowie der Berechnung des
durchschnittlichen Fehlers der angegebenen Seehöhen der Triangulimngs-
punkte , worauf dann im $. 12 die Resultate dieses Nivellements und im $. 13
die einiger in der nächsten Umgebung von Prag ausgeführten Nivellements
folgen, welche letztere wiederum zur Prüfung der Genauigkeit der ausge-
führten trigonometrischen Höhen bestimmungen benutzt werden.
In dem die barometrische Methode und ihre Genanigkeit
behandelnden S. 14 bespi^icht der Herr Verfasser die Fülle, in welchen
barometrische Messungen überhaupt „brauchbare", d.h. solehe Höhen-
unterschiede liefern , „deren Unsiicherheiten sich innerhalb solcher Grenzen
bewegen, dass der Werth der letzteren noch keinen £influss auf die
Schlüsse übt, zu deren Zweck man die Messung unternommen hat," nod
geht nach einigen Bemerkungen über die Veränderung der Barometer nach
Kreirs Erfahrungen zu der Art und Weise seiner Messung und Berechnnn^
Literaturzeitung. . 85
über, welche letsere er noch nach den von Oaiiss im Jahre 1818 bekannt
gemachten Tafeln ausführt. Da die gewichtigen Bedenken , welche Ohm,
Zech und Peters gegen die Correction wegen der Veränderung der Schwer-
kraft mit Veränderung der Meereshöhe erhoben haben , nach einer grösse-
ren' Arbeit Frisiani's noch nicht als abgethan zu betrachten sind , ttberdiess
aber auch die Correction einen nur sehr geringen Ein^uss auf den berech-
neten Höhenunterschied ausübt. Aus dem letzteren Grunde berücksichtigt
der Verfasser auch die yon Bessel eingeführte Correction der Höhenformel
wegen der Luftfeuchtigkeit nicht , was umsomehr gerechtfertigt erscheint,
als ohnediess durch die neueren Untersuchungen Lamont^s diese Correction
einer wesentlichen Veränderung unterworfen werden dürfte. Gewiss nicht
mit Unrecht legt der Verfasser auf eine möglichst schnelle und möglichst
einfache Berechnnngsmethode einen grossen Accent und zieht dieselben
selbstverständlich mit Rücksicht auf den zu erzielenden Zweck den weit-
läufigen Berechnungen problematischer Correctionen so lange vor, als die
überwiegende Hauptursache der Unsicherheit der Barometermessungen,
nämlich die nicht horizontale Lage der Luftschichten von gleicher Dichtig-
keit und — wie noch hinzuzufügen sein dürfte — das Gesetz der Ab-
nahme der Lufttemperatur mit der zunehmenden Höhe nicht zu erkennen
und zu berechnen ist.
Nachdem er in diesem Paragraph noch die Bestimmung der Seehöhe
des Prager Sternwarte - Barometers über dem Adriatischen Meere be-
sprochen, führt er im S. 15 seine in den Jahren 1855 und 1856, sowie die
früfaier von einigen anderen Herren ausgeführten Barometermcssungeu der
Umgebung von Prag auf und schliesst den ersten Abschnitt mit der Ver-
gleichung einiger Seehöben , welche sowohl trigonometrisch , als barome-
trisch bestimmt worden sind , und mit daraus folgenden beachtenswerthen
Bemerkungen über den Zusammenhang des Fehlers der barometrischen
Messung und der horizontalen Entfernung.
Mit der Ueberschrift : „die orographischen Resultate" beginnt der
zweite Abschnitt, welcher, wie schon bemerkt würde, die Verarbeitung
der Im ersten Abschnitte aufgestellten Messungsresultate zeigt.
Derselbe wird im S. 16 durch Aufstellung der Art und Weise einge-
leHet, nach der die hypsometrischen Messungen dem Hauptzwecke der-
selben, der möglichsten Erkenntniss der Unebenheiten des Terrains, dienst-
bar zu machen sind, herorhebend; dass dies am übersichtlichsten durch
graphische Darstellung der Resultate in einer Niveau- oder hypsome-
trischen Karte erfolgen kann.
Nach einer kurzen Erwähnung der verschiedenen Versuche, die
Terraindarstellnng durch künstliche Reliefe zu bewirken, giebt der Herr
Verfasser im S. 17 einige geschic]itliche Notizen der einzelnen Darstellun'gs-
methoden der Höhenverhältnisse, welche sich hauptsächlich nach zwei
Methoden sondern lassen : der alt • französischen oder italienischen — auch
86 Lii^*ataraieitimg«
hier uod da die Triersche Methode genannt — und der deatecben oder
Lehmann'schen.
Nach diesen beiden Methoden « haoptsftchlich aber nach der letsteren,
welche später auch von den Franzosen theilweise angenommen wnide,
sind sämmtliche in den letzten 50 bis 60 Jahren namentlich in Enropa yor-
genommenen officiellen und privaten Terrainaufnahmen ansgefahrt and
doch sind alle die auf diese Weise entstandenen Blätter, so werthvollf&r
die Bodenplastik sie auch sind, zu einer deutlichen und zugleich anch Ilb6^
sichtlichen £rkenntniss der Höhenverhältnisse wenig oder gar nicht ge-
eignet , weil in denselben die sogenannten äquidistanten Horizontalen, auch
Niveau- oder Schichtenlinien genannt, wie dieselben von der Trierschen
Jüethode eigentlich gefordert werden, nicht mit eingezeichnet, aondern
meist bei den Originalaufnahmen nur in idealer Weise zur Heratellnng der
Bergschrafifur benutzt wurden.
Erst in den letzten Decennien hat das praktische Bedttrfnisa des Tech-
nikers bei Projectirung von Eisenbahn«, Strassen- und Canalanlagen Ver-
anlassung zQr weiteren Ausbildung der Terraindarstellung nach der Trier-
schen Idee geführt, nämlich zu der Herstellung der sogenannten Niveaa-
karten. Werden nämlich die Niveaulinien, d. b. die Curven, ia
welchen die Oberfläche des natürlichen Boden | von Horizontalflächen, die
in gleich weiten (äquidistanten) Abständen als durch die feste Masse der
Erdoberfläche gelegt gedacht sind, geschnitten werden, auf geometrischem
Wege «mit möglichster Genauigkeit ermittelt und ihre Honzontalprojectio-
nen in die betreffende Karte eingetragen, so gewähren dieselben nicht
allein ein vollständiges Bild des Terrains, sondern auch einen vollkommez
bestimmten Begriff von der Gestalt desselben, ein graphisches Belief, wel-
ches in der vollständigsten Weise alle Höhen Verhältnisse repräsentirt
Der Nutzen , den solche Niveaukarten , insbesondere für Tracirongea
von Eisenbahn-, Strassen- und Canalanlagen gewähren, ist in mehrfacher
Beziehung ausserordentlich ; denn nicht nur werden die nöthigen Vorunter-
suchungen in viel kürzerer Zeit bewirkt, sondern es lässt sich auch mit
Hilfe derselben dem Terrain ein Project abgewinnen , welches als das tech-
nisch vollkommenste , mithin als das allein richtige sich darstellt.
Leider sind wir aber noch keineswegs im Besitz vieler derartiger Kar-
ten von entsprechender Genauigkeit. Die genauere Darstellung datirt
erst seit der Zeit, wo dieselben zu den erwähnten technischen Zwecken
gebraucht wurden , so dass man genöthigt war , da , wo sich das Bedfirfniss
herausstellte , derartige Aufnahmen zu bewirken , was namentlich sonächst
in Baiem erfolgte.
Immer werden aber solche genaue Darstellungen nur localer Natur
sein können und da, wie der Verfasser sagt, es nicht wahrscheinlich ist,
dass die Europäischen Staaten eine halbhundertjährige, bereits sehr weit
vorgerückte Arbeit wieder von vorn beginnen lassen werden und da, selbst
Literaturzeitung. 87
wenn dies der Fall wäre , die nngehenem Kosten eines Detailnivellements
in keinem Verhilltniss stehen würden eq den kleinen Landestheilen , bei
denen voranssicbtlich oder möglieher Weise dasselbe künftighin zu tech-
niacben oder anderen Zwecken- benutzt werden könnte , so liegt die Frage
nahe, ob man niobt, bei dem grossen Bedürfnisse einer übersichtlichen
graphisehen Darstellung der allgemeinen Niveanyerh<nisse, die bereits
Torhandenen guten Terrainaufnahmen in Verbindung mit einer zweek-
mlüwig Tertheilten grösseren Anzahl von Höhenmessungen für eine solche
Darstellung nutzbar machen und daraus jene NiTeaukarten construiren
konnte, welche Torhin als besonders geeignet bezeichnet wurden, die
Höhenrerhältnisse eines Gebiets besonders zu veransehauHchen.'*
indem der Verfasser diese Frage bejaht, zeigt er im $. 18 seine an>
gewendete Metbede der Construetion von Niveaulinien auf einer als Grund-
lage dienenden, nach der Lehmann'schen Manier ausgeführten Karte, Be-
äug nehmend auf die in den Text gedruckten Figuren sowohl , als auf die
dem Werke beigegebenen beiden in Farbendruck ausgeführten Niveau-
karten von Prag und Umgegend, deren correcte Ausführung dem Verfasser
aowobl, als dem Verleger zom grössten Ruhme gereicht.
Am Schlüsse des genannten Paragraphen berührt er noch das zur
grösseren Ueberaichtlichkeit der Höhenverbftltnisse nothwendige Golorit
der verschiedenen Schichtungen und bezeichnet es als wttnschenswerth,
gerade jetzt, wo man den Schichtenkarten eine grössere Aufmerksamkeit
schenkt , eine Binigung hierüber und insbesondere über die verschiedenen
Töne für tiefer und höher gelegene Schichten zu erzielen.
Mit den entwickelten Gründen , der tiefsten Schicht das grösste Licht
ond den höheren Regionen dunklere Farbenschattirnngen zu geben, kann
man sich nur ganz einverstanden erklären und es hat dieses Princip be-
reits anderweit praktische Anwendung gefunden, indem dasselbe nicht
allein Director Dr. Vogel in der Farbenwahl seiner Wachstuchwandkarten
und in seinem Schulatlas , sondern auch in neuerer Zeit Dr. Henry Lange
b>« seiner Höhenschichtenkarte von Sachsen*) in Anwendung brachte.
Der S. 19 zeigt die Art und Weise der Benutzung derartiger Niveau-
karten zur Beantwortung von Fragen, die sich auf die verticale Gliederung
des Bodens beziehen, welche sich entweder unmittelbar aus der Karte er-
giebt oder mittelbar unter Zuhilfenahme bekannter Gesetze der Meteorolo-
.gie, Geologie, Pöanzengeographie etc. ermöglicht wird. Namentlich macht
der Verfasser in Bezug auf die beigegebenen Niveaukarten und zwar hin-
siebtlich der Ausdehnung und Begrenzung der einzelnen Schichten über
den Flficbeninhalt derselben, über die grössten Höhen und Tiefen, üUj&r
das Volumen des über die tiefste im Gebiete vorkommende Schichte er-
*) Henry Laoge^s Atlas tob Sachsen. Ein geof^raphisch* physikalisch -statiAii-
scbes Gemälde des Königreichs Sachsen. In 12 Karten, mit erläuterndem Texte.
Leipzig, F. A. Brockhaas, 1800.
88 Literator^eitiiDg.
hobenen Bodens , über die mittlere Erheboag des Bodeos, Aber die mittlere
Teroperatar eines Orts , sowie ttber die Bonität des Bodens and die Vege-
tation desselben höchst interessante nnd beachtenswerthe Bemerkangea,
wodurch er darthat, dass er der Verarbeitung des 90 reiflich gebotenea
Stoffes nach allen Richtungen hin vollständig Geister ist.
Nicht minder beachtenswerth sind die Bemerknngen des $. 20 über die
allgemeinen Neignngsverhältnisse des Bodens , namentlich über die mitt-
lere Neigung einzelner Terrainabschnitte , über diejenige der Thäler ond
über die Tiefenlinien derselben. Nur kann Referent sich mit dem Seite 96
aufgeführten Verfahren der Bestimmung der mittleren Neigung jeder ein-
zelnen Schicht nicht ganz einverstanden erklären.
Da nämlich der mittlere Neigungswinkel einer Schicht als das arith-
metische Mittel aus den sämmtlichen in derselben vorkommenden unend-
lich vielen Neigungswinkeln zu betrachten ist, so kommt man dieser De-
finition jedenfalls sehr nahe, wenn man sich die Horizontalprojectien dieser
Schicht im Allgemeinen durch den Ausschnitt eines Kreisringes ersetst
denkt, welcher mit der Schicht sowohl hinsichtlich des horizontalen Flä-
cheninhalts, als hinsichtlich der mittleren horizontalen Länge tiberein-
stimmt. Die als Quotient aus Flächeninhalt und mittlerer Länge hervor-
gehende Breite des Ringstücks ist als Projection der zwischen den beiden
kreisförmigen Schichtenlinien gezogenen Neignngslinie zu betrachten ond
es kann mit Hilfe derselben und der Schichthöhe der dazu gehörende Nei-
gungswinkel, d. i. die gesuchte mittlere Neigui]ig berechnet werden. Der
Herr Verfasser weicht von dieser Bestimmusgsweise insofern ab, als er
sich die Horizontalprojection der Schicht nicht durch den Ausschnitt eines
Kreisringes, sondern durch einen vollen Kreisring ersetzt denkt nnd —
worin der wesentliche Unterschied besteht — zur Bestimmung von dessen
Breite ausser seinem Flächeninhalte nicht die mittlere Länge desselben,
sondern den Flächeninhalt des inneren Kreises wählt, welchen er mit dem
Inhalte der von der die betreffende Schicht begrenzenden inneren Horizon-
talen einschliessenden Fläche annimmt. Hierdurch wird aber die Grosse
des mittleren Neigungswinkels von der Zufälligkeit des letztgenannten
Flächeninhalts abhängig gemacht , dessen Unzulässigkeit hierbei umsomehr
in die Augen springt, wenn man es mit Schichten zu thun hat, die auf der
betreffenden Karte nicht in sich zurückkehren , sondern nur theilweise tnf
dem dargestellten Terrain sich befinden. Der Inhalt der von der inneren
Horizontalen begrenzten Fläche kann dann nur bis zur Sectionslinie ge-
nommen werden und ist grösser oder kleiner , je nachdem diese Seetions-
linje entfernter oder näher der inneren Schichtenlinie liegt. Durch diese
Zufälligkeiten kann es nothwendig kommen, dass für zwei Schichten, deren
mittlere* Neigungswinkel gleich sind , ganz verschieden^ Werthe derselben
gefunden werden , was nicht der Fall ist , wenn ausser den Flächeninhalten
derselben die mittleren Längen mit in Betracht gezogen werden.
Literatiir^Gitmig«
ji.»j^^^^v^<^»VWW>r»^-»i~j-Wn~'«* r~^i)-ii-M*a'VV>«'^i<"i»~«~i<-|i-
Endlieh debtet der Herr Verfasser im S* 21 seine AiMicht«& über. Anf?
stellflog einer nenen nnd zwar einer nach geometrischen Grundsätzen be-
handelten Terminologie des Terrains an , welche verdienen , dass sie wei-
ter BerHeksiclitignng finden. Hiernach kommen zunächst die Terrain-
elemente in Betracht, welches Fläohenelemente sind, deren Natnr durch
die ELrümmung zweier unmittelbar über einander befindlicher Schichten-
linien bestimmt wird. Jede dieser Schichteulinien kann entweder gerade,
convex oder concav sein und es würden hiemach, je nachdem entweder
zwei gerade, oder zwei conv^xe, oder zwei concave, oder eine convexe
und eine concave Schichtenlinie das Element begrenzen , ebene und wind-
schiefe, convexe, coneave oder endlich convex -concave Terrainelemente
geben.
Die Vereinigung mehrerer Flächen- oder Terrainelemente zu einer
Figur , welche sich als solche unterscheidbar von dem Angrenzenden ab*
hebt, nennt der Verfasser ein Terrainglied und hängen mehrere solcher
Glieder so mit einander zusammen, dass sie alle von einem gemeinschaft-
lichen Punkte oder von einer gemeinschaftlichen Linie auszugehen sdiei-
neu, so entsteht ein weit höherer Grad der Zusammensetzung, welcher mit
dem Namen Terraingebiet zu bezeichnen sein möchte.
„Eine Terminologie — fährt der Verfasser fort — nach ähnlichen
Grundsätzen entworfen, würde keiner praktischen Anwendung oder Be-
nutzung im Wege sein , wenn sie auch nicht für einen besonderen Zweck
geschaffen wurde. Sie würde weder Geologen bei der Aufsuchung der
Uebereinstimmung des inneren Schichtenbaues mit der äusseren Oberfläche,
noch dem Militär bei der Auffindung von Angriffspunkten und Vertheidi-
gungslinien, noch dem Givilingenieur bei Entwerfung seiner Projecte für
Communication und Bodenmelioration hinderlich sein, sondern im Gegen-
theile die Arbeiten derselben mächtig unterstützen. Hinderlich sein würde
sie Mos hohlen Speculationen und Hypothesen, denen die nackte Wahr"
heit der natürlichen Beschaffenheit der Oberfläche des Bodens einen
fortwährenden stillen, aber entschiedenen Widerspruch entgegenstellen
würde.«*
Der Leser wird aus dem Mitgetheilten ersehen , dass sich auf diesem
Felde wohl selten noch die Wissenschaft so eng mit der Praxis verbunden
hat, das« sich gewiss beide Theile völlig befriedigt fühlen dürfen. Refe-
rent steht nicht im geringsten an , dem Verfasser für die glückliche Durch-
führung seiner so manches Neue enthaltenden Arbeit in dieser nur noch
wenig verfolgten üicbtung , sowie dem Herrn Verleger für die vorzügliche
Ausstattung des Werkes und insbesondere auch der beiden beigegebenen
Karten , seinen Dank und seine wahrhafte Hochachtung darzubringen.
A. Nagel.
90 LiteratiirseitaDg,
Dl« .Bl«Bi0Bt6 der ebenm TrigonoaMtrie. Bearbeitet ven Dr. Eduard
ZEfzsoBB, Lehrer sq der königl. Gewerbeselmle tu ChemniU.
Altenbnrg, Yerlagsbachhandlnng H. A. Pierer. 1861. 8. lt)6 S.
Wenn die Elemente der Goniotnetrie nnd Trigonometrie der Eiofaeli'
heit nnd scharfen Umgrensnng des Gegenstandes wegen vorzugsweise eine
knappe nnd elegante Darstellung gestatten nnd eine solche oft schon ge-
ftinden haben, so mnss es amsomefar befremden , wenn man an einem neieii
Bnche ttber Trigonometrie .gerade diese Eigenschaften nicht entdeekeo
kann. Der Verfasser des Torliegenden Werkes hat, was Weitschweifigkeit
und Schwerfälligkeit anlangt, das Möglichste geleistet. Er beginnt die
Goniometrie mit dem Sinnsversns. Demselben sind fünf Seiten gewidmet
Es folgen dann auf drei Seiten die Erklärung des Cosinns , Betrachtnngei
ttber seine 6r(tose nnd sein Vorzeichen , sowie ttber die Wiederkehr der-
selben absolaten Werthe desselben/ Anf gleiche Weise ist auf den vier
folgenden Seiten der Sinus behandelt. Um zu erklKren, was ein Sinniist,
braucht der Verfasser allein zwei Seiten , und damit der Leser ja niebt lo
schnell zu den übrigen Functionen gelange , ist die Darstellung durch eines
Paragraphen unterbrochen, in welchem Satze, wie die folgenden, demon-
strirt werden : „Der Sinus eines Peripheriewinkels ist die Hälfte der n
ihm gehörigen Sehne in einem Kreise vom Halbmesser 1 ; jede Sehne ir-
gend eines Kreises ist das Product aus dem Durchmesser des Kreises ud
dem Sinus des ttber ihr stehenden Peripheriewinkels j der Sinus and der
Cosinus wachsen nnd nehmen durchaus nicht etwa proportional mit den
Winkel ab, u. s. w. Nach dieser Abschweifung erftihrt man auf den fol-
genden zehn Seiten , was der Gosinusversus , die Secante , die Cosecsnte,
die Tangente und die Cotangente sind. In dem Bisherigen sind zwar die
Functionen gelegentlich an einem Kreise vom Halbmesser 1 geometriNh
dargestellt worden, aber nicht genug damit werden anf S. 35 die trigonO'
metrischen Linien ab etwas Neues aufgeführt; bei ihrer Darstellung näm-
lich muss der Halbmesser des Kreises gleich r sein I Anf S. 37 erfährt der
Schüler endlich, dass die trigonometrischen Functionen Verhältnisse swi>
sehen den Seiten des rechtwinkligen Dreiecks sind , und damit er sogleicb
eine Frucht dieser neuen Erkenntniss brechen kann, ist an dieser Stelle
die Berechnung der Seiten des rechtwinkligen Dreiecks eingeschaltet. Wie
hier die Goniometrie durch ein Stück Trigonometrie unterbrochen ist, eo
befindet sich auch in dem Anhange der Goniometrie eine Herleitnng der
Fundamentalsätze für die Dreiecksberechnung, wohin sie doch offenbar
nicht gehört. Den zweiten Abschnitt des Buches bildet die eigentficiie
Trigonometrie. Wir vermissen hier unter Anderem die MollweideVliea
Gleichungen
c sin l (A — B) z=^(a — b) cos ^ C
cco8^{A'-'B) = la + b)8in^C,
die bei der so häufig vorkommenden Aufgabe , wo aus zwei Seiten a, b ood
LitemUirieitong» 91
dem eiiigeschloMeneii Winkel C die tthrigea Stiieke A^ B^c%xl berechnen
sindy fttglich nicht entbehrt werden können. Dem Bnobe-sind drei Tafeln
beigegeben , die <^t mit Nntsen zn gebraachen aind , n&mlich eine Tafel
fiir die Lftnge eines Bogens vom Halbmesser 1 , eine Tafel der trigoneme-
triechen Functionen Ton 10 an 10 Minaten nnd eine Tafel der Quadrate der
Zahlen TOn 1 bis 900. Der Druck der Formeln, namentlich die Anordnnng
derselben, iXsst, was Uebersichtlichkeit anlangt , manches an wünschen
ttbrig; sonst ist die Aosatattnag des Buches recht leidlich.
Dr. RcmoLF Hoffmann.
Bat PxiemilDid. Eine Erweiterung der elementaren Stereometrie von
Theodor Wittstein, Dr. phil. und Professor. Hannover, Hahn'-
sche Hofbuchhandlung. 1800. 4. 24 S.
Wie das Prisma und die Pyramide der Stereometrie dem Paral-
lelogramm und dem Dreieck der Planimetrie entspricht, so ist das
PrismAtoid das Analogen des Trapeaes. Das Prisraateid nun ist
ein Polyeder, welches von zwei parallelen Polygonen, die ausserdem voll-
kommen unabhängig von einander sind, als Grundflächen, und im All-
gemeinen von Dreiecken als Seitenflächen begrenat wird, welche mit
je einer Omodfläche eine Seite und mit der anderen einen Eckpunkt ge-
mein haben. Der Koppe 'sehe Obelisk ist hiernach ein besonderer Fall
des Prismatoids. Versteht man unter der mittleren Durchsehnitts-
fläche des Prismatoids die Fläche der Figur, welche ein in halber H&he
parallel den beiden Grundflächen gelegter ebener Schnitt hervorbringt, so
wird in vorliegender Abhandlung folgender Lehrsats bewiesen: „Jedes
Prismatoid ist der Summe dreier Pyramiden gleich , von denen eine das
arithntetisehe Mittel der beiden Grundflächen und jede der beiden anderen
die mittlere Durehschnittsfläche des Prismatoids zur Grundfläche hat und
deren Höhe gleich der Höhe des Prismatoids ist.^* Oder: Wenn man mit
Gy g die beiden Grundflächen, mit 2> die mittlere Durchschnittsfläche und
mit h die Höhe des Prismatoids bezeichnet, so findet man aUgomein den
Inhalt / desselben durch die Formel
f* » "
oder wenn man das arithmetische Mittel der beiden Grundflächen , ,
mit M bezeichnet
J=|(Jlf+22)).
Was die Folgerungen betrifft, die der Verfasser aus diesem Satze
zieht, so miisaen wir auf die Abhandlung selbst verweisen. Sie beziehen
93 Lüeratnrratimg.
sich niebt nur auf die Inhtltsbestimmangen f pecieller Formen des Prisna*
toidg, sondern auch auf die Inhalte von Körpern, die von Regelfllclen
begrenst sind , anf die Inhalte von beliebigen Polyedern aadsnfdie
angenäherte Inhaltsbeatimmnng von körperlichen Ränmeo, welche toi
einer beliebigen krummen OberflXohe begrenxt werden. Man findet
bei dieser Gelegenheit die Giltigkeit der für planimetrische Inhiltobe-
Stimmungen unter dem Namen der Simpson 'sehen Formel bekannte!
Regel auch für räumliche Figuren nachgewiesen. £s ist wohl kanm notUg,
au bemerken , dass die Abhandlung des bekannten Herrn Verfassen tod
Seiten der Geometer alle Beachtung verdient und diese neue Erweiterung
der elementaren Stereometrie nur mit Freuden begrüsst werden kann. Die
äussere Ausstattung der Schrift ist vortrefflich.
Dr. Rudolf Hopfmakx.
(Verspätet)
MaAematiicher Snpplemenfband nim Ornndrisi der Pkysik und Isteo-
rologie. Von Dr. Jon. Müllqb, Professor der Physik und Tedi-
nologie an der Universität zu Freiburg im Breisgau. Mit 179 in
den Text eingedruckten Holaschnitten. Nebst besonders gedruck-
ten Auflösungen. Braunschweig , Druck und Verlag von Frie-
drich Vieweg und Sohn » 1860.
Dem Studirenden der technischen Wissenschaften, der sich nack
einem vorbereitenden Cursus in der Experimentalphysik die Aufgabe stellt.
tiefer in das Gebiet der Physik einaudringen , ist jedenfalls, wennerandi
in den mathematischen Wissenschaften gehörig vorbereitet ist, eine Sans-
lung von Aufgaben erwünscht, die überhaupt zu den lösbaren and faSifi^r
vorkonunenden gehören und bei denen er augleich die experimentsllei
Grundlagen mitgetheilt erhält, auf welchen die Auflösung basirt Dtf
vorliegende Werkchen ist als eine mathematische Ergänzung des heim- '
ten „Grundrisses der Physik und Meteorologie" von demselben Yerftfsef >
au betrachten, es giebt, ohne sich tief in die Herleitung einzulassen, ^
bekannteren mathematisch - physikalischen Gesetze an, wobei jedem 6^
setze einige Bechnungsaufgaben beigefügt sind , deren Auflösungen in ^^
besonders abgedruckten Auflösungen, die den zweiten Theil des Werke
bilden, zu finden sind. Es sind nicht nur alle Capitel der Physik, Tsntft
Anderem auch die Achromasie und die mechanische Wärmetlieorie gebön|
berücksichtigt worden, sondern auch, was besonders lobend anerkaist
werden muss, die Ausgleichung der Beobachtungsfehler am Schlüsse kor>
und deutlich, von vielen Beispielen begleitet, aufgenommen worden. Dt<
Zahl der Aufgaben, deren Auflösungen besonders abgedruckt sind, betritt
gegen 400, so dass Demjenigen, der das Buch benntat, hinreicheode G^
Literatnrseitang, 93
legenbeit gegeben ist, sieh durch Beispiele Kenntnias der physikalischen
Gesetze zu erwerben. Seiner Einrichtung nach empfiehlt sich das vor-
liegende Werkchen , aus der geschäftigen Feder eines rühmlichst bekann-
ten Verfassers hervorgegangen, ganz besonders zum Selbststudium der
Physik, nachdem vorher eine tüchtige Grundlage in der Experimental-
physik gelegt worden ist. Die äussere Ausstattung ist, wie ähnliche im
Verlage von Friedrich Vieweg nnd Sohn ei^chienene Werke , elegant und
lässt nichts zu wünschen übrig.
Dr. Kahl.
Bibliographie
vom 15. Juni bis IS.^Augast 1861.
Periodiflchd Bchriften.
Abhandlungen der matheniatisch-phjsikalischen Classe der
königl. gächs. Gesellschaft der Wissenschaften. 5. Band.
Leipzig, Hirzel in Comm. 8 Thlr.
Berichte über die Verhandlungen der kdnigK sdehs« Gesell-
schaft'der Wissenschaften ^u Leipzig. Mathem.-phjs. Glaste.
Jahrg. 1860, Heft 3. Leipzig, Hirzel in Comm. % Thlr.
Sitzungsberichte d^r kaiserl. Akademie der Wisse na chaftea
in Wien. Mathem.-naturw. Classe. Jahrg. 1861*, No. 1 — 3. 6erold*8
Sohn in Comm. pro compl. 16 Thlr.
Abhandinngen der königl. Gesellschaft der Wiasenaehaftea
zu Gott in gen. 9. Band. Von dem Jahre 1860. DieterieVsche
Bnchh. 9% Thlr.
Verhandlungen der kaiserl. Leopoldinisch - GaroliniacheB
deutschen Akademie der Naturforscher. 28. Band. Jena,
Frommann. 12 Thlr.
Schriften, neueste, der natur forschenden Gesellschaft in Danaig. 6. Bd.,
Heft 2 und 8. Anhuth in Comm. 1% Thb.
Milanges pkysiques ei chimiques tirees dubulletin physieo-mü-
tkem, de Vacademie de Petershourg. Tome /F, /ivr. 5e(6. Leipsig,
Voss in Comm. 28 Ngr.
Beine Xaihematik.
.Hoffmann, L., Mathematisches Wörterbuch« 16. Lieferung. Berlia,
Bosselipann. % Thb.
LüBBEN, H. B., Ausführliches Lehrbuch der ArithmetijL und
Algebra. 5. Auflage. Hamburg, Meissner. 1% Thlr.
Rauch, C, Planimetrie und Constrnctionslehre. HannoTer,
Rümpler. ]% Thlr.
Kerz, f., Die allgemeine Umkehrung der Beihen, nebst An-
wendung derselben auf die vollständige Lösung numerischer Glekhui-
gen. 2. Abth. Darmstadt , Jonghaus. 1 Thlr.
literafimeitniig. 95
*^^^^^^^ ^-^i-^nj " I "■* * ■ "■* "M'LTLTU'^i'V^-rLrxrxrLj'if
FisoHfiRt H.t V« Pttisenx's Untersachnng«!! Aber die algebrai*
sehen Fanctionen dargestellt Halle, Sehmidt's Yerlagsbachh«
1 Thlr-
Angewandte Xathematik.
STEiirn, C. F. C, Geometrische Conatrnctionslehre and Li-
near - Perspective für Kfinstler nnd Oewerke. 2. Auflage. Be-
arbeitet Yon W. Hertbl« 2 Tbeile. Leipzig, Deckmann. 2% Tblr.
WsTZBL, E., Wandkarte für den Unterricht in der mathemati-
schen Geographie. 9 Blatt. Berlin, Reimer. 9% Thlr.
Baxtkb, J. J«, Ueber die Grbsse nnd Figur der Erde. Eine Denk-
schrift 8ur Begründung einer mittel - europäischen Gradmessung nebst
einer üebersiehtskarte. Berlin, Kdmer. % Tblr.
FiLS, A. W., Barometer-H5hen-Messungen von dem Heraogthutn
Sachsen -Meiningen, ausgef. in den Jahren 18!^ — 50. Meiningen,
Brückner & Renner. 24 Ngr«
PsTBBB, C. A. F., Ueber die Bestimmung des Längenunter-
schiedes zwischen Altona und Schwerin, ausgef. im Jahre
1858 durch galvanische Signale. Hamburg, Perthes -Besser & Mauke.
2% Thlr.
Dbkcbsleb, Dr. Ad., Astronomische Vorträge über Stellung, Be-
schaffenheit und Bewegung der Gestirne, gehalten au Dresden. 2. Auf«
läge. Dresden, Kunze. % Thlr.
MäDLEB, J. H. V., Ueber totale Sonnenfinsternisse, mit besonderer
Berücksichtigung der Finsternbs vom 18. Juli 1860. Jena, Frommann.
4% Thlr.
GuiCBABO, W. F., Die Grundgesetze der Djnamik. Leipzig, Holze.
% Thlr.
SouMiDT, G., Theorie der Dampfmaschinen. Freiberg, Engelhardt*
1% Thlr.
Saxbt, S. M., The projeclion and calculation of the sphere^ for
Ifoutig sea officers ; being a complete inüiaiion inio nautical asironomy, Lon-
doHy Longma». 5 sh.
# Physik.
GbIf, C, Physikalische Generalkarte. L Vertheilung der Luft-
strömungen, der Hydrometeore. Hydrographie der Erde. II. Iso-
thermen der Erde. Verbreitung der Vulcane , der wichtigsten Bäume
und Strauchgewächse, der wichtigsten Culturgewächse. Weimar, Lan-
des-Industrie-Comptoir. % Thlr.
Reimank, E. J., Das Luftmeer. Eine physikalische Darstellung fttr '
gebildete Laien. Mit einem Vorworte von E. A. BossmIssleb. 2. Auf-
lage. Breslau, Leuckart. 1 Thlr.
96 LiteratnrEeitang«
Valevtin, G*, Die Untersochiing der Pflanien- and derThier-
gewebe in polarisirtem Lichte. Leipiig, Engelaann. 2%Thli.
KB88ELMEYEB, P. A., lieber den Ursprung der Meteorsteine. Yer-
Boch eines QaellenTerzeichnisses zur Literatur über Meteoriten toq
0. Büchner. Frankfurt a. M., Brönner. 3% TUr.
Abbe, E., Erfahrnngsm&ssige Begründung des Satxes yonder
Aequiralens swischen Wärme und mechaniseber Arbeit
Inaugural-Dissertatiön. Göttingen, Vanderhoek & Buppreekt^s Verlag.
8NgT.
DovE, H. W., Das Gesetz der Stttrme in seiner Beziehuiig zu
den allgemeinen Bewegungen der Atmosphäre« 2. Auflage.
Berlin, Beimer. 1 Tbli.
PABSTEii, M. A. F., Die thermische Windrose f&r Nord-West-
* Deutsehland. Jena, Frommann. 1% Thir.
MATTHiBSSENy L.,. Beiträge zur Kenntniss der Anordnung und
Bindung der Elektricität auf isolirten Leitern. Eineex-
perimentelle Untersuchung. Jever, Druck und Verlag vonL. Mett-
cker & Söhne.
Haitkel, W. G«, Elektrische Untersuchungen. 5. Abhandl. : Misis-
bestimmnngen der elektromotorbohen Kräfte. 1» Theil. Leipzig,
Hirzel. 16 Ngr.
Zuocebmann, W. f. A., Magnetismus und Mesmerismus, oderphj-
sische und geistige Kräfte der Natur. 4. und 5. Lieferung. Berlin,
Thiele. % TUr.
Dbion, Ch., et E. Fbbnbt, Tratte de physique älämeniaire, suivi
de problemes. Parify Masson 4r ßis. 1 Thlr. 26 Ngr.
P^CLBT, E., Traiii de la chaleur conMiree dans ses appHcaUons. 3.gi&i-
lich umgearbeitete Auflage. 3. Bd. (Sphlussband.) Ebend. 3TUr.6Ngr.
Lbtmebie, A.y Elements de miniralegie et de gäoiogie. Ebendai.
1 Thb.24Ngr.
Literaturzeitung.
Recensionen.
Awflingtgrtede der besohrtibeiidan Geometrie, der analytUohen Geometrie,
der Kegelschnitte und der einfachen Beihen. Von Dr. £d. Fas-
BENPERf Professor am königL preussischen Gymnasium zu Thorn.
Essen, Bädeker. 1860. '
Die vorliegende Schrift soll dem Unterrichte auf Realschulen zur
Grundlage dienen und eine Ergänzung zu Prof. Koppc*s mathematischen
Lehrbüchern bilden, da letztere seit dem Erscheinen der preussischen
Unterrichtsordnung filr Kealschulen (d. d. 6. October 1859) -nicht mehr aus-
reichen. Diesem Zwecke gemäss wird man begreiflicher Weise an die
kleine Schrift von 209 Seiten nicht den Anspruch der Vollständigkeit
machen, wohl aber kann man verlangen , dass das Gegebene mit richtigem
pädagogischen Takte ausgewählt und begrenzt, und dass die Darstellung
wissenschaftlich genau sei. Wie wenig der Verfasser selbst diesen be-
scheidenen Forderungen genügt hat, wird das Folgende zeigen.
In der descriptiven Geometrie beschränkt sich der Verfasser auf die
geradlinigen Gebilde; er hört gerade da auf, wo die Sache interessant und
für die Praxis wichtig zu werden anfangt. So wenig man den Realschulen
zumuthen wird, die descriptivo Darstellung von complicirten krummen
Flächen und deren Durchschnitten vorzunehmen, so gewiss ist dagegen die
Forderung berechtigt, dass die Schüler wenigstens die in der Stereometrie
abgehandelten drei krummen Flächen und deren Durchschnitte mit Ebenen
zu construiren verstehen müssen. Nur unter dieser Minimalbedingung er-
scheint die descriptive Geometrie als das, was sie sein soll, nämlich als
Schwester der Stereometrie; im vorliegenden Buche spielt sie' nur die
untergeordnete Kolle einer Halbschwester oder eines Aschenbrödels. Es
scheint dem Verfasser ganz entgangen zu sein, welchen sonderbaren Ein-
druck es machen muss, wenn einer seiner SchiHer beim Eintritt in eine
polytechnische Schule sagt : „ich habe bei Herrn Professor Fasbender de-
scriptive Geometrie und Kegelschnitte gehabt, aber die Fundamentalauf-
gabe der Kegelschnittslehre (nämlich aus dem charakteristischen Dreieck
des Kegels und der gegebenen Lage der schneidenden Ebene den Schnitt
Lileialurzlg. d. Zcitsclir. f. Math. u. Phys. VI, 6. 9
98 Literataraeitnng.
zu coDStroiren) kann ich nicht lösen/* — Freilich wird dieser Fall selten
vorkommen, weil der Verfasser nicht Reallehrer, sondern Gymnasiallehrer
ist, aber ebendeswegen hätte er es unterlassen sollen, för Realschalen
überhaupt nnd speciell über descriptive Oeometrie tu schreiben. Sowie
sich selbst der gelehrte Patholog httten wird , ein Lehrbuch der operatiren
Chirurgie herauszugeben , so sollte auch der Mathematiker nur dann ein
Schulbuch über descriptive Geometrie schreiben, wenn er als guter Zeich-
ner Töllig mit ihr vertraut ist und darin Unterricht ertheilt hat. Ganz he-
sonders aber in Beziehung auf die Realschulen begeht man, den Erfshmn-
gen des Verfassers zu Folge, einen grossen Fehler, wenn man meint, es
liesse sich da die descriptive Geometrie im Sinne von Monge, Ha-
chette, Gugler etc. so ohne Weiteres tractiren. Dieser pädagogische
Missgriff ist ein so verbreiteter, dass er einer genaueren Au8einande^
Setzung bedarf. Jedermann wird zugeben, dass die Vorstellungen von
begrenzten Geraden, begrenzten. Ebenen etc. anschaulicher und fSr einen
jugendlichen Verstand fasslicher sind, als die Vorstellungen von nnhe-
grenzten Geraden, unbegrenzten Ebenen etc.; in der That müssen die letz-
teren Vorstellungen erst durch Abstraction, nämlich durch Negation der
Grenzen erworben werden. Was für die Vorstellung dieser verschiedenen
Gebilde gilt, bleibt auch richtig für deren graphische Darstellung (die
ohne jene doch nichts werth wäre) , und wer demnach die alte gute Regel,
vom Leichten zum Schweren fortzuschreiten , festhalten will , der muss
seinen Unterricht in der darstellenden Geometrie mit der Zeichnung be-
grenzter Gebilde anfangen. Hierdurch entstehen zwei Cnrae des geome-
trischen Zeichnens; der erste, den man kurzweg Projectionslehre
nennen kann, hat die Aufgabe, „jeden begrenzten Korper in jeder belie-
bigen Lage graphisch darzustellen;" der zweite Cursus beschäftigt sich
mit der Darstellung unbegrenzter Gebilde und ist die descriptive Geome-
trie in dem oben angeführten Sinne. Ob sich diese Eintheilung wissen-
schaftlich rechtfertigen lässt, ist vielleicht fraglich; ohne Zweifel aber ist
sie pädagogisch zweckmässig, endlich ist sie auch praktisch, denn im
Leben handelt es sich immer um begrenzte Körper, und in der That wfisste
Referent weder in der Baukunst, noch in der Maschinenlehre einen Fall,
bei welchem man nicht mit einer guten Projectionslehre auskäme. Ge-
legentlich sei hier bemerkt, dass der verdienstvolle C. T. Anger dorch sein
kleines Schriftchen: „Elemente der Projectionslehre, Danzig I858"bereiü
eine sehr nette , wenn auch fttr Realschulen nicht hinreichende Darstellung
der Projectionslehre gegeben hat; eine weitere Ausarbeitung der vi«
ersten Abschnitte dieses Werkchens (mit Hinzufügung der Schnitte von
Körpern und etwa der einfacheren Schattenconstructionen) würde fördic
Zwecke der Realschule recht gut passen, während des Verfassers dürftiger
Auszug aus der descriptiven Geometrie zu gar nichts zu gebrauchen ist
Der zweite Abschnitt führt den Titel: „Analytische Geometrie", der
Literattirseitung. 99
dritte ist überschrieben :, „ Die Kegelschnitte ** ; hiemach sollte man denken,
dass der dritte Abschnitt ebenso wesentlich vom zweiten verschieden sei,
wie dieser vom ersten („beschreibende Geometrie*'), dies ist aber keines-
wegs der Fall , denn- die Kegelschnitte werden fast durchgängig rein ana-
lytisch behandelt. Warum der Kreis zu Abschnitt II, die Ellipse dagegen
zu Abschnitt III gehört, hat Referent nicht ergründen können; es kommt
allerdings auf solche Kleinigkeiten nicht viel an, bei Schulbüchern aber
fioll man selbst in den Eintheiiungen genau sein, um die Logik nicht zu
verderben. Von den Abschnitten II und III Iftsst sieh im Ganzen sagen,
dass zwar viel und richtig gerechnet wird , jedoch mit wenig Geschick und
Eleganz. Die Gleichungen der Geraden im Baume z. B. schreibt der
Verfasser
und denkt sich dabei die Ebene xy horizontal liegend. Hiergegen ist
zweierlei zu erinnern. Die Coefficienten a und c bestimmen die Richtung
der Geraden und sind absolute Zahlen ; dagegen bedeuten b und d Längen-
zahlen, nämlich die Coordinaten der Horizontalspur der Geraden. So ver-
schiedenartige Grössen pflegt Jeder, der auf zweckmässige Bezeichnung
hält, verschiedenartig zu bezeichnen, und daher hätte der Verfasser besser
gethan , der französischen Schreibweise
a?.= -4z+a, y^=^Bz + b .
zu folgen, wodurch auch die Formeln für den Durchschnitt von Gerade
und Ebene, Neigungswinkel etc. eine symmetrische, leicht zu merkende
Gestalt bekommen haben würden. Die zweite Erinnerung ist wieder pä-
dagogischer Natur. Wenn ein guter Lehrer erst descriptive und nachher
analytische Geometrie vorzutragen brat, so wird er gewiss nicht versäumen,
die oft vorhandene Concordane beider Betrachtungsweisen hervorzuheben ;
dass die analytische Geometrie bei vielen Aufgaben dieselben Grössen be-
rechnet, welche die beschreibende Geometrie construirt, und dass sich
beide Wissenschaften gegenseitig wesentliche Dienste leisten können , das
ist gerade für den Unterricht eine sehr fruchtbare Wahrheit. Um sie zu
erkennen, muss man natürlicher Weise eine gleichförmige Anschauung be-
nutzen, und eben deswegen ist es ein didactiseher MissgrifT, wenn der
Verfasser in der descriptiven Geometrie die Gerade durch Horizontal - und
Verticalprojection bestimmt, während er sie in der analytischen Geometrie
auf die beiden Verticalebenen projicirt.
Der letzte Abschnitt, welcher „die einfachen Reihen** behandelt, ent-
hält so viele Fehler, dass Referent nur einige der gröbsten rügen kann.
Auf S. 193 wird die Allgemeingültigkeit der Relation
{m)i+ (m)A_i {n\ + {m)k^2 («)j + ... = («« + »)*
ans dem Umstände geschlossen, dass diese Gleichung für alle ganzen po-
sitiven m und n richtig bleibt; wenn dagegen Jemand behauptete, die
Summe jener Reihe sei nicht {m + n)kj sondern
9*
100 Literaiorzeiking.
(m + n)k (l — sin mn it)
oder eine ähnliche Function, die bei ganzen positiven mund n mit (01 + n)^
zusammenfallt, so möchte es dem Verfasser schwer werden, sein Rasonne-
ment aufrecht zu erhalten. Allerdings lässt sich dieses Räsonnement durch
eine strenge Schlussweise ersetzen, aber dann muss vorher bewiesen sein,
dasB zwei ganze rationale Functionen gleichhohen Grades identisch sind,
wenn die Anzahl der Werthe, worin sie übereinstimmen, mehr beträgt
als der Grad der Functionen. — In $. 198 wird ar' mittelst der Methode der
unbestimmten Coefficienten in eine Reihe verwandelt; küreer und strenger
wäre die Anwendung des Satzes
gewesen. Derselbe Tadel trifft die Entwickelungen der logarithmischen
Reihe in S. 109 und der Reihen für cos x und sin x in S. 201. Der nächste
Paragraph enthält wieder «wei Unrichtigkeiten. Erst wird die Exponen-
tialreihe, deren Giltigkeit nur für reelle a? nachgewiesen war, auf imagi-
näre .r ausgedehnt, ohne dass von e^' irgend eine Definition gegeben
würde, und dann benutzt der Verfasser auch die Formel ä« . e" = «"+' für
imaginäre u und v , obschon deren algebraischer Beweis sich immer nu
auf reelle u und v bezieht. Ebenso geht es in $. 203, wo plötzlich die loga-
rithmischen Reihen mit imaginären Variabelen genommen werden. — Der
Verfasser gesteht zwar auf Seite 1 der Vorrede, dass man vielleicht eine
streng wissenschaftliche Darstellung im letzten Abschnitte vermissen werde,
aber dies ist keine Entschuldigung, da es nicht an Methoden fehlt, um die
wenigen Reihen, welche der Verfasser entwickeln wollte, vollkommen ge-
nau zu erhalten. Dagegen macht der ganze letzte Abachnitt den Eindruck,
als sei er aus einem alten Hefte mühselig genug zusammengestöppelt
Nach diesen Erörterungen würde es Referent nur bedauern > wenn irgend
eine Realschule ^das vorliegende Werk einführen wollte.
SoaLomLCH.
Hone Theori« der Elektrieit&t und des Kagnetitmut in ihran BeiieiLim*
gen auf Sohall, Lioht «nd Wärme. Von Ph. Spillsr. Berlin 1861.
Das vorstehend genannte | der Redaction dieser Zeitschrift zur Be-
sprechung übersendete Werkchen ist von seinem Verfasser selbst als eine
dritte, erweiterte Auflage des 1855 unter dem Titel: „Gemeinschaftliche
Principien für die Erscheinungen des Schalles, des Lichtes, der Wärme,
des Magnetismus und der Elektricität" und 1858 unter dem Titel: „Das
Phantom der Imponderabilien in der Physik" erschienenen Schriftchens
bezeichnet worden. Das letztere wurde bereits im' vierten Jahi^ange die-
ser Zeitschrift (1850) und zwar Seite 89 ff. der zugehörigen Literaturxeitnng
ausführlich besprochen. Mit dem geänderten Titel ändert sich natUriieh
J iitevaturzoitung. 1 0 1
auch der Standpunkt, von welchem das Schrif^chen zu betrachten ist; ffir
die Beleachtung der dritten Auflage drängt sich daher gewiss vor Allem
die Frage in den Vordergrund: Ist die Erweiterung eine solche, dass das
Ganze* jetzt f ttglich mit dem Namen einer Theorie derElektricität
und des Magnetismus belegt werden kann? Um die Antwort auf diese
Frage zu finden, habe ich den Inhalt der neuen Auflage mit dem Inhalte
dea „Phantoms*^ gewissenhaft verglichen und gebe im Folgenden zunächst
einen kurzen, theilweise in der früheren Besprechung des „Phantoms** ge-
wissermaassen seine Ergänzung findenden Ueberblick über den Inhalt , um
dabei alle wesentlichen Erweiterungen hervorzuheben und besonders zu
beleuchten. ,
Seite 1—6 zeigen sich in unverändertem Wortlaute; Zweck des Schrift-
chens ist: das Wesen des Magnetismus und der Elektricität zu
ergründen; der Weg dazu aber ist die Forschung nach gemein -
scliaft lieben Prtncipien, damit dadurch der Zusammenhang der unter
sieb verbundenen Thatsachen klar hervortrete.
Auf Seite 6 — 11 folgen die Zweifel an der Materialität der
Wärme, des Magnetismus und der Elektricität. Zu den in der
früheren Auflage schon enthaltenen wurden noeh zwei hinzugefügt: es
wird hingewiesen auf das Auftreten von Wärme , wenn Eis an Eis gerieben
wird, und auf die gewaltige Kraft, mit welcher sich die Körper bekanntlich
beim Erkalten zusammenziehen, wovon die Ursache „absolut unmöglich"
in einem imponderabeln Stoffe liegen könne , „und gewiss am allerwenig-
sten, wenn seine Menge abnimmt.*' Wenn man auch die Jetzte Behaup-
tung nicht ohne Weiteres gelten zu lassen geneigt ist, so muss man doch
jedenfalls zugeben, dass die Zweifel an der Materialität der Imponderabi-
lien ganz gerechtfertigt sind (vergl. auch Jahrgang III dieser Zeitschrift
S. 366 — 368). Auf Licht und Wärme ist die Undulationstheorie bis jetzt
im weitesten Umfange angewendet worden, und die dadurch erzielten Er-
folge sind so überraschend, dass man unbedenklich die stofiliche Auffas-
sung verlassen und Licht und Warme als blose Bewegungszustände be-
zeichnen kann ja muss, nachdem beim Licht und bei der gestrahlten
Wärme selbst Aufschlüsse über die Art der schwingenden Be-
wegung erlangt worden sind und sich Selbst bei der geleiteten Wärme
die Folgerungen der „mechanischen Theorie" im schönsten Einklänge mit
der Wirklichkeit gezeigt haben. Es bleiben daher eigentlich nur zwei
Imponderabilien übrig, nämlich Magnetismus und Elektricität Von den
Zweifeln aber, welche Herr Spiller in Bezug auf diese beiden aufführt,
lassen sich mehrere ganz leicht selbst dann beseitigen, wenn man die
positive und negative Elektricität als zwei imponderabele Materien be-
trachtet, dabei aber festhält, dass diese Materien durch Beiben etc. nicht
erzeugt, sondern blos von einander geschieden werden; die That-
sachen, auf welche sich diese Zweifel stützen, sprechen also keineswegs
102 LiteraturzeituDg.
gegen die dualistische Theorie nod wären daher in der neuen Auflage
besser ganz unberücksichtigt geblieben. Ganz zweckmässig hätte der da-
durch gewonnene Raum zu einer scharfen und klaren Fassung und Be-
gründung des Satzes auf Seite 9 verwendet werden können : „Wenn Bim
Bewegung am Euhenden den Znstand ändert, ohne eine fortschreitende
Bewegung am Ganzen*) au erzeugen, so kann er nur ein Bewegaogs-
zustand der Molekel sein, den wir freilich wegen der geringen Elonga-
tion und der kurzen Dauer jeder Phase sinnlich nicht wahrnehmen kSnoen;
es ist keine Vernichtung, sondern eine Umwandlung der Bewegungsart"
So viel Wahres von Gewicht nämlich in diesem Satze zu liegen scheint,
so unbestimmt ist gleichwohl, was eigentlich darin liegt oder liegen aoU,
was damit gesagt sein soll. Das Wort „Zutftand*^ im Vordersatze hat doch
offenbar eine weit allgemeinere, umfassendere Bedeutung, als das Wort
„BewegungHzustand*^ im Nachsätze; eine Aenderung des Zustande« kann
auch eine Aenderung des Glanzes, der Durchsichtigkeit, der Farbe, der
Strnetur, namentlich der Dichte, Härte, Elasticität und Festigkeit sein;
letztere ändern sich oft durch Bewegung einzelner Theilchen .(? Molekel)
des Körpers, z. B. Glanz und Dichte beim Poliren, oder beim Ritsen der
Oberfläche u. s. w.; demnach wären Glanz, Dichte etc. ebenfalls Be-
wegungfizustände der Molekel? denn das Ganze hat ja keine fortschrei-
tende Bewegung erhalten? Wie aber, wenn das Ganze eine drehende Be-
wegung erhält? Trotzdem kann es im Vordersatze nicht gut „Bewegnngs-
zustand^^ heissen; denn dadurch verlöre der ganze (überdies nur eioseitige)
Satz jeden Gehalt und alle Beweiskraft dafür, dass die Ursache der elek-
trischen und magnetischen Erscheinungen in Molekularbewegungen an Sa-
chen ist, weil der Nachweis fehlt, dass der elektrische und magnetische
„Zustand" ein „Bewegungszustand*^ ist.
Eine längere Erweiterung enthalten Seite 11 — 16, nämlich: einige
Elementarbegriffe über Bewegungsarten und die sie bewir-
kenden Kräfte. An den Inhtilt dieser Seiten ist ein strenger Maius-
stab zu legen, sofern es hier nicht galt, etwas Neues zu schaffen, sondern
Bekanntes klar und bestimmt wiederzugeben. Von diesem Gesichtspunkte
erscheint aber die betreffende neu hinzugekommene Stelle zum Theil ziem-
lich unvollkommen. Vor Allem sollten und dürfen in einer Schrift, in
welcher „für die ganze Physik mit allen ihren Erscheinungen eine rein dy-
namische Grundlage" gesucht wird, die Erklärungen und Eintheilungen
nicht so ungenügend sein, wie hier z. B. auf Seite 11 die Eintheilnng der
I Bewegung der Art nach in :
„ l) fortschreitende, bei welcher alle Punkte ihren Ort ver IsMen
„und entweder in offenen oder geschlossenen Bahnen sieh be-
*) Di« Worte „am Qansen" fehlen in der zweiten Auflage.
Litcraturzeitung. 103
„wegen, ohne anf demselben Wege znrtickzukehren (geradlinige,
„ krummlinige , circulirende Bewegung) ;
„2) rotirende um eine durch den Körper gehende gerade Linie,
„von welcher alle seine Punkte in derselben Entfernung bleiben;
„3) oscillirende, wobei er in abwechselndem Hin- und Eück-
99gADg® innerhalb gewisser Grenzen stets dieselbe Bahn zurück-
liegt."
Ein Zusammenwerfen ferner der gleichförmigen und der periodischen
Bewegung, eine Verwechselung von „Geschwindigkeit*^ mit „Bewegung**,
von „reflectiren" mit „brechen** (S. 34), von „Beharrungszustand** mit
, Beharrungsvermögen** (S.43) und dergleichen zeugt nicht eben von starkem
Vertrautsein mit der Dynamik. An ähnlichen Schwächen leiden noch
mehrere Stellen dieses Abschnittes, namentlich auf Seite 15; ebenso auf
Seite 37 und 39.
Hierauf folgen auf Seite 16—39 die Beweise für die innige Ver-
wandtschaft zwischen Schall, Wärme, Licht, Elektricität und Magne-
tismus. Für diese Verwandtschaft werden einige Belege mehr aufgeführt,
als in der zweiten Auflage. I^e Verwandtschaft lässt sich nicht hinweg-
leuguen, sie ist in vielen Stücken augenscheinlich vorhanden*); eine deut-
lich ausgeprägte Aehnlichkeit in allen Stücken dagegen, oder eine voll-
kommene Uebereinstimmung lässt sich bis jetzt weder nachweisen,
noch auch erwarten. Aus der vorhandenen Verwandtschaft zwischen
Schall, Wärme, Licht, Elektricität und Magnetismus lässt sich vermuthen,
„dass in ihnen allen etwas Gemeinsames existirt;** für diese Ver-
innthung spricht ferner der Umstand, dass sie alle gleiche oder doch ähn-
liche Entstehungsursachen haben , dass sie sich formlich in einander ver-
wandeln lassen; daher müssen denn auch Elektricität und Magnetismus,
wie Schall, Licht und Wärme, Molecularbewegungs - Erscheinungen sein,
und zwar sind sie einfache oder zusammengesetzte oscillatori-
sche Erscheinungen; ihre äusseren Unterschiede aber sind nur [?]*
*) Vcrfeblt jedoch scheinf es mir, wenn man die durchsichtigen Körper mit
den Leitern der Elektricität zusammenstellt; ich möchte vielmehr jetzt noch wie
früher (vergl. 8. H72 Jahrg. III and 8. 132 Jahrg. IV dieser Zeitschr.) und besonders,
nachdem ich gesehen, dass auch von Anderen die Influenzerscheinungen ebenfalls als
Strahlung bezeichnet wurden (vergl. n. A. PoggendorPs Annalen Bd. 84, 8. 273;
auch Fonscliritte der Physik im Jahre 1840, Berlin 1853, 8. 14), auch für die Elektri-
cität den Unterschied zwischen Leitung und Strahlung festhalten, welchen Herr Spiller
(S. 34) für diese Erscheinungen bei der Wärme aufstellt, nämlich: Strahlung = Fort-
pfianzung der Wellenbewegung im Aether, Leitung ^= Fortpflanzung derselben in der
Materie. Dann sind aber die elektrischen Leiter mit den undurchsichtigen Körpern
zusammenzuhalten; bekanntlich sind nun aber auch in der That die undurchsichtigen,
die Elektricität dagegen gut leitenden Metalle zwar gute Wärmeleiter, dagegen nicht
.geschickt, die gestrahlte Wärme in sich fortzupflanzen. Dann braucht man auch nicht
in den schlechten Leitern „stehende**, in den guten „fortschreitende" Bewegungen
vorauszusetzen. Ebenso ist die Phosphoresconz wohl besser mit der elektrostatischen
Ladung auf gleiche Stufe aa stellen.
1 04 Literatorzeitang.
durch die Nätar der Körper 'bedingt , welche die Uebertragnng yermitteln
(8. 37) , nnd zwar sind (nach Seite 26 und 34) :
die Töne Schwingungen der kleinsten Massentheilchen eines Kör-
pers;
Licht ohne Wärme Aetherschwingungen;
Licht mit Wärme vereinte Schwingungen des Aethers und der
von ihm durchdrungenen Körper (? Körpertheilchen) ;
Wärme ohne Licht Schwingungen der Molekel irdischer Körper
mit einer für Licht noch unzureichenden Schwingungszahi des
durchdringenden Aethers/'
„Wird also Licht durch dunkle Körper absorbirt und in Wärme ver-
wandelt, so will dies nichts weiter sagen, als dass ohne Aendernng
des Bewegungsmomentes die äusserst raschen Schwingungen des
Aethers verwandelt werden in langsamere der irdischen massenreichen
Körper/* „Da es keinen Körper giebt, welcher fähig wäre, die Wärme
abznschliessen , so muss alles Materielle als solches entweder unmittelbar
zu Wärmeschwingungen angeregt werden können, oder alles Materielie
wird, weil es von dem raumerfüllende% Aether durchdrungen ist, in
seine Bewegungen hineingezogen. Die Lichtschwingungen sprechen für
die zweite Alternative [wie so?], woraus sich auch, weil die Aetherschwin*
gungen in den Körpern einen Widerstand finden, der sein [wessen?] an
sich geringes Bewegungsmoment fort und fort summirt [weshalb ?] , der be-
deutende mechanische Erfolg der Wärmeschwingungen in den irdischen
Körpern erklären lässt. Die blosen Aetherschwingungen an sich können
ein solches nvechanisches Moment nicht haben/^ Aber doch war das Be-
wegungsmoment nicht geändert worden, und doch dehnen sich die von
Wärme strahlen getroffenen Körper ebenso gut und ebenso kräftig aas,
als die durch Leitung erwärmten ; da nun bei der Strahlung die Bewegung
eben nur im Aether fortgepflanzt wird, so muss doch das Bewegnnga-
moment schon vollständig in den Aetherschwingungen enthalten gewesen
sein. Besonders hervorzuheben wäre an dieser Stelle noch gewesen , däss
sich auch umgekehrt Wärme in Licht umsetzen kann , denn glühende Kör-
per, z. B. auch glühender Kohlenstoff in den Flammen, leuchten, und zwar
wird das Eisen früher roth- als w eissglühend, auch folgen die Anlauf-
farben beim Stahl mit zunehmender Hitze nahezu auf einander, wie die
farbigen Lichtstrahlen bezüglich ihrer Schwingungszahlen. Dass überhaupt
Aetherschwingungen die materiellen Körpertheilchen beeinflussen, zur Be-
wegung hinreissen können, zeigt ausser der chemischen Wirkung der
Lichtstrahlen auch die Phosphorescenz gewisser Stoffe nach dem Aufhören
der von aussei^ kommenden Beleuchtung; dass umgekehrt die Körpertheil-
chen auch von Einfluss auf die Schwingungen des Aethers sind , beweist
unter Anderem die Eluorescenz oder das unsichtbare Licht von Stokes.
So kann auch g'estrahlte Wärme, in einem guten Leiter angelangt, in
Literatarseitnng. 105
diesem weiter geleitet werden, aber es ist zu betanen, dass die Wärme
zwar im Aether und auch in materiellen Körpern fortgepflanzt werden
kann, dass aber die irdische Materie nicht jedes Mal bei der Fortpflan*
zung betheiligt sein muss. ,
Vergebens sncht man neben den obigen Unterschieden zwischen Schall,
Licht nnd Wärme eine Andentnng über Elektricität nnd Magnetismus ; es
sind weder an den angezogenen Stellen, noch sonst wo die Erklärungen
aller fünf hierher gehörigen Bewegnngsformen scbarf nnd bündig zusam-
men gestellt nnd daraus die Unterschiede zwischen Schall , Wärme , Licht
und Elektricität bestimmt und klar hervorgehoben, ja es flndet sich sogar
nirgends eine erschöpfende und ausführliche Erklärung der Wärmeschwin-
gungen oder der elektrischen nnd magnetischen Schwingungen. Bei die«
sem schon früher (S. 03 der Literaturzeitung des Jahrg. IV dieser Zeitschr.)
gerügten Uebetstande bleibt wiederum nichts übrig, als den Versuch sin
machen, aus den an verschiedenen Stellen zerstreuten Andeutungen die
nöthigen Erklärungen zusammenzustellen oder die früher gegebenen unter
Benutzung der in der neuen Auflage angebrachten Verbesserungen umzu-
gestalten.
1. Die Wärme (S. 89 - 51).
Herr Spiller erklärt sich (mit Gründen , die ich nicht stichhaltig nen-
nen kann) zunächst wiederum gegen die bekannte, namentlich auch von
Clausins und Kedtenbacher festgehaltene Ansicht, dass die Atome der
Körper von Aethertheilchen eingehüllt sein, welche allein oder mit den
Körpertheilchen zugleich in rotirenden oder radialen Schwingungen be-
griffen sind und nimmt an^ „dass die Wärme aus Schwingungen
der irdischen Körper beateht, wobei die Oleichgewichts-
punkte der Molekel selbst nach jenseits und diesseits der
' Gleichgewichtslage in allen beliebigen Ebenen schwingen.
Dass sich die Atome nicht um, sondern mit ihren Gleichgewichtspunkten
fortschreitend [?] bewegen müssen , ist schon aus dem bedeutenden mecha-
nischen Aequivalente klar [wie so?]. Da bei der geleiteteü Wärme nicht
Wärme-Interferenz Erscheinungen entstehen, so ist dies ebenfalls ein Zei-
chen, dass die Leitung der Wärme durch die Bewegung der Körpertheile
selbst in der Art stattfindet, dass nicht Verdichtungs - und Verdünnnngs-
w eilen entstehen , sondern dass nur nach der Wärmequelle hin die Ge-
schwindigkeit und Amplitude der schwingenden Theile nach und nach bis
zu einer gewissen Grenze wächst.^*
Abermals werden unter Anderem die Erscheinungen am Termophon
als directer Beweis dafür geltend gemacht; zwei neue Beweise sind in der
neuen Auflage hinzugefügt : „ein recht reiner Wassertropfen auf einem
erwärmten Platinbleche gestaltet sich bei der allmäligen Abkühlung stern-
106 LttersUirseilaog.
formig, bildet eine Wärme fi gar*' und »»ein Tropfen aaf einer Metafl-
«cbiene siebt sich von einer erwärmten Stelle nach einer weniger wir«
men**; auch diese Beweise sind, wie die anderen, wenigstens dnrehiiu
ni<;ht entscheidend, denn ebenso leicht lassen sich die angefahrten Er-
scheinungen ans der stossenden Bäckwirknng der an den heissesten Stellen
reichlicher verdampfenden und kräftig expandirenden Flnssigkeitstheile
erklären. Die somit in ihrer Begründung misslnngene Erklärung der
Wärmeschwingangen ist femer wenigstens insofern unbestimmt und nnge-
ntigend, als ttber die Art der offenbar einfachen Schwingungen [Qaer-
oder Längsschwingungen?] und über die Gestalt der Schwingungsbahnea
nichts gesagt ist Dass unter den Gleicbgewichtspnnkten der Molekel die
Schwerpunkte derselben zu verstehen sind, «eigen mehrere, in der
neuen Auflage veränderte Stellen, z. B. S. 41, 57, 72, 83. Dadurch ist aber
doch auch der Unterschied zwischen Wärmeschwingnngen und tönenden
Schwingungen aufgehoben, beide sind anscheinend gleichbedeutend. Wenn
nun endlich die Wärmeschwiagungen blos Schwingungen der materiellen
Molekel sind, wie kann dann (S. 43) der „kosmbche Aether bei der Wärme-
strahlung das Fortpflanzungsmittel *' für die Wärmeschwingangen sein?
In dem nun folgenden Versuche, die vorstehenden Annahmen sm Er-
klärung der Wärmeerscheinungen zu verwenden, herrscht snm Theil die
alte Unklarheit, fehlt es selbst nicht an Widersprüchen. Mit der Tem-
peratur soll die Amplitude der Wärmeschwingungen wachsen, d. h. „den
Körper ausdehnen ^^ und doch fehlt der Nachweis, dass die Grösse der
Amplitude der Schwingungen der Theilcken mit dem Volumen des gan-
zen Körpers etwas zu schaffen hat. Und daneben soll, wenn zugeführt«
Wärme nicht im Stande ist, die Schwingungsweise , also die Ausdeh-
nung zu ändern, ihr Einfluss die Schwingungszahl oder Temp er stör,
d. i. die lebendige Kraft der Molekel betreffen , und bei plötzlicher Zu-
sammendrttckung soll mit der Raumvermin derung die Amplitude sich ver-
mindern, das Bewegungsmoment jedes Molekels durch das der näher ge-'
rückten Nachbarn unterstützt, daher die Schwingungszahl vermehrt nndso
Wärme frei werden. Die Wirkungen der zugeführten Wärme sind be-
kanntlich Temperaturerhöhung und Veränderungen in der inneren Anord-
nung derTheilchen (Glausius: innere Arbeit) und Ausdehnung (Claasins:
äussere Arbeit); das zugeführte Schwingungsmoment vertheilt sich also
in zwei Posten , und Herr Spiller hätte hier in Zahlen zeigen sollen , wie
viel von dem zugeführten Schwingungsmomente in dem oder jenem Falle
zu der einen und zu der anderen Wirkung verwendet wird. Die Erklärung
der gebundenen Warnte und der Wärmecapacität fällt zusammen;
„dass die Wärmecapacität verschiedener Körper verschieden ist, aber die
Atome der verschiedenen [? aller] einfachen Stoffe dieselbe Capacitit be-
sitzen", hätte nicht als Thatsache hingestellt, sondern als Folgerung abge-
leitet werden sollen. — Was anderentheils die neu hinzugekommenen Er-
Lheratnrseitiifig. 107
klämngen für Verdampfung, Deatill&tion ond Sublimation anlangt, so sind
dieaelben aiemllch gezwungen *) , ja kaum begreiflich.
2. Der elektrische Strom (S. 51 — 57).
« Auch in diesem Abschnitte ist keine wesentliche Yerbessernng zn er-
kennen, doch lassen einige kleine Abänderungen die Ansicht Herrn Spil-
ler's deutlicher heryortreten. Die ,, zusammengesetzten" Schwingun-
gen des elektrischen Stromes unterscheiden sich yon den einfachen
Würmeschwingungen lediglich dadurch, dass bei letzteren die „Atom-
gruppeo der Molekel" nur mit ihren Schwer- oder Oleiehgewiohts*
punkten, im letzteren Falle aber nur um diese Punkte schwingen , und
zwar liegen diese Punkte in diesem Falle ausserhalb, d. h. theils dies-
seits, theils jenseits der natürlichen Gleichgewichtslage. Wenn
nun aber die Gleichgewichtspunkte in dieser einmal angenommenen Lage
verharren (was man annehmen möchte, da unter Anderem auf Seite 62 eine
eiazelna Schwingung ausserhalb der Gleichgewichtslage als ein momen-
taner Strom bezeichnet wird), so sind offenbar keine zusammengesetzten,
sondern nur einfache Schwingungen, nämlich diealsNeben^ehwingun*
gen bezeichneten Schwingungen um die Gleichgewichtspunkte vorhanden.
Will man dagegen (nach S. 64, aber gegen S. 72, 57 und 88) noch die Zu*
rüeklegung einer „einseitigen (|-) Oscillation der Hauptschwin-
gung", d. b« die Bewegung des Gleichgewichtspunktes aus der natürlichen
* Oleichgewichtslage in eine andere (Spannung s-) Lage als zum Wesen
des elektrischen Stromes gehörig und noth wendig ansehen, so hat man
zwar zusammengesetzte Schwingungen, allein die Annahme von Molekülen,
welche wiederum aus Gruppen in der angegebenen Weise um die Schwer-
punkte der Gruppe schwingender Atome bestehen , bleibt immerhin gekün-
stelt und deshalb die Sache selbst verdächtig , wenn auch nicht geradezu
unmöglich. Was bedeuten denn ferner die Nebenschwingungen um den
Oleichgewiehtspunkt, nachdem dieser in der Spaunungslage fixirt ist?
Wie ist jene Fixirung der Hauptschwingung überhaupt möglieh , da doch
jeder Körper stets eine gewisse Temperatur hat , stets bis zu irgend einem
Grade erwärmt ist. Wenn endlich (S. 73 und 70) der dauernde elek-
trische Strom als eine ununterbrochene Ladung und Entladung bezeich-
net wird, „indem alle Molekel gleichzeitig dieselbe Elongation in der
Hauptschwingung und dieselbe Amplitude in der Nebenschwingung haben",
80 geht aus der auf Seite 52 gegebenen Erklärung von Ladung und Ent-
ladung hervor, dass im elektrischen Strome nur die Nebenschwingungen,
also nur einfache Schwingungen vorhanden sind.
Bemerkt sei hier noch , dass das telegraphische Gegensprechen nicht
*) Natürlicher nimmt sich die von Clausius gegebene , verwandte Erklärung der
Verdampfung aus. Vergl. Poggendorfifs Amialen, Bd. 100, S. 3Ö1.
108 Literatanseitmig.
als Beweis für die Bichtigkeit der VibratioDstheorie hStte aafgeflllirt wer-
den sollen; wer die Einrichtung der dabei rerwendeten Apparate kennt,
weiss, dass sieb das Gegensprecben auch nach der dualistischen Theorie
ohne Schwierigkeit erklären lässt, selbst wenn man in dem Leitungsdrathe
gar keinen Strom voraussetzt. Ferner kann ich, so lange ich nicht dnrcii
einen entscheidenden Versuch daiu genöthigt werde , nicht glauben , dass
,,ein submarines Telegraphentau in einer bedeutenden Tiefe in Folge der
Compression durch den Wasserdruck seine Dienste versagen
muss*^ ; auch widerspricht diese Behauptung der Erfahrung , dass die Tem-
peraturabnahme bei festen Leitern den Leitungswiderstand Termindert
„Die Elektricität im Grossen zum Betriebe von Maschinen anzuwenden^',
ist aber nicht unmöglich, sondern unpraktisch.
3. Der Magnetismus (S. 57 — 66)
ist wieder als vorübergehend (Elektro- oder Thermo - Magnetismus)
oder dauernd (gewöhnlicher Magnetismus) fixirte Schwingung er-
klärt, wobei nach Seite 78 das „Diesseits und das Jenseits der Gleichge-
wichtslage ei^tgegengesetzte Magnetismen'^ giebt. „Die Intensität des
Magnetismus beruht auf der Weite der Eiongation'* ; natürlich ist hier die
Bede von der Elongation der nach Vollendung der zum Magnetismus no-
thigen Vierteloscillation" «fixirten Hauptschwingung; denn Nebenscfawin-
gungen können nach Seite 83 nicht vorhanden sein, und es würde sich ja
sonst auch der Magnetismus als „einseitiger Ausschlag oder Spannungs-
lage**, als „einseitig fixirte Schwingung" nicht von der Elektricität unter-
scheiden, n. s. f. u. s. f., wie früher. Ebenso wenig befriedigt der längere
Znsatz auf S. 05; es wird hier das Gesetz, dass sich parallele Ströme an-
ziehen, entgegengesetzte abstossen, zwar erwähnt, aber nicht aus den auf-
gestellten Erklärungen hergeleitet und entwickelt, und nun wird
weiter daraus geschlossen, dass „darin das Bestreben der Materie li^e,
unter allen Umständen Einheit zu bewahren oder zu erlangen; denn bei
gleicligerichteten Strömen (Anziehung) haben die Molekel der beiden ein-
ander anziehenden Körper bereits eine gleiche Lagerung, und bei ent-
gegengesetzten Strömen (Abstossung) wollen sie eine gleiche erlangen^'.
Warum stossen sich denn da gleichnamige Elektricitäten oder gleichnamige
Magnetpole ab?
4. Spannungselektricität (S. 66 — 71).
Bei der Spannungselektricität ist der Zustand „vollkommen der-
selbe, wie beim Magnetismus*'. Die mancherlei kleinen Unterschiede
zwischen Magnetismus und Spannungselektricität, z.B. die auf Seite 08
und 77 erwähnten , sind ja nicht wesentlich, sind ganz untergeordnet. „Der
Nordpol, d. h. der nach Norden gerichtete Pol eines Magnetes verhält sich
wie positive , der Südpol wie negative Elektricität.** Daher „geben auch
Literfttarseiiiuig. 109
elektrisohe Spannongserseheiiiangen leichter ia der Wärme vor, weil da
die Massen th eilchen wegen ihrer doppelseitigen Schwingun-
gen mit zunehmender [?]£longati an schon gelockert sind und
nun durch einseitige [?] Reibung leicht die einseitig fixirte
Lage annehmen. Und bereits elektrisches Glas oder Siegellack wird
bei der Erwärmung unelektrisch, weil die [erst jetzt?] eintretenden
WärmeschwingUBgen die fixirte Spannnngslage nicht dul-
den, indem sie vollständige Oscillationen erzwingen« Da Wärme vor*
handenen Magnetismus auch schwächt, so ist dies ein neuer Beweis dafür,
dass Spannungselektricität und Magnetismus wesentlich dasselbe sind".
Bei einer solchen BeweisfähruDg lassen sich mit Leichtigkeit noch g^pa
andere Dinge beweisen !
5. Erklärung aller übrigen Thatsachen aus den entwickel-
ten Ansichten (S. 72 — 90).
Diese Partie ist am reichhaltigsten erweitert worden , freilich sind die
Zusätze meist keine Verbesserungen. Als Beleg dafür nur zwei Beispiele ;
Seite 72: „Bei dem Schalle, dem Lichte und der strahlenden Wärme sind
die Schwingungen fortschreitende, daher ist in dem fortpflanzenden
Medium ein Widerstand vorhanden , es entstehen Maxima und Minima der
Verdichtung und die Fortpflanzung ist eine allmälige; bei dem Mag-
netismus und der Elektrieität sind stehende Schwingungen der Molekel
um ihre Schwerpunkte ohne fortschreitende Verdichti^ng und
Verdünnung, daher ist der Widerstand unendlich klein und dis Schwin-
gungen müssen sich in einem Körper, welcher ein ununterbrochenes Ganze
bildet, fast momentan fortpflanzen^^ Seite 76: „An dem positiven Pole,
an welchem sich der negative Sauerstoff bildet (mit viel Leuchtkraft und
wenig Wärme), erscheint zuerst dunkl«^ Wärme mit ihren weiten Oscilla-
tionen; an dem negativen Pole, an welchem sich der positive Wasserstoff
erzeugt (mit wenig Leuchtkraft und viel Wärme), erscheint zuerst Licht,
unabhängig von Verbrennung *S Aehnlich steht es um die anderen Zu-
sätze , namentlich um den „kühnen Schluss auf die Rotation der Himmels-
körper*^ (S. 81) und um die Erklärung der chemischen Vorgänge , für
welche der „im gewöhnlichen Zustande indifferente [!] Sauerstoff** als
Beispiel gewählt wird. Aber auch das Alte enthält noch manche unbe-
gründete und willkürliche Behauptung, z. B« Seite 88: „Während die
Wärraeschwingungen die ganze Masse emes Körpers bis in sein Inneres
ergreifen , da die Molekel m i,t ihren Gleichgewichtspunkten schwingen und
dadurch die Ausdehnung des Körpers bewirken , können die elektrischen
und magnetischen Erscheinungen nur an der Oberfläche des Körpers zur
Wahrnehmung und Wirkung gelangen, weil die Schwingungen nur um die
Gleicbgewichtsp'unkte geschehen, also eine Ausdehnung des Körpers nicht
bewirken können.**
110 Literatarzeitnng.
Der gegebene üeberblick zeigt , dass die in Rede stehende Schrift in
zwei Theile zerfKllt: im ersten Theile (S. 8 — 39) wird auf die Noth wendig*
keit hingewiesen, die dnalistiscbe Ansicht von der Materialität der Wurme,
des Magnetismus und der Eiektricität zu verlassen und dieselben ebenso
wie Licht und Schall als Molekularbewegungen zu betrachten ; im zweiten
Theile (S. 39 — 91) werden Voraussetzungen über die Form und Art dieser
Molekularbewegungengemacht, wird eine Theorie der Elektricitit
und des Magnetismus gegeben und rersueht, aus dieser die elektri-
schen und magnetischen Erscheinungen zu erklären. Wenn auch im In-
halte des ersten Theiles in formeller und materieller Hinsicht Manches ans-
zusetzen war, so ist doch nicht nur die stellenweise Mangelhaftigkeit der
dualistischen Theorie kaum hinwegzuleugnen , sondern es ist auch höchst
wahrscheinlich, dass auch Wärme, Eiektricität und Magnetismus nur Be^
wegungszustände sind, dass dieselbe Theorie , welche sich beim Lichte
und bei der Wärme so brauchbar erwiesen hat, sich mit gleichem Erfolge
auch auf die Eiektricität und den Magnetismus wird anwenden lassen. I m
zweiten Theile dagegen:
a. fehlen klare und bestimmte Erklärungen der als Wärme , Eiektri-
cität und Magnetismus zu betrachtenden Schwingungen;
h. sind mehrere von den als Beweis für die Richtigkeit der gegebenen
Hypothesen über die Art jener Schwingungen aufgeführten Erscheinungen
nicht richtig aufgefasst, oder ganz willkürlich gedeutet, oder doch wenig-
stens nicht entscheidend;
C. sind mehrfach Widersprüche vorhanden , welche die an sich schon
verwickelte Hypothese noch verdächtiger machen. So wird namentlich
auch dem Aether eine sonderbare Rolle angetheilt; man hat zwar „nicht
noth wendig, seine Zuflucht zu ätherischen Wärmesphären zu nehmen"
(S. 39), vielmehr sollen Wärme, JBlektricität und Magnetismus nur Schwin-
gungen der Körpertheilchen sein ; dennoch wird ,«der univeraelie und des-
halb eigenschaftslose, unverkennbare-, Alles durchdringende und daher un-
wägbare oder schwerelose Aether , von dessen Dasein vorzüglich die Ko-
meten und die Erscheinungen des Lichtes ein absolut sicheres Zeugniss
geben" (S. 2), dessen „unendlich zarte, im indifferenten Gleichgewichte
befindliche und kugelförmige Atome absolut elastisch sind und einander
abstossen" (S. 18), als Fortpflanzungsmittel für jene Schwingungen zuge-
lassen (S. 34) , ja er ist als solches gar nicht zu entbehren, und zwar nicht
blos beim Lichte , sondern wegen der Drehung der Polarisationsebene auch
bei Eiektricität und Magnetismus (S, 65) , bei denen er „ die Wirkung auf
die Ferne vermittelt" ;
d, ist die Erklärung der Erscheinungen aus den aufgestellten Ansich-
ten in vielen Fällen gezwungen und gesucht, zum Theil ' sogar ganz und
gar unzulässig, weil völlig willkürlich, unbegründet oder unnatüriich;
LiterattinBeitang. 111
übordies fehlt Boeh so manche Erklärung gSnsHcb , z. B. die der elektri-
schen nnd magnetischen Influenz.
Daher kann der in der vorliegenden dritten Auflage erweiterte Ver-
such nach meinem Erachten noch nicht als gelungen bezeichnet werden,
er kann noch ebenso wenig wie in der zweiten Auflage auf allgemeine An-
nahme Ansprach machen, er ist noch keine vollkommene, abgeschlossene
oder fertige Theorie. Das scheint Herr Spiller auch selbst gefühlt zu
haben, da er in den Schlusszeilen äussert, dass diese Betrachtungen einer
schärferen , mathematisch - analytischen Untersuchung fähig seien , dass
ihm aber zu dem weiteren Ausbau die nöthige Zeit gefehlt habe. Ich kann
nur meine bereits früher ausgesprochene Ansicht wiederholen: wir sind
eben kaum mit der Vorfrage fertig, die eigentliche Arbeit, die Hauptunter-
suchung über die Natur der Schwingungen beginnt erst.^ Aus diesem
Grunde und uicbt wegen der vermeintlichen „Stützung auf unleugbare
Thatsachen'* ist aueh eine directe „Widerlegung** nicht gut möglich. Wenn
aber im Vorstehenden so viele Einwände gegen die von Herrn Spiller vor-
getragene Hypothese erhoben wurden, so möge daraus nicht gefolgert wer-
den, dass ich dadurch zugleich die dualistische Theorie gegen diesen neuen
Angriff habe in Schutz nehmen und vertheidigen wollen; vielmehr hoffe
ich durch den Hinweis auf die noch vorhandenen Mängel und Schwierig-
keiten einen Anlass zur Beseitigung derselben gegeben zu haben, und auch
ich würde mich herzlich freuen, wenn es Herrn Spiller gelänge, in einer
vierten Auflage, bei einer noch zweckmässigeren Anordnuivg des Stoffes,
eine Theorie des Magnetismus und der Elektricität aufzustellen, gegen
welche gar nichts einzuwenden, an der gar nichts auszusetzen wäre.
Chemnitz, im Juli 1861. Dr. Zbtzsche.
Sie ELsmente der Trigonometrie. Von Dr. Zetzsche. Altenburg 1861.
Zur Vermeidung etwaiger Missdeutungen sehe ich mich zu der Er-
klärung genöthigt, dass die von Herrn Dr. Ho ff mann verfasste und auf
Seite 00 der vorigen Literaturzeitung abgedruckte Recension der obigen
Schrifl während meiner Abwesenlieit ohne mein Vorwissen aufgenommen
worden ist und dass ich mit deren Inhalte nicht einverstanden bin.
SCHLÖMILCH.
Das ?ri«matoid. Von Professor Dr. Wittstein. Hannover 1860.
Es scheint nicht allgemein bekannt zu sein , dass Alles , was in der
vorliegenden Abhandlung steht, längst mehrfach pnblicirt und in elemen-
taren Compendien zu finden ist; ein Hinweis auf die früheren Autoren
möchte daher wohl angemessen sein.
Die in Rede stehenden Eigenschaften sind vor langer Zeit von Herrn
Director August in einer Programm abhandlung, wenn ich nicht irre, ele-
112 Literaturaeitang.
meotar bewiesen und in dessen Lehrbuch der Mathematik für den
höheren Schnlnnterricht, dritter Oursus, Stereometrie, in einem be-
sonderen Abschnitte „von den Trapezoidalkörpern oder Körperstämpfen'^
aasftthrlich entwickelt worden. Die Formel für den Inhalt des Trapesoidal-
körpers findet man dort auch zur Inhaltsbestimmung der Kngel und des
Paraboloides angewendet. Von einer Bereicherang der Elementargeorae-
trie durch die Abhandlung des Herrn Prof. Wittstein kann daher nicht
füglich die Bede sein. Ausserdem möge man noch vergleichen die Ab-
handlungen von Steiner in Crelle's Journal, Bd. XXIU, S. 275 and Yon
Brix, ibidem Bd. XXV, S. 129.
(Briefliche Mittheiluog von Dr. Jochmann in Berlin.)
L^hrbuoh der Physik für die unteren Klassen der Gymnasien and Real-
schulen. Von S. SuBic, Doctor der Philosophie, Magister der
freien Künste und Professor der Phjsik. Mit Vorbehalt des
Uebersetzungsrechtes. Pest 1861 , Verlag von Gustav Heckenast
Die Vorrede beginnt mit folgenden , die Erwartung spannenden Wor-
ten: „Entsprechend dem Bedürfniss der studirenden Jugend, welches im
Beginne des Studiums der Physik die möglichste Einfachheit, Klarheit
und verstandesgemässe Darlegung der S&tze der Experimentalphysik for-
dert, übergebe ich hiermit eine auf Experiment und Erfahrung gegründete
Lehre der wichtigsten SHtze der Physik den Schülern der Untergymnasien
und Unterrealschulen , sowie sie sich seit mehreren Jahren selbst dort er-
probt, wo die Schüler mit den grössten Sprachschwierigkeiten zu kämpfen
hatten." Der Verfasser spricht ferner in der Vorrede die sehr richtige
Ansicht aus, dass ihm diejenige Methode am zweckmAssigsten erscheine,
welche der Jugend zuerst die Gegenstände und Ereignisse vorfuhrt und
sie im Angesichte derselben leitet, darüber nachzudenken. Ingleicben
empfiehlt er, die Jugend frühzeitig zum eignen Experimentiren anzuregen.
Nach der Durchlesung der Vorrede, welche noch viele andere nützliche
Gedanken enthält, ging ich an diejenige des Werkes selbst und berichte
hier über den Eindruck , den diese auf mich gemacht hat. Die Menge des
Stoffes wird zunächst durch den Zweck des Buches bestimmt und kann
man nach diesem ein Eingehen in die Polarisation , Interferenz , Beugung,
Doppelbrechung des Lichtes nicht erwarten , dass aber unter den behandel-
ten Thatsachen die Geschwindigkeit des Lichtes mit keiner Silbe erwAknt
worden ist, muss als ein Mangel des Buches erscheinen und in lebhaftes
Erstaunen setzen, umsomehr, als über die Beobachtungen der Verfinste-
rung der Jupiterstrabanten so leicht zu referiren ist und hieran leicht ge-
zeigt werden kann, dass das Licht zu seiner Bewegung Zeit braucht Der
Herr Verfasser setzt, wie man z. B. an der Abhandlung über die Schraube
bemerkt, die Kenntniss der Stereometrie voraus, man muss sich aber nur
Literaturzeitung. 1 1 3
wundern , dass er diese Wissenschaft so schlecht bei seinen Demonstratio-
nen benutzt; so z. B. ist bei den Spiegeln und Linsen der Weg der Licht-
strahlen an einem Durchschnitte des Apparates erläutert, ohne nur zu
sagen, dass es ein Durchschnitt ist, mit dem man es zu thun hat; der
Durchschnitt wird ohne Weiteres Spiegel oder Linse genannt. Der Herr
Verfasser hätte dem Schüler nicht zumuthen sollen , dergleichen Lücken
in der Deduction zu ergänzen ; wo bei der Beschreibung , wie man sieht,
eine gewisse mathematische Vorbildung yorausgesetzt wird, sollte sich der
Lehrer vor seinen Schülern keine dergleichen Blossen geben; setzt er aber
die stereometrischen Begriffe nicht voraus , so sollte- ei dieselben im Texte
nachholen oder ganz auf ein solches Werk verzichten , denn mit den un-
klaren Vorstellungen und Begriffen des gewöhnlichen Lebens lässt sich
doch einmal in der Wissenschaft nicht arbeiten. ' Was nun den Ausdruck
der physikalischen Gesetzmässigkeiten durch die Sprache anbelangt, so
hat der Verfasser gerade hier sehr häufig den groben Fehler begangen,
nicht deutlich zu sein, ja den Sinn des Gesetzes sogar gänzlich durch seine
Ausdrucks weise %zu entstellen. Als Beleg hierzu diene folgender Aus-
spruch (S. 139): „Bleibt die Temperatur der Luft ungeändert, so ist ihre
Expansivkraft desto grösser ^ je mehr sie zusammengedrückt wird. Dieser
unter dem Namen des Mariotte'schen Gesetzes bekannte Satz" etc. Na-
mentlich der mechanische Theil leidet an Undeutlichkeiten , indem daselbst
bei allen Sätzen, die sich auf die Einwirkung auf einen Punkt beziehen,
ohne Weiteres von der Einwirkung auf einen Körper gesprochen wird,
während doch ein Punkt gemeint ist. Ebenso macht es auf den Leser einen
widerwärtigen Eindruck und gewährt dem Schüler keine wissenschaftliche
Anregung, dass sie überall schlechte und undeutliche Definitionen finden,
mil^ denen sich nicht arbeiten lässt ; z. B. S. 184 : ,rDie Senkung oder Nei-
gung unter den Horizont heisst Inclination ", wobei man nicht erfährt,
welche Linie sich zum Horizont neigt und dass die magnetische Achse der
Nadel sich im magnetischen Meridian befinden muss; ferner S. 236: „Be-
findet sich die Sonne hinter einer dunkeln Wolke, welche einen Riss hat,
so sehen wir das Licht 'der Sonne strahlenartig hervortretei). Eine solche
Lichtlinie wollen wir Lichtstrahl nennen"; desgleichen S. 176: „Die zwei
Punkte der stärksten Kraft eines Magnetes nennt man Magnetpole oder
kurz Polel'^ Auch die wenigen Beispiele sind, wie die Definitionen, nicht
frei von Undeutlichkeit und Unrichtigkeit; so findet sich Seite 96 folgende
Stelle: „Bewegt eine Kraft einen Körper, so arbeitet sie. Die auf eine
Seeunde entfallende Arbeit einer Kraft nennt man Arbeitskraft 1. das
Maass momentaner Kräfte. Ein Stoss , welcher einem Körper von 40 Pfund
die Geschwindigkeit von 5 Fuss giebt, hat eine Arbeitskraft von 40X5
Fusspfund. Man bekommt also die Arbeitskraft eines gleichförmig beweg-
ten Körpers, wenn man sein Gewicht mit seiner Geschwindigkeit multipli-
cirt". Ich konnte mich bei Durchlesung des Buches des Gedankens nicht
Lileratarztgr. d. Zeitschr. f. Math. u. Phys. VI, 6. 10
114 Literaturzeitang.
erwehren, dass der Yerfasser über viele wissenschaftliche Gegenstiiide
selbst gftnzlich im Unklaren sei, wofür schon die oben angeführte Stelle
ttber das Mariotte'sche Oesetz iSeugniss ablegt. Hierher gehört auch noch
die Stelle (S. 129) : „Stabiles Schwimmen. Damit ein schwimmender Kör-
per vor dem Umschnappen sicher sei, mass sein Schwerpunkt tiefer lie-
gen, als der Schwerpunkt der verdrängten Flüssigkeit/* Es ist allerdings
richtig, dass der Körper dann allemal stabil schwimmt, allein er kann auch
stabil schwimmen, wenn sein Schwerpunkt über dem der verdrängten
Flüssigkeit liegt , freilich lässt sich aber die Bedingung , unter welcher dies
geschieht, nicht elementar ausdrücken. Wie nun die Auswahl der phjsi-
kalischen Gesetze eine mangelhafte ist und wie diese selbst oft unrichtig,
oft undeutlich ausgesprochen sind, so ist auch die Lehrmethode, wodurch
doch der Zusammenhang unter den Erscheinungen und Gesetzen gezeigt
werden soll , fast überall mangelhaft. Ein komisches Beispiel der Demon-
stration des Herrn Verfassers liefert unter Anderem Seite 20: „Aus der
Figur 13 wird ersichtlich , dass horizontal liegende , am Ende , in der Mitte
oder in ihrer ganzen Länge belastete Korper mit ihrer relativen Festigkeit
wirken.** Bisweilen ist die Herleitung ganz weggelassen und der Herr
Verfasser hilft sich mit einem „die Erfahrung zeigt, dass** etc., oder wie
Seite 238 , wo ohne vorhergegangene Definition von Beleuchtnngskraft ge-
sagt wird: „Das Gesetz für die Abnahme der Beleuchtungskraft in die
Ferne heisst: die Beleuchtupgskraft nimmt mit der Entfernung im qua-
dratischen Verhältnisse ab.** — Das Vorhergehende zeigt, dass der Herr
Verfasser den Zweck seines Buches durch seine mangelhafte Darstellung
gänzlich verfehlt hat ; am ganzen Buche ist nichts , als Papier und Drnck
gut; auch Wahl und Entwurf der zahlreichen Holzschnitte, sowie deren
Ausführung ist misslungen zu nennen. Wir sprechen noch am SchloBM
unser Bedauern gegen die Verlagshandlung aus, dass dieselbe eine litera-
rische Arbeit unterstützt hat, die so wenig „Klarheit und verstandesge-
mässe Darlegung der Sätze der Experimentalphysik** zeigt, dass sie nickt
zum physikalischen Unterrichte empfohlen werden kann.
Dr. Kahu
Haadbucli der Kngelfanctionen. Von Dr. £. Heine , ordentlicher Professor
an der* Universitjit Halle. Berlin, Druck und Verlag von
G. Reimer.
Die wichtige Rolle , welche die Kugelfun ctionen in der Theorie der
Anziehung und in der Wärmelehre spielen, hat bekanntlich eine sehr
grosse Anzahl von Arbeiten über jene Functionen hervorgerufen, wie
schon die Namen Legendre, Laplace, Ivory, Gauss, Dirichlet, Jacobi,
Bonnet, Borchardt, Neumann, Christoffel, Bertram, Lionville, Hansen,
Scheibner etc. hinreichend beweisen. Je schwieriger hierdurch ein nur
einigermaassen vollständiger Ueberblick geworden ist, nui so freudiger
Literaturzeitung, 115
wird man das Erscheinen einer Arbeit begrfissen , über deren ,^weck sich
das Vorwort in folgenden Worten aasspricht : „Sie soll den Anfänger in
die Theorie der Kngelfunctionen , welche gegenwärtig durch wichtige
Werke über Physik nnd Astronomie ein Interesse auch für weitere Kreise
erhalten hat , einführen und ihm als Lehrbuch dienen. Andererseits soll
sie Demjenigen, welcher die Elemente bereits kennt, eine systematische
Darstellung der hierher gehörigen Untersuchungen bis auf die neueste Zeit
liefern , ihm eine Sammlung der Formeln geben > welche bei dem jetzigen
Stande der Lehre als die wesentlichsten angesehen werden mttsseh, und
ihm die Quellen bezeichnen , aus denen geschöpft wurde/* Nach genauer
Ansicht des Werkes kann Referent bezeugen, dass dieser Doppelzweck
Tollständig erreicht worden ist, und dass die Klarheit der Darstellung so*
wie die Reichhaltigkeit des Gegebenen eine gleich rühmliche Anerkennung
verdienen. Der Verfasser liefert übrigens noch mehr, als die Vorrede sagt,
und zwar in doppelter Beziehung. Man findet nämlich ausser den Arbeiten
Anderer nicht wenige dem Verfasser eigenthümliche Untersuchungen , fer*
ner heschränkt sich das Werk keineswegs auf die Theorie der Kugel-
functionen, sondern enthält auch Anwendungen derselben namentlich
auf die mechanischen Quadraturen (u. A. nach der Oauss'schen Methode)
und auf die Berechnung der Potentiale von Kugeln oder Ellipsoiden.
SCBLÖMILCH.
10»
Bibliographie
vom 15. Augttst bis 15. October t861.
Feriodisclie Sobriften.
Mathematische Abhandlungen der königl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin. Aas dem Jahre 1860. Berlin , Dämmler io Comm.
8Ngr.
Physikalische Abhandlungen der königl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin. Ans dem Jahre 1800. Ebend. 2 Thlr. 22 Ngr.
Sitzungsberichte der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaf-
ten. 1861. 4. Heft. München, Franz in Comm. 16 Ngr.
Argelandeb, f. W. A., Astronomische Beobachtungen auf der
königl. Uniyersitäts - Sternwarte zu Bonn. 4. Bd.: Bonner Sternver-
zeichniss. 2. Section. Bonn, Marcus. 5 Thlr.
«
Beine Mathematik.
SiSBENUS V. Antissä, Ueb er den S chui tt d CS Kegel 8. Ans dem Grie-
chischen von £. Nizze. Stralsund , Hingst. % Thlr.
Friedlein, O., Gerbert, die Geometrie des Boethius und die
indischen Ziffern. Ein Vers, in der Geschichte der Arithmetik.
Erlangen , Bläsing, 12 Ngr.
Fischer, H., Briot und Bouquet's Theorie der doppelt-perio-
dischen, insbesondere elliptischen Functionen, mit Be-
nutzung dahin einschlagender Arbeiten deutscher Mathematiker. 1. und
2. Lief. Halle, Schmidts Verlagsbuchh. k % Thlr.
Grelle, F., Analytische Geometrie der Ebene. Hannover, Brecke.
2 Thlr.
Grunert, J. A., Directe Bestimmung der Durchschnittspunkte
der Bahnen zweier, in Kegelschnitten sich um die Sonne
bewegenden Weltkörper. Wien, Gerold's Sohn in Comm. 18 Ngr-
Angewandte Mathematik.
Adrian 7, J., Die Markscheidekunde nebst den für den Markscheider
wichtigsten Lehren der Feldmesskunde. 2. Aufl. Wien , Braumfiller's
VerL-Conto. 1 Thlr.
I ji toraturzeitung. 1 1 7
Pohl, J. und J. Schabus, Tafeln zur baroraetrisehen Hdhen-
m essung. Wien, Helf. % Thlr.
Onderka, y., Mathematische Geographie. Wien, Braumüller's
Verl. -Conto. 1% Thlr.
Struvb, 0-, Tabulae quantitatum Besselianarum^ quibus apparentes
siellarum positiones in medias converiuniur , adhihitis numeris constahtibus
Ptdcovensibus pro a, 1840 ad 1864 compulatae. Petropolu Leipzig, Voss.
28 Ngr.
Atlas des gestirnten Himmels, f. d. Auf. des Jahres 1855 entworfen
auf der königl. Sternwarte zu Bonn. 7. Lief. Bonn, Marcus. 3 Thlr.
Hartwig, E. W., Ueber die Berechnung der Auf- und Unter-
gänge der Sterne. Nebst einigen Hilfstafeln. Schwerin, Hilde-
brand. 12% Ngr.
Neumann, C, Lösung des allgemeinen Problems über den sta-
tionären Temperaturzustand einer homogenen Kugel
ohne Hilfe von Keiheuentwickelungen, nebst einigen Sätzen
zur Theorie der Anziehung. Halle , Schmidt's Verlagshandl. 6 Ngr.
Hanckel, H. , Zur allgemeinen Theorie der Bewegung der
Flüssigkeiten. Gekrönte Preisschrift. Göttingen. Leipzig, Abel.
%Thlr.
Schmidt, G., Theorie der Dampfmaschinen. Freiberg, Engelhardt.
1% Thlr.
Taschenbuch des Ingenieurs. Herausgegeben von dem Verein „die
Hütte". 4. Aufl. 1. Hälfte. Berlin, Ernst & Korn, pro compl. l%Thlr.
Karsten, H., Lehrbuch der Kristallographie. Leipzig, Voss.
2 Thlr.
Physik.
Encyclopädie der Physik, bearb. von Brix, D£Cher etc. Herausgeg,
von Karsten. 10. Lief. Leipzig , Voss. 2% Thlr.
MoLT, Th., Wandkarten zur physikalischen Erdbeschreibung.
2» Aufl. Stuttgart, Nitzschke's Verlag. 1 Thlr. 6 Ngr.
Hsussi, J., Die Experimentalphysik. 1. Curs. : Kenntniss der Phä-
nomene. 8. Aufl. Berlin , Duncker & Humblot. % Thlr.
EoBiDA, C, Erklärung, der Lufterscheinungen aus den Grund-
zügen einer naturgemässenAtomistik. 2. Heft. Klagenfurt,
Leon in Comm. 9 Ngr.
Meyerstein, M. , Das Spectrometer. Ein neues Instrument zur Be-
stimmung der Brechungs und Zerstreuungsverhältnisse verschiedener
Medien, sowie zum Gebrauche bei allen goniometrischen Messungen.
Göttingen, Deuerlich'sche Buchh. 8 Ngr.
Redtenbacher , F., Die anfänglichen und gegenwärtigen Er-
wärmungszustände der Weltkörper. Mannheim, Basserfnann.
4 Ngr.
118 LiteraturzeituDg.
SAALSCfHÜTZ, L«, De non periodica muiatione caloris terrae, IHtserL
inaug. Königsberg, Schabert & Seidel. 3 ^gv-
Bezold, W. y., lieber die physikalische Bedentang der Polen-
tialfnnction in der Elektricitätslehre. MüncbeD, liter.-artist.
Anstalt in Com m. 8 Ngr.
WiBDSMANN, G., Die Lehre vom Galvanismns and Elektromag-
netismns. 2. Bd. And. n. dr. Th.: Die Wirkangen des galvanischen
Stromes in die Ferne. 1. Abth. Braunscbweig, Vieweg. 2% Thlr.
M^Leod, W., Physical atlas of Great B ritain, London^ Longman,
7 Sh. 6d-
Capblli, G. , Osservazioni meteorologiche esegtiite nella R, specoU
astronomica dt Müano negli anni 1858 —1859. Müano, 20 /rcf.
Mathematisches Abhandlungsregister.
1860.
Zweite Hälfte:' 1. Juli bis 31. December.
A.
AbePaelie Fnnotioii.
232. Sur VinUgration de diffirentielles irratitmelles. Tchebichef. Compt. rend, LI, 46,
AbMratioiL
233. lieber die Aberration dea Lichtes. Hoek. Astr. Kachr. LIV, 145.
Aerodynamik,
234. Ein Beitragp aur Mechanik der Gase. Schmidt. Wien. Akad. Ber. XXXIX, 41.
235. Illuairaiiüns of the dynamcal theory of gases, Maxwell. Phil, Mag. XX, 21.
[Vergl. No. 2.]
236. On the velocüy ofsoimd. Earnshan. Phil. Mag. XX, 37, 186.
237. lieber die Aenderung des Tones and der Farbe durch Bewegung. Mach. Wien.
Akad. Ber. XXXXI,543.
AaalyÜsolie Oeometrie der Xbene,
238. Das nmgekebrie Problem der Brennlinien. Strauch. Wien. Akad. Ber.
XXXVIII, 861.
239. Das Problem des Pappns nnd die Gesetze der DoppelschnittsyerhäUnisse bei
Cnrven höherer Ordnung und Classen. Fiedler. Zeitschr. Math. Phjs.
V, 377.
Vergl. Ellipse, Gleichungen 325, Kegelschnitte, Kreis, Krümmungshalbmesser.
Aaalytisehe Geometrie des Baumes.
240. Merkwürdige Erweiterung der Formeln der ebenen Trigonometrie auf ein Sy-
stem Ton'drei sich nicht schneidenden Geraden im Baume. Grunert.
Grün. Archiv XXXV, 1.
241. Theorie gdn^rale des Systemen de rayans rectilignes. Kummer. N. ann. maih.
XIX, 362. [Vergl. Bd. V, No. 260.]
242. Des coordonnäs eurvilignes se coupanl sous tm tfn angle quelctmgue. Aoust. Grelle
LVIII, 352. '
243. Des eoordimnis paraboHques et de lettr appHcation ä la giomitrie des parabo(pides.
Valson. N. amt. math XIX, 2««.
244. Ueber die Ümhüllungslinien der Pollinien einer Curve und deren inverse Linie .
Hoppe. Grelle LVIII , 374.
245. Sur les surfaces polaires d^un point d'tme sxtrfaces älgibrique pi'ises par rapport ä
cette sur face. Dewulf. N ann. math. XIX, 431.
246. On the cubic centres of a line with respect to tftree lines and a tine. Gay leg. Phil.
Mag. XX, 418.
247. Eine Notiz über Wendelinien. Bacaloglo. Grün. Archiv XXXV, 40.
248. Ueber Fusspunktcurven und Fusspunktflächen. Bacaloglo. Grün. Archiv
XXXV, 41.
249. Sw vne ciibique gauche. Cremona. N. ann. maih. XIX, 356. ,
1 20 Literaturzeitung.
250. Sur quelques relations giomitriques entre VkiHce et la vycloide. Dunesme. Compi.
rend. LI, 890.
Vergl. Loxodrome, Oberflächen, Oberflächen zweiter Ordnung, Paraboloid,
Sphärik, Wellenfläche.
Arithmetlsdhe Beihe.
Vergl. Progression.
iUtronomie.
251 . Memoire sur le jnouoement des noeuds de la lune. LespiauU. Compl. rend. LI, IT!.
252. Calcul des deux inegalitis lunaires ä longues pModes decouoertes par M, Hansen et
dues d Vaction perturbaMce de Venus. Delaunay. Compt rend, LI, 09ö, 735^
783. — Le Verrier, iöid, 703, 740, 788. t- Ponlicoulant. Und. feS.
253. Note sur les inigalites lunaires ä longues pModes dues ä Caction perturhatrice de
yenus,^ Delaunay. Astr. Nachr. LIV, 273. ,
254. Sur la determination du coefficieni de Veqmilion siculavre de In lune. Pontecoulant.
Compt rend. LI, 134. —Delaunay. ibid. 154. [Vergl. No. 22.]
255. Ueber die Genanigkeit der Beobachtungen der Rectascenaionen bei Anwendang
chronocrraphischer Apparate. Pape. 4str. Nachr. LIV, 177.
256. Neue Methode, die Biegung eines Kreisfernrohres zu ermitteln. Kayser.
Astr. Nachr. LIV, 227.
257. Quelques mots sia* les queues des cotnetes. Br edichin. Astr. Nachr. LIV, 280.
Vergl. Aberration, Büfraction.
AttTMtiOlL
258. Bemerkung zu einer Stelle der Mecaniqve eileste. Mar mann. Zeitschr. Math.
Phys. V, 438.
259. Ueber die Anziehung einer mit Masse belegten abwickelbaren Fache aaf einen
materiellen Punkt. M e h 1 e r. Orelle L VIII , 240.
260. On a theorem relating to the attraction of Ute etlipse. D ahlander. Pkä. Mag.
XX, 125.
Vergl. Potential.
0«
Benioiilli*sclie Zahlen.
261. Einige Beiträge zur Theorie der Bernonlli^schen Zahlen' und der Secanten-Coef-
ticienten. G. F. Meyer. Grün. Archir XXXV, 449.
262. Von einigen Summen und Differenzenformeln und den Bernoalli*schen Zahlen.
Bauer. Grelle LVIII , 292.
Bestimmte Integrale.
263. 5«?' le calcul inverse des iniigrales difinies. Rouchi. Compt. rend. LI, 126.
264. Ueber den Integralsinus und Integralcosinus. Schlömilch. Zeitschr. Math.
Phys. V, 294.
265. Ueber das bestimmte Integral / dx. Schlömilch. Zeitschr. Mathem.
Phys. V, 286. ^
iO- f
266. Ueber das bestimmte Integral / {a>—hx^y a?«»— 1 dx. Bacaloglo. Gran.
Archiv XXXV, 70. ^
2ü7. Inteyralia quaedmn deflnita. Lindman. Grün. Archiv XXXV, 475.
Vergl. Abersche Function, Elliptische Functionen, Näherungswerth , Zahlen-
theqrie 409.
Brennlinien.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 238.
^«
Cartographie.
268. Sur les cnrtes g^ographiques. Tissot. Compt rend. LI, ^M.
269. Definition des modes de repr^sentalion de cartes gäographiques. Tissot, N- amn,
math. XIX, 457.
Literaturzeitang. 121
270. Trac^ des cartes gSographiqites. Tchebichef. N. ann. math, XIX. BuUetin de
bibi 4i^.
Combuiatorik.
271. Sur une sirie wdormie d^npf-^s de» nombre de combinaüons aoee et sans rip^HHon.
De Virieu. N. ann. math, XIX, 397.
272. Swr ime sirie eotnbinatoire. De Verieu. JV. ann, math, XIX , 398.
CiibifclL« TormML
273. ÖJi a relation between two temary cubic forms. Cayley. Fhil, Mag. XX, 512.
274. MuUipiication des diterminants. Souillart, N. ann, math. XIX , ^20,
Vergl. Näherungswerth 361.
Determinantan in i^ometritoher Anwendung.
275. Equatian des rapports anharmomques correspondant aux racines d'une iquation du
qtutlrieme degri, Pai nvain. N. ann, math. XIX, 407.
270. Ueber die Wendetaogentea der Curven dritter Ordnung. Clebseh. Grelle
L VIII, 229.
277. Ueber eine Claese von Eliminationsproblemen nnd über einige Punkte der Theo-
rie der Polaren. Clebseh. Grelle LV XU , 273.
278. Die Beziehung zwischen den Halbmessern von vier sich gegenseitig berühren-
den Kreisen, sowie Yon fünf derartigen Kugeln. G. W. Baur. Zeitschr.
Math. Phy». V, 365. N. ann. math. XIX, 440.
Vergl. Oberflächen zweiter Ordnung 366.
Dlfferentialgleiohnngen.
279. Zur Integration der linearen DiflFerentialgleichungen. Weiler. Grün. Archiv
XXXV, 440.
280. Die Integration der linearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Schlö-
milch Zeiischr. Math. Phys. V, 323.
281. Ueber totale und partielle Differentialgleichungen. Natani. Grelle LVIII, 301.
282. Integration einiger partiellen Differentialgleichungen. Steen. Zeitschr. Math.
Phys. V, 427. [Vergl. No. 6.]
283. Ueber die partielle Differentialgleichung
dl
Hoppe. Grelle LVIII, 369. [Vergl. No. 44.]
2S4. Iliustrations o/ symmetricalintegration, Carmichael. Phil, Mag, XA, 348.
* Differensenrechnung.
Vergl. BernouIli*8che Zahlen 262, Gombinatorik 271.
Elastidtät.
285. Mimoit-e sur la thiorie de Citasticiti des cotT)s homogenes d ^lasticitä constante,
Lorenz. Grelle LVIII, 329.
Elektrodynamik.
' 286. Die Fundamente der Elektrodynamik. Kahl. Zeitschr Math. Phys. V, 253, 305.
SlinünafclQa.
Vergl. Determinanten in geometrischer Anwendung 277, homogene Functionen.
ElUpie.
287. Ueber die grö.ssten Dreiecke, die sich über eine gegebene Gerade einer Ellipse
oder Hyperbel einschreiben lassen. S. Spitzer. Zeitschr. Math. Phya.
V, 364.
288. TMorcmes relatifs aux normales d'une ellipse. Prot. N. ann, math. XIX, 235.
Vergl. Attraction 260.
ub^m-ub^m
122 Literaturzeitang.
BUiptiMhe Vim«tl<mia.
289. Entwurf einer neaen Theorie der elliptischen Integrale. Weiler. Onm. ArchiT
XXXV, 408.
200. Ueber Modulargleichungen der elliptisehen Functionen. Schröter. CreDe
LVm,378.
F.
Toaeaidtf teher PandelTertneh.
201. Nomel examen de la queHion relative atix oscillationg loumantes dupendwte 6 AVf
Suspension en ayant igard ä l'influeuce de la rotation de la ierre. Poncet et.
Campt, rend, LI, 407, 51 1.
Fonettonali^clelning.
Vergl. Kräfteparallelogramm.
Tnaettonen.
202. Beiträge zur Theorie derjenigen Fanctionen, welche die Verallgemeinenmg der
hyperbolischen und cjclischen Cosinus und Sinus darstellen. Hellwig.
Grün. Archiv XXXV, 186.
203. Entwicklung einer Function der vierten Rechnungsstufe in eine Reihe. Paug-
ger. Grün. Archiv XXXV, 21.
204. Solution de questions de talgehre Bertrand, Mathieu. N. ann. math, XIX, 371.
Vergl. Abel^sche Functionen, Elliptische Functionen, Potential.
Tusspunktlinien.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 248.
Geodäsie.
205. Untersuchungen über die Pothenot^sche Aufgabe, falls solche auf den Raum aus-
gedehnt wird. P la th. Grün. Archiv XXXV, 241.
200. lieber einige geodätische Formeln, v. Andrä. Astr. Nachr. LIII, 369.
207. Die Zahlenformel für den mittleren Krümmungshalbmesser des Erdspkäroids.
. Andres. Grün. Archiv XXXV, 72.
298. Mithode des azinaäs correspondants. Radau. Astr. Kachr. LIII, 145. '
200. Ster wi moyen de trouver la Umgitude satts chronometre. Radau. Astr. Nachr.
LIV, 345.
Ctoometrie (deserlptlye).
300. Sur les seconds points d'interseclions des normales d^une edne de riwlution passamt
par wte premiere section conique.* Kessler. N. ann. math. XIX, 436.
Vergl. Krystallographie 349.
Geometrie (höhere).
301. PropriMs relatives au diplacement fini quelconque dans tespace d'une figure de /arme
invariable, Chasles. Compt. rend. LI, 855, 005.
Vergl. Kegelschnitte 342.
Geometrische Belhe.
Vergl. Progression.
Geschichte der Kathomatik.
302. Question des porismes. Breton {de Champ). Compt. rend. LI, 1034. —
Chasles. ibid. 1043.
303. Sio' Vage de Zenodore. Cantor. Compt. rend. LI, 630.
304. Epitaphe de Diophatite. N. ann. math, XIX. Bulletin de hibl. 71.
305. Les mathimaticiens des Romains. W eidler. N. ann, math, XIX, Sulleiin de
hibl. 85.
306. Johsl Burgi et les togarithmes. Mattka. N. ann. math. XIX. BuUetin de bibL 62.
[Vergl. No. 04.]
307. NoHoelles remarques str Vinterpr6tation cTun passage de Deseartes. Valat. Camft.
rend. LI, 1031. [Vergl. No. 03.]
308. G^ealogie de Fiete. Filleau de la Touche, N. ann. maOr. XIX. Bmttetmde
hibl. 73.
Literatnrzeitaiig. 123
300. Ueber die Definitionen des Leibnitz. Trendelenbar g. Berl. Akad. Ber.
1800, 374. — N, ann. mtäh. XIX. Bulletin de bibl. 87.
BIO. Jacqttes Charles le yöomktre. Bienuymä, N, ann. math, XIX. Bulletin de bibL 90.
311. Ueüer den Nansen Theodolit. Hanaens. Grün. Archiv. XXXV, 240.
312. Sur une ancienne deterinination du nombre abaolu des vibralion» du diapason, Govi,
Compt. rend LI, 450.
813. Star le pr emier exemplaire de V Edition st6r4otype des tables de logaritkmes deLalande.
Fo um erat. N, tum. math. XIX. BuUetin de bibl. 83.
314. üsage du Souvan-patt des Chinois. D^Escayrac de Lauiure. Compt. rend. LI,
83. --Poneelet. ibid. 109.
315. Ueber Sonnenfinsternisse. Encke. Berl. Akad. Ber. 1860, 605.
^1(1. Ueber die Sonnenfinsterniss vom 18. Juli 1860. Bremiker. Berl. Akad. Ber.
1860, 693.
317. Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen Telegraphie.
Zetzsche. Zeitschr. Math. Phjs. V, 395. [Vefgl. No. 108.]
Oleiohimgen.
318. Sketch ofa theory of transcendental roois, Cookie. Phil. Mag. XX. 145, 369.
319. Exercises sur les equations numäriques. B ellavitis N. arm. niaih, XIX, 343.
320. Notes sur la trans/ormation de Tschimhausen. Cayley. Orelle LVIII, 259, 263.
321. On a Problem of double partitions. Cayley. Phil. Mag. XX, 337.
322. Sur une Squation dedegr4 quelconque mais d'unecerlaine forme. De Virien. N, ann.
math. XIX, 389.
323. L'iquationxe 2\ x/=:=b a deux radnes Egales si ^ < 90% a = 8in^ et
b = tang Y . eeo«'^ ou h = cotang ^ . e—cost^. Ore ssier. N. ann, math,
XIX, 230.
324. On a System ofalgebraic equations. Cayley. Phil, Mag. XX, 341.
325. Svr la resolutian nwntrique de deux iquations du seeond degri. Abel Transon,
N. ann. mtith. X/X, 414.
3?6. Ueber die merkwürdigen Eigenschaften von drei simultanen Gleichungen. Un-
ferdinger. Grün. Archiv XXXV, 32.
Vergl. Determinanten in geometrischer Anwendung 275, 277.
Homogene IPnnetiondn.
327. Ueber eine symbolische Darstellungsweise algebraischer Formen und über die
davon zu machende Anwendung auf Probleme der Elimination. Clebsch.
Berl. Akad. Ber. 18(50, 536.
Hydrodynamik.
328. Untersuchungen über ein Problem der Hydrodynamik. Lejeune-Dirichlet.
Grelle LVIll, 181. — Dedekind. ibid. 217.
329. Ueber ein neues Gesetz der lebendigen Kräfte in bewegten Flüssigkeiten.
Stefan. Wien. Akad. Ber. XXlLYll, 420.
330. Ueber Reibung tropfbarer Flüssigkeiten. Helmholtz und v. Piotrowski.
Wien. Akad. Ber. XXXX, 60?.
331. On a new species of /igures of equHibriitm for revolving flrn'ds , the particles of toMch
attract one anolher according to Newtons theory. D ahlander, Phil. Mag.
XX. 119.
332. On the form asswned by a fluid shell revolving freely mithin a hotlow spheroid. Dah-
l ander. Phil. Mag. XX, 42(3-
333. On the form ofsatellites remlving at stnail distances from theh' primaries. Vaughan,
Phil. Mitg. XX, 409.
Hyperbel.
VergJ. Ellipse 287, Sphärik.
I.
Imaginaret.
331. NoHoelle thiorie des fonciiom de vttritibles itnagintiires. Marie, Jo7tm. Math^m.
XXV, 393, 457. [Vergl. No. 129.]
124 LiteratQrzeitnng.
335. Ueber die geometriaehe Darstellung' der Werthe einer Potenz mit complexer
Basis und eomplexem Exponenten. Dur ige. Zeitachr. Math. Pfajs. V, 345.
Interpolati<m.
336. Sur les formules dinterpolation de Lagrange et de Newton, Abel Trans on,
N. ann, math. XIX, 248. [Vergl. Bd. V, No. 112.J
Yergl. Methode der kleinsten Quadrate.
IrrationalgrÖssen.
337. Uebcr das Bationalmachen der Nenner der Brüche. Zehfuss. 6nin. Archir
XXXV, 117. [Vergl. No. 130.]
838. Die Lösung der Fermarschen Aufgabe : Wegschaffung der Wuraelgrösten aus
alg.-braischen Ausdrücken, in welchen solche als Summanden rorkommen.
Lehmann: Auszug aus einer Abhandlung von A. v. d. 8chulenburg.
Grün. Archiv XXXV, 207. _
339. Eiatit donni a| 4-]Ka2+ VT^^ . . . + ^a. = P, changeant dans ce polynome n' signes
et disignant le nottveau polynome par Q, combien PQ renferme -t- ü de guan-
tit4s irrationeües. Kessler, N. ann, math. XIX, 430.
Vergl. Näherungswerth.
Xegelsöhnitte.
340. Sur le triattgle cot^JuguS ä une conique, Salmon. N, ann. math. XIX, 345.
341. LieH des poles des cordes, qiä dans les courbes du second degri joignent les pieds des
normales d ces courbes menies d'un poiat de la divetoppie. Desboves. A. amn.
math. XIX, 253.
342. Lieu d'un point lel que les quatre tangentes men^es de ce pohä d deux coniques for
ment un faisceau harmonique . De Jonquiires.
Vergl. Ellipse, Geometrie (descriptive) , Gleichungen 325, Kreis, Parabel^
gphärik 392.
Xettanbrftehe. .
3 13. Zusammenhang unter den Coefficientcn zweier gleichen Kettenbrüche von rer.
schiedener Form. Heilermann. Zeitschr. Math. Phys. V, 362.
Vergl. AbePsche Function.
XrflfteparaUolograinm.
344. Ueber den Satz vom Parallelogramm der Kräfte. Schlomilch. Zeitschr.
Math. Phys. V, 435.
Kreis.
345. Ueber die Aufgabe , einen Kreis zu beschreiben , welcher drei gegebene Kreise
berührt. K er z. Grün. Archiv XXXV, i2L
KreisthoUung. .
346. Sur les diinseurs de certaines formes de nombres qui risultent de la theorie de la din-
sion du cercle, Kummer. Joum. Mathan. XXf^, Z6Q.
Krümmungshalbmesser.
347. Trouvei' Viquation de la courbe teile , que ses rayons de courbure soient vus d'tn point
donne sous im angle donni. Lecocq N ann. math, XIX, 285.
Kristallographie.
348. Ueber das Gesetz der rationalen Verhältnisse der Tangenten tautoionaler Kry-
stallkanten. y. Lang. Wien. Akad. Ber. XXXXI, 525.
349. Ueber die direete Construction der schiefachsigen Krystallgestalten aus den
Kantenwinkeln. Niemtschik. Wien. Akad. Ber. XXXXI , 535.
Loxodroma.
350. Ueber Loxodromen auf Umdrehnngsflächen. Junge. Zeitschr. Math. Phy$.
V, 296.
Literaturzeitung. 1 25
if^^iyw^ ||]|{[ Mininift.
35L. Beiträge zur- Lehre von Maximum und Minimum. Brenner. Grün. Archiv
XXXV, 157.
Zhl, Soluüo prohlematis geometrici. L in dm an, Grnn. Archiv XXXV, 481.
353. Sur ie point d'une tangenU d la courbe y» = F(x) gui satufmi d la condilion de ren-
dre V, ,^c vn maximwn oü un miHimvm. Kessler. N. (tnn. math, 'XIX, 433.
J? [X)
Vergl. Ellipse 287, Parahel.
Xeohaoik.
354. Bemerkungen über Lagrange*s analytische Mechumk. Bley. Grün. Archiv
XXXV, 275.
355. Memoire sur la roiation d'un corps solide autour de son eentre de gravttä. Lafon.
Campt rend. LI, 724.
356. Mouoement du pendule. Fink. N. ann. math. X7X, 449.
357. Mechanische Aufgabe. Kahl. Z eits ehr. Math. Phys. V, 298.
358. (hl the pressure of earih on revetmenl walls. Sylvester. Phil. Mag. XX, 489.
259. Memoire sur le spwal rigltmt des chronometres^et des montres, Phillips, iovm.
Malhcm. XXr, 313.
Vergl. Aerodynamik, Astronomie, Attraction, Elasticität, Elektrodynamik,
Foncault'scher Pendelversuch, Hydrodynamik, Kräfteparallelogramm, Plani-
metrie 373, Wärmetheorie.
Kethode der klainttaa Quadrate.
360. lieber Interpolation nach der Methode der kleinsten Quadrate. Borchardt.
Grelle LVni, 270.
Kahenmgswerth.
36U On Poncelet's approximate linear valuation ofsurd forms. Sylvester, Phil. Mag.
XX, 203, 307, 525.
362. On approximation to the integral^ of irrational functions by means of rational substitu-
tions. Merrifield. Phit. Mag. XX, 446.
Oberflächen.
363. Ueber Prof. A. Müller^s DiscuHsionsmethode der algebraischen Flächen höherer
Ordnungen. P e t z v a 1. Wien. Akad. Ber. XXXXI , 735.
364. Untersuchungen über einige Arten von Flächen. Bo eklen. Grün. Archiv
XXXV, 93.
VergL Attraction 259, Hydrodynamik 331, 332, 333, Loxodrome, WeUenfläche.
Oberflächen iweitor Ordnung.
365. Sur les lignes de courbwre des surfaces du second ordre Aoust. Compt. rend. LI, 640.
366. Propra tes des tetraedres conjugu^s dans le^ surfaces du second degri. Painvin.
N. ann. math. XIX, 290.
367. Ueber die geodätischen Linien auf dem ElHpsoid. Boeklen. Grün. Archiv
XXXV, 101.
368. Etant dmnis deux eWpsoides A «/ B , trouver le Heu des sommets des tri^dres dant
les faces sont tangenies d A et paralleles d trois plans diamitraux conjugu^s de B.
Lemoine. N. ann. math. XIX, 349.
369. Risumi d'une ih^orie des coniques sphMques homofocales et des sitrfaces du second
ordre ho9nofocale9. Chasles. Jouni, Math6m. XXF, 425. [Vergl. No. 167
und No 194.]
Vergl. Parabaloid.
P.
Parabel.
370. Ueber die g^össten Polygone, die sich über eine gegebene Gerade einer Parabel
einschreiben lassen. S. Spitzer. Zeitschr. Math. Phys. V, 363.
120 Läteratarzeitung.
Tvabtloid.
371. lieber homofocsle Paraboloide. Boeklen. Onm. Archiv XXXV, 81.
Vergl. Analytische Geometrie des Baumes 243.
Planimetrie.
372. Verwandlung eines Dreiecks in ein gleichseitiges Dreieck ron gleichem FUcben*
Inhalt durch Rechnung. Nagel. Grnn. Archiv XXXV, 118. [Vergl. No. 184.]
373. Thäoremfi siar le Mangle drconscrit ä un ce^cle, Harcourt. N. ann, wuUk, XIX^
437. — Lebesgue. ibid. 438.
374. Sur deux polygones circonscriptibles ä des cercUs, Siacchi et Poitraseo».
N, am. math. XIX, 420.
375. Thiorhnes sur les cercles qid touchent les cot4s d^wi triangle. NageL N, anu wutk,
XIX, 354. — Housel, ibid, 438.
Polare.
Vergl. Analytische Geometrie des Baumes 244, 245, Determinanten in geome-
trischer Anwendung 277.
Potential.
370. Das Potential eines homogenen rechtwinkligen Parallelepipednms. Bothig.
Grelle LVm, 249.
Prodnktanfolge.
377. TMcirhne d*hi4galU4 sur tat prodmt corUiim, Schlömilch. N, ann. math, XIX, 7S0.
— Prouhet. ibid. 281.
Progression.
378. Bedeutung und Gültigkeit der allgemeinen Formeln für t und s der arithmeti-
schen und der geometrischen Progression für den Fall, dass diis » dieser
Formeln eine gebrochene Zahl ist. Helmes. Grün. Archiv XXXV, 13'».
379. Note sur la di/firettce de deux puissances consecutives. Tronsens. N, axn. matk.
XIX, 310.
Ooadratisdhe Pormen.
380. Die trinären Zahlformen und Zahlwerthe. Simerka. Wien. Akad. Her.
XXXVIII, 390.
381. Sw* le nombre des classes diff Gentes de f armes quadratiques ä ditermntnds nigatifs.
Kronecker. Joum. Mathim. XXV, 289. (Vergl. Bd. V, No. 434.]
382. Sur la forme x» 4- y» + 2 (z* + 1«). Liouvill e. Journ. Mathim. XX F. 2ö9.
383. Sur la forme x«4-y*+4 (B*-f t«j. LiouvUle. J&um. Matkhn. XXV, 305.
BefihfflinftTi^imf
384. AritMnographe polychrome. Dubais. Campt, rend. LI, 293.
Befraotioa.
385. Ueber atmosphärische Strahlenbrechung. Kummer. Berl. Akad. Ber. 1860, 405.
* Beihea.
386. Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Beihen. Win ekler. Wien Akad.
Ber. XXXXI, 675.
387. Ueber die Differentiation unendlicher Potenzreihen. Schlömilch. Zeitschr.
Math. Phys. V, 292.
388. Somme de la serie S ^ ' V oV ^^""" ^^ • 7r-rr n ^^^S «• ^ouim. Mathim.
1 .2. 3 . . .n 2tt(2n4'l)
XXV, 367.
11=00 xp
389. Summirung der unendlichen Beihe Ä* = 27 — r— z — r~. ; • a m E n d e.
p_lfl^p» + öiP*-^ + ...+«•
Grün. Archiv XXXV, 220.
390. Egalitis entre des sommes qui dipendent de la fonetion numhique £ (x). L iou9ille.
Journ. MalkAm. XXV, 287, 455.
Vergl. Combinatorik, Progression, Taylor's Beihe, Zahlentheorie 409.
Literatarzeitnng. 127
0.
SphArik.
391. Einiges über sphärische Curven. B a c a 1 o g 1 o. Qrnn. Archiv XXXV, 57,
392. Sw tes coniques sphbriqueg, Cremona. iV. amu math, XIX, 269. [Yergl. No. 194.]
393. Sur Thyperbole sphh'ique. Dupain, N. arm, math, XIX, 315.
394. Ueber die Fläche des sphärischen Vierecks. Strehlke. Gran. Archiv XXXV,
104, 447. [Vergl. No. 193.]
395. Sur les poli/goneg reguliers spheriqueB, Faure, N. am, math. XIX y 421.
Stereometrie.
396. Sitr la Classification des potyedres, PK Breton, Compt. rend. LI, 722.
T.
Tabellen.
397. Tafeln der ans I7ten, 19ten, 23sten und 29sten Einheitswarsein gebildeten com-
plexen Primfactoren aller Primzahlen im ersten Tausend. Benschle.
Berl. Akad. Ber. 1H60, 714. — Kummer, ibid. 734.
398. Fehler in Schrön*s siebenstelligen Logarithmentafeln, Ausgabe 1860. Grün.
Archiv XXXV, 120.
Vergl. Geschichte der Mathematik 313.
Taylor'sohe Beihe.
399. IdetUüi de deux expressions du reste de la sirie de Taylor, Jurgensen, N, ann,
math, XIX, 308. —Roche, ibid. 311.
Trigonometrie.
400. Recueil de formules relatives aux fonctions circuUnres et logarithmiques, N, an», math,
X/X. 401.
401. Formule pour Vaire d'un triangle, Wiart. N, ann, math. XIX, 283.
402. Transformation ti^gonomitrique. Forestier, N. anti. math, XIX, AiS»
VergL Analytische Geometrie des Raumes 240.
V.
* Tariationsrechnnng.
403. Ueber die Methode , die grössten und kleinsten Werthe unbestimmter Integral-
formeln zu finden. Löffler. Wien. Akad. Ber. XXXIV, 227.
404. Beitrag zum Probleme der Brachystochrone. Löffler. Wien. Akad. Ber.
XXXXI, 53.
Vergl. Näherungswerth 361.
■w #
warmetheorie.
405. On the relaiion betmeen the radinting and absorbing powers of different bodies ffnr light
andheat, Kirchhof/', Phil, Mag. XX, 1. '
Wahrscheinliobkeitsreohnuiig. •
406. Note sttr le prob/eme de taiguille et lejeu du Joint couvert, E, Barbier, Joum,
Mathim. XXV, 273.
Wellenfläohe.
407. Ueber eine optische Eigenschaft von unendlich dünnen gradlinigen Strahlen-
bündeln. Kummer. Berl. Akad. Ber. löÖO, 469. [Vergl. Bd. V, No. 260.]
* Wendelinie.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 247.
Zahlenreehnen.
408. Directe wissenschaftliche Begründung des üblichen Verfahrens bei der Division
und Wurzelausziehung in dekadischen Zahlen. Niegemann. Grün. Archiv
XXXV, 201.
1 28 Literatarzeitnng.
ZBlileiia«orie.
409. Ueber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen Grenze. Scheibner.
Zeitechr. Math. Phys. V, 233. [Vtrgl. Bd. V, No. 481.]
410. Note mar let congruences. ' LeBengue.' Compt. raid. LI, 9.
411. Note au sujei d*une tkeoveme de M. Kronecker. LiouviUe. Joum, Mathim. XXF,
207. [Vergl. Xo. 215] ^9
412. Einfache Methode, die Reste der Zahl 9 bei der Division dnrch dii' Prim-
zahlen zu finden. Niegemann. Gran. Archiv XXXV, 1 19.
413. Sur la d^comjfositimi de 4z' en diffvrence de deux citrres entiera. Kettler. -V. «n.
math. XIX, 434.
414. Sur le prodmt de deux nomhreg premier» tun de la forme 8k-|-3 et Fauire de la form
8h + 5. LiouviUe. Journ, Math^. XXF, 303.
415. Thioreme eoncemaut fe triple d'un nombrt premier de la forme 8^ + 3. LiouviUe.
Journ. Maihcm. XXF, 475.
416. Thiorhne concemant /es nombr es pr emiers de la forme Sfi'^b. LiouviUe. Jottnt.
Mathem. XXF, :^00.
417. Sur les nombres prenders de la forme 16k + 7. Lio uv i lle. Journ. Maihcm* XXF, 301.
418. Nouveau theoreme concemant les nombres pr emiers de la forme 24 k -♦• II. LiouviUe.
Journ. Mathem. XXF, 309.
419. Theoreme concemant les nombres premers de Iti forme IW^ 19. LiouviUe. Journ.
MatJUm. XXF, 311-
420. Thioreme concemant les nombre» prenders de la forme 40 ft -f. 7. LiouviUe. Journ.
Mathim. XXF, 389.
421. Theoreme concemant les nombres premiers de Vune ou de tautre des deux formr*
40itt+ll, 40it*+l9. LiouviUe. Journ. Mathem. XXF, 387.
422. Thioreme concemant les nombres Premiers de la forme M^^-^-^Z. LiouviUe. Journ.
Mathhn. XXF, 391.
Yergl. Cubische Formen, Quadratische Formen, Reihen 3W.
Zinfreehnung.
423. Ueber Verlegung der Zahlungstermine. O et tinger. Zeitschr. Math. Phys.
V, 433. [Vergl. No. 230.]
424. Ammitis. Cuenoud. N. ann. math. XIX, 336.
Druck von B. G. T(^ub'ne^ in Dresden.
«tamped Zoi. ^'°'^ *^° ^»«t date
time. ^ " ''^'^°°'* the «pecifieä
Please retum promptly.
3 2044 102 937 943
«s.^
' \
'.r^
;<