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Full text of "Zeitschrift für Oologie"

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ZEITSCHRIFT... 
OOLOGIE. 


Organ für Wissenschaft und Liebhaberei 


Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. 


Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei 
direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3.—, nach den andern 
Ländern des Weltpostvereins T’res. 4.25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. 
Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie“, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, 
zurichten. Preis derzweigespaltenen Zeile oderderen Raum 20Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuz»hlen. 
Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3Mk. 


No. 1. Berlin, den 15. April 1904. XIV. Jahrg. 
Inhalt: Larus cachiunans-Eier in Madeira. — „Im Februar hat noch kein Vogel Eier!“ — Über die 
Oologie in Conrad Gessuer's „Vogelbuch“ aus dem Jahre 1581. — Beobachtungen über Anthus 


bertheloti. — Über Eierkäscher. — Mitteilungen. — Literatur, — Briefkasten. — Inserate. 


Larus cachinnans-Eier in Madeira. 


Von P. Ernesto Schmitz. 


Die so interessante jüngst erschienene Abhandlung von 
Alexander Bau über die Eier von Zarus audouini Payr. im 
Ornithol. Jahrbuch XV, 1, hat mich veranlasst, die für Zarus cachinnans- 
Eier zur Unterscheidung von denen des Z. audouini auigestellten 
Merkmale auch an den Eiern dieser südlichen Silbermöve auf Madeira 
genauer zu prüfen. Wie schön wäre es gewesen, wenn sich das eine 
oder andere vermeintliche cachinnans-Ei als ein audouini-Ei heraus- 
gestellt und so die Madeirabrutvögelliste sich um eine Nummer 
vermehrt hätte! Brütet Zarus audouini von Syrien bis Südspanien, 
da wäre ja ein Brüten in Madeira nichts Ausserordentliches! Wie 
schade, so dachte ich mir, dass du jetzt kein grösseres Material hast. 
(Vor etwa 6 Jahren bot ein Mann aus Porto Santo einen ganzen 
Korb voll zum Verkaufen an.) Augenblicklich besitzt unser kleines 


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Museum zunächst eine Musterkarte von 5 einzelnen Eiern, die ich (ep) 
nicht auf ihr Gewicht hin prüfen kann, die besonders zusammenge- > 
stellt wurden wegen ihrer gänzlichen Verschiedenheit in Grundfarbe, - 
Zeichnung und für eines derselben auch in der Form. er: 
Die Mittelgrösse 70,7 >= 47 mm nähert sich bedeutend mehr der _, 
für cachinnans als der für audouini aufgestellten Durchschnittsgrösse. 
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Grundfarbe Länge Breite 

No. 1.  weissbläulich 77 mm 46,4 mm 
A graugelb 70,9%, 40,0. 035 
Bes grünlich bBNNE, 48,7 „ 
K graugrün ba 47 h 
m apeibbrauri Ta E HH: 3720 


No. I hat gar keine Flecken, 2 und 3 haben die gewöhnlichen 
violettgrauen Unter- und braunschwarzen Öberflecken, in meist 
rundlicher Form, ziemlich gleichmässig verteilt. No. 4 hat nur sehr 
sparsame bräunliche Oberflecken, dagegen ausser den violettgrauen 
auch grüngelbliche Unterfilecken. No. 5 hat ausser den überall ver- 
teilten Flecken einen dichten Fleckenkranz am stumpfen Pol und 
zeigt wie keines der übrigen zahlreiche Wurm- und Schnörkellinien. 
Kurz, bei keinem der erwähnten unter sich so abweichenden Eier 
kann an audouini gedacht werden. Ausserdem hat unser Museum 
noch 2 Gelege von je 3 Stück und 2 einzelne Eier des /. cachinanns, 
teils aus Madeira selber, teils aus Porto Santo, und diese bestätigen 
durch Grösse wie Gewicht die durch Herrn Alexander Bau für 
cachinnans-Eier aufgestellten Merkmale. Es haben nämlich: 


Länge Breite Gewicht 

I. Gelege, No. I 73 mm 47,3 mm 6,2 gr 
AR V- 711,9: „ 485 „ ba E 

BUS: 68,5 BUNT, 8,8) 08 

1. „ „ 1. 68,8 „ 48,5 „ 6,7 „ 
„ 2 67,5 „ 48 „ J,2 „ 

„9 65,3 ,, 48,2 „ 6,3 

m. „ „ 1 71,5 „ 48,5 „ 6 „ 
IV. „ „ 1. 70 „ 47,8 „ 5,7 „ 
Also im Mitte 5. 48,45 ‚, 6,04 „, 


Frühere Messungen von cachinnans-Eiern aus Madeira (vergl. Ornithol. 
Jahrbuch X, S. 31) ergaben sogar als Mittelgrösse 74 x 50 mm. 

Cachinnans-Eier unterscheiden sich darum von unzweifelhaiten 
audouini-Eiern schon in der Länge, ganz besonders aber in der 
Breite und in dem Gewichte; und da /. audouini niemals von Natur- 
forschern für Madeira konstatiert wurde, muss ich auf die Freude 
verzichten, deren Eier hier aufzufinden. 

Funchal, 29. Februar 1904. 


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„im Februar hat noch kein Vogel Eier!“ 


„Im Februar hat noch kein Vogel Eier, dahin lautende Angaben 
sind a limine zurück zu weisen.“ W. Schuster. 


Also lautet ein Schlusssatz unter Mitteilungen in der No.8 der 
-Vologie” v. L, Seite 127,182 Zeile. 

Im Mai 1889 fand ein ehemaliger Sammler einen Kolkraben- 
horst in der Nähe des Samith Sees in der Eberswalder Forst (Provinz 
Brandenburg), in welchem sich grosse Jungen befanden. Er beschloss, 
die Brut nicht zu stören in der Annahme, dass die Vögel im nächsten 
Jahre dieselbe Gegend aufsuchen würden. Am 1. März 1890 machte 
ich nun mit demselben Sammler die erste Partie nach jener Gegend, 
um nachzusehen, ob irgend etwas von den Raben zu sehen wäre. 
Es war in den Tagen vorher viel Schnee gefallen und es herrschte 
die tiefste Stille des Winters. Als wir im Revier angelangt waren, 
in welchem im Jahre vorher das Rabenpaar gebrütet hatte, schlichen 
wir dem Horste näher, doch schon aus weiter Ferne gewahrten wir, 
dass sich ein dunkler Gegenstand schräg durch die Kiefernstämme 
senkte. Es war der Rabe, der uns längst bemerkt hatte und nun in 
aller Stille verschwinden wollte. Wir gingen nun, um jede Störung 
am Horste zu vermeiden, sofort zurück, um bei passender Zeit wieder 
zu kommen. Am 16. März, also 2 Wochen später, besuchten wir 
denselben Forst, um den uns bekannten Rabenhorst näher anzusehen. 
Vorsichtig schlichen wir vom Baum zum Baum, den Horst stets im 
Auge behaltend, doch kein Rabe flog ab. Jetzt standen wir unter dem 
Horstbaum, besahen denselben von allen Seiten, klopiten erst wenig 
am Stamm, dann mehr, ein Rabe flog nicht ab. Das war doch 
sonderbar! Die Eisen wurden angeschnallt und der nicht starke, doch 
sehr hohe Baum bestiegen. Er ist an der einen Seite ganz verharzt, 
so dass die Eisen beim Einsetzen absprangen. Ganz oben in der 
Gabelung steht der Horst, gross, schön rund gebaut, aussen glatt 
wie mit der Scheere beschnitten und innen mit Lumpen, Schafwolle, 
Haseniellstücken und einem Hasenschwanz ausgestattet. Auf diesem 
luxuriösen Komfort lagen 5 schön gezeichnete Eier, welche mein 
Freund mit grinsender Geberde in einen Beutel steckte, welchen er an 
einer Schnur zur Erde gleiten liess. 

Bereits beim ersten Ei, welches ich dem Beutel entnahm, machte 
ich die Wahrnehmung, dass es stark bebrütet ist; an einer Stelle 
sehe ich, es ist schon angepickt. Beim zweiten Ei steckt der junge 
Rabe schon den Schnabel bis zu den Augen heraus; ich hielt den 
Daumen auf das Loch, damit es nicht noch grösser wurde. Ein 
drittes Ei ist auch schon angepickt, 2 weitere erweisen sich als un- 


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beschädigt. Das Gelege konnte also schon bei unserer ersten Partie 
genommen werden, die Eier waren damals schon bebrütet! Am 
20. Februar wurde schon das erste Ei gelegt! 
Die Eier habe ich aus den teilweise schon vorhandenen Löchern 
mittels Instrumente entleert und somit für die Sammlung erhalten. 
A. Gressin, Berlin, Dekorationsmaler. 


Über die Oologie in Conrad Gessner’s „Vogelbuch“ 
aus dem Jahre 1581. 


Von stud. nat. Hermann Grote, 


Wie jede Wissenschaft, so schreitet auch die Oologie rastlos 
vorwärts. Viele namhafte Forscher in allen Erdteilen wetteifern zur 
Zeit darin, die oologische Wissenschaft zu fördern, manchen dunklen 
Punkt aufzuklären, manche wichtige Entdeckung zu machen. Und 
nur in diesem, unserm Zeitalter der exakten Naturforschung sind 
solche Erfolge, wie sie die jüngste Zeit aufzuweisen ‘hat, überhaupt 
möglich gewesen. Denn zur Zeit Gessners war von planmässiger 
Naturbeobachtung nicht die Rede. Man schrieb nieder, was man 
durch Hörensagen erfahren hatte, setzte seinen eigenen Senf dazu — 
und so entstanden die haarsträubendsten Tiergeschichten. Immerhin 
wird es auch für uns von einigem Interesse sein, die Art und Weise 
einer derartigen Naturbeschreibung näher kennen zu lernen. 

Gessner glaubte, dass bei einigen Vögeln Parthenogenese 
vorkomme. Wenngleich seiner Meinung nach „allein die Geyer 
fruchtbare Eyer ohne Zutun des Männleins legen“, so giebt er 
doch zu, dass auch andere unbefruchtete Eier (sog. Windeier) unter 
Umständen Junge liefern können. So schreibt er in dem vom Haus- 
huhn handelnden Kapitel: ,, .. dies (unbefruchtete) Ey wird frucht- 
bar, so das Huhn vom Hahne gevoglet (d. h. begattet) wird, ehe 
denn das Klare das Dotter bedeckt“. Wenn Letzteres nicht einträte, 
blieben solche Eier taub. 

Für die Entstehung derartiger Eier giebt unser Autor ver- 
schiedene Ursachen an. Einmal sei es der Wind, „füraus der Süd- 
wind, durch welchen sie empfangen und geboren werden“. Dann 
aber wären sie auch die Folge der gegenseitigen Begattung zweier 
9 9. „Item vom Greyfen mögen sie auch empfahen“. Im All- 
gemeinen aber seien Windeier „unfruchtbar, kleiner und unlieblicher 
zu essen, dazu feuchter, denn die fruchtbaren“. — 

Über die Beschaffenheit eines normalen befruchteten Eies 
hatte Gessner sonderbare Ansichten. Es würde zu weit führen, die 


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letzteren alle anzuführen, es mag genügen, hier eine Stelle aus der 
Beschreibung des Eiweiss’ zu citieren: „Das Eyerklar ist von Luft, 
Wasser und Erden vermischt wie das Öl: es ist aber mehr irdisch, 
denn das Öl süss, darumb wird es schwerlich vertöuwt“ (verdaut). 
Was Gessner darunter versteht: das Ei ist mehr ‚irdisch“, als das 
Öl — ist wohl etwas unklar. 

Aus der Reihe der Experimente, welche er in genanntem 
Buche beschreibt, sei eins hier mitgeteilt: „So du ein Ey mit einem 
Faden gebunden über ein Feuer oder angezündete Kerze hältst, so 
wird der Faden nit verbrennen, denn erst lang danach: denn die 
Feuchte schwitzt aus dem Ey und befeuchtet den Faden“. 

Es kann uns bei derartig phantastischen Angaben nicht Wunder 
nehmen, wenn Gessner sich auch anheischte, im Voraus sagen zu 
können, ob ein betretenes Hühnerei ein 9 oder ein 9 liefern werde. Er 
sagt: „Welche Eyer lang sind und zu oberst ausgespitzt, daraus wer- 
den Hennelein, die aber rund und um den spitzeren Teil, so etwas 
stumpf, einen Zirkel oder Kreis haben, aus denselbigen wird ein 
Hähnlein... Darumb hält Horatius, dass die längeren lieblicher zu 
essen seien“. — 

Im Mittelalter spielte das Ei, besonders das des Huhnes, 
eine grosse Rolle in der Medizin. Die mannichfaltigsten Krankheiten 
und Gebrechen suchte man mit Hilfe desselben zu heilen. Einige 
solcher „Heilmethoden“ seien hier gennant: „Geschwulst der Brüste 
wirst du vertreiben, so du ein Ey in fünfmal soviel Wein zerklopfest 
und darein ein Tüchlein genetzt überlegst“. Oder: „Bestreich dein 
Haupt mit einem Hühnerey, danach wasche dein Haupt mit dem 
Wasser oder Saft von dem Kraut Erdöpfel oder Seüwbrot genennt, 
also werden von diesem die Nisse (d. h. die Eier der Kopflaus d. V.) 
getötet und nimmermehr wachsen“. Mit dergleichen Firlefanzereien 
„heilte“ man auch seine kranken Haustiere. So will ich dem Leser 
ein diesbezügliches Rezept nicht vorenthalten. Es heisst: „Einem 
bauchgrimmigen Pferd schlag vier Eyer mitsamt der Schalen in den 
Hals, also dass es dieselbigen mitsamt den Schalen herabschlucke“. 
Möge dem „bauchgrimmigen“ Pierde eine derartige Kur gut bekom- 
men sein! Es würde den Leser ermüden, wollte ich noch weitere 
Beispiele anführen. Bemerken will ich nur kurz noch, was ich schon 
erst, als von der Beschaffenheit des Eis die Rede war, hätte sagen 
können, dass nach Ansicht unseres Gewährsmannes an heissen Ta- 
gen Eier leicht zu „Harn“ würden. Darunter ist ja wohl ein schnelles 
Verderben, Faulen zu verstehen. Und nun wollen wir noch einen 
Blick auf die Eier, die Nistweise und Brutpflege einzelner Vogelarten 
werfen. 


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Über den Adler berichtet Gessner: „Etliche sagen, dass 
der rechte Adler selbst einem anderen Adler seine Eyer unterlegt, 
und sie unter die anderen Eyer vermischt; so aber jetzt die Eyer 
ausgeschleufit (d. h. ausgebrütet), so komme er wiederum zum Nest 
und nachdem er seine Jungen gegen die Sonnen gehalten, bewährt 
und erkannt hat, erzieht er dieselbigen und verwirit die frembden, 
dieselbigen aber nimmt und erzieht dann der Adler, dem anfangs 
der rechte Adler seine Eyer untergelegt hat“. Weiter redet Gessner 
von einem Stein, welcher sich während des Brütens im Adlerneste 
beiände, „damit das Nest desto steifier und sicherer sey also mit der 
Last beschwert... Der Adler ist also hitzig, dass er die Eyer mit 
dem Brüten gar verkochte, wenn er den allerkältesten Stein nicht dazu- 
legte“. Andere Vögel wie Weihen u. a. m. legen allerlei Kräutlein 
in ihr Nest, um die Brut vor „Zauberey und Vergalsterung“ zu 
schützen. — Auch heutzutage ist ja noch in manchen Gegenden 
unterm Volke die Ansicht verbreitet, dass Schwalben und andere 
Vögel ihre Brut durch Kräuter und Steinchen, die sie ins Nest legen, 
vor Unbill schützen. 

Dass der Kukuk nicht selber brütet, war schon Gessner 
kein Geheimnis. Er schreibt darüber: „Der Guggauch legt wohl 
Eyer, aber nit in sein Nest, sundern in die Nester anderer kleinerer 
Vögel, daraus er dann die anderen Eyer so er darin gefunden, frisset, 
füraus aber in der Lochtauben Nest, da er die Eyer darin heimlich 
zerbrochen und seyne dareyn legt. Er legt auch seine Eyer in des 
Spatzen, der Grasmucken, Lerche und des Grünlings Nest, 
darumb dass er weiss, dass seine Eyer diesen am ähnlichsten seyn. 
Wenn er aber diese Nester leer gefunden, kommt er nit mehr dazu, 
sundern er sucht andere, darin dann Eyer liegen und vermischt seyne 
darunter. So er aber in einem gar viel Eyer gefunden, die hinwerffe; 
welche vor den anderen nit mögen erkennt werden, jetzt aber 
schlöuffen (d. h. brüten) die Vögel die frembden Eyer aus.... Der 
Guggauch, dieweyl er kalter Natur ist, weiss wohl, dass er weder 
seine Eyer brüten, noch ausschlöuffen mag, darumb legt er auch 
wenig Eyer, und ist kein Vogel, der nur ein Ey leg, ohne diesen, 
wiewohl er mehrteils zwey, selten aber drey legt“. — 

Eine merkwürdige Art des Brütens zeigt in der Darstellungs- 
weise Gessners der Basstölpel(Sula bassana) oder wie Gessner 
ihn nennt, Solend oder Schottengans (ÄAnser bassanus) sive 
Scoticus). Dieser Vogel lege nämlich den einen Fuss auf die Eier, 
wodurch letztere ausgebrütet würden. Noch eigentümlicher ist die 
Brutpilege eines anderen Vogels. Lassen wir Gessner selber reden: 
„In Scythia soll ein Vogel sein, so gross als ein Trappgans oder 


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Ackertrapp, der zwey Junge fürbringt, und die Eyer, so er ge- 
legt, die brütet er nit aus, sundern er wickelt sie in einen Fuchs- 
oder Hasenbalg und hängt sie also an einen hohen Baum“. — Ler- 
chen legen ihre Eier auf den Boden, doch seien diese Vögel sehr 
nachlässige Brüter. Es wäre indessen falsch, schreibt Gessner, 
zu glauben, dass eine Kröte die Eier ausbrüte. 

Wir wollen hier absehen von den abenteuerlichen Geschichten, 
nach denen der Aberglaube jener Zeit Bernickelgänse und einige 
verwandte Vögel aus im Wasser faulendem Holz und aus Entenmu- 
scheln (Lepas) entstehen liess. Interessieren kann uns aber der Be- 
richt über die Entstehung einer vierfüssigen Ente, die Gessner 
mit dem wissenschaftlichen Namen Anas guadrupes belegte. Danach 
würden „die Flügel und Beine dieser Vögel aus dem Dotter geboren, 
welches daraus offenbar ist, dass die Jungen, so aus einem Ey mit 
zweyen Dottern, ohne ein Zwischenhäutlein, mit vier Füssen und 
soviel Flügeln geboren werden, welches für ein Wunder gehalten wird“. 

Gessner wusste, dass die Zahl der gelegten Eier je nach 
der Art des Vogels schwankt. Weiter oben hatten wir schon gesehen, 
dass unser Autor den Kukuk als den einzigen Vogel bezeichnete, 
der nur ein Ei lege; den Strauss nennt er als Gegenstück einen der 
fruchtbarsten Vögel. Derselbe sollte seiner Meinung nach mehr als 
80 Eier legen, welche er aber nicht alle zum Ausschlüpfen brächte. 
Dieser Vogel trennte nämlich mit Scharfblick die befruchteten Eier 
von den unbefruchteten, brütete die ersteren aus und fütterte später 
mit dem Inhalte der letzteren die ausgeschlüpfiten Jungen. Auch andere 
Vogelarten legten manchmal mehr Eier als sie auszubrüten vermöchten. 
So der Habicht, welcher von den drei gelegten Eiern zwei wie- 
derum zerbräche: „welches er zu der Zeyt, nachdem er seine Klauen 
verloren, thut, darumb dass er dennzemal drey Junge nit mag er- 
nähren“. — Auch von allerlei Feinden der Brut wird uns berichtet, 
und ebenso von den Gegenmassregeln, welche die alten Vögel ge- 
brauchen, um dieselben von ihrem Neste fernzuhalten. So lege der 
Rabe sehr früh im Jahre, ehe denn die Zeit der Gewitter herannahe, 
denn der Donner verderbe ihm die Eier. Die Fledermaus sei 
dem Storch äusserst verhasst, denn sie mache seine Eier durch 
blosse Berührung faulen. Specht und Grünling, Grasmücke 
und Kukuk seien einander feind, weil sie sich gegenseitig das Ge- 
lege zerstörten und auffrässen. Vgl. auch oben über den Stein im 
Adlerneste u. s. w. 

Ich glaube im Vorstehenden das Wesentlichste aus der 
Oologie des genannten Buches herausgegriffen zu haben. Es lag 
mir lediglich daran, ein ungefähres Bild vom damaligen Stande der 


Be 


Oologie zu geben — und wenn der Leser mir nicht ganz ohne In- 
teresse gefolgt ist, so wäre ich für meine kleine Mühe reichlich belohnt. 


Tübingen, Ende Febr. 1904. 


Beobachtungen über Anthus bertheloti. 
Von Konrad Ribbeck. 


Vielleicht ist es den Lesern ds. Ztschr. nicht uninteressant, im An- 
schlusse an die Mitteilungen Alexander Bau’s über Nest und Eier des 
Kanarienpiepers (XlIll, p. 148—150) auch einiges über die sonstige 
Lebensweise dieses wenig bekannten Vogels zu erfahren. Der Stein- 
pieper, wie ich den Anthus bertheloti auf deutsch passend nennen 
möchte, ist für den Kanarischen Archipel das, was bei uns die 
Haubenlerche ist, d. h. also der gewöhnliche Charaktervogel der 
Wege und Landstrassen, weshalb er auch spanisch sehr bezeichnend 
„Caminero“ =Wegevogel heisst. Es ist mir ganz unerfindlich ge- 
blieben, wie sonst scharfsichtige Forscher die Selbständigkeit dieser 
ausgezeichneten Art in Abrede stellen konnten. Äusserlich gleicht 
sie für den ersten flüchtigen Blick ja allerdings in hohem Masse dem 
Baumpieper, aber biologisch entfernt sie sich himmelweit von dem- 
selben und erinnert eher an den Brachpieper, mit dem sie aber 
wiederum bezüglich Form und Färbung nicht das Geringste zu tun 
hat; für ihren nächsten Verwandten halte ich vielmehr den Wasser- 
pieper. Am 22. Dezember 1900 zerschoss ich mit zu groben 
Schroten ein leider nicht mehr zum Präparieren verwendbares Weibchen, 
welches eine abnorme Färbung aufwies, indem alle Federn der Unter- 
seite sehr breit intensiv rostrot gerändert waren, was dem Vogel ein 
ganz eigenes Aussehen verlieh. Nachstehend die Masse der von 
mir gesammelten Exemplare in mm: 


Journ.-No. Ort Zeit Ben long. lat. al. caud. rosir. ars 
1022. Teror 23.Vl. 2 eb ,— 72,62 12 22 
1073 Tafıra 15. IX... >? WED, 2565 74,063 12 22 
1074 = 19. IX. ? 306.234 76 63 11 21 
1075 2 & ?. A143 239 10,6 11,5 BZ 
1076 4 N ? Mar 225 13.61 — 23 
1078 Ä 20.18... 5 Wei 243 15 63,5, 11,200 
(07a e eo WB 22 74.635 IL2ae 
1090. x ? MD: 230. 70. 61 Isa 
1081. ».,2a.IX.. 2 Wı 230 : 71. 62... 00 ae 


Journ.-No. Ort Zeit uleng. lat. al. 'caud.! roste ars: 
1084 Talira 3. X. 8 154 23% 25 64 abnorm! 21 
1085 x E Br r147 238 12 60 10 21 
1086 R: A Bea: 20 68 57 abnorm!22 
1087 R RN em lal: 74,5 60 abnorm! 22 
1133 Lacuna 20. XI... © 150 248 75 62,5. 12 22 
1137 & ZU ER 5,155. 236 13,5, 00 12 22,5 
1138 "N m 27153 248 74 62 11,5 22 
1139 2 n 27146: 2383 71 59 IM: 225 
1273 % 132 IL Bela Da 67 61 (1,5 22 


Das fortwährende Laufen auf dem spitzigen Lavagestein verur- 
sacht bei diesen Piepern häufige Fusskrankheiten, angeschwollene 
Zehen, verlorene Nägel und dergleichen, und man trifft selten ein 
Exemplar, welches davon ganz frei wäre. So hatte z. B. das Stück 
Nr. 1079 eine erbsengrosse Geschwulst am Fusse. Sehr interessant 
ist es, dass ich, wie aus obiger Masstabelle hervorgeht, am 3. Oktober 
1900 bei Tafira (auf Gran Canaria) eine ganze Familie Steinpieper 
für die Sammlung abschoss, deren Mitglieder zumeist abnorme 
Schnäbel hatten. Bei dem Exemplar Nr. 1084 war der an seiner 
Wurzel blasig auigetriebene Oberschnabel weit über den Unterschnabel 
hinweggewachsen und nach der Spitze zu hakenförmig nach unten 
gekrümmt wie bei einem Geier; der Oberschnabel mass hier 16, der 
Unterkiefer nur 10 mm. Bei dem Exemplar Nr. 1086 war umgekehrt 
der Unterkiefer wieder länger (13 mm), und lag der II mm lange 
Oberkiefer in einer löffelartigen Aushöhlung desselben. Möglich, dass 
auch diese auffälligen Diitormitäten der zarten Schnäbel mit durch 
das Arbeiten in dem rissigen Lavagestein und in dem scharfen pul- 
verigen Staube der Fahrstrassen hervorgerufen werden. Die Vögel 
waren übrigens in regulärem Ernährungszustande und auch in der 
Lauffähigkeit nicht sichtlich beeinträchtigt, obschon bei zweien von 
ihnen die Zehen zu unförmlichen Klumpen angeschwollen und fast 
sämtliche Krallen abgefallen waren. 

Man triiit diesen hübschen Pieper überall da, wo man bei uns 
die Haubenlerche suchen würde; er vermeidet den Wald, geht 
aber bis unmittelbar an dessen Ränder. Nirgends ist er so gemein 
wie in der mediterranen Zone, d. h. in 500—1000 m Seehöhe. Im 
Magen der Steinpieper fand ich Unkrautsamen, Fliegen, Spinnen, 
Schmetterlingspuppen, ganz besonders aber kleine Ameisen, die seine 
Lieblingsspeise zu bilden scheinen. In seinem sehr anziehenden 
Wesen vereinigt der Steinpieper Charakterzüge des Stein- 
schmätzers, der Haubenlerche und des Brachpiepers zu einem 


mn 


sympathischen Bilde. Möge darüber die nachstehende Stelle aus 
meinem Tagebuch dem geneigten Leser einigen Aufschluss geben: 
„Der Steinpieper treibt sich jetzt (19. IX.) in kleinen Zügen herum 
und fällt durch die linke Unterseite und die helle, häufig vernehmbare, 
echt pieperartige Lockstimme schon von weitem auf. Eleganter, hurtiger 
Läufer. Geht gern auf die frisch geackerten Felder, um Insekten zu 
suchen. Iris schwarz, Füsse gelblich fleischfarben, Oberschnabel 
schwärzlich hornfarben, Unterschnabel rötlich horniarben. Sehr zu- 
traulich; kommen ungefähr bis auf 3 Schritte an den Menschen 
heran, wenn man sich nur ruhig verhält. Immer in rastloser Be- 
wegung, selten einmal auf einem Felsstück oder einer Euphorbia für 
ein kurzes Weilchen ausruhend. Flug zuckend, bei kurzer Entfernung 
niedrig über dem Erdboden, sonst recht hoch. Das Einfallen geschieht 
dann fast senkrecht, indem der Vogel einfach wie ein Stein herab- 
plumpst, ohne vorher zu schweben oder die Einfallstelle zu umkreisen. 
Bei allen Beschäftigungen lassen sie fleissig ihre Lockstimme hören, 
die klingt wie „piet piet, püit, püt“. Der zur gegenseitigen Warnung 
dienende Ruf lautet wie „Trieb“. Sie trippeln bachstelzenartig und 
raufen sehr gerne wobei sie ein Stückchen gegen einander in die 
Höhe fliegen. Trotz ihres schlichten Federkleides machen sie sich 
recht elegant. Die lichte Unterseite und die rostiarbenen Schwung- 
federn treten schön hervor; im Fluge auch die grösstenteils weissen 
äusseren Steuerfedern, da der Schwanz dabei abwechselnd gefächert 
und wieder geschlossen wird. Bisweilen wird der Lockton oit hinter- 
einander gesangartig wiederholt. Dies ist aber noch nicht der eigent- 
liche Gesang. Letzterer klingt fröhlich, melodisch, ein wenig hart, 
trotz seiner Kürze recht wohllautend, erinnert an den des Wasser- 
piepers und durch eine krähende Strophe auch an den des Hänflings.“ 

Die lose aus Pilanzenstengeln zusammen geschichteten Nester 
sind, soweit meine eigenen Erfahrungen reichen, auch auf den Kanaren 
stets bodenständig, und handelt es sich gewiss nur um seltene 
Ausnahmen, wenn dies nicht der Fall ist. Für den Ungeübten sind 
sie sehr schwer zu finden. Am 15. März wurde mir das erste Nest 
mit erst einem Ei aus La Punta zugetragen. Alle von mir selbst ge- 
fundenen Gelege bestanden regelmässig aus 4 Eiern von recht 
pieperartigem Gepräge. Die Durchschnittsmasse von 16 Gelegen 
ergeben 20x14 mm. Die Form war gewöhnlich eine bauchig 
ovale; birnförmig zugespitzte Eier sind mir nicht zu Gesicht ge- 
kommen, also wohl selten. 


Be, 


Ueber Eierkäscher. 


Von Alexander Bau. 


Wieder einmal ist die Sammelzeit gekommen und einige Höhlen- 
brüter, wie Hauben- und Spechtmeise, haben teilweise, Mitte April 
bereits volle Gelege. Da dürfte es nicht überflüssig erscheinen, einige 
Worte über die Hilismittel zu ihrer Erlangung, die Eierkäscher, zu 
sagen. Diese werden in verschiedenster Form empfohlen, entweder 
als wirkliche Käscher, oder als Löffel, Halbkugelform u. s. w. Ich 
habe schon Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts diese 
verschiedenen Formen probiert, bin aber stets wieder auf die Käscher 
zurückgekommen aus weiter unten angeführten Gründen. Betrachten 
wir zunächst die Löjfeliormen. 

Eierlöffel gibt es in verschiedener Gestalt, sowohl direkt löffel-, 
als napfi- und halbkugelförmig. Sie bestehen im Wesentlichen aus 
einem Hohlgefäss aus Zinn, Kupfer oder Messing in genannten 
Formen, welches an einen Draht gelötet ist. Statt letzteren sind 
auch Zinnstangen empiohlen worden. Das Arbeiten mit derartigen 
Eierlöffeln ist leicht, wenn man die Eier sehen kann und wenn diese sich 
nur sehr wenig tieier als das Eingangsloch befinden. Liegen sie aber 
in einem sehr engen und sehr tiefen Baumloch, dann ist es sehr 
schwer, mit dem Löffel unter die Eier zu gelangen, selbst wenn 
man, wie in dieser Zeitschrift empfohlen, mehrere Löffel in ver- 
schiedener Winkelstellung an Zinnstangen gelötet, besitzt. Hat man 
bei so tiefen Höhlen den Löffel glücklich unter das Ei geschoben 
und zieht den Führungsdraht in die Höhe, so genügt oft ein ge- 
ringes Anstossen des Löffels an eine Unebenheit der Lochwand, um 
das Ei aus dem Löffel herauszuschnellen. Viel schwieriger, in vielen 
Fällen unmöglich ist es aber, mit einem Löffel solche Eier zu nehmen, die 
sehr tief liegen und die man nicht sehen kann. Die genannten 
Missstände fallen bei einem zweckmässig hergestellten Eierkäscher 
fort. Man kann damit nicht nur die sichtbaren Eier sehr leicht 
ausheben, sondern auch die sehr tief und nicht sichtbar liegenden 
ohne grosse Mühe erlangen. 

Die von mir benützten Eierkäscher stellt man leicht her, wie 
folgt: Gut geglühter, 3 mm dicker Eisendraht wird an einer Seite 
zu einem Ringe gebogen und das freie Ringende an den Draht an- 
gelötet oder etwa 1 cm lang neben denselben gelegt und mit fest 
umwickeltem starken Zwirn daran befestigt. Solcher Käscherringe 
bedarf man 3 von 3, 4 und 5 cm im Durchmesser. Der am 
Ringe sitzende Draht ist 60 cm lang und wird an der andern Seite 
ebenfalls zu einem kleinen, etwa 2 cm grossen Ringe umgebogen. 
Letzterer dient als Griff, um den Käscher in fester und sicherer 
Führung zu erhalten, auch, wie unten gesagt, in gewissen Fällen als 
Taster. Der Draht wird an der den Käscherring bildenden Stelle 
vor dem Biegen bis auf die Hälfte flach gehämmert. Beim 
Biegen kommen dann die flachen Seiten des Drahtes an die Innen- 
und Aussenseite des Ringes, wie bei einem Fassreifen. Dieses Ver- 
lachen des Drahtes hat den Zweck, den Ring leichter unter die 
Eier schieben zu können. An den Ring wird nun ein Beutel oder 


A __ 


Käscher von möglichst dünnem und möglichst glattem Zeuge genäht, 
welches durch wiederholtes Eintauchen in siedendes Wasser und 
Ausdrücken von der Appretur befreit worden ist. Der Beutel soil 
für den 3 cm Käscher 4 cm, für die andern 5 cm tief und unten 
abgerundet sein. 


Das Herauskäschern der Eier geschieht in folgender Weise. 
Sieht man die Eier, so führt man den Ring neben dieselben an 
den Innenrand des Nestes, drücke langsam und vorsichtig den 
Ring unter sanftem Hin- und Herrütteln gegen die Eier, welche sich 
dann in den Ring und in den Beutel hineinschieben. Vor dem 
Hineinschieben des Käschers in das Baumloch drückt man den Beutel 
in die Höhe an den Führungsdraht und führt den Ring leicht 
an das Innere der Baumhöhle entlang, damit der Beutel nicht herab- 
hängt und so unter den Ring kommt. Wie praktisch sich mit einem 
solchen Ringkäscher arbeiten lässt, wird man bald finden, da man 
stets mehrere bis sämmtliche Eier eines Nestes auf einmal her- 
ausbringen kann. So habe ich einmal 11 Meiseneier im Käscher 
gehabt. Bei einem sehr engen Eingangsloch ist es indessen ge- 
boten, nur eins oder 2 Eier zu nehmen, da sich sonst der ganz ge- 
füllte Beutel mitunter nicht durchbringen lässt. Ausser der praktischen 
Arbeit liegt das Empfehlenswerte des Ringkäschers noch darin, dass 
die Eier, nachdem sie aus dem Nest in den Beutel gelangt sind, 
stets unter dem Ring hängen, in welcher Richtung auch immer 
derselbe gehalten wird. Hierdurch ist es unmöglich, dass Eier, selbst 
bei unvorsichtigem Herausziehen des Käschers, wieder ins Nest zu- 
rückfallen oder herausgeschnellt werden können. Ferner zeigt sich 
die grosse Brauchbarkeit des Ringkäschers auch darin, dass man 
mit geringer Mühe selbst solche Eier ausheben kann, die in sehr tiefen 
senkrechten Höhlen liegen und die man nicht sehen kann. Bei sol- 
chen fühlt man zunächst vorsichtig mit dem Griffringe, wo und wie 
Nest und Eier sich befinden und führt dann erst den Käscher selbst 
ein, wobei man den Draht dem Laufe der Höhle folgend, entsprechend 
biegt. Ich erweitere oder öffne nie eine Baumhöhle und komme 
doch schnell zum Ziel. Bei Spechtmeiseneiern z. B., die in senkrecht 
nach unten gehenden Höhlen nicht sichtbar zwischen den Kiefern- 
schalen liegen, zeigt sich der Vorzug des Ringkäschers auffällig. 
Dieser greift sowohl die Kiefernschalen, als auch die Eier und bringt 
somit letztere heraus, was mit einem Löffel in gleichen Fällen kaum 
gelingen dürite. Sind die Eier nicht sichtbar, so sucht man zunächst 
nur ein Ei herauszukäschern, um den Stand etwaiger Bebrütuag 
ersehen zu können. Sehr stark bebrütete Eier, Seltenheiten und 
schöne Varietäten ausgenommen, sollte man stets liegen lassen. Für 
sehr grosse Eier, wie die der Säger, hätte man noch einen grösse- 
ren Käscher an stärkerem Draht nötig. Uebung macht bei allem den. 
Meister. Man sollte desshalb zunächst in Baumhöhlen mit nicht 
sichtbarem Boden kleine rundliche Gegenstände (Haselnüsse, dicke 
Bohnen, kleine Holz- oder Tonkugeln) werfen und sich daran sowohl 
im Tasten, wie im Herauskäschern üben. Auf Sammelausflügen bringt 
man die Käscher am besten in einem Regenschirm unter, den man 
wohl stets bei sich führen wird. 


Be 


Ich möchte noch etwas über die Verpackung gefundener Eier 
sagen, da ich stets dafür Watte empfohlen finde. Diese haftet oft 
sehr fest an einander, und bei unvorsichtigem Herausnehmen reisst 
man leicht kleine Eier mit heraus. In meiner langen Praxis habe 
ich stets mit bestem Erfolge weiches, zerzupites Moos benützt. Mit 
demselben wird eine feste Schachtel gefüllt und die Eier in Höhlun- 
gen, die man mit dem Finger hineindrückt, gelegt; darauf werden 
sie mit Moos bedeckt. Moos ist auch das beste Verpackungsma- 
terial für unausgeblasene Eier, die man versenden will. 
Entleerte Eier werden dagegen, wie bekannt, am besten in Watte 
eingerollt. 


Ruggburg bei Bregenz, 24. März 1904. 


Mitteilungen. 


Nucifraga caryocatactes. Am 22. März d. Js. ist es mir zum 
ersten Male gelungen, in der Delika suma bei Pale, Bezirk Sarajewo (Bos- 
nien), ein frisches Gelege ds Tannenhähers mit 5 Eiern aufzufinden. 
Vor 2 Jahren wurde ein Nest dieses Hähers hier bei Sarajewo mit 5 klei- 
nen Jnngen entdeckt, aber alle die vielen in früheren Jahren selbst ge- 
fundenen oder zugetragenen Gelege bestanden aus 3, seltener aus 4, 
manchmal nur aus 2 Eiern. Ich habe mich persönlich überzeugt, dass 
einzelne Paare ohne vorherige Störung nicht mehr als 2 Eier zustande 
brachten. 

Sarajewo, d. 23. März 1904. Othmar Reiser. 


— Am 9. März d. Js. begann ein Schwanzmeisen pärchen 
(Acredula rosea) mit dem Nestbau. Die Vögel haben als N’stplatz die 
kleinen herunterhängenden Zweige eines starken Fichtenastes erwählt, doch 
geht der Bau einstweilen noch langsam von statten, da das Ehepaar nur 
bei s hönem Wetter einige Stunden zur Mittagszeit arbeitet. Scheu und 
vorsichtig sind die Schwanzmeisen, wie bekannt, beim Nestbau gar- 
nicht, sie lassen sich kaum stören, wenn ich etwa 2 m entfernt von ihrem 
Neste stehe Hinsichtlich der in verschiedenen ornithologischen Werken 
sich befindenden Behauptung, diese Meise baute stets auf einer Unterlage, 
bemerke, dass diese nicht richtig sein dürfte. Naumann erwähnt nur Nester, 
die auf starken Aesten, Gabelzweigen oder in diehtem Geranke ruhen. Die Ge- 
brüder Müller bemerken ausdrücklich, dass Sschwanzmeisen nie 
hängende Nester, etwa wie Pirol oder Goldhähnchen, bauen. Die 
in Tannenzweigen hängenden Nester haben aber, ausser der Form, die 
grösste Aehnlichkeit mit solchen von Goldhähnchen. — Am 10 März 
fand ich ein ziemlich fertiges, doch noch nicht ausgepolstertes Nest des 
Zaunkönigs. Es ist ordentlich gebaut und nicht etwa das verfrühte 
Werk eines alten Männchens — Zwergtaucher haben noch keine 
Eier, doch trugen sie schon in den schönen Tagen Ende Februars hin 
und wieder ein Nest zusammen, zum Eierlegen kam es jedoch nicht, 


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da es eben nach einigen Tagen meist wieder kalt wurde. — Am 17. März 
fand ich ein Nest der Waldohreule mit 5 ganz frischen Eiern. 
Das fünfte Ei war offenbar an dem Tage gelegt worden, an dem ich das 
Nest fand. Es war nämlich ganz weiss, während ein anderes trübweiss 
und die 3 übrigen vollständig mit Schmutz bedeckt waren. Es wurden 
vielleicht auch noch mehr Eier gelegt, doch war ich bis jetzt noch nicht 
wieder an dem Neste, um die Vögel nicht zu oft zu stören Am 20. März 
fand ich noch ein Nest von Asio ofus mit 3 Eiern. Beide Gelege be- 
finden sich in alten Krähennestern auf Fichten. 


Aus dem Rheinland, Freiherr Geyr von Schweppenburg. 


Literatur. 


Skandinaviska foglarnes fortplantningshistorie. 
Af Dr. Carl Agardh Westerlund. Andra häfte. Lund 1904. 
Häkan Ohlssons Boktryckeri —Bereits 1878 erschien durch Dr. Westerlund 
in Lund eine Fortpflanzungsgeschichte der skandinavischen Vögel, unter- 
stützt von den besten Oologen seiner Zeit u. a. J. Ancercerona und 
C. A. Nerman in Carlskrona, A. Benzon in Kopenhagen, Axel 
Cnattingius in Norköping, W. Knoblauch in Muoniowaara, 
C. W. Lundborg in Tuna, W. Mewes in Stockholm, C. Möller 
in Wedelsbak. Im heutigen Werk, doppelt so stark als ersteres, kommen 
die meisten Namen der ebengenannten Mitarbeiter nur recht selten vor, 
umsomehr die Namen der Oologen der Gegenwart z. B. Otto Collin, 
R. Collett, Eckborn, Faber, Kolthoff, Lilljeborg, Lund- 
borg, Middendorf, E. Nordling, Nordvi, I. Ramberg, 
Popham, Sandmann, H. Schoultz usw.; „Ibis“, Naumann- 
Hennicke, Rey’s Eierwerk, Zeitschrift für Oologie werden oftmals benutzt. 
!m Vergleich zu den kleineren Arten, insbesonders den eigentlichen Sing- 
vögeln, werden Raub-, Sumpf- und Wasservögel eingehendst besprochen 
und so erfahıen wir von gewissen, recht seltenen Arten wie Szrix 
uralensis, lapponica, Glaucidium passerinum, Anser albifrons, bra- 
chyrhynchus, erythropus, leucopsis, ruficollis, Larus eburneus, Somateria 
spectabilis, von Lestris-, Sterna-, Limosa-, Tringa-, Totanus-Arten usw. 
die neuesten Beobachtungen aus derem Brutgeschäft. Eiertafeln sind dem 
besprochenen Werk nicht beigefügt, als deren Ersatz jedoch eine genaue 
Beschreibung der besten Unterscheidungsmerkmale, namentlich bei Eiern, 
deren genaue Bestimmung auch ihres Wertes wegen von gewissenhaften 
Sammlern erwünscht ist. H. Hocke. 


Ornithologisches Jahrbuch. Von Victor Ritter 
von Tschusi zu Schmidhoffen. XV. Jahrgang, 1904, 1. Heft-, 
Enthält u. a. Arbeiten von Alexander Bau: Die Eier von ZLarus 
audouini, P. Dr. Lindner: !m Brutgebiet der schwarzschwänzigen Limose 


es 


und des schwarzen Storches, Wilhelm Schuster: Die unregel- 
mässige Bebrütung der Eulengelege.—Ueber die Korallenschnabel— 
oder Rötelsilbermöve Zarus audouini Payraudeau, wohl 
eine der seltensten Mövenarten, welche nur ein geringes Verbreitungsgebiet 
vorzugsweise am westlichen Teile des Mittelländischen Meeres besitzt, 
hat A Bau sich fleissig und redlich bemüht, Nachrichten über Eier von 
L. audouini zu erhalten, erhielt auch authentische Eier durch Tschusi 
von Schmidhoffen, vergleicht sie mit Eiern von 2. cachinnans 
und gelastes, und findet dabei, dass audouini hinsichtlich des Gewichts 
und der Grösse zwischen beiden letztgenannten Arten steht, betrefis des Ge- 
wichts gelastes am geringsten ist. }ie Färbung hält sich zwischen beiden Ar- 
ten, die Zeichuung eher an geiastes. Die Veränderlichkeit der Möveneier ist 
aber bekannt, die Eier der Korallensehnabelmö ve machen eben- 
sowenig eine Ausnahme, wie auch die beigegebene Tafel mit ihren 4 Abh- 
bildungen beweist. Ueber authentische Eier liegen bisher keine 
sicheren Nachrichten vor. H. Hocke. 


una m au nen ann OT mn mn Pan mann nn ner m 


Briefkasten. Herrn Lehrer H. in Plauen-Dresden. Branta 
leucopsis ist auch nach den Angaben Carl Agardh Westerlunds in 
„Skandinaviska foglarnes fortplantningshistoria 1904“ in Island und Grönland, nur 
Strichvogel; Taymirland im nördlichsten Sibirien wird als Brutgebiet angegeben, 
über die Eier nur wenig Sicheres berichtet. Da auch Nehrkorns Sammlung 
sowie die Eier des Britischen Museums aus Zoologischen Gärten stammen, scheint 
es, dass selbst in den reichsten Sammlungen sichere Eier dieser Gans nicht vor- 
kommen. HH. 


Der heutigen Nummer liegt eine Preisliste über exotische Eier von 
A. Nehrkorn in Braunschweig bei, auf die besonders aufmerksam ge- 
macht wird. Die Red. 


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