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Zeitschrift
für
Mathematik und Physik
herausgegeben
unter der vcruiitwortlichen Ucdactioii
Dr. O. Schlömilch, Dr. E. KaM
und
Dr. M. Cantor.
Sechster Jahrgang.
Mit (I litlio^rnpliirteu Tafeln und llolzscluiitten.
. LEIPZIG,
Vorlag von B. G. Teubnor.
1861.
'i92^ri^
Inhalt.
Arithmetik und Analysis.
Seile
Neue Aaflösong der biquadratischen Gleichungen. Von O. Sculömilcb ... 49
Auwendung der OHcillirendcn Kettenbrüche zur gleichzeitigen Bestimmung
sweier Wurzelwerthe einer Gleichung. Von Dr. L. Mattbikssen ... 51
lieber die Berechnung des Integrallogarithmns und einiger damit zusammen-
hängenden Functionen. Von Prof. Dr. Bbbtschnbidbb 127
Ueber einige Integralformeln. Von O. Schlömilch 205
Ueber die durch Sieben messbaren Zahlen. Von E. Böhbinobb 262
Zur Integration partieller Differentialgleichungen. Von Prof. Spitzeb • . . 262
Zar Theorie der bestimmten Integrale. Von Dr. Ehrrpeb . . . .280
Ueber arithmetische Progressionen von Primzahlen. Von M. Camtob . . . 340
Ueber einige bestimmte Integrale. Von Dr. Ennbfbb 405
Ueber die Lambert^sche Reihe. Von O. Schlömilch 407
TheoretiBohe und praktische Oeometrie.
Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie. Von Dr. W. Fiedleb . 1
Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung starrer Sy-
steme. Von K. KÜPPEB 12
Beispiel einer Cubatur uud Quadratur nach geometrischen Postulaten. Von
Dr. Hoppe 50
Formeln zur geodätischen Ortsberechnung. Von Prof. Rooo 58
Ueber die Anwendung der Affinitätsaxen zur graphischen Bestimmung der
Ebene. Von Dr. Fiedleb 76
Zur Geome^trie der Lage. Von M. Sattblbbboeb 81
Ueber den mittleren Fehler der Kettenmesaungen. -Von Prof.
Dr. WlKCKLEB J09
Ueber Dreiecke und Tetraeder , welche in Bezug auf Curven und Oberflächen
zweiter Ordnung sich selbst conjugirt sind. Von Dr. Fiedleb .... 140
Elegante Ableitung der Formeln für den sphärischen Excess. Von Dr. Wbbbeb 146
Ueber s'phärische Kegelschnitte. Von Dir. Dr. Heilbbmann . . . 153
Ueber einige algebraische Curven, von denen die Lemniscate ein spcciellcr Fall
ist. Von Prof. Tobtolihi 209
Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel, als be-
sonderer Fall des allgemeinen Vierecks. Von Prof. Dr. Baue 221
Bemerkung über Curvenconstructionen. Von O. Schlömilch 260
Ueber die Anzahl der Geraden, Ebenen und Punkte, welche
durch gegebene Punkte, Gerade und Ebenen bestimmt
werden. Von Prof. Bbetschbeideb 311
Bemerkungen über confocale sphärische Kegelschnitte. Von Dir. Dr. Heileb-
MABN . 326
Bemerkung über die Rectification der Ellipse. Ton O. Schlömilch .... 330
Ueber ein System verwandter Curven und Flächen zweiten
Grades. Von Dir. Dr. Heilbbmann 353
Ueber die graphische Bestimmung der Kegelschnitte nach den Sätzen von Pas-
cal und Brianchon. Von Dr. Fibdlbb 415
ireber die gleichseitig -hyperbolischen Schnitte der Flächen zweiten Grades.
Von O. Scblümilcb 418
Mechanik.
Nachträge und Verbesserungen zu der Schrift : Neue Untersuchungen über frei
rotircndo Flüssigkeiten im Zustande des Gleichgewichtn, Von Dr. Mat-
TH1B88BH 67
X II11«%1 u
\
Ueber die Controverse swischen Doppler und PetzvaJ besug^- ^«i^
[■ lieh der Aenderung^ des Tones und der Farbe durch Be-
weg^ an g. Von Dr. Mach 120
Bedingung der Stabilität eines auf dem Gipfel einer Fläche ruhenden Körpers.
j Von Dr. Hoppe 213
I Ueber die zweckmässigste Form der SpitEgeschosse. Von Gene-
rallieutnant von Rouvrot 235
Ueber die Gleichgewichtscurve einer, proportional dem Wege ihres Angriffs-
punktes sich verändernden Kraft. Von £. Noeggeratb 33*1
Einfache Näherungsformel sur Berechnung der einem gegebenen Manometer-
stande entsprechenden Windmenge eines Gebläses. Von Bergrath Prof.
Wbisbach 421
Optik.
Chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen. Nach Kirchhoff und Bun-
sen; von £. Kahl 79
Ueber das Verhalten der Gase im glühenden Zustande. Nach- Kirchhoff; von
E. Kahl 149
Ueber Spectralbeobachtungen. Nach A. Mousson ; von E. Kahl 429
Wärmelehre und Molecularphysik.
Zur mechanischen Wärmelehre. Von Prof. Marr 72
Wärmeleitnngsfähigkeit des Wasserstoffgases. Nach Magnus ; von E. Kahl . 215
Beiträge zur Kenntniss der Gesetze der Gasabsorption. Nach Sims .... 3-l(t
Elektricität und MagnetismuB.
Eine neue Art elektrischer Ströme. Nach G.Quincke; von £. Kahl ... 151
Ueber Magnetismus. Von Stud. G. Roch 182
Verbesserung eines Elektroscops. Von Prof. Dr. Dkllmann 216
Elektrische Untersuchungen. Von Prof. Dr. Dbllmakh 240
Die zweckmässigste Form der Zink - Eisensäule. Von Prof. Dr. Dkllmann . . 287
Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen
Telegraphie. III. Von Dr. Zetzschb 373
Ueber die Forttühmng materieller Theilchen durch strömende Elektricität.
Nach G. Quincke ; von E. Kahl 429
Ueber ein reproducirbares Stromwiderstandsmaass. Nach Matthicssen; von
E. Kahl 430
Meteorologie.
Ueber den Zusammenhang der Witterungserscheinungen. Von
Prof. Dr. Dellmann 37
Ueber die Theorie des Nordlichts. Von Prof. Dr. Dellmann 274
Vermisohtee.
Ueber ein neues , dem Kalium nahestehendes Metall. Nach Bunsen und Kibch-
hoff 220
Darstellung des Sanerstoffgases , von Dbvillr und Dbbbat 3 13
Neues Metall. Nach Bunsen 344
Ueber die Existenz eines vierten Metalls der Calciumgruppe. Nach Duprk und
Cbookes 344
Ueber die Darstellung fester Kohlensäure. Nach Loir und Drion 345
» Das Cäsium und Rubidium. Nach Kirchhoff und Bunsen ; von E. Kahl . . . 429
L
Zwei Hauptsätze der i^eueren Oeometrie.
Von Dr, Wilh. Fiedler,
Lehrer an der Königl. Qewerbschnle zu Chemnitz.
Die beiden allgemeinen Sätze, deren Darlegung and Erläuterung ich
beabsichtige, betreffen die bomographische Theilung und die In-
volution. M. Chasles bat in seinem ^^Traiii de giamitrie supetieure^^ da-
von die folgenden Definitionen gegeben ; zuerst in Betreff der bomograpbi-
sehen Theilung : Wenn zwei gerade Linien durch Punkte , die sich einer
BU einem entsprechen^ so getheilt sind, dass das anharmonische Verhält-
niss von vier beliebigen Punkten der einen dem anharmonischen Verbält-
niss der vier entsprechenden Punkte der anderen gleich ist , so sagen wir,
dass diese beiden geraden Linien homographisch getheilt sind, oder auch,
dass ihre Punkte zwei bomographische Theilungen bilden.
Und wenn in zwei Strahlenbüscbeln , deren Strahlen sich einer zu
einem entsprechen, vier beliebige Strahlen des ersten ihr anharmonisches
Verhältniss immer dem der vier entsprechenden des zweiten gleich haben,
so sagen wir, dass die beiden Büschel homographisch sind. (No. 09.'^)
Und betreffs der Involution: Wenn drei Systeme von zwei conjugirten
Funkten, die in derselben geraden Linie liegen, so beschaffen sind, dass
vier dieser Punkte , in den drei Systemen genommen , ihr anharmonisches
Verhältniss gleich dem ihrer vier conjugirten haben ^ so sagen wir, dass
die sechs Punkte in Involution sind. (No. 182.) Und sechs von demselben
Punkte ausgehende und paarweis conjugirte gerade Linien sind in Involution,
wenn irgend vier derselben, in den drei Paaren genommen, mit ihren vier
conjugirten das nämliche anharmonische Verhältniss haben. (No. 243.)
Man weiss, welche Entwickelung und Anwendung M. Chasles diesen
Begriffen gegeben hat. In neuester Zeit hat nun der ausgezeichnete
Geometer diese beiden Sätze unter einem neuen Gesichtspunkte gefasst
und dieselben dadurch zu wahren Fundamentalsätzen der neuem Geome-
♦> Die Citste beziehen sich aaf die Originalausgabe.
MUebrift f, MMheaoLtik a, Pby§ik. VI i.
Zwei Haujj^fs&tze* der Dcaeren Geometrie.
■ • •
trie gemacht. In .^cipea 'Vorlesungen an der Pariser Faculte des Sciences
hat er zuerst die/Vortheile der neuen Auffassung entwickelt, und sie so-
dann in einemidj4^a Compies rcndus der Academie niedergelegten Memoire
allgemeiner Wgälnglich gemacht. (C, r. L 41 , p. 1097.)
Ich Yr{kbe die Absicht, diese Auffassung hier darzulegen, indem ich
die Bej^^isgründe hinzufüge, die Chasles an jener Stelle nicht gegeben
htft/.thlä die Sätze an einigen Beispielen erläutere.
'.«••'Ich gebe zunächst die beiden Sätze in ihrer neuen Ausdrucksweise
• •••*- selbst: sie hcissen:
• • • '
••. ' I.Wenn man in einer Aufgabe, worin keinerlei Trans-
cendenten vorkommen (weder Functionen nochCurvon) zwei gerad-
linige Keihen von Punkten (auf einer und derselben geraden Linie
oder nicht) hat, und wenn nach der Natur der Aufgabe sich die
Punkte beider Reihen in der Weise entsprechen, dassjedom
Punkte der ersten Reihe nur ein Punkt in der zweiten zuge-
hört, und umgekehrt einem Punkte der zweiten nur ein be-
stimmter Punkt in der ersten, so kann man dar aus schliessen,
dass diese zweiReihen vonPunkten homographisch sind, oder
das 8 das anharmonischeVerhältniss von irgend vi er Punkten
der ersten dem der entsprechenden vier Punkte der zweiten
gleich sei.Mit andern Worten, das bezeichnete Entsprechen zweier gerad-
linigen Punktreihen ist stets ein anharmonisches Entsprechen.
Ganz dasselbe Princip ist auf ein Strahlenbüschel und eine geradlinige
Punktreihe anwendbar, nämlich: Wenn man zeigen kann, dass
je einem Strahl des Büschels nur ein Punkt der Reihe und
umgekehrt einem Punkte der Reihe nur ein Strahl des Bü-
schels entspricht, so ist daraus zu schliessen, dass das an-
harmonische Verhältniss von irgend vier Strahlen immer
gleich dem der entsprechenden vier Punkte sein wird, oder
dass die Punkte der Reihe und die Strahlen des Büschels sich anharmo-
nisch entsprechen.
Endlich gilt dasselbe von zwei Strahlenbüscheln : Wenn sich zwei
Strahlenbüschel dergestalt entsprechen, dass jedem Strahl
des einen nur ein Strahl des andern zugehört und umgekehrt,
80 ist das Entsprechen anharmonisch, oder das anharmonische
Verhältniss von irgend vier Sti:ahlen des einen Büschels ist dem der vier
correspondirenden des andern gleich.
IL Wenn man in ein^r Aufgabe, in welcher keinerlei
Transcendenten vorkommen, zwei Reihen von Punkten (auf ei-
ner und derselben geraden Linie oder nicht) hat, undwennnachdenBe-
dingungen der Aufgabe je demP unkte der ersten Reihe nur ein
Punkt der zweiten entspricht, aber jedem Punkte der zwei-
ten Seihen immer zwei Punkte der ersten in völlig gleicher
Von Dr. Wilh, Fiedler. 3
Weise, so hat man zu schliessen, dass alle diese Paare von
Fankten in Involution sind, und dass sie den einzelnen Punk-
ten der zweiten Reihe anharmonisch entsprechen. Und die-
ser Satz erleidet die nämliche Ausdehnung wie derersteauf
eine Pnnktroihe und ein Strahlenhüschel und auf zwei Strah-
lenhüschel.
Ohne jetzt auf die Fruchtbarkeit der neuen Ausdrucksweise einzu-
gehen , erörtere ich zunächst ihre Richtigkeit.
Angenommen, dass — was den ersten Satz über die Homographie
zweier Punktereihen betrifft — der bewegliche Punkt m die erste Reihe
und der Punkt ni die zweite Reihe durchlaufe , und dass a in jener, V in
dieser je ein fester Anfangspunkt sei , von dem aus man die durchlaufenen
Segmente zählt, so ist Folgendes ausser Zweifel: Die zwischen je zwei
entsprechenden Punkten beider Reihen bestehende Relation muss sich in
einer Gleichung zwischen zwei Veränderlichen ausdrücken lassen, welche
keine andern als die zwei Segmente am und h'm sein werden; gewiss muss
diese Gleichung rein algebraisch sein, und gewiss kann sie hinsichtlich
beider Veränderlichen nur in gleicher Weise vom ersten Grade sein , so-
bald man die eine Veränderliche als constant betrachtet, weil jedem
Punkte der einen Reihe nur ein Punkt der andern entsprechen soll. Die
allgemeine Form dieser Gleichung ist daher
am . Vtn + A . a w + fi . h'm -f- v = 0
(wo 1, m V constante Coefficienten sind) ; hier entspricht jedem bestimmten
Werthe von am ein bestimmter Werth von h'ni und umgekehrt.
Ganz dieselbe allgemeine Gleichung drückt aber die Homographie
zweier geradlinigen Punktreihen aus; sie ist in No. 131 der „Geom. super. ^^
gegeben. Hier ihre kurze Ableitung: Wenna,&,c drei Punkte der ersten
geraden Linie und d^\c die drei entsprechenden Punkte der zweiten sind,
und ein vierter Punkt m der ersten Linie willkührlich angenommen wird,
so ist der ihm entsprechende Punkt m der zweiten durch die Bedingung der
Gleichheit der anharmonischen Verhältnisse beider Theilungen bestimmt:
am ac ^^dm de , am dm* fac dc\
hm' bc b'm' ' b'c bm b'm \bc' b'cj»
So lange man nun die Punkte m, m' respective immer auf die drei ersten
Punkte a, 6, c, a',6',c bezieht, ist —: —, eine Constante, und man kann
schreiben
am , am
bm bm
Dies passt ohne Weiteres auf den jetzigen Fall; a und b' waren die beiden
feiten Punkte der ersten und zweiten Punktreihe , d und b sind daher ihre
entsprechenden Punkte der zweiten und ersten Reihe. Und man hat zwi-
schen ihnen die Gleichung
am , b'm' — k . bm .aW = 0.
\*
Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
Aus derselben sind nun die Segmente btn und am zu entfernen, weil sie
die der gegenwärtigen Frage fremden Punkte a und b enthalten; das ge-
schieht einfach durch die Substitutionen
btn ^= am — abt a'm'^=^b'm — 6V,
and man erhält
am . b'm — k(am — a 6) {b'tn — 6'a') = 0 ,
oder
am . b'm' + T.^'^'* ^^ H T.^^ . 6'm' — ä . ab .6V'=0,
welche man mit Rücksicht auf die in der Frage constanten Grössen schrei-
ben darf:
am . b'm' + A . am + ft . b'm' -j- v = 0 ,
wie oben. Wenn hierdurch die neue Fassung für den ersten Sats in Besug
auf zwei Punktereihen vollständig bewiesen ist, so lehren die bekannten
Zusammenhänge zwischen Punktereihen und Strahlenbüscheln, die die
wesentliche Grundlage der gesammten neueren Geometrie bilden , dass für
die Geltung desselben Satzes in Bezug aaf eine Punktereihe und ein Strah-
lenbttschel und in Bezug auf zwei Strahlenbüschel keine besondem Beweise
nöthig sind, oder dass der hier angewendete Beweis sich einfach auf sie
übertragen lässt.
Der Beweis des zweiten Satzes wird durch folgende Schlüsse geführt.
Die Involution und die homographische Theilung hängen bekanntlich aufs
Engste zusammen. Wenn aa'^ 6^' zwei Punktepaare sind, so kann man
eine Unendlichkeit von Paaren cc^ dd', ee, . . bestimmen, deren jedes mit
a a und b b' eine Involution bildet. Die Punkte a^b^c^d^e.., und die Punkte
a\b',Cyd^^e. . . bilden alsdann zwei homographische Theilungen; denn die
vier Punkte a,b^a\c müssen nach dem Begriff der Involution ihr anharmo-
nisches Verhältniss dem der vier Punkte a\b',a,c gleich haben. Betrach-
tet man nun, wie es nach dem Gesagten in Ordnung ist, die drei Punkte
a,b^a' der ersten und die drei a'^b'^a der zweiten Tneilung als fest und lässt
die Punkte c^c alle Lagen durchlaufend sich bewegen, also cde...^ cde,.,
beschreiben , so müssen ihre entsprechenden Orte zwei homographische
Theilungen bilden. Und wenn nun in diesen beiden Theilungen einen Punkt
c der zweiten als der ersten angehörig betrachtet, so wird dann c sein
entsprechender in der zweiten sein; denn wegen der Involution der drei
Segmente aa', bb'^ cc ist das anharmonische Verhältniss der vier Punkte
a^b^a\c dem der vier a\b'^a^ c gleich, d. h. dem Punkt c\ als der ersten
Theilung angehörig betrachtet, entspricht in der zweiten der Punkt c. Und
sobald diese Statthaftigkeit der Vertauschung eines Punktes mit seinem
Homologen in zwei homographischen Theilungen derselben geraden Linie
für ein einziges Paar entsprechender Punkte gilt , so ist sie für alle wahr
und kann daher als ein Cbarakterzeichen der Involution angesehen wer-
den. Denn wenn die vorher gebrauchte allgemeine Gleichung durch die
Von Dr. W. Fiedler.
rfWMM^W^^iM
Voranssetsung, dass jetzt ftir die beiden Tbeilnngen der nämlichen
geraden Linie nur ein fester Anfangspunkt a statt der beiden a und b
genommen werde, in
am . am + X . am + (i . am' + v = 0
fibergeht, so muss diese Gleichung, wenn sie die Vertauschung von am
mit am' auch nur einmal gestatten soll, durch die Erfüllung der Bedin-
gung X=f* au
am , am' + k {am + am') + v = 0
werden; nun enthält sie am und am' in ganz gleicher Weise und diess
•chon seigt die allgemeine Gültigkeit der Vertauschung.
Aber sie geht auch aus der Natur der Involution hervor. Seien
a, bj c drei Punkte der ersten , a', b'^ c die entsprechenden der zweiten Thei-
Inng, und habe c, als der zweiten Theilung angehörig betrachtet, c zum
entsprechenden Punkt in der ersten, so muss auch a' der Punkt der er-
sten Theilung sein, der dem a, als Punkt der zweiten Theilung betrach-
tet, entspricht; denn die Punkte a,b,c^c der ersten Theilung haben nach
der Versetzung zu entsprechenden in der zweiten die Punkte a',b',c'^c\
folglieh sind die drei Paare von conjugirten Punkten aa'^ bb'^ cc in In-
volution und also haben die zwei Reihen von Punkten aa'bc und a'ab'c
gleiches anharmonisches Verhältniss, d. h. der Punkt a, als der zweiten
Theilung angehörig betrachtet, hat zum homologen Punkt in der ersten
den Punkt a'] und in gleicher Weise würde sich die Vertauschbarkeit
flii jedes andere Paar entsprechender Punkte beweisen lassen.
Eben diese VertauschungsfähigkiBit aber ist der Coincidenzpunkt der
hier gegebenen allgemeinen Betrachtungen mit den Voraussetzungen der
zu beweisenden gegenwärtigen Auffassung im zweiten Satze. Denn be-
zeichnet man die zwei Punkte der einen Punktreihe, die dem einen
Punkte in der andern entsprechen, mit m'^ m\ so kann man wie bei der
Entwicklung des vorigen Satzes die Lage dieser Punkte durch die An-
gabe ihrer Segmente von zwei Anfangspunkten aus bestimmen. Dann
müssen nach dem bereits bewiesenen ersten Satze die Reihen der Punkte
m', m" mit einander homographisch sein, da jedem Punkte m' nur ein
Punkt m" und umgekehrt entspricht. Was aber diesen Fall von der
blossen einfachen Homographie unterscheidet, ist eben diess, dass dem
einen Punkte m ganz in gleicher Weise die beiden Punkte m\ m" ent-
sprechen, dass also jedem dieser Punkte, mag man ihn als der ersten
oder zweiten Theilung angehörig denken, immer derselbe homologe Punkt
zugehört. Daher ist diese Homographie eine Involution.
Hiemach ist hier nur noch hinzuzufügen, was man unter dem an-
harmonischen Entsprechen einer Reihe involutorischer Segmente mit einer
Reihe von Punkten versteht. Wenn man als den Pol eines Punktes be-
sttglich eines Segmentes den conjugirt harmonischeii P\mk\. ^^%i%^«^
im VerhäJtoitiv »u den Endpunkten des 'Segments vexB\A\a\.) «^ V^^• tsas&
6 Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
diesen Satz: Wenn vier auf einer geradenLinie angenommene
Segmente in Involution sind, so ist das anharmonische Yer-
hältniss der Pole eines Punktes der Linie bezttglich dieser
Segmente constant, welches auch der Punkt sei.
Dieser Satz ist eine unmittelbare Consequenz des ersten Hauptsatzes ;
denn wenn man irgend zwei Paukte der geraden Linie denkt, und deren
zweimal vier Pole in Bezug auf die gedachten Segmente bestimmt, so
entsprechen sich diese ganz in der dort vorausgesetzten Weise und müs-
sen sich daher anharmonisch entsprechen. Jenes anharmonische Verhllt-
niss der vier Pole wird, da es für dieselben involutorischen Segmente
constant ist, das anharmonische Verbal tniss der vier Segmente
genannt. In dem speciellen Falle, dass der eine dieser beiden Punkte
im Unendlichen liege, werden seine Pole in Bezug auf die vier Seg-
mente die Mittelpunkte derselben und man kann daher sagen, dass das
anharmonische Verhältniss von vier involutorischen Seg-
menten dem ihrer vier Mittelpunkte gleich ist
Und nach dieser Erklärung ist nach dem ersten Satze kein Zweifel,
dass das Entsprechen jener Ponktreihe m und dieser Reihe involutori-
scher Segmente m\ m ein anharmonisches ist. *
Ebenso wie der erste Satz überträgt sich der jetzige auf eine Punkt-
reihe und ein Strahlbüschel und auf zwei Strahlbüschel, und ist somit
hierdurch vollständig bewiesen.
Einige Beispiele werden nun die grosse Tragweite dieser Sätze
deutlich machen.
Zu Satz I. Man denke einen Kegelschnitt und zwei feste Tangen-
ten an denselben; eine bewegliche Tangente dieses Kegelschnitts wird,
dann auf jeder von diesen beiden eine Punktroihe beschreiben ; in diesen
Reihen entspricht jedem Punkt der ersten ein und nur ein Punkt der
zweiten und umgekehrt. Demnach müssen beide Reihen homographisch
sein, oder das anharmonische Verhältmss von irgend vier Punkten der
ersten ist dem der vier entsprechenden Punkte der zweiten gleich.
Und dem entsprechend denke man einen Kegelschnitt und darin
zwei feste Punkte, lasse nun einen Punkt sich auf dem Kegelschnitt be-
wegen und verbinde ihn in jeder seiner Lagen mit jenen beiden durch
eine gerade Linie; man erhält zwei Strahlenbüsehel , in denen jedem
Strahl des einen ein und nur ein Strahl des andern entspricht und um-
gekehrt, und dieselben müssen daher sich anharmonisch entsprechen, d. h.
das anharmonische Verhältniss von irgend vier Strahlen des einen Bü-
schels muss gleich sein dem anharmonischen Verhältniss der vier ent-
sprechenden Strahlen des andern. — So ergeben sich also die anharmo-
nischen Eigenschaften der Kegelschnitte unmittelbar und ohne Beweis
aus der blossen Darlegung des Sachverhaltes und dem Satze I. Man
erkennt erat die gaaze JBadentung dieser Ergebnisse, wenn man bedenkt,
Von Dr. W. Fifdler.
dass alle die allgemeinsten Sätze über die Kegelschnitte aus ihnen ent-
springen; 80 der berühmte Satz von Pasc als mystischem Sechseck imd
sein reciproker, der Satz von Desargues über die Involution von sechs
Punkten, der von Newton über die organische Beschreibung der Kegel-
schnitte, der von Pappus über das Vcrhältniss der Perpendikel, die
man von irgend einem Kegelschnittspunkto auf die Gegenseiten eines ihm
eingeschriebenen Vierecks föUt, und der Satz von Carnot über die
Segmente, die ein Kegelschnitt auf den Seiten eines Dreiecks in sei-
ner Ebene bildet
Oder man denke sich eine Beihe von Curven dritter Ordnung, die
alle dorch dieselben neun Punkte a, fr, c . . . gehen und ziehe in einem die-
ser Punkte a die Tangenten dieser Curven T^Ty .... Wenn man nun
zwischen zwei beliebigen anderen der neun Punkte die Sehne zieht,
s. B. von b nach c, so schneidet dieselbe jede der Curven in einem drit-
ten Punkte und man hat eine Punktreihe n, n,, itj... . auf ihr. (Die Gleich-
heit des Index bei n und T bedeutet, dass jener Punkt und diese Tan-
gente zur nämlichen Cur\'e der Reihe gehören.) Jedem der Punkte n
entspricht nur eine bestimmte Tangente T und umgekehrt joder Tangente
7 nur ein bestimmter Punkt in der Reihe der n; es muss folglich dieses
Entsprechen ein anharmonisches sein. M. Chasles machte diess Ergeb-
niss zur Quelle interessanter Eigenschaften der Curven dritter Ordnung.
Wenn man sich in einem andern der neun Bestimmungspunkte gleich-
falls die Tangenten T, J^, Jj**- gezogen denkt, so müssen diese denen
der ersten Schaar anharmoniseh entsprechen und die Folge davon ist,
dass die entsprechenden Strahlen beider Tangentenbüschel sich auf einem
Kegelschnitt durchschneiden. Man erkennt leicht, dass diese Eigenschaft
nicht dem System der Curven dritter Ordnung allein eigen , sondern dass
sie eine allgemeine Eigenschaft aller auf ähnliche Weise bestimmten
Curvensysteme ist.
M. Chasles hat in seinem ^^ Memoire sur Ics surfaces du 2. degree^^
mehrere Sätze gegeben, die sich als unmittelbare Folgen des Satzes I
herausstellen; z. B. : Vier an eine windschiefe Oberfläche durch die-
selbe Erzeugende gelegte Tangentialebenen und ihre vier Berülurungs-
punkte in dieser Erzeugenden haben gleiches anharmouisches Verhältniss.
Die Richtigkeit des Satzes ist klar, sobald man sich nur der Beziehung
erinnert, in welcher das anharmonische Verhältniss von Ebenen, die sich
in derselben geraden Linie schneiden, zu dem von geraden Linien an
einem Punkte oder Punkten auf einer geraden Linie steht.
Ebenso : Vier Ebenen , die man willkürlich durch dieselbe Erzeugende
einer windschiefen Oberfläche legt, haben vier Berührungspunkte auf
4ie8er mit der Oberfläche und das anharmonische Verhältniss derselben ist
dem der vier Punkte gleich, wo dieselben Ebenen zur Oberfläche normal sind.
Ebenso: Wenn sich von vier geraden Linien jfti^ Mi ÄiA '«''Söbäx-
8 Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
lieh im Baume liegende feste gerade Linien anlehnt, so ist das anhar-
.monische Verhältniss der auf einer von diesen drei geraden Linien ge-
bildeten Punktreihe dem der entsprechenden Panktreihe auf jeder der
beiden andern gleich. Und so ergiebt sich diese Hanpteigenschaft des
elliptischen einmanteligen Hyperboloids ohne alle Mühe : Vier Erzeugende
derselben Art bestimmen auf jeder beliebigen Erzeugenden der an*%[em Art
vier Punkte , deren anharmonisches Verhältniss denselben constanten Werth
hat, welches auch die Lage dieser Erzeugenden der zweiten Art sein mag.
Um für spätere Entwickelungen vorzubereiten, komtne ich noch ein-
mal auf die Kegelschnitte zurück und zwar speciell auf solche, die dem
nämlichen Viereck umschrieben sind. Ist AB CD das Viereck und sind
S^ S^ä\... dergleichen umschriebene Kegelschnitte, so ist klar, dass jeder
unter ihnen durch einen fünften Punkt vollkommen bestimmt ist. Zu
dieser Bestimmung können die Punkte dienen, in denen eine durch A
gezogene gerade Linie A L die aufeinanderfolgenden Kegelschnitte schnei-
det; sei a da,., diese Punktreihe. Wenn man eine zweite solche Trans-
versale AL^ zieht, so bestimmt sie in den respective entsprechenden Ke-
gelschnitten die Punkte 5, h\ h'\ . . ; diese beiden Beihen ad,..\^ b b\ . . ent-
sprechen einander in der Weise , dass jedem Punkt der einen ein und nur
ein Punkt der andern entspricht und müssen daher homographisch sein.
Lam^ hat femer bewiesen, dass die Polaren eines beliebigen Punk-
tes in ihrer Ebene in Bezug auf die Kegelschnitte einer solchen Schaar
alle durch einen festen Punkt hindurchgehen. Auch* diess ergiebt sich
mittelst des ersten Satzes durch eine blosse Darlegung der Verhältnisse.
Denn denkt man sich die sämmtlichen Polaren und dieselben von zwei
beliebigen Transversalen in den Punktreihen ccc'..,, d(f<f\.. geschnitten
(wobei der gleiche Index den Schnittpunkt mit derselben Polare be-
zeichnet) so ist offenbar, dass jedem der beiden Kegebchnitte nur ein
Punkt 0 in der ersten and nur ein Punkt d in der zweiten Transversale
entspricht; auch umgekehrt entspricht jedem dieser Punkte nur ein Ke-
gelschnitt und es folgt daraus, dass die Beihe der Punkte c mit der
Beihe der Punkte d homographisch sein muss. Diese Eigenschaft kann
aber nur dann für jede beliebige Transversale bestehen, wenn die
sämmtlichen Polaren ein Strahlbüs.chel bilden, also durch einen festen
Punkt gehen. Wenn man nun mit dieser Vorstellung des Polarenbttschels
sich jener Punktreihe add\., erinnert, so erkennt man sofort, dass
dieselbe mit dem Büschel homographisch sein muss und dass daher
die Polarenbüschel aller möglichen Punkte in der Ebene der ^Schaar
von Kegelschnitten anharmonisch entsprechen*). (Speciell z« B. die
*) Es bedarf wohl nur der einfachen Anmerkung, dass hier überall reciproke
Betrachtungen betreffs der einem Viereck eingeschriebenen Schaa%von Kegelschnit-
/A0 darcbgutUhren sind.
Von Dr. W. Fiedler. 9
Taogentenbflschel in den vier Ecken des eingeschriebenen Vier-
ecks.) — Von diesem Gtosichtspnnkte aus kann man, wie es Chas-
les thnt, von einem Büschel von Kegelschnitten reden, welches einem
Bflschel von geraden Linien oder einem zweiten Büschel von Kegel-
schnitten anharmonisch entspricht. Das anharmonische Verhältniss von
irgend vier Kegelschnitten eines solchen Büschels ist das ihrer vier Po-
laren in Besng auf irgend einen Pnnkt in ihrer Ebene, oder speciell das
ihrer vier Tangenten in einer der Ecken des eingeschriebenen Vierecks.
Ich habe die Absicht, in weiteren Mittheilnngen die ungemeine Entwiche-
longsflRhigkeit dieses Begriffs vom anharmonischen Entsprechen von Ke-
gelschnitten an der Hand seines Erfinders darzulegen; die gegenwärtige
Mittheilnng steht im Gänsen, wie in diesem einzelnen Beispiele im eng-
sten Zusammenhang mit dieser Absicht.
Es bleibt mir übrig, IL Beispiele über den Satz von der Involution
IQ geben.
Wenn man von jedem Punkte einer geraden Linie aus zwei Tan-
genten an einen Kegelschnitt zieht, so begegnen dieselben einer festen
Tangente immer in zwei Punkten ; jedem Punkte jener geraden Linie ent-
sprechen auf diese Weise zwei verschiedene Punkte in jener festen
Tangente und jedem Punkte dieser festen Tangente nur ein Punkt in
der gegebenen geraden Linie; demnach sind die Punktpaare in der
festen Tangente in Involution und entsprechen den Punkten der geraden
Linie anharmoniscfa.
Wenn man von einem festen Punkte aus Transversalen nach einem
gegebenen . Kegelschnitt und von einem beliebigen Punkte des Kegel-
schnitts aus nach den Endpunkten jeder Sehne gerade Linien zieht, so
hat man Paare von geraden Linien, die durch denselben Punkt gehen
und den Transversalen so entsprechen, dass jedem Paar und jedem
Strahl eines Paares eine und nur eine bestimmte Transversale, jeder
Transversale aber ganz gleichmässig ein Paar von Strahlen entspricht;
daher müssen jene Strahlenpaare ein involutorisches Büchel bilden, und
dem Büschel der Transversalen anharmonisch entsprechen. Wenn man
fragen wollte, warum jenes Centrum der Strahlenpaare ein Punkt des
Kegelschnittes sein müsse, so ist zu antworten, dass einem Punkte
ausserhalb des Kegelschnitts nicht eine bestimmte Transversale, sondern
deren zwei entsprechen würden, und dass dann die im Satze 11 geforderte
Art des Entsprechens eben nicht stattfände. In ganz ähnlicher Weise
beseitigen sich übrigens analoge Bedenken bei den früheren Bei-
spielen.
Denke man wieder eine Reihe von Kegelschnitten, welche durch
vier Punkte hindurch gehen* und lasse dieselben durch eine Transversale
geachnitten werden, die durch einen der vier Punkte f^dot^ «X^x ^«t-
diess durch eine beliebig gezogene. Auf jener \)QB\.\mTn«ii ^\^ Yjk^^'^
tO Zwei Hauptsätze der neueren Geometrie.
schnitte eine Reihe von Punkten ada , . ., anf dieser die Reihe von Punkt-
paaren Bh^ B'h\.,. Dabei entsprechen jedem Punkte a der ersten Trans-
versale ganz gleichm&ssig zwei Punkte B^ h der zweiten , aber jedem
Punkte in dieser nur ein Punkt der erstem. Es müssen daher jene Punkt»
paare in Inyohition und mit jener Punktreihe in anharmonischem YerhlÜtniss
sein. Bekannt ist der Theil des Satzes, nach welchem jene Segmente in In-
volution sind*), aber dass sie den Punkten a anharmonisch entsprechen,
ist eine neue Vervollständigung des Satzes. Diese Vervollständigung ist
frachtbar, denn wenn man z. B. jeden Punkt a mit den entsprechenden
Punkten B^b verbindet, so umhüllen darnach die sämmtlichen so bestimm-
ten geraden Linien einen Kegelschnitt. Und wenn man in einer gera-
den Linie eine Reihe von involutorischen Segmenten hat, und durch die
drei festen Punkte a^h^c eine Reihe von Kegelschnitten legt, so dass jeder
derselben überdiess durch die Endpunkte eines Segments jener Reihe
geht, so gehen nun nothwendig alle diese Kegelschnitte durch einen be-
stimmten vierten Punkt und entsprechen den Segmenten anharmonisch.
Wenn jeder der Kegelschnitte durch die vier Punkte sich auf zwei ge-
rade Linien reducirt, so liefert der Satz, dass die von denselben auf
einer beliebigen Transversale gebildeten Segmente involutorisch sind,
diesen bekannten Satz vom Viereck: Jede in der Ebene eines Vierecks
gelegte Transversale begegnet seinen vier Gegenseiten und seinen beiden
Diagonalen in Punkten, die in Involution sind; ein Satz, den man ge-
wöhnlich zur Construction des sechsten Punktes einer Involution anwen-
det und den man schon in des Pappus mathematischen Sammlungen
findet, wenn auch in anderer Form.
Wegen der vollkommenen Zusammengehörigkeit von Punktreihen
und Strahlenbüscheln, also auch der von involutorischen Ponktreihen
und involutorischen Strahlenbüscheln gehen auch hier aus allen Sätzen
correlative Sätze ohne Weiteres hervor; so zu dem Vorhergehenden vom
Viereck, um nur ein Beispiel anzuführen, dieser: Die sechs Geraden,
welche von einem beliebigen Punkte nach den vier Eckpunkten und den
beiden Durchschnittspunkten der Gegenseiten eines Vierecks gezogen
werden, bilden einen involutorischen Strahlbüschel. (Mit Hilfe dieses
Satzes kann man bequem den sechsten Strahl einer Involution finden.
So auch in den anderen vorgelegten Beispielen**).
Ein interessantes Beispiel aus der Geometrie des Raumes bieten die
Oberflächen 3. Ordnung dar. Man weiss, dass eine solche allgemein 27 ge-
rade Linien enthält; jede Ebene, die man durch eine dieser geraden Linien
*) Er enthält die Sätze von Desargneg und Sturm.
*) Weitere Beispiele von der Anwendbarkeit dieser Sätze kann man finden in
dem sehr schätzbaren Buche: Milanges de giometrie pure comprenant diverses Ap-
pHeaHons des Thiories exposies dans le iraiti de giometrie supSrieure de M* Chasies;
jfor Jff. ä^ Joftguieres. Paris. Mattet. I$56.
Von Dr. W. Fiedleb. 11
legt, sclmeidet die Oberfläche ansser ihr in einem Kegelschnitt, und ist in
den Bwei Punkten, welche dieser mit der geraden Linie gemein hat, Tan-
gentialebene der Oberfläche. Denkt man vier solche Ebenen durch dieselbe
gerade Linie , so bestimmen dieselben durch ihre Berührungspunkte in die-
ser vier Segmente, die in Involution sind und den vier Ebenen anharmonisch
entsprechen. Man kann bemerken , dass die Doppelpunkte dieser Involution
von der Art der parabolischen Punkte sind, für welche die Tangentialebenen
der Oberfläche in zwei unendlich nahe benachbarten Punkten — die be-
trachtete gerade Linie verbindet sie — zusammenfallen.
Diess mag ausreichen, um von der Brauchbarkeit dieser Sätze eine
Anschauung zu geben. Man versteht darnach, mit welchem Rechte
ihr Erfinder Chasles ihnen den Titel Principien hat geben können!*);
sie sind allerdings durch ihre Allgemeinheit und den abstracten Cha-
rakter, der ihnen eigen ist, ausserordentlich fruchtbare Wahrheiten;
sie liefern unmittelbar und in einer Menge von Aufgaben einfache
Beziehungen, die von dem anharmonischen Verhältniss abhängen und
sich auf dem gewöhnlichen Wege gar nicht so leicht darbieten würden.
Sie stellen sich in allen diesen Beziehungen dem Princip der Recipro-
cität an die Seite, umfassen aber jenes in dem Bereich ihrer Anwend-
barkeit, in Folge der Doppelnatur des anharmonischen Verhältnisses zu-
gleich mit und zeichnen sich dadurch vor ihm aus, dass sie nicht schon
bekannte Wahrheiten durch Entwicklung der Correlata vervielfältigen,
sondern im Angriff neuer Aufgaben sich fruchtbar erweisen.
Während solche Principien, deren Haupteigenschaft die ist, dass
durch sie sehr verschiedene Aufgaben auf denselben Ausdruck zurück-
geführt werden , in der Analysis und Mechanik mehrfach vorhanden sind,
fehlen sie eigentlich in der Oeometrie, deren Untersuchungen fast stets
einen concreten Charakter haben. Als ein Princip in diesem Sinne hat
man meiner Ansicht nach die Vereinigung dieser Sätze allerdings zu
betrachten.
Hiemach nur noch eine kurze Bemerkung« Von einem andern Ge-
sichtspunkte aus erscheint die gegebene Form dieser Sätze als eine noth-
wendige erst jetzt erfüllte Forderung. Bekanntlich ist die Gleichheit der
anharmonischen Verhältnisse die allgemeine Eigenschaft aller in der Ver-
wandtschaft der CoUineation stehenden geometrischen Figuren; erst in der
hier vorgelegten einfachen Form ist diese Charakteristik auf denselben
Ghrad von Anwendbarkeit und Einfachheit gebracht, welcher gefordert
zu werden scheint von der grundlegenden Definition dieser Verwandt-
schaft: Zwei Systeme sind einander coUinearverwandt, wenn jedem
Punkte des einen ein Punkt des andern so entspricht, dass die entsprechen-
den Punkte des zweiten Systems zu denen einer geraden Linie des er*'
sten stets wieder eine gerade Linie bilden.
*) In dem oitirten M^oire.
12 Die geometrisclicn Gesetze der Orts Veränderung etc.
u.
Die geometriBchen Oesetze der Ortsverftndenmg starrer
Systeme.
Von K. KüppEE,
Lehrer a. ä, Gewerbsehale su Trier.
Die EntdeckuDg der Oesetze, welche bei der Ortsveränderang star-
rer Systeme, insofern man dieselbe als unabhängig von physischen Ur-
sachen betrachtet, obwalten, ist eine schöne Fracht jener allgemeinen
Methoden mathematischer Forschung, deren Einführung in die Wissen*
Schaft den Geometem unserer Zeit vorbehalten war; Obwohl nun diese
Oesetze eine ergiebige Quelle mathematischer Wahrheiten sind, und die
Auffassung sowie die richtige Anwendung derselben keinen erheblichen
Schwierigkeiten unterliegt, so wurde doch bisher weder ihre Bedeutung
stark genug betont, noch ihre Begründung und Entwickelung so klar
und vollständig gegeben, wie es bei einem in hohem Grade einfachen
Gegenstande wünschenswerth erscheinen sollte«
Folgenden hierher gehörigen merkwürdigen Satz hat zuerst Euler
mit Hülfe einer geometrischen Construktion bewiesen:
„Wenn zwei congruente feste Körper*) einen Punkt ge-
mein haben, so gibt es immer, welches auch die Stellung
der beiden Körper im Baume sein mag, eine durch jenen
Punkt gehende Gerade, welche gegen beide Körper einer-
lei Lage hat, so dass durch Drehung um diese Gerade der
eine Körper mit dem andern zur Deckung gebracht werden
kann/* Es liegt sehr nahe, diesen Satz dadurch zu generalisiren, dass
man die beschränkende Bedingung eines gemeinschaftlichen Punktes auf-
hebt, und höchst wahrscheinlich leuchtete unserem grossen Mathematiker
diese Oeneralisation sofort ein; indess hat sowohl er, wie auch sein be-
rühmter Nachfolger Lagrange, es unterlassen, das allgemeine Prinzip,
welches aus ihren analytischen Formeln leicht herauszulesen ist, in Bezug
auf Folgerungen für die Geometrie und Mechanik auszubeuten.
Im Jahre 1830 veröffentlichte der um die Geometrie hochverdiente
französische Mathematiker Chasles in dem Bulletin des Sciences von
F^russac einen kleinen Aufsatz, in welchem er einige allgemeine Eigen-
schaften des Systems zweier ähnlichen Körper, die irgendwie im Räume
*) Allgemeiner ist der Ausdruck starres System, weil er diskontinnirliche
VerbindangroD von Punkten, deren gegenseitige Abstände unveränderlich sind, mit
amfmsat.
Von K. KüPPEE. 13
gelegen sind, mittheilt, und diese sodann fUr die Annahme zweier con-
graenten Systeme folgendermassen spezialisirt: „Wenn man im Kaum
zwei congrnente Körper in beliehiger Lage hat, so gibt es
immer eine nnendliche Gerade, welche, wenn man sie als
dem einen Körper angehörig betrachtet, selbst ihre Homo-
loge im andern Körper ist Woraus man sogleich diese
allgemeine Eigenschaft der Ortsverftnderung eines festen
Körpers folgert: Wenn ein fester Körper irgend eine end-
liche Ortsveränderung erfährt, so gibt es in diesem Körper
stets eine gewisse unendliche Gerade, welche nach der
Veränderung sich wieder an derselben Stelle befinden wird,
wie vorher. Wenn maü den zweiten Körper (d. h. den Kör-
per in seiner aweiten Lage genommen) um diese Gerade
dreht, so gelangt er in ähnliche Lage zu dem ersten, und
wenn man ihn dann weiter in der Richtung dieser Geraden
fortschiebt, so kommt er zur Deckung mit dem ersten Kör-
per; dies beweist, dass man immer einen festen Körper aus
einer Lage in eine beliebige andere durch die Bewegung
einer Schraube, an welcher er befestigt ist, überführen
kann.''
Die Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaft bestätigt fast
auf allen Seiten die bemerkenswerthe Thatsache, dass Wahrheiten von
allgemeiner Natur nur in seltenen Fällen auf dem direkten Wege erreicht
werden, welchen man später als den geeignetsten zu ihrer Deduktion
einschlägt. Indem Chasles die Relationen der Lage, welche zwischen
zwei projekti vischen, oder wie er sie nennt, homographischen Gebilden
stattfinden, zunächst dem besondern Fall zweier ähnlichen , sodann zweier
congmenten Systeme anpasst, gelangt er zu einem Resultat, welches
man unmittelbar und ohne Mühe erhalten hätte, wäre man auf der von
Enler vorgezeichneten Spur fortgeschritten. Natürlicherweise verbleibt
damit der Herleitung Chasles' immerhin der eigenthümliche Vorzug,
einen Zusammenhang mit weiteren geometrischen Gesetzen zu ofifenbaren,
der umgekehrt nur auf künstliche Weise wieder hergestellt werden kann.
Chasles selbst zeigte in seinem bekannten Werke: Apercu historique etc.
wie man sich seines Theorems zur Construktion der Normalen bei einer
grossen Anzahl von Curven bedienen kann; er wies nach, dass die
besondere Tangentenmethode, mit deren Hülfe Descartes und Pascal
das berühmte Problem über die Cykloide lösten, unter diese Anwendun-
gen zu rechnen sei. Seitdem haben es verschiedene Schriftsteller bei
achwierigen Fragen aus der reinen Mechanik mit grossem Nutzen ge-
braucht. So benutzte Poinsot dasselbe in seinem classischen Werke
über die Rotation , um der Vorstellungskraft ein deutliches Bvld vo^ 4«t
allgemeinen Bewegung eines Körpers zu lieteTH-^ OWui.^ ^^\x\^xjl^%
14 Die geometrischen Gesetase der Ortsyeränderimg etc.
leitete daraofl den analytischen Ausdruck der endlichen, oder unendlich
kleinen Coordinaten -Variationen in einem beweglichen starren System,
sowie die Bedingungen der TJnbeweglichkeit eines solchen Systems ab.
Auch die Maschinenkunde hat diesem Prinzip einige schätzbare Resultate
SU verdanken, zum Beispiel die scharfsinnig erdachte Methode zur Con-
struktion von Zahnformen mittels Kreisbogen, welche der Professor Wil-
lis in den TramacUom of ike mstiiutum of cml engeneers bekannt machte;
ein solches wIKre femer die bedeutende Vereinfachung, welche sich fOr
geometrische Theorie correspondirender Zahnflächen ergeben wflrde, wollte
man ihr dies Prinzip zu Grunde legen. Und bei dem heutigen Stand-
punkt dieses Zweigs unserer Kenntnisse ist es für den Ingenieur und
Maschinenbauer geradezu nnerlässlich geworden, sich mit dem in Bede
stehenden Ghrundwahrheiten möglichst vertraut zu machen.
Weil ihm aber die gewöhnlichen Handbücher hiezu keine Gelegen-
heit bieten, so dürfte eine Arbeit nicht überflüssig sein, die es unter-
nimmt, diese Wahrheiten dem allgemeinen Verständmss, insbesondere
dem Verständniss des Technikers näher zu bringen. Die letztere Bück-
sicht bestimmte mich denn auch, eine Methode der Herleitung zu wäh-
len, welche in Bezug auf mathematische Vorkenntnisse nur geringe An-
forderungen an den Leser stellt, und solche üebungen beizufügen, welche
den eigentlichen Sinn der Sätze zum Bewusstsein bringen können. Da-
bei lag es nicht in meiner Absicht, die Anwendungen mit derselben
Ausführlichkeit wie die Hauptsache zu behandeln; der Beschränktheit
des Baumes wegen musste es überdiess zuweilen bei blosen Andeutungen
sein Bewenden haben.
Gelänge es mir, meine Leser soweit anzuregen, dass sie sich aufge-
fordert fohlten, einige Lücken auszufüllen und Unvollständiges zu ei^än-
zen, so wäre das Ziel, das ich mir bei Abfassung dieser Arbeit voi^e-
setzt habe, erreicht.
§ L Ortsveranderung eines ebenen Systems S in seiner Ebene.
Um die Beziehungen zwischen zwei beliebigen Lagen, die ein ebe-
nes System in seiner Ebene einnimmt, zu ermitteln, stelle ich mir einen
Kreis (Taf. I, Fig. 1.) vor, welcher zu dem System gehört und in dessen
erster Lage mit dem um A mit dem Badins AP beschriebenen Kreise, in der
zweiten Lage mit dem um A' mit demselben Badius beschriebenen Kreise
zusammenfällt. Jede Bewegung des ebenen Systems der Art, dass der
Kreis {A) mit (^A^) zur Deckung kommt und dass ausserdem irgend ein
Punkt P des Kreises {A) mit dem ihm entsprechenden (homologen) P^
zusammenfällt, kann dazu dienen, S aus der ersten Lage in die zweite
überzuführen. Natürlich ist es nun , dass man dem S einmal eine parallele
Verschiebung gleich Aj{ ertheilt und dasselbe hierauf um den Punkt jf
so Junge dreht, biß der Punkt P an die ihm angewiesene Stelle P'
Von K. Küpper. 15
gelangt« Die hiezn erforderliche Drehung sei durch den Winkel 2<p gemes-
sen. Errichtet man nun auf Aj^, ia Ä und j{ die Normalen AC, XÜ^
und macht \__PACz=. PÄ(f ^==^ fp^ so sind nothwendig P^P awei homo-
loge Punkte. Zieht man PA^ PÄ und verlängert diese Geraden bis zu
ihrem Durchschnitt 0, so wird OP = 0P\ L -^ÖP' = 2^, und es ist evi-
dent, dass das System S aus der ersten Lage in die aweite
gebracht werden kann, indem man ihm um denPunkt 0 eine
Drehung ertheilt, deren Amplitude 2^ ist. Oder: Wenn auf
irgend eine Weise die zweite Lage aus der ersten abgelei-
tet wird, so gibt es in S einen bestimmten Punkt 0, welcher
an seinen ursprünglichen Ort zurückkehrt, d. h* eine ge-
schlossene Linie beschreibt.
Zur Uebung. Die Natur der von 0 beschriebenen Curve h&ngt
allein von dem durchaus willkührlichen Modus der Herleitung der einen
Lage aus der andern ab. Behält man die Mittelpunkte A^Ä einmal bei,
nnd bestimmt den Badius x der zugehörigen Kreise, so dass {ßA'\' x)%fp
=:2TC.Xy so kann man den Ejreis (A) über dem Bogen PP fortrollen
lassen, bis er mit {A') zusammenfällt, dann werden auch die Punkte P, P
sich decken. Alle Punkte des Systems (A allein ausgenommen) beschrei-
ben Cykloidenbögen, 0 durchläuft die Schleife einer Cykloide. Einiges
Interesse bietet folgende Modifikation dar:
Aus A.X beschreibe man mit AO = XO zwei Kreise (Taf. I, Fig. 2.),
welche sich femer in M schneiden mögen. Aus M beschreibe man mit
einem Badius = 2MA einen Kreis, welcher jene ia Q^R berührt, und
lasse nun den Kreis A über dem Bogen QB rollen. Ist dann A nach
X gekommen, so befindet sich auch das System S in seiner zweiten
Lage; denn zieht man die Geraden AOP^ ÄOP^ so sind P^P zwei ho-
mologe Punkte, und es ist bekannt, dass beim Rollen des Kreises {£)
über dem Bogen QR der Punkt 0 das gerade Stück OF hin und her
durchläuft, dass P auf der Geraden PilfP' bleibt, und demnach, wenn A
nach Ä gelangt, mit P zusammenliegt Bei dieser Bewegung be-
schreibt also 0 eine geschlossene krumme Linie, alle auf •
dem Kreise (^ liegende Punkte beschreiben geradlinige
Bahnen, welche mit der Bahn von 0 sich im Punkte M schnei-
den; die übrigen Punkte von S beschreiben Bögen von £1.
lipsen, deren Mittelpunkt M^ und für welche entweder die
Summe der Halbaxen oder die Differenz dem Durchmesser
von (,Ä) gleich ist, je nachdem diese Punkte innerhalb oder
ausserhalb des Kreises (^4) liegen.
Die nämliche Bewegung nimmt S auch an, wenn man awei Punkte
(Taf. I, Fig. 3.), welche mit 0 nicht in einer Geraden liegen, auf gera-
dem Wege in ihre neuen Lagen fuhrt. Denn man «i^bt \%\s.V^^ ^%a.v
wenn P,0 die ersten , P^Q' die zweiten Lagen dct W\ieni ^^osiJiXÄ äsä.>
16 ' Die geometrischen Gesetze der Ortsverändemng etc.
die Geraden PP^ QQ' sich schneiden müssen, etwa in M, Um die Drei-
ecke MPQ^ MPQ' beschreibe man zwei Kreise, so sind diese von gleicher
Grösse, und wegen der Congruenz von u^/^jß, ÄPQ' %\tA ihre Mittelpunkte
Ä^Ä homologe Punkte. Beschreibt man nun noch aus M mit dem Ra-
dius 2Mä einen Ejreis, und lässt {Ä) über diesem rollen, bis Ä und Ä
zusammenfallen, sa werden sich auch die Punkte P^P decken; wir sind
daher auf die vorige Art zurückgeführt
Die eben betrachteten gleichen Ejreise haben noch eine andere Be-
deutung: Auf jeder Geraden gibt es, wie man sofort erkennt, zwei
homologe Punkte, und nicht mehr. Fragt man nach dem Ort der homo-
logen Punkte, welche sich in einem Strahlenbüschel von gegebenen Mit-
telpunkt M auf denselben Strahlen finden, so erhält man für diesen zwei
gleiche, sich in M und dem Drehpunkt 0 unter dem Winkel 2 9 schnei-
dende Kreise; die Punkte des einen entsprechen denen des andern und
ihre Verbindungslinien enthalten den Punkt M.
Wie aber auf jeder Geraden zwei sich entsprechende Punkte liegen,
so gehen durch jeden Punkt zwei und nur zwei homologe Gerade. Der
Ort für die den Punkten M einer gegebenen Geraden m zugehörigen
Geradenpaare besteht aus zwei congruenten Parabeln, welche die Gerade m
zur gemeinschaftlichen Tangente, den Drehpunkt 0 zum gemeinschaft-
lichen Brennpunkt haben.
Wählt man als den Ort des Punktes M einen Ejreis, so umhüllen
die Paare homologer Geraden zwei diesen Kreis doppelt berührende
Kegelschnitte, welche 0 zum Brennpunkt haben und durch eine Drehung
von der Amplitude 29 um 0 zur Deckung gebracht werden können.
Diese Kegelschnitte sind beide entweder Ellipsen oder Hyperbeln, je
nachdem der Drehpunkt 0 von dem Ortskreise M umschlossen wird
oder nicht.
Verbindet man die Punkte P^Q einer Geraden mit ihren homologen
P\Q\ und beachtet, dass die Dreiecke OPP\ OQQ' ähnlich sind, so sieht
man, dass die Geraden PP\ QQ' zusammen mit PQ^ PQ' eine Parabel
umhüllen, deren Brennpunkt 0 ist. — Verbindet man die Punkte eines
Kreises mit ihren homologen, so folgt in analoger Weise, dass die Ver-
bindungslinien einen Kegelschnitt (Ellipse oder jEIyperbel) umhüllen, wel-
cher von den beiden zugeordneten Kreisen doppelt berührt wird.
Anmerkung. Wenn die beiden Lagen von S einander unendlich
nahe liegen (benachbarte sind), so gilt Alles , was wir aufgestellt haben,
wenn nur berücksichtigt wird, dass an die Stelle der Verbindungslinie
zweier homologen Punkte das Wegelement eines Punktes, und an die
Stelle des Durchschnittspunktes zweier homologen Geraden der Berüh-
rungspunkt der in Bewegung befindlichen Geraden mit der von ihr um-
hüllten Ourve tritt.
Von K. Küpper. 17
§. S. OrtivariiidemBg ainei rfininliohen Syitami S mit einem absolut
feiten Punkt
Wir betrachten zwei Lagen (Taf. I, Fig. 4.) von S^ welche das Ge-
meinsame haben, dass ein zu S gehöriger Punkt 0 in beiden Lagen die-
selbe Stelle einnimmt, nnd wollen beweisen, dass die eine Lage
ans der andern mittels einer einfachen Drehnpg von S am
eine dnreh 0 gehende Aze abgeleitet werden kann. Bei die-
sem Beweise verfahre ich ebenso wie vorher; ich suche einem mit S fest
verbnndenen Kreise eine solche Bewegung zu ertheilen, dass er aus seiner
ersten Lage in die zweite gelangt. Um den festen Punkt 0 als Mittel-
punkt denke ich eine Kugel besehrieben und auf dieser sei ein Kreis,
dessen Mittelpunkt A und dessen Radius AP ist, so zu bewegen, dass
sein Mittelpunkt A nach A^ nnd noch irgend einer seiner Punkte P nach
P' kommt. Offenbar wird dies erreicht, wenn man den Kreis zuerst um
eine im Punkte 0 auf der Ebene OAA' normale Aze dreht bis A mit A^
lusammenfHllt und zu dieser Drehung noch eine andere um 0^ als Aze
hinzufügt, durch welche P nach P' geführt wird. Seien nun AC^ Ä(f
die Bögen zweier grössten Kreise, deren Ebenen auf AOÄ normal sind,
29 der Winkel, um welchen man das System noch zu drehen hat, wenn
bereits OA mit OÄ zusammenliegt, so mache man die sphärischen Win-
kel PAC^ PÄCf jeden gleich 9), und verlängere die Bögen PA^ P'Ä bis
zu ihrem Durchschnitt Ö, Dann ist O'P = €lP\ und es ist klar, dass
der SLreis {Ä) durch eine Drehung um die Aze 00' zur Coincidenz mit
(/) gebracht werden kann, wobei denn auch die Punkte P, P', also über-
haupt irgend zwei homologe Punkte der Elreise sich decken. Die Am-
plitude der nöthigen Drehung ist der sphärische Winkel A 0' Ä = 29.
Demnach haben wir erreicht, dass durch eine einzige Drehung um die
Axe 0(f alle Punkte des gedachten Kreises aus ihrer ersten Lage in
die zweite Übergeführt werden, und es geht aus der Unveränderlichkeit
der gegenseitigen Abstände aller Punkte von S hervor, dass dasselbe von
jedem Punkte gilt. Bewegt sich ein starres System in der
Weise, dass einer seiner Punkte endlich wieder seine ur-
sprüngliche Lage annimmt, so kann man eine durch diesen
Punkt gehende Oerade angeben, welche in ihre frühere
Lage zurückkehrt, d. h. welche eine geschlossene Fläche
beschreibt. Oder: Es lässt sich das System in eine Schaar ebener
Systeme zerlegen (normal auf der Drehaze), welche, wenn sie ihre
ursprünglichen Ebenen auch verlassen, doch wieder in dieselben zurück-
kehren, und stets ist die eine Lage aus der andern so abzuleiten, dass
jene ebenen Systeme in ihren Ebenen verbleiben. In jeder dieser Ebenen
gibt es einen zurückkehrenden Punkt 0\ und alle diese ^wx^V^ \\^^^x^
auf der Drehaxe. Weil die Verbindungslinien liomologei P\mk\.^ Vn ä\ät
2ell§ehri/l f, tUibwtlk o. Physik, Vh i, *l
18 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
bestimmten Stellung (normal zur Drehaxe) sich befinden, so liegen alle
solche Punkte, deren Verbindungslinien durch einen beliebigen Punkt M
gehen, in einer Ebene und in dieser besteht ihr Ort aus zwei gleichen
Kreisen, welche durch ^ und 0' gehen und sich unter dem Winkel 29
schneiden.
Verbindet man die Punkte einer Geraden G mit ihren homologen, so
erfüllen diese Verbindungslinien ein hyperbolisches Paraboloid, welches
zu einer Ebene wird, wenn G die Drehaze schneidet, oder damit parallel,
oder darauf normal ist.
Fassen wir zwei benachbarte Lagen in*s Auge, so folgt, dass die
Bahnelemente aller Punkte einer Geraden, die sich unend-
lich wenig um eine andere dreht, in einem hyperbolischen
Paraboloid liegen; oder: Errichtet man auf den Ebenen eines Ebe-
nenbüschels in den Punkten, in welchen sie von irgend einer Geraden
getroffen werden. Normalen, so erzeugen diese ein hyperbolisches Para-
boloid.
Zur Construction der Drehaxe bedarf es nur der Angabe zweier
Punkte P,jß des Systems und ihre homologen P<t'Q'\ nämlich die beiden
Ebenen, welche in den Mitten von PP^ und QQ' beziehlich auf diesen
Geraden normal sind, schneiden sich in der Drehaxe.
§. 3. Ortsverandenmg, bei welcher kein Punkt des Systems S seine
anfangliche Stelle im Baume wieder einnimmt.
Vermöge einer derartigen Ortsveränderung sei ein Punkt Ä nach Ä
gekommen, so wird man die zweite Lage aus der ersten dadurch ablei-
ten, dass man dem S eine parallele Verschiebung ertheilt, welche A
nach Ä bringt und dasselbe weiter um eine gewisse, durch Ä gehende
Axe XX eine Drehung von bestimmter Amplitude 2fp ausführen lässt.
Stellen wir uns nun alle Punkte von S auf dem Parallel- Strahlenbttndel
vor, dessen Bichtuug durch ÄX angegeben ist, so begreift man, dass
unter diesen Strahlen einer sein muss, der durch die Drehung in die
nämliche Gerade geführt wird, in welcher er sich ursprünglich befand.
Denn eine auf AX normale Ebene E hat in der ersten Lage des Strah-
lenbündels S mit demselben ein ebenes System Z gemein, welches in
der zweiten Lage Z' in einer mit E parallelen Ebene B^ liegt, so dass
der Parallel -Strahlenbündel es jetzt auf E als ein mit £ congruentes
System projizirt. Da aber zwei congruente ebene Systeme immer einen
Punkt gemein haben, so gibt es auch in der zweiten Lage einen Strahl c,
welcher durch denselben Punkt von E geht, den er in der ersten Lage
traf, d. h. der nach vollzogener Drehung wieder in die Lage kommt,
welche er vor der Verschiebung inne hatte. Wenn daher keine
Ableitung der beiden Lagen denkbar ist, bei welcher ein
I^unkt eine ^erschlossene Linie durchläuft, so kann man
Von K. Küpper. 19
mnter allen Umatänden eine Gerade angeben, die eine
geschlossene Fläche beschreibt; die Pnnktenreihe aber,
welche ursprünglich in jener Geraden lag, befindet sich in
der zweiten Lage darin um eine gewisse Strecke verscho-
ben. Diese Strecke ist nichts anderes als die rechtwinklige Projektion
Ton ÄÄ auf die Bichtung von ÄX oder c; oder auch, wenn Bfi' zwei
beliebige homologe Punkte sind, die Projektion von BB' auf jene Sich-
tung. Man kann also das System aus einer Lage in jede an-
dere überführen, indem man dasselbe einer gewissen Bich-
tung parallel verschiebt, und es hierauf um eine Gerade,
welche dieser Bichtung angehört, dreht; diese Gerade
heisst Centralaze (wir bezeichnen sie mit c). Wir fanden c parallel
der besondern zum Punkte Ä gehörigen Aze ÄX^ und es könnte schei-
nen, als wenn ihre Bichtung von der Wahl des Punktes Ä abhinge. Dem
ist jedoch nicht so, wie folgendermassen erhellt. B gehöre zu dem auf AX
normal gedachten ebenen System ^ B* also zu 2^. Weil die Verschie-
bung Bll das System normal gegen sich selbst um dieselbe Grösse ent-
fernt, wie die Verschiebung ÄÄ^ so gelangt Z durch jene in dieselbe
Ebene £^ wie durch diese. Soll es mithin nach vollzogener Drehung
um eine durch B gerichtete Axe BY noch in der Ebene H sich befin-
den, w)iB es ja in der That sein muss, so muss auch die Axe B^Y auf ^
normal, d. i. der Centralaxe parallel sein. — Ferner seien C^d die
Punkte von c, welche den Systemen ^^^' angehören, so kann man die
Verschiebung BB' als zusammengesetzt betrachten aus einem mit CC
gleichen und parallelen Stück B^\ und der in £ liegenden Strecke B"B[\
und der Punkt C kommt durch die Verschiebung BB' in eine Lage d'
der Art, dass dC gleich und parallel B"B' ist Bewirkt man daher die
Qrtsveränderung von S durch die Verschiebung CC ^ und die nachfolgende
Drehung um c, so muss durch diese letztere Bf' nach B' geführt werden;
bewirkt man sie durch die Verschiebung BB\ welcher eine Drehung um
iY folgt, so muss vermöge dieser Drehung d' nach d gelangen:
Woraus man schliesst, dass für alle möglichen Azen die Drehung
sowohl der Grösse wie dem Sinne nach' die nämliche ist,
wie für die Centralaxe. Das eben entwickelte Theorem, welches
das Fundament der geometrischen Theorie der Bewegung bildet, lautet
vollständig :
Die Hinüberleitung eines starren Systems aus einer
Lage in irgend eine andere lässt sich auf unzählige Arten
mit Hülfe einer parallelen Verschiebung und einer darauf
folgenden Drehung, oder auch umgekehrt, erreichen. Da-
bei ist die Drehaze durch die beiden Lagen allein der
Bichtung nach bestimmt; die entsprechende Verschiebung
hängt aber davon ab, durch welche PunVl^ dL^% %^%\.^TSk\^
20 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
die Drebaze geht. Sie ist der Orosse und Bichtnng nach
durch die Verbindungslinie eines solchen Punktes mit sei-
nem homologen gegeben; die Drehung ist, was ihren Sinn
und ihre Amplitude betrifft, durchaus constant. Unter den
unendlich vielen möglichen Drehazen befindet sich eine,
die Centralaze, für welche die zugehörige Verschiebung
mit ihr selbst parallel und von allen denkbaren die kleinste
ist; sie stellt die Axe einer Schraubenbewegung dar, mit-
tels welcher die beabsichtigte Ortsveränderuug hervorge-
bracht werden kann.
Zur Construktion der Centralaxe c dient eine Verallgemeinerung der
am Ende von §. 2 vorgebrachten Bemerkung. Zwei homologe Paukte B^B'
liegen auf einem Umdrehungscylinder, dessen Axe o ist; folglich ist die
Mitte M von BB' derjenige Punkt dieser Linie, welcher am nächsten bei c
liegt*). Zieht man daher durch M eine Gerade , normal auf e, so wird
diese auch auf BB' normal sein, oder zieht man durch M einn Gerade c
'parallel zu c (oder BT) und errichtet in c auf der Ebene, welche c und
B^ enthält, eine Ebene rechtwinklig, so geht diese durch c. Somit ge-
nügen bei gegebener Bichtung von c zwei Punkte und ihre homologen
um c zu finden.
Von den Eigenschaften homologer Punkte wollen wir unreine be-
weisefi, welche uns in sehr verschiedenen Transformationen wieder ent-
gegentreten wird, nämlich: Die Verbindungslinien der Punkte
einer Geraden mit ihren homologen bilden ein hjperboli
sches Paraboloid. — Den Paukten P^Q einer Geraden mögen /^,P'
als homologe entsprechen; durch PP' denke man eine Ebene E paral-
lel Q Q\ dann werden die Geraden PQ^ PQ' gegen E gleich geneigt sein,
denn PQr=tP'Q\ und die Abstände der Punkte Q^Q' von der gedachten
Ebene sind ebenfalls gleich. Ist daher B ein Punkt der Linie PQ^ so
muss sein homologer B! y weil durch die Belation PR = PB' bestimmt,
eben so weit von E entfernt sein wie /{, mithin ist RB! mit E paralleL
§. 4. AnwendungexL
L Benachbarte Lagen und Bewegung eines starren
Systems. Jede unendlich kleine Bewegung eines ebenen Systems, bei
welcher dasselbe seine Ebene nicht verlässt, fällt mit einer Drehung um
einen bestimmten Punkt der Ebene zusammen; die Normalen der Bahn-
elemente aller Punkte schneiden sich in diesem augenblicklichen
Drehpunkt. Wenn das System fortfährt sich in seiner Ebene zu be-
*) Um auf zwei windschiefen Geraden die Ptmkte des kleinsten Abstandes «u
erhalten, beschreibe man nm eine jede dieser Geraden als Axe einen Rotations-
cj'linder und balbire das Stück, welche diese Fl&che auf der andern begn^enct.
Von K. Küpper- 21
wegen, und man verfolgt den Weg des jedesmaligen Drehpunktes, so
bemerkt man eine, durch die Natur der Bewegung bestimmte Curve.
Aber anstatt die absolute Stelle in's Auge zu fassen, welche der Dreh-
punkt einnimmt, kann man auch die Reihenfolge derjenigen Punkte des
bewegten Systems betrachten, welche successive zu Drehpunkten werden,
and als Ort für diese wird man eine gewisse Curve finden, welche an
der Bewegung des Systems Theil nimmt Betrachtet man die absolut
feste, und die mit dem beweglichen System verbundene Curve als gege-
ben, so erhält man die Bewegung des Systems auch dadurch, dass man
die zweite Curve in gewissem Sinn auf der ersten rollen lAsst und mit
jener das System unveränderlich verbindet.
Jede unendlich kleine Bewegung eines Systems um einen festen
Punkt fällt mit einer Drehung um eine bestimmte durch diesen Punkt
gehende Axe zusammen; die Normalebenen ftlr die JBahnelemente aller
Punkte schneiden sich in dieser Axe. Fährt das System fort, um jenen
festen Punkt sich zu bewegen, so erhält man ftlr den Ort der jedesmali-
gen Drehaxe einen Kegel, welcher den festen Punkt zur Spitze hat und
im Räume fest ist. Verfolgt man aber die Geraden des Systems, welche
der Reihe nach mit den Drehaxen zusammenfallen, so bilden diese einen
iweiten, mit dem System beweglichen Kegel. Die Bewegung des Systems
erhält man nun auch dadurch, dass man den beweglichen Kegel in
gewissem Sinne auf dem festen rollen lässt und mit jenem das System
unveränderlich verbindet
Endlich, jede beliebige unendlich kleine Bewegung eines Systems
kann betrachtet werden als zusammengesetzt aus einer Drehung um eine
gewisse Gerade als Axe, und einer Verschiebung parallel zu dieser Axe.
Die Bahnelemente aller Punkte gehören cylindrischen Spiralen an, welche
gemeinsame Axe und gleiche Ganghöhe haben. Stellt man sich den Ort
der Geraden vor, welche der Reihe nach Axen werden, einmal im abso-
luten Räume, sodann im beweglichen System, so erhält man zwei Regel-
flächen, wovon die eine über der andern rollt und zugleich gleitet. Denkt
man sich diese beiden Flächen, sowie die Bewegung der einen gegeben,
so hat man ein einfaches Mittel, die wirkliche Bewegung des Systems
zu erzeugen, und z. B. für jeden Punkt Geschwindigkeit und Beschleuni-
gung, wie auch die lebendige Kraft des Systems zu berechnen.
IL Zusammenhang zweier Bewegungen. Unterliegt ein
System nacheinander mehreren Rotationen und Verschiebungen, so han-
delt es sich darum, für die definitive Deplacirung die Centralaxe, die
zugehörige Drehung und Verschiebung anzugeben. Zur Lösung dieser
Aufgabe richtet man sein Augenmerk darauf, die gerade Punktenreihe
zu ermitteln, welche, nachdem sie alle Bewegungen, denen sie unter-
worfen war, durchgemacht hat, schliesslich wieder m d^i O^t^ÖL^^ v\0(x
befindet, in welcher sie anfangs war; und es kommt eVxii\^ uxidi ^^v^
22 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc,
darauf an, das Verlangte für zwei derartige Bewegungen zu leisten. Von
unserer Betrachtung schliessen wir, als hinreichend bekannt, die Zusam-
mensetzung von blossen Verschiebungen, und, als minder wichtig, den
Fall von endlichen OrtsverSnderungen aus, für den die allgemeine
Methode zwar anwendbar bleibt, der sich aber wesentlich von dem unend-
lich kleiner Bewegungen dadurch unterscheidet, dass bei jenem die Ord-
nung, in welcher die Zusammensetzung vorgenommen wird, nicht, wie
bei diesem, gleichgültig ist. Der für die Philosophie der Mathematik
äusserst wichtige Umstand, dass bei der Zusammensetzung unendlich
kleiner Bewegungen die Art der Aufeinanderfolge ohne Einfluss auf
das Resultat bleibt, leitet uns aus dem Gebiet der Geometrie fiber in
das der Mechanik, welche coexistirende unendlich kleine Bewegun-
gen (die von gewissen zugleichbestehenden Ursachen, wenn diese einzeln
thätig wären, hervorgebracht würden) zu einer Gesammtwirkung vereinigt;
aber es ist der Beachtung wohl werth, dass die U eberein Stimmung
zwischen den Gesetzen der geometrischen und mechani-
schen Zusammensetzung von Bewegungen durch keinen
Schluss a priori eingesehen werden kann, dass sie hier,
wie überall ein eigentliches Naturgesetz, einen der Erfah-
rung entlehnten oder ihr anticipirten Satz constituirt
III. Zusammensetzung einer Drehung dg> um eine Axe a
mit einer Verschiebung dv, deren Richtung einer Geraden
G parallel ist, die mit a den Winkel go bildet. — Um die Axe a
denke man einen Umdrehungs-Cylinder , dessen Normalschnitt den Ra-
dius Q hat, beschrieben, und an diesem zwei Berührungsebenen parallel
zu G gelegt. Bei der Drehung bleiben die Berührungsseiten in diesen
Ebenen, und auch noch bei der Verschiebung; eine der gedachten Seiten
bewegt sich vermöge der Drehung um gd(p in einem der Verschiebungs-
componente dv sin od gerade entgegengesetzten Sinn ; die GhrSsse ihres
definitiven Fortrückens ist folglich: Qdq> — dv sin od, und wird Null, wenn
Q der Bedingung Qdips=i dv sin <d gemäss angenommen wird. Um daher
die Centralaxe zu erhalten, beschreibe man um die Axe a denjenigen
Umdrehungs-Cylinder, dessen Punkten die Rotationsgeschwindigkeit dvsinm
zukommt, und lege in diesem je nach dem Sinn der Drehung eine Be-
rührungsebene der Geraden G parallel; dann ist die Seite, in welcher
die Berflhrung stattfindet; Centralaxe. Die Drehungsamplitude ist dq}^
die Verschiebung in der Richtung von c ist ef t; cos od, denn die mit a
zusammenfallende Punktenreihe des Systems wird durch diese Bewegung
ebenso deplacirt, wie durch die ursprünglich gegebene.
Wenn die Richtung von dv einen rechten Winkel mit a bildet, so
findet man sofort durch Umkehrung die vielfach brauchbare Regel:
Einer gegebenen Drehung dtp um eine Axe c kann man eine
erJeicbe Drehung nin eine beliebige mit c ^atsiUele Axe ü
Von K. Küpper. 23
snbstittiireii, wenn man mit dieser noch eine normal gegen
die Ebene beider Axen gerichtete Verschiebung verbindet,
welche gerade hinreicht, nm die dnrch die zweite Drehnng
ms ihrer Lage gebrachte Aze c wieder in dieselbe znrück-
xaftthren.
Znr Uebung. Relative Bewegnng eines Systems S, welches mit
einer der Grösse und Richtung nach unveränderlichen Geschwindigkeit
V fortschreitet, gegen den mit constanter Winkelgeschwindigkeit tp um
eine feste Axe a rotirenden Raum R. Aufgabe ist, den Ort derjenigen
Pnnkte des Raumes R zu charakterisiren , welche successive mit denen
des Systems S zusammenfallen, der Vorstellung gleichsam die Spur zu
zeigen, welche S in R zurttcklässt. Hierzu benutzen wir den bekannten
Grundsatz, wonach die relative Bewegung zweier Körper nicht gestört
wird, wenn man beiden eine gemeinschaftliche Bewegung mittheilt.
Fügen wir nun den vorhandenen Bewegungen eine Rotation hinzu, welche
der des Raumes R geradezu entgegengesetzt ist und mit derselben Oe-
ichwindigkeit dtp vor sich geht, so gelangt R ffir eine unendlich kurze
Dauer di zur Ruhe, die relative Bewegung von S wird zu einer absolu-
ten und diese ist in jedem dt zusammengesetzt aus der Drehung — dg>
and der Verschiebung dv. Beide Bewegungen lassen sich nach dem
Vorigen durch eine Drehung von gleicher Grösse und gleichem Sinn um
eine mit a parallele Axe c und eine Verschiebung in der Richtung die-
ser Axe ersetzen, und welchen Moment man auch zur Bestimmung von c
wählen möge, c wird seine Lage im absoluten Räume nicht ändern;
dahingegen wird die mit c zusammenfallende Punktenreihe des Raumes J?,
je nach dem gewählten Moment jedesmal eine andere sein. Denkt man
sieh nämlich im Räume R einen Umdrehungs-Cylinder Qj welcher c
zur Axe und a zur Seite hat, so wird nach jedem dt eine neue Seite
dieses Cylinders mit c zusammenfallen. Aehnlicherweise werden die Ge-
raden des fortschreitenden Systems S^ welche gleichzeitig mit jenen Cy-
linderseiten sieh in c befinden, in S eine Ebene E zum Ort haben,
welche mit v parallel ist und den Cylinder q in der Seite c berührt.
Stellen wir uns demnach vor, der Cylinder q sei mit dem Räume R
fest, die Ebene E wälze sich über seiner Oberfläche, indem sie zugleich
in der Richtung von c fortgleitet und S sei mit E unveränderlich ver-
banden, so nimmt das System eine Bewegung an, welche mit der zu
suchenden relativen im Räume R identisch ist. Jede Gerade von S^
welche a parallel ist, beschreibt eine cylindrische Fläche, deren Normal-
Schnitt eine gewöhnliche, gestreckte oder verkürzte Evolvente des Krei-
ses ist, welcher den Normalschnitt von q darstellt, zugleich verschieben
sich die Punkte einer solchen Geraden in derselben nm dv cos to. Jede
Gerade von S, welche in J? liegt, behält ihren kürzesten Abstand von
der Cylinderaza hei und beräbrt den Cylinder {oTtw\AtteudL m ^\nikX«<DL
24 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
einer leicht zu bestimmenden Schraubenlinie; diese Schraubenlinie wbd
ein Kreis für alle Geraden, welche die Richtung v haben, deshalb be-
schreiben die bezüglichen Geraden Kotationshjperboloide ; die übrigen
Geraden von S beschreiben im Allgemeinen windschiefe, bei einer be-
sondem Lage jedoch auch abwickelbare SchraubenflSchen. Die relative
Trajektorie eines Punktes ist eine Art Spirale auf einem Ereiseyolven-
ten-Cylinder und kann auch als Durchschnitt eines solchen Cylinders
mit einer abwickelbaren Schraubenfläche construirt werden. — Nimmt
man die Richtung der Bewegung von S normal gegen die
Aze a an, so erhält man die Basis für die Theorie der Kreis
evolventen -Verzahnung.
IV« Zusammensetzung zweier Drehungen dfc, dv, um-
parallele Axen m, n. Um die Azen m, n denke man zwei Um-
drehungs-Cylinder, welche sich in der Weise berühren, dass ihre zusam-
menliegenden Seiten, indem sie den betreffenden Drehungen folgen, in
entgegengesetztem Sinn auseinandertreten. Wenn nun die Radien ^,^'
der Normalschnitte beider Cylinder so gewählt sind, dass QdfisszQ'dv^
80 wird die Berührungslinie, wenn sie nacheinander beide Drehungen
vollzieht, wieder in ihre anfängliche Lage gelangen; sie ist mithin die
Centralaxe c. Was die Amplitude der resultirenden Drehung betrifft,
so sei diese d^] weil nun n durch Drehung um m ebenso deplacirt wer*
den muss, wie durch Drehung um c, so ist entweder:
(9 + Q) ^l^ ~ 9^% oder + {Q — af) dfiz=Qd^f
je nachdem c zwischen m und n liegt, oder über m, oder über n hinaus.
Der Kürze wegen setzen wir im Folgenden stets voraus, dass die resnl-
tirende Drehaze zwischen die gegebenen Axen falle, eine Voraussetzung,
welche die Allgemeinheit unfieres Verfahrens nicht beeinträchtigt. Man
hat gleicherweise
(9 + d) dv=sqd^; daher l) (fdfi = q'dv; und 2) d^ = dfi + dv
Woraus folgt, dass die Centralaxe den Abstand der Azen m^n im umge-
kehrten Verhältniss der Drehungs-Amplituden d^, dv theilt; oder die
Centralaxe hat die Richtung der Resultante zweier in m^
wirkenden Kräfte, von den Intensitäten d/iA, dv\ die zuge-
hörige Drehung hat eine Amplitude, welche dieser Resul-
tanten gleich ist.
Zur üebung. Die Bewegung eines ebenen Systems, von dem ein
bestimmter Kreis (Jf, Radius q) auf einem absolut festen Elreise (iV, Ra-
dius q) rollt, fällt in jedem Moment mit einer Drehung um den Be-
rührungspunkt beider Kreise zusammen; denn das gedachte System lässt
sich immer aus einer Lage in die benachbarte durch zwei successive
Drehungen beziehlich um die Punkte M^N überführen, und wenn d^
die Amplitude der ersten Drehung ist, so wird W- die der zweiten
Von K. Küpper. 25
fein; der augenblickliche Drehpunkt C theilt demnach die Linie MN in
dem VerhKltniM q : (/\ die resnltirende Amplitude ist (1 + -^) dm^ je
nichdam der rollende Kreis sich ausser oder innerhalb des festen befindet.
Das Bahnelement fQr irgend einen Punkt P wird PC (1 + •^) e/o, und
man sieht, dass die Rektifikation der von P beschriebenen Cnrve auf die
Elrmittelung des Integrals j PCdto hinausläuft. Ohne analytische Hülfs-
mittel in Anspruch zu nehmen, kann man sich über die Natur dieses
Integrals auf folgende Weise Aufklärung verschaffen. Liegt der rollende
Kreis in dem festen , und ist ^ = ^ q\ so wird das Differenzial der
Ton P beschriebenen Curve ^PCdto^ und da diese Linie bekanntlich
entweder ein elliptischer Bogen (P ausserhalb des rollenden Kreises),
oder eine gerade Linie (P im Umfang dieses Kreises) ist, so erhellt
dass die Rektifikation der gestreckten und verkürzten Cy-
kloiden aller Art durch ein elliptisches Integral zweiter
Oattnng, die der gewöhnlichen Cykloiden einfach durch
eine Kreisfunktion bewerkstelligt wird. Auf diesem Wege
kommt man am schnellsten zu den von Pascal herrührenden
Sitzen über gleiche Ellipsen und Gykloidenbögen.
V. Zusammensetzung zweier Drehungen c^fi, dv um zwei
Azen OT, it, welche sich in einem Punkte 0 schneiden. Um
diese Axen denkt man zwei sich berührende ümdrehungskegel der Art,
dass ihre beiden zusammenfallenden Seiten, indem sie den betreffenden
Drehungen folgen, in entgegengesetztem Sinn sich bewegen. Wenn nnn
die Radien q^q zweier sich berührenden Kreissohnitte dieser Kegel so
angenommen sind, dass qdfA=:iQdv, so wird ihre Berührungslinie, wenn
•ie nacheinander beide Drehungen vollzogen hat, wieder in ihrer anfKng-
liehen Lage sein. Diese Linie ist also Centralaxe. Die Amplitude diß
der resultirenden Drehung kann danach bestimmt werden, dass ein be-
liebiger Punkt M der Axe m durch diese Drehung in dieselbe Lage ge»
langt, wie durch die Drehung dv um die Axe it, d. h.
OM sm 00 d'iff = GM sin adv^ oder ON sin (a — w) dtfß = ON sm cidfi.
Auch hier stellt sich heraus, dass die Centralaxe mit der
Resultanten zweier in m^ wirkenden Kräfte dfi^ dv zusam-
menfällt, und dass die Amplitude der resultirenden
Drehung dieselbe Grösse dijß zum Maas hat, wie jene Re-
sultante.
In den mitgetheilten Sätzen tritt eine merkwürdige Analogie zwi-
schen der Zusammensetzung von Kräften und von Rotationen zu Tage.
Da wir an einer andern Stelle Gelegenheit haben werden^ dexvoi i.'qs^^-
zukmnmeiir mo genüge hier die Bemerkung, dass Poinaol^ Vni^^Tii «t \«ql
26 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
glücklichen Gedanken der Aeqnivalenz einer Verschiebung oder Trans-
lation und eines sogenannten Drehnngspaars «(d. i. zweier snceessiven,
gleichen, aber entgegengesetzten Drehungen um parallele Axen) durch-
führte, eine vollkommen gleichartige Behandlung der Statik und Dyna-
mik ermöglichte und anbahnte. Es verdient hervorgehoben zu werden,
dass die erwähnte Analogie keineswegs, wie man auf den ersten Blick
vermuthen möchte, neben die Verschiebung die einfache Kraft, neben die
Drehung das Kräftepaar stellt, dass sie im Gegentheil die Kraft der Bo-
tation, das Kräftepaar (die Axe desselben) der Translation entiiprechen lässt.
Wir gehen auf die Zerlegung von Botationen in andere, als eine
durch das bisher Gesagte eigentlich schon erledigte Aufgabe, nicht näher
ein, und wenden uns zu einer Untersuchung, welche die momentane Be*
wegung* eines Systems von einer neuen Seite zeigt, und uns gestatten
wird, der Lehre von der Zusammensetzung von Bewegungen gegenüber
einen hiöhem Standpunkt zu gewinnen.
VI. Von der Zusammensetzung zweier Drehungen d^
dVj um windschiefe Axen m, n.
1) Man ziehe die auf m und n normalstehende Gerade MH (Taf. I,
Fig. 4.) (die Linie des kürzesten Abstandes), ihre Länge sei e* Durch
den Punkt N ziehe man tn |] m, so lässt sich statt der um m erfolgenden
Drehung dfi eine um die die Axe m erfolgende Drehung von gleicher
Amplitude und gleichem Sinn substituiren, wenn nur zu dieser noch eine
Verschiebung sich gesellt, die normal gegen die Ebene mm gerichtet ist
und deren Maas: edfi. Die beiden jetzt bestehenden Drehungen um m'
und n geben eine resultirende Drehung d^ um eine gewisse, in der
Ebene mm' liegende und durch den Punkt N gehende Axe c. Bezeich-
nen wir die Winkel mV, mn, d. h. welche von den Geraden m\c und
m\n gebildet werden, mit cd, a so ist:
.\ ^ . j . r \ ^N . dv sin a du sin a
1) rffi «n w = rfv sm («—«); 2) d^ = = . .
stn C9 stn {ju—^n)
Aber die Drehung dijf um c, vereinigt mit der Verschiebung edfA ftlhrt auf
eine Drehung dip um eine mit c parallele Axe c, combinirt mit einer
it
zu c parallelen Verschiebung, deren Grösse: edficos('^ eo) = ed/iA sin c».
Daraus, dass die Richtung von edfi einen rechten Winkel mit MN bildet,
folgert man leicht, dass c die Linie MN in einem Punkte C treffen muss,
der je nach dem Sinn von dfL entweder auf der Strecke MN^ oder auf
deren Verlängerung liegt, jedoch stets so, dass
CNdflf =:: edfi cos m.
Setzen wir CMess ^, CN==i q'j so folgt:
, , , , , dii sin €9 cos m cos m sin (a — »)
p d^=sedii cos CD, also P = :; : = e :
^ ^ '^ ' ^ dv sm a sm a
Von K. KUPPET?. 27
, , sin m cos (a— w) , , ^.0 tang eo
und: Q = e^Q = e r-^ -i daher: 3) -^ = ; r.
^ stna ^ Q tang{a—io)
2) Construktion der Centralaxe c. Die horizontale Projek-
tionsebene (Fig. YII) sei durch MN normal auf m gelegt, die Vertikal-
Ebene gehe durch m und sei mit n parallel ; n\n seien die Projektionen
Ton n, durch die Gerade c' werde der Winkel -Piüf 0 = « in awei Theile
•, V«— CD getheilt, deren Sinus in dem umgekehrten VerhSltniss der Win-
kelgeschwindigkeiten dfA^dv stehen; dann ist c" die Vertikal-Projektion
der Axe c. Ihre Horizontal-Projektion zu bestimmen, ziehe ich auf c"
eine beliebige Normale PR''0'\ betrachte dieselbe als Vertikal-Projektion
einer Geraden, welche sich an die Axen m,n in den Punkten P^Q an-
lehnt, deren Horizontal-Projektion mithin MQ' ist. Ich behaupte, dass
die Linie PQ auch einen Punkt A mit der Axe c gemein hat; R'\R'
mflssten dann die Projektionen von R sein und das Behauptete ist be-
wiesen, wenn ich zeige, dass die Linie R'C, die ich mitn parallel ziehe,
die Horizontal-Projection von c ist, Nach Gleichung 3) bedarf es nur
^^ - , 1 CM lang m , ,. «. . * ,
des Nachweises, dass ----=; ^ r; und die Figur zeigt sofort dass
iyjy tong [a — ao)
diese Gleichung durch: -.,,>»=- ß- r, welche in der That erfüllt
^' R Q tang (a — w)
ist, mitbedingt wird. Hiermit ist unsere Aufgabe erledigt, zugleich er-
rieht man, dass die zu Hülfe genommene Gerade PQ^ da ihre Vertikal-
Projection auf c" normal, c' aber mit c parallel ist, die Centralaxe in
dem Punkte R unter rechtem Winkel schneidet: Die Geraden m.n^c
gehören folglich zu der einen Schaar von Seiten eines hy-
perbolischen Paraboloid's, von welchem die Seiten der an-
dern Schaar, wie Pjß, mit c einen rechten Winkel bilden.
3) Identität einer willkürlichen unendlich kleinen Be-
wegung eines starren Systems mit zwei succesiveen Dre-
hungen um windschiefe Axen (Fig. VIII). Wir setzen voraus,
dass die gegebene Bewegung zurückgeführt sei auf eine Drehung d^
um die Centralaxe c, und eine Verschiebung df^ parallel dieser Axe.
N sei ein beliebiger Punkt des Systems, die Linie NC sei normal auf
der Centralaxe. Durch den Punkt N ziehen wir N^^ zu c parallel , so
ist die vorliegende Bewegung zu ersetzen durch eine Drehung d^ um
fie Axe Nif/ vereint mit einer Verschiebung, welche aus der gegebenen
df und der vermöge der ursprünglichen Drehung erfolgenden Bewegung
CNd^ des Punktes N geometrisch zusammengesetzt ist. Diese Resul-
tante (die Axe der Translation für N) sei Nif. Nnn zerlegen
wir N^\ das Maas von d^\ in zwei Componenten NvsssdVy N(i=zdft^
wovon die letztere normal auf der Ebene CNN^y die erst^ beliebig, na-
tflrBeherweise aber in der durch Nij/ und N^i gelegten^ «u£ CIN "&»«&.%-
hn Ebene entbaHen ist Die Drehung Nft\ Terbnndvn m\t 9m mi ""ioswK
28 Die geometrischen Gesetze der Orts Veränderung etc.
^»*V^V^XWW^'^^V^'W%^S*"l^W^^>^V^i/>^N^»^w<
Axe normalen Verschiebung NN^ fährt auf eine Drehung dfi um eine
mit Nfi parallele Axe ilffi, so dass endlich die gegebene Bewegung auf
swei DreBungen d^y dv um die Axen Mfk oder m, Nv oder n surttck-
gefiELhrt ist. Diese Axen nennen wir Gegenaxen, die Punkte
ilf,JV^ die Endpunkte des kleinsten Abstands zwischen ihnen,
Gegenpunkte«
Man bemerkt, dass eine solche Axe (wie Mfi) mit der Translations«
axe ihres Gegenpunktes {N) einen rechten Winkel bildet, und wenn da-
her m der Winkel ist, unter welchem Mi^ (oder Nfk) gegen die Axe
c sich neigt, so ist dies derselbe, den NN* mit der Bichtung von CNdip
einschliesst; folglich:
m hängt somit von der Lage des Punktes N^ nicht aber von der Axe Nv
ab; dieser letsteren gemäss bestimmt sich aber die Lage des Punktes M.
Wenn Nv alle möglichen Lagen (normal auf CiV') annimmt, so beschreibt
gleichzeitig der Punkt M die unendlich verlängerte Gerade AC, die Axe
Mn bleibt dabei in einer Ebene, welche mit c den Winkel m bildet
Um bei einer besondem Lage von Nv^ die durch den Winkel a bestimmt
sei, welchen iVv, if/iA bilden sollen, den Punkt M zu bestimmen, hat
auch:
MNdn = J^iV = j/ CN* d^+df*',
Also nach 1) MNdfi = CNd^f yi+ianga*^^^^.
d^ sin of
Weil aber, in Folge der Zerlegung von dtffj -—=——- -,80 ist
MN 9in a lang oo + tang (a — a)
CN €08(0 sin (a — o») iang (« — o)
... CM iang(a--m) df .
mithm: -p^r;^ = — p ^, und: CM = •—- — '- r ... 2)
CN iangm d'^iang(a — a) '
Es genügt auf die bei der Constmktion von c vorkommende Betrach-
tung hinzuweisen, um den Satz aufstellen zu können, dass irgend zwei
Gegenaxen m^n nebst der Centralaxe c einem hyperbolischen Paraboloid
als Seiten angehören, in welchem die eine Schaar von Geraden aufe,
die andere auf der Geraden NM^ in welcher die kürzesten Abstände von
ffi, c, n liegen, normal ist.
4) Eigenschaften der Gegenaxen. Ehe wir diese Auseinan-
dersetzung beginnen, müssen wir in Kürze des Falles Erwähnung thun,
bei dem es sich um die Gegenaxe einer Geraden m handelt, welche die
Centralaxe schneidet. Zunächst ist klar, dass, wenn der Winkel mc ein
Rechter ist, von einer Zerlegung der Drei ur.^ drff nach der Axe m nicht
die Rede §ein kann, alao auch nicht von einer Gegenaxe;. wenn femer
Von K. Küpper. 29
derselbe Winkel = Null ist, oder m U c, so gehört zn der Drehung d^
um m noch eine parallele Verschiebung, die auch als eine Drehung um
eine nnendlich ferne Axe angesehen werden darf. Im Allgemeinen zer-
lege man dfff iu zwei Componenten, wovon die eine m zur Axe, die
iweite eine auf c normale Axe hat. Diese letztere liefert in Verbindung
mit der Verschiebung df eine Drehung um eine Axe n , welche einmal
in einer im Durchscbnittspunkt von m,c auf c normalstehenden Sbene,
sodann in einer der Ebene mc parallelen Ebene liegen muss. Hiemach
kehren wir zu den Oegenaxen tn^n zurück , die wir in der vorigen Num-
mer nfther bestimmt haben. Die Punkte M^Nfi^ die Winkel a,» nehmen
wir in derselben Bedeutung, wie dort, und bezeichnen der Kürze wegen
die im Punkte N auf NC normale Ebene in der Folge stets mit 9{.
Wir fanden, dass, wofern die Gerade n in der Ebene 31 bleibt und
fortwfthrend den Punkt N enthält, ihre Oegenaxe m einen constanten
Winkel » mit c bildet, sonst aber ihre Lage dergestalt ändert, dass sie
eine durch NC gehende Ebene beschreibt. Der Reihenfolge von Lagen,
in denen die Geraden m,n Gegenaxen sind, entspricht eine Schaar von
hTperbolbchen Paraboloiden , welche dieselbe (auf c normale) Kichtebene,
sowie zwei Seiten (c und die Gerade NC) gemein haben. Diese Para-
boloide können dazu dienen, um der Vorstellung die Anordnung der
möglichen Gegenaxen zugängig zu machen, und wir werden zeigen, dass
in einem solchen Paraboloid unendlich viele Paare.von Ge-
genaxen liegen, dass f,ür ein solches Paar dasRechteck aus
den Entfernungen der beiden Axen von c, ebenso wie das
Produkt aus den Tangenten der Winkel, welche sie mit c
bilden, constant ist.
In dem Paraboloid, welches c,m,n enthält, seien f,( zwei zur selben
Schaar wie m^n gehörige Seiten, S,T seien die Punkte, in welchen sie
die Gerade MN schneiden, a heisse der Winkel f /, m der Winkel fc,
dann ist
CS iangtn
Cf^iang (a— »/
Wenn nun zwei Drehungen dtf, dr um 8,i als Axen vorliegen, der-
art, dass da : dx = sin {a — w) : sin a\ so wird die resultirende Central-
axe mit c parallel werden. Damit zugleich die resultirende Drehung
ae <f^ werde, muss sein
ds sina , , ^ dt sin a ,
. f * Tv = dfU. oder auch — : — ?— = cfilf . . . . 3)
und damit femer die resulthrende Axe mit c zusammenfalle,
CTd-^ = ST du coi « , . . . 4)
Endlich damit die rösultirenden Verschiebungen identisch seien, ist
erferderHcb :
STdfftmn == ed^k tm tt ... b^
30 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
Die Gleichnngen 4), 5) transformire ich durch Einführung von
e =3 ^ 4- q\ und durch Benutzung der Proportion : q + q : q' = lang m
+ tang (a—w) : iang (a— w) = ^ a : co5 oo <m (a— «). Es entsteht:
ST da sm io z=z q d^k fang ta —, — ; -; daher nach 4):
sm (a — OD)
QT lang «' rf ti; = q du, iang o» -: — rt und weil:
d^:d(i=ssmct :«m(«— o»), so folgt: CT=^q — ^ 6)
lang cd
Mit Hülfe der Gleichungen q \ q i= lang o : tang (a— oo), CS:CT=
= tang «' : iang (a — « ) ergiebt sich :
cs=t, ^"g/r "?.... 7)
^ tang (a — 09 ) ^
Hiemach kann der Punkt T, oder die Aze t willkürlich angenom-
men werden, der Winkel », den die Gegeuaze s mit c bildet, ist dann
nach 6) bestimmt; und durch diesen Winkel hat man sogleich S^ denn
in dem betrachteten Paraboloid ist:
CS : Qt= iang m : iang o .... 8)
Endlich folgt aus 7) und 8) die zur Bestimmung von Gegenaxen
bequeme Beziehung:
CS.CTz=sQq\ die erste der behaupteten Eigenschaften.
Sie enthält nach 0) und 7) die zweite:
iang m tang (a— w) = iang w iang (a — «»').
b) Die Gleichungen 3), 4), 5) beziehen sich nicht blos auf Gegen-
axen in einem bestinmiten Paraboloid, sondern sie enthalten ganz allge-
meine Eigenschaften dieser Linien. Wendet man nun auf 5) die Formeln:
diUsini» ^ d^ sin €9
dz = — 2-: — ', — : dv = — -^^
sma sin a
an, so kommt: STda dt sin u = edfA dv sin a. . . . 9)
Denken wir uns auf den Axen 5,/ die Stücke da^ dx abgeschnitten,
und ein Tetraeder gebildet, welches zu gegenüberliegenden Seiten eben
diese Stücke hat, so drückt die linke Seite der Gleichung 9) den sechs-
fachen Inhalt dieses Tetraeders aus; ähnliches gilt für die rechte Seite
in Bezug auf die Stücke dfi, dv in den Axen m,n: Wie man auch
die gegebenen Drel^ungen (/fi, dv durch zwei andere ersetzen
mag, stets bleibt das Tetraeder, welches die auf den Dreh-
axen abgetragenen Maasse dieser Drehungen zu gegenüber-
liegenden Seiten hat, von unveränderlichem Inhalt Dieser
Satz ist das Analogen des bekannten Chasl es 'sehen Satzes über zwei
einem Krä^^^y^tem aequivalente Kräfte.
c) Der Winkel a, den zwei in einem bestimmten der vorhin er-
wähnten Paraboloide liegende Gegenaxen einschliessen , ändert sich im
Allgemeinen von einem Paar zum andern, denn sonst würde die Gleichung
Von K. KÜPPEH. 31
ttmg a = —^ -^-\ ^ wegen der Constanz des Weithes von
1 — lang m tang (et — o»)
tang a> fang (a — o) auf einen bestimmten Werth von oo führen, was offen-
bar nicht möglich ist. Jedoch bildet eine Ausnahme der Fall, wo
fang o iang (a — lo) t= 1 oder a = — . Erinnert man sich daran , dass, wäh-
rend die Aze n sich in der Ebene 9{ um den Punkt N drehte, ihre
Gegenaxe m sich selbst parallel blieb, dabei mit der Translationsaze NN*
einen rechten Winkel bildete, so gewahrt man, dass, wenn n mit dieser
Translationdaxe zusammenfällt, und nur dann, ihre Gegenaxe m mit ihr
einen rechten Winkel bildet. Stellen wir uns mithin das Paraboloid her,
in welchen jetzt m^n^c Seiten sind, so sind in diesem irgend zwei Gegen-
azen normal gegen einander gerichtet und sie fallen zusammen mit den
Translationsazen ihrer der Centralaze zunächst liegenden Punkte. In
keinem der andern Paraboloide gibt es zwei unter rechtem Winkel ge-
neigte Gegenazen.
Eigentlich versteht es sich von selbst, dass zwei Gegenazen dadurch
charakterisirt sind, dass die Wegelemente (Trauälationsaxen; der Punkte
der einen normal gegen die andere gerichtet sind; weil aber der direkte
Beweis dieser Eigenschaft sehr einfach ist, so fügen wir ihn hier
noch bei.
Nv hat die Aze w, NN' die Translationsaze von iV, N^l mit m, iV^'
mit c parallel; diese verschiedenen Geraden liegen in der Ebene 9t und
Winkel N* N^k ist ein rechter. Nun ist das Wegelement des Punktes v
die Resultante von NN" und einer Drehung um die Aze N'^\ und die
letztgenannte Componente ist normal gegen die Ebene lif'Nv^ d. h. pa-
rallel der Geraden NC\ folglich ist die in Bede stehende Besultante der
Ebene CNN" parallel, oder gehört einer auf N^l (m) normalen Stel-
lung an.
5) Hier ist der Ort, einige Sätze aufzustellen, welche mit gewissen,
von Mob ins in seiner Statik mitgetheilten die grösste Aehnlichkeit haben.
Damit aber diese eigenthümliche Verwandtschaft zwischen dem Gegen-
stände nach wesentlich verschiedenen Wahrheiten recht sichtbar hervor-
trete, bediene ich mich der von Möbius gebrauchten Namen:
unter Nullebene des Punktes N soll die Ebene verstanden werden,
welche in N normal auf der Translationsaze NN* von N ist. Dieselbe
enthält nach Früherem die Gegenaze einer jeden durch N gehenden auf
NC normalen oder in 9t liegenden Geraden.
Nullpunkt einer Ebene E heisst deijenige Funkt von E^ dessen
Translationsaze normal auf E ist. Diese Definition verlangt eine beson-
dere Rechtfertigung. Wenn E die Centralaze schneidet und zugleich auf
ihr normal ist, so sieht man, dass der Punkt, in welchem sie die Cen-
tralaxe trifft | ihr Nullpunkt ist; denn dieses und kern eiidftx^t vQA%«t*^^Ds&.
32 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
bewegt sich normal gegen E. Femer, schneidet E die Centralaze c in
einem Punkte C, ohne auf c normal za sein, so denke man darch C in
E eine Normale anf c\ die Translationsazen der Punkte dieser Linie
Bilden ein hyperbolisches Paraboloid und neigen sich gegen E unter
allen möglichen Winkeln, mithin ist eine und nur eine normal auf E;
diese sei NN*. Dass für keinen zweiten Punkt von E die Translations-
aze mit NI^ parallel ist, folgt so: durch N ziehe man c\\cy so besteht
die Bewegung aus einer Drehung diff um c und einer Verschiebung
gleich und parallel NN\ also muss das Wegelement eines jeden Punktes
▼on E, als zusammengesetzt aus NN* und einem andern geg^n c normal
gerichteten Stück, von der Kichtung Nlt abweichen. Wenn E der Cen-
tralaxe parallel ist, so gibt es in ihr keinen Nullpunkt, denn die eine
Componente des Wegelementes eines jeden ihrer Punkte ist mit c pa-
rallel, fällt also in E.
Erster Satz. Die Nullebene eines beliebigen Punktes 0
einer Ebene E geht durch den Nullpunkt iS^ von E.
Beweis. Das Wegelement des Punktes 0 ist die Resultante von
JVy und dem Kreiselement, welches 0 vermöge der Drehung um die
durch N zn c parallel gedachte Axe c beschreibt. Da dieses letztere
normal auf der durch c und ON gehenden Ebene, NN' aber auf E nor-
mal ist, so muss jene Resultante auf ON normal sein, mithin muss die
Nullebene von 0 die Oerade Oi^ enthalten.
Zweiter Satz. Die Nullpunkte aller Ebenen, welche
einen Punkt JV gemein haben, fallen in die Nullebene E die-
ses Punktes.
Denn E muss, als Nullebene von N durch den Nullpunkt einer je-
den Ebene gehen, in welcher N liegt.
Dritter Satz. Die Nullebenon der Punkte einer Gera-
den n schneiden sich in einer andern Geraden m, und diese
ist die Gegenaxe jener.
Beweis. jK',jB'' seien die Nullebenen zweier Punkte Q\(/' der Gera-
den it, sie mögen sich in einer Geraden m schneiden; F^yP" seien zwei
beliebige Punkte von m, ihre Nullebenen F\F" müssen nach dem Vori-
gen sowohl Q' als Q" enthalten, weil jederjder Punkte P\P* sowohl in
i als auch in ET liegt. Betrachtet man demnach n als Durchschnitts-
linie von F\^' so erhellt, dass die Nullebene eines jeden ihrer Punkte
durch P und P'^ also auch durch m gehen muss.
Um zweitens zu erweisen, dass m\n Gegenaxen sind, stelle man
sich das hyperbolische Paraboloid vor, welches die von den Punkten
Q\^' etc. der Geraden n auf die Centralaze gefällten Normalen ffV,
ff (f etc. enthält. In diesem Paraboloid liegt, wie wir wissen, die Ge-
genaxen von n. Weil aber die Ebenen E\^' etc. sich in einer Gera-
Jen m schneiden, und beziehlich durch die Geraden Q'C ^ Q"(f' etc. gehen,
Von K. Küpper. 33
•0 wird m auch von den zuletst genannten Geraden getroffen; m ist daher
eine Seite des gedachten Paraboloids. Nun sei N der der Centralaxe
lunlehatliegende Punkt von n, E seine Nullebene ; E enthält bekanntlich
die Gegenaze von n, und da E auch die Gerade m enthält, so müsste,
venn m diese Gegenaxe nicht selbst wäre, die Ebene E drei Seiten
unseres Paraboloids, nämlich NC^ tn^ und die Gegenaxe von n aufneh-
men, was unmöglich ist; somit fällt m mit der Gegenaxe von n zusam-
men. W. s. b. w.
Ebenso beweist man das Reziproke: die Nullpunkte der Ebenen
eines Ebenenbüschels , dessen Axe n ist, liegen in der Gegenaxe von n.
Vierter Satz. Die Gegenaxen aller durch einen Punkt
N gehenden Geraden befinden sich in der Nnllebene ^ die-
ses Punktes. Denn jede durch N gehende Gerade ist die Axe eines
Bfischels von Ebenen, deren Nullpunkte in der Gegenaxe dieser Geraden
und auch in der Ebene E liegen. (Nach dem dritten und zweiten Satz).
Umgekehrt: Die Gegenaxen aller Geraden einer Ebenol
schneiden sich im Nullpunkt N dieser Ebene. Denn die Null-
ebenen der Punkte einer solchen Geraden müssen durch deren Gegen-
axe und zugleich durch N gehen. (Nach dem dritten und ersten Satz.)
Die vorstehenden Sätze enthalten eine specielle Art dualer oder re-
ziproker Beziehung zweier Raumsysteme aufeinander. Jedem Gebilde,
insofern eis als Ort eines Punktes angesehen wird, ist ein anderes, von
einer durch diesen Punkt gehenden Ebene umhülltes Gebilde zugeordnet,
und umgekehrt Jeder von einer Geraden n beschriebenen Regelfläche
entspricht eine andere, die von ihrer Gegenaxe m erzeugt wird; einem
Kegel s. B. entspricht ein von einer Curve begrenztes Stück einer Ebene-
Anstatt aber zu einer vorgegebenen Regelfläche die Reziproke aufzu
suchen, welches das gewöhnliche Verfahren ist, kann man auch irgend
eine der Natur der Sache gemässe Abhängigkeit zwischen zwei rezipro-
ken Elementen (Geraden) feststellen , und nach der Anordnung derselben
in awei sieh entsprechenden Grundgebilden (Ebene und Strahlenbündel)
fragen» Indem wir beispielsweise nur solche Gegenaxen berücksichtigen,
welche einen rechten Winkel miteinander bilden, d. i., welche zugleich
Translationsaxen für ihre der Centralaxe am nächsten gelegenen Punkte
sind, werden wir zu Eigenschaften geführt, die wiederum eine phorono-
mische Deutung zulassen; und so kommen wir zu dem Punkt zurück«
von dem wir ausgegangen sind.
Anordnung der Translationsaxen oder Tangenten für
die Bahnen der Punkte eines eine willkürliche momentane
Bewegung vollziehenden starren Systems:
a) in einer Ebene E.
In einer auf der Centralaxe c normalen Ebene giebt öÄtevü^^xvsÄ-
U&numxe, es mttsate denn die Verschiebung df ^uW aeVa. \tv ^vcv^x
Z^ümkrm f, 9Uthmn»tlk o. fhfik. VI. 1. %
34 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
mit c parallelen Ebene findet man alle darin enthaltenen Translations-
axen so: um c beschreibe man einen Rotationscylinder , welcher E in
einer Geraden g berührt, dann fallen die Translationsaxen der Punkte Ton g
in E und sind, weil diese gleich weit von c abstehen, parallel. Für keinen an-
dern Punkt von E kann die Translationsaze in E fallen, denn beschreibt man
durch einen solchen Punkt um c als Axe einen Botationscylinder, so wird die-
ser von der gedachten Translationsaxe berührt, welche daher E schneidet.
Die Ebene möge endlich mit c den Punkt C gemein haben, N sei ihr Null-
punkt, NN' dessen Translationsaxe, also normal auf £. Der Nullpunkt
P einer jeden durch NN' gehenden Ebene liegt in E^ und da eine solche
Ebene auf E normal ist, so liegt auch die Translationsaxe p von P in
E. Ausser diesen Axen p liegt keine in E^ denn wäre q eine solche ftbc
den Punkt Q , so müsste die Nullebene von Q einmal durch N gehen,
dann auch normal auf q oder auf E sein, mithin müsste sie NN' enthal-
ten, also unter den vorhin gedahton Ebenen vorkommen. Die Null-
punkte P liegen nach Früherem auf der zu NN' rechter inkligen Gegen-
axe MM' (in E)] verbinden wir daher N mit den Punkten P und er-
richten auf NPinE Normalen, so sind diese die sftmmtlichen in ^vorkom-
menden Translationsaxen: Sie umhüllen, wie man sieht, eine
Parabel^ deren Brennpunkt iV, deren Scheiteltangente
MM' ist.
Das erlangte Kesultat gestattet noch eine andere Auslegung. Der
Ort für diejenigen Punkte P eines starren Systems, welche bei dessen
momentaner Bewegung in einer festen Ebene E verharren, ist in ^ eine
gewisse Gerade MM*] die übrigen Punkte treten aus £ heraus, ein ein-
ziger darunter (iV) normal gegen E. Das ebene System, welches E ver-
lässt, gelangt in eine benachbarte Lage und schneidet E in jener Gera-
den MM'-j folglich berührt das ebene System die abwickelbare FUche,
welche es umhüllt, in MM'^ oder MM' ist seine charakteris tische
Linie. Es leuchtet ein, dass jede Translationsaxe und nur eine solche
für eine durch sie hindurchgehende Ebene die charakteristische Linie
darstellt, weshalb denn auch die ausschliesslich für Translationsaxen
stattfindenden Sätze gültig bleiben, wenn man an deren Stelle die cha-
rakteristischen Linien der zugehörigen Ebenen setzt. Bei dieser Umfor-
mung lehren sie etwas wcsentljch Neues, wie z. B. die charakteristi-
schen Linien, welche sich gleichseitig in einer gegebenen
Ebene E befinden, umhüllen darin eine Parabel, deren
Brennpunkt der Nullpunkt von E^ deren Scheiteltangente
die charakteristische Linie von J? ist.
b) In einem Strahlenbündel, dessen Mittelpunkt N sei.
Wir erinnern daran, dass aus der Construktion des Wegclementes
NN' eines Punktes N unmittelbar hervorgeht: erstens, eine vorliegende
Gerade kaon Translationsaxe nur für denjenigen ihrer Punkte sein , wel-
Von K. Küpper. 35
eher der Centralaze zanftchst liegt; zweitens, damit diese Gerade Trans-
lationsaxe sei, muss zwischen dem Winkel oo, den sie mite bildet, und
ihrem kleinsten Abstand CN von c diese Abhängigkeit bestehen:
cot 00 = ^', .
CNdif
Aach mnss nach dem Bisherigen hinlänglich deutlich geworden sein,
dasfl die erforderliehe und hinreichende Bedingung, dass eine Gerade
Traaslationsaxe ist, sich darin ausspricht, dass ihre Oegenaxe mit ihr
einen rechten Winkel bildet. Wenn demnach E die Nullebene des Punktes
Mst, so können sich in N nur solche Translationsaxen treffen, deren Gegcn-
axen mit den in E liegenden Translationsaxen zusammenfallen, und weil
diese letzern nach dem Vorigen bekannt sind, so können sie uns dazu
dienen, jene zu bestimmen. Die Kegelfläche, welche die durch iV gehen-
den Translationsaxen enthält, ist die Reciproke der eben in E gefunde-
nen Parabel ; aber wir wollen sie ohne Rücksicht auf diesen Zusammen-
hang direkt aufsuchen.
Durch N führen wir eine beliebige Ebene F (Fig. IX) der Central •
axe c parallel, so gibt es in J^ eine einzige durch N gehende Transla-
tionsaxe. Denn q sei der Abstand der Ebene J^ von c , a der Winkel,
den eine in F liegende Translationsaxe mit c bildet, so ist fang m
od Mf
= ^ , somit für F constant, oder die Translationsaxen in F sind pa-
rallel; folglich befindet sich unter ihnen eine /, und nur diese, welche
den Punkt iV^ aufnimmt. Nennen wir X den Punkt von ^, für welchen / Trans-
lationsaxe ist, yX den kürzesten Abstand zwischen /, c, ferner g> den
Winkel, den F mit der durch N und c gehenden Ebene einschlicsst,
so ist:
Q = CN sin ff , daher :
CNd^ ,
lan 00= — — — sin q>'
Oder, wenn wir mit m den Winkel bezeichnen, den NN' mit coder
mit der sa c parallelen N(f bildet:
fang (o = lang o sin q>.
Diese Gleichung charakterisirt den Ort, in welchem / liegt. Denken
wir im Abstände 1 von N eine Ebene normal auf c, so werde diese von
NN* im Punkte i^, von NCf m (f^ von / in L' geschnitten.
Daher: N(f=l, = (fN'~ iang w', CfL' = lang w, \_l'CfN' = ^ — <p.
Gemäss unserer Gleichung folgt: CL' = C'N' cos L'C^N'.
Hithin ist [_N'L'(f ein Rechter, und Z' hat einen Kreis zum Ort,
dessen Durchmesser gleich (fN" ist, oder die Geraden / liegen auf einem
Kegel, welcher diesen Kreis aus dem Punkte N pröjiziit. Di^aet ¥L^^^
berührt die äwch N und c gelegte Ebene in der Qttadwi KCT^ ^«ä
36 Die geometrischen Gesetze der Ortsveränderung etc.
Hauptschnitt ist das bei C rechtwinklige Dreieck N(flf\ die Ebene sei-
nes zweiten Kreisschnitts ist auf NN' normal, d. i. der Nullebene von N
parallel :
Die in einem Strahlenbündel {N) befindlichen Trans-
lationsazen erfüllen einen Kegel zweiten Grades, dessen
Hauptschnitt die Ebene darstellt, welche die zum Punkte JV^
gehörige Translations- und Rotationsaxe enthält, und des-
sen beide Kreisschnitte auf je einer dieser Axen normal
sind.
Zum Schlüsse beantworten wir noch die sich hier von selbst aufdrän-
gnude Frage (Fig. X) nach dem Orte der Punkte A, deren Translations-
axen durch N gehen. Zunächst gewahrt man, dass diese Punkte auf
einem Kotationscjlinder liegen, dessen Schnitt mit einer durch NC recht-
winklig gegen c geftihrten Ebene der über JVC als Durchmesser beschrie-
bene Kreis ist; denn legen wir durch c eine, auf die vorhin gedachte
Ebene F normale Ebene, so muss X sich in der DurchschnittsUnie dieser
beiden Ebenen finden; der Ort für diese Durchschnittslinie ist aber of-
fenbar der beschriebene Gylinder. Wenn wir weiter durch yl eine
Ebene normal auf c legen, welche NN' im Puukte v, N'Cf im Punkte 7'
schwindet, so ist das Dreieck ykv dem Ctff ähnlieh, daher Ly'^y=-"-
Weil nun yX auf der Ebene F^ also auch auf der Linie Xy normal
ist, so liegen die Punkte 7, A, v in einer Geraden. Alle ebenso erhal-
tenen Geraden erfüllen das hyperbolische Parabel oid, in welchem Ntf^ c,
und die Gegenaxe von NHf Leitlinien sind, und so kann der Ort der
Punkte 1 als Durchschnittscurve von je zweien der Fachen:
Gylinder, Kegel, Paraboloid betrachtet werden. Seine Glei-
chung ergibt sich sehr einfach als eine Beziehung zwischen dem Abstände
z des Punktes l von der durch N rechtwinklich auf c gelegten Ebene
und dem oben mit tp bezeichneten Winkel.
Es ist : CN cosg)=: / A; und yX cot w = z,
folglich : z = CNcos(pcot(o^ und wegen tang m = iang a! sintp
z=^CNcosipcolm', aber Ciy=?^'""^"'
mithin : z = — ^ cot q>,
dfff ^
dflf
Im Wesentlichen drückt folgender Satz das Ergebniss der letzten
Untersuchung aus: Bei einer willkürlichen momentanen Bewe-
gung eines starren Systems bleiben dessen Punkte in ge-
wissen Geraden t (ihren Translationsaxen), drehen sich
seine ebenen Systeme um die nämlichen Geraden / (ihre
charakteristischen Linien). Diejenigen Punkte, welche für
eine unendlich kleine Dauer in derselben Ebene E bleiben,
1
i Von K. KÜPPER. 37
befinden sich in der charakteristischen Linie von j^; die
ihnen sngehörigen Geraden / berühren eine Parabel in E,
Diejenigen Punkte, welche gleichzeitig auf einen bestimm-
ten Punkt N sich hinbewegen, liegen in einer unendlichen,
durch N gehenden gewundenen Curve; die ihnen zugehöri-
^en Oeraden / sind die Seiten eines Kegels vom zweiten
0rade, der zu jener Parabel in reziproker Verwandtschaft
iteht (Vergl. Chasles: Jperfü histarique,)
m.
üeber den ZnaammeiLhang der Wittenrngserschemimgeii.
Von Dr. F. Dellmann in Kreuznach.
Die Grrundlage einer allgemeinen Theorie der meteorologischen Er-
scheinungen ist zuerst von Dove in einem Aufsatze gegeben, welcher
die Ueberschrift fährt: „Heber den Zusammenhang der Witterungser-
scheinungen/' Zuerst erschien dieser Aufsatz 1835 in den Königsberger
Vorträgen y später erweitert in seinen meteorologischen Untersuchungen.
Dove hat in dieser Abhandlung dargethan, dass sich bei der Witterung.
Alles um die Wärme dreht, und zu diesem Satze werden die nachfol-
genden Uebersichten und Erörterungen neue Belege liefern, namentlich
durch Hervorhebung der beiden letzten Jahre der Beobachtungsreihe.
Es war dem Verfasser, Mitglied des königl. preuss. meteorologischen
Instituts, interessant, zu wissen, inwieweit der ausgesprochene Satz noch
hervortrete bei einer kleinem Reihe von Beobachtungen und bei Beob-
achtungen an einem und demselben Orte, da Dove ihn aufgestellt hat
besonders im Hinblick auf die Witterung grösserer Erdstrecken. Zu dem
Zwecke wurden vom Verfasser seine eignen mit guten Instrumenten ge-
machten Beobachtungen einer sorgfältigen Berechnung unterworfen.
Vorab sei bemerkt, dass in den nachfolgenden Angaben des Baro-
meters und des Dunstdrucks die Zahlen französische Linien bezeichnen,
und dass bei den Zahlen des Luftdrucks stets 330'" zu addiren sind,
wenn sie nicht Differenzen angeben; in diesem Falle bQ^^\<^\ixv^Ti ^v^
wie ancb heim Danßtdmck, Hundertstel von Linien. D\^ ^Iktm^^^^
38 üeber den Zusammenhang der Witterangserscheinangen«
sind Beanmur'dche , die Feuchtigkeit Procente des Maximums. Wind-
stärke und HimmelsbedeckuDg werden bloss geschätzt, und erstere wird
von 0 bis 4, letztere von 0 bis 10 gezählt. Bei den Zahlen der Luft-
Elektricität ist die Einheit die Spannung eines Elementes einer offenen
Zink-Kupfer- Säule. Ä^ B, C sollen der Beihe nach die Mittel der Beob-
achtungen von Morgens 6 ühr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 10 Uhr
bezeichnen. Die kleinen lateinischen Buchstaben sollen der Beihe nach
die Mittel der Wärme, des Luftdrucks, Dunstdrucks, der Feuchtigkeit,
Windstärke und Himmelsbedeckung angeben, und zwar die ungestrichel-
ten die der Periode von 1851 bis 1858, die gestrichelten der Periode von
1857 + 1858*). Die beiden letzten Jahre in eine Periode zu vereinigen,
zeigte sich beim Qange der Berechnung als zweckmässig; denn obgleich
ihre mittlere Wärme beinahe einen Grad differirt, war doch der tägliche
Gang ihrer Erscheinungen, somit aucb der übrigen, sehr fibereinstimmend.
So ist z. B. die Differenz ihrer Wärme B-^A^^ 5^,385, und zwar hat hier
sogar das Jahr 1858 die grössere von 5^,44, wogegen dieselbe Differenz
im Mittel der 6 ersten Jahre nur 4<^,72 beträgt, und auch nur einmal, im
warmen Jahre 1852, ein paar Hundertstel über 5<^ steigt. Ebenso ist
C — A der Wärme von 1858 am grössten von allen 8 Jahren , und B — C
steigt in den beiden letzten Jahren über 4^, aber in keinem der frühem,
wo es im Mittel 3^,57 ist. Wir werden sehen, dass diesen Anomalien
im Gange der Wärme der beiden letzten Jahre fast überall entsprechende
Abweichungen im Verlauf der übrigen Erscheinungen sich zeigen, und
wenn ein Satz, wie der von Dove ausgesprochene, sich so in^s Detail
hinein verfolgen lässt, so erhält er dadurch eine nicht unwichtige Be-
kräftigung.
Es wird am zweckmässigsten sein, zuerst die Uebersichten folgen
zu lassen, welche den Zusammenhang der Erscheinungen am deutlichsten
vor Augen legen. Die Zahlen von 1 — 12 sollen die Monate Januar etc.,
die von 1 — 4 die Jahreszeiten Winter etc. bezeichnen. Zum Winter sind
die Monate Januar, Februar und December gerechnet etc., wie es in
der Meteorologie üblich ist
1. üebenioht der Jahreszeiten beider Perioden.
a
a
b
b'
c
c
d
(T
e
e
f
r
1.
0,89
0,51
3,56
5,10
1,88
1,80
83,5
84,0
0.85
0,68
7,31
6,88
2.
6,77
7,11
2,75
2,45
2,54
2,53
68,5
67,4
0,78
0,82
5,85
6,68
3.
14,58
15,64
3,28
3,46
4,64
4,47
69,1
61,8
0,74
0,76
6,11
3,94
4.
7,53
7,78
3,41
3,77
3,23
3,40
80,3
80,4
0,62
0,44
6,26
5,62.
*) Die Beobachtungen von 1859 habe ich noch nicht berechnen können.
Der Verfasser.
Von Dr. F. Dellmann. 39
8. Uebenicht der Ti^^esxeiten beider Perioden.
a
h
c
d
e
f
B—Ä
Ä —
B B^A
A—B
B — A
[
B—A
Sjihr. Per.
4,89
21
22
21,1
0,55
0,12,
2jlhr. Per.
5,30
28
20
22,0
0,62
-
-0,11.
a
h
c
d
e
f
B—C
B—
C C-^B
B — C
C—B
B—C
Sjkbr. Per.
3,71
24
10
16,5
0,60
1,40
2jiÜur. Per.
4,13
25
8
17,9
0,75
1,22.
a
h
c
d
e
f
C—A
A-
C C—A
A—C
C-A
A C
Sjilir. Per.
1,18
— 3
12
4,6
0,05
1,28
SjÄhr. Per.
1,26
3
12
5,0
0,13
1,33.
3. Uebersielit der Tageueiten nach den Jahreueiten beider Perioden.
B-^A
a
a
h b'
c
c d (T
e e
f
r
A
—BAS
A^B A-B
1. 2,58
2,95
9 11,5
18
22 9,9 12,6
0,23 0,42 —0,01
-0,33
2. 6,05
6,24
27 28
14
12 26,6 28,3
0,73 0,7C
) 0,28
0,41
3. »,25
7,11
29 41
15
— 4 28,0 30,3
0,83 0,85
\ 0,45
0,64
4. 4,72
5,24
21 30
40
50 19,2 19,8
0,55 o,5r
\ -0,23
-1,19.
B-C
a
a
h
Ü-B
e c d
C-B
i e
C-B
e
f
f
1. 1,89
2,16
23
21
13 13 6,9
9,0 0,27
0,48
0,93
1,07
«. 4,37
4,61
22
22
4 3 19,6
21,3 0,73
0,85
1,58
1,61
3. 4,0D
5,79
26
28 -
- 1 —9 22,9
24,0 0,87
1,05
1,73
1,45
4. 3,59
3,05
24
26
22 27 15,9
A-C
10,0 0,53
0,62
1,35
0,75.
a
a
h
b'
c c d
(T e
e
f
f
C—A
C-A
C-^AC—A
1. 0,64
0,80
-14
-10,5
5 9 3,0
3,6 0,04
0,06
0,94
1,40
2. 1,68
1,63
5
6
10 9 7,0
5,0 0,00
0,15
1,30
1,20
8. 1,26
1,32
3
12
16 5 5,1
0,3 0,12
0,22
1,28
0,81
4, 1,13
1,29
-3
4
18 23 3,3
2,9 0,05
0,07
1,58
1,94.
Die UmkehruDg der Differenzen in den Uobersichten 2 und 3 hat
einen doppelten Zweck; einmal, die negativen Grössen zu vermeiden
und dadurch die Uebersichtlichkeit zu befördern; dann aber auch, die
Qesetsmässigkeit deutlicher hervortreten zu lassen. So findet man diese
Umkehning zwischen Wärme und Luftdruck, wodurch also ausgesprochen,
daas mit der Erhöhung der WürrnQ eine EmiedTigung de« \k^^\.^rQL^%
40 lieber den Zusammenhang der Witterongserseheinangen.
verbunden ist, und umgekehrt, wie es nach physikalischen Gesetzen sein
muss. Indess ist doch beinahe die Hälfte der Zahlen bei der Differenz
Ä — (7 des Luftdrucks negativ, ein Beweis, dass während der Nacht auch
mit dem Sinken des Thermometers ein Fallen des Barometers verbundeii
sein kann; denn wenn während der Nacht die Abkühlung so stark ist,
dass ein Theil des in der Atmosphäre enthaltenen Wasserdampfs tropf-
bar wird und niederfällt, so kann dieser Ausfall im Luftdruck leicht
grösser werden, als die Zunahme, welche er durch die Abkühlung erhält
Zum Yerständniss der Zahlen wird es kaum nöthig sein, noch etwas
hinzuzufügen. Nar sei in Rücksicht auf die Jahreszeiten bemerkt, dass
die Angaben Mittel für die einzelnen za den betreffenden Jahreszeiten
gehörigen Monate sind; also die Summe der drei Monate ist durch S
dividirt
Zur Hervorhebung der Gesetzmässigkeit und weiteren Ausführung
des in den Uebersichten Ausgesprochenen möge noch die folgende Er-
örteruDgen dienen.
1. Wärme.
Die Jahresmittel der Wärme unserer Breite sind bekanntlich noch
wenig constant; je grösser die Breite, desto weniger constant sind sie.
Das hiesige Wärmemittel ist nach den 8 Jahren 7<^,44; die äussersten
Schwankungen der Mittel der einzelnen Jahre um das Cjjähr. Mittel sind
— 0®,78 und 0^81; Differenz der Extreme 1^59, also nach Dove's Er-
mittelungen noch etwa 1^ zu klein. Das kälteste Jahr war 5, das
wärmste 7. Den Verlauf der Wärme zeigen die in der 2ten und 3ten
üebersicht unter a und d stehenden Zahlen; durch Vergleichung der
Zahlen unter a und d in der 3ten üebersicht ergibt sich der Unterschied
beider Perioden. Nur einmal finden wir unter d eine etwas kleinere
Zahl als unter a, nämlich im Frühling bei der Differenz C — A,
Um die Eigenthümlichkeit Kreuznach*s im Wärmeverlaufe noch et-
was näher kennen zu lernen, berechnete ich nach den vom königl. preuss.
meteorolog. Institut herausgegebenen Tabellen für die Jahre 1848 — 1855
die Differenz B — A von Crefeld. Hier wurde aber Morgens 7 Uhr und
Nachmittags 1 Uhr und 3 Uhr beobachtet. Die Nachmittags-Grössen von
1 Uhr und 3 Uhr stimmen dort fast überein, also sind sie auch wenig
von denen um 2 Uhr verschieden. Die Morgen- Grössen von 7 Uhr sind
im Winter von denen um 6 Uhr ebenfalls wenig verschieden; mehr aber
jedenfalls im Sommer, wo nach Sonnenaufgang das Thermometer ziemlich
schnell steigt; also ist die erhaltene Differenz etwas zu klein für den
Sommer, aber nicht so viel, als es die nachfolgenden Zahlen angeben, da
die Steigung des Thermometers nach Sonnenaufgang vorzugsweise nur
die heitern Tage trifft und dieser in Crefeld nicht viele sind.
Von Dr. F. Dellmann. 41
Zw Yergleiohang mögen beide Beiben bier sieben:
B—A der Wärme.
12 8 4
Krenznacb 2,&3 6,05 5,25 4,72
Crefeld 2,06 4,32 4,52 3,73.
Es spricbt sieb darin eine nicbt unbedeutende Yerscbiedenbeit der
Klimate beider St&dte aus; das Kreuznacber Klima ist ein wärmeres bei
Tage nnd ein mebr continentales.
Sehen wir in der 3ten Uebersicbt auf die Differenz C — A, so könnte
es auffallen, dass im Früblinge wäbrend der Nacbt eine stärkere Ab-
kfiblung sieb zeigt, als im Sommer; denn nacb dem Abkühlungsgesetze
küblt sieb der wärmere Körper in derselben Zeit stärker ab. Hier darf
dann nicbt vergessen werden, dass wäbrend des Sommers ein guter Tbeil
der Erwärmung bis 6 übr das Morgenmittel erböbt, es also dem Abend-
mittel näbert, und dass aueb in der That die Abkttblungszeiten in beiden
nicbt gleicb sind. Die übrigen Differenzen zeigen sieb dem Abküblungs-
gesetze gemäss; iliro Yerscbiedenbeiten in den verscbiedenen Jabreszei-
ten erklären sieb ans der Berücksichtigung aller obwaltenden Ursachen.
Was die Beständigkeit der Jahres- Wärme -Differenzen betrifft, so
schwankt B — C in den acht einzelnen Jahren um 1^,02, B — ^^ um 1^20,
C — A um 0^,40; aber diese Schwankungen verhalten sich ungefähr, wie
die Mittel der Differenzen selbst; denn das 8jährige Mittel von B — C
ist 3^,77, das von B—A 4^,89 und das von C—A 1^,18. Fassen wir bloss
die Jahreszeiten in*s Auge, so sind natürlich, weil wir kleinere Zeit-
räume haben, die Schwankungen meist grösser; denn in 1 betragen sie
von B — C zwar nur 0<>,91, in 2 aber 2^,06, in 3 nur iV^, in 4: 10,25;
die von B—A m 1: 1^32, in 2: 2^,77; in 3: 1^99, in 4: 1^90; die
von C — ^ in 1; 0<>,52, in 2: 10,01, in 3: 0^,54, in 4: 0^,88, und es fin-
den sich die Extreme der letzten Herbst - Schwankung in den Jahren
7 und 8, die doch sonst in so mancher Hinsicht übereinstimmen. Ver-
gleicht man indess diese Schwankungen mit ihren Mitteln, welche in der
3ten Uebersicbt unter a stehen, so sieht man auch hier beinahe Propor-
tionalität hervortreten.
Die Jahre 7 und 8 zeigen ihre Abnormität, wie in der Einleitung
ausgesprochen wurde, zuerst in den Jahres-Differenzen der Wärme. Die
Abnormität tritt am stärksten beim Sommer disser Jahre hervor in Bezug
auf die beiden ersten Differenzen, und beim Jahre 7 nur etwas bei der
dritten, wogegen in den andern Jahreszeiten keine Abnormität bei dieser
sich zeigt. B — C kommt in beiden Jahren im Sommer nahe an 6^, wo-
gegen es in den mebten übrigen Jahren im Sommer unter 5® bleibt;
i^—- ^ im Sommer des Jahres 7 nahe an 7^ Grad, im Jahre 8 nahe «a 19
wogegen es sonst meist unter 6^ bleibt
42 Ueber den Zusammenhang der Witterangserscheinungen.
Wollte man die Beständigkeit der Quotienten der beieiehneten
Wärmegrössen untersuchen, so müsste man sie, da sie nur relative sind,
zuerst in absolute verwandeln, d. h. vom absoluten Nullpunkte (274^
unter dem Reaumür^schon Nullpunkte) an zählen. Auf den Dififereni-
Quotienten -^ — - kann diese Verwandlung keinen Einfiuss haben. Dieser
Quotient zeigt sich sehr constant, da er in den 8 Jahresmitteln zu Kreuz-
nach nur um 0,06 schwankt. Auch für verschiedene Oerter und Jahres-
zeiten ist er ziemlich constant; denn in Kreuznach ist er im Mittel 1,32,
in Padua*) 1,32, in Leith*) 1,31, in Brüssel nach den Beobachtungen
▼on 1846 und 1847: 1,32; in ELreuznach nach den 8jährigen Mitteln in
1: 1,34, in 2: 1,38, in 3: 1,25, in 4: 1,31.
Es versteht sich, dass auch in Bttcksicht der Wärmeschwankungen
der Sommer hier mehr das*Klima von geringerer, der Winter ein solches
von höherer Breite hat Die Differenzen der Wärme-Extreme der Jah-
reszeiten in der 8jährigen Periode sind in 1: 5,58; in 2:2,18; in 3: 1,99;
in 4: 1,99.
2. Luftdruck.
Das 8jährige Mittel des Drucks der feuchten Luft ist hier 333^25;
die Extreme des Jahresmittel sind 332'",62 (3. Jahr) und 333'",77 (8. Jahr);
Schwankung also 1%15. Die Oesetzmässigkeit im Jahreslaufe tritt nicht
hervor, wenn wir die feuchte Luft in Betracht ziehen; denn der Winter
hat nach der 1. üeborsicht unter b und b' zwar den höchsten Druck,
aber der Frühling den geringsten. In Gegenden mehr continentalen
Charakters, wie z. B. St. Louis am Missisippi, dessen Barometer-Curve
ich der Güte des Herrn Dr. Engelmann verdanke, ist das freilich
anders; hier zeigt der Sommer den geringsten und der Winter den
höchsten Druck. Bei uns sind der Winter, Herbst und Sommer, letzte-
rer freilich nur (^',03 über dem Mittel, der Frühling aber 0'",50 unter
demselben. Die Gesetzmässigkeit tritt indess auch hier im Jahreslaufe
bei der trockenen Luft hervor. Ihr Jahresmittel ist 330'",18; 1 ist 1^^,50^
2 nur 0''',03 drüber, der Herbst hat (fast wie bei der Wärme) genau das
Mittel und der Sommer l''',54 weniger. Ganz entsprechend für alle
4 Jahreszeiten zeigen sich die Wärmemittel (1: — 6^55; 2: — 0«,07;
3: 70,14; 4: (/>,09).
Der Verlauf des Drucks der feuchten Luft im Tage ist der Wärme
entsprechend. A — B ist in den Jahren 2-— 7 entweder 0"',20 oder 0'^',21,
in 1 nur O''',!^; dagegen in 7 und 8 im Mittel 0'",28; die beiden extremen
Jahre zeigen sich also hier wieder, wie bei der Wärme, dem B — A
*) Nach Angabe in dem Lehrbnche der Meteorologie von Kämtz.
Der Verfasser.
Von Dr. F. Dellmann. 43
entsprechend. In den Jahreszeiten i^t Ä — B der Reihe nach, mit dem
Winter beginnend, 0"',09; 0'^,27 ; O'W ; 0'"21; C—Bi 0'",23; 0";22; 0'",26;
0'",24; C—A\ 0'",14; — 0'",044; — 0'>3; 0'",03. Wie also das Wärme-
mittel Nachmittags im Sommer am meisten tiber dem Morgenmittel steht
nnd im Winter am wenigsten, so auch der gesammte Luftdruck, und
ebenso stehen die beiden andern Jahreszeiten zwischen diesen. Man
konnte noch fragen, warum C — ^ im Luftdruck so beständig ist, da in
den 4 Jahreszeiten die grösste Schwankung im Frühjahr noch keine
0^^,02 vom Mittel abweicht, dagegen A — ^ so bedeutende Schwankungen
zeigt, indem der Sommer (0''',29) mehr als das 3fache des Winters (o''',00)
beträgt. Die Erklärung liegt nicht fem. Die am Boden erwärmte Luft
steigt auf, bringt also eine Bewegung in der Atmosphäre hervor; die am
Boden Abends erkaltete aber bleibt liegen. Die Luftströmung hat zum
Theil lokale, zum Theil generelle, d. h. mit der Erwärmung der ganzen
Erde zusammenhängende Ursachen. Tag- und Nachtwinde gibt es nicht
bloss an den Küsten, sondern überall. Nachmittags um 2 Uhr ist hier
im Durchschnitt die Luftströmung beinahe so gross, wie Morgens und
Abends zusammen. Diese täglichen regelmässigen Strömungen treten
auch, wie es sein muss, im Sommer am meisten hervor, besonders wenn
der Polarstrom herrscht, weil dieser schwächer ist, als der Aequatorial-
strom, und den Himmel heiter erhält, also der Sonne eine stärkere Ein-
wirkung gestattet. Es zeigt sich die lokale Einwirkung der Sonne be-
sonders auch in dem Faktum, welches mein meteorologischer College,
Herr Astronom Lichtenberger, und ich durclischnittlich bei heiterm
Himmel beobachteten, dass die Windfahne in 24 Stunden eine ganze
Umdrehung macht Nach Sonnenuntergang geht die Windfahne Abends
nach Osten, weil wir nach Westen Luft abgeben müssen wegen des dort
allmählig eintretenden aufsteigenden Luftstromes. Morgens vor Sonnen-
aufgang findet diese Abgabe nach Osten Statt und die Windfahne geht
nach Westen, bis sich denn allmählig nach Sonnenaufgang die normale
Strömung aus NO wiederherstellt.
»Zur Vergleichung mit Kreuznach habe ich B — Ä des Luftdrucks in
Crefeld berechnet, wo derselbe weniger regelmässig zu sein scheint als
hier. Die Differenzen der 8 genannten Jahre sind (nach der Bezeich-
nung in den Uebersichten) : 16, 18, 15, 13, 19, 18, 18, 10; und in den
4 Jahreszeiten: in 1: 6,0; 2: 23,9; 3: 18,2; 4: 17,7.
3. Dunatdmck.
Im Jahre geht mit der Wärme auch der Dunstdruck, der hier das
Jahresmittel 3"',07 hat; Abweichungen der Jahreszeiten; 1: — r"l9;
^: — 0'",53; 3: r',17; 4: 0"',16; die Jahreszeiten, welche bei der Wärme
unter dem Mittel bleiben, zeigen sich auch hier mit einer negativen Ab-
weiebnng, und umgekehrt. Der Verlauf im Tage entspricht scheinbar
44 lieber den Zusammenhang der Wittenmgserscheinangen.
dieser Harmonie niclit, da B — A in den 4 Jahresieiten ist: 1: 0%18;
2: 0'",14; 3: O^^IS; 4: 0"',40. Warum, kann man fragen, sind hier diese
Differenzen in den 3 ersten Jahreszeiten fast dieselben, und warum über-
wiegt der Herbst so bedeutend die andern? Was die erste Frage betriffl^
so muss man bedenken, dass die Wasserdftmpfe einen TheQ des Luft-
drucks bilden und dieser stets das Bestreben zeigt, das Gleichgewicht
zu erhalten. Wenn nun die Summe, der Druck der feuchten Luft, im
Allgemeinen dem Wärmegesetze entspricht, so kann der bei Weitem
kleinere Summand, der Dunstdruck, in der wärmeren Jahreszeit um so
weniger die Tagesperiode zeigen, als die Dämpfe zu der Zeit, wo ihr
Druck stärker sein müsste, vermöge des dann herrschenden aufsteigenden
Luftstroms mit in die Höhe gehen und oben mit unsem Instrumenten
(das trockene und befeuchtete Thermometer) nicht wahrgenommen wer-
den können. Offenbar ist aus diesem Grunde der Dunstdruck im Herbste
auch um so viel grösser, weil dann der .tägtich aufsteigende Luftstrom
bedeutend nachgelassen.
Die grösste Beständigkeit beim Dunstdruck zeigt die Differenz C — M
{M s= Tagesmittel). Das Abendmittel übersteigt das Tagesmittel nur
nm 0''',0i, und unter den 8 Jahren haben diese Differenz deren 6. Aber
auch diese Beständigkeit geht nicht gleichmässig durch^s Jahr, da sie im
Winter — 0%03, im Frühling 0'",02, im Sommer 0'",06 und im Herbste
— 0";oi ist.
4. Feuchtigkeit
De^ Gang der Feuchtigkeit ist im Allgemeinen, wie bekannt, dem
der Wärme entgegengesetzt. Das Mittel aus den 8 Jahren ist hier 75,3;
Extreme der 8 Jahresmittel: 72,1 (8. Jahr) und 77,7 (3. und 5. Jahr),
also Schwankungen: — 3,2 und 2,4. Die Schwankungen der Jahreszeiten
um das Jahresmittel betragen in 1: 8,2; 2: — 6,7; 3: — 6,2; 4: 4,9. Der
Frühling hat der beiden letzten trockenen Sommer ungeachtet noch im-
mer die geringste unter den 4 Jahreszeiten; er ist also hier die beste
Zeit zum Bauen und besonders zum Legen der Fussböden. Der Winter
ist die feuchteste Jahreszeit, und der Uebergang aus dieser in die trockenste
ist denn auch vielleicht der Grund von gewissen Ejrankheitserscheinun-
gen; besonders mögen sich die Athmungsorgane dabei angegriffen fühlen,
wenn sie leidend sind. Nach dem an die Spitze dieser Nummer gestell-
ten Satze wird mit der Differenz der Wärmemittel auch die der Feuch-
tigkeit steigen und fallen. A — P ist in l: 9,9; in 2: 26,6; in 3: 28,0; in
4: 19,2; 8jähriges Jahresmittel: 20,9, welches also wieder am nächsten mit
dem Herbstmittel stimmt C — ß ist in 1: 6,9; in 2: 19,6; in 3: 22,9; in
4: 15,9, und dies letztere von der Jahresdifferenz 16,4 wieder wenig ab-
weichend. Die Extravaganz der beiden letzten Jahre zeigt sich bei die-
aen DifferenMen wieder, da sie unter allen die grösstensind; die Differena
Von Pr. F. Dellmann. 45
'^^^^•>^^f^ft^^F^^^0^^0>^^^^S^^^^^t^^*^*i^^^S<^^S^*^>^'*^^^S^»
>A — C ist beim letzten Jahre die grösste von allen 8 einzelnen Jahren.
Von den Quotienten scheint •- am meisten constant zu sein, da er unter
den 8 Jahren und 4 Jahreszeiten nm das Mittel 1,06 nnr 0,02 schwankt.
Die Quotienten -— und -r; = sind zwar in den einzelnen Jahren noch
ziemlich constant, da beim ersten ein Schwanken um das Mittel 1,34 von
höchstens 0,07, beim 2. um sein Mittel von höchstens 0,05 vorkommt;
aber die Jahreszeiten zeigen ein Schwanken von 0,12 und 0,23 vom Mit-.
tel. Der Quotient — scheint sogar für verschiedene Oerter ziemlich con-
C
Stent zu sein, da er im Jahre 1846 in Brtlssel 1,05 und 1847 daselbst 1,04
A
B
(hier 1,06) beträgt. Auch ~ stimmt in Brüssel nahe mit Kreuznach, da er
4 p
im Mittel der 2 Jahre 1,29 (hier 1,34) ist. ~ ist in Brüssel im Mittel
A B
der 2 Jahre 1,25 (hier 1)28). Dagegen zeigen die Quotienten •- — r,
C — B
j » j p
1 — TT ^"^^ 7^ i# ®*"^ eigenthümliches Verhalten in Bezug auf die Jahres-
Zeiten, indem in Bücksicht auf sie eine ziemlich nahe Uebereinstimmung
sich zeigt zwischen Winter und Frühling einerseits, sowie zwischen Som-
mer und Herbst andererseits, wogegen beide Gruppen untereinander be-
deutend differiren.
. 5. Himmelsbedecknng.
Die Himmelsbedeckung ist hier im Mittel 6,13. In den meisten Jah-
ren ist sie zwischen 6 und 7, in keinem über 7, nur die beiden letzten
gehen unter 6. Im Jahre ist ihr Gang im Allgemeinen der Wärme ent-
gegengesetzt; die Mittel der Jahreszeiten sind in 1: 7,31; 2: 5,85; 8: 5,11;
4: 6,26, wo also nur der Frühling eine Ausnahme macht, wogegen der
Herbst wieder nahe mit dem Jahre stimmt. Die beiden letzten Jahre
weichen hier am meisten im Sommer ab; im Jahre 7 war das Sommer-
mittel 3,40, im 8. Jahre: 4,47. Im täglichen Gange zeigt sich ein Ge-
gensatz mit dem jährlichen, denn die 8jährigen Mittel sind von A: 6,52,
von B: 6,64, von C: 5,24. Der Abend hat also die geringste Himmeb-
bedeckung, wohl desswegen, weil die bei Tage aufgestiegene warme Luft
oben aufräumt und nicht so schnell erkaltet nach Sonnenaufgang als die
untere.
6. Winde.
Ueber die Windstärke ist beim Luftdrucke das N5t\nf^« S«^^« '^^-
men wir die O, NO und SO als zum Polarstrom gehbtvg, 9l\^ ^Ti\%^%«a-
46 üeber den Zusammenhang der Witterangserscheinungen.
gesetzten als zum Aeqoatorialstrom , so nehmen beide Hanptströmnngen
über 92®/o sämmtUcher Winde ein , nämlich den Polarstrom 36,7 , der ent-
gegengesetzte 55,4. Die beiden letzten Jahre zeichneten sich ans dnrch
die meisten N und W« Das Vorherrschen des Folarstroms zeigte sich
besonders in der wärmeren Jahreszeit , wo er heitern Himmel und höhere
Wärme verleiht, im Winter dagegen Kälte.
7. Hydxometeore.
Das Mittel der Regenhöhe beträgt hier nach den 6 ersten Jahren
24l'",25, nach allen 8 Jahren 215'",16. Jm Jahre 7 betrug sie nur 122"',01,
nnd im Jahre 8: 15l''',76. Die Zahl der Regentage war in den beiden
letzten Jahren nur 117 und 102; im Mittel der 6 vorhergenden aber 145.
Es hat sich aus den Beobachtungen in Mannheim, Frankfurt a. M.
und Kreuznach herausgestellt, dass die Gegend zwischen dem Hunds-
rück, Taanus, Odenwald und der Haardt in Deutschland am wenigsten
Regen hat Als ich vor 21 Jahren in die Gegend zog, fand ich fast in
jedem Garten einen Brunnen zum Begiessen vor. Der Grund davon ist
mir erst durch meine Beobachtungen klar geworden.
8. Wolkenform.
Der Cumtdtis und Slratus bilden direkte Gegensätze nicht bloss in
ihrer Erscheinungsform, sondern auch in der Zeit ihres Erscheinens, da
ersterer dem Sommer und dem Tage, also der Zeit angehört, wo die
Temperatur an der Erdoberfläche am schnellsten beim Uebergange von
einer Strecke zur andern wechselt '^j, letzterer dem Winter und der
Nacht. Zwischen beiden steht der Cumulo-stratus^ hier unter allen die
häufigste Wolkenform. Diese 3 bilden beinahe f sämmtlicher Wolken
und stehen am niedrigsten, wenn man den Nimbus ausnimmt, der am sel-
tensten ist. Das Uebrige Siebentel theilt sich zwischen den 3 hohen
Formen CirruSy Cirrostatus und Cirrocumtäus^ welche auch mehr Abends
und Morgens erseheinen. Die beiden letzten Jahre zeichneten sich aus
durch viele Formen dieser Klasse.
9. Luft-Elektricitat.
Beobachtungen dieser Art werden im Königl. Prenss. Beobachtungs.
System nur hier gemacht mit neuen, sehr genauen und vom Verfasser
selbst construirten Apparaten ^'^j.
*) Und nach Dove ist ja ein Cumulus nur das atmosphärische Bild einer kal-
ten Endstrecke.
** Das Verfahren ist beschrieben in meiner Abhandlung über Luft-EIektricitüt
in PoggendorfTs Ann., Bd. 80, und bcurtheilt von Hrn. Prof. Hanke 1 in sei-
ner Schrift über Bestimmung der Luft-Kloktricität nach absolutem Maasse.
Der Verf.
Von Dr. F. Dellmamn. 47
Der Gang der Luft-Elektricität ist dem Gange der Wärme ent-
gegen; sie geht also mit der Feuchtigkeit. Ihr Jahresmittel aas 6 bis
7 jfihrigen Beocachtungen ist 146,8. Von diesem Mittel weichen die der
beiden letaten Jahre, welche in die ganze Reihe mit aufgenommen sind,
bedeutend ab, da ihre beiden Mittel nur 126,4 und 126,2 betragen. Der
Monat Mai hat das niedrigste Mittel, von wo aus nach den beiden fin-
den des Jahres hin ein ziemlich regelmässiges Steigen stattfindet, nach
vorn aber stärker; da der Januar das höchste Mittel hat, welches bei-
nahe das Doppelte des Mai beträgt. Am meisten bleiben sich gleich die
Morgenmittel, am wenigsten die Nachmittagsmittel, da das kleinste vom
Mai sich zum grössten vom Januar beinahe wie 1 zu 3 verhält, das
kleinste A zum grössten Ä dagegen beinahe wie 2 zu 3. Näheres über
das Znsammengehen der Feuchtigkeit und der Luft-Elektricität werde
ich in einer besondem Arbeit später mittheilen.
Nachschrift.
Im vorstehenden Aufsatze ist gezeigt worden, dass das Do versehe
Princip vom Zusammenhange der Witterungserscheinungen nicht bloss im
Grossen und Ganzen gilt, dass auch die Wärme-Erscheinungen es sind,
welche die sämmtlichen meteorologischen Phänomene eines und dessel-
ben Ortes untereinander verbinden. Vor ein Paar Tagen fand ich zu-
ftUig, dass dies Princip noch viel weiter reicht.
Ich wollte wissen, wenn mein Barometer, welches eben von Berlin
reparirt zurückgekommen war, angefangen hatte, falsch zugehen. Des-
halb berechnete ich die monatlichen Barometer-Differenzen der letzten
5 Jahre zwischen Kreuznach einerseits, und Trier, Boppard, Neunkirchen
und Frankfurt andererseits. Die letzteren Oerter sind die Kreuznach
nächstgelegenen 4 Stationen des Preuss. Beobachtnngssystems. Der Be-
rechnung wurden zu Grunde gelegt, die in den monatlichen Uebersich-
ten des Königl. meteorologischen Instituts enthaltenen Monatsmittel. Es
zeigten die Differenzen zwischen Kreuznach und Boppard eine Eigen-
thümlichkeit , welche mir schon beim Niederschreiben auffiel; sie sind
im Sommer bedeutend grötiser, als im Winter. Das Mittel der 5 Jahre
ist vom Winter pro Monat: 0'",00; das vom Sommer: r",35. Ich suchte
und fand den Grund davon bald in den Wärme-Differenzen beider Oer-
ter; denn diese sind im Winter: — 4^,43; im Sommer 0®,96. Steigt also
im Sommer in Kreuznach das Thermometer bis beinahe 1^ über dem
Stande, den es gleichzeitig in Boppard hat, so sinkt das Barometer so
viel, dass es anderthalb Mal so viel tiefersteht, als in Boppard zur Zeit
des Winters. Ein ähnliches Verhalten zeigen Kreuznach und Trier, nur
nicht so auffallend. In Trier steht nach denselben 5 Jahren das Ther-
48 lieber den Zusammenhang der Witterungserscheinangen«
mometer im Winter 0^,29 höher, als in Kreuznach; hier aber im Sommer
0^,47 höher, als in Trier. Dagegen steht im Winter in Krenanach das
Barometer l''',2ö höher, als in Trier; im Sommer aber nur l*^. Der
höhere Termometerstand hier im Sommer erniedrigt also ebenfalls den
relativen Barometerstand.
Doch die Consequens des Do versehen Princips geht noch weiter; sie
zeigt sich auch in kleinen Perioden noch, nnd im G^egensatze verschie-
denartiger Perioden. Ich habe die 5jährige Periode in zwei kleinere,
eine kühlere and eine wärmere getheilt; zur ersten sind die Jahre 1855
nnd 1856 gerechnet , znr zweiten die 3 folgenden. Ich will die Zahlen
znr Erleichternng der Uebersicht in einer Tabelle zusammenstellen.
A = Kreuznach , B = Trier, C =3 Boppard.
Barometer-Diffenenzen. Thermometer-Differenzen.
1. Periode. 2. Periode. 1. Periode. 2. Periode.
A-^B A — B A — B A'-B
Winter: r;29 l"',22 — 00,32 — 00,26
Sommer: l'",04 (f'\9S 0ö,25 00,62.
C—A
C-A
A--C
A'-C
Winter: 0^^,97
0*^,86
— 00,40
— 00,48
Sommer: l'^^lö
l'^,48
0«,62
10,18.
Beide kleinere Perioden zeigen also Dasselbe, was oben schon von
der ganzen Periode erörtert worden; nnd in der Periode (der zweiten
kleinern), in welcher im Sommer die Wärme höher steht, sinkt an dem
betreffenden Orte (Kreuznach) auch das Barometer^ und umgekehrt
Boppard liegt, wie bekannt, etwa 5 Meilen von hier in der Rich-
tung nach Coblenz, 1^ Meilen oberhalb Coblenz.
Kleinere Mittheilimgen,
L Heae Anfl&nmg der biqnadratisoheii Caeiohnagen. Die Auflösung
der reciproken biquadratischen Gleichung
1) r+«r+iJi' + «s + i-o
ist bekanntlich sehr leicht und reducirt sich auf die Behandlung der bei«
den quadratischen Gleichungen
2) fi^ + afl+ß^2 = 0, |+i=iy;
iogesichts dieser Thatsache liegt gewiss der Gedanke nicht fern, die
tUgemeine biquadratische Gleichung
3) x^ + aa^ + ba^ + ex + d = 0
dadurch aufsulösen-, dass man sie in eine reciproke Gleichung umwan-
delt. Wie einfach sich diess ausführen lässt, wird man gleich sehen.
Zur Transformation von No. 3) benutze ich die lineare Substitution
4) x = qi + r,
wo { die neue Unbekannte, q und r noch au bestimmende Grössen be-
deuten; diess giebt folgende Gleichung
9 ^ 9^
, r^ + ar* + br*+ cr + d _
0
oder knrs
6) i' + aV + ße+ri + '=o.
Zur reciproken Form gehören die beiden Bedingungen d :^ 1 und
r = «, d. i.:
7) ^ = r* + «H + 6r» + er + rf,
8) (4r + a>« = 4r* + 3Är« + 26r + c,
50 Kleinere Mittheilungen.
mittelst deren q nnd r za bestimmen sind. Dnrch Elimination Vion q er-
hält man für r die Gleichung
(4r + ayCr^ + ar"" + br^+cr + d) = (4r» + Zar* + 2br + c)*,
welche vom sechsten Grade zu sein scheint; bei wirklicher Ausrechnung
heben sich aber die mit r", r^, r* versehenen Glieder, und es bleibt nur
die cubische Gleichung
9) (a' — 4a6 + 8c)r» + (a«6 + 2ac^U^ + l^d)r* \_^
+ (a*c + Sad — Uc)r + (^d — c* } '
Hat man daraus einen reellen Werth ftir r gefunden, so bestimmt man q
nach No. 7) nämlich
10) q = pf^ + ai*^hr* + cr + d;
ferner berechnet man die Coefficienten
4r+a ^ 6r« + 3gr + »
11) « = -7-' ^= ?
und hat nun füi* | die reciproke Gleichung •
r + «4' + /?!• + «I + 1 = 0,
nach deren Auflösung x mittebt der Forknel 4) gefunden wird.
Als Beispiel diene die Gleichung
x^ — 10a:» + 33a:« — 46a: + 20 = 0.
Die cubische Gleichung wird in diesem Falle
12r' — 46r*+ 32r + 29 = 0
und hat als einzige reelle Wurzel
r=:-i.
Die Formeln 10) und 11) geben weiter
^~ 2 ' ''~ y^' ^—'n'
mithin lautet die entsprechende reciproke Gleichung
Ersetzt man sie wie in No. 2) durch die beiden quadratischen Glei-
chungen
24 .140 ^ . 1
60 erhält man der Reihe nach
12 + 2
7 + 2^ 5 + 2/— I _j/29v
^~ Y^ ' ^~ m ' ''~ 2 ^~*'
oder endlich
a?=3+/5", a: = 2 + /— 1.
Kleinere Mittheilongen. 51
Weit einfacher gestalten sich die allgemeinen Formeln, wenn man
▼on der gewöhnlichen Annahme a = 0 aasgeht. Man hat jetzt statt No. 0)
8cr» — 4 (6* ^ 4if)r« — Aber — c* = 0;
ftr
c
'• = 27
wird diese Gleichung zur folgenden
a» + 2bs^+ (6« — 4df)*— c* = 0.
welche mit Enler*s Resolv^ente identisch ist.
Die Torstehende Auflösung kommt der Eulerschen (x = u + v +w)
an Eleganz freilich nicht gleich , dagegen beruht sie auf einem einfachen
heuristischen Grundgedanken, und die nöthige Rechnung verläuft, so zu
sigen, Ton selber, ohne den geringsten Kunstgriff.' Vielleicht empfiehlt
sieh gerade dadurch mein Verfahren dem Unterrichte. In wissenschaft-
licher Beziehung würden übrigens noch einige Ergänzungen nöthig sein.
Da nämlich die cubische Gleichung drei Werthe für r liefert und jeder
derselben schon zu den vier Wurzeln der biquadratischen Gleichung fuhrt,
80 erhält man eigentlich zwölf Werthe für x ; man weiss allerdings a priori,
dass je drei derselben gleich sein müssen, kann aber verlangen, dass
diese Gleichheit a posteriori nachgewiesen werde, wobei vielleicht auf die
vier verschiedenen Werthe zu achten ist, welche die in No. 10) vorkom-
mende vierte Wurzel besitzt. Ferner lässt sich erwarten, dass im Falle
a s= 0 die gegebene Auflösung in nahem Zusammenhange mit der Euler*-
sdien steht, und es wäre daher zu untersuchen, ob nicht die eine aus
der anderen hergeleitet werden könnte. Vielleicht darf ich mir erlau^
ben, die Leser der Zeitschr. zu einer derartigen Untersuchung aufzufor-
dern, da ich durch andere Arbeiten an der weiteren Verfolgung des Gegen-
standes behindert bin. Sghlömiloh.
n. Anwendung der osciUirenden Ketienbrüohe zur gleichzeitigen
zweier Wnnelwerthe einer Gleichung, von Dr. Ludwig
Matthiessen in Jever.
Ans der Theorie der unendlichen Kettenbrüche ist bekannt, dass die
Partialwerthe gerader und ungerader Ordnung jede für sich irgend einer
Oränze sich nähern oder nicht, also
Lim^ = k', ldm^^^^ = ki; Xtm^= unbestimmt.
Sind die beiden Gränzwerthe Ar und Ar, identisch und zugleich be-
stimmt, so ist der Kettenbruch convergent; oscillirend aber oder un-
bestimmt, wenn das Gegentheil stattfindet. Die oscillirenden Ketten-
brllehe mit zwei bestimmten GrÄnzwerthen sind nicht xn -^ws^^^^^ii xsaN.
52 Kleinere Mittheilungen.
solchen, die überhaupt gar keinen angebbaren reellen Werth inr Qränze
haben; Beispiele dieser drei Arten mögen hier folgen: '
n _i +M — ?
4~1 + 1 -3»~7-14
3 + 4 l+650_
5 + 9 36+i372_
7+ . 1+135218
1296+ .
. »t inf.
NäheniDgswerthe : Näherangswerthe: • »minf.
3 19 6^ 6^ J»4 882 417318
^' 4"' 24 7' . 7' 307'~379' 418579'
1-?—
1--1
1—1
1-.
Näherungswerthe: »ininf.
1, — 1, — oo,l, — CX), . . . .
£s kann sogar der Fall eintreten, dass nur der Oränawerth der einen
oder der anderen Ordnung unbestimmt ist. Die oscillirenden Ketten-
brüche bieten oft eine sehr aweckmässige Methode sur Auflösung der
Gleichungen dar, namentlich da wo es darauf ankommt, den Wurselwerth
auf möglichst viele Decimalstellen genau zu berechnen. Wie man sonst
eine Wurzel der quadratischen Gleichungen durch Verwandlung in einen
Kettenbruch findet, ist bekannt genug. Mit grösserem Vortheil kann mau
sich hier des aufsteigenden Kettenbruchs bedienen, indem man setzt
^ + ■ « * *
bj + üt
h — a? b — üf
x= =
a a
wo 01 und fr| die Ooef&cienten der Glieder der transformirten Gleichung
bedeuten, deren Wurzeln die Quadrate der Wurzeln der Stammgleiehnng
sind, elf nnd 6, die Coefficienten der Glieder derjenigen Gleichung, deren
Wurzeln die Biquadrate der Stammgleichung sind u. s. w. also
Stammgleichung: a^ + ax — 6 = 0
x,'-(a' + 2b)x, + ti':=0,(ai, = a*)
^n'— («i'+2fri)^/,+ ^^=0, {a:„=x,')
u. s. w.
Der aufsteigende Kettenbruch entwickelt sich leicht in die unendliche
Reihe:
^^fc __&! b, ^
a aa» a ff. a.
i«i
Kleinere MittheiluDgen. 53
Erstes Beispiel: Sei die anfsnlösende Oleichung o:' -{- a; -~ 1 =0, so
raehe man hiersn die transformirten Gleichungen wie folgt:
Stammgleichong : a? + x — 1=0 x„,* — ^'^^m + lt=0
x,' — 3a:,+ 1 = 0 Xj^ — 2207a:jy +1 = 0
x„^ — 7a;,, + 1=0 n. s. w.
10 ist eine Wurzel
__ 1 1 1 1 1 1
1 1.3 1.3.7 1.3.7.47 1.3.7.47.2207 1.3.7.47.2207.4870847
= 0,610033088750748 ... (14 Stellen genauer).
Bricht man diese Reihe erst hinter dem zwölften Oliede ah, so lie-
fert sie schon den Werth der Wurzel auf ungefthr 1000 Decimalen genau.
Mittelst derselben Methode wird man nun auch leicht im Stande sein,
irrationale Quadratwurzeln in eine stark convergirende Reihe zu ver-
wandeln.
Sei /29 = ^25 + 4=5 + ar, seist die Stammgleichung a?+ 10a: — 4=0
tnftulösen; die transformirten sind
X* —108a:, + 16 = 0,
x„* — 11632a:,, + 206 = 0,
a:,,,«— 136302912 a:,„+ 65536=0,
mddemgemäss wird a: = | — -^^ — ^-^^^^ — . . . =0,38516480
Diese Methode liefert stets den kleinsten Wurzelwerih. Man kann
•ich derselben nun auch zur Auffindung der Wurzeln einer cubischen 61ei-
ehuog bedienen. Man wählt hier den absteigenden Kettenbruch, welcher
zwei Werthe der Unbekannten, den kleinsten und grössten, zugleich liefert.
Sei gegeben
a?-— aa? + bx — c = 0,
so bat diese Gleichung bekanntlich entweder drei oder nur eine reelle
Wursel. Jenachdem haben auch die Partialwerthe beiderlei Ordnung ent-
weder zwei bestimmte, oder nur einen bestimmten und einen unbestimmten
Orlnswerth.
Erstes Verfahren: Setze
ß
Äs=aH — x^» also a:* — aa^ + yx — (ß + ay) = 0.
Bedeuten wiederum er,, /9„ ^, in der transformirten Gleichung dasselbe,
was ff, /}, y in der Stammgleichung, so ist offenbar
u. s. w.
' " y/ -I- «" " y.; + ^
also
Y +
'', + ß,
+
ßn
y„
^■^
r„ + «,„ +•
54 Kleinere Mittheilungen.
Betrachtet man «, a,, ^„ ••- ^^^ besondere Gliedet des Kettenbmches,
so sind die Partialwerthe gerader Ordnung Nähemngswerthe des kleinsten
Worzelwerthes der gegebenen Oleichang, in so fem man anneht als
ersten Partialwerth : «
zweiten „ ^ + ß
T
dritten „ « + /*
n. s. w.
Erstes Beispiel: af — 2100x — 24000 = 0.
Setze X = 10|f und damit der Kettenbmcb stark convergirt y c= 5 + 2,
so ist
2;»+ 15z« + 54z — 4 = 0. a = — 15, c,= 117, «^,==7617
«• — ii7z* + 3036a; — 16 = 0, ß= 814, /J,= — 355196,
2«— 7617 2^ + 9213552«* — 256 = 0, y = 54, y, = 3036,
Alsdann ist
814
z = — 15 +
54+117—355196
3063^7617.
Nähemngswerthe :
I 10 2398 0,074074..
Die beiden letzten Nähemngswerthe geben
y= 5,072602 . . « = 60,72603 . .
y,= — 4,1868 . . a:,= — 41,868 (wahrer Werth : — 38,40727 . . ).
Zweites Beispiel: a^ — 2x — 5==0.
Setze x=y + 2, so resnltirt
y' + Öy* + JOy— 1=0, a = — 6, a,= 16, ff,;=32,
y«-lV+llV-l=0, /? = 61, ft=— 1791, ft;=— 400383,
y*«— 32y»+125lV— 1 =0, y -= 10, y,= 112, y„= 12512
y«^+24000y*«+
Die Gleichung hat also nur einen reellen Werth, nämlich
61
y=-6 +
10+16—1791
112 -f 32 -400383
12512 + y* y <l.
Näherungswerthe :
- 6 0,1000 . .
- 3,6539 . . 0,09455(8) . .
- 1,502 . . . 0,09455148154(3746959 . . )
/w,W.— ^Mn± 1^1252;/— 1).
ELleinere Mitthcilungen. 55
Der letzte reelle Partialwerth ist bis auf 12 Decimalstellen genau, es
Ilsstslch aber eine leichte Correction anbringen, indem man erwägt, dass
der wahre Werth der Wurzel ist :
b—c ^ (/•+y«)(ftef — c) — 6e
der letzte Partialwerth nur die Grösse ^ nicht enthält.
Mit Anwendung des Maclaurinschen Satzes
nx) = fm + /'(O) a: + r (0) ^ + . . .
erfallt man leicht
{fad — ae 1 ace,y^ ace{bd — c)y^^
'^ + f(pd—c)'-bej ^f{bd — c)—bey +|/l[M-c)-6e}»~'**
Substituirt man in der rechten Seite dieser Gleichung den oben ge-
fundenen Werth für ^, so wird der Werth des zweiten Gliedes gleich
0,000000000001420303 f welche Correction die Wurzel bis auf die 18te De-
eimale genau ergibt, nämlich
y = 0,094551481542326656 . . .
Zweites Verfahren: Man setze
also a:' — aar* + (ß + y)x — ay = 0.
1+^
Sei nun die gegebene Gleichung a^ — ma:^ + nx — p = 0 und werde
dieselbe transformirt, so ist nach den früher angenommenen Bezeichnungen
ff = m, a, s=sm* — 2n
aß:=s mn — p, o,ß,:ss (m* — 2n) (nf — 2mp) — p*
mid ^==5[
i + ȧ
l + «tPt
1 +
Ibt ff = m = 0 , so ist diese Methode unbrauchbar, man kann aber dann
beide Methoden mit einander verbinden, am bequemsten bleibt aber immer
die erste , also etwa x = a + ß
y + oi
1 +«i?i
1 +
56 Kleinere Mittheilongen.
"^^^i^^t^i^rfK^^/K^S^^^W
Ein Beispiel möge dies Verfaliren erläutern. Ist die gegebene Glei-
chung «• — 2x — 5 = 0, und « t=y + 2, so hat man wiederum
y*+ Oy*+ lOy — 1=0, a = — 6, a, =16
y*— 16y*+112y— 1 = 0, ay= 1, €i,y,= i
u. s. w. "^ «^ = — 61, aß, = 1791.
Nähemngswerthe sind:
— 6 0,10000
— 1,6764.. 0,09455(8)..
— 1,996 . .
Die negativen Werthe nähern sich einer bestimmten Gränze nicht,
und es gibt demnach nur einen reellen Wurzelwerth.
m Beispiel einer Cnbator und Quadratur naeh geometriaehen POitu-
laten. Von Dr. B. Hoppe.
Ist in den Normalkreis einer Kugel ein beliebiges ^ereck, in das'Seg-
ment über jeder Seite ein Kreis, und Über diesem Kreise als Basis ein ge-
rader Cjlinder beschrieben, der die Kngelfläche nach beiden Seiten hin
schneidet, so ist das Stück, welches die sämmtlichen Cjlinder von der Ku-
gel übrig lassen, sowie dessen sphärische and cylindrische Oberfläche, in
geradlinigen, ebenflächigen »Figuren darstellbar.
Sei C| der Inhalt, ^, die sphärische, B^ die cylindrische Oberfläche
eines der genannten , von der Kugelfläche begrenzten Cylinder , r sein Ra-
dius , a der Abstand seiner Aze vom Kugelcentrum, a + r= 1 der Kugel-
radius, g> das Azimut, ^ die Höhe eines Punktes der Kugelfläche, ersteres
anfangend vom Berührungspunkt , letztere vom Normalkreis ; femer % das
Azimut von der Cjlinderaze aus: dann ist, wie eine Betrachtung der Figur
ergiebt.
n
In dem Intervall von %^=^n bis i^ =. — ist g» constant = 0 oder = n
zu denken, je nachdem das Kugelcentrum ausserhalb oder innerhalb
Kleinere Mittheilangen. > 57
des Cylinden liegt. Im ersten Falle erhält man nach partieller In-
tegration
simmtliche Integrale von % = 0 bis ;i; = tt genommen. Im zweiten Falle
ist mm ersten Integrale noch tt, zum dritten noch ^tt zu addiren.
Die Relationen zwischen g>^ ^1;^ % in der Dorchschnittslinie der beiden
Fliehen sind
c<mg> co8flf = a + r cosxt
9m g) cos ilf = r sin %.
Setzt man gemäss der Relation a + r = 1
^=cofif*; yr=sm^(i
1gn = fgiicos^X i^)
so wfard man leicht folgende Formeln ableiten:
sini,äg>^{l-^d^.
Ans Oleichnng (1) ersieht man, dass m ttbc x=ssn verschwindet, nnd
tür X=sm (bei stetiger Verändemng von lg n) ia ^ oder in fi — n über-
7t
geht, jenachdem (i < oder > ~ ist, d. h. jenachdem das Kngelcentmm
usserbalb oder innerhalb des Cylinders liegt. Da indess im letztem
Falle n als Subtrahend oder Addend znm Integrale hinzukommt , so hat
min fi ohne Unterscheidung zur Grenze der m zu nehmen, und erhält
/dm
— - = (1 — CM^)imf*,
Ö
58 Kleinere Mittheilungen.
-/(-
^^ cos»« +^'^'*^'^"'
= ^(f* — sin (i cos (i) — |<mV
Hier ist fi der halbe Bogen über einer Vieleeksseite. Nacb Addition
aller Cjlinder wird die Summe der fi gleich sr.
Femer ist «mfi eine balbe Vielecksseite. Ist |ti der Umfang des Viel-
ecks, / eine Seite, so ist sin (1 = ^1^ and die Snmme der sin^z=^u.
Endlich ist cosfi der Abstand einer Seite vom Mittelpunkte, sin {i cos ^l
das Dreieck über der Seite, dessen Spitze der IkBttelpunkt; daher die
Summe der sin ^ cos ^ der Inhalt des Vielecks =^\v. Folglich
ZA^=:\%—u; 2B^ = u—2v\ 2:(7, = f« — fv — i^/'.
Ist nun C der Rest der Kugel nach Abzug sämmtlicher Cylinder, Ä die
sphärische, B die cjlindrische OberflSche des Körpers C, so ist
A=u; B = u—2v; C=iv + ^£l\
Beschreibt man über dem Vieleck als Basis ein Prisma , dessen End-
flächen die Kugel berühren, so ist u dessen seitliche Oberfl&che, v sein In-
halt sowie die Summe seiner Endflächen. Das Resultat lässt sich jetzt
leicht in Worte fassen.
Degenerirt das Vieleck in 2 aufeinaüder fallende Sehnen, so ver-
schwindet V, u wird das doppelte Rechteck aus Sehne und Durchmesser.
C zerfällt in 2 symmetrische Stücke, die sich in einer Geraden und in
2 Punkten berühren. Jede dieser Hälften ist der neunte Theil des Cubus
der Sehne, und sowohl ihre sphärische als cjlindrische Oberfläche gleich
dem Rechteck aus Sehne und Durchmesser. Aus der Gleichheit beider
Flächen folgt beiläufig, dass die gesammte Oberfläche der beiden Cjlinder-
stücke gleich der Kugelfläche ist.
IV. Formeln zur geodätisohan Ortsbereohnung. Von J. Rogg, Pro-
fessor am obem Gymnasium zu Ehingen.
Das Problem der geodätischen Ortsbereohnung lässt sich ganz elemen-
tar behandeln, vorausgesetzt, dass die Dreiecke nicht grösser sind, als die
grössten, wie sie bei wirklichen geodätischen Vermessungen vorzukommen
pflegen, und dass bei ungewöhnlich grossen Dreieckseiten , d. h. Distanzen
von 40 bis 50 Tausend Toisen, auf eine Unsicherheit von wenigen Hundert-
theilen einer Bogensecunde nichts ankommt. Das Bestreben, eine noch
grössere Genauigkeit zu erreichen , scheint ein überflüssiges zu sein , wenn
man bedenkt, dass der geodätische Längen- und Breitenunterschied vom
entsprechenden astronomischen Längen- und Breitenunterschied erheblich,
zuweilen sogar um einige Sekunden abweicht, und zwar bei Messungen von
aa^eseiehneteT Güte und in Gegenden ausgeführt, wo die Schuld sich
Kleinere Mittheilnngcn. 59
nicht aaf Ablenkung des Bleiloths durch benachbarte Bergmassen sehieben
Ussty wie B. B. bei der Preussischen Gradmessung durch Bessel und der
Lieflindisehen durch Struve.
Um absukürseü beseichne ich im Folgenden :
mit a und c die beiden Halbachsen der Meridianellipse ; die Toise als
Einheit angenommen;
e die Excentricitit derselben;
r den KrümmungshalbQiesser im Azimuth e= 90® ;
Q den Erfimmungshalbmesser im Azimuth = 0;
^und i^ den Quotienten aus — r-r?? nnd — t-tt?, deren Werthe man
^ Q sml rsml
für die Zone zwischen den Parallelen 45® und 55® in den dieser Ab-
handlung angehängten Tafeln findet}
d die gegebene lineare Länge einer Dreieckseite, welche A zum An-
fangs- und B zum Endpunkt hat;
X undy die Abscisse und. Ordinate des Dreieckpunkts B^ auf ^ als
Anfangspunkt bezogen ;
^ und g>' die geographischen Breiten der Positionen A und B ;
ß die Breite des Fusspunktes der Ordinate y ;
CO den Längenunterschied zwischen A und B]
a das Azimuth der Distanz i im Horizont des Punktes A^ von Nord
Über Ost bis ZQO^ gezählt;
«'das Azimuth der Distanz i im Horizont von ^;
^ er == (flf' — a) — 180^ die Konvergenz der Meridiane durch A
nnd A
Die Bechnung wird geführt mit den von Bessel aus den Breitengrad-
menongen (Schumachers astronomische Nachrichten No. 438) abgeleiteten
Erddimensionen, wonach:
a = 3272074,14 Toisen und
«•=0,0006674,872
ist (ein Werth, welcher von der Ellipse des Herrn Oberst James wenig
verschieden ist). Mit diesen Werthen von a und e ergibt sich , wenn man
\mi^=^A,^me^s=:B,^me^=C (unter m den Modulus der gemeinen Loga-
rithmen verstanden) und A sin*(p + Bsm^tp + Csin^tp = £ setzt:
Lgr = Z+ 6,5148235 337 LgA = 7,1611647 ms- 10
Lqq =3-^ + 6,5119157 741 LgB=: 4,6845451 — 10
LgM=Cp.LgQ + 5^144251 332 Lg C = 2,23286 ~ 10.
LgN=Cp.Lgr+ 5,3144251 332
Sei B. B. 9 = 50» 19' 50", so findet man: Lg r = 6,5157088«i und
Lqq — 6,5145710.^/ I^ JV= 8,7987163.i nnd Xjf JHT = 8,1^ÖÖMÖ, %.
CO Kleinere Mittheilangeii:
1.
Seien AN und BN die Meridiane durch A und B, folglich N der nchi-
bare Pol des Aeqnators, so ist Winkel NAB s= o,
ANB = m, a='mf —ABN, tp=^WF — AN xoki.
^^^„JX^ ^ 9 = 90^ — 5iV. Das Problem der geodätitchen
Ortsberechnnng kann daher so ausgesprochen wer-
den:
Man soll die Breite und das Aximuth
vom Punkt A auf den Punkte übertragen,
und die Längendifferens zwischen A und B berechnen.
2.
Man ziehe Bb senkrecht auf die Richtung des Meridians durch A^
80 ist^6 = x und Bb = y, folglich:
tgx = Igö . cos a
und
sinp = shid .tüia
oder, da o;, y und i kleine Bogen sind:
a:+^ar»c=(« + Jd«)co*<r,
Es ist aber sehr nahe ^ o:* = ^ d* co^a und ^y^ = J d* sin^a ; folglich
x = d casa + ^d^cosa . 8m*a,
y t=, dsma — ^iPsina , cotfa
für den Halbmesser = 1. um x und y in den Sekunden ausgedrückt
zu erhalten» muss man die Theilsätze rechts mit arc i" =^ ttnl" dividiren
und in den ersten dieser Gleichungen d mit — , in der zweiten hingegen t
mit — vertauschen. Man erhftlt alsdann:
r
a;c=3 Mdcota + Mi cosa {Mi 9m af.\sm*)!\
^=. Nisma —Ni sma (Nicosa)\ Jm*!"
in Sekunden gelesen.
Nun ist offenbar /7 = 9 + ^9 folglich:
ß = g>+ Micosa + Micasa (Misinoiy. { sm^V',
wo Lg M aus der Tafel des Anhangs entlehnt wird, und zwar mit dem Ar-
gument <p + ^Mi eos ct. ISerbei kommt es auf ein paar Sekunden mehr
oder weniger nicht an, wesswegen man vorläuffg Lg M mit dem Argument 9
aushebt, Mi cos a mit fünfzifrigen Logarithmen berechnet. — Für d=: 54374'',
9 =t= 51* 48^ 2" und a = 185» 42^ 22" findet man z. B. üf d CM a = — 3412'', und
^omii ^ + ^Mi eosa = 61« 19' 36".
Kleinere Mittheilangen. Ol
Deijenige grösste Kreis, von welchem y ein Bogen ist, darchBolineidet
den Aeqnmtor im Ost- und Westpnnkt ; es liegt folglich B dem Aequator
Biher als 6, d. h. es ist /? > fp\ Bezeichnet man diesen kleinen unterschied
»t «1 setat also
9>' = /*— ti,
w wird
sinip'=^ sin ß — u • cos ß.
Aber andererseits
tm g>' s=z cos y , sinß]
folglich
smß — ucosß^=:cosy.smß.
Diesen Ansdmck mit cos ß dividirt, so kommt, wegen cosy=^l — ^y^i
fir den Halbmesser =s 1; oder
u=:MN.y\igß. iftnl"
in Sekunden gelesen.
Da aber u stets ein Bogen ist, welcher selten eine Minute erreicht,
so darf man, ohne von der Genauigkeit etwas merkliches aufzuopfern, y mit
ism« vertauschen; also:
tp=ß — MN^sm^u .igß. ^sin l".
Der Lingenunterschied ns=ANB erg^ebt sich aus der Gleichung:
igmsssigy .secß
oder
«+ i9Bf = y'Secß + li/^.secß.
Es ist aber y=sNisma — Ni sina {Nd cos a)'. ^ im l'', und sehr nahe
|^ = }d> «!»•«, folglich:
n=i Ndsinasecß — N8 sma secß {Ni cosaf . ^«h'l"
— Nösina secß (Ndsina ig /?)*. ^sinH".
Wegen a = Seo*» — ^, a + 180»=^ + ISOJ und Aa =3 (a — a) — 180*
ist offenbar
Aa = 18ö»— iA + B)]
folg^ch
cos {(BN + AN)
oder
'^^''-cosliBN-AN)^'^^^''
^^ cos{{g> — (p) ^*
welches die zuerst von Dal bot (im Jahre 1792) aufgestellte Gleichung ist.
Da aber Aa imd co, folglich nur um so mehr ^Aa und |co, kleine Bo*
gen sind , so darf man schreiben :
sinl{qf + ip)
Aflf = 1-11 Z^ . CK).
casi(gf — ip)
62 Kleinere lütiheiliingeD.
5.
Die Endgleichiingen der vier vorhergehenden Artikel enthalten die
vollständige AaflÖBiing der Aufgabe. Um absokürson will ich eetieo :
ö easas=m and i sma^=n
und dann gehen die vier Formeln in folgende Ausdrücke Aber :
ß=g> + Mm + Mm. HPrf. \tmH"
q/=ß-- MN.n^igß.itinl"
Nn,secß = €99
n = »0— Wo^»»*. J««»r— a»oiV*n* i^ß . J smh"
wo M mit dem Argument 9 + ^icos a, N aber mit dem Argoment ß ans
den Tafeln zu entlehnen ist*
Um den Gebranch dieser Formeln bu erläntem, will ich ans der Han-
nÖTerschen Gradmessnng die ungewöhnlich grosse Diitans: Brooken-
Inselberg ausheben. Nach den Bestimmungen des unsterblichen O a u s s
ist die Breite des Brockens = 51® 48' T 0294 = g> , Asimuth Brocken - Insel-
berg = 185» 42' 21" 70W = a und d c= 54347 V
Nach Artikel (2) ist das Argument fOr ilf . . . 51« 19' 36^'. Man hat daher
Bunächst :
lg. coia = 9,9078427. Lg. M 8,7998544
Lg.d = 4,7353929 Lg, m . 4,7332356,
Lg. .sma= 8,9974891, Lg. {Mm) . . 3,5330900,
Lg.m . . . = 4,7332356, Lg. n* 7,46576
Lg. n . . . = 3,7328820, lg. M* 7,59971
Lg. (^Wi'O 8,89403 -ao
^. ( )7,492Ö9,
fp = 51« 48' l"»w
ilfm = —5652,636
Mm . M^n\ i«>i*l"= — 0,oo8
/?== 50*51' 9"»o
2;,.Af.... = 8.79989|
Lg.N ....== 8,79873 i ^ ^ ^^
Lg.n* . . . . = 7,46576
Lg.lgß ...=^ 0,08935
Lg.ilsinl") = 4,38454-10
Lg.{ ) = 9,53827
— JlfiV.fi»/5rjJ.iwil"s=:— 0« 0'0"S46
ß= 50 51 9,»o
Oeodätiscbe Breite des Tnselbergs 9 = 50« 5l' 8"945
Kleinere Mittheilungen. 63
Lg.secß . . . = 0,1907520
Lg.N = 8,7987282 Lg. ta^ = 2,73136,
Lg.n = 3,7328820, Lg. N* = 7,59746
Lg.a^ = 2,7313622, Lg.n* = 7.46576
Lg.m = 7,59746 Lg.ig'ß .,.. = 0,17870
Lg.m* = 9,46647 Lg, {^süiH") = 8,89403—»
Lg. H sm* 1") = 8,59800—«) Lg.( ) = 6,86731,
Lg.i )=8,38829,
Wo = — 8'58"719
— o>o N*m\ ^5tnn". . . . = + 0, 024
— Wo N*n\ ig^ß . J «nM" = + 0,ooo.7
Geod. Längenbogen Inselberg-Brocken m = — 8'58"695
Für die Berechnung des zweiten Azimnths hat man zunächst :
4 (9 + 9) = öl* 19' 35' 437 und ^ (g> — q>) = 28' 26''4»2'; folglich:
Ijf. *m 4 (9 + 9>') . . . = 9,8924951
Cp. Lg, co9:^{(p — tp) = 0,0000149
Lg,w = 2,7313429,
,Lg,A€t=i 2,6238529,
Aa c=3 — 420"m«
= — 0* / 0"5S4
180* + a =3 5 42 21, 77o
Geodätisches Azim. Inselb«-Brocken cl = 5* 35' 2l''i85 .
Nach den äusserst scharfen Berechnungen von C. F. Gauss (Unter*
fuchnngen über Gegenstände der hohem Geodäsie, 2. Abtheilung, S. 35)
ist
9'=50»6l'8"944; w = — 8'68"700; a'= 5» 35' 21^182
Hiervon obige ResulUt 50 51 8,»*^; — 8 58,<95; 5 85 21,i»<
Differenzen — 0,0015 + 0, 0065 — o,ow
Die nachstehenden Tafeln können bei verschiedenen Rechnungen der
geodätischen Geographie mit Vortheil angewendet werden. Folgende Anf-
gahen mögen diesen Satz rechtfertigen.
1. Die Entfernung zweier Parallelen zu berechnen.
EinenMeridianbogen, dessen Winkelweite nicht über 4 bis 5 Grade hin-
ausgeht, darf man als Kreisbogen ansehen, welcher den Krümmungshalb-
messer am Halbirungspunkt zum Halbmesser hat. Bezeichnet also fp^ die
geographische Breite des nördlichen , 9, die des südlichen Parallelkreisei,
imd wird tp^ — q>^ in Sekunden gelesen, so gicbt die Gleichung:
« = ^ (9o — 9i) . ^>» l".
Unter t die lineare Länge des gesuchten Meridianbogens ^^t«\AXi^«a.
64
Kleinere Mittheilongen.
Tafel I: LogariÜimeti vcm M enthaltend.
Breite
45<* 0'
.10
20
m
40
50
460 tf
10
20
30
40
50
47« OT
10
20
30
40
50
48« 0"
10
20
30
40
50
490 O'
10
20
SO
40
50
50« or
Lg.ilf.
Breite,
8,8003323
3196
3070
2943
2816
^89
2562
2182
1929
1802
1675
1549
1422
1290
1109
1043
0017
0791
0065
05S9
0414
0287
0162
0036
8,7999911
9785
9660
9ö3e
500
öl» (T
10
20
30
40
&0
52Ö 0"
10
20
30
40
50
53<» 0'
10
20
30
40
m
54» 0'
10
20
30
40
50
55» 0'
Lg, Jf.
8,790^36
9411
9286
9161
9036
8787
8662
8539
8415
8291
8166
8045
7921
7798
7676
7553
7430
7308
7187
7065
6944
6822
6701
6580
6460
6219
6099
5979
5859
Diff, et p.p.
127
m
M
7(1
m
102
IN
126
1^
2S
3»
60
63
1 7«
^
1(11
lU
125
DO
75
lüD
111
124
%k
37
M
62
71
S7
9»
JI3
30" 4. l
»r ft, i
123
t2
37
02
74
m
«S
122
11
31
97
40'
(»1
73
»8
110
121
13
«1
n
«5
B7
120
li
34
3a
4S
73
tos
aa" »",2
40 S 3
^ tO, 4
Kleinere Mittheilungen.
65
Tafel n: Logarithmen von N enthaltend.
ß
Lg.JV.
ß
Lg. JV.
Diff. et P.p.
i* 0'
8;7Ö8e758
50^ 0'
8,7987494
10
8715
19
7453
^
13
40 1
«
8073
29
7411
r
4
j
ä
ID
8631 1
ao
1 7379 1
2
9
%
40
81^88
40
50
7328
7287
13 j
17
n
13
16
30
34
Ö* Q'
8504
Öl*» 0*
7245
S
34
39
33
la
8461
10
20
7204
f»
m
3«
»
S410
7162
m
8377
39
7121
42
3« 1
m
833Ö
40
7080
1'
4
*
4
so
8292
60
7039
2
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11
n
4
17
16
!• tf
S250
52^ 0'
6998
11
39
30
33
37
1»
83(]8
10
6957
7
10
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8124
20
6916
6875
8
S4
3S
9
3t
3S
4tl
8081
40
6834
i
n
•0
8039
50
6793
JT
4
i
M or
'mi
53t> 0'
6752
13
10"
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10
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7955
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10
20
0711
6671
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20"
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10
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39
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33
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m
7829
40
6590
»7
w
7787
50
6550
»• <r
7745
540 o'
6519
10
7700
10
6470
m
7Ö01
20
6430
m
76^
30
6390
m
7578
49
6349
eo
7536
59
6300
e« 0-
7494
550 Ü'
6269
\
A
/, Msuumatfk u, Phjaik. VI, /.
66 Kleinere Mittheilungen.
Nun ist M = — r-T7?, d. i. P = ,^ . ,, ; folglich
qsmi Mstnl ^
wo M mit dem Argument \ (qp© + 9>i) = 9>i + ^{Vq — 9>i) aus Tafel I. sa
zu entlehnen ist. Sei z. B. g>g = 55®, gj, = 50®, so ist ^ {g>9+ g>i) = 52® 30
und 9>o — 9>i = 5"= 18000"; folglich:
Z^. i = 1,2002324
M
Lg. (<Po—9>i) = 4,2552725
Lg. 8 = 5,4555040; 8 = 285433 Toisen.
2. Die lineafeLftnge des Breitengrades g^ für eine ge-
gebene POylhöhe =9> zu berechnen.
Im vorliegenden Fall ist (po — 9>i = 1*= 3600"; folglich
^^=i .3600; oder Z^.p^ = 3,5553025— Z^.JJf.
Sei z. B. <p = 51® 19' 50", so hat man:
Lg. con8L = 3,5563025
Lg. M = 8,7098541 — lo
Lg.g^...^ 4,7664484 ; g^ = 570757^ *
3. Die lineare Länge des Gradbogens im Aaimuth = 901
zu berechnen.
Die Aenderung des Krümmungshalbmessers der Oberfläche des Erd^
phäroids nimmt vom Azimuth 0® bis zum Azimuth = 90® fortwärend ab*
Bezeichnen wir also die Länge des gesuchten Gradbogens mit g^^ so gilt
(nur um so mehr) die Gleichung:
fir,== i . 3600; oder ^•5'r= 3,5563025 — Lg N
Sei z. B. .wiederum g> =^ 51® 19' 50", so findet man leicht g^ = 57225'afci
4. Die lineare Länge dos Längegrados unter der Pol^
höhe = 9 zu berechnen.
Diese Länge ist bekanntlich ein Produkt, an welchem g^ den einen,
und der Cosinus der Breite den andern Faktor bildet, d. h. es ist
l '
g^=g^C08<p = —. 3600 . C08 gf
unter g die Grösse des gesuchten Längengrades verstanden.
5. Den Krümmungshalbmesser der geometrischen Erd-
oberfläche im Azimuth = a, unter der Polhöhe = 9, zu be-
re ebnen.
Kleinere Mittheilungen. Q7
£8 beseichne Ä diesen Krtimmungshalbmeflser, so gilt*) die Gleichung:
li Q r
ilio
1 1 ^ , 1
ii fm 1 Q sm 1 r ^n 1
HieraoB wegen jm* « = 1 — cm» a, durch Einsetzung von JU und iV
Man vertausche nun co^ « mit ^ (cos 2 a + 1), so ergiebt sich leicht :
^p = J (üf + iV) - i (iJf- JV)co^2a.
V. Xaohtrage und Verbesserungen su der Schrift: Vene Vntersuchungen
iber frei rotirende Flüssigkeiten im Zustande des Qleiehgewiohts, von
Dr. Ludwig Matthiessen, Docent an der Kieler Universität. Kiel, Akad.
Bachh. (1860). Von dem Verfasser.
Nachdem im fünften Hefte dieses Jahrgangs bereits eine kurze Anzeige
der obgenannten Schrift abgedruckt worden ist , ftihlt Verfasser sich ver*
pffiehtet, eine kleine Anzahl von Unrichtigkeiten nachträglich zu verbes-
sern, weswegen derselbe sich die Entschuldigung des Publikums höflichst erbit-
ten muss. Diese Incorrectheiten haben aus mehrfachen Gründen leider nicht
vermieden werden können , hauptsächlich sowol wegen eines aus officiellen
Bfteknehten beschleunigten Druckes, da die Abhandlung zu einer Einladungs-
sehrift bestimmt war, als wegen einer unfreiwilligen Abwesenheit des Ver-
fassen vom Druckorte. Zugleich fühlt sich derselbe zu Dank verpflichtet
Air die Willigkeit, mit welcher die geehrte Redaction die folgenden Nach-
trige und Verbesserungen in die Zeitschrift aufzunehmen bereit gewesen ist.
Der Standpunkt, aufweichen die Lösung des betreffenden Problemes
bis jetst gelangt ist, gewährt in der That noch immmer sehr wenig Befrie-
figong. Die Schwierigkeit desselben ist längst anerkannt worden; man
MUS diesen Feind der hohem Analysis durch vereinzelte Angriffe zu
schwfteben suchen : das Problem von seinen speciellen Seiten zu betrachten,
wird zunächst die Hauptaufgabe sein. Die geringe Befriedigung der Theo-
rie ist aber doch insofern etwas erhöht, als eine wichtige Frage erledigt
sein dürfte, welche zuerst von Lapla.ce in seiner Mechanik des Himmels
snfgeworfen zu sein scheint ^ von ihm aber nicht genügend beantwortet wor-
den ist, da ihm die schöne Entdeckung Jacob! 's noch verhüllt war, näm-
lich die Frage : ob mehrere Zustände oder Figuren des Gleichgewichts für
^ De compntandis dimensionibas trigonometricis in superficie lerca^ %^\im«t^V
4iea iastttsfeis eomneatMtar J, Tb. F. Bohnenberger, Tnb. \SM^ p.%«
68 Kleinere Mittheilungen.
eine nnd dieselbe ursprüngliche Kraft oder Bewegungsquantitlt einer frei
schwebenden homogenen FltLssigkeitsmasse möglich seien , wenn ihre Mole-
küle sich bloss nach dem allgemeinen Gesetze der Schwere anziehen. Das
Resum^ der hierauf bezüglichen Untersuchungen (Seite 72) erweisst nun,
dass es wenigstens drei (nicht vier) solcher Zustände gäbe , bei denen sieh
die Summe der Bewegungsquantität von einem gewissen endlichen Werthe
an dem Werthe oo immer mehr nähert, nämlich das Jacobi'sche, das sehr
abgeplattete Rotationsellipsoid und ausserdem noch ein wenig abge-
platteter frei er Ring. Die in der Abhandlung an derselben und andern
Stellen wiederholt ausgesprochenen Vermnthung, dass ein zweiter sehr ab-
geplatteter Ring von elliptischen Querschnitt und ohne Centralkörper auch
eine Gleichgewichtsfigur bilden könne, haben darch genauere Untersuchun-
gen, welche Verfasser später zu veröffentlichen gedenkt, sich als falsch er-
wiesen , wenngleich bei der Annahme eines verhältnissmässig grossen Cen-
tralkörpers die Analjsis einen solchen ergibt. Die Gleichung der Bewegung
eines unmerklich abgeplatteten Ringes ist sehr nahe
worin « = 2,718281 . . . nnd welche als die genauere für (130) zu setzen ist.
Für den bekannten Werth V = 0,00229971 liefert sie die Wurzel 7^=33,23.
Die Gleichung der Bewegung und des Gleichgewichts eines sehr abgeplat-
teten Ringes mit beträchtlicher Oeffnung müsste aber nahezu sein :
c* . , 64r«
V =^ — ^. log nai — -z-
Allein da nach (121) Seite 67 für sehr abgeplattete Ringe näherungS"
2 / 2 \ 2
weise r = — (nicht-;? ) d. h. V=:—p= gefunden wird, so würde
man erhalten
2 c* , 64r»
— = — - log nai, — r-
3 4/^ ^ (*
Diese Gleichung liefert aber einen Werth für das Verhältniss von c zu r,
der wenig von der Einheit abweicht, was gegen die Annahme ist, dass die
Oeffnung beträchtlich sein soll. Deshalb gibt es ni cht einen sehr abgeplat-
teten Ring ohne Centralkörper als Glcichgewichtsfigur. Die Gleichung ge-
winnt aber doch wieder ihre praktische Bedeutung, wenn man sie auf die
Satumringe anwendet Setzt man, was nahezu richtig ist, für den Saturn-
ring als Ganzes betrachtet - = -, ^l + A* :r- 200, so ist in Verbindung mit
Gleichung (120)
y= —-V + 0,00052
und wenn femer, was wol wenig von der Wahrheit abweicht, 2 7? = r und
3 p' = p angenommen wird
F= 0,02778 + 0,0005^.
Kleinere Mittheilungen. 69
Da also die Anuehung des Ringes auf sich ungefähr 0,01 der Umdre-
Inmgsgeschwindigkeii ausmacht, so mtisste die Umlaufsseit dadurch um
mindestens 6 Minuten verringert werden , eine Grösse , die sich leider
der Beobachtung so lange entziehen wird, als überhaupt die Revolu-
tionsdaaer der Ringe noch nicht mit Sicherheit beobachtet ist. Hier ist na-
tfirlich nur von einer mittleren Umlaufszeit aller fünf Ringe die Rede, die
gewiss ftir alle verschieden ist, da sie sieh wol ziemlich nahe nach den
Kepplerschen Oesetzen umdrehen.
Nachdem jene Frage beantwortet war, lag die folgende sehr nahe: ob
es nicht auch eine ursprüngliche Kraft oder Momentensumme der Bewegungs-
qnantit&t gäbe , durch welche eine homogene frei schwebende Flüssigkeits-
mssse in zwei oder mehr verschiedene Zustände des Oleichgewichts von
«iner und derselben Rotationsgeschwindigkeit übergeführt
werden könne. Die weiteren Untersuchungen des Verf. haben zu folgenden
s^r merkwürdigen Resultaten geführt. Die Coezistenz der Gleichungen
(58) und (71) erfordern die beiden Relationenen
F= 0,011, £ = 0,m.
Zu diesen Werthen von V und E gehören die Axenverhältnisse
a : 6 s= 1 : 140 (Rotationsellipsoid)
a: b : c= i : 1,0114 : 20,6 (Jacobi'sches £11.).
Der Ring ohne Centralkörper vormehrt diesen Fall um einen zweiten. Die
Coexistenz der Gleichungen (a8) und (132) liefert die Wurzeln
F=^ 0,0038, J^ = 0,252
die zugehörigen Axenverhältnisse sind:
a : r = 1 : 25,1 (freier Ring)
a : r : c = 1 : 1,0019 : 38,7 (Jacobi'sches EH.).
Die Gleichungen (71) und (132) ergaben nach einer genauen Rechnung
keine Werthe für V und J?, wiewol innerhalb der Gränzen V = 0,02 und
0,12 die zugehörigen Werthe von E nur um hundertstel Theile von einander
abweichen. Um die Vorstellung des gegenseitigen Verhältnisses von V und
£ in den Gleichungen (58), (71) und (132) bisher zu fixiren, kann man V
nnd E als Coordinaten , jene Gleichungen als die dreier ebenen Curven be-
trachten, von denen Fig. 11, Taf. 11 ein Bild gibt. Für Werthe der Ordina-
len ^ > 0,252 laufen die drei Curven neben einander her , ohne sich noch-
mals zu kreuzen. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass fUr
gleiche E
and für gleiche V
LimiVß: Vr: Vi) =0:1
5*
Lim {Eß : Er: Ei) =^0:1
{(Sn)l
wo die Indices /},/*,>, resp. dem Rotationsellipsoide, dem Ringe und dem
Jaeobi*8cfaen EUjpoide angehören.
70 Kleinere Mittheilangen.
Die Druckfehler, die flehen am SchInBse des Dmckea bemerkt wurden,
sind auf dem umschlage der Abhandlung berichtigt worden. Hier hat Verf.
noch folgende Verbesserungen ansuzeigen für nothwendig erachtet
S. 34 , Z. 4 V. u. , in Formel (41) lies 3 + A« st 3 + i. Im Folgenden
muss es weiter heissen: „Differenzirt man diese Function von F + ^ ^^^
setzt den Differentialquotienten gleich Null, so erhftlt man
Diese Gleichung bestimmt die Oränze von F, ausserhalb derer das Gleich-
gewicht mit einer elliptischen Figur unvereinbar ist. Nach der sehr ge-
nauen Berechnung von Eamus erfordert die Coexistenz der Gleichungen
(410 und (42) die Werthe'' u. s. w.
Auf S. 40 betragen die Trägheitsmomente von 3) 4) 5) das Doppelte;
dasselbe ist 8. 43, 44, 45 überall zu berichtigen.
8. 40 ergänze in den Gleichungen (62), (63), (64) rechts den Faktor dt
8. 55 , Z. 7 V. o. u. fg., sowie in Bezug auf 8. 56 , Z. 3 v. u. gilt das-
jenige, was schon oben über die Nichtexistenz eines sehr abgeplatteten
freien Einges mit grosser Oeffnung gesagt ist Es genügen nicht zwei Fi-
guren des Querschnitts, sondern nur eine dem Gleichgewichte.
8. 60, Formel (109) muss lauten :
r ^2— 3F
8. 64 ergänze in der zweiten Zeile der Formel (114) innerhalb der Klam-
mem vor F beidemal den Coeffizienten y — 1- Zur Erläuterung muss hier
die Bemerkung hinzugefügt werden, dass wenn F{x + yi^r + «t, /) eine
Funktion beliebig vieler reeller und complexer Grössen darstellt, die Summe
^{^ + yj, r + 8i, i) + F{x-' yi, r — 5i, i) stets reell und die Differenz
derselben Ausdrücke stets imaginär sein muss. Die Gleichung (114) schliesst
die allgemeinste Methode in sich, eine Function complexer Grössen in ihre
Bestandtheile zu zerlegen.
Erstes Beispiel: Gegeben sei die Funktion / {x + yi). Der reelle
Theil ist V2 ^ (a? + yO + V2 ' G^ — y 0 = V2 ' (^ + y*) 5 «^«' imaginäre
aber
=1/ — 1 arc Um Vfx'
Zweites Beispiel: Die Funktion {x -fyO'" in die Form P+ Q j/^^
umzuwandeln. Der reelle Theil ist j<{x + yi) + {x + yt) ^.
Kleinere Mittheilungen. 7 1
Nun ist {x + yi) =e
folglich mit Anwendung des Resultats der vorigen Aufgabe der reelle Theil
der Funktion
2 « \^ + e j
l — V arc tan »/»
:-e cosf^l{x* + fj*)\
der imaginäre Theil ist
Man sieht leicht ein , dass nicht allein die Summe irgend welcher zweier
coojugirter Funktionen complexer Variabeln, sondern üuch ihr Produkt
einen reellen Werth hat.
8. 66, Z. 16 y. 0. in der ersten Klammer der Gleichung (10 lies r* st.r,.
8. 67, Z. 17 V. u. lies — St. y^p.
S. 70, Formel (128) muss also lauten:
r= +.-./;^{._l±tl.-^..|
nnd mit Yernacblässigung der sehr kleinen Grösssen von der Ordnung -^
a* 64 r*
V = — ; log nai -i — ^
Berechnet man den zu F c= 0,00229971 gehörigen Wurzelwei*th der
Gleichung, so erhält man statt 31,45 den genaueren 33,23.
S. 71, Z. 6 V. 0. lies 0,13805 st 0,16643. Die obige genaue Formel gibt
den Werth 0,12732.
8. 71, Z. 1 V. n.. Das Trägheitsmoment eines Ringes mit elliptischem
Querschnitte st. nicht das hier gegebene , sondern Mi* + M — (vergl. Zeit-
ichrift pag. 201) ; hiemach verwandelt sich auch (132 in
Edi = :?^(4r» + Sc*)<//
o
Mit Bezug auf Z. 21 u. 3 v. n. gilt dasselbe, was schon oben über die
falsche Annahme zweier Ringe statt eines einzigen gesagt ist.
8. 73, Z. 12 V. o. muss es heissen: 6==c=: 1,00433441.
8. 73, Z. 13 V. 0. 6=1,0023, e = 52,379. Diese Abänderung ist die
Verbesserung eines Rechenfehlers, welcher aus der öfters vom Verf. citirten
Abhandlang von Meyer im Joum. von Grelle XXIV (1842) leider schon in
die Behriffc betitelt: Ueber die Oleicbgewichtsfiguren (K\e\ V^V) ^«.^. ^O^ ^
72 Kleinere lüttheilangen.
ükergegaDgen ist. Es betrifft diese Bemerknng die von Meyer berechne-
ten Axen Verhältnisse des Jacobischen Ellipsoids mit Rücksicht anf den
Werth rc=3 0,00220071 des Erdsphäroides. Meyer will gefunden haben.
a:b:c — ii 1,018:10,57
wogegen die richtige Proportion lautet :
aib:e = l: 1,0023 : 52,270
nnd jenes Axenvefhältniss gar nicht möglich ist , wol aber
a : 6 : c = 1 : 1,012 : 10,57 ftir F = 0,0115
a:b:c=l: 1,018 : 15,6 fttr F= 0,0163
Die Integration der Bewegungsgleichnngen (40) ergibt nämlich ftir klei-
nere Werthe der Rotationsgeschwindigkeit nahezu
y _2lognat2X^—^
2 - V
sodass 1 + ^ e>i^ Nähernngsworth von j/l + k^ ist und ftir beträchtlich
grosse Werthe von A, die Gleichung des Gleichgewichts übergeht in
V
2r
in wunderbarer Uebereinstimmung mit (130), wenn man — statt A| setst.
In der That nähern sich beide Figuren , das ungleichaxige EUipsoid und
der Ring immer mehr dem Zustande eines unendlichen Cylinders mit kreis-
förmiger Basis. Bedeutet, um dieso Ideen zu fixiren , M die Masse , a die
halbe kleinste Axe, so resultiren für die genannten Gleicbgewichtskörper
die Relationen
,, «•je* . 4ilf« „ a^n' , 16 üf«
V = -rrr log nai -51-3; V = ^r=- log nal — r---j.
Femer ist für gleiche Jlf und a, das Verhältniss von c zur gleich 2n und
Lim ( -^ j = »*, oder Z»ii -i == jr.
Die angeführten Formeln gewähren zur Berechnung der vorliegenden
Fälle hinreichende Genauigkeit; die genaueren Integrale von (40) geben
wenig abweichende Resultate.
8. 73 ist unter der Z. 20 einzuschalten : c = 1,0092, r =00 .
8. 74 in der zweiten Reihe der „secundären Körper** unter dem Artikel :
Hohlkugel, ftir F> 0 zu lesen „von endlichen** statt „von unendlichen**.
Jever, Dr. Matthiessen«
yi Zur meohanischen Wärmelehre. (Berechnung derjenigen
mechanischen Arbeit, welche zur Zerlegung einer chemi-
schen Verbindung erforderlich ist.)
1) Es seien Ä und B die Atome zweier Grundstofife. Das Gewicht von
A sei gleich pi, das von B gleich p^i während mi und m, die entsprechenden
Kleinere Mittheilungen. 73
KtiMii sein mögen. Der W&rmesostand sei der Art, dass A mit einer Ge-
adiwmdigkeit = v^ und B mit einer solchen = v^ schwingt. Soll nun die
Sehwingongsgeschwindigkeit von A anf r„ die von B anf v^ gebracht wer-
den, so muss hiedurch die lebendige Kraft von A anf m^ r,* — m^ V|\ die
fon B nm m, 9/ — ^v^ wachsen. Die mechanischen Arbeiten, die su
diesem Behnfe verrichtet werden müssen, seien beziehungsweise Pi und
P,: dann ist nach dem Gesetze der lebendigen Krftfte
Pi = Pv
wenn fli|P,' — ^tV* = 11494* — ^tt;,* vorausgesetzt wird.
Da nun die lebendige Kraft des schwingenden Atoms ein Maass für die
Temperatur ist und die mechanische Arbeit, die zur Hervorrufung einer be-
ftimmten lebendigen Kraft erforderlich, nach den Anschauungen der ündu-
ktions-Theorie „Wärmemenge^' heisst: so haben wir den Satz:
um je ein Atom der verschiedensten Grundstoffe in
der Temperatur um gleichviel zu erhöhen, ist eine und
dieselbe Wärmemenge erforderlich.
Diese ganze Entwickelung beruht offenbar auf der Voraussetzung, dass
bei Ghrundstoffen das einzelne Atom das Schwingende sei.
2) Bezeichnet to die Wärmemenge, die nöthig ist, um ^ in der Tempe-
ratur um einen Grad zu erhöhen, so ist dieses to auch zugleich die Quanti-
tät von Wärme, die bei B ftir den nämlichen Zweck ausreicht. Ist pi = dem
— Theil der Gewichtseinheit, /»i = — derselben, und bezeichnen wir die
fpezifischen Wärmen derjenigen Stoffe, die beziehungsweise aus Atomen
von der Beschaffenheit von A und B zusammengesetzt sind, durch ^1 und #«,
10 haben wir:
f 1 == 10 . Ol und f , = te? . a„
*i : *f = «1 : öf (1)
Es ist aber auch :
Ol ./?, = 1 und a, ./?, = 1,
mithin
Pt'Pt = ^t'Ot (2)
Aus (i) und (2) ergibt sich aber :
9i''h=Pt' Pi oder: #, p, = «.Pt- I>- h-
Die Atomgewichte der Grundstoffe verhalten sich
aragekehrt wie die spezifischen Wärmen derselben; oder
Das Produkt aus spezifischer Wärme und Atomgewicht
hat für alle Grundstoffe den nämlichen Werth.
8) Das Eesultat obiger Entwickelung wird durch die Erfahrung bestä«
tigt, indem man bekanntlich nahezu 40 erhält, so oft man die chemische
Aeqoivalentzahl eines Ghrundstoffes .mit der spezifischen Wärme des näm-
Hehen Ghnndstoffes multiplizirt Auf empirischen Wege ist bekanntlich auch
di^getbaii worden, dsua öm Gesetz: y,die spezifischen N7tosL%a "««i^iiiSuisa
74 EJeinere Mittheilungen.
sich umgekehrt wie die chemiBchen Aeqnivalentzahlen^' auch fttr alle ehe-
mische Verhindungen von ühereinstimmender chemischer Constitution ^It
Die Zahl, welche heraus kommt, wenn man hei chemischen Verbin-
dungen die spezifische Wärme mit der Aeqnivalentxahl multipliiirt, ist
jedoch durchgehends grösser als 40. (Dieses Produkt ist s. B. bei Me-
talloxyden, bei denen auf 1 Aequivalent Metall 1 Aequivalent Sauersto£F
kommt, nahezu 79 u. s. w.) So ist z. B.
Aequivalentzahl des Sauerstoffs mal spez. Wärme des Sauerstoffs = 40;
dagegen
Aequivalentzahl des Zinkoxyds mal spez. Wärme desselben = 70.
Hieraus ergibt sich, dass einer chemischen Verbindung
eine grössere spezifische Wärme zukommt, als einem Orund-
Stoff zukommen würde, dessen Atome einzeln eben so
schwer wären wie diejenigen der chemischen Verbindung.
Worin hat dies seinen Grund?
Der Umstand , dass ein Zinkoxydatom schwerer ist als ein Zinkatom,
kann die verschiedene Grösse des Wärmebedarfs nicht herbeiführen. Denn
auch ein Quecksilberatom ist ja z. B. bedeutend schwerer als ein Zinkatom,
und doch ist die Wärmemenge, die zur Erhöhung der Temperatur eines
Atoms um einen Grad erforderlich ist, für Zink genau dieselbe wie fllr
Quecksilber. Wäre jedes Zinkoxydatom eine starre Verbindung aus 1 Atom
Zink und 1 Atom Sauerstoff, schwänge dieses Zinkoxyd als starres Ganze
und hätte es bei diesem Schwingen des Gesammtatoms sein Bewenden , so
müsste die gleiche Wärmemenge ausreichen , um 1 Atom Zinkoxyd in der
Temperatur um 1 Grad zu erhöhen, wie um 1 Atom irgend eines Grundstof-
fes um 1 Grad zu erhöhen.
Da dem nun aber der Erfahrung gemäss nicht so ist, sondern ein
Zinkoxydatom mehr Wärme braucht als ein Zinkatom, um in der Tempera-
tur am gleichviel erhöht zu werden, so folgt daraus, dass die einfachen
Atome innerhalb des Gesammtatoms gleichfalls Schwingungen ausführen,
dass mithin jede Zufuhr an Wärme nur theilweise zur Erhöhung der
Schwingungsonergie des Gesammtatoms verwendet wird, während der an-
dere Theil dazu dient, die Schwingungsgeschwindigkeit (die Eigenbewe-
gung) der einfachen Atome zu steigern. Bei fortgesetzter Wärmezufuhr
werden letztere (die Schwingungen der einfachen Atome) zuletzt dermassen
überwuchern, dass von einer Zusammengehörigkeit der einfachen Atome
keine Rede mehr sein kann, das dynamische Band mithin, welches die ver-
schiedenen Grundstoffatome zusammenhielt, als zerrissen betrachtet werden
muss. Dann ist es der Wärme gelungen, die chemische Ver-
bindung in ihre Bestandthcile zu zerlegen.
4) Es sei A!" die chemische Aequivalentzahl einer unmittelbaren chemi-
schen Verbindung aus den Bestandtheilen A und B, Um ArGewichtsein-
heheB ^i^^er Verbindung auf die (vom absoluten Nullpunkt an gezählte) Tem-
Kleinero Mittheilungen. 75
peittorfsa erheben, mnsa ihr eine gewisse Wärmemenge ^beigebracht
Yflrden. Diese Wärmemenge besteht aber ans zwei Bestandtheilen , von
dioen der eine (t9j) die Schwingungsgeschwindigkeit des Oesammtatoms,
in andere (tc^t) diejenige der einfachen Atome unterhält und steigert. Es
■k somit w, = fF — to,.
Bemeichnen wir die spezifische Wärme der chemischen Verbindung
brch f , so ist
8 .k = c^
wobei € ein von der chemischen Constitution abhängiger Coefficient ist*),
•lso5 = -, folglich fF = ^ . k .t=ic .i^
Ferner ist u^i = 40 . t; denn wäre das Gesammtatom ein starres Ganze,
M das« nur seine Schwingungen, nicht aber die der einfachen Atome in
Betracht kämen, so müsste ja ^ • A: = 40 sein. Wir haben somit:
w^^t.{c — 40).
Geben wir nun dem i die spezielle Bedeutung der Zersetzungstempera-
tar, d. h. derjenigen Temperatur, bei welcher in Folge der alleinigen
Einwirkung der Wärme die chemische Verbindung sich in ihre Bestand-
theile auflöst, so bedeutet te>, diejenige Wärmemenge, die lediglich auf die
Schwingungen der einfachen Atome verwendet werden muss, um eine Tren-
anng herbeizuführen. Und multipliziren wir dann diese Wärmemenge wi
mit dem mechanischen Aequivalent der Wärme (das durch q bezeichnet sein
mag), so haben wir offenbar diejenige mechanische Arbeit, die rein zum
Zwecke der Zerlegung verrichtet werden muss, wenn eine der chemischen
Aeqnivalentzahl k gleiche Anzahl von Gewichtseinheiten der Verbindung
Torliegt. Diese mechanische Arbeit, die jedenfalls ein genaues Maass für
die Festigkeit der .chemischen Verbindung ist, lässt sich somit durch den
Ausdruck:
{c — AO).i.q
darstellen.
5) Es sei C eine chemische Verbindung aus m Aequivalenten des Grund-
stoffes i4 und n Aequivalenten des Grundstoffes B. Ist C verbrennlich
und besteht das Verbrennuugsprodukt von C aus dem Verbrennungsprodukt
von A und demjenigen von B^ so lassen sich im Verbindungsprozess von C
offenbar folgende Vorgänge unterscheiden :
a) Zerlegung von C in m Aequiv. von A und n Aequiv. von B\
h) Verbrennung der m Aequiv. von A\
e) Verbrennung der n Aequiv. von B,
*) Dieser Coefficient ist für Ycrbindnn^on , bei denen aaf 1 Aequivalent des
■etallischen Grundstoffes 1 Aequivalent Sauerstoff kommt = 70; bei Oxyden,
bei denen auf 2 Aequiv. des metallischen Grundstoffs 3 Aequiv. Sauerstoff ^«h^ix
sa 160 n. 0. w.
76 Kleinere Mittheilungen.
Bestimmt man nnn die Wärmemengen m| und fitf, die beziehongsweise
beim Verbrennen von m Aequiv. von A und n Aequiv. von B sich ent-
wickeln, and vergleicht die Summe mi + m^ mit deijenigen Wärmemenge m^
welche durch das Verbrennen von C entsteht, so wird man finden, dass «4
kleiner ist als m| -|1 m,^). Diese Thatsache berechtigt uns aber offenbar
zu dem Schlüsse, dass nti 'j' m^ — m, diejenige Quantität an Wärme sein
müsse, welche zur Trennung der Verbindung von C in m Aequiv. von A und
fi Aequiv. von B in Anspruch genommen werden musste.
Nun können wir für die Verbindung C die zu ihrer Trennung erforder-
liche mechanische Arbeit zweimal ausdrücken und gelangen so zu der
Gleichung :
(c — 40) . / . ^ = (mi + m, — nij) . q,
woraus folgt:
/ -, ^' + m, — m,
~ c — 40
Auf diese Weise lässt sich für C die Temperatur berechnen, bei wel-
cher Trennung in A von B hätte erfolgen müssen, wenn die Affinität aus
dem Spiele geblieben und die Wärme die allein wirkende Kraft gewe-
sen wäre.
Bekanntlich sind z. B. Kohlenwasserstoff, Schwefelwasserstoff ete.
chemische Verbindungen, welche die an C gestellten Bedingungen erföllen.
Prof. Fbdsdb. Mann.
Vn üeber die Anwendung der Afinitätsaxen zur graphisohen Be-
stimmung der Ebene.
Wenn man eine Ebene graphisch bestimmt nennt, sobald man im Stande
ist, jeden Punkt derselben zu projiciren, so ist allgemein eine Ebene be-
stimmt, durch zwei sich schneidende (spcciell parallele) gerade Linien auf
ihr, deren Projectionen man kennt. Wenn irgend ein Punkt der Ebene
darnach im Gnindriss willkürlich angenommen wird , so bestimmt sich sein
Aufriss ganz oiDfach mittels einer Transversale, die man so durch ihn hin-
durch legt, dass sie die gegebenen geraden Bestimmungslinien entweder
beide schneidet , oder zu der einen von beiden parallel läuft ; in der ersten
Art ist aus dem Grundriss von a in der Figur 1, Tafel II, der Aufriss und
in der zweiten Art aus dem Aufriss von b der Grundriss gefunden worden.
{G und X sind die beiden bestimmenden geraden Linien.)
Wenn man die zulässigen , spociellen Fälle dieser Bestimmuugsweise
aufsucht, d. h. die beiden bestimmenden geraden Linien alle möglichen
Lagen annehmen lässt, die nicht über die Lage der zu bestimmenden Ebene
selbst eine besondere Voraussetzung machen , so erhält man als einen ein-
fachsten Fall dieser Bestimmung die Bestimmung der Ebene durch zwei
Spuren, als durch zwei gerade Linien, von deren jeder zwei Projectionen in
Projectionsaxen fallen; die Bestimmung der Pi;nkte a" aus a und 6" aus b'
nach den beiden vorher gedachten Arten zeigt dann die folgende Figur
(Tafel n, Fig. 2).
*) Siebe die Arbeiten von Favre und Silb ermann.
Kleinere Mittheilungen. 77
Allein man hat in Folge der principiellen Benutzung von nur zwei
IVojeciionsebenen nicht vermocht zu erkennen, dass noch ein anderer gleich
dafaeher Fall sich aus dieser allgemeinen Bestimmungsweise ergibt , der-
jenige nämlich, bei welchem die bestimmenden geraden Linien G und L so
gewählt sind, dass von jeder zwei Projectionen sich decken; diess aber lie-
tni die Bestimmung durch Affinitätsaxen, die der Gegenstand dieser Mit-
tkeilongen sein soll.
Auf jeder Ebene gibt es zuerst eine gerade Linie, deren Grundriss und
Aufriss sich decken , sie ist die Aze der Affinität zwischen Grund- und Auf-
riss beliebiger Systeme auf der Ebene, oder sie ist auch die Durchschnitts-
finie dieser Ebene mit der unter 45<^ gegen die Grundrissebene geneigten
und durch die erste Projectionsaze x von vorn unten nach hinten oben ge-
henden Ebene; auf jeder Ebene gibt es ferner eine gerade Linie , deren
Auf- und Seitenriss sich decken, sie ist die Axe der Affinität zwischen Auf-
ond Seitenriss beliebiger Systeme auf der Ebene und die Durchschnittslinie
derselben mit einer unter 45^ gegen die Aufrissebene geneigten und durch
die drei Projectionsaxen von vom rechts nach hinten links gehenden Ebene.
Man erkennt daraus, dass der Seitenriss jener ersten und der Grundriss die-
ser zweiten geraden Linie in der von rechts unten nach links oben gehenden
Halbirungslinie des Axenwinkels zusammenfallen.
Man erkennt ferner leicht, dass diese beiden geraden Linien sich in
der Durchschnittslinie jener beiden Winkelhalbirungsebenen schneiden
mfissen, sofern sie der nämlichen Ebene angehören sollen, und diese Durch-
schnittslinie ist die einzige gerade Linie, deren drei Projectionen zusam-
menfallen eben in die bezeichnete Halbirungslinie des Axenwinkels. Daher
lind in der folgenden Figur A und % (Taf. II, Fig. 3) die beiden besproche-
nen Affinitätsaxen einer Ebene und dieselben sind, wie leicht zu sehen ist
tu ihrer Bestimmung vollkommen ausreichend und bequem. Zu einem
Punkte a, hat man durch eine A und ^l schneidende Transversale aß die
Pnnkte a„ und a,„ bestimmt; a,ß, ist die Transversale im Grundriss will-
kflhrlich durch a, gelegt; cc„ß„ ist ihr Aufriss, a,„ ß,,, ihr Seitenriss und
darin respective a,, und a,,,. Zu b'' ist ferner durch eine zu A parallele
Transversale b' und ft'^' bestimmt worden; i»"/' ist ihr Aufriss, b'y ihr Grund-
riaa nnd^ 6'"/" ihr Seitenriss, darin respective b' und 6'"; natürlich ist
iTy'^ II *'/ II ^/ i^ff) ^^^ b'"y" II Ä"* . Offenbar ist die Construction weder
zusammengesetzter noch beschwerlicher als die vermittelst der Spuren.
Wenn hier nur die Bestimmung von Punkten näher beleuchtet ist, so
ist in dem Entwickelten schon die Bestimmung von Linien enthalten; auch
braucht von der Bestimmung ebener Punkte und Liniensysteme nicht wei-
ter gesprochen zu werden, da bei dieser keine neuen Schwierigkeiten sich
seigen , wohl aber als willkommner Vortheil die Eigenschaft der Affinitäts-
aze als Durchschnittsort homologer gerader Linien zweier Projectionen
eines solchen Systems erscheint. Es gentigt deshalb das bisher Gezeigte,
die Anwendbarkeit der Affinitätsaxen zur Bestimmung der Ebene zu
seigen.
Nur noch an zwei Aufgaben soll diese ihre der den Spuren analoge
Bedeutung dargelegt werden; mit ihrer Uilfe soll die Durchschnittslinie
zweier Ebenen und der Durchschnittspunkt einer Ebene mit einer geraden
Linie bestimmt werden:
I. Bestimmung der Dnrdischnittsllnie zweier Ebenen. BvndL A \ktkdL%.^ B
midSB dieAfünitätsaxenpaarci zweier Ebenen , so stellt die £o\geTianiY\^T ^v^-
Kleinere Mittheilungen.
Bestimmang ihrer Dnrchschnittslinie dar. Affinitätsaxen A und B schneiden
sich in einem Punkte a, die Affilnitätsaxen % und 93 in einem Punkte b und
die Verbindungslinie beider a 6 ist die Durchschnittslinie der Ebenen, die
Figur liefert sie in allen drei Projectionen. An Einfachheit steht auch diese
Construktion derjenigen mit Hilfe der Spuren durchaus nicht nach.
II. Bestimmung des Durchschnittspunktes einer geraden Linie mit
einer Ebene ; der Grundgedanke der Auflösung bleibt derselbe, wie gewöhn-
lich : durch die gerade Linie wird eine Ebene gelegt , ihre Durchschnitts-
linie mit der gegebenen bestimmt und der Punkt angemerkt, wo diese die
gegebene gerade Linie schneidet , er ist der gesuchte«
Wenn bei Benutzung der Spuren die besagte Hilfsebene nach dem
Satze bestimmt wird , dass die Spuren einer Ebene stets die gleichbenannten
Durchgangspunkte einer geraden Linie enthalten müssen , durch die sie ge-
legt wird, so lässt sich hier derselbe Satz von den AfEnitätsaxen einer
Ebene aussprechen , sofern man nur unter Durchgangspunkten der geraden
Linie nicht die Schnittpunkte derselben mit den Projectionsebenen, sondern
mit jenen unter 45^ geneigten Ebenen der Affinitätsaxen versteht; diese
Durchgangspunkte sind aber offenbar der dem Aufriss und Grundriss und
der dem Aufriss und Seitenriss der geraden Linie gemeinschaftliche Punkt,
ihre Bestimmung ist also vollkommen mühelos. In der Figur sind es die
Punkte d, ^i, da L^L^^ L,,, die drei Projectionen der geraden Linie sind.
A^ ^ sind die Af&nitätsaxen der gegeben Ebene, 2?, ^ die einer durch L
gelegten Hilfsebene ; bei ihrer Wahl ist nur dass maassgebend, dass sie die
der gegebenen Ebene möglichst scharf schneiden. Dann ist ab die Durch*
schnittslinie beider Ebenen und s der Punkt, wo sie Xdurchschneidet Man
erhält ihn in allen drei Projectionen selbständig und hat daher scharfe Proben.
Die Construktion vereinfacht sich noch mehr durch eine besondere
Wahl der Affinitätsaxen 2?, S; wenn mau sie z. B. zusammenfallen lässt,
sodass beide durch die Verbindungslinie des 6 mit J dargestellt werden, so
hat man folgende einfache Construction. Ay % sind die Axen der Ebene,
LfLf^L,,, die Projectionen der Linie, d,z^ ihre Durchgangspunkte, B^ 35 da-
her die Axen der Hilfsebene, die sich mit L,, decken; ab ist die Schnitt-
linie beider Ebenen und man erhält nun s„ nicht direkt, jedoch mit voller
Genauigkeit, da s, und s,„ direkt bestimmt werden und s,, in L„ fallen muss.
Die Construction ist vollkommen so einfach als die Benutzung der projici-
renden Ebene der geraden Linie in der gewöhnlichen Weise. Wenn ich
nun nach der Behandlung dieser beiden Aufgaben noch die offenbar wahren
Sätze hinzufüge: parallelle Ebenen haben parallele Affinitätsaxen; ist
eme gerade Linie einer Ebene parallel, so schneiden sich die durch ihre
Durchgangspunkte mit den 45^ Ebenen gezogenen Parallelen zu den Affi-
nitätsaxen der Ebene in der Winkelhalbirungslinie A,,, 93;, denen sich
leicht andere beigesellen Hessen, so sieht man wohl, dass auch andere Auf-
gaben sich mit diesen Axen bequem behandeln lassen. Dieselben erweisen
sich als neue Bestimmungsstücke von vielem Nutzen.
Und wenn man fragte, wozu eine neue Bestimmnugsweise, da die
alte allen Anforderungen entspricht, so ist zu antworten, dass die Viel-
heit der Hilfsmittel ihre Brauchbarkeit stets erhöht und besonders vom.
Standpunkte des Lehrers, dass in einer Wissenschaft, die so ganz auf die
Durchbildung der geistigen Anschauung räumlicher Verhältnisse sich stützen
muss , wie die darstellende Geometrie , kein Mittel überflüssig ist , durch das
von einer neuen Seite her dieselbe befördert wird. Fiedler.
Kleinere Mittheilungen. 79
YHL Cihemifohe Analyse dnroh Speetralbeobaehtnngen von G. Kirch-
HOFF nnd BuM8£N (Pogg. Ann. Bd. 1X0. 101). Diese Methode der Unter-
fidiang gründet sich darauf, dass gewisse Körper in eine Flamme gebracht,
m dam Spectmm derselben helle Linien hervorbringen , durch deren Lage
md Färbung die in die Flamme gebrachten Körper völlig charakterisirt
md. Diese Körper sind Kalium, Natrium, Lithium, Strontium, Calcium,
Barinm, so wie sehr viele Salze derselben. Die Verfasser des genannten
ii&atses haben nicht nur gezeigt, dass von rein dargestellten Chlorverbin-
dsBgen obiger Metalle , jede für sich , ein charakteristisches Spectrum her-
Yorhingt, sondern auch, dass dieses Spectrum innerhalb sehr weiter Gren-
len unabhängig von der Natur der Flamme ist. Sie wandten zu letste-
nm Zwecke folgende Flammen an , denen die von den Verfassern berech-
neten Temperaturen beigesetzt sind :
eine Schwefelflamme .... 18200 C
eine Schwefelkohlenstbffflamme . 2105^ C
eine Leuchlgasflamme .... 23&0<' C
eine Kohlenoxydgasflamme . . 3042^ C
eine Wasscrstoifflamme in der Luft 32500 0
eine Knallgasflamme .... 8001<^ C
Die Verbindungen wurden an einem Platindraht in die Flamme ge-
bracht; dadurch und indem man den elektrischen Funken eines Kuh m -
kor fachen Apparates zwischen dem aus den Metallen gebildeten Elektro-
den llberschlagen liess, fand sich, dass folgende Metalle und ihre Verbin-
dimgen durch die Beschaffenheit der Flammenspectren charakterisirt sind :
Natrium durch eine einzige helle gelbe Linie;
Kalium durch zwei Linien, eine im äussersten Roth, die andere im
Violett;
Lithium durch eine helle Linie im Koth und ieine sehr schwache im
Orange ;
Strontium durch die Abwesenheit der grünen Streifen, durch sechs rothe
und eine blaue Linie;
Calcium durch zwei sehr intensive Linien, die eine im Grün, die andere
im Orange ;
Barium durch sehr charakteristische Linien itu Grün.
Diese Beschaffenheit der Spectren , hinsichtlich deren Abbildung wir
auf die Originalabhandlung verweisen müssen, ist um so deutlicher zu er-
kennen, je höher die Temperatur der Flamme und je geringer ihre eigene
Leuchtkraft ist. Uebrigens sind diese Kcactionou so ausserordentlich em-
pfindlich, dass z. B. angenähert
-^T.. 1 i_ Milligramm
von i^airmmsaiz noci
3Ü00U0Ü
- Lithiumsalz
9
1000000
- Kalisalz
1
löoöT
- Strontiumsalz -
0
1000000
da.lpinmHs1.l7
6
1000000
- Bariumsjilz
mit Sicherheit erkannt werdf^n kann.
1
1000
so Kleinere Mittheilungen.
Die Verfasser des genannten Anfsatses fanden femer, dass auch in
einem Oemische obiger Alkali- und alkalischer Erdsalse das Charakteristi-
sche der einzelnen Spectra mithin der sie bildenden Körper, erkannt wer-
den könne. Sonach empfehlen Kirehhoff und B u n s e n die Beobachtang
der Spectren von Flammen, in die man z. B. Mineralien oder die ans ihnen
im Platintiegel mittels Flnorwasserstoffs&nre dargestellten schwefelsauren
Salze bringt, zur Untersuchung derselben auf Alkalien und alkalische Er-
den. Die Spectra der einzelnen Körper treten hierbei wegen der verschie-
denen Flüchtigkeit derselben oft nach einander auf. Diese neue Methode
empfiehlt sieh deswegen sehr zum Gebrauche, weil die Menge der zu un-
tersuchenden Substanz sehr klein zu sein braucht, weil die farbigen Strei-
fen unberührt von fremden Einflüssen erscheinen und weil sie ein genaue-
res Mittel darbietet, sehr kleine Mengen von gewissen Substanzen aufzu-
finden, als man bisher hatte. So führten bis jetzt die Versuche zu dem Re-
sultate , dass nicht nur Kalium und Natrium , sondern auch Lithium und
Strontium zu den in geringer Menge vorkommenden, aber am häufigsten ver-
breiteten Stoffen gehören.
Was den schon früher in dieser Zeitschrift erwähnten merkwürdigen
Satz anbelangt , dass die hellen Streifen Licht von derselben Farbe absor-
biren, so ist derselbe aufs Neue bestätigt worden, indem das Licht von
einem weissglühenden Platindraht durch eine mit Kochsalz imprägnirte Al-
koholflamme geleitet wurde ; die gelbe Natriumlinie verwandelte sich augen-
blicklich in die dunkle Frauenhofersche Linie 2>. Desgleichen ist es den
Verfassern gelungen, die hellen Linien von Kalium, Strontium, Calcium,
Barium durch Sonnenlicht in dunkle Linien umzukehren. Dr. Kahl.
IV.
Zur Geometrie der Lage.
Von M, Sattelberger,
Lehramtscandidat zn Erlangen.
§.1.
Bind ^, =0, ^ = 0 die Gleichungen zweier Curven der «*•" Ord-
DQDg, und verbinden wir dieselben nach dem Vorgange Plückers zur
Gleichung Ai + (lAj^^^O, wo (i eine beliebige Constante bedeutet , so ist
ii + f» ^, = 0 die Gleichung wieder einer Curve der w**" Ordnung , und
xwar geht diese durch die sämmtlichen (r^) Schnittpunkte der beiden ersten
Carveu der n**** Ordnung. Durch die «"Schnittpunkte zweier Curven der
n^ Ordnung gehen also stets unendlich viele Curven derselben Ordnung.
Eine Curve der n}^^ Qrdnung ist bestimmt im Allgemeinen durch
» (« + 3) ^ , . ,
' Funkte; es ist aber
n(n+Z) fi* , n . 3 ,
— ^^ -= , und
2 2 2'
2 2'
/•• «1, q\
somit ist --^^ >, = oder < w* je nachdem ;* < , = oder > 3 ist. Es
wird sich daher aus der oben gemachten Bemerkung, dass dien* Schnittpunkte
nreier Curven der n*®" Ordnung niemals im Stande sind eine Curve dieser
Ordnung su bestimmen, sondern stets unendlich viele zulassen, — für die-
jenigen Curven, deren Ordnung höher ist als die zweite, ein Satz ableiten
lassen; durch ^ — 1 der Schnittpunkte zweier Curven der n**" Ord-
nung lassen sich stets unendlich viele Curven dieser Ordnung legen ; obiger
Bemerkung zufolge sind nun die noch übrigen der n' Schnit^)unkte so be-
schaffen, dass sie zu jenen — ^ — 1 hinzugezogen, gegen die. "R^^^V
Zeilt-ehrin f. Mathematik u. Physik. M, 2. 1^
82 Zar Geometrie der Lage.
immer noch unendlich viele Cnnren der ft^^° Ordnung zulassen ; man kommt
hiedurch auf die Vermuthung, es möge folgender Satz gelten:
Legi; man durch — ^^ — 1 der n* Schnittpunkte
zweier Curven der n**" Ordnung eine neue Curve der
n^®° Ordnung, so geht diese stets durch alle jene
n* Schnittpunkte.
Es ist z. B. für « = 3 «« = 9 und ^^""^^^ — 1 = 8,
2
n (n + 3)
„n = 4»«=16„ ^ ^ ^—1 = 13,
u. s. f.
Ueherhaupt ist
^. /n(yi + 3) \^n'-3n + 2^(n — l)(n— 2)
\ 2 / 2 2 '
Der letzte Ausdruck ist aber für n = 1 und =2 = 0 , für it = oder > 3
ist er positiv.
Der obige Satz lässt sich nun wie folgt beweisen :
fi (n "4- ^^
Die Coordinaten jener — ^ — 1 ersten Schnittpunkte seien x\ y\
x\y\x'\y'\ a:<P>^<P^; soll eine Curve der n*^"* Ordnung durch diese
Punkte gehen, und bezeichnet man die Gleichung der Curven n^^^ Ord-
nung mit
f{x,y) = o,
n (n I Q^
SO können wir von den — ^^ in dieser Gleichung vorkommenden Coeffi-
cienten einen einzigen beliebig annehmen, und zur Bestimmung der
— ^ — 1 übrigen haben wir die — ^ — 1 Gleichungen
£ i
f{x'y) = 0, f{x"y")==0, rWy") = 0,.... Z' (*'p Vp)) = 0.
Geben wir jenem ersten beliebig anzunehmenden Coefficienten jeden mög-
liehen Werth , so erhalten wir alle durch jene — ^^ — 1 Punkte leg-
baren Curven der w**° Ordnung. Verbinden wir aber die Gleichungen
4 = 0, 4 = 0 der beiden gegebenen Curven n^^ Ordnung zur Gleichung
4 + 1*4 = 0, so erfüllen die Coefficienten dieser Gleichung ebenfalls jene
-A 1 — 1 Bedingungsgleichungen
/•(:rV) = 0, /•(xV) = 0, A(a:"V" = 0, /^(*(P)y(P)) =0,
nnd indem wir dem fc alle möglichen Werthe beilegen, kann jenem einen
Coefßcienten ebenfalls jeder verlangte Werth ertheilt werden; die Gl^i-
Von M. Sattelberger. 83
ehongen sind bezüglich der Coefficienten linear; wir kommen also anf beide
Weisen ganz anf die nämlichen Cnrven der n*®° Ordnang , d. h. die in der
Gleichung
nthaltcnen Curven w***" Ordnung sind alle möglichen Curven dieser Ord-
MDg, welche überhaupt durch jene — ^ — 1 der n* Schnittpunkte leg-
hx sind. Der obige Satz hat also in der That Gültigkeit.
Auch ohne Zuhülfenahme der Grösse ft kann, man auf diesen Satz
ti (n ^ *^^
kommen. Nimmt man auf einer Curve der n'®° Ordnung — ^^ Pnnkte
an, und setzt ihre Coordinatenwertho in die allgemeine Gleichung der Cur-
Ten w***" Ordnung ein , so werden die erhaltenen — ^^ Bedingungsglei-
ehuDgen im Allgemeinen zur Bestimmung der — Coefficienten jener
Gleichung hinreichen, und zwar auf die der gegebenen Curve entsprechen-
den Coefficienten hinführen; geht aber durch diese — ^ Punkte noch
emc Curve der w*" Ordnung, so müssen, da jene allgemeine Gleichung be-
sfiglieh der Coefficienten linear ist, also zwei Werthe eines Coefficienten
lieh nicht ergeben können — noth wendig die — ^^ Gleichungen unend-
lich viele Lösungen zulassen bezüglich der Coefficienten, indem sie sich
taf wenigstens 1 reduciren , so dass also eine Curve der w'*"
Ordnung , welche durch — -^ — 1 der r? Schnittpunkte zweier anderer
Curven der «*•" Ordnung geht , jeden dieser n* Schnittpunkte enthält.
Es werden nun verschiedene Anwendungen dieses Satzes folgen.
L Ton den den Curven höherer Ordnung einbeschriebenen Vielseiten.
§.2.
Die einfachste Curve der «*«" Ordnung ist das System von n Geraden.
Zwei solche Systeme von n Geraden wollen wir ein 2 n Seit nennen,
vnd im Nachfolgenden unter 2 n Seit nichts weiter als das verstehen. Die
Seiten des 2raSeit8 sind natürlich jene 2n Gerade selbst; unter den Ecken
des 2iiSeit8 aber wollen wir jene «'Punkte verstehen, wo immer eine Ge-
rade des einen Systems eine Gerade des andern trifft. Sollten die Aus-
drücke Seite der einen Art, Seite der andern Art vorkommen, so sind hiemit
m Gerade des einen, Gerade des andern Systems gemeint. In einigen Fi-
guren sind die Seiten der einen Art mit ('), die der andern m\i i^'^ \^^^^\OcvTkfiX«
84 Zar Oeometrie der Lage.
,^^^^«^^%^^^^«^^^^i^^h'^<^^^^^»A^^«
Es wird nun gelten der
Satz. Legt man durch — ^ — 1 der n* Ecken eines 2nSeits eine
2
Curve der n**° Ordnung, so geht sie auch durch die übrigen ^^ -— :
Ecken des 2nSeits.
Es entsteht nun aber die umgekehrte Frage, ob man einer Curve
n^^^ Ordnung ein solches 2 n Seit einbeschreiben könne dergestalt, dass
fi (ti -t- ^\
— — 1 seiner Ecken auf ihr liegen ; es müssten dann die übrigen
^-^ Ecken von selbst auf sie fallen. (Die Curven L und 11. Ord-
. 2
nung sind natürlich von dieser Betrachtung auszuschliessen.) .
§.3.
Einbeschreibung des GSeits in die Curve IIL Ordnung.
Um einer Curve HI ein 6 Seit so einzubeschreiben, dass 8 seiner
9 Ecken auf sie fallen, verfahre man wie folgt:
Durch den Punkt Ä (Fig. 1 , Taf. III) der Curve III ziehe man ^Jlf und
^i^; diese mögen die Curve III noch in B und C, und B und E schneiden;
F sei ein weiterer beliebiger Curvenpnnkt, und man ziehe P/*und BF^
welche die Curve noch in G und H schneiden ; zieht man jetzt noch EQ und
C/T, 80 hat man ein 6 Seit, von welchem 8 Ecken (^, B^ C, />, £, F^ (?, H) auf
der Curve III liegen ; es liegt also auch die 9** Ecke auf ihr , d. h. die Ge-
raden EO und CE schneiden sich auch auf der Curve III.
Es gilt also der
Satz. Ist eine Cnrve III gegeben, so kann man zweimal 3 Gerade so
ziehen , da||s sich 8 von den 9 Schnittpunkten je einer Geraden der einen
Art mit einer Geraden der andern auf der Curve III befinden, der 9** fällt
dann von selbst auf sie.
Von diesem Satze wollen wir nun einige besondere FftUe betrachten.
1) Besteht die Curve III aus einer Curve II und einer Geraden, so
geht unser Satz in den bekannten Satz von dem dem Kegelschnitte einbe-
schriebenen gemeinen Sechsecke über. (Dass sich nämlich die Gegenseiten
des dem Kegelschnitte einbeschriebenen gemeinen Sechseckes auf Einer
Geraden schneiden.)
2) Lassen wir die beiden Punkte Ä und B zusammenfallen, so erhal-
ten wir den
Satz. Zieht man durch den Punkt P (Fig. 2, Taf. III) einer Curve III
zwei Gerade PM und PS, welche dieCurve noch in B und C, und FvaA H
treffen, zieht man femer BFundi CH^ welche die Curve noch in G und in
Von M. Sattelbergee, 85
/treffen, zieht man endlich Gl und trifft diese die Carve noch in E^ so ist
PEiie Tangente der gegebenen Carve III im Pnnkte A
Lassen wir die Geraden ABC und DFH (Fig. 1 , Taf. III) allmälig za-
MUDOBfallen, so erhalten wir den
Satz. Zieht man an eine Curve III 3 Tangenten, deren 3 ßerührungs-
inkte in Einer Geraden liegen, so liegen anch diejenigen 3 Pnnkte, wo
jide der 3 Tangenten die Carve nochmals schneidet in Einer Geraden.
Rückt die Gerade , in der die 3 Berührungspunkte liegen , ins Unend-
Edie, so werden jene 3 Tangenten die 3 Asymptoten, und es gilt also der
Zusatz. Die 3 Schnittpunkte einer Curve III mit ihren 3 Asymptoten
Hegen in Einer Geraden.
Ebenso gilt der umgekehrte
Satz. Zieht man durch zwei von drei, in Einer Geraden liegenden,
Punkten einer Curve III je eine Tangente an dieselbe , so geht die Gerade,
welche die zwei Berührungspunkte verbindet, durch den Berührungspunkt
einer durch den dritten Punkt gehenden Tangente.
Lassen wir die 3 Punkte ^, />, E in einen einzigen zusammenfallen , «o
erhalten wir den
Satz. Zieht man durch einen Inflexionspunkt einer Curve III 3 Ge-
rade, welche die Curve III noch in B und C, F und H und G und /schnei-
den, and liegen B, Fund G in Einer Geraden, so ist dies auch mit C, H
ud/der FalL
Femer
Satz. Zieht man durch einen Inflexionspunkt einer Curve III eine
ßerade, welche die Curve noch in B und C schneidet, zieht man dann in
l^nnd C die Tangenten an die Curve und jschneiden diese noch in G und
in/, so geht die Gerade Gl durch jenen Inflexionspunkt.
Lassen wir endlich die 3 Geraden ABC, DFH und EG zusammenfallen,
M erhalten wir den
Satz. Die 3 Inflexionspunkte einer Curve III liegen in Einer Geraden.
§. 4.
Einbeschreibung des SSeits in die Curve IV. Ordnung.
Es soll der Curve IV das 8 Seit so einbeschrieben werden, dass 13 sei-
Ber 16 Ecken auf sie fallen.
1) Man ziehe (Fig. 3, Taf. III) AM und AN, welche die Curve noch in
B, C und einem dritten Punkte und D und E and einem dritten Punkte
•dmeiden mögen; fliege auf der Curve, man ziehe nun femer BF, welche
noch in B und V, und BF, welche noch in G und / schneide; dann CG,
welche noch in FT und EH, welche noch in K schneiden möge; zieht man
nan noch JIC und V W, so hat man ein 8 Seit, allein auf der Curve IV lie-
gen biet \% seiner Eckpunkte.
86 Zar Geometrie der Lage.
Oder man ziehe (Fig. 4, Taf. III) MN und PQ als Seiten der einen Art
beliebig , treffen diese die Curve IV in A^ B, C und L^ und in 2>, /*, G and /,
so ziehe man AD, BF, CG und LI; treffen die letztern Geraden noch in H
und V und S und ?r, und zieht man noch HS und V If\ so hat man*wieder
ein 8 Seit, von dem aber ebenfalls blos 12 Ecken auf der Carve IV liegen.
2) Wir nehmen nun eine Cnrve IV an, welche aus einer Curve III
und einer Curve I besteht, geben jedoch blos die Curve III; man kann
nun das 8 Seit so verzeichnen, dass 11 seiner Ecken auf die Curve III fal-
len; dies geschieht wie folgt:
Man ziehe durch den Punkt A (Fig. 5, Taf. III) der Curve III AMnnd
A N, welche die Curve III noch in B und C, und B und E schneiden mögen,
ziehe BF, BF, CG und EG, so dass i^und G auf der Curve III liegen; diese
Geraden mögen die Curve III noch in K, U, L und / treffen ; zieht man jetzt
noch h'L und UJ, so hat man ein SSeit, von dessen 16 Ecken 11 auf der
Curve III liegen ; zieht mati nun durch 2 der noch übrigen Ecken , z. B.
durch X und Y, eine Gerade , so bildet diese mit der gegebenen Carve III
ei»e Curve IV, und es liegen 13 Ecken unseres SSeits auf dieser Curve IV;
es liegen also auch die übrigen 3 auf ihr, nämlich noch 2 Ecken fallen auf
die Gerade XY und die letzte Ecke fällt noch auf die gegebene Curve III.
Wir haben also den
Satz. Einer Curve III lässt sich stets ein 8 Seit so einbeschreiben,
dass 11 seiner Eckpunkte auf sie fallen, ein 12^'^'' fällt dann von selbst aaf
sie, und die übrigen 4 liegen in Einer Geraden.
3) Nehmen wir eine Curve IV, welche aus 2 Curven 11 besteht, und
geben wir blos die eine Curve II, so können wir dieser offenbar ein 8 Seit
so einbeschreiben, dass 8 Ecken desselben auf sie fallen; durch 5 weitere
Ecken geht eine andere Curve II, also liegen auf der von beiden Curven II
gebildeten Curve IV 13 Ecken des 8Seits.
Es gilt also der
Satz. Beschreibt man einer Curve II ein 8 Seit so ein, dass 8 seiner
Ecken auf ihr liegen, so liegen die übrigen 8 Ecken wieder auf einer
Curve II.
4) Nehmen wir endlich eine Curve IV, welche aus einer Geraden und
einer Curve III besteht, und geben blos die Gerade, so können wir jeder-
zeit ein 8 Seit so zeichnen , dass 4 seiner Ecken auf der Geraden liegen ;
da durch 0 der übrigen eine Curve III gelegt werden kann, so liegen auf
der von der Geraden und der Curve III gebildeten Curve IV 13 Ecken des
SSeits; wir haben also den
Satz. Construirt man ein 8 Seit, so dass 4 seiner Ecken auf Einer Ge-
raden liegen , so liegen die übrigen 12 Ecken auf einer Curve III. Ordnung.
5) Besteht die in 2 dieses S vorkommende Curve III aus einer Curve II
und einer Geraden , so erhalten wir zum dortigen Satze den folgenden
ZusRtz. Construirt man ein 8 Seit derart, dass 8 von seinen Ecken
Von M. Sattelbebgeb. 87
auf einer Curve 11 und 3 davon auf Einer Geraden liegen, so fällt auf diese
Gerade noch ein 4^^*^ Eckpunkt, und die 4 letzten Eckpunkte liegen wieder
taf Einer Geraden.
Diese Construction kann nun* auf zweierlei Weise gemacht werden:
Entweder man zeichnet in einen Kiegelschnitt ein gewöhnliches Viereck
ud läast 3 Yon seinen 4 Seiten um 3 in Einer Geraden liegende Punkte
dek drehen; dies ftlhrt auf den bekannten Satz, dass sich dann auch die
t* Seite um einen Punkt dieser Geraden drehe ; es liegen aber auch die-
jenigen 4 Punkte, wo immer eine Seite des ajten Viereckes die Gegenseite
der ihr im neuen Vierecke entsprechenden Seite trifft, stets in gerader
Linie. —
Die andere Art der Construction des in Rede stehenden 8 Seits ist fol-
gende : Man nehme auf einer Curve II die 7 Punkte A, B, C, 2>, E, Fnnd G
(Flg. 6, Trff. III) an; JB und FG, sowie BC und EF mögen sich auf der Ge-
raden m scheiden; schneiden CJD und J)E die m in Fund W, so ziehe man
A V und G W^ so werden sich diese 2 Geraden wieder auf der Curve II
schneiden. Was die 4 andern Punkte betrifft, welche in Einer Geraden
liegen sollen , so sind diese , wenn man den Schnitt von A V und G W mit
üf bezeichnet, der Schnittpunkt von AB und DE^ der von ^6^ und GE^ der
Ton CD und FG^ und der von AH und EF.
§. 5.
Gebrauch eines Doppelpunktes bei Einbeschreibung des
2nSeits in die Curve /i^®*" Ordnung.
Einer gegebenen Curve IV kann man im Allgemeinen nach 1 des vo-
rigen S das 8 Seit nicht einbeschreiben, so dass 13 seiner Ecken auf sie fal-
len. Geht man aber hiebei von einem Doppelpunkte (welchen die Curve IV
freilich nur dann hat, wenn sie aus Curven niederer Ordnungen, z. B. aus
einer Curve lU und einer Geraden besteht) aus , so gelingt diese Einbe-
lehreibung.
1) Im Doppelpunkte IT fallen 4 Ecken des einzubeschreibenden 2 n Seits
zisammen. Nachdem wir die Seiten der eiuen Art AB und CB (Fig. 7,
Taf. III) gezogen haben , sind die 2 andern Seiten AD und BC im Allgemei-
nen bestimmt; liegen aber die 4 Punkte ^, B^ C und D unendlich nahe bei-
sammen, so kann man schon durch unendlich kleine Verschiebung oder
Drehong der Seite AB oder CD der 3^®° Seite AD jede beliebige Richtung
geben ; ist dieser letzten Seite aber einmal eine bestimmte Richtung gege-
ben, so kann man die Richtung der 4^®° Seite BC nur durch endliche Dre-
bugen der Seiten AB^ CD oder AD um Endliches ändern. Wir haben also den
Sats. Gehen wir bei Einbeschreibung des In Seits von einem Doppel-
ponkte der Curve aus , so dürfen wir durch ihn nicht nur 2 Seiten der einen
Art, sondern auch noch eine Seite der andern Art beliebig atm^ViTn.^^^ xx'oA.
88 Zur Geometrie der Lage.
dürfen dennoch yoranssetzen , dass die beiden dadurch (im Doppelpaukte)
entstehenden Eckpunkte des 2n Seits auf der Curve liegen.
2) Gehen wir jetzt auf die zweite Figur des vorigen $ zurack; wir
können jetzt auch den Punkt, wo sich BF und BS schneiden, auf die Curve
fallen lassen, sobald sie einen Doppelpunkt hat. Es sollen dann A, D^ ß
und /^ in diesem Doppelpunkte P (Fig. 8, Taf. III) zusammenfallen; wir wer-
den ziehen i^Jlf und PQ] diese mögen noch in Cund L und in G und 1 schnei-
den; wir ziehen nun CG und Z/; diese mögen die Curve IV noch in ^und
r und in S und fV treffen; jetzt ziehen wir HS^ diese treffen noch in Tnnä
A'; zieht man nun noch PT und PAT, sowie FfF, so hat man ein SSeit, von
welchem 13 Ecken auf der Curve IV liegen. Es liegen nämlich 3 Ecken im
Doppelpunkte P auf der Curve IV , indem wir annehmen dürfen , dass die
2 Ecken A und 2>, welche PM und PQ mit PT bilden, auf der Curve liegen;
ferner können wir uns PK durch den einen der beiden andern in P noch
liegenden Punkte B und F gehend denken. Es liegen femer noch die
lö Ecken C^ X, C, 7, ff, 5, F, JV, Tund K auf der Curre IV. — Es müssen
sich jetzt auch noch PT und VW, sowie PA' und VfF auf der Curve IV
schneiden.
Im folgenden S sollen einige besondere Anwendungen des in diesem S
Vorgekommenen, besonders der in 2 gemachten Construction gegeben
werden.
. §.6.
1) Es seien von einer Curve HI die Punkte P, C, Z, C, /, 5 und r(Fig.fl,
Taf. III) gegeben, und zwar sollen P, C und X, ferner P, G und /, ferner C, G
und y und endlich X, / und S immer in Einer Geraden liegen; die durch P
gehende Gerade PN schneide die Curve III noch in T, so ist, wenn &*, V
und T in Einer Geraden liegen, PN die Curventangente in P. (S. S. 3,
Nr. 2.) Ist dies aber nicht der Fall , so ist es leicht den dritten Schnitt-
punkt von PN mit der Curve III zu finden. Man ziehe nämlich TS, sie
möge die CV noch in ff schneiden; zieht man nun Pff, welche die X/ in W
trifft, so;3chneidet die VWdiePNim gesuchten dritten Schnittpunkte von PN
mit der Curve III. (Die Curve III und die Gerade Pff sind nämlich als
eine Curve IV zu betrachten, welche in P einen Doppelpunkt hat.) Und
so kann man von jeder durch P gehenden Geraden, wenn man üur den
einen ihrer beiden andern Schnittpunkte mit der Curve III kennt, sogleich
durch blos lineare Construction auch den zweiten derselben finden. —
(Auch müssen ffS und V1V die Curve UI noch in 2 Punkten schneiden,
welche mit P in gerader Linie liegen.)
2) Um eine zweite Anwendung der Construction des vorigen S zu
machen , wollen wir als Curve IV zwei sich schneidende Kreise annehmen.
Ihr einer Schnittpunkt sei P (Fig. 10, Taf. III); so ziehe man beliebig die
(ieraden PM und PQ, welche die Kreise noch in C und X und G und / treffen
Von M. Sattelbekoer. 89
mdgen; «odann ziehe man CG und LJ, diese solleu in //und Fund Sund IF
treSen; man siehe nun BS und ViV, treffen diese die Kreise noch in Tund^
A'nnd T' und IC\ so liegen sowohl JundA" als auch T' und K mit P in
^ader Linie.
3) Als drittes Beispiel wollen wir uns eine aus 4 Oeraden bestehende
Carve IV denken; awei dieser Geraden seien AIN und RQ (Fig 11, Taf. III)-
Wir ziehen durch den beliebigen Punkt P die Geraden P F, P W^ PX und
Pr, welche die MN und RQ'm B und C, D und K, /*und Gy // und / schnei-
den; zieht man noch BE^ CD^ Fl und GH^ so bilden die lotztgezogenon
8 Geraden ein 8 Seit; schneiden sich CD und Fl in A', CD und GH in Z, so
liehe man PK und PL, so bilden Af TV, ÄÖi /'A und /^Z eine Curve IV,
welche in P einen Doppelpunkt hat. Von den Ecken den erwähnten BSeits
liegen aber 13 auf dieser Curve IV, nämlich drei im Doppelpunkte, und
dann noch die weitern 10 Ecken B, C, />, Ey F, G,Hy LA' undZ; es müssen also
«Ue 16 Ecken auf der Curve liegen, d. h. schneiden sich GII und FI mit
BE in &" und L\ so muss k" auf PK und L' auf PL liegen.
Wir haben also folgenden
Satz. Hat man 2 gewöhnliche Vierecke, welche 2 Gegenseiten 31 N
VD<1 QR und in P den Schnittpunkt der beiden andern Gegenseiten gemein-
tthaftlich haben, so liegen die 4 Punkte K, Ly K' und L\ wo immer eine
Diagonale des einen Vierecks eine Diagonale des andern schneidet — mit
jeuem Punkte P in zwei Geraden.
§.7.
Es sollte jetzt der Curve V. Ordnung das 10 Seit einbeschrieben wer-
den, so dass 10 seiner 25 Ecken auf dieselbo.fielen. Wir wollen aber, ehe
wir an diese Aufgabe gehen, in diesem und den zwei folgenden %^ noch
einige andere Untersuchungen machen.
Es soll nämlich erstens untersucht werden, wie viel Ecken des 2 fi Seite
man auf die Curve der m**° Ordnung , wo >» = oder > 4 und n = oder > m
ist, verlegen kann'
Man ziehe die Geraden aß und y6 (Fig. 12, Taf.III) als Seiten der einen
Art beliebig ; sie mögen die Curve fw*"*^ Ordnung in B und 6\ und D und E
treffen; man ziehe BD und CE\ treffen diese in F und 67, und H und /, so
liebe man f iTund 6/; treffen diese die Curve in B^ und 6'i, und D^ und ^j,
10 ziehe man B^ 2), und 6\ A*, ; treffen diese in F^ und G^ , und H^^ und /, , so
liehe F, J7, und C, /, ; u. s. f.
Auf diese Weise erhUlt man ein 2 n Seit, wo n gerade ist; sollti un-
gerade sein, so ziehe man, wenn ojJund y6 die gegebene Curve noch in
.¥und iVtreff(*n, MNy und wenn B^D^ und C^E^ noch in (> und R treffen, QR.
Man sieht, dass jederzeit \n — 4 Ecken des 2/iScits auf die Curve der
in'*^ Ordnang verlegt werden können.
90 Zar Geometrie der Lage.
Fallen M und /V in einem Doppelpunkte zusammen , und ist n gerade,
so kann man die Seite MN so ziehen, dass sie durch B^ geht und kann
ausserdem noch den Doppelpunkt MN mit 6| verbinden. Auf der ersten
der beiden letztgezogenen Seiten liegen dann 3 Ecken.
Wir haben also jetzt den
Satz. Von den ra' Ecken eines 2nSeits kann man auf die Curve der
«1^° Ordnung, wo m = oder > 4 und ^ n ist, stets 4 (« — 1) Ecken fallen
lassen. Und gebt man bei der Einbeschreibung von einem Doppelpunkte
der gegebenen Curve aus, so kann man noch eine Ecke mehr, nämlich
4n — 3 auf sie verlegen. Soll z. B. der Curve IV das SSeit einbeschrieben
werden, so können wir hienach 4 (4 — 1) = 12 Ecken auf die Curve IV fal-
len lassen. Mit Hülfe des Doppelpunktes 4 . 4 — 3 = 13.
Soll der Curve V das 10 Seit einbeschrieben werden, so können wir
4 (5 — 1) = 16 Ecken auf die Curve V fallen lassen ; es müssten aber 10 sein,
wenn die übrigen von selbst auf sie fallen sollten.
§. 8.
Es soll untersucht werden, wie viele Ecken eines 2nSeits, wo n s= oder
> 3 ist, man auf die Curve der IIL Ordnung verlegen kann,
Satz. Man kann auf verschiedene Weise von den it* Ecken eines
2/iSeits, wo 11 = oder > 3 ist, 3« — 1 auf die Curve III fallen lassen.
Beweis. 1) Man zeichne fi Seiten beliebig, jedoch so, dass immer die
folgende mit der vorhergehenden sich auf der Curve III schneide ; zugleich
bezeichne man diese Seiten abwechselnd mit (') und (") ; ebenso fahre man fort
mit der n + 1*«" Seite bis zur 2;i**", lasse aber von dieser 2^*" Folge von Sei-
ten jede zugleich durch einen zweiten auf der Curve liegenden Punkt einer
der Seiten der ersten Folge gehen, und zwar derart, dass hiebei immer
zwei verschiedenartig bezeichnete Seiten sich treffen.
Man kann z. B., wenn n eine ungerade Zahl ist, da dann die n^^ Seite
dieselbe Bezeichnung erhält wie die erste, die n+1*^ mit der ersten, die
w + 2** mit der zweiten u. s. 'f. , die 2w** mit der w**° sich wieder auf der
Curve m schneiden lassen.
Ist n gerade , so können wir die n + 1^** mit der zweiten, die n + 2^® mit
der ersten, die ;i + ^^* mit der vierten, die «4-4*® mit der dritten, endlich
die 2w - 1*« mit der m*«°, die 2n^« mit der « - l"**» sich noch auf der Curve III
schneiden lassen.
Und man sieht, dass immer 3/i — 1 Eckpunkte des 2iiSeits auf die
Curve lU fallen.
2) Eine zweite Art der Einbeschreibung, welche aber nur stattfinden
kann , wenn n gerade ist , besteht darin , dass man die Figur in 1) wenn man
n Seiten gezogen hat, sich schliessen lässt; und alsdann noch ein zweites
gemeines, sich jedoch nicht schliesscndes n Seit zeichnet, dessen Seiten sich
Von M. Sattelbergbb. 91
SU den Seiten des ersten , geschlossenen , ebenso verhalten , wie in 1) die
Seiten der zweiten Folge sn denen der ersten, d. h. wenn man in beiden
gemeinen n Seiten die Seiten abwechselnd mit () und (") bezeichnet, so lassen
wir jede Seite des zweiten itSeits mit einer entgegengesetzt bezeichneten
des ersten anf der Curve III sich schneiden. Anf diese Weise fallen offen-
bar wieder 3n — 1 Eckpunkte des 2nSeits auf die Curve III.
3) Eine dritte Art der Einbeschreibung endlich ist die folgende: Man
liehe die Seiten MN und PQ (Fig. 13, Taf. III) , welche die Curve III in Ay
B, Cnnd i>, E, iF schneiden mögen; jetzt ziehe man AD^ BE und CF; diese
mögen noch in G^ i7und / schneiden; jetzt zielte man RS^ welche in A^^ B^^
C, schneide, und ziehe nun GA^^ HB^, IC^ ; diese mögen in G^^ Hti A schnei-
den; man ziehe nun beliebig Tüy welche in A^^ B^, C^ schneide, und jetzt
G^A^y HyJB^y /, C,, diese mögen noch in G^^ H^, /, schneiden; man ziehe
nun V Wy welche in A^^ ^,, C, schneide, und dann ziehe man G^A^^ J^t^m
IfC^j n. 8. f. Will man mit £^p, ^p, /p schliessen, so ziehe man G^H^ als
Schlnssseite.
Ist p gerade, so denke man sich die Schlussscite für den Augenblick
von 6p, JTj) nach G^ H versetzt, und man sieht sogleich, dass man eben so
viel mit Q, als mit ('') bezeichnete Gerade hat, und zwar von jeder Art
3 + 4 . - oder 2p -f 3.
Ist aber p ungerade , so ist die Zeichnung symmetrisch bezüglich der
mit Q und der mit (") bezeichneten Geraden, und zwar hat man von jeder Art
1 + 4 . — 7^ oder wieder 2p + 3.
Man erhält also immer ein 2 (2jt> + 3) ISeit.
Es liegen endlich sämmtliche mit Buchstaben bezeichnete Ecken we-
niger der einzigen /p auf der Curve III. Auf jeder mit (') oder auf jeder
mit (") bezeichneten Seite liegen 3 Eckpunkte auf der Curve HI, mit Aus-
nahme der letzten Seite, von welcher nur 2 Ecken auf die Curve fallen.
Im Ganzen liegen also wieder 3« -- 1 Ecken auf der Curve III.
Anm. Die Punkte G, H, /, G^^ IJ^^l^, 6^^, /^|, /,,... . werden je in Einer Ge-
raden liegen.
§.9.
Ist 'endlich gefragt, wie viel Ecken des 2» Seits man anf eine gegebene
Cnrve II. Ordnung, oder wie viel man auf eine Gerade fallen lassen kann,
80 sieht man sogleich, dass man auf die Curve II stets 2n und auf die Ge-
rade stets it Ecken verlegen kann.
Bezüglich der Einbeschreibung des 2« Seits in die Curve der m**^" Ord-
nung, wo n = oder > m ist, so dass möglichst viele der it* Eckpunkte anf
' die Cnrve fallen, gilt also Folgendes:
92 Zar Geometrie der Lage.
Aaf die Cnrve I oder die Gerade könneu wir fallen lassen »Ecken,
„ „ „ II können wir verlegen 2 /t Ecken,
1» »j »> m I» « n 3^* — lEkiken,
„ „ „ IV. und höherer Ordnung können wir verlegen 4 n— 4 Ecken ;
mit Hülfe des Doppelpunktes, bei geradem n, 4n — 3 Ecken.
§. 10.
Gehen wir nun dazu über der Cnrve ¥. Ordnung das 10 Seit einznbe-
schreiben , so dass 19- seiner 25 Ecken auf sie fallen.
1) Schon am Schlüsse des $. 7 sahen wir, dass man bei Einbescbrei-
bung des 10 Seits in die Curve V von den 25 Ecken desselben blos 16 auf die
Curve V fallen lassen kann.
2) Nimmt man eine Cnrve V, welche aus einer Cnrve IV und einer
Geraden besteht , und ist blos die Curve IV gegeben , so können wir auf
die letztere 16 Ecken verlegen ; durch zwei der noch Übrigen Ecken könn-
ten wir die Gerade ziehen, allein es fielen dann doch blos 18 Ecken auf die
Curve V, während wir 10 brauchen.
Besteht aber die Curve IV aus einer Geraden und einer Curve III,
welche einen Doppelpunkt hat, so gelingt die Einbeschreibung derart, dass
17 Ecken des 10 Seits auf die Curve IV fallen.
Man verfahre folgendermassen : Ist F (Fig. 14 , Taf. III) der Doppel-
punkt, so ziehe man Fif und VN als Seiten der einen Art beliebig, sie
mögen die Curve III noch in A und B^ die noch gegebene Gerade in R und
S schneiden; nun ziehe man die Hülfslinie AB^ welche die Curve III noch
in fi treffe; ferner fiS und BR^ diese mögen die Curve III noch in G^B und
£^F treffen] jetzt ziehe man Fff und EG] treffen diese die Curve III noch
in C und j9, so werden C und D mit A \n gerader Linie liegen *) ; man ziehe
also ACD. Schneidet die DG die Gerade BS noch in P, die CH diese Ge-
rade noch in ^, so ziehe man VPnnd VQ] schneiden diese die Curve III
noch in iund K^ so ziehe man endlich noch I^, so hat man jetzt ein 10 Seit,
von dessen 25 Ecken 3 im Doppelpunkte V auf der Curve IV liegen , wäh-
rend die übrigen auf der Curve IV liegenden sind : A^ B^ C\ />, E^ F, G, H, Ä,
SjP^O^IundK] im Ganzen liegen also 17 Ecken auf der Curve IV; ziehen
wir nun noch durch zwei andere Ecken, z. B. durch die zwei andern Punkte,
wo DG und CB mit VPnnd VQ sich Schneiden, eine Gerade, so liegen auf
der von dieser Geraden und der gegebenen Curve IV gebildeten Curve V
10, folglich alle 25 Ecken unseres 10 Seits.
3) In der vorigen Nummer wurde eigentlich die Aufgabe gelöst :
Aufgabe. Einer gegebenen Curve III, welche einen Doppelpunkt
hat , ein 10 Seit so einzubeschreiben , dass auf sie und eine gegebene nicht
*) Die Punkte A, B, fi, Gy B, ff, F, C und D liegen nämlich sämmtlich auf der ge-
gebenen Curve III.
Von M. Sattelbebgeb. 93
dsrch den Doppelpunkt gehende Oerade 17 Ecken des lOSeits fallen; wir
können anf die Curve III selbst 13 Ecken (3 davon im Doppelpunkte) fal-
len lassen, auf jene gegebene Gerade aber 4; es fallen dann auf die gege-
bene Curve m noch zwei weitere Ecken (davon eitte im Doppelpunkte),
iof jene Gerade noch eine Ecke, und die 5 letzten Ecken endlich fallen
wieder in Eine Gerade.
Da aber eine Curve m nur dann einen Doppelpunkt hat , wenn sie
ans einer Curve 11 und einer Geraden besteht, so nrass die vorige Aufgabe
eigentlich so ausgesprochen werden:
Aufgabe. Einer Curve 11 ein 10 Seit so einzubeschreiben , dass die
15 nicht auf ihr liegenden Ecken desselben sich auf 3 Gerade vertheilen,
von welchen 2 gegeben sind. Eine der gegebenen Gerade muss die Curve II
lehoeiden, und wir müssen gestatten , dass in diesem Schnittpunkte 4 Ecken
des einzabeschreibenden lOSeits zusammenfallen.
4) Nehmen wir eine Curve V, welche aus einer Curve III und einer
Cnrve 11 besteht und ist blos die Curve III gegeben, so kann man nach $, 9
tnf die Curve III 14 Ecken des lOSeits fallen lassen, durch 5 der übrigen
Eckpunkte geht ein Kegelschnitt, es liegen also dann 19 Ecken auf der
Cnrve Y, welche dieser Kegelschnitt mit der Curve III bildet; woraus folgt,
dass alle 25 Ecken auf der Curve III und dem Kegelschnitte liegen.
Wir haben also den
Satz. Einer Curve III lässt sich stets ein 10 Seit so cinbeschreiben,
dass 14 seiner Ecken auf sie fallen ; es fällt dann noch ein Eckpunkt auf
sie und die übrigen 10 bilden einen Kegelschnitt.
5) Hat man eine Curve V, welche aus einer Curve III und einem
Kegelschnitte besteht , und ist blos der Kegelschnitt gegeben , so kann man
diesem stets ein 10 Seit so einbeschreiben, dass 10 Ecken desselben auf ihn
fallen; da durch die 9 der übrigen Ecken eine Curve m gelegt werden
kann , so liegen alle übrigen auf einer Curve III.
Es gilt also der
Satz. Beschreibt man einer Cnrve II ein 10 Seit derart ein, dass 10
seiner Ecken auf sie fallen , so liegen die 15 andern auf einer Curve III.
Ebenso ergiebt sich endlich der
Satz. Boschreibt man ein 10 Seit so, dass 5 seiner Ecken in gerader
Linie liegen, so bilden die übrigen 20 eine Curve lY. Ordnung.
§. 11.
Eine dem Satze in Nr. 4 des vorigen S entsprechende Construction,
wozu man noch 1 des S» 8 vergleiche , wäre z. B. die folgende :
Construction. 1) Man nehme als Curve HI einen Kegelschnitt und
eine Oerade AtN (Fig. 15, Taf. III). Auf dem Kegelschnitte nehme man die
6 Punkte A, By (7, />, Ey F beliebig an und verbinde sie duidii Äift ^ Gi^xk^^w
94 Zar Geometrie der Lage.
AB,BC,CD,DE,EF'y diese mögen die Gerade MN in den Punkten i5„C„ D^.St,
F^ schneiden ; man ziehe nun FB^ , trifft diese den Kegelschnitt noch in Gy so
ziehe man G C^ , trifft diese noch in iT , so ziehe man i7/>, , trifft diese noch
in /, so ziehe man /j?i, und trifft diese noch in JiT, so ziehe man AI'jPi, so
wird diese Gerade den Kegelschnitt wieder in A treffen.
Ferner bezeichne man die Geraden AB^ CD^ . . . FC, GH^ ... der
Reihe nach, wie man sie gezogen hat, abwechselnd mit Q und ("), so werden
die 10 Punkte, wo immer eine mit (') und eine mit (") bezeichnete Seite sich
noch (ausser auf dem Kegelschnitte und auf MN) schneiden — auf Einem
Kegelschnitte liegen. —
2) Die vorhin angenommene Curve lU hat, wenn die Gerade MN den
gegebenen Kegelschnitt in Fund FT schneidet, in Fund W einen Doppel-
punkt; wir wollen beide benützen. In den einen F wollen wir den Punkt
Ci, in den andern W den Punkt E^ verlegen; so fallen in den ersten noch
die Punkte B^ G und ^|, in den andern noch £, ^und /*j. Die erste Seite
AB und die letzte K A wollen wir anfangs ganz aus der Construction hin-
weglassen. Die vorige Construction geht dann in die folgende tiber:
Construction. 2) Man ziehe VC.CByBW und VH,HI, JW {Fig. lü^
Taf. ni), so dass sich CD und HI auf MN schneiden; hierauf nehme man F
beliebig an und ziehe VF und WF. (BAnnd KA sind jetzt bestimmt, vgl.
1 des S. 5.) Es müssen jetzt folgende 6 Punkte auf Einem Kegelschnitte
liegen :
VC, WI FV,CD FF, WI
Vff, WD FW, HI F W, VC.
Und nimmt man den Punkt A auf dem gegebenen Kegelschnitte so an,
dass VA durch den Punkt geht, wo iT/oder WD den zweiten Kegelschnitt
zum zweiten Mal trifft, so liegen noch auf dem letztern die 3 Punkte:
Fi, WD WA, CD
oder
VA, HI WA, VH.
§. 12.
Eine dem Satze in Nr. 4 des S. 10 entsprechende Construction, wozu
man Nr. 3 des S. 8 vergleiche , wäre ferner die folgende :
Construction. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines Sechseck
ein, so werden sich die Gegenseiten desselben wie bekannt auf Einer Ge-
raden schneiden; alsdann beschreibe man ihr noch ein solches Sechseck
ein, welches mit dem ersten eine Seite gemeinschaftlich hat, und dessen
Gegenseiten sich auf der nämlichen Geraden wie die des ersten schneiden ;
ferner bezeichne man die Seiten beider Sechsecke abwechselnd mitQund("),
und zwar derart, dass man der gemeinschaftlichen Seite in beiden Sechs-
ecken eni^egengesetzte Bezeichnung giebt; diese Seite endlich betrachte
Von M. Sattelbeboeb. 95
■10 TOD nan an eIb gar nicht mehr yorhanden ; so müssen jetzt die 10 Punkte,
welche sich als Schnittpunkte je einer Seite des einen Sechsecks mit einer
entgegengesetat beseichneten des andern ergeben, auf Einem Kegelschnitte
liegen«
.§. 13.
Besondere Art einer Curve IIL Ordnung das 6Seit einzu-
beschreiben.
Fallen in der ersten Zeichnung des $. 3 die 4 Punkte j4, B, D, F in
einem Doppelpunkte zusammen, so darf man nicht nur AM nnä DE ^ son-
dern auch noch A N beliebig ziehen. Ist also F (Fig. 17, Taf. III) der Dop-
pelpunkt, so ziehe man VM, VP und VN\ treffen diese die Curve HE noch
in C, J7 und i?, so ziehe man CJ7, trifft diese die Curve III noch in /, so ziehe
man EI^ und trifft diese die Curve III noch inG^ so ziehe man VG^ und
man hat jetzt wieder ein 6 Seit, von dessen 0 Ecken 8 auf der Curve III
liegen. Drei davon liegen im Doppelpunkte auf der Curve III, der nennte,
Yon selbst auf die Curve III fallende Eckpunkt ist der vierte im Doppel-
punkt liegende.
Haben wir z. B. einen Kegelschnitt, welcher von einer Geraden MN
in V (Fig. 18, Taf. III) geschnitten wird, so ziehe man TCund VH^ dann
CJ7, trifft diese die MN in /, so ziehe man durch 1 die EG beliebig, und
dann noch VE und FG, so hat man der gegebenen Curve II das gemeine
Sechseck VCHEG so einbeschrieben, dass die 3 Schnittpunkte seiner Ge-
genseiten auf MN liegen. Im Punkte V fallen 2 Ecken und 2 Gcgenseiten-
lehnittpunkte zusammen.
§. 14.
Setzen wir in$. 12 statt des einen Sechsecks ein solches besonderes ^ so
erhalten wir folgende
Construction. 1) Man beschreibe einem Kegelschnitte das ge-
meine Sechseck ABCDEF {Fig. 19*, Taf. III) ein, dessen Gegenseiten sich
anf der Geraden MN schneiden mögen. Trifft die MN den Kegelschnitt in
r und fF, so ziehe man VB und VC und die beliebige Gerade FiJ, so müs-
sen stets die Punkte a und jJ, wo VH die D E und ^jP trifft, mit den 4 Punk-
ten y, 6, c, x, wo VB die CD und EF, und VC die AB und EFtnü^t — auf
Einem Kegelschnitte liegen.
y und X
2) Lässt man den Punkt a oder ß mit
6 und i I
gen , so liegt auch ß resp. a mit
7 1» *l
. .in Einer Geraden He-
in Einer Geraden. (Vgl. hiemit
yx
de
entspricht die
auch die Construction in Nr. 2 des S. 10; der Geraden
Gerade BS, und dem Punkte o oder ß der Punkt P oder Q»)
3) Schneidet VB den Kegelschnitt noch in S (¥\|^. \^ ^ T%i. WS^ ^ %^
96 Zur Geometrie der Lage.
ziehe man SO, trifft diese denselben noch in 7, so ziehe man F7, und suche
nun noch folgende Schnittpunkte: die von VT mit DE und AF («', ß^\ und
die von ST mit AB und CD (|ü, v), so müssen diese 4 Schnittpunkte mit den
6 vorigen auf Einem Kegelschnitte liegen ; und liegen die ^ ersten auf 2 Ge-
raden, so fällt o' mit ß und ß^ mit a in dieselbe jener beiden Geraden; fi
endlich fällt in die Gerade, in welcher y und x, v in die, in welcher d und s
liegen.
§. 15.
Setzt man statt der beiden gemeinen Secksecke des S. 12 zwei solche
besondere Sechsecke , so erhält man folgende
Construction. Man beschreibe einem Kegelschnitte das gemeine
Viereck VB WC (Fig. 20, Taf. III) ein, ziehe dessen beide Diagonalen VW
und BCj welche sich in 0 schneiden mögen ; durch 0 ziehe man die Geraden
X Y und VZ beliebig ; sie mögen den Kegelschnitt n(«5h in E und F, und
Sund T treffen, so ziehe man TS, VT, ^jF und WF. Man hat jetzt dem
gegebenen Kegelschnitte die beiden gemeinen Sechsecke VBCST und
W BCEFy deren Gegenseiten sich auf der nämlichen Geraden FfF schnei-
den , einbeschrieben ; man suche daher folgende Schnittpunkte :
VB, WC VS, WE ST, WB
VC, WB VS, WF ST, WC
VT, WE EF, VB
VT, WF EF, VC;
sie müssen alle 10 auf Einem Kegelschnitte liegen.
Wurde XYuuä UZ so gezogen, dass der erste, siebente und zehnte
in Einer Geraden liegen, so liegen auch der zweite, achte und nennte in
Einer Geraden ; auf die eine dieser Geraden fallen noch der dritte und der
sechste , auf die andere der vierte und fünfte Schnittpunkt.
§. 18.
Lässt man in S. 15 AT Fund UZ in RK (Fig. 21, Taf. III) zusammen-
fallen , 60 fällt der dritte Schnittpunkt mit E und S in P, und der sechste
mit Fund T in Q zusammen; der siebente, achte, neunte und zehnte fallen
ebenfalls in die Gerade BK] da also von dem Kegelschnitte, auf welchem
die 10 Schnittpunkte liegen, mehr als 3 Punkte in Einer Geraden liegen, so
muss er in 2 Gerade zerfallen; d. h. es müssen der erste, zweite, vierte und
fünfte Schnittpunkt in gerader Linie liegen. Dies giebt den
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte zwei gemeine Vierecke
[VB WC und VPWQ] so ein, dass sie den Schnittpunkt [0] der Diagonalen
und die eine Diagonale [VW] gemeinschaftlich haben, so liegen die 4 Schnitt-
punkte der Gegenseiten [{VB, WC), {VC, WB), {VP, WQ) und (VQ, WP)]
auf Einer Geraden.
Zeichnet man ferner noch ein drittes gemeines Viereck V BWC, wel-
Von M. Sattelberger. 97
ehes mit dem ersten die Diagonale BC gemein hat, und dessen andere Dia-
^nale V W ebenfalls durch den Punkt 0 geht, so müssen also dessen Ge-
genseiten sieh ebenfalls auf jener Geraden schneiden, auf welcher die 4
ersten Gegenseitenschnittpunkte liegen; dieses dritte Viereck hat aber mit
dem zweiten VPWQ nichts gemein, als den Schnittpunkt der Diagonalen.
Wir haben also den
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte beliebig viele gemeine
Vierecke ein , welche sämmtlich den Schnittpunkt der beiden Diagonalen
gemeinsam haben, so haben sie auch die Verbindungslinie der Gegenseiten-
lehnittpunkte gemein.
Dieser Satz ist bekanntlich in der Theorie der Polaren wichtig.
§. 17.
Einbeschreibung des 2nSeits in die Curven, deren Ordnung
die fünfte übersteigt.
In die Curve III konnten wir das 6 Seit stets einbeschreiben. ($. 3.)
In die Curve IV konnten wir das 8 Seit nur mit Hülfe des Doppel-
punktes einbeschreiben. ($. 5.) — Oder wir nahmen solche Curven IV,
welche aus Curven niederer Ordnungen bestanden und gaben von diesen
nur eine oder einige. ($. 4. 2), 3), 4) und 5).)
In die gegebene Curve V konnten wir das 10 Seit nicht mehr einbe-
schreiben , sie musste aus einer Curve IV und einer Geraden bestehen , und
es durfte nur die erstere gegeben sein; diese musste ferner aus einer Curve II
und zwei Geraden bestehen, von welchen die eine die Curve II schneiden
mnsste. ($. 10. l) und 2).) — Oder die Curve V musste aus einer Curve III
and einer Curve 11 bestehen, und es durfte blos die erste gegeben sein,
«. f. w. ($. 10. 3) und 4).)
Wir wenden uns nun zu den Curven von einer hohem als der fünften
Ordnung. Wir benutzen hiebei besonders den $. 0.
1) Vom 2 n Seite können wir im Allgemeinen auf die Curve n**' Ord-
nung, wo 11 = oder >4 ist , 4ii — 4 Eckpunkte verlegen; es müssten aber,
damit alle Eckpunkte auf sie fallen, — ^ — 1 derselben auf sie verlegt
werden ; nun ist
^ 1 — (4n— 4) — ,
der Ausdruck rechts ist positiv für n -= und >4; d. b. Einer Curve, deren
Ordnung die vierte oder eine höhere ist, lässt sich das 2 n Seit im Allge-
meinen nicht derart einbeschreiben , dass — ^-- — - — 1 seiner Ecken (und
in Folge dessen alle) auf sie fallen.
2) Mit Hülfe des Doppelpunktes können wir vom 2 n Seit 4n— 3 EckeuL
auf die Carve n^*' OräBuog fallen lassen; und es ist
Z^ittehrilt f. mthematik u. Phytik, VI, 2. 1
98 Zur Geometrie der Lage.
2 ^ ^ 2 '
der Ausdruck rechts ist ftir « = 4 Null, für n> 4 aber positiv. D. h.
Einer Cnnre IV können wir mit Hilfe des Doppelpunktes ein 2n (d. h.
Acht-) Seit so einbeschreiben , dass — ^^-^^ 1 (d.h. 13) seiner Ecken (und
in Folge dessen auch die übrigen) auf sie fallen; bei einer Cunre höherer
Ordnung geht dies aber nicht mehr.
3. Wir wollen nun solche Curven n^' Ordnung betrachten, welche ans
einer Curve m^^*" und einer n — m^**" Ordnung bestehen, von welchen beiden
aber blos die Curve m^®'* Ordnung gegeben sei.
a) Es sei m = oder > 4. Wir können jetzt auf die Curve m***" Ord-
nung 4n — 4 Eckpunkte fallen lassen, dann ist aber das 2 n Seit verzeichnet;
durch ^ — der übrigen können wir die Curve der n — m**"
Ordnung legen; es fallen also dann auf die von beiden Curven gebildete
Curve ft*®^ Ordnung *
. I (^ — m)(« — m + 3) ^ ,
4n — 4+^^ ^--^ — ^ Ecken.
2
Dieser Ausdruck wird um so grösser, je kleiner m ist; setzen wir also
m = 4 , so wird er
^„ . (n-4)(n— l)_n' + 3n-4_n(fi + 3)
= 4;,_4 + ^ _ _ _^ 2.
Man sieht, dass bei der Curve IV nur noch ein einziger Eckpunkt fehlt.*
Gehen wir also bei der Einbeschreibung von einem Doppclpunkte der
Curve IV aus, so können wir 4n — 3 Ecken auf sie verlegen, und die An-
zahl der auf die Curve IV und die Curve n — 4*®*" Ordnung fallenden Ecken
des 2nSeits wird
^^^ 3, («-4)(^-i)^n(n + 3)
2 2 '
es fallen also sämmtliche it' Ecken auf diese beiden Curven, und wir ha-
ben den
Satz. Beschreibt man einer Curve IV ein 2nSeit ein, wo n = oder
> 4 ist , und geht man bei der Einbeschreibung von einem Doppelpunkte
der Curve IV aus, so kann man 4n — 3 Ecken auf die Curve IV verlegen;
dies sind so viele, dass noch 3 auf die Curve IV fallen (wovon eine im
Doppelpunkte liegt), nnd die übrigen n (n — 4) fallen auf eine Curve n — 4'*'
Ordnung.
Dies giebt folgende'Erweiterung der in Nummer 2) des §. 6 gemachten
Construction:
Haben zwei Kegelschnitte den Punkt P gemeinschaftlich, so ziehe man
durch ihn zwei beliebige Gerade, von denen jeJe die 2 Kegelschnitte in
noc/i 2 Punkten treffen wird; zweimal verbinde man 2 dieser 4 Punkte
Von M. Sattelbehojeh. 99
«nfs Neue, die beiden Verbindungslinien mögen wieder jede die beiden
Cnrven in noch 2 Punkten treffen, und man verbinde wiederum 2 mal 2 die-
ser 4 Schnittpunkte; es werden sich wieder 4 Schnittpunkte ergeben, diese
Terbinde man nochmals 2 mal; je nachdem man nun diesmal je 2 solche
Schnittpunkte verbunden hat, welche nicht auf dem nämlichen Krgel-
gchnitte liegen, oder je zwei solche, bei denen dies der Fall ist, gehen die
beiden Verbindungslinien wieder durch den Punkt P oder nicht. Im letz-
tern Falle kann man die gemachte Operation wiederholen ; .die beiden Ver-
bindungslinien werden nämlich vier weitere Schnittpunkte liefern, diese
Terbinde man nochmals durch 2 Gerade , und nun verbinde man von den
4 aufs Nene entstehenden Schnittpunkten 2 mal entweder je 2 solche, wel-
che nicht auf der nämlichen der gegebenen Curven II liegen, oder je 2
solche, bei denen dies der Fall ist. Im ersten Falle werden die zwei Ver-
bindungslinien wieder durch P gehen , im andern nicht , u. s. f. Man bo-
seichne die Seitenpaare bei der Ziehung abwechselnd mit(') und(") ; hat man
nSeitenpaare gezogen, so hat man auf der gegebenen Curve IV ein sich
im Doppelpunkte wieder schliessendcs 2;iSeit gezeichnet; jedes Seitenpaar
bat mit dem ihm vorhergehenden sowohl, als mit dem ihm folgenden 4
Punkte auf der gegebenen Curve IV gemein (das erste und letzte Seiten-
paar haben diese 4 Punkte im Doppelpunkte gemein). Die übrigen n{n — 4)
Schnittpunkte verschiedenartig bezeichneter Seitenpaare liegen auf Einer
Curve n — 4***^ Ordnung.
b. Es sei m = 3, so können wir auf die Curve m}^^ Ordnung 3« — 1
Ecken des 2«Seits fallen lassen; die nicht gegebene Curve n — 3''* Ord-
nung können wir durch
(^-3)(n-3 + 3) {n — Z)n
2 2
der übrigen Ecken gehen lassen; es fallen dann von den ;<* Ecken des
2nSeits auf die von beiden Curven gebildete Curve n^^"^ Ordnung
(n-3);i^/i» + 3yi — 2^;i(;» + 3) _ ^
"^2 2 2
Ecken ; dies ist aber die erforderliche Anzahl.
Es sei ferner »1 = 2; auf die Curve II können wir 2n Ecken verlegen, die
, ^ . ^ 1 , :i , ('» — 2)(;j — 2-f3)
nicht gegebene Curve n — 2*®'^ Ordnung kann man durch ^
Ecken gehen lassen; und es ist
"^2 2 2 '
Es sei endlich m = l, so können wir auf die Curve I n Eckpunkte fal-
len lassen, und die Curve n — 1*" Ordnung durch ^-~ der
übrigen Ecken gehen lassen , und es ist
1^
100 Zar Geometrie der Lage.
, (n — l)(ii + 2) «• + 3n— 2 «(n + 3) ' ,
^2 2 2
Es gilt also folgender
Satz. Man kann bewirken, dass von den n' Ecken eines 2nSeit8 aaf
die Curve L, IL, III. Ordnnng bezüglich n, 2», 3n — 1 Ecken fallen, nnd
dies sind so viele , dass die übrigen Ecken sämmtlich bezüglich aaf Einer
Curve n — 1**% n — 2*«*^, n — 3^' Ordnung liegen.
Oder
Satz I. Zeichnet man ein 2 n Seit so, dass n Ecken desselben in ge-
rader Linie liegen, so liegen die n(n — 1) übrigen Ecken auf Einer Curve
n — l***" Ordnung.
Satz 2. Beschreibt man einer Curve 11 ein gemeines 2nEck ein, be-
zeichnet dessen Seiten abwechselnd mit Q nnd ("), und sucht alsdann die
nicht auf der gegebenen Curve II liegenden n{n — 2) Punkte , wo immer
eine mit (') und eine mit (') bezeichnete Seite sieh schneiden, so liegen die-
selben sämmtlich auf Einer Curve n — 2*®'' Ordnung.
Satz 3. Beschreibt man einer Curve m auf eine der in §.8 ange-
gebenen Arten ein 2nSeit ein, so dass 3n — 1 von dessen Ecken auf ihr
liegen, so fällt auch die Sit^*^ Ecke auf sie, und die n{n — 3) übrigen Ecken
liegen auf Einer Curve n — 3**'^ Ordnung.
Besteht die Curve III dieses 3. Satzes aus einer Curve II und einer
Geraden, so erhält man als den ersten Theil dieses Satzes Folgendes:
Satz a. Man beschreibe einer Curve U ein gemeines 2nEck ein und
zwar wie folgt:
Ist n ungerade, so zeichne man zuerst n Seiten, die n + 1*% n + 2*®, . . .
2n— V^ nehme man nach einander so an, dass ihre Schnittpunkte mit be-
züglich der 1*^", 2**", . . . « — l*««» sämmtlich auf Einer Geraden liegen; es
wird dann auch der Schnittpunkt der 2n^®" mit der n^^'^ auf diese Gerade
fallen.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem der Curve 11
einbeschriebenen Sechsecke.)
Ist n gerade , so nehme man wieder die ersten n Seiten beliebig an,
die n + V^y « + 2*% n + 3*% ... 2«--l*« aber der Art, dass ihre Schnitt-
punkte mit bezüglich der 2*«°, 1*", 4*«", 3*«", n*" auf Einer Geraden
liegen; so wird auch der Schnittpunkt der 2n*®° und der n — 1^*" auf dieser
Geraden liegen.
Satz ß. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines 2p Eck ein,
lasse 2p — J Seiten desselben sich um 2p — 1 in Einer Geraden liegende
Punkt« drehen, so wird auch die 2/>** Seite sich um einen Punkt dieser
Geraden drehen.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte einbeschriebenen Vierecke , von dessen 4 Seiten 3 um .3 in Einer
Geraden liegende Tunkte sich drehen.)
Von M. Sattelbishg£K. 101
. . •
E Bedproke Sfttie la den wiohtigiten S&tMtf der enten Abtheilnng.
(Sätse über die den CurTen höhern Qrades am«cJ&il9Öenen Vielecke.)
§.18. ••>"•; ,
Der reciproke Satz za dem in §. 1 aufgestellten Hauptaatee heisst :
^ieht man eine Carve n}^^ 6rades, welche -^— — - — 1 'der w* gemein-
•ehaftlichen Tangenten zweier anderer Curven des n^^^ Grades berühtt , so
berührt sie diese sämmtlichen gemeinschaftlichen Tangenten. '.*'-.'
§.19.
Die einfachste Curve des n^" Grades ist das System von /t Punkten.
Zwei solche Systeme von n Punkten wollen wir ein 2n£ck nennen und im
Folgenden unter 2nEck nichts weiter als das verstehen. Die Ecken des
2s Ecks sind jene 2 fi Punkte; sie theilen sich in Ecken der einen (') und
Ecken der andern Art ("). Ein solches 2nEck hat fi'Seiten, d. h. Verbin-
dimgslinien verschiedenartiger Ecken.
Satz. Zieht man eine Cnrve des n^^** Grades, welche
der it* Seiten eines 2 n Ecks berührt, so berührt sie auch die ^ ^ ^
2
)_
2
übrigen Seiten desselben.
Dieser Satz enth&It natürlich nur dann eine Behauptuug in sich, wenn
n= oder > 3 ist.
Es entsteht nun wieder ^ie umgekehrte Frage , ob und wie man einer
Cnrve «**" Grades ein 2nEck umbeschreiben könne, so dass -^^ — 1
2
senier Seiten die Curve berühren ; dann müssten die übrigen ^--^ ^
Seiten die Curve von selbst berühren.
§. 20.
Sowie eine Curve n*^^ Ordnung im Allgemeinen sich nicht selbst schnei-
det, so wird man auch in keinem Punkte einer Curve n^^^ Grades, welche
nicht ans Curven niedereren Grades besteht , eine Tangente an die Curve
legen können, welche dieselbe in noch einem Punkte berührt; wohl aber
wird dies der Fall sein , wenn die Curve aus zwei oder mehreren Curven
niedereren Grades besteht; in diesem Falle werden mehrfache Tangenten
verbanden sein.
Zieht man an eine Curve i«^®° Grades von 2 nicht auf ihr liegenden
Punkten A und B (Fig. 22 Taf. III) 4 Tangenten, so sind, wenn man jene
2 Punkte als Ecken der einen Art eines umzuschreibenden 2 »Ecks be-
trachtet, durch diese 4 Tangenten im Allgemeinen sogleich noch 2 Ecken
der andern Art C und D jenes 2;tEck8 bestimmt*, fallen abet )^\i^ ^^^.'Ok-
102 Zur Gf^ometrie der Lage.
genteu in Eine znsammeii^* ««> ^ann man schon durch unendlich kleine Ver-
schiebung eines jener ^f«fieB Eckpunkte — normal zur Doppeltangente — be-
wirken, dass die bei(fen*feckpunkte der andern Art auf der Doppeltangente
um endliche ^p^cken fortrücken. Hat man aber einmal 2 Eckpunkte
der einen usHe^'cShen Eckpunkt der andern Art auf der Doppeltangente an-
genommen und' verschiebt man diese 3 Punkte normal zur Doppeltangente,
60 TCijBchYebt sich auch der zweite Eckpunkt der andern Art nur normal
zur'.lVr^jppeltangente. Es gilt also der
' •/•.Satz. Wenn wir bei Umbeschreibung des 2 n Ecks von einer Doppel-
•.l&ngente der Curve «*®" Grades ausgehen, indem wir 4 Seiten in derselben
• 'annehmen , so dürfen wir auf ihr 2 Ecken der einen und eine Ecke der an-
dern Art beliebig annehmen; der zweite Eckpunkt der andern Art ist nun
aber bestimmt und muss sich im Verlaufe der Construction von selbst er-
geben.
§.21.
(Zu 2 und 3 des §. 6.)
1. Construction. Es seien 2 Curven II gegeben, welche 2 gemein-
schaftliche Tangenten haben, die eine sei p (Fig. 23 Taf. III); man nehme
|iuf ihr die Punkte M und Q an , und ziehe von ihnen die 4 noch möglichen
Tangenten c, /, g und t ; alsdann suche man deo Schnitt von c und g und
den von / und t; die beiden vom ersten Schnittpunkte noch ziehbaren Tan-
genten seien h und t), die vom andern noch möglichen tv und s\ nun suche
man wieder zweimal den Schnittpunkt je zweier, z. B. den von h und s und
den von v und w\ es sei die Tangente vom .ersten Punkte an den ersten
Kreis /, , die an den zweiten Ar, , ebenso seien die vom 2^®" Punkte f, und Ä-^,
so müssen sich sowohl /, und Ar,, als auch i^ und k^ auf p schneiden.
2. Satz. Hat man zwei gemeine Vierecke, welche zwei Gegenecken
und die Diagonale p zwischen den beiden andern Gegenecken gemeinsam
haben, so schneiden sich die vier Geraden, welche die Schnittpunkte der
Gegenseiten des einen Vierecks mit diesen 2 Punkten im andern Vierecke
verbinden , in 2 Punkton von p,
§.22.
(Zu 2 des §. II.)
Man ziehe durch einen Punkt P (Fig. 24 Taf. HI) zwei Tangenten v
und 9v an einen Kegelschnitt und nehme auf jeder 3 Punkte an; zwei da-
von, welche nicht auf der nämlichen dieser beiden Tangenten liegen, sollen
auf einer beliebigen dritten b liegen; durch die 4 noch übrigen Punkte
ziehe man immer die zweite noch mögliche Tangente, dies gebe die Ge-
raden c, Ä, d und f. Sind nun die vier letzten Punkte so angenommen wor-
den, dass sich c und d, sowie h und t auf Einer durch P gehenden Geraden
schneiden, so berühren folgende 0 Gerade Einen Kegelschnitt
G (vc,w 0 , {fv, c d) , (/•«», h f ),
(i (/' Ä, w d) , {fr, w i) , {fn\ c »).
Von M. Sattelbergeb. 1 03
Zieht man an den gegebenen Kegelschnitt noch eine weitere Tangente
aio, dass der Pnnkt av auf der zweiten dnrch den Punkt hi oder den
rankt wd tLU den gefundenen Kegelschnitt möglichen Tangente liegt, so
berühren den letsteren Kegelschnitt noch folgende 3 Gerade :
G{av,fvd), {aWjCd),
oder
G{avyhi)y {aw,ph).
§. 23.
(Zu §. 12.)
Man beschreibe einer Curve U ein beliebiges gemeines Sechseck um,
M werden die 3 Verbindungslinien der Gegenecken durch Einen Tunkt
gehen; man beschreibe ihr noch ein gemeines Sechseck um, dessen Ver-
bindungslinien der Gegenecken durch den nämlichen Punkt gehen, und
welches mit dem ersten eine Ecke gemein hat; man bezeichne die Ecken
beider Sechsecke abwechselnd mit (') und ("), und zwar derart, dass man der
gemeinschaftlichen Ecke in beiden entgegengesetzte Bezeichnung giebi;
diese Ecke betrachte mau von nun au als gar nicht mehr vorbanden; so
müssen jetzt die 10 Geraden, welche sich als Verbindungslinien je einer
Ecke des einen Sechsecks mit einer entgegengesetzt bezeichneten des an-
dern ergeben — Einen Kegelschnitt berühren.
§. 24.
Dem in $. 13, 14 und 15 Enthaltenen entspricht Folgendes rcciprok:
Man ziehe an eine Curve II die 2 Tangentenpaare c, /"und c^g (Fig. 25,
Tif. III), so bilden diese mit jeder fünften Tangente » ein der Curve II um-
beschriebenes gemeines Sechseck ABCDEF-^ die Verbindungslinien der
Gegenecken sind als in dem Punkte Z sich schneidend zu betrachten , wo
die Gerade CF die Tangente v trifft. 2 Seiten sowohl, als 2 Gegenecken-
verbindungslinien fallen in v zusammen.
Setzen wir dieses besondere Secliseck an die Stelle eines der beiden
Sechsecke des vorhergehenden i*, so erhalten wir folgende
Construction. 1) Man beschreibe einem Kegelschnitte das gewöhn-
liche Sechseck abcdef (Fig. 20, Taf. III) um, dessen Gegeneckenverbind-
QDgslinien sich in Einem Punkte Z schneiden werden; von Z seien 2 Tan-
genten an den Kegelschnitt möglich, die eine davon sei f ; man suche nun,
wo V die a und die b schneidet und verbinde diese 2 Punkte mit P {d^e)
nnd P (ft, c) , bezüglich P {d, e) und P {(i,f)\ nimmt man alsdann auf v noch
einen beliebigen Punkt H an und verbindet ihn mit P (c^d) und P(e^f)y
10 berühren diese beiden Geraden mit den 4 vorigen Einen Kegelschnitt.
2) Geht die fünfte dieser Geraden mit der ersten und vierten oder mit
der zweiten und dritten durch Einen Punkt, so geht auch die sechste mit
der zweiten und dritten , bezüglich ersten und vierten durch Einen Pn.\ikC
104 Zur Geometrie der Lage.
3) Man ziehe femex von H die andere Tangente s an den gegebenen
Kegelschnitt, suche den Punkt Uy wo dieselbe die Gerade e triffit, ziehe
von diesem Punkte die andere Tangente i an den Kegelschnitt und suche
den Punkt K^ wo sie die Tangente v trifft. Verbindet man nun den Punkt
U mit den Punkten (a, f) und (6, c), und den Punkt A' mit den Punkten (c, d)
und {e, f)i so berühren diese 4 weitern Geraden noch den in l) gefundenen
Kegelschnitt, oder sie gehen zu je zweien durch die beiden in 2) erwähn-
ten Punkte. — Setzt man statt der beiden Sechsecke des Yorigen Ssolche
besondere Sechsecke, so erhält man folgende
Construction. Auf einer Geraden o (Fig. 27, Taf. III) nehme man
4 Punkte an und ziehe von ihnen die 4 Tangentenpaare t>,«>, 6,c, e,fnni s^t^
so sind V best und w bcef 2 solche besondere gemeine Sechsecke; man
suche nun folgende Verbindungslinien:
G{vb,fvc), (vs^we), {viywe), {si^wb),
G{VCjfVb)y (VSyWf), {viyfVf)y {S t , W C) y
{efyVb)y
{efyVC);
sie mtissep alle 10 Einen Kegelschnitt berühren.
Nehmen wir ferner die Punkte (e, f) und (f, i) so an , dass die siebente
und die zehnte Gerade mit der ersten durch Einen Punkt gehen, so gehen
auch die achte und die neunte mit der zweiten durch Einen Punkt; und
durch den einen dieser Punkte gehen noch die dritle und die sechste, durch
den andern die vierte und die fünfte.
§.25.
(Zu §. lö.)
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte 2 gewöhnliche Vierecke
um , welche die Verbindungslinie der Gegenseitenschnittpunkte , sowie den
einen Gegenseitenschnittpunkt gemeinschaftlich haben , so gehen die 4 Dia-
gonalen der beiden Vierecke durch Einen Punkt.
Und hieraus leitet sich einfach ab der
Satz. Beschreibt man einem Kegelschnitte mehrere gewöhnliche
Vierecke um, welche sämmtlich die Verbindungslinie der Gegenseiten-
schnittpunkte gemeinsam haben , so haben dieselben auch den Schnittpunkt
der Diagonalen gemeinschaftlich.
§. 26.
Reciproke Sätze zu den Sätzen er und ß in %, 17.
Satz er. Man beschreibe einer Curve 11 ein gemeines 2nEck um, und
zwar wie folgt:
Ist n ungerade, so zeichne man zuerst ii Ecken, die n + 1*«, n + 2**,
w+ 3*% .... 2« — 1**" nehme man nach einander so an, dass ihre Verbind-
Von M. Sattelberger. 105
DnffsKiiien mit bezllglich der 1*", 2*««, 3***% n — 1»«° sämmtlicb durch
Einen Punkt gehen; es wird dann auch die Verbindungslinie der 2n^^'^
ond n^ Ecke durch diesem Punkt gehen.
Ist n gerade, so nehme man wieder die ersten n Ecken beliebig an, und
nehme dann die n + !*•, n + 2*«, n + 3*", n + 4^% ... 2« — 1^ so an , dass
ihre Verbindungslinien mit bezüglich der 2^«", 1**", 4*«°, 3^", fi^«° sich
in Einem Punkte schneiden; es wird dann auch die Verbindungslinie der
tn^^ mit der n — 1**" Ecke durch diesen Punkt gehen.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte umbeschriebenen Sechsecke.)
Satz ß. Man beschreibe einer Curve II ein gemeines 2p Eck um, und
lasse 2p — 1 Ecken desselben auf 2p — 1 festen Geraden, die sich in Einem
Pvnkte schneiden, fortrücken, so rückt auch die 2p^® Ecke auf einer durch
diesen Punkt gebenden Geraden fort.
(Der einfachste Fall dieses Satzes ist der Satz von dem dem Kegel-
schnitte umbeschriebenen Vierecke , von dessen 4 Ecken 3 auf 3 durch Ei-
nen Punkt gehenden Geraden fortrücken.)
m. Anwendungen dei in §. 1 anfgeitellten Sattei in der Lehre, von
der BeTtlhning.
§.27.
Die eine der beiden sich schneidenden Curven n^^"^ Ordnung sei eine
Corvo n^^ Ordnung im Allgemeinen , die andere ein System von n Geraden.
Lassen wir die letzteren zusammenfallen , so erhalten wir folgenden
Satz. Man ziehe eine Gerade, welche eine Curve n^^** Ordnung in
n Punkten scheidet; ist m+3 gerade, so ziehe man nun eine Curve «*" Ord-
w4-3
Hang, welche die gegebene Curve n|*' Ordnung in 1 jener n Punkte
M I ^
nach der «**° und im *®" nach der n — 1**" Ordnung berührt, so beruh-
rcn sich die beiden Curven in allen w Punkten nach der «*•" Ordnung. (Be-
rühren nach der ra^®" Ordnung wird in diesem S so verstanden , dass das
Schneiden als ein Berühren nach der ersten Ordnung erscheint.)
Für die Curve der III. Ordnung heisst dieser Satz :
Satz. Berühren sich 2 Curven lU in den Punkten P und 0 nach der
ni. Ordnung, und findet auf der Geraden PQ noch eine gewöhnliche Be-
rührung zwischen beiden statt, so wird diese auch zur Berührung IH. Ord-
nung.
§. 28.
1) Lehrsatz. Zwei Curven II mögen sich in den Punkten P|, P«,*/',
und P^ (Fig. 28, Taf. III) schneiden ; man ziehe P, M und P, N beliebig und
verbindo P« und P^; schneiden P^ M und P^li noch in E ^ H uüdi F ^octAl^ %^
106 Zur Goometrio der Lage.
ziehe man EF und HI\ wir haben jetzt folgende zwei Cnrven III : die Brate
Cnrve II and die Gerade J7i, die zweite Cnrve II and die Gerade EF^ eine
dritte Curve III ist das System der 3 Geraden P\M^ P,iVnnd ^3^4; diese
3 Curven III haben die 8 Schnittpunkte Pj, P^y Ey F^ H^ /, P, und P^ gemein-
schaftlich , sie müssen also auch den neunten Schnittpunkt gemeinschafUieh
haben, d. h. EF^ HI und P9P4 müssen sich in Einem Punkte schneiden.
2) Lassen wir P, und P, zusammenfallen , so erbalten wir den
Satz. Zwei Kegelschnitte sollen sich im Punkte P (Fig. 29, Taf. TIl)
berühren und noch in den Punkten P^ und P4 schneiden ; zieht man PM
und PiV' beliebig, und schneidet die erste (Gerade die Kegelschnitte noch
in E und H, die andere in jFund /, so schneiden sich die 3 Geraden EF^
HI und PjPi in Einem Punkte.
3) Lassen wir P, und P4 zusammenfallen , so erhalten wir den
Satz. Zwei Curven 11 sollen sich im Punkte P (t'ig. 30, Taf. III) be-
rühren und in den Paukten P, und P, schneiden; zieht man P, M und P^N
beliebig , und schneiden diese Geraden die Kegelschnitte noch in E und if,
bezüglich F und /, so schneiden sich die Geraden EFunä HI auf der bei-
den Kegelschnitten in P gemeinschaftlichen Tangente.
4) LSsst man P, mit P| und P4 mit P3' zusammenfallen, so erhftlt
man den
Satz. Berühren sich 2 Curven II in P^ und in P,, und zieht man die
Geraden P| M, P, N, welche die erste Curve noch in E, H^ die zweite noch
in F und / schneiden , so schneiden sich EH und FI auf der Tangente des
Punktes Pj.
5) Lässt man P, mitP, und P4 mitP, zusammenfallen, so ergiebt sich der
Satz. Berühren sich 2 Kegelschnitte in P, und in P,, und zieht man
die Geraden P, M, P, iV, welche die eine Curve noch in E und H, die andere
noch in F und / treffen, so schneiden sich EH und FI auf Pj Pj.
6) Lassen wir P, , P, und P, zusammenfallen , so erhalten wir den
Satz. Osculiren sich 2 Kegelschnitte in P (Fig. 31, Taf. III) and schnei-
den sie sich noch in P4, so ziehe man Pif und PJV beliebig; schneiden PM
und PiV die Kegelschnitte noch in E und ZT, bezüglich F und /, so schnei-
den sich EF und HI auf PP4.
7) Lassen wir P,, P4 und P, zasammenfallen , so erhalten wir den •
Satz. Osculiren sich 2 Kegelschnitte in P (Fig. 32, Taf. III) und schnei-
den sie sich noch in P| , so ziehe man P^M und PiV; schneiden diese Ge-
raden die Kegelschnitte noch in E und //, bezüglich F und /, so schneiden
sich EF und HI auf der im Osculationspuiikte gemeinschaftlichen Tangente.
8) Fallen endlich P, , P,, P, und P, zusammen, so ergiebt sich der
Satz. Berühren sich 2 Kegelschnitte inP (Fig. 33, Taf. III) nach der
gewöhnlich dritten Ordnung genannten Ordnung, und zieht man die be-
hchjgen Geraden PM und PN, welche die Kegelsclmitte noch in Ä, //, be*
Von M. Sattelberger. 107
iflglich Fund /schneiden, so schneiden sich EF und Bf auf der im l*nnkte
P gemeinschaftlichen Tangente.
§. 29.
Satz. Durch zwei Punkte Pm\d Q (Fig. 34, Taf. III) löge man 3 Kegel-
schnitte, der erste und zweite mögen sich noch in P, und Q^, der erste und
dritte noch in P^ und Öa» ^^r zweite und dritte. noch in P, und 0^ schneiden;
lioht man die 3 Geraden PiQ^ PtO% und P^O^i so hat man 3 Curven III,
die eine besteht aus dem ersten Kegelschnitte und P, Oi ) die andere aus
dem zweiten Kegelschnitte und P^Of, die dritte aus dem dritten Kegel-
schnitte und P^Os] sie gehen alle drei durch die 8 Punkte P, ö, P,, (),, />j, £>,,
^it(^i> CS müssen also auch ihre 3 neunten Schnittpunkte zusauimcnfalleu,
d.h. die 3 Geraden P, Oi » ^lOi» ^aös gehen durch Einen Punkt.
§.30.
Ebenso folgt
Satz. Schneidet eine Curve II eine Curve III in den Punkten J, ^,
(',/>, E und F (Fig. 35, Taf. III) und man zieht die Geraden AD, BE und
CFy welche die Curve III noch in C, J7und / schneiden, so liegen G, H und
/ in Einer Geraden.
Lassen wir die 3 Punkte A, B und C zusammenfallen, so erhalten wir den
Satz. Osculirt eine Curve II eine Curve III in P (Fig. 30, Taf. III)
nnd schneidet sie dieselbe noch in 2>, ^ und P , und man zieht die 3 Ge-
raden PD^ PE, PF, welche die Curve III noch in G, /Tnnd / schneiden, so
liegen G^ U und /in Einer Geraden.
§. 31.
Beciproke Sätze zu den Sätzen von .<». 28 nnd 29.
Satz. Haben 2 Kegelschnitte die 4 gemeinschaftlichen Tangenten p^,
PtiPtj Pii zieht man von dem beliebigen Punkte M der ersten Tangente
die beiden andern Tangenten enndh, eben so von einem beliebigen Punkte
iVder zweiten die beiden andern Tangenten /und i, so liegen der Schnitt-
punkt von c und f und der von h und i mit dem von p^ und p^ auf Einer
Geraden.
Satz. (Wir lassen p, und p^ znsammenfallen.) Zwei Kegelschnitte
mögen sich im Punkte P berühren , nnd ausserdem noch die Tangenten /»i
and Pf gemeinschaftlich haben; man ziehe von einem beliebigen Pnnkta
von Pi die beiden noch möglichen Tangenten e nnd h, und ebenso von
einem beliebigen Punkte vonp, die Tangenten /und i, so liegen der Schnitt-
punkt von e und / und der von h und t mit dem Berührungspunkte P auf
Einer Geraden.
Satz. (Wir lassen ;>, und/?, zusammenfallen.) Berühren sich 2 Kegel-
schnitte, ist die im Bcrüiirungspunkte gemeinschaftliche Tangente p, und
liabon sie ausserdem noch die Tangenton p^ und p^ go,mvj\\\ii<:\\Ä.l^X\t\\ ^ v»^
108 Zur Geometrie der Lage. Von M. Sattelberqer.
siebe man von einem beliebigen Punkte von p die beiden noch möglichen.
Tangenten e und A, von einem andern Punkte von p die Tangenten fund f\
80 liegt der Schnittpunkt von p, und p^ mit dem von e nnd f und dem von
h und t in Einer Geraden.
Satz. (Wir lassen Pi,Pt und p, zusammenfallen.) Oscnliren sich
2 Kegelschnitte , ist die im Oscnlationspunkte gemeinschaftliche Tangente
p, und die andere noch gemeinschaftliche Tangente p«, so ziehe man von
2 beliebigen Punkten von p die Tangentenpaare e, h und /*, t, so liegen der
Schnittpunkt von e und /*, der von h und t und der von p und p« in Einer
Geraden.
Satz. (Wir lassen p,, p, und p« zusammenfallen.) Oscnliren sich
2 Kegelschnitte , ist die im Oscnlationspunkte gemeinschaftliche Tangente
p , und die andere noch gemeinschaftliche Tangente pi , so siehe man von
einem beliebigen Punkte der ersten die beiden noch möglichen Tangenten
e und A, von einem beliebigen Punkte der andern die Tangenten /'und t,
80 liegen der Schnittpunkt von e und f und der von h und i mit dem Oscn-
lationspunkte in Einer Geraden.
Satz. (Wir lassen Pt > Pt« Ps undpi zusammenfallen.) Es sollen sich
2 Kegelschnitte nach der gewöhnlich dritten Ordnung genannten Ordnung
berühren , p sei die im Berührungspunkte gemeinschaftliche Tangente ; man
ziehe von 2 beliebigen Punkten vonp die Tangentenpaare e, h und fy t , so
liegen der Schnittpunkt von e und f und der von h und t mit dem Berühr-
ungspunkte der beiden Kegelschnitte in Einer Geraden.
Der reciproke Satz zu dem Satze des S. 29 lautet :
Satz. Man beschreibe dem Winkel p q (Fig. 37, Taf. III) drei Kegel-
schnitte ein, der erste und zweite sollen noch die gemeinschaftlichen Tan-
genten pa und ^3, der erste und dritte p, und g,, und der zweite und dritte
Pi und 9| haben, so liegen der Schnittpunkt von pi und qi , der von p, und q^
und der von p, und q^ in Einer Geraden.
Lassen wir in diesem Satze die beiden Tangenten p und 9, und im
Satze des $. 20 die beiden Punkte P und Q zusammenfallen , so erhalten
wir den
Satz. Berühren sich 3 Kegebchnitte in Einem Punkte, und hat der
erste mit dem zweiten noch die Punkte P,, Q^ und die Tangenten p« und 9,,
der erste mit dem dritten noch die Punkte P|, Q^ und die Tangenten P|, qt
.und der zweite mit dem dritten noch die Punkte Pi , Qi und die Tangenten
Pu 9i gemein, so schneiden sich die 3 Geraden PtOi^ P^Qt^ P%Ot in Einem
Punkte , und die 3 Punkte p, q^ ^ P%qty Ps^s liegen auf Einer Geraden.
V.
Ueber den mittlem Fehler der Eettenmesstmgen.
Von Prof Dr. A. Winoklee in Gratz.
Die vielfachen Anwendungen , welche die Messkette , mancher unver-
kennbaren Vortheile wegen, täglich findet, obgleich nicht wenige Prak-
tiker sich unbedingt gegen dieselben ausgesprochen haben, waren wohl
die Veranlassung, dass die Frage nach der Genauigkeit, welche jenes Mess-
werkseug gewährt, auf sehr verschiedenen und auch in den Resultaten nicht
mit einander übereinstimmenden Wegen zu beantworten gesucht wurde.
80 wurde aus den in alle Lehrbücher der praktischen Geometrie Überge-
giogenen Formeln , welche meines Wissens zuerst im ersten Bande (S. 154)
des Werkes von Tob. Mayer mitgetheilt worden sind, der Satz abge-
leitet, dass der Fehler einer Kettenmessung der Länge der gemessenen
Linie direct , der Länge der Kette aber indirect proportional sei ; manche
Erfahrungen schienen diesen Satz zu bestätigen, manche aber widerspra-
chen ihm offenbar. Aus anderen Betrachtungen erhielt man zwar keinen
Anfschlnss über die Einwirkung der Kettenlänge auf den Messungsfehler,
dtgegen stellte sich heraus, dass derselbe proportional mit der Quadrat-
wurzel aus der Länge der gemessenen Linie wächst; aus der Combination
wirklicher und sorgfältig angestellter Beobachtungen schien dagegen das
flberraschende Resultat zu folgen , dass der Fehler überhaupt nicht mit der
Länge der Linie wachse, sondern in einer längern Linie geringer sei, als
in einer kürzern. U. s. w.
Gegen die bis jetzt bekannten theoretischen Erörterungen dieser
Frage, welche keineswegs ohne Interesse ist, lässt sich mancherlei ein-
wenden. Setzt man nämlich, wie dies nothwendig geschehen muss, voraus,
dass die Messung unter normalen Umständen stattfinde , welche keine der
gewöhnlichen Fehlerquellen unwirksam machen oder grobe Fehler begün-
stigen, und berechnet man den möglichen Einfluss, welchen jede einzelne
Fehlerquelle, soweit sich dieselbe überhaupt verfolgen lässt, auf einen
Ketteuzug ausüben kann , so ist hierdurch die Frage durchaus noch nicht
beantwortet, denn hiezu ist erforderlich, dass die Grösse äies¥^\s\.^x^\^^-
ilO lieber den mittlem Fehler der Ketten mcssungcn.
stimmt werde, welcher aus der Concurrenz aller jeuer Fehlerquellen her-
vorgehend, sowohl in dem einzelneu Kettenzug als in der ganzen Linie zu
befürchten ist. Diese Bestimmung aber macht die allgemeine Formulirung
des Ausdrucks für den mittlem Fehler in ähnlicher Weise nöthig, wie
ich dieselbe in dem Aufsätze „Ueber die Genauigkeit einer besondern Art
von Nivellirinstrumenten^^ im 4. Bande* dieser Zeitschrift entwickelt habe.
— Ich wende mich zur Sache.
Um in der angegebenen Art die mittlere Gesammtwirkung der mög-
licherweise influirenden Fehlerquellen bestimmen zu können, müssen die-
selben zunächst einzeln betrachtet werden, wobei, wie sich von selbst ver-
steht , die Voraussetzung gemacht wird , dass die Messung von geübten Ge-
hilfen und nicht unter aussergewöhnlichen Umständen ausgeführt werde.
- 1. Wenn der hintere Kettenzieher seinen Kettenstab nicht genau im
richtigen Punkte einsteckt, oder es nicht verhindert, dass derselbe durch
den Zug der Kette aus seiner Stelle, wenn auch nur um ein Geringes, ge-
rückt werde, oder wenn er den Kettenstab, um diese Verrückung abzuhal-
ten, zu fest an sich heranzieht und nach rückwärts neigt, so entsteht aus
diesen Ursachen ein Fehler in der Lage des Anfangspunktes der
Kette, welcher seiner Natur nach ebenso leicht eine Vergrösserung , als
eine Verkleinerung des Messungsresultats zur Folge haben kann und daher
unter die unregelmässigen Beobachtungsfehler gehört. Da er sowohl
positiv als negativ gedacht werden kann, so möge er durch yi bezeichnet
werden.
2. Die Justirung der Kette kann immer nur auf eine bestimmte Span-
nung derselben bezogen werden , und zwar liefert sie nur dann die richtige
Kettenlänge, wenn der Kette genau diejenige Spannung ertheilt wurde,
welche bei der Messung einer Linie ebenso leicht überschrit-
ten als nicht erreicht wird. Dieser Forderung wird wohl nie gani
scharf entsprochen werden können und daher der Werth von /, welcher
durch das Verfahren der Justirung sich für die Kettenlänge ergiebt, mit
einem constanten Fehler, welcher durch c vorgestellt werden mag, be-
haftet sein , so dass also / + c die richtige Länge der Kette ist.
3. Bei der Messung einer Linie wird die Länge der Kette grösser oder
kleiner als l+c sein , je nachdem die soeben bezeichnete normale Span-
nung überschritten oder nicht erreicht wird.
Um den Betrag dieser Aenderung zu bestimmen , muss man erwägen,
dass, obgleich die Kette nicht aus einem einzigen Stücke besteht, sondern
aus einzelnen Stäben und den sie verbindenden Ringen zusammengesetzt
ist, dieselbe dennoch, wenigstens näherungsweiso, als ein elastischer Draht
gedacht werden darf, welcher, wie diess aus der Theorie der elastischen
Körper bekannt ist, bei gleicher ausdehnender Kraft, eine seiner Länge
Von Dr. Ä. Winckler. 111
direct proportionale Ansdehnnng annimmt. Da nan diese LängenMndernng
ebensowohl positiv als negativ sein kann , so werde ich sie durch / . ^y be-
leichnen , so dass nnnmehr die Länge t eines Kettensages unter der Form :
erscheint.
4. Liegen die Endpunkte der Kette nicht genau in der Richtung der
ni messenden Linie , wie diess im Allgemeinen angenommen werden muss,
so kann die Abweichung des einen Endpunktes , unabhängig von jener des
andern , obensowohl auf die rechte als auf die linke Seite der Linie fallen,
and es mögen daher diese Abweichungen durch j/z und y~t bezeichnet wer-
den. In Folge derselben ist aber ftlr den Kettenzng nicht f^ sondern nur
deren Projection , nämlich :
so setzen , und ist daher der Messungsfehler v eines Kettenzuges bestimmt
dnreh die Gleichung:
v=y[i + c + Vx + ly^^ -[n + yJY -i
Qm deren Aufstellung es sich vor Allem gehandelt hat.
2.
Man erhält sofort das mittlere Quadrat dieses Beobachtungsfehlers,
wenn man , nacheem ^derselbe in die zweite Potenz erhoben und die Ent-
Wickelung der einzelnen Glieder ausgeführt worden ist, alle diejenigen
Glieder weglässt^ welche wegen des Wurzelzeichens ebensowohl positiv
tls negativ sein können. Bezeichnet man dieses mittlere Fehlerquadrat mit
fi*, so ergiebt sich zunächst:
v^=[i + c + yx + ly^Y -[Vl+rtV + ^ ■
^21 .]/[i + c + yx + iryY -[Vt +ytY
Man kann diesen Ausdruck, wenigstens nähernngsweise, in rationeller Form
darstellen. Die Wurzelgrösse lässt sich nämlich in eine Reihe entwickeln
nnd es reicht hin , wenn man blos die drei ersten Glieder derselben beibe-
hält , welche zusammen den Ausdruck :
bilden, wovon man, weil c^ x, y gegen / sehr klein sind, wieder nur die
Glieder Zweiter Ordnung beizubehalten braucht, so, dass man im Ganzen
erhält:
^« = (/ + ^)« + a: + /«y-(r + /) + /*
oder, da dieser Ausdruck einer Vereinfachung fähig ist:
. ^. j./f . c{z+t) , z* + 6zl + t*
112 Ueber den mittlem Fehler der Kettenmessungen.
Es ist kein Grund vorbanden, anzunehmen, dass der mittlere Fehler, wel-
cher heim Einrichten des einen Kettenstabes in die Linie zu befürchten ist,
grösser oder kleiner sei, als er beim andern war; man muss daher <=z
setzen , und erhält schliesslich :
f*"=c» + ar + /«y + — + y-
Um nun den mittlem Fehler M einer unter gleichen Umständen mit
der Kette gemessenen Linie L zu bestimmen, muss man bemerken, dass
die Messungen der iiKettenzüge, aus welchen die Linie besteht, insge-
sammt von einander nnabhängig sind, dass aber gleichwohl der mittlere
Fehler für jeden derselben fi ist , und also *)
oder , da hinreichend genau :
L == nly oder also w = -
gesetzt werden kann:
«=/4^ + " + ^^T^']
welches nun die verlangte Form für den mittlem Fehler der Kettenmes-
snng mit Rücksicht auf alle wesentlichen Fehlerquellen ist.
3.
Es ist nicht ohne Interesse , diesen Ausdruck etwas näher zu betrach-
ten, weil sich dadurch ergeben wird*, von welchen Umständen das Wach-
sen oder Abnehmen des mittlem Fehlers der Kettenmessuug vorzugsweise
abhängt. Man findet:
1. Der mittlere Fehler der Kettenmessungen ist nicht geradezu der
Länge L der gemessenen Linie, sondern nur deren Quadratwurzel pro-
portional.
2. Der aus der ungleichmäss.igen Spannung der Kette entspringende
Theil des mittlem Fehlers ist um so grösser, je länger die Kette ist, und
zwar wächst ^derselbe , wenn man von allen übrigen Fehlereinfiüssen ab-
sieht , im Verhältnisse der Quadratwurzel der Kettenlänge.
3. Der Einfiuss des Fehlers in der Justirung, und in der Lage des
Anfangspunktes der Kette , sowie wegen der Abweichung vom Alignement
ist um so geringer, je länger die Kette ist. Obgleich sich diess voraussehen
Hess, so muss doch bemerkt werden, dass diese Abnahme keineswegs im
einfachen Verhältnisse der Kettenlänge, sondern in geringerm Maasse statt-
findet.
*) Gauss y Theoria combin. obserr. errorib. min. obnoxiae. Art. 18.
Von Dr. A. Wingkler. 113
4*. Der mittlere Fehler M erreicht für eine den übrigen Umständen
A m
entsprechende Kettenlftnge ein Minimum. Setzt man nämlich ---- = 0,
dl
«oergiebt sich zur Bestimmung von / die folgende Gleichung vierten Gfades :
y y y
welche immer wenigstens eine positive Wurzel hat, für welche -—- ^ einen
positiven Werth erhält.
Durch die nähere Bestimmung dieses Werthes von /, welcher, wie man
lieht, von den durch die Umstände bedingten Messungsfehlem abhängt,
erhält die vielfach aufgeworfene , aber nicht gelöste Frage nach der vor-
theilhaftesten Länge der Kette vorläufig wenigstens ihre theoretische Be-
intwortuug.
Allerdings sind in der vorstehenden Erörterung nicht alle beim 6e-
brinche der Kette vorkommenden Unregelmässigkeiten berücksichtigt wor-
den. So z. B. hat ohne Zweifel jeder Geometer die Bemerkung gemacht,
dus sich unter sonst gleich bleibenden Umständen , nach anhaltendem Ge-
brtache der Kette, ja selbst beim Messen einer längern Linie mit dersel-
ben, sei es, weil sich nach und nach eine grössere Gleichmässigkeit im
Spannen der Kette durch die Gehilfen einstellt, oder sei es, dass sie nur
bis SU einer gewissen Grenze eine bleibende Ausdehnung annimmt, — ein
geringeres Schwanken der Messungsresultate als im Anfange der Messung
oder bei kleineren Linien zeigt. Ist diese Bemerkung allgemein richtig , so
liegt der Schluss nahe, dass der mittlere Fehler M nicht einmal im Ver-
bältniitse der Quadratwurzel aus der Länge der Linie , sondern noch lang-
samer wächst. £s braucht indessen nicht bemerkt zu werden, dass sich
der eben berührte Umstand ebensowenig als mancher andere von geringe-
rer Bedeutung in die Rechnung ziehen lässt.
Da die mittleren Werthe jr, y, 2, sowie der constante Fehler c nicht ge-
trennt von einander , sondern nur aus directen Kettenmessungen , — deren
es mindestens vier sein müssen, — gefanden werden können, so muss man,
insbesondere für den Fall einer überschüssigen Anzahl von Beobachtungen,
jede irgend erlaubte Abkürzung der am Schlüsse des Art. 2 für M erhalte-
nen Formel eintreten lassen. Die beiden letzten Glieder derselben
et . 2*
2. \- 2 —
sind aber gegen die ersten aus doppeltem Grunde sehr klein ; einmal , weil
die Abweichung z bei einiger Aufmerksamkeit der Gehilfen immer nur ge-
ring ausfällt , und dann, weil zwei Glieder die zweite und dritte Potenz
von /im Nenner enthalten, also höherer Ordnung a\a Öa^ ei^V^ü V3\\^\i^\
Z0il»ehrifl f. Mathtmalik u. Phyäik. VI, 2. » %
114 Ueber den mittlem Fehler der KettenmesBungen.
sind. Dieselben können daher weggelassen werden, oder, was auf dasselbe
hinauskommt, man darf z = 0 setzen, und findet unter dieser Annahme:
M=yL[^ + l.y]
oder, wenn man diese Gleichung nach den Unbekannten x und y ordnet:
Um dieser Bedingung möglichst entsprechend, die x und y zu bestim-
men, nehme ich an, es sei eine längere Linie mit einer zuvor justirten
Kette und dann auch mit Stäben wiederholt gemessen worden. Ist die eine
Messungsart eben so oft wiederholt worden als die andere, so kann das
arithmetische Mittel der mittelst der Stäbe gefundenen Resultate im Ver-
gleich zu jenem der Kettenmessung als die wahre Länge der Linie dar-
stellend betrachtet werden. Diese Annahme muss wohl, obgleich sie nicht
in voller Strenge stattfindet, aus praktischen Kücksichten und um die Rech-
nung nicht unnöthig zu compliciren , gemacht werden. Vermöge derselben
ergiebt sich der genäherte Werth des constanten Fehlers c der Kette un-
mittelbar dadurch, dass man jene wahre Länge von dem arithmetischen
Mittel der durch die Messung mit der Kette erhaltenen Resultate absieht*)
und die Differenz mit j multiplicirt.
Wenn man ferner jene Länge von dem Ergebnisse jeder einzelnen
Kettenmessung abzieht und die Differenzen in das Quadrat erhebt, so lie-
fert uns die Quadratwurzel aus dem arithmetischen Mittel aller dieser Qua-
drate den dieser Beobachtungsreihe entsprechenden genäherten Werth
von Af, Was endlich / betrifft, so ist dafür jedesmal die bei der Jnstirung
der Kette gefundene Länge zu setzen.
Sind mehrere Beobachtnngsreihen gegeben, welche sich unter sonst
.gleichen Umständen auf andere Linien und Kettcnlängen beziehen, so gel-
ten diese Bemerkungen hierfür in gleicher Weise. —
Obgleich in der für M abgeleiteten Formel die wesentlichsten Fehler-
quellen berücksichtigt sind, so wird sie doch, wie man auch x und y wäh-
len möge , schon darum nicht vollkommen genau allen Beobachtungen ge-
nügen können , weil die Werthe von M und c nur angenähert bekannt und
manche Unregelmässigkeiten nicht in die Rechnung gezogen worden sind.
Indessen erhält man nach bekannten Principien *♦) die plausibelsten Werthe
von X und y^ wenn man sie so bestimmt, dass die Summe der Quadrate der
Ausdrücke:
„ = 4q:£ + „]_
M*
*) Gauss. Theorift combin. observ. Art. 5.
^*J Gauss, riieoria combin. obiserv. Art. 21.
Von Dr. A. Wlnckler. 1J5
ein Minima Dl wird. Wendet man die Gauss'sche BezeicLnung:
«I + flt + . . . + a» = [ö] ,
ÖJ ^ + 0,6, + . . . + «o^D = [«^]
iD, so ergeben sieb für x und y die folgenden Gleicbungen:
2) [Z«J o: + [Z«/«] y = [x/ {M' - y c')],
womit nun der theoretiscbe Tbeil der Frage erledigt ist.
Die vorbergebenden Betracbtungen können erst Geltang erlangen,
venn sie sieb an wirklieb angestellte Beobachtungen enge genug an-
lebliessen lassen. Es braucht nicht näher ausgeführt zu werden , dass hier
iiejenigen Beobachtungen vorzuziehen sind, welche ausschliesslich zum
Zwecke der Lösung der vorliegenden Frage angestellt, von allen nicht un-
mittelbar zur Sache gehörenden Einflüssen frei sind, und so vorliegen, wie
ne gemacht wurden. Hierzu sind , wie ich glaube , die Messungsresultate,
velche Herr Prof. Gerling im 0. Bande des Arcl^ivs von Grunert S. 375
Terüffeutlicbt bat^ die geeignetsten. Indem ich dieselben wähle und der
Vollständigkeit wegen hier zusammenstelle, versteht es sich von selbst,
dtss deren Combination auf die vorangehenden Erörterungen sich gründen
and daher von jener des Herrn Prof. Gerling verschieden sein wird, uowie
auch SU anderen Schlussfolgorungen führt. —
Jene Beobachtungen beziehen sich auf fünf verschiedene Linien, wo-
von jede mit Ketten von 5, 3, 2 Ruthen Länge je zehn Mal, und dann auch
lebn Mal mit Stäben gemessen wurde , so dass im Ganzen 200 directe Mes-
inngen vorliegen, aus welchen Hieb alle diejenigen Grössen ableiten lassen,
die zur Ermittelung der, in der Formel für M vorkommenden Zahlenwerthe
nöthig sind und den Umständen entsprechen , unter welchen jene Beobacb-
tnngen gemacht worden sind.
Wenn man, wie bereits bemerkt wurde, die aus der zehnmaligen Mes-
sung mit Stäben hervorgegangenen Mittelwerthe für die wahren Längen
der Linien setzt, so genügt hier die blose Angabe jener Mittelwerthe.
Nur in Hinsicht der Abweichungen, welche sich durch die wiederhol-
ten Jnstirungen der Kette ergeben haben , wäre eine grössere Vollständig-
keit der a. a. O. mitgetheilten Resultate zu wünschen gewesen. Es wären
dadurch nicht nur Vergleicbungen mit den Werthen von c möglich gewor-
den , sondern es hätten für die / durchgehends die gehörigen Wertlie, statt,
wie es nun geschehen muss, einfach nur die Wertho 5, 3, 2 benutzt werden
können«
^^
116
Ueber den niittlern Fehler der Kettenniesaungen.
L
n.
IIL
IV,
\\
20,334
40,500
04,034
79,910
100,000
20,322
40,517
04,985
79,^0
99,901
^,3^
4U,500
04,950
79,912
100,030
20,a27
40,512
05,000
70,801
100,000
Länge der Rette: ^
20,330
40,468
05,034
79,895
100,030
D Kuthen.
20,330
40,450
05,000
79,850
100,050
20,342
40,450
04,070
79,844
100,010
20,331
49,477
ft4,055
70,850
100,020
20,34(1
40,450
04,925
79,885
100,030
S^,334
49,440
64,930
79,851
100,000
M kiel wertli der Kette Timesanpg
20,3330
40,4780
64,9680
70,8768
100,0161
LUn^e der Lmie -.....,
Constanler Fehler r , , - . ,
20,3572
U\5430
04,9032
80,0065
100,1094
O,00o74
0,00(5^10
0,00187
0,00815
0,00765
20,300
40,467
04,900
70,860
100,065
20,340
49,400
64,020
70,850
100,115
20,340
40,480
64,000
70,800
100,050
20,340
49,510
64,010
79,873
100,025
LRnj^ der Kette >
20,345
49,400
04,tNJÖ
79,800
90,0n5
3 Ruthen.
20,315
40,500
04,900
70,850
100,065
20,330
40,530
04,890
79,8TÖ
100,070
20,320
40,535
64,020
79,860
100,120
20,335
40,550
64,000
79,855
100,037
20,320
40,490
64,960
79,850
00,060
Mittelwertbder KetteDmeBBOtig
20,3345
49,5042
64,9220
70,8598
]00;047S
Littige der Linie *,..,.,
CoaflUüter Fehler e . - - . .
20,3572
49,5430
64,0932
80,0065
100,1094
1 0,00187
0,00235
0,00321
0,00552
0,00360
20,355
49,490
54,880
70,885
100,000
20,330
49,470
04,920
70,885
100,001
20,320
49,440
rv*,8oo
70,000
100,004
20,350
49,445
64.875
70,875
00,906
Lüfigc der Kette;
20J20
49,460
04,880
70,015 ,
100,020
2 Uuthen.
20,330
49,453
04,870
70,880
00,900
20,340
49,435
64,910
70,802
100,005
20,335
49,443
64,0<fö
70,856
09,005
20,330
49,405
0»,89(*
70,850
00,901
20,330
40,485
64,880
70,865
100,000
M it tel we rth de r K e tten me ««ung
20,3340
40,4580
04,8870
79,8743
100,0002
Länge ikr Linie
€onHtanter Fehler e ■ - . - •
20,3572
40,5430
64,0032
80,0065
100,1604
0,00220
0,00341
Oj003'/7
0,003^
0,00337
Von diesen Messungen bat Herr Prof. Gerling jene der Linie V, mit
der 3 EuÜien langen Kette gemessen, „nach dem P^foig aufigeachlaiseD,
weil ein eiDgetretenes Regenwetter den Boden erweichte und die Genanig-
keit beeinträchtigte,* Für die vorliegende Art der Betrachtung wurde
Jedoch, wie es fcheint, der Aasschluss jener Beobachtnngsweiae nicht ge-
recht fertigt sein y wesbtAb ich sie anverKndeTt beib^Vialle.
Von Dr. A. Winckler.
117
Die Wertbe des constanten Fehlers r, nach Art. 4 berechnet, sind in
der obigen Zusammenstellung schon angegeben. Ich ermittle nun in früher
angegebener Weise die Werthe von M^ und stelle die Resultate der beque-
mem Uebersicht wegen , wie folgt , zusammen :
Ketten.
I.
II.
1I\.
IV.
V.
&R.
0,00003295
0,00063318
0,00049904
0,00004303
0,00496320
0,00453680
0,00000350
0,00173558
0,00169013
0,00006642
0,01743485
0,01637200
0,00005852
0,02381978
0,02204735
3R.{ ^'
0,00000350
0,00068254
0,00065879
0,00000552
0,00199720
0,00190600
0,00001030
0,00576644
0,00554321
0,00003047
0,02173895
0,02092634
0,00001340
0,01753440
0,01708712
2B.
üf«
0,00000520
0,00065724
0,00060433
0,00001163
0,00744520.
0,00715715
0,00001069
0,01153444
0,01118706
0,00001089
0,01705775
0,01662212
0,00001136
0,02869500
0,02812619
Um auch die übrigen zur Berechnung von x und y erforderlichen Zah-
len darzulegen, füge ich noch die folgende Tabelle hinzu:
Kette«.
li-Ve.
I.
II.
III.
IV.
V.
L
20,3572
414,416
49,5430
2454,509
64,9932
4224,116
80,0065
6401,044
100,1694
10033,912
10360,15
61362,72
105602,90
160026,10
250847,80
16,58
98,18
168,90
256,04
401,30
ftR.
Ll{M*-^^
0,050795
1,123833
0,549235
6,540334
11,342867
4(«*-t<^
0,002032
0,044953
0,021909
0,201973
0,453715
Z»/»
3729,74
22090,58
38017,04
57609,40
90305,21
46,05
272,72
409,35
711,23
1114,88
SR
LKlf-^,?)
0,040233
0,283288
1,080812
5,022724
5,134821
t(^'-fC)
0,004470
0,031470
0,120090
0,558080
0,570536
/,»/•
1657,66
9818,04
16896,47
25604,18
40135,65
1^
7*
103,60
613,63
1056,03
1600,26
2508,48
2R.
x/(Af«-:fc«)
0,024605
0,193859
1,453717
2,657751
5,634768
^(iif'-fc')
0,000518
0,048465
0,363430
0,664938
1,408692
118 Ueber den mittlern Fehler der Kettenmessangen.
Hieraus erhält man sofort die Werthe :
[L*] = 70583,90,
[L* /»] = 894063,68 , [z/ (Jlf « — j c«)J = 41,14264 ,
[75] = W37,34, [^£(Af«-:^c«)] = 4,66111.
Die Gleich uugeu 1) und 2) des Art. 4 können nur bezüglich s und f
aufgelöst werden , und man erhttlt :
X = 0,00033974 ,
y = 0,000019196.
Hiernach ist also der mittlere Fehler ilf einer Linie, deren
Länge L Ruthen beträgt und welche mit einer Kette von dei
Länge /Kuthen (mit dem constanten Fehler c)unterdenselbenllm-
ständen wie die zu Grunde liegenden fünf Li'iien gemessen
i 79.*
wird, durch die Gleichung:
^ ^/^/c« + 0,00033974 , \
M-^y L ( -. + 0,000019196 . /)
(1 arg es teilt.
Diese setzt, wie man sieht, die Kenntniss des constanten Fehlers c
voraus , welcher zu / addirt die richtige Kettenlänge giebt. Ist eine längere
Linie, etwa durch Messung mit Stäben, auf dem Felde genau bestimmt =sl
gegeben , so braucht man nur , nach Art. 4 , um c zu erhalten , jene Linie
mit der botreffenden Kette mehrere Male zu messen, von dem arithme-
tischen Mittel dieser Messungsresultate die gegebene wahre Länge der
Linie abzuziehen und die 'Differenz mit— zu multipliciren.
Angenommen z. B., man habe unter den oben vorausgesetzten Um-
ständen für eine Kette gefunden:
c = — 0,006 , c* = 0,000036 , wobei J = 5 Ruthen ,
und es sei hierauf eine Linie von der Länge X = 100 R. mit derselbe!
Kette gemessen worden. Man erhält alsdann aus der oben erhaltenei
Gleichung :
M^ = 0,0238 , M = 0,15 Ruthen.
Uebrigens darf nicht unbemerkt bleiben , dass c* in allen zu Grund<
liegenden Messungen so klein ist, dass es gegen den Posten 0,00033974 fas
ohne Fehler ganz weggelassen werden könnte. Diess wird wohl immer de
Fall sein, wenn die Kette mit gehöriger Sorgfalt berichtigt worden ist.
Ich habe in Art. 3 bemerkt, dass diese Erörterungen auch zur Beant
wortung der Frage führen, welcher Kettenlänge unter gegebenei
Umständen der 3Icssnng der getiwgste mittlere Fehler ent
Von Dr. A. Winckler. 119
spreche. Die in jenem Artikel für diese vortbeilhafte Länge / gefundene
Gleichung l) geht, da 7 = 0 gesetzt worden ist, in die folgende:
fiber. — Wenn , wie diess in der Hegel der Fall sein wird , c' gegen x
aniser Acht gelassen werden darf, so kann man genähert auch
J--?y^ = 0 od.r 1^ ■>/"■ + '
^ = /f
y
leiten, jedenfalls aber den hieraos hervorgehenden Werth als erste An-
Blherang benntsen.
Um anch hierfür einen bestimmten Fall zu betrachten , will ich die
Werthe von x nnd y, welche den bischer betrachteten Messungsresultaten
entsprechen , zu Grunde legen. Man findet dann :
Dieser Länge der Kette entspricht aber , der ersten Tabelle des Art. 6
gemäss, durchschnittlich ein Werth von 0* = 0,00004; man erhält also jetzt
genauer:
Dieses Ergebniss , welches zeigt , dass hier weder sehr Unge , noch
lehr knrse , sondern etwa 4y, Ruthen lange Ketten am vortheilhaftesten ge-
wesen wären, gehört, wie mir scheint, zu den bemerkenswerthesten Fol-
([erungen, welche sich aus den vorausgeschickten theoretischen Betrach-
tungen im Vereine mit den Messungsresultaten ziehen lassen , deren Vor-
bereitung nnd Veröffentlichung Herrn Prof. Oerling zu verdanken ist.
VL
üober die ControYorao zwischen Doppler und FetzTal,
bezüglich der Aendenmg des Tones und der Farbe
durch Bewegung.
Von Dr. Ernst Mach in Wien.
In dem Folgenden soll in Kürze die sowohl ftir die Pbjsik, wie für
die Astronomie interessante Controverse zwischen Doppler und Fets-
yal bezüglich der Aendemng des Tones und der Farbe durch Bewegung
dargelegt werden. Ich will mich bemühen, die ziemlich unklaren Streit-
punkte in ein helleres Licht zu setzen und werde zu diesem Zwecke zwar
die historische Ordnung festhalten, aber nur die wesentlichsten Funkte
herausheben.
L Im Jahre 1840 erschien eine kleine Abhandlung von Doppler:
„Ueber das farbige Licht der Doppelsterne", worin behauptet wird, dass
Tonhöhe und Farbe durch schnelle Bewegung der Wellenquelle oder des
Beobachters geändert werden. Doppler leitet dies durch eine ganz ein-
fache Betrachtung ab, indem er annimmt, dass von der Wellenquelle in
gleichen Zwischenzeiten Impulse ausgehen, welche, mit bestimmter Ge-
schwindigkeit fortschreitend , Auge oder Ohr treffen. Je nachdem nun der
Beobachter sich gegen oder von der Quelle bewegt, werden für ihn die Im-
pulse schneller oder langsamer auf einander folgen, d. h. eben der Ton
wird höher oder tiefer, die Farbe rückt gegen das Violette oder Rothe.
Aehnliches findet statt, wenn sich die Quelle allein bewegt oder Quelle
und Beobachter zugleich in Bewegung sind. Mit Hinweglassung der sehr
einfachen Rechnung will ich blos die Formel angeben, zu welcher man auf
diese Art gelangt.
Ist X die Geschwindigkeit der Wellenquelle, c die des Beobachters,
y die der Welle, ferner t die Schwingungsdauer der Quelle und t die
scheinbare Scbwingungsdauer, so hat man
y — «
T = T . ,
Y — c
wobei X und c positiv zu nehmen sind in der Richtung von der Quelle zum
Beobachter, negativ in der entgegengesetzten.
Von Dt. Ernst Mach. I2l
Doppler verwendet den angegebenen Satz znr Erklärung der Erschoi-
nongen an farbigen Sternen, indem er annimmt, die Geschwindigkeit die-
ser Sterne sei nicht verschwindend gegen die Lichtgeschwindigkeit.
Die Doppler'sche Behandlangsweise des Gegenstandes genügt wohl
nieh den gegebenen Andeutungen nicht den Anforderungen der strengen
WiMenscbaft, sondern kann nur als erster Versuch einer Theorie gelten.
Wir besprechen später die von Petzval vorgebrachten Einwürfe speciell.
Iitaber auch die Doppler*8che Ableitung ungenau, so scheint doch das ge-
toDoene Resultat richtig zu sein. Es wurden nämlich zur Deutung des er-
tihnten Satzes zahlreiche Experimente angestellt, welche fast sämmtlich
nr Befriedigung ausfielen. Dass der einzige Gegenversuch von Angström *)
(mit dem Spectrum des elektrischen Funkens) gar nicht entscheiden könne,
gltnbe ich in einer früheren Abhandlung **) dargethan zu haben , in wel-
cher ich auch eigene Experimente anführe, die mir noch mehr als die altern
für den Doppler'schen Satz zu sprechen scheinen.
Es dürfte demnach , wenigstens für den Augenblick nicht nöthig sein,
nf die Experimente näher einzugehen , wir können uns auf die theoreti-
sche Seite des Streites beschränken.
II. Doppler's Ansicht wurde von Professor Petzval angegriffen in der
Schrift: „lieber ein allgemeines Princip der Undulationslehre , Gesetz der
Erhaltung der Schwingungsdauer '^ Sitzungsberichte der k. k. Akademie
der Wissenschaften VIIL Bd. S. 134.
Ich will mit Uebergehung des flir eine mathematische Abhandlung
allzu reichen oratorischen Schmuckes den wesentlichen Inhalt dieses Auf-
satzes darlegen.
Es giebt drei Differentialgleichungen der Bewegung eines Systems
von materiellen Punkten, das gleiche Elasticität nach allen Seiten besitzt:
rf'{_ d«{ dn d«| d'„ ,ni
dt*~ da^^ d^^ dz* ^ dxdy^ dxdz'
ä2f,_d^,.d*f,d*ndH_d*t_
'^ dt*~dx'^ dy'^ dz*^ dxdy^ dydt'
d/« dx^ df^ ' dz* • dxdz' dy dz
Diese Gleichungen sind unter der Voraussetzung abgeleitet, dass sehr
nahe an einander liegende Punkte auch nahezu dieselbe Bewegung an-
nehmen, was auch bei sehr heftigen Bewegungen stattfindet, wenn nur die
Continuität der Masse nicht verletzt wird. Die Gleichungen gelten dann
anch für diese heftigen Bewegungen. * ^
*) Optische Untcrsuchungren. Pogg. Ann. 04. Bd. 8.141.
**) Ueber die Aenderang des Tones and der Farbe durch Bewegung von I^r.
Ernst Mach. Sitsungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wiea
41. Bd. 8.543.
122 Ueber die Aenderung des Tones und der Farbe durch Bewegung«
' Sollten auch künftighin andere Bewegungsgleichangen aufgestellt wer-
den , welche sich der Erfahrung genauer anschliessen , so werden sie doch
mit den obigen drei Eigenschaften gemein haben:
1. die lineare Form;
2* ii V^ t gehen undifferentiirt in die Gleichungen nicht ein, weil nur
der Unterschied der Verschiebung benachbarter Theile Molecularkräfte
weckt;
3. nur die zweiten Differentialquotienten von $, 17, f nach / sind in den
Gleichungen enthalten.
Aus diesen ganz allgemeinen Eigenschaften der Gleichungen lassen
sich nun schon Schlüsse ziehen. Es ist z B. eine unmittelbare Folge der
linearen Form der Gleichungen, dass, wenn die Functionen di, dt, ^t • • • •
für sich genügen, auch die Summe 21 ^«0, Genüge leistet, wo C eine Con-
stante bedeutet.
Aus der linearen Form der Gleichungen folgt also das sogenannte
Ffincip der Coexistenz der elementaren Bewegungen. Wird in einem
elastischen Medium zugleich eine Strömung und eine Uudulation erregt, so
legen sich beide Bewegungen über einander, ohne sich zu stören; tiuch
werden alle Elemente, welche die Undulation charakterisiren , also auch
die Schwingungsdauer und im Zusammenhange damit Ton und Farbe durch
die Strömung in keiner Weise afficirt.
Petzval begnügt sich nicht mit dieser ganz allgemeinen Ableitung,
sondern stellt specielle Differentialgleichungen auf für die Bewegung eines
Mediums, in welchem sich irgend eine permanenie Strömung mit einer Un-.
dulation combinirt. Er untersucht, welche Schwingnngsweise sich legen
lasse über eine mit der Zeit unveränderliche Strömung, deren Geschwin-
digkeitscomponenten t/, r, w also nur Functionen der Coordinaten und nicht
der Zeit sind. Die der Undulation angehörigen $, 17, f werden nicht auf
ein bestimmtes Theilchen, sondern auf einen bestimmten Ort bezogen.
Petzval ündet, dass man den aufgestellten Gleichungen genügen könne,
indem man für die Undulation setzt:
wobei s eine Constante ist, welche die Schwingungsdauer bestimmt; A", F, Z
werden nur als Functionen von xyz betrachtet. — Substituirt man diese
$, f^, ^ in die von Petzval aufgestellten Gleichungen, so fällt nämlich mit
der Exponentielle zugleich das t heraus, es bleiben nur T, 7, Z zurück und
lassen sich immer von einer solchen Form wählen, dass sie der Gleichung
genügen. Ein constantes s in den Ausdruck für |, 17, {; gesetzt, d. h. eine
constante Schwingungsdauer befriedigt demnach die Gleichung. Es lässt
sich also über eine permanente Strömung eine Schwingungsweise mit an
allen Orten constanter Schwingungsdauer legen.
Würde man im Gegentheil s als variabel betrachten, so fHllt i nicht
aus der Gleichung und man wird zu einem Widerspruche geführt, indem
Von Dr. Ernrt Mach. 123
man X^ F, Z als unabhängig von / voransgesetzt hat nnd doch eine Abliftn-
gigkeit bestehen müsste, weil zagleich mit JT, Y, Z ancli / in der Gleichung
erscheint. — Nun wird noch gezeigt, dass eine schwingende Flftcho
f (^1 y» 2) = 0 in einem von permanenten Strömungen durchsogenen Me-
dium nur oine »Schwingunghweise mit all er Orten constanter Schwingungs-
daucr erregen könne. — Betrachten wir den Petxvarschen Gedankengang,
so finden wir, dass er auf den Doppler'schen Fall gar nicht passt, sondern
diesen im Gegentheil a priori ausschliesst. Petzval spricht von einer aller
Orten constanten Schwingungsdauer. Doppler*H Satz bohauptet aber gar
nichts über die Schwingungsdauer an diesem oder jenem Orte, welcher
eben als mit der Zeit variabel betrachtet wird. Die Tonhöhe hängt ja nach
Doppler nicht von der Entfernung des Beobachters von der Tonquelle, son-
dern von seiner Geschwindigkeit ab, von dem Diilerentialquotienten der
genannten Entfernung nach der Zeit genommen.
In einem schwingenden Medium sind die £, 1}, {[ im Allgemeinen Func-
tionen der Zeit und der Coordinaten , denn sie sind sowohl zu verschiede-
nen Zeiten ^ als auch an verschiedenen Orten verschieden. 60 lange or, y, z
dieselben sind , betrachtet man offenbar die Schwingung an einem und dem-
«elben Orte; will man die Schwingung für einen bewegten Beobachter un-
tersuchen , so sind alle irgendwie in $, 17, i enthaltene ;r^ y, z als Functionen
der Zeit zu betrachten. In Fetzval's Ausdrücken z. B. :
J = c— *' ~^ Ä etc. etc.
wären eben die in Z, Y, Z enthaltenen or, y, z als mit t variabel zu betrach-
ten, auch beim Differentiiren nicht als independent variabel, sondern
lämmtlich als Functionen von t zu behandeln. Da Petzval diess alles nicht
rficksichtigt , so behandelt er eben den Doppler'schen Fall nicht. — Die
ganze Anlage von Petzvars Rechnung scheint auf einem Missverständnisse
zu beruhen. Betrachtet man einen einzigen Punkt in einem Medium, so ist
es offenbar gleichgültig, ob man den Punkt als bewegt und das Medium
als ruhend betrachtet, oder umgekehrt. Hingegen wird es nie gelingen, die
relative Bewegung zweier Punkte gegen einander durch eine Strömung des
Mediums zu ersetzen. Wenn also Petzval glaubt, er behandle den Dopp-
ler^schen Fall , indem er statt Quelle und Beobachter gegen einander zu
bewegen, beide ruhen lässt und das Medium in Strömung versetzt, so
irrt er.
Wollte man die Sache kurz in allgemein verständliche Worte zusam-
menfassen , so würde man sagen :
1. Petzval hat durch seine Deduction gezeigt, dass windiges Wetter
keinen Einfluss übe auf die Tonhöhe.
2. Doppler untersucht, wie die Tonhöhe durch die relative Bewegung
von Quelle und Beobachter afficirt wird.
Die Resultate beider Untersuchungen können Bvc\iuv^\v\.Ni\di^x«>^x^^^^^*
124 lieber die Aenderung des Tones und der Farbe durch Bewegung.
Der durch Petzvars Aufsatz eingeleitete Streit führte nun , wie dies
wohl gewöhnlich ist, zu keinem andern Resultate, als dass jede Partei aaf
ihrer Aussage beharrte. Doppler berief sich auf das Experiment, Petzval
auf die Deduction. Keinem fiel es ein , die Gründe des Andern genauer zu
prüfen.
ILL Hierauf erschienen noch zwei Abhandlungen*) von Petzval, bei
deren Betrachtung wir finden , dass die Streitfrage in eine neue Phase ge-
treten sei. Petzval macht nun nicht sowohl den Satz der Erhaltung der
Schwiogungsdauer, als vielmehr ganz andere und untergeordnete Gründe
gegen Doppler geltend. Petzval weist eigentlich blos nach , inwiefern der
Doppler^sche Satz mangelhaft deducirt sei , und leitet zuletzt sogar selbst
eine der Doppler'schen Formel entsprechende aus den Gleichungen der
Mechanik ab, indem er aber auch gegen diese jene untergeordneten Gründe
geltend macht. Betrachten wir die einzelnen Punkte etwas näher, so finden
wir folgende Hanpteinwttrfe :
o. Doppler betiachtet die Welle als ein Individuum , statt die Elemen-
tarwellen in Rechnung zu ziehen.
ß. Es wird stillschweigend vorausgesetzt, dass die progressive Be-
wegung der Tonquelle keinen Einflnss übe auf das Medium, was
unstatthaft ist
y. Endlich kann man bei Auswerthung der Doppler'schen Formel auch
negative und unendlich hohe Töne erhalten , was absurd ist.
Was sich gegen diese Einwürfe wieder vorbringen Ittsst, habe ich be-
reits in der oben citirten Abhandlung angeführt; im Allgemeinen sind sie
wohl richtig, beweisen aber nur, dass der Doppler*sche Satz mangelhaft
deducirt sei. Welche Modificationen die Doppler'sche Formel erfahren
würde , wenn man alle diese Kebenumstttnde in Betracht ziehen wollte,
kann Petzval ebensowenig angeben als Doppler, da keiner von beiden die
Rechnungen durchgeführt hat. — Es liätte gar keinen Sinn, wenn man,
wie Petzval immer wünscht, Doppler's Satz durch Petzval's Princip er-
setzen wollte. Beide Sätze beziehen sich auf ganz verschiedene Fälle und
der eine kann dem andern ebensowenig substituirt werden als ein Lebn-
stuhl einem Droschkenpferde.
Den meisten Nachdruck legt Petzval auf die Veränderung des Me-
diums durch die progressive Bewegung der Tonquelle; denn er giebt zn,
dass der Doppler'sche Satz eine gewisse Giltigkeit hätte, wenn diese Ver-
änderung nicht wäre, wenn man sich. die Quelle als imaginären Punkt
denken könnte, der, indem er sich bewegt, das Medium nicht afficirt. Für
diesen Fall leitet Petzval selbst eine der Doppler*schen Formel nahekom-
mende ab, und zwar aus der Gleichung für die plane Welle in einem ela-
*) Ueber die irnzukömmlichkcitcn gewisser populärer Anschauungen in der Un-
daJaüonslebro etc. Siisungsberichte VIII Seite 567 und IX Seite 609.
Von Dr. Ernst Mach. 125
ftiscben Mediam. Hieraus ist schon klar , dass diese Formel dem Principe
nicht widerspreche; nur Petzval widerspricht sich selbst, denn er verfahr
in der altern Abhandlung von Doppler abweichend, indem er nur die
Schwingungsdaner an beliebigen, der Zeit nach unveränderlichen Orten un-
tersuchte , und verführt in den folgenden Arbeiten mit Doppler überein-
itimmend , indem er auf die Bewegung Rücksicht nimmt.
Die Gleichung, welcher eine auf der Achse der X senkrechte Plan*
welle genügt, ist:
d/« dar«'
ihr Integrale:
wobei /*, F willkürliche Functionen sind. Diese /*, F werden hier so ge-
wählt, dass /'(2), F(£) nur für solche z, welche von 0 wenig abweichen,
von der Null verschiedene Werthe haben. Die Constante t bezeichnet die
Fortpflansungsgeschwindigkeit. Setzt man nun eine Reihe von sehr klei-
nen Erregungen des Mediums voraus, welche das Oesetz sink^ d^ befol-
^D, wobei ^ die Zeit ist und die mit der Geschwindigkeit c fortschreiten,
M ist für den Ort x und die Zeit / die aus den Elementarwellen resultirende
Erregung:
/
0
/
+ JFix'-c^ + s (/— ^) } sink^d^^
0
Durch Ausführung der Integration ergiebt sich:
. A k , \ . ß . k . ^
J = stn ix — st) A — sm — ■ — (ä-j-*/)»
S C. C—S^ * * + C S'\'C^ '
wobei Ä^ B constante Grenzintegrale bezeichnen. Dieses Resultat stimmt
bezüglich der Wellenlänge augenscheinlich mit dem Doppler'schen überein,
giebt aber zugleich auch Aufschluss über die Intensität der Welle.
Offenbar ist diese Ableitung viel schöner, vollständiger und strenger,
ils die Doppler'sche , doch erklärt Petzval dieselbe für unbrauchbar, weil
auf die durch die progressive Bewegung der Tonquelle erregte Strömung
keine Rücksicht genommen wird. Ich habe in der früher citirten Abhand-
Inng zu zeigen versucht, dass diese Strömung, bei bewegten Körpern von
kleinem Querschnitte, wo das Medium zur Seite ausweichen kann, die Er-
gebnisse des Calcüls nicht bedeutend afficirt. Die Petzvarsche Formel wird
im Gegentheil in den meisten Fällen sich der Wahrheit sehr nähern und in
manchen speciellen streng richtig sein.
Es scheint mir, dass Petzval seine Aualybe bloä dcabeAb «\^ x^ctAyLVOLOo^r
1 26 Ueber die Aenderung des Tones und der Farbe durch Bewegang.
bar verwirft, weil er nicht eingestehen will, dass die Ansdebniing des
Satzes der Erhaltung der Schwingungsdauer auf den Doppler'schen Fall
unberechtigt war.
IV. Fassen wir die Hauptpunkte unserer Untersuchung noch einmal
zusammen , so können wir Folgendes als constatirt ansehen :
1. Doppler^s Ansicht wird durch die Experimente bcätätigt.
2. Fetzvars Satz der Erhaltung der Schwingungsdauer darf auf den
Doppler'schen Fall nicht ausgedehnt werden.
3. Petzval zeigt, dass Doppler^s Formeln ungenügend deducirt seien.
4. Petzval leitet auf strengere Weise den Doppier'schen Formeln nahe
kommende ab, die er zwar selbst für unbrauchbar erklärt, die aber
nichtsdestoweniger in den meisten Fällen anwendbar sind.
Die von Petzval vorgebrachten Gründe können also Doppler's Ansicht
eher bestätigen als widerlegen. Dagegen bleibt für die vollständige mathe*
matische Erklärung des Factums, mit Berücksichtigung aller Nebenun-
stände, noch viel zu leisten übrig, und es ist der letzte Zweck dieses Auf-
satzes, diese Arbeit von Neuem anzuregen.
Man würde das Problem beiläufig auf folgende Art angreifen :
Denkt man sich eine begrenzte Ebene in einem elastischen Medium
senkrecht zu sich selbst mit constanter Geschwindigkeit fortschreitend, so
wird diese, einen bestimmten Anfangszustand vorausgesetzt, dem Medium
nach einer gewissen Zeit einen gewissen Dichtenzustand beigebracht haben.
Ueber dieses Medium von überall bekannter Dichte kann man nun die von
der Ebene ausgehenden Schwingungen legen.
Diese Betrachtung führt zu ziemlich complicirten Differentialgleichun-
gen , deren Integration mir aber hoffentlich noch gelingen wird , falls nicht
zum Vortheile der Wissenschaft ein gewandterer Mathematiker die Lösung
dieser Aufgabe übernehmen sollte.
Kleinere Mittheilungen.
□L Üe1)er die Bereohnnng des Integrallogarithmen und einiger mit
iliB lasammenhängenden anderen Fnnotionen. Von C. A. Bretschneider,
Professor am Realgjmnasinm zu Gotha.
Die anter dem Namen des Integrallogarithmus bekannte transcendente
Fonction
"^ J ±lz ^^'^±''^±l.l! + 2.2l±3.3!^4.4!±--
hat durch die eigenthümlichen Schwierigkeiten , welche sie einer umfassen-
den Untersuchung ihrer Eigenschaften entgegengesetzt, eine gewisse Be-
rühmtheit erlangt. Schon vor länger als vierzig Jahren haben sich Sold-
ner und Mascheroni*) mit ihr beschäftigt und gezeigt, dass der Werth
der Constante y, wenn das Integral für 2 = 0 selbst Null werden soll, auf
die Constante der natürlichen harmonischen Reihe zurückkommt. Beide
Analysten, sowie bald darauf auch Bessel**), bemühten sich Reihenent-
wickelangen aufzufinden, die möglichst stark convergirten und somit be-
qaem zu numerischer Berechnung der Function gebraucht werden könnten.
Die Resultate dieser Untersuchungen , die meistens das Ergebniss besonde-
rer analytischer Kunstgriffe waren und deshalb sehr wenig Innern Zusam-
menhang zeigten, habe ich in einer, vor länger als zwanzig Jahren in
Crelle^s Journal*^**) erschienenen Abhandlung zusammengestellt und aus
einer gemeinsamen Quelle abgeleitet, zugleich aber auch nachgewiesen,
dass alle die Hilfsmittel , welche die Theorie der Potenzreihen und der
Kettenbrttche zur Entwickelung und Untersuchung transcendenter Integral-
fanctionen darbieten , im vorliegend^n Falle entweder geradezu unbrauch«
bir sind, oder nur Resultate geben, die nichts Erhebliches erkennen lassen
und namentlich für numerische Berechnung nur sehr geringe Hilfe gewäh-
ren. In diesem Stadium befindet sich die Theorie des Integrallogarithmus
• *) Soldner, thüorie et tables d^anc uouvelle fonction transcendante ; äMunic,
I83l9. — Maschoroni, adnotationes ad calcalum integralem Enleri; Ticini 1700.
/ **) Bessel, Königsberger Archiv für Mathematik und NatQrwissennchaften.
***) Theoriae logaritjjinj inte^raUji Ihieamenta nova; CreW^^a ^outtv^^^A"«
128 Kleinere Mittheilangen.
.^^^i'^^^^^^^S^k^k^^^^^N^k^k^^^M^k^k^^^
noch bis auf den heutigen Tag. Da nun auch nicht eine einzige analytische
Eigenschaft oder Relation zwischen Functionenwerthen verschiedener Ar-
gumente hat aufgefunden werden können und es fast scheint, als ob der-
gleichen für diese Transcendente gar nicht existirten , so ist die nameri-
sehe Berechnung derselben Yor der Hand wohl das Wichtigste, was für sie
zu leisten ist.
Nun hat zwar Soldner bereits eine Tafel der Integrallogaritliuien ge-
geben ; allein abgesehen von ihrer geringen Ausdehnung ist sie , seiner eig-
nen Angabe zu Folge, olme alle Controlen berechnet, und so darf es nicht
Wunder nehmen, dass einzelne Werthe aus ihr, bei zufälliger Prüfung der-
selben durch andere Rechner, sehr erhebliche Abweichungen von den Re-
sultaten der letzteren zeigten. Unter diesen Umständen darf ich hoffen,
durch Mittheilung des Nachfolgenden den Gegenstand vor der Hand zu
einer Art von Abschluss zu bringen.
Die Theorie unserer Transcendente liefert, streng genommen, nnr
zwei Reihenentwickelungen, die so convergent sind, dass sie sich zu nume-
riächer Berechnung eignen, nftmlich:
a' ■ n n{n+l) "^ n{n + l){n+2) ^'"
Die erste Reihe giebt die Functionenwerthe für diejenigen .r, welche sich
nicht allzuweit von der Einheit entfernen, während die zweite dazu dient,
um von bereits gefundenen Functionenwerthen zu denen nahe liegender
Argumente fortzuschreiten. Die Letztere ist um so bemerkenswerther, als
alle bis jetzt geführten Untersuchungen, von wie verschiedenen Stand-
punkten sie auch ausgehen und wie verschiedene Methoden und Kunst-
griffe der Entwicklung sie auch anwenden mögen, schliesslich immer die
Reihe 2) als Endresultat geben.
So erträglich nun auch beide Reihen beim ersten Blicke für die nume-
rische Rechnung gebaut zu sein scheinen, so unerhört lästig wird die wirk-
liche Ausführung der letzteren. Bei der höchst massigen Convergeuz jeuer
Ausdrücke muss man , sobald x sich nur um ein Geringes von der Einheit
X
entfernt oder der Bruch - den Werth 0,1 übersteigt, fast immer zwischen
zehn bis zwanzig Glieder zusammennehmen, um das Resultat auf zehn De-
cimalstellen genau zu erhalten. Ist schon die Berechnung so vieler auf
einander folgender Potenzen eines natürlichen Logarithmen beschwerlich,
so wird die Mühe noch um ein Bedeutendes durch die erforderlichen Multi-
plicationen mit den Coefficientcn A gesteigert, und zum Schlüsse hat man
noch obendrein die Berechnung dos Logarithmen eines Logarithmen aussu-
Kleinere Mittheilangen. 129
führen. £fl lässt sieb zwar die Reibe 2) so umformen, dass das Glied
/ (-T— ) wegftUig wird; man findet dadurch:
B -1. ß _l-(n-l)2?^,
ß,__,i?._ ,
aber dennoch bleibt für jede einzelne Wertbbestimmung immer noch so viel
Arbeit übrig, dass auch die hartnäckigste Geduld dadurch erschöpft wird.
Um diesem Uebelstande zu begegnen , habe ich statt des Integrales
I Y das verwandte Integral j angewendet, und damit die Berechnung
von Uz auf die von /i . e^ zurückgeführt. Setzt man nämlich in die Glei-
chung 3) e* anstatt a und bezeichnet f 1 H ) i^it v^ so. erhftlt man :
«(«.+.)=«... + .. {^(7. + (^c. + (^)!c, + ... j
oder wenn man, um die Multiplication der in der Klammer stehenden Reihe
mit if zu ersparen, diesen Factor gleich mit den einzelnen Coefficienten
verbindet und jeden der letzteren noch durch die ihm zugehörige natür-
liche Facultät dividirt :
4) ii {C+x) = lia=zlv.Di + (/i;)»2>, + (/t;)»/), + (Iv)* D, + ... '
Diese Reihe ist in der That sehr brauchbar, um die Integrallogarithmen
aller beliebigen , namentlich sehr grosser oder sehr kleiner Zahlen zu be-
rechnen. Nimmt man nämlich eine Tafel der Werthe e" zu Hilfe, so
braucht man nur x gleich dem im Zahlenwerthe von e^ vorkommenden De-
eimalbmche (letzteren natürlich negativ genommen), oder gleieh der deka-
dischen Ergänzung dieses Bruches zu setzen, um den Werth von {e'+x)
in eine ganze Zahl zu verwandeln. Dadurch wird * man zugleich in den
Stand gesetzt, den Werth von t; = 1 + — der Einheit so nahe zu bringen,
all man will, und kann demnach Iv so klein machen, dass wenige Glieder
der Reihe 4) hinreichen, das Resultat auf 7 bis 10 Decimalstellen genau zu
geben. Ein Paar Beispiele werden genügen, die Sache anschaulich zu
machen. Es werde verlangt /i 10, li 11, li 12 etc. zu berechnen. Man hat:
«M = 9,97418 also 10 = e** + 0,02582 v = 1,00258 lv= + 0,0025767
e^* = 11,02318 1 1 = e«** — 0,02318 v = 0,99789 Iv = — 0,0021 122
^=11,94126 12 = c«'«+ 0,05874 i; = 1,00492 b= -V ^.WV^Vl^.
Je frfiifAr die Zahlen sind, deren IntegrallogaritliineTi g^ttmÖLeii ^«tÖLÄXv
MtkaakHA iHr Matbemmtlk u. Physik, Vi, 2. ^
130 Kleinere Mittheikingen.
sollen, desto kleiner werden die /r, so dass die Arbeit immer rascher von
Statten geht, je weiter man in derselben vorschreitet. So wird b. B.
c"«' = 099(^,000 und c*" = 22020,47 und damit ergiebt sich :
10000 = p»-** + 3,400 y= 1,00034 /»= + 0,000340
22020 = e*^ —0,47 r = 0,999978 /t; = — 0,0000211.
Endlich ist auch klar, dass man keineswegs genöthigt ist, immer diejenige
Potenz von e zu wählen, welche der gegebenen Zahl am nächsten liegt;
man kann vielmehr zu einem und demselben Werthe von ^ verschiedene
X nehmen , und dadurch die einmal gefundenen Coefficienten 2> fftr die Be-
rechnung mehrerer Integrallogarithmen benutzen. So wird z.B. c*= 20,08553
und man erhält damit:
20 — c» — 0,08553 Iv = — 0,00420
19 = «7» — 1 ,08553 U = — 0,05556
IH — e^ — 2,08553 Iv == — 0,10903
21 = ^ + 0,91446 lv= + 0,04452
22 = f » + 1,91 440 /p = + 0,09104
U. 8. w.
Das Einzige, was bei dieser Art von Berechnung nothwendig vorausgesetzt
werden muss , ist die Kenntniss der Integrallogarithmen ftir alle diejenigen
Werthe von c*, welche man bei den eben besprochenen Zerlegungen anzu-
wenden hat. Die Berechnung derselben geschieht, so lange a nicht grösser
ist als 5, am bequemsten nach der Formel
a. ö ö* a* a*
5) «.±-=y + ,«±__ + _ + _- + _±...
die das Kesultat mit verhältnissmässig grosser Schnelligkeit finden lässt.
Wächst hingegen a über 5 hinaus, so wendet man bequemer die nachste-
hende Beihe an:
6) /iV*« = /i c- -f '(-~-) + ''^1 + "*^t ± «'•^8 + w*/; + ...
welche aus der Gleichung 2) dadurch entsteht, dass man in letzterer bezie-
hungsweise e^ und d^ anstatt a und u einsetzt. Die nachfolgende Tafel
der Werthe von li e^ ist zum grössten Theile auf diese Art berechnet wor-
den. Da jedoch die Glieder der Beihe 5), auf die gehörige Weise verbun-
den, zugleich die Werthe der cyclischen und hyperbolischen Integral-
Cosinus und Sinus finden lassen, so habe ich mich der zum Theil sehr
grossen Mühe unterzogen, die ganze Tafel noch einmal mittelst der For-
mel 5) zu berechnen und die bereits gefundenen Werthe von // e^ als Con-
trolen zu verwenden. Zu dem Ende suchte ich die Summen der vier Reihen
/iir die einzelnen T\''ertbe von a und erWelt damW,-.
Kleinere Mittheiluogen. 131
III
^. />+c«- da
Clö= / — . — = 14-
cta= I cos a , — = 1 — III
J «
Z,e- = I + III + II + IV,
8j_A.!zi£:!.£!l = n + iv
J 2 a
si a= 1 sin a, — = 11 — IV
J a
7,-^-« = i + ni — II — IV.
Wtr die Rechnung nach 5) richtig, so musste der damit gefundene Werth
Ton Ue' mit dem aus der Formel 6) erhaltenen Übereinstimmen. Da der
Werth a=l gewissermassen als Fundament für die ganze Tafel anzusehen
ist, 80 wurden die obigen vier Reihen für ihn auf 40 Decimalstellen ent-
wickelt. Dies gab, wenn die Constante y*) gleich
y = 0,57721 56649 01532 86060 65120 Ö0082 40243 10421
gesetzt wird , folgende Resultate :
lie = + 1,89511 78163 55936 75546 65209 34331 63426 90
/f^l= — 0,21938 39343 95520 27367 71637 75460 12164 90
Ct 1 = + 0,83786 69409^ 80208 24089 46785 79435 75630 99:
Sil = + 1,05725 08753 75728 51457 18423 54895 87705 90
ci l = + 0,33740 39229 00968 13466 26462 03889 15076 99 :
«1=4- 0,94608 30703 67183 01494 13533 13823 17965 78
Hier wie im Folgenden ist die letzte Decimalziffer stets ungefindert gelas-
MDf es bt ihr aber, wenn die nächst folgenden Ziffern zwischen 33 . . . und
01 . . . lagen, ein Punkt, und wenn sie zwischen 66 . . . und 99 . . . lagen, ein
Colon beigefügt worden. In ähnlicher Weise habe ich die nachfolgenden
IVuctionenwerthe für a=2 u. s. w. bis a = 10 auf 23 Decimalstellen be-
rechnet und das Resultat nach Gleichung 6) geprüft.
*) Der hier gebrauchte Werth von y ist aas der Abhandlung von Gans 8 über
die hjpergeometrische Keihe 1 H — -r ^ 4- etc. entnommen ; die Bcrcchnang dessel-
ben ist von Nicol ai nnd zwar auf doppelte Weise bewirkt worden, so dass die Ueber-
cinitinunong der so erhaltenen Resultate die Kichtigkeit der hier aufgenommenen
40 Dedmalf teilen verbürgt. Soldner hat y auf 22 Decimalen berechnet, die voll-
■ttadig mit Nicolai*f W erth übereinstimmen ;Mascheroni's Rechnung giebt 32 Stel-
len, von denen jedoch nur die ersten 19 richtig, die übrigen total falsch sind. — In
■euerer Zeit hat Lindmann, der wahrscheinlich die Werthbestimmung Nicolai'!
lidit kannte , sieh durch die eben besprochene Differenz zu einer Wiederholung der
Sachnong veranlasst gefunden , und dabei gleichfalls Soldncr*s Rechnungsresultat be-
tltigt erhalten. Vergl. Qninert's Archiv, Bd. 29, S. 240.
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140 Kleinere Mittheilangcn.
X. lieber Dreieoke und Tetraeder, welche in Besug anf Carren und
Oberflächen zweiter Ordnung lieh selbst coiyngirt sind. Von Dr. Wilh.
Fiedler.
Im letzten Juni -Heft der „Notivelles Annales de Mathematiques^*^ von
Ter quem und Gerono wurde folgender Satz von M. Faure zum Beweise
•vorgelegt: „Die Tangeute, welche mau vom Centrum einer Ellipse an den
Kreis ziehen kann, welcher eiuem in Bezug auf äie sich selbst conjugirtea
Dreieck umschrieben ist, ist der Sehne des elliptischen Quadranten gleich.**
Der Versuch , ihn auf Oberflächen zweiter Ordnung auszudehnen und ana-
löge Sätze für andere Curven zweiter Ordnung zu suchen, lag nahe. Eine
briefliche Bemerkung des Rev. George Salmon bezeichnete mir eine
ebenso einfache als allgemeine Beweismethode für die angedeutete Gruppe von
Sätzen. Indem ich sie verfolgte, bin ich zu den nachstehenden Resultaten
gelangt, welche man vielleicht der Mittheilung nicht unwerth findet We*
nige Bemerkungen werden genügen, in den Mittelpunkt der Sache zu
führen.
Wenn die allgemeine Gleichung zweiten Grades in der Form
«11^1* + <'tt^i*+«8«^«* + 2a„;r,X2 + 2a„ar,a-, +2a„a:,Ä-, = 0
geschrieben und durch
S = 0
symbolisch bezeichnet wird , so repräsentiren bekanntlich die Gleichungen
dS _ dS _ dS _
dxi ' dx^ ' dx^ '
oder
«11^1 + "it^t + «l»^8 = 0,
«it^i + «tt^t + 0,8X8 = 0,
«18^1 + «88^1 + «88^8 = 0
die in Bezug auf den durch sie ausgedrückten Kegelschnitt genommenen
Polaren der Eckpunkte des Fundamental - Dreiecks
a:i = 0,.a:, = 0, Xi = 0\
und diese drei Polaren gehen durch einen Punkt, d. i. der durch die allge-
meine Gleichung dargestellte Kegelschnitt degenerirt in ein Paar von ge-
' raden Linien , wenn
^ti I ^tt i^t» = ö ist.
«811 «881 «88
Wenn sodann durch S^i = 0 die allgemeine Gleichung eines zweiten Kegel-
schnitts
^11 V + ^«^8* + ^83^8* + 2^„a:,a:, + 2^,8^i^8 + 2^,8^t^8 = 0
bezeichnet wird, so dass
kS + Si = 0 oder
(Ard,, + -^h) -r,* + (A-«„ + ^„) x/ + (ka,, + A,,) x.« + 2 (A:a„ -f A,^) x,x^
Kleinere Mittheilungen. 141
lUe die Kegelschnitte bezeichnet, welche mit den beiden ersten durch die
nXmliehen yier Punkte gehen, 8o dient die Vergleichung der entsprechend
gebildeten Determinante mit Null zur Bestimmung der drei Paare gerader
Linien, welche jene vier gemeinsamen Punkte verbinden, oder der Durch-
Bchnittssehnen der Kegelschnitte aus der allgemeinen Gleichung. Die Be-
dittgang
^«ji + ^iif ^flit + ^iti ^«if + ^i»
liefert eine Qleichnng , welche in Bezug auf die zu bestimmende Constante
k Tom dritten Orade ist ; ihre drei Wurzeln Ar, , Ar, , Ar, sind die Coefficienten,
durch deren Einführung in die allgemeine Gleichung dieselbe die drei S7-
tteme der Durchschnittssehnen respective darstellt« Die Gleichung ist in
Tolktändiger Entwickelung die folgende:
Ar'(«iiö«»* + «««!«* + «88««*-- flii«ftÖM — 2öitfli«öts) + Ar« KiCöM* —
«tlö„) + J„ (ö,,*— •a88«ll) + ^8(fl|t' — «llO + 2^t8 («J|öt8 — «It«l8)
+ 2.^„(ö«ai, — fl,i«„) + 2^„(a,8fl„— ai8a„)] + A:[ö„.(^„« — 4i,^„)
+ «1« (^18* — ^88 At) + «88 (^It' -- ^11 ^t«) + 2fl,8 (^„ Az ~ At Az)
+ 2a,s (-^«^18 — ^11-^88) + 2a,t (^tt^lt — ^18^t8)] + ^11 -^88* + ^«8 ^J8*
Qnd sie soll zur Abkürzung durch
^•.^ + Ä«.e+^.e, + ^, = 0
bezeichnet werden. Darin sind nach einer bekannten Bezeichnung ^ und
dl die Discriminanten der beiden Kegelschnittsgleichungen , und es ist nicht
Mhwer , die geometrische Bedeutung der Coefficienten-Verbindungen 6 und
81 zu erkennen. Man findet,*) dass
e, =0
die Bedingung ausdrückt, unter welcher der zweite Kegelschnitt die Ecken
eines in Bezug auf den ersten sich selbst conjugirten Dreiecks enthält; und
dass ebenso 6 = 0
die Bedingung ist, unter welcher der zweite Kegelschnitt die Seiten eines
in Bezug auf den ersten sich selbst conjugirten Dreiecks berührt.
Die Functionen 6, 6t> ebenso wie ^, z/| sind Invarianten und alle
unveränderlichen Beziehungen beider Kegelschnitte auf einander können
dureb dieselben ausgedrückt werden.
Wenn der eine Kegelschnitt ein Kreis ist , so findet man leicht den
Satz von M. Faur e and eine Keilie von analogen Sätzen. Zum Beweise des
ersteren bildet man die Discriminante von
A j (*_«)»+ (y-/J)«-r«| + ^'+ ^-1 =0
*) Mnn yer^Iciche hierzu meine deutscbe Bearbeitung von Rev. Salmon's
ntremtUe oh Conic Sections**, welche soeben erschienen ist. Leipzig, B. G.Teubaec.
(Siehe Art. 360, 36J, Zusatz Vi, p. HO/.)
142 Kleinere Mittheilnngen.
und findet
k*.r* + k
^^b* — a'(ß* — f^)—b^a'—f^)
««6»
a«+/>«-(a»+ff«~r«) 1
Man sieht, sobald der als zweiter Kegelschnitt gedachte Kreis einem in
Bezug auf die Ellipse sich selbst conjugirten Dreieck umschrieben ist, wird
d. i. es gilt der Satz von M. Faure. ^
Setzt man an Stelle der Ellipse auch einen Kreis vom Halbmesser R^
so wird
^_2/?'^(«»+/g«-r«)
^'— 76^ •
also für den umschriebenen Kreis (r) des sich selbst conjugirten Dreiecks
in Bezug auf einen Kreis {R)
2Ä» = o« + /5«— r«;
und ebenso
also für den eingeschriebenen Kreis (r) des sich selbst conjugirten Dreiecks
in Bezug auf einen Kreis (R)
Ä« = (a«+/3^ — r*)-r«.
Beides sind Relationen, welche sich auch leicht in Sützen aussprechen
lassen.
Man überträgt ferner die vorigen Relationen auf die Hyperbel , indem
man das Vorzeichen von b* verwechselt, so dass
und für den umschriebeuen Kreis
®- ' ^* '
sowie für den eingeschriebenen Kreis
a«6« = a«(r«— /3«) + fe»(««— r«)
wird.
Für a = 6 erhält man die auf die gleichseitige Hyperbel bezüglichen
Relationen «* + /3* — r« = 0
in Bezug auf den umschriebenen Kreis , und
a* — /3' = a*
in Bezug auf den eingeschriebenen Kreis , d. i. für jedes Dreieck , welches
in Bezug auf eine gleichseitige Hyperbel sich selbst conjugirt isi, geht der
umschriebene Kreis durch den Mittelpunkt der Gurve und der Mittelpunkt
^es eingeschnehenen Kreises liegt in der Curve,
Kleinere Mittheilnngen. 143
Machen wir endlich dieselbe Entwickelang in Bezng auf die Parabel
somit ftir den nmschriebenen Kreis
P
und f&r den eingeschriebenen
d.L: der Mittelpunkt des Kreises, welcher einem in Bezog auf eine Para-
bel sich selbst conjngirten Dreieck umschrieben ist, liegt in der Directrix
— nnd für den einem in Bezug auf eine Parabel sich selbst conjngirten
Dreieck eingeschriebenen Kreis ist die vom Fnsspunkt seiner Mittelpunkts-
Ordmate an ihn au legende Tangente der entsprechenden Parabel-Ordinate
gleich.
Offenbar sind diese Entwickelungen noch bedeutend au vermehren;
eiist aber nicht nöthig, dabei zu verweilen.
Aber wir bemerken , dass sie sich sofort auf Oberflächen zweiter Ord-
•anng übertragen und dann analoge Ergebnisse für sich selbst conjugirte
Tetraeder liefern.
Wenn wir die allgemeine Gleichung zweiten Qrades in der Form
+ 2a^^x^x^ + 20^X20:4 -|- 2a,4a:,X4= 0
Mhreiben, so ist ihre Discriminante das Resultat der Elimination der Ver-
Inderlichen zwischen den Gleichungen
«11 a:, + «1,0:, + «„ä:, + 0,40:4 = 0,
«it^i + <»if ^f +«ta*f + öf4^4 = 0,
öiaar, + a„a:, + a„a:, + 0,40:4 = 0,
0,4X1 + a»4X, + a^Xj + «44X4 = 0 ,
oder
«l8»«ft»«M>«»4
^14 > •l4> ^»4> ^44
und die Bedingung
-^ = 0
drückt aus , dass die durch die allgemeine Gleichung repräsentirte Ober-
fliche zweiten Grades eine abwickelbare Regelfläche sei.
Die Verbindung zweier Oberflächen zweiter Ordnung
5 = 0,5,=0
(wobei wir in der Gleichung der zweiten die Coefficienten a durch A ersetzt
denken) liefert in
A:5+S,=0
^ =
t44 ' Kleinere Mittheilungen.
die Gleichung aller der Oberflächen zweiter Ordnung , welche mit den bei-
den ersten die nfimliche Darchschnittscnrve gemein haben, und die Ver-
gleichung der Discriminante von
kS + St=0
mit Null , oder die Gleichung
^«it + ^f» ^o„ + J„, Aro„-f^„, ka^^ + A^^
^«18 + ^18» *«f8 + ^f8l ^«88 + ^881 ^«84 + ^84
^«14 + ^14» ^«ff4+-^4, ^«84 + ^84» ^«44 + ^4^
liefert, als Bestimmungsgleichung ftir k betrachtet, diejenigen Werthe von
k^ für welche diese Oberfläche zweiter Ordnung eine abwickelbare Regel-
fläche wird. Da sie Yom vierten Grade ist; so können durch die Durch-
dringungiscurve zweier Oberflächen zweiter Ordnung vier Kegelfiächen
zweiter Ordnung gelegt werden.
Wenn wir die obige Gleichung nach den Potenzen von k geordnet in
der Form
k*.J + k\e+k*.^ + k.St + Ji=^0 '
schreiben, so drückt
e = o
die Bedingung aus, unter welcher die zweite Oberfläche die Flächen eines
in Bezug auf die erste sicli selbst conjugirten Tetraeders berührt, und
e, = 0
die Bedingung, unter welcher die zweite Oberfläche die Ecken eines in
Bezug auf die erste sich selbst conjugirten Tetraeders enthält. Lässt man
die dem Tetraeder eingeschriebene oder umschriebene Oberfläche eine
Kugel sein , oder ^
S = 0
die Form
{x-aY + (y -/J)' +(z-Y)*^f*
haben , so ergeben sich aus der näheren Betrachtung der Formen , welche
die Grössen 8, 6, nun annehmen, die dem Satz von M. Faure analogen
Sätze für Oberflächen zweiter Ordnung.
Unter jener Voraussetzung hat man folgende Werthe der Coefficienten :
au = — ß, a,4 = — y.
W^enn man nun die gegebene Oberfläche zweiter Ordnung zugleich als
ein auf seine Hauptachsen bezogenes Ellipsoid voraussetzt, so dass die
Gleichung
5, =0
die Form
x* V* 2*
annimmt, so b&t man ferner:
Kleinere MittheilungeD.
145
^11 — 3» "^tt — 1^» -^«8 ^1 "^44 A; -^Jt — -^1» -^14 ^ti = -^»4
= ^84 = 0,
nnd die allgemeine Discriminante wird :
1
* + ^, 0, 0,
— A«
0, * + ^, 0,
-*/»
0, 0, * + i,
-*y
-A«, ~kß, —ky, A(B« + |J» + y«_r»)-l
■od somit durch Entwickelung :
i(a»&« + 6«c» + i*a>) (g* + ^ -f y« — r«) — (o» + 6») c«/^
— (6«+c»)oV— (c* + a«)6«/?«— a'feV
!(«« + y + c») («^ + p* -h /— r») — (««6« -h fc'c« + c»a«) ]
««6V
— (a«a* + <>'^' + <;«y«)
. . a« + ^«+y«-r«-(a» + y + c^ 1_
■^*' a*6«c» «»6»c«'
tlto fBr die omschriebene Kugel
cf + ß* + Y*-t* = tf + b^ + c*,
in Annlogon des Satset von M. Fanre.
Für a = b = c = B,
i. l wenn das dreiachsige Ellipsoid in eine Kugel übergeht, wird
B:
«' + i3'+y*— 3r*— jR«
wuiit für die eingeschriebene Kugel
«•+/S' + y'— ;••=«*+ 2r».
Wenn man in den allgemeinen Ausdrücken das Vorzeichen von c* in
i»» entgegengesetzte verwandelt, so übertrügt man die erbaltenen Kesulr
Ute auf das einfache und durch die Vertanschung der Vorzeichen von a'
"nd b' auf das zweifache Hyperboloid.
FUr «» + 6« =--=<*
wird
^- >■ die umschriebene Kugel geht durch den Mittelpunkt ; etc.
Für die beiden Paraboloide , oder die Gleichung
-+^ — 2z = 0
a — 0
UUeäfUt t. Mtlbtmitik u. Phyik. VI, 2.
va
146 Kleinere Mittheiinngen.
hat man
— * ab
— ' ah ab ab
nnd damit hat man für die nmschriebene Kagel
2y = — (a±6),odery = — ^!^,
d. i. der MHtelpnnkt der umschriebenen Kngel eines in Bezng anf ein Pa-
raboloid sich selbst conjngirten Tetraeders liegt in einer festen Ebene.
Für das hTperbolische Paraboloid nnd a = 5 hat man
y = 0,
d. i. der Mittelpunkt der umschriebenen Kugel liegt in der durch den Mittel-
punkt der Oberflftche senkrecht zu ihrer Hauptachse gelegenen Ebene.
Femer ist für denselben Fall und in Bezug anf die eingeschriebene
Kugel
^ — 2y = 0,
d. i. der Mittelpunkt der eingeschriebenen Kugel gehört der Oberfläche an.
Man sieht, -wrie die SStze über die Oberflächen zweiter Ordnung denen
über die Curve zweiter Ordnung völlig analog sind. Das Mitgetheilte mag
genügen , um die Reihe derselben zu vergegenwärtigen.
XL Elegante Ableitung der Formeln fftr den iphiriachan Xzeeaa. Von
Dr. Oscar Werner.
Die Seiten eines ebenen Dreiecks seien p, 9, r und die diesen Seiten
gegenüberstehenden Winkel P, Qy R, die 180® nicht übersteigenden Seiten
eines sphärischen Dreiecks dagegen a, 6, c und deren Gegenwinkel ^, Ä, C.
Diese beiden Dreiecke mögen in einem solchen Zusammenhange zu einan-
der stehen , dass
pz=cos ^a . cos ^ 6, 9 = m ^ a . *f>i ^ b und r^^cos \ c»
Unter diesen Umständen ist
r^sssf^ + q*-^ 2pq .cos Ry
oder co^ 4 ^ = ^0** ^ a . cos* 4 ^ + ««* i o . sin* \ b
— 2cos ^a .cos\b . sin^a .sin ^b , cos Ry
folglich , wenn wir die goniometrischen Formeln
... 1 — cosx , , l+cos X
sm* 4 a: = = — , cosr Ix^^
■ 2 ' ' 2
und Wn X = 2 sin ^x .Cüs\x
benutzen,
^(} + cos c) = j. (1 + cos a) (1 + cos 6) + ^ (1 -^ cos a) (l — cos b)
— ^ stn a sin b cos R ^
Kleinere MittheiluDgen. 147
oder
2+2 cos c = 1 + cos ö + cos 6 + cos a cos ft + 1 — cos a — cosb
+ cos acosb — 2 sin a sin b cos R;
d.L
cos c sa COS a cos b — sin a sinb cos R.
Nach einer bekannten Orundformel der sphärischen Trigonometrie ist
aber
cos c = cosa cos b + sin a sinb cos Cj
folglich
cosR^=z — cosC; d.LÄ = 180 — C.
Ferner ist nach Frincipien der ebenen Trigonometrie
und nach einer der Neper' sehen Analogien
diher erhalten wir dnrch Vergleichnng
Umg^{P-^0) = coi^{A + B)] d.i. ^{P—0) = W^ — l{A+B).
Nehmen wir hiersn noch
P+1? = 180-.Ä = C oder 1 (P + Ö) = 4 C',
10 folgt
2 2
oder, wenn wir den sphärischen Excess, d. i. den Ueberschnss der Snmme
der drei Winkel des sphärischen Dreiecks über 180* dnrch £ beaeichnen,
P= C— \E und 0 = \E.
Fuhren wir jetzt die Werthe für die Bestandtheile des ebenen Drei-
ecb in die bekannten Formeln der ebenen Trigonometrie
"'* ^=i^ V{P + 9 + r)iq + r^p){p+r—q){p + q—r),
'^ ^ = ^y^P + ^ + '') i9 + r—p) {p + r~q) (p + g-r),
cosP=
2pr'
2qr
COSQ=^—^ 2-,
ipr
_-i/Tp + >— g) (.P + 9—r)
.1P=^
4qr
vo*
148 Kleinere Mittheilnngen.
und
ein, und berücksichtigen dabei, dass
p + q + r=icos^{a*^b) + co$^c=:2co$l{a + e — b) cos J {b + <?—«),
g + r—p = cos^€ — cos^{a + b)=2sin^{a + b + c)sinl{a + b — c),
p + r — q = cos \c + cos ^{a + b) = 2 cos l(a + b — c)cos^(a+b — c),
p + q — r = cos^{a — b) — cos\csat2sin^{a + c — b)sin^(b + c — fl),
daher
{P+q + r) {q + r—p) (p + r — y) {p + q — r)
sin I {a+b+c) sm | {b+c — a) sin ^ {a + c — b) sin ^ («+6 — c)
and
g* + r* — p* = €0^\c — {cos^^a cos'^b — sin*\asin^^b)
= cos^^c — cos ^ {a + b) cos\ {a — b)
* ., , ..,1. l + cosc — cosa — cosb
p* + r* — ^ = co^\c + {cos^^a coa^ \b — sin* ^a sin* ^b)
= eo^\ c + cos\{a + b) cos \ (a« — b)
.1 , ^i tii. l + cosa + cosb + cosc
^^cor^c+co^^a — snr\b= ,
80 erhalten wir
_0
/ j/sinl{a+b+c)sinl{b + C'-a)sinl{a+c-b)sinl{a + b—c)
iStn (O — *£*) = — : — ; : — r-r . i
«'' * ^ 2stn^asm^bcos^c
}/sin^(a+b •j'c)sin | {b+c—a) sin ^{a+C'-b)sin |(a+ft — c)
stn X JSr = ■ ; p-, z •
■ 2cos\acos ^bcos \c
2)
I ^ ^ ^ 4stn^astn\bcos^c
. . „ l + cos a + cosb + cos c
cos 4 £= ; i-; : »
' ^ 4cos ^acos ^bcos ^c
3)
isin aC-lE) ^7 A^^ i i^+b+c) sinj (b+c-a) sin^ja+c^b) cos^ja+b^c)
^ \^ t J f/^ sin^a sin ]^bcos\c *
sin l E — 7 A'^ k (g+fr+g) sin \ {b+c-a) sin j (a+c-6) sin l (a+6 -<)
4)
(IC 4 E) =l/^^ i (^ + ^+ ^) ^^ h (^+g~Q) go^ i- (q+g— ^) sin ^ (a+6-c)
1 « __'j/cos\{a^b+c)cosl {b+c—a)cos^{a-{'C-'b) cos^{a-\4h-)
* y cos ^acos ^bcos ^c
. »
icos
cos
Kleinere Mittheilangen. 140
Au den letisien beiden Formelsystemen erhalten wir endlich durch Dtvt-
aioa die eleganten Ausdrücke :
5)
Lac ■ e\-r/*9k{i>+'-^) 'gH'» + <'-*)
I tg ^ E—ytgi{a + b + c)tgl{b + c — a) tg^{a+e-b) tgl{a+b—c).
Anmerkung. Aus den Formeln 5) ergiebt sich
icng (4 C-i Ä) = '-''9h{f> + c-a)yiia+c-b)
' ^* * ' lang ^ E
Qod durch Vertauschung der Buchstaben
sowie
iang (^ - jÄ) = '«"HC^ + e-fe) to>^l(« + *-^).
Hieraus leitet man folgendes Verfahren ab , um aus den drei Seiten
emes sphärischen Dreiecks die Winkel bu berechnen :
Man bestimmt Eunächst yermittelst der zweiten Formel unter 5) die
Gröise ^E und vermittelst der darauf folgenden Formeln die Winkel A^ B
mdC.
Als Controle für die Richtigkeit der Rechnung hat man alsdann
^+^+C— 180» = ^.
(Aus den Milanges malhemaliquei et astronomiquts T« II.)
Xn. In den Monatsberichten der königl. preussischen Akademie der
Wissenschaften 1859, S. 783 ist nachgewiesen > dass das bereits bekannte
Verhalten der Gase im glühenden Zustand in inniger Beziehung mit der
Eigenschaft von Flammen steht , die an und für sich ein discontinuirliches
Spectrum geben, dünkte Streifen an der Stelle der hellen Linien erscheinen
n lassen, sobald man durch die Flammen Licht hindurchgehen lässt, wel-
ches an sich ein Spectrum ohne Streifen liefert. Um diesen Satz auch theo-
retisch abzuleiten, wird erstens gezeigt, dass für dieselbe Wellenlänge des
Lichtes oder der Wärme und für eine bestimmte Temperatur alle Körper
ein gleiches Verhältniss ihres Ausstrahlungsvermögens zum Absorptions-
▼ermögen besitzen; zweitens wird angedeutet, dass das AbsorptiociTver-
mögen der Flammen für gewisse Strahlen sehr gross sein müsse.
Um den unter 1. angegebenen Satz zu beweisen , nimmt Kirchhoff an,
dass ein Körper C in Gestalt einer unbegrenzten Platte einem andern ebenso
gestalteten Körper c gegenüber gestellt sei. Die einander gegenüber liegen-
den Oberflächen beider Platten mögen sich gegen gewisse Strahlen wie
▼oUkommcno ebene Spiegel verhalten. Der Körper C möge nur Strahlen
▼on der Wellenlänge A aussenden und absorbiren, so dass Strahlen ande-
rer Wellenlänge von seiner Oberfläche vollkommen ge8^\^«\Vii^t^«SL. \>^x
150 Kleinere Mittheilungen,
Körper c soll von allen anf ihn fallenden Strahlen einen Theil absorbiren,
einen Theil wieder aussenden. Wenn sich in diesem Systeme einmal Oleich-
heit der Temperatur eingestellt hat, so mnss jeder Körper durch Absorption
so viel Wärme aufnehmen, als er durch die Ausstrahlung verliert. Aehn-
liches muss natürlich in Bezug auf Lichtschwingungen gelten. Alle Strah-
len von der Wellenlänge X^A^ die c aussendet, werden von Cohne Ab-
sorption reflectirt , erleiden an der Oberfläche von c Absorption und Be-
flection etc. , so dass der Körper schliesslich alle Strahlen wieder aufnimmt,
die er aussendete und die eine von j1 verschiedene Wellenlänge hatten*
Eine Bedingung für das Qleichbleiben der Temperatur kann demnach nur
aus den Strahlungsverhältnissen der Strahlen von der Länge A hervor-
gehen. Um diese Bedingung aufzustellen, sei E das Emissionsvermögen
^ der Platte C, d. h. die Strahlenmenge von der Wellenlänge Aj welche die frei-
stehende Platte C nach einer Seite hin aussendet. Ferner sei A das Ab-
sorptionsvermögen der Platte C, d. h. wenn die Strahlenmenge 1 auf die
Platte C auffällt, so wird von derselben die Strahlenmenge A absorbirt.
Diese Grössen mögen e und a für die Platte c und für Strahlen von der
Wellenlänge A sein. Es findet nun in Bezug auf Strahlen von der Länge
A folgender Vorgang statt:
Von C wird aosge- Von c wird absor- Von c wird ausge- Von C wird absor*
sendet: biri: sendet: birt:
E aE {\—a)E A{l — a)E
{l—A){l'^a)E a(l— ^(1-r-ö)^ (i— ^ (l_a)«jE A{l—A){l'-a)*E
(1— ^)«(1— ö)»J& a(l— ^)«(l-a)*j& {i—A)\i—ayE ^(1— ^«(l— «)*^
etc.
{}—Ä)e a{l'-Ä)e ' {JL—A){y—a)e A{\—A){l—a)e
{\—Äf{jL—a)e a{jL—Ay{\—a)e {X—Äf\\ — afe ^(l-^)* (!—«)•«
etc.
Der Ausdruck für die Menge der Strahlen, die ursprünglich von C ana-
gingen und dann von c absorbirt werden , ist nun , wenn man der Kurse
wegen die Bezeichnung (l — ^) (l — a) = /r einführt :
aE{\+k + 1^ + J^ + ...,)=:^^.
Von den Strahlen jedoch, die c ursprünglich aussendete und nach und
nach wieder absorbirte , beträgt die Menge :
Daher ist die Bedingung, dass die lebendige Kraft der Aetherschwin-
g^ngen von c dieselbe bleibt :
aE , ai\ — J)e
oder, indem man den Werth von k wieder einsetzt:
Kleinere Hittheilangen. 151
n-(l~a)(l-^)-a(l-^)l aS_
' l TI* ^J ~" l -*'
d. b. das Verhältniss des EmiMionsvermögens zam Absorptionsyermögen ist
bei beiden Körpern gleich. Ebenso findet man leicht als Bedingung in Be-
treff des Körpers C J(\—a)E Ae
oder ri-(l— a)(l — ^)— ^(l— a)l Ae
oder e E
d.1i. die Zustände beider Körper erfordern, dass bei derselben Temperatur
und für dieselbe Wellenlänge das Verhältnlss des Emissionsvermögens zum
Absorptionsyermögen bei beiden Körpern ein und dasselbe seL Was nun
iid2. die Anwendung obigen Gesetzes auf die Oase anbelangt, so bemerkt
KirchhofT, dass das Verhftltniss beider Vermögen eine Function der Wellen-
Unge und der Temperatur sei und dass, wenn es für sichtbare Strahlen
tofange, sich von Null zu unterscheideu , der Körper anfange, Licht von
der Farbe dieses Strahles auszusenden, ausgenommen, wenn der Körper
ein yerschwiudend kleines Absorptionsyermögen habe. Bei der Tempera-
tur nun , bei welcher die festen Körper erglühen , muss dieses Verhältniss
Kbon einen bemerkbaren Werth haben , weil sie yiele Strahlen aussenden.
Die Gase erglühen bei dieser Temperatur noch nicht, indem sie ein yer-
Khwindend kleines Absorptionsvermögen und Emissionsvermögen haben.
Erhitzt man die Oase Über diese Temperatur hinaus , so erglühen sie end-
lich auch , das Verhftltniss beider Vermögen ist bei ihnen gewachsen , ihr
Emissionsyermögen ist merklich gross geworden, demnach ist auch das Ab-
sorptionsvermögen merklich grösser geworden. Dies Ist die Erklärung , die
aas Kirchhoff*s Artikel in den Berliner Berichten für die Erscheinung hervor-
ragehen scheint, dass bunte Flammen Licht ihrer eigenen Farbe absorbiren.
ZIEL Eina neue Art elektriicher Ströme von 0. Quincke. In
iwei Aufsätzen dieses Titels Pogg. Ann. Bd. 107, S. 1 und Bd. 110,
8. 88 hat der Herr Verfasser durch mühevolle experimentelle Arbeiten ge-
leigt, dass beim Durchpressen destillirten Wassers durch poröse Körper
von zwei Platinplatten elektrische Ströme angezeigt werden, von denen die
eine (nach der Strömungsrichtung des Wassers gerechnet) auf der Bergseite
des porösen Körpers, die andere auf dessen Thalseite in das destillirte
Wasser eingesenkt war und die durch Drähte mit einem Multiplicator in
Verbindung gesetzt waren. Die Richtung dieser Ströme war dieselbe, wie
die des strömenden Wassers. Die porösen Körper waren entweder Platten
▼on gebranntem Thon oder von Bunsen'scher Kohle, oder über einander
gelegte Platten reiner Seide, oder folgende gekleinte Körper, in ein plan-
parallel an den Enden abgeschliffenes Olasrohr gebxacYil xxtidi diXkiÖDi %xx ^^\v
152 Kleinere Mitthcilnngen.
Enden angebrachte Scidenplatten zusammengehalten : Elfenbeinsägemehl,
Glaspulver, reiner Quarzaand, Schwefelpulver, Kienen-, Linden-, Eichen-
holzsägespfthnc , Graphit, Eisenfeile, Platinschwamm, Porzellanpnlver,
Schellackpal ver, Talkpulver, oder es dienten durch Seidenföden zusam-
mengeschnürte Bündel Asbest als Diaphragmen. Alle diese Körper wur-
den mit Siegellack an den Endpunkten zweier Glasröhren angekittet, deren
eine die Verlängerung der andern bildete. Das Wasser, welches man
später durch einen geeigneten , mit Windkessel versehenen Druckapparat
hindurchpresste , gelangte von der einen Röhre durch das Diaphragma zur
andern Röhre, aus der es ausfloss. Der Druck, der das Wasser hindurch-
trieb, betrug bis zu 3 Atmosphären. Die elektromotorische Kraft, welche
hierbei von den Platinplatten angezeigt wurde, zeigte sich unabhängig
vom Querschnitt und der Dicke der Platte , aber proportional dem Drucke«
Der Verfasser oben genannter Aufsätze hat die Grösse dieser elektromo-
torischen Kräfte gemessen und fand , dass , wenn man die elektromotorische
Kraft der Danieirschen Kette =: 100 setzt , bei folgenden Substanzen als
Diaphragmata die elektromotorischen Kräfte bei einem Drucke von 1 At-
mosphäre durch die nebenstehenden Zahlen repräsentirt werden.
1. Schwefel 977,07
2. Quarzsand . • • • 620,49
3. Schellackpulver . 330,01
4. Seide 115,45
5. Gebrannter Thon . 36,15
6. Asbest 22,15
7. Porzellanmasse . • 10,86
8. Elfenbein 3,1
9. Thierblase (ganz) 1,51.
Ans diesen Zahlenwerthen geht hervor, dass die elektromotorischen
Kräfte bei einigen Substanzen sehr bedeutend sind, während sich die In-
tensität der Ströme wegen der geringen Leitungsfähigkeit des destillirten
Wassers nur sehr gering zeigte. Diesem letzteren Umstände kann man
nicht abhelfen, indem man verdünnte Säuren, Alkalien oder Saklösungen
durch die Diaphragmen presst, denn diese bewirken, in geringer Menge
dem destillirten Wasser beigemengt, schon eine bedeutende Verminderung
der elektromotorischen Kräfte. Diesem Umstände ist es jedenfalls zuzu-
schreiben, dass ein Versuch in grösserem Massstabe, wobei das Wasser
einer Wasserleitung durch ein Schwefeldiaphragma zu fliessen genöthigt
wurde , keine bedeutende elektromotorische Kraft ergab.
Bei dem Durchpressen von destillirtem Wasser konnte auch , wie sich
erwarten lässt, mittels des Condensators freie positive Elektricität an der
Thalelektrode, freie negative Elektricität an der Bergelektrodo nachge-
wiesen werden.
Diese durch den Druck hervorgebrachten Ströme sind Thatsache, ohne
dass es dem Verfasser der genannten Arbeiten gelungen wäre , sie mit be-
kannten Erscheinungen in Verbindung zu setzen; hingegen hat sich aus
den Vorsuchen ergeben , dass diese Ströme weder durch etwa erregte Rei-
bungselektricität zwischen dem Wasser und dem Diaphragma entstehen
konnten, noch dass es Thermoströme sind. Vielleicht ergäbe sich irgend
ein Gesetz , wenn der Verlust an lebendiger Kraft des Wassers beim Durch-
pressen durch die Diaphragmen mit der elektromotorischen Kraft der er-
rD^'ten Ströme verglichen werden könnte. Dr. Kaul.
VII.
Ueber sphärische Kegelschnitte.
Von Dr. Heilermann,
Director der Provinzial - Gewerbeschule zu Coblenz.
Von Herrn Steiner ist vor einigen Jahren eine Reihe von wichtigen
Eigenschaften der ebenen Kegelschnitte anfgedeckt worden. (Crelle's Jour-
na) Bd. 87 nnd 45.) Einige nene Sätze, welche mit denen des Herrn Stei-
ner in innigem Zusammenhange stehen, habe ich in der letzten Zeit hinzu-
geftigt (Crelie's Journal Bd. 66 und diese Zeitschrift Bd. 5.) Hierdurch
ist 10 der Frage, wie sich die sphärischen Kegelschnitte oder, was auf das-
selbe hinauskommt , die Kegel zweiten Grades in dieser Beziehung verhal-
ten, hinreichende Veranlassung gegeben. Ich habe die Beantwortung ver-
raeht nnd erlaube mir im Nachfolgenden diejenigen Ergebnisse meiner
Untersuchung, welche einigermassen wichtig zu sein scheinen, den Lesern
dieser Zeitschrift vorzulegen.
Für die Entwickelung derselben benutze ich das Verfahren meines
nayergesslichen Lehrers Oudermann, durch welches die analytischen
Untersuchungen der Sphärik den planimetrischen ganz ähnlich werden.
Die Sätze und Formeln, welche zur Anwendung kommen, sind von dem-
selben in der „analytischen Sphärik** hergeleitet worden.
§. 1.
Um die Lage eines Punktes m auf der Oberfläche einer Kugel zu be-
itimmen, wendet Oudermann zwei Quadranten von Hauptkreisen CD und
CE als Coordinaienachson an (siehe Fig. 1 Taf. IV). In ihrem Schnitt-
punkte Cj dem Anfangspunkte der Coordinaten, bilden sie im Allgemei-
nen einen beliebigen Winkel, der jedoch im Nachfolgenden immer als
Rechter angenommen ist
Durch die Hauptkreise J)m und Enij welche die Achsen in /f und L
sehneiden, wird nun der Punkt m auf die beiden Achsen bezogen , und zwar
fiad CL lud CK die Coordinaten des Punktes m. Da jedoch d\«&ft ^xct^-
geh«Mk Bar mittels der tr/^^onometrischen Tangenten m%.^c\itk\xw^Vc)^s^-
JUlMckrift für MathoiMtik u Physik. VI, 3. W
1 54 Ueber sphärische Kegelschnitte.
men, so werden auch für diese die einfachen Zeichen gewählt nnd der
Punkt m durch {xy) bezeichnet, wenn
x^=ingCL^ y = tng CK.
In dieser Bezeichnung ist
1) z:::r+ ^ -'
tng^a lng*b
die Gleichung eines Kegelschnittes, dessen Halbachsen a und b sind, und
zwar fallen die Achsen des Kegelschnittes in die Hauptkreise CD und CE,
Die Excentricität e dieses Kegelschnittes ist bekanntlich unter der Voraus-
setzung, dass a >6, durch die Gleichung
cosa
cos e == r
cos b
bestimmt« Soll nun ein zweiter Kegelschnitt
mit dem obigen die Brennpunkte gemeinsam haben und jenen in dem
Punkte {xy) schneiden, so müssen die Halbachsen desselben der Glei-
chung 2) und der Bedingung
cos tfi cos a
cos 6, cos b
genügen.
Um hieraus die Halbachsen a^ und 6| zu bestimmen , setze man
cos a cos b
^ cos a^ cos 6, ^
mithin
^ * A^ 1+öiflrV f^ l + <»flrV
und statt der Gleichung 2)
4) ^ + ?!__ = __1_
^ üig*a — tng*fi ing^b — Uig*fM, l+tng*fi
Aus diesem ergiebt sich nun zunächst
. , ^ t , ti. l+^*col*a + y*coi*b
^tng^f.==tng*atngn. ^^jr^F+fä ,
^ j stn'f* = «h'fl sin*b . (l + a:* coi*a +y* cot*b) ,
co*«^= cos^a cos*b . (1 +iP*+y*).
Die Halbachsen des Kegelschnittes 2) sind danach in folgender Weise be-
stimmt:
, __tng*a — ing*b g* tng* e ,
\ngai— j + ^„^2^— • ^^t^ — ^^t^ • ^ »
Diese Ausdrücke zeigen, dass a^ real und 6j imaginär ist, wenn a>b
und der Scboittpunkt der Kegelschnitte V) \nx4 i) > utollch (arf)^ real ist
Von Dr, Heilkrmann. 155
Da diese Cnrven mit der ebenen Ellipse and Hyperbel darin übereinstiih-
men, dass innerhalb der halben Kngelfl&che, deren Mittelpunkt der An-
faogspankt der Coordinaten ist, die erstere aus einer geschlossenen Linie
nnd die letztere aus zwei getrennten Zweigen besteht, so wird nach Ouder-
mann jene eine sphärische Ellipse nnd diese eine sphärische Hyperbel ge-
nannt.
Wenn der Schnittpunkt {xy) der Kegelschnitte 1) und 2) in einem
Scheitel der kleinen Achse BB^ (Fig. 2 Taf. IV) der Ellipse 1) liegt, so ist
«ssO, y= + tngb,
ingai^=0,ingbi= + sine y — l.
Wenn zweitens der Punkt (xy) ein Scheitel der grossen Achse ^^j ist, also
j?= + inga,y = 0,
lOlBt
tngai = + tnge,tngbi=:^0,
mithin reducirt sich der confocale Kegelschnitt 2) auf die beiden Brenn-
punkte des Kegelschnittes 1). Nehmen wir nun an , dass a; > (n^ a , so '
wird der Schnittpunkt {xy) imaginär, weil unter dieser Voraussetzung nach
Gleichung I)
negativ ist; mithin sind jetzt beide Halbachsen des Kegelschnittes 2) real.
Wenn insbesondere
ing*a (ng^b >
tng e ' sin e'^ '
«0 ist
oder es ßtllt der Kegelschnitt 2) mit dem ursprünglichen zusammen. Wird
mietet
x=:(sj und ^ = — <N^ ,
80 folgt daraus
flj = ^n und 6, = ^TT,
d. h. der confocale Kegelschnitt 2) geht in den Hauptkreis DE (Fig. 2 Taf. IV)
tiber.
Zwischen diesen speciellen Werthen a: = 0, x = ing a, a: =
nnd x = rsj liegen nun der Reihe nach die Werthe, für weiche der confo-
etia Kegelschnitt 2) eine Hyperbel, oder eine von der Ellipse 1) einge-
lehlossene , oder eine dieselbe einschliessende Ellipse ist.
§.2.
Die Hanptkreise, welche die confocalen Kegelschnitte 1) und 2"^ in.
ihrem Sehnittponk^e (j:^) berühren, sind
156 Ueber sphärische Kegelschnitte.
und der Winkel , welchen sie bilden, ist nach S« 11 der „analytischen Sphä-
rik" ein Sechter, denn .
Uig^a ing*ai tng^btng^h^ "*" ~ *
wie sich sogleich ans den Gleichungen l) und 4) durch Subtraction ergiebt.
Da nun hiernach die confocalen Kegelschnitte , auf der Kugel eben so , wie
in der Ebene, sich unter rechten Winkeln schneiden, so ist die Berührende
7) eine Normale des Kegelschnittes 2) und die Berührende 7*) eine Normale
des Kegelschnittes 1). Setzt man in die Gleichung der letzteren die Werthe
von ing^a^ und tng*bi, so erhält man durch einige Umformungen
' sin^a — sin^b* X 8in*b — sin*a' y '
als Gleichung des liauptkreises, welcher im Punkte {xy) den Kegelschnitt
l) unter rechtem Winkel schneidet.
Damit in dieser Normale der Punkt n= (^iVi) l^^S^v muss
^. $in*a — c sin^b — c
8m*a '^' stn*b
wo die Länge des Bogens, welcher von dem Punkte n = («,y,) und den
Fusspunkt der Normale m= (xy) begrenst ist, durch die Grösse c be-
stimmt wird. Bezeichnet man diesen Bogen mn mit d, so ist nach §. 6
der „analytischen Sphärik*'
. 1+ xXi+ yyt
cos d = — ;
oi)n erhält man aber dnrch Einsetzung der Werthe von x^ and y,
l+xx + yy, = (l—c) (l +«• + }/>),
folglich
10) tngä=±—j/ j^j_j-j_5 ,
und das Zeichen + ist jedes Mal so zu wählen , wie es die Länge des Bo«
gens d erfordert Setzt man c = — <x>, so liegt nach den Gleichungen 9)
der Punkt n = (dTiyi) in dem Uauptbogen DE^ mithin ist nach 10)
,^ ^/i + x*col*a + y^cot*b
~ i+^ + y"
wenn der Schnittpunkt der Normale 8) und des Hauptbogens DE mit Ji be-
j^eichnet wird. '
mR = j/-
Von Dr. Heilermann. 157
Hierdurch ist nun zagleich daa Stück der Normale bestimmt, welches
doreh eine vom Anfangspunkte C darauf gerillte Senkrechte begrenzt wird,
denn es ergänzt den Bogen rtiRzu einem Quadranten; es ist also, wenn die
Tanf^te desselben mit | bezeichnet wird,
ind wmit entsteht sos Gleichung iO)
13) fi'»^<*=±fz:^- .
Wenn man denselben Werth in die Gleichung 5) einsetzt, so ergiebt
neb noch
ij\ s tnga.ingb
14) rn^^ = -2__2-..
§. 3.
Fflr den Pnnkt 0, wo die Normale des Punktes m in die grosse Achse
einsehneidet, ist wegen der Gleichungen 0)
folglich nach der Formel 13)
15) tngmQ^^.
Eben so ist fttr den Einschnitt P in die kleine Achse
und
15») . mgmP='!^.
Nimmt man nun noch hinzu , dass
tngmR^=: - ,
so erhftlt man
r> . ^ T* ing*atng*b
tngmP .tngmQ.ingmR:=i .^ *
Daza ist nach $. 71 der analytischen Sphärik der Krümmungshalbmesser h
des Kegelschnittes 1) für den Punkt (xy) mittels der Gleichung
^9^^= Fi
sa bestimmen, folglich ist auch
16) tngmP.tngmQ .1ngmR = tngh,
Da jede Seite des dreirechtwinkligen Dreieckes CDB tXu Achse des Kegel-
schnittes 1) angesehen werden kann, so ist durch diese Gleichung folgende
Eigenschaft der sphärischen Kegelschnitte dargestellt:
Das Produkt aus den Tangenten der drei Abschnitte
welche auf einer Normalen eines sphärischeuKeg^l^^^'^xVV.^^
1 58 lieber Bphärische Kegelschnitte.
einerseits durch ihren Füsspnnkt nnd andererseits durch die
drei Achsen begrenzt werden, ist gleich der Tangente des
zugehörigen Krümmungshalbmessers.
Berücksichtigt man nur die Werthe von tngmP und ingmQy so ergiebt'
sich durch Umkehrung des Zusammenhanges , welchen dip Gleichungen 15)
ausdrücken, folgender Satz: Werden die Schenkel eines rechten
Winkels von einem Hauptkreise geschnitten und in deim letz-
tern ein Punkt so bestimmt, dass die Tangente jedes Ab-
schnittes, multiplicirt mit der Tangente des Abschnittes,
welqhor durch die vom Scheitel des rechten Winkels gefällte
Senkrechte begrenzt ist, ein constantes Produkt bildet, so
liegt jener Punkt in einem Kegelschnitte, für welchen jene
Produkte die Quadrate der Tangenten der Halbachsen sind,
und jener Hauptkreis ist eine Normale desselben.
Die Voraussetzungen, welche in diesem Satze gemacht werden, sind
auch durch die beiden Hauptkreise 7) , welche die Kegelschnitte 1) nnd 2)
im Punkte m = {xy) berühren und von den Achsen derselben in den Pnnk*
ten ^ und £),, i'und P^ geschnitten werden, erfüllt: es ist nämlich nach
den Gleichungen 7)
X X
und durch die vom Punkte m auf die Achse AA^ gefällte Senkrechte mL
wird der Bogen CL abgeschnitten, von welchem
tng CL=^Xy
folglich ist
tng CO . tng CL = tng^Oi , tng CQ^ . tng CL = tng^a.
Es liegt mithin der Mittelpunkt C in einem Kegelschnitt, dessen Achsen
2a und 2a, sind und in den Berührenden 7) liegen, und die Axe AA^ ist
eine Normale desselben. Bezeichnet man mit $ und 17 die Tangenten der
Coordinaten des Punktes C in Bezug auf die Hauptkreise 7) als Coordinaten-
achsen , so ist dieser Kegelschnitt
17) _!!_+_?!_ = ,.
tng^a Uig^a^
Dasselbe gilt in Bezug auf die Achse B B^ und zwar ist sie eine Normale
des Kegelschnittes
^ tng^h^tngH, '
von welchem sie im Punkte C geschnitten wird.
Auch diese Kegelschnitte sind confocal uud zwar ist nach der Glei-
chung 3) der Bogen ft ihre gemeinsame Excentricität.
Hiernach haben die sphärischen Kegelschnitte mit den ebenen auch
folgende Eigenschaft geraeinsam.
Werden um den Schnittpunkt zweier confocalen Kegel-
Von Dr. Heileruann. 169
<WIM^<W»^W^^Wl
lelmitte swei neue Kegelschnitte beschrieben, welche die
Berihrenden des Schnittpunktes als Achsen enthalten und
die Achsen derselben im Mittelpunkte bertthren, so sind auch
dieae Kegelschnitte confocal.
§.4.
Aus den Oleichungen 0) folgt sogleich, dass auch der Punkt n = {x^ ^j),
dessen Coordinaten
sin*a — c tm*b — c
* stn^a sm^b ^
nnd , in einem Kegelschnitte
^*^ ^■•"^=^
liegt und awar sind die Halbachsen desselben
sin*a — c ^ sin*b — c
1nga=i-. , tngß:=-r-r -.>
9 *' 9m a cos a '^ stnb cosb
Ans diesen Werthen erhält man dann zur Bestimmung der Ezcentricität s
dieees Kegelschnittes
cos $^=zcose Yf ^-____
/{\ — cy — i^cot^a coi*b
T (l~c)* + <
19)
5f n s = sme i
»c^coi^a *
,/(l —ey—c^ cot*a col*b
■ = ^^^^r (il-cr+<-cotn '
Wird nun noch in der Normalen 8) auf der entgegengesetzten Seite
des Fusspunktes ein zweiter Punkt iti s= {x^y^) durch die Coordinaten
sin*a+Cä sm^b + c*
stn^a ^' sm*b
bestimmt, so liegt dieser in dem Kegelschnitte
dessen Halbachsen die Gleichungen
tng Ol = -: , ing ßt s=i -r—r -
stna cos a ^ stn b cos b
angeben. Sollen nun die beiden Punkte n und n^ von dem Fusspunkte m
der Normale gleiche Entfernungen haben , so muss nach Gleichung 10) der
Bedingung
' e c,
GcDttge geschehen. Wenn aber diese Bedingung erfüllt ist, so haben auch,
wie die Ausdrücke 10) zeigen, die Kegelschnitte 18) und 20) dieselbe £x-
eentricitSt.
Werden also auf einer Normale eines sphärischen Kegel-/
160 ( Ueber sphärische Kegelschnitte.
Schnittes Tom Fusspnnkte ans nach beiden Seiten gleiche
Stücke abgeschnitten, deren Tangenten mit der Tangente
des Abschnittes, welchen die yom Mittelpunkte auf die Nor-
male gefällte Senkrechte begrenzt, Produkte von constanter
Grösse bilden, so sind die Ortscurven der Schnittpunkte swei
confocale Kegelschnitte.
Die Punkte m, n und fi| sind entsprechende Punkte in den Kegel-
schnitten 1), 18) und 20), denn es verhält sich:
$in*a — c sin*a + Ct
X : — r-s — . X •• r-i .x = ing a : tng a : tng Uu
sin^b — c 8in*b + c,
Wenn man diese Beziehung umkehrt und den vorhergehenden Satz hin-
zunimmt, so ergiebt sich folgende Eigenschaft der confocalen Kegel«
schnitte :
Der Hauptbogen, welcher zwei entsprechende Punkte,
zweier confocalen Kegelschnitte verbindet, ist in allen La-
gen Normale desselben drittten Kegelschnittes und wird
durch diesen halbirt.
§.5.
Nach den Gleichungen 19) und 13) liegen die gemeinsamen 3rennpunkte
der Kegelschnitte 18) und 20), ftir welche
in der grossen Achse des Kegelschnittes 1), wenn
itngd<inga^gb'^
sie liegen aber in der kleinen Achse desselben , wenn
^ingd>tnga1ngb
und fallen mit dem Mittelpunkte zusammen , wenn
iingd^=ztnga1ngb.
In dem letzten Falle ist
C Ci
mithin
i_e-i4!7;='^«'"'*'
ft - . sin a sin b sin a sin b
^ "" — cos {a-b) ' ""' ~ cos (a^b) '
und durch diese Werthe nehmen die Punkte n und n, besondere Lagen an,
welche mit r und r^ bezeichnet seien; und zwar sind nach 0) die Coordina-
ten dieser Punkte
""'— tnga -^'y«— tngh •"•
Die Punkte r nnd r, liegen also in den Kreben
Von Dr. Heilebmann. 161
M) ^,* + y,' = %*(« + ft),
oder: Werden nmdenMittelpankteinerEllipse mitderSamme
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so wird
TOD diesen jede Normale der Ellipse in zwei Punkten ge-
schnitten, welche dem Fnssp unkte entsprechend undvondem-
selben gleich weit entfernt sind.
Der Bogen mr=zmri selbst, welcher durch diese Kreise abgeschnit-
ten wird , ist nach 13)
ing aingh
23) ing tnr =• ing mr^ =
und wegen der Gleichung 14) ist
i»r = mr = fA.
Danon, wie oben erw&hnt, ft die Excentricitftt der confocalen Kegel«
seimitte 17) ist, so ergiebt sich für diese auch folgende Eigenschaft:
Werden für irgend einen Punkt einer sphärischen Ellipse
die Kegelschnitte gezeichnet, welche die Normale und Be-
rührende dieses Punktes als Achsen enthalten und die Ach-
sen der Ellipse im Mittelpunkte berühren, so liegen die ge-
meinsamenBrennpi^nkte dieserKegelschnitte in deuKreisen,
welche um den Mittelpunkt der Ellipse mit der Summe und
Differenz ihrer Halbachsen beschrieben worden sind.
Da nach den Gleichungen 15) und 23)
24) ing* mr =s ing* mri = ing m P , tng m 0 ^
so liegen die Punkte r und r^ harmonisch gegen Pund Q', oder:
Jede Normale einer sphärischen Ellipse wird von den um
ihren Mittelpunkt mit der Summe und Differenz der Halb-
«ehsen beschriebenen Kreisen in zwei Punkten geschnitten,
welche dem Fnsspunkto der Normale entsprechen und gegen
diein den Achsen gelegenen Punkte derselben Normale har-
monisch liegen.
Wenn man die oben hergeleiteten Werthe von tngmPnnd ingmr in
die Gleichung
^ • tngmP — ing tnr
ing rP=' — -^
l+ingmP. ingmr
«insetzt, so entsteht
ij^,^p^(ingj,^ingb)iinga
und
(ing a — ing b)^ ing a
'^'"'^"^j/ing^a + ^^j/ing^aing'b + i*'
Eben so findet sich
{ing a + ingb) ^tnga
162 lieber sphärische Kegelschnitte.
{tnga — ingb)iingb
sin rQ =
sinriO =
j/ing^ 6 + 6« j/infa tnfb + {«
{tng a — tngb)^ tng b
'/tng^b + ^^j/tns^atng'b+V'
folglich ist
^ i ^*^ ^^ • ^^ ''« ^^^ ^ ^ — ing b \ fng a -{- ing b = sin [a — 6) : ^ (n + b\
'^sinrO:sinriQz=tnga — tng b : ing a + Ing b =s sin (a — b):8in (a + b).
Aus diesen Proportionen ergiebt sich nnn zur Ergänzung des vorhergehen-
den Satzes folgende Eigenschaft der sphärischen Kegelschnitte :
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mit der Summe
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so wird
das Stück jeder Normale, welches durch die ihrem Fuss-
punkte entsprechenden Punkte dieser Kreise begrenzt ist,
▼on denAchsen derEllipse so getheilt, dass die Sinusder Ab-
schnitte in einem constanten Verhältnisse stehen.
Die besonderen Werthe unter 21) sind die wichtigsten, welche die
Grössen c und Ci annehmen können ; einige andere sollen nur eben erwähnt
werden.
Setzt man
— Z = 7irr = 1, also c = J, Ci = no,
1 — c l + Ci
so geht die Ellipse 20) in den Hauptkreis DE über und die confocale 18) in
cot* 2a cot* 2b
Dieselben Linien erhält man durch
indem der Kegelschnitt 18) in den Hauptkreis und der zugehörige 20) in
die vorstehende Ellipse übergeht.
Wenn
c c
-^— = ro, also c = • — C| = 1 ,
l—C l + Ci
so ist nach der Gleichung 10) der auf der Normale abgeschnittene Bogen d
ein Quadrant und die beiden confocalen Kegelschnitte 18 und 20) fallen in
den einen
cot*a cot*b
zusammen , welcher von dem ursprünglichen die reciproke Curve ist , d. h.
von allen Hauptkreisen , welche die Ellipse 1) berühren , die Mittelpunkte
enthält.
§. 6.
Der Bogen mQy welcher einerseits durch den Fusspunkt der Normale
und nndcrcrseii» durch ihren Einschnitt in die grosse Achse begrenzt wird,
Von Dr. Heilekmann. 163
ist durch die Gleichung 15) bestimmt. Wird dorsolbe mit q bezeichnet und
mittels der Gleichung 14) die Grösse £ eliminirt, so ist
Darch Einsetzung dieses Werthes kann man den Halbachsen des Kegel-
schnittes 2), welcher durch den Fnsspunkt der Normale geht, und den Co-
ordinaten ihres Fusspunktes folgende Form geben :
tng^a / tng^ b — ing^ g tng b -./Ing* a ifig^ g — tng* b
tng e r (ng^ b + Uig* a In^ g ' *fw c Y ing^ a tng^ g + tng* b'
Zugleich ist wegen der Gleichung 7*) der Bogen CQ^ welcher von dersel-
ben Normale auf der grdssen Achse abgeschnitten wird, durch die Glei-
chnng
ingCQ's=^
tn^ a,
X
bestimmt. Wenn man noch den Werth von x einsetzt, so entsteht
28) tngCQ^''^''^'^^' Ringel/ jf '~f^^^ .
^ ^ ^ tnga ^ f lnfb + ing*aing*g
Hau denke sich nun um den Punkt mit dem Halbmesser g einen Kreis, if
beschrieben; dieser berührt den Kegelschnitt I) in zwei gegen die grosse
Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und iRi , und der Hauptbogen m m^
schneidet die grosse Achse in einem Punkte L , so dass
^2; ^ % « - ^^^ g| _ (V^ / in^b — tn^g
tng e tnge r tn^ b + tn^ a tng* g'
Man sieht sogleich , dass
3«) tng C 0 . tng CL — tng*a^,
folglich ist der Mittelpunkt einesKrelses, welcher ein enfCegel-
ichnitt in zwei gegen die erste Achse symmetrisch gelegenen
Punkten berührt, in Bezug au f den confocalen Kegelschnitt,
welcher durch dieBerührungspunkte geht, derPoldesHaupt-
kreises, in welchem die Berührungspunkte liegen.
Der grösste Werth , welchen der Halbmesser g des doppelt berühren-
den Kreises E annehmen kann , ist
nnd zwar ist dann zugleich
fl, = 0 , (wgf 6, =Ä jm ^ ^— 1 , dP = 0 , y = ^p 6 ,
CÖ = 0,Ci = 0,
mithin berührt dieser Kreis die Ellipse 1) in den Scheiteln der kleinen
Achse. Der kleinste Kreis, welcher die Ellipse in zwei realen, gegen die
grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt, ist bestimmt durch
tng^b
tng g = ;
tnga
164 Ueber sphärische Kegelschnitte,
zugleich ist
'^^^ = ^'^^ = «5
es fallen also die beiden Bertthrnngspunkte in einen Scheitel der grossen
Achse zasammen nnd ftir diesen ist der zugehörige Werth von ^ der Krüm-
mungshalbmesser. Wenn endlich der Halbmesser
gesetzt wird , so ist
^ * ' Inge ^ -^ 9ine^
CQ = e^ingCL = ^—.
Es geht also in diesem Falle der doppelt berührende Kreis K in einen
Brennpunkt und der Hauptbogen , in welchem die Berührungspunkte des-
selben liegen , in die zugehörige Directrix über.
Jenachdem nun
in^h '
oder
in^h
>ingQ>1ngO,
tnga
findet zwischen dem Berührungskreise IC und der Ellipse i) eine Berührung
in zwei realen oder imaginären Punkten statt*
§•7.
Der Hauptbogen r = n^, welcher einen beliebigen Punkt n = (^lyO
des Keglschnittes 1) mit dem Punkte Q = ( ; o) in der grossen Achse
verbindet, ist mittels der schon mehrfach angewandten Formel zu bestim-
men > nämlich
l+^.lVat
€08 ri
Nun ist aber nach der Oleichung 0)
^"*" «» ~ tn^a
und
X tng'a
weil dazu der Punkt n = {xiy^ in der Ellipse 1) liegt, so ist auch
Von Dr. Ukilebmann. 165
1 + s, +y, ___j^_
aod durch Einsetzung dieser Wertbe entsteht
ng a cos b (Uig^ a + xx^ tn^ e)
cos r = — — - •
ying^ a + x^ In^ e ytng^ a + x* tng* e
Wenn nnn insbesondere der Punkt n = (j?,y,) mit dem Punkte m = (xy)^
wo der Kreis IC den Kegelschnitt 1) berührt, zusammenfällt, so geht der
Bogen 910 = r in den Halbmesser q über, mithin ist zunächst
cos Q = tnga cos b 1/ -^ — , .. \
^ r ing*a + a^ tng* e
and weiter
cos r ing^ a + a? jr, tng^ e
cos Q ytng^a + jr/ tng e j/tng' a + x^ tnf e
Man beachte nun zuerst , dass nach den Gleichungen 6)
x tng e tng a
stn Ä, = , cos Ai = :
ytn^ fl + a** tn^ e ytn^ a + ;r* tng^ e
setze dann nach Analogie dieses Werthes
tng e
also
x* tng e tnga
stn g>, = . , cos <p^ =
yin§^ a + Ä-|* tng* e ytn<f a + x^ inf e
Qnd berücksichtige ferner noch , dass der Quotient cos ricosq auch der
Cosinus der vom Punkte n =: {x^y^) an den Kreis gezogenen Berührenden
' ist Hierdurch erhält man aus der vorstehenden Gleichung
cos t = cos Aj cos 9>| + sin a^ sin 9, ,
oder
31) <=±(fli — g>i),
wo das Zeichen + so zu verstehen ist, dass der Werth von t immer posi-
ti? wird.
Da nun a^ und (p in den Hyperbeln , welche mit der Ellipse 1) die
Brennpunkte gemeinsam haben und durch die Punkte m =p {xy) und
n = (X| y,) gehen , die realen Halbachsen sind und die eine von beiden ne-
gativ zu nehmen ist, wenn diese Punkte m und n auf verschiedenen Seiten
der kleinen Achse liegen , so ergiebt sich aus der vorstehenden Gleichung
folgender Satz:
Wird eine sphärische Ellipse von einem Kreise in zwei
gegen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m
und ffij berührt und von einem beliebigen Punkte n derEllipse
an diesen Kreis eine Berührende gezogen, so ist diese Linie
gleich der Summe oder Differenz der realen Halbachsen der
Hyperbeln, welche mit jener Ellipse coufocal sind viud d\^-
•elbe in den Poaktea m und n schneiden^ 3etittiQ\idi^TGL ^\^%^
166 Ueber ftphärische Kegelschnitte.
Punkte auf verschiedenen oder derselben Seite der kleinen
Achse liegen.
Von diesem Satze will ich hier nur zwei besondere Fälle hervorheben.
Wenn zuerst x = 0 also auch 0^=0 ist , so geht die Gleichung 31) über in
oder: Die Berührende, welche von einem beliebigen Punkte
einer Ellipse an den über der kleinen Achse beschriebenen
Kreis gezogen wird, ist gleich der realen Halbachse der Hy-
perbel, welche durch diesen Punkt geht und mit der Ellipse
confocal ist.
Wenn zweitens der Bogen g> = 0 oder der Punkt n = (j?iyi) in einen
Scheitel der kleinen Achse liegt , so ist
' = «1,
d. h.: Zieht man einen Kreis, welcher eine Ellipse in zwei
gegen die grosse Achse sym metrisch gelegenen Punkten be-
rührt, von einem Scheitel der kleinen Achse eine Berührende,
so ist diese gleich der realen Halbachse der Hyperbel, welche •
durch jeriie symmetrischen Punkte geht und mit der Ellipse
confocalist.
Ich nehme jetzt an , dass die Ellipse l) von zwei Kreisen in je zwei
gegen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m , m| und p , Pi
berührt wird, und bezeichne die realen Halbachsen der Hyperbeln, welche
durch diese Pnnktenpaare gehen und mit der Ellipse 1) confocal sind, durch
«1 und a^. Wird nun von einem beliebigen Punkte n = (^Tj y,) , welcher in
der Ellipse l) so liegt, dass
tnge
an jeden dieser Kreise eine Berührende gezogen und diese mit / und i^ be-
zeichnet, so ist nach der Gleichung 31)
r = »+ (ö, — (pi) und /, = + (flf — 9i),
und daraus ergiebt sich sogleich
32) ^ t + t, = +{a, + a,).
Die Eigenschaft der Kegelschnitte , welche diese Gleichung darstellt , kann
man in folgender Weise ausdrücken:
Wenn eine sphärische Ellipse von zwei Kreisen in je zwei
gegen die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m,m|
and/>,j9, berührt und von einem beliebigen Punkte n derEl-
lipse an diese Kreise Berühr ende gezogen werden, soistdie
Summe oder Differenz dieser Linien constant, jenachdem der
Punkt n zwischen den Hauptbogen mm, und pp, liegt oder
nich t.
Diese constante Grösse ist die Summe oder Differenz der realen Halb-
achsen der Hyperbeln , welche durch die Punkte m und p gehen und mit
Von Dr. Heilermann. 187
der Ellipse 1) confocal sind y jenachdem diese Punkte auf verschiedenen
oder derselben Seite der kleinen Achse liegen.
Für den speciellen Fall, wo die beiden Berühmngskreise in die Brenn-
punkte tibergehen, ergiebt sich ans dem vorstehenden Satze die allbekannte
Eigenschaft der Brennstrahlen eines Kegelschnittes.
§. 8.
Nach der Gleichnng 31) ist
• / ^ . cosa* cos a», tnge ,
im / = + C05 flj cos q>i [Irg^a^ — ing ^,) = + ~ [x — a?,).
Wenn man noch von dem Punkte n = {x^ y,) auf den Hanptbogen mnti, wel-
cher durch die beiden Berührungspunkte des Kreises K geht , eine Senk-
rechte s fällt, so ist nach S. 13 der analytischen Sphärik
• X — m» , cos h cos g>, , .
Aus der Verbindung dieser Gleichungen ergiebt sich
sin t inge cos a^
oder weil
i/l+jj»,
sms ' tngacosb '
ing e sin e . ing a
^ r = -: — und cos a, =3 ^ ,
ing a cos b stn a }/tn^ a + x^ ingU
80 ist
33) — = -^~ 7/__L±-^_
' sins cosar in^ a + x* in^ e'
Diese Gleichung zeigt, dass das Verhältniss sin i: sins von der Lage des
Punktes nt^ (^i^i) unabhängig ist, und enthält also folgende Eigenschaft
der sphärischen Kegelschnitte :
Wird eine Ellipse von einem Kreise in zwei gegen die
grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und m, be-
rührt, von einem beliebigen Punkte der Ellipse an diesen
Kreis eine Berührende gezogen und auf den Hauptbogen,
welcher durch die Berührungspunkte m, mj geht, eineSenk-
leehte gefällt, so stehen die Sinus dieser Linien in einem
eonstanten Verhältnisse.
Der Exponent dieses eonstanten Verhältnisses, welcher bei den ebenen
Kegelschnitten auch von der Lage oder Grösse des doppelt berührenden
Kreises anabhängig int, nimmt auf der Kugel für verschiedene Kreise ver-
schiedene Werthe an. Um dies deutlich zu zeigen\ gebe ich der Gleichung
Z$) durch einige Umformungen mittels der im S. 6 entwickelten Werthe eine
Gtestaky welche die Abhängigkeit des Verhältnisses von dem Halbmesser
des doppelt berührenden Kreises angiebt; eine solche ist:
sin i sin e -,/ ing^ b — ing' q
^ sin s sin a ' A ing^ a — tnf b *
168 lieber sphäriBche Kegelschnitte.
Hieraus sieht man sogleich, dass dies Verh<niss desto kleiner ist, je
grösser der Ilalbmesser q des doppelt berührenden Kreises ist.
Wenn zuerst
^ = 6,
also die Berührung in den Scheiteln derlileinen Achse stattfindet, so ist
sin t sin e
sifi s sina'
Wenn zweitens
^^ inga'
mid somit, wie oben erwähnt, die Berührungspnnkte in einen Seheitel der
grossen Achse zusammenfallen , so bt
sin i sine 1
sin s sina' cos b '
Den grössten Werth erreicht das VerhXltniss, wenn der doppelt berührende
Kreis in einen Brennpunkt übergeht und zwar ist dieses Maximum
sin t sine -w/ Ui^ a tn^ b
sin s sinaf In^ a — tn^ b *
Wenn nun eine sphärische Ellipse vqn einem Kreise in zwei realen , gegen
.die grosse Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt, so liegt das Ver-
hftltniss sin tisins zwischen dem ersten und zweiten dieser speciellen Wer-
the, d. h. es ist
sin e sin t sine
sin a sin s sin a cos b
Für alle Kreise aber, welche eine Ellipse in zwei imaginären Punkten be-
rühren, liegt dasselbe Verhältniss zwischen dem zweiten und dritten Wer-
the, oder
sine sin t sin e y/ tn^ a tng^-b
sin a cos b sin s stna'f tng^ a — tn^ b
Nach der Gleichung 33) kann auch leicht der doppelt berührende Kreis
bestimmt werden , für welchen , wie bei einer ebenen Parabel ,
5f>l /
—: — = 1 oder t=s:
sms
setzt man nämlich diesen Werth in jene Gleichung ein , so ergiebt sich
34) x = + co( e.
Wird also eine sphärische Ellipse in zwei (realen oder
imaginären) Punkten, welche von einem Brennpunkte um
einen Quadranten abstehen, von einem Kreise berührt und
von einem beliebigen Punkte der Ellipse an diesen Kreis eine
Berührende gezogen, so ist diese gleich der Entfernung des-
selben Punktes von dem Hauptkreise, dessen Mittelpunkt
jcnerB renn punktist.
Von Dr. PIeilermann. 169
Die vorstehende Bedingung 34) kann wegen der Gleichung 6) auch
durch
tnga .inga^^zl oder a+a^ = ^w
ersetzt und somit für die zuletzt erwähnte Eigenschaft der Kegelschnitte
ein etwas veränderter Ausdruck gegehen werden.
Da, wie oben erwähnt, das Verhältniss sin t: sin s sein Maximum er-
reicht, wenn
A = 0, also a5= -^ — ,
Inge'
8o giebt es nur dann einen doppelt berührenden Kreis, für welchen
gmt=^sin8j wenn
^ cot e oder a^ Itv.
tnge ^ ~ *
Wenn insbesondere a = ^9v, so ist, wie auch bei der ebenen Parabel , jeder
Punkt des Kegelschnittes von seinem Brennpunkte ebenso weit entfernt,
als von der zugehörigen Directrix.
§.9.
Der Bogen m P, welcher durch die kleine Achse der Ellipse auf der
Normale des Punktes m =r (or^) begrenzt wird, sei dem Vorhergehenden
entsprechend mit ^, bezeichnet ; es ist mithin nach den Gleichungen 14)
und 16*)
35) tngg, = —-^.
Die Halbachsen a^ und h^ des confocalen Kegelschnittes, welcher durch
den Punkt m^az(my) geht, und die Coordinaten des Schnittpunktes selbst
nehmen durch Einführung dieses Werthes folgende Form an :
_ , tnga /in^a — tnf b tng^ p, ^ _ in^b / infg^ — in^a
— tng er ütg^ a + tns^ b tng^ Qi' ^ ~ — sin € r infa + ing*b tnffg^ '
Der Bogen CPy welcher durch die Normale des Punktes m = {xy) auf der
kleinen Achse begrenzt wird, ergiebt sich nach 7*) aus der Gleichung
ingCP = -^,
und wenn man aus dieser die Grösse y entfernt , so ist
s^^ r> f>_ ^^^^ sine}/^ _ ^.^,,/ ing^ Qi — t^ig^ a
Ina CP^=^ T- = — sine 1/ - — ; — r-— — zrz— — 5 — .
^ ingb f ing^ a + ing* b tng* Qt
Der Kreis JT,, welcher um den Punkt Pmit dem Halbmesser ^, be^
achrieben« wird, berührt die Ellipse in zwei gegen die kleine Achse sym-
metrisch gelegenen Punkten m und uti , deren Coordinaten zu den obem
stehenden Werthen s und y gehören. Der Hauptbogen, welcher durch
Z«itMkrin r. BUtheiMtik u. Physik. VI, 3. VI.
170 Ueber sphärische Kegelschnitte.
diese Punkte geht, schneidet also anf der kleinen Achse einen Bogen CK
ab , für welchen
61) tngCK^ sin eV^^~ lüT^ ' F tn^a + infbin^Q^
Aus den beiden letzten Gleichungen folgt nun sogleich
38) ing CP .tngCK = in^ b^ ,
d.h. der Mittelpunkt einesKreises, weicher einen sphärischen
Kegelschnitt in zwei gegen die kl eine Achse symmetrisch ge-
legenen Punkten berührt, ist in Bezug auf den confocalen
Kegelschnitt, welcher durch die Berührungspunkte geht,
der Pol des Hauptkreises, in welchem die Berührungspunkte
liegen.
Der Halbmesser q^ ^^^ doppelt berührenden Kreises K^ erreicht seinen
kleinsten Werth , nämlich
wenn
fl, = ^, 6, = 0,«= + ffi^fl, y = 0,
(7/>=0, CK = Q,
mithin berührt der kleinste Kreis die Ellipse in den Scheiteln der grossen
Achse. Der kleinste Werth von (,, für welchen die Berührungspunkte des
Kreises /f, real sind , genügt der Gleichung
tn^ a
und zugleich ist
a, = 0 , ing bi^:^ sine ]/ — l,jr = 0,y= + 6iflf6,
t„gCPz=-^J^^CK = b;
ingb
es fallen also die beiden Berührungspunkte dieses Kreises in einen Schei-
tel der kleinen Achse susammen und der oben angegebene Werth von ^|
ist der zugehörige Krümmungshalbmesser. Wenn endlich der doppelt be-
rührende Kreis Kx in einen Hanptkreis übergeht, also
gesetzt wird, so ist
ingb' ^ sine
Dieser Hauptkreis ist die Grenzform der Kreise, welche einen Kegelschnitt
in zwei gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten berühren
und entspricht in dieser Beziehung den Brennpunkten, welche die Grense
der innereD ^erfihrangskreise sind.
Von Dr. Heilekmann. 171
§. 10.
Der Haaptbogen r, = nP, welcher einen beliebigen Pnnkt n = (ir,y,)
in der Ellipse 1) mit dem Punkte -P= (o, M in der kleinen Achse ver-
bindet, ergiebt sich ans der Gleichung
cos r, =
Vi + ^,* + Pi' j/l +
V^
Dm iBt nach Gleichung 6)
<«^ 6, in^ b + i^ sin^ e
ud
l + -..(„p-6. = ^^j^ ;
weil femer der Punkt n = (^i^i) in der Ellipse 1) liegt, so ist auch
uid durch Einsetzung dieser Werthe entsteht aus der obigen Gleichung
tng b cos a {tn^ b — yy^ sin* e)
cos Tj •= — .
ytn^b — yi*sin*eytn^b+f^siH*e
Denkt man sich nun, dass der Punkt n mit dem Punkte m = (jcy) zusam-
aenfUlty also der Bogen Tj in den Halbmesser ^i übergeht, so erhält man
ila basondem Fall der vorstehenden Gleichung
cos Qt =ing b cosaj/ \ , , — , . , •
und durch Verbindung dieser Werthe
cos r, tng^ b — yy, sin* e
cos 9, }/ln{^ b — y,* sin* e j/tn^ b — t^ sin* e
Um die Umformung dieses Ausdruckes in ähnlicher Weise wie oben im
5. 7 durchfiihren zu können , setze ich zunächst die imaginäre Halbachse
der Hjperbel 2)
nnd weiter in der Bezeichnung Gudermann^s (vergl. Potenzial -Functionen
in Crelle'a Journal 6. 7. 8 und 9)
ingbi=/^.Tngßi.
Nun ist nach dieser und den Gleichungen 6) zuerst
«. /* y sine ^ ^ ^Qb
ytn^ b — y* sin* e "/ing^ b — y* sin* e
and dann diesen Werthen entsprechend zu setzen
y^ sin e
^"^^'-T«^'
\a*
1 72 Ueber sphäriBche Kegelschnitte.
abo
«. Vi m e ^ ingb
Wenn man endlich diese Werthe in die obige Gleichang cinsetst und be-
achtet, dass das Verhältniss cos qi : cos ri der Cosiims der kleinsten Halb-
sehne ist, welche durch den Punkt n = (^j^i) in dem um P mit dem Halb-
messer ^1 beschriebenen Kreise ATj gezogen werden kann , und diese Halb-
sehne mit t bezeichnet, so ist
== Cos ft Cos Tb. ^ Sin ß. Sin ^f^.
cost '^ ^' '^' ^*
Hieraus folgt weiter
Cos Li = Cos {ßi — ^i)
oder
39) X*= + (ft— *0-
Weil nun /}, und tf;| (abgesehen von dem Factor ]/ — 1) die imaginXren Halb-
achsen derHjperbeln sind, welche mit der Ellipse 1) die Brennpunkte ge-
meinsam haben und durch die Punkte m^=s{xy) und n = {x^y^) gehen, und^
da ferner die eine dieser Halbachsen negativ ist, wenn die Punkte m und n
auf yerschiedenen Seiten der grossen Achse liegen, so hat auch jeder
äussere Beriihrungskreis einer Ellipse folgende Eigenschaft:
Wird eine sphärische Ellipse von einem Kreise in zwei
gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten m
und m| berührt und durch einen beliebigen Punkt n der Ellipse
in diesem Kreise eine kleinste Halbsehne gezogen, soistdie
Längenzahl dieser Linie gleich der Summe oder Differenz
der imaginären Halbachsen der Hyperbeln, welche mit der
Ellipse confocal sind und sie in den Punkten iii und n schnei-
den, je nachdem diese Punkte auf verschiedenen oder der-
selben Seite der grossen Achse liegen.
Setzt man insbesondere /3 = 0, also auch^=:0, so vereinfacht sich
die obige Gleichung in
L(='^i oder i = Z^,
und giebt dann eine Eigenschaft an , welche den über der grossen Achse
als Durchmesser beschriebenen Kreis auszeichnet, nämlich:
Die kleinste Halbsehne, welche durch einen beliebigen
Punkt einer Ellipse in dem über der grossen Achse beschrie-
benen Kreise gezogen werden kann, ist gleich derLongitudi-
nalzahl der imaginären Halbachse der Hyperbel, welche
durch jenen Punkt geht und mit der Eljipse confocal ist.
Lässt man -zweitens den Punkt n=(ar|^|) in einen Scheitel der grossen
Achse fallen , so wird ^i = 0 also auch tf/j = 0 , folglich ist
Von Dr. Heilermann. 173
d. L: Zieht man in einem Kreise, welcher eine Ellipse in zwei
gegen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten he-
rflhrt, eine kleinste Halbsehne durch einen Scheitel der
grossen Aehse» so ist die Längenzahl dieser Linie gleich der
imtginftren Halbachse der Hyperbel, welche mit der Ellipse
eonfocal ist und durch jene symmetrischen Punkte geht
Ich setze jetzt voraus, dass die Ellipse 1) von zwei Kreisen in je zwei
{«gen die kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten «t, m^ und p, p^
berfihrt and die imaginären Halbachsen der Hyperbeln, welche mit der
Ellipse eonfocal sind und durch die Punkte m und p gehen , mit ßi }/— 1
md ß^ y — 1 bezeichnet werden , und ziehe dann cturch einen beliebigen
Punkt n der Ellipse in diesen Kreisen die kleinsten Halbsehnen / und i^,
Nuh der Gleichung 30) ist
^'= ± 0J|— *i) uad Lt, = + (A-*|),
folglich
40) X/±X/|= + OJ,+Ä).
Hierdurch ist entsprechend dem Satze 32) für die sphärischen Kegel-
sehnitte folgende Eigenschaft nachgewiesen :
Zieht man durch einen beliebigen Punkt n einer Ellipse
in zwei Kreisen, welche dieselbe in je zwei gegen die kleine
Achse symmetrisch gelegenen Punkten m, m^ undp, pj berüh-
rOB, die kleinsten Halbsehnen, so ist die Summe oder Diffe-
renz der Längenzahle'n dieser Bogen constant, je nachdem
der Punkt n zwischen den Hauptbogen mm^ undppi liegt oder
nicht.
§. 11.
Nach dem vorhergehenden S ist
8inLtz= + Sm (/5|— ^t) = + Cos /J, Cos ^j {Tng ß^ — Tng v,)
oder
, Coi ft Cos ^1 sin e , .
Wenn dazu auf den Hauptbogen , in welchem die beiden Berührungspunkte
des Kreises if| , nämlich m = {x^y) und m^ =s (x^y) liegen, von dem Punkte
«=:= (x,y,) eine Senkrechte s gefällt wird, so ist diese nach S. 13 der analy-
tischen Bphftrik durch die Gleichung
y — ft _^cosaCos^t ,
beitimmt. Durch die Verbindung dieser Gleichungen entsteht
tngj _ siheCosß, j/f -^
sins tng h cos a ^ '
oder weil
. = -f— und Cos ft ^ " >
ingb cosa sin b '^ ylnf h — i^ sin* e
174 Ucber Bphärische Kegelschnitte.
sins cosbr in^ b — y* sin* e'
Da in dieser Gleichung die rechte Seite von der Lage des Punktes « = (dPiyt)
unabhängig ist, so ergiebt sich daraus für die sphärischen Ellipsen folgen-
der Satz :
Wird eine Ellipse von einem Kreise in zwei gegen die
kleine Achse symmetrisch gelegenen Punkten m und m^ be-
rührt, durch einen beliebigen Punkt derselben in diesem
Kreise eine kleinste Halbsehne gezogen und von demselben
Punkte auf den Hauptbogen, in welchem die Berührungs-
punkte m, f»! liegen, eine Senkrechte gefällt, so steht die
Tangente der Halbsehne zu dem Sinus dieser Senkrechten in
einem constanten Verhältnisse.
Auch dies Verhältniss ist von dem Halbmesser des doppelt berühren-
den Kreises abhängig, und .der Zusammenhang tritt deutlich hervor, wenn
man die Grösse y mittels des im $. 0 angegebenen Werthes aus der Glei-
chung 41) eliminirt. Dadurch erhält man :
ifigi _tnge j/^ l ^''^ <' ~ ^''^ "^ . fan« 6
sin s sin h' f tng' a — in^ b
und hiemach ist das Verhältniss tng l : sin s desto grösser , je grösser der
doppelt berührende Kreis ist. Es erreicht sein Minimum, wenn ^i am
kleinsten oder
und zwar ist unter dieser Voraussetzung
tng i Ing e
sin s sin b '
Desgleichen ist für die beiden Kreise , welche die Ellipse 1) in einem Sehei-
tel der kleinen Achse doppelt berühren , oder wenn
gesetzt wird,
ing t tnge 1
sin s sin b ' cos a *
Wenn endlich der doppelt berührende Kreis in einen Hauptkreis übergeht,
so wird die kleinste Halbsehne i=^^7t und das Verhältniss tng i: sins nach
der vorstehenden Gleichung unendlich. Je nachdem nun
ing^ a
oder
tn^ a
Ist auch
Von Dr. Heilermann. 175
inge ingj^ ing e
sin b sin s sin b cos a^
oder
sin b cos a sins
§. 12.
In dem Buletzt erwähnten besonderen Falle, wo der Halbmesser ^| des
doppelt berührenden Kreises ein Quadrant ist, verlieren sowohl die Resnl-
Ute des letzten S, als auch die des vorhergehenden ihre Bedentang, indem
■ehrere darin vorkommenden Grössen unendlich werden. Dennoch sind
die beiden Hauptkreise , welche die Ellipse 1) in zwei imaginären Punkten
berühren, von besonderem Interesse. Bezeichnet man die Mittelpunkte
derselben mit G und G^ und die gleiche Entfernung beider vom Mittelpunkte
C der Ellipse mit y , so ist nach S. 9
sin e
folglich
jox ^inb cos (In — 6)
42) cos y = -: — = — ->? { ,
' ' stna cos{\n — a)
ond hiemach sind die Punkte G und G^ die Brennpunkte des Kegel <
lehnitteB 26).
Werden also um die Brennpunkte eines Kegelschnittes
Hanptkreise beschrieben, so berühren diese den reciproken
Kegelschnitt in je zwei imaginären Punkten.
Mit Hilfe dieses Satzes kann n\ian nun jeder Eigenschaft, welche sich
auf die Brennpunkte eines sphärischen Kegelschnittes bezieht, sogleich
eine andere, in welcher die denselben doppelt berührenden Hauptkreise
Torkommen , gegenüber stellen. Ich glaube jedoch ein näheres Eingehen
•if diese Eigenschaften dem Leser überlassen zu müssen, um so mehr, da
die wichtigsten schon vor längerer Zeit (im zweiten Bande des Crelle*schen
Journals) von Gudermann ausgesprochen nnd in seiner analytischen Sphä-
rik S. 85 nnd 86 entwickelt und von Herrn Chasles in der Geometrie superieure
C. M reproducirt worden sind. Dem letzteren verdankt man den Nachweis,
dass die Hauptkreise um die Mittelpunkte G und Gi die Stellung der beiden
Ebenen - Scharen angeben, welche den Kegel, dessen Spitze im Mittel-
punkte der Kugel liegt und dessen Mantel die Kugelfläche in der Ellipse 1)
durchdringt, in Kreisen schneiden, oder dass die Punkte G und G^ für den
durch die Ellipse 1) dargestellten Kegel die Kreisschnittspolo sind.
Aber die Grenzformen der doppelt berührenden Kreise, d. h. die
Brennpunkte und die doppelt berührenden Hauptkreise , stehen nicht allein
in den Kegelschnitten 1) und 26) in dem Zusammenhange der Reciprocität;
diese zeigt sich vielmehr ganz allgemein. Wird die EWVf«^ V^ nv^u ^^«\sl
1 76 Uebor sphärische Kegelschnitte.
Kreise in zwei gegen die | |[g"® } Achse symmetrisch gelegenen Punkten
berührt, so wird auch die reciproke Ellipse 26) von dem reciproken Kreise
in zwei gegen die | "J^^ | Achse symmetrisch gelegenen Punkten berührt.
Auch dieser Zusammenhang giebt nun wieder Gelegenheit dazu , die
in dem Vorhergehenden entwickelten Eigenschaften der doppelt berühren-
den Kreise zu verdoppeln; doch auch diese Vervollständigung mag dem
Leser überlassen bleiben. Nur eine Eigenschaft der Kreisschnittspole
G und ^1 will ich hier noch hinzufügen.
Verbindet man einen beliebigen Punkt n = (2?,^,) des Kegelschnittea i)
mit den Brennpunkten G und Gi des reciproken Kegelschnittes 26) j so ist
. sin e
cosnG zss
und hieraus ergiebt sich durch einige Umformungen *
^^.^r ^^^ ,/<;iflf b+yt sin e
cos n 6r = . ^ ;
inga ¥ tngb — y, ,
> sm e
Ebenso ist
folglich
^ sm b ^/tng b — y^stne
cosnG, = . y — ^ ^ . . — ,
inga r tngb + yiStne
sin* b
cosnG , coinGi = , ;
tng^ a
oder: Verbindet man einen beliebigen Punkt eines Kegel-
schnittes mit den Brennpunkten des reciproken Kegelschnit-
tes, so ist das Produkt aus den Cosinus dieser Verbindungs-
linien constant.
Auch das Verhältniss dieser Cosinus nimmt eine einfache Form an,
denn es ist
cosnG tng b + y, sin e
cos nGi tngb — y, sin e
und da
so ist
oder
stn e ^
cosnG l + Tng t^, Cos t^, + Sin ^,
cos nGi 1 — Tng ^ Cos tf/j — Sin ^,
... cosnG 2^
44) —=e^,
^ cos n Gl
wo 6, wie gewöhnlich, die Basis des natürlichen Logarithmensystems und
27\f die imaginäre Achse der coufocalen Hyperbel, welche durch den
Punkt (^1 yi) geht, bezeichnet.
Von Dr. Heilermann. 177
^M^M^^l^^^^^^^^H^^^^i^^^^^^b^^S^fc^
§. 13.
Der Kegelschnitt 1), welcher bisher als sphärische Ellipse den Gegen-
itand der Untersuchung bildete, erscheint als sphärische Hyperbel, wenn
man sich auf die Punkte beschränkt , welche in einer Halbkugelfläche um
den Mittelpunkt D oder E (Fig. 2 Taf. IV) liegen. Bei dieser Auffassung
giebt es dann ausser den beiden Ki-eisscharen , welche den Kegelschnitt 1)
in iwei gegen die grosse oder kleine reale Achse symmetrbch gelegenen
Punkten berühren, noch eine dritte Schar von doppelt berührenden Krei-
MQ und jeder von diesen berührt denselben in zwei Punkten, welche gegen
die dritte Achse DE symmetrisch liegen. Beschreibt man z. B. um den
Punkt R^ wo die Normale des Punktos m^={xy) in die dritte Achse ein-
«clineidet, mit dem Halbmesser mR einen Kreis A',, so berührt dieser den
Kegelschnitt 1) in dem Punkte m = {xy) und in einem Punkte tn^ , welcher
mit m gegen diese Achse symmetrisch liegt.
Der Halbmesser ^t dieses Kreises ist nach S. 2 durch die Gleichung
45) tngf^. '^'^
ing a tng b
in bestimmen. Durch Anwendung dieses Werthes erhält man für die Halb-
achsen des confocalen Kegelschnittes 2) und für die Coordinaten des Punk-
tes, wo dieser den ursprünglichen Kegelschnitt schneidet, folgende Aus-
drflcke :
^^'^^'^''-Vi + tng'atng'ötng'^,^ "^'"='^'-V l+tng'aingH ,n^,,>
^ tng er i-^tna^atnc^btru^o^^ ^ ^ sin er 1 + tng^atng^b
— 1
tng er i+tng^atn^btn^Q^ ^ sin er l-^-tn^atn^bin^q^
Um nun auch den Bogen , welcher durch den Mittelpunkt Ä des dop-
pelt berührenden Kreises K^ auf der Achse DE begrenzt wird, auszu-
drücken, denke ich mir von einem beliebigen Punkte {uv) auf die Achse
CD eine Senkrechte / gefällt, und setze nach S.13 der analytischen Sphärik
V V
Wenn aber der Punkt [uv) in der Achse DE liegt, so ist ti = rw und
f = <x>, mithin geht ing l in den Grenzwerth von - über. Hier soll nun R
der Punkt (uv) sein, und für diesen ergiebt sich nach der Gleichung 8) in
f. 2 an der Ghrenze, wo v und u unendlich sind, der Werth
V ysin^a
u xsnfb^
mithin ist
/in^atnfg^—\
46) tngDR = co$e.yY
•tn^blti^g^
In danelben Weise erhält man für den Bogen />/, welcher durch den Haupt-
kreis Cm, oder
178 Ueber spb&riscbe Kegelschnitte.
«-1 = 0
X y
auf der Achse DE abgeschnitten wird , die Gleichung
47) tnaDJ— '"^^ ^tnfatn^Qt — l
' ^ in^acose'r 1 — tn^htn^^^'
Durch die Yerbindang dieser Werthe entsteht
Setzt man nun noch
80 ist
48) tngDB .ing DJ=^ tng^ c, ;
dazu ist nach S. 76 der analytischen Sphärik C| die kleine reale Halbachse
des Kegelschnittes 2) bezogen anf die Coordinatenachsen D C und DE, Mit-
hin haben anch diese doppelt berührenden Kreise , deren Mittelpunkte in
der dritten Achse liegen, folgende Eigenschaft:
Der Mittelpunkt eines Kreises, welcher einen sphäri-
schen Kegelschnitt in zwei gegen die imaginäre Achse sym-
metrisch gelegenen Punkten berührt, ist in Bezug auf den
confocalen Kegelschnitt, welcher durch die Berührungs-
punkte geht, der Pol des Hauptkreises, in welchem die Be-
rührungspunkte liegen.
Aus dem oben für tngDR entwickelten Werthe erkennt man ferner,
dass von dem kleinsten Ejreise , welcher den Kegelschnitt 1) in zwei gegen
die imaginäre A^bse symmetrisch gelegenen Punkten berührt , der Halb-
messer
Zugleich ist dann
a, = e, *, = 0, a;= + /«^a, y = 0
Z>Ä = 0, 2>/=0;
der confocale Kegelschnitt 2) besteht also aus den beiden Brennpunkten
des ursprünglichen, der Mittelpunkt des berührenden Kreises ist D un^der
eine Berührungspunkt desselben der Scheitel A.
Vor dem grösäten doppelt berührenden Krebe dagegen ist der Halb-
messer q^=z^n — 6,
mithin
flj == 0, tng 6j z=^sme. }/^^\ , x = 0,y= + tngb
Hiernach fallt der confocale Kegelschnitt 2) unter dieser Voraussetzung
mit den imaginären Brennpunkten des Kegelschnittes 1) zusammen, der
Mittelpunkt des berührenden Kreises ist E und der Scheitel B der eine Be-
rähraDgspünkt
Von Dr. Heilbkmann. 179
Wenn nun
|ä — ö<^l<J« — ft,
80 findet zwischen dem berührenden Kreise Ar, nnd dem Kegelschnitt 1)
eine Berührung in zwei realen Punkten statt; wenn dagegen
^1 •< 4» — <* öd^r ^3 > i^s — 6,
80 werden die Berührungspunkte und auch der Mittelpunkt des doppelt be-
rührenden Kreises imaginär.
Jeder Punkt des Hauptkreises DE kann als Mittelpunkt eines doppelt
berührenden Kreises angesehen werden, während in der grossen Achse des
Kegelschnittes 1) der Mittelpunkt des doppelt berührenden Kreises sich
Dor um die Excentricität des Kegelschnittes 1) und in der kleinen Achse
nur um die Excentricität des reciproken Kegelschnittes 26) von dem Mittel-
punkte entfernen kann.
§.14.
Verbindet man einen beliebigen Punkt n==(a:,^,) des Kegelschnittes 1)
mit dem Punkte Rzzu^uv) durch den Hauptbogen nR = r^^ so ist
^.o^ 1 + ^^i + ^yi
cos r, = . — r .
Wenn aber der Punkt R in der dritten Achse J)£ liegt, so ist ii = rw und
» = rw, mithin
. t^
yi+t^+t^
/•4
Ausserdem ist aber R auch ein Punkt der Normale 8) und daher zunächst
V y «Ml* a
u X sin* b '
also
1 + uXi + 0^1 xx^ sin* b +yyt *»'**«
yi + u*+v^ yx'sin^b + ^ sin* a'
Wenn man noch hinzunimmt, dass
1 IxM y' ^i'sfnH + y*sin*a
1+^1 +yi— sin* a sin* b
so entsteht
sin a sin b (arx, sin* fc + y yj sin* d)
cos r, :
yx^ sin* b + y^ sin* a y^ «ri*6 + y* sin^a
In dem speciellen Falle , wo der Punkt ii= (or, ^i) mit dem Punkte m:=z{xy)
lusammenflillt , geht der Bogen r, in den Halbmesser ^, des doppelt berüh-
renden Kreises £f über und für cos q^ entsteht die Qleichung
. 1. ^/a^sin*b + i^sin*a
cos 0, = sm a stnb.y -,--4 u t \ r- •
180 Ueber Bphärische Kegelschnitte.
M^^VW^^>^W^^^^>^»*^^^^^^^^'<^^>^»^^»>^^>^i^»^W^»^i<^'N^^>»S^*^»S^^^i^^^i^^i^^^^<^^^l^^^^^»
Hiernach ist nun
cos r, xXi Bm^h-^yy^sh^a
dazu ist aber nach dem vorhergehenden S für die kleine reale Halbaehse r,
des Kegelschnittes 2)
^^^ _y9ma
9 stno
folglich auch
ysina xsinb
SUl Cf = - , €08 Cj =
COSt: — ,
Nach Analogie dieser Ausdrücke setse man
^^'^^^iluTb^
tf 1 sin a x^sinb
smi^^=. *' -, C05X|=— ^
^a:/ 5iii" 6 + yi* *m*a ^a:/ m* b + jf ,* *m" a
indem man die kleine reale Halbachse des Kegelschnittes, welcher mit dem
Kegelschnitte i) confocal ist und durch den Punkt n ^ (^i^i) geht, mit Xi
beseichnet.
Wenn man nun noch von dem Punkte it =(0:1^1) an den Kreis K^ eine
Berührende i sieht und beachtet, dass
cos r,
cos Qf '
und die vorstehenden Werthe in die obige Gleichung einsetzt, so erhält man
cos t = cos C| cos %x + sin Ci sin%if
oder
49) < = ±(c.-Z.).
Diese Gleichung zeigt , dass auch in Bezug auf die dritte Schar von dop-
pelt berührenden Elreisen die sphärischen Kegelschnitte dieselben Eigen-
schaflten haben, welche im S. 7 für die erste Schar aus den Gleichungen 31)
und 32) sich ergaben, und es mag deshalb hier genügen, auf die dort aus-
gesprochenen Sätze zu verweisen.
§. 15.
Es ist noch übrig, auch für die doppelt einen Kegelschnitt berühren-
den Kreise, deren Mittelpunkte in der dritten Achse liegen, die Eigen-
schaften zu ermitteln , welche den im S. 8 und II entwickelten Sätzen ent-
sprechen.
Nach dem vorigen S. ist
sint= J^ (5in C| cos Xi — cos C| sin %i)
, (gjy — :ry,) «in a sin b
' /a:,* sin* b + y,« sin* a y sF sin* b + t^ sin* a
Wird nun von dem Punkte n = (a:iyi) auf den Hauptbogen Cm, dessen
OIcichuDg
Von Dr. Hbilermann. 181
ist, eine Senkrechte s gefüllt, so ist nach der schon mehrmals benatsten
Fonnel ^
sm f = + -- _
«ly — ary,
, (xi y — xy^) sin a sin b)
~ /a?j* sin* h + yf sin*'ä >^i*+p'
Durch die Vergleichnng dieser Werthe von sin t and sin s entsteht sogleich
50^ ^^^7/ ^ + ^
' sins r J^ sin^b + i^sifi^a*
Auch hier ist wieder das Verhftitniss sin i: sins von der Lage des Punktes
ii=(x,y,) unabhängig eben so, wie es die Gleichungen 33) und 41) für die
Kreise der beiden ersten Scharen angeben y und abhängig von der Lage
dei Berührungspunktes des doppelt berührenden Kreises oder seines Halb-
messers.
Um diesen Zusammenhang deutlicher su erkennen , setze man in die
Torstahende Gleichung für x und y die im vorigen S. angegebenen Werthe
eia. Dadurch entsteht
-:— :=i/l +cot*a + cot*b — tn£^Q^y
stns ' 9 ^^1
tod mithin ist das Verhältniss sin i: sins desto grösser, je kleiner ^t i^t.
Wenn insbesondere der Halbmesser 9, seinen grössten Werth, d. i.
^K-^b annimmt, so ist
sini 1
sins sina^
uid wenn dagegen q^ am kleinsten oder gleich \n — a ist, so erreiclit
Ml i : ftfi s sein Maximum oder
sini 1
sin s sin b'
Diese Orenawerthe und eben so die allgemeine Gleichung aeigen, dass für
alle doppelt berührenden Kreise , welche zu der dritten Schar gehören , die
Ton einem Punkte des Kegelschnittes an dieselben gezogene Berührende
grösser ist, als die Entfernung desselben Punktes von dem Hauptkreise,
welcher durch die beiden Berührungspunkte geht
vin.
IFeber Magnetismas.
Von Gustav Roch,
Stad. inathem. in Leipzig.
(Fortseteimg tob Nr. XIII, Jahrg. 1850.)
22. Einige der in dem angefahrten Anfsatze entwickelten Gesetse
gelten , wie auch schon angegeben wurde , nicht anter allen Umständen.
Ist k das Verhftltniss des von den magnetischen Strömen wirklich nmschles-
senen Volamens zu dem ganzen Volamen, so stand znnfichst der Fall A:=l
als Aasnahmefall da. Die Gleichangen 11) sind zwar auch dann vermöge
der Schlassbemerkang von Nr. 21 als begründet anzasehen^),'aber die fBr
die Lösung der Bedingnngsgleichang des Gleichgewichts so nöthige Glei-
chung 16) ist als unbegründet anzusehen. Wohl aber bleiben wieder die
Gleichungen 18) in Richtigkeit, wenn nicht in 17) C=0 angenommen wird.
Es müssen daher die Gleichungen 20) ihre Richtigkeit behalten , es wird
also die Intensität der Ströme constant sein im Verlaufe jeder von den
Stromebenen umhüllten Fläche. Dann hat u den Werth
35) M=--4wAri, + C, ^ = 1.
lieber die Vertheilung der Intensität aber ist gar keine Regel vorläufig
aufzustellen, wenn das magnetische Gleichgewicht eintritt, welches C=sO
macht in 17) oder 35). Ist nicht A: = 1 , so ist dies ganz einflusslos auf die
Lösung der Aufgaben. Da die Gleichung 10) nicht giltig ist für Ar =: i , so
ist auch keine Reihenentwickelung von (p vermöge der Formeln 33) und 34)
möglich ; ausserdem ist der Werth von 0) dann zusammengesetzt aus einem
Doppelintegralo und einem dreifachen Integrale [s. 8) und 9)]. Ich will
daher zunächst eine andere Form für 0) entwickeln , die unter allen Um-
ständen nur aus einem Doppelintegral und zwar von äusserst einfacher
Form besteht. Nach Nr. 8) ist
♦) Anstatt der Worte: „wenn nicht eben *r=l*«, in p. 431, Zeile 8 v. o. Jahrg.
)859, 23t zu lesen : ,;8elbst wenn k = V*.
Ueber Magnetismus. Von Gustav Roch. 183
/ gl dl dl\
Oder
Sieht man nun die Coordinaten x^y^z als Functionen an von r and den
Polarwinkeln ip und ^, so dass
X — Xi=zrcosq>\ y — yi = r «n ^ C05 ^5 z — «i = r m ^ «m 6^,
10 lind die drei Grössen
dx dy dz
dr' dr' dr
identisch mit den im letzten Ausdrucke für q vorkommenden Differential-
qaotienten
dr dr dr
di' dy' Tz
Beräcksichtigt man nun Gleichung 11), so folgt:
wo lfm das Volumenelement. Setzt man dm^=r^ sini^ drit d^dr^ so lässt
lieh die eine Integration ausführen und man erhält:
36) q^=zk I I tpsiniffd^fd^ — Ankg>i^
wo 4P, der Werth von g> im Punkte x^ y^ z^ ist. Der erste Theil von q kann
mdglicher weise ans mehreren Gliedern bestehen; wenn nämlich der Ra-
dios r die Oberfläche in verschiedenen Punkten 1,2,3.. schneidet, so
kommt
— I I gf^^sinfffd^d^— j j ip^^ sin^ d'i^ d(^ . , A
Ist der Punkt X| y^ Z| ein äusserer Punkt, so ist ^| = 0, und es müssen
eine gerade Anzahl von Durchschnittspunkten vorhanden seiu. Liegt der
Punkt X| yi Z| in der Masse des Magneten , so sind eine ungerade Anzahl
von Durchschnittspunkten vorhanden.
23. Wäre die Theorie der Kugelfunctionen so weit, als es wohl wün-
schenswerth ist, erschöpft, so müsste die Gleichung 36) am allereinfachsten
10 benutzen sein , um die Aufgabe der Berechnung der magnetisehen Ver-
theilung sehr allgemein zu lösen. Bei dem Integrale
öi= / Ifpsin^dil/de
muss man sich offenbar 9 direct als Function von ^ und ^ denken , und
swar gehen nur die auf die Oberfläche bezüglichen Yfetl\i^ Vn di«A%ä>^^ «>:&«
184 lieber Magnetismus.
Diese Abhängigkeit aber wird je nach der Lage von or, ^, Z| eine gani ver-
schiedene sein können. Nehmen wir im Inneren der Fläche , auf welche
sich Ol bezieht, einen festen Punkt 0 als Coordinatenanfang , so schliesse
Ifi Pi mit den Achsen die Winkel ^ nnd d ein , während ij/ und d^' die Rich-
tungswinkel von OP^ sein mögen. Man denke sich nun das tp im Punkte P|
als Function von tf;' nnd ^' oder allgemeiner, das 9 jedes Punktes der Oher-
fläche ausgedrückt durch seine Lage gegen 0, so erlangt Q^ die Form
//'
9 (*'» ^')iinflf d'^d^i
ist (p bekannt, so kennt man auch seine Reihenentwickelung nach den
Laplace^schen Functionen, etwa:
Offenbar kennt man die Gestalt der Oberfläche, und es ist daher stets mög-
lich , ^', ^' auszudrücken durch t^ , ^ und r| , t^, , ^, , die Coordinaten von
Afj , und setzt man dies in die Reihenentwickelung von 9 (tf;', ^^, so erhielte
man q> als Function von tjß und O. In das Integral Q^ aber geht nur das
Glied von der Ordnung 0 nach ^ und d ein, und es wäre daher die Auf-
gabe nun die , dieses Glied zu finden. Man hat aber für die Lösung dieser
Aufgabe noch keine Formeln.
Denkt man sich um M^ eine Kugel mit dem Halbmesser 1 beschrieben,
so ist sin '^ d^ d^ das Element derselben. An die ganze Oberfläche, die
durch die Theilung der Kugel in die gleich grossen Elemente ds innTheile
zerfalle. Offenbar ist Q^ identisch mit
/'
^ ffpds ^ v' + q>" + <p''' +--+JP^
= 4ä^-- = 4« ,
q>ds _.-
4»
wenn q>\ <p" . . . die Werthe von q> in den Oberflächenpunkten sind , denen
die verschiedenen ds entsprechen. Es ist also 0, gleich 4» mal einem ge-
wissen mittleren Werthe aller auf der Oberfläche vorhandenen g». —
24. Da es nicht möglich ist, bis jetzt die Lösung in der in Nr. 23 an-
gedeuteten Art und Weise vorzunehmen, so muss der Ausdruck 36) auf
einen festen Punkt als Coordinatenanfang transformirt werden, und man
kann so sehr verschiedene Formen für das Doppelintegral
37) öi=^ / fq>sin^dipd^
erhalten : Ich will diesen Ausdruck zunächst in rechtwinklige Coordinaten
umsetzen und dabei ein Verfahren gebrauchen, was schon von Laplace in
seiner Mecanique Celeste angewendet worden ist zur Transformation drei-
facher Integrale. Setzt man — co« tf; = ^ , so ist
Ot = k I jtpdfi d^.
Es soll nun das Element dy dz hereinkommen , so kann man setaen :
Von Gustav Roch. 185
Dveh Einietien dieses Werthes wird (i eliininirt und es sind ^ nnd y vor-
hsnden« Man seist nun
10 ist anch ^ eliminirt , man braucht nur f' und f zu kennen. Man trennt
nnn aber (i und ^ als Functionen von ^, z, indem x aus der Gleichung der
Fliehe durch y und z ausgedrückt erhalten werden kann , so dass der Aus-
druck ftir dd' schon die richtige Form hat. Hingegen ist
Hier ist -^ nicht identisch mit — , da durch Einführung von ^ in fi =
f{9^^) noch andere y hereinkommen können. Wohl aber ist e/ji« so genom-
men, dass d^s=sOj denn eigentlich müsste sein
''^-Vy^^ + U'^'
esislalso
^^ ^^_. . ^^.
d» = — dy+— dz = 0
oy dz
eininfahren , woraus £/z als {"unction von dy folgt
dz
«od die« int in d^ einaufUhren:
da^^dy^^J^^^dy,
dz
und die gesuchte Transformation ist :
0'=^sfm-m'''-
In unserem Falle ist:
z — z.
du = = : & = Arctan -
r y—yt
Nach Ausführung der Rechnung erhält man :
I Ebenso IiHtte man erhslten können :
39)
laitäcäfin r MsthemMtik a. Phygik, VI, 3. Y^
186 lieber Magnetisrnns.
Diese drei Formen sind anch identisch; wenn man bedenkt, das« äxdy,
dzdXy dydz die Projectionen des Oberfiächenelementes auf die Coordina*
tenebenen sind , so lassen sie sich zusammenziehen in
Qi = ^JJ^ [(^ -JC») dy rfz + (y -yi) dzdx + {z^ z.ydx rfy] ,
oder einfacher in
40) Ol = ^ffft ^^^ (^0 • ^^'
Wäre der Körper massiv , nnd 3f| läge ausserhalb , so würden die par-
tiellen Differentialqnotienten dieses £), die Componenten der Wirkung sein,
die der Magnet auf ein in Mi befindliches magnetisches Theilchen (ob nord-
oder sttdmagnetisch kann nicht ohne Weiteres angegeben werden) ausflben
würde. Eine ganz ähnliche Form existirt für die gewühnliehe Masienaa-
Ziehung. Das Potential ist dann - 1 1 cos {Nr) dw und {Nr) in beiden Fäl-
len der Winkel der nach Aussen gerichteten Normale mit r.
Man kann ans 40) aber noch eine andere Form herleiten* Bt ist
nämlich :
ai
oder
J^ r (dr^d^ djr^dy^ drdz\
+^^+f_i^+lz?±
dx^dN ' dy^dN ' dz^dN'
Nun ist sowohl q> unabhängig von or, , y, , z^ als die Richtung der Normale,
und es ist daher erlaubt zu schreiben :
Es soll nan r mit R vertauscht werden und es mögen r und r, die Badien-
vectoren der Oberflftohenpunkte nnd Mi sein. Dann ist
""'" cos {Nr) •
womit Qi übergeht in
' ^ , er t>co${Nx) l . ^ j^
Ai\ J j. ^ , CC ''cos{Ny)l . _. _,^
, d , /•/• r^cos{Nt) 1 . . .^
dzt JJ co«(^Nr^ R ^ ^
Von Gustav Koch. 187
Eine andere , aber bei Weitem nicht so symmetrische Form für Q^ kann
man noch auf folgende Weise erhalten. Es ist :
[.-»,-(.-x,)|i-(,_,,)|i]i,j,
d?
veon m«n die Gleichnng der Fläche, auf die sich P, bezieht, schreibt
Diese leiste Form aber ist einfacher :
r* stn Jbd^d^l 1 ■;— r-^ I
. . j j ^ /- r.cos Nr, \
\ rcosNr/'
wodurch Qt übergeht in :
Hat in Fignr 3 Taf. IV OP die durch i/; und d reprftsentirte Richtang, so
ist m allen den jetzt entwickelten Formen für <p der dem Punkte P zugehö-
lige Werth einzuführen.
25. Wir haben bisjetzt die Transformation von Q^ in 38) in der Weise
ansgeführt , dass das Element der um Mi in Fig. 3 Taf. IV concentrischen
Kngel ausgedrückt wurde durch das Element der um 0 concentrischen
(i. Nr. 23). Nimmt man 0 im Innern der Fläche an, so sind 0, n und 0, 2;s
die Grenzen für ^ und ^ in dem transformirten Ausdrucke. Ist Af, ein in-
nerer Punkt, so gelten dieselben Grenzen auch für die Form 38). Anders
iit es, wenn Mf ein äusserer Punkt. Dann sind die Grenzen in 38) gegeben
durch die Gestalt des von M^ an die Fläche legbaren Tangentialkegels.
Man kann nun den Ausdruck 38) sich auch auf eine andere Art trans-
fonnirt denken. Es sei OP (Fig. 3 Taf. IV) parallel mit M^ P^ , die durch
t nnd ^ gegebene Bichtung OPx habe die Richtung ^'^', so ist:
Qi = k I I (p (^', ^') sin ijf d^ d^.
Ffir den Fall eines inneren Punktes sind 0, n und 0, 29r die Grenzen, für
einen äusseren sind sie wieder durch den Tangentenkegel gegeben. Das
9 (V»0 l^^nn man sich ausgedrückt denken durch 9 . x, wo x ein bestimm-
ter, Ton der Stellung Von M^ und von 1/;, ^ abhängiger Factor
188 Ueber Magnetismns.
.^ i^.^«^>^%^^^N^«^^^^^W
ft=*//.
worin q> den Werth im Punkte P bezeichnet. Für einen inneren Punkt M^
sind nun die Grenzen dieses Integrales dieselben,. wie die der in 24) ent-
wickelten Formen von Q^ , und es wird daher für die Ausrechnung des
Doppelintpgrales gerechtfertigt sein, x zu identificiren mit dem Factor von
^ sin^ d^d& einer dieser Formen.
Hierin liegt jedoch noch eine Ungenauigkeit. sin rff dilß d^ ist nämlich
das dem Oberfiftchenelement in P entsprechende Element ds der um 0 con-
centrischen Kugel, und es muss daher dies ds noch mit einem Factor mal-
tiplicirt werden, wodurch dasselbe in das Element do^ der um M^ concen-
trischen Kugel übergeht, welches dem in P^ liegenden Oberflächenelement
entspricht. Offenbar ist -—* dieser Factor, und es ist derselbe nur abhän-
ds
gig von der Gestalt der Fläche und der Lage von ^f,. Man erhält daher
für innere Punkte ein richtiges (), wenn man setzt:
denn dann ist
9r?x 9c2x
0 ü 0 0
wo X der Factor von (p sin 'p d yjß d d^ in einer der für Q in Nr. 24 entwickel-
ten Formen.
Obgleich ich bisjetzt noch keine Anwendung dieses Satzes habe fin-
den können bezüglich der Ausführung der Integration, so habe ich ihn
doch angeführt, weil er eben einen Unterschied zeigt zwischen dem ft ^^
innere und für äussere Punkte.
Einen ähnlichen Unterschied lässt auch schon die einfache Form 3B)
erkennen ; denn nur für innere Punkte gelten die in 23) gegebenen Bemer-
kungen , da nur für die Grenzen 0, n und 0y2n die Formel gilt
Vm . Zn==Oj m^ n.
ff
26. Für Ä: •=: I reduciren sich die drei Gleichungen 12^) des Gleichge*
wichts auf
43) q+Qi + etc. + Cxi = 0,
worin ö, +if'c die Summe aller in 87) vorkommenden Glieder von der Form
wie 0, bedeuten soll. Ich setze nur einen massiven Körper jetzt voraus,
so int einfacher
44) q+Q, +6'x,=0,
wo datin :
ox^ ^yi ^-1
Von Gustav Koch. 189
Dem durch diese Bedingangen gegebenen Gleichgewicht kommt die
£%eBthflmliehkeit an, dass die Intensität des Magnetismus constant ist auf
jeder T<m den Stromebenen umhüllten Fläche, und zwar muss man su-
(eben, dass dies Besultat bedeutend fester begründet ist, als die Formeln
23) Ar den allgemeineren Fall A: < 1 , welche füif diesen Fall ein ganz con-
ittntes f ausdrücken.
Durch Benutzung des Werthes 41) für Qi kann die Gleichung 44) in
drei von einfacherer Form zerlegt werden, die so symmetrisch sind, dass
nx eine von ilinen untersucht zu werden braucht.
Rührt die Induction des Magnetismus her von magnetischen Kräften,
w kann dieselbe stets ersetzt werden durch eine von geschlossenen elektri-
lehen Strömen herrührende. Da jeder solcher Strom in geschlossene Ele-
meatarstrtf me zerlegt werden kann , so wird ^' aus einer Summe von Glie*
dem von der Form ^ in 1) bestehen; man kann dies auch verändern in:
g=£
ai ai 4n
wo »', 1% a . . für die inducirenden Ströme dieselbe Bedeutung haben , wie
r,t,a.. für Molecnlarströme des Magneten. Diese Form kann man um-
wenn man
Dacht Durch Betrachtung der Gleichungen 41) und 44) folgt hieraus , dass
neh auch ji in einer ähnlichen Form schreiben lassen wird :
ud es erhklt nun durch die Substitution dieses Werthes von Xi die Glei-
dug 44) die sehr symmetrische Form :
Eine Verwechslung der beiden Bedeutungen von N (als Normale und als
Glied Ton q') ist nicht gut möglich. Die Gleichung 49) muss gelten, welche
Kiehtang der Aohsen man auch voraussetzt. Denken wir uns diese Glei-
chung einmal ersetzt durch
190 Ueber Magnetismus.
und bezeichnen mit A, fA, v Grössen, die sich auf drei rechtwinklige Ach-
sen £ , 17 , 2; genau in der Weise beziehen , ivie /, m, n auf r , y, t. Man h«t
nach den bekannten Transformationsformeln für rechtwinklige Coordinaten:
^m , , dm , dm
Hl ^Vi ^ti
und es muss dies gleich
, ^w , . a» , dn
aji aiy, afi
ax dfA ^v
ai, dfii at,
sein. Dies ist offenbar dann l wenn :
i; = c/ + c^m + c^riy
d. h. wenn die drei Orössen /, m, n so transformirt werden dürfen , wie die
Xy y, z selbst. Die Werthe Li^ M^, Ni und die drei Integrale in 49) genügen
offenbar dieser Bedingung, wie man sich leicht überzeugt. Es müssen da-
her auch die drei Werthe t/| , t^i , ^1 von ähnlicher Form sein. Dass dies
wirklich der Fall ist, folgt noch aus einem anderen Grunde: Es sei eine
Gerade gegeben, die mit den Achsen Winkel einschliesse , deren Cosinus
üy hy c seien. Dann ist der Winkel, den die durch die Winkel «i, /}|, /, ge-
gebene Gerade mit dieser einschliesst :
oder wenn Pi die Richtung dieser Geraden :
co$e = 7r^.
dp,
Bezieht man jetzt %, auf ein System £ , 17 , ( von Achsen und setzt dann
du idv dw
so erhält man die Winkel, die die Gerade »i ßi yt mit jeder dieser drei
Achsen einschliesst, durch Differentiation dieses Ausdruckes naoh diesen
Achsen; nach der eben gemachten Bemerkung müsste auch der alte Werth
von Xi nämlich dieselben Werthe liefern ; es müsste also sein :
du, dvt dw,_du dv dw
dx,'^ dy, "^ dz, ~di, "^aiyi"^ä&"'
woraus wie früher folgt, dass Mj, »,, tv, durch die gewöhnlichen Formeln
transformirt werden dürfen.
Die Gleichung 49) soll zur Bestimmung einer einzigen Function tp ver-
wandt werden] man kann sie aber in drei zerlegen^ wenn man dafür noch
Von Gustav Roch. 191
iwei neue unbekannte Functionen hereinbringt Wir zerlegen also die
Gleichung
dl dm dn _
in
— + JP(x,y,z)==0;— + /;(x,y,z) = 0;— + F,(ar,y,«) = 0,
wobei nur
F(s,y, z) + F^ {x,y,z)+Ft (x,y, «) =0
SB sein beruht. Man würde hieraus finden :
dx^ aar, dx^J J ^ cos (Nr) R ^ ^
und ebenso ^ und ^; nun sind eigentlich die Grössen ti|, V|, w^ gar nicht
ftlr uns lu wissen nöthig , sondern es wird nur verlangt
ati| , a», a»,
ä^ äyT ^
sn kennen ; dies wird sich aber nicht ändern , welche Beschaffenheit man
auch /*, F|, /*, giebt, da ja stets jP + ^t + ^i = 0 ist. Man braucht das-
Mibe daher gar nicht sn berücksichtigen und erhftlt so die drei Glei-
chungen:
ä^='' a];:=^> äi:='-
Dias kann von den Differentialen befreit werden, nämlich:
/ + /*(yiiO = 0; m+A(z,,arO = 0; « + A (*i, y.) = 0.
Nun folgt aus den anfänglichen Bemerkungen in dieser Nummer, dass, da-
mit diese Grössen für alle Achsenrichtungen identisch gleich Null seien,
dass die drei Grössen linker Hand durch die Coordinatentransformations-
formein transformirt werden dürfen. Man müsste haben :
«/(yf.*i) + «'/i(«n«i) + c/;(a:,,yO =5^(1?, t)
«i/^C^M ^i) + *iA {zt.^i)+cj, {x,,y,)=f; (f, ö
■nd dies ist allgemein (d. h. für jedes System a^bj e) nur möglich , wenn
fs=zf^s=f^s=:0. Man darf daher die Gleichung 40) in die drei anderen
lerlegeii:
50) U+fß'^Jl^.^sin^ä^ä^ + Cv.=^0
^*+fß-c
COS {Nr)
cos (Nz) 1 . , j« , /,
cos {Nr) ••«
Aus diesen drei Gleichungen kann man M|, 9i, iV| berechnen, ausgedrückt
dareh L^^ ifj , iV, und 9 , und es ist dann 9 so einauvichten ^ datta
t92 Ueber Magnetismus.
dXi di/i d^i
den Bedingungen genügt, denen es vermöge seines Zusammenhanges mit
q) genügen muss.
Es müssen aber auch diese drei Gleichungen vollkommen ausreichen
zur Bestimmung von cpi > t'i i Vf « m^i , denn von Xi kennt man schon die Be-
dingung, dass «1 doi + ßi dßi + /, dyt = 0. Ist tp gegeben, so sind daher,
obgleich C willkürlich ist im Allgemeinen , dennoch tii , Tj , tVi eindeutig be-
stimmt. Man kann also aus den drei Gleichungen 50) tp und % bestimmen;
diese müssen dann noch so beschaffen sein, dass ihre partiellen Differenz
tialquotienten einander proportional sind , und q> muss ausserdem noch der
Gleichung 20) genügen.
Anders ist der Fall zu behandeln , dass C = 0 ; dann dttrfen die will*
kürlichen Functionen F^ /*j, F, nicht wegfallen, sondern man mfisste schrei-
ben, etwa:
p-^f p_»A p_»A
^-d^r ^-'d^' *~drr
vrodnrcli die Gleidrangen ttbergingen in :
«r _L rr r» cos (iVz)l . ^ .^ , , , . ^
* "^ J J ''' ~7oViNr) R **"'" "^ ^ ^' ^'^' » y« '*')'= **'
wocQ noch kommt:
lL + ^jL + ^Ji.^0
dxi dyi dzg '
aus welchen vier Gleichungen 9> ) A /i i A ^^ bestimmen sind.
27. Ich will diese Formeln nun einmal anwenden auf die Berechnung
der Vertheilung in einer Kugel und dann andeuten, wie dieselbe ausge-
geführt werden könnte bei beliebigen anderen Flächen. Dabei wird sich
ergeben, dass die Formel 20) nicht dienen kann, um die Bichtigkeit der
Theorie zu prüfen, sondern dass dieselbe nothwendig ist, um überhaupt
die Lösung vollständig zu machen. Es wird sich zeigen, dass man, um
diese, Lösung zu finden, gar nicht nöthig hat, die Gleichung für das magne-
tische Gleichgewicht in drei zu zerlegen.
Es sollen zunächst die Gleichungen angewendet werden auf eine mas-
sive Kugel ; in ganz analoger Weise wird man , wie gezeigt werden soll,
auch bei Kugeln mit concentrischar Hölung verfahren. Es sei o der Radius
der Kugel, r|, t/;, ^ die Polarcoordmaten des Punktes, für den die Gleich-
gewichtsbedingungen aufgestellt werden, und r, ^, ^, also a, ip, d die eines
beliebigen Oberflächenpunktes. Dann ist, da stets r| <a:
Von OusTAV Roch. 193
c»i{!(r) = 1, eo$ (^Nx) = cos ip, cos {Ny) = sin ^ cos^y cns (iVt) = sin ^ sin ^.
Es mass darauf aufmerksam gemacht werden, dass Functionen Von
'(1^1) 2|, die der Gleichung
^nfigen, sicli in Reihen entwickeln lassen, deren Coefficienten der Diffe-
rentialgleichung der Kugelfanctionen genügen , G^ und H^^ von der Form
D«r Beweis dafür, den Poisson lieferte und der ganz einfach auf der Um-
MliiiDg der Gleichung d) in Polarcoordinaten heruht, befindet sich in Nr. 10
p. 428 des rorigen Jahrganges. Bei uns sind Xt nnd q solche P^nnctionen,
und zwar müssen bei einer massiven Kugel alle Hn verschwinden , indem
tonst diese Grössen und ihre Differentialquotienten erst recht im Kugel-
mittelpunkte (denselben als Anfang genommen) unendlich werden müssten.
29. Für eine massive Kugel geht die Gleichung 40) über in :
^ I X, + fl* /Y q> cos ^ 2"^^^^ sin 'ti;d^d& + Cu, \
- — \Mi + a* I I <p simif cos ^ £y-^-~] sirnj; rft^ dd + C», |
+ ^ j-AT, + ö' / / g> sin ^ sin ^ £ [pl^i) «^'^ ^^ d^ + Cw, |
53)
Die drei Integrale können entwickelt werden , wenn man sich die q) cos ^,
9M^cos^y (f sin ^ sin ^, die sich ja nur auf die Oberfläche beziehen , in
Dich den Gesetzen der Kugelfunctionen fortschreitende Reihen verwandelt.
Ans demselben Grunde, wie der Ende der vorigen Nummer angegebene,
mofs 68 auch erlaubt sein , Z| , ilfj , iV, in Reihen zu entwickeln , in denen
!• B. das allgemeine Glied der ersten ist :
wobei ea jetzt gani gleichgültig ist, ob die Z/") . . . der Differentialglei-
ehnng der Kugelfunctionen genügen oder nicht. Ebenso mögen t'i , t^i , Wg
in Reihen entwickelt werden, deren allgemeine Glieder
^/"^n", ^/">r,", ffV"^r,"
•ein mögen.
Man kann so die Gleichung 3) in unendlich viele zerlegen, indem man
die mit verschiedenen Potenzea von r^ behafteten Glieder einzeln gleich
Null seist. Wir werden später bei Ausführung der Differentiationen sehen,
dsM diet darauf hinauskommt, für /t zs 0, ;k :^ 1 . . . bis n = 00 die Qlei-
ehvngen la befriedigen:
194 Ueber Magnetismus.
Dass diese Zerlegang die richtige ist , lässt sich nicht ohne Weiteres
erkennen , da durch Differentiation z.B. von Z|<")r|" zwei Olieder entstehen:
die also mit verschiedenen Potenzen von T] hehaftet sind. Man kann diese
Gleichung mit (2ii + l)a" multipliciren , und dann i^<">a*^, (7|<")a" etc. als
die Werthe von L^^^^r^^ ansehen, die dem in der Richtung ^| Oj gelegenen
Oberflächenpunkte entsprechen. Die Differentiation lässt sich nun etwas
weiter ausführen und giebt:
"-\j^M
211+ 1)«" /;,<"> 4-4» -^ (9» cos ^)(")
+ (?F,<«)(2n+l)a, +...1
55) \ p -* ^=0.
+ »r,«-» I (2« + 1) a*L^^*)-\-An-^;^^{<i>cos t)<">
+ Cl^.<-)(2« + l)«-j|^ + ...]
Es ist nun nicht schwer, sämmtliche Olieder mit Z|, Vi etc. so zu
schreiben, dass die Summe derselben für die verschiedenen n eine endliche
Form erhält. Es ist
(2n + 1) a^L,^^) = a« V> + ^a ^J^?^^^
da
also die Summe
ebenso für {Zj, ilf, , F|, iV], ]^,. Lässt man also in der vorigen OleichuDg
den Factor Tj" weg, so giebt die Summe aller so entstehenden Gleichungen
in der ersten Beihe , mit Ausnahme der Glieder mit q> :
doch haben hier L^^M^^ N^^U^^V^^ W^ nicht die früheren Werthe, •sondern
63 sind dio analogen Ausdrücke , wie die früheren, aber für den in der
Von Gustav Roch. 195
Richtung tf;« d, gelegenen Oberfiftchenpunkt, nnd es sollen daher, nm dies
ansndeaten, die Indices 1 weggelassen werden. Die zweite Reihe hat noch
den Factor n, und es kann derselbe durch Differentiation der ersten nach
a entstanden gedacht werden :
ebenso für iüf, JV, [7, F, W. Wir kommen nun zur Betrachtung der Glieder
mit fp.
Es ist mit Absicht -- — r nicht gehoben worden ; während nämlich das
a" als der specielle Fall des variablen Tj" angesehen werden mnss und
also nach diesem nöthigenfalls differentiirt werden darf, ista"'^ die Po-
tenz n — 1 vom constant gegebenen Kugelradius, und wollte man nach a
differentüren und auch dieses als variabel ansehen, so erhielte man die
Aenderung des Integrales für einen Oberflächenpunkt, wenn der Kngel-
radius sich ändert. Die magnetische Vertheilung wird ausser von q' (der
inducirenden Kraft) auch von der Grösse von a abhängen , und es ist daher
sehr wahrscheinlich, dass auch Uj F, W (d. h. die Werthe von f^,, Fj, W^)
fUr den Oberflächenpunkt a implicite enthalten. Offenbar aber ist es , dass
die Gleichungen 54) und 55) für jedes beliebige a gelten und es müsste
daher jede der unendlich vielen zu befriedigenden Gleichungen 54) oder 55)
sich wieder in unendlich viele nach den Potenzen von a zerlegen lassen.
Da aber die Glieder L^ M^ N nur a^ als Factor enthalten (denn diese hän-
gen nur von der inducirenden Kraft ab), so muss dies auch bei den übri-
gen der Fall sein ; es werden daher ü^ F, W nicht mit a behaftet sein und
^_^ {fp cos ^)" = a (qp cos ^)^'»> etc.
werden den Factor a" haben, wo a als constanter Kugelradius gilt. Diffe-
rentiirt man nun nach dieser Dimension , so ist dies in den Gliedern X, M, N
identisch mit den nach r, genommenen Differentialquotienten, wenn schliess«
lieh a statt Tj eingeführt wird ; der Factor n der zweiten Reihe in 55) aber
kann demnach durch Differentiation nach a entstanden gedacht werden
und es ist daher die Summe aller mit <p behafteten Glieder fürn = 0 bis
»==00
- — {a <p cos ^) + 7 — (ö 9> **'» ^ cos d) + ^ — (fl (p sin i/; sin d) 1
+ a—r^''-'^^nY^{afpcos^) + -^{flq>sin^cos^) + ^^
Für die Glieder U, F, ^F ist der früher entwickelte Ausdruck richtig,
denn da U^ F, fF, wie gezeigt worden ist, den Kugelradius nicht enthalten,
so ist es auch erlaubt, sich die Differentiation von a** (7<"). . . nach a ala
•pecieller Fall der Differentiation nach r , oder als solche nach a als Kugel-
Halbmesser zu denken.
196 lieber MagnetiBmas.
Die GleicligewichtsbedingaDg ist daher in eine endliche Differential-
gleichang verwandelt, und es ist nun noch nöthig, die eigenthflmlichen
Differentialqnotienten nach «i , ^i , z^ so weit als möglich an rednoiren nnd
auf solche nach oc^y^z (den Coordinaten des dem 0^1,^1, Z| entsprechenden
O her flächenpnnktes) zurückzubringen.
29. Man hat:
x = a —— -j y = g '
F'^T+y.'+M* yW+yJ+h* /^/+».*+«.»
Xt 9t .
C08 ^ = , sin flfCOS^ =
sin ibsin^ = , '■
Da a und da ganz unabhängig von ^1, ^i, ^1 sind, so kann man die
Differentiationen nach a und nach Xi oder ^| oder Zt in der Reihenfolge
umkehren und hat daher, um die Glieder mit L, M^ N mvl vereinigen, nur
nöthig
dL dM dN
dxi dt/i dzi
auszurechnen. Man hat nun z. B. :
dL _dLdx dLd9 , dLdz
dxi ~ dxdx^ "*" dy dx^ "*" dz dx^ *
Man findet so durch Benutzung der oben stehenden Werthe für x^ y^ z,
wenn man nach Ausführung der Differentiationen wieder a:| , yi , z^ durch
Einführung der Polar coordinaten rj , ^t , ^1 eliminirt :
^ f- :r y- -z 1- ^- (Z CO* t(; + ilf «w ^ CO* ^ + Nstn tt; *w ^) . —
dx^ dyi oz^ da^ ^ ^ ^ ' r,
~r, \dx'^ dy '^dz)~r, •^'
uod daher die Gesammtheit der mit Z, Jlf, JV behafteten Glieder:
-q +2a-^ = — q H 5^.
Ganz denselben Ausdruck muss man für die 27, F, fF enthaltenden
Glieder entwickeln können, und wir wenden uns daher zur Ausrech-
nung von
-z — {ff cos ^) + T — (9 *m if; co*^) + z — {v ^^ ^sind)
cx^ öyi dZi
(dtpdx , dq> dy , dtp dz\ , {dcos^\, ^
Setzt man die früheren Werthe für x, y, z, co5^ etc. ein, so erhält
man hieraus: — . Einfacher lässt sich der Werth des zweiten Theiles
Von Gustav Roch. 197
der mit ip behafteten Glieder berechnen. Da ^ = cos fp etc. unabhängig
▼OB ü sind, 80 erhält man :
da Idx' (^ 9> <?<« *) + fT" (^ 9> *«n^ co«d) + — (a 9 «m ^ wi d)J
und die Summe aller beider Theile ist daher nach Aushebung des Fac-
tors r,":
Z<pa c^ dtp
10 dass die Gleichgewichtsbedingung die endliche Form erlangt hat :
und ich mache nochmals darauf aufmerksam, dass es erlaubt ist, in den
Gliedern mit q' und % die Differentialquotienten nach a als die Werthe der
atch Ti genommenen au betrachten , wenn dann ri=^a gesetzt wird , dass
aber —- ausdrückt, wie sich 9 für einen Oberflächenpunkt ^, ^ ändert,
da
wenn der Radius der Kugel um da grösser wird.
30. Aus dem Satae , dass diese beiden Auffassungsweisen für % *of
dasselbe hinauskommen, folgt, dass der analytische Ausdxuck für % der*
selbe sein muss , welchen Radius auch die Kugel hat. Denn es sei der-
selbe a, so kann man sich die Function % für den gansen unendlichen Raum
coostruirt denken , und es hat dann ^ auch für positive da einen bestimm-
da
ten Werth. Wird nun die Kugel um da grösser, so ändert sich die Ver-
theilung des Magnetismus , und zwar wird das % sich von einem Punkte der
ersten Oberfläche zum andern um di ändern, welches nach dem Früheren
mit der Aenderung der ersten Function % nach a identisch sein wird, und
es wird daher der für den ganzen unendlichen Raum berechnete Ausdruck
des ersten % auch die Oberflächen werthe für die zweite Kugel ergeben; von
dieser kann man zu einer dritten übergehen u. s. f., wodurch die ausge-
sprochene Behauptung bewiesen ibt. q> hingegen braucht diese Eigenthüm-
liehkeit nicht zu haben. Eine derartige Eigenthümlichkoit muss -auch be-
kannt sein, damit ans der Gleichung 50), die sich ja nur auf die Oberfläche
bezieht, ein Schluss auf die magnetischen Zustände im ganzen Yolumen
der Kugel gemacht werden kann. Ich werde später nochmals darauf zu-
rückkommen.
' .31. Wir wenden uns nun zur Untersuchung des allgemeinen Falles
einer concentrbch aungehöhlten Kugel. In diesem Falle werden die Ent-
wickelungen von 0, , q\ ji auch negative Potenzen von r, enthalten können.
Die Rechnung wird aber wieder eine ganz analoge weTd^ii^N9\^ ¥\^ n^\%^^
198 lieber Magnetismua.
nur werden noch einmal so viel einzelne Gleichungen entstehen. Ist die
Kngel hohl, so können indncirende Kräfte auch im Inneren ihren Sitz
haben, und diese werden ein q liefern, welches in Reihen entwickelt naoh
absteigenden Potenzen von r^ geordnet sein muss, da r^ grösser ist, als die
Entfernung dieser inducirenden Ursachen vom Hittelpunkte. Ea soll daher
geschrieben werden:
Ebenso kann }^i gedacht werden, als:
An die Stelle des /ruberen Q tritt jetzt die Differens zweier, die aueh
das eine positive, das andere negative Potenzen von r^ enthält vermöge
der Entwickelungen von --- für äussere oder innere Oberfläche. Man wird
nun wieder die Glieder mit denselben Potenzen von r^ einzeln Null setzen
und es wird sich zeigen, dass wie vorher auch hier einfach nach den Indi-
ces (n) geschieden werden kann ; jedem (n) aber werden zwei Gleichongen
zugehören, die einzeln zu behandeln sind und die sich in zwei endliche
Differentialgleichungen werden vereinigen lassen.
Das Q der äusseren Oberfläche hat genau den nämlichen Ausdruck,
wie früher, aber das der inneren muss mit einem ^ berechnet werden, des-
sen Entwickeluug , wenn h der Radius der Höhlung, ist:
Die erstere Bedingungsgleichang wird genau die frttbere sein , die innere
aber ist:
■*'8y.
= 0,
tf-cot l auf die innere Oberfläche bezogen. Dies giebt :
r,"+M ax, 2«+i dxt "^ a«, J
= 0
-feto.
Von Gustav Roch. 199
Du ifc. besieht sich anf die ganz ähnlich gestalteten Glieder mit den Dif-
ferentialqnotienten nach y^ , Z|. Man wird nnn diese Qleichang mit . ^
maldpliciren und ganz wie früher . ^- als den Oberflächenwerth von ^ . ^
Ar dasselbe ^, di ansehen. Da nun Zi^") vollständig unabhängig von b ist
nd femer diese Gleichungen für jedes beliebige b gelten müssen, so wird
mtn genau wie früher schliessen , dass die so entstehenden Glieder
b {q> cos />«) und T—jn"
virklieh nur den Factor
1
enthalten, weshalb ganz wie früher das (n + l) im zweiten Theile der letz-
ten Gleichung durch Differentiation nach b , und zwar nach b als Kngel-
dimension entstanden gedacht werden kann. Für die Glieder mit Z| und
l/j kommt dies auf dasselbe hinaus , als ob man einfach nach r, differentiirt
tmd dann ri = fr setzt; für Xj versteht sich das von selbst, für 17| , Fi , W\
ibsr sieht man es sofort ein, da ja '. ^ kein b ausser -T^j^rj- ^'^^^^^^^^ ^^^h
•0 dass also 27|^") den eigentlich constant gegebenen Radius b nicht enthält.
Der Factor (2 n + 1) nun kann anf ganz ähnliche Weise gedeutet werden,
wie der frühere 2n + 1 1 nämlich :
2n + l = 2(ii + l) — 1,
also:
10 dass alle Vorzeichen Minus werden. Es geht also die letzte Gleichung
Aber in :
/ a-£i!Ü.\
+ ^ä^\6-+» + " db )
200 lieber MagnetiBmus.
und die Summe dieser Gleichungen giebt g&nz dasBelbe, wie die Bedingung
für die äassere Oberfläche. Es ist nicht nöthig, sie erst hinzaschreiben,
man braucht nur ü an die Stelle von ,, , ^ zu setzen u. s. f. und es kann
dann die Differentialgleichung wieder transformirt werden, indem man an-
statt die Differentialquotienten nach 0:1,^1, z, die nach x^y^z^ d. h. nach
den Coordinaten des OberflAchenpanktes in der Bichtung von r^ einführt
Man erhält dann als Gleichung für die innere Oberfläche :
57) 3^' + 26||- +c(3x + 26||) +4«(3g) + 6||)=0.
Hieraus ergiebt sich das ganze auf der inneren Oberfläche vorhandene 9
und der Theil von %^ der sich nach den absteigenden Potenzen von Tj ent-
wickelt.
32. Diese Transformation der Gleichgewichtsbedingungen gründet sich
wesentlich darauf, dass angenommen wurde , das % enthielte in Gleichung
56) kein a und in 57) kein b weiter , als dass das Glied von der n, Ordnung
bei der Beihenentwickelung nach den Kugelfnnctionen a* und ■ . ^- als
Factor hätte. Der Beweis dafür ist in der Schlussnummer geführt, und es
handelt sich nun nur noch um die genaue Darstellung der Gleichungen,
denen die Functionen genügen müssen. Die Functionen q> und i müssen
gewissen Bedingungen genügen. Diese bestehen wesentlich darin, dass
^^ dx'cy'dz ~dx'dy'dz'
Diese lässt sich in andere Formen bringen. Geht man von jedem Molekül
nach allen Seiten in den Richtungen fort, die in der Ebene des betreffenden
Molekularstromes liegen , so erhält man lauter einzelne Flächen , und ist s
eine beliebige in einer solchen liegende Linie, so muss ^ = 0 sein, ebenso
CS
--^, und es sind daher nuf jeder solchen Fläche 7 und q> constant. Den
ds
beiden Gleichungen 58) müssen die Functionen q> und % genügen ; aber da
in den Gleichungen 57) und 58) nur die % imd q> auftreten, die auf den Ober-
flächen stattfinden, so reducirt sich die Bedingung 58) auf eine, und die
zweite der aus diesen zu entwickelnden Forderungen wird nöthig sein, um
das q> für die inneren Massenpunkte zu entwickeln.
Für eine massive Kugel sind die Verhältnisse hierdurch äusserst ein-
fach gemacht. Da dann gar keine Gleichung 57) existirt, indem gar keine
innere Oberfläche vorhanden ist, so ist das in 56) auftretende % der Ge-
sammtwerth der Function. Denkt man sich nun auf der Oberfläche die
Linien gezogen, in denen f/ constant ist, so muss in diesen auch 9 und %
constnnt bleiben. Da nun i der Gleichung
Von Gustav Roch. 201
genügt , 80 iiit % auch für jeden inneren Punkt bekannt und wegen 58) auch
9; man siebt also die Möglicbkeit der Lösung ein.
Wenn aber eine Hohlkngel gegeben ist, so werden die in 50) eingehen-
den g> und % b und die in 57) eingehenden a enthalten können ; diese Glei-
chungen einzeln würden also noch unbestimmte Werthe der Functionen
liefern. Es müssen aber diese Werthe in gewissen gegenseitigen Bezie-
hungen stehen, welche die Lösung vervollständigen müssen.
Wir haben vier unbekannte Functionen: das q> der äusseren Ober-
fläche und das der inneren , welches gi sein soll. Ferner der Theil von x^
der sieh naoh den aufsteigenden, und der Theil, der sich nach den abstei-
genden Potenzen von r, entwickelt. Der erstere seix(ri), der zweite %'(r|).
Die beiden Gleichgewichtsbedingungen sind dann, wenn auch ^ der nach
aufsteigenden Potenzen , q' der nach absteigenden Potenzen zu entwickeln-
den Theil der früher mit q' allein bezeichneten Function ist:
'«'+ »If + <»«»+"^) +«»(»»•+ '^)=«
und dazu kommen die beiden Bedingungsgleichungen für die zwei Ober-
flächen:
dfp\dq>' ^d\x{b) + X {b)\ ^d\x{h) + x{b)\
da die Differentialquotienten von fp und x + z' nach zwei rechtwinkligen
Eichtungen einander proportional sein müssen.
Es scheint zunächst, als ob diese vier Gleichungen eine zuviel wären,
indem wenn %, %', q> bekannt sind, q> schon aus der Bemerkung folgt, dass
9Constant ist, durch die ganze Masse, so lange % + %' constant ist. Man
konnte aber sich qt aus den vier Gleichungen eliminirt denken, %, %', tp be-
rechnet und dann müsste q> aus dieser Bemerkung folgern. Offenbar müsste
dies qi der zweiten Gleichung genügen , es muss sich also auch umgekehrt
ins .diesen vier Gleichungen Xtt'iVt ^ ^^ bestimmen lassen, dass dieser
Bedingung Genüge geleistet wird.
33. Wir kommen nun zu einem der wichtigsten Punkte dieser Theorie,
auf welchem die vorige Verwandlung in endliche Differentialgleichungen
beruht, dass nämlich der analytische Ausdruck von x unabhängig von ei,
der von x unabhängig von b ist. Wir betrachten x» da die Entwickelungen
für X ganz ähnlich sind. Gehen wir auf Nr. 26 zurück , so ist dort bewie-
sen, dafs es erlaubt ist, die ursprüngliche Gleichung in di^v *4U n^t"««.!!-
dein. Die orstere derselben laatet:
Zeii»rMnn f. Malhemalik u, Physik. VI, 3. \\
202 Ueber MagnetismuB.
(211 + 1) Z<«)a« + 4ä a (9 cos ^)(«> + C (2« + l) ^«)a« = 0.
Die Summe aller für n =: 0 bis n = 00 giebt:
dL ( dn\
Z + 2a- Y \nafpCQ$^ '\' ClM + 2fl^-j = 0.
Od \ da/
Aehnlicbe Oleicbungen besteben noch zwei und es folgt aas ihnen :
dL ( du\ dM ( dv\
: N+2a- 1- C[w + 2a^-~ \ = C08iU : stn ^ cos ^ : stn 'ü; stn ^.
da \ da/
Nennt man nun Z, ilf, iV, «, 0, w die Componenten von q nnd j, so sieht man
hieraas, dass die Componenten nach den Richtungen ^ und ^ ▼ersehwindea.
Die nach der Sichtung von a von der Summe 4 "^ ^t'^^^ ^^^ ^^ ^) be-
wiesen ist:
Lcosi^-^- Msin ^ cos O. + N siniifsin^y
+ C{ucos ^ + V sin ^f cos ^ + w sin ^ sin &)
und es ist daher:
( l.\Lcos^+... + C{ucosfl, + ...)\ = ^{L + Cu) + -^{M+Cv)
M d
DaraaB folgt snnächst anch, dass
' ) d rd{L+cu) d{M+cv) d{M+c*)-\_d ,. , „,
wobei jedoch bemerkt werden muss , dass die Differentialquotienten nach
X, y, z %.B. von l7<-)a-, F^«)««, ]r<«)a» nicht auf die in 17<">, F<*>, ^(«) ent-
haltenen a ausgedehnt werden dürfen , da sonst nicht
dx'^dy'^dz ~^
gesetzt werden dürfte.
Die Gleichung 61) folgt sofort aus der Bemerkung, dass Z, If, J^, u^ r, w
ebenso transformirt werden, wie
dL dM
5—, ^— etc.
da da
Aus 60) folgt daher, wenn die Differentialquotienten in der eben angege-
benen Weise genommen werden :
Dehnt man die Differentialquotienten aber auch auf die in l^<">, F<»>, FP^"
^nttaltenen a aus, so ist dieser Ausdruck:
Von Gustav Roüu. 203
62) 8,+2«^+CJ3|^ + ^ + ^J+2«-[- + - + -Jj,
indem man von Z^"), Jf <">, iV^^'*) bestimmt weiss , dass sie kein a enthalte^.
Nor wenn die Indnction von a abhängig ist, wenn sich mehrere Kugeln
^enüber stehen, ist dies nicht der Fall, und dann btin dem letzten Ans-
dracke anch q zn ersetzen durch
az a^ a^
dx '^ dy '^dz'
welches dann verschieden von q' ist; denn die Gleichungen 60) nnd 61) gel-
ten auch dann noch. Die Differentialqnotienten nach a in 62) sind nar aof
die Factoren o" von L<'*\ JJf <»), i\r(«), ü^''\ r(«), JF^") auszudehnen. <
Wir kommen nun zum eigentlichen Beweis.
Es ist evident, dass
^-^=^-- .-=öir'' • •
^. ,^ , «-^
«Im die Summe
oder vielmehr genauer :
^2:(2«+l)Z/")r,» + ^^(2« + l)^,<->r,- + ~^(2« + l)
" ' dr, Idx, "^ dy.'^dzj^ Idx^ "^ dy^ "^ dz, J
iit, und dass X<*~^> eine Kugelfunction von der Ordnung n^-1 ist, wenn
A*"*^^ kein Tj enthält. Sobald dies aber wäre, ist auch nicht mehr die
letste Gleichung richtig. Schreibt man x, y^ z statt oTi , y, , 2| , so kommt a
tn die Stelle von r|, die Indices 1 fallen weg. Umgekehrt, gilt die letzte
Gleichung, so muss Z/»), ^,<»), iV,<"> unabhängig von r, , oder Z<">, jlf (»), JV(»)
unabhängig von a sein. Aus 62) folgt daher , dass
Z<"), Jf <»), i\r<"), Z7<"), F<"), ^(")
*o beschaffen sein müssen, dass stets
nntbhängig von a sind. Für den Fall einer einzigen gegebenen Kugel sind
tlio [/("), r<"), Fr<") unabhängig von a, der Ausdruck % also auch.
Es ist daher für jeden Fall erlaubt:
n setzen; für den Fall einer einzigen Kugel ist es dann gleich, wie die
Differentiation nach a genommen wird ; aber sind mehrere gegeben , so ist
tut ri und — die Veränderung von q und % in der Nähe der Oberfläche
einer Kngel vom festen gegebenen Radius a gemeint, denn diese DiffecetL-
^lAtion schreibt sich vom Factor n her.
204 Ueber Magnetisiiias. Von Oüstav Roch.
AuB 59) folgt das % eines inneren Massenpnnktes noch mit einer will-
kürliehen Function, die so zu bestimmen ist, dass
(nnter % hier die ganse Function , also eigentlich % + % Terstanden).
Dies kann Alles nur als Andeutung des Weges sur Lösung betrachtet
werden. Die Hauptsache ist immer nur die Herleitung dieser allgemeinen
Eigenthümlichkeiten der Function % und %.
Ist die OberflIUshe anders als kuglich, so ist die Angabe ungleich Ter-»
wickelt^. Dann ist ^ auch für innere Punkte in eine Beihe von der
' p
Form 2 J\^ oder 27 Pari" zu entwickeln, je nachdem r| > oder ^ r. Man
würde dann lieber ^ nach den Potenzen des Parameters entwickeln, der
jedem inneren Punkte zukommt, wenn man concentrische Flächen zur
Oberfläche legt, wie dies von Neumann für Rotationsellipsoide gezeigt wor-
den ist.
Kleinere Mittheilnngen.
UV. ITebar einige Bitegralformeln. Wir betraehien im Folgenden
du bestimmte Integral
1
0
wobei A, fi/if , p, jT beliebige Conetanten bezeichnen mögen. Um dasselbe
n. transformiren, setsen wir
X + iix ''
Tonu folgt
vnd erhalten
1
1) j «
/arl"-» (!—«)«-» (i+fi»)^«?«
la dem speeiellen Falle n = — (p+ s) ^1"^ diene Formel sn dem bekann-
tnBeanltste
*ar>-t(l-a;)V-i l r{p)r(s)
/'
dagegen seheinen andere Fälle unbeachtet geblieben au sein, obsehon die-
•ilben sehr braachbare Relationen liefern. So hat man m» B. f&r p = i,
206 ELleinere Mittheilangen.
1
r^{l—x)9''^ (A + fio;)-- * dx
0
oder für x = t* und y s= u* :
1
J'(i;_<t)«-l(X + ^/«)--*
dt
2)
Sind nun q und m positive od)9r negative ganze Zahlen, so ist das
stehende Integral irrational, das rechter Hand befindliche dagegen
nal , z. E. :
1 1
1 1
4) fyx + ^' äi^.lViPH^^^^^^l'i^^^,
oder auch:
i
ü ^ 0
6)
u. s. w.
Diese Formeln leiste'n' bei der Kednction mancher doppelten und
fachen Integrale gute Dienste, denn man hatin ihnen ein Mittel, v
wisse irrationale Integrale durch gleichgeltende rationale Integrale
setzen, was begreiflicherweise für die weitere Rechnung ein Vorth*
Einige Beispiele mögen dies zeigen.
Die Oberfläche des Ellipsoides mit den Halbachsen a, &, c wi
kanntlich durch folgendes Doppclintegral ausgedrückt:
Kleinere Mitiheilungen. 207
^0^0^t^^t^^^^^*^i^^^^
welches nach Einftlhning von Polarcoordinaten (g = r C05 » , i} = r m «)
übergeht in
n
i 1
Ä=8a6 / Crdndry -
Benntzt man die Subatitationen
M erhftlt man
0 0
mid hier kann man eine der Formeln 4) oder 5) anwenden. Die letztere
giebt
n
* ( ^ d )
¥ 1
0 0
durch umgekehrte Anordnung der Integrationen und Bestitntion der Werthe
fon l vnd |i wird hieraus
E
0 0
d. i. wenn die auf » bezügliche Integration ausgeführt wird
L ^ |>^(i-«'«')(i-/j»«»))«'J'
Durch partielle Integration ISsst sich diese Formel in die folgende
tberfbhren
208 Kleinere Hittheilnngen.
die man gleichfalls erhält, wenn man in Nr. 7) die Formel 4) benatst. —
Projicirt man den Mittelpunkt eines dreiachsigen EUipsoides anf alle Be-
rührnngsebenen des letzteren, so bilden die Projectionen eine bekannte
Fläche, deren Gleichung ist:
(x«+y* + 27 = «*^ + *'^ + ^^,
oder in Polarcoordinaten :
r^ = (f cos ^ + 1^ sin^^ cos*a + c*Än'dm*o);
für
l=zb*cos*ai + c* «»•(», fi = a* — b*cos*m — €^sm*m
ist einfacher
Das von der Fläche umschlossene Volumen bestimmt sich dnroh das Doppel-
integral
r=| / I r^sin^dade = i 1 r{X + (iC08*e) sin^dmd^,
0 0 0 0
welches für C05 d = / folgende Gestalt annimmt:
n
i 1
^==^ifjni+(itydü^dt,
0 0
d. i. nach Nr. 6)
M
ü «
Setzt man znr Abkttrzang
10) ß^'L__^^^r____^
SO erhält man bei umgekehrter Anordnung der Integrationen und TermQge
der Werthe von X und fi :
- * [(! — /»•) eo$*m + {l—f) sin^m]*
V^^a^ Cdu r [a-<»')^^>'« + (l-y')^'n«cD]«
0 0
wo nun die Ausführung der auf cd bezüglichen Integration keine Schwierig-
keiten hat. Um das Resultat kurz darstellen su können , setsen wir
und haben dann
1
12) V=^fJ^{Züß*+2üpUy+^üy^}/üßFrdu.
Kleinere MittheiluDgea. 209
Auf gleiche Weise Ittsst sich die Cubatnr aller Flächen bewerkstelli-
^, deren Gleichungen von der Form
(a:« + yt ^ ^f) ^••+2 = (^a:« + ^y* + CV) 2-- 1
imd. Durch Einftthrung von Polarcoordinaten erhält man nämlich
r* == (J eo8*d' + B sin*e eos*m -h Csin*e */ii*a))*-*
oder
wobei
X =sBcos*<o + Csin^atj fi = A — B co8*m — Csin^ta
gesetzt worden ist. Für das Volumen
2 2
■-^SS'
r^ sind dcidd
u 0
ergiebt sich zufolge des Werthes von r und durch Substitution von €osds=:i
n
2 1
0 0
nod nach Anwendung von Formel 2) kann die auf » bezügliche Integration
immer aoBgefUhrt werden. Sohlömix^ch.
X7. ITeber einige algebraische Cnnrent von denen die Lemniseate ein
ipeeieller Fall ist Yon Prof. Barnaba Tobtolini.
1 . Nehmen wir zwei rechtwinklige Achsen der x und der y, und wäh-
len wir den Coordinatenanfang zum Pol einer gewissen Cnrve. Ist r der
Badiosvector und u der Winkel , welchen r mit der Achse der x einschliesst^
10 haben wir fttr die beiden Coordinaten x und y die Werthe
op s=: r cos u
y = r sin u.
Wenn wir nun die Neigung der Ourve im Punkte (^» y) mit 9 bezeichnen,
•oist
tangq>^-,
woraus man durch Differentiation der vorstehenden Werthe von x und y
iadet
sinudr + rcosudu
lang q> sss : — .
cosudr — rsmudu
Wenn man in diesem Ausdrucke Zähler und Nenner mit cos u und mit dr
dtridirt, so erhält man leicht
rdu_ tangip — tangu _^ ,_ .
^=^l + tang^iaugu = '^^'^^'*^
210 Kleinere Mittheiliuigen.
oder auch
rdu
Wie bekannt, bt 9» — u der Winkel, welchen die Tangente im Punkte («,jf)
mit dem Radios r einschliesst« Es sei nnn 91 die Neigung der Normalen
gegen die Abscissenachse ; dann hat man
Vi = -r + 9>»
folglich :
woraus sich
cot(ipi — u) ='
cot (9 — tt) *
oder auch
dr
— = — dutang{(p^—u)
ergiebt. Die linke Seite dieser Gleichung lässt sich integriren und auch
die rechte Seite wird sich auf eine Quadratur zurückführen lassen , so oft
9i ,als Function von « gegeben ist
2. Um eine recht einfache Anwendung davon su machen , nehmen wir
an, dass der Winkel q>i ein ungerades Vielfaches des Polwinkels u sei,
setzen also
9i = (2«+0 «
und erhalten dann
dr , . ^ d€os2nu
— = — du tang 2nu = ^
r 2ncas2nu
und daraus durch Integration
2n log r^=:log {cos 2n u) + C.
Man bestimme die Constante in der Weise , dass r = a wird , wenn m = 0
ist; dies liefert C^=^2nloga^ und wenn man daher vom Logarithmus auf
den Numerus zurückgeht, findet man schliesslich
r^*^ =z a^** cos 2n u.
Die algebraischen Curven , welche in dieser Gleichung enthalten sind, wur-
den — nicht allein für eine gerade Zahl 2n, sondern auch für eine unge-
rade Zahl — von den Mathematikern studirt und besonders von Serret
behandelt in mehreren Noten , welche im 7. und 8. Bande des Journals von
Lionville stehen ; wenn man ihre Gleichung unter der allgemeinen Form
r** = «"• costnu
darstellt, so besitzt sie die Eigenthümlichkeit, dass das Product aus den
m Entfernungen irgend eines ihrer Punkte von m fixen Punkten constant
ist. Wie Jedermann sieht, erhält man für n z= 1 oder fn==2 die Lem-
ni^cate.
Kleinere Mittheilnngen. 211
Bleiben wir bei dem Falle eines geraden Exponenten 2it stehen, so
hat ebenfalls Serret gezeigt, dass die Perimeter dieser Curven alle ausge-
drückt werden können durch die Euler'schen Integrale aweiter Gattung,
oder durch die Function Pvon Legendr e.
3. Die bisjetzt erwähnten Curven waren bereits Oegenstand vieler
toalytischen Untersuchungen von Fagnano in seinen Producioni tnaietna-
üche Bd. 2, schediasma 1 und folgende Seite 375, woselbst er sich vornimmt,
,Jene Curven zu finden, bei denen der Winkel, welchen eine der sämmtlich
„von einem und demselben Punkte ausgehenden Sehnen mit der Achse ein-
„schliesst, in dem gegebenen Verhältnisse zweier Zahlen zu dem Winkel
„steht, welchen die Normale*) zu der Curve mit derselben Achse ein-
„schliesst." So hat man für ti = 1 die Lemniscate , bei welcher der von
den Normalen mit der Achse 2a gebildete Winkel das Dreifache des von
der Sehne gebildeten Winkels beträgt, und als algebraische Gleichung er-
hftlt man
(*» + »»)« = «»(^_y«).
Fagnano findet noch eine andere Curve von derselben Eigenschaft , welche
der a;Axe ihre convexe Seite zukehrt. Für n=2 erhält man die Curve
Ton der Polargleichung
1^=5 0^ cot 4 t/.
Am Coordinatenanfang sind die Tangenten gegen die Achse unter dem
Winkel -- geneigt, da für r = 0 sich 4m = --- ergiebt**). Die algebraische
o 2
Gleichung ist vom 8. Grade; durch die Einführung der Sinus und Cosinus
der einfachen Winkel bekommt man nämlich
r* = 0* (co5*ti — 6 5m*w C05'm + Jriii*«),
woraus wegen der Werthe von r, sin u und cos u die Gleichung
fliesst, welche Fagnano gleichfalls an der angeführten Stelle Seite 384 ge-
funden hat Bei dieser Curve ist der Winkel, welchen die Normale mit
der Achse einschliesst , das Fünffache von dem Polwinkel u. Wenn wir
von der allgemeinen Form der Polargleichung vom Grade 2n zu der alge-
braischen Gleichung für t und y übergehen wollen , so steigt der Grad der
neuen Gleichung auf 4n, und, wenn wir uns der Formeln mit anscheinend
imaginären Grössen bedienen, dann nimmt ihre algebraische Gleichung
*) Offenbar ist die Normale am Endpankte der Sehne gemeint, während der An-
fangspnnkt der Sehnen unter 1) als Coordinatenanfang benutzt war.
ff %
♦♦) AUjo wie die Sehnen selbst; es ist 9^=9i — — = (2ii + l)ii — •;r-, indem
% #
Torliegenden Falle n = 2 , demnach qp = 5 ii — ~ und endlich für r =0 wird « = «•
2 o
212 Kleinere Mittheilungeiu
eine sehr einfache Form an; wir haben nämlich nach dem ICoiyre'schen
Satze
2cos2nus= (cot M + 1 sin ti)*" + (cos u — im uy%
worin i = y^ ist , and setzen wir auf der rechten Seite
CO*tt = — ,
y
r
80 findet sich
C05 2n ti = ^ ^ — —^ j^ ^^—
und demnach wird die algebraische Gleichung der Corvo sein :
(a:» + y«)J- = ?^((a: + iy)2« + (a; + ,-y)2").
Die Annahme n = l , n = 2 liefert wieder die oben betrachteten Carven,
und wenn man weiter ns=3 nehmen will, erhält man folgende Gleichong
Tom 12. Grade :
(a:« + y*)' = «• (x«— 15a:^y« + 15a:«/— y«).
In derselben Weise wird man ftir andere Werthe von n algebraische Cnr-
Ten von noch höherem Grade bekommen.
4. Die allgemeine Rectification dieser Familie von Cnrven hängt ab
von einer particularen Form der Enler^schen Integrale erster Gattung,
welche, wie Legendre nachgewiesen hat, in einigen besonderen Fällen auf
transcendente elliptische erster Gattung sich zurückführen lassen. Bech-
nen wir den Werth von
für die Rectification der Curven aus für den Fall, dass
r^" = a*"co*2«M
ist, so hat man ohne Schwierigkeit
ds = '
oder
5- r ^r
Setzt man r^=az^ dr = adz und integrirt zwischen den Grenzen z = 0
und z = 1 , so hat man für den vierten Theil des ganzen Umfangs :
1
/> dz
/l— z**
0 '^
In den speciellen Fällen n = l, n = 2 und n = 3 werden die Integrale,
wJe Legendre gezeigt hat , transcendente elliptische der ersten Gattung ;
Eüeinere llüttheiliuigen. 213
sie lassen sieb nach Serret anch dnrch die Tlntegrale von Legendre oder
durch das Eoler'sche Integral zweiter Gattung ausdrücken.
{Jnnali dt Maiemaiica pura ed appUcaia. Nr. 3. S. 178.)
ZVL Bedingung der Stabilität eines auf dem Gipfel einer Fläohe ru-
ksaden KörpersI Von Dr. R. Hoppe.
Das Gleichgewicht eines Körpers, der bei horizontaler Berübrnngs-
ebene auf einer Fläche ruht, erfordert, dass sein Schwerpunkt auf der ge-
meinsamen Normale liegt. Die Oberfläche des Körpers sei mit der unter-
liegenden Fläche in gleichem Sinne genommen , so dass gleiche Vorzeichen
der Krümmung einer Berührung ron innen, ungleiche einer Berührung der
eonyexen Seiten von aussen entsprechen.
Wird nun der Körper aus der Gleichgewichtslage um unendlich wenig
rar Seite gewälzt, so hebt sich der anfängliche Unterstütznngspnnkt P und
gelangt nach Pi , während der Berührungspunkt als solcher um das Bogen-
element ds in beliebiger Richtung längs der Fläche nach P^ rückt. Sei
Bon dv der Winkel zwischen den Normalen, dx der Winkel zwischen den
Tangenten in P und P^^ so dass ~- die Krümmung von ds ausdrückt, dann
nnd die Cosinus der Richtungswinkel der Normale in P gegen die Normale,
Tangente und ihr gemeinschaftliches Loth in Pq folgende:
cosdv] dx; yd^'-'dx\
Bezeichnet femer a die halbe Summe, b die halbe Differenz der Haupt-
krümmungen in P, und q> den Winkel zwischen ds und der Tangente der
grössten Krümmung , so ist nach bekannten Formeln
dT= (a'i'bcos2(p) rf«,
dv=zds j/a* + b* + 2abcos2(p^
woraus
}/di^ — di^ = bsin2q>dSy
cosdv = l — ^rfv" = l — ( — J- ab cos2q>) ds^.
Demnach haben die Cosinus der Richtungswinkel der Normale in P fol-
gende Werthe:
/a*+b* \
1 — I — H ^b cos2qfj d^^
(a'\'bcos2qi)dSy
bsin2ipds.
Die Cosinus der Richtungswinkel der Nohnale in Pj ergeben sich hieraus,
indem man fttr a, &, 9 die analogen Grössen a, , ^i, <Pi setzt. Aus beiden
Systeiaen erhält man auf bekannte Weise den Cosinus des Winkels zwi-
schen beideö Normalen. Dieser ist von der Form
i-^Mds^
-i*,«.^<^-^
(— %7 + i^+V
— M^«Mrt«+e(#— «J.
iK #^^p mB frfcifr ttUL die Höhe
m dmt fg/nmmgiam Si^ma^^ Mcb mmm vkt PtnjcctiQa diesǤ Ab-
den Ycttü^alMUiid iler Fvokte P^ umÄ P Mddixt, Leorteicr tisst mcb als
glesek imm voUcb Ab«iavde reebaen« w«a üt B«««fii«f les Pkmktes i^^
det Akataad «Hbf witü^iflifh Um yqu xw«iier Ord-
utj ■»< ut laaat ob Dirniaas d« ntalMmm baiHr Paute Ton der
>,d.L
= *(«— .+0'".
dafaer die HSlie des Schwnpuiktea tber P
+ SC(-— «.))»[ rf**-
T>i<*. Lftgö 4ei K5rpeFs ist stabil » vßmi der CoefliGietit von ils* für jeden
W«rlli ¥on 9 poaitiT bl. Da« Minimtim deseelbeii enUpriciit eioem jlaxi*
Brau ^ef MmEtnum ron C, welches aiattfindet für
Naeli HififUlirung diesem Werthes wixd
1
claWr iit dw Bedingung der Stabil lUlt
ö — Äj + C— (a — Ä, + Cf)* h > 0.
Diftgd (himtfü kann nur poilüv aelo, wenn es der tob h freie Theil ist oder
wtitin /r<(i; Jt^di^nralti wird dfi^Htoluig
dai im
Büh
Kleinere MittheilongeD. 2t 5
Hieraos ist ersichtlich, dass die Stabilität am grössten ist, wenn die gleich-
Dtmigen Haaptnormalscbnitte aufeinander fallen, am kleinsten, wenn der
Sehnitt von grösster Krümmung in der einen Fläche der von kleinster in
der anderen ist. Lässt man also den Körper sich nm die Verticale drehen,
10 hört die Stabilität nie auf, wenn
->a— ai + 6 + 6,,
»tritt bei irgend einer Drehung Stabilität ein, wenn
nd die Grense der SUbilität findet statt ftlr
«"*«= ^, •
ZTL WixmeleituigifUiigkeit d^s Wasieritoilipuies« Nach einer vor-
Unfi^^n Mittheilnng von Magnus (Ber. d. k. preuss» Akad; d. W. 1860,
S.485) ist das Wasserstoffgas ein guter Wärmeleiter. Bisher hatte man
bei Oasen die Wärmefortpflanzung ausser ihrer Diathermansie der leichten
Beweglichkeit ihrer Theilchen zugeschrieben. Da nun weder im Ausdeh-
Bongseoefficienten noch in der relativen Wärme des Wasserstoffgases eine
Ursache zu einer grösseren Beweglichkeit der Wasserstofftheilchen, an-
deren Gasen gegenüber, zu finden ist, so vermuthete Magnus eine gute
Leitaugsfähigkeit bei diesem Gase. Er fand diese Vermuthung bei seinen
Experimenten mit einem Apparate bestätigt, bei welchem eine auf der
Tenperatur von 100^ C. erhaltene Platte von oben Wärme auf die Kugel
eines Thermometers strahlte , welches in einem unter der Platte befind-
Gehen Räume befestigt war. Die Temperatur, welche von diesem Ther-
Bometer angezeigt wurde , war am höchsten , wenn der Raum mit Wasser-
itol^as angefüllt war, höher, als wenn der Raum mit irgend einem anderen
Otie gefallt oder luftleer war, die Temperatur des Thermometers war
übrigens um so höher , je dichter das angewendete Wasserstoffgas war. In
tUen übrigen Gasen ist die Temperatur niedriger, als im leeren Räume
und nm so niedriger , je dichter sie angewendet werden. — Nicht nur die
Wärme, sondern auch die Elektricität wird von Wasserstoffgas besser, als
▼OD allen übrigen Gasen geleitet.
Dieses Verhalten des Wasserstoffgases gegen, die Wärme erklärt nun
iQeh die Beobachtung von Grove, wonach ein Platindraht durch den gal-
▼tuitchen Strom schwerer zum Glühen gebracht wird, wenn er von Wasser-
*M, als wenn er von einer anderen Gasart umgeben bt.
216 Kleinere Mittheilungen.
XVn. Yerbeuaning ainas Elektroikops. Von Dr. F. Dellmanh. Das
Yon Dr. Kohlraascli unter meinem Namen bekannt gemachte Elektro*
meter wurde von mir zuerst nur als Elektroskop gebraucht. In meiner
Hauptabhandlung darüber im Programm des Kreuznacher Oymnasiums
Tom Jahre 1842 sprach ich am Schlüsse die Hoffnung aus , das Instrument
zu Messungen brauchbar machen zu können, da seine Construction zu die-
ser Hoffnung berechtigte. Andere naturwissenschaftliche Studien aber, zu
denen die interessante, mir damals noch neue Gegend mich yerleitete,
Hessen mich diese Hoffnung nicht verwirklichen, und erst die vortrefflichen
Abhandlungen von Kohlrausch gaben mich der Physik zurück, der ich acht
Jahre untreu gewesen. In der ersten neuen Abhandlung vom Jahre 1852
(Pogg. Annalen Bd. 86, 8. 524 ff.), in der ich die Reconstruction des Mess-
instrumentes beschrieb , glaubte ich darauf aufmerksam machen zu müssen,
dass es zweckmässig sei, fortan mein Elektrometer vom Elektroskop zu
unterscheiden, weil das letztere eine wesentlich einfache Construction*),
aber doch auch einen Theil hat, welcher dem Elektrometer fehlt. Ich
wusste damals keine Hauptverbesserang des Elektroskops ansageben , und
jetzt, nach jahrelangem häufigen Gebrauche des Elektrometers hat dieses
mich zu einer bedeutenden Verbesserung des Elektroskops gebracht, welche
ich im Nachfolgenden beschreiben will. Die Verbesserung trifft eben jenen
Theil, welchen das Elektrometer nicht hat, den ich aber schon in der
ersten Abhandlung: „lieber das Oersted'sche Elektrometer^' i^^^S* ^^'
nalen Bd. 55, S. 307) beschrieb, und den Andriessen damals zur Er-
höhung der Empfindlichkeit auch des Goldblatt-Elektroskops benutzte. Ich
habe ihn den Qnerdrath genannt, weil er quer unter dem Streifchen her-
und dann an der Seite in die Höhe und isolirt durch den Deckel, oder auch
unten von der Seite durch das Glas geht. Er soll eine Nachahmung des
Princips des Säulen - Elektroskops vermitteln , nämlich einen leichten Kör-
per, welcher von 2 Kräften bereits von entgegengesetzten Seiten afficirt
wird, durch Unterstützung einer der beiden zur Bewegung zu bringen.
Und in der That entsprach der Erfolg ganz der Erwartung, da das Instru-
ment durch den Querdrath bedeutend an Empfindlichkeit gewonnen hatte.
*) In ein cylindriaches Trinkglas, durch dessen hölzernen Deckel in der Mit!«
ein Korkstöpscl geht mit einem ein paar Zoll langen Dräthchen in der Richtung der
Achse, an dessen unterem Ende mit Schellack ein Coconfaden hefestigt ist, welchei
unten ein plattgeklopftes, ganz dünnes Dräthchen (Messing -Saite Nr. 12) trägt mil
einer solchen Biegung, dass es an die beiden Seiten eines isolirt horisonlal ausge-
spannten Streifchens (von etwa 2 Zoll Länge und 1 Linie Breite) von Metallpapiei
oder dünnem Metallblech mit seinen beiden Hälften anschlagen kann — in dies Glac
führt von aussen mit Schellack eingeklebt ein kurzer (von 2 bis 4 Zoll Länge nach dei
Einrichtung des Ganzen) etwas dickerer Drath, dessen inneres Ende mit einer feinen
Säge eingesclinitten ist zur Aufnahme des Stnifchens. Dies ist der Zuleitungsdratl
und er dient dazu, dem Inneren des Apparates die Elektricität zuzuführen. Man kanr
ihn durch den Deckel leiten und dann bleibt er gerade, oder durch das Glas, welche«
zu diesem Zwecke in der Nähe des Bodens durchbohrt ist, und dann wird er am in-
neren Ende aufwärts gebogen.
Kleinere Mittheilungen. 217
Mit einem abgeriebenen Pfenning konnte man recht gut den Volta'schen
Fandamental - Versuch machen. Wenn man den Querdrath elektrisirt, so
wirkt dessen Elektricität vertheilcnd auf Streifchen und Wagebalken , bin-
det in beiden die entgegengesetzte Elektricität , während dem die gleich-
aamige durch Auflegung des Fingers auf den Zuleitungsdrath abgeleitet
wird. Durch die gebundene Elektricität wird der Wagebalken abgestossen,
der aber auch durch die entgegengesetzte des Querdraths angezogen wird
and so zwischen beiden schwebt, während die Torsion möglichst klein da-
bei gehalten werden muss. Der Zug vom Quordrath wirkt aber gar zu
leicht störend; denn ist er zu stark, so stellt sich der Wagebalken parallel
tber den Querdrath und ist dann nur zurückzuholen durch dessen Ent-
kdung. Auch verliert der Querdrath in feuchter Luft zu schnell seine
Elektricität, und die etwas lästige Ladung desselben muss dann ebenfalls
aaf s Neue vollzogen werden.
Diesen Uebeln wird abgeholfen durch Umformung des Querdraths in
eine Qnerplatte von 1% bis 2 Zoll Durchmesser. Unter dem Streifchen, in
1 bis 2 Linien Entfernung von demselben, sitzt jetzt eine kreisförmige
Hetallplatte, entweder an einen aufwärts durch den Deckel gehenden Drath
gelöthet, oder an einen seitwärts durch das Glas geleiteten. Die Platte
ist eine Nachbildung des unteren Theilkreises meines Elektrometers. Wie
dieser die Ursache ist, dass das Messinstrument nach meiner Constraction
die Elektricität so gut festhält, dass nach der Ladung ein Zurückgehen des
Wagebalkens gewöhnlich erst nach Stunden merklich wird , so wollte ich
durch die Platte beim Elektroskop zunächst auch dem öfteren Laden dieses
Hilfsapparates vorbeugen, habe aber weit mehr erreicht; denn das lästige
Ueruroschlagens ist dadurch auch vollständig beseitigt, ohne dass die Em-
pfindlichkeit gelitten hätte. Jetzt sind es. also hauptsächlich die 2 Kräfte,
nämlich die gebundene Elektricität und die Torsion , welche den Wage-
balken nach entgegengesetzten Richtungen treiben. In dieser Form liefert
du Instrument beim Gebrauche auch einen reinen Beweis für die Biot'sche
Theorie der Vertheilnng auf einem isolirten Leiter. Die Ladung des Hilfs-
apparates lat ebenfalls durch die neue Einrichtung erleichtert worden , und
bei der Anwendung ist das ganze Instrument bequemer dadurch, dass man
jetzt den Wagebalken kann unbesorgt gehen lassen , wogegen man früher,
wenn er sich vom Sireifchen entfernte, schnell den Finger auf den Zu-
leitnngsdrath legen musste, damit er nicht zu weit ging bis zur Parallel-
Stellnng mit dem Querdrath. Der Versuch mit dem Pfenning ist jetzt jeden
Aogenblick auch in der fouchtesten Luft zu machen. Ja die dreizöllige
Zinkplatte , auf welche ich ihn stelle , zeigt noch ganz deutlich die + Elek-
tricität. In diesem Zustande ist das Instrument ganz besODders geeignet
nr Darstellung des Volta'schen Fundamentalversuchs , und Überhaupt zu
allen Experimenten , in denen sehr geringe Elektricitäton zur Anschauung
gebracht werden sollen. Eine Kupfer - oder ZinkpXaltQ tükk «V^^^dl v^H. ^\%
ZriiPchrin f, Malbtriaalik u. Vhynik, Vi, .1. Vb
218 Kleinere Mittheihingen.
Hand gedrilckt , zeigen sich schon ziemlich stark — elektrisch, von ehenem
Holz nur aufgehoben, ebenfalls; ebenso Kork, welcher auf Holz gelegen.
Will man den Apparat noch weiter treiben in der Bequemlichkeit sei-
nes Gebrauches , so elektrisire man die Qnerplatte andauernd mit dem Pol
einer Säule. Zu elektrischen Versuchen, besonders zu Messungen, ist eine
kleine Wasserbatterie (Zink und Kupfer) von 50 bis 100 Elementen so we-
sentlich, dass man zu der Zeit, wo man überhaupt elektrische Versuche
macht, dieselbe öfter brauchen muss, weshalb man wohl thut, sie gleich
anfangs einzustellen und stehen zu lassen. Bekanntlich kann sie Monate
lang stehen , ohne ihre Dienste zu versagen. So kann man denn auch beim
Gebrauche des Elektroskops dieselbe zweckmässig zur Elektrisimng der
Querplatte verwenden. Uebrigens hält diese, wenn die Isoliruug frisch ist,
die Elektricität jetzt so gut, dass man in einer Stunde das Elektrisiren der-
selben nicht zu wiederholen braucht; und ist die Isolation nicht mehr gut,
so ist ja ein einmaliges Erhitzen des Drathes, an den die Querplatte ge-
löthet worden , in der Spirituslampo hinreichend , das Debel zu beseitigen*
Auf welche Weise man die Quorplatte auch elektrisiren möge, man
muss nie unterlassen, während der Zeit dies stattfindet, den Finger auf
dem Zuleitnngsdrathe zu halten, um so die freie Elektricität abzuleiten.
Ist die im Streifchen und Wagebalken gebundene Elektricität + Elektrici-
tät, hat man also z. B. die Querplatte mit Kork, welcher auf Tuch gerie-
hen worden, elektrisirt , so wird der Wagebalken durch + Elektricität zam
weiteren Abstossen, durch — Elektricität zum Annähern gebracht. Durch
Entziehung der dem Zuleitnngsdrathe mitgetheilten Elektricität geht der
Wagebalken wieder an seine ursprüngliche Stelle zurück. Das Elektro-
skop ist erst brauchbar zu Versuchen , wenn bei der Auflegung des Fin-
gers auf den Zuleitungsdrath der Wagebalken keine Bewegung, aber bei
der Annäherung oder Berührung mit entgegengesetzt elektrischen Körpern
entgegengetietzte Bewegungen macht.
Es sind mir Abbildungen des Apparates zu Gesicht gekommen, welche
auf dem Deckel ein Glasrohr zeigen zur Verlängerung des Coconfadens.
So wesentlich dies Rohr beim Elektrometer zu dem angedeuteten Zwecke
ist, so schädlich ist es beim Elektroskop. Ein Ooconfaden von 3 bis 4 Zoll
Länge ist vollkommen ausreichend und ein längerer schadet nur, insofern
er die Bewegungen des Wagebalkens verlangsamt, /also weniger deutlich
hervortreten lässt. Drei Exemplare des Instrumentes, welche die oben
angegebenen Erscheinungen fast gleich deutlicli zeigen, stehen vor mir
und haben alle einen Faden von höchstens 3 Zoll Länge. Sie sind aber
alle drei verschieden construirt. Bei dem einen gehen beide, Zuleitungs-
drath und Qnerplatten- Halter, durch den Deckel hinunter, bei dem an-
deren geht der Zuleitungsdrath von oben , der andere Drath aber unten
von der Seite hinein , beim dritten ist es umgekehrt. Ich ziehe das zweite
vor, weil seine Einrichtung gestattet, Zuleitungsdrath und Querplatten-
Kleinere Mittheilungen. 2 1 9
Halter jeden beliebigen Winkel mit einander bilden xu lassen. Dadurch
hat man ea also in seiner Gewalt, seine Einwirkung zu steigern und zu
fehwftehen. Richtet man ihn dem Zuleitungsdrathe gerade entgegen, so
schwächt man die Empfindlichkeit des Apparetes , was natarlich ist, da die
eine Hälfte des Wagebalkens, welche dann über dem Halter schwebt, von
entgegengesetzten Kräften nach derselben Seite gezogen wird. Uebrigens
hat es auch eine kleine Unbequemlichkeit, das äussere Ende des Zuleitnngs-
drathes oben zu haben, wo in geringer Entfernung auch der Drath steckt,
aa dem der Coconfaden hängt. Man muss dann genauer zusehen, dass
man beim* Elektrisiren beide Dräthe nicht verwechselt.
Mechaniker und Heransgeber physikalischer Lehrbücher bitte leb, yon
dem Vorstehenden Notiz nehmen zu wollen , insbesondere aber auch Leh-
rer der Physik, wenn es ihnen darum zu thun ist, ihren Schülern eine
Menge elektrischer Versuche ohne Zeitverlust zu zeigen und mit möglichst
geringen Kosten. In der neuen Form ist das Instrument jedenfalls das be-
quemste, empfindlichste, sicherste und billigste P^lektroskop. Die vielseitige
Anwendung desselben habe ich schon in der erwähnten Programm - Ab-
handlung vom Jahr 1842 gezeigt.
lieber das Elektrometer weiss ich. seit der Zeit, wo ich Wagebalken
nnd Streifchen ganz gerade gelassen (Pogg. Annalen Bd. 89 , S. 209) von
keiner erheblichen Verbesserung zu berichten. Ich habe es vor ein paar
Jahren versucht, dem Instrumente eine Einrichtung zu geben, dass man
es statt des Sinus-Elektrometers gebrauchen kann. Vom Wagebalken geht
in der Mitte vertical ein feiner Platindrath herunter, welcher in ein kleines
Näpfchen mit einer gut leitenden Flüssigkeit taucht. Zwei Flügel des
Näpfchens, nach entgegengesetzten Seiten gerichtet, vertreten das Streif-
ehen. Für schwere Wagebalken, wie sie zur Messung bedeutender Quan-
titäten erforderlich sind , ist die Einrichtung ganz passend ; ich sehe indess
aus den Berliner Berichten (Jahrgang 14, S. 379), dass schon 1858 in einem
Briefe an Volpicelli W. Thomson denselben Vorschlag gemacht hat. 'Auch
habe ich das Instrument transportabel gemacht in ähnlicher Weise, wie
Herr Prof. Hankel zu demselben Zwecke sein Instrument einrichtete. Es
gehen nämlich von entgegengesetzten Seiten zwei dicke Dräthe mit brei-
ten Köpfen im Inneren in das Messinggefäss hinein; sie können durch Stell-
ichranben festgeklemmt werden. Die Köpfe fassen den Wagebalken und
kalten ihn beim Transport fest. Papierschäufelchen sind unten an den
Rand der Köpfe geklebt zur Aufnalime des Wagebalkens. Den Glasfaden
ichranbt man etwas herunter nach dem Festklammern des Wagebalkens.
Vor zwei Jahren schon sind zwei Instrumoute mit dieser Vorrichtung nach
Amerika abgegangen, das eine an die SiniUisonian InsliliUion, das andere an
Herrn Dr. Wisliccnus in St. Louis.
220 Kleinere Mittheilungen.
ZDL Veber ein nenei , dem Kalium nahe itebendee XetalL (Be-
richte der k. preuss. Akad. d. Wissenschaften 1800, S. 221.) Bansen und
Kirchhoff haben dnrch die Spectralanalyse nicht nur gezeigt, dass das
Lithium ein sehr verbreitetes Metall ist, sondern es hat sieh aneh ihre Ver-
mnthnng bestätigt, dass sich bef Anwendung dieser analytisclien Methode
vielleicht neue, bis jetzt noch nicht bekannte Metalle durch die Eigenthüm-
lichkeit ihres Spectmms zu erkennen geben würden. Sie fanden n&mlich
in der Mutterlauge verschiedener Soolwässer noch ein viertes Alkalimetall,
dessen Dasein sie zun&chst auf Grund ihrer spectral - analytischen Ver-
suche vermuthen konnten. Das Chlorid des neuen Metalles, welches nnr
in sekr geringer Menge in den Mutterlaugen gewisser Soolwftsset vor-
kommt, giebt mit Chlorplatinlösung ebenso wie Chlorkalinm einen gelben
Niederschlag , allein das Salpetersäure Salz des neuen Metaltes ist in Al-
kohol löslich , während Salpeter darin unlöslich ist«
IX.
Das Sehnenviereck in der Ebene nnd auf der Kugel als
besonderer Fall des allgemeinen Vierecks.
Von Prof. C. W. Baue,
an der königl. polytechnischen Schale zu Stattgart.
unter XII der kleineren Mittheilungen im 4. Jahrgange dieser Zeit-
scbrifit habe ich eine Gruppe von Beziehungen zwischen den Seiten , Dia-
gonalen und Winkeln des ebenen Vierecks veröffentlicht, welche die
Verallgemeinerung der Hauptsätze vom ebenen Sehnenvierecke in sich
tcbliesst.
In Folgendem beabsichtige ich, eine weitere Verallgemeinerung dieser
Art aas jenen Beziehungen abzuleiten , sodann aber die sphärischen Ana-
logieen der letzteren aufzustellen.-
Bezeichnet man, wie dort geschehen, mit a und a\ b und b' die zwei '
Paare von Gegenseiten , mit c und c die Diagonalen , oder allgemeiner ge-
Mgt, mit a nnd a\ b und b\ c und c die drei Paare von Gegenseiten des
ebenen Vierecks in solcher Auswahl, dass c einen hohlen Winkel (a,6)
ivischen a nnd b theilt, a\ b\ c aber ein Dreieck bilden, so lauten jene
Beziehungen , wenn nur ausspringende Winkel angenommen werden :
m { (6, c) — {b\ c) i ^ sin j {b\ c) - (fe, c) \
ad ad
^ _ sin \ (g, c) — {d, c) \ _ sin { (g , c) — (<i, c) }
^J ^— bb' ~ bb'
sin\{a,b) + {d,b')\ sin\ia,b') + {a\b)\
SS ; = 7 •
CC cc
Ich erlaube mir, den Satz, durch welchen ich diese Gleichungen in
Worten darstellte , weil er am angeführten Orte durch einen sinnstöronden
I^nickfehler entstellt war, hier su wiederholen:
Beschreibt man die sechs Kreise um je drei Ecken eines
Vierecks, so sind die drei positiven Quotienten aus dem Pro-
^Qet zweier Gegenseiten und dem Sinuii de« \^ii\.^x^OcL\^^%
IriUekriA f. MMlhematik a. PhyBik, VI, 4. \^
222 Das Sehnenviereck in der Ebene und »uf der Kugel etc.
zweierPeripheriewinkel, welche auf einer von beiden in zwei
nicht von ihr getrennten Bögen stehen, einander gleich.
Wichtiger aber erscheint für jetzt folgende Deutung der Qleichheit
zwischen den drei vorderen Quotienten :
Setzen wir der Kürze halber:
(6, c) — {b\ c) = 6 , (a, c) — (ö', c) = e , (a, b) + (a , ^') = »? ,
so giebt die aus der Figur leicht ersichtliche Beziehung :
in Verbindung mit
aa bb cc
sin 6 sin e sin i;
die Winkel j, f , 17 als diejenigen eines Dreiecks zu erkennen, in welchem
die Gegenseiten den Producten aa\ bb\ cc proportionirt sind.
Von diesem Gesichtspunkt aus erscheint die früher angegebene Ver-
allgemeinerung des Ptolemäischen Satzes :
cc^::= aa cos e + bb' cos d
lediglich als das Ergebniss der Anwendung der trigonometrischen Formel
c = a cos ß + bcosa
auf das besagte Dreieck.
2. Die Anwendung der Formel
a« = 6« + c« — 2bccosa
liefert ferner die folgenden drei Gleichungen:
a*a* = bn'* + c^c* — 2bb' . cc . cos d
b^b'* = c^c* + a^a* — 2cc ,aa' .cos t
i^c'^ = a«a « + 6« 6'« — 2aa.bb\ cos ly.
Aus diesen ergiebt sich
2bb\cc (a* + ö'») cosÖ + T, cc .aa (6» + *'*) co5e + 2 ad . bV (c"+ c») cos^
= (fl* + «'•) (^6'« + c«c'« — a^d^) + (ft« + 6'») {(?c'^ + a««'« — 6«6'«)
+ (^ + c'«) («*a'«+6«i>'«— c»c'*).
Vermöge der Beziehung, welche zwischen den sechs Seiten des Vierecks,
d. h. zwischen den Abständen a, 6, c eines Punktes von den Ecken eines
Dreiecks mit den Seiten a\b\c und letzteren besteht*), geht die rechte
Seite der vorigen Gleichung über in :
a't ^'t c't + a'« ftt c« + flt ^'t c + a» 6« c'».
Durch Division der ganzen Gleichung mit abc.db'c erhält man daher:
* i Ö 0 ^ X ^ ^ ^1^^ ^_L^ ^
\ a b c a b c a b c a b c
Im Sehnenviereck istd = 0, « = 0,iy = 180°, somit:
*) Mention fiihrt dieselbe unter dem Namen relation t^iragonom^trique
de Goldbach au.
Von Prof. C. W. Baüb. 223
\r abc r ab c r a bc f a b cj
oder ,
c! d b'\-ab'
c ab-\- a b''
Zo diesem . bekannten Satze vom Sehnenvierecke bietet also unsere Glei-
cboDg i) die Verallgemeinerung dar.
3. Die sphärischen Analogien der Gleichungen l) müssen sich von
diesen hanptsftchlich dadurch unterscheiden , dass nicht mehr sechs gleiche
Quotienten auftreten können, weil die für das ebene Viereck giltigen Glei-
ehnngen
(fc,c') - {p\c) = {b\c) - {b,c), {a,c) - {a,c) = {a\c') - (a,c),
(a,b) + {a\b') == 360° — (a,6') -- (a\b)
im sphärischen Vierecke nicht stattfinden. £s liegt nun aber der Gedanke
nahe, dass anstatt der sechs gleichen Quotienten deren nur drei vorkom-
men werden, welche die Sinus folgender Winkel -Ausdrücke enthalten:
(b,c)^{b\c) + (b\c)-{p,c) {a.c)-{a\c) + {a\cy-{a,c)
2 ' 2 '
(fl,fe) + {a\b') + 360 <> — (11,0 — {a\b)
2
die wir nun in der Folge mit d, c, 17 bezeichnen werden. Diese sind es in
der That , von welchen im sphärischen Sehnenvierecke die zwei erstereu
verschwinden, der dritte aber in 180° übergeht, weil z. B.
Die zwei Glieder der letzteren Differenz nämlich sind vermöge eines be-
kannten Satzes über zwei auf einerlei Grundlinie in denselben Kugelkreis
Wchriebene Dreiecke einander gleich.
Zum Zweck der Entwickelung der fraglichen Analogien müssen vor-
erst zwei Formeln der sphärischen Trigonometrie aufgestellt werden, unter
denen meines Wissens bisjetzt nur die zweite und zwar von Schmeisser
als eine seiner Fundamental formein bekannt gemacht worden ist. (Grelle,
X, 8. 140.)
4. Sind a, ^, c^die Seiten, a, /5, y die gegenüberliegenden Winkel eines
sphärischen Dreiecks, so findet sich unter Anwendung der Gauss'schen
Gleichungen :
. a . a — iJ + y , a , a ß — y . a a , /3— y
8tn — . sm ^—^'- = sm — sm — cos — sjn — cos — stn ^-— --
2 2 222 222
3) < =$m« — 5in— cor--sm
' » 2 2 2 2
6 . c , b c
= cos — 5m stn — cos — . cos «•
2 2 2 ^
224 Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
, a a — tf + y . a a ß — y . , a , a , ß — y
sm— .cos -^^stn^cos — cos- — - + stn ^stn^stn- ^
2 2 222222
... . a « . b + c . . a a . b — c
4) < = 8in — cos — stn 1- stn — cos — stn — — —
^ » 2 2 2^222
. b c ,
= sin — C05 — stn «.
2 2
Man bemerkt, dass beim Uebergang yom sphärischen Dreiecke auf das
ebene durch Annahme eines unendlich grossen Kngelhalbmessers die zwei
obigen Gleichungen sich als Correlate der awei folgenden der ebenen Tri-
gonometrie herausstellen :
a cosß = c — b cos o , asinß^=b sin a.
Erinnert man sich femer, dass bei der Entwickelung der Gleichung 1) eben
diese Formeln vorzugsweise in Anwendung kamen, so kann über den Gang,
der bei der Auffindung der fraglichen sphärischen Analogieen einzuschlagen
ist, kein Zweifel mehr obwalten.
5. Es seien nun a und a\ b und b\ c und c die drei Paare von Gegen-
seiten eines sphärischen Vierecks, in welchem keiner der Winkel (a,^),
(^9^0i (^tO) (^1^) ^°^ eben deshalb auch keine jener sechs Seiten 180*
überschreitet, femer c den Winkel (a,&) theilt, a', b\ c aber ein Dreieck
bilden , so hat man vermöge der in 3. mit 8 vorgenommenen Zerlegung und
der Formeln 3) und 4) :
stn — stn — stna
2 2
-sin^.cos^^^^^^^^^
2 2 2 2
= J C05 — stn stn — cos — cos (a, c)\ . stn — cos — stn (a, b)
«22 2 2 ^''F 2 2
. fl ^ . / \ J 0 . b , a b f tA
— stn — cos — stn ia. c) , {cos — sin stn — cos — cos (a, bu
2 2 ^ ^ ^ ( 2 2 2 2 ^ ' >
= stn — cos-—{ cos — stn — sin (a, b) — stn — cos — stn {a, c)J
— sin* — cos "T <^öS — j sf'n (a, 6) cos (a, c) — cos («, 6) si« («, c)| ,
I ' »
sin — sin —
2 2 . • , ^ . / ,N - b . , .
, 8tnd = lang — sin (a, b) — lang — stn (rt, r)
.«aftc ^2^^ ^2
stn — cos — cos — cos —
2 2 2 2 « . „ N
— /an<7 — sin (^^c).
Von Prof. C. W. Baüb. 225
In Folge der stets zulässigen Vertansehnng von a und a* mit b und 6' än^
dert sich die rechte Seite nicht, dagegen geht die linke tiber in :
. « . c'
sm^ sm —
2 2
stnt.
, b a b c
gm— cos — cos -- cos "
2 2 2 2
Endlich ist
2fi = (a,6) + {a\b') + 360* ^ (a.6') — (a',6)
= 360*+ {(a,e) + {b\c) - {a,b')\ + \{a\c) + (6,c) - (a',6)|,
also:
. fl . ^' .
iw — f I« — sm «
2 2 '
. b' . (fl,e) + (*',c)~ (a,0 . ^' (a\c) + (6;c) — (a',^)
= — «m — wi ^-^-^ — ^— ^-^^ ^ . 51« — cos ^ ^-^—^ ^
2 2 2 2
. b' {a,c) + {b\c)^ia,b') , a' , {a\c) + {b,c) — {a\b)
2 2 2 2
= — l cos — stn stn — cos — cos (a, c)\ . stn — ccs— stn (6, c)
— «n — cos — stn (a,c) . J co* •— stn stn — cos — stn ib. c) \ ,
2 2 ^'1 2 2 2 2 ^»'1'
a'
b'
«m
—^
stn
•
2
2
c
a
6
c
tm
—
ro«
cos
' —.
CO«
2
2
2
2
, 5m fi = ton^ — 51« (a, 6) — to«^ — 51« (a, c)
— lang —■ sin {b^c).
Tb
El seigen sich jetzt also die Oleichnngen
sini sin 9 sinfi
5) . a . a , b , b' . c , c
' stn— stn— stn — stn— stn — stn —
2 2 2 2 2 2
dtdurch gerechtfertigt, dass sich der Aasdruck
a b c
coS — cos — cos —
6) 7 t; , { tang ^ sin (0, b) — (mg — sin («, c) — tang — sin (6, c)\
Stn— stn — stn —
2 2 2
ils der gemeinschaftliche Werth der drei obigen Quotienten herausge-
stellt hat.
6. In den Gleichungen 5) sind nun die sphärischen Analogieen unserer
ftr das ebene Viereck aufgestelltenp Beziehungen i) gefunden. Dass sie
neh beim Uebergang von der Kugel auf die Ebene in die letzteren ver-
wandeln, ist unmittelbar ersichtlich, desgleichen dass sie für das sphä-
rische Sehnenviereck , weil der Zähler jedes der drei Quotienten und folg-
lieh aneb der gemeinschaftliche Werth 6) der letzteren Null wird, den Satz
Kefem:
226 Das 8ehnenviereck in der Ebene und auf der Kugel etc.
^ iang — sin (a, b) = lang — sin (6, c) + iang — sin (a, c) ,
2 2«
w elcher die sphärische Analogie darbietet zu dem für das ebene Sehnen-
viereck giltigen :
c sin (a, 6) = a sin (6, c) + b sin (a, c).
Er dient zur Bestimmung einer Diagonale c aus zwei in einer Ecke mit
ihr zusammenstossenden Seiten nebst den Theilen, in welche sie den von
denselben eingeschlossenen Winkel zerlegt.
Endlich geben unsere Gleichungen 5) in Yerbindnng mit der ans der
Fignr leicht nachweisbaren Beziehung
d + « + 1^ = 180«
diese drei Winkel als diejenigen eines ebenen Dreiecks zu erkennen, in
welchem die gegenüber liegenden Seiten den Producten
a , a , b , b , c , c
stn — sm — , sm — *m — , stn — sm —
2 2 * 2 2' 22
proportional sind. Und hieraus folgt nun wieder ein erweiterter Ptolemäi-
scher Lehrsatz. für das allgemeine sphärische Viereck:
^N . c , c , a , a . , b , b* .
/ ) sm — sm — =r= 5m — sm — . cos i + sm — sm — . cos ö ,
2 2 .22 22
welcher sich mit cosö = 1^ coss = l in den bekannten Ptolemäischen Lehr-
satz für das sphärische Sehnenviereck verwandelt.
Bevor an die in Betreff der Winkel 6y gy ri gemachte Bemerkung wei-
tere Folgen angeschlossen werden , sollen sich unsere Gleichungen 5) noch
auf einem anderen Wege herstellen, welcher vermöge der nebenbei auf-
tretenden Ergebnisse von Bedeutung ist.
7. Der eine Durchschnittspunkt der beiden Grosskreise, welchen die
Seiten b und b' angehören, liegt als Ecke der Seite a eines sphärischen
Dreiecks gegenüber, in welchem dieser Seite die Winkel (a, 6) und («,0
anliegen, und der dritte Winkel in jener Ecke mit {byb') anzugeben ist.
Bezeichnet man mit Y und y die sphärischen Entfernungen derselben von
den Endpunkten der Seite A, mit Y' und y diejenigen von den Endpunkten
der Seite b* in solcher Auswahl, dass
8) Y—y = b, r-y=b\
so giebt das Dreieck (y, c\ Y') vermöge der Gauss'schen Gleichungen :
stn — sm ^ ' '-1-!— -^ r= sm — cos ^^-^— ^ — ^— 1_^ =^ sm stn — —-^
2 2 2 2 2 2
. c {b,c) + {b\c) . c . \m^-{b,c)-(b\c) {b,b') . r-y
sm — cos ^ ' -—^ — - = stn - stn ^-^— ^ — 1_!— i =icoS' stn ,
2 2 2^2 22'
das Dreieck ( F, c\ y) :
stn - stn ~ -— — - == stn — cos ^^ — ^-^—^ = sm stn ^
2 2 2 2 2 2
. c {b\c) + {b,c) . c . i80<>-(//,O-(i»,c) (b,b') . Y-y
stu — cos ^—^^-' --L-L-i z=z sm — stn ^ — ^-^— ^ = cos sm — ,
2 2 2 2 2 2
Von Prof. C. W. Baub. 227
ibo:
. c . c . .
tm—nn^ sino
2 2
. c . c' . {h,c) + {b\c) — {b\c) — (b,c)
= stn— stn—stn ^ / » v ' — i i_L.^i v_l>^
2 2 2
:«>,('l^eo,M/'.„ZjH.-il=»_...i:jr».„I'+»'^
Isin — —-^nn sm -nn — -^)
\ 2 2 2 2 /
c c
1 ^1« — 51« — sin d
\ 2 2
'^^^ . /l.,.'^ /"• ^ • y ^' y • y' y y y\
=:sm(b^b) . [stn-- stn — cos — cos^ — stn — stn — , cos — cos - ),
^'\22 2 2 22 2 2/
dM Dreieck (a, 7, 7'):
. fl . (a,6') — (a,6) {b,b') . F— r
*in — stn ^-L^ ^-L-L = cos ^-^— ^ W/i
2 2 2 2
. a {a^b') — {a,b) . (6,6') . 7+ F
«n -- cos^--=—^ ^-^-^ = «« ^-^— ^ 5m — = ,
2 2 2 2'
dag Dreieck {a\ y, y) :
2 2 2 2
stn---cos^ ^ ^ = wt^-^— ^wt^^-^-^,
2 2 2 2'
aUo:
«n — »in — 5in «
2 2 '
2 2« 2 >
'/" . i^— y^ . y+y' . 7+7' . y— A
[stn sm- \-stn stn- — ^1
\ 2 2^2 2 /
= ,,>/Ml eo5^^'^ ^- ^-^' -^+*'' - - ^"^ ^' -^-^''1
2 2
li/i -51/1-- 5m iy
2 d
= 51« (6,6') . [sin-^sin^cos — cos^ — 51« — .stn^cos — cos--].
^^\22 2 2 2 22 2/
Es wird zur Bechtfertignng der zwei folgenden Gleichangen , sowie
tar ErklärQDg der darin gebrauchten Zeichen nichts weiter gesagt werden
müssen, als dass durchgängig a und d und 6 und b' vertauscht worden und
JT, X, X\ X an die Stelle von 7, y^ Y\ y getreten sind.
l , e , c' . , b , b' ,
i 51«— 5m— 5m s = Stn — stn — sinn
j 2 2 22'
M , ( X X X' X X* X X x\
I = sin (a, a) ( 51« — 51« — cos — cos sin"— sin — cos— cos— )>
[ ^'^\2222 222 2/
Bezeichnet man endlich die Abschnitte , in welche die Seiten c, c einander
Mlegea, mit 2, z, Zy z in solcher Auawahl, dass
228 Das Sehnenviereck in der Ebene und auf der Kagel ete.
und h mit Zand Z ein sphärisches Dreieck bildet, in welchem ihr der Win-
kel (c, c) gegenüber liegt , so giebt eben dieses Dreieck (6, Z, Z) :
«•„ * «„ ip^<n-i>,c) (c, c) z-z
sin — stn =: cos stn
2 2 2 2
sin — cos = stn stn • ,
2 2 2 2'
das Dreieck {p\ Z, Z) :
. b' . {b\c) — {p\c) {c,c') . z—z
stn — . stn i-L-i— -i_2_^ s= cos ^-^-^ stn
2 2 2 2
stn — , cos = stn • stn • ,
2 2 2 2'
also:
51« — Stn — «m d
12W ^ ^
^ ^ . (^,0 (c,c)/ . Z—Z , z+z . Z+Z . «'— A
= «« ^ cos —^ — i l stn stn stn stn 1
2 2\2 2 2 2/
^ ' ' V 2 2
Z* z , Z . z Z z'
— cos stn— stn — cos — cos —
2 2 2 2 2 2.
Ebenso darch Vertanschnng von a, a\ z mit 6, 6', Z* : ^
sin ~ sm — siit c
2 2
= stn{c,c)\sxn-stn-cos-cos- — stn-stn-cos-cos-y
Die Gleichungen 10), 11), 12), 13) lassen sich jetzt in folgender Gruppe
zusammenstellen :
sin d sin s sin ij
. a , a , h . b' . c , c
stn — sm — stn — stn — stn — stn —
2 2 2 2 2 2
sinia.a) ( , X . x X x . X , x X x\
= ri y Astn — stn — cos— cos stn — stn — cos — cos — )
, b , b , c . c \ 2 2 2 2 2 2 2 2/
«tn — stn — «m — «» —
2 2 2 2
sin{b,b') [ . Y . y r y' . F' . y Y y\
= 7 ;. l stn—stn — cos — cos^ stn — stn — cos — cos— I
. c . c , a . a \2 222 222 2/
stn — stn — stn — stn —
2 2 2 2
(sinicyc) f , Z . z Z z .Z,z Z z\
— ^^ — -.1 stn— stn — cos — cos stn— sin- cos— cos— i.
\2 2 2 2 22 2 2/
. a , a b b
stn — stn — stn — stn —
2 2 2 2
'Diese Gleichungen geben den Zusammenhang an, welcher im allge-
meinen sphärischen Vierecke zwischen solchen Grössen stattfindet, welche
vermöge bekannter Sätze im Sehnenvierecke sämmtlich verschwinden.
8. Um von unseren Gleichungen 5) dieselbe Anwendung zu machen.
Von Prof. C. W. Baur.
229
welche in 2. von den Oleichnngen l) gemacht wurde, mit anderen Worten:
am die für das sphärische Sehnenviereck giltige Beziehung
c ah ab
sin— sin --sin 1- 5f>i — sin —
2 2 2^22
, c . ö . ft . , a , b
fin — stn — stn — i- sm — stn —
i2 2 2 2 2
för das allgemeine sphärische Viereck zn erweitern , muss erst die Bezie-
hung zwischen den sechs Seiten des letzteren, oder zwischen den sphäri-
schen Abständen a^ b^ c eines Punktes von den Ecken eines Dreiecks mit
den Seiten a\ b\ c' und den letzteren hergestellt werden.
Die schon in 2. gebranchte entsprechende Beziehung in der Ebene
htbe ich anter XXIV der Kl. Mitth. im 5. Jahrg. dieser Zeitschrift in fol-
geader Form angegeben :
2a«, a« + (^-^cS a» + c«— 6'»
a« + 6« — c'«, 2b\ 6« + c«— a'«
a« + c« — 6'«, b* + (?—a\ 2c«
Termittelst eines dort mehrfach in Anwendung gekommenen Verfahrens
Uiit sich dieselbe auch so schreiben :
0, +1, +1, +1, +1
+ 1, 0, a\ b\ c«
14)
0 =
0,
5'«
0,
15)
+ 1. a\
+ 1, h\
+ 1, c\ d'«, a\ 0
Durch Aosfühmng der Determinante erhält man :
' 0 = 2 (a« + «'•) (— a«a « + b^b'^ + t^c*)
+ 2 (6« + 6'») (+ a* a « — 6« 6'« + c« c'*)
+ 2(<? + c«) (+ a«a'*+6*6'«— c»c'*)
_2a«6'»c'» — 2a'»6V— 2a»6'V — 2a«6*c«.
Die Beziehung zwischen den Cosinus der sechs hohlen Winkel, welche
durch vier von einem Punkte im Raum ausgehende Geraden gebildet wer-
den, oder zwischen den Cosinus der sechs Seiten des sphärischen Vierecks
vorde dort zwar nicht angeschrieben, aber durch die Gleichungen 12) und
15) SU folgender Form vorbereitet :
1 , cos a , cos b , cos c
cos a , 1 , cos c\ cos b'
cos b , cos c\ 1 , cos d
cos c, cosb'\ cos «', 1
0 =
Hieraus folgt auch :
0 =
1, 1, l, 1, l
1, 0, 1 — cosa^ l — cosb^ 1 — cosc
1,1 — cosa^ 0, 1 — co5c', 1 — cosb'
1,1 — cosby\ — cosc\ 0, 1 — cosa
1, 1 — coscy l-r-co*6', 1 — cosa\ (i
23Q Das Sebnenvf ereck in der Ebene und anf der Engel ete.
oder: . •
+ t, +1, +1, +1, +1
+ 1, 0, $in*^,ii^t,,üfj
0 =
0 ./
Bei VergleiehuDg dieser Determiamiite mit deijenigen in 14) findet
siehi dass man, nm aiiM der Oleio&Qng IS) die entspreebeode spiülnelie
abzuleiten , nicht nnr überall die Seiten des ebenen dttreh die Sinos dar
halben Seiten des sphärischen Vierecks su eiisetaen, sondern anch noch
auf der Rechten folgendes Glied doppelt beisnfügen hat;
0, «m«-, ««•-,««« -
16)
2 2 2 2 2
— 4 *m' -- «ir -- «»• — ««•--.
2 2 2 2
, stn* — I
2/
Vermöge 5) und 7) wird aber der Minuend dieser Differenz :
{««■--'"•*T +**^7" ^'^T — ^«« — «m— coff + fte — SM— ro^dVi
'2 2 22\22 22/'
=• { sinF — sin* — 5m* i + «/«* — *i/i* — sin* ö
«2222
. a , a , b , b' , i*
— 2 5IW — stn — sw — fi/i — coso cos e \
2 2 2 2 f
Ä'
fa.fl.o.o... .0. «.«.'> • 1
2 «m — «1/* — sm — «« — sm ö stm — 2 «in — stn — 5m — 5m - cos ö cos f\
2 2 2 2 2 2 2 2 '
. ^ a .-fl .,& .,ft j/. , \ ..»^ -••'.t^ »^' ^
= 4 5m* — 5m" — strr — sm* — cor (ö + f) = 45m' — sm* — sm* — sm* — co5"«
2 222^^ 2222'
und der ganze Ausdruck 16) :
— 4 sin* — sin* — sin* — sin* — sin*
n^
wofür auch
■'•
I
Von Prof. C. W. Baub. 231
— 4 «n — wn — «« — stn — strr — stnr — stn o sm t
2 2 2 2 2 2
gesetzt werden könnte. Wird jetzt Gleichung 15) mit 2 durchdividirt und
16) nur einfach beigefügt, so stellt sich als gesuchte Beziehung zwischen
dcD sechs Seiten des sphärischen Vierecks folgende dar:
/0= I nit* — V-sm* — ) I — ÄtM*— strr — i-sin*— stn* — +stn* — sin* — i
\2^2/\ 2 2^2 2^2 2/
I /^ . t ^ • . • ^ \ / I • 1 ^ • « ^' • 1 ^ . • *' . . t ^ . » ^'\
+ ( wi* — h«ii'— 1 l +*i«'— stn* stn*— stn* - +sm*— stti* — ]
^ \ 2 ^ 2/\^ 2 2 2 2^ 2 2/
im . / . • <^ . . • <^'\ / . . • « .•<*'. . t ^ . • *' . . <? . • <^'\
IT) \ +1 *«w* |-5i/r — I 1 +stn\— stn* — 1- 5i/r — sm* stn* — sm* — i
M ^ \ 2 ^ 2 y \^ '2 2 ^ 2 2 2 2 /
— sm* — 5m' — 5i/r stn^ — stn* — «i/r sin^ — stn* — stn* —
222 2»22 222
.,« .,6 . , c' ^ ..ö . » «' 1^ • • ^ • 1
— n«' — stn* — «n' 4*m' — ««' — ^iir — sm' ~ stn* w.
2 2 2 2 2 2 2'
Sollte der Zweck es erfordern, dass nur die Seiten ohne 17 vorkämen,
so hätte man auf die ursprüngliche Form des Ausdruckes 16) zurückzu-
greifen. Dasa beim Uebergang von der Kugel auf die Ebene Gleichung
17) wieder in Uebereinstimmung mit 15) kommt, weil ihr letztes Glied als
eines vom achten Grade neben denen des sechsten verschwindet, ist leicht
emcbtlich.
9. Schreiben wir jetzt vermöge der in 5. gemachten Bemerkung fol-
gende der Gleichungen an:
.#«.•«' .«^ .•^' • . • ^ . • <?' . b . b' . c , c
«n'— svi* — = stn*— Stn* h stn* — stn* %stn — stn ^ stn— stn — cos 0
22 22 2c 22 2 2
. t ^ . • b' , , c . • c' . , a . , a' . c , c , a . a
W^stn*- - =zsin*'-strr h stn* — stn* 2*m —stn — stn-- stn — cos t
22 22^2 2 22 2 2
.Vi c . , c' . , a . , a' . 9 b . , 6' , a , a , b , b'
*wr - stn* ~ = stn* — stn* J- stn* — stn* 2 5m — stn - sm — stn — cos ri,
2 2 2 2 2 2 2222"
•0 geben diese vermöge 17) :
« / . 1 ^ . . * A • ^ • ^ • ^ . ^' s
2 1 stn* h stn* — 1 stn — stn — stn — *f;i - - cos 0
\2^ 2/2 22 2
• -. / . t * . • 9 b'\ . c , c . a , a
+ 2 1 stn* h sttv — ) stn— stn — stn - - stn — cos a
\ 2 ^ 2/2 2 2 2
. / . • c . . • c\ , a ^ a , b . b*
+ 2 1 stn* \- stn* — J stn — stn — sm- stn — cos ri
\2^ 2/2 2 2 2
. , a . , 6' . , c, . • ^'' . ^ fr . t ^ . .1 ^ • 1 ^ • « ^
SS sm* — stnr — stn* - + stn* sttf ~ svr — + sttr - 5i/r -- sm* —
2 2 2^222^ 2 22
. ..« .fr , . C » . m ^ ••«' ..fr .«fr 1
+ Stn* — stn* — stn* + 4 5m' — stti* - «tw* - «m' - stn* tf,
'222 2222'
Die Division mit dem Troduct der sechs Sinus der halben Seiten giebt
i^^h einer nahe liegenden Umwandlung, welche vermöge 5) mit dem letz-
^ Glied vorgekommen wird :
232 Das Sehnenvicreck in der Ebene nnd auf der Kagcl etc.
. a . d . b . b'
\stn — stn — / *: ^stn — stn — /
cost
18)
. h' . e'
stn — sm —
2 2
. c '
stn-
. a
-1
r ^ 1 •-"' 'y
51« — /
2
. b . c . a .6'
«w — sm — stn — stn —
2 2 2 2
. b , c . a . b
stn — stn — stn — sm —
2 2 2 2
. c . c . . .
. c
smj
"--
. b- . c ^
. « . 6
«in — stn —
2 2
+ . «' • . 6'
«;i-— «in-—
2 2
. c
sm-
•
. c
stn-
Wie diese Gleichung mit 6 = 0, € = 0, 17=3 180® in die oben fttr du
Sehnenviereck angegebene übergeht , erhellt aus dem in 3. vorgekommeneD
entsprechenden Uebergang für das ebene Viereck.
10. Die Fläche des sphärischen Vierecks.
Bezeichnet man mit A und B die Flächen oder die in Theilen des Halb-
messers ausgedrückten Excesse der Dreiecke (a , 6, c) und (a, b\ c) , so ge-
ben bekannte Formeln:
ö' A b c , . b , c ,, .
cos — cos — = cos — cos hstn — stn — cos (0, r),
2 2 2 2^2 2 ^ '
b' B a c , , a . c , .
cos — cos — = cos — cos h stn — sm — cos (a, cu
2 2 c 2^2 2 ^'''
a . A . b . c y^
cos — stn — = «w — stn — stn ib. c),
2 2 2 2^' ^*
b' , B . a , c . , .
cos — stn — = sin — stn — stn (a, c),
2 2 2 2^'^
daher, wenn mit V die Fläche des sphärischen Vierecks bezeichnet wird:
a\ b' V a b' ( A
— bos — cos — = cos — cos — l c
2 2 2 2 2 \
cos
cos — cos
2
B , A , B\
stn — stn — I
2 2 2/
a b , r
: cos cos COS^ —
2 2
+ Sin Y sm — sin* — cos (a, b)
oder:
2 ■ 2 2 2
. . <* c ( ^ . b /. X , b , a . k
+ stn — cos— { cos - ~ stn — cos (6, c) + cos — sm — cosia.b)}
19)
b' V .a^b^c
a a b b V ,a ,ö •^..•^. ..^ /,n
4 cos- COS" cos— cos—cos - = 4 cos* — cos^ - cor — h sm^-Z' stnastn b cosiaJb)
22222 222 2 "^'^
+ C05*- . sin b sin c cos (b^ c) + co^ ■■ . sin a 4in c cos (a, c).
2 •
Von Prof. C. W. Baüb. 233
Hier wird nnn :
tmatinb cos (a, b) = cos c — cos a.cosb
.,c,^ •«. • ^ •« ^b
= — 2 Sirr — + 2 cosr f- 2 cor 4 cor — cos^ —
2 2 2 2 2
iwft «n c cos (6, c) = ro5 a — cos b cosc
• ö. m b , -C .6 .c
= 2 CO«» -— + 2 cor -r + 2 cos* 4 cos^ — cos* 2
2 2 2 2 2
IM a m c cof {a^c) •= co* 6' — co* a cos c
.«, .ft. «c . a .c
=r 2 cor h 2 C05» 1- 2cor — -^4 cor — cos* 2.
2 2 2 • 2 2
Didnrch nimmt Gleichnng 10) folgende einfache Oestalt an :
i« « ab b' V . ö .ö' , . * >'
i 2 cos — cos — cos — cos — cos — = cos* — cos* h cor — cos*, —
20x1 22222 2 2^2*2
— sin* — sin*—.
, 1 2
Gleichung 7) giebt aber:
' %^' . • ^' . t ''^ . t ^ I . • ^ . • *'
5tw' — strr -^ = sxrr — sirr h »in» — «m» —
2 2 2 2 2 2
+ . a . «' . ^ . 6' .
2 *m — «w — stn — s%n — cos o cos t
2 2 2 2
— stfT — stn* — stn* i — stn* — stn* — »in» o ,
2 2 2 2'
odsr, wenn die swei letzten Glieder vermöge der Gleichung ß) in
a , a . b , b' ...
— 2 »tn — stn — »in — »in — »in o »in «
2 2 2 2
xBMmmengezogen werden:
•m» — »in» —
2 2
(, a , a . . b , b^ , a . a , b , b . , ..».x
fwi — »in — h «w— »in— J — 2 »IM — stn— stn— »in— (1 — co» o co» f+»in d »in i)
2 2 2 2/ 2 2 2 2"^ * '
= l«m— »in~ + »in— »in— 1 — 4»fn— »in— »m— »in- cos*— ,
\2222/ 22 2 2 2
^ie Addition beider Seiten der Gleichung 20) zu
a n b b
2 cos — cos — cos — cos —
2 2 2 2
r>«bt daher
a a b b' , F , a , a . b . b' . «
4 CO» — cos — CO» — cos — CO»» — = 4»in — »in — »in — »in — cos* —
22224 22222
+ ^co» j ^0» - + cos - cos -j — [stn -s^n- + stn - stn -j
oder
184 Da« Sehnenviereck in der Ebene etc. Von Prof. C. W. Baür.
QiN « ö * ^' ^^ . a , a . b , b' ^^
21) cos •- cos -r cos T cot ^ cor — =s «« — .«« — «« — tm — cor —
^ 222 2 42 2 22 2
+ cos .cos — ' 7^ .cos
4 4 4
a—a-r-b + b' •
. cos .
4
Die Sabtraction statt der Addition liefert:
22) cos-cos-^cos-cosjsm*j::ü—siH'^sdijsinjsm^co^^
_a + a'+6+d' . «— fl' + * + 6' . a + a—b + b'
■^ Mft " • Sin ' — • wi ■ '
4 ,4 4
. . a + a-j-b — b'
.sm •
4 * /
Beim Uebergang auf das Sehnenviereek wird -^ = 00^ et st^en sich
also die Formeln ein, welche nach einem Citat auf S. 370 in Leeoinie,
LefonSy sur la ihSorie des fonciions eircutairek [PoH»^ täOtl'
BacheUer 1858) im XEL Band der mir im Augenblick nicht inglUigliehen«
Annales de MalhimaHques entwickelt sein sollen.
Wie diese Formeln anf diejenige des Simon L hall i er führen, wenn
tnan eine Seite des Vierecks verschwinden Iftsst, liegt am Tage.
Hiermit wird mian die im IL Band von Ornnerl*f Archiv im Jahre
1842 von Herrn Professor Dr. Strehlke aufgeworfene und in den neueren
Jahrgängen wieder mannigfach lur Sprache gekommene Frage endgiltig
beantwortet finden.
X.
üeber die zweckmftssig^te Fonn der SpitzgeschoBse.
Von W. H. VON RoüVRoy,
K. S. Generallieateaant.
Die Anwendung von Spitzgeschossen bei den Feuerwaffen führte auf
die Frage, bei welcher Gestalt ihrer Spitze dergleichen Geschosse den ge-
ringsten Widerstand von der Luft erleiden , und obgleich man diese Frage
Torzngsweise auf dem Erfahrungswege zu lösen suchte, so fehlte es doch
raeh nicht ganz an Bemühungen zur Lösung derselben durch die Theorie.
Za letzteren gehört die Bearbeitung des in der Ueberschrift genannten
Problems, und kann man diesem Gegenstande auch keine grosse Bedeu-
tong für die Praxis beilegen , weil :
1) die Newton^sche Theorie über die Grösse und Richtung des Wider-
standes der Luft sich in der Erfahrung nicht ausreichend zeigt, und
2) die Achsen der Spitzgeschosse nicht den allmäligen Veränderungen
^ der Richtung der Bewegung folgen , sondern nach und nach immer
grössere Winkel mit dieser Richtung bilden,
•0 fllhrt doch die gedachte Untersuchung auf eigenthümliche Umstände,
deren Mittheilung vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein dürfte.
In dem Nachstehenden wird zu dieser Untersuchung ein rechtwinkliges
Coordinatensystem (s. umstehende Figur) benutzt , dessen Achse der y die
geometrische Achse des Geschosses ist, und dessen Anfangspunkt S von
dein Geschoss aus nach der Richtung der Bewegung hin liegt. Der Halb-
messer AB des mittleren cylindrischen Theiles am Geschoss sei die Ein-
l>«it aller Längen,* und in Beziehung auf diese MaaHseinheit die Geschwin-
digkeit des Geschosses v, die Beschleunigung der Schwere g und das Ge-
viert der Ranmeinheit Luft q. Es werde ferner zunächst nur im Allge-
Qeinen der Widerstand TV betrachtet, welc.her die durch Umdrehung des
Bogens ^C um die Achse der y erzeugte Fläche BCCfBt unter den im Ein-
S^ gedachten Voraussetzungen von der Luft erleidet*
Stellen hierbei SG und iS^iTdie Abscissen x und x + dx^ GEundHFdiG
'tgefadrigen Ordinaten zweier Punkte E und F der Eiix^u^uü^'^^^r«^ ^w^
236 Ueber die zweckmftssigste Form der Spitsgeschosse.
und bezeicbnet man den Winkel KEF ^=:> 00 <^ ^ FEI mit /}, i
sogleich :
1)
sin ß =
/i+?
cos ß-
-=L^ = sin FEI
folgt, so ist der Widerstand, welchen das durch Umdrehung Yon E
zeugte ringförmige Flächenelement in der Richtung der Bewegung erl
= 2xn . dx ,
q sin* FEI ^=1
: dX,
Bezeichnet man daher die Coordinaten des Anfangspunktes C di
zeugenden SD mit b^ DC mit o, und die zweite Coordinate des Endpi
B^ SA mit A, so ist, da AB=zi war:
1
X
2)
-=T*/rT^
idx.
Soll W ein Kleinstes sein, so muss auch die Variation von Jf
werden, und betrachtet man 6, c und h als gegebene unver^Cnderliche
sen, so kann man, bei der Entwickelang von 6fF, dx durchgängig, u
da, wo dieselbe nach theilweiser Integration ausserhalb des Integi
chens vorkommt. Null gesetzt werden. Berücksichtigt man endlich
dass allgemein :
Von W. H. VON RoDVBOY. 237
iJxdx=Ji{Xdx) nnd idy=iidy
ist, 80 ergiebt sich:
'-=/'[rt^"]=/-(i^"-'-
tni^q
1
=/-
0
Durah theilweise Integration erhält man :
VIS sich bei der Beziehung anf die festen Ghrenzen b nnd 1 des Integrals
der obigen Bemerkung gemäss anf
b
ndncirt. Da nun 6y willkürlich ist, so kann dieser Gleichung nur durch:
r ^^ 1=0
g;e gescheben, woraus, wenn A eine noch zu bestimmende Constante
bettiehnet,
Mgt Da X und p der Natur der Aufgabe nach positive veränderliche
(irSssen sind, so muss auch ^>0 sein. Aus der vorstehenden Gleichung
folgt femer
vnd die Coordinate x wird daher sowohl für pr=a, d. h. /3 = 00* als für
ps=o, ß=sO unendlich gross. Um dagegen den kleinsten Werth zu finden,
welchen x annehmen kann , hat man :
dp ^ ^ f
oder /»* + ?P* = 4
«>d die einrige positive reelle Wursel dieser Gleiehung ist
wdeber
ß — W undi>»+2p+-=4^
Ulttekrm r, AUthemMtik a. Phy»tk, VI 4. VI
238 lieber die sweckmftwiigste Form der SpitsgeschoBse.
entspricht. Es wird daher bequemer sein, zu der weiteren Untersnchnim^
die Constante
zu setzen, wodurch die Gleichung 3) in
^ r 10 p
=¥('•+''+ ^)
übergeht. Aus dieser Gleichung lassen sich nun in Besng auf die gesuchte
Curve nachstehende wichtige Folgerungen sieben :
1. Für reelle p kann x nicht kleiner als r werden, die Curve endigt
daher allemal in einem Punkte M (s. Figur), welcher um MN=a r von der
Achse der y absteht und dessen Tangente mit der Achse den s der Winkel
/J= 30« bildet.
2. Da von dem ß = dO^ entsprechenden Minimum aus die Grösse
sowohl bei dem Zunehmen als bei dem Abnehmen von ß bis in das Un-
endliche wächst, so entsprechen in der Gleichung 5) jedem x^ welches
grösser als r ist, zwei verschiedene Werthe von p und /3, nftmlicb der eine
grösser als p = ^, /J = 30*^ und der andere kleiner B\ap = y^ ,ß =t 30'.
Die Curve besteht daher in Beziehung auf die hier allein in Betracht kom-
menden positiven x und p ans zwei Aesten MB und MB,, , welche in dem
Funkte M eine Spitze bilden. Für den einen Ast MB nehmen die Winkel
ß von 30*^ an mit den Abscissen x zu, für den anderen Ast hingegen neh-
men jene Winkel von derselben Grenze 30° an bei dem Wachsen von x
fortwährend ab. Die Richtung des ersten Astes nähert sich daher mehr
und mehr der Richtung der y und diejenige des zweiten Astf s immer mehr
der Richtung der o:, wie es obige Figur zeigt. Wird die Gleichung 5) auf
p reducirt, so müssen sich für jedes x >r zwei reelle Wurzeln finden, von
denen die eine grösser als yj dem Ast MB und die andere kleiner als J^
dem Ast MB,, entspricht. Sind endlich a:, und und p^ zwei positive Wer-
the von X und p, welche zusammen der Gleichung 5) genügen, so ist dies
auch mit — t, und — p, der Fall. Daher liegen auch auf der Seite der
negativen x zwei Aeste der Curve, welche den Aesten MB und MB,, con-
gruent sind und durch deren Umdrehung um die Achse der y dieselben
Flächen erzeugt würden, wie durch die Umdrehung der genannten Aeste.
3. Denkt man sich unter p diejenige Wurzel der Gleichung 5), welche
einem jener Aeste MB oder MB,, angehört, und bezeichnet man das Inte-
gral von pdx durch /"(r, o:), so ist für den nurgedachten Ast der Curve
y = f{r,x)-nr,b) + c,
Von W. H, VON RoiJVRÖY. 239
weil dieser Aet durch den Pnnkt xs=z ^ y=sc gehen soll. Insofern aber
toeh der Punkt B, dessen Coordinaten x = i und y^=h waren , in der
Cmre liegt , hat man noch :
6) h = f{r,l)~f{r,b)+c
und also vermittelst dieser Gleichung den Werth von r aus den gegebenen
CoDstanten 6, c und h abzuleiten. Fallen die Punkte C und B zusammen,
d. h. ist 6 =5 1 , so reducirt sich die gedachte Gleichung auf
Ä = C.
Wird umgekehrt h> c und b nicht zu klein angenommen , so muss der
Olefehung 0) auch ein reeller Werth von r entsprechen. Unter den ver-
lehiedenen zulässigen Werthen yon b ist auch derjenige » bei welchem der
Ponkt C in den Endpunkt M des betrachteten Curvenastes fällt und mithin
6=r wird. Für diesen Fall aber geht die Gleichung 6) in:
h = f{r,l)-r{r.r) + c
über und diese Gleichung giebt stets ein reelles r, wenn, wie oben bemerkt,
A > c ist Setzt man endlich für diesen Fall , welcher in dem Folgenden
Torzngsweise in das Auge zu fassen ist,
7) c = -^,
mithm :
8) Ä.= /(r,l)-/-(r,r)+--^,
/3 .
10 geht die Tangente des Endpunktes M der Curve durch den Coordinaten-
tafiAg S.
4. Denkt man sich in der Gleichung 5) r immer mehr und mehr gegen
die Grenze 0 hin abnehmend, so nähert sich die durch Umdrehung des
Bogens MB erzeugte Fläche immer mehr dem Mantel eines unendlich lan-
gen Kegels, die durch Umdrehung von MB,, gebildete Fläche hingegen
ianer mehr einer auf die Kichtung AS der Bewegung rechtwinkligen
£bene. Man siebt daher leicht, dass die Umdrehung des Astes MB eine
Hiche des kleinsten Widerstandes, die Umdrehung des Astes MB,, hin-
gegen eine Fläche des grössten Widerstandes erzeugt. Wir werden uns
delhalb vorzugsweise mit der näheren Untersuchung über den Ast MB zu
beschäftigen haben, bemerken aber zugleich, dass bei der Betrachtung des
tweiten Astes ganz auf dieselbe Weise zu verfahren ist, wie in dem Nach-
itehenden.
5. Die Linie , durch deren Umdrehung um die Achse der y die ganze
Vorderfläche des Geschosses erzeugt werden soll, muss nattlrlich bis an
diese Achse selbst reichen, und da der Bogen j^^ in dem Punkte M en-
digt, so muss die vorlangte Erzeugende von M aus nach einem anderen als
dem durch die Gleichung 5) ausgesprochenen Gesetz weiter geführt werden.
Damit aber nicht* nur der bisher betrachtete Widerstand W^ welchen die
Rotationsfläche BMM^Bj erleidet, sondern auch der >NiOL^tbV«kti&. ^^^^\)^ ^v^
S40 Ueber ^e iweekmlsrigBte Fonn der BpitiigMoluMMa.
ganie Vorderflftehe du GtosehoMet, in Besag euf eine gegebcneUUige der
G^sehositpitae ein Kleinetes werde, darf der Winkel ß
1) längs der ganien Erseogenden keine
* fahren,
t) bei dem Abnehmen Ton s nie wieder j
Zngleieh mnss aber anoh der Widerstand gegen den bisher noeh niehl
betrachteten Theil der Vorderfliehe des Körpers, in Beiiehnng lo. dem ge-
gebenen Halbmesser Mli^=^r und unter den in Betreff von ß so eben ge-
machten Beschrinknngen, ein Kleinste! sein. Dies aber wird iinr erreieht,
indem man von M ans der Ersengenden die Riehtang MS deir Tangente des
Onr^enpunktea giebt, wednreh angleieh der Cktordiaatenanfang fifdie Spitse
des Oesohosses nnd 8Jss:h lUie Lftnge der gansen vorderen Znqpitsang
des Körpers wird. ...
Analoge Betrachtungen lassen sieh aneh in Betreff der Fliehe des
grössten Widerstandes anstellen, so dass fltar die^e Fliehe B^MS ebenes
als Erseugende ansunehmen ist, wie BM8 fltar die Fliehe des kleinste«
Widerstandes.
Wendet man sieh nach diesen allgemeinen Betrachtungen nun «n der
specialen Discussion der Gleichung 5) und setst man rar Abkflraung
Av le « ,
•o erhllt man:
* = -
oder, wenn man beide Theile sum Quadrat erhebt nnd alsdann ord|iet,
11) 0 = «* — ifc«« + ifc«.
Diese Gleichung lisst sieh nach der von Atnpire angegebenen Ketbode
leicht auf eine Gleichung vom dritten Grade turiokfllhren. Sind nimlieh
^1 1 ^9 ^ und I4 die Wurseln derselben, und nimmt man
12) ^ir=(r, + 0 = -(r,+0
an , so ist aach noeh :
'l<i'. + ',','4 + 'l'.<« + 't'W4=**
oder anders geordnet:
13) «, /. + UU = — [/,+ /.] [/, + U] = tp
<i<.['.+<4] + '.«,[', +<,] = *•,
d.i.
Erliebt man nnn in 13) and 14) beide Theile zum Quadrat nnd aiebt man
die Ergebnisse von einander ab, so kommt
Von W. H. VON RouvROY. 241
oder, da der erste Theil dieser Gleichung auch 4A:* ist, nach gehörigem
Ordnen
15) 0 = ^ — 4Ä*9 — ifc*.
Dit einzige mögliehe Wurzel dieser Gleichung ist nach der Cardan'schen
Regel:
250 o(^
oder wenn fQr A* sein Werth — . -j und zur Abkürzung
geaetitwird:
") -?(7)V
Um endlich die Wurzeln der Gleichung 11) zu finden , erhält man durch
Addition umd Subtraction ron 13) und 14) :
18) \ 'J
Au No. 12) folgt aber Buch :
('i + U)* = V nnd ('. + ^)* = V
ud oaeb dem Absieben der vorber mit 2 mnitiplicirten Gleicbungen 18)
Verbindet man endlich diese Gleichungen nach yorheriger Ausziehung der
Qntdratwurzeln aus ihren beiden Theilen mit der Gleichung 12), so kommt :
'•=t[^-/-'+i]
■.=i[-^+^-»-^
34S ! lieber die iweokitiftssigile Form der SpitsgeKchoise.
Den Gleichungen 16) und 17} la Folge sind ^ und 9 stets positiT, und mit-
hin f, und /4 imaginär. Es bleiben daher fttr « == , nur die iwei Wer-
the /( und <^, von denen der grössere auch dem grösseren ß^ mithim dem
Cnrvenast ^^ und der kleinere dem anderen A-st angehört Man hat daher
das obere Zeichen auf die Fliehe des kleinsten Widerstandes und das m«
tere Zeichen auf die Flüche des grössten Widerstandes besogen :
oder wenn für 9 sein Werth aas ^o. 17) oiid wieder ^ :=* W JT S^«^^ wird:
Ans dieser Gleichnng kann , ohne vorherige Bestimmung der Constante r, '
mithin gani im Allgemeinen, nn jedem beliebigeii— der entsprechende
Neigungswinkel ß gegen die Bichtnng der x berechnet werden. Um at>er
anch-^ als Function von — > lu erhalten, mttsste die Gleichnng 10) auf p
dx
reducirt, mit — multiplicirt and sodaiu intepift werden | alleia dieaa-in^
tegration würde so schwierig und das Ergel^iss derselben selbst im gttn-
stigsten Falle ein so verwickelter Ausdruck für — sein , dass es iweek-
mässiger erscheint, von der Aufsuchung einer solchen directen Relation
X y
zwischen — und — absusehen und beide Grössen als Functionen von ß
Russudrficken. Auch wird es sur Abkflrsung und Verallgemeinerung die-
ser Rechnung gereichen, wenn die Coordinaten der Curvenpunkte in einem
Maass ausgedrückt werden , dessen Einheit ~ — r ist, indem man die neuen
lö
Coordinaten
!_y^ 16 x^
einführt. Dadurch verwandelt sich die Gleichung 5) in
2,) ^==(i±^'=_,_^ „der
und hieraus folgt:
Von W. R. VON KouvROT. 243
djr = (3p« + 2-^)rfp.
Ferner ist «ber tt.= t~ =P ^^^ mithin
dY= (3/)^ + 2p — — ^ dp.
Y=ip' + p^ — logp + B.
Zur Beatimmung der Constante B dient der Umstand, dass die Carve durch
dcD Punkt M geht, für welchen
y^ 10 y _ 16 J__i«Q^^ _ 1
ist. Man hat daher
^^=^ + ^ + log]/3+B oder
^ = ~ — /o^ >/8 s= 0,811805
and mithin
22) F=|p«+/)» — /osrp + 0,811805
= f te V ß + '«V /* — ^*>9 ^o»9 ß + 0,811805.
Endlich folgt aus den Gleichungen 21) und 22)
Y = - = sinß co^ß [| teitflr*/» + ian^ß — logiangß + 0,811805],
oder, da die Curve durch den Punkt B gehen soll, dessen Coordinaten
«=:1 und y=^h waren, und insofern das diesem Punkt entsprechende ß
mit ^1 bezeichnet wird ,
23) Ä = mft co5»/3, W ian^ß^ + fow^^/J, — log iangß^ + 0,811805].
Wfirde aus dieser Gleichung ßx bestimmt, so ist dann der Gleichung 5) ge-
I, in Beaug auf die Abscisse ^=1 des Punktes B
1 = -^^
1
aitbin:
16 ' sinß^cot^ßi'
r = --^ sin ft co^ßg = 3,0702 sin ft cot^ßi
24) < o: = -^- rAr= AT «nft co«>ft
i 16 ^ ^
16 '^
Kann nun auch die Gleichung 23) nicht auf eine einfache Function des
Winkels ft reducirt und dadurch dieser Winkel direct bestimmt werden, so
Ussi neh doch durch Berechnung von X und Y für einige schicklich ge-
wählte ß leicht ein solcher Winkel /?, finden, fttr welchen das h in Glei-
ehiug 23) der beabsichtigten Länge der Geschossspitse so nahe kommt,
244 Ueber die zweckmässigste Form der Spitzgesebosse.
als man es für notbwendig eracbtet. Behält man dann dieses ßi and h für
die Constrnction des Geschosses yom Halbmesser AB^= i hei ^ so ist #m/}|
cof^ßi die Einheit der Maasse» in welchen die durch die Gleichnngen 21)
und 22) bestimmte Erzengende znr Constrnction der Geschossspitze nach
den nurgenannten Gleichungen aufgetragen werden muss« üebrigens geben
die Gleichungen 21) und 22) sowohl den Ast MB als den Ast MB,, der
Curve, je nachdem man in diesen Gleichungen. die Winkel ß grösser oder
kleiner als SO® annimmt. Für den Punkt M^ in welchem beide Aeste zu-
sammentreffen , hat man zuvörderst
1 10
«>i 30* CO»* 80* 9j/z
und, wie bereits oben bemerkt.
^ 9'
Um aber ein mehr in die Augen fallendes Bild der Curven zu geben , mö-
gen hier noch nachstehende für dieselben berechnete JT und Y folgen :
1) In dem Aste MB ist:
für /J = 45% Z= 4 r= 2,5618
„ /J = 60S X = 9 2376 r= 10,0125
„ /J = 66", 2: = 16,2679 T = 24,1339
{•. „ /J = 70®, X =» 26,5086 r= 50,0865
^ 2) In dem Aste MB,, ist:
für /J = 20", JC= 3,5236 F = 1,9681
„ ß = lb\X= 4,2089 7=2,2044
„ /J == 1 0, 2: = 57,3249 F= 4,8602
Es bleibt nun noch übrig, den Widerstand zu bestimmen, welchen das
ganze Geschoss durch di,e Luft erleidet« Den Widerstand gegen die Ro->
tationsfläche BMM^B^ giebt die Gleichung 2), wenn r für die Grenze b ge-
schrieben wird , nämlich :
1
X
r
Der Widerstand, welchen der Kegel MSM^ zu erleiden hat, sei W^ und
wird durch
gegeben. Der Widerstand gegen die gesammte Vorderfläche des Geschos-
ses d. i. ^+ W, sei W,,.
Um nun zuvörderst W zu bestimmen , hat man nach der Gleichung 5)
25) -=--?/..*.-
Von W; H. von Rouvrot. 245
nad
'''=-«-'• ^•+^-f]'^'
Ffihrtman dies in No, 25) ein, so geben zagleich die Grenzen in ton^3(y*=^
imd Imig ß^ über und man erhält demnach
tangßt
n
Bemerkt man, dass nach den Gleichungen 24)
iit, und setzt man snr Abkürzung:
26) ^*^Aco5»ft = ^,
»wird
und
iangß^
»;, = a[v+/[3i,«+6/,-^ + 1] äp]
i
FT
= iV [l ten^ft + I tang'ß, + ^^-^ + 'og fang ft + 1,6881» j .
Wird z. B. |}j = 66®, mithin die Länge der Geschossspitze A = p = 1,4836
Halbmesser des Geschosses angenommen, so beträgt der Widerstand, wel-
cksii ea nach den Formeln 20) und 27) von der Luft zu erleiden hat,
0,13056 , d. i. also 0,25010 Mal so viel als der Widerstand gegen einen
C^Bnder und 0,51632 Mal so viel als der Widerstand gegen eine Kugel von
glsickem Halbmesser. Da nun überdies Spitzgeschosse durchschnittlich
) bis 2% Mal so schwer als kugelförmige Geschosse von gleichem Durch-
messer sind, fo ist die Einwirkung der Luft auf die Bewegung eines Ge-
iehosses mit der hier betrachteten Spitzenconstruction nur | — ^ derselben
fittwirkung gegen ein kugelförmiges Geschoss von gleichem Durchmesser.
Um sieh ein ungefähres Bild von Wichtigkeit eines solchen Unterschiedes
u maehen, genügt es, wenn man die Bewegung der Geschosse als eine
geradlinige betrachtet. Bezeichnet dann V die anfängliche Geschwindig-
keit, V die Geschwindigkeit nach Zurflcklegung des Kaumes s und m eine
▼OB dem Widerstand der Luft abhängige Constante , so ist
V
246 Elektrische Untersuchungen.
•
und wenn alle Entfernungen in Dresdner Ellen ausgedrückt sind, m für
eine Gpfünd. eiserne Kugel mindestens 0,0006, für ein Spitzgeschoss von der
betrachteten Form und gleichem Durchmesser wie die Kugel , also höch-
stens 0,00015. Behält man diese Zahlen bei, so beträgt nach der Zurück-
legung von 4000 Ellen die Gresch windigkeit v der Kugel nur 0,0007 der an-
fänglichen Geschwindigkeit F, bei dem Spitzgeschoss hingegen v noch
0,548 V.
XI.
Elektrische TTiitersachungen.
Von Prof. Dr. F. Dellmann
zu Kreuznach a. R.
L lieber den Ursprung der Luftelektricität.
Die früheren Ansichten über diesen Gegenstand , welche man am voll-
ständigsten dargestellt findet in der im Jahre 1843 von der Brüsseler Akade-
mie gekrönten Preisschrift von Duprez: „MSmoire sur Vileclricild de Tair^\
verdienen keine Beachtung mehr; selbst die Po uille tische Hypothese ist
von Riess und Reich widerlegt. Nur auf die beiden neuesten müssen
wir hier eingehen.
Von diesen ist die erste von P eitler dem Vater in den CompUrend.XU^
pag. 307 zuerst ausgesprochen , später durch einen Brief seines Lohnes an
Quetelet weiter verbreitet und von Prof. Lamont in München, auch in
der kosmischen Physik von Prüf. Müller' noch in der neuesten Auflage
dieses Werkes vertheidigt worden. Nach dieser Ansicht giebt es keine
Luft-, sondern nur eine permanente Erdelektricität, welche — Elektricität
sein soll , wogegen dem Welträume + Elektricität beigelegt wird. Wie
aber ohne materiellen Träger der Weltraum elektrisch sein könne, das
sagt uns keiner der Vertheidiger dieser Ansicht. Dieser reinen Hypothese
muss aber besonders widersprochen werden, weil sie ganz entschiedene
Facta leugnet und falsche behauptet. In meinem Aufsatze über Luftelek-
tricität (Pogg. Annalen, Bd. 89, S. 280) habe ich bereits gesagt, dass die
Zahlen, auf welche der jüngere Peltier sich stützt, falsch sind; das Ver-
hältniss der Luftelektricität des Januar zu der des Juni ist nach den spä-
teren Angaben Quetelet's in Brüssel nicht das von 605 : 47 oder ungefähr
13 : 1 , sondern nahe 3:1, und damit ist das Hauptargument des jüngeren
Von Prof. Dr. F. Dellmann. 247
Peltier yemiohtet. Ein zweites falsches Factum ist das, dass die Loft-
dektricitftt keinen Körper durch Mittheilung lade.
Es wird demnach Jemand, welcher dem Ursprünge der Luftelektrici'
tiU auf die Spur kommen will , zunächst ihr Dasein beweisen müssen. Dass
die Beobachtungsweise Peltier^s dies nicht vermochte, ergiebt sich aus dem
Erfolge , den sie hervorgerufen ; sie hat sich aber dadurch selbst gerichtet.
Gewiss hat Riess Kecht, wenn er in seinem berühmten Werke über Rei-
bongselektricität im 2. Bande , S. 515 sagt: „Besser ist es, das Elektroskop
in einem geschützten Räume stehen zu lassen , und den zum Auffangen be-
stimmten Tbeil an einem besondern Stiele zu isoliren.^' Dass meine Ein-
richtung und dieser Rath ganz nnabhfingig von einander sind , ergiebt sich
diratis , dass das genannte Werk von Riess und der obige Aufsatz von mir,
in welchem ich übrigens bereits die Resultate meiner Beobachtungen von
1852 mittheile , gleichzeitig erschienen. Meine Art zu exporimentiren möge
lieh nun noch durch folgende Versuche rechtfertigen, durch welche ich
Herrn Prof. Müller zur Untreue gegen die von ihm adoptirte Hypothese zu
verleiten hoffe.
Wenn ich meine isolirte Kugel bis über das Dach des Hauses hebe
und sie oben eine Weile stehen lasse, ohne sie vorher ableitend berührt zu
btben; dann wieder, ebenfalls ohne sie berührt zu haben, herunter hole;
10 zeigt sie sich ^elektrisch , aber ihre Elektricität ist die entgegengesetzte
▼on derjenigen, welche sie herunter bringt, wenn sie oben ableitend be-
rfthrt worden. Die Kugel muss ohne Berührung im Durchschnitt eine
halbe Stunde oben stehen bleiben, bis sie ihre volle Ladung hat, welche
dann aber meist etwas grösser ist, als diejenige, welche sie bei gewöhn-
licfaer Ladung mit der entgegengesetzten ElektricitAt erhält. Da sage ich
nun, sie ist elektrisirt worden durch Mittheilung, nämlich wenn sie ohne
Berührung oben eine halbe Stunde gestanden hat. Herr Prof. Müller wird
Tielleicht sagen, die Erdelektricität wirke vertheilend auf die Kugel, binde
die entgegengesetzte in ihr, die + Elektricität, da sie selbst — Elektricität
•ein soll, und stosse die — Elektricität der Kugel ab, welche sich also in
die Luft zerstreue. Nachher bringe die Kugel die gebunden gewesene
4- Elektricität als freie + Elektricität in das Zimmer. Aber kann die
— Elektricität der Erde aus so grosser Entfernung eine grössere + Elek-
trieitüt binden, als sie selbst ist, noch dazu, wenn sie durch das Hinauf-
strömen in die Kugel in dieser eine Verdichtung erleidet?
Ferner: Wenn die isolirte Kugel gehoben und oben nicht ableitend
berührt wird, so bringt sie eine geringere Menge aus kleinerer, eine grös-
sere aus grösserer Höhe herunter. Hier müsste nun nach der Hypothese
von der Erdelektricität gerade das Entgegengesetzte stattfinden.
Weiter unten anzugebende Thatsachen stimmen mit der Hypothese
von der Erdelektricität, welche in einer permanenten Schicht die Erdober-
flicke angeben, zuweilen aber auch auf die äuBsere ObQtMt\\^ 4i«t^^!<^LK^-
248 Elektrische UnterBuchangen.
hülle steigen soll, ebensowenig tiberein. Fände diese Strömung der Erd«
elektricität auf die äussere Wolkenoberfläche statt, so müsste die Luft sieb
weit häufiger unelektrisch zeigen , als es der Fall ist. Dass aber die Erde
elektrisch wird durch Influenz, sowohl durch Influenz der Luft- als der
Wolkenelektricität, versteht sich von selbst. Es ist von mir noch folgen-
der Versuch gemacht worden :
Eine 5 zöllige Kupfer- und eine ebenso grosse Zinkplatte wurden ün
Freien fast unter der Stelle, wo täglich meine Kugel gehoben wird, aaf
den Erdboden gelegt. Auf die Kupferplatte wurde eine 3 zöllige Kupfer-
platte mit Lackstiel gestellt, auf die Zinkplatte eine ebenfalls 3 zöllige Zink-
platte mit isolirender Handhabe. Es wurde ein Elektroskop genommen
zur Untersuchung, welches so empfindlich war, dass es die — Elektricität
eines auf Zink gestellten Pfennings deutlich zeigte; aber die von ihrer
Unterlage isolirt abgehobene Kupferplatte zeigte nichts, die Zinkplatte
sehr schwache — Elektricität, weil diese Platte nicht frisch abgefeilt war,
die Unterlage aber doch. Dann wurde gleich nach diesem Versuche zur
Ladung der isolirten Kugel ohne Berührung geschritten. Die Kugel zeigte,
nachdem sie etwa eine halbe Stunde in geringerer Höhe gestanden , 30*
Ausschlag an meinem Elektrometer mit ziemlich dickem Olasfaden, und
nachdem sie einige Fuss höher gehoben und abermals unberührt eine halbe
Stunde gestanden, 34* Ausschlag. Sie hatte also in der geringeren Höbe
eine Ladung erhalten, wie sie dieselbe von einer Zink -Kupfer -Säule von
100,5, in der grösseren Höhe eine Ladung derselben Säule von 118,8 Ele-
menten erhalten haben würde. Wie kann denn nun hier von einer Influenz
von Seiten der Erd elektricität die Rede sein?
Becquerel der Vater hat im Jahre 18ö0 in den CompU rend. X Lilly
pag. 1101 £f. Untersuchungen über flie Elektricität der Luft und der Erde be-
kannt gemacht, welche ich im 12. Jahrgange der von der Berliner physi-
kalischen Gesellschaft herausgegebenen Fortschritte der Physik besprochen
habe. Unter den Elektricitätsquellen, welche beständig Elektricität an die
Luft abgeben, sind nach BocquereFs Versuchen besonders die folgenden
zu nennen :
d) Die Ausströmung von Sauerstoff und Kohlensäure aus Pflanzen-
blättern {+ Elektricität) ;
h) die Berührung des Landes und Wassers, wobei beide natürlich ent-
gegengesetzt elektrisch, werden ; beide Elektricitäten gehen durch Dämpfe
in die Atmosphäre;
c) die Zersetzung organischer Stoffe ;
d) die Berührung kalter und warmer Oewässer.
Die Resultante aller Elektricitäts-Entwickelungen ist nach Becquerel
bei heiterem Himmel ein Vorherrschen der + Elektricität. In den Polar-
zonen ist die Seltenheit der Oewitter eine Folge der geringen Verdunstung
und der kleinen Zahl natürlicher Elektricitätsquellen, wie denn aus den
Von Prof. Dr. F. Dellkank. 249
aotgegengeseUten OrUnden in der Tropenzone der Gegensatz stattfindet.
Ebenso geht nach seiner Ansicht die Seltenheit der Gewitter anf offener
See und die geringere Zahl derselben im Inneren der Continente ans den-
selben GrQnden hervor.
Diese Theorie hat zwei Mängel; sie erklärt nur einen Theil der Er-
Mheinangen und enthält eine nnerwiesene Voranssetzung. Sie erklärt nicht
die grössere Lnftelektricität im Winter, ja diese spricht offenbar gegen sie.
Die nnerwiesene Voraussetzung ist die, dass man die Lnftelektricität als
Qaelle der Wolken- und Gewitterelektricität ansehen. müsse , da doch die
Khnelle Entwickelnng der Gewitterelektricität mehr für eine selbststän-
dip Erzeugung derselben in den Gewitterwolken spricht.
Der Ursprung der Lnftelektricität ist nach unseren jetzigen Kennt-
nissen da zu suchen, wo alle meteorologischen Erscheinungen entstehen,
Bloilieh in der Erwärmung der Erdoberfläche durch die Sonne. Die Haupt-
sitse dieser Ansicht würden etwa so zu formuliren sein :
1) Die Erdoberfläche sowohl, als auch die luftförmige Erdhülle, die
Atmosphäre, sind fast überall und immer elektrisch; die Atmosphäre aber,
tls der beweglichste und deshalb in seinem Zustande veränderlichste Theil
der Erde, am meisten. Die Erdoberfläche wird es erst durch Influenz der
Atmosphäre. Deshalb ist auch der elektrische Zustand der Erdoberfläche
bedeutend schwächer , als 'der der Atmosphäre , meist so schwach , dass er
pat nicht oder doch nur mit den empfindlichsten Instrumenten wahrgenom-
nen werden kann. An und für sich muss also die Erdoberfläche als un-
elektrisch betrachtet werden.
2) Die Snmme der Lnftelektricität in der ganzen Atmosphäre ist Null.
Diese Summe tritt also in Summanden auf mit entgegengesetzten Vorzei-
chen. Also im Grossen und Ganzen ist weder Erdoberfläche noch Atmo-
sphäre elektrisch.
S) Die Ursache , welche ursprünglich die Atmosphäre aus dem unelek-
trisehen Zustande herausbringt, ist die Erwärmung der Erde durch' die
Sonne. Die Wirkung tritt natürlich am kräftigsten hervor, wo die Ursache
tn thätigsten ist, nämlich in der Tropenzone. Man weiss , wie die Wärme
die Entwickelnng der — Elektricität begünstigt. In der Tropenzone ist
die erwärmte aufsteigende Luft — elektrisch. Durch diese ursprüngliche
Einwirkung der Sonne ist aber noth wendig eine sekundäre gesetzt, da ein
einseitiges Aufheben des ursprünglichen elektrischen Gleichgewichts der
Atmosphäre nicht möglich ist. Der entgegengesetzte Pol der durch die
Sonne polarisch • elektrisch gewordenen Atmosphäre tritt in den gemässig-
ten und kalten Zonen hervor. Die ganze Atmosphäre spaltet sich danach
m drei Regionen, in die mittlere überwiegend —elektrische, welche auf
einer jeden Seite von einer kleineren überwiegend + elektrischen begrenzt
wird. Natürlich treten die Gegensätze nur allmälig hervor. Also die
«— Elektrieität der heissen Zone ist in der Mitte amBt&tkiVAXk^ V\t^iii\TBai&|,
250 Elektrische Unterftnehnngen.
nnoh den Polen bin zn Nnll, tritt dann allmälig in den Gegensatz y in
+ Elektricitftt über, and die + ElektricitAt nimmt nach den Polen hin im-
mer mehr zu , so dass sie sich stellenweise nnter besonders günstigen Be*
dingnngen in die obere Atmosphäre als Nord- oder Südltcbt entladet.
Diese Theorie enthält 1) keinen Widerspruch in sich selbst, 2) keinen
Widerspruch gegen die Gesetze der Wissenschaft, 3) stimmt sie mit dei
Erfahrung überein.
Sie enthält nicht nur keinen Widerspruch in sich selbst, sondern bil-
det vielmehr ein harmonisches Ganze. Wenn auch noch unerwiesen e Sätze
in derselben vorkommen, so widerstreiten diese nicht den erwiesenen, sie
schliessen sich diesen vielmehr so an , dass eine organische Einheit daraoi
entsteht. Ein unerwiesener Satz , könnte man sagen , sei der , dass in dei
Tropenzone die aufsteigende Luft — elektrisch ist. Es werden aber nach'
her Thatsachen angeführt werden , welche sich schwerlich anders erklärei
lassen, als durch diese Annahme. Der Mangel an genügenden Beobach-
tungen auf diesem Gebiete hat in der Wissenschaft Lücken gelassen, wel-
che einstweilen nur durch Combination auszufallen sind.
Einen Widerspruch gegen die Gesetze der Wissenschaft könnte man
in der Behauptung finden , dass Wärme die atmosphärische Luft in einen
statisch elektrischen Zustand versetze. Hier ist denn zunächst an das in
erinnern , was Becquerel durch Versuche erniitfelte und was oben unter d]
ausgesprochen ist. Der Satz soll auch keineswegs in dem Sinne gedacht
werden , dass diese Elektrisation unmittelbar stattfinde. Nehmen wir z. B.
das, was Becquerel über die gegenseitige Einwirkung des Landes und
Wassers sagt: „Zahlreiche Versuche haben bewiesen, ^ass das Land + elek-
trisch ist in seiner Berührung mit süssem oder mit Meerwasser, das Wassei
aber — elektrisch, und das Meerwasser etwa 2,4 Mal so stark als süsses.*'
Wenn er dann oben unter b) sagt, dass beide Elektricitäten in die Lufl
gehen, so ist das eine unwahrscheinliche Hypothese; wahrscheinlich ist
es nur von der — Elektricität des Wassers, besonders des Meeres. Da
aber das Meer in ..der Tropenzone am stärksten verdunstet, so wird aucb
dort der aufsteigende Strom — elektrisch sein müssen. Es soll also bloi
die Wärme bei der Elektrisirung der Atmosphäre als primäre Ursache ge-
dacht werden. Ferner stimmt die Behauptung vollständig mit den Kennt-
nissen , welche wir über Hervorrufung der Elektricität z. B. durch Reibung
besitzen, wo die Wärme unter allen Umständen das Hervoitreten dei
— Elektricität begünstigt.
Die Behauptung, dass in der Tropenzone die Luft — elektrisch sei,
ist so sehr im Einklänge mit bekannten Resultaten, dass man fast behanp-
ten kann, es müsse so sein. Denn wenn bei uns im Sommer die Elektrici-
tät der Luft bedeutend schwächer ist, als im Winter; wenn ferner in wär-
meren Jahren , wie ich das durch meine Beobachtungen der Jahre 1857 und
J858 gezeigt f die Luftelektricität bedeutend geringer ist, als in kälteren,
Von Prof. Dr. P. Dellmank. 251
M wird man beliaapten dürfen, dass das, was sich an einem nnd demselben
Orte in verschiedenen Zeiten darstellt, sich anch im Räume in entsprechen-
der Weise finden mttsse unter Bedingungen, deren Verschiedenheiten jenen
an einem nnd demselben Orte entsprechen. Sowie also bei nns nach dem
Sommer hin die Lnftelektricität sich mindert, wird sie auch bei der An-
niliening sum Aequator hin sich mindern , und da wir bei dieser Annähe-
roDg endlich die Grenze unseres Sommers überschreiten, wird sie auch
noch tiefer herunter gehen und endlich in den Gegensatz tiberschlagen.
Dass die elektrischen Gegensätze in der Atmosphäre nicht schroff sich
tbsehneiden, sondern allmälig in einander übergehen, stimmt ganz mit be-
kaoDten Sätzen der Vertheilungslehre überein. Und wenn diese Sätze nur
Boeh mit grösserer Sicherheit für isolirte Leiter nachgewiesen sind, so
mQisen wir bedenken , dass von diesen zu den Isolatoren ein allmäliger
Uebergang stattfindet; besonders aber, dass unsere festen Isolatoren in
dieser Beziehung mit Luftmassen , deren Moleküle die grösste Beweglich-
keit haben, nicht verglichen werden können.
Was für den ausgesprocheneu Ursprung der Lnftelektricität besonders
ipricht, das ist die genaue Einfügung der elektrischen Erscheinungen der
Atmosphäre in den Gesammtorganismus der meteoroligischen Phänomene,
wie dieser in Arbeiten von Dove und mir über den Zusammenhang der
Witterungserscheinungen nachgewiesen wurde. Wenn aber sämmtliche
Phänomene der Atmosphäre, soweit wir sie zur Witterung rechnen, in der
Wlrmevertheilung auf der Erde ihren Ursprung haben, so muss es auch
▼OD den Erscheinungen gelten , welche ihren gesetzmässigen Verlauf mit
den übrigen theilen.
Wir kommen jetzt zu den Erfahrungen , welche für die aufgestellte
Tbeorie sprechen. Hierher gehört zuerst das Factum , dass sich die Lnft-
elektricität mit der Höhe steigert. Nach den Erörterungen über die Peltier*-
leiie Hypothese wird es wohl erlaubt sein , namentlich in Beziehung auf
den Versuch von der Ladung einer isolirten Kugel ohne Berührung, den
Stti auszusprechen, dass die Luft an die Erde Elektricität abgiebt. Denn
wenn sie hier offenbar der Kugel Elektricität mittheilt, warum nicht auch
der Erdoberfläche? Je mehr sie aber abgiebt, desto weniger behält sie.
Duhalb sind die unteren Luftschichten schwächer elektrisch, weil sie
•ehon häufiger mit der Erde in Berührung gekommen sind. Wir werden
weiter unten sehen , wie eine .dicke Schneedecke auch vor dieser Abgabe
•ehtttzen kann. Ferner erkennen wir daraus die Nothwendigkeit der Be-
achtung der practischen Regel für Beobachter der Lnftelektricität, mit
ihrem Apparate über die benachbarten Häuser hinaufzugehen. Ebenfalls
«rsiebt man daraus, warum in den Wohnungen keine Elektricität sich aei-
gm kann. Hier wird nun auch die Influenz mitwirken ,' indem diese auf
der Kosseren Oberfläche des Hauses eine sehr schwache Schicht Elektriei-
tlt herrorraft, welche der Lnftelektricität entgegenfje&eVLt Kftt«
252 Elektrische Untersucbungen.
lieber die Zonen der Elektricität in den Regen- und Gewitterwolken
giebt es mehrfache sichere Erfahrungen. Prof. Müller führt solche an anf
S. 433 der 1. Auflage seiner kosmischen Physik; Crosse hat diese Beob-
achtungen gemacht. Ferner ist eine Reihe von Beobachtungen darüber
gemacht anf dem Observatorium des Vesuvs vonPalmieri (s. BerU Ber.
X, S. 644), ebenso von Noath (s. Berl. Berichte XI, S. 504), und endlich
von mir (s. Pogg. Annalen, Bd. 103, S. 106 ff«). Es blieb aber nach diesen
Erfahrungen noch die Frage zu beantworten übrig : Giebt es nachweislich
auch in der Luft ohne Wolken solche Schichten mit entgegengesetzten
Elektricitäten ? Die bisherige Erfahrung sagte: nein. Und ich selbst hatte
bei heiterem Himmel die Luft stets + elektrisch gefunden. Im letaten
Winter aber, am 2. und 15. Januar, habe ich Gelegenheit gehabt, Stunden
lang beim heitersten Himmel — Elektricität zu beobachten. Die UmBtftnda
sind für den Ursprung der Luftelektricitüt von solcher Wichtigkeit, dass
ich die Erscheinungen genau beschreiben muss.
Am 2. Januar war der Himmel Morgens früh schon heiter, nachdem
er mehrere Wochen bedeckt gewesen. Als die Luftelektricitüt gemessen
wurde, zeigte die Atmosphäre sich ziemlich stark — elektrisch. Nach
einer Stunde war der Zustand nach Quantität und Qualität genau derselbe.
Wegen der Seltenheit wurde die Erscheinung genauer beobachtet. Um
den ganzen Verlauf überblicken zu können , müssen wir auf den vorher-
gehenden Tag zurücksehen.
Am 1. Januar Morgens früh war die Luft ziemlich stark + elektrisch;
es fielen Schlössen , welche wohl den stärker elektrischen Zustand hervor*
riefen. Gegen 10 Uhr gingen die Schlössen in Schneeflocken über, und es
schneite nun ununterbrochen so stark, dass bis Abends 7 Uhr etwa 120
Kubikzoll Wasser als Sclinee auf den Quadratfuss gefallen war; also 10'^
Höhe, etwa y,4 der jährlichen hiesigen Regenhöhe. Um 10 Uhr Abends
fielen nur noch wenige feine Schlössen; es ist also wahrscheinlich, dass
bald nach 10 Uhr der Schneefall aufhörte, wofür auch das anderen Mor-
gens gemessene Quantum spricht,^ welches nur noch 18,20 Kubikioll Was-
ser betrug. Morgens um 3 Uhr am 2. Januar ist der Himmel schon heiter
gesehen worden.
Somit war die — Elektricität am 2. Morgens bei ganz heiterem Himmel
eine höchst ungewöhnliche Erscheinung. Es wurde anfangs vermuthet,
sie könne daher kommen, dass die grosse Masse gefallenen Schnees, wel-
cher nach häufig gemachten Erfahrungen öfter stark — elektrisch ist, seine
— Elektricität noch besitze und von unten auf den Sammelapparat wirke,
in diesem die + Elektricität während der Ladung binde , so dass diese als
freie + Elektricität herunter gebracht werde. Diese Ansicht war leicht zu
prüfen. War die Voraussetzung gegründet, so musste die -{-Elektricität,
welche die Samraelkugel herunter brachte, mit der Annäherung an den
Boden wachsen. Es wurde also die Kugel in verschiedenen Höhen geladen.
Von Prof. Dr. F. Dblluann. 253
Sie Beigte sieh xwar immer +olektri8ch, aber, wie gewöhnlich, mit bq-
nehmender Höhe stärker. Also war die Voraui^etzang falsch.
Nachdem die Luft einige Stunden constant das Qnantnm — 250,7 ge-
leigt hatte , fing es , wie es in dieser Jahres - und Tageszeit gewöhnlich ist,
iwischen 0 und 10 Uhr zu steigen an; um 10 Uhr betrug es — 286,0; um
It Uhr — 625,0; um 12 Uhr war ein Zurückgehen bemerkbar, das Quantum
betrog nur noch — 403,1; um 1 Uhr — 157,7; um 2 Uhr wieder + 238,4; um
5 Uhr +^1|5; um 7 Uhr sogar +1050,7. Dabei war den ganzen Tag kein
Wölkchen am Himmel zu sehen gewesen. Die Wärme betrag Morgens
— 0^5, Nachmittags — 6*,4, Abends 10 Uhr — 13^4. Gegen Abend ent-
wickelte sich' etwas Nebel , welcher aber die starke Steigerung der + Elek-
trieitlt nicht erklärt, da sonst ein so grosses Quantum, welches ohnehin
lehr selten ist , nur bei sehr starkem Nebel vorkommt. Der Himmel blieb
die ganze Nacht vom 2. auf den 3. heiter. Am 3. Nachmittags 2 Uhr war
die +£lektricität sogar bis auf 1280,6 gestiegen, obgleich der Nebel unbe-
deutend war. Ein solches Quantum kommt sonst nur bei Gewittern vor.
All ich ein paar Tage später erfuhr, dass es am 1. Januar an der Saar
nicht geschneit, sondern stark geregnet habe, brachte ich die Erscheinung
gleich in Zosammenhang mit zwei entgegengesetzten Luftströmen, an deren
Grenze wir uns also in Kreuznach befanden hatten. Der Gegensatz der
LsfUtröme sprach sich auch in der grossen Verschiedenheit der mittleren
Wirme beider Tage aus. Am 1. war sie — 2^97, am 2. aber — 9®, 73 R.
Die Windrichtung war an beiden Tagen NO. Offenbar musste durch den
Gegensatz der Luftströme auch der starke Schneefall entstanden sein. Die
Grenze der beiden Luftströme hatte sich am 1. Januar zwischen Nahe und
Saar hindurchgezogen , und da wir am 2. heiteres Wetter und viel bedeu-
tendere Kälte hatten, so befanden wir uns an diesem Tage entschieden im
Polarstrome, also war die Grenze nach Westen gerückt.
Am 15. Januar wiederholte sich die Erscheinung vom 2. in noch auf-
fallenderer Weise. Die erste Messung ergab bei ganz bedecktefm Himmel,
lehwachem Nebel, NO -Wind und 7*, 57 Wärme das Elektricitätsquantum
"- 170,4. Der Himmel wurde bald ganz heiter und blieb es auch den gan-
len Tag. Nachmittags 2 Uhr war bei ganz heiterem Himmel das Quantum
der Lnftelektricität — 345,8. Um 5 Uhr war es wieder +42,5j um 6 Uhr
-- 256,7 bei zweimaliger Messung genau übereinstimmend ; um 0 Uhr 40 Mi-
mten wieder + 145,1 , und das positive Quantum stieg jetzt bei wiederhol-
tes Messungen der Art , dass es bei der zehnten Messung um 7 Uhr 10 Min.
+ 832,1 betrug. Um 10 Uhr war es nur noch 188,0.
Am 16. war der Himmel Morgens noch heiter, der Wind wieder NO,
die Kälte etwas grösser, nämlich 10*, 73, der Nebel nur schwach. Das erste
Elektricitätsquantum war +11^«^- ^^ ^ Uhr war es schon auf 025,0, um
9 Uhr 10 Min. sogar auf 757,0 gestiegen; um 10 Uhr war es wieder ^11L^\
ttm il Uhr 467,9; um J2 Uhr 424,1 ,• um 2 Uhr wieder Wi,Q. kXi^wÖL* \^\:^ä
Uit0ekrin f, Mathematik a. Phyaik, VI, 4. V^
254 Eloktrische Untersachtmgetu
220,2. Der Himmel bedeckte sich allmXlig an diesem Tage; Naehmittags
2 Uhr war zwar die Him^elbedecknng nur 0,2, aber Abends 1, d. h. der
ganze Himmel war bedeckt Ans diesen Erscheinungen konnte ich nicht
mit Sicherheit anf ähnliche Ursachen, wie sie am 1. und 2. obgewaltet
haben mnssten, schliessen, nmsoweniger, da kein Niederschlag erfolgte.
Nnn lese ich aber im 2. Hefte dieses Jahrganges von Petermanii*s
Mittheilungen einen Aufsatz von Dr. Mührj, in welchem dieser Meteoro-
log nach telegraphischen Mittheilnngen, welche täglich in Baris pnblicirt
werden, doch constatirt, dass, aber am 16. , eine ähnliche Verschiebung .
der Grenze der beiden entgegengesetzten Lnftströme stattgefunden habe.
Dadurch bekommen meine Beobachtungen noch ein höheres Interesse;
denn die zweite Verschiebung war in entgegengesetzter Richtung, und die
ähnliche elektrische Erscheinung geht vorher, sie zeigt sich am 15., und
zwar in noch grösserer Mannigfaltigkeit, da ein paar Mal die — ElektricitXt
mit der + Elektricität wechselt; am 2. folgt sie der Verschiebung. Auch
das zweite Mal haben wir uns hier der Grenze nahe befunden; denn am 16.
trübt sich der Himmel, ein Beweis vom Heranrücken des Aequatorial-
Stromes.
Ist es denn nun wohl zu verkennen , dass beide Mal die Luftschichten
mit — Elektricität Massen beladen waren, welche vom Aeqnatorialstrome
herrührten und sich mit Schichten des Polarstromes gemengt hatten? Dass
aber der Aequatorialstrom bis hierher, von der südlichen Halbkugel aus, seine
— Elektricität behalten, spricht dafür, 1) dass er aus der Höhe (wir hatten
an allen vier Tagen NO) frisch herunter kam; 2) dass die dicke Schnee-
schicht, welche durch den Frost noch isolirender geworden, überhaupt an
diesen Tagen so grosse Quantitäten Elektricität hervortreten Hess. Aber
auch die polarische Reaction spricht sich sehr deutlich in diesen Erschei-
nungen aus.
Dieser elektrische Gegensatz verschiedener Luftschichten ohne Wol-
ken kommt zwar selten zu unserer Anschauung, weil das Nebeneinander
der beiden Hauptluftströme selten unser Local trifft und gar zu leicht durch
Mengung der Massen aus beiden Strömen Wolken entstehen. Aber dnsa
der eine Luftstrom über dem anderen herweht, sehen wir häufig an der
verschiedenen oder gar entgegengesetzten Richtung der Wolken. Dann
können wir oft genug noch die — Elektricität des Aequatorialstromes con-
statiren. Der Aequatorialstrom ist nämlich als der leichtere auch immer
der obere; ferner ist er der obere seiner Entstehung nach. Da, wo er mit
dem unteren, dem Polarstrome, in Berührung kommt, bilden sich leicht
Niederschläge, wie sich das aus der Verschiedenheit ihrer Natur mitNoth-
wendigkeit ergiebt. Diese Niederschläge bringen uns dann seine — Elek-
tricität herunter. Daher kommt es , dass Regen fast immer — elektrisch
sind. Und im Sommer ist, wie bekannt, diese — Elektricität bedeutend
grösser, als im Winter, weil der obere Passat dann noch nichteinen so
Von Prof. Dr. F. Dellmann. 255
lugen Weg gemacht, also von seiner — ElektriciUtt noch nicht so viel
Terioren hat Haben wir den Aequatorialstrom unten , so ist er zwar meist
-(-elektrisch 9 weil er seine — ElektriciUt bereits verloren; aber er trägt
die + Elektricitttt immer in einem weit niedrigeren Grade, znm Zeichen,
dus sie ihm nicht ursprünglich eigen ist, sondern dass er sie dnrch Ver-
meDgang mit dem Polarstrom erhielt.
Wir sehen also daraus, dass die beiden Hauptluftströme entgegenge-
letite Elektricitäten haben. Wie nun zwei Wasserströme von verschiede-
ner Farbe , welche neben einander fliessen und sich nur langsam mengen,
da, wo die Mengnng theil weise stattgefunden, ihre Theile noch an der
Farbe erkennen lassen ; so die Wellen der Hauptluftströme an ihrer ent-
gegengesetzten Eloktricität. Denn was kann es anderes sein, wenn bei
keiterem Himmel mein Apparat — Elektricitttt angiebt, als eine Luftwelle
des Aequatorialstromes , welche sich in den Polarstrom hineingestürzt hat ?
Die starke — Elektricitflt bei Sommergewittern ist gewiss zum Theil die
— Elektricität des Aequatorialstromes.
Ich will mit folgender Betrachtung schliessen. Die Atmosphäre giebt
bei nns + Elektricität an die Erde ab. Würde diese + Elektricität der
Erde nicht vernichtet durch eine Abgabe anderwärts von — Elektricität
oder darch Hin wegnähme der + Elektricität , so müsste die ganze Erde
lingst -f- elektrisch geworden sein. Sie ist es aber nicht Die Atmosphäre
afisste durch die Abgabe der + Elektricität aber auch längst alle -f Elek-
trieität verloren haben, wenn nicht ein Ersatz stattfände. Daraus folgt,
diss die Ursache der polarischen Elektrisirung der Atmosphäre noch fort-
wirkt. Was für eine sollte diese sein, wenn es nicht die Einwirkung der
Sonne wäre?
IL üeber die Rolle, welche bei der Elektricitäts-Vertheilung
das Zwischen-Dielektricum spielt
Bekanntlich sind vor einigen Jahren briefliche Verhandlungen Zwi-
lchen den Herren Faraday und Kiess über den in der Ueberschrift genann-
ten Gegenstand gepflogen worden. Herr Faraday stellt sich vor, dass ein
elektrischer Körper dnrch einen Nichtleiter hindurch, z. B. Luft, so wirke,
dass die Zwischentheilchen polarisch - elektrisch werden, dass die Wirkung
von Theiehen zu Theilchen fortschreite; Herr Riess aber behauptet eine
Uimittelbare Wirkung in die Entfernung ohne Theilnahme der Zwischen-
theichen. Herr Dr. Jochmann, welcher im 12. Jahrgange der „Fortschritte
der Physik*' über den Streit berichtet, ist der Ansicht, dass beide Vor-
itellungsweisen zur Darstellung der experimentellen Thatsachen genügen
dürften. Wir wollen sehen , ob er darin Recht hat.
Hätte man den Streit durch ein Experiment entscheiden können , so
wäre er längst entschieden. Dies Experiment ist aber in gewöhnlichen
Verhältnissen gar nicht möglich. Mein Apparat zur Boo\>8Lc\v\.\x\i^ ^^x\i<QiV
256 Elektrische Untersachangen.
»
elektricität hat mir das Mittel in die Hand gegeben , das Experiment su
machen.
In meinem Aufsätze über den Ursprung der LnftelektricitXt habe icl
gezeigt, dass die Ladangskngel , wenn sie oben ableitend berührt wird,
ihre Ladung dnrch Vertheilnng erhält; wenn sie aber etwa eine halb«
Stunde oben bleibt ohne Berührung, so bringt sie eine fast gleiche Laditn|
mit ElektricitSt herunter, welche derjenigen entgegengesetzt ist, die si(
durch die Ladung mit Berührung erhält. Diese Ladung muss also durcl
Mittheilung stattgefunden haben.
Wenn nun am Horizonte eine Gewitterwolke steht, welche immei
— elektrisch ist, d.h. welche der Kugel bei der Ladung mit Berührung
-{-Elektricität giebt, so fragt sich, wie wird sie auf die Kugel wirken, wenn
diese eine Zeitlang oben ohne Berührung stehen bleibt. Hat Herr Rieif
Recht, so wird sie die + Elektricität in der Kugel binden, die — Elektri-
cität zurückstossen , welche dann Zeit hat, sich in der Luft zu lerstreneiu
Dies wird um so eher zu erwarten sein, wenn der Himmel, ausgenommen
die Stelle, wo die Wolke steht, klar ist. Dann muss man also annehmen,
dass die Luft noch -{-elektrisch ist, und somit wird durch die + Elektrici-
tät der Luft ebenfalls noch eine Ladung durch Mittheilung entstehen, wel-
che die Ladung durch Vertheilnng von Seiten der Wolke nur unterstützt
Macht aber die Wolke die Atmosphäre - elektrisch im Sinne von Faradaj,
so ist der Erfolg ein anderer; die Kugel wird dann durch diese — Elektri-
cität der Luft, wie immer durch Mittheilung, — elektrisch werden. Man
sieht ans diesen Andeutungen, dass hier in der That der Streit dnrch ein
Experiment entschieden werden kann.
Und er ist entschieden. Die eben gegebenen Andeutungen sind nicht
erdacht, sie sind erlebt. Die Wolke stand am Horizonte, reichte etws
20* — 25* über denselben hinauf; sonst war der Himmel klar. Die Haupt-
wölke stand in SW, reichte etwa von S bis W, und in S zog sich ein schma-
ler Streifen noch höher hinauf, etwa bis 45*. Eine Ladung mit Berührung
gab starke -^Elektricität*), so dass daraus geschlossen werden konnte,
dass die Wolke ohne Zweifel eine Gewitterwolke sei. Jetzt wurde di€
Kugel wieder gehoben, aber oben nicht berührt. Sie blieb etwa 15 Minuten
stehen. Die Wolke verkündete mittlerweile ihren Donner , blieb aber an
Rande des Horizontes. Als die Kugel ohne Berührung herunter genommen
wurde , zeigte sie ziemlich starke + Elektricität Sie musste also von
— Elektricität umgeben gewesen sein. Also hat Herr Faraday Recht und
Herr Dr. Jochmann Unrecht. Eine Wolke wirkt also vertheilend , inden
sie erst die Lufttheilchen elektrisirt.
*) Die Kngol brachte nämlich + Elektricität mit herunter, so dass man also
schliessen muMte, der vertheilende Gegenstnnd , die Wolke, sei mit — Elektricität
Von Prof. Dr. F. Deijlhann. 257
III, Besultate sechsjähriger Beobachtungen über Luft-
elektricität.
Als mich vor einigen Jahren Herr W. Thomson aus Glasgow besuchte
uod sich sehr interessirte für mein Verfahren der Beobachtung der atmo-
sphärischen Elektricitftt, nahm ich mir vor, die bis dahin gewonnenen He-
sulute zu veröffentlichen ; von denen allerdings schon zwei Jahrgänge in
Pogg. Annalen erschienen sind. Eine kürzlich erhaltene Zusendung von
Herrn Thomson macht es mir zur Pflicht, nicht mehr damit zu säumen und
nicht lu warten, bis sich Zeit findet, auch die beiden letzten Jahre zu be-
rechnen.
Zwar müssen die Resultate für sich selbst sprechen ; indess will ich
10 ihrem Schutze doch noch auf das Urtheil zweier Männer hinweisen,
welche mit mir auf demselben Felde gearbeitet haben. Der eine ist Herr
Prof. Hankel, auf dessen Urtheil ich in dem Aufsatze über den Zusam-
menhang der Witterungs - Erscheinungen mich bezog. Der andere ist Herr
W.Thomson selbst, der auch in Deutschland bei Physikern bekannt genug
iit*) Es ist in der That merkwürdig für diesen speculativen Kopf, dass er
durch das , was er vor einigen Jahren mit mir hier verhandelt, sich bewogen
gefunden , diesen Gegenstand mit allem Ernste weiter zu verfolgen. Was
er mir zusandte , ist ein Vortrag , gehalten in der Eoyal Institution of Great
Britttinj on atmospheric electricily. Er beschreibt darin drei neue Instrumente
lar Beobachtung atmosphärischer Elektricität , welche er vorgezeigt, deren
Gebrauch er erörtert und von deren Anwendung er eine Menge sehr inter-
essanter Resultate mitgetheilt hat. Er sagt darin über mein Verfahren:
rJhe much more accurate electrometer (als Peltiers's nämlich , von dem er
eben vorher spricht und welches in Brüssel und München angewandt wird),
and the greatly improved mode of Observation invented by Dellmann , have given
for the electric intensity, at any instant, still more precise results,*^ Und an
einer anderen Stelle : „On the other hand, the meüiod by a carrier ball, instead
of a proof planet w precisely the mcthod by which, on a small Scale, Faraday in-
teHigaied the distribulion of electricity induced on the earth's surface , by ä piece
ofrubbed shellac: and the same method, applied on a suitable Scale for testing
^ natural eleetrification of the earth in the open air, has given in the hands of
l^eümann , of Creuznach , the most accurate results hitherto published in the way
*) Es ist derselbe, ron welchem Herr Prof. Helmholisin seiner Schrift ühor
^ Wechselwirkaog der Natarkräfte sagt: „Jedenfalls münsen wir Thomson^s Scharf-
sinn bewundern, dvr Bwischen den Buchstaben einer schon länger bekannten kleinen
^^^^matischen Gleichung , welche nur von Wärme , Volumen und Pmck der Körper
"prieht, Folgerungen su lesen verstand, die dem Weltall, aber freilich erst nach un-
endlich langer Zeit, mit ewigem Tode drohen."
258
Elektrische Untersuchangen.
of elecirO'tneteorological observaiion."' Da glaube ich denn nicht länger w
ten sn dürfen nnd geben in mttssen , was ich yorläufig geben kann. ]
Nachtrag wird also später folgen. Die Bezeichnung ist wie in dem A
Satze über den Zusammenhang der Witterungs - Erscheinungen.
Das
A.
1. 100,3
2. 113,5
3. 127,2
4. 137,2
5. 100,7
0. 140,2
7. 135,9
8. 101,6
9. 173,2
10. 150,4
11. 229,8
12. 188,0
Mittel: 152,3
Jahr
1852.
B.
C.
242,4
156,9
151,0
150,7
162,2
162,3
140,3
107,7
79,7
101,8
94,2
122,9
105,0
115,3
127,6
158,0
142,7
146,4
169,0
169,8
217,8
230,9
278,1
220,8
159,2
154,2
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9,
10.
11.
12.
Das Jahr 1854.
278,0 538,7 836,6
105,7
144,1
106,5
121,2
13.3,4
131,1
198,3
193,7
Das
. 1. 236,4
2. 131,1
3. 110,0
4. 105,1
5. 155,7
6. 183,0
7. 104,4
8. 130,7
9. 145.3
10. 156,4
11. 152,9
12. 148,1
M.: 151,0
Jahr
253,0
130,5
123,7
108,1
117,6
128,3
105,2
103,0
111,9
147,8
228,2
208,7
147,7
121,8
158,9
188,4
166,1
1856.
227,1
121,7
87,5
103,7
120,7
161,4
124,5
106,5
136,5
157,0
202,1
185,1
145,0
M.
109,5
140,4
150,6
128,4
114,1
119,1
118,7
149,3
154,1
163,1
226,2
229,2
155,2
384,4
120,3
144,7
104,4
160,3
238,8
129,8
107,1
105,6
133,3
157,6
131,4
113,4
131,2
153,7
104,4
180,0
148,1
Das
A.
1. 189,5
2. 154,3
3. 145,2
4. 149,6
5. 147,4
6. 141,2
7. 135,4
8. 153,6
9. 156,7
10. 195,0
11. 162,6
12. 194,0
M.: 100,4
Das
1. 155,2
2. 199,6
3. 144,5
4. 124,1
5. 117,6
6. 143,1
7. 147,1
8. 143,9
9. 120,2
10. 135,4
11. 150,2
12. 187,9
M.: 147,9
1.
2.
3.
4.
5.
0.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
M.:
Das
148,5
192,8
138,2
103,7
114,0
111,0
84,4
90,4
128,8
138,0
139,3
150,9
128,3
Jahr
B.
197,6
219,6
154,7
129,2
86,7
99,9
96,2
100,7
121,0
172,9
187,5
283,5
154,1
Jahr
265,5
393,9
158,7
124,7
87,8
87,7
102,3
118,7
105,8
130,9
173.5
323,9
172,8
Jahr
197,3
251,2
134,6
87,2
80,2
71,7
80,8
74,5
100,8
92,7
156,3
179,0
125,5
1853.
C.
187,3
188,9
152,7
122,3
108,6
127,6
142,4
138,2
149,5
209,6
167,6
222,1
159,7
1855.
218,5
, 312,0
143,0
108,2
86,5
105,0
129,6
131,1
139,7
148,7
120,3
188,1
152,6
1857.
159,7
237,8
129,2
104,6
75,7
94,5
96,2
93,7
108,3
105,1
155,9
145,2
125,5
M.
191,5
187,6
150,9
133,7
114,2
122,9
124,7
130,8
142,4
192,5
172,6
158,1
213,1
301,8
148,7
119,0
97,3
111.9
126,S
131,2
123,9
138,3
148,0
233,3
157,7
168,5
227,3
134,0
98,5
90,0
92,4
87,1
86,2
112,6
111.9
150,5
158,4
126,4
Von Prof. Dr. F. Dellhank.
259
Das Jahr 1858.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
0.
10.
11.
12.
M.:
122,7
138 4
123,0
108,7
110,8
108,3
108,0
109,3
127,0
135,3
145,0
141,0
123,8
B.
171,0.
183,8
142,0
108,7
89,4
93,2
81,9
89,9
105,0
137,0
223,9
102,3
132,4
C.
138,4
140,8
120,0
93,8
99,2
92,5
87,7
114,5
100,1
128,2
205,5
134,3
122,5
144,2
157,3
128,3
103,0
101,8
98,0
92,7
104,0
112,9
133,7
191,5
140,1
120,2
Sechsjährige Mittel ; Jannar, Septem-
ber, October, November und Decem-
ber siebenjährig.
1.
2.
3.
4.
5.
0.
7.
8.
9.
10.
n.
12.
M.:
A.
177,1
155,0
131,3
121,4
185,4
137,8
129,3
131,0
137.0
150,7
155,2
101,8
148,7
B.
200,0
222,7
140,0
110,4
90,2
95,8
95,2
102,4
117,2
140,3
197,9
232,7
151,9
C.
203,4
194,5
132,4
100,7
99,8
117,3
115,9
123,8
129,8
153,9
181,5
180,2
144,9
M.
215,7
190,7
130,0
114,8
108,5
117,0
113 5
119,3
128,2
148,3
178,2
191,0
140,8
Wenn man diese Reihen übersieht, so erscheint wenigstens noch
einige Gesetzmässigkeit. Hat man aber eine Monatstabelle vor sich , so
sind die Grössen, welche zu derselben Tagesstunde an verschiedenen
Tagen beobachtet wurden, so verschieden , dass man sich darüber wandern
mnss , dass sich am Ende des Jahres Alles so gut ausgleicht und dass die
verschiedenen Jahre eine solche Uebereinstimmung zeigen. Um von die-
ser Verschiedenheit eine Anschauung zu geben, habe ich meinen Pack
Monatatabellen herbeigeholt. Ich greife die erste , es ist der Januar 1857.
Wir finden Morgens 0 Uhr nach einander folgende Zahlen: 242,4; 52,0; 95,0
88,3; 156,3; 220,0 etc. Nachmittags 2 Uhr stehen verzeichnet: 104,8; 135,0
52,3; 126,4; 209,4; 240^5; 351,8 etc. Abends 10 Uhr finden wir: 250,7; 80,3
96,2; 56,4; 239,0 etc. Diesem Wirrwarr gegenüber kann man also mit den
obigen Reihen wohl zufrieden sein. Aber ich kann mir doch auch nicht
versagen, auf eine, wie mir scheint, merkwürdige Eigenschaft obiger Zah-
len noch aufmerksam zu machen. Sie steckt in den Summen der Quotien-
ten derselben. Die Anschauung wird es lehren. Diese Quotienten der
•echs- bis siebenjährigen Mittel mögen zum Theil hier stehen. Es ist
nftmlich :
L — — — — K
A C C A B C
1. 1,505 1,311 0,871 1,218 0,809 1,000
2. 1,437 1,145 0,797
3. 1,112 1,103 0,992
4. 0,959 1,091 1,188
5. 0,006 0,904 1,357
0. 0,695 0317 1,175
7. 0,7;W 0,821 1,110
8. 0,778 0,827 1,008
9. 0,852 0,903 1,060
10. 0,031 0,912 0,970
1,230
0,856
0,980
1,040
0,930
lfiS2
0,9'10
0,986
1,076
0,801
1,203
1,087
0,850
1,221
0,997
0,878
1,192
0,979
0,907
1,105
0,964
0,932
1,094
0,988
0,985
1,057
0,964
260
Kleinere Mittheilungen.
B
B
A
M
M
M
A
C
C
A
B
C
11.
1,275
1,090
0,855
1,148
0,900
0,982
12.
1,438
1,291
0,898
1,180
0,823
1,063
S.:
12,384
12,215
12,301
12,115
12,24e
12,172
M.:
1,03
1,02
1,03
1,01
1,02
1,01
Die Mittel dieser sechs Quotienten - Summen , oder auch die Quotien-
ten - Summen selbst , sind so zu sagen gleich.
Kleinere Mittheilungen.
XX. Bemerkung ftber Corveneonitniotioiieii. Bei graphischen Ar-
beiten kommt es häufig vor, dass man durch drei Funkte A, K^ B (Fig. l)
eine Curve zu ziehen hat, deren Natur bekannt ist und von welcher man
Fig. 1. auch weiss, dass sie innerhalb der ver-
langten Ausdehnung keinen Krfimmangs-
wechsel erleidet. Liegen die gegebenen
Punkte einander sehr nahe, so lässt sich
die Curve durch einen Kreis ersetzen, im
Gegeufalle aber, oder wenn grosse Ge-
nauigkeit verlangt wird, muss man auf
die verschiedenen Krümmungshalbmesser
der Curve Rücksicht nehmen ; dies kann
auf folgende Weise geschehen.
Unter der Voraussetzung, dass die
Krümmungshalbmesser von A bis B ent-
weder nur wachsen oder nur abnehmen,
bestimme man zunächst den kleinsten
und grössten Krümmungshalbmesser AM und BQ und construire die zum
Punkte K gehörende Normale KL. Mit Hilfe der in Theil IV, S. 244 be-
handelten Aufgab^ lässt sich nun jeder der Bögen AK und KB aus zwei
Kreisbögen zusammensetzen. Man schneidet nämlich auf KL die Strecke
KM' :=: AM ab und halbirt MM' durch eine senkrecht zu MM' liegende
Gerade, welche auf /f Z den zweiten Kreismittelpunkt N bestimmt; ebenso
nimmt man KQ' = BQ und erhält den dritten Kreismittelpunkt P als Durch-
schnitt von KL mit der Geraden, welche QQ' senkrecht halbirt. (Fallen
zwei Punkte, wie z. B. Q und Q\ nahe an einander, so kann man die Ge-
Kleinere Mittheilangen.
261
W»»WMW«^^^^i^^^^^
nieQQ' durch Ansetzen zweier gleichen Stttcke QRuni Q'K rergrössem.)
Die Corre AKB bildet nun die Evolvente der gebrochenen Linie AMfiPQ
und bat mit der gesuchten Cnrve die gegebenen drei Punkte, die Krüm-
mangshalbmesser der Endpunkte und die Normale KL gemein; es ist daher
eine sehr gute Uebereinstimmung beider Curven zu erwarten.
Dieses Verfahren lässt sich unter Anderem zur Construction der Ellipse
benntien, wenn deren Halbachsen AC und BC (Fig. 2) gegeben sind. Legt
min ^£ senkrecht
iai^,8oi8t(7£der
Hilbparameter und
iQgleichderKrüm-
mongshalbmesser
ftr den Scheitel A^
mitiiin AM = CE.
Zieht man femer
durch den Brenn-
punkt J* die Gerade
i^ sankrecht zu
^/, so ist 0 der
Krftmmvngsmittel-
pinktfllrdenScbei-
tel^. Endlich be-
lUfflmt man noch
iigend einen Ellip-
lenpunkt K nebst
•einer Normale und wendet dann die vorige Construction an. Da sich
die Krümmungshalbmesser in der Nähe von A rascher ändern, als bei
^, so muss man K so wählen, dass der Bogen ^A" kleiner, als der Bogen
•^ IT ist; bei Ellipsen von grosser Excentricität kann man für K den End-
punkt der in F errichteten Ordinate nehmen, bei kleinen Excentricitäten
dagegen würde dann arcAK< arcBK werden. In allen Fällen scheint
*ich fttr K derjenige Punkt am besten zu eignen , dessen Normale die mitt-
lere Lage hat, d. h. die Achsen unter 45^ schneidet. Dieser Punkt empfiehlt
•ich auch durch die Leichtigkeit seiner Construction; legt man nämlich
Ob senkrecht zu AB, so ist AD = Cl die Abscissc, BD = /Ä'= IL die
Ordinate und KL die Normale des erwähnten Punktes. — Im Vergleich zu
d«n gewöhnlichen Constmctionen sogenannter Korbbögen zeichnet sich
das angegebene Verfahren durch sehr grosse Genauigkeit aus; man könnte
diese durch Einschaltung mehrerer Ellipsenpunkte noch erhöhen, doch
^heint dies, den gemachten Proben zu Folge, nur bei ganz exorbitanten
Verhältnissen nöthig zu seiu. Sculömilch.
S6S Kleinere Mittheilangeii.
XZL Veber Ale dvxok Sieben mmtbrnnm SehUn. VnSi mm sehen,
ob eine Zabl dnrefa Sieben ohne Reat theilber aeii io sttnimire mm Ton
reehts nach Unks den einfiMhen Bett der Biner nnd Zehner, den do|ppelten
Beit der Hunderter nndTeneender, den Tierfnehen der Zehn- ond Hnn-
derttansender, denn wieder dm einfeehen, doppelten, Tierfhehen Beet Ton
je swei eli saeaminengehdrig betrachteten Ziffsm n. s. w. Liest die Snmme
dnrch Sieben getbeilt keinen Best, so ist anch die ganse Zahl durch Sieben
messbar. Z. B. 2479684865 ist gleich 7 . 354280205, weil die Beete Ton 56, 4B^
88, 70, 24, d. i. e, e, 4, 2, 8 nach der Beihe 1, 2, 4 • • • . Mal genommen t^ It
+ 16 + 2 + 6 = 42=s6.7. Dass man sUtt 12 nnd 16, 5 nnd 8 setien kennte,
ist klar, wo dann 6 + 6 + 2 + 2+6 = 21 =8.7.
Ebenso ist 1^1504301728 = 7 . 2134500627880, weil 2+e+Y+4 + 1+ 5
= 21 = 8.7. •
Betrachten wir nXmlich die Zahl l|0l|0l|0l|0l|0l|0, so sehen wir, iam
dnrch Sieben gemessen die Eins an der Einerstelle selbst Rest bleibt; die.
Eins an der Stelle der Hunderter läset den doppelten Best, da 100fc=(7^ 149*H*
dieEins an der Stelle der Zehntausender iXsst 4 im Best, da lOeOD« (7 aett>H.
Wir sehen also, dass jede Zahl, die hundert Mal so gross- ist, lien doppelten
Best iXsst Eine Million lässt demnach einen doppelt sa grossen Best, als
Zehntausend , nXmllch 8, oder da 8s7 + 1, Eins. Wenn also 45feai(8^7)+«]
drei als Best Usst, so lässt 4500 sechs, 450000 s w9lf, 45080000 viernnd-
swansig oder, da 24 = (3.7) + 3, wieder drei, 4500000000 wieder seeh»
u. s. w. als Best. — Da man einer sweisiffrigen Zahl den Best, den eis
' durch 7 getheilt lässt, leicht ansieht (der andere Factor ist nie gresser nfas
14, der Best nicht grösser als 6) , so lässt sich obige Probe lelchl und mseh
bewerkstelligen.
Neckargemttnd. E. J. BÖHnnrnuu
ZXn. Snr Integntton partieller DJÜMcentinlgleiehnngen. Von Prof.
SncoH Spitbbr.
1. Integration der Gleichung:
Ich führe in diese Gleichung, in welcher ^,, ^, ...^a constante Zahlen
bedeuten , eine neue unabhängig Variable r ein , welche mit den alten nn*
abhängig Variablen in folgendem Znsammenhange steht:
2)
Ai At An
alsdann ist:
, dqf 2Xidip
dXi Ai dr
und somit:
d*q> ^dq> AXt*d*q>
"^'dx* dr ^ A, df^'
Kleinere Mittheilangen. 263
Gut ebenso hat man :
'dx*~ dr ■*■ An* dt*
and werden diese Werthe in die Gleichnng 1) snbstitnirt, so elrhält man
anter Berttdcsichtignng der Gleichnng 2) folgende Gleichung :
velche ebenfalls sa den linearen partiellen Differentialgleichungen gehört,
tmd deren Integration mir vollständig gelang.
Ich setze nämlich in selbe
woselbst « eine Constante bedeutet, und komme dadnrch zu
tfF{r)= 2n F' (r) + \r F" (r),
welche sich geordnet folgendermaassen stellt:
6) rr'(r) + ^r(r)-^f(r)=0.
Ich habe durch dies die Integration der partiellen Differcntialglei-
ebang 3) abhängig gemacht von der Integration der linearen Differential-
gleichung 5), welche von der zweiten Ordnung ist, und werde nun zeigen,
tuf welche Weise sich diese Gleichung integriren lässt.
loh differentiire selbe ^Mal bezüglich r, unter ^ eine constante Zahl
verstehend , und habe dann :
6) r^(A*+2) (r) + ^^ + ^) F(^+i) (r) .- -'ITCm) (r) =r 0.
Setzt man hierein
F^^) (r) = z
nnd fährt alsdann in 6) eine neue unabhängig Variable q ein , mittelst der
Substitution
•0 hat man , da
^ ' dr 2q dg
^ ^ dr' 4i(' dQ^ 4(t* äd*
iit, nach einer leichten Bedaction statt der Gleichung 0) folgende Glei-
ehuDg:
die sich vereinfacht für
264 Kleinere Miftheilungen.
w — 1
2
man hat nämlich alsdann
woraus
folgt, anter C^ und C^ willkürliche Constante verstanden. Setst mai^ hierein
fUr ^ seinen Werth , so erhält man
nnd folglich, da
^(M) (r) = z
ist,
Die in diesem Ausdrucke angezeigte — — malige Differentiation be-
züglich r lässt sieh in dem Falle leicht dorehführen , wo eine ganze
Zahl ist. Ich werde mir erlauben , die Richtigkeit dieses Integrales in die-
sem speciellen Falle direct nachzuweisen , und finde dies umsomehr ange-
zeigt, da die Gleichung 5) durch ft =s malige Differentiation eigent-
lich zu folgend,er Gleichung führt:
rF(M+2) (,) + (,* + ^) F(M+I)(r) - ^ F W (r)
woselbst Biy B^y B^, . B^fi willkürliche Constante bedeuten, ich aber auf
die specielle Gleichung 6) meine weiteren Schlüsse baute.
Ich bilde mir nun F" (r) und r/*" (r) und habe vorerst:
9) r (0 = -^ p^^^^^ \ .
dr 2
Da nun bekanntlich
dr» drf^ '^ ^ drf*"^
ist, somit
r
df^(p(r)_df^[r(p{r)] rf^-'y(r)
drf^ drß ^ drt^"^ '
so hat man,
Kleinere Mittheilnngen. 265
setsend ,
^'- 2
3
«4-3 • «4-1
3
dr dr
and wenn man
zwei Mal, ferner
einmal differentiirt, und reducirt:
r^(r)=-~Cr[— ^ W '«'^- C.'-*^)
^«> .
+ ^(C.e«''' + (7.«-«'^)].
Diese in 8) , 9) und 10) anfgestellten Werthe von F (r) , F' (r) und
rF" (r) machen nnn wirklich die Gleichung 5) identisch, folglich ist das
in 8) hingestellte Integrale richtig. Es ist demnach
oder anders geschrieben :
n-l
eine Auflösung der vorgelegten Gleichung, und da eine Summe heliebig
vieler solcher Ausdrücke, bei willkürlicher Wahl von a, C| und C„ auch ge-
nügt, so hat man für das vollständige Integral der Gleichung 3)
«~i
d '^
dr'
unter ipi und 9, willkürliche Functionen verstanden«
S66 Kleinere Mittheilangen.
Ich bemerke hierbei , dass selbst in dem Falle , wo n keine unger
sondern eine gerade Zahl ist, das Integral der Qleichung 3) in der (
chung 11) enthalten ist, aber ich will, weil alsdann DifFerentialquotie
mit gebrochenem DifFerentiationsindex anftreten und solche Formen , i
den äasserst genialen Arbeiten Liouville's , noch nicht gehörig studirt i
einen anderen Weg betreten, um das Integral der Gleichung 3) zu erha
Ich gehe, bis zur Gleichung 7) Schritt für Schritt den früheren '
befolgend , von der Gleichung 7) aus , diese ist :
und setze in selbe, da n in dem jetzigen Falle eine gerade Zahl ist,
». = -7 + 1,
alsdann erhält man durch Fortschaffen der Brüche die Gleichung :
. ^ftx d*z , dz ^
welche nach der von mir im 2. Bande Seite 168 dieses Joumala entwic
ten Methode folgendes Integral giebt:
13) z = C, Je^9^'^dl + C^re''9^'^log{f8inn)dl,
0 0
unter C| und C, willkürliche Constante verstanden. Setzt man' hierein
Q = j/7, F(M)(r) = z, .
so erhält man :
14) F(r) = -^-^^— ^cJe''^^^'^dX + C,re''^-^'^log{yr9in'l)
als Integral der Gleichung 2). Aber auch hier ist nothwendig , sich di
von der Richtigkeit dieses Integrales zn überzeugen. Ich bilde da
analog der früheren Vorgangs weise , F' (r) und rF" (r) und erhalte:
F- (r) = -^^ r AfL fe^yfci cos X dl
* *
"*■ '^J ""'^'"^ coslhg (^r ««'i) dl + ^ A«*^««* dl],
ra*
ferner:
Gä
j^
^+V /f
ÜUL
^?
.•!+• -,
is
Kleinere Mittiioibngen. 267
r.<>
dit(
»
0
= -^- [c, rje"*^^*"^ dl + C^ rje «»^«"l /o^ ( j/; Wn» A) dil
■
T ■ *
~ (t + 0 ^ [c.y*««»^«"* di + cj'e''^*"^ log (^r««»i) di] ,
darch sweimalige Differentiation von
0 0
besüglich r and einmalige Differentiation von
0 0
besflglick r erhält man r F" (r) in der Form eines 1**" Differential-
qnotienten, und zwar ist:
Ä L^* r A«^«»'* dX + C^rje"^^'^^ log (j/rsinH) dx'\
^^\ =(|K7, + C^) -^ fe^^^^co8XdX + ^ fe''^-'^'^ cosUdX
'^ 0 0
0 '0
S8S Kleinere Mittheihingeii.
nnd:
0 ,
2^' 0
folglich ist:
+ -%U fe"'^^*"^ cosllog(j/7sm*l) dl.
T-»
r f" (r) = -?-— f— ^ (C, + 2Ci— aC.) A«^"»» co*i di
-B.-lL4Vr «/
+ ^J± j'e«yr CO.X cofi dl - "t^lje^y^"'^ dl
0 0
+ -%= (1— n) /e«>^«~i co»A logiy7sin*l) dl
+ ^l^je'^^'^'^co^X logi/rsinn) dx\.
0
Werden nun die gefundenen Werthe von F(r), F' (r) und r F*' (r) in
substitairt , so erhält man :
« ff
0 ''^^ 0
ff
«^^<m^^«^»A^^*»^l»»»J\^»^<
Kleinere Mittheilangen. 269
vas bei Beriicksichtigang von
•^%
K
4Vr «/
und
. ^Jeacosl. y?sinn log {j/T'sin^ k) dl
0
K
= -'% sinXlog{}/r^nn)?^^ dX
\yr t/ öA
»/»•o
IT V
'^ 0 '^ 0
lieh anf
rr{f) + \F\r)-±F{T)^^
SQi^ckxieht. Ans 14) folgt nun weiter
»= ~ — [c, P«('+*"* >^) dl + C,y««('+«'» *^) /o^ (^w«« i) di]
ar*
^d da auch eine Summe beliebig vieler solcher Ansdrficke bei willkttr>
'■eher Wahl von «, C, , C, genagt, so hat man für das vollständige Integral
'*r Oleichnng 3) folgenden Werth :
-5-1 »
5) 9=-^-; — [y?», (<+/rco»l)<tt+J y,(/+ j/7co$l)log(yr Wn»i)<a] ,
ar"^"' ö «
'^ter ^1 and ^, solche willkürliche Functionen verstanden, welche die
^tegrale, nnter denen sie vorkommen, weder nnbestimmt noch unendlich
'%cheB.
leb habe also für die partielle Differentialgleichung
^Igende zwei Werthe erhalten :
UHaehrin fär MältfuiäUk u. rhyiiJC. VI, 4« V^
270 Kleinere Mittheilangen.
«—1
") V = —^ [Vi {l + j/r) + q>, {l-y7)\
15) fp= _ \J9i {f+}/rcosX)dX +J q>t{t+'/rcosX) log {y^sinH) d ii
von denen der erste zweckmässig ist für nngerade n und der zweite i
gerade Wertho von n.
In den speciellen Fällen, wo n = 1 und m = 2 ist, hat man daher
n n
q,= l(p^{t + j/rco8 l)dk + l <p, (i + j/r'cosl) log (j/T^sin^ k) dl
0 0
Formeln, von denen die erste die Gesetze der Schwingungen gespannt
Saiten giebt und schon lange bekannt ist, die zweite aber von Poissi
im Journal de Tecole polyiechnique cah. 14, pag, 227 gegeben wurde.
2. Integration der Gleichung:
Verfolgt man genau den früheren Gang, so kommt man zu der Gleichun
16) M|;f = 2«^ + 4r|l?
' dt* er er*
und setzt man in selbe
fp=le' F(r),
unter a wieder eine Constante verstanden , so hat man :
ferner :
i?='^(-f)no.
dt* <• ^ ^*
daher ist:
«•F(r) = 2nr(r) + 4rF"{r),
welche Gleichung vollkommen die Gestalt 5) hat. Man hat somit für d
complete Integral der Gleichung 10) folgende Wertho :
w — 1
2
'■) <P^'^[v,{j + Vr)]+^,(±-/?)]
Sr'
Kleinere Mittheilangen. 271
T-»
18) 9=t—j~j^ ip,(j+j/?cosl^dl+Jq,t(j+y'?cotlj lg(y?sin*l)di^,
enterer passt für ungerade , letzterer für gerade n.
3. Integration der Gleichnng:
Fttbrt man in diese Gleichnng eine nene unabhängig Variable r ein , welche
mit den alten nnabhäogig Variablen in folgendem Znaammenhange steht:
alsdann ist:
dq> 2 dtp
i:
nnd werden diese Werthe in die Gleichung 10) snbstituirt, so erhält man
unter Berücksichtigung der Gleichung 20) folgende Gleichung :
velche sich von der Gleichung 3) nnr durch ein dreifach so grosses n unter-
scheidet. Man hat daher für das Integral der Gleichung 21) die beiden
formen :
and femer :
Ganz ebenso hat man :
ar '
T-'
9 = ^-3^— [ /9>,(/+J^co«l)dA + /9',('+K^Co»A)/osf(f^»t»»i)dA]
«ad ivar erstere fttr ungerade , letztere für gecad« n.
Vi*
273 Kleinere Ifitftheibiiigen.
4. Integration der Gleichung:
Verfolgt man genau den bei der Gleiebang 10) betretenen Weg, so komm
man zu der Gleiebang:
welcber genagt wird darcb
»w— i
2
9=^^Ky + >^) + 9.(-;— >^r)]
9r'
T-
5. Integration der Gleiebang:
22) _ = ^._+^._ + ... + ^._.
leb setze bier wieder:
r = ^' + ^* + ...+ —
und erhalte die Gleiebang:
welcbe für
y = (?«*'/' (r)
übergebt in :
5) tfF{r) = 2nF'{r) + ArF"[r).
Man bat daber für ein angerades n :
bingegen für ein gerades n:
"2"" * •
Nun ist aber bekanntlicb
Kleinere Mittheilnngen. 273
somit erhält man, wenn man in die gefundenen Werthe von tp diesen
Werth einführt, für ein ungerades n: •
*-*
"T" +«
and für ein gerades n :
tp = i-_ \c,j' Je-^^-^^'^-^^^+^ccl) ai dw
+00«
— «0
ond wenn man von den willkürlichen Constanten zu den willkürlichen
Functionen übergeht, so hat man, falls n ungerade ist:
. 23) 9 = L—^fer^ [^^ {2wyT+ }/?) + 9, (iit^/T- j/^)] dw
und fär ein gerades n:
24) g,^^.^— rf^^^(2mj/r+j/7cosX)
+ 9t (2»/H- /r CO* 1) hg (j/r sin* X)| dl d» ,
Bnter ^j und <p^ solche willkürliche Functionen verstanden , welche die In-
tegrale , unter denen sie vorkommen , weder unbestimmt noch unendlich
machen. Das Integral 23) besteht aus swei Theiletn, die aber, wie man
lieht, nicht von einander verschieden sind; denn setzt man in dem Theile,
welches mit der willkürlichen Function 9, versehen ist, statt w eine neue
Variable — n^, so erhält man genau dasselbe, was durch die erste willkür-
liche Function ausgedrückt ist; man hat daher für ein ungerades n folgen-
des Integral :
«—1
V = -^ fe-^' fC^n>yT+y?) dw,
' a ^ -«
er
woselbst /*das Zeichen einer willkürlichen Function bedeutet.
Auch hier lässt sich bemerken , dass in den beiden speciellen Fällen
* = 1 und n := 2 die Integrale der Gleichung :
274 Kleinere Mittheilongen.
sich 80 stellen :
dt dr ^^ ar«
f 00
9 —j^'^ f{^n>Yr+ y7) dw
und
/*/'
/«-'{^.i
9= / j e-''^ \<pi(2wyT+}^co8k)+fp^{2w}/l+^
— ODO
nnd anf diese Weisen von Laplace und Poisson gegeben wurden {Journal
de Vicole polyU cah. 14 ^pag. 245 und cah. 15, pag. 241.)
Ich will zum Schlnsse bemerken , dass die Gleichungen :
ä7— "**''* aar,' ^^•'^•ax.« + -- • + ^*^* ax.«
eine Integration auf ganz ähnliche Weise gestatten.
JUUJLi. lieber die Theorie des Hordlichtefi. Von Dr. F. Dellmann
in Kreuznach a. R.
Eine Theorie des Nordlichtes ist bisjctzt vergebens gesucht, es sind
nur Wege vorgeschlagen worden, welche dahin führen können. Zuerst hat
Halley vor etwa 150 Jahren den Gedanken ausgesprochen, dass es eine
Wirkung des Erdmagnetismus sei. Diese Ansicht hat noch jetzt die mei-
sten Anhänger und wurde von D alten weiter ausgebildet. Etwas später
trat derselben eine andere entgegen, hauptsächlich von Franklin, Can-
ton und Hamilton im vorigen, von Schübler in diesem Jahrhundert
vertheidigt. Nennen wir jene die magnetische, so können wir diese die
elektrische nennen, da die letztgenannten Männer der Ansicht waren, dass
das Nordlicht seinen Ursprung in der Elektricität der Atmosphäre habe.
Die neueren Fortschritte der Physik und Meteorologie gestatten es, die
Gründe für beide Hypothesen genauer abzuwägen , und nach des Verfas-
sers Ansicht hat die zweite jetzt das Uebergewicht für sich.
Unter den neueren Naturforschern hat sich vielleicht A. v. Humboldt
am vollständigsten über die Theorie des Nordlichtes ausgesprochen. Wir
wollen drei Ilauptstcllen aus dem ersten Bande seines Kosmos erörtern.
S. 198 sagt er : „Der tellurische Magnetismus, die elektrodynamischen, von
flow gcjbtrcichcu Ampere gemctiscuou Kräfte stehen gleichseitig in
Kleinere Mittheitungcn. 275
iuigem Verkehr mit dem Erd - oder Polarlichte , wie mit der inneren und
lasieren Wärme des Planeten, dessen Magnet -Pole als Kälte -Pole be-
trtcfatet werden. Wenn Halley vor 128 Jahren nur als eine gewagte Ver-
mothong aussprach, dass das Nordlicht eine magnetische Erscheinung sei,
sohat Farad ay 's glänzende Entdeckung (Lichtentwickelung durch mag-
netische Kräfte) jene Vermuthung zu einer empirischen Gewissheit er-
hoben.** Freilich , wenn ein mit der Physik nicht Vertrauter so etwas liest,
so wird er die oben ausgesprochene Ansicht , dass wir noch keine Theorie
des Nordlichtes besitzen , für absurd haiton. Da niüchto ich denn zunächst
im Seherze mich auf die bekannte Anekdote berufen , in welcher erzählt
wird, dass ein berühmter Berliner Naturforscher einen Examinanden nach
der Theorie des Nordlichtes fragt. Als dieser sich dadurch entschuldigt,
dass er dies gewusst, aber wieder vergessen habe, erwidei-t der Examina-
tor: „Das ist schade, dass Sie vergessen haben, was noch nie Einer wusste.*'
Der erste Satz in der obigen v. Humboldt'schen Stelle acceptirt die Ampbre"-
sche Theorie vom Erdmagnetismus, von welcher Moser in Königsberg
sagt»): „Diese neue Erfindung habe ich nicht erwähnt. Wie sollte ich
auch , wenn diese Theorie sich nicht entfaltet hat und es mit der ganz un-
bestimmten Vorstellung der elektrischen Ströme bewenden lässt? Wie soll
mau dem Gegner eine Schlacht abgewinnen, wenn er nicht im Felde er-
scheint?*^ Moser wird als Physiker im Kosmos sehr gerühmt, wie er es
aoeh verdient. Aber etwas merkwürdig ist der Schluss der obigen Stelle,
welcher wegen des Funkens, den Farad ay zuerst dem Magneten entlockt
hat, das Nordlicht für eine empirisch gewisse magnetische Erscheinung
hftlt Und doch hat das Nordlicht nichts von der Natur eines Funkens , als
etwa das Licht, und auch dies nicht immer. — Die zweite Stelle lautet
S. 201 : Dieser Zusammenhang des Polarlichtes mit den feinsten Cirrns-
wölkchen verdient eine besondere Aufmerksamkeit, weil er uns die elektro-
magnetische Lichtentwickelung als Theil eines meteorologischen Processes
leigt. Der tellurische Magnetismus offenbart sich hier in seiner Wirkung
auf den Dunstkreis , auf die Condeusation der Wasserdämpfc.'* Den zwei-
ten Satz kann ein Physiker nicht unterschreiben , weil er nichts von der
Einwirkung des Magnetismus auf Wasserdärapfe weiss ; wohl aber den er-
sten, wenn er das Nordlicht für eine Erscheinung der Luftelektricität hält;
wenigstens tritt ihm durch diese Annahme der Zusammenhang der Erschei-
nongen näher. — Die dritte Stelle steht S. 205 und lieisst: „Der Glaube
.an ein knisterndes Geräusch (beim Nordlicht) ist nicht in dem Volke, son-
dern bei gelehrten Reisenden wohl deshalb entstanden, weil man schon in
früher Zeit, wegen des Leuchtens der Elektricität in luftverdünnten Räu-
men, das Nordlicht für eine Wirkung atraosphärischer Elektricität erklärte,
uad hörte, was man zu hören wünschte. Neue, mit sehr empfindlichen
•) Vorträge an» dem Gebiutv der Natur wibscuscbaftcti etc., I. Bd. ^ 8. 220»
276 Kleinere UlttheUiuigeii.
>V^^i^^MM^W^M»»WM^^^^^^^W^^»M»»»^^i^<*^»^^^<^i»N<^i^^>^^^^^^^^rf»^^^^i^'^^^^^^iWW^^^#»>
Elektrometeni angeBtelke Versnobe baben gegen alle Enrtttmig Uaber
nnr negative Setnltate gegeben. Der ZiuUnd der-Lnftelektrieitftt ward
wAbrend der etftrksten Nordliebter niebt rerftndert geAinden.** - Bs miua
nns wabrbaft leid tbnn» einen so boebstebenden Mann. einmal sieb snOon.-
sien einer Anaiebt änsspreohen an boren, die er in seinem gansen langen
Leben verleugnet bat. A. ▼. Humboldt will Ton Volkanrtbeilen Aber wissen-
scbaftlicbe Dinge sonst nicbts wissen, nad bier sollen sie böber stebeoti ab
die der gelebrten Forseber. Wir werden weiter nnten abermals in einem
eelataaten Beispiele seben, was tob soleben Volksnrtbeilen snbalten ist.
Der ▼. Hnmboldt'scben Stelle stebt «ine andere von Qiot^) flbrigena ge*
rade gegenttber. Sie beisst : „Diese Beobaebtangen geben, wie mieb dllakt,
einer in allen Gegenden des beben Nordens allgemeia Terbreiteten Mei-
nung viel WabrscbeinHcbkeit, dass man nämlicb bei sebr lebbaften Neid-
liebtem ein Bransen bore, welcbes manehmal sebr stark werde. leb weiss
binlKnglicb, wie wenig Vertrauen Aussagen des Volkes dienen, welehe
dureb Furebt eingegeben, oder durch den tiuacbenden Scbeia schneller
Bewegungen Tcranlasst sein können. Ich für meinen Tbeil nehme kei-
nen Anstand sn erklAren, dass man, wenn man die Sacha ohne Vomrdieii
untersucht, bei der so auffallenden Uebereinstimmung der Zeugnisse niebt
umbin könne , an das Brausen des Nordlichtes als Thatsacbe an glauben."
und Biot gehört su denen, welche viel Nordlichter gesehen haben; er
lebte sur Bestimmung der Länge des Sekandenpendela eine Zeitlang auf
den Sbetlands- Inseln. Was nun den Kern der obigen Stelle Ton ▼• Hum-
boldt betrifft, so ist es meiner Ansicht nach sebr su beklagen, dass die
Elektrometer, welche bei den st&rksten Nordlichtem keine VerKnderung
im Znstande der Luftelektricität wahrnehmen Hessen, sicher sehr wenig
empfindlich waren. Meine Beobachtungen Tom 1. October 1808*^) haben
das Gegentheil dargethan« Die mir bekannte Einwirkung der Nordliebter
auf Telegrapbendrftthe Hess mich den Erfolg Torberseben. Auch Sebfibler
beobachtete schon 1817, dass in den Tagen nach dem Erscheinen eines Nord-
lichtes die + ^lektricitAt schnell stieg und eine St&rke seigta, wie sie die-
selbe sonst nnr bei strenger Winterkälte hat Die Beobachtung Schttbler*s
fand ferner Busorini nach den Nordlichtern am 25. nnd 26. Januar und
18. Februar 1837 ToUkommen bestätigt , nnd im November jenes Jahres , su
welcher Zeit fast kein Tag verging , wo nicht diese Erscheinung stattfand,
in solchem Grade, dass die 4 EIcktricität das Goldblatt des Elektrometers
häufig entzwei riss nnd die Wetterstange mehrere Mal kleine Funken
gab*'**). Stark fand (nach dem meteorologischen Jahrbnch vom Jahr
1831) während des Nordlichtes am 30. Angnst die Luftelektricität so stark,
*) Annalen der Physik von Gilbert. Jahrgang 1821, 1. Stück, 8. 31.
*♦) Pogp. Annalen, Bd. HO, 8. H32 ff.
*'^*) LuttelektriclUit, Erdmagnetismus und Krankheits - Consitutiou. Vou L. Bu-
zorini. Bcllcvue 1841, S. 12.
Kleinere Mittheilnngen. 277
■iifinf ■»itfMii'M'M'v'irf^i^'V^ ^^1 r* fir^ir- -"i ri f" f* r-^ r-ir^ i-* r-
ditt sein Elektrometer zwei - bis dreizöllige Fanken mit + Elektricität
gab. Alles dies stimmt mit meinen genauen Mossangen so weit übcroin,
ab ich constatiren konnte, dass ein schwaches Nordlicht den + elek-
trischen Zustand der Luftelektricitfit bedeutend erhöht. Unter den Ge-
nannten verdienen Schübler und Buzorini alles Vertrauen.
Der weitläufige Aufsatz von Biet über das Nordlicht enthält der
Orfinde Air die magnetisehe Theorie (meist sind sie von Dalton entlehnt)
80 viele, welche sich selbst widerlegen, dass darüber nur wenig gesagt zu
werden braucht; so der von der Lage der Corona, von dem Biet S. 12 der
erwihnten Abhandlung sagt: „Doch darf man dieses nicht für ein voll-
kommenes und unabänderliches Zusammenfallen nehmen, denn es zeigen
lieh davon häufige Abweichungen in den Beobachtungen/* Und das ist
natürlich, da ja manche Nordlichter eine Verschiebung am Horizonte wäh-
rend ihres Verlaufes wahrnehmen lassen. Zur Erklärung des Vorhanden-
leina metallischer Theile in der Atmosphäre nimmt er in den Nordlicht-
gegenden eine Menge thätiger Vulkane an, die, wie wir jetzt genau wis-
len, gar nicht vorhanden sind. Und endlich muss auch er zur Erklärung
der Stralilen die Elektricität zu Hilfe nehmen.
Die magnetische Theorie soll zwei Hauptgründe für sich haben , auf
die wir daher genauer eingehen müssen: i) dass das Nordlicht auf die
Magnetnadel wirkt, und 2) dass es am häufigsten sich zeigt, wo der Erd-
magnetismus am stärksten ist.
Den ersten Grund in Verbindung mit der Thatsachc, dass nicht mag-
netische Nadeln, z. B. kupferne, völlig in Ruhe bleiben, hält Biet fitr ge-
eignet, die wirklich magnetische Natur des Phänomens ausser allen Streit
la setzen. Aber darauf ist zuerst zu erwidern , dass die magnetische An-
seht diesen Grund angenommen hat, ohne die Wahrheit desselben jemals
anders bewiesen zu haben, als durch gleichzeitiges Eintreffen des Nord-
lichtes und der Abweichung der Nadel. Dabei denke man an den Eingang
der Heberschen Erzählung vom Maulwurf und hüte sich wohl, ohne Wei-
^8 aus dem gleichzeitigen Eintreten zweier Erscheinungen auf ihren
Cansalnezus zu schliessen. Denn man kann sich sehr wohl denken, dass
beide Erscheinungen eine gemeinschaftliche Ursache haben, dass sie beide
Wirkungen des Erdmagnetismus sind. Die Modification, welche der Erd-
ntagnetismns annehmen muss, um das Nordlicht zu erzeugen, kann ja auch
^ie andere mit herbeiführen. Jene Modification ist nach der Voraussetzung
eine Steigerung der erd magnetischen Kraft, und dafür soll auch die Er-
^«hrnng sprechen, z. B. von Hauste en gemacht, dass in jenen Gegenden,
^0 Nordlichter sich zeigen, kurz vor ihrem Erscheinen der Erdmagnetis-
i»Qa an Intensität sich steigert. Das Nordlicht soll ja ein Ausströmen dos
Erdmagnetismus sein. Die Modification dos Erdmagnetismus aber , welche
im Stande sein soll, der Nadel eine andere Richtung zu geben, kann keine
AiMlere sein, als eine Abänderung in der VcrtUeWuug iW ^x(\\wv^\^\x^'C\&^^\^'
278 Kleinere Mittheilangcn.
Kraft. Wenn nun jene Gegenden der Nordlichter «n Kraft gewinnen , so
müssen andere Gegenden verlieren; also ist mit der localen Steigerung der
erdmagnetischen Kraft eine Aenderung in der Vertheilung verbunden und
dadurch ohne Nordlicht die Abweichung der Nadel erklärt.
Aber dagegen kann man sagen, dass die locale Steigerung des Erd-
magnetismus zur Zeit der Nordlichter doch einen Grund haben müsse und
dieser kein anderer sein könne , als eine Aenderung der Wftrmevertheilung
auf der Erdoberfläche. Und in der That spricht auch dafür das Factum,
dass die Nordlichter am häufigsten sich zeigen zur Zeit der Tag- und
Nachtgleichen. Die Aenderung der Wärme vertheilung findet aber gaus
allmälig statt, also gewiss auch die Zu- und Abnahme des Erdmagnetis-
mus in jenen Gegenden, wenn sie stattfindet. Auch soll die Zunahme der
magnetischen Intensität den Nordlichtern vorausgehen. Danach müsste
sich auch die Aenderung in der Richtung der Nadel langsam einstellen und
den Polarlichtern vorangehen. Die Aenderung in der Richtung der Nadel
wäre ein Vorbote der Nordlichter, welche erst dann eintreten könnten,
wenn die Nadel das Maximum der Abweichung erreichte. Das ist aber
nicht der Fall, vielmehr tritt diese Abweichung ebenso plötzlich ein, wie
das Nordlicht und mit diesem gleichzeitig , und dadurch ist in der That die
Ansicht gerechtfertigt, dass das Nordlicht die Ursache der Bewegung der
Nadel sei, aber noch nicht die Ansicht von der magnetischen Natur des
Nordlichtes. Wie aber der Causaluexus zwischen Nordlicht und der Be-
wegung der Nadel zu denken sei, das hat die magnetische Ansicht nie
sagen können. Die Fortschritte der Physik haben uns bis jetzt nichts davon
gesagt, dass blosses Licht einen Körper in Bewegung setzen könne, und
am wenigsten einen Körper, der vom Lichte gar nicht getroffen wird. Die
elektrische Ansicht vom Nordlicht giobt aber an, wie das Nordlicht die
Bewegung der Nadel erzeugt, und zwar gestützt auf die Resultate neuerer
Forschungen. Ferner ist die magnetische Ansicht ganz ungenügend , inso-
fern sie gar nicht nachweisen kann, wie das Nordlicht durch den Erdmag-
netismus erzeugt wird. Der Funke, welchen wir jetzt dem Magneten ent-
locken, entwickelt sich unter solchen Umständen, dass uns jene Handhabe
fehlt, dieselben auf die Ableitung des Nordlichtes aus dem Erdmagnetis-
mus anwenden zu können. Die elektrische Theorie vermeidet diese Schwie-
rigkeit, indem sie das Nordlicht für eine Erscheinung ganz anderen Ur-
sprungs hält.
Was den zweiten Grund für die magnetische Theorie betrifft, so wird
das Zusamnicnvorkommcn im Räume wohl für den Causaluexus der Er-
scheinungen ebensowenig beweisen , wie das Zusammentreffen in der Zeit.
Uebrigcns weist die elektrische Theorie den Grund nach für das Hauptvor-
kommen der Nordlichter in kalten Gegenden.
Gehen wir nun den Wog der Erfahrung, so werden wir auf dem Stand-
piinkto der eiekfri.schen Ilypothcsc eine genügendere Ansicht über die Ent-
Kleinoro Mitthoilungcn. 279
itdiQDg der Polarlichter gewinnen. Halten wir einstweilen die neuent-
deckte Thatsache fest, dass das Nordlicht in TclegraphendrXthen einen
elektrischen Strom erzeugt, so ist uns eine Brücke gebaut durch die andere
Entdeckung neuerer Zeit, dass elektrische Ströme auf die Magnetnadel
wirken, daas also die Bewegung der Nadel bei einem Nordlicht wahr-
Mheinlich mittelst der von diesem hervorgerufenen Ströme bewirkt werden.
Kommt daiu noch die andere Erfahrung, dass Gewitter, welche entschie-
dea elektrischen Ursprungs sind, ebenfalls in solchen Drftthen Ströme er-
lengen , ao werden wir geneigt sein, das Nordlicht auch für eine elektrische
Dneheinung au halten.
In der neueren Zeit sind Phänomene beobachtet worden , welche mehr
oder weniger Aehnlichkeit mit dem Nordlichte und nachweislich ihren Ur-
ipnmg in der atmosphärischen Elektricität hatten. Wir müssen einige der-
lelben beschreiben.
Dr. Schneider beschreibt in Pogg. Annaion, Bd. 98, S. 324—333
iwei derselben. Wir theilon die Beschreibung des aweiten im Auszuge
mit. Er sagt:
„Am sehr heissen 5. Juli 1845 wurde gegen 6 Uhr Abends nach einem
Nbr heftigen Gewitter, welches von einer starken Hagelschauer begleitet
war, nachdem sich das Wetter abgekühlt hatte und die Luft wieder klar
geworden, nach S hinter dem Hfigelzuge, auf welchem die Stadt Nim wegen
liegt, noch eine Gewitterwolke beobachtet, die von SO nach SW zog, und
hioter welcher ein ferner Donner sich hören Hess. Von dieser Wolke als
Uittelpunkt am Horizonte breitete sich eine fächerförmige Figur fast über
die Hälfte des ganzen Firmaments aus; der Himmel war mit einem feinen
Nebelschleier ganz überzogen. Dieser feine Dunstschleier zeigte sich bei-
nthe in einem Halbkreise um die oben genannte Wolke völlig verschwun-
den, so dass an diesem Theile das blaue Firmament sichtbar war. Von
dieser Stelle als Hittelpunkt gingen nach verschiedenen Kichtungen zahl-
reiche Strahlen aus , die dadurch entstanden , dass auch hier der Nebel-
dnnst verschwunden war und das dahinter befindliche Blau dos Himmels
nun Vorschein kam , so daas also die strahlige Figur durch das in der be-
teiehneten Weise hervortretende blaue Firmament gebildet wurde, wäh-
rend der ganze übrige Theil von jenem Nobelschleier , in welchem dio be-
ugte Figur sich gleichsam ausprägte, bedeckt blieb. Dio Streifen reichten
>ns der Nähe des Horizonts noch einige Grade über das Zenith hinaus;
lio waren an den Seiten geradlinig begrenzt und an den liändem zeigte
neh eine stärkere Anhäufung des Nebeldunstes. Das ganze Phänomen
wurde etwa 10 Minuten beobachtet; eine Luftorscheinung war damit nicht
Terbunden. Obgleich dio Convorgenz der Strahlen nach dem Mittelpunkte
der Wolke nur als Folge der Perspective zu betrachten ist, so spricht sich
doch der innige Zuhiiniiiionliang beider dadurch aus, dass mit dem all-
miligen Fortrücken der Wolke auch dio Stralilcn lYücu OtV. Q\iV&Yt^viS2L^\iL\
280 Kleinere Mittheilungen.
\
verftnderten , indem sie ans der Stcllang von N nach S nach and nach in
die von SW nach NO übergingen/*
Gallenkamp*) beobachtete am 4. September 1855 in einem Hanse,
dem Kheinfalle bei Schaffhaasen gegenüber liegend, Folgendes» Als er
Abends 9 Uhr auf die Terrasse trat, sah er nngeßihr nach 8 auf dem Boden
ruhend am Horizonte ein lichtes Kreissegment, dessen Höhe etwa eine
Vollraondsbreite und dessen Sehne 4 bis 5 Vollmondsbreiten betrug. Von
diesem Segmente strahlten fächerförmig 11 bis 13 lichte Streifen ans, tob
denen die beiden ftussersten zuweilen verschwanden, um dann wieder auf-
zuleuchten und die Zahl 13 zu bilden. Die mittleren Streifen gingen bis
über das Zenith hinweg. Im ersten Augenblicke machte die Erscheinung
den Eindruck , als wären die lichten Streifen leuchtende Nebelstreifen, die
dunkeln dagegen Theile des blauen Himmelsgmndes ; aber dies erwies sich
bald als Täuschung, denn in den lichten Streifen zeigten sich bald helle
Sterne , in den dunkeln kein einziger Stern. Das ganze Phänomen zeigte
längere Zeit keine Bewegung. Die einzelnen Sterne verschoben sich ver-
möge der Himmelsdrehung gegen die Streifen. Sobald ein Stern an die
Grenze zwischen einem dunkeln und hellen Streifen trat, zeigte er ein
auffallendes Schwanken und plötzliche Veränderungen der Lichtstärke, die
sich bis zu abwechselnd hellem Aufleuchten und gänzlichem Unsichtbar-
werden steigerten, bis der Stern im dunkeln Streifen verschwand« Die-
selbon Erscheinungen in umgekehrter Reihenfolge traten ein, wenn ein
Stern aus einem dunkeln Streifen in einen hellen überging. Nach einer
halben Stunde hatte sich das lichte Kreissegment, welches die Basis der
ganzen Erscheinung bildete, und mit ihr die ganze Figur merklich nach
Osten vcrsclioben , ohne dass Form oder Lichtstärke sich merkbar ver-
ändert hatten. Nach anderthalb Stunde war das ganze Phänomen über
die Breite des Rheines auf das rechte Ufer vorgeschritten. Mit dem wei-
teren Fortrücken trat allmälig eine derartige Formänderung ein, dass die
einzelnen Streifen, welche anfangs ungefähr Bogen grösster Kreise waren,
in 30® bis 35® Abstand vom Segmente eine nfich Osten gewandte Biegung
annahmen , welche sich so vergrösserte , dass endlich Sicheln entstanden.
Nach 10 Uhr fingen die Streifen an , wieder scharf begrenzt zu erscheinen,
gleichsam zu zerbröckeln, zu zerfahren. Gegen 10^^ Uhr reducirte sich
die Erscheinung mehr und mehr auf die Basis und auf zerstreute , schwach
leuchtende Wölkchen, bis auch diese verschwanden. Von 0 bis 10 Uhr war
das Licht in den mittleren Streifen mindestens so hell, als beim heitersten
Himmel die Milchstrasse ; in den äusseren war es geringer. Plötzliche Aen-
derungcn der Lichtstärke kamen nur einige Male vor. Von 0 bis 0% Uhr
nahm die Intensität wenig zu , blieb bis 10 Uhr constant und nahm dann
ab. Die Farbe des Lichtes war gelblich , zuweilen mit einem leichten An-
*; Pogg. Aiiuakii, Bd. cm, 8. 173 ff.
Kleinere Mittheilnngen. 281
W<W<W^^^t^^^>^^>^.^^'>^.^»^*^^'
inge Ton roth. Die Luft war dabei sehr mild und angenehm. Seit dem
Mittag des 4. September war der Himmel mit einem Dunstitcbleier bedeckt
gewesen, während der Vormittag sehr schön klar gewesen war. DA Mor-
gen des 5. September war klar, wenn aucli der Himmel nicht rein blau,
londem weisslich. Gegen Mittag desselben fiel heftiger Gewitterregen.
Nach der Beschreibnng einer verwandten Erscheinung im 110. Bande,
8. 95 and 336 von Pogg. Annalen von Schneider fügt der Verfasser die
Anmerkang hinan: „Ich enthalte mich vorlftnfig jedes Erklftrungsversnches
nd bemerke nur, dass die Erscheinung mit den ron mir und Gallenkamp,
»wie mit den von Arago in der Abhandlung über Donner und Blitz , und
▼en Mnncke in Gehlen's physikalischem Wörterbuche unter „Nordlicht''
beschriebenen , sowie in Kastner's Meteorologie II , S. 524, 583 angCEogenen
Phinomenen in ein und dieselbe Klasse gehört. Man hat diesen der Luft-
elektricitftt angehörigen Lichtmeteoren nicht die ihnen zukommende Auf-
■erksamkeit gewidmet^ vielmehr dieselben gar häufig mit dem eigentlichen
Nordlicht Terwechselt, obgleich nicht zu bezweifeln ist, dass wir eine eigene
Klüse von Elektrometeoren vor uns haben , deren genaueres Studium mit
eiier kttnftigen Theorie des Gewitters (und des Nordlichtes, füge ich hinzu)
in aaher Beziehung steht.
Wir müssen den voransteh enden Beschreibungen noch eine beifügen,
welche sich im 87. Bande der Wiener Akademie - Berichte , S. 575—590 fin-
det Herr Tschudi giebt hier Beobachtungen und Erörterungen über
eine elektrische Lichterscheinung, welche vor ihm schon Moesta, der
Director der Sternwarte zu Santiago, Meyen, ▼. Bibra und Philippi
keiebrieben. Zwar nennt er Moesta nicht, aber die von diesem gelieferte
Beschreibung gilt wohl demselben Phänomen. Nach Tschudi berichten
Meyen und v. Bibra irrthttmlich in mancher Beziehung. Beide behaupten,
gestützt auf Volksglauben*), die Lichterscheinung, welche sie in den Cor-
dOleren Südamerikas beobachteten, komme Yom Aufblitzen glühender
Lara in den dortigen Vulkanen. Nach Beseitigung der falschen Ansicht
geht der Verfasser zur Beschreibung der Erscheinung und zur Darstellung
ihrer Theorie über. Das Licht ist dem Wetterleuchten sehr ähnlich. Es
leigt sich besonders in den Berggegenden. In seltner Schönheit sah er es
▼om Plateau von Curaguara im bolivischen Hochlande über der Kette des
DlJDani. Nach den genauesten, jahrelangen Beobachtungen beginnt es
Wd nach Sonnenuntergang und dauert nur selten bis über Mitternacht
^iiaos. Von Santiago und Valparaiso aus wird es nur in den Monaton vom
Wember bis April, am stärksten vom Januar bis März beoba(^htet; höchst
Hten in den übrigen Monaten. In der grössten Ausdehnung der Cor-
'illeras von Chile , Bolivia und Peru wird es während der Sommernächte
*) Und daraus sind eine Menge Verfülscbangen der Qeographle der Cordllleren
"^^^fgegangen. Da M cy c n einmal die Ansicht hatte , wo das Leuchten «\&Vi 'l^\^<&^
*^ ein Vulkan sein, bo hat er eine Menge Vulkane angegeben , i90 VeiTi^ «\Ti\«
281 KleioM« HitthoUnagab.
»^^^in^^0*^^^^^^*^^i^im^0'>ts^*0^*^t0^^0^t^^^^^^^^^^^tm^m**0»0»mt»m0*0tm0^^
gesehen* Es wiederholt sieh jedodi nidit fiberell jede NAeht« eeBdera eefeil
oft eine oder ein paar Nftehte aus « am dann^ wieder mit erneuter Hefti|^eft
an be^nnen; ebensowenig dauert es jede> Naeht gleleh lange. ▼. Bihfa
nahm in der Algodon*Bai alle 10 bis 12 Minnten dasselbe wahr mit einem
Wechsel der LichtoUrke ohne aUe Begelmissigkeit. Hier sehieft es ^Iseel
hinter dem Kilstengebirge aa&atanohen; in Valparaiso » wo .er es. vom
Hafen aus sehr häufig beobachtete , betrag seine Höhe ttber dem Bsriaenle
scheinbar einige GFrade» Meyen will auf der CordiUera bei d6m Lenditen
ein Oerftusch gehört haben, wie entfernte KanoaensalTen; ¥. Bibn kU
nie ein Geräusch yemommen« Moesta und Tsehndi Sprechen Yoa deinem
Oeränseh, also haben sie wohl keine wähigenommeni und Mejmi -ist
Tsehndi ein sehr ungenauer Beobachter. Dass das Lenehtea niehifc iMa
Vulkanen herkommen kann, seigt sieh darin , dass es in Peru »nd Bdivia
auch in den Gegenden, welche gänslich Ten FeuerborgeneatbUsst sMf
genau so gesehen wird, wie in Chile* Indem Tsehudi die Erseheianag iHi
Wetterleuchten erklärt, will er doch niaht unbedingt der Ansiebt biipfliah-
ten, dass jedes Wetterleuchten seine Entstehung einem fernen Oewittar
rerdanke, wiewohl auch solches gewöhnlichea Wetterleuehien pftAort^vet^
kommt. Befindet sich der Beobachter auf der Wtetseite derOordillesas,
so hat er nach Ost einen hohen Geburgshorisont, ttber dem sich der Him-
mel schon ToUständig geklärt hat, während die Gewitterwolken eieh öst-
lich vom Gebirge und tiefer als der hohe Horiaont entladen uad nur der
Beflex des Blitzes, aber keine Wolke mehr gesehen werden kann. Er fährt
nun swei Beispiele an vom Wetterleuchten,' die vom Blitae sehr versehie*
den waren, das eine von ihm in Brasilien, das andere von Wittwer in
Baiern beobachtet; beide waren Gewitter, in denen ein elektrisches Leueb-
ten nicht in Zicksackform, sondern als diffuses Licht auftrat, inBrasiliea
aber mit Zicksackblitsen abwechselnd. In einigen G^enden des west-
lichen Sttdamerika kommen beim höchsten Grade elektrischer Spannusg
der Atmosphäre doch nie Gewitter vor, besonders in der Wüste von
Atacama. Beinahe während der sechs Monate, vom Mai bis November, also
im dortigen Winter , vermehrt die starke Luftelektricität die Besehwerden
der Wüstenreise. Die geringste Beibnng der wollenen Kleider vernrsacbt
das lästigste Knistern und kann den Seisenden in einen Zustand der höch-
sten nervösen Reizung versetsen. Zur Nachtseit sind die elektrischen
Lichterscheinungon sehr stark. An allen Fingerspitaen , an den Ohren
der Maulthiere erscheinen leachtende Büschel. Beim Absatteln sprüht
jedes Haar der Thiere Feuer. Die Trockenheit der Luft ist dabei eine
ausserordentliche. Die Fingernägel werden so spröde, dass sie wie Glas
abspringen, und mit Gänsefedern kann man nicht schreiben, weil der Spalt
gleich nach dem Schneiden aus einander klafft. Die Schleimhaut der Nase
und Lippen wird trocken und rissig. Ungefähr 12 Leguas von der Küste
hören die elektrischen Erscheinungen wegen Zunahme der Feuchtigkeit
Kleinere Mittheilunp^en. 283
laf. Thatsaolie Ist es, wAhreod des Sommers zeigt sich geringe eloktri-
sehe Spannung der Atmosphäre in der Wüste, aber tägliche heftige Ge-
witter in den sie begrenzenden hohen Cordilleras. Im Winter ausser-
ordentliche Luftelektricität und nur selten Gewitter in den Cordilleras. Es
liegt also die Ansicht nahe, dass die Elektricität, die sich durch die Winter-
mooate in der Wüste sammelt und die sich durch eigonthümliche atmo-
ipliXrische oder tellurische Verhältnisse in der Wüste selbst nicht durch
Gewitter entladen kann , sich während der Sommermonate durch tägliche
Entladungen in den Cordilleren ausgleicht.
Wenn nun, wie nicht za leugnen ist, obige Erscheinungen so viele
Aehnlichkeit mit Nordlichtem haben, dass sie öfter mit denselben ver-
wechaelt wurden, und dazu entschieden elektrischen Ursprungs sind, so
ipricht dies zugleich für den elektrischen Ursprung des Nordlichtes. Zwar
leigen die beschriebenen Phänomene noch eine nicht unbedeutende Man-
nigfaltigkeit in ihrem Auftreten; allein diese ist auch bei Nordlichtem
wahrzunehmen. Das Strahlige vermisst Moesta auch bei der zuletzt be-
sehriebenen nicht, obgleich die anderen Beobachter nicht davon reden.
Dtss diese Erscheinung als ein gewöhnliches Gewitter zu betrachten sei,
wie Tschndi meint, ist unsere Ansicht nicht, die wir indess weiter unten
erst andeuten können.
Es ist noch ein Punkt zu besprechen , welcher für unsere Theorie von
grosser Bedeutung ist. Man versäumt bei Besprechung atmosphärisch-
elektrischer Erscheinungen gar zu häufig, hier einen Unterschied im Auge
n behalten , durch dessen Vernachlässigung die grösste Verwirrung ent-
stehL Das ist der Unterschied zwischen Luft- und Wolkenelektricität«
Man sollte den Ausdruck „atmosphärische Elektricität" nur dann gebrau-
chen , wenn von keiner der beiden Arten bestimmt die Rede ist. Verwech-
selt man aber das Genus mit der Species , so kann selbstverständlich dar-
•ut nur Missverständniss hervorgehen. Luftelektricität ist aber bekannt-
lich die Elektricität der Lufttheilchen, die also immer oder fast immer
wahrnehmbar ist und zwar als + Elektricität. Am deutlichsten tritt sie
nns entgegen bei heiterem Himmel; denn Wolkenelektricität kann dann
▼on nns nur noch für Luftelektricität gehalten werden , wenn der Horizont
beschränkt ist und er uns die Wolken verdeckt, welche etwa noch stärker
elektrisch auf unsere Apparate einwirken als die Luft. Ist der Himmel
nur theilweise bewölkt, so ist es allerdings zuweilen, aber nur selten der
Fall, dass wir zweifelhaft sein könnten, ob das von uns Beobachtete der
einen oder anderen Art angehört. Wie wesentlich es aber ist, den Unter-
schied festzuhalten, will ich an einer wichtigen, allgemeinen Beziehung
nachweisen.
Es wird öfter ausgesprochen, und zuletzt hat esBecquerel gethan*),
•) Reeherches sur nicctriciU de Fair et de la terre etc. CompL rend XL£If, i^q«
1101—1108.
284 Kleinere Mitthcilnngcn.
dass die atmosphSriscbe Elektricttät von den Tropen nach den Polon a1
nehme. So allgemein ausgesprochen, ist der Satz ganz unbegründet. Ab<
wohl kann man diesen Satz von der Wolkenelektricitttt aussagen; dageg(
gilt von der Luftelektricitftt gerade das Entgegengesetzte. Zwar existin
darüber in Bücksicht der Luftelektricitftt noch keine Beobachtungen; ab«
wir wissen, dass bei uns die Luftelektricität im Winter bedeutend gross«
ist, als im Sommer, und dass sie in ausnahmsweise warmen Jahren gi
ringer ist als in gewühnlicben. Da nun bei uns der Winter in allen B>
Ziehungen den Charakter mehr nach den Polen gelegenen Gegenden tc
tritt, der Sommer umgekehrt, so gilt gewiss für die Luftelektricitftt da
selbe, was für die übrigen Witterungs- Erscheinungen nachgewiesen ii
umsomehr , da wir den Zusammenhang' dieser Erscheinungen und ihre g
meinsame Abhängigkeit von der Wftrmevertheilung kennen. Dass d
Wolkenelektricitftt abnimmt nach den Polen hin, sieht man daraus, da
die Zahl der Gewitter in dieser Richtung immer mehr sich vermindert
Es sollen jetzt noch einige Andeutungen darüber gegeben werden, w
ich mir den Vorgang bei der Entstehung des Nordlichtes denke.
Es giebt zweierlei Gewitter, Gewitter der Wolkenelektricitftt und G
witter der Luftelektricitftt ; erstere sind die gewöhnlichen , letztere nenn<
wir Polarlichter, wenn sie in den Polargegenden sich zeigen, wo die B
dingungen ihrer Entstehung am günstigsten sind. Erstere nehmen also
der Zahl ab, wie man sich vom Aequator entfernt, letztere, wie man ih
eich nähert. Die Wolken Gewitter entladen sich meist nach unten , d
Erde; die Gewitter der Luftelektricität nach oben in den luftverdünnt«
Raum der Atmosphäre. Die Entstehung beider Arten von atmosphärisch
Elektricität kennen wir noch nicht, ja wir kennen die Entstehung di
Elektricität überhaupt noch nicht. Aber das wissen wir, dass beide Art<
von atmosphärischer Elektricität sich öfter unter Bedingungen, die ui
zum Theil bekannt sind, anhäufen irgendwo. Auch finden wir erfahrung
gemäss neben den Stellen der Anhäufung die Stellen, wo die Anhänfux
nachlässt und dann allmälig in den Gegensatz umschlägt. Wenn dann d
Anhäufung an irgend einem Orte und deren Gegensatz gross genug wir
so findet eine Entladung statt, welche wir Gewitter nennen oder Nordlicl
Zwar kennen wir die Stellen , nach denen die Entladung beim Nordlic
stattfindet, die höheren Gebiete der Atmosphäre nämlich, in der angegeb
nen Beziehung aus Erfahrung noch sehr wenig. Aber das wissen wir doc
dass die über einander liegenden Luftschichten öfter entgegengesetzt ele!
trisch sind. Auch können wir uns davon überzeugt halten, dass die höher<
Luftschichten schwächer elektrisch sind, als die unteren. Denn da na<
allen Erscheinungen die Luftmoleküle die Träger der Luftelektricität sin
so muss mit der Dichtigkeit der Atmosphäre selbst auch die der Lul
elektricität nach oben abnehmen. Man wird mir schwerlich entgegenhalte
dasö die /Beobachtungen das GegcntUell zeigten« Das weiss ich gar zu gn
Kleinere Mitthciliingen. 285
aber ich bin fest überzeugt , dass diese Zanahme nicht weit hinauf reicht.
Aoch haben mir meine Erfahrungen die Ansicht aufgedrängt, dass die
Abnahme in der Nähe des Bodens daher rührt, dass die Luftmoleküle hier
mit dem Boden öfter in Berührung kommen und diesem Elektricitftt ab-
geben.
Warum entladet sich nun die LuftelektricitKt nach oben? Dafür giebt
ei 4rei Orttnde noch ausser dem bereits genannten der Abnahme der Dich-
tigkeit, und diese sind besonders in Polargegenden wirksam. Erstens, weil
hier die Luftelektricität aus klimatischen Bedingungen sich besonders stark
anhäuft; sweiteus, weil hier der Boden mit einer dicken 8chicht eines
guten Isolators, des trockenen Eises, bedeckt ist, weil sich also im Boden
keine der Anhäufung der Luftelektricität entsprechende Vertheilung bilden
kann , oder weil es der angehäuften Luftelektricität nicht möglich ist , das
rar Entladung nach unten gehörige Quantum entgegengesetzter Elektrici-
tät heranzuziehen , weil der Isolator der entgegengesetzten die Bewegung
nicht gestattet, um so die Anziehung zu vergrössern, die sie endlich bis
mm plötzlichen Ueberspringen eines Funkens nach unten bringen würde;
drittens, weil ihr nach o.ben keine Hindernisse entgegenstehen, keine Wol-
ken, 00 dass sie zu ihrer Entladung die Form des Ausströmens wählen
ausa. Alle diese Gründe sind thatsächlich vorhanden. Thatsachen sind,
dass ea dort an scharf begrenzten Wolken mangelt , dass trockene Nebel
dort häufig sind, welche bekanntlich die Luftelektricität bedeutend stei-
gern , dass die Nordlichter fast immer in der ersten Hälfte der Nacht sich
einstellen, also zu der Zeit, wo auch bei uns eine bedeutende Steigerung
der Luftelektricität vorkommt, besonders bei heiterem Wetter; Thatsache
ist ferner, dass die Nordlichter am häufigsten sind bei heiterem Wetter,
wo auch bei uns im Winter die Luftelektricität am stärksten ist.
Ein emporschiessender Strahl .eines Polarlichtes wirkt gerade so ver-
theilend, wie eine elektrisch geladene Wolke auch, welche ja, wie be-
kannt, uns oft die Haare sträuben macht, oder Licht aus Hut und Fingern
lockt, oder den Telegraphen in Unordnung bringt, indem sie die entgegen-
gesetzte heranzieht und die gleichnamige zurückstösst Dass der Strahl
des Polarlichtes mit seiner Wirkung weiter reicht, ist natürlich, da er eine
viel grössere Ausdehnung hat. Denn wenn auch die Messungen der Höhen
der Nordlichter sehr unsicher sind, so geht doch daraus hervor, dass einige
eine Höhe von mehreren Meilen erreichen. Die von Nord nach Süd ge-
riehteten Strahlen binden im Boden in der Nähe die entgegengesetzte
Elektrieität und treiben die gleichnamige nach beiden Seiten, also nach
Ott und West, und diese Vertheilungs- oder Inductionsströme erster Ord-
nung sind es, welche auf die Magnetnadel wirken; sie haben also, wie
man sieht, zur Einwirkung auf dieselbe die vortheilluifteste Kichtung.
Wollte man entgegenstellen, dass die Wirksamkeit der Strahlen unmöglich
M weit reichen könne, so erinnere ich an das Faclmn^ &^aa nqt €v^ "^^»x
ZellMckrifl f.A/ulbetu»lik u. rhy^ik. VI, A, ISS
286 Kleinere Mitthoilnngen.
Jahren die Einwirkung eines Nordlichtes auf Telegraphendräthe im Wfir-
tembergischen wahrgenommen wnrde.
Nun soll aber nicht gesagt sein, dass Lnftelektricitäts - Gewitter nur
in Polargegenden entstehen können. Wamm sollten sie nicht anch ander-
wärts sich seigen, wo die Bedingungen ihrer Entstehung alle oder theil-
weise vorkommen , nämlich Isolation des Bodens , Mangel an Hindernissen
der Ausströmung nach oben und starke Entwickelnng der Luftelektricität?
Und in der That scheint es mir keinem Zweifel au unterliegen , dass Er-
scheinungen, wie die beschriebenen, derselben Natur sind. Denn aueh
das Yon Tschndi, Moesta etc. beschriebene Phänomen wird immer über
den Bergen gesehen , welche auch im Sommer zum Theil mit Schnee be-
deckt sind. Hier ist also die isolirende Decke Yorhanden und die dünnen
Luftschichten sind näher. Ausdrücklich bemerkt ▼• Bibra, dass in der
Algodon-Bai nie und auf der Cordillera bei Santiago selten Gewitter Yor-
kommen; hier kann das Leuchten also unmöglich von Gewittern herrühren*
Auch bemerkt v. Bibra , dass das Auftreten beider Erscheinungen , nämlich
des Gewitters und des strahligen Leuchtens über den Bergen, ein gani
verschiedenes sei. In der Wüste von Atacama kommt nach Tschndi nie
ein Gewitter vor, aber eine sehr starke Luftelektricität. Das Leuchten
derselben ist Nachts am grössten, wie er behauptet. Auch sah er einmal
Abends das Leuchten über der Kette des Illimani , und anderen Morgens
bemerkte er, dass dort Alles mit Schnee bedeckt war. Das Alles spricht
dafür, dass diese Erscheinung kein Gewitterleuchten ist, wie Tschndi
meint. Ist die Ursache der Luftelektricität in siemlich bedeutender Höhe
wirksam, so ist die Isolation des Bodens tiberflüssig, da die untere Luft-
schicht dann deren Stelle vertritt Uebcrhaupt lässt eine Verschiedenheit
in der Combination der Ursachen auch eine Variation in den Erscheinun-
gen hervortreten. Auch lässt sich eine Möglichkeit des Znsammenvor-
kommens beider Arten von Gewittern nicht von vornherein bestreiten , und
noch weniger ein baldiges Nacheinander derselben.
Die Geschichte von der Halley - Dalton'schen Theorie des Nordlichtea
lehrt uns, dass man auf diesem Wege den Zweck nicht erreicht, ja dasi
man kaum weiter kommt. Die entgegengesetzte Theorie hat sicher be-
deutendere Fortschritte gemacht. Wenn uns auch die Entstehung des Erd-
magnetismus, des Nordlichtes, der Luftelektricität noch dunkel ist, so wer-
den wir doch wohl thun, zur Erklärung derselben den gemeinsamen Ur-
sprung fast aller atmosphärischer Erscheinungen nicht aus dem Auge in
verlieren , und das ist die WSrmevertheilung auf der Erde. Je mehr die
Meteorologie auf dem sicheren Wege sorgfältiger Beobachtung fortschrei-
tet, desto mehr Licht wird auch in diese noch dunkeln Partien fallen.
Nachtrag. Es wird zweckmässig sein, von Zeit zu Zeit Ergänzun-
pen zum ÄufnaUc über die Theorie des Nordlichtes zu liefern, am auf
Kleinere Mittheilungen. 287
diese Weise die Frage, ob die eine oder die andere der beiden Haupt-
tbeorien, oder vielleicht eine dritte die richtige sei, znm Abschluss zu
bring^D. Deshalb sollen unter dem obigen Titel LesefrUchte , neue An-
sichten etc., mitgetheilt werden.
Castren, der schwedische Reisende, sagt: „Haben wir im bergigen
Lftppland hohe Felsengipfel vor uns , so sind diese von einem flackernden
Seheine umhüllt. Fast erscheint es dem Auge, als erhebe sich dieser
Schein aus dem Felsen selbst, wie die Flamme aus dem Krater eines Yul-
kani. Er verbreitet sich über den ganzen Himmel, flackert einige Zeit
vod verschwindet, um sich bald darauf wieder zu erheben und zu ent-
ichweben.'*
lieber Gletscher wird von einem Unbekannten berichtet: „Die Luft
über dem Oletscher - und Firneise ist sehr trocken , weil es wahrscheinlich
die Feuchtigkeit derselben einsaugt. Ein Stück Fleisch wird auf dem
Gletscher in wenigen Tagen so trocken , dass es nur noch aus Fasern be-
steht Noch trockener ist es im Inneren.''
Lyell, zweite Reise nach Nordamerika, sagt im 2. Bande, 8. 356:
„Wir lernen aus der Geschichte der letzten antarktischen Expedition unter
8ir James Boss die höchst interessante Thatsache, dass, wenn das Süd-
licht über der grossen Mauer des Kfisteneises an den Ufern des antarkti-
schen Landes spielte, es ganz deutlich an der unregelmässigen und zer-
rissenen Gestalt der Eisklippen, über denen es schwebte, Theil nahm/'
Lyell sah dasselbe.
Herr T. R. Robinson sagt in einem Aufsatze: „On fluoresceiice pro-
duced by ihe aurora'' (Phil. Mag. XV, 336 — 327): „Wenn man einen Tropfen
von schwefelsaurem Chinin auf einer Porzellanplatte bei dem Lichte eines
Mordlichtes betrachtet, so erscheint dies^ Tropfen leuchtend auf einem
wenig leuchtenden Grunde." Nach seiner Ansicht soll also das Nordlicht,
wie das elektrische Licht, besonders viel sehr brechbare Strahlen aus-
senden, also stark fluorescirend sein. Er meint, es liege in diesem Gebalt
an sehr brechbaren Strahlen ein neuer Beweis für den elektrischen Ur-
sprung des Nordlichtes.
Diese Stellen sprechen also siimmtlich für die elektrische Theorie des
Nordlichtes.
ZZIV. Die xweckmässigite Form der Zinkeisen - S&ule. Von Dr.
F. DSLLMAMN.
Seit einigen Jahren brauche ich bei galvanischen Versuchen eine
Form der Zinkeisen -Säule, welche meines Wissens noch nicht beschrieben
ist. Da ich diese Form für die zweckmäs8igste halten muss für Versuche,
welche nur einige Stauden oder noch kürzere Zeit dauern, und zweck-
müssiger, als jede andere Säule ist, so will ich mir erlauben, hier eine
kurze Beschreibung derHolben zu geben.
Dm Eisen ist Gusseisen und wird angewendet iu Fotm nv^tv ^^^WcA^x-,
288 Kleinere Mittheilungen.
förmigen Bechern, das Ziuk ebenfalls in Form von Cylindern, aber ohni
Boden. Der Zinkcyhnder hat einen etwas kleineren Durchmesser, als dej
Eiseucylioder, so dass ersterer leicht in letzteren hineingesetzt werdei
kann. Auf den oberen Rand des Zinkcylinders ist ein kleiner Messing*
cyliuder gelöthet mit dem unteren Ende. In der Mitte etwa (der Länge
nach) ist dieser durchbohrt zur Aufnahme des Poldrathes, welcher fest-
geklemmt wird durch eine Schraube, die vom oberen £nde aus in der Rich-
tung seiner Achse auf die Queröffnung führt. Der Zinkcylinder ist natür-
lich blos cylinderformig gebogen, nicht gelöthet, weil dies nicht nüthij^
ist; auch ist er etwas niedriger, als der Eisencylinder. An diesen wird der
Poldrath, welcher zu diesem Zwecke etwas platt geklopft ist an einem
Ende , mit einer Kleiiniischraube oben am Rande der Aussenseite befestigt.
Die Stelle, wo der Drath angelegt werden soll, muss mit der Feile vor
jedem Versuch gereinigt werden.
Beim Gebrauche nun wird der Zinkcylinder frisch amalgamirt, dann
mit einem Stück Pnpier umwickelt, welches so gross genommen, dass es
oben und uuten etwas einwärts umgeschlagen werden kann , in den Eiseu-
bechcr «gestellt und verdünnte Schwefelsäure (etwa 6 Oewichtstheilo Wasser
und 1 Theil concentrirte Söure) hineingegossen. Die Wasserstoff- Eut-
wickelung ist nach einer Stunde immer noch gering und durchaus nicht be-
lästigend. Die Hauptsache aber ist, dass eine solche Säule einen starken
Strom giebt, sehr billig und äusserst leicht in der Handhabung ist. Beim
letzten Gebrauche habe ich mir die Mühe genommen, sie mit einem Grove^-
sehen Elemente zu vergleichen. Hier ist das Resultat.
Grove'sche Säule: Platin 90"»"* breit, 178«»™ lang; Zink 88™ breit,
178"*"' lang; Ausschlag an einer Weber'schen Tang^ntenbonssole anfangs
03^ nach einer guten Stunde 62^ — Zinkeisen-Säule: Eisencylinder
12ü"'"*l>och, innerer Durchmesser 80"*"*; Zinkplatte 101"*"* breit (Höhe des
Cylinders), 104"'"* lang; Ausschlag an derselben Boussole anfangs 58 ^ nach
einer guten Stunde 61 •.
Hier verhielten die Zinkplatten beider Elemente , welche fast gleich
starke Ströme gaben , sich als« ungefähr wie 5 zu 6. Nun war das Zink
der zweiten Säule nach fast gleich langem Gebrauche allerdings etwas
stärker angegriffen. Dagegen roch man nach der zweiten Stunde noch
ganz gut die salpetrige Säure, welche die Grove'sche Säule entwickelt
hatte; vom Wa.sserstoff spürte man gar nichts. Die Eisenbecher braucht
man sich nicht sehr stark giessen zu lassen, sie halten doch lange. Die
Wän le der nieinigen sind nur wenige Millimeter dick. Am Eisen braucht
man ausser jeuer Stelle zum Anlegen des Poldrathes nichts zu reinigen.
Der Strom dieser Säule ist offenbar so stark, weil der Thoncyliuder
fehlt. Das Eingiessen der Flüssigkeit ist äusserst bequem. Man vermeidet
das Zerbrechen, weil weder Glas, noch Kohle, noch Thon gebraucht wird.
Und billiger lähst sich gewiss keine Säule herstellen. Das oben beschrie-
bene Element kostet mir noch keine 10 Silbergroschen, das Grovc'scho da-
gegen 5 Thal er.
xn.
Zur Theorie der bestimmten Integrale.
Von Dr. A. Ennepeb,
Docent an der Univeraität Göttingen.
I.
Die Oleichnng
0
ntch z differentiirt giebt:
dy /^. u V r , d u ^
^ « •/ (14- M*)"+ * 2 w,/ e) 1/ (1 + w*)"
0 ' ö
Darch partielle Integration folgt hieraas :
?y— fc ^ I cos zu
Vz W (iHhw»)*
0 <■
oder, da
^•y , r cos zu
0
•oerhXlt man für y die Diiferentialgleichnng:
Ax a*y ^y
E«wird natürlich vorausgesetzt, dass n eine positive Zahl sei.
Für y = p.22«+i
geht die Gleichnng 2) in folgende über :
Zur Integration dieser Gleichung nehme man:
/
P= I e-'^'Vdu,
a
2€iuebhn f. AUlhewatik u, Phyik. VI. 5. I\
290 Zur Theorie der beBtimmien Integrale.
wo V eine Function von u bedeutet. Die Gleich*ung 3) gebt dann über
4) /ß-«»r{z(ti«.- l)—2(n + i)u\du = 0.
a
Durch partielle Integration folgt:
je-"* rz{t^—i)du = —J(u^^i)V-^e-''*du
ß •
a
Hierdarch wird die Gleichnog 4)
0= - j («»- 1) ye-"\^ +J^~''' ! ^*^~^^l^~ '^"^ ^'h"'
a
d. h.:
a F
("•— 1)^ 2nuV=0
du
oder
F=:=(fi«— 1)»
Der Ausdruck
verschwindet für u = 1 und m = oo. Nimmt man also o = 1 und ß =
so ist:
= /^-•'*(w«'— l)"ai/
l
ein Integral der Gleichung 3). Da y=zp, z^^+i^ so wird :
y= 221.4-1 /e-«*(„t_^)„^^„
_ ^21.4-1 g-Wß-«* M« (2 4-,i)»aM
0
= e-- /e-*'M« (M + 22)»aM.
Von Dr. A. Ennbpbb. 291
Nimmt man ferner
P
a
so geht die Gleichung 3) über in :
/^•"r|(M*— i).2+2(ii+i)ttjaw = o.
a
Wendet man wieder das obige Verfahren an , so folgt :
|e«*r(l— M*)| =0
?-^(l — w«) + 2nwr = 0,
du
d.h.:
r=(l — w«)"
|e-<(l — ti*)«+»| =0.
Der Ansdmck
«•"(! — w*)*+*
▼erschwindet für w = — 1 und w = l. Nimmt man also a = — 1 , j5 = 1,
80 ist
1
p=/e«'«(l— w«)*aii
Qnd
l
^in zweites Integral der Gleichung 2). Bezeichnet man die beiden parti-
kulären Integrale der Differentialgleichung:
^^rch y, und y^ , so hat man :
00 «
1 0
1 I
y, === «21.4.1 Te-* (1 --M«)"^!! = z2»+^ /(«•'*+«-••'•) (!--««)• aw.
-1 0
^on diesen beiden Integi*alen verschwindet y, mit z , während y, für « = 0
^inea constanten Werth annimmt. Da nun auch
292 Zur Theorie der bestiminteii Integrale.
00
/cos zu
0
der obigen Differentialgleichung genügt und nicht mit z verschwindet , so
muss dieses Integral t/i proportional sein, d. h.:
00 00
0 0
wo A eine Constante bedeutet. Setzt man 2:=0, so folgt:
00 00
oder
Da nun
so folgt:
endlich :
0 0
n («) n{n ^^) = yn. 2-^" n (2 n)
A =
22»+ii7(H)«'
0 0
Die von Gauss (Jurch n{z) bezeichnete Functiou wird bekanntlich durch
die Gleichung definirt:
00
0
Setzt man:
00
r cos zu -
r=:t2«+l/(e«*+e— '*)(!— M*)"aM,
0
so ist, nach dem Vorhergehenden,
00
dy z f cos zu -
dz 2nJ (1 + ?/*)"
Von Dr. A, Enneper. 293
Durch Differentiation nach z folgt ferner :
l
d
0
I
Nun ist
1
|f =(2«+ 1)221. /(«»» + ^ — »)(1_M«)» an
0
I
0
1
/ («"* — e-"*) w (1 — M*)» a« = / — (e«** + e-' '*) . w (1 — tt*)»a w
0 0
1 1
=— /(e-^H- €-•'*) (l—w*)«aw + 2« /(e'** + e-"*)u»(l—M*)*-^aw
0 0
1 1
0 0
Die Gleichung fttr - nimmt hierdurch die einfache Form an :
1
dx r
— = 2/1 . 22» / (e''»+ e-«') (1— M«)»-^ a ti.
0
Die beiden Integrale y und x genügen der Differentialgleichung 2) , d. h. :
d^y dy
d^x dx
dz* dz
Uultiplicirt man die erste dieser Gleichungen mit x , die zweite mit y , bil-
<let die Differenz der Producte, so folgt:
d { dx dy\ ^ ( dx dy\
Durch Integration nach z erhält man :
^dl-Tz^^' ^
^0 C eine Constante bedeutet. Wegen der Werthe von y und x wird diese
Gleichung :
1
r cos zu ^ c . , .V . ^
0 0
OD 1
+
0
294 Zar Theorie der bestimmten Integrale.
Für z = 0 folgt:
00 1
also:
(1 + «!•)"
0 0
00 I
(! + ««)-
0 0
00 1
0 0
Die Differentialgleichung 2) ist zuerst von Serrot (Liouville's Jour-
nal, T. IX, p. 193) aufgestellt worden. Für ein ganzzahliges n hat Catalan
die Gleichung 5) bewiesen (Liouville's Journal, T. V, p. 110).
n.
In den „Memöires courormdes par Vacademie de Bruxeiles, T.XIV, Dettx,
Partie 1841** hat Catalan eine Determinante bestimmter Integrale aufgo-
stellt, die eine Verallgemeinerung der bekannten Legendre'schen Glei-
chung ist:
T ^
y-77 ^f . > s . fy(\ — «■"* ö ««*^) ^ ^
0 0
n n
"2 1
+ r "^^ . /]/(! _ cos'a sin'&) d9
0 0
1 T
y{l — cos^a sifi^ if) J y {l—sin'^asin^^) ~ 2 '
0 0
Die von Catalan gegebene Determinante lässt sich noch sehr verein-
fachen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Des besseren Verständ-
nisses wegen möge eine kurze Ableitung der betreffenden Determinante
vorausgehen.
In dem n fachen Integrale:
v,^J....Jdx, dx^
soll die Summation auf alle positiven Werthc von ^r, , . . . a:„ ausgedehnt
werden, welche der Bedingung genügen:
Von Dr. A, Ennbpbh.
Seist man , nach dem Vorgang Jacob^s :
Xi = sin <p, ,
Xf = cos q>i sin ip^ ,
o:, = cos 9i cos g)| sin 9, ,
295
80 ist :
Xfi =: cos(pi cosq>f .... cos (pm-~\ sin (pn ,
Xn^l = COSifi COSfp^ .... cos q>m—i COS fpnj
Xf + ÄTf + . . . , -f- O^n = 1 — ^n4-t •
Legt man q>f.»q>n ^ll^ Werthe von 0 bis — bei , so bleiben Xi , ,, x^ be*
ständig positiv, nnd 1 — ^n^-i' liegt immer innerhalb der Grenzen 0 und
(1). Führt man also in F, statt jr, . . . Xn die Variabein 91 ... 9« ein , so
nehmen dieselben alle Werthe von 0 bis — an.
2
Es ist nnn :
'0
0
dx^
dxi
^<pi
dq>t
dq>n
dx.dx, ^
0
dx^dx^ d Xn
dxn
dXn
d(p, d<pt
dfpidfpf d (pn
dtp,
dq>n
dxn
^9i
= (C05yi)"(^Ö59),)— 1..
..{c0S<Pn-tyC0S(pn,
%
n
2
Z
folglich :
F, = /.... / {cosq>i)* (coÄ^a)*""
"("-fi)«C-J)
, (jcos q> n—i)* cos ipud<Pt • • » • dq>n
= 1
"(i)-
i,n{\)n{-\)i i n{o)n{-i)i
I* fl(i) M* 71(4) '
^^ die Summation in dem n fachen Integrale :
1) V=l jdx,....dxn
^^ alle positiven Werthe von j?| . . . o:« auszudehnen, welche der Be-
"•^ gang genügen:
2)
-+ -^ 4.
^% Sitr Tlt«!on« tier bestimmten Integrale.
Uw Cv.>uäaau(«u (i, äi • . . Hl, mögen so gewählt sein, dass
fl>ai>öf • .>a«-i>«ii«
lu < t ühr« mau t»tatt a:i . • . x,^ neue Integrationsvariabel'en U| . . . ti« mit-
tclM acr tV>l^euden Gleichungen ein:
JT^:^ ■•" «T«"^!^« + • • • + ü/^^' - ^ '
wJoi-, weun m eine der Zahlen 1,2...» bezeichnet,
5)
, (««* — O (««*—».*) . . • (««*—«.')
■'" ~ ("-*-«,') («»'-«.')..•(««* — ««- 1*) (««•-«-+i')... (««»-««•) ■
l>iii Gleichung:
(a«— «,»)"(«'— «,») • . • («*-««') «P («*) «=t v'(«-') «* — «-•
lüsst sich wegen 5) auch schreiben :
(«'-«,')(«'-■/.')... («'-«„')_ / a-.' a-.' ^ ^.* \
(«• -<,,«)(«'- «,•) . . . («« _ «„«) ~ V«' — «,' "^ o» - fl,' ■** • • • "•" «' - a,V •
Nach der Gleichung 2) icaun man nun setzen :
(a«-V)...(a«-t/„«) _
wo f eine Zahl bedeutet, die zwischen 0 und 1 variirt. Die Grössen w,*,
w,' . . • !/„*• lassen sich, mit Rücksicht auf die Gleichungen 4), als die wWur-
zehi der folgenden Gleichung ansehen:
oder von
0 = nu') == ("• — a,') . . . (u*-ö„*) - ^.« ("•-«.•) . . . («•-««')
...— a:„«(«»-a,«)...Oi«-a,^i«).
Setzt man hierin successive QO, «,*, er,* . . . r/„* statt w*, so folgt leicht, dass
die /i Wurzeln von f{u*) = 0 zwischen folgenden Grenzen liegen:
00 ö,'
r
Von Dr. A. Ennbpbb.
297
D« 000 nach 6) :
(«'-K.«) . . . (g»-«.')
iwischen den Grenzen 0 und 1 bleiben muss, so kann innerhalb der Inte-
gratiooBgrensen ti| nicht grösser wie a werden. Hieraus schliesst man, dass
«1 a
«« ö«— 1
die respectivon Integrationsgrenzen von U| • . . tin sind. Aus der Gleichung
6) folgt:
oder
Xm
dx^
Ä«"
dUr
Q^—Ur
dUr
WO r eine der Zahlen 1 , 2 . . . n bedeutet. Setzt man zur Abkürzung :
1 1 1
Un
2n-7
= />(!!,«, «.«...««•),
iM> erhält man für die Determinante.:
Ä =
folgenden Ausdruck :
du,
dxn
dUn
dXn
Jw, dUn
R = «Ti . . • d?f| , U, . . . t/n .
i> (».'... ti.»)P («.«...«.')
ii(ii->l)
(-1) ' <p(V)...<pK')
Nach der Gleichung 5) ist
J^i J^t' • 'j^n _ -y/ y («!*) " ' y (^n*)
Der obige Wertli von R geht hierdurch über in :
Ä = W, W, . . . Hn .
oder
wegen:
K<p (w,*) . . . v (O 9)' (a,*) ...q> («„•)
«(«-D
9 {«,') . . . 9>' (O = (- 1) ' [P W . . . ^n^^\^
296 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
80 ist: V= r, y{a* - «,») {a*—at*) .... («»— a,') ,
d. h. :
3) f'= (4^»)-— ^ n«*-«.*) («•-«.*) ....(«»- «-•).
Die Constanten a, a| , . . a„ mögen so gewählt sein, dass
In V führe man statt x^ . . . x^ neue Integrationsvariabel'en u^ . , . Un mit-
telst der folgenden Gleichungen ein :
^ t
oder , wenn m eine der Zahlen 1 , 2 . . . n bezeichnet ,
5)
_^. (a,*-u.«) («,'-«,') . . . («,«-«.»)
" ~ ("-'-«,')(a».'-«,')...(««' — ««-i')(a,»-«.+,»)...(««»-a««)-
Die Gleichung:
lässt sich wegen 5) auch schreiben :
(«'-«.')(«'-,/.'). ..(«'-«„')_ / x' a-.' ■ g-.' \
(a«-«,«) (a« - «,») . . . (a' - «„') "~ V«»— a.« "^ a« - a,« "»"••• "^" «t _ a^i^ •
Nach der Gleichung 2) kann man nun setzen:
K-<). ■■(««- »„')__
WO f eine Zahl bedeutet, die zwischen 0 und^l variirt. Die Grössen w,*,
w,' . . . w„**la8sen sich, mit Rücksicht auf die Gleichungen 4), als die wWur-
zeln der folgenden Gleichung ansehen:
ir — rt,
oder von
0 =/'M = ("* — V) . . . ("'-«!.') - ^,' O^'-O . . . K-«»')
Setzt man hierin successive QO, «,*, a^ . , . a„* statt «*, so folgt leicht, dass
die /< Wurzeln vun fiit^) =0 zwischen folgenden Grenzen liegen:
QO a,*
r ■
Von Dr. A. Enneper. 299
Diese Determinante n^®" Grades lAsst sich leicht auf eine Determinante
vom (« — 1)**° Grade reduciren. Sei
^=^(u«-ö,«)...(««— a^^i«),
dann ist : ^
du A
oder auch: duA nw^*^^ + c,m'»-* + rjW^*-^ + . . . + c„
wo c, . . . Cn symmetrische Functionen von aj' . . . a»-i' sind , deren genauere
Kenntniss nicht weiter erforderlich ist. Fttr u ^=.u^ geht A über in
1-1
(—1) ^ iffai» mAu hat dann:
lotegrirt man diese Gleichung zwischen den Grenzen a^ ^nd ^mr-\ » ^^ ^^^'
ichwindet offenbar die linke Seite, es bleibt:
Diese Gleichung gilt für m = 2, 3 . . . n. Für den Fall m = 1 sind die
Grenzen a^ und a , statt der Gleichung 0) hat man dann die folgende :
a a
10) I
V ^. •
Ersetzt man die Glieder der letzten Horizontalreihe der Determinante in
der Gleichung 8) mittelst der Gleichungen 0) und 10) durch die Elemente
der Torhergehenden Horizontalreihen, so reducirt sich die Determinante
wf das Product von ^ ^
in die Determinante
J An . €/ An-\ J ^\
0 fl»_i ff,
I
I •
flu-l «ji-2 ö, !
ph^JUn A>-l^"-^a 1/1,-1 ru^^'^'^ d Uj \
J An J An-\ J ^\ \
0 rtf._| a^
300
Zar Theorie der beBtimmten Integrale.
Dieses Prodnct ist also gleich
1
(4?^^)-
"(I)
a^(fl?— a,*) • . . {(f—a^i*).
Setzt man also
wo .
so erhält man die elegante Gleichung:
J ^n
0
J ^n
«*-2
«11^2
««-1
^1
"1
/ii«aii
4
= (4^«)"
"(t)
Für it = 3 erhält man unmittelbar das bekannte Theorem von Legendre
für die ganzen elliptischen Integrale erster und zweiter Gattung.
UL
Im T. XVII des Journal de mathimatiques hat Tissot eine Determi-
nante bestimmter Integrale entwickelt, von welcher Roberts snerst einen
besonderen Fall betrachtet hat {Joum. de math. T. XVt). Das angewandte
Verfahren ist ziemlich complicirt und nicht ohne Weitläufigkeit; man kann
mittelst oinoi* sehr einfachen Transformation der Integrationsvariabein die
Determinanto auf ein Product von Euler'schen Integralen reduciren.
Seien a , aj . . . a» 'i + ^ Constanten , so dass
«<«i <ff2« .•<aii
und
"WO p y Px ' ' ' Pn entweder positive , echte Brüche , oder beliebige negative,
reelle Zahlen sind.
Die zu imtwickeludc Determinante ist dann:
f
Von Dr. A. Ennepbr.
30t
«1 «t «
J (p{x) J <p, (a:,) * J 9« (a:,)
«1 «t 00
J q>{x) J ViC«,) * «/ 9»(a:M)
a a| flu
Bezeichnet man diese Determinante durch z/, so ist auch:
(*+*! + ...+*.)
wo
i>(af,a:, ...X,):
1 1 1
m7 •&! • • • uTii
or* a:,* .,. a:»
In J führe man statt a* , ar, . . . rrn die n + 1 neuen Integrationsvariabein
^y t'i . . . tin mittelst folgender Gleichungen ein :
u u,
+ '
2)
X — fl a? '— Ol
+ ...+
x — a^
Um
= 1,
+
Wl
...+
ar-— «.
= 1.
^1—« ar„— a,
Seist man -^ (2) = (r — ö) (z — a^) . . . (z — a^),
*o erhält man ans den obigen Gleichungen:
(ar—x) (ar — Xj) . . . (ar—x^)
»1»0 dttr _ Ur
dXg Xg — «r
^it Hilfe dieser Glehshung findet man leicht:
Ur =
du du
dx du\
dtin dUn
dx dXf.
Un
X — a
Xn — a
1
l
uUj ...Un P{a, Cj . . . an) P{Xy x^ . . . a:„)
(-1) 2 ^i,x)j^{x,)...^{s^>^
302
Zur Theorie der bestimmten Integrale.
3) Ur
Nun ist:
_ ' (flr— ar) . . . (tfr— a'r-.l) {^r «r) ■ . ■ (^n «r)
Hieraus folgt : n(n±i)
""-••"-- li>(a, «,...«,)]• •
Berücksichtigt man endlich, dass
du du
so folgt:
dx dxn
ÖUn
dx
dx
dii
dx
du^
dUn
dx^
dXn
du
dXn
dUn
d_x
du
•dx
dUn
dx
dV
dxj,
dUn
= !•
' P{x,Xi ...x^y
Ist also ein (n + 1) faches Integral mittelst der Substitution 2) zu tr
formiren, so tritt dudu^. . .du^ P(a, /ii . . . a„) an die Stelle von dxdx
dXn Pi^i^i . • .^ii)v
Setzt man:
Fm (0 = (2 — ö) (2— «i) . . . (2 — ö«) (a«+i - 2) . . . (a«- t),
so folgt, mit Rücksicht auf 3):
^ Pi u^" = y(^) yi(^i) ■ - »yw (^w)
In dem (« + 1) fachen Integrale z/ wird
P{x,Xi... Xn)
ersetzt durch
(p{x)g>^{j:^)...q>n{x^)
dx dXf^ . . , dXft
dudui . . . dUn
Pjoya^ ...an)
tfu,^^ . . . «/" F\afF\ {a,f^ . . . F\ {a^f
Wegen der Gleichungen 2) kann man Xj x^ . . . x^ als die n+1 Wui
der Gleichung
U Ui Um
4) — -+ -^^ + ...+ -'' =1
^ z — a z — aj z — an
ansehen. Diese Wurzeln liegen zwischen den Grenzen
«1 ö|
welche mit den Integrationsgrenzen in J übereinstimmen. Die Varii
t/, Ui . . . t/n nehmen also alle positiven , reellen Wcrthe an. Die Gleic
4) entwickelt giehi:
Von Dr. Ä. Ennepes.
j» — 2«— 1 (ii -f. iij -|. ^ . . + ti« + « + «! + . . . + a«) + .. ,= 0.
Hieraas folgt unmittelbar :
o: + ar, + . . . + 0?!. = tt + Wi + • • . + w« + « + ö| + . • . fl«.
Mit Hilfe dieser Gleichung geht die Gleichung 1) durch die Substitution
2) über in :
oder
^ ^ n(— p) g(-j>.) . . . n{—pn) P{a, «, . . . 0.) e-(«+..-t-.+..)
'H
r (a) r, (a.) . . . r„ («„) = [P(a, a, . . . ««)]•
lisst sich J auch schreiben :
^= i7(-p)i7(-i>.)...n(-p.) ^_,.+.,+......
För den Fall , dass p = ]», = ...=/?„ = 4 , hat z/ den einfachen Werth
IV.
Bedeutet c eine Quantität , welche kleiner wie die Einheit ist , so hat
man bekanntlich :
Setzt man in der von E u 1 e r gegebenen Gleichung :
= / dx 0<a<l
sman J i'\-x
0
^ geht dieselbe über in :
2 sin an gf* h^"-^ J h + gz*
0
FtirÄ= 1 — Ar* sin* 9, g' =^ 1 — /* sin* q> und z = tang ^ erhält man
%
2
IJ. 1^ 1 r {lang^f^-^dd'
2 iw «ff(i_/«#i>i«<p)« (1— ^«««»9)»-« ~ / l-(^co5«0+/**iw« d) sin*(p '
0
In der vorstehenden Gleichung sind k und / relle Grössen und kleiner
^>e die Einheit. Dann ist Ar* cos^ ^ + /• 5md < l , man kann «\\io ^^n'^^TkXkföt
304 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
unter dem Integralzeichen mit Hilfe der Gleichung i) nach den Cosm
der Vielfachen des Bogens 2q> entwickeln.
Setzt man :
2) 7 „^. , ,^ 7 ,, ^. , ., „ = ^0 + 2 2? (—1)" An cos 2n(p,
so ist allgemein :
9
2
1 n 1 ^ r dd'
3) l 2sinan '''^Jy{l—k'co8^e—nsin'
0
Man setze:
und transformire das Integral auf der rechten Seite der Oleichung 3) nr
telst der Substitution:
1 +p cor M + j' Mn* u
Hieraus erhält man:
y{^cos'^ + lUin*^) ^^, t _t_ tN
1 + ^(1 — f^cos^if — nsin^e) '^ ^^ ^ ^'
^ ^ l + k' {l+pcos'u + qsin^uy
de
y{l—k^cos^e'-rsin*&)
du
(1 + Ar') (l+0?^il — P {pcos^u + q sin*u)\ \l — q{pcos^u + qsin*u)\
Die Gleichung 3) nimmt mittelst der vorstehenden Substitution folget
Form an:
n j_ (i+^-)(i+0 /i + ry«-i 7t ^„
2 5m «Ä 4 Vi +)t7 2«n «"tt (1 +p)2a-«)(i + g)2«
n
T
y{p cos^u + q sin^u)^ {tang m)^^""^
{I — p{p co^u + ^r 5m* w) j*— « j 1 — 5' (p cos^ u + q sin* m) }<*
0
Setzt man in 2)
Von Dr. A. Enmepkr. 305
80 ist
'4)
WO
5)
*
T
jf . /* (p co^ M + ^r gm* ti)* (toiigf «)^ ^'"^ d u
2 * e/ jl — p{pcos^u + qsin*u)\^-'' . {1 — g {pcos* u + q sin*u)\'^ '
0
Maltiplicirt man die Gleichung 4) aaf beiden Seiten mit cos 2nq> .dq>j
integrirt zwischen den Grenzen 0 und — nach 9>, so folgt:
(-i)-f^-=/;
COS 2nqfd(p
{l+2p cos2(p + p*)*-« (1 + 2g cos2(p + ^)» '
0
Vergleicht man diesen Werth von Bn mit dem in 5) gefundenen , setzt
— p.Qod — q statt p und ^, so erhält man die merkwürdige Gleichung:
Sx
cos2n(pdq>
(1 —2p C0S2<p +p*)*-« (1 '-2q C0S2tp + f)»
0
(p cos^ M + gt *tw* w)" (ten^ w)*«""* ^ M
{1 — p^pcos^u + gsitt^ u)\^''^ |1 — ^(pcoÄ'u + 5'm*t/)j**
0
Differentiirt man diese Gleichung nach a, so lassen sich manche be-
«tnnte und neue Integrale ableiten. Dieses Verfahren ist indessen nicht
^ einfach, wie folgendes, einige bekannte Resultate etwas zu verallge-
»»eineni.
Seien die Winkel q> und d durch die Gleichung verbunden:
cos'a cosß . tangq> iang^ = 1.
Aus dieser Relation leitet man leicht die folgenden Gleichungen ab :
,^ _ cos ^ cos a cos ß sin O
y\i^{i-co^aco^ß)sm^'&\' ^ ^j l-(l -co*«« coä«/5) ««•^j *
^(1 — 5m' er «m» qp) = ro5 a -77; 7^ . ^o\ - t^s >
UUtekHn für Malhematik a. Physik. VI, 5. Tt
306 Zur Theorie der bestimmten Integrale.
/• • ./,N . • (cosacosßY
1 — (l — cos* a cor ß) ««•«== 7-—^^ ^j rrsr— rr^,
^ r/ -f I — ^1 — co^aco^ß)sm*^^
dtp
(\ — 9in*a8in*q>f (i swF ß sin* q))^"»
~ \cosa) {l — sin^asm^^y-f* (l— m»/5Äm«^")> '
wo fi eine beliebige reelle Grösse ist. Transformirt man mittelst dei
stitution cosa cosß tangq) Umg^^= 1 die Integrale:
2
/log\l — (1 — co^aco^ß) Sin*qf\dfp
(l— -«ii*a5iVg»y* (1 — sm*ßsm*ipy-ß '
/l Jpg cot q>
(1 — «Vi»a«V9))'*(l-ttii»/J«i««<py-M ^"^^
n
, /l — sm*usin*q\^
s^
(l—sin^a sin*q>Y (l — sin* ß sin* q>y'-ß '
nimmt immer den Buchstaben q> als Integration svariabele , so ergeben
mit Hilfe der obigen Gleichungen , folgende Relationen zwischen bes
ten Integralen :
7t
T
y.m . » /^IcOStt)^»^^ , (c05ß)2AI-l\
log\i-^(l-^cos^acos*ß)sintp\ .{^ ^^ ^^^^ +\,1^ ^^ )dq
0
%
2
f / o^ rficosay/^-^ ^{cosßyf^^\^
= log {cost^cosß) J ['^^,^ + \,^^, )dtp^
0
2"
/• ^ ({cosaYt^"^ , (co*/3)2/*-i\.
2"
r
\ Von Dr. A. Envepbr. 307
^^^^^^^>^'^*^>^^^*^**^^*^^t^^^s^^^^^t^\^i^>^%^^^^^^^^K^t^^^^^^f<^t^t^»v<^>^i^0*^^im^^^^^ß^'<^^i>ak^^^f^i^^^,^i,^t^
T
n
2
eosa
0
In den vorstehenden Gleichungen ist znr Abkürsnng gesetzt:
^ = 1 — sw^a tt'n'g) , -^ = 1 — sin^ß sin^tp.
F8r den Fall f» = 4 nahmen die obigen Gleichnngen folgende, sehr ein-
fache Formen an :
9
/log\l — (l — co^aeosFß)sin^\
y(l^sin*asiri^(p)y(l — 8in^ßsm*<p)
0
2
9
2
/' logcoijpd^
yil—sn^aiin^fpSyil—sin^ßsin^fp) ^
20
= \ log (cos a cos ß) I -rj- r-= — . , .... —
« »\ ^^jy{l — siT^asuvq^jy^l —
sifi? ß sin* q>y
J ]K(1 — «w'a««'^) >^(1 -sin*ßsin*q>)
K
2
~ ^cösßj y{l^sin*asin^(p)y(i — sin*ßsin^q>)'
0
Mittelst der Substitution :
Sg)= ^- ^^^^
^ C05 1 (« + i?) COS \ {a—ß) y\l~tang'^(a+ ß) ian^ \{a - ß) sin* '^\
'*Uen sich die vorstehenden Gleichungen noch etwas vereinfachen, was
Uer fibergangen werden möge.
308 Zur Theorie der bettimmten Integrale«
00
n rp
V.
Sind P und Q ganze, rationale, algcbraisclie Fanctionen von ^,
setzt man:
dx
0
80 lässt sich z als Wnrzel einer algebraischen Oleichnng darstellen, wccx ^
P und 0 nur gerade Potenzen von x enthalten , und Q für keinen reelle ^
Werth von x verschwindet. Die Ausführung der Rechnung für den allgc^ *
meinen Fall scheint ziemlich complicirt zu sein ; zur Erläuterung der M^ *
thode soll ein einfaches Beispiel genommen werden.
Sei:
00
K
■ 2
0
und f/^ + flt/« + bt^ + cu*+e' = {t^ + a*) {u*+p) (w« + y*) K + **)» ^^ «^ ß^
y, d wesentlich reelle Grössen sind. Durch Zerlegung in Partialbrüch0
findet man leicht:
_ _J[ 1 l^ _ 1
^ ^ (Jt »\ (Jt ..2\ (JL A«S "^ Ä ?"ä«
« («•_,?•)(«•_/) («t-a«) ' /J (/?•-«') (/P-y«) (^-a«)
y ()^-«') (y'-/»*) (r*-^) « (**-«*) («*-^) (a*-y')'
Da
1 1
+
(«'-^) («'-y') (o»-a«) («»-^) Q?—f) {ß'-i*)
1 . 1
(„t_y.)(y._^)(y._4.) ' (^ _ ^t) (J..^) (^ _ y.) ,
so lässt sich die Gleichung für z auch schreiben:
+
oder wegen :
l 1,1
d. h. :
1)
«/?yrf («+ |3) (« + v) C«+«^ (§ + t^ C^"+«) (y+<5)
Von Dr. A. Ennepbr. 309
-^
Ans der Gleichung:
folgt:
«• + /3^ + y*+6'=a
aßyd = e.
Seist man:
'> I -h*
derlL'^l ^ findet man mittelst der Gleichungen 2)
4) ^^==-aß + ay + iiö + ßy + ßi + YÖ.
Diese Gleichung quadrirt giebt :
5) (f^y=b + ie + 2i,p.
Es ist femer
'••■; ^ = c + «(y«— a).
ibrüd- Dnrch Elimination von p zwischen dieser Gleichung nnd 5) folgt :
Aus den Gleichungen 3) findet man :
p — aßy={yS—aß){a + ß),
f p — «yy = (i5*— öy)(«+y).
p — aiy^=^{ßy — €ii) (a + d),
p — ßyy = — {ßy—ü6){ß+y\
p-ßdy = -{ß6--ay){ß+d),
p—yd'y= — {y8 — aß)(y + ö).
en
(yö — aß) ißd — ay) {ßy — ad) ss c — ae
§iebt das Product der obigen sechs Gleichungen :
~ (•+/»)(«+ r) («+ ») (ß+ Y)iß+i)iy+ *) {"e-cy
= ip—cißy){p—«Yy)ip—tt8y){p—ßyy)ip—ßiy){p~ydy),
ff a
-p/e*^ + »•«•,
=* Cp'+^j^ (p'-cyT-py ^ (p*+ «y*) +pV (p'-c),
=*Cp'-«y*)*jp* + «y*-py^|+pV{p*-c-«(y*-«)|-
Da nun nach 4)
p»— c — e(y* — a) = 0, /i*— 6y* = c — ae.
310 Zur Theorie der bestimmten Integrale. Von Dr. A. Ehmepeb.«
80 erhält man einfach :
(a + fi)(a + Y) (.a + i){ß + Y){ß + i) {y+i)=P»^^-P*-ei^.
Die Gleichung 1) geht hierdurch über in:
ez-
Ptf— r—'ir
Da nun nach 5) und 6)
so lässt sich die Gleichung tat z auch schreiben :
ezy =
Eliminirt man y zwischen dieser Gleichung und
80 erhält miyi eine algebraische Gleichung für z , welcher das Integral
0
genügt.
xm.
Ueber die Aniahl der GFeraden, Ebenen und Punkte , welche
durch gegebene Punkte, Gerade nnd Ebenen in der Ebene
und im Baume bestimmt werden.
Von Professor Dr. C. A. Beetschneideb
in Gotha.
Eine der ersten und vornehmsten Aufgaben, welche die Geometrie
der Lage stellt, betrifft die Bestimmung der Anzahl von Geraden und Ebe-
nen, welche man durch gegebene Punkte legen kann, sowie umgekehrt die
Bestimmung der Menge der Schnittpunkte und Schnittlinien , welche durch
gegebene Gerade oder Ebenen erzeugt werden. Da eine erschöpfende Lö-
sung dieser Aufgabe bis jetzt, so viel mir bekannt, noch nicht versucht
worden ist, so soll es im Folgenden unternommen werden, die fragliche
Lficke in der Wissenschaft des Kaumes wenigstens der Hauptsache nach
ausxnf&llen.
§.1.
Als Fundamentalsfttze , von denen die Untersuchung auszugehen hat,
sind nachfolgende aufzuführen.
a) Zwei Punkte im Räume liegen stets in einer Geraden; und umge-
kehrt: zwei Ebenen im Räume schneiden sich stets in einer Ge-
raden.
Im zweiten Falle kann die Schnittlinie entweder in unendlicher
oder in endlicher Entfernung liegen, je nachdem die gegebenen
Ebenen parallel sind oder nicht.
b) Durch drei Punkte im Räume , die nicht in einer und derselben Ge-
raden liegen, ist stets eine Ebene bestimmt; und umgekehrt: durch
drei Ebenen im Räume, die nicht durch eine nnd dieselbe Gerade
hindurchgehen, wird stets ein Punkt bestimmt.
Dieser Schnittpunkt kann nicht nur in endlicher, sondern auch in
unendlicher Entfernung liegen, und es sind in letzterem Falle die
drei Schnittlinien je zweier der gegebenen Ebenen einander ^atall^U
3tO Zur Theorie der bestimmten Integrale. Von Dr. A.
80 erhält man einfach :
(«+«(«+ r) («+«)</»+ r) 0» + «) (r+«) =py^'-i^-«/.
Die Gleichung 1) geht hierdnrch fiber in»
ex-'
1^ — <* ^ ±
Da nnn nach 5) nnd 6)
80 IXsst sich die Gleichung für t auch schreiben :
ezy='
Eliminirt man ff iwischen dieser Oleichnng nnd
so erhält mn^k eine algebraische Oleichnng ftlr 2, welcher dae Integral
OD
2 r du
nj t^ + at^ + i
o
genügt.
Von Prof. Dr. C. Ä. Bketschneideb. 313
-* ao mögen diese x oder y Geraden in der Ebene vollständig
frei genannt werden.
g) Sind in einer Ebene od^r im Baume x Punkte gegeben , von denen
ein Theil y auf mehrere Gerade oder Ebenen verthcilt ist, und es
liaben diese y Punkte eine solche Lage, dass keine Gerade, welche
durch zwei auf verschiedenen Gebilden gelegene Punkte bestimmt
wird, durch einen der übrigen {x — 2) Punkte hindurchgeht, — und
dass keine Ebene, die durch je drei, auf drei verschiedenen Ge-
- bilden liegende Punkte bestimmt wird, durch einen der übrigen
{x — 3) Punkte hindurchgeht; — so sollen jene y Punkte in der
Ebene, beziehungsweise im Baume, beschränkt frei heissen.
Die gleiche Benennung mag unter analogen Voraussetzungen von
Ebenen und von Geraden gebraucht werden.
Hit Hilfe des Vorstehenden ergiebt sich unmittelbar die Auflösung der
nachfolgenden sechs Uauptaufi^aben.
§.3.
I. Es seien in einer Ebene n Punkte gegeben; man ver-
langt die^^nzahl der durch sie bestimmten Geraden.
Lehrsatz. ]. Die Anzahl aller Geraden, welche durch n
in der Ebene .vollständig freie Punkte bestimmt werden, be-
trägt 4«(ii — 1).
Denn jeder der n Punkte giebt mit jedem der noch übrigen (n — 1)
Punkte ebenso viele Gerade, so dass die Gesammtzahl der letzteren ii(/i^l)
betragen würde. Da aber hierbei jede Gerade doppelt gezählt wird, näm-
lich das eine Mal von dem einen der sie bestimmenden Punkte aus, das
andere Ual von dem zweiten dieser Punkte, so ist die Zahl der wirklich
vou einander verschiedenen Geraden nur ),n{ii — l),
Oder:
Der erste der n Punkte giebt mit jedem der noch übrigen (n — l) Punkte
("^i) Gerade. Ebenso erzeugt der zweite der n Funkte mit jedem der
(*-— 2) Punkte, welche mit Ausschluss des bereits verwendeten ersten
Pnnktes noch übrig sind, neue (n — 2) Gerade; auf gleiche Weise der dritte
Punkt neue (« — 3) Gerade u. s. f., bis endlich der (n — 2)** Punkt mit den
beiden loteten noch 2 Gerade, und der {n — !)•*• mit dem letztens*'*" Punkte
'^h 1 Gerade liefert. Die Anzahl aller möglichen Geraden ist demnach
. 1 + 2-t- ... + (n-2) + («-!) = ?^^^^.
Lehrsatz 2. Die Zahl aller Geraden, welche durch
'*==5 5'+pJP unkte einer Ebene bestimmt werden, von denen q
vollständig frei sind, die übrigen p hingegen in einer Gera-
den Uogen, ist gleich l + ^qiü — 1)+P5'.
Denn die /> Punkte geben für sich allein 1 Qcvade^ Nv'^\xivä\i^ ^\^ f|^^\^^i&\&
314 üeber die Anzahl der Geraden , Ebenen und Punkte.
deren ^q {q — 1) bestimmen. Endlich liefert jeder Pankt der Gmppe p
mit jedem Punkte der Gruppe q eine Gerade, wodurch noch p 9 Gerade
erzeugt werden.
Zusatz. Es ist die verlangte Zahl auch gleich
4n(n~l)-4/,(p — 0 + 1.
Denn wären alle n Punkte vollständig frei , so würden sie | n (»-» 1) Ge-
rade geben. Es liegen aber p Punkte auf einer und derselben Geraden,
also fallen alle durch diese p Punkte erzeugten Geraden , an der ^ahl
\P {P — 1)9 ^^ ^^^^ einzige zusammen, und die obige Zahl muss also vm
iP (P — 1) — 1 verkleinert werden.
Lehrsatz 3. Die Anzahl aller Geraden, welcjie in einer
Ebene durch n=j9|+p, beschränkt freie Punkte bestimmt
worden, von denen pj auf einer Geraden, Pf auf einer zwei-
ten Geraden liegen, ist gleich 2+pip^.
Denn es giebt jeder Punkt der Geraden p^ mit jedem Punkte auf pt
eine Gerade; mithin ist die Zahl aller so entstehenden Geraden gleich
PiPf Und zu ihnen kommen noch die beiden Geiiaden, welche die ein-
zelnen Punktmassen Pi und p^ enthalten.
§.4.
Die im vorangehenden Paragraphen entwickelten Sätze enthalten
alles, was nöthig ist, um in jedem Falle die Anzahl der Geraden zu finden,
welche in der Ebene durch Punkte bestimmt werden, die man in Bezug
auf ihre Lage irgend welchen beliebigen Bedingungen unterworfen hat.
Alle hier möglichen Fälle aufzustellen und für jeden derselben die ent-
sprechende Formel zu entwickeln, würde zu maassloser Weitläufigkeit
führen, ist aber auch ohne erheblichen Werth. Wie man sich in jedem
einzelnen Falle zu verhalten hat, wird zur Genüge aus den nachfolgenden
Beispielen erbellen.
Aufgabe 1. Die Anzahl aller Geraden zu finden, welche
in einer Ebene durch n = q+Pi +Pf + . .. + Pt Punkte bestimmt
werden, von denen g vollständig, die übrigen nur beschränkt
frei sind, und zn je Pty Pf. , .pk auf/r verschiedenen Geraden
liegen.
Auflösung. Zuerst liefern die q vollständig freien Punkte unter
sich allein \q {q — 1) Gerade. — Die beschränkt freien Punkte dagegen
geben nicht nur die k Geraden, auf denen die einzelnen Punktmassen
Pij Pt • • • Pk vertheilt liegen , sondern auch die ganze Schaar der Geraden,
welche aus der Verbindung eines Punktes der Gruppe />a niit einem Punkte
einer anderen Gruppe p« hervorgehen. Da nun die Anzahl der Geraden,
welche aus zwei solchen Gruppen hervorgehen, nach Lehrsatz 3 gleich
PA Pi s<^^Q muss , so wird die Gcsammtzahl der Geraden aus allen k Grup-
pen oßeubAr gleich :
Von Prof. Dr. C. A. Bbetschnbider. 315
PiPt+Pf Pf + PlP4 + - • •+P*-2P* +Pk^iPk
werden, d. b. gleich der Snmme der Binionen ohne Wiederholung aus den
i Zahlen pj p, n. s. w. Bezeichnet man daher diese Snmme sur Abkürznng
°^t2^(Pi . .'pa)> so erhält man für die Zahl der Geraden, welche die be-
tdiränkt freien Punkte unter sich erzengen, den Werth k + £^{p^.. .p^^).
Zu dieser Gesammtsumme kommen nun noch diejenigen Geraden hinzu,
welche durch Verbindung eines Punktes aus der Gruppe q mit einem Punkte
der Gruppen p hervorgehen , deren Zahl nach Lehrsatz 2 gleich
«(Pi+Pi+---+Pt)
ist
Als Endresultat ergiebt sich daher die Summe :
{P {9—^) + ^+ (PiPt +Pi Pa + • • . +Pit-lP*) + Ö' (Pi +Pi + . . . +Pk)
= k9 {q — l)+fc + £j, (y, pi , p, . . .pk).
Zusatz 1. Liegen in einer Ebene ^ ^^Pi +Pt + • • •+Pk beschränkt
freie Punkte , welche zu je P| , p, u. s. w. auf k gerade Linien vertheilt sind,
w ist die Zahl der durch sie bestimmten Geraden gleich der Summe der
Binionen ans den Zahlen P|,Pt u. s. w., vermehrt um die Zahl Ar, d. h. gleich:
*+Pi Pt +Pi Ps + • • • +P*-iP*.
Zusatz 2. Sind in einer Ebene n = 1 +Pi +Pi + • • • + PJb beschränkt
freie Punkte auf k Strahlen eines Strahlbüschels so vertheilt, dass einer
▼OD ihnen im Strahlencentrum , die übrigen zu je P\y Pf > ^Pk &nf den
^Strahlen liegen, so ist die Zahl der hierdurch bestimmten Geraden eben-
fills gleich :
* +Pj Pf +Pi Pf + • • • +Pt-i Pk-
Aufgabe 2. Es seien in einer Ebene n Punkte gegeben,
Ton denen q vollständig, die übrigen (n — g) aber nur be-
lehrlnkt frei sind, und auf k Strahlenbüscbeln so vertheilt
Hegen, dass jedes der k Strahlencentra einen Punkt enthält,
während auf
«1 Strahlen des ersten Büschels je Pi',Pi", p/" . . .pi*"*
•4 zweiten Pi', Pi", Pi'" • • . Pi"*
n. s. w. u. s. w.
«t Arten Pk\Pk\Pk" ---Pk'^
der gegebenen Punkte zu liegen kommen. Man soll die An-
>*hl aller durch diese »Punkte bestimmten Geraden angeben.
Auflösung. Man setze zuvörderst zur Abkürzung:
m = Uli + 0S| + • • • + >^ib
Pi=Pi' + Pr+.--+Pi"'*
Pi=p/ + Pi"+---+Pt"*
Pk=Pk+Pk'+ . . . + Pt""*^
•0 beträgt die Zahl der gegebenen Punkte n = q + k + p^-V Pn -V • • - "V Vk>
316 Ueber die Anzahl der Geraden , Ebenen und Punkte.
und die Zahl der Strahlen, welche die A: Büschel znsammen enthalten, isl
gleich m.
Zieht man znerst alle Punkte, mit Ausnahme der k Strahlenmittel*
punkte, in Betracht, so ist die Zahl der durch sie bestimmten Geradei
nach Aufgabe 1 gleich der Summe der Binionen aus q und den m verschie-
denen Zahlen der Form pi^ vermehrt um die Grösse \q{q — 1)+*"
d. h. gleich:
Hierzu kommen nun zweitens die durch die k Centra noch entstehenden
Geraden, welche in zwei Gruppen zerfallen. Die erste derselben wird
durch die Geraden gebildet, welche die Strahleucentra unter sich bestim-
men. Da es der Willkür überlassen ist, ob diese Centra unter einandei
vollständig oder nur beschrankt frei sein sollen, so bezeichne man die An-
zahl der durch sie allein entstehenden Geradon mit Ar', ein Werth, der nacli
den bereits ermittelten Gesetzen in jedem Falle gefunden werden kann.
Die zweite Gruppe von Geraden enthält dagegen alle diejenigen, welche
durch Verbindung eines Centrums mit allen übrigen , nicht zu seinem Bfl-
schel gehörigen Punktmassen pi , sowie mit den Punkten q hervorgehen.
Da hiernach jede Zahl Pi mit {k — 1) Strahlenmittelpunkten verbunden
wird, so ist die Zahl der zweiten Gruppe gleich
fcq + (Ar-1) 2?, (p^) = kS, (^, p?) - U, {p%
wenn man durch 2^ (p,) die Summe der Unionen aus den m Grössen der
Form p^i bezeichnet. — Als Endresultat folgt daher für die gesuchte Zahl :
yiq-i) + m + k' + i:,{q,pi)+k£, {q,p^) — 2, (;>?)
= 4fi^(y-l) + m+Ar' + 2i(Är,y,i>?)-(«-^— Ar).
Zusatz l. Sind die k Strahlencentra unter einander vollständig frei,
so wird k'^=\k {k — l) und es kann der gefundene Endwerth in nach-
stehende Form zusammengezogen werden:
i? (?+l) + 4^ (^+1) + w — n + 2; (A:, q,p^).
Zusatz 2. Fallen die q vollständig freien Punkte gänzlich hinweg,
so bleiben nur noch die auf den Strablenbüscheln liegenden Punktmassen
übrig, und es reducirt sich die Zahl der alsdauu noch möglichen Ge-
raden auf:
\k{k + l) + m — n + E^{k,p^).
Aufgabe 3. Es seien in einer Ebene n = g + Ar +/>, +Pt + •• •
+ Pk Punkte gegeben, von denen q vollständig, die übrigen
(w — q) nur beschränkt frei sind. Von den letzteren sollen
k die Spitzen eines einfachen^ Eckes bilden, während auf
den einzelnen Seiten desselben noch ausserdem je /^i,/), .. ./»^
Punkte vertheilt liegen. Man verlangt die Anzahl aller Go-
radon, woJcho durch diese nPunkto bestimmt sind.
Von Prof. Dr. C. A. Bretscrneideb. 317
^i^^^^^^i^^^^i^'i^ti^l^^^^^^^^^^^^^^^'ll^S^S^ii^^^^t^^^'^X^»^
AnflösuDg. Zuerst geben die Ar Spitzen der Fignr, da sie unter
einander gXnzlicb frei sind, \fc (k — 1) Oerade, in welcher Zahl natürlich
die Seiten der Figur, auf denen die P|, Pt- > •Pk Punktmassen liegen, mit
einbegriffen sind. Ebenso geben diese p, , p, etc. Punkte unter sich
£i(PuPt'*'Ph) Oerade. Hierzu kommt aber zweitens die Zahl der Ge-
raden, welche jede der Ar Spitzen mit den Gruppen Pi , p, ... pjt erzeugt,
and zwar mit allen denjenigen, die nicht mit ihr zugleich auf einerlei Seite
liegen. Da hiernach jede dieser Gruppen zwei Mal wegfällig wird, so
beträgt die Gesammtzahl der so entstehenden Geraden :
{k^2){p,+Pt + ...+Pk) = k{p,+p^^...+Pk) — %{n—q—k).
£< liefern mithin die beschränkt freien Punkte unter sich
iA:(Ar— l) + 2;(p,...p*) + Ar(p,+p, + ...+p*)_2(n— ^-.^)
= iArrAr- 1) — 2 (/i — jr- Ar) + li(Ar, p, . . .pä)
Gerade. — Da nun die q vollständig freien Punkte unter sich \q{q — 1)
«nd mit'den übrigen (« — q) Punkten noch q{n — ^) Gerade erzeugen, so
beträgt das Endresultat die Summe :
4«(?-l) + 4*(*-l)— 2(«-^— Ar) + li(Ar,p,...p*)+j(A:j+p,+p,+...
+ P*) = 4^(^ + 3) + 4Ar(Ar + 3)—2n + 2^(5^, Ar, p,...pO.
Zusatz. Fallen die q vollständig freien Punkte gänzlich weg, so
bleiben nur noch die auf die Spitzen und Seiten des Ar Eckes vorth eilten
Punkte übrig, und diese erzeugen noch die Zahl von
iA:(Ar+3) — 2;i+2i(Ar,p, ...pO
geraden Linien , mit Einschluss der Seiten der Figur.
§.5.
IL Es seien im Räume nPunkte gegeben; man suche die
Ansahl der durch sie bestimmten Geraden.
Sind die gegebenen Punkte im Räume vollständig frei oder liegen sie
entweder sämmtlich oder doch theilweise auf geraden Linien vertheilt, so-
vie dies in dem Falle I angenommen worden, so gelten alle die unter I
entwickelten Formeln, bei denen die gegebenen Punkte in einer Ebene
ugen, auch jetzt noch, wo sie als im Räume liegend angenommen werden.
I^enn da durch zwei Punkte stets eine Gerade bestimmt wird, mögen nun
jene in einer Ebene oder im Räume liegen , so ändert sich in den Schlüssen
<les Falles I nicht das Mindeste , wenn sie auf den vorliegenden Fall II an-
gewendet werden. Neue Bestimmungen können hier erst dann eintreten,
^enn die beschränkt freien Punkte auch auf Ebenen vertheilt sind.
Lehrsatz 4. Sind im Räume n = j' + ^'i +''i+ • • • + ''m Punkte
Segeben, von denen g vollständig, die übrigen nur beschränkt
^fei and zu jeri, r, ...rmaufmverschiedene Ebenen vertheilt
•ind, in denen sie beziehungsweise g^j 9% • • > 9m Gorade be-
•timmen, — so ist die Zahl der durch sie erzeugten Geraden
gleich iy(^-l)+(i7i-H^, + ... + ^«) + 2; (fi,r,...r^V
318 Ueber die Anzahl der Geraden , Ebenen and Punkte.
Denn es geben die q Pnnkte unter sich \q {q — 1) Gerade, die Punkte
hingegen , welche in denselben Ebenen liegen , beziehungsweise ^i » gf9k
Gerade , wodurch die beiden ersten Glieder der Formel erhalten werden.
Sodann aber giebt jeder Pnnkt'aus einer der Gruppen 9, r| , r, • • • Tm mit
jedem Pnnkte aller übrigen Gruppen noch eine Anzahl tou Geraden, deren
Summe der Summe der Binionen aus sämmtlichen Zahlen 9, r, . . . r^ gleich
sein muss*
Zusatz. Sind die Punkte einer und derselben Gruppe r^ in ihrer
zugehörigen Ebene vollständig frei , so wird gi = 4^*' C'** — ^) ^^ ^'^^ oben
gefundene Ausdruck verwandelt sich in :
lö'fe— l) + 4r,(r, — l) + 4r,(r, — l) + ... + 4r^(r«— l)+2;(^,r,...r«),
ein Werth, der sich offenbar auf ^n(n — l) reducirt.
In der That sind dann sämmtlichen Punkte vollständig frei, da di»
Gerade, welche zwei derselben verbindet, falle dieselbe nun in eine der-
gegebenen Ebenen oder in den Baum, doch durch keinen der Übrigen^
{n — 2) Punkte hindurchgehen kann.
Lehrsatz 5. Sind im Räume « = S'+Pi + ...+p* +r| + r, + ..^
4-rM.Punkte gegeben, von denen 9 vollständig, die übrigen
(n — q) aber nur beschränkt frei sind, und zwar zu je P|, p,.. .pi —
auf Ar Geraden und zu je Ti, r,. . «Tm auf m Ebenen liegen, in de-
nen sie beziehungsweise ^i, ^t •• .^m Gerade bilden; — so ist
die Gesammtzahl der durch sie bestimmten Geraden gleich:
i?(s^ — 1) + Ar+ {ßx+gt -f . • • + ^m) + -2;(y,Pi...Pt, Ti . . . r„).
Zuvörderst geben die (^ + ''1 + r, + . . . + r») Punkte unter sich nach
dem vorigen Lehrsatze die Zahl von
4^ (ö' — l) + (ö'i +0^2 + . • . + fl'm) +2; (jr, r,, r, . . . r„)
Geraden. Die auf k Geraden vertheilten Punktmassen unter sich liefern
dagegen nach Aufgabe 1, Zusatz 1 die Zahl von k-^Z^^p^ '•'Pk) Geraden.
Rechnet man hierzu noch die Geraden, welche jeder Punkt der Gruppe
(Pi ' * 'Pk) mit jedem Punkte der Gruppe (gr, p, . . .pt) erzeugt, deren An-
zahl gleich
(Pi +Pt + . • • +Pk) (q+n + r, + . . . + r„)
ist, so erhält man für die Gesammtsumme den Werth:
4 S' ((/— l) + ^ + (ö't + ö^t + . • . + ö'm) + 2i (s', r, . . .r„.) -f- 2; (p, . . . p^)
+ (Pi+Pi + '" +Pm) (ö' + r, +r, + . . . + r„)
= h"^ (^/ — '^) + ^+ (9i+ 9t + " ' + gm) + £i(qy Pi . . .p*, r, . . .r«).
Zusatz. Sind die r,- Punkte in jeder ihrer Ebenen unter sich voll-
ständig frei, so bezeichne man 5^ + ^1 + ^"2 + • • • + ''m = ^5 dann ist die
Zahl der vorhandenen Geraden gleich :
lv(v — l) + (n — v)v + k + £,(p,...p,),
Lehrsatz 0. Sind im Räume w = ^r + ä + r, + r^-f- , . . + r,»
Punkte gegeben, von denen q vollständig, die übrigen (n — q)
nur beschränkt frei sind, und zwar auf m Ebenen eines
Von Prof. Dr. C. A. Bretschneideb. 319
Ebeneabfischeis so vertbeilt liegen, dass h derselben in die
Achse des Büschels, die übrigen zu je r|, r, . . . rm auf die ein*
lelsen Ebenen fallen und in ihnen beziehungsweise^!,^, ..^0,
Gerade erzeugen; — so beträgt die Zahl der durch diese
flPankte bestimmten Geraden
l + lÖ' (ö'— 1) + (9i + 9t + '''+9m) + £f(gjh,r^... r^).
Denn es liefern zuerst die ö' + r, + r, + . . . + r», Punkte unter sich
Dsch Lehrsatz 4 die Zahl von
h9 (9 — ^) + (^1 +9t + • • • + 9m)+^(9j n . . . rm)
Gerade, während die h Punkte unter sich nur eine einzige Oerade be*
stimmen , nämlich die Achse des Büschels. Zweitens aber liefert jeder der
Pinkte A mit jedem der übrigen (n — h) Punkte eine Oerade, also h{q + ri
+r^+. • . + '*«) in Summe, woraus sich denn die oben geftindene Formel
lofort zusammensetzt.
Zusatz. Nimmt man auch hier jede der r^ Gruppen in ihrer Ebene
«Is vollständig frei an , so verwandelt sich die Formel des Lehrsatzes in :
J(ii— Ä)(n— Ä— l) + l + Ä(«-Ä) = l + i(n— Ä)(« + Ä-l),
MB Ausdruck, der ungeändert bleibt, wenn ^s= 0 gesetzt und damit die
ganse Masse der n gegebenen Punkte als beschränkt frei angesehen wird.
Mittelst der vorstehenden Lehrsätze können nun alle Aufgaben über
die Anzahl von Geraden , welche durch Punkte im Räume bestimmt sind,
gelöst werden, mögen nun diese Punkte auf ganz beliebige Weise unter
Strahlenbüschel und Ebenenbüschel vertheilt oder theilweise vollständig
frei sein. Namentlich gehört hierher der Fall , wenn die Punkte auf den
Ecken, Kanten und Grenzflächen eines Polyeders liegen. Indessen dürfte
^8 überflüssig sein, länger hierbei zu verweilen, da die unter I gelösten
toalogen Aufgaben sattsam zeigen , wie man hierbei zu verfahren hat.
§.6.
IIL Es «eien im Räume nPunkte gegeben; man suche
die Anzahl der durch sie bestimmten Ebenen.
Lehrsatz 7. Die Anzahl der Ebenen, welche durch n im
Baume vollständig freie Punkte bestimmt wird, beträgt:
n(n^l){n^2)
1.2.8
Jeder einzelne der n Punkte bestimmt mit den übrigen (n — 1) Funk-
en so viele Ebenen, als diese {n — 1) Punkte unter sich verschiedene Ge-
^t erzeugen, nämlich ^ (» — 1) {n — 2)i Die Gesammtzahl aller Ebenen
^flrde demnach \n {n — 1) (n — 2) sein, wenn dabei nicht jede Ebene drei
Ktl gezählt wäre, indem sie nämlich von jedem ihrer drei bestimmenden
^okie aus einmal in Rechnung genommen worden ist. Die wahre Anzahl
aller Ebenen beträgt daher nur den dritten Theil der vorhin gefundenen
Saaune.
320 Ueber dio Ansah! der Goraden, Ebenen und Punkte.
Lehrsats 8. Die Anzahl der Ebenen, welche im Ranme
durch ft = 9 + P Punkte bestimmt werden, von denen q voll-
ständig frei sind, die übrigen p hingegen in einer Geraden
liegen, — beträgt:
Denn die Gerade p giebt zuvörderst mit jedem der q freien Punkte
eine Ebene, also zusammen q Ebenen. Sodann bestimmt jeder einzelne
Punkt der p mit jeder der \q{q — 1) Geraden, welche die Gruppe q unter
sich erzeugt, eine neue Ebene, wodurch ^q (q — 1) /> Ebenen entstehen.
Endlich geben die g Punkte unter sich noch ^q {q — 1) {q — 2) Ebenen,
womit die im Lehrsatze angegebene Gesammtzahl erfüllt ist.
Lehrsatz 0. Die Anzahl der Ebenen, welche durch nsg+r
Punkte im Räume erzeugt werden, von denen q vollstftndig
frei sind, während die übrigen r in einer Ebene liegen und
in derselben ^/Gerade bilden, — beträgt:
l + ^i^+lö'(^-l)r + *g(ö'-l)(^— 2).
Denn zuerst geben die r Punkte unter sich r Ebenen und die q Punkte
unter sich deren ^q{q — i){q — 2). Sodann liefert jede der ^ Geraden in
der Ebene r mit jedem Punkte der Gruppe q eine Ebene, also in Summe
qg Ebenen; und umgekehrt bestimmt jede der ^q (q — 1) Geraden ans der
Gruppe q mit jedem Punkte der Gruppe r gleichfalls eine Ebene, also zu-
sammen \q {q — 1) r, womit die im Lehrsatz angegebene Gesammtzahl er-
füllt ist.
Zusatz. Sind die r Punkte in ihrer Ebene vollständig frei, so wird
g z=^r {r — l) und damit erhält man als die höchste Zahl von Ebenen, die
durch die n = g' + r Punkte bestimmt werden, die Summe:
l + ir{r~l)q + r.\q{q^l) + ^q(q^i)(q~2)
= l + i«(«-l)(w-2) — |r(r-l)(r — 2),
ein Resultat, welches dem in Lehrsatz 2, Zusatz l erhaltenen analog ist,
und sich ganz auf dieselbe Art, wie dieses, auf den Lehrsatz 7 zurück-
führen lässt.
Lehrsatz 10. Die Anzahl der Ebenen, welche durch
n=zp'j'r Punkte im Räume bestimmt werden, von denenp in
einer Geraden, die übrigen r hingegen in einer ausserhalb
dieser Geraden liegenden Ebene enthalten sind, in welcher
sie gr Gerade erzeugen, — beträgt:
Es geben nämlich dio r Punkte unter sich 1 Ebene ; sodann liefern die
durch diese r Punkte bestimmten Goraden g mit den p Punkten der gege-
benen Geraden jE>^ Ebenen; und endlich entstehen durch die Verbindung
dieser letzten Geraden mit jedem der r Punkte noch r verschiedene
Ebenen.
Zusatz, Sind die r Punkten \u der Ebene vollständig frei, so erhall
Von Prof. Dr. C. A. Bketschneideb. 321
min als die höchste Zahl von Ebenen, die durch die p + r Punkte erzeugt
werden kann, die Summe:
l+h^(r—l)p+r.
Lehrsatz 11. Die Anzahl der Ebenen, welche durch
ii=:^+p + '' Pni^kte im Raum bestimmt werden, von denen g
▼ollstXndig, die übrigen beschränkt frei sind, und zwar so,
di88 p derselben auf einer Geraden, die übrigen r auf einer
Ebene liegen, in der sie ^Gerade erzeugen, — beträgt:
i+h(q—l)(q — 2) + g(p + g) + (r+p) + \q(g^l)(r+p) + qpr.
Die aus den n Punkten hervorgehenden Ebenen sind erstens solche,
welche aus den Punkten der einzelnen Gruppen q^p^r unter sich bestimmt
werden, nämlich aus r nur eine, ausp gar keine und aus q deren ^q(q — 1)
(9— 2). Damit sind die beiden ersten Glieder des obigen Resultates ge-
wonnen.
Sodann folgen die Ebenen , welche aus je zwei Punkten der einen
Gruppe und je einem der übrigen beiden Gruppen entstehen , oder mit an-
deren Worten, die Ebenen, welche durch eine Gerade der einen und einen
Punkt einer anderen Gruppe erhalten werden. Es liefern aber die g Ge-
raden der Gruppe r noch g(q'¥p) Ebenen, die eine Gerade der Gruppe
pnoch p (9 + r) Ebenen und endlich die \q{q — 1) Geraden der Gruppe q
noch \q {q —^) {p + r) Ebenen, womit die drei nächsten Glieder der obi-
gen Ge^ammtsumme gefunden sind.
Endlich sind noch die Ebenen hinzuzuzählen, welche durch je drei
Punkte der drei verschiedenen Gruppen gebildet werden , und deren Zahl
nach combinatorischen Gesetzen qpr beträgt.
Lehrsatz 12. Sind im Räume «==^+Pi+Pt+«%-+P* +^i+^f+
••• + ''iR Pnnkte gegeben, von denen q vollständig, die übri-
gen (n — 9) nur beschränkt frei sind, und zwar in Gruppen von
j^ Pi> Pt • ••Pk Auf k verschiedenen Geraden und in Gruppen
Tonjer|,r,...rM aufm verschiedenen Ebenen liegen, in denen
sie beziehungsweise ^|, gf^gm Gerade bestimmen; — so ist
die Zahl aller durch diese ;t Punkte erzeugten Ebenen gleich:
« + « {* + 5^, +flr,+ . . . + ^m +i^ (^^1)} + 2:,(9, p, . . . p*, r, . . . r„)
— {P^+Pt + '•*+Pk) — {gxr^+gtr^+...+gmrm)—\{q+^)q{q — \)'
Werden die einzelnen Bestandtheile der Gesammtsurame ganz in der-
selben Weise entwickelt, wie dies im vorangehenden Lehrsatze geschah,
so erhalten wir zunächst für die Zahl der Ebenen, die durch die Punkte
der Gruppen q^Pi^ r^ unter sich erzeugt werden, die Werthe i/i, 0, ^q{q — i)
Nimmt man zweitens die Ebenen, welche durch die Geraden aus
einer Gruppe und alle Punkte der übrigen Gruppen erzeugt werden, so er-
hält man für die Gruppen r die Summe:
ZeUmchhfl f. Mathvmaük u. Phviik. VI, 5. T^
322 Üeber die Anzahl der Geraden, Ebenen und Punkte:
während dagegen die Gruppen p den Werth :
{n—p,y+ {n—p^) + . . . + {n—Pk) = Arw — (p, +p,+ . . . +pjt),
und die Gruppe q den Werth \q(q — 1) (« — q) giebt. Die Gesammlzahl
dieser zweiten Reihe von Ebenen beträgt daher:
n\g^+g^+.^+gm+k+hq{q-i)\-(g^r, + ..+9mrm)-<Pi+>.'\'Pk)-W(9^^^^
Endlich hat man noch die Ebenen zu zählen , welche durch je 3 Punkte
dreier verschiedener Gruppen entstehen. Ihre Anzahl ist aber gleich der
Summe der Ternionen .ohne Wiederholung ans sämmtlichen (m + ^ + O
Gruppenzahlen, d. h. gleich 2^8 (^ , Pi • . Pit 9 H • • '*m)- I^ie Vereinigung
dieser drei Partialsummen in eine Gesammtsnmme liefert unmittelbar die
im Lehrsatze angegebene Formel.
Zusatz 1. Sind die r; Punkte, welche in einer einzelnen Ebene lie-
gen, unter sich vollständig frei, so wird allgemein ^^ = ^r/(r,- — 1) und
man erliält dann für die höchste Zahl von Ebenen , welche unter den Vor«
aussetzungen des Lehrsatzes noch möglich sind , den Werth :
m+ J|2Ä + rj(r, — l) + r,(r, — 1) + .. + r„ (r«.|) -f^r (g-1)}
— (P. + P» + . . +Pk) — k\ri'(rt -1) + V(r,— 1) +.. + r„«(r«-,)}
-i(g + ^)g(g-ih
der sich auch leicht unter folgende Form bringen lässt:
m + n(k — l)+^q(q-l)(q-2) + £^(q, p, . .p*, r, . . r^)
Zusatz 2. Sind im Räume «=-■= 5^ + r, + r, + ..''m Punkte gegeben,
welche den im Lehrsatze angegebenen Bedingungen entsprechen, so ist
die Anzahl der durch sie bestimmten Ebenen noch:
m'\-n\g^+g^ + .,+g^+\q(q — i)\ + £^(q, r, . . r„)
— \9t n+gtr^ + .. + g„, r^\ —i(q + l)q(q-' 1),
also im günstigsten Falle, wenn jede der r Punktgruppen in ihrer Ebene
vollständig frei ist:
m- in'^^q(q-^i)(q^2) + i:,(q,r,.. r„)
- 4 !y' + r,» + V + . . + r«»l.+ i(^+ 1) k» + r,» + r,» + . . + r^'\,
Zusatz 3. Sind im Räume « = y + Pi + Pt + • • + Pa- Punkte ge-
geben, welche den im Lehrsatze angegebenen Bedingungen entsprechen,
so ist die Anzahl aller durch sie bestimmten Ebenen gleich :
/' U^ - 1 ) + 47 (^ — 1)! - iv (y "f 2) (y~2) H- 2:3 (y, />, . . p*).
Zusatz 4. Liegen im Räume w ^=Pi +/>«+.. + Pt + '"i ^-^'t -h» •
+ r„, beschränkt freie Punkte, von denen je Pi , p, . .p* auf k Gerade und
je r, , r, . . Km «uf m Ebenen vertheilt sind , in denen sie beziehungsweise
Oxy ih • 'Um (»pra<le erzeugen; — so beträgt die Gesammtzahl der durch sie
bestinnnten Ebenen:
Von Prof. Dr, C. A. Bretschmbider. 323
— {Pt +Pt + . . +Pk) — {9t rt+gtr^+.. + gm r«),
also im günstigsten Falle, wenn alle r,- Punkte in ibrcn Ebenen vollständig
frei sind:
m + n{k~l) + £, (p, . .pt r, . . r«.) — 1(V+. . + r„»)
Z osats 5. Die Ansahl der durcb n :=/>i +P< + • • +Pa beschränkt
freie Punkte bestimmten Ebenen beträgt, wenn je Pt^PfPk Punkte in
Ar Geraden liegen :
n{k--l) + Z,{p^..p,,).
Zusatz 6. Liegen im Räume n = r, + r, + . . + r„ beschränkt freie
Pankte , von denen je r, , r, . . r^ in m verschiedenen Ebenen enthalten
sind und in diesen beziehungsweise gi^ 9%* »gm Gerade bilden , so ist die
Gesammtfcahl der durch sie bestimmten Ebenen gleich :
»• + » (fl'i +fl^a + . . +fl'«) — (yiT, +^,r, + . . +^^ r„,) + Z^ (r, r, . . r„),
also, wenn jede r,- Punkte in ihrer Ebene vollständig frei sind:
m — In« — 4(r.» + .. + r„') + i(«+l)(r.' + r.» + ..+r«»)+2;,(r,..r,).
§. 7.
IV. Es seien in einer Ebenen Gerade gegeben; man suche
die Anzahl der durch sie bestimmten Schnittpunkte.
Lehrsatz 13. Die Anzahl der Schnittpunkte, welche in
einer Ebene durch n vollständig freie Gerade erzeugt wor-
den, beträgt:
\n{n — \).
Lehrsatz 14. Die Anzahl der Schnittpunkte, welche
»= g4-f, +^ + -*+'ib in einer Ebene liegende Gerade erzen-
gen, von denen q vollständig, die übrigen hingegen be-
schränkt freisind undzuje/, ,^../jtdurch/r inendlicheroder
unendlicher Entfernung gelegene Punkte hindurchgehen; —
beträgt:
Zusatz. Fallen die vollständig freien Geraden hinweg, so dass nur
Boch die Strahlen der k Strahlenbüschel oder Strahlenbündel übrig bleiben,
so reducirt sich die Anzahl aller noch möglichen Schnittpunkte auf:
A: + 2; (/,/,../*).
Die Beweise dieser Sätze sind denen der Aufgabe I vollständig ana-
log and können aus letzteren unmittelbar erhalten werden, wenn man in
ihnen überall statt Punkt und Gerade beziehungswebe Gerade und Punkt
snbstituirt. Es kann daher die weitere Untersuchung der im vorliegenden
Falle möglichen Aufgaben umsomehr ei:spart werden , als die Endformeln
mit denen der No. I (mutatii mutandis) völlig übereinstimmen müssen.
324 Ueber die Anzahl der Geraden, Ebenön und Punkte.
§.8.
V. Es seien im Kaume n Gerade gegeben; mansvchecl
Anzahl der durch sie bestimmten Schnittpnnkte und Eben<
Da zwei Gerade im Räume nur dann einen Schnittpunkt besitz
wenn sie in einer Ebene liegen, und nur dann eine Ebene bestimm
wenn sie durch einen Punkt hindurchgehen, so folgt, dass die Aufgf
nur unter den beiden bestimmten Voraussetzungen lösbar ist, dass alle (
rade entweder durch einen Punkt oder durch eine Gerade hindur
gehen.
A. Sftmmtliche Gerade gehen durch einen und denselbe;
Punkt
Lehrsatz 15. Liegen von n Geraden, die durch einen u:
denselben Punkt gehen, nie mehr als zwei in einerlei Eben
so bestimmen dieselben *
1 Schnittpunkt,
\n{n — 1) Ebenen.
Lehrsatz 16. Gehen im Raumeii=s^ + ^, + f,+ .. + /itG
rade durch einen und denselben Punkt, und sind yon ihn
q unter sich yollständig, die übrigen aber nur beschrän
frei, so dass je f,, /,.. /jt derselben in Ar verschiedenen Eben
liegen, so werden durch diese n Geraden bestimmt:
1 Schnittpunkt,
^ + l7 (q — l) + 2f{q. U . .'*) Ebenen.
Den Bowcis dieser Satze crht< man unmittelbar aus No. I, w«
man durch das System der n gegebenen Geraden, jedoch ausserhalb ih
gemeinschaftlichen Schnittpunktes, eine Ebene legt. Jede der n Gerac
wird in dieser Ebene durch ihren Schnittpunkt mit letzterer vertreten, b
ebenso findet sich jede der durch zwei der n Geraden bestimmten Ebei
durch die Schnittlinie repräsentirt, welche sie mit der Hilfsebene bild
Die Aufgabe kommt daher gfinzlich auf die der No. I zurück.
B. Slimmtliche Gerade gehen durch eine und dieselbe
Gerade.
Lehrsatz 17. Durch n = Ar+l Gerade im Räume, von den
Ä" durch eine und dieselbe (Ar + l)*** geschnitten werden, tibi
gens aber unter einander vollständig frei sind, werden b
stimmt: k Schnittpunkte und
k Ebenen.
Denn jede der Ar Geraden bildet mit der letzten (A:+l)*^" einen Schni
punkt und giebt mit ihr zugleich eine Ebene.
Lehrsatz 18. E8seienimRaumert = l.+ /, +/, + .. + ^6
rade gegeben, von denen Je ti,t^..t|tfc TfLumliche Strahl«
Von Prof. Dr. C, A. Bretsghneider. 325
*x^'»<M^^»^M^<^w»^^^^»^^»^>»^^>^wy>»^xs»^^^^^^^^
bttiehel bilden und in jedem derselben beziehungsweise je
^,,^..^it Ebenen bestimmen, sonst aber vollständig frei sind.
Wenn nun dieCentra aller ArBüschel auf einer und derselben
M*<^"Geraden liegen, so werden durch die nLinien überhaupt
bestimmt:
k Schnittpunkte und
{n — 1) + («1 + e, + . . + eie) Ebenen.
Denn ausser den €{ Ebenen, welche die Strahlen jedes Büschels unter
einander erzeugen , liefert auch die Verbindungslinie der k Büscheicentra
mit jeder der übrigen {n — l) Geraden noch eine Ebene.
Znsatz. Sind die Strahle/i jedes Büschels unter sich vollständig frei,
so ist ^,== \U(ti — 1), und man erhält für die Gesammtzahl der möglichen
Ebenen die Summe :
4l'.(<.-i) + ',(<i-i) + . .+'*('*— 1)1 + («-i)=4{<,*-|:V+..+<t*l
+ 4 («-!).
Das Vorstehende reicht vollkommen hin , um in jedem zusammenge-
setzteren Falle, der hier etwa vorkommen möchte, die verlangten Zahlen
2u finden , weshalb ein Eingehen in grösseres Detail füglich unterlassen
forden kann.
§.9.
VI. Es seien im Räume nEbenen gegeben; man suche die
Anzahl der durch sie bestimmten Schnittlinien und Schnitt-
ptiukte.
Lehrsatz 10. Durch n im Räume vollständig freie Ebenen
Werden stets bestimmt:
\n{ii — 1) Schnittlinien,
^n{n — 1) (n — 2) Schnittpunkte.
Die Beweise sind genau denen ähnlich, welche in Lehrsatz 1 und 7
für die analogen Sätze geführt worden sind, und werden aus letzteren un-
mittelbar erhalten, wenn man in ihnen die Benennungen Punkt und Ebene
^nter einander vertauscht.
Zusatz. Gehen alle n Ebenen durch einen und denselben Punkt,
bleiben aber im übrigen vollständig frei , so geben sie nur noch 1 Schnitt-
P'iökt und \n (n — 1) Schnittlinien. Gehen dagegen die ;i Ebenen alle
^urch eine Gerade, so giebt es nur noch diese eine Schnittlinie und gar
keinen Schnittpunkt.
Lehrsatz 20. Sind imRaume;i = ^ + f, +/, + •• +'*+*i + *i + ..
4*^1, Ebenen gegeben, von denen q vollständig, die übrigen
''^ ^q) hingegen nur beschränkt frei sind, und zwar in Grup-
pen von je ixt tt* >tk durch A' Gerade und in Gruppen zuje .v,,
'i**«M durch m Punkte hindurchgehen, wobei jede der Grup.
P^a« unter sich beziehungsweise^, ,^, ..^m Schnittlinien ge-
oen* — g^ werden durch alle diese n Ebenen bestiuimt*.
326 Kleinere Mittheilungen.
ig (g — ^) + ^ + {9i +92 + "+gm) + £t (^, /, ..^t, *i ..*«.) SchnitÜinien,
Der Beweis der Formel für die Schnittlinien ist analog dem des Leh^^^.
Satzes 5, hingegen der für die Schnittpunkte dem des Lehrsatzes 12, ni^^ et
es lassen sich daher für besondere Annahmen auch hier alle die Specia^^.
forraeln entwickeln, welche in den Zusätzen zu jenen Paragraphen anfg^^.
stellt worden sind. — Bei der yollkommenen Analogie, die zwischen No. ^^^J
und No. II und No. III herrscht, erscheint daher eine weitere VerfolgUK=m^
dieses Gegenstandes als völlig ttberfltlssig.
Kleinere Mittheilungen.
XXV. Bemerkungen ttber eonfoeale tpliftriBebe Xegelsohnittei V^r^n
Dr. Heilermann, Director der Provinxial - Gewerheschnle su Coblenz.
§.1. Es seien CD und CE^ wie in den früheren Mittheilungen Ban<l ^«
zwei sich rechtwinklig schneidende Coordinatenachsen und in Bezug o^^^
dieselben
fang* a taiu/ b '
1*) •'* - + ^^=1
iang^ a^ lang* 6,
die Gleichungen zweier confocalen Kegelschnitte. Wird, wie früher,
cos a . cos b
H p = cos fi
cos «, cos 6j
gesetzt, so ergiebt sich leicht aus den vorstehenden Gleichungen
ox . • ^«Wflf' a — tätigt u ^ , , lang* b t- tang* u,
In den Kegelschnitten l) wähle man zwei beliebige entsprecherm ^ ^
Punkte {^ff) und (xy) und ziehe nach dem Mittelpunkte C die HalbmesÄ» ^''
Q und r, es sei also
S Ififtg <i ri tang b
X tang ö, ' y tangb^
und
lung^ p = I* + ijS Utng* r = a^ + f/.
Kleinere Mittbeilungen. 327
Wenn man diese Gleichungen verbindet, so entsteht zunächst
und durch Anwendung der Gleichungen 2)
^ \ to/J5f»a "^ iangH ' / 1 + towflfV
1* + ^' — tafig^fi tang^Q — tang^f»,
i + iang*(i 1 + tang^fi
Dieser Zusammenhang lässt sich auch einfacher durch die Gleichung
3) cos Q s=z cos r cos [i
darstellen, und hiernach sind in zwei cunfocalen sphärischen
Kegelschnitten je zwei Halbmesser, welche nach entspre-
chenden Punkten gezogen werden, Hjpothenuse und Kathete
einesrechtwinkligen Dreiecks, yon welchem die andereKa-
thete constant ist.
§. 2. Aus dem vorstehenden Satze, welcher der bekannten Eigen*
Schaft der ebenen Kegelt^chnitte und Flächen zweiten Grades genau ent-
spricht, lässt sich wieder ein anderer Satz entwickeln. Es seien in den
confocalen Kegelschnitten 1) ausser den entsprechenden Punkten {^yj) und
(xy) noch die entsprechenden Punkte (lii/i) und (2*,^,) gegeben und die
Hanptbogen, welche (£17) mit (d:,y,) und (||i/f) mit (ory) verbinden, durch
ä und cf, bezeichnet« In diesen Zeichen ist (vergl. Gudermann's anal^.
Sphärik S. 6) ^^^ ^ ^ l+^^i+fiyt
cos dl =
Dazu ist nach dem vorhergehenden S.
cos Q = cos r cos fi ,
od«r
1 cos (l
^ud
1 cos fl
/i + ti' + T/i« yi + x,' + yt'
folglich
Da ferner (Sij) und (a:jf), sowie (||i?i) und {xi yi) entsprechende
^Unktenpaare sind, also
{ iang a ti iang b
X iang a^ ' y iang 6, '
£1 ianga ly, Uingb
*, iang ä/ y, iangb^^ '
328 Kleinere Hittheilangeii.
I i_ u j -I -ru-u-i.ri_ri i-i.r r \-\_r r r r n n r n ~i ^inn<*ii~i~ii~ii 1-.^^^^^^^^,^ ^,» ^^^^^^^^^^ ^^^^^^ ^^^— .■.^^^^^^^^^^^^^^.■^^^^■■^^^-^^-^-■^^-^^-^^-^j^j.^j^^^^
80 ist nach
und
1 + 6^1 + t?yt = i + & ^ + i?iy-
Die oben angegebenen Ausdrücke für cos d and cof if, stimmen also
im Zähler und Nenner überein and es ist
4) . d — dt.
Hiernach haben die sphärischen Kegelschnitte mit den ebenen and
den Flächen zweiten Grades auch folgende Eigenschaft gemeinsam :
Werden zwei beliebige, in zwei confocalen sphärischen
Kegelschnitten gelegene Punkte durch einen Hauptbogen.
verbunden, so ist dieser Bogen gleich demjenigen« welcher^
die entsprechenden Punkte yerbindet.
§. 3. Wenn die rechtwinklig sich schneidenden Coordinatenachson.
CD und CE von dem Ilauptkreise
-. 1 — = 1
fang a fang ß
in den Punkten A und B geschnitten werden , so ist
a^=^CA, ß = CB.
Wird noch vom Anfangspunkte C auf den Uauptkreis 5) die Senk-
rechte CL gefällt und der Winkel ACL mit g> bezeichnet, so ist in den
rechtwinkligen Dreiecken A CL und B CL
iang CL = fang acosq>=^ tang ß sin q>.
»Soli nun auf dem Hauptbogen CL ausserdem auch der Hanptkreis
tatig Oi tiingßi
im Punkte Zj senkrecht stehen, 'so ist auch
tätig CL^^^~= tatig a^ cos q> == tang ßi sin tp ,
folglich
tatig CL tätig a _ tatig ß
tangCL^ tanga^ tangß^'
Da diese Proportionen von dem Winkel tp, welchen die Senkrechte
C L mit der ersten Achse bildet, unabhängig ist, so wird durch dieselben
folgende Eigenschaft ausgedrückt:
AVenn auf einem Hauptkreise zwei andere senkrecht
stehen, so schneiden diese auf allen Hauptkreisen, welche
durch denselben Punkt des erste ren gehen, Stücke ab,, de-
ren trigonometrische Tangenten proportional sind.
Wegen dieser Eigenschaft, welche an die Parallelen erinnert, mögen
hier die llauptbogen, welche auf einem durch den Mittelpunkt C gehenden
Ilauptkreise senkrecht stehen, gleichgerichtet genannt werden. Der
Punkt, wo gloichgerichtete Hauptkreise sich schneiden, liegt in der Co-
onlinntc ÜK^ d. i. in dem Hauptkreise, dessen Mittelpunkt C ist.
Kleinere Mittheilan^n. 329
§• 4. Die Haaptkreiae, welche die confocalen Kegelschnitte 1) in den
Paukten (|i}) and {xy) berühren, sind
nnd die Senkrechten/? and q^ welche vom Mittelpunkte C anf diese gefüllt
werden, sind bestimmt durch
7) _J_ = _ll_+_3!_
ian^p tan^a tan^'b'*
7») _i_=^!_+ **
iang* q iang^ 0, iang^ 6, '
Sollen nun die Berührenden 6) gleichgerichtet sein, so ist
tan^üf ian^a tätig* b^ iang^b
lang q'.iangp=s — - — : -— — =5 — - — : .
Ans diesen Proportionen ergiebt sich sogleich
ian^ q a^ 1* ian^ a^
ian^ p ' ian^ a^ tang* a '
lang* q y* if tang* ö,
tan^p' tan^b^ tan^b '
nnd weiter durch Summirnug dieser Werthe unter Anwendung der Glei-
chung 1*) tang*q |* lang* a, if tang*b^
(ang^p (ang*a tang^b
'Werden nun noch für tang*a^ und ian^b^ die Werthe 2) eingesetzt, so entsteht
ian^q fg* (tang*a — (ang*(t) tj* {tang*b — (awgr'ft)"! 1
ian^p L tf^ng^ « ian^ b J * 1 + tang*^i
Vi' , 1?' ..J I' . 1?^ \1 1
Uang* a "*" ian^b ^^\ian^a "*" tan^b) \ ' 1 + (ang^f^ '
^nd durch Einsetzung der Werthe 1) und 7)
lang^q _ A _ ^a^g^ftX 1
tang*p \ lang*p/ ' 1 + tan^ fi '
Hieraus folgt die Gleichung
iang*p — lang*u
iang* q = — -
l + laftg^fi
and mit dieser ist die einfachere
8) cos p = co8 q cos lA
gleichbedeutend, welche folgenden Satz enthält:
Werden zwei confocale sphärische Kegelschnitte von
gleichgerichteten Hauptbogen berührt und auf diese vom
Mittelpunkte Senkrechten gefällt, so sind diese immer Hj-
pothenusc nnd Kathete eines rechtwinkligen Dreiecks, des-
sen andere Kathete constant ist.
worin der Coef&cient von ( — --- ) durch den Ausdruck
330 Kleinere Mittheilangen.
ZXVL BemerkuBg Uber die Bactiflcation der Ellipee. — Unter c
verschiedenen Formeln zur Rectification eines aus den Halbachsen « a
b construirten Ellipsenqnadranten empfiehlt sich für die gewöhnlichen Fl
am besten die Legendre*sche Formel*)
^=i»(«+.)ii+j(:-=i)'+A(^:)*+...i.
\a + bj
/l.8.5.7...(2n—3)Y
\ 2.4.6.8... (2«) /
dargestellt wird; bei sehr excentrischen Ellipsen dagegen differirt <
a — b
Qnotient — -—; so wenig von der Einheit, dass die Reihe zu langsam :
die numerische Rechnung convergirt. Nun hat zwar Legendre noch ei
zweite, auf den letzten Fall passende Formel gegeben, aber die Ableitü
Legendre*s gentigt den heutigen Forderungen nach Strenge nicht, q
wenn man diesen Mangel beseitigen will, so wird man zu einem Gedanke
gange genöthigt, der wenigstens für den ersten Unterricht in der höhei
Analysis nicht verwendbar ist. Vielleicht wird man folgende Entwic)
lung brauchbarer finden.
Bezeichnet ß das Verhältniss ^ , so ist
■^ a
0 0
innerhalb des Integrationsintervalles q> = 0 bis 9> = ^tc bleibt ß (an(^
nicht immer < 1 , daher lässt sich j/l + /5* lang^ q> mittelst des binomisch
Satzes nicht entwickeln und folglich gicbt es auch für E keine Reil
welche schlechthin nach Potenzen von ß fortschreitet. Um diesem Ueb
Stande auszuweichen , muss man das Integrationsintervall verkleinern , u
hierzu dient der Fagnano^sche Satz , dessen Beweis mittelst der Substii
tion tangtp ^s^iangm leicht zu führen ist. Nennen wir <pi die Amplituc
welche durch die Gleichung
"'=/t=^
bestimmt wird, «, den zugehörigen, vom Endpunkte der kleinen Halbacli
an gerechneten Ellipsenbogen , und s^ den Ergänzungsbogen , so haben ?
nach dem Fagnano*schen Satze
*; Vergl Jahrg. II (18Ö7) d. Zeitschr. 8. 49 und 414.
Kleinere Mittheilungen. 831
ferner
mithin
E^=2Si — {a—b)=z2Si — a{l — ß)
und xngleicb ist
;:' _.
5, = ö I cosfp yi + ß* tang^ q> dq>.
0
Mit Hilfe der Substitution
wird daraus
u
tangq: = —=:
Vß.
0
uid durch theilweise Integration
1
Hier kann (1 +/?«•)""* nach dem binomischi^n Satze entwickelt werden,
und man kämmt dann auf einzelne Integrale von der Form
1
Die Berechnung derselben geschieht am bequemsten durch eine Ke-
^^rsionsformel, nämlich
^.=*[^^-K^^^)]-
Vß
**<ad e» üt dann
jB=2«, -^«(1 — (3).
Als Beispiel mag die Annahme a=l, (3 = 0,1 dienen, für welche
^ein College, Herr Professor Fort, die Rechnung auseufiihren die Güte
^«tte. Es findet sich
J^ = 0,4300768080, ^, = 0,2208789460, -
Jt = 0,1&56448958, A4 = 0,1174821776,
J^ == 0,09430748aS, A^ — 0,0787558842,
Aj = 0,0676018713, A^ = 0,05Ü21
332 Kleinere Mittheilungen.
1 = 1
A^ß =0,0480976868 (—
0,9569023132
I ^,/?« = 0,0011493947 (+
0,9580517079
li| ^3 /?> = 0,0000583668 {—]
0,9579933411
ii|i? j4^ ß* = 0,0000036713 (+
0,9579970124
l~i| ^3/?» = 0,0000002579 (-
0,9579967545
l~il^,/?« = 0,0000000194 (+
0,9579967739
|~ij^^/?^= 0,0000000015 (— ;
0,9579967724
t^^^/3« = 0,0000000001 (+
^,=0,9579967725
E= 1,015993545
übereinstimmend mit den Tafeln von Kulik. Da die obige Reihe mit
wechselnden Zeichen convergirt, so liefern je zwei aufeinander folgende
ZaUenwerthe zwei Grenzen, awLschen denen «j. liegt, und ist also ein«
Restuntcrsuchung überflüssig. Sculömilch.
XXVn. Heber die OleiohgewichtsoarYe einer proportional dem Wege
ihres Angrifftpnnlctet sich veränderten Straft. Von Ed. Jag. Noeggeratu,
Lehrer an der königl. Provinzial- Gewerbeschule in Saarbrücken.
1. Wenn eine veränderliche Kraft Pg in der Richtung ihres gerad-
linig fortschreitenden Angriffspunktes proportional dem zurückgelegten
Wege abnimmt, so kann dieselbe in jeder Lage durch eine constante Kraft
0 im Gleichgewicht erhalten werden. Die Richtung der constanten Kraft
werde bei diesem Vorgänge als unveränderlich angenommen und ausserdem
vorausgesetzt, dass deren Angriffspunkt in einer Curve fortschreitet und
mit dem Angriffspunkt der veränderlichen Kraft Px durch einen gewicht-
losen und undehnbaron Faden derartig verbunden ist, dass derselbe, von
beiden Kräften angezogen, mit dem einen Endpunkt in der Richtung der
Kraft Pj sich bew.egt, während von dem anderen, sich auf der Curve be-
wegenden Endpunkt aus sich ein Fadenstück über einen festen Punkt die-
ser Curve als Sehne einspannt. Sei (Fig. 1) P. die proportional dem Wege
z abnehmende Kraft, a deren Angriffspunkt, BN die Führungscurve der
constanten Kraft Q^ d. h. die Gleichgewichtscurve der veränder-
lichen Kraft Pg, und seien A und B feste Punkte, über welche der die
Angriffapuukic a und b verbindende Faden hingleitet. Bezeichnet alsdann
Kleinere Mittheilnngen.
333
noch AA^ = r den Weg, während dem die Kraft /V von P bis 0 abnimmt, ,
ond ist die Fadenlänge so abgemessen , dass , wenn der Angriffspunkt a
sich in A^ befindet , der Angriffspunkt b \n B lief und in dieser Ausgangs-
stellung P=0 ist, so folgt für den Werth P^ der veränderlichen Kraft
nach einem Wege z die Bedingungsgleichung :
Pz r—z
und hieraus
1)
..=(.-1),
Während der Angriffspunkt von a um dz vorrückt, wird daher die
mechanische Elementararbeit
P,.dz = (i — j\o.dz
▼on der veränderlichen Kraft verrichtet. Dabei bewegt sich die constante
Gegenkraft Q mit ihrem Angriffspunkt
darch ein Element der Curve, dessen
Projection auf der Kichtung von Q
gleich dy ist, und verrichtet mechani-
sche Arbeit:
Q.dy.
Das Gleichgewicht der Kräfte be-
dingt aber die Differentialgleichung :
woraus sich
fäy=.f(l-±).<lz,
Fig. 1.
2r — z
z+C,
vad ind^m man das Integral von 0 bis z erstreckt:
•rgiebt. Aus dieser Gleichung folgt , dass y für z = r ein Maximum wird,
vnd alsdann
»=?'
d.h. die Ordinate des tiefsten Punktes der Curve gleich der halben Sehne
itt, welche sich von diesem nach dem Anfangspunkt erstreckt.
Nimmt man die durch B gehende und auf der Richtung von Q normal
Stehende gerade Linie behufs Bestimmung der GV«\^Vi\^^V\^\i\&^\kr«^ B^
334 Kleinere Mi tthei langen.
mittelBt Polarcoordinaten als Achse und B als Pol an, ao ist die Se
Badins-Vector und der von z mit der Achse gebildete Winkel i
Anomalie der Curve. Da nun
sin ^ = — ,
z
also
2r — z
sm q> :
2r '
so folgt unmittelbar für die Curve die Polargleichung :
3) «=:2r(l — 5i/iy).
Die Linie dieser Gleichung ist aber die Epicycloide, bei wc
Grund- und Erzeugungskreis gleich sind und den Radius r haben , an«
ihrer herzförmigen Gestalt halber, den Namen Gardioide erhalten
Der als Pol angenommene Punkt B (Fig. 2) ist dabei der beschreit
P£^ 2 Punkt des Erzeugungskreises in f
Ausgangslage auf dem Grundkreise
die Achse ist die Tangente in dl
Punkt an den Grundkreis. Eine ein
Construction für Punkte dieser (
folgt aus 3). Schlägt man nämlich
ABz=s2r einen Ealbkreis, macht Ai
Bb' = Bb und zieht A b\ so ist der TV
BAb' gleich gp und , wenn man Ac = Ab macht, c ein Punkt der Cur^
Zur näheren Bestimmung der für den vorliegenden Fall bemerl
wcrthen Eigenschaften der Gardioide bilden wir zunächst aus
2 = 2 r (1 — sin <p) ,
-— = — 2r coswy
dtp
-- = 2rsi/ig),
und finden alsdann durch Substitution dieser Werthe in der allgemi
Gleichung des Krümmungsradius:
[■•+(S)T •
für die Gardioide :
/dz\* d^z
[4r* (l — sin qp)* + 4r* cos*q>]i
4 r* (l — sin ip/ + 8r* cos* tp — 4 r* (1 — sin (p) siü tp '
4) j _ 4r^27l — 5f;iy)' ^
1 + sin^tp — 2 sin gp + 2 cos* q> — sin g> + sin*q>^
Kleinere Hittheilungen.
335
lud, wenn man berücksiehtigt, dass aus
2 = 2r (1 — ^'t 9),
z
— = 2 (1 ^ — sin tp)
folgt, and diesen Werth in 4) einsetzt:
Aus 2) ergab sich für 2 = r
r
Qnd aus 3) ergiebt sich für diesen Werth von z
««9 = 4.
wjlhrend 5) für den dadurch bestimmten Punkt
6) i^-^%r
feststellt Hieraus folgt denn aber, dass die nach dem tiefsten
Ponkt von dem Pol ausgehende Sehne der Cardioide mitder
Achse einen Winkel von 30" bildet und. der Krümmungsradius
dieses Punktes der Curve gleich \r ist.
2. Beschreibt man über der von dem Pol B nach dem tiefsten Punkt iV^
desalsOleicligewichtscurve die-
nenden Cardioidenbogens Bl^ ** •
(Fig. 3) ein gleichseitiges Drei-
eck BfiO^ so hat der Kreisbogen,
welcher von der Ecke 0 dieses
Dreiecks ans mit der Seite durch
die beiden anderen Ecken B und
^besehriebenwird, den höchsten
ond tiefsten Punkt mit dem Car-
dioidenbogen , diesen im letz-
teren Punkt berührend, gemein,
i^ Ifttsteren Umstandes und der
Eigenschaften ^q.^ gleichseitigen
I>reieck8 halber folgt für beide
innren als gemeinsame Eigen-
schaft, dass die Sehne ^ ^V
^ 2 . NB^ d. h. doppelt so gross,
^1* die Entfernung des tiefsten Punktes iV von der durch den höchsten
^Qnkt B gehenden Achse ist.
Betrachtet man daher 0 als AufhMngepunkt eines Kreispendels, dessen
L^Dge OB -=^0^ = r ist, so wird dasselbe, während der Angriffspunkt
^^ Kraft Pf um r fortschreitet, einen Aussehlag von der höchsten bis zur
tiefsten Stellung machen, wenn, wie im vorigen Falle, zwischen den An-
SHbpnokten a und b der veränderlichen Kraft P« undi \\ii^% CQWft\.%xv\A'&
336 Kleinere MittheiluiiKen.
Gegengewichts Q ein gewichtloser and undehnbarer Faden ein
ist. Die Componente Qq, der Kraft Q , welche bei der durch den ^
gegebenen Stellang des angespannten Fadens der veränderlichen
entgegen wirkt, findet sich, wenn wir den Winkel, den in die
das Pendel mit seiner Aasgangsstellung bildet, ^ nennen, mil
Proportion :
ß^ : 0 = «« (60 • — 1^) : sin (go • — |. j ,
Qcos^.j/^—sinii}
cos-^
2
Berücksichtigt man, dass, wenn wir auch hier Bh s=sz nennen,
. -^ «
2 2r'
^ ^4r» —
also
z*
^^* t: = - — :; >
2 2r
z
sin^ = ^yAT^—z\
2r* — z*
ro5 t^ =
2r«
ist, so folgt ans jener Gleichung:
o) vv = -r- / , , 1
2 r/4r*— z«
während sich bei der Cardioide die der Stellung z entsprechend«
Bichtung der angespannten Sehne wirksame Componente des (
wichts Q mittelst
r
ergab. Das Verhältniss beider Kräfte , in durch gleiche Sehnen bi
ten Stellungen, ist demnach
9) fi^ 2(r-t)/i7^^:i^
Qtp (2r» — z»)^3 — t/iTTZp'
oder, wenn z = — r, unter m und n ganze positive Zahlen verstai
setzt wird,
Oip (2 /!»— m*) ^3 — m j/4f^— m« '
Wird /! = 10 angenommen und werden für m die aufeinander f
ganzen Zahlen von 0 bis 10 gesetzt, so erhält man für jenes Vi
folgende FVerthe:
Kleinere Hittheilungen.
337
m
0^
0
1,1547
1
1,1073
2
1,0626
3
1,0106
4
1,9786
5
0,9388
6
0,9000
7
0,8621
8
0,8246
0
0,7846
10
o
V 1
Diese Tabelle zeigt aber , dass zwischen 0,3 und 0,4 der Länge der
Sehne vom höchsten biä znm tiefsten Pnnkt, d. h. zwischen 0,3 nnd 0,4 des
Weges der veränderlichen Kraft, beim Kreispendel die thätige Compo-
Hente des Gegengewichts gleich, unterhalb dieses Wegtheils kleiner und
oberhalb desselben aber grösser ist, als zur Herstellung des Oleichgewichts
bedingt wird, dass diese Differenzen innerhalb verbal tnissmässig en-
ger Grenzen schwanken und ein Kreispendel der vorbeschriebenen Art
daher als eine näherungsweise functionirdende Vorrichtung zur Herstellung
des Oleichgewichts bei einer proportional ihrem Wege abnehmenden Kraft,
s. B. zur Gompensation des Gewichts einer sich auf einem Rade aufwickeln-
den Kette, benutzt werden kann. Um zu ermitteln, bei welcher Stellung
•in derartiges Pendel der gestellten Anforderung genttgt, bei welcher Stel-
lung desselben also
Pz==Ofp
ist, setzen wir
2 (n — m) /4n«— m* = (2 n* — m*) }/l— m j/in^^ m*,
nnd bilden hieraus
(4n»+»ii* — 4nm) (4n* — m«) == (2«*— m«)«. 3,
(«• + m*) (n + m) — 3«'m = nm (n + m) ,
m* — 3n'm + n' = 0.
Dies gewährt für m eine reducirte cubische Gleichung und in deren Wurzel
m = 0,3472 . n
die Bestimmung der gesuchten Stellung. Dieser Werth zeigt nun, dass
diese Stellung nahe an ^ des Weges liegt, welcher vom Angriffspunkt der
veränderlichen Kraft beschrieben wird.
Beschreibt man zu dem als Gleichgewichtscurve bedingten Cardioiden-
bogen ^iV(Fig. 4) die Evolute, benutzt den dem tiefsten Punkt iV entspre-
chenden Punkt iV derselben als Aufhängepunkt eines Pendels von der
Länge NN' = ^ r, dessen Faden sich an den Evolutenbogen N' B anlegt,
während der Angriffspunkt N auf dem Cardioidenbof^^u B li ^v^ ^^^q^ ^
ZeiUcbHA f. AUihciualik o. i'hysik. VI, 5. *3A
338
Kleinere Hittbeilungen.
^^N^<<'W«>^>i/WV^'V>^WN^W%^^'^'<^^»>^^»^^^^»Vi^W<^^^^l»^M^^^»^^''^*»^Vt<WX »"
nach B bewegt, und mit dem Gewicht 0 c= i' belastet ist, so erhält m:
in einem derartigen Cardioidenpendel eine absolut genaue Compe
N' sationsvorrichtung ftir eine von
k
bis 0 proportional ihrem We .^e
BN=r abnehmende Kraft
3. Wenn die Kraft P^ nicz=bt
proportional dem, von ihrem ^ n
I griffspunkt bei seinem Forts ehr «^i-
1 te n zurückgelegten Wege abnim^c— nt,
I sondern proportional diesem Wr g^
zunimmt, und zwar dabei von d ^m
Werthe 0 bis P wächst, währ^snd
der Weg 2r von ihrem Angri -^s-
— 'AT punkt zurückgelegt wird, so ist -^cder
Werth Pg^ den die Kraft nach X> em
Wege z annimmt , bestimmt dnr ^b :
P=— P
und wenn, auch hier unter iß ^as
Gegengewicht verstanden , P = ^Q
gesetzt wird,
Hieraus folgt dann aber, als Bedingung des Gleichgewichts, mit Bcäu^
auf Fig. 5,
— 0.dz—Q.dx = 0,
2r
dx = — z , dz.
2r '
a: = — 2« + C.
4r
Da aber, wie unmittelbar aus der Figur 5 erhellt,
so ergiebt sich , indem man das Integral von 0 bis z erstreckt und diesen
Werth für t* substituirt,
y. = ^(2^_^).
2r
Dies ist aber Gleichung des Kreises vom Radius — , dessen Peripherie
dnrcb den -An/aiigspunkt (Fübrungav^^^^) ^ S®^* ^^^ dessen Mitte auf der
Kleinere Mittheilungen.
339
'K
I
i
liegt , welche durch diesen Punkt parallel mit der Richtung der
ichen Kraft Pz gezogen wird.
Q der Angriffspunkt von Q auf
herie dieses Kreises die tiefste
ingenommen hat, so ist die Sehne
dem Gesammtwcge 2r der ver-
m Kraft i^,. Bezeichnet 2a den
I z gehörigen Mittelpunktswinkel,
emein ; *^ (
z = 2 — 51/1 a ,
n
en tiefsten Punkt:
2r . n
2r = 2 . — «m — ,
n 2
n = 2 5t/i — ,
2 '
n = 2,
snrorgeht, dass n zwischen den Grenzen 0 bis 2 gewählt werden
lern Umstände, dass die Cardioide, deren Bestimmungskreise den
laben , Gleichgewichtscurve für eine Kraft ist , welche proportio-
Wege von P bis 0 abnimmt, und dass der Kreis vom Badius r
richtscurve für eine Kraft ist, welche proportional ihrem Wege
/^annimmt, folgt, dass beide Curven Gleichgewichtscurven für
lind , wie schon J. Bernoulli in anderer Weise dargethan hat.
it man den Ausgangswerth der von P bis 0 proportional ihrem
egten Wege abnehmende Kraft nicht gleich der constanten Ge-
sondern gleich einem Vielfachen derselben , setzt also auch fiier
B Bedingung des Gleichgewichts, mit Bezug auf Fig. 1
( 1 — — j n . e/2 — dy = 0,
2r—z
2r
y
IS die Polargleichung der Cnrve
2 = 2r ( 1 $inq>].
mum von y liefert den tiefsten Punkt det Cwxn^. \>\^% >ö^\«L>fr\
340 Kleinere Mittheilungen.
^*\,^\.^»i.y^.^^^^/%^S^>^^^^^^t^^^^^»^>^^^^^^^^^^^^^^^%^^^l^^^l^^^^^^»MW<#*^
"^ = w — w- = 0,
dz r
Z=rzr.
Für den tiefsten Punkt ergiebt sich daher die Anomalie ans der Gleichiuig
••=2rf 1 sinq>\
durch
n
stn w z= —
■ 2 '
und hieraus der Maximalwerth von n auch in diesem Falle
« = 2.
XXVm lieber arithmetische Progressionen von Prinuahlen. — In
den Meditationes algehraicae von Waring (Cantubr. 1770) werden ohne Be-
weis einige Sätze über Primzahlen ausgesprochen; Sie heissen folgender-
massen : Stehen drei Primzahlen in arithmetischer Progression , so ist iblT
Unterschied durch 6 theilbar, wenn nicht eine derselben die Zahl 9 ist^
stehen 5 Primzahlen in arithmetischer Progession , so ist ihr Unterschied
durch 30 theibar, wenn nicht eine derselben die Zahl 5 ist. Lagrange
bewies beide Sätze in seiner Abhandlung über das gleichfalls ohne Be-
gründung bei Waring zuerst veröffentlichte Wilson 'sehe Theorem (Nou-
veaux Memoires de Vacademie de Berlin, anne 1771, pag, 134 ff.) 9 dehnte den
Beweis, jedoch ohne ihn auszuführen, auf einen entsprechenden Satz über
7 Primzahlen aus und knüpfte sogar noch ein „und so weiter*' daran.
Trotzdem ist der allgemeine Satz meines Wissens noch nirgends ausge-
sprochen. Ich will ihn deshalb hier mittheilen und zugleich einen Beweis
liefern, der sich von dem Lagrange'schen in vielen Beziehungen unter-
scheidet, wie er auch unabhängig von demselben entstanden ist. Der Satz
selbst heisst:
Ist p eine Primzahl und 2, 3, 5, 7 . . ./> das Product sämmtlicher
Primzahlen bis zu /?, so lässt sich keine arithmetische Progression
von /> Primzahlen, unter welchen die p selbst sich nicht befindet,
aufstellen, ohne* aass die Differenz der Progression durch jenes
Prodnct theilbar wäre.
Setzt man in diesen Satz p = 2, so nimmt er die ohne Weiteres ein-
leuchtende Gestalt an: die Differenz zweier Primzahlen, unter welchen
die 2 nicht ist, welche also beide ungerade sind, ist durch 2 theilbar, d. h.
gerade.
Wird p = 3 und 7? = 5 gesetzt, so entstehen die von Waring, bei
/> = 7 der von Lagrange bemerkte Specialfall.
Zum näheren Beweise des Satzes mögen einige Bezeichnungen und
Benennungen hier eingeführt werden. Bo oft von einer Progression die
Kleinere Mittheilungen. 341
Rede ist, soll immer eine arithmetische Progression gemeint sein, deren
sämmtliche Glieder Primzahlen sind. Die unmittelbar nach p in der
Zahlenreihe folgende grössere Primzahl heisse q. Das Prodoct der Prim-
zahlen 2 , 3 , 5 . . • p soll durch Tl^p) , also auch das Product 2 , 3 , 5 . . . p . ^
=zq, i7(^) durch Il^q) bezeichnet werden. Die Difforeuz einer J9gliedrigen
Progression , in welcher p selbst nicht vorkommt , soll Dp heissen. Kommt
hingegen p in der ji^gliedrigen Progression vor, so soll die Differenz dp
heissen.
Der zu beweisende Lehrsatz hat nun zwei Seiten, eine positive und
eine negative. Letztere ist an sich einleuchtend. Denn da sowohl
j[> + n. i7(p) als /? — n . II^p) durch p. theilbar und somit keine Primzahlen
sind , so kann nnmöglich dp = n. TI^p) sein.
Die positive Seite des Satzes aerfiällt wieder in zwei Theile, in die
TJntersnchung von Dp und von dp. Es ergab sicl\, dass bei /? = 2 in der
That />t durch Il^t) theilbar ist. Der Satz sei nun richtig bis zur Prim-
zahl /i, und es soll daraus bewiesen werden , dass auch
/>j ^ 0 {mod /7(j)).
Die erste Primzahl in der jetzt ^gliedrigen Progression ist jedenfalls
durch q untheilbar, also ^ a {mod q)^ wo a eine der Zahlen 1, 2, 3 . • . {q — 1)
bedeutet. D^ dagegen ist, wenn auch vielleicht nicht durch i7(,), doch
Jedenfalls durch I^p) theilbar, wie im Zusammenhange mit der Erforschung
dp nachher gezeigt werden soll. Man kann somit behaupten
i>, = i8./7(p, (modiJ,,,),
^o ß eine der Zahlen 0 , 1 , 2 , 3 . . . (g ^ 1) bedeutet.
Nun würde ß = 0 die Wahrheit unseres Satzes anerkennen. Alle
anderen Werthe von ß enthalten aber einen Widerspruch in sich. Diese
anderen Werthe lassen nämlich, da sowohl ß • (i7(|,) als 1, 2, 3 ... (^ — 1)
gegen q relative Primzahlen sind, nach einem' der ersten Sätze aus der
Lehre von den Congruenzen
ß.Htp), 2j5.J7(p), 3i5./7jp,...(y-l)i5.i7rp)
sämmtlich für den Modulus q incongruent sein. D. h. die Vielfachen der
Differenz Dq^ nämlich
l.Dq, 2.Dq, Z.Dq...{q — l)Dq,
entsprechen für den Modulus q , wenn auch nicht in derselben Reihenfolge
den Zahlen
1, 2, 3... (5^-1).
Welcher Zahl
(^ — 1), (5^-2), (q — ^). ..1
also auch der Rest a des ersten Gliedes der Progression gleichkommt, ir-
gend ein folgendes Glied muss durch q theilbar sein , ist also keine Prim-
zahl mehr. Demnach kann nur j3 = 0, d.'h. Dq durch U^q) theilbar sein.
Es bleibt noch der Nachweis der dabei gemachten Voraussetzuijg
Dq^O (mod II(p)) übrig.
342 Kleinere Mittheilungen.
Gehen wir wieder von der Primzahl 2 aus , so ist offenbar
Df^O (mod 2) , d, ^ 1 (mod 2).
In den Progressionen von zwei Gliedern, in welchen die 2 yorkommt,
kann sie entweder die zweite Stelle einnehmen (l — 2), oder die erste
(z. B. 2 — 13).
In Bezug auf die Primzahl 3 wird die Progression 1 — 2 — 3 (die ein-
zige mehr als zweigliedrige, in welcher auch die 2 vorkommt) einen eigen—
thümlichcn Ausnahmefall in mehr als einer Beziehung bilden. In allen
übrigen Fällen muss
i>, = 0(morfi7(,)),
also auch
i>,=0 (wodi7(,))
sein, und gleichfalls mit Ausnahme jener einen Progression iat
d^^O (mod i7(,)).
Unter den dreigliedrigen die 3 enthaltenden Progressionen giebt es
eine, in welcher die 3 an letzter Stelle steht: I-72 — 3, eine, in welcher
sie an zweiter Stelle steht nnd welche auch noch auf vier Stelleu ausge-
dehnt werden kann: 1 — 3 — 5 — 7, in allen übrigen nimmt die 3 nothwen-
dig die erste Stelle ein. Da nun J)^ von d^ wesentlich verschieden ist, so
kann 3 keine viergliedrige Progression beginnen, also sicher in keiner fünf-
gliedrigen vorkommen , ebensowenig wie in einer solchen die 2 enthalteim
sein kann.
So ergiebt sich auch für die Primzahl 5, dass, mit Ausnahme jener
zweiten exceptionellen Progression 1 — 3—5 — 7, immer J)^ durch JJjjj, also
auch durch iJ^;^) und d^ durch FJ^^^ theilbar ist, sowie dass jede fünfgliedrig9
die 5 cuthaltende Progression mit dieser Primzahl beginnen muss, das:»
also endlich keine mehr als fünfgliedrige Progression die Primzahlen 2, 3, ^
enthalten kann. '
Denken wir uns auch diese Sätze weiter fortgeführt bis zur Primzahl
^, so dass Dp durch iJ^^) theilbar und p in keiner mehr als /> gliedrigen Pro-
gression vorkommen kann, so wenig wie die vorhergehenden Primzahleim
2, 3, 5 . .. Daraus folgt zunächst l>q ^ 0 (mod Tl^p))^ also auch Dq ^O
(mod n(q^) und dg ^ 0 (mod /7(p)). In Bezug auf die q enthaltenden Pro-
gressionen von y Gliedern waltet noch der Zweifel, ob diese Primzahl an.
erster oder zweiter Stelle stehen wird, da ja nicht bewiesen worden ibt-,
dass die 1 in dieser Progression nicht vorkommen könne. Die Frage, un-
ter welcher Bedingung die y an zweiter Stelle sich befinden kann, lassC
sich sogar heuntworten.
Nämlich unter dieser Voraussetzung, dass 1 das erste, 7 das zweite?
Glied der Progression wäre, ist
l"nl;^lich (/ — 1 durch ll^p) theilbar, folglich sicherlich
Kleinere Mitthciluiigon. ' 343
Ferner hat schon £aclid bewiesen, dass /7(p)+l g^g^n jede, das
Prodact ^^p) bildende Primzahl thcilerfremd, also selbst Primzahl oder we-
nigstens nur darch höhere Primzahlen als p theilbar ist. Da aber q die
nächst höhere Primzahl, so muss
sein. Diese beiden Bedingungen sind gleichzeitig nur durch
<jr = 2, 3, 5 . . . ^ + 1
SU erzielen. Wenn es also möglich sein sollte, dass eine ^gliedrige Pro-
gression statt mit q mit 1 und dann erst q anfinge, so kann es nur dann
eintreten, wenn die auf jd in der Zahlenreihe folgende nächst höhere Prim-
zahl g=: 17(1») + 1 wäre, ein Fall, der sehr unwahrscheinlich klingt, wie-
wohl der Beweis seiner Unmöglichkeit mir nicht gelungen ist.
Keinesfalls würde diese Möglichkeit an der Richtigkeit unseres Haupt-
satzes etwas ändern. Denn wenn q das zweite Glied einer ^gliedrigeu
Progression ist, so kann es wegen der Verschiedenheit von Dg und dq doch
höchstens in einer (7 + 1) glicdrigcn Progression vorkommen, in einer
(^ + 2) gliedrigen schon nicht mehr, wäbrend die auf y folgende nächst
höhere Primzahl r>^ + 2 sein muss, und es ja bei dem Gange des Be-
weises nur darauf ankommt, dass weiter in der rgliedrigen Progression
die, 2, 3, 5 ...;?, ^ nicht vorkommen könneq.
Ein hier sich anschliessender Satz, dessen strenger Beweis mir bis-
her noch nicht gelungen ist, heisst: Drei auf einander folgende Primzahlen
Pi 9> ^^ unter welchen die 3 sich nicht befindet, können nicht in arithmeti-
scher Progrcsision stehen. Die Ausnahme wurde natürlich der auch hier
Wieder auftretenden Reihen 1 — 2—3 und 3—5 — 7 wegen ausgesprochen.
Cantob.
XZDL Dantellnng des Sauerstoffe! von E. Sainte- Ciaire De-
WiUe und E. Debray.
Die genannten Gelehrten empfehlen zur öconomischen Darstellung
des Sauerstoffgases das schwefelsaure Zinkoxyd, welches man ja bei gal-
vanischen Apparaten in so grossen Quantitäten als Nebenproduct erhält
Und an dessen zweckmässige Verwendung sich bekanntlich die Frage über
die Anwendung der galvanischen Apparate als Motoren anknüpft. Das
schwefelsaure Zinkoxyd zersetzt sich nämlich bei einer Temperatur, die
die Zersetzuugstemperatur des Braunsteins nur um weniges übersteigt,
vollständig in weisses leiclites Zinkoxyd, in schweflige Säure und freien
Sauerstoff. Leitet man das in einem geschlossenen Räume erzeugte Gas-
gemisch durch einen Waschapparat voll Natronlauge , so erhält man dop-
pelt schwefelsaures Natron, was man zur Herstellung von untcrschweflig-
saurem Natron benutzen kann, mau kann das durch Wnschou mit Natruu-
lango rein erhaltene Sauerstoffgas zu irgend einem industrioUeu Zwecke
benutaeu, während das beim Erhitzen zurückblcibeude Zuvkv^^^«i\!^v^\^\KN\v:;c.
344 ' Kleinere Mittheilungen.
Weise eine Verwendung als Zinkweiss finden kann. So scheint denn ^acmViVi
die billige Anwendung galvanischer Ströme für diejenigen Etablissements
möglich zu sein, die eine nützliche Anwendung von Sauerstoffgas xa
machen wissen. (Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV. ^
XXX. Keues Metall. — Auf spcctralanaljtischem Wege hat Bunas en
ein neues Metall entdeckt, welches sich in den Kreutznacher und Difi vk-
heinier Soolquellen und in der Thermalquelle Ungemach zu Baden- Ba^rien
vorfindet. Bunsen hat demselben den Namen Caesinm von caesius (bl «o-
grau) gegeben, weil es zwei blaue Spectrallinien erzeugt. Der Entdecicer
hat bereits 30^* Caesiumchlorid dargestellt, so dass man bald auf weitere
Mittheilungen hoffen kann. (Zeitschr. f Chemie u. Pharmacie, IV.) -Ans
einem spUtereu Briefe Bunsen's theilt Roscoe (CAem. News 1861, 155) fol'
gende Stelle mit: ,,r)ie Substanz, welche ich Hinen als unreines Caesium^
tartrat geschickt habe, enthält ein zweites neues Alkalimetall. Ich hixß-
eben damit beschäftigt, seine Verbindungen darzustellen und werde Ihnea
bald eine ausfülirliche Mittheilung darüber machen. Das Spectrum des
neuen Metalls besteht aus zwei violetten Linien, welche zwischen der
Strontium d- und Kalium ß-hinie liegen/*
XXXI. lieber die Existenz* einet Yierten Metalls der Caloinmgrnppe.—
F. W. und A. Du pro (Chetn. Nervs 18(51, 116) geben an, dass sie in dem
C^ucllwasser aus grösserer Tiefe ein solches Metall mit Hilfe des Spectral-
npparats aufgefunden haben. Dasselbe bringe zwischen der Strontium d-
und der Kalium /S- Linie eine mit der Strontium d- Linie in Bezug auf
Glanz und Scharfe rivalisironde blaue Linie hervor. (Die Lage dieser
einen blauen Linie w.äre demnach eine ähnliche, wie die der zwei vio-
letten Linien, welche das neueste, von Bunsen entdeckte Alkalimetall
hervorbringt.) Es ist -den Verfassern nicht gelungen, die Verbindungen
des neuen Metalls von Calciumverbindungen vollkommen rein darzustellen.
W. Crookes (Chcm, News 18G1, 120) macht hierzu die Bemerkung, er
habe bei seinen Spectralbeobachtungen während der letzten acht Jahre ge-
legentlich bemerkt, dass das Calciumspectrum eine blaue Linie enthalte.
Er habe jetzt, veranlasst durch die Publication der Herren Duprd, mit
einem vollkommenen Spectralapparat Kalksalze von dem verschiedensten
Vorkommen untersucht und gefunden , dass alle eine blaue Linie zwischen
Strontium d und Kalium j3 erzeugen , die ungefähr zwei Mal so weit ent-
fernt von der ersten, als von der letzten erscheint. Diese Linie sei, wie
die Herren Dupre angeben, in Glanz und Schärfe mit Strontium 6 äber-
einstimmend. Er glaubt aus seinen Versuchen schliessen zu dürfen , dass
diese blaue Linie einen integrirenden Bestanrftheil des Calciumspectrums
ausmache.
Kleinere Mittheiinngen. 345
Sefaliesslich warnt der Verfasser die Experimentatoren davor, dass sie
sich n Tiel auf die chromolithographischen Abbildungen der Spectren,
welche In dem Philosophical Magazine abgedruckt sind, verlassen. Abge-
sehen von den Unterschieden in der Erscheinung eines Metallspectrums,
irelehe durch die Verschiedenheit in der Intensität des Lichts und in dem
I^archmesser des Spalts verursacht werden, müsse Jeder, der einmal die
plinsenden Linien durch ein gutes Instrument gesehen habe, vollkommen
die Hoffnung aufgeben, dieselben — besonders lithographisch — abbilden
zu können. Bunsen's und KirchhofTs Beschreibung und Illustrationen
Beien, so weit sie gingen, ausgezeiclinet, sie hätten aber bei weitem nicht
den Gegenstand erschöpft. Ein aufmerksamer Beobachter würde leicht
noch Linien und andere Erscheinungen bemerken, deren sie nicht erwähnt
batten, welche aber jedenfalls in solche Abbildungen aufgenommen wer-
den müssten , wenn dieselben die Spectra» mit einiger Genauigkeit wieder-
sahen sollten. Er sei im Augenblick mit der Darstellung solcher Abbil-
dungen beschäftigt und werde sie roittheilen , sobald sie vollendet seien.
• (Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV.)
ZXZn. lieber die Darstellung fester KoUensäure. — A. Loir
und Ch. Drion (Comp. rend. LH, 748), welche früher (2. Juni 1860) schon
niittheilten , dass man unter gewöhnlichem Atmosphärendruck Kohlensäure
bei der Temperatur, welche flüssiges Ammoniak beim Verdunsten im luft-
leeren Räume erzeugt, flüssig erhalten könne, haben gezeigt, dass man
mit Hilfe des Ammoniaks auch feste Kohlensäure darstellen kann, wenn
man bei einem Druck von 3 bis 4 Atmosphären arbeitet. Sie bedienen sich
folgender Manipulation. Mau bringt in eine nach oben offene Glasglocke
150 CG. flüssiges Ammoniak, der Rand der Glasglocke wird in einen
Hetallring eingekittet, auf welchen eine mit zwei Oeffnnngen versehene
Platte genau aufgepasst ist. In die mittlere Oeffnung wird eine unten ge-
*^lo8sene Glasröhre befestigt, welche bis auf den Boden der Glocke reicht,
öie andere Oeffnung wird mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt.
l^ie Kohlensäure , welche man in einem Kolben , dessen Hals mit Chlor-
ctlciamstttcken angefüllt ist, durch Erhitzen von doppeltkohlensaurem
Yttrium erzeugt wird, durch ein Bleirohr in die in das flüssige Ammoniak
^suchende Glasröhre eingeleitet. Mit dem Kolben steht ein Manometer
^ii eomprimirter Luft in Verbindung. Aus dem Apparat wird vorher die
Luft entfernt, und wenn die Temperatur bis in die Nähe des Erstarrungs-
punktes der Kohlensäure gesunken ist, so beginnt man mit der Kohlen-
sänreentwickelung , indem man dafür sorgt, dass beständig ein Druck von
^ bis 4 Atmosphären erhalten bleibt. Nach einer halben Stunde ist der
'I^heil- des Glasrohrs, welcher in das Ammoniak untertaucht, mit einer
dicken Krystallkruste erfüllt (ungefähr 50 Gramme wiegend).
Die so erhaltene feste Kohlensäure i»t favbVoB \xud (\.\it<i\m05iNA^ >«\^
346 Kleinere Mittheilungen.
Eis. Sie kann leicht mit einem Glasstab von den WXnden des Verdicli-
tangsrohrs abgestossen werden. Man erhält dabei 3 bis 4 Millimeter grosse
cubische Krystalle , welche an der Luft langsam gasförmig werden , ohne
einen Bäckstand zu hinterlassen. Auf der Hand bringen sie weder ein.
Gefühl von Kälte , noch von Wärme hervor. Sie lassen sich schwierig
mit den Fingern festhalten. Bei geringem Drücken entschlüpfen sie , als
wären sie mit einer fetten Materie überzogen. Wenn es gelingt, swisclieti
Daumen und Zeigefinger einen Krystall festzuhalten, so empfindet man.
ein unerträgliches Brennen.
Die Krjstalle in einem kleinen Porzellantiegel mit Aether gemisoht,
erzeugen eine Kälte von — 81 ^
Das bei den Versuchen angewendete flüssige Ammoniak wurde nach
der Methode von Bussy in einem Kolben, welcher mit flüssiger schwef-
liger Säure umgeben war, die n^it der Luftpumpe verflüchtigt wurde, dar-
gestellt. Man kann nach dieser Methode leicht in weniger als zwei Stan-
den nahezu zwei Deciliter flüssiges Ammoniak erhalten.
Die Temperaturen wurden mit einem Alkoholthermometer mit zwei
bestimmten Punkten (0® bei schmelzendem Eis und — 40* bei schmelzen-
dem Quecksilber) gemessen. (Zeitschr. f. Chemie n. Pharmaeie, IV.)
Xxxüt, Beitrftge zur Kenntnis» der Oesetie der Gkuutbtorptioii tosb.
T. H. Sims. (0. /. of Ch, Soc. XIV, 1.)
Sims hat im Laboratorium von Roscoe eine ausführliche Unter-
suchung über die Absorption der schwefligen Säure und des Ammoniak^
durch Wasser angestellt; wir theilen im Folgenden die Resultate der —
selben mit.
Die Methoden waren im Wesentlichen die von Roscoe undDitt ^
mar*) bei ihrer Untersuchung über die Absorption des Chlorwasserstofin^
und des Ammoniaks in Wasser angewandten: Einige Gramme Wasse:^
wurden in einem Kugelapparat von bekanntem Gewicht und Rauminhal "^
bei der verlangten Temperatur mit Gas von der gewünschten Spannkraf*^
gesättigt, der Apparat wurde zugeschmolzon und unter Beobachtung vo«r»-
Therraonietcr- und B«irometerstand gewogen. Die Gesammtmeuge de ä^
eingeschlossenen Gases wurde auf chemischem Wege ermittelt und de '^^
Theil desselben, welcher am Ende der Sättigung den leeren Theil des Aj» -^
parates ausfüllte, wurde «aus der Capacität des fctzteren, dem speciellem"»^
Gewicht dos Gases und aus dem annähernd bekannten Volumen der g» "
sättigten Flüssigkeit berechnet.
1) Schweflige Säure. Schönfeld hat bereits vor mehreren Jal»-
reu die Löslichkeit dieses Gases in Wasser bei gewöhnlichem Druck für
*l Ann. rhcm. Pharm. CXll, 327.
Kleinere Mittheilungen.
347
eine Beihe von Temperaturen bestimmt*). Derselbe Chemiker hat auch
die Absorption von Gemischen aus schwefliger Säure und weniger lös-
liehen Oasen durch Wasser untersucht, und aus seinen Versuchen den
Scblass gezogen, dass schweflige Säure oberhalb +10® C. dem Absorptions-
gesetze gehorche. Die von Schönfeld beigebrachten experimentellen Be-
lege können indessen nicht als entscheidend angesehen werden, da sie nur
wenig zahlreich sind und bei allen hierher gehörigen Bestimmungen der
Drack der schwefligen Säure immer nur indirect, d. h. durch Verdünnen
mit einem zweiten Gase geändert wurde. Der Verfasse): hat deshalb , um
die Frage zur Entscheidung zu bringen , ob das Absorptionsgesetz auf die
schweflige Säure anwendbar sei , die Löslichkeit dieses Gases in Wasser
bei vier yerschiedenen Temperaturen und jedes Mal für eine Beihe von
direct hervorgebrachten Tensionen bestimmt. Ein Strom luftfreier schwef-
liger Säure von beliebiger Spannung wurde sehr zweckmässig vermittelst
eines Vorraths flüssiger schwefliger Säure hergestellt. Die Analysen wur-
den, unter Beobachtung der von Bunsen angegebenen Vorsichtsmassregeln,
mittelst Jodlösung ausgeführt. Die Stärke der letzteren wurde mittelst
tbgewogener Mengen verflüssigter SO, festgestellt
Die Sesultate sind im Folgenden tabellarisch zusammengestellt. P be-
deutet den partiellen Druck des Gases in Millimetern Quecksilberhöhe,
C die zur Sättigung der Gewichtseinheit Wasser bei der Temperatur l^
Cent nöthige Gewichtsmenge schwefliger Säure. Aus den unmittelbaren
Versachsresultaten wurden durch graphische Interpolation vollständige Ta-
bellen abgeleitet. G' bedeutet den durch Abmes.sen an der Cnrve gefun-
denen Werth von G,
1. Temperatur = 7^ Gels.
1
1
p
G
r. 760
^' p
G'
P
^1
P
e
p
G'
27,0
0,010
0,273
0,010
30
0,010
220
0,055
0,059
0,0(>1
750
0,174
40,8
0,015
0,015
40
0,013
240
760
0,176
80,6
0,025
0,025
50
0,015
260
800
0,185
133,7
0,035
0,035
60
0,017
280
0,069
850
0,196
239,0
0,050
0,059
70
.0,020
300
0.073
000
0,207
741,8
0,173
0,177
.0,172
80
0,022
350
0,085
050
0,218
757,1
0,174
0,176
90
0,025
400
0,096
1000
0,220
770,8
0,178
0,179
100
0,027
450
0,107
086,3
0,228
0,226
120
0,032
500 ' 0,118
1100
0,251
1201,0
0,203
0,172
0,293
Vio
0,036
550
0,130
1200
0,273
160
o,au
600
0,141
1300
0,295
180
0,046 1
650
0J52
200
0,050 1
700
0,163
•) Ann. Chem. Phaiiu. XCI^, \.
348
Kleinere Mittheilungeiu
2. Temperatur = 20^ Celg.
j-jV^i^^^-i^VV^-^^MTl^i^*
a>
1
P
G
rr 760
C
P
(T
P
C '
Z2A
0,006
0,148
0,006
40
0,007
300
0,044
504
0,009
0,000
50
0.00«
350
0,050
65,0
0,011
0,011
60
0,011
400
0,05VI
77,3
0,013
0,01 a
70
0,012
450
0,064
78,4
0,013
0,013
80
0,013
500
0,071
82,2
0,014
0,014
90
0,015
550
0,077
121,8
0,020
0,019
im
0,016
600
0,083
201,0
0,043
0,043
j 120
0,019
650
0,090
440,0
0,064
0,004
140
0,022
700
0,f»00
658,2
0,004
0408
0,091
160
0,025
760
0,103
728,0
0,100
0,100
180
0,028
760
0.104;
729,5
0,100
0,100
200
0,030
8U0
0,110
7^,8
0,100
0,100
220
0,033
1000
0,137
1570,0
0,218
0,214
240
0,036
1300
0,178
1911,0
0,260
0,104
0,260
2Ö0
0,038
1600
0,218
*
280
0,041
1900
0,250
3. Temperatur = 30°8 Geis.
a.
1
P
G
^ 7(K)
^' P
G'
P
c
P
G'
205,0
0,017
0,002
0,017
200
0,016
700
0,050 '
293,1
0,023
0,023
300
0.024
800
0,062
6^,0
0,054
0,a">4
^:h)
0,031
1000
0,077
mJ7,6
0,054
0,054
5C«
0,030
1500
0,113
701,6
0,053
0,055
0,053
600
0,047
2000
0,149
1565,0
0,110
04I8
2021,0
0,150
0,056
0,150
4. Temperatur = 50^0 Gels.
eu
- 1
P
G
760
^' P
G'
P
G' P
c
101,5
1001'.0
0,011
0,039
0,115
0,045
0,015
0,044
0,011
0,*l39
04:^0
200
100
000
Itoo
0,012 1 800
0,024 lono
0,035 ',1 1500
0,(J45 j 2000
0,047
0,OMi
0,0S8
0,U2
Kleinere MittheilungeD,
349
Ans dieser Znsammenstellaiig ist ersichtlich, dass die von einer be-
^mmten Menge Wasser bei constanterTemperatnr absorbirte Menge
^1 dem partiellen Druck dieses Gases im Allgemeinen nicht proportional
it Die Abweichungen vom Absorptionsgesetzc sind indessen um so ge-
760
Lnger,-je höher die Temperatur; der Werth G .— ist bei 7*^ und bei 20^
3hr veränderlich, bei 39^ wieder nahezu, bei 50^ so gut wie völlig con-
:ant. —
Aus den Tabellen l,b 2,b 3,b und 4,b wurde mit Hilfe einer weiteren
raphischen Interpolation noch die folgende Tabelle abgeleitet, welche die
ei dem constanten partiellen Gasdruck von 760°^ von der Gewichts-
inheit Wasser absorbirte Gewichtsmenge Gas {G') giebt. V bedeutet das
Tolnmen, welches G' Gewichtstheile Gas bei 0^ und 760*"'" Druck ein-
lehmen, das Volumen der Gewichtseinheit Wasser bei +4® als Volumen-
inheit genommen *)•
P = 760™.
i
G'
V
t
G'
V
8<»
0,168
58,7
30»
Q,078.
27,8
10
0,154
53.9
32
0,073
25,7
12
0,142
49,6
34
0,069
24,3
14
0,130
45,6
36
0,065
22,8
16
0,121
42,2
38
0,062
21,6
18
0,112
39,3
40
0,058
20,4
20
0,104
36,4
42
0,055
19,3
22
0,008
34,2
44
0,053
18,4
24
0,092
32,3
46
0,050
17,4
26
0.087
30,5
48
0,047
16,4
28
0,083
28,9
50
0,045
15,6
Die in dieser Tabelle enthaltenen Zahlen stimmen nicht genau mit
tu von Schönfeld gegebenen überein; es ist jedoch zu berücksichtigen,
^s Schönfeld seine direct gefundenen Zahlen, unter Voraussetzung der
iltigkeit des Absorptionsgesetzes , auf 760"*"* Druck reducirt und dass er
tbei versäumte , die Tension des Wasserdampfes von den beobachteten
ftrometerständen in Abzug zu bringen.
Der Inhalt der obigen Tabelle wird annähernd durch die folgende,
m Clifton berechnete Formel wiedergegeben:
760_2540 9250 100 /10338 62760\
ie dies aus der folgenden Zusammenstellung einiger nach dieser Formel
•) 1 Liter SO^ = 2,861 Qr.
350
Kleinere Hittheilangen.
760
berechneten Werthe von G . — mit den durch graphische Interpolation
haltenen hervorgeht.
p
70 c.
20° C.
40« C.
500C. 1
Ber.
Gef.
Bcr.
Gef.
Ber.
Gof.
Ber.
Gef.
40,0
50,0
100,0
200,0
500,0
800,0
1000,0
1200,0
1800,0
2000,0
0,245
0,231
0,203
0,189
0,181
0,175
0,178
0,177
0,242
0,223
0,205
0,191
0,180
0,176
0,174
0,173
0,149
0,140
0,122
0,113
0,108
0,108
0,106
0,105
0,105
0,105
0,143
0,138
0,1*24
0,116
0,107
0,104
0,104
0,104
0,104
0,104
0,061
0,059
0,058
0,058
0,058
0,058
0,058
0,062
0,050
0,059
0,058
0,057
0,057
0,057
0,049
0,049
0,048
0,048
0,048
0,048
0,048
0,045
0,045
0,045
0,045
0,045
0,044
0,044
2) Ammoniak. Koscoe und Dittmar haben in ihrer oben ci
ten Arbeit nachgewiesen, dass die bei 0^ von einer bestimmten Mo
Wasser absorbirte Gewichtsmenge Ammoniak dem partiellen Drucke
Gases nicht einmal annähernd proportional ist. Die Beziehungen , wel
bei höheren Temperaturen bestehen, lassen sich aus der Arbeit äh
Chemiker nicht entnehmen , da dieselben zwar Bestimmungen bei Ten
raturcn über 0°, aber diese immer nur bei gewöhnlichem Drucke ausgefi
haben. Herr Schönfeld hat nun auch für die Temperaturen 20, 40
100® die Löslichkeit des Ammoniaks in Wasser jedes Mal für eine R<
von Drucken ermittelt, und er ist dabei zu folgenden Resultaten gelai
a, Directo Versuchsresultate.
1. < = 20"0.
2. i = 40<^.
3. t = 100^. 1
P
G
r 760
P
G
^' p
P
G
r 760
45,5
0,100
1,660
75,8
0,050
0,497
088,4
0,007
0,074
200,1
0,236
184,3
0,112
1078,0
0,104
0,073
735,4
0,508
701,1
0,322
1419,0
0,135
0,073
1525,0
0,811
1599,0
0,522
2070,0
1,018
0,373
2129,0
0,599
0,214
Kleinere Mittheilungen«
351
b. Ans graphischen Interpolationen abgeleitete Tabellen.
1.
p
20» C. 1 40^0.
100^ c. 1
C
c?
G'
G'.'-f
C
C'.?
P
P
P
60
0,119
1,513
80
0,141
0,052
0,479
100
0,158
0,064
120
0,173
0,076
140
0,187
0,088
160
0,202
0,099
180
0,217
0,109
200
0,232
0,120
250
0,266
0,145 i
,300
0,296.
0,168
350
0,325
0,191
400
0,353
0,211
450
0,378
0,232
500
0,403
0,251
550
0,425
0,269
600
0,447
0,287
650
0,470
0,304
700
0,492
0,320
0,068
0,074
750
0,514
0,335
0,073
0,074
760
0,518
1,518
0,338
0,338
0,074
0,074
800
0,535
0,349
0,078
0,074
850
0,556
0,363
o,ow
0,074
900
0,574
0,378
0,088
0,074
950
0,594
0,391
0,092
0,073
1000
0,613
0,404
0,096
0,073
1050
0,632
0,414
0,101
0,073
1100
0,651
0,425
0,106
0,073
1150
0,669
0,434
0,110
0,073
1200
0,685
0,445
0,115
0,073
1250
0,704
0,454
0,120
0*073
1300
0,722
0,463
0,125
0,073
1350
0,741
0,472
0,130
0,073
1400
0,761
0,479
0,135
0,073
1450
0,780
0,486
1500
0,801
0,493
1600
0,842
0,511
1700
0,881
0,530
1800
0,919
0,547
1900
0,955
0,566
2000
0,992
0,377
0,579
2100
0,594
0,215
352
Kleinere Mitthcilangen.
2.
P =
= 760.
/
G'
t
G'
o«C.
0,809
520
C,
0,274
2 n
0,853
54
0,265
4 ti
0,800
56
0,256
Ö n
0,765
58
0,247
8 ,t
0,724
60
0,238
10 fi
0,684
62
0,229
12 ,t
0,646
64
0,220
14 ,,
0,611
Ö6
0,211
le n
0,578
08
0,202
18 ,1
0,546
70
0,194
20 ,1
0,51S
n
0,186
22 t,
0,490
74
0,178
24 ,1
0,467
76
0,170
26 11
0,446
78
0,162
28 T,
0,426
80
0,154
30 „
0,408
82
0,146
32 u
0,303
84
0,138
34 „
0,378
86
0.130
3« „
0,303
88
0,122
38 ,1
0,350
90
0,114
40 „
1 0,338
42
0,106 1
42 „
0,326
94
0,008
44 „
0,315
96
0,090
46 ,,
0,304
98
0,082
48 „
0,204
100
0,074
50 „
0,284
760
Ein Blick auf diese Tabellen zeigt, dass der Werth C . — bei 20° ui
40^ sehr veränderlich, bei 100° aber nahezu constant ist. Bei dieser lel
teren Temperatur ist also das Absorptionsgesetz auch auf Ammoniak
Wasser anwendbar. (Zeitschr. f. Chemie u. Pharmacie, IV.)
XIV.
lieber ein System verwandter Curven und Flächen
zweiten Ghrades.
Von Dr. Heilermann,
Director der Provinsial- Gewerbeschule zu Coblenc.
„Die Theorie der Flächen zweiten Grades ist am meisten dadurch
gefördert worden, dass man, von den Curven zweiten Grades ausgehend,
vom Besonderen zum Allgemeineren aufsteigend, diejenigen Eigenschaf-
ten, welche die bekannten Sätze von den Kegelschnitten als besondere
Fälle enthalten , an den vollkommneren Gebilden des Kaumes aufsuchte.*'
Auch in den hier folgenden Mittheilungen werde ich denselben Weg ver-
folgen, indem ich zuerst einige Eigenschaften der Kegelschnitte zusammen-
stelle und dann die analogen Gesetze über die Flächen zweiten Grades zu
ermitteln suche.
§1.
Es werde in dem Kegelschnitte
ein Punkt n = (a,6) so bestimmt, dass seine Coordinaten a und b Halb-
achsen eines anderen Kegelschnittes sind, welcher mit jenem confocal ist.
ist. Zur Bestimmung dieses Kegelschnittes
2) ?+§ = »'
welcher immer eine Ellipse ist, dienen also die Gleichungen
3). J ^^ß* '
Wird doi gleiche Werth der vorstehenden Differenzen mit fi bezeichnet,
so ist
ZcilMhrift t. Malbrmttik a. rhjrsik. VI, 6. *&
354 Ueber eis System verwandter Oonren und Fliehen aweiten Chmdes.
folglich
und biernftch ist + j/^die Ordinate der Punkte , worin der Kegelichnitt l)
Yon den Halbirungslinien der Achsenwinkel geschnitten wird, nnd wenn
dieser eine Ellipse, 90 ist ]/ji auch die Senkrechte, welche vom Mittel-
punkte anf eine, zwei Scheitel verbindende Sehne gefällt wird.
Für die Coordinaten des Punktes n = (a, b) erhftlt man
Hiemach giebt es in dem Eegebtfhnitte l) vier Punkte, welche den Be-
dingungen 3) genügen , wenn
«»+|»*>0,
d. h. wenn dieser Kegelschnitt eine Ellipse ist oder eine Hyperbel , deren
Asymptoten mit der realen Achse kleiner^ Winkel bilden , als mit der ima-
ginären. Diese Punkte liegen im^'Unendlichen, wenn
a« + /5« = 0,
d. h. wenn der Kegelschnitt 1) eine gleichseitige Hyperbel ist, und drit-
tens sind die Coordinaten a und b imaginär , wenn
d. h. wenn der Kegelschnitt 1) eine Hyperbel ist, deren Asymptoten mit
der realen Achse grössere Winkel bilden , als mit der imaginären.
Werden die vier Punkte ( + «,+&) verbunden, so entsteht ein Recht-*
eck, welches der Ellipse 2) umgeschrieben und dem Kegelschnitte 1) ein-
geschrieben ist.
Soll umgekehrt durch den Punkt n = {a^b) ein Kegelschnitt gelegt
werden, welcher mit der Ellipse 2) confocal ist, so erhält man aus den
Gleichungen 3) zur Bestimmung der Differenz ^ die Gleichung
a« b*
«> aM^^ + jq:^^''
mithin
7) fi= + ab.
Es giebt also auch zwei Paar Werthe von o* und ß\ welche den Bedingun-
gen 3) genügen, nämlich
^ la,*=a{a—b),ß,*^b(b—a),
und daher giebt es auch zwei Kegelschnitte, welche durch die vier Punkte
(+ö, +6) gehen und mit der Ellipse 2) confocal sind, nämlich
^ . y*
+
)a{a + b) ' b{b+a)
[a{a — b)'^b(b—a)~^'
und zwAt ist der erstere eine Ellipse, die zweite eine Hyperbel.
Von Dr. Heilesmavn. 356
Fflr den Zasammenhang dieser Caryen und der Ellipse 2) sind fol-
gende Gleichungen beachtenswerth
a»+«,« = 2a», /S» + A« = 26«,
«• flf/ = ö« (a« — d«), ß* ß* = 6» (6» — fl»),
10) { €fß^ = ab{a + b)\ a,*ft« = — a6(a — 6)»,
«« + ^ • = (a + 6)«, «.• + A« = (a -6)',
o« : /S« = a : 6, a/ : /?j« = — a : 6.
Die Geraden , welche die Kegelschnitte 9) in dem Punkte (a , b) be-
X" Uhren, sind
oder, wenn die Werthe von a^ßj ui nnd ßi eingesetzt werden,
a—b • 6^^~^'
und schneiden, wie die Form ihrer Gleichungen seigt, auf den Achsen der
Ellipse 2) gleiche Stücke ab , welche der Summe oder Differenz der Halb-
achsen dieses Kegelschnittes gleich sind. Werden die Berührenden der
Kegelschnitte 0) für die vier Punkte ( + a, + b) gezogen , so schliessen sie
zwei Quadrate ein, deren Diagonalen in den Achsen der Kegelschnitte ge-
legen nnd der Summe oder Differenz derselben gleich sind.
§.2.
Die Kreise
^ ijr,»+F,«=(a-6)»,
welche den zuletzt erwähnten Quadraten umgeschrieben sind , stehen mit
dem Kegelschnitte 2) in einem innigen Zusammenhange. Es sei der Punkt
if=:(jr, Y) des grösseren Kreises dem Punkte fn = {Xjy) der Ellipse 2)
entsprechend , d. h. ihre Coordinaten genügen den Proportionen
hieraus folgt sogleich
**) , 5 + 7 = »'
d. h. jeder Punkt m der Ellipse liegt in der Geraden, welche die Fuss-
punkte der Coordinaten des entsprechenden Punktes M des grösseren Krei-
ses 12) yerbindet.
Bezeichnet man diese Fusspunkte mit P und Q, so dass MP=^X und
MQ=z F, 80 ist PQz^a + b und wird durch dönP\x»k\.m^ tr\ä Kv^^^x-
356 Ueber ein System verwandter Cnrven and Flächen zweiten OrmBlem.
Btehenden Gleichungen zeigen, in die Abschnitte mP=ia und m0=s ^
getheilt.
Ebenso werden durch die Proportionen
15) Il:=,^-Zl Y,^b-^a
X a ^ y b
in dem kleineren Kreise 12) und der Ellipse 2) die entsprechenden PnnktC^^
jlf, = (^, , y,) und m = (jr, y) bestimmt , und auch diese befriedigen dic^^
Gleichung
''\ li + ^=»' •
welche wieder zeigt, dass der Punkt m auch in der Geraden liegt, welche -
durch die Fusspunkte der Coordinaten des entsprechenden Punktes M^ in
dem kleineren Kreise geht.
Bezeichnet man diese Fusspunkte mit P| und Q^ , so dass M^ Pt = ^^i
und yV, Q^=X^^ so ist P^Q^z= + (« — b) und wird durch den Punkt m
änsserlich so getheilt, dass m P^ = a und m()| =6.
Hieraus ergiebt sich nun in Verbindung mit dem Vorhergehenden der ^
folgende bekannte Satz :
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mitder Summe ^
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so liegt -=
jeder Punkt der Ellipse in den Geraden, welche durch die ^
Fusspunkte der Coordinaten der entsprechenden, in diesen
Kreisen liegenden Punkte gehen und theiltdie Verbindungs-
linien der Fusspunkte, die eine innerlich und die andere
änsserlich, in zwei Abschnitte, welche gleich den Halb-
achsen der Ellipse sind.
Aus den vorstehenden Gleichungen 13) und 15) folgt femer
17) Ä+Ä, = 2x, Y+Y,=2y
und diese Gleichungen haben für die Lage der entsprechenden Punkte
M^ Mi und m folgende Bedeutung :
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mit der Summe
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so hal-
birt jeder Punkt der Ellipse die Verbindungslinie der zuge-
hörigen entsprechenden Punkte dieser Kreise.
Die Gerade, welche durch die Punkte M={Xy Y) und m = (x,y)
geht, ist bekanntlich
wenn a:, , y, die laufenden Coordinaten derselben bezeichnen. Durch Ein-
setzung der in 13) angegebenen Werthe von Ä und Y geht diese Gleichung
über in
18^ "' ^' I ^' ^1 — 1
Von Dr. Heilebmamm. 357
und diese seigt, dass die dem Punkte m entsprechenden Punkte ilf und ilf|
der Kreise 12) in der Normale des Punktes m liegen.
Die Länge der Linie Mm oder ATi m , welche mit / bezeichnet sei , ist
durch die Gleichung
bestimmt, oder durch
I^un ist aber, wenn vom Mittelpunkte auf die Berührende des Punktes m
die Senkrechte | gefällt wird ,
|»~«« ■*" 6«'
folglich
und da bekanntlich 2.— der zur Bertihrenden des Punktes tn parallele
Durchmsser die Ellipse 2) ist, so ergiebt sich hieraus folgender Satz:
Werden um den Mittelpunkt einer Ellipse mit der Summe
und Differenz der Halbachsen Kreise beschrieben, so be-
grenzen diese auf jeder Normale der Ellipse eine Strecke,
welche dem auf derselben Normale senkrechten Durch-
messer der Ellipse gleich ist.
Bezeichnet man die Punkte , wo die Normale 18) die Achsen trifft, mit
P« und Qqj so ist
""•• = •■ + (>'- ^!')'=«'(S + p).
"<'.-=v + (.-"-^.)'=Kf.+S).
oder
20) m/>o = y,mO. = y und i>,0o= ± — |— •
Diese Gleichungen zeigen , dass
auf jeder Normale einer Ellipse durch die Achsen
Strecken abgeschnitten werden, welche mit der Entfernung
der zugehörigen Berührenden vom Mittelpunkte Rechtecke
▼on constanter Grösse bilden.
Auch die Hyperbel besitzt dieselbe Eigenschaft und der Unterschied
besteht nur darin, dass der Fusspunkt der Normalen dieses Kegelschnittes
sw^hen den Punkten liegt , wo sie die Achsen schneidet.
358 üeber ein System yerwaadter Cuiren und Fliehen
Durch ümkebnmg dieses Sstses erhilt mmn folgende
/weise dieser Kegebchnitte:
Bewegt sich ein rechter Winkel so, dass anf dem einen
Schenkel durch zwei anf einander senkrecht stehende Ge-
raden Strecken abgeschnitten werden, welche mit derEnt*
fernnng des anderen Schenkels Tom Schnittpunkt dieser Ge-
raden Rechtecke yon constanter OrOsse bilden, so sind die
Schenkel des beweglichen Winkels in allen Lagen Normale
nnd Tangente eines Kegelschnittes, dessen Halbaehsenqna*
drate jenen Rechtecken gleich sind.
Wenn man ferner die Gleichungen 20) mit denen unter 10) Torbindeti
so ergiebt sich
21) milf»s=5 milf/ =mP^, . mßo»
oder jede Normale einer Ellipse wird Ton den Achsen und den
um den Mittelpunkt mit der Summe und Differens der Halb-
achsen beschriebenen Kreisen in vier harmonischen Punk-
ten geschnitten.
Von den harmonischen Strahlen, welche den Mittelpunkt 0. mit den
Tier Punkten Jlf, M^^ Pqj Q^ yerbinden, stehen die beiden lotsten anfein-
ander senkrecht, mithin halhiren sie die Winkel der beiden anderen« 9a
ausserdem
0M+0M^ = 2a und 0M—0M^ = 2b^
wenn fl>*f
und 0M+ OM^ = 2b und OM— OM^ = 2a,
wenn ^ > « >
so sind die Punkte ^und AT, die Brennpunkte zweier confoca-
len Kegelschnitte, welche dieAchsen der Ellipse 2) im Mittel-
punkte 0 berühren und die Achsen der letzteren als grosse
(reale) Achse enthalten.
§.4.
Wenn man die auf den Achsen durch die Normale des Punktes
m = (j?, y) abgeschnittenen Stücke
__.^„nd-^.y
als Coordinaten dos Punktes m^^ (a*o, y^ ansieht, so ist die Ortscurve die-
ses Punktes die Ellipse
n'x,^ + b^y,^={a^ — by,
oder
22) ri +!-;=!.
«0* *o
wo zur Abkürzung
Von Dr. Heilebmann. 359
: — :: — , bo = -
b
gesetzt worden ist.
Man sieht sogleich, dass auch der Punkt m^ = (0:9,^0) in dieser Ellipse
den Punkten m = (.r, y)^ M= (Z, Y) und AT, =r (A", , 7,) entspricht, denn
es ist offenbar
23)
Dazn ist
y: YiYt :yo =b:b + a:b—a:bo.
und insbesondere
a: . ÄTo = i' . X| und y »yo^ Y. F^
24)
a.öj,==ß* — 6* und bbo=:=b* — aK
Mithin sind die Brennpunkte der Ellipse 2) harmonisch gelegen so-
wohl gegen die Scheitel der Ellipsen 2) and 22), als auch gegen. die Punkte,
wo die grosse Achse der Ellipse 2) von den Kreisen 12) geschnitten wird.
In der Linie Pofio^ welche nach 21) durch die Punkte M und M^ har-
monisch und zwar nach dem Verhältnisse
P^M: OoM= i>oilf, : Q^M^ = a:b = b^:a^
getheilt wird, liegt der Punkt m so, dass
25) Pom:Qom = a^:b* = bo^: V,
oder: theilt man die Linie, welche die Fusspnnkte der Coordinaten eines
Ellipsenpunktes verbindet, äusserlich nach dem Verhältnisse der Halb-
acbsenquadrate , so ist die Verbindungslinie eine Normale der Ellipse,
welche der Theilpunkt beschreibt und dieser ihr Fusspunkt.
§.5.
In der Fläche zweiten Grades
werde ein Punkt n = (a, b^ c) so bestimmt, dass seine Coordinaten o, b und
c Halbachsen einer anderen Fläche zweiten Grades sind , welche mit jener
confocal ist. Zur Bestimmung dieser Fläche
iT* V* «'
27) ?+^ + ? = »'
welche immer ein Ellipsoid ist , dienen also die Gleichungen
28) J cf^ß^^f .'
( a* — o« = ^» — 6» = y» — c«.
Wird der gleiche Werth dieser Differenz mit ft bezeichnet , so ist
«» = «» — ^, 6» = P» — p, c» = y' — ^,
folglich
360 Ueber ein System verwandter Cnrven und Flächen zwaten Gndes.
und dureh Einsetzung dieses Werthes erhslt man
30)
, I a/ «^ p' y*
I ^ «» "^ jS» "^ y»
/ i+i-i
Um en beartheilen, wann diese Werthe real, oder nnll, oder imaginXr*
sind, nehme ich im Allgemeinen an, dass
Wenn nun zuerst die Fläche 34) ein EUipsoid , also
«»>i8'>y»>0,
so ist
;? + ^.+ -i>-? + ^. + ^>?-^. + ^>o.
folglich ßind die Werthe von a^h ^c real, wenn aach
a« /J« /
Wenn zweitens die Fläche 26) ein cinschaliges Hyperboloid, also
a«>j3*>0>y«,
so ist
soll nun anch der Werth von c real werden , so muss
sein, und hierdurch ist wieder bedingt, dass
i-^. + ^<-i + ^. + ^<o.
mithin auch a und b real sind.
Wenn drittens a* > 0 >(S* > y»,
also die Fläche 2G) ein zweischaliges Hyperboloid ist, so ist auch
1.1.1
folglich kann der Werth von a nur real sein, wenn zugleich
1.1.1
? + ?-«+/<«'
Von Dr. Hbilericann. 361
nd weiter miiss, damit auch b und c real bleiben, der Bedingung
1 1,1^1,1 1^^
^fige geschehen.
Die acht Punkte (+ a, +by + c) sind die Ecken eines rechteckigen
ariUelepipedes , welches dem Ellipsoide 27) umgeschrieben und zugleich
er eonfocalen Fläche 26) eingeschrieben ist. Soll umgekehrt durch den
nnkt n = (n, b, c) , dessen Ooordinaten die Halbachsen des Ellipsoides 27)
od, eine mit demselben confocale Fläche gelegt werden, so fuhren die
edingungen 28) auf folgende cubische Gleichung
«' . ^ . c»
Wenn nun
a«>l>»>c«>0
Dgenommen und die drei Wurzeln dieser Gleichung mit
zeichnet werden, so ist
2a«>f4>2c«;-c«>^, > — 6«; ~ft«>^> — a\
^ Entwickelung der vorstehenden Gleichung oder
fi* — {^b* + b^€' + c^a*)li — 2i^b*i^ = 0
3igt femer, dass
i^ + f*i + f»t = 0
f*f*i + f*i^. + f«,fi= — («•^• + **c»+c«a«)
ft/4,f4, = 2a«6»c*,
kd dass im Allgemeinen
33)
i = yaH*€^ + yD +1/ a«6V— /i>.
dun zur Abkürzung gesetzt wird
2> == tf* 6* c* — ,V («•*• + ^c» + c»a7.
Den drei Werthen yon fi entsprechen drei Werthe von o, /Sund y^
idche durch die Gleichungen
34) ] «,«- a« = ft«- 6« = y,« ~ c« = ^„
^stimmt sind, und mithin giebt es auch drei Flächen zweiten Grades,
Imlich
^dche den Bedingungen 28) genügen.
362 Ueber ein System verwandter Cnrven und Flächen sweiten Grades.
Der Zusammenhang unter den Halbachsen dieser FlSehen ist au fol-
genden Gleichungen ersichtlich :
/ «^+«,« + «,» = 30», a'a,» + a,»o,* + «tV==8a« — a»6*— ft»c»— c'a',
t? a,» a.» = <f («»-6«) («»— c*),
i?' + /».'+/».* = 8M, /J»ft»+ft« A« + ft»^« = 36« - «»M-ft»c»-c'«',
36) { ß'ß,* ft» = 6» (6»— c») (6« -««),
r' + r*+ y' = »«*. //t' + nVt* + y/yt = sc« - <fi^—»(?-<*^,
y»y.»y,*=c*(c»-«»)(c»-6»),
«*+A* + yt»=a/+A»+/ = a,» + /J» + y.» = a»+6» + <j».
Die drei Ebenen
a , b , c
welcho die drei confocalen Flächen im Punkte n =(a, 6, c) berühren, be-
stimmen auf den Achsen die Stücke -, 5l, ?!L L ^ J^ t. yj. 1l
von welchen die gleichliegende Achse des Ellipsoides 27) das arithmetische
Mittel ist , da nach 36)
a a a o o b c c c
§.6.
Werden in einer Ebene , welche auf den Coordinatenachsen die Stücke
I, 17, t abschneidet, den Schnittpunkten die Gewichte A^ B^ C beigelegt,. so
sind die Coordinaten des Schwerpunktes
A _B_ C
A + B + C *' A + B + C " A + B + C'
Legt man also den Punkten , wo die erste Ebene 37) von den Achsen ge-
a* b* c^
troffen wird, die Gewichte -^ , ^, -j bei, so hat der Schwerpunkt, weil
hier
die Coordinaten
^l + 'l + ^-^l
folglich ist der Punkt n = (a, 5, c) der Schwerpunkt dieser Schnittpunkte.
Da dasselbe auch von den beiden anderen Ebenen gilt, so ist ;i der ge-
meinsame Schwerpunkt der Punkte, worin die Ebenen 37) die Achsen
sclweiden.
Von Dr. Heilebmann. 363
Die Stücke, welche dnrch eine der Ebenen 37) abgeschnitten werden,
sehe ich als Halbachsen eines Ellipsoides an , erhalte also die drei Flächen
la diesen Flftchen sind nun die Punkte ilf = (-IT, F, Z) , ilf , = (A^j, F, , Z,)
tmdlf, = (Z,, r,, Z,), welche einem beliebigen Punkte m=.(ir, y, z) des
ÜUipsoides 27) entsprechen, durch folgende Proportionen bestimmt:
a a a
I ß* öi' il*
* c c c
HierauB folgt sogleich , dass
40) - + ^ + - = i,_ + _ + __i,_ + _ + _=i,
o<3er der Satz: Werden durch die Endpunkte der Coordinaten
"^^ on drei entsprechenden Punkten der Flächen 38) Ebenen ge*
1 ^gt, so schneiden sich diese in dem entsprechenden Punkte
d«8 Ellipsoides 27). Zugleich ergiebt sich aus diesen Proportionen,
dcMS jeder Punkt des Ellipsoides 27) der Schwerpunkt von den Punkten,
w-^lehe auf den Achsen die Coordinaten eines entsprechenden Punktes der
*^lächen 38) begrenzen, wenn diesen die Gewichte -7 , ^ , -r oder — x , :i-; , — ^
« /5« y« a,* j3i« y,*
o* 6* c*
o^er — > öIj — angehängt werden.
«1 Pf yt
Ferner folgt aus denselben Gleichungen 39) , dass
41) X+Zj + ^, = 3a:, 7+ F, + 7, = 3y, Z+2:j+Z, = 3r,
^der der Satz: Jeder Punkt^des Ellipsoides 27) ist der Schwer-
st linkt der drei demselben entsprechenden Punkte in den
^^ lachen 38), wenn diese gleiches Gewicht haben.
Die Gerade , welche durch die entsprechenden Punkte m = {Xy y, z)
^»XÄd M= {X% 7, Z) geht, ist durch die Gleichungen
x^—x_y^—y_z^ — z
X—x Y—y Z — z
^ ^gestellt, oder weil
'\
^^irch die Doppelgleichung
X-x = ^.x, F-y=^.y, Z-z = ^
364 Ueber ein System verwandter Carren und Flachen «weiten Qndei.
42) 5(a:.-a^) = ^(y.-y) = 7(t.-0.
Dies ist aber bekanntlich die Gerade, welche im Punkte m = (^^y, z) auf
der Fläche 27) senkrecht steht, and da in derselben Geraden auch die
Punkte Jlf| = (-Tj, F, , Zi) und M^ = (Z,, 7,, Z^) liegen, so folgt hieram
der Satz: Jede Normale der Fläche 27) trifft die Flächen 38) in
drei ihrem Fusspunkte entsprechenden Punkten.
Die Länge der Strecke Mm^ welche mit / bezeichnet sei, ist durch die
Gleichung
bestimmt, oder durch
Nun ist aber, wenn vom Mittelpunkte auf die Bertthrnngsebene des Punk-
tes m = («, y, z) die Senkrechte | gefSUt wird ,
folglich
43) ■ ,= |.,.=:_l|., = -|\
wo / = MtHj li = Mim und l^ = M^m gesetzt ist.
Wird also ein beliebiger Punkt des Ellipsoldes 27) mit
den entsprechenden Punkten der Flächen 38) verbunden, so
sind die Rechtecke aus diesen Verbindungslinien nnd der
Senkrechten, welche vom Mittelpunkte auf die BerühruDgs-
ebene des ersten Punktes gefällt ist, constant und gleich den
Wurzeln der Gleichung 31).
§.7.
Bezeichnet man die Punkte, wo die Normale des Punktes m = (a:,y,*)
die Coordinatenebenen trifft, mit JPo) 0o> -^oi ^^ ^^^^ ^^^ ^^^ Gleichung 42)
51 a* fJt ^
0, — j^ — . y , — -5 — . z die Coordinaten von Pqj
5 — .3?, — — — -y, U, „ „ ,, If^
0*
Daraus ergeben sich für die Stücke, welche von diesen Punkten einer-
seits und dem Punkte m andererseits begrenzt werden , die Werthe
a* ^* c*
44) mP„ = j, möo = 7i ^^0 = 7,
welche zeigen, dass
auf jeder Normale oiucb Ellipsoides durch die Achsen-
Von Dr. Heilbrmann. 365
^ l>en6n Strecken abgeschnitten werden, welcbe mit der Ent-
£*^rnang der zugehörigen Berührungs ebene vom Mittelpunkte
X^ echtecke von constanter Grösse bilden.
Auch die beiden Hyperboloide besitzen dieselbe Eigenschaft und der
XJnterschied besteht blos darin, dass die Funkte, wo die Achsenebenen
^ines Hyperboloides von einer Normale getroffen werden, nicht alle mit
dem Mittelpunkte auf derselben Seite der zur Normale gehörigen Berüh-
rangsebene liegen.
Durch Umkehrung des verstehenden Satzes erhält man folgende Er-
seugnngsweise der Flächen:
Steht eine Gerade auf einer mit ihr fest verbundene-n
Ebene senkrecht und bewegt sie sich so, dass die Strecken,
iprelche durch drei auf einander senkrecht stehende, festlie-
gende Ebenen auf der Geraden abgeschnitten werden, mit
der Entfernung der ersteren Ebene vom Schnittpunkte der
letzteren Kechtecke von constanter Grösse bilden, so sind
die bewegliche Gerade und Ebene in allen Lagen eine Nor-
male und Bertihrungsebene einer Fläche zweiten Grades,
deren Halbachsenquadrate jenen Rechtecken gleich sind.
Setzt man die aus 43) und 44) entnommenen Werthe von a\ 6', c* und
fi, fii, u^ in die oben für diese Wurzeln angegebenen Grenzbestimmungen
ein, 80 entsteht
2w»Po>mJlf>2mÄo; wÄo<'»^i <»«öoj »» öo < »* Jlf , < w P© >
nnd nimmt man noch hinzu, dass
80 erkennt man, dass der Punkt Jlf, in der. Strecke Äoöo» ^t ^« OqPq^^^
M in der Verlängerung der Strecke P^R^ über Ä© hinaus liegt. Durch Ver-
bindung der Gleichungen 43) und 44) erhält mau nun
o* ß* V*
MP,= j, AfQ. = ^j, MR, = ti
^nd wenn man diese Werthe , sowie
IQ die Gleichung 29) einsetzt , so entsteht
45^ J L4._JL+J_
^ Mm~ MP^^ MQ^^ MR^'
hiernach ist also \Mm das harmonische Mittel von MP^^ MQq und MR^^.
dasselbe gilt offenbar von ^Mttn und ^M^m. Dieser Zusammenhang ist
^Uch ausgedrückt durch die Gleichung
m 'Po 1^ m ßp , m Äq ^^^
Reiche entsteht, wenn man in die Gleichung 31) die obigen We;
Qinsetxt.
S66 Ueber ein System verwandter« Oarren nnd Flächen swdten GndM. ^
Femer erhftlt man in derselben Weise ans den Sektionen 82) die fol
genden 2
imM — mJHi — siJlft = 0,
fft M • Sl iB I • flS in f SS 2 • m P^ • 0t Q^ • M Aq f
nnd dnrch Mnltiplication der anf die Normale dnrch die Aehsenebenen ab
geschnittenen Stüoke
D n !> «*^^
m X(J • tn y p • fit i«0 =S ^rr ,
Nun ist aber bekanntlich das Prodnct aus den Halbachsen des mr Bertth
mngsebene des Punktes m parallelen Centralschnittes nnd der anf jen^ss
Ebene geftUten Senkrechten | gleich dem Prodnct der drei Halbaehsenez
der Fläche, oder '
wenn die Halbachsen jenes Centrsilschnittes mit d^ nnd d^ beseidmet wer
den, folglich
Hier ans erhält man nnn durch Anwendung der letzten Gleichung unter 4^^j
47) didfSsiy^abe.mM.mM^.mM^,
Ebenso ist nach 44)
tnPQ.tnOQ + mQQ.mRo + mRo»fnPQ^=^—^ j^ ,
und da ausserdem
. abc
80 folgt zunächst
/
und vermittelst der Gleichung 46)
y fn Ja • tn Jlf I — tn Mi • nt M^ ^ tu M^ , mM
y
48) rf.d. = ,/ 111
a» ■'' 6» ■•" c»
Diese liolationen ersetzen für das Ellipsoid die oben anter 19) and 21) von
der Ellipse angeführten Sätze.
§.8.
Sowie oben unter Gleichung 6) nicht blos die Quotienten — , —und
->, -^-1 der Bedingung genügten, dass ihre Summe gleich eins, so ist es
ß Pi
33
Von Dr. Heilebmann. 367
ueh hier mit den Quotienten 3, — , — j on« 5i» Fi» «1 "»^ T»^»-i«
El üt BunXchst
tF tf €? a* ft» 6» 6» 6«
«»•a,»'«,»~"(a»— 6») (a*— c»)' /J« 'ft« •/?,•"" (6» _ c«) (ft'—a»)'
/>,•>.•"(«*-«») (c»-6')
niid darch die Verbindung dieser Weribe ergiebt sieb weiter
«• 6* c*
Ferner sind dann für die Ellipsen 2) und 22) die entsprecbenden Prodncte
lügleicb das Verbttltniss der gleichliegenden Acbsen nnd der Coordinaten
Ton entsprecbenden Punkten ; mitbin ist bier das Ellipsoid
.tllrl
50)
+ ?!L + ^* =
1,
worin aur
Abkürzung
«0 =
«•«,'
^
Co
gesetzt ist, die Fläcbe, welcbe der Ellipse 22) analog ist.
Wenn nun m = (jf, y, z) und m^ = (o:©, yo> *o) entsprechende Punkte in
den Flächen 27) und 50) sind , so ist
X a a^ ö*
y _ 6 _ 6» _ y
« c c* c*
ond folglich
d* h. jeder Punkt des Ellipsoides 27) liegt in einer Ebene,
Welche auf den Achsen die Coordinaten dos entsprecbenden
Punktes des Ellipsoides 50) abschneidet und zwar ist der
erste Punkt der Schwerpunkt der drei Punkte, in welchen
ile Achsen geschnitten werden, wenn diese die Gewichte
a * c
Auch die entsprechenden Punkte ilf, M^ und M^ der Flächen 88) liegen
a der Ebene 50) , welcbe die Coordinaten des entsprechenden Punktes m^
techneidet. Es ist nämlich zunächst in Bezug auf den Punkt M='(^£^^^I^\
368 Ueber ein System verwandter Carren und Fliehen «weiten Gndei.
y, (6*— c») (6'—«*) (y— c») (6'—^) "*■ (y— c») (6»—«*) '
z~{<*—(f) (c»— 6»)~(c» — o») (c*— 6«) "*■ (c»— «») (c»— 6«)'
daza ist
+ 7:5— :5w3— 5n = 0.
(«»—6«) (o»— c»). ' (6»— c«) (6*— a«) ^ (c*— «») (c»— 6*)'
folglich anch
^ + 1+^=1,
^0 yo «0
d. h. es liegt auch der Pnnkt Jlf = (A^, F, Z) in der Ebene , welche auf den
Achsen die Goordinaten des entsprechenden Punktes m^ abschneidet Da
nun die Punkte m und M beide der Normale 42) angehören, so geht anch
die Ebene selbst, welche auf den Achsen die Goordinaten eines Punktes
des Ellipsoides 50) abschneidet, durch die Normale des entsprechenden
Punktes der Fläche 27).
Bezeichnet man die Punkte , wo die Achsen von der Ebene 51) ge-
schnitten werden, mitp^, q^, r^, so daas
so liegt die Normale 42) in der Ebene des Dreiecks Po 9o '*o ^"^^ ^^^^^^^^^
die Seiten in den Punkten -Pq» (?oi '^o* Um die Lage derselben in dem Drei-
ecke Pq qQ Tq zu bestimmen , beachte man , dass
,«,=(,_-f!,)v(^,)=..[e-i=^.)v(^,)i.
und hieraus erhält man
Wendet man nun auch auf die Stücke der anderen Seiten des Dreiecks
Po 9o ^0 dasselbe Verfahren an , so entsteht
52) PoR'9o^o=^'^ty 9oPo'^o^o — Jt'-i^ roQo'PoOo=Jt'-t'
Mithin ist die Normale jedes Punktes des Ellipsoides 27)
in der Ebene, welche die Goordinaten des entsprechenden
Punktes des Ellipsoides 50) auf den Achsen abschneidet, so
gelegen, dass ihre Entfernungen von den Schnittpunkten der
Achsen sich verhalten, wie die reciproken Wertho der Qua-
drate dieser Achsen.
Die Vergleicliung der Goordinaten der Punkte /?o, ^o> ^o^ ^o» Oo» -^o ^^^
ferner, dass unter den vier möglichen Geraden , deren Entfernungen von
Von Dr. Heilermann. 369
den Ecken Pe 9 ^oi ^a ^^ ^^^ angegebenen Verhältnisse stehen, die Nor-
male 42) diejenige ist, welche alle Seiten des Dreiecks Po ^o '*o änsserlich
theilt.
§.9.
Die £benen
welche das Ellipsoid 27) im Punkte (a:,y,z) berührt, begrenzt auf den
Achsen die Stücke
X y z *
Nun sind aber die Froducte
Op,.Op, = ^ y ^, Oq..Oq,^^ ^-^ ^,
Oto . Or, = -^
constant, und weun noch auf den Achsen vom Mittelpunkte ans nach bei-
den Seiten die Strecken
54) ]q, = 0,, = ^(^'-^)(^— *).
0
C
abgeschnitten werden, so ist
55) Opo . Op, = 0/^ = 0/,«, Ogo .Oq^ = 0^ = Og,\ Qr^ . Or, = OÄ« = Oh*.
Diese Oleichnngen zeigen, dass es in jeder Achse des Ellipsoides zwei
(reale oder imaginäre) Punkte giebt , welche gegen die Berührungsebene
53) und die Normalebene 51) harmonisch liegen*, nämlich die realen Punkte
/*,/*, und hy A, und die imaginären g^ ^,. Diese Punkte habe ich Focal-
pnnkte des Ellipsoides genannt. (Ber. der Akad. der Wissenschaften zu
Berlin.) Hiernach lässt sich der in den vorstehenden Gleichungen ent-
haltene Satz in folgender Weise ausdrücken :
Jede Berührungsebene des Ellipsoides 27) und diejenige
Normalebene, welche auf den Achsen die Coordinaten des
dem Berührungspunkte entsprechenden Punktes des Ellip-
soides 50) abschneidet, sind gegen die Focalpunkte des
ersteren Ellipsoides harmonisch gelegeji.
Da ausserdem
K-ft') (^*-<^) . . (y-o (y-«*)
a.a^ = -^ , o.ö,= p ,
(c» — a*)(c* — 6»)
ZeiUchrin f. Malhemalik a. Physik. VI, 6. *]t&
er,
370 Ueber ein System verwandter Carven und Flächen zweiten Gnide&«
so sieht man, dass aach die Scheitel der EUipsoide 27) nnd 30) gegen di^
Focalpnnkte des Ellipsoides 27) harmonisch liegen.
Um nun die Lage der Normalebene 51) gegen die beiden Haapt*
normalebenen festznstellen, denke man sich durch den Punkt m = (^, y, z)
noch die beiden Hyperboloide
j:* t/* z*
welche mit dem EUipsoide 27) confocal sind, gelegt. Die Differenzen der
gleichliegendeu Halbachsenqaadrate
«•— aj« = 6»~ V = c«— c,« = rf,«,
sind die Wurzeln der Gleichung
und aus dieser geht hervor , dass
Die Ebenen , welche das Ellipsoid 27) und die beiden confocalen Hyper-
boloide 56) berühren , sind
X y z
jl • ^1 + Tii • yi + 71 • ?i — 1 1
"1 ''i *^i
s8*) '^ „ . y .. . *
"f «'« <^t
und stehen auf einander senkrecht, weil
ar* t/* 2«
-z L_£ L * =:^o
«««,• ^*V c*r,« '
wie sich sogleich engiebt, wenn man die Gleichungen der Flächen von
einander abzieht.
Der Durchmesser 2 0 des Ellipsoides 27), welcher auf der Berühirungs-
ebene 58*) senkrecht steht, ist der Lage nach dargestellt durch die Doppd"
gleichung
«I* ^" Cx*
und wenn die Grösse dieser Producte mit X bezeichnet wird, so ist die
Lange desselben Durchmessers bestimmt duxcVi
Von Dr. Heilebmank. 971
^^t »<w^»>»<»»^■^^^^^^^^^'SWi*^^^«^^^»^^s^^i»^^^*^^»^*»*^^^^^<^»ws^<i^i^^<^«^^w^<^^^i»^^^^^>»^^^^^^«l^^^^^^
''='-(i7+#+D-
Zur Ermittelang der Grösse X, welcher der Durchmesser 2/> propor-
tional ist, beachte man, dass die Endpunkte desselben in dem Ellipsoide
27) liegen , nnd setze in die Gleichung desselben
Ol 0, C|
dadurch entsteht
folglich ist
Diese Division ergiebt
59) ß* = d,;
und mithin sind die Wurzeln der Gleichung 57) zugleich auch die Qua-
lrate der Halbdurchmesser des EUipsoides , welche auf den Ebenen 58*)
und 58**) senkrecht stehen. Da ausserdem diese Wurzeln nach der Glei-
shnng 57) auch den Bedingungen
d,» + d;« = a» + 6» + c» + «» + y» + *»,
d.«d..=.wg + g + J)
genügen, so bilden auch 2(i| und 2(f, mit dem Durchmesser des Punktes
m = (o:, y , z) ein System von conjugirten Durchmessern, und weil endlich
iie Durchmesser 2(fi und 2d^ auf einander senkrecht stehen, so sind sie
Aie Achsen des zur Berührungsebene des Punktes m parallelen Central-
ichnittes
Werden nun vom Mittelpunkte auf die Berührungsebene 58) die Senk-
rechten S, 17, i; gefällt, so sind die Winkel, welche diese mit den Achsen
bilden, durch die Gleichungen
a
6^'
cos (170) = ^^, cos {fib) = ^1, cos (fic) = -^^^
Oj Hl C|
cos iia) = ^, cos (tft) = p^-, cos (fc) = fi .
ö, O^ c,
bestimmt, und wird ebenso vom Mittelpunkt auf die Normalebene 51) die
Senkrechte t gefällt , so ist
cos {tc) = j-z t^-n — TtN- "~ •
^ ^ (er — a*) (er — b*) x
372 lieber ein System verwandter Curven und Flftchon sweiten Gnde». ^
Da nun bekanntlich
cos {tri) = cos (/«) cos (i|a) + cos (ib) cos (i|fc) + cos {(c) cos (i|c),
cos (({;) = cos {ta) cos (fa) + cos {tb) cos (ib) + cos {ic) cos (tc),
so erhält man dnrch Einsetzung der obigen Werthe
nnd durch einige Reductionen
Nun ist aber nach dem bekannten Satze von dem constanten Prodncte d ^r
conjngirten Durchmesser einer Fläche zweiten Grades
folglich
Wenn man noch beachtet, dass die Senkrechten i^ und {; auch auf einand ^r
senkrecht stehen, dass ^i' < cf,* und dass die drei Senkrechten ij, {; uu A <
in der Centralebene 60) liegen, so ergiebt sich
6t) Umg (<,) = - ^, tang Ct) = ^ •
Die Gleichung dieses Centralschnittes ist
da, wie oben bewiesen, (fj und d^ die Halbachsen desselben sind; d Ä®
Senkrechte /, welche vom Mittelpunkte auf die Ebene 51) gefällt wurd ^»
ist durch die Gleichung
z=:tang{tti) ,y
dargestellt, nnd diese geht durch Einsetzung des Wcrthes 61) über in
Ferner sind in der Centralebene 00) in Bezug auf die Durchmesser 2rf, un^'
2d^ als Coordinatenachsen ly und f die Coordinaten des Punktes, wo di^
Nonnale des Punktes m die Ebene trifft., folglich ist
63) . i^-l = 0
die Gleichung des Durchmessers, welcher durch diesen Punkt geht.
Diese Geraden 62) und 63) sind aber offenbar conjugirte Durchmesser
des Centralschnittes 60) , bilden also auch mit der vom Mittelpunkte nach
dem Punkte m des Ellipsoides gezogenen Geraden ein System von con-
jugirtcn Durchmessern dieser Fläche. Die Ebene, welche durch den
Paukt m nnd die Gerade 63) gebt, \sl d\Q notixiale Centralebene und mithin
Von Dr. Heilermamn. 373
imt die Gerade 62) oder die Senkrechte l der zu dieser Ebene conjugirte
I^nrchmesser des fillipsoides.
Hieraus ergiebt sich folgender Sats :
Die Achsen eines Ellipsoides werden von der Normal-
ebene, welche auf dem zur normalen Gentralebene desselben
Fanktes conjugirten Durchmesser senkrecht steht, und von
der Berührungsebene desselben Punktes so geschnitten, dass.
die Schnittpunkte mit den Focalpuukten ein System von har-
monischen Punkten bilden.
XV.
Beiträge zur Oeschiohte der Fortechritte in der elektrischen
Telegraphie.
Von Dr, Ed. Zetzsche.
III. Wechsel, Relais, Translation und Zweigaprechen,
Schleifen, Blitzableiter.
1. Die Batterie- und Linienwechsel.
Wechsel oder Umschalter nennt man diejenigen Telegraphen-
apparate, welche dazu dienen, dem elektrischen Strome den nach dem
jedesmaligen Zwecke allein zulässigen Weg durch die anderen Apparate
anzuweisen. Kaum dürfte es irgend eine Telegraphenstation g^ben, in
welcher gar keine Vorrichtung zum Umschalten vorhanden wäre. Die
Wechsel sind daher trotz ihrer grossen Eitafachheit sehr wichtige und nütz-
liehe Apparate ; auch finden sie sich sehr frühzeitig im Gebrauch , da sich
bei steigender Benutzung der Telegraphen sehr bald das Bedürfniss her-
ausstellte, den Wog des Stromes in dem einen oder dem anderen Falle zu
verlegen , also zwischen zwei oder mehreren Punkten bald eine leitende
Verbindung herzustellen , bald wieder dieselbe zu unterbrechen. Die dazu
in Anwendung gebrachten Mittel waren zu verschiedenen Zeiten und für
versehiedene Zwecke verschieden.
Da es überhaupt nur dann möglich ist, zu telegraphiren , wenn man
einen elektrischen Strom abwechselnd eine Zeitlang circuliren lässt und
dann wieder unterbricht, so ist bei jedem Telegta^hoia ^Vda N^Tt\0<c^s^^^(^
374 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
— »»N»'N»>^%^>^^»<»N^^»^^*<^i^^^^^»<rW»
nötbig, welche ein abwechselndes Schliesscn nnd Unterbrechen des Stro-
mes gestattet, den dazu bestimmten Apparat nennt man aber, obgleich
seine Bestimmnng mit der des Wechsels ganz nahe zusammenfallt, Taster,
Schlüssel, Zeichengeber, auch wohlCommutator, wenn er Ströme
von wechselnder Bichtung in die Telegraphcnleitung sendet. Zuerst wen-
dete man für den vorliegenden Zweck bewegliche Dräthe an, welche bald
in je zwei Quecksilbernäpfchen eintauchten, bald aus ihnen herausgehoben
wurden und so in dem einen Falle gewisse Verbindungen zwischen den
mit Quecksilber gefüllten Näpfchen und den mit diesen verbundenen, so
den anderen Apparaten oder zur Luftleitung führenden Dräthen herstell-
ten, in dem anderen Falle aber diese Verbindung wieder unterbrachen.
Derartige Einrichtungen enthielt nicht nur der zweite mechanische Tele-
graph von William Fothergill Cooke (im Februar 1837) , sondern auch die
Telegraphen von Morse, Steinheil und der 1838 patentirte electrochemische
Telegraph von Edward Davy (vergl. Shaffnor, telegraph manual, New- York,
1859, S. 100 u. 100, 437, 105, 255). Später oder wohl selbst gleichzeitig wur-
den die in Quecksilbernäpfchen eintaachenden Dräthe ersetzt durch fe-
dernde Metallstreifen, welche bald auf einem leitenden, bald auf einem
i>olirendcn anderen Theil des Apparates aufschleiften; ein solcher, von
Charles Wheatstone und W. F. Cooke für ihren „Einfachen Nadel telegraph"
benutzter Schlüssel ist auf S. Ol des ersten Jahrganges dieser Zeitschrift
beschrieben und dort auf Tafel V Fig. 23 abgebildet. Bei den jetzt vor-
wiegend gebrauchten Morse'schen Drucktclographen aber hat der Taster
im Wesentlichen die im ersten Jahrgange S. 05 erklärte und daselbst auf
Tafel V Fig. 25 abgebildete Einrichtung. , Bei anderen Telegraphen ist die
Einrichtung des Zeichengebers durch die Einrichtung der übrigen Apparate
bedingt und deshalb soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden:
dass aber an ihnen bis in die neueste Zeit Federn zur Unterbrechung dec
Stromes wiederholt vorgeschlagen und verwendet worden sind, zeigen
schon die vorausgegangenen Artikel I und II über Copirtelegraphen und
über Typendrucktelegraphen. (Jahrg. 5, S. 30 und S. 305.)
Auch von den eigentlichen Wechseln giebt es zwei verschiedene
Arten ; früher bediente man sich der Klemmenwechsel, jetzt fast all-
gemein der Lamellenwechsel, weil die letzteren mit besonderer Ein-
fachheit und Leichtigkeit eine sehr grosse Mannigfaltigkeit in der Ab-
änderung des Stromlaufes darbieten. Ausserdem unterscheidet man di<
Batteriewechsel, d. h. diejenigen, welche nur zu dem Zwecke vor-
handen sind, dass man nach Maassgabe der Länge oder der BeschafTenheii
der Luftleitungen mit einem grösseren oder kleineren Theile der Telegra-
phir- oder Linienbatterie tclegraphiren kann, von den Linienwechseln
durch welche der Stromlauf durch die Apparate abgeändert wird.
Die Klemmenwechsel bestehen aus zweierlei durch den Apparat
thch hindurchgehcnion Klemmschrauben y in welche unter dem Apparat
Von Dr. Ed. Zetzsche. 375
tische je ein Leitangsdrath einge&chranbt ist. Die einen enden über dem
Tische in eine kleine Metallplatte und heissen Wechsel weih eben;
Pig. 1 Taf. y zeigt ein solches im Durchschnitt : d ist der Leitangsdrath,
« die Metallplatte , T der Tisch. Die anderen , die Wechselmännchen,
tragen über dem Tische noch einen kleinen metallenen Arm, welcher nm
die Achse der Klemmschraube drehbar ist, aber stets mit ihr in leitender
Verbindung bleibt. Jedem Männchen stehen zwei oder mehrere Weibchen
gegenüber, wie es Fig. 2 Taf. V deutlich macht, so dass der etwas federnde
Arm des Männchens auf die Platte des einen oder des anderen Weibchens
aufgelegt werden kann , wodurch der im Männchen eingeschraubte Draht
mit dem Drabte desjenigen Weibchens, auf dem der Arm aufliegt, in lei-
tende Verbindung gesetzt wird. Solche Wechsel*) waren noch unlängst
in den Telegraphenstationen der österreichischen Staatseisenbahnen in aus-
gedehntem Gebrauche, so lange man sich dort noch der Bain - Ekling'schen
Glockenapparate bediente. So hatte z.B. ein Linien Wechsel auf Mittel-
stationen folgende Einrichtung: die beiden in die Station einmündenden
Luftleitungen Z, und Z, (Fig. 3 Taf. V) führen nach 1 und 2f vom Weib-
chen 1 führt ein Draht durch die Apparate A und von da nach 2; das
Weibehen 3 und das Männchen 4 sind unter sich und mit der Erde E lei-
tend verbunden. In der gezeichneten Stellung liegt kein Männchen auf
einem Weibchen , folglich geht jeder Strom aus einer der Luftleitungen Z,
oder Lf durch die Apparate A der Mittelstation und dann in die andere
Luftleitung Z, ^^^^ ^i weiter; legt man dagegen den Arm des Männchens 2
auf das Weibchen 1 , so geht «der Strom aus einer der Leitungen direct in
die andere Leitung , und nur ein ganz schwacher Theilstrom geht durch die
Apparate A, so dass auf diesen die Zeichen nicht mit erscheinen; liegt der
Arm des Männchens 2 auf dem Weibchen 3, oder der Arm des Männchens
4 auf dem Weibchen 1, so geht im ersten Falle der Strom aus Z, direct zur
Erde, der Strom aus Z, durch die Apparate A, aber nicht nach Z, weiter,
londem in die Erde, im zweiten Falle dagegen der Strom aus Z, direct zur
Erde , der Strom aus Z, durch die Apparate A und zur Erde , nicht aber
aach Z| ; liegt endlich der Arm des Männchens 4 auf 1 und zugleich der
Arm des Männchens 2 auf 3 , so sind beide Leitungen Z| und Z, direct mit
der Erde verbunden , was unter Anderem bei Gewittern zur Schonung der
Apparate nöthig ist. Genau dieselben Dienste leistet der im Wesentlichen
mit diesem Wechsel genau übereinstimmende, anscheinend minder ein-
fache Umschalter, welciier im Katechismus der elektrischen Telegraphie
von Galle S. 153 beschrieben ist und auf sächsischen Mittelstationen noch
mehrfach gebraucht wird; bei diesem Umschalter legt sich ein starrer
*) Eine frühere Form derselben imd ihre Anwendung findet sich ausführlich be-
schrieben in: Galle, Katechismus der elektrischen Telegraphie. 2. Auflage. Leipzig
18M. 8. 150 bis 153.
376 Beitrage nr Geschichte der Fortschritte in der dektr. Te
drehbarer Arm der einen Klemme an fedtmde Theile der anderen Kl<
an, in einer Weise, welche snerst Siemens nnd Hidske an ihres
telegraph (yergl. Schellen, der elektromagnetische Telegraph, 3. Auflage,
Braunsehweig 1854, S. 128) benntst an haben scheinen. Wo eine grüsoere
Mannigfaltigkeit in den Umschaltnngen nSthig ist, dOrfte der KlernsM««
Wechsel von E« Hatsenauer (yergl. Zeitschrift des dentsch-fSsterreichiaeheB
Telegraphenvereins, 1855, S. 29) gnte Dienste thiin, bei welchem. die Mlan*
chen im Kreise stehen, nnd die Weibchen anstatt der Platten über dem
Apparattische in ringförmige Streifen enden, welche als VoUkreiae een-
centrisch innerhalb nnd ansserhalb jenes Kreises liegen, auf welchen , die
Männehen stehen«
Als Batteriewechsel erhält ein Klemmenwechsel die Anordmuf
in Fig. 4 Taf. V: nm das mittelbar mit der LnfUeitnng L verbnudene
Wechselmännchen a stehen im Kreise hemm eine Ansabl Weibchen 1, %
bis 6, welche mit den positiven Polen der Linienbatterien I, II bis VI rmit'
bnnden sind , während der negative Pol der ersten Batterie I mit der Eide,
der negative «Pol jeder folgenden Batterie aber immer mit 4^m pöaitiTeB
. Pole der vorhergehenden Batterie verbunden ist Je nachdem nun der
Arm des Männchens a auf 1, 2... gder 6 gestellt wird, wird beim ScUiessen
der Kette der Strom von einer, awei • . • oder sechs Batterien in die Lei-
tong gesendet
Die Lamellenwechsel sind in der Form, in welcher sie anerst von
Steinheil angegeben wurden , noch jetzt in den Stationen der österreichi-
schen Staatstelegraphen gebräuchlich. Fig# 5 Taf. V leigt einen solchen
Wechsel im Grundriss and im Durchschnitt Zwei über einander liegende,
sich kreuzende Reihen von schmalen Messinglamellen sind durch eine iso-
lircnde Schicht, z. B. durch eine trockene Holzplatte, von einander ge-
trennt; die Streifen einer jeden Keihe aber sind ebenfalls durch zwischen«
gelegte isolirende Holzstreifen von einander getrennt; . an den Kreuznngs-
stellen sind sämmtliche Messingstreifen durchbohrt und in die eingebohr-
ten Löcher können messingene Stifte oder Stöpsel (Fig. 6 Taf. V) ein-
gesteckt werden , welche von oben und von unten an den Stellen, wo sie in
den Lamellen stecken, federnd aufgeschlitzt sind, damit sie sich gut an
die Lamellen anlegen ; der Kopf der Stifte ist von Elfenbein ; wird ein Stift
in irgend ein Loch eingesteckt, so verbindet er die beiden an dieser Stelle
sich kreuzenden Lamellen. An dem einen Ende einer jeden Lamelle ist
noch ein kleineres Loch, in welches ein Leitungsdrath eingesteckt und
mittelst einer Klemmschraube befestigt wird. In Fig. 5 wurde der Einfach-
heit halber nur ein Wechsel mit drei Verticallamellen a, 6, c und zwei
Ilorizontallamellen d und e gezeichnet; ein solcher reicht vollkommen hin,
um den Klemmenwcchsel Fig. 3 zu ersetzen und übertrifft ihn mindestens'
in der Beziehung, dass er die Möglichkeit bietet, die beiden Leitungen L^
und Z, bei völligem Ausschluss der Apparate A entweder unter sich
Von Dr. Ed, Zetzschb. . 377
^^«'«eti oder beide mit der Erde sa verbinden. Denkt man sich die eine
^^fUeitong X, mit a, die andere Z, mit b und die Erdleitang mit c leitend
j verbunden, von den nnter sich gehörig verbundenen Apparaten aber einen
I ^rath nach e and einen anderen nach d geführt, so wird, wenn man einen
! Stöpsel in das Loch 1 und einen in das Loch 4 steckt, der Strom aus Z|
stach «, durch den Stöpsel in 1 nach dj durch die Apparate nach e und
durch den Stöpsel in 4 nach b und Z, gehen ; stöpselt man in 2 and in 3, so
^eht der Strom ans Z| zwar auch durch die Apparate und nach /), i ^ber er
durchläuft die Apparate in der entgegengesetzten Richtung; durch diesen
IRichtungswechsel wird zugleich eine etwa im Anker der Elektromag^ete
anrückgebliebene Polarität beseitigt. Stöpselt man in 1, 4 und 6, oder in
2, 3 and 5, so geht der Strom aus Z, durch die Apparate und c zur Erde,
^er Strom aus Z, aber direct nach c und zur Erde; stöpselt man in 1, 4 und
2^, oder in 2, 3 and 6, so geht der Strom aus Zj direct, der Strom aus Z,
mhet durch die Apparate zur Erde. Stöpselt man endlich in 1 und 3 , oder
Sn 2 und 4, so geht der Strom aus Zj sofort nach Z,, ohne die Apparate zu
durchlaufen; stöpselt man in 1, 3 und 5, oder in 2, 4 und 6, so geht jeder
Strom ans Zi and Z, direct zur Erde; zugleich bleibt in den beiden letzten
fällen dem Strome, weil zwischen d und e keine leitende Verbindung vor-
Ivanden ist, durchaus kein Weg durch die Apparate o£fen, es kann daher
^uch'nicht einmal ein Zweigstrom durch die Apparate gehen, die Apparate
sind völlig ausgeschlossen, also auch gegen atmosphärische Einflüsse, na-
mentlieh gegen Blitzschläge geschützt.
Die Lamellenwechsel, welche in Sachsen, Preussen, den Niederlanden
'Q . I. w. im Gebrauch sind (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen
'X*elegraphenvereins, 1854, S. 78; 1855, S. 50, 177 und 217), unterscheiden
*ich von dem vorstehend beschriebenen nicht wesentlich; sie enthalten nnr
^^^eit breitere und stärkere Messinglamellen und erhalten dadurch unnöthi-
^«r Weise ein sehr massiges Aussehen ; die Stöpsel sind oft nicht geschlitzt,
Sondern conisch; die Lamellen der unteren Reihe sind an den Kreuznngs-
^teilen verdickt, so dass sie bis zu den oberen heraufreichen, ohne sie zu
^«rühren , und die conischen Löcher sind nun halb in der einen , halb in
^ «r anderen Lamelle , in ähnlicher Weise , wie dies Fig. 7 Taf. Y zeigt,
^^^0 ein kleinerer derartiger Batterie Wechsel abgebildet ist; der Drath E
^^hrt zur Erde, der Drath T zu dem hinteren Contacte des Tasters, von
^^0 der Strom in die Linie «gesendet wird; in 1 ist zu stöpseln, wenn mit
^iner Batterie, in 2, wenn mit zweien, und in 3, wenn mit drei Batterien
I gesprochen werden soll.
K Der wichtigste Dienst der Linienwechsel besteht darin, dass sie ge-
\ statten, die oft zahlreichen, in eine und dieselbe Station (Wechsel-
> Station) einmündenden Telegraphenleitungen theits direct, theils auch
I behufs der Translation (in Translationsstationen) nach Bedarf ganz
beliebig unter einander zu verbinden, während za anderen Zeiten wieder^
378 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr« Telegrsphie.
jede von der anderen getrennt, allein in Betrieb genommen werden ksim.
Das Schema der Einschaltung einer solchen Translationsstation folgt einige
Seiten weiter unten.
2. Das Relais.
Wollte man durch die elektrischen Ströme , welche die Telegraphen-
leitnng durchlaufen und als Linienströme bezeichnet werden mögen,
den Morse^schen Schreibapparat unmittelbar in Gang setzen, so mOnte
man sehr kräftige Batterien anwenden , wenn in grösserer Entfernung m
einander gelegene Stationen mit einander verkehren sollten; denn snm
Eindrücken des Schreibstiftes in das Papier, ja schon zur Bewegung dei
Schreibhebels selbst ist eine nicht geringe elektromagnetische Kraft erfor-
derlich. Aber auch bei den kräftigsten Batterien kann man bei sehr langen
Leitungen nicht mehr auf völlige Sicherheit des Telegraphirens rechnen
und gleichwohl war es für eine gedeihliche Entwickelung der Telegrapbie,
für ein vielseitiges und wirksames Eingreifen derselben in die verschiede-
nen Verhältnisse des Lebens unbedingt nothwendig, dass man weitgehende
Depeschen, mit thunlichster Vermeidung des Umtelegraphirens oder
Weitertelegraphirens derselben durch Menschenhand , auf möglichst grMse
Entfernungen unmittelbar fortgeben könne. Am vollkommensten erreicht
man dies nur durch die Anwendung zweier vermittelnder Telegraphen-
apparate: durch Relais und Translatoren. Zunächst wird man nim-
lieh mit derselben Linienbatterie um so weiter telegraphiren können, je
geringer die Stromstärke ist, bei welcher die telcgraphischen Zeichen auf
der Empfangsstation noch deutlich und zuverlässig erscheinen , eine je ge-
ringere Kraft also der auf der Empfangsstation in die Leitung eingeschal-
tete Elektromagnet auszuüben hat. Anstatt daher durch den Linienstrom
die Anziehung des Schreibhebels zu bewirken, lässt man viel zweck-
mässiger den Linienstrom durch die Rollen eines Elektromagnets E in
Fig. 8 Taf. V gehen, dessen Anker A an einem möglichst leichten und
leicht beweglichen metallenen Hebel ab sitzt; dieser Hebel ist an irgend
einer Stelle, z. B. an seiner Drehachse c mit dem einen Pole der Batterie
B (der Localbatterie), welche den Schreibhebel des in den Kreis der
Localbattcrie eingeschalteten Schreibapparats S in Gang setzen soll, ver-
bunden, während das vordere Ende b des Hebels zwischen zwei Stell-
schrauben s und ^, spielt, von denen die eine s isolirt, die andere «| aber
mit dem anderen Pole der Localbatterie B leitend verbunden ist; so oft
nun der Anker A des Elektromngnctes K angezogen wird und sich in Folge
dessen der Hebel ab mit seinem vorderen Endo b auf die Stellschraube 5,
auflegt, ist der Kreis der Localbatterie ^geschlossen, der Schreibhebel
wird angezogen und drückt ein Zeichen in den Papierstreifen ein. Die
Länge des eingedrückten Zeichens hängt von der Dauer des Linienstroins
ab; denn die Localbatterie bleibt genau so lange geschlossen, als der
Von Dr. Ed. Zetzsche. 379
LinieDStrom in der Luftleitung ununterbrochen erhalten wird , und so lange
bleibt auch der Schreibstift in den Papiorstreifen eingedrückt; hört da-
gegen der Linieustrom auf, so zieht eine Spannfeder f den Relaishebel ah
in seine Ruhelage zurück, so dass sich sein vorderes Ende h wieder an
die isolirte Stellschraube s anlegt, wodurch der Localstrom unterbrochen .
und der Schreibhebel ebenfalls durch eine Spannfeder in die Ruhelage zu-
rückgeführt wird. — Da der Schliessungskreis der Localbatterie Yerhält-
nissmäasig kurz, ihr Widerstand im Schliessungskreis also gering ist, muss
auch der Widerstand in der Batterie möglichst verringert werden; man
verwendet daher zur Localbatterie nicht, wie zur Linienbattorie , viele
kleine Elemente, sondern wenige grosse; die Rollen des Elektromagnetes
am Schreibapparate aber bildet man aus wenigen Lagen stärkeren Drathes.
Die Erfindung des Relais fällt bereits in das Jahr 1837. Nach ameri-
kanischen Schriftstellern soll zwar Joseph Henry, Professor am Princeion
Colkge^ schon in der letzten Hälfte des Jahres 1836 eine ähnliche Vorrich-
tnng erdacht und bei seinen Vorlesungen gebraucht haben ; doch ist kein
weiterer Beleg für diese Behauptung bekannt (vergl. Zeitschrift des
deatsch-österreichischen Telegraphenvereins, 1854, S. 206). Dagegen fass-
ten William Fothergill Cooke und Charles Wheatstone im April 1837, also
bereits zwei Monate nach ihrer Vereinigung, den fruchtbaren Gedanken,
einen Localstrom anzuwenden , und erhielten auf den neu erfundenen Ap-
parat ein Patent am 12. Juni 1837 (nach Shaffner und Highton und nach
dem Polytechnischen Central blatte, 1830, S. 456 [nach Repertory of Patent
Inoktionn XI, S. 1 — 33 und 05 — 70]; in der Zeitschrift des deutsch - öster-
reichischen Telegraphen Vereins, 1855, S. 265, ist der 12. Mai 1837 ange-
geben); Cooke und Wheatstone wendeten das Relais zuerst für den ihrem
Nsdeltelegraph beigegebenen Wecker an und zwar so , dass eine durch den
Lmienstrom abgelenkte Magnetnadel bei ihrer Ablenkung einen Drath in
iwet Qnecksilbemäpfchen eintauchte und dadurch den Kreis der Local-
batterie schloss , deren Strom nun die Anziehung des Ankers eines Elektro-
magnetes veranlasste , wodurch die Hemmung eines Uhrwerkes am Wecker
ansgerttckt wurde (Shaüher, telegraph tnamial, S. 104 ff.), oder auch der
Klöppel durch die elektromagnetische Anziehung unmittelbar an die
Weckerglocke anschlug (Schellen, elektromagnetischer Telegraph, Brann-
lehweig 1854, S. 83 bis 87). Die Anwendung eines Relais bei den Morse'-
uhen Druckajtparaten nimmt Morse selbst in seinem Patente vom 11. April
1816 in AuHpruch , insofern er es zuerst im Mai 1844 auf der Linie Wa-
shington— Baltimore in Anwendung gebracht habe. Der zur Einrichtung
and Einführung Morse'schcr Telegraphen nach Preussen berufene Ameri-
kaner Robinson brachte 1848 das Relais mit nach Deutschland. Auch für
Zeigerappsrate kann ein Relais benutzt werden ; so wird z. B. beim Zeiger-
ipparate von Kramer der Zeiger nicht durch den Linienstrom, sondern
durch einen Localstrom auf der BuchstabenscUfiibe CotV^f^v^viVLX..
380 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Die in Fig. 8 Taf. V skizsirte Einrichtung des sogenannten Schwt-
nenhalsrelais ist yon Morse selbst angegeben worden ; der Hebel liegt
horizontal, der Elektromagnet steht vertical; dieses Relais ist in Oeitsr*
reich fast ansschliesslich in Gebrauch und es arbeitet sich mit ihm sekr
gut, da dasselbe ganz einfach und dennoch sehr empfindlieh ist und sieh
bequem handhaben lässt. Minder bequem wird das Relais, wenn der Elek*
tromagnet horizontal , der Relaishebel also vertical wie ein Pendel gestellt
wird ; eine solche Einrichtung hat das Relais von Nottebohm (vergl. Zeit-
schrift des deutsch- österreichischen Telegraphenyereins, 18&5, S. 97). Hi[ip 1
versah das Relais, um dessen Empfindlichkeit zu erhöhen, mit einer zwei- !
ten Spannfeder, welche ebenfalls am hinteren Ende a des Relaishebeli «I,
aber nach der anderen Seite hin liegt als f. Eine Abbildung dieses Reltii
befindet ^ich im Polytechnischen Centralblatt, 1853, S. 103, nach dem Po-
lytechnischen Journal, 1852, November, S. 193 (vergl. auch Fig. 10 Taf.Y).
Siemens und Halske versahen beide Kerne des Elektromagnetes mit flfigel-
förmigen Ansätzen, wie Fig. 0 zeigt, und benutzten eine Verlängerung dei
einen Ansatzes als Relaishebel; der Kern in der Rolle a steht fest, deria
der Rolle 6 ist beweglich; beide Kerne bekommen, wenn der Strom rie
umkreist, entgegengesetzte magnetische Polarität und ihre Ansätze ziehen
sich in Folge dessen an , wodurch sich c an 8^ anlegt und die Localbatterie
schliesst Ein anderes Relais von Siemens und Halske wurde auf S. 97
des ersten Jahrganges dieser Zeitschrift beschrieben; es ist in Nord-
deutschland ziemlich verbreitet, wird aber häufig etwas abweichend con-
struirt. Es wird nämlich der Ilebel ab (Fig. 10 Taf. V), welcher den Anker
des Elektromagnetes bildet, mit einem rechtwinklig gegen ah stehenden
Arme c fest verbunden , welcher , so oft der Anker einmal angezogen wird
und darauf in seine Ruhelage zurückgeht, eine Schwingung zwischen den
Stellschrauben s und 5, macht; liegt aber c an «, , so ist die Localbatterie
geschlossen; der Relaishebel ist mit einer doppelten Spannfeder ^und/*, ver-
sehen, deren Spannung durch die Stangen d und e von der Schraube g aus
regulirt wird. Das Ganze ist in ein dosenförmiges Gehäuse eingeschlossen
(daher Dosenrelais) und wird in der in Fig. 10 im Grundriss skizzirten
Form besonders von Robert Thümmel in Leipzig gearbeitet.
Alle diese Relais leiden an einem Uebelstande, welcher sie zwar nicht
unbrauchbar, aber doch unbequem macht; es muss nämlich bei ihnen die
Spannfeder stets nach der Stärke dos Linienstromes regulirt werden, wenn
die Zeichen auf dem Relais sicher und deutlich erscheinen sollen. Wäre
die Feder zu stark gespannt, so würden die Zeichen gar nicht erscheinen,
weil der in den Kernen des Elektromagnetes entstehende Elektromagnetis-
mus nicht stark genug wäre, um den von der Feder zurückgehaltenen
Relaishebel anzuziehen. Wäre dagegen die Feder zu schwach gespannt,
so würde der Rclaishebel auch nach dem Aufhören des Linienstromes noch
angezogen bleiben, weil der Elektioma^uctlsmus in den Kernen nicht
Von Dr. Ed. Zetzsche. 381
Mgenblieklich wieder yerscb windet, also der Anker noch eine Zeitlang
im Elektromagnet haften bleibt; dadurch würden die telegraphischen Zei-
chen Qttter einander yerschwimmen und znsammenfliessen. Zar Beseitigung
let genannten Uebelstandes , welcher leicht zu einer Fehlerquelle werden
kann, sind yerschiedene Vorschläge gemacht worden. Man könnte die
Spannfeder durch einen permanenten Richtmagnet ersetzen , welchen man
lern Anker gegenüber stellt; dann mnsa aber der Anker selbst einen Theil
les Kernes des Elektromagnetes bilden. In Fig. 11 ist eine solche Con«
itmction skizzirt, welche yon De Lafollye angegeben wurde; eine ausführ-
iehere Beschreibung derselben und einiger anderer babe ich im polytech-
nischen Centralblatte yon 1858, 8. 1521 nach dem Bulletin de la societd d^en-
ü99iragemeni, PariSy avril 1858 gegeben. A und B sind die beiden Multipli-
cationsrollen des Relais, der eiserne Relaishebel ab ist bei a drehbar mit
dem Kern in der Rolle B yerbunden, bildet also eine Fortsetzung dieses
Kernes und theilt dessen Magnetismus; M ist der Richtmagnet. Geht kein
Strom durch die Linie , so zieht der Richtmagnet M den eisernen Hebel an
die isolirte Stellschraube S] geht ein Strom durch die Linie, welcher dem
Pole m des Richtmagnetes M gegenüber bei c einen mit m gleichnamigen
P#l erzeugt, so wird der Hebel ab entgegengesetzt magnetisch und bleibt
•a t liegen , weil er yon dem näheren Magnete M stärker angezogen wird,
tb yon dem entfernteren elektromagnetischen Kerne c in der Rolle A'^ geht
eidlich ein Strom durch die Linie , welcher m gegenüber bei c einen m ent-
gsgengesetzten Pol entwickelt, so wird der Hebel ab mit m gleichnamig
Mgnetisch, daher yon dem Richtmagnete M abgestossen und gleichzeitig
Ton dem Elektromagnete c angezogen , legt sich an die Stellschraube ^| an
ud sehliesst die Localbatterie; nach Aufhören des Stromes zieht der
Bichtmagnet M den entmagnetisirten Hebel ab wieder in die Ruhelage an #
nrttek. Dieses Relais spricht also nur fUr Ströme yon einer bestimmten
Uehtnng an. In gewisser Beziehung gerade entgegengesetzt ist die yon
len preussischen Obertelegraphist Fr. Schaack yorgeschiagene Anordnung
vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegraphenyereins , 1858,
ieft 0 und 10); der Anker dieses Relais ist ein doppelt T-fÖrmiger perma-
lonter Magnet (Fig. 12 Taf. V) mit zwei Nordpolen iV und iV, und zwei
Iftdpolen S und Si und dreht sich um die Achse cc, ; die beiden Kerne in
MüL Rollen des Elektromagnetes sind nicht zu einem Hufeisen yerbunden,
nidem es stehen die Enden auf beiden Seiten frei aus den Rollen heraus
ad es tritt das eine Paar der yorstehenden Pole P, und P^ mit N und i^,,
ai andere Paar P, und i\ mit S und Si in Wechselwirkung. Wird mit
itrömen yon stets gleicher Richtung telegraphirt, so ist die Anordnung
laeh Fig. 13 Taf. V zu wählen und der Elektron^agnet so einzuschalten,
aas Pf und P^ durch den Linienstrom zugleich Nordpole, P, und P4 zu-
laich Südpole werden; so lange dann kein Strom in der Linie circulirt,
rarden die yier Pole des Ankers yon den Eizenketu^ii axL^^i»^%«<QL^ ^vt
382 Beiträge znr Geschichte der Fortechritte in der clektr. Telegrapliie.
Anker dreht sich um c und legt sich an den Rnhecontact # an ; sobald ein
Strom durch die Linie gesandt wird, werden iV und N^ von den mit ihnen
gleichnamig magnetisch gewordenen Polen P, und P, , ebenso S nnd £>, von
den mit diesen gleichnamig magnetisch gewordenen Polen P, nnd P« abge-
stossen, nnd der Anker schliesst die Localbatterie, indem er sich an den
Arbeitscontact 8^ anlegt. Beim Telegraphiren mit Strömen yon veehseln-
der Richtung (z. B. mit Inductionsströmen) müssen P^ und P^ auf einerlei
Seite des Aukerschenkcls NN^ liegen, wie Fig. 14 Taf. V zeigt, nnd ansser-
dem muss der Elektromagnet so eingeschaltet sein , dass beim Schliessen
des inducirenden Stromes P, durch den inducirten Strom (den Schliessvngs-
strom) zum Nordpol , P^ zum Südpol wird ; denn dann wird N von P, abge-
stossen , N^ von P, angezogen und der Anker schliesst die Localbatterie,
indem er sich an 8^ anlegt und daran liegen bleibt , bis beim Aufhören des
inducirenden Stromes ein Inductionsstrom von entgegengesetzter Richtung
(der Oeffnungsstrom) durch die Linie geht, P, zum Stidpole nnd P, nm
Nordpole macht und somit den Anker wieder in die Ruhelage an die Stell-
schraube 8 zurttckfUhrt, da dann i\r von P| angezogen, N^ aber von P| ib-
gestossen wird. Bei der letzteren Einschaltung müssen also stets iwei
Ströme von entgegengesetzter Richtung durch die Linie gehen , um ein
telegraphisches Zeichen hervorzubringen; allein man kann dabei Zeichen
von verschiedener Zeitdauer geben, z. B. Striche und Punkte, wie es bei
dem Telegraphiren mit dem Morse üblich ist. Ganz neuerdings dagegen
hat Thomas Allan (wie früher Edward Brailsford Bright in Liverpool, in
einem Pateute vom 13. Januar 1858) vorgeschlagen, anstatt des Morse^schen
Alphabetes aus Strichen und Punkten ein Alphabet aus Punkten
allein zu benutzen nnd für dieses hat Allan ein Relais construirt, welches
nicht allein keiner Spannfeder bedarf, sondern auch noch einige andere
Vortheile bietet. Für jedes telegraphischcs Zeichen ist nur ein einsiger
Strom erforderlich, aber je zwei aufeinander folgende Ströme haben ßtet«
entgegengesetzte Richtung; dadurch werden in Folge der besonderen Ein-
richtung des Schreibapparats die Punkte in zwei Reihen in regelmässiger
Abwechselung im Zickzack in den Papierstreifen eingedrückt. Allan bildet
nun die Vocale e^i^a^o^u^y aus Gruppen von 1 bis 6 Punkten, alle Con-
sonanten und sonstige Zeichen aber aus Combination von je zwei dieser
Gruppen mit einem Zwischenräume von der Länge eines Punktes, während
zwischen je zwei Buchstaben ein Zwischenraum von der Länge zweier
Punkte bleibt. Die Einrichtung des Relais wird ans dem Grundrisse in
Fig. 15 Taf, V deutlich : Die Luftleitungen L und Z, sind in die Klemmen
/und /j geführt, welche mit den Rollen zweier Elektromagnete in Verbin-
dung stehen ; auf die vier Pole N und S der beiden Elektromagnete sind
durch Schräubchen je ein excentrisches Plättchen a aufgeschraubt, durch
welche man die Pole ihrem Anker hc nach Bedarf nähern, also die Em-
pßadlicbkeit des Relais regulircn kann-^ als Anker und Relaishebel dient
Von Dr. Ed. Zetzschb. 383
ein permament magnetischer Stalilstab 6c, welcher hohl ist, damit er im
Verhältnifls zu seinem Gewichte die grösste Menge permanenten Magnetis-
moB aufnehmen könne; da, wo der Hebel bc zwischen den beiden Contact-
sehranben » nnd «| oscillirt, ist er mit einem Platin- oder Goldring cf um-
gürtet , und bei e dreht er sich zwischen zwei vortical stehenden , in die
Elfenbeinträger f eingelassenen Metallschrauben um eine verticale Achse;
von der untersten dieser Metallschrauben reicht ein Drath bis hinab in das
Quecksilbemftpfchen g und taucht in das Quecksilber ein, aus welchem
ein anderer Drath nach der Klemmschraube h und yon da nach dem einen
Pole der Localbatterie B führt; von dem anderen Pole der Localbatterie
führt ein Drath durch die Kollen des Elektromagnetes E des in Fig. 16 an»
gedeuteten Schreibapparates zu der metallenen Feder Fy welche auf der
metallenen Achse t einer metallenen Scheibe G schleift; in den Umfang
dieser Scheibe G sind isolirende (in Fig. 16 Taf. V schwarz gezeichnete)
Bogenstttcke eingesetzt und es schleifen auf dem Umfang der Scheibe zwei
metallene Federn D und i), derart, dass die eine stets auf einem leitenden
Bogenstttcke liegt, wenn die andere auf einem isolirenden aufliegt; diese
Federn D und i), sind durch zwei DrHthe mit den Klemmschrauben k und
ÄTi nnd diese endlich mit den Contactschrauben 8 und ^j leitend verbunden.
Dem Elektromagnet des Schreibapparates steht der Anker A gegenüber,
welcher an dem Hebel CH befestigt ist und sich mit diesem um C dreht; so
oft nämlich der Elektromagnet E seinen Anker anzieht, geht das yordere
Ende des Hebels nieder und übt dabei durch die Stange p und durch den
Sperrkegel R zwei verschiedene Wirkungen aus; die Schubstange p greift
in ein Sperrrad auf der Rückseite der Scheibe G ein und dreht dieses bei
jedem Niedergehen des Hebeb CB um einen Zahn fort, wodurch die Fe-
dern D und i>t auf die benachbarten Bogenstttcke zu liegen kommen , die
eine von einem isolirenden Bogenstttcke auf ein leitendes , die andere von
einem leitenden auf ein isolirendes, zugleich aber wirken bei dem Um-
drehen des Sperrrades aus diesem hervorstehende Stifte abwechselnd auf
den einen oder den anderen von zwei Schreibhebeln , so dass die beiden
an den Hebeln befindlichen Schreibstifte abwechselnd in den an ihnen vor-
beigeführten Papierstreifen eingetrieben werden; der Sperrkegel R da-
gegen greift in das Sperrrad P ein, schiebt es bei jedem Niedergänge um
einen Zahn weiter und bewirkt dadurch das schrittweise Fortrücken des
Papierstreifens, in welchen die Punkte eingegraben werden. Wenn nun
ein Strom durch die Linie geht, welcher die Pole der Elektromagnete so
entwickelt, wie sie in Fig. J5 Taf. V als Südpole mit 5 und 5, und als
Nordpole mit iV und N^ bezeichnet sind, und wenn b der Nordpol, c der
Südpol des permanent magnetischen Ankers , so wird b von S angezogen,
von N abgestossen und zugleich c von Ni angezogen und von S^ abge-
Btoflsen; es legt sich daher der Anker bc mit d nn s &n und schliesst die
Localbatterie , deren Strom von B über A, g, e, d, s, k, B^ iy F und durch die
384 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Rollen des Elektromagnetes E nach B zurückgeht; der Elektromagnet £
zieht seinen Anker A an nnd der Hehel CH schiebt durch R und P den
Papier streifen ein Stück fort, dreht darch die Schubstange p die Seheibe
G so , dass Dl auf ein leitendes , B anf ein isolirendes Bogenstück zu liegen
kommt, wodurch der Localstrom unterbrochen wird, obschon der Hebel be
ganz ruhig an 8 liegen geblieben ist; ausserdem wird mit dem Fortrücken
yon G auch ein Schreibhebel in Bewegung gesetzt und ein Punkt in den
Papierstreifen gedrückt; zuletzt zieht eine Spannfeder den Hebel CE in
seine Kuhelage zurück. Der nächste Strom , welcher die Leitung durch-
strömt , hat die entgegengesetzte Richtung , macht also S und Si zu Nord«
polen , N und N^ zu Südpolen , S und iV, stossen b und c ab , 5| nnd N lie-
hen b und c an, der Hebel bc legt sich mit d an ^| an und schliesst abe^
mals die Localbatterie , deren Strom jetzt yon B nach h, g, Cy d, ff, Ar,, /)„ t,
F und E nach B geht ; dadurch wird der Anker A angezogen und der Hebel
CB besorgt wieder. die Unterbrechung des Localstroms und das Eindrücken
eines Punktes in den Papierstreifen. Die Stellung der Apparattheile iik
jetzt wieder genau so, wie im Anfang, und es wiederholt sich fortan stets
dasselbe Spiel. Dieses Relais hat also keine Spannfeder , es bleibt yiel-
mehr der Anker b c jedes Mal an der Contactschraube liegen ; die Unter-
brechung des Localstromes findet femer auch nicht am Relais statt, sondern
an der Scheibe G , es springen also auch hier die Trennungsfunken über
und es wird das Relais gegen die oxydirende Wirkung derselben geschfitst
Endlich können bei diesem , allerdings minder einfachen Telegraphen-
apparate die auf einander folgenden Punkte auf dem Papierstreifen nicht
in einander fliessen , da sie in verschiedenen Zeilen stehen und durch ver-
schiedene Schreibstifte hervorgebracht werden.*)
Eine ausgedehntere Anwendung hat noch keins dieser Relais ohne
Spannfeder gefunden, obgleich die Versuche z. B. mit dem Schaack'schen
sehr gunstig ausgefallen sein sollen. Es ist aber auch nicht zu übersehen,
dass die Anwendung eines Richtmagnetes zum Losreissen des Relaisankers
vom Arbeitscontact in ähnlicher Weise, wie auch die Anwendung eines
Gegengewichts, der Anwendung einer Spannfeder nachsteht Es muss
nämlich offenbar dahin gestrebt werden, dass die losreissende Kraft im
ersten Momente des Losreissens am grössten ist, damit sie trotz dem im
Elektromagnet noch zurückbleibenden Elektromagnetismus den Anker
ohne Zeitverlust in die Ruhelage zurückführe. Der Anker ist aber im
ersten Momente des Losreissens am weitesten vom Richtmagneto entfernt,
daher ist die von letzterem auf den Anker ausgeübte Anziehung im Anfange
am schwächsten und wird um so kräftiger, je näher der Anker dem Richt-
magnet kommt. Auch bedarf die Stärke und Polarität und Stärke des
Richtmagnetes einer Ueberwachung, man ist also bei der Anwendung eines
*) Ueber die Vorschljin;e von Du MonccI, Regnaalt, Ailhaud, Qu^val und Cache
rerg-l Annales t^legi^aphlques 1800 und 1S50.
Von Dr. En. Zetzsche. 385
Rielitmagnetes nn Grunde nicht eben sehr viel vorbessert, besonders da
eine weitere Aufmerksamkeit auf die Einschaltung der Apparate zu rich-
ten iat, weil der Linienstrom eine ganz bestimmte Richtung haben muss,
wenn das Relais ansprechen soll. Das in jüngster Zeit in Oesterreicli
patentirte Relais ist auch auf mehreren sächsischen Stationen einer Prüfung
unterzogen worden , soll aber dabei nicht allen an dasselbe zu stellenden
Anforderungen vollkommen entsprochen haben.
3. Die Translation und das Zweigsprechen.
Da bekanntlich die Stärke des elektrischen Stromes um so kleiner ist,
je IXnger der Leiter ist, den der Strom zu durchlaufen hat, so kann man
mit Batterien von gegebener elektromotorischer Kraft selbst unter An-
wendung eines Relais nur auf eine gewisse Entfernung verständliche tele-
graphische Zeichen geben. Ist eine Depesche weiter zu befördern , so
muss sie entweder durch einen Beamten weiter telegraphirt werden, oder
man bedient sich zweckmässiger der Translation oder des Uel)or-
tragen s, wobei die Apparate der letzten von der telegraphirenden Sta-
tion nnmittelbar noch zu erreichenden Station so eingerichtet werden, dass
sie von selbst, ohne Beihilfe eines Beamten, jedes ankommende Zeichen
weiter geben. Alle wichtigeren Knotenpunkte des europäischen Telegra-
phennetzes sind jetzt darauf eingerichtet, dass sie gelegentlich und nach
Bedarf übertragen können ; dadurch können zwei ganz beliebige , noch so
weit von einander entfernte Stationen nnmittelbar mit einander correspon-
diren, sofern es erforderlich und sonst vortheilhaft ist. Nur muss bei einem
solchen Sprechen durch mehrere zwischenliegende Translationen hindurch
etwas langsamer und gut markirt telegraphirt werden, damit nicht etwa
einzelne Punkte ausbleiben; dies ist nämlich bei zu schnellem Telegraphi-
ron zu befürchten, weil doch die Erregung des Elektromagnetismus in den
auf einander folgenden Translatoren und die dadurch herbeigeführte
Schliessung neuer Batterien nicht vollkommen gleichzeitig und nicht ohne
jeden Zeitverlust erfolgt.
Die Lösung der Aufgabe, die Apparate so einzurichten, dass sie die
ankommenden Zeichen selbstthätig weiter befördern , ist ganz einfach und
die Einrichtung des Translators schliesst sich eng an jene des Relais an :
man lässt den Strom am Ende des ersten Theiles der Leitung durch die
Rollen eines Elektromagnetes gehen, welcher dadurch, dass er seinen
Anker anzieht, diejenige Batterie schliesst, welche ihren Strom in den
zweiten Theil der Linie senden soll; die Translatoren werden daher einer-
seits Aehnlichkeit mit den Tastern haben, durch welche mit der Hand
Ströme in die Leitung gesendet werden; andererseits aber unterscheiden
sie sich von dem Relais nur insofern wesentlich, als das Relais den Strom
einer Localbatterie durch den Schreibapparat, der Translalot ^.Vi^.x ^^w
Strom einer Liohnhattcric in die Leitung nach eAnct aT\AoTC*.w ^\.ä.\\c>xv ^oxv^^v .
Zmihthrifl f. Malhcmatik u. Physik, VI, P,. *n
386 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der clektr. Telegraphie.
Die Erfindung der Translatoren wird von Mehreren als ein ihnen ^-
htihrendes Verdienst in Ansprach genommen und dürfte in der That von
Mehreren selbststüudig gemacht worden sein. So wurde die TranslatioD
in Deutschland von Fardely schon J844 bei seinen Typendracktclcgrapben
auf der Taunnsbahn angewendet, oder doch mindestens die Idee dazu an-
geregt (vergl. Zeitschrift des deutsch - östorreicliischen Teiegraphenvereins,
1854, S. 298 bis 300). Die Amerikaner schreiben die Erfindung der Trans*
latorcn Ezra Cornoll aus New- York zu, der 1846 auf der Linie Ncw-York —
Buffalo einen Translator angewendet und connector genannt haben soll
(vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegraphenvereins , 18M,
S. UK>), wogegen Shaffner {telegraph manual^ S. 405) den angewendeten Ap-
parat als Cornell smüchy Coraeirs Huthe, bezeichnet Bald nach Cornell
gab Oberst John J. Speed einen Translator an und zwar fiir ein Telegra-
phircn mit Ruhestrom , wobei die Zeichen durch Unterbrechung der Linien-
strömo gegeben werden. Darauf wurde ein Vorschlag zur Translation
durch den nach Preusseu berufenen Amerikaner Robinson gemacht und im
Juli 1849 auf der Station Minden am Morse wirklich ausgeführt. Für die
damals in Oesterreich benutzten Bain'schen Apparate erdachte der jetzige
k. k. Tclegrapheninspector Engelbert Matzenauer im Jahre 1847 Trans-
latoren , welche auch 1850 auf der Linie Neuhäusel — Pressburg aufgestellt
wurden (vergl. Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1851,
No. 4, S. 28 und daraus im Polytechnischen Centralblatte, 1851, S. 717).
Nach Shaffner (lelegraph manuul^ S. 41 J) hatte Morse den Gedanken, sich
der Translation zu bedienen , schon 1830 und 1837 gefasst.
Bereits im ersten Jahrgange dieser Zeitschrift 8. 97 ff. wurde die
Translation ausführlich besprochen und gezeigt, wie schon in der von
Halske angegebenen Weise mit einem einzigen gewöhnlichen Relais eine
Translation möglich wäre, dass jedoch besser zwei sogenannte Trans-
lations- oder Doppelcontact- Relais als Translatoren benutzt wür-
den, und dass es noch vorzüglicher und deshalb wohl durchweg üblich sei,
nach Steinheirs Vorschlage die Schreibapparate zur Translation zu ver-
wenden, weil bei diesen der Schreibhebel einen sichereren und besseren
Schluss der neuen Liuienbatterie bewirkt, da er sich fester auf den Ar-
beitscontact auflegt. Der Hebel des Schreibapparates erhült dann die in
Fig. 17 Taf. V skizzirte Gestalt: bei a ist der Schreibstift angebracht, m
ist die Drohachse des Schrcibhebels; für gewöhnlich liegt der Schreibhebel
mit dem Ansatz mn an der mit o verbundenen Stellschraube s an, diese
bildet also den Ruhecontact; wird der Anker des Schreibhebels von seinem
Elektromagnete angezogen, so legt sich der Hebel mit (fem Ende h auf die
Stellsehraube s^ (den Arbeitscontact) auf; s^ ist durch r mit dem einen Pole
der Batterie verbunden, welche die ankommenden Zeichen weiter geben
soU, die Drehachse aber beständig durch / mit der Linie, in welche diese
Zeichen weiter gegeben werden soWen*, ^taeWmt «\^o wx^ ^^x^ ersten Theile
Von Dr. Ed. Zetzscue. 387
ler Linie ein Zeichen auf dem Relais der Translationsstation , so schliesst
1er Relaishebel die Localbatteric , der Anker des Schreibhebcis wird an-
gesogen, b \pgi sich auf «1 und die Linienbatterie giobt über «i, b nnd tn
las Zeichen in den zweiten Thoil der Linie weiter. In der Regel sind
lan die Translationsstationen zugleich Wechselstationen nnd deshalb soll
in dem Nachfolgenden das Schema einer solchen Translations- und Woch-
lelstation erläutert werden. Bei drei einmündenden Linien ist zwar die
Binschaltung und der Wechsel am einfachsten, wenn zur Translation stets
lieselben zwei Schreibapparate benutzt werden und stets derselbe dritte ^
r&r die einzelne, getrennte Linie; damit aber die gegebene Skizze auch
auf eine Station mit beliebig vielen Linien ausgedehnt werden kann , möge
vorausgesetzt werden, dass alle Schreibapparato zur Translation geeignet
leien, und es soll die Einschaltung so gewählt^ werden, dass derselbe
Sehreibapparat und derselbe Taster stets für dieselbe Linie in Gebrauch
kommt, mag diese Linie in Translation oder in getrennter Stationslage
Bein. In Fig. 18 Taf. V sind Z| , Z, und Z, die drei einmündenden Linien,
«reiche zunächst an die Klommen a, , a, und a, der drei Taster T, , 7", nnd
r, geführt sind; die mit dem einen Polo der Linienbatterie B verbundenen
Klemmen ti, 5, und s^ führen zu den Arbeitscontacten der Taster, die
Klemmen a, , o, und a, zu den Achsen der Taster, deren Hebel gewöhnlich
taf dem vorderen Contact aufliegen und so a,, a, und a, mit den Klemmen
fti, 6, nnd 6, leitend verbinden ; beim Niederdrücken des Tasterhebels wird
die leitende Verbindung zwischen a und b dieses Tasters unterbrochen,
dagegen s mit a leitend verbunden. Von 6,, b^ und 6, fuhren Dräthe nach
den Lamellen Aj, A, und A, des Linienwechsels W; die Lamellen ;ri, x, und
V, find zunächst mit den Klemmen fj , e^ und e, der Relais /^, , i?, und E^
aod durch die Rollen der Elcktromagnete mit den Klemmen fi , ff und /",
und endlich über g mit der Erdplatte E verbunden. Von den Lamellen t,,
r, and Zg des Wechsels führen Dräthe nach den Klemmen /j , /, und /, der
Bchreibapparate 5, , S^ und S, und von da nach den Achsen m, , m, und m,
ler Schreibhebel; diese Achsen stehen entweder in der Ruhelage der
Sehreibhebel durch n, , n^ und ;?, über o, , o, nnd o, mit den Lamellen />,, p.
Hg in Verbindung, oder sie stehen, wenn der Schreibhebel angezogen ist
[in Fig. 17 also b auf 5, liegt) , über r, , r, und r, und q mit dem Pole der
Linienbattorie B in Verbindung, welcher mit ^, , s^ und 5, verbunden ist,
rihrend der andere Pol mit der Erde in Verbindung gesetzt ist. Ausser-
lem ist die gemeinschaftliche Localbatterie ^, so eingeschaltet, dass, wenn
ein Anker der Relais /?, , /?, oder B^ angezogen wird , der Localstrom über
K,, «, oder t/, nach r, , r, oder v, durch die Rollen der Schreibapparate 5,,
S^ oder 5, und über ;r, , w^ und w^ nach der Batterie B^ zurück geht, dass
also der Schrcibhebel des entsprechenden Schreibapparates angezogen
wird. Endlich ist die Lamelle t des Wechsels noch mit der Erdleitung R
verbunden. Der Weg nun, welchen ein \u A\o »o <ä\w^^ä<^«\\.^\ä '^^^>Awe^
^Qk^ liciträge zur Geschichte der Fortschritte in der clektr. Telegraphic.
:iucL u-gcud einer Linie eintretender Strom nehmen mnss, hängt lediglich
wu der Art der Stöpsclung im Wechsel TV ab; werden diejenigen Kren-
4uug^tellen der Lamellen des Wechsels, an i^elchen ein ^töpsel einge-
steckt ist, in der Figur durch einen schwarzen Punkt bezeichnet, so treten
zunächst bei einer Stöpselung nach Fig. 18 bis 22 folgende Stromlftufe auf:
Werden nach Angabe der Fig. 18 die drei Lamellen A( , h^ und h^ durch
eingesteckte Stöpsel mit den Lamellen d*i, o*, und «r, verbunden, so ist jede
Linie von der anderen vollständig getrennt. Der Sti'om aus irgend einer
Linie, z. B. Z, , geht zunächst durch den zugehörigen Taster 7\ von Hf
nach ^1, dann über /t, und Xi nach Cj, (/,, ^„ durch das zugehörige Relaitf ^i
und über g auf dem nächsten Wege zur Erde E^ ohne Zweigtftröme über
A> ^B) ^B' ^Bf ^9 ^B» ^2 ui^d a, in die Linie Z,, oder über /*,, e^j ef,, r,, a*,,
A,, b^ und a, in die Linie Z, zu senden, weil die Zweigströmo in diesen
Linien einen fast unendlich grossen Widerstand zu überwinden hätten im
Vergleich mit dem kürzesten Wege von g nach E zur Erde; während der
Liuionstrom das Relais /?, durchläuft, schliesst der Hebel dieses Relais die
gemciuschaftliche Localbatterie Pj , deren Strom durch die Rollen des
Schreibapparntes 5| geht und durch den Scbreibhebel einen Punkt oder
Strich in den Pnpierstreifon gräbt, je nachdem der Linienstrom kürzere
oder längere Zeit dauert. Würde aber der Taster J, niedergedrückt, so
wäre die gemeinschaftliche Linienbatterie B geschlossen und deren Strom
geht über ^, und a, in die Linie Z, nach der Station am Ende der Linie Z,
durch die dortigen Apparate zur Erde und über E zum anderen Balterie-
pol zurück. Ebenso verhält es sich mit den Linien Z, und Z,, auch diese
sind jede von den beiden anderen völlig getrennt.
Werden dagegen die Stöpsel nach Anleitung der Fig. 19 gesteckt und
dadurch die Lamelle Ä, mit x, , Ä, mit ?,, /f, mit r,, sowie />, mit a-^ und />t
mit 5*3 verbunden , so ist zwar an der Einschaltung der Linie Z, nichts ge-
ändert und es bleibt daher diese Station von den anderen beiden getrennt
und der Stromlauf ist bei ihr noch genau so, wie er eben beschrieben
wurde; Z, und Z, dagegen sind zur Translation mit einander verbunden.
Jeder Strom aus Z, geht durch den Taster T, von «, nach 6, und Ä, , von
da aber nach p^ über A*, und /, zur Achse m^ dos Schreibapparates 5j, und
da dessen Schreibhebel nicht angezogen ist, über Wj, o, nach /w, und a*,,
darauf nach r, , f/,, r, durch das Relais B^ und von /*, über ^ zur Erde £\
der Ankor des Relais /?, ^i^'^ dabei natürlich angezogen, die Localbatterie
/?, geschlossen und diese sendet ihren Strom durch m,, r,, yr, durch die
Rollen des Schreibapparates 5,, so dass dessen Anker ebenfalls angezogen
und je nach der Dauer des Liuienstronies aus Z, ein längeres oder kür-
zeres Zeichen in den Papierstreifen eingegraben wird; während aber der
Anker des Schreibapparates angezogen ist, ist noch ein anderer Strom-
kreis geschlossen , denn es geht von dem einen Polo der Linicnbattcrio P
'^ui Strom über ^, z, (da Wj durch den aw^^ic^^^w^w kwk^v vait r^ oder in
Von Dr. Ed. Zetzsche. 389
ig. 17 / und m durch b mit Si nnd r verbunden ist) zur Achse m, , Über /,
id kf nach z^' ^s« ^s u°<^ ^s i^i ^i^ Linie Z,, am Ende dieser Linie zur
rde und über E zum anderen Pole der Linionbatterie B zurück. Es wird
90 jedes aus X, kommende Zeichen unmittelbar nach Z, weiter gegeben,
id umgekehii jedes aus Z, kommende Zeichen unmittelbar nach Z,. Der
rem aus Z, geht nämlich über a^ und 6, nach A,, von da über A:,, /,, »/f„
9 Oft Pt* ^S9 ^S9 ^8) ^s durch das lielais /^, und über /*, und ^ zur Erde £*;
r Anker des Relais i?, wird angezogen , der Kreis der Localbatterie P|
xlnrch geschlossen und ^ß geht deren Strom über t/, , t», und tv^ durch den
ihreibapparat S, , auf welchem der Schreibstift das Zeichen in den Papier-
reifen eindrückt; zugleich wird auch die Linienbatterie B geschlos-
D und deren Strom geht über g nach r, , '»s > ^ t ^s i ^ » ^i ^^^ ^i ^^ ^^®
nie Z, , schliesslich in die Erde und kommt über E zum anderen Pole
ir Batterie B zurück. Auf der in Fig. 18 skizzirten Translationsstation
icheinen also jetzt die Zeichen aus Z, auf dem Schreibapparate S,, die
sieben ans Z, und 5,; es ist aber nicht unbedingt nöthig, dass die Zei-
en auf 5, und 5, wirklich mit aufgenommen werden , man wird vielmehr
e Papierstreifen der Schreibapparate 5, nnd 5, nur laufen lassen , wenn
in die bei Translation durchgehenden Depeschen in der Translations-
ttion mit aufnehmen will. Die Translationsstation kann jederzeit selbst
rechend in die Correspondenz eintreten, denn sie kann mittelst des
isters 7*2 oder des Schreibhebels des Schreibapparates 5, nach Z, und mit
m Taster T^ oder dem Hebel des Schreibapparates 5, nach Z, sprechen.
Die Stöpselung nach Fig. 20 lässt Z, von Zi und Z, getrennt, verbindet
er Z| und Z, durch Translation; eine Stöpselung nach Fig. 21 dagegen
wt Z, getrennt und verbindet L^ und Z, zur Translation. Die Stromläufe
diesen beiden Fällen sind ganz ähnlich wie bei der Translation zwischen
und Lg und lassen sich nach der obigen Beschreibung dieser Translation
cht auffinden.
Die Stöpselung nach Fig. 22 endlich schaltet alle Apparate auf sämmt-
hen drei Linien aus: denn zu welcher Linie auch der Strom herein-
mmt , er gelaugt immer durch h^ , A, oder //, nach z, und geht von da über
)fort zur Erde E, ohne irgend welchen Apparat der Translationsstation
durchlaufen. Eine solche Einschaltung würde also unter Anderem die
»parate der Translationsstation gegen die zerstörenden Einflüsse von
itzschlägen sicher stellen; natürlich ist während dieser Stöpselung kei-
rlei tclcgraphische Correspondenz möglich. Zöge man in Fig. 22 den
Spsel heraus, welcher die Lamelle 2, mit / verbindet, so wären zwar
ch alle Apparate der Translationsstation ausgeschaltet, aber es könnten
\ Stationen auf den Linien Li , Z, und Z, noch gegenseitig mit einander
rrespondireu, da jeder Strom aus irgend einer Linie sofort unmittelbar
die beiden anderen weiter gehen würde.
Die in Fig. 18 gezeichnete Einschaltung gebtatl^l ^\\\!A\^Vl ^^«^^of^^
Aur V.«o<^-hichtü der Fortschritto in der elektr. Telegrapbie.
.:t ^vlii oiiiiacho«^ Zwcigsprocben; beim Zweigsprechen wird der
^u^-.u, Holclicr auf eiuor Linie in eine Telographen»tation eintritt, tod
lUo«.'! ^i:iciou aus KU gleicher Zeit in zwei oder mehrere Linien weiter ge-
waacc« outwoder mit oder ohne Translation. Stöpselt man z. B. in der
b'i^. iS augogobenen Weise und denkt sich dabei die Verbindung zwischen
/', uiut y unterbrochen, dafür aber /\ unmittelbar mit x^ verbunden, so e^
»chviut jedes Zeichen aus der Linie Z, auf dem Relais Bi und dem Schreib-
apparaio ^i, denn der Strom aus Zj geht über a, , 6, und A| nach Xf, C|, (f„
c^i und /i, von da aber nach or, und über A,, b^ und a, nach Z,, sowie über
A,, /ij und a, nach Z, weiter. Ebenso geht jeder Strom aus Z, zugleich in
die Linien Zf und Z, und jeder Strom aus Z, zugleich in die Linien Z, und
Zt weiter; die Zeichen erscheinen dabei für die Durchgangsstation stets
auf /?( und S,. Die Stromstärke der in den einzelnen Linien weiter gehen-
den Zweigströme ist nach dem Ohm'schen Gesetze zu beurtheilen.
Flg. 24 zeigt eine Stöpselung zum Zweigsprechen aus Z, nach Z, und
Z3 mit Translation; die Einschaltung und Verbindung der Apparate unter
einander ist dabei genau so , wie in Fig. 18. Jeder Strom aus Z, geht über
fli , ft, , Ä, , Ar, , /, , IM, , n, , 0, , p, » ^1 1 ^1 » ^1 1 ^1 » ft «"<i 9 n*ch der Erde E\
dabei schlicsst das Kolais i7| den Strom der Localbatterie ^, durch den
Schreibapparat 5| und letzterer sendet einen Strom der Linienbatterie B
über f/y r^, m^j liy k\ , Tj und von da getlieilt über A, , ^, und a, nach Z, und
über /<, , 63 und », nach Z,. Diese Einschaltung leidet indessen an einem
kleinen Uebelstande ; es kann nämlich nach der entgegengesetzten Seite
hin zwar L^ mit Zj und Z, mit Z| unter Translation sprechen, dabei hört
aber Z, nicht mit, was Z, nach Z, spricht, und Z3 hört wiederum nicht,
was Z, nach Li spricht. Es kann in Folge dessen möglicher Weise eine
Störung der Correspondcnz durch unzoitiges Zwischensprechen eintreten;
indessen kann bei gutem Stande der Linien dieses Zweigsprechen ohne Be-
denken anj^cwcndot werden, wenn z. B. eine oder mehrere lange De-
peschen von Zf nach Z, und Z, zugleich zu befördern sind. Wollte man
eine Störung durch Zwischensprccben unmöglich machen, so müsste, so
lange Z, spricht, der Stöpsel, welcher h^ mit 2| verbindet, herausgezogen
und so eingesteckt worden, dass er /<, mit 2, verbindet, und so lange Z,
spricht, müsste /r, nicht mit £|, sondern mit r, durch Stöpselung verbunden
werden ; sollte aber dieses Umstöpseln mit der Hand erfolgen , so wäre es
ziemlich unpraktisch, sollte es dagegen unter Vermittcluug besonderer
Apparate, etwa bei Einhaltung einer bestimmten Stromrichtung, von den
eh'ktrischen Strömen selbst besorgt werden, so ginge die kaum entbehr-
liche Einfachheit der Einschaltung verloren. Es ist zwar auch noch eine
andere Einschaltung möglich, durch welche man die Linien zum Zweig-
sprechen unter Translation so verbinden kann , dass jedes Zeichen aus
irgend einer Linie in allen anderen sichtbar wird (vergl. Zeitschrift dos
d(iUtöch-Ö6tcvi'(iichiin:hcn Telegraphenvereins, 1857, S. 1); allein diese Ein-
Von Dr. Ed. Zbtzsche. 391
Schaltung ist ebenfalls sehr verwickelt und erfordert so viele Apparate,
dmsa sie schwerlich sich mit wesentlichem Vortheil wird anwenden lassen,
besonders weil ja das Zweigsprechen der Natur der Sache nach überhaupt
▼erbältnissmässig wenig Anwendung finden kann.
4. Schleifen.
Nicht selten kommt es vor, dass in eine bereits bestehende Telegra-
phenleitung ein seitwärts liegender Ort noch als Station mit aufgenommen
'werden soll; es bleibt dann nichts übrig, als an irgend einer Stelle die
Hauptleitung zu zerschneiden , von jedem ihrer Enden eine Leitung nach
der seitwärts gelegenen Station (wir wollen sie kurz Schleifenstation
nennen) zu führen und diese letzteren, eine Schleifenlinie bildenden
Leitungen durch die Apparate der Schleifenstation hindurch zu verbinden.
So wurde z. B. in die bereits bestehende, der Eisenbahn entlang laufende
Linie Dresden — Leipzig Grossenhain als Station aufgenommen, durch eine
von Priestewitz nach Grossenhain geführte Schleife. Auch bei Neubauten
sind nicht selten Schleifen anzulegen. Wäre an der Stelle , wo die Schleife
von der Hauptleitung abgezweigt wird, eine Telegraphenstation, so würde
diese mit einem Wechsel versehen und man wird meist gar nicht eine
Schleife, sondern nur eine einfache Leitung von der Wechsclstation nach
dem seitwärts gelegenen Orte führen. Die Anlegung einer Schleife lässt
also annehmen, dass an der Stelle des Abzweigens keine Station liegt; will
man daher, dass die Correspondenz in der Hauptleitung nicht den Umweg
durch die Schleifenstation machen soll, und will man sie zugleich von
allen auf der Schleife etwa vorkommenden Störungen und Unterbrechun-
gen unabhängig machen, so mnss man an der Stelle des Abzweigens der
Schleife Apparate aufstellen, welche selbstthätig entweder die Schleife
in die Hauptlinie einschalten, oder sie ausschalten, je nachdem die
Sehleifenstation an der Correspondenz Theil nehmen soll oder nicht. Eine
Apparatverbindung für diesen Zweck hat zuerst A. Bernstein in der Zeit-
schrift des deutsch- österreichischen Telegraphenvereins, 1H57, S. 25 ff. vor-
geschlagen; das Wesentliche derselben wird durch eine kurze Erklärung
der Skizze in Fig. 25 deutlich werden.
Auf der Stelle, an welcher die Schleife abgezweigt ist, sind drei
Relais B^ i?, , /?, aufgestellt, von denen das mittlere Ri ein ganz gewöhn-
liches ist, während die Hebel der beiden anderen R und /?, permanente
Magnete sind und zur Erhaltung ihrer Polarität noch je einen anderen
Magnet E und E2 neben sich stehen haben; die Pole liegen in den He-
beln nun so und die Einschaltung der Relais selbst ist so gewählt, dass,
wenn ein positiver Ötrom aus dem Ende L der Hauptleitung oder ein nega-
tiver aus dem Ende Z, der Hauptleitung kommt, der um a drehbare Hebel
des Relais R sich an die Stellschraube ^, der um a^ drehbare Hebel des
Relais Bt dagegen an ^4 anlegt; kommt dagegen ein negativer Strom aus
392 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
der Leitung X oder ein positiver aus der Leitung Z, , so legt sich deriHebel
von B an die Stellschraube «| , der Hebel des Relais B^ aber an die Stell-
schraube 53; für gewöhulich ziehen die Federn f und /*, den Hebel yon R
an j, und den Hebel von T?, au «5; man könnte demnach auch sagen: das
Kelais B spricht nur auf positive , das Kclais B^ nur auf negative Ströme
an , welche aus der Leitung L kommen. Das Relais i?, endlich hat einen
um »I drehbaren, nicht maguetiscben Anker, welcher für gewöhnlich durch
die Wirkung der Feder fi an der Stellschraube 5, anliegt, sich aber an die
Schraube s^ anlegt, so lange der Strom der Batterie B durch die Boller,
des Relais /?i geht. Die Schleifenlinien / und /, sind durch die Rollen r,
eiues Relais /?, der Schleifenstatiou S verbunden, und ausserdem muss auf
der Station S noch ein anderes, für die eigentliche Correspondenx bestimm-
te.s Relais vorhanden sein, da /?, für die Aufnahme von Depeschen auf der
Schleifenstation nicht zu gebrauchen ist. Der um a, drehbare Hebel des
Relai.s /?, iöt ebenfalls permanent magnetisch und das Relais B^ so einge-
schaltet, dass der Hebel in Folge seiner vom Magnet E^ erhalteneu Polari-
tät nur von negativen, aus der Leitung L kommenden und durch die RoUea
7*3 hindurchgehenden Strömen an die Stellschraube s^ herangezogen wird,
während er für gewöhnlich durch die Spannfeder /*] an die Stellschraube s^
gezogen wird und daran um so fester liegen bleibt, wenn positive Ströme
aus L kommend die Leitung durchlaufen. Die Stationen in der Haupt-
leitung endlich müssen ausser den sonst nöthigen Apparaten noch mit
eiuem Stromwender versehen sein, durch welchen sie in Stand ge&etzt
worden, den Strom in einer bestimmten Richtung in die Leitung zu senden;
denn es ist nöthig, dass der positive Strom in der Hauptleitung in der
Richtung von L nach Zj gehe, wenn die Schleife in die Hauptleitung ein-
geschaltet sein, also die Schleifenstation an der Correspondenz Theil neh-
men soll; dagegen muss der positive Strom in der Hauptleitung in der
Richtung von Z, nach Z, also der negative in der Richtung von L nach Z|
gehen, wenn die Schleife ausgeschaltet sein soll. Kommt nämlich ein po-
sitiver Strom aus L nach der Stelle, wo die Schleife von der Hauptleitung
abgezweigt ist, so durchläuft er zunächst die Rollen r des Relais/?, gelangt
über b nach /*, , vom Hebel des Relais /?, nach der Stellschraube 5j, über c
durch die Rollen r, des Relais /?, nach /, nach der Schleifenstation 5 und
daselbst durch die Rollen r, des Relais und endlich durch /^ nach Zj weiter;
an der Abzwciguugsstelle spricht zwar das Relais B an, das Relais B^ da-
gegen nicht und deshalb bleibt der Stromkreis der Batterie B offen, so
dass also auch das Relais 7?, nicht anspricht; ebenso spricht auch in der
Schleifenstation S das Relais Ä, nicht an. Jede Con*cspondenz mit posi-
tivem Strome in der Richtung von Z nach Z, durchläuft also auch die
Schleife und kann auf der Schlirifenstation 5 aufgenommen werden. Kommt
dagegen ein negativer Strom aus Z, so durchläuft er wieder die Rollen r
des jetzt nicht ansprechenden Relais, dessen Hobel also au der Stell-
Von Dr. Ed. Zetzschb. 393
schraube f, liegen bleibt, über h^ f^^a^^ s^c geht dann der negative Strom
durch die Rollen r, de^ Relais /?, und durch / nach S, daselbst durch die
Rollen r, nnd darauf durch /, nach Z,;, dabei sprechen die beiden Relais R^
nnd R^ an and in Folge dessen treten jetzt noch einige Nebenwirkungen
auf; lunächst schliesst der Hebel des Relais R^ , indem er sich an die Stell-
schraube «5 anlegt, den Kreis der Batterie B^ deren Strom nun über /*, a, ^,,
iy e durch die Rollen r^ des Relais R^ über e nach a„ «5, g durch die Rollen
r, des Relais Rj nach der Batterie B zurückgeht; dadurch legt sich der
Hebel des Beiais R^ an die Stellschraube jr,, so dass der negative Strom
aas L nun durch r über b y ft , a^ , s^ und h direct nach Z| geht , ohne die
8chleife zu durchlaufen ; die Batterie muss nun so eingeschaltet sein , dass
ihrnegativer Strom r, in der Richtung von c nach e durchläuft, also den
Hebel des Relais R^ auf der Stellschraube s^ festhält , auch wenn der nega-
tire Strom aus L nach L^ nicht mehr durch die Rollen r, hindurchgeht;
eine andere Nebenwirkung tritt gleichzeitig in der Schleifenstation S ein,
wo der Hebel des Relais R^ sich an die Stellschraube ^7 angelegt und so
die Batterie Bi geschlossen hat, deren Strom nun über k^f^yO^ nach «,,
durch die aus wenigen Windungen bestehenden Rollen r«*) des Relais R^
und über m zur Batterie zurückgeht und den Hebel des Relais in seiner
Lage an 8^ erhält. So lange demnach jetzt in der Hauptleitung mit nega-
tiven Strömen in Richtung von L nach Z, oder mit positiven in Richtung
von X] nach L telegraphirt wird, bleibt die Schleife vollständig ausge-
schaltet, nnd auf der Schlcifenstation giebt der an ^fliegende Hebel des
Itelais R^ das Zeichen, dass auf der Linie LL^ mit Ausschaltung der Schleife
correspondirt wird. Soll endlich die Schleife wieder eingeschaltet werden,
80 geschieht es einfach dadurch, dass man einen positiven Strom in der
Riehtang ZZ, durch die Leitung sendet; dieser legt nämlich den Hebel des
Relais R an die Stellschraube 5, unterbricht dadurch den Strom der Bat-
terie By worauf die Feder /*, den Hebel dos J?elais R^ wieder an die Stell-
•ehranbe 9% heranzieht und auch der Hebel des Relais entweder durch die
Feder /*« oder die Wirkung des noch andauernden positiven Stromes sich
aa #4 anlegt; so ist also dem positiven Strome der Weg durch die Schleife
geöffnet und auf der Schleifenstation muss der Strom durch die Rollen r„
wodurch der Hebel bei r, an s^ herangezogen wird.
Gegen diese an sich sehr sinnreiche Apparatzusammenstellung wurde
der begründete Einwand erhoben , dass zu viele Apparate zur blosen Aus-
oder Einschaltung nötliig seien , dass eine besondere Batterie erforderlich
sei und dass Überhaupt die Zuverlässigkeit von mehreren Regulirungen
abhinge, ja durch einen schmutzigen Gontact die Leitung gänzlich unter-
brochen werden könne. Wenn es blos darauf ankäme , die Zahl der Ap-
*) Die Rollen r^ und /'s können über einen genioinschaftlichcn Kern gewickelt
icin; in Fig. 25 wurden sie nur der Deutlichkeit wegen getrennt ge:&eichnet.
394 Beiträge zur Geschichte der FortBchritto in der elektr. Telegraphie.
parate und den durch sie in die Leitung gebrachten Widerstand sa ver-
mindem , so dürfte man nur das Relais B^ weglassen und nach Anleitang
der Skizze Fig. 20 einschalten , d. h. 5, unmittelbar mit / verbinden und den
ans den Bollen r, austretenden Drath nach der Stellschraube s führen;
dann spricht das Beiais R auf positive Ströme nicht an, diese gehen daher
ans L durch r über n, und 5, nach /, l^ und Z|, auf einen negativen Strom
aber spricht das Beiais R an, schliesst durch r, , s und a den Kreis der Bat-
terie B, deren Strom der Hebel des I^elais /?i an s^ anlegt und so die
Schleifenliiiie ausschaltet, bis wieder ein positiver Strom in Richtung ?oa
L nach Zf die Linie durchläuft^ wobei sich der Hebel des Relais B a,n$i
anlegt, die Batterie B öffnet und die Schleife wieder einschaltet. Noch
mehr : man kann sogar die Batterie B und das Beiais B^ entbehren and
eine Unterbrechung der Linie durch einen unreinen Contact unmöglich
-machen, wenn man die in Fig. 27 angedeutete, von dem Telegraphen-
inspector Frischen in Hannover in der Zeitschrift des deutsch - österreichi-
schen Telegraphen Vereins, 1858, S. 10 angegebene Einschaltung wfthlt, wo-
bei das Beiais B wieder nur auf negative Ströme ansprechen darf; die po
sitiven Ströme gehen dann aus L durch die Bollen r des Beiais B über n
nach l und schliesslich aus /, nach Zf ; die negativen Ströme dagegen schal-
ten die Schleife ans, indem sie den Hebel des Beiais B an die Stellschraube
Si anlegen, und nehmen dann ihren Weg aus Z durch r Über n, a und i|
nach Z,. Der nächstfolgende positive Strom legt den Belaishebel wieder
an 5 und schaltet die Schleife wieder ein. Auch wenn der Belaishebel ani|
liegt, bleibt indessen die Schleife eingeschaltet, und es geht ein Zweig-
strom von n durch / und /fnach Z, ; dass jedoch dieser Zweigstrom auf der
Sshleifenstation Zeichen hervorbringen könnte, wie Frischen meint, ist
gewiss nur bei sehr empfindlichen Galvanometern und kurzen Schleifen
möglich ; wohl aber kann die ausgeschaltete Schleifenstation die Correspon-
denz in der Hauptleitung stören , denn selbst ohne Anwendung einer Erd-
leitung ist der Kreis der Linionbatterie der Schleifenstation geschlossen,
nämlich über /, n, a, Si und /,; es kann daher die Schleifenstation selbst die
Schleife ein - oder ausschalten, was ebensowohl ein Vorzug, als ein Nach-
theil der von Frischen angegebenen Einschaltung gegenüber den beiden
vorher beschriebenen Einschaltungen genannt werden kann. Alle drei
Einschaltungen leiden aber an dem Uebelstande , dass sie nicht unbedingt
die Hauptleitung gegen die Nachtheile der Störungen auf der Schleifenlinio
schützen , sondern nur in dem Falle , dass bei einer auf der Schleifenlinie
eintretenden Unterbrechung die Schleife bereits ausgeschaltet war, oder
dass bei der Unterbrechung das gegen Z liegende Endo der zerrissenen
Schleifenlinio zufällig mit der P^rde in Verbindung kommt; denn sonst
kann von der Hauptliuio aus eine Ausschaltung der Schleife nicht mehr be-
werkstelligt werden. Will man auch diesen Uebelstand beseitigen, so
wähle man die Einschaltung nach Fig. 28 : Das Beiais B mit permanent
f
Von Dr. Ed. Zetzsche. 395
magnetischem Hebel spricht ebenfalls auf positive und negative Ströme
•0, aber die Achse a seines Plebels ist einerseits mit dem einen Ende der
Ualtiplicationsrollen r, andererseits mit der Contactschranbe ^i verbunden,
iwischen der Achse und der Contactschranbe ist durch einen Bheostaten
IT ein entsprechender Widerstand eingeschaltet; ausserdem steht die Con*
Uctschraube Si mit den beiden Leitungen Z, und /| , die Contactschranbe s
mit der Leitung / in Verbindung. Jeder aus L kommende positive Strom
geht durch die Rollen r und legt den Relaishebel an « an , daher hat der
Strom einen Weg von a über s und / nach der Schleifenstation und dann
durch /f über b nach Z| und zugleich einen anderen Weg von a durch den
Bheostat W über Si und b nach Z, ; der Widerstand des Rheostates ist dem-
nach so au wählen , dass der durch die Schleife //| gehende Theilstrom in
der Schleifenstation deutliche Zeichen giebt. Der erste negative Strom
legt den Relaishebel an Si und schaltet so die Schleife vollständig aus, wo-
gegen L und Z| über a , ^, und b kurz verbunden sind ; der nächstfolgende
poätive Strom führt den Hebel wieder nach 5 und schaltet dadurch die
Schleife ein. Weder bei ausgeschalteter , noch bei eingeschalteter Schleife
übt der Rheostat einen nachtheiligen Einfluss auf den Strom in der Haupt-
linie aus; wenn dagegen eine Unterbrechung in der Schleife bei irgend
einer Stellung des Relaishebels eintritt, so bleibt sicher dem Strome in der
Ilaiiptlinie noch der Weg von Z durch r nach a , durch IV nach ^, , b und
Z| übrig und jedenfalls kann so noch der Relaishebel an die Contact-
schranbe Si herangezogen werden, behufs der Herstellung einer kurzen
Verbindung von Z mit Zp Obwohl die Schleifenstation bei ausgeschalteter
Schleife die Correspondenz in der Hauptliuie ohne Anwendung einer Erd-
leitung nicht zu stören , noch etwas an der Einschaltung der Schleife zu '
ändern vermag, bleibt ihr doch durch Anlegung einer Erdleitung die Mög-
lichkeit, für den Fall des Bedarfs eine Notiz nach Z und Z, zu geben;
denn dann würde ihr Strom aus /| sich in b nach Zj und über 5| und a auch
nach Z verzweigen.
5. Die Blitzableiter.
Da die Telegraphenleitungen sich viele Meilen weit als ununter-
brochene Leiter über die Oberfläche der Erde hin erstrecken und im freien
Felde ihre Umgebung hoch überragen, so sind sie verschiedenen Ein-
wirkungen von Seite der atmosphärischen Elektricität ausgesetzt Es
können leicht die Dratho und Leitungsstangen geradezu vom Blitze getroffen
werden und Theile von diesen Blitzschlägen auf grosse Entfernungen hin
an den Dräthen fortlaufen , bis sie endlich einen günstigen Uebergang zur
Erde finden ; es können ferner durch die über die Leitung dahinziehenden
elektrischen Wolken und bei jedem in der Nähe der Leitung niederfahren-
den Blitze, selbst wenn er die Leitung nicht unmittelbar trifft, gewaltige
Inductionsströme in der Leitung erregt werden , ja es können sich f^o^ox v^
396 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. TelegrapUe.
der Atmosphäre vorhandene, vielleicht durch Wittemngsverhältnisse er-
zengte elektrische Gegensätze, auch wenn sie örtlich weit von einander
entfernt sind, durch die Leitungsdrätho ausgleichen. Die Folgen dieser
Einwirkungen sind theils Störungen im Betrieb des Telegraphen , theils ge-
waltsame Zerstörungen der Leitungen und Apparate. Sofern nämlich blos
schwache Ströme atmosphärischer Elektricität in der Leitung fortgehen
und durch Telegraphenapparate ihren Weg nehmen , werden dieselben in
den Apparaten genau dieselben Wirkungen hervorbringen, wie die galva-
nischen Telegraphirströme : die Anker der Elektromagncte werden ange-
zogen, Galvanometernadeln werden abgelenkt und dergleichen mehr, je
nach der Beschaffenheit der Apparate ; auch kann man diese Ströme selbst
fühlen , wenn man ihnen durch entsprechendes Berühren der Leitung einen
Weg durch den Körper öffnet. Sind dagegen die durch die atmosphärische
Elektricität in der Leitung erregten Ströme kräftiger, so richten sie nicht
selten bedeutende Zerstörungen an: sie schmelzen Dräthe in den Statio-
nen, verbrennen und zertrümmern die isolirende Umhüllung und Be-
deckung der Dräthe, vernichten den Magnetismus constanter Magnete^
kehren auch wohl deren Polarität ganz um , zerschmettern die Isolatoren,
auf welchen der Drath an den Tragsäulen liegt, zersplittern die Säalen
auch selbst und werfen sie um , wobei nach Befinden der Leitungsdrath
zerreisst, — ja wiederholt wurden sogar die am Apparate arbeitenden Be-
amten oder die mit der Linie beschäftigten Arbeiter und Aufseher vertatst
und gelähmt. Ein langes Register solcher Verheerungen findet sich im
elcktromagnetiscTien Telegraph von Schellen, 2. Auflage, S. 210 bis 218,
andere Belege sind in den verschiedenen Jahrgängen der Zeitschrift des
deutsch - österreichischen Telegraphenvercins zerstreut; mitunter wurden
bis 20 Tragsäulen hinter einander ganz oder theilweise zersplittert*), ja
in einzelnen Fällen zeigten selbst 60 bis 70 Säulen Spuren davon, dass
Anthcile des Blitzes an ihnen zur Erde niedergegangen waren, in der Lei-
tung aber lief der Blitz nicht selten 10, ja 30 bis 40 Meilen weit fort.
Natürlich ist es eine nicht unwichtige Aufgabe der Telegraphie, der-
artigen Beschädigungen möglichst vorzubeugen, und zu diesem Zwecke
stellt man an einzelnen Punkten Blitzableiter auf. Durch Blitzableiter
kann man aber bis jetzt nur die zerstörenden Wirkungen verhüten, die
störenden dagegen bleiben unbeseitigt; die Apparate und die an ihnen ar-
])eitendcn Beamten werden zwar durch die Blitzableiter der Gefahr der
Verletzung entrückt, dass aber bei Gewittern die atmosphärische Elektri-
cität in das Telegraphiren mit dreinspricht, dass sie auf den Druck-
apparaten unbeabsichtigte Punkte und Striche druckt, die Zeiger der
*) Die ausgesplittcrton »StvUon laufen {^ewülinlich in einer Spirallinie um die
Stangen herum; ist dies eine Folge der titructurvcrhältnisse der Stangen, oder wühlt
dvr Blitz aich selbst diesen Wog und warum ?
Von Dr. Ed. Zetzsche. 397
Zeigerapparate fortrücken lüsst und bei Nadeltelographen die Nadeln ab-
lenkt , ohne Httcksicht auf den Willen des Telegraphisten , dies Iftsst sich
nicht verhüten.
Wie verschiedenartig anch die Blitzableiter für Telegraphen in ihren
einselnen Theilen gestaltet sind , in Ansehung des Grundes ihrer Wirk-
samkeit zerfallen sie nur in zwei grosse Gruppen. Bei der einen Classe
von Blitzableitern ist nämlich Vorkehrung getroffen , dass jeder kräftigere
Strom , durch welchen die Apparate zerstört werden könnten , sich selbst
den Weg nach den Apparaten abbricht; es steht indessen bei diesen Blitz-
ableitern SU befürchten, dass gelegentlich doch etwa bereits vor dem Ab-
brechen des Weges nach den Apparaten ein so kräftiger Strom in die Ap-
parate gelangt, dass die Apparate dadurch Schaden leiden. Schon im
Jahre 1846 wurden zwei von einander verschiedene Blitzableiter dieser
Art vorgeschlagen : in Frankreich von Breguet und in Amerika von James
D. Reid in Philadelphia. Die Wirksamkeit der Blitzableiter der anderen
Classe stützt sich anf den bekannten Erfahrungssatz über das Verhalten
der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs, nämlich auf die Thatsache,
dass die Reibungselektricität, die Inductionselektricität und die atmosphä-
rische Elektricität verhältnissmässig grosse isolirende Zwischenräume zwi-
schen zwei Leitern überspringen kann , während die galvanische Elektrici-
tät selbst sehr kleine Zwischenräume nicht ücerspringt. Diese Verschie-
denheit der erwähnten Elektricitäten macht es möglich , dass man die Luft-
elektricität von den telegraphischen Apparaten abhalten kann , indem man
ihr einen kürzeren und beäseren Weg zur Erde öffnet, während die galva-
nische Elektricität, ohne Sprünge, ruhig und ungestört ihren Weg durch
die Apparate nehmen muss. Man braucht dazu blos der Luftleitung , be-
vor sie zu den Apparaten geführt wird , eine andere möglichst kurze Lei-
tung von entsprechend grossem Querschnitte gegenüber zu stellen,
welche einerseits ohne Unterbrechung bis zur Erde reicht (daher Erd-
leitung genannt), andererseits aber die Luftleitung nicht unmittelbar be-
rührt, sondern in einer möglichst geringen Entfernung von derselben endet;
diese geringe Entfernung kann die galvanische Elektricität nicht über-
springen, sondern sie muss durch die Apparate gehen; die Luftelektricität
dagegen wird zum grössten Theil den kleinen Zwischenraum überspringen
und auf dem kürzesten Wege zur Erde abfliessen. Auch der Gedanke, auf
diese Weise die Telographenapparate gegen die zerstörenden Einwirkun-
gen der atmosphäriäsheu Elektricität zu schützen, wurde bereits im Jahre
1846 in zwei Ländern gefasst und zur Ausführung gebracht: in Deutschland
zuerst von Steinheil und in England in etwas anderer Weise von Highton
in London. Steinbeil, lligliton, Breguet und Reid haben also in dem-
selben Jahre, scheinbar ganz unabhängig von einander, die ersten Blitz-
ableiter für Telegraphen angegeben; jeder von einem anderen Gesichts-
punkte ausgehend. Gegenwärtig sind in Europa allgemein Blitzableitet
398 Beitrüge zur Geschichte der Fortschritte in der olektr. Telcgrapbie.
der zweiten Classe in Gebranch ; an einigen sehr verbreiteten dagegen ist
zugleich daftir Sorge getragen, dass ein nach den Apparaten gehender
Blitzstrahl sich selbst den Weg unterbreche.
Breguet schlug vor, die eigentliche Telegraphenleitnng nur bis anf
eine Eutfernung von 15 bis 18 Fuss an die Station heranzuführen, von da
ab aber einen ganz feinen Drath zur Verbindung der Leitung mit den
Stationsapparaten zu benutzen, in der Voraussetzung, dass jeder atmosphä-
rische Strom, welcher seinen Weg durch diesen dünnen Drath nach den
Apparaten nehmen wolle, den dünnen Drath bis zum Abschmelzen er-
hitzen und sich so den Weg zu den Apparaten selbst unterbrechen werde
(vergl. Schellen, der elektromagnetische Telegraph, S. 223). Anf diese
Weise allein würden aber die Apparate wohl kaum sicher genug gegen die
zerstörenden Einwirkungen der atmosphärischen Elektricit&t geschfitst
werden, und überdies würde ein häufiges Ersetzen des langen dünnen
Drathes unbequem und nicht zu billig sein; wohl aber wird eine ähnliche
Einrichtung , welchem einem Blitzableiter der zweiten Classe als Zugabe
beigefügt ist, dessen Wirksamkeit erhöhen.
Keid benutzte nicht die Wärmeentwickelung, sondern die elektromag-
netische Wirkung des Stromes zur Unterbrechung des Weges nach den
Apparaten und wählte dazu folgende Anordnung : Die in die Station ein-
tretende Luftleitung L (Flg. 20 Taf. V) wird zunächst zu dem einen Ende
der Multiplicationsrollen eines Elektromagnetes M geführt; diese Rollen
enthalten aber nur IG Windungen eines starken mit Seide übersponnenen
Drathes; das andere Ende der Rollen steht mit der Achse a eines messin-
genen Hebels 6c in leitender Verbindung, dessen vorderes Ende b mit der
Stellschraube s durch die Spannfeder f auf einen Metallständer e aufge*
drückt wird, welcher durch den Drath A mit den telegraphischen Appa-
raten in leitender Verbindung steht; am anderen Ende c des Hebels fr c be-
findet sich eine zweite Stellschraube, welche sich auf den durch den Drath
K mit der Erde verbundenen Mctallständer g auflegt, so oft und so lange
der Elektromagnet E seinen Anker d anzieht. Die Spannfeder f ist nun
so stark gespannt, dass in Folge des durch eiuen galvanischen Telegraphir-
strom erregten Elektromagnetismus der Elektromagnet M seinen Anker
nicht anziehen kann; daher nehmen die Tclegraphirströme aus L ihren
Weg durch i}/ über a^h^ s^ e und A nach den tclegraphischen Apparaten.
Geht dagegen ein starker Strom atmosphärischer Elektricität durch den
Elektomagnet /W, so zieht derselbe seinen Anker an, die Stellschraube*
verläset dabei ihren Ständer e und der Weg nach den Apparaten ist da-
durch unterbrochen , dafür aber der Luftelektricität von a aus über c und
die jetzt auf ihrem Ständer g aufliegende Stellschraube s^ ein kurzer Weg
durch den entsprechend dicken Drath E nach der Erde eröffnet. Sobald
die Luftelektricität nach der Erde abgeflossen ist, zieht die Feder /* den
Ilebol bc mit der Stellschraube s v?\eüet aw^ \\it^u SULuder e auf und stellt
Von Dr. £d. Zetzsche. 399
80 den Weg nach den Apparaten für die Telegraphirströme wieder her.
Dieser sinnreiche Blitzableiter, für dessen Erfindung Reid von dem Franklin
Insiihtie in Philadelphia mit der silbernen Medaille belohnt wnrde , soll sich
(nach Shaffner, ielegraph manual^ 8. 567 und 508) bei vielen Gelegenheiten
nnter heftigen Gewittern gut bewährt haben, obwohl man fürchten könnte,
dass bei der grossen Geschwindigkeit des elektrischen Stromes die Luft-
elektricitXt sn den Apparaten gelangen könnte, bevor noch der Hebel he
ans der einen Lage in die andere übergegangen wäre; indessen darf wohl
anch nicht übersehen werden , dass die Lnftelektricität selbst dann , wenn
die Stellschranbe s auf ihrem Ständer e aufliegt, den kurzen Weg durch E
sor Erde wählen kann , weil sie dazu nur den kleinen Zwischenraum zwi-
schen der Stellschraube s^ und dem gegenüberliegenden Ständer g zu über-
springen braucht.
Highton^s Blitzableiter ist höchst einfach: der Leitungsdrath wird
auf eine Länge von 6 bis 8 Zoll mit Seide oder lockerem Papier umwickelt
und diese Hülle mit einer Anzahl von Metalldräthen umgeben, welche mit
der Erde in Verbindung stehen; ein jeder Apparat einer Station soll auf
jeder Seite mit einer solchen schützenden Vorrichtung versehen werden;
am einfachsten und billigsten wird die mit Löschpapier umwickelte Stelle
des Leitungsdrathes durch eine kleine, mit einer Ziunplatte ausgelegte
hBlserne Büchse hindurch geführt, in dieser mifr feinem Eisendrath um-
geben and die Zinnplatte mit der Erdff verbunden. Die gute Wirkung sol-
cher Blitzableiter (Shaffner, ielegraph manual, S. 566) dürfte auf die grosse
Anzahl kleiner Uebergangspnnkte vom Leitungsdrathe zu den umgebenden
Ableitnngsdräthen zu schreiben sein. Eine diesem Blitzableiter nahe ver-
wandter Blitzableiter zum Herableiten des Blitzes an den Telegraphen**
länlen wurde 1855 von Matzcnauer vorgeschlagen.
SteinheiPs Blitzableiter bestand aus zwei Kupferplatten von sechs Zoll
Durchmesser; diese Platten standen auf dem Dache des Hauses, gegen die
Feuchtigkeit der Luft geschützt, mit den breiten Flächen ganz nahe an
sinander, waren aber durch ein dünnes Blatt Seidenzeng von einander iso-
lirt; von jeder Platte führte ein Drath nach den Apparaten der Station
ind in der Mitte war jede Platte mit dem einen Ende des über dem Hause
Inrchschnittenen Leitungsdrathes verbunden. Der die Leitung durch-
laufende galvanische Strom musste also die Apparate durchlaufen , da das
Seidenzeug ihm den Ucbertritt von einer Platte zur anderen verwehrte ;
lie Lnftelektricität dagegen lief mit Ueberspringung des kleinen Zwischen*
rauDies zwischen den Platten in der Leitung weiter, ohne in die Apparate
i^inautreten ; ein Wog zur Erde war freilich der Lnftelektricität auch nicht
[^boten. William Fardcly vereinfachte 1847 diesen Blitzableiter dadurch,
las« er mit Weglassung der Platten die beiden Enden des Leitungsdrathes
anter einem kleinen Dächelchen auf der Tragsäule einfach einander gegen-
Iber stehen Viesa, ao nahe an einander, dass die li\xt\Ä\^V\.xvANÄX \«v^5öX
400 Beiträge zur Geschichte der Portschritte in der elektr. Telegraphie.
überspringen konnte; von den Drathendon aber führten zwei vrenigstons
zwanzig Fnss lange feine Dräthe nach den Stationsapparaten, damit so
die Apparate amsomehr geschützt seien. Auch eröffnete Fardelj dem
Blitz einen kurzen Weg zur £rde (vergl. Polytechnisches Ccntralblatt,
1840, S. 1106), indem er dem Leitangsdrathe eine Erdleitung so nahe gegen-
über stellte, dass der Blitz auf die Erdleitung überspringen konnto; die
Erdleitung wurde zum Theil Ähnlich wie ein gewöhnlicher Blitzableiter
mit einer Auffangestange versehen. Endlich fügte Fardely noch eine Vor-
richtung hinzu, durch welche die Apparate bei Gewittern ganz aus der
Leitung ausgeschaltet werden konnten. Im Jahre 1840 erst wurde vom
Professor Meissner in Braunschweig der Blitzableiter von Steinheil in
Blitzplatten umgewandelt; die Blitzplatten können im Stationszimmer
selbst aufgestellt werden und bestehen für Endstationen aus zwei Platten,
von denen aber nur die eine mit der Luftleitung , die andere der ersteren
nahe gegenüber stehende mit der Erde verbunden ist. Realschuldirector
Krüger in Fraustadt schlug die Benutzung von Leydener Flaschen anstatt
der Platten vor.
Nach dem Steinheirschen Princip sind eine sehr grosse Anzahl ver-
schiedener Blitzableiter für Telegraph onapparate construirt worden , und
eine bunte Mannigfaltigkeit herrscht in dieser grossen Ornppe, in welcher
charakteristische Versclriedenheiten theils in der Form der Theile, zwi-
schen welchen der Funke überspring, theils in dem Stoffe, durch welchen
derselbe überspringt, theils endlich bezüglich des Ortes, an welchem der
Blitzableiter aufgestellt wird, hervortreten.
Rücksichtlich der Form der Theile, zwischen welchen der Blitz
überspringt, lassen sich unterscheiden:
1. Die Blitz platten. Eine in Sachsen vielfach verwendete zweck-
mässige Construction der Blitzplatten für einfache Mittelstationen besteht
aus drei über einander liegenden, durch zwischenliegende dünne Kaut-
schiikstreifen von einander isolirten gusseisernen Platten; die mittelster^/
(Fig. 30 Taf. V) ist durch den Drath E mit der Erde, die unterste ah mit
der einen Luftleitung L, die oberste efmit der anderen Luftleitung Z, ver-
bunden; durch die DrSthe g und h stehen die Apparate A mit den Platten
ef und «6 in Verbindung; der galvanische Strom geht von L durch ab und
h nach A und dann durch g und ef nach Z, weiter; die Luftelektricität
springt von ah oder r/* auf die Platte cd über und fliesst durch E zur Erde
ab, und damit dies recht leicht geschehen könne, sind die Platten an den
einander zugewandten Flächen kreisförmig gerieft und greifen auch durch
einander hindurch. Für Stationen mit mehreren Linien sind in den Nieder-
landen die Blitzplatten so construirt, dass die Leitungen mit starken
Messingstreifcn verbunden sind , über welche ein Blatt glattes Papier und
darauf eine schwere, mit der Erde verbundene Ziukplatte gelegt wird
(vvrgl Zeitschvift des deutsch-Ö8teTic\d\, Te\^^TÄ.^\\v^\v^^\v^A\vÄ, 1858^ S. 187).
Von Dr. Ed. Zetzsche. 401
2. Spitzenblitzableiter. Schon Professor Meissner wendete an-
statt der Platten zwei sich nahe gegenüberstehende Spitzen an , welche er
(Ibrigena genau so einschaltete wie die Platten ; trotzdem dass die Elektri-
citJlt von Spitzen leichter überfliosst, zeigten sich im Sommer 1840 die
Spitzen nicht so wirksam , als die Platten (vergl. Schellen , elektromagne-
tischer Telegraph , S. 227). Später construirte Nottebohm für die preussi-
schen Leitungen einen Spitzenableiter, bei welchem ein Doppelkegel in
der Mitte zwischen zwei Spitzen stand, welche einerseits mit den beiden
Leitungen , andererseits mit den Apparaten verbunden waren , während der
Doppelkegel mit der Erde in Verbindung stand. Breguet wählte als mitt-
leren^ mit der Erde verbundenen Theil eine breitere, sägenartig gezackte
Platte und stellte derselben zwei ebenfalls sägenartig gezahnte Platten
gegenüber, welche einerseits mit den Luftleitungen, andererseits mit den
Apparaten verbunden wurden. Ein ähnlicher Blitzableiter wurde bei den
französischen Eisenbahntelegraphen angewendet, aber zugleich dafür Sorge
getragen, dass der nach den Apparaten gehende Strom atmosphärischer
ülektricität beim Durchgange durch einen feinen Drath diesen schmelze
und sich so den Weg nach den Apparaten selbst abbreche ; Shaffner be-
schreibt in seinem Telegraph manual, S. 570 bis 583 drei verschiedene Arten
dieser Blitzableiter, von denen zwei so eingerichtet sind, dass man die
Luftleitung entweder nnmittelbar unter Ausschaltung des Blitzableiters,
oder mittelbar durch den Blitzableiter mit den Apparaten verbinden, dass
man sie aber auch unmittelbar mit der Erdleitung verbinden kann; auf
Stationen , welche mit einem Linienwechsel versehen sind , ist die letztere
Einrichtung überflüssig, da durch den Wechsel selbst schon, wie früher ge-
zeigt wurde, jede Linie mit der Erdleitung unmittelbar verbunden werden
kann. Die in ncnester Zeit in Frankreich angewendeten Spitzenableiter
bestehen aus zwei Metallplatten, von denen die eine mit der Erde, die an-
dere einerseits mit der Luftleitung, andererseits mit den Apparaten in lei-
tender Verbindung steht; aus jeder dieser beiden Platten stehen zwei
Spitzen heraus, deren äusserste Punkte nur ganz wenig von der anderen
Platte abstehen , wie es Fig. 31 anschaulich macht. In England construirte
Charles V. Walker schon vor 1849 einen Spitzenableiter so, dass er die
Erdleitung (vergl. Shaffner, telegraph mantial, S. 583) mit einer kupfernen
Röhre verbindet, welcher an jedem Ende eine Scheibe gegenübersteht,
ans welcher gegen die Röhre gerichtete Spitzen hervorstehen; die eine
Scheibe war mit der Luftleitung, die andere mit den Apparaten verbunden,
von der einen Endlich ging ein in der Achse der Röhre liegender Metall-
stab aus , an welchen sich ein feiner Metalldrath , in einigen Windungen
anfeiner hölzernen Spule nahe an der inneren Röhrenfiäche gelegen, an-
schloss und bis zur zweiten Scheibe führte; auf dem Metallstabe endlich
standen ebenfalls mehrere Spitzen heraus und endeten knapp vor der inne-
ren Fläche der Kupferröhre. Obwohl dieser QV\ti&\A^\\AT ^\vt^ %«>:gl^
Z^ilMchrift f. mUMuutik u. Physik. VI, tt. *]Ü^
402 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
vielen Spitzen ein leichtes Ueberspringen an vielen Stellen ingleich er-
möglicht und im Nothfalle noch dnrch Schmelsung des feinen Metalldrathes
die Apparate zu schützen verspricht , leidet er doch an dem grossen Uebel-
Stande , von welchem auch die Blitzableiter nicht ganz frei sind , nämlich,
dass er sich nicht bequem überwachen lässt , weil man bei den eingeschla-
genen Theilen nicht erkennen kann , ob die Spitzen in gehöriger Nähe an
der Röhre stehen. Prof. Dr. Luigi Magrini änderte daher diesen Abieiter-
so um , dass aus einer mit der Luftleitung und den Apparaten verbundenea
hohlen Röhre zwei Reihen von Spitzen vorstehen, denen zwei mit der Erde
verbundene Metallplatten mit ihrer inneren vergoldeten Fläche gegenüber-
gestellt sind; diese Platten bilden die obere und untere Wand des Oehäa-
ses für den Blitzableiter, während die beiden Seitenwände von Olas sind,
so dass man jederzeit den Abstand der Spitzen von den Platten beobachten
kann (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegrapheuvereins,
1854, S. 248 ff.). Diese Blitzableiter dürften aber zu zusammengesetzt und
kostspielig sein, da schon ein weit einfacherer, in Oesterreich allgemein
in Gebrauch befindlicher Spitzenableiter, bei Anwendung der nöthigen
Sorgfalt und Aufmerksamkeit von Seite der Beamten, ganz vortreffliche
Dienste leistet. Es enthält dieser, auch in der Zeitschrift des deutsch-
österreichischen Telegräphenvereins , 1854 , S. 252 beschriebene und in der
halben natürlichen Grösse abgebildete Blitzableiter auf einem Bretchen
unter einem ganz einfachen Glaskästchen für jede in die Station einmün-
dende Leitung drei Messingständer a, b und c (Fig. 32); die Leitung L wird
nach dem mittleren Ständer 6 geführt, welcher mit dem hinteren Ständer a
durch einen sehr dünnen, gewundenen Messingdrath und von da dnrch
den dickeren Kupfcrdrath A mit den Telegraphonapparaten verbunden ist,
während von dem vorderen Ständer c ein dicker Drath E nach der Erde
führt; in die beiden Ständer b und c sind stellbar zwei einander zugewandte
metallene Kegel eingelegt, deren vorderste Spitzen von Platin sind. Je
näher die Spitzen einander gestellt werden, desto leichter kann die Luft-
elektricität vom Ständer b auf den Ständer c übergehen und dnrch den
Drath E zur Erde abfiiesson , während die galvanischen Telegraphenströme
ihren Weg durch den feinen und schlechter leitenden Messingdrath nach
den Apparaten nehmen müssen; will ein stärkerer Strom der Luftelektrici-
tät nach den Apparaten gehen, so wird sich der dünne Drath bis zum
Schmelzen erhitzen. Oft habe ich es erlebt, dass bei diesen wirksamen
Blitzableitern die Platinf^pitzen durch einen Blitzschlag bis zur Grösse
einer grossen Stecknadelkuppe zusammengeschmolzen wufden, ohne dass
die Apparate verletzt wurden; eine gute Erdleitung von entsprechendem
Querschnitte ist natürlich auch hier unerlässlich. Diese Blitzableiter waren
eine Zeitlang auch in Preussen gebräuchlich , es wurden aber dort später
anstatt der Spitzen kreisförmige Schneiden (vergl. Zeitschrift des
deutsch ' üBtcrreieh. TclcgrapUenveTems , IftW, S, 4«) eingesetzt, welche
Von Dr. Ed. Zbtzsche. 403
nicht 80 oft ZQ ernenern sind als die dafür billigeren Spitzen. Auch in
Schweden bedient man sich der Spitzenableiter.
8. In Amerika sind zwar die von Charles T. Smith angegebenen
kupfernen Blitzplatten mit zwei zwischen gelegten Papierstreifen im allge-
meinsten Gebrauche, doch wurden auch Bürstenblitzableiter ange-
wendet, bei denen einer mit der Erdleitung verbundenen Kupferplatte eine
Drathbttrste gegenüberstand , welche aus dünnen , aus einem 4 Zoll langen
und 2 Zoll breiten Loderstreifen hervorstehenden und durch eine zweite
Kapferplatte mit der Luftleitung in Verbindung stehenden Dräthcn bestand.
Als Stoff, in welchem der Funke überspringt, wurde ge-
wählt:
1. Der luftleere oder doch luftverdünnte Raum nach einem
Vorschlage von Barthelemy Bianchi; der Leitungsdrath ist mit einer Metall-
kagel verbunden, welche in einer grösseren, aus zwei Ilalbkugeln be-
stehenden gläsernen Hohlkugel eingeschlossen ist; die Halbkugcln sind
durch einen mit der Erde verbundenen kupfernen King verbunden, aus
welchem Spitzen nach der Metallkugel hcrausragen; aus der gläsernen
Hohlkugel wird die Luft ausgepumpt. Femer hat Siemens in Berlin auch
Blitsplatten construirt, bei denen der Funke im luftverdünnten Räume
ftberspringt
2. Die atmosphärische Luft bei den meisten der bereits erwähn-
ten Blitzableiter; vergl. Comptcs rendus XXXVIII, No. 20, S. 877.
3. Papierstreifen bei den Blitzableitern von Highton, Wenkebach
und den amerikanischen Blitzplatten.
4. Seidenzeug bei dem Blitzableiter von Steinheil, von Highton
in der früher beschriebenen Weise, oder auch so, dass der mit Seide um-
wickelte Leitungsdrath durch einen mit der Erde verbundenen, mitFeil-
spänen gefüllten hohlen Cylinder geführt wurde (nach einem Patente vom
7. Februar 1850; vergl. Repertory of Patent Inventions, 1850, S. 143); ferner
bei dem noch näher zu beschreibenden Stangenableiter von Matzenauer.
5. Kohle, von C. Turner in Chcraw auf den Linien in Louth- Caro-
lina angewendet; die Kohle befindet sich in kleinen, mit der Erde leitend
verbnndenen Metallcylindern und in der Achse des Cylinders ist der Lei-
tungsdrath durch die Kohle hindurchgeftihrt.
6. Alkohol. Pouget - Maisonneuve schlug einen Alkohol von 40 Vo-
lumenprocent vor (vergl. Zeitschrift des deutsch - österreichischen Telegra-
phcnvereins, 1850, S. 232, aus Becquerel, traitd (felertricite etc.), Massen
wählte OOprocentigen Alkohol, in welchen die Spitzen zweier Scheiben
eintauchen, von denen eine mit der Erde, die andere mit der Leitung ver-
bunden ist; zwar isolirt der Alkohol für galvanische Ströme und wird von
der Luftelektricität durchsprungen , doch dürfte er zu stark verdunsten und
zu gefllhrlich sein , weil er durch den Blitz leicht entzündet werden kann.
Der Ort, an welchem der Blitzableiter aufgOBteWl V\t<\^\%X.*.
404 Beiträge zur Oeschichte der FortBchrittc in der elektr. Tclegraphic.
i. gewöhnlich das Apparatzimmer der Telegraphenstation, weil
vorzugsweise die in diesem befindlichen Beamten und Apparate geschützt
werden sollen ; so waren fast alle bisher genannten Blitzableiter dazu be-
stimmt, in der Station selbst aufgestellt zu werden.
2. Wo man jedoch auch den Leitungsdrath und die ihn tragenden
Säulen gegen die Zerstörung oder Beschädigung durch die atmosphärische
Elektricität schützen will und wo man verhüten will, dass Blitzströme auP
langfB Strecken in der Leitung fortlaufen , niuss man Blitzableiter auf den
Tragsäulen selbst anbringen. Im Jahre 1854 waren die auf der prenssi-
sehen Ostbahn zum Schutz der in den Wärterhäusern aufgestellten tolegra-
phischen Glockenwerke angewandten Blitzableiter auf den Spulen be-
festigt; diese Blitzableiter bestanden aus Messingplntten , welche am Um-
fange mit Platiuschneiden verschen waren, haben sich aber als unzurei-
chend erwiesen. Der k. k. österreichische Telegrapheninspector Matzenauer
schlug 1848 vor, über die Leitungen vor dem Eintritt in die Station, als<»
auf den Tragstangen, querüber im Zickzack einen mit der Erde verbunde-
nen Drath zu legen und ihn auf den Leitungsdräthen durch seidene Schlei-
fen so zu befestigen , dass er durch die Seide zugleich gegen die Leitungs-
dräthe zwar isolirt wäre, die Luftelektricität aber doch durch die Seide
hindurch schlagen und zur Erde gelangen könnte. 1840 wurden auf der
Linie Wien-Lundenburg zuerst Blitzableiter angewendet, welche jetzt auf
sehr vielen Linien in Gebrauch sind und gute Dienste leisten : Ein Drath-
seil oder Blechstreifen läuft an der Säule herab bis zur Erde , oben aber
endet er gabelförmig in zwei eiserne Spitzen, und diesen stehen zwei an-
dere Spitzen. einer mit der Leitung verbundenen eisernen Gabel gegenüber;
die Luftelektricität springt leicht an den Spitzen über und fliesst zur Erde
ab, die galvanische dagegen vermag es nicht. 1850 machte Matzenaner
wieder einen anderen Vorschlag, nämlich die Leitung auf eine gusseiserne
Glocke an der Säule aufzulegen, einen in die Glocke eingesteckten eiser-
nen Kern aber leitend mit der Erde zu verbinden , gegen die Glocke aber
ihn durch zwei auf ihn gesteckte Elfenbeinscheibchen , auf welchen die
Glocke ruhen sollte, zu isoliren. — Wenn man nun Blitzableiter auf den
Tragstangen anbringt, so ist es doch keineswegs nöthig, alle Stangen da-
mit zu versehen , sondern man wird zwischen je zwei Stangen mit Blitz-
ableitern stets eine Anzahl ohne Blitzableiter stehen lassen, wie viel? das
lässt sich nicht allgemein bestimmen, sondern hängt von der meteorologi-
schen Beschaffenheit des Ortes und der Güte der Blitzableiter ab.
Zum Schlnss noch die Beschreibung des ganz eigenthümlichen Blitz-
ableiters, welchen sich George Edward Döring am 27. Juni 1851 in England
patentiren Hess. Zwei mit gleichnamiger Elektricität geladene Körper
stossen sich bekanntlich ab, während zwei mit entgegengesetzter Elektrici-
tät geladene Körper sich anziehen. Dering lässt nun von einem mit der
Laftleitnng leitend verbundenen MetaWalWck^ ivw Dvüthon möglichst leiclit
Von Dr. Ed. Zetzsche. 405
beweglich zwei Metallkngeln herabhängen und stellt zur Seite sehr nahe
neben die Kngeln zwei mit der Erde verbundene Metallplatten, an welche
die Kugeln anschlagen , sobald sie pendelnd aaseinander gehen. Das Ganze
ist zum Schatz gegen Beschädigung von aussen mit einem Glascjlinder
umschlossen. Während galvanische Ströme in der Leitung circuliren, blei-
ben die Kugeln aneinander liegen und die Ströme können nur nach den
Apparaten gelangen ; erhalten die Kugeln dagegen eine starke Ladung
Loftelektricität , so stossen sie sich ab, werden zugleich von entgegenge-
setzt elektrisch gewordenen seitlichen Platten angezogen, legen sich an
diese Platten an und eröffnen so der Luftelektricität einen kurzen Weg
nach der Erde; nach dem Abfliessen der Luftelektricität aber fallen die
Kugeln wieder zusammen und dann ist die Leitung vdeder gegen die Erde
iBolirt.
Kleinere Mittheilungen.
XXXIV. Heber einige bestimmte Integrale. — Setzt man
0
seist
00 00
OD
0 0
und bierana wird durch Einftihrnng zweier neuen Variabelen r und o»,
welche mit den vorigen durch die Gleichungen iiarco, 9c=r(l — o)
verbunden sind,
00 1
pt^Jre^zr drj ^^^,^ '^^^^^
0 0
Eine ganz ähnliche Behandlung gestattet das Integral
406 Kleinere MittheiluDgen.
man erhält nämlich
0 0
Die Addition von P* und jp* liefert weiter
00 1
0 0
- A— rfr A r« r(l-«>) |
0 0
oder nach Ansfühmng der anf o» bezüglichen Integration
/>. + ö.=/e-«r'ܱl!)rf,
/r.
r
0
Dieses Besnltat lässt sich noch anders darstellen , wenn man die bekannte
Formel
1 2 Pcos zu ^
r nj r^'\'Xir
0
anwendet; es wird nämlich
00 00
P«+Ö« = l r nJLt!^ cos zu dr du
nJ J r* + jr
0 0
und durch Integration in Beziehung auf r
0
Die Werthe der mit P und Q bezeichneten Integrale lassen sich be-
kanntlich durch den Integralsinus und Integralcosinus ausdrücken, nämlicb
00 00 00
_ rsinzu , Am v ^ Ccos v ,
P=^ I —- — du = co8z I dv — stnz I dVy
J 1 + w J V J V
0 z z
00 00 00
^ Ccos zu ^ Csin V ^ , Pcos v , ,
Q= I ' du =z stnz I dv + cos z 1 dv ,
t/l+M J V J V
0 z z ■
und wenn man diese in die vorigen Gleichungen subatituirt, so gelangt
man zw der Formel
Kleinere Mittheilungen. 407
CO
.-j'.^e-.'är^,fJip.co...ä...
0 0 •
welche das Seitenstück zu der Formel cos^ z + sin* z = 1 darstellt.
(Aus einem Briefe von Dr. Enneper.)
XXXY. Veber die Lambert'iehe Beihe. — Wie man weiss, ist es
Doch nicht gelungen , die Ton Lambert aufgestellte Reihe
X 01^ a^ x^
= ar + 2 a:» + 2 a:* + 3 j::* + 2 a:* + 4 X* + . . .
zu summiren und mittelst der Differentialquotienten von S die Anzahl der
Theiler einer gegebenen Zahl analytisch zu bestimmen ; man kennt nur die
von Claus en herrührende Transformation (Cr eile 's Journal, Bd. III,
Seite 95)
c_i + ^^ . 1 + ^^ . i + gg*^ .
\—x 1— a?* ^ \—a^
welche zwar bei kleinen a: sehr Tortheilhaft ist, aber bei solchen ar , die
wenig TOn der Einheit differiren, keinen Nutzen gewährt. Unter diesen
Umständen wird es vielleicht von Interesse sein , wenn ich z^ige, dass sich
die Lambert'sche Reihe durch ein bestimmtes Integral summiren und in die
folgende Reihe umsetzen lässt
0,6772157 — // (^
144 Vary 86400 L Vi«?/ J 7620480 L \a?/J '"'
wonach gerade in dem vorhin erwähnten ungünstigen Falle die numerische
Berechnung von £> sehr rasch geschehen kann.
Bezeichnet man die Bemoulli'schen Zahlen ^) ^t 7^9 etc. der Reihe
nach mit B^^ j9,, B^ etc. und macht bei positiven 10 Gebrauch von der
Reibenentwickelung
^^nl_^ = «""'*" + ^■"**"' + ^■"•*" +
80 gelangt man leicht zu folgenden drei Integralformeln
408 Kleinere Mitiheilungen.
■<^>»>^^^^^^^^'>^%^s^SO^i>w>^>^»^^»<»^^»^^^i^^i»»^^»^^»t»^<»^»^
1)
/*»»*-' da
J «»«•_! '
B%k—\
4* •
Ö
OD
0
0
deren letzte auch durch Differentiation in Beziehung auf a leicht zu verfi
ficiren ist Aus No. 2) ergiebt sich
1 1 X i ^ C sinam ,
0
Hierin nehmen wir derBeihe nacha=s£, 2S,3S...2n£, addiren alle ent
stehenden Gleichungen und erhalten unter Anwendung einer bekannte:
Summenformel
ei-^l e^^—l e»{— 1 e^^i—l
OD
= — n + /-2«S"ZrT \^^^^^^ + (1 — cos 2h ^a) cot ^ in \ dm,
0
Ferner ist nach Formel 3) für « = 2n|
OD
/(2n)_ /(l — e-^"{) — /g 2 /*! —cos2nia}d(o
S """*■ 6 6J~^*«« — 1 CO
0
mithin durch Addition beider Gleichungen
56_l e*^— 1 c»^ — 1 «'»6—1
■ -*- ■ . a0>
I
/*sin2n {q>
OD
0
Kleinere MittheilaDgen. 409
-u-u-uuri-n-rirLru~iriri~i-"~-*"~''~-'*—~~'~'*'~'*^ ---»»«■---■« m^^^^^m.^^»^»^^^^^^^ ^^^^^- —
Setat man snr Abkürzung
nnd bestimmt den Wertb des ersten* Integrales mittelst der Formel 2) , so
h&t man folgende Gleichung
. -'/(r.-»-H.)'-ii^...
0
Bei onendlich wachsenden n wird Xtm Ct^ gleich der Constante des Inte-
^irallogarithmas , die wir C nennen wollen , daher
0
Der angedeutete Qrenzenübergang lässt sich auf verschiedene Wei-
ft^xi ausführen , unter Anderem dadurch , dass man das Integral
OD
n\ , ^ r( ^ 1 ^1^ \1 — cos2n|«,
0
^^ eine halbconvergepte Reihe verwandelt. Hierzu dienen folgende Be-
^achtungen.
Wenn die Function F{x) nebst ihren Differentialquotienten F' {x\
'^'•(a:)...F<'»+^>(a;) endlich und stetig bleibt, während x bis aufa:+Ä
^^wftchsty so gilt bekanntlich die Qleichung
hr{x) = /IF{x) — \h/IF'{x)
worin Jx^^h und ^ ein nijcht näher bestimmter positiver echter Bruch ist;
der letzte Summand bildet den Rest der Reihe und ist hier in der allge-
meinen, von Malmst^n angegebenen Form dargestellt (Zeitschr. f. Math,
u. Phyg. Jahrg. I, S. 205). Für ar=:0,Ä = tt, ii=Af+l wird die vorige
Gleichung zur folgenden
410 Kleinere Mittheilungeii.
•^«^^^^MiMM^^t^>^<i^^^^^^M^^^^t^^
u r (0) == J? (u) — f (0) — 4 {F' («) — F' (0)]
und daraus erhftlt man mittelst der Specialisimng J* (u) = m tf
•"■*■ 1.2... (2Ä:) ''"1.2.. .(2^ + 2) 4inti *
Für t< = |cD Usst sich diese Gleichung zur Transformation von No. 7) an-
wenden, und man kommt dabei auf einzelne Integrale von der Form
V e***-l ^•^
0
deren Werthe sich aus den Gleichungen 2} und 3) finden. Setzt man nim-
lich zur Abkürzung
80 führt die (2 m — 1) malige Differentiation der Gleichung
»/iii^=i+«.)
zu der Formel
00
/co^"''"* cos ZtÜ
0
mithin
CO
/»'"■"Ul — cos2näm) Bin, 1
0
Nach diesen Erörteruogen erhält man
und zwar ist der mit Rik—i bezeichnete Best
0
Kleinere Mittheilungeiu 411
m diesen in Grenzen einznschliesaen, bemerken wir znnächst, dftss die
anction
, . 1 — cos2nu
q> (w) = :
smu
Igende Eigenschaften besitzt
9 (0) = 9 (») = ip (2 jf) = g> (3») . . . ^= 0,
9 (fi) == 9 (jf — u) = — (p{n + u)s=z — (p (2n — u) s= + 9 (2» + tf ) . . .
so die nämliche Periodicitftt wie sin u darbietet Man braucht deshalb
ir innerhalb des ersten Quadranten den Verlauf Ton g> (u) zu betrachten
id dann ist leicht zu sehen, dass die Differenz \it8mu — u immer positiv
eibt/ folglich
1 ^» 1 /N ^»1 — cos2nu
-:— <— und ip{u) <-- :
stnu 2u ^^ ^ 2 u
t; daher gilt für alle positive u die Ungleichung
nl — cos2nu ^ ,v ^ . nl — cbs2nu
2 u ^^\ J^ ^ 2 u
Sendet man dies auf die Gleichung 9) an und beachtet, dass cos^^m die
frenzen — i und -1- 1 nicht überschreitet , so erhellt augenblicklich , dass
^2A einen positiven oder negativen Bruchtheil von
2 1,2...(2Ä + 2)' J. ^2»«D_i ®
Umseht. In Folge aller dieser Bemerkaogen IXsst sich die Oleichong 6)
tteh die nachstehende ersetzen
' «e — 1 c*« — 1 «»6—1 e^'i—l
-ftl[f=-A-i)]-rlifi[?+^H--
obei ^ einen nicht näher bestimmten positiven oder negativen echten
ruch bedeutet.
Die hier vorkommenden Differentialquotienten von f (z) können mit-
ist einer von Malmst^n (Grunert's Archiv, Bd. VI, 8. 45) gegebenen
onnel entwickelt werden , welche lautet
«^^^^^^^^^^l^^^>^^^l^^^^^^»^^^^^»^^^»^^>^^^^^^N^^lrf^^^^^^^^^^^^^^^^>^»^^^%»^l^M^^^^M^^^^»M^^»^^<^^M%»^^»»MMWMMWW»W»
41 S Kleinere Mitttieilangen.
=^^ +
^ 1 <»« . , <»«+i
V_l ' (c— 1)» ' («•_i)»^-"^(e»_i)-+i '
fl,= 0>-l).l»--(i>-l). (/»-!)- + (i>-l), (p-S)"-(/»-l),0»-8)-+..i
sogleich ersieht man, das8/<'">(z) bei unendlich wachsenden 2 gegen die
NaU conyetgiit. Demnach ergiebt sich aus No. 10) für n =s oo
«« — 1 C»6— 1 «»«—1
^g-/{ , , (g.)*6 w*r
I "'"* 1.2.« 1.2.3.4.4 '"
(J»*-l)»l»*-^ _ , (Ä,»+,)« |»+t _
1.2. ..(2*). 2* * 'l.2...(2* + 2)(2* + 2J'
oder, wenn ^ = x gesetst wird,
") .■^+r^+Ä+
C-
M-f^<i)-r^4Ki)J-
/(i)
•• 1...(2A).2ÄL \«/J * *l...(2*+2)(2*+2)L\«/J '
wobei die vorkommenden Constanten folgende Werthe haben
(7=0,5772156049...,
1.2.2 144'
1...4.4 80400'
l...e.6 7 620480'
1.2. ..8. 8 290304000'
1^..10.10 6322821120'
U. s. w.
Obschon die nach Potenzen von /( — ) fortschreitende Keihe nur hall)-
convergent ist, so bietet sie doch ein vorzügliches Mittel xnr Snmmirnog
der Lambert'schen Reihe, falls M— ) weniger als die Einheit, mithin '
mehr als — = 0,36788 beträgt. Für die noch nicht sehr vortheilhafte An-
Kleinere Hittheiliingen. 413
thme ap=s0,4 möge die vollständige Rechnang, welche mein College,
[ere Professor Fort, auszufahren und durch die Clausen^sche Formel zu
lotroliren die Güte hatte , hier Platz finden. Schreibt man statt No. 12)
iafaeh
O ^—^ -A0 T* y ^— ^j ^"^ J[^ — ^ A^ •"" • • • )
I bt für or = 0,4
^1 = 0,0063631301
Ä^ = 0,0000089040
J", = 0,0000000848
2:4 = 0,0000000019
• X^ y= 0,0000000001
0,0063721209
S= 0,9689841590
agegen giebt die Clausen'sche Formel, welche durch
S=Y,+ ¥,+ ¥,+ ¥,+ ...
irgestellt werden möge,
Fl »0,9333333333
r,== 0,0353023810
F, = 0,0002979928
l\ = 0,0000004521
Fj = 0,0000000001
S = 0,9089841593.
Ist X > 0,9, 80 hat man bereits auf sieben Decimalen genau
0,9162907319
- 0,0874215717
0,7253502799
0,25
Ao + i =
0,9753562799
0,0063721209
5 =
(i)
+i-,i.'(i).
Ihrend man in demselben Falle wenigstens 13 Glieder der Clansen'schen
Kihe berechnen müsste, um die nümliche Genauigkeit zu erreichen.
Angesichts der Formel U) liegt der Gedanke nahe, dass es kürzer
in würde, in der bekannten Suromenformel
/•(o) + /•(!) + /-(ZI) + . . .+/-(r^i) ■
= \jf{.x)dx-\\f{ql)-f{(S)]
+ r^|[r(?i)-/-(o)]-j-^-|^^[r(?i)-r(o)] + ...
^ Substitution
414 Kleinere Hittheilungen.
vorzunehmen and nachher q ins Unendliche wachsen zn lassen. Man g^e-
langt allerdings zu derselben Reihe , aber man stösst auch bei der Unter-
suchung des Restes auf eine Schwierigkeit. Man kennt nämlich nur zwei
Hauptformen des Restes i?; die erste ist allgemein und lautet
^ ^ 1.2. ..(2^-17 2)^ '
worin M den absolut grössten Werth bezeichnet, welchen fi^'^'^^> (x) «wi-
schen X =:0 und d: = g I erreicht. Begreiflicher Weise lässt sich hiervon
bei unendlich wachsenden q kein Gebrauch machen. Die andere Form
des Restes ist
und gilt unter der Bedingung, dass /*<**> (x) innerhalb des Intervalles «=0
bis x = q^ sein Vorzeichen nicht ändert. Auch diese Form des Bestes
gewährt keinen Nutzen, weil die Function
2a: , 2a: ; 2x .
{2ny + x* ' (4«)« + ar« ' (67c)« + a:* ^ * ' *
der obigen Bedingung nicht genügt. Man findet nämlich
X
r„ = /(2w7ij)« + ar«, lang&^ = - ,
Atm
und hieraus ist leicht zu ersehen , dass der Zeichenwcchsel von /*^'*^ (^)
ungefähr ebenso vor sich geht, wie bei sin (2A: + 1) Op Nach der Malmsten'-
schen Formel hat man z. B.
/./rf^)__L_ + ^^ + ^ . ^ + _?i__ü
/ W — ^_ 1 -r (^_i)t t- (^_i)» ^ {e' — iy ^ (e*— 1)* ^
und bei numerischer Berechnung für x = n =r=. 1,9459 und für x = /570Ö
= 8,6498
f^^ (1,9459) = + 0,00400; f^^ (8,6498) = — 0,00032.
Unter diesen Umständen musste zu einem anderen Verfahren gegriffen
werden, und zwar dürfte sich dieses in allen den Fällen empfehlen, wo
f{x) als Werth eines bestimmten Integrales von der Form
ß
f(^x) = l'tlt (cö) sin xmda}
a
dargestellt werden kann , vorausgesetzt , dass die Gleichungen
Kleinere Mittheilnngen. 415
ß
/•(■■) (a?) = / M« ^ (m) sin{^mn+x cd) rf»,
ß
Jf{x) dx =J^ (w) ? ^^-^ rf«
0
Nichtig siod und dass t^ (o>) zwischen 0=» und o>=|3 sein Vorzeichen
nicht wechselt. Schlömilch.
ZXXVL Veber die graphiiehe Bestimmang der Kegeliohnitte nach
SAtsan von Paioal und Briaaohon. Von Dr. Wilh. Fiedleb.
Die Constmction eines beliebigen sechsten Peripheriepnnktes eines
Kegelschnittes ans ftinf gegebenen Punkten nach dem Satze von Pascal
und die Constrnction einer beliebigen sechsten Tangente eines Kegel-
schnittes aus fünf gegebenen Tangenten nach dem Satze von Brianchon
sind beide so leicht ersichtlich und yon dem in graphischen Operationen
Qefibten so leicht bequem zu gestalten, dass an diesem Orte nicht wohl
von ihnen selbst die Rede sein kann ; denn es ist doch wohl eine Ausnahme
von der Regel, wenn in Einern ganz kürzlich erschienenen, für eine höhere
Unterrichtsanstalt bestimmten Lehrbuche der analytischen Geometrie die
Meinung ausgesprochen wird, diese Bestimmung sei analytisch wie con-
strnctiv schwierig und complicirt. £s wäre schlimm für den darstellenden
Geometer, wenn dem so w&re !
Aber es ist für die graphische Darstellung von besonderem Werth , zu
den Punkten der Curve die Tangenten oder zu den Tangenten die Be-
rtthmn^spunkte bestimmen zu können. Allerdings erlaubt der Satz von
Pascal , aus ftinf Periplieriepunkten die Tangente eines derselben und der
Satz von Brianchon , aus fünf Tangenten den Berührungspunkt einer der-
selben zu construiren,. indem man die Tangente als die gerade Verbindungs-
linie zweier zusammenfallender Punkte und den Berührungspunkt als den
Durchschnitt zweier zusammenfallender Tangenten der Curve betrachtet.
Aber es giebt eine bisher unbeachtete Form beider Sätze , welche gestattet,
zu einer Gruppe von sechs Punkten eines Kegelschnittes die
sechs Tangenten und zu einer Gruppe von sechs Tangenten
eines solchen die sechs Berührungspunkte in einer ein zigen
Constrnction zu bestimmen. Dieser Form und Constmction ist die
gegenwärtige kurze Mittheilung gewidmet.
Man darf die drei Paare gegenüber liegender Seiten des umschriebe-
nen Secksecks als drei dem Kegelschnitt umschriebene Linien zweiter Ord-
nung und ebenso die drei Paare gegenüber liegender Ecken des einge;
schriebenen Sechsecks als drei dem Kegelschnitt eingeschriebene Oerter
416 Kleinere Mittheilangen.
sweiter Classe betrachten ; bekanntlich gelten die Sätze von Brianchon und
Pascal anch in der so gewonnenen allgemeinen Gestalt. Diese Sfttse selbst
lassen sich alsdann aussprechen, wie folgt, und gewinnen Znsfttse, deren
Oiltigkeit aus demselben Beweisverfahren erhellt und die anch , wie die
Yoranstehende Abhandlung zeigt, für Oberflächen zweiten Grades ihre
Richtigkeit behalten.
1. Der Satz von Brianchon« Wenn drei Paare von geraden Li-
nien einem and demselben Kegelschnitt umschrieben sind,
so schneiden sich die Diagonalen der aus je zweien dieser
Paare entstehenden Vierseite vier Mal zu dreien in einem
Punkte und die Berührungssehnen der drei umschriebeneo
Linienpaare durchschneiden sich in den Durchschnittsponk-
ten der Diagonalen und der Gegenseitenpaare des so ent*
standenen Vierecks.
In Fig. 33 Tafel V erscheint der Satz in seiner Bedeutung nnd An-
wendung. ABCDEF ist das umschriebene Sechseck, die Verbindungs-
linien seiner Gegenecken schneiden sich in einem und demselben Punkte /*.
Die drei aus den Paaren seiner Gegenseiten entstehenden Vierecke sind
respective Aa Dd, BbEe^ Cc Ff. In P.Q^ R, S hat man die vier Punkte,
in denen sich die Diagonalen dieser Vierecke zu je drei begegnen. End-
lich sind X, M, N die Durchsclinittspuukte der Gegenseiten und Diagonalen
des Vierecks PQRS und die Durchschnittspunkte der geraden Linien LM^
MN^ NL mit den entsprechenden Seiten dos Sechsecks, nämlich l,ty m,«*
tiy n\ die Berührungspunkte dieser letzteren mit dem Kegelschnitt. Ist
also ein Kegelschnitt durch seine Tangenten bestimmt, so kann man dnrch
eine und dieselbe in dem ausgesprochenen Satze enthaltene Constrnction
für jede Gruppe von sechs derselben die Berührungspunkte finden.
2. Der Satz von Pascal. Wenn drei Paare von Punkten einem
und demselben Kegelschnitt eingeschrieben sind, so liegen
dieDurchschnittspunkte der Gegenseiten der aus je zweien
dieser Punktenpaare entstehenden Vierecke vier Mal zu j®
dreien in einer geraden Linie und die Tangentenpaare, wel-
che den drei eingeschriebenen Punktenpaaren entsprechen,
durchschneiden sich in den Durchschnittspunkten der GO'
gonseitenpaare und Diagonalen des so entstandenen Vier-
sei t s.
Diesem Satze entspricht Fig. 31 Tafel V. In derselben bezeichnen
alle Buchstaben gerade Linien, wie in der vorigen Punkte; es sind A, ^'
C, D, E, F die Seiten des dem Kegelschnitt eingeschriebenen Sechsecks*
die Dnrchschnittspunkte seiner Gegenseiten liegen in derselben geraden
Linie P. Die drei aus den Paaren seiner Gegenseiten entstehenden Vier-
seiten sind Aa I)(L Hb Kc^ Co F/\ in /*, (>, Ä, iV hat mau die vier geraden
Linien j in denen die Gegeusciten diet&Qv Vierseite sich schneiden. Endlich
Kleinere Mittheilangen. 417
sind Z, M, N die Diagonalen des von ihnen gebildeten Vierseits and daher
Iff, m,m\ «,n', die geraden Verbindungslinien der Ecken des Dreiseits
LMN mit den eingeschriebenen Punktenpaaren die Tangenten des Kegel-
schnitts in diesen letzteren. Auf diese Weise bestimmen sich zu jeder
Gruppe von sechs Peripheriepunkten eines Kegelschnitts die entsprechen-
den Tangenten desselben durch eine einzige Construction.
Von Mr. Burnside in Dublin ist kürzlich folgender Satz gefunden
and von Rev. 6. Salmon mir mitgetheilt worden: Der Durchmesser
des Kreises, welcher dem aus zwei Tangenten einer Ellipse
und ihrer Berührungssehne gebildeton Dreieck umschrieben
isty ist dieyierte Proportionale zadenden beiden Tangenten
parallelen Halbdurchmessern und zu dem.8enkrechten Ab-
stand der Berührunjgssehne vom Centram.
Man kann za dem Beweis dieses Satzes auf mehrere einfache, mehr
oder minder direete Arten gelangen. Er wird im Folgenden an den für
alle Canren ebenso, wie für Kegelschnitte giltigen Satz geknüpft: Wenn
in die Oleichung eines Kegelschnitts die Coordinaten eines Punktes sab-
stitairt werden, so ist das Kesultat der Substitution dem Rechteck propor-
tional, welches die Segmente einer durch den Punkt in gegebener Rich-
tung gezogenen Sehne bestimmen. (Siehe „Analytische Geometrie der
Kegelschnitte", Art. 280.)
Bezeichne man durch b\ h" jene den gegebened Tangenten parallelen
Ilalbdurchmesser , durch p den senkrechten Abstand der Berührungssehne
Yom Centrum des Kegelschnittes und durch d den fraglichen Kreisdurch-
messer, so wird behauptet, dass
d:b' s=i h" : p
ist.
Durch S werde das Resultat der Substitution dor Coordinaten des
Durchschnittspunktes der Tangenten in die Gleichung des Kegelschnitts
bezeichnet, das Resultat dor Substitution dor Mittelpunktscoordinaten in
dieselbe Gleichung sei = 1 , wie es bei der auf die Achsen bezogenen Glei-
chung der Fall ist; sind dann i^i' die Längen der Tangenten von ihrem
Durchschnittspunkt bis zum Berührungspunkt, so hat man
somit i . i' = h' . 6" . 5>.
Aber auch die vom Durchschnittspunkt der Tangenten auf die Berüh-
rungssehne gefällte "Senkrechte steht zu dem senkrechten Abstände p der
Berühruugssehne vom Contrum in dem Vcrhältniss
= 5:1.
and man findet daher den Durchmesser jenes Kreises
d^^^ = —
"pS p '
ZeiUchrin f. .Mallicmalik u. Physik. VI, G. 2Q
418 Kleinere Hittimliiiigeii.
Ffir den Kreis hat man stets
P
Beaeichnet man die senkreehten Abstände der beiden Tangenten vona
Centmm dnreh p\ p\ so findet man
JpF*
XXXVn. Veber die fleidiseitiig-kTpeiMiselieB Boimitte der Flip
eheA iweiften Qvadsi«
Bei den elliptischen Schnitten der Flftchen iweiten Grades pflegt maa
den speciellen Fall der Kreisschnitte genauer in betrachten; dem analog
sollte man auch die gleichseitig-hyperbolisehen Schnitte nicht mit Ttflligem
Stillschweigen ttbergehen, wie es In allen bekannteren Lehrbttehem ge-
schieht. Dass eine solche Untersnchnng manches BemeriLenswerdie dar-
bietet, mag das Folgende neigen.
L Das einfache Hyperboloid, der elliptisehe Kegel nnd das getkeilti
Hyperboloid können durch die gemeinscbalUiche Gleichung ~
^ v* 2*
aasgedrttekt werden, wobei den genannten drei Fftllen die Werthe «s» + I|
c = 0, < sa — 1 entsprechen ; setat man xnr Abkflranng
7 = '"' jf
80 wird bequemer ,
2) m«« + iiy« — «»=eA
Diese Fläche werde von einer Ebene geschnitten, deren HorisontsI*
spur durch einen beliebigen Punkt gh der «y- Ebene geben und mit der
or- Achse den Winkel ^ einscbliessen möge. Den Punkt pA nehmen wir
zum Anfangspunkte, die geinannte Horizontalspur eur Abscissenachse eines
neuen, in der Schnittebene liegenden rechtwinkligen Coordinatensystems
X y\ und bezeichnen mit O den Neigungswinkel der Ebene x y gegen die
Ebene xy. Aus der Gleichung 2) erhalten wir sofort die Gleichung des
Schnittes durch Substitution der folgenden Werthe (s. d. Verf. Anal. Geom.
des Raumes , S. 100, No. 8)
IX=:^X C08^ — y sin t^ COS & + ^,
yz=x' sin ^ + y cos^ cos ^ + h,
die entstehende Gleichung ist von der Form
4) Ax*+ By*+2Cxy+2Dx+2Ey+F=0y
und zwar Laben A^ B,C etc. die Werthe
Kleinere Mittbeilnogen.
419
nl''-,^T'SAl''^|i1-*I^S*V"i*V«i
A = m cos* ^f -\- H sin* ^ ^
B = {m sin* ^i + n cn5*i|j) coj*d — sin^ & ,
Damit dio Gleichung 4) eme gleieliseitige Hyperbel bedeatß, miisg
«f- ^ = Q »eiiif dies giebt xu Folge der Werthe von A und B
m + n
Kr,
tung* & =
ep, wenn smr Abkürzung
k
Meist wlrd^
5)
1 — Hl (a* — r')6"
l — n
m^n {n* + J^«) c»
tow/ ^ ==
^|llni dies nocb, anders auszuU rucken , bezeichnen wir die Gleichung der
t&üitiebene mit
OHACh
t) lan(f 0 ^= X* + f*", «"OJP* -^ :
^Vi|j =
tg durcb SuhBtitntion dieser Werthe erhalten wir &us No* 5)
I^Bedinguug dafür, dass die Ebene 6) mit dwr Fläche 2) einen gl(?ich*
itig-byperboliscben Schnitt bildet. In der GleiehuDg^ 8) fehlt ^i mitbin
ird der Charakter des Schnittes durch parallele Verschiebung der schnei-
mden Ebene nicht geändert; eben deshalb kann man sich auf die Be-
acbtnng solcher Schnitte beachrituken, welche durch den Coordinaten-»
ifang gehen.
Die rerechiedenen möglichen Lagen der Ebene
9) kx + {ly+z^^
erden anachaiilich, wenn man k all verändertlcheu Parameter ansichtp
e Angehörigen jtt nach No. H) bestimmt «tid die Einhüllend^ aller der
heuen aufsucht, welche durch die stetigen Aenderniigeu von k und ^ ent-
eben* Man erhält zunächst als Differentialf^uotienten von No* 9) und B)
+'->=»• '•'•^^'»="■
ad darch Elimination von ^— -
c k
Umimrt man noch k und ^ aus 9), 10) und 8), so gelangt man %n der Glei-
huag
p^^ + qif*
P9 =
a%*
420 Kleinere Mittheilongen.
oder
X* y* 2*
^^) flt (6« — c«^) ■*" b' («• — c«) ~c« (a« + 6«) = ^-
Im Allgemeinen entspricht dieser Gleichung eine Kegelflftche, dereis.
Lage von der Rangordnung der Grössen a, &, c abhängt. Ist nftmlich c die
kleinste Halbachse, so fällt die Kegelachse mit der z- Achse zusammen^
und die Formel 5) oder
^^. ^ {a' + b')c'
^ ft* (a« — c*) cos* p+a* (6* — c*) W/j* t^
liefert für alle t^ reelle d, d. h. die Schnittebenen umhüllen den Kegel-
vollständig. Wenn zweitens c zwischen a und b liegt und zwar so, dasis
a>c'^b ist, so fällt die Kegelachse in die y- Achse, und der Winkel ^^
bleibt nur so lange reell, als
genommen wird; die Umhüllung ist dann eine theilweis^. Für Ä>r>c^
fällt die Kegelachse in die x - Achse , zur Realität von O gehört die Be
dingung
80 dass auch hier nur eine theilweise Umhüllung stattfindet. Ist endlich ^:==
die grösste Halbachse , so werden gleichseitig - hyperbolische Schnitte un —
möglich.
II. Aohnlich gestaltet sich die Sache für das hyperbolische Parabo —
loid , dessen Gleichung
12) t-_?L = 22
a b
sein möge. Durch Substitution der unter No. 3) angegebenen Werthe ei
hält man eine Gleichung von derselben Form, wie No. 4), und zwar i^'t
darin
co^ ^ sin* '
^ ' « /sin* fb cos*^\ .
a b
die Bedingung A + B z=o führt hier zu
a — b lang* i/;
Bezeichnet a den Winkel, welchen die geradlinige Horizontalspur der* ^j
Paraboloides mit der. a:- Achse einschliesst, so ist bekanntlich
tang^ « = — ,
a
mithin lässt sich die vorige Gleichung ersetzen durch
-.ox •« iang*a — tanq^th
13) ros^^ = — — 7— :i --—- — ^ong (a + i/;) fang (« — tb),
1 — iang^ a lang» '^ if \ * r/ y \ yj
Kleinero Mittheilungen. 421
Die Gleichung d^r Sclmittebene sei dieselbe, wie io No. 6); man
hmt dann
mbstitoirt man diese Werthe in No. 13) und benutzt die Abkürzungen
_ 1 a
^^' V — tan^a a — b'
fang* a b
^ 1 — tang^u a — 6'
so erhält man die Bedingungsgleichung
14) g^«— /?;i« = l.
Das Fehlen von q beweist wieder, dass die Schnittebene parallel zu
sich selbst yerschoben werden darf; wir lassen sie deshalb durch den Co-
ordinatenanfang gehen. Die Einhüllende aller der Schnittebenen , welche
den stetigen Aenderungen von X und jn entsprechen , bestimmt sich gans
wie früher, und zwar findet man als Gleichung der umhüllten Fläche
P!^ — qx*=:pqz*
oder
' ab a — 6
Diese Gleichung charakterisirt wiederum einen elliptischen Kegel,
dessen Lage von der Rangordnung der Parameter a und b abhängt; die
Kegelachse fällt nämlich mit der y- Achse oder mit der x- Achse zusam-
tuen, je nachdem a^b oder a <6 ist. Femer zeigt die Formel 13) , dass
a + ^nnd 'a — ^ immer in demselben Quadranten enthalten sein müssen^
dass also die Umhüllung nur eine theilweise ist.
III. Die Zusammenfassung dieser Ergebnisse führt zu folgendem
Satse: Alle Ebenen, welche durch einen festen Punkt gehen
und eine Fläche zweiten Grades in gleichseitigen Hyperbeln
sehneiden, berühren zugleich einen elliptischen Kegel, des-
sen Scheitel jener feste Punkt ist und dessen Achse parallel
xar kleinsten Halbachse oder zum kleineren Parameter der
Fläche liegt.
In dieser Fassung kann der Satz auch leicht direct bewiesen werden,
wenn man ihm bei elementaren Vorträgen über die Flächen zweiten Gra>-
des einen Platz gewähren will. Schlömilcu.
XXXVnL Einfache H&hemngsformel sur Berechnung der einem
gegebenen ICanometentande entspreehenden Windmange eines Gebläses.
Vom Bergrath Prof. Dr. Julius Wbisbach.
Die neue Formel znr Berechnung der Ausfiussmengc der Luft unter
einer gegebenen Pressung, welche ich im ersten Bande mevYv^T l^^^tÄfö^&x-
422 Kleinere Mlttheilungen.
UDd Maschinenmechanik $• 431 (dritte Auflage) entwickelt and bei der B^^
rechnung meiner Yersucbe über die Ansströmnngsgeschwindigkeit der coh^h
primirten Luft (s. den Civilingenieur, Bd. 5) zum Grunde gelegt habe , ui^^
nacb welcher aucb die Windtabellen von Herrn Neuschild (s. Berg- nr — -^
hüttenmännische Zeitung, 1850, No. 4) und die von Herrn v. Han^^
(s. Bittinger's Erfahrungen .im berg- und hüttenmännischen Maschinec:^
Bau - und Auf bereitungwesen , 1858) berechnet worden sind, lässt sich dur«^
eine ganz einfache Näherungsformel ersetzen, welche bei den mässig^^
Windpressungen der gewöhnlichen Gebläse vollkommen genügende Gc— <
uauigkeit gewährt. Im neuesten Hefte des dritten Bandes meiner Ini^r e
uieur - und Maschinen mechanik ($• 425) habe ich nachgewiesen , daas sL m:l
die auf den äusseren Luftdruck reducirte Wind - oder AusflnssmeDge
nähernd
Q = (\—0,O2Sj^liFj/2i7h
setzen läs»t', wenn man
unter b den Barometerstand der äusseren Luft,
„ h den Manometerstand,
„ f das Verhältniss der Dichtigkeit der Manometerflttssigkeit zu der
der ungepressten äusseren Luft,
„ g das Beschleunigungsmaass der Schwere,
„ F den Inhalt der Düsen- oder Ansflussmündnng , und
„ fi den Ausflusscoefficienten, oder das Verhältniss der effectiven
Ausflussmenge zum theoretischen Windquantum versteht. Nun ist aber
sogar bei den Gebläsen für £isenhohöfen mit Coaksfeuerung meistens h
noch nicht ^ b , folglich lässt sich , ohne einen Fehler von noch nicht 1 Pro-
cent befürchten zu müssen , also für die Anwendung in der Praxis völlig
ausreichend ,
setzen.
Dieser Ausdruck stimmt zwar der Form nach ganz mit der alten For-
mel überein , welche schon Schmidt den Berechnungen seiner Versuche
zum Grunde gelegt hat, und welche auch Gerstner, D^Aubuisson und
andere ältere Schriftsteller, sowie auch später Poncet et als richtig oder
genügend angenommen haben (s. die allgemeine Maschinenencyclopädie^
Bd. 1, Artikel „Ausfluss", und Poncelet's ßlole sur les experiences de M. Pec-
qiieur etc) , weicht aber in der Bedeutung insofern von jener ab , als der-
selbe hier in Q die unter dem äusseren , in der alten Bedeutung aber das
unter dem inneren Luftdruck gemessene Wind- oder Ausströmungs-
quantum angiebt, und daher auch unter « das Verhältniss der Dichtigkeit
der Manometerflüssigkeit zu der gepressten inneren Luft bedeutet.
Ein Cubikmeter atmosphärische Luft wiegt bei Null Grad Wärme und
unter dem Drucke einer Atmosphäre: 1,3 Kilogramm; bei einer Tempera-
tur von tGrad C. aber nur
Kleinere Mittheilnngen. 433
' — ' Kilogramm,
1 + ÄT 1+ 0,00367 r
und bei einer Pressung von 6 Meter Qnecksilbersänle :
1,3 h 1,716
1 + 6t'0,76 ~ 1 + 0,00367 r '
Die Dichtigkeit des Quecksilbers ist 13,6 Mal so gross, als die des
Wassers, nnd da nun 1 Cubikmeter Wasser 1000 Kilogramm wiegt, so folgt
in der ersten Bedeutung
. — inm nfl. 1,71 fr _ 7960 (1 + 0,00367 f)
«-1000. 13,6. j-j-^_ ,
und dagegen in der zweiten, nach der älteren Formel
h +Ä
Es ist daher nach der neuen Bestimmung das unter dem Ueberdrucke
h in die freie Luft strömende Windquantum :
ß = ^ Fyig . 7950 (1 + 0,00367 1) j
= 89,2 iiFj/^g (1 + 0,00367 t) j ,
oder, wenn man 2g = 2. 9,81 = 19,6^ Meter einsetst,
Ö = 395 ikFj/{l + 0,00367t) - Cubikmeter,
und dagegen nach der alten Bestimmung, das unter demselben Ueber-
drucke ausströmende Luftqnantum
Ö, = 395 1» 1^1/(1 + 0,00367 r) -
oder dasselbe vom inneren Drucke b+k auf den äusseren Druck b reducirt :
0 = ^-j^ ft = 395 fii?' Z/(1 + 0,00367 r)
b + h h^
b ' b'
d. i. 7/ — — oder annähernd ( 1 + rr) Mal so gross, als nach der neue-
ren Bestimmung.
Giebt man F in Quadratfuss , so hat man nach der neuen Ermittelung
ß = 1258 (iFl/{l + 0,00367t) -
und nach der alten Annahme:
P, = 1258^^^(1 + 0,00367t)^.
daher
424 Kleinere Mittheilungen.
ß = 1258 fii^ 7/(1 + 0,00.367 t) ~~~. - Cabikfasa.
Nach EinfahruDg des mittleren Werthes fA =:= 0,02 geht die neue Foac
mel in folgende über:
ß = 363 F 7/ (1 + 0,00367 t) — Cubikmeter
= 1157 Fj/{1 + 0,00367 1) — Cubikftiss,
oder , wenn man eine mittlere Temperatur r = 10 Grad voranssetzt :
0 = dß9Fl/ — Cubikmeter
= 1179 Fj/j Cubikfuss.
Bei Anwendung auf die erhitzte Gebläseluft von der Temperatur x^
hat man natürlich
ß = 363 FT/{\ + 0,00367 t,) -- Cubikmeter
zu setzen und daher die durch die letzte Formel gefundenen Werthe noch
durch
r 1 +0,00367 T > r • ' «
zu multipliciren, z. B. für Tj = 200 Grad, durch 0,08 . 1,317 = 1,29.
Um dieses Quantum der erhitzten Luft auf die mittlere Temperatur i
zu reduciren, muss man den obigen Ausdruck für Q überdies noch dur'ch
1 + 0,00367 X _ 1,0367
1 + 0,00367 Ti ~ 1 + 0,00367 Tj '
also im Ganzen durch
^/l+ 0,00367 T _ -j/ 1,(
y 1 + 0,00367 tx~ y 1+0,1
,0307 1,018
S00367Ti ^1+ 0,00367 Tj'
z. B. für T| = 200 Grad, durch
1,018 1,018
: = T^. = 0,773
^1,734 1»317
multipliciren. '
Drückt man den Querschnitt F der Ausflussmündung in Quadratzoll
aus, so giebt folgende Formel
0 = S,2Fj/j
die Ausflussmenge pro Secunde in preussischen Cubikfuss, als für einen
Mündungsquerschnitt von 1 Quadratzoll:
1 ) ö = 8,2 7/ ^ Cubikfuss.
Kleinere Mittheilungen.
425
Hiernach ist 2. B. fttr
^=0,01
0,02
0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0 = 0,82
1,16
1,83
2,59
3,18
3,67
4,10
A=0,30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0 = 4,49
4,85
5,19
5,50
5,80
6,08
6,35
Cubikfhss.
Die ältere Annahme giebt die Ausflnssmenge pro Secande für eine
senmündung von 1 QuadratzoU Inhalt:
2)
■»•»/Tl.
ler die auf das Mariottesche Gesetz gegründete Formel für dieses Wind-
intnm ist
3)
Q =r 8,2 j/ug nat \^) ,
l endlich der auf die, nach dem Po isso naschen Gesetze erfolgende
kfihlang der Luft beim Ausströmen Rücksicht nehmende Ausdruck hat
Form:
Um die nach diesen vier Formeln berechneten Windmengen übersicht-
i mit einander zu vergleichen, kann man das PressuDgsverhftItniss
— =3 0; setzen und x als Abscisse, sowie die Wurzelgrüsse , deren 8,2-
iies die Windmenge giebt , als die zugehörige Ordinate einer Cnrvo an-
en, für welche man hiernach folgende vier Gleichungen erh<:
l) y = /^iri,
2) y = yx(x—i),
3)
4)
y^^j/lognaix,
y = /iOa.o,8 (3.0,3 _i).
Nach diesen Vier Formeln sind die Wertho in der folgenden Tabelle,
che eine Reihe von Abscissenwerthen innerhalb der Grenzen dP = 1,00
1,60 enthält, berechnet worden.
Man ersieht aus dieser Tabelle , dass alle vier Formeln bei sehr klei-
Presaungen nahe dieselbe Windmenge geben , dass aber mit den Pres-
gen auch die Abweichungen zwischen den nach diesen verschiedenen
mein berechneten Werthen der Windmenge wachsen, dass ferner die
I hydraulische Formel 2) die grössten , die logarithmische Formel 3) die
intten und die beiden neueren Formeln 1) und 4) mltÜAt^ Y[«t\k^ i^\.
426
Kleinere Hittheilangen.
i^>S^S#%*N*W>^W%^^\^S
das Windqnantam liefern. Aucb fällt in die Angen, dass bei höheren
Pressungen die dnrch die alte hjtlraalische Formel 2) erhaltenen Wettbe
von den übrigen am meisten abweichen, nnd dass dagegen die einfache
neue Formel 1) nur wenig grössere Werthe angiebt, als die neue, auf das
Pois8on*8cbe Wärmegesetz gegründete Formel, a. B. bei dem Pressnogs-
verhältniss — r — = 1,50 oder dem Ueberdruck = -- = 0,5 = 1 des Inase-
0 0
ren Druckes, giebt bei einem gewissen Mündungsquerschnitt
die alte hydraulische Formel 2) die Windmenge • . iß = 0,8000,
die logarithmische Formel 3) • • Q = 0,6908,
die einfache neue Formel l) jß = 0,7071,
und die neue , aus der Theorie der Wärme gefolgerte
Formel 4) 0 = 0,eW8,
wogegen bei dem Pressnngsverhältuisse -^= 1,05 oder dem Ueberdracke
0,05 = ^ des äusseren Luftdruckes ,
nach Formel 2) Q = 0,2291,
„ 3)0 = 0,2209,
„ l)Ö=s 0,2236, und
„ 4)0 = 0,2231
folgt, also die Verschiedenheit zwischen diesen Formelwerthen noch eine
sehr kleine ist.
Tabelle zur Vergleichung der nach vier verschiedenen
Formeln berechneten Windmengen.
Formel-
nummer.
X =
1,00
1,01
1,02
1,05
1,10
1,15
1,20
1,25
1.
2.
3.
4.
y —
y=
y=
0
0
0
0
0,1000
0,1005
0,0998
0,1000
0,1414
0,1428
0,1407
0,1413
0,2236
0,2291
0,2209
0,2233
0,3162
0,3317
0,3087
0,3154
0,3873
0,4153
0,3738
0,3858
0,4472
0,4899
0,4270
0,4449
0,5000
0,5590
0,4724
0,4968
Die Werthe von x drücken das Verhältniss der inneren zur äusseren
Pressung aus, und die Werthe von y geben, mit 8,2 multiplicirt , die ent-
sprochende Windmenge pro Secunde, bei dem Mündungsquorschnitt von
1 Quadratzoll an.
Xxxix. lieber die Fortführung materieller Theilchen doreh itrö-
mende Elektrioität, von 0. ttuincke. (Pogg. Ann., Bd. 113, S. 513.)
Reu SS in Moskau hat zuerst im Jahre 1807 die Fortführung von Flüs-
sigkeiten durch den galvanischen Strom in dem Falle nachgewiesen, wo
derselbe durch eine Flüssigkeit ging, die an einer Stelle durch eine poröse
Scheidewand unterbrochen war. Die Erscheinungen dieser sogenannten
jj olektriacben Endosmose ^^ sind später ausser von einigen fransöaiscben
Kleinere Mittheilungeo. 427
und englischen Physikern besonders von Wiedemann stndirt worden,
welcher nach einer längeren Arbeit über den Gegenstand in dem Schlüsse
kam y dass dem galvanischen Strome als solchem seine fortführende Wir-
Icang ankäme. Dieser Schlnss ist jedoch von mehreren Seiten, von Graham,
^. Qnintns-Icilins, Breda nnd Logemann angegriffen worden, wobei
flieh die letiteren darauf stützen, dass es ihnen nicht gelungen ist, ohne
^Diaphragma eine Ueberführun^g zu erhalten. In der neuesten Zeit endlich
liat Matte ucci die Erscheinung für gar keine elektrische, sondern für
eine secundäre Erscheinung erklärt.
Quincke beschreibt nun in der Anfangs citirten Abhandlung Versuche,
die sich mit diesem Gegenstand beschäftigen, sowie eine Reihe von Ver-
aaehen, die das Studium der Ueberführung materieller, in Flüssigkeiten
anapendirter Theilchen zum Zweck haben, welche ebenfalls Reuss im
Jahre 1807 zuerst beobachtet hat und über welche später Faradaj,Hei-
flenhain,Jürgensen Mittheilungen gemacht haben.
Die elektrischen Ströme, die Quincke anwendete, waren bei besser
leitenden Flüssigkeiten starke hydroelektrische Ströme^ oder Inductions-
8tr5me , bei welchen wegen Einschaltung einer Luftschicht nur der Oeff-
nungsstrom circulirte oder bei den mindest leitenden Flüssigkeiten Ent-
ladnngsströme Leydner Flaschen.
Die Apparate, deren sich Quincke bediente^ waren der Hauptsache
nach U förmige Röhren, in welchen an zwei von einander entfernten Stel-
len Platindräthe eingeschmolzen waren , die bei den mit Flüssigkeiten ge-
füllten Röhren als Elektroden dienten. Es gelang Quincke, an diesen
Apparaten , die nur ausnahmsweise zu speciellen Zwecken mit Diaphrag-
men versehen waren, zu zeigen , dass auch ohne Diaphragmen eine Fort-
führung materieller Theilchen durch den Strom erfolgt. Der Sinn, in
welchem die materiellen Theilchen fortgeführt werden, hängt nicht nur
von der Natur der Flüssigkeit , sondern auch von der Substanz der Wand
der Röhre ab, in welcher sich die Flüssigkeit bewegt; in gleicher Weise
inflniren diese auf die Grösse der Fortführung. Destillirtes Wasser wurde
fai Qmncke*s Glasröhren im Sinne des positiveren Stromes übergeführt;
waren die Glasröhren inwendig mit einer dünnen Schellackschicht über-
sogen, so war die Fortführung grösser; waren sie mit einer dünnen Silber-
schicht überkleidet, so war dieselbe kleiner.
Bei Anwendung starker Elektricitätsquellen beträgt das Steigen der
Flüssigkeit im U förmigen Rohre immer nur einige Millimeter. Messende
Beobachtungen sind bei diesen Erscheinungen immer nur schwer auszu-
führen, weil es schwer ist, den Röhren immer die gleichlB Oberflächenbe-
schaffenheit zu geben und weil das Glas namentlich durch das destillirte
Wasser angegriffen wurde; die Grösse der Fortführung nimmt aber sofort
ab, sobald die Leitungsfähigkeit des Wassers durch Aufnahme von Sal-
zen steigt. Demohngeachtet aber sprechen sich in den Beobachtungen
428 Kleinere Mittlieilangen.
Qaincke's, bei denen der Einfluss der Fehlerquellen auf ein Minimnin re-
dncirt ist, einige Zahlengesetze ans. So fand er z. B. bei der Anwendug
des Entladungsstromes der Lejdener Flasche die Steighöhe des destillir-
ten Wassers der Flektricitätsmenge in der Flasche proportional, etc. etc.
Der Sinn, in welchem in Flüssigkeiten suspondirte Theilchen rom
Strome fortgeführt werden , ist nur bei sehr starken Strömen ein bestimm
ter , er hängt auch mit von der Natur der Flüssigkeit und Köhrenwand ab.
Im Wasser yertheilt werden folgende Körper im Sinne dos negativen Stro-
mes fortgeführt: Platin, Gold, Kupfer, Eisen, Graphit, Quarz, Feldspath,
Brannstein, Asbest, Schmirgel, gebrannter Tbon, Porzellanerde, Sauer-
stoff, Wasserstoff, Schwefel, Schellack, Seide, Baumwolle, Stärke, Ljco*
podijim, Carmin, Papier, Federkiel, Elfenbein, Terpentinöl, Schwefel-
kohlenstoff, Kohlensäure, Elajl-, atmosphärische Luft; in Terpentinöl be-
wegen sich jedoch im Sinne des positiven Stromes : Platin , Gold , Kupfer,
Eisen ; Quarz, Feldspath, Braunstein, gebrannter Thon, Alkohol, Sauer-
stoff, Wasserstoff, Schellack, Seide, Baumwolle, Stärke^ Lycopodinm,
Carmin, Wasser, Kohlensäure, atmosphärische Luft.
Am Schlüsse seiner Abhandlung giebt Quincke eine sehr sinnige Er-
klärung der erwähnten Erscheinungen , auf die wir hier nicht näher ein-
gehen. Das Hauptmomont seiner Erklärung besteht in der Berücksich-
tigung des Einflusses, den die bei dem Contact von Röhrenwand, Flüssig-
keit und suspendirten Körpern entwickelte Contactelektricität in Gegenwart
des Stromes haben kann.
XL. lieber Spectralbeobachtungen. Von Alb. Mousson. (Pogg. Ann.,
Bd. 112, S. 428). — In der gedachtenAbhandlung findet man die mathematische
Theorie, sowie die Beschreibung eines einfachen Instrumentes, bestimmt,
Spectralvcrsuche anzustellen. Das Spectroskop von Mousson besteht in
der Hauptsache aus einer geschwärzten Köhre, einer genau gearbeiteten
verstellbaren Kitze und aus einem kleinen sorgfaltig gearbeiteten Glas-
prisma. Die Beobachtung der Spectren geschieht direct durch das Auge,
wobei der Lichtverlust vermieden wird , den die Anwendung von Gläsern
unvermeidlich nach sich zieht. Das eine Resultat der spectralnnalytischen
Untersuchungen von Kirchhoff und Bunsen , nämlich die Opacität der gel-
ben Natrontiamme für Licht ihrer eigenen Farbe, lUsst sich auf eine sehr
einfache Weise, ohne alle optische Instrumente, beobachten. Die Vor-
schrift zu dem Verfahren rübrt von William Crookes und wird in Pogg.
Ann., Bd. 112, S. 344 nach PhiL Mag. Ser, IV, Vol. -YA7, p. 55 mitgetheilt
Man benutzt die Gasflamme eines gewöhnlichen Drathgitterluftbrenucrs,
welcher ganz aufgedreht und dann eine Flamme von l' Hoiie und 3'' Breite
giebt. Davor stdllt man eine augezündete Talgkerze. Beide Flammen
werden dadurch gelb gefärbt, dass man in ihrer Nähe ein Stück Natrium
auf feuchtem Fliesspapier verbrennen lä^t. Betrachtet man nun die Flamme
Kleinere Mittheilnngen« 429
der Talgkerze so, dass die Oasflamme den Hintergrand bildet, so sieht
man , dass der Hnsserste Saum der Talgflamme letztere wie ein schwarzer
Rahmen einfasst. Crookes erklärt dies dadurch , dass der Süssere , für ge-
wöhnlich durchsichtige Saum der Talgflamme die Natriumverbindung im
dampfförmigen Zustande enthält und dass dieser Theil die Strahlen der
eigenen Farbe viel stärker absorbirt, als der mittlere Theil, der. die
Natrinmverbindung im starren Zustande enthält.
XLL Dai Oaainm. — Die Mittheilnng unter der Ueberschrift: „Keues
Metall' (S. 344) möge durch folgenden Bericht eine nähere Erläuterung
erhalten (chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen von 6. Kirch-
hoff und R. Bunsen, Pogg. Ann., Bd. 113, S. 337).« Entfernt man in der
Mntterlauge des Dürkheimor Mineralwassers nach bekannten Methoden
Kalk, Strontian, Magnesia und Lithion durch kohlensaures Ammoniak, so
erhält man eine Muttorlauge, welche in einen Spectralapparat (s. S. 79 d. J.)
gebracht 4 ausser den bekannten Linien des Kaliums, Natriums, Lithiums
noch zwei einander sehr nahe liegende blaue Linien zeigt , von denen die
eine fast mit der mit Sr^ bezeichneten Strontianlinie zusammenfällt. Die
Ursache dieser Erscheinung ist das Vorhandensein des bereits S. 220 d. J.
erwähnten Metalls, dem die Entdecker den Namen Cäsium gegeben haben
{caetius, bei den Alten vom Blau des heiteren Himmels gebraucht, auch
Ton den Augen : graublau). Die Cäsiumverbindungen kommen immer nur
in geringer Menge in der Natur vor, am reichlichsten sind sie noch im
Dflrkheimer Soolwasser enthalten, wovon jedoch 44,200 Kilogramm nur
7,272 Gramm Chlorcäsium lieferten.
Behandelt man sächsischen Lepidolith nach einer der bekannten Me-
thoden, durch welche die Alkalien von den übrigen Bestandtheilen ge-
trennt, für sich in Lösung erhalten werden, und fällt man eine solche Lö-
anng dnrch Platinchlorid, so erhält man einen Niederschlag, der aus
IDoppelverbindungen von Chlorplatin und Chloralkalien besteht. Kocht
man diesen Niederschlag wiederholt mit Wasser aus, so bleibt ein schwer
löslicherer Theil zurück, der, spectralanalytisch geprüft, neue Linien zeigt,
Ton denen sich zwei rotho auszeichnen, welche noch jenseits der Frauen-
liofer*schen Linie A, also im äussersten Roth des Sonnenspectrums liegen.
Diese Erscheinung wird dadurch veranlasst, dass in djem Niederschlag die
Chlorverbindung eines neuen Alkalimetalls enthalten ist, für welches die
Verfasser den Namen Rubidium vorschlagen {rubidus, dunkelroth). Der
Lepidolith von Rozena bei Hradisko in Mähren enthält nach der Angabe
der Verfasser nur 0,24 Procent Rubidinmoxyd.
Die Darstellung der Präparate von Cäsium und Rubidium aus dem
Dürkheimcr Soolwasser und aus dem Lepidolith ist ungemein umstäudlich,
man benutzt dabei die verschiedene (löslichkeit der Doppelverbindungen
von Chlorplatin mit Chlorkalium, Chlorrabidium und Chlorcäsium, von
430 Elleinere Mittheilnngen.
denen das erste Doppelsais das löslichste, das sweite minder Idslieh und
das dritte schwer löslich im Wasser ist, sowie anch das Verhalten des
kohlensauren Cäsiumoxjdes and des kohlensauren Kubidinmozjdes sn Al-
kohol, worin ersteres Salz löslich, letzteres unlöslich ist.
Geschmolzenes Chlorcäsium sowohl, als Chlorrubidium und auch Chlor-
kalium werden durch den elektrischen Strom so zersetzt, dass am negad-
ven Pole das Metall erscheint, aber sofort yerbrennt oder sich unter Bil-
dung eines Snbchlorides in der Flüssigkeit auflöst.
Bei Anwendung der Lösungen der Chloride können die Amalgame
leicht erhalten werden, sobald der negative Pol mit Quecksilber umgeben
wird. Mit Chlorkalium als Erregerflüssigkeit zusammengestellt, verhllt
sich Cäsiumamalgam positiv gegen Rubidium- und Kaliumamalgam, wel-
ches letztere von den drei Amalgamen die elektromagnetivste ist. Die
Aequivalente der besprochenen Metalle sind : Cs sa 123,35, Rb = 85,36.
Die schwefelsauren Salze beider Metalle liefern, mit Barytwasser er-
hitzt, in Lösung Cäsiumoxjdhjdrat und Bubidiumoxydhydrat {CsO^ HO
und 726 0, HO)y welche sich ebenso ätzend zeigen, als Kalihjdrat, und
wie dieses das Wasser beim Glühen festhalten.
Die kohlensauren Salze beider Metalle reagiren sehr stark alkalisch
und sind im wasserfreien Znstande ungemein zerfliesslich. In einer At-
mosphäre von Kohlensäure gehen die einfach kohlensauren Salze leicht in
die dem Kalisalz (A'O, ifO, 200^) analog zusammengesetzten doppelt
kohlensauren Salze über.
Die salpetersauren Salze krjstallisiren , wie der Kalisalpeter, ohne
Krystallwasser , sie enthalten wie dieser Decrepitationsw asser , schmelzen
leicht und geben in höherer Temperatur Sauerstoff aus.
Die Chloride beider Metalle krjstallisiren, wie Chlomatrium in
wasserfreien Würfeln.
Die Verbindungen von Cäsium und Rubidium verhalten sich , wie man
sieht, ähnlich wie die Kaliumverbindungen, denen sie auch isomorph sind.
Die Reactioncn der drei Alkalien sind übrigens so ähnlich , dass sie nur
durch Spectralbeobachtnngen von einander unterschieden werden können.
XLIL lieber ein reproduoirbares Stromwiderstandsmaais. — Das
Webor'sche absolute Stromwiderstandsmaass eignet sich bekanutlich nicht
zur allgemeinen Einführung, weil boi soiner Anwendung sehr vollkommene
Instrumente, besonders geeignete Locale und grosse experimentelle Ge-
schicklichkeit erfordert wird und weil es so klein ist, dass die Widerstände
gewöhnlicher Art nur durch enorme Zahlen ausgedrückt werden können.
Da nun die Copien des Jacobi'schen Widerstandsetaions keine Ueberein-
stimmung zeigten, wahrscheinlich indem eine kleine Abweichung in der
Zusammensetzung eine grosse Abweichung im Widerstand hervorbringt*),
*) Siehe anch: Uebcr die elektrische Lcitungsfahigkeit des reinen Kupfers nnd
deren Verininderang durch Metalloide nnf Metalle, von A. Matthics^en und M.
Holzmann (Pogg, Ann., Bd. HO, 8. Tit.)
Kleinere Mittbeilungen. 431
#^P^^^PV^f^*^P^^^^^^^h^i^^^'S^h^taAi
10 maebte Siemens (Pogg. Ann., Bd. 110, 8. 1) den Vorscblag, Wider-
itndsmaaMe dnrcb Fflllang im Handel Yorkommender Glasröhren mit ge-
reinigtem Qnecksilber herinstellen. Man sollte sich ein Stück Röhre ana-
raehen, bei welchem der Querschnitt regelmässig kegelförmig ist, die Di-
mensionen der Röhre bestimmen und hieraus den Widerstand berechnen,
wobei als Einheit des Widerstandes der Widerstand eines Quecksilber-
prismas von 1°* Länge und iD"''" Querschnitt bei 0* C. angenommen wer-
den sollte. Der Grund zu diesem Vorschlage war, dass nach den Ver-
sncben von Siemens und Esselbach der Widerstand des reinen Queck-
silbers weniger, als derjenige von anderen Metallen, von der Temperatur
abhängig ist Denn es ist z. B. die Leitungsfähigkeit:
des Quecksilbers [jT^-qqö^^ (^»^^h Siemens),
5 1554
des Bleies ^ . ^ ^^3^^ ^ (»ach Arendtsen),
, ^. 8,3401 , , * , X
- ''*' ^"«°'' 1 + 0,00413 < + 0,00000527 <« ^"^'^ Arendtsen),
de. geglühten Messing« t + o.OOl 66^/- 8,00000203 <« ('""'" Arendtsen).
Es lässt sich nicht verkennen , dass der Vorschlag von Siemens Man-
^les für sich hat, z. B. dass jeder Physiker sich mit leichter Mühe sein
Quecksilber selbst reinigen und sich aus den Glasröhren des Handels sein
^n^iderstandsmaass herstellen kann. Gegen den Vorschlag von Siemens
^at sich nun Matthiessen (Pogg. Ann., Bd. 112, S. 353) ausgesproclien,
^^räbrend Schröder van der Kolk in Maestricht, der sich ebenfalls mit
^^iderstandsbestimmungen beschäftigte , der Anwendung des Quecksilbers
^ni Widerstandsmessungen nicht abgeneigt ist (Pogg. Ann., Bd. 110, S. 452).
3f atthiessen macht gegen Siemens* Vorschlag den Einwand, dass das Queck-
silber, in welches bei den Versuchen Kupferdräthe oder -Platten eintau-
chen, von diesen verunreinigt werden möchte, so dass der Widerstand des
^^v^cl^BÜbers eine merkliche Aendernng erleiden könnte. Die grosso Aen-
^emng des Widerstandes anerkennend , welche bei den bekannten Metallen
"^od Legimngen mit geringer Aenderung der Zusammensetzung eintritt,
«teilt sich Matthiessen die Aufgabe , eine Legirung aufzufinden :
1) deren Leitungsfähigkeit sich mit einer geringen Aenderung des
Mischungsverhältnisses oder mit Üner geringen Verunreinigung nur
wenig ändert, so dass man sie auch aus käuflichen Metallen her-
stellen kann, ohne dass ihre Leitungsfähigkeit anders ausfällt, als
bei der Herstellung aus reinen Metallen;
2) deren LeitungsHihigkeit durch das Weichmachen (starkes Erhitzen
und allmäliges Abkühlen) nicht verändert wird;
3) deren Leitungsfähigkeit sich bei geringen Temperaturänderungen
nur wenig ändert;
4) die sich durch Aussetzen an die Luft nicht ändert.
Die Legirung, die diesen Anforderungen noch am besten entspricht,
ist, wie Matthiessen vorläufig aus den P/itV. Trans, f. 1860 ersehen hat, eine
Legirung von 2 Gewichtstheilen Gold und 1 Gewichtstheil Silber. Mat-
thiessen prüfte nun 8 Dräthe von der genannten Legirung, die von ver-
schiedenen Chemikern hergestellt worden waren, und fand, dass der
grösste Unterschied in den Leitungsfähigkeiten uui um l^^ Vt^^^'oX ^^tsl
432 Kleinere Mittheilangen.
Mittelwerthe abwich. In Beiag auf die Aenderang der Leitnngsfähigkeit
mit der Temperatur faud er, dass die Leitungsfähigkeiten der meisten
Metalle durch die Formel h = x+yi -i-zt* ausgedrückt werde, wobeie
die Leitungsfähigkeit bei 0° C. und y und z Constante sind, während Ariidt-
sen und Siemens ein anderes Gesetz aufstellten. Nach den Versuchen von
Matthiessen sind die Leitungsfähigkeiten yon drei seiner Dr&the von ver-
schiedenen Herstellungen :
h = 15,059 — 0,01077 t + 0,00000722 t«,
k = 15,052 — 0,01074 t + 0,00000714 /',
k = 15,152 — 0,01008 / + 0,00000774 /«,
wobei die Leitungsfähigkeit eines hart gezogenen Silberdrathea beiO^C.
gleich 100 gesetzt ist. Ein Urthcil über die Anwendbarkeit von Metallen
zu Widerstandsmessungen gewinnt man noch aus einer von Matthiessen zu-
sammengestellten Tabelle, worin die Differenzen der Leitungsföhigkeit
zwischen 0^ und 100^ C. in Procenten der LeitungsfÜhigkeit von O^C. an-
gegeben sind und die hier mitgetheilt ^ird :
Silber 28,5 Proc. (weich),
Kupfer 29,0 Proc. (weich),
Gold 28,0 Proc. (weich),
Quecksilber 8,7 Proc. (nach Siemens),
die Gold- and Quecksilberlegirnng j J'^ 1]"^^ ^^^^^^
Matthiessen macht nun, gestützt auf seine Versuche und Betrachtun-
gen, den Vorschlag, die Leitungsfähigkeit eines Drathes seiner Gold- und
Silberlegirung von 1™ Länge und 1"»™ Dicke bei 0°C. 100 zu setzen und
dieses Widerstandsmaass zur Vergleichung der Widerstände von Schlies-
sungsbögen zu benutzen; hat dann ein Physiker einmal dieses Wider-
standsmaass mit dem Wober^schen absoluten Maasse verglichen , so kann
man alle nach Matthiessen^s Maass gemessenen Widerstände in absolutem
Maasse ausdrücken. Da man sich nun bei der Annahme von Matthiessen s
Maass wahrscheinlich der weichen Legirung bedienen würde, indem die
harte Legirung erst nach mehrmaligem Erwärmen bis 100® C. einen sich
gleichbleibenden Widerstand zeigt, so würde die Gold - Silberlegirung
nach obiger Tabelle in Bezug auf die Aenderung der Leitungsfähigkeit
mit der Temperatur mit Quecksilber ganz gleichwerthig sein. Die Legi'
rung von Matthiessen erfüllt nun die Anforderung 2 gar nicht, so dass das
Quecksilber seines gleiclimässigen Verhaltens wegen wohl den Vorzug ver-
dient. Der Verunreinigung des Quecksilbers bei den Versuchen kann m^J^
durch Anwendung von Platindrath statt Kupferdrath vorbeugen, ücbn-
gens macht Siemens in einem neueren Aufsatze (Pogg. Ann., Bd. 113, S. ^^1)
aufmerksam, dass die Differenz von 1,6 Procent in den Leitungsfahigkeit^^
der Gold - Silberlegirung viel zu gross für gute Widerstandsmessappar»^®
ist, deren Kesultatc bis auf 0,0001 übereinstimmen, während seine Wide*"
Staudsröhren, mit besonders sorgfältig von Dr. Quincke gereinigtem QuccK'
sillier gefüllt, genau dieselbe Leitungsfähigkeit zeigten, als die mit J^"J
seinigeu gefüllten, welches von ihm selbst nur mit Schwefelsäure f '
etwas Salpetersäure gereinigt worden war. Dr. Kahi-.-
DtUi-k von P.. G. TcuVjtvov vu Drc'.sdcn,
Literaturzeitung
der
Schrift flir Mathematik und Physik
herausgegeben
anter der verantwortlichen Redaction
Dr. O. Schlömilch, Dr. E. Kahl
und
Dr. M. Cantor.
Sechster Jahrgang.
LEIPZIG,
Verlag von B. G. Teubner.
1861.
Inhalt«
Philosophie xmd Oesehiohte der MathematilL. ^^^^
M. , Les trois tiwres de PorUme» ttEucHde 3
jtTHOLOifABi , Dr. , Zehn Vorlesungen über Philosophie der Mathematik . . 7
TBADHOBB, Prof. Dr. , Beiträge zur Geschichte der griechischen Mathematik 41
tLBOBür , J. , ProUgomenes phUosophiques de la giomitrie et Solution de» posiiäata 42
ArithmetilL'und Analysis.
vsnvAU, Dr., Darstellang der reellen Wurzeln algebraischer Gleichungen
durch Determinanten der Coefficienten • 9
lOHiB, Dr., Grundzüge des auf menschliche Sterblichkeit gegründeten Ver-
sicherungswesens ..... 36
tt«, Prof. Dr., Lehrbuch der algebraischen Analysis 04
CKBB,A., Lehrbuch der Algebra 69
LLBXKAMP , Dir. , Die Elemente der Mathematik 69
niAir , Dr. , Lehrbuch der Mathematik. 3. ThL 70
mioBB , D. , Leitfaden der allgemeinen Arithmetik und Algebra 71
BBBXBOBH , Prof. Dr. , Lehrbuch der Arithmetik mit Einschluss der Algebra
und niederen Analjsis 71
iFUt8,Dr., Lehrbuch der Arithmetik 71
— — Grundzüge der Algebra 72
rrsTBiB , Prof. Dr. , Lehrbuch der Elementarmathematik 72
11 Ton Dr. BiBBBHS db Haan 77
BB, Prof. Dr. , Handbuch der Kugelfunctionen ..114
Geometrie und Trigonometrie.
ODOBUS , Abhandlung über die isoperimetrischen Figuren. Deutsch bear-
beitet von Prof. NoKK 1
s, G. , Legons »ur let coordonnii curtnHgne» et leurs diverses appHcaiions . . 17
■OB, G. ,. Analytische Geometrie der Kegelschnitte, deutsch bearbeitet von
Dr. FiBDLBB 44
•B,Dr. , Lehrbuch der ebenen Trigonometrie 61
LBBKAXP , Dir. , Die Elemente der Mathematik 69
T8TBIB , Prof. Dr. , Lehrbuch der Elementarmathematik 72
EtTKA , Prof. , Studien über die Methoden und über die BenutBung hypso-
metrischer Arbeiten 81
IBCHB , Dr. , Die Elemente der ebenen Trigonometrie 90
Nachträgliche Bemerkung hierzu ^^^i
«tTBDT, Prof. Dr. , Das Prismatoid 91
Nachträgliche Bemerkung hierzu 111
miDBB, Prof, Dr. , Anfangsgründe der beschreibenden Geometrie, der ana-
lytischen Geometrie etc ^"X
IV Inhalt.
Mechanik«
ScHBLLBACH , Prof . , Ncne Elemente der Mechanik . . .
BoBTius , Civilingen. , Die Ericson'sche calorische Maschine
FhjrBik.
Gayabbbt, Prof., Lehrhuch der Elektrioität. Deutsch bearbeitet von Dr.
ABBia>T
PiSKO , Prof. , Die Fluorescenz des Lichtes • .
MÜLLBB, Prof. Dr. , Mathematischer Supplementband zum Grundriss der Phy-
sik und Meteorologie
8pillbb, Prof., Neue Theorie der Elektricität und des Magnetismus . . . . 1
SuBic, Prof., Lehrbuch der Physik 1
Bibliographie 8.13,38,49,79,94,1
Mathematisches Abhandlungsregister : JanHar bis Juni 1860
Juli bis December 1800 1
Literaturzeitung.
Kecensionen.
I» Abhaadlimg Aber die isoperimetritehtn Kgnreii, deatseh bear-
beitet Yon Dr. NoKK. Beilage su dem Freibnrger Ljceamspro-
gramme von 1800.
Es ist nicbt das erste Mal, dass der gelehrte Herr Verfasser sich in
Osgenstinden versucht, welche ftir die Mathematiker noch mehr Interesse
htben als fttr seine philologischen Fachgenossen. Schon 1854 gab er als
Beilage des Freibnrger Ljceumsprogrammes eine üebersetzong der Schrift
dei Aristarch von Samos über die Grössen and Entfernungen der Sonne
md des Mondes , und kündigte in derselben eine neue kritische Ausgabe
j«ner bedeutenden Abhandlung an, welche indessen unseres Wissens bbher
lueht erschienen ist Diesmal bereicherte er die mathematbche Literatur
intk die erste deutsche Bearbeitung einer Schrift, welche freilich nicht
YsUstftndig als solche erhalten ist, sondern nur in Auszügen theils bei T h e o n
▼Oft Alezandrien, dem Erklärer des Ptolemäus aus dem vierten Jahrhun-
dert, theils bei Pappus gefunden wird. Herr Nokk ging indessen von
dem gewiss richtigen Principe aus, dass Auszüge, welche bei fast gleich-
zeitigen Autoren, die also wohl Nichts von einander entnahmen, in fast
gleiehen Ausdrücken sich finden, dem Originale sehr nahe kommen müssen,
^Qid dass daher aus den gegebenen Quellen eine Bestitution wohl thunlich
BeL Das Resultat hat auch diese Voraussetzung vollständig gerechtfertigt,
Indern ein Studium der kleinen Schrift uns hinreichend überzeugt, so etwa
■Wsse in der That die Abhandlung des Zenodorus gelautet haben.
Eine durch den geistreichen Inhalt der übertragenen Abhandlung nicht
■Uiwiehtige historische Frage ist die nach dem Zeitalter des Zenodorus,
^elehe der Herr Verfasser gleichfalls einer Untersuchung unterwirft. Wir
kdmien ihm nur beistimmen, wenn er ans der wörtlich identischen Erwäh-
^nng des Archimedes sowie des Euklides in einigen Lehrsätzen, welche
l>ei Theon und Pappus zugleich vorkommen, den Schluss zieht, dass
iiese Worte auch im Originale sich fanden, und dass somit Zenodorus
i^deoCaUa später als Archimedes, also später als 250 v. Cbx.^ ^V^VA.V'ciki^'Ck.
UttralaiM/Ura^ tL ZeiUebr. f. Math, n, Phyi. VI. I. \
Literaturzeitung.
müsse. Damit falle die Behauptung Heilbronner's, welche Montuelii
Klügel, Bossut und Andere nachschrieben, als sei Zenodoras ein u-
mittelbarer Schüler des Oenopides gewesen, der um 560 y. Chr. lebie.
Nur glauben wir nicht nöthig zu haben, bei diesem negativen BesaUatie
stehen zu bleiben, sondern möchten den Zenodorus präciser als emn
Zeitgenossen des Ptolemäus in den Anfang des zweiten Jthr*
• hunderts n. Chr. versetzen: (Vgl. Comp/to r^mto, L. I, 630, 22. Oct 1800.
Wir stützen diese Vermuthung auf dieselben Worte des Proclns
Diadochus in seinem Commentare zum ersten Buche des Euklid, welche
auch von früheren Historikern zur Bestimmung des Zeitalters benutzt wor-
den, und welche nach dem Citate des Herrn Nokk im Originale so heuseB;
Oi 6h mgl Ssvodotov xov itQogi^xovTa (liv xy Oivojildov dtctöoxj xwf ^u^-
tmv dl "AvÖQCDvog dioQliovtm xo ^«o^fMir xov nQoßXiiiiaxog sc. r. iL {Prodm
Comment. in EucUd, p. 23). Der griechische Text stand nna nur in dieiem
Citate zu Oebote, die lateinische Uebersetzung desFranciBcua Baro|eiui
Paiavii 1560, p. 47) lässt indessen auf eine andere Lesart schliessen, welche nni
den Vorzug zu verdienen scheint. Dort heisst es nämlich: Sedaiores !€%%'
doiiy qui OenopitHs qtädem doclnnae fuü famiUarii^ Andromt vero dUdpiAtl^
iheorema a problemaie disimguebani e, c. /., während die kurze Inhalttaaseige
welche am Rande abgedruckt ist, angibt: Quo differat Iheorema a prMam^
juxta Zenodori opinionem.
Das Erste , was in die Augen fällt, ist die dreifache Schreibart des Na-
mens. Auch Herr Nokk bemerkt, dass Fabricius {Bibl. Gr. Um. IVj p. B4)
den Mathematiker, dessen hier gedacht wird, nicht Sivoötnog^ sonders
ZijvoSozog nenne, fügt aber hinzu, dass keinenfalls von einem Zipd^M^o?
die Rede sei. Bei den dem Sinne nach identischen Namen Zfivoioxog und
Zn]v66(OQog scheint aber ein solches strenges Auseinanderhalten kaum thoD-
lich, vielmehr dürften wir es nur mit verschiedenen Orthographien desselben
Namens zu thun haben, ähnlich wie auch Jioöaaqog und dioSoxog wechseln^
ähnlich wie der berühmteste deutsche Mathematiker des sechzehnten Jahr-
hunderts bald Sti fei, «bald Stiefel, bald Stieffei geschrieben ward. Fflr
diese Vermuthung ist auch gerade das Nebeneinanderstehen beider Na-
men bei Barocius wohl massgebend.
Eine wichtigere Aenderung ist noch, dass Barocius offenbar xov fui-
^rjTov übersetzt , welche Lesart auch dem Gegensatze fihv — dl eher ent-
spricht. Damach hätte Zenodorus zwar der Schule des Oenopides
angehört (wie heute noch ein Maler z. B. Nachfolger der venetianischen
Schule genannt werden könnte, wenn er diese Meister vorzüglich stadirt
hätte), wäre aber zunächst ein Zögling des Andren gewesen, auf dessen
Zeitbestimmung es somit allein ankäme. So merkwürdig es ist, dass bisher
Niemand diesen Gesichtspunkt hervorhob , können wir doch nicht nnterlai-
sen, auf ihn aufmerksam zu machen, wenn auch nur in der Erwartung, eine
DiscuBsion desselben zu vetanlassen. Was nun jenen Mathematiker Andren
Literatarzeitung.
^"^"V^,^^ ^** -«sicher , von Catanea auf Sicilien gebürtig, zvl Anfang
^-^^^^^'^^^artg und war unter Anderem auch eine Zeit lang Leb-
^^k^aiaers M. Aniomnut Philosophus (vergl. Zedier, Uni-
» S. 208). Von einem andern Matbematiker dieses Na-
^xrgends Erwäbnnng finden. Wäre dieser also der bei
o müsste in der Tbat Zenodorus jener Zeit angehört
~^bigen als wahrscbeinlicb anfäbrten. Cantob.
''•aclide retablis ponr la premi^re fois d'apris
ie Pappus et conform^ment au sentiment
*ie des ^noncös de ces propositions par
Her. 1860.
'^ bekannt, dass die sogenannte Frage
iie mathematischen Historiker im
0 \a wohl hinzusetzen , entzweite.
.ersucht, eine gedrängte Darstellung
^uergehenden Ansichten zu geben , und als
.ucspunkt hervorgehoben, welcher — allgemeiner
- nicht bloss die euclidischen Porismen, sondern alle Sätze
^^> ^^» welche diesen Namen verdienen. Referent verliess zu die-
V « die geometrische Betrachtungsweise und sprach sich dahin
^ •^ Wesentliche des Theorems, Eigenschaften einer gegebenen
^^^^ ^^ulegen \ das Problem hingegen leite Werthe der Function bei
^JSf^^^^ Argumente ab) endlich das Porisma, zwischen beiden stehend,
\^h '^ ^^A Eigenschaften einer Function auf die Art derselben schliessen.
■J^^|j00Bl Vortrage über diesen Oegenstand im Heidelberger naturhistorisch-
Vg^l^^*^en Vereine vom 21. November 18d6 suchten wir dieses nament-
TTa Im ftrztliehen Mitgliedern durch den Vergleich zu erläutern, das Theo-
^0 gebe den pathologischen Verlauf eines Krankheitsprozesses an, als
Pl^blem müsse die Therapie eines bestimmten Falles angesehen werden,
^Friima sei die Diagnose, welche mit beiden früheren Betrachtungswei-
PiB in mancher Beziehung übereinstimmend zwischen beiden in der Mitte
Unter einigen französischen Mathematikern, Herrn Breton (deChamp)
nagVincent dauerte inzwischen die Discussion noch fort und wurde mit
^jlilffMehaftliehkeit in dem Journal de Malhimatiques und in der Science ge-
f^tt^ wälirend sie sich, man weiss kaum um was? drehte. Endlich ist die
gl^^H^nge durch das Erscheinen des uns vorliegenden Werkes abgeschlos-
ig0 indem die nachträglichen Bemerkungen des Herrn Breton in den
Q^^iaUBB renduf wohl nur die letzten unbedeutenden Wellen darstellen,
irdflh^ 1^*^ jedem Sturme zurückbleiben. Herr Chasles hit ^<^ ^^>^
Literaturaeitnng.
Bücher Porismen des Eaclid wieder hergestellt, wie er es schon seit INS
versprochen hatte, nnd ist somit ohne allen Zweifel als erster ▼olbtiadiger
Löser der schwierigen Anfgabe anzuerkennen.
Wir wollen einen möglich kurz gefasste üebersicht seiner fintsife-
rung geben und dazu von jener Definition der Porismen ausgehen , welche
Papp US als die der Neueren bezeichnet In unserer oben erwähnten Ab-
handlung (welche wir als dem Leser zur Vergleiehung einielner Stellen
vorliegend voraussetzen) wurde sie folgendennassen übersetzt : Ein Porumt
ist das, was zur Hjpothese eines Ortstheorems fehlt. Es wird somit ndthig
sein, zunächst das Ortstheorem selbst zu erklären, worüber freilich kein
Zweifel möglich ist. Das Ortsiheorem ist nämlich ein Satz, welcher dse
Eigenschaft ausspricht, die allen Punkten einer vollständig bestimmten ^•
raden oder krummen Linie zukommt; wie z. B. der Satz: „Werden inf
dem Durchmesser AB eines Kreises zwei Punkte (7,i> so genommen, diu
•-— = -^-=r , so verhalten sich die Entfernungen irgend eines Punktee ■
der Kreisperipherie von jenen Punkten beständig wie CA : 2>^."
Die Hypothese besteht hier erstens darih, dass beide Punkte C^J> nl
einem Kreisdurchmesser liegen, und zweitens darin, dass 77^ = -=-^. Ans
i/Jf HD
dem Ortstheoreme wird nun ein Porisma, wenn die Hypothese
weniger genau wird, wenn z. B. die Lage des einen Punktes 2^ nicht
als bekannt vorausgesetzt wird. Es ist einleuchtend, dass auch die Folge-
rung alsdann nicht unverändert bleiben kann, dass abo z. B. hier die Grosse
CA
dos Constanten Verhältnisses — nicht angegeben werden kann , so Isnge
Mß JL
wir L nicht kennen, und so wird das jenem Ortstheorem entsprechende
Porisma folgendermassen lauten : „Ist ein Punkt C und ein Kreis gegeben,
so lässt sich immer ein zweiter Punkt /> und eine Verhältnisszahl X finden,
so dass die Entfernungen irgend eines Punktes m der Kreisperipherie von
C und D sich wie 1 : X verhalten.*'
Es ist dabei Etwas zu finden, was gleichzeitig als Folge
der Hypothese angekündigt wird, nämlich hier die Lage dei
Punktes B und die Grösse der Verhältnisszahl A. Das ist aber nach der
Definition, welche Pappus als die ältere nennt, gerade das Wesen de«
PorisDias. E(pceaav noguSfia elvai xo n^iEivofisvov sig TtOQiCfiov avrov xov
TiQOzEivofiivov wo wir nogiOfiov früher allzugewissenhaft nur durch „Porismi-
rung** umschrieben, statt es durch „Auffindung** zu übersetzen.
Mit dieser Auffassung stimmen auch jene Porismen überein, welche
allein in vollbtändigem Wortlaute bei Pappus aufbewahrt sind, und welche
Robert Simson zuerst der modernen Wissenscha^ zugänglich machte
und so der Vorgänger von Chasles, freilich in viel geringerem Masstsbe
wurde, als dieser Gelehrte in seiner ihn so rühmlich kennzeichnenden
Literatarzeitang. 5
a^^^S^V«^«A««A^«^^>^^kM^i^^<^i^i^v«>
etcheidenlieit za verstehen gibt. Eines davon ist das folgende Porisma :
Jehni'iden die 4 Linien eines vollständigen Vierseits sich in 6 Punkten,
m denen 8 in einer Geraden liegenden gegeben sind, and sind von den 3
Mgen Punkten 2 der Bedingung unterworfen , je auf einer gegebenen
«raden zu bleiben, so wird auch der letzte Punkt eine Gerade zum geome-
kohen Orte haben, welche aus den gegebenen Dingen näher bestimmt
«den kann/^
Man sieht augenblicklich 1) dass es sich hier um einen geometrischen
Irt handelt; 2) dass in der Hypothese die Lage der von 2 Punkten beschrie.
eaen Geraden nicht näher ausgedrückt ist, dass also an der Hypothese
itvas fehlt; 3) dass demgemäss auch in der Folgerung keine vollständige
leitimmtheit existirt; 4) dass aber die Folgerung zu einer bestimmten er~
fazt werden kann, indem man die Lage der dritten Geraden von den
^benen Dingen abhängig macht, sie als eine darzustellende Function
inelben betrachtet
So ist es auch zu verstehen, wenn von dem Porisma behauptet wird,
• sei eine Gattung von Sätzen , welche sich zwischen Lehrsätzen und Auf-
;iben etwa in der Mitte halte, so dass der Ai^sdmck derselben in die Form
'<A Lehrsätzen und von Aufgaben gebracht werden könne. Einen Lehr-
itz haben wir allerdings vor uns, aber einen solchen, der
I seinem Ausspruche selbst wieder eine Aufgabe ein-
ehliesst.
Wenn darnach bisher sämmtliche beiPappus erhaltenen Erklärungen
ad Bemerkungen gleichmässig Anwendung fanden , wenn femer die soge-
nmften Neueren des Pappus nichts Weiteres hinzubrachten , sondern mit
m enelidischen Porismen sich begnügend deren Definition nach einem
febennmstande verändert haben sollen, so kann darin nur der Sinn liegen,
las ursprünglich das Porisma noch allgemeinere Bedeutung hatte als in
m angeführten Beispielen, dass es nur nothwendig ist, die Art des Neben -
matandea zu kennen, um die Verallgemeinerung selbs^ wieder herzustellen.
iese Schlüsse, so einfach wie die Aufstellung des Eies des Columbus, hat
kaalea zuerst gezogen« Er hat den Nebenumstand darin erkannt, dass
an nicht gerade ein Ortstheorem besitzen müsse , welches durch Verände-
ng der Hypothese den neuen Satz liefert, bei welchem noch etwas gefun-
m werden soll, sondern dass ganz allgemein
«in Porisma jeder unvollständige Satz ist, welcher Zu-
aammenhänge zwischen nach bestimmten Gesetzen ver-
Inderliehen Dingen so ausspricht, dass eine nähere Erör-
terung und Auffindung sich noch daran knüpfen lässt
Ein Beispiel eines solchen Porismas, welches nicht von einem Orts-
Mjpreme ausgeht, wäre es, wenn wir sagen: „Der Winkel, unter welchem
is^Jkm Mittelpunkte eines Kreises das zwischen zwei gegebenen Berüh-
BgiBnlen liegende Stück einer dritten BerührungslxniQ (^«^YkscL V\&^^ vix.
6 Literatarzeitang.
constant'^ Dabei bleibt nämlich nocb als Aufgabe, die Gh^see diesei eon*
stanten Winkels zn bestimmen.
Oder um ein Beispiel aas einem anderen Theile der Mathematik n
wählen, wenn wir sagen : „Jede reelle ganse algebraische Funktion irgend
eines nten Grades lässt sich in einfachste reelle Faktoren niedrigeren GradM
serfällen", so ist das ein Porisma, da wir daran noch die weitere Betrach-
tung zu knilpfen haben , von welchem Grade jene Faktoren sein werden.
Endlich ist auch , wir müssen heute , wie bereits vor 4 Jahren, wieder*
holen, die ärztliche Diagnose ein Porisma, indem sie den gegenwärtigeil
Zustand des Kranken erhärtend mit Berttcksichtigung der von IndiTiduiiB
zu Individuum veränderlichen Natur zugleich das Problem der weiteren
Entwickelung des Processes in sich schliesst.
Die Frage, wie es wohl gekommen sein mag, dass statt der allgemei-
nen Definition später die zweite speciellere substituirt wurde , lag zu ntbe,
als dass Chasles sich dieselbe nicht gestellt hätte, und er beantwortet lie
vollkommen genügend dahin , dass wahrscheinlich ein oder der andere Mi-
thematiker eine Auswahl von Porismen, sei es als Lehrmaterial, sei es m
ein Buch , vereinigt habe , dass dazu die Porismen gewählt wurden , welche
die damalige höhere Mathematik bildeten , also für die Lehre von den geo-
metrischen Oertem nützlich waren, und dass man in dieser Weise mit einer
specielleren Definition auskam, welche bald die allgemeinere, eigentüeh
richtige , ganz verdrängte.
Von Porismen aus nicht geometrischen Kapiteln konnte ohnedies bei
der durchweg geometrischen Behandlungsweise der griechischen Mathematik,
welche kaum bei der Zahlentheorie sich verleugnete , wie Beferent schon
mehrfach zu zeigen Gelegenheit nahm, nur wenig die Rede sein. Die ein-
zigen Ausnahmen gehören in der That der zuletzt erwähnten Disciplin an
und finden sich bei Diophant. Die Betrachtung derselben lässt unmittelbv
das erkennen, was als Kriterium eines Porismas angegeben wurde: Ef
wird Etwas beweise]^ , was selbst als Ausgangspunkt einer von selbst sieh
daran knüpfenden Frage dient.
Darin liegt es auch, dass Pro eins mit vollem Rechte sagen konnte:
„Man nennt es ein Porisma, wenn Etwas zwar gesucht wird, aber um von
der Erfindung Gebrauch zu machen und nicht von der Entstehung oder ein-
fachen Anschauung".
Darin femer liegt die Aehnlichkeit zwischen den bisher als Porismen
bezeichneten Sätzen und den sogenannten Zusätzen , Corollarien. Auch sie
knüpfen sich ohne Weiteres an das gerade Bewiesene an, ohne eine bloss
verschiedene Ausspruchsweise desselben zu sein. Sie wurden desshalb auch
unter dem gleichen Namen als Porismen bezeichnet.
Es erübrigt nur noch Weniges um die Ansichten von Chasle^in
Kürze mitgetheilt zu haben. Dahin gehört das Verhältniss der Porismen
zu den Sätzen, welche als Data, besonders als die Data des Enelid be-
Literaturzeitung.
'nd, eb Verhältniss, welches der Verfasser schon in der Geschichte
«".trie also seit 1834 angedeutet hatte , aher doch wohl in etwas zu
Weise ^ so dass es dem Keferenten bisher unverständlich blieb,
der Abhandlung Bd. II dieser Zeitschrift auch nur mit einem
^geführt werden konnte. Dieser Zusammenhang besteht
'es in einer Identität der Form, während der Inhalt
unterscheidet, dass bei dfen Porismen die Bedingung
hen Grösse hinzutritt, welche bei den Daten fehlt.
*i Letzteren der Satz,: „Wenn zwei Grössen a, b in
"^ ^ stehen, so steht die Summe der beiden zu jeder
gebenem Verhältnisse.'*
.sächlichen Ansichten, welche Chaslcs über Poris-
aces in der Einleitung seines Werkes auseinandersetzt.
.i,neit der Auffassung, die Klarheit, mit welcher jede der frü-
aunkeln Stellen jetzt hervortritt, würden wohl an sich genügen, sei-
-tfn Definitionen zur Stütze zu dienen, so dass es ein zu diesem Zwecke
Tollständig überflüssiger Beweis ist, den er durch wirkliche Ecstitution der
drei Bücher Porismen von seinem Standpunkte aus noch hinzufügte.
Das Verdienst dieses zweiten und eigentlichen Haupttheiles des Wer-
kM ist ein in sich selbst hinlänglich begründetes. Es wäre eine eben so
ichwienge als undankbare Aufgabe, auch nur den hauptsächlichen Inhalt,
darin der Chasles^schen Restitution enthaltenen Sätze in kurzer Skizze
wiedergeben zu wollen. Dieser Keichthum an geometrischer Eleganz will
Tollitgndig und wiederholt genossen sein, wenn man alles Vergnügen und
allen Natien aus dem Werke schöpfen will , die es gewähren kann. Wir
dürfen daher ftiglich unsere Anzeige hier abbrechen und deren Schluss
noch in die Worte zusammenfassen, dass wir es hier mit einem Meister-
werke SU thun haben , würdig des Verfassers des Apercu hisiorigue , würdig
ngleich des Verfassers der Geomelrie superieure. Cantor.
Br« Fr. Barfholomaeiy Zehn Vorlesungen über Philosophie der Kathe-
Jena. Verlag von Friedrich Luden, 1800.
Was der Verfasser unter diesem Titel dem grösseren Publikum darbie-
tet, sind wesentlich Gelegenheitsreden , welche er in der mathematischen
Gesellschaft in Jena beim jedesmaligen Abschlüsse eines Vereinssemesters,
oder sonst bei Festlichkeiten zu halten hatte. Es ist gewiss nur zu loben,
deas er als Stoff dieser der Zeit nach ziemlich weit auseinanderliegenden
Vortrige solche Gegenstände wählte , welche ebensowohl als ein Ganzes be-
traehtet werden können, als sie jeder für sich der getrennten Behandlung
Adlig nnd anch f&r solche Zuhörer, die nicht strenge Fachmathematiker
waren, sngänglich nnd sogar interessant waren. Das Gelegenheitliche lässt
sieh dämm anch in der Anordnung des Stoffes kaum bemerken ^ welche in
8 Literaturaeitang.
conseqnenter Reihenfolge saerst die Quellen der mathematiBehen BegrU
von Herbar fächern Standpunkte ans nnterflucht, nnd dieselben in d<
Natorbetrachtung, m der Selbstbeobachtung, in der Metaphysik, in di
Logik findet.
So trennen sich von selbst vier Haupttheile ab: die philosopUsd
Begründang der Mathematik aus der Natnrbetrachtnng, ans der Selbstbeol
achtnng, die Mathematik des Seins nnd die Mathematik der Denkform. Ni
der erste Theil wird weitläufiger behandelt, indem der Verfasser die Durd
führung der späteren Kapitel sich noch vorzubehalten scheint. Beferent i
mit der Herleitung mathematischer Begriffe aus der Erfahrung, also ans d
Naturbetrachtung, zu sehr einverstanden, als dass er den Entwickelungt
des Verfassers nicht mit Interesse gefolgt wäre. Trotzdem gestattet ui
der Zweck dieser Zeitschrift nicht, uns hier auf eine ausführlichere Duste
lung einzulassen. Es ist keine Frage , dass der Gegenstand fttr den Phil*
sophen überaus wichtig ist. Wir möchten ihm namentlich die vielfache P*
lemik gegen Hegel zur prüfenden Würdigung empfehlen. Es ist nie
minder sicher, dass der Mathematiker das vorliegende Werkchen mit ein
gewissen Spannung verfolgen wird. Aber auf die mathematischen Lehnn
thoden dürften dessen Besultate doch nur von geringerem Einflüsse sei
Das ist gerade das Eigenthümliche an unserer Wissenschaft, dass von d<
verschiedensten Principien aus dasselbe Ziel erreicht werden kann, wei
man nur consequent zu Werke geht.
Manches auch mathematisch Neue und Ansprechende wird übrigei
der Leser doch an den verschiedensten Stellen des Büchleins finden. Ref
rent will dabei besonders auf die vier letzten Vorlesungen aufmerksam m
eben, welche mit einigen der ersten Zahlen, besonders mit der Eins, Zwc
Drei, Vier, Sieben und Zwölf sich beschäftigen und historisch interessant
uns fast durchgehend neue Zusammenstellungen und Hypothesen bringe
Unter den „Anmerkungen'' folgt alsdann noch eine ausführliche Deutui
der apocalyptischen Zahl G66 , welche dem Scharfsinne des Verfassers al
Ehre macht.
Es bleibt noch übrig der Form zu gedenken, in welcher die Vorlesung«
vor uns hintreten. In dieser dringt nicht sehr zum Vortheile des Werkehe:
das Gelegenheitliche zu stark durch. Wir glauben, dem Verfasser den Ka
geben zu müssen , bei Veröffentlichung der Fortsetzung seiner Forschung«
jene Schlusssätze, welche den Gang der Betrachtungen nur jedesmal unte
brechen, lieber wegzulassen. Gesprochen mögen jene Abschweifungen a
Ende des eigentlichen Vortrags von erheiternder Wirkung und vielleic
auch am Orte sein. Gedruckt machen sie sicherlich keinen angenehm<
Eindruck auf Jeden , den nicht persönliche Erinnerung zum dankbaren L
ser macht. Sie stören vielmehr nur die Gesammtwirkung, welche der ems
Theil der Vorträge hervorzubringen entschieden geeignet ist Cantor.
Literatnneitang.
Sanldhnif d«r rotUtii Wnrsela algebraiaeher CUtidiiuig«]! duroh S»-
tonniBantMi der CoaffioieataL Von Ed. Fübrstemaü, Oymnasial-
lehrer sa Harburg. Marburg , Elwert*8che Universilfttabachhand-
lung. 18(K).
In d^ Yorliegenden Abbandlang (35 8.) giebt der Verfasser eine neue
Methode der Auflösung von solchen algebraischen Oleichungen, deren Wur-
leln sftmmüich reell sind. Diese Methode ist in mehrem Besiehungen merk-
w1irdi|( und verdient die Aufmerksamkeit der Algebristen, weshalb einekurae
Besdureibung derselben den Lesern dieser Zeitschrift nicht unwillkommen
sein dürfte.
1 . Es sei f{x) s=a^+ a^x+ 0^0? + .. eine ganie algebraische Func-
tion von X vom nten Grade. Das System der Gleichungen
/X«) = 0, xfix)=0, a^f{x)^0. . ., af''f{x) = 0
iit in Beaug auf die Ghrössen x, af^ cf.., af^^^^ linear. Man kann also
ji — 1 dieser Grössen, welche auf einander folgen, z, B.
aas dem System
0 = 0,+ atx + a^+ .. + a^af,
0 = a^ + a^sf + . . + fl,-!«" + ö,«**^,
■ •• ••• .y. •••
elimfaiiren. Zu diesem Zwecke wird die Determinante piva Grades des
Syttems a^^ a^^j, a^^ . .
m
«k-t» «»-11 «* • •
gebildet, natflrlich unter der Voraussetzung, dass das Element a, verschwin-
det, wenn r ausserhalb der Grensen 0 und n fUIt. Dann multiplicirt man
die obigen Gleichungen der Reihe nach mit den Coefficienten , welche in
der Determinante su den Elementen der ersten Colonne gehören , und die
durch ff 1,1 , at.i9 • • 9 S.< bezeichnet werden, und findet durch Addition
I) 0=9>fc(a:) +6|a*^+5,a*'»^* + .. +6^«**^*.
Hierin ist ip^^ (x) eine ganze rationale Function von x vom Arten Grade,
ulmlich
9*(«) = («0 + «1«? + «t«* +••+«*«*) ff,,,
+ (fl^ + Ä,a:*+ . . + 0^,05*)«,.,
+ {a^ + . . + «»-««>,,,
^" • * • • • •
Die Function %tix) entsteht aus der obigen Determinante jEvten Grades,
bdem an die Stelle der Elemente a^^^ o^, , . . in der ersten Colonne die Ele-
iwnte
o, + . . + «fc«, «0« + . . + «*-!«*! «•«•+ • •+fl»-t«*, • •
geseiat werden. Also hat man
10
Literatanseitcuig.
n) 9b(x) =
09 + aix+ ä^ +
«0 > «M-1 1 *»+t ' •
+
öi5*iH-i>^*+t- •
0, flfc, flj^t. .
«Ol«*» «M-«* •
0, a^t.Oh • •
■ • ' • • •
0, Äfc_,,flfc ..
a: + ..+
«k-1 » «» » «M4 •
«k-i> «k-n «* •
«».
2. Yergteht man nnter 0^1^1.1, n?»^^, . ., ««^ Wurzeln der Gleichung
f(x) =0, 80 hat man nach (I) das System
0 = g^(a:jk^|)+ biXÜ:!^+ b^xjfr^'+ . . + b^xClS"
von n — k + l Oleichongen, welche in Bemg auf die Grössen fri, 6t, .. b^^
linear sind. Die Besnitante dieses lineare^ Systems ist
0 =
05*'' *
*'M-1
oder nach Division der Zeilen
X,
0 =
1,
^(O
1,
oder nach Multiplication der ersten Colonne
ni) 0 =
9*W,
1,
a?,
«'M-l;
*^H-«
p
©'
9^»(^Ji
worin die partiellen Determinanten c^^ C|^|, . . . c^ von p unabhängig sind.
3. Diese Gleichung reducirt sich auf g>n (x) = 0, wenn p ins Unend-
liche wächst, unter der Voraussetzung, dass die Gleichung /'(a;)=0 lauter
reelle TTarzeln hat, und dass unter diesen Wurzeln x,^i , • . , or, die absolut
Literatorzeitung.
11
grduton find. Die Übrigen Wnneln xT], x^ • ., x^ der 61eicbiiiig^(«)esso
und die Wuneln der Gleichung g>k(x) = 0.
Insbeaondere giebt g>i {x) s=s 0 die absolut kleinste Worselopi der Olei-
chnng f(x) = 0, g>f(x) = 0 die 2 absolut kleinsten Wuneln Xi, x^ derselben
ffleidrang, 9b (^} =^*fi die 3 absolut kleinsten Wurzeln a?i, Xf, x, derselben
Oleiehung, u. s. f. Also bat man
IV) — «,= «Oföt.flf-- • «l»«ll«f
überhaupt
(~l)*«n«i,-.a^=
0, a„ ö, ,
«•» «4> «»<
0, fl„fl4
«t. «i»Ö4
• • •
«1» «•i«4
«^»«»» «M-1
sur Berechnung der Wurseln Xt, x^, ...
Diess sind die bedeutsamen Resultate , su welchen Herr Fflrstenau,
wenn auch nicht auf dem hier angezeigten etwas directeren Wege , gelangt
ist Herr Fttrstenau hat die Fälle absolut gleicher Wurzeln nicht unbe-
achtet gelassen, er hat die successive Berechnung von i^k.i> ''^».tY -^».ti • •
angegeben, und nach seiner Methode die Wurzeln einer numerischen Glei-
chung 4ten Grades wirklich ausgerechnet.' Die mitgetheilten Zahlen geben
lu erkennen , was Herrn Fttrstenau entgangen zu sein scheint, dass je zwei
aufeinander folgende unter den Werthen
^»jp-i ^k,p
^k,p
K
^•^t
den gesuchten Grenzwerth einschliessen. Durch den Beweis dieser
wichtigen Eigenschaft wird Herr Fttrstenau seine Methode auch in prae-
tischer Hinsicht gegen etwaige Unterschfttzung sicherstellen. Die bedeu-
tendste Ergänzung des durch die neue Methode Geleisteten wttrde aber in
einer glttcklichen Discussion der Gleichung (III) fttr den Fall complezer
Wurzeln bestehn.
Zum Schluss kann ich nicht unerwähnt lassen, dass in Herrn Fttrste-
nau*s Arbeit zum erstenmale, wenn ich nicht irre, Determinanten von un-
endlichem Grade in Anwendung gekommen sind. Dr. B. Baltzeb.
1 2 Literatnrzeitang.
Lehrbuch der Elektridt&t Von I. Gavarbet , Professor an der medicini-
sehen Facnltftt su Paris, deutsch bearbeitet von Dr. Büdolf
Arendt, Leipaig, F. A. Brockhaas 1859 3 1 heile = 4 Lieferun-
gen k 1 Thaler.
Das genannte Werk ist eine üebersetznng, die der Herr üebersetier
mit eigenen den Text unmittelbar einverleibten Anmerkungen versehen hat,
sodass das im Ganzen 986 Seiten sählendö Werk ohne die Anmerkungen
ungefähr 65 Seiten weniger einnehmen würde; desgleichen hat der Herr
üebersetser es mit itlr deutsche Verhältnisse passenden Citaten versehen.
Der behandelte Stoff umfasst das Gebiet der Beibungselektricität , des Mag-
netismus und der elektrischen Ströme und ist von den Herrn Verfasser in
die 4 Abtheilungen gebracht werden , die auch der Uebersetzer beibehalten
hat: 1) statische Elektricitftt , 2) Magnetismus, 3) dynamische Elektricität,
4) atmosphärische Elektricität. Hinsichtlich der weiteren Eintheilnng müs-
sen wir, um nicht zu lang zu werden, auf das Werk selbst verweisen, k5n*
nen aber versichern, dass es eine gute didactische Eintheilnng ist; was die
Beichhaltigkeit des behandelten Materiales anbelangt , so lässt das Werk
nichts zu wünschen übrig, indem überall das Historische genügend berück-
sichtigt ist und z. B. der Herr uebersetzer auch den neuesten Forschun-
gen gedacht hat. Was die Behandlui\g des reichlich dargebotenen Stof-
fes anbetrifft, so ist durchgängig der Weg der Herleitnng des Gesetzes aus
dem Experiment gewählt, die Versuche sind durch nette in den Text ein-
gedruckte Holzschnitte (im ganzen Werke 456) erläutert, von Mathematik
ist daher wenig Gebrauch gemacht, so dass man beim Lesen des Werkes
mit den Elementen dieser Wissenschaft auskommt. Die Ausstattung des
Buches ist vorzüglich, Druck Papier und Holzschnitte lassen nichts wün-
schen übrig. Sollen wir einen Tadel aussprechen , so betrifft er die Ein-
theilnng der Elektrisirmaschinen in solche , die nur eine Art von Elektrici-
tät liefern können (Scheibenmaschinen) und in solche, die gleichzeitig beide
Arten der Elektricität liefern können (Cylindermaschinen). Wir zweifeln
nicht, dass diese Eintheilnng nur davon herrührt, dass man in Frankreich
das Reibzeug der Scheibenmaschinen nicht zu isoliren pflegt, endlich hätte
wohl mehr auf die Theorie der Elektrisirmaschinen und des Elektrophors ein-
gegangen werden können , von erstem die Minderentwickelung der negati-
ven Elektricität, von letztern die Ursache der Tenacität erklärt werden
können. Ungeachtet dieser Ausstellungen, die nur Einzelnes beti-effen, ist
das Buch im Ganzen ein sehr gutes Buch und wir können dasselbe allen
denen empfehlen, die sich ohne Aufwand bedeutender mathematischer
Kenntnisse gründlich mit den Erscheinungen der Elektricität und des Mag-
tismus bekannt machen wollen. Dr. Kahl.
Literatorseitung. J3
Bibliographie.
Vom 1. October bis 1. December 1800.
Periodiiehe Schriften.
Berichte Aber die Verhandlangen der K. S. Gesellschaft der
Wissenschaften zn Leipzig. Jahrg. 1860, 1 n. II. Leipzig, Hirzel.
Vi Thlr.
Abhandlungen derK.Akademie der Wissenschaften znBerlin.
Ans dem Jahre 1859. Mathemat Abhandinngen 2 Thhr.
Physikal. Abhandinngen 8 Thhr.
Bitinngsberichte der K. Bayr. Akademie der Wissenschaften
in München. 1800; 1—3 Heft München, Franz. k 1^ Ngr.
Abhandinngen der K. Bajr. Akademie der Wissenschaften zn
München. 8. Bd. 3. Abth. Ebendas. 2 Thhr.
Fortschritte der Physik im J. 1868. Dargestellt v. d. physikalischen
Oesellsch. zn Berlin. 14« Jahrg. redig. ▼. 0. Hagen. 2. Abth. Berlin,
Beimer. 2 Thh:.
KuPFrsB, A. T. Annales de fobservaioire physique centrale de Eus-
tie. Annie 1857. Leipzig, Voss. 7 Thlr.
KuPPFUty A. T. Correspondance mStSorologique. Annde 1858. Leipzig,
Voss. 5 Thlr.
Beine Mathematik.
Babtholomaei, f. Philosophie der Mathematik. 1. Abth. enth.
zehn Vorlesungen. Jena, Luden. 1 Thlr.
MniAN,P. Die Mathematiker BernonllL Basel, SchweighAnser hi
Comm. 18 Ngr.
Stbrh, M. A. Lehrbuch der algebraischen Analysis. Leipzig,
C. F. Winter. 2 Thlr.
SoHBiBMEB, W. Ueber unendliche Beihen und deren Conver-
genz. Oratulationsschrift. Leipzig, Hirzel. 24 Ngr.
ZsHFUsa, G. Die Grundzüge der Algebra. Oppenheim a. Bh., Kern.
22 Ngr.
DoE&K, H. 0. Lehrbuch der Mathematik. I. Bd., 1. Tbl. Arithme-
tik u. Algebra. 2. Aufl. Berlin, Weidmännische Bucbh. 18 Ngr.
Obossmamn, H. Lehrbuch der Mathematik. 1. Theil, Arithmetik.
Berlin, Enslin. V3 Thlr.
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nover , Helwing. V4 Thlr.
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p ersp e cti ve etc. Aus dem Fansös. von E. KIauffmann. 2. Ausg.
1. Lief. Stuttgart, Becher. V4 Thlr.
BÜHLMANN, M. Grundzttge der Mechanik im Allgemeinen und
der Geostatik im Besonderen. 3. Aufl. Leipzig, Amoldische
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Prediger, C lieber die Genauigkeit barametrischer Höhen-
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mitaux faiies ä Vobservaioire physique central de Bussie.
Leipsig, Voss. 6 Thhr.
Sü MoNCBL. "Etudes des lots des couranis ilectriques au poini de
vue des applicaiions Slectriques* Paris , ffacheUe. 4 Frcg.
BoriohtifVBf.
Zufolge eines Yersehens habe ich in meiner Besprechung der Elemente
derlCathematik yoa Dr. Baltsbb (Jahrg. 1860, 4. Heft) die Beiheuentwicke-
kmgen fOr ly und Aretan s als fehlend bezeichnet; dies ist dahin sa berichtigen,
dsis nicht die Beihen für ly und Aretan x, sondern yielmehr die Beihen für tan x,
9iem, teeXf esc x und Aresin x fehlen. Die Folgerang, dass des Verf. Werk für
eine algebraische Analysis sa wenig and für „Elemente der Mathematik'* ca Tiel
eathüt, bleibt dabei ungestört Soblöxiloh.
Literaturzeitung.
Recensionen.
IiafQis rar les ooordonnte onrvilignet et lern divenet applioations. Par
O. Lam^. (Paris, Mallet-Bachelier, 1859.)
Das Yorstehend genannte Werk scheint zwar schon durch den Namen
»eines Verfassers die Gew&hr in sich zu tragen , dass es allgemein beachtet
wird; dennoch hat diese Anzeige wesentlich den Zweck , auf die Bedeut-
Simkeit seines Inhalts in weiteren Kreisen aufmerksam zu machen ; viel-
kicht, dass diess bei den Hindernissen, die der Verbreitung fremdländi-
scher gelehrter Werke noch immer entgegenstehen, doch nicht ganz über-
fllssig ist.
Man weiss es , dass der gelehrte Autor mehr als Andere zur Bearbei-
tniig des bezeichneten Gegenstandes berufen war, und man wird es ihm
Dank wissen, dass er sich der Mühe derselben unterzogen hat. Knüpft sich
doeh der Begriff der krummlinigen Coordinaten durch das ausgezeichnetste
Beispiel Ton der Anwendung derselben, durch die elliptischen Coordinaten,
Tor Allem an seinen Namen.
Das System der elliptischen Coordinaten in der Ebene bezieht be-
kanntlich jeden Punkt der Ebene auf zwei feste Punkte derselben , indem
es ihn als den Durchschnittspunkt einer Ellipse und einer Hyperbel be-
tiaebtety welche beide jene Punkte zu ihren Brennpunkten haben. Die
Halbaxen beider Curven dienen als Coordinaten des Punktes. Je zwei
zaiammengehörige Curven des Systems sind in ihrem Schnittpunkte rccht-
whnklich auf einander. Herr Kummer hat im XXXV. Bande von Crelle's
Jonmal bewiesen , dass confocale algebraische Curven sich ganz allgemein
orthogonal durchschneiden, wenn man die PI ücke rasche Brennpunktsdefl-
nitton voraussetzt. Man hat damit ein System rechtwinkliger Coordinaten,
in welchem die zu den Axen parallelen Coordinaten des Cartesischen
Systems durch Curven 2. Grades und die in den Axen gebildeten Ab-
schnitte dnrch die Halbaxen derselben als durch ihre Parameter ersetzt
werden.
ZciUcbrin r. Matheinalik u. Physik. VI. 2. 2
1 8 Literaturzeitung.
Man weiss auch, dass das System der elliptischen Coordinaten seine
allgemeine Gestalt und seine grössere Bedeutsamkeit erst im Baume em-
pfängt. Drei confocale Familien von Oberflftcben sweiten Ghrades ezistlren,
durch jeden Punkt des Raumes geht eine Flltohe Ton jeder Familie und
diese drei Flächen sind in ihm zu einander orihogonal, d. h. die Taagentiml-
ebene einer jeden enthält die Normalen der beiden andern. Die drei Ober-
flächenfamilien sind dreiaxige Ellipsoide, einfache und doppelte Hyper-
boloide.
Ein einfacher specieller Fall dieses Systems ist das der geographiaehen
Ortsbestimmung analoge System auf der KugeloberflSehe ; die Kugelflächa
vertritt das dreiaxige EUipsoid, die Meridianebene das einfache und der
Breitenkegel das doppelte Hyperboloid; auch hier sind in jedem Punkte
des Baumes die drei Coordinaten-Flächen orthogonal.
Die nähere geometrische Definition des allgemeinen ellipsoidbehen
Systems ist im Folgenden enthalten : Auf drei rechtwinkligen Azen Oac^ %, Ar
werden die Längen OF = 0F'= /, Of=Of^s:szkl, 0/= 0/' c= 4:7 reepee-
tivo aufgetragen und die sechs Punkte F^ F\ /*, f\ S^ $' als die Brennpunkte
des Systems bezeichnet. Dabei gilt die doppelte Belation Ap'bsI — lr*<L
In Folge dessen können Fy F[ als die Scheitel und f^f'.9^A die Braanpunkta
einer Ellipse dienen, deren kleine Axe alsdann dtirch SS beseiehnet wM.
M.Lame nennt sie die Focal- Ellipse. Desgleichen siud /; /^ die Sdftsi-
tel und F, F' die Brennpunkte einer Hyperbel| welche der dsz Ebene ange*
hört and deren imaginäre Halbaxe gleichfalls durch OS'=^Of ausgedrttdct
wird. M. Lamö nennt sie die Hyperbole ombüicak^ die Hyperbel derNa-
bol- oder Kroispunkte; denn sie bezeichnet allerdings auf sämmtli-
chen EUipsoidou die vier Kreispunkte, welche jedes derselben besitzt.
Von jeder der drei Oberflächen-Familien ist die erste Fläche ebouo wie
die letzte eben. Die Familie der zweifachen Hyperboloide beginnt
mit der Ebene der yz, und diese gehört in ihrer ganxen Ausdehnung suihr«
Sie durchläuft mit immer wachsendem Parameter alle dieser Flächen&miilie
möglichen Formeu, um in der Ebene der zx zu endigen; jene Ebene j^«
verdoppelt sich im Bewegungssinne der orAxe und beide Mäntel krümmen
sich in cntgegeugesetztem Sinne , beide schneller in der Bichtung der jf)
als in der der ;: ; beide durchlaufen den ganzen Baum und endigen mit der
zweifachen hyperbolischen Platte iu der Ebene der^zo:, deren Grenze die
Hyperbel der Kreispunkte bildet.
Mit der einfachen hyperbolischen Platte, welche den Best der rxEbene
bildet, beginnt die Familie der einfachen Hyperboloide. Die Platte
trennt sich im Sinne der ^, um ein Hyperboloid mit einem Mantel zu bilden,
welches sich mehr und mehr öffnet und krttmmt. Die Scheitel seiner Kehl*
ellipse rücken von f\f' gegen F^ F' und von 0 gegen /, f'\ in dem Augen-
blicke, wo sie die Grcnzlage erreicht haben, so dass die Kehlellipse sich
m\i clor Focal-Kllipse dockt, ist der bewegliche Mantel, nachdem er den
Literaturzeitung. 1 9
'w»^^»»^^^*»*»^^^y<^^^»v^^^»»^»N^s^»^^«*»«'»^«»«»ww»*»*^^^M^^Mw^^
l^nien Raum durchlaufen hat, am Ende seiner Formenwandelung angekom-
cnen. Der Asymptotenkegel, nachdem er aus der Ebene der y;r heryorge-
gaagen sieb immer weiter geöffnet bat, verwandelt sieb nun durch Deckung
Behner beiden entgegengesetzten Mäntel zur Ebene der xy, und das einfache
Hyperboloid bedeckt , ebenfalls durch Zusammenfallen seiner entsprechend
entgegengesetzten, durch die Kehl -Ellipse getrennten Mantelhälften, den
»sserbalb der Focal-Ellipse gelegenen unbegrenzten Theil der Ebene xy,
DieFocal-Ellipse dagegen umschliesst die elliptische Platte, welche das
erste derdreiazigen Ellipsoide darstellt, die die dritte Flächen-Fami-
lie bilden. Um den Punkt 0 herum trennt sich dieselbe im Sinne der z Aze
in zwei Mäntel, welche zusammen ein sehr abgeplattetes Ellipsoid um-
seUiessen; indem sich diesd stets yergrössert und aufbläht, durchläuft es den
ginzen Raum und endigt mit der Kugel Ton unendlichem Radius als dem
letzten Oliede seiner Familie.
Indem man sich vergegenwärtigt, dass die Hauptschnitte der Ober-
flächen von allen drei Familien, während der ganzen Formenwandelung
stets die nämlichen Brennpunkte haben, vervollständigt man das Bild des
ganzen Systems.
Wenn x^y^z die rechtwinkligen Coordinaten eines beliebigen Punktes
smd, 80 stellen die Gleichungen
\Af^ B* Ct*~ '
jfl_il_Ü_/.
m Verbindung mit den Relationen
jf + B* ==l^,J^ +(*=l,C ~-B*=k'*
2) j A,* — B^ = i^,A,' + C,»= 1 , B,* + C,* = k'* .
I A,* — B*=zl^, A* - 6',» = l,Bt*-(V == *'»
die drei OberflXchon-Familien dar. Jene bestimmen ihre Gattung, diese
ngen , dass sie confocal nnd in Folge dessen orthogonal sind. Die Focal-
Ellipse wird durch die Gleichungen
,t
^ = 0,0:« + ^,= /«
und die Hyperbel der Kreispunkte durch die anderen
repräsentirt.
Man sieht daraus auch, dass das ellipsoidale System nicht ein durch
die Grösse / einfach bestimmtes ist, sondern dass es fUr dieselbe Länge /
ebenso viel verschiedene ellipsoidische Systeme geben muss, als gebrochene
Werthe zwischen Null und Eins enthalten sind; denn alle solche können
2*
20 Literaturzeitung.
dem Verhältniss der Breuupunkts- Distanzen Of und 0-^ oder der Grösse A^-
beigelegt werden.
Wenn k den Grenzwertli Null hat, sodass die Focaldistans Of vcr—
schwindet, so reducirt sich die Hyperbel der Kreispunkte auf die Axe dex-
z und die Focal-£llipse auf einen Kreis; die Familie der dreiaxigen Ellip—
sode ist eine Familie von Umdrehnngs-Ellipsoiden geworden, für welche die-
Uauptaxe mit der kleinen Axe der Meridian-Ellipse zusammenfUlt; die
Familie der einfachen Hyperboloide zu einer Familie der einfachen Um>
drehungs-Hyperboloide und die der zweifachen Hyperboloide zu der der*
Meridian-Ebenen durch die Axe der z, M. Lamd nennt diess besondere
System nach der für dasselbe charakteristischen Familie der abgeplatteten
Kotations-EUipsoide das System der planet arischen Ellipsoide.
Wenn man andererseits dem k den Grenzwerth Eins belegt, sodass dieFocal*
distanzenO/undOi^gleich gross werden, so erhält man ein besonderes ellipsoi-
disches System, in welchem Umdrehungs-EUipsoide, derenHauptaxe die grosse
Axe der Meridian-Ellipse ist, zweifache Umdrehungs-Hyperboloide und
Meridian-Ebenen die drei Flächen- Familien repräsentiren ; und welches
zur Focal-Ellipse die zwischen den Punkten F^ F' gelegene Strecke der
X Axe hat, während die Hyperbel der Kreispunkte sich auf die zwei jen-
seits dieser Strecke über F und F' hinaus gelegenen Theile der x Axe re-
ducirt. Man kann dieses System als das der eiförmigen Ellipsoide
bezeichnen.
Lässt man dagegen den Wertli k unverändert und denkt dafür die
Länge / veränderlich, so entspringt auch daraus eine Vielheit ellipsoidischcr
Systeme, bei der einen Augenblick zu verweilen nützlich ist Für solche
Systeme bilden die Asymptoten Kegel der confocalen einfachen und zwei-
fachen Hyperboloide zwei orthogonale Familien von Kegelflächen zweiten
Grades, welche für alleWerthe von / dieselben bleiben; diese berühren so-
mit alle demselben Werthe von k entsprechenden Hyperboloide der mög-
lichen cllipßoidischcn Systeme im Unendlichen; für / = 0 treten diese Ke-
gel selbst au Stelle der beiden Familien von Hyperboloiden und die Fami-
lie der Ellipsoide wird durch eine Familie concentrischer Kugeln ersetzt.
Sonach werden nun alle demselben Werth von k entsprechenden ellipsoidi-
schen Systeme von diesem, welches dem Grenzwerth /:=0 entspricht, im ün-
endliclicu berührt.
Liisst man aber endlich zu dem Werthe /= 0 die Grcnzwerthe k=<\
oder A-= l treten, so erhält man als den Systemen» der plauetarischen und
eiförmigen Ellipsoide für den Werth /=() entsprechend das gewöhnliclie
System der sphärischen Coordinaten , welches aus den Meridianebenen, den
concentrischen Kugeln und den Breiteukegeln besteht imd in welchem dieso
''[etztereii den einfachen oder doppelten Hyperboloiden entsprechen, je
nachdem man sie der Klasse der planetarischen oder der der eiförmigen el-
]i;>.soidjschen Systeme beizählen will.
Lit(?raturzeitnnp. 21
Weil bei der Formenwandlung innerhalb jeder Flächenfamilie von den
'Iiedem derselben der ganze unbegrenzte Raum durchlaufen wird , so ent-
iTicht jedem Punkte desselben je eine Fläche aus jeder Familie von einem
irch seine Constanten k und / bestimmten System. Die Parameter dieser
rei Flächen sind die Coordinaten des Punktes, in welchem jene sich ortho-
>nal schneiden.
Das System der ellipsoidischen Coordinaten bezeichnet offenbar eine
»ne Stufe in dem Entwickelungsgange der Coordinaten-Systeme. Man
U nacheinander die Allgemeinheit der Coordinaten-Bestimmung yer-
rössert, indem man das Feld, auf welchem sie vollzogen wird, das Ele-
ent, auf welches sie sich bezieht und durch dessen stetige Reibung die
nem Felde angehörige geometrische Form erzeugt wird, und die Bestim-
lung dieses Elements in verschiedener Weise variirte. Von dem ebenen
elde ging man einerseits auf das lineare , andrerseits auf das sphärische
od räumliche flber; als Element hat man nacheinander den Punkt, die ge-
ide Linie, den Kreis betrachtet, und in der Bestimmungsweise des Elements
it man von den Coordinaten des Cartesius zu mancherlei anderen Methoden
ksbesondere von linearen Coordinaten zu Verhältniss- Coordinaten fortgo-
ihritten; Abschnitte von geraden Linien oder Verhältnisse solcher Ab-
shnitte haben immer die letzten Bestimmungsmittel gebildet. Doch müs-
m wir wohl hinzufügen , dass wir auch die Benutzung der Winkel un-
sr dieser Bezeichnung mit verstehen , weil wir sie lediglich als den Ans-
ruck geradliniger im eigentlichsten Sinne des Wortes unzugänglicher
trecken betrachten , nämlich der in der unendlich entfernten geraden Linie
slegenen.
Das ellipsoidische System ist nicht neu seinem Elemente nach, es ist
in System der Punkt-Coordinaten, auch nicht dem Felde nach, denn es
ust sich dem ebenen und sphärischen Felde sehr wohl an , und ist eigent-
ch in seiner vollen Ausbildung ein System des räumlichen Feldes; seine
igenthümlichkeit liegt ganz innerhalb der Coordinatcnbestjmmung. Diese
last sich als eine Coordinatenbcstimmnng des zweiten Orades von den tibri-
3D, als solchen des ersten Grades unterscheiden, ja sie repräscntirt ge-
idesu die allgemeine Coordinaten-Bestimmung des zweiten Grades selbst.
icht wie bei der Cartesischen Methode bestimmt sich der Punkt als der
urchschnitt dreier Ebenen, sondern als der dreier Oberflächen zweiter
rdnung; nicht wie dort also sind es unveränderliche Flächen, sondern
irftnderliche , die beim stetigen Uebergang von einem Punkt zum andern
Ibst in einem stetigen Fluss der Formen begriffen sind, in einem Fluss je*
>ch , den ein einfaches Gesetz beherrscht. Dieses Gesetz ist das der Con-
calität und in Folge davon das der Orthogonalität ; das letztere erscheint
mit ans dem CartesischenSystem der räumlichen Coordinaten herüberbe-
ilten und übertragen auf Coordinatenflächen zweiten Grades.
Aber das ellipsoidische System ist doch um eu\ ^<i\fe\j\^^ ^wä^-^^^-
V2 Litoraturzeitiing.
rang, su der allgemeinen Theorie der krammlinigen Coordina-
ten. Das allgemeine Problem, welches dieselbe in sich schliessti ist das Fol-
gende: Die dorch die G-leichnngen
gegebenen Oberflächen schneiden sich unter rechten Winkeln, wenn die
Funktionen /) bestimmten Gesetzen unterworfen sind; es bandelt sicli
darum , dieselben aufsustellen und geometrisch lu interpretiren.
Die allgemeine Auflösung dieses Problems ist der Gegenstand der er-
sten Vorlesungen des Werks von M. Lam^; in der sechsten und siebenten
beginnt und in der achten endet sodann die besondere Untersuchung des
ellipsoidischen Systems , ein vollstündig ausgeführtes Beispiel cur allgemei-
nen Methode..
Die allgemeine Theorie beginnt mit der Ableitung der Belationen,
welche sich aus der Voraussetsung der Orthogonalität ergeben.
Die Tangential-Ebene- der Oberfläche ^< hat die Gleichung
und die Normale derselben macht, unter der Voraussetzung
mit den Axen der x^ y^ z Winkel, deren Cosinus durch die Ausdrücke
ht du '
bestimmt sind. Weil nun die Normalen der drei in dem gedachten Puikte
zusammenstossenden Orthogonal- Flächen ein System von drei auf einander
rechtwinkligen Geraden bilden, so müssen die cosmus ihrer Winkel ge^n
das Originalsystem die Relation
4) s^la=o,...3
du du
erfEillen ; so wie ferner die daraus abgeleiteten Relationen
=) 4 (^)'= ■■■•'■
Diese Formeln geben uns zugleich Anlass, die Bezeichnnngsweise des Ver-
fassers zu erwähnen, in welcher unseres Dafürhaltens nicht der kleinste
Werthanspruch des Buches beruht.
Es bezeichnet nämlich u oder v eine bestimmte der drei Coordinaten
Xf 1/f Z', ü dagegen eine der laufenden Coordinaten Ä, I\ Z; q^ oder p^ bc-
zeicbnet eine der drei FtmclioTveiv 9^ (^y^ ^y^'p^^ vwar beide yerschiedene
Literaturzeitung. 23
Fmetionen, wenn sie neben einander Torkommen. Die Zeichen Sund £
bedeuten eine Summe gleichartiger Grössen und iwar vor einem Ausdrucke
mit u die Summe der drei gleichgebildeten Ausdrücke mit o?, y, z an Stelle
von ti, vor einem Ausdrucke mit den Indices < und i die Summe der durch
successive Vertauschung der Indices 0, ], 2 hervorgehenden gleichen Aus-
drfieke u. s. w. Alle diese Festsetiungen dienen dem Zwecke der Abkttr-
lang und zugleich dem höheren Gesetze , welches alle Algebra beherrscht,
Gleichartiges unter demselben Zeichen zusammenzufassen.
Damach ist die Formel 1) entwickelt:
imd die neun Cosinus der Winkel, welche in 3) reprftsentirt sind, sind des
Nftheren
l dg l dg Idgl dpi 1 dQj i dg^ ^ 1 dg^ 1 dg^ 1 dg^
h Ix' Uly' h Tz' äT "5^' ä7 ly' T^ 1^' Jtlx'T^ 1y' Tt ~dz'
Desgleichen wird die Bedeutung der h durch die Formel 2) in ent- '
wickeltet G^talt
v=(^)'-H(tyH-(fey
gegeben.
M. Lama nennt diese drei Grössen A, /^i, ^ die Differential-
Parameter der ersten Ordnung der Function ^,; er leitet für
dieaelben aofort die Relation
ab, in welcher ds^ das Element der Normale der Oberfläche p< bezeichnet,
und wornach sie die Grenze des Verhältnisses vom Wachsthuro
des Parameters gt beim Uebergange zur unendlich nahe be-
nachbarten Oberfläche zu dem entsprechenden Wachsthum
der Normale oder zur Dicke der durchlaufenen Schicht
ausdrücken«
Aus der auf die Projectionen des Elementes der Normale bezüglichen
Belation
du 1 dg, .
ergibt sich dadurch die Gruppe
du 1 dg^
l^t^Jf du'
2 1 LiteratuEZftitung.
welche von mancberlei Gebrauch ist. Sie liefert s. B. ohne Weiterei auf
Grund der bekannten Identität
,du .du
a a — -
rf^ _ dQf
^9i ^9i
dQi
die in der Theorie der Funetionem --^ fundamentale Relation
du
Ä« du Ä « du
0,
dQj dQt
und weiterhin die ebenso wichtige andere
du du
dQi ^ dQi
Diesen Differential -Parametern der ersten Ordnung treten sofort die
Differential-Parameter der zweiten Ordnung lur Seite, die Sum-
men der zweiten Differential - Quotienten der Function ^^ nach x, y, 2,
welche durch
^9i , ^Qi , ^Qi
da^'^ dy^ ^ dz^
repräsentirt sind; beide besitzen die auszeichnende Eigenschaft, für
jeden Wechsel rechtwinkliger und geradliniger Coordina-
ten dieselben Formen zu behalten und für jeden Punkt die-
selben numerischen Werthe zu reproduciren. M. Lam^ fftbrt
fdr beide unter Anwendung des Buchstaben F für die Function die Bezeich-
nungen ^,F, jd^F ein.
Er zeigt zunächst in der zweiten Vorlesung, dass sie, auf krummlinige
Coordinatcn bezogen, denselben Charakter, die nämliche Unabhängigkeit
besitzen. Er knüpft die Definition der -^,(>, an die der h^ durch die
Formeln
^ ^ rf— d —
AQ — ÄÄjÄ, -^— , J^Qi = M,Ä, — --, z/,^, -. h hji^ -j-^ y
die mittelst der Substitution
hhji^'= (0
in eine zusammcngefasst werden :
4
und die andere J^F=^ a> 27
CO d^^
dQi
Wenn die Familien der Orthogonalfiäclien die Systeme dreier Ebenen wie
w der Methode des Cartesius darstellen, so sind die Differential- Parameter
Literaturzoitung. 25
der ersten Ordnung alle der Einheit gleich nnd diese Definitionen führen
in der oben erwähnten zurück , indem sie ihr die Form
geben.
Die dritte Vorlesung führt in das Studium der Krümmungen der Ortho-
gonal-FIftchen ein; sie stellt in den Vordergrund das Theorem von Dupin,
nach welchem in jedem Orthogonal-System die Oberflächen
iweier Familien auf einer Oberfläche der dritten Familie
alle Krttmmungslinien verzeichnen. Die Bestimmung der entspre-
chenden Krümmungshalbmesser folgt und liefert einen merkwürdigen Aus-
druck ftir die Summe beider Hauptkrümmungen derselben Oberfläche oder
für die Orösse, welche Gauss als die sphärische Krümmung bezeich-
net hat.
Der allgemeine Ausdruck der sechs Krümmungen der drei durch den
betrachteten Punkt gehenden conjugirten Oberflächen wird in der Form
1 _h,dhj
gegeben , so dass die einzelnen Werthe sind
^ _h_dh, 1 ^dh^. L — ^^L -b 1^.
r^~ h dQ^ ri~ h^dq^'
Dazu stellen wir die Belation —— = — ^
ds^ dQt
aus dem Früheren.
In den gewählten Bezeichnungen ist der Index t der der Oberfläche, der
Accenty der des Bogens, unds, s^^ s^ bezeichnen die Bögen, welche aus
dem Durchschnitt der Flächen ^i, ^2; ^1,^; ^, ^1 respective hervorgehen.
Die Unterscheidungen von Krümmungen, die nach dem Bogen und
von Krümmungen, die nach der Oberfläche conjugirt sind,
erklärt sich darnach von selbst; die Paare von Krümmungen, für die keines
von beiden gilt, wie z. B. — , -t/ werden als reciproke bezeichnet. M.Lam^
r^ r ^
fügt dem noch drei ans derselben allgemeinen Formel entspringende Aus-
drücke bei , die auch Krümmungen bezeichnen und aus der Voraussetzung
gleicher Indices und Accente hervorgehen ; nämlich
1 _dh 1 _dh^*2. ib
Weil sie bei einer Aenderung des Parameters ihreuAusdruck ändem,werden sie
alsparametrischeKrümmungen von den übrigen unterschieden. Dieser
Reichihum vonBenennungen und die scharf ellnterscheidung der Vorzeichen der
Krümmungen geben dieFüglichkeit zum präcisen Ausdruck allgemeiner voidttCL
Literaturzeitung.
analytischen Ergebnissen enthaltenen Gesetze, s. B. für den oben erwähnten
Ausdruck der sphfirischen Krümmung: DasVerhältniss der beidenDif-
ferential Parameter der Function ist gleich demüeberschuss
der parametrischen über die sph&rische Krümmung in jedem
Punkte der durch sie reprftsentirten Oberflächen. Dieparame-
trische und sphärische Krümmung sind gleich, wenn der Dif-
ferential-Parameter der sweitenOrdnung gleichNull istii.8.w.
In der vierten Vorlesung bilden femer die Krümmungen der Durch-
schnitts-Curven der conjugirten Oberflächen den Gegenstand der Untersu-
chung; mit der Erörterung ihrer geometrischen Darstellbarkeit und der Be-
gründung Ton Ausdrücken, wie Composante, Projection einer Krümmung
oder Resultante mehrerer Krümmungen beginnend, giebt M. Lam^ sodann
durch eine schöne geometrische Erörterung den Beweis, dass die neun
Krümmungen der Oberflächen, welche den Gegenstand der
vorigen Vorlesung bilden, als die Projectionen von drei
durch denAusdruck ^i^<
gegebenen resultirenden Krümmungen auf die Normalen dcr
Oberflächen angesehen werden dürfen, und dass die Cosinus der
von ihren Bichtungen mit den u eingeschlossenen Winkel durch die Aus-
drücke
hi du
AK dQi
bestimmt sind.
Von der eigenthümlichen Krümmung p des Bogens s wird alsdann be-
wiesen, dass ihr Quadrat mit der Summe der Quadrate der bei-
den in diesem Bogen conjugirten Krümmungen der Ortho-
gonal-Flachen äquivalent i s t und darnach geometrisch die Berechti-
gung des Ausdrucks dargethan, nach welchem die eigenthümliche Krüm-
mung des Bogens s die Resultante der in diesem Bogen congugirten Krüm-
mungen der Orthogonal-Flachen ist. Die Bestimmung der Centra der resul-
tirenden Krümmung, die Ableitung der gegenseitigen Beziehungen zwischen
denselben und die Bestimmung der Krümmungen der Oberflächen aus ihnen
bilden die ferneren Zielpunkte der Vorlesung.
Der Beschluss der allgemeinen Theorie der Orthogonal- Systeme wird
in der fünften Vorlesung gemacht. Die Functionen hi müssen nämlich sechfl
partielle Differentialgleichungen bewähren , zu denen man gelangt , indem
man die Bedingungen der Integrabilität der Cosinus ( — ^J der Winkel
ausdrückt , welche die feste Achse der u mit den Normalen der conjugirten
Orthogonalflächen bildet 4 mit der Bezeichnung -^ = Bi sind dieselben in
der enten Gruppe
LiteratQrzeitung. - 27
dQjdQ^ ~ Hi dQi dQ^ H^ dQu cf^/
und in der zweiten
jl äEj .±dH,
Bj dg, EjdQj . ±dE^ dE,^^
dQi dgj jy»* dQi, d^»
enthalten, in denen t, j, k stets die Gruppe der drei Indices 0 (wird nicht
gesehrieben), 1, 2 yollständig vertreten.
Mit Hofe der früher eingeführten Begriffe lassen sich nnn diese Diffe-
rentialgleichungen, nachdem man sie durch die Bogen-Elemente ds^xmä
die sechs EjTÜmmungshalbmesser r^^^' ausgedrückt hat, geometrisch interpre-
tiren und werden als einfache Gesetze erkannt, welche die Krümmungen
der Orthogonal-Flftchen und ihre Veränderungen regieren. So liefert die
zweite Gruppe derselben die neue Reihe
7p^ + w + W - "dir + "d^ .
und damit das Gesetz: Das Product beider Krümmungen dersel-
ben Oberfläche vermehrt um die Summe der Quadrate der
ihnen im Bogen conjugirten Krümmungen ist der Summe der
Variationen dieser letztern Krümmungen nach ihren reci-
proken Bogen gleich.
Die erste Gruppe liefert ebenso das Gesetz: Die Variation einer
Krümmung nach dem zu ihrer Ebene normalen Bogen ist
gleich dem Product der ihr im Bogen conjugirtenKrümmung
in ihren Ueberschuss über die ihr der Fläche nach con-
jngirte Krümmung, d..i.
J^ 1 /l _ 1\
Eine Gruppe abgeleiteter Gesetze schliesst sich daran an und den
SchluBs der Vorlesung macht die Begründung derjenigen partiellen Diffe-
rential-Gleichungen, welche die geradlinigen Coordinaten ti, als Functionen
der krummlinigen ^< betrachtet, erfüllen müssen.
Die folgenden drei Vorlesungen enthalten sodann , wie wir schon ge-
sagt haben, als ein vollständig durchgeftihrtes Beispiel von der Anwendung
der allgemeinen Theorie die Untersuchung des ellipsoidischen Sy-
stems. Sie besteht natürlich wesentlich in der Integration der vorher er-
wähnten partiellen Differential- Gleichungen und hat die Aufgabe, zu zeigen,
wie bestimmten Zwecken gegenüber die Entwicklung des geeignetsten Or-
thogonalsjstems aus den allgemeinen Gesetzen, welchen alle solche Systeme
unterworfen sind, geschehen kann, nachdem in den vorigen Entwickelungen
immer nur an den bekannten Beispielen orthogonaler Syttemft^ di^tOL «^^^brc-
28 Literaturzeitung.
sehen Systeme und gewissen cylindriscben und conisclien Systemen, die Be-
währung der gefundenen allgemeinen Gesetze a posteriori hatte nachgewie-
sen werden können. Sie bildet durch Klarheit und Präcision der Entwicke-
lung die glänzendste Parthie des Werks und ist auch # dadurch von beson-
derem Werthe, dass sie die Methode darlegt, durch welche M. Lam^ selbst
zu den elliptischen Coordinaten geführt worden ist, dass man also darin den
schöpferishen Gedankengang eines ausgezeichneten mathematischen Den-
kers im Einzelnen verfolgen kann. Es ist jedoch unmöglich, auszugsweit^e
davon eine Anschauung zu geben; wir wünschen, dass recht Viele durch
die vorhergehenden Andeutungen zu dem Studium des Werkes selbst sich
mögen anregen lassen.
Wir können dabei eine Anmerkung nicht unterdrücken, die nur schein-
bar von dem Gegenstande dieser Anzeige abführt M. Lam^ hat in seinen
^jLe^ons sur les foncHons inverses des iranscendentes et les surfaces isaihermes^^
(Paris 1857) das System der elliptischen Coordinaten synthetisch einge-
geführt. {Lefons VIII, IX.) Die Orthogonal-Flächen des elliptischen Sy-
stems erscheinen dort als Isotherm- Flächen und die Grössen A, B, C, Ai, 5„
u. s. w. als die invorsen Functionen , welche die vorhergehenden Vorlesun-
gen einführten. Die Variabein dieser letzteren bilden ein neues Coordina-
ten-System, welches dem weitem Fortschritt der dort geführten Untersuchung
sehr förderlich ist. Die Vergleichung jenes Werkes mit dem gegenwärtigen
ist im höchsten Grade lehrreich.
Die Theorie der Wärme bildet dort den Ausgangspunkt der Unter-
suchung. Die Gleichung J^ F = Oj
in welcher die Grösse ^t^ ^^^ ^^ ^^^ Früheren betrachtete Differential-
Parameter der zweiten Ordnung von F ist, erscheint hier als die Bedingung
des Gleichgewichtes der Temperatur ; wenn alsdann b ein bestimmter Werth
der Function F ist, F = f (x^ y, z) = f,
so repräsentirt diese Gleichung eine Isotherm- Fläche, d. i. den Ort
aller der Punkte des betrachteten Baumes, die dieselbe Temperatur e haben.
Der Parameter e bestimmt eine besondere Oberfläche der durch die obige
allgemeine Gleichung dargestellten Familie von Isotherm -Flächen und
M. Lam^ nennt ihn den thermometrischen Parameter derselben. Da fär
die analytische Theorie der Wärme die Betrachtung von Isotherm-Flachen
von fundamentaler Wichtigkeit ist, so hat die Aufsuchung des Kennzeichens
der Isothermie — denn nicht alle Flächen sind im Allgemeinen Isotherm-
Flachen , sondern sie werden es nur unter besonderen, von ihren geometri-
schen Parametern erfüllten Bedingungen — besondere Bedeutung. Die
Aufsuchung dieser Bedingungen liefert das merkwürdige Ergebniss, dass
den speciellen Fällen der Oberfläche zweiten Grades die
sämmtlichen elementaren Tr an scendenten des Integral -Cal-
culs als s olche Bedingungen entspringen ; nämlich beispielsweise
wie folgt: Kreis -Cylinder x* + 1/ = k* odet Umdrehungs-Paraboloide
LiteraturzeituDg. 29
y« + 2« = 2Xx + k^
lind isotherm, wenn X =: ae^,
(logarithmiSche Transcendento) ; elliptische and hyperbolische Cy linder
-i. ^ — 1
wenn
<•» - f~*
und somit
l/A« c»— c.
2
ist (st>tu5 nnd cosinus, sowie hyperbolische ^i'/im^ und cosinus). In solcher
Weise entsprechen den hyperbolischen Cylindern und den planetarischen
Ellipsoiden die trigonometrischen und den Umdrehnngs-Hyperboloiden und
den eiförmigen Elipsoiden die Exponential-Fnnetionen als Bedingungen
der Isothermie.
Wenn man aber dieselben Bedingungen für die allgemeinen Oberflächen
des swoiten Grades
A« ^ A«-^ ^ ;i*— c"*
aufsucht, so erhält man die elliptischen Functionen und erkennt, dass
dieselben angesehen werden können als die geometrischen
Parameter der allgemeinen Oberflächen zweiten Grades, in-
slofern dieselben Isothormf lachen sind. Das Studium dieser Func-
tionen, ihre Theorie von diesem mathematisch-physikalischen Gesichtspunkte
ans, bildet den Inhalt jenes Werkes; dieBntdeckungenvonEuler, Abel und
Jaco b i ergeben sich im lichtvollsten und überraschendsten Zusammenhange.
Und diese mathematisch-physikalischen Gesichtspunkte sind auch dem
gegenwärtigen und bis jetzt neuesten Werke des Verfa:jsers — hoffentlich
vervollständigt er seine Publicationen rocht bald durch die „analytische
Theorie der Wärme*^ — nicht fremd; im Gegentheil sie beherrschen es und
wir würden unsere Pflicht als Referent nur halb erfüllen, wenn wir nicht
die umfassenden Gesichtspunkte und die Einzelausfdhrungen desselben,
lo weit es in aller Kürze möglich ist, darlegen wollten.
Denn die Theorie der krummlinigen Coordinaten ist nicht nur aus der
mathematischen Physik hervorgegangen, sondern sie hat auch in derselben
ihr eigentliches Gebiet, findet dort ihre bedeutendsten Anwendungen.
Und das gegenwärtige Werk muss gewiss, so bedeutend es auch in
rein mathematischer Beziehung ist, noch höher gestellt werden, als eine
Studie zur mathematischen Physik betrachtet; als solche ist es von
seltenem W^erthe und dem Studium aller derer dringend zu empfehlen, die
sich für den Fortschritt derselben gründlich interessiren.
M. Lamd beginnt sein Werk mit dem Begrifi*e der Punkt- Function ,
den er auf jede Grösse anwendet, flie in jedem PuixklCi i\o* W^^ätX.^\v ^\^x
:^0 Literaturzeitang.
unbegrenzten Raumes einen besonderen und bestimmten Werth hat; eine
solche variirt stetig von einem Punkte zum andern und ist in jedem Coordi-
naten-Sjstem ausdrückbar. *
Wenn man alle diejenigen Punkte des Raumes denkt, ia
welchem dieselbe den nämlichen numerischen Werth be-
sitzt, so erhältman eineFläche, und die allgemeine Voraus-
setzung der Constanz liefert eine Familie solcher Flächen,
die den Wirkungsraum der Punkt- Function erfüllt.
In einer im Gleichgewichte befindlichen Flüssigkeit entspricht jedem
Punkte ein Druck normal zu allen den Flächen-Elementen, denen angehö-
rig dieser Punkt angesehen werden kann und für alle von derselben Inten-
sität; dieser Druck ist die Punkt-Function der Hydrostatik, ein bestimmter
Werth kommt ihr für alle Punkte einer bestimmten Oberfläche zu, in wel-
cher jeder Punkt die Eigenschaft besitzt , dass die Richtung der Resultante
aller äusseren Kräfte mit seiner Normale zusammenfällt, und ihre Constans
im Allgemeinen liefert eine Familie solcher Oberflächen , welche den gan-
zen von der Flüssigkeit eingenommenen Raum erfüllen. Es ist die Fami-
lie der Niveau-Flächen.
Wenn man nach dem Gesetz der allgemeinen Schwere für einen
Punkt des Raumes die Summe bildet, deren Glieder die Quotienten sind
aus den Massen aller übrigen Punkte des Raumes durch ihre respecti-
ven Entfernungen von ihm , so erhält man diejenige Punkt - Function,
welche als die Potential -Function in der Gravitations-Theorie bezeichnet
wird, und deren partielle Differentiale die Composanten der Attraction lie-
fern. Sie hat für alle Punkte einer gewissen Oberfläche, die zugleich überall
zur Resultante der Attraction normal ist, denselben Werth und ihre Con-
stanz im Allgemeinen bezeichnet die Familie dieser Oberflächen, gleichfalls
Niveau-Flächen genannt, die den Raum erfüllen.
In dem Gleichgewichtszustand der Wärme ist die Temperatur die Punkt-
Function und ihre Constanz deflnirt die Familie der Isotherm -Flächen.
Wenn man endlich zu den drei Veränderlichen, welche die Coordinaten
repräsentiren, die Zeit als eine vierte hinzufügt, so entspricht jedem andern
Zeitpunkt eine neue Familie jener Flächen und die Gleichung zwischen ihnen
ist der Ausdruck des Bewegungszustandes, dnrch welchen die Fa-
milien des pächsten Augenblicks aus denen des gegenwärtigen hervorgehen.
Man sieht, j enem Gebiete der Punkt-Function mit drei Ve r-
iinderlichen fällt die Statik in allen Gebieten der mathemati-
schen Physik anheim; das Hinzutreten der Zeit als einer vier-
ten Veränderlichen beherrscht die Dynamik der nämlichen
Erscheinungs- Gebiete; sie wird die Auflösungen der Probleme der
himmlischen Mechanik vervollständigen, sie nmfasst die Hydrodynamik, die
Theorie der tönenden und leuchtenden Wollen, die der Erwärmung und Ab-
käblung der Körper.
Literaturzeitung. 31
Wenn nun — um den analytischen Vorgang kurz zu zeichnen — in
einem dieser verschiedenen Zweige der mathematischenPby-
sik eine Untersuchung zu führen ist, so best eben die Data des
Problems einerseits in einer Oruppe von partiellen Differen-
tial-Gleichungen der zweiten Ordnung, welche die beherr-
schenden physikalischen Gesetze reprAsentiren, anderer-
seits in gewissen Differential - Gleichungen der ersten Ord-
nung, welche dieselben Functionen für die an der Oberfläche
des betrachteten Körpers gelegenen Punkte zu erfüllen ha-
ben. Man macht die dadurch geforderte Integration mög-
lieh, indem man ein Coordinatensystem wühlt, in welchem die
Punkte der Oberfläche durch dieConstanz einer der Co ordi-
naten repräsentirt werden; so beim reetangulären Prisma mit Hilfe
der rechtwinkligen Cartesibchen, beim geraden Cylinder mit Hilfe der Polar-
Coordinaten; so entsprang der Behandlung von Fragen über die Kugel das
System der sphärischen und derjenigen von solchen über das EUipsoid das
der allipsoidischen Ooordinaten.
So hat insbesondere die Untersuchung des Wärmezustandes im drei-
axigen EUipsoid M. Lam^ auf die ellipsoidischen Coordinaten geführt.
Die drei Flächenfamilien desselben sind nicht nur confocal und orthogonal,
sondern auch isotherm, so dass sich auf sie der Begriff der thermometrischen
Parameter überträgt.
Aber am vollständigsten wird doch gerade der allgemeine
Begriff des krummflächigon Orthogonal-Systems gefordert
durch die mathematische Theorie der Elastieität, weil die
Gesetze, die das innere Gleichgewicht eines festen Körpers
regieren, selbst auf die Betrachtung dreier Familien von Or-
thogonalflächen hinführen. Im Zustande des elastischen Gleichgewich-
tes entsprechen nämlich jedem Punkte des festen Körpers drei und nur drei
n einander rechtwinkliche, ebene Elemente, aufweiche die elastischen Kräfte
normal wirken; sie verändern ihre Lage von einem zum andern Punkte ste-
tig und bilden so die drei Familien von Orthogonal flächen, welche
H. Lam^ unter dem Namen eines isostatischen Systems zusammen-
gefasst hat. In der nahe liegenden Bemerkung, dass die Parameter der
drei dem nämlichen Punkte entsprechenden Orthogonal - Flächen des
Systems eben diesem Punkte charakteristisch angehören und deshalb als
seine Coordinaten angesehen werden können, liegt der Ursprung zur Idee
der allgemeinen krummlinigen Coordinaten. Eben weil hier — wir be-
merken es beiläufig — die Anwendung der krummlinigen Coordinaten der
Orthogonal-Systeme so ganz die eigentliche Natur der Sache ausdrückt, be-
gegnet die Auflösung des allgemeinen Problems über das elastische Gleich-
gewicht des rectangniäron Prisma's so unüberwindlichen Schwierigkeiten.
So ist denn das ^tinze, Werk von n\a\,\i^\\\Ä\.\%^\L-'^\i'^ vC^ii.^-
32 Litcraturzeitung.
lischen Gesichtspunkten beherrscht. Und so ist es natürlich, dass
man für jene in der allgemeinen Theorie der krummlinigen Orthogonal-
Systeme so bedeutsam hervortretenden Functionen, die ab Dififerential-Pa-
rameter der ersten und zweiten Ordnung erschienen und welche die constan«
ten vom Coordinatensystem unabhängigen Relationen der Elrümmungen des
Orthogonalsystems beherrschen, auch nach ihrer physikalischen oder so zu
sagen natürlichen Definition sucht. Wir stellen sie zusammen.
Der erste Differential-Parameter der Potential-Function in der Theorie
der Gravitation ist die Resultante der auf die Einheit der Masse ausgeüb-
ten Attractionen, und in der Hydrostatik ist der erste Differential-Parame-
ter des Drucks dem Producte der Resultante der äusseren Kräfte in die
Dichtigkeit gleich. Man kann daher den Differential- Parameter
der ersten Ordnung einer solchen Punkt-Function wohl ah
die Kraft bezeichnen.
Der Begriff des Differential-Parameters der zweiten Ordnung entspriogt
am directesten aus der analytischen Theorie der Wärme; wenn man die
Wärmebewegung, d. i. die Wärmezunahme und den Wärmeverlust, innerhalb
eines rechtwinkligen Elementar-Parallelepipedea von den Seiten
während der Zeit di und bei der Temperatur F ausdrückt, so findet man
di dQi '
wo k die von der Dichtigkeit, der specifischen Wärme und dem Leitungs-
vermögen des Körpers abhängende Constante ist, für die allgemeine Glei-
chung. Dieselbe zeigt, dass das Wachsthum der Temperatur in jedem
Punkt mit dem zweiten Differential - Parameter derselben übereinstimmt.
In der Unabhängigkeit dieses Wachsthums vom Coordinaten- System erblicken
wir den physikalischen Ausdruck von der gleichen Unabhängigkeit des
Differential-Parameters der zweiten Ordnung. Man kann deni-
gemäss diesen letzteren etwa als das Wachsthum oder als die calo-
rische Acceleration bezeichnen. Man sieht, wie direct sich als die
Definitionder Isotherm - Flächen die Bedingung
J^F — O
orgiebt.
Die nämliche Gleichung
^, F=()
ist die allgemeine Gleichung in der Theorie des Potentials. In der
tiUgemeinen Theorie der Elasticität fester homogener Kör-
per bewähren die Projectionen der molekularen Lagenveränderung und die
Ooinposanten der elastischon Kräfte im Gleichgowichtszuslande dio allge-
mrino Gleichung A^ . /1^F=^^^
Literaturzeitung. 33
die enbische Ausdehnang 6 wird durcli das Gesetz
im Zustande des Gleichgewichts und durch das andere
im Schwingungszustande regiert.
In so ausgezeichneter Weise zeigen sich die physikalischen Phänomene
Ton dem zweiten Differentialparameter der Punktfunctionen abhängig , die in
ihnen auftreten, wie um diesen als eine natürliche Derivirte vor allen
andern zu bezeichnen.
Und diesen überall schon in den Grundgedanken ruhenden mathema-
tisch-physikalischen Gehalt ergänzen noch die Anwendungen der allge-
meinen Theorie , welche drei Fünftel des Buches umfassen. (Lebens IX —
XX.) Sie sind der Dynamik und Theorie des Potentials (Le^. IX, X) der
Theorie der Isotherm-Systeme (Le<j. XI — XIII) und der allgemeinen Theo-
rie der Elasticität (Le^. XV — XX) gewidmet. Die XIV. Vorlesung ist über-
diess der Transformation der Orthogonal-Systeme durch reciproke Badien-
▼ectoren gewidmet
Von der grössten Bedeutung sind hier die Anwendungen auf die Elasti-
citftts*Theorie fester homogener Mittel. Man kennt, wie wir hoffen, in
Deutschland ziemlich allgemein das schöne Werk unseres Autors ,^Lecons
tur la thiorie tnathematique de Celasticite des corps solides. Paris 1852.^^ Am
Schlüsse der allgemeinen Theorie, vor dem Uebergang zu der ausführlichen
Anwendung der Elasticitäts-Theorie auf die Erklärung der Erscheinungen
der doppelten Brechung, verweist dort der Verfasser aufsein M^moiretiber
die isostatischen Oberflächen in Liouville^s Journal, als in wel-
chem er die Gleichungen der Elasticität in krummlinige Coordinaten trans-
formirt habe. Hier findet man diese Untersuchung wieder aufgenommen und
veitergeführt. Man findet aber insbesondere die vollständige Integration der
allgemeinen Gleichungen der Elasticität für den Fall einer homogenen sphä-
rischen Enveloppe von constanter Elasticität , deren Mäntel bekannten von
einem Punkt zum andern veränderlichen Druck - oder Zugkräften unterwor-
fen sind. Diese schöne Untersuchung ist auch in Form einer eigenen Schrift
erBchienen.
Eine besondere Erwähnung gönnen wir endlich noch einigen Bestand-
theilen des Inhalts der Vorlesungen IX und X, die der Dynamik gewidmet
Bind. Die allgemeinen Gleichungen der Bewegung eines materiellen Punk-
tes sind hier in die krummlinigen Coordinaten übertragen und manche
schöne Anwendung ist davon gemacht ; insbesondere führt die Betrachtung
der Bewegung unter dem Einflüsse von Attractionskräften , wo der Parame-
ter ein Potential ist, zu ausgezeichnet einfachen Formeln. Die Interpre-
tation dieser Fntwickelung lehrt, dass das Wachsthum d(*r lebendl-
genKraft gleich der durch das Wac\iBl\i\xm ii^vi ^^N.^i^xi'Ov^^
Zeiltebn'/t f, MMlhfiuaiik u. /'iiysik. VI. 2. ^
34 Literaturzeitiin^.
multiplicirteu angezogenen Masse ist ; für die Masseneioheit giebi
demnach der Parameter der Niveaafiächen oder das Potential durch sein
Wachsthom die Arbeit der Attraction und rechtfertigt so seinen Namen.
Und wenn man die Geschwindigkeit in Funktion der Coordinaten aus-
drückt, so gilt für die lebendige Kraft ^-^ — die Gleichung
die nämliche Gleichung, welche für einen festen homogenen
Körper das Gesetz der Temperatur im Zustande des thermi-
schen Gleichgewichts giebt; gewiss eine schöne Erinnerung an die
Grundgedanken der mechanischen Wärmetheorie!
Indem sodann M. Lame den Gedanken verfolgt, dass die Parameter
der den Niveau-Flächen conjugirten Systeme von Orthogonal-Flachen ihrer-
seits andere Eigenschaften der Bewegung ausdrücken mögen, und denselben
speciell auf den Fall einer anziehenden geraden Linie oder des cylindri-
sehen Potentiars anwendet, gelangt er zu weiteren interessanten Ergebnissen.
Sie sind in den Gleichungen
yl yl
dq=zd.'^ undrf^i= V^de= —da
2 H
enthalten, in welcher letzteren dB den Contingenzwinkel derTrajeotorie des
Punktes bedeutet, während R der Krümmungshalbmesser und da das Bogen-
Element derselben ist. Die erstere ze gt, wie dasWachsthumdes cy-
lindrischeu Potentials q die Arbeit der Attraction oder ge-
nauer gesprochen der tangentialen Composaute derselben
liefert. Man muss die zweite als Deünition einer andern Arbeit betrachten,
die bisher noch unbeachtet geblieben ist; der Parameter
,,. = f^äo=fv^äB
des coujugirten Systems der orthogonalen Cyliuder liefert
durch sein Wachsthum den Ausdruck der von der Normal-
Composanto der Attraction geleisteten Arbeit.
Wenn eine Kraft einen materiellen Punkt eine krummlinige Bahn
durchlaufen lässt, so besteht ihre Arbeit in der Besiegung des Widerstandes,
welchen derselbe den Veränderungen seiner Bewegung entgegensetzt, oder
wie mau kurz sagt, in der Ueberwindung der Trägheit Ihre tangeu-
d V
tialo Composaute |x — überwindet den Widerstand gegen die Veränderung
der Geschwindigkeit, die normale Composaute dagegen den Widerstand
gegen die Veränderung der Richtung; jene Composaute der Trägheit wirkt
in dem der Richtung der Geschwindigkeit entgegengesetzten Sinn, diese in
der Richtung des Krümmungs-Radius in dem vom Centrum hinwegführeu-
den SiüDC, So ist es zu verstehen, wenn M. Duhamel sagt, dass die
Orntrifugalkraft dio Normal- Covn\io&«t\i\.vi Öl^y 'Yi«i^^\\.\>il,
Litcraturzeitung. ^ 35
i<»«>»»*»o<»<»^i»»
Für die veränderlicho geradlinige Bewegung ftilircn dies« Befrachtun-
gen auf die Definition der Masse , nach welcher dieselbe der Widerstands-
coefficient des materiellen Punktes ist. Für die krummlinige Bewegung
fordert die Weiterführung derselben Betrachtungen eben die Einführung
jener neuen Arbeit der Normal- Composante der TrÄgheit, welche wir defi-
ohrten.
Wir hielten diese Erweiterung des Begriffs der Arbeit für wichtig ge-
nug, nm ihr eine besondere Erwähnung zu widmen.
Aber wir durften auch nur für etwas wirklich Wichtiges die Lftnge die-
ser Anzeige noch vermehren ; doch mag sie sich selbst entschuldigen ; *wo
so viel Neues und Eigcnthümliches ist, kann die einfache Aufzählung dos
Inhalts nicht genügen, der Referent wird immer den Versuch machen müs-
sen, von dem Eigenthümlichen eine Idee zu geben und den herrschenden
Gedankenkreis zu erläutern.
Man wird es billigen , wenn überall in dem Vorhergehenden die Auf-
gabe des Referenten allein berücksichtigt worden ist; gegenüber einem
Forscher von der Bedeutung GeorgeLamö's halten wir das Referiren für
passender als das Rccensiren. Wenn wir einen Wunsch aussprechen möch-
ten, dem das Werk innerhalb seiner Sphäre nicht genügt, so ist es der um
hSnfigere Anführung der Arbeiten Anderer, die auf demselben weiten Ge-
biete Bedeutendes geleistet haben ; der Kundige wird solcher an nicht we-
nigen Stellen gedenken. Doch wollen wir auch darüber mit dem Autor
nicht rechten. Wir wollen hier nur noch hinzufügen, daf>s die Schrift:
,,Die Potentialfunction und das Potential. Ein Beitrag zur mathematischen
Physik von Dr. R. Clausius. Leipzig 1859." eine vortreffliche Einftih-
mng in das Studium des Lam^'schen Werkes ist.
Mit zwei literarischen Bemerkungen , deren eine sich den Anwendun-
gen auf die Mechanik anschliesst, während die andere zu der rein geo-
metrischen Bedeutsamkeit des ellipsoidischen Coordinatenf;ystoms zurück-
fllhrt, schliessen wir endlich diese Anzeige.
Im XXI. Bande des „Journal de l'dcole impMdle polylechnigue*' (Paris
1868) hat M. J. N. Haton de la Goupillifere in zwei Abhandlungen:
,,Sur une Iheorie nottvelle de la giomSlrie des masses^*' (p. 35 — 96) sehr schöne An-
wendungen der Grundgedanken des ellipsoidischen Systems auf die Unter-
snchnng der in der Theorie der Trägheitsaxcn sich darbietenden Integrale
£ mxy gemacht; wir empfehlen sie zur Beachtung.
In einer der ,,Faculte des Sciences^^ von Paris am 7. Aug. 1854 vorgeleg-
ten These hat M. C. A. Valson die ellipsoidischen Coordinaten auf die
Theorie des Ellipsoids und der auf demselben verzeichneten Figuren an-
gewendet und mittelst dieser Methode reiche Entdeckungen über die Focal-
Eigenschaften der Oberflächen zweiter Ordnang gemacht, welche besonderes
Interesse durch die Vergleichung mit der im 56. Bande von Crelle's Jour*
nal veröffentlichten, der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im April
1868 vorgelegten, Abhandlung: „Ueber die Focalpunkte der Oberflächen
zweiten Grades'* von Heil ermann gewinnen.
Endlich hat derselbe französische Autor in dem eben vollendeten
XIX. Bande der ^.Nmwelles Annaks de Malh^maiiques par Terqtiem ei Gernno*'
(p. 298) die Anwendung seiner Methode auf die Oberflächen zweiten Ghra-
des, welche keinen JMlittelpunkt haben, mitgetheilt *). Fiedler.
♦) 8o eben wurde von Mallet-BAchelier das »scheinen von: „Lepons mr la
ikiorie tmaifftique de la chaleur , par G, Lamä.^*^ angekündigt.
7»*
36 Litoratiirzeitung.
Omndiüge dei anf menschUohe Sterblichkeit gegrondeten VerudiemiigB —
weeens, von Dr. Pu. Fischer, Lehrer der höheren MathematÜK.
an der höheren Gewerbschule zu Darmstadt. — Erste Abtheilung ^
Bestimmung der Sterblichkeitsverhältnisse. — Oppen--*
heim, Ernst Kern. 1860.
Wiewohl die Ermittelung der Gesetze der menschlien Sterblichkeit.,
namentlich wegen des hohen Aufschwunges, welchen in der neuem Zei^
das hierauf gestützte Versicherungswesen genommen hat, von der grösstect
Bedeutung geworden ist, muss man doch. zugeben, dass die Kenntni&s
dieser Gesetze noch ziemlich im Argen liegt, wenn auch ein Ueberfluas
von sogenannten Sterblichkeitstabellen vorhanden ist. Die grösste Zahi
dieser Tabellen ist nämlich völlig unbrauchbar , einestheils in Folge dei
Umstandes , dass sie aus einem höchst unvollkommenen Beobachtungsmate-
rial abgeleitet sind , mehr aber noch dadurch , dass von Vielen dieses Ma-
terial auf eine ganz ungerechtfertigte Weise benutzt worden ist, und da«
nur Wenige verstanden haben , auch hier diejenigen Methoden zur Anwen-
dung zu bringen, welche in den verschiedenen Zweigen der angewandten
Mathematik benutzt werden, um aus mangelhaften Beobachtungen wenig-
stens die wahrscheinlicherweise wichtigsten Resultate abzuleiten. Dem vo^
liegenden Buche gebührt das Verdienst, dasjenige, was in der neuem Zeit,
namentlich seit Moser*) zur Beleuchtung der Mängel älterer und neuerer
Sterblichkeitstafcln und zur Aufstellung richtiger Grundprincipien gesche-
hen ist, und was bis jetzt an verschiedenen Stellen zerstreut lag. geaam-
melt und durch die Besultate eigener werthvoUer Untersuchungen des Ver-
fassers vermehrt, zu enthalten.
Das Buch , welches die erste Abtheilung eines grösseren Werkes über
das auf die menschliche Sterblichkeit gegründeten Versicherungswesens
bilden soll, zerfällt in fiinf Kapitel, deren erstes sich mit den Sterblich-
keitsverhältni8.sen im Allgemeinen beschäftigt und die Begriffe der Wahr-
scheinlichkeit a posteriori überhaupt, sowie der Sterbens- und Lebenswahr-
scheinlichkeit insbesondere erläutert. Aus diesen Begriffen wird die zweck-
mässigste Einrichtung der Sterblichkeitstabellen abgeleitet. — Von beson-
derer Wichtigkeit ist das zweite Kapitel, mit der Ueberschrift : „Die
Entstehung der ersten Sterblichkeitstabellen und deren Folgen^*, welches
die Mängel der grösseren Anzahl früherer Sterblichkeitsbestimmungen blos-
legt. Nach einer kurzen historischen Einleitung über die hierher gehörigen
Bestimmungen des römischen Rechtes und einige spätere Versuche, wendet
sich dasselbe zu der ersten eigentlichen Berechnung von Sterblichkeits-
verhältnissen, welche im Jahre 1692 veröffentlicht wurde und dem berühm-
ten englischen Astronomen Halley ihre Entstehung verdankt, sowie n
der hiervon abgeleiteten sogenannten „Halley^schen Methode" der Berech-
nung von Mortalitätstafeln. Der Verfasser ermittelt hierbei sowohl auf
theoretischem als practischem Wege die Grösse der Fehler, welche bei die-
ser Methode daraus entspringen , dass sie unter Voraussetzung einer constaot
bleibenden Bevölkerung aus blossen Todteulisten ohne Rücksicht auf die
Anzahl der Lebenden, aus denen die Todten hervorgegangen sind, Sterb-
lichkeitstahellen construirt. Von Interesse ist der Nachweiss , dass , wo ge-
nügendes Material vorliegt, um die aus der Halley^schen Methode abgelei-
teten falschen Zahlen durch gleichzeitige Bücksichtnahme auf die Bevöl-
kerungslisten zu corrigiren , die bedontonden Differenzen zum grossen Theil
*) In Beinern 1839 erschienen Werke: ,,Die Gesetze der Lehenndauer.*'
LitiTaturzoitunp:. 'M
Terschwinden, welche sich zwischen diesen Zahlen und den Wahrnehmungen
geaehlotaener Gesellschaften ergeben , bei denen nicht allein die Gestorbe-
nen, sondern auch die Lebenden gezählt wurden. Der von Süssmilch er-
fundene Begriff der „ausgesuchten** und „ausgesuchtesten" Gesellschaften,
welche nach andern Gesetzen als das übrige gemeine 'Volk absterben sol-
len, erhält hierdurch seine verdiente Abfertigung. — Das dritte Kapitel
handelt von der weiteren Entwickelung der Theorie der Sterblichkeitsver-
hältnisse und unterwirft zunächst die Zulässigkeit einiger angeblichen Ver-
bessemngsversnche der Halley*schen Methode einer gründlichen mathema-
tischen Untersuchung. Hieran schliesst sich die Betrachtung der wirklichen
Fortschritte, welche in der neueren Zeit durch die Bemühungen von Tell-
kampf, Heym n.A. in der Theorie bei Ermittelung der eigentlichen Ster-
benswahrscheinlichkeiten gemacht worden sind. — Das vierte Kapitel ent-
hält eine strenge Kritik einer grossen Anzahl der vorhandenen Sterblich-
keitstabellen , sowohl mit Rücksicht auf die Art ihrer Entstehung , als den
daraus abzuleitenden Grad ihrer Zuverlässigkeit. Wie wenig Vertrauen die
grössere Zahl dieser Tafeln verdient , kann unter Anderem aus dem über-
raschenden Resultate abgeleitet werden , dass in den hier besprochenen Ta-
bellen die wahrscheinliche Lebensdauer der Neugeborenen zwischen den
Grenzen von 1 Jahr und 63 Jahren schwankt. — Im letzten Kapitel handelt
der Verfasser von der Construction richtiger Sterblichkeitstabellen und giebt
hierbei diejenigen Methoden an, welche von ihm selbst bei Berechnung
solcher Tafeln benutzt worden sind. Neu sind die auf das Gewicht der
einzelnen Beobachtungszahlen bezüglichen' Resultate, sowie die dem Ver-
fasser eigenthümliche Ausgleichungsmethode ftir Werthe der Sterbenswahr-
scheinlichkeiten, welche aus verschiedenen Altersjahren stammen, und die
Untersuchung über die Correctionen, welche bei geschlossenen Gesellschaf-
ten an den Sterbenswahrscheinlichkeiten wegen der aus anderen Ursachen
als Tod innerhalb eines Jahres Ausscheidenden , sowie wegen der Eintre-
tenden anzubringen sind, wenn die Zeit dieses Aus- und Eintrittes nicht
näher angegeben ist Kann man auch, namentlich was die vom Verfasser
benutze Ausgleichungsmethode betrifft, rücksichtlich der Grundlage der-
selben, vielleicht anderer Ansicht sein, so vordient doch die Klarheit und
die mathematische Strenge volle Anerkennung, mit welcher derselbe die
Conseqnenzen der von ihm aufgestellten Principien verfolgt, und von wel-
cher er bereits in mehreren früheren Werken aus dem Gebiete der reinen
und angewandten Mathematik vollgültige Proben abgelegt hat*).
Den Schluss des Buches bilden zwei vollständig durchgeführte Rech-
nungsbeispiele, nämlich die Berechnung zweier Sterblichkeitstabellen, der
einen für das männliche Geschlecht, vom 25sten bis zum 85sten Lebens-
jahre reichend, der andere für das weibliche Geschlecht, vom 18ten bis
zum 86sten Lebensjahre. Dieselben stützen sich auf die Erfahrungen,
welche in der königlich preussischcn allgemeinen Wittwenverpflegungs-
anstatt zu Berlin während der Jahre 1776 bis 1852 gemacht worden sind.
*) Wir erinnern an des Verfasfierfl „Lehrbuch der höheren Geodäaie'S sowie an
•sine Bearbeitung mehrerer Theile den Francoeur^ichen Lehrcurses der reinen Ma-
thematik, von denen namentlich die heiden snletzt erschienenen:
Lehrbnch der alfrehraischen Geometrie u. s. w., nnd
Lehrbuch der analytischen Geometrie in der Ebene
lieh durch selbstständige Behandliinf^ und Anordnung den Stoffes und vielfache Auf-
nahne neuerer Methoden dem Original gegenüber auszeichnen.
38 Literaturzeitung.
Referent kann hierbei die Bemerkung nicLt verhehlen, dass er fßr sweck-
mllssiger gehalten hätte, den Anfang der Tabelle fUr das männliche Ge-
schlecht um ein Jahr zu verschieben. In Folge des Umstandes nämlich,
dass flir das 256te Lebensjahr nur die geringe Zahl von 5 beobachteten
Todten vorliegt, hat die Sterbenswahrscheinlichkoit für dieser Alter haupt-
sächlich durch Ausgleichung mit Benutzung. der Nachbarjahre abgeleitet
werden müssen. Dass dadurch die unmittelbar beobachtete Wahrschein-
lichkeit von 0,0033 durch Ausgleichung bis auf 0,0062 erhöht worden ist,
könnte gegen die Zulässigkeit der verwendeten Methode leicht beträcht-
liche Zweifel hervorrufen.
Man wird aus der vorstehenden Inhaltsangabe ersehen, dass das be-
sprochene Buch nicht allein die Aufmerksamkeit derjenigen verdient,
welche zu der Theorie und Praxis des auf die menschliche Sterblichkeit
gegründeten Vorsicherungswesens in näherer Beziehung stehen, sondern
dass es auch mancherlei vom mathematischen Standpunkte aus Interessan-
tes enthält. Bedauerlich ist nur , dass an mehreren Stellen , namentlich dej
letzten Kapitels , die Resultate der mathematischen Entwickelungen durch
Druckfehler nicht unbeträchtlich entstellt worden sind.
Zum Schlüsse stimmt der Referent mit dem Verfasser in dem Wunsche
überein , dass die Directionen und Vorstände der Versicherungsgesellschaf-
ten, in deren Intere.sse hauptsächlich die Fortbildung der Theorie der
Sterblichkeitsverhältnisse liegt, durch geeignete Veröffentlichung des in
ihren Archiven enthaltenen Beobachtungsmateriales mehr, als es bis jetzt
von vielen derselben gesehen ist, beweisen mögen, dass ihnen darange-
legen ist, ihre Institute auf tüchtige Grundlagen zu basiren. Der Verfasser
stellt eine zweite Abtheilung seines Buches in Aussicht, welche sich mit
der Theorie und Praxis des Versicherungswesens bei^chäftigen soll. In der-
selben vorspricht er, diejenigen Vorsicherungsinstitute, welche bis dahin
den Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, welche ihnen im allgemei-
nen Interesse obliegen, einer ebenso strengen Kritik zu unterwerfen , als es
in der vorliegenden Abthoilung mit den mangelhaften Methoden dor Sterb-
lichkeitsberechnung und den unbrauchbaren Tabellen selbst geschehen ist.
O. Fort.
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Paris. 1V2 Thlr.
NicKLES, J. Les electjro - aimants et Vadherence magnetique,
Paris. 1V3 Thlr.
Literaturzeitung.
Recensionen.
IMtrige snr Oeiobiohte der grieohiiolien Mathematik von Professor Dr.
L. F. OFTRRDIJBrGEB. Ulm 1860.
Der Verfasser dieser kleinen Broschäre hat schon 1844 im 5. Bande
des 6ranert*schen Archivs eine Abhandlung verö£fentlicht , welche er selbst
•Is Vorarbeit des gegenwärtig Erschieoenen bezeichnet. In der That bil-
det der fast wortgetreue Abdruck dieser Abhandlung : ,,Ueber die Auffindung
mathematischer Wahrheiten bei den Oriechen'S die erste Hälfte der vor-
liegenden Schrift. In derselben wird behauptet, was den meisten Mathe-
matikern längst unzweifelhaft war, dass die Griechen gewisse Methoden
inr AafBndung von Sätzen besessen haben müssen, welche verschieden
waren von den Methoden der Beweisführung» Als solche Hilfsmittel der
Erfindung werden genannt :
1. die Anwendung der Arithmetik auf die Geometrie,
2. die Anwendung der Geometrie auf die Arithmetik,
3. die mechanischen Hilfsmittel (insbesondere das Zeichnen),
4. die angewandte Mathematik (z. B. Statik),
5. die Analogie,
6. die Induction.
Von diesen Erfiudnngsmethoden sind dann einige Beispiele aus grie-
chischen und späteren Autoren angeführt. Die zweite Hälfte der Broschüre,
welche neu erscheint, behandelt in 4 Paragraphen : die problematische Ana-
lysis, die Auffindung der Analysis, Data und Orte, endlich die geometri-
schen Aufgaben des ApoUonins. Wesentlich Neues wird der Leser wohl
nicht darin entdecken. Ganz angenehm ist in den beiden letzten Paragra-
phen die Znsammenstellung der verschiedenen Ausgaben der darin bespro-
chenen Werke. Verwirrend hingegen muss es auf den historischen Laien
wirken, wenn das Wort Datum bald in der euclidischen, bald in der nicht-
euclidischen Bedeutung gebraucht wird (z. B. S. 12 und 8) , ohne dass auf
diesen Doppelsinn aufmerksam gemacht wird. Endlich scheint Herr Ofter-
dinger das Werk von Chasles über die Porismen als eine neue Ausgabe
des griechischen Textes des Pappus zu betrachten , uiid ^«t«^Y\^\. >rcc& \^>^-
LilerMlargt/:. «/. ZeilHclu . I. Math. u. I'liy-». VI, U. "** \ '
4 2 Literaturzeitang.
halb eine ganz neue Untersucbung über dieses Werk , welche bei einer an-
deren Gelegenheit gegeben worden soll. Der Herr Verfasser wird sich
inzwischen wohl überzengt haben , dass er 7ch damit wohl überflüssige Ar-
beit machen würde. Cantob.
Prolegomenes philosophiques de. la geometrie ei Solution det
postulats par J. Delböedf. Hige 1800.
Es ist keiner Frage unterworfen , dass das uns zur Beurtheilnng vor-
liegende Werk ein in vielfacher Beziehung interessantes genannt werden
muss. Sowohl was den eigentlichen Inhalt betrifft , als auch durch die fes-
selnde Sprache hält es den Leser in fortwährender eifrigster Spannung und
reizt zu wiederholtem Ueberdenken der wichtigsten Capital aus der Philo-
sophie der Mathematik. Wenn wir damit gleich von vornherein unsere
ganz besondere Anerkennung des Geleisteten aussprechen, so müssen wir
freilich hinzusetzen , dass bei alledem der Verfasser uns die Aufgabe , die
er sich stellte, nicht vollständig zur Lösung gebracht zu haben scheint,
wozu die Grösse jener Aufgabe am meisten beigetragen haben mag. Der
Verfasser wollte einen doppelten Zweck damit erreichen. Er wollte die
philosophische Verwandtschaft der Mathematik mit den übrigen Wimn-
Schäften nachweisen , er wollte ferner noch eine strenge , wahrhaft evidente
Grundlage für die Geometrie finden, welche die gewöhnlichen Postulate
nicht voraussetzte. Also wieder einer von den neuen, neuesten, aller-
neuesten Beiträgen, Versuchen, Grundzügen u. s. w. der wahren Theorie
der Parallellinien V Eigentlich ja! Aber ein solcher Beitrag , der jedenfalls
unter den übrigen eine weit hervorragende Stellung einnimmt, und beson-
ders in der allgemeinen Einleitung, sowie in dem kritischen, mehr nega-
tiven Theile des Vortrefflichen viel ontlWllt. ^
Wir wollen aus der Einleitung nur jene Stelle hervorheben, an wel-
cher der Verfasser einerseits gegon den Apriorismus der Idealisten, ande-
rerseits gegen den Empirismus der Sensnalisten ankämpft, wo er zeigt, wie
die eine dieser Lohren zum Mysticismus, die andere zum Skepticisrous
führt. Mit Schärfe zeigt er in beiden Richtungen Widersprüche; allein
was setzt er an die Stelle? Eine Theorie, welche dem Empirismus des
Mi 11 zu nahe steht, um nicht der Vermuthung Raum zu geben, dass am
Ende doch die Erfahrung das Wesentliche, und die Ableitung der Wahr-
heit aus der Erfahrung nur ein Nebensächliches sei , über welches allein
noch ein philosophischer Streit möglich ist. Wir können daher auch nach
Durchlesung dieses Buches noch Verehrer des MilFschen Ilauptwerkes
bleiben und uns darüber freuen, dass, wie wir vernehmen, eine neue und
zwar vollständige Ausgabe der deutschen Uebersetzung in Bälde zu erwar-
ten steht. Der Haupteinwurf , welchen Herr Delboeuf gegen Mill vorbringt,
zfi/gt selbst das Richtige unserer 'Äc\\«k.\r^\.\iTv^ ^sA^^t den geometrischen
Literaturzoitung. 43
Werth der Erfahrnng. Wenn Mill angiebt , die Geometrie liefere adäquate
Definitionen und sei evident, so fragt Herr Delboeuf nach der Begründung
dieaer Angabe, und ob es noch andere Wissenschaften gebe, in welchen
«dXquate Definitionen möglich sind. Die philosophische Berechtigung die-
ser Frage ist unleugbar , snmal wenn das Yerhältniss der Mathematik an-
deren Wissenschaften gegenüber untersucht werden soll, aber für die Geo-
metrie selbst genügt die empirisch feststehende Thatsache der Evidens,
welche von Herrn Delboef so wenig wie von einem Anderen angezweifelt
wird.
Wir haben schon oben bemerkt, dass der Geometer aus dem kritischen
Theile des vorliegenden Buches viel lernen könne. Wir erinnern an die
vortreffliche Untersuchung der Begriffe: Analysis und Synthesis, an die
Ableitung der Vorschriften in Besug auf die innere .Gestaltung eines Lehr-
gnnges der Geometrie, Vorschriften, welche swar überaus einfach sind,
aber nichtsdestoweniger nur su häufig ausser Acht gelassen werden, wie
I. B. dass eine gnte Definition in der Geometrie genetisch sein müsse, dass
die Beweise möglich kurz sein sollen , und insbesondere keiner Hilfslinien
sich bedienen sollen, welche die Natur des Satzes nicht schon mit sich
bringt n. s. w. Wir erinnern namentlich an die mathematische Prüfung
der verschiedenen Beweisverfahren für den Satz von der Winkelsumme
dea Dreiecks. Jeder Mathematiker wird in diesem Capitel ein schätzbares
Material gesammelt finden , wie es sonst nur selten existirt.
Untere Pflicht als Becensent nöthigt uns jetzt auch einige Bemer-
kungen über den positiven Theil des Werkes ab. Der Verfasser erinnert
selbst daran, dass eine wesentliche Grundlage für ihn eine Schrift des
Dr. Ueberweg gewesen sei, welche zuerst 1851 im pädagogischen Archive
Bd. XVII erschien, jetzt in französischem, vom Autor gebilligter Ueber-
setinng dem vorliegenden Werke angefügt ist. Indem wir unsere Freude
über diese Offenheit aussprechen, welchC' für den wahren Freund der
Wiasenschaft charakteristisch ist, können wir Herrn Delboeuf gern zu^^obcn,
dass er über die Schrift, welche ihm zur Anregung diente, weit hinausge-
gangen ist. Allein auch er hat uns von der vollständigen Richtigkeit sei-
ner Deductionen nicht überzeugen können. Es liegt gewiss viel Wahres
in dem Begriffe der Homogenoität des Raumes , der bei beiden Schriftstel-
lern den eigentlichen Ausgangspunkt bildet, allein durchaus klar ist er
uns in dem Sinne, wie er benutzt wird, auch nach wiederholtem Lesen
noch nicht geworden. Möglich, dass die Schuld an uns liegt, indessen
scheint Herr Delboeuf selbst von der Furcht nicht frei geblieben zu sein, es
möge Manchem so gehen. Sagt er doch (S. 22» in der Anmerkung) : Toui
eet modes de demonstraiion soni fort simpfes; mais ü faui £Hre bien penetre du
principe de fhomogeneiie pour en concevoir la puissance et fappUcation. Diese
Durchdrnngenhnit zu erreichen , waren wir aber bisher nicht im Stande.
Im Einzelnen möchten wir uns noch ciuigo N»«in\\^Ä kQA%\A>\>xii^^\L ^x-
44 Litoraturzeitnng.
lauben. Der Winkel wird (S. 233) definirt: La figure formee par detix droiitt,
qni parleni (tun mime poifH, se nomme angle. Aber kann man einen Winkel
eine Figur nennen V Wir glanben nicht. Herr Delboenf erinnert wieder-
bolentlich daran, dass man nnerwicsenermaassen annehme, zwei Linien, die
sich begegnen, schneiden einander. Er versncht (S. 235) einen Beweis da-
von zu geben. Daza nimmt er ah, AB and CD seien gerade Linien, welche
den Pnnkt £ gemein haben, so dass L AEB^=CED =:^l&ffy dann mOsseo
anch die L AEC= BEB sein und einander gegenüberliegen. Das Erstere
geben wir voUstHndig zu, woher aber weiss man das Letztere, wenn ta
nicht erfahrungsmKssig bekannt sein soll? Und dergleichen Fälle kommen
noch mehr vor, wo Herr Delboenf von einer Evidenz spricht, der wir Ijei-
nen anderen Grund, als den der Erfahrung unterlegen können. So auf
derselben S. 235, wo c;^ heisst: Quelle que sott la direcHon prise pour norme,
la valeur de Unngle teste la m^me. Celle proposilion est evidente par eile mime.
Zur Begründung unseres Einwurfes bemerken wir, dass der angefiibrte
Satz in gewöhnlicher Ausdrncksweise heissen würde: L ABC — ABD
=sJ[)BCy wie auch die AB gelegen sein mag. Am klarsten wird in diesen
positivcti Theile Herr Delboeuf , wo er selbst empirisch zu Wege geht. So
S. 235, wo er die symmetrischen Figuren durch Umdrehung, wie bei einem
Haudschnh erzeugt. Und so müssen wir zum Schlüsse wiederholen: du
Buch des Herrn Delboeuf verdient von jedem Geometer gelesen zu werden,
vom Empirismus werden aber nur Wenige dadurch bekehrt werden, eher
dürften Idealisten dadurch zu der entgegengesetzten Schule hinüberge-
zogen werden. Cantor.
Analytisehe Gteometrie der Kegelsohnitte, mit besonderer Berückbichtigung
der neueren Methoden, von Grorge Salmon. Unter Mitwirkung
des Verfassers deutsch bearbeitet von Dr. Wilhelm Fiedler.
Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1800. 40 Bogen.
gr. 8.
Das englische Original, von dessen dritter, im Jahre 1855 veröffeift-
lichten Auflage das vorliegende Werk eine sehr freie Bearbeitung liefert —
die erste Auflage erschien 1848 — führt den vollständigen Titel : A Treatise
on Co nie Sections: containing an accowU nf some of the most important
modern algehraic and geomelric mclhods. By the Ret, George Salmon^ A, M..
Fellow and Tutor, Trinity College^ Dublin,
Dasselbe enthält mehr, als sein Titel verspricht; es um.schltesst in
seinem Haupttheile eine fast vollständige Darlegung des gegenwärtigen
Standes der auf die Kegolsclinitte bezüglichen geometrischen Lehren, mit
Zugrundelegung der wichtigsten algebraischen und geometrischen Metho-
den, durch welche namentlich in der neueren Zeit diese Theorie eine wc-
sentlicbe Förderung erlangt bat. Yixn ^\ivV\\.^.ii4^it kb^cbnitt giebt die
Liioratuizoitmi;:. 43
"ft
Grandlehren der Cartesischen Coordinaten - Geometrie , leitet aber in Kur •
sem darch Anfnahrae des erweiterten Coordinaten - Begriffes und nament-
lich durch Einftthrnng der Trilinear- Coordinaten und der dadurch bediug-
ten homogenen Gleichongsformen zu den umfassenderen Gesichtspunkten
hin , durch welche die neuere analjrtische Geometrie weit über die Lehren
de« Cartesins hinausgeführt worden ist. Die ausgezeichnete Methodik , mit
welcher der Verfasser hierbei von den einfacheren Grundlagen zu höheren
AnscbauQugen fortschreitet, macht das Buch, abgesehen von seinem ur-
sprünglichen Zwecke, besonders auch geeignet, xur Einführung in die
gegenwftrtige wissenschaftliche Stellung der analytischen Geometrie zu
dienen.
Der deutsche Bearbeiter hat den letzteren Gesichtspunkt in den Vor-
dergrund treten lassen und hiervon eine Erweiterung des Salmon 'sehen
Werkes abgeleitet, rücksichtlich deren er sich, wie die Vorrede besagt,
mit dem Verfasser selbst in Einvernehmen setzte. Durch Einschaltung
einer grossen Menge einzelner Zusätze, sowie einiger grösseren Abschnitte
ist das Werk um nahe die Hälfte des ursprünglichen Volumens angewach-
sen, und es ist in seiner neuen Form wohl geeiguet, dem Zwecke zu ent-
sprechen , welchen der Bearbeiter dabei im Auge gehabt hat. Das Mate-
rial au den Erweiterungen bt zum Theil anderen Schriften desselben Ver-
fassers entlehnt, namentlich dem vorzüglichen Werke: A TreaUse on the
higher plane Curvety zum Theil sind andere englische Quellen benutzt. Die
Arbeiten deutscher Mathematiker, namentlich unserer Möbius, Plücker,
Steiner und Anderer sind übrigens durchaus nicht unbeachtet geblieben;
einzelne Partien verrathen eine selbstständige Auffassung von Seiten des
Bearbeiters.
Der Stoff des vorliegenden W^erkes ist in der deutschen Ausgabe in
die folgenden Abschnitte vertheilt : Cap. I. Der Punkt. Cap. II. Die ge-
rade Linie. Cap. III. Aufgaben über die gerade Linie. Cap. IV. An-
wendung einer abgekürzten Bezeichnung für die Gleichung der geraden
Linie* Cap. V. Gleichungen von höheren- Graden, welche gerade Linien
darstellen, Cap. VI. Ableitung der Haupteigensehaften aller Curven zwei-
ten Grades ans der allgemeinen Gleichung. Cap. VII. Der Kreis. Cap.
VIIL Lehrsätze und Aufgaben über den Kreis; Anwendung einer abge-
kürzten Bezeichnung auf seine Gleichung. Cap. IX. Eigenschaften eines
Systems von zwei oder mehreren Kreisen. Cap. X. Die allgemeine Glei-
chung des zweiten Grades als Central - Gleichung. Ellipse und Hyperbel.
Cap. XI. Die Parabel. Cap. XII. Vermischte Aufgaben und Lehrsätze
Über die Kegelschnitte. Cap. XIII. Die Methode des Unendlich - Kleinen,
die Quadratur und Bectification der Kegelschnitte. Cap. XIV. Die Me-
thoden der abgekürzten Bezeichnung, die trimetrischen Coordinaten-
Sy Sterne und das Princip der Dualität in ihrer Anwendung auf die Kegel-
schnitte. Cap. XV. Die allgemeine homogene Gleichung zweiten Grades
46 LitonitiiciMntaAg»
QDd^die Algebra der linearett Tr«nift>rttili(meii^ Oi^*'X^
Methodeir. 1) Die Methode der rtetproken PdareB. *t) Die berkeniedhta
and anliarmomflcheti Bigemekeften der'KegdiUiiritte. S) Di^MeCtoie der
Projeetiimeii vnd^ivgeometrieehenVerwaiidtteiieflMdetirtrtefe
Znifttse: — Q««H»^N««li-^«>** ' v ■' '' ' * "''' " ' '" *"• ■■■
D«a L, n. und V. Cepkel enthatten die H wplfegtee 4NUi ier Tktorie
des Ptnikfees «nd der geraden Linien itn Syitente dei^ OarleilMhM'PMallei*
Coordinaten and dem der Polar-Coeirdinaten) in gleiehem IliiBAriq(e>glelN
da« VI., Vn., X. Qüd XL Capitel die Theerie der KegebelmUMv^INe
Capitel in, Ylfl nnd.XQ gewähren »efehhiJtige Aa<igaben-|h^
aar Erläuterang dieser Theorien und aar ünterstfttanng des wehereai-'SCi-'
diuma;dereelbetf* . Mit Aashahme einer nMft äfilM^rMtlllteiwilr'lleiige^kld-
nerer ZasttÜe and Abilndeningett besdnrMikinl' = diese ^adilrHlleaMi^^
Tbeile des deütsehen- Werkes ^sieh groiseirthrtls aaf isHüft' IMle fVAte-
Mtanng der^eotspreeheadeH Partien des OrigiMls. ItMe eitt8f|(i6 weaMÜMe
Abtademng besteht in der geindert»» Ot^Uhiig dea^roni Xr«iee kllsdrtiK
den Capitels Vllrwelehes im Originale sis^ Mater Tbefl d«» to^'UefM^
tang der Kegelsehnitte voraaagefaendaiXi Bfadtoitong seiüen* Pleta "«^ 4h
Disenssion der allgenieineaOIeiehang aiMlM Grades4ttdet,'vMifM^
dem Standpunkte der deatsefa» BearTieilittg^dieiatoDfie des Krsibei to
ersten spedellen Fall der ü&tersaefaiing einer LMe aweitefrOndee'UMel
and deshalb der Ableitoag der Haapteigensehäftett aller sbleher-LMii
nachfolgten masste. Der Kreis ist hierbei als diejenige Cnrre aweiten Om-
des anfgefasst, deren conjagirte Dorehmesser- Paare sieh reebtwink^
durchschneiden.
Der tibrige Inhalt des Baches, welcher in der vorliegenden- Form laeh
als die Hftlfte des Oanten ansmaelitv ist b«eonders der Einfihtang in die-
jenigen algebraischen and geometrischen Methoden gewidmet, dnreh weldN
die neueren wesentlicheigi Fortschritte der analTtischen Oeometriebedh^
worden sind. Diese Theile, welche nach dem Plane der dentsehen Be-
arbeitang die wichtigeren sind, haben deshalb auch die grössere Meng«
von Znslitzen in sich anfgenommen. Bei der reichen Menge des darin ent-
haltenen Stoffes mnss sich Referent auf wenige, die Hauptsachen berflli-
rende Andeutungen beschränken.
In dem zur Theorie der geraden Linie gehörenden Capitel IV ent-
wickelt das Original insbesondere den Gedanken, dass die Gleichung der
geraden Linie in Cartesischen Coordinaten in eine homogene Gleicbang
ersten Grades zwischen drei linearen Functionen der beiden Verlind erliohen
umgeformt werden kann ,• woraus sich in einfacher Weise der Begriff dei
trilinearen Punkt -Coordinaten, d. i. der Bestimmung eines Punktes dureli
das Verhältniss seiner Abstände von den drei Seiten eines Fundamental
Dreieckes, ableitet. Die deutsche Bearbeitung scUliesst hieran den Begrii
der dreipunktigen Linien - Coordinaten , in denen die gerade Linie als da
Litcratiirzeitunii:. 47
'Ö
JBlemtot geometrischer Formen auftritt und durch das Verhältniss ihrer
Abstände von den drei Eckpunkten des Fund amental -DreiecHes fixirt wird.
Das für die neuere Geometrie so wichtige Princip der reciproken Dualität,
welehes im englischen Originale nur im Capitel der geometrbchen Metho-
den bei den reciproken Polaren Verwendung findet, erlangt hierdurch seine
elementare Begründung. Zugleich ergeben sich hieraus wesentliche Er-
weiterungen des Capitels XIV, in welchem die beiden trimetrischen
Coordinaten - Systeme ^r Untersuchung der Kegelschnitte verwendet
werden.
Das von der Methode des Unendlich - Kleinen handelnde Capitel XIII
ist zur Hälfte im Original in dem von den geometrischen Methoden han-
delnden Schlussabschnitte enthalten. Die Bestimmung der Tangenten,
die Quadratur der Parabel und Ellipse und die Theorie der Krümmungs-
halbmesser wird hier aus einfachen geometrischen Betrachtungen abge-
leitet. Die in der deutschen Bearbeitung sich hieran lehnende Verwendung
der Differential - und Integralrechnung zu denselben und verwandten Auf-
gaben steht zwar in loserem Zusammenhange mit dem -übrigen Inhalte des
Buches, findet aber in dem Bestreben des Bearbeiters, die Theorie der
Kegelschnitte zu einem möglichst umfassenden Ganzen abzurunden, ge-
nügende Bechtfertigung ; umsomehr, als auch das Original an anderer Stelle
von den Methoden der höheren Analjsis Gebrauch macht.
Die wesentlichsten Umformungen haben die beiden Schlusscapitel er-
langt. In Capitel XV sind einige Abschnitte der neueren Algebra aufge-
nommen, deren vollständige Kenntniss bei den Studirenden der Mathema-
tik, für welche das Buch hauptsächlich bestimmt ist, nicht allgemein vor-
ausgesetzt werden konnte , nämlich die Grundzüge der Theorie der linea-
ren Substitutionen und die zu ihrer Begründung nothwendige Theorie der
Determinanten. Der an mehreren Stellen des Originals betonte Grundge-
danke , dass alle wesentlichen Eigenschaften einer geometrischen Form aus
solchen Verbindungen der in der Gleichung dieser Form vorhandenen
Coefficienten abgeleitet werden müssen , welche unabhängig von der Ver-
änderung des zu Grunde gelegten Coordinaten-Sjstems bleiben, ist mit die-
sen Hilfsmitteln in der Bearbeitung weiter verfolgt, als es im Originale
möglich war. Auch treten hiermit solche gegenseitige Beziehungen zwi-
schen Curven in den Vordergrund, welche durch die Wahl der Coordinaten-
Achsen nicht gestört werden. Endlich erhält durch die Aufnahme dieser
algebraischen Theile das von den geometrischen Methoden handelnde Ca-
pitel , welches im Originale nur in loser Verbindung zu dem übrigen Inhalte
des Buches steht, einen organischen Zusammenhang mit dem analytisch -
geometrischen Theile des Werkes. Grössere Zusätze in Capitel XVI, wel-
che sich an das Vorhergehende naturgemäss anschliessen , begründen die-
sen Zusammenhang. Wichtig ist namentlich für die projectivischen Eigen-
schaften der Kegelschnitte die an ein Capitel des oben erwähnten „Trealin
52 Literaturzoitung.
21 . .Vo/e sur la diüeloppetnent en s6rien de^ coardonnicn d*tme planete, Bourgtt Comyt.
rend. /.. 3IÜ.
22. Sur ia deieniunation iMoiique du voefficient de röquaiion siculmre de la lune. Dt
Pontecoulant Campt rend. Z, 734.
23. Uobcr die Uestalt d-^n Mondes. Gussew. ßuH. Acad, Pctcrsh. ^, 27«.
24. Alldeutungen über astronomisch^ Beobachtungen bei totalen SonnenfinsternidKu.
Littrow. (Jrun. Archiv XXXIV, 475.
25- Ueber Berichtigung de^ Aeqnatorinls. Steinheil. Astr. Nachr. LH, l'ii).
Vergl. Geschichte der Mathematik 80, 00, 08, 09, 107.
Attnetion.
26. Oh ihe mialytical theory of (he altraclhn of soHd» btnoided by 9Hrfaees of a dttts in-
cluding the eiiipsoid. Donkin. PkU. Mag. XIX, 397.
27. Ueber ein Attractionsproblem. Joachimsthal. Grelle LVIU, 135.
Beftimnita Intagrala.
28. De integralibta quibusdtnn de/hiUU. Lind man. Gmn. Archiv XXXIV, 17.
•20. Ueber einige von ihren Bearbeitern für neu gehaltene bestimmte Integrale. Lind-
mau. Gmn. Archiv XXXIV, 118.
30. Ueber eine ZurückfUhrnng bestimmter Integrale zwi.^chen den Grenzen 0 unil •
anf andere iwischen denselben Grenxeu. Zekfass. Grün. Archiv
XXXIV, 486.
31. StiT ttne faute dans les Exercises de MaMmatiques ptir Camchy, Seconde ammie IR17
p 141 sqq. Cltiussen. ßiät Arad Peiersb /, 145.
Vergl. Discontinuirliche. Functionen , Elliptische Functionen, Functionen 07.
Gammafunctioncn , Productenfolge.
Binomialooeflleieiitea.
Vergl. Reihen 180.
Brennlinien.
3*2. On a geomelriad mcthod of conslritcling canstie by reflection. Pull er, Qtuirt Jour».
Math, JII, 312.
33. On the cvnicul refraction of a straighl Ihie. Gl i/ ton. Quart. Journ, Math. IIL 300.
c.
Combinatorik.
34. Coefticienten und independonte Formeln zur Berechnung der combinatorischen
Productc. Wasmnnd. Grün. Archiv XXXIV, 440.
35. Ueber die Entwickolung von co* (0+ ö, + . . + O« . i) , *i;i (0+ O, + . . + d»-|)
und über einen damit verwandten Satz aus der Theorie der Zahlen. U n f er-
din gor. (irun Archiv XXXIV, 72.
Vergl. Functionen 68.
Cubator.
30. Sur ttn certain volume de rotation. Franfoise. N. tmn, math. XIX, II. — De la
Briere, ibid. 52. — De Charodon. ibid. 52, 188. — Drouard. ibid. 54. —
Hazan. ibid. 158. — Puech. ibid 160.
37. Cubatur des Fusspunktenkörpers eines Ellipsoides. Magoner. Grün. Archiv
XXXIV, 450.
Vergl. Figurirto Zahlen.
Determinanten.
38. Sur \m tfteorime de M. Sylvester relatif ä Ut irntis forma tion du produit de ditermtnanit
du meine ordre. De Sperling. Journ. MaihHn. A'XF, 121.
30. Faleur ilun determinant. Brioschi et Cr emon a. y. ann. math. XlX, Ibi^
40. l^aleur d'un dcterminant. Da ehr. X. ann. jmäh. XIX. \'0.
41. Vtdetrr symbolique d*nn dHerntinant. S. mm. math. XIX, 181.
Vergl, Functionen 71 , QeschicVvle d^t M^lVvomaUk 07 ^ Homogene Function«>ii,
Träghciismomeixi 203.
Bibliographie
vom 15. Februar bis 15. April 1861.
Periodische Sohriften.
-Archiv der Mathematik und Physik, von A. Orunekt. 30. Tbl.
Greifswald , Koch. pro compl. 3 Thlr.
Aittheilungen der naturforschenden Oesellschaft in Bern. Aus dem
Jahre 1860. Bern, Huber & Comp, in Comm. 1 Thlr.
^nnuario mariliimo per Vanno 1861, compilafo dal Lloyd austriaco.
11 Annala. Triest, Direction des Österreich. Lloyd. 1 Thlr. 2 Ngr.
Annnles de Vobservaioire imperiale de Paris, publiees par U. le
Vebrier. Tome 13. Paris, Mattet- Bachelier.
Beine Hathematik.
DoBHK, H. 6. Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien und
Realschulen. 2. Aufl. 1. Bd. : Arithmetik, 2. Bd.: Algebra. Berlin,
Weidmännische Buchhandlung. 18 Ngr,
B0TMA.NN, J. R. Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien etc.
3. Tbl.: Arithmetik. Cöln und Neuss, Schwann*sche Verlagsband-
lung. % Thlr.
SCHLING, J. T. Geometrische Constructionsaufgaben. Kiel,
Schröder & Comp, in Comm. 1% Thlr.
Fliedner, C. Lehrbuch der ebenen Geometrie nebst Aufgaben-
sammlung. Marburg, Elwert'sche Univers.-Buchhandl. % Thlr.
Becker, F.W. Lehrbuch der Elementargeometrie. 2. Tbl. 2. Abth.:
Darstellende Geometrie. Oppenheim a. R., Kern. % Thlr.
Berrhan, W. Die Anwendung der Geometrie auf Arith metik
und Algebra. Halle, Schmidt. 24 Ngr.
Zetz8Che,K.E. Die Elemente der ebenen Trigonometrie. Alten-
burg, Pierer. 16 Ngr.
Angewandte Mathematik.
Heusbi, J. Lehrbuch der Geodäsie. 1, Hälfte. Leipzig, Brock-
liaus. 1% Thlr.
Schmidt, G. Die Gesetze und Kräfte der relativen Bewegung
in der Ebene. Wien, Braumüller. 10 N\gt.
54 Literatarseitnng.
W.
ügnriit« ZfthlML
63. Sttr la limUe vera taqueüe iend le rapport du vide au plein dim8 une pUe de bBnleU,
toraque le nombre de» boulet» augmente indifinunent» Fleury, N. tmn. malh,
XIX, 9.
7o«eaTütfiehtr PtttdtlTvrtneh.
64. Ueber die Bichtung^ändening der Verticale Bacaloglo. Zeitschr. Math. Phji.
V, 59.
Vnnetienalgleioliiiiig.
65. An optical iheorem, TaiU Quart. Joum, MM. III^'S^,
Fnnctioiieii.
66. Fondamenli di una teorica generale ddle funzioni di una variabile. R iema n n. Jtwad
mat //,,3:i7.
67. Sur le d^eloppement des fimctions ä une eeute variable, Tchebych ef, BuU. Aead.
Peiersb. /, 193.
68. Sur le nombre de valeurs que peui acquirir une fimction. Mathieu, Jowm. Math^m.
XXV, 9. (Vergl. Bd. V, No. ö8.J
69. Wiederholang, Interpolation oad Inrenion einer Fonetion unter gemeingdiafV
lieber Form. Hoppe. ZeiUcbr. Matb. Phya. Y, 136.
70. Ueber ein gewisses matbematiiches Princip. Zehfuss. Zeitschr. Matb« Phj^
V, 2111.
71. On eome nymmetric funclions of the root» of algebraic eqiuUionM, M, Robert*. Qturt
Joum. Math. IV, 57.
72. l . 2 . 8 . . . n > (K«)". 8 ob 1 ö m i 1 c h. ZeiUcbr. Math. Phjs. V, 228.
73. Neuer Vorscblag zur Anfsucbung des Lnftwiderstandsgesetzes. Brenner. Gran.
Arcbiv XXXIV, 274.
Vergl. Sturm *8 Functionen.
«»•
Oaounaftinotlon.
74. Sur la formule de Stirling, Ossian Bannet, Campt, rend. L, 862.
Oeodäsie.
75. Sur rinfluence des altraclions locates dans les Operations gdod^siques et particHliiremtni
dans Cure Seandinavo-Hitsse, De Schubert. Astr. Nacbr. LI 1 , 32 1 ,
76. Der DistHuzmesser des Genie -Oberlieutenants Biagio de Benedictis in Neapel
Zetasche. Zeitschr. Math. Phys. V, 225.
77* Allgemeine Bestimmung der Länge von Nonien an Maassstäben. M a tzk a. Gran.
Archiv XXXIV, 334.
Oeodititeht Unit.
78. Sur une forme de Piqualion de la ligne geodesique. elHpsotdale et de »es usages povr
/ trouver les proptietes commune» aux tiynes eUipsötdales et ä des courbes planet
correspondanles, Aoust. Compt, retuL L, 4S4,
Ooometrid (detoriptiTO).
79. Eine Ebene zu legen, welche die in einem gegebenen Kegel zweiten Grades einer
gegebenen Geraden parallel gezogene Gerade halbirt. Bacaloglo. Zeit-
schr. Math. Phys. V, 59.
80. Sw une qucstion de g^omelrie descriptive. Gros. N. ann. math. XIX, 29.
Oeometrie (btthoro;.
81. lieber die Erzeugung geometrischer Cnrven. Haortenberger. Grelle L VIII, 54.
82. Sin- quelques proprietvs des lignes yauthes de troisieme ordre et vlasse. Cremona,
Crclle LVIII, i:^8
83. Theoremes de gcomctrie segmentinre Hermes. N. rmn, matk. XIX, 26,
84. Ilomographie, Poudra. N. tmn math XIX, 108.
85. Application de la transfm'mation par ruyotis vecteurs riciproqucs d l'etude de la surface
cnvchppe d'uuc sphcj'e tttngente a trois spheres donn^es, Mannheim. N tarn,
mnlh. X/X, 67.
86 Proposilions segmvntaires Sior la parabole l'/typerhole vquilatere et propri^ti du cerde
principal de feliipse, Lcscatc. N. auu. toüiK. XI X.^ ^JlI^.
Mathematisches Abhandlungsregister.
iseo.
Erste Hälfte: 1. Januar bis «30. Juni.
Atrodjiuunik.
1. Zar Theorie der Gase. Jochmann. Zeitsehr. Math. Phys. Y, 24, 00.
2. lUuBtrationg ofthe dynamical theory of gases, Maxwell. PlUl, Mag. XIX, 19. —
Claudius ibid. 484.
Vergl. Functionen 73.
Aaaljtiselie Geometrie der Zbene.
3. TrantformaitOH des proprUtis des flgures, Faure. N. ann. math. XIX, 180. [Vcrgl.
Bd. V, No. 2ÖÜ.J
4. Mimoiresur les polaires inclinies, Dewulf, N. ann. math. XIX, 175. (Vergl. Bd. V,
No. 252.]
5. Oft a suijeci connected io tangential coordhuUes. Taft, Quart, Joum. Math. III, 305.
0. Zur Theorie paralleler Carven. Cantor. Zeitsehr. Math. Phjrs. V, 210.
7. Ueber Fasspunktlinien. W etaig. Zeitsehr. Math. Phjrs. V, 1,81. [Vergl. Bd. IV,
319.] •
8. Le Heu des pieds des perpendicuiaires abaissies du centre d'une drcotifirence sttr les
tangentes ä lo diveloppanle de cette ctrconfirence est une Spirale d'Archimide.
Laquiere, N. ann. math. XIX, 180.
■9. Swr les couröes dplusiew^s points d^arret. Ltiurent. N. ann. math. XIX, 210.
\0. Cowbe logocyclique. fiooth, N. ann. math, XIX, 2H.
IL 0» a geometricat theorem of Mr, Steiner. Ferrers, Quart, Joum. Math. IV, 02.
12. So" une cowbe du troisieme ordre, Mention. Bull. Acad. Petersb. I, 233.
13. JJeu giomitrique. Lenglier. N. ann, math. X/X, 123.
Vergl. Brennlinien 32, Doppeltangenten, Ellipse, Epicjrcloiden, Hyperbel, Ke-
gebchnitte , Mechanik 163.
Analjüsehe Oeometrie des Baumes.
14. Veber krummlinige Coordiuaten. B ti k 1 e n. Grün. Archiv XXXIV, 20, 308.
15. Memoire sur Pemploi d'un nouneau Systeme de variables dann Citnde des propriitis des
surfaces cowrbes Ossian Bonnet. Joum. Mathim. XX V, 153.
16. Ueber die Wendunjfsberührebenen der Raumcurvcn. Bisch off. Grelle LVIII, 170.
17. Einige neue SHtze über l^usspnnktflttchen. Bacaloglo. Zeitsohr. Math. Phys.
V, 67.
18. Eiementarer Beweis des Völler*8chen Satzes und Ucb ertragung desselben auf
räumliche Verhältnisse. Matthiesse n. Zeitsehr. Math. Phys. V, 146.
[Vergl. Bd. IV, 366.]
19. Vote sui* quelques cottrbes ä double courbure, Aelt. N. ann, math, XIX, 100.
Vergl. Geodätische Linien, Isotherme Linien, Krystaliographie 148.
Astrenomie.
20. Sur le döoeloppement en sMes des coordonnies d'une planete et de la fonction pertürba-
trice. Puiseux. Compt. rend. L, 111, 151, 365, 490. — Joum. Math6m. XXV,
65, 105.
52 Literaturxcitang.
21. Note Jfttr le divefoppemeni en MMeM de» eoarfhimie$ d*me pfimüe, Bomrgei (hmpi,
. rend, L, 319.
22. Sur ta deierminaiUm iMotigue du caef/Mtni de Viqwakm e^tu/Mire de Im Itme, De
Ponticoulant Compi rend. L^ 734.
23. Uober die GesUlt den Monden. GusBe w. Bvil. Aeml. Petent, l\ 27«t.
24. Andeutungen über astronomisch^ BeobAchtungen bei totalen Sonnenfinsternissen.
L i 1 1 r o w. Gran. Archir XXXIV, 475.
25. lieber Berichtignng des Aeqnatorinls. Steinbeil. Astr. Nachr. LH, 120.
Yergl. Geschichte der Mathematik 89, 90, 96, 09, 107.
Attnsaon.
26. Oh the tmalffHeal tkeory «/ M^ attraethn of $oHA bmmded ii^ wtir^lteee o/« dtmi im-
cUiding the elHpioid. Donkin. PhU. Maa. XIX, 897.
27. lieber ein Attractionsproblem. Joachims tnal. Grelle LVIII , 135.
^btefzde.-,,
te. De inteffraUhtiM qmbtisdam de/btiti». Lind man. Örnn. Afdiiv XXXIY, 17.
•20. Ueber einige ron ihren Bearbeitern für neu gehaltene bestimmte Integrale. Li lad-
mau. Grim. Archir XXXIV, i 18.
30. Ueber eine Znrückfttfamng bestimmter Integrale swischen den Orenson 0 und m
auf andere iwisdieA denselben Qreaaan.. Zakf^ss.' iQnmi Uüsshhr
XXXIV,. 486, ■ - .\ :
81. Sur une faute dans tee Exercieet de Mathimatiguee parGmue^ SemmdMimmie 1827
p 141 sqq. ClttuMseu. BuU. Atad Petereh /« 145. i. i . /v
Vergl. Diseontinairlicho.Panctioneni £iliptisp|^,.^^ctioiien, Fnuctioncn 07.
Gammafonctionen , Prodnotenfolge.
Vergl. Beihen 189.
32. On a geomelriad method of eon»^*ueiing eaustie by reßedkn. Pull er, Hmri,JmenL.
Math. III, 312.
33. Oh the conical refraction ofa etraight Ime, CK f ton, Quart, journ.' Math, ttl, 300.
ۥ
ComMaatorik.
34. Coefdcienten und independente Formeln zur Berechnung 'der eomblnaterfsehea
Prodncte. Wasmnnd. Grün. Archiv XXXIV, 440.
35. Ueber die Entwickelnug von co*(a+ej + .. + d« . i), ffK(e+d.4*..-fO«-.i>
und über einen damit verwandte A Sats ans der.Theoriedet Zahlen. Unf er-
/ d i n g e r. ürun Archiv XXXIV, 72.
Vergl. Functionen 68. '
Cnbatmr.
36. Sur un certain volume de roiation. Franpoise, N, tmn. math, XIX, II. — />c /«
Bri^re, ibid. 52. — De Charodon. ibid. 52, 188. — Drouard. ibid. 54. —
/fazan. ibid, 158. — Puech. ibid 160.
37. Cubatur dos Fasspunktenkörpers eines Ellipsoides. Magen er. Gmn. Archiv
XXXIV, 450.
Vergl. Figurirte Zahlen.
D.
Determinanten.
38. Sui' un theori'ine de M. Sylvester relatif ä In trwisformaiion du produit de ditermmoHts
du meine ordre. De Sperling. Journ. MalhHn. XXV, 121.
30. Valeur d'itn döterminant, Brioschi ei Cremona. N. mm. math, XlX, 151.
40. l^nleim d'un dctenninant. Bachr. y. ann. vuUh. XIX, 170.
41. Vuleirr symholique d*nn diternmumt. N. ann. math. XIX, 181.
Vergl. Functionen 71 , Geschichte der Mathematik 97 , Homogene Functionen,
TrUgbeitsmomciii 203.
Literataraeilang. 57
140. Ueber eine nene Eigenschlkft der Steincr*8chon Oegenpunktc des Pascarschen
Sechsecks. Grossmann. Grelle LVIII, 174.
Yergl. Analgetische Geometrie der Ebene 12, Ellipse, Geometrie (höhere) 8ü,
Hyperbel, Kreis, Oberflächen zweiten Grades 171', 172, Sphlb'ik 194, 105,
Verwandtschaft 209.
Xottenbiftoht.
141. Ueber Zfthler und Nenner der Näherangswerthe von Kettenbrüchen. Christof-
f el. Grelle LVm , 90. [Vergl. Bd. V, No. 373.]
Vergl. Functionen 67.
Krdi.
142. Sur Fenoeloppe du cei-cie cv'consait il im Mangle variable. Bellaviiis N, arm.
wuUh. XIX, 115.
143. Fropriilis d'un point de la circonfirence d*im cercle et d'un pomt du diamktre, Kess-
ler. N. ann, maih. XJX, 162.
144. Die gemeinsehaftliche Tangente sweier Kreise en suchen. Stamm er. Gmn.
ArehiT XXXIV, 484.
Xrflmi&iiiigikreis.
145. Thioremt sur les courbwres des liynes. Bo eklen, N. ann. math, XIX, 136.
146. Sur la courbure des surfaces. Ostrogradski, Bull. Acad. Petersb. I, 345.
147. On the curvature ofa plane curve at a double point, and on t?ie atrvature ofsurfaces.
Cayley. Quart. Jotmi. Math. III, 322.
Vergl. Oberflächen zweiten Grades 171.
Xrystallographia.
148. Die allgemeinsten Gesetze der Kristallographie, gegründet anf eine von nenen
Gesichtspunkten ausgehende Theorie der geraden Linie im Baume und der
Ebene für beliebige schief- oder rechtwinklige Goordinatensysteme. Grü-
ne r t. Grün. Archiv XXXIV ,121.
149. Crystallograpidc noHces. IV. H. Miller. PHl. Mag. XIX, 325.
Logarithäen.
150. Logarithmes des 40 premisrs nombres de BernouUi. Thoman. Compi. rend. L, 905.
151 . Fehler in Schrön^s siebenstelligen Logarithmentafeln. Grün. Archiv XXXIV, 368.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 10, Geschichte der Mathematik 94.
M.
XazisMi ii»^ IGüiiBa.
152. Aufgaben über Maxima und Minima. Strehlke. Grün. Archiv XXXIV, 115.
153. Sur un maanmwn aritfunologique. Derbys. N, ann. nuUh. XIX, 117.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 19, Geschichte der Mathematik 92.
Kaehanik.
154. Sur la proposiiion relative au transport des couples. Tessan. Compt rend. L,l\l. —
Duhamel, ibid. 740.
155. Sur la rotation des rorps pesunts. Tournaire. Compt. rend L, 470.
150. Observatkms sur las formules de Lagrange relatives tat mouvement du boulet dans VJn-
terieur du canon. Piobert. Compt. rend. L, 255, 3»i5.
157. Uel^er die Festigkeit einer am Rande aufgelötheten kreisförmigen Platte. Zeh-
fuss. Zeitschr. Math. Phys. V, 14.
158. SsBT la loi des petites oscillatiotis du pendute simple dans un ndlieu resistant. Resal.
N. ann. math. XIX, 165.
159 A theory ofmolecular ftnrces. Challis. ^Phil. Mag. XIX, S^.
100. Sur la loi de dilatation de corps. Tessan. Compt. rend. L, 20.
161. Notes on rigid dynamics. JStesser. Quart. Joum. Math, If^, 65.
162. Note sur la double rtfraction. D' Esioequois. Compt. rend. L, 9Q2.
163. Die logarithmische Linie als Gnrve dor rückwirkenden Festigkeit nachgewiesen
im Anlauf des Pfeilers, der Säule und des Pyramidalkörpcrs mit quadra-
tischem Querschnitt. Stokar. Gmn. Archiv XXXI V, 4 'U.
Vergl. Aerodynamik, Attraction, Elattidtät, Elektrodynamik, Foiicanlt'scher
Pendelversuch, Geschichte der Mathematik 100, Hydrodynamik, Oberliächuu
165, 160, Trägheitjimoment.
VüBrMturUg: d. Zcit^chr. f. Malh. u. Phys. VI, 3. ^
58 Literatarseitung.
Ob«rflleh0a.
164. Zar Theorie der algebraiscben Flächen. C 1 e b 8 c h. Grelle LVIII , 03.
165. The equilibrium ofa flexible but inextensibie and melastic mrface, Besani, Quart.
Joum. Math. IV, 18.
166. The egidlibrium ofa bent lamma. Besaut, Qvart. Joum, Math. IF, 12.
Vergl. Attraction 26, Differentialgleichangen , Krttmmungskreis 146.
Oberfliehea tweitor Ordnimg.
167. Risvmi tPune thioiie des surfaces du seamd ordre homofocales, Chasles. Compt,
reiid. L, 1055, 1110.
168. Swr la thiorie des pfans diamätraux dans les surfaces du second ordre, Abel Trau-
son, N. ann. math. XIX, 182.
169. Surfaces de r Evolution du second degri. ff ottsei, Joum. Mathhn, XXV, 129.
17(k Ueber einige merkwürdige Besiehnngen, in denen die Flächen «weiter Ordnung
zu einander stehen. Schönherr. Zeitdchr. Math. Phys. V, 153.
171. Cercles osculateurs et surfaces osculatrices duHS les Hgnes et surfaces du deuxüme
ordre, Ducoroy. N. ann. math. XIX, 118.
172. Bemerkungen über Curven und Flächen zweiten Grades. Heil ermann. Zeit-
sehr. Math. Phys. V, 69.
173. De la surface du second ordre circonsaite a un titrakdre. Crimona. N. ann. math.
XIX, 149.
Vcrgl. Analytische Geometrie des Baumes 14, Cubatur 37, Parabaloid.
OperatlontealeftL
11 4. Onthelawsof Operation and thesystematizationofmathematics. Ellis. Ph.Mag. X/X,221.
175. 091 a deoelopment in the calcutus of Operations. S. Roberts. Quart, Joum, Math. IV, A4.
1 76. Note on a theorem in the calculus of Operations. S, Roberts, Quart. Joum. Math, ///, 810.
177. On a theorem in the calculus of Operations. Wal ton Quart. Journ. Math. ///, 314.
Verjfl. Diiferentlalquotient 46.
P.
Paraboloid.
178. Des coordomiies pm*aboliqnes et de leur appliration d la geom^trie des paraboloidet.
Valson Compt, rend. L, 680.
• Perspective.
179. Deux figures itant en perspective, si leurs pJans toument (tutour de leur commune inter-
section, il faut , pottr que ces figures restent en perspective que Voeil chtmge de Po-
sition', les perpendiculaires abaissces chaque fuis du point le vue sur ces plant
restent dttns im rtipport conxtant. Carinouet Laquihre, y, arm. math, XIX, 97.
Planimetrie.
180.. Probleme de geom^trie du compas. Delisle N. ann. math XIX, ^5.
181. Ueber einige interessante Punkte des Dreiecks. Nagel. Grün. Archiv XXXIV, 359.
Ib2. Theoreme sur tvois droites passant par vn meme point, Kessler et Lemoine. A'.
• ann. math. XIX, 91.
183. Ueber Gouzy's Methode zur Bestimmung der mittleren Proportionallinie. Gran.
Archiv XXXIV, 364.
184. Geometrische Aufgaben durch Berechnung gelöst. Heller. Grün. Archiv XXXIV, 6.
Vergl. Trisection des Winkels 206.
Potential.
Vcrgl. Attraction, Elektrodynamik 54, 55.
Prodnkteafolge.
185. Sw Civabtalion approch^e du produit 1 . 2 . 3 . . . x lorsque x est un tres grand nombre
et sur la formale de Stirling. J. A. Serret. Compt'. rend, L, 662.
Vergl. Zahlentheorie 221, 222.
Quadratur.
Vergl. Geschiebte der Mathematik 95, 8phärik 193, Stereometrie, Verwandt-
schsLi'i 210.
LiteraturzeituDg. 59
QuAdratUoh* Bette.
Yergl. Zahlentheorie 219.
186. Ueber unendliche Reihen mit verschwindenden Gliedern aber nicht verschwin-
dender Reihensumme. S e hl 5 m i 1 c h. Zeitschr. Math. Phys. V, 132.
187. Summation iwcier unendlicher Reihen auf elementarem Wege. Bode. Grna.
Archiv XXXIV, 397.
J88. Sur la sMe dupiobieme de Fusa. Mention. Bull, Acad. Fetersb. I, 507. [Vergl.
Bd. V, No 4(il.]
189. Theoreme sttr le binume de Newton pour texpoeant entier et poaitif. Gare et, N»
ann. math. XIX, 32.
190. On S9me nitmerical expansiom. Cayley, Quart, Jovm, Math, 111, 366.
*^^* 1.2.3...n'''273...(n+l)"*"3.4...(n + 2|'''*"*~(n— l)l.2...(n — D*
Keeeler et Lemoine, N, ann. math. XIX, 34. [Vergl. Bd. V, Ko. 445.]
Vergl. Astronomie 20, 21, Functionen 07, Prodnctenfolge, Zahlentheorie 213.
Bphirlk.
192. Formttlee de trigonomitrie sphhnque. Bretschneider. N. ann. math. XIX, 22.
193. Die Flttche des sphärischen Vierecks. König. Grün. Archiv XXXIV, 12, 355.
194 . RHwni d'une thiode des coniques sphenques homofocales. Chasle a. Compt. rend. L, 623.
195. FropriMa dea coniquea aphiriquea homofocalea. Vannaon. N. ann, math. XIX, 197.
Vergl. Astronomie 23.
Stereometrie.
196. Neue Sätie fiber das rechtwinkligeParallelepiped. Mann. Grün. Archiv XXXIV, 11 6.
197. Lehrsatz über den Flächeninhalt eines geraden Cylindermantels, welcher von einem
anderen senkrecht geschnitten wird. L o m m e 1. Grün. Archiv XXXIV, 28(5.
Vergl. Cubatur 36, Figurirte Zahlen, Geschichte der Mathematik 93, Tetrae-
drometrie. '
Stnrm'a TmiefeioiMiL
198. IHfenaaioH ofthe Sturmian conatanta for cubic and qyartic eqtiatüma. Cayley. Quart.
Jomm. Matth. IV, 7.
T.
Tabellen.
199. Tablea pour fitciHter te caleul dea kauteura correapondantea» Rad an. Astr. Nachr.
LH, 161.
Vergl. Logarithmen.
Tetraedrometrie.
200. Beiträge lur Tetraedrometrie. J u n g h a n. Gmn. Archiv XXXIV, 369.
201. Diiferentialformeln der Tetraedrometrie. J. H. T. Müller. ZeiUchr. Math.
Phys. V, 49.
202. Tkifn'kme de M. de Slaudt aur le titraedre. Gentil. N. ann. math. XIX, 218.
[Vergl. Bd. V, No. 450.]
TriglieitsmomeBt
203. On the demonatration of a theorem relattng to the momenta ofinertia of a aoUd body,
Cayley, Quart Joum. Math. IV, 25.
204. Bestimmung der Trägheitsmomente, namentlich für schiefe Prismem und Pyra-
miden. Zetzsche. Zeitschr. Math. Phys. V, 164.
Trigonometrie.
205. Ueber einige bei trigonometrischen Messungen vorkommende Aufgaben. Winck-
] e r. Zeitschr. Math. Phys. V, 139.
VergL Reihen 188, Tetraedrometrie.
Triseetion des Winkels.
206. Einiges über Triseetion des Winkels. Walter. Grün. Archiv XXXIV, 295.
207. On a new inatrument for the mechanical triaection of an angle and on the muitiaection
of an angle. Ta t e. Phil. Mag, XIX, 261.
60 Literaturzeitnng.
V.
Yariatioiureeliniuig.
208. NouoeUe demonstrtition d^un theoreme fomdamental du cnlcul den variatum», Linde-
loef. Compt, read, L, 85.
Yerwandtichaft.
200. Einige Eigenschaften der Kegelschnitte. Wetiig. Zeitschr. Math. Phjs. V,G3.
210. CouBtructiou fläche ngleichor Figuren. Fiedler. Zeitschr. Math. Phjs. V, 56.
2.
Zahlentheorie.
211. Sur le nombre des solutüms entiere» d*une iquation inditerminie du preader degti»
Sylvester. Compt, rend, L, 3Ö7.
2\2. Sur lafbncti<mY,{x). Syloester, Compt. rend, L, 1^2,
213. Sur certaines sHies qui se prösentent duns la theorie des nombres. Sylvetter.
Compt, rend. L, 6d0.
214. Swr quelques formu/es ginh^ales qui peuvent etre utiles dans la tftiorie des nombrei.
Liouville, Journ. Mathim, XXF, I.
215. Note d Coccasion d'un thtordme de M. Kronecker, Liouville, Journ, Mathim.
XXK 127.
21(5. Sur le nombre de nombres premiers d'wte ekuse diterminie compris entre deux limitet
flnies domiit'S, Polignac Compt. rend. L, 575.
211, Noteon complex inteyers. Lanavicensis. Quw*t. Journ. Math. IV, ^.
218. lieber das arithnietisch- geometrische Mittel. Borchard t Grelle LVIII, 127.
210. Sur la tMarie des rMdus quadratiques. Sylvester. Compt. rend. Ls 489.
220. Tafeln der Zerfalhiiig aller rrimzahlen innerhalb des ersten Tausend in ihre toi
eilften und aus dreizehnten Wurzeln der Einheit gebildeten prim&ren com-
plexen Primfactoren. B e u s ch 1 e. Ber. Berl. Acad. iH60, 100.
221. Leproduet de cinq ou de six nombres entiers eons^cutift ne peui Hre un earri. 6i-
rono. N. ann. math. 38. — Lebesgue. ibid. 112, 1.^5.
222. Sur quelques produits dont le faeteurs sont en progression arithmitique. Guibert.
N. anti. math. XIX, 213.
223. Ueber Zablen, die sich in die Summe zweier Quadrate zerlegen lassen. Unf er-
dinger. Grün. Archiv XXXIV, IMVS.
224. Theorhne conrenumt la fonction numiHque relative au nombre des repr^sentatiom» d'us
entier saus la forme dune somme de trois carres. Liouville, Jotum. Mathem.
XXV, 141.
225. Nombre des repr^sentalions du double d'un entier impair sous la forme d'tme somme de
douze carres. Liouville. Journ. Malh4m. XXV, 143.
22«. Äifr/«/brw(?x*4-y* + 3<z* + t«). Liouville. Journ. Mathim. XXV, 147.
227. Theoreme concernant les nomltres premiers de la foume 2 4 k -f 1 1. Liouville Journ.
Mathen. XXV, i;JÜ.
228. Sur le double d'un nombre Premier Apk'^l. Liouville. Journ. Mathem, XX V^ 119.
220. Theoreme conceiviant le double d*un nombre premier contenu dans Cune ou tautre det
deux formes Unfaires 1 6k 4-7. l Gk + li. Liouville. Journ. Math. XXV, lOL
Vergl. Combinatorik 35, Elliptische Functionen 60, Maxima und Minima 153.
230. Beurtheilung der bisjetzt üblichen Auflösungen der Aufgaben über Verlegnng
der Zahlungstermine, mittleren Zahlungstermine und Geschäftsrechnunges.
Schlechter. Zeitschr. Math. Phy.s. V, 2 1 5.
231. Ueber mittlere Zahlungstermine mit einfachen Zinsen. Schlechter. Grün.
Archiv XXXIV, 291.
Literaturzeitung.
Recensionen,
Lohrbudh der ebenen Trigonometrie zum Gebrauche an höheren Lehr-
anstalten und beim Selbststudium. Von Dr. Carl Spitz , Lehrer
am Pol jtechnicnm in Karlsruhe. Leipzig und Heidelberg , C. F.
Winter'sche Verlagshandlung. 1850. 8. S. 83.
Da« vorliegende Lehrbuch schliesst sich den Lehrbtichern der ebenen
Geometrie und Stereometrie desselben Verfassers an und ist wie diese zum
Schalgebrauche, insbesondere auch deswegen zu empfehlen, weil es eine
grössere Anzahl recht gut gewAhlter Uebungsaufgaben enthält. Die Resul-
tate und Andeutungen zur Auflösung dieser Aufgaben sind in einem An-
hange zum Lehrbuche besonders abgedruckt. Was nun das Buch selbst
betriffit, so unterscheidet es sich nicht wesentlich von schon vorhandenen
Schalbachern über denselben Gegenstand, und hat z. 6. mit dem bekann-
ten Lehrbuch der ebenen Trigonometrie von Wiegand eine nicht zu ver-
kennende Familienähnlichkeit. Wir würden aus diesem Grunde uns mit
Besprechung des vorliegenden Buches kurz fassen können , wenn sich uns
beim Durchlesen desselben nicht eine Bemerkung aufdrängte, welche die
Behandlung betrifft, die der Goniometrie noch sehr häufig zu Theil wird.
Die Goniometrie fängt meistens mit der Bemerkung an, dass in einem recht-
winkligen Dreiecke die Winkel schon durch die Quotienten zweier Seiten
bestimmt sind. Dieser Gedanke, so nahe er liegt, eignet sich aber in die-
ser Fassang weniger zu einem Princip , als er zunächst nur auf Functionen
spitzer Winkel führt. Zu einem weit fruchtbareren Gedanken, durch wel-
chen die Lehre von den Winkelfunctionen nicht nur an Kürze und Klar-
heit gewinnt, sondern durch welchen gleich vom Anfang an die grösste
Allgemeinheit in die Betrachtung eingeführt ist, gelangt man aber auf fol-
gende Weise. Die Einsicht, dass die- Beziehungen zwischen den Seiten
and Winkeln eines Dreiecks nicht einfacher Natur sind, sobald man die
Winkel durch Kreisbögen bestimmt, führt zu der Frage, ob Winkel nicht
noch eine andere Bestimmung zulassen. Nun ist aber die Richtung von
einem Punkte 0 zu einem anderen Punkte P uicUt bloÄ d\xx<:\v d^xi'^Y^^
LJUraturztg. ./. Zcilucbr. f, M«(h. u. Phy». VI, 4. ^
62 Literaturzeitung.
oder die Drehungsgrösse tp bestimmt, welchen 0 P mit einer anderen festen
Richtung OX macht, sondern offenbar auch durch die Angabe der recht-
winkligen Coordinaten x und y des Punktes P in Bezug auf ein Coordinaten-
System, dessen Abscissenachse 0 X ist. Da aber die Richtung von 0 nach
P von der Länge OP=r unabhängig ist, so genügt zur Bestimmung der
Richtung von OP schon die Kenntniss je zweier der drei Verhältnisse
— , -^ und -^.
r r X
Verbindet man. hiermit — die Lagenbestimmung eines Punktes P darch
seine Coordinaten x und y als bekannt vorausgesetzt, — die Betrachtang,
dass der Winkel als Drehungsgrösse vieldeutig ist und die Drehung in
zweifachem Sinne genommen werden kann, so gewinnt dadurch die Theo-
rie der Verhältnisse
« y y
und ihrer umgekehrten Werthe
r'r'»
^' y ' y
eine Orundlage von der grössten Allgemeinheit. Stellt man ausserdem
die genannten Functionen durch die ihnen proportionalen goniometrischen
Linien dar, was für alle Fälle in einer einzigen Figur geschehen kann, so
bleibt für die Anschaulichkeit der Werth - und Zeichenänderung der gonio-
metrischen Functionen beliebiger Winkel nichts zu wünschen übrig.
Die reciproken Werthe des Cosinus und Sinus, d. h. die Secante*und
Cosecante bei Seite zu lassen , wie es der Herr Verfasser des vorliegenden
Buches gothan hat, halten wir nicht für gerathen, da sie bei Transforma-
tionen oft grossen Nutzen gewähren und die Gruppe von Gleichungen
cos fp sec (p = ^, sin tp* + cos «jp* = 1,
sin (p cosec <p = 1, sec 9* — iang (p* = 1,
Urng q> cotang gp = 1, cosec q>* — cotangtp^ = 1,
sich dem Gedächtnisse leicht einprägen.
Was die weitere Entwickelung der Lehre von den Winkelfonctionen
betrifft , so ist es zunächst gleichgiltig , welche Formel man zu Grunde legt,
sobald nur die allgemeine Giltigkeit derselben sich leicht darthun lässt.
Verwerflich, weil unelegant und ermüdend, bleibt immer die Nachweisung
der allgemeinen Giltigkeit einer Formel durch Einzelbeweise. Zudem giebt
es Beweise der allgemeinen Giltigkeit der goniometrischen Grundformeln,
denen man wahrhaftig den elementaren Charakter nicht absprechen kann.
Sind z. B. OP, und 0 P^ zwei Riclitungen und die Winkel derselben, in
ihrer Allgemeinheit aufgefasst , mit der festen Richtung 0 X, 9, und <p, , so
ist <p, — 9>2 immer einer der Winkel, den OP^ mit OP, einschliesst oder um
den sich OPt drehen muss, um mit OP^ zusammenzufallen. Bezeichnet
man nan die Längen von 0 P^^ OP^ wü^ P\P% "ccäX. r^^r^uud <f, die recht-
Ijiteraturzeitung. 63
winkligen Coordinaten von P, und P^ in Bezog auf OZ als Abscissenachse
mit Xf , jfi und ^t» ^t) ^^ ^^^ ^^^n für d* die zwei Ausdrücke
^'• = (^1— ^«)' + (yi-yt)'
und
d* — r,« + 2r, r, co« (cp, — (p,) ,
die weiter nichts sind, als bekannte Sätze der Planimetrie, nur unter an-
derer Form. Setzt man diese Ausdrücke einander gleich und vorbindet
damit die Beziehungen
so findet man
r, r, cos (g), —9,) = a:, ar, + y, y,
und hieraus
cos (9i — 9t) = -— • — + — • — '
welche Gleichung unmittelbar zu der Formel
coi {<p^ — 9)|) := cos <P| cos q>f + sin fpi sin f^
führt. Drückt man den Inhalt des Dreiecks OP^P^ einmal durch die recht-
winkligen, das andere Mal durch die Polarcoordinaten der Punkte P, und
Pi aus, so gelangt man mit gleicher Leichtigkeit zu der Formel
sin (gpj — 9,) = sin ^, cos q>^ — cos 9, sin gp,.
Noch mehr als die beiden genannten Formeln dürfte sich die Formel für
oo#g)i + costp^ als Grundformel empfehlen , da sie ausser der Definition des
Cosinus nur die Kenntniss einiger einfachen Sätze über die Lage von Punk*
ten in einer Geraden oder im Umfange eines Kreises voraussetzt, Sätze,
deren Erwähnung nicht umgangen werden kann , wenn die geometrische
Bedeutung der positiven und negativen Grössen in helles Licht gesetzt
werden soll. Die Goniometrie ist schliesslich nichts weiter, als die Theorie
des algebraischen Ausdrucks einer oder mehrerer Richtungen, und mau
sollte sich daran gewöhnen , sie unter diesem Gesichtspunkte aufzufassen.
In dem S. von der Umformung unlogarithmischer Ausdrücke in loga-
rithmische wäre folgende Bemerkung, die auch sonst ihren Nutzen hat, am
Platze gewesen. Bei den genannten Umformungen kommt es in letzter
Instanz darauf hinaus, ein zweigliedriges Aggregat x+y in ein Product
sa verwandeln. Von zwei beliebigen Grössen x und y lässt sich aber die
eine proportional einem Cosinus, die andere proportional einem Sinus
setzen, oder man hat immer die beiden Gleichungen
X'-^ r cos (p , y=ir sinq>^
welche r und tp unzweideutig bestimmen. Hierdurch ist ein allgemeines
Verfahren angedeutet , Hilfswinkel in die Rechnung einzuführen.
Was den zweiten Abschnitt des vorliegenden Buches, der die ebene
Trigonometrie behandelt, betrifft, so finden wir hier an der Stelle eines
einfachen Gedankenganges eine Zersplitterung in« eine Menge einzelner
Sätze. Fasst man die Aufgabe der Trigonometrie erst all^em^ltiföt >\xl^
64 Literatorzeitung,
sucht zunächst nur Beziehungen zwischen Winkeln und Seiten eines Drei-
ecks auf, so findet man diese offenbar am leichtesten , wenn man von der
Relation
ö b c
sin A sin B sin C
ausgeht und unter Anwendung der arithmetischen Sfttze :
ö 4" «' 4" ä" + • . .
>+6' + r + ...'
ö a +fl a + . ..
6 a + 6' a + 6" o" + . . . '
a
a
a
T^
j'-
Y ''
a
a
fl"
~b~
T'^"
'V
a
«'
ff
a
J~
J'~
Y ''
^lationen
daraus ableitet
~b'~b ^/^ bt + f/^ + b^t^,..
Geht man dann zur speciellen Aufgabe
der Trigonometrie tlber , so erscheint hier als erste Forderung die Zusam-
menstellung von Gleichungen zwischen je vier Stücken. Auf diese Zn*
samraeustellung können dann die einzelnen Aufgaben folgen und die zweck-
massigsten Formeln zur Berechnung der gesuchten Stücke gegeben wer-
den. Unter den trigonometrischen Formeln hätten die beiden
csin^{A^B) = {a —b) cos \ C
c crs \{A-^ B) s=:=: {a+ b) sin JC
wohl nicht fehlen sollen, auf welche Mo 11 weide zuerst mit Recht auf-
merksam gemacht hat. Auch bei der Berechnung der drei Winkel aus den
drei Seiten hätten sonst schon bekannte Formeln gegeben werden können.
Bezeiclmet man nämlich den halben Umfang des Dreiecks mit s und setzt
{s-a){s-^b){s-^c) _ ,
s ~^ '
so erhält man
tang\A^^^ ,tang\B^ ^ . iang\C — ~^—
s-^—n. s^—o S'-'^c
und für den Inhalt
Jz=sq.
Wir schliessen die Besprechung des vorliegenden Lehrbuches der
ebenen Trigonometrie mit der Bemerkung, dass wir es zur ersten Ein-
führung in die Wissenschaft im Ganzen für zweckmässig und nützlich hal-
ten. Die Ausstattung des Buches ist recht nett; nur sind uns leider in den
Resultaten eine nicht geringe Anzahl Druckfehler aufgestossen , was bei
der Benutzung derselben zur Vorsicht mahnen mag.
Dresden. Dr. Rudolf IIofpmann.
Lehrbuch der algebraiflchen Analysis. Von M. A. Steen. Leipzig und
Heidelberg, Winter'sche Verlagshandlung. 1800.
Der Charakter des vorliegenden Werkes lässt sich mit den zwei Wer-
Literaturzeitung. 65
ten bezeichnen : Thibaul redivivus. In der That fUngt die Ueberoinstimmung
des Verfassers mit seinem Vorgänger bereits auf Seite 5 an , wo die Rech-
nung mit Ausdrücken von der Form
a + ba: + ca^+dx*+ . . .
als das (Geschäft der algebraischen Analysis bezeichnet wird. Bei Thibaut
Hess sich das allenfalls hören und es findet sich auch in dessen Allgeroeiner
Arithmetik nichts weiter; wie aber der Verfasser periodische Reihen, un-
endliche Producte und Kettenbrüche (Cap. 10, 11 und 12) mit seiner Defini-
tion vereinigen will , ist nicht wohl einzusehen. Referent zweifelt über-
haupt an der ganzen wissenschaftlichen Berechtigung der sogenannten alge-
braischen Analysis*) und glaubt darin auch den Grund zu sehen, warum
eine stichhaltige Definition dieses Theiles der Mathematik ihre Schwierig-
keiten hat; findet man es aber hier wie in anderen Gebieten des Wissens
nicht unpassend, eine Parzelle auszusondern und diese mit besonderem
Fleisse zu cultiviren, so darf man wohl sagen, „die algebraische Analjsis
ist die elementare Theorie der sogenannten einfachen Functionen" (^r*,
0*, logx^ cos X, sin x^ etc., aresin x^ arctangx^ etc.). Diese Definition hat
auch noch den Vortheil, dass sie nicht die zufälligen Mittel der Bearbei-
tung oder die Form, in welcher das Resultat erscheint (wie z. B. a + bx
4*cj^ + etc.), sondern ein ganz bestimmtes Object als Eintheiluugsgrund
benutzt.
Bei dem Rechnen mit der Form a + bx + ca^-^r etc. ist dem Verfasser
die Schwierigkeit nicht entgangen , welche aus der etwaigen Divergenz der
Reihe entspringt; über diesen Knoten kommt der Verfasser auf eine selt-
same Weise hinweg, wozu vielleicht Referent die unschuldige Veranlassung
gegeben hat. Vor längerer Zeit, als es noch Leute gab, welche die ana-
lytische Summe (erzeugende Function) einer Reihe von deren arithmeti-
scher Summe unterscheiden wollten , machte Referent (in Grunert's Archiv)
den gewiss plausiblen Vorschlag, jene esoterische und exoterische Bedeu-
tung der Reihen durch verschiedene Zeichen aus einander zu halten ; der
Verfasser scheint sich dies gemerkt zu haben, denn er sagt auf Seite 20:
Wenn aus den Reihen
*) Dor V(*rf. erklärt es (Vorrede VI) für praktinch bedenklich, unmittelbar
auf die Arilhmetik die Ditferentialrechnimg folgen in lassen; dagegen ist Referent
durch violjiihrigc Erfahrung zu dem Ergebnisse gekommen, dass jene Aufeinander-
folge gar keine Schwicrigrkeitcn hat, wenn die Schüler etwas analytische Geometrie
▼erstehen. Hält man die Beweise der Formeln
—\ --<Äi«a:»"— 1, — J — ^= a* ia, etc.
dx dx
frei Ton den gewöhnlichen aber überflüssigen R ^ibenentwickelungcn (vergl. des Re-
ferenten „Compcndinm der höheren Analysis^', zweite, völlig nmgearbeitete Auf-
lage, wovon die 1. Lieferung erschienen ist), so gewinnen die Anfangsgründe der
Differentialrechnuug sogar noch den Vorzug, viel einfacher und verständlicher zu sein,
ab die immer etwas peniblen Betrachtungen der a\ge;bTav«c\i«a Ks\i\^%v&.
66 Literaturzeitong.
^^^•^^^^«^«^^w^<'>'^<VV</W
^o + *i^ + *t^ + • • •
die ncac Reihe
{oo + bo) + {a,+b,)x + {a,+b;)x' + . . .
gebildet wird, so soll letztere die der Addition entsprecliende
Somme sein, oder symbolisch ausgedrückt:
£arx'' +£brx'':!l;:£{ar+br)af{
„das Zeichen ^ soll das Zeichen des Entsprechens heissen." Ib
diesen wenigen Worten steckt eine doppelte Unklarheit. Zwischen drei
unendlichen Operationen irgend eine Beziehung — mag sie nnn durch
=s oder < oder ^ etc. bezeichnet sein — aufstellen , hat so lange gar kei-
nen vernünftigen Sinn, als nicht nachgewiesen ist, dass bei jenen Opera-
tionen eine angebbare und darum mit anderen vergleichbare Orösse her-
auskommt; wer z. B. hinschreibt: tm(30+cos co=^ lang OP, wird achwer-
lich um diese Weisheit beneidet werden , muss sich aber auch gefallen las-
sen, dass ein Anderer das Zeichen = durch ^ ersetzt und gleichfalls Becht
SU haben behauptet. Eben deswegen lässt sich schon einer Gleichung
von der Form
£arX^ + £brixf^=^£{ar + fer) ^
gar keine fassbare Bedeutung unterlegen , wenn nicht beide Reihen con-
vergiren; noch viel unklarer aber wird die Sache, wenn der Verfasser statt
des Gleichheitszeichens ein neues Zeichen einführt, ohne eine Defini-
tion desselben zu geben. Oder meint der Verfasser wirklich, in dem
blossen „Entsprechen" liege etwas bestimmtes? Man braucht doch nur an
die geometrischen Verwandtschaften zu denken , um sich zu erinnern, dass
z. B. einer Geraden sowohl ein Punkt, als eine Gerade und überhaupt
alles Mögliche, ja sogar Unmögliches (Imaginäres) entsprechen kann. —
Später freilich hört diese Unbestimmtheit wieder auf, denn der Verfasser
ist da, wo es auf sichere Kesultate ankommt, klng genug, nur convergi-
rende Reihen zu benutzen und :|: in = zu verwandeln. Nahe liegt da die
Frage: cui bono? wozu überhaupt die curiose Theorie des Entsprechens,
wenn sie nicht wieder gebraucht wird und wenn sich der Verfasser nicht
getraut, mit ihr allein etwas Ordentliches anfangen zu können?
Nachdem in Cap. V das Resultat
(1 + jr)«" 4: Z ••© a:'-
gewonnen worden ist, wobei der Verfasser ganz wie Thibaut rechnet und
bezeichnet, folgt die Lehre von der Convergenz der Reihen (Cap. VI) jeden-
falls nur, um = statt ^ setzen zu dürfen, und daran schliessen sich iu
Cap. VII die Reihen für Exponentialgrösson und Logarithmen. Zu einiger
Ueberraschung unbefangener Leser kommt jetzt die Bemerkung , dass auch
Reihen von der Form
Literaturzeitung. ()7
betrachtet werden müssen, und, nachdem das Nöthige hierüber gesagt wor-
den ist, definirt der Verfasser e«+«'^''-^ als Summe der Reihe
^ 1 "*" 1.2 "*••••
und bleibt seinem Vorbilde Thibant auch darin getreu , dass er cos x und
sin X nur im analytischen Sinne , nämlich als Summen der bekannten Rei-
hen nimmt. Dieser bekannte Gedankengang enthält zwar keine Unrichtig-
keit, leidet aber an einigen auffallenden methodischen Fehlern und Un-
bequemlichkeiten , die vielleicht genauer ans einander gesetzt zu werden
verdienen.
Wenn erstens der Gedanke , complexe Variabele in die vorher dage-
wesenen Reihen einzuführen , mehr als ein scurriler £infall , wenn er ein
Princip sein soll, warum fängt man denn nicht gleich bei der Binomialreihe
an und nennt den rollen Theil von
1 + \ («+.>) + ^^^^ (^ +..)» + . . .
etwa den binomischen Cosinus und den Factor von t den binomischen Sinus?
Gleich wol hütet sich Jeder vor solcher Consequenz und zwar aus dem ein-
fachen Grunde, weil sie auf complicirte Functionen zweier Variabelen
führt. Damit wird das Princip von Hause aus verletzt , man folgt ihm nur,
soweit es bequem ist. — Der zweite methodische Fehler besteht darin,
dass man ganz unnützer Weise die Theorie des Imaginären von der Theorie
der unendlichen Reihen abhängig macht. Die Quelle des Imaginären liegt
in der Algebra, ebendaher kommt auch die Potenz, und so ist es doch nicht
mehr als naturgemäss, die Frage nach der Bedeutung von (u -(- f>)^ mittelst
der niederen Mathematik zu beantworten, wenn dies irgend geschehen
kann. Zu welchen Monstrositäten jener Thibaut^sche Weg führt, sieht
man am deutlichsten bei dem einfachen Theoreme , dass immer
1) a; + fy = r (co5d+ I «>i^)
gesetzt werden darf. Hier ist geometrisch die Sache unmittelbar einleuch-
tend , der Analytiker aber braucht hierzu l) die Lehre von der Convergeuz
der Reihen, 2) den binomischen Satz, 3) die Exponentialreihe , 4) die Zer-
fNllung derselben bei complexen Exponenten , 5) den Nachweis , dass der
analytische Cosinus und Sinus identisch sind mit dem trigonometrischen
Cosinus und Sinus. Wenn dies keine Umwege sind, so giebt es keine.
Viel einfacher wird die ganze Theorie, wenn man von der Gleichung l)
aoBgeht und cos und sin im goniometrischen Sinne nimmt. Man erhält zu-
nächst »
r {cos^ + 1 sin %). r {cosd^'^ i sind'') = rr [cos (d+ »') + i sin {&+ a')]
and durch mehrmalige Anwendung dieser Formel gelangt man zu dem
Moivre'schen Satz und überhaupt zur Bedeutung der Potenz
{x + iy) ^ = [r {cos 0 + i sind)] 9 .
6S Litoraturzeitung.
Die Definition der Exponeutialgrösse mit complexen Exponenten bietet für
den ersten Anblick eine kloine Schwierigkeit, welche Keferent seit langer
Zeit überwunden hat, indem er zeigte, wie die identische Gleichung
a — b
vollkommen ausreicht, um zu beweisen, dass ( 1 H j gleichzeitig mit
m wächst , aber kleiner als 4 bleibt und sich daher einer bestimmten end-
lichen Grenze nähert, welche e genannt wird. Daran knüpft sich leicht
die allgemeinere Gleichung
der zu Folge die Exponeutialgrösse als Grenz werth einer gewissen Potenz
angesehen werden kann. Da nach dem Vorigen die Bedeutung der Potenz
für jede complexe Basis gesichert ist und m als ganze und positive Zahl
genommen werden kann, so lässt sich auch e^^^*" genau definiren, indem
man sagt, es sei
Die Ausführung des angedeuteten Grenzenüberganges liefert die Gleichung
e«+'«' = ^•' {cos V + i sin v) ,
und von hier an bleibt der Gedankengang der gewöhnliche. Durch diese
Darstellung gewinnt die Theorie des Imaginären eine solche Unabhängig-
keit , dass sie an jeder beliebigen Stelle der algebraischen Analysis einge-
schaltet; ja sogar gleich zu Anfang vorgenommen weiden kann. Ferner
erspart man sich die lan^eilige Untersuchung über die Periodicität des
analytischen Cosinus und Sinus, den umständlichen Beweis, dass es eine
Zahl {\n) giebt, deren analytischer Sinus = 1 ist; endlich fällt der Nach-
weis der I(!K;ntität des analytischen und des goniometrischen Sinus ganz
von selber weg.
Der Verfasser beschliesst sein Werk mit zwölf Noten, welche gerade
ein Drittheil des Ganzen ausmachen und manche hübsche Entwickelung
enthalten namentlich in Beziehung auf Reihen , Kettenbrüche und Zahlen-
theorie; diese Anhänge sind überhaupt das Beste am Buche.
Damit man übrigens dem Referenten nicht nachsage, dass Tadeln
leichter sei , als Bessermachen , so erlaubt sich derselbe hiermit auf sein
Handbuch der algebraischen Analysis zu verweisen, dessen dritte
verbesserte und vermehrte Auflage in wenigen Wochen die Presse ver-
lassen wird. ScuLÖMiLCu.
Literatnrzeitung. 69
^-^'^^^^^^•^^^»^'^^'^'•^^•^•^^^^^•^
Lehrbücher der Arithmetik und Algebra.
Lehrlmdh der Algebra für Ober -Gymnasien and Ober -Realschulen. Von
August Decker, Lehrer der Mathematik und Physik am k. k.
Ober -Gymnasium in Troppau. Troppau 1859, Otto Schüler's
Bachhandlang. 8. 218 S.
Das Yorlicgonde Lehrbuch, dessen Inhalt die allgemeine Arithmetik
und die Grundlehren der Algebra bilden , ist den Bedürfnissen des mathe-
matischen Unterrichts in den höheren Klassen der Gymnasien und Real-
schulen' angepasat. In acht Abschnitten handelt es von den arithmetischen
Operationen, von den Brüchen (in cl. Kettenbrüchen), von den Potenz- und
Warxelgrössen, von den VerhHltnissen und Proportionen, von den Loga-
rithmen , von den Gleichungen (Gleichungen des ersten und aeweiten Gra-
des, unbestimmte Gleichungen des ersten Grades), von den Progressionen,
von der Combinationslehre oder Syntaktik. Die einzelnen Lehren sind mit
ziemlicher Ausführlichkeit vorgetragen und durch Beispiele erläutert.
Das Buch ist mit anerkennungswerthem Fleisse geschrieben und bekundet
überall ein Streben nach wissenschaftlicher Strenge, so dass es in den Krei*
sen, für welcdie es bestimmt ist, gewiss mit Nutzen von Lehrern und Schü-
lern gebraucht werden kann. Die äussere Ausstattung verdient ganz be-
sonders auch gelobt zu werden.
Die Blemanta dar Kaiheiiuitik. Ein Leitfaden für den mathematischen
Unterricht an höheren Lehranstalten. Von Wilh. Gallenkamp,
Director der Realschule in Mühlheim an der Ruhr. Zweite ver-
besserte und vermehrte Auflage. 1. Theil. Der Arithmetik und
Algebra erste Abtheilung und die Planimetrie. Mit einer Figuren-
tafeL Iserlohn, Verlag von Julius Bädecker. 1860. 8. 148 S.
Ein durch gedrängte Kürze und klare und übersichtliche Darstellung
sehr empfehlenswerthes Buch. Es enthält auf 72 Seiten die erste Abthei-
Inng der Arithmetik und Algebra, nämlich die Grundrechnungsarten in
ganzen Zahlen, die Grundrechnungsarten in Brüchen, die Grundrechnungs-
arten in algebraischen Zahlen , die Lehre von den Potenzen (mit ganzen
und gebrochenen , positiven und negativen Exponenten) , Anwendung der
Potenzlehre auf Zahlensysteme mit beliebiger Grundzahl , die Gleichungen
des ersten Grades mit einer Unbekannten. Der zweite Theil des Buches
enthält auf 70 Seiten die Planimetrie, und es handeln die sechs Capitel
von der geraden Linie und der Lage gerader Linien gegen einander , vom
Dreieck, vom Viereck und dem Vieleck, von der Grössenvergleichung der
geradlinigen geschlossenen Figuren, von der Formverglcichung gerad-
liniger Figuren, vom Kreise (Aehnlichkeit, Polarität und Poteuzialität der
Kreise, Kroisberühiuugen). In einem Punkte können wir ufis mit dem
Verfasser nicht ganz einverstanden erklären und dve\^v:t W\.\\&\. ^v^ bk\^-
70 Literaturzeitung.
stellang zu allgemeiuen Definitionen am Anfange der einzelnen Lehren der
Arithmetik. Jedenfalls wird dadurch die Einsicht in die Bedeutung der
einzelnen Bechnungsoperationen nicht gefördert Wenn der Verftsser
z. B. zu Anfang der Potenslehre die Erklärung aufstellt , eine Potenz ist
eine Zahl , welche so durch Multiplication ans einer gegebenen Zahl , der
Grundgrösse, entsteht, wie eine andere gegebene Zahl, der Exponent,
durch Addition aus 1 entstanden ist, so wird durch eine solche oder ähn-
liche Erklärungen nicht nur die Grundbedeutung der Potenz als eines Pro-
ductes gleicher Factoren yerdunkelt, sondern es wird auch die symbolische
Bedeutung der Potenzen mit negativen und gebrochenen Ex*ponenten da-
durch nicht in das rechte Licht gestellt und die Erklärung bekommt einen
Anschein von Willkür, den sie doch nicht haben soll. Ebenso will es uns
in der Geometrie nicht recht gefallen , den Winkel zweier Geraden gleich
anfänglich als Drehungsgrösse aufzufassen; wissenschaftlicher ist es jeden-
falls, den Winkel zu definiren als das Stflck der unbegrenzteq Ebene,
welches zwischen zwei von einem Punkt ausgehenden Geraden liegt Die
Vergleichung der Winkel rücksichtlich ihrer Grösse wird dadurch gewiss
nicht erschwert, sobald man einmal erklärt hat, was man unter zwei glei-
chen Winkeln versteht. Sehen wir von diesen Einwürfen ab, so bleibt
dem Verfasser das Verdienst einer gewandten Darstellung, die ein nicht
geringer Vorzug des sehr hübsch ausgestatteten Buches ist.
Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien und höhere Lehranstalten. Von
Dr. Johann Robert Boyman, Oberlehrer am Gymnasium zu
Coblonz. Dritter Theil: Arithmetik. Cöln und Neuss,
L. Schwann'sche Verlagshandlung. 1861. 8. 224 S.
Das vorliegende Buch nimmt besonders Bücksicht auf Heis^ Samm-
lung von Beispielen und Aufgaben aus der allgemeinen Arithmetik und
Algebra und kann derselben als Commentar dienen. Nur die Gleichungen,
welche den dritten Grad überschreiten, sowie die transccndenten Glei-
chungen sind unberücksichtigt geblieben. In dem Streben , von vornherein
alle Sätze und Formeln durch Beweise zu stützen und folgerichtig zu be-
gründen , ist der Verfasser jedenfalls über das Erlaubte hinausgegangen,
indem er von Formeln Beweise giebt, in denen eine Erklärung enthalten
ist. Es nimmt sich in der That komisch aus , für die Formeln , wie
(a — 6)-^^ = ö, a — a = 0, -—.6 = «, a®=-l, a— 1» = -— etc.
0 ar
Beweiso zu finden. Dass man in den Lehrbüchern, die auf Erweckung
und Belebung eines wissenschaftlichen Sinnes gerichtet sind, immer noch
den Begriff der Null und den des Unendlichkleinen zusammenwirft und
dadurch unvermeidliche Widersprüche hervorruft, ist gewiss im Interesse
Her Wissenschaft zu beklagen. Sonst enthält das Buch bei einer sauberen
Außüiattung (Druckfehler abgctecW^iO) m«ji^\\«s Gute und wird denen,
Literaturzeitung. 7 1
:fae bei ihrem Unterrichte die Sammlang von Heia an Grunde logen,
erfain von Natzen sein können.
Enden der allgemeinen Arithmetik und Algebra für Gymnasien, höhere
Bürger- and Gewerbeschalen, besonders aach als Commentar zu
der Sammlang von Beispielen aas der allgemeinen Arithmetik
nnd Algebra, heraasgegeben von £. Heis, za gebraachen, einfach
and leicht fasslich dargestellt von David Giffborn , Lehrer der
Mathematik am Obergymnasiam za Braanschweig. Brannschweig,
Verlag der Schalbachhandlung. 1861. 8. 220 S.
Dieser Leitfaden , dessen Titel seine Bestimmung hinlänglich bekun-
behandelt die Lehren der allgemeinen Arithmetik und Algebra in der
Ldmmlichen Weise. Kettenbrüche, die Combinationslehre , die Glei-
Igen des dritten und höherer Grade sind nicht berücksichtigt. Dem
be sind Tabellen zur Vergleichung verichiedener Maass- und Gewichts-
eiten beigefügt. Die Ausstattung des Buches ist recht gut
rbncdi der Arithmetik mit Einicliluia der Algebra und der niederen
Analyiii. Zum Gebrauch bei den Vortrügen an der vereinigton
Artillerie- und Ingenieurschule und zum Selbstunterrichte be-
arbeitet von Dr. K. H. M. Aschenborn , Professor am Berliner
Cadettenhause , Lehrer und Mitglied der Studiencommission der
vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule. Berlin 1850, Verlag
der königl. geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (K. Decker). 8. 458 S.
Ist das vorliegende Lehrbuch zunächst zum Gebrauch bei den Vor-
:en an der königlichen vereinigten Artillerie - und Ingenieurschule be-
imt und dieser Zweck für Umfang, Inhalt und Methode massgebentl
esen, so wird dieses Buch doch auch für andere Fachschulen, in denen
mathematische Unterricht ein wesentliches Moment bildet, mit grossem
sen gebraucht werden können. Klarheit der Darstellung, Strenge der
reisführung, hinreichend viele und passend gewählte Uebungsbeispiele,
shhaltigkeit des Inhalts und glückliche Auswahl aus dem reichen Ma-
lle der allgemeinen Arithmetik und der niederen Analysis machen das
h zu einer erfreulichen Erscheinung auf dem so überreich angebauten
»iete der mathematischen Schulliteratur. Obgleich dieses Buch zunächst
eine Fachschule geschrieben und daher die Anwendung der Mathematik
EUgsweiso mit berücksichtigt worden ist, so enthält dasselbe doch auch
iche Hinweisnngen auf Theile der höheren Analysis , so dass es auch
hen Lesern empfohlen werden kann, die sich dem Studium der Mathe-
ik speciell widmen wollen.
rbneh der Arithmetik. Verfasst von Dr. Georq Zeufuss. Oppenheim
am Rhein, Verlag und Eigenthum von EtHÄl Kqx\i. \%äA, ^, \^^'^*
72 Literaturzeitang.
Die OmncMge der Algebra. Zum Oebraache bei Vorlesongen , für höhere
Lehranstalten nnd zum Selbststadinm dargestellt von Dr. Georg
Zehfuss. Oppenheim a. Rh. nnd Darmstadt, Verlag nnd Eigen-
thum von Ernst Korn. 18G0. 8. 200 8.
Beide Bücher zeichnen sich durch theilweise neue Behandlung des
Stoffes, durch grösste wissenschaftliche Strenge , durch Kürze nnd Reich-
haltigkeit vor anderen Schriften über denselben Gegenstand vortheilhaft
aus. Wir machen nur aufmerksam auf die Untersuchung der Multiplication
und Division der gebrochenen Zahlen, auf die Lehre von den positiven
und negativen Grössen und die Lehre von den Potenzen mit negativen und
gebrochenen Exponenten , auf die Rechnung mit imaginären Grössen , auf
die Behandlung der Gleichungen des ersten Grades. Wie in dem Lehrbuch
der Arithmetik die für das Studium der Zahlentheorie so wichtige Lehre
von der Congrnenz, so weit sie in das Gebiet der Elemente gehört, so ist
in der Algebra die für die gesainmte höhere Analysis so wichtige Detenni-
nantenlchre, das Nöthigste über die höheren Gleichungen und die unbe-
stimmte Analjsis (höhere Congruenzen, unbestimmte Gleichungen des zwei-
ten Grades) aufgenommen. Das Lehrbach der Arithmetik enthfilt übrigetw
auch die praktischen Rechnungsarten (Reductionsrechnungen, Zinsrechnun-
gen, kaufmännische Rechnungen). Beide Bücher des Verfassers sind so
anregend geschrieben, dass wir nur wünschen können, es mögen dieselben
in recht viele Hände gelangen ; der Nutzen für den Leser wird nicht aus-
bleiben.
Lehrbnch der Elementar -Mathematik von Dr. Theodor Wittstein, Pro-
fessor und Lehrer an der königl. Cadctteuanstalt, der königl. Mi-
litärakademie und der städtischen Handelsschule zu Hannover.
I.Band: Arithmetik und Planimetrie. Hannover, Hahn'sche Hof-
buchhandlung. 1856. 8. 398 S.
Ein Buch, was nur die wichtigsten Lehren der Arithmetik und Plani-
metrie enthält, diese aber bis in die kleinsten Einzelnheiten ausgearbeitet
dem Schüler vorlegt. Der Verfasser hat Schulen im Auge gehabt, bei
denen die Mathematik hauptsächlich nur als Bildungsmittel des Verstandes
betrachtet wird und für solche wird es gewiss in Bezug auf die Auswabl
und Behandlung des Stoffes als zweckmässig befunden werden.
Dr. Rudolf Hoffmann.
Heue Elemente der Mechanik. Von K. H. Schellbach, Professor am
Friedrich -Wilhelms- Gymnasium und au der Kriegsakademie zu
Berlin. Dargestellt und bearbeitet von G. Arendt, ordentlicher
Lehrer am Französischen Gymnasium zu Berlin. Berlin, Reimer.
IHOO.
Litoraturzcitung. 73
Ueber die Entstehung des vorliegenden Buches theilt Herr Professor
Schellbaoh in der Vorrede, durch welche er dasselbe einleitet, mit, dass
es aus den Lehrstunden hervorgegangen sei , welche er seit einer Iftngeren
Reihe von Jahren unter Thoilnahme einiger jüngeren Lehrer der Mathe-
matik und Physik in der ersten Classe des Friedrich- Wilhelms- Gymnasiums
zu Berlin gehalten hat. Der Zweck dieses Unterrichts war hauptsAchlich,
die Vorstellungen , welche sich die Schüler bereits über mechanische Vor-
gänge gebildet hatten, zu grösserer Klarheit zu entwickeln, die Auffassung
dieser Processe auf möglichst einfache Grundbegriffe zurück zuführen und
letztere durch vielfache Uebung gehörig zu befestigen. Das aus diesen
Lebrstundon hervorgegangene Lehrbuch hat daher weniger den ersten An-
fänger, als vielmehr solche Leser im Auge, welche ihre mechanischen
Kenntnisse durch zweckdienliche mathematische Uebungen fester begrün-
den wollen. In der Art seiner Entstehung, sowie in der mathematischen
Behandlung des Stoffes zeigt das Buch mehrfache Verwandtschaft mit den
im fünften Jahrgange der Literaturzeitung S. 66 besprochenen „mathema-
tischen Lehrstunden'' desselben Verfassers, denen es auch in Beziehung
auf die reiche Fülle des behandelten Materials würdig zur Seite tritt. Für
die Leser dieser Blätter, denen das neue Werk noch nicht zu Gesicht ge-
kommen sein sollte , wird es daher jedenfalls von Interesse sein , mit sei-
nem Inhalte näher bekannt gemacht zu werden.
Nach Feststellung der Begriffe: Atom, Trägheit, gleichförmige Be-
wegung und gegenseitige Anziehung der Atome und Atomgruppen (Mole-
cüle) wendet sich das erste, von der geradlinigen Bewegung handelnde
Capitel zunächst zu der gleichförmig beschleunigten Bewegung, welche
hier als eine Bewegung des Atoms auftritt, das von einem anderen an-
gesogen wird , während die gegenseitige Entfernung beider Atome unver-
ändert bleibt. Die entwickelten Gesetze werden auf den freien Fall und
den verticalen Wurf der Körper angewendet, woran sich ein Excurs über
da« Newton'scho Gravitationsgesetz und die Einwirkung der Himmels-
körper auf die Fallerscheinungeu an der Erdoberfläche schliesst. Die Be-
wegung von Atomsystemen, welche über eine gerade Linie vertheilt in un-
veränderlichen Entfernungen gehalten werden, während sie einer in der
Kicbtung dieser Geraden wirkenden Anziehung ausgesetzt sind , führt zu
dem Begriffe der Spannung zwischen den einzelnen Atomgruppen; an die
Bewegung freier Atomgruppen auf derselben Geraden reihen sich zum
Schlüsse des Cnpitels die Gesetze des Stosses.
Das zweite Capitel führt die Ueberschrift: Das Parallelogramm der
Kräfte , die schiefe Ebene , parabolische Bewegung. Von dem Bewegungs-
parallelogramm ausgehend behandelt hier der Verfasser die Bewegung auf
der schiefen Ebene, sowohl unter alleiniger Wirkung der Schwerkraft, als
mit Rücksichtnahme auf die Reibung , sowie die Bewegung fest verbunde-
ner Atomgruppen auf zwei zusammengestellten schiefen Eh«\iftYi. k«^ ^^
74 Literatarzeitang.
Untersacbnng der Warflinio sind mehrfache interessante mathematische
Aufgaben geknüpft, z. B. Über die Umhüllende der bei gegebenem Aos-
gangspunkte and gegebener Anfangsgeschwindigkeit in derselben Vertical-
ebene möglicher Wurflinien.
Die im dritten Capitel enthaltene Theorie der Schwungkraft wird
durch die Untersuchung derjenigen discontinuirlich wirkenden Kraft ein-
geleitet, durch welche ein materieller Punkt genöthigt wird, den Umfang
eines einem Kreise eingeschriebenen regelmässigen Polygons zu durch*
laufen. Das hieraus gewonnene Gesetz der Schwungkraft findet seine Er*
läuterung in vielfachen Uebungsbeispielen aus dem Gebiete der Astronomie
und Physik , z. B. in der Berechnung dfir Massen und der Dichtigkeit der
Himmelskörper, in der Begründung des dritten Kepler'schen Gesetzes bei
Voraussetzung einer kreisförmigen Planetenbahn, in der Untersuchung der
Zusammensetzung von Schwerkraft und Centrifugalkraft an der Erdober-
fläche , in der Theorie des conischen Kreispendels u. s. f.
Das vierte Capitel enthält die Theorie der Attraction von festen Atom-
systemen in einer Vollständigkeit, wie der Attractionscalcül unter Voraus-
setzung elementarer mathematischer Hilfsmittel nur in wenigen Lehr-
büchern durchgeführt sein dürfte. Vorausgeschickt sind einige Betrach-
tungen über die Construction der Körper, in denen sich der Verfasser xa
der bekannten atomistischen Naturansicht bekennt, ohne jedoch in seinen
Rechnungen, welche streng genommen einen continuirlich mit Materie er-
füllten Kaum voraussetzen , von dieser Ansicht weiteren Gebrauch zu ma-
chen. Untersucht werden die Anziehung einer homogenen Kreisfläche auf
ein in ihrer Achse gelegenes Atom, sowie einer Kugelschicht und einer
homogenen Kugel, sowohl auf einen äusseren, als einen inneren Punkt,
nicht; allein unter Voraussetzung des Newton'scheu Attraction sgesetzes,
sondern auch eines solchen, wo die Anziehung irgend einer Potenz der
Entfernung proportional ist. Mit Beschränkung auf das Newton'sche Ge-
setz behandelt der Verfasser die Attraction einer homogenen materiellen
Geraden , die Wirkung eines linearen Magneten auf ein in ausserordent-
licher Entfernung befindliches einfach magnetisches Element und einige
leichteren Fälle der Attraction zwischen zwei Atomsystemen.
Im fünften Capitel wird die Bewegung eines Atoms unter der Wir-
kung einer der Entfernung proportionalen Centralkraft aus der Parallel-
projection einer gleichförmigen Bewegung im Kreise abgeleitet und durch
die folgenden Beispiele erläutert; Bewegungen der in ihrem Gleichgewichte
gestörten Atome elastischer Flüssigkeiten (Fundamente der Undulations-
theorie), Bewegungen eines Körpers in einem diametral durch die ganze
Erde gegrabenen Schachte (unter Voraussetzung eines homogenen Erd-
körpers), Lougitudinalschwiugungen einer Spiralfeder.
Für die Bewegung eines Atoms unter dem Einflüsse einer Centralkraft
im Verein mit anderen Kräften, -weVcW ^ew Qso^^^Tv%v^wd des sechsten Ca-
Literatnrzeitung. 7^
pitels bildet, stellt der Verfasser nnr die ersten Grundlagen fest, ohne
jedoch , da dieselben streng genommen anf eine Differentialgleichung zwei-
ter Ordnung hinauslaufen , die Aufgabe in ihrer allgemeinen Form weiter-
snf&hren. Die gewonnenen Resultate werden daher nur in awei Beispielen
weiter verfolgt, in der Theorie des Pendels und der Lehre von der Be-
wegung eines Atoms auf einer rotirenden Geraden. An die Theorie des
Pandels reihen sich die Anwendung desselben zur Bestimmung der Erd-
schwere, zu Höhenmessungen, zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit
der Erde , sowie eine elementare Erläuterung des Foucault*schen Pendel-
▼erauchs.
Der Itfhalt des siebenten Capitels ist den Kepler^schen Gesetzen ge-
widmet, wobei unter Anderem die im dritten Capitel dem dritten Kepler*-
sehen Gesetze ^auferlegte Beschränkung auf eine kreisf5rmige Bahn wieder
aufgehoben wird. Eine Anwendung des ersten Kepler'schen Gesetzes bil-
det die Untersuchung der Abweichung frei fallender Körper von der Ver-
ticalen.
Das Schlusscapitel handelt von der Bewegung eines Systems , das aus
zwei mit einander fest verbundenen Atomgruppen besteht. Das Gesetz
der aas fortschreitender Bewegung des Schwerpunktes und Rotation um
eine durch den Schwerpunkt gehende Achse zusammengesetzten Bewegung
wird hier für den einfachen Fall entwickelt, wo sie von zwei Impulsen
herrührt, welche im Anfange der Bewegung den beiden Atomgruppen in
beliebiger Richtung ertheilt wurden.
Was die mathematische Behandlung des Stoffes betrifft, so ist die-
selbe, wie es bei einem Werke, welches den Namen des Herrn Professor
Sehellbach an der Spitze trägt, nicht anders erwartet werden konnte, eine
durchgängig strenge und correcte. Der Umfang des mathematischen Wis-
sens, welchen der Gebrauch des Buches voraussetzt, beschränkt sich auf
die Elementarmathematik mit Einschluss der Anfangsgründe der analyti-
schen Geometrie der Ebene , sowie des allgemeinen Binomialtheoroms und
der hieraus abgeleiteten Reihenentwickelung für die Exponentialgrösse.
Welche seltene Virtuosität Herr Prof. Schellbach besitzt, mit so wenigen
Hilfsmitteln Aufgaben zu behandeln,- welche ausserhalb des Gebietes der
Elementarmathematik zu liegen scheinen, ist bereits bei Besprechung der
mathematischen Lehrstunden rühmend erwähnt worden; das vorliegende
Buch liefert hierfür fast auf allen Seiten sprechende Beweise. Es kann
daher dasselbe nicht allein den Studirenden der Mathematik bestens em-
pfohlen werden , für welche es gleichzeitig durch die Eigenthümlichkeit
seiner Methoden eine gute Einleitung in das Studium der höheren Mathe-
matik bildet; auch der Lehrer wird es im Interesse des Unterrichts nicht
unbefriedigt aus der Hand legen. O. Fort.
76 Litcraturzoitnng.
Die Ericflion*floh6 calorische Kaflohine. Von H. Boerics , Civilingcnieur.
2. Auflage. Hamburg, O. Meissner.
Die so rasche Folge einer zweiten Anflage der genannten Schrifb.
deutet auf ein Interesse für dieselbe hin, welches eine kurze Beurtheilung-
den Lesern der Zeitschrift gegenüber rechtfertigen dürfte.
Die theoretischen Untersuchungen des Verfassers sollen klarere Ein-
sicht in die Wirkungsweise der motorischen Wärme in ihrer Vereinigung-
mit atmosphärischer Luft und hierdurch Handhaben liefern, welche das
Streben nach Ausbildung und Vervollkommnung der calorischen Maschinen
verwenden können. Sie sollen femer nähere Aufschlüsse über die Wir-
kungsweise der Ericsson^schen Maschine und dadurch Rechnungsunter-
lagen geben , mit denen der Nachweis über den industriellen Werth dieser
Maschine geführt werden könne. Die ersten dieser Untersuchungen sind
bereits von Redtenbacher in dessen „Die calorische Maschine, Mann-
heim 1853*S an welche Schrift der Verfasser sich anlehnt, ungleich umfas-
sender und einsichtsvoller durchgeführt, die zweiten nur höchst lückenhaft
und unzureichend angestellt worden.
Eine industrielle Werthbestimnmng pflegt durch Vergleich mit der
Dampfmaschine in Bezug auf Leistung, Betriebsaufwand und Anlage-
kosten vorgenommen zu werden. Die beiden ersten Punkte fertigt man
in der Regel mit Berechnung des pro Zeiteinheit und Leistungseinheit ver-
brauchten Brennmaterialquantums ab. Dieses Brennmaterialquantum ist
von dem Wärmeerzeugungs - , Wärmeübertragungs- und Wärmenutzungs-
apparatü der Maschine abhängig. Bei Betrachtung der Ericsson'scben
Maschine findet sich, dass gerade die beiden ersten sehr stiefmütterlich
bedacht sind, also den Brennmaterialverbrauch vorwiegend beeinflussen
werden. Der Verfasser betrachtet trotzdem nur den dritten und setzt für
die ersten ohne Weiteres willkürlich abgeschätzte Wirkungsgrade in seine
Rechnung; ja er behandelt sogar auch den letzten nur höchst unvollstän-
dig; er bestimmt blos die sogenannte theoretische Leistung desselben,
während an der beredeten Maschine gerade die Reibungswiderstände in dem
allerdings höchst ingenieusen, aber gleichwohl sehr complicirten Hebel-
mechanismus, die Wärmeverluste an der bedeutenden Abkühlungsfläcbe
des Cylinders und die Luftverluste an dem in dieser Beziehung unzweck-
mässig construirten Steuerkolben den Totaleffect auffällig deprimiren. In-
dem er für diese Effectverluste , wie für die Wirkungsgrade des Feuer-
raumes und der Heizfläche Werthe einsetzt, die mit sanguinischer Vorliebe
für die calorische Maschine gewählt sind, gelangt er zu Resultaten, die
die ökonomische Vortrefllichkeit dieser Maschine ausser Zweifel zu setzen
scheinen. Er findet, dass eine einpferdige Ericsson -Maschine mit einem
Coaksquantum von 4 bis 5 Pfund pro Stunde ausreicht, während eine
Dampfmaschine deren 10 erfahrungsmässig nöthig hat.
In der Tiiat hat sich durcVi ^cssww^ m'vl D^^wamometcr und Waage
Literaturzeitung. 77
ergeben (Diogler's poljtechn. Journal CLIX, Hefte), dass die Ericsson-
Masehine fQr oben gedachte Leistung und Zeit 30 Pfund Holz- oder
15 Pfund Steinkohle oder Coaks beansprucht , ausserdem aber noch Unter-
haltungskosten erfordert, welche eine Dampfmaschine selbst unter den
, ungünstigsten Umständen nicht nöthig macht.
Nach diesen Erörterungen kann die theoretische Untersuchung des
Verfassers nur als ein Rechenexempel erscheinen , welches eine massige
Illustration für ein paar Theoreme der ThermodTuamik yorführt.
Dresden. Dr. Weiss.
JHb nuoreioemE des Lichtes. Vorgetragen von F. J. Pisko. Wien, Verlag
von Carl Ocrold's Sohn. 1861.
Dieses kleine Scbriftchen enthält eine recht yollständige Zusammen-
stallnng alles dessen , was über die Fluorescenz bekannt ist , und empfiehlt
iich gans besonders zum Studium aller hierher gehörigen Erscheinungen.
Die ersten 63 Seiten füllen die Orundversuche mit Sonnenlicht, künst-
lichem Licht, sowie mit einfachem Licht, und die Untersuchung mittels far-
biger Zwischenmittel , desgleichen eine geschichtliche Rückschau über den
Gegenstand aus. Seite 63 — 03 beschreibt der Verfasser die wissenschaft-
lichen Untersuchungsmethoden und ihre Ergebnisse, Seite 03 — 100 die ver-
schiedenen Erklärungsmethoden der Fluorescenz und Seite 101 — 107 die
Anwendung der Fluorescenz auf Prüfung der Durchlässigkeit der Körper
für ultraviolette Strahlen , auf Photographie und Mikroskopie etc. Der
klare und deutliche Vortrag, der durch in den Text aufgenommene Holz-
schnitte unterstützt wird, die Vollständigkeit des Berichtes über die ex-
perimentellen Untersuchungsmethoden, sowie der am Schlüsse angefügte
literarische Nachweis empfehlen das Schriftchen sehr für das Studium der
Fluorescenzerscheinungen. Dr. Kahl.
Notiz.
Als ich ehedem mit der Bearbeitung meiner Tafeln bestimmter Inte-
grale beschäftigt w^r, habe ich an das mathematische Publicnm die Bitte
gerichtet, mir zur Erreichung möglichst grosser Vollständigkeit die hier
und da erschienenen Monographieen über diese Functionen zusenden zu
wollen; einige Journale haben diese Aufforderung damals aufgenommen.
Vor der Herausgabe der Tafeln ist mir nichts zugekommen. Denjenigen
aber , die mir später ihre^ werthvoUen Abhandlungen zusendeten , statte
ich hier nochmals meinen verbindlichsten Dank ab, sowie auch denen, die
LiUraturxliT' d* Zeilschr. f. Math. a. Phys. VI, 4. "^
78 Literaturzeitnng.
»
mir die Recensionen der genannten Arbeit zukommen zu lassen die Gfite
hatten. Da ich nnn darch den meine Erwartungen übertreffenden Absatz
der „ Tahles dinld^ales de'finies {publie par rJcadSmie Royal des sciences,
Amsterdam) ^^, wodurch die Auflage fast erschöpft worden ist, zu einer
neuen, gänzlich umgearbeiteten Ausgabe schreiten muss, wozu von der
ersten Auflage noch einiges Material vorhanden ist, so rufe ich noch ein-
mal die freundliche Hilfe der Sachverständigen zu doppeltem Zwecke an
und bitte dieselben
1) um die betreffenden Abhandlungen, insoweit sie in den„7Vi6/ff etc.^'
S. 21 und 22 nicht citirt und also nicht benutzt worden sind;
2) um die erschienenen Recensionen, insofern die Herren Referenten
sie mir zu übersenden noch nicht die Ottte hatten.
Das grosse Interesse , welches meinem unternehmen zu Theil gewor-
den, und die — ich darf wohl sagen — überaus günstige Aufnahme von
Seiten der Akademien und der wissenschaftlichen Journale ermutbigen
mich sowohl zu diesem Schritte, als auch zu der nicht geringen Mühe
einer Umarbeitung des genannten Werkes.
Deventer (Niederlande).
Dr. BiERENS DE Haan.
Bibliographie
vom 15. April bis 15. Juni 1861.
Parioditcbe Soliriften.
onatsberichte der königl. preuss. Akademie der WiBsen-
scbaften. Jahrg. 1861. 1. Heft. Berlin, Dttmmler in Comm.
pro coinpl. 2 Thlr.
itsungsberichte der IcönigL bayerischen Akademie der
Wissenschaften. Jahrgang 1861. 1. Heft. München, Franz in
Comm. 16 Kgr.
REiL, K., Jahrbücher der k. k. Reichsanstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus. 7. Bd. Jahrg. 1855. Wien, Gerold's Sohn
in Comm. 8 Thlr.
relle's Journal, fortgesetzt von C. W. Borchajidt. 59. Bd. 1. Heft.
Berlin , O. Reimer. pro compl. 4 Thlr.
RKMiKEB, C, Nautisches Jahrbuch, oder yollständige Ephemeriden
und Tafeln fUr das Jahr 1863. Berlin , O. Reimer. % Thlr.
— Annuaire nauiique, ou ipkemerides et tahles compUtes pour Tan 1863.
Ebendaselbst. % Thlr.
ihliotheca historico -naturalis^ physico chemica et tnathema-
tica. Ed. A. v. Zuchold. 10. Jahrg. 2. Hälfte. Juli — December
1860. Oöttingen, Vandenhoeck & Ruprecht. 8 Ngr.
Beine MathematilL
JKIMB, E., Handbuch der Kugelfunctionen. Berlin, 6. Reimer.
1% Thlr.
■I88EL, E., Lehrbuch der Arithmetik und Algebra für höhere
Lehranstalten. Berlin, Springer. 1% Thlr.
OBBK, H. 6., Lehrbuch der Mathematik für Gymnasien und
Realschulen. 2. Bd. , 2. Tbl. enth. : Stereometrie , sphärische Tri-
gonometrie und analytische Geometrie. Berlin, Weidmännische Buch-
handlung. 24 Kgr.
JLL, C. J. D. , Matheseos fundamenta nova analytica. Pars I.
Oreifswald , Akademische Buchhandlung in Comm. 2% Thlr.
80 Literaturzeitung.
Angewandte Mafhematik.
HoLTZMANN, C, Lehrbuch der theoretischen Mechanik. Stutt-
gart, Metzler. 2 Thlr. 6 Ngr.
Bruhns, C, Die astronomische Strahlenbrechnng in ihrer
historischen Entwickelnng dargestellt. Leipzig, Voigt &
Günther. 1% Thlr.
Mädlek, J. H., Die Fixsternwelt. 2. Auflage des Werkes über die
Fixsterne im Allgemeinen und die Doppelsterne insbesondere. Berlin,
Heymann. % Thlr.
ÄJjLity M., De meihodis variis periurbaiiones specialei compu-
tandu Diss. inaug. Kiel, Akadem. Bnchh. in Comm. 8 Ngr.
HoEK, M., R^cherches astronomiques de Vohservatoire d^ Utrechts
Haag, Nijhoff. 1% Thbr-
Stubm, Cour 8 de MScanigue de Vecole polytechnique; publiS pwn
E. Pbouhet. Tome L Parts, Mattet -Bachelier. Les deux voJumes J2 /rc*.
Phyiik.
RiESS,P., Ueber elektrische Ringfiguren. (Akad.) Berlin, Dumm-
1er in Comm. 12 Ngr.
Spiller, Ph., Neue Theorie der Elektricität und des Magnetis-
mus in ihren Beziehungen auf Schall, Licht und Wärme.
3. Aufl. Berlin, Mittler & Sohn. % Thlr.
Kepertorium der Meteorologie, herausgegeben yon der kaberl.
geographischen Gesellschaft zu Petersburg; redigirt von Kämtz.
2. Bd. 1. Heft. Dorpat und Leipzig, Köhler. pro compl. 7 Thlr.
Literaturzeitung.
Recensionen.
Btuditii über die Methoden und die Benntsnng hypiometriseher Arbeiten,
nachgewiesen an den Niveanverhältnissen der Umgebung von
Prag. Ein neuer Beitrag zur Geodäsie und zur Urographie von
Cabl KoaiSTKA, Professor der Gepd&sie am polytechnischen
Institute zn Prag etc. Mit zwei Niveaukarten und mehreren
Holzschnitten. Gotha, Justns Perthes, 1858.
Der Nutzen, den hTpsometrische Bestimmungen im Allgemeinen ge-
wfthren , ist so vielseitig , dass nicht allein eine Vermehrung und Verein-
fachung der Hilfsmittel zur Ausführung solcher Messungen höchst wün-
•ehenswerth erscheint, sondern auch alle Diejenigen, welche derartige
Messungen unternehmen , sich den Dank des wissenschaftlichen Publicums
in hohem Grade erwerben.
Durch die Erfindung des Barometers wurde ein sehr einfaches Mittel
entdeckt, Höhen ohne grossen Zeit- und Kostenaufwand zu bestimmen,
und die meisten Höhenmessungen. datiren von dem Zeitpunkte an, in wel-
chem die Vervollkommnung des Barometers so weit vorgeschritten war,
dass dasselbe mit mehr Zuverlässigkeit, als ursprünglich, zu derartigen
Bestimmung^ A verwendet werden konnte.
Das im Jahre 1829 in Gehler's physikalischem Wörterbuche (5. Bd.,
8. 330 u. f.) aufgestellte Verzeichniss der Meereshöhen von verschiedenen
Punkten der alten und neuen Welt weist 4550 solcher Bestimmungen nach,
von denen nur verhältnissmässig sehr wenige auf trigonometrischem Wege,
die meisten mittelst des Barometers ausgeführt sind.
Insbesondere ist es A. v. Humboldt, welcher zu Anfang des gegen-
wllrtigen Jahrhunderts durch seine ausnehmend zahlreichen barometri-
sehen Beobachtungen in Amerika die regste Thätigkeit auf diesem Gebiete
hervorrief.
Hinsichtlich der Genauigkeit bleibt aber die barometrische Methode
wesentlich hinter der trigonometrischen zurück, weshalb man auch in
neuerer Zeit die erstere nur da anwendet , "wo man o\iii^>a^^w>\ÄtA.^Ti.Tj»x-
Ut^Mtnntg, d. ZcitBcbr. f. Math. a. Phyi. VI, 5. ^
82 Litcraturzeitung.
nnd Kostenaufwand die letztere nicht benutzen kann und wo es. Zwecken
gilt, welche durch die Ungenauigkeit der Methode nicht beeinträchtigt
werden.
Die barometrischen Bestimmungen sind aber auch in den letzten De-
cennien hauptsächlich in solchen Ländern in den Hintergrund gedrängt
worden, in welchen bei Gelegenheit der trigonometrischen Landesvermes-
sungen trigonometrische Höhenbestimmungen mit ausgeführt werden konn-
ten, an welche sich nun weitere hypsometrische Arbeiten entweder eben-
falls auf trigonometrischem Wege oder durch Nivelliren im engeren Sinne
leicht anschliessen lassen.
Der Verfasser des oben annoncirten, schätzenswerthen ^ sehr reichlich
mit literarischen Citaten versehenen Werkes, welcher sich bereits seit
dem Jahre 1850 alljährlich mit Höhenmessungen in den österreichischen
Alpen, auf dem böhmisch - mährischen Hochplateau, in den Sudeten and
dem westlichen Ausläufer der Karpathen beschäftigte , hat im Auftrage der
naturwissenschaftlichen Section des böhmischen Landesmnseums in der
Umgegend von Prag 1042 Höhenbestimmungen zum Theil durch das Baro-
meter , zum Theil durch Nivelliren , hauptsächlich aber auf trigonometri-
schem Wege in der verhältnissmässig kurzen Zeit von 80 Tagen , mit wenig
Kostenaufwand und mit einer für ihren Zweck vollkommen ausreichenden
Genauigkeit ausgeführt, deren Resultate er .in obigem Werke dem wissen-
schaftlichen Publicum übergiebt.
Hierbei hat derselbe zugleich Gelegenheit genommen, seine gesam-
melten reichen, praktischen Erfahrungen über Höhenbestimmungen zn-
saminonznstcllen , „um dadurch — wie derselbe in der Einleitung sagt —
jenen Geodäten und Naturforschern, welche derartige Messungen in einem
grösseren Gebiete in möglichst grosser Zahl ohne viele Kosten nnd doch
mit hinlänglicher Genauigkeit ausführen wollen, manche unuöthige, zeit-
raubende and kostspielige Arbeit zu ersparen."
Sodann hat aber auch derselbe an einem bestimmten Beispiele die Be-
ziehungen nachzuweisen gesucht, in welchen derartige Messungen mit
wichtigen Fragen der Orographie, Geologie, Pfianzengeographie und der
gesammten Landescultur stehen.
Keferent glaubt seinem Beifalle , welchen er diesem ausgezeichneten
Werke zu Theil werden lässt, am besten dadurch Ausdruck zu geben, in-
dem er in Folgendem auf den Inhalt desselben etwas näher eingeht.
Das ganze Material ist in zwei Hauptabschnitte gesondert. In dem
ersten werden die geodätischen Operationen und die Berechnungsmethoden
beschrieben und die Messungsresultate zusammengestellt, im zweiten ist
alsdann gezeigt, wie sich solche Messungsresultate zur Construction von
Niveaukarten benutzen lassen und wie diese Karten zur Beantwortung von
Fragen der Orographie, Hydrographie, Geologie u. s. w. zu verwenden
sind. —
Literaturzeitung. 83
Nachdem der Verfasser im $. 1 eine kurze Geschichte der früheren
Messungen, insbesondere in der Gegend von Prag^ und der Bemühungen,
die Seehöhe der Prager Sternwarte zu bestimmen, gegeben, berührt er im
S. 2 die von ihm hauptsächlich angewendeten und oben schon berührton
drei Methoden der Höhenbestimmung und geht in den folgenden Paragra-
phen zunächst auf die trigonometrische Höhenmessung näher ein. Im $. 3
behandelt er die Messung der Höhenwinkel, zeigt die Benutzung der
Schraube nach Hogreve und Stampfer für kleine Winkel, beschreibt das
hierbei nicht ohne grossen Vortheil angewendete, bis dahin aber noch nir-
gends erwähnte, von Starke in Wien mit Höhenkreis und Mikrometer-
schraube construirte Nivellirinstruroent und untersucht den nicht unbe-
deutenden Genauigkeitsgrad desselben.
Der S' 4 zeigt die Bestimmung der zur trigonometrischen Höhen-
messung nöthigen Distanz nach irgend einer vorhandenen guten topogra-
phischen Specialkarte, handelt von den bei diesen Bestimmungen auf-
tretenden Fehler()uellen und dem Einflüsse derselben auf die Höhenbe-
stimmungen, geht dann auf die Unterlagen näher ein, welche der Verfasser
fäi seine Distansbestimmungen in der Umgegend von Prag benutzt hat,
wodurch derselbe zu dem Schlüsse geführt wird , dass die durch die Un-
sicherheit der Distanzen entstandenen Fehler in seinen Hühenbestimmun-
gen wohl nie mehr als 0,4 Klaftern betragen und dass mit Hinzurechnung
de» Fehlers in dem Höhenwinkel die Fehlergrenze in den Höhenbestim-
mangen 0,5 Klaftern oder 3 Wiener Fuss wohl überschreiten dürfte.
Mit Bedauern hat aber Referent eine Mittheilung der Erfahrungen des
Herrn Verfassers in Bezug auf die von ihm im $. 3 angezogene Methode
des trigonometrischen Nivellirens. des Prof. Stampfer in Wien vermisst , da
dieselbe doch in neuerer Zeit sehr häufig und zwar im gebirgigen Terrain
mit grossem Vortheil in Anwendung gebracht wird.
Der $• 5 enthält die Berechnungsmethoden und zwar aus correspon-
direnden und aus einfachen Höhenwinkeln, selbstverständlich unter Be-
rUeksichtigung des Einflusses der Refraction und der Krümmung der Erde.
Insbesondere geht derselbe auf den Einfluss der terrestrischen Refraction
näher ein, erwähnt die hauptsächlichsten Resultate, welche Sab 1er durch
seine höchst scharfsinnigen Untersuchungen bei Gelegenheit des Nivelle-
ments zwischen dem Schwarzen und dem Caspischen Meere festgestellt
hat, führt die eigenen Erfahrungen des Verfassers in dieser Beziehung an,
daraus den zweckmässigsten Zeitpunkt für das Vorherrschen der norma-
len Refraction im mittlem Böhmen und Mähren ableitend.
Hierauf entwickelt der Verfasser die Formel zur Berechnung des
Höhenunterschiedes ans dem einfachen Höhenwinkel rv und gelangt zu der
für seine Bestimmungen angewendeten abgekürzten Formel
683
B==:D lang w + — s £J^ für Metermaaaa
— 10"
^*
84 Literaturzeitung.
oder
H=iD lang w + —^ D^ für Wiener Klaftern,
welche 133 Klaftern nicht überschreitende Höhenunterschiede H für hori-
zontale Entfernungen D , die kleiner als 24050 Klaftern sind , bis auf zwei
Decimalen sicher geben. Am Schlüsse dieses Paragraphen werden noch
die Formeln aufgeführt, welche die berühmtesten Oeometer für die trigo-
nometrischen Höhenbestimmungen gegeben haben.
Nachdem der Verfasser im $. 6 die Wahl der Stand - und Fixpunkte
für seine trigonometrischen Messungen im Allgemeinen besprochen und die
Ortsbeschreibung der letzteren gegeben , macht er im $. 7 znnflchst einige
Mittheilungen über die Genauigkeit der Seehöhen der Triangulirungs-
punkte der österreichischen Landesvermessung, sucht dann Gewichtszahlen
für die Genauigkeit seiner Messungen auf, wobei er insbesondere nach
Sabler den Grad der Unruhe des Bildes im Femrohre während der Be-
obachtung des Höhenwinkels mit berücksichtigt und stallt endlich unter
Benutzung dieser Gewichtszahlen die Formeln auf, nach welchen seine
Berechnung der wahrscheinlichsten Werthe für die definitiven Seehöhen
der Standpunkte etc. erfolgte, deren Resultate nicht nur, sondern auch die
Beobachtungsgrössen , aus denen sie hervorgegangen sind, in übersicht-
licher Weise in den $%> B und 9 tabellarisch zusammengestellt sind.
$. 10 handelt von der nivellirenden Methode und ihrer Genauigkeit mit
besonderer Rücksicht auf das in der Stadt Prag ausgeführte Detailnivelle-
ment und bespricht die Genauigkeit der gewöhnlichen Eisenbahnnivelle-
ments etc., sowie die Vorsicht, mit welcher solche zur Bestimmung von
Seehöhen verschiedener Landestheile anzjawenden sind , in sehr treffender
Weise.
§. 11 zeigt die Art und Weise des Anschlusses des Nivellements der
Stadt Prag an trigonometrisch bestimmte Höhenpunkte zum Behuf der Be-
stimmung der Seehöhen der nivellirten Punkte , sowie der Berechnung des
durchschnittlichen Fehlers der angegebenen Seehöhen der Triangulirungs-
punkte , worauf dann im $. 12 die Resultate dieses Nivellements und im $. 13
die einiger in der nächsten Umgebung von Prag ausgeführten Nivellements
folgen, welche letztere wiederum zur Prüfung der Genauigkeit der ausge-
führten trigonometrischen Höhenbestimmungen benutzt werden.
In dem die barometrische Methode und ihre Genauigkeit
behandelnden S. 14 bespricht der Herr Verfasser die Fälle, in welchen
barometrische Messungen überhaupt „ brauch bare^^ d. h. solche Höhen-
unterschiede liefern, „deren Unsicherheiten sich innerhalb solcher Grenzen
bewegen, dass der Werth der letzteren noch keinen Einüuss auf die
Schlüsse übt, zu deren Zweck man die Messung unternommen hat,** und
geht nach einigen Bemerkungen über die Veränderung der Barometer nach
KreiVs Erfahrungen zu der Art uuA'WeKs^ fe^\\i^t'Ä^^%%.\«i^\«i^ Berechnung
Literaturzeitung. 85
über, welche letsere er noch nach den von Oaass im Jahre 1818 bekannt
gemachten Tafeln ausführt. Da die gewichtigen Bedenken , welche Ohm,
Zech und Peters gegen die Correction wegen der Veränderang der Schwer-
kraft mit Veränderang der Meereshöhe erhoben haben , nach einer grösse-
ren Arbeit Frisiani's noch nicht als abgethau zu betrachten sind , überdiess
aber auch die Correction einen nur sehr geringen Einfluss auf den berech-
neten Höhenunterschied ausübt. Aus dem letzteren Grunde berücksichtigt
der Verfasser auch die von Bessel eingeführte Correction der Höhenformel
wegen der Luftfeuchtigkeit nicht, was umsomehr gerechtfertigt erscheint,
als ohnediess durch die neueren Untersuchungen Lamont*s diese Correction
einer wesentlichen Veränderung unterworfen werden dürfte. Gewiss nicht
mit Unrecht legt der Verfasser auf eine möglichst schnelle und möglichst
einfache Berechnungsmethode einen grossen Accent und zieht dieselben
selbstyerständlich mit Rücksicht auf den zu erzielenden Zweck den weit-
läufigen Berechnungen problematischer Correctionen so lange vor, als die
überwiegende Hauptnrsache der Unsicherheit der Barometermessungen,
nämlich die nicht horizontale Lage der Luftschichten^ Yon gleicher Dichtig-
keit und — wie noch hinzuzufügen sein dürfte — das Gesetz der Ab-
nahme der Lufttemperatur mit der zunehmenden Höhe nicht zu erkennen
und zu berechnen ist.
Nachdem er in diesem Paragraph noch die Bestimmung der Seehöhe
des Prager Sternwarte - Barometers über dem Adriatischen Meere be-
sprochen, führt er im $. 15 seine in den Jahren 1855 und 1856, sowie die
früher von einigen anderen Herren ausgeführten Barometermossungeu der
Umgebung von Prag auf und schliesst den ersten Abschnitt mit der Ver-
gleichung einiger Seehöhen , welche sowohl trigonometrisch , als barome-
trisch bestimmt worden sind, und mit daraus folgenden beachtcnswerthen
Bemerkungen über den Znsammenhang des Fehlers der barometrischen
Messung und der horizontalen Entfernung.
Mit der Ueberschrift : „die orographischen Resultate" beginnt der
zweite Abschnitt, welcher, wie schon bemerkt wurde, die Verarbeitung
der im ersten Abschnitte aufgestellten Messungsresultate zeigt.
Derselbe wird im $. 16 durch Aufstellung der Art und Weise einge-
leitet, nach der die hypsometrischen Messungen dem Hauptzwecke der-
selben, der möglichsten Erkenntniss der Unebenheiten des Terrains, dienst-
bar zu machen sind, herorhebend, dass dies am Übersichtlichsten durch
graphische Darstellung der Resultate in einer Niveau- oder hypsome-
trischen Karte erfolgen kann.
Nach einer kurzen Erwähnung der verschiedenen Versuche, die
Terraindarstellung durch künstliche Reliefe zu bewirken, gicbt der Herr
Verfasser im S» 17 einige geschichtliche Notizen der einzelnen Darstellungs-
niethoden der Höhenverhältnisse, welche sich hauptsächlich nach zwei
Methoden sondern lassen : der all - franzöaiacVi^ii o<i^t \X«X\^iÄ>w\i»tL — '•»r^
86 Literatarzeitnng.
hier und da die Triersche Methode genannt — und der deutschen oder
Lehmann^schcn.
Nacb diesen beiden Methoden , hauptsächlich aber nach der letzteren,
welche später auch von den Franzosen theil weise angenommen wurde,
sind sämmtliche in den letzten 50 bis 60 Jahren namentlich in Europa vor-
genommenen officiellen und privaten Terrainaufnahmen ausgeführt und
doch sind alle die auf diese Weise entstandenen Blätter, so .werthvoll für
die Bodenplastik sie auch sind, zu einer deutlichen und zugleich auch über-
sichtlichen Erkenntniss der Höhenverhältnisse wenig oder gar nicht ge-
eignet , weil in denselben die sogenannten äquidistanten Horizontalen, auch
Niveau - oder Schichtenlinien genannt , wie dieselben von der Trierschen
Methode eigentlich gefordert werden, nicht mit eingezeichnet, sondern
meist bei den Originalaufnahmen nur in idealer Weise zur Herstellung der
Bergschraffur benutzt wurden.
Erst in den letzten Decennien hat das praktische Bedürfniss des Tech-
nikers bei Projectirung von Eisenhahn-, Strassen- und Canalanlagen Ver-
anlassung zur weiteren Ausbildung der Terrain darstellung nach der TrieF-
schen Idee geführt, nämlich zu der Herstellung der sogenannten Nivean-
karten. Werden nämlich die Niveaulinien, d.h. die Curven, in
welchen die Oberfläche des natürlichen Bodens von Horizontalflächen, die
in gleichweiten (äqnidistanten) Abständen als durch die feste Masse der
Erdoberfläche gelegt gedacht sind, geschnitten werden, auf geometrischem
Wege mit möglichster Genauigkeit ermittelt und ihre Horizontalprojectio-
nen in die betretende Karte eingetragen, so gewähren dieselben nicht
allein ein vollständiges Bild des Terrains, sondern auch einen vollkommen
bestimmten Begriff von der Gestalt desselben , ein graphisches Kelief , wel-
ches in der vollständigsten Weise alle Hühenverhältnisse repräsentirt.
Der Nutzen, den solche Niveaukarten, insbesondere für Tracirungen
von Eisenbahn-, Strassen- und Canalanlagen gewähren, ist in mehrfacher
Beziehung ausserordentlich ; denn nicht nur werden die nöthigen Vorunter-
suchungen in viel kürzerer Zeit bewirkt, sondern es lässt sich auch mit
Hilfe derselben dem Terrain ein Project abgewinnen, welches als das tech-
nisch vollkommenste , mithin als das allein richtige sich darstellt.
Leider sind wir aber noch keineswegs im Besitz vieler derartiger Kar-
ten von entsprechender Genauigkeit. Die genauere Darstellung datirt
erst seit der Zeit, wo dieselben zu den erwähnten technischen Zwecken
gebraucht wurden, so dass man genöthigt war, da, wo sich das Bedürfniss
herausstellte, derartige Aufnahmen zu bewirken, was namentlich zunächst
in Baiern erfolgte.
Immer werden aber solche genaue Darstellungen nur localer Natur
sein können und da, wie der Verfasser sagt,- es nicht wahrscheinlich ist,
(lass die Europäischen Staaten eine halbhundertjährige, bereits sehr weit
vorgerückte Arbeit wieder vou vorn \ie^\T\vve\\\«ba^^\v Ni^\\^\i\ÄLd da^ selbst
Literaturzeitung. 87
wenn dies der Fall wäre, die ungoheaern Kosten eines Detailnivellements
in keinem Verhältniss stehen würden zu den kleinen Landestheilen , bei
denen Yoranssiclitlich oder möglicher Weise dasselbe künftighin zu tech-
nischen oder anderen Zwecken benutzt werden könnte, so liegt die Frage
nahe, ob man nicht, bei dem grossen Bedürfnisse einer Übersichtlichen
graphischen Darstellung der allgemeinen Niveanverhftltnisse , die bereits
Torhandenen guten Terrainaufnahmen in Verbindung mit einer zweck-
mässig vertheilten grösseren Anzahl von Höhenmessungen für eine solche
Darstellung nutzbar machen und daraus jene Niveaukarten construircn
könnte, welche vorhin als besonders geeignet bezeichnet wurden, die
Höhenverhältnisse eines Gebiets besonders zu veranschaulichen.**
Indem der Verfasser diese Frage bejaht, zeigt er im S. 18 seine an*
gewendete Methode der Construction von Niveaulinien auf einer als Grund-
lage dienenden, nach der Lehmann'schen Manier ausgeführten Karte, Be-
zug nehmend auf die in den Text gedruckten Figuren sowohl , als auf die
dem Werke beigegebenen beiden in Farbendruck ausgeführten Niveau-
karten von Prag und Umgegend , deren correcte Ausführung dem Verfasser
sowohl, als dem Verleger zum grössten Kuhme gereicht.
Am Schlüsse des genannten Paragraphen berührt er noch das zur
grösseren Uebersichtlichkeit der Höhenverhältnisse nothwendige Colorit
der verschiedenen Schichtungen und bezeichnet es als wünschenswerth,
g;erade jetzt, wo man den Schichtenkarten eine grössere Aufmerksamkeit
schenkt, eine Einigung hierüber und insbesondere über die verschiedenen
Töne für tiefer und höher gelegene Schichten zu erzielen.
Mit den entwickelten Gründen, der tiefsten Schicht das grösste Licht
nnd den höheren Kegionen dunklere Farbenschattirungeu zu geben , kann
man sich nur ganz einverstanden erklären und es hat dieses Princip be-
reits anderweit praktische Anwendung gefunden, indem dasselbe nicht
allein Director Dr. Vogel in der Farbenwahl seiner Wachstuchwandkarten
und in seinem Schulatlas , sondern auch in neuerer Zeit Dr. Henry Lange
bei seiner Höhenschichtenkarte von Sachsen*) in Anwendung brachte.
Der ^•. 10 zeigt die Art und Weise der Benutzung derartiger Niveau-
karten zur Beantwortung von Fragen, die sich auf die verticale Gliederung
des Bodens beziehen , welche sich entweder unmittelbar aus der Karte er-
gebt oder mittelbar unter Zuhilfenahme bekannter Gesetze der Metoorolo-
§;ie, Geologie, Pilanzengeographie etc. ermöglicht wird. Namentlich macht
der Verfasser in Bezug auf die beigegebenen Niveaukarten und zwar hin-
Bichtlich der Ausdehnung und Begrenzung der einzelnen Schichten über
den Flächeninhalt derselben, über die grössten Höhen und Tiefen, über
das Volumen des über die tiefste im Gebiete vorkommende Schichte er-
*) Henry Lange's Atlft» von Sachsen., Ein goo^raphiscli - pliysikaHHcli - statiHÜ-
iches Gemälde dos Königreich» Sachsen. In 12 Karten mit erläutcrudeiu 'Cvis^Vä,
Leipzig, y. A. Brockbaas, 1800.
88 LiterataneitaDg.
bobenen Bodens , über die mittlere Erbebang des Bodens, über die mittlere
Temperatur eines Orts, sowie über die Bonität des Bodens und die Vege-
tation desselben höchst interessante und beachte nswerthe Bemerkungen,
wodurch er darthut, dass er der Verarbeitung des so reiflich gebotenen
Stoffes nach allen Richtungen hin vollständig jUeister ist.
Nicht minder beachtenswerth sind die Bemerkungen des S- 20 über die
allgemeinen Neigungs Verhältnisse des Bodens, namentlich über die mitt-
lere Neigung einzelner Terrainabschnitte, über diejenige der Thäler und'
über die Tiefenlinien derselben. Nur kann Referent sich mit dem Seite 06
aufgeführten Verfahren der Bestimmung der mittleren Neigung jeder ein-
zelnen Schicht nicht ganz einverstanden erklären.
Da nämlich der mittlere Neigungswinkel einer Schicht als das arith-
metische Mittel aus den sämmtlichen in derselben vorkommenden anend-
lich vielen Neigungswinkeln zu betrachten ist, so kommt man dieser De-
finition jedenfalls sehr nahe, wenn man sich die Horizontalprojecüon dieser
Schicht im Allgemeinen durch den Ausschnitt eines Kreisringes ersetzt
denkt, welcher mit der Schicht sowohl hinsichtlich des horizontalen Flä-
cheninhalts, als hinsichtlich der mittleren horizontalen Länge überein-
stimmt. Die als Quotient aus Flächeninhalt und mittlerer Länge hervor-
gehende Breite des Kingstücks ist als Projection der zwischen den beiden
kreisförmigen Schichtenlinien gezogenen Neigungslinie zu betrachten und
es kann mit Hilfe derselben und der Schichthöhe der dazu gehörende Nei-
gungswinkel , d. i. die gesuchte mittlere Neigung berechnet werden. Der
Herr Verfasser weicht von dieser Bestimmungsweise insofern ab, als er
sich die Ilorizontalprojectiou der Schicht nicht durch den Ausschnitt eines
Kreisringes, sondern durch einen vollen Kreisring ersetzt denkt und —
worin der wesentliche Unterschied besteht — zur Bestimmung von dessen
Breite ausser seinem Flächeninhalte nicht die mittlere Länge desselben,
sondern den Flächeninhalt des inneren Kreises wählt, welchen er mit dem
Inhalte der von der die betreffende Schicht begrenzenden inneren Horizon-
talen eiuschliessenden Fläche annimmt. Hierdurch wird aber die Grösse
des mittleren Neigungswinkels von der Zufälligkeit des letztgenannten
Flächeninhalts abhängig gemacht, dessen Unzulässigkeit hierbei umsomehr
in di& Augen springt, wenn man es mit Schichten zu thun hat, die auf der
betreffenden Karte nicht in sich zurückkehren, sondern nur theilweise auf
dem dargestellten Terrain sich befinden. Der Inhalt der von der inneren
Horizontalen begrenzten Fläche kann dann nur bis zur Sectionslinie ge-
nommen werden und ist grösser oder kleiner, je nachdem diese Sections-
linie entfernter oder näher der inneren Schichtenlinie Hegt. Durch diese
Zufälligkeiten kann es nothwendig kommen, dass für zwei Schichten, deren
mittlere Neigungswinkel gleich sind, ganz verschiedene Werthe derselben
^^efunden werden, was nicht der Fall ist, wenn ausser den Flächeninhalten
demelboM die mittleren Län'550ii to\1 u\ \^<Ält?LQ\\\. ^^-lq^-^u werden.
Litoraturzeitung. 89
Endlich deatet der Herr Verfasser im S. 21 seine Ansichten über Anf-
stellnng einer neuen nnd swar einer nach geometrischen Grundsätzen be-
handelten Terminologie des Terrains an , welche verdienen , dass sie wei-
ter Berflcksichtigong finden. Hiernach kommen zunächst die Terrain -
elemente in Betracht, welches Flächenelemente sind, deren Natur durch
die KrUmmung zweier unmittelbar über einander befindlicher Schichten-
linien bestimmt wird. Jede dieser Bchichteulinien kann entweder gerade,
eonvex oder concav sein und es würden hiernach, je nachdem entweder
zwei gerade, oder zwei convexe, oder zwei concave, oder eine convexe
und eine concave Schichtenlinie das Element begrenzen , ebene und wind-
schiefe, convexe, concave oder endlich convex-concave Terrainelemente
geben.
Die Vereinigung mehrerer Flächen- oder Terrainelemente zu einer
Figur, welche sich als solche unterscheidbar von dem Angrenzenden ab-
h^bti nennt der Verfasser ein Terrainglied und hängen mehrere solcher
Glieder so mit einander zusammen , dass sie alle von einem gemeinschaft-
liehen Punkte oder von einer gemeinschaftlichen Linie auszugehen schei-
nen, 80 entsteht ein weit höherer Grad der Zusammensetzung, welcher mit
dem Namen Terraingebiet zu bezeichnen sein möchte.
„Eine Terminologie — fährt der Verfasser fort — nach ähnlichen
Grundsätzen entworfen, würde keiner -praktischen Anwendung oder Be-
nützung im Wege sein , wenn sie auch nicht für einen besonderen Zweck
geschaffen wurde. Sie würde weder Geologen bei der Aufsuchung der
Uebereinstimmung des inneren Schichtenbanes mit der äusseren Oberfläche,
noch dem Militär bei der Auffindung von Angriffspunkten und Vertheidi-
gangslinien., noch dem-Civilingenieur bei Entwerf ung seiner Projecte fttr
Commnnication und Bodenmelioration hinderlich sein, sondern im Gegen-
tbaila die Arbeiten derselben mächtig unterstützen. Hinderlich sein würde
sie Mos hohlen Speculationen und Hypothesen , denen die nackte Wahr-
heit der natürlichen Beschaffenheit der Oberfläche des Bodens einen
fortwährenden stillen, aber entschiedenen Widerspruch entgegenstellen
würde.'*
Der Leser wird aus dem Mitgetheilten ersehen , dass sich auf diesem
Felde wohl selten noch die Wissenschaft so eng mit der Praxis verbunden
hat, dass sich gewiss beide Theile völlig befriedigt fühlen dürfen. Kefe-
rent steht nicht im geringsten an , dem Verfasser für die glückliche Durch-
fähmng seiner so manches Neue enthaltenden Arbeit in dieser nur noch
wenig verfolgten Kichtung, sowie dem Herrn Verleger für die vorzügliche
Ausstattung des Werkes und insbesondere auch der beiden beigegebenen
Karten , seinen Dank und seine wahrhafte Hochachtung darzubringen.
A. Nacel.
M LfteffatBTBRfiac.
Dte ZiMMBtB Icr cbiMB TrigaBiBilK». BeaibeHet Ton I>r. Eouabd
ZrrzACBK, Lebrer sa der köoi^ Geverbesehole sa Chemniti«
Alt«Abar^. Veria^slMchliMdln^ H. A. Pierar. -1861. 8. 108 S.
Wenn die Elemente der Goniometrie «od Trigmiometrie der Einfacb-
keit und sehnrfen üngrenzm^ des Gegeastnades we^n Torzngsweise eine
kamppe vnd elegante Darsteilimg -gestanea aad eine solche oft schon g^
faadea haben, so muM es nmsomehr befremden , wenn man an einem neuen
Bache Aber Trigonometrie gerade diese Eigenschaften nicht entdecken
kaaa. Der Verfasser des Torliegendea Werkes hat, was Weitschweifigkeit
nnd SchwerfUligkeit anlangt, das Möglichste geleistet. Er beginnt die
Goniometrie mit dem Sinnsrersas. Demselben sind fftnf Seiten gewidmet.
Es folgen dann anf drei Seiten die Erklimng des Cosinns , Betrachtnngen
fiber seine Grösse nnd sein Vorzeichen , sowie Aber die Wiederkehr der-
selben absolaten Werthe desselben. Anf gleiche Weise ist aof den vier
folgenden Seiten der Sinns behandelt. Um an erklären , was ein Sinns ist,
braneht der Verfasser allein zwei Seiten, nnd damit der Leser ja nicht su
schnell zn den fibrigen Functionen gelange, ist die Darstellnng durch einen
Paragraphen unterbrochen, in welchem Sitze, wie die folgenden, demon*
strirt werden : „Der Sinns eines Peripheriewinkels ist die Hälfte der sn
ihm gehörigen Sehne in einem Kreise Tom Halbmesser 1 ; jede Sehne ir-
gend ein'?» Krttine.n ist das Product aus dem Durchmesser des Kreises und
df^m Hinn» f\p.n üher ihr stehenden Peripheriewinkels; der Sinns und der
(^oh'mnn wnchnon nnd nehmen darchaus nicht etwa proportional mit dem
Winkel A^f, ti' M. w. Nach dieser Abschweifung erfahrt man auf den fol-
fi;f,w\i'.u '/fhn Halten, was der Cosinusversus, die Secante, die Cosecante,
die Tang'^ntc nnd die Cotangente sind. In dem Bisherigen sind zwar die
Functionen gelegentlich an einem Kreise vom Halbmesser 1 geometrisch
dargestellt worden, aber nicht genng damit werden auf S. 35 die trigono-
metriechen Linien als etwas Neues aufgeführt; bei ihrer Darstellung näm*
lieh mnss der Halbmesser des Kreises gleich r sein! Anf S. 37 erfahrt der
Schüler endlich, dass die trigonometrischen Functionen Verhältnisse zwi-
schen den Seiten des rechtwinkligen Dreiecks sind , und damit er sogleich
eine Frucht dieser neuen Erkenntniss brechen kann, ist an dieser Stelle
die Berechnung der Seiten des rechtwinkligen Dreiecks eingeschaltet. Wie
hier die (Joniometrie durch ein Stück Trigonometrie unterbrochen ist, so
befindet Hich auch in dem Anhange der Goniometrie eine Herleitung der
Fundamentalsiitze für die Dreiecksberechnung, wohin sie doch offenbar
nicht gehört. Den zweiten Abschnitt des Buches bildet die eigentliche
Trigonometrie. Wir vermissen hier unter Anderem die Mollweide'schen
Gleichungen
c sifi l i^-i — n) = (fl — 6) cos l C
c cos \ {A— B) = (a + b) sin ^ C,
die bei der ao hüufig vorkommenOLCii kxx^^^^^'v^ ^>3ä -l^^x^väv^vjl a^ b und
Literainrzeitang. . 91
lern eingeschlossenen Winkel C die ttbrigen Stücke J^ B, c ftn berechnen
lind, füglich nicht entbehrt werden können. Dem Buche sind drei Tafeln
beigegeben , die oft mit Nutzen zu gebrauchen sind , nämlich eine Tafel
für die Länge eines Bogens vom Halbmesser 1 , eine Tafel der trigonome-
trischen Functionen von 10 zu 10 Minuten und eine Tafel der Quadrate der
Zahlen von 1 bis 009* Der Druck der Formeln , namentlich die Anordnung
ierselben, lässt, was Uebersichtlichkeit anlangt, manches zu wünschen
übrig ; sonst ist die Ausstattung des Buches recht leidlich.
Dr. R(TDOLF Hoffmann.
Dm Plitmatoid. Eine Erweiterung der elementaren Stereometrie von
Theodor Wittstein , Dr. phil. und Professor. Hannover, Hahn*-
sche Hofbuchhandlung. 1860. 4. 24 S.
Wie das Prisma und die Pyramide der Stereometrie dem Paral-
lelogramm und dem Dreieck der Planimetrie entspricht, so ist das
Prismatoid das Analogen des Trapezes. Das Prismatoid nun • ist
ein Polyeder, welches von zwei parallelen Polygonen, die ausserdem voll-
kommen unabhängig von einander sind, als Grundflächen, und im All-
gemeinen von Dreiecken als Seitenflächen begrenzt wird, welche mit
je einer Grundfläche eine Seite und mit der anderen einen Eckpunkt ge-
mein haben. Der Koppe 'sehe Obelisk ist hiernach ein besonderer Fall
des Prismatoids. Versteht man unter der mittleren Dnrchschnitts-
fläche des Prismatoids die Fläche der Figur, welche ein in halber Höhe
parallel den beiden Grundflächen gelegter ebener Schnitt hervorbringt, so
wird in vorliegender* Abhandlung folgender Lehrsatz bewiesen: „Jedes
Prismatoid ist der Summe dreier Pyramiden gleich , von denen eine das
arithmetische Mittel der beiden Grundflächen und jede der beiden anderen
die mittlere Durchschnittsfläche des Prismatoids zur Grundfläche hat uiid
deren Höhe gleich der Höhe des Prismatoids ist." Oder: Wenn man mit
Gf g die beiden Grundflächen, mit B die mittlere Durchschnittsfläche und
mit h die Höhe des Prismatoids bezeichnet, so findet man allgemein den
Inhalt / desselben durch die Formel
oder wenn man das arithmetische Mittel der beiden Grundflächen, -^
mit M bezeichnet
Was die Folgerungen betrifft, die der Verfasser aus diesem Satie
sieht 9 so mUssen wir auf die Abhandlung seVbat NQtiifäV&^ti. ^v^Xi^'vv^^i^
92 Literatnneitniig.
sich nicht nur auf die Inhaltsbestimmungen speeieller Formen des Prima-
toids, sondern auch auf die Inhalte von Körpern, die Ton Regel fliehen
begrenzt sind, auf die Inhalte Ton beliebigen Polyedern mid auf die
angenäherte Inhaltsbestimmung von körperlichen Bäumen, welche von
einer beliebigen krummen Oberfläche begrenzt werden. Man findet
bei dieser Gelegenheit die Giltigkeit der für planimetrische Inhaltsbe-
stimmungen unter dem Namen der Simpson* sehen Formel bekannten
Begel auch für räumliche Figuren nachgewiesen. Es ist wohl kaum nöthig,
zu bemerken , dass die Abhandlung des bekannten Herrn Verfassers von
Seiten der Geometer alle Beachtung verdient und diese neue Erweiterimg
der elementaren Stereometrie nur mit Freuden begrüsst werden kann. Die
äussere Ausstattung der Schrift ist vortrefflich.
Dr. BUDOI^ HOFFXJINH.
(Verspätet.)
Hafhematischer Snpplementband inm Ornndriü der Physik und Meteo-
rologie. Von Dr. Jon. Müller , Professor der Physik und Tech-
nologie an der Universität £u Freiburg im Breisgau. Mit 179 in
den Text eingedruckten Holzschnitten. Nebst besonders gedruck-
ten Auflösungen. Braunschweig, Druck und Verlag von Frie-
drich Vieweg und Sohn, 1800.
Dem Studirenden der technischen Wissenschaften, der sich nach
einem vorbereitenden Cursus in der Experimentalphysik die Aufgabe stellt,
tiefer in das Gebiet der Physik einzudringen, ist jedenfalls, wenn er auch
in den mathematischen Wissenschaften gehörig vorlfereitet ist, eine Samm-
lung von Aufgaben erwünscht, die überhaupt zu den lösbaren und häufiger
vorkommenden gehören und bei denen er Zugleich die experimentellen
Grundlagen mitgetheilt erhält, auf welchen die Auflösung basirt. Das
vorliegende Werkchen ist als eine mathematische Ergänzung des bekann-
ten „Grundrisses der Physik und Meteorologie" von demselben Verfasser
zu betrachten, es gicbt, ohne sich tief in die Uerleitung einzulassen, die
bekannteren mathematisch -physikalischen Gesetze an, wobei jedem Ge-
setze einige Kechnungsaufgaben beigefügt sind, deren Auflösungen in den
besonders abgedruckten Auflösungen, die den zweiten Theil des Werkes
bilden, zu finden sind. Es sind nicht nur alle Capitel der Physik, unter
Anderem auch die Achromasie und die mechanische Wärmetheorie gehörig
berücksichtigt worden, sondern auch, was besonders lobend anerkannt
werden muss, die Ausgleichung der Beobachtungsfehler am Schlüsse kurz
und deutlich, von vielen Beispielen begleitet, aufgenommen worden. Die
Zahl der Aufgaben, deren Auflösungen besonders abgedruckt sind, beträgt
gegen 400 f so dass Demjenigen^ Ciw ^«Ä^xi^*V^\i\>XT\^ V\\Ä^\R.VÄnde Ge-
Literatarzeiiung. ^ 93
beit gegeben ist, sich darch Beispiele Kenntniss der physikalischen
tse Bu erwerben. Seiner Einrichtung nach empfiehlt sich das vor-
ade Werkchen , aus der geschäftigen Feder eines rühmlichst bekann-
i^erfassers hervorgegangen, ganz besonders zum Selbststudium der
ik, nachdem vorher eine tüchtige Grundlage in der Experimental-
k gelegt worden ist. Die äussere Ausstattung ist, wie ähnliche im
Ige von Friedrich Vieweg und Sohn erschienene Werke , elegant und
nichts zu wünschen übrig.
Dr. Kahl.
Bibliographie
vom 15. Juni bis 15. August 1861.
Periodische Scliriften.
s
Abhandlangen der mathematisch-physikalischen Classeder
königl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften. 5. Band.
Leipzig , Hirzel in Comm. 8 Thlr.
Berichte über die Verhandlungen der königl. sächs. Gesell-
schaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathem.-phys. Classe. *
Jahrg. 1860, Heft 3. Leipzig, Hirzel in Comm. 14 Thlr.
Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften
in Wien. Mathem.-naturw. Classe. Jahrg. 1861, No. 1 — 3. Gerold's
Sohn in Comm. pro compl. 16 Thlr.
Abhandlungen der königl. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Göttingen. 9. Band. Von dem Jahre 1860. Dieterich'sche
Buchh. 9% Thlr.
Verhandlungen der kaiserl. Leopoldinisch - Carolinischen
deutschen Akademie der Naturforscher. 28. Band. Jena,
Frommann. 12 Thlr.
Schriften, neueste, der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 6. Bd.,
Heft 2 und 3. Anhuth in Comm. 1% Thlr.
Melanges physiques ei chimiques iirees du buUeiin physico-ma-
them. de V academie de Peiersbourg, Tome iF, livr.betQ. Leipzig,
Voss in Comm. 28 Ngr.
Beine Mathematik.
Hoffmann, L., Mathematisches Wörter buch. 16. Lieferung. Berlin,
Bosselmann. % Thlr.
LüBSEN, H. B., Ausführliches Lehrbuch der Arithmetik und
Algebra. 5. Auflage. Hamburg, Meissner. 1% Thlr.
Rauch, C. , Planimetrie und Constructionslehre. Hannover,
Rümpler. 1% Thlr.
Kkrz, f.. Die allgemeine Umkehrung der Reihen, nebst An-
wendung derselben auf die vollständige Lösung numerischer Gleichun-
gen. 2. Abth. Darmstadt, 3 OTi^\i^\XÄ. 1 Thlr.
Literatnrzeitnng. 95
FiscHBR, H., V. Pniseax's Untersuchungen fiber die algebrai-
schen Functionen dargestellt. Halle, Sehmidt's Verlagsbachh.
1 Thlr.
Angewandte Mathematik.
Steinbb, C. f. C, Geometrische Construotionslehre und Li-
near-Perspectivo für Künstler nnd Gewerke. 2. Auflage. Be-
arbeitet von W. Hertel. 2 Theile. Leipzig, Deckmann. 2% Thlr.
WsTZEL, E., Wandkarte für den Unterricht in der mathemati-
schenGeographie. '0 Blatt. Berlin , Reimer. 3% Thlr.
Baeybr, J. J., Ueber die Grösscund Figur der Erde. Eine Denk-
schrift zur Begründung einer mittel • europäischen Oradmessung nebst
einer Uebersichtskarte. Berlin , Beimer. % Thlr.
FiL8, A. W., Barometer-Höhen-Messungen Ton dem Herzogthum
Sachsen -Meiningen, ausgef. in den Jahren 1855 — 50. Meiningen,
Brückner & Renner. 24 Ngr.
Pbtbrs, C. A. f., Ueber die Bestimmung des Längenunter-
schiedes zwischen Altena und Schwerin, ausgef. im Jahre
1858 durch galvanische Signale. Hamburg, Perthes - Besser & Mauke.
2% Thlr.
Drechsler, Dr. Ad., Astronomische Vorträge über Stellung, Be-
schaffenheit und Bewegung der Gestirne, gehalten zu Dresden. 2. Auf-
lage. Dresden , Kunze. % Thlr.
MIdlbr, J. H.v., Ueber totale Sonnenfinsternisse, mit besonderer
Berücksichtigung der Finsterniss vom 18. Juli 1860. Jena, Frommann.
4% Thlr.
OuiCHARD, W. F., Die Grundgesetze der Dynamik. Leipzig, Holze.
% Thlr.
Schmidt, G., Theorie der Dampfmaschinen. Freiberg, Engelhardt.
1% Thlr.
Saxbt, S. M., The projection and calculation of ihe sphere^ for
young sea officers ; heing a complete initiation inio nautical asironomy. Lon-
doHj Longman, 5 sh.
Physik.
OniF, C, Physikalische Generalkarte. L Vertheilung der Luft-
strömungen, der Hydrometeore. Hydrographie der Erde. II. Iso-
thermen der Erde. Verbreitung der Vulcane, der wichtigsten Bäume
und Strauchgewächse, der wichtigsten Culturgewächse. Weimar, Lan-
des-Industrie-Comptoir. % Thlr.
Reixann, E. J., Das Luftmeer. Eine physikalische Darstellung für
gebildete Laien. Mit einem Vorworte von E. A. Bossmässler. 2. Auf-
lage. Breslau, Leuckart. X^'Wj^x.
96 Literatarzeitung.
Valentin, G., Die Untersuchung der Pflansen- und der Thier-
gewebe in polarisirtem Lichte. Leipzig, Engelmann. 2% Thir.
Kbsbelmeteb, P. A., lieber den Ursprung der Meteorsteine. Ver-
such eines Quellenverzeichnisses zar Literatur über Meteoriten von
0. Buchner. Frankfurt a. M., Brönner. 3% Thh.
Abbe, E., Erfahrungsm&ssige Begründung des Satzes Ton dei
Aequivalenz zwischen Wärme und mechanissher Arbeit
Inaugural-Dissertation. Göttingen, Vanderhoek & Bupprecht's Verlag.
8Ngr.
DovE, H. W., Das Gesetz der Stürme in seiner Beziehung zn
den allg'emeinen Bewegungen der Atmosphäre. 2. Auflage.
Berlin, Beimer. 1 Thlr.
Pbestel, M. A. f., Die thermische Windrose für Nord-Weat-
Deutschland. Jena, Frommann. 1% Thlr.
Matthiessen, L., Beiträge zur Kenntniss der Anordnung und
Bindung der Elektricität auf isolirten Leitern. Eine ex-
perimentelle Untersuchung. Jever, Druck und Verlag von L. Mett-
cker & Söhne.
Hankel, W. G., Elektrische Untersuchungen. 5. Abhandl.: Maass-
bestimmnngen der elektromotorischen Kräfte. 1. Theil. Leipzig,
Hirzel. 16 Ngr.
ZixMEBMANN, W. F. A., Magnotismus und Mesmerismus, oder phy-
sische und geistige Kräfte der Natur. 4. und 5. Lieferung. Berlio,
Thiele. % Thlr.
Drion, Gh., et E. Fernet, Tratte de physique elämentairej suivi
de prohlemes, Paris, Masson ^ fils. 1 Thlr. 26 Ngr.
PiSclet, E., Traue de la chaleur considiree dans ses applicaiions, 3. gäns-
lich umgearbeitete Auflage. 3. Bd. (Schlussband.) Ebend. 3 Thlr. 6 Ngr.
Leymerie, A.; Elements de mineralogie et de gSologie. Ebendas.
1 Thlr. 24 Ngr.
Literaturzeitungt
Recensionen.
Anfimgigrlliide der batohreibenden Geometrie, der analytiflohen Oeometrie,
der Kegelsehnitte nnd der ein&ohen Beilieii. Von Dr. Ed. Eas-
BENDER, ProfeMor am königl. preaaBiechen Gymnasium zu Thom.
Essen, Bädeker. 1860.
Die Torliegende Schrift soll dem Unterrichte anf Bealschulen zur
Grundlage dienen and eine Ergänzung zu Prof. Koppe's mathematischen
Lelirbttchem bilden, da letztere seit dem Erscheinen der preussischen
Unterrichtsordnung für Reabchulen (d. d. 6. October 1850) nicht mehr aus-
reichen. Diesem Zwecke gemäss wird man begreiflicher Weise an die
kleine Schrift von 209 Seiten nicht den Anspruch der Vollständigkeit
machen, wohl aber kann man verlangen, dass das Gegebene mit richtigem
pädagogischen Takte ausgewählt und begrenzt, und dass die Darstellung
wissenschaftlich genau sei. Wie wenig der Verfasser selbst diesen be-
scheidenen Forderungen genügt hat, wird das Folgende zeigen.
In der descriptiven Geometrie beschränkt sich der Verfasser auf die
geradlmigen Gebilde; er hört gerade da auf, wo die Sache interessant und
f&r die Praxis wichtig zu werden anfangt. So wenig man den Realschulen
inmuthen wird, die descriptivo Darstellung von complicirten krammen
Flächen nnd deren Durchschnitten vorzunehmen, so gewiss ist dagegen die
Forderung berechtigt, dass die Schüler wenigstens die in der Stereometrie
abgehandelten drei krummen Flächen und deren Durchschnitte mit Ebenen
zu construiren verstehen müssen. Nur unter dieser Minimalbedingung er-
scheint die descriptive Geometrie als das , was sie sein soll , nämlich als
Schwester der Stereometrie; im vorliegenden Buche spielt sie nur die
untergeordnete Rolle einer HalbschwesteiAoder eines Aschenbrödels. Es
scheint dem Verfasser ganz entgangen zu sein , welchen sonderbaren Ein-
druck es machen muss, wenn einer seiner Schüler beim Eintritt in eine
polytechnische Schule sagt : „ich habe bei Herrn Professor Fasbender de-
scriptive Geometrie und Kegelschnitte gehabt, aber die Fundamentalauf-
gabe der Kegelschnittslehre (nämlich aus dem charakteristischen Dreieck
des Kegels und der gegebenen Lage der scbuexd^xv^Si^TvYAi^xÄ ^^xw^^^>5C^
LUeniurzig. ,1. ZcHscht . f. Mtlh. a. I»hys. V\, 6. *^
98 Literaturzoitung.
zu construiren) kann ich nicht lösen." - Freilich wird dieser Fall selten
vorkommen , weil der Verfasser nicht Reallehrcr , sondern Gymnasiallehrer
ist, aber ebendeswegen hatte er es unterlassen sollen, für llealschnlen
überhaupt und speciell über descriptivc Geometrie zu schreiben. Sowie
sich selbst der gelehrte Patholog hüten wird, ein Lehrbuch der operativen
Chirurgie herauszugeben , so sollte auch der Mathematiker nur dann ein
Schulbuch über dfescriptive Geometrie schreiben, wenn er als guter Zeich-
ner völlig mit ihr vertraut ist und darin Unterricht ertheilt hat. Ganz be-
sonders aber in Beziehung auf die Realschulen begeht man, den Erfahrnn-
gen des Verfassers zu Folge, einen grossen Fehler, wenn man meint, es
Hesse sich da die descriptive Geometrie im Sinne von Monge, Ha-
chette, Gugler etc. so ohne Weiteres tractiren. Dieser pädagogische
Missgriff ist ein so verbreiteter, dass er einer genaueren Auseinander-
setzung bedarf. Jedermann wird zugeben, dass die Vorstellungen von
begrenzten Geraden , begrenzten Ebenen etc. anschaulicher und für einen
jugendlichen Verstand fasslichcr sind, als die Vorstellungen von unbe-
grenzten Geraden, unbegrenzten Ebenen etc.; in der That müssen die letz-
teren Vorstellungen erst durch Abstraction, nämlich durch Negation der
Grenzen erworben werden. Was für die Vorstellung dieser verschiedenen
Gebilde gilt, bleibt auch richtig für deren graphische Darstellung (die
ohne jene doch nichts werth wäre), und wer demnach die alte gute Regel,
vom Leichten zum Schweren fortzuschreiten, festhalten will, der muss
seinen Unterricht in der darstellenden Geometrie mit der Zeichnung be-
grenzter Gebilde anfangen. Hierdurch entstehen zwei Curse des geome-
trischen Zeichnens; der erste, den man kurzweg Projectionslehre
nennen kann, hat die Aufgabe, „joden begrenzten Körper in jeder belie-
bigen Lage graphisch darzustellen;** der zweite Cursus beschäftigt sich
mit der Darstellung unbegrenzter Gebilde und ist die descriptive Geome-
trie in dem oben angeführten Sinne. Ob sich diese Eintheilung wissen-
schaftlich rechtfertigen lässt, ist vielleicht fraglich; ohne Zweifel aber ist
sie pädagogiscli zweckmässig, endlich ist sie auch praktisch, denn im
Leben handelt es sich immer um begrenzte Körper, oiud in der That wtisste
Referent weder in der Baukunst, noch in der Maschinenlehre einen Fall,
bei welchem man nicht mit einer guten Projectionslehre auskäme. Ge-
legentlich sei hier bemerkt, dass der verdienstvolle C. T. Anger durch sein
kleines Schriftchen: „Elemente der Projectionslehre, Danzig 1858** bereits
eine sehr nette , wenn auch für ftealscbulen nicht hinreichende Darstellung
der Projectionslehre gegeben hat; eine weitere Ausarbeitung der vier
ersten Abschnitte dieses Werkchens (mit Hinzufügung der Schnitt© von
Körpern und etwa der einfacheren Schattenconstructionen) würde für die
Zwecke der Realschule recht gut passen, während des Verfassers dürftiger
Aaszug aus der descriptiven Geometrie zu gar nichts zu gebrauchen ist.
Der zweite Abschnitt fühtl AcTiT\V^\\ ,, Kti^^Na^^Oc^^ Q^^^Tc^<^ttie ** , der
Litcraturzeitung. 99
dritte ist tibersclirioben : „Die Kegelschnitte**; hiernach sollte man denken,
dass der dritte Abschnitt ebenso wesentlich vom zweiten verschieden sei,
wie dieser vom ersten („beschreibende Geometrie**), dies ist aber keines-
wegs der Fall , denn die Kegelschnitte werden fast durchgängig rein ana-
lytisch behandelt: Warum der Kreis zu Abschnitt II, die Ellipse dagegen
zu Abschnitt III gehört, hat Referent nicht ergründen können; es kommt
allerdings anf solche Kleinigkeiten nicht viel an, bei Schulbüchern aber
soll man selbst in den Eintheilungen genau sein , um die Logik nicht zu
verderben. Von den Abschnitten II und III lässt sich im Ganzen sagen,
dass zwar viel and richtig gerechnet wird , jedoch mit wenig Geschick and
Eleganz. Die Gleichungen der Geraden im Kaume z. £. schreibt der
Verfasser
and denkt sich dabei die Ebene xy horizontal liegend. Hiergegen ist
zweierlei zu erinnern. Die Coefficienten a and c bestimmen die Kichtang
der Geraden and sind absolute Zahlen ; dagegen bedeuten b und d Längen-
sahlen, n&mlich die Coordinaten der Horizontalspur der Geraden. So ver-
schiedenartige Grössen pflegt Jeder, der auf zweckmässige Bezeichnang
hftlt, verschiedenartig zu bezeichnen, und daher hätte der Verfasser besser
gethan , der französischen Schreibweise
iP==:^2+ö, y==: Bz + b
%n folgen, wodurch auch die Formeln für den Durchschnitt von Gerade
und Ebene, Neigungswinkel etc. eine symmetrische, leicht zu merkende
Gestalt bekommen haben würden« Die zweite Erinnerung ist wieder pä-
dagogischer Natur. Wenn ein guter Lehrer erst descriptive und nachher
analytische Geometrie vorzutragen hat, so wird er gewiss nicht versäumen,
die oft vorhandene Concordanz beider Betrachtungsweisen hervorzuheben;
dass die analytische Geometrie bei vielen Aufgaben dieselben Grössen be-
rechnet, welche die beschreibende Geometrie constrnirt, und dass sich
beide Wissenschaften gegenseitig wesentliche Dienste leisten können, das
ist gerade für den Unterricht eine sehr fruchtbare Wahrheit. Um sie zu
erkennen , muss man natürlicher Weise eine gleichförmige Anschauung be-
nutzen, und eben deswegen ist es ein didactischer Missgriff, wenn der
Verfasser in der descriptiven Geometrie die Gerade durch Horizontal - und
Verticalprojection bestimmt, während er sie in der analytischen Geometrie
auf die beiden Verticalebenen projicirt.
Der letzte Abschnitt, welcher „die einfachen Reihen** behandelt, ent-
hält so viele Fehler, dass Referent nur einige der gröbsten rügen kann.
Auf S. 103 wird die Allgemeingültigkeit der Relation
{m)k + {m)k^i («), + (w)it_2 {n\ + ...=z(m + n)k
aus dem Umstände geschlossen, dass diese Gleichung für alle ganzen po-
sitiven m und n richtig bleibt; wenn dagegen Jemand hebLWcV^\Ä\R. ^ ^^Ä
Summe jener Reihe Bei nicht (»i + n)it, souActu
100 Literaiarzeitung.
(m + w)jfe (l — sin w « »)
oder eine ähnliche Function, die bei ganzen positiven mnnd n mit {m + n)k
zusammenfällt, so möchte es dem Verfasser schwer werden, sein Käsonne-
ment aufrecht zu erbalten. Allerdings lässt sich dieses Räsonnement durch
eine strenge Schlussweise ersetzen, aber dann muss vorher bewiesen sein,
dass zwei ganze rationale Functionen gleiehhohen Grades identisch sind,
wenn die Anzahl der Werthe , worin sie übereinstimmen , mehr beträgt
als der Grad der Functionen. — In $. 108 wird a^ mittelst der Methode der
unbestimmten Coefficienten in eine Reihe verwandelt; kürzer nnd strenger
wäre die Anwendung des Satzes
^••«10 + ^)")='^
gewesen. Derselbe Tadel trifft die Entwickelungen der logarithmischen
Reihe in S. 109 und der Reihen für cos x and sin x in §. 201. Der nächste
Paragraph enthält wieder zwei Unrichtigkeiten. Erst wird die Exponen-
tialreihe, deren Giltigkeit nur für reelle ar nachgewiesen war , anf imagi-
näre X ausgedehnt, ohne dass von c^* irgend eine Definition gegeben
würde, und dann benutzt der Verfasser auch die Formel g" . «" == e"+'' für
imaginäre u und v , obschon deren algebraischer Beweis sich immer nur
auf reelle u und v bezieht. Ebenso geht es in §. 203, wo plötzlich die loga-
rithmischen Reihen mit imaginären Variabelen genommen werden. — Der
Verfasser gesteht zwar auf Seite 1 der Vorrede, dass man vielleicht eine
streng wissenschaftliche Darstellung im letzton Abschnitte vermissen werde,
aber dies ist keine Entschuldigung, da es nicht an Methoden fehlt, um die
wenigen Reihen, welche der Verfasser entwickeln wollte, vollkommen ge-
nau zu erhalten. Dagegen macht der ganze letzte Abschnitt den Eindruck,
als sei er aus einem alten Hefte mühselig genug zusammengestoppelt.
Nach diesen Erörterungen würde es Referent nur bedauern, wenn irgend
eine Realschule das vorliegende Werk einführen wollte.
SCHLÖMILCH.
Nene Theorie der Elektricit&t und dei Magnetiimni in iliren Besiehnn-
gen anf Schall, Lieht nnd Wärme. Von Ph. Spiller. Berlin 18C1.
Das vorstehend genannte, der Redaction dieser Zeitschrift zur Be-
sprechung übersendete Werkchen ist von seinem Verfasser selbst als eine
dritte, erweiterte Auflage des 1855 unter dem Titel: „Gemeinschaftliche
Principien für die Erscheinungen des Schalles, des Lichtes, der Wärme,
des Magnetismus und der Elektricität** und 1858 unter dem Titel: „Das
Phantom der Imponderabilien in der Physik" erschienenen Schriftchens
bezeichnet worden. Das letztere wurde bereits im vierten Jahrgange die-
ser Zeitschrift (1859) und zwar Seite 89 ff. der zugehörigen Literaturzeitung
^ausführlich besprochen. Mit dem ^eä\iö.ftT\.^Ti TvV.^ 'we^^^\\. %\Ool \^^tUrlich
J ^itoraturzeituDg. 101
auch der Standpunkt, von welchem das SchrifItcheD zn betrachten ist; für
die Beleuchtang der dritten Auflage drängt sich daher gewiss vor Allem
die Frage in den Vordergrund: Ist die Erweiterung eine solche, dass das
Ganze jetzt füglich mit dem Namen einer Theorie der Elektricität
and des Magnetismus belegt werden kann? Um die Antwort auf diese
Frage zu finden , habe ich den Inhalt der neuen Auflage mit dem Inhalte
des y,Phantoms" gewissenhaft verglichen und gebe im Folgenden zunächst
einen kurzen , theilweise in der früheren Besprechung des „Phantoms" ge-
wissermaassen seine Ergänzung findenden Ueberblick über den Inhalt , um
dabei alle wesentlichen Erweiterungen hervorzuheben und besonders zu
beleuchten.
Seite 1—0 zeigen sich in unverändertem Wortlaute; Zweck des Schrift-
chenf ist: das Wesen des Magnetismus und der Elektricität zu
ergründen; der Weg dazu aber ist die Forschung nach gemein-
Bohaft liehen Principien, damit dadurch der Zusammenhang der unter
■ich verbundenen Thatsachen klar hervortrete.
Auf Seite 0 — 11 folgen die Zweifel an der Materialität der
Wärme, des Magnetismus und der Elektricität. Zu den in der
früheren Auflage schon enthaltenen wurden noch zwei hinzugefügt: es
wird hingewiesen auf das Auftreten von Wärme , wenn Eis an Eis gerieben
wird, und auf die gewaltige Kraft, mft welcher sich die Körper bekanntlich
beim Erkalten zusammenziehen , wovon die Ursache „absolut unmöglich"
in einem imponderabeln Stoffe liegen könne , „und gewiss am allerwenig-
sten, wenn seine Menge abnimmt." Wenn man auch die letzte Behaup-
tung nicht ohne Weiteres gelten zu lassen geneigt ist, so muss man doch
jedenfalls zugeben, dass die Zweifel an der Materialität der Imponderabi-
lien ganz gerechtfertigt sind (vergl. auch Jahrgang III dieser Zeitschrift
S. 366 — 308). Auf Licht und Wärme ist die Undulationstheorie bis jetzt
im weitesten Umfange angewendet worden , und die dadurch erzielten Er-
folge sind so überraschend, dass man unbedenklich die stoffliche Auffas-
sung verlassen und Licht und Wärme als blose Bewegungszustände be-
zeichnen kann ja muss, nachdem beim Licht und bei der gestrahlten
Wärme selbst Aufschlüsse über die Art der schwingenden Be-
wegung erlangt worden sind und sich selbst bei der geleiteten Wärme
die Folgerungen der „mechanischen Theorie" im schönsten Einklänge mit
der Wirklichkeit gezeigt haben. Es bleiben daher eigentlich nur zwei
Imponderabilien übrig, nämlich Magnetismus und Elektricität Von den
Zweifeln aber , welche Herr Spiller in Bezug auf diese beiden aufführt,
lassen sich mehrere ganz leicht selbst dann beseitigen, wenn man die
positive und negative Elektricität als zwei imponderabele Materien be-
trachtet, dabei aber festhält, dass diese Materien durch Reiben etc. nicht
erzeugt, sond<^rn blos von einander geschieden werden; die That-
sachen, auf welche sich diese Zweifel stiltiQü, iiipt^^Vx««! «X%^ NsÄ«kW«^^
1 02 LitcraturzoituDg.
gegon die dualistische Theorie nnd wären daher in der neaen Auflage
besser ganz unberücksichtigt geblieben. Ganz zweckmässig hätte der da-
durch gewonnene Raum zu einer scharfen und klaren Fassung und Be-
gründung des Satzes auf Seite 0 verwendet werden können : „Wenn nun
Bewegung am Ruhenden den Zustand ändert, ohne eine fortschreitende
Bewegung am Ganzen*) zu erzeugen, so kann er nur ein Bewegungs-
zustand der Molekel sein, den wir freilich wegen der geringen Elonga-
tion und der kurzen Dauer jeder Phase sinnlich nicht wahrnehmen können;
es ist keine Vernichtung, sondern eine Umwandlung der Bewegungsart/*
So viel Wahres von Gewicht nämlich in diesem Satze zu liegen scheint,
so unbestimmt ist gleichwohl, was eigentlich darin liegt oder liegen soll,
was damit gesagt sein soll. Das Wort „Zustand** im Vordersatze hat doch
offenbar eine weit allgemeinere, umfassendere Bedeutung, als das Wort
„BewegungRzustand** im Nachsatze; eine Aenderung des Zustandes kann
auch eine Aenderung des Glanzes, der Durchsichtigkeit, der Farbe, der
Strnctur, namentlich der Dichte, Härte, Elasticität und Festigkeit sein;
letztere ändern sich oft durch Bewegung einzelner Theilchen (? Molekel)
des Körpers, z. 6. Glanz und Dichte beim Poliren, oder beim Ritzen der
Oberfläche u. s. w.; demnach wären Glanz, Dichte etc. ebenfalls Be-
wegungszustände der Molekel? denn das Ganze hat ja keine fortschrei-
tende Bewegung erhalten? Wie aber,« wenn das Ganze eine drehende Be-
wegung erhält? Trotzdem kann es im Vordersatze nicht gut „Bewegungs-
zustand'* heissen; denn dadurch verlöre der ganze (überdies nur einseitige)
Satz jeden Gehalt und alle Beweiskraft dafür, dass die Ursache der elek-
trischen und magnetischen Erscheinungen in Molekularbewegungcn zu su-
chen ist, weil der Nachweis fehlt, dass der elektrische und magnetische
„Zustand" ein „Bewegungszustand" ist.
Eine längere Erweiterung enthalten Seite 11 — 10, nämlich: einige
p] lement ar begriff e über Bewegungsarten und die sie bewir-
kenden Kräfte. An den Inhalt dieser Seiten ist ein strenger Älaass-
stab zu legen, sofern es hier nicht galt, etwas Neues zu schaffen, sondern
Bekanntes klar und bestimmt wiederzugeben. Von diesem Gesichtspunkte
erscheint aber die betreffende neu hinzugekommene Stelle zum Theil ziem-
lich unvollkommen. Vor Allem sollten und dürfen in einer Schrift, in
welcher „für die ganze Physik mit allen ihren Erscheinungen eine rein dy-
namische Grundlage" gesucht wird , die Erklärungen und Eintheilungen
nicht so ungenügend sein, wie hier z. B. auf Seite 11 die Eintheilung der
Bewegung der Art nach in:
„l) fortschreitende, bei welcher alle Punkte ihren Ort verlasseu
„und entweder in offenen oder geschlossenen Bahnen sich be-
*) Die Worte ,,ara Ganzou" {e\i\viv\\\i öi<ix x>N\i\\.^\\ kwS\«.^<i.
Litcraturzeitung. 103
„wegen, ohne auf demselben Wege zarückzukehren (geradlinige,
„krnmmlinige, circalirende Bewegung);
,,2) r Otiten de um eine durch den Körper gehende gerade Linie,
„von welcher alle seine Punkte in derselben Entfernung bleiben;
„3) oscillirende, wobei er in abwechselndem Hin- und Rück-
„ gange innerhalb gewisser Qrenzen stets dieselbe Bahn zurück-
„legt."
Ein Zusammenwerfen ferner der gleichförmigen und der periodischen
Bewegung, eine Verwechselung von „Geschwindigkeit" mit „Bewegung",
von „reflectiren" mit „brechen" (S. 34), von „Beharrungszustand" mit
„Beharrungsvermögen" (S.43) und dergleichen zeugt nicht eben von starkem
Vertrautsein mit der Dynamik. An ähnlichen Schwächen leiden noch
mehrere Stellen dieses Abschnittes, namentlich auf Seite 15; ebenso auf
Seite 37 und 30.
Hierauf folgen auf Seite 16 — 39 die Beweise für die innige Ver-
wandtschaft zwischen Schall, Wärme, Licht, Elektricität und Magne-
tismus. Für diese Verwandtschaft werden einige Belege mehr aufgeführt,
als in der zweiten Auflage. Die Verwandtschaft lässt sich nicht hinweg-
leugnen, sie ist in vielen Stücken augenscheinlich vorhanden*); eine deut-
lich ausgeprägte Aehnlichkeit in allen Stücken dagegen, oder eine voll-
kommene Uebereinstimmung lässt sich bis jetzt weder nachweisen,
noch auch erwarten. Aus der vorhandenen Verwandtschaft zwischen
Schall, Wärme, Licht, Elektricität und Magnetismus lässt sich vermuthen,
„dass in ihnen allen etwas Gemeinsames esistirt;" für diese Vor-
inuthung spricht ferner der Umstand, dass sie alle gleiche oder doch ähn-
liche Entstehungsursachen haben , dass sie sich förmlich in einander ver-
wandeln lassen; daher müssen denn auch Elektricität und Magnetismus,
wie Schall, Licht und Wärme, Molecularbewegungs- Erscheinungen sein,
und zwar sind sie einfache oder zusammengesetzte oscillatori-
schc Erscheinungen; ihre äusseren Unterschiede aber sind nur [?]
*) Verfehlt jedoch i^choint es mir, wenn man die durchsichtigen Körper mit
den Leitern der Elektricität znsammcnstellt ; ich möchte vielmehr jetzt noch wie
früher (vergl. S. H72 Jahrg. III und 8. 132 'Jahrg. IV dieser Zeitsehr.) and besonders,
nachdem ich gesehen, dass anch von Anderen die Influenserscheioungen ebenfalls als
^Strahlung bezeichnet worden (vergl. u. A. Poggendorf« Annaleo Bd. 84, S. 273;
auch Fortwehritte der Physik im Jahre 1840, Berlin 1853, S. 14), auch ffir die Elektri-
cität den Unterschied zwischen Leitung und Strahlnng festhalten, welchen Herr Spiller
' (S. 34) für diese Krscheinungen bei der Wärme aufstellt, nämlich: Strahlung := Fort-
ptliinzung der Wellenbewegung im Acther, Leitung .=: Fortpflanzung derselben in der
Materie. Dann sind aber die elektrischen Leiter mit den undurchsichtigen Körpern
ziiHammenzuhulten ; bekanntlich sind nun aber auch in der That die undurchsichtigen,
die Elektricität dagegen frnt leitenden Metalle zwar gute Wärmeleiter, dagegen nicht
f^enchickt. die gestrahlte Wärme in sich fortzupflanzen. Dann braucht man auch nicht
in den schlechten Leitern „stehende**, in den guten „fortschreitende** Bewegungen
vorauszusetzen. Ebenso irtt die Phosphorcsceuz wohl besser mit der elektrQatatU<:.VA^
Ladung auf gleiche Stufe zu stellen.
1 04 Literatnrzeitntig.
durch die Natur der Körper bedingt, welche die Uebertragung veriDitteln
(S. 37) , und zwar sind (nach Seite 26 und 34) :
die Töne Schwingungen der kleinsten Massentheilchen eines Kör-
pers;
Licht ohne Wärme Aetherschwingungen ;
Licht mit Wärme vereinte Schwingnngen des Aethers und der
Yon ihm durchdrungenen Körper (? Körpertheilchen) ;
Wärme ohne Licht Schwingungen der Molekel irdischer Körper
mit einer für Licht noch unzureichenden Schwingungszahl des
durchdringenden Aethers/'
„Wird also Licht durch dunkle Körper absorbirt und in Wärme yer-
wandelt, so will dies nichts weiter sagen, als dass ohne Aenderung
des Bewegungsmomentes die äusserst raschen Schwingungen des
Aethers verwandelt werden in langsamere der irdischen massenreichen
Körper/' nl^a es keinen Körper giebt, welcher fähig wäre, die Wärme
abzuschliessen , so muss alles Materielle als solches entweder unmittelbar
zu Wärmeschwingungen angeregt werden können, oder alles Materielle
wird, weil es von dem raumerfüllenden Aether durchdrungen ist, in
seine Bewegungen hineingezogen. Die Lichtschwingungen sprechen für
die zweite Alternative [wie so?], woraus sich auch, weil die Aetherschwin-
gungen in den Körpern einen Widerstand finden, der sein [wessen?] an
sich geringes Bewegungsmoment fort und fort summirt [weshalb?], der be-
deutende mechanische £rfo]g der Wärmeschwingungen in den irdischen
Körpern erklären lässt. Die blosen Aetherschwingungen an sich können
ein solches mechanisches Moment nicht haben." Aber doch war das Be-
wegungsmomeut nicht geändert worden, und doch dehnen sich die von
Wärme strahlen getroffenen Körper ebenso gut und ebenso kräftig aus,
als die durch Leitung erwärmten; da nun bei der Strahlung die Bewegung
eben nur im Aether fortgepflanzt wird, so muss doch das Bewegungs-
moment schon vollständig in den Aetherschwingungen enthalten gewesen
sein. Besonders hervorzuheben wäre an dieser Stelle noch gewesen , dass
sich auch umgekehrt Wärme in Licht umsetzen kann , denn glühende Kör-
per , z. B. auch glühender Kohlenstoff in den Flammen, leuchten, und zwar
wird das Eisen früher roth- als weiss glühend, auch folgen die Anlauf-
farben beim Stahl mit zunehmender Hitze nahezu auf einander, wie die
farbigen Lichtstrahlen bezüglich ihrer Schwingungszahlen. Dass überhaupt
Aetherschwingungen die materiellen Körpertheilchen beeinflussen, zur Be-,
wegung hinreissen können, zeigt ausser der chemischen Wirkung der
Lichtstrahlen auch die Phosphorescenz gewisser Stoffe nach dem Aufhören
der von aussen kommenden Beleuchtung; dass umgekehrt die Körpertheil-
chen auch von Einfluss auf die Schwingungen des Aethers sind , beweist
unter Anderem die Fluorescenz oder das unsichtbare Licht von Stokes.
So kann auch gestrahlte Wärme, \u e\w^m ^\>.\.«tL \k^\\.^T ^\\^^Uxi^^ in
LiteratnrzeitnDg. 1 05
diesem weiter geleitet worden, aber es ist zu betonen, das« die Wärme
zwar im Aether und auch in materiellen Körpern fortgepflanzt werden
kann, dass aber die irdische Materie nicht jedes Mal bei der Fortpflan«
snng betheiligt sein mtiss.
Vergebens sucht man neben den obigen Unterschieden zwischen Schall,
Licht nnd Wärme eine Andeutung über Elektricität und Magnetismus; es
sind weder an den angezogenen Stellen, noch sonst wo die Erklärungen
aller fünf hierher gehörigen Bewegungsformen scharf nnd bündig zusam-
men gestellt nnd daraus die Unterschiede zwischen Schall , Wärme , Licht
und Elektricität bestimmt und klar hervorgehoben , ja es findet sich sogar
nirgends eine erschöpfende und ausführliche Erklärung der Wärmeschwin-
gungen oder der elektrischen und magnetischen Schwingungen. Bei die^
sem schon früher (S. 93 der Literaturzeitung des Jahrg. IV dieser Zeitschr.)
gerügten Uebelstande bleibt wiederum nichts übrig, als den Versuch zu
machen, aus den an verschiedenen Stellen zerstreuten Andeutungen die
nöthigen Erklärungen zusammenzustellen oder die früher gegebenen unter
Benutzung der in der neuen Auflage angebrachten Verbesserungen umzu-
gestalten.
1. Die Wärme (8. 39-51).
Herr Spiller erklärt sich (mit Gründen , die ich nicht stichhaltig nen-
nen kann) zunächst wiederum gegen die bekannte, namentlich auch von
Clausius und Bedtenbacher festgehaltene Ansicht, dass die Atome der
Körper von Aethertheilchen eingehüllt sein, welche allein oder mit den
Körpertheilchen zugleich in rotirenden oder radialen Schwingungen be-
griffen sind und nimmt an, „dass die Wärme aus Schwingungen
der irdischen Körper besteht, wobei die Gleichgewichts-
punkte der Molekel selbst nach jenseits und diesseits der
Gleichgewichtslage in allen beliebigen Ebenen schwingen.
Dass sich die Atome nicht um, sondern mit ihren Gleichgewichtspunkten
fortschreitend [?] bewegen müssen , ist schon aus dem bedeutenden mecha-
nischen Aequivälente klar [wie so ?]. Da bei der geleiteten Wärme nicht
Wärme-Interferenz -Erscheinungen entstehen, so ist dies ebenfalls ein Zei-
chen, dass die Leitung der Wärme durch die Bewegung der Körpertheile
selbst in der Art stattfindet, dass nicht Verdichtungs - und Verdünnungs-
wellen entstehen, sondern dass nur nach der Wärmequelle hin die Ge-
schwindigkeit und Amplitude der schwingenden Theile nach und nach bis
zu einer gewissen Grenze wächst.**
Abermals wisrden unter Anderem die Erscheinungen am Termophon
als directer Beweis dafür geltend gemacht; zwei neue Beweise sind in der
neuen Auflage hinzugefügt: „ein recht reiner Wassertropfen auf einem
erwärmten Platinblecho gestaltet sich bei det B\\m&Y\\»;^u ^l^^L^^^^^»:s^^^'^s«^*
106 Literaturzeitung.
formig, bildet eine Wärme figur'* und „ein Tropfen auf einer Metall-
schiene zieht sich you einer erwärmten Stelle nach einer weniger war-
men**; auch diese Beweise sind, wie die anderen, wenigstens durchaus
nicht entscheidend, denn ebenso leicht lassen sich die angeführten Er-
scheinungen aus der stossenden Bückwirkung der an den heissesten Stellen
reichlicher verdampfenden und kräftig expandirenden Flüssigkeitstheile
erklären. Die somit in ihrer Begründung misslungene Erklärung der
Wärmeschwingungen ist femer wenigstens insofern unbestimmt und unge-
nügend, als über die Art der offenbar einfachen Schwingungen [Quer-
oder Längsschwingungen?] und über die Gestalt der SchwingungsbahneD
nichts gesagt ist. Dass unter den Gleichgewichtspunkten der Molekel die
Schwerpunkte derselben zu verstehen sind, zeigen mehrere, in der
neuen Auflage veränderte Stellen, z. B. S. 41, 57, 72, 83. Dadurch ist aber
doch auch der Unterschied zwischen Wärmeschwinguugen und tönenden
Schwingungen aufgehoben, beide sind anscheinend gleichbedeutend. Wenn
nun endlich die Wärmeschwinguugen blos Schwingungen der materiellen
Molekel sind, wie kann dann (S. 43) der „kosmische Aether bei der Wärme-
strahlung das Fortpflanzungsmittel'* für die Wärmeschwingungen sein?
In dem nun folgenden Versuche , die vorstehenden Annahmen zur Er-
klärung der Wärmeerscheinungen zu verwenden, herrscht zum Theil die
alte Unklarheit,. ^ehlt es selbst nicht au Widersprüchen. Mit der Tem-
peratur soll die Amplitude der Wärmeschwingungen wachsen, d. h. „den
Körper ausdehnen", und doch fehlt der Nachweis, dass die Grösse der
Amplitude der Schwingungen der Th eilchen mit dem Volumen des gan-
zen Körpers etwas zu schaffen hat. Und daneben soll, wenn zugeführte
Wärme nicht im Stande ist, die Schwingungsweise, also die Ausdeh-
nung zu ändern, ihr Einfluss die Schwinguugszahl oder Temp eratur,
d. i. die lebendige Kraft der Molekel betreflPen, und bei plötzlicher Zu-
sammendrückung soll mit der Raumverminderung die Amplitude sich ver-
mindern , das Bewegungsmoment jedes Molekels durch das der näher ge-
rückten Nachbarn unterstützt, daher die Schwingungszahl vermehrt und so
Wärme frei werden. Die Wirkungen der zugeführten Wärme sind be-
kanntlich Temperaturerhöhung und Veränderungen in der inneren Anord-
nung der Theilchen (Clausius: innere Arbeit) und Ausdehnung (Clausius:
äussere Arbeit); das zugefübrtc Schwingungsmoment vertheilt sich also
in zwei Posten, und Herr Spiller hätte hier in Zahlen zeigen sollen, wie
viel von dem zugeführten Schwingungsmomente in dem oder jenem Falle
zu der einen und zu der anderen Wirkung verwendet wird. Die Erklärung
der gebundenen Wärme und der WUrmecapacität fallt zusammen ;
„dass die Wärmecapacität verschiedener Körper verschieden ist, aber die
Atome der verschiedenen [? aller] einfachen Stoffe dieselbe Capacität be-
sitzen^\ hätte nicht als Thatsache hingestellt, sondern als Folgerung abge-
lehet werden äolleu. — Was aTi4eivivilW\\& ^\^ \i^\x\i\\i'L\x>5,^VLömuienen Er-
Literaturzeitung. 107
klärnugen für Verdampfung, Destillation und Sublimation anlangt; so sind
dieselben ziemlich gezwungen *) , ja kaum begreiflich.
2. Der elektrische Strom (S. 51— 57).
Auch in diesem Abschnitte ist keine wesentliche Verbesserung zu er-
kennen , doch lassen einige kleine Abänderungen die Ansicht Herrn Spil-
ler*8 deutlicher hervortreten. Die „ zusammengesetzten'* Schwingun-
gen des elektrischen Stromes unterscheiden sich you den einfachen
Wftrmeschwingungen lediglich dadurch, dass bei letzteren die ,,Atom-
gruppen der Molekel** nur mit ihren Schwer- oder Oleichgewichts*
punkteu , im letzteren Falle aber nur u m diese Punkte schwingen , und
zwar liegen diese Punkte in diesem Falle ausserhalb, d. h. theils dies-
seits, theils jenseits der natürlichen Gleichgewichtslage. Wenn
nun aber die Oleichgewichtspunkte in dieser einmal angenommenen Lage
verharren (was man annehmen möchte , da unter Anderem auf Seite 62 eine
einzelne Schwingung ausserhalb der Gleichgewichtslage als ein momen-
taner Strom bezeichnet wird), so sind offenbar keine zusammengesetzten,
sondern nur einfache Schwingungen, nämlich die als Nebenschwingun-
gen bezeichneten Schwingungen um die Gleichgewichtspunkte vorhanden.
Will man dagegen (nach S. 64, aber gegen S. 72, 57 und 83) noch die Zu-
rttcklegung einer „einseitigen (^) Oscillation der Hauptschwin-
gung ^S d. h. die Bewegung des Gleichgew iclitspunktes aus der natürlichen
Gleichgewichtblage in eine andere (Spannungs-) Lage als zum Wesen
des elektrischen Stromes gehörig und nothwendig ansehen, so hat man
zwar zusammengesetzte Schwingungen, allein die Annahme von Molekülen,
welche wiederum aus Gruppen in der angegebenen Weise um die Schwer-
punkte der Gruppe schwingender Atome bestehen, bleibt immerhin gekün-
stelt und deshalb die Sache selbst verdächtig , wenn auch nicht geradezu
unmöglich. Was bedeuten denn ferner die Nebenschwingungen um den
Gleiohgewichtspunkt, nachdem dieser in der Spannungslage fixi^t ist?
Wie ist jene Fixirung der Hauptschwingung überhaupt möglich, da doch
jeder Körper stets eine gewisse Temperatur hat, stets bis zu irgend einem
Grade erwärmt ist. Wenn endlich (S. 73 uhd 79) der dauernde elek-
trische Strom als eine ununterbrochene Ladung und Entladung bezeich-
net wird, „indem alle Molekel gleichzeitig dieselbe Elongation in der
Hauptscbwingung und dieselbe Amplitude in der Nebenschwingung haben**,
80 gellt aus der auf Seite 52 gegebenen Erklärung von Ladung und Ent-
ladung hervor, dass im elektrischen Strome nur die Nebenschwingungen,
also nur einfache Schwingungen vorhanden sind.
Bemerkt sei hier noch , dass das telegraphische Gegensprechen nicht
*) Natürlicher nimmt sieb die von Claasins gegebene , vcrwandto Erklilraa^^ d&T
Verdampf ttsg aus. Vergl. Poggendorff^s Annaleu , bd. \QK^ ^ ^ . '^V.
1 08 Literatarzeitung.
als Beweis für die Richtigkeit der Vibrationstheorie hätte aufgeführt wer-
den sollen; wer die Einrichtang der dabei verwendeten Apparate kennt,
weiss, dass sich das Gegensprpcben auch nach der dualistischen Theorie
ohne Schwierigkeit erklären lässt, selbst wenn man in dem Leitungsdrathe
gar keinen Strom voraussetzt. Ferner kann ich, so lange ich nicht durch
einen entscheidenden Versuch dazu genöthigt werde , nicht glauben , dass
„ein submarines Telegraphentau in einer bedeutenden Tiefe in Folge der
Gompression durch den Wasserdruck seine Dienste versagen
muss^* ; auch widerspricht diese Behauptung der Erfahrung , dass die Tem-
peraturabnahme bei festen Leitern den Leitungs widerstand vermindert.
„Die Elektricität im Grossen zum Betriebe von Maschinen anzuwenden*^
ist aber nicht unmöglich, sondern unpraktisch.
3. Der Magnetismus (S. 57—66)
ist wieder als vorübergehend (Elektro- oder Thermo - Magnetismus)
oder dauernd (gewöhnlicher Magnetismus) fixirte Schwingung er-
klärt, wobei nach Seite 78 das „Diesseits und das Jenseits der Gleichge-
wichtslage entgegengesetzte Magnetismen '' giebt. „Die Intensität des
Magnetismus beruht auf der Weite der Elongation** ; natürlich ist hier die
Rede von der Eiongation der nach Vollendung der zum Magnetismus nö-
thigen Vierteloscillation^' fixirten Hauptschwingung; denn Nebenschwin-
gungen kennen nach Seite 82 nicht vorhanden sein , und es würde sich ja
sonst auch der Magnetismus als „einseitiger Ausschlag oder Spannungs-
lage", als „einseitig fixirte Schwingung" nicht von der Elektricität unter-
scheiden, u. s. f. u. s. f., wie früher. Ebenso wenig befriedigt der längere
Zusatz auf S. 65; es wird hier das Gesetz, dass sich parallele Ströme an-
ziehen, entgegengesetzte abstossen, zwar erwähnt, aber nicht aus den auf-
gestellten Erklärungen hergeleitet und entwickelt, und nun wird
weiter daraus geschlossen, dass ,, darin das Bestreben der Materie liege,
unter allen Umständen Einheit zu bewahren oder zu erlangen; denn bei
gleichgerichteten Strömen (Anziehung) haben die Molekel der beiden ein-
ander anziehenden Körper bereits eine gleiche Lagerung, und bei ent-
gegengesetzten Strömen (Abslossung) wollen sie eine gleiche erlangen**.
Warum stossen sich denn da gleichnamige Elektricitäten oder gleichnamige
Magnotpole abV
4. Spannuugselektricität (S. 66 — 7i).
Bei der Spannungselektricität ist der Zustand „vollkommender-
selbe, wie beim Magnetismus'*. Die mancherlei kleinen Unterschiede
zwischen Magnetismus und Spannungselektricität, z. B. die auf Seite 68
und 77 erwähnten, sind ja nicht wesentlich, sind ganz untergeordnet. „Der
Nordpol, d. b. der nach Norden gerichtete Pol eines Magnetes verhält sich
wie positive y der Südpol wie negativa ^\cs\LVt\^\\Ä\.>'' \i^\vftt ^^^ehen auch
Literatnrzeitiing. 109
elektrische Spannangserscheinungen leichter in der Wärme vor, weil da
die Massentheilchen wegen ihrer doppelseitigen Schwingun-
gen mit zunehmen der [?]£longation schon gelockert sind und
nun durch einseitige [?] Reibung leicht die einseitig fixirte
Lage annehmen. Und bereits elektrisches Glas oder Siegellack wird
bei der Erwärmung unelektrisch, weil die [erst jetzt?] eintretenden
Wärmeschwingungen die fixirte Spannungslage nicht dul-
den, indem sie vollständige Oscillationen erzwingen. Da Wärme vor-
handenen Magnetismus auch schwächt, so ist dies ein neuer Beweis dafür,
dass Spannungselektricität und Magnetismus wesentlich dasselbe sind*^
Bei einer solchen Beweisführung lassen sich mit Leichtigkeit noch ganz
andere Dinge beweisen I
5. Erklärung aller übrigen Thatsachen aus den entwickel-
ten Ansichten (S. 72 — 90).
Diese Partie ist am reichhaltigsten erweitert worden , freilich sind die
Zusätze meist keine Verbesserungen. Als Beleg dafür nur zwei Beispiele ;
Seite 72: „Bei dem Schalle, dem Lichte und der strahlenden Wärme sind
die Schwingungen fortschreitende, daher ist in dem fortpflanzenden
Medium ein Widerstand vorhanden , es entstehen Maxima und Minima der
Verdichtung und die Fortpflanzung ist eine allmälige; bei dem Mag-
netismus und der Elektricität sind stehende Schwingungen der Molekel
um ihre Schwerpunkte ohne fortschreitende Verdichtung und
Verdünnung, daher ist der Widerstand unendlich klein und dis Schwin-
gungen müssen sich in einem Körper, welcher ein ununterbrochenes Oanze
bildet, fast momentan fortpflanzen^^ Seite 76: „An dem positiven Pole,
an welchem sich der negative Sauerstoff b i l d e t (mit viel Leuchtkraft und
wenig Wärme), erscheint zuerst dunkle Wärme mit ihren weiten Oscilla-
tionen ; an dem negativen Pole , an welchem sich der positive Wasserstoff
erzeugt (mit wenig Leuchtkraft und viel Wärme), erscheint zuerst Lfcht,
unabhängig von Verbrennung *^ Aehnlich steht es um die anderen Zu-
sätze , namentlich um den „kühnen Schluss auf die Rotation der Himmels-
körper** (S. 81) und um die Erklärung der chemischen Vorgänge , für
welche der „im gewöhnlichen Zustande indifferente [I] Sauerstoff** als
Beispiel gewählt wird. Aber auch das Alte enthält noch manche unbe-
gründete und willkürliche Behauptung, z. B. Seite 88: „Während die
Wärraeschwingungen die ganze Masse eines Körpers bis in sein Inneres
ergreifen, da die Molekel mit ihren Gleichgewichtspunkten schwingen und
dadurch die Ausdehnung des Körpers bewirken , können die elektrischen
und magnetischen Erscheinungen nur an der Oberfläche des Körpers zur
Wahrnehmung und Wirkung gelangen, weil die Schwingungen nur um die
Gleichgewichtspunkte geschehen , also eine Ausdehnung des Körpers nicht
bewirken können.**
110 Literatnrzeitung.
Der gegebene üoberblick zeigt, dass die in Rede stehende Schrift in
zwei Theile zerfällt: im ersten Theile (S. 8 — 39) wird auf die Noth wendig-
keit hingewiesen, die dualistischo Ansicht von der Materialität der Würme,
des Magnetismus und der Elektricität zu verlassen und dieselben ebenso
wie Licht und Schall als Molekularbewegungen zu betrachten ; im zweiten
Theile (S. 39 — 91) werden Voraussetzungen über die Form und Art dieser
Molekularbewegungcn gemacht, wird eine Theorie der Elektricitit
und des Magnetismus gegeben und versucht, aas dieser die elektri-
schen und magnetischen Erscheinungen zu erklären. Wenn auch im In-
halte des ersten Theiles in formeller und materieller Hinsicht Manches aus-
zusetzen war, so ist doch nicht nur die stellenweise Mangelhaftigkeit der
dualistischen Theorie kaum hinwegzuleugnen , sondern es ist auch höchst
wahrscheinlich, dass auch Wärme, Elektricität und Magnetismus nur Be-
wegungszustände sind, dass dieselbe Theorie , welche sich beim Lichte
und bei der Wärme so brauchbar erwiesen hat, sich mit gleichem Erfolge
auch auf die Elektricität und den Magnetismus wird anwenden lassen. Im
zweiten Theile dagegen:
a. fehlen klare und bestimmte Erklärungen der als Wärme , Elektri-
cität und Magnetismus zu betrachtenden Schwingungen;
h. sind mehrere von den als Beweis für die Richtigkeit der gegebenen
Hypothesen über die Art jener Schwingungen aufgeführten Erscheinungen
nicht richtig aufgofasst, oder ganz willkürlich gedeutet, oder doch wenig-
stens nicht entscheidend;
c, sind mehrfach Widersprü<^he vorhanden, welche die an sich schon
verwickelte Hypothese noch verdächtiger machen. So wird namentlich
auch dem Aetbcr eine sonderbare Rolle zugetheilt; man hat zwar ,, nicht
nothwendig, seine Zuiiucht zu ätherischen Wärmesphären zu nehmen"
(S. 39), vielmehr sollen Wärme, Elektricität und Magnetismus nur Schwin-
gungen der Körpertheilchon sein; dennoch wird „der universelle und des-
halb eigcnschaftslose, unverkennbare. Alles durchdringende und daher un-
wägbare oder schwerelose Aether, von dessen Dasein vorzüglich die Ko-
meten und die Erscheinungen des Lichtes ein absolut sicheres Zeugniss
geben" (S. 2), dessen „unendlich zarte, im indifferenten Gleichgewichte
befindliche und kugelförmige Atome absolut elastisch sind und einander
abstossen" (S. 18), als Fortpflauzungsmittel für jene Schwingungen zuge-
lassen (S. 34), ja er ist als solches gar nicht zu entbehren, und zwar nicht
blos beim Liclito , sondern wegen der Drehung der rdarisationsebcne auch
bei Elektricität und Magnetismus (S. G5) , bei denen er „ die W^irkung auf
die Ferne vermittelt";
d, ist die Erklärung der Erscheinungen aus den aufgestellten Ansich-
ten in vielen Fällen gezwungen und gesucht, zum Theil sogar ganz und
gnr uuzüliisüig , weil völlig wW\küi\\vi\v ^ \xw\^vi\5;tV!A\sL^l cider unnatürlich;
Literaturzeitung. 111
überdies fehlt noch so manche Erklärung gänzlich , z« B. die der elektri-
schen and magnetischen Inflnenz.
Daher kann der in der vorliegenden dritten Auflage erweiterte Ver-
such nach meinem Erachten noch nicht als gelungen bezeichnet werden,
er kann noch ebenso wenig wie in der zweiten Auflage auf allgemeine An-
nahme Ansprach machen, er ist noch keine vollkommene, abgeschlossene
oder fertige Theorie. Das scheint Herr Spiller auch selbst gefühlt zu
haben, da er in den Schlusszeilen äussert, dass diese Betrachtungen einer
schärferen, mathematisch - analytischen Untersuchuüg fähig seien, dass
ihm aber zu dem weiteren Ausbau die nöthigo Zeit gefehlt habe. Ich kann
nur meine bereits früher ausgesprochene Ansicht wiederholen: wir sind
eben kaum mit der Vorfrage fertig, die eigentliche Arbeit, die Hauptunter-
SQchung über die Natur der Schwingungen beginnt erst. Aus diesem
Gründe und nicht wegen der vermeintlichen „Stützung auf unleugbare
Thatsachen*' ist auch eine directe „Widerlegung^* nicht gut möglich. Wenn
aber im Vorstehenden so viele Einwände gegen die von Herrn Spiller vor-
getragene Hypothese erhoben wurden , so möge daraus nicht gefolgert wer-
den, dass ich dadurch zugleich die dualistische Theorie gegen diesen neuen
Angriff habe in Schutz nehmen und vertheidigen wollen; vielmehr hoffe
ich durch den Hinweis auf die noch vorhandenen Mängel und Schwierig-
keiten einen Anlass zur Beseitigung derselben gegeben zu haben, und auch
ich würde mich herzlich freuen , wenn es Herrn Spiller gelänge , in einer
vierten Auflage, bei einer noch zweckmässigeren Anordnung des Stoffes,
eine Theorie des Magnetismus und der Elektricität aufzustellen, gegen
welche gar nichts einzuwenden, an der gar nichts auszusetzen wäre.
Chemnitz, im Juli 1861. Dr. Zetzsche.
Die Elemente der Trigonometrie. Von Dr. Zetzsche. Altenburg 1861.
Zur Vermeidung etwaiger Missdeutungen sehe ich mich zu der Er-
klärung genöthigt, dass die von Herrn Dr. Ho ff mann verfasste und auf
Seite 90 der vorigen Literaturzeitung abgedruckte Kecension der obigen
Schrift während meiner Abwesenheit ohne mein Vorwissen aufgenommen
worden ist und dass ich mit deren Inhalte nicht einverstanden bin.
ScnLÖMILOil.
Das Priimatoid. Von Professor Dr. Wittstein. Hannover 1860.
Es scheint nicht allgemein bekannt zu sein , dass Alles , was in der
vorliegenden Abhandlung steht, längst mehrfach publicirt und in elemen-
taren Compendien zu finden ist; ein Hinweis auf die früheren Autoren
möchte daher wohl angemessen sein.
Die in Rede stehenden Eigenschaften sind vor langer Zeit von Herrn
Director August in einer Programmabhandlung ^ wenn icK \i\c.\\l w^ ^ ^\ä-
1 1 2 Literaturaeitun g .
mentar bewiesen und in dessen Lehrbuch der Mathematik für den
höheren Schalnnterricht, dritter Cursus, Stereometrie, in einem be-
sonderen Abschnitte „^OQ ^^^ Trapezoidalkörpern oder Körperstampfen"
ausführlich entwickelt worden. Die Formel für den Inhalt des Trapesoidal-
körpers findet man dort auch zur Inhaltsbestimmung der Kugel und des
Paraboloidos angewendet. Von einer Bereicherung der Elementargeome-
trie durch die Abhandlung des Herrn Prof. Wittstein kann daher nicht
füglich die Bede sein. Ausserdem möge man noch Tergleichen die Ab-
handlungen von Steioer in Crel^e's Journal, Bd. XXIU, 8. 275 and von
Brix, ibidem Bd. XXV, S. 129.
(Briefliche Mittheilung von Dr. Jochmann in Berlin.)
Lehrbaoh der Pliyiik für die unteren Klassen der Gymnasien and Real-
schulen. Von S. SuBic, Doctor der Philosophie, Magister der
freien Künste und Professor der Phjsik. Mit Vorbehalt des
Uebersetzungsrechtes. Pest 1861 , Verlag von Gustav Heckenast
Die Vorrede beginnt mit folgenden, die Erwartung spannenden Wor-
ten: „Entsprechend dem Bedürfniss der studirenden Jugend, welches im
Beginne des Studiums der Physik die möglichste Einfachheit, Klarheit
tmd verstandesgemässe Darlegung der Sätze der Experimentalphysik for-
dert, übergebe ich hiermit eine auf Experiment und Erfahrung gegründete
Lehre der wichtigsten Sätze der Physik den Schülern der Untergymnasien
und Unterrealschulen , sowie sie sich seit mehreren Jahren selbst dort er-
probt, wo die Schüler mit den grössten Sprachschwierigkeiten zu kämpfen
hatten." Der Verfasser spricht ferner in der Vorrede die sehr richtige
Ansicht aus, dass ihm diejenige Methode am zweckmässigsten erscheine,
welche der Jugend zuerst die Gegenstände und Ereignisse vorführt und
sie im Angesichte derselben leitet, darüber nachzudenken. Ingleichen
empfiehlt er, die Jugend frühzeitig zum eignen Experimentiren anzuregen.
Nach der Durchlesung der Vorrede, welche noch viele andere nützliche
Gedanken cuthält, ging ich an diejenige des Werkes selbst und berichte
hier über den Eindruck, den diese auf mich gemacht hat. Die Menge des
Stoffes wird zunächst durch den Zweck des Buches bestimmt und kann
man nach diesem ein Eingehen in. die Polarisation, Interferenz, Beugung,
Doppelbrechung des Ltclites nicht erwarten , dass aber unter den behandel-
ten Tbatsachcn die Geschwindigkeit des Lichtes mit keiner Silbe erwähnt
worden ist, muss als ein Mangel des Buches erscheinen und in lebhaftes
Erstaunen setzen, umsomehr, als über die Beobachtungen der Verfinste-
rung der Jupiterstrabanten so leicht zu referiren ist und hieran leicht ge-
zeigt werden kann, dass das Licht zu seiner Bewegung Zeit braucht. Der
Herr VerfasKcr setzt, wie man z. B. an der Abhandlung über die Schraube
bemerkt, die Kenutniss der Steteom^lxl^ voraus ^ man muss sich aber nur
Litoraturzeitunp. 1 1 3
wandern , dass er diese Wissenschaft so schlecht bei seinen Demonstratio-
nen benntst; so z. B. ist bei den Spiegeln und Linsen der Weg der Licht-
strahlen an einem Durchschnitte des Apparates erläutert, ohne nur zu
sagen, dass es ein Durchschnitt ist, mit dem man es zu thun hat; der
Durchschnitt wird ohne Weiteres Spiegel oder Linse genannt. Der Herr
Verfasser hätte dem Schüler nicht zumuthen sollen , dergleichen Lücken
in der Deduction zu ergänzen ; wo bei der Beschreibung , wie man sieht,
eine gewisse mathematische Vorbildung vorausgesetzt wird, sollte sich der
Lehrer vor seinen Schülern keine dergleichen Blossen geben ; setzt er aber
die stereometrischen Begriffe nicht voraus , so sollte er dieselben im Texte
nachholen ofcr ganz auf ein solches Werk verzichten , denn mit den un-
klaren Vorstellungen und Begriffen des gewöhnlichen Lebens lässt sich
doch einmal in der Wissenschaft nicht arbeiten. Was nun den Ausdruck
der physikalischen Gesetzmässigkeiten durch die Sprache anbelangt, so
hat der Verfasser gerade hier sehr häufig den groben Fehler begangen,
nicht deutlich zu sein, ja den Sinn des Gesetzes sogar gänzlich durch seine
Ansdrucksweise zu entstellen. Als Beleg hierzu diene folgender Aus-
spruch (S. 130): „Bleibt die Temperatur der Luft ungeändert, so ist ihre
Expansivkraft desto grösser , je mehr sie zusammengedrückt wird. Dieser
unter dem Namen des Mariotte'schen Gesetzes bekannte Satz*' etc. Na-
mentlich der mechanische Theil leidet an Undeutlichkeiten, indem daselbst
bei allen Sätzen , die sich auf die Einwirkung auf einen Punkt beziehen,
ohne Weiteres von der Einwirkung auf einen Körper gesprochen wird,
während doch ein Punkt gemeint ist. Ebenso macht es auf den Leser einen
widerwärtigen Eindruck und gewährt dem Schüler keine wissenschaftliche
Anregung, dass sie überall schlechte und undeutliche Definitionen finden,
mit denen sich nicht arbeiten lässt; z. B. S. 184: „Die Senkung oder Nei-
gung unter den Horizont heisst Inclination *\ wobei man nicht erfährt,
welche Linie sich zum Horizont neigt und dass die magnetische Achse der
Nadel sich im magnetischen Meridian befinden muss; ferner S. 236: „Be-
findet sich die Sonne hinter einer dunkeln Wolke, welche einen Riss hat,
80 sehen wir das Licht der Sonne strahlenartig hervortreten. Eine solche
Lichtlinie wollen wir Libhtstrahl nennen *'; desgleichen S. 176: „Die zwei
Punkta^der stärksten Kraft eines Magnetes nennt man Magnetpole oder
kurz Pole!'* Auch die wenigen Beispiele sind, wie die Definitionen, nicht
frei von Undeutlichkeit und Unrichtigkeit; so findet sich Seite \)6 folgende
Stelle: „Bewegt eine Kraft einen Körper, so arbeitet sie. Die auf eine
Secnnde entfallende Arbeit einer Kraft nennt man Arbeitskraft 1. das
Maass momentaner Kräfte. Ein Stoss , welcher einem Körper von 40 Pfund
die Geschwindigkeit von 5 Fuss giebt, hat eine Arbeitskraft von 40X5
Fusspfund. Man bekommt also die Arbeitskraft eines gleichförmig beweg-
ton Körpers, wenn man sein Gewicht mit seiner Geschwindigkeit multipli-
cirt^^ Ich konnte mich bei Durchlesnng des Buches des Gedaiikft\i& ^V&V^
Liteialurgtg'. iL ZvUschr. f. Math. a. Phyf». V\, 6. \^
1 1 4 Literatarzeitung.
erwehren, dass der Verfasser Über viele wissenschaftliche Gegenstände
selbst gftnzlich im Unklaren sei , wofür schon die oben angeführte Stelle
über das Mariotte'sche Gesetz Zeiigniss ablegt. Hierher gehört auch noch
die Stelle (S. 129) : „Stabiles Schwimmen. Damit ein schwimmender Kör-
per vor dem Umschnappen sicher sei, mnss sein Schwerpunkt tiefer lie-
gen , als der Schwerpunkt der verdrängten Flüssigkeit." £s ist allerdings
richtig, dass der Körper dann allemal stabil schwimmt, allein er kann auch
stabil schwimmen, wenn sein Schwerpunkt über dem der verdrängten
Flüssigkeit liegt , freilich lässt sich aber die Bedingung , unter welcher dies
geschieht, nicht elementar ausdrücken. Wie nun die Auswahl der physi-
kalischen Gesetze eine mangelhafte ist und wie diese selbslibft unrichtige
oft undeutlich ausgesprochen sind, so ist auch die Lehrmethode, wodurch
doch der Zusammenhang unter den Erscheinungen und Gesetzen gezeigt
werden soll , fast überall mangelhaft. Ein komisches Beispiel der Demon-
stration des Herrn Verfassers liefert unter Anderem Seite 20: „Aus der
Figur 13 wird ersichtlich, dass horizontal liegende, am Ende, in der Mitte
oder in ihrer ganzen Länge belastete Körper mit ihrer relativen Festigkeit
wirken. ^^ Bisweilen, ist die Herleitung ganz weggelassen und der Herr
Verfasser hilft sich mit einem „die Erfahrung zeigt, dass" etc., oder wie
Seite 238 , wo ohne vorhergegangene Definition von Beleuchtungskraft ge-
sagt wird: „Das Gesetz für die Abnahme der Beleuchtungskraft in die
Ferne heisst: die Beleuchtuugskraft Tiimmt mit der Entfernung im qnn-
dratischen Verhältnisse ab." — Das Vorhergehende zeigt, dass der Herr
Verfasser den Zweck seines Buches durch seine mangelhafte Darstellung
gänzlich verfehlt hat; am ganzen Buche ist nichts, als Papier und Druck
gut; auch Wahl und Entwurf der zahlreichen Holzschnitte, sowie deren
Ausführung ist niisslungen zu nennen. Wir sprechen noch am Schlüsse
unser Bedauern gegen die Verlagshandlung aus, dass dieselbe eine litera-
rische Arbeit unterstützt hat, die so wenig „Klarheit und verstandesge-
mässe Darlegung der Sätze der Experimentalphysik" zeigt, dass sie nicht
zum physikalischen Unterrichte empfohlen werden kann.
Dr. Kahl.
Handbuch der Kugelfunctionen. Von Dr. E. Heine, ordentlicher P^essor
an der Universität Halle. Berlin, Druck und Verlag von
G. Reimer.
Die wichtige Rolle , welche die Kugelfunctionen in der Theorie der
Anziehung und in der Wärmelehre spielen, hat bekanntlich eine sehr
grosse Anzahl von Arbeiten über jene Functionen hervorgerufen, wie
schon die Namen Legendre, Laplace, Ivory, Gauss, Dirichlet, Jacobi,
Bonnet, Borchardt, Neumann, Christoffel, Bertram, Liouvillc, Hansen,
Scheibner etc. hinreichend beweisen. Je schwieriger hierdurch ein nur
ejnigerm&asaen vollötändigev UeberXiWcVL ^^vio^deu ist, um so freudiger
Literaturzeitung. 1 1 5
wird man das Erscheinen einer Arbeit begrüssen , tiber deren Zweck sich
das Vorwort in folgenden Worten ausspricht : „Sie soll den Anfanger in
die Theorie der Kugelfunctionen , welche gegenwärtig durch wichtige
Werke über Physik und Astronomie ein Interesse auch für weitere Kreise
.erhalten hat, einführen und ihm als Lehrbuch dienen. Andererseits soll
sie Demjenigen, welcher die Elemente bereits kennt, eine systematische
Darstellung der hierher gehörigen Untersuchungen bis auf die neueste Zeit
liefern , ihm eine Sammlung der Formeln geben , welche bei dem jetzigen
Stande der Lehre als die wesentlichsten angesehen werden müssen, und
^<ihm die Quellen bezeichnen, aus denen geschöpft wurde.*' Nach genauer
•Ansicht des Werkes kann Beferent bezeugen, dass dieser Doppelzweck
vollständig erreicht worden ist, und dass die Klarheit der Darstellung so-
wie die Reichhaltigkeit des Oegebenen eine gleich^rühmliche Anerkennung
verdienen. Der Verfasser liefert übrigens noch mehr, als die Vorrede sagt,
und zwar in doppelter Beziehung. Man findet nämlich ausser den Arbeiten
Anderer nicht wenige dem Verfasser .eigenthümliche Untersuchungen , fer-
ner beschränkt sich das Werk keineswegs auf die Theorie der Kugel-
fanctionen, sondern enthält auch Anwendungen derselben namentlich
anf die mechaiiischen Quadraturen (u. A. nach der Gauss'schen Methode)
und anf die Berechnung der Potentiale von Kugeln oder Ellipsoiden.
• SCHLÖMILCH.
\^*
Bibliographie
vom 15. August bis 15. October 1861.
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Mathematische Abhandlangen der königl. Akademie der Wissen-
schaften zn Berlin. Ans dem Jahre 1860. Berlin, Dümmler in Gomm.
^8Ngr.
Physikalische Abhandlungen der königl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin. Aus depi Jahre 1860. Ebend. 2 Thlr. 22 Ngr.
Sitzungsberichte der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaf-
ten. 1861. 4. Heft. München, Franz in Comm. 16 Ngr.
Aroelakdeb, f. W. A., Astronomische Beobachtungen auf der
königl. Universitäts» Sternwarte zu Bonn. 4. Bd.: Bonner Sternver-
zeichniss. 2. Scction. Bonn, Marcus. 5 Thlr.
Beine Mathematik.
Serenüs V. Antissa, lieber den Schnitt des Kegels. Aus dem Grie-
chischen von E. Nizze. Stralsund , Hingst. % Thlr.
Friedlein, G. , Ger bert, die Geometrie des Boethius und die
indischen Ziffern. Ein Vers, in der Geschichte der Arithmetik.
Erlangen , Bläsiug. 12 Ngr.
Ascher, H. , Briot und Bouqnet's Theorie der doppelt-perio-
dischen, insbesondere elliptischen Functionen, mit Be-
nutzung dahin einschlagender Arbeiten deutscher Mathematiker. 1. und
2. Lief. Halle, Schmidt's Verlagsbuchh. k % Thlr.
Grelle, F., Analytische Geometrie der Ebene. Hannover, Brecke.
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der Bahnen zweier, in Kegelschnitten sich um die Sonne
bewegenden Weltkör.per. Wien, Gerold's Sohn in Comm. 18 Ngr.
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VerL-CoDto. 1 Thlr.
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Verl.. Conto. 1% Thlr.
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Stellarum positiones in medias converiuniur , adtäbitis numeris comtantibus
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28 Ngr.
Atlas des gestirnten Himmels, f. d Anf. des Jahres 1855 entworfen
auf der königl. Sternwarte zu Bonn. 7. Lief. Bonn, Marcus. 3 Thlr.
Hartwiq, E. W., lieber die Berechnung der Auf- und Unter-
gänge der Sterne. Nebst einigen Hilfstafeln. Schwerin, Hilde-
braud. 12% Ngr.
Neumann, C, Lösung des allgemeinen Problems über den sta-
tionären Temperaturzustand einer homogenen Kugel
■ohne Hilfe von Reih enont Wickelungen, nebst einigen Sätzen
zur Theorie der Anziehung. Halle , Schmidt's Verlagshandl. 6 Ngr.
Hanckel, H. , Zur allgemeinen Theorie der Bewegung der
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1% Thlr.
Taschenbuch des Ingenieurs. Herausgegeben von dem Verein „die
Hütte". 4. Aufl. 1. Hälfte. Berlin, Ernst & Korn, pro compl. l%Thlr.
Karsten, H., Lehrbuch der Kristallographie. Leipzig, Voss.
2 Thlr.
Pliyiik.
Encyclopädie der Physik, bearb. von Brix, Dechgr etc. Herausgeg,
von Karsten. 10. Lief. Leipzig , Voss. 2% Thlr.
MoLT, Th., Wandkarten zur physikalischen Erdbeschreibung.
2. Aufl. Stuttgart, Nitzschke's Verlag. 1 Thlr. 6 Ngr.
HEUSsi, J., Die Experimentalphysik. 1. Curs.: Kenntniss der Phä-
nomene. 8. Aufl. Berlin , Duncker & Humblot. ^k Thlr.
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Göttingen , Deuerlich'sche Buchh. 8 Ngr.
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239. Das Problem des Pappua und die Gesetze der Doppolschnittsverhältnisse bei
Curven höherer Ordnung und Classen. Fiedler. Zeitschr. Math. Phys.
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, Vcrgl. Ellipse, Gleichungen 325, Kegelschnitte, Kreis, Krümmungshalbmesser.
Analytiseha Oaomatria das Baumas. j
240. Merkwürdige Erweiterung der Formeln der ebenen Trigonometrie auf ein 8y- |
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Grün. Archiv XXXV, 1. |
241. Theorie gönirale des sy Sternes de rayuns rectilignes. Kummer. N. amt. matk,
XIX, 362. [Vergl. Bd. V, No. 200.]
242. Des coordorm^ ciarvilignes se coupant sous im an angle quelconque, Aoust, Grelle
LVIII, 352.
243. Des aiordonnis pmutholiques et de letar appKcation ä la g^om^trie des paraboloides,
Falson. N. ann. math XIX, 20.H.
244. Ueber die Umhüllnngslinien der PolÜnien einer Curve und deren inverse Linie .
Hoppe. Grelle LVIII, 374.
245. Sto* les surfaces polaires d*un point d^une siirfaces algibnque prises par rapport A
cette sitrface, Dewnlf. N ann. math, XIX, ^^\,
246. On the cubic centres of a line with respeci to titree lines and a line. Caytey. Phil.
Mag. XX, 418. *
247. Eine Notiz über W^endclinien. Bacaloglo. Grün. Archiv XXXV, 40.
248. Ueber Fusspunktcnrven und Fuaspunktflächen. Bacaloglo. Grün. Archiv
XXXV, 41. , , . i
249. Sur une aUfique gauche. Cremona. N. ann. malh. X/X, 356»
1 20 Literaturzeitung.
250. Sur quelques relations giomitriques entre Vhilice et la vyctoide. Dunesme, Compt,
rend. LI, 890.
Verg). Loxodrorae, Oberflächen, Oberflüchen zweiter Ordnang, Paraboloid,
Sphärik , Wellenfläche.
Arithin^tiioh« Baili«.
Vorgl. Progression.
Aitronomi«.
251. Memoire sur le motwement des noeuds de ta lune, Lespiault, Compt. rend. LI, 727.
252. Calcul des deux inegalitis iunaires ä longues piriodes decouvertes par M. Hansen et
dues ä Vaction perturbatnce de Ventts, Delaunay. Compt rend, LI, (505. 735,
783. — Le Verrier. ibid. 7f»3, 740. 19», ^ Ponliconlant. ibid. 958.
253. Note sur les inigaliies lunttires d longues piriodes dues d Paction perttarbatrice de
yenus. Delaunay. As tr. Nachr. LI V; 273.
254. Sur la dctermination du coefßcieni de l'equtdion siculaire de la lune. Pontecoulant.
Compt rend. LI, 134. — Delaunay. ibid. 154. [Vergl. No. 22.]
255. Ueber die Genauigkeit der Beobachtungen der Bectascensionen bei Anwendoog
ohronojrraphischer Apparate. Pape. Astr. Nachr. LIV, 177.
256. Neue Methode, die Biegang eines Kreisfernrohres za ermitteln. Kays er.
Astr. Nachr. LIV, 227.
257. Quelques mots sio* les queues des cotnetes. Br edichin. Astr. Nachr. LIV, 280.
Vergl. Aberration, Kefraction.
AttraotioiL
258. Bemerkung za einer Stelle der JÜicanique Celeste. Murmann. Zeitschr. Math.
Phys. V, 438.
259. Ueber die Anziehung einer mit Masse belegten abwickelbaren Fache auf einen
materiellen Punkt. M'e h 1 e r. Grelle LVIII , 240.
200. On a theorem relating to the attrttction of the ellipse. Dahlander. Phil. Mag.
XX, 125.
Vergl. Potential.
B.
B6nioiilli*8che Zahl«iL
261. Einige Beiträge zur Theorie der Bcrnoulli'schen Zahlen und der Secanten- Coef-
licienten. G. F. Meyer. Grün. Archiv XXXV, 449.
262. Von einigen Summen und Differcuzenformeln und den Bernonlli^sclicn Zahlen.
Bauer. Crelle LVIII, 292.
Bestimmte Integrale.
26.*^. Sw le Cftlcul inver.se des integrales definies. Hauche. Compt. rend. LI, 120.
264. lieber den Integralsiuus und Integraluosluus. Schlömilch. Zeitschr. Math.
Phys. V, 294.
265. Ueber das bestimmte Integral / dx. Schlömilch. Zeitschr. Mathem.
Phys. V, 286. "
M f
260. Ueber das bestimmte Integral / {a^ bx^p x^—^ dx. Bacaloglo. Grün.
Archiv XXXV, 70. ^
207. Ititef/rulta qnaedam definita. Lind man. Grün. Archiv XXXV, 475.
Vergl. AbelVsche Function, Elliptische Functionen, Näherungswerth, Zahleu-
theorie 409.
Breimlinien.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 238.
c.
Cartographie.
20S. Siir les cffrfes göographiques, Tis so t. Compt rend. LI, ^A.
'Jon /Je/iniiion des müdes de representaliun de ourtes geographiques. Tissot. N. tmn.
math. XIX, 457.
Literaturseitang. 121
270. Traci des carte» gioffrapfäqun. Tehebichef, N. ami. maih, XIX, BuUetm de
biöl. 49.
Combinatorik,
271. Sur une sMe ordotmie d^eipt^is des nombre de combinaUons aoec et mom ripitUUnu
De Virieu. N, ann. math, XJX, 307.
212, Sur vne eirie combinaloire. DeVerieu. N, ann. math, XIX, ^9S,
Cubitch« 7oniiML
273. Oh m relatUm between tmo temary cubic formt. Cayley, PhU, Mag. XX, 512.
Pttermlnaiitim.
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Vergl. Näherungswerth 361.
DetormiiiAntaii in g«oiii«trU ohmr Anwendung.
275. Eqtuttion des rapports ankarmoniques correspandant aux racines d^une equation du
qfuitrieme degri, Puinvain. N. ann. math. XIX, 407.
27(5. lieber die Wendetangenten der Cunren dritter Ordnang. Clebsch, Grelle
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Math. Phjs. V, 3tt5. N. ann. math. XIX, 440.
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Differentlalgleiehungen.
279. Zur Integration der linearen Differentialgleichungen. Weiler. Grün. Archiv
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S[-^6p)l=&höi)T
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DÜforonienreehnnsg.
Vergl. Bernouirrsche Zahlen 262, Combinatorik 271.
B.
Sasüeitlt.
285. Mimoire sur la thiorie de tilasticiti des cotps homogenes ä Hasticiti constante.
Lorenz. Grelle LVIII, 329.
nektrodynamik.
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Vergl. Determinanten in geometrischer Anwendung 277, homogene Functionen.
EUipst.
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oder Hyperbel einschreiben lassen. 8. Spitzer. Zeitschr. Math. Phys.
V, 304.
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Vergl. Attraction 260.
1 22 Literaturzeitang.
EUiptlMlie FuMtioiiML
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290. Ueber ModulargleichoDgen der elliptischen Functionen. Schröter. Grelle
LVm,378.
F.
Fouoaidt^selLer PmdelTartneh.
29 1 . Nouoel examen de la question relaiiife aux osciUations (oumanteg du pendide d (ihre
Suspension en ayant igard ä Vinßueuce de la rotation de la terre. Poncelet.
\ Campt, rend, LI, 467, 5J 1.
r ' Vergl. Kräfteparallelogramm.
Fnnotionen.
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Grün. Archiv XXXV, 180.
293. Entwicklung einer Function der vierten Rechnungsstufe in eine Seihe Fang-
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Vergl. AbePsche Functionen, Elliptische Functionen, Potential.
FustpimktliiüeB.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 248.
Geodäsie.
295. Untersuchungen über die Pothenot'sche Aufgabe, falls solche auf den Raum aus-
gedehnt wird. Plath. Grün. Archiv XXXV, 241.
200. Ueber einige geodätische Formeln, v. Andrä. Astr. Nachr. LIII, 369.
297. Die Zahlenformel für den mittleren Krünimungtihalbmesser des Erdsphäroids.
Andres. Grün. Archiv XXXV, 72.
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290. Sur un nioi/en de trouver In longitude saus chronomHrc. Radau. Astr. Xachr.
LIV, 345. •
Gkeometrie (desoriptive).
300. Sur les seconds points d'intersecdons des nornudes d'ime cone de r^vohuion passant
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Vergl. Krystallographie 340.
Geometrie ChÖhere).
301. Propri^lcs relatives au depUicement fini quetamquc dans Cespace d'une figure de forme
invariable, Chasles. Compl. rend. LI ^ 855, 905.
Vergl. Kegelschnitte 342.
Geometrische Beihe.
Vergl. Progression.
Geschichte der Mathematik.
302. Question des povismes, Ilveton {de Champ). Compl. rend. LI ^ H)34. —
Chasles. ibid. 1043-
303. Sur Caf/c de Zeuodure, Cantor. Compl. rend. LI , 030.
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305. Les mathematiciens des liomains. Jl' eidler, A'. ann. math. XIX. Bulletin de
bibl. 85.
300. Jobst Bin-gi et les logarithmes. Matzka. N. ann. math. XIX. Bulletin de bibl. 62.
[Vergl. No. 94.]
307. Nouvelles remarques sur VinterprHation d'im. passage de Descartes, Valnt. Compl.
rend. LI. 1031. [Vergl. No. 03.]
308. Oenealoqie de Viele. Filleau de la Touche. N. ann. math. XIX. ßtdletin de
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Literatorzeitnng. 1 23
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314. üsage du Souwan-pim des Chinois. b^Escayrac de Laulure. Compt, rend, LI^
88. -^Poncelet. ibid. 109.
315. Ueber Sonnentinsternisse. Encke. Berl. Akad. Ber. 1860, 505.
310. Ueber die Sonnenfinsterniss Yom 18. Juli 1800. Bremiker. Berl. Akad. Ber.
1860, 603.
317. Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen Telegraphie.
Z etz s che. Zeitschr. Math. Phys. V, 395. [Vorgl. No. lOS.]
Oloiohimgen.
318. Sketch ofa theory of transcendental roots, Co ekle. PhU. Mag, XX, 145, 309.
319. Exercises sur les equations ftumöriques. Bellavitis N, ann. nutth, XIX, 343.
320. Notes sur la transformation de Tschimhausen. Cayley. Crelle LVIII, 259, 263.
^l{. Ona Problem of double pattilions, Cayley. PhU, Mag, XX, '^1.
322. Sw wie iqmUion de degri quelconquemais d* Wie certaine forme. De Virien, N. ann.
math, XIX, 389.
_Ä> _£\
323. ViquaHon xe 2 V 'x/ z=zh a deux meines igales si ip ^ 90^ a = sin ^ et
b = tang y . eco«^ ou b = cotang -^ , e— co**^. Gressier, N. ann, math,
XIX, 230.
324. On a System ofalgebraic equations. Cayley, Phii, Mag, XX, 341.
325. Sw la risohUion numHique de deux iquations du second degri, Abel Transon.
S. arm. math. XIX, 414.
3i6. Ueber die merkwürdigen Eigenschaften von drei simultanen Gleichungen. Un-
ferdinger, Grün. Archiv XXXV, 32.
Vergl. Determinanten in geomßtrischer Anwendung 275, 277.
Homogene Fnnotionea.
327. Ueber eine symbolische Darstellungswcise algebraischer Formen und über die
davon zu machende Anwendung auf Probleme der Elimination. Clebsch.
Berl. Akad. Ber. 1800, 536.
Hydrodynamik.
328. Untersuchungen über ein Problem der Hydrodynamik. Lejeune-Diricblet.
Crelle LVIII, 181. — Dedekind. ibid. 217.
329. Ueber ein ncn^s Gesetz der lebendigen Kräfte in bewegten Flüssigkeiten.
Stefan. Wien. Akad. Ber. XXXVII, 420.
330. Ueber Reibung tropfbarer Flüssigkeiten. Helmholtz und v. Piotrowski.
WieiJ. Akad. Ber. XXXX, 007.
331. Oh a new species of figurcs of equilibrium for revolving fltäds , the particles ofnhich
attract one anoüier according to Se»vtons theory. B ahlander, Phil. May.
XX, 119.
332. On the form asswned by a fluid shell revolving freely nilhin a hollow aphennd, D ah-
lander. PhU. Mag. XX, 420
333 On the form ofsatelHtes renolobtg at small distances from their primär ies, Vaughan,
Phil. Mag, XX, 409.
HyperbeL
Vergl. Ellipse 287, Sphärik.
I.
Twagiitff»f.
331. Nowfellc thiorie des fonctions de variables imaginaires. Marie. Jvum, Math^m.
XXV, 393, 457. [Vergl. No. 129.]
124 Literatnrzeitung.
335. Ueber die geometrische Darstellung der Werthe einer Potenz mit complexer
Basis und complexem Exponenten. Dur ige. Zeitschr. Math. Phys. V, 345.
Interpolatioii.
336. Sur /tf förmule* (Tinterpolaiwn de Lagrange et de Newton. Abel Transon.
N. ann. math, XIX, 248. [Vergl. Bd. V, No. 112.]
Vergl. Methode der kleinsten Quadrate.
Irratioiialgrössen.
337. Ueber das Rationalmachen der Nenner der Brüche. Zehfuss. Gmn. Archiv
XXXV, 117. [Vergl. No. l:iO.]
838. Die Lösung der Fermat*schen Aufgabe : Wegschaffung der Wunclgrossen ans
alg.*braischen Ausdrücken, in welchen solche als Summanden vorkommen.
Lehmann: Auszug aus einer Abhandlung von A. r. d. Schulenburg.
Grün. Archiv XXXV, 207.
339. EtaiU donni a^ -f-^a,4- K^+ • . • 4- Ks = ^> ehangeaut dans ce polynome n' signet
et disignant te noineau polynome par Q, combien PQ renferme -t- ü de qutm-
titiB irrntionelles. Kessler, N, ann, math, XIX, 436.
Vergl. NKherungswerth.
Kegelschnitte.
340. Sur le triangle cof^ugui ä une eonique. Salmon. N. ann. math, XIX, 345.
341. Lieu des poles des cordes, qiä dans les courbes du second degri Joignent les pieds des
normales ä ces courbes menies d'un point de la diveloppie» Desboves. N. ann.
math, XIX, 25H.
342. Lieu d'un point tel que les quatre tangentes men^es de ce point d deux coniques for
ment un faisceau harmonique. De Jonquieres.
Vergl. Ellipse, Geometrie (descriptivc) , Gleichungen 325, Kreis, Parabel,
Sphärik 392.
Xettenbrüeho.
3 13. Znaammeiihang unter den Cocfricienteu zweier gleichen Kettenbrüche von ver-
schiedener Form. Heilermann. Zeitschr. Math. Pliys. V, 3Ö2.
Vergl. Abersche Function.
Kräfteparallelogramm.
314. Ueber den Satz vom Parallelogramm der Kräfte. Schlömilch. Zeitschr.
Math. Phys. V, 435.
Kreis.
345. Ueber die Aufgabe , einen Kreis zu beschreiben , welcher drei gegebene Kreise
berührt. Kerz. Grün. Archiv XXXV, 121.
KreistheUung.
346. Stir les diviseiirs de certaines formes de nombres qm resultent de la thcorie de la divt-
sion du cercle, Kummer, Jörnen. Mathcm, XX ^, 309.
Krümmungshalbmesser.
347. Trouver Vöquation de la courbe teile ^ que ses rnyons de courhure soient tms d'un point
doiifie S0U8 wi angle donne. Lecocq N ann. math. XIX, 285.
Krystallographie.
348. Ueber das Gesetz der rationalen Verhältnisse der Tangenton tautozonalcr Kry-
stallkanten. v. Lang. Wien. Akad. Ber. XXXXI, 525.
349. Ueber die dirccte Constniction der schiofachrtigon Krystallgestaltcn aus den
Kanlenwinkeln. N i e m t s c h i k. Wien. Akad. Ber. XXXXI , 535.
I«.
Loxodrome.
350. Ueber Loxodromcn auf Umdrehungsöächen. Junge. Zeitschr. Math. Phys.
V, 296.
Literaturzeitang. 125
351. Beiträge zar Lehre YOn Maximani und Minimum. Brenner. Grün. Archiv
XXXV, 157.
Zb2, Sofuiio prolfiefn/ttis geomeirtci, L in dm an, Gmn. Archiv XXXV, 481.
353. Sur le point d'une tangtnle ä la courbe y "» =: F (x) oia satisfmt ä ia condiiioti de ren-
Ym
dre un nutximum ou un minimwn. Kessler, N. ann. math. XIX, 433.
J? {X)
VergL Ellipse 287, Parabel.
Mechanik.
354. Bemerkungen über Lagrauge*s analytische Mechanik. Bley. Grün. Archiv
XXXV, 275.
355. Memoire sut' la rolalion d'un corps solide autour de sott centre de ffraoiiä. Lafon,
Compt rend, LI, 724.
356. Mouvetnent du pefidule, Fink. N. ann. math, XI X^ 449.
357. Mechanische Aufgabe. Kahl. Zeitschr. Math. Phys. V, 298.
358. On ihe pressure of earlh on revetmenl walls, Sylvester, Phil, Mag. XX, 489.
259. Memoire sitr le spiral rigltmt des ckronomktres et des monti^es, Phillips. Joum.
Math6m. XXV, 313.
Vergl. Aerodynamik, Astronomie, Attraction, Elasticität, Elektrodynamik,
FoncaulVscher Pendelversuch, Hydrodynamik, Kräfteparallelogramm, Plani-
metrie 373, Wärmetheorie.
Xethode d«r klaiiutaa Quadrate.
300. Uober Interpolation nach der Methode der kleinsten Quadrate. Borchardt.
Grelle L VIII, 270.
Hähenmgswerth.
361. On Poncelet's approximate linear valuation of surd /brms, Sylvester, Phil, Mag.
XX, 203, 307, 525.
302. On approximation to the Integrals of irrational functions by means of rational Substitut
tions. Merrifield, Phil, Mag. XX, 440.
O.
Oberfliehen.
363. Ueber Prof. A. Müllor^s DiscuMsionsmethode der algebraischen Flächen höherer
Ordnungen. P e t z v a 1. Wien. Akad. Ber. XXXXI , 735.
364. Untersuchungen über einige Arten von Flächen. Boeklen. Grün. Archiv
XXXV, 93.
Vergl. Attraction 259, Hydrodynamik 331, 332, 333, Loxodrome, WellenflUche.
OberflAehen iw«it«r Ordnung.
365. Sur les Ugnes de courbure des surfaces du second ordre Aoust. Compt. rend. LI, 640.
366. Propra tis des tetr andres conjvgu^s dans tes surf aces du second degri. Puinvin.
N. mm. math. XIX, 290.
367. Ueber die geodätischen Linien auf dem Ellipsoid. Boeklen. Gran. Archiv
XXXV, lOf.
368. Etant donnis deux ellipsoides A e/ B , trouver le Heu des sommets des tHedres dont
les faces sont tangentes ä A et paralleles a trois plans diamitraux co^juguis de B.
Lemoine. N. ann. malh. XIX, 349.
369. Risumi d'une thiorie des coniques spheriques homofocates et des surfaces du second
ordre homofocedes. Chasles, Jouni. MathHn. XXV, 425. [Vergl. No. 167
und No 194.]
Vergl. Parabaloid.
P.
Ftfab«L
370. Ueber die grössten Polygone, die sich über eine gegebene Gerade einer Parabel
einschreiben lassen. 8. 8 p i 1 1 e r. Zelt&cbx . ä^Wx. ^Vj« .^ ^^K^ «
12 6 Literataraeitung.
» Pantboloid.
371. Ueber homofocale Paraboloide. Boeklen. Gnin. Archiv XXXV, 81.
Vergl. Analytische Geometrie des Ilaiimes 243.
Planimetrie.
372. Verwandlung eines Dreiecks in ein gleichseitiges Dreieck von gleichem Flächen-
inhalt durch Rechnung. Nagel. Grün. Archiv XXXV, 118. [Vergl. No. 184.)
373. Theoreme sitr le triangle circonscrit d wi cercle, Barcourt. N. ann, math, XIX,
437. — Lehesgue. ibid. 438.
374. Sur deiix polygones drconscriptibles d des cercles. Siecchi et P.oitrasson.
N. ann. mäh. XIX, 420.
375. Thiorkmes sur les cercles yui touchent fes cotis d'im triangle, Nagel, N, ann. fRoth,
XIX, 354. — HouseL ibid. 438.
Polare.
Vergl. Analytische Geometrie des Raames 244, 245, Determinanten in'geome^
trischer Anwendung 277.
PotentiaL
376. Das Potential eines homogenen rechtwinkligen Parallelepipedoms. Rot big.
Grelle LVIII , 249.
Prodnktanfolgo.
377. Thiorhne d'inigalUi sur un prodtdt contimu Schlömilch, N. ann, math. XIX, 280.
— Prouhet. ibid. 281.
Progression .
378. Bedeutung und Gültigkeit der allgemeinen Formeln für / und 8 der arithmeti-
schen und der geometrischen Progression für den Fall, dass das n dieser
Formeln eine gebrochene Zahl ist. Holmes. Grün. Archiv XXXV, l.^fW
379. Note s»r la difference de deux piässances consecutives . Tronsens. N. ann. matk.
XIX, 310.
Quadratische Formeo.
38'). Die trinären Zahlformeii und Zalilwerthe. Simerka. Wien. Akad. Her.
xxxvni, .SOO.
381. Sur le nombrc des chsses diffirentes de formes qundratiques n delermininds ftegutifs.
Krön eck er. Journ. Mathcm. XXl\ 289. (Vergl. Bd. V, Xo. 434.]
3S>. Sur la forute x* 4- > * + 2 (z* H- 1*). L io tiville. Journ. Mathem. XXV. 2t)0.
:W J . Stir la forme x' + y * + 4 ( z* + 1* j . L i o u vill e. Journ. Matkdm. X XF, 305 .
R.
Bechenmaschine .
38 4 . Arithmogt aphe polychrome. Dubois. Compt . rend. LI, 293 .
Befraotion.
385. Ueber atmosphärische Strahlenbrechung. Kummer. Berl. Akad. Ber. IHttO, 40.V
Beihen.
3S(5. Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen. Win ekler. Wien Akad.
Her. XXXXI, (575.
387. Ueber die DiÖerentiation unendlicher Potenzreihen. Schlömilch. Zeitschr.
Math. rhys. V, 202.
388. Sommc de la scrie S -^- ' V ^ • :rzT:: TT", ßesge. Journ. Mathem.
1 . 2 . 3 . . . n 2" (2 n -f l )
XXr, 307.
380. Siimniiriinij: «ler unendliche n Reihe .Sx = 27 — i : . am Ende.
(iriin. Archiv XXXV, 220.
390. Egnliles cutrc des sommes qui dipendent de la fonction numa-iquc E(x), LiouvilU.
Journ. Mathem. XX F, 287, 455.
Vergl, (^ombinatorik, Progrc8aiOTi,Tö.^'Wa TSL^vhe.^ Zahlenthcorie 409.
Literaturzeitung. 1 27
Sphlrik.
391' Einiges über sph&rische Canren. Bacaloglo. Gnin. Archiv XXXV, 57.
392. Sio' les coniques sphkriques, Cremona. N.antt, math, XIX, 269. [Vcrgl. No. 194.]
803. Sitr thyperbole nphhique. Dupain. N. arm. math. XIX, 315.
394. Ueber die Fläche dos sphürischon Vierecks. Strehlke. Grün. Archiv XXXV,
104, 447. [Vergl. No. 193.]
395. Sur les polygones r^guliers sphSrtques, Faure, N, arm, math. XIX, 421.
Stertfometrl«.
390. Sur la ciaMsificaiion des pofyedres. PK Breton. Compt. rend. LI, 722.
T.
Tabellen.
397. Tafeln der aus I7ten, 19ten, 238tcn und 29sten Einheitswurzeln gebildeten com-
plexen Primfactoren aller Primzahlen im ersten Tausend. Beuschle.
Bcrl. Akad. Ber. 1^00, 714. — Kummer, ibid. 734.
398. Fehler in Schrön^s siebenstelligen Logarithmentafeln, Ausgabe 1860. Grün.
Archiv XXXV, 120.
Vcrgl. Geschichte der Mathematik 313.
Taylor'sehe Beihe.
399. IdeiitUi de deux expressions du reste de la sirie de Taylor. Jurgensen. N. ann,
math, XIX, 308. — Roche, ibid, 31 1.
TrigonemeMe.
400. Rectteil de formules relatives aux fonctums circulaires et logaHthmigues, N. mm. math,
XIX, 401.
401. Formuie pour raire {Tun triangle. Wiart. N. ann. math. XIX, 283.
402. Transformation trigonomitrique. Forestier. N. imn. nmth. XIX, \i%.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 240.
V.
Variationtrechnimg.
403. Ueber die Methode , die grösstcn und kleinsten Werthe unbestimmter Integral-
formeln zu finden. Löffler. Wien. Akad. Ber. XXXIV, 227.
404. Beitrag zum Probleme der Brachysto chrono. Löffler. Wien. Akad. Ber.
XXXXI, 53.
Vergl. Näherung» werth 361.
Wirmetheorie. *
405. On the relation betweefi the radiating and absorbing powers of di/fereut bodies for light
andheat, Kirchhoff, Phil, Mag. XX, 1.
Wahrsoheinliohkeitsreohiiang.
106. Note sttr le probihne de taiguille et lejeu du Joint couvert, E. Barbier. Journ.
Malhim. XXr, 273.
Wellenfliche.
^07. Ueber eine optische Eigenschaft von unendlich dünnen gradlinigen Strahlen-
bändeln. Kummer. Berl. Akad. Ber. IbOO, 469. [Vergl. Bd. V, No. 260.]
Wendelinie.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 247.
X.
Zahlenreehnen.
408. Directe wissenschaftliche Begründung des üblichen Verfahrens bei der Division
und Wurzelausziehung in dekadischen Zahlen. Niegemann. Grün. Archiv
XXXV, 201.
Zaldentheorie.
409. Ueber die Anmhl der Primzftblen unter emer belipbig-en GrBnzct
Zeit-^cbr. Matb. Pbm V, 233. [Vi rgrl, Bd, V, No. 481.]
410* Jfoie Aar tea rfmgrueticeün Lt Sc^gtie, Compt. tatä LJ t IK
411. Noic au .viijui (Fime t/tt^veme de M. Krtjneckt^: Lionttilte, Jfßurn, Muthim. XXS^^^
'HM. [Yetgl No. 2i:j.] 9
412. Einfarbe Sietünde» die R^^ntc der Ziibl 0 bei dcr'TiivUioö dnreh dii> Prlni''
j^Ab]ti)i KEi finden. N i (^ geiti Ann, Qrun, Arcbiv XXXV, L l^.
413. Sht la fUefjm^maition de 4 a* mt dt/f^ence de dcux carrin tniietM. KtnMltr. N. Ä«»i
mfi(h. J:/A\434.
414. Siir It pi'odm't de d^ux nömhrex premia^» Ttm de In forme 8 k4-3 <*f tavire de i/i /onwr
8b 4-5. Lionvilte. Jtmn, Mfähi-m, XX P% 30:t/
415* Theorema ametrnmit fv Mpfe d'im nomhre pr emier de la furme 8ft + 3. I^ioupillt,
Jmtnu Malhem. XX F, 415,
416* Tfieori'me cimceiTtfmt f es nornbres Premiers de la fvrme %ft'}'$. Lifmvttte. Journ.
417- Snr !c^ nombres prenüer» de hi forwte ! 6 k 4* 7* LiouviNe. J&Jüm. Maih4m^ XX ?'. 30! *
416< Nöiipeau tA/vrr»fe etmeet^tmt ies nüntthret prtmiers de fa formte 24 k -4- 1 1- Lio hp t /ff-
4 10. Thiorvmt cu nrejjtmti les nmn h re^ premtera de Ift /brme 24 k -!■ 1 9* ■ 2* f d w e ^ H tf » J£»tmi,
Math^pu XX y, 31 K
420. Th^t/reme tnneei'ntmt hf twmbres premierg dtf ia farrntf 4f ► /* + 7* Liüttvill e. Jfrmm.
MtdhtUH. xxr, m^i
421. Th^reme ettneernattt les nümhres premierA de Vune ou de Va^dre des^ deux formet
40^ +11, 40^-4- lt>. L io u v Ute. Jwwt», Mathim. XXF, :iS7,
422 ^ TMor^me roneet^iini Ics jtümbres premers de la faime 40^ + 23. Liottvitit^ Jo^m*
MaihäR. XX K 3?JL
Vergl. Cubücbe Fornaeu, Quadrat isclie Formen, Reiben 31^0-
423* Ueber YerlEgunff der Zalilungstermiuc. Oetiloger. Zeit^cbr. Blallt, Ph^«,
V, 433. [Ver^l. No. 23i>.)
424, Amtiäi^ft. Cuenoud* N. ann. tnaifu XfX, 33Ö.
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Druck von B. G. Teubner in Dresden.
nr. I.
128 Literataneitang«
hhltnÜHWrie.
400. Uebor die Aniahl der Primsahlen unter einer beliebigen Orenie. Scheibner.
ZeitBchr. Math. Phyi. V, 233. [Verpl. Bd, V, No. 481.1
410. Note Star ies ctmgruenceM, Le Be»gue. Compt, rend, LI, 9.
411. Note au si^jet ittme ihiorkme de M, Knmedcer. Liouville, Jovm, Maihim. XXP',
207. [Vergl. No. 215] ^9
412. Einfache Methode, die Rente der Zahl 0 bei der'Divigion dnrch die Prim-
xahlen za finden. Niegemann. Gmn. Archiv XXXV, 110.
418. Swr la d^composiiioH de4%* m diffirence de deux carris eniiers. Kessler, N. am.
maih. XIX, 434.
414. Sur le prodmt de deux nomhre» premiers tun de la forme 8 k+3 cff Fautre de la forme
8h-|.5. Liouville. Jowm. Maihim, XXV, Wä."
416. TMorhne eoncematU le triple d'un nombre premier de la forme 8fi4-3. Liouville.
Joum. Malhtm. XXV, 475.
416. Theoreme concemant les nombres premier» de la forme 8 ^ + ft. Liouville. Joum,
Maihim. XXF, 300.
417. Sur le$ nombre» premierg de la forme \^\i'^l. Liouville. Joum. Mathim, XX J^, 301.
418. Nouveauihiorimeiwteernant leemombre» premier» de la forme ^A'k'^ii. Liouville,
Joum. Maihim, XXV, 309.
419. Thior^me concemant le» nombre» premier» de la forme 24k 4- 19. 'Lionville» Joum.
MaihSm. XXF, 311.
420. Thioreme concemant le» nombre» premier» de la forme 4<)fi4-7. Liouville. Joum.
Maihim. XXF, 389.
421. Thioreme concemant le» nombre» premier» de tune ou de Tauire de» deux forme»
40^4-11, 40fi-hl9. Liouville. Joum. Maihim. XXK 387.
422. Thioreme concemant le» nombre» premier» de la forme 4<>/t»-f 23. Liouville. Joum.
Maihim. XXF, 391.
Vergl. Cubif clie Formen, QnadratiBclie Formen, Reihen 3lK).
Zinneduiimg.
423. Ueber Verlegnng der Zahlungstermine. Oettinger. Zeitschr. Math. Phvs.
V, 433. [Vergl. No. TM).]
424. Annuiti». Cuenoud. N. ann. maih. XIX, 3:UJ.
Druck. \ou B.G.TeuVjueT xiv V>x<i%v\c\\.
Zeilschrift f«!
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