Skip to main content

Full text of "Zeitschrift für Wissenschaftliche Zoologie"

See other formats


Ko Rn 


De 
z 


z 


BEST 


Pr 


e 
% 
n 
Ri 
In 
14 
’ 


Y 


“| 


herausgegeben 


von - 


re 


Carl Theodor v. Siebold, 
Professor an der Universität zu München, 


und 


Albert v. Kö jlliker, 


” Professor an der Universität zu Würzburg, 


en der Redaction von 


Ehlers, 


Professor an ‚der Universität zu Göttingen. 


rzig Tateln und acht Holzschnitten, 


Erstes H e a 
Auspogeben den 30. November 1877. 


nd Ba Zwei - Milbengattungen. Von 6. Haller. . 
Von Hubert Ludwig. (Mit Tat. ie 


ont sbrut der Garnelen. Von Fritz Mü Ile Br 


teder Cestoden. Von H. Alex. Pagenstecher. 


“u, ..00 ” ” ” D . 0 « > ” 


FEN 


. we i us s # ef. 
 hungageben den 22. Jannar. 1878. 


er Flagellaten und einiger den Onseisenen ee 
iu Men Tat. we nes . 205. 


onsorgane der r Plagiostomen. Von K. R. Petri, ont Tat. xvı 


n des Alligators. Von us HERüeRR ard. it ne on 


IV 


Seite 
Bemerkungen zu Dr. B. Hatschek’s Aufsatz über Embryonalentwicklung und 


- Knospung von Pedicellina echinata. Von Gar! Vogt. (Mit zwei Holz- 
Schmllen. na nee won Ne ee ee 


Drittes Heft. 


m 


Ausgegeben den 7. März 1878. 


‚Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. Vierte 
Mittheilung. Die Familie der Aplysinidae. Von Franz Eilhard 
Schulze, (Mit Taf, XXI-XXIV.). 2.22.22 22020. Sn 


Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Feder. Von Th. Studer. (Mit 


Ta NV UNE RXVL) 2000 en we 


Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. Von Ernst 
Malberlas. (Mit Tat XXVU-XXIX.) ..207 302 see 


Jeber die Eibildung und die Männchen von Bonellia viridis Rol. Von Franz 
Yejdovsky. (Mit Taf. XXX und 1 Holzschnitt.) . . .v 2 22 2...248% 


Viertes Heft. 
Ausgegeben den 7. Mai 1818. 


Zur Frage über die Entstehung der Geschlechtssioffe bei den Hydroiden. Von 


J. Ciemician.. (Mit Tat, XXXI und XXXIL): . . 2 Eh 


Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch's. Von G. Haller. 
MID. Bat RENTE RX Ve ee nn 


Ueber den Bau von Reniera semitubulosa 0. 8. Ein Beitrag zur Anatomie der 
Kieselschwämme. VonC. Keller. {Mit Tai. XXXVI und XXXVH.) . . 563 


- Beiträge zur Kenntniss der Malpighi’schen Gefässe der Insecten. Von E. 
Schindler. (Mit Taf. XXXVHI—XL und 4 Holzschnitt.) .. ... .. „587 


Die Fibrillen der Spongiengattung Filifera Lkhn. Von Oscar Schmidt. . . 661 


PR En er 
BZ er 


en uk 


u 


Einige Rhizopodenstudien. 


Von 


Emil Buck, Dr. phil. 


Mit Tafel I und II. 


Vorwort. 


stein ruhten, erwies sich für meine Untersuchungen über 
am und Phonergates vorax von unschätzbarem 


t sauf 12-200 R. Je nach der L Lage der Gefässe erwärmte ; | ee) 


ne ekeonparnies ist sehr einfach. re 
e grosse Schiefertafel stellte ich drei dicke, durch Kitt mit a 
nn. Backsteine derart, dass sie einen N we 


4. mi Bu 


| . geschlossen werden konnte. Auf den Hack storhan de en hreii ter 
' Zinkkasten, in welchem ein mit Löchern versehener grosser Backstein \ 
ruhte. Dieser, sowie der Zinkkasten waren in der Mitte von einem 
grösseren Loch — dem »Schornstein« — durchbohrt. Durch Ver- 
 engung desselben vermochte ich nach Belieben die Wärme zu erhöhen. 
Der übrige Raum des Zinkkastens wurde mit Sand und Erde bis zur “ 
Oberfläche des Backsteins ausgefüllt. Dieser nun trug, zu beiden ; 
Seiten des Schornsteins, die von hohen Glasglocken überstülpten Glas. } “ 
 teller, denen jeden Tag Aquariumwasser zugeschüttet wurde. Auf A 
den Tellern standen auf hohen hölzernen Gestellen die Objecetträger mit 
' der Phonergatenzucht, welchen ich nie neues Wasser zusetzte, da das 
aus dem Teller verdunsieie Wasser sich an der Spitze der Glasglocken 
zu Tropfen ansammelte, und die Thiere mit genügender Feuchtigkeit ver- 
sorgte. Bi 
Alle Tage wurden die Glasglocken innen pnd aussen gereinigt, 

damit sich keine Pilzsporen ansiedeln konnten. Auf diese Weise ist n 
meine Zucht von fremden Keimen. verschont geblieben. Innerhalb 
_ der Glasglocken hingen Thermometer, gleichfalls steckten einige aussen ‘ 
in der Erde des Zinkkastens. Die Zucht der Acineten und anderer 
Infusorien geschah in kleinen ungedeckten Naachen Porzellanschalen, die ; 
in die erwärmte Erde eingesetzt waren. Jene erwiesen sich insoweit 
‚als praktisch, weil ihr Wasser schneller als dasjenige enger Gefässe ver- 
 dunsteie und auch die Sauerstoffaufnahme leichter stattfinden konnte. | 
Ich war aber dann genöthigt, jeden Tag zweimal laues Wasser Ba ; 


. zugiessen, was eine ausserordentliche Vermehrung der Infusorien und 


Feuchtigkeit in der Glocke verhinderte die rasche Verdunstung des 


Konnte, dass keine fremden Körper sich dabei fanden. Als Fuster \ 
E ag die rer und Hlaselleten dienten die > Chloe OR dee 


Räderthiere zur‘ Folge hatte. Auf die Arcellen lässt sich meine Bine‘ 

_  riehtung nicht anwenden, indem diese Thiere die künstliche Wärme 
nicht vertragen. | ns 
Nächsten Winter werde ich mit Zuhülfenahme des verbesserten” . 
‚Kocn’schen Luftapparates andauernd frische Luft in die Glasglocke ein- 
strömen lassen. Die Zucht der Arcellenbrut anbelangend, so ver- 
"wendete ich eine grosse Glasglocke, die auf einem mit Wasser gefüll- 
ten Teller stand. Auf hohen Stopfen lagen die Objeetträger. Die 


on der Objectträger, und den Verlust an Feuchtigkeit ersetzte ich 
mit destillirtem Wasser. | 
Das den Amoeben gereichte Futter besiand aus sorgfältig mit nd 
Mikroskop untersuchten einzelligen Algen, wodurch ich sicher sem 


inige Dihopotenotudien. ne | 5) 


Sn Sr re & N e 
in nterwarl. — eh war bemüht, die an meine Untersuchungen sich 


“= Literatur so vollständig als möglich , so weit sie zu meinem 
7 Eafinte: stand, anzuführen. — Sollie ich dennoch eine diesbezügliche 

Arbeit übersehen haben, so bitte ich um Entschuldigung, denn durch 
die Menge wissenschaftlicher Zeitschriften, in denen zerstreut einzelne 
Abhandlungen über mikroskopische Wesen erscheinen, wird die Ueber- 

sicht der Literatur sehr erschwert. — Im zweiten Theile habe ich die 
Arbeiten von ÜIENKOWSKI, HerTwiG, LEsser und GREErF fast wörtlich an- 
geführt und nur hier und da etwas abzukürzen oder wegzulassen mir 
‚erlaubt, insofern diese Stellen für meinen Zweck von geringerer Bedeu- 
tung erschienen. — Die Gewässer der schönen Züricher Umgebung, die 
2 _ Torfmoore und die von Torflöchern umgebenen kleineren Seen, sind 
; orade auf die niederen Thiere noch wenig erforscht worden; und 
ch wimmelt es in dem Gewirr der verschiedenen Wassergewä von 


finden sich im Katzensee nebst einer Menge noch unbestimmter Thiere, 


Clathrulina elegans, Acanthocystis turfacea, Heterophrys myriepoda, 
| conglobatum, Strobidium sulcatum (ein vorticellenartiges 


rwandtschaft der von mir beobachteten Thiere, ae a sieh, 


ek it, mit welcher er uch mit Rath und That bei dieser, sowie den 


4% 


Wr LEN ER DNA 


n allerschönsten und seltensten Protozoen und Räderthieren. — So 


am Ferskule, Peridinium cornutum u, s. w. — Auch 


| ie dieser Arbeit een drei Utereehinmien haben 


- einbnden Rathschläge hörzhiehst, zu danken, da er, ie Anfaee nd 
gründlicher Forscher auf diesem Gebiete oh vor voreiliien Schlüssen 
.  bewahrts, in welche Anfänger so leicht verfallen können. 


Erste Abtheilung. 


"T. Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Arcolla 
vulgaris. 


- Während der grossen Herbstferien der Universität Zürich 1876 legte | 
. ich mich auf das Studium der bei Zürich vorkommenden Arcellenarten, 
oder vielmehr Varietäten der Arcella vulgaris. — Vorerst beschränkte 
"ich mich auf den Bau der Schalen, welche merkwürdige Unterschiede \ 
ihrer Formen darboten. — Bald nachdem mir diese zum Theil recht 3 
schwierigen Verhältnisse klar wurden, fielen mir besondere Vorgänge 
_ innerhalb des schleimigen Körpers dieser Thiere auf, welche ich bis zum 
30. August verfolgte. — Hunderte dieser Geschöpfe, die ich in meinen 
Aquarien hielt, dienten mir als Material zu meinen Forschungen. ur 
An den Arcellen des bei Zürich gelegenen Katzensees konnte ich i 

. zu wiederholten Malen die Entstehung von Theilungssprösslingen währ- 
nehmen, deren Entdeckung Dr. Bürscnzi gebührt, welcheg seine Der 
-  obachtung schon vor mehreren Jahren im Archiv für mikroskopische 
Anatomie von M. Scaurrze, Bd. XI, niederlegte. — Es waren diesem 
'verdienstvollen Forscher aber die eigentliche Entstehung und die Weiter- 
entwicklung der Theilungssprösslinge verborgen geblieben. Wohl ver- 
' muthete er, was sich auch bei den von mir beobachteten Amoeben Ne 
herausstellte, dass sie durch Abschnürung oder Theilung des Mutter- 
thieres entstanden sein mussten. Jedoch basiren meine Beobach- 
| tungen auf einer anderen Erscheinung, als derjenigen die Bürsenu sah, 
nämlich, dass die Entwicklung derselben nicht innerhalb einer norma- 
 sien rl, sondern innerhalb eines blasig erscheinenden Thieres vor 
sich ging. — Nur einmal erblickte ich vier amoebenartige Junge in der 
Schale einer durch Nichts auffallenden Arcelle. Ueber die Entstehung 
ne nn erlaube ich mir kein Urtheil, da eine Untersuchung ‚von mir 


RE ED AA Ne Er STAND N > 
H v ul ER ES BI NA 


er nn mussie ich an sem ne ken a en | 
st meine ganze Zucht, die sich auf zwei Objectträgern unter einer Glas- 
> befand, durch Bacterien zu Grunde gegangen wäre. Ich sah 
h deshalb genöthigt, die noch am Leben gebliebene Nachkommen- 
1aft der Arcellen in ein grösseres Wassergefäss zu überbringen, wo-. 


Be n 0,25 an 3 Mm., die Höhe der Schale beträgt 0,4 Mm. 
x Durch die Güte des Heren Sun, ii Pa in Zürich, wei- © 


em mit ns minor bdaskten Teiche von sehr geringem Unafairgte | 
‚Spiegelhof auf dem Züricherberg gelegen. — In dem schlammreicben 
Tasse; wi kommt eine kleinere Form der Arcella vulgaris vor, die 
durch eine hellgelbe, niemals braune Schale auszeichnet. In 
Folge der durchsichtigen Beschaffenheit des Gehäuses konnte es mir mög- 
lich werden die unter Rubrik I und I! bezeichneten Theilunssarien des. 
‚ns zu sehen, — Die eine Theilungsart ist jedoch von jeder bekann- 
D Weise in verschieden. Möglich ist, dass diese Art der 
i en im . oder nn Erst vom 


Vielleicht findet nur im Herbst die Vermehrung der Kerne 


° Thiere, die ich bis jetzt untersucht habe, und sie zählen nach 
rien, stellen im Gegensatz zu den Angaben von Herrwis und 
a (Archiv f. mikr. Anatomie von M. Scnur'rze, Bd. XI, p. 97) eine 
ıdere Zelle vor. Ein, den ziemlich grossen } Nucleolus umsehliessen- 

1 r oder Kaiser Nucleus von dunklerer Beschaffenheit, wel- , 

rum von einer hellen körnigen Protoplasmaschicht der » Zone« 
es 1 Kreises oder eines s Eies umgeben ist. — Bei Anw en von 


Eiche angeben, was im und orninbe mit dene Kernen en 


Ba Euch 


Aesesäure en ich die Verhältnisse sehr schön kennan, und be= 
a sitze ich hiervon wohl gelungene selbstverfertigte Präparate. N 
. Max Scausrze (Reichert und die Gremien. Archiv für mikr. Ana- x 
tomie, Bd. Il, p. 445) beobachtete bei einer kleinen Gromia ovalis den 
2 gleichen a den ich gar so häufig bei den Arcellen gewahrte. 
- ScHULTZE ie diese Erscheinung ebenfalls mit einer Zelle. 

> Nach Ausssaca’s Untersuchungen (Ueber die Einzelligkeit der 
ss Amoeben, diese Zeitschrift, Bd. VII) besteht der Kern der Amoeben aus 
einem Kucelizen, dunklen, soliden, mit 4 oder 9 inneren Vaeuolen ver- 
schenen grossen Nucleolus, welcher in einem Bläschen hellen Inhalts 
dem wirklichen Kern eingelagert ist. — Je nach der Grösse des Nucle-_ 
olus kann der helle Zwischenraum zwischen der Nucleuswandung und 
_ dem Nucleolus breit oder schmal sein. 
Die Fig. K, Taf. I abgebildete Arcelle enthält solche kernartige Ge- 
bilde wie sie Auersach beschreibt, nur ist der lichte Hohlraum um den 
dunklen centrisch gelegenen Körper contractil, weshalb ich annahm, 
dass es contractile Blasen seien, die eine lichtbrechende Flüssigkeit, 
etwa Woasset, enthielten. — Es könnten aber sich bildende Kerne 
. sein. — Die eigenthümlichen Theilungsvorgänge innerhalb des von 
Averpach und anderer Forscher als Kern, dagegen von Cıarınkpe und " 
LACHMANN sowie von meiner Seite als Tochterzelle aufgefassten Gebilde, 

müssen mich bezüglich der Arcellen noch in meiner Meinung bestärken, 5 

dass wir es hier mit keinem einfachen Kern zu thun haben. — Auch 
fehlt hier die lichte Zone (Nucleus Auersacn’s), in welcher der Nucleolus 
der Amoeben und anderer Protisten eingebettet ist. Ein scharf ab, 

|  gegrenzier körniger Protoplasmaring umgiebt dagegen gleichmässig im 
normalen Zustande den kugeligen oder ovalen Nucleus, der 1—3 helle, 
allerdings vacuolenähnliche Nucleoli enthält. — Ich würde es gewiss 
nicht wagen den oben geschilderten Auffassungen so bewährter vor- « 
 züglicher Forscher, wie Aversack, Hnerwis, Lesser und Bürscanı es sind, 
. entgegen zu treten, wenn nicht die offen vor mir liegende Thatsache 
einer ganz Sonschidenen Kerngestaltung mich dazu zwänge. | H 
\ Herr Dr. Bürscauı, gegenwärtig in Karlsruhe, welchem ich mein. “ 
 Manuscript zur Begutachtung übersandte, hält gerade die von mir als .. 
eoniractile Blasen bezeichneten Bilder (Taf. I, Fig. K), für die wahren 4 
Kerne der Arcellen, während er diejenigen Körper, die ich umgekehrt h 
Kerne nenne, als eine Täuschung von meiner Seite oder für einen ganz 
0 anderen Gegenstand erklärt. — Obgleich mir Herr Dr. BürscaLı den 
© Rath ertheilte, mit der Veröffentlichung meiner Beobachtungen über den 
Kern und seine Theilung noch so lange zu warten, bis ich jene Er- ei 
scheinung nochmals geprüft hätte, so kann ich doch im Gefühl meiner 


ERS 


| Einige Bhizopodenstudien. . 7 


rg des Kerns a nicht umhin , nt wohl- . & 


Ich bitte ch meine diesbezüglichen Mittheilungen über die 
= Keruiheilungen nur eine ne Noti tiz zu betrachten, indem ich sie 


w en en N dh die a licht erklären. 
es EN  Garter’s Angabe, dass die Arcelle zwei Kerne habe, welche vom 
ih ‚odloch des Gehäuses getrennt, er Sen ist 


2 bilden sie bei der Thöilung der 
X ee in zwei Hälften die Kerne der era anderseits zerfallen 


sch, denn ich vohlalgıe nur Aichreet die Theilung der Kt in 
che nchen. Es könnten die als Ballen bezeichneten zerfällenen 


soeben geschilderten Vorgans als Gonjugation gedeutet, da die i “ 
eher ee u Arcellen als eine er a 


Emil Buck, 


ten ae ah, ee ich isolirt hatte, erhielt ah Jauch nicht den kl nste 
Tieilungssprüssling 2 


‚ Theilungen, hervorgerufen durch eine Conjakaltee fanden dagegen 
pe Phonergates vorax statt, dessen Beschreibung dieser BEDEN beige- 
fügt ist. | A BR ee 

Von ULAPAREDE und LACHmAnN’ S Beobachtung über die Häutung habe 
ich mich nicht überzeugen können, weil, als bei einem einzelnen Indi- E 
 siduum die alte siernförmige Schale erben, das Thier zwischen der 
/ : Spalte herausdrang und sich rolirend fortbewegte. — Ein unglücklicher 
Zufall entführte es aus meinem Gesichtskreis. Dusarvın (Hist. nat. des 
spuyees, Infus. Pl. 2, Fig. 3 a und b) giebt von dem Platzen der N 
' Schale und dem Auskriechen des Thieres ein verständliches Bild. e 


A 


Mit der von Herrwıc und Lesser, sowie von Max SCHULTZE gegebenen . 
Schilderung der Pseudochlamys Patella stimmen meine Untersuchungen 
völlig überein, jedoch hielt ich die häufig innerhalb der dünnen Schals 
- kugelig zusammengeballten Thiere für nicht enceystirt. — Ferner sah ich 
. nicht selten, wie junge noch sehr zartschalige Arcellen sich mit den % 
5 - Bauchseiten aneinander legten. — Schliesslich bleibt mir noch zu er- 
‚wähnen, dass sowohl BürscnLı als ich die Pyxidicula operculata (Arcella 
 datens Cl. et L.) für aus Pseudochlamys hervorgegangene Arcellen halten, 
— z. sind die Uebergangsiorm zum ausgewachsenen Individuum. ie 
Auch die Arcellen enthalten zuweilen Parasiten. Dee 
welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, scheinen der Pseudo- 
 spora parasitica anzugehören. Jedenfalls erinnern die aus den Ersteren 


Mr 


Bl 


gedrungenen Schwärmer sehr an die obigen Flagellaten (Monaden), ; 
n Die Arcelle selbst enthielt in diesem Falle kein eignes Protoplasma mehr. 
 Innerh halb einer Woche begegneten mir sechs solcher mit Parasiten 

3  gefüllter abgestorbener Thiere. — In CGyclopslarven, Räderthieren und 

Infusorien traf ich andere amoebenartige Schmarotzer an (siehe hierüber 

Rn  Entwicklungsgeschichte des Phonergates vorax) und kenne somit ihr | 
| es Aussehen. — Es ist in Folge dessen eine Verwechslung derselben mit 
den ro inzcn der Arcellen unmöglich, um so mehr als un 
a : Zücht tungsresultate vorliegen. 

& Im Archiv für mikroskopische ln von M. Sonia, Bd. Xu. 
\ theikt Bürschrı in seiner Abhandlung: »Zur Kenntniss der Bortplanzung 
bei Arcella vulgaris« mit, dass er bei diesen Thieren innerhalb deren 
“ns Schale lebende amoeboide Körper gesehen habe, die er als Kr 
“ bezeichnete. — Dieselben bilden Jache, dem Protoplasmakörper des. 
Tieres dicht angeschmiegte Scheiben, die jedoch, wie er bei randlicher 
. Stellung derselben erkennen konnte, mit dem Protoplasmakörper der 


m he im aminenhans landen. — Erst einige Stunden ach 
eir Entdeckung bemerkte Bürscaiı, dass ein Theil der Körper 
iu zwischen. dem Protoplasmakörper der Multer und ihrer Schale herum- 
"kroch. — Ferner liess sich jetzt auch an vielen eine pulsirende Vacuole 
mit Deutlichkeit wahrnehmen, jedoch mit geringerer Sicherheit die Thei- 
lung, eines amoeboiden Körpers. (loc. eit. Pl. XXV, Fig. 2, 3, 2). 
Wiederum mehrere Stunden später befand sich der gr össte Theil er | 
kleinen Amoeben in der anderen Schalenhälfte, von welchem Moment 
an innerhalb A!/, Stunden acht Amoeben aus der Schale krochen. 
 Dieselben bewegten sich einige Zeit auf der Schale umher. — Doch ver- 
. folgte Bürscatı nicht weiter das Schicksal der Arcellenbrut. 

Seiner Meinung, dass hier kein Parasitismus vorliege, muss ich 
mich ‚anschliessen und die Angaben Bürscuur’s bestätigen, indem ich 
| vom 23.—31. August 1876 bei vier-Arcellen die Ertmieklune und das 
Auskriechen der Arcellenbrut verfoigen konnte. Am 22. August be- 
merkte ich innerhalb des Gehäuses einer lebenden Arcella Okeni vier 
hr kleine amoebenartige Körper, die nur langsam zwischen dem 
 Protoplasma des Thieres und seiner Schale umherkrochen. — Einige 
Stunden nachher verliessen sie auf die von Bürschzi angegebene Weise 
das Mutterthier. — Mir bleibt nur in diesem Falle unklar, wie die er- 
wähnten Amoeben im Mutterthier entstanden sind. — Anders verhält es 
sich jedoch mit den Resultaten meiner Untersuchungen an lebenden Ar- 
ce a welche ich vom 25.—34. August anstellte. 

ns Am 25. d. 'M. fand ich eine Arcella Okeni (Taf. I, Fig. A A), deren 
Pro oplasma durchaus zellig und in Form einer Maulbeere erschien. — 
Ich setzte ‚das Thier auf einen hohlgeschliffenen Objectträger, um es 
eiter zu beobachten. — Am 27. waren einzelne der Zellen grösser ge- 


Emil Buck, 


den arena edlen haben. — Diese Behauptun 
‚ruht auf von mir öfters gemachten Wahrnehmungen, indem die Nuclei 
| von etwas Protoplasma umschlossen, zuweilen von der fast ganz aus der a 
Schale getretenen Protoplasmamasse der Arcelle sich losreissen und 
selbstständig fortbewegen. — Jener Umstand, sowie die beim Nucleus 
stattfindenden verschiedenartigen Theilungsverhältnisse lassen mich ver- 
muthen, dass wir es mit keinem einfachen Zellkern zu thun haben, wie 
. ihn die Pflanzenzelle zeigt, sondern dass der Kern ein Vermehrungs- 
organ sein könnte. | I 
Kommen wir nach dieser Abschweifung wieder auf die ob | 
Untersuchungen zurück. — In der Nacht vom 28. zum 29. August ver- 
liessen die übrig gebliebenen 12 Protoplasmakugeln ebenfalls die nun 
leere Schale. — Diese Körper zeigten, wenn sie sich ausdehnten, ganz 
die Form, der von Bürsentı geschilderten Amoeben, indem sie einen 
‘sehr kleinen Nucleus, 2—3 contractile Blasen und kurze Pseudo- 
' podien besassen. — Am 29. August gelang es mir die Schale einer R 
5 Arcella vulgaris aufzufinden, welche in ihrem Inneren zwei grosse mit a 
umfangreichen Kernen versehene directe Theilungssprösslinge enthielt, 
die durchaus mit den bei der Arcella Okeni beobachteten jungen Thieren 
übereinstimmten (Taf. I, Fig. B). Hier aber waren die beiden Indi- 4 


- viduen allein in dem Gehäuse und konnte ich an ihnen ebenfalls die Be- 
. wegungen einer Amoebe constatiren. — Leider giugen die Wesen durch 
' einen unglücklichen Zufall zu Grunde. a 


“ Die Brut der Arcella Okeni liess ich auf dem Objectträger Nr. 1 " i 
und fütterte sie mit Palmellaceen, Desmidiaceen und Diatomeen, welche 
Nahrung begierig aufgenommen wurde. Am Morgen des 30. August 
war ich wieder so glücklich eine Arcella vulgaris zu erbeuten, deren Bit 
Protoplasma ebenfalls eine zellige Beschaffenheit erkennen liess. Hier- 
bei war aber der Umstand, dass keine Kerne sichtbar wurden. — Ein- 
 zelne der runden Körper zeigten einen Kern (ohne Nucleolus?). Schon 
um 5t/, Uhr Abends hatte eine grössere Anzahl der runden Körper einen 
2 ' Nucleus erhalten. - Während der Nacht bekamem auch die Uebrigen 
‚einen Kern. Am folgenden Morgen 9 Uhr geschah die Auswanderung 
der aus gegen 30 Stück bestehenden Brut (Taf. I, Fig. C). Dieselbe 
setzte ich vermiltelst einer feinen Pipeite auf einen anderen Objeetträger . 
‚Nr. Ein eine hohe Ber nebe, woselbst ich für geeignete Nahrung Serge 
trug. ; 


r 


Zu meinem Leidwesen gingen die beiden grossen Theilungsspröss- : 

linge auf dem Objectträger Nr. Il zu Grunde. — Meine ZUCRIGBBEUHR i 
‚suche lieferten nun folgende Resultate: Se 
nn Objeetträger1. (Vom 3—8. September 1876.) Am 3. Sören 


Sy = En nach Eisonden zählenden cs der ZW geilen en 
hatte bis zum 6. September ein Theil die Grösse von 0,03 Mm. erreicht, 
während die Anderen nur einen Durchmesser von 0, 1, 02 Mm. er 
er wiesen. — Diese Amoeben hatten jetzt eine ganz ir Gestalt. und 
| Bewegungsari (Taf. I, E4, 5). — Sie hatten die Form einer Hemisphäre, 
die rasch nach vorn eine grosse Zone heilen Protoplasmas hervorschoss, 
in ‚welche sich die übrige Körpermasse nachschob, wobei aber die Zone 
’ sich mit Körnchen erfüllte und dann zu einer Hemisphäre contrahirte, — 
h "Durch wechselseitiges Hervorschiessen und Nachschieben des Proto- 
_ plasmaklumpens kam die Amoebe, welche keine Pseudopodien ent- 
are, doch ziemlich rasch vorwärts. Ä 
Am 8. September blieben einige Amoeben ruhig auf dem Platz 
lagen, indem sie nur von Zeit zu Zeit einen Hof dünner Protoplasma- 
han um sich verbreiteten, welche kurz nachher in Form eines 


jreitele dann auf der erhärieten Schicht sich aus und zeigte ab- 
wechselnd wellige Umrisse und längere Pseudopodien, die sich aus den 


Er uemigen Ausbiegungen heben, — Der schwach siehtbarg 


einer erong der neu ildannns Schale konnte ich nieht bemerken, 
en dieselbe zu zart war. 


ago in Folge der geringen Saksenelke re u mehr weg- 
arben, wobei nur die leere Schale gleich einem leisen Hauche übrig 
| en unute En die lin ee Arcellen nebst den noch unbe- 


DE VER 


0,03-Mm. 


a : ÜLAPAREDE und LAcHMmaNnN (Etudes sur les Infusoires et les Rhizopodes.. 
Vol. I, p. 443, Pl. XXI, Fig. 5, 6) als Pseudochlamys Patella beschrie- 
ben. M. Scaurrzz konnte eine feine Gitterung des Gehäuses sehen. — 
Dusarpın (Bist. nat. des Zoophytes et Infusoires. Pl. 2, Fig. 5) er- 


.  sprochen. 
 Sprösslinge zeigien ganz denselben Dimorphismus wie diejenigen der 


Arcella vulgaris auf Objeciträger I. — Auch sie theilten sich in eine Un- 
zahl kleiner Individuen, die rasch heranwuchsen. — Schon am 3. Sep- 


 stumpfe trugen (Taf. I, Fig. E14, 12). — Am %. September hatte die 
Anzahl der jungen Arcellen sich vergrössert, deren Durchmesser nicht 
mehr als 0,275 Mm. besass. — Aber nicht allein diese Formen entstan- | 
a den aus den Schwärmsprösslingen der Arcella Okeni, sondern auch die 
der Arcella vulgaris, ein Beweis, dass die Angabe von Üraranipe und 


die sich um ihre Achse bewegte und dabei langsam vorwärts kam. — 


tungsversuche ihrer Sprösslinge mit möglichster Kürze besprochen habe, i 
‚ theilungsarten, wobei ich jedoch wiederholt betonen muss, dass sie von 


.die schwer zu beobachtenden Vorgänge zu beschreiben. — Nicht allein, 
dass die Schalen die Untersuchung stören, es sind auch die aufge- 
 nommenen Nahrungsstoffe derselben kusserst ungünstig wirkend. 


. untersuchte, zeigten gewöhnlich nur einen, selten zwei Kerne. — Vom . 
4. September bis zum 10. October traf ich Arcellen an, welche 9—10 
Kerne enthielten. — Avursach war der Erste, welcher die grosse Anzahl 


verhältpisse der schalenbildenden Amdaten N von n ‚a bi 


Die jungen Krderlen wurden, wie BürschLi richtig vermuthet, von 


kannte sie als junge Arcella vulgaris. — Die von BürscuLi erwähnte 
Arcella patens Cl. etL. (loc. eit. Pl. XXI, Fig. 7) habe ich schon be- 


Objeciträger II mit der Brut der Arcella Okeni. — Deren 


tember bemerkte ich sehr kleine noch glashelle sternförmige Schalen, 
die jedoch, anstatt 40—A1 zahnartige Vorsprünge zu haben, blos acht 


LAcHmann, welche die sternförmige Arcelle als eine Varietät der PD | 


vulgaris bezeichneten, vollkommen richtig ist. R; 


Ich habe ebenfalls das von obigen Forschern beobachtete Sprengen 
und Auseinanderfallen einer alten Schale gesehen, deren Bewohnerin 
herausfloss und sich zu einer grossen Schleimkugel zusammenballie, 
Das Thier verlor sich aus meinem Auge und konnte nicht wieder auf- 
gefunden werden; es enthielt einen grossen Kern (Taf. I, Fig. DA). n 

Nachdem ich nun die Theilungsprocesse der Arcellen und die Züch- 


schreite ich jetzt zu den Mittheilungen der von mir "beobachteten Kern- 


mir noch nicht genügend erforscht wurden, um mit völliger Sicherheit 


Die Arcellen, welche ich vom 19. August ab bis zum 4. September 


5 en. von 15 Kernen, die u isn Thieren a allen 
ERBACH. von k0 und Srein von 50 Kernen. Welchen Zweck aber sollen 
nun die vielen Kerne in einem Thiere haben? Wenn wir den Nucleus 
"als. einfachen Zellkern betrachteten, so würde ein solcher für ein ein- 
faches Wesen, wie die Arcelle es ist, völlig genügen. 

Der Kern hatte während der Zeit vom 19. August bis zum 20. ‚Och 
tober, zu welcher Zeit meine Arcellen sämmitlich abstarben, die in der 
Einleitung dieser Arbeit beschriebene Form, weshalb ich von einer 
‚ wiederholten Mittheilung abstrahiren kann. 


i eine kleine hellgelbe Arcella vulgaris vor, welche höchstens einen Durch- 
h messer von 0,08 Mm. besitzt, während diejenigen des Katzensees einen 
iameter von 0,12 Mm. erreichen. 


zur Beobachtung geeignet, um an ihnen die Kerntheilung, ja die Thei- 
Ss lung der gesammten Tochterzelle studiren zu können. — Ich bemerkte 
; ‘meinem Erstaunen eine zweifache Art der Theilung: 

4) Theilung der Zone und des Kerns zur Maulbeerform und schliess- 
lich gänzlicher Zerfall derselben in kleine runde Körnchen (Taf. 1, 
Fig. F1—8). 

2) Theilung des Kerns allein, innerhalb der ae passiven 
Zone (Taf. I, Fig. @ 1—22). 


Erste Theilungsart des Kerns. 


Die Arcellen des Züricherbergs besassen anfangs stets zwei Kerne 
1), welche nicht i immer zu gleicher Zeit den Theilungsprocess durch- 
hten. In der Zone a treten zuerst kleine Vacuolen auf (F 2), die 


um die Zone in runde Blasen zerfallen machen (F 4). — Der Umriss 
ar früheren Protoplasmazone ist noch vorhanden. — jelzb aber ver- 
ren die Blasen ihre runde Form und werden polyedrisch, in ihrer 
litt > treten a. kleine Bläschen ee — Die Vacuolen haben sich N 


Auf dem Züricherberg kommt in einem schon erwähnten Teiche. 


Erstere sind wegen ihrer hellen Färbung der Schale besonders gut 


össer ‚werden (F 3), und schliesslich bei dem fortschreitenden Wachs- 


ER RT 


Die bis jetzt durch gegenseitigen Druck eckig gewesenen kern 
ockolen der ehemaligen Zone runden sich ab und die ganze früh 
Tochterzelle erscheint ais Maulbeerform (F 7). — Der ganze Verlauf bis 
zu diesem Stadium dauerte einige Siunden, bei mehreren Individuen 
länger, bei anderen kürzer. — Die Theilstücke der Zone sowohl als di 
_ des Nucleus konnten nicht mehr von einander unterschieden werden. — 
Dass die Körnermasse in.noch zahlreichere kleinere Körnehen zu zer- 
. fallen vermöge, dafür sprechen die öfters gesehenen Erscheinungen wie 
Fig. F 8 sie zeigt. — Anschliessend an das soeben Mitgetheilte erlaube ich 
mir noch folgende höchst merkwürdige, am 6. und 7. September ge-. 
machte Beobachtungen anzufügen. Eine am 6. gefundene Arcella vulgaris 
enthielt nebst mehreren Kernen einige kernartige Gebilde, die von 
gleichem Umfang wie jene, aus einer Masse dunkler Körnchen bestanden 
(Taf. I, Fig. H b). — Nicht lange dauerte es, so wurden mehrere der 
ir geichen Ballen mit grosser Heftigkeit ausgestossen und ver theil- n 
ten sich in eine dunkle Wolke munter tanzender Körnchen, die sich x, 
langsam on — ihr Durchmesser mochte !/,;9 Mm. NE 4 
| Die am 7. September untersuchte Arcelle (Taf. I, Fig. A) enthielt. | 
‚keine Kerne mehr, sondern gegen 25 der obigen körnchenreichen Ballen 
(b) lagen, vom Protoplasma der Arcelle eingeschlossen, innerhalb der 
‚Schale. — Letzteres Thier setzte ich in eine feuchte Kammer und konnte 
mit Musse das bald erfolgende Ausstiossen der als trübe Wolken er- 
scheinenden und sich vertheilenden Ballen erblicken (c). — Während 
des Ausstossens obiger Körper verfolgte die Arcelle ihren Weg weiter. 
Am folgenden Tag lag die leere Schale auf dem Glase, ein kleiner i 
Rest Protoplasma klebte an der Schalenöffnung und eine Unmasse mole- 
eülartiger Körnchen befand sich zerstreut ohne Bewegung auf dem 
Boden. — Was aus den Körnchen wurde, vermag ich nicht zu sagen, 
indem sich nichts aus ihnen entwickelte. — Wenn wir aber die oben. 
geschilderten Ballen mit den, in vielen Körnchen zerfallenen Kernen 

Fig. F 8 vergleichen, so finden wir ein Analogon zwischen den beiden 
Verhältnissen. 
0.0 Sem (Der Organismus der Infusionsthiere. II. Theil, p. 258, 
Taf. VI, Fig. 1%) fand innerhalb des Körpers des Stentor Roeseliı dr ei 
ähnliche ungleich grosse, rundliche Ballen (x), welche massenhaft 
spindelförmige , starre farblose Körperchen von einer Länge von 
Yo —"sso enthielten. Als die Ballen gesprengt wurden, ergoss B 
N ihr Inhalt heraus, jedoch zeigten die Spindelchen keine Bewegung. — 
> 8rem hielt sie anfangs für Spermatozoiden, kam aber von dieser Ansiehf 
zurück, weil bei den in Conjugation begriffenen Stentoren der Nucleus. 
‚des einen Individuums sich genau in derselben Weise verhielt, wie der 


N 


En dnnsien erde anuetrelfen habe, zerfällt ehonalle in 
janz gleich sich bewegende Körnchen. 

-  ‚Greerr beobachtete das Zerfallen des Nucleus in feine Körnchen bei 
‚der von ibm enideckten Amoeba terricola, woraus sich junge Amoeben 
entwickelten. — Gesetzt, die erwähnten Ballen seien nicht parasitischer u 

ern. so können sie wohl nur aus dem Zerfall des Kerns der Arcelle, 

gleich wie es bei Amoeba terricola und Phonergates geschieht, entstan- 
den sein, und es wäre in Folge dessen die Art und Weise des von mir 
# beobachteten Vorgangs eine höchst merkwürdige, falls spätere Unter- 
suchungen dies bestätigen sollten. Man müsste dann die Körnchen als 

‚wegliche Sporen der Arcellen betrachten, wodurch eine weite Ver- 
breitung dieser Thiere begünstigt würde. — Fettkörperchen können die 
blasenartigen Räume innerhalb der Protoplasmazone des Kerns aus dem 
unde nicht sein, dass sie erstens nicht lichtbrechend sind, zweitens, 
dass sie sich eckig nalanadla legen und nicht miteinander erice 
wie es Fetikörper ihun, ferner, dass sich aus ihnen rundliche Körner 
ntwickeln, welche kleine nueleusartige helle Bläschen enthalten. — Die 
Jmbildung des Kernhaufens F7 zu FS8 habe ich nicht wahrnehmen 
"können. — Nachdem ich pro et contra die Differenzirung des gesammien 
terns besprochen habe, gehe ich auf die andere Kerntheilungsart über. 


Yan 


‚weite Theilungs art. Die TheilungdesKernsallein. 


Am Ik, October holte nn wieder frisches Material aus dem schon 


it. An en Bee en des Emeliehen Kerns, aus welchem 
"Nucleolus verschwand, erschienen zwei dunkle Puncte (vielleicht 


_ bunden waren (G 18). — Nun rückten die als neue Kernkörper zu be- 
 trachtenden opaken Puncie mehr gegen die Einbuchtung des Kerns hi 
» an welcher Stelle der Verbindungsfaden immer dünner wurde (G 19). - 


_ gleiche Hälften, die je einen Nucleolus umfassten. — Der ganze Process 
verlief in einer Viertelstunde. 


‚Arcelle nicht immer gleichzeitig geschieht und aus meinen Abbildungen. { 
‚erhellt ferner, dass die einzelnen Theilstücke des Kerns sich ebenfalls y 


‚ten. — Auf Tafel I, Fig. G 14 und 15 sind die beiden getheilten Kerne 


 worfen worden ed, oder in der sonst leeren Schale verbleiben. — Beide 
Fälle war ich so glücklich zu sehen. — Trotzdem, dass es in meinen 3 
' Aquarien an Nahrung für jene kleinen Wesen nicht mangelt, habe ich 


 riums zuweilen helle Protoplasmaklumpen an, die einen unverhältniss- 


Ans 
Ras 
Nr 
& 
RS 
f 


sam. — Ich habe wegen Mangel an Zeit die Sache nicht weiter unter- 
suchen können. — Am 17. September Vormittags beobachtete ich eine 1%. 
, lebende, mit drei Kernen versehene Arcelle des Züricherbergs. Die- - 
‚selbe, wie auch viele andere ihrer Gattung, schob den grössten Theil 

| ihres Protoplasmas zur Schale hinaus. Es bildeten sich hierbei grosse 
 Vaeuolen. Die vorher aufgenommenen einzelligen Algen lagen in 
i grossen Blasen, die sich centrahirten und wieder zu einer bedeuten- 


“ = 18. September Vormittags 11 Uhr bemerkte ich anstatt der g gestrigen 4 
; . drei Nuclei deren fünf ı ım Gehäuse. 


Emil Buck, 


die Sarah Averpacn’ s?), die durch eine dunkle Linien mit, etander ; ver- 


Kurz darauf ging derselbe verloren. — Der Kern theilte sich jetzt in zwei. 
Wir sehen daraus, dass die Theilung der beiden Noelei: einer 


so verhalten (G 9 und @ 13). — Die Zone selbst erleidet bei der Thei- 
lung des Nucleus keine weitere Veränderung, als dass sie der Form des 
Kerns nachgiebt und vielleicht platzen muss, wenn die Kerne austre- 


eines mit Esisäute behandelten Thieres dargestellt. 

Es wirft sich jetzt uns die Frage auf, was geschieht mit den vielen N 
Kernen im Arcellenleibe? — Auf diese schwierige Frage kann ich nur 2 
antworten, dass die Kerne als Ruhesporen den Winter über im Schlamm. 
verharren mögen, einerlei, ob sie von der absterbenden Arcelle ausge 


mit einer einzigen Ausnahme, wo 5 Kerne sich in der sonst leeren 


22 


Schale befanden, seit Anfang November: keine lebenden Arcellen mehr 


D “ . RN ” N , r . Be 
angetroffen, selbst nicht in dem gleichmässig erwärmten Wasser meines 


a 


Heizungsapparates. — Dagegen traf ich im Schlamm des" einen Aqua- . 


mässig grossen, den der Arcellen analogen Nucleus enthielten. — Der 
Klumpen, welcher sich als amoeboid erwies, bewegte sich äusserst lang- | 


den Grösse sich ausdehnten. Ein Kern verblieb in der Schale, 
während die beiden anderen sich aussen befanden. Das Protoplasma e 
og sich aber im Laufe des Nachmittags wieder in die Schale zurück. — E 


Einige Rhizopodenstudien, ir 


Zwei ivoni wurden beim lan Ausireten der Sarcnde und 
deren nachherigem Platzen um 12 Uhr Mittags mit dem grössten Theil 
des Protoplasmas weegeschleudert. Die drei noch übrigen Kerne, 
welche i in der Schale verblieben, schrumpften am 19. September kaum 
merklich zusammen und gingen in einigen Tagen ihrer Auflösung ent- 
‚gegen. Die beiden ausgetretenen Kerne von eiwas Protoplasma noch 
umgeben, verlor ich bei der Aufnahme mit der Pipetie. 


Parasiten der Ärcellen. | 
Seit man die parasitische Natur gewisser Fiagellaten erkannt n 
um deren Auf iindung sich Gienkowskı grosse Verdienste erwarb, 
man, wie es Bürscarı (Beitrag zur Kenniniss der Euitwicklüngseesch: 2 
| rcellen) schon betonie, gegenüber der Foripllanzungsgeschichte der 
niedrigsten thierischen Organismen mit Recht misstrauisch geworden. 
Ich sage mit Recht, weil die einen Geisselfaden tragenden Monaden den 
Schwärmsprösslingen der Protomyxa und Noctiluca miliaris zum Ver- 
echseln ähnlich sehen. Es sei mir auch hier gestattet, meine noch 
ev Dnteis rei über diesen Gegenstand, soweit sie die 


| Ei Een: erfüllt, En auf dem Uhleehraker lag. Den Tag 
dar: uf en a) Esnige der Körperchen. Am k. we DE En 


En; sie war buchstäblich a erfüllt. Nach meiner ae 
ne es gegen Hundert sein a I, Eis, I Als ich am Na E 


ae 
mi 


so dass ihr Gehkngnine ih a 
Um S EI“ waren Fast alle ee 


en Kr Schwärmer zusammengekugelt und in sehr kleine zarie 
n verwandelt. Wenn wir die Form der Schwärmer mit den- 
n von ÜIENKowsKI gezeichneten vergleichen, so hätten wir es hier 
er Monade Pseudospora parasitica zu thun. (Cienkowssı, Beiträge 
intniss der Monaden. Archiv für mikroskopische Anatomie von 
fr wissensch. Zoologie. KIX.Bd. 2 


BR ae AH BON H 
H KERNE Bo 
] I Pe Nik 
; ) 


rs gan Ba. 1 p. 212. Tal. ee 6, 7. h Bis» zum nun 


a ichlich ne da ch bemerkt halben dass die a 
Schwärmer mit kleinen Pflänzchen sich ernährten. Es gelang mir au 
diese Weise die Thiere bis zum 30. October lebend zu erhalten, wo si 
‚aber alsdann spurlos verschwanden. Meine hierbei gemachten Wahr- | 
. mehmungen habe ich in einem besonderen Aufsatz niedergelegt, den ich ” 
‚dieser kleinen Abhandlung beifügte. Wie die Flagellaten in die Arcellen ' 
 gelangien, ob sie noch während ihres Lebens oder erst nach erfolgtem 
Tode eingedrungen, sind Fragen für künftige Beobachtungen. u 


4; © Einige Beobachtungen über die fernere Entwicklung von para- 
sitischen Flagellaten der Arcella vulgaris. 
Vom 42. bis 30. October 4876. KON 


In meinem Aufsatz » Beiträge zur ‚Entwicklungsgeschichte ‚de 
 Arcellen«, machte ich die Mittheilung, dass ich zu öfteren Malen in 
‚Arcellen runde, un a fand, die‘ aus der Schale der vod 


rlieen Fortsatz Pe sich in de ‚änge streckenden ersn en -_ 
Tr 

 wickelten. Ich verglich diese Monaden mit der Pseudospora para 
sitica Jh der Sa hun. cu For m Wh 


ee vorn zugespilzte, hinten abgerundete es aus, | 
 Vordertheil das gleichartig ‚geformte Wesen lag, so dass der hintere 1 
der Cyste leer blieb. as 5 

Ändere aber, welche an Grösse zugenommen hatten, bewegten « 
. ne anhaltend, da sie keine Cyste besassen. ' 
a Am 43. October traten schon aus einigen Gysten ovale, w 
| ot kernlose aber mit contractilen Vacuolen ve ersehene an . 
2, u Gebilde hervor, welche sich später abr undeten. \ 
| An 14. fanden sich in einigen Cysten zwei ovale K Körper Yv 


1) Cıenkowskı, Beiträge zur Kenntniss der Monaden. ik f. mike. 
Max Sonuuaze. Bd, I, p. 242. Taf. XII, Fig. 6, 7. ; 


Binige een sanien nn on 19 
® . dien peimehch einzigen Thieres, welches sich also innerhalb der 
| Gyste getheilt hatte. Zusammengekugelte Amoeben waren jetzi zahl- 
‚reicher auf dem Objeciträger vorhanden, als den Tag zuvor, und nur 
‚noch wenige uncystirte Schwärmer blieben sichtbar. Am 15. konnte 
‚ich wegen Unwohlseins die weitere Entwicklung nicht verfolgen. Am 
146, wraf ich viele Amoeben an, welche deu Theilungssprösslingen der 
Bi [teen abgesehen vom anlnrien Nucleus, zum verwechseln ähn- 
lich sahen. Am 147. war noch alles unverändert. Am 18. hatten 
sich die übrigen frei lebenden Flagellaten ebenfalls eneystirt. Am 
49. October begannen die Amoeben Chlorophylikörner aufzunehmen. 
| Vom. 20. bis 25. konnte eine: weitere Veränderung der  Thiere. nicht 
wahrgenommen werden. Die Amoeben entwickelten während: der 
ganzen Dauer meiner Untersuchung keine Pseudopodien, sondern nur 
| wellenförmige Ausbuchtungen. Am 26. enthielien sie zum grössten 
- Theil ein oder zwei grosse nicht contractile Vacuolen. Am 27. be- 
tn die Amoeben sich zusamınenzukugeln, die Vacuolen blieben aber 
bestehen. und die zahlreichen dunklen Körnchen ihres Protoplasmas 
aren in einer lebhaften tanzenden Bewegung, gleich einer: Molecular- 
ewegung, begriffen. Am 28. October hatten sieh nun alle Amoeben 
A ammengekugelt und hoien die nämliche Erscheinung der Molecu- 
bewegung dar. Einige der Thiere enileerten einen Theil ihres 


dann total in eine Menge sich lebhaft bewegender Körnchen, welche 
biseuitförmig eingeschnürt, eine Länge von ungefähr !/,,, Mm. hatten. 


nchen für die Dauer einer halben Siunde plötzlich auf. Hingegen 
. sammengesetzie Kugel, innerhalb einer ERcBsen Vacuole, während die 
jen enihielten. Die oben erwähnten wurden an 


tossen und vertheilten sich zu einer Wolke genannter Körnchen. 
% October ‚kemnte ich u Brise Amoebe mehr erblie ken, da- 


\$ ann: diese EFAINSIn eh EM on Kan A binnen 


nigen Inhalts nach aussen, schlossen sich dann wieder oder zerfielen 


Bei anderen kugelig erscheinenden Amoeben hörte die Bewegung ihrer 


ien andere i in ihrem Inneren eine grosse, aus beweglichen Körnchen 


e Theilung der nucken kan mir niemals zu Gesicht, woher 


RT 
SEIFE x 


2 e a Emil Buck, 


‚Die ı einzige Differenz, welche allerdings sehr wichtig ist, besteht dir, 
dass bei jenen Thieren der Kern als der Erzeuger der Körnchen be- 
 trachtet werden muss, hingegen bei unserer Amoebe ein ı Kern gar nich 
mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte. 
| Die beschriebenen, aus Körnchen bestehenden Kuseln, welche 
scharf aus dem sie umgehenden Protoplasma hervortraten, ähnelten sehr 
‚den körnchenerfüllten Nuclei obiger Rhizopoden. Ich heobaiehrtets ferner, 
dass die Körnchen der Kugel sich im ganzen Körper ri und an | 
einer anderen Stelle einen neuen Ballen bildeten. | 
Es ist eine bekannte Thatsache, dass sich das Protoplasma in 
differenten Flüssigkeiten durch zu grosse Wasseraufnahme auflöst. 
Warum aber sollen diese im Wasser lebenden Geschöpfe, welche an- 
scheinend gesund waren und sich mit Ghlorophylikörnern reichlich er- 
nährten, zu gleicher Zeit aus obiger Ursache zu Grunde gehen? viel- ” 
mehr scheint dieser Vorgang ganz entschieden mit einer Fortpflanzung 
zusammen zu hängen, um so mehr als nach dem erfolgten Tode der 
Amoeben die äusserst zahlreichen jungen Thiere aufgetreten sind. 
Ausser den geisseltragenden Schwärmern und den Chlorophyilkörnern 
befand sich kein anderer Gegenstand auf dem Glase. Herr Harıkr, | 
Gand. rer. nat. aus Bern, hat bei mir ebenfalls die tanzende Bewegung 
der Körnchen sowohl als Aush die aus ihnen zusammengesetzten Kugeln 
der Monadenamoeben gesehen. Eine Täuschung kann somit nicht vor- 
liegen... ls | GR 


III. Phonergates vorax, ’ S 


Nov. gen. nov. spec. mihi. Eine parasitische Monothalamie. 


Ä 


Diagnose des Phonergates vorax. | 

Schale häutig, structurlos, glashell, biegsam, meist kugelig in eine 
kurze halsförmige Verlängerung auslaufend, wo sich die Schalenöffnun: 
am Ende befindet. Das Protoplasma alter Thiere ist gelblich ; dasjenige | 
junger, sowohl der unbeschalten als mit einem Gehäuse versehenen 
bläulich, mehr oder weniger körng. | as 
Pseudopodien nicht anastomosirend, fadenförmig, bei jungen ck 

ten Thieren von einem oder zwei Preudopodienshii nach verschie- 
denen Richtungen hin ausstrahlend, gegabelt, lang. Häufig actino 
 phrysartig ausgebreitet. Beschalte junge Thiere mit einem vor d« 
Schalenöffnung ausgesireckten Pseudopodienstiel mit sternförmig sie 
'verzweigenden gegabelten Pseudopodien. Aite, reife Thiere kugelig 
der Schale zusammengeballt, dieselbe ganz ausfuleent; keine Pseud 
 podien. Zwei, sich langsam contrahirende Räume im hinteren Kö, pe 


’ | 


dicken Eleohn, ohne acnelen, an Emibchend. Hinines 
nur ein Kern vorhanden, der mit dem Alter an Grösse gewinnt, ehe er 
zu Sporen zerfällt. 
Am 21. September 1876 fand ich in einem Gläschen meines 
Be  nparates, welches auf 20°R. erwärmtes Wasser des schon 
_ erwähnten Teiches am Züricherberg enihält, eine sehr merk würdige 
_ Monothalamie , welche durch ihren äusseren Habitus sowohl, als: auch 
- durch verschiedene Erscheinungen bei der Fortpflanzung, resp. Thei- 
_ lung, mit nachfolgenden Monothalamien nahe verwandt ist: 
 -  Leeythium hyalinum Hertwig undLesser. 
u .. » Gromia hyalina Schleimberger, | 

Arcella hyalina Ehrenberg und Fresenius. 
| ee socialis Hertwig. 

 Gromia socialis Archer. 
eraephay: stercorea Gienkowski. 

Difflugia Enchelys Schneider. 
N Dagegen scheint das Thier identisch mit der von Prof. F. E. Scuurze ' HN 
beschriebenen und abgebildeten Gromia secialis zu sein. Auf die nähere 
Verwandtschaft zwischen diesen und anderen Thieren werde ich später 
im 2. Theil der Arbeit näher eingehen. Die merkwürdige Lebensweise 
nd die Vermehrung von Phonergates vorax habe ich verfolgt und ge- 
anden, dass er sowohl ein freies, als auch ein parasitisches Leben 
führen kann. In verschiedenen mikroskopischen Wasserthieren, ferner 
an kommt er zur Reife und vermehrt sich durch die 


ln sch in a Kör per, er auf et ie Keinen 
us manchmal zu reifen Monothalamien ; öfters jedoch wandern sie 
ı erfolgtem Tode des Wirthes aus. Wenn sie aber in Pflanzen ein- 
drungen,, so setzen sie sich in einer Pflanzenzelle fest und gelangen 
dort zur Reife und Sporenbildung. Doch kommt es vielfach vor, dass 
a i den ‚Thieren direct in eine Pflanze übersiedeln. Als ‚Junge 


| hyaltaen Schaldz welehe: mit en Alter aber gelblich and 
dopodien der Jungen stimmen oft mit denen der Alten überein. 


TE SCHULZE, Archiv für mikr. ehe v, M. Scauutze, Bd. Äl, p. 118, 
ig. 1-18. | Se | 


mil Buck, 


Spore, die theils zur Ruhe kommt, theils wenig biegt bleibe, ; 
die schliesslich, nachdem sie achse ist, sich in eine zarte nach te 
. Amoebe vbrwdntieh. Späterhin werden die Annoehen ee 
und umgeben sich dann mit einer Schale. a at | 
_ Die noch nackten Amoeben verschmelzen oft nach Art der u 
amyli Cnk. zu einem Plasmodium zusammen, das später mit einer dehn- 
baren Hülse sich umgiebt. Ueberbaupt zeigen die jugendlichen Thiere 
eine grosse Verwandtschaft mit den Monadinen !), wenn wir die beider- 
seitigen Amoebenzustände vergleichen. In Folge ‘der Aehnlichkeit 
meiner Thiere mit einzelligen Algen im Zustand der Sättigung mit 
Chlorophyllkörnern u. s. w. wurden sie vielleicht für Palmellaceen oder 
0... Ghroococcaceen gehalten und deshalb von den Zoologen übersehen. 
Auderseits gleichen sie aber, wenn sie in fremden Thieren hausen, den % 
Keimkugeln der eilischen Acinetenform ‘Sphaerophrya Clap. und 
Lächm. (Acineta infusionum Stein)2?) oder den Monocysten. Auch die 
eneystirte Colpoda eucullas, vor deren Theilung in zwei oder vier Indi- 
viduen, kann nur durch die Rotation des Protoplasmas von Wem zu- 
sammengekugelten Phonergates vorax unterschieden werden. Beide 
Thiere kommen immer zugleich vor, man muss sich deshalb hüten, sie 
mit einander zu verwechseln. | | | 
Die frei lebenden Thiere, welche mir zuerst zu Gesicht kamen, 
hatten ihren kugeligen Körper zwischen einer gallertigen Masse ver- 
steckt, auf welcher Diatomeen, Palmellaceen und eine Menge abge- 
storbener organischer Sulstansen angeklebi waren (Taf. I, Fig. 8). In 
dem gelblichen körnigen Protoplasma des Thieres befand sich ein Nu= 
cleus und mehrere contractile Blasen. Von der Unterseite der länglichen 
Kugel aus verbreiteten sich ungemein zarte, sich oft vielfach gabelig 
_ verzweigende, sehr lange Pseudopodien, welche, die Schleimhülle durch- 
dringend, dem Thier das Ansehen einer Süsswasserradiolarie gaben. 
' Wodurch es sich jedoch von einer solchen unterschied, war der Um- 
stand, dass diese Fäden einziehbar und seitlich beweglich erschienen, 
und dass die Gentraikapsel der Radiolarien völlig mangelte. An dem 
unbedeckten Individuum konnte man mit der grössten Deutlichkeit die 
ganze Ausdehnung der in unmesshbar feinen Ele NUDE 
une erkennen. | a 
Die Thiere nahmen ziemlich grosse Diatomeen in "sich auf, nach 
Art von Leeyihium hvalinum H. und L. Obwohl sie die Gestalt ihres 
. nr nicht veränderten, wechselten sie doch langsam ihre Lage. ‚Die 


| INA ER Ciunkowskı, Beiträge zur Kenntniss der Monaden. Archiv für mikr. Ama 
} kone ah Schutze) Bd. I, p. 208—233.. Taf. XII, XI, XIV. ı 
ge 2) Srem, Der Organismus der: Infusionsthiere. I. Abth, Tat, Vu, Yan, x, KUN, 


en en Kugel um abe Arisfaches sie er Schienen als hyalihe a 
förmige Streifen, die sich später verästelten. Erst die Anwen N 
"von Auapeauen erm a es mir eine A eng ee | 


Schale lag, welche völlig uckkiohie wie bei Mikmaereiann 
 Booydhium ., und Chlamydophrys siercorea erschien. 


SCHULZE, loc. Ale dass die Schale on von 


da en er a an Thier wie Ach beobachtet hi, SchWinnende 
emp! re 1), welche Scavrze abbildet, habe ich nicht zu sehen be- 
, wohl aber eine bei Chlamy dophrys stercorea Von SCHNEIDER 
Is Conjugation en ne zweier Thiere, die darin a 


ee Ab, sie Sion Mh einer Stunde von ale 
lieben auch die Vacuolen verschwunden. Anderthalb Stun- 
iter waren ausser den zwei grossen Individuen noch zwei 
e hinzugekommen, die in einer a ee ausser- 


DER 


| beit, welche kurz Garn atale. | | | 
Jedes der beiden kleine 'en Exemplare ist offenbar als das u 
ngsproduct j je eines grösseren zu betrachten. In jedem der alten en 
raten nun grosse Vacuclen auf, während an den Jungen sich 

derartiges entwickelte. Nachdem die Gesellschaft Iaupe Zeit bei- 


ax 3% 
er: 2 RE I 
NEE ERDE 


Ringen bin (Taf. r: I 6). a der von a u N 


N 


Emil Buck, 


beobachteten Vermehrung von Chlamydophrys stercorea Gnk.') treibt 
dieses Thier durch die Schalenöffnung eine protoplasmatische Ausbuch- 
tung, in der man anfangs keinen Zellkern wahrnimmt, der jedoch später 
unabhängig vom Mutternucleus sich entwickelt. An dieser Pseudo- 
podienplatte erscheint bald eine scharfe Contour, welche die junge auf- 
liegende Schale des neuen Thieres bezeichnet?). Kurz darauf oder vor 
der Schalenbildung treien aus der gemeinschaftlichen Protoplasma- 
brücke Pseudopodien strahlend auf. Zuletzt gehen beide Theile, das ° 
Mutterthier mit loser Schale, das neugebildete mit eng anliegender aus- 
' einander. Der Vorgang der Theilung blieb mir bei Phonergates vorax “ 
' verborgen, weswegen ich die von Cienkowskı geschilderte Theilung 
eines sehr verwandten Thieres als Ergänzung der Lücke in meiner Be- 
' obachtung betrachte. Die Theilung des Thieres muss als eine Folge der 
Conjugation aufgefassi werden, denn Bürscnı°) sah gleichfalls nach der A 
‚Gonjugation der Arcella vnleanis neun Theilungssprösslinge auftreten, 
die anfangs in der Schale des Mutiertbieres umherkrochen und später | 
als Amoeben ausschlüpften. | 
Das höchst merkwürdige parasitische Leben meiner Honoihalanııa 2 
lernte ich kurz darauf kennen. Beim Absterben der im Glase befind- 
lichen Lemna minor, Ende October 1876, redueirte sich auch bedenklich 
die Zahl der Phonergaten. Ich nahm zur näheren Untersuchung des 
Futtermaterials einen Theil des Schlammes heraus. Hierbei begegneten 
mir aber sehr viele lebende Räderthiere und auch Cyclopslarven, welche 
'sonderbare bläuliche, zum Theil sehr grosse Protoplasmakugeln in sich 
 einschlossen. Diese Kugeln enthielten viele Körnchen und eine Vacuole. R 
Einen Kern konnte ich nur bei denjenigen Körpern wahrnehmen, welche 
keine Körnchen zeigten. Buchstäblich mit den Pro er- . 
füllt waren eine Larve von Gyelops quadricornis?, ferner die Räder- 4 
thiere: Lepadella ovalis Ehrbg., Rotifer vulgaris Schrank, Eaapnong 
'Najas Ehrbg. und Salpina spinigera. 2% 
Solche stark mit Parasiten besetzte Thiere machten nur noch wenige ; 
_ Bewegungen und starben bald ab. Bei näherer Betrachtung zeige es ä 
' sich, dass sie fast keine inneren Organe mehr enthielien. Von Eier- 
 sihöken, Darm und Drüsen war keine Spur mehr zu sehen, nur einige 
 verworrene Reste vor dem Tode noch ührig geblieben, verschwanden vi 


Sr 


ER 1) Cıenkowskı, Ueber einige Rhizopoden und verwandte Organismen. Arch. f. 
 mikr. Anatomie von La VaLErıe St. GeoreE und W. Warperer. Bd. XI, Heft 1, 
p. 39. Taf. VII, Fig. 73—89. | \ N 
8) loc. eit. Fig. 77. 

3) Bürschuı, Beitrag zur Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Arcella val-, 
garis, Archiv f. mikr. Anatomie von M. Scuurtze. Bd, XI. Pl. 25, Fig. 2,3,4, si 


ET 
Page 


BER 


Einige Rhizopodenstudien, e or 


pP} 


darauf; in Kurse. Es wurde mir hierdurch klar, dass 3 Anden Proto- 
| plasmakugeln sich von dem Inhalte ihres Wirthes ernährt haben mussten, 
4 und dabei gross geworden sind. Wie es aber den sich als fitiivophden 
| entpuppenden Parasiten möglich geworden ist, die Örgane zu zerstören 
lässt sich dadurch erklären, dass sie sich als noch kleine Thiere, nache 
4 ‚dem sie vom Wirth Brschlünkt waren, in die Organe desselben ein- 
} bohrten und durch ihr massenhaftes Auftyeien in kurzer Zeit damit aul- 
'räumten. Vielleicht bedienen sie sich dabei eines ätzenden Saftes. Meine 
‚Beobachtungen über den Parasitismus genannter Thiere begannen am 
| ‚23. October und wurden am 24. December des gleichen Jahres beendigi. 
- Am 23. October elle setzte ich eine mit Parasiten behaftete Lepa- 
‚della ovalis (Taf. I, Fig. 7) auf einen Objectträger, um das Ausschlüpfen 
| ‚der ersteren aus dem noch etwas zuckenden Thiere zu beobachten. Um 
15 Uhr Nachmittags lag das Räderthier todı auf dem Glase mit weit ge- 
‚sperrter Mundöffnung;; fast der gesammte Inhalt, aus 40 Rhizopoden be- 
stehend, war schon ausgeschlüpft und bewegte sich langsam um die 
Leiche des Thieres (Taf. I, Fig. 8). 
"Drei derselben ähnelten den jungen, aus den Schwärmsprösslingen 
keinen iniusionum hervorgegangenen Sphaerophrya Gl. und L., nur 
‚besassen sie anstatt Tentakeln kurze strahlenförmig angeordnete Bahde- 
pP odien von derselben Beschaffenheit wie bei Leeythium hyalınum (Taf. T, 
Fig: 9). Zwei dieser Thiere zeigten, nachdem sie mit verdünnter Essig- 
ure behandelt wurden, die glashelle Hülse der geschilderten frei leben- 
en Thiere (Taf. I, ie 63—68), nebst der deutlich wahrnehmbaren 
nung. | | 
Die. anderen 7 Individuen liess ich leben. Am 24. October lagen 
noch auf derselben Stelle. In einer ungestielten grossen Vorticelle 
Vorticella citrina Müller (Taf. TI, Fig. 10) bemerkte ich am 24. Oc- 


= ng 


u Din 


En, reiche meiner nicht n mit Recht von as As para- | 
he Aeineten an ao Als ich Dr ee ben 


ch ie einer feinen spie sie > krochen De ifo todten Thiere 


Dieser Act dauerte mehrere Stunden. Nachdem noch viele Aus 
. sehlüpfungen aus Räderthieren stattfanden, konnte ich eine solche am 
97. October bei einer Cyelopslarve verfolgen. Die Larve. war ‚schon 
'todi, als ich sie auffand ; von inneren Organen konnte nichts mehr ge- 
"sehe werden, die ganze Leibeshöhle erschien dagegen mit circa 50 
| Parasiten erfüllt, welche sogar lin den Beinen des Krebschens sich ein- 
-genistet hatten. Auch hier diente die Mundöffnung der Larve als Aus 
'gangspforte für die Thiere, welche sich nach und nach im Laufe‘ eines 
Tages und einer Nacht aus der Leiche entfernten. In dem Krebs, sowie 
in den grösseren Räderthieren, wie z. B. Rotifer vulgaris und Eosphora 
'Najas, erreichten die Rhizopoden einen bedeutenderen Umfang als in 
der Lepadella ovalis. Einige derselben enthielten einen ah runden 
Hohlraum in ihrem Protoplasma. 2 
Am 29. October traf.ich in Kerona pustulata (Taf. I, Fig. 14) und 
mehreren ungestielten Vorticellen ebenfalls Parasiten an; gleichfalls in 
einem Rotiler vulgaris, aus welchem sie aber erst am 31. ausschlüpften. 
Ich beobachiete öfters, dass die jungen Monothalamien es acht Tage lang 
in einem todten Rudorthiehe ohne Schaden aushielten, sie verloren jedoch 
ihre bläuliche Färbung, welche einem gelblichen Anfivige Platz machte. 
Am 4. December fielen mir endlich in einer noch jungen Lepadella ovalis 
zwei Schmarotzer auf, wovon der eine noch klein und bläulich, der 
andere doppelt so gross und gelblich erschien. Letzterer enthielt in 
seiner Mitte eine grosse Sporenkugel (Taf. IL, Fig. 69). Es kann somit 
Phonergates vorax, wenn er nicht auswandern kann, noch innerhalb des 
todten Wirtbes Sporen erzeugen. Das Nämliche.fand ich später bei den 
in Pflanzen lebenden Individuen. Sämmtliche ausgekrochene Parasiten 
hob ich a aus und vertheilte sie a VerBosdEne ee 


‚ Vallisneria spiralis aus meinem Kan arıum zu füttern. 
verdanke ich die vollständige Beobachtung der Eoeswidichiieek geschicht 
von Phonergates vorax. | & ir 


1. Versuchsreihe, 


4) Hohlaoschllilener a eotträger Nr. I. 


a Thieren ulm nach wenigen Tagen lache rd Gau 
wadurch‘ sie‘ on als grosse grüne Kugeln präsentirten. Auf diese Wei 


SUNZE 


Binige Rhizopodenstudien. | | a7 


eanz. das Aussehen einer sich dieilendlen Palmellacee. Auf 
en srunde des concaven Objectträgers befanden sich Schlammtheil- 
‚hen 1 und massenhaft Else lopmene Bacterien. Die Rhizopoden a 


a; in a a ein, von wo sie ihre an entweder 
einer, oder . Richtungen wie Diplophrys Archeri (Taf. I, 
13, 18, ‚26, 27, 28) oder auch nach allen Seiten ausstrahlten 
16, N DS.Ww;),; Die umliegenden Chlorophylikörner wurden von 


ni ” en a Thieres gelangten. Nach einigen Tagen fanden 
rere An lungentneose ; statt. ae hestanden darin, dass a in 


| Doch en . eine , aheh a hanfise 
ni denn sie wurde erst später ausgeschieden. Allmälig verdoppelte 
die Anzahl der Individuen, nach weiteren 14 Tagen hatten sich die 
ere derart vermehrt, dass ihre Zahl, nach tausenden berechnet 
len konnte. Die s a eiandesen Theilungen aber standen mit einer 
en Fortpflanzung durchaus nicht im Einklang, es musste somit 
ch eine andere Vermehrungsart stattgefunden ale Eine Unmasse 
ner runder, sehr blasser Körnchen lag regungslos in der Umgebung 
er Thiere, ich konnte aber wegen des vielen Schlammes keine Verän- 
ing an ihnen verfolgen. 

Ehe ich weiter gehe, muss noch einer anderen Erscheinung gedacht 
en. Die meisten Individuen hatten sich im Schlamm ein Nest be- 
das hyalin war und meisi aus vielen sehr zarten concentrischen 
ungen. zusammengesetzi sich erwies (Taf. IL, Fig..40, 41, 23). 
Mitte ruhie das mit grünen Körnchen erfül Ite Thier entweder 
oder mit mehreren Theilungssprösslingen zusammen und glich 
las Täuschendste einer Ghroococcacee, indem es kugelig nebst seiner, 
C I ähnelnden Hülse N war. Andere Individuen 


h jedoch die hauliee a meh ehmienpile Die concentri- 
ichtungen des Nestes verdanken meiner Ansicht nach ihren 
den vom Thier ausgeschiedenen gallertigen Speiseresten, die 
‚den trägen Rhizopoden lagern. Mit der Zeit werden neue 
ı erzeugt, ‚wodurch die älteren sich immer weiter herausschie- 

ıdurch, dass sich Bacterien und andere molecülartige Körper- 
len Schichtungen ablagern, werden sie sichtbar gemacht. Das 


Ba, Emil Buck, a N 


Thier selbst hat ı zu dem Bau dieses Lagers richte direst bei h 
getragen. y 

Je länger dasselbe ein Nest bewohnt, je grösser wird es. ‚Sie 
ai können jederzeit ihre Nester verlassen, wenn keine Nahrung mehr von 
den Pseudopodien erfasst werden kann. Ob letztere die Schichtangen 
durchdringen, lasse ich dahingestellt sein. | | 


Aehnliche Lagerstätten habe ich im December bemerkt, welche von 
den in den Zellen der Vallisneria spiralis lebenden Phonergaten ver- 
ursacht wurden. Das Thier ist unbeschreiblich träge, so lange es ihm 
nicht an Fuiter gebricht, ändert es seine Lage nicht; wenn aber da 
selbe ausbleibt, so kriechen sie langsam amoebenartig zur Stelle hin, wo 
sich das Futter befindet. Ich habe darüber Proben angestellt, welch 
das, was ich soeben behauptete, vollkommen bestätigen. In ein 
grossen Lackzelle hatte ich viele der Parasiten untergebracht, welche 
sich an den dieksten Haufen der Chlorophylikörner aufhielien. Mehrere ” 
Tage fütterte ich sie nur an dieser Stelle; darauf legte ich das Futier 4 
auf die entgegengesetzte Seite der Lackzelle. Die Folge war, dass sich ” 
die gesammte Menge der Thiere von dem alten Futterplatz nach dem 
neuen verzog und dort wieder liegen blieb. Um die Einwanderung | 
der Phonergaten in fremde Thiere zu belauschen, seizte ich Anfangs |} 
‚November mehrere Räderthiere zu den von mir gezüchteten Monothala- | 
mien des hohlgeschliffenen Objeeciträgers. En 

Die Räderthiere, welche ich zuvor untersuchte und als Folikohimeh 4 
gesund befunden hatte, stammten von einem anderen Gewässer her, 
woselbst sich keine der obigen Parasiten vorfanden. Die Räderthiere 
zeigten in den ersten acht Tagen keinerlei Veränderung, sie schwam- | 4 
men lustig herum und strudelten nach Nahrung. Nach weiteren 19 Tagen 
"hatten sich in ihrem Inneren viele Kugeln gebildet, die nichts anderes 
als junge Phonergaten waren, und an welchen die Thiere später zu 
Grunde gehen mussten. Bis zum heutigen Tage nun fand ich v | 
Parasiten inficirte Räderthiere vorzüglich die Lepadella ovalis. Di 
Zucht meiner Rhizopoden auf anderen flachen Objectträgern erschloss 
- mir alsbald den Vorgang der Fortpflanzung als auch die Einwanderung 
in andere Thiere. Be 


2) Die Zucht der Phonergaten auf flachen Objectträger 


Auf diesen Ghisern befand sich kein Schlamm, sondern nur. e 
Masse von Chlorophylikörnern, zwischen welchen sich der grösste T 
der Thiere aerenckl kei | Ha 


Einige Rhizopodenstudien. | 39 


du ch Theilung vermehrt hatten, wurden viele gelblich und nahmen 
ine Nahrung mehr. auf. E 

"Ein derartiges Individuum isolirte ich in einer feuchten Kammer 
‚vier ar enmsss, „Die ee waren und blieben ein- 


er Beschaffenheit. In dem Körper benidekte ich einen deutlichen 
rn, der aus einem grossen dunkelblauen Nucleolus und einem hellen 
ofe dem Nucleus bestand. Ueber den Kern breitete sich eine grosse 
t uole aus s (Taf. I, Er 58). Am ee Vormittag. war der Nucleus 


e ri Haufen von feinen Körnchen, womit edoch Such die übrige 
permasse erfüllt erschien (Taf. II, Fig. 59, 61), wie bei Amoeba 
rricola Greeil!). Der Kern musste offenbar in eine Menge von Theil- 


ung zeigten, wurden sie doch im Körper hin- und hergeschoben in- 
sich bald hier, bald dort vacuolenartige Lücken im jetzt u 


Die Entleerungen durch die Schalenöffnung wiederholten sich 
hrere Male hinter einander, bis schliesslich nach einer Stunde der 
amte Inhalt der Hülse als ferne Körnchen davon geschwommen 
nd nur die nun leere faltige Schale liegen blieb (Taf. II, Fig. 60). 
anderen Individuen zerriss ein Theil der Schale, so dass die Körn-. 
en schneller herausgelangen konnten. Letztere -schwammen längere 
n ihrer Geburtsstätte in tanzender, langsamer Bewegung umher. 
selfaden vermochte ich wegen der Kleinheit der Objeete nicht zu er- 


setzte nun eine Oxytriche und eine Lepadella ovalis in die 
Kammer und konnte zusehen, dass viele der Sporen von letz- 
EL geschluckt on Belelben isolirte ich alsdann auf 


a a Knie. 


grosse Vacuolen und ein kernartiges Gebilde ankeirdn liessen (Tat. 
Fig. 49, 50). Die runden Scheibchen nahmen nach. mehreren Tagen 
eine ni Form an und wurden mit der Zeit, grösser... Nach ig 
Tagen, ich machte die Beobachtung öfters, gingen sehr kleine ungemein 
zarte, durchsichtige Amoeben aus den Scheibchen hervor, jedoch nicht 
wie bei den sonst ganz ähnlichen Monadeeysten !), dass eine Gyste. vor- 
handen gewesen wäre, sondern die Scheibehen entfalteten sich einfach 
zu Amoeben ohne eine leere Cyste zu hinterlassen. Späterhin rundeien | 
sich die Amoeben mehr ab: ‚und jetzt wurde ein kleiner Kern und 
mehrere Vacuolen an ihnen sichtbar. Sie fingen. nunmehr an ‚wie die 
actinophrys-ähnlichen Sprösslinge der Monadineae teiraplastae, Strahlen 7 
auszubreiten. Eine häutige Hülse besassen sie damals noch. nicht, was 
daraus hervorgeht, dass ich einmal sechs Individuen mit einander zu 
einem Plasmodium verschmelzen sah und zwar innerhalb einer Viertel- 
stunde (Tai, Il, Fig. 55, 56, 57). Das neu entstandene Plasmodiuro, 4 
welches sechs Kenne aha ae sich zu einer Zygospore ab und © 
schied nach einigen Stunden eine Hülse aus. Das weitere Schicksal d . 
Kerne konnte ich nicht verfolgen, weil die neue Monethalamie, sich mit 
Chlorophylikörnern volistopfte.. Ich sah jetzt häufig beschalte a 
welche eine dünne sternförmige Protoplasmaplatte auf dem Glase aus- 
hreiteten (Taf. Il, Fig. 61). 
Ende November und Anfang December 1876 machte ich eine 1 
eigenihümliche Beobachtung, die darin bestand, dass zu dieser Zeit fast 1 
alle Rhizopeden des concaven Objectträgers Il mit Sporen erfüllt sich 4 
erwiesen. Am 5. December verblieben nur junge Thiere am Leben, 
dagegen war der ganze schlammige Boden des Glases mit Scheibehen 3 
bedeckt. Auf den Objeetträgern IM und V fand genau dieselbe Erschei- 
nung statt. Vom 13. December an wimmelte es auf allen Objeetträgern 


erl en acht Be zeigte sich fast vn Zelle des Blatttheils init 
0 b acht Parasiten erfüllt (Taf. I, Fig. 62). In dem warmen Wasser 


Aus meinen NN geht dem- 
h mit, Evidenz bervor, dass der Phonergates vorax ebensowohl ein 
‚lebender Rhizopode, als auch ein Parasit der Thiere und Pflanzen 


Inderseits in ton Beziehung mehr wie jedes andere 
me Thier a zu ee 


=“ ren Erlen 0,03 Min., 


junges Thier ..0,04-0,0450 Mm., 
0, schwärmende Spore 0,020 Mm., 
.... ruhende Spore 0,025 Mm., 


. grosse Spore 0,075 Mm., 
 .Sporenkapsel oder Kern 0,01 Mm. 


Zweite Abtheilung. 


ngen einiger nahe verwandter Monothalamien und anderer 


'gates vorax, Arcella vulgaris und der parasitischen Flagel- 
late der Arcella vulgaris. 


eisrund, flach oder hochgewölbt, in der Jugend zartwandig, 
ıd biegsam, im Alter dagegen hornig und starr, ist die Schale 


‚otisten, betreffend die Anatomie und Entwi cklungsgeschichte | 


den wir uns zunächst den Schalen einiger Monoihalamien zu. 


ARE 


x 
® &) hr 
24 
2 


i ee go, ” . ie Emil Buck, 0 si Rn “ N . x 2 


‚der Arcella vulgaris, welche eine mehr oder weniger runde grosse Oeff- | 
nung an der Unterseite hat. Die Schale ist facettirt, in der Jugend hell- 
gelb, mit dem Alter meist von einer rothbraunen Kruste bedeckt. Die’ 
Zahnvorsprünge und Kanien der Schalen, sowie ihre Form entstehen) 
zufällig. Dagegen ist die Schale der Difflugia arcelliforma (Arcella acu- 
leata Ehrbg.), welche in schlammigen Gewässern der Schweiz vor-' | 
kommt, kugelig und sehr ähnlich einer Arcellenschale. Jugendliche ) 
Schalen haben drei bis vier Zähne, die mit dem Alter bis zu acht sich. | 
vermehren. Von den Arcellen unterscheidet sie sich durch eine Masse | 
. der Schale aufgekittete grössere und kleinere Steinchen, gleich der Dif-7 
lugia arcopodia Hertw. und Lesser, die bei jungen Individuen ‚weniger 
zahlreich aufgelagert erscheinen. Während die Arcella einen Durch 
messer von 0,144 Mm. erreicht, beträgt der Diameter der Difflugia arcelli 
forma ungerechnet der zahnartigen Vorsprünge 0,17 Mm. Die Färbung’ 
der letzteren stimmt mit Arcella vulgaris überein. Häutige, zum grössten 
Theil siructurlose Schalen besitzen dagegen Phonergates, Lecythiam 
hyalinum, Mikrogromia socialis, Chlamydophrys stercorea, Mikroeometes 
paludosa, Gromia und Amphizonella u. s. w. ‘Zur Zeit noch fraglich ist ' 
es,. ob Diplophrys stercorea ein Gehäuse hat. Die Schale des Phonerga- | 
tes ist rundlich, kugelig, stets zartwandig, häutig und biegsam bleibend, 
glashell und strueturlos. Ihre halsförmige Verlängerung ist von einem | 
runden Loch durchbohrt. Damit stimmen die Hülsen von Lecythium, 
Gromia und Chlamydophrys überein. 8 

Aehnlich beschaffen, nur flaschenförmig und starr ist die Schale 
der Mikrogromia. Mehrere Oeffnungen in der facettirten, übrigens häuti- 
gen, zartwandigen und biegsamen Schale bat Mikrocometes. CIENKOWSEI | 
sagt der Angabe von Herrwis und Lesser entgegen, dass das Gehäuse | 
das Lecythiums biegsam und nicht starr sei. Die Verhältnisse derjenigen | 
von Mikrogromia und Phonergates ähneln sich darin, dass das hintere 4 
uns zugekehrte Ende derselben das Bild einer kreisrunden Cyste zeigt | 
und dass sie glatt und von gleicher Dieke ist. Hingegen besitzt Phoner- | 
gates eine weit zartere Kapsel, welche dünnwandig und nicht scharf 
vom Körper abstehend ist. Nur durch Zusatz von Essigsäure wird diese 
sichtbar gemacht. | 

Chlamydophrys ist von einer structurlosen giashellen losen Schale 
bedeckt, welche mit einer terminalen, etwas vom Scheitel seitlich ge 
iegenen, oft von einem kurzen Hals getragenen Oeffnung versehen ist 
In der Mündung ist ein dieker Pseudopodienstiel eingeklemmt; analog 
‚der Mikrogromia und Phonergates. Die Form der Kapsel ist ovoid oder 
nierenförmig, ziemlich starr, jedoch Gestaltsveränderungen fähig. Der 
protoplasmatische Körper von Mikrocometes ist dagegen lose von einer 


‚Einige Rhizopodenstudien. 3 


“m a En deren an Stellen durchbohrte 


es Kapselraumes ein. Seine Form ändert, analog dem Phonergates, 
‚der Zahl der Protoplasmastränge, die er durch die Schalenöffnungen 
ntsendet. ‚Die Schale ist birnförmig, wenn nur ein Pseudopodienstiel 
‘handen, gelappt, wenn mehrere hervorschiessen. Treten grosse 
Ei knblappen aus der Schale des Phonergates, so schrumpft die- 
be ebenfalls bedeutend ein. 

Das Protoplasma von Arcella, Difflugia, Phonergates, Leoythium, 
omia , ' Amphizonella u. s. w. füllt die ganze Schale aus. Dagegen 
le ee ogromia, Chlamydophrys und Mikrocometes dies nicht 
12 Differenzirt in eine vordere körnige und hintere homogene Partie 


ten fast gleichen Abschnitten, dem vorderen körnigen und vacuolen- 
re hinteren glashellen, welcher den Nucleus enthält. Die 


dunklen Rürnehen, In der Vorderhälfte des Thjern liegen die 
| ie Sul unlallenden a in Vacuolen, wie bei Ar- 


romia, Mikrogromia und des Phonergates. Beireffs der 
gi HerTwig : Do | 
\ ‚issensch. Zoologie. XXX. Bd, “ \ | 3 


en An iee 


.»Die Grösse des Protoplasmakörpers ist viel bedeutenderen Schwa 
kungen unterworfen als die Grösse der Schale. Einige Individuen füllen 
ihre Umhüllung fast vollkommen aus, andere nehmen nur einen kleine 
Bruchtheil des Schalenraumes in Anspruch «. — Die Grössenunterschied 
der Mikrogromia sind, nach ihm, zum Theil durch Foripflanzungsverhäl- 
nisse bedingt. Der vordere Theil des Körpers allein zeigt hier eine Granu 
lation, während das Protoplasma des Phonergates im Jugendzustand Diehl | 
sellen mit groben ovalen glänzenden Körperchen erfüllt ist. N 
Das Proioplasma der grossen Mehrzahl der Protisten. ist ei 
ungefärbt oder grau. Bläulich in der Jugend und gelblich im Alter i ish, 
es bei Phonergates und Lecythium. Immer bläulich erscheint es hei | 
Mikrogromia, violett bei Amphizonella und röthlich bei den Monadineen? 4 
Vampyrella pendula und vorax; ferner sind durch rothe Sarcodekörnchen 
ausgezeichnet die von HAEcREL Bei Messina entdeckten Meeresradiolarienz 
Acanthostaurus purpurascens, Acanthochiasma rubescens und Actinelius® 
purpureus. Braunroth ist das Protoplasma der Süsswasserradiolarier 
Astrococeus rubescens; grüne Körnehen enthält die Sarcode von Hetero- 
phrys myriopoda Ar cher ‚ Acanthocystis turfacea und Chondropus virsciel 
Greeff, welche eisiaheils das Süsswasser bewohnende Radiolarien sind. | 
So viel mir bekannt ist, haben die Radiolarien des süssen Wassers keine | 
eigentlichen Pseudopodien wie einige des Meeres. Dagegen entwickeln | 
die Jungen der Acanthocystis viridis, wie Greefl dies beobachtet Vz | 
nach Art der Amoeben lappige Scheinfüsse. 2“ 
Lappig breit sind die Pseudopodien der Arcellen, . Diffiugien un 
die der meisten Amoeben, z. B. A. princeps, terricola und Pelomyxa! 
palusiris Greeff. Spitzig ar sind sie bei den Amoeben ‚der Flagel- 
laten, z. B. Monas Amyli, Pseudospora parasitica und volvocis, ferner 
bei vn Vampyrellaarten, den kleineren Monothalamien und den Helio- 
zoen. Die Amoeba radiosa!) hat spitze, der Petalopus diffluens2) ih 
spitzige, theils lappige Pseudopodien. chen 
| Nicht anastomosirende Pseudopodien haben die. Euglyphen, 
cellen,, Difflugien, Phonergates, Ghlamydophrys, Mikrocometes. u 
on das Bindeglied zwischen den Heliozoen und Monothalamien, nä 
lich Diplophrys Archeri Barker. Dagegen ver einigen sich die zarten: V 
ästelungen der Pseudopodien entweder immer oder nur zuweilen. 
rau, ION | Gromia Laut 3 Diplaphpgs stercoren Cok.: Le 


4). Dusarpın, Hist. naturelle des Zosgihykes: Bl. 4, Fig®. Bi 
eu ÜLAPAREDE ‚und LACHMANN, Eiudes sur les Infus. et. les. Rhizopudes vol 


” 


lzförmigen Aushreitung des Protoplasma gleichzeitig nach allen Seiten 
e Pseudopodien ausstrahlen, so bezeichnet Herıwıe die halsartige 
Verlängerung des Körpers sammt ihrer Ausbreitung an der Schalen- 
mündung als Pseudopodienstiel. Chlamydophrys steht nach Cirnzowski 
Lesythium in naher Beziehung, der vordere Theil seines Körpers 
endet. Bells mit einem kurzen Hals, der weiter in zahlreiche schwach 


ker von Bahn stercorea Gnk. sind wie die von Diplo- 
'hrys Archeri gelagert, d. h. von beiden Polen des Thieres ausstrahlend. 


Ausser dieser 


a Sn ee \ Emil Buck, 


| ausgezeichnet, die manchmal aber auch fehlen können. Bei einer jun- 


‚lichter Kreis einen grossen dunklen Nucleolus ohne Vacuolen umschloss 
‚Der Kern des Lecythiums ist kleiner als bei Phonergates und Mikrogromia. 


dem hinteren glashellen Abschnitt von Chlamydophrys nur ein einfach 
Kern auf, doch hat Cinkowskı zuweilen mehrere beobachtet. Dies 


'könne. Das Gleiche mag auch bei Gromia der Fall sein. Gmexkow 


haft. =. SCHULTZE Bi in der Gong ovalis nur einen einzigen. 2 


| venslar Le esythium hyalinum. Sie können aber auch actinophrysartig a aus- 4 


gebreitet sein. | Bi “ 
Die Zahl der Vacuolen betreffend, so finden wir bei den Rhizopodenil 
bedeutende Unterschiede. So hat die Arcella vulgaris 10-20 kreis- 
förmig gestellte contractile Vacuolen; ein Individuum fand ich, das nur 
4—5 nicht contractile Blasen enthielt. Eine von mir untersuchte junge? 
Difflugia arcelliforma hesass 3—5 contractile Vacuolen. Euglypha tuber- 3 
culata Dumeril hat eine pulsirende Blase im hinteren Körperende, ü 
welche unterhalb des Nucleus liegt. Phonergates enthält zwei sich 
langsam contrahirende Räume im hinteren Körperende, während Mikro- 
gromia eben so viele im Vordertheil des Körpers hat. Leeythium birgt, 4 
nach ÜrEnKowskı, in seiner vorderen Körperhälfte zahlreiche nicht con-. # 
tractile Blasen. | Fr 
‚Der vordere körnige Abschnitt des Körpers von Chlamydophrys ist 
vacuolenreich. In der äquatorialen Zone dieses Thieres kommen 1-99 
contractile Vacuolen zum Vorschein, die bei der Diastole buckelartig 
hervorgeirieben werden, sie sind aber nicht jederzeit vorhanden. 
Diplophrys stercorea enthält 1—2 und Mikrocometes 2—3 contractile ; 
Blasen in der peripherischen Schicht. Crarankpe und LıcHmann ver- | 
missten die Anwesenheit contractiler Vaeuolen in der Gromia Lieber- 
kuehnia Wageneri. M. Scuurtze fand sie dagegen. zahlreich in der 
Gromia oviformis und anderen. Die Flagellaten haben 1—2 und die 
Amoeben ofi viele derartige Gebilde. — Noch grössere Differenzen als die 
Vacuolen bieten uns die Kerne der Rhizopoden und Flagellaten dar. 
Die Arcellen sind durch 1-—50 wenigstens zeitweise zellenartige Kerne u 


sen Difflugia arceiliforma fand ich einen Kern, der denen von Phoner- 
gates, Leeytbium, Mikrogromia, Diplophrys, Mikrocometes und Amphi- 
zonella, ferner denjenigen der Nuclearia entsprach, indem er als em 


Mehrere Kerne besitzen Chlamydophrys, Gromia und die Amoebe d 
Nucleasia delicatula, bei welcher 2—-3 vorkommen. Gewöhnlich tritt 


Forscher bemerkt hierzu sehr richtig, dass das zeitweise Aufireien 
mehrerer Nuclei als Beginn einer Vermehrungsart angesehen werden 


findet die grosse Anzahl der Kerne bei den Seegromien noch zweil 


en. { ee pesphoonium Stein). Ich gebe biezenis dnkpn kelgendek ne 


; En 450 und in mittelgrossen selten unter 100 Nuclei. 
s gelang ihm unverletzte vermittelst feiner Nadeln zu isoliren ; es sind 
ist runde kräftige Kerne nit körnigem Inhalt, in welchem ein oder 
hrere solide unregelmässig gestaltete Nucleoli en Man sieht aber 
uch noch kleine Körper, die noch von einem vollständigen hyalinen, 
ten Protoplasmahof umgeben sind, und dann das Bild einer vollstän- 
| en Zelle liefern, was schon von Körriker beobachtet wurde. Die 
einen Kerne, welche Garerr aus dem Mutterthier drückte, zeigten sich 
undliche Blasen, welche deutlich eine Hervorstreckung von Pseudo- 
‚podien ‚erkerinen liessen, sowie auch Körnchenbewegung im Inneren 
or blasigen Thiersubstanz. Innerhalb einer halben Stunde gewann 
ger Forscher auf diese Weise aus den Sprengstücken 20—30 Actino- 
yen. Es ist doch nicht zu läugnen, dass somit zwischen Actinophrys 
hhorni und der Arcella vulgaris bedeutende Analogia sich finden. 
verhalb der Protomyxa palustris, welche denselben blasigen Bau wie 
‚geschilderte Radiolarie hat, bemerkte Greerr ebenfalls kernige und 
lige ( Gebilde. 

‚chdem wir nun die histologischen Verhältnisse verschiedener 
ie e besprochen haben, können wir auf die Vergleichung ihrer Fort- 
dan ns übergehen. 


1, Fortpflanzung durch Theilung des Körpers. 


r viele Theilsprösslinge innerhalb ihrer Schale. Bei Phoner- 


Einige eng Se a7 


Im HEN der Marksubstanz Met Radiolarie kommen el 


ilungen scheinen bei allen Protisien incl. den Infusorien vorzu- 
1, wo Schalen vorhanden sind, kann der Theilungsvorgang 
rhalb. ‚derselben vor sich gehen. Die Arcella vulgaris zerfällt in 


(% bium verhält sich gerade so wie Phonergates. Mikrogromia : 
ne einfache Zelltheilung ,‚ nämlich Quer- und Längstheilung inner- _ 


tillans und Colpoda eucullus; oder die Oyste zerfällt in zwei oder meh- 


4867. MI, Bd. 


halb der Hülse. Die Theilstücke erhalten zwei Beiksiifiien "Den: yon: 
'. Sennemer beschriebenen Ruhezustand, in welchen übergehend der: 
Körper von Chlamydophrys in der Schale zu vier Sporen zerfällt, hat 
. Cmnkowski nicht beobachtet. Dieser Forscher sah bei’ Diplophrys ster- 
 corea ein unbeschältes Thier in zwei Hälften zerfallen, Die Ver mehrung 
von Mikrocometes paludosa geschieht durch eine Zweitheilung des In- 
menkörpers. Die Thierstücke treten langsam aus der Kapsel heraus, 
‘sich mit Mühe durch die enge Oeffnung durchpressend. Nachdem sie 

‘ihren Bildungsort verlassen, nehmen sie eine langgezogene Form an, an 

einem Ende in wenige spitze Pseudopodien auslaufend. Der Zelikern 
ist bei ihnen deutlich zu sehen, die Thiere gleiten langsam umher. Die 
Peiomyxa palustris und andere Amoeben, sowie die Moneren theilen 
sich durch Auseinanderfliessen in zwei oder mehrere dem Mutterthier: 
völlig ähnliche Sprösslinge. Die Glathrulina elegans !) vermehrt sich 
durch Theilung und vermiitelst beweglicher Embryonen. Die Erstere ge- 
schieht durch Einschnürung des Körpers in zwei Hälften. Während des 
Vorgangs sind häufig die Strahlen dieser Heliozoen vorhanden. Die 
zwei neuen Individuen bewohnen eine Zeit lang gemeinschaftlich die- 
selbe Schale, in der Folge aber werden die Pseudopodien eingezogen 
und die eingekugelten Theile befreien sich aus dem Gittergehäuse. Zu 
diesem Zweck treibt die Kugel einen stumpfen Fortsatz, der in einer der 
benachbarten Oeffnungen eindringt, dann anschwillt und allmälig den 
noch in der Schale steckenden Theil nach sich zieht. Der befreite Kör- 
per nimmt nach einiger Zeit die Form einer Actinophrys an. Bei fernerer 
Umbildung wird zuerst der Stiel, später das Gitter ausgeschieden. Die 
- Entwicklung des Stiels nimmt mehrere Stunden in.Anspruch. Nachdem 
der Stiel vorhanden ist, findei die Bildung des Gittergehäuses statt. 
Nach 24 Stunden erscheint um den nackten an Vacuolen reichen Körper 
eine kaum wahrnehmbare schaumige Schleimhülle, wohl ähnlich den 
'sich bildenden Arcellen, welche nach und nach erhärtet und in das 
Gitter sich umbildet. “ 
. M. Fortpflanzung durch Theilung des encystirten Kör- 
| „pers nach vorausgegangenem Ruhezustand. 


| Entweder entstehen daraus mit dem Mutterthier völlig, überein- 
sirkmiönide Geschöpfe wie bei einigen Infusorien, z. B. Glaucoma sein- 


rere, dem Mutterthier unähnliche Theilsprösslinge, z. B. die Embryonen 
5 der } Olathrulina elegans, und die Schwärmer sämmtlicher Flagellate he 


1) Ciunkowskt, Ueber die Clathrulina. Archiv f. mikr. Anat. von Max Scnunrzn 


' Hietän recht 
erelnıysn. Bine besondere Art des ee zeigen uns die 


Gregarinen. Den Untersuchungen Cienxowskrs zufolge verfällt Actino- 
hrys sol, nachdem sie sich encystirt hat, in einen Pin welcher 


| a Adddopkrys Eichhornü. Bittaydopkrys hat einen Ruheralstahtt: 
Bes N in denselben tritt der ganze Kör Sie des Thieres aus 


1 an in seine Bistlgische Beschaffenheit .. Einsicht dern Die 


1‘ Er eine mit Häkchen hödeckie Oberfläche, 
Die ‚Grösse der Cyste beträgt im Durchschnitt 0,011 Mm., die der 
sel 0, 022 Mm. Die Entwicklung. der Embryonen der Gncnnlae 


ch a die Schale nicht verlassen. In ni Kusıl bildet sich eine 


eo Nach Verlauf eines gewissen Daun, _ welcher im 


ne eiförmige Gestalt an und eilen davon. Die Bewegungen der 


umgrenzte Hülle. Selten eneystirt sich eine Clathrulina ohne 


a aus Mer Gitterschale a en, a Sie so. 


Emil Buck, 


Schwärmspore sind so stark wie die der Acineienschwärmsprösslinge. 
Cilien konnte Cienxowssı an ihnen nichi auffinden. _ Der Schwärme 
besitzt im Vorderiheil des Körpers einen sehr zarten hellen Nucleus mit, 
einem das Licht stark brechenden Nucleolus. Am entgegengesetzten 
Ende ist gewöhnlich ein Körnerhaufen vorhanden. Aus jeder Cyst 
_ wird nur eine Schwärmspore gebildet. Nachdem dieselbe 3—4 Stunden 
herumgeschwommen ist, nimmt sie die Kugelform an, erhält schaum- 
artige CGonsistenz und bildet sich zuletzt durch Hervorsprossung der 
Pseudopodien, durch Ausscheidung des Stieles und der Schale in eine 
junge Glathrulina um | 


UI. Fortpflanzung durch Zerfalldes Kerns allein in theils 
bewegliche, theilsunbewegliche Schwärmsporen. 


Hierzu haben wir wahrscheinlich die Arcella vulgaris und Amphi- 
nn zonella, sicher aber Phonergates vorax und Amoeba terricola zu rechnen. 
. . Es sei mir hier gestattet, ausführlich die merkwürdigen fast gleichen “ 
ni Fortpfianzungsverhältnisse durch den Nucleus zu besprechen. Ich halte 

mich aus diesem Grunde wörtlich an die Beschreibung von Prof. GrEEFF. 
Ueber den Nucleus der Amoeba terricola sagt Greerr!), dass derselbe 
im gewöhnlichen Verhalten oval sei und bei der Bewegung des Thieres 
bald hin bald her geschoben werde. Der übrigens weiche, breiartige 
Kern misst bei ausgewachsenen Amoeben von 0,35—0,4 Mm. Durch- 
messer gewöhnlich 0,075 Mm. in der Länge und 0,035 Mm. in der 
Breite. 2 | ne 
Der Bau dieses Körpers ist folgender: Zu äusserst liegt eine ziem- i 

lich breite und homogene hyaline Kapsel, die den eigentlichen Kern um- 
hüllt (Fig. 2, 3, 8b und Fig. 5 a—e). Auf diese folst eine zweite derbere 
Schicht, die sich leicht als die äussere Waudung des Innenraums darstellt. 
Dieselbe ist gewöhnlich an ihrem Umfang nicht überall gleich dick, son- 
‘dern wie aus einzelnen Stücken oder Platten zusammengesetzt. 8 
(Taf. XVII, Fig. 2, 3, 8b und Fig. 5 d, e, f), so dass häufig wo diese n 
Stücke von einander absiechen, anscheinende Lücken in a Wandung ” 
| ‚entstehen. bi 
Der nun hiervon umschlossene Innenraum ist anfangs von Sur 
} 


aus  bonngren Protoplasma erfüllt, in das blos einige kleine lebhaft 
dunkelglänzende Körnchen Binsestrent sind (Fig. 2 etc. B). So ist das 
- Verhalten dieses Organs in den ausgewachsenen, aber noch nicht in der i 
Fortpflanzung begriffenen Individuen. n 


1) Gnuser, Archiv. für mikr, Anatomie von M. SCHULTZE. Ba. I, Br 300-— a2. E 
Tafel XV, ne a Tafel XV, Fig. 410—MM, N 


e-. von leo. der von an beschriebenen der um- 
‚chlossene Innenraum die eigentliche Bruistätte ist. Der erste Act der 
"Brutbildung besteht nach Grerrr darin, dass sich über das homogene 
rosoplasma des Innenraums ein Hauch leichter wolkiger Trübung legt, 
aus der weiterhin eine anfangs noch undeuiliche und blasse Zeichnung 
’on runden Körpern hervortritt (Fig. 5 d), die immer deutlicher wird, 
so dass schliesslich der ganze Raum mit soliden mehr oder minder 
charf begrenzten Körnern erfüllt ist (Fig. 2 etc. 5). Auch die äussern 
Wandungen scheinen sich an dieser Körnerbildung zu betheiligen, wenig- 
ens sieht man zu gleicher Zeit auch in ihr äbnliche Gebilde auftreten. 

‚An der Peripherie tauchen nun im weiteren Verlaufe einzelne etwas 
grössere und schärfer contourirte Körner auf, die sich fortan vermehren 


Der hierfür fehlende directe Beweis wird durch folgende Beobach- 
von genanntem Forscher ersetzt. Wenn der Nucleus die oben be- 
sieht man gewöhnlich auch 


Br einen hellen u Kam) auftreten und a darin 


Zu an Zeit sieht man häufig, zuweilen bei allen, im 


iin 


also demnach sehr früh auftritt. Die junge Amoebe wächst nun unte 
gleichzeitiger Vermehrung des körnigen Protoplasmas und der Vergrösse 
rung der contractilen Blase und wenn sie einen Durchmesser von ctire 
0,04 Mm. erreicht hat, sind schon selbstständige und 'meistentheils äus 
serst lebhafte Bewegungen zu erkennen (Fig. 6 c—:). Statt der eine 
contractilen Blase sieht man jetzt zuweilen auch zwei kleinere im Inne: 
ren und nebenbei tritt auf diesem Stadium unter günstigen Objecten ° 
hin und wieder aufs deutlichste ein Kern mit Kernkörperchen im Inneren 
hervor (Fig. 6 e und f), der wie wohl anzunehmen ist als weitere Ent 
wicklung des oben erwähnten Flecks betrachtet werden kann. | 

GreeeF hat jedoch im lebenden Mutterthier niemals Junge gefun- 
‚den, welche das Siadium der soeben beschriebenen Amoeben erreich 
hätten. — Der Nucleus ist bei Phonergates nicht von einer beson 
deren Kapsel umgeben, eine solche habe ich nie sehen können, wohl 
könnte an deren Stelle eine zarle Membran sein. Der Zerfall des Kernes 
aber in runde Körner und das Austreten derselben in die Leibessubstanz " 
des Mutierthieres, ehe sie ausgeschieden werden, was ich schon er- 
wähnte, stimmt mit der Fortpflanzung der A. terricola vollkommen 
überein; EN 

Die mit Körnern durchaus erfüllten kugelig Ansartithengeballii N 
Mutterthiere sehen genau wie der körnige Kern (Fig. 1%) von Amphi- | 
zonella violacea Greeff (loc. eit. pag. 323—328, Taf. XVIH, Fig. 12, 13, ° 
1, AB) aus, von welcher Garerr ein ähnliches. Verhalten wie bei'A. 
terrieola vermuthet. Die jungen Amoeben der letzteren Monothalamie 
waren gleichfalls nacki, wie jene des Phonergates. Die ganze Entwick- 
lung der von mir als Sporen bezeichneten Körnchen ausser- und 
iunerhalb der A. terricola erinnert ebenfalls auffallend an meine Beobach- 
tungen. Wie ich in meinen Untersuchungen über diesen Gegenstand, 
konnte Greerr nur ausserhalb des Mutterthieres sich zu Amoeben ent- 
wickelnde Körnchen wahrnehmen. Den vorliegenden übereinstimmen 
‚den Resultaten zufolge glaube ich auch, dass die von den Arcellen ge- 
bildeten körnigen Ballen, deren Auswerfung ich einigemale sah, aus 
‚der Theilung des Kerns zu Sporen ihren Ursprung fanden. Die sie 
‚ausserhalb der Arcelle vertheilt habenden ee noch 
nr umher als jene des Phonergates. i N 


a Borsllaskndsiulalse der simultanen BI unn viele 
Schwärmsporen durch Zerfall des SebABuBtLen 
a Past dp Innthasl Fe 


und en e Pilze, von alien ich ı nur ne Manier und Chur 


ner Rhizopodenstudien. | ; 43 


egarinum Mowakowski erwähnen will. "Allerdings können wir nicht 
le ee pieimehr nur die a. hinzurechnen, indem die 


} ten. Tednch giebt es Gatlungen, denen em dert: fehlt und 
en Sporangien durchaus mit Sporen sich füllt. Die herausgedrun- 


riechen. Die Sporen entstehen simultan im Protoplasma des aus einem 
| er sich entwickelt habenden Sporangiums. Das a 


den er in uientlieher Arie in dem Ei eines Räderthier es, das im 
leim der Alge Chaetophora endiviaefolia lebte, fand. 
lselle sagt Folgendes darüber : Ss ie verdauen den 


idea an. Die Zahl und Grösse ders mit dünner W and umgrenzten 
osporangien im Inneren eines Eies ist verschieden. Bald kommen 
wenige, bald mehr als zehn vor; ihre Grösse beträgt 30 Mikr. bis 
Y Die reifen Zoosporangien wachsen in kurze, stumpf conische 


ti homogenem ungefärbien Protoplasma erfüllt sind. Wenn sich zahl- 
chere Zoosporangien in einem Ei entwickeln, so werden durch den 


ragungen zeigt. Der Inhalt der Zoosporangien ist anfänglich fein- 
8 # ae Zeit, ihrer Reife aber ist das Proioplasma von kleinen 
Nicht lange nachher treten 


ame die hnaheren, von Schleim een, ee 
ilden daher vor der Oeffnung des Zoosporangiums eine kugelige 
N en kurzer N zerfliesst der Schleim im Wasser und die 


Emil Bück,, 


Schyraluspocen des Parasiten in das Ei zu vorschlagen hr Zeitpiinsie 
eingedrungen sind. Nach Nowsrowskı haben H. J. Carrer in Bombay 
und A. Braun ähnliche Wesen theils in den Eiern von Nais albida thei | 
‚in dem Inneren von Qlosterien und anderen Algenarten entdeckt. Die 
 Ernährungs- und Lebensweisen des Chytridium gregarinum gleichen 
denen meiner Monothalamie. Beide Geschöpfe tödten den Organismus, 
welchen sie bewohnen, auf ähnliche Art, indem sie zur Zeit einer noch 
nicht vollendeten Reife Theile ihres Wirthes in sich aufnehmen und in- 
folge dessen auch vorübergehend Färbungen ihres Protoplasmas er- 
leiden. Der kugelige Körper des Chytridiums ist wie es scheint aus kei- 
nem Mycelium hervorgegangen, die Schwärmsporen, welche sich in das 
- Rädertbierei einbohrten, wuchsen wahrscheinlich gleich zur Protoplas- 
makugel heran. Da aber nicht die früheste Lebensperiode der umg 
wandelten Schwärmsporen erforscht wurde, so ist es fraglich, ob diese” 
Wesen amoeboid waren, ehe sie sich in ein Zoosporangium verwandelten n 
| Weil einerseits ein Mycelium völlig fehlt und die Einbohrung in 
ihierische oder pflanzliche Körper seitens der Schwärmspore der Art und s 
Weise der Flageilaten entspricht, anderseits aber an dem Zoos R 
Papillen entstehen, welche die Wand des Eies durchbohrend, ihren In- 
halt an Schwärmsporen in das Freie entlassen, was für die Pilznatur 
spricht, so können wir Ohytridium gregarinum als eine Uebergangsstufe 
zwischen den Pilzen und Flagellaten betrachten. Die Protomyxa und 
die Amoeben der Arcellenflagellaten sind einem Zoosporangium äqui- 
valent. 


Ueber die Form der Schwärmsprösslinge bei den Rhizopoden und 
den Flagellaten ist zu erwähnen, dass Mikrogromia und die Monadineae . 
z005porae zwei Geisseliäden besitzen, während die der Protomyxa nur { 
' einen haben. Aimoebenartig sind sie bei Arcella vulgaris, Amoeba ter- 
ricola, den Arcellenflagellaten und bei den Monadineae tetraplastae. 
Die Schwärmer des Phonergates sind theils amoeben- theils acti- 
‚nophrysartig und letztere Form haben auch die TRAED der 


Glathrulina. | 
Nach ÜTENKOWSKT'S ee der a ) zeigen. d 


\ in zwei Theile zerfällt, die sich wieder nah der nr 
 einkapseln. Dieser Entwicklungsart zufolge glaubt ÜIENKOWSEI, d 


He 
- 


UNO 


br hen man ähnliches ibn, Eine Ereyaiıra ung der 
enartigen Schwärmsprösslinge des Phonergates findet, wie wir 
esehen haben, nicht statt, wohl aber scheiden sie die besprochene 
rie Haut aus. Hierdurch ade und wegen des Mangels an geisseltragen- 
>n Schwärmern unterscheiden sie sich von allen Monaden und den 
\ophryen. 

_ Die Mikrogromia socialis aber wäre viel eher, nicht allein wegen 
etzieren Umstandes, sondern auch infolge der Theilungsart inner- 
ib der Schale mit der Monade: Pseudospora volvocis verwandt. Ich 
inn nur von einer äusseren Verwandtschaft des Phonergates mit Acti- 
ophrys und den tetraplastischen Monaden reden, welche darin beruht, 
ass die erst actinophrysartigen Amoeben meines Thieres denen der 
ıclearia delicatula sehr gleichen. Dagegen findet zwischen Phonergates 
Monas amylı darin eine weit, wichtigere Analogie statt, indem die 
sch kleinen, nicht mit einer Schale bedeckten Amoeben der Ersteren 
it einander zu einem Plasmodium verwachsen können, woraus sich 
iesslich der einer Zygospore äquivalente Phonergates entwickelt. 


is ovata zu den Palmellaceen rechnet. Dieselbe erinnert sehr an 
nergates, wenn dieses Thier in seinem Gallerinest liegt. GreEx«r?) 


ll e dorthin zu rechnen. Zum Schluss meiner Arbeit muss ich nur 
rwähnen, dass 0 Een an socialis, Chlamy- 


.e 


Verzeichnis der Literatur über einige der hier AHEGIONEUN. 
Rhizopoden. 


Lecythiumhyalinum H.u.L. 
Hennwic und LEsser, Archiv für mikr. Anatomie von Max ScHuLtze. Bd. X. Supp 
mentheft, p. 447. Tafel II, Fig. 8A, B, C. 
 CienKowskı, Ueber einige Rhizopoden und verwandte Organismen. Archiv f, mi 
Anatomie von Max Scnustze’s Nachfolger: 1A VALETTE ST. GEORG und | 
W.'WaLpever. Bd. XII, Heft 4. p. 28. Tafel VI und VH, Fig. 64-—72, 
Mikrogromiasocialis Hertwig. 
u Quarieriy Journal of mikr. scienee 1869. Vol. IX. p. 390. Tafel xx, Fig. 
bis AA, f\ 
Hearwıe, R., Ueber Mikrogromia socialis u. s. w. Arch. f, mikr. Anatomie von Max 
SCHULTZE. Bd. X, Supplemeniheft. Tafel I. | 
SCHULZE, F. E., Archiv für mikr. Anat. von Max ScuuLtze. Bd. XI, p. 448, Pl. vi 
sh, Fig. 7—43. | 
Ghlamydophrysstercorea nk. (Difflugia Enchelys Schn.) 
Cienkowskı, loc. cit. Tafel VII, Fig. 73. Tafel VIIL, Fig. 82—89. 
SCHNEIDER, Müller’s Archiv. p. 204. Tafel IX, Fig. AT. 
DiplophrysstercoreaCnk. 
Cienkowskı, loc. cit. Bd. XI, p. 44—45. Tafel VIII, Fig. 92—400. 
Mikrocometes paludosa Cnk. 
Ciunnowsnt, loc. eit. Bd. XII, p. 46—47. Tafel VIH, Fig. 104—#10, 
Amoebaterricola Greeff. a 
GREEFF, Archiv für mikr. Anat. von Max Scauttze. Bd. II, p. 300-320. Tafel XVII 
Fig, 4-9. Tafel XVII, Fig. 10. | 
Ampbizonella violacea Greeff. 
Onsern, loc. eit, p. 323— 328, Tafel XVII, Fig, 12—15. 


el 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel I. 


Fig. AA. Eine Arcella vulgaris. Variet. Okeni, deren Protoplasma in beginner 

. der Theilung begriffen ist. a, sind die noch blasigen Protoplasmakugeln, ohne ei 
Kern. b, sind die Kerne der Arceile. Am 25. August, circa 200 Mal vergrössert. 
Fig. 42. Die nämliche Arcelle. In den blasigen Protoplasmakugeln treten kei 
blasenähnliche Kerne auf. Ein Nucleolus ist noch A zu en Am 27. Au 
eirca 200 Mal NEIBLON Bert, 


Einige Rhisapodenstudien. 8 nn AT 


ig. A 3. Dieselbe Arcelle. Die blasenartigen Protoplasmakugeln a, sind be- 

euiend grösser geworden, so dass sie deutlicher hervortreten, Sie enthalten in. 
‚rem Kern einen kaum wahrnehmbaren Nucieolus. innerhalb der Schale befindet 

ich ein grosser Theilungssprössling 5; ein anderer liegt vor dem Gehäuse, Eine der 

Kugeln a bewegt sich Dal. in der Schale umher ce. Am 28. August, eirc 

| 00 Mal vergrössert. 

= Fig. B. Eine Arcella vulgaris mit zwei grossen Theilungssprösslingen b. Am 

9. ‚August, circa 320 Mal vergrössert. 

Fig. €. Arcelle mit ausschwärmenden be shangs Dackalıngen 6 en sich auf 
selbe Weise wie Fig. 41,2, 3 entwickelten. Am 34. August, 200 Mal vergrössert. 

- Fig. DA. Ein Tbier, dessen Schale von selbst geborsten ist. a, bedeutet das 

toplasma, ‚welches zu Tage tritt und sich kugelig zusammenballte. Am 30, August, 

circa 200. Mal vergrössert. 

Fig, Bi--12. Eeklundsreihe der Tuoilungsannaaslinzen zur 

seudochlamys patellaoder zursternförmigen Arcelile, 

Fig. E 4. Amoeben, welche die directen Theilungssprösslinge der Argelle sind, 

om 28. August bis 3. September, 300 Mal vergrössert. 

Fig. E2. Theilungssprösslinge der Amseben. Am 3. oshen, 300 Mal ver- 


nn Fie. 83—10. Weiterentwicklung der jungen Amoeben. Vom 3. bis 8. Septem- 
ar, 300.Mal vergrössert. 

Fig. E 41, 42. Beginn der Schalenbildung zur lanniarleigen Auerlis Vom = 

| September, 300 Mal vergrössert. ' 

gs #4—8: Vorgang der Theilung der gesammten Gene 

al vergrössert. Gez. mit der Camera lucida, Immers.-syst. 

{ Ah F 4. ne Tochterzelle (Kern); a, der Nucleolus, b, der Nucleus und ce, die 


-4—22. Vorgang der anna, dos Kerns allein, omaehath 
passiv verhaltenden Zone. 400 Mal vergrösser!t. 

A—6. Verschiedene Kerne, welche Zweitheilung zeigen. 

En 39 44,42. Verschiedene Tochterzellen , welche vier Kerne auf- 


y 0, 12. ee herzen. welche fünf Kerne enthalten. | 
G. 44, 45. In Theilung begriffene Kerne der Tochterzelle einer mit Essig- i 
handelten Präparirten EMS BE 45 hat zerklüfteie Kerne infolge des. 


48 u | er Emil Birch, 


Fig, G 16 ist die eine Tochterzelle, deren Kern schon in vier Stücke Er 
war, bevor der andere den Theilungsprocess begann. 

‚Fig. @ 47—22. Vorgang der Theilung des anderen Kerns in zwei Stücke. 

Kig. G 417. Streckung des Kerns und seiner hellen Zone in die Länge, wobei d 
Kern a wird und seinen Mucı olı: verliert. \ \ 3 


Die eben Kante sind durch einen dunklen Streifen mit einander öchtnden 

Fig. @ 19. Einschnürung des Kerns in seiner Mitte. | 

Fig. G 20. Beginnende Theilung des Kerns. 

Fig. G 31. Vollzogene Trennung desselben in zwei Hälften. 

Fig. @ 32. Die beiden neuen Kerne rücken weiter auseinander. 
Zone. h. 
| Fig. H. Eine Arcelle, weiche in Körnchen zerfallene Ballen zeigt, die ausge 
 worfen werden und nach der Distribution lebhaft fortschwimmen. Am 7. September, 
200 Mal vergrössert. ‘a, die contractilen Blasen, b, die Kör UCUEHUENER, c, die aus- 2 
einanderfallenden Körnchen. j 

Fig. J. Eine mit Parasiten erfüllte Arcelle des Züricherbergs. a, die heraus- 
tretenden Schwärmer der Pseudospora parasitica? Am 9. October, circa 480 Mal ver- 
grössert. # 
Fig. K. Eine Arceile, welche keine Tochterzellen zeigt. a, contractile Blasen, u 
b, kernähnliche contractile Blasen. Am 24. September, circa 200 Mal vergrössert. ' 
| Fig. L. Eine Arcelle, die grosse nicht contractile Vacuolen enthält. Bei diesem 7 
Thier waren keine Tochterzellen (Kerne) nachzuweisen. Circa 200 Mal vergrössert. 7 

Fig. M. Eine Arcelle, deren Protoplasma sich innerhalb der Schale lebhaft be- 
wegt. Am 26. Septeinber, circa 200 Mal vergrössert. 


% 


Fig. 4. Phonergates vorax, ausgewachsen, frei lebend, von einer Gallertschicht 

umgeben. Circa 250 Mal vergrössert, 
..0, contractile Vacuolen, c, Nucleus, 

?, Pseudopodien dichotomisch verzweigt. 


Fig. 2. Phonergates vorax mit eingezogenen Pseudopodien, mit deutlichem 1 
Kern. 
s Fig. 3. Phonergates vorax im Begriff eine Diatomee zu verschlingen. 
Fig. 4. Phonergates vorax in Conjugation begriffen, je mit einer contractilen | 
Blase. = 
Fig. 5. Phonergates vorax nach erfolgter Trennung, die cokisen Blasen ide 4 
Pseudopodien sind nicht mehr sichtbar. LET Ta 
Fig. 6. Phonergates vorax, nachträgliche Theilung derselben zu vier Indi- 
viduen. | 
a, Protoplasmablase, weiche später verschwand, 
b, junge Theilungssprösslinge. Na, BN “ 
Fig. 7. Lepadella ovalis (Räderthier) eine Anzahl re enthaltend. 
. Circa 400 Mal vergrössert. ala I 
Fig. 8. Phonergates vorax im Ausschlüpfen begriffen. 
‚Fig. 9. Ausgeschlüpfte Phonergaten. 480 Mal vergrössert. 
Fig. 410. Vorticella citrina Müller mit jungen Phonergaten erfüllt. 
es 14. Kerona pustulata mit jungen te ig erfüllt. 


RR 


Einige Rhizopodenstudien. | 49 


Tafel II. 


Individuum innerhalb eines Nestes zusammengekugelt. 

Ein anderes Thier mit Theilungssprösslingen. 

. Phonergates vorax, eine bipolare Zelle darstellend. 

Phonergates vorax innerhalb eines Nestes liegend. 

Phonergates vorax in Conjugation? 

. Leere Hülse des Phonergates, 

Erwachsenes Thier auf dem Objectträger gezüchtet. 

Erwachsenes Thier, dessen ganzer Körper mit Sporen erfülit ist. 

NR Heraustreten der a were Hülse des Thieres platzt. a, die 


ae ; Weiterentwicklung derseiben. 
Rn Die aus den Sporen Fig. 54 hervorgegangenen kleinen Amoeben mit 


56, 57. Die Zygospore. 
58. Ein Individuum mit einem Kern, gelblich vor der Sporenbildung, 
‚59. Dasselbe. Der in ist verschwunden, hingegen erscheint der ganze 


öl; Ein anderer Theil der Sporen Wird entleert. 
. Actinophrysartige Form eines ‚Jungen Phonergates, der, wie es scheint, 
‚Seas besitzt. 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch. 
Von ’ 


Dr. phil. &. Haller in Bern. 


Mit Tafel IIl. 


I. Geschichtliche Einleitung. 


Die meist auffallend geformten Federmilben, welche das Gefiede 
mancher Vögel in Menge bewohnen, mussten ui sehr frühzeitig, die 
Aufmerksamkeit und Forschbegierde der Zoologen auf sich lenken. | 
Wirklich begegnen wir denn auch bereits 41728 in Repr’'s »Opuseula 
physiologica«!) der Abbildung eines Dermaleichen?). Wiewohl dieselbe 
"herzlich schlecht und ungenau ist, so lässt sich in derselben doch eine 
Analgesiorm®) vom gemeinen Staar erkennen, wahrscheinlich Analges h 
iringillarum Koch. Zugleich erfahren wir von ihm, dass er noch mehrere | 
dieser Parasiten kannie. Eine zweite etwas bessere Abbildung finden 
wir 4734 in den Observationes microscopicae 4) von Cosmus Conradus 
xuno. Der eingeschnittene Hinterleib, das verdickte dritte und ziemlich 
normale vierte Fusspaar, dessen Enden aus Versehen als in Haare aus- 
laufend gezeichnet sind und der deutliche Kopf, an dem aber fälschlicl 
Augenpuncte vorgemerkt sind ; alles deutet auf einen Dermaleichen und 
seine Lebensweise auf dem Spechte spricht mit für die Identität des- 
= ‚selben mit Dermaleichus serratilobatus Koch. In wissenschaftlicher 
 wähnung wird aber erst des Acarus passerinus gedacht, welchen pr 6 
in seinen Abhandlungen zur Insectengeschichte 1783 (deutsche Ausga e) 
auf Tafel VII des 7. Bandes abbildete und auf pag. 354 desselben 
Werkes beschrieb. Er scheint nur diese Art gekannt zu haben, denn 


4) Faanciscı Repı Opuscula Physiologica pars prior, sive experimenta 'CIRC \ 
generationem insectorum 1729. Taf. 44. ii 
2) Diesen Namen erhielt die später zu besprechende allen von 1 Koon. 

3) Dieses ist der von Nırzsca für dasselbe Genus gewählte Name. 

4) p. 6. Taf. VII, Fig. 8. 


7 7) eine neue rein ol, salahe er Acarus ln nannte. | 
' In allen diesen ersten Versuchen wurden die Federmilben, wie die 
sten anderen Milben dem Gattungsbegriffe Acarus untergeordnet. 
ne zu . Glan erst Nırzsen. In Enrsch en 


zu oa Aufsätzen entnehme, »die in Form eines es 
hen starren Knöpfchens ganz am Vorderrande sitzenden Mundtheile, 
weit auseinander gelegenen nach vorn und nach hinten gerichteten, 
:benfalls ganz randständigen Fusspaare, von welchen die beiden 
| rderen gewöhnlich einen Fortsatz oder einen Haken 
am dritten Gliede besitzen. Jeder Fuss endet mit einem breiten, 
, veränderlichen, auch im Tode noch ausgebreiteten Haftblatte. 
Männchen tragen die Weibchen bei der Begattung in einer Aushöh- 
; der Unterseite des Hinterleibes und viele halten sie dabei mit dem 


Eennbäxiiche erhaltet beat Uchrigens iehen 
h die Männchen gewöhnlich noch durch eine besondere, sehr ab- 
»4 Form os Hinterleibes aus, indem eh meist eine auf 


arten Professor GIEBEL daselbst Stoff zu manchem essen a 
& * 


wa “ ee ihllen 


vollkommen abgefasst ist, Namentlich ist der Form der Mundtheile kein 
Erwähnung gethan, welche freilich bei so winzigen Thierchen mit den 
damals noch oval onen Instrumenten kaum beobachtet werden 
konnte. Auch ist, ein Fehler, der bei allen späteren Forschern ebenfalls 
vorkommt, der Gattungsbegriff zu weit ausgedehnt und von den älteren 
Analgesformen auf alle übrigen Federmilben übertragen worden. 
| Unabhängig und offenbar in Unkennitniss von der eben erwähnten 
Nırzsen’schen Arbeit stellte Kocu 1834 in der Fortsetzung von Panzer’s 
Fauna, betitelt die Crustaceen, Arachniden und Myriapoden Deutschlands, 
seine Gattung Dermaleichus auf, ohne sie näher zu characterisiren und 
 vereinigie unter diesem Galtungsbegrifie sämmtliche ihm bekannten ° 
Federmilben. Von diesen zeichnete und beschrieb er gleichzeitig, aller- 
dings sehr mangelhaft, siebzehn neue Arten. Die ausführliche Charac- 
teristik der neuen Gattung gab er aber erst 1837 in seiner Uebersicht 
des Arachnidensystems. Sie lautet: ni 
»Körper: von mancherlei Umrissformen, Vorder- und Hinterleib 
gewöhnlich sehr undenutlich von einander unterschieden oder nur durch 
_ eine feine Seitenkerbe angedeutet; der Hinterleib meistens stark hinter 
der Einlenkung der vier Hinterbeine, besonders beim Weibchen ver- 
längert; die Fläche mehr oder weniger mit langen, oft selır langen | 
Haaren besetzt und wenig gewölbt. Augen nicht sichtbar. Rüssel ) 
und Taster versteckt, letztere selten und nur mit der Spitze etwas | 
über die Schnauze vortretend. Beine beim Manne, die vier vorderen 
‚gleich lang, dabei oft sehr dick und sehr ungleich gegliedert, 4 
zum Gehen ungeschickt, das Endglied krallenförmig. Beim ” 
Weibchen die acht Beine in der Regel gleich lang, davon die vier vor- 
‚deren wie die des Mannes gestaltet, die vier hinteren aber einander ganz 
gleich, sehr dünn und zum Gehen geschickt. Krallenbläschen 4 
deutlich, mässig gross, an der Wurzel fein gestielt.« Dieser Diagnose 
fügte er ein Verzeichniss von 31 Arten bei, die er aufgefunden habe. 
Leider blieb es für 15 derselben nur bei der namentlichen Aufführung. 
Auch diese Characteristik ist zu allgemein und oberflächlich. 
Nırzscn sowohl als Kock führen als Typus ihrer Gattungen den schon 
vE Geer bekannten Acarus passerinus s. avicularum an. Diese Form 
. und ihre nächsten Verwandten bilden aber eine von den übrigen Feder 
milben wohl abgerundete und begrenzte Gattung. Beiden Autore 
‚scheint dies bereits bekannt gewesen zu sein. Wenigstens kann ich es 
nicht anders deuten, wenn Koca betont, dass das Endglied des dritten 
"Beinpaares statt der Haftläppchen eine Kralle trage und Nırzsc# auf den 
Fortsatz oder Haken am dritten Gliede Gewicht legt. Beide Kennzeich n 
kommen aber den übrigen Federmilben gar nicht oder nur in beschränk- 


em Auch ‚Koon erkannte die Form der Mur ndtheile nicht, 


chaften (redigirt von Prafaskcr a nelbstl. im ersten derselben !) 
finden sich einige »blos gelegentlich gemachte, immerhin noch beach- 


‚en. Inhaltreicher war der zweite Aufsatz, betitelt: »GIEBEL, Ueber 
: Federmilbengattung Analges Nitzsch «?). In dem letzteren beschrieb 
ngefähr 17 Arten und benannte einige derselben neu. Wirklich 


Wichtiger für uns als die unbedeutenden Arbeiten von GiEBEL er- 
ben sich CLaranäpe's Studien an Acariden, welche sich in dieser Zeit- 
rift (XVII. Band p. 445 ff., Taf. XXX—XL) finden. Vor allem 
mie dieser Autor den Dermaleichus musculinus ab und errichtete für 
m die Gattung Myocoptes, welche er ausführlich beschrieb. Dann ist 
sein Verdienst zum ersten Male auf die Unzulänglichkeit der Diag- 
DS en der Genera Analges Nitzsch, Dermaleichus. Koch und auf deren 
Ti assliche Identität iriaeieicien zu haben, | 
Verhängnissvoll, möchte man fasi sagen, wurde dagegen für die 
enntniss unserer Milben die im 35. Bande der Nova Acta Leopoldina 
icirte, Arbeit von Bucksorz, betitelt: »Einige Bemerkungen über 


ide a, | Beiden gerecht zu werden und jedem das Seine 
‚ist mir an dieser Stelle nicht a es ist das Sache eines 


- Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch. 53 e 


| anne Dermaleichus Koch .« Es a a 25 Arten, u 


54 _ ee Iatler, 


ungenau. Ueberdies will es das neckische Spiel des Zufalls, dass gerade 
. die untersuchte Species, nämlich Dermaleichus Phastonis Buchholz, keine 
echte Analgesform war, sondern einer der meiner Ansicht, nach neu zu 
erstellenden Gatiungen angehört. Sehen wir von den Gompilationen E 
wie in Gerstäoger’s Lehrbuch der Zoologie und ähnlichen Handbüchern, 
sowie von derjenigen in den Gervaıs’'schen Apteres 184% IV (in den “ 
_ kannten Suites & Buffon) ab, welche lediglich Reproductionen der Kocu- 
schen Arbeit ohne erhe biiehe neue Zusätze sind, so ist die Literatur | 
über diesen Gegenstand erschöpft. en 
Es fragt sich nun, in wie weit die Vermuthungen von ÜULAPrAREDE . 
richtig waren. Bereits ein oberflächliches Studium der Diagnosen von 
Nırzscn und Koca lässt uns, wie wir weiter oben sahen, allerdings er- 
kennen, dass beide Autoren anfänglich ein und dieselbe Gattung im 
Auge hatten, ihre Diagnosen aber zu weit ausdehnten. Eine Revision 
der Gattung Analges Nitzsch sive Dermaleiehus Koch ist deshalb bei 
ihrer grossen Artenzahl geboten. Es fragt sich nun, für welche Arten ’ 
der alte Gattungsbegriff beizubehalten sei. Gewiss in erster Linie für 
den Acarus passerinus de Geer, welchen auch Nırzsc# und Koch zum 
Typus ihrer Gattung erheben. Durch ein genaues Studium dieser und 
der ihr verwandten Species wird es gelingen, das Genus Analges | 
Nitzsch in seine alten Rechte einzusetzen. Eine Revision in diesem 
Sinne ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit. Darf ich mir nun ' 
schmeicheln, diesem Ziele näher gekommen zu sein, als meine Vor- 
gänger, so verdanke ich dies nicht wenig meinen Günnern. Es drängt 1 
mich deshalb Herrn Prof. Frev in Zürich und Herrn Arois Humserr ın | 
Genf, welche mir mit Rath und That zur Hand gingen, meinen wärm- 
sten Dank auszusprechen. 


a Allgemeine Gestaltseverhältnisse der revidirten SR Analges | R 
Nitzsch sive Dermaleichus Koch. 


Die Körperforın der Analgen ist bei beiden Geschlechtern ganz ver- a 
schieden, wie denn auch die Weibchen den Männchen sehr unähnlich 
sind und nur in wenigen Eigenthümlichkeiten mit diesen überein- 
stimmen. Dieser Dimorphismus ist so ausgeprägt, dass ÜLarırenz 
zweifelie, ob Koch das zu seinem Dermaleichus passerinus gehörende 
Weibchen richtig aufgefunden habe. Die Weibchen verschiedener 
Species sehen sich denn auch oft zum Verwechseln ähnlich. Als Finger- 
zeig für die Stellung der Analgesformen unter den übrigen Federmilben 
mag erwähnt werden, dass alle auch noch so verschieden gebildeten 
Formen in ihrem Ny ymphenstadium oder wenigstens als Junge R 
dem geschlechtsreifen Analgesweibchen gleichen. “ 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch, 55 


Iier Körper bei beiden Geschlechtern flach, niemals so hoch gewölbt wie 
bei den Sarcoptiden, sondern siets im len Durchmesser mehr 
oder weniger niederzedrückt (deprimirt). Bei den Männchen (Fig. A) 
‚ergeben sich die Körperproportionen in der Regel als ziemlich normal, 


- tere Formen kommen ebenso selten vor als gedrungenere. Die Körper- 
umrisse scheinen dabei steis die bekannte Form eines Hühnereies, 
seltener die eines Ovales wiederzugeben. Die Weibchen {Fig. B) bieten 
eine ganz verschiedene Körpergestalt dar, stets sind sie langgestreckt, 
"drei bis viermal so lang als breit, und von der Form eines länglichen 
"Rechteckes mit abgerundeten, schräg abgestuizten oder ausgerandeten 
"Winkeln. 

Zwischen dem zweiten und dritten Fusspaare findet sich eine meist 


stark markirte Einschnürung, welche den Gephalothorax in zwei hinter 


ägt. Diese Auslegung scheint mir die allein zutreffende zu sein, un- 
chtig dagegen die Ansicht von Buchnerz, als ob diese Furche die 
renze zwischen Vorder- und Hinterleib bildete, da ja bei Hexapoden 
ind Arachniden nur der Vorderleib, niemals aber das Abdomen echte 
Füsse trägt. Als Abdomen glaube ich dagegen die eigenthümliche, 
meistentheils beträchtliche Verlängerung des hinter dem letzten Fuss- 


mir in dieser Beziehung das Weibchen einer auf dem Blutfinken (Pyr- 
rhula vulgaris) lebenden Federmilbe. Es besitzt dasselbe nämlich einen 
jederseits durch einen Eindruck abgeschnürten Hinterleib und ausser- 
em die Trennunssfurche am Vorderkörper. Das Abdomen ragt bei den 
Männchen nur wenig über das Endglied des vierten Beinpaares hervor, 
oft erreicht sein Ende dieses nicht einmal. Dabei hat der männliche 
Hinterleib einige Eigenthümlichkeiten aufzuweisen, welche dem weib- 
lichen fehlen. Erstlich ziert dasselbe ein über der an des vierten 


Ende zu sich stark verjüngender, albshellen und mehrfach längsge- 
fü hier en Zweitens ist sein Ende leicht zugerundet, und waste einen 


en meisten Fällen TFie, {) quer rechteckig, hyalin und hat zu- 


aa zwei kleine raue Hleoken BASE NN welche davon her- 


a dhiose Fortsätze so ehe dass sie das Anpewliculdin bisauf 
eine unbedeutende Brücke am Grunde verdrängen. Man hat sie dann 


a "Die Analgen ; gehören zu en unlelöronsen Federmilben. Dabei ist 


.d. 'h. der Leib ist etwa ein und einhalb mal so lang als breit. Gestreck- 


einander liegende Segmente scheidet, von denen jedes zwei Fusspaare 


paare gelegenen Körpertheiles beanspruchen zu dürfen. Insiruetiv war 


spaares beginnender, hier im Mittel 0,02 Mm. breiter, gegen das. 


EEE 


Bien u, “ a 


"als »Höckerchen« beschrieben. Ausnahmsweise findet sich bei Analges 


mueronatus Buchholz ein stachelartig auslaufendes Ba ne vo 
(Fig. 2). | E 
Die Körperhaut erscheint nach Art der Sarcoptiden. durch erh 
Falten wie 'gerippt. Diese Falten gehören zwei Systemen an, einem. 
queren schwach nach rückwärts gebogenen, welches den Rücken inne- 
hält und rechtwinklig im das zweite übergeht, dessen Linien längsver- 
laufend den Rand einnehmen. u 

‘Das Abdomen ist meist glatt, nicht gerippt. Auf dem Rücken unter- 
bricht eine von den Mundtheilen aus nach hinten verlaufende dreieckige, 
stärker gebräunte und dicht punctirte Platte diese Sculptur. Ihre Puncte 
geben sich bei sehr starker Vergrösserung als die Ausmündungen eben 
so vieler feiner Canäle zu erkennen, welche die Chitinmasse der Platte 
in senkrechter Richtung Gurchbnanhei, Nie trägt übrigens die Körper- 
oberfläche jene bekannten conischen Papillen oder Wärzchen, welche 
das Abdomen der Sarcoptiden bedecken. Das Integument färbt fast stets 
ein gleichmässiges schmutziges Weiss, seliener kommen hell ziegelrothe " 
Formen vor (Analges passerinus und fringillarum Koch). 

Stellen, welche sich durch verschiedenes Pigment auszeichnen, | 
fehlen vollkommen, dagegen heben sich stärker chitinisirte Körpertheile 
meist durch glänzendere und ausgesprochenere Färbung ab. Auch treten 
zuweilen innere Organe und Spermatophorenballen durch verschiedene 
Färbung hervor. | 

Die Oberfläche führt steis an ganz bestimmten Stellen lange, oft 
sehr lange Borsten, die jedoch mitunter auf kurze Härchen reducirt sein a 


können. Der Stellung nach werden dieselben im Folgenden als End- Bi 
borsten, Randborsten und Rückenborsten bezeichnet. Endborsten heisse 


ich mit Bucsnoız diejenigen, welche unmittelbar auf dem Hinterrande 
des Abdomens innerhalb des hyalinen Randes entspringen. Mit dem 


Ausdrucke Randborsten belege ich dagegen die steifen Haare, welche i 


am Seitenrande des Körpers zwischen den Insertionen des zweiten und 
dritten Beinpaares stehen. Wir unterscheiden vordere, welche etwas 
hinter den Einlenkungsstellen des zweiten Fusspaares und hintere, 


welche vor dem dritten stehen. Vordere und hintere können entweder 7 
‚gleichzeitig einfach oder doppelt vorhanden sein. Die Rückenborsten 


nehmen den mittleren Theil der Dorsalgegend ein; auch bei ihnen 
kommen vordere und hintere vor. Die ersteren stehen gewöhnlich auf 
der Höhe des zweiten Fusspaares oft etwas dahinter. Es sind meist 
zwei Paare derselben von sehr veränderlicher Länge vorhanden, häufig 
werden sie so lang, dass sie den Hinterleib überragen. Die hinkeman 
stehen gewöhnlich zwischen den Einlenkungssiellen des dritten Fuss- 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch. 57 


pasres. "Zuweilen sind die hinteren Rand- und Rückenborsien weit nach 
"vorn gedrängt, und nehmen dann ihren Platz auf der Trennungsfurche 
ein. In diesem Falle kann ein accessorisches Börsichen ihre Sielle ver- 
treten. 
Es dürfte passend sein hier eines ganz eigenthümlichen, keulenför- 
Ei verbreiterten Haargebildes zu gedenken (Fig. 3, vergl. auch A), 
welches sich ven der Rückenfläche erhebt, um in schiefer Richtung zum 
Pseudocapitulum hinüberzuzieben. Eigenthümlicher Weise wurde das- 
‚selbe von den früheren Autoren sieis übersehen, oder vielleicht wurde 
seine Basis, welche von unten zwischen den Epimeren des zweiten und 
dritten Fusspaares sichtbar wird, für ein Rückenstigma gehalten. Einem 
‚solchen sieht sie auch ähnlich. Das Gebilde, welches an verwandte, am 
‚Russe der Gattung Attax erinnert, ist glashell, 0,09 Mm. lang und nicht 
ganz 0,01 Mm. breit. 
S Dit Extremitäten tragen ebenfalls an bestimmten Stellen längere 
‘oder kürzere Borsten. Die typische Anordnung an den Vorderbeinen 
; eigen die halbschematischen Hauptfiguren in Mitte unserer Tafel. Er- 
ähnenswerth ist nur das eigenthümliche Stacheibörsichen am Grunde 
ler Innenseite des dritten Gliedes des zweiten Fusspaares, dessen Spitze 
n ein sehr feines und langes Härchen ausgezogen ist. Auch der langen 
Borsten an der verdickten Extremität habe ich hier aufzählend zu ge- 
denken. Einzeln kommen mehr oder weniger lange Borsten auf dem 
rsten und dritten Gliede vor. Das vierte Glied trägt regelmässig eine 
ürzere in der Mitte der Aussenseite, der nach innen zuweilen eine 
egenüberliegende ähnliche entspricht; ausserdein stehen jederseits vor 
ler Insertion deskrallentragenden Segmentes zwei längere Borsten. Dieses 
elbst ist ebenfalls in verschiedener Weise, und ziemlich reichlich damit 
ersehen. Diese Verhältnisse gelten aber nur für die Milben männlichen 
schlechtes, denn die schmächtigen Beine der Weibchen sind fast ganz 
borstenlos. | 
Ueber die Natur dieser Borsien lässt sich einiges von Interesse an- 
ühren. Erstlich sind dieselber gleich den beweglichen Haaren an den 
hwimmfüssen mancher Wassermilben auf einem kleinen Walle einge- 
pflanzt (Fig. 4). Sie sind vollkommen farblos und glashell, unter 
E: Bader im a betrachtet erscheinen sie aber a 


er 


: 58 > ER sr “ Haller, 


 zuzuwenden. Wenigstens kommen nur wenige lange Haare an den 
Weibchen vor, währenddem die Männchen in überschwenglicher Weise “ 
damit ausgestaitet sind. | I 
Die Mundtheile stehen ähnlich wie bei den Sarcoptiden in Form 
eines schildförmigen 0,4 langen und an der Basis 0,06 Mm. breiten 
Knöpichens ganz am ordern des Körpers. Ich heisse dasselbe 
Trugköpfchen (Pseudocapitulum), obwohl (Grarırkpe und BocanoLz 
. dasselbe »Rüssel« nennen. Streng genommen versteht man unter letz 
terer Bezeichnung den Mundapparat der Sarcoptiden. Mit diesem haben 
jedoch die Mundtheile der Analgen keine Beziehung, es sind vielmehr 
schneidende Werkzeuge und können als solche aus den Mundtheilen der 
Gamasiden abgeleitet werden. Sie sind rudimentär nadelförmig. Ich 
bin mir vollkommen bewusst mit dieser Behauptung etwas ausge- 
sprochen zu haben, was der bisherigen Anschauung nicht ganz ent- 
spricht und beeile mich deshalb den Beweis dafür zu liefern. Uebrigens 
scheinen sich auch Gervaıs und Crararkpe dieser Ansicht zuzuneigen. 
Ersterer vielleicht mehr unbewusst, letzterer spricht dagegen direct von 
nadelförmigen Mundtheilen, die er bei einigen Dermaleichen beobachtet 
habe. Esist mehr als wahrscheinlich, dassihm Analgesweibchen vorlagen, 
denn von den übrigen Federmilben gilt dies nicht, wie schon die erste 
Anschauung lehrt. Der Mundapparat scheint aus folgenden Theilen zu- | 
sammengesetzt: 4 
Einer einfachen querrechteekigen Maxillarlippe, welche vorn 
etwas ausgerandet, nach hinten zu verschmälert und an ihrer unteren | 
Seite zur Aufnahme der Mandibeln rinnenförmig ausgehöhlt ist. Sie trägt ° 
die fünfgliederigen und eylindrischen Kiefertaster. Von oben be- 1 
trachtet erkennt man von diesen nur die beiden ersten Glieder, welche ? 
den integrirenden Bestandtheilen des Mundapparates angedrückt, und 
von denen jedes mit einem seitlichen feinen Härchen ausgezeichnet ist. 
Durch starken Druck lassen sich aber auch die übrigen Segmente zur 
Anschauung bringen, diese sind nach innen und unter die übrigen 
Mundtheile gekrümmt. Die derart hakenförmig gebogenen Taster dienen 
offenbar zur Einführung der verkleinerten Nahrung in die Mundöffnung. 
Um ein Verständniss der Kiefer selbst zu erzielen, muss ich an den 
Bau der entsprechenden Theile der Gamasiden erinnern. Es sind diese 
Organe bekanntlich zweigliedrig, ganz in den Thorax einziehbar, und 
die Kieferfühler ergeben sich als scheerenförmige. Untersuchen wir nun 
die entsprechenden Mundtheile der Analgesiormen näher, so bemerken 
wir vor allem die Kieferfühler. Diese ragen mil ihren Spitzen nicht 
über die Taster hervor und haben die Form zweier schmaler Scheeren- 
hälften mit gegeneinandergewendeter zahnloser, aber sehr scharfe 


Revision der Aumıne Analges sive Dermaleichus Koch. 


>) 
(dee) 


Schneide, von denen die eine gegen die andere beweglich eingelenkt ist. 

‘Der insertionsstelle des beweglichen Gliedes entspricht ein stärker 
‘ehitinisirter und deshalb lebhafter bräunlich gefärbter Fleck. Diese 
'Scheerenhälften werden von einem einfachen, theilweise unier der 
"Mundlippe verborgenen Grundgliede getragen. Biss Verhältnisse lassen 

sich schon bei oberflächlicher Einstellung des Mikroskopes beobachten. 
"Bei tieferer Stellung desselben gewahrt man im Innern des Thorax zwei 
"weitere mit den Kieferlühlern, oder besser mit deren Grundglied in Ver- 
‚bindung stehende Theile des Mundapparates. Diese bestehen aus 
‚paarigen , im Durchschnitte 0,025 breiten und 0,17 Mm. langen aber 
ugenscheinlich sehr dünnen Elena Gehilden) welche anfänglich 
arallel verlaufen, um vor der Convergenz der Epimeren des ersten 
isspaares in spitzem Winkel zu divergiren. Sie enden mit rückwärts 
riehteter und verdickter Spitze hart neben den vorderen Rücken- 
rsten. Diese Gebilde entsprechen nun meiner Ansicht nach den durch 
ichtgebrauch verkümmerien einziehbaren Theilen der Gamasidenkisfer. 
afür spricht auch ihre Lage im Innern des Thorax, oberhalb der 
eiseröhre, und ihre Stellung zu dem vorderen Abschnitte des Mund- 
parates. Nach unten schliesst eine unpaare breit schildförmige 
nterlip pe die Mundtheile. 
- Das jugendliche Thier, wie es aus dem Ei schlüpft, hat blos drei 
3ei inpaare (Fig. 5). Das Nymphenstadium aber und die geschlechts- 
ie Form besitzen deren vier. Diese lassen sich als zwei vordere 
ıd zwei hintere Paare unterscheiden. Die vorderen stehen ganz am 
derrande des Körpers zu beiden Seiten der Mundtheile, das zweite 
‚ etwas weiter nach hinien inseriri als das ersie und von diesem durch 
n schulterartigen Absatz, welcher dem Körper angehört, getrennt. 
hinteren entspringen dagegen am hinteren Ende des Gephalothorax 
schen Vorder- und Hinterleib. Beim Weibchen sind beide hinteren 
Paare randständig, beim Männchen nur das dritie Paar, das vierte ent- 
ringt durch den hyalinen Seitenrand verdrängt etwas nach einwäris 
n diesem an der Bauchfläche, Alle acht Beine sind fünfgliedrig, die 
zelnen Glieder meist deutlich getrennt und durch eine dehnbare 
isse en ann welche eine grössere oder geringere EATOCH DR 


60 -&, Haller, 


nicht zutreffend ist. In Ermangelung einer solchen habe ich mich d 
Zumächstliegenden bedient und die einzelnen Glieder nach ihrer natür- 
lichen Reihenfolge benannt. Das erste Glied beider vorderen Extremi- 
täten vermittelt die Gelenkverbindung mit dem Rumpfe. Es ist ähnlich 
dem entsprechenden Gliede der Sarcoptiden ringförmig und zwar er- 
scheint der innere Rand höher als der äussere. Eurers belegte eine 
derartige Configuration zuerst mit dem passenden Prädicate siegelring- 
förmig. Die früheren Monographen liessen dasselbe unbemerkt und 
'zerlegien das Endglied ohne Noth in zwei Theile, Das zweite Glied bat 
an seinem äusseren Rande stets einen schwach gebräunten rückwärts. 
gekrümmten Fortsaiz aufzuweisen. Derselbe entging allen späteren. 
Monographen, obwohl ihn bereits pz Gser erkannte und abbildete 
(Fig. 6). Bei den meisten Arten ergiebt er sich als ein plattes, läng- 
liches und hinten abgerundetes Gebilde (Fig. 7); seltener hat er die Form 
eines starken Hakens (Analges pachyenemis Giebel) (Fig. 4). Weniger 
constant und besonders bei den Weibchen ist an der Aussenseite des 
zweiten Gliedes des zweiten Beinpaares eine nach hinten gerichtete‘ 
zahnartige Spitze aufzufinden (Fig. B). Sie begleitet meist eine lange 
Borste. Das dritte Glied ist etwa so lang als: breit und durch nichts | 
weiter ausgezeichnet, als durch das oben erwähnte Stachelbörstchen am 1 
Grunde der Innenseite. Das vierte Glied aller vier vorderen Extremi- 
täten ergiebt sich als etwa zweiundeinhalbmal so lang als breit und an 
seinem vorderen Ende durch einen schwach nach vorwärts gebogenen 
zahnartigen Vorsprung ausgezeichnei. Dieser wird in allen früheren “ 
Beschreibungen als characteristisch hervorgehoben und kommt wirklich ' 
den übrigen Federmilben nur in sehr beschränktem Maasse zu. Noch ° 
länger als das vierte, zeigt sich das fünfte Glied, welches gegen das 
Ende kegelförmig zugespitzt und schwach gebogen erscheint. An seiner 
äusseren Fläche sehen wir einen dem des vierten Gliedes ähnlichen 
hakenförmigen Vorsprung. Ausserdem ist es in sehr verschiedenartiger N 
‚Weise mit mehreren Haaren besetzt. | N 
Die bedeutenden sexuellen Unterschiede geben sich dagegen im 
Bau des vierten Fusspaares, weniger des dritten zu erkennen. Beim 
: Weibchen (Fig. B) sind die vier hinteren Extremitäten vollkommen rand- 
ständig, weit schmächtiger als die vorderen, etwas gekrümmt und ganz 
‚einfach gebaut. Beim Männchen treffen wir dagegen ein stark bis un- 
geheuerlich verdicktes drittes Fusspaar (Fig. A). Dabei behält dasselbe 
entweder seine frühere Beweglichkeit oder wird zu einer unbeweglichen 
braunen und massigen Zange. Wie wir später sehen werden, spalte 
sich die Arten unseres Genus nach diesen Verhältnissen in zwei Unte 
gattungen. Auch giebt uns der Bau der einzelnen dieser eigenthtim- 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch, 61 


| der verschiedenen Species. Das Endglied dieses dritten verdickten 
Dress trägt stels eine wasserhelle sichelförmig gebogene Kralle, weiche 

jan ihrem inneren Rande meist gefurcht erscheint, und neben der noch 

‚eine zweite kleinere vorkommt. Die früheren Beobachier sprechen alle 

nur von einer einzigen solchen; gewiss spricht es wieder für die Ge- 
: een DE GEER’s, dass er ein die Doppelkralle beobachtete und zeich- 

A nete. In seinem Verhalten zeigt dieses Gebilde entschiedene Verwandt- 

‚schaft mit den Borsten und dem Rückenkölbchen. 

"Das Endglied aller übrigen Extremitäten trägt bei Männchen und 
eibchen ein ganzrandiges, scheiben- bis tellerförmiges Haftläppchen. 
asselbe ist kurz gestielt, niemals sitzend und nie überschreitet die 
nge des Stieles seinen eigenen Durchmesser. Ein chitinöser Stütz- 


'apparai scheint vollständig zu fehlen. Mit den langgestielten Saugscheiben 


de r Sarcoptiden können diese Haftgebilde daher ebensowenig verglichen 
werden als mit denjenigen der Gamasiden, welche aus zwei Lappen- 
lfien bestehen und von Doppelkrallen gestützt werden. 
Die Vergleichungspuncie mit den Sarcoptiden, welche wir bis jetzt 
‚gefunden, lassen sich noch vermehren, wenn wir auf die Einzelnheiten 
d des Chitinskelets FIRGEREn. Wir finden da vor Allem die Epimeren. So 


" 


llechtern von den Basalgliedern der Beine aus nach dem Mittelpuncie 
Bauchfläche ziehen. Die Epimeren der vorderen Fusspaare sind 
aus die stärkeren, die des ersten convergiren stark und bilden oft 


deutet. Eine jede dieser Leisten entspricht zwei schräg vertical in 
' Tiefe stehenden dünnen Platten von der Länge der Epimeren, welche 
ı mit ihren oberen Kanten ganz berühren und den Muskelzügen der 


lichen Extremität angehörenden Glieder den Schlüssel zur Bestimmung 


\uch das Chitinskelet der Geschlechtsapparate erinnert an die 


it milben. Der männliche Apparat (Fig. 8), liegt meist in der Höhe 


w , . 6 Haller, a ea 


bar ist. Als accessorische Organe verdienen die Haftnäpfe (Fig. 9). 2 
wähnung. Sie stehen jederseits zur Seite des oberen Afterendes, 'si 


klein, kaum 0,04 Mm. im Durchmesser und kreisrund. Sie seizen d 


lassen sich die Saugnäpfe ihrer grösseren Verwandten, z. B. von De 
‚maleichus Haliaeti Buchholz. Diese bestehen aus einer tieferliegenden, ” 
rundlichen porösen Chitinmembran und einem mit der Oberhaut 
gleicher Höhe liegenden Chitinring. In diesem ist eine von 'äussers 
feiner rundlicher Oeffnung perforirte Membran ausgespannt. Mit de 
umliegenden Körperhaut erweist sich der Ring selbst durch zahlrei 
radial angeordnete Muskelfasern verbunden, dies scheinen wenigsten 
oft sehr starke Falten zu verrathen. So kommt eine Art Tubus z 
Stande. Wird derselbe ausgestülpt, so entsteht in seinem Innern em? 
iuftwverdünnter Raum und es wirkt so der Saugnapf ohne zu verletzen E | 
wie ein Schröpfkopf. Das Wiederzusammenfallen würde dann dure N 
die radiären Muskelzüge bewirkt. 

Der weibliche Apparat {Fig. B) ist meist etwas nach vorn gerückt, 
und befindet sich in der Höhe des zweiten Fusspaares oder nur wenig 
weiter hinten. Er ist aus einem flachen Chitinbogen, welchen Bucunorz) 
Lyra nennt, und der Vulva zusammengesetzt. Letztere wird aus zwei 
längsgestreifien bogenförmigen Hautwülsten gebildet, welche mit ihren 
aufrecht stehenden Schenkeln zusammenstossen und hier die enge, aber 
lange Geschlechtsöffnung umfassen. Vor den horizontalen Vulvascher 
keln und den Saugnäpfen, welch leiztere den Weibchen ganz ach 
steht jederseits ein feines Härchen. 4 


Im innigsten Zusammenhange mit der äusseren Körpergestalt ste tt 
die innere Anatomie. Bei der ausserordentlichen Kleinheit unser: 1 
Milben, der grossen Blässe der Wandungen der Eingeweide, und end- 
‚lich dem feinkörnigen Inhalte, welcher massenhaft alle Thiere erfül 
war die Beobachtung bedeutend erschwert. Auch liess sich Manche 
nur aus der Analogie mit anderen Milben erklären und ich musste mi 
namentlich an die grösseren Verwandten, z. B. den bereits erwähnt 
Dermaleichus Haliasti halten. Trotzdem nehme ich nicht Anstand dieses 
 Unvollständige hier mitzutheilen, da dasselbe mit den Resultaten, wele 
sich aus den Untersuchungen 'CLararkoe’s und PasenstecHers an äh 
lichen Milben ergaben, vollkommen übereinzustimmen scheint. 

‚Die Wände des Nahrungscanales (Fig. B) sind ausserordentlich z 
und schwer zu verfolgen. Wir erkennen nur mihsam eine enge Spei; 


‚Revision der Gattung AR sive Dermaleichus Koch. 63 


röhre, ı einen weiten sackförmigen Haden und einen kurzen gerade ver- 
laufenden Enddarm. Bei trächtigen Weibchen wird der mittlere Ab- 
‚schnitt durch das reife Ei aus der Medianlinie verdrängt. Der Inhalt des 
Magens schimmert oft durch die Körperdecke hindurch und giebt sich 
‚als aus Epithelialschüppchen, Federrestchen, Bruchstücke von Drüsen- 
secreten und ähnlichen Dingen bestehend zu erkennen. In seltenen 
‚Fällen ist der mittlere Abschnitt des Verdauungscanales von einer röth- 
‚lichen Masse erfülli; bei näherer Prüfung erweist sich dieselbe als ge- 
"Tonnenes Blut, welches die Milben an verwundeten Stellen mit ihrer ge- 
 wöhnlichen Nahrung aufgenommen haben. Im Enddarm stecken zu- 
‚eilen Kothballen, weiche im frischen Zustande meist etwas bräunlich 
ün gefärbt sind, wohl in Folge Durchtränkung mit einem gallenähn- 
lichen Secrete. Freilich scheint der Drüsenbeleg mancher Milben voll- 
ständig zu fehlen, auch lassen sich keine als Leber anzusprechende 
Blindsäcke auffinden. 

"Das Exoretionssystem (Fig. A) ist meist mit einem sch warzbräun- 
hen Körncheninhalie erfüllt. In seiner Form erinnert es etwas an den- 
nigen der Gamasiden, indem sich zwei laterale Stämme zu einer über 
lem Enddarme gelegenen Lagune vereinigen. Doch legen sich jene 
ehr dem Enddarme an. Die Mündung der Cloakenöffnung, welche wir 
hlechtweg After nennen, liegt bei den Weibchen am Hinterrande 
st, bei den Männchen durch das Appendienulum verschoben raehr an 
r-Unterseite. Bei letzteren wird sie von zwei festeren Chitinwällen, 
n Aftersäumen eingefasst, deren Enden sich zu den oben besprochenen 
öckerchen ausbilden können. 

Was die Athmungsorgane anbelangt, so beobachtete ich an leben- 
| Exemplaren von Dermaleichus Haliaöti Buchholz unter der Rücken- 
ut ‘ein glänzendes, wahrscheinlich mit Lufi erfülltes Röhrensystem, 

das nach dem Tode sofort undeutlich wurde und allmälig ganz ver- 
h wand. Obwohl ich Stigmen nicht auffinden konnte, so liegt der Ge- 


ilben kennen. Bei den mit den Federmilben sicherlich verwandten 
nn De sich Dh durch Kochen mit ne ah | 


Venn man einen Analges lebend in reinem oder noch besser mit 
äure versetzten Wasser beobachtet, so sieht man die aus ziemlich 


64 oo 


sonen und yb auch bei m Milben: er) Be ö 


bei on Senken einch Fusses Blut # a Eich sn, und ke 
jedem Heben zurückkehrt. Im Leibesraume umspült die Ernährungs- 
» Slüssigkeit die einzelnen Organe ebenfalls frei. 
| Von den inneren männlichen Geschlechisorganen liessen sich blo 
die paarigen Hoden erkennen. Sie bestehen aus Anhäufungen winziger 
Bläschen, welche zu jeder Seite des Chitinapparates im Abdomen liegen. 
Bei Analges fringillarum (Fig. A) liessen sich einmal auch zwei paarige 
am vorderen Ende zugespitzte und langgestreckte Schläuche erkennen, 
welche in ihrer Miite leicht gebräunt sind. Sie erstrecken sich vom 
äusseren Geschlechtsapparate an bis in den vordersten Leibesäbschnitt 
hinein und lassen sich vielleicht als accessorische Organe auffassen 
welche den Kitt zur Umhüllung der Spermatophoren liefern. Was. die 
weiblichen Organe anbelangt, so bin ich noch vollkommen im Unklare 
über sie. 
Das Nervensystem besteht auch hier aus einem einzigen einfachen 
Nervenknoten, weicher zuweilen als heller Fleck hinter dem Pseudo- 
capitulum und in der Gegend der Speiseröhre wahrzunehmen ist. Was | 
eine einschliessende Kapsel oder davon ausstrahlende Nervenfaden an-| 
belangt, so liess sich weder diese hoch jene erkennen. Augen sind auch | 
mit der stärksten Vergrösserung nicht aufzufinden und nach Gehörorga- 
nen wird man bei Milben nicht fragen. Dagegen scheint Tasisinn vor- 
handen; als ihm untergeordnete Werkzeuge sind wohl die Kiefertaster ' 
lleen. Auch tritt die Frage heran, ob nicht vielleicht das Rücken- 3 
kölbehen und die langen Borsten dienen Sinne unterzustellen seien. | 
_ Nach Analogie der anderen Milben kann sie wohl verneinend beant- 
wortet werden. 5 
Lässt man eine Milbe absterben und eintroeknen, beobachtet man ‘ 
sie dann unter Glycerin, so kann man die Merkuahne noch am besten 
beobachten. Es giebt aber geeignetere Objecte zum Studium der acliven 
Bewegungsorgane bei den Acariden als diese kleinen Formen. Ich be- 
gnüge mich deshalb darauf hinzuweisen, dass mächtige Muskelmassen 
zum Dienste der verdickten dritten Extremität notlbwendig sind un 5 
dass sich im Innern einer solchen namentlich schräge Muskelzüge zur 
Bewegung der einzelnen Glieder wahrnehmen lassen. 
Den Leibesraum der sechsbeinigen Jugendform erfüllen zu "beid I 
Seiten zahlreiche Fettkugeln. welche wohl den Dienst eines Fettkörpe 
verrichten und bei der raschen Ausbildung aufgebraucht werden. 


er 
> 


© 
= 


II. Biologisches. 


Wir kennen bis jetzt mehr als ein Dutzend mehr oder weniger 
ilich. gekennzeichnete Analgesformen; sämmtliche sind avicol und 
ar bewohnen sie mit Vorliebe das Gefieder der Singvögel (Oseines). 
lier nähren sie sich nicht etwa nach Art der Sarcoptiden von den wei- 


n Kock lautete, die Hautausdünstung auf, sondern begnügen sich mit 
‘den Federn und abgefallenen Hautschüppchen ihrer Wirihe. Den besten 
Beweis dafür liefert uns ihr Mageninhalt. Auch ihre Mundtheile und ihr 
4 Janzer Verdauungscanal scheinen nicht für eine saugende Lebensweise 
j ingerichtet zu sein. 

- Ihrer Nahrungsweise entsprechend bewegen sie sich in den Federn 
'er Wirthe weit besser als auf der glatten Hauifläche. Man sieht sie 
enn oft am Giiterwerke der Fahne behend herumklettern. Auf glatien 
lächen macht ihr Gang einen mühsamen Eindruck. Es ist ein gerade 
ht langsames aber doch unbeholfenes Kriechen, und man glaubt zu 
ER n, dass dies nicht ihre gewöhnliche on ist. Die Männchen 


jei den Kriechen nen sie sich fire ich: anders schlenpen sie 
lach. Ich glaube deshalb, dass die Milben sich vorzüglich mit diesen 
licken Füssen und ihren Krallen an den Federn festhalten.« Nırzscu 
1 d Kocu erkannten dagegen ohne Mühe die sexuelle Bedeutung dieses 


\esten der Federfahne in der Nähe des Schaftes auf, wo sich auch ihre 
itlichen häuslichen Verrichtungen abspielen. Nach dem Tode des 
ıthieres klettern sie an die Spitze der Federn, wo man sie nament- 
n der Nasenlochgegend, an der Stirn, den Zügeln, der Kehle und 
hen den Schwungiedern findet. Später gehen sie vom Thiere ab 


ingungen bieten. Auch verlassen sie die brütende Mutter um auf 
»n kaum geliederte Brut überzusiedeln. Sie am lebenden Thiere 


IN 
O 


8 e Zeit ihrer habhaft zu werden. Man EN den Leichnam el 


die letzteren zahlreich vorkommen, kann man, besonders in den Som- 


Kor auch a das Meiste auf die Uebung und den Scharfblick e 
Sammlers an. | | 

Die Anzahl der Männchen ist bedeutend geringer. als die der Weib- 
chen und zwar so, dass bei manchen Arten auf zwanzig bis dreissig 
Milben weiblichen Geschlechts nur ein Männchen zu finden ist. Wo 


mermonaten viele Pärchen in Gapuleuon hesbackten: Die Lage beide 
Geschlechter während dieses Actes ist bei den Federmilben verschieden, 
für die Analgen gilt Folgendes: 

Das Männchen naht sich dem Weibchen, ergreift dasselbe mit. 
seinem verdickten und verlängerten Fusspaare von vorn, zieht dessen 
Hinterleib unter den seinigen und hält es ganz mit den Klammerfüssen 
umfasst. Es ruht dann Kopf gegen Kopf, Leib gegen Leib. Zugleich 
treien die Haftnäpfe in der oben angedeuteten Weise in Thätigkeit 
Durch diese doppelte Verbindung wird übrigens die Begattung eine seh 
innige und lang andauernde. Das Männchen schleppt dann das willen- 
lose und schwache Weibchen mit sich ohne sich dabei der dicken Füsse 
zu bedienen. Die Ueberführung des befruchtenden Spermas geschieht 
durch formlose bräunliche Samenballen oder Spermatophoren, welche 
Kothballen nicht unähnlich sind. Trennt man ein sich umarmendes | 
Pärchen, so wird man in ihrer Umgebung selten umsonst nach diesen ' 
Ballen suchen. Auch beobachtet man diese häufig genug beim Männ- 
chen in der Umgebung des chitinisirten Geschlechtsapparates. Da den 
Weibchen bei der Begatiung Begattungsorgane noch fehlen, so geschieh 
die Einführung durch deren After. Dieser ist denn zuweilen auch durch 
stark chitinisirte und gebräunte Puncte gestützt. Innerhalb desselben 
lassen sich zuweilen ganz undeutlich und zart die Umrisse einer rund- 
lichen unpaaren Blase erkennen. Wir sind aus den später mitzutheilen- 
den Thatsachen berechtigt in ihr eine Bursa copulatrix zu suchen. 

Die Eier entstehen scheinbar!) frei im Leibesinneren; sind sehr 
lang und oval (Fig. B). Sie erfüllen das ganze Abdomen der Mutter und 
ragen sogar bis in den Thorax hinein. Stets kommt nur ein einziges 
zur Ausbildung und dieses wird in einem bereits stark vorgerückten 
‚Zustande einzeln an die Federn geklebt. Ja ich bin nach Erfahrungen, 
' welche ich an Freyana (Dermaleichus) anatina Koch machte, berechtig! 
anzunehmen, dass die Federmilben ovovivipar oder sogar vivipar sind. 


4) Ich neige mich hier noch der älteren Ansicht zu, werde aber später Gelegen- 
heit nehmen darauf zurückzukomınen und zu zeigen, dass auch hier ein Fruchtbehäl- 
ter existirt. Dermaleichus Haliaeti Buchh. ist es wieder, welcher mir zu dieser Be 
EISERHUL Anlass giebt. ; 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichns Koch. 67%: 


als über die Entwicklung der Eier sind wir über die Fortbildung 

ben entstammenden sechsbeinigen Larven unterrichtet. Bevor 
selben zum achibeinigen noch geschlechtsunreifen Thiere, dem so- 
a Ber bensacsen heranwachsen, inüssen sie noch zwei Häu- 


nals eorfen er ke hat, nähert sie sich der on is- 
Form und nun erst tritt der in a hervor. 


eibchens. Kaum begaitet häutet sich dieses noch einmal und besitzt 
it eine Häutung mehr als jenes. Die nun entwickelte leizie Form 
; Weibehens ist vom Männchen sowohl als von der ihr vorhergehen- 
| Gestalt formell verschieden. Sie besitzt nun die Lyra und die Vul- 
wird aber nicht, mehr begattet, sondern ist bereits mit einem Ei 
‚Geschlechtsapparate versehen. Wir können aus dieser leicht zu be- 
shtenden Thatsache auf das Vorhandensein einer Bursa copulatrix 
Becs; leicht a auch lässt sie äich mit der > in Zu- 


ee N lenaakufe, Jetzt heftet a die Milbe mit starr 
eckten Vorderfüssen an die untersten Aeste der Federfahne an. 
nklammern scheint ein wahrhaft krampfhaftes zu sein, so dass 


\ eue erst erhärtende Haut überall farblos, allmälig erst erlangt 
3. nn ae und mit ihr die ee an den an 


st die rasche Zunahme des dritten verdickten Fusspaares nicht 
a Nachdem die alte Schale nee | ist, ‚bleibt diese ; an 


Individuen zum Festsitzen während der Häutung am liebsten eine 
relis von anderen Analgen in Beschlag genommene Feder und sitz 
dann dicht an einandergedrängt. Man findei nicht selien solche Feder 
an denen haufenweise Köpfe, Extremitäten, Hautfetzen unserer Milb 
' hängen, und manche noch wohl erhaltene Haut legi Zeugniss ab wie der # 
‚Wechsel vor sich ging. Viel seltener kommen Federn mit den Ueber 
bleibseln eines einzigen Individuums vor. 


IV. Die systematische Stellung der Gattung Analges Nitzsch s. Der 
maleichus Koch. a 

Wohin haben wir nun die Gattung Dermaleichus unterzubringen‘ 
Diese Frage wurde verschieden beantwortet, und es mag deshalb nic 
ungerechtfertigt scheinen, wenn auch ich mich mit, derselben beschä 
tige. Sehen wir aber erst, welchen Standpunct die früheren Mono- 
graphen einnahmen. Wie ns diese Frage beuriheilte ist mir unb 
kannt. Koch stellte seine Dermaleichen zu den Sarcoptiden, ohne fre 
lich die Gründe anzugeben, welche ihn hierzu vermochten. Eben 
summarisch verfuhr Gervaıs; doch that er, wohl mehr unbewusst, eingig 
glücklichen Griff. Er sagt (loc. cit. p. 557): % 
»Le genre Dermaleichus, que Kocn place apr&s le genre Pieroptus ! 
dans les Sarcoptides, participe ou est voisin du genre Dermanyssus, 
class@ dans notre ouvrage par M. Gervaıs dans le grand genre Gamase.« 
Auch Crararkoe spricht die Ansicht aus, dass die Vereinigung der. 
Dermaleichen Kocn's mit den Sarcoptiden keine ganz glücklich gewählte 
sei. BucHnoLz dagegen suchte diese Stellung zu vertheidigen und führt 3 
als Grund namentlich die Verwandtschaft im Chitinskelet an, giebt aber‘ 
zu, dass sich möglicherweise bei genauer anatomischer Untersuchung 
Gründe zur Vereinigung mit den Gamasiden finden liessen. i 
Was nun mich anbelangt, so habe ich mich im Vorhergehende: 
bemüht, die verwandischaftlichen Beziehungen der Analgesformen mi 
‚den übrigen Milben hervorzuheben. In Erwägung derselben fallen? 
namentlich die rudimentären Mundtheile ins Gewicht. Die Analgeı 
dürfen nicht mehr bei den Krätzmilben verbleiben; sie müssen, wi 
Gervaıs richtig voraussah, den Gamasiden zuertheilt werden. H 
stellen wir sie am besten in die Nähe der Gattung Dermanyssus, we 
cher sie auch in Form und Lebensweise verwandt scheinen. Dagegeı 
lässt sich andererseits nicht leugnen, dass sie auch namentlich in de 
Anordnung des Chitinskeletes manche Anknüpfungspunete mit dei 
Krätzmilben darbieten. Sie repräsentiren also eines jener interessant 2 
Bindeglieder zwischen zwei durch parasitische Lebensweise verwandten 
durch die Form der Mundtheile aber auseinandergehenden Familien, n. 


h . Rerisio 


} Arten der Foridirten Gattung Analges Nitzach s. Dothaleichüs 
a Koch. | 


ehklicher his jetzt nen ben zu liefern, ns, 
ahl der echten Änalgesformen unter ihnen ist eine sehr Keine. Wir 
en nur dreizehn ‚derselben, und zu diesen gehören merkwürdiger 
Weise die am längsten bekannten Species. Es sind dieselben grössten- 
Is bereits von den früheren Monographen mehr oder weniger kennt- 
'h geschildert worden. Ich führe diese von meinen Vorgängern be- 
Ibachteten Arten nur mit kurzen Angaben über die bezügliche Literatur 
ıd deren Wohnthiere an. Dagegen erlaube ich mir einige neue Formen 
as ausführlicher zu characterisiren. 


hen Zangen andelien cr Fusspaar. Ich benenne sie nach 
nem ihrer en. welchen Eu FIERMANN schilder te, nalnee chelo-- 


Fe Geer und dessen nächste Verwandte, bei denen das dritte Hassan 
T mässig verdickt und nie zu unförmlichen Zangen umgewandelt is 
"interessanteste Vertreter letzterer Abtheilung, welcher offenbar die 


bar Analges pachycnemis Giebel, sie heisse daher nach ihm Analges 
ycnemici. 


4. Untergatiung: Analges chelopii. 


1) An a Iges chelo pusHermann. Diese merk würdige Art wurde 
ı von Hermann auf dem Blaukehlchen (Sylvia suecica) aufgefunden 
abgebildet. ran sammelte sie Nırzsch en und constatirte 


n de Gatlung Analges sive Dermaleichus Koch, 69 


Will man einige Uebersichtlichkeit erzielen, so lassen sich die Anal- 


bindung dieser mis der vorhergehenden Gruppe vermittelt, ist offen- 


EI 
5% 


ai" 

{N 

h 
ER 


- Form also oh identisch. 


= Änscch die Form eines gedrungenen, d.h. in der Längsachse verkürzten 
‚Hühnereies. Dies ist um so mehr der Fall, als der Körper vorn dem 


' des dritten Beinpaares, wo auch das zweite Segment des Cephalothor 
jederseits in eine deutliche Spitze ausgezogen ist. Die Trennungsfure 


. Hinterbeinpaaren kommt ungefähr der Breite des Abdomens gleic. 


2% 6.Hallen aa Queens 


Acarus hlorus Herman. 'Mem. anitrelogigue Sirasshourg 18 804. ‚pi 
Fig. 7. x 
Analges chelopus Nitzsch. Ersen. u. Grus. Eneyel. I. p. 232. 
GIEBEL, Zeitschr. f. d. ges. Nat. Wissensch. von Halle 1871 
p- 49%. Taf. V, Fig. 5. 
Dermaleichus passerinus Koch. Deutschl. Grust., Myr. u. Arachn. h. 3 
n. 40 u. 11. 
Dermaleichus passerinus Koch. Gervaıs, Apteres. IV. p. 559. 


2) Analges spiniger Giebel. Nıirzsen. fand diese Art auf dem 
Gartenlaubsänger (Sylvia hypolais). Sie kam nach dessen Tode 
vielen anderen Federmilben an das Museum in Halle, wo sie später v 
Professor Gızsrı daselbst genügend beschrieben und abgebildet wur 


Analges spiniger Giebel. Zeitschr. von Halle 1871. p. 196. Taf. V 
Fig. 6 mas:, Fig. 7 fem. 


3) Analges bidentatus Giebel, Von dieser Species gilt un 
gefähr dasselbe wie von der vorigen Art. Als Wohnthier giebt Gresni 
die Heckenbraunelle (Accentor modularis) an. Koca führt in seiner 
Uebersicht des Arachnidensystems p. 124 einen Dermaleichus accen 
torinus blos namenilich an. Mit diesem, welcher bei den Arten aufge; 
zäblt wird, die keine verdickten ee haben, ist die vo | 


Analges bidentatus Giebel: Zeitschr. von Halle 1874. p. 497. 


4) Analges Nitzschii nov. spec. mihi. Fig. 12. Die vor 
ogande noch unbeschriebene Art, welche nebst mehreren anderen 
Federmilben auf dem gemeinen Ammer (Emberiza citrinella) lebt, ge- 
hört zu den kleineren Analgesformen. Ihr Leib erreicht kaum die Länge 
von 0,4 Mm. und eine Breite von 0,33 Mm. Die Umrisse gewinnen da- 


stumpfen Pole, nach hinten der leicht zugerundeten Spitze eines solchen 
gleicht. Doch findet sich die grösste Breite direct vor der Einlenku 8 


des letzteren ist scharf markirt. Der Raum zwischen den Vorder- u 


Dieses letztere erscheint seinerseits wieder so lang wie die Strecke 
der Basis des Pseudocapitulums bis zur Höhe der Insertionen des drit 
Beinpaares. Das Appendiculum hat die Forn eines quergestellten Rec 
eckes und ist vollkommen hyalın. Die Körperoberfläche unseres Thie 


d nach rückwärts gebogen, die Spitze am entsprechenden Segmente 


ist die verdickte dritte Extremität auf. Sie erscheint als eine unförm- 
he, braune Zange, und giebt sich dem unbewaffneten Auge bereits 
‚als zwei glänzende Püuctchen zu erkennen. Ihre Länge kommt fast der 
Breite des Körpers gleich, sie misst 0,28, ihre Breite 0,13 Mm. Sämmi- 
iche ihrer Glieder scheinen von aussen Dach innen Eebacet, sind da- 
e aussen convex, innen concav. Eine Ringfurche trennt das erste 


erbreiterte zu erkennen, indem es sowohl nach oben und aussen, als 
nach innen und unten vorspringt. Die obere Ecke ist einfach a 
ndet, die untere zieht sich in einen rückwärts gekrümmten Daumen- 
tsatz aus, welcher an seiner hinteren Fläche ein kleines Zähnchen 
gt. Das dritte Glied hat ebenfalls noch eine grössere Breite wie das 
te und vierte und die ungefähre Form eines Rechteckes. Kegelförmig 


I iibersten finden sich ce drei gleiche vor, ungefähr von 
e Länge des Abdomens. Randborsten kommen jederseits drei vor. 


sich beide als einfach und mässig lang. 


| Diese. Art, welche ich nach dem ersten Gründer der Gattung Anal- 
ges benenne, unterscheidet sich von allen bis jetzt beschriebenen wesent- 
ch, namentlich durch das Verhältniss der langen Borsten und den Bau 
verdickten dritten Extremität. Zugleich mag hier angegeben wer- 
dass ich unter der Totallänge den Abstand von der Basis des 
S ıdocapitulums: bis zur Spitze des Hinterleibes begriffen habe; die 
e wurde dagegen stets vor der Einlenkung des dritten Beinpaares 
essen. | a Länge der verdickten Extremität Kenn ni deren 


5 EEE Se &® 2 2 
BEER Er ee = 


s zweiten Beinpaares sehr ausgebildet. Auffallendere Verhältnisse 


lied von dem folgenden; dieses giebt sich als das am auffallendsten. 


ie. vorderen sind einfach und ungefähr von Körperlänge, die hinteren 
d ppelt und nur wenig kürzer. Die Rückenborsten endlich erweisen 


SEITE 


Sort 


BEN 


2. Untergattung Analges pachvenemici. 


5) Analges passerinus de Geer. Diese Art wurde, wie wir 
schon wissen, bereits von DE Gzer auf sperlingsartigen Vögeln, das 
Weibchen und sechsbeinige Junge auf Meisen vorgefunden und als 
Acarus passerinus s. avicularım beschrieben. Koch und Nirzsch 
kannten dieselbe ebenfalls und sie legten sie der ursprünglichen Schil- 
derung des Genus zu Grunde. Gerade diese Species und ihre neu zu 
beschreibenden Verwandien waren es hauptsächlich, welche auch mir 
den Stoff zur Revision dieses Genus lieferten. Ihre Wirthe sind viele 
kleinere Singvögel, wie Finken, Ammern, Lerchen, wo sie neben ande- 
ren Federmilben in Menge vorkommen. 


Acarus passerinus de Geer act. ac. sc. Suec. 1740. p. 351. F. A. £. 2. 
Linn. syst. nat. I. I. p. 1023. n. 10. 
DE GEER. Ins. Uebersetzg. VII. p. 46 t. 6. f. 12. 
+ Scarank. Fn. boica Il. p. 199. n. 2644. " 
7 Far. E. S. IV. p. 429 n. 2.3. 
Acarus avicularum de Geer. Uebers. Vi. p. 46. Taf. 6, Fig. 10. 
Fem. 41 larv. 
Analges passerinus deGeer. Nirzsou. Erscn. u. Grup. Encyel. I. p: 252. | 
GisseL. Zeitschr. von Halle 1871. p. 497. 
Dermaleichus passerinus Koch. Deutschl. Grust., Myriap. u. Arachniden 
h. 33. 10. 1. N 
Uebersicht d. Arachn.-Syst. p. 123. Taf. XII. Fig. 70. 71. 
Geryais, Apteres. IV. p. 558. 


6) Analges fringillarum Koch. Diese Art, welche sich be- 
sonders durch den Bau ihres verdickten dritten Beinpaares auszeichnet, 
wurde zuerst von Koca auf dem Bergfinken (Fringilla one 
aufgefunden. Später traf sie Bucunorz im Gefieder folgender Vögel: des 
Distelfinken (Fringilla carduelis) und des Grünfinken (Fringilla chloris), 
des Nusshähers (Nucifraga caryocatactes), der Goldammer (Emberiza 
citrinella) und des gemeinen Staares (Sturnus vulgaris). Wahrschein- 
lich ist sie identisch mit derjenigen Form unseres Genus, welche an | 
vom gemeinen Staar abbildet. Nirzsch und GieseL Benni sie nicht. 

Sturni Redi ... physiologica u) AA. 


Revision der Gattung Analges sive Dermaleichus Koch. 73 


| ee fringillarum Koch. Deutschl. Crustac., Myriap. u. 
-Arachniden h. 33. 12. 13. 

| Kocn. Uebersicht d. Arachnidensyst. p. 125. 

; BE BucuuoLz. Nov. Act. Leopold. 1870. p. 48. 


7) Analgesoscinum Koch. Diese Milbe kommt nach Koch au 
ider Bachsielze vor, wo auch Gıeser’s Analges pachycnemis lebt. Je- 
doch soll sie. ach auf anderen Singvögeln wohnen, so auf dem 
‚Neuntödter (Enneoctonus collurio), der Gattung Alauda und den Em- 


| folgende Vögel bei: Seidenschwanz (Bombycilla garrula), grosser Wür- 
ger (Lanius excubitor) und das Rothkelchen (Sylvia rubecula). | 


'Dermaleichus oseinum Koch. Deutschl. Orustac., Myr. uw. Arachniden 
Rh 323 11.15. 

Uebersicht d. Arachnidensyst. p. 125. 

Bucuuoz. Nov. Acta Leop. 1870. p. 48. 


8) Analges mucronatus Buchh. Bucunorz fand diese in 
ancher Beziehung eigenthümliche Art zuerst auf der Blaumeise (Parus 
yeruleus) und bildete sie ab. Seine Zeichnung liefert übrigens wie alle an- 
eren einen Beweis, wie oberflächlich und ungenau dieser Autor in seinen 
rungen über die Gattung Dermaleichus Koch« zu Werke ging. 


" Dermaleichus mucronatus Buchh. Nov. Act. Leop. 1870. p. 46. 
EN. Fig. 32 u. 33. 


9) Analges integer Giebel. Diese gewiss höchst interessante 


e mlich ungenügend beschrieben. - Namentlich wird man aus seiner 
nerkung nicht klug, ob man diese Art zu der vorhergehenden oder zu 
terer ... zu ‚stellen hat. Unter den von Kopn hlos namenf- 


40) Analges pachyenemis Giebel. 


Vorliegende Species, 


AR welcher ebenfalls auf Bachsielzen lebt, nicht identisch ist. 
ch bietet sie in dem Bau der verdiokten Betmsihiat interessante 


rlingen oder Emberizen. BucunoLz fügte später als Wohnthiere noch 


St 


versagen, das Thierchen etwas ausführlicher zu schildern. 


als die grösste und von Körperlänge ergiebt. Bandborsten bemerke 


nur sehr klein, die hinteren reichen bis zur Spitze des Abdemens. Vor 


zillarum auf dem gemeinen Goldammer (Emberiza citrinella). Von de 
sich durch die Länge und Anordnung ihrer Borsten, sowie durch 
nella kann demnach als das gar nicht seltene Beispiel eines Wirt 


 milben vorkommen. 


a ; ne ' + Haller, Be oe 


von jenem abweichende Verhältnisse und ich kann mir deshalb nie 


Analges pachycnemis Giebel. Zeitschr. von Halle 1870. p. 195, 


Diese Federmilbe gehört zu den grössten Arten unseres Genus. Sie 
hat eine Länge von 0,6 und eine Breite von 0,4 Mm. Ihre Umrisse g 
winnen so die Form eines etwas verlängerten Hühnereies, das einund 
einhalbmal so lang wie breit ist. Die Breite des Gephalothorax beträg; 
vor der Einlenkung der Hinterbeine ungefähr gleich viel wie vorn, auch 
fehlen die zwei Dornen am Hinterende desselben. Die Trennungsfurche 
zeigt sich nur undeutlich und verwischt. Der Abstand zwischen den 
zweiten und driiten Fusspaare ergiebt sich fast länger als das Abdome 4 
und dieses erscheint kürzer als Vorderleib ohne Pseudocapitulum. Auf‘ 
dem hyalinen, rechteckigen Appendiculum zeichnen sich die Enden de 
zwei Aftersäume als hellbraune Flecken aus. i 

An der verdickten dritten Extremität (Fig. 13) ist es namentlic 
das zweite Glied, welches interessante Verhältnisse aufweist. Dasselb 
scheint nach aussen nur wenig verbreitert, um so mehr nach oben ve 
dickt, was sich besonders durch einen starken rundlichen Höcker auf 
der Dorsalfläche zu erkennen giebt. Die obere, äussere Ecke fehli, da-' 
gegen zeichnet sich der Daumenfortsatz an der unteren inneren aus 
durch Grösse, und trägt an seiner hinteren Kante zwei kleine winzige 
Zähnchen. Das vierte Fusspaar Abettal angedrückt die Spitze des Ab- 
domens merklich. “ 

Eodhorsten treten jederseits drei auf, von denen sich die mittle 


wir eine vordere und eine hintere, beide von mehr als Körperlänge, die 
hintere erscheint weit nach vorn gerückt und ihre Stelle nimmt ein 
kleines accessorisches Härchen ein. Die vorderen Rückenborsten sind 
dere und Kinder Rückenborsten kommen jederseits doppelt vor. 

14) Analges coleopteroides mihi (Fig. 14). Diese Form le 
neben dem Analges Nitzschii, dem Analges passerinus und Analges frit 
beiden letzten Species, welchen sie sehr nahe steht, unterscheidet s 
Verhältnisse der stark gebräunten dritten Extremität. Emberiza citr 


dienen, auf welchem eine ganze Reihe verschiedener Formen von ‚Fede “ 


Analges coleopteroides Han; eine Länge von ®, Ih und eine gr ER 


erisihn der Gattung Annlges sive Dermaleichus Koch. 75 


keite von 0,25 Mm. und erinnert durch ihre gedrungene hühnereiför- 
P* Gestalt sehr an Analges Nitzschii. Wie jene Art hat auch sie ihre 
grösste Breite vor der Einlenkung des dritten Beinpaares, dagegen fehlen 
ier die Dornecken des Gephalothorax. Es erhält so der Körper etwas, 
as an die Umrisse mancher Käfer, namentlich der Geotrupesarten er- 
ınert. In Bezug darauf habe ich der Art ihren Namen gegeben. Die 
Ä rennungsfurche ist scharf markirt, der Abstand zwischen Vorder- und 
nger als breit und hinten stark zugeı rundet. Das Appendiculum zeigt 
sich einfach hyalin und von der Form eines queren Rechteckes. 

Das dritte Beinpaar ergiebt sich als verdickt, aber nicht von auf- 
llender Form. Im Leben glänzt es mit ausgesprochen bräunlicher 


$ 


| ärbung, nach dem Tode stirbt die Farbe haldigst ab. Das zweite Glied 


iit zwei scharfen Ecken vor. Die Krallen sind lang und sichelförmig 
Das vierte Fusspaar erreicht angedrückt mit seinen End- 


"giebt sich als nicht ganz von Körperlänge, die-beiden äusseren als 
kürzer. Die Randborsten treten vorn hinten a auf. Jene 


Fr sspaares inserirt, beide ragen über aa Hinierlah hinaus. 


- Zu dem Männchen, welchem die obige Beschreibung gilt, und 
eilweise mit diesem in eesng fand sich eine grössere Anzahl Weib- 


ch rechteckiges nn und hinten schmächtige ‚schwach gekriimmie 


Di eenbsrden verhalten sich wie die der Männchen, die 
E hhorsten finden wir einfach und kurz. Die Länge der weiblichen 
mplare beträgt 0,39 Mm., ihre Breite 0,1% Mm. 


Aue 


‚Bei beiden ee hcchlern erscheint der Körper in der bekannten 


he und bescheidene Art, welche jedenfalls der vorhergehenden und 


- Hinterbeinen nicht ganz von der Länge des Abdomens. Dieses erscheint - 


ist auch hier das dickste und springt unten sowohl ein- wie auswärts 


en Endborsien stehen jederseits drei ungleich lange; die mitilere er-. 


en vor, welche ich kurz kennzeichnen will. Sie besitzen ein läng- “ 


user And von blass er FEr ns; Die stärker 


a ) En affinis nov. spec. a 15. Eine ein- 


" nachfolgenden Form nahe steht, erscheint sie uns als einziger bis 


76 n en Haller, . a a m “ 


jetzt, bekannter Aussenparasit von Trichodroma phoenicoptera,, 1 unsere m 
prächtig gefärbten Alpenmauerläufer, von besonderem Interesse. 
Die Totallänge des Männchens beträgt 0,55, die der Weibch: 
‚0,56 Mm., dabei erweist sich die Breite der erste 0,34 betr 
gend, die der letzteren dagegen nur 0,22% Mm. Diese Art zeichnet sich 
daher jedenfalls von der vorigen durch bedeutendere Grösse und ge- 
strecktere Körperform aus. Die Trennungsfurche ist nur undeutli 
wahrzunehmen. Der Abstand zwischen Vorder- und Hinterextremitäten. 
erscheint grösser als die Länge des Abdomens. Die grösste Breite be- 
sitzt der Körper unstreitig wieder vor der Insertion des driiten Fuss- 
paares. Der Hinterleib ist kürzer als der Gephalothorax ohne Pseudo- 
capitulum. 
Der vorhergehenden Art gleicht Analges affinis jedenfalls im Baue | 
der verdickten Extremität bedeutend. Doch ergiebt sich deren Länge 
und Breite als beträchtlicher und ihre Farbe auch im Leben nie st 
braun und glänzend. Ihre Länge beträgt ungefähr 0,42—0,15 Mm. 
ihre Breite 0,07—0,08 Mm. Stets scheint dieselbe angentbrialg von 
aussen nach innen gekrümmt. Das vierte Beinpaar überragt angedrückt 
mit seinem Endglied die Spitze des Appendiculums. Dieses ist, wie ich 7 
noch nachzutragen habe, einfach Kon und nach hinten in eine feine 
Spitze ausgezogen. | 
Auch aus der Länge der Haargebilde ergeben sich Verschieden- 
heiten gegenüber den beiden nächst verwandten Species. Die End- 
borsten verhalten sich ungefähr wie bei der vorigen Art, ebenso die 
Randborsten, nur scheint die vordere etwas kürzer als bei der vorigen. ” 
Was die Rückenborsten anbelangt, so finden sich vordere und hintere 
doppelt vor, die innere vordere ist am kürzesten, die hinteren inseriren 
sich weil nach vorn gedrängt und eine accessorische Borste von Hinter- 
leibslänge oder mehr nimmt ihre Stelle ein. | 
Wie bei fast allen anderen Arten wird auch hier der Körper durch 
erhabene Falten in verschiedener Anordnung gerippt. und durch ein 
schmutziges Weiss gefärbt, von dem sich die stärker chitinisirten Theile 
durch ausgesprochenere Färbung abheben. N 
a en a nov. spec. die. il Kl en 


N 
x 


9 


Länge etwa 0,45 und hatien Häbeie eine 1e Breite von 0,24 Mm. Die Körper 
form erscheint also fast noch gedrungener als bei der vorigen Art, dab 
sind die Seiten des Gephalothorax wie gerade abgeschnitten.. Die Bre 
hinter den Insertionen des zweiten Fusspaares erweist sich ungefähr 
gleich derjenigen am hinteren Ende des Vorderleibes. Dabei findet sich 


er beireffenden Exiremität der vorigen Art, nur ist das Krallenglied 
teis nach rückwärts gebogen. Die diese Extremität schmückenden 
orsten zeichnen sich durch ihre Länge aus. Das Endglied des vierten 
sspaares überragt den Hinterleib. Die Rand- und Rückenborsten 
treffen wir ähnlich wie bei der vorigen Form. Ais verschieden ergeben 
‚sich nur die drei Endborsten, von denen die äusserste auf ein kurzes 
ärchen redueirt ist, die Inittiere von wenig über Hinterleibslänge und 
ie ‚Innersie etwas verkürzt erscheint. 


A 

| v1.  Gehlus Rückblick, Voranssichtliches Schicksal aut übrigen 

| Dermaleichen. 

| Werfen wir nun zum Schlusse einen Rückblick auf vorliegende 
rbeit, so sind ihre Hauptresultate in wenige Worie zusammengefasst, 


ergeben sich als zu allgemein abgefasst, und können sich ebensowohl 
uf die übrigen Federmilben beziehen als auf den von ihnen aufgesiellien 
/pus, nämlich Acarus passerinus de Geer. Dieser und die ihm nächst 
wandten Formen bilden aber in ihrer Gesammtheit eine wohl abge- 
h] ssene und begrenzte zoologische Einheit, eine Gattung, deren ab- 
»k zte Diagnose folgende ist: 


‚eines schildförmigen Knöpfchens ganz am Yardorrande stehen. 
Körper der Männchen erscheint stets einfach oval, das Abdomen 


der Weibchen hat dagegen die Form eines länglichen Rechteckes 
stutzten oder abgerundeten Winkeln. Alle vier Beinpaare er- 


er sirt in dessen System der eniden 1817. Beide Böschreibunghn 


amasiden mit Auen nadelförmigen Mundtheilen, welche i in 
einfaches Appendiculum und wird nie tief eingeschnitten. Der 


n sich als fünfgliedrig, die vorderen ohne sexuellen Unterschied 


Ra, 


"und vollkommen randständig. Ihr erstes Sonn vermittelt die Art 
| lation und N dem siegelsinglanmiern der. N 


ren Autoren fälschlich dem dritten und vierten zugeschriebenen zahn- 
artigen Vorsprung. Die zwei Hinterbeinpaare des Weibchens sind steis 
einfach und schmächtig, das dritte des Männchens dagegen stark ver 
diekt. Sein Endglied trägt regelmässig eine Kralle statt der Haftläpp- 
chen, wie sie an den Endgliedern aller übrigen Beinpaare, wie auch an 
denen des Weibchens vorkommen. Rückenfläche und Extremitäte 
zeigen sich in verschiedener Weise mit langen bis sehr langen Haaren 
hesetzi. | 
Alle hierher gehörenden Federmilben leben auf Vögeln, namentlie 
Singvögeln und nähren sich von deren Federn. 
Das in dieser Weise abermals revidirte Genus Analges umfasst 
meinen Ergebnissen nach 43 Arten, von denen vier von mir neu be- 
schrieben wurden, nämlich Analges Nitzschi, coleopteroides, affınis und 
certhiae, von einer weiteren wurde das Artrecht neu constatirt. Sämm 
liche Species zerfallen ganz natürlich in die zwei Untergenera der Anal- 
ges chelopii und Analges pachycnemici. Bei ersteren bildet das unförm- 
lich verdickte Fusspaar eine braune Zange von gewaltigen Dimensionen, ' 
bei der zweiten ist dasselbe dagegen einfach, stark bis mässig verdickt. ' 
Durch die oben geschilderte Diagnose werden aber von den mehr 

als fünfzig bis jetzt beschriebenen Arten eine grosse Zahl ausgeschlos- 
sen. ‚Weit entfernt die Zahl dieser Stiefkinder zu verringern, werde ich ° 
sogar genöthigt sein, sie durch eine grosse Zahl neuer zu vermehren i 
Es fragt sich nun, was vor der Hand mit letzteren anzufangen sei. Be- 
reits früher wurde eine kleine Anzahl derselben für andere Genera 
reclamirt und bevor wir zur Beantwortung der eben gestellten Frage 
übergehen, müssen wir in Kürze sehen, welche es sind. ' 
Koca# zeichnete und schilderte in seinen »Grustaceen, Myriapoden 

und Arachniden Deutschlands (Heft 5, 12 u. 13)« einen Dermaleichu: 
palumbinus und Dermaleichus musculinus als neue Arten. Derma 
' leichus palumbinus wird wohl zu der von Enızrs aufgestellten Sar- 
coptidengattung Dermatorycies zu reclamiren sein. Den Dermaleichus 
museulinus (einen Säugethierparasiten !) trennte dagegen Crarınton ab 
und bildete für ihn die Gattung Myocoptes. Darauf war Dermaleichu 
sciurinus eine der ersten Arten, welche Kocn in seinem 33. Hefte be- 
schrieb. Aber schon wenige Jahre später vereinigle der Autor selbst in 
seiner Uebersicht des Arachnidensystems diese Art mit dem Genus 
Homopus. 


 Beriion der Gattung Aualges sive Dermaleichus Kock 79 


ür mich ist es überhaupt Br irnahels, ob wir in dieser auf dem 
chhörnchen (Seiurus vulgaris) oft in Menge vorkommenden Milbe wirk- 
‚ein ausgebildetes Thier vor uns haben. Es besitzt dieselbe eine 
verdächtige Aehnlichkeit mit den früher als Trichodactylus be- 
hriebenen Deutovumstadien mancher Gamasusarten. Auch Derma- 
chus lemninus (33. 5) Koch ist eine sehr fragliche Art. Meiner Mei- 
ng nach gehört dieselbe eher zu der von Schrank aufgestellten Gat- 
18 Myobia. Ich werde in diesem Gedanken auch durch die Autorität 
PAREDE’S unterstützt, welcher sagt (a. a. O. p. 521): 

»Wenn nicht Koca#’s Dermaleichus lemninus hierher zu ziehen ist, 
ich freilich für höchst wahrscheinlich halte. Unter diesem Namen 
hreibt nämlich und bildet Koca eine auf Hypudaeus schmarotizende 
be ab, deren Bild die grösste Aehnlichkeit mit einem Männchen von 
'obia eh darbietet. Das Vorkommen auf Hypudaeus lässt es als 
hr wahrscheinlich erscheinen, dass es sich wirklich um Myobia 
hrank) handelt, dann aber hat der Verfasser das Vorderfusspaar sehr 
antastisch abgebildet und die ganze Zeichnung steht derjenigen von 
jonrank bedeutend nach.« | 

N Sehr. fragwürdige Gestalten, schon um ihres Vorkommens auf 
R ern willen, sind auch Kocn’s a rosulans und chrysome- 
s (Heft 38. t. 22 u. 33. 1.4 ab). Unzweifelhaft werden spätere 
en darthun, dass. dieselben von den Federmilben zu trennen, 

| wahrscheinlich zu den unter dem Collectivnamen Hypopus Bi 

y Entwicklungsstadien zu stellen sind. Meinen Nachsuchungen eni- 
sen sich diese beiden Formen bis jetzt hartnäckig. 

Was nun den noch übrigen Rest der Dermaleichen anbelangt, so 
st sich zur Zeit bereits mit grosser Bestimmiheit behaupten, dass der- 

be in mehrere neue Gattungen untergebracht werden muss. Ueber die 
und Weise wie dies zu geschehen hat, bin ich mit mir bereits voll- 
men einig, glaube aber nicht, dass eine Ausführung dieses Planes 
den Raum dieser Arbeit gehört. Dagegen möchte ich nicht unter- 
ssen darauf hinzuweisen, welche innige Verwandischaftsbeziehungen 
rigen Federmilben zu den Analgen bestehen. Dass sämmtliche 
ch noch so abweichend geformte Species in einem ihrer Jugendstadien 
Een gleichen, habe ieh schon oben erwähnt. Dann 


ER Nr 


| \ 0 6. Haller, Heyision der Gakkupe lee sive Dermacihus Koch, “a 


uf das Rückenkölbchen erkennen lässt. Vebschaupt. a. es, un 
ich freue mich zum Schlusse diese Hoffnung aussprechen zu dürfen, das 
gerade die so lange unberücksichtigten Federmilben in hohem Br 
dazu berufen sein dürften, zur Aufklärung der Theorie von der Eni 
 stehung der Arten beizutragen. 


Bern, im Mai 1877, 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel IL. 


Fig. A und B, halbschematische Genusfiguren. A, des Männchens von Analges 
fringillarum Koch, B, des Weibchens von Analges coleopteroides mihi (2. Re 
stadium). 

Einige der inneren Organe sind der Deutlichkeit des Bildes zu Liebe ‚mil 
schwachen Farben angemerkt. Aus demselben Grunde sind die Borsten auf deu 
Leibesoberfläche und der verdickten Extremität bei A als hart an ihrem Ursprun 
weggeschnitten zu denken. Die gebräunte, punctirte Platte über den Mundtheilen 
ist bei beiden Figuren nur mit punctirten Linien angegeben. Beim Männchen wiusste 
endlich um den längsgestreiften Rand des Abdomens zu zeigen, eines der zwei hin-- 
tersten Beinpaare entfernt werden, 

Fig. 4. Abdomen mit Appendiculum von Analges affinis mihi. 

Fig. 2. Dasselbe von Analges mucronatus Buchholz. Nach des Autors Zeie 
nung .a.a.0. 

Fig. 3. Das Rückenkölbcehen verglichen mit 

Fig. 4. den langen Haargebilden. 

Fig. 5. Sechsbeinige Jugendform der auf dem Dompfafien (Pyrrhula Yan 
lebenden, mir im Männchen noch unbekannten Analgesform. 

Fig. 6. Der nach hinten gerichtete Fortsatz am zweiten Gliede des vorderst 
Beinpaares von Analges passerinus de Geer. Nach des Autors Zeichnung 2. a, 0. 

Fig. 7. Dasselbe von Analges coleopteroides mihi. 

Fig. 8. Der dreieckige äussere und chitinöse Geschlechtsapparat der Analges- 
männchen. 

Fig. 9. Der Saugnapf von Freyana anatina Koch mit den überaus Stärken radiä- 
ren Falten, eine entsprechende Muskulatur verraihend. 

Fig. 40. Erstes Reifestadium des Weibchens von Analges fringillarum Koch. 

Fig. 44. Sechsbeiniges Jugendstadium von Henricia hyalomarginata mihi, eineı 
fast schildlausähnlichen, auf Meleagris occellata lebenden Dermaleichusart zur Ve 
gleichung mit dem betreffenden Stadium der echten Analgesformen. 

Fig. 42. Analges Nitzschii mihi. Männchen. 

Fig. ii Verdickte dritte Extremität von Analges pachycnemis Giebel. 

Fig. 44. Analges coleopteroides mihi, Männchen. 

Fig, = Analges affinis mihi. Männchen. 

Fig. 46. Analges certhiae mihi. Männchen. 


e 
E 
Ur 


Freyana und Picobia. 
Zwei neue Milbengattungen. 
Beschrieben von 


Dr. phil. &. Haller in Bern. 


Mit Tafel IV. 


| I. Fryana. Fig. 5—13. 

Im October 1844 veröffentlichte Koca in seinen » Crustaceen, Myria- 
den und Arachniden Deutschlands !)« die Beschreibung und Abbildung 
einer auf der Stockente (Anas Boschas) parasitisch lebenden Milbe. Er 


maleichus anatinus. Schilderung wie Zeichnung sind gleich mangel- 
‚und lassen nur mit Mühe die vorliegende interessante Species er- 
nnen. Nun habe ich auch Behufs meiner Dissertation die Gattungs-“ 
e nzeichen von Dermaleichus Koch synonym mit dem früher publicirten 

mus nes Nitzsch einer ee Revision unterworfen. Ich a | 


h nn ine ae Reihe von en. zu denen el weise Kae passe- 
ir s gehört, im Auge hatten. Alle übrigen Species werden durch die 
rneute Diagnose ausgeschlossen. Es ist daher meine Pflicht, den 
imathlosen ein neues Asyl zu schaffen, und ich will mit Dermaleichus 


lossenen. Betrachten wir nun unser Thierchen näher, so bietet das- 
Ibe so hervorragende Merkmale dar, dass wir es füglich als Typus 
‚selbstständigen Gattung betrachten können, welche ich meinem 
/ ten Lehrer und Gönner Herrn Professor Dr. H. Frey in Zürich zu 
rer Freyana nennen will. Von den übrigen bis jetzt bekannten 
srmilben stehen der zu schildernden Species nur wenige neue Arten 


Heft 38, Tafei 23. 
chritt Wiesenech. ee AXX. Ba, 


& 


NN EN IT 
N E, 
2 IE: 


82 en © aflalker, 


nahe, welche aber doch manches Abweichende hieien a daher bess 
nicht derselben zoologischen Einheit wie sie untergeordnet werden. 
Kocn’s Beschreibung von Dermaleichus anatinus möge hier zur Ve 
gleichung wiedergegeben werden. Sie lautet wörtlich folgendermasseı 
»Eine der grösseren Arten. Der Körper breit, doch länger als breit, 
mässig gewölbt, glatt, am Vorderrande nach der Einfügung der Beine 
eckig ausgebogen, das Schuliereckchen kurz, der Vorderleib sehr kurz, 
auf dem Schulterwinkel vorn ein kurzes, en ein Janges Borstchen, 
letzteres kaum länger als die halbe Breite ir Rückens; der Körper hi 
ten ein wenig erweitert und am Hinterrande gerundet, in der Mitte des 
Hinterrandes eine kleine Kerbe, beiderseits mit einem kleinen Stielchen, 
ein eiwas grösseres Stielchen in der Gegend des Seitenwinkels, zwischen 
diesen zwei sehr kleine Wärzchen, auf jedem eine feine Borste;; alle vier 
Borsten gleich lang, vor dem hinteren Seitenwinkel eine einzelne kürzere 
Borste. Die vier Vorderbeine ohngefähr so lang als die Breite des Kö 
pers, die Schenkel oben an der Wurzel stark eingedrückt, keines dei 
Glieder mit einem Sporn: die vier Hinterbeine merklich kürzer und. 
dünner als die vorderen und ziemlich von derselben Gestalt. R 
Lausfarbigweiss, der Rücken des Hinterleibes rostbräunlich, nut 
einen schmalen weissen Saum übrig lassend, das Innere des braunen 
Feldes meistens heller, zuweilen so, dass die braune Farbe nur einen 
Ring vorstellt; an der Einlenkung ie vier Vorderbeine gewöhnlich ein ı 
rostbraunes Hleckrhen. Der Kopf und die Beine roströthlich. i 
Es kommen auch Individuen, meistens in gleicher Zahl mit dem hien 
beschriebenen vor, welche merklich länger und schmäler sind; be 
diesen ist der nkrrand des Hinterleibes gegen die Seitenwinkel 
ausgeschweift, und die vier Stielchen sind etwas länger. Wahrschei 
lich ist solches der Unterschied des Geschlechtes und es werden dan 
die längeren die Männchen sein. In Begattung habe ich diese Art nic 
beobachten können. 
Diese Milbe kommt ziemlich häufig auf der Stockente Anas Bosch 
vor.« | 
Vergleicht man vorgegebene Beschreibung Kocn’s mit der Zeich 
nung (Fig. 5) auf unserer Tafel, so wird man zugeben müssen, dass 


F reyana und Picobia. 53 


Eeschlechter gleich gross, zweitens, dass ihr Körper nur wenig länger 
| als breit ist. Da derselbe fast Abierall die gleiche Breite aufweist, und 
sich nur hinten und vorn leicht zugerundet zeigt, so kommt fast die 
"Form eines Quadrates mit abgerundeten Winkeln zu Stande. Diese 

- Grundgestalt wird jedoch durch später zu erwähnende Vorsprünge 
| - und Einschnürungen noch weiter getrübt und verändert. Von Bedeu- 

tung für die Schilderung unseres Thierchens erweist sich die Art, wie 

man gewöhnlich zuerst auf dasselbe aufmerksam wird. Bis etwa vier- 
zehn Tage und oft noch länger nach dem Tode der Ente bemerkt man 

auf deren dunklen und metallischen Flügelfedern einen behende herum- 
 kriechenden, lebhaft glänzenden bräunlichen Punci von der Grösse eines 
kleinen Quarzkörnchens. Fasst man denselben ab, so erweist er sich 
‚ schon bei schwacher Vergrösserung als die vorliegende interessante 
. Species. 
n - Auf der Bauchseite sieht man weit nach vorn und fast dicht hinter 
der Einlenkung der Vorderbeine eine aus mehreren seicht verlaufenden 
‚Furchen bestehende Einschnürung, welche das vordere Leibesviertel von 
den drei hinteren absondert. Eine Trennung durch sie in Vorder- und 
‚Hinterleib oder Gephalothorax und Abdomen darf, wie es troizdem zu- 
weilen und z. B. von Buchnorz !) geschehen ist, nicht angenommen wer- 
den, dieselben gehen vielmehr hinter der Einlenkung des vierten Bein- 
'paares ohne scharfe Grenze in einander über. Den einschneidenden 


- abgerundete Schulterecke, welche nach innen zu sanft gebogen verläuft. 
"Dicht hinter ihr zeigt sich der Leibesrand seicht ausgerandet. Ungefähr 
‚auf der Höhe der dritten Extremität beginnt hier ein bei den Männchen 
‚breiterer, ‚bei den Weibchen schmälerer nach hinten zu leicht abge- 


zum Hinterrande, wo er durch mehrere Einschnitte in drei kleinere sanft 
‚gerundete Läppchen zerfällt, deren jedem ein später zu besprechendes 
Haargebilde zugesellt ist. 

Non der eben besprochenen Scheidelinie an bis fast zum Ende des 
Abdomens deckt ein hellbrauner glänzender und augenscheinlich derb 


BD 
N 


ung und hat hier wahrscheinlich eine geringere Dieke. Nie jedoch habe 


6% 


Fer 0,5Mm. Aus diesen Zahlenangaben ie erstlich hervor, dass beide, 


‚Furchen entspricht nach aussen und unten eine siark vorspringende und 


'rundeter und fast hyaliner Rand. Dieser zieht sanft anschwellend bis fasi 


% Er Meinter Schild as Rückenfläche. ar lasst) nur einen schmalen Be | 


Eideten Ausläufern. In “ Mitte ei er eine etwas hellere Fär- 


Sr % i aa x 
BE REN: 


ENGEN) 


 * braunes Fleckchen. Auf der Rückenfläche vervollständigt eine von den 


= =. S eo | a 6. Haller, " a . en: Be 


Kocn angieht Det Unterleib erscheint mit Ausnahme ‚der! Epimere 


ecken edit mit dem oberen Schilde jederseits ein kleinen 


Mundtheilen an nach hinten zu verlaufende dreieckige, braune und stark 
poröse Platte diese Zeichnung. Von vorragenden Falten, wie die meisten 
übrigen Federmilben, hat Freyana anatina nichts aufzuweisen, dagegen 
bemerkt ıman im hintersten und am stärksten gebräunten Abschnitte der 
Rückenzeichnung längliche Wärzchen, welche sich unter dem Mikro- 
skope ausnehmen wie grob schraffirte Berge auf Landkarten. Bei einigen 
Individuen lassen sich auch, wenigstens so weit der gebräunte Rand \ 
reicht, unregelmässige Eaesruni wahrnehmen. 
Bei den allermeisten Federmilben herrscht ein bedeutender Dimor- 
phisinus vor. Dieser ist erstlich in der verschiedenen Körpergestalt bei- 
der Geschlechter begründet. Wir haben schon weiter oben gesehen 
dass derselbe bei unserer neuen Gattung so ziemlich verschwunden ist, ‚ 
Einen weiteren sexuellen Unterschied erkennen wir bei einer grossen 
Reihe von Arten in den Verhältnissen der dritten Extremität. Diese ist 
nämlich bei den Männchen ungeheuerlich bis wenig verdickt und dahei- 
zugleich stark verlängert. Bei einigen Arien, wie z. B. Analges Nitzschii- 
mihi, bildet. sie eine unförmliche Zange. Die beiden hinteren Extremi- 
tätenpaare des Weibchens ergeben sich dagegen als gleich einfach und 
schmächtig. Auch diese Abweichung in beiden Geschlechtern vermissen 
wir bei Freyana anatina; wir können höchstens bemerken, dass die vier 
Hinterbeine des Weibchens sehr wenig länger als die des Männchens 
sind. | | 4 
Der einzige auffallende Unterschied beruht in der Formation, die 
das dritte Glied der zweitvorderen Extremität darbietet. Dasselbe ist 
nämlich beim Männchen nach vorn mit einem flachen abgerundeten und 
bräunlichen Forisatze versehen, welcher sich an seiner äusseren Ecke in 
ein gerades Zähnchen auszieht. Ihm entspricht ein kurzes starkes Börst- 
chen. Diese Verbreiterung fällt bei den Weibchen weniger ins Auge. 
Die bis jetzt gewonnenen Puncte zur Trennung unserer neuen 
Gatiung von den ührigen Federmilben lassen sich noch bedeutend ve 
"mehren. Bei den Analgen und ihren übrigen bis jetzt genauer bekan 
ten Genossen sind alle vier Extremitätenpaare fasi oder vollkommeıi h 
randständig, d. h. sie entspringen ganz aussen oder hart am Seiten- 
rande. Bier treffen wir nun von den Beinpaaren nur die zwei vordere 
ganz randständig an, die Insertionen der zwei hinteren erweisen sich y 
dagegen als stark Buch innen, unten und gegen die Mittellinie hin = 
rückt. Mit einem Worte, sie sehon ganz zn der Bauchfläche, das dri 


Freyana und Picobia, "0.80 


" Paar etwas weiter nach aussen als das letzte. Die Formation der vier 


ersten Füsse ist einfach: Das erste Glied vermittelt die Articulation und 
ist siegelringförmig. Das zweite Segment erweist sich als etwa drei 
Mal so hoch wie breit, an seiner inneren Seite zeigt es eine halbrunde 
Verbreiterung. Das dritte Glied scheint aussen niedriger als innen und 
_ ungefähr eben so hoch wie breit, das vierte der äusseren Vorderbeine 
- zeigt die bereits besprochene Auszeichnung und ergiebt sich als unge- 
 fähr ein und ein halb bis zwei mal so lang wie breit. Das ihm ent- 
sprechende der inneren Vorderextremitäten zieht sich nach vorn in eine 
leichte Spitze aus, seine Dimensionen gleichen ungefähr denjenigen 
- seines Vorgängers. Die Endglieder aller vier Fusspaare zeichnen sich 
vor den übrigen durch ihre stumpf kegelförmige Gestalt aus und tragen 
4 nebst zwei starken Börstchen (ähnliche kommen übrigens auch Glied 
zwei und drei zu) ein umgekehrt herzförmiges Haftläppchen, dessen 
- Stiel sich als fast null ergiebt. Nur schwer lässt sich die braune Zeich- 
Pans dieses Organes mit Worten beschreiben, leichter wird sie durch 
_ ein genaues Bild (Fig. 8) wiedergegeben. Ich will nur bemerken, dass 
\ dieselbe wahrscheinlich einem stützenden Gerüste entspricht und sich 
"in der complicirten Zeichnung eine Scheidung in zwei. symmetrische 
"Hälften deutlich geltend macht. Die hinteren Extremitäten zeigen sich, 
‚wie wir noch nachzuholen haben, als plumpe, dicke und von aussen 


_ nach innen gekrümmte Säbelbeinchen. Es ist daher die Abbildung 


Koc#’s, in welcher die zwei hinteren Beinpaare als am Seitenrande ent- 


gebilden begleitet und ie sich und mit diesen verbunden sind. Es 
ist klar, dass aus letzterem Falle eine complicirte Zeichnung hervorgebt. 
Die Epimeren des ersten Fusspaares gehen dicht vor dem Pseudocapiiu- 
lum fast wagerecht nach innen und convergiren sehr bald, worauf sie 
eine einzige Chitinleiste verschmolzen nach hinten zu auslaufen. Die- 
igen der zweitvordern Extremitäten beginnen stark kolbig hart hin- 


ch innen der Trennungsfurche zu, wo sie nahe der gemeinsamen 


net sich eine fast genau S-förmige Zeichnung durch dunkelroth- 
aune Färbung aus. Die Epimeren des dritten Beinpaares sind bogig ge- 
i mmt, und verlaufen nach innen. Was endlich diejenigen der hinter- 

Extremitäten anbelangt, so scheinen sie in sehr stumpfem Winkel 


r 


ee, und von \ı Dicke mit den vorderen erscheinen, als evi- 


‚die en, nach welche en von een N 


er der Insertion des ersten Beinpaares und ziehen sich rasch verjüngend 


ze der vordersien endigen. In ihrem stark verdickten Anfangstheile 


EEE MESER EIER 
N RT 


REED 


EN ER 


a 


or IS TRE 
ERIHET 


86 | | © G. Halter, 

geknickt, ziehen nach vorn und stossen mit denen ihrer Vorgänger zu- 
sammen. Accessorische Leisten ziehen zuweilen von der Basis des 
zweiten Fusspaares schräg nach innen und unten, andere verbinden 


die Knickungsstelle der Epimeren des vierten mit der Insertion des 


dritten Fusspaares. Ausserdem können die Epimeren der vorderen Ex- 
tremitäten mitsammt dem ersten Paare accessorischer Leisten durch ge- 
 rade schmale Ghitinbänder verbunden sein. Si 

Die Mundtheile stehen in Form eines viereckigen und nach vorn zu 
verschmälerten Knöpichens, das wir Trugköpfchen , Pseudocapitulum 
nennen, ganz am Vorderrande des Körpers. Dasselbe fällt durch seine 
beträchtliche Grösse schon auf, ergiebt sich als deutlich abgesetzt und 
‚springt am Hinterende mit zwei Ecken vor. Die einzelnen Fresswerk- Ü 
zeuge erweisen sich als complicirter, wie die der übrigen Federmilben 


und sind sehr schwierig heimzuweisen. Trotzdem glaube ich, dass die- 


selben wenigstens der Hauptsache nach in Folgendem richtig geschildert 
sind. Ueber ihre Beziehungen zu denjenigen anderer Milben lässt sich 
vielleicht sagen, dass sie an diejenigen der Tyroglyphiden erinnern, 
ohne ein eigenthümliches Gepräge zu verleugnen. 

Von oben und vom Rücken her zieht sich ein Stück der Körper- 
haut kapuzenartig über die Mundtheile hin und bildet gleichsam die 
Decke. Sie trägt nach vorn die zweigliedrigen Kiefertaster (Fig. 7), 
deren erstes Glied sich als das weitaus längere zu erkennen giebt. Ihm 
sitzt das zweite bei weitem kürzere und kleinere auf. Letzteres trägt 


zwei winzige, hauptsächlich im frischen Zustande erkennbare Anhänge, 


welche an der freien Seite scharf zugespitzt, an der enigegengesetzten, 
durch welche sie mit dem Tasterendgliede verbunden sind, zugerundet 
erscheinen. Man beobachtet sie in verschiedenen Stellungen und es hat 
den Anschein als ob sie nach unten und innen eine Viertelsdrehung 
machen könnten. Ihr Zweck scheint in diesem Falle klar, es sind Haft- 
organe. Indem die Milbe sie wie ein Taschenmesser einklappt, vermag £ 
sie sich ankerartig mit ihnen an den Federn festzuhalten. Ein ausser- 
ordentlich feines Härchen secundirt diese farblosen und deshalb sehr 


schwer wahrnehmbaren Gebilde. Zwischen den Tastern spannt sich als 
feine Haut eine einfache Maxillarlippe aus, welche sich am vorderen 


Rande schwach ausgerandet zeigt. Sie deckt die einfach länglichen 
Kiefer (Fig. 6), deren Taster zangenförmig sind und sich nur an der or 
Spitze zu berühren scheinen. Erstere laufen nach hinten allmälig ver- 


breitert zu und zeigen ungefähr in der Mitte einen Ringwulst von mir 


unbekannter Bedeutung. Am Hinterende erweisen sich die Maxillen als 
schräg abgestutzt und mit einem mässig tiefen aber schmalen Ein- 
schnitte versehen. Diese Organe können sich offenbar unter der Maxil- 


Freyana und Picobia. 2.088 


isn dad zwischen den Tastern hin- und herschieben, wenigstens 
"beobachtet n man oft, dass das eine etwas weiter nach vorn steht a als das 
‚andere. So viel lässt sich bereits bei normalen Verhältnissen erkennen; 
queischt man nun aber die Mundiheile stark, so treten von unten or 
wei schaufelartige längsgefalieie und äusserst durchsichtige Organe zu 
Tage, welche sich vielleicht als Kunstproducie, vielleicht auch als den 
Kieferladen der Gamasiden analog erweisen werden. 

h Auf der Dorsalfläche und am Ende des Abdomens stehen Haarge- 
bilde, welche den langen Borsten der anderen Federmilben enisprechen. 
Wir bemerken da erstlich zwei kurze vordere Rückenborsten, von denen 
die äussere meist nur im optischen Querschnitt beobachtet wird. Zu 
erwähnen sind ferner zwei Randborsten, von denen die äussere unge- 
ihr so lang wie der Körper von der Insertion des zweiten Fusspaares 
an, die innere etwa drei Mal kürzer erscheint. Aussen am Seitenrande 
und innerhalb des hyalinen marginalen Anhanges entspringt am An- 
fange des letzten Leibesviertels eine 'schlaffe accessorische Borsie von 
ngefährer Körperlänge. Von den vier Endborsten ergiebt sich nur eine, 
die zweite, von aussen als normal gebaut, ihre Länge kommt etwa der- 
je nigen von der Spitze des Trugköpfchens bis zur Insertion des dritten 
- Beinpaares gleich. Die drei übrigen Borsten weisen interessante anor- 
male Verhältnisse auf, indem sie sich zu dolch- bis plattenförmigen Ge- 


mit den Oribatiden zu beurkunden, wo fast regelmässig derartige Er- 
 scheinungen auftreten. Ich kann mir nicht versagen eine Musterung 
‚dieser Borsten vorzunehmen, denn solche sind es, was sich schon daraus 
I ergiebt, dass sie die Stelle jener einnehmen und zleich ihnen aus kleinen 
en entspringen. 

 Bucnmonz beschreibt bereits in der oben citirten Arbeit einige hier 

| her gehörende Fälle. Erstlich schildert er einen Dermaleichus add 
 siil) von er Pe Dieses Thierchen zeichnet sich durch 


ufzustellen. Auch Dermaleichus Phaätonis ?) desselben Autors kann als 
M ar en ar us es ur eiwäs nach ihrem 


® 2.0.0.6. Las. nie, 2 und 3, 
2) aa. 0. p. 52; Taf. VI, Fig. 39. 


WERE ee en 


‚bilden verbreitern. Letzteres scheint überhaupt hei den Federmilben 
ar nicht so selten vorzukommen und eine Verwandtschaft derselben 


i x 
RE ee EN 


EN 


wer 


ee 


vereinzelten Beispielen zu haschen. Es bietet uns die von mir neu re 
dirte Gattung Analges in allen ihren Gliedern derselben genug, da das 
Rückenkölbchen, welches im Bereiche des vordersten Theiles des 
 Gephalothorax vorkommt, allen eigen ist und mit zur Characierisirung 
des Genus beiträgt. Dolchartig verbreiterte Börsichen treffen wir noch 
häufiger an, bei vielen Arten, wie z. B. Dermaleichus Haliasti Buchholz, 
an den Gliedern der Extremitäten, bei anderen, zu denen beispiels- 
halber Dermaleichus stylifer Buchholz gehört, im Bereiche des Mittel- \ 
leibes u. s. f. | Bi: 

Nirgends treten sie in so eigenthümlicher Form auf, wie bei Eroyanıı 
anatina. Es kann Kocn daraus kein Vorwurf gemacht a dass er 
diese sonderbaren Gebilde übersah, denn es sind dieselben so durch- 
sichtig und hyalin, dass man sie im Canadapräparate nur bei ganz 
greilem durchfallendem Lichte mit Sicherheit erkennt. Der beste Beweis 
gegen den allfälligen Vorwurf einer »Sinnestäuschung« liegt wohl darin 
‚begründet, dass sich dieselben bei beiden Geschlechtern und den ge- ” 
schlechtsunreifen Thieren vollkommen verschieden, aber für den ein- “ 
zelnen Fall constant erweisen. Die innerste Endborste (Fig. 11 b) ri a 
sich bei den Männchen ungefähr drei mal so lang als hoch und einem 
Schuh mit auswärts gestrecktem Schnabel:;ähnlich gestaltet. Das ent- 
sprechende Gebilde der Weibchen (Fig. #1 a) ist beträchtlich höher und 
ungefähr gleich breit, zugerundet und scapulaförmig. Ich erwartete 
‚dasjenige des noch geschlechtsunreifen Jungen von einer etwas neutralen 3 
Zwischenform zu finden, allein dasselbe repräsentirt eine dritte Gestalt Mi 
(Fig. 14 c) und sieht etwa wie ein breites Küchenmesser aus. Die zweit- E 
innere Randborste (Fig. 12 b) der Männchen ist zwar normal und von 
der Länge der zweitäusseren, trägt aber unten und aussen einen nur 
zur Hälfte mit ihr verbundenen platten Anhang von der Form eines 
lanzeitlichen Blattes. Bei den Weibchen (Fig. 12 a) fehlt derselbe 
und das enisprechende Haargebilde ist an seiner Basis beträchtlich und 
vollkommen regelmässig verbreitert. Die entsprechende Borste des 
jugendlichen Thieres (Fig. 42 c) bietet wieder keine Mittelform dar] 
zeigt sich vielmehr der weiblichen entsprechend wenig aber, beiderseits 
gleichmässig verbreitert. Die dritte Endborste verhält sich wie bereits 
oben erwähnt normal, die letzte, äusserste endlich ähnelt bei beiden 
Geschlechtern einer breiten Dolchklinge. Sämmtliche Gebilde durchzieht 
wie die übrigen Borsten ein Hohlcanal, welcher kaum merklich ver- 
breitert ist. Oft genug sieht man denselben mit Luft erfüllt, wodurch 
sie schwärzlich und höckerariig erscheinen, was wahrscheinlich Koc 
‚zu dessen Schilderung und Zeichnung von vier »Stielchen « veranlasste. 
An der Ventralfläche trifft man dagegen nur einige kleine paar- 


Freyana und Picobia. | 89 


veise ‚angeordnete Härchen. Das erste Paar steht hart am Ende der 
imeren des dritten Fusspaares, zwei und drei gesellen sich oben und 
ten zu den äusseren Geschlechtsapparaten und das vierte nimmi die 
1 Stelle hart oberhalb den Haftnäpfen ein. | 

1 Was nun die innere Anatomie anbelangt, so ist mir dieselbe nur 
theilweise bekannt geworden. Ich füge diese Bruchstücke, weil nicht 
ohne Interesse, hier bei. 

Der Verdauungscanal besteht aus einer weiten geraden Speiseröhre, 
relche in der Höhe der Trennungsfurche in einen einfachen sackförmi- 
en Magen übergeht, dessen Lage durch das entwickelte Ei verschoben 
zuweilen etwas unsymmetrisch erscheint. Von Blindsäcken, Magen- 
überzug etc. lässt sich nichts erblicken, dagegen beobachtet man im 
Körper der Jungen zwei mächtige gelbliche Organe, welche der Stellung 
ch wohl leberartigen Gebilden entsprechen mögen. Den Beschluss 
‚macht ein einfacher, und ziemlich kurzer Enddarm. In seiner Gegend 
‚und vielleicht sogar in seinem Lumen beobachtet man zuweilen einen 
Tundlichen, schwarzen Klumpen, welcher bei auffallendem Lichte milch- 
I weiss erscheint und, wie daraus geschlossen werden kann, vielleicht 
dem Er kmoreane entspricht. Die Nahrung unserer milen be-- 
I steht weder aus Blut, noch aus den Säften der unter der Epidermis ge- 
enen Schichten, sondern aus Bruchstücken von Federn, abgefallenen 
autschüppchen,, Drüsenrestchen u. s. f. Die Milbe lebt denn auch 
berflächlich im Federkleide ihres Wirthes, wo sie sich namentlich in 
len Aesten der Federfahne verborgen hält, und wo sich auch ihr ganzes 
Thäusliches Leben abspielt. 

Die Chitinapparate des männlichen Geschlechtsorgans liegen un- 
efähr in der Höhe der Insertion des vierten Beinpaares. In meiner 
[ ichnung sind sie aus Versehen zu weit nach hinten angemerkt wor- 
en. Sie erweisen sich bei starker Vergrösserung (Fig. 10) als aus einer 
vo chiebbaren Chitinröhre bestehend, welche nach unten mit zwei 
dernden Schenkeln versehen ist. ihr fällt ein halbmondförmiger 
Hautwulst auf, in dessen Lumen ein weiterer Ring sich ausdehnt. Zu- 
eilen bemerkt man auf jeder Seite der Geschlechtsröhre eine Anhäu- 
, von feinen Bläschen, welche wahrscheinlich den Hoden entsprechen. 

‚weiteres Organ von verschiedenem Lichtbrechungsvermögen lässt. 
als heller länglicher Fleck direct dahinter erkennen. In ihm haben. 
res vielleicht mit einer a zu inan. Als Or- 


ende des an zu beiden Seiten des Aklers stehen. Sie zeigen 
ch als von ebenso starker radiärer Faltenbildung begleitet. 
"Weiter nach vorn als der männliche ist der weibliche Chitinapparat 


a 


90 2 . | 6. Haller, 


aufrecht stehenden und bedeutend längeren inneren Schenkeln zusam- 


liess, als ein mächtiges Ei, das seitwärts liegt und sich von der Inser- 


besitzen. Leider verpasste ich die Gelegenheit denselben zu zeichnen, 
nach Beobachtungen an Dermaleichus Haliaeti Buchholz etwas re 


höchst primitiv und besteht aus einem einzigen Knoten stark licht- 


lang die acarusähnliche sechsbeinige Jugendform aufzufinden, dagege | 
‚dieselben im Habitus vollkommen den Eltern, sind nur etwas länge: 


 Specielleres über sie wurde bereits im Obigen angegeben. 


form, ‚die an der Ventralfläche eingelenkten, verdickten und kürzere 
2 Hinterbeine ohne sexuellen Unterschied, vielleicht auch die Form ih 


| Ende des Abdomens i in Betracht. 


(Fig. 9) gelegen. Er ergiebt sich als mit dem der übrigen Federmilben 
übereinstimmend gebaut. Ein starker flach halbmondförmiger Chitin- ° 
streifen, die von BuchnoLz so benannte Lyra, überbrückt die mit den 


menstossenden Vulven, welche die Geschlechtsöffnung zwischen sich zu ° 
fassen scheinen. Innerhalb des weiblichen Körpers gelang es mir da- ° 
gegen nie etwas anderes aufzufinden, was auf Geschlechtsorgane deuten 


tion des dritten Fusspaares bis weit in den vordersten Leibesabschnitt 
hinein erstreckt. Man kann dasselbe in den verschiedensten Entwick 
lungsphasen verfolgen, von seiner Bildung an, bis zum Anstritisreifen, 
der Eihülle bereits entbehrenden Embryo. Es sind also diese Milben 
vivipar, ob es die übrigen Federmilben auch sind ist noch fraglich. Ja 
ncch mehr! die erste Jugendform scheint, wie sich deutlich innerhalb 
des weiblichen Individuums erkennen lässt, die Gestalt eines Acarus zu 


da ich es erst im eingeschlossenen Golophoniumpräparate beobachtete, 
worin die Gontouren allzusehr aufgehellt wurden. Die Eier sollen sich ° 
übrigens frei im Leibesraume entwickeln, eine Behauptung, welche mir / 


erscheint. Doch bin ich noch nicht im Stande das Gegentheil davon mit 
Sicherheit nachzuweisen. | 
Was endlich das Nervensystem anbelangt, so erscheint dasselbe 


brechender Zellen, welcher im vorderen Leibesvieriel gelegen ist. Augen 
lassen sich auch bei der schärfsten Vergrösserung nicht wahrnehmen; 
nach Gehörorganen wird man bei Milben überhaupt nicht fragen. 

Es ist wahr, dass es mir trotz wiederholten Suchens noch nicht ge- 


waren achtbeinige geschlechtsunreife Thiere nicht selten. Es gleiche 
entbehren des Seitenrandes und zeigen sich ziemlich farblos. kinige 
Was nun die Diagnose der neuen Gattung Freyana anbelangt, & S 


scheint mir aus obiger Beschreibung namentlich die gedrängte Leibes 


Haftläppchen massgebend. Dabei kommt jedenfalls auch die Forın 
Mundtheile und die von dieser abhängende Gestalt des Köpfchens, 
wie das Auftreten der eigenthümlichen PN Home ı 


- Freyana und Picobia. et ‘ 9 


1 


Üiner  seheinlich mich Gatiung gehört die gleich- 
r zwischen den Aesten der inneren Fahnen der Handschwingen 
as rufina (Kolben-Ente) lebende Milbe mit rundlichem flachge- 

n ‚Körper, deren vier hintere Füsse ganz an der Unterseite ein- 
sind, so > dass sie bei Betrachtung des Thieres von oben gar nicht 


eye ihr sich von deren Blut, weitaus dr grössere Theil bei 
FR mit nen on Feder- 0 Haarrestchen 


Me Parasitismus, denn während vollkommenes Schmarotzer- 
nmerung äusserer Theile, namentlich wie z. B. bei den 
den nn. der u im a hat, sehen wir 


| = wie aus dem yan Gribar 1) veröffentlichten Manuscripte 
‚ von dem tüchtigen Parasitenkenner Nirzscu bereits Anfangs 


2 , = Halle, 


 Beinpaare an das vordere Leibesende gerückt sind, deren zwei letz 
dicht hintereinander etwa am Anfange des letzten Körperdrittels en 
springen. Alle ergeben sich nach ihm als fünfgliedrig, kurz, gegen die 
Spitze hin pfriemförmig verdünnt, die drei ersten Paare an der Spitze 
mit drei kürzeren, das vierte mit einer sehr langen Endborste versehen ;/ 
auch vor dem hier Körperende steht jederseits eine lange Borst 
Bald wurden nach und nach noch mehr solche Fälle bekannt gemach 
auch früher waren schon vereinzelte Notizen über subeutane Schm 
rotzer erschienen. Von ihnen führe ich als von besonderem Interesse 
diejenigen des Basler Arztes Miescner an. Dieser theilte in den Ve 
handlungen der naturf. Gesellschaft in Basel einiges über Milben im 
Innern lebender Thiere mit. Ferner fand Dr. Gros!) beim Auerhah 


viel geleistet werden kann, 

Aus den verschiedenen Angaben geht hervor, dass die unter de 
Haut lebenden Milben nesterweise in den subcutieulären Schichten, in 
den Fettanhäufungen der Achselgruben, an den Muskeln, ja selbst im 
Innern des Kehlkopfs bis in die onen hinein, und ın die Luftsäcke 
dringen. Dass sie sich hier nach Art der Sarcoptiden ernähren, brauch 
wohl kaum gesagt zu werden. Interressant ist es, dass auf sie der oben 
erwähnte Einfluss des Parasitismus angefangen hat seine Rechte geltend 
zu machen. Bei keiner dieser Arten treffen wir das verdickte und ver. 
längerte dritte Fusspaar vieler Federmilben, bei keiner sind die Extr 
mitäten auch nur normal entwickelt, im Gegentheil werden sie bei all 
als kurz und verkümmert angegeben. Bei manchen scheinen sogar d 
Haftorgane abhanden und an deren Stelle mehr oder weniger lan. 
Borsten getreten zu sein. Auffallend bleibt freilich das Auftreten von 
Occellen, welches Fırıprı bei Hypodectes nycticoracis beobachtete. Als 
durch den vollendeten Einfluss des Parasitismus hervorgegangen, sind 
_ wohl die in lange Borsten auslaufenden Stummelfüsschen der echten Sar- 
coptiden zu bezeichnen. Am meisten macht sich freilich diese Rückbi 
dung beiden Zungenwürmern (Linguatulida) geltend, wo dieExtremität 
so zu sagen ganz verschwinden, doch habe ich sie als nicht zu den Ac 
rinen Se bier ausser Aa ‚gelassen. 


hietei, auch die in oder zu ehildernde neue Gattung. Ihre ei 
Species widme ich unserem hochverdienten schweizerischen Koryp 


4) Bulletin d. 1. soc. Imp, d, Mosc. p. 397. Taf. 14, 


it nur or dem a (Picus canus) gefunden habe, 
ich : sie Picobia. - Kennzeichen sind die hervorragendsten 


al vier jeweilen ein Ein inititenpaun am vorderen a . 
in Abschnities a sich überdies das us Pseudocapi- 


n Durchmesser depiirain er dentalls nicht so dick und schild- 
re De den Den. Der m a alle y warzen-. 


es. Weiss, davon heben. sich die Epiinoren, wie die a 
rdickien Abschnitte des Chitinskeletes in hellerer oder dunk- 


a... 6 ee 


Der Mundapparat ist offenbar ein saugender, und sieht in | 
eines langgestreckten Köpfchens hart am Vorderrande des Körpers 
der Mitte des ersten Segmentes. Die Länge ist zweiundeinhalbmal be 
deutender als die Breite und diese kommt ungefähr einem Dritttheil dd 
grössten Körperweite gleich. Die hintere Hälfte besitzt ziemlich gerade 
abgeschnittene Seiten, welche sich von einer fast farblosen Mittelpartie 
durch lebhaft braune Färbung abheben. Nach hinten zu verlängern | 
sich diese braunen, offenbar stark chitinisirten Seiten jederseits in ei 
starken rückwärts gewandten und zugespitzien Fortsaiz. Die vord 
Hälfte nimmt nach vorwärts allmälig an Breite ab und lässt wiıed 
deutlich zwei Partien erkennen. Die äussere besteht aus den n 
hinten kolbig angeschwollenen und mit der Mitielpartie in ihrer ganz 
Breitseite verwachsenen Kiefertastern. Letztere besitzen vier Glieder, ve 
denen die drei ersten leicht in einander übergehen. Deutlich abgese: 
ist dagegen das letzte kleinste, das auch frei hervorsteht. Einige fei 
Härchen, welche von vorn neh hinten 2 an Grösse zunehmen, bewehn 
die einzelnen Tasterglieder. 

Was nun die vordere und hintere Mittelpartie aan so bil 
dieselben zusammen eine fortlaufende Rüsselscheide, an deren Auf au 
sich namentlich auch die Ober- und Unterlippe betheiligen. Diese nim N I 
nach vorn zu stark ab und der Vorderrand, sowie die Aussenecke 
zeigen sich ausgerandet. Sie umschliesst eine weite Hohlrinne, in dere 
Lumen die Maxillen liegen. Eine ungefähr in der Höhe des zweite 
Tastergliedes nach einwärts vorspringende Ecke scheidet dieselbe 7 
zwei hinter einander liegende Abschnitie, welche mit einander commu 
nieiren. Die vordere Hälfte zeigt ein geringeres Lumen als die hintet 
und entspricht genau dem Raume, welchen das zusammengepre 
Maxillenpaar einnimmt. Vorn am Ende der Rüsselscheide lassen zwei 
unregelmässige helle Stellen Periorationen erkennen. Auch scheint i 
äusserst feine Mittelnath darauf hinzuweisen, dass sie aus zwei gleie 
Hälften besteht. 

Die Maxillen, welche sich in dem Lumen der Rüsselscheide zu 
kennen geben, ind langgestreckt, mehr oder weniger dolehförmig. 

gegen einander gewendeten Seiten liegen im vorderen Abschnitte 
"ander parallel, im zweiten divergiren sie leicht. Das hintere Ende 
nur leichte Contouren und ist zugerundet. Ungefähr in der- Mitte 
an der Innenseite des vorderen Maxillenabschnittes spitz beginnend 
uns eine hellbraune, nach hinten zu verlaufende schmal lineare C 
bildung auf, deren Enden sich bis in den Anfang des dritten Tho: 
_ segmentes fortsetzen, wo sie leicht kolbig enden. Ungefähr in der 
der Rüsselscheide deuten feine Ringlinien offenbar die rundliche Mu 


getrennt. Sie. on die ae ersten Fusspaare ne zeigen 
den nen m a Das vorderste Segment ist 


a | trägt, den seichten Anssehnitt an den Seiten Se in ah inserirt 
‚zweite naar: 


‚von denen die drei ersten lange nach auswärts gerichtete Borsien 
gen. Das vierte einem kurzen, abgesiumpften Kegel ähnliche Seg- 


tra äusserst fein gedornt rho.. Sie haben a die 
wie Glied drei und vier. Auffallend ist, wie wir später sehen 
der Unterschied im Bau der zwei vorderen und der hinteren 


irt und erweist sich als der bei weitem grösste. Seine Länge 
ee h zur Breite ungefähr wie fünf zu sieben. Er trägt etwas 
h  eninie » zu ae an ı der PEUeHlACBE das dritte a | 


i an. a. von allen as etwa ein een so 
ne. on Linie hinter der Insertion des dritten Bxtre- 


| » eingelenkt.. un 
iden hinteren AuSSpanRe angaben sich als nicht einmal halb 


sie. Sie machen daher fast einen lächerlich erbärmlichen Eindruck un 
sind, im Präparate wenigstens, starr nach aussen und schräg nach 
Ehen gerichtet. Auch ihre Gliederung in fünf Abschnitte giebt sich 

nur sehr undeutlich zu erkennen. Nach dem freien Ende hin nehmen 


sie nur wenig an Dicke ab und enden ziemlich gerade abgestumpft. Ihr 


fünftes Glied (Fig. 4) trägt ein schmächtiges, stark gekrümmtes Krallen- 
paar und neben diesem ein fein gefranztes Haftläppchen etwas länger 
als das Endglied und etwa von der halben Breite desselben. Die Haft 
organe aller vier Extremitäten gewähren unter dem Mikroskop einen 
ebenso hübschen als instructiven Anblick und sind darin nur den ver- 
wandten Gebilden der Nycteribien an die Seite zu stellen. Ausserdem ” 
sind die äusseren Glieder in verschiedener Weise mit kürzeren Borsten 
bewehrt. Auffallend ist die oben bereits erwähnte Asymmetrie in der 
Längsachse jedenfalls und hängt wahrscheinlich mit verschiedenen. 
Graden der Rückbildung zusammen. 

Dicht hinter dem vierten Fusspaare beginnt das aus zwei Segmen 
ten bestehende Abdomen, welches durch den Mangel der Fusspaare 
den Besitz des Excretionsorgans ausgezeichnet ist, als solches müssen” 
wir nämlich jedenfalls einen unregelmässigen Haufen einer schwärz- 
lichen Körnchenmasse bezeichnen, welcher bei auffallendem Lichte 
milchweiss erscheint. Eine ausgeprägte Furche scheidet die vier erste 
von den zwei letzten Gliedern. Diese selbst gehen ohne deutlicher aus 
geprägte Grenze als der Einschnitt am Rande in einander über. Das“ 
fünfte ist etwas kürzer als das nachfolgende und hat keine besondere 
Auszeichnung aufzuweisen. Das letzte Segment besitzt dagegen die be 
reits oben erwähnte starke Chitinfalte und zwischen deren Gabeln am 
Ende eine Längsspalte. Diese wird von einem höheren und einem 
‚niederigeren Längskamme umgeben, von denen der letztere über da 
Leibesende hinausragt. Vielleicht fungirt diese Oeffnung zugleich al 
After und Geschlechtsspalte; auf letzteres scheinen die Chitinbildunge 
hinzuweisen, welche dann wohl als innere und äussere Vulva zu b 
trachten wären. Die beiden hinteren Ecken des Abdomens sind übrige 
leicht abgerundet und das Hinterende ausgerandet. 

Bauch- und Rückenfläche unseres Thieres haben eine Anzahl Haa 
gebilde aufzuweisen, welche man bei günstiger Einstellung des Mikr 
skopes wohl auch gleichzeitig wahrnehinen kann. Ich habe sie so ge- 
zeichnet und muss deshalb angeben, dass die kürzeren und schwächere 
durchweg der Ventral-, die stärkeren der Dorsalfläche angehören. W. 
jene anbelangt so habe ich meiner Abbildung beizufügen, dass ihre. A 
ordnung eine paarweise ist und dass sie nach hinten zu immer we 


Er 


sten auf der Rückenfläche. Auch ihre Anordnung ist eine völlkom- 
symmetrische und ihre Länge ergiebt sich meist aus der Abbildung. 

erste Paar ist verdoppelt und steht auf der Höhe des zweiten Fuss- 
ei “ und in der mittleren Rückengegend. Sie sind den vorderen 
enborsten der Analgen analog, auch die hinteren finden sich und 
ı ziemlich weit vor der Einlenkung des dritten Fusspaares, so dass 
‚ecessorische Borsie deren Stellung an der Wurzel jener einnimmt. 


Die 
Jorsten nd fe de äusserste ungemein ne fast von Er 
Ense und eiwa an so dick ‘wie eine a Borste, x 


i d escheidener. Dazwischen stehen auch einige neue Borsien, 
mlich hart an der Grenze des dritten und vierten Segmentes am 
senrande. Die Insertion der vierten liegt in der mittleren Rücken- 


(RR 
Bor 


ae 


) har r ‚Weise am hinteren Basisende derselben um fast senkrecht 
finkel abbrechen, dann nach hinten ziehen um neben den 


iinten dünne schwefelgelbe accessorische Leisten zu ziehen, 
zu der Gestalt eines langgestreckten U verbinden. Einfacher 


yellte Chitinbänder bilden, die gerade nach innen ziehen. 


JE E- spärlich auf dem Grauspechte (Geeinus canus). 
nche m waren keine zu bemerken, so dass mir dieses Geschlecht 


h. Zoologie. BILBA N UN 7 


ker und auch zahlreicher beobachten wir age die. 


on auf er Höhe des vierten ee Die letzte endlich » 


es enden. Den der ler Extremitäten besten | 


vorigen in eine Spitze auszulaufen. Von ihnen scheinen nach _ 


pimeren der hinteren Extremitäten gestaltet, welche kurze, 


> ilbe, ‘welcher obige Beschreibung gilt, fand ich im Monat 


bekannt bleibt. Es ist sehr wahrscheinlich , dass Picobia Heeri 


nal 


ir 


6. Haller, Freyana und Picobia. 


auch auf dem so nahe verwandten Grünspecht (Gecinus viridis) lebt. 
Verhältnisse deuten darauf, dass sie unter die Zahl der subeuta 
 Schmarotzer gehört, wiewohl sie im Gefieder gesammelt wurde. Fä e 
‘wo die Milben aus Hautnesiern auf den Federn herumkletternd be | 
achtet wurden, sind ja nicht selten. Sonst lässt sich über die Leben 
weise unseres Thuyehegs noch nichts angeben. Ebenso wenig wüsste 
ich über dessen Verwandtschaftsverhältnisse zu sagen, wohl nur de 
halb weil die unter der Haut warmblütiger Thiere lebenden Acariner 
erst sehr ungenügend bekannt sind. Einstweilen möge man der neue 
Art neben Myobia musculi Schrank ein Plätzchen gönnen. 


Erklärung der Ahbildungen. 


Tafel IV. 
Fig. 4. Picobia Heeri vollkommenes Thier (Weibehen). 
Fig. 2. Vorderer dicker Stummelfuss. 
‚Fig. 3. Rüssel. a, nach hinten kolbig verdicktes Tasterpaar, 


b, Spitze der Rüsselscheide, 

c, eigenthümlich geformte Maxillen, 

d, räthselhaftes schraubenartiges Chitinorgan, 

e, Querstücke des ersten Epimerenpaares, 

f, heligelbe Linie in der Mitte der Tasterfläche, 
Fig. 4. Die zwei letzten Endglieder eines Hinterfusses. 


. Freyana anatina, ausgebildetes Männchen. 
Fig. 6. Maxille. a, hinteres abgestutztes Ende, 
| b, Maxillarfühler, 
\ ce, Ringwulst. BR 
Fig. 7. Taster. «, erstes Glied, 
b, zweites mit den. 
c, beweglichen Anhängen, 
d, Maxillarlippe. 
Fig. 8. Areolum oder Haftläppchen. 
Fig. 9. Weiblicher, 
Fig. 40. männlicher chitinisirter Geschlechtsapparat. 
Fig, 44. Modificirte innerste Endborsten. 
a, vom Weibchen, 
b, vom geschlechtsunreifen J ee 
c, vom Männchen. 
Fig. 12. @, Zweite innere Endborste des Weibchens, b, vom Men, & n 
Jungen. 
a 13. Keusserste Endborste beider Geschlechter. 


Er 
ja 


Mit Ausnahme von Figur 4 und 2 wurden alle weiteren bei einer Cosihe 
von Ocular 4 und System 7 (Harrnäck'sches Instrument; ausgezogene Kamn 
erstere zwei aber unter Ocular 4 und System 6 gezeichnet. Eine Camera I 
würde dabei nicht benutzt. . N 


ne ee 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 
| Von 


Dr. Hubert Ludwig, 


ent und Assistent am zoologisch- zootomischen Institut in Göttingen. 


Mit Tafel V—-VIN und zwei Holzschnitten. 


el mir durch die alle ı Güte des Directors ‚dessel nn 
C mans, zur Verfügung standen. 


Das N 


1867. n\ 1002000. 


en n rubons) Comptes vendus. ie LRV. 


100 . ee oo. Ludwig, 


sprechenden Radiärcanälen, aus welchen kleinere Röhrchen senkrech = 
aufsteigen und im Grunde der Furchen ausmünden. Diese Angaben 
die ich, wie aus dem Folgenden ersichtlich wird, durchaus bestätige 
kann, sind denjenigen Forschern, bei welchen sich neuerdings Angaben 
über den Bau der Madreporenplatte finden, unbekannt geblieben. E 
Horrmann {) verweist hinsichtlich der Structur der Madreporenplatte 

der Asteriden auf seine Angaben ?) über Echinoideen, mit deren Madre- 
‚porenplatte diejenige der Asteriden histologisch vollständig überein 
stimme. Mit diesem Hinweis ist indessen wenig gesagt, denn die 
Horrmann’ sche Beschreibung des Baues der Madreporenplatte der Echi 
nen und Spatangen ist höchst mangelhaft; sie beschränkt sich auf die 
Angabe, dass das verkalkte Gewebe der Madreporenplatte dieselb 
netzförmige Anordnung besitzt, welcher wir in fast allen übrigen ver- 
‚kalkten Theilen der Echinodermen begegnen. Er fügt allerdings hinzu 
dass man an feinen Schliffen zwischen den Kalknetzen 0,05—0,06 M 
grosse, länglich ovale Maschen sieht, die nicht hohl, sondern mit ein 
körnigen Substanz angefüllt seien. Horrmans hat die wahre Natur dies 
grösseren Maschen gänzlich verkannt. Sie sind nichts anderes als di 
Querschnitte der Porencanäle, welche die Madreporenplatte durchsetzen 
Die körnige Substanz, mit wlcher Horrmann sie angefüllt sein lässt, ' 
wird wohl nur durch das Schleifen in dieselben hineingelangt sein. 
An jedem Horizontalschnitt durch die Madreporen eines Echinus ka 
man sich von dem Irrthum Horrmann’s überzeugen; bei Echinus livid 
haben die Porencanälchen genau den von Horrmann für seine grossen 
Maschen angegebenen Durchmesser. Es ist kaum begreiflich, wie Hor E 
MANN dazu gekommen ist, in ein und derselben Abhandlung die Canäl- 
chen der Madreporenplatte zu verkennen, und letztere dennoch, ohn« 
anderweitige Durchbohrungen derselben zu beschreiben, als einen 
Apparat für die Zufuhr des Wassers in das Wassergefässsystem, und, 
was übrigens gleichfalls irrthümlich ist, in die Leibeshöhle zu schilde 
Teuscher ?) behauptet, dass die Canäle der Madreporenplatte den- 
‚selben Bau besitzen wie der Steincanal, eine Behauptung, welcher ic 
nicht beizupflichten vermag. di. 
. Es lassen mir meine eigenen Untersuchungen keinen Zweifel dar 
dass die Madreporencanälchen der Ästeriden (sowie auch der üb 


4) Zur Anatomie der Asteriden. Niederländisches Archiv für Zoologie 
en p. 22. | | 


our. 1. p. 4b. Taf, ın, ‚Fig. 4. 
3) TEUSCHER, Beiträge zur Anat. der Echinodermen. Il. Asteriadae. jo 
Zeitschrift für Naturwissensch. X. p. 495. ü 


Den 


‚ wie ich in späteren Abhandlungen zeigen werde) in 


m Baue verschieden sind von dem Steincanal. Der letztere besitzt 


{ Die äussere Oberfläche der Mod jorenplaite ist von einem ziem- 
ee repine das eine deutliche Quticula trägt, überzogen. 


Enden Zellenschicht. Es erstreckt sich dasselbe auch in die Furchen 
er Madreporenplatte und aus diesen in den Anfangstheil der Madre- 
or ncanälchen. Weiterhin aber wird es niedriger und geht allmälig 
»r in den bereits erwähnten niedrigen Zelienbelag, der die Poren- 
mälchen in ihrem ganzen übrigen Verlauf auskleidei und von dem 
ohen Epithel des Sieincanals sehr verschieden ist (Fig. 7). Bei Astera- 


3- 0, 04 Mm, hoch, im Inneren der Madreporenplatte aber haben 
Canälchen ein Epithel von nur 0,01—0,042 Mm. Höhe. Ob das 


an meinen Präparaten nicht sicher zu entscheiden. Beachtenswerth 
dass das erwähnte Verhalten des Epithels in den Madreporencanälen 


inoideen kennen gelernt haben. Auch dort geht das hohe Epithel 
i infangsiheils des Porencanals über in einen niedrigen Zellenbelag, 
den inneren Abschnitt des Canals auskleidet!). 

steracanthion rubens verfolgt und dort, wie schon gesagt, ganz in 
stimmung mit den JOurDAmm’ schen Anl abeng gefunden. Im Grunde 


hen, welche die äussere Oberfläche der Madreporenplatte be- 


Oe ung führt in ein anfänglich vertical in die Madreporenplatie 


N Bush ER 


| und der Pagina der ee —1. D- 56. Fig. 39, 


ER ‚Beiträge zur Anatomie der Asteriden. = zn 


hion rubens z. B. ist das Epithel am Eingange der Porencanälchen 
edrige Epithel noch gleich dem hohen F trägt, vermochte- 


A teriden dasselbe ist, wie wir es bei den homologen Kelchporen. 


en Verlauf der Porencanälchen habe ich des Näheren namentlich 


gen hintereinander die circa 0,045 Mm. weiten Porenöffnungen. 
ndes Ganälchen. Diese Ganälchen verlaufen aber nicht bis 


inneren Oberfläche der Madreporenplatte. Das von dem äussersten 
einer ae Furche kommende en biegt so, ‚dass ®, 


In Titel: abe yhntoeische Sindien an leder men. ], I Folgen- 


‚Lumen (bis auf etwa 0,075 Mm.) und dient so als Sammelröhrchen für 
sämmtliche zu einer Rinne gehörigen Porencanälchen. ‘lch habe ver- 


chen noch eine Strecke weit hinein, findet sich aber niemals in den 


 achtenswerth erscheint in diesem Falle, dass — wie bei den Asteri- 


Grenzen schwanken. Genau feststellen lässt sie sich nicht, da sie wie 


suchung der Madreporenplatte der Asteriden in verschiedenen Alters- 
 stadien liegt meines Wissens bis jetzt nur von Lovkn vor. Derselk 


. erst durch allmälige Umbildung des anfänglich einfachen Verhalter 
entsiceht. Bei einem erwachsenen Individuum von Asteracanthion rüber 


EN In 1875. p. 87, Pl. Lan. | ' ee 


10% \ n u Hubert: Luduig, 


Rinne hinzieht, nimmt es die ubrisen vom Grunde der Ehae ent 
springenden verlicalen Canälchen auf, erweitert dem entsprechend sein 


sucht dieses Verhalten in einigen schematischen Figuren darzulegen 
(Fig. 12, 43, 4&). Nur der geringere Theil der oberflächlichen Furchen 
erreicht den Mittelpunct der Madreporenplatte, die grössere Mehrzahl 
endet in geringerem oder grüsserem Abstande von demselben. Die 

Sammelröhrchen, welche zu den nicht das Centrum erreichenden 
Furchen gehören, vereinigen sich mit dem Sammelröhrehen der 
nächst benachbarten weiter gegen das Centrum vordringenden Furche 
(Fig. 42, 13). Das hohe Flimmerepithel reicht in die verticalen Canäl- 


Sammelröhrchen. 

Die Porencanälchen der Crinoideen anastomosiren in der Regel 
nicht miteinander, sondern durchsetzen jedes für sich die Körperwand 
Es könnte scheinen, als wenn hierin ein durchgreifender Gegensatz 
zwischen den Porencanälchen der Crinoideen und derjenigen der Äste- 
riden vorläge. Es kommt indessen auch bei Grinoideen vor, dass zwei 
benachbarte Porencanälchen sich zu einem einzigen vereinigen !), Be- 


den — die Anastomose der Porencanälchen erst statifindet, nachdem ihr 
Epithel die niedrige Gestalt angenommen hat. 


Die Zahl der Porencanälchen ist keine ganz constante, wird aber 
ähnlich wie bei den Crinoideen bei jeder Art doch innerha bestimmter 


bei den Crinoideen mit dem Alter des Thieres zunimmt. Anfänglich ist 
vielleicht immer nur ein einziger Porus vorhanden. Eine nähere Unter 


weist in seinem für die Morphologie der Echinodermen überaus bedeu- 
tungsvollen Werke: Etudes sur les Echinoidees ?) nach, dass bei As 
racanthion glacialis anfänglich nur ein Porencanal vorhanden ist un 
dass die Vielzahl der Porencanälchen des erwachsenen Thieres, sowie 
Hand in Hand damit die oberilächliche Furchung der Madreporenplatte 


N. M. Ki. 1A, 


ARE 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. —— 1103 


1 : im Innern der a la der wahrscheinlich abensı 
ie e das oberflächliche Furchensystem bei den einzelnen Arten mehr 
r weniger variiren wird, ist die Frage nach der Mündungsstelle der 
nälchen an der inneren Oberfläche der Madreporenplatte. Während 
rpev, L. Acassız, Jon. Mürter und Jourpam die Porencanälchen nur 
jen Steincanal einmünden lassen, haben sich in der letzten Zeit Horr- 
2), GREERF 2) und ÜEuscHERr °) | bemüht, auch noch anderweitige Ver- 
ndungen der Porencanälchen le Die drei genannten For- 
er behaupten übereinstimmend, dass die Porencanälchen nicht alle 
““ Steincanal, sondern zum Theil in den aeg Canal 


as nosser auch noch in die Leibeshöhle und das von ih 
schriebene Hautgefässsystem eintrete. Nach Horrmann sollen endlich 
e Porencanälchen auch noch als Ausführwege der Geschlechtsproducte 
n. Die völlige Unhaltbarkeit dieser letzterwähnten Horrmann’schen a 
ht werde ich in dem Abschnitt über die Generationsorgane dar- u 
. Es handelt sich hier um die Entscheidung der Frage ob die n 


' benachbarte Räume führen oder nicht? Horrmann, 
en und alle stimmen nicht nur in der en überein, 


en aussen gelangen ea. Sollen ler derartige In- 
'esultate beweisend sein, so muss auf anatomischem Wege ge- 
en ‚dass Me eine a stattgefunden hat. eo‘ 


1, ihre beweisende . aber ist Immer nur eine secundäre: 


Anatomie da Asteriden. p. 16. 
Ueber den Bau der Echinodermen. 3. Mitthle. Sitzber. d. Gesellsch. z. Be- 
ng d. gesammt. Naturw. zu Marburg. Nr, 41. 4872. p. 463, 

p. 504. Taf, XVIH, Fig. 4 u. Tafelerklärung. \ 


104 a / 0.000 Hnbert Ludwig, 


 Horemann hat es bei seinem Injectionsresultat bewenden lassen. di | 


 mitzutheilenden Befunden stattgefunden haben müssen, nicht gerade 


_ Vergrösserungen nicht wahrgenommen werden. Ob aber Grexrr auch 


jieirten zu vergleichen. Teuscner bestätigt den Injectionsbefund von 


canälchen mit dem schlauchförmigen Ganal bei Astropeeten aurantiacus 


. Die Madreporenplatte wurde sammt ihrer nächsten Umgebung und den 


lichst grossen Exemplaren die betreffenden Theile unter dem Präparir- 


‚anderen Hohlraum (Fig. 1, 2, 3). Wenn ein Theil der Porencanälche 


n ‚blossem Auge deutlich sehen kann, nicht schwer sein sie auch dort 
| sehen, wo sie in den elbuchlären Ganal hineinführen sollen. Ich 


FARR: x 
RER: 


sie unterstützen den Beweis der Anatomie, ersetzen ihn aber nicht, 


hat allerdings auch anatomisch die fraglichen Verhältnisse geprüft, 
dem er an den injicirten Seesternen Schnitte durch die Madrepe 
platte legte. Wenn aber die Zerreissungen, die nach meinen nachher 


sehr grobe waren, so konnten sie mit blossem Auge oder ganz schwachen 


hei stärkeren Vergrösserungen an entkalkten Schnitten untersucht hat, 
geht aus seinen Mittheilungen nicht hervor. Ueberdies scheint er nur die 
injieirten Seesterne untersucht zu haben, während es zur Sicherung 
des Resultates nöthig gewesen wäre auch Schnitte durch die Madre- 
porenplatte nicht injicirter Seesterne zu untersuchen und mit den in- 


HOFFMANN und GREEFF und bildet auch einen Schnitt durch die Madre- 
porenplatte ab, welche den Zusammenhang der randständigen Poren- 


demonstriren soll. Wenn aber seine Präparate nicht besser waren als 
diese Abbildung, so wird er Niemanden von der Richtigkeit seiner Be- 
hauptung überzeugen. “ 

Meine eigenen Beobachtungen beziehen sich auf Astropecten auran- 
tiacus, Echinaster fallax, Asterina penlagona und Asteracanthion rubens. 


sich an ihre innere Seite ansetzenden Theilen ausgeschnitten, enikalkt 
und in eine Serie von Schnitten (bald Horizontalschnitte, bald Längs- 
schnitte, bald Querschnitte) zerlegt; daneben untersuchte ich an mög- 


mikroskop. In allen Fällen war das Resultat dasselbe. Nicht eines der 
Porencanälchen führt wo anders hin als in den Steincanal (oder dessen 
nachher zu besprechende ampullenförmige Erweiterung); das ge- 
sammte Canalsysiem der Madreporenplatte steht ein- 
zig und allein in Zusammenhang mit dem Steincanal, 
aber nicht mit dem schlauchförmigen Canal, noch auch mit irgend einem 


in den schlauchförmigen Canal mündete, so müsste doch, denn dafür 
sind die Porencanälchen reichlich gross genug, irgend etwas davon üi 
den Schnitten zu bemerken sein. Es dürfte ferner bei grossen Exem- 
plaren von Astropecten aurantiacus, wo man die innere Mündung d 
Canälchen in die ampullenförmige Erweiterung des Steincanals mit 


Der Steincanal der landen bedarf nicht minder als die Madre- 
'enplatie einiger Worte. Nachdem schon Tiepemann!) und veLıe 
JE 2) einzelne Beobachtungen über den Bau desselben mitgeiheilt, 
" von SırsoLn3) der Erste, dem wir eine genauere Untersuchung ver- 
n. Mit seinen Angaben stehen die ziemlich gleichzeitigen von 
RPEY) im Einklange. Er untersuchte namentlich Asteracanthion 
lacialis und A. rubens und zeigte, dass bei diesen Arten die verkalkte 
d des Steincanals (den er »den kalkigen Balken« nennt) aus einer 
sseren Anzahl von über einander gereihten Kalkringen besteht, von 
ichen ein jeder aus zwei Stücken zusammengesetzt wird: einem 
sseren, welches die nach aussen gelegene Seite des Steincanals ein- 
nmt, und einem kleineren nach der dorsoventralen Achse des Thieres 
hauenden. Von der Innenseite des grösseren Kalkstückes erhebt sich 
eis, die i in das Lumen des Steincanals eindringt und sich 


ein: bes oe erfahren hat, ist die Abbildung eines Quer- 
nittes desselben von Astropecten aurantiacus, welche Teuscazk 5) 


Emsende  asellonbiläune bei dieser Art eine bedentend 
n Ausbildung erfahren hat als bei an 


eanthion gebildet, insofern hier nur ein in de 
umen vorspringt, der keine Theilung in zwei sich aufrollende 
llen erfährt (Fig. 36). Bei Asterina pentagona finden sich wieder 
li eirtere Verhältnisse. Die von der Wandung des Steincanals aus- 


"RIEDR. Tırpemann, Anatomie der Röhren-Holothurie, des pomeranzfarbi- 
ernes u. Stein-Seeigels. Landshut 1846. p. 53, 54. 

ER, DELLE CätasE, Memorie sulla Sioria e Notomia degli animali senza ver- 
fc. Vol. II. 1825. p. 306, 307. 

‚C. Ta. ‚E. von SIEBOLD, Zur Anatomie der Seesterne. MürLers Archiv 1836. 
-297. Taf. X, Fig. 14—18 (vergl. insbesondere Fig. 16). 

p. 35. Pig. 13, 

Taf. XVII, Fig. 3 


gehende Falte schreitet durch das Lumen hindurch ‚ befestigt sich an 
der gegenüberliegenden Wand und theilt so den Steincanal in zwei 
nebeneinandergelegene Röhren. Diese Theilung des Steincanals wieder- | 
holt sich mehrere Male und so erhalten wir schliesslich statt des ein- 
fachen Steincanals ein Bündel von (bei Asterina pentagona) i6 dicht | 
nebeneinander verlaufenden Röhren (Fig. 1). 4 
Nach diesen Beobachtungen erscheint es wahrscheinlich, dass bei ' 
weiteren Untersuchungen sich noch andere Modificationen in der Form 
der inneren Oberflächenvergrösserung des Steincanals finden werden, 
und es ist leicht möglich, dass diese Unterschiede sich für die Syste- 
matik werden verwerthen lassen. a 
Sc verschiedenartig nun aber auch der Bau des Steincanals bei 
verschiedenen Arten zu sein scheint, so giebt es doch einen Abschnit 
an demselben, welcher bei allen untersuchten Arten in gleicher Weis 
gebaut ist. Es ist das der am meisten ventral gelegene Theil, mit” 
ee welchem der Steincanal in das Lumen des Wassergefässringes einmün- 
det. Dort hört alle Faltung und Theilung in dem Lumen auf und wird 
hahen einen einfachen Ganalraum vor uns ohne irgend welche in den 4 
selben hineinragende Erhebungen der Wandung. Die Faltenbildung hört 
nicht plötzlich auf, sondern verstreicht bei Asteracanthion rubens allmälig | 
je näher man dem ventralen Anfangstheile des Steincanals kommt, Bei 
Asierina pentagona fliessen die 16 Röhren, aus welchen der Steincanal be- 
steht, paarweise zusammen ; dieser Vorgang wiederholt sich; die niedrige. 
Längsfalte, die in das Lumen einer jeden Röhre vorspringt (Fig. 6), 
verstreicht gleichfalls und so erhalten wir auch hier schliesslich einen % 
einfachen Canalraum, der sich in den Wassergefässring ergiesst. | 
Die feinere Struciur des Steincanais ist bei allen untersuchte 
Formen die gleiche. Zu innerst findet man ein hohes Flimmerepithelium 
(bei Asterina pentagona 0,018 Mm., bei Asteracanthion rubens 0,05 Mm. 
hoch), welches auch in den Spiritusexemplaren seine langen Wimper- 
| ‚haare erkennen lässt. Bei Echinasier fallax sehe ich an demselben aue 4 
einen deutlichen Cuticularsaum. Auf das Epithel folgi eine bald mehr” 
bald weniger dicke bindegewebige Schicht, welche zum Theil verkalk 
und so die die Wandung stützenden Kalkstücke liefert. Letztere sind 


' das Lumen des Steincanals vorspringenden Leisten und Scheidewän 
. werden von den beiden beschriebenen Schichten gebildet. Zu äusse 
ist dann der ganze Steincanal von einer niedrigen Zellenlage überkleic 
dem Epithel des schlauchförmigen Canals (Fig. 6, 36). An der Ma 
porenplatte setzt sich die Bindegewebsschicht unmittelbar an die ve 
kalkte bindegewebige Substanz der Platte fest. Das innere Epithel abe 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. ) 107 


sich. Ne geht über in das niedrige Epithel der Sammelröhr- 
er Madveporenplatte. 


den Crinoideen stets in grosser Anzahl (5 bei Rhizocrinus, circa 150 
easeden Fosaceus) vorhanden ist, « Anleseie besitzen die Siein- 


; ung und dergleichen in seinem I zu genügen in 
' Der wichtigste Unterschied in dem Zuleitungsapparat des Wasser- 
ässsystems der Crinoideen und Asteriden liegt darin, dass bei ersteren 
iı die Steincanäle nicht mit den Porencanälen verbinden, sondern, 
benso wie diese in die Leibeshöhle münden. Bei den Asteriden ist die 
ommunication zwischen dem Steincanal und den Porencanälen nicht 
r wie bei den Crinoideen durch die Leibeshöhle vermittelt, sondern 
st eine unmittelbare geworden. Es fragt sich, welches Verhalten 
ursprünglichere sei? Ich bin geneigt, das der Crinoideen für das 
und ursprünglichere zu halten. Meine Gründe sind wesentlich 
| den Asterien ist sowohl der Bau der 


a ehsen an haben, genügt nicht, diese Frage zu 
ak Beobachtungen von Lovin?) ist bei ganz jungen Seesternen 
jeber die Ergebnisse meiner Untersuchungen derartiger Fälle, die aus 


Material noch nicht abgeschlossen sind, ‚hofie ich bei späterer Gelegen- 
icht n zu können, 


uns für die beiden letzteren Bezeichnungen in die dorsoventrale Achse des Se 


am dem Centrum des Mundes stehend. 


Hubert ind, 


noch keine Porenöflnung an der Stelle der zukünftigen Madreporenplatte ; 
vorhanden. Es würde sich also namentlich darum handeln, nachzu- 
weisen, ob in diesem Stadium der Steincanal des jungen Seesterns frei i in. Ri 
die Eoibeshökle mündei und sich erst in den späteren Stadien mit den in- a 
wischen entstandenen Porencanälchen der Madreporenplatte in Verbin- | 
nr setzt !). Auf eine genetische Verschiedenheit zwischen dem Stein- 
canal und den Canälchen der Madreporenplatte deutet auch die oben 
hervorgehobene Verschiedenheit in der Siructur hin, sowie die That- 
sache, dass Steincanal und Madreporencanal bezüglich der Höhe ihrer 
Differenzirung unabhängig von einander sind. So besitzt Asterina penta- 
gona eine weit weniger complicirte Madreporenplatte, aber einen sehr 
viel höher differenzirten Steincanal als Asteracanthion rubens. Ich glaube 
die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass während der Steincanal 
wie alle übrigen Theile des Wassergefässsystems von dem Entoderm 
gebildet wird, die Canälchen der Madreporenplaite der Seesterne ebenso 
wie die Porencinälchen der Crinoideen von dem Ectoderm aus ihre Ent- 
stehung nehmen. | 
Vorübergehend habe ich schon weiter oben von der ampullen- 
förmigen Erweiterung des Steincanals an seiner Ansatz- 
stelle an die Madreporenplatie gesprochen. Das Verdienst zuerst auf” 
dieses Gebilde aufmerksam gemacht zu haben gebührt Grerrr 2); alle’ 
früheren Beobachter haben dasselbe übersehen und auch TeuscHer er- 
‚wähnt desselben mit keiner Silbe, was um so auffallender ist als er die” 
GREEFF'schen Untersuchungen citirt. | es: 
Am leichtesten kann man sich von dem Vorhandensein, der Form 
und Lagerung des in Rede stehenden Gebildes an grossen Exemplaren” 
von Astropecten aurantiacus (Fig. 9, 10, 11) überzeugen. Wenn man 
die Madreporenplatte mit ihrer nächöten Unisebüng ausschneidet und an 
ihrer inneren Seite die Ansatzstelle des Steincanals und des Herzen 
genauer untersucht, so findet man, dass diese Ansatzstelle an der abo- 
. ralen 3) Seite der Mädrenetenplide von einer verkalkten Wand über- 
deckt ist. Entfernt man letztere (Fig. 9), die einerseits eine Fortsetzun 


4) Der directe Uebergang des Rückenporus der Larve in die Madreporenöffnung 
S ‚des Seesterns wird zwar behauptet, ist aber bis jetzt nirgends in überzeugendeı 
. Weise bewiesen worden. 
2) 3. Mittheilung, p. 100. 
3) Die nach dem Centrum des Rückens des Seesterns gerichtete Seite, 
Madreporenplalte wollen wir die aborale, die entgegengesetzte, dem Munde ni 
gelegene die adorale, die beiden anderen die rechte und linke nennen, indem 


sterns versetzen mit dem Gesicht der Madreporenplatte zugewendet, mit den Füge 


u er zur Anatomie der Asteriden. - 109 


Far d des Veßlanchfor migen  Canalsı ist, anderseits sich mit der 
örperwand. verbindet, so gelangt man in eine kleine Höhle, deren 
oden zum grösseren Theile von dem aboralen Abschnitte der Madre- 
orenplatie ,‚ zım anderen Theile von dem sich zunächst an die Madre- 
} orenplatte anschliessenden Bezirke der Rückenhaut gebildet wird. In 
m letztgenannten Bezirke inserirt sich das Herz, welches uns hier zu- 
ächst nicht interessirt. Durch das Herz wird die Einsicht in die Höhle 
ım Theil verdeckt. Schneidet man dasselbe aber nahe seiner Ansatz- 
le ab (Fig. 10), so sieht man wie an dem aboralen Rande der In- 
rtion des Steincanals an die Madreporenplatte eine Ampulle auf dem 
oden der Höhle gelegen ist (Fig. 9, 10). Diese Ampulle, die von kug- 
ser Gestalt ist, misst stark 2 Mm. Sie umschliesst einen Hohlraum, in 
hen eine Anzahl der Sammelröhrchen der Madreporenplatte ein- 
mü den Fig. AA). Der Hohlraum steht mit demjenigen des Steincanals 
offenem Zusammenhang, unterscheidet sich aber von demselben durch 
en Mangel innerer Faltenbildung. Auch dadurch differirt die Ampulle 
n dem Steincanal, dass ihre Wandung keine Kalkstücke besitzt. 
chtsdestoweniger ist sie offenbar nichts anderes als eine Aussackung 
Steincanals. Dies wird um so unzweifelhafter, da sich an dem 
chten Rande der Insertion des Steincanals eine ale etwas kleinere 
ısbuchtung desselben befindet, die zwischen der vorhin beschriebenen 


strachtet (Fig. 9) gleicht sie der Ampulle; schneidet man sie aber auf, 


im Steincanal (Fig. 10, 14). 

Bei Asteracanthion He giebt GrREEFF mehrere Kupaillen an. Ich 
be die Ampullen bei dieser Art sowie an Asterina pentagona nament- 
) an Schnitten untersucht. Bei Asterina pentagona finde ich wie bei 
peeten aurantiacus nur eine Ampulle (Fig. 3). Bei Asteracanthion 
ns aber sind bald zwei, bald drei (Fig. 15) in einem Querschnitt 
"han len; gegen den el hin aber vereinigen sie sich zu einer 


hzigen, so dass sie eigentlich nur secundäre Ausbuchtungen der einen 
MN. ' 


n durch die Präparation der beireffenden Theile. An einem der- 

räparate (Fig. 8) erkennt man, dass vom Rande der Ampulle 

cChnürungen gegen ihr Centrum edneen und so den peripheren 
lerselben in eine grössere Anzahl von Ausbuchtungen zerlegen, 

elchen man auf den Querschnitten zwei, ‚drei (Fig. #5] oder noch 
sehen bekommt. 

In allen untersuchten Fällen Kat die Ampulle stets die gleiche Lage, 


Inn 


mpulle und dem Steincanal in ihrem Baue die Mitte hält. Aeusserlich. 


indet. man in ihrem Innern dieselben Faltenbildungen der Wandung 


kung des Steincanals darstellen. Man überzeugt sich davon am 


x 
re: 
Ex 


Bor Wassergefässring der Asteriden ist besüßlieh seiner wi 
und Verbindungen im Allgemeinen hinlänglich bekannt, ebenso verhält 
es sich mit den radiären Wassergefässen. Ich brauche deshalb bier nur 
auf diejenigen Puncte einzugehen, in welchen ich von den Angaben | 
anderer Forscher differire oder ihnen Neues hinzuzufügen vermag. 

Teuscner !) beschreibt einen kräftigen oralen Ringmuskel, welcher 
mit dem Wassergefässringe rings um den Mund laufen soll und so ge- 
legen sei, dass der Wassergefässring sich zwischen ihm und dem ersten 
unteren Ambulacralmuskel befinde. (Untere Ambulacralmuskel nennt 
Teuscher einfach den ventralen Quermuskel zwischen den beiden Schen- | 
kein eines jeden Armwirbels, durch dessen Gontraction die Ambulacra -. 
rinne verengert wird.) Dieser orale Ringmuskel soll identisch sein m 
dem »weissen Ringe« TiEpEemAanN’s, in welchem letzterer den Nervenri | 
vermuthete. | N 

Ein oraler Ringmuskel, wie ihn Trusc#zr hier beschreibt, ist abeı 
thatsächlich gar nicht vorhanden , wie man sich unschwer überzeuge 
kann. TeuscHer hat zunächst nicht beachtet, dass zu dem ersten Arm- 
wirbel zwei untere Quermuskel gehören, dass überhaupt bei Astera- 
canthion rubens und Astropeeten aurantiacus?2) der erste Arm- 
wirbel aus der engen Vereinigung zweier Wirbel ent- 
standen ist, wie aus der Zahl seiner Fortsätze, deren Verhalten 
den zwischen durchtreienden Füsschen, sowie aus der besagten Ve 
doppelung des unteren Quermuskels hervorgeht. In einem verticale 
Radialschnitt durch das Peristom, weicher durch die Abgangsstelle en 
radiären Wassergefässes vom Wassergefässring geht (Fig. 16, 24), find 
man ausser den unteren Quermuskein des ersten Wirbels keine Muske 
in nächster Nähe des Wassergefässringes. Zwischen den beiden Quer 
muskeln des ersten Armwirbels giebt das Wassergefäss schon seine erst 

Seitenzweige (zu dem ersten Füsschenpaare) ab. Der erste untere Quer: 
muskel liegt ventral und ein wenig nach aussen von dem Wassergefäss 
ringe (Fig. 46). In Teuscuen’s Fig. 2 ist der Muskel rm, der seine 
oralen Ringmuskel vorstellen sell, nichts als der erste den beiden zum 
ersten Armwirbel gehörigen unteren Quermuskel. In verticalen Radial 
schnitten aber, welche in der Richtung eines Interradius durch de 
Peristom gelegt sind (Fig. 17, 19, 20), findet man natürlich ven dei 
unteren Quermuskeln der Armwirbel nichts mehr. Dagegen erbl 
4) 1..c. p. 493. 


‘ 9) Auf andere Arten habe ich die Unteraichting‘ dieses Punctes noch. nic 
 gedehnt. R 


an nach aussen und dorsalwärts vom Querschnitt des Wassergefäss- 
ges einen gleichfalls quer getroffenen kräftigen Muskel. Derselbe ver- 
ndet, wie die weitere Untersuchung zeigt, die beiden ersien Wirbel- 
ortsätze zweier benachbarter Arme miteinander (Fig. 18), wiederholt 
h also in jedem Interradius. Teuscnew’s Irrthum, der nur bei einer 
hr oberflächlichen Untersuchung begreiflich wird, besteht demnach 
rin, dass er die ersten unteren Quermuskel der ersten Armwirbel mit 
enen fünf interradialen Quermuskeln zusammengeworfen hat. Seine 
eitere Behauptung, der von ihm beschriebene orale Ringmuskel sei 
entisch mit dem » weissen Ringe« Tırpemann’s, ist gleichfalls falsch. 
rüigtman das betreffende Präparat Tırpemann’s an einem grossen Astro- 
cten aurantiacus!) an, so überzeugt man sich leicht, dass der » weisse 
ng« dargestellt wird durch die Scheidewand (Fig. 18, 21 Wd), welche 
en inneren und den äusseren oralen Perihämalcanal von einander 
not und das orale Ringgeflecht des Blutgefässsystems in sich ein- 
aliesst, wie ich weiter unten, in dem Abschnitte über das Blutgefäss- 
system, ausführlicher darlegen de, 

; ; Ein zweiter Punct, in welchem ich Anderen zu Widersfigechen ge- 
öthigt bin, betrifft die sogen. Tırpemann’schen Körperchen am 
Vassergefässring. TieDEmann ?) erkannte ihren Zusammenhang mit dem 
Nassergefässring und lässt ganz richtig ein jedes dieser »braunen 
üsenartigen Körperchen« mit einer einzigen Oefinung in den Wasser- 
ssring einmünden. Dieser Auffassung schliessen sich die späteren 
obachter an. Nur Semrer ?) stellt eine andere Behauptung auf; nach 
Injectionsbefunden an dem philippinischen Pteraster ist er der Meinung, 
‚dass die Trepemann’schen Körperchen in erster Linie nicht eine Aus- 


iges eindringen. Ich habe den Pteraster selbst zwar nicht auf diese 
rage untersucht, aber bei den anderen von mir untersuchten Asteriden 
de ‚ich us besonders ai diesen Punci a Me a es 


a C. .p- 53. N 

Reisen im Archipel der Philippinen, iH.A. 4868. Holothurien. p. 148. 

ann hat ebensowenig wie alle übrigen Forscher den wahren oralen Blui- 

, welchen ich weiter unten beschreiben werde, gekannt. 

a meiner Abhandlung I, p. 87, habe ich mit Bezug auf die Senexwschen An- 
ie Aussackungen am Blutgefässring der Crinoideen mit den Tırpemanw’schen 

n der Asterien zu vergleichen versucht. Nach dem oben Mitgetheilten ist 

r Vergleich nunmehr hinfällig geworden. 


12 a 2 © Hubert die, | n . . I 


a welcher jedes Tıepzmann’sche Körperchen in Wassergefässring 
mündet, in ein sich sofort verästelndes Canalsystem, dessen Endzweige 
senkrecht gegen die Oberfläche des ganzen Körperchens aufsteigen, um 
unter derselben blind zu endigen. Sämmtliche Hohlräume des Körper- 
chens gehören diesem Canalsystem an und nirgends tritt ein Zweig des 
Butgefässringes in das Körperchen ein (Fig. 20). Es wäre ja denkbar, 
dass sich bei dem philippinischen Pteraster die Sache anders verhält, 
obschon es mir sehr wenig wahrscheinlich dünkt. Semrer’s Angabe | 
stützen sich nur auf Injectionen und ich glaube deshalb gegen sie das 
selbe Misstrauen hegen zu dürfen wie gegen die Injectionsbefund 
anderer Forscher. Jedenfalls aber scheint mir festzustehen, dass wi 
die Tirpemann’schen Körperchen in erster Linie als Anhangsgebilde de 
Wassergefässringes betrachten müssen und nicht dem Blutgefässsysten 
zurechnen können. Die Hohlräume des Tiepemann’schen Körperchen 
finde ich bei Asteracanthion rubens ausgekleidet von einem 0,008 Mm 
hohen Epithel, welches eine directe Fortsetzung des Epithels des Wasser-# 
gefässringes ist und aus annähernd kubischen Zellen zu bestehen scheint, 
Das Parenchym ist ein feinfaseriges Bindegewebe, welches an der An- 
satzstelle des Tırpewann’schen Körperchens allmälig übergeht in das. 
stärker gefaserte Bindegewebe, das den Wassergefässring umgiebt. Die, 
Oberfläche des Körperchens ist überkleidet mit dem wimpernden Epi- 
ihel der Leibeshöhle. Sonach erweisen sich auch hinsichtlich des 
feineren Baues die Tırpemann’schen Körperchen als Ausstülpungen des 
Wassergefässringes. Ueber die Function derselben wissen wir bis jetzk 
noch nichts Sicheres. Da sich in ihren Hohlräumen dieselben Inhalts- | 
zellen finden wie in dem Wassergefässsysiem, wie dies auch HOFFMANN i 
angiebt, so kann man sich einstweilen der Teruulinme des genannten 
_ Forschers anschliessen, welcher in diesen Organen die Bildungsheerde 
sieht für die zelligen Elemente, die im Innern der ade vor: 
kommen. 
Bezüglich der Anordnung der Muskulatur habe ich schot 
hei einer früheren Gelegenheit!) darauf aufmerksam gemacht, dass sich 
bei den Asteriden wie auch bei anderen Echinedermen das Vorkommen” 
einer ausgebildeten Ring- oder Längsmuskulatur in den einzelnen B 
zivken des Wassergefässsysiems gegenseitig auszuschliessen schei 
Die Angaben, mit welchen ich damals diesen Satz, zu dem ich zunäc 
für die Grinoideen gekommen war, auch auf die Asteriden ausdehn 
entnahm ich der vorliegenden Literatur. Jetzt aber kann ich es au 
auf Grund meiner eigenen Untersuchungen aussprechen, dass sich. 
den einzeinen Theilen des Wassergelässsystems der Asteriden nirgene 
1) I. p. 85. 


\ ae zur Anatomie der Asteriden. | 113 


denn eine und den radiären Wesserehin ist die 
EaalE nur nn en entwickelt und besteht ‚(bei ul. n 


fässe in die Füsschen er deren ee Beschreibt N Tirana ) 
en taschenförmigen Ventilapparat. Indem ich auf Grund 
iner eigenen Untersuchungen hinsichtlich des Baues dieser nicht 
chwer zu constatirenden ie mil Lanz übereinstimme 


ax En Luidia maculata en be LANGE ist der ee 
Ventilapparat sei bisher übersehen und erst von ihm entdeckt wor- 
 GreerF, Horrmann und Teuscher erwähnen ihn allerdings nicht. 
essen hat vor den Publicationen der hier genannten Autoren Jour- 
AN) aufj jenen Apparat, wenn auch nur in aller Kürze, aufmerksam 
emacht und ihm gebührt das Verdienst der Entdeckung desselben. 


NA NR s hingewiesen. Unterdessen hat nu, each sich in nase) ben Sn 

n GRBErF ausgesprochen (l, c. p. 496 sqq.), freilich ohne der äibereinstimme de 
‚alt ren Beobachtungen von Horrwans Erwähnung zu thun. 

Lange, Beitrag zur Anatomie und Histiologie der Asterien und vphiuren. 
ol. Jahrb. II. p. 847. 

Comptes rendus. T. LXV. 41867. p. 1003. Am Eintritt der zu den Füsschen 
weige der radiären Wassergefässe in die Füsschenampulle (vösicule con- 
befindet sich nach ihm »un repli vasculaire qui a pour effet de s’opposer au 

u liquide dans le canal radial, au moment de la contraction de la vesicule« 
Be, PAS SbERIChE für np u. 41867. p. a Buch Horamann eitirt 


neben anderen unterscheidenden Merkmalen die Vierzahl der 


. exactly rectilinear) and others with six or eight more or less distinet rows near 
base of the ray«, ; | 


Nr. 6. 1872. p. 99. 


114 “Ss “ nn “ Hubert Ludiig, 


Als ein noniheher Charaöter de Familie der Asien 
Gegensatz zu den Solasteriden,, Astropectiniden und Brisingiden wird 


Füsschenreihen in jeder Ambulacralfurche. angeführt. Dieser 
Gegensatz hat indessen sehr wenig Bedeutung; denn wenn wir uns an 
die Zahl der Wirbel oder an die Zahl der seitlichen Aeste der radiären 
Wassergefässe halten und beachten, dass auch bei den Asteracanthiden 
ebenso wie bei den übrigen Asteridenfamilien die Zahl der Füsschen 
ebenso gross ist wie die Zahl der seitlichen Wassergefässäste und 
doppelt so gross wie die Zahl der Wirbel, so ist ersichtlich, dass die 
Vierreihigkeit nicht etwa dadurch zu Stande kommt, dass jeder seitliche 
Wassergefässast zwei Füsschen versorgt, sondern dadurch, dass die an- ” 
fänglich zweireihig angeordneten Füsschen sich, um alle in der Ambula- 
cralrinne Platz zu finden, nebeneinander schieben. Bei allen bis jetzt 
bekannten Asteriden, mögen ihre Füsschen zweireihig oder scheinb 
vierreihig angeordnet sein, herrscht darin Uebereinstimmung, dass jed 
Füsschen von einem besonderen Zweig des radiären Wassergefässes \ 
versorgt wird und dass zwischen je zwei Wirbelfortsätzen immer nur 
ein Füsschen hervortritt, die Zahl der Füsschenpaare also der Zahl d Ah 
Wirbel entspricht. In Fig. 22 ist das Verhalten der Füsschenanordnung 
zu den Wirbelfortsätzen dargestellt und man erkennt, dass die Vier 
reihigkeit allein dadurch erreicht wird, dass abwechselnd ein linke 
und ein rechtes Füsschen weiter an den seitlichen Rand der Ambula 
cralfurche rückt. In der Literatur findet sich meines Wissens nur e 
einzige kurze Bemerkung von Stımpsox !), worin der hier berührten Ve 
hältnisse gedacht wird. 


Das Blutgefässsystem. 


GREERF beschreibt in der zweiten seiner Mittheilungen über 
Bau der Echinodermen?) »bisher nicht beschriebene kiemenartige 
gane der Beesternen, Als ein solches bezeichnet er vornehmlich ein ver 


4) Derselbe sagt in einer Anmerkung zu einer Beschreibung einer Anzahl neu 
Seesterne (W. Stıupson, On new Genera and Species of Starfishes of ihe Fa 
Pyenopodidae [Asteracanthion M. Tr.] Proceed. Boston Society of Natural Histor 
Vol, VIH. Boston 1862. p. 261) »the increased numbre of rows is simply the resu 
of the erowding necessary {or ihe arrangement of the more numerous feet posses 
by some of the species. We have Asteracantbia with only two rows (not, howeı 


2) Sitzber. der Gesellsch. z. Beförderung der gesammten Nätuenk, zu ı M bi 


an ist aber i in Wirklichkeit längst net und nn ir an ne Hand 
‚der Tiepemanw’schen Abbildungen einen Seesiern zergliedert hat, hat es 
gesehen ; denn es ist nichts Anderes als das von Spix?) bereits beoh- 
achtete, von TIEDENAny 3) aber nach Form und Lage klar und deutlich 
un abgebildete und als Herz gedeutete Gebilde. Auch peLır 
tar hat dasselbe unabhängig von Tırnemanı aufgefunden‘) und, 


ass GREEFF'S »kiemenartiges Organ« identisch ist mit 
dem »Herzen« oder »herzähnlichen Ganal« Tıepumann’s 
e n den folgenden Zeilen geben. Zugleich wird 
d araus Bpehllieh werden, Gays das, was 


de on ist. 
” ‚Bei der engen en wel- 


ie, von ihr und ihrer Umgebung kommend, Schemalischer Quer- 


eK: tperhöhle durchzieht. Was beschreibt schnitt durch d. schlauch- 


 Trevemann an dieser Stelle? Er baden a Er n 
ei verschiedene Organe, die in der Höhle Stomicarial (SH emrud 
5 die Rückenhaut mit der Bauchhaut sterns, von der Dorsal- 
indenden sichelförmigen Bandes liegen. seite gesehen; a, b, die 
‚ Höhle (vergl. den Holzschitt, H) wird _ieke und rechte Lamnelle 
Bass 3 von Haspmans und von Teu- a ol Ban- 
3e eiehaung, die wir ee Ekellen wollen. In ihr liegen 


HEDEANN erstens der Steincanal (Si), zweitens der »herz- 


canal Eier Crinuws » »sacco rossiccio «) von N bis zu E nde begleitet 


2 ihn angeheftet ist. 1. c. p. 308. Tav. XX, Fig. 18. 


x Be ne Asteiden 115 


wenn auch recht mangelhaft, abgebildet. Ich will den Nachweis dafür, 


yon Einer als tuba verrucae we dorsi a Madre 
und von Srix als canal spongieux et blanc kurz geschildert worden war. 
Trotz seiner klaren Beschreibung scheint indessen Tırpemann auch schon . 
bezüglich des Steincanals Missverständnissen ausgeseizt gewesen zu 
sein. Denn was SırsoLp !) den kalkigen Balken im Steincanal nennt, ist 
‘der Steincanal selbst und nur aus einem Missverständniss der Tırne- 
Mann schen Schilderung ist es erklärlich, dass Sırgorn nach einem Stein- 
canal suchte, in welchem jener kalkige Balken liege. Weit mehr aber 
ist der herzähnliche Canal, den Tirpemann beschreibt, für die späteren. h 
Forscher ein Stein des Änstosses gewesen. Obschon seine Beschreibung 
und Abbildung, wenn man das beireflende Präparat daneben hält, gar 
keines Missverständnisses fähig scheinen, hat, wie gesagt, Grerrr die 
Höhle des sichelförmigen Bandes für das Tienemann’sche » Herz« ange- 
sehen ; letzteres aber als ein bisher übersehenes Organ beschrieben 
. Damit, macht Greerr Tienemann, der hinsichtlich der Eehinodermen 
durch eine Reihe der sorgfältigsten Beobachtungen den Grund unserer 
anatomischen Kenntnisse gelegt hat, einen schwer wiegenden Vorwurf. 
Denn es handelt sich hier nicht eiwa um schwierig zu machende Be = 
obachtungen, sondern um die Auffindung eines Organs, welches man 
mit einem einzigen Scheerenschniit freilegen kann und welches be 
grossen Exemplaren von Ästropecten aurantiacus, wie TIEDEmAnN selbst 
angiebt, A Zoll lang ist und an seiner breitesten Stelle gegen 3 Linie 
im Durchmesser hat. Tırpamans beschreibt das Herz als »einen länglichen 
erweiterten Ganal, welcher neben dem Steincanal innerhalb der Höhle de 
Bandes liegt «, unterscheidet dasselbe also ausdrücklich von der Höhle de 

'sichelförmigen Bandes. Daran lassen auch seine bekannte Abbildung?) 
und die Tafelerklärung nicht den geringsten Zweifel, Dass aber dennoch. | 
Greerr wirklich der Meinung ist, der Hohlraum des sichelförmigen Ban- 
des sei es, den Tırpemann als Herz beschrieben habe, geht aus den Be 
zeichnungen hervor, die er für diesen Hohlraum anwendet3). 
“ Auch Horrwann kommt, vielleicht beeinflusst durch die Grexrr 
schen Angaben, zu keinem richtigen Verständniss der Tırpamann’schei 


4) 1.6. 9. 292. 

2) I. ec. Taf. 8; reproducirt in J. V. ans Icones zootomicae. Taf. V, Fig. 16 
‚sowie in BRONN'S Klassen u. Ordnungen d. Thierreichs. HI. Actinozoa. Taf. . 
Fig. 3. 
N 3) Er nennt ihn, 2. Mittheilung p. 96: die, häutige, sackarlige Erweiterung 
% Steincanals; ».99: den dem Steincanal und dem kiemenartigen Organ gemeinscha 
‘lichen häutigen Sack; 3. Mittheilung p. 159: die herzarlige Erweiterung; . u 
167: die ln Erweiterung (Herz). 


Beiträge zur Anatomie. der Ästeriden.. 117 


| | ed denn das eine Mal 7 a er,. der ‚schlauehförmige 


ge ein ne enkeyeoiber Be des essen Een enz ihm aber durchaus 
in ekannt geblieben sei, später?) aber sagt er ganz richtig, den in dem 
auchförmigen Canal ee drüsenförmigen uno. habe Tıroe- 
n als »Herz« beschrieben. | 

ie - TRUSCHER. beschreibt Steincanal, Herz und schlauchförwigen Canal 
Bean: mit a erwähnt aber das Grerrr'sche 


‚Ich a a nn 
1 nd und dem Seintanal endet so 16 das Kiss stets ehe 
dem een. een au ich bei eh von mir 
. ei in Er auf den Seincanel hen 2) 


latinösen, en oe von ee Plele Anz ao Cara), 


m Eehener. Bei TEUSCHER- (Fig. 5, Tat. XV) ist das rn links vom 
gezeichnet (vergl. auch B: 495 dieses Autors). Da er aber nicht angiebt, 


a 


jeber das Ausschen und den Bau des Herzens haben schon die 
Beobachter Angaben gemacht. Sie berhrähen dasselbe als 


S rem nn nn ee links vom : Sieincanal is Denkt man 


lassen. Ueber den Bau des Herzens hat Tıepemann die ersten Mit- ’ 
theilungen gemacht. Das Herz » besteht aus gelblichbraunen,, durch- 
schlungenen und verwebten Fasern, welche Aehnlichkeit mit Muskel- 
fasern haben«. » Die äussere Fläche des Herzens ist glatt, die innere neiz- 
förmig gebildet«. Gkeerr schildert dasselbe als einen Schlauch mit ver- 
'zweigten lappenförmigen Anhängen. »Die Lappen und Läppchen ent- 
halten im Innern eine wimpernde Höhlung und stehen durch ebenfalls 
im Innern wimpernde und verästelie Canäle mit einander in Verbin- 
dung«. Horrmann leugnet gegen Gr&EFF die innere wimpernde Höhlung 
der Läppchen. Nach ihm bestehen die Läppchen aus einer mit Wimper- 
haaren bekleideten Membran und einem zelligen Inhalte und sind durch 
kräftigere Bindegewebsbündel mit einander verbunden. Teuscher end- 
lich stellt eine Höhlung in dem Herzen der ausgewächsenen Thiere in 
Abrede und findet auf Querschnitten nur die gewöhnlichen Bindege- 
webselemente: »Fasern, einzelne kernhaltige Zellen, viele Körnchen und 
Pigmenthaufen«. »Bei jungen Thieren stellt das Herz ein dichtes Gon- 
volut von feinen Gefässen dar, welche sich nach allen Richtungen durch 
einander schlingen «. 

Meine eigenen Untersuchungen haben mich zu folgenden Ergeb- y 
nissen geführt. Das Herz besteht aus einem dichten Geflecht bald sich 
theilender, bald mit einander anastomosirender Gefässe, deren Aussen- 4 
seite ein deutliches Epithel trägt, dasselbe Epithel, welches den ganzen 
schlauchförmigen Ganal auskleidet. Die Wand der Gefässe besteht aus 
einem faserigen Gewebe, in welchem sich zweierlei Faserelemente, 
stärkere und feinere unterscheiden lassen. Die ersteren gleichen den 
kräftigen Bindegewebsfasern, die sich z. B. in der Körperwand zwischen 
den Kalkstücken finden, die letzteren aber bin ich geneigt für muskulös 
zu halten, da, wie wir nachher sehen werden, das Herz Contractions- 
 erscheinungen zeigt. Ein inneres Epithel der Gefässe des Herzens in 
Form eines continuirlichen Zellenlagers konnte ich nicht auffinden, wol 
aber Zellen, die in unregelmässigen Abständen der Innenseite der Ge 
fässe aufsitzen. Die Lumina der Gefässe sind häufig sehr schwer oder 
gar nicht zu erkennen. Es hat das seinen Grund darin, dass sich d 
meist kugeligen 0,006—0,008Mm. (bei Astropeeten aurantiacus) grosse 
und mit deutlichem Kern versehenen Inhaltskörper in solcher Menge” 
anhäufen, dass sie die Gefässlumina ganz ausfüllen. Es ist demn 
das Herz nicht nur bei den jungen Thieren, wie Truscher will, so 
dern auch bei den ausgewachsenen Individuen ein dicht zusamme 
.gedrängtes Gefässgeflecht. | | 
Vorhin sprach ich von Gontractions serscheinungen de 
Herzens. Dieselben sind zuerst beobachtei worden von Tiepen 


er folgende Anigehe dariiber acht y: »In Ihren serthdtet See: 
en (Astropecten suhealideng) äussert der bräunliche Ganal Reizbar- 


sarı a Kaster beohlchtete HOFFMANN 2), » che Aatnehe Urach 
| Beet an dem Herzen. Derselbe Forscher sah ferner bei 


Gefässgellechten (weiche er irr hiionlieh, wie wir später sehen oe 
als zwei in die Leibeshöhle ragende Kalbe des Herzens sc childert) 
»Contractionen und Dilatationen regelmässig abwechseln«. 

An dem Peristom angekommen, setzt sich das Herzge- 
fl cht fortinein den Mund umkreisendes Gefäss oder & 
lässgeflecht. Um dessen Lage und Verbindungsweise darzulegen 
npfiehlt es sich auf die geschichtliche Entwicklung, welche die Kennt- 
s der hier in Betracht kommenden Theile genommen hat, einzugehen. 
TIEDEMANN 3) beschreibt zuerst einen oralen Ringcanal des Blut- 
gefi ssystems. und lässt denselben mit dem Herzen in Zusammenhang 
ehen. Von Jon. Müruer 4) wurde die Existenz des Bluigefässrings be- 


un, Bl in schon a JOURDAIN " ganz in Abrede 
toren, an ua ee Danach sollte man glauben, 


‘ dass dem nicht so ist, dass vielmehr der von Tıepemann be- 


em "einheitlichen Organsysten defedhtiet werden kann. 


A871. 


1. zu. era Nr. 8. 
.p. 1008. 


Bergen zur Anatomie da serien, 1 i 110. \ 


SEN Eu - 
4 e > ER 1% ex 38 2 Er r 3 3 = 
ee EL 


ee 


stätigt. GREEFF, der anfänglich) das von Tırpamann beschriebene Blut- 


eser Punct sei genügend aufgeklärt. Wir werden aber im Folgenden 
ne Blutgefässring, obschon a, in keinem Zusammenhang 


Zunächst 
. ‚versuchen mit Hülfe Ara ‚umstehenden Holzschnittes [p. u | 


EEE LEERE, 


"DR 


0° N ee : Hubert Indwig, a er 


noch ein anderes gleichfalls den Mund umgebendes -»orangefarbenes 
Gefäss«, dessen Höhlung den mit E bezeichneten Ringeanal darstellt, 
dessen äussere (bei Astropecten aurantiacus lebhaft orangefarbene) 
Wand aber wesentlich, wie das zuerst Jos. MüLLer erkannt hat, von 
' dem Nervenringe N gebildet wird. Gexerr fand, dass der Canal Ezu 


m——— 


a | 


—C HEN 
& 4 MR 
N f ID -_ 
LAN NN IND 


eines Interradius); L, Leibeshöhle, Mh, Mundhaut, W, Wassergefässring, N, Nerven- 
ring, B, Blutgefässring(geflecht), 7, innerer, E, äusserer ovaler Perihämalcanal. 


dem Nervenringe in demselben Verhältniss steht wie der von ihm als 
Nervengefäss bezeichnete Canalraum (auf diesen komme ich später z 
sprechen) des Armes zu dem radiären Nerven. Er nernt in Folge dessen 
den Canal E den oralen »Nervengelässring« im Gegensatze zu dem Canale 
J, der von ihm oraler »Blutgefässring« genannt wird. Horrmann!) 
unterscheidet die beiden Canäle als medialen (— J) und lateralen (—E) 
oralen Blufgefässring. Nicht gerade zur Klarheit trägt es bei, das: 
Teuscher ?2) die von Grerrr für den Ganal X gebrauchte Bezeichnung 
»Nervengefässring« auf den Ganal J anwendet; für den Canal E aber 
führt Truscaerr den Namen »Nervengefässkammerring« ein, weil man 
denselben als entstanden betrachten könne aus der Vereinigung der 
 vordersten Kammern der radiären Nervengefässe (auf diese Kammern 
komme ich nachher zurück). Lange), welcher diese Verhältnisse nur 
‚vorübergehend berührt, schliesst sich in der Auffassung der beiden 
_ Ganäle Greerr an, nennt ) den Blutgefässring und E die Fortsetzung der 
 Ganäle der radialen Nervenbahn, | M | I: 

Es findet sich nun aber ausser diesen beiden bisher besprochene 
Canälen ein dritter Canal oder richtiger ein Canalsystem B, das den 


a 


4). c. p. 17—19 
41.0.p.502. 
3) 1. c. p. 273. Fig. 17a u. ATb. 


. Beilige m zur Annlomie der Asteriden. , ne 


le bren, Es ist bisher entweder ganz übersehen oder 

icht in seiner wahren Bedeutung erkannt worden. So erwähnt schon 
Be einen weissen Ring, der, wenn man das orangefarbene 
] Gefäss (= = N + Ein unserem Holzschnitt) entfernt habe, an dem äus- 
seren Rande des oralen Blutgefässringes (— J) sichtbar a Durch 
en sorgfältigen Vergleich der Tırnemann’schen Abbildungen und der 


erzeugt, dass der »weisse Ring« nichts Anderes ist als das uns hier 
sSchäftigende Canalsystem B mitsammt der dasselbe in sich ein- 
hliessender Membran. Auch die Notiz von GrEEFF 2): »An ‚der i inneren 


eht man sehr häufig bei En Durchschnitten eine let oe 
1 enes mit einer inneren an De ae inner- 


ein erogende. w le Uehchagen, die ae 
er in seinem Texte noch seiner Tafelerklärung irgend eine Erklärung 
n. Dieselben sind aa offenbar ODNEEN mit der von GREEFF In 


erzeugt, dass dasselbe ein continuirliches, den Mund umkreisendes 
ilde darstellt. Man erkenni ferner an solchen Schnitten, was sich 
ns auch hei grossen Exemplaren z. B. von Astropecten aurantia- 
Präpariren lässt, dass der Ring B sich mit dem Herzgeflecht 
iemenartiges Drban GREEFF’ s) thatsächlich in Verbindung setzt, wie 
: nur vermuthete (Fig. 19). Auch die i innere Höhlung des Ringes B 
irklich vorhanden, aber sie ist meistens keine einfache, sondern 


n h zwei oder drei Lumina neben an Dies Verhalten wird 


| e zur Ansicht bringt (Fig. 18). Man erkennt dann, dass der- - 
€. p. 62, 69. Taf. IX, Fig. 2. | | 


sieht auf nscihen Querschnitt (von Asteracanthion uber ge- . “ 


_ organ (dem Herzgeflecht) in gar keiner offenen Verbindung der Lumi 


. ; 19 2 . i Hubert Ludwig, N eo 


selbe aus 'einer geringen Anzahl von Gefässen besteht, die sich bald mit ' 
' einander vereinigen , bald sich theilen, mit anderen Worten, dass der- 
selbe ebenso wie das Herz ein Gefässgeflecht darstellt. "Auch hinsicht- % 
lich der Siruetur seiner Wandung und der zelligen Inhaltskörper, die } 
häufig das Lumen dicht erfüllen, stimmt dies den Mund umkreisende 
Geflecht mit dem Herzen überein, von dem es herkommt. Wir haben | 
in deinselben also ein orales Ringgeflecht des Blutgefäss- | 
systems vor uns. In der Richtung eines jeden Armes giebt das 
Ringgeflecht einen in der Mittellinie der Ambulacralfurche verlaufenden 
Ast ab, den wir das radiäre Blutgefäss nennen und nachher noch einer 
genaueren Betrachtung unterwerfen wollen. Andere Zweige des Ring- 
geflechtes habe ich nirgends beobachtet. en 


Es fragt sich nun aber, in welchem Verhältniss dor hier beschrie- | 
bene Blutgefässring zu den beiden Canalräumen J und E steht, die bis 
her als orale Abschnitie des Gefässsystems beschrieben worden sind 
sowie auch, welches die Beziehungen des Herzens und des schlauchför- 
migen Canals, der das Herz umgiebt, zu jenen beiden Ganalräumen sind 
Nach TrEDEmann soll das Herz sich öffnen in den Canal J. Querschnitt 
(Fig. 19) aber zeigen, dass Tırpemann sich hier geirrt hat, dass vi 
‚mehr das Herzgeflecht durch den Canal / hindurch an die Scheidewand’ 
zwischen Canal J und EZ herantriti, nicht aber nur um wie Truscukk ! 
angiebt sich dort zu befestigen, sondern um in jener Scheidewand 
der Gestalt des Ringgeflechts B den Mund zu umkreisen. Der schlauc 
förmige Canal aber, der das Herz sammt dem Sieincanal umgiebt u 
wie ich oben zeigte, mit dem Herzen verwechselt worden ist, münc | 
in den Canal J, wie schon aus den Injectionsresultaten von GREEFF un 
Horrmann sehr wahrscheinlich geworden, zuerst aber von TEuscHer‘ 
auf anatomischem Wege sicher demonsirirt worden ist. Wie Fig. 1 
zeigt, bin ich in der Lage Truscrer’s Angabe durchaus bestätigen 
können. Wenn nun aber der schlauchförmige Canal nicht, wie beson; 
ders GreerF irrtbümlich annahm, das 'Centralorgan des Blutgefäss- 
sysiems ist, vielmehr mit dem eirklieben, in ihm gelegenen Gentra 


steht, also auch überhaupt dem Blutgefässsystem nicht zugerechnet w 
den kann, so Wird man auch den mit dem schlauchförmigen Canal 
nicht dber‘ mit dem Herzgeflecht oder dessen oraler ringlörmigen A 
breitung i in Zusammenhang stehenden Canal J fernerhin nicht mehr al 
oralen Blutgefässring bezeichnen dürfen. Aber auch der Ringcana 


A). c. p. hub, 
2). c. Fig. 46, 


‚oralen een dee Berka 


nn nicht no werden. Derselbe setzt sich 


u wird en von einer verticalen Membran, welche 
'ortsetzung der den Ringcanal J von dem Ringcanal E scheidenden 

n ist. In ähnlicher Weise wie die letztere das orale, vom Herz- 
| kommende Ringgeflecht des Blutgefässsystems in sich ein- 
st, ist auch jene verticale Membran in dem sog. Nervengefäss der 
die Trägerin eines Gefässes oder Gefässgeflechies, welches in 
m jeden Radius aus dem oralen Ringgeflecht sich abzweigt. Nur 
‚in dem verlicalen Sepium der sog. Nervengefässe gelegene Ge- 


belosten. Es ist nicht immer ein önttachet Gefäss , Sorkdern be- 
entlich bei den grösseren Arten aus einem Geflecht von zwei, 


en lässt Ms: nn ® der Richtung zu jedem Füsschen geht von 


ai ‚ das Ehegälenti e Sn wie das adiäre Gefäss (oder 
“ en: sie können also passend als perihämale 

zeichnet werden. Den Canal J nennen wir dann den inne- 
erihämalen Ringcanal, den Canal E den äusseren 
alen Ringcanal und den radiären Nervencanal oder das 
ss er Autoren den radiären Perihämalcanal. Wir 


123 


Alp kann auch er. 


und mehr sich bald verbindenden bald theilenden Gefässen, wie 
ıders leicht nahe an der Abgangsstelle vom oralen Ringgeflecht | 


rn 


194 RE | Hubert Ludwig, 


werden nachher se chen, de diese Perihämalräume in letzter Instanz als. | 
Abschnitte der Deitrecholile zu betrachten sind. 
Der radiäre Perihämalcanal, sowie das darin gelegene 
radıäre Blutgefäss (oder esfässg-Hechn) verlangen noch einige 
Bemerkungen. Die erste nähere Beschreibung des radiären Perihämal- 
canals verdanken wir GREEFF!). Er giebt zunächst an, dass der radiäre 
Perihämalcanal durch eine senkrechte Scheidewand in zwei nebenein-. 
anderlaufende Canäle getheilt ist. Diese Angabe wurde von Horkmann, 
Teuscher und Lange bestätigt. GREEFF sah ferner, dass bei Asteracan- 
thion rubens die senkrechte Scheidewand nach oben (dorsalwärts), vor 
ihrer Insertion an die dorsale Wand des radiären Perihämalcanals noch 
rechts und links eine Membran abgiebt, die quer durch das Lumen der ; 
rechten, resp. linken Hälfte des Perihämalcanals zieht. Er ist in Folge 
dessen der Meinung, dass durch die erwähnten Scheidewände der 
Perihämalcanal in vier Canäle getheilt würde, zwei grössere 
und zwei kleinere dorsale. Horrmann 2) aber stellt die Sache anders dar, 
Nach ihm setzt sich überhaupt das verticale Septum nicht an die dorsale, 
Wand des Perihämalcanals fest, sondern fährt vorher in zwei Lamellen. 
auseinander, die sich dann ın des rechten und linken oberen Ecke des 
Perihämalcanals inseriren. Sonach wird der Perihämalcanal nach Horr- 
mann durch die Septen nicht in vier, sondern nur in drei Räume‘ ‚gesj 
theilt, einen mittleren dorsalen und zwei seitliche ventrale. Währen l 
die che Behauptung von der Existenz von vier Ganälen, wi 
aus den gleich zu erwähnenden Untersuchungen von Dane un 
LAneE sowie meinen eigenen hervorgeht, sich auf richtige, aber unzu- 
reichende en stützt, IR der Horrmann ‚schen Angabe to 


Ki dreh die mkinna eines  Asteraeinthion die von ea 
gezeichnete Dreitheilung des Perihämalcanals. Einen gemeinsamen Fehle 
haben Grerrr und Horrmann darin begangen, dass sie die von dem ver 
ticalen Septum abtreienden queren Septa sich durch die ganze Länge de | 
Armes erstrecken liessen, während sie, wie Lange und Truscher zuer i 
nachgewiesen haben und ich bestätigen kann, nur zwischen je zwei 
Wirbein 'sich finden, entsprechend den zu den Füsschen gehende 
 Seitenzweigen der radiären Blutgefässe sowie den in denselben Bezirk 
liegenden Seitenzweigen der radiären Wassergefässe. Man erkennt d 
am leichtesten an horizontalen Schnitten durch den Ärm (Fig. 22, 28) 


4) Zweite Mittheilung. p- 97; 
2) l.c.p. 8. 

3). 1.6..Bie. 41,12. 

4) Vergl. auch Lange's Fig, 4. 


-ın der Höhe N eingeschlossenen radiären Blutgefässes eine 


3 GREEFF'S und Horrmany’s gegeben hat. Wir wollen sie das hori- 


die seitlichen Wände des Perihämalcanals, bringt also auch keine 
lung desselben in gesonderte Canäle zu Stande. Es scheint nach 
Abbildungen Truscurr’s sowie auch nach meinen eigenen Unter- 
gen bei manchen Arten gänzlich zu fehlen. 


Dem 
Ich finde an einzelnen 


n Theil des Septums durchbrochen von einer Oeffnung, mitielst 
‚die rechte und die linke Hälfte des Perihämalcanals mit einander 
bindung treten können); namentlich ist das der Fall in der Nähe 


chen den Abgangsstellen je zweier ae Septen, niemals un- 
b darüber. f a 


e Zerlegung einer jeden Hälfte des radiären Perihämalcanals in eine 
nzahl der Wirbel entsprechende Zahl von Kammern zu Stande 
n. Er nennt diese Kammern die Nervengefässkammern und dem 
pre hend , wie oben schon erwähnt, den äusseren perihämalen 


lichkeit nicht gänzlich von einander gesondert , sondern es sind 
n dem verticalen Septum, von der dorsalen oder ventralen 


Perihämalcanals losgelöst, wodurch eine Communication der 
einandergelegenen Kammern ermöglicht wird. Uebrigens stehen 


nonefussigkeit habe keinen , 


300. 


sn) a Mi verticale ode önigsh: ” a | 


u zunimmt ee wohl den Anlass zu der eben besprochenen Auf- 


den dorsalen über dem eingeschlossenen radiären Blutgefäss ge- 
vistoms (Fig. 16). Solche Durchbrechungen liegen aber stets 


lach Teuscner soll ferner durch die seitlichen queren Sepien eine 


I den Nervengefässkammerring. Ken Kammerräume sind aber 


lichen sie begrenzenden Septa in näherer oder weiterer Entier- 
ms Tevschen s von der an a A 


en 


iche Ausgaben macht Tevscaur für Ophidiaster, Echinaster u. Asteriscus. 


| ne 


eh anal, aus injieiren lassen. Man ln an N Beispiel wie- 
derum, wie wenig auf die Inj ectionsbefunde an und für sich zu geben ist. 

Der radiäre Perihämaleanal ist nach dem Erörterten ein zwischen 
vadiärem Nerven- und radiärem Wassergefäss gelegener Hohlraum, der? 
von membranösen Scheidewänden durchsetzt ist, aber niemals durch? 
dieselben in seiner ganzen Länge sei es in neben einander, sei es in 
hinter einander gelegene abgeschlossene Räume zerlegt wird, sonder 
durch hier und dort stattfindende Unterbrechungen jener Septen st 
seine einzelnen Abtheilungen in Communication erhält und dadurch d 
Character eines wesentlich einheitlichen Baumes nicht aufgiebt. 
Septen dienen zur Befestigung des in ihnen gelegenen radiären Blulg 
fässes und seiner Seitenzweige. 

Das radiäre in dem verticalen Septum gelegene Blutgefäss haben 
Lange und Teuscher gleichzeitig aufgefunden. TeuscHer nennt es »Gen- 
tralnervengefässe. Er fand es?) bei Astropecten, Luidia, Ophidiast 
Echinaster und Asteriseus, stellt seine Existenz aber bei Asteracanthi 
rubens und tenuispinus in entschiedene A Aber gerade 
Asteracanthion rubens hat gleichzeitig Lange?) das betreffende Gefäss 
entdeckt, womit meine eigenen Beobachtungen i in Einklang stehen. Dem: 
nach wird es wohl allen Asteriden ausnahmslos zukommen. Durch die 
schon oben hervorgehobene geflechtartige Beschaffenheit, welche das 
radiäre Blutgefäss häufig zu erkennen giebt, erklären sich die Angaben 
Teuscuer’s, dass bei Astropeceten aurantiacus zwei »Centralnervengefässe 
nebeneinander verlaufen, sowie seine Abbildungen Fig. A4 und 12, ü 
denen er von Echinaster sepositus gleichfalls zwei »Gentralnervengelä 
zeichnet. | | 

Die seitlichen Zweige des radiären Blutgefässes lassen sich bi 
die Basis der Füsschen verfolgen; wie sie sich dort weiter verhalten 
habe ich bis jetzt noch nicht erkennen können. Der perihämale Can 
raum aber, welcher die seitlichen Zweige des radiären Blutgefässes u 
giebt, gabelt sich an der Basis des Füsschen, die beiden Gabeläste u 
greifen die Füssehenbasis und vereinigen Sch dann wieder auf der 
'gesengesetzten, dem Rande der Ambulacralfurche zugekehrten ® 
derselben. Dort treten die Perihämalcanäle, die aber dann schon i 
Namen nicht mehr verdienen, da sie kein Bluigefäss mehr umgebe N, 


Mi 


‘einen Canalraum ein, der am Rande der Ambulaeralrinne. den A 


4) 1.C. pP. 5. 

2) 1. c.p. 499 sqq. Fig. 913. 
3) l. c. p. 503. Fig. 43, 44. 

4) 1..c. p. 247, Fig. 20. 


er 
eikkkommen müssen. Die Badıiren alte, 


noideen habe ich früher !) in Uebereinstimmung mit Greerr?) 
Pe don radiären ee « der Asterien a Jetzt, 


hnlicher Weise wie das Hewas geflecht an der nn 


; nn ch ni or, TIEDEMANN 3) ce daselbst bei Pe 
wantiacus in Zusammenhang mit dem Herzen folgende Gefässe: 
an dorsalen, der Körperwand anliegenden Heidssting , davon | 


| ekisse zu den Geschlechtsorganen und | 
‚ehn Gefässe zu den radiären Blindsäcken des Darmes ; ferner 
zwei Gefässe zum Magendarm, welche vom Herzen dort, wo es 
0 alen Gefässring eintritt, ihren Ursprung nehmen. 

usnahme der sub 3) angeführten Gefässe zu den radiären 
blindsäcken sind die Tırpemann’schen Angaben von GRERFF und 
b stätigt worden. Jene Gefässe zu den Darmblindsäcken wer- 
on den letztgenannten Forschern mit Recht in Abrede gestellt. 
a gezeigt, ‚dass in diesem Puncte Tiepenann dadurch zu einer ' 


\ 2. P- 87. 


# 


2 is Hubert Ludwig, 


EEE 


irrthümlichen Auffassung gekommen ist, dass er die been Wesen 
(Fig. 38), welche einen jeden Darnsblindssch an die dorsale Wand des 
Armes kofositzen und zwischen sich einen, übrigens schon von Snarpzy ı' 
richtig beschriebenen, canalartigen Raum lassen, für die Wandungen 
eines den Darmblindend: begleitenden dessen gehalten hat. W ir! 
wollen diesen Raum Intermesenterialraum oder -canal nennen. | 
Snarpey giebt von demselben richtig an, dass er sich in der Scheibe in 
die allgemeine Leibeshöhle öffnet. Man kant sich von dieser Thatsache 
an grösseren Seesternen leicht schon mit unbewaffnetem Auge ubor- 
zeugen. a | 
Nach Berichtigung des Tirpzmann'schen Irrtkums beitgtäh der 
Blinddarmgefässe bleiben als Haupttheile des dorsalen Abschnittes des 
Blutgefässsystems übrig : der dorsale Gefässring, die Genitalgefässe und 
die beiden Gefässe zum Magendarm, die wir einfach Darmgefässe nenne 
wollen. Die Anordnung derselben ist in der Fig. 25, welche überhaup 
ein schematisches Bild des Bluigefässsystems der Seesterne giebt, darg. 
stellt. Eine genauere Untersuchung auch des dorsalen Abschnittes des 
Blutgefässsystems hat mir nun aber gezeigt, dass hier ebenso wie in den 
‚weiter oben betrachteten ventralen Theilen des Blutgefässsysiems die 
bis jetzt als solche aufgefassien Gefässe in Wirklichkeit nicht zum Blut- 
gefässsysiem gehören, sondern dass erst in ihnen die wahren Blutge 
 fässe sich vorfinden. Oben zeigte ich, dass am Peristom und in d 
Ambulacralrinnen diejenigen Räume, welche den wahren mit dem Her; 
geflecht in Zusammenhang stehenden Blutgefässring und die von dem 
selben ausstrahlenden radiären Aeste zunächst umschliessen, es sin 
welche bisher injieirt ünd als Blutgefässe beschrieben worden war 
dass die wirklichen Blutgefässe aber im Innern jener Perihämalcanä 
aufgehängt sind. Ebenso verhält es sich nun auch in dem dorsalen B 
‚zivke des Blutgefässsystems. Der dorsale Gefässring sowo 
alsauch die Gefässe zu den Geschlechtsorganenunddem I 
Darme sind nicht, wie die bisherigen Forscher annehmen, di 
eigentlichen Blutgefässe, sondern sie sind Perihämal- 
räume, in deren Lumen sich das eigentliche von de 
Herzgeflechte herkommende Blutgefäss befindet. 
Der Perihämalcanal des eigentlichen dorsalen Blutgefässrings 
in Communication mit dem schlauchförmigen Canal, ebenso verh 
sich die Perihämalcanäle der beiden zum Darme tretenden Gefässe. N 
dem dorsalen perihämalen Ringcanal stehen dann wieder die Perihäı 
canäle der zu den eh tretenden in RER 


a zu sein, 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. a | | 129 


Aus dieser Verbindungsweise der dorsalen Perihämalcanäle er- 
ich denn auch, dass GREEFF, HOFFMANN und TEUSCHER vom 
auchförmigen Canal aus die Perihämalcanäle, die sie als Blutgefässe 
ehen, injiciren konnten. \ 
GREEFF?) giebt an, in dem dor salen » Blutgefässring« (also unserem 
bämalen Ringcanal) von Asteracanthion rubens einen lappigen Wulst 
hen zu haben, elkher von der der Leibeshöhle zugekehrten Ge- 
wand ausgeht dd einen continuirlichen Strang darstellt, der das 
Gefäss durchzieht und mit dem kiemenartigen Organ zusammen- 
ängen scheint. Der lappige Wulst, von dem Grrerr hier spricht, 
nbar identisch mit dem in dem Perihämalcanal fesigelegten Blut- 
JE “ Letzteres lässi übrigens häufig, namentlich bei grösseren 
2. B. bei Astropecien aurantiacus, denselben geflechtartigen Bau 
L en, ‚wie die Bluigefässe der Ventralseite und wird dann richtiger 
les ‚uineseflecht des en bezeichnet. GREEFF 


” 5 Escchiechtsproduete in dos Blutgefässsystem = ua 
| malräume) zu verhindern. Dass von einer soichen Function des 
en une « nicht im Euslerntesien die Kede sein kann, wird aus 


zu ‚den a ich weiter unten zu a 
st eine Abzweigung des dorsalen Bluigefässringes. Von diesem 
| Tırpemann an, dass er die sichelförmigen Bänder, welche in 


4130. = ee Hubert Indwig, es 


beschriebene Gefässe oder richtiger strangförmige Gefässgeflechte ab, 
welche in der Richtung nach dem dorsalen Cenirum der Scheibe ver- 
laufen und, bevor sie dieses erreichen, an die Wand des Magens treten, 
um sich ei in einer Weise zu verästeln, welche ich einstweilen noch | 
nicht weiter verfolgt habe. Bei Asteracanthion rubens sind diese beiden 
Darmgefässgeflechte in ihrem Ursprungsiheile weitstärkerentwickelt | 
als bei Astropecten aurantiacus und haben daselbst nicht eine einfach # 
: strangförmige, sondern eine unregelmässig gelappte Gestalt. Dieser auf 3 
der Oberfläche unregelmässig gekräuselte und gelappie Anfangstheil der 
beiden Darmgefässgeflechte bei Asteracanthion rubens ist von GREEIF 
und Horrwann, welche beide den auf jenen Anfangstheil folgenden 
feineren strangförmigen Abschnitt übersahen, als ein besonderes, frei in i 
die Leibeshöhle hängendes drüsenförmiges Organ beschrieben worde 
Greerr!) vermuthet den wirklich vorhandenen Zusammenhang mit de 
Herzgellecht, seinem » kiemenartigen Organ «, und hebt die Uebereinstit 
mung in der Structur hervor. Horrmann 2) hingegen hält eine Verbi 
dung der beiden »drüsenförmigen Organe« mit dem Herzen für nich 
wahrscheinlich, obgleich man sich schon durch Präparation unter der? 
Loupe davon Gewissheit verschaffen kann. In Wirklichkeit sind die 
beiden von GrEErF und Horrmann discutirten drüsenförmigen Organe 
nichts anderes als die bei Asteracanthion rubens besonders stark ent- 
wickelten Anfangstheile der beiden, im Allgemeinen stranglörmig 
Darmgefässgeflechte. Tuscaer ?) behauptet durchaus irrthümlich, dass 
die Darmgefässgeflechte (die Tıepemany’schen »Venenstämme de: 
Magens«) keine Lumina besitzen, sondern solide Stränge seie 
Teuscher macht hier denselben Fehler, den er bezüglich des Herz 
echtes begangen hat. 

Ueber die Art und Weise wie das Herzgeflecht dosan 
wärtsendigt, äussert sich Horrmann ganz unbestimmt. Er lässt 
unentschieden, ob dasselbe blind endigt oder mit einer offenen Mündu 
in den schlauchförmigen Canal sich einsenkt®). Teuscerr hingeg 
macht die bestimmte, aber falsche Angabe, dass sich das Herz »in 
hervorragende Spitze des sichelförmigen Bandes « befestige’). Nach 
das Herzgeflecht (bei Asteracanthion rubens, Astropecten aurantia 
und Asterina pentagona) den dorsalen Gefässring und die beiden Dart 
gefässe abgegeben hat, triit es mit seinem eigentlichen Endabschnitt 


4) Zweite Mittheilung. p 


) 
2). c.p. 46. 
a 5 504, 505. 
4).1.C.p. 21. 
5) l. ce. p. 495. 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. a : 131 


Höhlung ein, welche die Ampulle der Malern ent- 
und oben näher Desabes worden ist. Das Herzende durchsetzt 
ese Höhlung (Fig. 9) und befestigt sich dann schliesslich in ihr und 
war in ihrem zumeist dem Centrum der Rückenhaut zugekehrten Theile 
40, A4). So weit meine Beobachtungen reichen, gehört derjenige 
| der Höhlenwandung, an welchem sich das Herz inserirt, nicht 
ee selbst an, sondern dem unmittelbar daran an- 


hes Verhalten findet nach dem oben Mitgetheilten auch hei den Aste- 
den statt, wenigstens insofern als auch hier der dorsale Endtheil des 
lerzens in das Perisom eintriti. Ob es aber an diesem Endtheil des 


rsalen Endabschnitt des Herzens bei den Asteriden 


esstränge in 2 a Perisom der Arme Hahn Ein ähn- 


132 ee ie Hubert Tndwig, 


Das Nervensystem. 


Hinsichtlich der allgemeinen Anordnung des Nervensystems der ı 
Asteriden besteht keine wesentliche Differenz unter den einzelnen For- 
'schern. Alle geben an, dass das Nervensystem sich zusammensetzt aus 
einem Nervenringe, der sich, den Mund umkreisend, an dem peripheren 
Theile der Mundhaut befindet und fünf davon ausstrahlenden radiären 
Nerven, welche in der Medianlinie der Ambulacralrinnen verlaufen. 
Sobald es sich aber darum handelt, genauer zu entscheiden, welche von 
den an den genannten Stellen vorkommenden Gewebsschichten und - 
Gewebselementen als nervöse zu betrachten sind, giebt sich die Sroesye ; 
Meinungsverschiedenheit kund. . 

Bevor ich die verschiedenen Ansichten, welche hierauf bezüglich 
geäussert worden sind, discutire, wird es zweckdienlich sein, die Theile, 
um die es sich hier handelt, genauer zu betrachten, zunächst ohne 
Rücksicht darauf, welche von ihnen etwa als Nerven anzusehen sin 
und welche nicht. Macht man feine Querschnitte durch die Ambulacral 
furche eines Asteracanthion rubens, so bekommt man Bilder, wie sie 

besonders Lange !) und TzuscHer ?) in den meisten Puncien oh ab- | 
gebildet haben. Man unterscheidet nach aussen (ventralwärts) von dem. 
radiären Perihämalcanal eine auffallend dicke Substanzlage, welche so 
fort zwei Hauptschichten erkennen lässt, eine äussere zellige, die zu- 
gleich Trägerin eines gelblichen Ponte 3) ist, und eine innere vor- 
wiegend faserige. Wir wollen beide als Zeilonsehicht und Faserschicht 
auseinanderhalten. Nach den Seiten wird die Faserschicht, die im 
Uebrigen weit dicker ist als die Zellenschicht (Fig. 37), niedriger um bal d 
ganz zu verschwinden. Sie stellt in einer jeden Ambulacralrinne 
bandförmiges Gebilde dar, welches in der Mittellinie der Rinne übe 
'(dorsalwärts von) der Zellenschicht verläuft. Die Zellenschicht selbst 
nur ein Theil des allgemeinen äusseren Körperepithels, wie daraus h 
vorgeht, dass sie sich rechts und links von der Mittellinie der Ambu 
cralrinne unmittelbar fortsetzt in die äussere Epithellage, welche di 
ganze übrige Rinne sammt den sich daraus erhebenden Füsschen über 
kleidet. Die Faserschicht aber stellt eiwas Besonderes dar, das sich 
wenn nicht als Abzweigung von ihr, an keiner anderen Körperst 
_ wiederfindet. 


DE ER ET EEE ER 


1) 1. c, Fig. 24. 

3) 1. c. Fig. 17-49. z = 

3) Dieses Pigment ist bei Asiropeeten aurantiacus orangefarben und hat Ver: 
lassung zu der Tienzmanw’schen Bezeichnung »orangefarbenes Gefäss« gegebi 
dessen wahre Natur erst Jon. MüLLer erkannt hat (l.c. MüLLer’s Arch, 1850, p.42 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 13 


sZellenschicht ist von einer festen, homogenen, glasheilen 
ula überkleidet und trägt im Leben Wunpeihaäre, die sch 
der Cutieula nicht unmittelbar aufsitzen, sondern durch feine Oefl- 
| Es spricht für das Vorhandensein 


n Kern in ungleicher Höhe, so dass man, obschon jede Zelle die 

ıze Schicht durchsetzt, auf Querschnitten anfänglich ein geschichtetes 
hel vor sich zu haben glaubi. 

Die Fa mermehbl besteht aus  oniejerleı Elementen, welche i in- 


(die sehige Merhrin Fig, 37 Bi), welche die unkere, van 
and des radiären Perihämalcanals bildet, gerichtet sind ; sie Terlanlen 
9 auf Querschnitten durch die Kobarraleinne quer durch die ganze 
e der Faserschicht. An Zerzupfungspräparaten, sowie auch an 
itten ergiebt sich, dass diese Querfasern der Faserschicht mit den 


d als stabförmige Verlängerungen jener !\. Die anderen gleichfalls 
erigen Elemente der Faserschichi sind Längsfasern ; sie verlaufen in 
" Längsrichtung des Armes und rechtwinklig zu den Querfasern; auf 


Isern. kalagisch a sie sich von den ne 
lich adureh, dass sie, wie schon ‚Bekasl, mil es Zellen der. 


| in. gene eine subcuticulare Zellenlage u ad in Gestalt 
uerfasern Fortsätze in eine auf die subcuticulare Zellenlage folgende 
ssfaserschicht. Die Querfasern sitzen mit ihrem inneren, oft gabelig 


F 


134 a. | EIER Hnbert Ludwig, 


Zerzupfungspräparate der Faserschicht hier, so gelingt es nicht nur Quer- 
fasern, sondern auch Längsfasern eine lange Strecke weit zu isoliren 
und man überzeugt sich an solchen Präparaten, dass die vorhin erwähn- 
‚ten Kerne in den Verlauf der Längsfasern eingeschaltet 
sind. Die Kerne sind von einer geringen Protoplasmalage umgeben, 
welche in die Substanz der Fasern übergeht. Die Fasern müssen dem- 
nach als Ausläufer kleiner Zellen beirachtet werden. Mitunter zeigen ' 
die isolirten Längsfasern an der Stelle der Kerneinlagerung zugleich eine 
Theilung. Eine Verwechseiung der Längs- und Querfasern in den Zer- 
zupfungspräparaten lässt sich, abgesehen von dem stärkeren Glanze der ” 
Querfasern, dadurch vermeiden, dass man auf die Länge der Fasern 
achtet. Die Querfasern durchsetzen ziemlich geradlinig die Faserschicht, 
sind demnach niemals viel länger als Faser- und Zellenschicht zusam- 
mengenommen. Die Längsfasern aber lassen sich in viel grösseren 
Strecken isoliren und machen auch dann noch den Eindruck, als wenn = 
ihre Enden abgerissen wären; ihre wirkliche Länge liess sich deshalb 
auch nicht sicher bestimmen. 7 
im Nervenringe finden sich dieselben Schichten wie in den radiären | 
Nerven. Auch hier folgt auf die Cuticula eine Zellenschicht, von wel- | 
cher Querfasern ausgehen, welche blassere Längsfasern zwischen sich 
aufnehmen. Letztere stimmen mit den Längsfasern der Ambulacral- 
nerven vollständig überein und lassen sich an den Verbindungssiellen’ 
des Nervenringes mit den radiären Nerven leicht als Fortsetzungen jener 2 
erkennen. Sie verlaufen kreisförmig um die Mundöffnung; auf Quer-' 
schnitien durch das Perisiom bekommt man sie also im Querschnitt, au 
‚ Horizontalschnitten in ihrem kreisförmigen Verlaufe zur Ansicht. | 
Es fragt sich nun, welche von den beschriebenen Elementen als 
nervöse anzusehen sind, ob die Zellenschicht und die Faserschicht zu 
sammen, oder nur die eine oder andere, oder nur ein Theil der einen 
oder anderen, oder ob endlich überhaupt die Nervenelemente in keinem 
der vorhin geschilderten Theile vorliegen, sondern wo anders zu suche 
sind? Alle diese Möglichkeiten haben ihre Vertretung gefunden. 
GRERFFl) ist der Meinung, dass die Zellenschicht mit der Faser- 
schicht zusammen den Nerven darstelle, eine Ansicht, welche er dann 
später auch auf die Grinoideen zu übertragen verkunkis 2). Daa 
GaeErF die beiden Schichten überhaupt nicht ganz scharf von einan 
unterscheidet und auch die sie zusammensetzenden Zellen und Fasern 


A) il. cc. Erste, zweite und dritte Mittheilung.- 
2) cf. I. p. 78. Dieselbe Ansicht hat auch Owssannıkow ausgesprochen in S 
Mittheilungen: Ueber das Nerveusystem der Seesterne. Bulletin de !’Academie ir 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 485 


genauer untersucht zu haben scheint, so ist seiner Meinung in 
ı Punto kein Er Gewicht beizumessn; überdies ‚firdet sich 


thel. es: Hpithel Kin wie ich ns mit Lange und 
SCHER versichern kann, keineswegs vorhanden. Da aber Gkerrr ein 


elt er sich für berechtigt jene ganze Lage äls Nerv anzusehen. Hätte 
sich aber überzeugt gehabt, dass, woran jetzt wohl kein Zweifel 
hr sein kann, sein u a Epithel nicht vorhanden ist, en 


: =  ihnlichen Nufssung des Ambulaoralnerven ses er die 


Be subeuticulare Enihä nicht vorhanden, kondert seine »Ner- 
ale, er nr der ee Wenn fernen GREReF sagt, 2 


N, es nuschen beiden ehren sich eine  kraflie Biidedewrche- 
ah a ae ak won des en Be, : 0 tere 


Eeneaı's Darstellung?) leidet an grosser Unklarheit ‚ so dass es 


ich eich ist, alle Theile, von welchen er ni auf die oben 


R hrelsacı 
irn © AB | sgq. 


=” 


PR 
rer 


u 


LER ; 
ee 


Dh 


a 


EEE DEE 


beiden Vorgänger dadurch, dass er eine durch eine gute Abbildung un- 


haben, berücksichtigt werden. 


leizterwähnten Zellen für die eigentlichen Ganglienzellen, obschon er 


ee Ludwig, | 


Der rachsie Autor über das Nervensystem der Asfanden ist LangE 1), | 
Seine Angaben unterscheiden sich ‚vortheilhaft von denjenigen seiner ; 


terstützte, im Allgemeinen correcte Darstellung dessen giebt, was man 
an den Querschnitten durch die Ambulacralrinne sehen kann. Er be- 
streitet zunächst die Existenz des subeuticularen Plattenepithels, wie es 
von GREEFF und Horrmann behauptet worden ist. Dann beschreibt er 
den Bau der Zellenschicht und der Faserschicht und zeigt, dass die ' 
Elemente beider, obschon die Zellen der ersteren in Gestalt der Quer- 
fasern die letztere durchsetzen, keinen Zusammenhang mit einander 
haben. Er schliesst die Zellenschicht bei der Frage, wo die nervösen 
Elemente zu suchen seien, aus und das, wie ich glaube, mit vollem 
Rechte. Ein Gleiches thut er aber auch mit den Längsfasern und zwar 
deshalb, weil er keine zelligen Theile an ihnen finden könne und 
er ein nur allein aus Fasern bestehendes Nervensystem für ein Unding 
erachtet. Ich würde mich dem gewiss wie wohl jeder anschliessen, 
wenn die thatsächliche Basis der Argumentation, das Mangeln zelliger 
Elemente in der Längsfaserschicht, richtig wäre. Ich habe aber oben 
gezeigt, dass sich kleine Zellen in den Verlauf der Längsfasern einge- 
lagert finden; also ist kein Grund mehr vorhanden, den Längsfasern die 
nervöse Natur abzusprechen. Lanse sucht den wirklichen Nerven an 
einer anderen Stelle. Bevor ich aber darauf eingehe, mögen noch die # 
letzien Angaben, die wir über das Nervensystem der Asteriden erhalten 


TeuscHer 2) sieht in den Längsfasern die wesentlichen Elemente des 
Nerven und beschreibt ferner eine dicht über der Zellenschicht gelegene 
Zellenlage, die sich von ersterer unterscheiden soll; sie bestehe aus 
0,004—0,006 Mm. grossen Zellen mit deutlichen Kernen. Er hält diese 


keinen Zusammenhang zwischen ihnen und den Fasern gesehen hat. Der 
Schilderung Truscner’s gegenüber bemerke ich zunächst, dass er hier 
wiederum, wie ich das schon in einem früheren Falle nachgewiesen 
habe 3), Kerne als Zellen beschreibt. Seine Zellen sind bei Asteracanthioı 
rubens die am meisten in der Tiefe der Zellenschicht gelegenen Kern 
der Zellen dieser letzteren; seine Kerne die Kernkörperchen. B« 
Echinaster sepositus hingegen hat er die in die, Längsfasern eingelagertei 
Kerne gesehen, beschreibt sie aber gleichfalls nicht als Kerne, sonder 
als Zellen. Uebrigens begeht Teuschzr auch in der Schilderung de 
4) 1. ce. p. 250 sqgq. | a | 
2) 1. c. p. 505 sqq. w 
3% 1.0.9. | RS. 


“h Beitzäge zur Analomie der Asteriden.. 137 


ns hicht,, seiner »Hautschicht«, denselben Fehler, die Kerne als 
en zu beschreiben. Ein gelungenes Tertuffungspieipäiat hätte ıhn 
iesem Irrihum bewahren können. Es wundert mich, dass Lance 


re überhaupt als nervöse Elemente betrachtet werden können. 
Meine eigene Auffassung der Nervenelemente habe ich schon in 
er vorläufigen Mittheilung über Grinoideenanatomie?), sowie in der 
hrlichen Abhandlung?) ausgesprochen, und es haben mich meine 
er fortgeseizien Untersuchungen darin nur noch bestärkt. "Ich halte 
in der Faserschicht gelegenen Längsfasern mit den ihrem Ver- 
hier und dori eingeschalieten kleinen Zelien einzig und 
in für die Nervenelemente, betrachte also jene als Nerven- 
rn, diese als Nervenzellen. Die Querfasern haben bei ihrer 
. den Längsfasern durchaus verschiedenen Beschaffenheit nur die Be- 
sutung von faserförmigen Fortsätzen des Epithels, welche das Nerven- 
be zwischen sich fassen. Wir haben also bei den Asteriden 
Nervengewebe, welches in seinen Elementen zwar 
inen unmittelbaren Zusammenhang mit dem äusse- 
Epithel desKörpers mehr erkennen lässt, aber doch 
., ıodermalen Ursprung dadurch verräth, 


Die: > kr des Kern = von eresse für die allgemeine 
ge nach der allmäligen Sonderung desselben im Thierreiche. Im 
GE Ganzen Können \ wir als sichergestellt annehmen, dass das 


“= nimmt. Die verschiedenen Stadien, die es von diesem ÜUr- 
bis zu seiner complieirten Gestalt bei den ausgebildeten höheren 
‚durchläuft, werden nicht nur bei den Embryonen dieser letzte- 

eten, nern auch bei niederen Thieren als dauernde Zustände 
esllen) KLeinengerg hat in seiner bekannten Abhandlung 
drai) zuerst gezeigt, dass ein solcher niedriger Zustand des 
; Bemerkungen zum Beitrag zur Anatomie und Histiologie der Asterien 
n. Morphol. Jahrb. Ill. p. 452. 


a ER 
24 hr 


4 38 % | u, Hubert Ludwie, 


Nervensystems in den Neuromuskelzellen dieses Thiöres gegeben ist. Bi 
den Asteriden haben wir ein weiteres Stadium in der allmäligen Aus- | i 
bildung des Nervensystems vor uns. Die Nervenelemente sind nicht 
mehr wie bei Hydra gleichzeitig Zellen des äusseren Körperepithels, 
sondern es hat sich eine Anzahl der letztern durchaus in nervöse Ble- N 
mente umgewandelt, während die übrigen den epitheliälen Character 
bewahrt und jene zwischen ihre inneren Ausläufer aufgenommen 4 
haben. Das nächste Stadium wäre eine völlige Abtrennung des Nerven- 
gewebes von der Ectodermschicht und Aufnahme desselben in die Sub- 
stanz des unterliegenden Mesoderms, und auch dieses Stadium findet bei h 
den Echinodermen seine Vertretung ; denn bei Antedon Eschrichtii zeigte 
ich}, dass sich eine feine Bindegewebslamelle zwischen die Epitbe 
zellen der Ambulacralrinne und den Ambulacralnerven einschiebt. Noch 
weiter schreitet die Sonderung bei den übrigen Echinodermen, inde 
das noch tiefer in das Mesoderm gerückte Nervensystem von eine 
CGanalraum umgeben wird, der, wie ich in den späteren Abhandlunge | 
dieser Studienreihe zeigen werde, in letzter Linie ein Theil der Leibes- 
höhle ist und passend als Pornöiree bezeichnet wird. 


Die niedere Organisationsstufe des Nervensystems bei den Aster 
den wie überhaupt den Echinodermen, giebt sich auch darin kund, dass 
es nirgendwo zu einer dichieren Ansammlung von Nervenzellen und 
damit zur Bildung ganglienartiger Nervencentren gekommen ist. Die 
Gleichartigkeit in dem Baue des oralen Nervenrings und der radiäre 
Nerven ist eine so grosse, dass mir durchaus kein anatomischer 
Grund vorhanden zu sein scheint, die radiären Nerven a 
dieeigentlichen Gentra, den Nervenring aber nur als eine secu 
däre Commissur der fünf N aaondn zu betrachten?). Auch en 
wicklungsgeschichtlich ist bis jetzt keine einzige Thatsache bekannt, d 
jene Auffassung rechtfertigte. Für die Hazorer’sche Hypothese der Ah 
stammung der Echinodermen von stockbildenden Gliederwürme 
welche an jene Auffassung anknüpft, lassen sich, soweit zunächst 
Asteriden und die Crinoideen in Betracht kommen, mit Bezug auf 
Nervensystem keinerlei beweisende Momente weder aus der Anato 
noch aus der Entwicklungsgeschichte anführen. Aber auch physie 
logisch entbehrt jene Auffassung eines sicheren Fundaments, wie al 


1)1P.10, AA. 

2) Diese Auffassung hat bekanntlich ihren Urheber in Jow. MüLLer ‚ welcher 
radiären Nerven geradezu als Ambulacralgebirne bezeichnete. (Der den Ba 
Echinodermen. Berlin 185%. p. 48.) 


NT ORER, Te Fr 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden, - 139 


hie tee: Wilersprechenden Experimenten von Vunrian . 
JELOT hervorgeht !). | 
Oben habe ich schon erwähnt, dass Lauer den Nerven an einer 
deren Stelle der Ambulacralfurche sucht. Es verdickt sich nämlich 
esonders bei Asteracanihion rubens das Epithel, welches den radiären 
erihämalcanal auskleidet, an der ventralen Wand des letzteren rechts 
d links von dem Kntsatze des verticalen Längsseptums und bildet da- 
Ihst jederseits einen breiten, etwas gewölbten, in das Lümen des a 
rihämalcanals Vorsprfnkänden Zellwulst (Fig. 17, 20, 37 Z) (Zelleu- 

atte Lange). Diese beiden Zellwülste betrachtet Kaisdh als die eigent- 

shen Nerven des Seesternarmes. Zu dieser Ansicht ist er namentlich 
ürch seine Befunde am radiären Nerven der Ophiuren geführt worden. 
etztere, soweit er sie als indirecte Beweismittel benutzt, muss ich mir an s 
| ser Stelle zu discutiren versagen, da ich später bei Veröffentlichung 
einer eigenen Ophiurenuntersuchungen passendere Gelegenheit dazu & 
aben werde. Was seine von den Asteriden selbst entnommene Be- 2 
eisgründe anbetrifft, so sind es deren zwei: erstens die Verhältnisse ara a, 
\ nbulbus, zweitens die Gestalt der Zellen der Zellwülste. Am Augen- ne . 
ılbus 2) beschreibt Lawc#°) dorsalwärts von der von mir als Nerv be- 
Ben Schicht eine Zellenmasse, welche er als Ganglienknoten be- > 
Wenn diese Auffassung richtig wäre, so müsste doch irgend “ 
ein ME nkine dieses Ganglions mit den Auen bestehen. Lance ee 
hat einen solchen aber nicht nachzuweisen vermocht, im Gegentheil 


“ . a x y% z 
£ SE A SER ER URH 
Te IE ZA a a TE N en Et, 


en 


EN 


III 


JE. BaupeLor, Etudes gensrales sur le systeme nerveux. Contribution a Er 
ire du systeme nerveux des Echinodermes. Archives de zoologie experimen-: en 
ne . p- 177216. D> 212, a 


a 


| Jahre 4835. Berlin 1837. p. 184. Ueber die Augen der Seesterne. p. 241 sqy. 
JAnckEL, Ueber as Augen und Nerven der Seesterne. Diese Zeitschr. X. 


ost R Riva. Transact, Linnean Sociely, London. Vol. XXI. 1860. p. 107. 
Tab. XII-—-XV. 

stm, Ueber die Gesichtsorgane des violetten Seesierns etc. 
u a 1863. p. 240. Taf. V. | 


BArIE 3 3 h Sr 
rn ih EIER BF ER 
RT ae FG ERSTE 


= 

= 

Pe 

=> 

EZ 

Ei 

R = 
= 

EIS EUER BE 


110 | | a Hubert Ludwig, 


und dem » Ganglion « eine bindegewebige Lamelle befindet, bon A 
einen Zusammenhang seines »Ganglions« mit den Zellwülsten des Peri- 
hämalcanals gelang es ihm nicht mit Sicherheit festzustellen und es 
sprechen auch hier seine eigenen Beobachtungen eher gegen seine 
Auffassung. Was den Bau der Zellwülste (Zellenplatten) anbelangt, . 
so sollen ihre Zellen nach Lance faserige Forsätze besitzen, welche 
unmittelbar auf der bindegewebigen Wand des Perihämalcanals | 
(Fig. 37 Bi) eine besondere Faserlage bilden. Von der Anwesenheit 
einer derartigen Faserlage kann ich mich jedoch nicht überzeugen. Was 
ich von faserigen Elementen an jener Stelle aulfand, erwies sich bei 
genauerem Nachforschen jedesmal als zur bindegewebigen Wand desPeri- 
hämalcanals gehörig. Der Zellenwulst selbst aber geht in meinen Prä- 
'paraten stets continuirlich über in das Epithel, welches den ganzen 
Perihämalcanal auskleidet. Ich vermag in jenem Zellenwulst nichts 
anderes zu sehen, als eine locale Verdickung des Epithels des Peri- 
hämaleanals. Den Lange’schen Auffassungen stehen aber auch noch 
andere Schwierigkeiten entgegen. Wenn die Zellenwülste die radiären 
Nerven des Seesterns sind, wie isi es dann zu erklären, dass sie zwischen 
je zwei Wirbeln durch die queren Septa des Perihämalcanals eine Unter- 
brechung erfahren? Wie erklärt es sich ferner, dass sie gar nicht be 
allen Seesternen vorkommen? Ich vermisse sie z. B. bei Echinaste 
fallax und Luidia maculata. 


Die Generationsorgane, 


Die Lage und Gestalt der Generationsorgane ist im 
Allgemeinen bekannt; in jedem Interradius finden wir zwei Gruppen 
von Ovarial- oder on -Schläuchen, welche rechts und links von 
Mittellinie des Interradius liegen und bald auf die Scheibe beschränk 
sind, bald sich mehr oder weniger weit in die Arme hinein ziehen 
Die einzelnen Genitalschläuche haben das eine Mal, z. B. bei Astropecte 
aurantiacus, eine langgestreckte, das andere Mal, z. B. bei Echinaste 
fallax, eine kurze rundliche Gestalt. Die Schläuche einer jeden Grup 
hängen mit dem einen Ende frei in die Leibeshöhle der Scheibe od 
des Arms herab, mit dem anderen Ende sind sie an die Körperwand 
befestigt. Diese Befestigungsstelle ist entweder für alle Schläuche ein 
‚jeden der zehn Gruppen eine gemeinsame und wir haben dann (b 
fünfstrahligen Seesternen) zehn Genitalbüschel, oder aber es sind jene 
Befestigungsstellen in jeder der zehn Gruppen mehrere vorhanden. I 
dem letzteren Falle, der namentlich dann eintritt, wenn die Geschlecht 
 organe sich weit in die Arme hineinerstrecken, 2.B.bei Echinaster f la 


> et 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 141. 


Iider zehn onen, as sie nun zu nur einem ale Zu 
eren Büscheln vereinigt sein, von demselben Blutgefässzweige ver- 
werden. Die Genitalschläuche sind mit andern Worten in einer 
Verlaufe der zehn Genitalbluigefässe entsprechenden Weise ange- 
dnet, und wenn wir alle Genitalschläuche, die von einem Blutgefässe 
sorgt werden, als eine Einheit beitgehten wollen, dann können wir 
ji den Asterien von zehn Ovarien oder eben so eielen Hoden sprechen. 
enn wir aber nur alle diejenigen Ovarialschläuche oder Hodenschläuche 
s ein einheitliches Organ darstellend ansehen wollen, welche eine ge- 
einsame Befestigungsstelle haben, dann erhalten wir zwei Gruppen 
on Seesiernen: erstens solche, bei welchen jederseits von der Mittel- 
e eines jeden Interradius nur ein Ovarium (oder Hoden) liegt und 
itens solche, bei denen sich daselbst eine grössere Zahl findet !). 
: Auffassung wird auch durch die Anordnung der Ausführwege 
terstützt, welche nicht den einzelnen Genitalschläuchen, sondern 
n Büscheln enisprechend vertheilt sind. Wir wollen also im Folgen- 
m nicht die einzelnen Schläuche, sondern die ganzen Büschel als 
rien oder Hoden bezeichnen, die Schläuche selbst aber Ovarial- 
hläuche {Hodenschläuche) nennen 2). Ovarialschläuche und Hoden- 
hläuche gleichen sich, wie ja allbekannt ist, in ihrer äusseren Form 
ehr, dass meist die Unterscheidung, ob man ein weibliches oder 
ännliches Individuum vor sich hat, erst durch den Nachweis der 
nitalproducte,. Bier oder Somenfäden: ermöglicht wird. Demjenigen 
tdings, der öfters Echinodermen untersucht bat, gelingt es auch 
Ä augeistexemplar en an = gewöhnlich eelhlichen bis wa 


Was den Bau a nralschleuche a so gleichen 
Hoden und Eierstöcke,, wenn wir von der Verschiedenartigkeit 


u Erscheiden auch Jon. MÜLLER und F. H. TroscHeL (System der Aste- 
inschweig 4842. p.434). Mit mehrfachen Genitalorganen sind nach ihren 


. 102 N ; Anden dis 


ihrer Produkte a durchaus. Es besteht die Wales 
‚ aussen von dem Epithel der Leibeshöhle,, innen aber von der Eier oder. 
Samen bildenden Zellenlage bekleidet ist, aus zwei durch einen Zwi- 
schenraum getrennten Membranen. Dieser Zwischenraum ist die un- 
mittelbare Fortsetzung des an die Basis des Genitalorgans herantreten- 
den Blutgefässes. Mit anderen Worten: Das Genitalblutgefäss tritt i h 
die Wandung der Genitalschläuche und erweitert sich dort zu eineı 
den ganzen Schlauch umgebenden Blutsinus. Dieser Blutsinus ist, 
wie ich das namentlich an einem Weibchen von Echinaster fallax leicl © 
beobachten konnte, hier und dort von feinen Fäden durchsetzt, welche 

die äussere Membran der Wandung des Genitalschlauches mit der in 
neren verbinden (Fig. 35). Aehnliche Fäden, welche den Bluirau 
durchsetzen, finden sich übrigens auch in den Genitalgefässen sel 
(Fig. 30, 31, 35). Ich will hier auch nicht verfehlen, auf die sehr ähı 
lichen Verhältnisse bei den Crinoideen, wie ich sie früher) beschrie 
aufmerksam zu machen. Eine deutliche, continuirliche Epithelauskl 
dung vermochte ich in dem Bluisinus ebensowenig wie an anderen’ 
Stellen des Blutgefässsystems der Asteriden zu sehen; nur vereinzelt 
sitzen Zellen der inneren Oberfläche des Blutsinus an. Die zelligen 
haltskörper sind dieselben, welchen man auch sonst im Bluigefässsysten 
begegnet. Die äussere Lamelle der Wandung des Genitalschlaue 
schliesst in sich Muskelfasern ein, welche bei Asteracanthion rubens 
Allgemeinen einen cirenlären Verlauf hahen (Fig. 34). Bei den rei 
Genitalorganen ist der Blutsinus, da er durch die Erweiterung, wele 
das innere Lumen der Genitalschläuche durch die reifen Eier- o 
Samenmassen erfährt, zusammengedrückt wird, nichi immer so lei 
zu sehen wie bei nicht geschlechisreifen Thieren; indessen gelingt € 
mit einiger Geduld auch dann noch die äussere : Meınbran von N inn 
ren abzupräpariren. 


Der Blutsinus in den Genitälschläuchen der Asteriden ist scho! 
einige Male Gegenstand der Beobachtung und Besprechung gewesen 
Der erste, welcher denselben gesehen hat, ist GreErF?) und ziemli 
gleichzeitig hat auch Horrmann®) einige Angaben über den Bau i 
Genitalorgane gemacht, welche zeigen, dass inm der Blutsinus nicht 
bekannt geblieben ist. Im Einzelnen aber bin ich, wie aus dem Fol 
den hervorgehen wird, in den wesentlichen Puncten mit Gresrr's 
Horrmann’s Angaben nicht einverstanden. Auch Szwrer hat bei Se 


4) 1. pP... 
2) Dritte Mittheilung. p. 166. 
ale. B19 20 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 143 


Hleporellus den Blutsinus der Elena beobachtet, wie 
ner von seiner philippinischen Reise herrührenden Notiz Snkuchs meh. 

Das i innere Lumen der Genitalschläuche ist von einem Epithel aus- 
idet, welches die Eier oder Samenfäden aus sich hervorgehen lässt. 
züglich der R Entstehung der Eier aus den Epithelzellen der Ovarial- 
hläuche sind meine neveren Beobachtungen wesentlich Bestätigungen 
einer älteren, welche ich an einem anderen Orte veröffentlicht habe). 
nsichtlich der Zusammensetzung der noch in den Ovarialschläuchen 
senden Eier will ich nicht unerwähnt lassen, dass während sich bei 
n übrigen von mir untersuchten Arten nur ein Keimfleck findet, der 
‚seinem Innern eine Anzahl kleiner stark glänzender Körnchen oder 
jelchen beherbergt, die Eierstockseier des Echinaster fallax statt 
s einzigen Keimfleckes einen verhältnissmässig grossen, das Keim- 
äschen fast ganz ausfüllenden Haufen von kleinen runden Keimflecken 
‚en (Fig. 35). Das innere Epithel der Hodenschläuche erfährt hei 
eesternen eine beträchtliche Oberflächenvergrösserung in ähnlicher 
:, wie ich das früher von Crinoideen’) gezeigt und später noch 
n anderen Echinodermen mittheilen werde, Es bilden sich nämlich 


| air rubens erhält man in Folge os ein Bild, ud es 
* . 33 bei schwacher Vergrösserung wiedergiebt. Der Blutsinus der 
andung des Hodenschlauches ist zusammengedrückt und hei der an- 
ndien Vergrösserung nicht deutlich sichtbar. Die Leisten des 
jildenden Epithels stehen sehr dicht nebeneinander und sind 
tlich von annähernd gleicher Höhe. Der centrale freibleibende 
ieil des Lumens ist von einer Masse von dicht zusammengepressien 
fen Samenfäden ausgefüllt. Die Aehnlichkeit mit dem Verhalten des 
n rosaceus springt sofort in die Augen, wenn man diese Äbbil- 
mit der früher von jenem Orincideen gegebenen ®) vergleicht. 

Ueber die Wege, welche die Geschlechtsproduete nehmen müssen 


| a em SEMPER hatte die u pain Ene. seiner a zur Be- 


: »Die Geschlechtsfollikel : sind in ‚ Säcke eingchuilt, die auf der äusseren 
pern; in diese hängen die eigentlichen Geschleehtsfollikel hinein, die 
rksier Entwicklung fast anfüllen. Die Höhlungen der umhüllenden Säcke 

en nicht«, Die MOHBEIE K des den a umhüllenden 


Anbei “r u 


"um nach aussen zu gelangen, sind unsere Kerintiiset. bis jebet noch m. 
einem sehr ungenügenden Zustande. Die ersten genauen Angaben über 
bestimmte Geritalöffnungen der Seesterne verdanken wir Jon. Mütter | 
und F. H. Troscner. In dem Anhange zu ihrem System der Asteriden !) ° 
geben diese Forscher an, sich bei Asteracantbion rubens und Solaster 
‚papposus von der Existenz äusserer Ausmündungsöffnungen der Ben ü 
schlechtsorgane überzeugt zu haben. Bei Asteracanthion, wo sie 
schwerer zu beobachten seien als bei Solaster , yliegen in jedem Inier- e 
 radialraum des Scheibenrückens dicht am Alzanı der Arme die Oeff: 
nungen zweier Genitalschläuche; jede Ausmündung besteht aber nich 
aus einem, sondern mehreren kleinen Poren«, wodurch sie die Gestali 
einer Siebplatte annimmt. »Bei Solaster papposus liegen die beiden Sieb 
platten (eines jeden Interradius) ganz dicht zusammen in der Furche 
welche von dem Theilungswinkel der Arme über die Scheibe fortläuft 
An einigen Interradien fliessen beide Siebe ganz in eins zusammen und 
an anderen liegen sie verschoben hinter einander in derselben Furche 
Jede Siebplatte enthält hier eine grosse Zahl von Oefinungen.« 
Wie wenig Beachtung diese Angaben gefunden haben, geht daraus‘ 
hervor, dass noch neuerdings Horrmann 2) behauptet, bekkriie Aus- 
führungsgänge der Geschlechtsorgane seien bei den Seesternen bis jetzt’ 
nicht entdeckt worden, wobei mir indessen unverständlich ist, dass der- 
selbe Autor am Schlusse seiner Abhandlung®) von den »bei einig 
Asteriden vorkommenden (allerdings von ihm nicht gesehenen) Genit 
öffnungen « spricht. Bei Asteracanthion rubens vermochte er die Genital 
öffnungen nicht aufzufinden und doch hatten gerade bei dieser Ar 
Mürzer und Troscnzr dieselben entdeckt. Horrmann siellt dann ferner, 
indem er die MürLer-Troscher’schen Angaben ganz unbeachtet lässt 
die völlig verfehlte und irrthümliche Meinung auf, es würden die G 
. schlechtsproduete durch die Madreporenplatte nach aussen entleert. 
Aber nicht nur Horrmanı, sondern auch Grwerr, welcher ziemlich” 
gleichzeitig mit jenem Mittheilungen über die Genitalorgane der See- 
sterne machte), hat die Angaben von Münzzr und Troscuzı. übersehen 


mn > 


4) Er citirt MüLLer und Troscher nirgends; eine literarische Unkenntniss, 
um so weniger entschuldbar ist als die Angaben von MÜLLER und Troscher sich in 
einem der gebräuchlichsten Handbücher reproducirt finden, woselbst auch 
.Copie der MürLer-Teoscnzr’schen Abbildung der Siebplatten bei Solasier geg 


Fig. 7). 
5) Dritte Mittheilung. p. 166. 


“ 


rch oe rk 7, uwachs, denn er consiatirt jene a an 
enselben beiden Arten, Asterac. rub. und Solast. pappos., auf welche 
ich die Beobachtungen jener beiden älteren Forscher beziehen. Neu 
er ist bei GrEErF die Behauptung, dass die Geschlechtsporen nicht 
irect in die Eierstiöcke oder Hoden, sondern zunächst in den »vom 
alen Gefässring auf die Geschlechtsorgane übertreienden Gefässstamm« 
einführen. In letzteren münden dann nach Geerrr auch die Ge- 
ehlechtsorgane. So sollen die Genitalporen einen doppelten Zweck 
aben; sie sollen nicht nur der Ausfuhr der Geschlechtsproducte dienen, 
ondern auch eine direete Verbindung des Blutgefässsystems mit dem 
sewasser ermöglichen. Im Folgenden wird der Nachweis geführt wer- 
en, dass diese Behauptungen Grerrr's gänzlich unhaltbar sind. 


Was zunächst das Vorkommen bestimmter Geschlechts- 
ffnungen betrifft, so führen mich meine eigenen Beobachtungen zu 
em Schlusse, dass dieselben bei keinem Seesterne fehlen. Bei 
len von mir untersuchten Arten, Asteracanthion’rubens, Asiropecten 
rantiacus, Echinaster fallax, Asterina pentagona, Stellaster equestris, 
ang es dieselben aufzufinden und ich vermag in Folge dessen nicht 
ch der MöLirn-Troscnrı) schen Ansicht anzuschliessen, dass es See- 
rne gebe, bei welchen »die Geschlechisorgane in die Leibeshöhle 
sciren und Eier und Samen durch irgend welche Oeffnungen der 
perhöhle ausgeführt werden .«. Jon. Mürzer und Trosenzı behaupten, 
bei Astropecten jedenfalls besondere Geschlechtsöffnungen nicht 
rhanden seien. Ich bin aber in der Lage sie auch hier an Querschnit- 
_ unzweifelhaft demonsiriren zu können. Bei allen untersuchten 
n liegen die Genitalporen an denselben Gegenden der Körperhaut, 
welche sich innen die Büschel der Genitalschläuche befestigen. Bei 
laster papposus, Asteracanthion rubens, Astr opecten aurantiacus sind 
dem Büschel entsprechend mehrere Genitalporen dicht neben einander 
gert (Siebplatte Jon. MüLLer und Troscueı). Bei anderen Arten aber 
Asterina pentagona hat jedes Büschel nur einen einzigen Porus; 
sind in diesem Falle auf dem ganzen Thiere nur zehn nina 

en. Wo wie bei Echinasier fallax sich weit in die Arme hinein 
chel von Genitalschläuchen finden, rücken auch die Poren auf die 
N Danach ist das Vorkommen der Geschlechisöffnungen auf den 
n von Brisinga!) nicht mehr so vereinzelt wie früher, als man bei 
en Asteroiden Genitalporen auf den Armen kannie. 


i iami 1875. N 35. 
schrif f. wissensch. Al RXN, Bd AO 


1b. ©. nn u en Hubert Ludwig, ; 


Um nun die Beziehungen der erwähnten Geschlechtsöffnungen zu 
den Geschlechtsorganen und das Verhalten der sie verbindenden A us- 
 führungscanäle darzulegen will ich diese Theile bei einem weib- 
lichen Exemplare von Asterina pentagona eiwas genauer beschreiben | 
(Fig. 26—32). Es schliesst sich bei diesem Seestern an den Geschlechis- ' 
porus (Fig. 28) ein Canal an, welcher die Körperwand durchsetzt und 
auf diesem Wege eine Ausweitung seines Lumens zeigt. An der inneren 
Seite der Körperwand angekommen, verläuft er eine Strecke weit dicht 
neben dem Genitalgefäss (Fig. 29) und mündet schliesslich in die Bier- 
stocksschläuche ein (Fig. 31). Seine Wand und sein Lumen stehen in 
unmittelbarem Zusammenhang mit Wand und Lumen der Eierstocks- 
schläuche und eine Einmündung dieses Canals, der zweifellos den Ei- 
leiter darstellt, in das Genitalgefäss oder (wie Grekrr annimmt) in den 
Perihämalcanal des letzteren findet ihatsächlich nirgendwo statt. Es 
kann also auch dieser Eileiter nicht, wie Grerrr will, den weiteren 
Zweck haben, Wasser in das Blutgefässsystem einzuführen. 


» 
E 
IR 
y 


a 


Die Wand des Eileiters zeigt eine äussere feinlängsfaserig 
Schicht, von welcher ich es einstweilen unentschieden lassen muss, ob. 
ihre Elemente muskulös sind oder nicht. In der Tiefe des inneren Epi- j 
thels des Eileiters gewahrt man grosse einzelligeDrüsen (Fig.30, 31), 
die in ihrer Gestalt an die flaschenförmigen Drüsenzellen anderer Thiere, | 
erinnern. Ihr Hals ist sehr schmal und durchsetzt das Epithel; der 
Körper ist meist länglich geformt (0,03—-0,04 Mm. hoch, 0,017 Mm. breit 
und von heller homogener Beschaffenheit; der 0,0025 Mm. grosse rund 
liche, mit kleinem Kernkörperchen versehene Kern ist von einer geringe 
Menge körniger Substanz umgeben. Diese Drüsenzellen können keine) 
anderen Zweck haben als das Secret, abzusondern, mit welchem di 
reifen Eier bei ihrer Ablage umhüllt werden. Eine Hüllschicht um di 
abgelegien Asterideneier isi schon mehrfach beschrieben, bis jetzt abe 
war in keinem Falle der Nachweis eines besonderen, jene Hüllschich! 
liefernden Drüsenapparates geführt. Ob die bei Asterina gefundene, 
Drüsenzellen des Eileiters bei den Asteriden eine weitere Verbreitu 
haben, oder ob sie nicht manchen Asteriden fehlen und dann et 
Zellen des Eileiterepithels als solche functioniren, ob ferner jene Drüsen 
zellen nur zur Zeit der Eiablage kenntlich werden, sonst aber nicht z 
scharfen Ausbildung gelangen, müssen weitere Untersuchung 
lehren. 


Bei den männlichen Thieren ist das Verhalten des Hodenausfü - 
rungsganges, wenn wir von dem Mangel der Drüsenzellen abseh 
‚ein ähnliches wie bei den Weibchen. Auch hier findet eine u 


| ot wurden (2. B. Fig. 35 von Echinaster a Der Kuslüh- 
235g ng ist als sehr Kay so > dass die \ von den a kom- 


egticen wir die bei den ee geschilderten ‚Verhältnisse 


7 spndlerh direet in die Genitalorgane führen. Dass das 
N Bi den übrigen Echinodermen stattfindet, werde'ich in den 
en a on nachweisen. Nur Eines 


festhält, 


. ) sollen die Ge nilälspalten dieser Thiere 


Tu, Anatomie Vu Ben der ge virens Bars. Diese 


408 


148. & a h N 2 ee 


direct in die Leibeshöhle führen und late sowohl Aakkıhinsgl 
_ der in die Leibeshöhle entleerten Geschlechtsproducte als auch Ein- 
fuhrwege des Seewassers in die Leibeshöhle darstellen. Eine genaue 
Untersuchung der Genitalspalten der Ophiuren hat mir nun 
aber gezeigi, dass dieselben keineswegs, wie man bisher fast allgemein 
angenommen hat, in die Leibeshöhle, sondern lediglich in tiefe Einsen- 
kungen der Körperwand führen!). Die Genitalorgane entleeren ihre Pro— 
ducte auch nicht, wie angegeben wird, durch Ruptur in die Leibeshöhle, ! 
sondern jeder Genitalschlauch mündet mit einem ganz kurzen Aus- 
führungsgange in jene Einsenkung des Perisoms. Bei einzelnen Arten 
liegt auch g7 in den en en. Porus | in einer dieser Er 


Ophiuren finden, zurückzuführen sind. Jene Einsenkungen, in welch 
die Koalsalen hineinführen, schlage ich vor, Genitaltaschen, bursae? 
genitales, zu nennen. ‚ 


Die Leibeshöhle, 


Es soll die Aufgabe dieses Capitels sein, einige beachtenswerth 
Verhältnisse der Leibeshöhle der Seesterne hervorzuheben. 4 
Dieselbe ist ähnlich wie bei anderen Echinodermen von zahlreichet | 
bindegewebigen Fäden und Strängen durchsetzt, welche zum Thei 
zur Fixirung einzelner Organe dienen und sich namentlich an den 
radiären Blinddärmen besonders entwickelt zeigen (sie bilden daselb: 
für jeden Blinddarm zwei Aufhängemembranen, die schon erwäh 
Mesenterien), zum Theil aber auch, so insbesondere bei den abgeplat 
ten, fünfeckigen Seesternen z.B. Asterina, zu verkalkenden Ver 
dungssträngen zwischen dem dorsalen und ventralen Perisome werde 
In letztere Kategorie gehören auch die sichelförmigen Bänder oder Inter 
radialsepta. Dieselben befestigen sich meistens, so z. B. bei Asieraca } 
thion, Astropecten, Echinaster, mitihrem ganzen peripheren Rande an 
Mittellinie der interradialen Körperwand. In anderen Fällen aber, so i 
ich esz.B. bei Stellaster equesiris, durchsetzen die dann nur sehr uneig 
lich sogenannten sichelförmigen Bänder (auch dasjenige, welches 
schlauchförmigen Canal, das Herz und den Steincanal umschliesst) 
A) Nur RAraks scheint eine im Wesentlichen richtige Auffassung der Geschle 
organe und ihrer Ausführwege bei den Ophiuren gehabt zu haben, wie aus 
kurzen, fast vergessenen Mittheilung desselben hervorgeht: Beiträge zur V 
gleichenden Anatomie und Physiologie, Reisebemerkungen aus Skandinavien 


| u Schriften der naturf. Gesellschaft zu Danzig. Band I, Heft h, 
p. 146. ; 


Beiträge: Zur okkinie der hsterien, N ; 149 


vr 


\EuRF 1) hat zuei ost anf ein Ganalsystem in der Körper- 
aufmerksam gemacht. Er betrachtet dasselbe als einen Theil 


ben mit dem »Nervengefäss« nachzuweisen vermochie. Lassen 
ächst für einen Augenblick die Frage, ob das Ganalsystem der 


re E hahrorksanıksit en nur Mk die j in Betracht den 
e selbst. An Querschnitten durch die Körperwand, z. B. durch ein 
C der Rückenhaut der Arme, gewinnt man die Ueberzeugung, dass 
K jrperwand aus zwei Schichten besteht, einer dickeren, 
ren, welche je nach den Au verschieden ke Verkalkungen 
ch einschliesst , und einer weit dünneren, inneren, die bei den 
SU chten Arten keine Verkalkungen besitzt. Die innere Lamelle 
h an Weingeistexemplaren von der äusseren überall, mit Aus- 
1e eines bestimmten Bezirkes, wovon nachher die Rede sein wird, 
1 sse Schwierigkeit ablösen. Untersucht man abgelöste Partien 
neren Lamelle genauer, so findet man, was übrigens schon bei 


en Site kurze Stränge edlen le sie mit, der dieken 
nschicht der Körperwand verbinden. Es besteht also zwischen 
“ iden moten a ein aa, ‚ welcher von 


hass man eine dünne he von er Innenseite der Kor 
bpräpariren könne, hat schon Suarrey?) beobachtet, dessen 
der unverdienten Vergessenheit entreissen möchte), Der- 
’t darüber eine Abbildung, welche zugleich zeigt, dass er auch 


fi h on a en von TEUSCHER ( unterschiedenen Cutis- 
as en aber ah wahr a dass " De äussere Cutis- 


150 3 & a A Hubert Ludwig, \ er EL 


menbl & en niebt unbeachtet gelassen hal, In welcher Weise Lı R: 
‚ieres geschieht, erkennt man am besten an Längsschnitten dur ch. ein 
'Kiemenbläschen und das umgebende Stück der Körperwand (Fig. 24,35). 
Es ergiebt sich aus solchen Schnitten, dass jedes Kiemenbläsehen aus. 
„wei Membranen besteht, von welchen die eine eine Fortsetzung der an 
der Basis des Kicwenbiidhr plötzlich sehr verdünnten äusseren 
Lamelle, die andere aber eine Fortsetzung der inneren Lamelle ‚der Kör- 
'perwand ist. Löst man an irgend einer Stelle der dorsalen Körperhaut 
die innere Lamelle ab, so bleibt die innere Membran der Kiemenbläs- ' 
chen (wie Snarrer richtig abbildet) in Zusammenhang mit derselben, 
indem sie die Form des Kiemenbläschens wiederholt. Der Zwischen- 
raum ZR (Fig. 24) ist ein Theil des Raumsystems zwischen der äusse- 
ren und inneren Lamelle der Körperwand und verschwindet wenn das 
Kiemenbläschen ganz ausgestreckt und gleichzeitig prall gefüllt wird. 
Da wie schon Horrsann !) angegeben hat die Kiemenbläschen (bei Aste- 
racantbion rubens) nur longitudinale Muskelfasern besitzen, so könner 
diese wohl die Einziehung der Kiemenbläschen,, nicht aber ren Aus- 
streckung bewirken. Leiztere kann man sich ichs anders verursac 
denken, als durch den Andrang der Leibeshöhlenflüssigkeit bei gleich- 
zeitig erschlaffter Muskulatur der Kiemenbläschen. Teuschrr hat neue 
dings einen Schnitt durch ein Riemenbläschen abgebildet?) und dan 
die beiden dasselbe zusammensetzenden Schichten gesehen; zu eine 
eigentlichen Verständniss des Aufbaues der Kiemenbläschen ist er abe 
nicht gelangt, wie daraus ersichtlich wird, dass er den Zwischenra 
Z.R unserer Fig. 24, obgleich er ıhn abbildet, in Text und Tafelerklär 
. mit, Stillschweigen übergeht. | 
Oben wies ich schon darauf hin, dass es einen bestimmten Bezü 
giebt, in welchem es nicht möglich ist eime innere Lamelle von d 
Körperwand abzulösen. Es ist das der ganze Bereich der Armwir 
Präparirt man von der dorsalen Partie eines Armes an dessen innei 
Oberfläche, indem man ventralwärts vorschreitet, die innere Lame 
der Körperwand ab und gelangt man auf diesem Webg bis an die wi 
beiforisätze, so findet man, dass dort eine weitere Ablösung der inner 
Lamelle unmöglich wird — so fest vereinigt sie sich mit den Wirbe 
fortsäizen. Um dies Verhalten zu erklären, muss ich an früher erwähn 
Dinge anknüpfen. Bei der Betrachtung fer radiären Perihämale 
sahen wir, wie Foriseizungen derselben die Basen der Füs 
umgreifen und sich an deren äusserem Rande zu einem dem radiä 
' Perihämalcanal parallei verlaufenden Längscanal vereinigen. Von 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. Se x 151 


‚aus, he nach en de N hindurch. 
ien, und so an die Innenseite der Leibeshöhle gelangen. GearEFF in- 
rte dieselben von dem »Nervengefäss«, also unserem Perihämalcanal 
. Er sah sie an gelungenen Injectionen bei Betrachtung der inneren 
te des Armes beiderseits vor der Reihe der Armwirbel zwischen den 
nzelnen Kalkgliedern hervortauchen und sich dort in Verbindung 
zen mit den Hautcanälen des Armes. Dieradiären Perihämal- 
canäle stehen also in ihren Ausläufern in Verbindung mit dem 
Canalsystem der Haut und es findet diese Verbindung statt rechts 


von welcher ich vorhin sagte, dass dort sich die innere Lamelle der 
rperwand mit den Wirbeln ne verbinde. Die radiären Perihämal- 
äle und die Canäle der Körperwand erweisen sich durch ihren 
lirecten Zusammenhang als Theile desselben Raumsystems. Dieses 
2 alsystem liest ausserhalb des Bereiches der Armwirbel zwischen 
"inneren und einer äusseren Lamelle der Körperwand, im Bereiche 
er r Armwirbel aber liegt es, indem sich jene innere Lamelle. der Kör- 
wand mit asicheln verbindet, zwischen diesen und. der 
desewebigen Membran (Fig. 37, Bi), welche unmittelbar auf den 


ge zu dem in Rede stehenden Canalsystem wesent- 
‚h von den Kalkplatten der Körperwand. Jene liegen nach 
inner ‚ diese nach aussen von den Ganalräumen. Wenn wir uns den 
. ‚Arm eines Seesterns ohne irgend weiche Verkalkungen denken wellen, 
a esteht seine Wand ringsum aus zwei Lamellen, welche ein Raum- 
system zwischen sich fassen. Beide Lamellen wollen wir uns ferner 
mässig dünn vorstellen. Bei der überall bei den Echinodermen zu 
| tretenden Neigung zur Verkalkung kann es nun nicht Wunder. 
nehn en, wenn in beiden Lamellen sich Kalkstücke ausbilden. In der 


und so entstehen die Armwirbel. In der äusseren Lamelle verhält 
umgekehrt: nicht in dem mittleren ventralen Theile, wohl aber 
Innen uhrigen Umkreis des Armes, Bee, in ihr Verkalkungen auf; 


Be 


°C En Ver Ba 


ar 


hen wird die Dicke der en inch, 
ann schliesslich in dem Bereiche der Wirbel von innen nach 
‚auf die dicke, verkalkte Innenlamelle das Canalsystem und dann 


selben sin identisch mit Horrmann’s »radialen lateralen Nebenstämmen 


2) 


152 s a . “ len Ludwin 


die dünne Aussenlamelle, im übrigen Bereiche des Armes aber auf die 
dünne Innenlamelle das Canalsystem und dann die dicke verkalkte 
Aussenlamelle folgi. Die hier vorgetragene Ansicht vom Bau der Wan- 
dung des Seesternarmes ist schematisch dargestellt in Fig. 38, welche 
ich deshalb zu vergleichen bitte. ; 
Dieselbe Auffassung gewinnt man nun auch, wenn man sich zur 
Betrachtung der Scheibe wendet. Auch dort neh die perihämalen 
Räume mit dem Canalsystem der Haut in Zusammenhang. Da bier 
meine eigenen Beobachtungen nur Bestätigungen der Funde anderer 
Forscher sind und das Neue, was ich vorbringen will, nur in der Aus- 
deutung des Beobachteten liegt, so möge es gestattet sein, die Angaben 
jener wörtlich anzuführen, wobei ich die meiner Auffassung ent- 
sprechenden Erklärungen in Klammern beifüge. Gre£rr!) giebt folgende 
Darsteliung: »Von dem oralen Nervengefässringe (= vom äusseren Peri- 
hämalcanal) treten Seitenzweige ab, die in die Leibeshöhle eindringen. 
Von der Mitte jeder Seite des N ipanlashir (= von dem Nervenringe 
in der Richtung eines jeden Interradius) geht ein Gefäss (— Canal, nicht 
Bluigefäss) ab, das in einem mit seiner Convexität nach innen und oben ° 
(— dorsalwärts) gerichteten Bogen die Kalkscheibe des Mundes durch- 
bohrt und nach aussen und oben läuft. Auf der (inneren, dorsalen) 
Oberfläche des Munddiscus kommt es da hervor, wo in den Zwischen- 
winkeln der Arme die Scheibe mit der Rückenhaut (durch die sichel 
förmigen Bänder) verwächst. Hier tritt das Gefäss (= Canal) mit dem 
entsprechenden Gefäss der Geschlechtsorgane (= mit dem Perihäma ; 
canale des Genitalgefässes) und durch dieses mit dem analen Gefässri 
— dorsalen perihämalen Ringeanal) in Verbindung.« Ganz übereit 
stimmend lauten die gleichzeitigen Beobachtungen Horrmann’s?). »Au 
dem oralen lateralen Blutgefässring (= aus dem äusseren oralen Peri- 
hämalcanale) entspringen fünf Zweige, welche in die Körperhöhle en 
dringen und beiderseits von der Verwachsungsmembran (= von de 
sichelförmigen Bande), durch welche die Rückenhaut mit dem Mund. 
. discus verbunden ist, sich zu verzweigen scheinen. Wie diese Gefäs: 
chen (= Canäle) sich weiter verhalten, ist mir nicht vollkommen be- 
kannt geworden. Theilweise scheinen sie an die Geschlechisorgane zu’ 
treten (— äls Perihämalcanäle der Genitalgefässe), theilweise auf de 
inneren Fläche der Körperhaut ein lacunenartiges Gefässnetz (= Hau 
canalnetz) zu bilden.« | | 
Wie sich also die radiären Peribämalc anäle nur a | 


1) Dritte Mittheilung. P.109. 
2)1.c.p. 19. Fie, 20, 23, 


reitet. Mit diesen Hautcanälen der Scheibe verbinden sich die peri- 
imalen Ganäle der Genitalgefässe, mit diesen wiederum steht der dor- 
je perihämale Ringcanal und damit endlich der schlauchförmige Canal 
Zusammenhang. Der schlauchförmige Canal giebt nun wieder die 
ämalcanäle der beiden Darmgefässgeflechte ab und verbindet sich 
Peristom mit dem inneren oralen Perihämalcanal!). Es gehört also 
t der schlauchförmige Canal zu einem Sinheitlielion: Canalsystem, 

k Iches den ganzen Seesternkörper umspinnt und in einzelnen seiner 
chniite (die wir dann Perihämalräume nennen) die Blutgefässe 
ist mit Hülfe bindegewebiger Aufbängebänder (Septen) trägt. Der 
lauchförmige Ganal ist der ne des Herz- 
eflechtes. 

Bei den Erinoideen 2) lernten wir einen Abschnitt der Leibeshöhle 
ennen, welcher der Körperwand dicht anliegt und den wir als circum- 
scerale Leibeshöhle von der durch den Eingeweidesack von ihr ge- 
rennten intervisceralen unterschieden. Ich bin der Meinung, dass das 
n besprochene Ganalsystem der Asteriden mit jenem circumviscera- 
n, nach aussen von dem Eingeweidesack gelegenen Abschnitt der 
shöhle der Crinoideen zu vergleichen ist, und demgemäss einen 
eren, zu schärferer Abgrenzung Gekewminenen Theil der Leibes- 
ıle darstellt. Zum vollen Beweise der Richtigkeit dieser Behauptung 
‚allerdings noch der Nachweis, dass ähnlich wie bei den Crinoi- 
e eircumviscerale und interviscerale Leibeshöhle an bestimmten 
in Communication stehen, so auch bei den Asteriden jenes Canal- 
tem irgendwo sich mit der Leibeshöhle verbindet oder doch in irgend 
" Entwicklungsstadium in einer solchen Verbindung gestanden 
die morphologische Zusammengehörigkeit jenes 
ystems der Seesterne mit der Leibeshöhle sprechen 

uch schon jeizt verschiedene Puncte, so die Auskleidung beider 

selben wimpernden Epithel, sowie ferner die Lage des Stein- 

ei den Echinoideen, Holothurioideen und Crinoideen sehen 
Steincanäle in der Leibeshöhle liegen, bei den Asterien aber in 


Hubert Ludwig, 


dem schlauchförmigen Canal; was liegt nun näher als den leizieren als 
eine Abspaltung der Leibeshöhle aufzufassen ? a | 

Ich hoffe, dass es mir gelingen wird auch entwicklungsgeschicht- 
lich den Bene für die Zusammengehörigkeit des besprochenen Canal- 
sysiems der Asteriden mit der Leibeshöhle derselben zu erbringen. 
Einstweilen aber möchte ich mich mit dem Gesagten begnügen und auch 
bis ich weitere Beweismomente für jene morphologische Ueber- 
einstimmung des Haut- und Perihämalcanalsystems 
der Seesterne mit der circumvisceralen Leibeshöhle E 
der Grinoideen beigebracht habe, davon abstehen: einen jener 
Homologie entsprechenden neuen Namen einzuführen. Ich behalte es 
mir aber ausdrücklich vor, meine Auffassung des Haut- und Perihämal- 
canalsystems auch auf andere Echinodermen zu übertragen und für 7 
eine Reihe von allgemeineren Fragen der Morphologie und Verwandi- 
schaftsverhältnisse der Echinodermen zu verwerthen. Im Zusammen- 
hang mit dieser Auffassung werde ich insbesondere zu beweisen ver- 
suchen, dass nicht nur die Porencanälchen der Madreporenplatte, son- 
‘dern a die Genitalporen Umwandlungen der bei den Crinoideen in 
ihrer einfachsten Form erhaltenen, direct in die Leibeshöhle führenden | Ä 
Kelchporen darsiellen und erst Sehne sich mit dem Steincanal und: 
den Genitalorganen in Verbindung setzen. 


Vebersicht der Ergebnisse. 


A) Die Porencanälchen der Madreporenplatte führen einzig und 
allein in das Wassergefässsystem (= in den Steincanal und die ampul- | 
lenförmige Aussackung desselben). R 

2) Der Steincanal ist an seiner Verbindungsstelle mit dem Wasser- 
gelässring stets eine einfache Röhre, nach der Madreporenplatte hin 
aber erfährt er durch innere Faltenbildungen eine je nach den Arten 
verschieden grosse Differenzirung seines Baues. 


3) Die von Greerr entdeckte Ampulle an der Innenseite der Madr 
porenplatie ist eine Erweiterung des Steincanals an dem aboralen Rande 
seiner Ansatzfläche an die Madreporenplatte. u 

4) Der von Trusenzr beschriebene Ringmuskel des Wassergefä 
Yinges existirt nicht. 

5) Bei Asteracanthion rubens und Astropecten aurantiacus (vie 
leicht auch bei anderen Arten) ist der ersie Armwirbel entstanden A 
‚der Vereinigung zweier Wirbel. | | 


6) Die Tiepumann’schen Körperchen stehen nur mit dem Was 


167) 


chnitten des Wassergefässsystems gegenseitig aus. 
N Der von en a a an nee Bean 


9) Das von Erssin als ı neu beschriebene »kiemenartige Organ ist 
| ntisch mit dem »Herzen« Tınpemanw’s. 

10) Das Herz ist ein dicht Be en und 
gi Gontractionserscheinungen. 

41) Das Herzgeflecht setzt sich fort in ein den Mund umkreisendes 
Gefäss oder Gelässgeflecht, dieses giebt fünf radiäre Gefässe oder Ge- 
chte in die Arme ab. 

' 42) Das orale Ringgeflecht liegt zwischen zwei (einem inneren und 
em äusseren) perihämalen Ringeanälen. In ähnlicher Weise ist das 
diäre unseres von einem Perihämalraume umfasst, dem radiären 


® 3) Die cn Theile des Blutgefässsystems (dorsales Ringge- Ä 
© ht, em, Darmgefässe) sind gleichfalls von perihämalen 


15) Zwischen dem dorsalen in das Perisom eintretenden Endab- 
alle ass Herzens der Asteriden und Crinoideen besteht eine allge- 


ii . einem Blutsinus, welcher aber Heller mit a Lumen de 
schläuche, noch mit der Aussenwelt in Zusammenhang steht. 

Bei keinem der untersuchten Seesterne fehlen bestimmte Geni- 

ngen, an welehe sich kürzere er ie a 


e herkömmliche Auffassung der Genitalspalten o. IpNDR en 


190, . we Hubert Ludwig, 


bälliches Canalsystem, welches als ein Abschnitt der Leibeshöhle auf- 
zulassen ist und sich mit der circumvisceralen Leibeshönle der Crinoi- 


24) Die Haıteanäle der Seesterne büden mit den perhämalen- “ 
Canälen, zu welchen auch der schlauchförmige Canal gehört, ein ein- 


deen vergleichen lässt. 


Göttingen, den 12. August 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


TafelV 


Fig. 1—5. Ausgewählte Schnitte aus einer Schnittserie durch die Madreporen- = 
platie von Asterina pentagona. 45/4. Der Schnitt Fig. t liegt am weitesten entfernt 
von dem Centrum der Rückenseite des Seesterns. E 

 P, Poren der Madreporenplatte, 
Mp, Madreporenplatte, 
St, Steincanal, 
C, Herz, 
FH, Hohlraum des schlauchförmigen Canals, 
WH, Wand des schlauchförmigen Canals, 
KH, Kalkstücke der Haut, 
KE, äusseres Körperepithel, 
Am, Ampulle der Madreporenplatte. \ 

Fig. 6. Ein Abschnitt aus dem System der Steincanäle in Fig. 4 bei stärkerer 

Vergrösserung. 300/4. Ai 
J, inneres Epithel des Steincanals, 
E, äusseres Epithel desselben, 
K, verkalkte Bindegewebswand des Steincanals. h 

Fig. 7. Ein Porencanal der Madreporenplatte aus Fig. 4 bei stärkerer Vergrösse- | 
zung. 300/A. 

P, Porus, 

Pc, Porencanal, 

St, Steincanal, 

Mp, Madreporenplatte, 

a, Vebergangsstelle des äusseren mit hohem Epithel zusgekleideten Ah- 
schnittes des Porencanals in den inneren, mit niedrigem Epithel vi 
sehenen, an 
b, Vebergangsstelle des letzteren in den wieder mit hohem Epithel aus- 
gekleideten Steincanal. 

Fig. 8. Ausatzstelle des Steincanals an die Madreporenplatte bei Asteracanthior 
rubens, von innen gesehen. 4/4. Die nach der dorsoventralen Achse des Seest 
gerichtete Wand des Steincanals ist weggeschnitten bis zu der Stelle, an Bes he 
sie sich zur Bildung der Ampulle, aussackt. N 


i Beiträge zur anne Asteriden. 


Fi an Ausatzstelle, des Steincanals an die Madreporenplatte bei Astropec- 
ten au antiacus, von innen gesehen. 2. Erklärung siehe im Text, 

‚Fig. 12. Ein Quadrant der äusseren Oberfläche der Mais porcunlalle von 

 Asteracanthion rubens um die Anordnung der Porenöffnungen im Grunde der ober- 
\ flächlichen Furchen der Madreporenplatte zu zeigen. 42/4, 

Fig. 43. Schema eines Sammelröhrchens der Madreporenplatte von Astera- 

atbion rubens von oben gesehen. | 

' Fig. 44. Dasselbe von der Seite gesehen. 

a, die innere Mündung des Sammeleanälchens in den Steincanal, Ä 

b, die sich in das Sammelröhrchen ergiessenden, von den äusseren Poren 

‚der Madreporenplalte kommenden Porencanälchen. 

Fig. 45. Querschnitt durch die Madreporenplatte, Ampulle derselben und Herz 

von Asteracantbion rubens. 20/4. 

.P, Porenfurchen der Madreporenplatte 

Am, Ampulle der Madreporenplatte, deei Aussackungen derselben a 

getroilen, | 

C, Herz. Die Hohlräume desselben sind nicht so deutlich zu sehen, wie 


es in der Figur angegeben ist. 


Tafel VI. 


Fig. 46. Kerkicaler Schnitt durch das Perisiom von Asteracanthion rubens, 
Hei neben der Mittellinie eines Radius. 60/4. ef. Fig. 48. 
EN W, der Wassergefässring, 
Wr, das radiäre Wassergefäss, 
BB, der Blutgefässring, 
Sl, der innere, 
EB, der äussere Perihämalcanal, 
N, der Nervenring, 
| Nr, der radiäre Nerv, 
Ep, das den Nerven in seine innere Faserschichl aufnehmende Epithel. 
" ‚ch Tat. vll, Fig. 87, 
Mh, die Mundhaut, 
Bi, Bindegewebsschicht, 
VS, das verticale Septum, 
08, das quere Septum, 
. HS, das horizontale Septum des Beritiämalcanals, 
) ‘a, a, Durchbrechungen des un Septums, 
K!, erster, 
RK, 2 zweiter Wirbelkörper des Armes, 
aM ! und M?, die beiden zu K1 gehörigen Unteren, Quermuskel, 
| Ms, 3, der zu X * gehörige Quermuskel. f a 
fig. 47.  Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asleracanthion rubens in 
ichtung eines Interradius. 60/4. cf. Fig. 18. 
Rs das interradiäre Kalkstück, 
| Mi, der interradiäre Muskel des Peristoms, ’ : 
N L, verdickie Schicht des Epithels im äusseren Porihämalconal, Die 
“ übrigen Buchstaben sind bei Fig. 16 erklärt, 
Horizontaler Schnitt Aue das Peristom von Asteracanthion rubens im. 


158 RN | N bot Ka ii Es S a ; N "WR 


Bereich eines Radius und eines angrenzenden Interradius. 25/1. Die drei Pfeile be- 

deuten die Schnittrichtungen der Figuren 16, 47 und 21. Man sieht von innen also ” 

von der Dorsalseite auf den Schnitt. ER 

Wd, die von der inneren Fläche gesehene Wand, welche den inneren 

und äusseren Perihämalcanal trennt und das orale a ee des 

Blutgefässsystems trägt. cf. Fig. 21, 20, 46, 47, 

Wa’, dieselbe Wand in der Ebene dei Schnitfes von der Kante gesehen, 

Kia und Ktb, die beiden zu dem ersten Wirbeikörper K' (Fig. 16) ge- 

hörigen Wirbelfortsätze, \ 

Wr, durch den Schnitt getroffene Ausbuchtung des radiären Wasserge- 7 

fässes zwischen je zwei unteren Quermuskeln. ef. Fig. 16, 21. Die 

übrigen Buchstaben sind bei Fig. 46 erklärt. 

‚Fig. 19. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens um R 

das Verhalten des Herzens und des schlauchförmigen Canals daselbst zu zeigen. 48/1. 

C, Herz, setzt sich fort in den oralen Blutgefässring, a 

H, schlauchförmiger Canal, setzt sich in den inneren Perihämalcanal fort, 

$t, Steincanal, mündet in einem der nächsten Schnitte in den Wasser- 

gefässring. Die übrigen Buchstaben Sind bei Fig. 16 erklärt. | 

Fig. 20. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens um 

den Zusammenhang der Canalräume des TiepemAann'schen Körperchens mil dem 

Wassergefässringe zu zeigen. 66/A. 2 

T, das Tırvemann’sche Körperchen. Die übrigen Buchstaben sind bei 4 

Fig. 46 erklärt. 4 

Fig. 21. Verticaler Schnitt durch das Peristoin von Ästeracanthion rubens. Die " 
Schnittrichtung erhellt aus Fig. 48. 60/1. a 

BF, zu dem DUDEN, in dem a 


Tafel VII 


Fig, 22. Horizentaler Schnitt durch die Armrinne von a ruhe 
von der unleren, ventralen Seite gesehen. 25/1. 
Wr, das radiäre Wassergefäss, 
M, die unieren Quermuskel der Armwirbel. 
Die punctirten Linien bezeichnen die seitlichen Fortsätze der Armwirbel, 
welche die Füsschen an ihrer Basis umfassen. Die Pfeile a bedeuten 
die Richtung der beiden inneren Füsschenreihen, die Pfeile d die 
Richtung der beiden äusseren Füsschenreihen. | 
Fig. 23. Ein auf den vorigen ventralwärts folgender Schnitt, gleichfalls von der 
_ventralen Seite gesehen. 25/4. Man sieht die Anordnung der das radiäre Blutgefäss 
und dessen zu den Füsschen tretende Zweige bergenden Septa des POLKAneun n 
welch’ letzterer durch den Schnitt geöffnet ist. 
HS, das horizontale, 
VS, das verticale Septum. im Uebrigen vergl. Fig. 22. 
Fig. 24. Schnitt durch ein eingezogenes Kiemenbläschen von Asterina penta- 
&ona. A40/A. a ; 
KE, äusseres s Epithel des Körpers, 
KH, Kalkstück der Haut, 


tan ei Astrülen, 


E, P eslühleneopithel 

an, ‚Zwischenraum zwischen den Een Lamellen des Kiemenbläschens 

‚einerseits und der angrenzenden Haut anderseits. 

95. ‚Schema des Blutgefässsystems der Seesierne, im Anschluss an ein 
arat von Astropecten aurantiacus. 

AN - Die sichelförmigen Bänder sind ihrer Lage nach mit |... ....| bezeichnet, 

Bd, das dorsale Ringgeflecht, 

‚Bo, das orale Ringgeflecht, 

Wi das beide verbindende Herzgeflecht, 

X, das dorsale in die Haut eintretende Endstück des letzieren, 

BD, die beiden zum Darme tretenden Geflechte, 

BG, die zehn zu den Geschlechtsorganen ziehenden Gefässe (Gefäss- 

 geflechie), h | 

Br, die fünf radiären Gefässe (Geflechte), von welchen nur eins weiter 

ausgezeichnet und mit seinen zu den Füsschen gehenden Seitenzwei- 

u... gen BF versehen ist. | 

Fig. 26. Querschnitt durch ein Genitaigefäss BG und dessen Perikämalcanal 

on Asterina peniagona. 180/A. 

S, das sichelförmige Band, = 

LE, ee. 


KB, heskinschen 

BG, Genitalgefäss, 

8, sichelförmiges Band, 

x“, verkalkte Höcker der Körperoberfläche. 

28. Ein ebensolcher Schnitt, weiter nach der Peripherie der Scheibe ge- 


MR Links ist. der, Oviduct (Od, Fig. 29) in seinem Anfangsstücke, rechts in seiner 
; äusseren Mündung getr en 
@P, rechts der Genitalporus, links das Anfangsstück des Oviductes, 
‚BG, KBi wie in Fig. 27. 
j 29. Ein ebensolcher Schnitt, BaeN weiter nach der Peripherie der Scheibe 


KH, verkaikte au 

‚Od, Oviduct, 

BG, Genitalgefäss. 

0. Ein Abschnitt der vorigen Figur bei stärkerer Vergrösserung, A80/A. 
DH, der Perihämalcanal von 

BG, dem Genitalgefäss, 

BE, Epithel des Oviduetes, 

_D, Drüsenzellen desselben, 

E, Leibeshöhlenepithel, 

Pp, Epithel des Perihämalcanals, ist an dem Bonitalgefäss, dessen äussere 
\ Oberfläche davon überkleidet wird, nicht gezeichnet, 


Tafel vi. nr 


Schnitt durch den Eileiter und das Ovarium von Aslerina pentagona, 
jammenhang beider Organe zu ne 


Hubert nd, 5 Eee Re 


KH, verkalkte Korper ont 
PH, der Perihämalcanal von 
BG, dem Genitalgefäss, 
OW, die Wand des Ovariums, 
OE, das innere Epithel des Ovariums, 
0, Eier. x A 
Man sieht, dass das Lumen des Eileiters (ef. Taf. VII, Fig. 30) sich unmittelbar 1 
fortsetzt in das Lumen der beiden durch den Schnitt getroffenen Ovarialschläuche- 1 
Fig. 32. Schema über die Beziehungen zwischen Eileiter, Eierstock, Genital- 
gefäss und Perihämalcanal des letzteren bei Asterina pentagona. Der Eileiter führt ” 
| in das Lumen des Eierstocks, der Perihämalcanal begleitet das Genitalgefäss bis zur) 
Basis des Eierstocks um dort blind zu enden, während das Genitalgefäss selbst in 
die Wandung des Ovariums eindringt um dort einen das ganze Ovarium umfassen- 
den Bluisinus zu bilden (vergl. Fig. 26—34). | 4 
GP, Genitalporus, 
Od, Oviduct, ; r 
Ov, Ovarıum, 
BO, Bluisinus in der Wand des Ovariums, 
BG, Genitalgefäss, 
PH, Perihämalcanal des vorigen, 
KH, Körperhaut, 
KE, Körperepithel. N 
Die zum Blutgefässsystem gehörigen Theile BG und BO sind mit rothen Linien i | 
bezeichnet. BE ’ 
Fig. 33. Querschnitt durch einen Hodenschlauch von Asterac. rubens. 60/1. 
a, die Wand des Hodenschlauchs, deren Blutsinus sehr eng ist und des- / 
halb bei schwacher Vergrösserung nicht deutlich wird, ı) 


b, die leistenförmigen Erhebungen des samenbildenden inneren Epithels, 
c, das Lumen füllende Samenmasse. | 
Fig. 34. Blindes Ende eines Ovarialschlauches von einem Ba lDerwehsr 
Asteracanthion rubens. 180/1. | 2 
a, äussere Wand, 
b, innere Wand des Ovariums. Zwischen beiden als ziemlich weite 
Zwischenraum der Blutsinus. 
Fig. 35. Schnitt durch den Oviduct und dessen Mündungsstelle in das Ovariu 
von Echinaster fallax. 85/1. 
GP, Genitalporus, 
Od, Oviduct, 
>» KH, Körperhaut, 
KE, Körperepithel, 
BG, Genitalgefäss, 
PH, Perihämalcanal desselben, 
BO, Blutsinus in der Wand des Eierstocks, 
OE, Ovarialepithel, 
0, Ei, mit Keimfieckhaufen, 
a, feinlängsfaserige Wand des Eileiters, 
b, Uebergangsstelle der Eileiterwand in die Bierstockswand, 
c, Mündung des Eileiters in den Eierstock, 
d, äussere, 


Beiträge zur Anatomie der Asteriden. 161 


e,innere Wand des von feinen Fäden durchzogenen Blutsinus in der 

. Ovarialwand. | 

Man erkennt den Zusammenhang zwischen dem Genitalgefäss und den Blut- - 

inus (cf, Fig. 32). Rechts ist ein Kiemenbläschen angedeutet (cf. Taf. VII, Fig. 24). 

Fig. 36. Querschnitt durch den Steincanal von Echinaster fallax. 440/4. 

L, Lumen, 
J, inneres Epithel, 
K, verkalktes Bindegewebe, 
E, äusseres Epithel. 
Fig. 37. Aus einem an durch die Ambulacralrinne von Asteracanthion 
ıbens. 4180/41. 
E, Epithel, welches in _ 

-F, seiner inneren Faserschicht die nur bei A in ihren punctförmigen 
Ouerschnitien angedeuieten Nervenfasern umschliesst. Kerne der 
Nervenzellen, welche, wie Macerationspräparate lehren, in den Ver- 
lauf der Nervenfasern eingeschaltet sind, sind an mehreren Stellen 
deutlich, 

0, Cuticula, 

Bi, Bindegewebslage, welche unmiltelbar auf die Nervenschicht folgt, 

Bi’, lockeres Bindegewebe um das radiäre, in der Figur nicht mehr an- 

. gegebene Wassergefäss, 

PH, Perihämalcanal, 

Br, radiäres Blutgefässgeflecht (4 Lumina sind durch dan Schnitt ge 
troffen),, 

VS, verticales, 

HS, horizontales Septum, 

Z, verdickte Schicht des Epithels im Perihämalcanale (Lange’s Zellen- 
platte). | 

ee 38. Schema über den Bau en anne mel auch den al, e 


Buchstabenerklärung: 


 L, Leibeshöhle des Armes, 

HK, Hautcanalsystem der Leibeshöhle, 
KBl, Kiemenbläschen, nur eines angedeutet, 

St, Stachel, durch welchen überhaupt die äusseren Erhebungen des 
Integumentes angedewuiet sein sollen, 5 
BD, Blinddarm an zwei Mesenterien hängend, 
JM, Intermesenterialraum der letzteren, 

GP, Genitalporus, | 
 -Ov, Ovarium (der Hoden der männlichen Thiere verhält sich ebenso), 
Wr, radiäres Wassergefäss, 

t £. wissensch, Zoologie, XXX. Bd. RN, a Ar 


PH, Porikamoleamal, das radiäre Blutgefäss umschliossond, Bi 
Amp, Füsschenampulle, 
| ‚F, Füsschen, 
; OR, obere, 
UR, untere Randplaiten. 


Farbenerklärung: 


hellgelb, das Körperepiihel, 
ocker, der radiäre Nerv, 


kobaltblau, Epithel der Leibeshöhle, 
Entoderm4 grün, Epithel des Wassergefässsystems, 
indischroth, Epithel des Blinddarms, 


Melndern f schwarz, das Bindegewebe und die Muskulatur, 
\ zinnoberroth, das Blutgefässsystem. 

Mit Indigo sind das Genitalepithel und die Genitalproducte bezeichnet, ihre zu 
gehörigkeit zum Entoderm oder Mesoderm ist einstweilen noch nicht sicher er 
kannt. Im Mesoderm ist die äussere Hautlamelle doppelt, die innere hingegen m 
einfach schraffirt, die Randplatten sind Verkalkungen der äusseren, die Wirbel ab Ri 
verkalkungen der inneren Hautlamelle. Von der Muskulatur sind nur der obere u 

..der untere Quermuskel der Wirbei in der linken Hälfte der Figur angedeutet. 


Eeioderm 


Ueber die Naupliusbrut der Garneelen. 


Von 


Fritz Müller. 


 ensehöriekeit der von mir ln eendoren, Man 
Banlich niemals Larven auf besummie ‚erwachsene Thiere be- 


en eo and möglicherw eise gar keine en _ Aehnlich 
sich später in einem Briefe ArLrxanver Agassız, und so eben 

ich dieselben Bedenken wiederholt von Herrn Dr. Pest Mayer 2) in 

Ä : »Untersuchungen 


v für ee aohichke: XXIX, 4. 4863. Spk 
Literaturzeitung 1877. Nr. 46. p. 247. 
a, | | ar 


, tt Mille) 


Bedingung würden wir für immer auf die Entwicklungsgeschichte der ' 
meisten Seethiere verzichten müssen. Ich meine, es sei vollkommen | 
genügend, dass man die Endglieder der Reihe durch eine Kette von 
'‚Zwischenformen zu verbinden vermöge, die so eng schliessen, dass ) 
über die Zusammengehörigkeit je zweier einander folgender Glieder i 
. vernünftigerweise kein Zweifel obwalten könne. Diesen Beweis aber ' 
für die Zugehörigkeit meines Nauplius zu Peneus oder einer nächstver- | 
wandten Gattung glaube ich in völlig ausreichender Weise geliefert zu 
haben. In einer Zeitschrift, die für einen Jahrgang die Zahl von 12 
Tafeln bestimmt hat, durfte ich freilich nicht, wie Spence Bate in seiner 
schönen Arbeit über die Entwicklung des Carcinus Maenas, für 
einen einzigen Aufsatz sieben Tafeln beanspruchen; ich musste mich ” 
darauf beschränken, aus gegen 50 Blättern mit Zeichnungen über die 
Entwicklung der aus Naupliusbrut hervorgehenden Garneelen einige 
wenige der bezeichnendsten Formen herauszuheben. Dabei schien es 
mir, als selbstverständlich, nicht nöthig, ausdrücklich zu bemerken, 
dass die geschilderten Umwandlungen der einen Form in die ander 
nicht. etwa zu den wenigen gegebenen Zeichnungen hinzugedichtet 
sondern dass sie nach sorgsamer Untersuchung zahlreicher Larven das 
gestellt wurden. | 
Nur an einer Stelle sianden mir Zwischenformen nicht in reiche 
Auswahl zu Gebote; zwischen dem a. a. O. Taf. II, Fig. 2 abgebilde 
Nauplius und der Fig. % gezeichneten Zo&a habe ich, wie ich auch a 
geführt habe, nur zwei Zwischenformen (wenigstens von derselben Ar: 
zu beobachten Gelegenheit gehabt; einen älteren Nauplius, des 
Arittes Fusspaar ich in Fig. 3 zeichnete, in vier Exemplaren und ei 
jüngere Zo&a. | | 
Da eben gegen diesen Punct und so viel ich weiss, ausschliesslie 
gegen diesen, gegen die Zugehörigkeit der Nauplius zu den Zo&a s 
die Bedenken derer richten, welche an die Umwandlung eines Naupl. 
in einen langschwänzigen Krb: nicht glauben mögen, so seien no 
einmal die Eigenthümlichkeiten zusammengestellt, in denen die äliest 
. Nauplius mit den jüngsten Zo&a übereinkommen. \ 
Fürs Ersie haben sie dieselbe höchst eigenthümliche Bewegun 8 
weise, durch welche sie auf den ersten Blick von et andere 
Gun unseres Meeres sich unterscheiden. 
| Zweitens haben sie dieselbe Färbung; namentlich zeigen i 
beiden vorderen Gliedmassenpaare und das gablige Schwanzende : 
eigenthümliches nach der Spitze zu dunkleres Braun, das ich eben 
bei keinem anderen Cruster unseres Meeres kenne. 
Drittens: Die Ve Länge der beiden ersten Glied: me 


” 
SB 5 
a SEE RN TEN 


DIE DEE ER EEE EEE CH, 


Fa 
es 


2 £ 
2: Ba er en 


en und an ihnen erhält u bis zur oc das Kmöpfehen a 
Fig. 9, o). An den Augen keines einzigen anderen Krebses a 
;: ähnliche Knöpfehen. | : 2 ; 
n was ‚sind ı nun ‚neben. all a Gemeinsamen die Unter- ne 


sollie meinen diese Gründe müssten so ziemlich genügen, auch 
u: zu überzeugen. Doch, wenn denn nun einmal 


166 | - nit Mann, Veber die Naupkusbtt der Guten. ir | 


änderen Krebse aus Her Abtheilung der Malacostraca, eiwa einer ee | 
öder Assel zuiheilen wolleti. Es bleiben also in unserem der Phyllo- 
poden entbehrenden Meere nur die Copepoden mit den Lernaeen und 
die Rankenfüsser mit den Wurzelkrebsen als mögliche me seiner 
Entwicklung. an 
2 Nun zu einem Rankenfüsser oder Wurzelkrebs kann er unmöglich “4 

"werden ; schon die Bildung des Herzens, der Leber, der Mandibeln be- 
weist es. Zudem fehlen ihm die »Stirnhörner« der Rankenfüsserlarven; 
es fehlen die Zacken und Zähne mit denen beim Nauplius der Ranken- 
füsser das dritte Gliedinässenpaär bewaffnet ist. Nahe dem Uebergang 
in eine zweite Entwicklungsstufe, wie der (a. a. ©. Fig. 2 gezeichnete) 
Nauplius ist, würde man bei einem Rankenfüsser oder Wurzelkrehs ° 
sechs neue Fusspaare unter der Haut desselben, nicht aber deren vier 
frei am Bauche hervorsprossen sehen, u. s. w. — Weit ähnlicher als 
denen der Rankenfüsser ist derselbe gewissen Naupliusformen d 
Gopepoden. Auch bei diesen finden sich Entwicklungsstufen, ä 
welchen ausser den drei ursprünglichen Gliedimassenpaaren Anlagen von 
vier neuen Paaren zu sehen sind. Allein ich kenne weder aus eigener 
Erfahrung, noch finde ich unier den zahlreichen Abbildungen, die das’ 
vortreffliche Copepodenwerk von Craus zieren, irgend eine Mandibe 
form, die der unseres Nauplius zu vergleichen wäre. Zudem bleibt b 
alleri Gopepoden des Meeres, mit Ausnahme der Corycaeiden, das drit 
Gliedmassenpaar wohlbeborstet als Mandibularanhang erhalten; d 
Gorycaeiden aber, von Anderem abgesehen, haben kein Herz, das uns 
Naupliüs besitzt. Dazu kommt, dass derselbe die Länge eines halb 
Millimeter erreicht, also danach eher für einen geschlecktsreifen Cop: 
poden, als für die früheste Jugendiorm eines solchen gelten könnt 
Einem Copepoden zugehörig, müsste er von einer unbekannten riesige 
Art aus einer noch unbekannten Familie abstammen und es wäre ziem=-7 
lich wunderbar, dass mir diese Riesenart im Laufe langer Jahre nicht 
ein einziges Mal ins Netz gegangen.« 


Itajahy, St. Gatharina, Brazil, Juni 1877. 


Die Stinkkölbchen der weiblichen Maraonjäfalter. 
Von 


Fritz Müller 


Mit Tafel IX. 


nn mn 


schaft verbundenen Gattungen Heliconius, Eueides, Colaenis 
w Bene n8 ra a die ich unter dem Namen a ae 


Nun haite ich kürzlich ein Weibchen unseres schönen grünen 
hmeiterlings, der Colaenis Dido gefangen. Beim ersten Ergreifen 


Y a das Thier beruhigt hatte und nun aufs Neue gereizt wurde, 
bte sich diese Wulst ziemlich langsam hervor, und dabei fiel mir 
dass der Geruch nicht allmälig zunahm, sondern ganz plötzlich eine 
merklic | Es ergab sich, dass diese Steigerung 


Die Weibchen der durch die engsten Bande der Blutsverwandt- 


Bi 
Pi, 
“ 


de, wie gewöhnlich, die grosse Stinkwulst rasch vorgestülpt. Als 


PIE 


= Fritz Müller, 


Bei der Uebereinstimmung aller Maracujäfalter in Bau und Lebens- 
weise bis in die kleinlichsten Einzelheiten hinein durfte ich erwarten, 
dass auch die Stinkkölbehen nicht auf diese eine Art beschränkt sein 
würden und ich fand sie wirklich bei allen Arten, die ich darauf unter- 
"suchen konnte, nämlich ausser bei Colaenis Dido, wo ich sie zuerst 
sah, auch bei Golaenis Julia, bei Heliconius Apseudes, 
Besekeiund Eucrate, bei Eueides Isabella, bei Dione Juno 
und Vanillae. So liefern die Stinkkölbchen einen neuen Beweis für 
die Zusammengehörigkeit der vier Gattungen, die man bis jetzt allge- 
mein unter die beiden Familien der Heliconinen und der | Nymphalinen 
vertheilt, wobei Eueides bald ersteren (Hrrrıcn-ScnArrrer, Kırzy), 
bald letzteren (DousLepay, Ferner) zugezählt wird. Theils aus diesem 
Grunde, theils um ihrer selbst willen sind diese eigenthümlichen Ge- 
bilde wohl näherer Betrachtung werth. 
Wie erwähnt sitzen die Stinkkölbchen, eines auf jeder Seite, am 
Hinterrande des vorletzten Leibesringes unterhalb der Stinkwulst und 
zwar am Ende der Bauchplatte dieses Ringes. Von da springen sie, 
wenn die Stinkwulst vorgestülpt wird, nach hinten und etwas nach 
aussen vor. Sie bestehen aus einem etwa ein Millimeter langen Chitin- 
'stift, der am Ende keulenförmig verdickt ist. Die Verdickung ist eine 7 
ganz allmälige und erreicht kaum den doppelten Durchmesser des Stieles 
bei Heliconius Apseudes und Eucrate (Fig. 5 A, B); etwas 
stärker ist die birnförmige Verdickung bei Eueides [sabe lla (Fig. 6 
A, B) und mehr noch bei Dione Juno (Fig. 7 B); sie nähert sich der 
Eukelierm, bei Dione Vanillae (Fig. 8 A), Heliconius Besekei 
(Fig. 4 A) und Colaenis Dido (Fig. 2 B); bei der letztgenannten Art 
erreicht der kuglige Knopf am Ende des Stieles fast 0,5 Mm. Durch- 
messer. | 
Der Stiel ist meist,braun, bald heller, bald dunkler; ganz blass, 
fast farblos ist er bei Eueides Isabella (von der ich jedoch nur em 
eben ausgeschlüpftes Weibchen untersuchte), dagegen schwarz bei 
. Dione Juno. Der Kopf ist meist heller als der Stiel, gelblich oder 
- bräunlich ; dunkler fand ich ihn bei Dione Vanillae. a 
Der Kopf der Stinkkölbchen ist besetzt mit Schuppen, die je nach 
den Arten sehr verschieden gestaltet sind. Der Form gewöhnlicher 
Schmetterlingsschuppen nähern sie sich am meisten bei Heliconius, | 
besonders bei Heliconius Apsendes (Fig. 3 B). Hier findet man 
‚einzelne ganz regelmässige Schuppen, deren Seitenränder vom An- 
heftungspuncte aus geradlinig unter mehr oder minder spitzem Winkel ' 
 auseinanderlaufen und deren Endrand in etwa fünf lange spitze Zacken 
ausläuft,, Schuppen also, wie sie nicht selten auf den Flügeln viele 


a ; ag een ee nn | 159 


juppen bei HeliconiusBesekei (Fig. 4 B) und Eucrate (Fig.5C). 
 BeiEueides Isabella (Fig. 6 0) sind die Schuppen der Stinkkölb- 
en von ‚fesierem Gefüge die Seitenränder laufen, ehe sie e auseinander- 


= Zipfel. 
Weit derber noch sind die Schuppen der Stinkkölbchen bei Dione 


chuppen die Gestalt zwei bis vierzinkiger oft wunderlich gebogener 
d verkrümmter Gabeln annehmen. 

A In wieder anderer Weise, ebenfalls kaum noch als solche erkenn- 
bar, finden sich die Schuppen bei Dione Juno (Fig. 7 B) umgewandelt. 
Ein langer, selten gerader Stiel erweitert sich am Ende in eine winzige 
eite, die auch ganz fehlen kann; von der Spreite oder dem Ende des 
spreitelosen Stieles entspringen Erika unmittelbar ein oder zwei 
‚(selten drei) Borsten, oder es ist zwischen Spreite und Borsten noch 
Art Stiel E sesschaltel, der meist gerade und dabei viel kürzer und 
inner ist als der Stiel der Spreite. Diese verschiedenen Theile bilden 
alle möglichen Winkel miteinander, so dass eine unglaubliche 
seltsamer Formen enisicht. Es Komm! auch vor, dass 


die Schuppen der Stinkkölbchen bei Golaenis (Fig. 2 0) in 


ur Stinkwulst ausgeschieden wird. Durch diese werden sie mit 
\ verklebt und oft vollständig überdeckt, so dass der Stiel nun 
eine e fast rue oder leicht höckrige nn trägt, deren“Durch- 


ig und noch mehr zusammengefaltet oder verbogen sind die 


anillae (Fig. 8 B); die Spreite ist hier ganz geschwunden; es bleiben 
* der Stiel und die langen spitzen dornartigen Zacken, so dass die 


U re zu den festen ol harncn von Dione Vanillae 


| ne meist gelbe, echende Masse an, Bir jedenfalls an der Ober | 


Zen - 


170 Pritz Müller, Die Stinkkölbchen der weiblichen Naraeujäfalter. 
messer bisweilen das doppelte, ja dreifache von dem der keulenförmige ) 
Verdickung am Ende des Stieles erreicht (Fig. 2 A, 5 A, 7 A). Durch | 
Weingeist, Aether oder Benzin lässt sich die verklebende Masse er- 
weichen, theilweise lösen, und dann mehr oder weniger vollständig ent- / 
fernen. Was ungelöst bleibt, erscheint bald in Form stark lichtbrechen- | 
der Kügelchen (Fig. 5 B), bald auch als unregelmässige Schollen. | 
Ausser bei den Weibchen der Maracujäfalter sind mir ähnliche 
Stinkkölbehen noch bei keinem Schmetterlinge vorgekommen. Ueber- 


tungen unter den Schmeiterlingen weit weniger verbreitet und weit 
weniger mannigfaltig zu sein, als die dem männlichen Geschlechte 
eigenthümlichen Duftvorrichtungen, von denen man, eitimal darauf auf- 
merksam geworden, täglich neue und überraschende Formen findet. 


Itajahy, Si. Catharina, Brazil, Juni 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel IX. 


Fig. 4. Colaenis Julia @. Ende des Hinterleibes mit vorgestülpter Shi 
vorrichtung, von oben, etwa 5:4. 'W, Stinkwulst, K, Stinkkölbehen. 
Fig. 2. Colaenis Dido ©. A, Stinkkölbchen, in frischem Zustande, 45 


Fig. 3. Heliconius Apseudes ©. A, Ende des Hinterleibes, mit küi 
lich vorgedrückter Stinkvorrichtung, von’ der Seite, 45:4; W, Stinkwulst, K, Sti 
kölbchen, B, Schuppen des Stinkkölbchens, 90:4. 

Fig. 4. Heliconius Besekei Q@. 4A, Kopf des Stinkkölbchens, gereinigt, 45; 

B, Schuppen desselben, 90:4. sl 
Fig. 5. HeliconiusEucrate ©. A, Stinkkölbchen in frischem Zusta 
15:4; B, Kopf desselben, gereinigt, 45: 4; C, Schuppen desselben, 90:4. 
Pig, 6, Eueides Isabella ©. A, Stinkkölbchen eines eben ausgeschlüpf 

. Thieres, 15:4; B, Kopf desselben, 45:1; C, Schuppen desselben, 90:4. | 
Fig. 7. Dione Juno ©. A, Stinkkölbchen im frischen Zustande, 45:4; B 

' desselben, gereinigt, 90:1 (nur ein kleiner Theil der Anhänge gezeichnet). 
Fig. 8. Dione Vanillae ©. A, Stinkkölbehen, 15:1; B, dornartige Sch 

pen desselben, 90:1. 


Zur Naturgeschichte der Cestoden. 
Von 


H. Alex. Pagenstecker in Heidelberg. 


————————n CH 


‚Mit Tafel X. 


1. Arhynehotaenia critica Pagenstecher, 


Fig. 41—15. 
Leber- und a0. ee Ber sind ae unge- 


inden. Einer ist bei Dissine eitirt, die Taenia festiva Rudolphi 
ler Gallenblase und den Gallengängen eines in Australien gebore- a 
esenkänguruhs, Macropus giganteus Shaw. Derhier zu 


nen Kaninchens gefunden hatten; jener zwei lebende Exem- 
on zwei Zoll Länge aussen auf den Dünndärmen, dieser ur 
ıst einen von zwölf Zoll in den Kerben der Leber, a meh-. 
‚allen Fällen fehlten Kapseln. Da sich keine Knen oder 
12 ndungserscheinungen fanden, war Marıcuss, der auch die Stücke 
; Dumont erhalten hatte, nicht geneigt, anzunehmen, dass diese 


nal de physique de l’Abbee Rozıun. 4778. September. p. 939. | 
such einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. p. 363 u. 64, Be. 


. a ist hakenlos au lanzeitfürmig, somit unserer Form verwandt. 


weniger dick. So ist dieser Wurm, welcher auch in anderen Nagern 


‘welche später Brancnarp durch falsche Identification von Darmtänien 


wohl Kürze der Glieder dass es sich um die Taenia vulgaı 


terer Bemerkung gemeint gewesen sei, ist mir unklar. Die bei Bothrio 


A 
Fi 
ER 


Sie ist mir aus genauerer Untersuchung nicht bekannt, aber nach den 
Exemplaren der Heidelberger Sammlung, welche aan dem Hasen- 
'darm entnommen hat und welche sehr gut mit Göze's Abbildungen 
stimmen, ist sie doch wesentlich anders. Das grosse Exemplar hatte 
bei Göze nur 20% Segmente; diese Segmente sind länger und viel 


vorkommt, mit dem unsrigen nicht zu identificiren. Die Verwirrung, 


mit dem Eystizerkenstande entgegengehenden in Leibeshöhle und Leber 
der Nager gestiftet hatte, hat v. Sırsorp zeitig auigeklärt?). Neuerdings ’ 
fand Mecnın®) zwei Cysten mit kleinen Tänien, welche mit dem Ileum 
eines Pferdes communicirten, an dessen Schleimhaut innen viele ähnliche 
anhingen. Er glaubt, sie seien als Scolices in den Gysten entwickelt und. 
zum Theil von da in den Darm gelangt. Levekarr‘) konnte die Wahr- 
scheinlichkeit des Austritts aus dem Darm nicht verhehlen. Dass das 
Pferd an Peritonitis gestorben, spricht durchaus dafür. 
Was in unserem Falle das Wohnthier betriflt, so handelt es sich u 
‘ den Klippdachs iyrax capensis Schreber. 
In diesem Thiere fand Paris) seiner Zeit verschiedene Stüc | 
eines Bandwurms, zusammen etwa 11/, Fuss lang, zwischen dem Stroh, 
mit welchem vorzüglich die dieken Därme des Hyrax gefüllt war 
Gmerin 6) hat, wahrscheinlich durch Ueberschen einiger Seiten der Quelle, 
diesen Parasiten dem auch von Parras beschriebenen aethiopische 
Schweine zugeschrieben als Taenia suis, wonach dann Zeper ”) Haly 
sis suis seizte, während Dissing®) Taenia hyracis ohne vollen Grun 
auf Parras zurückführt. Dieser nämlich hatte jenen Bruchstücken ein 
besonderen Namen nicht gegeben, vielmehr aus der Gestalt, vorzüglie 


die »fr eiwillige Ver deren. der Seiten« gestimmt Has, Was a fe ; 


4) Die menschlichen Parasiten. I. p. 276. 

2) Diese Zeitschrift. Bd. II. p. 221 u. a. 1850. 

3) Gomptes rendus 4872. T. 74. p. 1292—-1295. 

4) Bericht ım Archiv für Naturgeschichte. 40. 2. p. 435. / 

5) P. S. Paruas, Naturgeschichte merkwürdiger Thiere, Aus dem lateinisel 
von E. G. BALDINGER, II, Abth. 4770. p. 25. u. 36. Taf. II, er 13. 

6) Systema naturae. 1. p. 3074, Nr. 57. 

7) Anleitung zur Naturgeschichte d. Eingeweidewürmer. 1803, p. 372. 

8) Systema helminihum. I. 552. Nr. 150. 


Die Zeichnung von Pariss sielli achtzehn Segmente dar, welche zusam- 
n 32 Mm. Länge haben und ziemlich gleichmässig eiwa 4 Mm. breit 


»n Stücke einem einzigen Thiere angehörten, noch viel mehr die Ge- 
ammtlänge machen es ganz unwahrscheinlich, dass Parzas denselben 
andwurm des Klippdachses vor sich gehabt habe, wie wir vor uns. 
Wir hatien diesen Klippdachs im März d. J. aus dem Berliner zoo- 
gischen Garten im Fleisch erhalten, aber die Eingeweide waren bis 
‘den Mai in Spiritus bewahrt worden. Herr Studiosus BaLtzer erhielt 
dieselben zur Bearbeitung und war mir bei der Untersuchung dieses 
und auch des nachfolgend beschriebenen Coenurus behültlich. 
=: - An den UInterleibseingeweiden des Hyrax bemerkten wir eine An- 
zahl sogenannter erweichter Tuberkelgeschwülste, gänzlich zerfallener 
Gewebsinfiltrationen , vorzüglich ein grosses Bündel am Mesenterium, 
"wahrscheinlich aus Lymphdrüsen hervorgegangen, eine Geschwulst auf 
der Convexität, drei grosse und einige kleinere auf der Concavität der 
Leber, theils sich in deren Substanz einsenkend,, theils die Oberfläche 
En einer platten Grube eindrückend. Eine der Geschwülste auf der 
- Goncavität der Leber mitten im Hilus enthielt jedoch keine Tuberkel- 
| masse, sondern in unerwarietster Weise neun Bandwürmer, zusammen- 
geknäuelt, in bestem Erhaltungsstande, so dass kein Zweifel darüber 
k lieb, dass dieselben beim Tode des Wirthes noch gelebt hatten. 
Diese Cyste lag ganz oberflächlich, wölbte den Peritonealüberzug 
vor, bildete eine einfache Kapsel, umschloss die Bandwürmer direct, 
nicht in einer Binnenblase und enthielt auch von solcher keine Reste. 
ie Innenfläche war glatt; es erhoben sich nur einige kleine zäpfchen- 
arlige Hervorragungen einzeln oder gepaart, an welchen die Näpfe der 
Tä en gehangen haben mochten. Man sah einige feine Poren auf der 
d, aber man konnte die Üyste vom Gallengang aus nicht injieiren 
und die ihr dicht anliegenden grossen Gelässe gingen ebenfalls ohne 
ommunication vorbei. Auch enthielt die Gyste nicht Schleim, Galle, 


issigkeit in irgend erheblicher Menge. Neben den Bandwurmketien 
nden sich einige reife ovale, birnförmige, knollige oder EI EulE 
ahirte abgelöste Prosiostiden derselben (Fig. 13). 


nd, mit zackiger Seitenbegrenzung. Gestalt und, wenn die gefunde- 


b oder mit solchen und deren Resten gefärbte, noch auch ungefärbie 


Die Bandwürmer waren weder an sich vollständig gleich gross, 


ERLERNTE ZEN 


ade : MH Alex, Pageustocher, 


in welchen die Geschlechtsarbeit nach Massgabe der ee vollend 
oder nahezu vollendet war. Den grössten, nicht einmal übermässig ge- 
 streckten, maass ich mit 44,5 Gim. in der Länge und 6,5 Mm. in der 
‚grössten Breite (Fig. 4). h E 
Der Kopf dieser Bandwurmart, 0,9 Mm. breit, ist Iinasoyal oder 
 birnförmig (Fig. 2). Er besitzt vier na, unter dem Scheitel einen 
mit Ringmuskeln umsponnenen Wasserbehälter (Fig. 2a) aber kei- 5 
nerlei Rüssel, keine besondere Scheitelwölbung nech Haken. Die Saug- “ 
gruben sind mit 0,44 Mm. in. der Länge und mit 0,34 Mm. in. ; 
der Breite. Sofort hinter u Saugnäpfen beginnt die Segmentirung mit 
feinen dunklen Dreieckchen am Rande und wechselnden helleren Zwi- 
schenräumen (Fig. 2 b). Ein Hals fehlt also gänzlich. In einer Entfer-— 2 
nung von 2,4 Mm. vom Kopfe maassen die Segmente bereits 0,14 Mm. 
in der Länge und 0,3 Mm. in der Breite. Das oben angeführte Indivi- 
duum hatte deren überhaupt reichlich 300. { 
' Die Glieder der vorderen zwei Drititheile des Wurms sind im a 
viel mannigfaltiger in der Form als die des hinteren mit der Geschlechts- 
thätigkeit belasteten Drittels. Man darf annehmen, dass sie im Leben. 
‚weit beweglicher waren. Die mittleren Segmente zeigen in der Regel 
die grösste relative und absolute Länge, ausgenommen etwa im Ver 
gleiche mit den allerletzten, welche in Ablösung ‚begriffen sind und n 
noch als Eibehälter dienen. Nachdem nämlich die Länge der Glied 
im dritten Viertel sich bei bedeutender Breite und Höhe vermind 
hatte, nimmt sie im letzten auf Kosten der Breite deutlich zu; 
Glieder runden sich ab. Ich zähle an ein oder zwei Exemplaren d 
Wurms im vordersten Centimeter ‚eiwa 70, im zweiten und dritten 
etwa 50 aber im dritten einmal auch nur 14), im mittleren Drittel‘ 
etwa 20 und selbst weniger Segmente auf. Gtm. Länge, danach wi 
.der mehr, im driitletzien GCentimeter etwa 50, im vorletzten nur 40, 
letzten nur 3. So entsteht die, abgesehen von einiger Veränderlic] 
keit in der Mitte des Wurms, ziemlich constante Gestalt, welche 
Zeichnung (Fig. A) darzustellen versucht. 
Die zeitliche Folge der Gescblechtsarbeit kann durch Bestimm | 
der Nummer und der Arbeit einiger Segmente folgendermassen ‚dar 
stellt werden. Bei etwas über 300 Segmenten waren in Ansicht 
der Fläche heide Geschlechiswege in Nr. 250 sichtbar (Fig. 3 du. 
Fertige Samenfäden gab es in 257, sie waren durch Begattung übe 
tragen in 259. Von 256 bis 274 war von aussen ein einheitlicher I 
stock deutlich (Fig. 3 0). Er hatte seine Stelle so, dass gegen die 
ginalen Geschlechtsöffnungen etwa 2/,, gegen den anderen Rand zu ı 
ö/; des Gliedes zu seinen Seiten lagen. Indem er wuchs, rückte er u 


a dem en junger Bier aunen, ech etwas van 
b das Vas deferens sichtbar. Die Ueberreste der Samenfäden ver- 
chten bis zu 266 eine dunkle Punctirung. Unterdessen entwickelten 


‚als Kapseln von in besonderen kugligen, ovalen, nierenförmigen,, oder 
unregelmässigen Behältern aufbewahrten Eiern (Fig. 14). 
- Mit Ausnahme eiwa für die Scheide, welche in der Ansicht von der 


Schälte man dagegen die Segmente, welche in 1,5—2 Cim. vom 
iterende im. Beinen nicht mehr als Ya Mm. Länge hatten in 


man nn er natürlichen Querschnitt, in a die a 
Dicke der Glieder die Theile nunmehr gut neben einander gelagert er- 


ns "Nex. Pagenstecher, % Eee 


und L. Lanvois !) für Borhriobephalns talus’ angegeben h b 
bestätigen. Diese Cuticula wird gebildet und getragen von einem Lager 
runder Zellen, in welchen ich Kerne nicht gesehen habe, einem Epithel‘ 
(Fig.55Db). In mit Nelkenöl behandelten Präparaten Sat man zwischen 
den Zellen feine Spalträume, sternartig verbunden und zuweilen bis 
zu sternartigen oder zackigen winzigen Poren in der Cuticula verfolgbar 
(Fig. 5, a), während sie gegen die Tiefe als Wurzeln weiterer zackiger 
Canäle (Fig. 5, f) erscheinen und durch diese mit denjenigen Spalt-' 
räumen communiciren, welche ich als Coelom zu bezeichnen gedenke 
(Fig. 5, 9). “ 2 
Auf das Epithel folgt die Be Inegtlerne Characters. 
Nach der histiologischen Beschaffenheit weniger als nach der Anordnung 
sind in dieser Lage Muskelfasern von bindegewebigen Stützfasern zu unte 
scheiden. Das Wassergefässsystem bewegt sich zwischen den Fase 
und gelangt bis hart unter die Guticula.. Dass die sogenannten Ka 
körperchen in den sackartigen aus fadigen Canälen hervorgehenden 
weiterungen der Enden dieses Systems liegen, kann ich auch bei dies 
Wurme bestätigen. Der helle Halo der Gefässwand schliesst sie zuweile 
deutlich ein (Fig. 5, c c), meist einzeln, aber auch zu zweien. Das 
wohl zu unterscheiden von der Lichtbrechung am Rande der Körpk 
chen selbst oder einer differenten peripherischen Lage. So finde 
‚neben einer kleeblatiförmigen CGoncreiion eine einfache im sell 
Schlauche. In der Auffassung dieser Goncretionen als verkalkter Bi 
gewebskörperchen kann ich mich demnach Virexow nicht anschlies 
In älteren Gliedern sieht man freilich die grösseren und zahlreichere 
Körperchen, ohne die Gefässe mehr erkennen zu können. Sie liege 
dann nicht allein in der Haut, sondern auch in Menge in dem Stützge 
webe der Binnenschicht, so Lande solches nicht atrophirt ist. Die gros 
Längsstämme des Wassergelässsystems werden auf diesen natürlie 
Querschnitten nicht, und bei der Flächenansicht wenig deutlich 
Die Muskelfasern laufen in unserem Bilde zum Theil dem Ra 
parallel, sind dann als Quer- oder Ringfasern anzusehen, zum The 
querüber, sind dann Längsfasern nach der Achse des Wahns, w 
sie im Einspringen an den Falten mehr radiär stehen können. Ande) 
Radiärfasern finde ich nicht. | Int 
Was die Ringmuskelfasern betriffi, so bilden sie, wie ai 
LEUCKART 2) berichtet, gegen STIEDA’S >) Anzabe für Bothriocephalus 
(Fig. 5, h)ein oberflächliches, dichtes aber schwaches Lager ganz fei 


2.2.4) SırsoLn, Diese Zeitschrift. XXI. 1873. p. 48. 
2) Die menschlichen Parasiten. I. p. 169. 
3) Archiv für Anatomie, Physiologie u. wissensch. Mediein 1864. p- A 


Ar! 7 Natuechiehe den Pestaden, u od 77 


Buch diständ, ih wohl seaheli | 
| hdlich kommt eine innere Schicht von Ringfasern (Fig. 5, k), 

| > zwar fein aber doch stärker sind als die der äusseren Lage. Die 
oka verschiebung zeigt Es die Längsfasern zwischen die Ring- 
n gefasst. 

Nach i innen auf den Hautmuskelschlauch, ohne Zwischenireten einer 
lichen Epithelauskleidung, folgt eine Art engen und unterbroche- 
Spaltraums, sich zwischen der inneren Ringfaserschicht und der 
muthlichen Repräsentation der Körnerschicht Eschrıenr’s, meiner 
hlauchschicht hinziehend. Ich betrachte dieses Lückensysiem, 
Ichem der parenchymatöse Character der Gestoden unterbrochen er- 
nt, als Andeutung der Goelomspalte, als Sonderung des Haui- 
auchs von der sogenannten Mittelschicht, für welche wohi 
\ame Binnenlager geeigneter wäre. Die Goelomspalte (Fig. 5 g) 
am deutlichsten gegen den Geschlechtsrand hin (Fig. % ec). Die 
;hlauchschicht und die Hoden sind hier gewissermassen randwärts 


ae. Dass diese nich einen dern Antheil arhale 
geht hervor aus der Versorgung der Geschlechtswege mit einem 
kellager. Hier ist selbständige Bewegung von Eingeweiden. Im 
ern des Gliedes scheinen Muskeln dem Binnenlager nicht zuzukom- 
Die gunanme in Wachsthum und der Druck des Haut 


eereie x zu Stunde ZU ee 
I Digesen werden die en ucı und der a Ge- 


r liegen ; sie bilden ein Stroma (Fig. 5 b, 6 und. 7 
Für us Ovar treten die Faserbündel, welche ihm lan. wie 
f. wisnonsch, Zoologie, U | 49, 


BEN 
AR 
% 


nn 


MEROR EN RENNER LAN EEE ER \ x % k BR Ei EN ä 
ü \ VE N Ri BEN. k » N {Sr Ra DENT VEN BB ke Fa 
\ 0 N x y 7 c 194 Nr in / + 
1 78 Erg : e 'la ZIG) ISLLGL ! aa > AN 


wird zunächst nicht weiter deutlich als durch das Ausstrahlen der Fasern 
Diese bilden eine Art von Suspensorium (Fig. 6 c'‘). -. | 


. suchung mehrerer Formen herausstellen, dass durch auf Symmetrie de 


dass so eine marginale Lage mehr eine unwesentliche Verschiedenhei 


' schwollenen Enden dieser sind gegen die Mitte des Gliedes sowie 8 


‚gefasste Haufen ragen gegen die Mediane über die Zwischenräume 


es scheint, an eine besondere, die Eier umschliessende Hülle, aber solche 


Die Schlauchschicht und die Hoden geben bei ihrer ganz zleich | 
mässigen Entwicklung auf den beiden Seiten unseres natürlichen Quer- 
schnittes (Fig. 4) für Unterscheidung von Rücken und Bauch keinen 
Anhalt. Soweit man geneigt ist, zwei durch Spiegelbild gleiche Hälfte: 
lieber als Seiten anzusehen, könnte man veranlasst werden, die Kanten 
dieser Taenie als Rücken und Bauch aufzufassen, etwa die mit der Ge- 
schlechtsöffnung als die ventrale Kante. Vielleicht wird eine Unter- 


inneren Theile begründete Begriffsstellung der Distinction zwischen late-" 
raler und marginaler Lage der Geschlechtsöffnungen eine andere Bedeu 
tung gegeben wird als bisher, dass etwa bei gleichem Verhalten fü 
innere Lage die bla sin iesen gemäss verticaler oder quere: 
Entwicklung des Körpers marginal oder lateral zu liegen kommen, un 


gegenüber einer lateralen oder eine grössere Verwandtschaft mit ihr al, 
mit einer anderen marginalen darstellen kann. Uebrigens schien es mir 
dass der Eierstock auf unserem Bilde von einer Seitenwand ausging und 
zunächst an ı ihr befestigt war. e 


enrechenz einer Frontalebene. 

Die äussere Lage des Binnenlagers bildet, was ich die Schlag 
schicht nenne. Dieser habe ich besondere Aufnerke u gesche 
weil es von entscheidender Bedeutung erschien, ob sie ein Sec 
liefere, welches sich den Geschlechtsproducten eeelle, 

Es ist wahrscheinlich, dass diese Schicht die Bauch- und Rücke 
körner, gelben Körner und gelben Gänge repräsentirt, welche Escuric 
für Bothriocephalus latus beschrieb. Die weiteren Auffassung 
diesesOrgans haben namentlich Sommer und Lanpois zusammengestellt 
Wir wollen zuerst beschreiben, was wir hier gesehen haben. L 

Die Schlauchschicht besteht aus einer grossen Menge gewundene 
eiwas gelblicher, schlauchartiger Massen. Die siumpfen kolbig g 


die vordere und hintere Grenzfläche gewendet. Bündelweise zusamm 
und erscheinen als von Bindegewebskapseln umhüllte Rosetten (Fig. 5, 


Gegen die Peripherie des a, d.h. gegen KEN und Bauc 
A). 6.0.88. 


wöhnlichem Ausdruck, engen sich die Schläuche ein und ver- 
n sich, sind aber hier zahlreicher und verflochten. Sie strecken 
ch nach auswärts gegen die Coelomspalie, in der Mitte des Bildes quer, 
‚den Kanten aber in fächerartiger Ausstrahlung. Wo sie an dieselbe 
ossen (Fig. 5 g), lassen sie zwischen sich Spältchen mit dem Ansehen 
in Körnchen oder Nadelöhren, welche aber nicht immer gleichmässig 
autlich werden. 
' Diese Spältchen waren es vielleicht, welche Börreuer !) für Oefl- 
ngen nach aussen ansah. Ich finde, wie Leuckarr?) an den Körnern 
;Bothriocephalus latus, keine deutliche Hülle um diese Schläuche, 
werden von einer homogenen fettig aussehenden Substanz gebildet. 
1 habe mit grosser Sorgfalt, namentlich längs der dünneren Enden, 
so aussen, nach Ausführungsgängen gesucht. Dieselben bestehen 
ht; die Masse würde auch nicht eigentlich Jiessen, sondern nur aus- 
spressi werden können. Man darf sich, was Ausführungsgänge be- 
,„ nicht täuschen lassen durch die gerade in der Eierstockgegend 
chtigen Bindegewebsbrücken. Trifft eine solche Brücke auf den Ein- 
sang zum Eierstock, das Ende der Scheide, se wird man leicht verleitet, 
R ı rechts und links einen Dottergang ig aber, da man je ein 


lärt. 


m, aber nuran der Bauchseite, d. i. Genital öffnungsseile, und dessen 
munication mit dem Ausführungsgang des Keimstocks gesehen, und 
die ‚Vermuthung von SırsoLp’s, dass es sich um einen Hoktersiaek 
ndele, bestätigt erachtet. Damit würde nicht besonders stimmen, 


Zellen Eat wandständigen Kernen, also der Vermehrung und des 


sthums fähigen bestände. Sommer und Lannoıs®) sind dem einfach 
ten. So erscheint die durch Leuckarr's®) Erläuterungen zurück- 


1y* 


Zur Naturgeschichte der Cestoden. 0 .....179 


okcben weiter immer wieder diese Balken findet, wird man bald auf-. 


ri: 9) hat von der Körnerschicht des Bothriocephalus ein Canal- 


Ss ie Inhalt, nicht die Wandung zum grossen Theile aus wirk- 


‚XIX. Suppl.- 


er 


180 u \ a H. Alex. Pagenstecher, = i Se | 


zwanzigmal grösseren gelben Körnern vergrössert, ‚diese aber zu 
grösseren gelben Flecken vereinigt, welche einen flügelförmigen Anhang. 
zum Mitteltheile bildeten. Srırpa giebt die Körnerhaufen 0,065 bis 
0,130 Mm. gross an, seine Körnerhaufen wären demnach is Körner 
des Esemicar. Bei unserem Thiere misst die Schicht, welche einzelne 
Schläuche voraussichtlich ganz zu durchsetzen haben, 0,26 Mm. und. 
mehr an Dicke, aber die Bilder der einzelnen Schläuche kommen in der 
Regel nur in Durchschnitten mit Durchmessern von 0,008—0,026 Mm. 
oder doch nur in Abschnitten von 0,096 Min. zum Vorschein. 
Obwohl es mir an eigenen Untersuchungen über Bothriocephalus 

fehlt, kann ich, namentlich nach Escarıcnr's Beschreibung kaum zwei- 
en “  feln, dass meine Schlauchschicht seinen Körnerschichten entspreche und 
a würde dann auch letztere nicht leicht als Dotterstock ansehen können. 
Ebenso wenig möchte ich an diesem Organ die excernirende Function 
als das Wesentliche betrachten, wie Levcrart. Wenn wirklich auch bei 
Bothriocephalus dieses Lager nicht Dotterstöcke repräsentirt, so würde 

man bei unserer Taenie ein bei gewöhnlichen Taenien minimal ent- 

wickelies Organ nach Art der Bothriocephalen ausgebildet finden, 
entsprechend der Uebereinstimmung in Mangel der Haken bei 
Erwachsenen und Absetzung der Brut in unreifem Stande. Dieses) 

Organ aber möchte ich nach Art der Fettkörper in Amphibien und In 

secten nur auf eine indirecte Weise, durch die Ernährung mit der Be 

reitung der Geschlechtsproducte in Beziehung bringen, da es den G 
schlechtsorganen dicht anliegt und durch den coelomartigen Raum un 

das System der Gewebslücken und Porencanäle der Gelegenheit zu 
Empfange der Nahrung und Abgabe von Excreten nicht entbehrt.. 

Damit stimmt das Verhalten des Schlauchorgans in den weit 
0... hinten liegenden ‚Gliedern, welche, sobald die zunehmende Länge 
. verlangte, in künstliche Querschnitte zerlegt wurden und das wei 
unten zu erörternde der weiblichen Geschlechtsorgane. Hier nur sovie 
dass die Function des Schlauchorgans sich keineswegs erschöpft 
der Befruchtung der Eier und in ihrer Vertheilung an die Stellen, 
welchen sie noch in den abgelösten Proglottiden verweilen, dass viel 
mehr wenn in cinem Exemplar diese Vertheilung im 36. Gliede vı 
hinten ab gezählt schon eine sehr vollkommene war, das Schlauchor 
sich im achten Gliede von hinten noch ganz deutlich und im Vier 
noch in Spuren fand. 
Der Inhalt des Schlauchorgans oder die Substanz wird dabei 
entleert, sondern veränderi, An der Oberfläche der einzelnen Schlä 
anklebend, und zwischen ihnen bilden sich feine dunkle Körnche 
Diese allerdings halte ich für Verbrauchsstoffe, aber excernirt we 


a 
BEER 
E 
3 
02 


Zur Naturgeschichte der Cestoden. a ch 
schwerlich. ‚Sie sind vergleichbar den Verbrauchsresten „ welche 


jer sie werden hier nicht aus einer einem Ei zugetheilten Portion ge- 
ildet. Die Rosetten schwinden dabei, die Schläuche werden kürzer, 


nf che der Haut. Unterdessen wachsen die Bier. 

Die männlichen Geschlechisorgane werden gebildet von einem 
- Samenzelleniager und den Ausführungsgängen. Jenes legt sich dicht an 
as Schlauchorgan an und unterscheidet sich durch eine graue Färbung 
n der gelblichen des letzteren. In einem gewissen Stadium der Reife 
det man Samenzellen von unregelmässiger und ungleicher Form und 
erschiedener Grösse (Fig. 8). Dieseiben schmiegen sich einander an. 
ie messen im längeren Durchmesser 10—15 u. Sie haben vom Plasına 
terscheidbar eine helle Rinde und einen wandständigen, ovalen oder 
nierenförmigen granulirten Kern. Dieser bildet sich, unter Verwendung, 
aber nicht, wie es scheint, unter Spaltung des Ps um zu Samen- 
fä en, Ben Köpfe in en zunächst zusammenkleben. 

Die Samenzellen sind je nachdem in Bündel, Trauben, auch 
schlauchförmige Reihen (Fig. 7, s) zusammen geordnet, zuletzt ganz 
dicht gedrängt. Die Bündel wird man als Hoden bezeichnen können. 


Dutzend Samenzellen, zusammen mit einem Durchmesser von etwa 51 u. 
Das fertige Sperma sammelt sich in den Stielen der Bündel, welche 
damit als vasa efferentia characierisiren, aber bei reihenweiser An- 
ordnung der Samenzellen selbst auch Hodenantheile darstellen. Die 
le der Samenzelle scheint nach Entleerung der Samenfäden welk, 
s mmengeknittert zu erübrigen. Die vasa eflerentia (Fig. 7, e) ver- 
igen sich, bis zwei Hauptstämme entstehen, einer dorsal, der andere 
itral im Essholichen Sinne, oder jederseits einer, wenn man den 


vas deferens. In ihrer Gabel liegt der centrale Eierstock. Das 
deferens (Fig. 6, d) verläuft stark geschlängelt und senkt, sich 
e Penistasche. Es besitzt eine Ringmuskulatur, welche sich ab- 
; zu einer grösseren Stärke entwickelt, wo dann die Muskeln je 


on Penis selbst habe ich nur ganz unbedeutend vorragen 


ndlich bilden sie nur noch eine Art zottigen Belegs auf der Innen-. 


ht man gegen das blinde Ende eines solchen, so sieht man eiwa ein . 


nitalrand als Bauch versicht. Diese zwei Stämme verbinden sich 


‚der Haltung von rechts und links schräg zusammenireien oder 


hi ‚wie immer durch Rückstülpung it bessindeden Me 


183 H. Alex. Pagenstechen, N N 
Die männliche Geschlechtsöffnung (Fig. 6, p) liegt vor der weib- 
lichen (Fig. 6, vu), und da das Segment sich hinten lappig erweitert, N 
bei der Ansicht unseres natürlichen Querschnittes mehr einwärts. Sie „ 
ist von einem muskulösen Ringwulst von eiwa 0,09 Mm. Durchmesser 4 
umgeben. Einen Stachelbesatz hat auch dieser Wulst nicht, h 
Die Samenzellen müssen wohl nach ihrer Beschaffenheit Theile 
eines Epithellagers sein, welches als innere Hodenwand anzusehen 
wäre. Die Continuität einer Hodenwand erhellt auch aus der Sicherheit, 
mit welcher von den ersten Stellen her die Samenfädenbündel ihren 
Weg finden. Sie zerstreuen sich nicht im Gewebe, sie werden nicht 
von freien abdominalen Oeffnungen der vasa efferentia empfangen. Aber 
man kann nur die bindegewebigen Stützen oder Kapseln und, wenn die 
Samenzellen ausgefallen sind, die von ihnen umgürteten und noch 
ihre Gestalt behauptenden Hohlräume erkennen. Die Hoden breiten sich 
längs des grösseren Theils des Schlauchorgans aus, weniger gegen die 
Genitalkante, mehr gegen die den Genitalöffnungen abgewendete Kante, 
Immerhin gehen sie auch gegen die Genitalkante etwas über das Ovar 
und die Gabel des vas deferens hinaus. | A a 
Das Ovar wird zunächst als ein einfacher Haufen von Eizellen oder 
Keimbläschen bemerkt, wie oben angeführt erheblich näher an der 
Genitalkante als an der anderen (Fig. 3, 4, 6, o), von jener etwa 4,4 Mn. 


entfernt. Von dem Schlauchorgan aus hinübergesponnene Stränge 


härirender Keimzellen (Fig. 6 zwischen ce’ u. c’). Freie Keimzellen bilden 
einen Haufen, haben einen Keimileck, aber zunächst keine Dotterumhül-" 
lung (Fig. 9). Ihrer sind in diesem centralen Haufen bis zu mehreren 
Tausenden auf einmal bereit; ich zähle 36—40 neben einander in der 
Längsrichtung, welche der queren Achse des Gliedes entspricht, etwa 
20 in der Breite des Bildes, d. i. Höhe des Gliedes; es muss d 
Product aus diesen beiden mit der Zahl in der Dicke des Objects, d. 
Länge des Gliedes multiplieirt werden. Die Gontouren des Sackes, 
welchem sie sich befinden, sind gelappt. Dieser Sack ist jetzt Eikei 
stätte und Eireservoir. Er füllt an der Stelle, an welcher er liegt, na 
zu den Raum zwischen den beiden Hälften des Schlauchorgans. 
Hoden haben neben ihm kaum Platz, die Samenleiterhauptäste drän 

sich vorbei. Bei stärkerer Vergrösserung erscheinen die Keimzellen de 
Samenzellen sehr ähnlich; sie sind ihnen gleich, was die Hülle betr 
(Fig.10), aber der Kern ist nicht granulirt; sie sind kleiner und stär 
lichtbrechend. Hat der Keimstock , welcher zugleich Eiersack ist, € 


so findet man ihm on 


Li Dee ® von etwa 0, 5 un erreicht, 


uer itale Haufen gersöktwunden. 
- In den peripherischen Haufen sind zuerst die Keimbläschen auch 


l ten schwer zu ‚Enden Hal zu emilörsähen ed Die Ansrkimme von 
otter ist hier nicht eine mechanische Attraction a Su 


I hten. Erdern eioternasse Tichiher wird, erscheinfaie 2 dichter, 
‚dunkler. Das Keimbläschen ist in mit Dotter versorgten Eiern schr 
\ Ich habe es nicht allein erkannt, 


obläschen besitzenden Kies hängend gefunden (Fig. 12). ‚Wie aber 
Keimbläschen sich hiernach verhält, weiss ich nicht. 

Das Sperma findet sich nach der Uebertragung in Erweiterungen 
dei Scheide nahe dem Eiersiock, aber viel mehr im Bierstock oder Eier- 
ack selbst (Fig. 4, s). Theilen sich die peripherischen Eibehälter vom 
sentralen ab, so nehmen sie einen Haufen von Samenfäden mit. Jeder 


einer dichten, diese umwickelnden Masse von Samenfäden. 
Der Er omenbanz des centralen Eierstocks und der peripheri- 
n tibehälter, welche ausschliesslich als uteri fungiren, ist deutlich 
er ee Aber ‚Alles, was a an Wangunsen 


Ich finde i im I, 


In ein Stande scheint das Maximum des Tolimiens 
} Allmälig isoliren sich die Eier besser von einander. 


. Tun Naturgeschichte der Gestoden. Ss 183 


peripherische Eibehälter gestaltet sich wieder lappig oder traubig und 
el ülle vereint dann ein halbes Dutzend beerenartiger Eiconglomerate 


@liede von aka die Bier: nicht 


eutelförmigen Kapseln, nunmehr durch die Eier gefüllt, grösser 


| 
; 


N 
EN 
5 
FH 
Ei) 
SEN 


u: 
BE 
En 2 


x A 

Ey 
Eee 
ber VERA ET IE 


s _ dünn. Die Muskeifibrillen sind sparsam geworden, die Kalkkörperchen 


Di = a : H. Alex, Pagenstecher, 


und kleiner, einige auch verkümmert, bilden die eigenen Wände besser 
aus; deren Zellen werden deutlicher. Die Kapseln irennen sich in den } 
Gen Gliedern gänzlich, erscheinen dann nicht mehr als Uterustaschen, u 
sondern als isolirte Eibehälter. Selbst die Reste der Stränge, weiche E 
die frühere Verbindung beurkunden, verschwinden. Dass die Eier in 3 
diesen Behältern erst noch an Masse zunahmen, dürfte wohl auch gegen 
die Annahme einer Communication der Schlauchorgane mit der Scheide 
und der Function als Doiterstöcke sprechen. | A 
Dieselben Theile sind anfänglich erst Ovarialaussackungen, dann 
Uterintaschen, dann Eisäcke. So lange die Glieder quer entwickelt sind, 
liegen diese Säcke mehr quer, längs der Hinterkante; runden sich die :f 
Glieder, so passen sie sich dem an. Abgesehen von verkümmerten, 
messe ich sie zwischen 0,16 und 0,37 Mm. und zähle in einer Pro- = 
glottide ihrer 180. Die dicke, fast. hyaline Hüllhauıt (Fig. AA w) besteht 
aus sehr hellen fast glasigen Zellen mit sehr kleinen, öfter hufeisenför- 
migen Kernen (Fig. 15 u). Die geringe Grösse dieser Kerne darf wohj ” 
damit in Verbindung gedacht werden, dass diese Zellen mit Aufopferung " 
ihres eigenen Lebens dem inhalt der Kapsel dienen, indem sie fortfahren | 
aufzunehmen und zu übermitteln, sich tränken und quellen, aber in 
dem Kerne weder mehr wachsen noch sich theilen. Zuletzt werden sie 
immer blasser und undeutlicher, sie erscheinen als Theile einer todten 
Membran. Jeder Eibeutel enthält einige Hundert Bier, so dass ein Glied 
deren keicht 15—30000 produeiren mag. # 
Die Eier der letzten Glieder (Fig. 1% und 15 e) scheinen einen wirk- | 
lichen Zellhaufen zu bilden; sie möchten also die Embryonalentwicklung E 
begonnen haben. Sie sind im Durchschnitt nur 13 u gross, demnach 
cher zusammengedrängt. Ihre Oberfläche zeigt 30—40 kleine gekernte 
Zellen, sie ist zuweilen bedeckt von einer sehr feinen Cutieularschicht, 
Nie finden sich Haken. Die Massen sind ganz selbständig von einander, 
‚aber sie passen ihre Figur der zusammengepressien Lage an. a) 
Die letzten Proglottiden besitzen noch ein weitmaschiges, ‚sperrig, 
zwischen den Eikapseln hinziehendes Bindegewebsgerüst. Die Haut ist 


gross und gedrängt. Indem die letztern in Lichtbrechung und Grösse 
dem Querschnitt der stumpfen Schlauchenden ähneln, könnte man 
denken, Kalkkörperchen entständen direct aus der Substanz de 
Schläuche. Da sich solche aber eben so gut fanden, wo nie Schläuc 
waren, da man ferner die Verkümmerung der Schläuche verfol 
Kopne, ‚hat eine solche Vermuthung keinen Halt. 

I welcher mit der Naturgeschichte der Bandwürmer etv 


Zur Naturgeschichte der Vesteden.‘ | | 1809 


gelangen Krude, ausdenken: darüber im Besonderen Vermuthungen 

4 len, hat keinen Werth. Sowie wir aber weiter gehen wollen, 
Iossen wir auf grosse Schwierigkeiten. Wie geschah es, dass eine Ver- 
ımmlung von neun Bandwürmern in einer Kapsel, keiner in einer 
anderen Kapsel, auch nicht in der Nähe gefunden wurde, und welche 
mittlungen ergeben sich dafür, dass sie in solcher Stelle geschlechis- 
nätig wurden. Das einzige ins A zu fassende scheint mir hierfür 
: starke Entwicklung zu sein, welche der Cysticercus fasciolaris in der 
ber der Hausmaus und anderer Nager, Jugendstand der Taenia crassi- 
llis der Katze und anderer Feliden, vor der Uebertragung in den Darm 
eicht ; diese lässt es nicht unmöglich erscheinen, dass ein Bandwurm 
er ähnlichen Umständen noch weiter gelange, nicht allein sehr lang 
‚und gut gegliedert, sondern in den Proglottiden wirklich geschlechts- 
ihätig werde, ohne dass dieses ausschlösse , dass eigentlich eine Ver- 
terung an einen neuen Wirth die Norm sei und nach ihr die Ge- 
-schlechtsthätigkeit erhalten bliebe, auch wohl vollkommener würde und 
bis zur Bildung hakentragender Embryonen gelange, geschehe die leizte 
ollendung auch ersi an abgegangenen Eihaufen. Wenn auch nicht ganz 
und gar verirrt, erschiene dann der Wurm doch für die. Geschlechts- 
‚h > in der Leber des Aa ar am | öurechten Platze. nn Zu- 


Insicherheit dieser Yermuthiin: bleibt mir um so weniger verborgen, 
wir bis dahin bei den Thieren, welche dem Hyrax erwiesener 
ssen oder möglicher Weise nachsiellen, namentlich den Leoparden, 
er sprechende Taenienformen nicht kennen. Doch sind hakenlose Taenien 
ohl bei Musieliden als bei Falkoniden, wenn auch nicht aus dem 
terlande des Hyrax, nicht ohne Beispiel, und könnte namentlich der 
lem Hyrax zusammenlebende Herpestes in Betracht kommen. 

Ich habe den Namen für diese Taenie wegen ihrer kritischen Ver- 
tnisse gewählt, nicht ohne den Nebengedanken an kritische Verhäli- 
meines eigenen Lehramtes während ihrer Entdeckung. 


2. Coenurus serialis Gervais. 


Taf. X, Fig. 16—322. 


ı | A Mr: Pagenstchen, | N 


von Siebold. Es sind sadladlı viele Fälle bekeln Akelehen Bee ä 
weichen in der Art, dass beim Schafe nicht das Gehirn das affieirt 
Organ, oder dass überhaupt nicht das Schafdas ergriffene Thier war. Woe 
sich nicht um das Schaf handelt, war, wenn der Wirth ein Wiederkäuer 
oder doch ein Huithier ist, immer noch das Gehirn der gewöhnliche Sitz 
des Wurms, nicht bei anderen Säugern. Da aber auch hei solchen, 
wenigstens bei den Kaninchen die Symptome der Drehkränkheit auf 
treten, mag bei ihnen der Sitz im Gehirne öfter nur Mangels eingehen 
der Untersuchung unbekannt geblieben sein. 

Diesine hat 1850 die Mehrzahl der damals in der Literatur verzeich 
neien Fälle zusammengestellt; die Quellen für anderes Aeltere und fü 
Neueres findet man in Lruekarr's Jahresberichten, van BEnzDen’s Zoo 
logie medicale, Gossorp’s Entozoa, Davarıe's Traite des Entozoaires un 
es ist erlässlich, alle Literatur zu registriren. | 

Es ergeben sich als Träger des Wurms im Gehirn mit den zuge 
. hörigen Erscheinungen zunächst an Wiederkäuern : aus der Gruppe der 
*  -Hohlhörner vor allem das Rind, besonders im Kälberstande, der Mufflon, 
. die Gemse, eine Antilope, vermuthlich Dorcas; aus der der Geweihträgers 
das Reh und das Ren; aus der der Shaiielenfienge das Dromedar; aus 
anderer Ordnung, aber nicht häufig, das Pferd. Dass auch wilde Kanal 
chen die Drehkrankheit haben, berichten nach Laennee’s Mittheilungen 
aus 1812 die Jäger. j 

In vielen von Davaıız zusammengestellten Fällen war beim Sohafl 
Sitz auch im Rückenmark oder nur in diesem; hier auch nach Lesro 
beim wilden Kaninchen. EıenLer fand eine gänseeigrosse Blase mit et 
2000 Köpien im Zellgewebe des Schafes, v. Narsusıus den Wurm unten 
der Haut des Kalbes. Rose hatte bereits 1833 und 1844 das, 
es scheint, in England selbst den Laien bekannte Vorkommen des Ce 
nurus in den Lendenmuskeln, in Nacken und Rücken des zahmen Kanin 
chens beschrieben. einiliene gaben VALENTIN, wie es nach van BENEDE 
scheint auch Gervaıs, dann BaızLer an; BÖrrcHER und LINDEMANN land 
ihn in den Muskeln dies Hasen. 

Enesimeyzr beobachtete den Coenurus in der Leber der K: 
'GosroL» in grosser Menge in Leber, Lungen und Pleurahöhle bei 
macace no bei einem ee Pienhorn. | 


- nicht ee es handelte eh theils um we Iheils 
Echinococcen. Doch giebt es neuere Angaben über solches von Krı 
und von LinDEMANN, letztere mit dem Sitze der Blase im Zwerchfell. 


Coenurus mit Q. cerebralis in Frage gezogen. Den 1847 von 


Zur Naturgeschichte der Gestoden. “ 187 


08, zwar nicht sofort, aber nach einer Notiz Leveranr's später auf. Die 
eschreibung von Baıtner!) ist ausführlich. Die Blase, hühnereigross, 
ass am Halse des Kaninchens auf Parotis und Ohrwurzel. Die Scolices 
ren zwei- oder dreimal so gross als bei Coenurus cerebralis, aber die 
pfchen nicht grösser als bei diesem, 1,5 Mm. Der Haken waren, mit 
rücksichtigung auch der gezogenen Würmer, 28—32, sie maassen, 
kleinsten 0,09—0,12 Mm., die grösseren 0,14—0,16 Mm.; bei 
sen sass der Zahnfortsatz ziemlich in der Mitte, Klinge und Wurzel 
ren gleich ; bei jenen war die Klinge eher etwas länger. Eine Ünter- 
;heidung der Haken nach zwei Kategorien käme hierbei kaum zum 
rschein. Die Verfütterung der Proglottiden der in zwei Hunden reich- 
h gezogenen Taenien an ein Lamm hlieb einmal erfolglos und war in» 
eimem anderen Falle unrein; die an Kaninchen blieb ohne Conirolle. 
| Was aus der Beschreibung des erzogenen Bandwurms in Vergleich ge- 
‚setzi werden kann mit der Beschreibung, welche Bauırr von Coenu- 
tus cerebralis giebt, gewährt kein Motiv zur Artunterscheidung, 

I -  Börrener fand den CGoenurus des Hasen dadurch ausgezeichnet, 
‚dass jeder Kopf auf einem besonderen mehr oder weniger abgeschnürten 
‚Blasentheile sass, was, wie LeuckArr’s?) Referat bemerkt, auch bei 
‚monocephalen Cysticerken geschieht und dann zur Bildung von Äce- 
halocysien führt. 

_ Linpemann fand beim Coenurus des Hasen 600 Köpfchen sehr regel- 
mässig in sechs Doppelreihen und keine grösseren Häkchen. Er be- 
gründete darauf eine neue Art Goenurus Lowtzowi. Er glaubte, 
‚aus diesen Scolices die Taenia cucumerina erzogen zu haben, deren Lar- 
ven doch nach Meınıkorr’s Untersuchungen im Hundehaarling, Tricho- 


"Cossorn liess es dahin gestellt sein, ob der Coenurus des amerikani- 
nen Eichhörnchens eine besondere Art sei, die Köpfchen seien nicht in 


niculi etiquettirt war, hielt er dagegen für von cerebralis verschie- 
| und jenen wahrscheinlich für neu®). Die Blasen des Lemur waren 
ubenartig verbunden, lappig, jeder Theil mit einer Anzahl, öfter in 
hen geordneter ee Im a sind bei Cossorn die Sco- 


| tchiv für Kathreesehiehts, XXKI. 9 PD 259, 
3) Corsonn, Entozoa. p. 122. 


4188 Yun ” er Mex, Pagenstecher, ei Bo on N 


lices sehr gross, gewöhnlich 2 ‚> Mm., einzelne 4 Mm. und selbst % ‚5 Mm. 
Der Haken waren auch hier 39. Sie waren nach zwei Grössen deutlich 
unterschieden ; die Abbildung derselben ist ganz roh und giebt keinen 
Aufschluss. RL 1 
Kine volle Gewissheit darüber, ob mehrere Arten von Coenurus 
unterschieden werden können, a wir demnach bisber nicht. So 
wird es nicht unnütz sein, a weiteren Fall zu beschreiben mit un 
gewöhnlichem Wirthe, ingarähalelen, Wohnsitze und deutlich von 
Goenurus cerebralis a eichenden Eigenschaften. ei 
Das Heidelberger zoologischo Institut erhielt unter den zahlreichen 
Stücken, für deren Ueberlassung es dem Berliner zoologischen Garieı 
verpflichtet ist, im October 1876 einen männlichen Laplatabieber, 
u Myopotamus coypus Geoffroy. Am Halse dieses Thbieres in der 
a Gegend des Kehlkopfes fand ich, als ich im April 1877 die Eingeweid 
zum Präpariren an Herrn Stud. Baırzer übergab, und mit ihm durch. 
sah, ein Packet von Geschwülsten, welches zunächst für eine Kropfan=g 
schwellung hätte gehalten werden können, von cystoider oder colloider 
Beschaffenheit (Fig. 16), wie das ja anch bei Hunden vorkommt, uns. 
aber den Verdacht auf obs oc erregte, nachdem wir zu de 
bedenklicher Verbreitung in zoologischen Gärten mehrfach Beiträge zu 
geben Gelegenheit fanden !). Die Untersuchung ergab, dass es sich viel@ 
mehr um Goenurus Kandelte welchen ich bis dahin nie unter ähnliche 
Verhältnissen gesehen hatte. 

Das Packet bestand aus etwa acht einzelnen Geschwülsten. 
heiden grössten von diesen waren vollkommen deutliche, für sich ab 
kapselte Coenurusblasen ; eine, welche wir als Nr. 1 bezeichnen wollei N 
(Fig. 47), in ganz eiiem Zusiun die andere (Nr. 2) zwischen d 1 
Kapsel und der Blase mit einiger rahmartiger Brühe. Die übrigen sech 

: oder etwas mehr Blasen, sämmtlich erheblich geringer an Grösse, abe 
. ungleich, waren in versclnalenenn Grade umgewandelt. Sie enthiel 
 theils schmutzig röthliche, dickliche atheromatöse und eitrige Masser 
theils spröden, wie scholligen, theils breiig kreidigen, sogenannten ver 

. kalkten Inhalt. Man konnte darin zertrümmerte Cuticularhäute, me 
ee würdig grosse aber ganz feine Cholestearintafeln, einzelne Fettnadeln un 
..... Drusen von solchen, sowie grosse Mengen von Eiterkörperchen nach 
weisen. Unter den Producien einer regressiven Metamorphose, we 
der Färbung nach wenigstens theilweise unier der Einwirkung 
Blutextiravasaien sich gebildet hatten, gelang es äusserst selie. 
Hakenkränzen den Beweis zu finden, dass es sich auch hier um Coke 


4) Verhandlungen des naturh. med. Vereins zu Heidelberg. V,#ßt, dan 
Fälle in VI, 93 und Il. Serie I, 74. | 


& 
de) 


2 Zur Naturgeschichte der Gestoden. ; N 
le. Die so denen eellen Kränze bestanden auch 
nur aus unreifen, unfertigen Haken. Andererseits lagerien n die Ver- 

fettungsproducte auch schon an den Scolices der Blase Nr. 2 in Drusen 
und waren diese Scolices weich, dem Zerfalle nahe. Man wird also 
ehmen dürfen, dass die Mehrzahl der Coenurusblasen an jener Stelle 
hrer Entwicklung und Brutbildung zeitig durch die Reaction der 
gebung unterdrückt worden oder selbst ganz abortiv geblieben sei 
Id der sparsamen Zahl oder selbst dem Mangel der Köpfchen, soweit 
lie Untersuchung ging, in einigen Geschwülsten wird man eine andere 
Be eutung nicht zuschreiben dürfen. Dass alle diese guten und aborti- 


sehr merkwürdiges Zusammenfinden, wenn an dieser einzigen, doch in 
jichts sehr specifischen Stelle, dicht aneinander gepresst sich eine Anzahl 
bryonen vom Darme ausgehend zusammengefunden hätten, und 
ir oder weniger gut zur Entwicklung gekommen wären, ohne dass 
| irgend einer anderen Stelle sich eine Infection verriethe. Auch hatte 
wenigstens die grosse Blase Nr. 1 eine Stelle, welche man für die Ab- 
narbung eines ursprünglichen Stieles halten oe Neben der oben 
 ausgesprochenen Meinung, dass bei Thieren, welche nicht Wiederkäuer 
| ind, der Goenurus im Gehirn zuweilen ausser Acht gelassen sein möge, 
bleibt bei der vermeintlichen Beschränkung der Einwanderung auf einen 
der wenige Embryonen auch bei Schafen mit Ausnahme in Experi- 
nenten, damit Verlegung der Gunst der Umstände in die Polycephalie, 
lierdings der Verdacht, es möge doch wohl andererseits bei Schafen 
er das Vorkommen an anderen Stellen als im Gehirne wegen der 
ereinzelung und zugleich wegen des Ueberwiegens der Gehirnsymptome 
nicht beachtet worden sein. 

r Die beiden Btossen, Blasen, heller Flüssigkeit g gefüllt, von ge- 


n Köpfchen messe ich mit 0,58 Mm., einen Saugnapf mit 0,21Mm., 
elben bei Coenurus cerebralis unter dem gleichen Mikroskop mit 
"und 0,22 Mm. Wenn dieser Unterschied auch nicht viel besagen 
ist doch wenigstens bei jener Form von grösseren Massen als 


. 4, ‚Mex. Pagenstecher, N 


n. ‚dieser nicht die Rede. Die Saugnäpfe, welche bei Coenurus | ; 
bralis etwas länglich sind, finde ich hier rund. Die aussen sichtbare 
 Einstülpungsstelle für das Kanfehen am Scolex ist länglich, zweilippig. 

Die Scolices sind auf der Blase Nr. 1 (Fig. 47) in geschlängelten Linie 
geordnet, welche von einem Pole auslaufen, in einiger Entfernung deut- 

lich querreihig werden und den Aequator kaum überschreiten; bei Nr.2 
sind diese Linien weniger deutlich, mehr in Haufen gedrängt, aber es 
wird doch auch eine Polgegend ganz frei gelassen. An der Blase Nr. 4 
zählte ich 210—-220 Köpfchen; Nr. 2 trug eher mehr. Die Bindege- 
webskapseln des Wohnthiers sind derber als im Hırne des Behalten, di 
Coenurusblase selbst ist zart. 

Die Eigenschaften der Theilung der Blase, der Anordnung des Sco 
lices, die genannten Grössen reichen nicht aus, diesen Coenurus von 
cerebralis abzusondern. Auch hat der vorliegende Goenurus wie jene 
117 7, meist 46 Paar Haken, das Paar immer aus einem grossen und 
einem kleinen Haken gebildet gerechnet, oder, wenn man so will, einen 
Kreis von A6 grossen, oder besser langwurzligen und einen Kreis von eben 
soviel kleinen oder kleinwurzligen Haken. Man findet wohl auch ein Paa 
unvollständig, dann die Gesammtzahl ungerade. Es bleiben, abgesehe 
von den gelegentlich genauer zu verfolgenden Eigenschaften des Taenier 
standes als Motiv für eine Absonderung die Eigenschaften der Haken 
Die Zeichnungen geben hierfür besseren Anhalt als die Angaben de Ri 
Maasse und die Beschreibungen. Die Haken messe ich nn 


| die grossen: die kleinen: 
bei Coenurus cerebralis mit 0,176 Mm. 0,0996 Mm. 
» Coenurus nov. spec. » 0,16i » 0,0926 » 


unter denselben Mikroskope und in demselben Präparate nach an 
gebenem Mikrometerwerth von Gunpzacn. Mit einem Mikroskope vo 
Berrar, dessen Mikrometerwerth ich für mich eorrigirt habe, maasse 
Herr Barrzer und ich für unsere Art folgende verschiedene Maasse : 


Be für grosse Haken: für kleine Haken: 
en 0,132 Mm. 0,093 Mm. 
r 0,131 » 0,094 » 
0,192 » 0.088 >» 
i 0,088 » 
0,088 » 
0,08% » 


Es bleibt hiernach kein Zweifel, dass die Haken unseres Coen 
(Fig. 20 u. 21) sehr deutlich in zwei Kategorien zerfallen, und dass 


ger als die Klinge, während er bei unserer Art sich zur Klinge in 
em Verhältniss von ziemlich 3 : 4 befindet. Wenn man so auf den 
ten Blick an der Wurzel der grossen Haken die beiden Arten unter- 
eidet, worauf wir die Probe gemacht haben, so ist ein zweites nicht 
niger gutes Merkmal durch die Gestalt des Zahnfortsatzes gegeben. 
ser ist bei unserer Art viel plumper und gerundeter und er erhebt 
ch am freien Ende deutlich in der Richtung gegen die Klinge auf- 
isond. Namentlich ist das bei den kurzen Haken markirt, so dass 
nach dem einen oder anderen Merkmal jeder einzelne lange dr kurze 
Haken diasnosticirt werden kann. Der Zahnfortsatz, indem er sich auf 
beiden Flächen über die des Hakens oder der Klinge sowie der Wurzel 
erhebt, ist auch in dieser Beziehung bei unserer Art viel plumper, knoi- 
- liger. Die Ausfüllung der Haken im ausgetrockneten, lufthaltigen Hohl- 
u raum ‚endlich geschieht vollständiger als bei C. cerebralis. Da die 
"Haken im Ganzen kleiner bleiben, kann das nicht identisch sein mit der 
“ grösseren Vollendung, welche die Haken des Goenurus cerebralis noch 
N; nach der Verfütterung erfahren. An einem Köpfchen der Blase II habe ich 
eine eigenthümliche Erscheinung beobachtet, welche vielleicht erklärt, 
was LinDemann sah. Hier schien eine co von 34 elcieh werben 
ken vorhanden zu sein (Fig. 22). Aber es kam dies dadurch, dass 
dı r grössere Theil des Wurzeliorisatzes der grossen Haken unahhinge 
e* Spitze und dem Zahnfortsaiz und ausser mit diesem 


5 stos8 Gekonmen, für solch nsosdere Wurzelstucke angesehen 
| m rin, kann beine Rede sein. 2 ne hiernach Be mit an- 


* 


18 a a B Älex. Pagenstecher, 3 


bralis unterscheidbare Coenurusart besteht, scheinen mir zugleich die # 
‚ Details meiner Untersuchung darauf zu deuten, dass die bis dahin bei @ 
Kaninchen, Hase, Eichhorn und dem Lemur gefundenen Formen mil 
unserer identisch seien, wobei wahrscheinlich Lemur, amerikanisches # 
Eichhorn und Myopctamus in zoologischen Gärten nebenbei von dem # 
Coenurus der Hasenfamilie mit infieirt wurden. Die Neigung zur Thei- | 
lung der Blase, zur reihenweisen Ordnung der Scolices von Knoten- | 
puncten aus, der Sitz in Muskeln oder Anlehnung an dieselben sind 
ehr oder weniger in den verschiedenen Wohnthieren hervorgetreien. 
Die genauere Beschreibung der Haken des Wurmes aus Kaninchen oder # 
Hase, welche bisher fehlt, wird die Entscheidung weiter zu fördern, } 
die Wiederholung der Züchtungsversuche die Diagnose zu vollenden # 
haben. Bis dahin stelle ich meinen Fund zu Coenurus serialis | 
Gervais. Wenn man nicht Coenurus und Echinococcus in eine Gattung 7 
vereinen will, wird es nützlich sein, für diese beiden Formen auch im % 
erwachsenen Stande die für die Blasenstände gegebenen Gattungsnamen 7 
beizubehalten, da man ja doch die Gattung Taenia in altem Sinne viel- | 
fach zu zerfällen vorgezogen hat. ; 

Mittheilungen über die Zeit, welche etwa die Wohnthiere der 
beiden hier beschriebenen Bandwürmer in Europa verweilten, um die ' 
daraus erwachsenden Wahrscheinlichkeiten mit zur Specificirung ver- | 
wenden zu können, habe ich ohne Erfolg erbeten. 


Heidelberg, im Juli 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel X. 


Fig. 1—145 Taenia critica Pag. Fig. 46—22 Coenurus Serialis Gerv. 
Fig. 4. Taenia critica Pag., in natürlicher Grösse. Hi 
Fig. 2. Kopf derseiben mit den Saugnäpfen, dem Wasserraum, a, und Anfang. 4 
der Proglottidenkette (bei 5 die ersten Spuren der MISCHEN, etwa 40 Mal 1 


| en 


v, en 0, Ovar. u, Biersäcke oder Hisrustaschen 
Fig. “ Eine a aus a Abschnitie des Wurms im natürlich 


rentia, e’e', deren a d.d, Vas p, männliche Geschlechtsöffnn 


mr 
90 e rales Ovar,, 0 0 Eisäcke 5; Samenansammlung 


ngmuskeln, Il, Bindegewebsstützgerüst. 
MM dieselben als Suspensorium ovarii, o, Ovarium, d, Vas deferens,v, Vagin2, 
h Tide und Einrichtung der Samenzellen und Hoden bei 150facher Ver- 


sser ng. tt, Hoden, ss, einzeln bezeichnete Samenzellen, ee, Vasa Blerenla, 
Re tien ui Auen C, ns 


9. iride Keimbläschen, etwa 500 Mal vergrössert. 
10, Ein Keimbläschen, ‚elwe 2000 Mal re &, Keimfleck. 


a Zwei reife, IN Proglottiden, in Kehietcher Grösse. 
44. Vier isolirte Eiersäcke. ««, die Hülle, früher Uterinwand, ee, die 


= ah erhaltene Blase (Nr, 4 des Textes) auspräparirt in natürlicher 


ag Poren der Coicnla un zeilige Mairix en olderais > 
>r ‚dd, Schläuche des Schlauchorgans, ee, Roseiten desselben, 
ssräume,, ER Coelomspalte, h, äussere Ringmuskeln, ;, Längsmuskeln, 


8 36% Geschlechtsorgane, etwa 60 Mal vergrössert. ss, Samenzellen, ce, Stütz- 


e er culum penis, p, Geschlechtsöffnung, vw, ‚ weibliche G Geschlechts-- 


e des Myopoltamus coypus in 


Rechtfertigung 


Dr. August Weismann, 
Professor in Freiburg im Breisgau. 


Im vierten Hefie des XXVlll. Bandes dieser Zeitschrift hat Herr 
Craus in Wien in einem Artikel»Zur Berichtigungund Abwehr« A 
sich gegen einige Worte zu verwahren gesucht, die ich in Bezug auf 
seine jüngst erschienene, damals nur in ihren Resultaten angekündigte % 
Arbeit über Polyphemiden geäussert hatte. Die Art, in welcher er dies " 4 
thut, nöthigt mich zu einer Erwiderung. 4 

Die incriminirien Worte sind enthalten im Vorwort zu meinen 
» Beiträgen zur Naturgeschichte der Daphnoiden«, Abhandlung U, N 
und IV und lauten folgendermassen : j 

» Im Interesse der Wissenschaft wäre es wohl zu wünschen gewesen, ) | 
dass meine und die Craus’sche Arbeit nacheinander, statt gleichzeitig‘ 
erschienen wären; indessen lag es nicht in meiner Macht, diese Coinci | 
denz zu verhindern, da ich von der Absicht des Herrn Craus, mir auf 
das gewählte Arbeitsfeld zu folgen, keine Kunde hatte. Herr Craus) 
allerdings wusste aus freundschaftlichen Briefen von mir seit langer Zeit, 
dass ich mit ausgedehnten Untersuchungen über Daphnoiden beschäftigt‘ 
war, und dass ich an der Veröffentlichung derselben arbeitete. Es be- 
greift sich indessen leicht, dass ihn dies nicht abhalten konnte, von dem 
gewiss: schon längst gehegten Plane abzustehen, seine alten Unter 
suchungen über Evadne nachzuuntersuchen, als er dadurch des Vor: 
theils verlustig gegangen wäre, Einiges von dem, was mir die Arbei 
inzwischen ergeben hatte, selbst zu finden und zuerst auszusprechen. 

Herr Craus liest in diesen Worten die Beschuldigung, als ob e 
»eine ihm vertrauensvoll gewährte Kenntniss« meiner Untersuchungs- 
- richtung dazu benutzt hätte, sich » auf das gleiche Arbeitsfeld zu werfen. 
und meinen Publicationen »durch vorläufige Mittheilungen zuvorzu- 
_ kommen «. . 

Ich constatire zuerst, dass Herr Craus mich vollkommen rich 
verstanden hat. Mein gewiss übermässig misstrauisches Gemüth ha 
sich wirklich etwa in dieser Art die Handlungsw eise des Herrn Colle 
zurecht gelegt. | IN 

Wenn ich übrigens der "Missstimmung über dieses vermeintli 


| 
| 
| 
| 


in ‚einigen Worten Luft machte, so muss ich doch ausdrück- 
b merken, dass es sich dabei in keiner Weise etwa um Geliend- 
ıen von Prioritätsansprüchen handelte. Es kann mir sowenig, als 
ndjemand einfallen, ein Monopol auf irgend ein wissenschaftliches 
hema zu DS epitiaen und von Seiten des Rechtes war gegen 
ren Craus Verfahren Nichts zu sagen. Dasselbe erschien mir nur wenig 
eundschaftlich, ja gewissermassen illoyal — daher jene Bemerkung! 
Aus der »Abwehr und Berichtigung« erfährt nun die Welt — und 
h mit ihr — dass ich mich vollständig geirrt habe, dass meine » ver- 
ichtigende Aeusserung rein vom Zaun gebrochen« war und rein in 
iner Einbildung beruhte. 


avi« anzustimmen. Ehe dies indessen geschehen kann, muss ich 
| — um nicht in gar zu schlechtem Lichte zu erscheinen — auf 
inige kleine Irrthümer aufmerksam machen, welche Herrn Craus in 
ı Bestreben, seine bona fides zu erweisen, mit untergelaufen sind. 
icht erscheint danach mein Vergehen, seine Handlungen so sehr 
h ausgelegt zu haben, in etwas milderem Lichte. 


Voraussetzungen 
in dass ich als der Erste von uns beiden das Feld der 


ı. Heir CGraus Bich sed im Dunkeln darüber 
i dass auch er dieses Thema speciell behandeln wollte. 
Alle drei Puncte werden von Herrn Crivs bestritten. 

‚Ad ee un a meine a als sei er »mir auf das 


he betrachten. Nun weiss ich Ss dass sich Herr Craus bei 


Een een gelegentlich auch einmal über 


or F Hichsung ZU - wie ich es eh kobe 
t bekannt, dass die kleine Gruppe der Daphnoiden von 


ffliche ‚Arbeit Levnie’s (1860) war in viraltchen.d anatomischer 
‚so tief in den relativ leicht verständlichen Körper dieser durch- 


% Rechtlertigung. en 495 


' So scheint mir denn nichts anderes übrig zu bleiben, als ein »pater 


Der Vorwurf, kdien ich Herrn Caus gemacht hatte, berubte auf 


langen Reihe von Forschern behandelt worden ist; besonders die 


SEE TIL 


mehr, als acht Jahre später P. E. Mürıer den einzigen dunklen Punet i in 


erschöpftes, dessen Bearbeitung sich nicht mehr lohne‘!). 


nach so gründlichen, mit reichen Ergebnissen verbundenen Studien 


erlaubt hat, in seiner » Abwehr« arunucken, lassen darüber keinen 


‚ Thierchen noch so viel Neues... .. ‚zu entdecken gewesen wäre«, u 


verwandter Crustaceen. Diese Zeitschrift Bd. XXVH. 


196 0 August Weismann,. 


akt Thiere eingedrungen, dass man wohl ee musste, ie | 


Grenze unseres Erkennens sei hier vorläufig erreicht, und dies um so 1 


Leyoie's Darstellung, die Eibildung, ebenfalls klar legte. So kam es, 
dass sich die Ansicht fesisetzte, als sei das Thema der Daphnoiden ein 


Einen Umschwung in dieser Anschauung hat wohl zuerst meine 
Abhandlung über Leptodora (187%) hervorgerufen, und Herr Craus hat 
wohl nur vergessen, dasser selbst sich ganz in diesem Sinne 
seiner Zeit ausgesprochen hat. Seine im Sommer 1876 er- 
schienene Abhandlung?) beginnt mit den Worten: » Bekanntlich hat der | 
Organismus der Gladoceren ..... . in Leypie’s umfassender Monographie | 
eine eingehende und vortreffliche Bearbeitung erfahren. Indessen auch 


j\ 


3 

a 

1 

1 

1 

| 

| 

4 
bleibt eine Nachlese zu halten, und der Nachfolger, der es unternimmt, 1 
diese für mikroskopische Forschung so ausgezeichneten Objecte von A 
Neuem einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen, wird nicht nur manche ’ 
Lücke auszufüllen . .... haben, sondern auch noch zu neuen und frucht- " 
baren Gesichispuncten Anregung finden. Schon Weismann’sSchrift | 
über Leptodora hat die Wahrheit dieser Behauptung be-? 
wiesen, die wie ich hoffe auch durch die nachfolgenden, vornehmlich” 
auf die Gattung Daphnia bezüglichen Mittheilungen bestätigt wird «. a 
Danach muss also doch wohl ich zuerst das » Arbeitsfeld« der Daph-” 
noiden als eines Specialthemas betreten haben und der Ausdruck, dass 
Herr GLaus mir auf das gewählte Arbeitsfeld gefolgt sei, 
hat demnach seine volle Ric RIBhe Damit ist also der erste” 
Punct erledigt. y 
Der zweite ist dieser: wusste Herr CLausdavon, dassich) 
seit Jahren mit ausgedehnten Studien über Daphnoiden 
beschäftigt war, und dass ich an der Veröffentlichung 
derselben ar erlekea und wusste er dies aus »freund- 
schaftlichen Briefen« von mir selbst? 
Ich denke, die Stellen aus meinen Briefen, welche Herr Erans sich 


Zweifel. So war derselbe z. B. durch meinen Brief vom 8. Januar 1876 
vollkommen genau darüber orientirt, dass drei weitere ee 


über Daphnoiden bis zu Ende des Jahres erscheinen würden und wenn 
4) Zum Beleg, dass dies thatsächlich die Anschauung auch der competentest 
Beurtheiler war, möge hier die Stelle aus einem Briefe Herrn Fritz MürLLer's folge 


in welcher er mir auf die Zusendung meiner Daphnoidenarbeiten antwortet: »I 
hätte nie geglaubt, dass bei diesen so gemeinen und so unendlich oft untersuc 


'2) Zur Kenntniss der Organisation und des feinern Baues der Daphniden 


Rechtfertigung, ne 197 


jetzt inmphirend ausruft, »der Polyphemiden wird, wie man 
ht, in den Briefen Ehe apt keiner Erwähnung ihn so rechnet, 
dabei doch allzusehr auf die Flüchtigkeit seiner Leser; denn es heisst 
in meinem Brief ausdrücklich: »jetzt habe ich die Absicht, mir 
in Neapel die Meeresdaphniden anzusehen.« Jedermann 
weiss aber, dass es im Meere keine anderen Daphniden 
ebt, als Polyphemiden!)! Herr CGraus konnte also ganz wohl 
"wissen, dass die Polyphemiden mit in den Kreis meiner Untersuchungen 
zogen werden sollten. | 

- Der dritte Punct, auf welchen sich mein so sehr ungegründeter 
Verdacht stützte, war der, dass Herr Craus, obwohl er auf vertrau- 
ichem Wege über meine Arbeitsrichtung Kenntniss erhalten hatte, 
loch seinerseits es für überflüssig hielt, mir von seiner beabsichtigten 
 Concurrenz Mittheilung zu machen, während er mich doch über seine 
‚andern Arbeiten auf dem Laufenden erhielt. Jeizi scheint zwar Herr 
Cravs zu glauben, er habe dies gethan wenn er sagt: »schon damals 
(187%) unterliess ich es nichi Herrn Wrismann mitzutheilen, dass ich 
" mich mit Daphniden beschäftigte und auch Beobachtungen uber den Ge- 
-  schlechtsapparat derselben (Sida) gemacht habe.« In der That schrieb 
mir damals Herr Cıaus, dass er auch einige Beobachtungen an Daph- 
 niden bei Gelegenheit seiner morphologischen Studien über Crustaceen 
"gemacht habe und specieller, dass er bei Sida denselben Modus der 
Eibildung entdeckt habe, den ich von Leptodora beschrieben hätte, d.h. 
die Bildung des Eies aus einer Gruppe von vier Zellen. 

- Ich erwiderte ihm darauf, dass ich dies auch gesehen hätte, dass 
es aber durch P. E. Mürzer bereits bekannt sei. Das ist Alles, was mir 
Herr Craus von seiner Absicht, über Daphnoiden zu arbeiten, mit- 
theilte. Man wird mir zugeben, dass ich daraus kaum überhaupt nur 
diese Absicht erkennen konnte; denn man publicirt bekanntlich. nieht 
jede Beobachtung, die man gemacht hat, besonders aber dann nicht, 
wenn sie bereits bekannt ist. Noch viel weniger konnte ich daraus er- 
sehen, dass Herr Craus in den Herbstferien 1876 eine ganz neue Arbeit 
Ar rPolyphemiden beginnen würde. 

en wäre denn auch der dritte Punct u es wird viel- | 


\r} % den europäischen Meeren sind es nur die beiden Gattungen Podon und 
adne ; die BEE ION). Penilia (Sidine) kommt natürlich hier nicht in Betracht. 


198 August Weismann, a ee 


erschöpften Thema doch noch manches Interessante zu-finden sei; er. 
hatte auch wohl meine Briefe wieder vergessen und einfach nicht daran 
‚gedacht, das Tuben. eigner specieller Daphnidenstudien mir ebenfalls 
itheilon. | 
Um schliesslich meine Beichte vollständig zu machen, so war es 
auch sehr ungerechtfertigt, aus der ungemeinen Raschheit, mit der diese 
ganze Polyphemidenarbeit ausgeführt (im Laufe der Herbstferien!) und 
publieirt wurde, auf die Absicht zu schliessen, meinen Publicationen 
. zuvorzukommen. Zwar wussie Herr Craus, dass meine Veröffentlichun- 
gen gegen Ende des Jahres bevorstanden (siehe sein Citat aus meinen 
 Privaibriefen!), auch giebt er seibst an, dass seine Polyphemidenarbeit 
bereits am 26. October, als doch wohl, wie ich angenommen hatle, un- 
mittelbar nach seiner Rückkehr nach Wien, fix und fertig der Academie 
vorgelegt wurde, aber wie gänzlich ungerechtfertigt war es doch, aus 
dieser Raschheit des Vorgehens auf solche Motive zu schliessen! 

Es wird eben Herrn Craus Gewohnheit sein, so rasch zu arbeiten, 
im Gegensatz zu meinen »so lange sich Kereösernsn Publicationen ! 
Denn dass es beider Herstellung dieser Polyphemiden- 
abhandlungwirklich etwas eilighergegangensein muss, 
davon kann man sich bei aufmerksamer Lectüre derselben leicht über- 
zeugen. Herr Graus scheint sich auch selbst dessen bewusst zu sein, 
wenn er jetzt in seiner »Abwehr« einfliessen lässt, dass er zwar die 
Uniersuchung des Geschlechtsapparates nicht hätte ausschliessen kön- 
nen, indessen gerade auf dieses Gapitel den geringsten 
Theilder Zeitverwandt habe, weilersich eben dachte!), 
dass das Detailschon von Herrn Weısmann besorgt wer- 
den würde.«e Wenn er nun aber auch grossmüthig genug war, nur 
in soweit auf das von mir erwählte Gebiet überzugreifen, »als es 
sich um fundamentale Beobachtungen handelte«, und das 
»Detail« mir zu überlassen, so hätte er sich doch beim Legen 
der Fundamente als solideren Baumeister zeigen sollen! 

Bei einem Aufenthalt in Neapel im Frühling dieses Jahres nahm ich 
Gelegenheit, auch die Meeresdaphniden etwas zu studiren. Hauptsäch- 
lich war es mir darum zu thun, die merkwürdige Modification des 
Nährbodens kennen zu lernen, welche Craus für Eyadne und Podon 
beschrieben hat. Während nätnlich bei den Süsswasserpolyphe- 
miden die Hypodermis des Rückens, soweit sie den Boden des Brut- 
raumes bildet, sich zu einem Brise Organ umgebildet hat, welches 
das nahrungsreiche Fruchtwasser ausscheidet,, soll bei Ehudne und 


BES a a a Te Ba ee Ya a he aan oh ee 


1) Wie kam el der Herr College Huf diesen Gedanken, da er doch die Stelle a 
in meinen Briefen ganz übersehen hatte, welche von meiner Ahsicht handelt. mich. 
zut dem Studium der Folyphemiden zu belassen? 


3 en 


. Reortigung erree 


wear elürlich sehr a a diese höcheid Potenz eines 


te meinen Augen nicht und untersuchte wieder und wieder neue 
plare trächtiger Weibchen; aber in welchem Stadium ich sie auch 
ersuichte , es zeigte sich an Nährboden! Nicht etwa blos an 
| Decke des Bruisäackes fehlten die von Craus ange- 
benen und gezeichneten »Nährzelleu«, sondern auch 
Boden, also da, wo sie bei den Süsswasserpolyphemiden that- 
‚lich vorhanden sind. Ich fand die Wand des Brutsacks überall sehr 
n, aus einer sehr feinen Cuticula und zwar grossen, aber platten, 
serst dünnen, nur seiten kissenartig vorspringenden Hypodermis- 
n gebildet, die sich von den “Zellen, wie sie an irgend einer andern 
elle der Haut vorkommen, weder in Grösse noch Form irgendwie 
tlich unterschieden. Shan aus dem blossen Ansehen dieser 
Ilen darf geschlossen werden, dass dieselben hier gar keine 
itritive Bedeutung en: bewiesen aber wird dies 
inch die chemische Beschaffenheit des Fruchtwassers. 
irendsich diesesnämlich bei Polyphemus und Bytho- 
ephes — wie ich früher gezeigt habe!) — bei Zusatz von Os- 
msäure schwarz färbt, nimmt das Fruchtwasser von 
adneund Podon durchaus keine Färbungan, und ver- 
ilt: ich daringanzso wie dasumgebende Blut. 

Es kommt also bei den Meeresdaphnoiden nicht nur die von Craus 
zugeschriebene höchst potenzirte Form des Nährbodens nicht 
‘sondern sie besitzen überhaupt keinen Nährboden. 
'orauf beruhen nun aber die irrigen Angaben des so erfahrenen 
staceenforschers ? Auf einer einfachen Verwechselung der Sommer- 
der Wintereibildung! Bei den Weibchen, welche Wintereier im 
um entwickeln, schwellen die Wandungszellen des Bruisacks in 
h | ganz so an, wie es Cıaus beschreibt und abbildet ; nicht aber, 
Ba Nahrorgan zu IUnsHon ieh. sondern um eine Schalendrüse 


In und mit einer derben Schale zu a Ganz 
Bi ee ‚vor. Hätte Herr Craus sich ewwas mehr Zeit 


iocl re einen Punct muss ich mich rechtfertigen! Wenn ich 
i öglich auf alle die schönen Dinge antworten kann, welche mir 
Bes chichle der BE RONDER. Abhandlung I, 


200 ee August Weismann, Ä , ne a 


Herr Crsus in seiner »Abwehr« sagt, so kann ich doch.einen Vorwurf Ei 
nicht mit Stillschweigen übergehen: den der Unwahrheit. Herr 
Craus scheint für die Schwere desselben wenig Gefühl zu haben, sonst 
: würde er nicht so leichtsinnig damit umgehen. 
Ä Ich hatte getadelt, dass Herr Craus in seiner Abhandlung !) von der 
grundlegenden Arbeit P. E. Mürter’s über Eibildung?) der Daphnoiden 
keine Einsicht genommen hatte, obgleich er dieselbe öfters eitirt. Herr 
Craus nennt dies nun einen »unwahren Vorwurf«; mit viel Geschick 
weiss er einige Sätze aus meinen Privatbriefen in seinem Interesse aus- 
zubeuien. ich hatte manche Zeit verlorenin dem Bemühen, Dänisch blos 
mit dem Wörterbuch zu verstehen und nun im ersten Verdruss darüber, 
an Herrn Craus geschrieben, »wir sollten uns dahin vereinigen alle Ar- 
beiten vollständig zu ignoriren « -— »die nicht in den vier alten Gultur- 3 
sprachen Europa’s oder in Latein geschrieben sind.« Triumphirend 4 
ruft nun Herr Craus aus: vund Angesichtseinersolchen Aeus- 
serung macht Herr Weısmann in seiner Abhandlung 
pag. 97 mir den unwahren Vorwurf des bewussten Igno- 
rirens der Mürzer’schen Arbeit!« Natürlich, diese Arbeit war 7 
ja in der Meinung des Herrn Craus blos dänisch geschrieben! Wie 4 
konnte ich verlangen, dass er ihren Inhalt kenne! ; 

Nun! ich meinte damals diesen Vorwurf nur in dem Sinne, dass 
Herr CrLaus die Fundamentalsätze der Mürrer’schen Resultate nicht 
gekannt und keine Rücksicht auf sie genommen hätte, undzwarauch % 
da:nicht, wo es für ihn von Vortbeil gewesen wäre, wo 
seine eignen Beobachtungen dadurch an Bedeutung ge: 4 
wonnenhaben würden). Aus dem eben citirten Triumphruf er-# 
sehe ich aber jetzt, dass Herr Graus die Mürrer’sche Arbei ; 


4) »Zur Kenntniss der Organisation« etc. I. 
3) Bidrag til Cladocerners Fortplantingshisterie. Naturhistorisk Tidskrift 1868. 
3) Der Satz Nr. 14 von MüLtzr’s »Repetitio brevis« lautet z. B.: »In speciebu 
' guibusdam (Polypheminae, Moina) ova aestiva alio modo, nondum satise 
plorato finguntur; ex una modo cellula verisimile est ea exoriri«. MÜLLER] 
glaubte also, dass bei den Poiy 'phemiden und bei Moina das Ei nicht aus einer” 
vierzelligen Eigruppe nvonhe wie bei allen übrigen Daphneiden, sondern aus? 
je einer einzigen Zelle. Herr CrAus hat nun in Seiner Schrift »Zur Kenntniss der” 
Organisation ete. « auch die Eibildung von Moina geschildert, bei welcher ganz’ 
ebensolche vierzellige Eigruppen vorhanden sind, wie bei den übrigen Daphnoiden, 
er widerlegt also die MüLter'sche (a priori durchaus nicht unwahrscheinliche) Ver- 
muthung, ohne ihrer aber mit einem einzigen Worte Erwähnung zu 
thun! Ja noch mehr, er behandelt Moina geradezu als Paradigma für die Eibil- 
dung sämmtlicher Daphnoiden! Würde er dies wohl getihan haben, wenn ei 
Mörı ERS irrige Vermuthung gekannt hätte? Er könnte nun allerdings geltend 
wachen, dass ich selbst bereits die Mittheilung gemacht hatte, dass die E 
bei sämmtlichen Daphnoiden aus Zellgruppen entstehen, auch 
denjenigen Gattungen, für welche Mürer eine andere Bildung 
weise vermuthete. Die beirefiende Schrift aber (Zur Naturgeschichte der Dap. 
niden I) muss wohl Herr CLAvs damals noch nicht gekannt haben, da er ihre 
keiner Silbe erwähnt, obgleich sie zwei Monate vor der seinigen im Buchhand 
Schienen und von mir selbst ihm zugeschickt worden war. 


Rechtfertigung. ne 301 


überhaupt nicht angesehen hat, denn die gesammiten 
Resultate, zu welchen MüLrzr gelangte, sind in lateini- 
scher Spr Hehe ineinerAusdehnungvon acht Dimekse ten, 
; also sehr ausführlich als»Repetitio brevis«seiner däni- 
"schen Abhandlungangefügt. Wenn Herr Craus die Abhandlung 
"angesehen hälte, so könnte er diese lateinische »Repetitio« nicht 
- vergessen haben, da er aus ihr allein den Inhalt der Arbeit 
kennenlernenkonnte! 

\ Wenn also hier von »Unwahrheit« gesprochen werden darf, so 
\ liegt dieselbe jedenfalls nicht auf meiner Seite! 

Bei der Publicirung aus meinen Privatbriefen war es meinem 
Gegner aber überhaupt wohl weniger darum zu ihun, Beweise gegen 
i mich aufzubringen, als vielmehr, mir etwas recht Unaneenehmes anzu- 
 thun! Glücklicherweise tragen die citirten Stellen deutlich den Stempel 

der augenblicklichen Stimmung; da sie indessen ein sehr wichtiges und 
_ dabei heikles Thema berühren, so möchte ich darüber nicht missver- 
"standen sein und füge deshalb noch einige Worte hinzu. Sie berühren 
die Frage, ob in Zukunft in allen, oder nur in einigen 
wenigen, bestimmten Sprachen publieirt werden soll. 
Die rasch hingeworfenen und wie im Privatgespräch nicht lange abge- 
wogenen Worte des Briefes geben meine Meinung nur unvollkommen 
_ wieder. Ich halte es allerdings für die unumgängliche Grundlage eines 
_ weiteren, gemeinsamen Zusammenarbeitens der Völker an dem Bau 
der "Wissenschaft, dass nur in wenigen Sprachen publicirt werde. 
Das hat ıman ja in früheren Zeiten. (een) schon als höchst wünschens- 
_ werth erkannt und in dem Maasse, als neue Völker ın den Kreis der 
wissenschaftlich productiven hereintreten, wird eine solche Beschrän- 
kung um so nothwendiger. Sie wird auch kommen, weil man 
einsehen wird, dass es auf die bisherige Weise nicht 
ortgehen kann. Aber es wäre verkehrt und thöricht zugleich, 
wollte von irgend einer Seite ein Zwang ausgeübt werden. Er würde 
as Gegentiheil von dem bewirken, was man wünschen muss. Die 
che darf nicht etwa vom Standpuncte der Nationalitätsfrage betrachtet 
verden, sondern allein von dem höheren der allgemeinen Menschen- 
‚bildung! Nicht ein Unterdrücken der kleineren Nationalitäten durch die 
grösseren soll erreicht werden , sondern ein freiwilliger Verzicht aller 
‚der Völker auf den Gebrauch der eigenen Sprache auf wissenschaft- 
iebem ‚Gebiet, deren Sprache entweder keine weite Verbreitung oder 
ch noch keine grosse wissenschaftliche Literatur hat. 
" Das involvirt ein et für N und oh a; ‚less, ‚aber 


au2., 0 August Weismann, Rechtfertigung, 


"Anfänge vorhanden sind, weildaseigenelnteressederArh ei 
tenden eserheischt. | | 

Es kann aber auch gebracht werden, ohne Schädigung des natio- 
nalen Interesses. Gerade eine kleine Nation, wie z. B. die dänische. 
die eine so grosse Zahl ausgezeichneter Naturforscher und eine rela- 
tiv so bedeutungsvolie Literatur besitzt, wird wahrlich an Gewicht 
nicht verlieren, sondern vielmehr zweifellos erheblich gewinnen, wenn 
sie nicht mehr in der eigenen Sprache, sondern in deutsch, englisch 
oder französisch publieirt. Auch bisher verdankte sie ihren wissen- 
schaftlichen Ruhm nicht den dänisch geschriebenen Abhandlungen, ' 
sondern den Uebersetzungen oder Auszügen, welche davon gemacht | 
wurden, und die Wirkung ihrer Arbeiten würde sicherlich noch eine 
viel reichere gewesen sein, wenn dieselben steis in allgemein ver- 
standener Sprache von Susrihaksin gedruckt worden wären. 

Wenn in meinen Briefen in Bezug auf den dänischen Haupt- 
texi der Mürzer'schen Daphnidenarbeit zu lesen steht: »Was nützt es, 
‘wenn Einer in chinesischer Sprache neue Thatsachen veröffentlicht? 
und ist das Dänische für uns viel verständlicher, als Chinesisch?« so 7 
ist das zwar sehr drastisch und übertrieben ausgedrückt, aber die | 
Grundidee ist doch vollkommen richig. Obgleich das Deutsche dem 4 
Dänischen so nahe verwandt ist, ist ein Deutscher doch nicht im Stande, | | 
Dänisch zu lesen, ohne diese Sprache förmlich erlernt zu haben. Da 3 | 
aber das menschliche Gehirn, wie Alles in der Welt, nur ein bestimmtes | 
Maass von Leistungsfähigkeit besitzt, so wird auch das Erlernen einer ' / 
jeden, selbst einer relativ leichten Sprache nothwendig eine Beschrän- A 
kung des Wissens oder Erlernens auf anderer Seite zur Folge haben, j 
und wenn unsere Nachkommen zwanzig Sprachen erlernen müssten, A 
um in irgend einer der Naturwissenschaften arbeiten zu können, so M 
würde die nothwendige Folge eine Beschränkung ihrer geistigen Lei- 4 | 
stungsfähigkeit auf dem Gebiete ihrer eigentlichen Thätigkeit sein. ® 
Heute schon ist es nur für Sprachgenies möglich, ohne Benachtheiligung ’ | 
ihrer sonstigen Leistungen alle Sprachen zu erlernen, in denen publieirt # 
wird; später würde es auch für diese nicht mehr möztiah sein. N 

mi sei genug gesagi zu meiner Rechtfertigung! Die Thatsachen # 
liegen vor, Jeder, dem es der Mühe werth scheint, kann sich darau 
‘seine Ansicht bilden. 


Freiburgi. Br., September 41877. 


Mit dieser »Rechtfertigung« sehen die Herausgeber der Zeitschrift die Streit- 
frage, soweit sie persönliche Verhältnisse betrifft, als abgeschlossen an. Die Red. | 


Notiz über die Commissur zwischen den beiden Ganglia stellata 
- der Gephalopoda Octepoda. 


Ven 


Dr, Georg Pfeifer in Berlin. 


Bei einer von Herrn O. Mantey und mir im vorigen Jahre angestell- 
ien Untersuchung des Nervensystems der Gattungen Octopus und Bie- 
i ‚ don2 gelang es uns, die Commissur zwischen den beiden Gg. stellata 
4 linden. Da Herr Mantzy schon am Anfang dieses Jahres Europa 
verlassen hat, und wohl kaum sobald wieder die angefangenen Ünter- 
suchungen aufnehmen wird, ich dagegen mich in der letzten Zeit ein- 
gehend mit‘ dem Nervensystem der Gephalopoden beschäftigt habe, so 
‚erfordert es die Rücksicht auf den abwesenden Freund, dass ich diesen 
Theil der Untersuchungen, an dem ihm sogar das grössere Verdienst 
gebührt, jetzt, nachdem ich an noch mehreren Arten der beiden Gat- 
tungen die Allgemeinheit der Commissur bestätigt gefunden habe, 
' veröffentliche. 
m Da das vortreffliche Buch von Iazrıns 1) die gesammte einschlägige 
; Literatur berücksichtigt, so knüpfe ich sogleich an dasselbe an. Inzrıng 
sagt p. 255: »Eine Commissur zwischen den beiden Gg. siellata exi- 
stirt (bei Octopoden) nicht, wenigstens habe ich troiz besonderer auf 
diesen Punct gerichteter Beishune gen keine Spur davon entdecken 
können« und p. 259: »Eine Commissur zwischen beiden Mantelganglien 
‚existirt (bei Octopoden) nirgends «. | 
Inwiefern diese von Mantey und mir gefundene Nervenverbindung 
er bei Ommastrephes, Sepia und Loligo g gefundenen analog ist, vermag 
wohl heutigen Tages noch Niemand endgültig zu entscheiden. Ich be- 
gnüge mich mit der Beschreibung dieser Nervenverbindung und der 
| leitung, sie zu präpariren. 


) Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie der Mollusken. 
zig 4876. 


Wenn man den Mantel vorn der Tnge nal aulsehneiler lid aus- Y 
Fr en einanderlegt, so bemerkt man, dass die Kieme erstens oben eine Strecke 
ee weit mit dem Maniel wachen ist, zweitens unten durch ein Muse ’ 
band sich mit diesem verbindet. Trägt: man jetzt das Bindegewebe, 
welches die muskulöse Leiste neben der oberen Anwachsstelle der 
Kiemen bedeckt, ab, so gewahrt man einen starken Nerven, der sich 
leicht bis zum Ganglion stellatum verfolgen lässt. Andrerseits zieht sich 
derseibe jene Leiste entlang nach unten und wendet sich gerade durch ° 
den Winkel, welchen das oben erwähnte untere Muskelband mit dem ° 
Mantel bildet, nach der Mittellinie des letzteren zu. Präparirt man jetzt 
die Nerven beider Seiten zugleich, damit der Eingeweidesack sich von * 
beiden Seiten her gleichmässig lockere und das Operationsfeld nicht zu 3 
sehr einenge, so findet man, dass sich beide Nerven gerade in der ” 
Medianen vom Rücken des Eingeweidesackes treffen. Von dieser Stelle ’ 
‚entspringt ein Nerv, der sich an din Wand des Eingeweidesackes i 
wendet. | \ 
Man ersieht schon aus der Beschreibung, dass diese Nervenverbin- 4 
dung ausserordentlich lang ist im Vergleich zu der bei den Decapoden > 
gefundenen, und der Umstand, dass sie bisher Niemand gefunden hat,’ 
beruht wohl weniger auf der a der Präparation, als viel- 
‚mehr darauf, dass man die Nervenverbindung an einer ganz andern Sielle 
suchte, und dass man glaubte, die vom G. stellatum in den Mantel ver- ® 
laufenden Nerven seien ungefähr gleichwerthig, weshalb man sich di 
Präparation eines jeden einzelnen ersparen könne. | j 
Zum Schluss sei es mir vergönnt, Herrn Professor E. von MARTENS 
für die freundliche Ueberweisung des kostbaren Materiales hier meinen 
Dank öffentlich auszusprechen. 1 


Berlin, den 13. October 1877 


ge: zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten 
Organismen. 


Ber | $ : | B 


Von 


0. Bütschli, 


Docent am Polytechnikum zu Carlsruhe. 
Mit Tafel XI—XV, 
a Vorwort. 


Wesen in den feenden Zeilen zu veröffentlichen, so bin 
\ ‚wohl bewusst , dass ich mit meinen Untersuchungen dieser 
bis jetzt Ark in vieler Hinsicht die einigermassen 
verthe Vollständigkeit nicht erreicht habe. Namentlich ist 


i e dkung guter Resultate auf ae Gebiet ebenso seh 
Gunst des Zufalls als von der Geschicklichkeit und Aus- 
En a ist. Ausserdem habe ich bis jez, 


here erschien, sich area eine ) genauere Kenntniss | 
Jebersicht der verschiedenen Formen zu A und 


14 


n ah es wage, , die Resultate von Studien über die flagellaten- 


se ek 


lungsgeschichte zu schreiten. Ich hoffe a a erstehen 
Untersuchungen auch in dem in vieler Bere noch lückenhafte 
Gewande, in dem sie zu erscheinen gezwungen sind, dennoch vielleich 5 
zur besseren Erkenntniss der sogenannten Heel Wesen i 
einiges beitragen möchten, indem ihre Publication mir zugleich eine 
Zusammenfassung und Uebersicht des bis jetzt Ermittelten gestattet, 
und so die Richtung, welche fortzusetzende Forschungen einzuschlage 
haben, bezeichnen hilft. Auch möchte vielleicht das Interesse an diese 
| hal resaniet und sehr vernachlässigten Organismen hierdurch etwa 
belebt werden. 

‘Wie sehr unsere Flagellaten vernachlässigt worden sind, und es 
auch heutzutage noch werden, geht schon hinreichend aus einem Blic S 
in die besten zoologischen Tehsbanher unsrer Zeit hervor!), wo vom 
vielen sehr interessanten und merkwürdigen hierher zu stellenden 
Formen kaum etwas bemerkt wird. 4 

Zum Theil war dies durch die zweifelhafte Natur der von dem 
älteren Untersuchern beschriebenen mannigfaltigen Formen gerech 
fertigt, zum Theil jedoch wohl auch sicht; denn durch die Unter- 
suchungen STEIN’S, ÜLAPAREDE und LACHMANN’S, ÜARTER'S und namentlich 
die trefflichen Beobachtungen von Jımzs CLark waren denn doch eine 
ziemliche Zahl von Formen festgestellt, welche hinsichtlich ihrer Ers 
nährung unzweifelhaft mit eben demseiben Recht zu den thierischen 
Urganismen gezogen werden mussten, als dies von jeher mit den cilia 
Infusorien der Fall gewesen war. 

Die Slagellatenartigen Organismen sind eben unstreitig, wenn 
die Beziehungen des Thier- und Pflanzenreichs zu ermitteln gilt, 
. merkwürdigsten und bezeichnendsten Wesen. Der alte Streit über ih 
 thierische oder pflanzliche Natur hat nie ein Ende gefunden, und kat 
eben der Natur der Sache nach auch eigentlich keines finden, we 
man verlangt, ‘dass derselbe irgend wie eine scharfe Unterscheidung 
zwischen thierischen und pflanzlichen Geschöpfen herbeiführen so j 
Durch die in unseren Tagen in den Vordergrund gerückte, schärfe 
' Betonung der rein morphologischen Betrachtung der Organismen sit 
wir auch vollständig vorbereitet, hier, in jenen tiefsten Regionen 
Lebens überhaupt, die beiden physiologischen Richtungen, in w 
sich das Leben auf unserer Erdoberfläche gespalten hat, in friedlieh 
Verein und in demselben morphologischen Gewande nebeneinander 
zutreffen. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, dass wir hier unter 
flagellatenartigen Organismen dicht nebeneinander solche finden 


4) Vergl. z. B. Cravs, Lehrbuch der Zoologie, 3. Auflage. 


Beiträge zur Keuntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 207 
rch ihre physiologischen Leistungen: durch Aufnahme geformter 


grosse Beweglichkeit, während der längeren Perioden ihres Lebens, die 
ur durch verhältnissmässig kurze Ruhepausen unterbrochen sind), 
ich den ihierischen Organismen näher anschliessen; während hingegen 


nächste Verbindung mit jenen ersigenannten zu bringen haben, sich 
ihren Ernährungs- und zum Theil wohl auch Fortpflanzungsverhält- 
nissen nach, als pflanzenähnlichere Wesen herausstellen. Ich habe da- 
her auch vorerst von einer scharfen Sonderung nach diesen beiden 
‚physiologischen Richtungen bei der Anordung der in den nachfolgen- 
den Zeilen zu beschreibenden Fiagellaten abgesehen, indem ich es über- 
haupt bis jetzt noch für zweifelhaft halte, ob sich, a rushenl diesen 
beiden physiologischen Thätigkeitsäusserungen, auch morphologische 
"Reihen aufstellen lassen werden, oder ob nicht vielmehr die Glieder 
einer und derselben morphologischen Reihe bald mehr nach der einen 


bald mehr nach der andern Richtung sich entwickelt haben. Zur Ent- 


By 


- niss dieser Organismen noch zu aphoristisch. 


‚Aber auch das Studium der Flagellaten von mehr pflanzlichem 


‚Character muss für den Zoologen von hohem Interesse sein. Formen 


manche sonstigen Verhältnisse sie dem Pflanzenreich sehr nähern, den- 
och für die Betrachtung der Entwicklungsvorgänge im Thierreich das 


la oeniiget Bench, ist die ee der ee oder 


nd Be wieder auftaucht 2), die Metazoön von höheren ciliaten 


Be v. Iuerıns, Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phyle- 
er Mollusken. Leipzig 1876, in der Einleitung. 


a 


andre, die wir ihrer morphologischen Erscheinung nach in die 


scheidung dieser Frage ist jedoch, wie ich glaube, unsre heutige Kennt- 


wie Volvox und ähnliche haben, auch wenn ihre Ernährungsweise und 


öchste Interesse. In Anbetracht unsrer heutigen Kenntnisse der flagel- 


‚mie und Embryologie im Widerspruch steht, jedoch dennoch heut- 


Mi Batch, a. a Bi I ) 


Rhizopoden, A ja, wie bekannt, bei en Fortpflanzungserscheinunge 
häufig in flagellatenartiger Gestalt auftreten, während andrerseits 
‚Nlagellatenartige Wesen zeitweise in chizepodsunr en Form leben, un 
_ wir auch geradezu Uebergangsformen zwischen beiden kennen, welche 

den rhizopodenähnlichen Bau mit dem Besitz einer Geissel vereinigen, 
wie ich denn auch in diesen Beiträgen Gelegenheit haben werde, einen 
derartigen Organismus näher zu beschreiben. ni 
ee. So mögen denn diese Beiträge in ihrer Anden noch sehr 
| unvolikommenen Gestalt erscheinen, indem ich mich der Hoffnung hin- 
os gebe, dass es mir gestatiet sein werde, in der kommenden Zeit diesel- " 
ben noch weiter auszubauen und zu vermehren, soweit es mir bei % 
angegriffener Gesundheit und ohne Unterstützung an wissenschaftliche 
und sonstigen Hülfsmitteln möglich sein wird, die zu solchen‘ Unter 
suchungen nöthige Freude und Muse zu finden. ie 


I. Eigentliche Flagellaten. 


Spumella Cienkowski. VI. p. 432. 


Kleine, soweit bekannt, farblose Flagellaten, freischwimmend oder 

an einer fadenförmigen Verlängerung des hinteren Körperpols zeitweili y 
festgeheftet. Vorderende mit einer ansehnlichen Geissel und zuweilen 
daneben noch ein oder zwei kleineren Nebengeissein. Nahrungsauf- 
nahme mittelst einer an der Basis der Geissel entstehenden Vacuole, 
die bei einigen Formen in einem lippenartigen Fortsatz sich bildet, 
Nucleus vorhanden. Fortpflanzung, soweit bekannt, durch einfach 
Theilung im activen Zustand. Eneystirung nach Gienkowskı durch Bil- 
dung einer Üyste innerhalb des Protoplasmaleibes des Organismus, St st 
dass ein Theil desselben bei der Encystirung verloren geht. 


Spumella termo J. Clark. VII. p. Taf. V. Fig. I—4. 
Mona as termo Ehrbe. (?) XIV..p. 7. Taf. 1. Fig. 2. 


Tafel XH, Fig. 7 a—d. 


Eine von mir mehrfach beobachtete, und in etwas fauligen Ge- 
 wässern sehr verbreitete kleine Flagellane scheint, trotz einiger kleine nn 
Differenzen, mit der von Crark sehr genau beschriebenen und % 
'Monas termo Ehrbg. gezogenen Monade identisch zu sein. Indem ie 
es jedoch mit Cienkowskı (vergl. VI. p. 432) für nothwendig 'eracl 
unter der verwirrenden Menge der von früheren Beobachtern, haup 

sächlich EnrEnBERG, Dusarvın, PERTY und neuerdings FROMENTEL, natür i 
sehr mangelhaft beschriebenen Arten eine Sonderung durchzuführ 
und die besser erkannten hierhergehörigen Organismen dureh hes 


” 


ge zur Keı tniss der Plagellaten ud einiwer verwandten Organismen. 209 
zeichnen, um 1 welche sich dann späterhin, bei weiterem 


wuppiren nikon, so hal ich statt des anal. Manas den. 
UIENKOWSKI fssstollten, Spumella, gewählt, obgleich sich vielleicht 
n. > nn... en Bedenken erheben Be 


törpers 0, 005—0, 006 Mm. messender nie Ba Cı ARK'S Heulen 

be ug dieser Di dhnesser bei seinen Thieren etwas mehr, nämlich 
007—0, 009 Mm.). Jedoch sind die Grössenverhältnisse dieses und 
jer andrer Flagellaten, ähnlich wie die ciliater Infusorien, sehr ver- 
lieden je nach Localität ete., und es mögen sich ja wohl ook hier ähn- 
Er nungen kchiiich nr individuell ien Na 


Es Kin konnten. 
Mic u ne, nicht an Körpornde sind die kleinen 


N aus, ‚ wie dies bei der von Crank beobachteten an m häufiger 
| | gewesen zu sein scheint, und wie es auch bei der Spumella 
Igaris. Cienk. gewöhn] lich ist. Hier und da verlassen jedoch auch 
'poimellen ihren Eitbepiete und schwimmen u Bl Hülfe ihrer 


1 sah ich i in be: Kiuheliee © eeuhnkche in der auf Fig. 7 a—c an- 
en Weise gekrümmt. Von kleineren Nebengeisseln liess sich 
“ It nichts en Neben der Geisselbasis erhebt sich. 


ie er. ,‚ wie der eeniliehe Leib des Organismus, aus 
Protoplasma besteht, oder aber heller erscheint, a sich 

in Eh siskeitäydouole gebildet hat (Fig. 7 a). Diese Vacuole 
pY förmigen Forisatzes dient! nun, wie > dies schon ÜIBNKOWSKL bei 


a “ Welch 
_ seiner Spumella vulgaris beobachtet hat, zur Aufnahme der Nahrung. 
Durch die Vibrationen der Geissel werden die zur Nahrung dienenden 
Körperchen, hauptsächlich Bacterien und Micrococcen, gegen diesen 
Iippenförmigen Fortsatz mit seiner Vacuole geschleudert, und passiren 4 
hier entweder vorbei, oder werden in die nun sehr anschwellende ' 
Vacuole aufgenommen (Fig. 7 b), welche hierauf allmälig nach hinten 
an der Seite des Körpers hinabgleitet (Fig. 7 c), und schliesslich von 
dem Hinterende des Körpers vollständig umschlossen wird, so dass sie 
nun nicht mehr über den Körperrand bruchsackartig vorspringt. In 
dieser Weise geschieht es, dass die aufgenommene Nahrung wenigstens 4 
ursprünglich von Vacuolen umschlossen ist, jedoch scheinen dieselben 4 
allmälig zu schwinden, da man auch vielfach solche Nahrungspartikel 
| frei im Körperprotoplasma liegen sieht. Einige Male sah ich auch, dass 4 
2.0 die Vacuole der Lippe nach hinten abgeführt wurde, ohne dass dieselbe ” 
Nahrung aufgenommen hatte. Es scheint daher, dass dieselbe in ge- \ 
wissen Intervallen gebildet und nach hinten befördert wird, ohne 
dass hierzu immer Nahrungsaufnahme die nothwendige Veranlassung E 
en geben müsste. Auch kann sich die Vacuole des lippenförmigen Fort- 
satzes unter Umständen erst im Moment der Nahrungsaufnahme bilden, * 
obgleich man gewöhnlich schon eine solche Vacuole, zur Nahrungsauf- a 
nahme bereit, in dem lippenförmigen Fortsatz bemerkt. Crark ver- Ü 
muthete zwischen der Basis der Geissel und der Lippe eine für gewöhn- | 
lich geschlossne Mundöffnung, und liess die Lippe bei dem Verschlucken 
der Nahrung eine Rolle spielen. Wie gesagt, geschieht jedoch hier die ” 
Nahrungsaufnahme mit Hülfe der Vacuole, wie dies CIENKOwskI zuers 
nn (IV) bei der Protomonas amyli und später bei Spumella vulgaris erkann 
n hat, und wie es sich in ähnlicher Weise wohl noch bei zahlreichen ver 
wandten Organismen findet. Einmal hatte ich Gelegenheit die Aus 
0... stossung von im Körper befindlichen Nahrungsresten zu beobachten 
nn Es war dies bei gestielten Thieren, von ziemlich ansehnlicher Gröss 
der Fail; die zur Ausscheidung kommenden Nahrungsresie wurden voı 
. grossen, unregelmässigen Vacuolen umschlossen, welche sich von Zeit 
zu Zeit in der Mitte des Körpers bildeten und nun an die Lippenseite” 
desselben verschoben wurden. Hier traten sie bruchsackartig über 7 
die Körperoberfläche hervor, und entleerten nun entweder ihren Inhalt 
oder wurden sammt demselben vom Körper des Thieres abgeschnürt 
(Ich muss hier jedoch die Bemerkung zufügen, dass ich über die Zuge 
hörigkeit der kleinen Flagellaten, bei welchen ich diese Ausstossung® 
von Nahrungsresten beobachtete, zu der Spumella termo Clark nicht) 
ganz sicher wurde; es ist nämlich sehr schwer unsre Art von solitären” 
Individuen der Antophysa vegetans [Mülleri] zu unterscheiden, wie 


Renniniss der Flagellaten und einiper verwandten Organismen. 3 


‚AR < hervorhebt. Is erwähnten Thiere fanden sich nun u 


| ‚stets wie bei der Cienkowskr'schen Spumella vulgaris an der der 
ippentragenden entgegengesetzten Körperseite des Thieres. Ein hläs- 
je Alörmiger Auclens, mit heilem En. und ansehnlichem a 


Kor I lbasis, binden, 

‚ Hiermit steht Crare’s Angabe, dass sich ein Nucleus (sein Fort- 
ee ekörper) immer im Hinterende des Thieres finde, im Wider- 
ruch; jedoch scheint es mir wahrscheinlich, dass hier ein Irrthum 


richtig erkannt hat, wie weiter unten noch näher erwähnt werden wird. 
Dagegen findet sich genau dieselbe Lage des Nucleus bei der Cienkowski- 
schen Spumella vulgaris. 

Non Fortpflanzungserscheinungen gelang es mir bis jetzt nur, die 
F uöce Theilung zu constatiren. Letztere vollzieht sich in einer 
W eise, die bei den verhältnissmässig wenigen, bis jetzt in dieser Hin- 
ni sicht untersuchten Flagellaten überhaupt Regel zu sein scheint, und 
_ worauf ich-i im späteren Verlaufe dieser Abhandlung noch mehr a ein- 
"gehender zu sprechen werde kommen. Zunächst entsteht wohl bei den 


in s sich nun an Stelle der früheren einfachen Geissel en AN 


. nen ie Brsanienns, “ ich wahrnahm, 
n die beiden Geisseln schon ziemlich weit auseinandergerückt. 
dboh diesem Stadium bei den IMeInnaEN, der sonst beobachteten 


D eiere it humesliroeses lässt sich nun auf den Abbildungen 


ie verbindet, Indem dieser Faden endlich ee 


% 5 Y 
VER EEE REN 


Eine aha u Vacuele, welche sch rasch contrahirt, salı 


von Seiten Crare’s vorliegt, da er auch den Nucleus von Codosiga nicht 


zur Theilung sich anschickenden Exemplaren eine zweite Geissel; so 


Be hing nur etwas ink Eile und, und der an 
17 scheint, zu verstreichen. Dieses erste Stadium ger Theilung 


8. .. V verfolgen. Der Leib des Organismus wird zwi ns 


RU ER 
FL EN ER PTR RT 


{ se, 
a EHE 


D. Bülschli, 


trennen sich die beiden Theilsprösslinge von einander. In welcher 
Weise die Vermehrung der Geisseln stattfindet, liess sich nicht feststellen ; 
leider gelang mir dies überhaupt his jetzt bei. keinem der unpernuchien 
 Flagellaten. Zwei contractile Vacuolen sah ich zuerst auf dem Stadium III, ° 
Fig. 7 d, glaube jedoch, dass diese Vermehrung derselben wohl schon \ 
früher eingetreten ist. 
Die ganze Theilung, soweit sie durch die Fig. 7 d illustrirt wird, 
nimmt bis zur völligen Trennung der Theilsprösslinge nur wenige 
Minuten in Anspruch. Von dem Verhalten des Nucleus bei der Theilung 
liess sich bei der Kleinheit der betreffenden Organismen nichts beobachten 
Crark berichtet nichts von den Theilungserscheinungen seine 
Monas termo, hingegen hat Cırnkowskt die Theilung in ähnlicher-Weise 
wie soeben beschrieben, bei der Spumella vulgaris beobachtet, will je— 
doch ausserdem noch sehr unregelmässige Abschnürungen, die zu jung on 

° Organismen wurden, beobachtet haben. Zn. 
Einen Eneystirungsprocess habe ich bis jetzt bei dieser Ben nocl E 

nicht beobachtet. A 
Als zu der Gattung Spumella gehörige Formen wurden bis jetz 

noch beschrieben : | 3 
2 Spumella neglecta (Monas neglecta) Clark, eine Form, die 
2... sich sehr innig an die soeben beschriebene Art anschliesst (vergl. Ci 
s lc. ». 188. Pl, V. Pie. 5-6), und E 
Spumella vulgaris Gienkowski [l. c.). 
Dieser Form bin ich selbst mehrfach, jedoch nie in grösserer Men 
begegnet; so dass ich sie auch nicht eingehender studirt habe. Im 
Allgemeinen muss ich jedoch die Cırxkowsxi’sche Schilderung ihres 
Baues bestätigen. Die beiden Nebengeisseln habe ich neben der Hau 
geissel zuweilen deutlich gesehen, gewöhnlich jedoch nur eine wahr- 
genommen 1). Von der Spumella termo unterscheidet sie sich ausserde 
durch die meist sehr abgerundete, nahezu kuglige Gestalt und d 
Fehlen eines lippenartigen Fortsatzes. Die Nahrungsaufnahme mitte 
der Vacuole habe ich mehrfach in der Weise wie Crenxowskı beobach 
mehrfach sah ich jedoch auch die nahrungsaufnehmende Vacuole — 
hier sehr gross werden kann, da verhältnissmässig sehr grosse Gege 
stände, selbst kleine Diatomeen verschlungen werden — in ziemli 
Entfernung von der Geisselbasis, an der der contractilen Vacuole 
u... gegengesetzten Körperseite entstehen, und so gross werden, dass | 
ss .. diese Seite ganz bedeckte. 


die eine a Sefunden, 


213 


egen on sah ich auch u Oberfläche der Thiere mit den kurzen 
ji igen Strahlen besetzt, deren Cmnkowskt (p. 134) gedenkt. 
ung zusiände habe ich Mehtäch beobachtet und mich davon 
erzeugt, dass die Theilung hier ganz denselben Verlauf nimmt wie 
der Spumella termo, nur mit dem Unterschied, dass sich zuerst bei 
m zur Theilung anschickenden Thier die vollständigen Geisselsysteme 
beiden Tochtersprösslinge anlegen, also je eine Hauptgeissel mit der 
bengeissel. 


Spum eMa (?) truncata Fresenius. XV. Taf. X. Fig. 42. 
. Tafel XI, Fig. 14. | 
"Dieses in unsern Tümpeln sehr häufige Thierchen, das sich haupt- 
lich in etwas fauligem Wasser reichlich findet, stelle ich vorläufig 
"zu der Cıenkowskısschen Gattung Spumella, ohne jedoch mit Sicherheit 
Se nn zu a dass es hier seinen a Platz hat. 


N en Eocht kenntlich ahgebildet a in der iluscneiklaran. 
& Monas truncata bezeichnet, im eigentlichen Text jedoch gar nicht 


Er Breite und nur eine an geringe Tiefe, besitzt, 
isse der Breitseite sind etwa oval, das geisseltragende Ende 


ee 
tzten kürzern Seite, in geringer Entfernung hinter dem Vorder- 
ren Vacuole. Dicht vor a a a inan einen 


Teiciet eiwas vor ’r der Ehe an der ent- 


0 Bütschli, 


Fi he; genauerm Zuschen immer unrogelmässig, körnelig, und er er- 
kennt man deutlich, dass er aus einer Anzahl stark liehtbrechender, | 
nebeneinander gereihter Körner besteht. Ihr Analogon findet diese Ein- 
_ richtung wohl in dem dunkeln Strich, den Cmnkowskı bei seiner 
Spumella vulgaris, von der Basis der Geisseln schief nach hinten laufend, 
. fand. Vielleicht dürfen diese Gebilde mit den so häufigen sog. Augen- a 
 fleckbildungen bei andern Flagellaten auf eine Stufe gestellt werden, 
um so mehr als diese unter Umständen auch zu nahezu ungefärbien 
stark lichtbrechenden Körpern sich umgestalten. | 

Das Protoplasma unseres Thierchens enthält meist zahlreiche, nich 
 contractile Vacuolen, unter welchen sich auch sehr deutliche Nahrungs- 
vacuolen mit eingeschlossner Nahrung unterscheiden lassen, so dass ” 
mir kein Zweifel darüber zu sein scheint, dass unsere Spumella truncata 
feste Nahrung aufnimmt. Bis jetzt gelang es jedoch, wegen der rast- } 
losen und raschen Bewegungen derselben, nicht, die Art und Weise 
der Nahrungsaufnahme zu ermitteln. Die Bewegung ist, wie gesagt, % 
schr rasch und ununterbrochen gleichmässig, nicht stossweise, indem 
die Thiere meist in der Ebene des Körpers gekrümmte Bahnen be- 
schreiben. | 


Chromulina Gienkowski. VI. p. 435. 


Kleine Flagellaten mit einer Geissel, contractiler Vacuole und Farb 
 stoffplatte. Cystenbildung innerlich (Eniocyste); scheinen keine fest 
Nahrung aufzunehmen. — Nucleus? 


Ghromulina ochracea Ehrhe. XIV. p. 11. Tat. L Fig. 7. 
Monas ochracea Ehrbe. | 
Tafel XU, Eig. 10 a—c. 

Ich stelle den hier zu beschreibenden kleinen Organismus zu de 
Gattung Chromulina Cienk., obgleich ich die bezeichnendste Eigen- 
thümlichkeit derselben, nimhek die Cystenbildung im Innern des prot 
plasmatischen Leibes, bei demselben noch nicht zu beobachten vermoch 
Wenn also auch die Einreihung nicht als eine ganz gerechifertigte e 
scheinen kann, glaube ich dennoch, dass sich dieser Organismus a 
besten hier vorläufig unterbringen lässt, und zweifle auch nicht, 
sich derselbe nach der hier zu liefernden Beschreibung wieder erken 
und so seine Naturgeschichte späterhin vervollkommnen lassen w 
Zweifelhafter noch ist seine Identität mit der Eurznperg’schen Monas ochr. 
cea: da jedoch, wie hinreichend bekannt, an eine sichere Entzitfer 
: der Eurenseng’schen, Dussanın'schen und Perry'schen Monaden 
gedacht werden kann, so halte ich es fir das geeignetste, diesen f 


Keuntuiss der F Iagellaten und einiger verwä ndien Organismen. 215 


snen Arten allmälig, soweit dies ohne directen Widerspruch 
‚ besser erkannte Formen unterzulegen. Dusarpın und Perry 
nen der Enrengere’schen Monas ochracea entsprechenden 
agellaten nicht beobachtet, dagegen will FrowenteL diese Art häufig 
iiedergesehen haben (XVI. p. 328. Taf. XXVI, Fig. 21); es lässt sich 


"Abbildungen nicht mit Sicherheit entscheiden, ob er den auch 
| mir gesehenen Flagellaten vor sich gehabt hat. a 
_ Chromulina ochracea ist ein sehr kleiner Organismus, der in der 
rösse eiwa mit der früher beschriebenen Spumella ierme überein- 
‚stimmt, also ungefähr 0,006—0,008 Mm. in Breite und Länge er- 
teicht. Ich traf ihn einmal in einer Salzlache im grossherzoglichen Park 
u Garlsruhe in so ungeheurer Menge, dass er das Wasser bräunlich- 
; färb Er besitzt einen sehr abgeplatteten Körper (s. Fig. 10 c, 
sicht von der schmalen Seite), der, von der flachen Seite betrachtet, 
meist etwas herzförmige bis ovale oder auch seliener unregel- 
sigere Gestalt besitzt. Im Körperinnern bemerkt man in dem farb- 
sen an stets zwei =» aeliche nn Rn N, 


una on CGienk. soll sich nur eine lahe a ni ‚welche 
igenthümlich gebogen den Körper durchzieht. Da in den Cysten hin- 
am Plaite auch meist in zwei möchte ich ver- 


en gewöhnlich eine a erh stark lıicht- 
on aachen (Fig. IN a nn, I in der ul nn 


a jon kurzen nRuhepausen unterbrochen wird, a verm miktelst 


nee, en Ursprungsstelle a a ich genau 
vermochte. Wahrscheinlich entspringt sie nicht von einem der 


n 246. n Bütsehi, 


u sammtliche Individuen u 


siäschen längere Zeit zu oücklon. 
; Laufe von ein bis zwei Tagen ab. 


Ich will hier eines kleinen parasitischen Flagellaten gedenken, de 
ich mehrfach zu sehen Gelegenheit hatte. Ich verzichte darauf, densel 
ben mit einem besonderen Namen zu belegen, was aufzuschieben is 
his die zahlreichen beschriehnen und unbeschriebnen parasitischen so 
genannten Monaden und Bodonen hinsichtlich ihrer Bauweise und In 
wicklung eingehender erkannt sein werden. 

Den hier kurz zu beschreibenden Organismus (Taf. X1, Fig. 9 a—b) 
traf ich mehrfach als Parasit im Darmeanal eines fr ehkkichden Nema 
ioden, des Trilobus gracilis Bst. an. Er fand sich hier stets im} 
sehr ansehnlicher Menge, und die einzelnen Individuen waren mit ihrem. 
geissellosen Enden zu strahligen Gruppen zusammengeklebt (s. Fig. 9@) 
Einzelne Individuen. welche sich aus diesen Gruppen sehr leicht los 
lösen, sind sehr lang spindelförmige bis nahezu stabförmige Körperch 
(von etwa 0,041 Mm. Länge), farblos und am stumpferen Körperend 
init einer recht ansehnlich dicken Geissel von ungefähr der doppel 
Körperlänge ausgerüstet. Etwas hinter der Geisselbasis liegt eine co 
tractile Vacuole und in einiger Entfernung hinter dieser beobachtet ma 
im sonsi schwach und sehr fein granulirten Protoplasma des Lei 
meist ein Häufchen stark lichibrechender, dunkler Körnchen (Fig. 3 
. Ein Nucleus liess sich nicht erkennen. 

Die Bewegung dieser kleinen Organismen ist, wenigstens wenn s 
aus dem Darm des Trilohus befreit, sich im Wasser befinden, ziemlid 
langsam. Sie sterben im Wasser verhältnissmässig rasch ab. | 


Antophysa Bory de Vincent. 


Kleine, traubenförmige Colonien. bildende ungefärbte Flage 
(Individuenzahl der Colonien sehr verschieden, bis zu 50 nach Grar 
Die Individuen jeder traubenförmigen Golonie ohne seitliche Ver } 
‚dungen, durch eine kurze stielförmige Verlängerung des hin 
Körperpols gemeinsam an einem feinen Endast des dicken und 
zweisten braunen Stielgerüstes der Colonie befestigt. Jedes Einzelin 
aunm mit . an sh un einer zarten se 


acien ar. 
 Colonie durch Theilung: ganze Golonien, sowie Einzelthiere lös 

häufig los und schwimmen umher, ober die sich wieder festset 
Einzeithiere wohl die Muttertihiere neuer Golonien werden. n 


Antophysa vegetansO®.F. Müller. 


iv x vegelans Müller. Animalcula infusoria. p. 22... Taf. U, 
‚Fig, 25. | 
ttophy sis Mülleri Bory. Encyeloped. meih. 1824. Hist. nat. des . 


Cohn. MR, p- 109. Taf. XV, Fig. 1—8. 
»  Giap. und Lachm. VIII an. pP. 64—66. 

»  Glark. VI. p.209. Taf. VI, Fig 47—61 und 

i Taf. vn, Fig. 62—63. = 

eis p h ysa Mülleri Archer. 

“ » ee XVl.. p. 337. Taf, XXVl, Fig. 5. 


Tafel XH, Fig. 8a—b. 


Dieser schon vielfach untersuchie, jedoch immerhin noch sehr 


ie erlebt, woraus nur ni varkchon will, dass Kr TZING die 
lichen Stiele der ana zu einer besonderen Pilgatung a 


| alles (iss) hat Kuh Anis M sich wieder a 
ar, m das Stielgerüst unseres Organismus in einem ne | 


E de Heleicanitı unseres ebehai: inseieheil 
chgewiesen, und ‚denselben in die Nähe der Enrungere’schen Gatiung 


ciesnamen » RR « geben zu sollen, da mit den Regeln 
matischen Namengebung harmonirt, und diese a 
| höchst characteristisch n unsere Antophysa ist, 


‚Gegensa atz zu a Autoren, welche unsere  Anthophysa seit wi 


ee 


‚kleinen meist sehr rasch vibrirenden Nebengeissel diehi: 1 der Ba 


und an derselben Stelle. 


‚solchen Colonien erzeugt worden sind. Crark glaubt, wie gesägt, di 


Annahme kaum anschliessen, da die Beschaffenheit wenigstens 
älteren Theile des Stielgerüstes mir kaum damit zu harmoniren sch 
Wie schon Gonn hervorhebt, ist dasselbe in Kalilauge unlöslich (s 
kochende greift dasselbe eh meinen Erfahrungen nicht an); in € 


Beobachtungen nicht harmonirt, der auch diese Säure als uny 


der Hauptgeissel; das Vorhandensein eines lippen- bis schnabelförmig n 
Fortsatzes von ähnlicher Beschaffenheit wie bei Spumella termo Clark 


Nach Crare besitzt dieser schnabelförmige Fortsatz dieselbe RZ 
ziehung zur Nahrungsaufnahme wie bei der erwähnten Spumella. Es 
ist mir bis jetzt nicht gelungen, die Nahrungsaufnahme hei Antophys 
mit Sicherheit zu beobachten, nach den Untersuchungen GrArk's und we 
gen der grossen Analogie mit Spumella dürfte jedoch kaum ein Zweifel 
sein, dass dieselbe sich hier in derselben Weise vollzieht wie bei der Gat“ 
tung Spumella. Eine kleine contractile Vacuole findet sich etwas vor det 
Körpermitte und der, dem schnabelförmigen Fortsaiz entgegengesetzte) 
Körperseite mehr genähert, also auch ähnlich gelagert wie bei Spumella, 
Die dicken braunen, also älteren Theile des Stielgerüstes der Golonier \ 
erscheinen en sehr deutlich faserig, wie schon Crark angieh) 

und abbildet, zuweilen sah ich sie auch sehr deutlich spiralfaseı 
(Fig. 8 c). Dass das Stielgerüst hohl sei, wie dies CLArk hauptsächlie h 
an den feinen, die Colonien tragenden Ealın gesehen haben will 
habe ich nicht finden können. Er sucht hauptsächlich in dieser Eigen. 
thümlichkeit eine Erklärung dafür, dass das Wachsthum des Stielge 
rüstes ein selbstständiges sei. Ohne Zweifel ist das Wachsthum dies: 
Stielgerüstes sehr eigenthümlich, und verdient noch eine nähere Un r 
suchung, da die ältesten Theile desselben sich durch grosse Stä 
auszeichnen, die Endzweige, an welchen die Weiterbildung des Gerü 
durch die einzelnen Colonien geschieht, hingegen steis sehr fein ui 
farblos erscheinen. Es fragi sich daher, wieso die älteren Theile 
Stielgerüstes eine so bedeutende Stärke erreichen, während die von 
Colonien direct erzeugten Endzweige so fein und dünn sind, da ja d 
auch die älteren Theile des Stielgerüstes einmal in ähnlicher Weise 


Schwierigkeit durch die Annahme eines selbstständigen Wachsthu 
des Stielgerüstes begegnen zu müssen. Ich kann mich jedoch die 


centrirter Schwefelsäure konnte ich es jedoch auflösen, was mit 


sam angiebt. Die Lösung dieser Fragen hinsichtlich des Stielgerüs 
unserer Antophysa scheint mir jedoch in innigem Zusammenhan 


ur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 219 


weiteren zu siehen, nämlich der nach der Entstehungsweise der 
igungen desselben; auch diese Frage hat bis jetzt noch gar keine 
ıtwortung gefunden. Entweder kann hier eine Theilung ganzer 
ubenförmiger Colonien oder aber auch die Anlage eines Zweiges 
en nur ein Individuum, das sich später zur Colonie entwickelt, 
 nerhalb der Colonien findet eine Vermehrung durch Theilung 
nzelner Individuen statt. 

| Eine sehr eingehende Schilderung einer solchen Theilung hat 
JLARK (1. c.) gegeben. Ich sah nur innerhalb individuenreicher Golonien 
zelne Thiere sich theilen, so dass es mir, wegen der Schwierigkeit 
is einzelne Individuum unter der Menge der übrigen genau zu ver- 
olgen, nicht gelang, so tief in diesen Theilungsvorgang einzudringen 
wie Crark, der solitäre Individuen in der Theilung belauschte. Im 
ligemeinen vollzieht sich dieser Theilungsprocess ganz in derselben 
eise wie bei den schon früher beschriebenen Formen, und es bewahr- 
tet sich auch hier wieder die noch mehrfach eingehender hervorzu- 
ebende Regelmässigkeit, dass die Theilungsebene in der Längsrichtung 
es Thieres verläuft, vorn und hinten bei unsern Thieren, im Sinne des 
ssten. Durchmessers und der hauptsächlichsten onseinssriehlan 
rtheilt. Bei unserer Antophysa will Crark auch einiges von der 
stehung der Geisseln der beiden Tochtersprösslinge gesehen haben. 
| ichst sollen die Geisseln des sich zur Theilung anschickenden 
 Thieres etwas undeutlich werden, darauf statt der einen Haupigeissel 
lötzlich zwei erscheinen, die augenscheinlich (apparently) durch die 
jaltung der einfachen entstehen solien. Zwischen diesen beiden neuen 
en a sich nun Boch die sehr v ’erdickte einfache Nebengeissel 


ellaten ider ing da Geisseln der Tochtefindivihlen 
ie Spur zu kommen; ob jedoch der eben erwähnte Modus 


ee Bla, 


ten Auffassung des Antophysaorganismus. Ich glaube jedoch, dass die Natur diesen 


> ten ist, 


‚ tis die alte Geissel ganz schwinden und die der Tochterindividuen neu 
' entstehen lässt. h\ a 
Gonn (l. c.) hat die Theilung der Individuen der doldenförmigen 
Colonien von Antophysa schon aus den Grössenverhälinissen der die, 
_ einzelnen Colonien zusammensetzenden Thiere erschlossen, ohne jedoch} 
diesen Vorgang direct zu beobachten !!). 


Abtheilung (Familie?): Gylicomastiges, Kelöhacieslen 


Die beiden im Folgenden zu beschreibenden Gattungen Codosigal 
und Salpingoeca Clark sind sich äusserst nahe verwandt, und unter-/ 
scheiden sich haupisächlich oder allein dadurch, dass die zur letzteren. 
gehörigen Thiere mit besonderen Gehäusen ausgeru sind, ähnlich 
wie Bicosoeca und Dinobryon, die erstgenannte Gattung hingegen solcher 
(rehäuse entbehrt. Beide besitzen eine höchst merkwürdige Auszeichnung) 
durch das Vorhandensein eines ansehnlichen, die Basis der einzigen Geissel 
umgebenden Kragens oder Kelches. Es scheint hei dem augenblicklichen 
Stand unserer Kenntnisse gewiss gerechtfertigt die durch den Besitz 
einer so characteristischen Eigenthümlichkeit gekennzeichneten Flagel-# 
laten zu einer besonderen Abtheilung zu vereinigen ?). Dieser, aus eine a 
direct in das Leibesprotoplasma übergehenden, selbst protoplasma- 
tischen Masse bestehende Kragen verdient unsere Aufmerksamkeit in® 
erhöhtem Maasse, da bekanntlich, wie zuerst Crark fand, der ja auch 
den Kragen unserer Flagellaten zuerst genauer erkannte, die Entoderm- 
zellen der Spongien sich des Besitzes einer entsprechenden Kragen 
bildung erfreuen®). Mag man daher über die Verwandtschaftsbe- 


Y 


4) Hinsichtlich der Fortpflanzung unserer Antophysa will ich hier noch an eine} 
Beobachtung Arcune’s (f) erinnern, der statt der traubenförmigen Colonien zuweilen) 
einen grösseren runden in einer Hülle eingeschlossenen Körper an den Endzweige 
des Stielgerüstes beobachtet hat. Da er ferner den Inhalt dieses wohl als Cyste zu? 
ddeutenden Körpers zuweilen in eine Anzahl Theilstücke zerfallen sah, so glaube 
er, dass aus der Weiterentwicklung dieser Körper vielleicht die traubenlörmiger ) 
 Colonien herzuleiten seien, und findet darin eine Stütze seiner schon oben erwähn“ 


. von Arcasr beobachteten Körper auf den Endzweigen der Antophysagerüste nach. 
. der bis jetzt davon senebenen Darstellung als eine sehr zweifelhafte zu betrachz 1 


2) Wahrscheinlich ist hierher auch das sogenannte Phalansterium eonsdeie s) 
(Fresenius) Cienkowski zu stellen, da die Individuen dieser Flagellatencolonien 
gleichfalls mit einer ähnlichen, jedoch sehr engen kragenartigen Bildung um di 
Basis der Geissel ausgerüstet sind (vergl. Gienkowskr. VI. p. 429). 

3) Vergl. in dieser Hinsicht hauptsächlich die vielfach eitirte Abhandlung 
. Crank (VII. p. 205), ferner die Harckersche Monographie der Kalkschwäm 


iR 
1m 


BEN 


zur Kenntniss der Flagellaten md einiger verwandten Organismen. 224 


ung n der Spongien denken, wie man will — und gern zugeben 

'Crark sich durch die Resultate seiner Untersuchungen viel zu weit 
ortreissen lassen, als er die Spongien für die nächsten Verwandten 
-Flagellaten, und für grosse Flagellatencolonien erklärte — immer 
bt diese merkwürdige Uebereinstimmung der Geisselzellen der 
pongien mit gewissen Flagellaten sehr bemerkenswerth, und erfordert 
‚eine Erklärung. Dies scheint um so mehr der Fall zu sein, als diese 
isenthümliche Beschaffenheit der Geisselzellen sich bis jetzt noch 
in gendwo anders bei thierischen Organismen hat auffinden lassen ?). 


Godosiga Clark. VII. p. 491. 


.Antoph ysis Bory pr. p. Encycl. method. Hist. nat. des Zoo- 
. phytes. 1824. 

- Epistylis Ehrgb. XIV. pr. p. 

?Pyenobryon From. XVI, p. 212 und 337. 

- Üvella From. XVI. pr. p. p. 338. 


Kleine, farblose, coloniebildende Flagellaten. Einzelthiere mit 
er ee. vorderen nn innerhalb eines meist > nebnn nn, 


engena. 
Fortpflanzung durch Längstheilung der Colonialindividuen be- 


an die verschiedenen neueren Arbeiten von F. E. ScHuLzE (vergl. diese Zeit- 
Band 28) über ‚SbonBien, Von den neueren Beobachtern 


zen nicht uekend ae worden zu sein. Tedenfalls wäre es einer 
‚Re Untersuchung werih , en oh ar Napzuussaumahne dieser 


en kiesen vorerst eine en Selbsfandızs Stellung ein- 


ehrt Eisen sch. Zoologie. EXT. Ba. | | 45 


CGodosiga Botrytis Ehrbg. 


Antophysis solitaria Bory. Eneycl. meth. p. 67. 

» » (Bory) Fresen.XV.p.233. Taf. X, Fig, 29-30 
Epistylis Botrytis Ebrbe. p. 284. Tat. XXVIl, Fig. %. | 
Codosiga pulcherrima Clark. 1. c. p. 139. Taf. V, Fig. 7-27, 
?Uvella disjuneta From. p. 338. Taf. XXV, Fig. 8. 
?Pyenobryon socialis From. p. 337. Taf. XXVI, Fig. 9. 


Tafel X1, Fig. 4 a—e. 


Diese höchst interessante und sehr häufige Form wurde zuerst im’ 
Jahre 1858 von G. Fresenius hinreichend kenntlich abgebildet und ku | 
beschrieben. Faxsenivs hält sie gewiss mjt Recht für die Episty 
Botrytis Enkensere’s, ob hingegen die Antophysa solitaria Bory ur V 
cEN?’s, nach welcher Fresenius die Art benannte, mit der Epistyl 
Botrytis Enrenserg’s identisch ist, schien letzterem selbst zweifelhaft, 
und da sich auch keine Abbildung derselben findet, so schemt es mie 
richtig nur bis auf Eurenserg zurückzugehen, und den von ihm g0- 
gebenen Speciesnamen, entsprechend den schon früher ausgesprochenen 
Principien, zu wählen. 

Sehr eingehend hat Crark unsere Form siudirt, so dass ich 
fast nur seine vortreflliche Schilderung zu bestätigen habe; in manch 
Puncten, so namentlich den Theilungserscheinungen, ist es ihm bis je 
allein geglückt, Sicheres zu ermitteln. Auf eine Besprechung der allge 
meinen Gestaltsverhältnisse der Thiere kann ich hier verzichten, 
Urark dieselben schon sehr genau erörtert hat, und die Abbildunge 
dieselben hinreichend erläutern. Ebenso ist die Zahl der zu & 
 Colonie vereinigten Thiere früher schon vielfach besprochen word 
gewöhnlich sieht man nur wenige, etwa 4—5, Crank hat bis 8, Er 
serG bis 10 Individuen beobachtet. Sehr häufig trifft man auch solitän 
Individuen auf kürzeren dünneren Stielen. a 

Die Stiele älterer und individuenreicherer Golonien hingegen 5 
dicker und länger (Fig. 1 a), an ihrer festgehefteten Basis sieht man 
günstiger Lage eine zur Anheftung dienende plattenförmige Ausbreitu 
die schon Fresenius abbildet, und der Stiel selbst erscheint röhrenar 
indem man dunklere Wände und eine helle homogene Centralma 
unterscheiden kann. Zuweilen sah ich die meist farblosen Stiele etw 
gelblichbraun gefärbt. | | 

Vom oberen Stielende entspringen die Individuen der Eitenie, 

welchen jedes wieder durch ein zartes protoplasmatisches Stielch 
.. wird, das in das Hinterende des Thieres direet übergeht. 


223 


| Im Umkreis des abge- 
stutzten vorderen Körperpols erhebt sich der zarte membranartige 


en sieht, welche ursprünglich den Eindruck von Nebengeisseln 
hen, womit sie auch gelegentlich verwechselt worden sind, so von 
EFF!) und wohl auch FromenteL, denn seine Uvella disjuneta scheint 
‚hierher zu gehören, obwohl ein Stiel der Golenie nicht angegeben ist. 
FRreEsEntus hat den Kragen als einen »zarten abgestutzien Anhang, 
dem ein Bewegungsfaden hervorragt«, beschrieben. 

Nur unier günstigen Bedingungen gelingt es, des oberen freien 
des des Kragens ansichtig zu werden. Cxarr’s Figuren sind in 
er Hinsicht sehr schematisch gehalten; ich habe diesen, meist nicht 
Ho sichtbaren oberen Rand des Kragens auf meinen Abbildungen 


on dem a zu bemerken war. Meist hat er die in Fig. I a«—b 


Crane Re beobachtet, a diesen Wechsel in 


€ en verschmolzen , no under ne werden 
Dies und sein Verhalten bei der Theilung spricht dafür, dass 


3e | ssem Sinne als eine Weiterbildung des lippenförmigen Fort- 
‚es von Bicosoeca z. B. betrachtet werden darf. 
nerhin kann der Kragen auch noch seine Gestalt ändern, ohne 
1e Höhe beeinflusst wird. "NERdEN die Thiere nämlich NL 


sachsen bon d, ‚Bau u. die Naturgesch. d, Vorticellen. Arch, r. N. 


DIEB R la 


a A 


0. Bütschli, 


Nach Crark befindet sich die Mundöffnung oder die Stelle, wo die 
Nahrungsaufnahme geschieht, an dem vorderen Körperpol , innerhalb 
des Kragens, in der Nähe der Geisselbasis. Jedoch wurde er nicht ganz 
‚sicher hinsichtlich der Nahrungsaufnahme; er sah nur die, durch die i 
Geissel in Bewegung gesetzten Körnchen in den Trichter des Kragens 
hineingeschleudert werden, ohne jedoch den Act der Nahrungsaufnahme | 
direct zu beobachten. Meinen Erfahrungen nach geschieht dieselbe nun 
auch nicht innerhalb des Kragens, obgleich auch ich ursprünglich immer 
hier nach der Nahrungsaufnahme, jedoch vergeblich, suchte. Beobachtet 
man dagegen unter günstigen Bedingungen ein Thier aufmerksamer, so 
sieht man zeitweilig, dicht hinter der Basis des Kragens an einer Seite ; 
h 
“ 


u Fr en er Er 


\ 


des Körpers, ein über den Contour des Leibes vacuolenartig vor- 
‚springendes Gebilde auftauchen (Fig. Ia, x); etwas später ver- N 
schwindet dasselbe wieder, worauf dann nach einem gewissen Zeit- 
verlauf ein ähnliches Gebilde an der anderen Körperseite erscheint. Es” 
hat also gewissermassen den Anschein, als wandere dasselbe um den | 
Körper, dicht hinter der Basis des Kragens, herum. Ich konnte jedoch 
bis jeizt nicht entscheiden, ob sich die Sache in dieser Weise verhält, 
oder ob es verschiedene Vacuolen sind, die an enigegengeseizten 
Körperstellen in der beschriebenen Weise entstehen und verschwinden.” 
Es scheint mir jedoch die ganze Sachlage einfacher durch die Annahme 
des Herumwanderns der Vacuole sich zu erklären. 

Mittelst dieser Vacuole nun geschieht die Nahrungsaufnahme und 
zwar in folgender Weise. Die durch die Geissel in Bewegung gesetzten 
Partikel, Körnchen verschiedener Art (Bacterien, Mierococcen etc.) }ı sieht ' 
man sehr häufig an die Aussenfläche des Kragens geratben, wo sie 
kleben bleiben ; gelegentlich sah ich so die ganze Aussenfläche des 
Kragens mehr oder weniger mit solchen Partikeln beklebt. Allmälıg ” 
sieht man dieselben nun an dem Kragen hinabrücken, kommen sie nun 
an der Basis des Kragens mit der vorhin beschriebenen Vacuole ın ' 
Gontact, so werden sie von derselben aufgenommen, und als Nahrung 
dem Körper einverleibt. Ä 

Habe ich so bezüglich der Nahrungsaufnahme eine von Crark ab- 1 
 weichende Schilderung entwerfen müssen, so befinde ich mich hingegen 
in UVebereinstimmung mit ihm, was die Nusscher lege von Nahrungs- 
resten betrifft. Ich sah, wie er, solche Reste dicht neben der Geissel 
basis innerhalb des Kragens ae werden. 

Im Leibesinnern bemerkt man zunächst in geringer Entfernun 
vom vorderen Körperende den Nucleus, der aus einem im lebenden 
Zustand schon sehr deutlichen hellen Hof und einem dunklen Binnen 
körper besteht. Durch Essigsäurebehandlung wird er sehr viel d ul 


ee) 


GLAnK, na den on nicht erkannt; a 


e) alichen nicht schen Ede ge vaonelen erfüllt, se dass 
selbe zuweilen geradezu grossblasig-alveolär erscheint, indem die 
ansehnlichen Vacuolen nur durch verhältnissmässig sehr zarte Scheide- 
e von einander geschieden werden. | 
Die contractilen Vacuolen finden sich immer in der Zweizahl und 
n an gegenübersiehenden Leibeswandungen in der hinteren Körper- 
Ifte, jedoch meist nicht genau in demselben Querschnitt, sondern die 
e gewöhnlich etwas weiter nach vorn, ungefähr in der mittleren 
rhöhe. Eine dritte Vacuole sah ich nie CLArk will jedoch eine 
solche bei zur Theilung sich anschickenden Thieren gesehen haben (siehe 


ni bei dieser Art et ganz ie) an. aus ie Zu NR . 
Er alluss mehre erer kleiner ee EBNeTeesan Se ist. Erst kurz), 20 


DENT. 


L idor anlage es mir bis a trotz vieler Ale nicht, ee 


N 


a | 9 Bütschli, 


Crark hauptsächlich bei dieser Art sehr interessante. Beobachtungen ‘ 
. über die Theilung gemacht hat. Nach ihm verläuft die Theilung der 
' Länge nach, was mit der allgemeinen Regel unter den Flagellaten | 
übereinstimmt. Zunächst runden sich die in Theilung begriffenen Thiere 
etwas kuglig ab, und dann soll bemerkensweriher Weise die Geissel 
sich mehr und mehr verkürzen und schliesslich ganz in das Protoplasma 
zurückgezogen werden. Sodann beginnt die eigentliche Einschnürung 
: des Thierleibes in der Gegend der Geisselbasis, und schreitet von hier 
allmälig nach hinten fort; schliesslich wird dann auch der Kragen, der 
zuvor mehrere Umformungen erlitten hat, in dieTheilung hereingezogen, 
und allmälig von der Basis bis zur Spitze durchgeschnürt. 4 
Mittlerweile ist auf dem Vorderende jeder Theilhälfte eine anfäng- 
lich noch kleine Geissel hervorgesprossi, die nun im weiteren Verlauf 
des Theilungsprocesses mehr und mehr auswächst. Auch die hintere 
fadenförmige Körperverlängerung, zur Befestigung auf dem gemein- 
samen Stiel der Colonie, wird getheilt, bis sich dann schliesslich die 
beiden Theilsprösslinge vollständig gesondert haben. i 
Ich habe hier noch hervorzuheben, dass ich einmal eine grössere 3 
Zah! unserer Thierchen traf, deren Leib von einer zarten, wohl schleim- . 
artigen und klebrigen Hülle (da sich auf ihr häufig zahlreiche fremde j 
Partikel festgesetzt hatten) umgeben war (Fig. 1b). Auch fand ich ein= 
mal eine sehr ansehnliche Menge Thiere dieser Art, zugleich die a 
grössten die ich je gesehen, deren Leib gänzlich oder fast gänzlich mit ) 
Bacterienstäbchen besetzt war (Fig. 1e). 
Was die Grössenverhältnisse unserer Art betrifft, so fand ich als 
mittlere Leibeshöhe (den Kragen nicht mitgerechnet) etwa 0,012 Mm., 
jedoch maass ich auch solche von 0,016 Mm., und die letzterwähnten 
Thiere wurden noch bedeutend grösser. Hierinit stimmen die von ÜLARK 
beobachteten Grössenverhältnisse gut überein. 
| Unser Thierchen isi sehr häufig in Tümpeln auf Algen etc.; ich 
traf es auch nicht selten zahlreich auf den Stämmchen von Anıssgliyn 
 vegetans und einmal in grosser Menge, jedoch nur in solitären Indi- 
_ viduen, auf den Colonien von Volvox dioicus Cohn. Es verträgi einen 
ziemlich hohen Grad von Fäulniss. 


Salpingoeca Ülark. VI. p. 199. 
Diese Gattung unterscheidet sich von der vorhergehenden eigent- 
lich nur dadurch, dass die Thierchen in krystallhellen, pokal- oder 
a Gehäusen leben: | . bis a nur EaGEN End 


bekanrit. 


eiträge zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 227 


RE 


pingoeca gracilis Clark. (?) VH. p. 199. Taf. VI, Fig. 38 u. 39. 


Tafel XI, Fig. 4. 


| nn der Identität der von mir hier zu a Thier- 
hi noch einiger , jedoch lien Sich die 


llung gerechtfertigt erscheint. Leider sah ich das Thierchen bis jeizt 
r an einer Localität und auch da nur in wenigen Exemplaren, wie 
dies auch CLArk von den amerikanischen berichtet. Das Codosiga ähn- 


die Gestalt eines Reagenzröhrchens besitzt, und sich an seinem hinteren 
Ende beträchtlich verschmälert (s. Fig. 4). Bei den von Crank gesehenen 
X ermplaren lief dieser hintere Theil in einen dünnen stielartigen Fort- 
von etwa der Länge der weiteren Wohnröhre aus. Ich konnte diesen 
teren dünneren Gehäusestiel nicht wahrnehmen, vielleicht besitzen 


Es Richt. so a Abschnitt des Gehäuses, da derselbe sich 


re scheinen etwas grössere Dimensionen besessen zu haben. Die 
e selbst besteht aus einer krystallhellen festen Masse, von wohl 


jalpingoecagehäuse vorgenommen). Jedenfalls hat die Röhrenmasse 
1t eine nleimise en wie ÜLARK u 


agt, sich- Hifieepen auch sehr rasch bis in das Hinterende der 
en Wohnröhre zurückziehen. Wodurch jedoch diese rasche A 
ehung veranlasst wird, vermag ich bis jetzt ebensowenig wie 
ak anzugeben; es schien mir zwar bei einem Exemplar ein feines 
| ir n en Hinterende des , zu der a eo Röhre 


en Ba so innig aneinander an, dass ihre vorläufige Zusammen- 


che Thierchen lebt in einem langgestreckien Gehäuse, welches eiwa 


edoch auch die von mir gesehenen Thiere denselben, wenn auch wahr- 


Die der weiten Röhre fand ich gleich 0,027 Mm.; Crane’s 


inartiger Natur (ich habe leider keine mikro-chemische finteranchun: | 


it Msorktröcken, Hass fast der esähnnie an aus Ber Röhre “ 


BUT che 


Ei 
Bir 


ee De. a: 


‚ hierüber nichts berichtet. 


mehrerer kleiner Vacuolen, die schon kurz vor der Systole oder wäh- 


‚eine contractile (v), während Crark’s Salpingoeca u zwei 


kleinere. Durch den langen Hals des Thierchens sah ich Nahrung 


| Fig, 'k. Die Geissel ist sehr zart und daher schwierig. uber. ; Die: 


Nahrungsaufnahme liess sich leider nicht beobachten, ‚auch Crank hat 9 


Im Vorderende des Körpers findet sich der Nucleus, welcher wie 
der von CGodosiga gebaut ist, und durch Essigsäure viel deutlicher ge- 
macht werden kann. 
| Eine ziemlich ansehnliche contractile Vacuole fand ich bei den von 
mir untersuchten Thieren etwa im Beginn des hinteren Körperdritttheils. 
Sie contrahirte sich langsam und ihre Neubildung durch Zusammenfluss 


rend derselben hinter der alten Vacuole erschienen, liess sich hier sehr 
genau verfolgen. > 

_ Einmal fand ich, dass, nachdem sich die Vacuole eine Zeit lang ” 
auf derselben Stelle eehnkch und contrahirt hatte, sie nun statt dessen q 
auf der enigegengesetzten Seite des Leibes enistach Vielleicht erklärt 
sich hierdurch die Cranx’sche Angabe, dass zwei contractile Vacuolen 
an entgegengesetzten Stellen der Leibeswandungen vorhanden seien, ” 
ähnlich wie bei Godosiga Botrytis. | 


Salpingoeca amphoridium Qlark. (?) VI. p. 203. 
Taf. VI, Fig. 37—37d. 
Tafel XI, Fig. 3. 

Dieses leider von mir nur einmal an demselben Ort wie die vorher- 
gehende Art gesehene Thier entspricht gleichfalls ziemlich genau eine 
der amerikanischen, von Crark beschriebenen Arten, ohne dass jedoch 
bis jetzt die vollständige Identität sich nachweisen liesse. 2 

Die characieristische flaschenartige Gestalt des Gehäuses harmonirt 
im Allgemeinen sehr gut mit der Crar«’schen Salpingoeca amphoridium, [ 
nur war bei dem von mir gesehenen Thier der festsitzende Boden der 
Flasche breit abgeplattet, bei den amerikanischen Thieren hingegen 
schön abgerundet, oder gar etwas zugespitzt. Wie bei den ameri- ® 
kanischen Exemplaren füllt das Thier das Gehäuse nahezu völlig aus, s 
dass das letztere wie ein Abguss des ersteren erscheint. Kragen und 
Geissel sind recht schwierig zu sehen. 

Im Körper des Thieres fanden sich zahlreiche Vacuolen, ‚jedoch nu 


grosse contractile Vacuolen besitzen sol! und daneben noch bis drei‘ 


24 


vacuolen nach hinten wandern. Die Nahrungsaufnahme selbst liess sich 
nicht beobachten. Ebenso konnte ich den Nucleus nicht auffinden. i 


(Wi; 


iss der Plapellaten } und a ade Organismen. BR 2 


Salpingoeca Glarkii.n. sp. 
Tafel XI, Fig. 2. 


Das hier zu beschreibende Thierchen fand ich in ziemlicher Zahl 
ıf den mn der a a a ıı Es muss als 


C. p. 200 u. Tat. VI, Fig. 98—32a) cchllei ea 
seh ih die Ba des Gehäuses hinreichend von derseiben unter- 
heidet. Die Gestalt dieses Gehäuses ergiebt sich am besten aus der 
9 und lässt sich gut mit der einer Blumenvase vergleichen. Hinten 
Auft ‚dasselbe in einen dünneren stielartigen Theil aus, der jedoch ein. 
ler verschmälerter Theil des Gehäuses ist, wie bei Salpingoeca gra- 

S, ‚ und nicht ein solider Träger, wie dies Grark von Salpingoeca 
marina angiebi. Der freie vordere Rand des vasenartigen Gehäuses ist 
meist weit irichterariig ausgebreitet, und aus ihm ragen Kragen und 
- Geissel des Thieres hervor. Jedoch vermögen die Thiere den Kelchrand 
| mehr ; zu ‚schliessen, bald WeT zu er weitern, was ohne EN. | 


S Gesöhnlich findet man sie a nalalich wie die ee marina 
L RR’s im vorderen Theil des Gehäuses (s. Fig. 4), bei Beunruhigung 
> ziehen sie sich in den Grund desselben zurück, so dass nur der 
a: en kaum über den Rand der Vase hinausragt, und dieser hat sich 
auch mehr geschlossen. Der Kragen ist auch hier sehr schwierig 
c zuweisen. Die Geissel ee leicht sichtbar, ich sah sie ge- 


Die ine liess sich nicht a dagegen sieht 
im ‚Körper des Thieres aaupbalen zahlreiche unzweifelhafte Nah- 


I. zur Gattung. lpenen, will ich hier noch ‚eines 
en Organismus gedenken, dem ich gleichfalls ziemlich ‚haußg 


a oh isch, 


auf den Stielgerüsten der Aninptigen' vegelans ie obgleich ich, Ä 

wegen der verhältnissmässig grossen Schwierigkeiten, de er einem ge-. 
.nauen Studium seiner Kleinheit halher bereitet, über seine Hierherge- 
hörigkeit nicht ganz sicher bin. 

Dieser kleine flagellatenartige Organismus bewohnt ein auf den 
Antophysastielen befestigtes Gehäuse, von dessen ziemlich verschieden- 
artigen Formen die Figuren 5a—c eine Anschauung geben werden. 
Die ansehnlich dieken Wandungen desselben sind ziemlich tiefbraun 
gefärbt, und besitzen etwas unregelmässige, rauhe Contouren. Die ' 
Höhe des Gehäuses beträgt etwa 0,008 Mm. Der protoplasmatische i 
Thierleib füllt dieses Gehäuse meist Yarlstandie aus und ragt entweder 
sar nicht oder mehr oder weniger weit über dessen Mündung hervor. 
An dem vorderen, aus dem Gehäuse hervorragenden Ende des in seinen h 
Umrissen mehr oder weniger unregelmässigen Leibes bemerkt man nun 
gewöhnlich eine zuweilen hin und her schwingende Geissel (Fig. 5.«), 4 
und zu beiden Seiten derselben je eine. sehr schwer bemerkbare blasse 
Linie, die beide wie die optischen Durchschnitte des Kragens einer 
Salpingoeca erscheinen. Obgleich ich mich manchmal sehr sicher von 7 
der Existenz eines solchen Kragens bei unserem Thierchen überzeugt 
zu haben glaubte, konnte ich doch erneute Zweifel nicht ganz wider- 
legen. Manchmal liess sich auch von dem ganzen Apparat, der Geissel \ 
und dem muthmasslichen Kragen, nichts wahrnehmen (Fig. 5c), oder ° 
- derselbe schien ganz eingeschrumpft zu sein (Pig. 5b), so dass hierdurch ° 

meine Zweifel, ob hier nicht doch ein rhizopedenartiger Organismus 
vorliege, aufs ueue geweckt wurden. Im Innern des mehr oder weniger 
körnigen Leibesprotoplasmas liess sich ein Nucleus nicht entdecken, hin- 
gegen gelang es eine (Fig. 5a), und bei anderer Gelegenheit sogar drei ” 
(Fig. 5ec) contractile Vacuolen im hinteren Körperende aufzufinden. $ 

Eine Wiederbegegnung dieses fraglichen Organismus wird wohl 
hoffentlich zur Feststellung seiner wahren Natur führen. | 


Bicosoeca Clark. VI. p. 139. 
Stylobryon From. XVI. p. 212 und 336. 
Kleine, feste Nahrung zu sich nehmende spumellaartige Thiere, 
' mit einfacher langer Geissel am Vorderende und einem ansehnlichen 
| lippen- oder schnabelförmigen Fortsatz zur Nahrungsaufnahme. Con- 
tractile Vacuole vorhanden. Nucleus? Jedes Individuum bewohnt ein 
ii kelchartige Hülle, ähnlich Dinobryon, und kann sich in derselben m 
Hülfe eines von dem hinteren Körperpol entspringenden sehr contra 
tilen Fadens zurückziehen. Zaweilen coloniebildend, ähnlich v wie > Ding 
Pit Sow ohl i im Meer als im süssen Wasser. 


2 
ann. Clark. () vu. p. 188. Taf. v, Ks 33—33e. 


Tafel Xi, Fig. 6a—6d. 


ht für halen, 


“ Meist, Beobachtet man solitäre Individuen, deren Kelch auf einem 
za ten Stiel befestigt ist, der bei den Crank’ schen Formen höchstens die 
albe Höhe des Kelches erreichen soll, bei den von mir gesehenen 
je ch häufig viel länger wird, so dass er den Kelch an Länge weit 
übertrifft (s. z. B. die Colonie En 6a). Verhältnissmässig selten sah 
h die Coloniebildung Fig. 6a und 6b, von welcher Crank bei seinen 


ndungen sind bald mehr erweitert wie in Fig, 65, bald mehr um das 
ee Thier ee (Fig. 6c und N und Se lässt sich 


in ihre Kelche, die leder der jetateren sich nahezu schliesst, 
‚dies auch 'schon Crark wahrgenommen hat. Jedoch ist dies nicht 
mer der Fall (vergl. Fig. 6b) und es scheint mir wahrscheinlich, dass 


geren Thieren zuschreibt. Es schien mir mehrfach als sei der 


| völlige Sicherheit erlangen. 


Die Höhe des Kelches fand ich bei etwa mittelgrossen Thieren 
1 0,04% Mm.; Crark scheint grössere Thiere beobachtet zu haben, 


2 nichts beobachtet al, Ganz wie bei Dinobryon sind hier die 


Gestalt - Kelche hi sich aus un een ihres. 


K Recht hat, wenn er diese Fähigkeit, den Kelch zu hiesen nr 


nicht drehrund , sondern dreikantig,, jedoch konnte ich hierüber 


SH REN EN 


y 


el 


4 da sich aus seinen Figuren eine durehsehnitiliche Höhe des Kelchos vo 


wahrzunehmen vermocht. Jedoch besitzt der Thierleib jedenfalls. 


32... . en Abo. 


'0,02—0,025 Mm. ergiebt. ee e 
| Im Grunde dieses Kelches ist also das Thier vermittelst eines von | | 
seinem hinteren Körperpol entspringenden Fadens befestigt, und Crank 
vergleicht diesen Faden wohl ganz richtig mit der hinteren Geissel 
mancher heteronematischer Flagellaten, so z. B. manchen Formen von 
. Cereomonas etc. In geringer Entfernung von dem Ursprung dieses Be- 
festiigungsfadens findet sich die contractile Vacuole (Fig. 65 und e, v); j 

an gleicher Stelle will Crank, wie gesagt, zwei sich abwechselnd con- 
‚trahirende Vacuolen gesehen haben. in 2 
Die ansehnlich lange Geissel entspringt vom Vorderende und steht 

in ihrem gewöhnlichen Ruhezustand schief von dem Körper ab (Fig. 6 c) 4 
Dann vibrirt oder zuckt nur das äusserste Ende derselben, wirft jedoch 
die feinen Nahrungspartikel mit grosser Energie gegen den schnabelför | 
migen Fortsatz. Zieht sich aber das Thier in sein Gehäuse zurück, so‘ 

rollt sich die Geissel auf (Fig. 65), so dass dieselbe nun ebenfalls i ; 
dem Kelche Schutz findet. i 

Der lippen- oder schnabelförmige Fortsatz zur Kıfnahime der Nah-3 

rung ist hier sehr ansehnlich und scheint mir am meisten dem von Ana 4 
tophysa zu ähneln. Bei Betrachtung von verschiedenen Seiten erg; giebt 
sich (Fig. 6c und d), dass derselbe eigentlich ein blattförmig ausge-' 
hreiteter Fortsatz ist. Eine vorgebildete Vacuole zur Nahrungsaufnahme E 
bemerkte ich an ihm nicht, sobald jedoch ein kleiner Nahrungskörper 
(Bacierie ete.) zwischen diesen Fortsatz und die Basis der Geissel ge 

worfen ni, bildei sich sogleich eine Vacuole die ihn aufnimmt und 
sodann in den Körper überführi. An diese Stelle verlegt denn Crar 
auch die Mundöffnung, wiewohi sich ohne Zweifel keine vorgebildete 

Oeflnung zur Nahrungsaufnahme findet, sondern nur eine zu dieser’ 

Function besonders ausgezeichnete Stelle der Körperoberfläche. Etwas 5. 
oberhalb dieser nahrungaufnehmenden Stelle will CLark an dem lippen- 
förmigen Fortsatz die Ausscheidung von Nahrungsresten beobachtet) 
haben; mir gelang es bis jetzt nicht den Act der Defäcation zu verfolgen. 
a Am eigentlichen Leib des Thieres finde ich sonst nichts bemerkens 
werthes. Cıark hingegen hat bei den beiden von ihm beobachte 

Arten dieses Genus eine längs des Körpers hinabziehende Rinne wahr- 
genommen, die, an der Geisselbasis beginnend, sich bis zur Ursprungs- 
‚stelle des tern Befestigungsfadens verfolgen liess, und er glaubt a 
nehmen zu dürfen, dass diese Furche sich durch bes Contractili 

auszeichne. Wie gesagt, habe ich hiervon bei meinen Thieren nicht 


u EZ 
ae A 


en A es edle Elke noch mir bis jetzt den Nucleus auf- 
den, wiewohl ich nicht zweifle, dass ein solcher vorhanden ist. 
aan. der nn ist bis jetzt noch nichts eo. worden, 


Mr Eine zweite Art dieses Geschlechts Bicosoeca gracilis hat 
Crank noch gefunden, dieselbe ist marin. | 
Eine dritte Art bildet schliesslich die Fromenter’sche Stylobryon 
ignis, 1. c. p. 336 und Taf. IX, Fig. 12—14, sowie Taf. XXVI, Fig. 8, 
die selbe unterscheidet sich von der Bicosoeca lacustris hauptsächlich 
dadurch, dass jeder Kelch der Golonie einen recht ansehnlich langen 
besonderen Stiel besitzt, sie steht also etwa in demselben Verhältniss 
zur Bicosoeca lacustris wie das Dinobryon petiolatum Duj. zum ge- 
wöhnlichen Dinobryon Sertularia. 


Dinobryon Ehrbg, XIV. p. 124. 


Dinobryon Sertularia Ehrbg. XIV. p. 124 Taf. VIT, Fig, 8. | 
- Dusanoın. XII. p. 321. Taf. I, Fig. 2. 

Perry. XV. p. 178. 

- Crar. und Lacmm. VIE (I). p. 65. Taf. XH, Fig. 16. 

_ Fromenter. XVI. p. 336. Taf. XXVI, Fig. 1. 


Tafel XII, Fig, 44 a1 b. 


Dieser | von eo ‚entdeckte, sehr hübsche Tngellatenartige 


| ne Eee Miesverhälctiese der Einzelthiere und Colonien’ 
| ‚hinreichend DEI SRDN, so dass ich unter De: auf die Ab- 


Bee 0 Bütschli, N a 


Innenseite der in Binder nr alten a sind, meist in der 
Ein-, seltener in Zwezahl. _ | - Y 
Bekanntlich besitzen unsere Organismen eine Bell aa oder, 4 
wie schon Perry bemerkte, bis grüne Farbe, und zwar rührt diese Fär-i 
bung wie bei zahlreichen uhelich safärbien. Flagellaten von zwei Farb- 
stoffplatten her, die der Länge nach nebeneinander gelegen sich in dem | 
eigentlich farblosen Protoplasma des Leibes finden (Fig. Il«a), und von’ 
welchen eine meist länger ist, und weiter nach vorn reicht wie die 
andere. ii 
Wie schon Enrengerg beobachtete, sind die kleinen Bewohner der 
Gehäuse sehr contractil; namentlich das Vorderende derselben vermag” 
sich lang auszustrecken bis an den freien Rand der Gehäuse, und | 
andererseits wieder energisch zu contrahiren, so dass es sich tief in das | 
Gehäuse zurückzieht. Vom vordern Ende entspringt eine ansehnlich ” 
lange Geissel von gleicher Dicke in ihrer ganzen Ausdehnung, welche % 
sich meist schlängelnd in ihrer Gesammtlänge bewegt, seltener hin- | 
N und herpeitscht. Sehr häufig ist dieselbe nach hinten zur ückgeschlagen. ' 
Neben dieser schon Enrensers bekannten Geissel bemerkte ich | je-% 
doch stets noch eine viel kleinere zarte Nebengeissel, die gewöhnlich ° 
nn ziemlich ruhig in gestrecktem Zustand verharrt. | “ 
Ne Vom Hinterende des Körpers glaubte ich mehrfach ein feines 
Fädchen entspringen zu seben, das denselben im Grunde der Schale g 
befestigte. Dicht bei der Eesselhairs liegt der sogen. Augenfleck. und 
| etwa an der hinteren Grenze des vorderen Körperdrittels finden sich die | ' 
. x beiden dicht beieinander liegenden contractilen Vacuolen, deren Con- : 
| iraction sehr rasch und plötzlich geschieht. Focke !) erwähnte zuerst 
eine contractile Vacuole bei unserem Organismus; dann hat CLAPAREDE | 
dieselbe wieder beschrieben und abgebildet (l. c.). Wie gesagt fand ich 
bei meinen Thieren stets zwei solcher Vacuolen. Einen Nucleus Kor 
ich bis jetzt "nicht nachweisen, da sich die kleinen freischwimmenden 
Colonien einer Behandlung mit Wabern entzogen. Von sonstigen nA 
haliskörpern sah ich im Protoplasma unserer Organismen nur ziemlich 
häufig eine Gruppe kleiner stark lichibrechender Körnchen im hintere \ 
Drittel des Leibes. Ich vermag daher auch keine Angabe darüber zu | 
machen, ob der kleine Organismus feste Nahrung zu sich nimmt.” 
ont (l. e.) will neuerdings bei demselben eine schwärzliche 
‚Mundspalte an der Basis der Geissel gesehen haben, ich möchte jedoch 
fast vermuthen, dass hier eine Verwechslung mit dan Augentleck statt-; 
gefunden hat, Kr nirgends erwähnt wird. 


4) Focke, pbysiologische Studien. Heft 2. Nach CLAPARKDE. 


ihren ehäusen ; ich habe jedoch bis jetzt die ee selbst nk 
| beobachtet, hingegen einzelne Keiche gesehen, die ausser einem im 
Su sitzenden nasaduun noch ein zweites gehäuseloses innerhalb 


Bass diese beiden durch es des früheren Insassen des 
el hes 5 hervorgegangen sind, scheint dadurch bewiesen zu werden, 


In einem weiter forigeschrittenen Stadium sah ich das vordere 
r mit seinem fein zugespitzten Hinterende in der Mündung des 
hes befestigt, und schon die Anfänge eines Kelches um die hintere 
älfte desselben gebildet. 
Ausserdem | sah ich jedoch auch einmal an der Mündung eines 
en Kelches eine ziemlich umfangreiche Cyste befestigi (Fig. 11 a, ©). 

Sie bestand aus einer äusseren, ziemlich derben Oystenhülle, die eine 
entrisch gelegene kleinere Cyste einschloss, welche nun ihrerseits 
/ protoplasmatischem Inhalt und den beiden se dechen Farb- 
ofiplatten. erfüllt war. Ein Augenfleck liess sich nicht erkennen; ich a 
| ® be jedoch, dass sich diese Cyste wohl auf unser Dinobryon Sertu- a 
ia beziehen lässt. Die Bildung zweier Cystenhüllen erinnert an die 
e ältnisse bei Nuclearia simplex, die GIENKOWSKI “ zuerst heobachtete, os 


x; 
a 


Trepomonas Dujard. XII. p. 294. 


Trepomonas agilis Duj. XIV. p. 294. Taf. II, Fig. 14. 

I » »  .Perty. XVII. p. 174. Taf. XIV, Fig. 13. 
iD» » Fromentel. XVI. p.33%. Taf. XX VI, Fig.16. 
Grymaca vaccıllans Fresenius. XV. Tat. X, Fig. 2849. 


Der unter dem obigen Namen von DUJARDIN zuerst beschrich 
ganismus. ist hinsichtlich seiner Bauweise eine der interessantesien 
n, welche die Gruppe der flagellatenartigen Wesen darbietet. 
me Ereweriher Weise ist die nicht leicht zu verstehende Organi- 
ion der Gattung Trepomonas bis jetzt von ihrem Entdecker am besten 
worden, während die wenigen späteren Beobachter, hauptsäch- 


Ein ähnliches Verhalten hat Carter (Il) bei der Theilung seiner Euglena 
encyslirten Zustand beobachtet, wo der hintere Theilsprössling gleichfalls &r Bi 

nflecks entbehrte. RN | a 

2) Archiv für mike. Anatomie. Bd. I. p. 209, 48. ER e 


Bann... 


.Jich Perry und FROMENTEL, eine sehr falsche Vorstellung: von unseren 
Organismus sich gebildet on Derselbe ist verh& ältnissmässig seh 
häufig, und stellt sich namentlich in grösserer Menge in etwas fauligen 
Gewässern ein; auch in Infusionen tritt er zuweilen in unge- 
' heuren Mengen auf, es ist daher nur dem Zufall zuzuschreiben, dass 
Prarv ihn nie in grösserer Menge getroffen hat. Das ohne ie \ 
Beschreibung von Fresensus unter dem Namen Grymaea vaceillans ab- ’ 
gebildete Wesen ist, wie oben schon angedeutet, ohne Zweifel unser 
Trepomonas. | BE 
Wie schon Dusarpın sehr richtig bemerkt, bietet unser Organismus 
der richtigen Erkenntniss hervorragende Schwierigkeiten, da derselbe 
in fast rastloser Bewegung sich befindet, und eine sehr merkwürdige 
schifisschraubenartige Gestalt besitzt. Wir haben es mit einem unge- 
fähr ovalen, etwas abgeplatteten Organismus zu ihun (Fig. 16c und b 4 
dessen Klar Ende gewöhnlich bedeuiend breiter als das vordere 
ist. Die Längsseiten sind zu dünnen Flügeln ausgezogen und ver- 
breitert, welche an den beiden Kanten in entgegengesetzter Richtung ® 
nach den Breitseiten umgehogen sind (siehe die Ansicht von vor \ 
Fig. 16), so dass hierdurch der Querschnitt des Körpers eine Sförmige” 
Gestalt erhält. Diese umgebogenen Flügel beginnen am Vorderende des” 
Körpers sehr schwach und niedrig, und wachsen nach hinten allmälig 
zu ansehnlichen Schaufeln an. | | 
Diese Bauweise ist, wie gesagt, ziemlich schwer verständlich und 
namentlich in Abbildungen schwierig wiederzugeben. So lassen denn i 
auch Prary und neuerdings Fromenter, dessen Darstellung mit der | 
Prary’s sehr übereinstimmt, obgleich er dessen Werk nicht kennt, ) 
das hintere Ende des aan in zwei flügelförmige Lappen, die 3 
sie meist gekreuzt zeichnen, gespalten sein; es sind dies die Flügel, 
deren Verhältniss zum eigendichen Körner nicht richtig erkannt / 
wurde. | “ 
Falsch sind ferner die Angaben Perryv’s und Fromenter's, die beide ) 
auch hierin übereinstimmen, bezüglich der Geissel. Dusaanın hat. schon 
ganz richtig angegeben edoch wohl mehr vermuthet), dass sich jeder ' 
der beiden flügelförmigen Seitenlappen in eine Geissel fortsetze. Prrrw j 
und FromenteL hingegen beschreiben und zeichnen eine Geissel an dem 1 
einfach abgerundeten Vorderende. Von einer solchen Geissel üindet 
sich nun entschieden nichts, sondern die beiden von DuJaRDIN ange-, 
gebenen Filamenie sind gar nicht so schwierig, namentlich bei ab- 
sterbenden oder getödteten Exemplaren zu enidecken. Bei der seitlichen 
Ansicht der Thiere (Fig. 165) sind die Geisseln stets unter einem ziem- 
lich spitzen Winkel nach vorn gerichtet; bei der Betrachtung von Boa 


e zur Kenntiiss der Klagellaten und einiger verwandten Organismen. 237 


64) sieht man sie im Ruhezustand in eigenthümlicher, der Krüm- 
3 der Schraubenflügel enisprechender Weise gebogen. Es sind in 
ihrer ganzen Ausdehnung ziemlich gleich dicke Fäden. Enisprechend 
diser Eaımuns des Be ppanls bewegt sich denn unser Thier- 


hinten und den Geisseln nach vorn or durch das Wasser. 
Ebenso interessant wie die äussere Gestaltung unserer kleinen 
lebendigen Schiffsschraube ist nun auch ihre innere Beschaffenheit. 
_ Trepomonas ist unzweifelhaft eine thierische Flagellate, die feste 
Nahrung aufnimmt, obgleich es mir nicht gelungen ist, den Ort, wo 
diese Nahrungsaufnahme geschieht und den näheren Worsana hierbei 
zu beobachten. Die zahlreichen in dem schr hellen, durchsichtigen 
- Protoplasma eingeschlossenen Nahrungskör per, unter welchen sich 
namentlich Bacterienstäbchen mit Sicherheit wiedererkennen lassen, 
' machen die Ernährungsweise unseres Organismus zweilellos. Wer 
Diesing (KU. p. 323) verrathen hat, dass der Mund unseres Organis- 
mus terminal liege, kann ich leider nicht finden, durch eigne Beohach- 
tung dürfie er diese Kenniniss wohl kaum Eeschöpfl haben. 
; Die interessanteste Erscheinung, welche man bei einem süillliegen- 
den Thierchen im Leibesinnern wahrnimmt, ist die lebhafte Protoplas- 
’ maströmung desselben. Diese kreisende Strömung, welche sich an der 
raschen Verschiebung der meist zahlreichen Vacuolen und eingeschlosse- 
nen Körperchen erkennen lässt, ist keine gleichmässige, sondern ge- 
schieht bald schneller, bald langsamer, und häufig bemerkt man eine voll- 
ständige Umkehrung der Strömungsrichtung. Interessant istnun ferner das. 
Verhalten der contraciileu Vacuole (Fig. 16c, v). Unter den im Proto- 
plasma herumgeführten Vacuolen sieht man hier und da eine, die sich 
wöhnlich durch ihre Grösse auszeichnet, nach dem schraubenförmigen 
nterende geschoben werden und, hier angelangt, nach einiger Zeit sich 
ntrahiren. Es erinnert dieses Verhalten der Vacuolen an ähnliches bei 
 erenen Amoeben a A. a Du), ” limax Auerbach und an 


Eeres lien Sn | 
Ein Kern liess sich namentlich bei im Absterben begriffenen oder 
bgestorbenen Thieren gut nachweisen als ein abgerundeter, ziemlich 
"ansehnlicher blasser Körper, um welchen sich zuweilen, jedoch nicht 
mer, ein schmaler heller Hof zeigte. Seine Lage hat derselbe con- 
ı im vorderen Ende des Thieres (Fig. 46c), und mehrfach fanden 
h ‚statt eines solchen Nucleus deren zwei dicht zusammenliegend. 

ach: Perry soll sich unser Organismus durch Queriheilung ver- 
| hrift f. wissensch, Zoologie, XXX. Bd. 46 


een 


mehren, ich möchte jedoch dieses Verhalten, angesichts der so regel- 
 mässigen Längstheilung der Flagellaten, bezweifeln. Ich sah leider bis- 
jetzt nur einmal zwei an ihrem einen Ende zusammenhängende Indivi- 
duen, deren feinere Bauverhältnisse aufzuklären jedoch wegen der 
raschen Bewegung nicht gelang. Da ich dieselben längere Zeit ohne Ver- 
änderung beobachtete , so bin ich zweifelhaft, ob hier ein Theilungs- 
zustand vorlag. ; 

Ueber sonstige Fortpflanzungserscheinungen ist bis jetzt leider noch ° 
nichts bekannt. 


ilexamitus Dujard. XI. p. 296. Taf. IH, Fig. 16 
Hexamitus inflatus Dujard. p. 296. 


Tafel XIV, Fig. 20a und b. | 

Dusarpın hat von seinem, durch die vermeintliche Sechszahl der ° 
Geisseln characterisirten Geschlecht Hexamita drei Arten beschrieben, 
von welchen zwei, die Hexamita nodulosa und inflata!), sich in faulen- 
dem Sumpfwasser, die dritte hingegen, Hexamita intestinalis, parasitisch 
in dem Darm und der Leibeshöhle der Frösche und Tritonen finden soli. 
Ob jene beiden erstgenannten Arten wirklich specifisch verschieden 
seien, war ihm selbst nicht ganz klar, und ich glaube gleichfalls, dass 
hier wahrscheinlich nur zwei etwas verschiedene Abarten einer Species 
vorlagen. Da die von mir studirten hierhergehörigen Organismen sich 8 
jedoch im Allgemeinen mehr der Form inflata nähern, so habe ich von. 
den beiden Namen diesen gewählt, 
Die hier zu beschreibenden Flagellaten fand ich unter denselben ° 
Bedingungen wie Dusaanıy, nämlich in faulendem Sumpfwasser; sie 
scheinen jedoch nicht allzu häufig zu sein, da ich bis jetzt nur einmal 
auf sie gestossen bin. | 
Ihre Gestalt ist etwas variabel; anfänglich traten sie fast nur in 
der Fig. 20« abgebildeten, langgestreckten Form auf, späterhin aber 
fand sich die kurze gedrungene Form 205 viel häufiger. Jedoch scheint 
eine solche Veränderung in der Gestalt sehr leicht eintreten zu können, | 
' da ich ein ruhig liegendes Wesen der Form 205 beobachtet habe, ” 
das allmälig zu lebhafterer Bewegung überging, und dabei allmälig wie- 
der die langgestreckte Gestalt annahm. Zuweilen sind unsere Organis- 
men überhaupt in hohem Grad metabolisch, so dass ihre Gestalt sehr’ 
unregelmässig erscheint, ja geradezu amoehoide Bewegungen ausge . 
führt werden. 


4) Mit welcher Berechtigung DIESING (X. p- 346) die Gattung Hexamita z 
DisArpın’schen Gattung Amphimonas zieht, ist nicht ersichtlich, da er selbst let 
ierer Gatlung in seiner Diagnose nur zwei Geisseln zuschreibt. ' 


Be ige zur Kenntuiss der Plage len nd einiger verwandten Organismen, ek) 


. Viel Schwier Aa macht die genaue ihn der Zahi der sehr 
_ langen Geisseln, doch glaube ich mich sowohl durch die Beobachtung 
“R lebender, wie such namentlich durch Chromsäure oder Jodiösung ge- 
tödteter Thiere überzeugt zu haben, dass die Zahl derselben acht beträgt. 
j ' Zwei entspringen an den Ecken des hintern abgestutzten oder auch 
fe häufig etwas eingeschnittenen Endes, und diese beiden Geisseln wer- 
den, wie schon Dusarpın beobachtete, bei der Bewegung meist nachge- 
schleppi, ohne dass sie sich selbst viel bewegten. Auch hängen sich 
‚unsere Thierchen mit diesen beiden .hintern Geisseln manchmal eine 
Zeit lang fest, und rotiren nun, in dieser Weise vor Anker gelegt, leb- 
haft um ihre Achse. 

Ausserdem entspringen nun an jeder Seite des Leibes in etwa 
eichen Abständen von einander je drei Geisseln von gleichfalls sehr 
Pe liekier Länge, die eigentlichen Bewegungsgeisseln 1). 

Das Leibesprotoplasma war zum Theil ganz körnerfrei, und da- 
| ehr durchsichtig, theils fanden sich in demselben grössere und 
R ‚kleinere Faner von dunkler Beschaffenheit | in Zahl, a viele 


= sehr iokelelänzender Körper (Kig, 20 a) en ja zuwei- 
en. war das Innere der Thiere damit ganz vollgepfropft. Darunter 
es ar einige Male ‚auch dunkelbraune a en Leider 


a: um je 900 von den obengenannten Geisseln ee je zwei weitere, 
ich Bei 2 Ansicht von vorn würden demnach diese 


16* 


ee ae 


Mitte des Leibes nachweisen (s. Fig. 20 a, n); er ist von ähnlicher Be- 
schäffenheit wie der der Trepomonas agilis. Eine contractile Vacuole 
findet sich im Hinterende einseitig gelegen (s. Fig. 20a und b). Hat 
dieselbe sich contrahirt, so geschieht die Neubildung in folgender, 
eigenthümlicher Weise. In der Nähe der Stelle, wo sich früher die alte 
befand, bildet sich zunächst ein länglicher heller Flüssigkeitsraum, der 
sich rasch abrundet und nun langsam durch den Körper nach vorn ge- 
schoben wird, jedoch hald wieder umkehrt,, bis er die Stelle erreicht, 
wo sich die frühere Vacuole contrahirte; hier erfolgt dann die Systole. 
Auch scheint es mir, als ob sich die neue Vacuole zuweilen schon vor 
der Systole der alten bilde, um dann nach deren Verschwinden nach 
dem Hinterende geschoben und contrahirt zu werden. Dieses Spiel der 
 Vacuole bietet demnach ziemlich viel Aehnlichkeit mit den bei Trepo- 
monas beobachteten Erscheinungen. | 
Die Länge der von mir beobachteten Hexamiten betrug etwa 
0,01—0,02 Mm. 
Von Fortpflanzungserscheinungen habe ich bis jetzt nur die Thei- 
lung beobachtet, leider jedoch ohne die feineren Vorgänge hierbei fest- 
steilen zu können. 


a en En ee 


Pyramimonas Schmarda. XVII. p. 9. Taf. Il, Fig. 1. 
Tetramitus Perty. XIN. p. 170. | 
Pyramimonas descissa Perty. XI. p. 170. Taf. XIV, Fig. 3. 


Tafel XI, Fig. 21 a—b. 

Wir haben es hier wiederum mit einer recht interessanten Gatiung 
zu ihun, von welcher zwei sichere Arten bis jetzt bekannt zu sein 
| scheinen; der hier zu heschreibende Organismus und dann noch der 
Tetramitus rostratus!) Perty, Taf. XIV, Fig. k, den auch Fresenius ohne 
weitere Beschreibung nie seiner Taf. X, Fig. 34—35 abbildet. 

Unser Pyramimonas descissa ist ein kleiner Organismus, der mir 
bis jetzt nur einmal in grösserer Menge in längere Zeit stehen geblie- 
benem fauligem Wasser aus einem Tümpel aufstiess. Wie gesagt, scheint 
mir diese Form verschieden zu sein von dem Pyramimonas rostratus 

4) Die von Scumarna beschriebene Art Pyramimonas tetrarhynchus scheint 
mir sehr wahrscheinlich mit dem Pexry'schen Tetramitus rostratus identisch zu 
sein, da die Bauverhältnisse beider sehr ähnlich sind und der Hauptunterschied nur 
in der grünen Färbung des ersteren liegt, ein Character, der bekanntlich. bei den 
‚Flagellaten nicht zu den entscheidenden gerechnet werden kann. Ausserdem scheint 
auch die Lage der contractilen Vacuole bei den erwähnten beiden Varietäten iden- 
tisch zu sein, und zwar liegt sie im Vorderende, nicht weit von der Basis der 


» Geisseln, was sehr auffallend von der gerade entgegengesetzlen Lage bei RyTa 
 monas descissa abweicht. 


Beiträge zur Kenntuiss der Plagellaten und einiger verwandten Organismen, 241 


; Die Ei stolt unseres Organismus isi langgestreckt und wird von 
Perry mit Recht kegel- bis dütenförmig bezeichnet, da das Hinierende 
fast immer scharf kegelförmig zugespitzt ist (Fig. 21 a), ohne dass jedoch 
dies durchaus regelmässig wäre, sondern es finden sich gelegentlich 
auch alle Abstufungen bis zu vollständig abgerundeiem Hinterende 
(Fig: 215b). Sehr characteristisch ist das Vorderende beschaffen, und 
stimmt gut mit der von Perry für seinen Tetramitus desceissus ange- 
 gebenen Beschaflenheit überein. Dasselbe ist nämlich schief abgestutzt, 
und zwar verläuft diese Abstutzungsfläche unter einer verhältnissmässig 
schwachen Neigung zur Achse des Thieres, so dass dieselbe etwa die ganze 
vordere Hälfte des Körpers einnimmt. Meist ist diese abgestutzte Fläche 
sogar etwas concav ausgehöhlt. An dem Vorderende des Thieres ent- 
_ springen von dieser Fläche die vier nicht sehr langen, dicht beisammen 
Be: stehenden Geisseln, welche ich gewöhnlich von etwas verschiedener 
Länge fand, so dass die hinterste die kürzeste. war, die vorderste hin- 
gegen die grösste Länge erreichte. 

Mittelst dieser Geisseln bewegt sich das Thierchen sehr rasch roti- 
rend und gleichmässig, nicht wackelnd, und bietet deshalb der Unter- 
‚suchung ziemliche Schwierigkeiten. 
| - Das sehr helle und durchsichtige Körperprotoplasma enthielt meist 
- zahlreiche dunkle Körner, die zum Theil vollständig den Eindruck ge- 
_ fressner Nahrung machten, um so mehr, als sie vielfach in ansehnliche 
 NVacuolen eingeschlossen waren. Dass unsere Pyramimonas feste Nah- 
rung zu sich nimmt, wurde mir unzweifelhaft, als ich die Ausstossung 
solcher im Leib derselben eingeschlossener Nahrungstheile in der Ge- 

gend x (Fig. 21 b) sehr deutlich beobachtete. 

Die einfache contractile Vacuole liegt in der hintern Körperspitze 

(Pig, 21a und! b, v) und contrahirt sich sehr rasch und plötzlich. Schon 
bevor die Systole beginnt, erscheinen neben ihr zwei kleine neue 
 Naeuolen, die nach dem Verschwinden der alten zusammenfliessen und 
nun noch mehr anwachsen. Die neugebildete Vacuole fand sich nicht 
N immer genau Auf dem Platz der alten, sondern schien sich abwechselnd 
bald mehr auf der einen, bald auf der andern Seite zu bilden. | 
2. Einen Nucleus konnte ich leider bis jetzt noch nicht mit Sicherheit | 

nachweisen. 

Von El rnngsercchbinungen habe ich bis jetzt noch nichis 
enter, dagegen scheint es nach den Punry’schen Beobachtungen bei 


_ völlig getheilt, nur noch durch einen En Faden zusammenhingen. 


fortsetzt. Am Vorderende zwei ansehnliche Geisseln. In der Oberlippe 


letzteren begegnet man allein der farblosen, meist eine grosse Menge 


‚ hierher auch noch die Eurenserg’sche Cryptomonas ovata, erosa, glauca 


_ dieser Art hun Zweilel so gross ist, dass der Perry'sche Name polymor- 


TEE 


+ 


me; mit le Gesscln beobachtet, und ei TOR, nahezu ; 


Chilomonas Ehrbg. XIV. p. 30. 
Chilomonas Duj. XI. p. 295. 
CGryptomonas Perty. p. 165. 

» Ehrhg. pr. p. 
Zygoselmis Fromentel. pr. p. 


Ziemlich langgestreckte Flageilaten, deren Vorderende in zwei 


“ Lippen ausläuft, zwischen welchen sich eine recht deutliche Mund- 


öffnung, einsenkt, die sich in eine von dunklen verdichteten Wänden 
umgebene, weit in den Leib nach hinten hineinragende Schlundröhre 


eine contractile Vacuole und im Hinterende ein verhältnissmässig grosser 
Zelikern. Fortpflanzung durch Längstheilung beobachtet. 


Chilomonas Paramecium Ehrbg. ‚XIV. p. 30. Taf, Il, Fig. 6. 4 


(?) Gryptomonas curvata Ehrbe. p. 40. Taf. II, Fig. 16*. 
N » ceylindrica Ehrbg. p. 42. Taf. I, Fig. 19*, 
» polymorpha Perty. p.162. Taf. XI, Fig. A—H. 


Chilomonasgranulosa Duj. XI. p. 295. Taf. IH, Fig. 15 

Chilomonas Paramecium Ehrbg. XIX. p.199. Taf. IX, Fig. 25. 

(?)Chilomonas obliqua (Duj.) Froment. p. 331. Taf. XXI, Fig. 35. 

Zygoselmis nebulosa (Duj.) Froment. p.320. Taf. XXI, Fig. 25. 
Taf. XII, Fig. 15 a—g. 


Das hier zu beschreibende Thier ist einer der häufigsten Flagellaten, 


den man sowohl in natürlichen Tümpeln, hauptsächlich wenn dieselben N 9 


eiwas putresciren, als auch namentlich in Infusionen antrifft. In 


dunkler ansehnlicher Körner einschliessenden Varietät, dem eigentlichen 
Chilomonas Parameeium Enrenpeng’s oder dem Chilomonas granulosus. 
Dusarpın’s, während man die braun- oder grüngefärbte Varietät, zu ” 
welchen wohl die beiden oben angeführten Gryptomonasarten Euren- | 
BERG’S zu ziehen sind, nur in natürlichen Tümpeln antriflt. Perry stellt 


und fusca (vergl. Eunse. XIV. Taf. I), jedoch wird schwer auszu- & 
machen sein, wie weit er hierin Recht hat, obgleich die Vielgestaltigkeit 


pha nicht ohne Berechtigung scheint. Als CGryptomonas ovata hat jedoc 
‚neuerdings PIEDROBERI einen in seinen Fortpflanzungserscheinun; en", 


an , i hir MH 
} De 


zui Kenntniss der Flagellaten und einiger en) Organismen, 243 


aooenarügen ee beschrieben VL. P- en Taf. ah 


auch ziemlich nahe en zwischen unserer Ghilo- 
 monas und dem leizterwähnten Organismus vorhanden sein mögen !). 

Die beste Beschreibung und Abbildung des Chilomonas Parame- 
eium. hat Ant. Sonneiper gegeben (19), derselbe erkannte den Kern, 
die Lage der contractilen Vacuole, deren Contractionen er jedoch nicht 
wahrnahm, und wies ferner nach, dass die dunkein Körner, welche 
man meist in der farblosen Varietät, die er allein sah, in Menge antrifft, 
aus Stärkemehl bestehen. Auch von dem Schlund scheint er eiwas ge- 
en zu haben, ohne jedoch hierüber ins Klare gekommen zu sein, 

Ziemlich variabel ist die Gestalt unseres Thieres, worauf haupt- 
sächlich schon Perry hinwies; namentlich ist das li Ende bald 
mehr zugespitzt, bald stumpfer abgerundet, bald schief hakenförmig 
umgebogen , aber auch ohne solche Biegung. Die farblosen Exemplare 
der Infusionen sind, wie schon Pertv bemerkte, meist kleiner, ich 
 maass solche von v, 022 Mm. etwa; die braunen Her Tümpel himbeosen 
werden rhäkmissmissig sehr gross, so hatte z. B. ein recht ansehn- 
liches eine Länge von 0,049 Mm., jedoch fanden sich darunter auch 
wieder recht kleine, die nicht mehr wie 0,015 Mm. maassen. In ihrer 
Bauweise unterscheiden sich diese erschedenen Varietäten so wenig 
von einander, dass ich sie mit Perry für ein und dieselbe Art erklären 


Gewöhnlich ist das Vorderende ansehnlich breiter als das Hinter- 
le und die Enpldun. ist a sehr gut ZUSERrEN, a, 


Bene weniger dosilich en. Die henden Geisan es Morde 


n les sind etwa von gleicher Länge und Stärke (leiztere ist recht 
ans hnlich und nach den So Kaum a Sehr a 


= lich wieder nach in Kreistouren ernste. Sehr 


eo ill 


gewöhnlich nehmen die beiden Geisseln in ee Ruhepause die in 
Fig. 15c wiedergegebene Stellung ein, jedoch finden sich mannigfache we 
‚abweichende Stellungen, immer jedoch sind dieselben hierbei auffallend 
gekrümmt. Nicht ganz sicher bin ich über die Ursprungsstellen dieser ' 
beiden Geisseln, jedenfalls aber scheinen sie in ziemlicher Entfernung 
von einander zu entspringen, vielleicht die eine auf der Ober-, die 
andere auf der Unterlippe, wie es in Fig. 15 c angedeutet ist. | 

Zwischen beiden Lippen senkt sich die Mundöffnung ein, die zu- 
nächst in eine nicht von verdichteten Wänden umgebene kurze und sehr 
hell erscheinende Röhre führt, welche dann in den mit dichten dunklen 
Wänden ausgerüsteten Schlund sich fortsetzt (Fig. 15a u. ce, oe). Dieser 
Schlund erscheint von der Fläche betrachtet eigenthümlich längs- und 
quergestreilt, und da, wo die Streifensysteme sich kreuzen, finden sich ” 
knöte nal Ve ea wodurch auch wohl die Ehe Durch- 
schnitte der Schlundwandungen meist ein knotiges Aussehen erhalten 
(Fig. 15a). Die Substanz dieser Schlundwandungen scheint nur ein 
verdichtetes Protoplasma zu sein, da dieselben beim Absterben der 
Thiere sich nicht erhalten, sondern zerstört. werden. f 

Leider habe ich nun die Nahrungsaufnahme unserer Thierchen trotz ” 
vielfacher Bemühungen nicht beobachtet, kann jedoch richt zweifeln, 
dass dieselben wirklich mittelst des beschriebenen Apparaies feste 
Nahrung aufnehmen, da sich bei anderen Flagellaten, bei welchen sich 
ähnliche Einrichtungen finden, die Nahrungsaufnahme direct hat be- 
obachten lassen. 

Die contractile Vacuoie in der Oberlippe ist leicht aufzufinden, ihre 
Contractionen geschehen langsam, und es erfordert daher einige Auf- 
merksamkeit dieselben zu beobachten. Stein hat sie auch schon wahr- ” 
‘genommen (XXII, I. p. 91). 

Bei den gefärbten Varietäten ist der Farbstoff keineswegs gleich- 
mässig durch den Körper verbreitet, sondern es finden sich auch bier ” 
wie bei den seither beschriebenen gefärbten Flagellaten, zwei Farbstofl- 
platten von mässiger Dicke (s. die Fig. 15a), die längs der Seiten des 
. Körpers. dicht unter. der Körperoberlläche gelagert sind, und auf der 1 , 
kürzern und längern Körperseite so dicht zusammensitossen, dass sie " 
nur durch einen schmalen, lichten Zwischenraum von einander getrenn 
sind (s. Fig. 155). Dieser schmale lichte Streifen, der in dem nicht ” 
völligen Zusammenstossen der Platten seinen Grund hat, wurde auch 
schon gelegentlich von Prary beobachtet, jedoch unrtehliot Weise al 
die Tbeilung anzeigend gedeutet. ) 

- Etwa auf der vorderen Grenze des bintern Dritttheils des Kör per: 1 
liegt der bläschenförmige Kern, in dessen Gentrum sich ein ansehnliche 


\ ir Kenntuiss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 245 
Inenkörper befindet, An absterbenden Exemplaren liess sich auch 
irfach eine verdichtete Hülle ‚des Kernbläschens nachweisen. 
Bezüglich der farblosen Varietät habe ich hier noch einige Bemer- 
kungen beizufügen. Wie gesagt, ist deren Inneres häufig von ansehn- 
el en dunkein Körnern ganz angefüllt, die eniweder unregelmässiger 
vertheilt sind oder sehr häufig in einer Schicht dicht unter der von einer 
verdichteten Hautschicht gebildeten Oberfläche des Thieres angeordnet 
sind, daher gewöhnlich als zwei dunkle Reihen an den Seiten des Kör- 
pers erscheinen. Diese Körner hat schon Sennkiver als Amylum erkannt 
und ich kann dies nur bestätigen. Jedoch sind darunter doch auch eine 
Anzahl, die sich nicht wie Amylum verhalten. Behandelte ich nämlich 
die mit Jod gefärbten Thiere mit concentrirter Schwefelsäure, so ver- 
- schwinden die blaugefärbten Amylumkörner sogleich, und in dem ziem- 
lich wohl erhaltenen Körper zeigen sich nun noch eine ziemliche Anzahl 
y Banner bis rothbrauner Körochen!). 

“ Einer eigenthümlichen Beobachtung an dieser farblosen Varietät 
ns. ich noch gedenken. Als ich die Thiere einer Moosinfusion mit 
1%/niger Essigsäure behandelte, zeigte sich an ihnen mehr oder weniger 
- deutlich dasin Fig. 15 g wiedergegebene Verhalten. Aus der Oberfläche der 
- abgestorbenen Thierchen waren eine grosse Anzahl sehr feiner Strahlen 
nach allen Richtungen hervorgeschossen, so dass die ganze Erscheinung. 
lebhaft an das Bild erinnerte, welches ein ähnlich behandeltes Paramae- 
 eiim mit seinen eine Trichocysten gewährt. Zwischen 
diese Strahlen fand sich denn auch etwas körnelige Masse hier und da 
eingewebt. Ich weiss keine rechte Erklärung für dieses eigenthümliche 
Verhalten, wenn man nicht annehmen will, dass sich bei unsern Thier- 
en ähnliche Gebilde wie die Trichocysten der ciliaten Infusorien finden, 
gegen jedoch bemerkt werden dürfte, dass ich bis jetzt an den leben- 
n Thieren von solchen Gebilden nichts beobachten konnte. | 
- Unsere Thierchen sind sehr empfindlich; ich sah sie stets in sehr 
er Zeit unter dem Deckgläschen absierben; dabei wird der Körper 
rt und mehr kuglig abgerundet und schliesslich platzt das so ent- 
dene Kügelchen und verfällt der Zerstörung. 

Non Fortpflanzungserscheinungen wurde bis jetzt nur die Längs- 
theilı ung constalirt. ' Von früheren Beobachtern scheint nur Prrry diesen 


Theilungsprocess beobachtet zu haben, und hat auch zwei verschiedene 
'Theilungsstadien ziemlich kenntlich abgebildet (Fig. I°F, Taf. XN. I 
. hatte bis jetzt nur einmal Gelegenheit Theilungszustände dieser Art zu b 
_ obachten (Fig. 15 d—f). Die Theilung geschieht auch hier wieder in eine 
 Längsebene. Bevor die eigentliche Einschnürung anhebi, sind dieGeisseln 
der Tochterindividuen schon vorhanden, ohne dass ich anzugeben 
wüsste, wie sie entstanden sind. Die Einschnürung beginnt ziemlich 
gleichzeitig in der ganzen Theilungsebene (Fig. 15d), wahrscheinlich 
jedoch am Hinterende etwas frühzeitiger, da die beiden Sprösslinge 
eiwas vor der Körpermilte am längsten vereinigt bleiben. In dem ein- 
geschnürten ziemlich durchsichtigen Körpertheil bemerkt man (Fig. 15d 
eine Anzahl dunkler, querverlaufender Striche oder Körper, die fas 
aussehen wie dunkle in die Länge gezogene Körner des Chilomonas, 
ohne dass ich jedoch diese Ansicht mit Gründen belegen ‚könnte. in 
Fig. 15 e sind diese Querstriche noch deutlicher zu beobachten. Die Ein- 
schnürung schreitet so rasch vorwärts, dass nach wenigen Minuten die 
beiden Sprösslinge ganz durchgeschnürt sind, und nur noch mittelst eines 
feinen Verbindungsfädchens etwas vor der Körpermitte zusammenhängen? 

{Fig. 45f), das nun schliesslich auch durchreisst und so die beiden i 
Sprösslinge frei werden. | n 

Wegen der Beweglichkeit der Thiere und der Undurebsichtigkeit 
des Protoplasmas liess sich das Verhalten des Kerns und der contrac- 
tilen Vacuole bei der Theilung leider nicht fesistellen. | 


Astasia Ehrbg. Possenn. Annalen. 1830. p. 508. 


Trachelius Ehrbg. p. p. XIV. p. 320. 
Peranema Dujard. XII. p. 353. 
Astasia Dujard. XII. p. 356. 
Pyronema , Diesing. XI. p. 327. 


Unter allen den vielen Formen, die unter der Aufschrift der obi 
Gattungen beschrieben worden sind, leuchtet bis jetzt nur ein Organi 
mus als Leitstern hervor, der allein seit Eurensere und Dusanpın’s A 
beiten mehrfach erden und theilweise recht gut beschriebe 
worden ist. Es ist dies der sogen. Trachelius (?) trichophorus Eur 
BERG'S, den sein Entdecker in einer Gattung mit ciliaten Infusor 
vereinigt hatte. Dieses Thier, welches Dusarnın zu seiner Gattung Pere 
nema ziehen zu müssen glaubte, ist, wie bemerkt, in unseren Gewä: 


Geissel besitzt, die letztgenannte hingegen eine in ihrer ganzen Aus- 
dehnung gleichstarke Geissel führt. Auf diesen subtilen Unterschied 
‚ar vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich, die Trennung beider 
Gattungen gegründet. Perry, der gleichfalls nach dem Vorgange Dusar- 

pin’s die beiden Gatlungen arbeit, spricht sich über deren 
Unterschiede gar nicht aus, zieht jedoch den Kurengerg’schen Trachelius 
trichophorus zu der Dusarvın'schen Art Peranema protractum. 

. Diesing hat dann schliesslich geglaubt, hier Abhülfe schaflen zu 
müssen, und zwar in der Weise, dass er noch eine dritte und besondere 
Gattung für den Eurensene’ ee Trachelius trichophorus schuf, und zu 

diesem Zweck den zuerst von Dusarpın seiner späteren Gattung Pera- 
nema beigelegten Namen Pyronema (vergl. Dusarvın in Ann. d. sc. nat. 
1836. Bd. V. p. 203) wieder aus der Vergessenheit hervorzog, und als 
- Bezeichnung des Trachelius trichophorus verwerthete. Fragt man jedoch 
nach den Characteren der so unterschiedenen drei Gattungen, so wird 
mar finden, dass sich Peranema und Astasia nur dadurch unterschei- 
den sollen, dass die erstere Gattung ein stumpf abgerundetes, die 
iztere hingegen ein schwanzförmig zugespitztes Hinterende besitze. 
Diese Unterscheidung scheint um so weniger von besonderer Be- 
ung, als wir es hier ja mit in ihrer Gestalt höchst veränderlichen 
ssen zu thun haben. Die Unterscheidung der Peranema und Astasia 
n Pyronema hingegen wird darauf gegründet, dass bei den beiden 
enannten on der Mund terminal, DE der ee 


| jessen wollen, welchen die ne am ee des a er— 
t erden; halte ich jedoch auch die angeblichen Verschieden- 
iten in der Lage der Mundöffnung, selbst wenn sie wirklich vorhanden 
rom zur nn zweier Gatjungen nn 


den Thierchens, dessen Gestalt, wie bekannt, durch das energische G 


218 De 0. Bütsehli, 


neigt dies unter dem ersten von Dusarnın gegebenen Namen Pyronen 
‚zu tbun, wenn derselbe nicht von seinem Begründer späterhin se 
mit der Bezeichnung Peranema vertauscht worden wäre, und ni 
 Enrensere schon 1830 den Namen Astasia aufgestellt hätte, welch 
sich auch mehr eingebürgert zu haben scheint, als die Dusarnın’schen 
 Benennungen. h 


Astasia wichophora I Ehrbe. 


ren re XI. p. 354. 
» protractum (Duj.) Perty. Re p- 108. 
(?) Astasia limpida Duj. XIII. p. 357. Taf. V, Fig. 12. Ei 
» »  (Duj.) Carter. I. an Taf. VI, Fig, 15—A8, 
Astasia trichophora Claparede. Vlil. 1. p. 44 und 346. 
» » Clark. VII. p. 250. Taf. VI, Fig. 45. 


Taf. XIV, Fig. 19a—b. 


Die besten Beschreibungen und Abbildungen des hier zu he. 
sprechenden, ziemlich grossen und häufigen Thierchens haben Ca: 
schon 1858 und später CrArx 1867 gegeben. Die Existenz einer Mu 
öffnung schien dadurch, im Zusammenhang mit der älteren Enreneer 
schen Angabe von der Gefrässigkeit seines Trachelius trichophorus, au 
Zweifel gestellt, und es fällt auch nicht schwer, sich sowohl von 
Richtigkeit der Angaben Carrer’s und Crares, als von denjeni 
EnrenseRg’s zu überzeugen. In gleicher Weise hatten denn auch se 
STEIN (XXI, I. p. 76) und Crarartpde (VII, I. p. 41) sich von 
Nahrungsaufnahme unseres Thierchens überzeugt, als auch schon 
Mundapparat erkannt. Perry hatte einmal in dem Körper eine anse 
liche Diatomee beobachtet, glaubte jedoch ein zufälliges Eindrin 
derselben annehmen zu müssen, keine eigentliche Nahrungsaufnah 
Fig. 19a giebt eine Vorstellung unseres, im Mittel ca. 0,05 Mm. erreich 


traclionsvermögen des Körpers sehr veränderlich ist, und zwar ha 
wirklich den Anschein, als wenn die Gestaltveränderungen hier du 
partielle Contractionen einer Hauischicht zu Stande kämen. Gewüh 
‚ sind es Einschnürungen,, die ringförmig über den Körper hinablau 
so dass derselbe in einzelnen Zonen bald mehr anschwillt, bald 
verschmälert, und sich dabei in seiner Gesammtheit verlängert oder m 
zusammenzieht. Im höchsten Grad dieser Contraction vermag sic 


' Konntuiss der Fl Iageltaten a einiger verwa dlen Organismen. 249 


dann lich nahezu Euelie abzurunden ). Das geissel- 
gende, bei der verhältnissmässig langsamen, gleiienden und ziemlich 
etigen Bewegung vorangehende Ende des Korkiers ist meist etwas ver- 
sehmälert und an dem geisseltragenden Rande gewöhnlich eiwas schief 
abgestutzt. Die Geissel übertrifit den Körper auch in seinem gestreckte- 
sten Zustand bedeutend an Länge und wird bekanntlich bei der ge- 
"wöhnlichen Vorwärtsbewegung fast gerade gestreckt nach vorn getragen, 
und nur: das äusserste Ende führt schwingende Bewegungen aus. Zu- 
 weilen trifft man auch, wie schon Dusarvın für seine Peranema protracta 
angiebt, auf geissellose Exemplare, welche sich allein mit Hülfe der 
Contractilität ihres Körpers ähnlich wie geissellose Euglenen bewegen, 

und vielleicht in den ency stirten a überzugehen im Beerifle 
\ sind. 


Das Hinterende ist meist abgerundet und ich sah es nie deutlich zu- 
| gespitzt. Ich hebe dies hier hauptsächlich deshalb hervor, weil GLark an 
dem Ninterende seiner Astasia trichophora ein kurzes bauchständiges 
) hyalines Spitzchen beschreibt, welches dem Thier hei seinen Bewegungen 
als Stützpunct dienen soll, und das er daher als Homologon der hinteren 
 Geissel der Gattung Anisonema betrachtet, und so die Gattung Astasia 
I als ein Uebergangsglied zwischen den eingeisseligen und den zwei- 
. geisseligen heteronematischen Flagellaten aufzustellen sich berechtigt 
glaubt. 

“ ‚Weder einer der früheren Beobachter unseres Thierchens, noch ich, 
ben jedoch etwas von diesem Fortsatz am Hinterende unserer Astasia 


- Eine weitere Abweichung der von Grark beobachteten von meinen 
eren will ich hier gleich noch hervorheben. Crirk beschreibt bei 
elben einen dicht hinter der Basis der Geissel gelegenen sogen. 


2... 


 Mundapparat, dessen riehtige Erklärung jedoch nicht ganz leicht ist. 
Auf der einen Flachseite des Körpers sieht man nämlich einen dicken, 
dunkeln Strich in geringer Entfernung von der Geisselbasis beginnen 
(Fig. 49a), der mehr oder weniger weit nach hinten zu veriolgen ist 
(häulig beträchtlich ‚weiter als auf Fig. 19a), und, sich allmälig ver- 
feinernd, schliesslich verschwindet. Bei genauem Zusehen unter 
einstigen Bedingungen habe ich mich auch mehrfach überzeugt, dass 
dieser Apparat sich eigentlich aus zwei dicht nebeneinander herlaufen- 
den Strichen zusammensetzt, so dass er wohl als der oplische Ausdruck 
einer nahezu collabirten Röhre betrachtet werden kann. Um das Vord 
derende dieses Siriches sah ich mehrfach ein helles Kreischen, und aue 
ein oder zwei zartere Strichelchen, welche nach der Goisselbälte zu 
liefen (Fig..19a). Diese Einrichtung glaube ich nun so deuten 7 
müssen, dass der hintere doppelte Strich als die Wandungen einer im 
gewöhnlichen Zustand collabirten Schlundröhre aufgefasst werden 
müssen, die von einer spaltartigen Mundöffnung, welche sich zwischen 
dem deren Ende dieses Striches und der Geisselbasis ausdehnt, ent= 
springt. Den Beweis für dic Richtigkeit dieser Deutung liefert, wie Er 
glaube, die Art der Nahrungsaufnahme, die mir zu beobachten gelungen 
ist. Ich sah eine solche Astasia trichophora sehr ansehnliche kugel- - 
formige Körper, über deren Natur ich nicht klar wurde, verschlingen 
(Fig. 195). Hierbei erweitert sich das dicht hinter der Geisselbasis g 
legene Stück des Leibes, wo ich die spaltartige Mundöffnung vermuth 
trichterartig und umschliesst die aufzunehmende Nahrung. Von diese 
Trichter bemerkt man nun eine ziemlich ansehnliche helle, von im op« 
tischen Durchschnitt als zarte Striche erscheinenden Wänden umgebe 
Röhre nach hinten führen, die zur Nahrungsaufnahme erweiteri® 
Schlundröhre. Hierauf sieht man dann die Nahrung ohne Mithülfe d 
Geissel durch diese Schlundröhre in das Innere des up hina 
gleiten. 
ÜARTER’S Abbildungen sind hinsichtlich des Mundapparates se 
schematisch. Srrın beschreibt denselben 1. s. c.) als eine »in de 
Mittellinie der Bauchseite von der Insertion der Geissel nach rück war | 
verlaufende klaffende Längsspalte«, hält also wohl den ganzen, von mil 
als Schlundröhre betrachteten dunkeln Strich für eine längliche Mund= | 
. spalte.. Von Wichtigkeit ist, dass Sreın auch die Ausscheidung | 
 Nahrungsresten am Hinterende des Körpers beobachtet hat. 
Die schon von Eurensere erwähnte contractile Vacuole findet 
im Vorderende dicht neben der Schlundröhre. Carter hat die Ce 
 tractionen der Vacuole nicht beobachtet, Crank hingegen dieselbe 
merkt und beschreibt sie als sehr rasch und plötzlich vor sich geh 


zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 251 


a en. Bei einem Thier bildete ch iededh nach der len 
wraction ein länglicher Flüssigkeitsraum neben ein oder zwei kleinen 
 Vacuolen an Stelle der alten, und dieser Flüssigkeitsraum schien die 
‚kleinen, später zusammenfliessenden Vacuolen zu speisen. 

Der ansehnliche bläschenförmige Nucleus mit dunklem Binnen- 
körper Jiegt nahezu in oder etwas hinter der Mitte des Körpers und 
N de schen von CARTER und CGLark erkannt. 

Innerhalb des Leibesprotoplasmas bemerkt man dann meist die ge- 
szene Nahrung, welche hier nicht in Vacuolen eingeschlossen: ist; 
 fernerhin zuweilen eigenthümliche rothbraune Körperchen, wie dies ok 
schon von den früheren Forschern angegeben wurde. Schliesslich häufig 
und dann gewöhnlich in grösserer Menge bräunliche bis bräunlichgrüne 
 Secretkörnchen, wie ich sie nennen will (Fig. 19a). Eniweder durch- 
Ziehen diese Körnchen das gesammte Leibesprotoplasma, oder sind 
_ hauptsächlich i in dem hintern Theil des Leibes angehäuft. Ihrem charac- 
 teristischen Aussehen nach gleichen sie vollständig den Secreikörnchen, 
‚welche man bei ciliaten Infusorien und auch Amoeben sehr häufig triffi, 
und die sich, wie schon erwähnt, durch die eigenthümlich bräunlich- 
line, olivenartige Färbung auszeichnen, bei den Amoeben und ciliaten 
nfusorien auch vielfach in deutlich kry kaliniseher Gestalt angetroffen 
worden sind. Die K rystallform in Zusammenhang mit den chemischen 
eachionen hat mich früherhin schon dazu geführt, in diesen Körnchen 
jahrscheinlich oxalsauren Kalk zu vermutihen. Es würde sich sehr 
ıpfehlen, namentlich bei gewissen ciliaten Infusorien, so Paramae- 
| arelia oder Stylonichia Mytilus, diese Körnchen el eingehend 
studiren, da eine genauere Feststellung ihrer Natur wohl für die 
tniss de anhel in unsern einzelligen Organismen von 


Anisonema Duj. XI. p. 3A. 


Bodo Ehrbe. XIV. p. p. p. 31. 
Heteromita Duj. XIll. p. 297 
) Heteronema Duj. x. p. 370. \ 


cn aus, welche ar derch inr V febschtedenss Nahen bei 
‚Bewegung scharf unterscheiden. Die kürzere Geissel, welche vor 


en 953 ee \ N Bütschli, 


durch ihre Vibrationen die Forkhewachre fast alleio beworksteilies, Diel 
'in einiger Entfernung dahinter enispringende ansehnlichere Geissel isch 
bei der Bewegung nach hinien gerichtet und wird meist einfach nach- ° 
geschleppt, bis sie sich gelegentlich festheftet, und nun durch ihre 
zuckenden Schnellbewegungen den Körper des Thieres hin und her 
zu on und hauptsächlich nach hinten zurückzuschnellen im Stande 

‚Diese Geissel hat daher auch Crark im Gegensatz zur 
e Gubernaculum genannt. 

Diese grosse Uebereinstimmung der unter den oben aufgeführueni 
drei Gatiungsnamen beschriebenen Flagellaten hinsichtlich der Geissel- " 
ausrüstung verhinderte, wie gesagt, dennoch nicht, dieselben zu sehr 
‚verschiedenen Abrhöilneet zu stellen und in verschiedene Geschlechter \ 
zu sondern. Der leitende Gedanke hierbei war die Beschaffenheit des ® 
sogen. Integumentes, ein Gesichtspunet, der auch noch in späterer Zeit 
Stein bei der Systematik der ciliaten Infusorien von hoher Wiehtigkeit 
schien. Die Natur dieses Integumentes wurde jedoch meist nicht durch? 
ein wirkliches Studium desselben bestimmt, sondern durch das Ver-' 
halten der beireffenden Organismen. Waren dieselben formbeständig, 
und schien ihre Aussenfläche nicht von klebriger Beschaffenheit, so das 1 
fremde Körper sich an ıhr fesitklebten, so besassen dieselben ein wider- 


RN 


h 


„ 


standsfähiges festes Integumeni, ja sie wurden als gepanzerte Formen 


aufgeführt, so z. B. die zur Gattung Anisonema gestellten Flagellaten, 
wohingegen sich die Gaitung Heteromita durch die Abwesenheit eines’ 
solehen Integumentes auszeichnen sollte.” Die metabolischen F ormen“ 


hingegen, wie Euglena, Astasia etc., sollten sich durch den Besitz eines® 


contractilen Integumentes auszeichnen und dieser Character diente denn’ 
auch zur Unterscheidung der Gattung Heteronema. Da nun in der That 
zahlreiche euglenenartige Organismen sich durch den Besitz einer sehr 
widerstandsfähigen cuticulaartigen und gewöhnlich spiralig gerippien 


SB 


Bedeckung kennzeichnen, so könnte dieser Character vielleicht die Gat-% 


iung Heleronema, die eine ähnliche Spiralstreifung ihres Integumentes 


besitzen soll, einigermassen scharf unterscheiden, weshalb ich sie vor 


erst nur mit einigem Zweifel mit den hier zu bespteckeilen Organis- 
men vereinigt habe. Von einem wahren Integument der anisonema- 


arligen Flagellaten kann jedoch ebensowenig die Rede sein, wie von® 
einer Panzerung der Siylonichiaarten,, sondern es handelt sich hier nur | 
um eine verdichtete Hautschicht der betreffenden Infusorien und Flagel-@ 
laten, wie gewiss Niemand bezweifeln wird, der eine Siylonichia einmal 
in Wasser hat zeıfliessen lassen, wo von einem besonderen Iniegume nt | 


nichts zurückbleibt. 


| 
| 
| 
| 


| 
“ 
| 
| 
| 


räge zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 253 


..®. 


Anisonema AcinusDuj. XIII. p. 345. Taf. IV, Fig. 27. 

(?) Heteromita ovata Duj. XM. p. 298. 

'Anisonema concavum Clark. VII. p. 254. Taf. vi, 
Fig. 65—69. / 

Heteromitacrassa From. XV!. p. 335. Taf. XXI, Fig. 16. 
Diplomita insignis From. XVI. p.335. Taf. XXHI, Fig. 37. 


Tafel XIV, Fig. AT a—.c. 


| Ich halte die Heteromita ovata Duj. für eines der beiden hier zu 
Beschreibenden häufigen Tbierchen, obgleich Perry dieselbe gleich- 
falls wiedergesehen und sich von rer Verschiedenheit von Anisonema 

überzeugt haben will. Wie jedoch gesagt, halte ich dieselbe für iden- 

tisch mit einer der von Dousarvın unter den Namen Anisonema acinus 

und sulcata beschriebenen Wesen und vielleicht hat ihn nur das ge- 

h ‚legentliche Vorhandensein von Fremdkörpern im Leib seiner Heteromita 

oyata (Naviculaceen, vergl. XHI. p. 299. Taf. IV, Fig. 22) bestimmt, 

dieses Thier als iniegumentlos den eigentlichen Änisonemen entgegen- 

zustellen , (da er sich das Eindringen solcher Körper nur bei Abwesen- 

heit eines Integumentes erklären konnte (XII. p. 298). Dagegen ist 
es nicht auszumachen , welcher der beiden hier besprochenen Arten 

die Dusarvın’sche Hoteromita ovata angehört, ebensowenig wie dies 

 hinsichilich des ebenfalis Ber eiseongen Bade (?) grandis Enkenpere’s 

sr Fall ist. 

Wir haben es hier mit einem ziemlich plattgedrückten Wesen zu 

hun, dessen Bauchseite, auf der es sich gewöhnlich fortbewegt, nahezu 

jen bis schwach concav ausgehöhlt erscheint, während die Rückseite 

egen schwach convex hervorgewölbt ist. Die Umrisse der Breitseite 

d meist nahezu oval; gewöhnlich ist die hintere Hälfte etwas breiter 
ie die vordere, die sich ein wenig zus spileh A herrscht hierin keine 


n Formen RN Vom vordersten Ende des Thieres a die 
ine Bewegungsgeissel. Die concave Aushöhlung der Bauchseite liegt : 
ht nr median, ‚sondern erstreckt sich weiter auf 2 rechte Seite 


u = 250 Bütsehli, 


Etwas hinter der Insertionsstelle der hinteren Geissel, also am link 
Seitenrand, liegt die contraetile Vacuole (v, Fig. 17a). Innerhalb de 
von dem vorderen bogenförmigen Theil der hinteren Geissel umgrenzte 
Feldes erblickt man den Mundapparat als eine röhrenarlige verhältniss- 
mässig nicht weit nach hinten reichende Bildung (Fig. 17a und JM 
Ueber die wahre Beschaffenheit dieses Gebildes blieb ich etwas im Un- 
klaren, obgleich ich, im Einblick auf die bei der folgenden Art Auch 
sonema sulcatum zu beschreibende entsprechende Einrichtung, hier ) 
eine verhältnissmässig kleine Mundöffnung, welche in einen kurzen, in 
das Körperinnere sich fortsetzenden Schlund führt, vermuthen möchte. 
Eine einfache Längsspalte, wie Stein den Hındapnanas der Heteromita 
bezeichnet, liegt meiner Meinung nach hier nicht vor. Die Nahrungs 
aufnahme vermittelst dieses Apparates habe ich bis jetzt noch nicht be 
obachtet, dagegen im Leibe unseres Organismus gefressene Nahrungss 
Akumer Diatomeen, wohl angetroffen. | | i 

Der Nucleus ist nicht schwierig sichtbar; ich fand denselben als. 
einen ovalen, ziemlich ansehnlichen Körper in der hinteren Körper 
hälfte, dern rechten Seitenrand angelagert. Seiner Beschaffenheit nach 
entfernte er sich von den Nuclei der bis jetzt beschriebenen Flagella- 
ien, indem er einen granulirten, dunkler wie das umgebende Prot 
plasma erscheinenden Körper darstellt, also sich den Kernen der ciliaten’ 
Infusorien (sesund. Nucleus) näher anschliesst. 

Im Protoplasma bemerkt man meist mehr oder weniger ansehnlich 
Mengen der schon bei Astasia erwähnten dunklen Secreikörnchen, die 
sich auch hier hauptsächlich im hintern Theil des Körpers anhäufen. 
| Von Fortpflanzungserscheinungen habe ich selbst bis jetzt noch 
nichts beobachtet; jedoch unterliegt die Vermehrung durch Längsthei 
lung keinem Zweifel, da schon Perry von seiner Anisonema acinus Duj., 
ein Exemplar mit vier Geisseln am Vorderende abgebildet (vergl. XVIL, 
Taf. XI, Fig. 4) und als Theilungszustand gedeutet hat, fernerhin auch 
Crirk eine solche viergeisselige Form seiner we concavum b B 
schreibt und abbildet (siehe s. Fig. 69, Taf. VID), und schliesslich ein 
ebensolches Stadium von FromenteL beobachtet wurde, das ihm Ge- 
legenheit zur Bildung einer neuen Gattung und Art gab (s. I. s. c.). 
Aus diesen Beobachtungen geht hervor, das die Längstheilung sich 
wohl ganz ähnlich wie bei der Anne, sulcatum, wo ich sie zu be 
obachten Gelegenheit hatte, vollziehen wird. Die von mir beobachte 
Länge unserer Art, betrug bei ziemlich ansehnlichen Thieren 0,027 | 
0,033 Mm., was mit Dusanpın’s Anisonema acinus (0,02—-0,031 Mn 
und Crare’s Form gut übereinstimmt. | 


EA a E SEE 


üge 3 zur 1 Kenntniss der Flagelaten und einiger verwandi en Org: anismen,. 28255 


Anisonema sulecatum Duj. XI. p. 345. Taf. IV, Fig, 28. 


Bodo (?) grandis Ehrbge. 
 Anisonema sulcatum Perty. XVn. p. 164. 


Tafel XIV, Fig. 18a—f. 


| Nicht sicherer als binsichtlich der soeben beschriebenen Form bin 
os was die Identität mit der Dusannın’schen Art betrifft, mit der jetzt 
zu beschreibenden. Sie ist in unseren Gewässern jedoch gleichfalls 
_ recht häufig, ja wohl häufiger wie die vorhergehende, so dass sie ohne 
- Zweifel einer der früher beschriebenen Formen zu Grunde liegt und 
mancher Umstand spricht unter diesen für Anisonema sulcata Dujardin. 
Im Allgemeinen bleibt die hier zu besprechende Art etwas kleiner 
wie die vorhergehende, ihre grösste Länge schwankt etwa um 0,02 Mm. 
‚Sie besitzt ein viel reineres Oval der Körperumrisse (Fig. 18a), und ist 
‚nicht so stark abgeplattet wie Anisonema acinus. Die eigenthümliche 
Beschaffenheit der ganz abgeplaiteten Bauchfläche, die wir bei der vor- 
hergehenden Art fanden, fehlt hier, was wohl damit in Zusammenhang 
‚steht, dass hier die hintere Geissel, ohne den eigenthümlichen Bogen am 
Vorderende zu beschreiben, direct nach hinten läuft. Die vordere 
kleinere Bewegungsgeissel Enlantiast in einer meist deutlichen, zuweilen 
lingegen undeutlichen Einkerbung des Vorderendes, die etwas links 
‚von der Mittellinie gelegen ist. Die längere hintere Geissel hingegen in- 
irt sich in geringer Entfernung dahinter auf der Bauchfläche, hat also 
al 2 dieselbe Insertionsstelle, wie bei der vorhergehenden Art. Sie er- 
ht ausserdem bei dieser Art bei weitem nicht die so ansehnliche 
ge wie bei der vorhergehenden. Genau in der Mittellinie des Körpers 
ılt der, in der vordersten Körperspitze beginnende Mundapparat nach 
iten herab, der hier sehr deutlich röhrenartig, sich nach hinten all- 
lig verschmälernd, bis in das hintere Körperdritiel zu verfolgen ist. Ich 
ann diesen Apparat hier nicht anders als eine Schlundröhre auffassen, 
e, an dem vordersten lippenartigen Körperende beginnend, sich in den 
per einsenkt. Die Nahrungsaufnahme selbst wurde jedoch leider bis 
t bei dieser Art auch noch nicht beobachtet. Rücken- und Bauch- 
ä he sind mehr oder weniger deutlich längsgefurcht ; zuweilen ist 
von jedoch kaum etwas zu bemerken. 

- Die eontractile Vacuole hat hier genau dieselbe Lage wie bei der 
rhergehenden Art an der Basis der hiniern Geissel. An derselben 
ite des Körpers liegt etwa in der Körpermitte der Nucleus, der hier, 
ei den Flagellaten gewöhnlich, die bläschenförmige Bauweise mit 
lichem dunklem Binnenkörper besitzt. 


A 


256 En 9 0, Bülschla.“ 


. Ausser Nahrungsbestandtheilen finden sich im u Körperprotoplasma A 
_ unserer Form gewöhnlich auch eine ziemliche Anzahl der früher er- 4 
wähnten Secretkörnchen. 3 
Wie schon bemerkt, gelang es mir bei dieser Form eine Anzahl y 
Beobachtungen über den Theilungsprocess anzustellen, und namentlich 4 
auch über das Verhalten des Kernes hierbei einiges zu ermitteln. Zu- 
nächst muss ich hervorheben, dass die zur Theilung sich anschickenden 
Thierchen die schon früher erwähnte Längsfurchung viel deutlicher 
und schöner zeigen, als dies bei normalen Thieren der Fall ist, wo ° 
ich häufig gar nichts von dieser Furchenbildung bemerkte, während % 
sie, wie gesagt, bei den in Theilung begriffenen Thieren stets höchst E 
deutlich hervortrat (Fig. 185). a 
Der früheste Theilungszustand, den ich beobachtete, zeigte schon 
die Geisseln für die beiden Sprösslinge in völliger Ausbildung am Vor- 
derende des etwas gedrungenen Thierchens dicht neben einander % 
(Fig. 48b). Leider gelang es demnach auch hier nicht hinter das Ge- i 
heimniss dieser Geisselbildung zu kommen. Jedenfalls geschieht hier " 
die Geisselbildung nicht in der Weise, die DrvyspıLe und DaLLinger ‘ | 
(XI. p. 245) bei einem anisonemaartigen, jedoch viel kleineren Flagel- 
laten (%/309 engl. Zoll — 0,0085 Mm. lang) beobachtet haben wollen. 
Dieses Wesen, das sich in der faulenden Macerationsflüssigkeit über” 
Schellfischen fand, soll sich sowohl in der Quer- als Längsrichtung 
theilen, und hierbei soll die hintere Geissel ganz allmälig mit der” 
Durchschnürung des Körpers von ihrer Basis aus in zwei gespalten 
werden, so dass, wenn die beiden Sprösslinge nahezu schon völlig 
durchgeschnürt sind, dennoch die beiden hinteren Geisseln derselben” 
an ihren Enden neh zusammenhängen. Nach allen sonstigen Beobach- F 
tungen, die bis jetzt über die Theilung der Flagellaten vorliegen, möchte | 
ich es dal für wenig wahrscheinlich erachten, dass die Theilung hier 
bald in der Quer-, bald in der Längsrichtung verkaufe, und dass die 
Spaltung der Geissel sich in der erwähnten Weise erst während des? 
Verlaufes der eigentlichen Durchschnürung des Körpers vollziehe, da 
wir bei sämmtlichen bis jetzt in dieser Hinsicht genauer beobachteten“ 
Flagellaten die Geisseln der Sprösslinge schon völlig ausgebildet und 
von einander gesondert angetroffen haben, bevor noch die PIE | 
des Leibes En nur angedeutet war!). E: 


4) Ich will hier die Flagellaten, bei welchen dieses Verhalten bis jetzt con- 
stabirt ist, nochmals aufzählen; es sind: Antophysa vegetans, Spumella ter A 
Spumella vulgaris, Codosiga Botrytis nach CLarx, Uvella virescens, Phalansteriui 
consociatum (bei dieser Art spricht Cıenkowskt, jedoch sowohl von Quer- als wie vo 
Längstheilung, bei ersterem Vorgang soll sich die Cilie erst nach geschehener Th 


Be der an und einiger verwandien Organismen. 257 


Die  einliche ae des Leibe unserer Anisonema voll- 
zieht sich nun in ganz einseitiger Weise, indem die Einschnürung 
‚zwischen den Geisseln am Vorderrande beginnt und allmälig den Körper 
nn ch hinten durchschnürt, ohne dass ihr eine ähnliche Einschnürung 
on hinten zu Hülfe käme: (s. Fig. 18c—f). Schliesslich hängen die 
‚beiden jungen Sprösslinge nur noch durch ein feines Verbindungsfäd- 
chen an ihren Hinterenden zusammen, welches dann zuletzt durch- 
‚gerissen wird. Diesen Vorgang der Durchschnürung hat auch schon 
Perry ganz in gleicher Weise beobachtet. | 
Durch Behandlung der sich theilenden Thiere mit verdünnter 
. Essigsäure gelingt es über das Verhalten des Kernes einiges zu er- 
\ mitteln. Schon kurz vor oder mit dem Erscheinen der Theilungsfurche, 
findet man den Kern bandförmig längsgestrecktin der Querrichtung des 
 Thierleibes (Fig. 18c). Bei dem in erwähnter Figur wiedergegebenen 
Präparat, schien auch eine ziemlich deutliche längsfaserige Differenzirung 
‚des Binnenkörpers eingetreten zu sein, und eine Anschwellung dieser 
Längsfasern zu knötchenartigen Veh kiugen war an ihrem einen Ende 
recht deutlich zu sehen. Nachdem die Durchfurchung einige Fortschritte 
gemacht hat, trifft man das Kernband in der Mitte verdünnt, die Enden 
| ngegen angeschwollen und in jedem derselben einen deutlichen Binnen- 
körper, der mit dem der andern Seite noch durch ein feines Verbin- 
esfädechen zusammenhängt (Fig. 18 f). Bei noch: weiter forige- 
chrittenen Theilungszuständen sah ich schliesslich die schon ganz 
erundeten Kerne der beiden Sprösslinge nur noch durch einen feinen 
nemlich langen Verbindungsfaden zusammenhängen. 
n Dieses Verhalten des Kernes bei Anisonema sulcatum schliesst sich 
lemnach dem Kerntheilungsprocess bei der gewöhnlichen Zellentheilung 
d auch bei der Theilung der ciliaten Infusorien nahe an. | 
Dagegen wollen DrvsnaLe und DarLinger (]. Ss. c.) ein ganz anderes 
'ert alten des nucleusartigen Körpers, der sich bei der erwähnien 
"Monade findet, beobachtet haben. Noch vor Eintritt der eigentlichen 
lung soll dicht neben diesem Nucleus ein kleines Körperchen auf- 


ın dem hinteren Sprössling bilden; auf die Längstheilung, welche jedoch nicht 
verfolgt. wurde, bezieht Cıenzowskiı solche Organismen, welche zwei dicht 
sammenstehende Geisseln statt der gewöhnlichen einen besitzen). Ferner ge- 
 hierber Pyramimonas rostratus Perty, Chilomonas Paramecium, sowie Ani- 
ema acinus und sulcata nach Pertv’s, Crark’s und meinen Beobachtungen. 


ee 2.0, Bülsehln,. 


“treten (s.1.c. Taf. XLI, Fig. 6), und im weiteren Vollzug der Quer- 
 theilung soll nun dieses Körperchen allmälig von dem alten Nucleus 
abrücken (mit ihm jedoch anfänglich noch durch ein feines Fädchen 
0 verbunden) und schliesslich zu dem Nucleus des einen Sprösslings 
> auswachsen, während der andere Sprössling den alten Nucleus voll- 
ständig behält. Ich muss gestehen, dass ich dieses Verhalten des Nu- 
cleus bei der Theilung für sehr unwahrscheinlich halte, obgleich ich 
keineswegs der Meinung bin, dass das von mir bei Anisonema sulcata® 
ermittelte Verhalten als das in der Abtheilung der Flagellaten typische 
betrachtet werden müsste. 


Lophomona s Stein. Sitzungsberichte der königl. böhm. Gesellsch. d. | 
Wissensch. Jahrg. 1860. p. 49-50. 
Lophomonas Blattarum Stein. 1. c. 


Tafel XIII, Fig. 24 b und Tafel XV, Fig. 94a. 
© Dieses höchst interessante parasitische flagellatenartige Wesen | 
wurde von Srem im Enddarm der Blatta orientalis, diesem an Parasi- 
ien so reichen Insect, entdeckt, und 1860 kurz und treffend beschrie- 
ben, jedoch nicht abgebildet. Ich hatte dasselbe früherhin schon 
gelegentlich meiner Untersuchungen über die Oxyuren der Schabe kurz 
erwähnt!), und habe mich nun bestrebt, im Anschluss an die Unter 
suchungen über Flagellaten, etwas Näheres hinsichtlich desselben zu 
ermitteln und es durch eine Abbildung dem Verständniss näher zu 
& rücken. i 
I Im Allgemeinen habe ich die Srein’schen Angaben über die Bau- 
weise unserer Lophomonas in allen Stücken zu bestätigen, und ist es. 
mir, da ich das Thier bis jetzt nur wenige Male gesehen habe, nicht 
geglücki, der Stıeinischen Beschreibung viel Neues kinzuzuftirei 
Lophomonas Blattarum gehört zu den weniger häufigen Bewohnern ' 

des Enddarms der Schabe, wenn sie jedoch vorhanden ist, so tritt sie 
u. in grosser Menge auf. Ihre Gestalt ist rundlich-eiförmig 
(Fig. 24a); ich sah sehr selien kuglig abgerundete Thiere, die Stein 
häufiger gefunden zu haben scheint, nur die kleinsten Tiere besasseu 

eine solche, mehr kuglig abgerundete Form häufiger (s. Fig. 24b). Vie 

. deicht rühren die Angaben Sızın’s daher, dass er, wie es scheint, den’ 
Inhalt des Enddarms der Blaiten in Wasser untersuchte, was wohl 
ohne Zweifel einen rasch zerstörenden Einfluss auf unser Thier ausübt; 
ich habe dieselben stets in verdünnter Eiweisslösung untersucht, worin 
sie sich gegen 24 Stunden und länger gut hielten. BR 
4) Untersuchungen über die beiden Nematoden der Periplanela orienta 
Diese Zeitschr, Bd. XXI. p. 254. vr 


iteäge zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 359 


En. von alesbr abgestutzien bis zuweilen sehr deutlich eiwas verketen 
Pläche enispr ingt der für unsere Gattung so characteristische Geisselbusch. 
Derseibe besteht aus einer sehr grossen Anzahl dicht zusammenstehen- 
der Geisseln, die zum Theil, und es gilt dies hauptsächlich für die länge- 
- ren mittleren, mit einander zu einem Schopf verklebt sind, der nur 
an seinem Ende in die einzelnen Geisseln zerfasert ist. Die äusseren 
Geisseln des Busches sind, wie erwähnt, kleiner und frei, und strudeln 
lebhaft in der umgebenden Flüssigkeit. Der auchtanenscklabie Ge 
1 hingegen macht nur hier und da schlagende oder schnellende Bewe 
gungen. Bei ermatteten oder absterbenden Thieren lösen sich jedoch, 
wie schon Stein angiebt, die Wimpern zu einem wirren Busch auf. Srem’s 
"Angabe, dass die Wimpern »nicht genau aus einem Puncie kommen, 
sondern in einer sehr engen, fast halbkreisförmigen Linie lebe 
I kann ich nicht bestätigen; leider konnte ich mir die Srui’sche Mitthei- 
- lung erst sehr spät verschaffen, so dass ich die Thiere auf diesen Punct 
ie hin, der mir nicht auffiel, besonders zu untersuchen versäumte. In 
dieser halbkreisförmigen Linie muss sich nun nach Sıeın eine sehr 
kleine Mundöffnung finden; auch hiervon habe ich nichts bemerkt, ob- 
gleich ich mit Stein darin übereinstimme, dass unsere Lophomonen 
feste Nahrung aufnehmen. Wie diese Nahrungsaufnahme jedoch ge- 
schieht, und besondere Einrichtungen hierzu, konnte ich nicht beob- 
achten. 

Höchst eigenthümlich is die Bauweise des den Geisselbusch 
tragenden Vorderendes. In geringer Entfernung hinter dem Wimper- 
schopf bemerkt man, wie schon Stein bekannt war, einen runden, 
‚etwas dunkleren Körper, den Nucleus. Srein’s Vermuthung, dass dieser 
‚Körper der Nucleus sei, ist richtig, wie sich durch Färbung mit Carmin 
ut nachweisen lässt. Im lebenden Thier macht dieser Nucleus den 
Eindruck eines homogenen plasmatischen Körpers, nach Behandlung 
mit verdünnter Essigsäure erscheint er hingegen gewöhnlich in der 


V Endes einnimmt, sich jedoch nach hinten rasch ars, und 
bei Beten Thieren gewöhnlich nur bis eiwai in die Mitte des A 


Bus 


bis an das Hinterende verlaufen. Rings um diesen, im \ optischen 
Längsschnitt dreieckigen hellen Raum des Vonlerondes bemerkt man 
nun eine dicke Umhüllung von dunklerem, dichterem Plasma, welches 
sich gegen das übrige Leibesplasma ziemlich scharf abgrenzt (Fig. 24 a), 
so dass hierdurch der Leib, wenigstens der grösseren Thiere, gewisser- 
massen in zwei Abschnitte geschieden wird, von welchen der vordere 
etwas kürzer ist als der hintere. Bei Behandlung mit verdünnter Essig- 
säure trennen sich diese beiden Abschnitte auch zuweilen sehr deutlich 
von einander, indem durch die verschiedenartige Zusammenziehung bei 7 
der Gerinnung eine mit Flüssigkeit gefüllte Spalte zwischen ihnen auftritt. 4 

Die hintere grössere Hälfie des Organismus besteht aus hellem " 
granulirtem Plasma, und enthält grössere oder geringere Mengen kör- 
niger Einschlüsse, die, soweit ich dies zu beurtheilen vermochte, der 
Hauptsache nach aus aufgenommenen Nahrungsstofflen bestehen. Be 
meinen Thieren war dieser Theil des Leibes gewöhnlich dicht von sehr 
dunkeln, stark lichtbrechenden runden bis ovalen Körnern erfüllt, wie 
ich sie auch reichlich in dem Darminhalt der Schaben frei angetroffen 
habe. Leider habe ich versäumt, die Natur dieser Körner chemisch zu 
prüfen; wahrscheinlich handelt es sich hierbei nur um Stärkemehl. 
Zuweilen triffi man jedoch auch Individuen, vorzüglich kleinere, die 
fast ganz frei von solchen körnigen Einschlüssen sind. Steiw hat nur 
ganz kleine »aus der Umgebung herrührende« Körner und fädliche ® 
Körperchen (wahrscheinlich verschluckte Vibrienen) im Leibesinhalt‘ 
angetroffen. Einmal sah er auch die Ausstossung solcher Fädchen am 
Hinterende. Verhältnissmässig sehr häufig fand sich bei den von mir” 
gesehenen Thieren ein protoplasmatisches Fädchen am Hinterende, das’ 
als eine schwanzartige Fortsetzung des Leibesplasmas nachgeschleppt 
wurde. Auch sah ich zuweilen dem Hinterende unserer Thiere äussei 
lich zahlreiche Körner von ähnlicher Beschaffenheit wie die des Inne 
ankleben, so dass ich die Vermuthung nicht ganz unterdrücken konnte,’ 
dass ich, eise gerade das Hinterende eine Rolle bei der Nahrungs- 
aufnahme spielt, eine Vermuthung, die auch darin noch eine Stüt 
findet, dass das so eigenthümlich gebaute Vorderende stets ganz fr 
von Nahrungseinschlüssen gefunden wird. Eine contractile Vacuo 
konnte ich nicht aufinden, und auch Stein hat nichts von einer solche 
_ beobachtet, überhaupt finden sich Vacuolen nur sehr selten in dem 
Plasma unserer Thiere; nur in zwei Fällen bemerkte ich solche, d 
jedoch keine Contraclionserscheinungen zeigten. “ 

Ueber die Foripflanzung liess sich bis jetzt nur sehr weniges u 
nichts sicheres ermitteln. Mehrfach stiess ich auf Individuen, die mi 
Ä zwei Wimperschöpfen statl des einen versehen waren, und auch une 


] 


ven zur Kenntnis der Flagell den und ne verwandten Organismen, as! 


dieser Wimperschöpfo die ganze eigenthümliche Einrichtung zeig- 
en, die oben von den ‚gewöhnlichen Individuen geschildert wurde. 
Diese Exemplare waren stets sehr veränderlich in ihrer Gestalt, bald 
zogen sie sich so zusammen, dass die Wimperschöpfe dicht beisammen 
standen, bald hingegen streckten sie sich so, dass sich dieselben an den 
_ entgegengesetzten Körperenden fanden. Nach allem, was wir bis jetzt 
yon den Theilungsvorgängen der flagellatenartigen Wesen wissen, liegt 
es nahe, diese Formen als Theilungszusiände zu beurtheilen. Den 
 liesse sich jedoch einwenden, dass ich dieselben mehrfach lange Zeit 
" verfolgte, ohne einen weiteren Fortschritt in dem Theilungsprocess zu 
beobachten. Es muss also vorerst die definitive Entscheidung über die 
Bedeutung dieser Formen offen bleiben, denn es könnten dieselben ja 
wohl eben so gut durch theilweise Verschmelzung zweier Individuen 
entstanden sein. 
. Einmal beobachtete ich auch eine ziemliche Anzahl ee 
deren Hinterende mit kleineren W 
mit den soeben erwähnten eventuellen a . nn Zu- 
 sammenhang stehen, liess sich nicht entscheiden. 
| Recht grosse Exemplare besassen einen Längsdurchmesser von 
_ eiwa 0,03 Mm., wie schon bemerkt finden sich jedoch bedeutende 
Unterschiede in der Grösse, wie dies auch durch die Figuren 94 a und b 
illustrirt wird, die etwa die von mir beobachteten Extreme darstellen. 


- Lophomonas striata.n. sp. ? 


Tafel XV, Fig. 254 und Tafel XIN, Fig. 356. 

Die unter obigem Namen zu beschreibenden Wesen finden sich 
gleichfalls in dem Enddarm der Blatta orientalis, und sind mir daher 
auch schon früherhin gelegentlich aufgestossen (l. e.). So interessant die- 
elben auch in ihrem Verhältniss zur soeben besprochenen Lophomonas 
Blattarum sich darstellen, so zweifelhaft erscheint mir hingegen ihre 
Sanze Natur, so dass Ich dieselben vorerst nur mit grossem Bedenken 
als eine andere Art aufführe, und mit dem provisorischen Namen 
ophomonas striata belege. 

| Die ganze Beschaffenheit dieser eigenthümlichen Organismen ist. 
“nämlich derart, dass sie den Verdacht erwecken muss, es handle sich 
h r vielleicht, um irgend welchen, in seiner wahren Bedeutung uns 
noch unbekannten Zustand der Lophomonas Blattarum, obwohl bis jetzt 
; wirkliche Begründung einer solchen Ansicht g ieichfalls mit sehr er- 
heblichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben dürfte. 

Wir haben es hier mit Organismen zu thun, die, in Bezug auf ihre 
srüstung mit einem vordern, sehr anseh nhahen Maar schopf, sich 


u M | 70, Bütschli, oo. . nn se 


aufs innigste an die Lophomonas Blattarum anschliessen ; die feinere, 
Verhältrisse dieses Schopfes sind genau dieselben, wie bei der gewöhn 
lichen Art. Dagegen ist die Körpergestalt sehr verschieden; fast stet 
‚ist dieselbe langgestreckt spindelförmig mit sehr allmälig zugespiizie 
Hinterende, während das Vorderende dagegen zur Aufnahme de 
Geisselschopfes ähnlich wie bei Lophomonas Blattarum ziemlich breit 
jedoch gewöhnlich etwas schief abgestutzt ist. Nur selten findet sich B 
eine erhebliche Abweichung von dieser Gestalt, wiewohl die Spindel 
bald länger bald kürzer erscheint. Nur einmal fand ich ein kleines hier- 
hergehöriges Wesen (Fig. 255), das sich durch seine ovale abgerundete 
Form sehr auffallend von den gewöhnlichen Individuen unterschied. ' 
Die Körperlänge ist im Durchschnitt dieselbe wie bei Lophomonas 
Blattarum, bei der gestreckten Spindelform jedoch eher grösser. 4 

Höchst eigenthümlich erscheint nun im Gegensatz zu dem weichen 
Körperprotoplasma der zuvor beschriebenen Art die verhältnissmässi 
starre umbiegsame Beschaffenheit desselben bei unserem Wesen. Der” 
Körper desselben zeigt eine sehr characteristische spiralige Längsstrei- " 
fung, die bald regelmässiger bald unregelmässiger, bis ziemlich ver- 
worren erscheint. Es macht diese ganze Eigenthümlichkeit den Em-” 
druck, als wenn das Protoplasma sich in zahlreiche stark lichtbrechende 
Fasern, von etwas unregelmässigen Gontouren umgebildet hätte. Denn 
dass wir es hier nicht etwa mit einer spiralgerippten Hülle zu thu 
haben, ist augenscheinlich. Ausser dieser Faserung konnte ich nun i 
dem Körper unserer Organismen gar nichts weiter unterscheiden, kein 
Spur irgend welcher körniger Einschlüsse oder körnigen Plasmas, nicht 
von einem Nucleus und den eigenthümlichen Einrichtungen, die sich 
bei Lophomonas Blattarum in dessen Umgebung finden. Nur einmal 
sah ich im Vorderende eines Thieres eine vacuolenartige belle Stelle 
Ganz eigenihümlich verbielten sich die abgestorbenen Individuen; bei 
diesen war der Leib in einen Haufen von Fasern zerfallen, indem sich 
die oben beschriebenen Faserbildungen von einander gelöst hatten, un 
nun wirr durcheinander lagen. Dieses Verhalten namentlich scheint mi 
zu beweisen, dass die Hauptmasse des Leibes aus solchen Fasern he- 
steht; alles, was ich zwischen diesen zerfallenen Fasermassen noch? 
eniorkih, waren kleine runde blasse Körperchen. . 

In em frischen Zustand bewegen sich die hier beschriebenen 
Wesen eben so rasch und ener ’gisch mittelst ihres Wimperschopfes wie 
die gewöhnliche Lophomonas Blattarum, sterben jedoch wie diese aue 
in indifferenten Flüssigkeiten nach einiger Zeit ab. Sie finden sich, s 
weit meine Erfahrungen jetzt reichen, seltener wie die Lophomon 
Blattarum, jedoch zuweilen mit dieser zusammen in demselben Thier 


Bi. 


== 
7 


Beiträge zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen, 263 


Wie ich oben schon bemerkte, erscheint es mir fraglich, ob diese 
'eigenthümlich gebauten Wesen als die normalen Formen einer lopho- 
| Jasartigen Species betrachtet werden dürfen, oder ob sie nicht einer 
eigenthümlichen,, in ihrem wahren Wesen noch unbekannten Umbil- 
dung einer Lophomonasart, also in diesem Fall wohl der Lophomonas 
. Een, ihren Ursprung verdanken. 
Ich will hier schliesslich noch kurz darauf aufmerksam machen, 

ass LeypiG!) im Darmcanal von Gryllotalpa kugelförmige Infusorien von 
der ‚Grösse der Eiterkörperchen gefunden hai, welche auf der einen 
Seite einen Büschel schwingender Härchen trugen. Indem es nicht un- 
möglich ist, dass diese von Leyvis gesehenen Infusorien gleichfalls zu 
' Lophomonas gehören, so scheint hierdurch die Vermuthung gerecht- 
fertigt ,‚ dass unsere Gatiung vielleicht eine weitere Verbreitung unter 
- den Insecien besitzt. 


Uvella Ehrbe. XIV. p. 19. e 


H Uvella virescens (Bory) Ehrbg. XIV. p. 20. Taf. I, Fig. 26. 
Hi nn Dujardin. XIH. p. 301. 
N » » Perty. XVH. p. 176. Taf. XIV, Fig. A. 

» Fromentel. XVI. p. 238. Taf. XXVI, Fig. 7. 


Tafel XII, Fig. 43a—d. 


- Diese nichi seltene Art darf wohl als Typus der Enrensere’schen 
jattung Uvella angesehen werden, auf deren Charactere ich nieht weiter 
ingegangen bin, weil es nieht eines erneuten Studiums bedarf, um 
zu entscheiden, welches die wesentlichen Merkmale dieser freischwim- 
enden, coloniebildenden Formen sind, und ob die mannigfachen, 
EHrEngerG hierhergezogenen Formen aueh wirklich eine natürliche 
sruppe bilden. Uvella virescens besteht, wie bekannt, aus On 


coma zwei Rüssel, bildet jedoch noch jeden der kleinen Organismen 
einem Cilienkranz ab, während spätere Beobachter hingegen, 


Bi . oO di Bütschti, ne 


so Dusarnın, Party, Sem (XXL, 1. p. 72) und Era nur ei 
‚Geissel ben. ins und Lan halten dagegen die Anwesen 
heit zweier Geisseln für die Gattung Uvella characteristisch. Wie gesag 
ist die alte Eneenverg’sche Vermuthung hinsichtlich der Geisseln bı 
gründet. — Die Zahl der zu einer Golonie vereinigten Individuen ist se 
verschieden; auf Fig. 13a habe ich eine aus nur sehr wenigen Indivi 
duen bestehende Colonie abgebildet (nach Eunengere sollen sich bis 80 
Individuen in einer Colonie vereinigt finden). Die gelblichgrüne Fä 
hung der Uvella virescens beruht ebenfalls, wie schon in anderen Fäll 


hervorgehoben wurde, auf der Anwesenheit zweier relativ nicht se 


genauerem Zusehen als ungefärbte helle Längslinie erscheint. 
daher auch hier der Farbstoff nicht fein im Parenchym vertheilt, wie 
dies Stein für die mit rostgelbem oder gelbbraunem Farbstoff vorsehen } 
Flagellaten als Regel angiebt (XXU, I. p. 66). Ich will hier noch bı 
merken, dass dies auch bei dem interessanten Mallomonas Ploeslii Pert 
nicht der Fall ist, den Srrın bei dieser Gelegenheit direct erwähnt, aucl 
dieser enthält zwei sehr scharf umschriebene rostbraune Farbsioffplalte 
die längs der Seiten des Körpers gelagert sind. 

Besonders deutlich treten diese Farbstoffplatten unserer Uve 
hervor, wenn dieselbe abstirbt, was durch den Druck des Deckgläsche 
sehr leicht geschieht; hierbei quillt das Leibesprotoplasma sehr auf u 
der ganze Körper rundet sich ab; gleichzeitig geschieht leizteres au 
mit den Farbstofiplatten, die zu unregelmässigen bis abgerundet 
Körpern zusammenschrumpfen (Fig, 13b unde). | 

im Hinterende des Uvellenkörpers, da, wo die Verschmälerung 
dem farblosen Stielchen erfolgt, finden sich dicht bei einander zw 
kleine contraclile Vacuolen (Fig. 130), die sich abwechselnd contrahir 
und an derselben Stelle einfach wieder erscheinen. Ein Kern liess si 
unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht auffinden, jedoch an ab 
storbenen, in der früher beschriebenen Weise veränderten Individ 
mit Hülfe der Färbung demonstriren. Er tritt bei der Färbung mi 
Brare’schem Carmin etwa in der Leibesmiite zwischen den beide 
Farbstoffplatten sehr deutlich gefärbt hervor, während der übrige nn 
fast oder ganz ungefärbt bleibt (Fig. 13 b und ce). | | 

Das Leibesprotoplasma unserer Organismen ist meist von fein 
oder gröberen Körnchen in grösserer oder geringerer Menge erfüllt, 
das vordere Ende erscheint häufig ganz frei von solchen Körnchen 
daher auch recht hell, Ich habe nichts beobachtet, was für di 


eiträge zur Kenutuiss der Plagellaten und einiger verwandten Organismen. 265 
me fesier Nahrung von Seiten unserer Uvella sprechen würde, je- 
‚doch kann ich diese Frage auch bis jetzt nicht als entschieden betrachten‘ 
"Non EL nnsserschefnungen liess sich die Theilung der Indi- 
"viduen innerhalb der Colonien nachweisen, worauf sich auch schon aus 
| den sehr verschiedenen Grössenverhältnissen der eine Colonie zu- 
_ sammensetzenden Individuen schliessen liess. Bis jetzt gelang es mir 
jedoch nur einzelne Stadien des Theilungsprocesses wahrzunehmen 
(Fig. 13d). Derselbe vollzieht sich hiernach in derselben Weise wie bei 
‚den übrigen in dieser Hinsicht bis jetzt genauer untersuchten Flagella- 
ten. Die Theilung geschieht in der Längsrichtung; zunächst erfolgt die 
Vermehrung der Geisseln und coniractilen Vacuolen, und wie das in 
Fig. i3d abgebildete Individuum zu beweisen sen auch der Farb- 
‚stoffplatten, was einen Unterschied gegen die bei Dinobryon sertularia 
"gefundenen Verhältnisse bilden würde. Der weitere Verlauf der Thei- 
lung ist nach Analogie der bei andern Arten erhaltenen Ergebnisse 
leicht zu verstehen. 
Auch Encystirung habe ich bei unserer Uvella beobachtet. Beim 

 Zerdrücken der Colonien fand ich mehrfach zwischen den norinalen In- 
- dividuen solche encystirte Exemplare (Fig. 13e). Auch frei auf dem 
Boden des Uhrglases, in welchem ich unsere Uvella längere Zeit hielt, 
fanden sich solche Cysten. Dieselben bestanden aus einer zarten, un- 
gelmässigen äusseren Cystenhülle und einer dicken inneren, den en- 
eystirten Körper direct umschliessenden Hülle. In dem Cysteninhalt 
‚liessen sich die stark contrahirten Farbstoffplatten leicht wahrnehmen. 
Zu erwähnen ist noch, dass ich zwischen den Individuen der 
vellacolonien sehr häufig oder nahezu regelmässig einen kleinen 
lagellaten als Ansiedler fand (Fig. 13a, x). Dieser kleine lang spindel- 
ige, zweigeisselige Organismus setzt sich mit seinem geisseltragen- 
, mehr zugespitzten Ende am Centralknoten der Colonien fest, und 
rinneri an Chloragonium euchlorum Ehrbg., noch mehr jedoch wie 
mir scheint, an die von Cıenkowski beschriebenen Zoosporen von Cola- 
| Berg. N1. p..427). 


Uroglena Ehrbg. XIV. p. 61 und 62. Taf. Ul, Fig. 14 
| ers Volvox Ehrbe. I. c.. 
Tafel XII, Fig. 42a und b. 


_ Die unter den obigen Namen von Enrengerg beschriebenen inter- 
5 ten Flagellatencolonien sind, so viel mir bekannt, seither von Nie- 
ind mehr erwähnt worden , weder Dur aan, Perry noch FroMentEL 


ee 


selten zu sein scheint, da ch ihn früherhin in der Gernd von Fran 
'furt am Main in einigen. kleinen Tümpeln in ungeheurer Menge 
obachiet, jedoch leider nicht eingehender studirthabe und ihn späterh 
auch in Carlsruhe in einem Tümpel des grossherzoglichen Parkes wie 
angetroffen habe. Ich habe bis jetzt noch keinen ausreichenden KEinbli 
in die Natur dieses volvoxartigen Organismus erlangt, jedoch stehen u 
einige Beobachtungen über die Bauweise der Einzelthiere zur Verfügun 
deren Mittheilung ich hier anschliessen will. 

Einen Begriff von der äusseren Erscheinung der ansehnlich 
- Colonien unseres Organismus geben die Enrexngerg’'schen Abbildung 
(Fig. XI und X12), jedoch sah ich nie Golonien mit relativ so klein 
Einzeltbieren, wie sie die Fig. XI2 zeigt. Die im Allgemeinen kugel: 
 förmigen Colonien unseres Organismus sind jedoch nie so regelmässi 
kuglig wie die von Volvox; meist sind sie mehr oder weniger unrege 
mässig stumpfeckig, und häufig mit mehr oder weniger tiefen Einschni 
rungen versehen. Letztere Erscheinung zeigt sich namentlich, w 
dieselben unter dem Deckgläschen durch Druck belästigt werde 
scheint jedoch auch sonst bei ungünstigen Lebensbedingungen leie 
einzutreten. Häufig hat es den Anschein, als wollten die Colonien si 
in dieser Weise in zwei iheilen, und es scheint mir nicht unmöglich 
dass sich solches zuweilen ereignet, obgleich ich es bis jetzt nicht vi 
verbürgen kann. Die dicht bei einander stehenden Einzelthiere (Fig. 4 
‚stecken in einem wohl gallertartigen Mantel, dessen genauere Unte 
suchung ich leider bis jetzi versäumt habe. EnrEnsers giebt an, de 
die einzelnen Individuen sich nach dem Centrum der Colonie zu 
einen langen Schwanz verlängerten (daher der Name), und dass 
alle diese Schwänze im Gentrum der Colonie vereinigten. Ich habe di 
gegen von solchen Schwänzen nichts beobachtet, sondern die Hin! 
enden der Individuen stets einfach abgerundet gesehen und auch s 
keine Verbindungen, etwa wie bei Volvox, zwischen den Einzelorga 
men bemerkt. Ob der innere, nicht von den Individuen besetzte Rau 
der Colonie von einer festeren gallerligen Masse oder von Flüssigk 
erfüllt ist, ist mir zweifelhaft, ich möchte eher das letztere vermuthe 
da ich vielfach grosse Mengen von sich ziemlich lebhaft bewegend: 
Diatomeen und andere on im Innern der Colonien heobacht 
habe. "a 

Die grösste Länge der Einzelorganismen fand ich durchsehnitt 
0,044 Mm.; unter diesen irifft man jedoch hier und da vertheilt doppe 
so grosse Individuen an, deren Bedeutung mir nicht klar geworden is 

Jedes Individuum trägt an seinem peripherischen Ende 2 
Geisseln, eine ansehnliche sich allmälig von ihrem Ursprung an 


1 


3eiträge zur Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen, 26 


je sende a und daneben, ähnlich wie bei Dinobryon, 


ich immer nur einfach sah, wogegen Enrensers bis drei ulcher I 
2 achtet haben will, und diese Vermehrung des Augenilecks auf bevor- 
stehende Theilung bezieht. 
In der vorderen Körperhälfte jedes Individuums finden sich zwei 
in gelbbraune bis grünlichbraune Farbstoffplatten, die schon Eursnpene 
beschrieben und für die Eierstöcke gehalten hat. Bei der Behandlung 
mit Alkohol tritt an diesen Farbstoffplatten ganz in derselben Weise wie 
bei den Diatomeen zunächst die reingrüne Chlorophyilfärbung hervor, 
und hierauf findet erst die völlige Entfärbung statt. 
Was die von EnrEnserG erwähnte grosse runde, in der Mitte des 
Mi Körpers sich findende Samendrüse sein soll, ist mir fraglich, vielleicht 
die contractile Vacuole, die sich in dieser Gegend findet. Diese in Ein- 
zahl vorhandene contractile Vacuole (s. Fig. 12a) schwillt bei der 
Systole beträchtlich an, so dass sie bruchsackartig die Körperwandung. 
Ken hervorwölbt und contrahirt sich dann sehr plötzlich und zuckend. Von 
der Anwesenheit eines Nucleus habe ich mich durch Färbung mit Car- 
min und darauf folgende Behandlung mit salzsäurehaltigem Glycerin 
“überzeugt; ein in dieser Weise behandeltes Individuum sielit die. 
rg, 125 dar; 
Ueber die Fortpflanzungsverhältnisse habe ich bis Ei nichts zu 
) ermitteln vermocht. Wie schon bemerkt, vermuthete Eurenserg Ver- 
mehrung der Individuen innerhalb der Eolondn durch Theilung. Als 
will ich hier noch zufügen, dass Carrer (Ann. u. mag. ser. k. 


j nn findet er Sich eh andöudi ud auch in den Partheno- 
en Ei er excentrisch gelagert. Bei letzteren ist er sehr a. 


Nachweis von Stärkemehlkörnern ist mir in den Volvoxzellen. trot 
mehrfacher vorsichtiger Versuche nicht gelungen, auch nicht in den 
jungen Parthenogonidien. Ebensowenig konnte ich in den Zellen der 
Eudorina elegans Ehrbg. Stärkemehl nachweisen; die darin häufig in 
ziemlicher Anzahl sich findenden und recht ansehnlichen doppeltcontou- 
rirten Körner färben sich mit Jod braun, nicht blau; mit Garmin färben 
‚sie sich nicht. Auch Carter konnte bei dieser Form kein Stärkemehl 
nachweisen (vergl. Carter, Ill. p. 247). Dagegen gelang es auch bei 
 Eudorina elegans durch die Färbung mit Garmin ete. das Vorhandensein 
eines Zellkerns sehr wahrscheinlich zu machen, wenn auch nicht mit 
derselben Sicherheit wie bei Volvox. 


II. Flagellaten-rhizopodenartige Protozoön. 


Flagellate mit nucleariaartigem Rhizopodenzustand). 
Tafel XII, Fig. 22 a und b. 


Zunächst habe ich hier einen kleinen Organismus zu besprechen, ' 
welchen ich bis jetzt-zwei Mal unter ähnlichen Umständen antraf h 
und jedes Mal in ziemlicher Menge. Er fand sich in dem Wasser‘) 
von Tümpeln, das schon ziemlich lange zu Hause gestanden hatte un | 
etwas faulig geworden war, einmal in Gesellschaft mit grossen Menge 
von Antophysa vegetans und stets mit zahlreichen anderen flagellaten 
artigen Wesen vergesellschaftet, wie sie sich gewöhnlich in fauligem 
Sumpfwasser entwickeln. Zunächst erscheint derselbe in Gestalt eine E 
ziemlich ansehnlichen eingeisseligen Flagellaten, der eiwa 0,03 Mm. Länge 
erreicht, jedoch eine ziemliche Variabilität in seinen Grössenverhält- 
nissen aufweist. Von Gestalt ist er (Fig. 22a) ziemlich lang gestreck 
| nach vorn meist etwas verschmälert und an dem äussersien, die Geissel’ 
tragenden Vorderende meist etwas schief abgestutzt (wie Fig. 22 a zeigt). 
Das Hinterende ist hingegen gewöhnlich gleichmässig abgerundet, zu- 
weilen jedoch auch in ein schwanzartiges Anhängsel ausgezogen ; dies‘ 
scheint jedoch nur der Fall zu sein, wenn der Organismus in seinen rhi=' 
zopodenartigen Zustand übergeht. Innerhalb des ziemlich lichten Pro 
toplasmas findet sich ein Kern und eine contractile Vacuole, die beid 
eine recht constante Lage besitzen. Ersterer liegt dicht hinter der 
Geisselbasis im Vorderende ‚des Körpers, die letztere hingegen etwa in 
der Körpermitte, oder etwas vor derselben dicht unter der Oberfläche, 

1) Zu spät habe ich bemerkt, dass der hier besprochne Organismus von Cıe 


xowskt kürzlich als Giliophrys infusonium beschrieben worden ist. Arch. für m 
Anat. Bd. XIl, p. 29. 


„ , und Baker Verlust der a sich in einen rhizopodenartigen 
eraiıs (f (Fig. 22 b) verwandeln, de durch seine meist rundlichen 
mrisse, seine zahlreichen, strahlenartigen feinen Pseudopodien am 
si en der Nuclearia sinplex Cienkowski sich nähert. Ich glaube 
h nicht, ‚dass diese Nuclearia mit unseren rhizopodenartigen 
m imtisch ist, da ich sie gleichfalls sehr häufig beobachtet habe, 
irgend welche Br ohunsen derselben zu den von mir erschien 
gellaten entdecken zu können. Bis hierher ist diese Verwandlung 
porenartigen Zustandes in einem rhizopodenartigen ganz ana- 
‚ähnlichen Umwandlungen, welche auch Cienkowski häufig 
htet hat. Dagegen besitzt nun aber unser Organismus die 
N aus diesem rhizopodenartigen Zustand direct wieder in den- 
enigen des Flagellaten überzugehen. Hierbei sieht man zunächst das 
aarlige Wesen seine Pseudopodien sämmtlich wieder einziehen 
un beginnt dasselbe ällmälig leise hin und her zu wackeln. Den 
dieser Bewegung vermag man zunächsi nicht recht einzusehen, 
liesslich der Organismus, nachdem die Bewegungen enerisher 08 
nm sind, sich mehr in die Länge streckt, die Geisselam einen 
e deutlich sichtbar wird, und er nun als Flagellat weiter eilt. Die a 
ba und- ‚Beschaffenheit u erneuten flagellatenartigen Zustandes 
| genau ‚dieselbe, wie die frühere, namentlich besitzen der Kern 

| sontractile Vacuole ganz dieselbe Lage Ä 


ae 


2. Geisseltragender Rhizopode. 

oo Tafel XIV, Fig. 23a und db. 

8 LAPAREDE und LACumanN !) wurde unter dem Namen Podo- 
um ein Organismus beschrieben , der, mit einer shizo- 


N infus. Lp 441. Taf. XXL. Fig. 38, 
ft wissensch. a FIX. Bald 48 


ee " 


_ _ poden- oder vielmehr amoebenartigen Beweglichkeit des Protoplasmas 
die Fähigkeit verbindet, geisselartige schwingende Fortsätze auszusen 
‘den, mittelst deren er Nahrung zu ‘sich nehmen soll. Ich werde so 
gleich über diesen Organismus noch einige Worte zu bemerken haben 
Späterhin wurde von F. E. Scaurze !) noch ein soleher Organismus 
der die Charactere der Rhizopoden und Flagellaten vereinigt, unter de 
Namen Mastigamoeba aspera beschrieben, der vielleicht mit der 186 
Von CARTER geschilderten Amoeba anheilae identisch ist. 
Ich selbst habe in der letztern Zeit zu wiederholten Malen in etwas 
fauligern Wasser aus Tümpeln, das längere Zeit in Gläsern gestände 
war, einen Organismus dieser Art aufgefunden, der mit keinem de 
seither beschriebenen identisch ist, und dessen Beschreibung daher hie 
folgen soil2). 
Da ich denselben mehrfach und zu verschiedenen Zeiten in der- 
selben Weise gesehen habe, und trotz anhaltender Verfolgung keine) 
Veränderung in irgend einer Weise an demselben aufzufinden ver=' 
mochte, so halte ich dafür, dass der rhizopoden-flagellatenartige Zu- | 
stand, in welchem derselbe bis jetzt angetroffen wurde, diejenige Form. | 
ist, unter welcher er sich wohl während des grössten Theils seines“ 
acliven Zustandes zeigt und dass wir es hier also nicht mit einer rasch ' 
vorübergehenden Form zu thun haben. Diese Erwägung bestimmt mich, 
dieses eigenthümliche Wesen hier etwas eingehender zu betrachten. 7 
Unser Organismus hat die Gestalt eines kleinen nackten Rhizopode 2 

mit nicht zu zahlreichen ziemlich feinen und zum Theil verästelten 
Pseudepodien. Die Gestalt ist natürlich sehr veränderlich; hat er sie 
ziemlich langgestreckt, so erreicht er ungefähr 0,020 Mm. in der Längs- 
richtung. Das Protoplasma erscheint meist sehr hell und homogen, und. 
ich sah es nie viel Einschlüsse führen. Dennoch bemerkt man darin ge 
wöhnlich eine Anzahl nicht contractiler Vacuolen, die zum Theil auch? 
dunkle Körner, wohl aufgenommene Nahrungssiofie, einschliessen un Il 
ausserdem dunkle kleinere Körnchen in grösserer oder geringerer’ 
Menge. | a 
Eine Differenzirung in Beio- und Endanlasını ist nicht wahrnehm- 
bar. Die Pseudopodien sind nie sehr lang und meist fein zugespitzt, 
verhältnissmässig selten nur sind sie hier und da an ihren Enden gabl 
oder geweihartig verästelt. Eine contractile Vacuole ist vorhander 


A) Archiv f, Ink) Anatomie. Bd. xt. p. 583. 

2) Ich unterlasse es an dieser Stelle, einen besonderen Na für den zu 
schreibenden Organismus aufzustellen, da ich es für geeigneter halte, dami 
warten, bis die Natur dieses und ve: ander ‘Wesen und ihre On zu de 
. übrigen Frotozo&n, mehr aufgeklärt sind, als dies bis jeizt der Fall i ist. | 


ee, a sie so lang ee is stets a ganz u ans 
esitzt. Es ist eine ar feine zarte Geissel, die entweder nur an ihrem 


"Sehr eigenthümlich sind auch die Bewegungen, welche die Geissel 
m Körper selbst zuweilen zeigt. Da der ganze Körper aus einem 
veboid beweglichen Protoplasma besteht, so ist natürlich auch die 
tionsstelle der Geissel veränderlich, und man sieht daher die 


zuweilen jedoch werden die Bewegungen der 
. | ener sicher und dann beginnt as Fhierenen sich nach Art und 


v. en stets eine or a ssckie, Gestalt an 
23 . und die Geissel wird auf dem zugespitzten einen Ende des 
gestreckt, ohne dass kedtach die Pseudopodien einge- 


igenthümlich erscheint nun hierbei noch, dass unter u. nn 
len der Kern BIBI ‚ganz regelmässig in dem a N die 


ma filigerum Glap. und Lachm. zurückkommen werde. Es ge- 


‘gl. auch die von Cırmkowskı (Pringsh. Jhrb. f. w. B. II. p. 434) be- 
en a, annehmende Amoebe und TArem, on frees- 


18* 


a nn ee 


schieht dies hier in der Absicht, diesen eigenthümlichen rhizopoden- 
flagellatenartigen Organismus in seinen Beziehungen zu einem seither 
stets als ein echtes amoebenartiges Wesen angesprochenen Organismus, 
nämlic!, der sogen. Amoeba radiosa Ehrbg. zu betrachten. Schon 3 
Uraparepe hat hervorgehoben, dass seine Podostoma mit ihren langen 
strahlenartigen Fortsätzen, welche die Fähigkeit zu schwingenden, 
geisselartigen Bewegungen besitzen, der Amoeba radiosa sehr ähnlich ’ 
sehe. Diese Aehnlichkeit wird jedoch noch bedeudend dadurch erhöht, 
dass es mir gelungen ist, bei anhaltender Beobachtung solcher Exemplare 4 
von Amoeha radiosa, welche mit sehr langen feinen strahlenartigen 
Pseudopodien ‚versehen sind, und welche in diesem Zustand gewöhnlich 4 
ohne Bewegung und Veränderung lange Zeit verharren — dass es mir, wie “ 
gesagt, gelungen ist, die feinen Pseudopodien solcher Amoeben plötzlich ° 
in leise active Schwing- oder Geisselbewegungen eintreten zu sehen. . 
Man darf hier nicht an solche Hin- und Herbewegungen der Pseudo- 7 
podien denken, wie sie bei manchen Rhizopoden zuweilen dadurch ent- } 
stehen, dass der Körpertheil, von welchem das Pseudopodium ent- | 
springt, seine Gestalt verändert, und damit auch das Pseudopodium 
häufig sehr energisch hin und herbewegt; hier handelt es sich um 
active, meist nur an dem Endtheil des Pseudopodiums deutliche Be 
wegungen. 1 
Mehrfach sah ich den Endtheil eines solchen, fein wie eine Geiss 
auslaufenden Pseudopodiums schlingenartig unse ganz wie die ' 
ÜLAPAREDE und Lacumann auch von ihrer Podostoma Aligerum (vergl. r 
ihre Taf. XXI, Fig. 6) abbilden und dieser schlingenförmig umgebogene 
Endiheil war nun in anhaltender Rotation um seine Achse begriffen 
Auch sah ich diese Rotation sich nach einiger Zeit plötzlich umkehre 
und in entgegengesetzter Richtung verlaufen. 
Einmal liess sich jedoch auch ein solches Pseudopodium in etwas enei 4 
‚gischerer schwingender Bewegung wahrnehmen. Dann sieht man nicht 
selten, wie dies ja von der Amoeba radiosa bekannt ist, allmälig sämmt- 
liche ei gcpodien eingezogen werden, und stait deren breite stumpfe 
 bruchsackartige Fortsätze hervorbrechen, mittelst deren der Organismus 
nun sich ziemlich energisch weiter bewegt, mitunter jedoch auch wie 
der ein oder das andere strahlenartige Pseudopodium hervorstreckend. 
Nach diesen an der unzweifelhaften Amoeba radiosa angestellten 
Beobachtungen möchte ich mich sehr der Ansicht zuneigen,, dass 
sogen. Podostoma Äligerum Crararipe und Lacamann’s nur ein du 
etwas energischere Geisselbewegungen der strahlenartigen Pseudopod 
ausgezeichnetes So der Amoeba vadiosa darstelle. 


r Kenntniss der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. 9273 


n m. ehr Blattae n. sp. v. Siebold, XX. p. 69. 


Tafel XV, Fig. 26a—d. 


Nor einiger Zeit habe ich bei der wohlbekannten grossen Amoeha 
Finceps sehr eigenthümliche Verhältnisse hinsichtlich der Kerne be- 
irieben!). Es hatte sich gezeigt, wie dies auch von früheren For- 


aufgefasst worden war, dass diese Amoebe in sehr Sn echidenen Zu- 
ständen sich findet, bei welchen die Zahl- und die Grössenverhältnisse 
der Kerne sehr bemerkenswerthen Schwankungen unterworfen sind. 

In neuerer Zeit hatte ich nun Gelegenheit ganz ähnliche Erscheinungen 
be ei einer andern Amoebe, die bis jetzt wenig Beachtung gefunden hat, 
zufinden, und werde ich versuchen, die bei diesem Object gemachten 
n eobachtungen hier kurz darzustellen. 

N Diese sehr ansehnliche Amoebe, welche an Grösse mit der Amoeba 
rinceps welleifert, findet sich als Parasit in dem erweiterten Anfangs- 
e des Enddarms der Blatia orientalis und lebt hier in Gesellschaft 
er bekannten Oxyuren, des Nyctotherus ovalis, der Lophomonas und 


selben z zunächst als rundliche, scheinbar unbeiebte Klümpchen, welche 


e wahre Natur leicht verrathen. 

Diese grosse Amoebe fällt jedoch fast immer sofort noch durch eine 
beachtenswerthe Eigenthümlichkeit auf, welche ich zunächst einer 
chtung unterziehen will. Das Protoplasma unseres Wesens; er- 
it nämlich weder homogen noch alveolär oder reticulär, wie das 
‚anderer hierhergehöriger nun, eg ist fast stets 


schern zum Theil beobachtet, jedoch meiner Ansicht nach, nicht richtig 


" eicher kleiner ieclinion. Hat man ein Beinarat welches solche 
entoparasitisch lebende Amoeben enthält dargestellt, so erscheinen die- 


doch meist bald ihre ziemlich trägen Bewegungen beginnen und dann 


274 | 3 N : Q Böse, nn ei 5 | en © AS 


ist hier als regelmässige Erscheinung nicht vorhanden. Die Begrenzung 
des Körpers ist in der Weise gebildet, dass hier eine gewöhnlich nur 
. sehr dünne Lage des dichteren Protoplasmas, aus welchem die Schleim- 
fasern des Körpers bestehen, vorhanden ist, mit welcher Plasmaschicht 
auch diese Schleimfäden in continuirlicher Verbindung stehen. Diese 
oberflächliche dichtere Plasmaschicht des Körpers wird namentlich da- “ 
durch deutlich, dass sie sich manchmal an gewissen Körperstellen in \ 
_ grösserer Stärke anhäuft (s. Fig, 26«), und dann als eine homogene, 
n ziemlich stark lichtbrechende Masse erscheint. Wie gesagt, tauchen die “ 
nn Schleimfäden des eigentlichen Leibes in diese oberflächlichen Anhäu- 
. fungen dichteren Plasmas ein, wie sich gerade an solchen Stellen, wo 
letzteres in bedeutenderer Stärke angehäuft ist, gut beobachten lässt. ” 
Ueberhaupt halte ich diese Siellen, wie schon Annedene, wurde, für 4 
nichts weiter als durch locale Verschmeleung des Fadenpiotoplasn 4 
erzeugte Partien homogenen Plasınas, welche durch Ausziehen in Fäden | 
wieder in die faserige Form übergeführt werden kann. Beobachtet man 7% 
nämlich eine in Bewegung begriffene derartige Amoebe, welche sich 
durch breite lappenartige Forisätze (Fig. 260, & und y) fortschiebt, so“ 
hemerkt man, wie sich von einer solchen oberflächlichen Anbäufung 
homogenen Plasmas am derzeitigen Hinterende des Wesens Mengen von 4 
Schleimfäden nach den beiden Bewegungspuncten x und y hin aus- 
spinnen, so dass sich diese Anhäufung homogenen Plasmas nach einige 
Zeit ganz in solche Schleimfäden ausgezogen haben kann. Beobachtet” 
man hingegen das Verhalten der Fäden an den in Vorwärtsbewegung. h 
befindlichen Puncten & und y, so sieht man die, aus der Mitte des 
Körpers sich vorschiebenden Fäden an den in Vorwärtsbewegung be- 
findlichen Rändern nach allen Seiten sich nach hinten umbiegen. Durch 
-fortwährendes Nachschieben der Fäden aus dem Innern des Körpers | 
werden ni ee immer weiter verschoben, ‚so dass 


zeitig sicht man an den relativ ruhigsten Stellen (Fig. 220, z und w) 
die Fäden zum Theil wieder mit einander verschmelzen und hier wiede 
rum neue locale Anhäufungen homogenen Protoplasmas bilden, die 
dann späterhin bei einer Veränderung der Bewegungsrichtung als Au 
gangspuncte für die Fadenbildung dienen können, wie dies in der ab- 
sebildeten Bewegungsphase mit dem Hinterende u der Fall ist. Als das 

eigentlich Bewegliche in dem Körper unseres Wesens erscheinen 
‚daher die Schleimfäden, welche mit jener eigenthümlichen fliessend: 
Bewegung begabt sind, die wir auch an Be homogenem Pomp 


handen ist, wenn ich auch überzeugt bin, dass die von Horrweıster 
rsuchte bei weitem das Beste ist, was in dieser Hinsicht bis jetzt ge- 
leistet worden ist, indem sie die vorliegenden Phänomene auf fori- 
 währende, mit einer gewissen Regelmässigkeit stattfindende und von den 
_ Quellungsverhältnissen abhängige Volumschwankungen zurückzuführen 
; sucht. 

| ‚Es ist augenblicklich ein Bestreben vorhanden, dem Protoplasma 
eine complieirtere Structur als dies seither gewöhnlich geschehen ist, 
 zuschreiben zu wollen. Durch Kurrrer, Hsırzmann, Fremning und Andre 
sind in dieser Hinsicht eine Reihe von Thatsachen bekannt geworden, 
die mir jedoch keineswegs so bemerkenswerih und mit früheren Er- 
fahrungen unvermittelt erscheinen, wie dies gewöhnlich dargestellt 
wird. Von dem Auftreten einfacher spärlicher Vacuolen im Protoplasma 
vieler Protozoen findet sich ein ganz allmäliger Uebergang zu volistän- 
dig alveolärem oder was dasselbe ist, reticulärem Plasma, wenn die 
Vacuolen oder Alveolen so dicht Schäns] sind, dass die eigentlichen 
Plasmawände ein wabenartiges, im optischen Schnitt netzartiges Ge- 


immer das homogene Plasma in ähnlicher Weise, wie bei unserer 
Amoeba Blattae es die aus homogenem Plasına bestehenden Schleim- 
fäden sind. Fernerhin haben wir bei kleinen und grossen Amoeben, 
amoebenartigen Wesen und vielen andern Rhizopoden Beispiele iu 
grosser. Menge, dass gerade die mit der energischsien Bewegung begah- 
ten Regionen des Leibes, die hyaline Rindenschicht, sowie die breiteren 
oder feineren Eondriodien sanz structurlos und homogen erscheinen, 
;ährend gerade die durch reticulären oder alveolären Bau sich aus- 
sichnenden Theile des Binnenprotoplasmas an den Bewegungserschei- 
ngen weniger energischen Antheil nehmen. 

Dagegen ist mir wohl bewusst, dass sich bei den höheren Protozoen 
ganz unverkennbare Differenzirungserscheinungen in gewissen 
re nn... ebenso wie solche ® nn genug 


toioplasmas. so Beach, wie er sich bei den der Schilderung 
r nde gelegten Ta iinen fand. Uebt man mittelst des Deck- 


Sal 


hens einen stärkeren Druck auf unsere Amoeben aus, so ver- 


füge annehmen. Das eigentlich bewegliche und lebendige bleibt hier 


EEE EEE yet 


AD ENETNEER 


ae 2.2000, Bülsebli, 
schwindet der faserige Bau und dieselben nehmen eine homogene B 
'schaflenheit an, indem sie absterhen. Dies muss wohl in der Weise 


aufgefasst werden, dass die Schleimläden bei Druck aufquellen, und, % 


. schmelzen. 


Mengen gefressener Körper, über deren Natur ich nicht recht klar bin 


- Dieser Kern besteht aus einer sehr ansehnlich dicken dunkel und homo= 


'kommnisse: Ein Individuum mit vier runden gleichgrossen Kern) 
(von 0,0086 Mm.), ferner eines mit acht Kernen (0,007—-0,0086 M 


‘wie dies auch hinsichtlich der kleineren Kerne bei der Amoeba pı 
‚ceps der Fall ist. Gelegentlich fanden sich jedoch auch zwei Exempl 


 shen, bei welchen die Kerne zum Theil von der runden Gestalt 


die umgebende Flüssigkeit aufnehmend, alsdann mit einander ver) 


Aber auch bei unserer Amoeba Blattae sahen wir zuweilen 'einä 
ganz homogenes Protoplasma in ziemlich energischer Bewegung an der? 
Oberfläche des Körpers aufireten, bald als ein hyaliner Saum die Ober- 
fläche in grösserer oder geringerer Ausdebnung überziehen, bald in’ 
Gestalt kurzer, stumpf kegelförmiger Pseudopodien sich erheben. Es) 
geschieht jedoch die Formation soleher Pseudopodien nicht sehr häufig. 

Im Innern des Körpers trifft man auf geringere oder grössere | | 


Contractile Vacuolen habe ich mehrlach beobachtet, dieselben waren in 
mehrfacher Anzahl vorhanden und zeigten die Eigenthümlichkeit, a 
sie über die Oberfläche des Körpers halbkuglig VOTERRSNEED, a de { 
Conträction zusammenfaliend. 

Von besonderem Interesse sind auch hier die Kernverhältnisse.) 
Meist triffi man bei den grösseren Exemplaren einen ansehnlichen ovalen 


Kern von 0,018—0,02 Mm. grösstem Durchmesser (n, Fig. 26a). 


ÄN 


gen erscheinenden Hülle (Fig. 265, A), in der sich ein fein granulirt2 
retieulärer Tnhalt befindet, der eine wahrscheinlich mit Flüssigkeit 
erfüllte Höhle umschliesst. In dieser Höhle bemerkt man zuweilen noch 
ein dunkles Körperchen, und um die erwähnte Kernhülle noch eine 
zarte Membran. Eigenthümlich ist, dass diese Kerne an ihrem ei 
Ende häufig deutlich zugespitzt erscheinen, oder wie dies auf Fig. 26 
wiedergegeben ist, einen hals- oder knopfartigen Aufsatz zeigen, ein 
Eigenthümlichkeit, die, soweit ich weiss, bis jetzt noch nie an kerm 
arligen Gebilden beobachtet wurde. Zuweilen trifft man nun, wie & 
bekanntlich bei Amoeben nicht selten der Fall ist, zwei solcher Kern 


in einem Individuum. Dann fand ich jedoch auch noch folgende V 


und eines mit 14 Kernen (0,0060—0,0072 Mm.). Diese Individuen m 
zahlreichen Kernen erreichten sämmtlich nicht die Grösse der ein- ode 
„weikernigen Thiere, und die kleineren Kerne waren kuglig abgeru 


mit zahlreichen Kernen, das eine mit sechs, das andere mit neun 


Kennliriss ne und einiger verwandten Organismen. 277 


öhnlich Er ich hate ca. Mist einmal sah ich Ba 
auch eine Cyste von 0,07 Mm. Durchmesser. Der in der Hülle 


fei “ Eendlirien. 
zahlreiche Kerne von derselben Beschaffenheit wie die kleineren 


ins) des kann 1. a einker nigen Zustände 


en, als umgekehrt. 


ankfuri am Main, August 1877. 


yel en Eysreulorpers nen un nun lets 


Ich zählte z. ee 14, 39 und 


ti, wenn es auch nach dem hier Mitgetheilten wohl eber den 
hat, dass die einkerni . Formen Eier aus den vielkernigen 


BR 


i Be Ger ; 
TEEN Rn En i Fig SR 
EN R See a TER EDEN 
BERN DEREN ng N ERTE EERWN S 


Da 


et 


. ARCHER, VÜeber Autophysa Mülleri. Quarterly journ. of mier, science. N. Ss. ’ 


. CARTER, H. J., Notes on the freshwater Infusoria of the Island of Bombay. Ann. 


. CARTER, H. J., On Fecundation in Eudorina elegans and Cryptoglena. Ann. mag, 1 
. CIENnKkowskı, Beiträge zur Kenntniss der Monaden. Archiv für mikr. Anatomie. Ei 


. CIENKoWsKIı, Die chlorophyllhaltigen Gloeocapsen. Botan. Ztg. 1865. Jahre. 23. 


. CrArx, James H., On the Spongiae ciliatae as Inlusoria Flagellata, or Obser 


. CLAPAREDE ei LACHMAnn, Etudes sur les infusoires. 
. Co», F., Entwicklungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze. Nov. = 5 


Ad. 


U 


. Dıssins, Revision der Prothelminthen. Sitzungsber. d. k, Academie zu Wien 


. Dusanpın, Histoire nat. des infusoires. Paris 1844. 
. EHRENBERG, Die Infusionsthiere als vollkommene Organismen. Leipzig 1838. 
. Fresenius, Beiträge zur Kenntniss kleinster Organismen. Abhandlungen « 


. FRoMENTEL, E. DE, Etudes sur les mierozoaires. Paris. 
. Perry, M., Zur Kenntniss kleinster Lebensformen nach Bau, Function, Sys 


Literaturverzeichniss. 


Vol. VI. 1866. p. 189. 


a. mag. n. h. 2ser. Vol. 48. p. 115-433 und p. 224—248. Tafel V bis | 
vil. 2 


nat. Hikk 3ser. Vol. 2. p. 237—253. Taf. VII. 
Bd. I. p. 203. \ 


p. 21—27. 
Cırnkowski, Ueber Palmellaceen und einige Flagellaten. Archiv für mikr. Ana- % 
lomie. Bd. VI. 4874. p. 424—438, Taf. XXIU-—XXIV. 


vations on the Structure, Animality and Relationship of Leucosolenia 7 

botryoides, Bowb. \ 

Memeirs of ihe Boston soc. nat. hist. 4867. Vol. I. p. 305—340. 

Taf. IX—X. E 

Vollständiger Abdruck hiervon in: : 4 

Ann. a. magaz. nat. hist, 4ser. Vol.I. p. 133—442, p. 188—215 9 

und p. 250— 264. Taf. V—-VIL. (Im Text ist stets dieser Abdruck in Go 
Annals citirt, da derselbe wohl leichter und allgemeiner zugänglich ist, 

als die Memoirs of Bost. soc. mit dem Originaldruck.) ; 


Act. Ac.C.L.C. etc. Bd. XXIV. I. p. 103—254. Taf. XV—XX. | 
Coun, F., Monographie des Yolvox monoicus: (globater). Beiträge zur Biologi 
der Pflanzen. 1875. H.3. p. 9%. 
DALLINGER, W. H. and Dayspaue, J., Researches on the life history of. a cerco-" 
monad, a lesson in Biogenesis, Monthl. micr. journ. 1873. Vol. X. p. 53 
bis 58. Taf. XXIV—XXVI und Further researches into the life Mn 0 
the monads ibid. p. 245—249. Taf. XLII—XLII. 


1865. Bd. LII. p. 287—402. 


Senkenbeis Gesellschaft zu Frankfurt am Main. Bd, II. p. 187—249, 
Bi XXI. e 


matik eic. 


Be Nucleus, 
 », eontractile Vacuole, 
oe, Schlund. 
. Tafel RI-XV. 
G 0dos ig a Boirytis (Ehrbg.) Fresenius, 
4a, eine Colonie, | 
Ab ein einzelnes Individuum, 
er 2 ein einzelnes Individuum mil ausgebreitetem Kragen, und 1 d, das- 
selbe mit zusammengezogenem Kragen, 


is ein Individuum, das äusserlich von zahlreichen Bacterienstäbchen 
besetzt ist. 


. Salpingoeca Clarkiin. sp. 
3 Snipingoeca a Clark (?). 


‚ Ansicht. „* 
Spumella termo (Ehrbg. ) Clark. 


z nahme, a ii 
74 um r fünf verschiedene Theilungsstadien. 


SR ein un ua 6d, dasselbe in einer um 1800 gedrehten 


7a—c, ein Individuum in verschiedenen Stadien der Dane. NE 5 


den Nematoden (Trilobus pellucidus Bast.). 


280 ee 0. Bütschli, nn... 


Fig. 9 u Plagellasensehiser Organismus aus dem Darmcanal eines treitebe 


9q, eine grössere Anzahl mit ihren Hinterenden esknenkleben 
Individuen, a { Ü 

95, ein einzelnes Individuum. AN, 
Fig. 10a—e. Chromulina ochracea Ehrbg. N 
40a—b, zwei Individuen von der flachen Seite gesehen, die Geissel nicht, 
deutlich beobachtet, daher nicht gezeichnet, = 
10 ce, ein von der schmalen Seite gesehenes Individuum. 


Fig. fia—b. Dinobryon Sertularia Ehrbg. 
14 a, eine Colonie, c, eine Cyste, 

41 b, ein Kelch mit zwei aus derTheilung bervorgegangenen Thieren, von a 
welchen das vordere demnächst einen neuen Kelch secerniren 


Fig, 42a—b. Uroglena Volvox Ehrbg. N. 
49a, eine Gruppe von 5 Individuen einer Colonie, dacanier ein grosses, E 

125, ein nach Färbung mit Carmin aufgequollenes Individuum mit geoi 4 

lich hervorgetretenem Kern. E 


Fig. 13a—d. Uveila virescens Ehrbg. e 
13a, eine kleine Colonie, x, ein chlorogoniumartiger häufiger Schmas i 
rotzer auf diesen Colonien, 0 
135 und c, Individuen nach Färbung mit Carmin, Kern denilich hervor- | 
geirelen, t. 
43d, ein in Theilung begriffenes Individuum, 

A3e, eine Cyste. 


Fig. 44. a truncata Fresenius. 


Fig. 15a—g. Chilomenas Paramecium Ehrbg. 
45 or grosse Varietät mit zwei gelbbraunen Farbstofiplatten, ’ 
15 b, Hinterende eines Individuum um 1800 gegen 15a gedreht, um die 
sich nahezn berührenden Ränder der Farbstoffplatten zu zeigen, ' 
15c—g, farblose Varietät der Infusionen, 
45d-——f, drei verschiedene Theilungszustände, 
459g, ein Individuum nach Behandlung mit 19), Essigsäure. 
Fig. 16a—c. Trepomonas agilis Duj. 
16a, ein Individuum von vorn in Richtung der Längsachse gesehen, 
165, ein von der schmalen Seite gesehenes Individuum, 
16c, von der breiten Seite gesehenes Individuum, Die Pfeile geben 
Richtung der Protoplasmacirculatios an, die sich jedoch häufig u 
kehrt. 
Fig. 17a—e. Anisonema Acinus Duj. 
 ATaq, von der Rückenfläche gesehen, 
17 b, Körperumrisse von der schmalen Seite Bee) 
Tec, schwächer vergrössertes Individuum, gleichfalls von der Rücl 
 läche gesehen. Ben | 


Fig. 18a—f. Anisonema sulcatum Dj. 
48a, ein Individuum von der Rückenfläche gesehen, 
48b—d, drei Theilungsstadien, | 
18c—f, zwei Theilungsstadien nur in een angedeutet und m 
. gezeichneiem Kern nach Essigsäurepräparaten, | 


ae en Rhizopodenzustand. AR 
on eigenthümlicher rhizopodenertiger Organismus, 


EI AEG: 


Ueber die Lunge von Birgus latro. 


Von ©. Semper. 


Mit zwei Holzschniiten. 


Man hat in neuester Zeit angefangen, sich ein wenig intensiver und 
logischer mit der Untersuchung der Athmung der Schnecken zu be-' 
sehäftigen, als es bisher geschah. Wir schulden dies vor Allem dem 
durch Forer und v. SıEsoLd gegebenen Anstoss. Die bei Grarr ge- 
arbeitete Dissertation von Pavuy ?) ist in der That der Initiative v. Sır- 
BOoLD’s zu verdanken, der die Frage, unter welchen Bedingungen 
Lunge von Limnaeus stagnalis auch als wasserathmendes Organ 2 
verwenden sei, oder wirklich verwendet werde, einer Preisaufgabe 
Grunde legte. Die Lösung derselben, wie sie in der angezogene 
Dissertation gegeben ist, kann in der That eine mustergültige genan 
werden, A 

Obgleich ich nun seit Jahren mich lebhaft mit den gleichen und 
an sich hier anschliessenden en. beschäftigt habe, 


le jetzt schon das Wort ergreifen. Die jüngst in dieser Ze 
schrift durch Herrn v. Sıesorn veröffentlichten Privatbriefe WırLrmo 
lieferten, im Verein mit einigen Sätzen weitverbreiteter Lehrbüch 
solchen Grund. 

WILLEMOES seinem Lehrer „ber seine Versuche, die 


Leider gelingt ihm dies nicht; sein lee Tod a ir 
begonnenen Untersuchungen fortzusetzen. Gerade jetzt aber würd 
von allgemeinerem Interesse sein, hierüber Genaueres zu erfahren, 1 


oe die Lunge von Birgüs kalt > 2383 


ungiren an nd a priori kein Grund nrlcch 
ne analoge Umwandlung einer Kiemenhöhle oder eines Theiles 


$g Ind sich er höher sicher el ie Thatsachen. Es heisst 
1); »In andrer Weise geschieht eine Anpassung an den Aufenthalt 
| m Lande bei den Landkrabben (Gecarcinus). Die Kiemenhöhle 
\ ermag hier längere Zeit Wasser zurückzubehalten, welches beim Ver-- 
ir die Kiemen feucht erhält und on a vor dem Eintr ocknen 


ii 


=. ra en neh en: en über die 
eo der Crustaceen veröffentlicht; es scheint somit der obige 


3 Nr der positive Ausspruch, dass die Excrescenzen in der 
1 nhöhle von in latro und Gecareinus — wo sie ı ge- 


w er be edrlcklich, de man jene » de « sale eine 
ne ansprechen müsse, wenn wirklich Athmung in ihnen siatt- 
e (Histoire naturelle des Urnstaess), Im 2. Bande seiner Physio- 

comparee sagt er dann freilich, sie seien »wahrscheinlich 
ht Sitz der Athmung, da re Blut durch sie hindurchzu- 
n scheinec. M. Enwinns drückt sich, wie man sieht, sehr un- 
| ‚und vorsichtig aus. 


‚en durch jene Vorrichtungen zurückgehaltene Wasser nicht 
ır Respiration diene, sondern »durch langsame Verdunstung 


a a . We © Segen, 


sätlige und Hadorek die Austroubnskee dieser Organ kelinden 1 
‚steht es also fest, dass die Landkrabben Luft athmen ; alloedings a 
glaubt er, dass sie dies nur durch die Kiemen thun. 

Es ist nun in der That durchaus nicht zu bezweifeln, dass al 
Landkrabben, wie Birgus, Gecareinus, manche Thelphusa-Arten, Se 
 sarına ete., immer Luft in ihrer Kiemenhöhle haben, und ich hab 
zahlreiche Landkrabben geöfinet, ohne in ihrer Kiemenhöhle mehr 
Wasser anzutreffen, als gerade zur Feuchterhaltung .der Membranen 
derselben und der Kiemenblättchen hinreichend sein möchte. .Es kan 
also keinem Zweifel unterliegen, dass bei diesen Thieren der Athmung: 
vorgang genau derselbe ist, wie in den Lungen der Wirbelthiere; den 
auch diese können Sauerstoff in genügender Quantität nur dann absor 
biren, wenn ihre Schleimhaut feucht erhalten wird. Für den Vorga 
selbst aber ist es völlig einerlei, ob das Befeuchtungswasser als En | 
oder mit der Luft in Form von Bläschen von aussen eingeführt, oder 
iheilweise durch die athmenden Membranen selbst ausgeschieden wird, 
Würden die Kiemen in der Kiemenhöhle eines Gecarcinus noch. mel ” 
reducirt werden, als sie schon sind und schliesslich ganz verschwit 
den, so würde die einfache Kiemenhöhle nun gerade so gut physiol 
gisch eine echte Lunge sein, wie bei den luftathmenden Schneck 
und wollte man dort die Luft enthaltende Höhle der Krebse e 


| 
| 


so würde man umgekehrt auch gezwungen sein, bei den Schnecken 
auch immer nur von einer Kiemenhöhle zu sprechen. ; 

Eine solche, der Kiemen vollständig entbehrende luftathmeı 
Kiemenhöhle giebt es nun allerdings bei Krebsen nicht. Es fragt s 
indessen, ob nicht dennoch mitunter ein Theil derselben wirklich 
einem Luftathmungsorgan, also zu einer Lunge umgewandelt worden 
‚in ähnlicher Weise etwa, wie bei Ampullaria in der That wasserathmeı 
Kieme und luftathmender Abschnitt derselben Kiemenhöhle angehi 
Wie sich Gecarcinus und die andern Landkrabben verbalten, kann 
nicht sagen. Die nachfolgende kurze Schilderung vom Bau der Kie 
höhle des Birgus lairo wird aber zeigen, dass der dersale Abse 
derselben mit Sicherheit als Lunge anzusehen ist, und dass GrorFRE 
Sr. Hıraırz vollständig Recht hatte, wenn er ihn so nannte. 

‚Jede Riemenhöhle besteht aus einer oberen und einer unteren 
 theilung. Die untere ist die kleinere; sie enthält die Kiemen, dere 
zwei an der Basis jedes Fusses angebracht sind (Fig. 2 br). in Stie 
welchem die Kiemen sitzen, theilt diese in zwei Hälften, deren eine is 
schräg nach unten hängt, ah die andere nach ba sieht und 
der Seitenfläche des Kane angedrückt liegt. Hier findet sich. ei ev 


Dieser Leiste tritt eine breite, vom Rande des Thoraxzschil- 
ringende Lamelle so weit eh dass nur ein schmaler 


| iite übergreifen; der innere Rand der letzteren trägt feine 
Härchen, ‚aber keine Respirationsbäumchen. Die Höhle enthält 
Luft, wie ich aus der Untersuchung lebender Thiere weiss, 
Wasser in hinreichender Menge, um die Bäumchen feucht er- 


en Lungenboden. 


8 ensch. Zoologie. ODE | 49 


u können. Die obere Fläche nenne ich die Lungendecke, die 


Ss diese Lunge nun in der That als solche fungiren muss, be- 
1 Nerkalasse 2 Kr eislaufes (Fig. A). a der Tiefe des er n | 


erri heilt, Diane verästehn sich nd irelen. "über 


986 | ie Be 0. Somper, ; : 


in ein äusserst reich ls: Lacunensystem, welches: sine 
N Respirationsbäumchen durchzieht. Ein Schnitt durch die Lungende« 
mit ihren Bäumchen zeigt, dass diese nur von einer ganz dünnen Cui 
_ cula überzogen sind; die Gefässlaeunen, welche sehr verschieden weit 
sind, treten bis hart an das Epithel heran, sie sind stark erfüllt m 
Blutgerinnsel und Blutzellen; Muskelbündel durchsetzen das Gefäs: 7 
netz senkrecht; Drüsen fehlen fast vollständig und sind jedenfalls hier 
relativ viel schwächer entwickelt, als z. B. beim Flusskrebs. 
Aus diesem Gefässnetz sammelt sich nun bald wieder ein dicker 
Gefässstamm (Fig. 1, 2 el), welcher am Rande des Thoraxschildes, alse 
in der Kante verläuft, in der Lungenboden und -decke mit einander 
zusammenstossen (Fig. 2). Dies Gefäss ist kaum bemerkbar am Vor- 
derrande, wird nach hinten zu immer stärker und biegt sich schliesslich 
am innern hintern Rande der Lungenhöhle nach vorn hin gegen dei 
ziemlich kleinen Herzbeutel zu. Ehe es sich aber an diesen ansetzi, 


Fig. 2. 


nimmt es ein weites von unten her kommendes Gefäss (Fig. 1,2, e. ni] 
auf, welches nichts andres ist, als das vas efferens der Keen De 
letztere mündet also nicht at; in den Herzbeutel, sondern mischt sei 
Blut mit dem des ausführenden Lungengefässes. 

Da die hier beschriebenen Hauptgefässe zum Theil hintereinand 
liegen, so kann natürlich ein Durchschnitt vorn, in der Mitte oder hüt 
ten am Thorax nicht das gleiche Bild liefern. Trotzdem habe ich ı 
für berechtigt gehalten, um ihre relative Lage zu einander auch in 
 schematischen Durchsehnitt bezeichnen zu können, sie alle in demse 
"ben anzugeben. Die Vergleichung mit der nach einem frisch injicirte 
Thier gemachten Flächenzeichnung (Fig. 1) wird leicht vor Miss 
ständnissen, die dadurch hervorgerufen werden könnten, bewahren 

Die Bi geschilderten Verhältnisse scheinen mir nur eine Deu 
zuzulassen: dass man es hier mit einem wirklichen Lungenkreisla 
hun habe. Blut, welches von vorn her in die ange einge 


a 


da das “ 


t entschieden nur zu geringstem Theile ek 


‚5 bildet sich ferner durch Auflösen der vier Lungenarterien ein unge- 
1 reich entwickeltes Gefässnetz, welches vor Allem in den Lungen- 
mehen stark entwickelt ist, und welches sicherlich in seiner 


| lange Sird wan, wenn man een in seinen one 
en Bros Abschui) der Kiemenhöhle von Birgus an als 


um die richtige 


19* 


Die Gopulationsorgane der Plagiostomen. 
Von 


Dr. Karl Robert Petri 
aus Schässburg in Siebenbürgen. 


Mit Tafei XVI—-XVIN. 


Trotz des merkwürdigen Baues und der Umbildung, welche die 
Bauchflossen der männlichen Selachier zeigen , giebt es bis jetzt nur 
wenige Arbeiten, welche sich auf eine genauere und eingehendere Unter“ 

suchung dieser sonderbaren Organe eingelassen hätten. Der Grund dafü 
ist vielleicht darin zu suchen, dass man erstens nicht leicht und zu jede 
Zeit des betreffenden Materials habhaft werden kann, dass man fer 
die Beobachtung an lebenden Thieren als den einzig möglichen W 
eine definitive Erklärung der räthselhaften Function dieser Organe zu 
erlangen, betrachtete, dass endlich vielleicht auch der Gegenstand für 
nicht wichtig genug gehalten wurde, um ihn einer genauern Untersuchung 
zu würdigen und man sich mit ers begnügte, was man bereits darübd 
wusste, oder zu wissen meinte. | | 

Wenn nun zwar die aus den Resultaten anatornischer Untersuchu: | 
und Vergleichung gezogenen Schlüsse über die Function ‚dieser Orga 
immer noch der Bestätigung durch die Beobachtung am lebenden Thier 
bedürfen, so ist es doch immerhin möglich, sich auch auf rein wissene | 
.  schafilich-theoretischem Wege wenigstens eine annähernde Gewisshei | 
zu verschaffen, indem man seine Untersuchungen auf eine mögli 
grosse Anzahl von Arten und Gattungen erstreckt, und dann auf 
 ductivem Wege zu einem allgemeinen Gesetze zu gelangen sucht. 
mir keine Gelegenheit geboten war, den zuweilen viel einfachern 
praktischern Weg unmittelbarer Beobachtung einzuschlagen, so b 
mir eben nichts anders übrig, als auf dem Wege wissenschaftlicher 
duction vermittelst anatomischer Untersuchung zu einem Resultate 
‚gelangen, zu welchem Zwecke ich Alles herbeigezogen und ben 


n king blber zu rn und wenn dies mir nicht a 


be, verdanke ich manchen werthvollen an den er mir aus seinem 
hen Erfahrungsschatze zu Theil werden liess, und der mich oft ersi 


- er meine Arbeit zu fördern suchte. Herrn Professor Ei. us in Wien 
ite ich hiermit ebenfalls meinen innigsten Dank ab für die Freund- 
keit, mit ae er mir die one von eu Material ver- 


e 1785 und 1788. In seiner älteren Arbeit untersucht er Raja cla- 
in Bezug auf diese »vermeintlichen Anhänge«. Er stellt gleich am 
ge die Behauptung auf, dass diese »Anhänge« wegen ihrer dop- 
Anzahl und ihrer schenkt zweckentsprechenden Gliederung 
m Umfassen und Festhalten des Weibehens bei der Begatiung 
en könnten, "ähnlich wie bei den höhern Wirbelthieren die 
rde üsse RR Geschäft verrichteten, weswegen er sie auch als 
bezeichne, dass sie aber Hkohaus nicht als männliche Glie- 
giren könnten. Er kommt zu dieser Annahme auf dem Wege 
cheinbaren Analogie. Er findet im Flossenstamme, den Basalıa 
‚ihrer Fortsetzung, Aehnlichkeit mit gewissen Kochen der Ex- 
äten höherer Wirbelthiere, und identificirt sie auch gleich mit 
ben, ohne dabei die Pasdstraklen: weiter zu berücksichtigen ; 
di selbe Nomenclatur sucht er'dabei durchzuführen. In dem ter- 

n norpelcomplex seiner »Füsse « sieht er modifieirte Phalangen, 


En BLoc#: 4.»Von den vermeintlichen derpellen Zeugungsgliedern 
en und Haie €. Untersuchung am Nagelrochen (Raja clavata). 1785. 2.»Von 
inten männlichen Gliedern des Dornhaies (Squalus Acanthias)«. 1788. 

er Gesellschaft n, ir. zu Berlin. Bd. VIu. VI. 


u ee Karl Robert Petri, | 


‚derartigen Function geeignete Beschaffenheit. 


der ersten vor allem den Fehler der Identificirung eines besiimmier 


‚dere lateral von diesem gelegen ist, unbeachtet, obgleich beide morp 
dieser »Anhang« als Greiforgan fungire, auch beim Dornhai bestätigt 


"halte ich hier für überflüssig, da ich Dh ‚noch später auf Einzelr 1 


welche zu keinem andern Zwecke gerade so complicirt geschaffen seit 
könnten, als zum Greifen. Ferner theilt er die»Anhänge«, wie er sie ge- 
wöhnlich nennt, in einen obern, mittlern und untern Abschnitt, welche 
Eintheilung jedoch nicht so gerechtfertigt ist, als es bei Raja elavata ge- 
rade den Anschein hat, indem sie sich nicht an allen Organen in dersel- 
ben Art durchführen lässt. Im Ganzen zählt Brocn 41 Knorpel, wovon er | 
% dem obern Abschnitt, 2 dem mittlern und 5 dem Endabschnitt des 
»vermeinilichen Anhanges« zutheilt. Wie sich später herausstellen 
wird, ist diese Angabe falsch. Wenn man nämlich, wie Broca rechnet, 
und vom Beckengürtel (exclusive) zählt, so erhält man in der That 13 
Knorpelstücke. Von der Drüse sagt er einfach, dass sie eine klebrige 7 
Feuchtigkeit absondere, welche dazu diene, zu verhindern, dass beim % 
Greifen und Anklammern weder der »Fuss« des Männchens noch der 
Körper des Weihchens verwundet werde. Boca denkt sich die Art und 
Weise desGreifens folgendermassen: Das Männchen drückt die »Füsse«, 
nachdem dieselben zuvor ausgebreitet worden, fest an den Körper des” 
Weibchens; hierauf lassen die Muskeln nach, und die einzelnen Knorpel- 
stückchen klammern sich, durch die Elastieität der sie verbindenden 
Häute und Membranen und durch ihre eigene Schnellkraft zusammenge- 
zogen, an dem Körper des Weibchens an. Auf diese Art ist es demMänn-% 
chen nun möglich das Weibchen so nahe wie möglich an sich heranzuziehen | 
und die Uebertragung des Samens von Kloake zu Kloake zu bewerk- 
stelligen. Diese Hypothese, wie ich es nennen will, hat von vornherei N. 
etwas sehr verlockendes. Doch ist schon von Cuvırr auf einen Mange 
derselben aufmerksam gemacht worden, nämlich den, dass ein ener- 
gisches Greifen wegen des Fehlens der dazu nöthigen Muskulatur gaı 
nicht denkbar ist. Ferner habe ich besonders bei den Seyllien alle jene 
anatomischen Bedingungen vermisst, welche überhaupt ein Greifen er- 
möglichen und auch das » El, der Spinaces hat keine zu einen 


In seiner zweiten Arbeit über den Dornhai begeht Brock wie in 
Theils der Flosse mit der hintern Extremität der höhern Wirbelthier 
Ausserdem lässt er zwei Knorpeistücke, von denen das eine in dei 
Stammreihe der Flosse hinter dem ersten Gliede des Stammes, das. 
logisch von grösster Wichtigkeit sind. Er findet seine Annahme, d 


Auf ein weiteres Detail der BLocn’schen Untersuchungen einzugeh 


zurückkommen werde. 


Die Copulntionsorgane der Plagiostomen,. | 291 
Suvier!) in seiner vergleichenden Anatomie giebt eine, wie mir 
cheint, blos auf Untersuchungen Anderer gestützte Bschreihnne der 
an des Nagelrochen. Er zählt ganz richtig 43 Knorpelstücke, 
‚nur erhält er diese Summe auf falschem Wege. Anstatt 4 Knorpel im 
" sten Abschnitt zu zählen, iheilt er diesem nur 3 zu, indem er den 
vierten Knorpel, welcher dar sal dem dritten Knorpel der Stammreihe 
aufliegt, unberücksichtigt lässt, dagegen findet er im dritten Abschnitt 


Knorpel, welche Zahl ich auf keine Weise herausbringen kann. Die 


Wenige bereits angeführte. Die Frage über die Funetion lässt er un- 
entschieden, weil sowohl in Betreff der Ansicht Broan’s, als auch der 
GEorFRoY’s, dass diese Organe zum Kitzeln des Weibchens durch Ein- 
‚schieben in die Kloake dienten, bedeutende Gründe für und wider sprä- 
chen. Dass sie jedoch als Schwimmapparate jedenfalls mit benutzt 
werden könnten, glaubt er durch das Vorhandensein eimes »Nieder- 
ziehermuskels«, zugleich des stärksten der Flossenmuskulatur be- 


Crustaceen, den Daumenwülsten bei den Fröschen, dem Sporn bei den 
hnabelthieren etc. und auf Grund dieser Homologie auch die Function 


e nämlich, wie dies auch bei den Crustaceen der Fall sei, den 
a ng« zunächst an seine Kloake, in welche die Samenleiter aus- 


iges sodann der Länge nach geöffnet, so dass das Sperma in den- 
eintreten könne, und endlich würden durch einen dritten Muskel 
zelnen Knorpelstückchen auseinander gebreitet. Hierauf legten 


ein Einschieben der Anhänge in die Vagina nötbig sei. Zu dieser 
jandersetzung wäre eigentlich gar nichts weiter zu sagen, als 


Ü RR: orlnunert über vergleichende Auatomiew. übersetzt und mit 
gen und Zusätzen versehen von J. F. Mscker. 1810. Thl. IV, 
i x: »Ueber die Bedeutung der fussförmigen Anhänge bei Rochen und 


en on ihr ‚Wiedervorkommen bei niedern Thieren.« Notizen aus dem Gebiete 


eschreibung. der Drüse beschränkt sich wie bei Brocn blos auf das 


ser Organe allesammt identifieiren. Das Männchen der Selachier 


en; durch einen Musculus flexor werde der Halbcanal des An- 


17 eine reine ds Sameris ermöglichten, ohne dass bei N 


BT BE SI Ne NER Ta 


Ba Bobs Bee, 


dass sie sehr willkürlich, zwar schön gedacht, aber nicht brauchbar 
sei. Die ganze Hypoihese scheint aus einer mangelhaften Kenniniss der ” 
Copulationsorgane hervorgegangen zu sein. Vor allem ist es nicht gut 
möglich , eine nähere Beziehung dieser Organe zwischen den verschie- 
denen Thiergruppen, wie er sie namentlich aufführt, nachzuweisen, 
weder in morphologischer noch in ontogenetischer Beziehung. Ferner 
ist eine Uebertragung des Samens vermittelst dieser »Anhänge« gar “ 
nicht denkbar, indem erstens der Canal an beiden Flossen sich an der 
lateralen Seite der Organe, höchstens etwas auf die dorsale Fläche ge-7 
rückt, befindet, so dass eine Vereinigung der beiden Halbcanäle zu. 
einem geschlossenen C Canal nicht gut möglich isi. Zweitens lassen sich 
die verkalkten Knorpel, welche die Wände des Canals bilden, verinöge | 
ihrer Steifheit und festen Verbindung mit dem Stamme dieses Flossen- 4 
theils weder weiter öffnen noch schliessen, wenn auch die dazu nöthige 
Muskulatur vorhanden wäre, was aber nicht der Fall ist. Ich. versuchte 
bei Raja clavata, an welcher Professor MAver seine Untersuchung ge-7 
macht hat, den nd Spalt dieses Canals etwas zu erweitern, doch? 
konnte dieses selbst bei grösserm Kraitaufwand nicht geschehen, ohne, 
die den Canal bildenden Knorpel dabei abzubrechen. Unbestreitbar) 
kann dieser Canal nur allein zur Leitung des Secretes der Drüse dieses 5. 
Organs dienen. Er steht in gar ‚keinem mit den Ge- 
schlechtsorganen. _ 
Die drei hier angeführten Arbeiten, die zweite Arbeit Brocw's »übeı 
den Dornhai« nicht gerechnet, heschranken sich auf die Untersuchung 
des complieirten Copulationsorgans von Raja clavata und aus diesem 
einen Falle wollen sie allgemeine Schlüsse ziehen; dass dabei sehr ein- 
seitige Ansichten zum Vorschein kommen liegi auf der Hand. Ein andere 
Fehler, welcher ebenfalls allen diesen Arbeiten zukemmt, betrifft. die 
morphologische Auffassung der Organe, Anstatt in dieser Gestaltung def 
Selachierilosse einfach eine Modification zu erkennen, und sie auf ei 
einfachere Flossenhildung, auf einen Flossentypus zurückzuführe 
suchen die Einen darin eine Aehnlichkeit oder gar Homologie mit d 
Extremitäten höherer Wirbelthiere, der Andere stellt andere false 
Homologien auf, welche gar keinen entwicklungsgeschichtlichen Hinie 
grund haben. Allerdings konnte eine Zurückführung auf eine einfache 
Form nur aul Grundlage einer Entwicklungsiheorie, welche solche M 
 difieationen als Folge der Anpassung an gewisse Lebensbedingung 
oder Functionen erklärt, Platz greifen; doch eine solche Auffassung I 
wenigstens zur Zeit Biden s und Cuvier’s noch viel zu weit ab; man h 
noch zu sehr an den überlieferten Vorstellungen. 
| Von neuern Arbeiten, welche dies Thema ausführlicher behan dl 


an nur di von 1 Professor Gooenasun 5 bekannt. Een a 


| ar nn einfachsten Form ahiaden habe: ; etwas complicirter seien 
zwar bei Raja (?); das complieirteste Organ jedoch besitze Acan- 
"thias (vulgaris). Nach seinem Befunde ist der ganze Gompiex von Knor- 
eln und Hautverbindungen bei Raja nicht vorhanden; es beschränkt 
sich das ganze Organ auf einen Knorpelstab, einer Verlängerung der 
welche an der lateralen Seite eine u Conca- 


l sie “ IEhotsache des ausgebi listen en mon 
ind: wie Herr Professor GEGEnBAUR mir brieflich mittheilte, isi er selber 
eits von dieser irrthümlichen Ansicht er ohne aber bis 


necaben, welche er ic, sind be inch nicht so ne ai es 
Beer hat. Ich glaube nämlich entdeckt zu ı dass bei den 


BE elien: m, dass. die Bildung des pls erst allmälig vor sich 
h und gleichsam verschiedene Stadien durchmacht, bevor das Organ 
völlige Ausbildung erreicht. Wenn man nun solch unentwickeltes 


ollkommen ausgebildeten Thieren der Fall ist. Ich habe selber 
ige derartige Bauchflossen untersucht, eine von einem Rochen, an- 


eine Annahme bestätigt gefunden. Von grosser Wichtigkeit ist diese 
10 are er re 0... ne dieser ee Dar- 


en un: Die aa die er von Acanthias an 


Ausser ‚dieser mehr die morphologischen Beziehungen der Copu- 
onsı gane behandelnden Arbeit, von Geeungaur wären noch zu er- 


IEGENBAUR »eber die Modificationen des Skelets der Hintergliedmassen 
Männcben ‚der Selachier und Chimaeren, « Jenaische Zeitschrift Bd. 


99 3 


3an untersucht, mag dasselbe allerdings einfacher erscheinen, als es 


Ikommen mit meinem Befunde beim ausgewachsenen Thiere 


er Kar 2 Ki 
a a ae 


BE 


| 294 ee © 20, Karl Robert Petri, “ “ a 


wähnen die allgemeinen Bemerkungen, welche Srannıus !} in seiner v 
gleichenden Anatomie giebt. Er bezeichnet die Organe der Plagiostome 
als Hülfsorgane, welche wahrscheinlich bei der Begattung zur Ueber— 
 tragung des Sperma durch Einschieben in die weiblichen Geschlechts- ; 
'theile dienen. Er giebt ganz richtig die Anzahl der Knorpel mit MavER | 
auf 13 an bei Raja,'nur unterlässt er dabei, ebenso wie seine Vorgänger, 
zu bemerken, dass davon drei Knorpel mindestens sich nicht an der 
Constituirung dieser Organe betheiligen, sondern als Basalia der Flossen- 
strahlen anzusehen sind. Von dem Canal, welcher als Ausführungsgang | 
für die Drüse des Organs dient, sagt er, wahrscheinlich auf erwähnte 
Arbeit von Maysr gestützt, disk Aersatbe erweiterungsfähig, sei, was" 
durchaus nicht der Fall ist. Seine Angaben über die Drüse sind seh 
ungenau und zum Theil unrichtig. Er giebt an, dass sie von einer} 
quergestreiften Muskellage umhüllt sei und aus weiten geraden Schläu-” 
chen bestehe, welche mit zahlreichen Oeffnungen in die Rinne des. 
Organs münden. Dass eine quergestreifte Muskelhülle vorhanden ist 
ist richtig; die Schläuche jedoch sind nicht gerade, sondern verzweigt‘ 
und es mündet immer je ein Bündel von Schläuchen in einem Aus-7 
führungszäpfchen. Näheres über die Art der Function giebt er nicht \ 
an und lehnt sich überhaupt mit seinen Angaben an die Arbeiten von. 
Mayer und Levpıe?). Doch sind auch die histologischen Aufschlüsse, 
welche Letzterer über die Drüse des Zitterrochen giebt, ziemlich dürftig.’ 
Die Drüse, welche er vor sich hatte, maass 1,5 Zoll. Er beschreibt s 
als wurstförmig, von innen nach aussen sich verschmächtigend, m 
etwa 60 in einer Längslinie in der gegen das Begattungsorgan gerichtet 
Rinne befindlichen Ausführungsöffnungen; ferner bestehe sie aus ei 
fachen, schon mit freiem Auge sichtbaren , mit ihrem offenen En 
gegen die Ausführungsöffnungen,, mit ibrem blinden Ende gegen d 
Peripherie gerichteten Schläuchen und scheide ein milchweisses, fetlig 
. glänzendes Secret aus, welches durch Natron causticum in eine blas 
feinkörnige Masse mit hellen Kernen umgewandelt werde. Er schrei 
den Haftorganen, wie er sie zuerst nennt, die Function der Uebertr 
gung des Sameis in die weiblichen Ge sehleährhrte zu, wobei vie 
leicht das Secret dieser Drüse eine die Samenmasse schttizende od 
einhüllende Rolle spiele. 
 . Leypie begeht den Fehler, den ich bereits in der etwas jüng 
‚Arbeit STANNIUS berücksichtigt habe, die Drüse aus einfachen Schläuch 


4) Dr. HERMANN STANNIUS: »Handbuch der reg Anatomie. «U, Au 
Berlin 4854, II. Theil pP: 278. | R 

2) Dr. Franz LeypiG : »Beiträge zur hehe Anatomie, und Ent 

Jungsgeschiche der Rochen und Haie.« En 1852. | 


Die Oopulationsorgane der Plagiostomen. 295 
ıen zu lassen. Srannıus scheint ausserdem noch eine andere rich- 
nämlich die, dass die Schläuche mit etwa 60 in 


versteht unter dieser Rinne den äussern Canal des Organs, welcher 
h an der lateralen Seite hinzieht, was durchaus falsch ist, da mit 
i ser Rinne eine Furche gemeint ist, welche sich auf der ventralen Seite 

r Drüse selbst in deren Längsrichtung hinzieht. Die Ansicht Lewie's, 


i Hkarige Beschaffenheit des Seren hinweist, 
Eine vergleichende Anatomie der Copulationsorgane der Selachier 
dlich ist von L. Acassız geliefert; doch muss ich mich mit dem Hin- 


n gelangen konnte. 
Zur tung ar von mir Bates schien a gebrauchte ich 


ne enelninr der Copulationsorgane. 
Zunächst will ich versuchen, diese sonderbaren Modificationen der 
Bauchflossen , wie sie allen männlichen Selachiern zukommen, mit 
| u festen passenden Namen zu versehen, da dieselben einen ssichen 


* Momo 2) nennt sie in seiner vergleichen- 
' 'Stannıus bezeichnet sie init Leypıe im 


ER and HENLE: » an der Plagiostomen.« Leipzig 1852. 
Ban ÄNDER em: »Vergleichung des Baues und der Physiologie‘ der Fische 
\ nschen und der übrigen Thiere.« Aus dem Englischen über- 
n Scauewer. Leipzig 1787, 


BR 


_ 996 a | In Karl Robert Petri, n 


‚ darauf, dieselben unter dem allgemeinen Titel von »Modificationen de 


Organ repräsentirt. Die Bezeichnung beruht also auf der morpholog 


Zusammenhang mit. der übrigen Flosse als Modification des Gli 


wenig dem Wesen dessen, was es eigen bezeichnen soll, entspree 


Ansch} uss an Guvıer als Haftorgane. GEGENBAUR endlich beschränkt si 


tintereliedmassen« zusammen zu fassen. Am wenigsten berechtigt, } 
finde ich die Bezeichnung als fussförmige Anhänge oder als Anhänge? 
überhaupt, da wir es hier durchaus nicht mit Anhängen zu ihun haben, 
sondern mit Modificationen wesentlicher Theile der Bauchflossen, Der) 
Name Nebenglieder muss unter derselben Voraussetzung fallen, wäre 
übrigens auch zu allgemein und zu wenig bezeichnend. Unmativich ’ 
finde ich die Benennung als Zeugungsglieder, da mit ziemlicher Be, 
stimmtheit behauptet werden kann, dass sie nicht zur Uebertragung) 
des Samens dienen, ausserdem mit 1 Geschlechtsorganen in gar kei) 
nem weder innern noch äussern Zusammenhang stehen. Als Fuss im 
Allgemeinen könnte man sie noch am ehesten bezeichnen, wenn der’ 
Bezeichnung blos gleichsam ein morphologisches Symbol zu er unde ge-) 
legt wird, als Theil eines den hintern Extremitäten höherer Wirbel! 
thiere Bean Organs, wobei natürlich jede Identifieirung speeiell) 
der Copulationsorgane mit dem entsprechenden Organ höherer Wirbel 
thiere zu vermeiden wäre. Weniger passend finde ich den Namen Ge- 
schlechtsfuss, da noch zu weniges über die Function constatirt ist, als ; 
dass man diesen Namen anwenden könnte. Uebrigens ist sogar die Be- 
hauptung aufgestellt worden !), dass nicht einmal den Männchen allein. 
solche Organe zuzuschreiben un sondern dass sie auch an Weibchen 
beobachtet wären; füglich Un, sie also auch nicht durehweg zu 
Bezeichnung des Gecchl ch. dienen. 
Ich habe es nun als für am geeignetsten gehalten, diese Organe als 
Pierygopodien oder Flossenfüsse zu bezeichnen, d.h. als The 
der Bauchllosse, welcher im Zusammenhang mit den ungen Theil 
derselben ein der hintern Extremität der höhern Wirbelthiere homolog 


schen Zugehörigkeit des Organs und auf der Möglichkeit, dasselbe 


massenskelets bei den Selachiern auf den Grundtypus der Wirbelth 
extremität, das biseriale Archipterygium , zurückzuführen, weil 
Bezeichnung auf Grund einer muthmasslichen Function zu wenik 
Garantie bietet und man Gefahr läuft, dass eine solche nicht oder zi 


könnte. Ich habe den Namen fernerhin gewählt, weil er mir auch 
zeichnend schien. Wenn man früher von Anhängen, fussförmigen An- 


hängen, Haftorganen, Zeugungsgliedern, Nebengliedern, vielleicht's 


1) MÜLLER und HENLE |. c, 


= 
{3} 
[29] 
=> 
==) 
= 
= 
= 
= 
{en} 
=>, 
vn 
© 
> 
ie) 
e 
=) 
m 
= 
cn 
m 
Ss 
= 
[em 
(=>) 
ca 
+ 
= 
= 
22 
DI 
m 
4 


‘sprach, hatte man gar keine Vorstellung von dem eigentlichen 
:n des Objects, wohin es zuzurechnen und wo es zu suchen sei. 


gr fende, allgemeine Gültigkeit, so erfüllt sie doch vorläufig ihre Auf- 
gabe, indem sie nämlich erstens wenigstens nichts Falsches aussagi 
und zweitens in praktischer Hinsicht den Vortheil einer festen Bezeich- 
nungsweise bietet, welcher nicht zu unterschätzen ist. 

Als Pterygepodien bezeichne ich demgemäss den hintern modifi-_ 
cirten Theil der Flosse, welcher gewöhnlich da beginnt, wo der laterale 
Besatz normal gebildeter Flossenstrahlen aufhört. Ausgeschlossen bleibt 
o das Basale des Flossenstammes mit seinen Gliedern, welche die 
früheren Beobachter bis auf Stannıus zu diesem »Anhange« rechneten 
und als obern Theil desselben hezeichneten. Das Pterygopodium selber 
könnte dann noch eingetheilt werden in zwei Abschnitte, von denen 
r vordere, dem mittlern Abschnitte Brocn’s entsprechend, vom Beginn 
der Pterygopodienrinne bis zur Erweiterung derselben in die offene 
Grube, oder anders ausgedrückt, bis zur Stelle, wo der Besatz beweg- 
cher Knorpel beginnt, ginge, während der hiniere, der dritte Abschnitt 
Biocn#’s, durch diesen Complex beweglicher Knorpel selber dargestellt 
würde. "Doch eine solche Eintheilung am Pterygopodium durchzuführen, 
de ich nur insofern als zulässig, als dasselbe als ein Organ von be- 
stimmter Function in seiner Vollendung für sich betrachtet wird. So- 
ald es sich aber um das morphologische Verhältniss überhaupt han- 
, ist jedenfalls jede derartige Eintheilung bei Seite zu setzen, da 
ın das Pterygopodium nur im Verein mit der Flosse als ein Ganze 
| betrachtet werden kann. 


| Allgemeine Beschreibung der Pierygopodien. 


- Um Irrungen zu vermeiden bemerke ich, dass ich bei meiner Be- 
achtung das Thier auf der ventralen Fläche liegend denke und zwar 
ee N von .. , so dass die a senk- 


— 28 nn . os nn Kal | Baba Datei, 


Als vorn und en heachus: ich die beriglich dem oralen und ab- 
‚ oralen Pole entsprechenden Theile der Flosse. 
| Die äussere Form der Pterygopodien ist ebenso manınefoltis wi 
die Arten der Plagiostomen und wie die Grösse derselben. Nach Mürıe 
und Henze soll die Grösse sogar bei gleich grossen Exemplaren der 
selben Gaitung verschieden sein können. Zwei wesentliche Momente,’ 
welche jedoch allen diesen Organen zukommen, sind erstens ein halb 
offener Canal, welcher sich immer an der lateralen Seite oder nahe deı 
selben etwas dorsal hinzieht, durch das Vorhandensein einer Drüse 
| bedingt ist und zur Befarderins des Secretes derselben dient; zweiten 
eine variirende Anzahl von beweglichen Knorpelstückchen, welche ein 
Dilatation des Pterygopodium ermöglichen. Im gewöhnlichen, normale 
Zustande sind die Flossenfüsse von einer ziemlich lose befestigten, leder 

'artigen (Rochen) oder chagrinartigen, steifen Haut (Haie) überzogen, 
welche an der dorsalen Fläche und an der medialen Seite, wo eine Rei 
bung mit benachbarten Körpertheilen vorhanden ist, in eine zartere, ge 
schmeidigere Haut übergehen kann. In der Rinne und in der Grube, i 
welche die erstere im zweiten Abschnitte übergeht, nimmt das Integu 
ment den Character einer elasiisschen Membran an, welche die Retraetio 
der einzelnen Knorpel aus ihrer ausgebreiteten Stellung bewirkt. 
Spitzen und Kanten einzelner Knorpelstückchen ragen ohne Hautbe 
deckung aus der Grube hervor, indem die Haut sich an diesen Stelle 
abgenutzt hat. Die Drüse, loben ich Pterygopodiendrüse, glandula p 
rygopodii, nennen will, liegt der durch die Flossenstrahlen gebildet 
Fläche auf der ontalın Seite auf und ist im einfachen Falle ein d 
Einstülpung der äussern Haut entstandener Sack, dessen Hautepithel si 
in ein Drüsenepithel umgewandelt, während sich aus dem subcutan& 
Bindegewebe ein zuweilen sehr derber Muskelschlauch differenzirt 
Das hier kurz geschilderte Verhalten persistirt bei den Haien während 
der ganzen Lebensdauer. Bei den Rochen dagegen findet ‚sich in di 
_ Drüsensack ein länglicher, ovaler Wulst mit einer Längsrinne, in we 
cher sich eine etwas variirende Anzahl von Ausführungsöffnungen 
Form kleiner Zäpfchen befinden. In Folge der Arbeitstheilung, ist 
Function der Absonderung an diesen Wulst, die eigentliche Glandu! 
übergegangen. Die Drüse zeigt auf dem Querschnitt eine ovale Fo) 
‚der Wulst liegt mit der Furche nach dem Lumen des Sackes; es 
zwei Muskelhüllen zu unterscheiden, von denen die innere dem Dr 
. wulst anliegt und zum Ausdrücken des Secretes aus demselben dien 
die äussere Hülle bildet den Drüsensack und dient zum Befördern 
Secrets nach aussen. Die eigentliche Glandula zeigt, schon makros 
 pisch betrachtet, eine radiäre Structur. 2 wo. die Ausführungsöf 


Die Copulationsongne = Plagiostomen, “ 2.290 


1 Drüsonsack sich befindet, a Sir ch die innere uns 


i “ der Rinne befestigt, es Fig. 5, C Big, 12, Pie. 13 sid 
.8A,B, C.) 2 

Die Zahl Er den hintern Abschnitt des Pterygopodium bildenden 
norpel ist sehr verschieden. Alle gruppiren sie sich um einen Haupt- 
1 orpelstab, der selbst wieder gegliedert sein kann (Torpedo, Scyllium, 

| canthias) und als Forisetzung der Basalia des Flossenstammes zu be- 
achten ist. Die Muskeln bilden eine oft mit Theilung verbundene 
Fortsetzung der Flossenmuskulatur und können nach der Function in 
wei Gruppen geschieden werden, in Flexoren und Dilatatoren. Die Fle- 
ten haben die Aufgabe, dem Pterygopodium der augenblicklichen 
inetion entsprechende Stellungen durch Beugen zu geben; die Dila- 
tatoren sollen den beweglichen Knorpelcomplex des hintern Abschnitts 
usbreiten und den Umfang des Pierygopsdium dilatatorisch ver- 
| rössern: 

"Die Innervirung der Pierygopodien geschieht von den Spinalnerven 
us, welche auch die Flossen versorgen; die Blutgefässe erhalten sie 
uch von denen der Flosse. 


Ich habe meine Untersuchungen an Flossen von 7 verschiedenen 
ecies gemacht, von denen 3 der Familie der Rajidae, 1 der Familie 
‚der Torpedidae, 2 der Familie der Scyllia und 1 der Familie der Spina- 
ces angehörte; es waren folgende: 1) Raja clavata (Rond.), 2) Raja 
Schultzüi (N.), 3) Raja miraletus (Lin.), 4) Torpedo marmorata (Rud.), 
Acanthias vulgaris (R.), 6) Sceyllium catulus (Guy.), 7) Sceyllium ca- ' 
la Cuv.). 

Die Flosse von Raja clavata maass von der Sielle an, wo sie mit 
m Beckengürtel articulirt, ungefähr 22,5 Cm. Von der Stelle an, wo 
Rinne beginnt bis zur Ansorsten Spitze des Pierygopodium 15,5 Cm 
grösste Breite des Pierygopodium betrug ungelähr 3,5 Cm. 

Raja Schulizü maass ia der Länge von der Schnauzenspitze bis zur 
hwanzspitze etwas über 48 Cm. Die Länge der Flosse betrug vom 
ngürtel bis zur Pterygopodienspitze 20,7 CGm., die Länge des 
0 podium vom en der Rinne 44,7 7 Cm, Die. grösste Breite des 


iin von a real betrug 6 Cm.; die Pie- 
ienlänge vom Beginn der Rinne 3,5 Cm., grösste Breite unge- 


le senlinge von Kenn vulgaris bein 8 sl die Ploryer 
podienlänge 5,3 Cm., grösste Breite ungefähr I Gm. n 

osssnläinse von Seyllium catulus betrug etwas über 10 Um., \ 
Pterygopodienlänge 4,2 Gm., grösste Breite 2 Cm. N 

Flossenlänge von elun canicula betrug 4,3 Gm., end 
länge 2 Cm. | 


Specielle Anatomie der Pierygopodien. 


Acanthi as vulgaris. 


Der Flossenfuss hat im Ganzen eine etwas un Form, inde 
derselbe von der Höhe des Sporns, wie schon BLock den vom Integu 
ment ganz entblössten lateralen Stachel nannte (Fig V A, sp) nach d 

medialen Seite umbiegt, und mit dem ersten Abschnitt des Pierygo 
.podium einen sehr stumpfen Winkel bildet. Das Integument liegt se 
straff an und hat in Folge der der Cutis eingelagerten Placoidschuppe 
eine sehr harte und spröde Beschaffenheit. Das Basisstück der Placoid 
schuppen hat eine kartenherzförmige Gestalt mit tiefer Kerbe und tr 
einen nach hinten gekrümmten Stachel, welcher sich firstartig über d 
Platte desselben erhebt und mit seiner Spitze die Epidermis durch= 
dringt, so dass die Oberfläche des Pierygopodium sich ziemlich raulg 
anfühlt, besonders wenn man mit der Hand nach vorn streicht. Nach 
vorn auf der dorsalen Fläche, wo eine innige Berührung des Pterygos 
podium mit der Bauchhaut stattündet und gegen das Ende des zwei 
Pierygopodienabschnittes verliert die Haut allmälig ihre Rauhheit u 
nimmt eine weichere nach der Spitze zu lederartige Beschaffenheit 
In der Grube wird das Integument zur elastischen Membran, wele 
besonders den Sporn als kräftiger Wall umgiebt. Auf der latera 
Seite etwas stark auf die dorsale Fläche gerückt, befindet sich die Rinn 
an deren Bildung sich hier besonders die Muskulatur betheiligt, inde 
sie zwei nahe aneinander gerückte Wälle bildet (Fig. 5 A, hr). D 
Auskleidung der Rinne wird durch das Integument besorgt, welches i 
derselben einen epithelartigen Character annimmt und sich aus 
Rinne in einen anfangs röhrenförmigen engen Schlauch fortseizt, 
sich allmälig zu einem weiten, blind geschlossenen Sack erweiten 
Dieser Drüsensack (Fig. 12) ist auf der von den Flossenstrahlen ge 
 deten ventralen Fläche gelegen und erstreckt sich seiner Länge n 
‘sogar über den Beckengürtel hinaus unter der Bauchhaut und ist 
‚seine Unterlage durch ein festes Bindegewebe gehefiet. Es ist die d 
Einstülpung der äussern Haut entstandene Drüse, Glandulae ptery 
 podii. Sie hat die Function, ein im frischen Zustande schleimarti 


ey Aa 


8 


sen der Plagiostomen. N | 391 


aa Canal nach aussen tritt. =” kann über die Ränder dieses 
als fliessen und sich an der Oberfläche des Pierygopodium ausbrei- 
seine talgartige Beschaffenheit soll dem Pterygopodium die Rauh- 
N und dem Knorpel, welche oft des Integuments entbehren, ihre 
Schärfe benehmen. Die Länge der Drüse betrug bei diesem Exemplar 
ungefähr 4 Cm., die Breite in der Mitte ungefähr 0,9 Cm. | 
Die. Anzahl der an der Bildung des Pierygopodium betheiligten 
} Knorpel beträgt blos 5, mit Inbegriff der übrigen Knorpel des Flossen- 
"stammes 8 Ko melstiüke. An den vordersten Stammknorpel, das Ba- 
"sale, welches die Verbindung der Flosse mit dem Beckengürtel vermit- 
Welt, 2 uliessch sich zwei kurze Knorpelstücke an, von denen das laterale _ 
| Fig. 5 D, vr), etwas längere, nur von der dorsalen Seite sichtbar ist, 
"und dem breitern, aber kürzern Knorpelstücke b’ aufliegt. Nach Geern- 
Baur (f. ec.) ist auch das laterale Knorpelstück r’ zum Stamm zu rech- 
nen und als eine Differenzirung des letztern zu betrachten, welche »gegen 
‚die Regel der transversalen Gliederung des Stammes« statigefunden 
t. Da jedoch dies beireffende Knorpelstück noch zwei Badien trägt, 
"so bin ich geneigt (wie ich später des Weitern ausführen werde), dies 
- Stick als ein Verwachsungsproduet der vordersten Glieder seiner bei- 
den Radien anzusehen, da solche Conerescenzen gar nicht selten sind 
nd besonders häufig an den vordern Radien der Flosse getroffen wer- 
len. Als eigentliche Fortsetzung des Basale wäre dann der breitere 
orpel b’ zu betrachten. An diese beiden Stücke schliesst sich eir. 
ngerer Knorpelstab (Fig. 5 D und E, b"), welcher an seiner dorsalen 
äche eine nahe seinem vordern Ende entspringende anfangs seichte 
limälig sich vertiefende Furche zeigt, welche am hintern Ende durch 
en Processus vollständig überwölbt ist (Fig. 5 Dund ZA, pr). Von 
n vier bereits aufgeführten Knorpeln erwähnt Broen (l. c.) blos den 
henkelknochen (Basale b) und das Schienbein (b”) ; sowohl das zweite 
:d des Stammes (b’) als auch das Knorpelstück r’ übergeht er. Das 
1terwähnte längere Knorpelstück , die Fortsetzung des Flossenstam- 
mes im Pierygopodium dient mit seinem Processus vier weitern Knor- 
In von sehr verschiedener Form zur Befestigung. Es sind die be- 
sfienden Knorpelstücke, welche eine Dilatation durch die Art ihrer 
| seiligen Verbindung, gestatten. Sie bilden den Endabschnitt des 
A gopodium. Ein breiter, mit einer Vertiefung versehener Knorpel, 
er zugleich der längste und das Endstück des Flossenstammes ist, 
ulirt mit dem vorhergehenden Stammknorpel und ist nur von der 
ler Seite sichtbar. ‚Ventral liegen demselben zwei Knorpel auf, 
en der eine an seinem hintern Ende hakenförmig umgebogen 
chrift £. wissensch. Zoologie. XXX. Bd, ; 90 


302 


iegt und zwar mit dem Haken nach der Örtihe zu Bewendet. Er 

um seine Längsachse in einem Winkel von ungefähr 180° drehbar, so, 
dass nach einer solchen Drehung der Haken nach aussen gekehrt ee 
das Hakenende ist vom Integument befreit. Der andere liegt nebe 1 
dem Haken, ist etwas kürzer als dieser und mit seinem medialen Rande 


hk,la). i 
gelenkt, ragt ein Spornarlig gestalteter, zugespitzter Knorpel, welchen 
nur an seiner Basis von dem elastischen Iniegument wallarlig um- 
schlossen wird, während der übrige Theil desselben der Hautbedeckun 
enibehrt, (Fig. 5 D und E, sp). 
Die Muskulatur des Pterygopodium ist ziemlich einfach. An de 
Beckengürtel heftet sich der Musculus flexor pterygopodi an (Fig.5 B und 
C; flp) ; derselbe inserirt hinten unterhalb dem zweiten Basale (Fig. 
D und E, b"). Auf der dorsalen Seite geht er in die Bauchmuskulati 
über, auf der ventralen Fläche verbreitert er sich und bildet das La 
für die Drüse, indem er Muskelbündel an die Flossenstrahlen entsend 
Er hat die Aufgabe, deın Pterygopodium verschiedene, einer augenbli 
lichen Function entsprechende Stellungen zu geben durch Beugung d 
selben. Auf ihm befestigt sich vermitielst eines bindegewebigen Lig: 
ments der Musculus dilatator (Fig. 5 B und C, md). Die Linie die 
Verbindung beschreibt auf der ventraien Fläche eine Curve, deren ı 
dialer Schenkel auf der dorsalen Fläche in einer diagonalen Richtu 
nach vorn verläuft und allmälig verschwindet. Der Musculus dilata 
ist auf der ventralen Fläche seitlich durch den Drüsenschlauch ab 
grenzt, während er auf der dorsalen Fläche den medialen Wall des € 
nals bildet. Er hat die Function den Haken sammt dem Stiammknor 
zu beugen und in die ausgebreitete Stellung überzuführen und ins 
an diesen Knorpeln vermittelst einer breiten Aponeurose. Er ist 
deutend grösser und stärker als der ihm benachbarte Musculus levs 
‚(Fig.5 B und ©, mi), der blos eine Abzweigung der an die Flos 
strahlen gehenden Muskelbündel ist. Er grenzt auf der ventralen Fl 
ebenfalls an den Drüsenschlauch und bildet auf der dorsalen Fläche 
lateralen Wall des Canals. Er inserirt sich hinten vermitielst eines st 
ken sehnigen Bandes am vordern Theil des Spornes und hat allein. 
Aufgabe diesen zu heben. 
Bei einer Verkürzung der beiden dilatatorischen Muskeln 


RE 


= Die Gopalationsonzane der Plagiostomen. ee 303 


eban und mit ihren Längsachse | in eine Ehene zu stehen 


Die Function der Retraction des ausgebreiteten Pierygopo- 
sin die normale übernimmt, da keine Muskulatur dazu Er 


= umgiebt und von da an den nl übergeht. Der 
orn sinkt beim in die normale Lage an die a des Stamm- 
orpel is zurück (Fig. 5 


8 u 
‚Seyliium &atulus und Bl canicula. 


en blos ein äusserer ih betrifft nicht die kn selbst, 
er beruht auf dem Verhältniss derselben zu der Flosse. Dieser 


ı worden und besteht darin, dass die Haut, vermitielst deren sich 
n, und die sich scheiden- oder taschenartig über ihnen schliesst, 


ium catulus in der Mitte tief 0 während sie 


m FR Fuss, dessen Sohle etwas ee. und hohl ist; ie Rand der 
h von einem starken Randwulst eingerahmt, liches sich zu 
Seiten gegen di Rinne bin verflacht, Ich fand. alle a 


nn Alleekok. ie nun auch die Haut eine 
‚Festigkeit und Widerstandsfähigkeit erhalten hatte, ein Zu- 
ae n de Pierygopodien in die normale Lage nicht tnebr möglich 
u 20 * 


0. o. Karl Robert Petri, 


war. Ich glaube sicher, dass im lebenden Zustande auch eine Beweg- 
lichkeit der einzelnen Knorpelstücke des hintern Pterygopodienabschnit | 
tes vorhanden ist, da sie beweglich untereinander verbunden sind und 
im entgegengesetzien Falle auch der starke Dilatatormuskel keine Func- 
tion haben würde. Die Haut der Pterygopodien ist im ausgebreiteten 
' Zustande stark gerunzelt und mit Ausnahme der breiten Fläche des 
hintern Abschnittes des ausgebreiteten Pterygopodium und den Stellen, 
' wo eine innige Berührung mit der Bauchfläche und dem benachbarten ” 
Pierygopodium stattfindet, mit Placoidschuppen versehen, deren Stacheln 7 
nach hinten gerichtet sind, was man bei einem Streichen mit der Hand 7 | 
über die Oberfläche deutlich wahrnehmen kann. In Folge dieser Ver- 7 | 
knöcherung hat die Haut eine derbe, steife und spröde Beschaffenheit. 
Als Ausführungsgänge der Pierygopodiendrüse dienen eine innere g: 
schlossene Röhre, welche von drei Knorpelstäben gebildet wird, un 
eine durch eine breite Hautfalte gebildete äussere Rinne, welche ver 
mittelst eines vorn über der Oeffnung der innern Röhre befindlichen 
Loches mit dem Drüsenschlauch communicirt. Diese Hautfalte ist von der 
lateralen Seite aus übergelegt nach der medialen Seite und verläuft d 
sal, entspringt vorn im hintern Flossenwinkel und verflacht sich hi 
ten allmälig auf der Sohle des Fusses. Auf ihrer äussern Oberfläche i 
sie ebenfalls mit Placoidschuppen versehen, welche aber nach der V 
iiefung zu verschwinden. Dieser äussere aus Weichtheilen gebild 
Canal und die innere knöcherne Rinne theilen sich in das Geschäft 
Ausfuhr des Drüsensecretes; die erstere hat die Aufgabe, das durch 
erwähnie Oellnung nach aussen gedrängte Secret auf die Oberfläche 
Flossenfusses zu leiten, während die letztere die sogenannte Sohle d 
Fusses mit dem Secret zu versehen hat, indem die Röhre auf dieser 
einer seichten Grube nach aussen mündet; die Grube erscheint 
einer elastischen Hautlamelle überdeckt. An der medialen Seite des 


Me kiken Endabsehuen fortsetzt, rn der Sohle unbie 
plötzlich mL Es unterscheidet sich dieser Ban te Hautstreifen 


305 


s eine Bolopis sche eng sei, dürfte Ka zu vermulhen sein. 
‚ Das Flossenskelet der Scyllien ist etwas complicirter gebaut als 
das ‚bei Acanthias beschriebene. Vorn bildei das Basale des Flossen- 

y stammes die Verbindung mit dem Beckengürtel (Fig. 7 C, b) und ist 

r allen für sich so lang als der foigende hintere Flossentheil. Es trägt 

\ lateral 18 Flossenstrahlen, von denen die 42 vordersten kurze terminale 

Glieder tragen, während die 6 letzten ungegliedert erscheinen; troiz- 
dem sind die letztern bedeutend länger als die 12 vorhergehenden mit 
Ausnahme der zwei hintersten , welche auffallend verkürzt erscheinen 
nd sich dicht an das ea anlegen. Auf das Basale folgen 
ayeuucke, von denen zwei (b', r') nebeneinander liegen und sich 

unmittelbar an das Basale anlegen, während das dritte (r") hinter dem 
- Schaltstück r” gelagert ist. An der medialen Seite eiwas vor das me- 

& diale Schaltstück b’ gerückt, befindet sich noch ein viertes Knorpelstück, 

| welches sich ähnlich einer Knien ‚cheibe an diese Seite des Flossenstam- 

mes anlegt (mr). Als Fortsetzung des Basale b ist allein das Knorpel- 
stück. b’ anzusehen. Die weitere Fortsetzung im ersten Abschnitt des 

Plerygopodium bilden drei Knorpel, von denen der mediale unverkalkte 

 Knorpelstab (b”) jedenfalls dem Stamm der Flosse zugehört und die 

= Fortsetzung des zweiten Basalgliedes b’ bildet. Die beiden andern Knor- 
vellamellen (v’ und d’) besitzen dieselbe Länge wie dieser Stammknor- 
pel und ‚sind untereinander und mit dem letztern fest verwachsen, und 

ZW: “der ı Art, dass sie die bereits erwähnte innere Röhre bilden, auf 

eren wörderer Oefinung der Drüsenschlauch aufsitzt; hinten treten die 

inder der beiden Lamellen etwas auseinander, so du eine Einker- 

8 entstehi. Die Röhre mündet hier in die Grube. Beide Röhren- 

amellen sind stark verkalkt und etwas gelblich gefärbt. Den leizten 

Abschnitt des Pterygopodienskelets bilden vier neben einander liegende 

Knorpel. Das mittlere schmale unverkalkte Knorpelstäbchen (b”), wel- 

s zugespitzt endigt, ist das Endstück der Reihe von Knorpeln, 

elche den Stamm des ganzen Flossenskelets bilden. Zu beiden Seiten 

eses Knorpels. und mit ihm an den innern Rändern der Länge nach 

eweglich verbunden, befinden sich zwei verkalkte Knorpelblätter (v”, 

welche von der nedianen Verbindungslinie aus schräg nach hinten 

schniiten sind, so dass ein gabelförmiger, schwalbensch wanzartiger 

L hnitt entsteht. Der Knorpel v” bildet die Fortsetzung des Röhren- 

orpels v’, der Knorpel d” die des Röhrenknorpels d’. Sie sind beide 

alls alkalkı. Zu erwähnen wäre noch ein schmales Knorpel- 
hen 2), Ä welches seitlich dem Knorpel v” angefügt ist. Die An- 


Me m zrere ze EEE 


en 306 oo. Kr Robert Petri, a 


RN INN AR NE 


zahl der Ki in Betracht na Knorpel ist bei de Söyltien dem 
nach elf, wovon speeiell auf das Piery gopodium sieben kommen: : 
An diesem Skelete unterscheidet man fünf Muskelportionen , vier N 
Beuger und eın Dilatator. Hervortretend durch seine bedeutendste 
Masse ist der Beuger der Flosse (Fig. 7 A und B fimP), welcher” 
vorn auf beiden Flächen des Beckengürtelknorpels aufliegt. Hinten 
inserirt er theils am Basale (b), theils entsendet er Muskelbünde! an die) 
Flossenstrahblen. Medial befindet sich der Flexor pterygopodii exterior 
(fipex) ; er ist unmittelbar unter dem Beckengürtel vermittelst eines” 
 bindegewebigen Ligaments auf dem Flossenbeuger angeheftet, insert 
hinten unterhalb des zweiten Basale (b’) am Stammknorpel des Pteryg 
podium (b”) und beugt das Pterygopodium nach der medialen Seite hin. 
Ventral befindet sich ein wurstförmiger Muskel, den ich Musculus flexor 
biceps genannt habe, und der unterhalb des zweiten Schaltstückes am 
obern Rande des Röhrenknorpels (v’) hinten inserirt, während er vor 
unterhalb dem Flexor exterior auf dem Flossenbeuger angeheftet ist. 
.Er vermag das Pierygopodium ventralwärts zu senken und zugleich? 
nach der lateralen Seite etwas zu beugen. Der vierte dieser Muskeln 
befindet sich dorsal und ist der dritte Beuger für das Pterygopodiun 
welcher wahrscheinlich aber blos die Wirkung des vorhergehenden auf 
zuheben bestimmt ist (/!pi). Ich nenne ihn Flexor pterygopodii interior, 
Er inserirt am obern Theil des Basale (b) und hinten unterhalb de 
zweiten Basalstück (6). Für den hintern Pterygopodienabschnitt e 
stirt nur ein einziger, mächtiger Muskel (md), welcher die Aufgabe hi 
die hintersten Knorpelpartien zu beugen und zugleich auszubreiten ; 
ist Flexor und zugleich Dilatator. Er bedeckt die ganze ventrale Se 
des ersten Pterygopodiumabschnittes und greift seitlich auch etwas 
die dorsale Fläche über. Vorn ist er über dem Musculus biceps und d 
Flexor exterior, in einer Spitze auslaufend befestigt, nach hinten zu g 
er in eine breite Aponeurose über, welche über die convexe Fläche di 
hintern Knorpel hinweg an den Rändern der Sohle inserirt. Der Mech: E 
nisınus der Bewegung ist leicht einzusehen. Er besteht in einem eiı 
fachen Heben des hintern Pterygopodienabschnittes, wobei zugleich di 
einzelnen Knorpel ausgebreitet werden, was dadurch ermöglicht wi 
. dass, wie schon erwähnt, rings am Rande des gesammten Hinterth: 
die Insertion der Muskelaponeurose hinläuft. Ein Zusammenfalten de 
 Flossenfusses kann, da keine Strecker vorhanden sind, in Form vo 
Muskeln, füglich nur durch ein bedeutendes Nachlassen des Dilatato 
ermößlicht werden, worauf dann das elastische en die St 
des Streckers vertr it. Ä | u 
Die Glanduls pterygopodii stellt wie bei Acanthias einen eint 3. 


m Rläche d der Flosse Aufkiese und ent hettet ist in losem, nee 
ichem , subcutanem Bindegewebe, welches zugleich als Bindemittel 
' zur Befestigung der Drüse in ihrer Lage dient. Die Drüse erstreckt sich 
- bei den Seyllien noch weiter über den Beekengürtel hinaus als bei 
- "Acanthias, und besitzt eine Länge von ungefähr 7 Cm. bei Seyllium 
eatulus und von 3,2 Cm. bei Seyllium canicula. Die Drüsen beider 
-  Pierygopodien sind in der Mediane der Flossen mit einander oberfläch- 

lich verwachsen , so dass sie leicht von einander geschieden oder los- 

präparirt werden können. Nach hinten zu, wo sie bald in den aus- 

führenden Canal münden, verengen sie sich plötzlich und gehen ge- 
dirennt in den häutigen sehr kurzen Schlauch über, vermittelst dessen 
sie über den Oeffnungen der Röhre befestigt sind. In der Mitte haben 
sie eine Breite von ungefähr 1,6 Cm. und eine Dicke von ungefähr 0,6 
- Cm. Die Muskelschicht der Drüse ist bei den Scyllien bedeutend mäch- 
tiger als bei Acanthias, im Uebrigen bleibt sich jedoch ihre Beschaffen- 
heit ganz gleich. | 


Torpedo marmorata. 


Ds Ptery gopodium ist dorsoventral zusammengedrückt, bedeutend 
\ Maker als dick, am hintern Ende abgerundet. Die Rinne verläuft nahe 
dem lateralen Rande auf der dorsalen Fläche und wird — so fand ich 
es noch bei diesem Exemplar — ähnlich wie bei Acanthias in der vor- 
_ dern Hälfte von Weichtheilen gebildet; sie öffnet sich am Ende des 
Pierygopodium in eine ziemlich seichte Grube von geringem Umfang. 
‚An der lateralen und medialen Seite des hintern Pierygopodienabschnit- 
tes befindet sich je eine in normaler Lage blos angedeutete Spalte; 
beide sind so ziemlich von derselben Länge. Das Iniegument ist wie 
‚das des übrigen Körpers von weicher Beschaffenheit und entbehrt N 
Stachelbildungen ; es bildet die Auskleidung der beiden Spalten (Fig. 4 
spm, spl), in denen es sich blindsackartig einstülpt, und die der 
inne, in welcher es sich am Anfang des ersten Pierygopodienabschnittes 
nach der ventralen Seite durchbrechend, als kurzer Schlauch in die 
Base fortsetzt. | 
' Das Skelet von Korper besitzt nur sebr geringe Aehnlichkeit mit 
der m der vorher beschriebenen Arten. Ein etwas nach der ventralen 
Ss e verwendetes und nach hinten verbreiteries Stück, welches drei- 
chn Radien trägt, ide die er mit dem Beckensürtel: esist 
as H Von den Radien sind die 
ns D öllenien beinahe alone chen. während die beiden 
ers n blos mit ihrem vordersien Gliede eine Verschmelzung und 


Reduction zu einem trapezoiden Knorpelstück eingegangen sind; e 
dieselbe Concrescenz, wie ich sie bei Acanthias (Fig. 5 D, r’) beschrie 
ben habe. Auf das Basale folgen nach hinten zwei Knorpelstücke (b’, b 


‘welche hintereinander liegen und die Fortsetzung des Stammes bilden 


längeres Knorpelstück an, welches als Fortsetzung des Flossenstammes 
‘im Pierygopodium zu betrachten ist. Nach vorn entsendet, dasselbe an 
der medialen Seite neben dem zweiten und dritten Glied des Basale ent- 
lang einen Processus, welcher mit dem ersten Basale am hintern Ende 
noch in Verbindung steht. An seinem hintern Abschnitt trägt er den 
beweglichen Knorpelcomplex, welcher für den zweiten Abschnitt des WW 


beweglichen Knorpel (sch) auf der ventralen Fläche und der bei diesem 
Exemplar nicht viel bedeutendern Länge der zum ersien Abschnitt z 
rechnenden Rinnenknerpel (c und !), scheint auf den ersten Anblick das 
ganze hintere umfangreichere Ende dem zweiten Abschnitt anzugehören 
In der That aber ist derselbe bios von da an zu rechnen, wo sich di 
Rinne in die hier kleine seichte Grube öffnet (Fig.  AundD, og). De 
erste Abschnitt wird gebildet durch den Stammknorpel des Pterygop 
' dium (b”’) und zwei Rinnenknorpel (Fig. k D, c und /), welche bei diesen 
Exemplar jedoch nur bis zur Hälfte knorpelig waren und von da sie 
häutig bis zum dritten Basale fortsetizten (vergl. Fig.4 2,1). Ich zweill 
jedoch nicht, dass bei ältern Thieren dieser häutige vordere Th 
ebenso wie bei Seyllium und wie bei den Rajidae, die ich später b 
schreiben werde, in Bindegewebsknorpel umgewandelt wird und da 
einen knorpeligen mit einem lateralen Schlitz versehenen Ganal bilde 
in diesem Falle bildete der ventrallaterale Knorpel den eigentlich 
Rinnenknorpel, während der dorsal-ventrale (l) eigentlich nur als Deck- 
knorpellamelle für die Rinne fungirte. Der ventral-Jaterale Rinnenkn 
pel trägt an seinem hintern Ende zwei kleine verkalkte Spangen, wele 
sich radienartig an ihn anlegen. Die hintere von ihnen (sp”) ist die u 
mittelbare Fortsetzung de s Röhrenknorpels und kann bei einer Dilatati 
' des Organs knieartig umgebogen werden, während die vordere s 
etwas höher an den Röhrenknorpel und zugleich an das hintere En 
der hintern Spange anheftet; sie bildet bei einer Dilatation gleichs: 
eine Spreitze. Aehnlich wie die hintere Spange (sp”) verhält sich da 
Endstück des Flossenstammes (Fig. 4 E, b!V), welches diesem beweg: 
lich angefügt ist und in einer Spitze ausläuft. Auf der dorsalen Seit 
befindet sich ein breites schildförmig gestaltetes Knorpelstück,, wel 

hinten beweglich mit der Spitze des terminalen, medial befindlich 


Die Copulaionorgun der Busiostomen 309 


Flo, umöhedes mit der lateralen Spange (sp") verbunden 
mit -dem Stamme hängt dasselbe blos durch das Integument zu- 
sammen; sein vorderer breiter Rand dient dem Musculus dilatator zur 
Insertion. | 
Die Flossen der mir zu Gebote stehenden Exemplare war nicht 
mehr recht geeignet zur Untersuchung der Muskulatur verhältnisse, weil 
sie lange in schlechten Weingeist aufbewahrt gewesen waren. Ich habe 
dennoch wenigstens das für mich Wesentlichste herauszupräpariren ge- 
‚sucht und gefunden, dass als Dilatator für den zweiten Pierygopodien- 
abschnitt ein einziger Muskel vorhanden ist, welcher die ganze dorsale 
Fläche bedeckt und an seinem vordern Ende lateral auch etwas nach 
der ventralen Seite übergreift (Fig. 4 B und C, md). Seine Insertions- 
linie läuft vorn in einer etwas gebogenen Diagonale von dem dritten 
Gliede des Stammes (b’) auf der dorsalen Fläche nach dem zweiten 
_ Gliede des Stammes (b') auf der ventralen Fläche; hinten bildet der 
vordere Rand des schildförmigen Knorpels die Inseriionslinie. Ferner 
sind auch Beuger des Pterygopodium vorhanden, über deren Verbält- 
' nisse ich mich jedoch an diesen Exemplare nicht mehr recht ins Klare 
setzen konnte. 
. Der Mechanismus des Dilatationsapparates“ist einfach. Bei einer 
- Verkürzung des Dilatationsmuskels wird der schildförmige Knorpel in 
die Höhe gezogen; dadurch werden aber zugleich jene Spangen des 
= Rinnenknorpels und der Endabschnitt des Stammknorpels, mit welchem 
jener in Verbindung stebi, mit angezogen. Da diese aber in ihren An- 
- heftungspuncten feste Stützpunete haben, müssen sie nothwendig den 
 sehildförmigen Knorpel mit seinem hintern Ende vom Pierygopodium- 
‚stamme entfernen, was demselben beim Vorhandensein jener zwei seit- 
lichen Spalten, welche sich dabei natürlich erweitern , gestattet ist. 
Vergl. Fig. %k E und F.) Auf diese Art wird der Umfang des Pierygo- 
 podium besonders an seinem hintern Ende um ein Bedeutendes ver- 
'grössert. Die Zurückführung in die normale Lage kann auch hier, nach- 
dem der Muskel sich wieder verlängert hat, nur vermittelst der 
elastischen Membran und der Elasticität der hinterm Knorpeispangen 
geschehen. | | 
Die Drüse von Torpedo ist sehr klein und besteht aus dem musku- 
lösen Sack, in welchem der wurstförmige, nach hinten sich verschmäch- 
de Wulst, wie ihn auch nn le, mit seiner dorsalen 


—— 


bis ringe ir Drüse en brnaha volle e m ihre Brake unge- 
n Um., 'ebensoviel ihre Dicke. Sie war also Bedehiendl kleiner 
| welche LEYDIG beschreibt le). 


Rajidae: Raja clavata, Raja Sehultzii, 
Raja ir alehs, 


Um Wiederholungen zu vermeiden, welche sich ‚bei der grosse; 
 Aehnlichkeit dieser Formen unbedingt ergeht müssten, wenn ich je 
' derselben einzeln beschriebe, habe ich, obgleich dieser erstere Weg de 

hequemere gewesen wäre, vorgezogen, denselben vergleichenden We 
wie bei den Seyllien einzuschlagen , indem ich die Pterygopodien deı 
Rajidae im Allgemeinen beschreiben werde, und blos die Differenzen, 
wo solche vorhanden sind, namentlich hervorhebe. | 
| Das Pterygopodium Ian das Aussehen eines unförmlichen, plum HR 
pen, schwer beweglichen Anhängsels der Flosse, dessen Formverhäl 
nisse mit Ausnahme der Grösse bei Allen gleich bleiben Das Integumen 
erscheint an vielen Stellen gerunzelt, besonders in der Längsrichtun 
indem dasselbe am vordern Abschnitt des Pterygopodium nur. dur 
loses Bindegewebe an die Muskulatur geheitet ist, während hinten b 
sonders da, wo keine Knorpel vorhanden sind, sondern bios elastische 
Hautduplicaturen, diese Runzeln in der verminderten Elastieität deı 
- Haut ihren Grund haben. In der Rinne, welche bei den Rajidae vol r 
ständig lateral gelegen ist, geht das Klee in eine zartere epithel- 
artige Membran über Ei bildet als solche die Auskleidung derselben 
Nach hinten verlängert es sich in die Grube, welche vom beweglich 
Knorpeleomplex und Hautduplicaturen gebildet wird, und nimmt de 
Character einer elastischen Membran au, welche, da am zweiten Pte 
 gepodienabschnitt keine Spur von Muskulatur vorhanden ist, die Fun 
‚tion übernimmt, das ausgebreitete Organ in die normale Stellung über- 
zuführen. Nach vorn setzt sich die Auskleidung der Rinne in den 
Drüsenschlauch fort und bildet die innere Auskleidung des Drüse 
sackes. — Die Spitze des Fusses ist gewöhnlich etwas an der dorsat £ 
Fläche umgebogen. nt 
Ich zählte am Skelet des Pterygopodium von Raja clavata 9 v 
nn schiedene Knorpel, eben so viel bei Raja Schultzii, bei Raja mirale 
no jedoch fand ich blos 8, indem ein spatelförmiger Knorpel fehlte (Fig. A 
—....8BundG,da; Big.2 D und F, da), von dem ich aber. mit. Sicherhe 
glaube, dass er bei ältern a, sich findet. Wenn man nun nocl 
die k Kuorhel (Fig. 1 B und 6; b,b', b", rs Fig,2 Dund 2; Be 
A und B, b, 5b, b", r‘), welche ale, mit Asa des vierten, dors 
dem dritten Knorpel der Stammreihe aufliegenden, mit einem later: 
 .. Radienbesatz versehen sind, hinzurechnet, so erhält man die 13 Kno 
0 pelCuvme’s, Maver’s und Srannıus’ im Gegensatz zu GEGENBAUR, welc 
| wie ich schon oben erwähnte, irrthümlich den Rochen einen einfache 


4 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 


das Schambein BLocn’s, schliessen u 3an u linse “ 
nen distal abnehmende, in einer Längsreihe hintereinander ge- 
‚ordnete, ohne besondere Gelenke ziemlich steif mit einander verbun- 
dene Knorpelstücke an (Fig. ! B, 2D, 3A, 5, 5b’, E”), das Basale mit 
seinen zwei Basalgliedern; das zweite Basalglied (b”) trägt blos. vorn 
zwei Radien. Ausserdem trägt dieses Glied auf seiner dorsalen Seite 
- ein nach den Seiten etwas bewegliches viertes Knorpelstück , welches, 

etwas länger als das zweite Basalglied, mit diesem an seinem hintern 
\. Ende an den folgenden Knorpel hucere; Cuvırr erwähnt diesen Knor- 
Ri. peln nicht, ich habe ihn jedoch an allen drei Species gefunden (Fig. 4 
EG Eg2DE, Fig 3A,B; r). Bıoca identfieirt diese vier 
y Stücke als Ganzes mit dem Schenkelknochen. Auf den dritten und 
vierten Knorpel folgen drei längere Knorpel (Fig. 4 B, 0, Fig. 2 D, E, 
Fig.3 A, Bb”,d, v), von denen der eine 5”, jedenfalls der Stamm- 
“ knorpel Ben Ei eopoiliums und Fortsetzung des Basalgliedes, bis 
zur Spitze des zweiten Pierygopodienabschnittes reicht und einen vorn 
_ runden in der hintern Hälfte dorsoventral abgeplatieten, bei Raja Schul- 
_ tzii im zweiten Abschnitt verbreiierien Stab repräsentirt. Die beiden 
andern Knorpel sind um die Hälfte kürzer als der Knorpeistab und ver- 
breitern sich nach hinten zu breiten Lamellen, welche mit dem Stamm- 
knorpel fest verwachsen sind und denselben beinahe ganz verdecken. 

In Verbindung mit dem Stammknorpel bilden sie die laterale Rinne, 
welche nur durch einen schmalen Schlitz nach aussen geöffnet ist; nach 
hinten kann er sich wie bei Raja Schultzii und Raja miraletus erweitern. 
_Vorn bilden diese beiden Röhrenknorpel eine Oeffaung, wobei der ven- 
‚trale Röhrenknorpel (v) eiwas zurücktritt; auf dieser Oeffnung ist der 
‚kurze Drüsenschlauch aufgewachsen. Der dorsale Röhrenknorpel (d) 
besitzt bei Raja Schultzii über der, Anheftungsstelle der schuppenför- 
' migen Knorpel (Fig. 2 D, sch’) einen ‚ovalen Ausschnitt (sp), welcher 
‚sowohl bei Raja clavata als auch bei Raja miraletus fehlt. Ausserdem 
 entsendet derselbe nach hinten in die Grube hinein noch einen spiralig 
gedrehten Fortsatz (Fig. 1 D, Fig.2 F pr). Bei Raja miraletus besitzt 
‚auch der venirale Röhrenknorpel noch einen schmalen in eine Spitze 

‚auslaufenden Dh welcher an den Pterygopodiensiamm sich an- 
schmiegt ( (Fig. 3 B pr N, Bei den übrigen ist der hintere Rand dieses 
I eenkoorpels schräg abgeschnitten. Brocn identihicirt diesen Abschnitt 
des Be emeaum, in en er übrigens blos zwei findet, 


I 


ee 
selben wird von 6 Koorpeln gebildet, welche alle; am a, Ende der 
beiden Röhrenknorpel zum Theil beweglich angeheftet sind , zum Th 
mit dem Stammknorpel eine festere Verbindung ende a ihre B 
 Röhrenknorpel durch seine Verwachsung mit dem Stammknorpel bildet, 


sind mit ihrem vordern Rande zwei schwach gewölbte,, schuppenför- 
. .mige Knorpellamellen angeheftet (Fig. 1 C, Fig.2 D, Fig. 3 A, sch, 


drei Species ziemlich gleich, die der grössern jedoch variirt sehr stark 


' ten Fortsatz, welcher sich nach hinten erstreckt und hinten scharf ab 


‚anterior und die Alveola posterior ; bene Fenden nur durch eine Haut 


schräg nach hinten zum Stammknorpel, an welchem sie sich anset 


| ‚der mn cher des Pierygopodium bilden. ‚Der ventrale as 


| Festigung (ki: 1 B, ER. 2 E, Fig. 3 B, hk, da, bj, st). "Nahe | 
lateralen Rande auf der Fläche des Rehrenknörpels heftet sieh mit sı 
| en vorden. Ende ein ziemlich langer, am ‚hintern Ende verbreit rl 


weglichkeit verlieren. Auf der dorsalen Fläche, welche der dorsale 


sch‘); Broch erwähnt dieselben gar nicht. Die grössere Lamelle (sch) 
deckt die kleinere der Art, dass blos ein lateraler Rand derselben sicht- 
bar bleibt. Die Form der kleinern Schuppenlamelle bleibt sich bei allen 


Am ähnlichsten sehen sich noch die betreffenden Stücke bei Raja cla- 
vata und bei Raja miraletus; bei diesen hesitzen sie im Ganzen eine 
blaitartige Form, vorn schwach ausgeschnitten, hinten bei Raja clavata 
mit einer Kerbe und einem fingerartigen Fortsatz versehen, bei Raja 
miraletus oval abgerundet. Bei Raja Schultzii hat die äussere Schuppe 
eine langgestreckte Form, welche hervorgerufen wird durch einen brei- 


geschnitten erscheint. Vorn zeigt dieser Knorpel bei Raja clavata und 
Ba Schultzii eine he laufende Veriefung,, welche zum Ansatz des 


Einsttlpune ‚eine Hautduplicatur, seraieit zwei ie Vorä 
tiefungen gebildet (vergl. Fig. 1 D, Fig. 2 J, ala, alp), die Alveol 


Comm Eur ei), Gommissura HanSversalle, von einander geschieder 


Bucht, welche der Fortsatz an der a bildet, bei Raja A 


emporgehoben den so dass sie einen Winkel von ser 60% m 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 313 


w; ch gewölbter und am medialen Rande hakenförmig ausgerandeter 
0 rpel an. Mit der Hakenkante isi derselbe am Pterygopodienstamm 
angeheftet. Er ist wie die schuppenförmigen Knorpel auch von der 
| Eribe aus vom Integument bedeckt. Seine äussere hintere durch den 
; ' Haken verbreiterte Fläche dient zum Ansatz für die Aponeurose eines 
Musculus rotator, welcher den Knorpel um seine Längsachse nach der 
medialen Seite hin zu drehen vermag, so jedoch, dass die Hakenkante 
hinten, vorn die mediale Kante an den Anhefiungsstellen gleichsam als 
Angelpuncte dienen. Er beschreibt bei einer Drehung ungefähr einen 
Winkel von 120°. Diese hakenförmige Gestalt besitzt der Knorpel je- 
doch nur bei Raja celavata und bei Raja Schultzii, bei Raja miraletus ist 
- seine Form etwas verändert. Statt der vorderen hakenförmigen Aus- 
randung ist er hier hinten tief eingeschnitten, so däss er einer Gabel 
ähnlich aussieht; ferner ist er hier statt auf den Rinnenknorpel an der 
innern Fläche desselben in der Rinne angeheftet (vergl. Fig. 3 B, hk 
mit Fig. 1 B und Fig. 2 E, hk), wodurch bei der Drehung nun der 
'Schwerpunct auf die laterale vordere Kante übergeht. Ein Unterschied 
' bestand auch zwischen dem hakenförmigen Knorpel von Raja clavata 
. und Raja Schultzii; während der der ersteren bereits ganz verkalkt 
war, hbesass der von Raja Schultzii an den Kanten und der innern 
Fläche noch Reste eines weichen Bindegewebsknorpels, wodurch er 
gleichsam ausgepolstert und dicker erschien. Ich schreibe diesen Unter- 
‚schied jedoch nur dem verschiedenen Alter der beiden Thiere zu. 
- Unterhalb dem vorderen Ende des hakenförmigen Knorpels am untern 
Rande des Rinnenknorpels in nahezu horizontaler, oder bei liegender 
‚Stellung in verticaler Richtung befestigt, befindet sich ein spatelförmiges 
‚Konorpelstück (Fig. 1 B una C, Fig. 2 D und E, Fig. 3 da). Derjenige 
Theil dieses Knorpelplättchens, welcher dem Rinnenknorpel anliegt, ist 
sehr elastisch und biegsam und gestattet eine Biegung des Knorpels nach 
der medialen und nach der lateralen Seite hin. Derselbe ist ganz von 
der elastischen Membran der Grube umhüllt und steht durch dieselbe 
besonders in Beziehung zum vorhin erwähnten hakenförmigen Knorpel, 
indem, wenn derselbe die oben beschriebene Wendung macht, ee 
‚durch die Membran das Knorpelstück in die Höhe gerichtet wird, 
dass es aus der Grube herausragt. Dieses Knorpelstück fehlte a 
 scheinlich aus dem bereits erwähnten Grunde bei Raja miraletus. Neben 
diesem Knorpel ist an dem Rande des Rinnenknorpels ebenfalls unter- 
halb des hakenförmigen Knorpels ein bajoneitähnliches, gedrehtes 
i \ Knorpelstück angeheftet, welches mit der Spitze nach unten gerichtet 
ist, während die har Kante nach aussen ragt (Fig. ! B, €, Fig. 2 
D, E&, Fig. 3 A, B, bj). Derselbe ist hei Raja clavata blos mit seinem 


"a 0 ae 


 vordern Theile von der Membran umschlossen, sein ganzes hinter 
messerartlig zugeschärftes Ende ‚ist frei: von Integument, Belce 
hier bereits abgenuizt a 


 bindegewebiges Polster. Bei Ba miraleius hatte der Knorpel mehr die 
Form eines lancetiförmigen Blattes, welches mit seinem langen Stiele 
am Rinnenknorpel befestigt ist. Der Knorpel ist bei allen gar nicht be= 
weglich, eben so wenig der neben ihm an den Rand des Rinnenknorpe 
befestigte stabfärmige Knorpel (st), welcher bis ans Ende des Pieryg 
podium reicht und einen ceylindrischen Stab darstellt. Er ist bis an sei 
stumpfes Ende von der die Grube auskleidenden Membran umhüllt und 
durch dieselbe auch mit dem Ende des hakenförmigen Knorpels une 
dem Stammknorpelende des Pterygopodium verbunden. Zwischen die- 
sen drei Knorpelspangen stülpt sich das Integument, eine Hautdupli- 
catur bildend, zu der terminalen trichterförmigen Vertiefung ein, deı 
Aiveola era (Fig. 1 'D, Fig. 2 F, cite). 
Der aclive N dieses complicirten Knorpelskeie 
ist ziemlich einfach und besteht aus drei Beugern des Pterygopodiun 
und zwei Dilatatoren, einem Rotator und einem Levator. Auf der ver 
tralen Fläche befinde sich der Flexor pterygopodii exterior, Beuger dei 
Flosse und zugleich des Pterygopodium (Fig. 2 B und Cfipe). Er b 
sitzt die grösste Masse und inserirt vorn am Beckengürtel, hinten unte 
halb dem dritten Basale am Stamm des Pterygopodium und dem vierten 
dorsalen Knorpelstück (r’), indem er sich in einer schräg nach vorr 
und lateral gerichteten Linie ansetzt. Er entsendet zugleich die Muske 
yündel an die Flossenstrahlen und ist zum Theil auch auf der dorsal 
Fläche sichtbar. Auf der dorsalen Fläche inserirt der Flexor pteryg: 
podii interior (flpi) am ersten Basale und auf der dorsalen Fläche des | 
_ Pterygopodienstammes unterhalb dem dritten Basale. Auf derselben 
Fläche befindet sich ganz lateral der Flexor pterygopodii biceps (flb 
er hat eine wurstlörmige Gesialt und inserirt vorn am vierten dorsal 
Knorpel (r') und am Rande des dorsalen Röhrenknorpels. Von den 
Dilatatoren ist der stärkste der Musculus levator auf der dorsalen Fläche 
des ersten Pierygopodienabschnittes; er besteht aus zweierlei Mus 
_latur, aus rother und weisser; die rothe Muskulatur bildet die Grund- 
masse (r) und in diese schiebt sich keilförmig die weisse Muskulatuı 
(al) ein. Die Fasern des Muskels gehen continuirlich aus der rothen in 
_ die weisse Muskulatur über und verändern dabei blos ihre Farbe. D 
Muskel setzt sich vorn in einer nach vorn gebogenen Linie vermitt 
eines Ligaments an den Muskel (fipe) und den Beuger (fIpı) , fer 
an den vierten dorsalen Knorpel (r") an, hinten inserirt er an 


\ 
(>) 
En 

ar 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 


fürmigen Knorpeln. Der Musculus rotator befindet sich auf der 
ntralen Fläche und besitzt eine langgestreckte Form; vorn heitet, er 
sich an den grossen Beuger der Flosse an, hinten geht er in ein sehniges 
: Band über, welches als breite Aponeurose am hiniern Theil des haken- 
_ förmigen Knorpels inserirt. Die Dilatation des Pierygopodium geht hier 
von zwei Seiten vor sich; durch.den Levator werden die schuppenför- 
 migen Knorpel um 600 gelüftet, es entstehen die beiden Alveolen ; durch 
den Rotator wird der hakenförmige Knorpel um 1209 gedı uhr woh:i 
sich der spatelförmige Knorpel in die Höhe richtet und hinten die ter- 
-  minale Alveole sich öffnet, indem das Ende des hakenförmigen Knorpels 
‚sich bei der Drehung vom Stammknorpel und dem stahförmigen Knor- 
pel entfernt und die H autduplicatur spannt (vergl. Fig. 1 D, Fig.2 F 
mit, Fig. 1 E). In die normale Lage wird der Apparat blos durch die 
elastische Membran der Grube und durch die Rlastieität der gespannten 
_ Knorpel zurückgeführt, nachdem die beiden Dilaiatoren sich wieder ver- 
i aus haben. 

® ‚Auf der ventralen Fläche, welche von den Flossenstrahlen gebildet 
| ad, nur überdeckt von dem Integument, findet sich eingebettet in ein 
ek ‚ blutgefässreiches Bindegewebe Pterygopodiendrüse. Sie 
hat in der Umhüllung des muskulösen Drüsensackes eine ovale langge- 
streckte Form (Fig. 8 A). Dieser Drüsensack bildet einen starken 
"Schlauch von quergestreifter Muskulatur, welcher sich auf der einen 
Seite fest an die Drüse anlegt, während er auf der enigegengesetzten 
Seite einen Hohlraum übrig lässt, aus welchem eine schmale lange Oefl- 
| fa) nach aussen führt. Die beiden Flanken der Drüse versieht er 
‚von der Seite aus, wo er sich fest an dieselbe anlegt, mit einem starken 
muskulösen Belag, welcher sich beiderseits bis nahe zur Furche erstreckt 
Fig. 80, b). Der Muskelschlauch wird ausgekleidet durch ein derbes 
Epithel, welches eine Fortsetzung des die Rinne auskleidenden Integu- 
ments ist; das letztere geht durch einen geschlossenen kurzen Schlauch, 
veicher ah über jener schmalen Oeflnung der Drüse ansetzt und Fr 
/erbindung bildei zwischen der äussern Rinne und der Drüse, conti- 
rlich in die innere Auskleidung der letziern über. Die eigentliche 
| se, der längliche Wulst im Drüsensack , besitzt eine bohnenförmige 
stalt und an der gegen den Hoblraum des Muskelschlauchs gerichte- 
n Seite eine Längsfurche, in welcher die Auslührungszäpfchen vor- 
gen als kleine Wärzchen. Die Anzahl der Ausführungszäpfchen be- 
uft sich 'bei allen drei Species durchschnittlich auf 60, weiche bald 
aarweise alternirend, bald in einer Reihe ne sander, hald sogar 
dreien neben sanslar stehen (Fig. 8 3). Das Secret der Drüse 
st in frischem Zustande klebrig und schleimartig, gerinnt in Alkohol 


al | Ä 000. Karl Robert Petri, EB u. RR 


zu einer weissen, bröckligen, talgartigen Masse und dient jedenfalls 
Schutzmittel für die Pterygopodien. Die Drüse der einzelnen Roche 
arten unterscheidet sich nur durch die Grösse, welche jedoch auch b 
derselben Art in verschiedenen Altersstufen varürt. - Bei Ei clavate 
maass die Länge der grössten Drüse mit Muskelschlauch 6,5 Cm., die 
grösste Breite 2,5 Cm. Die Länge derselben ohne Müskelschlaheh be- 
trug 5,2 Cm., die grösste Breite 1,25 Cm., die grösste Dicke 0,8 Cm.) 
‚ Bei Raja Schultzii maass die Länge ohne Muskelschlauch 3,9 Cm., die‘ 
Breite eiwas weniger als ! Gm. Bei Raja miraletus bölrdz die Länge 
ohne Muskelschlauch 2,5, die Breite 0,3 Gm. 7 


Mikroskopische Anatomie der Pterygopodiendrüse. 


Die Drüse, wie sie sich bei den Haien findet und lebenslänglich 
persistirt, ist scheinbar gänzlich verschieden von der Drüse der Rochen, 
Sie stellt einen langgestreckten dorsoventral comprimirten platten 
Schlauch dar, dessen vorderes Ende blind geschlossen ist, während das 
hintere Ende vermittelst eines sehr kurzen Schlauches mit dem Aus“ 
führungsgang, der äussern Rinne, communicirt (Fig. 5 © gip; Fig. 12 
in der Art, wie ich es oben Hiehrlach beschrieben habe. Auf einen 
Querschnitte durch die Drüse, welcher senkrecht auf die Längsachse 
derselben gerichtet ist (Fig. 13), stellt sie einen aus mehreren, schon 
bei geringer Vergrösserung deutlich erkennbaren Schichten bestehen“ r 
den Schlauch von ovalem Umriss dar. Die äusserste Schicht ist ein 
Rest des blutgefässreichen Bindegewebes (a), in welches die Drüse ein 17 
gebettet ist und welches sie an ihre Umgebung befestigt. Darauf ie N 
nach dem Lumen des Schlauches zu eine Schicht quergestreifter Mus= 
kulatur (b), weiche in zwei Abtheilungen zu zerlegen ist, in eine äusser@ 
'Ringmuskelschicht (Fig. 14 5’), welche in der Richtung der Breiten- 
achse verläuft, und eine innere Längsmuskelschicht (5”), welche a 
Muskelbündeln besteht, die in der Richtung der Längsachse der Drüs 
verlaufen. An diese Muskelschicht schliesst sich eine Bindegewebs“ 
schicht (Fig. 43 c). Dieselbe führt ausser Bindegewebsfasern mit klei- 
nen runden Kernen noch glatte Muskelfaserelemente mit schönen lang 3. 
gestreckten Kernen, deren Längsdurchmesser 0,01096 Mm. beträgt 
ausserdem verzweigen sich in ihr noch zahlreiche Blutgefässe zu d 
Capillaren. Die innerste Schicht, welche das Lumen des Schlauches 
auskleidet, ist eine Epiihälschicht (Fig. 13 d). Sie besteht aus eine 
vier-, fünf- bis sechsfachen Lage von Zellen (Fig. 13 d), in welchen 
bald zahlreicher, bald zerstreuter, strichweise sogar ganz fehlen 
schöne Becherzellen eingelagert sind (Fig. 16 f). Der ganze Au 


IT, 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen, | 317 


r Drüse se ist derselbe wie der der äussern Haut, da die Drüse, wie 
ereits. oben erwähnt habe, und die Figuren (Fig. 124,9, 8, 4), 
che der Flosse eines 23 Cm. langen Acanthiasembryo entnommen 
sind, beweisen , durch eine Einstülpung der äussern Haut entstanden 

ist, loan die Letztere aus der Rinne, welche sich dorsal befindet, zu- 
‚erst als Schlauch durch die Weichtheile hindurch auf die ventrale Seite 
“ Pterygopodium und dann von hier aus unter die Haut der Flosse 
N ‚nach, vorn hineinwuchs, ‚nur ist. die Lage der einzelnen Schichten hier 
- ‚verändert; re Schicht, welche bei der Haut die äusserste 
ist, bildet bei der Drüse die Arblaichme im Lumen als Drüsenepithel 
iR u die Bindegewebsschicht liegt auf dem Drüsenepithel, während man 
hei der äussern Haut sagt, sie liegt unter dem Epithel der Haut. Diese 
‚Veränderung ergiebt sich jedoch aus der Natur der Sache von selber. 
Die Muskelschicht der Drüse wird nicht mit eingestülpt, sondern sie 
differenzirt sich 'allmälig aus, der Bindegewebsschicht nach der Ein- 
Pileune, 


) Fr NZ. Bınn HARD a »Epithel und Drüsenzellen.« Arch. f, mikrosk. 


wisseusch, Ya ÄXX. Bd. eh a 24 


a oo. Ka Han a, 


‚Gebilde von uftallendkr Grösse auf, die auf den rien Anblick 
nicht Zellen, sondern Blasen ohne Inhalt zu sein scheinen. Schu 
(ae.); welcher sie in der äussern Haut’ von Süsswasserfischen un 
sucht hat, nennt sie Becherzellen und nach seinen Untersuchungen’ re 
präsentirt jedes dieser Gebilde eine einzellige Drüse. Wird ein Stück 
chen des Epithels aus der Drüse losgelöst und, auf dem Objecetträgen 
ausgebreitet, in Glycerin unter das Mikroskop gebracht, so erblickt man 
bei einer ‚Einstellung auf die Oberfläche des Epithels zunächst vegel- 
mässig polyedrische Zellen (Fig. 15 A) mit einem durchschnittlicheı 
Durchmesser von 0,04753 Mm., welche einen runden oder ovalen K X 
von 0,00685 Mm. im Durolihnesden besitzen und einen feinkörnigen Pro. 
toplasmainhalt. Ausserdem bemerkt man zerstreut, den Spaltöffnunger 
auf den Blättern der Pflanzen vergleichbare, unregelmässige Oeffn 
gen (s), welche durch die Membranen der benachbarten auseinander 
wichenen Zellen gebildet werden. Stellt man etwas tiefer ein (Fig. 15 
so sieht man, dass überall da, wo sich eine von diesen Spaliöffnunge 
befindet, auch eine Becherzelle vorhanden ist, dass sich aber aue 
ausserdem noch zahlreiche derartige Zellen finden, welche einer Spal 
öffnung entbehren. Die Becherzellen sind schon wegen ihrer Grösse ni ci 
leicht zu übersehen; doch zeichnen sie sich auch vor den Zellen d 
Umgebung durch eine ziemlich starke Zellmembran aus. Sie stehen & 
in Gruppen nebeneinander , ohne dass jedoch irgend eine Regelmä 
keit bemerkbar wäre, oft auch nur vereinzelt. Der: Inhalt der Z 
besteht aus einem grossen Kern, in welchem sehr häufig noch ein K 
körperchen als ein heller Punct in der dunklern Masse des Kerns zu] 
‘obachten ist; ferner aus einem spärlichen feinkörnigen Protoplasm 
reste, der sich besonders um den Kern ansammelt und von da aus 
einer dünnen Schicht rings an der Wandung der Zelle sich ausbreit 
wodurch auch die farblose Flüssigkeit, welche die Hauptmasse des 
halts zu bilden scheint, an der Oberfläche blass granulirt ersch 
Gewöhnlich sind die Becheriellen prall gefüllt. In der Ansicht von 

Fläche des Epithels erscheint der Umriss der Becherzellen rund, 
und eiföürmig. Der Kern liegt nicht immer an derselben Sielle, i 
aber wird er da gefunden, wo die Zelle am spitzesten ist, in R 
dessen oft da, we der Kern der Wandung anliegt, ein Höcker vorha 
zu sein scheint. Der Kern liegt nie etwa in der Mitte der Zelle. 
grösste Durchmesser der Becherzellen beträgt bei der Ansicht von 
innern Seite der Epithelschichten 0,01507, 0, 02466, 0,03836 Mm. 

Länge der Kerne beträgt 0,01370, 0,01 6Ak, ds Breite derselben 0,00 
0,00822 Mm. Auf einem Querschnitt durch die Drüse senkrecht 
die Längsachse erscheinen die Becherzellen in derselben Anord 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 2819 


rm wird bei einigen dadurch modifieirt, dass sie eine schlauch- 
formige Verlängerung entwickeln, vermittelst deren sie nach aussen 
münden; durch diese Gel itime erhalten sie die characterisüsche 
‚Becherform ; andere bewahren ihre ovale oder auch runde Form. Zu- 
 weilen Een Becherzellen vor, welche den Ausführungsgang besitzen 
und ihre pralle Form verloren haben ; sie erscheinen in Folge des Ver- 
lustes ihres Inhaltes geschrumpft. Ich habe ferner Gebilde beobachtet, 
welche abweichend von den Becherzellen einen reichlichen körnigen 
 Protoplasmainhalt von blassrother Färbung besitzen. Ich halte sie für 
jugendliche Formen der Becherzellen. Die Länge der Becherzellen 
A schwankt zwischen 0,02740 und 0,03836 Mm. Die Dicke der Epithel- 
schicht beträgt 0,05906 Mm., die der Bindegewebsschicht 0,082320— 
 0,28770 Mm.; die der Muskelschicht durchschnittlich 0,16577 Mm. 
Wie ich bereits oben ausgeführt habe, ist die Drüse der Rochen 
eine zusammengesetzte iubulöse Drüse. Die einzeinen Tubuli lagern 
sich radiär um die Ausführungsöffnung und verzweigen sich nach der 
vipherie dichotomisch; an der Peripherie endigen sie blind. Die 
eite der Schläuche bleibt sich bis zur Peripherie ziemlich gleich und 
beträgt durchschnittlich 0,108778 Mm. Um jedes Ausführungszäpfchen 
bilder sich ‘also ein einple von Drüsenschläuchen,, welche strauss- 
mig angeordnet sind und sich ihrem Aussehen nach am besien einem 
zweigten Strauche en miniature vergleichen lassen. Ein solches 
Bild liefert ein Schritt, welcher senkrecht auf die Längsachse geführt ist 
n a) das Lumen eines Ausführungszäpfehens mitten durchschneidet 
| ‚Sh Es: ist dann aussen eine Schicht losen Bindegewebes zu 
1, auf welches eine Muskelschicht folgt; dieser Muskelschicht liegi 
ı che dünne Schicht faserigen Bindegewebes an, welche durch die 
per as Enden der Schläuche gebildet wird. Dan ganzen ne 


2.10 A Die u 
er 


RS REES ISIN h 


BD Kulikahe ben; 


wände der Drüsenschläuche sind aus faserigen Elementen aufgebau 
in welchen ich jedoch keine Kerne entdeckt habe. Wohl aber konnte 
ich an der Vereinigungsstelle mehrerer Septen, in den Achseln der | 
Drüsenschläuche, die feinern Verzweigungen der Blutgefässe nach- 
weisen, deren eines oder mehrere sich in diesen Scheidewänden ver) 
zweigen. DieDicke der Schlauchwände betrug auf diesen Querschnitten 
durchschnittlich 0,0027 Mm. Das Lumen der Drüsenschläuche wire 
‚ausgefüllt von einer einfachen Lage von Spindelzellen und körniger % 
Mässe. Die Spindelzellen sind ziemlich lang; ihre Länge beträgt 
0,03425, 0,03699, 0,04110 Mm. Sie sind derart angeordnet, dass 
sie mit ihrer Längsachse schräg auf der Wand der Schläuche aufsitzeı 
Wenn man daher einen Schnitt senkrecht auf die Längsachse ein 
Schlauches führt, so erhält man ein Bild, welches sehr leicht'zu der’ 
irrigen Ansicht verleiten kann, man habe es mit einem mebrschichtigen 
Epithel zu thun, indem bei der schrägen Stellung der Spindelzelle 
durch den senkrechten Schnitt immer mehrere untereinander stehende 
. Zellen geschnitten werden und so der diagonale Querschnitt mehrer 
der Länge nach hintereinander angeordneter Zellen dargestellt wird. 
Diese Ansicht wird aber zunächst zweifelhaft, wenn der Schnitt etwas 
- schief zur Längsachse gegangen ist. Man erhält dann ein Bild (Fig. 10 
bei dem auf der einen Seite sich vollständige Spindelzellen darbieten, 
welche allmälig in ein mehrschichtiges Epithel überzugehen scheine “ 
indem zunächst blos an der Spilze der Spindelzellen noch ein kleineh 
Querschnitt von der Spitze einer untern Spindelzelle und später mehre 
solche diagonale Querschnitte nebeneinander erscheinen. Ganz a 
schwindet der falsche Anschein, wenn es gelungen ist, einen Län 
schnitt herzusiellen, welcher durch die Mitte eines Schlauches ge 
Hier kann man nun ganz deutlich wahrnehmen (Fig. AA A), dass 
Schläuche erstens nur eine einfache Lage von Epithelzellen besitz 
‘zweitens dass diese Epiihelzellen lange zugespitzte Spindelzellen sı 
und dass drittens diese Spindelzellen eine schiefe Stellung besitz 
indem sie mit ihrer Längsachse nach der Ausführungsöffnung geric 
sind. Schneidet man jedoch einen Drüsenschlauch mehr nach sei 
Oberfläche zu, was grösstentheils geschieht, so erhält man wieder blos 
Querschnitie von Spindelzellen, welche zu der bereits besprocheı 
irrigen Ansicht verleiten können (Fig. 11 B). Die Spindelzellen | 
sitzen einen ziemlich grossen runden Kern, dessen Durchmesser dur 
schnittlich 0,00685 Mm. beträgt und einen körnigen Inhalt. Untersue 
man das frische Secret der Drüse, welches ich nur der Drüse von 
Schultzii entnehmen konnte, so Berneck man darin vor allem eine x 
nige Masse, in welcher zerstreut Zellenreste von spindelförmiger 


Die Copulafiousonenne der Planiostomen. | 394 


19 


rei hen: Gestalt, letztere älter, und einzelne rhomhoedrische 
stalle, ähnlich de Allantoinkr ch wie sie Fary in seinem Lehr- 
2 der Histologie und Histochemie “bhilddet, sich vorfinden. Auch 
gewissen Krystallformen , der phosphorsauren Talkerde, ferner des 
Taurin, von denen Funke!) in seinem Atlas (auf Taf. Y Fig. A und 
Taf. XV Fig. 5) Abbildungen giebt, können dieselben verglichen wer- 
den . Die Körner sind theils Feitmoleküle von stärkerem Lichtbrechungs- 
vermögen, theils matt und schwach glänzend, wahrscheinlich Protein- 
substanz. Diese körnige Masse rührt her von der Zersetzung der 
"Spindelzellen, was deren zerstreutes Vorkommen in der körnigen Masse 
beweist. Auch in den Schläuchen habe ich sehr häufig solche Spindel- 
| zellen entweder bereits abgelöst oder in der Ablösung begriffen gefun- 
‘den. Auf welche Art die Spindelzellen jedoch ersetzt werden, darüber 
abe ich keinen Aufschluss gefunden ; ich glaube, dass sie sich aus der 
aserigen Schlauchwand erneuern, in welcher sich auch die Gapillaren 
verzweigen. 

© Eine auffallende Aehnlichkeit existirt zwischen der Pterygopodien- 
drüse der Rochen und der Bürzeldrüse der Vögel, welche Rorsv Koss- 
MANN?) beschreibt. Durch Herrn Professor ca auf diese Analogie 
aufmerksam. gemacht, verglich ich die Zeichnungen Kossmans’s mit dem 
von mir bereits festgestellten. Ebenso wurde ich vom Herrn Professor 
n den Stand gesetzt, Präparate, welche von Kossmann herrührten, anzu- 
wen. Ich überzeugte mich nun auch thatsächlich, dass der Aufbau ein. 
ır ähnlicher ist. Nur in einem Puncte sollen sie sich abweichend ver- 
ten, und zwar gerade in Bezug auf das Drüsenepithel. Kossmann sagt, 
habe ein mehrschichtiges Epithel gefunden und zeichnet auch in einen. 
verschnitt von einem Drüsenschlauch fünf bis sechs Schichten polyedri- 
r Zellen. Ich habe schon vorhin darauf hingewiesen, wie leicht 
on zu irrigen Anschauungen darüber verleitet werden kann durch die 
efe Stellung der Spindelzellen ; auch die merkwürdige Form, welche 
den Epithelzellen in seinen Bildern giebt, ferner der Umstand, dass 
ezug auf den Bau der Drüse sonst keine wesentlichen Abweichungen 
er nden sind und endlich die a. a welche 


r. Orro Funku: Atlas der physiologischen Chemie. Leipzig 1858. 
AOBBY ne : »ÜVeber die Talgdrüsen der Vögel, « Inauguraldisser Zu 
8 1. — Cr. diese Zeitschr. Bd. XXl. p. 568. 


322 N de Hafliobent Petri, 


auf eine nähere Untersuchung vor der Hand nicht sel können u 
zufälligerweise fehlten auch Herrn Professor LEUCKART zerade Präparate: 
von Querschnitten durch die Drüsenschläuche. Sollte sich meine Ver- 
muthung als richtig herausstellen, so könnte man hier eben den Er- 
fahrungssatz, gleiche Ursachen gleiche Wirkungen, zur Anwendung brin- 
gen und von der ähnlichen Beschaffenheit der Pterygopodiendrüse der 4 
Rochen mit der Bürzeldrüse der Vögel auf eine ähnliche Function 
schliessen, und da die Bürzeldrüse als Talgdrüse fungirt, so müsste 4 
‚auch die Pterygopodiendrüse .eine solche Function haben; wir hätten 
es ınit einer echten Talgdrüse bei den Rochen zu thun. 

Die Objecte meiner Untersuchung waren gewöhnlich, wenn ich sie’ 
zugeschickt erhielt, bereits in Weingeist gehärtet. Nur Raja Schultzi: 
erhielt ich frisch und hier konnte ich auch Ghromsäure, welche auch 
hier ihre günstige Wirkung nicht verfehlte, in starken Verdünnungen’ 
von 0,5—2 % als Erbärtungsmittel anwenden. Schöne Bilder habe ich’ 
auch aus Weingeistipräparaten erhalten, doch hatten sie alle den Nach- 
theil zu geringer Bestimmtheit, Basomlls- was die Umrisse der Epithel- 
zellen anbetraf, deren Membranen sehr zart sind. Um feine Schnitte 
fertigen, bediente ich mich in gewissen Fällen des Leyser’schen Miero 
to: ıs, wobei ich die Objecte so klein wie möglich wählte und nach vor- 
herigem Durchtränken mit Terpentinöl in reines Paraffin einbettete. Sol 
war es mir möglich, Schnitte von ungefähr 1/,,—!/r, Mma. Dicke zu er-/ 
halten, besonders wenn ich, was zuweilen zu empfehlen ist, um ei 
innige Verbindung des Objeets mit Paraffin zu erzielen, das erstere zu- 
vor kurze Zeit in einem lauwarmen Gemisch von Terpentinöl und Paraffi N 
schwemmte. Um die Schnitie von Paralfın zu befreien, wusch ich s 
gewöhnlich in Terpentinöl, seltener in Benzin aus, und war das Obje 
nicht schon vorher in toto gefärbt, so geschah dies jetzt bei den einzel 
nen Schnitten nach vorherigem längerem Einlegen in absoluten Alkohol. 
. Als Tinctionsmittel wendete ich gewöhnlich Picrocarmin an, vermittels 
dessen ich immer die leichst verständlichen und klarsten Bilder erhalt 
habe, während mir Hämatoxylin und Gerracn’scher oder Bearr'sch 
Garmin weniger günstig erschienen. Um die Umrisse der Zellen un 
Drüsenschläuche deutlicher zu erhalten, versuchte ich die Imprägnati 
mit Goldehlorid; doch hatte diese blos Erfolg in Bezug auf die Drüse 
schläuche, keinen oder sehr geringen auf die Darstellung der Zellmem- 
bran. Ich habe immer der Zeichnung beigefügt, von was für einem 
I dieselbe entnommen ist. 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 298 


x Vergleichende Anatomie der Pterygopodien. 


e Die Buchsen der Selachier sind in: Bezug auf ihren End- 
bschnitt, die Pterygopodien, so wesentlich von einander verschieden, 
ie erscheinen so eigenartig ausgebildet und es treten bei den ee 
Pe Gattungen so verschiedenerlei besiimmende Momente hinzu, 

welche das Ganze specialisiren, dass man zuletzt in Zweifel geräth, was 

als. ‚wesentlich und was’ als unwesentlich zu betrachten ist, und es 
. - schwer hält, eine allgemeine Norm aufzufinden, der alle folgen können. 
nächte beinahe annehmen, dass hier gar kein allgemeines Gesetz 
existire und die Ausbildung der Pierygopodien den unberechenbarsten 
Umständen und Lebensverhältnissen als Folge zuzuschreiben wäre. Die 
einzige Möglichkeit, das gesammte Material unter einen Gesichtspunet 
zusammenzufässen, ist, wie ich bereits mehrmals hervorgehoben habe, 
‚die, sie im Zusammenhang mit der Flosse als ein morphologisch Ganzes 
zu. betrachten. Wenn man absieht von den ältern Ansichten Bıoc#’s, 
Guvyser’s, Maver’s und Srannzus’, so summiren sieh die Ergebnisse de 
neuesten ‚Untersuchungen darin, dass man besonders mit Geeensaun 
0.) die Pterygopodien im Allassteinsin als Differenzirungen bestimm- 
Theile der Flosse ansah, zu welchen dann specielle der Function der 
Einzelnen entsprechende: Modificationen hinzu kommen. Ein Theil 
dieser Ansicht ist nämlich der, dass die De En als Des 


icher Skelettheile beim By elenchalet: zu thun hal Der grösste | 
1e 1 dieser ee run tmelankaldh des Kenleppe um ist sowohl seiner 


nich, verschieden von den übrigen Theilen des Flossenskelets zu 
achten, als Gebilde secundärer Art im Gegensatz zu dem primären 
senskelet. Die Pterygopodien bestehen demnach aus zweierlei 


2 gisch von den primären Theilen des Pterygopodium sowohl als 
. Flosse zu trennen sind. In ‚den en sn 


Na x 1, 3 ARE Ste % n 


394 | . Ran Robert Petri, A = ® ER x “ 5 


des Flossenskelets an die Vergieichung der Piersgopodionskelete ge N 
kommen bin. a 
Das Basale des Flossenskelets ist bei allen transversal Serliederiä 
bei Acanihias ist, dasselbe in zwei (Fig. 5 D u. E, b, b’),;bei den Scyllien ® 
ebenfalls in zwei (Fig. 7 C, 5, 5’), bei Torpedo und ‘den Rajidae inc 
drei Gliedstücken vorhanden [K ig.4 D; Fig. 3. Au. Bi; Big, 2 D u. 439 
Fig. 4 Bu. €, b, b', b"). Neben dicker Gliedstücken der Basalia finden x 
sich theils noch getrennte (Torpedo, Acanthias, Seyllien), theils ver-f 
wachsene Radien (Rajidae), welche ausserdem bald als Ganzes (Rajidae, 4 
Seyllien), bald als Gliedstücke der betreffenden Radien (Torpedo, Ara 7 
thias) eine Reducirung ihrer Länge und Modificationen erfahren haben. 
Am ursprünglichsten verhalten sich die beiden Radien noch bei Torpedo \ 
und Acanthias (Fig. 4 D, r'). Hier ist blos das erste Glied dieser beiden” 
Radien verwachsen und in seiner ursprünglich die Länge der übrigen 
Glieder derselben überwiegenden Grösse reducirt.‘ An diese Verhält- 
nisse schliesst sich zunächst der Befund bei den Scyllien, wo die beiden 
Radien noch als kleine, in doppelter Anzahl vorhandene Schaltstücke‘ 
(Fig. 4 Or’, r”) vorhanden sind. Sie haben hier mit ihren Eigen-! 
schaften als Radien auch ihre Function als solche verloren, Am 
meisten verwischt ist dies Verhalten bei den Rajıdae, wo diese beideı ı 
Radienrudimente der Seyllien durch ein einziges Stück (r') dargestellt v 
werden. Es liegt nun sehr nahe anzunehmen, dass Radien sich auch! 
an der Bildung eines Theils der Pteryg sie könn pel betheiligt und in 
Folge dessen die verschiedenen Modificationen erfahren hätten. Beson- 4 
ders günstig für diese Ansicht würde das Verhalten bei den Rochen und 
Sceyllien sein, indem hier zwei lange Röhrenlamellen vorhanden sind, 
welche als Ban gedeutet werden könnten, und die entsprechende, 
Anzahl von terminalen Radiengliedern könnte man aus der grossen An- 
zahl von Knorpeln aussuchen. Doch dem ist nicht so! — Ich war be-' 
reits durch die Beschreibung, welche Gesznsaur in seiner erwähnten 
Arbeit von den Pierygopodien der Rochen giebt, stutzig gemacht. Früh 
noch hatte ich die Bauchflossen eines 23 Cm. langen Acanthiasembryo } 
theils auf Längsschnitten und Querschniiten, theils an Präparate ( 
welche ich unter der Loupe gewonnen hatte, untersucht und gefunden, 
dass das Verhalten bei diesem ein ganz anderes und viel einfacher 
war als beim erwachsenen Thier. Ich konnte mir jedoch daraus no 
keinen Schluss bilden, ich glaubte im Gegentheil den Grund für diese 
Abweichung darin Enden zu müssen, dass die Embryonen nicht von ; 
Acanthias herrührten. Zufälliger wol erhielt ich bei einer Serum 
aus Neapel auch wieder eine Flosse von Acanthias vulgaris und f 
auch bei dieser äusserlich ein ganz neues Verhalten. Vor allem war k 


los Hautfalten und Hautlamellen vorhanden zu sein. Als ich die Flosse 
jedoch näher untersuchte, fand ich noch in der Haut verborgen einen 
Knorpel, der dem Sporn entsprechen musste; derselbe hing an einem 
 bindegewebigen Hautfortsatz am Pterygopodienstamm; dieser Hautforisatz 
musste jedenfalls dem spätern processus des Stammknorpels entsprechen 
- (Fig. 5 E sp u. pr). Ausserdem fand ich den dem Haken enisprechen- 
den Knorpel bereits ausgebildet, aber auch noch unter dem Iniegument 
_ verborgen, ebenso das Stammknorpelendglied;; eine Hautlamelle stellte 
den spätern blattförmigen Knorpel dar. Diese Entdeckung brachte mir 
nun plötzliches Licht in die Sache. Ich’ gedachte num auch des Befundes 

bei den Embryonen, wo ich blos einen geraden runden Siab mit einem 
_ ierminalen Gliede gefunden halte, und kam durch Vergleichung dieser 
Befunde zu der Ueberzeugung, dass bei Acanthias blos der Stamm- 
knorpel und sein terminales Glied als wesentlich zum Flossenskelet ge- 
hörig, also als primäre Knorpel anzusehen seien, dass alle übrigen 
‚Knorpel secundäre Gebilde darstellten, und allmälig aus Hautlamellen 
und Falten oder im Innern des Pterygopodium aus Bindegewebe ent- 
ständen. Ich untersuchte darauf hin auch eine derartige Flosse von 
Raja asterias und fand meine Annahme bestätigt. Es bliebe demnach 
für ‚das Pterygopodium der Rajidae und Torpedos als primärer Knorpel 

übrig, ‚blos ein einfacher, langer, runder Knorpelstab, für Acanthias und 
die Seyllien ebenfalls nur ein einfacher Knorpelstab, jedoch mit einem 
terminalen Gliede versehen. Das Verhältniss der primären Knorpel zu 
den secundären in den Pterygopodien der verschiedenen Familien in 
Zahlen ausgedrückt wäre Folgendes: 


ANZ RATE | 


Anzahl pri- | Anzahl secun- 
märer Knorpel | därer Knorpel 


a N Rajidae | 


v, A 8 
12 Torpedo 6 
h  Seyllium 2 5 f 
2 canthilas I: mit dem Pro- 
3 | cessus 4 
! 


die gesammie Anzahl er den Flossenstamm bildenden primären 
el würde für die einzelnen Familien folgende sein: | 
x für Rajidae %& 
) \ Rajae 
- Torpedo kf 


- Seyllium 4 E 
Acanthias 4 } ae 


Be ; a RobenlBebk ee 


Das Resultat, welches sich aus obiger Betrachtung ergiebt, ‚wenn. 
man es auf die Archipterygiumtheorie bezieht, ist kurz zusammiengefasst. % 
folgendes: Das Hintergliedmassenskelet sammt den wesentlichen Thei- 3 
len des Pterygopodium stellt ein Metapterygium mit gegliedertem Stamme h i 
und lateralem Radienbesatz dar. Der Stamm, aus: vier’ durch transyer- 4 
sale Gliederung entstandenen Gliedern bestehend, enisprichtdem biseria- ' 
len Urflossenstamm, wie er. noch bei-Ceratodus persistirt , trägt jedoch 
blos lateral an seinen vordern Gliedern Radien, welche zum Theil rück- 
gebildet sind. Zuweilen finden sich Andeutungen- auch eines medialen i 
Badienbesatzes. Das terminale Stammglied (Rochen),. oder das: vorletzte 
Glied desselben (Haie) hat sich zu einem langen Stab differenzirt. 

Merkwürdig ist das Verhalten der Pierygopodiendrüse: bei den 
Rochen und Haien, welche trotz ihrer histologischen Verschiedenheit i 
und ihrem abweichenden anatomischen Bau in einer innigen entwick- 7 
lungsgeschichtlichen Beziehung stehen. Bei den Haien ist sie ein ein- 
facher blindendigender muskulöser Schlauch mit einem mehrschichtigen 
Epithel, eine einfache Einstülpung der äussern Haut, ‘welche sich im) 
Ganzen nicht viel weiter differenzirt hat und noch se ziemlich dieselbe: 
histologische Beschaffenheit wie jene besitzt, mit zahlreichen Faltungen | 
und Vertiefungen des Epithels. Beiden Rochen ist ebenfalls ein mus- 
kulöser Schlauch vorhanden; doch hat nicht mehr dieser Schlauch die‘ j 
Function der Drüse, sondern dieselbe ist übergegangen an einen läng+ 7 
lichen, breitgedrückten , mit. einer Längsfurche; versehenen Wulst. Es.’ 
hat eine Differenzirung in Bezug auf die Leistungen der einzelnen Theile‘ 
‚stattgefunden, eine Arbeitstheilung, Von Wichtigkeit ist bei dieser Ar- . 
beitstheilung die gleichzeitige Vergrösserung der absondernden Fläche.. 
Während bei den Haien die einfache innere Epithelschicht, welche 
höchstens mit geringen Faltungen und Vertiefungen versehen ist, die ” 
Lieferung des Secrets besorgt, hat sich bei den Rochen eine zahllose 
Menge von Schläuchen gebildet, welche zusammen vielleicht den 0 
fachen Flächenraum der einfach ausgebreiteten Epithelschichtübertreffen. 
Jedenfalls muss man das Verhalten der Drüse, wie sie bei den Haienä | 
das ganze Leben hindurch persistirt, als das ursprüngliche ansehen; 
aus ihr entwickelte sich dann durch weitere Differenzirung die Drüse | 
der Rochen. Meine Vermuthung über die Phylogenese der Drüse bei 
den Plagiostomen, welche wahrscheinlich mit der Ontogenese derselben: 
bei den Rajae zusammenfällt, ist folgende: ‘Nachdem sich durch Ein-! 
stülpung der äussern Haut die sackförmige Drüse der Haifische gebildet 4 
hatte nit den drei Schichten: der Epithelschicht, der Bindegewebsschich 
und der Muskelschicht, entstand in einer Längslinie der Epithelschich 
eine stärkere Wucherung der Epithelzellen, welche immer mehr z 


Die Gopulationsorgane der Plagiostomen, 3937 


pung bildete. Zugleich entstanden in diesem Längswulst hie und 
da zerstreut, jedoch in einer Lüngslinie , der spätern Furche, geordnet, 
einzelne Vertiefungen: Diese einzelnen Vertiefungen repräsentirten. die 
‚spätern Ausführungszäpfehen. Aus diesen primären Ausführungszäpf- 
chen wucherten dann allmälig in den Wulst hinein weitere Vertiefun- 
gen, und aus diesen wieder andere Vertiefungen also Schläuche erster, 
N zweiter Ordnung u. s. w., bis sich zuletzt die vollständige Drüse mit 
_ ihren radiär Anseotdnelen baumförmig verzweigten Drüsenschläuchen 
gebildet hatte. Ein Analogon zu dieser Entstehung der Drüse bei den 
nr Rochen bieten z. B. die Talgdrüsen der Vögel, in ihrer ontogenetischen 
Entwicklung, wie sie Kossmanx in seinem erwähnten Aufsatze gegeben hat. 
Ich nehme nicht Anstand diese Entwicklungsgeschichte der Talgdrüse bei 
den Vögeln auf die phylo-ontogenetische Entwicklung der Pterygopodien- 
drüse bei den Plagiostomen, eventuell den Rochen zu übertragen, da 
ie Aehnlichkeit zwischen beiden eine so frappante ist, und so geringe 
Differenzen obwalten. Ich habe selbst die Ontogenese der Drüse bei den 
'Rochen wegen Mangels an Material nicht studiren können, doch glaube 
ch berechtigten Grund zu haben, jene Behauptung, oder besser Ver- 
; muthung aufzustellen, da alles für eine Homologie zwischen der Bürzel- 
- drüse der Vögel und der Pterygopodiendrüse der Rochen zu sprechen 
cheint. | 
Eine immerhin merkwürdige Erscheinung an den Plerygopodien- 
üsen der Plagiostomen ist das Auftreten eines Ueberzugs von quer- 
| streifier Muskulatur, ein Zeichen dafür, dass dieselbe unter dem Ein- 
fluss des centralen Nervensystems steht, und eine bedeutende Wirkung 


ns alte eine obere Ringmuskelschicht,, welche die Drüse in der Zone 
€ ae on Achsen umzieht. Bei den a. a sich zu- 


ee en. 


welche den Drüsenwulst umhüllen und zum Auspressen des Secreis 
aus den Drüsenschläuchen dienen. Die Entwicklung dieser Muskel. 
schichten bei den Drüsen ist eine secundäre, und zwar geht dieselb 
aus dem subcutanen Bindegewebe hervor, welches mit der Haut zu- 
gleich eingestülpt wird und anfänglich die tunica propria der Drüs: 
bildete. Die Drüse der Plagiostomen überhaupt ist in die Kategorie der 
Epidermoidalgebilde zu rechnen. : 


Physiologische Deutung der Pterygopodien. 


Was man bis jetzt über die Function der Ptervgopodien der Sela- 
chier weiss, ist allein das, dass sie bei der Begatiung irgend eine Rolle” 
spielen. In welcher Art sie jedoch dabei verwendet werden, darüber 
existiren seit der ältesten Zeit die verschiedensten und N N 
gehendsten Ansichten, von denen einige ganz merkwürdig lauten, und. 
aus der Mangelhaftigkeit der Untersuchungen resultiren, indem man aus? 
der vermeintlichen Kenntniss des Pterygopodium eines einzigen Thieres v 
(Nagelrochen Raja clavata) auf die Function aller schliessen wollte, So. 
konnte eine Ansicht wie die Brocw’'s, dass die Pterygopodien wegen de 
Vorhandenseins von hakenförmigen Knorpeln bei einigen Species (Rajı 
dae, Acanthias vulgaris) zur Umfassung des Weibchens bei der Begat-! 
tung dienten, obgleich alle dazu durchaus nöthige Muskulatur und bei 
vielen Species eine geeignete gegenseitige Stellung der Knorpel fehlt, 
Platz greifen, oder eine Ansicht, wie die Maver's, welche ich bereits 
oben erörtert habe. Nach G. ». Sr. Hıraıke sollen sie als Kitzler diene 1,8 
indem sie in die Kloake eingeschoben werden. Andere begnügten sich 
damit, die Pterygopodien als Penis, Zeugungsglieder, Gopulations- u 
Haftorgane mit einer entsprechenden Function zu bezeichnen, ohne ab 
‚eine nähere Begründung für diese Benennung aufweisen zu könne 
Vielfach ist ihnen aber ausser dieser Betheiligung beim Begattungsg: 
schäft noch eine Function als Ruderorgane beim Schwimmen zuerkan 
worden. | 

Wenn nun nach dem bereits Besprochenen jene Puncte zusammen. 
gestellt werden, in welchen alle Pterygopodien übereinstimmen, un 
welche allen in annähernd gleichem Maasse zukommen, so könnte vie 
leicht daraus annäherungsweise geschlossen werden, in welcher Art si 
sich bei der Begattung verwenden lassen und inwiefern sie vielleich! 
‚beim Schwimmen benutzt werden können. I 

‚Vor allem ist zu constatiren, dass kein innerer nach äusserer org 
nischer Zusammenhang zwischen den Pierygopodien und den inne 


Die Gopu! aionorgan der Pia giostomen, 399 


Fe nleehtsors ganen besteht, wie es ‚leicht angenommen werden könnte, 
da man sie gewöhnlich als Begattungsorgane schlechthin zu bezeichnen 
"beliebt. | 
0. Im Folgenden will ich nun versuchen eine Zusammenstellung jener 
wesentlichen Merkmale und Bigenschaften der Pterygopodien zu geben; 
essind: 
| 1) Ein am Ende der Pierygopodien vorhandener, beweglicher Gom- 
_ plex secundärer Knorpelstückchen der verschiedensten Form, welche 
derart unter einander eingelenkt und verbunden sind, dass sie durch 
einen einzigen oder wenige Muskeln aus einer Lage, in welcher sie einen 
sehr geringen Raum einnehmen und geringen Umfang besitzen, in eine 
. Stellung übergeführt werden können, in welcher sie einen bedeutend 
srössern Querschnitt darstellen, indem ein bedeutenderer Umfang her- 
 vorgerufen wird. | 
2) Das Vorhandensein eines oder mehrerer starker Muskeln, welche 
einzig dem Zwecke dienen, das Pierygopodium in seinem Onerschnit 
zu vergrössern , eine Ausbreitung der Knorpelstücke zu bewirken. Ich 
habe sie Diiatatoren genannt. Ay | 
3) Mehrere Muskeln, durch welche das Pierygopodium, dessen 

Skelet beweglich mit den Basalia des Flossenstammes verbunden ist, in 
verschiedene einer augenblicklichen Function entsprechende Stellungen. 
gebracht werden kann. Es sind dies die verschiedenen Beuger am vor- 

‚dern Theile der Flosse. 
A h) Das Vorhandensein einer speciell für das Pterygopodium be- 
stimmten Drüse, deren talgiges Secret, wie auch Brocn schon mulh- 
masst, ohne Zweifel dazu dient, die äussere Rauhheit des Pierygopodium 
und die Schärfe der Knorpelkanten zu vermindern, also ein Schutzmittei 
darzustellen. Vollkommen dieser Function angepasst sind 
5) die äussern Ausfuhrwege der Drüse, welche dargestellt werden 
‚entweder durch eine halboffene Rinne, die de in eine Grube erweitert, 
oder durch einen geschlossenen Gina, der hinten ebenfalls in eine 
olfene oder halbverdeckte Grube führt, und ausserdem noch eine zweite 
Ausführungsöffnung besitzt, die weiter vorn befindlich ist und jeden- 
alls den Zweck hat, die Oberfläche des vordern Theils des Pierygo- 
‚podium mit dem Secret zu versehen, während dies für den hintern 
Theil besorgt wird durch die hier befindliche Mündung. Diese ganze 
‚Art der Anpassung an die Function, was die Ausfuhrwege betrifft, be- 
‚sonders aber der letzte Fall mit den zwei Ausführungsöffnungen — eine 
Bildung, der wir nur wenige andere als analog an die Seite stellen können 
spricht gegen die Annahme Leypie’s (l. c.), dass das Secret eine die 
 onunsse vielleicht einhüllende oder schützende Rolle spiele. In 


RE 


Rd 


Bl 


330 a a Karl Robert Petri, 
‘sprechend, vermittelst dessen das Secret mehr concentrirt dem Sper 
zugeführt werden könnte, und, was besonders characteristlisch ist, 


‚Rinne bei den Seyllien, vorn eine zweite Oeffnung reservirt worden 


vorläufig folgerichtig zu der Ansicht kommen, dass die Pterygopodie 


‚ein Zusammenfalten des Dilatators, wodurch der Umfang auf des 
ringste redueirt wird und durch eine in der Brunstzeit aussergewöhnli 


wird durch Verkürzung des musculus oder der museuli dilatatores da 
 Pterygopodium ausgebreitet (vergl. Fig. 1:.D, Fig. 2 F, Fig. 4 Eu. E 
Fig. 5 F), wodurch natürlich die Oefinung der Eileiter vergrössert wird 


' leiter ausmünden, aus der Kloake vorgestülpt, und zwischen den Pte 
 Kloake des Weibchens ergossen ; von hier aus nun kann derselbe leichte 


. in die durch die Pterygopodienenden erweiterten Eileitermündun 
‚eindringen. Nach Verrichtung des Begattungsgeschäftes wird der Di 


diesem Falle wäre nur ein geschlossener Ausführungsgang zweckeni 


wäre nicht trotz der Verwachsung der ursprünglich. auch halboffenen 


eine Anpassungsart, welche durchaus nur dazu. geeignet erscheint, das 
Secret bei seinem Austritt soviel wie möglich dei Oberfläche mitzuthei- 
len, ohne dabei vom Meerwasser abgespült zu werden. | 
6) Das Vorhandensein von Höhlungen und schwach sehraubenför- 
migen Windungen am Endabschnitt der Pterygopodien besonders bei 
den Rochen, welche ganz gut dazu geeignet sind bei einer enisprechen- 
den Bewegung des Pterygopodium im Wasser durch einen Rückstoss 
des Wassers eine Fortbewegung zu erzielen. N 
Zieht man nun aus diesen Prämissen einen Schluss, so muss ma 


vor allem als dilatatorische Organe bei der Begatiung dienen, und aus 
serdem besonders bei den Rochen, deren Körperform eine raschere Be-' 
wegung erschwert, auch als Locomolionsorgane jungiren. Allerdings } 
fehlen diese Gebilde hei den Weibchen; allein das spricht um so wenige y 

gegen die Vermuthung, als die männlichen Thiere bekanntlich vielfae 
durch die Bildung von Bewegungsapparaten und ihre Beweglichkeit de 
weiblichen überlegen sind. Die dilatatorische Function der Pierygo 
podien bei der Begattung glaube ich folgendermassen rechtfertigen 
missen: Die Organe werden in die Vagina eingeschoben, was dur: 


Weite der Kloakenöffnung ermöglicht wird; sie werden, nachdem ihne 
durch die Beuger vorn eine geeignete Stellung gegeben ist, so weit e 
geschoben, dass die hintersten, nun vordersten Enden des Pterygo 
podium bis in die Mündungen der Eileiter gelangen. Hier angelang 


zugleich vermag das Männchen das Weibchen näher an sich zu ziehen 
es wird die beirn Männchen vorhandene Papille, auf welcher die Same 


” 


rygopodien hindurch in die Vagina gepresst und der Samen in d 


tatormuskel wieder verlängert, das Pterygopodium klappt zusamme 


un 2 ne der Plagiostomen. 23 


an el. En kann nun ed ausge2og en wer den. 

Als direeter Beweis für diese Art der Function der Pter ersodien 
kann ich noch die Thatsache anführen, dass ich zufällig im Pterygo- 
podium eines ausgewachsenen Acanthias eine Anzahl von Eiern eine 
 Helminthen vorfand, welche im ganzen eine grosse Aehnlichkeit in 
mit den Eiern von Echinorhynchus gigas, wie Professor Levckarr!) die- 
selben im zweiten Bande seiner Parasiten abbildet. Die hun, dass 
we ‚dieselben aus der Kloake herrührten , in welche die Pterygopodien hei 
der Begattung eingeschoben wurden , liegt so nahe, dass dieselbe 
kaum von der Hand gewiesen werden kann, obwohl wir bis jeizt den 
Warm nicht kennen, von dem diese Eier hefrtihren. 


a im Winter 1876/77: 


Erklärung der Abbildungen. 
Tafel XVI— XVII 


ig. 4 A. :Flosse von Raja clavata, Ansicht von der dorsalen Seite; 1/3 natür- 


Fir, in B und €. Flossenske] et von u Raja elavata, !/; natürlicher Grösse. 

L 8, Ansicht von der ventralen Seite, - 

£ c, ‚Ansicht von der dorsalen Seite, 

‚b', dr, dr, Glieder des Flossenstammes, | | ; 
ch Conerescenz entstandener Knorpel, Rudiment zweier Radien, 
© ventraler Ä en 
2. dorsaler 
is sch, Ssch', schuppenförmige Knorpel; 
da, spatelförmiger Knorpel, 

j, bajonettförmiger Knorpel, 
ee Knorpel. De 
Flosse von Roja Schultz, Ansicht von der dorsalen Seite; natür- 


Röhrenknorpel, 


a, Theil des Beckengürtels, 
sb, Schnittfläche der Bauchhaut, 
mflp, wulstartige Erhebung des Musculus flexor biceps, 
2 Hautverbindung zwischen Flosse und En ys gopodium, 
hr Beginn der halboffenen Rinne. 


in Heusahliche Parasiten«. Leipzig und Heidelberg 1863-1868. 


332 02 Senn Roh Bellen ad 2 


Fig.2 B und ©. Muskulatur der Flosse von Raja Schultzii; !/» natürliche 
Grösse. | | | 
B, Ansicht von der dorsalen Fläche, 
©, Ansicht von der ventralen Fläche, 
jipe, Flexor pterygopodii exterior, ” 
fipi, Flexor pterygopodii interior, 
ib, Flexor pierygopodi biceps, 
mi, Musculus levator, 
al, weisse, \ 
r,rothe, ) 
a, Theil des Beckeneürtel, 
b, Basale, 
mv, Musculus rotator, 
ap, Aponeurose des Musculus rotator am hakenförmigen Knorpel. 
; Fig. 2 Dund E. Flossenskelet von Raja Schultzii; !/a natürlicher Grösse. 
| D, Ansicht von der dorsalen Seite, 
E, Ansicht von der ventralen Seite. 
Bezeichnungen wie bei Raja clavata. 
Fig. 3 A und B. Flossenskelet von Raja miraletus; 1/a natürlicher Grösse. 
A, Ansicht von der dorsalen Fläche, }- 
B, Ansicht von der ventralen Fläche. 
Bezeichnungen wie bei Raja clavata, ; 
Fig. 4 A. Flosse von Torpedo marmorata, Ansicht von der dorsalen Fläche; 
natürliche Grösse. \ 
spm, mediale Spalte an mediale, 
spl, laterale Spatium laterale. 
Die übrigen Bezeichnungen wie oben. 
Fig. 4 Bund ©, Muskulatur der Flosse von Torpedo marmorala, natürliche 
Grösse. 


Muskulatur, 


B, Ansicht von der dorsalen Seite, 
Ü, Ansicht von der ventralen Seite, 
nd, Musculus dilatator. 


modificirten Elossensfsahlen a NR 
e, Röhrenknorpel, 
sch, schildförmiger Knorpel, 
I, blatiartige Knorpellamelle, 
sp’, sp", Spreitzspangen. m 
Fig. 5 A. Flosse von Acanthias vulgaris, Ansicht von der dorsalen Fläche; 
“ natürliche Grösse. N 
N | hk, hakenförmiger } | 
a la, blatiförmiger 7, Knorpel. 
sp, spornarliger | 
Die übrigen Bezeichnungen wie oben. 
Fig.5 Bund C. Muskulatur des Pterygopodium von Acanthias vulgaris, 
B, Ansicht von der dorsalen Seite, Ä 
©, Ansicht von der ventralen Seite, 


Die Copulationsorgane der Plagiostomen. 333 


a ine icht von der Aheslen Seite, 

‘ N: Ansicht von der ventralen Seite, 

.b,b', b", b'", Flossenstammglieder, 

Kt r', durch Goncrescenz entstandenes erstes Glied der hier nicht gezeich- 
0. neten zwei Radien, 

“ pr, Processus am Flossenstamm, 

64, Sporn, 

kk, hakenförmiger 
N ‚ia, blattförmiger 

) 6 ‚Pierygopodien von Seyllium cannieula, ventrale Flächen-Ansicht 

« erösse, 

 schh, scheidenförmige Hülle, in | welcher die Plerygopodien stecken 

KR, Einschnitt i in derselben,  _—- 

SR, die ‚beiden Pterygopodien in ihrer natürlichen Lage, 

“ ‚s, Sohle derseiben, 

2 "Vertiefung an ‚den Pterygopodien, hervorgebracht durch einen late- 
 ralen Wulst De 
u. B. Muskulatur der Flossen von Seylliam EAinttg 2/; natür- 


N Knorpel. 


es ee nedium von Baja clavata,, Ansicht von der 
1 natürliche Be m den AAN Dres, Muskulatur entfernt. 


I von Raja olavata. | 
Bezeichnungen wie oben, a 
aRehieliches en von \ Raja Schultzi, ‚Ansicht von der. 


wo 
8 


vay } { EN y N an" N ä A ’ Y 
N Urt > IE v !: h A y r y We Yu P, wolr 2 Mr 
ANC, £ UHREN, S 5 ich ; P Re ? 


Fig. 4 Eund F. Kuiszebreifeten Pierygopodium x von Torpedo: marmorala. 

E, mediale] 

F, laterale 

bIY, terminales Stück, secundär, als Fortsetzung a Flossenstammes. 

Sonstige Bezeichnungen wie oben. 

Fig. 5 F. Ausgebreitetes Plerygopodium von Acanthias vulgaris; natürliche 
see j 


Ansicht, 


Bezeichnungen wie oben. 
Fie. 8 A, B, ©. Drüse von Raja clavata; natürliche Grösse. 
A, Ansicht der herausgeschälten Drüse mit Drüsensack, 
a, Ausführungsöffnung, | 
B, Drüsenwulst, der Drüsensack aufgeschnitien und umgeschlagen, 
g!p, Glandula pterygopodii, eigentliche Drüse, 
ef, Längsfurche, in welcher die Ausführungsöffnungen sich befinden, 
©, Querschnitt durch die gesammte Drüse, 
a, äussere muskulöse Hülle, 
b, die innere, der Drüse selbst zukommende ad Hülle, 
z, Ausführungszäpfchen, 
al, Hohlraum im Drüsensack, Ri: 
Fig. 9. Querschnitt durch die Drüse von Raja Schulzii, in Pierocarmin ges 
färbt; schwach vergrössert. | 4 
al, grösserer Hohlraum in der Drüse, in welche vereinigte Schläuche 
münden, a 
tu, Drüsenschläuche, 
8, äussere 
b, innere 
Fig. 40 C. Drüsensecret von Raja Schultzii in Speichel. 0 
a, noch ziemlich unveränderte Zeilen mit schwach sichtbarem Zellkern 
b, stark degenerirte Zellen mit zahlreichen Feitmolekülen, 
c, Fettmoleküle, 
d, Proteinkörner, 
e, Krystalle. 
Bi 10 A. Querschnitt durch die Drüsenschläuche senkrecht auf die Län 
achse derselben von Raja Schultzii, in Paraffin geschnitten, in Picrocarmin gefär 
A, Complex von mehreren Drüsenschläuchen, 
a, Schlauchwand, n 
b, Blutgefässe, 

Fig. 14. Längsschnitt durch einen Drüsenschlauch, parallel seiner ‚r Längsach 
Behandlung wie beim vorigen. 3 
A, durch das Lumen des Drüsenschlauchs, 

B, nahe der Oberfläche desselben. 

‚Fig. 412. Drüse von Acanthias vulgaris; natürliche Grösse. 
o, Ausführungsöffnung;, Uebergangssielle in den Schlauch der ha 
offenen Rinne. | 
Fig. 43. Querschnitt durch die Drüse von Kediikink nl senkrecht 
‚ die Längsachse; in Alkohol geschnitten, in Picrocarmin ‚gefärbt, schwach 
grössert. 
‚a, äusseres Bindegewebe, 

,‚ Muskelschicht, 


| muskulöse Hülle. 


vulgaris, 


N 


Re A 


Das Centralnervensystem des Alligators. 
Von 


Oberstabsarzt Dr. Rabl-Rückhard, | 
Custos am anatomisch-zootomischen Museum zu Berlin, 


—— 


Mit Tafel XX—XX. 


Vorliegende Arbeit entsprang zunächst aus dem Verlangen, ei 
werthvolles Material, wie es wohl selten auf einmal einer wissenschaft 
lichen Anstalt zur Verfügung z gestellt wird, nach Möglichkeit auszu, 
‚nutzen. | | 
Im Laufe des Winters 1875/76 starben nämlich von den 
Berliner Aquarium befindlichen Alligatoren (Alligator Mississipiensis 
Gray) fünf durchschnittlich 3 Meter lange, prachtvolle Exemplare ziem 
lich schnell hinter einander, und wurden von der Direetion in gewoh 
ter Liebenswürdigkeit dem anatomisch-zootomischen Museum übe 
. lassen. Dank der Freigebigkeit meines verehrten Chefs, des Herrn’ 
Geh. Rath Professor Dr. Reıcnerr, durfte ich das Skelet von d 
‚Thieren behufs Herausnahme des Centralnervensystems theilwe 
opfern, und verfügte so über ein Untersuchungsmaterial von drei Ge 
hirnen und einem Rückenmark in seiner ganzen Länge. 4 
Die Beschränkung, welche mir dieses für eine erschöpfende Be 
arbeitung immerhin sparsame Material im Gang und in der Ausdehnu ) 
‚der Untersuchung auferlegte, wird, so hoffe ich, die zahlreichen Lück 
erklären, die sich in den ln Mitheilungen finden. 
Was die Vorbereitung für die spätere Bearbeitung betrifft, so wil 
ich nur anführen, dass, nachdem die Gehirne durch Abmeisselung de 
Schädeldecke eelcet waren, dieselben mit ihrer knöchernen Unter- 
lage in starken Alkohol und Snsler in eine 30/,ige Lösung von doppe 
 chromsaurem Kali kamen. Vollständig aus der Schädelhöhle entfeı 
' wurden sie erst, wenn die Erhärtung so weit gediehen war, dass ei 


Das Gentralnervensystem des Alligators. 334 


% biegung der einzeinen Theile gegen einander nicht mehr zu be- 

fürchten stand. Eins der Gehirne wurde dann in möglichst vollständige 

PR ‚'Schnittserien zerlegt, wobei ich mich des von Ruruerrorn angegebenen 

freething microtome, jedoch unter Anwendung der Einbettung in die 

übliche Mischung von Paraffin, Wallrath und Olivenöl zu gleichen 

Gewichtstheilen, bediente. Die Schnitte wurden meist mit ammoniaka- 

- lischem Carmin, einzelne auch mit essigsaurem, sowie mit Pikrocarmin, 
Hämatoxylin u. s. w. gefärbt, entwässert, mit Brönner’schem Fleck- 
‚wasser 1) aufgehellt und in Canadabalsam aufbewahrt, 

Unglücklicherweise zeigte das betreffende Gehirn sich stellenweise 

N bröcklig, so dass ich zum Theil auch das zweite zur Ergänzung lediglich 

der Querschnitiserien benutzen musste. Daraus erklärt es sich, wes- 

halb ich auf Längs- (Horizontal-) Schnitte, neben jenen, verzichten 
musste, obgleich diese gerade bei derarligen Untersuchungen wichtige 

‚Aufschlüsse über Faserung u. s. w. zu geben geeignet sind. 

Das dritte Gehirn endlich diente als Gegenstand der organologischen 

_ — um das Wort »makroskopisch « nicht zu gebrauchen — Untersuchung, 

_ und wurde, um einen Einblick in die Höhlen zu gewinnen, durch einen 

senkrechten Längsschnitt halbirt. Von ihm rühren die Zeichnungen 

(Fig. 4—4) her, die ich in möglichster Treue und in natürlicher Grösse 

entwarf und selber ausführte. — Meines Erachtens ist,auf eine genaue 

und fein ausgeführie bildliche Darstellung bei solchen immerhin nicht 
alltäglichen Untersuchungsgegenständen gar nicht genug Gewicht zu 
legen. Die Mühen der künstlerischen Ausführung durch den Anatom 

n selbst werden durch den dauernden Werth wirklich correeter Zeich- 

\ nungen reichlich aufgewogen. Als Beispiel könnte ich die Zeichnungen 

er Anatome testudinis Europaeae des Bosanus anführen, die noch jetzt, 

ach einem halben Jahrhundert, alle Anerkennung verdienen. 

Wenn, wie Lessing seinen Contı sagen lässt, auf dem langen Wege 

aus an Kige durch den Arm in den Pinsel schon beim Künstler so 

viel ‚verloren geht, wie viel grösser wird diese Gefahr, wo, wie bei so 

ielen Aukkdurischen Abbildungen, der Umweg ein doppelter ist, und 
‚dem Auge des Anatomen die Hand des Künstlers, dem Künstler das 

Auge des Anatomen abging, als beide ihr gemeinsames Werk schufen. 


4) Dieses zuerst von Henze (Zeitschrift für rationelle Medicin, 8R., XXXIV, 58, 
ar: Handbuch der Nervenlehre, Vorrede VI) empfohlene Mittel lässt sich mit 
[olg überall statt des theuren Nelkenöls anwenden, vor dem es, abgesehn von 
Pe u umen Be entschieden a Bun hat. 8 fand , dass 


see 


‚Gerade der vorliegende Gegenstand hat sich ben hicher Keine 
guten Darstellungen zu erfreuen gehabt. Wenn ich die verschiedenen 
en durchmustere, in denen gelegentlich das Gentralnervensysiem 
des Krokodils beschrieben und abgebildet wurde — eine monographische 
Bearbeitung ist wir nicht zu Gesicht gekomnien — so muss ich zunächst 7 
Serkus erwähnen: Auf Tafel V, Fig. 145—118 und 130, 131 des Atlas % 
zu seiner Anatomie comparee du cerveau dans les quatre classes des ” 
animaux A veriebres (Paris 1824) giebt er Abbildungen des Gehirns vom 
Krokodil und Caiman, die man nur als äusserst ungenau und mangel- 
haft bezeichnen kann. DesmouLıss (Anatomie des systemes nerveux des 
‚animaux a vertebres etc. Paris 1825) giebt nur einen Durchschnitt des 4 
Auges vom Crocodilus sclerops (Taf. VII, Fig. 9), dagegen keine Dar- ° 
stellung des Gehirns, was bei der Sauberkeit und Genauigkeit seiner 
Abbildungen zu bedauern ist. Bischorr bildet in seiner Dissertation 
(Nervi accessorii Willisii anatomia et physiologia. Darmstadii 1832) auf 
Taf. V, Fig. 1 das theilweise frei gelegte Gehirn von Grocodilus sclerop 
in halbem Profil ab; die eigentliche Darstellung betrifft aber den Ur 
sprung des Vagus und Accessorius. Noch weniger für unsere Zwecke 
verwerlhbar ist die Abbildung von Benpz (Bidrag til den sammenlig 
nende Anatomie af Nervus glossopharyngeus, vagus, accessorius Willis 
og Hypoglossus, Kjöbenhavn 1843. Taf. Il), weil auch hier auf die 
Nervenursprünge das Hauptgewicht gelegt ist. Fıscner (Die Gehirn 
nerven der Saurier. Hamburg 1852. Taf. IH, Fig. 5) giebt auch nu 
die Nervenverzweigungen in recht schematischer Weise. 
Die beste Darstellung des Krokodilgehirns findet sich in J. MüLLer 
Vergleichender Neurologie der Myxinoiden (Berlin 1840. Taf. IV, Fig. 1, 2) 
Die Decke der Vierhügelgegend ist entfernt, um einen Einblick i 
den Hohlraum derselben und die daselbst befindlichen paarigen Au 
schwellungen zu zeigen. Trotzdem fehlen die Einzelheiten, und di 
Abbildung ist nichts weniger, als erschöpiend. 
| Von neuern und neuesten Veröffentlichungen erwähne ich nur Hass 
(Das Gehörorgan der Krokodile u. s. w. Anatemische Studien. Bd. 
Leipzig 1873. XVII. Taf. XXXII, Fig. 9, 10, 41). Er berücksichti 
_ entsprechend dem Gegenstand seiner Untersuchungen, das Gehirn n 
 beiläufig und in seinen gröberen Verhältnissen. 
Wirklich eingehend endlich ist die Darstellung Rarnuxe’s (Unte 
suchungen über die Entwicklung und den Körperbau der Krokodile 
Braunschweig 1866). Er giebt auf Taf. I, Fig. 5, 6, 7, 8 verschiedene 
Ansichten en Gehirns eines a vom ae ts in Zw 


RER 


N Das Qentralnervensystem des Alligators. 339 


weil er nur BD NNEN und junge Thiere ber 


auch ihm a 


ee . on soweit, dieselbe ih ich in den verschiedenen 
 Handbüchern der vergleichenden Anatomie vertreten findet. 
as Ich schreite nunmehr zur Darstellung des Gentralnervensystems 
des Alligators auf Grund meiner eignen Untersuchungen. Dabei werde 
ich folgenden Weg einschlagen: der erste Abschnitt meiner Arbeit sell 
lediglich die organologischen Verhältnisse umfassen, soweit dieselben 
Y ohne feinere optische Hülfsmittel zugänglich sind. Im zweiten Theil ge- 
denke ich die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung niederzu- 
legen, sofern sie namentlich für das Verständniss der Faserung, der 
-_Nervenursprünge und -Kerne von Bedeutung ist. Den Schluss würde 
die Deutung des Gefundenen im vergleichend anatomischen Sinne bilden. 
- Ich bin mir wohl bewusst, dass eine solche Trennung gewisse 
Uebelstände im Gefolge hat, allen ich glaube, dass letztere geringer 
sind, als die Mühe, welche man aufwenden muss, um in ähnlichen Ar- 
beiten nicht den Faden zu verlieren. Das Ab- und Ueberspringen vom 
Organologischen zum Mikroskopisch- anatomischen und umgekehrt ist 
nur da ohne Gefahr für das Verständniss möglich, wo der Leser wenig- 
siens im 'erstern Gebiet bereits zu Hause ist. Wo aber, wie hier, zum 
sten Male eine genaue und möglichst erschöpfende morphologische 
Dar tellung bisher wenig oder gar nicht gekannter Einzelheiten gegeben 
w rd: darf man bei dem Leser keine allzugrosse Orientirung voraus- 
zen. Ih zur Sache! 


A. Hüllen des Centralnervensystems. 


Hat man die Dura mater, die bei den erwachsenen Thieren sehr 
ist, entfernt, so fällt zunächst die tiefgraue, ja schwärzliche Fär- 
, der freigelegien Gefässhaut auf. Diese Färbung tritt am Rücken- 
mehr gleichmässig, am Gehirn mehr fleckig auf, und nimmt an 
elne n Stellen, z.B. an der dorsalen Fläche des an M: arks, 


ui Her  yereyeigungen und der Pia en | 
; Pia ist mit der Oberfläche des ...n mehr oder 


u 310 nn Se Rabi-Rückhard, 2, 


nung am gehärteten Gehirn hier nur unter: Suhstsnzrerus der Nerven) 
masse, und daher unter Zurücklassung einer rauhen Oberfläche, gelang 
Schon mit blossem Auge lässt sich in diesem Bereich an der Innenfläch 
der abgelösien Gefässhaut ein Gewirr feinster Fäserchen erkennen, die 
in die Hirnsubstanz dringend, eine feste Verbindung beider Theile he 
‚stellen. | 
Auch an andern Stellen dringen Herartige Fortsätze der Pia, die nur 
zum Theil Träger von Gefässen zu sein scheinen, in die Nerveitinad n 
ein. Srırpa hat!) dieses Verhalten auch bei der Schildkröte gefunden 
und abgebildet, und überhaupt auf die Verbreitung desselben im cen- 
tralen Nervensystem der Wirbelthiere aufmerksam gemacht. 
Indem die Pia überall in die Spalten, welche die einzelnen Hirn 
iheile zwischen sich lassen, als Duplicatur oder auch einfache Schich 
eindringt, bilden sich an ihr verschiedene Fortsätze aus. Es erschein 
indess natürlicher, erst bei Beschreibung des Centralorganes selbe 
jedesmal an der betrefienden Stelle, auf diese Bildungen einzugehen. 


B. Das Centralorgan selber. 


I. Das Rückenmark. 


Das Rückenmark des Alligators nimmt die ganze Länge des Wirbe 
canals ein, indem es erst am vorleizten Schwanzwirbel als dünn 
rundlicher Faden endet. Es zeigt eine wechselnde Dicke und Gesti 
des Querschnitts. Dieser ist fast überall elliptisch, nähert sich ab 
stellenweise einem Kreise. 
Gervical- und Lumbal-Anschwellung sind, entsprechend dem A 
gange nur dünner Nervenwurzeln, als mässige, spindelförmige Ve 
dickungen vorhanden. Während aber die Lumbal-Anschwellung schn 
und gleichmässig zum Schwanzmark sich verjüngt, nimmt das Halsma 
nach der Medulla oblongata direct an Umfang zu, so dass sein senl 
rechter (dorsoventraler) Durchmesser in der Gegend des ersten Halı 
nerven dem der Halsanschwellung gleich kommt, während der qu 
Durchmesser den des letztern sogar übertrifit. Dadurch erscheint d 
Querschnitt hier flach querelliptisch, und rundet sich auf der Höhe 
‚Gervical-Anschweilung derart ab, dass sich der senkrechte zum que 
Durchmesser wie 2:3 verhält. 

Hinter dem Abgang der Nerven der Vorderextremität nimmt d 
Brustmark an Dicke ab, so dass bereits eiwa 4 Gm. eg diese 


schrift Bd, XXV. p. 368, 


N 


Das Oentralnervensystem des Alligators, ee] 


ständlich immer die Tiefe der Längsspalten mitgemessen. — Immer. 
hr nach hinten nimmt dann der im oberen Abschnitt des Brusimarks 
fast runde Querschnitt die flach elliptische Gestalt an, und erscheint 
stellenweise, nächst dem Schwanzmark, als dünnster Theil des ganzen 
Rückenmarks. Etwa 4—-4,5 Cm. oberhalb des Abganges des ersten 
Lendennerven messe ich 9,5: :5,6 Mm., so dass also Hals- und Lenden- 
anschwellung ziemlich gleiche Dicke Babe Sehr schnell erfolgt dann 
die Verjüngung zum Schwanzmark:: ein unmittelbar auf die Abgabe der 
- Lendennerven folgendes Stück von 4 Cm. Länge misst beispielsweise 
in seinem oberen Querschnitt noch 7, beziehentlich 4 Mm., ist somit 
stark querelliptisch, in seinem untern nur noch 5, beriebenslich 3 ‚3 Mm. 
So läuft das Rückenmark allmälig in einen unmen Faden aus, welcher 
an der bezeichneten Stelle spitz endet. Eine der Gauda equina eni- 
sprechende Bildung ist auch beim Alligator nicht vorhanden, weil die 
Nervenwurzeln des mächtigen Schwanzes in gewissen, regelmässigen 
Abständen, gleich den Intercostalnerven, vom Mark abgehen. 
Selbstverständlich haben die mitgetheilten Maasse, die am gehär- 
teten Organ nach Entfernung der Pia mit dem Cirkel gemessen ‚wurden, 
ur eine individuelle Geltung für das gerade untersuchte, von der 
Schwanz- bis Schnauzenspitze nicht ganz 3 Meter lange Thier. Immer- 
hin gestattet a aber die Vergleichung der Durchmesser verschiedener Quer- 
schnitie allgemeine Rückschlüsse auf das gegenseitige Grössenverhältniss 
dieser Theile bei andern Thieren gleicher Art. Ich gebe somit eine Zu- 
; amenstellung der gefundenen Maasse, sowie des jedesmaligen Ver- 


Durchmesser | 
seukrechter | horizontaler) s:h 
Mm. Mm, sul 3 MRLES 
en | 1: 4,66 
5 9,2 | 1:41,84 
| 5 7,6 | 4: 4,52 
6 8,5—9 1:A,5 
| 3 6 15,9 
4 16,576 | 4:1,69—4,9 
5—5,6 89,5 |4:1,6—4,7 
4 7 | 1:24,75 
3,8; 5 | 424,34 
a 6 | 1:41,96 
255 3,6 1: 1,8% 
Ju AB 1,7 | 1:24,43 


Schwanzmarks, so dass z. B. die nur 1,5 Min. im senkrechten, 4,7 Mnı. 


bereits bedeutend verjüngten Schramma: unkenntlich werde 


"überzeugt man sich, dass letztere auch in den Zwischenstrecken, 


lung der grauen Substanz betrifft, so muss ich auf den zweiten Th 
meiner Arbeit verweisen. Nur bezüglich der Spinalnerven will ich eine 


Zeitschrift. Bd. XXV. p. 363. 


Än seiner vantaalın Fläche besitzt das Rückenmark. des Alligat 
eine tiefe, fast bis zur Mitte des Querschnitts dringende, ‚senkrech! 
Spalte von wechselnder Breite (Fissura mediana ventralis s. inferior), 
Dieselbe findet sich selbst noch an dem bedeutend verjüngten Theil des 


im horizontalen Durchmesser betragenden Querschnitte sie noch voll 
kommen ausgeprägt zeigen. Eine Duplicatur der Gefässhaut dringt i 
sie ein und steht namentlich mit ihrer Decke, der Gommissura inferior \ 
in festem Zusammenhang. 

Insoweit scheinen sich die Verhältnisse beim Alligakör ganz denen | 
bei der Schildkröte anzuschliessen !). Dagegen weicht das Rückenmark' “ 
beider darin von einander ab, dass sich bei ersterem auch auf der dor- 
salen Wölbung eine sehr feine, aber vollkommen scharfe, seichte Furche‘ 
vorfindet. Dieselbe entspricht einer stärkern Bindegewebslamelle, welche‘ 
in senkrechter Richtung den dorsalen Theil des Rückenmarks durchset 
und bis zur hintern (obern) Commissur reicht. Zur Seite dieser Furcl 
verläuft weiterhin je eine ebenfalls sehr feine, linienförmige Furche, 
dass man längs der ganzen dorsalen Rückenmarkstläche drei feine Längs 
linien neben einander verfolgen kann, die erst sehr weit hinten 


(Taf. XIX, Fig. 1? und 3°: Fmdund Fi). Die dorsalen Nervenwurz 
treten zwar dicht lulerelmrts von diesen Nebenfurchen zu Tage, doch? 


von Nervenursprüngen frei sind, scharf ausgeprägt verlaufen, und so 
nicht etwa einfach durch Abreissen dieser Wurzeln erzeugt werd 
Man kann sie also wohl richtiger mit den Sulci intermedü posteriores 
des menschlichen Rückenmarks vergleichen, nicht mit dessen Sule 
laterales posteriores. Ä 

Soviel über die gröberen anatomischen Verhältnisse des Rücke 
marks. Was den feineren Bau, namentlich auch die Form und Entwick 


Punct richtig stellen. Er betrifft die Wurzeln der obersten Cervical 
nerven: Bei der Schildkröte fehlen nach Bosanus und Srırpa 2) den erst 
beiden die obern Wurzeln. Auch der Frosch, den wir als den noch ar 
genauesten untersuchten Vertreter aus der lasse der Amphibien zum 
Vergleich heranziehen können, hat nach letzterem Forscher) nur ein 


4) StıepA, Ueber den Bau des centralen Nervensystems der Schildkröte. Di 


2) I. ec. p. 363. 
3) Studien über das Genchr Nervensystem der Wirbeltbiere. p. 3. 


2 Das u des a B 343 


| wenn man Er ersten nern v das Hnmisielbar hunter den Unilein 
Hy ‚oglossuswurzeln (s. u.) entspringende Wurzelbündel anspricht 
BIRIS, Kie. 42, 2°, 3b, Ic). Möglicherweise ist letzteres noch dem 
Er poglossus aschnen, ob gleich die Lage nicht gerade dafür spricht. 
ntscheiden lässt sich die Sache nur durch eine Verfolgung des peri- 
pheren Verlaufs dieser Wurzel und ihrer etwaigen Anastomosenbildung 
mit dem zwölften Hirnnerven. Wie dem immer sein mag: jedenfalls 
fehlt dieser und der nächst hinteren, sicher als ein Cervicalnerv aufzu- 
fassenden Wurzel der dorsale Theil, und erst am dritten Nerv (dem 
ersten, der hinierwärts vom Foramen oceipitale aus dem Halsmark ent- 
springt) findet sich eine obere Wurzel als ein einfacher, sehr langer und 
dünner Faden, der, dicht iateralwärts vom Sulcus intermedius die Pia 
Ehdringend, sehr schräg von vorn oben nach hinten unter ziehi. 

Auch die nächsien drei Cervicalnerven besitzen nur je zwei obere Wur- 
Ifäden. Ueberhaupt stehen die dorsalen Wurzeln den ventralen an 
Zahl und Mächtigkeit nach, was vielleicht mit der geringen Sensibilität 
d narahoreien und rkncheriän Hauibedeckung ın Beziehung steht. 


u Das verlängerte Mark und dessen Nerven. 


Das’ Halsmark geht unmerklich in das verlängerte Mark über. Dabei 
wird die dorsale Mittelfurche etwas breiter und seichter, lässi sich aber 
bis zu der Stelle verfolgen, wo die Oberstränge, unter spitzem Winkel 
| auseinanderweichend, den vierten Ventrikel zu Tage treten lassen. Zu 
äiden Seiten dieser Furche verlaufen die bereits erwähnten Seiten- 
rchen, die der Grenze zwischen Ober- und Seitensträngen entsprechen. 
Dazu gesellen sich noch mehrere oberflächliche Linienzüge, die den 
| jersträngen ein fein längsgestreiftes Aussehen verleihen, ohne dass 
ch scharf abgegrenzie Abtheilungen nee würden. 
tere schwellen da, wo das vierte Ventrikel beginnt, sich abrundend, 
zwei Keulen an (Taf. XIX, Fig. 1°: Clv). Die lineare Furche, welche 
Oberstränge lateralwärts ee, ist im Bereich der Kenlen nicht 
ehr. erkennbar. Hier wird die Grenze durch die Wurzeln der zahl- 
en Hirnnerven bezeichnet, Dagegen tritt bereits in der Höhe der 
ten Bündelgruppe dieser Nerven (Fig. 3 b Bei XD) eine neue Furche 
er nach vorn und unten Ba sich in einer nach vorn 


mehr unier starker, nach vorn convexer Krümmung sich wieder na 


ee Rab itacina, 


- (Taf. XIX, Fig. 2°, 3°: SI), zieht dieht an der untern Trigeminuswu) 
entlang, und ändert jenseits dieser abermals ihren Lauf, indem sie n 


oben wendet und an dem tiefen Spalt endet, der Kleinhirn und Corp 
 bigemina von einander trennt (Taf. XIX, Fig. 3. ? bei S)). | 
Durch diese Furche erscheint somit das ganze verlängerte Mark u 
die Brückenregion (Pars commissuralis Rsissner, STiepA) in zwei scha 
begrenzte Halbeylinder getheilt: einen ventralwärts gelegenen kleine 
den man als Pyramidenstrang bezeichnen kann (Fig. 2°: Pm), und ei 
dorsalen, der im Bereich des vierten Ventrikels sich keulenförmig verdi 
in diesen Keulen, innerhalb derer sämmtliche hintere Hirnnerven, n 
Ausnahme des Abducens und Hypoglossus, zu Tage treten, sind offenb 
Seiten- und Oberstränge mit einander vereinigt enthalten, und we 
ich für sie den Namen Clavae wähle, so geschieht dies mit der ausdrüc) 
lichen Bemerkung, dass sie Hedentend mehr in sich begreifen, als. ( 
 Glavae der Fa graciles des Menschengehirns. an 
Im Querschnitt (Taf. XX, Nr. 1—-13) erscheinen diese Keulen s 
lich stark convex gewölbt und von hinten nach vorn an Ausdehnung z 
nehmend; ihre stärkste Entwicklung fällt in die Höhe der Trigemin 
wurzel. a 
Die Seitentheile des verlängerten Marks in der Höhe der Hyp Ü 
giossuswurzeln sind, entsprechend der elliptischen Form des Q 
schnitts, ebenfalls stärker gewölbt, als die obere und untere Fläche 
‚auf einer kurzen Strecke, abgerundet kantig. Hier bemerkt man a 
eine flache, aber deutlich erkennbare Einschnürung des vordern The 
dieser Kanten {Fig. 4? und 2° bei X/T). Eine scharfe Begrenzung 
Seitenstränge gegen die Unter- (oder Pyramiden-) Stränge besteht niel 
das Gebiet der letztern wird nur durch die hier frei werdenden H 
glossuswurzeln bezeichnet. | 
An der ventralen Fläche des verlängerten Marks bemerkt man z 
nächst eine Fortsetzung der untern Rückenmarksspalte. Dieselbe ve 
_ flacht sich allmälig zu einer seichten Furche, und endet, eine kurze Strec 
gablig geiheilt, in der Höhe der Trigeminusursprünge (Fig. an Fr 
Bemerkenswerth ist nur, dass da, wo der erste Gervicalnerv frei 
von ihr einige kurze Dosklunkes ausgehen, in die theils Duplica 
sr der Gefässhaut, theils stiftförmige Fortsätze und Gefässe sich einsenk 
(Taf. XIX, Fig. 2°bei Fmv). Endlich beobachtete ich noch neben der M 
‚telfurche eine flache, länglich runde Vertiefung, eigentlich nur einen Ei 
druck, und zwar dicht vor der eben besprochenen Einschnürung 
Seitenstränge. Die Lage entspricht etwa der Gegend, wo die H 
 glossuswurzeln liegen. Vielleicht ist diese Grube nur ein durch 


Das Centralnervensystem des Alligators, 345 


ad noch eich Halsmark erzeugter Eindruck, der später durch die 
ng fixirt wurde. 

| ‚Der Verlauf des Hals- und verlängerten Marks ist, beide als Ganzes 
genommen, kein geradliniger, sondern stelli einen ventralwärts con- 
 vexen Bogen dar, dessen Beginn mit der Umbiegung der Oberstränge 
 zusammenfällt, und der nach vorn in den concaven ventralen Abschnitt 
. der Vierhügelregion übergeht. Die stärkste Wölbung dieses Bogens ent- 
"spricht somit der Gegend, wo bei höheren Wirbelthieren die Brücke 
auftritt. Im Querschnitt zeigt sich, dass hier das verlängerte Mark seine 
\ grösseste Dicke erreicht. Diese Wölbung fand schon Rarurz bei Em- 
 bryonen vor‘). 

Demnächst fesselt nun der vierte Ventrikel und seine Umgebung 
"unsere Aufmerksamkeit. Derselbe tritt dadurch zu Tage, dass die keu- 
lenförmig verdickten Oberstränge unter .emem nach Kain spitzen 
Winkel auseinanderweichen. Die flach conyexe dorsale Fläche dieser 
erscheint, entsprechend dem Zuge der an ihrem lateralen Rande frei- 
enden Nervenwurzeln, fein quergerunzelt. Man kann diese Faser- 
Bas nach aalogie als Fibrae arciformes (äussere quere bogenförmige 


"Zwischen an Winkel de di medialen Ränder der Clavae er- 
‚eugen, ist ein dünnes, res Markbiatt ausgespannt, welches in 
iner Mitte eine feine Längsspalte besitzt (Taf. XIX, Fig. I ». : 0b). Ich 
‚eichne es es Meer] (Obex). Nach vorn setzt A Hessalbe jederseits 


mit den Seitentheilen des Kleinhirns in einer unten näher zu be- 
Reader Weise in nn zu treten ( Taf. XIX, Fig. 4°: ‚Der 


Auch napale de Obex ed ach dieses 
kann aber bei oberflächlicher Be- 


ee 


ist. Man kann die besöihehinen Markstreifen als jener planen Taknail 
homolog ansehen, die am menschlichen Gehirn den Seitenrand des vie 
ten Ventrikels begrenzt. (Taenia plexus chorioidei ventriculi qua 
Henze, Ala pontie Reichert.) 
| Nahe dem lateralen Rande der Glavae treten nun die Zahireieh 
Gruppen der den hintern Hirnnerven angehörigen Wurzelfäden zu Tag 
Ueber deren Zahl und Ursprung finden sich in der Literatur th 
widersprechende, theils ungenaue Angaben niedergelegt. J. G. Fisch 
giebt an, dass bei Erocodilus biparkath die Wurzeln sämmtlicher h 
tern Hirnnerven (Glossopharyngeus, Vagus, Accessorius, Hypoglossu 
in ein gemeinschaftliches grosses Ganglion einmünden, weiches er 
Ganglion petrosum bezeichnet. Er zählt sechs gesonderte Wurzeln, 
sich zum Ganglion sammeln, nämlich zwei Bündel von der Grundfläe 
des verlängerten Marks, dem N. hypoglossus angehörend, ausserde 
noch vier Bündel, die in schräger Richtung, von vorn unten nach hin 
oben enispringend, dem Vagus und Glossopharyngeus entsprech« 
sollen. Einen vom Vagus getrennt entspringenden Glossopharyng 
der sich sonst bei allen Sauriern finden soll, fand er beim Krok 
nicht, und spricht, wie vor ihm C. Vosr, die vorderste Wurzel, 
. erstern als Ersatz dafür an. Endlich soll in das Ganglion noch die 
6—8 feinen Bündeln bestehende Wurzel des Accessorius eingehen, 
nur von der Rückseite des verlängerten Marks (soll heissen : dorsal 
Fläche) sichtbar ist. Letzterer entspringt nach Fıscner bei allen Sauri 
und auch beim Krokodil in einer schrägen Linie, die, von der Ursprun 
stelle des Vagus an der Seitenfläche des Verlänkenlei Marks beein 
sich nach hinten oben zur Rückenfläche desselben bis hinter den zweit 
 Halsnerven erstreckt?2). Aehnliche Angaben über die Wurzelursprü 
macht Owen). Dagegen fand Bennz #) bei Alligator lucius einen 
Vagus völlig getrennten Glossopharyngeus mit einem eigenen Gangl 
während nach Vogr bei Champza und Grocodilus dieser zwar eine e 
Wurzel hat, aber in den Yagus mündet. 

Ich selber habe die Ganglienbildung und Verflechtung aller d 
Nerven nicht verfolgt, theils, weil dies ausserhalb meiner engern 
gabe lag, theils, weil die riesigen Thiere, die mir zur Verfügung st 
den, durch ihre steinharten, jedem Meisselhiebe trotzenden Schäd 
ran ‚eine u. so zeitraubend BERACDE 


4) Die Hirnnerven der Bun Hamburg 1852. 

2) p. 62. 

3) On the ‚Anatomy of vertebrates 1866. Vol. I. p. 312. 313. 
4). c.p. 10. 


Das ‚Centrahieryensystem des Alligators, 347 


Re Dagegen habe ich die Wurzeln, soweit sie intracraniell ver- 
Pieten, auf das Sorgfältieste erhalten, indem ich unter Wasser und mit 
der Loupe präparirte, und bin dabei zu folgenden, wie ich glaube, ver 

. sslichen Ergebnissen gelangt: Ich zähle im Een 414—15 feine 
 Wurzelfäden, die in der Höhe des vierten Ventrikels längs dem lateralen 
Rande der Clavae zu Tage treten. Eine ihre Ursprünge verbindende 
Linie verläuft, entsprechend jenem Rande, von hinten oben nach vorn 
- unten, und hält sich an den von mir untersuchten Exemplaren etwa 
2 Mm. nach innen davon entfernt. Man kann im Bereich des vierten 
 Ventrikels vier Gruppen solcher Fäden unterscheiden, deren oberste 
R vorderste die zahlreichsten und stärksten (5--6) Wurzeln aufweist und 
" einen relativ ziemlich dicken Nervenstamm bildet; dahinter folgen zwei 
- lange feine Fäden, und dann wieder je drei, die mehr schräg nach vorn 
streben (Taf. XIX, Fig. 1°: X). Von diesen sind die hintersten drei am 
- feinsten und vereinigen sich zu einer Wurzel. Die Ursprungsstelle des 
- vordersten aller Fäden liegt etwa % Mm. hinter dem hintern Rande der 
_ Hörnervenwurzel, die des hintersten etwas nach hinten von der Spitze 
‚des Obex. 

Ausser den bisher genannten darf man aber noch einige (k—5) sehr 
‚feine, sich nach hinten oben an diese anschliessende Wurzelfäden nicht 
übersehen, welche, genau am lateralen Rande des Corpus restiforme 
entspringend, bis in die Gegend des zweiten Cervicalnerven zurück- 
reichen, und sich zu einem nach vorn strebenden Stamm vereinigen 


r 


Bis. b. : X]). Somit entsteht ein Bild, welches der Darstellung dieser 
‚Nervenursprünge am Gehirn der Schildkröte durch Bosanus, noch mehr 
‚aber der Abbildung ähnelt, die Bexnz auf Taf. I seines oben bezeich- 
‚neten. Werkes von Chelonia mydas giebt. Freilich reicht hier der Ur- 

prung des N. accessorius bis hinter die obere Wurzel des dritten 
Jervicalnerven. Bis dahin konnte ich an dem einzigen Exemplar des 
Alligators, wo älle Nervenwurzeln anscheinend wohl erhalten waren, 

den Ursprung nicht verfolgen, will aber nicht die Möglichkeit aus- 
chliessen, dass ein letzter feinster Faden bei der mühsamen Präparation 
verloren ging!). Auch mit der Darstellung der Nervenwurzeln vom Alli- 
zator lueius durch den eben genannten dänischen Forscher lassen sich 
# meine Ergebnisse vereinigen, wenn man davon absieht, dass die bei- 
gegebene Zeichnung (Taf. III) die Verhältnisse augenscheinlich weniger 
Penauı wiedergiebt. 


| A) Seitdem habe ich mich an einem zweiten, jüngern Exemplar ebenfalls über- 
h zeugt, ‚dass der hinterste Faden (hatsächlich sich bis an jene Wurzel zurückverfol- 
v gen lässt. Die Figuren geben somit nicht die volle Länge des Fadens wieder, weil 
En schnitt gleich hinter den zweiten Cervicalnerv (Ic) fällt. 


 Babidltckhud., ce 


VE 


Soviel uber die Zahl und Anordnung der im. Hera vier! 
Venirikels zu Tage tretenden Nervenwurzeln. Was die Deutung betrifft 
- so müssen wir wohl sämmtliche Fäden als vereinigte Vagus- un 

Accessorius-Wurzeln ansprechen, allein erst eine erneute Prüfun 
‚wird ihre Verbindung zu einem gemeinschaftlichen Ganglion (petrosum 
sicherstellen, und so die Angaben von Benpz, BıscHorr und Rıscuer klären 
in einem Punct aber kann ich dies schon jetzt thun : er betrifft die Wurze 
des Glossopharyngeus. Man bemerkt nämlich vor der vorderste 
der eben beschriebenen Vaguswurzeln, durch einen Zwischenraum von 
ihr getrennt, weiter eine Wurzel. Dieselbe löst sich etwas mehr median 
wärts, als jene, von der dorsalen Fläche der Clavae, unmittelbar hinter) 
dem Hinterrande des breiten, platten Acustieus, indem sie aus drei ode 

' vier.sehr bald verschmelzenden Fäden entsteht (Taf. XIX, Fig. 1°: IX) 
Ich halte diesen Nervenstamm, der einen jedenfalls intracraniell selbst 
ständigen Verlauf hat, für den Glossopharyngeus, doch wird auch hi 
erst eine Verfolgung des peripherischen Verlaufs die Frage entscheiden 
Ob Fischer, der bei Crocodilus die Existenz eines solchen leugnet, ih 
hier nur übersehen hat, oder ob thatsächlich bei so nahe verwandte 
Gattungen derartige Abweichungen der Nervenursprünge vorkommeı 
lasse ich dahingestellt sein. Im Anschluss an diese obern Hirnnerve 
will ich den Hypoglossus erledigen, der nach Fıscazr ebenfalls. 
jenen in ein gemeinschaftliches Ganglion übergeht. Dieser Forscher giel 
für den Hypoglossus der Krokodile zwei Hirnwurzeln an, die keinerle 
Verstärkungszweige von Spinalnerven erhalten sollen. Seine Abbildung‘ 
zeigt zwei ziemlich nahe am lateralen Rande (!) der ventralen Fläe 
des verlängerten Marks entspringende, einfache Stämme, was der Wirk 
lichkeit durchaus nicht entspricht, und vielleicht der sehr schematisch 
Darstellung zur Last fällt. Ich finde dagegen einen einfachen Faden 
vordere, und ein kleines Bündel von 3 bis 4 kurzen Fädchen als hinter 
Wurzel, beide durch einen geringen Zwischenraum von einander g 
schieden. Wie wohl kaum gesagt zu werden braucht, entspringen $i 
nicht am lateralen Rande, wo die Seitenstränge liegen, sondern zwise 
‚diesem und den Unter- (Pyramiden-) Strängen ziemlich nahe an 
 untern Medianspalte (Taf. XIX, Fig, 2°, 3°: XII). Das grössere, pla 
Bündel (Taf. XIX, Fig. 2°, 3°: Te), welches dicht hinter den eben be 
- schriebenen ebenfalls am lateralen Rande der Pyramidenstränge 
wird, und quer nach aussen verläuft, muss wohl als erster Halsne 
‚angesprochen werden, dem, wie ich bereiis oben angab, die dors 
Wurzel fehlt. Auch hier ist noch durch die I a Be 
pheren Verlaufs eine Lücke auszufüllen. Ei 


1) 1. c. Taf. II, 3. 


Das Oentralnervensystem des Alligators. » 849 


"Kehren wir nun zur Betrachtung der dorsalen Fläche der Medulla 
oblongata, in Sonderheit der Gegend des vierien Ventrikels zurück, so 
fallt zunächst der sehr breite und platte N. acusticus in's Auge. Der- 
selbe beginnt bereits an der lateralen Wand des Ventrikels als platte 
 Verdiekung eines nach dessen Höhle hervorspringenden rundlichen 
 Wulstes. Eine horizontale Furche begrenzt letztere nach unten; sein 
vorderes Ende bildet einen unmittelbar unter dem hintern Ende des 
Kleinhbirns endenden, nach vorn convex abgerundeten Buckel, der 
geradeswegs in die lateralwärts umbiegende hreite Nervenwurzel über- 
"geht (Taf. XIX, Fig. 1°, 4° und Nr. 5,6, 7 der Querschn.). Ich will diesen 
"Buckel als Tuber nervi acustici (Tac), den ganzen Strang aber als 
 Eminmentia acustica (Eac) bezeichnen. Bei seinem quer nach aussen 
gerichteten Verlauf liegt der Acusticus, wie gesagt, auf der dorsalen 
h ‚Fläche der Ulavae, als deren Modellirung er erscheint, und wird dabei 
- von den schräg nach vorn aussen ziehenden Taeniae |{s. o.) überbrückt, 
Am Aussenrande der Clavae angelangt, theilt er sich in zwei fast gleich 
starke, von oben nach unten abgeplaitete Endäste für die betreffenden 
- Theile des Gehörorgans (VIII der Figuren). Unmittelbar vor und unter 
ihm, zum grossen Theil von seiner breiten Theilung verdeckt, liegt die 
: dünne, ebenfalls platte WurzeldesN. facialis (Taf. XIX, Fig. 0b, 30 | vM). 
N beR Nervus trigeminus erscheint als mächtiges rer 
an der Seite des verlängerten Marks, gerade unterhalb des Kleinhirns, 
am vorderen Ende der keulenförmig verdickien Corpora restilormia. 
Man kann die beiden Wurzeln, aus denen er enisteht, deutlich unter- . 
scheiden : es ist eine dicke obere, sich aus zahlr Gehen rundlichen 
F Bündeln zusammensetzende, und eine viel dünnere platte untere, die 
Fun wenigen Bündeln besiehl (Fig. 1—-3°: V). Diese Nervenbündel sind 
‚durch ein äusserst derbes Bindegewebe, welches stellenweis schwarz 
"Pigmentirte Fortsätze zwischen die Gruppen sendet, zu einem gemein- 
h samen Stamm verbunden. Quer nach aussen und vorn gerichtet, 
schwillt der Stamm alsbald zu dem ansehnlichen Ganglion Gasseri an. 
"ıscher !) giebt an, dass der Trigeminus des Krokodils vier Wurzeln 
besitze, nämlich di obere, eine untere. Letztere würde der auch von 
mir als untere Ber efinnien entsprechen. Was dagegen die drei oberen 
betrifft, von denen .die vorderste sich nicht an der Bildung des Gang- 
lions betheiligen soll, so vermag ich beim Alligator nichts derart zu 
erkennen. Ein Querschnitt des Stammes vor der Bildung des a 
gt vielmehr, selbst wenn man ihn unmittelbar am Corpus restiform 

“ ihrt, bereit eine compacte, aus etwa acht grösseren rundlichen, gleich 
dicken | Bündeln auge dorsale , und eine dazu in scharfem 


Zeitschrift £. wissensch. Acologıe: xxx. Ba. 23 


350 a | , Rodl-Bickhard, 


Geg gensatz stehende, platte ventrale Wurzel. Ich maass bei ei 
Exemplar die ers nerhdinien zwischen dem Ganglion und 
ventralen Wurzel an einem dorsoventralen Längsschnitt durch 
grösseste Dicke des ersteren, nach Entfernung der ausserordentlie 
. dicken, festen Bindegewebskapsel. Der horizontale Längsdurchmes 
des Schnitts beirug, bis zur Basis der ersten Wurzel gemessen, 44 Mm 
der darauf senkrechte 7,5 Mm., während die entsprechenden Durch 
messer für die untere Wurzel nur 4, beziehentlich 1,5 Mm. maasser 
Leiztere legt sich einfach an die ventrale Fläche des Ganglions an, oh 
irgend welche Verbindungen mit den andern Bündeln oder mit dies 
selber einzugehn, und biegt so in die Bahn des aus dem hintern Um 
fang des lateralen Randes des Ganglions hervorgehenden dritten Tr 
minusastes ein, dessen untere, kleinere Partie bildend. 

‚Der erste und zweite Ast dagegen werden, dicht neben einand 
vom vordern Umfang des Ganglion frei. Die vordern Bündel d 
Stammes biegen nun zwar geradewegs in den nach vorn gerichte 
etwas mehr ventralwärts, als der zweite, entspringenden ersten 
ein, allein man kann darum doch nicht behaupten, dass dieser Ast k 
Verstärkungsfasern aus dem Ganglion selber erhalte, und somit le 
lich, wie eine selbständige Wurzel, am Ganglion vorbeiziehe. 

Ausser diesen drei Hauptästen, deren erster der schwächste, ( 
dritte der stärkste ist, entspringen von der dorsalen Wölbung 
Ganglions noch zwei dünne Nervenstämme. Der eine tritt an 
Wurzel des zweiten Astes, dem er zugerechnet werden kann, zu T 
um nach vorn aussen zu ziehen, der andere etwas hinter der Mitte 
Ganglion, um sich nach hinten aussen zu begeben. An der Oberfläe 
des Ganglion ziehen bogenförmige, mit der Concavität lateralwärts g 
richtete Faserzüge von der Ursprungsgegend des letzteren zur Wi 
des ersten Astes. Für welche Gebiete diese beiden feinen Zweige | 
stimmt sind, habe ich aus denselben Gründen zu verfolgen unterla, 
müssen, die ich bereits oben anführte. Ich muss mich daher da ’ 
beschränken, wenigstens ihr Vorhandensein sicher gestellt zu habe 
An der Ben schen Abbildung der Hirnnerven von Crocodilus bipo 
catus (l. c. Taf. II, Fig. 5) sind, da erstere von der Bauchseite aufg 
nommen, diese dorsalen Aeste nicht sichtbar. | N 
Der Nervus abducens wird an der ventralen Wölbung dı 
jenigen Theiles der Medulla oblongata frei, der seitlich und dorsalwä 
durch die Crura cerebelli mit dem Kleinhinä in Verbindung steht, u 
_ daher nach Reıssner!) und Sriena?) als Pars commissuralis bezeich 


4) Der Bau des centralen Nervensystems der ungeschwänzlen Batrachier. 
a Studien über das centrale Nervensystem elc. p. 16. 


a 
ar 


Das Gentralneryensystem des Alligators. 


werden kann. Fünf bis sechs sehr feine, in einer Linie, welche der Längs- 
furche parallel ist, entspringende Fasern vereinigen sich zu dem dünnen 
"Siamm. Sämmtliche Wurzelfäden liegen etwa in gleicher Flucht mit 
dem am seitlichen, beziehentlich dorsalen Umfang des verlängerten Marks 
gelegenen Acusticus und Facialis (Taf. XIX, Fig. 2°, Fig. 3° v7). 


DI. Ventriculus quartus und Gerebellum, 

Das Kleinhirn des Alligaiors zeigt sich, gegenüber dem anderer 
Reptilien, bedeutend entwickelt. Während es bei den Sauriern bereits 
eine deutliche mittlere Wölbung besitzti), aber in Bezug auf Grösse 
‚und Differenzirung seiner seitlichen Theile sehr zurücktritt, während 

‚es bei den Cheloniern eine dünne, aber lange und breite Platte ist, die, 
- mit ihrer zungenförmigen Spitze N nach hinien gerichtet, den vor- 
deren Theil des vierten Ventrikels überdacht, erscheint das Kleinhirn 
. der Crocodilinen, wie längst bekannt ist, in einer Entwicklung, die 
schon auf Beziehungen zur Organisation höherer Wirbelthiere, in 
} Sonderheit der Vögel, hinweist. 
Die Grössenverhältnisse desseiben zu den übrigen Hirmnabschnitten 
| werden am besten aus den Figuren 1, 2, 3 erkannt werden. Das Klein- 
 hien erscheint, von oben gesehen, als eine annähernd kuglige Bildung, 
deren Scheitel die vor ihm gelegenen Lobi bigemini nicht unerheblich 
überragt, und nach allen Seiten gewölbt abfällt. Dieser Abfall ist nach 
vorn am steilsten, nach hinten, wo er allmälig stattfindet, wird er durch 
eine quer Euntande, seichte, leicht nach hinten convexe Furche 
unterbrochen. Schon ht chi erwähnen derselben 2). Sie theilt 
änsserlich das Kleinhirn in einen breiteren vordern, und einen kleinern 
hiniern Abschnitt, ohne dass jedoch der Hohlraum, wie wir gleich sehen 
erden, eine meine Andeutung dieser 'somit rein äussern 
liederung zeigte (Taf. XIX, Fig. 1°: s). 
An das so gebildete Mittelstück schliessen sich nun lateralwärts 
genthümliche Theile an, den Recessus laterales in mancher Beziehung 
ergleichbar. Sie zeigen, von oben gesehen (Taf. XIX, Fig. 4°: Ri), die 
Form einer von hinten betrachteten menschlicher Ohrmuschel, deren 
pitze nach vorn gerichtet ist. Der abgerundete freie Aussenrand, der, bei 
4 Durchführung dieses Vergleichs, dem Helix entspräche, biegt vorn ziem- 
En scharf in eine nach hinten unten verlaufende Lamelle um, die nichts 
"anderes ist, als die bereits besprochene Taenia plexus chorioidei ven- 
nerio..IV (Tal. XIX nie. 3U RI). Die länglichrunde Spalte, welche Helix und 


1) Vergl. Laypig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier p. 70 und 
ern 


23% 


NAT RE ARE, OR EHER 


 Rabl-Rüekhard, 


SE 
Se 
—D 


Taenia zwischen sich lassen, und die nach vorn durch den Umbiegun 
winkel beider begrenzt wird, steht nach hinten mit dem vierten 
trikel, nach innen mit dem Hohlraum des Kleinhirns in Zusammenh 
(Fig. 4°) und wird durch jene dreieckige Partie der Gefässhaut n i 
aussen hin geschlossen, die das häutige Dach des vierten Ventrikeli 
bildet. Ersi nach deren Entfernung erscheint sie als scheinbar off 
spaltförmige Communication der Kleinhirnhöhlung, richtiger des vier 
Ventrikels, mit dem Subarachnoidealraum der Oberfläche. 

Ueber. das Verhalten des Hohlraums des Kleinhirns und seine Bk 
ziehungen zum vierten Ventrikel giebt am besten ein Längsschnitt dure 
die dorso-ventrale Medianebene Aufschluss (Taf. XIX, Fig. k* und ® 
Wir sehen, wie das anscheinend so massige Kleinhirn doch wieder ü 
Wesentlichen nur die blattartige Form niedriger organisirter Reptilik 
wiederholt. Es stellt in der That nur eine bei den von mir untersuck 
ten Exemplaren an der Schnitifläche c. 3 Mm. messende Platte dar, di 
zweilach winklig nach innen umgebogen, einen im Längsschnitt 
regelmässig viereckigen Raum umschliesst. Der vordere spitzeKnickun 
winkel entspricht der grössten Wölbung an der Oberfläche des Kleinhir 
Er stellt die Dachfirste des Binnenraums dar, und lässt sich als Fas 
gium bezeichnen. Die hintere abfallende Fläche des Daches krüm 
sich abermals unier einem annähernd rechten Winkel derartig, d 
dieser letztere etwa unter der oben beschriebenen Querfurche der Ob ; 
fläche liegt. Das frei nach unten gerichtete hintere Stück der Pleiis 
scheint im Längsschnitt der vordern Dachfläche annähernd parallel. D 
dem Binnenraum zugekehrte Platte zeigt in der Mittellinie eine a 
aber deutliche Längsfurche. Dieselbe beginnt (Fig. 6) an der Basis der v 
dern Dachfläche, da wo diese in die Decke der Lobi bigemini, 
ziehentlich des Agquaeductus Sylvii übergeht, und lässt sich längs ı 
Mitie des Daches bis zum abgerundeten Rand der hintern Platte v 
folgen. Zur Seite dieser, namentlich hinten, nur angedeuteten Li 
wölbt sich jederseits ein Längswulst hervor, die weiter nach hinten 
einen zusammenfliessend, am hintern Umbiegungswinkel als spi 
Keil enden (Taf. XX, Nr. 9). Einzelne seichte Furchen finden sich nı 
lateralwärts von diesen Wülsten; sie enden ebenfalls an dem eben ı 
nannten Winkel, und werden, leichter als durch eine Beschreibn: 
durch die Figur 6 klar werden, welche einen senkrechten Quersch 
‚durch das Fastigium darstellt. Betrachtet man die dazu gehörige h 
tere Schnitthälfte, so erscheint der Binnenraum des Kleinhirns hier 
ein viereckiger Trichter, dessen Spitze in dem hintern Knickungswin 
gelegen ist, und dessen Seitenwände oben durch die Seitenhälften 
hintern Dachfläche, unten durch die ebenfalls symmetrischen Sei 


= 


Das I N des 358 


i ten der hintern Platte gebildet, cn Die oberen und unteren 
itenwände irennt von einander die Querfurche, welche im Längs- 
chnitt als hinterer Knickungswinkel der Platte erscheint. Ein Schnitt, 
"welcher durch den hintern Theil des Kleinhirns geführt wird, muss da- 
1 "her die etwas nach vorn gekrümmte hintere Platte zweimal, ober- und 
unterhalb des Knickungswinkels, treffen, so dass der Querschnitt (Nr. 9) 
“ einen Hohlraum zeigt. Letzterer lässt oben den quergetroffenen medialen 
"Längswulst, unten eine ihm gegenüberliegende Furche als optische 
" Querschnitte der besprochenen Modellirungen an der Binnenoberfläche 
der Kleinhirnplatte erkennen. An derFig. 6 (Taf. XIX) bemerkt man end- 
lich rechts den Querschnitt der spaltförmigen Oeffnung, welche die Re- 
 cessus laterales durchsetzt; links ist der Schnitt weiter nach vorn ge- 
fallen, und hat die Grura cerebelli ad medullam oblongatam (Ce) in ihrer 
ganzen Ausdehnung schräg getroffen. 
Letztere stellen die Hauptverbindung zwischen den lateralen Thei- 
len der Pars commissuralis mit den Seitenabdachungen der Kleinhirn- 
"platte dar. Die Crura erscheinen als Modellirungen der Seitenwände 
“des Binnenraums in Gestalt je eines massigen Halbeylinders, der von 
hinten unien nach vorn oben ziehend, in die Seilenwände der die vordre 
Dachfläche darstellenden Kleinhirndecke übergeht (Taf. XIX, Fig. £° Ce). 
Nach hinten oben von ihm liegt der frei nach vorn hervorspringende 
8 uber nervi acustici (Tac der Figur), nach unten (ventralwärts) wird 
| en eine ea vom ventralen on der oa, 


‚Eine zweite Verbindung besteht zwischen vorderem Ende des 
einhirns und dem Dach der Lobi bigemini. In der Medianebene wird 
ieselbe durch eine dünne, querausgespannte Lamelle gebildet, die 


ts zu Tage treten, als Velum medullare anterius aufzufassen 

t (Fig. 4° zwischen 14 und 45). 

Der vierte Ventrikel stellt eine weite, nach hinten eontinuirlich in 

en Centralcanal des Rückenmarks überg chende, nur von unten (ven- 

lwärts), sowie theilweis an den Seiten durch Neivenkiäse begrenzte 

nne dar. Dagegen ist ihre hintere (dorsale) Begrenzung, soweit die- 
elbe nicht durch das Kleinhirn gebildet wird, rein häutig, indem hier 
mater und Ependym nebst Plexus een (vergl. p. 345), mit 

nander verschmolzen, den Hohlraum abschliessen. Diese häutige Decke 

tet sich vorn an in nach hinten gekehrten freien Rand der Klein- 


Y 


nplatte, zu beiden Seiten an die oben beschriebenen Taeniae, hinten 


a 354 N 2.0 Rabl-Ritelhard, 


‚ sprungs besprochen. Hinzuzufügen ist nur noch, dass sich unmittelb 


- 


je ein leicht convex in den Hohlraum hervorspringender Längswulst, 
die Fasciculi teretes, verläuft. Die Längsfurche nimmt, wie die Nr. 4 


in zwei annähernd gleiche Hälften, eine vordere und eine hintere. 


a RS STINE TU RA er Rn) SENDEN TARIF 
AN DR A EN Da AR SENT AR RR 
e h #; ER H " 


aber an den Obex. Sie verschliessi, wie schon erwähnt, auch die spal 
förmige Oeffnung der Becessus laterales. Die Modellirungen der frei nac 
oben gerichteten Partie der Seitenwand, welche lateralwärts von di 
Taenia begrenzt wird, sind bereits bei Gelegenheit des Acusticusu 


vor dem vordern Rand’ der Striae acusiicae, in dem spitzen Wink 
zwischen lateralem Kleinhirnrande und Taenia, stets noch ein kleiner, 
länglicher Höcker findet, der mit seinem längern Durchmesser nach vo 
aussen gerichtet ist. Er ist auf Fig. 4 und 3° mit t bezeichnet. Die Quer- 
schnitte Nr. 7 und 8 (Taf, XX) lassen ihn ebenfalls als einen durch scharfe 
Einbuchtung gegen die medial gelegene Partie der Seitenwand sich al 
setzenden Hügel erkennen. 

- Am Boden des vierten Ventrikels findet sich eine in der Media 
ehötle verlaufende Längsfurche (Taf. XIX, Fig. 1° Silo), zu deren Seile 


bis 42 der Querschnitie (Taf. XX) erkennen lassen, allmälig von hintek 
nach vorn an Tiefe zu, und geht so in einen senkrachsen Spalt mit ab- 
gerundetem und erweitertem Boden über, der später den tiefsten Th il 
des Aquaeductus Sylvii darstellt. 
Lateralwärts von den Fasciculi teretes schliessen sich die übrig 
zum Theil bereits beschriebenen Modellirungen der Hohifläche der Veı 
trikelwände an: zunächst im hintern Bereich des letztern ein ebenk 
eylindrischer, richtiger nach vorn conisch sich verjüngender schm 
Strang, der, sofort mit dem Uebergang des Centralcanals in den Ventr 
beginnend, bis unter die Mitte der Eminentia acustica (s. p. 349) reicl 
Hier endet er spitzzulaufend, indem die ihn lateralwärts begrenze 
Furche sich convergirend mit derjenigen vereinigt, die den entsprech 
den Fascieulus teres nach aussen begrenzt. Ich will diesen Straı 
dessen Verhalten und Lage am besten die Querschnitte Nr. 2—4 (Taf. X 
sowie die Figur 4 (Taf. XIX) zeigt, aus Gründen, auf die ich erst in 
mikroskopischen Theil meiner Arbeit eingehen kann, als Eminen 
vagalis (Ev) bezeichnen. Die noch weiter seitlich gelegenen Mode 
rungen rechnet man am besien zu den Seitenwandungen des Venirike 
Es ist dies zunächst ein unregelmässiger Strang von mehr als doppe 
Breite des eben beschriebenen, der in seinem Verlauf nach vorn höc 
anschwillt und als kleiner, flacher Wulst unterhalb und etwas hi | 
dem vordern Ende des Tuber nervi acustiei endet (Fig. 4° @, desgl. 
Querschnitte Nr. 3—7). Eine fast senkrechte Furche (x') theilt denselb 


Den .obern. (dorsalen) Rand der Seitenwände nimmt, wie ber 


Se) 
SD 


Das Oeniralnervensystem des Alligators. 


oben gesagt, die Eminentia acustica mit ihrem schwanzartigen hintern 
 Fortsatz ein. Bliekt man, nach Entfernung der häutigen Decke des vier- 
- ten Venirikels, von oben in denselben, so erkennt man im Grunde den 
Boden des letztern mit seiner Längsfurche und den Fasciculi teretes, 
und von den Seitenwandungen den obern, durch die Eminentiae acusticae 
‘gebildeten Theil (Fig. 1° Sio, Eac). Im Bereich des Kleinhiros tritt 
zwischen die Fasciculi teretes und die Pedunculi cerebelli, und zwar 
in der Höhe des Dachfirstes, am Uebergang des Bodens in die Seiten- 
wände des Ventrikels, ein flach rundlicher Hügel zu Tage. Nach oben, 
aussen und vorn wird derselbe durch eine bogenförmige Furche von den 

Peduneuli, nach der Mittellinie zu dagegen durch eine seichte Längs- 

furche vom entsprechenden Fasciculus teres abgegrenzt (Taf. XIX, 
Fig. 4° Ttr). Im Querschnitt (Taf. XIX, Fig. 6 und Taf. XX, Nr. 10) 
springt er als Kreissegment convex gegen den Binnenraum des Ven- 
'  trikels hervor, denselben seitlich begrenzend. Ich bezeichne diesen 
Hügel als Tuberculum trigemini, weil, wie ich zeigen werde, sich 
hier eine ansehnliche sharp Andei, die den Kern der mo- 
torischen Quintuswurzel darstelli. 

Wie sich alle diese Modellirungen auf senkrechten Querschnitten 
verhalten, zeigen besser, als jede Beschreibung, die Umrisse Nr. 1—13 
"auf Taf. XX;, die Buchstabenbezeichnung ist dieselbe, wie auf Fig. 4°. 
- Nur auf eine Besprechung der Fig. 6 (Taf. XIX) will ich noch mit einigen 
"Worten näher eingehen. Dieselbe stellt, wie gesagt, einen schwach ver- 
 grösserten Querschnitt der Pars commissuralis, gerade durch das Fastigium 
® des Kleinhirndaches, dar. Man sieht, da die hintere Schnitifläche abge- 
bildet, von hinten in den vordern Abschnitt des’vierten Ventrikels und 


fläche der Tubercula trigemini (Tir). Die kürzeste Seite des Siebenecks 
ildet der Boden des vierten Ventrikels mit seiner tiefen, spaltförmigen 
| Mittelfurche (Sl) und den ihr zur Seite liegenden Faseiculi teretes. Längs des 
 Daches verläuft von vorn unten nach hinten oben die bereits oben (p. 352) 
_ erwähnte Längsfurche mit den sie begleitenden beiden schmalen Längs- 
n wülsten. Rechnet man den Querschnitt dieser, welcher als eine einzige 
kurze Bogenlinie erscheint, als besondere kleinste obere mediale Seite 
hinzu, so erscheint der vierte Ventrikel in dieser Schnittrichtung rich- 
ger als Achteck, denn als Siebeneck. | 


356 | | | r “ Rabl-Räckbard, 


Die Abbildungen (Nr. 10 bis 14 auf Taf. XX) zeigen, welche we 
teren Wandlungen der Querschnitt des vierten Ventrikels in. der gegen 
seitigen Länge seiner eben beschriebenen seitlichen Begrenzungen er- 
leidet. Durch Ueberwiegen der von den Crura cerebelli gebildeten | 
beiden Seiten wird der Binnenraum von oben nach unten in die Länge! 
gezogen (Nr. 14)1); dann aber treten, sobald der Querschnitt die vor-f 
dere, nach den Corpora bigemina llende Dachplatte trifft (Nr. 12),% | 
an Stelle der Pedunculi die schräg getroffenen Grura cerebelli ad pariem 
commissuralem, ihrer Lage nach den Crura ad pontem höherer Wirbel- 
ihiere entsprechend. Schliesslich (Nr. 13) bilden diese das Dach des} 
Ventrikels; der Querschnitt ist nunmehr ein unregelmässig fünfeckiger‘ 
geworden, der Binnenraum des Ventrikels hat sich durch Verkürzung? 

aller ihn begrenzenden Seiten, nur nicht des Bodens, erheblich verengt.# 
So findet der Uebergang in den Hohlcanal der Zweihügelgegend statt 
(Nr. 1%). Die Stelle desselben bezeichnei das Velum medullare ar 
s. superius, welches eine ganz kurze Sirecke allein das Dach des An 
fangsiheils jenes Hohlcanals bildet. | 


IV. Gorpora bigemina und deren Hoblraum. 4 
Bei der Betrachtung des Gehirns von oben erscheinen die Zweihügel 
als zwei länglich runde Körper, die, mit ihrem Längsdurchmesser von 
innen hinten nach aussen vorn auseinanderweichend, durch eine hinten’ 
schmale, vorn breitere Längsspalte von einander ses en werden) 
(Taf. XIX, Fig. 4° Ccb). Eine Querfurche grenzt sie nach hinten von, 
dem Kleinhirn ab. Lateralwärts tritt aus ihr der N. trochlearis hervors 
(Fig. 3° IV). Eine zweite, bedeutend tiefere und von einer derben Pi 
falte ausgefüllte Spalte scheidet vorn die hinten abfallende Wölbung der? 
Grosshirnhemisphären von ihnen. Zwischen den vorn auseinander“ 
weichenden medialen Rändern der Gorpora bigemina und dieser Que 
spalte bleibt ein dreieckiger, mit der Spitze nach hinten gerichtet 
Raum übrig, innerhalb dessen zwei flache, sehr viel kleinere Hervo 
wölbungen (Fig. 4° Ccb') liegen. Sie entstehen dadurch, dass d 
mediale Abdachung der Hügel durch eine seichte Furche Eelerhe oche N 
wird. Dementsprechend zeigt ein Querschnitt dieser Gegend (Taf. X 
Nr. 21—23) den obern Rand der Zweihügel jederseits von der breit 
A) Nr. 442 ist ein Querschnitt, der von einem andern Gehirn entnommen i 
Er entspricht seiner Lage nach ungefähr der Nr. 41, dagegen ist die Schnitirichtung? 
hier eine etwas mehr von oben vorn nach unten hinten verlaufende, Dadurch ist’ 
die Kleinhirnplatte mehr schräg getroffen und ihr Durchschnitt viel breiter au 
fallen, während der Hohlraum viel niedriger erscheint. Man sicht, welchen Unte 


schied selbst geringe Aenderungen der Schnittführung in der scheinbaren gege 
seitigen Grosse und Lage der Theile Bo a 


Das Ocutralnervensystem des Alligators. | 357 


mitlleren  efuiche nicht evakinnirlich convex nach aussen gehend, 
‚sondern durch eine seichte Vertiefung wellenförmig ausgebuchtet. 

- Zu beiden Seiten fällt die Wölbung der Zweihügel ohne eine scharfe 
Grenze in die Seitengegend der Pars peduncularis (Reıssnzr, Stiuna) ab, 
welche die Fortsetzung der Pars commissuralis nach vorn darstellt. Der 
 Hirmstock zeigt an dieser Stelle eine erhebliche Einschnürung, die un- 
mittelbar vor der Trigeminuswurzel beginnend, bis zum Austritt des N. 
) trochlearis reicht (Taf. XIX, Fig. 2° zwischen //Tund V). Von der Seite 
gesehen, bietet diese Gegend das auf Fig. 3 dargestellte Bild: hier be- 
_ merkt man auch einige seichte Furchen, die von der Querfurche zwischen 
 Kleinhirn und Zweihügel ausgehend, sich hogenförmig um den ventralen 
_ Umfang der Trigeminuswurzel schlagen. Die scharf ausgeprägte mittlere 
 Eurche ist nichts weiter, als die vordere Fortsetzung der die Olava gegen 
die Seitentheile des verlängerten Marks abseizenden Furche, deren ich 
‚oben gedachte (Taf. XIX, Fig. 1° Clv). Die mehr ventral gelegene 


we 


- aweite Furche verliert sich unter der Abducenswurzel. 
Als Ganzes betrachtet, erscheint die Pars peduncularis an ihrer 
” _ ventralen Fläche von vorn nach hinten concav; nach jener Richtung 


= 
}' 


senkt sie sich allmälig zum Tuber cinereum, nach hinten dagegen in die 
‚stark convexe Wölbung der Pars commissuralis (Taf. XIX, Fig. 3° 
zwischen Ill und VI). Der Sulecus medianus ventralis des verlängerten 
Marks, sowie der letztgenannten Gegend hat bereits auf der Höhe der 
7 igemimusursprünge, sich auf eine ganz kurze Strecke gablig theilend, 
fgehört (Taf. XIX Fig. 2° zwischen V und VT). Der Scheitel der Con- 


nie der Mittellinie, zu Tage tritt (Taf. XIX, 


Zunächst war es Einen, der ın den hohlen Lohr oil E Lohr 
igemini) der Krokodile den hinteren Theil der Sehhügel hineinragen 
‚liess. J. Mürzer?!) machte. indess bereits darauf aufmerksam, dass die 
Se) hügel hier gar nicht lägen, sondern weiter nach vorn, wie gewöhn- 
R », zur Seite des dritten Ventrikels. Die melienadisen Anschwellun- 
n, welche Jener für Sehhügel hielt, gehören nach Mürzzr dem Seiten- 
il der Wände der Lobi bigemini an, und zwischen ihnen befindet 


398 i Rabl-Rückhard, | 


Spalte, der eigentliche Aquaeduct aus dem vierten in den dritten Ven- 
trikel. Auf Taf. IV, Fig. 1 giebt er dazu eine Abbildung des Krokodil- ? 
gehirns, an welchem links die Hemisphäre, sowie der Lobus bigeminus % 
‚durch Wegnahme der Decke geöffnet ist, so dass man.in letzterem die 7 
gangliösen Anschwellungen liegen sieht. Auf derselben Tafel bildet er ' 
einen Längsschnitt durch die Lobi bigemini des Frosches ab, der ähnliche ” 
Verdickungen der Seitenwand zeigt, wie sie sich beim Krokodil finden. 1 
Eine zusammenhängende Reihe von Querschnitten, sowie ein senk— % 
rechter Längsschnitt des Gehirns vom Alligätor giebt vollkommen Auf- 2 
schluss über diese Verhältnisse: Zunächst bemerkt man amL Aug sschiig 
(Taf. XIX, Fig. 4° Clb), unmittelbar vor dem Velum medullare anterius, 
welches eine äusserst dünne Verbindung zwischen Vierhügeldecke 
Kleinhirn darstellt, einen länglich rundlichen Körper, der, je zur Seite? 
der Medianebene gelegen, den ganzen hintern Theil des Hohlraums der‘ 
Lobi bigemini einnimmt. Ich will diese Hügel, da die Bezeichnung als gang-) 
liöse Anschwellung vielleicht zu Miss veesländeiie Anlass giebt, Golli- 
euli loborum bigeminorum nennen. Die directe Fortsetzung dedi 
Marksegels nach vorn ist die dorsale Decke des Hohlraums, welche, ent-’ 
sprechend der aussen sichtbaren Furche zwischen beiden Lobi bigemini, 
gegen den Hohlraum in der Mittellinie eingebogen ist (Taf. XX, Nr. 148) 
Ich bezeichne sie, nach Analogie der für Fischgehirne ehren Be- 
nennung, als Tectum loborum bigeminorum (Taf. XIX, Fig. 4° TI b), i 
ohne indess damit die Ansicht aussprechen zu wollen, en beide Theil 
beim Reptilien- und Fischgehirn homolog sind. 4 
Dieses Dach nun ist im hintern Abschnitt der Lebi mit den Colticuli 
verwachsen, dergestalt, dass im Querschnitt dieser Gegend eine einzige 
compacte Masse dorsalwärts den Aquaeductus Sylvii überwölbt (Taf. X f' | 
Nr.16 48). Geht man mit den Querschnitten weiter nach vorn, so treteil 
zunächst zwei längliche, lateralwärts abgerundete, medianwärts zuge 
spitzie und zugleich nach abwärts geneigte Spalten auf (Nr. 17), 
schliesslich mit ihren einander zugewandten Spitzen verschmel 
(Nr. 48 ff), und, mit dem eigentlichen Aquaeductus durch einen senk 
rechten Spalt in Verbindung tretend, einen im Querschnitt Yiörmige 
Hohlraum darstellen. Jener senkrechte Spalt wird zu beiden Seiten vo 
den convex gegen den Hohlraum hervorspringenden, lateralwärlis 
gegen mit den Seitentheilen der Decke verschmolzenen Colliculi begre 
Letztere gehen nach oben mit kurzer Biegung in das Dach über, sind 
dagegen ventralwärts durch eine scharfe Einbuchtung von der lateralen 
‚Wand des Aquaeductus abgegrenzt. Dieser erscheint im Querschnitt 
ein von lauter nach aussen concaven Seiten begrenztes Fünfeck, des 
ventrale Seite nochmals in der Medianlinie einen tiefen, schmalen, 


Das Oentralnervensystem des Alligalors. 359 


i im Grunde wieder abgerundet erweilernden Spalt 
"Wasserleitung, besitzt (Taf. XX, Nr. 16-18). 

| Auch nach vorn wölben Sich die Hügel frei hervor, so dass im 
Längsschnitt der Hohlraum “ Lobi bigemini als etwa Eiiemert Spalt- 
erscheint (Taf. XIX, Fig. 4°), dessen unterer Schenkel nach hinten in 
den Boden des Aquaeductus übergeht. Allmälig weichen nun, weiter 
nach vorn, die einander zugekehrten Wölbungen der Colliculi ausein- 
ander, während die ihre Basis absetzende Einschnürung an Tiefe und 
Breite wächst (Taf. XX, Nr. 49). Ein Querschnitt unmittelbar jenseits 
ihres freien vorderen Endes zeigt nunmehr, als untere Begrenzung der 
ventralen Hörner des Y die in die Höhlung als fache Wölbung hervor- 
_ springende Höhlenfläche der Pars peduncularis, während der Aquae- 
 ducius selber ein von fast geradlinigen, schwach geneigien Wänden 
' begrenzter, nach oben allmälig an Breite zunehmender, einfacher Spalt 
© geworden ist (Taf. XX, Nr. 20). Weiterhin verschmelzen die einander 
zugekehrten Flächen des Tectum und der Pars pedunecularis, und zwar 
, zunächst beiderseits da, wo sich der Aquaeductus in die Seitenspalten 
 umbiegt (Taf. XX, Nr. 24), noch weiter nach vorn auch im Bereich letz- 
_ terer, und so haben wir schliesslich im Querschnitt eine compacte Ner- 
venmässe, die, entsprechend der Längsfurche an der dorsalen Oberfläche 
der ana bigemina, eine breite, stumpfwinklige Einbuchtung zeigt, 

i während der einzige Hohlraum ie Gegend durch den schmalen, 

e Be .. een nn des ..._ en wird, der oben 


‚ den Boden der 


driopig scheint ar XX, Nr. 22, 23). 
ie dieser N a die Zweihüge In ı Wöl- 
ihre ee, in 


V. Thalami optici und Ventriculus tertius. 
Der dritte ae des nis erscheint als ein schinaler, 


; 3680 > Do BR en 


beiden von oben nach unten, seine geringste von einer Seite zur In an- 
dern. Seine Begrenzung bilden folgende Theile: hinten unten das si 
vom Scheitel der Concavität der Pars peduncularis nach vorn unten zu 
Hypophysis absenkende, dünnwandige Tuber cinereum, als Boden de 
Ventrikels; lateralwärts die einander zugekehrten Innenflächen der Seh- 
hügel; vorn zunächst die medialen Verdickungen der Grosshimmmantel- 
flächen der Fissura pallii, mit ihrer noch zu besprechenden Commissur, 
weiter unten das Chiasmanervorum opticorum und die sehr dünneLamina 
terminalis (Taf. XIX, Fig. 4° Ch und Li). Nach hinten findet sich als Be- 
grenzung eine ones die ihrer Lage nach als Gommissura 
anzusprechen ist, sowie das länglich runde Conarium. Die Decke des 
dritten Ventrikels ist rein häutig. Wie der Querschnitt Fig. 7 (Tat. xx) 
zeigt, seizt sich nämlich die Gefässhaut der Oberfläche des Hirnstock 
über den dorsalen Rand der Sehhügel nach oben und medianwärts fort, 
um sich unter einem spitzen Winkel zu einem zeltartigen Dache zu ver-) 
einigen, welches inwendig, d. h. entsprechend der Höhlenfläche des‘ & h 
Ventrikels, von dem Ependym und seinem stark entwickelten Plexus 
Er icidens ausgekleidet ist. Die medialen, einander zugekehrten Flächen? 
der ürosshirnhemisphären, die den Hirnstock lateralwärts bedecken und 
von oben, hier dicht aneinander tretend und sich gegenseitig abplattend, 
überwölben (Taf. XX, Nr. 25), haben ihren besonderen Pia-Ueberzug, ) 
der, beiderseits ebenfalls in der Mittelebene zusammenstossend, zu einer 
lachen senkrechien Lamelle verschmilzt, und so die dorsale Partie” 
ler beiden Hemisphären nach Art einer Falx cerebri scheidet. i 

In seinem vordern obern Theil steht der dritte Ventrikel durch ein 
ansehnliche, rundliche Oeffnung (Taf. XIX, Fig. 4° FM) jederseits lat 
ralwärts mit einem Hohlraum in Verbindung, der sich in der Grosshir 
hemisphäre findet (Taf. XX, Nr. 26). Starke Plexus chorioidei dring 
aus ihm durch jene Oefinungen in diese Hohlräume ein, um sich h 
nach allen Richtungen hin auszubreiten. Wir werden auf diese Ve 
hältnisse erst weiter unten eingehn, wenn die Seitenventrikel zur B 
'sprechung kommen. | 

Zur Erläuterung dienen abermals einige Ouerscind sowie de 
Längsschnitt (Taf. XIX) Fig. 4 und ein Präparat, das Fig. 5 darstel 
Letzteres ist dadurch gewonnen worden, dass die Grosshirnhemisphären 
von ihrer Verbindung mit den in sie einskraklenden Hirnschenkeln (Pde 
abgetrennt und die den dritten Ventrikel von oben deckende Tela chori 
. dea sammi dem Conarium enifernt wurde. 

Am Längsschnitt (Taf. XIX, Fig. 4) sehen wir zunächst, dass ( 
Decke der Vierhügel vorn etwas verdickt endet. Daran schliesst 
ein dünnes Markblatt, kaum =) u wie das Velum medullare anterius 


Das Oentralnervensystem des Alligators. 361 


Dasselbe steigt, nach_vorn ziehend, leicht dorsalwärts an, und hört an- 
1“ 'scheinend mit einer knotigen Verdickung auf. Wie indess Fig. 5 zeigt, ent- 
| steht dieses Bild des Längsschnitts dadurch, dass hier ein quergestellier 
| Saum liegt (Cp), der beiderseits nach vorn rechtwinklig üumbiegend, in 
' einen kurzen, geraden Schenkel übergeht [ Tm). Wie der Querschnitt 
0 Fig. 7 (Fig. XIX) ergiebt, befestigt sich längs dieses ganzen Saumes 
die Tela chorioidea superior, während an den hintern Theil der von den 
drei Säumen eingeschlossenen, vorn offenen Rinne sich das Conarium 
(Taf. XIX, Fig. 1° Gp) anlegt. Somit ist für diese Gebilde wohl die Be- 
zeichnung als Taenia medullaris ventriculi tertii gerechtfertigt. Ob der 
hintere quere Theil den Peduneculi conarü homelog ist, muss ich unent- 
- schieden lassen, da ich die Art der Verbindung des CGonarium mit ihm 
- nicht sicherzustellen vermochte. Nach innen von den beiden hiniern 
"Winkeln der Rinne liegt, nur durch den schmalen Spalt des dritten 
 WVentrikels von einander getrennt, je ein winziges, flaches Hügelchen, 
das indess trotz seiner Kleinheit, auch ohne Loupe, erkennbar ist. Auf 
Taf. XIX, Fig. 5 ist es angedeutet. Wie der Querschnitt Taf. XX, Nr. 24 
zeigt, erhebt sich die Rinne über der Fläche der Sehhügel, während ihr 
_ Boden sich sanfı zur Mitiellinie abdacht, und lateralwärts eine leichte, 
den Hügelchen entsprechende Hervorwölbung zeigt. 

\ Der quergestellte hintere Saum zeigt, wie ich, die mikroskopische 
_ Üntersuchung behufs Begründung der Deutung vorwegnehmend, hin- 
- zufüge, deutliche, quer von einer Seite zur andern streichende, einen 
breiten dorsalwärts concaven Bogen bildende Faserzüge — wir sind 
also, nach Lage und Structur dieses Theils, berechtigt, ihn als Gom- 
missura posterior zu bezeichnen. 

Weiter nach vorn kehren die Thalami optici ihre obere Fläche in 
" ziemlicher Ausdehnung frei gegen die Höhlung des Ventrikels, und 
biegen sich gleichzeitig unter Bildung eines vorn ofinen Winkels late- 
ralwärts um. Hier schliessen sich die allmälig von der Vierhügelgegend 
nach vorn unten und medianwärts hinabsteigenden Tractus optici 
(Taf. XIX, Fig. 2° Tro) an sie an, und vereinigen sich schliesslich zu 
einem Chiasma, welches in der Richtung von hinten nach vorn seine 
 ansehnlichsie Ausdehnung hat (Taf. XIX, Fig. 2°, Fig. 4° Ch). Im hin- 
tern Winkel desselben liegt der Trichter mit stark convexer, vorderer 
Begrenzung (Taf. XIX, Fig. 2°, Fig. 40 Inf). Ich bemerke hierbei, 
dass der Längsschnitt Fig. 4° die untere Configuration des Trichters nicht 
ganz correct darstellt, weil die Hypophysis cerebri mit ihrem Stiel beim 
Schnitt sich ablöste. Dagegen giebt Fig. 3 die Verbindung genau wie- 
er. Wir sehen, dass die Hypophysis ein Körper von länglich-eiförmiger 
estalt ist, dessen sich verjüngende Spitze nach hinten gerichtet ist 


£ 


gewissen Zeit der Entwicklung eine Beugung dieser Achse dadurch ei 


| nalis, des Chiasma und des Infundibulum beweisen, Wenn ich al 
wirklich auf der Längsachse des ersten Hirnbläschens, d.h. des dritten 


- Sehnittrichtung „—y' (Taf. XIX, Fig. 4°) inehalten. Unter dieser 


welches, quer durch den Ventrikel ziehend, die einander zugekehrte n 


nn 


(Taf. XIX, Fig. 3° Hp). Seine ventrale Wölbung erscheint von ei 
Seite zur andern zusammengedrückt, die Seiten grenzen sich nach 
oben, soweit die Verbindung mit dem Infundibulum besteht, und 
ebenso weiter nach hinten gegen die freie dorsale Fläche durch einen 
hervorspringenden Wall ab, so dass das Ganze, namentlich beim An 
blick von vorn, an eine Glans penis mit zurückgezogenem Praeputium 
erinnert. Die dorsale Fläche endlich ist stark abgeplaitet, und zeigt 
ihrer Mitte eine flache, hüglige Hervorwölbung. Ein Hohlraum der Hypo- 
physis ist nicht vorhanden. Auf Taf. XIX, Fig. 2° habe ich, um d 
ventrale Ansicht nicht zu sehr zu beschränken, dieses Gebilde nie 
dargestelit; man sieht nur den Trichter mit seinem spaltlörmig 
Lumen. | 


Betrachtet man am längsgetheilten Gehirn (Taf. XIX, Fig. 4) d 
mediale Wandung der Sehhügel, se fällt der runde Onorschnitk eines 
starken Zapfens ins Auge (Cmd). Derselbe stellt ein Commissurgebilde dar, | 


Oberflächen der Thalami optiei in weiter Ansdchaigs verbindet. 
handelt sich um ein Homologon der Gommissura media höher 
Wirbeithiere. Die Querschnitte Nr. 24 und 25 dienen zur Erläuterun 
Wenn auf ersterem die dicke Commissura media gleichzeitig mit der v 
mir als Commissura posterior gedeuteten Markbrücke im Schnitt g 
wroffen ist, und auch auf Taf. XIX, Fig. %, jene zum Theil unter die 
zu liegen scheint, so muss man bedenken, dass sämmtliche Querschni 
einander parallel geführt wurden, und somit nur so lange senkrecht a 
der Längsachse des Hirnstocks stehen, als dieser nicht seine Lage ve 
ändert. Nun tritt aber bekanntlich bei höhern Wirbelthieren zu e 


dass sich das erste Hirnbläschen (Zwischenbirn nach von Bar) geg 
die hinter ihm gelegenen Abschnitte der Hirnanlage ventralwärts umb 
(Gesichts-Kopf-Beuge Reicnerr's). Diese Lageveränderung ist nun a 1 
beim Alligator zu Stande gekommen, wie die Lage der Lamina term 


Ventrikels, senkrechte Schnitte anfertigen wollte, musste ich etwa ( 


ausseizung aber a beide Commissuren getrennt getroffen worde 
und mit Beziehung auf die veränderte Richtung der Längsachse als 
nicht unter einander liegend zu bezeichnen sein. 


Hinter und vor der Commissura media geht der dritte Ventri R 
den Hohlraum. des Trichters über. Auch dieser erscheint im Querschr 


Das Gentralnervensystem des Alligators. >63 


(Taf. XX, Nr. 24; 25) spaltförmig mit senkrechten lateralen Wandungen. 
Nach vorn, jenseits der Commissura media, verbreitert sich der Ventri- 
oc kel, Stein die bisher senkrechten Wände, nach oben hin auseinander- 
5 ohend, einen mehr keilförmigen, unten Sohn endenden Spalt zwischen 
sich lassen (Taf. XIX, Fig. 8; Querschnitte Taf. XX, Nr. 26, 27). Diese 
Erweiterung wird an der Seitenwand des Ventrikels durch eine vom untern 
 vordern Rande der Commissura media nach oben zum vordern Saum 
"des Foramen Monroi (Taf. XIX, Fig. 4° FM) verlaufende, nach vorn 
" eonvexe Linie angedeutet, die gleichzeitig die Grenze zwischen Thalami 
- optiei und den nach vorn oben zum Grosshirn strebenden Pedunculi 
_ cerebri bezeichnet. 

= Non leizteren habe ich für diesen Theil der Arbeit nur kurz zu er- 
 wähnen, dass sie, die ventrale Oberfläche der Pars peduncularis bildend 
und durch keine Trennungslinie von einander geschieden, nach vorn 
ziehen (Taf. XIX, Fig. 2° Pde). Die bereits erwähnte dreieckige Grube 
welche vor und Swrschen den Ursprüngen der Nn. oculomoterii geläscn 
ist, deutet allein das Auseinanderweichen ihrer einander zugekehrten 
N Ränder an, sie entspricht der Lage nach der Substantia perforata media 
 (Vıog p’Azyr) des Menschengehirns. Die Tractus optiei (Taf. XIX, 
Fig. 95, 3° Tro) steigen von oben, aussen und hinten zur ventralen 
5 Fläche hinab, und schlagen sich dabei um die Pedunculi herum , wäh- 
rend letztere, nach vorn oben und lateralwärts ziehend, zum medialen 
Theil der Grosshirnhemisphären gelangen, um sich in deren Stamm- 
Japı pen (Reichert) einzusenken (vergl. Taf. XX, Nr. 26 der Querschnitie, 
Taf. XIX, Fig. 5 Pde). So liegen die Parumauli schliesslich dorsalwärts 
und Bleich lateral von den Tractus (Taf. XIX, Fig. 7). 
Indem ich nun zur vorderen Begrenzung des dritten Ventrikels 
| übergehe , verweise ich auf die Taf. XIX, Fig. 8, Dieselbe stellt bei 
einer geringen Vergrösserung einen Bunzschtiie des Grosshirns und 
mstocks dicht vor dem vordern Umfang der Commissura media dar, 
sprechend der Linie 26 der Fig. 4°, Taf. XIX, und der Nr. 26 der 
rissreihen auf Taf. XX. Man sieht von hinten in den dritten Ven- 
rikel hinein, und erkennt im Hintergrunde des Schnities die freie 
nenfläche ns vordern Begrenzung desselben, der Laminatermina- 
lis. Die Schnitiflächen gehören folgenden Gebilden an: unten.den bereits 
zum Ohiasma verschmelzenden Tractus optici (Tro), unmittelbar darüber 
den schräg nach oben und lateralwärts A stlerwoicheiden Pedun- 
cerebri (Pde), die sich in die grossen Nervenmassen der Gross- 
ir hemisphären, in den Stammlappen oder die Insel (Rsıcuzrr) einsen- 
n (Ost : — ah striatum). om Grosshirn a an wir die 


Be ee een 


lappens, dessen Höhlenoberfläche als Homologon des Corpus striatu 
anzusehen ist. Die medialen, einander zugekehrten und senkrech 
Wände des Mantels zeigen sich nun, entsprechend dem Quersch 
Nr. 26, leicht kolbig verdickt und enden abgerundet, entsprechend d 
. dorsalen und vordern Begrenzung des Foramen Monroi (Fig. 4? FM). Zwie 
schen ihnen spannt sich die Gefässhaut mit dem Ependym und Plexus 
chorioideus aus, welche das häutige Dach des Venirikels bildet. Dieselbe 
ist auf den Zeichnungen weggelassen. Geht man nun mit den Quer- 
schnitten weiter nach vorn, bis man in den Bereich des auf Taf. XIX, Fig. & 
sichtbaren vorderen Abschlusses des Ventrikels gelangt ist, so überzeugt 
man sich, wie die medialen Mantelwände sowohl untereinander in dei 
Mittellinie, wie lateralwärts mit den Streifenkörpern (Ost) in Verbindung 
treten (Nr. 27 der Querschnitte). So entsteht abermals ein Commissurs 
gebilde der Medianebene (Ca), welches zunächst die medialen Mantel. 
wände, weiter nach vorn aber (Nr. 28) auch die Stammlappen mit ei 1- 
ander verbindet. Man könnte bei oberflächlicher Betrachtung zunächs 
denken, dass es sich dabei lediglich um ein Gebilde handelt, welch« 
der Gommissura anterior höherer Wirbelthiere gleiehwerthig ist. Allei 
schon die eigenthümlich verschiedene Färbung, welche die Härtungs 

Nüssigkeit erzeugt, lässt, noch ohne Anwendung des Mikroskops, hie a 
einen hellern, nach oben concaven Bogen sichtbar werden, der, d 
oberen Theil der Commissur unmittelbar im Grunde der grossen Längs 
spalte bildend, in die senkrechten Mantelwände ausstrahlt. In 

That liegen hier Nervenfaserzüge, die, dem hellen Bogen entsprechen 
eine Commissur des Mantels, nicht der Streifenkörper, bilden 
Unmöglich können also diese Fasern als Commissura anterior gedeute 
werden, denn letztere ist immer vorwiegend eine Verbindung 
Stammlappens, die nichts mit dem Mantel zu thun hat. Wollen 
also eine Homologie dieser Gommissur mit höher organisirten Gehir 
gewinnen, so kann dazu ebenfalls nur eine Gommissur des Man 
herangezogen werden. Eine solche nun haben wir einerseits im For 
andererseits im Balken der höhern Wirbelihiere. Es ist von besonde 
Interesse, dass Step in seiner Arbeit: Ueber den Bau des centr 
Nervensystems der Schildkröte !), ebenfalls in dieser Gegend eine gar 
‚analoge Commissur aufland, ausserdem aber noch eine zweite, die m 
quer verlaufend, sich seitlich in den basalen Abschnitten der . 
hemisphaerici (= Stammlappen) verliert. Srırpa bezeichnet ers 
kurz als »Balkenrudiment«. Ich weiss nicht, ob er hier das W 
»Balken« nur in dem weitern Sinne eines Commissurgebilde 


1) Dies se Zeitschr. Bd. ÄXV. p. 398, vergl. Taf. XXVI, EB. 20, m, ». " 


In diesem Sinne aufgefasst, würde solcher ne 
weil sie die Beziehungen verschleiert, nicht glücklich gewählt erscheint. 
Sieht Srıepı aber in jener Commissur wirklich ein Balkenrudiment im 
ngern Sinne, nicht ein Analogon des Fornix, so glaube ich auch das 
Sachliche ar Deutung beanstanden zu müssen. Ich eninehme die 
Gründe dazu einerseits der Entwicklungsgeschichte höherer Wirbel- 
iere, andererseits der Lage des Commissurgebildes beim Alligator. 
. Mau sieht nämlich, wie dies durch Reıcrerr !) klar gestellt ist, die 
Commissurbildung am sich entwickelnden Menschengehirn mit einer 
flachen Verdickung der Lamina terminalis der dritten Hirnkammer be- 
nnen. Dieses verdickte obere Ende vertritt die Anlage der spätern 
ommissura anterior, die Commissur der Stiele des Septum pellueidum, 
wie die der Säulchen des Fornix. Der Balken dagegen entsteht erst 
ter, und zwar nicht im Bereich der Lamina terminalis, sondern 


i 


ären. Vorn gehen nur beide Anlagen durch. die Lamina genu in 
‚der über. 


. ein erleier | 
glbaı bei den Vögeln ach ah zur Kusbiklune gekommen. 
| weit hier die »strahlige Scheidewand« diesen a verdient, 
} h dahingestellt sein. Wie sich hier die CGommissurenbildung 
pt ... a, wir eben trotz Sriepas var- 


unten Mi edenfall werden. wir "aber vorerst am sichersten 


en ı über das: iiträle Nervensystem iS Vögel und Sanselhiere. Diese 
3d. XIX. 
Stannıus 2.2.0. p. 280, 


 wissensch. ee KK Ba. 24 


Be Rabl-Kickhard, ee 


Ferner lehrt aber. auch die ‚einfache Betrachtung de Lass dieser 
.Gommissur am Alligatorengehirn, dass sie richtiger als ein Rudiment des 
Fornix, vielleicht der Commissur der Säulchen des letziern homolog, 
aufzufassen ist. Zunächst ist sicher, dass sie, wie diese, am oberen 
Ende der Lamina terminalis liegt, und zwar da, wo letztere mit der| 
medialen Wand des Mantels in Zusammenhang steht. Eine Commissur 
aber, die wirklich dem Balken im engern Sinne vergleichbar wäre, 
müsste weiter oben, und zwar an einer Stelle liegen, wo beim Alligator 
durch den senkrechten Piafortsatz beide medialen Mantelwände im gan- 
zen Bereich der Ineisura pallii voneinander geschieden sind. Eine Ver“ 
wachsung ist hier freilich eingetreien, aber sie betrifft nur die beiden N 
dicht über der Commissur noch getrennten Blätter dieses Fortsatzes. So 
zeigt sich das Eigenthümliche, dass da, wo bei höher entwickelten Ge“ 
hirnen das Septum pellueidum mit seinem Binnenraum liegt, auch hier | 
ein Spalt sich vorfindet, der aber hier nur durch die beiden eine Streck @ 
lang nicht verschmolzenen Blätter der Gefässhaut dargestellt wird 
(Taf. XIX, Fig. 8). “ 
en ee une Ergebnisse dieser Betrachtungen, s@& 
sehen wir beim Alligator eine Gommissurenbildung auftreten, die sich 
lediglich auf den vordersten, nahe der Lamina terminalis gelegenei | 
Theil der medialen Mantelwände beschränkt. Noch fehlt, abgesehen vo 
ihr, jede Andeutung eines Fornix. Die sichelförmige Platte (Reicaran]& 
ist noch nicht zur Ausbildung gekommen: der freie, ventralwärts S 
richtete Rand der medialen Mantelwand schlägt sich nicht, conform 
Oberfläche des Hirnstocks, nach innen um, sondern bildet nur e 
‚wulstige Verdickung, welche, ventralwärts abgerundet, längs der 
dianspalte nur ein wenig von der der andern Seite lateralwärts abwei 
(vergl. Nr. 26 der Querschnitte). Was nun die Bezeichnung jenes f 
lichen Rudimenis als Fornix betrifft, so möchte ich, um der Gefahr y 
zubeugen, dass durch eine etwaige andere Deutung, die sich später 
zutrefiender erweist, dieser Name als schlecht gewählt herausstellt, 
vorziehn, für diese bogenförmig in die Mantelwand ausstrahlende h 
eisenförmige Commissur den Namen Gommissura pallii am 
rior zu wählen. | % 
Wir sahen oben, dass die eben besprochene Commissur nich 
. ganze Dicke der Verbindung einnimmt, die an dieser Stelle me 
 Mantelwand und Streifenkörper eingehen (Taf. XX, Nr. 27, 28). L 
sind a meine Querschnitte nicht er Mer darüber 


Das Oentralnervensystem des Alligators, 367 


al lässt mich hier in Stich, und namentlich hedaure ich, nicht 


'hnitten der Lobi hemisphaerici verliert. Letztere glaubt er als 
missura anterior ansehen zu dürfen, während er eben erstere als 
Corpus eallosum der Säugethiere homolog bezeichnet. Bei der 
ro sen Aehnlichkeit nun, n in vielen andern a zwischen 


Eichen Verhalten auch beider a schliessen. Jedenfalls 
a weitere ee eine Lücke auszufüllen. | 


| ssuren dargestelli ed Dieselbe wird durch die Sehr dünne 
enalie gebil det, die ich indess, ebenfalls wegen des spar- 
n Materials, nicht genügend studirt habe. Ich muss mich begnügen, 
gstens ihr Bild fixirt zu haben, wie sie sich beim Anblick von innen 
darstellt (Taf. XIX, Fig. 8). Mit blossem Auge bemerkt man hier in 
Medianlinie, unmittelbar ventralwärts von dem Grunde des Längs- 
5, einen rundlichen, knopfartigen Vorsprung. Er besteht aus einer 
eitung des en die nach oben hin mit dem Piafortsatz des 
;palts in Zusammenhang zu stehen scheint. Ob sich ihr eni- 

jend noch eine dünne Lage von Nervensubstanz findet, muss ich | 
| meinen Querschniiten bezweifeln. Die Commissura pallii streicht, 
27 erkennen lässt, ventralwärts von ihr in die Mantelwände. 
' der vorderen Wand des Spaltes, als welcher auf Fig. 8 der 
trikel erscheint, ist die Lamina terminalis. An diese schliesst 
a unten ein dreieckiger Vorsprung, der indess bereits dem 
neryorum oplicorum Auen einen scheint. Beim Versuch, 


a: n “ ni Rabirtokharl, male = 


war. Nach ihren Resten habe ich sie als 12 öglichst in der‘ Zeich n 
wiederhergestellt. il 


VI. Grosshirnhemisphären und Ventrieulus lateralis 


Die Gestalt des Grosshirns im Ganzen ist kegelförmig und erinne 
von oben gesehen, auffallend an einen Rettig mit nach vorn gerichte @ | 
doppelten Wurzelenden (Taf. XIX, Fig. 1). Die ventrale Ansicht zei 
mehr die Pfeilspitzen- oder auch Kartenherz-Form mit gespaltener Spitz 
(Taf. XIX, Fig. 2). Die Hemisphären kehren ihre stark gewölbte Obeı | 
fläche nach oben und aussen. Die mediale Wand, welche beide einande 
zukehren, ist abgeplattet, und beide lassen einen tiefen langen | 
schmalen Spalt, die Fissura longitudinalis cerebri, zwischen sich 
den sich von oben her der bereits besprochene Piafortsatz einse 
Vorn fällt die dorsale Wölbung, nachdem sie sich allmälig in die K Kege 
spitze verjüngt hat, ziemlich plötzlich und steil ab. Diese Abdockl | 
erscheint von oben die eine Querfurche, welche den Beginn des eigen 
lichen Riechkolbens andeutet (Taf. XIX, Fig. 1° Bo). Letzterer ist { 
der ventralen Oberfläche noch weniger, als an der dorsalen, vom Grog 
hirn abgesetzt, so dass man nicht wohl von ihm als einem eigenen 
hirnabschnitt (Lobus olfactorius) reden kann. Die hintere Wand je 
Hemisphäre fällt steil nach der Vierhügelregion ab, von dieser di 
die Fissura transversa anterior dorsalwärts geschieden. Sie zeig 
mehr medianwärts gelegene flache Vertiefung für die Aufnahme @ 
vordern Wölbung des entsprechenden Lobus bigeminus, einen con« \ 
medialen, einen convexen lateralen Rand, die, ventralwärts zusamm 
stossend, hier einen nach innen gekrümmten spitzrundlichen Fo 
bilden (vergl. Nr. 25 der Querschnitte). Oben gehen sie unter e 
convexen Biegung in einander über. So erscheint jede Hemisphä 
hinten als Halbmond, deren obere abgerundete Sicheln dicht aneinat 
stossen, während die ventralen Schenkel zwischen sich den Hir 
aufnehmen. Mit diesem eben beschriebenen Fortsatz überwölbt nun 
Grosshirnhemisphäre die laterale Oberfläche des Hirnstocks, in So: 
heit des Schhügels. Indem, ersterer, auf die ventrale Fläche des 6 
hiras umbiegend, sich in starker Krümmung gegen die mehr nac 
gelegene Partie dieser absetzt, bildet er das Rudiment eines Schl 
iappens. Auf Taf. XIX, Fig. 9% bezeichnet daher @A die Stelle, wo 
bei höheren Wirbelthieren der Gyrus hippocampi ausbildet. 

Die laterale Wölbung der Hemisphären ist an der Umbiegungs 
zur ventralen, nahe der der Hinterfläche, etwas aufgetrieben, die 
trale Oberfläche selber flach, und nur hinten stärker gewölbt 
die hintere und seitliche Hirnparlie sich mit medianwärts gerie 


369 


4 


‚als 


“ \ächstdem fesselt der mediale platte Theil der Hemisphären durch 
je Oberflächenmodellirung unsere Aufmerksamkeit (Taf. XIX, Fig. 4® 
1d | 8 Eine seiehte Furche zieht vom vordern Theil, etwa die Mitte 
er ‘Höhe haltend, horizontal nach hinten, um sich dann über dem 
amen Monroi nach oben zu krümmen (f). Innerhalb der Krümmung 
die am meisten abgeplattete und einander genäherie Region der 
de, nach oben und unten davon weichen sie auseinander. Eine 
® ere eye hal der a Abschnitt (f’). Diese Stelle ist 
ie mit der Eimaber fläche inniger, als an Inderen hellen, in Zu- 
nenhang steht, derart, dass letztere nach Entfernung jenes durch- 
löchert erscheint. Soviel über die äussere Gestalt der Hemisphären. 
| Den ee in on Hohlraum stellt eine rundliche ne 


erg. Nr. 27 der Querschnitiserie). Längs ihres ventralen Umfangs 
rn. die Hirnschenkel, welche hier i in die a sich ein- 


en SReblartekhund, 


Unanen Emelle zu, al behält: diese Beschaffenheit i im Ya unt 
Bereich des Spaltes. | 
Somit sehen wir, dass der Seitenventrikel nicht überall durch N 
venmasse gegen den Subarachnoidealraum abgeschlossen, dass vielm« 
hier eine Lücke vorhanden ist. Diese wird nun, ganz analog den G 
hirnen höher entwickelter Säugethiere, dadurch ausgefüllt, dass sic 
die Pia über sie hinwegzieht und ein mächtiger Plexus chorioideus, 
in die Seitenventrikel eindringt, sie verstopft. Entfernt man beide, 
ragt scheinbar der Sehhügel durch den nun offnen Spalt in den Seiten- 
venirikel hinein. m 
Wir finden also in überraschender Weise bei einem sonst so nied 
stehenden Gehirn Verhältnisse angedeutet, die wir beim Menschen 
der Stria semieircularis und dem längs dieser vorhandenen, von der 
und einem Plexus ausgefüllten Spalt wiedererkennen. Letzterer 
sich bekanntlich auch in das Gornu descendens der Seitenkammer f 
und ebenso vermögen wir ihn beim Alligator längs des rudiment 
Schläfenlappens zu verfolgen. (Vergl. Reichert, Der Bau des mens 
lichen Gehirns, Bd. I Taf. VI, Fig. 13, 15.) 
Was nun die Seitenventrikel anbelangt, so werden sie dadurch 
zeugt, dass jede Halbkugel des Grosshirns sich in zwei Bestandt 
sondert: einerseits die Mantelschicht als eine ziemlich gleichmässig d 
Lamelle, und die, den durch diese umschiossenen Hohlraum zum grössi@ 
Theil ausfüllende, Nervenmasse, den Stammlappen (Reıcherr) mit d 
Corpus striatum. Letzterer lässt sich als eine Verdickung der unt 
(ventralen) Mantelregion auffassen (Nr. 25—28 der Querschnitte), welt 
als rundlicher Wulst frei nach oben und innen in den Hohlraum hi 
vorspringt, und diesen bis auf einen schmalen Spalt, den Seiten‘ 
trikel, ausfüllt. Die Stelle, wo die Basis des Stammlappens mit 
ventralwärts gelegenen Theil des Mantels verschmolzen ist, entsprät 
somit der Inselregion des Gehirns der höhern Säugethiere. Es ist d 
die Gegend, welche, auf Fig. 2° als I bezeichnet, an der vent 
'Grosshirnoberfläche zur Seite des Chiasma nervorum opticorum 
Da der Schläfenlappen beim Alligator nur ganz rudimentär vorha 
ist, kommt es nicht zu einer Bedeckung der Insel durch dense 
letzterer liegt vielmehr in ganzer Ausdehnung frei zu Tage. 
Während nun in diesem Bereich Mantel und Stammlappen in u 

_ mittelbarem Zusammenhang stehen, erhält sich der den Seitenvent 
‚darstellende Spalt zwischen beiden im Bereich der ganzen h 
Hemisphärenwand, desgleichen längs der medialen, obern, und 


Das Gentralnervensystem des Alligators. | 371 
der lateralen. In diesem Sinne lässt sich allenfalls auch von ver- 
schiedenen Hörnern der Seitenventrikel reden, deren breitester Theil 
längs der medialen Wand/ des Mantels liegt. Geht man mit den Quer- 
- sehnitten weiter nach vorn, so überzeugt man sich, dass die einander 
zugewendeten Oberflächen des Mantels und Stammlappens, je weiter 
nach vorn, desto ausgiebiger auch lateralwärts verschmelzen (Tat. XX, 
Nr. 29, 30), so dass nur der mediale Spalt übrig bleibt. Dicht vor dem 
Uebergang in den Riechlappen erscheint die Höhlung des Seitenventri- 
_ kels auch von oben nach unten verkürzt, dagegen im Uebrigen erweitert, 
> und bildet eine im Querschnitt (Nr. 31) unregelmässig fünfeckige Rinne. 
" Die Hauptverdickung liegt jeizt oben aussen, die dünnste Region bleibt 
der mediale Manteltheil. So findet allmälıg Aueh weiteres Aneinander- 
rücken der Binnenflächen der Uebergang in den schmalen, (förmigen, 
_  senkrechien Spalt der langen, durchweg hohlen Riechnerven stait 
Er Hal. xx, Nr. 39, 33). | 

= Da, wo der mediale Theil des Mantels im Grunde des Spaltes mit 
dem Stammlappen verschmilzt, zeigt er eine im Querschnitt (Nr. 30) als 
 Einbuchtung erscheinende Längsfurche. Auch der Stammlappen, wel- 
cher im Uebrigen genau die Gestalt der Grosshirnoberfläche wiedergiebt, 
zeigt an der medialen Binnenoberfläche Besonderheiten. Hier erscheint 
er im Bereich des Foramen Monroi durch eine nach unten concave Aus- 
-buchtung (Taf. XIX, Fig. 8) scharf von der dorsalen Oberfläche des ent- 
sprechenden Thalanias opticus geschieden und halsartig eingeschnürt. 
Vom Grunde dieser Bucht zieht ebenfalls eine Furche mit nach oben 
‚gerichteter Gonvexität längs der medialen Wölbung des Stammlappens 
Br vorn, und se sich vorn a zum Grunde ‚der Venirikel- 


Eu Läppehen, afnenthieh a6 im Bereich des medialen Spai- 


nd u Brenn feet. Die a finden sich nament- | 
am "medialen Manteltheil. Sie gehen vom Umfang des Foramen 
nroi aus und divergiren. ae nach Di indem sie in die | 


en Er 


Carotis cerebralis, Bi in de es  Tonsitudiele de Hemisp 
a verlaufen, zur © Grundfläche der Schädelhöhle eb Di. 


stellten mikroskopischen Materials zu a 


Abgeschlossen im Februar 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Die Bezeichnungen kehren auf sämmitlichen Figuren wieder. Es bedeutet: 


I, Nervus olfactorius, 
II, N. opticus, 

III, N. oculomoterius, 
IV, N. trochlearis, 
V,N. trigeminus, 


-Y’, dessen untere (motorische) Wurzel, 


VI, N. abducens, 

VII,N. facialis, 

VIII N. acusticus, 

IX, N. glossopharyngeus, 

X und XI, N. vagus und accessorius, 
XI,N. hypoglossus, 


Je, N. cervicalis primus, 


Ile, N. cervicalis secundus. 


48, Aquaeductus Sylvii, 


Bo, Bulbus olfactorius, 
‚ Ca, Commissura anterior, 


Cbl, Gerebellum (mit Querfurche $), 
Ce, Crura cerebelli ad medullam oblon- 
... gatam, 

Ceb, Corpora bigemina, 


‚Cet, Ganalis centralis, 
Ch, Chiasma, 


lb, Colliculi loborum bigeminorum, 


Clio, Clavae, 


Cmd, Commissura media, 
Cst, Corpus striatum, 


CD, Commissura posterior, 


Easc, Eminentia acustica, 


Ev, Eminentia vagalis, 


4) ef. Raruee, a. a. 0. p. 230, Taf. X, Fig. 7. 4. 


f, f', Furchen an der medialen Mante 
wand, 

Fl, Fissura lateralis. 

md, Fissura mediana dorsalis, 

Fmv, Fissura mediana ventralis, 

FM, Foramen Monroi mit Furche (s), 

Gh, Gyrus hippocampi, | 

Gp, Glandula pinealis, 

Hm, grosse Hemisphären, 

Hp, Hypophysis cerebri, 

I, Insula RBeilii, 

Inf, Infundibulum, 

Lt, Lamina terminalis, 

Ob, Obex, 

Pdc, Peduneuli cerebri. 

Pl, Pallium, 

Pm, Pyramides, 

R!, Recessus lateralis, 

Si, Sulcus lateralis, 

Siv, Sulcus longitudinalis ventricul. 

T, Taenia medullaris ventricul. IV, 

Tac, Tuber nervi acustic, 

Tho, Thalamus ‚opticus, 

Tib, Tectum loborum Do 

Tm, Taenia medull. ventrieul. II, 

Tro, Tractus opticus, | 

t, Höcker vor dem Acusticusursprung 

Vi, Ventriculus lateralis, 

ax’ Längsstrang am Boden des vierte 
Ventrikels, Be 


” 


entralnervensystem des Alligators. a 
Ep SE 


Figuren 1-5 in alhen Grösse ; die übrigen schwach vergrössert. 
i en Gehirn des Alligators von oben nn u 


“ me. A eier insechailt durch die Hedianshene 
| In Fig. 4d muss die Linie 44 mit 13, die Linie 45 mit 44 bezeichnet werden. 
| en re Boneı, nicht or u 43 und " der Tafel XX. 


6 


Senkrechter Querschnitt durch das Grosshirn, dicht bar der Löing 
s, im Bereich des Foramen Monroi. 


Tafel XX. 


senkrechten Querschnitte Nr. 1—33 sind Sarmmllich parallel geschnitten. 
‚wo die Nummern 


Bemerkungen zu Dr. B. Hatschek’s Aufsatz über 
Embryonalentwicklung und Knospung von Pedicellina echinat 


Von 


Carl Vogt. 


Mit zwei Holzschnitten. 


1) p. 503 citirt Herr Harscner !) eine Arbeit von mir über Loxosomk 
folgendermassen : »Vost, Ann. sciene. nat. 1876.«. i 
Ich habe keine Zeile in den Annales des sciences- naturelles vom 
Jahre 1876 veröffentlicht — meine Arbeit erschien in den Archives de 
Zoologie experimentale von Lacaze-Dursiens. 
2) p. 504, Note. »Bei Loxosoma hat Vocr (l. c.) die birnförn 
ausgezogene Membran als secundäre Eihülle aufgefasst und bildet, we 
auch nur undeutlich, eine innere, dem Dotter dicht anliegende Mer 
hran ah.« | 
Die Dotterhaut ist Pl. XII Fig. 2 bei den drei, noch in den 
säcken eingeschlossenen Eiern gerade so deutlich abgebildet, als ı 
sie sieht, nämlich als ein sich von dem Eisack abhebender Contour. Au 
serdem sage ich im Text (p. 21 des Separatabdrucks) vom Ei: »entou 
 d’une mince membrane vitellaire et d’un ovisac excessivement {ra 
_ parent« und p. 23: »Si les oeufs..... laissent parfaitement voir la m 
membrane vitellaire qui les enveloppe.« | \ 
Im Text wie in den Zeichnungen sind also Eisack nd Dotierh 

als getrennte Gebilde vollkommen deutlich dargestellt. 
3) p. 532. »Der hufeisenförmige Darm, der schon von v. Ben 
bei der Pedicellinalarve beschrieben wurde, kommt ebenso der Loxoso 
larve zu. Trotzdem hat Voer in seiner neueren Untersuchung. 
 Loxosomenlarve, wo er die Arbeit von Barroıs ausdrücklich eitirt 
After für die Mundöffnung gehalten, diese aber vollkommen übersehe 
Ich habe p. 26 bei Beschreibung der Taf. xın Fig. 3 Re dete: 


1) Diese Zeitschrift Bd. AXIX. 


, ek »in y. a pas % doute que cette partie, qui faisait leifet 
 d’un tube ä& parois epaisses et peu accusees, 6lait la premiere ebauche 
de lintestin remontant et que la eranhlallon foncee et formant use 
-  papille (P), que je voyais a son extremite pres de la bouche, constituait 
Tindice de l'oritice anal. D’apres cette observation, nous aurions denc 
deja dans la larve un tractus intestinal conform6 d’apres le type de 
animal adulte, savoir: un entonnoir buccal, un estomae en cul-de-sac 
ölargi et un intestin terminal remontant depuis cet estomac vers le 
“ voisinage de ia bouche.« Ich habe also das Rectum mit der Äfterpapille 
| ‚gesehen, gezeichnet und letztere mit P bezeichnet auf der Tafel. 
/ Herr Harscner hätte sich übrigens p. 30 und p. 41 meiner Ab- 
- handlung überzeugen können, dass ich die Bildung des Darmeanals bei 
- den Pedicellinalarven sehr wohl kannte, denn an beiden Stellen komme 
ich darauf zurück, dass bei den Pedicellinalarven alle Organe in ihrer 
h5 Ausbildung weiter fortgeschritten sind, alsbei den Larven von Loxosomen. 
[ p-. 30: Tandis que dans les larves des Loxosomes les tissus montrent ä 
[x 'peine quelque consistance et que des organes interieurs on ne distingue 
D que lintestin & peine ebauche, on voit au contraire dans les larves des 
N Pödicellines les organes interieurs dessinds avec une vigueur remarquable. 
L’intestin montre dejä toutes ses diverses parties : l’oesophage, l’estomac 
globuleux : 


| a parois 6paisses garnies de cellules hepatiques, Yintestin 
 moyen et le reetum ; l’&bauche des organes genitaux ne manque pas plus 
que celle de la poche inceubatrice.« Da nun bei den Pedicellinalarven 
- der Afterdarm sich ebenfalls erst nach dem Oesophagus bildet, wie bei 
‚den en a. so ist es . einmal et dass ich 


= p. 533 sagt Herr Hirsohne: » Indem ich die en von BArRoIS 
ii den Abbildungen der Pedicellinalarven von Vosr zusammenhalte 
lcher übrigens die Knospen für Sinnesorgane hielt), komme ich zu 
der Ansicht, dass an der Stelle der einen Knospe der Pedicellinalarve 
‚bei Loxosoma zwei Knospen, zur Seite der Mittellinie gelegen, vor- 
kommen « 
Dieser Satz bedarf einiger Erläuterungen: 
N a. Ich wäre Herrn Harscurk sehr verbunden, wenn er mir zeigen 
" N wollte, wo ich Abbildungen von Borlceliniaren veröffentlicht 
hätte. Meines Wissens sind die allerdings ziemlich zahlreichen 
Zeichnungen , die ich gefertigt habe, bis ‚jetzt ruhig in meinem 
 Portefeuilie liegen geblieben. = 
‚ Nach Herrn Harsenek soll ich dasjenige Organ, Weichds er die 
Knospen « « nennt, dessen Beschreibung er nach Herra Barrois | 


en luneite« beschrieben und abgebildet habe, für » Sinne 


. Ob dasjenige Gebilde, welches llerr Harscnex als Knospenanlag 


‘entwickeln. Es ist dies ja möglich — bis aber der seltsa 


schsK’s eigenem Ausdrucke (p. 515) »den Raum zwische 
'"Mitteldarm und äusserer Haui erfüllen und deren Bedeutun | 
nicht erkannte «. Diese Mesodermzellen haben schon bei jünge 
ren Embryonen (p. 510) »jederseits gegen die Oralseite | 


Carl Vogt, 


p. 531 giebt, und welches ich Pp. 21 unter dem Namen Dorga 


organe« gehalten haben. In meiner ganzen Abhandlung ha 
ich kein Wort über die Bedeutung dieser Organe gesagt, un 
ich wäre Herrn Harscuek sehr verbunden, wenn er mir di. 
Stelle angeben wollte, wo dies geschehen ist. — Allerdin 
habe ich p. 8 und 9 meiner Abhandlung Organe beschrieb 
und Taf. XI, Fig. 3, Taf. XI, Fig. 1 und 7 abgebildet (mit 0% 
bezeichnet), die ich »papilles tactiles« genannt habe; dieselbe 
finden sich aber nur bei ausgebildeten Knospen und gestielte 
Individuen, aber nicht hei Larven, stehen an einer ganz andern 
Stelle, als die Knospenanlagen und lassen sich mit dem » Organe 
en lunette« in keiner Weise parallelisiren. Auch ist es mir nicht. 
im Entferntesien eingefallen, diese » Tastwärzchen« der Knospen 
und gestielten Individuen mit dem »Brillenorgan « der Larven in! 
Verbindung zu bringen. N 


der Pedicellinalarve bezeichnet, wirklich eine einfache und da s 
Brillenorgan der oe eine doppelte Knospenanlage ist h 
wird erst entschieden werden können, wenn man die Umwand 
lung der Larve in ein gestieltes Individuum beobachtet hak 
wird. Es ist dies weder mir bei Loxosoma, noch Herrn Harscen 
bei Pedicellina gelungen. Wenn aber die Deutung richtig wäre, 
so müsste bei Pedicellina die Anlage während der Fixirung undı 
der Bildung des Stieles von dem Körper der Larve, an dess 
Mitte sie etwa festsitzt und sich nach aussen öffnet, bis in d 
Stiel hinunterrutschen und dort sich als Knospe des Stolo wei! 


Vorgang durch Beobachtungen erwiesen sein wird, habe id 
meine bescheidenen Zweifel gegen diese Auffassung der sog 
nannten »Knospenanlage«, die sich auf folgende Gründe stütze 
Erstens halte ich nach meinen Beobachtungen an Pedicellina 
» Entodermsäckchen« Harscner’s gar nicht für eine Abschnü 
des die Darmanlage bildenden Entoderms, sondern für 
Wucherung.-der Hartseuex’schen Mesodermzellen, die nach HA 


rückende Theilungsproducie gelieferi« vermehren sich 


Ir vom Entoderm Harscusk, meiner Ansscht nach, nıcht bewiesen 
hat, denn zwischen seinen, in Fig. 18 und Fig. 20 dargestellten 
e Stadien liegt gerade die Lueke, worin diese Abschnürung hätte 
staltfinden sollen. Diese Hosudermzellen finden sich aber noch 
an derselben Stelle, zwischen Mitteldarm, Haut und Tentakel- 
kranz bei sehr jungen Individuen, die sich eben festgesetzt zu 
haben scheinen. Herr Harscher beschreibt solche Individuen 
p- 547; ich habe nur hinzuzufügen, dass ich ebenfalls solche 
gefunden habe, die der Harscner’ schen Beschreibung entsprachen 
bis auf zwei Finicte, die aus der beiliegenden Zeichnung er- 
hellen. Erstens waren die Mesodermzellen in grosser Anzahl 
vorhanden (sie mögen wohl die Anlagen der Geschlechtsorgane 
bilden), und zweitens hatte das unter dem GunpLacu’schen Oh- 
 . jeetiv Nr. V gezeichnete Individuum keinen Stolo. In meinen 
Notizen vom 9. September 1876 finde ich die Worte: »Offenbar 
aus einem fixirten Embryo hervorgegangen. “Ganz isolirt und 
ohne Stolonen, auch ohne Fussdrüse«. 
Da Herr Harscuer in seiner Beschreibung solcher Individuen das 
- Vorhandensein des Nervensystems und den Stolo als ganz kleinen Vor- 
sprung an der Basis des Stieles erwähnt, das. Vorhandensein der Meso- 
dermzellen aber nicht, so muss ich daraus schliessen, dass seine jüngsten 
Thiere älter als das von mir beobachtete waren. Di hatte aber keine 
Spur ı von Stolo, wonach ich ausdrücklich gesucht habe — ich muss also 
den Stolo als eine Neubildung am Fusse und nicht als eine von der Larve 
1 it herübergebrachie Knospenanlage ansehen. 
5) p. 536 sagt Herr Harsonex : »Dagegen finden wir bei Voer einen 
chen Durchschnitt von dem frühesten Stadium, das er finden konnte, 
abgebildet; und diese jüngste Anlage ist schon als mehrschichtige Dif- 
ferenzirung dargestel It. « | 
ch bitte .sehr um Verzeihung, aber sowohl in der Zeichnung Taf. 
V Fig. 2, als im Texte (p. 32) habe ich ausdrücklich hervorgehoben, 


es, a Be len, welche in for laufender Schicht die 
nlormige | Erhöhung den ee u a, und sich 


6) Ich bin ganz mit Herrn Harscurk einverstanden, wenn er sagt 
0): » Die E Entoprocten, unter a die Loxosomen den Pe eS 


Bach s Aa, 1. MIND A 


 differenzirten Entoprocten gegen..er.« Ich darf wich diesen | 
‚stimmung um so mehr freuen, als ich in mioiner A nbandiung dumtchau 
nr dasselbe gesagt habe, p. 43: yais meme plus jeia en disant due 
© Loxosomes ‘et les Pedicellines € rent etre'considerdes Somme les p E 
ne types des Bryozoaires ordinalivr,« eis u, ». 2% Les Laxosames pr® w 
... sentent evidemment, suivant principe Pose. Ledtat ie | 


parmi les Bryozoaires vivants. « 


Genf, 11. November 18:7. 


MI k 
MN , 


ne Be 
33 It r 


a Fig. A. 
a ‘Fig. 4. Sehr junge Pedicellina, an der Esbetung 
Rn sitzend, von der Breitseite geschen. Vergrösserung uwhuaus 
a a Fig. 2. Kelch desselben Thivrchens, von der aralcu Sohn 
beinahe | 


iL Ars 


i, Rectum ; k, Scheidew u. 


Bildung begriffen ; m,.S =) \\n, pindliiles Etjelende, ohne 'Stole, 


ne er 


Ä Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 
Vierte Mittheilung. 
Die Familie der Aplysinidae, 


Von- 


Franz RKilhard Schulze in Graz. 


Mit Tafel XXI—-XXIV. 


_ Mit dem Namen Aplysia, welcher von Ärıstotzıes für eine nicht 
Hauswaschbare Schwammsorie gebraucht war, bezeichnete Narpo !) im 
ı Jahre 4833 eine von ihm aufgestellte neue en änderte 


Re. 


‚das Wort aber schon im folgenden Jahre?) zweckmässiger Weise in 


4 ur ae selbst me) in folgende zwei ı 


1833, p. 51 a) Isis 4834.  \ 
ft f. wisgensch. Zoologie. XXX. Bd. De | 95 


nrieäule., ramea, oliirdscens, theilte len aber im ah 


Eee Ba Eilhard Schulze, ie R 


Absicht, mit seiner Aplysina aörophoba eine besondere Gattung zul 
gründen. Das letztere führte jedoch erst Oscar Schmipr selbst im Jahı 


nose begründete 


fasern solide und durch reichlichen Sandeinschluss gekennzeichnet si 


inneren Baue eingehend beschrieben und folgendermassen characterisi 


conulis obsita. Oscula rara. Color violaceus, inlus canescens.« 


enger begrenzten, durch röhrenförmige Hornfasern mit w 


mit folgender Diagnose versehen: 


x a Pre k 144 ENTER 2 Ce TR BEL LRLOIN EL LER EN ER R 
AR be KERN Nr “ EL RA ENEWÄNS ; 
& Z Y r a; A Kae ® “r e 5 nd 0 \' 
3 ERTL EN BA OBEREN 3 ae 


Einer Mittheilung O. Scnmpr's t) zufolge hatte Nanpo spät 


1862 wirklich aus, indem er mit Narno’s Aplysina a&rophoba und ei 
von ihm selbst bei Sebenico entdeckten, sehr nahe verwandten 
(Aplvsina carnosa) seine eigene Gattung Aplysina mit folgender Di 


»Ceraospongiae carnosae, uno genere fibrarum praeditae. Fib 
in Galı caustico non solubiles, mediocriter elasticae, non homogene 
cortice substantiae mollioris axin involvente.« e 

Hierdurch war der etwas weite und unbestimmte Gattungsbegrifl 
zwar bedeutend enger, aber auch um Vieles präciser gefasst, und 
waren die in mancher Beziehung abweichenden Formen, deren Ho 


wie z. B. die Scumipr'schen Gattungen Spongelia und Cacospongia a 
geschlossen. 

Die beiden Arten der so begrenzten Gattung Aplysina wurden ' 
O. Scummr sowohl nach ihrer äusseren Erscheinung als nach ihr 


Aplysina a&rophoba Nardo. 

» Aplysina ramis papilliformibus e basi crassa irregulari plerumgi 
verticaliter ascendentibus. Color flavus et e flavo viridis spongiaeı 
aöre positae statim mutalur in viridem et coeruleum et postea in coeı 
leo-nigrum. Oscula in summitate ramorum quasi parva fossa et marg 
eircumdata.« 


2. Aplysina carnosa O. Schmidt. 
» Aplysina plus minus ve globosa, non ramosa. Superficies par 


Zu dieser von Narno zuerst aufgestellten, von O. ScHmipr so: 


cher Achsensubstanz ohne eigene Kieselbildungen hauptsäc 
characterisirte Gattung Aplysina steht nun die Gattung VerongiaBo 
san’s in naher Beziehung, Der brittische Forscher hatte seine Ga 
Verongia, ohne Nanno’sArbeiten zu berücksichtigen, im Jahre 1845 in 
Annals and magazine of natural history, Vol. XVI mit Zugrundelegung‘ 
alten Spongia fistularis Lamarck (welche in Espur’s Pflanzenibiere. 11. p.‘ 
beschrieben und daselbst Taf. XX, XXI und XXI A abgebildet ist) 
gestellt und in seinen British non vol. I. p..209 im Jahy 


4) Spengien des adriatischen Meeres. p. 28. 


RE 3% 


Untersuchungen über ‚den B au nnd die Entw ‚ick lung der Spongien. 381 


Verongia. Skeleton kerato-fibrous. Fibres eylindrical, con- 
tinously fistulose aspiculous. Rete unsymmetrical«. Zur Erläuterung 
hatte Bowensank eine Abbildung von einem Bruchstücke des Horniaser- 

. gerüstes einer Spongia fistularis Lamarck in den British spongiadae. 

Vol. I. Fig. 266 gegeben. 

er »Später stellten dann Dvcuassame oe Fonseessiy und MicksLern 1. 

ohne Berücksichtigung der Arbeiten Narno’s, Scumior’s und Bower- 
zank’s die Gattung Luffaria (welche für sich allein die Gruppe der 
 Homogeneae ihrer Eponges vraies s. Euspongiae ausmacht) mit folgen- 
> der Characteristik auf: »Fihres cornees, creuses, tres rigides, egales 

‚entre elles et susceptibles d’anastomose pour a des alles, mais 

.elles ne se r&unissent jamais en faisceaux«. Unter den von Ducaassäıng et 
|  MickeLorri beschriebenen und abgebildeten Species dieser neuen Gat- 
ung Luffaria findet sich auch die alte Spongia fistularis Lamarer’s, wie 
sie Esper in Vol. U. p. XXI A seiner Pflanzenthiere dargestellt hat, und 
welche Bowersank seiner Gattung Verongia zu Grunde gelegt hatte. Es 
j. wird demnach die Gattung Luffaria Duch. et. Mich. identisch sein mit 
‚Verongia Bow. | 
_ Durch den Besitz von röhrenförmigen, mit weicher Markiniso er- 
- füllten Hornfasern ohne eigene Kieselbildungen schliesst sich an die Gat- 
tung Aplysina ©. Schmidt ferner der im Jahre 1865 von Frırz MürLer 2) 
‚unter dem Namen Darwinella aurea beschriebene, besonders durch 
seine drei- bis achtstrahligen sternförmigen Hornnadeln merkwürdige 
chwamm vom Strande bei Desterro eng an. 

a Auch der von Gray 3) unter dem Namen Janthella im Jahre 1869 

as, später von W. PLEWMING %) näher studirte a 


u. ) Archiv für Eunehn ne 1. Bd. p. 344, 
N ‚Proceedings of scient. meet. ofthe Raupe Soc. London 4869. 


a5 


382 | en a Franz Bilhard Schulze, a 


Ebenso uriheilte H. J. Carter !), als er im Jahre 1872 die beid 
Gattungen Aplysina O. S. und Luffaria Duch. et Mich. annahm und 
einer besonderen Familie, den Aplysinidae, vereinigte. Es gesch 
dies bei Gelegenheit der Beschreibung einer neben ihrem Hornfaserg 
rüste noch sternförmige Hornnadeln enthaltenden, wahrscheinlich 
Mürzer’s Darwinella aurea identischen Spongie von der Spanischen 
Küste, welche er zur Gattung Apiysina O. S. Sehae, und Aplysina eor- 
neostellata nannte. 

Später bat dann Carter?) in seinem alle bekannten Hauptformen 1‘ 
umfassenden Systementwurfe aus den Spongien mit röhrenförmigen ıy 
körniges Mark enthaltenden Fasern ohne Kieselbildungen und {re 
Körper eine besondere Ordnung, seine Geratina, gebildet, und 
derselben folgende drei verschiedenen Familien angenommen : 


Die Luffarida mit der einzigen Gattung Luflaria, 
2. Die Aplysinida mit der einzigen Gattung Aplysina, 
3. DiePseudoceratida, zu welcher die Gattung Janthella Gra 


Die Luffarida Carrer’s sind vorzüglich durch die Enge der Mar 
höhlung ihrer ein gleichförmiges Netz bildenden Hornfasern ausgezeic 
net, deren Weite niemals die Hälfte des ganzen Faserdurchmessers 
reicht. Auch erscheint bei ihnen der Umstand characteristisch, dass 
Fasern etwas unterhalb ihrer freien Endigung an der Schwammobers 
fläche anastomosiren (terminating by anastomosis just above the leve 
the surface). | | 

Die Aplysinida Currer’s dagegen haben ein unregelmässiges Net 
werk biegsamer Hornfasern mit weiter Markhöhle, welche stets v 
mehr als die Hälfte des ganzen Faserdurchmessers ausmacht. Die Fase 
erscheinen verschieden stark nach den zwei Hauptrichtungen.. 
» vertical « gerichteten sind breiter als die »horizontal« oder »late 
liegenden. Die ersteren endigen an der Oberfläche in schmalen Spi 

‚oder Fäden. 

Die hinsichtlich ihres Hornfasergerüstes im Allgemeinen den Apl 
sinida gleichenden Pseudoceratida Carrer’s endlich zeichnen 
dadurch aus, dass die letzten fadenförmigen Ausläufer ihrer vertical 
Hornfasern an der Schwammoberfläche in einer Kruste fremdı 
Körper endi gen oder selbst in ein Hautnetz von hornigen,. 
» proper spiceules« versehenen Fasern ANEIERNER- 


4) Annals of.nat. hist. ser. IV. Vol. X. p. 10% 
2) Annals of nat. hist. ser. IV, Vol. XVI. 1875. 


3 


Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 33 


| eigene BE ehldmesn beginnenden „Revision of the North Americ. 
- Poriferae with remarks upon foreign species« von ALrusus Hyarr!). 
 Derselbe bildet i in der Ordnung der Keratosa d. h. der Spongien, »whieh 
have only keratose fibres and do not possess spicules properly so ealieg, 
-i. e. spieules developed within the integument or internal sareode«, 
eine besondere Unterordnung, die Aplysinae Hyatt für die »hollow- 
\ fibred« Formen und führt in ersclhen folgende Familien auf: 

1. Dendrospongiadae Hyatt, characterisirt durch die »irregular 
-anastomosis of the fibres of the skeleton, their rotund form and the 
- thiekness of the horny walls«. 

2. Aplysinidae Hyatt, en durch die »regular net-like 

_ anastomosis of the fibres, the tendeney of this to oceur in the same plane, 

the flattness of the fibres and the thinness of their walls«. 
| 3. Janthellidae Hyatt, ausgezeichnet durch die eigenthümlich 
\ durchbrochen-fächerförmige, verästelte oder netizförmige Bildung, sowie 

durch die Dicke der fast soliden, nur wenig körnige Achsensubstanz 
enthaltenden Fasern. 
\ In die Familie der Dendrospongiadae stellt Hyarr die Gattung 
" Dendrospongia Hyatt, weiche er nach einem an der amerikanischen 
Küste bei Nassau gefundenen und von Oscar Scumipr früher als eine 
fragliche Aplysina aörophoba bezeichneten Schwamme mit ganz un- 
regelmässig netzförmig verbundenen dickwandigen drehrunden Fasern 
gebildet hat, und die Gattung Verongia Bowerbank = Luffaria 
uchassaing et Michelotti und O. Schmidt mit zwar deutlich rädiär ge- 
© aber in u Weise netzförmig verbundenen Fasern 


Er men, ei, I Aplysina ernslale 0. Shure. 
'elche wie schon früher O. Scuuipr selbst berichiet hatte, auch bei 
; } rida vorkommt, beschreibt Hyarr noch vier bauiptsichlich nach der 
h 'orm und Enge dos Maschenwerkes verschiedene Arien, nämlich Aply- 
Ana aurea mii ii sehr engen Maschen nn Fasern, AB 


n 384 | | Franz Eilhard Schulze, a GEN 


Die Familie der Janthellidae Hyatt macht die einzige Gattung ) 
thella Gray aus. Zu den drei bekannten Arten dieser‘Gatiung, welch 
Gray als J. flabelliformis, basta und Homei beschrieb, wird noch e 
neue Species Janthella concentrica von Hyarr hinzugefügt. 

Zu der Gattung Aplysina O. Schinidt hat Carter !) einen zwisch 
Schottland und den Faroer-Inseln gefundenen weichen krustenförmig 
Schwamm von krapprother Farbe, Aplysina naevus Carter, gesiel 
welcher sich vorzüglich durch die Formation seines Horniasergerur 
auszeichnet. | ı 


: Von einer diesen Schwamm auf der Unterlage befestigenden ba 
len dünnen scheibenförmigen Hornplatte erheben sich die das dün 
Lager des compacten areolären Weichkörpers senkrecht durchsetzerd 
starken und einfachen Hornfasern, welche, in ein oder zwei verschmi 
lerte Enden auslaufend, aus den Spitzen der conischen Weichkörpere 
hebungen über die von fremden Körpern incrustirte Oberfläche 

Schwammes frei hervorragen. | 
Als eine nahe verwandte Art bezeichnete dann CArrEr noch eine 
von A. M. Norman bei den Shetlands- Inseln gefundene und mit d 
Speciesnamen incrusians versehene Spongienkruste, welche sich 
der Aplysina naevus Carter nur durch die weniger hoch und dorn 
' vorstehenden Erhebungen der Oberfläche, durch die Verbreitung de 
Sandeinschlüsse durch das ganze Körperparenchym und dureh die gelb: 
liche, im trockenen Zustande blass rosenrothe Färbung unterscheide 
Schliesslich ist noch eine von Barroıs in seiner Arbeit Embrvol 

de quelques Eponges de la Manche?) p. 57 erwähnte, bei St. Vaast 
Steinen häufig gefundene rosenrothe oder fleischfarbene Schwaı 
kruste, Verongia rosea genannt, anzuführen, deren Oberfläche 
stachelartig vorspringenden, den letzten Enden senkrecht aufsteige: 
Hornfasern entsprechenden Papillen besetzt ist. Bemerkenswerth 
‚scheint die Notiz Barroıs’: »Les corbeilles vibratiles de ceite espec 
font remarquer par leur forme, qui est irös allongee et ovoideu. 
Aus dieser historischen Uebersicht geht hervor, dass von Spon 

mit röhrenförmigen Hornfasern ohne eigene Kieselkörper bisher n 
einander folgende Gattungen aufgestellt worden sind: 


‚ Aplysina Nardo, 1833 — Oscar Schmidt, ‚abe: 
s Verongia Bowerbank, A841; 
— Luffaria Diiohusksnn et DIDI 18 


4) Annals of nat. hist. 4876. IV. ser. Vol. XVII. p. 229. 
2) Annales des sciences naturelles. Zoologie 1876. 


on bella ee 1869: 
} 3. Dendrospongia Hyatt, 1875 Ä 

B Ä Diese fünf Gatiungen sind in es Gesammtheit bald als eine 
N ‚Familie, Aplysinida e Carter 1872 (freilich ohne Berücksichtigung 
‚von Janthella und Dendrospongia), bald als eine eigeneOrdnung, Cera- 
tina Carter 1875 mit drei Familien Luffarida, Aplysinida und Pseudo- 
bald als eine Unterordnung ‚Apl ysinae an der 


a snidhe u ad Fonthellidse Ara — aufgefasst en 

er Nach meiner Ansicht dürfte es ausreichen, aus jenen fünf Gattungen 
a Familie, die nn Se, in der One der Hornschwämme, 
een durch ‚die röh nn, 


1. nn sina Oscar Schmidt. 


. a&rophoba Nardo; 


N A. carnosa O. Schmidt; 
3. A. aurea Hyatt; 
k. A. praetexta Hyatt; 
5. A. gigantea Hyatt; 
.:4.6..A. cellulosa Hyatt. 
I. Verongia Bowerbank. 


N, fistularis Bowerbank ; 
. V. zetlandica Bowerbank;: 
. V. birsuta Hyatt; 
. V. tenuissima Hyatt; 
.. V. Archeri Th. Higgin!). \ 
ndrospongia Hyatt. a S 
0 4. D, ‚erassa Hvatt. | 
MN: Darwi nella Fr. Müller. 
4. .D. aurea Fr. Müller. El e 
v, ı. Gray. a „ A 
| . 3. Homei Gray; ee | ' 

| . I. flabelliformis Gray; 
ed N basta Gray; | 
ee “El concentr ica a 


Sere>> 


1. D 


2 y n ‘ 
a ELLTR 2 Y Y 


f nat. hist. 4875. Vol. xVI. in 238. 


r 


 faches Netzwerk bilden. Jede Säule endet mit einer quer abgestutz 


eine A—3 Mm. weite kreisförmige und glattrandige Oeffnung, wele 


| _ unregelmässiger compacter Krusten an, welche, sich allmälig w 


und zwar ‘gleich von Kleinfingerdicke senkrecht emporwachsen. lie 


en : Franz Bithart Schulze, 


Ueber die Stellung einiger anderer oben genannter Formen, wi 
Aplysina naevus Carter, ren 
Aplysina incrustans Carter, 
Verongia rosea Barrois, 

werde ich mich weiter unien aussprechen. 


Apiysina aörophoba Nardo. 


Der schöne, durch seine eigenthümliche Gestalt, seine leuchtend N 
schwefelgelbe Harbe und besonders durch seinen Fanktsedhen) bei, 
. Einwirkung der Luft höchst auffällige Schwamm, welcher bereits von 
Narno durch die Speciesbezeichnung itephake hinlänglich markirt} 
wurde, um später die sichere Grundlage für die Bildung einer eigenen’ 
Gattung, ja einer ganzen Familie, zu liefern, kommt im Adriatischen 
Meere in der Tiefe von einem oder mehreren Faden an verschiedene 
Stellen häufig, an einigen sogar sehr reichlich vor: Bei Triest ist er so“ 
wohl in der Bai von Muggia als auch am Eingange des Hafens von Trie 
selbst, an solchen Orten , wo sich statt des dort sonst reichlich vorh 
denen Schlammes ein felsiger oder steiniger Grund findet, durch Auf 
nehmen von Steinen leicht zu erhalten, und wurde mir durch die Fü 
sorge des Inspector's der k. k. zoologischen Station, des Herrn Dr. GrAEFF 
stets in erwünschter Menge lebend geliefert. 

Von einer flach krustenförmigen, unregelmässig gestalteten, der 
Unterlage fest anhaftenden Basis erheben sich senkrecht fingerförmige 
und auch etwa fingergrosse Fortsätze, welche theils ganz frei und ziem- 
lich gerade wie Säulen parallel neben einander stehen, theils, hier und 
da mit einander seitlich sich verbindend, Bogen oder selbst ein ein“ 


glatten Endifläche, welche bald ganz eben, bald etwas deilenartig ein 
zogen erscheint, während die ganze übrige Oberfläche des Schwa 
mes mit ziemlich gleichmässig vertheilien kleinen kegelförmigen 
hebungen versehen ist. In der Miite der glatten Endfläche findet s 


Gang hineinführt. 
Die kleinsten und wohl auch jüngsten Exemplare, welche ich s S 
fanden sich im Frübhlinge als hirsekorn- bis linsengrosse halbkuge 
Gebilde an Steinen; bei weiterem Wachsthume nahmen sie die F 


ausbreitend, an der Oberfläche höckarig, wurden ad endlich zun:i 
eine dann N, der oben beschriebenen säulenförmigen Erhebun 


Er UehmLen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 387 


wei Die BD oetenz des Schwammes kann als. ich elastisch 
_ bezeichnet werden. Bei Anwendung mässiger Gewalt lassen sich die 
Stöcke leicht zerreissen und bieten eine unregelmässig höckerige Bruch- 
fläche. Beim Anfassen fühlt sich die Oberfläche glatt und etwas schlüpf- 
rig an. | 
Die Farbe ist im Leben ein gesättigtes.Schwefelgelb mi 
einem leichten Stich ins Grünliche. Zuweilen wird sie durch braune 
Diatomeenrasen, welche besonders ältere Exemplare gern überziehen, 
mehr oder minder vollständig verdeckt. 
Nimmt man den Schwamm aus dem Wasser, so tritt nach einiger 
Zeit zuerst an der Oberfläche und zwar beamer an solchen Stellen, 
welehe etwas gedrückt, geschunden oder sonst verletzt waren, eine 
anfangs grünlich blaue, darauf intensiv preussisch blaue Farbe 
auf, welche grell gegen das leuchtende Gelb der Umgebung absticht. 
_ Allmälig wird dann der ganze Stock dunkelblau, welche Färbung 
schliesslich beim Eintrocknen in Schwarz übergeht. Dieser merk- 
|  würdige Farbenwechsel tritt übrigens nicht nur an der Oberfläche, 
sondern auch an den inneren Theilen auf, sobald diese mit der Luft, 
- auf Bruchflächen etc. in directe Berührung nam, Unter Einwirkung 
von Spiritus wird die ganze Schwammmasse dunkelbraunviolett. Eben- 
. so färbt sich der benutzte Spiritus, aus weichem dann bald am Boden 
" und an den Wänden des Gefässes ein brauner körniger Niederschlag sich 
 absetzt. Es bedarf mehrmaligen Wechsels des Spiritus und wiederholter 
Reinigung des Gefässes, bevor man ein für die Dauer zu conservirendes 
' Präparat in der Sammlung als Schaustück aufstellen kann. Ein in 
starkem Spiritus gebärtetes Stück lässt sich gut schneiden, leicht zer- 
brechen und wird mit der Zeit bröcklig. 
3 Geht man nach Constatirung dieser leicht in die Augen fallenden 
_ Eigenthümlichkeiten zu einer genaueren Untersuchung des Schwamm- 
 körpers zunächst mit blossem Auge und gewöhnlicher Loupenvergrösse- 
\ ee so ist es : Nor allem die Figuration der Oberfläche, welche 


Wenn schon die vielen conischen, mit ausgebauchter Seitenfläche 


sich. erhebenden ee indie welchen, in Schwamm Hbersät ist, eine 
U | 


ER 


Kegel ri ch de ch chen anche: 
selbst keineswegs glatt, sondern vielmehr mit einem feinen Gitiernetz 
 erhabener Leisten versehen, von welchem kleine polygonale Ver- 
iefungen umschlossen werden. Man erkennt sogleich, dass diese 


288 ’ N Franz Eilhard Schulze, Ve, n n eh a ® “ 


Leisten zu 6-—9 oder mehr von je einer glatten Kegelspitze in radiäre 
Richtung herabzieben, sich dabei mehrfach unregelmässig theilen, mit 
einander durch schräge Züge verbinden und endlich in ein ziemlich un- 
regelmässiges Netzwerk ähnlicher wallartiger Erhebungen übergehen, 
welches sich zwischen den Kegeln aushreitet (Fig. %). } 
Die so gebildeten Maschenräume von circa 0,2 Mm. Durchmesser 
sind zwar im Allgemeinen unregelmässig vieleckig, erscheinen aber N 
zwischen den radiär divergirenden Leisten der Kodalsand oft mehr ) 
lanzettförmig. Die Leisten dieses Gitterwerkes selbst sind zu verschie- E 
denen Zeiten verschieden hoch, von einer Seite zur andern abgerundet 
und durchaus glatt, während seh in den Gruben noch deutliche Relief- 
unterschiede erkennen lassen. Bei einer etwa zwauzigfachen Vergrösse- 
rung erkennt man, dass diese letzteren durch ein von den Hauptleisten 
seitlich abgehendes secundäres Leistennetzwerk bedingt sind, welches? 
in jeder Hauptgrube durchschnittlich 8—10 kleine rundliche Masche 5 
zweiter Ordnung bildet, an deren Boden sich wiederum eine Anzahl 
dunkler Flecke erkennen lässt (Fig. 5). Sieigert man die Vergrösserung 
noch weiter, etwa bis zu 50/1 oder 100/1, so zeigt sich, dass diese im% 
Boden der secundären Mas&hen zu je 6—10 befindlichen rundlichen 
dunkeln Stellen wahren Löchern und zwar den eigentlichen Einströ-! 
mungsöffnungen, den pori der Autoren, entsprechen. Solche Einströ-J 
mungsporen fehlen auf den Leisten und Riffen selbst, sowie auf den 
glatten Gipfeln der Kegel vollständig. Aus den letzteren sieht man da 
gegen nicht selten, besonders bei älteren oder im Ahsterben hbegriffenen 
Partien die fadenförnigen Enden des Hornfasergerüstes mehr oder 
minder weit hervorstehen. ji 
Das Hornfasergerüst durchzieht als ein zusammenhängendes 
weitmaschiges Netzwerk den Schwammkörper nach allen Richtungen.) 
Es erscheint im lebenden Schwamme hellrostgelb und durchscheinend, 
nach der Isolirung getrocknet dagegen dunkel braunroth bis schwarz- 
braun und glänzend. Es besteht aus ziemlich festen und elastisch 
‚röhrenförmigen Fasern von rundlichem Querschnitt und einem Durch-/ 
messer von 0,4—0,2 Mm. und widersteht der Einwirkung kochender 
Kalllauze auffallend a 


und ihres Fohaktas für später een wit! ich jetzt zunächst nur 
Figuration des Skeletes im Allgemeinen beschreiben, soweit sich dieselh | 
mit blossem Auge oder einfacher Loupenvergrösserung erkennen lässt. 
Hat man durch mehrwöchentliche Maceration einer Aplysina i 
"Wasser oder Ammoniak und längeres Ausspülen mit reinem Wasser le 


Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 389 


 Weichkörper vollständig entfernt, so lässt sich an dem unversehrt er- 
haltenen zierlichen Skelete unschwer Folgendes feststellen. 
Die Verbindung des ganzen Gerüstes mit der gewöhnlich aus einem 
Steine bestehenden Unterlage wird durch fest anhaftende, flach scheiben- 
förmige Endausbreitungen der senkrecht aufsteigenden untersten Fasern 
bewirkt. Von diesen etwa 11/,—2 Mm. hohen einfachen geraden ba- 
salen Stütz- oder Wurzelfasern geht dann durch eine in verschiedener 
Richtung erfolgende quere Gabelung und Verbindung der Aeste benach- 
barter Fasern, durch Erheben neuer Stämmchen aus diesen Verbin- 
dungsbögen, durch ähnliche Gabelung dieser und so fort — ein unregel- 
mässiges spongiöses Netzwerk mit vieleckigen, 2—3 Mm. Durchmesser 
zeigenden, Maschen hervor, welches der flachen basalen Ausbreitung 
des ganzen Schwammsitockes entsprechend nur eine Höhe von wenigen 
Millimetern erreicht und eine ganz unregelmässige höckerige Oberfläche 
zeigt. Aus diesem niedrigen basalen Fasernetzwerke erheben sich dann 
aber als direete Fortsetzungen desselben die zur Stütze der fingerför- 
 migen Erhebungen dienenden Skeletgerüste. Diese letzteren stellen 
"Röhren dar, deren Durchmesser durchaus demjenigen der betreffenden 
Säulen entspricht, während die Weite ihres centralen cylindrischen 
 Lumens etwa ein Dritttheil des ganzen Dickendurchmessers, also 
4»—6 Mm., beträgt 
Wenn schon in der Art der Verbindung der Fasern bei dem basalen . 
Fasernetze eine gewisse Geseizmässigkeit nicht zu verkennen ist, so tritt 
_ diese mit noch grösserer Deutlichkeit in dem Skeletgerüste der finger- 
Ä förmigen Erhebungen hervor. Hier ist es zunächst das zur Begrenzung 
des weiten centralen Lumens dienende System von Maschen, dessen 
 Figuration durch seine Regelmässigkeit auffällt. Die Fasern, welche 
diese innerste Maschenlage bilden, liegen nämlich fast genau in einer 
N Cylindermantelfläche und rbinkden sich in der Weise mit einander, 
dass ein System von eiwas gestreckten sechsseitigen Maschen entsteht, 
...deren beide längste Parallelseiten der sanzen Röhrenachse parallel liegen. 
Diese eigenthümliche Anordnung wird zwar schon an einem der Länge 
nach halbirten Röhrenskelete (Fig. 9) bemerkt, tritt aber noch deut- 
licher hervor an einem Präparate, welches man dadurch gewinnt, dass 
man die innerste Maschenlage einer Röhre mittelst Durchschneidung 
it aller nach aussen führenden Verbindungsbalken isolirt und dann auf 
einer hellen Unterlage flach ausbreitet (Fig. 7). Von diesem innersten 
. Maschennetze und zwar vorwiegend von der Mitte der einzelnen Balken, 
- seltener von den Ecken der Maschen gehen nun radiär nach aussen ge- 
= richtete Fasern ab zur Verbindung mit einem zweiten Maschenhohleylin- 


TER DRK ES DR AR Tr ver N AL RE LAND 
KR E BEER an 


En. n a Franz Kilhard Schulze, n 


schliesst, aber weniger regelmässig gebaut ist und auch nicht die 
Gylindermantelfläche so vollständig innehält wie der-erste. Von de 
Mitte der etwas nach aussen vorgebauchten Balken dieses zweiten 
Maschenmantels führen wiederum radiär gerichtete Fasern zu einer 
dritten, ebenfalls wenig regelmässig gebauten, aber mit den beiden inne- 
ren auch einigermassen concentrischen Maschenlage, von welcher dann 
schliesslich radiäre Fasern quer nach aussen gehen, welche mit ihre 
Endspitzen an der äusseren Oberfläche des ganzen Tubus frei vorstehen’ 
(Fig. 8) oder zuweilen gar noch ein viertes Cylindermantelmaschensy= 
stem erreichen, welches dann erst die äussersten radıär gerichteten 
Fasern ahsendeh Als eine merkwürdige Anomalie traf ich bei einzelnen 
Röhren eine oder selbst mehrere scharf abgesetzte quere ringförmige | 
Einschnürungen oder richtiger Defecte der äusseren Skeletpartie v 
2—3 Mm. Länge. 2 
Zu einem genaueren Siudium des Schwammkörpers sind natürlich. 
in verschiedenen Richtungen geführte Schnitte erforderlich. Besonders’ 
empfehlen sich Schnitte, welche, durch die Längsachse einer Papille 2 
geführt, diese in zwei Hälften LEE Fig. 2, und rechtwinklig ir 
Längsachse gerichtete Querschnitte, Fig. 12. An solchen Durchschnitte 
fällt zunächst der jede Säule der Länge nach durchziehende 1—3 M 
weite drehrunde Achsencanal auf, weicher an seinem unteren End 
mit den die Basalmasse des Schwammes durchziehenden CGanälen zu 
sammenhängt, seitlich ringsum die radiär gerichteten baumartig v 
zweigten Canäle der Papillenwand selbst aufnimmt und am äussere 
freien Ende der Papille mit der schon erwähnten kreisförmigen Oefinu 
ausmündet. ; v 
Diesem abführenden Canalsystem stehen zahlreiche, an der sieb- 
. artig durchbrochenen Oberfläche mit vielen feinen Wurzeln entspr 
gende und darauf wieder nach innen zu baumkronenartig sich v 
zweigende Stämmchen gegenüber, deren letzte feinste Endäste mit d 
‚feinsten Anfangscanälchen des abführenden Systems mittelst der z 
schen beiden eingeschobenen Geisselkammern in offener Comm 
nication stehen (Fig. 12). | 
Es lässt sich bie eine principielle Lebereinstimmuhe 
ganzen Anlage des Wassercanalsystems von Aplysina mit derjenig 
‚von Chondrosia und Chondrilla, wie ich sie in meiner vorigen Mitth 
dung!) beschrieben habe, Teicht erkennen. Wir finden eben hier v 
dort an der Oberfläche mit vielen feinen Wurzeln in den Pori entsprin 
gende zuführende Canalstämmchen, welche A wieder OH innen 2 


1) Diese Zeitschrift Bd. XXIX. 


. baumartig v verzweigen und mit ihren letzten feinsten Endästchen in die 
 Geisselkammern & einführen. Aus jeder Geisselkammer geht dann andrer 
seits in enigegengesetzter Richtung je ein feiner Ausführungscanal ah 
Aus diesen feinsten Wurzeleanälchen des abführenden Systems sam- 
meln sich allmälig grössere Stämmchen, welche schliesslich in den einen 
grossen Hauptausführungsgang je einer Papilie von unten und von den 
- Seiten her einmünden und in dem terminalen Osculum derselben ihre 
letzte Ausgangsöffnung haben (Fig. 12). Der Unterschied liegt eigenilich 
nur in den eigenthümlichen Porenfeldern der Oberfläche und in der 
langen geraden Ausflussröhre. 
An dem Querschnitt einer Papille des lebenden Sch wanhmes 
lassen sich zunächst mit blossem Auge drei concenirische Zonen unter- 
scheiden. Die äusserste derselben stellt eine schmale, etwa !/, Mm. 
dicke Rindenschicht von gelbbräunlicher Farbe mit ganz dtinnem hell- 
gelben Saume dar; sie zeigt ein ziemlich gleichmässiges Gefüge und 
wird nur von den zuführenden Wassercanälen und den äussersien seit- 
lichen Ausläufern des Hornfasernetzes ziemlich rechtwinklig durchsetzt. 
Darauf folgt eine 5—-6 Mm. breite, gelblich gefärbte mittlere Zone, 
welche der zahlreichen, bald mehr der Länge nach, bald mehr der 
Quere nach, meistens aber schräg durchschnitienen Wassercanäle 
wegen wie durchlöchert erscheint und auf feinen Schnitten schen bei 
mässiger Vergrösserung eine Zusammensetzung aus einer helldurch- 
" scheinenden und einer im durchfallenden Lichte dunkel und körnig er- 
‚scheinenden Masse erkennen lässt. Diese breite mittlere Zone ist es, 
' welche. die Geisselkammern enthält und zwar ausschliesslich in jenen 
 dunkelkörnigen Partien, welche hier ganz ähnlich wie bei den Chondro- 
"siden als eine Hielgefhliere Grenzlage zwischen dem System der zu- 
und abführenden,, von derselben Substanz umgebenen Canäle erschei- 
nen. Die innerste Zone, welche den Centralcanal direct umschliesst, 
gleicht zwar im Uebrigen der äusseren Rindenschicht, zeigt aber keine 
bestimmt ausgesprochene Farbe und ist etwas nusch nu: Sie 
leibt von dem die beiden anderen Zonen durchseizenden Hornfaser- 
| netze vollständig frei. Es liegt eben das innerste Hornfasermaschenrohr 
gerade auf der Grenze zwischen der mittlern und innersten Schicht. 


Histiologische Structur. 


Gehen ‘wir nach dieser allgemeinen Uebersicht der Organisation 

inseres Schwammes zu einer histiologischen Analyse desselben über, 
| ‚so erscheint es gerathen, zunächst jede der drei differenten Gewebs- 
lager ‚ welche den drei Keimbläitern entsprechend als Eeioderm, Meso- 


RN N 3 a ad MS RATE N van BRD, VRR Me I ne 7 NN I Rh % 
90. a an Tran Billard Schale, 


derm und Entoderm bezeichnet werden, gesondert zu bespreche 
nicht als ob bereits die Ableitung derselben aus den betreffenden Kei 
blättern mit der wünschenswerthen Sicherheit gelungen wäre, sonden 


aus den drei Keimblättern wirklich direct hergeleiteten Gewebslagen 
der höheren besonders der Gölenteraten so unverkennbar “ ; 


| höchsten Grade wahrscheinlich genannt werden muss. 


Ectoderm. 


Das Eetoderm besieht aus einer einschichtigen Lage platter polygı 
naler, meistens 4——6 eckiger Zellen mit hellem runden Kern und einer 
kleinen glänzenden Kernkörperchen. Der Kern pflegt nur von we 
. körnigem Protoplasma umgeben zu sein, während der übrige Zellkörper? 
hell und struciurlos erscheint. Dieses einfache Plattenepithellager klei- a 
det sämmtliche Gänge und Canäle, welche den Schwamm durchziehen 
von den Einlassporen der Aussenfläche bis zu den Oscula hin, mit ei 
ziger Ausnahme der mit den cylindrischen Kragenzellen des Entoder 
versehenen Geisselkammern, in continuirlicher Lage aus, und ka 
auch meistens an der äusseren Schwammoberfläche nachgewiesen w 
den. Zwar ist eine scharfe Abgrenzung der einzelnen Zellen von ei 
ander am lebenden Schwamme auch in den Canälen nur selten deutl 
zu sehen, wird aber nach Behandlung desselben mit Arg. nitrie.-Lösu 
von !/, %/, leicht durch die bekannten tiefschwarzen Linien zur A 
schauung gebracht. Das Eetodermzellenlager an der äusseren Obe 
fläche sicher nachzuweisen, ist mir übrigens nicht bei allen untersuc 
Exemplaren und an jeder beliebigen Stelle in gleicher Weise gelungen 
Zuweilen und zwar vorwiegend bei recht jungen und lebenskräftie 
Schwämmen wurde zwar durch die Versilberung ein schönes 
schwarzer Zellgrenzlinien hervorgerufen, bei anderen Exemplaren 
doch und zumal bei solchen, welche schon eiwas gelitten und eini 
Zeit hindurch ihre Poren verschlossen gehalten hatten, trat das Netz 
Silberlinien entweder gar nicht oder nur an einzelnen Stellen her 
Es erscheint mir wichtig, dass gerade in solchen Fällen sich die g 
Schwammoberfläche gewöhnlich mit einem zarten abhebbaren Häu 
chen überzogen zeigte, welches ich als eine euticulareAbscheidt 
des Grenzzellenlagers ansehen möchte. Ein solches structurloses Ob 
‚häutchen scheint sich demnach nur unter abnormen Bedingungei 
bilden und mag vielleicht als eine Schutzdecke gegen äussere Schädlic 
keiten dienen. al 


Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 393 


Mesoderm. 


Das Gewebe des Mesoderms von Aplysina gleicht in mancher 
Beziehung dem bei den Ghondrosiden beschriebenen. Zunächst ist her- 
vorzuheben, dass sich auch hier eine die äussere Rinde und die Um- 
gebung der Wassercanäle bildende helle, am ersten noch dem gallerti- 
gen Bindegewebe der Wirbelthbiere vergleichbare Masse von einer nur 
in der Umgebung der Geisselkammern zu findenden, durch Einlage- 
rung zahlloser stark lichtbrechender Körnchen ausgezeichneten dun- 
kelkörnigen Substanz unterscheidet, ohne sich jedoch von derselben 
durch eine ganz scharfe Grenze abzusetzen. Wir betrachten zunächst 
die erstere näher und finden in einer siructurlosen, farblosen, galler- 
tig erscheinenden Grundsubstanz eine so grosse Anzahl Neloraer Ele- 
mente verschiedener Art eingelagert, dass die Grundsubstanz selbsi 
nur an ganz dünnen Schnitten zwischen denselben deutlich hervortritt. 
Von diesen Formelementen zeichnen sich durch Häufigkeit und gleich- 
mässige Vertheilung vor Allem unregelmässig sternförmige, seltener 
rein spindelförmige Zellen mit langen fadenförmigen, hier und da 
verästelten Ausläufern aus, welche den bekannten sternförmigen Zellen 
des gallertigen Gewebes der Wirbelihiere gleichen. Der von wenig 
‚körniger Masse gebildete, einzelne gelbe Körnchen einschliessende 
' Plasmakörper dieser Zellen enthält einen länglichen bläschenförmigen 
" Kern mit kleinem Kernkörperchen. Die fadenförmigen Ausläufer be- 
- nachbarter Zellen anasiomosiren sehr häufig mit einander, so dass ein 
I grosses die ganze Grundmasse durchziehendes Zollanheiaerk gebildet 
wird (Fig. 13). Während im Allgemeinen die Lagerung dieser Ausläufer 
eine iu unregelmässige genannt werden muss, halten dieselben 
H doch an gewissen Orten eine ganz bestimmte Richtung ein, so dass in 
solchen Fällen die meist einfach spindelförmigen Zellen in parallelen 
. Zügen oder Bündeln angeordnet erscheinen. Dies ist besonders der 
- Fall in der äussersten Rindenschicht des ganzen Schwammes, zumal in 
den die Einströmungsporen umschliessenden, kleinere und grössere 
Maschen bildenden Gewebszügen, wo die in der Längsrichtung der 
Züge liegenden fadenförmigen Ausläufer der Spindelzellen dem ganzen 
Gewebe einen parallelfaserigen Character geben. Die nämlichen Spin- 
| delzellenzüge finden sich ferner in circulärer Anordnung reichlich in 
"der den Centralcanal jeder Papille umgebenden Gewebsschicht (Fig. 12). 
Zu den Mnassigsten Ringzügen vereinigen sich aber die Spindelzellen in 
der Umrandung der Oseularöffnungen. Endlich kommen noch solche 
_ spindelförmige Mesodermzellen, und zwar in besonders prägnanter 
a Behaldung, in der Innenwand sämmtlicher Wassercanäle (vielleicht 


Ei" 


Se a end Bihard Schule, = 


mit Ausnahme der allerengsten) vor. Hier bilden sie uitoilielhe üb 
der Ectodermzellenauskleidung eine meistens nur einschichtige, nie] 
immer ganz continuirliche Lage, und erscheinen als besonders schmale, 

‘an beiden Enden spitz auslaufende, die Röhre eireulär umgreifende 
Fasern, welche in der Mitte einen länglichen, von wenig körnigem Pro- 
 toplasma umgebenen Kern zeigen, sich durch etwas stärkeres Licht- 
brechungsvermögen deutlich von der Umgebung abheben und durch 
geeignetes Macerationsverfahren leicht als gesonderte Fasern isolire 
lassen (Fig. 13). Von Interesse ist es, dass diese merkwürdigen Fase 
zellen gerade an den ringförmigen Einschnürungen, welche in alle 
Wassercanälen häufig vorkommen (Fig. 12), besonders stark en: 
wickelt sind. 
Nach den mitgetheilten Thatsachen wird man die Neigung begrei 

lich finden, diese langgestreckten, an beiden Enden spitz auslaufende, 
in der Mitte mit einem Kern und etwas körniger Umhüllung versehe 
nen Elemente, welche sich durch einen mässigen Glanz und stärker 
Lichtbrechungsvermögen auszeichnen, als wirkliche Muskelfaser y 
aufzufassen und auch so zu nennen. In der That ist dies von den ent- 
sprechenden Gewebselementen anderer Spongien auch bereits von ve 
schiedenen Forschern, z. B. von Oscar Scumipr und ganz neuerdi 
noch von CARTER !), geschehen und sind die betreffenden Fasern gerad 
als Muskeln bezeichnet. | 
Da bei vielen lebenskräftigen und noch nicht durch die Bildu 
einer derben Membran oder festerer Grundsubstanz an der Bewegu 
gehinderten Zellen die Fähigkeit der Verkürzung in gewissen oder sel 
in beliebigen Richtungen beobachtet ist, so scheint es jedenfalls noth 
wendig, den Begriff der »Muskelfaser« auf jene histiologischen Ele 
mente zu beschränken, deren Verkürzungsfähigkeit auf eine ganz b 
stimmte Richtung beschränkt ist, — welche also, so oft sie gere 
werden, stets nur in ein und derselben Richtung ihre Verkürzung au 
führen. Da nun aber bei jeder langgestreckten spindelförmigen oı 
fadenförmigen Zelle die Verkürzung voraussichtlich nur im der du 
die lange Achse gegebenen Richtung erfolgen wird, so müsste hierna 
in der That jede solche Zelle, falls sie eine gewisse Formbeständigk 
besitzt, Muskelfaser genannt werden können. Eine solche Ausde 
nung de Begriffes Muskelfaser scheint aber deshalb bedenklich, w 
alsdann jede Grenze zwischen gewöhnlichen Bindegewebszellen, 2 
sie in den verschiedenen Formen des gallertigen Gewebes bald m 
in Sternform, bald auch in Spindeiform und selbst in Faserior 


1) Annals of nat. hist. 1875. IV, ser. Vol. XVI. p. 36. 


us NR SR i 
Untersuchungen über den Bau nd di Entwicklung der Spongien, 395 


in allen Variationen vorkommen , ‚und einer echten Muskelfaser ver- 

loren ist. 

| Es dürfte daher wohl zweckmässig sein, den Begriff: »Muske 
innehe nach dem Vorgange Harckzr's!) noch weiter einzuschrän- 
k en, und nur auf solche Zellen oder Zellenfusionen anzuwenden, welche 

"mit kasern in Zusammenhangsiehen. 

Natürlich werden bei dieser Fassung des Begriffes Muskelfaser von 
vorn herein allen jenen Organismen Muskelfasern abzusprechen sein, 
welche überhaupt keine Nerven besitzen; und es würde sich bei 
Thieren mit Nerven in jedem einzelnen Falle um den Nachweis des 

- Zusammenhanges der fraglichen Elemente mit Nervenfasern handeln, um 
zu entscheiden, ob es Muskelfasern seien oder nicht. | 
 Biernach halte ich es für zweckmässig, die oben en 

langgestreckten spindel- oder fadenförmigen Zellen der Aplysina ode: 

"anderer Spongien, durch deren Verkürzung die äusseren Hautporen, 

"die Wassercanäle, die grossen Hauptausführungsgänge und die Oscula 

'verengt oder gelegentlich ganz geschlossen werden können, nicht Muskel- 

' fasern, sondern einfach contractile Faserzellen zu nennen. 

Stellen nun auch die bisher besprochenen stern- oder spindelför- 

 migen, an gewissen Stellen sogar zu langen schmalen Fasern sich aus-. 

 ziehenden Zellen in den hellen (nichtkörnigen) Partien des Mesoderms 

_ die bei Weitem grösste Zahl aller geformten Elemente dar, so kommen 

doch daneben auch noch andere vor. Zunächst habe ich unregelmässig 

‚rundlich geformte Zellen ohne fixe Ausläufer mit mittelgrossem helien 

"bläschenförmigen Kerne und mässig grossem, schwach körnigem Plas- 

_ makörper zu erwähnen, welche nur in verhältnissmässig geringer Zahl 

zwischen den eben beschkieberien vorkommen und deshalb auch an dem 


. 


E. Thiere eninommenen Sehmilten von gen | fast ganz 


"Ich vermuthe in diesen Gebilden nach ihrer Aehnlichkeit mit ge- 
"wissen, in anderen, weiter unten zu beschreibenden Spongien aufge- 
'fundenen Zeilen, amöboide Wanderzellen, welche im Leben 
"wahrscheinlich dire die gallertige Grundsubstanz zwischen den fixen 
Bien hinkriechen. 


’ 396 iu a "Frau Fithard Sehne, a 


= eirca 10 u Durchmesser, welche sowohl durch ihre int 


N dseen und den dadureh an eigene bite Ei 
‚merksamkeit des Beobachters sofort auf sich ziehen. Sie werden 


Schwammes. Sucht man ihren Bau näher zu erforschen, so lässt sich 

‘zwar leicht erkennen, dass eine Anzahl kleiner, kugliger, hyali 
gelber Körper dicht zusammengedrängt und sich gegenseitig abplatte 
die Haupimasse des ganzen knolligen Gebildes ausmachen; wen 
sicher und meistens nur nach Anwendung von Reagentien, wie Essi 
säure etc. gelingt es, zwischen diesen gelben Körnchen oder an d 
Seite der ganzen Knolle einen bläschenförmigen Zellkern mit w 
körniger Umhüllung zu erkennen. Bringt man einen Schnitt von eir 
lebenden Aplysina a&rophoba, welcher sich nach Einwirkung der atm 
‚sphärischen Luft schon in wenigen Minuten zuerst an den Randpart 
später auch in den mittleren Theilen von den Schnittflächen aus dun 
blau zu färben beginnt, während dieses Farbenwechsels unter 
Mikroskop, so kann man sich leicht davon überzeugen, dass dieses me 
würdige Phänomen sich ausschliesslich an den gelben Körnern der e 
erwähnten Knollen in der Weise vollzieht, dass deren leuchtendes 
zunächst in ein blasses Blaugrau, darauf in ein reineres Blau \ 
schliesslich in ein ganz dunkles Preussischblau übergeht. Dabei w 
die Körnermasse zuerst etwas durchscheinender und compacter, schli 
lich aber wieder ganz opak. Durch Einwirkung von Essigsäure wi 
der gelbe Farbstoff der Körner ohne nie der Farbe gelöst ı t 
breitet, sich gleichmässig über das ganze Präparat aus. Nach Applieati 
von Ammoniak werden die gelben Körner hellbraun und heben si 
‚schärfer von einander ab, eine Lösung des Farbstoffes tritt. dageg 
nicht ein. Durch Aether und Alkohol absolutus wird die gelbe Subst 
der Körner langsam gelöst, so dass schliesslich kaum noch eiwas wı 
ihnen zu sehen ist. Am meisten erinnern mich diese Körnerballen 
jene stark lichtbrechenden (dort allerdings farblosen) knolligen Kö 
. welche ich in dem Mesoderm von Chondrosia und Chondrilla beschri 
ben und abgebildet habe. Auch halte ich sie ebenso wie jene für A 
sammlungen von Reservenahrungsmaterial, wie sie ähnlich in d 
Amylumkörnern der Pflanzen und den Fettzellen anderer Thiere vorlieg 
a ein m ala der hellen, en Mesode 


337 


hühdelweise in er Hichlungn and zwar am Michiesten ge- 
Ä wöhnlich i in der Nähe der /Wassercanäle und denselben parallel laufend 
die Grundsubstanz durchsetzen. Wenn sich diese Fasern auch oft an die 
zuerst beschriebenen stern- und spindelförmigen Zellen anlegen, und 
- „dadurch von diesen selbst zu entspringen scheinen, so sind sie doch ge- 
wöhnlich auf so lange Strecken frei zu verfolgen, dass man nicht an ihrer 
Selbständigkeit zweileln kann und sie etwa den Bindegewebsfibrillen 
der Wirbelthiere wird vergleichen dürfen. In der Rindenschicht des 
Schwammes pflegen sie parallel der Oberfläche und zwar da, wo d 
Maschenwerk zur Bildung der Einströmungsporen entwickelt ist, in der 
Längsrichtung der Stränge zu verlaufen. 
Eine eigenthümliche Veränderung erfährt das Mesodermgewebe 
überall da, wo die Geisselkammern liegen, durch Einlagerung zahlloser 
kleiner, ziemlich stark lichtbrechender, rundlicher Körnchen in 
die zwar an sich auch hyaline, bier aber kaum deutlich erkennbare 
Grundsubstanz. Diese Körnchenmassen bedingen eine weissliche Fär- 
bung bei auffallendem Licht und eine dunkle Trübung des Gewebes 
hei durchfallendem Licht. 
Die meisten der vorhin in der hellen Substanz beschriebenen 
"  Gewebselemente lassen sich auch in den körnigen Regionen leicht aul- 
_ finden, so besonders die unregelmässig zerstreuten stern- und spindel- 
 förmigen sowie die fortsatzlosen rundlichen Zellen, die gelben Körner- 
 ballen und sogar hier und da vereinzelte Züge ganz feiner Fibrillen. 
 Vermisst werden dagegen jene Muskelfasern so überaus ähnlichen 
Faserzellen, welche sonach auf die Schwammrinde und auf die 
| nächste Enschöig der Wassercanäle beschränkt sind. 
|  Uebrigens geht die körnchenlose helle Mesodermmasse so eontinuir- 
i tieh und allmälig in die körnige über, dass sich eine ganz scharfe Grenze 
; nicht ziehen lässt. 
 ‚Sehliesslich will ich noch besonders hervorheben, dass es mir nicht - 
s ehe ist, eine besondere Grenzmembran, eine limitans, da nachzu- 
weisen, wo das Mesoderm an das Eetodermzellenlager oder an die so- 
’ ‚gleich näher zu besprechenden Entodermzellen anstösst. 


Entoderm 


‚ Bei Aplysina kommen die nämlichen led Kragenzellen 
mit Ehaker: Geissel vor, welche in den früheren Miheilnieen schon 
mehrmals ausführlich böschniehen und in ihrer Gesammtheit als Ento- 
.derm gedeutet wurden. Sie sind auch hier ausschliesslich auf die 
er birnförmigen Geisselkammern beschränkt, welche zwischen 
26* 


als auch bsichibch der Art der Verbindung mit den zu und abführen- 


398 | Franz Eihard Schule, 


den letzten feinsten Ehiesaneher des zuführenden und den erst 
‚ feinsten Wurzelröhrchen des abführenden Wassercanalsystems einge 
schoben sind, und welche sowohl hinsichtlich der Gestalt und Grösse 


den Canälen ganz mit den bei den Chondrosiden beschriebenen über- 
‚einstimmen. Wie bei den Ghondrosiden so ist es auch hier nicht di 
ganze Kammerwand sondern nur der breitere halbkugelförmige The 
derselben, welcher die Kragenzellen trägt, während der sich trichter- 
förmig verschmälernde, direct in den ableitenden Canal übergehende 
Endtheil der Kammer keine Kragenzellen aufweist, sondern mit den 
* nämlichen platten Ectodermzellen ausgekleidet ist, welche sich auf de 
Innenwand sämmtlicher Wassercanäle finden. 
Merkwürdig ist der Unterschied in der Erscheinung der Geissel 
kammern je nach dem Füllungs- oder Ausdehnungsgrade des ganze 
Wassercanalsystems und speciel! der feinsten Endröhren. Sind dies 
letzteren schwach oder gar nicht gefüllt und demgemäss mehr ode 
minder vollständig collabirt, so erscheinen die Geisselkammern o 
ganz geschlossen. Besonders hat man grosse Mühe, das an dem stumpie 
Pole und zwar gewöhnlich ziemlich in der Mitte eintretende Canälchen 
des zuführenden Systems überhaupt zu sehen und seinen Zusammen % 
hang mit der’ Geisselkammer zu constatiren, während der ausführende 
Canal, welcher sich ja überhaupt weniger scharf von’ der Kammer ab- 
setzt, steis etwas weiter geöffnet bleibt. Gelingt es aber, eine Aplysin 
so zu erhärten, dass die Endzweige der Wassercanäle in ausgeweitete) 
Zustande und mit Flüssigkeit gefüllt bleiben, so setzen sich die Geisse 
kammern kaum deutlich ab, sondern erscheinen mehr als durch il 
eigenthümliches Epithel ausgezeichnete Regionen eines fast übe 
gleichweiten Canalneizes. Die in Fig. 14 gegebene Abbildung entspric 
einem mittleren Füllungs- und Ausdehnungsgrade der Wasserräum 
Ob immer nur ein Wasserstrom je eine Geisselkammer durchsetzt oder 
ob nicht, was wahrscheinlicher, in diese oder jene Geisselkammer ge 
legentlich mehr als ein zuleitender Canal einmündet, konnte ich nic 
mit Sicherheit entscheiden. Jedenfalls ist für den Wasserabfluss stets 
‚nur ein einziger ableitender Canal vorhanden, welcher direct aus der ' 
sich verschmälernden Theile der enter gen Kammer und als eine 
direcie Fortsetzung desselben hervorgeht. | 
‚Auf diese Weise wird es möglich, an jedem beliebigen Schnitte, 
a... die GB konn dentliah Barkal und in UBER rich 


Untersu kungen über den Ban und die Entwicklung der Spongien. 399 


Fe niksind und engen die zuführenden, welchen die Geissel- 
kammern ihren siumpf abgerundeten Pol zukehren. 


Das Hornfasergerüst. 


Zunächst habe ich hervorzuheben, dass die Hornfasern der Aplysina 
aerophoba keineswegs so platt sind, wie Hyarr behauptet und als 
characteristisch für seine Gattung Aplysina hinstellt. Ich finde sie im 
Gegentheil durchgehends mehr oder minder drehrund. Der Quer- 
schnitt ist entweder ganz kreisförmig oder nur hier und da ein wenig 
elliptisch. Freilich, wenn man sich nur an das ausmacerirte und ge- 
trocknete Skelet hält, so kann man genug flache, einen länglich 
elliptischen Querschnitt zeigende Fasern finden; diese sind aber, wie 
eine Vergleichung mit den Faserquerschnitten frischer oder in Alkohol 
gehärteter Thiere lehrt, in derselben Weise zu flachen Bandröhren zu- 
sammengefallen, wie das ja alle mit einer üssigen oder beim Austrock- 
nen schrumpfenden Masse gefüllten dünnwandigen, nicht starren Röhren 
z. B. die Baumwollfasern beim Einirocknen thun. Die Abplatiung wird 
um so grösser werden, je dünner und weicher die Röhrenwand ist 
Dementsprechend sehen wir dann auch in Hyarr's Darstellung alle 
diekwandigen Fasern ganz oder fast ganz drehrund, während die Ab- 
plattung mit der Dünnwandigkeit der Fasern zunimmt. Uebrigens ist 
das Verhältniss zwischen der Wanddicke und dem Durchmesser der 
Röhre bei Aplysina a&rophoba keineswegs überall so constani wie Hyarr 
es annimmt. Ich finde vielmehr in den peripherischen,, also jüngeren 
ve Partien des Fasergerüstes, sowie bei allen jungen Exemplaren durch- 
_  gehends die Röhrenwandung im Allgemeinen sehr dünn, in den unteren 
" Partien des Skeletes älterer Siöcke aber die Röhrenwand bedeutend 
. ‚dieker. Ueberhaupt ist die Zunahme des Durchmessers der Fasern mit 
dem Alter ziemlich erheblich , wie aus folgender, auch in anderer Be- 
. ziehung lehrreicher Zusammenstellung der Ergebnisse einiger Messungen 
hervorgeht. | 

Die Fasern junger, noch ganz niedriger Exemplare zeigten einen 
Durchmesser von 0,03-—0,05 Mm. und dabei eine Wanddicke von 
0,004-—0,003 Mm. Im äusseren oder oberen Theile der fingerförmigen 
| nucen ausgewachsener Schwämme mittleren Alters besassen die 
„ "Fasern einen Durchmesser von 0,06—0,4 Mm.und eine Wanddicke von 
- 0,006—0,008 Mm. Fasern en se Regionen des Skeletge- 
a rüstes eines älteren Exermplares wiesen einen Durchmesser von 0,18 — 
Ä 0,21 Mm. und dabei eine Wanddicke von 0,04-—-0,06 Mm. auf. Man 
sicht, aus diesen Zahlen, dass die Hornfasern bei ganz jungen Schwäm- 
‚men verhältnissmässig sehr schmal sind und eine dünne Wand haben, 


2.00.00 Aa BikunBohuled, > 


| dass die jüngeren Fasern des Skeleis entwickelter Schwahniiie durch- | 
'schnittlich schon. etwa den doppelten Durchmesser und die drei- bis 
sechsfache Wanddicke besitzen, dass endlich bei den Fasern der älte 
sten (basalen) Partien ausgebildeter Schwämme die Dimensionen noch 
so erheblich wachsen, dass der Faserdurchmesser um das Dreifache, 
die Wanddicke sogar um das Sechsfache und mehr zugenommen hat 
Während also der ganze Faserdurchmesser von den jüngsten Fasern bis 
zu den ältesten um das Fünffache wächst, nimmt die Wanddicke gleich 
\ zeitig um das Zwanzigfache und mehr zu, wobei das Lumen der Röhre ' 
sich nur um das Dreifache erweitert. Man wird daher die jüngeren? 
Fasern sehr dünnwandig, die ältesten diekwandig nennen, 
da die Röhrenwandstärke bei den ersteren nur etwa !/,,, bei den letz 
teren aber mindestens !/, des ganzen Faserdurchmessers beträgt und 
dieser selbst noch um das Doppelte gewachsen ist. Ä 
Die Angabe von O. Scummr und HyAarr, dass den Hornröhren d 
weiche Inhalt stellenweise ganz fehle, kann ich nicht bestätigen. In 
allen gesunden lebenskräftigen Theilen der Aplysina a&rophoba ha 
‘ich sämmtliche Fasern stets vollständig mit Mark erfüllt gefunden. 
Hinsichtlich der Faserrinde hat O. Scaumwr bereits hervorgehoben, 
dass sie durchscheinend und geschichtet ist, mit scharfen Contouren nach 
aussen und innen sich absetzt und der Einwirkung kochender Kalilauge 
bei weitem länger widersteht als die Hornfasermasse des Bad 
schwammes. _ a 
Die concentrische Schichtung der Röhrenwand ist zwar tiberall zu 
erkennen, tritt aber um so deutlicher hervor, je stärker (also älter) d 
Faser ist. Es lassen sich bei einigermassen dicker Wandung stets mehre 
durch breitere Spalten geschiedene Hauptlagen unterscheiden, welche 
selbst wieder aus Lamellen zweiter und dritter Ordnung zusamme 
gesetzt sind. In diesen Spalten ist übrigens Nichts von Zellenresten 
sehen, wie sie FLemmmwe zwischen den Hornlagen des Skelets von Ja 
thella beschrieben hat; und nur höchst selten findet sich ein sicherli 
nur zufällig in das Gebiet der Faser hineingerathener fremder Körpe 
‚ein Sandkörnchen oder dergleichen zwischen den Lamellen eing 
schlossen. 
Das Lichtbrechungsvermögen und die Intensität der bernsi 
gelben Färbung nimmt mit der Dicke der Faserwand ziemlich contin 
lich zu. Die Färbung erreicht in den ältesten Skeletpartien die T 
eines dunkeln Braun, während sie in den äussersten (jüngsten) ‚Spit 
überhaupt kaum bemerkbar ist. : ‘ 
. Von den bekannten Tinctionsmitteln nimmt diese geschich 


\ Unfers suchnngen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 404 


Spongiolinmasse am leichtesten Haematoxylin und Anilin, weniger aut 
Garmin an. 

' Die äussere Oberfläche der Fasern ist stets durchaus glati und 
ee von dem umgebenden hellen Mesodermgewebe abgesetzt. Da, 
wo sich zufällig, etwa an einer verleizten Stelle, zwei Fasern verschie- 
dener Maschen berühren, oder wo ein fremder Körper einer Faser un- 
mittelbar anliegt, sieht man ein System paralleler Lamellen, weiche 
durch ihre ganz schwache Färbung sich als jüngere Bildungen erweisen, 
beide benachbarten Körper in derselben Weise umhüllen und verbinden, 
wie dies schon für die Fasern von Darwinella aurea von Fritz MüLLer ') 
ausführlich beschrieben und abgebildet wurde. 

Nicht so glatt und scharf wie nach aussen setzt sich die Rinde 
gegen den Röhreninhali ab, doch lässt sich an entwickelten Fasern auch 
hier meistens eine deutliche Grenze erkennen. Bevor ich indessen auf 
das Verhältniss beider Theile zu einander eingehe, muss ich das Mark 
selbst näher beschreiben. Dasselbe stellt eine fast farblose, graugelb- 
liche, halb weiche, aber keineswegs flüssige Masse dar, welche aus 
einer ganz hyalinen schwach lichthrechender Grundlage und zahlreichen‘. 
die letztere durchsetzenden, platten- und fadenlörmigen Zügen einer 
etwas stärker lichibrechenden Substanz besteht. Es ist nicht leicht, 
den Bau dieser letzteren zu ermitteln. Zunächst erscheint sie wie eine 
Menge ziemlich regellos zerstreuter stärker lichthrechender Körnchen. 

Dass dies aber eine Täuschung ist, nimmt man wahr, wenn man sebr 
' feine Quer- und Längsschnitte bei starker Vergrösserung betrachtet. 
Man erkennt dann an den Querschnitten in der centralen Partie ein 
deutliches Maschenwerk, gebildet von zahlreichen, im Allgemeinen radiär 
gerichteten, unter spitzen Winkeln sich netzartig verbindenden Fasern. 
erfolgt man dieses Fasernetzwerk nach der Peripherie zu, so sieht man, 
dass es aus der Ebene des Qwerschnittes heraus sich entweder nach 
. oben oder nach unten, je nach der Situirung des Schnittes, fortsetzt, 
I während in der Schnittebene seibsi die äussere Zone des Schnitten von 
' quer durchschnittenen, den Lamellen der Rinde concentrisch gerichte- 
_ tem Längsfaserzügen eingenommen wird (Fig. 44). Da nun die Fasern 
_ aller dieser Züge zahlreiche knötchenförmige Verdickungen aufweisen 
b und die optischen Schrägschnüte der Verbindungsstellen ebenialls als 
 dunklere Partien erscheinen, so entsteht jenes eigenthümlich körnige 
Aussehen, welches leicht zur Annahme wirklicher isolirter Körnchen 
y führen könnte. Diesem Quersehnittsbilde (Fig. 14) entsprechend, trifft 
man an Längsschnitten in der äussersten, der Rinde zunächst gelegenen 


so) Achte für au Anatomie 4865. Bd. I. p. 346. 


402% | a a Franz Eilhard Schulze, 


Partie des Markes längsgerichtete Fasernetzzüge in der Seitenansicht, 
welche vach dem äusseren (jüngeren) Faserende zu sich nach inne 
wie zur Bildung eines Rundbogens umbiegen, und auch wirklich in de 
Mitte zusammentireffen. Verständlich wird diese eigenthümliche Strue 
tur der Markmasse, sowie ihr Verhältniss zur Rinde erst durch di 
Kenntniss ihrer Entwicklung, welche am besten durch die Untersuchun 
der äussersten, zuletzi gebildeten Faserenden des ganzen Skelets ge 
wonnen wird. Bier zeigt sich, dass ähnlich wie dies für die Fasern de ' 
Darwinella aurea schon von Frırz MüLer behauptet wurde, die Zu-. 
wachsschichten sowohl der Rinde als auch der Markmasse sich in Gestalt 
 zusammenhängender handschuhfingerförmiger Lamellen von aussen 
her auf die bereits bestehenden Fasern auflagern. Eine jede solche von 4 
der umgebenden Mesodermmasse gebildete Hornlamelle besteht aus 
einer dünnwandigen Röhre, welche sich der Seitenwand der Hornfaser 
fest anlegt und aus einer verhältnissmässig dicken, aber viel weicheren. 
und succulenteren blinden Endkuppe, weiche de Faserende aufsitzt 
und das Längenwachsthum der Faser ebenso hedingt wie jener unt 
Röhrentheil das Dickenwachsthum (Fig. 10). 
So kommt es, dass jede im Wachsthum begriffene Faser einSystem‘ 

sich umscheidender handschuhfingerförmiger Röhren mit hintereinande 
folgenden dicken succulenten kuppenförmigen Endstücken darste 
Aus den ersteren bildet sich die derbe Faserrinde, aus den letzter 
das Mark. Merkwürdig ist dabei die wahrscheinlich durch Schrumpfu 
erfolgende Umwandlung der ursprünglich halbweichen und fast hyalin 
'Endkuppen und die Bildung jener eigenthümlichen Fasernetze, welche 
sich in dem Mark der älteren Hornfasern (noch deutlich aufeinander 
folgende Kuppen bildend) erkennen lassen. Man sieht, dass Rinde und 
_ Mark ihrer Anlage nach nicht wesentlich verschieden sind und innig 
zusammenhängen müssen, da sie ja aus den nämlichen Lamellen h 
vorgehen. Auch kann man von den Faserenden zurückgehend, sel 
an den älteren Skeletröhren die kuppenförmigen Fasersysteme de 
Markes noch deutlich in direetem Zusammenhange sehen mit den inne 
ren Lamellen der Rinde und sie geradezu als eine en d 
selben erkennen. 
Da nun hiernach der ganze Zuwachs der Hornfasern durch Anlage 
rung immer neuer Schichten von aussen her, also von dem umgebend: 
Mesodermgewebe aus, geschieht, so sollte man erwarten, die Markhöh 
aller Fasern, sowohl der jüngsten als der ältesten, gleich weit und ı 
die Dicke der Rinde bei den älteren vergrössert zu finden. Wenn nu 
auch das letztere nach der obigen Darstellung in bedeutendem Maa 
der Fall ist, so fanden wir doch, dass bei den älteren Fasern auch q 


_ Unlersuchungen über den Bau und die Entwie klung der Spongien. 403 


messer des Markraumes, wenngleich nicht erheblich, zunimmt. 
Wir können daraus schliessen, dass ausser dem erheblichen Wachsthum 
der Fasern durch Apposition auch noch eine allerdings nur geringe 
Volumzunahme durch Intussusception geschieht. | 

In der Frage, ob die Spongiolinlagen, welche nach einander ab- 
gelagert werden, als ein Ausscheidungsproduct des Mesoderms 
oder als ein Umwandlungsproduct desselben anzusehen sind, 
entscheide ich mich deshalb für die erstere Ansicht, weil ich an die- 
sen siructurlosen Lamellen stets eine ganz scharfe und glatte Aussen- 
coniour finde, weleher Befund mir leichter mit der Vorstellung einer 

Abscheidung als einer Umwandiung vereinbar zu sein scheint. 

Die Fortpflanzung und Entwicklung von Apliysina a&rophoha zu 
studiren, hatte ich leider keine Gelegenheit; doch will ich nicht unter- 
lassen, auf gewisse merkwürdige Bildungen aufmerksam zu machen, 
welche sich in den Herbst- und Wintermonaten, und zwar zuweilen 
ziemlich reichlich, in dem Mesoderm ausgebildeter Stöcke fanden, Ge- 
bilde, deren Entwicklung und endliches Schicksal mir zwar unbekannt 
geblieben ist, welche ich aber ihrer ganzen Erscheinung nach als 
sporenartige Fortpflanzungskörper glaube deuten zu müssen. 
Es sind dies rundliche Klumpen einer wesentlich aus Zellen mit bläs- 
chenförmigem kugeligem Kerne besiehenden Masse, bis zu 0,3 Mm. 
Durchmesser, welche sich von dem umgebenden Mesodermgewebe all- 
seitig deutlich abgrenzen und gewöhnlich von zahlreichen Wassercanälen 

des abführenden Systems umgeben sind. Leider lernte ich sie erst ken- 
nen, als. es zu spät war, sie in ihrer Entwicklung zu studiren. 


er nicht selten fanden sich in Aplysina a&rophoba-Stöcken, und 
zwar besonders in deren basalen Ausbreitungen, jene merkeilsen 
Spongiencommensalen, welche von Arıman!) als Slmphstasoypbus mi- 
‚rabilis, von mir selbst?) als Spongicola fistularis beschrieben wurden. 
_ Da ich nach der letzten mit Abbildungen versehenen Mittheilung Arı- 
‚man's, welche mir zur Zeit der Abfassung meiner Arbeit nicht bekannt 
war, trotz der grossen Differenz in unserer Auffassung vom Baue dieses 
interessanten Hydroiden nicht an der specifischen Uebereinstimmung 
N unseres Untersuchungsobjectes zweifeln kann, so gebe ich den ven mir 
gewählten — übrigens auch bereits an eine Penaeus nahesiehende 
rating vergebenen — Namen, Spongicola, sammt der Species- 


Re 


' 4) Annals of nat. hist. IV ser. Vol. XIV. p. 237 und Transact. Linnean soc. of 
ondon. Al ser, Zool. Vol... p. 61... 
2] Archiv für mikrosk. Anatomie. Ba: AN. 


a4 n nn | Franz Bilhard Schulze, N ee, 


bezeichnung fistularis auf, und nehme ALLMAN’S allıne Bezeichnung St - | 
nn mirabilis an , ohne jedoch damit die Richtigkeit. der Ar 


ganzen Umfange aufrecht. 


Aplysina carnosa O. Schmidt. 


Die von O. Scawipr im Becken von Sebenico, allekdingh nur 
einem einzigen Exemplare aufgefundene zweite adriatische Species d 
Gattung Aplysina unterscheidet sich von Aplysina aerophoba n 
Scammr’s eigener Angabe wesentlich nur durch die Farbe, welche n 
wie dort gelb sondern dunkelviolett ist. DerUmstand, dass an dem 
einzigen gefundenen Exemplare keine fingerförmigen Erhebungen vo : 
kamen, sondern dass dasselbe klumpig gestaltet und sein Hornfa 
gerüst etwas lockerer war, kann wohl nicht einen Unterscheidun 
. character ausmachen, da ja beides an jungen Exemplaren von Aply 
a&rophoba auch der Fall ist. 
' Nach eigenen, an dem Scamıpr’ schen Originalexemplare (wel 
in der hiesigen Joanneumssammlung vortrefllich conservirt ist) an 
stellten Untersuchungen kann ich die Angaben des Enideckers hinsi 
lich der Uebereinstimmung des Baues mit demjenigen von Amplysi 
a&rophoba durchaus bestätigen. Es würde demnach die Frage 
siehen, ob man es wirklich mit einer selbständigen Art oder n 
vielmehr nur mit einer reinen Farbenvarietät zu thun hat. Mir sche 
indessen der Umstand, dass bisher keine Uebergänge zwischen 
beiden so diflerenten Farben, ja nicht einmal geringe Abweichungen 
der gelben Färbung bei Aplysina a&rophoba beobachtet wurden, 
einer besonderen Speeciesbezeichnung für die violette Form zu. 
rechtigen. 


Aplysilia, nov. gen. 


Unter dem Gattungsnamen Aplysilla gedenke ich emige zu r 
milie der Aplysinidae gehörige Spongien zu beschreiben, welche alsu 
regelmässig gestaltete Krusten von meistens geringer — 6 bis 10 Mm 
Höhe (seltener in Form höherer Polster oder Klumpen) auf Steinen 


chen Aplysina aörophoba vorkommt. Von den beiden mir bekann B 
 wordenen und hauptsächlich durch die Farbe prägnant unterschieden: 


Untersuehungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 405 


i wegen ihrer rothen Färbung Aplysilla rosea genannte, kurz characteri- 
 siren. 
Aplysilla sulfurea. 
Beim Suchen nach jungen Exemplaren von Aplysina a&rophoba 
waren mir schon bald nach dem Beginn meiner Spongienstudien hin und 
wieder kleine Schwammkrusten vorgekommen, welche zwar im Allge- 
_ meinen durch Form, Farbe und Oberflächenrelief der Aplysina aöro- 
 phoba täuschend ähnlich sahen, besonders ebenso unregelmässige 
" Seitenränder, ebenso kegelförmige Zacken auf der Oberfläche und ganz 
ähnliche schwefelgelbe Farbe besassen, doch aber in manchen Einzel- 
‚heiten, so besonders in der viel flacheren Ausbreitung, in der bei wei- 
tem grösseren Weichheit des ganzen Körpers, in dem etwas helleren 
Farbentone und in der langsam und nur unvollständig eintretenden 
Farbenänderung bei Lufteinwirkung Abweichungen zeigten, welche zu 
einem näheren Studium der Organisation dieser Krusten aufforderten 
Dabei ergab sich denn auch sofort, dass zwar einerselis grosse Ueber- 
einsiimmungen mit der Aplysina aörophoba, andererseits aber sehr 
wesentliche Differenzen zwischen beiden bestehen. 


Aeussere Erscheinung und allgemeine Bauverhältnisse, 


Bei der Betrachtung einer lebenden Aplysilla sulfurea mit blossem 
"Auge oder mit schwachen Vergrösserungen im auffallenden Licht treten 
vor allem die über die ganze Oberfläche zerstreut stehenden und überall 
ziemlich gleichweit-etwa I Mm. — von einander enifernten, 1/,—1 Mm. 
‚hohen kegelförmigen Erhebungen mit leicht abgerundeter Endspitze 
deutlich hervor (Fig. 451 8). Nur selten und wie es mir scheint, nur 
bei älteren oder irgendwie zur Rückbildung veranlassten Een en 
ragt aus dem Gipfel dieser im Vergleich zu den entsprechenden Gebil- 
‚den der Aplysina steis etwas höheren und am Ende etwas schmaler 
 ausgezogenen Kegelspitzen je ein blassgelblicher Horniaden mehr oder 
"minder weit hervor. Zwischen den kegelförmigen Erhebungen wird an 
irgend ‚welcher Stelle, bald mehr in der Mitte der Kruste bald mehr 
‚dem Rande genähert eine glatte drehrunde mit einer rundlichen End- 
; öffnung versehenen Röhre von 4-——2 Mm. Durchmesser und wechselnder 
Höhe bemerkt (F (Fig. 15, 16 und 18). Seltener kommen mehrere solcher 
Oscularröhren auf einer Kruste vor. Wie die Lage und die Grösse, so 
wechselt auch die Gestalt dieser Röhren. Bald sind sie ganz ed 
und. erheben ‚sich kaum über das Oberflächenniveau des Schwammes, 
bald heben sie sich hoch heraus und setzen sich mehr oder minder 
er Pan die Grundlage ab (Fig. 18). Oft erscheint eine solche 


REDE heiten VE EL A TER RER  NRRT DR E PER EL 
N r. HN 1.767 
3 N KeRb Er : N 


a \ | Franz Eilhard Schulze, 


Röhre annähernd cylindrisch, häufiger aber bemerkt man eine ringförmie 
Einziehung an dieser oder jener Stelle, zumal am Oeflnungsrande sel 
(Fig. 18). Dass die Wand eines solchen Oscularrohres sehr weich ı 
dünn ist, geht schon aus dem seitlichen Durchscheinen des Licht 
noch mehr aber aus der Leichtigkeit hervor, mit welcher das ganze Ge- 
bilde bei Bewegungen des Wassers hin- und hergedrängt oder bei irgend 
welchen, oft ganz geringfügigen mechanischen Insulten zusammenf 
und zerstört wird. | 
Wie verschieden sich nun auch immer die Oseularröhre hinsie 

lich ihrer im Leben mannigfach wechselnden Form- und Grössenv 
hältnisse und besonders ihrer Oeffnungsweite verhalten mag, stets‘ 
scheint sie durchaus glattwandig, während die ganze übrige Schwam 
oberfläche mit Ausnahme der Papillenenden mit einem ähnlie 
Leistengitterwerk versehen ist, wie wir es bei Aplysina bereits ken 
gelernt haben. Als einzige bemerkenswerthe Abweichung in der Bildı 
dieses Maschensystems von jenen oben beschriebenen ist hervor 
heben, dass sich hier nicht so deutlich wie bei Aplysina im Bezi 
‚jeder kegelförmigen Papille radiäre, weite Maschen bildende Haupt 
von niedrigeren secundären Leisten, welche die Maschenräume je 
noch weiter theilen,, unterscheiden lassen, sondern dass das ganze, 
' grubenförmigen Vertiefungen bildende Leistengitter zwar auch zu 
Papillenspitzen radiär gerichtete Züge mit schrägen Verbindungsba 
enthält, aber in allen Theilen mehr gleichmässig entwickelt ersch: 
so dass eben Haupt- und Nebenzüge nicht so markirt sind. Es 
daher hier nur eine Art von zu den Papillenspitzen radiär gerich 
spitzwinklig ausgezogenen Maschen, in deren Grunde immer 
Gruppe von Poren liegt (Fig, 18). Diese unregelmässig rundlic) 
bei auffallendem Lichte dunkel erscheinenden Poren sind hier wie 
den meisten Spongien im Leben mannigfachem Wechsel unterwor 
Bald sind sie weit geöffnet und stellen wahre Löcher der äusseren 
lage dar, durch welche das Wasser in die daruntergelegenen Hohlräu 
leicht und frei eintreten kann, bald sind sie zu feinsten Canälchen 
sammengezogen, deren Lumen selbst mit stärkeren Vergrösserun 
nur schwer erkennbar ist, bald endlich erscheinen sie ganz geschlo 
‚so dass an ihrer Stelle eine dünne durchscheinende Haut die Scheide 
zwischen dem äusseren Wasser und den »subdermalen« Canälen 
‚Lacunen des Schwammes bildet. Doch markiren sich auch solche 
‚schlossene Poren noch im auffallenden Licht gegen die Umgebı 
durch grössere Dunkelheit. In der Regel findet man bei der (am b: 
mit dem binoculären Mikroskop vorzunehmenden) Betrachtung 


; Untersuchungen über den B: au und die Entwick lung ‚ter Spongien, 407 


nn Apiysilla- Kruste einige Porengruppen geöffnet, andere ganz 
oder fast ganz geschlossen (Fig. 18). 

| Um das Hornfasergerüst einer Aplysillakruste rein darzustellen, 
braucht man dieselbe nur einige Zeit in Ammoniak oder eorcher 
- Salzsäure liegen zu lassen oder in einer dieser Flüssigkeiten kurze Zeit 
zu kochen. Es zeigt sich dann sogleich, dass das Skelet nicht ein zu- 
sammenhängendes Fasernetz ist wie bei Aplysina, sondern aus einer 
Anzahl isolirter, mit je einer flachen scheibenförmigen Basalplatte der 
Unterlage aufsitzenden und zunächst senkrecht aufsteigenden , zarten, 


Tamm om: 


entweder einfach fadenförmig bleiben und dann annähernd gerade oder 
nur leicht gebogen mit einer einzigen abgerundeten Spitze enden, oder, 
mehr oder minder reich hirschgeweihartig oder selbst baumartig ver- 
zweigt, in mehrere freie Endspitzen auslaufen. Im letzteren Falle er- 
scheint stets eine Faser als die direcie Fortsetzung des Hauptstammes, 
von deren Seite dann in verschiedener Höhe eine oder mehrere schräg 
nach oben strebende Zweige abgehen, welche selbst wieder Seiten- 
 zweige haben können (Bis..19).' Ven on bisher beschriebenen Horn- 
' schwammfasergerüsten gleichen dieser Skeletbildung am meisten die 
ebenfalls baumartig veräsielten zarten Fasern der Darwinella aurea 
' Frırz Mürter’s. 
| Die Figuration des Wassercanalsystems und der Geissel- 
 kammern von Aplysilla stimmt zwar in den Grundzügen mit derjenigen 
der bisher in diesen Spongienstudien behandelten Schwämme überein, 
zeigt aber doch im Einzelnen eine Reihe bemerkenswerther Rigenthüm- 
lichkeiten. Durch die oben erwähnten rundlichen Porenöffnungen der 
‚Schwammoberfläche, welche bald einfache Lücken einer dünnen Haut- 
‚schicht, bald (je nach der Dicke der Grenzlage) mehr oder minder lange 
Canäle darstellen, gelangt das Wasser sofort in verhältnissmässig weite, 
unregelmässig begrenzte Räume, welche man entweder als Jache La- 
cunen oder als sehr erweiterte Canäle ansehen und mit CARTER zweck- 
mässig als subdermale Hohlräume, »subdermal cavities«, be- 
zeichnen kann. Von diesen der Oberfläche parallel unter der äusseren 
Rindenschicht des Schwammes sich hinziehenden subdermalen Hohl- 
räumen gehen nun zahlreiche unregelmässig verästelte und wahrschein- 
lich auch hier und da anastomosirende weite Canäle von rundlichem 
oder unregelmässig rundlichem Querschnitte nach abwärts, um das 
\ N asser in die Geisselkammern überzuführen. Wegen der bedeutenden 
Weite dieser zuführenden Canäle und wegen der grossen Schlaffheit des 
ganzen Weichkörpers gelingt es nur schwer, den Modus ihrer Veräste- 
3 deutlich zu erkennen; doch scheint mir auch hier eine baum- 


drehrunden, blassgelblich durchscheinenden Hornfasern besteht, welche « 


208 a Fraus Eithard Schulze, 


| förmige Verzweigung mit weiten Haupt- engeren Nebenzweigrüh 
zu bestehen, ohne dass jedoch schliesslich so enge Tierminalcanäle ' 
kämen, wie wir sie bei den Chondrosiden und bei Aplysina ken 
gelernt haben. Die scheinbar blind endigenden Endeanäle breiten 
zwischen den sogleich zu beschreibenden Geisselkammern in der W 
aus, dass sie sich denselben seitlich dicht anlegen und das Wasser di 
durch kleine rundliche Lücken oder Poren in diese eintreten lässen. 

Die Gestalt der Geisselkammern weicht von der bei Aplysina 
schriebenen in sofern wesentlich ab, als dieselbe hier nicht eine kl 
birnförmige Höhle, sondern einen weiten, mehr oder minder lang 
streckten Sack darstellt, welcher mit weiter rundlicher Mündm 
direct in ein verhältnissmässig weites Abflussrohr seitlich 
mündet. Uebrigens zeigen die Geisselkammern sowohl hinsichtlich de 
Form als auch der Grösse nicht unerhebliche Verschiedenheiten. Bal 
erscheinen sie als lang ausgezogene hin und wieder sogar schwach ve 
ästelte oder gekrümmte Röhren, bald mehr als kurze der Kugel- odı 
selbst der Halbkugelform sich nähernde Taschen. Besonders merk 
würdig aber ist die Anordnung dieser im Allgemeinen als sackförmig @ 
bezeichnenden Geisselkammern in sofern, als sich immer eine An; 
derselben um je einen Ausführungsgang zu einem System radıär 
richteter Kammern vereinigt. Bierdurch erscheinen die Geissel 
kammern der Aplysilla gleichsam als radiäre Ausstülpungen der ak 
führenden Canäle und zwar ebensowohl des oberen blinden Anfang 
theiles als auch des bald mehr geraden bald irgendwie gekrüm 
röhrenförmigen unteren Theiles derselben (Fig. 20). Die beste Ve 
stellung von der Anordnung der Geisselkammern und von ihrem ve 
hältnisse zu den Ausführungsgängen gewinnt man an reinen Längs- ut 
Querschnitten der ableitenden Canäle (Fig. 20 und 27). Wegen di 
mannigfachen Krümmungen und wegen des Gonfluirens derselben 2 
grösseren Gängen gelingt es aber nur selten, ganz reine Längs- « 
Querschnitte zu erhalten. | | 

Die auffallende Streckung der Geisselkammern und 3 ra 
Anordnung zu den ableitenden CGanälen erinnert übrigens sehr aı 
Verhältnisse wie sie früher bei Halisarca Dujardini beschrieben wurd 
. ‚auch einigermassen an den bekannten Bau der Syconiden. 

Die im Allgemeinen senkrecht oder etwas schräg zur Krustenok 
fläche gerichteten Abflusscanäle sammeln sich in der unt 
basalen Region der Kruste durch ziemlich horizontal verlaufende, 
regelmässig lacunöse Gänge zu einigen Hauptcanälen, welche, schlies 
zu einem grossen Ausführungsgange sich vereinigend, durch die. 
beschriebene Oseularröhre nach aussen münden. 


‚Untersuchungen über den Bau und die Entwicktung der Spongien. 409 


Histologische Stru etur. 


Die den Weichkörper zusammensetzenden Gewebe können auch 
"hier als Ectoderm, Mesoderm und Entoderm unterschieden werden. 
Das erstere deckt in Form eines continuirlichen, aus —6 eckigen 
platten Zellen bestehenden einschichtigen Epithellagers die ganze vom 
Wasser bespülte Fläche mit einziger Ausnahme der von Entoderm- 
kragenzellen. ‚ausgekleideten Geisselkammern. Es gelingt bei Aplysilla 
sulfurea mittelst der Versilberungsmethode verhältnissmässig leicht, das 
Eetodermzellenlager an der ganzen äusseren Oberfläche der Krusten 
dureh die bekannten schwarzen Zellgrenzlinien nachzuweisen, obwohl 
gerade dort die Zellen so zart sind, dass sie ohne jene Methode der 
Darstellung leicht übersehen werden könnten (Fig. 21). Bei Weitem 
deutlicher markiren sich diese polygonalen Ectodermzellen in den zu- 
und abführenden Wassercanälen. Hier lassen sie bei jeder Behandlungs- 
_ weise einen hellen kugeligen bläschenförmigen Kern mit kleinem 
- glänzenden Kernkörperchen in Mitten einer geringen Menge feinkörnigen 
" Protoplasmas erkennen. Freilich sind auch hier die Grenzlinien zwischen 
den einzelnen Zellen selten scharf markirt. 


Das Grundgewebe des Mesoderms gleicht bei Aplysilla noch mehr . 
als bei Aplysina dem gallertigen Bindegewebe der Wirbelihiere. Es 
zeigt übrigens nur die einfach hyaline Grundsubstanz, in welcher un- 
regelmässig sternförmige Zellen mit verästelten und anastomeosirenden 
 Ausläufern in Menge vorkommen (Fig. 22). Solche dunkle Körnchen, wie 
‚sie sich in der Umgebung der Geisselkammern bei Aplysina finden, sind 
‚hier nirgends zu bemerken. Dagegen bilden sich auch hier an gewissen 
‚Stellen die sonst vorwiegend sternförmigen Zellen zu langen spindel- 
‚förmigen Elementen mit gestrecktem ellipsoiden Kern um, welche 
ebenso wie die betreffenden Zellen bei Aplysina glatten Muskelfasern 
‚oft sehr ähnlich sehen. Sie sind in dieser Form hauptsächlich in der 
"äusseren Rindenlage des Schwammes zu finden, wo sie, zu schmalen 
"Bündeln vereinigt, Züge und Balken bilden, welche sich zu einem Netze 
‚mit verschieden weiten Maschen verbinden (Fig. 23 und 20). 


Die Beziehung dieses Balkennetzes zu den der Schliessung und 
‚Oeffnung fähigen Lücken oder Poren der Rindenschicht macht es im 
| ‚höchsten Grade wahrscheinlich, dass wir es mit contractilen Faser- 
| zelle n zu ihun haben, welche wir eben nur deshalb nicht Muskelfasern 
‚nennen wollen, weil wir keine zugehörigen Nerven kennen. 


Solche, zarten Bindegewebsfibri lien vergleichbare Fasern, wie wir 
€ bei  lysina in der hyalinen und körnigen Grundsubstanz des Meso- 


an Sn Ehe N KV En SR?» SR SICHER N: 
ar ENSLERUDNNI Sea 


EREX 
x 


4 0 ah : . Bra Eilhard Schulze, “ 


derms kennen lernten, kommen bei Aplysilla nicht vor, dagegen si ! 
hier Wanderzellen mit aller Sicherheit nachzuweisen. 
Wenn es sich bei Aplysina nicht durch directe Beobachtung feststel 
liess, dass jene rundlichen, stärker lichtbrechenden Zellen, welche 
zwischen den übrigen Gewebselementen zerstreut und von denselbeg 
mehr oder minder verdeckt vorkommen, wirklich Orisveränderunge 
mittelst amöboider Bewegung ausführen, so haben sich hier, bei Aplysilli | 
sulfurea, durch Beobachtung frischer, überlebender Theile, besonders 
aus der Rindenschicht, mit aller nur wünschenswerthen Sicherheit die 
amöboiden Bewegungen der beireffenden Zellen erkennen und studiren 
lassen. Es sind ziemlich grosse unregelmässig rundliche, zuweilen fasl 
kugelig erscheinende, nach dem Absterben allseitig glatt begrenzt 
Zellen, welche im Innern ihres compacten, mässig stark lichibrechen- 
den, membranlosen Körpers einen hellen bläschenförmigen kugeliger 
Kern erkennen lassen (Fig. 22 und 25). Ihr an sich hyalines Protos 
plasma ist durchsetzt von einer bald nur ganz geringen bald erhebs 
licheren Zahl rundlicher glänzender gelbgefärbter Körner. 4 
Entnimmt man einem lebenden Schwamme eine dünne Partie de 
oft auf grösserere Strecken durch die subdermalen Lacunen unterminin 
ten und deshalb leicht abhebbaren Haut oder Rinde, und bıingt das 
selbe vorsichtig, besonders mit Vermeidung jeden Druckes, in frischei 
Seewasser unter das Mikroskop, so lassen sich die in Rede stehend 
Zellen selbst mit starken Vergrösserungen leicht lebend beobachten 
Man sieht dann von der Oberfläche dieser zunächst in Folge des Eim 
grifes kuglig contrahirten und glatien Elemente hier und da einen hya 
linen Fortsatz hervortreten , eltern anfangs saumartig, rundlich 
glatt begrenzt erscheint, sich aber alsbald in unregelmässige und 
auch verästelte zarte Zipfel und Spitzchen auszieht und nun jene Re 
von Form- und Lageveränderungen der Zelle herbeiführt, welche 
von den amöboiden Zellen höherer Thiere durch zahlreiche Un 
suchungen kennen gelernt haben. Wiederholt habe ich mich auch d 
längere Zeit fortgesetzte Beobachtung auf das Sicherste von wirklick 
Ortsveränderungen dieser Zellen überzeugen können, und habı 
Fig. 25 einige derselben, auf der Wanderung begriffen, dargestellt. 
Dieses Vorkommen notorischer Wanderzellen in der hyalin 
'gallertigen Grundmasse des Mesoderms scheint mir wichtig für di 
Entscheidung der Frage, ob dies die Hauptmasse des ganzen Schwa 
körpers darstellende Gewebe (von mir einstweilen Mesoderm gena 
wirklich ein Syneytium,d.h. ein Apparat von mit ihren Plasmaleibe 
vollständig verschmolzenen Zellen, wie es etwa der Körper einer P 


Untersuchungen über den Bau nnd die Entwieklun & der Spongien. 411 


ur höheren Thiere (hier etwa dem sogenannten gallertigen 
Bindegewebe) vergleichbares Gewebe mit einer Grund- oder 
Zwischensubstanz und dieser eingelagerten selbständigen Zellen 
darstellt. Ich bin der Ansicht, dass ein Herumwandern genuiner 
Wanderzellen in der hellen gallerligen Masse diese als eine Grund- 
oder Zwischensubstanz erscheinen lässt und die Vorstellung eines 
gemeinsamen Zellenplasmas ausschliesst. 

Merkwürdig ist es, dass diese an gelben Pigmenikörnern reichen 
Wanderzellen durch die Behandlung mit Alkohol absolutus beim Erhär- 
ten der Krusten sich oft sehr wesentlich in ihrer ganzen Erscheinung 
verändern. Statt der dunkel- oder grobkörnigen, ziemlich stark licht- 
brechenden, membranlosen Gebilde findet man dann gewöhnlich be- 
‚deutend vergrösserte, gleichsam aufgeblähte, helle, mit nur wenig feinen 
Körnchen versehene Zellen, an deren glatter rundlicher Oberfläche sich 
eine membranarlige Blssckicht deutlich absetzt. 

Die Kragenzellen, welche die Geisselkammern innen ausklei- 
den, unterscheiden sich nicht wesentlich von denjenigen der früher 
besprochenen Spongien (Fig. 26). Während sie-im Allgemeinen an der 
Innenwand der Geisselkammern ein continuirliches Lager bilden, wei- 
chen sie an denjenigen Stellen, wo das Wasser aus den zuführenden 
 Canälen einströmt, unter Bildung einer kleinen rundlichen Lücke aus- 
einander. Es bedarf übrigens grosser Aufmerksamkeit, um an über- 
'. ‚lebenden Theilen oder an Schniiten erhärteter Krusten diese feinen 
 Eingangsporen zu erkennen. Ich habe sie jedoch in beiden Fällen so-- 
_ wohl in Profilansichten des Kragenzellenlagers als auch in Flächenan- 
Bi » sichten desselben deutlich wahrgenommen und sie nach solchen in 

Bea in beiden Ansichten dargestellt. 
1; _ Obwohl es mir nur selten gelang, in der Wand ein und derselben 
, Geisselkammer mehrereE inströmungslöcher nachzuweisen, so bin ich 
N a davon une dass im Leben an nn Kammer und zumal an 


Eiakuben dr en en also a gelegentlich ie 
oder sämmtlich schliessen können. 

= "Noch habe ich zu erwähnen, dass in dem Plasmakörper der Kragen- 
| len neben anderen farblosen Körnchen auch die gelben Pigment- 
rner in wechselnder Zahl vorkommen. 

nsichtlich des feineren Baues der Hornfasern kann ich im Allge- 
auf die oben gegebene Beschreibung der fast ganz überein- 
nd gebauten Fasern von Aplysina verweisen: nur ist hervorzu- 
dass die Faserrinde bei Aplysilla, wern auch die gleiche Dicke 
hrifb f. wissensch, Zoologie. XXX, Ba. 27 


Se N A r 


er ee E Franz Kilhard cha, n . f 


. doch nicht die gleiche Festigkeit und Resiee gegen en g 
winnt wie dort. Auch treten die merkwürdigen Fasernetze in d 
kuppelför mig gewölbten Markschichten hier nicht so deutlich hervoi 
wie bei Aplysina ; wenngleich die eigenthümliche Schichtung der hal " 
. . weichen Markmasse bei den Fasern von Aplysilla fast noch stärker aus- 
geprägt ist, als dort (Fig. 24 a, b, e). 


Er ee 


Een a 


Die benitalproducte. 


Aplysilla sulfurea ist wie Halisarea und viele andere — doc 
nicht alle — Spongien getrennten Ges shlechts; indessen 
lässt sich in der äusseren Erscheinung kein Unterschied anäschen den 
beiden Geschlechtern bemerken. Die männlichen Krusten pflegen de 
weiblichen in der Entwicklung der Genitalproducte etwas voraus Z 
eilen. Während man schon im Januar Krusten mit reifen Spermatozo 
finden kann, beginnt die Entwicklung der Eier erst im April. Jedo 
zieht sich die Zeit der Geschlechtsreife bei beiden Geschlechtern durc| 
die Frühlings- und Sommermonate bis zum Juli hin, so dass man da 
auf rechnen kann, im Mai und Juni bei einigen Exbniptarah reife Sper- 
matozoen bei anderen reife Eier anzutreffen. Viele Krusten schein 
übrigens ganz steril zu bleiben. 


ET 


Si: 


EEE ee TE 


Sperma. 
Die veifen Spermatozoen besitzen einen länglich eiförmigen, etw 3 
 abgeplatieten, ziemlich stark lichtibrechenden Körper oder »Kopf« v 
etwa 2 u Länge und 1 u Breite, an welchem man [bei voliständiger Reife) 
nichts von einer inneren Structur erkennen kann. Von dem breitere 
hinteren Pole geht ein ausserordentlich feiner, die bekannten schlagen- 
den Bewegungen ausführender Faden von mindestens 30 u Länge A 
Eine seitliche Insertion des Schwanzfadens, wie sie an den Spermato 
zoen von Halisarca lobularis von mir beobachtet wurde, habe ich hier 
nicht gefunden, vielmehr lag der Schwanz stets durchaus in der Ver“ 
längerung der ee (Fig. 28 a). | 
Sind die Spermatozoen noch nicht ganz reif, so lassen sich in dd 
alsdann mehr kugelig gestalteien und stärker aufkenteDehen ,‚ aber glatt 
und scharf contourirten helleren Körper ein oder zwei dunklere Fleck nn 


Untersuchungen über den Bau und ine Entwieklung der Spongien. 413 


e bei. 'homogener und stärker ehtbrechend wird. Gar nicht selten habe 
ich ‚Spermatozoen mit zwei von einem Puncte des Körpers ausgehenden 
Schwanztäden gesehen, muss es jedoch unentschieden lassen, ob in 
solchen Fällen wirklich ein zweischwänziges Spermatozoon oder nur eine 
Verschmelzung der Körper von zwei ursprünglich getrennten Individuen 
N: 

"iinsichtlich der Babe und Anordnung der Spermatezeen finden sich 
a aiich dieselben Verhältnisse, wie ich sie früher bei Halisarca lobu- 
laris beschrieben habe. Auch hier kommen zahlreiche rundliche Sper- 
maballen in verschiedenen Entwicklungsstufen zwischen den Geissel- 
kammern zerstreut in allseitig geschlossenen Hohlräumen des Meso- 
Jderms vor, welche letztere an ihrer glatten Innenseite von einem 
einschichtigen Lager platter, polygonaler epiihelähnlicher Zellen aus- 
gekleidet sind. Am dichtesten liegen die Spermakapseln in den unteren, 
d. h. der Unterlage näheren Regionen der Kruste, während die Geissel- 
kammern nach oben gedrängt erscheinen ; doch schieben sich auch wohl 
hier und dort vereinzelte Follikel bis gegen die Rinde vor (Fig. 20). 

Während der Inhalt jüngerer Follikel als“ein ziemlich compaster 
Klumpen dicht zusammengedrängt liegender heller kugliger Elemente 
won 3—5 u Durchmesser erscheint, stellt sich die Inhaltsmasse der 
 reiferen als ein Haufen kleinerer und stärker lichtbrechender, mehr ge- 
_ ‚sonderter, ovaler Körper dar. In der Mitte eines solchen reifen Sperma- 
klumpens sieht man gewöhnlich eine Andeutung radiärer Streifung, 
welche Streifung von den im Allgemeinen radiär gerichteten Bündeln 
‚oder: Büscheln von Spermatozoenschwanzfäden herrührt. 

Die erste Entwicklung der Spermaballen zu verfolgen, ist mir hier 
. zwar nicht gelungen, doch ist wohl kaum zu bezweifeln, dass auch hier 
wie bei Halisarca jeder einzelne Ballen von Spermatozoen aus einer 
einzigen Zelle durch fortgesetzte Theilung entsteht. 


| Eier. 

Die reifen Eier von Aplysilla sulfurea stellen kuglige Körper von 
0,15 Mm. und darüber Durchmesser dar, welche durch Einlagerung 
zahlreicher stark lichtbrechender Dotterkörner von unregelmässig rund- 
licher Gestalt und verschiedener Grösse bei durchfallendem Licht ganz 
dunkelkörnig erscheinen. Erst nach Anwendung klärender Mittel lässt 
‚sich im Innern ein gewöhnlich excentrisch gelegenes helles Keimbläschen 


ae mit 1 grossem stark lichtbrechenden Keimflecke nachweisen (Fig. 29). 


‚Jedes ausgewachsene Ei wird kapselartig umschlossen von einer 
Ach zahlreiche und dichtgelagerte, grosse, körnchenreiche Zellen aus- 
gezeichneten Mesodermschicht, welche sich jedoch nach aussen nicht 

| ne 37% 


. schwellte fixe Bindesubstanzzellen der gewöhnlichen Art, welche nac 


PR 
3 

€ 
z 
2 
& 


aa a, Franz Bilhard Schulze, ee 


ee von dem übrigen Mesodermmgewebe en De  Kön cl 
zellen der Eifollikel sind übrigens nichts anderes als hypertrophische 
durch reichliche Entwicklung stark lichtbrechender Körnchen ge- 


aussen zu auch ganz allmälig in die bekannten sternförmigen Zellen de: 
Mesoderms übergehen. Die innere Fläche der Hohlkapseln wird (wi 
bei Halisarca) von einem einschichtigen Lager platter polygonaler epi- 
'thelialer Zellen ausgekleidet, welche hier auffallend dunkelkörnig er- 
scheinen. 

Geht man von den völlig ausgebildeten, an dunkeln Dotterscholle 
reichen Eiern zu den minder weit entwickelten kleineren Eiern zurück 
so findet man diese letzteren viel feinkörniger und heller. Das Keim 
bläschen lässt sich in ihnen leicht als ein grosser, ebenfalls meistens 
excentrisch gelegener bläschenförmiger Kern mit wasserhellem Inhalt 
und grossem, rundlichen, stark lichtbrechendem Kernkörperchen au 
ohne Anwendung von Reagentien erkennen. Die äussere Mesoderm 
kapsel ist nur schwach entwickelt und die epitheliale Auskleidung de, 
Follikels wenig deutlich. Verfolgt man die Entwicklungsreihe der Eie 
noch weiter zurück, so gelangt man schliesslich zu unregelmässig rund- 
lichen Zellen, welche die oben beschriebenen amöboiden Zellen de 
Mesoderms nur wenig oder gar nicht an Grösse übertreffen, und sie 
von denselben auch im Uebrigen eigentlich nur durch den grössere 
hellen Kern und das grosse Kernkörperchen, sowie durch den Mange 
der gelben Pigmentkörner unterscheiden. Es ist mir hiernach nicht un- Ei 
' wahrscheinlich, dass die Eier ebenso wie die Spermaballen aus solchen 
 Wanderzellen des Mesoderms entstehen. 


Eee 
- mu am e 


ee 


A 


nn 


De 


ie een 


Entwicklung. 


Alles, was bisher über die Eifurchung und die Entwicklung von 
Aplysiniden bekannt geworden ist, beschränkt sich auf einige Beob- 
achtungen, welche Banroıs!) an einer von ihm Verongia rosea genann- 
ten, auf Steinen an der Küste von St. Vaast häufig angeiroffenen 
krustenförmigen Aplysinide gemacht hat. 

Barroıs nennt die Eier jenes Schwammes dick, opak, gelblichrosa 
Bei der Furchung bilden sich zwei verschiedene Abtheilune 0. deren 
eine, durch tief carminrotbe Färbung ausgezeichnet, sich nach Ablauf 
der Furchung an der alsdann entstehenden einfachen Gylinderzellen 
blase als ein distineter Abschnitt deutlich markirt. 

In der Circumferenz dieses geissellosen, sich später etwas ab 


4) Annales des sciences nat. Zoologie. VI serie. Tome 3. 


a 
Ts: 
— 
cD 
.. 
cn 
= 
(sc) 
ng 
= 
7 
=} 
{u=) 
= 
= 
= 
cD 
e 
u 
[a=) 
= 
=>) 
= 
(a 
= 
a. 
= 
<D 
= 
— 
_ 
e 
m 
c 
== 
rm 
je] 
== 
je) 
is 
ca 
Z 
ie} 
=! 
= 
=} 
13 
cD 
>: 
0 
PS 
ER 


den Amphiblastulapoles soll ein Kranz besonders langer Geisseln 
‚vor agen. Am enigegengesetziten vorderen Pole bildet sich eine Art 
Papille, an welcher die Geisseln gleichfalls fehlen. Das weitere Schick- 
sal dieser Amphiblastula wurde nicht beobachtet. Barroıs ist geneigt, 
die ganze vordere Partie der Larve als Ectoderm, die hintere geissellose 
als Entoderm, und die Zone der lange Geisseln iragenden Zellen auf 
der Grenze a beiden als Muiterboden des künftigen Mesoderms zu 
deuten. | 
Da ich selbst den Process der Eifurchung und der Larvenanlage 
bei Aplysilla sulfurea nicht Schritt für Schritt habe verfolgen können, 
so begnüge ich mich hier, nur ein einzelnes Larvenstadium kurz zu er- 
wähnen, welches ich an feinen Durchschniiten siudiren konnte. | 
Die gewöhnlich noch innerhalb ihrer Mesodermkapsel angetroffenen 
Larven dieses Siadiums zeigten eine unregelmässige Eiform und waren 
an der (ganzen?) Aussenfläche gleichmässig mit langen feinen Geissein 
beseizt. Es liess sich leicht eine äussere zellige Rindenschichi von 
_ einer das ganze Innere erfüllenden andersartigen Gewebsmasse unter- 
scheiden (Fig. 30). Die Rindenschicht bestand aus einer einschich- 
tigen Lage schmaler, prismatischer, radiär gerichteter Geisselzellen, an 
welchen sich ein innerer, basaler Abschnitt ausgezeichnet durch viele 
dunkle rundliche Körnchen und einen kleinen elliptischen Zellkern, 
von einem mehr hyalinen äusseren Theile unterschied. Eine beson- 
dere differenie Zelleruppe der Rindenschicht, wie Barrors sie an dem 
‚einen Pole seiner eilörmigen Verongia rosea-Larve als eine Anzahl 
geisselloser Zellen beschreibt, und als Entoderm auffasst, habe ich zwar 
an diesen Larven nicht direct wahrgenommen, kann sie aber an meinen 
Schnitten sehr leicht verfehlt haben und will daher ihre Abwesenheit 
‚keineswegs behaupten. 
‘Von der einschichtigen Gylinderzellenblase, Blastula, welche im 
Y Entwicklungscyklus der meisten bisher auf ihre Entw ieklung untersuch- 
ten Spongien angetroffen wurde, und durch die Mittheilungen von 
©. Scumimr, Carter, Barrois und mir selbst (bei Halisarca) bekannt 
geworden ist, unterscheidet sich die von mir siudirte Aplysilla-Larve 
besonders dadurch, dass das Lumen der Geisselzeilenkapsel nicht wie 
dert mit heller Flüssigkeit, sondern von einem Gewebe erfüllt ist, wel- 
ches sich dem gallertigen Bindegewebe höherer Thiere vergleichen Jässt. 
In einer hyalinen sulzigen Grundsubstanz finden sich unregelmässig 
 sternförmige Zellen in grosser Zahl ziemlich gleichmässig vertheilt, deren 
Ei Körper aus wenig körnchenhaltiger Masse mit einem hellen ovalen bläs- 
n . ‚chenförmigen Kerne in der Mitte besteht, deren einfache oder verzweigtie 
Fortsätze sich am Ende fadenförmig ausziehen und mit den gleichen 


0.3 | | | Franz Eilhard ee a 


diase Zellen im mittleren Theile der ganzen Gewebsmasse ducchal 
unregelmässig gestaltet und gelagert sind, nehmen sie in der Nähe der 
Rindenzellenschicht eine mehr gestreckte Form und eine radiäre Lage- 
i rung an, indem sie sich dureh einen oder zwei Fortsätze mit den basa- 
len Enden der äusseren prismatischen Zellen verbinden (Fig. 30). 

Zwischen diesen anastomosirenden Bindegewebszellen kommen nun 
bei einigen (wahrscheinlich älteren) Larven noch vereinzelt grössere 
 unregelmässig rundliche Zellen ohne Fortsätze vor, welehe mit eine 
grösseren Anzahl stark lichtbrechender Körnchen grösseren Kalibers er- 
füllt sind. Dieselben gleichen durchaus den oben besprochenen amö- 
 boiden Zellen des Mesoderms. 

Wenn wir nun nach diesem histiologischen Befunde die den ganzen 
Binnenraum der Cylindergeisselzellenblase erfüllende Gewebsmasse mit 4 
grosser Wahrscheinlichkeit für das Mesoderm der Larve ansehen dürfen n 
so muss es auffallend erscheinen, dass sich hier noch nichts von den 
sonst als Entodermeinstülpungen gedeuteten Kragenzellengruppen oder 
Geisselkammern wahrnehmen lässt. 

Gebe ich es nun auch, wie oben bemerkt, als möglich, ja sogar als 
wahrscheinlich zu, dass mir in der äusseren Gylinderzellenschicht ° 
vielleicht eine Gruppe von differenten Zellen entgangen ist, welche eiwa 
die erste Entodermanlage darstellte, so bleibt es doch immerhin merk- 
würdig, dass sich hier von einer solchen Entodermanlage noch nichis 
in die schon fertige Mesodermmasse zur Bildung von Geisselkammern 
eingestülpt hat, dass also hier schon die Bildung des Mesoderms erfolgt 
ist, bevor sich die Ertodermhöhlen formirten. 


Aplysilla rosea. 

Zugleich mit den leuchtend schwefelgelben Krusten der Aplysil 
sulfurea finden sich, wenngleich in geringerer Zahl ganz ähnlich g 
gestaltete Krusten von einer blassrosa Farbe, welche ich Apivsil 
rosea nennen will. Hinsichtlich des Baues und der Structur stimm 
diese Art, bei welcher ich auch beide Genitalproducte sowie einzeln 
Larvenstadien untersuchen konnte, so sehr mit der Aplysilla sultur 
überein, dass ich Bedenken tragen würde, beide als besondere Arten 
. zu trennen, wenn nicht hinsichtlich der Hacke jeder Vebergang g.'Jja 2 | 
gar jegliche Annäherung fehlte. 60 

| Es ist übrigens nicht unwahrscheinlich, dass die von BaRroıs als 
_Verongia rosea bezeichnete Kruste mit meiner Aplysilla rosea identisch 
ist, zumal Barroıs die langgestreckte eiförmige Gestalt der Geisselkammer 
auch als etwas besonders Merkwürdiges hervorhob. Indessen ist dos 


Untersuchungen über den Ban und die Entwicklung der Spongien. 117 


_ Bunnoıs’ Beschreibung zu wenig eingehend, um nach derselben die Iden- 
tität als gesichert annehmen zu können. 

"Hin und wieder kommt zwischen den blassrosa oder fleischfarbenen 
Aplysilla-Krusten auch wohl eine mehr dunkelcarminrothe, ja zuweilen 
selbst tief purpurfarbene Kruste vor, welche sich iq,der Regel als eine 
ganz flache, niedrige, dem Steine oder der sonstigen Unterlage unmiltel- 
bar und ganz fest anliegende, ziemlich derbe Platte darstelli, über 
deren Oberfläche die Hornfaserendspitzen gewöhnlich mehr oder minder 
weit isolirt hervorragen. Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigt 
sich zwar im Allgemeinen der gieiche Bau wie bei Aplysilla rosea, doch 
treten die Geisselkammern an Zahl mehr zurück, während das an Pig- 
 mentzellen mit dunkelrothen Körnern besonders reiche Mesodermgewebe 
bedeutend fester wird und stellenweise eine ganz compacte Platte for- 
mirt. Wahrscheinlich haben wir es hier nicht mit einer besonderen Art 
oder Varieiät zu thun, sondern mit älteren schon etwas geschrumpften 
und durch stärkere Pienenentwicklung veränderten Exemplaren von 
Apiysilla rosea. 

Ob auch die von Carter!) als Aplysina naevus beschriebene 
krapprothe, sowie die als Aplysina incrustans bezeichnete 
selbliche Schwammkruste, beide in der Nähe der Shetlands-Inseln 
gedredgt, mit meiner Aplysilla rosea und sulfurea identisch sind, wage 
ich troiz der äusseren Uebereinstimmung wegen der fehlenden Analyse 
des Weichkörpers nicht zu entscheiden. 

Dagegen vermag ich eine der von Serenka 1867 in dieser Zeit- 
schrift Bd. XVII. p. 565 u. ff. beschriebenen und auf der zugehörigen 
- Tal. XXXV abgebildeten Spongien von der Basssirasse mit Sicherheit als 
zu meiner Gaitung Aplysilla gehörig zu bezeichnen. Es ist dies die 
in Fig. 5 der Taf. XXXV sehr getreu abgebildete Form, welche Serenzr 
unter dem Namen Spongelia cactos |. c. p. 566 kurz beschrieben 
hat. Durch die Zuvorkommenheit des Herrn Professor Euıens wurde 
es mir möglich, das in der Göttinger zoologischen Sammlung aufbe- 


|  wahrte Originalexemplar selbst zu untersuchen. 


Es zeigte sich, dass die Fasern des ziemlich weitläufigen Hornge- 
rüstes nicht die Solidität und jene Fülle fremder Einschlüsse besitzen, 
welche den Hornfasern der Narno-Scunipr'schen Gattung Spongelia 
eigenthümlich ist und welche auch den Fasern der anderen in demselben 
Aufsatze von Srrenka beschriebenen, ebenfalls aus der Bassstrasse her- 
rührenden und als Spongelia horrens bezeichneten Spongie zukomnnt. Viel- 


“ Annals of nal. hist. IV ser. Vol. XVII. 4876. 


„ 4 18 | - ee a Bibel Schulae, . a 2 e 


mehr gleichen die sämtlichen Hörnaereiinen ee Se oben h 
 schriebenen der Gattung Aplysina und Aplysilla, indem von einer ver“ 
hältnissmässig dünnen geschichteten festen Hornrinde eine weichere | 
helle Marksubstanz umschlossen wird, in welcher ein System distanter 
 kuppelförmig gewölbter und in die Lamellen der geschichteten Rinde 
direct übergehender Septa ebenso deutlich erkannt werden kann wie in 
den Fasern der Aplysilla sulfurea. 
Aber auch der Bau des Weichkörpers und speciell die Form un 
Anordnung der grossen, sackförmigen, direct in die breiten Ausführung 
gänge mit weiter Mündung öffnenden Geisselkammern zeigt eine so voll- 
ständige Uebereinstimmung mit den für meine Gattung Aplysilla al 
characteristisch oben hervorgehobenen Verhältnissen, dass an der Zu- 
gehörigkeit dieses Schwammes zur Gattung Aplysilla nicht gezweiteli 
werden kann. ‘ 
Schwieriger wird die Frage zu entscheiden sein, ob diese Aptysill 

mit einer der beiden von mir aufgestellten Species, sulfurss und rose, ; 
identisch ist oder eine eigene Art bildet. 
Der Umstand, dass das einzige bekannte Exemplar nicht die bei den 
beiden rininchen Arten gewöhnlichste niedrige Krustenform zeigt, s 
dern etwa den Umfang eines Taubeneies hat, kann nicht gegen die speci- 
fische Uebereinstimmung geltend gemacht werden, da ich durch die Güte 
des Sign. Bvecicn in Lesina kürzlich einige Exemplare meiner Aplysil 
sulfurea erhielt, welche in Gestalt und Grösse dem betreffenden Stücke 
aus der Bassstrasse glichen. Auch die von Serenka als „hellbraun 
angegebene Färbung würde nicht gegen eine solche Uebereinstimmur 
sprechen, denn sowohl die gelbe Farbe der Aplysilla sulfurea als “u 
‚die röthliche Färbung der Aplysilla rosea wird durch den Spiritus of oft 
sehr wesentlich verändert. — So muss ich es denn einstweilen unent- 
‚schieden lassen, ob eine Aplysilla cactos als eine besondere von Apl 
silla sulfurea oder Aplysilla rosea differente Art anzunehmen ist. 
_  Uebrigens habe ich bei der Untersuchung jenes fraglichen Object 
eine Beobachtung von allgemeinem Interesse gemacht, welche ich f 
wichtig genug halte, um sie hier noch besonders mitzutheilen. Es far 
‚den sich nämlich in ein und demselben Schnitte nicht weit v 
einander und ohne bestimmte Anordnung durcheinander junge Eie 
und Spermaballen. Beide Genitalproduete waren so deutlich und 
' sicher zu erkennen und stimmten so durchaus mit den bei Aplys : 
‚sulfurea und Aplysilla rosea in zahllosen Fällen, wenn auch in ver- 
schiedenen Krusten gesondert gefundenen Eiern und Spermahauf 
überein, dass an eine Tan chuns nicht zu denken ist, Ä 


| Öntersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. 419. 


Üs als demnach ausser der Trennung der Geschlechter auch 
Entwicklung. ‚der beiderlei Genitalproducte nebenein- 
deri in einunddemselben Organismus, also Hermaphrodi- 
tismus bei den Spongien vor. / 


Graz, im September 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel XXI. 


Fig, A. Ein mittelgrosser Stock von Aplysina aßrophoba Nardo, aus der Bai 
von ie bei Triest. Natürliche Grösse. 

Fig, 2, Eine der Länge nach halbirte fingerförmige Papille von Aplysina aero- 
phoba, von Triest. Natürliche Grösse. 

Fig, 3. Ein Schnittchen aus einer lebenden Aplysina-a&rophoba, in welchem 
durch Einwirkung der atmosphärischen Luft ein Theil der gelben Farbstoffkörner 
gebläut ist. Vergrösserung 400/. 


a ... Tafel XXII 

Fig, 4. Eine Kleine Partie der Oberfläche einer Ey aerophoba, bei auf- 
fallendem Licht, Vergrösserung 4/i. 

Fig. 5. Ein Theil der in Fig. 4 dargestellten Oberflächenpartie, bei auffallen- 
dem Licht. Vergrösserung 20/4. | 

Fig. 6. Eine der Hauptmaschen des oberflächlichen Leistengitierwerkes mit 
den secundären Maschen und den von diesen letzteren umschlossenen porenhaltigen 
Feldern. Die Poren sind sämmilich geöffnet. Vergrösserung 100/A. | 
; DIENT. Ein Theil der innersten Hornfasermaschenlage einer fingerförmigen Pa- 
' pille von Aplysina a&rophoba, von dem äusseren Netztheile des Skeletes abgetrennt 
' und horizontal flach ausgebreitet, Genau mittelst des Zeichenprismas nachgezeich- 


14 net. Natürliche Grösse. 


‚Fig. 8. Ein Theil eines Querschnittes des Horn eergektisien einer fingerförmigen 
wie: von Aplysina aerophoba; schematisirt. Natürliche Grösse. 
Fig. 9. Der Länge nach halbirtes Hornfasergerüst einer fingerförmigen Papille 
von Aplysina a&rophoba in der Ansicht ven innen. Natürliche Grösse. 
Fig. 40. Schematische Darstellung eines Hornfaserendes von an aero- 
 phoba. Vergrösserung 400/A. 
| Fi 44. Querschnitt einer älteren Hornfaser von a a&rophoba. Ver- 
 grösserung 400/A, 
Fig, 42. Theil eines Querschnittes durch eine fingerförmige Banile ; von Aply- 
' sina aerophoba. Combinationsbild, Vergrösserung 40/4. 
Fig. 13. Ein Querschnittfragment der Wand eines grösseren Wassercanals von 
 Aplysina aerophoba. Einige contractile Faserzellen ragen frei vor. Vergrösse- 
ame a | Ä | | 


RE z 


phoba. Man sieht den Zusammenhang zweier Geisselkammern mit dem zufül 


Grösse. 


‚scheinen deshalb dunkler. In der Mitte ragt eine Oscularröhre hervor. Vergrös 


Sperma. Vergrösserung 330/1. 


grösserung 800/1. 


bild. Vergrösserung 400/t. 


Fig. ih, Dünnes Schnittchen aus der Geisselkammerregion einer - Aplysind aerc 


den und dem abführenden Wassercanale. en, soo/T. 


Tafel XZIU. 


Fig. 45. Bine Aplysilla sulfurea in natürlicher Grösse, von Triest. 
‚Fig. 16. Eine Ap!ysilla rosea gewöhnlicher Färbung, von un in natürliche 
“Fig. 47. Eine Aplysilla rosea mit ungewöhnlicher Färbung in natürlicher Grös 
Fig.48. Eine Oberflächenansicht von Aplysilla sulfurea bei auffallendem Lie 
in einzeinen Maschen des Leistengitterwerkes sind die Poren geöffnet und. 


rung 20/1. A 

Fig. 49. Eine verästelte Hornfaser mit LE von Aplysilla »örophob 
Vergrösserung 30/1. 
| Fig. 20. Senkrechter Durchschnitt durch eine Aplysilla sulfarea-Kruste 


Fig. 24. Durch Arg. nitric. ‚ dungesteile: Ectodermzellengrenzlinien der Ö 
fläche von Aplysilla sulfurea. Vergrösserung 400/A. 

Fig. 22. Senkrechter Schnitt durch die oberste Rindenpartie einer Apl 
sulfurea. Vergrösserung 400/41. 

Fig. 23. Dünne Grenzlamelle von Aplysilla sulfurea mit geöffneten Poren i 
Ansicht von innen. Vergrösserung 400/4, / fi 

Fig. 24. a,b, c. Theile einer Hornfaser von Aplysilla sulfurea ; a, Endkuppg 
b, unweit ie freien Endes, c, in der Nähe der Basalplätte. Vergrösserung 400/47 

Fig. 25. Amöboide Zellen aus dem Mesoderm von Aplysilla sulfurea, währ 
der Bewegung gezeichnet. Vergrösserung 500/t. 

Fig. 26. Kragenzellen aus den Geisselkammern von Apiysilla sulfurea, 


Fig. 27. Querschnitt durch einen abführenden Wassercanal- und seine U 
bung von Aplysilla sulfurea. Vergrösserung 400/4. 


5 Tafel XXIV. 


Fig. 23a. Reife Spermatozoen von Apiysilla sulfurea. Vergrösserung 700/ 
Fig. 285. Unreife Spermatozoen von Aplysilla sulfurea. Vergrösserung 70 
Fig. 39. Schnitt aus einer geschlechtsreifen weiblichen Kruste von Aply 
rosea mit 4 Eiern auf verschiedenen Entwicklungsstufen. Vergrösserung 400/1 
Fig. 30. Feiner Durchschnitt einer Larve von Aplysilia sulfurea, Combinafi 


BE ER VER ER 


t 
2 
Re 
u 
% 


j 
“ 
5 
“ 
2 ö 
Fels 2 Br 
2 
Du 5 


Zr vitschrift K wiss. Zool Bd.AIX. . h Ta£ ld. 


- Em. Buck gez. 


Zeitschrift F wiss. Zool. Ba XIX. 


A Fig. 
N) 


Mate le, {ii e 
Haller del. Lith. Anst v.J.G.Bach, Leipzig 


a Ar Fee Fi A 7 Aue 


ee 


WERT te 


: 
SS 
N 
ES 
R 
< 
I 
N 
S 
I 
S 


Lith.Anst.v.J.6.Bach, Leipzi, ° 


Ban 


G.Haller del. 
u a anne FE SL \ 


ee 


=. 


BA 


use 


Keitschrült L. iss. Zool. Bd. XIX. BES 
War Tl. 


Q. 
N 


2 N SUR, 
& 


Ludwig: del. & . } : - Lith.Ansty.16Bach, Leipzig, j 


| 


BE ee TEE a 


; 
je, 
N 
Ä 
h 
P3 
& 
H 


Zeitschrift Swiss, Zool, Bd. XIX. = 2 | 


Fig. 16, 


j 
4 


Zeitschrift Priss. Zool. Bd. XXX. 
Tat: FH. 


. 


l 


Zudwiy, del. 2 ne 
a Lith. Anst v. J,.BachiLemzig. 


Taf. IK. 


Lith.Anstw.d.@.Bach, Leipzig. 


Äh E Eaniss Zoot. BA-KIX. 


| Müller gez. 


K 

a! 

ch 

ER N 
er 


Lith.Anst w.LC/Bach, leipzig, 


an 
a 


NR 


ei ter 


| 
| 


Zeitschrift Rwiss Zbol. Ba INX. 


Pagenstecher del. 


ESS IK I u 


- 
Mu 
EWEEDRERUEE 


erg 


N 


eier 


> 


1. DENE. 


Kig.6u. 


1 
Fig db.\ 


| 
ı 
| 


Fig. Öe, 


| 
h 


NER BEREICHE FIRE 


leipzig 


D 


Litt Anstv. JG Baelı 


Fig. Ua. 


Fig.238. 


eier 
RE nn 


= 


WISS. 


ser ann 


Se m u 


Taf. AM. 


ANE 


Zool. Bd. 


Zeitschrift %wi5s. 


‚leipzig, ü 


Lih. Aust wa ß Bach 


tri del, 


Pe 
- 


a REEL. 


Zeitschriße K nriss. Zoot. Ba. ANN. 


Far NE. h 


Fig. DA. 
i 
Hp N 
7 a 
7 md 
| 
| “ 


Mil, 22 38, 


Fig.SK Flpe, 


Plpi 


Zeülschrift £ wiss. Zool. Ba.AXX. | } 2 l 
| TaENVI. 


| ö Lith.Anstv.J.6.Bach, Leipzig. 


er | | | Mess u > u Sa 


Petri’ del. 


Par 


nö 


u 


W Grohmann sc 


Mer 


Fler, 


A NEN; 


ig. 2% 


Fig. 1% 


S 


RAN, 
Cob! 

EEE 

ME 

Dao-—__- =. 

Wer ee 


[277 


Zoologie. Ba XRN. 


Fig. 1% 


Zeitschrift £ wiffenschafll: 


Kahl-Rücıkhard del, 


31 
@= 


(nd 


a 


Rabl-Rückhard del. LithAnstv. EA Funke, Deipzig 


| 
3 


rer 


np 
Ve LES Hrıj! Mm USS. 


Dun8 | | Tat XM. 


EEE 


Do = 


Bra 


ee 


Ss 


Sn ee 


Sen 


E Taf A. 
— 


On 


ERS 3,\ aNnı 


14 
EA 


KEN 


En: 


Tith. Aust BAKunke, hepsig, 


RER RT 


anne 


ülschr Kwiss. Zool.Bd.AMN. 


Taf NN. 


Kiy.16. Wig.17. ’ 


Lich. Anst,u E.A,Kunke,le 


EEE 


N nen gen 


De 


REINE ee 


se 


FRRER 


: Kiss. Zool. Ba.KIY. 


ER 


x a Da 


RO; or 
N FEN 


Ce 
ie 


Fig.0. 


Iitr AnstvEAFunke ‚Leipzig. 


Beiträge zur Entwicklungsgeschickte der Feder. 
Von 


Dr. Th, Studer, 
Professor der Zoologie an der Universität Bern. 


Mit Tafel XXV und XXV, 


In-einer Arbeit über die Entwicklung der Federn (Inauguraldisser- 
tation, Bern 1873), in welcher die Entwicklung dieser complicirten Epi- 
dermoidalgebilde hauptsächlich am Hühnchen und der Taube verfolgt 
wurde, konnte ich nur Vermuthungen über die Entstehung einiger 
‘ Federformen und Befiederungsverhältnisse aussprechen, welche Abnor- 
_ mitäten von dem gewöhnlichen Schema der Feder und ihrer Entwicklung 
darzustellen scheinen. Solche abnorme Befiederungsverhältnisse zeigt 
das Gefieder der Spheniseidae. 

Hier fehlen mit Ausnahme der Steuerfedern am Schwanze eigentliche 
- Contourfedern, die Federn des Rumpfes sind durchgängig dunenartig 
_ mit kurzem, plattem Schaft und loser Fahne, die der Ruderschwinge 
zeigen einen sehr platten, breiten Schaft mit kurzer Fahne, so dass sie 
- Sehuppen ähnlicher sehen, als Federn. Ausserdem finden sich weiche, 
- zerschlissene Schmuckfedern am Kopfe verschiedener Arten der Gattung 
 Eudyptes, so E. chrysolopha, chrysocoma, pachyrhynehus. 
Andere Eigenthümlichkeiten bietet die Familie der Megapodii oder 
_ Fusshühner. Während, soweit hekannt, alle Vögel beim Verlassen des 
 Eies mit einem eigenthümlichen gleicharligen Dunengefieder, dem Em- 
| _ bryonalgefieder, bekleidet sind, tragen die Megapodier schon vom ersten 
tage an ihr delfinitives Gefieder, dessen Bestandtheile in Contourfedern, 
 Schwung- und Steuerfedern und Unterdunen differenzirt sind, so dass 
die Jungen schon vom Eie weg zu fliegen im Stande sind. 
h Endlich ist unter den Ratiten mit durchweg dunenartigem Gefieder 
der neuholländische Casuar, Dromaeus Novae Hollandiae und der aus- 


ne 


'gesiorbene Moa von Neu-Seeland beachtens werth, ale bei en 

. Vögeln aus der kurzen Spuhle zwei gleichwerthige Schäfte entspringen, 
von denen jeder eine lockere Fahne trägt. 
Für den Moa s. Transact. and proceed. of the New Zeolanı Insti- 
tute 1874. Vol. IV. Hurron, On some Moa a Hector, On recent 
Moa remains in New Zeal Tan 

Einige Beobachtungen über diese Verhältnisse en ist der 

Zweck dieser Arbeit. Das Material zu den entwicklungsgeschichtlichen 
: Notizen über den Pinguin lieferie ein 31/, monatlicher Aufenthalt auf 
Kerguelensland bei Gelegenheit der Expedition zur Beobachtung des 
'Venusdurchgangs 187%, für die Beobachtungen über Megapodius Frey- 
cinneti ein kurzer Aufenthalt auf der Insel Neu Britannien in 30578. B. 
und 152°40 0. L. während der Reise S. M. S. Corvette Gazelle um die 
Erde. Zu hohem Danke bin ich der königlichen Akademie der Wissen- 
schaften zu Berlin verpflichtet, deren liberale Unterstützung mir ermög- 
lichte, an der lehrreichen Expedition dieses Schiffes Theil zu nehmen. 


Die Entwicklung des Pinguingofieders. 

In Kerguelensland wurden an der Nordostküste in der Umgebung 
der Accessible Bay, wo die deutsche Beobachtungsstation lag, drei Pin- 
. guinarten beobachtet, nämlich Aptenodytes Pennanti, Eudyptes papua 
Forst. und E. chrysocoma L. Ausser diesen fand sich noch am Christ- 
mas harbour Eudyptes chrysolopha L. % 
Unter diesen war es namentlich E. chrysocoma, welcher das 
reichste und bequemste Beobachtungsmaterial bot. Zu Tausenden hat- 


ien sich diese Pinguine vom October an, an verschiedenen Puncten der % 


Küste angesammelt, um ihre Eier abzulegen und zu bebrüten. Sie 
wählten zu ihren Brutplätzen hauptsächlich solche Stellen am Seeufer, 


die vom Winde durch hohe Felswände geschützt waren, der herrschen- 7% 
den Windrichtung wegen an den Westküsten der Buchten. Dort lagen  # 
eine Masse heruntergestürzter prismatischer Basaltblöcke in wirrem : 


Durcheinander, zwischen deren Spalten die brütenden Thiere für ihre 
Eier eine sichere Unterkunft fanden, während Andere, namentlich die 
Männchen, auf der Höhe der Blöcke sich sonnten und Wache hielten. 

Die Thiere hielten sich während dieser Zeit fast ausschliesslich auf 
' dem Lande auf und stiegen nur nach dem Wasser hinab, um Futter 
zu holen, das namentlich aus Schnecken, Patella deaurata und Trophon 
albolabiatus Sm. bestand. Dabei sprangen sie hüpfend, mit gekrümm- 
tem Rücken und mit den Flügeln balaneirend von Block zu Block, nur 
beim Heraufklettern bedienten sie sich auch der Ruderschwingen als 
Stütze. 


‚Beiträge Zur Entwicklungsgeschichte der Feder, 493 


Die. Bier werden vom Weibchen zwischen die Spalten und Löcher 
Adler Trümmerhalden auf eine Unterlage von Gras oder auch auf die 
blosse Erde gelegt und aufrecht sitzend bebrütet. Häuäg sieht man 
aber auch, dass das Ei von dem brütenden Thiere bei Gefahr oder zum 
Nahrungsuchen auf einige Zeit verlassen wird, ohne grosse Gefahr für 
den Embryo. Wenigstens fand ich in einem Ei, das 24 Stunden lang 
in.meinem Zimmer offen da lag, nach dem Oeffnen den schon weit ent- 
 wickelten Embryo noch lebendig. Niemals sah ich, dass die Thiere das 
Ei zwischen die Schenkel nahmen und damit davonliefen. Es mag 
dieses nur bei solchen Arten vorkommen, welche auf dem Lande eine 
’ mehr schreitende Fortbewegung haben. | 

Das Ei ıst im Verhältniss zu der Grösse des Vogels sehr voluminös, 
bald spitz, bald mehr stumpf oval mit rauher, grubiger Oberfläche von 
weisser Farbe mit bläulichem Anflug. Die Dimensionen sind ziemlich 
variirend. Hier folgen die Maasse von 5 Eiern. 


Längsdurchmesser | Querdurchmesser 
70 Mm. 80 Mm. 
68 - m: 
64 - 43 - 
65 - hk - 
65 - 18 - 


Die Grösse des Vogels vom Schnabel zur Schwanzspitze beträgt 
- durchschnittlich 52 Cm. | 

Frischgelegte Eier fanden sich vom 21. November bis zum 5. De- 
un von da an nur noch vereinzelt. Die ersten Jungen zeigten sich 
am 2. Januar des folgenden Jahres. Danach können wir die Brütezeit 
. des Eudyptes chrysocoma auf 30—35 Tage veranschlagen. 

Ueber die einzelnen Entwicklungsstadien im Ei, namentlich die 
- Bildung der Extremitäten, hoffe ich in einer späteren Aber berichten 
zu können. Vorläufig mögen folgende Angaben genügen. 
Embryonen vom 6. December zeigten bei einer Länge von 10 Mm. 
_ den sehr entwickelten Gefässhof, das Herz noch einfach schlauchförmig, 
die Linseneinstülpung noch nicht abgeschnürt. 

Vom 9. December bei einer Länge von 15—-48 Mm. ungegliederte 
- Extremitätenstummel, die Linse abgeschnürt, am Herzen zwei Vor- 
' kammern. Die Alantoie als kurze Blase vorhanden. 
Am 44, December fanden sich Embryonen von 20 Mm. Länge mit 
entwickelter Allantois, die Bauchhöhle bis auf den Nabel geschlossen. 
| . Am Kopfe die Unterkieferfortsätze vereinigt, dagegen die Oberkieferfort- 
_ sätze und der Stirnnasenlappen noch getrennt. | 


Js ee 


Am 16. December waren \ bei Embryonen von -28 Min. Länge die. 
Gesichtsfortsätze vereinigt, doch noch unverwachsen. . 

Bei Embryonen vom 19. December war die äussere Gestalt oh 
endet, aber erst bei solchen vom 22. December, die eine Länge von 
49 Cm. erreicht hatten, traten Anlagen von Embryonaldunen in Form 
von im Quincunx gestellten Hautpapillen auf. 

Der frisch aus dem Ei geschlüpite Pinguin ist noch ein sehr unbe- 
hülfliches Geschöpf. Seine Länge beträgt erst 15 Gm., seine Augen 
sind geschlossen, der ganze Körper mit kurzen Pinseldunen bedeckt, 


deren Farbe am Kopf, Hals, Rücken und der Aussenseite der Ruder- 


schwingen schwarz, am Bauche weiss ist. in derMittellinie des Bauches 
bleibt ein Streifen Haut nackt. Der Schnabel ist weich, sehwärzlich an 
der Basis, mit fleischfarbener Spitze, die eine Hornkuppe trägt, Füsse 
und Tarsen sind fleischfarben. Das Thier ist noch nicht im Stande sich 
aufzurichten, sondern hockt zusammengekauert, auf die Tarsen und die 
schwachen Auderschwingen gestützt, da. Von den Alten mit kleinen 
Seethieren und ausgepickten Schnecken gefüttert wächst es rasch heran. 
Schon nach 14 Tagen hat es eine Grösse von 26—28 Cm. erreicht, seine 
Augen sind geöffnet und zeigen eine dunkelbraune Iris, die erst beim 
ausgewachsenen Thier hyacynthroth wird. Die Dunen werden bereits 
abgestossen und machen dem definitiven Gefieder Platz, dem aber im 
ersten Jahre noch die gelben Schmuckfedern fehlen. In diesem Stadium 
ist der Pinguin noch immer nicht im Stande aufrecht zu sitzen, wahr- 


scheinlich weil die steifschäfiigen Steuerfedern, auf welche sich das er- 


wachsene Thier beim Sitzen stützt, noch nicht entwickelt sind. Er sitzt 
nach vorn übergebeugt und stützt sich auf die Ruderschwingen, ist 
aber schon im Stande von einem Stein zum andern zu klettern. An- 
fangs Februar ist er so weit erstarkt, dass er den Alten ins Wasser 
folgt, um sich bald darauf mit ihnen an den Küsten zu zerstreuen und 
die hohe See aufzusuchen. 
Der erwachsene Pinguin wechselt in Kerguelensland im Februar 
sein ganzes Gefieder durch Mauserung. Diese scheint erst stattzufinden, 
wenn das Bruigeschäft erledigt ist und die Thiere sich an verschiedene 
Puncte der Küste zerstreut haben. | en 
Aptenodytes Pennanti wurde in den ersten Tagen des Februar in 
der Mauserung beobachtet, Eudyptes papua am 12. Februar. Eudyptes 
chrysocoma sah ich in Kerguelensland nicht in der Mauser, dagegen 
dieselbe von der Kerguelerform etwas abweichende Art auf der Insel 
St. Paul in 38—39 08. B. in der Mauser. Die Thiere waren zu dieser 
Zeit sehr abgemagert und ziemlich scheu. 


x 


Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Feder. 495 


‘ Die Entwicklung des Embryonalgefeders,. 


Der frisch ausgeschlüpfte Pinguin (Fig. 1) hat mit Ausnahme der 
Mitiellinie des Bauches den ganzen Körper mit einem Kleide von Pinsel- 
dunen bedeckt. Dieselben sind auf Rücken und Bauch gleich lang und 
bestehen aus einer kurzen in einer Hauttasche sitzenden Spule, aus 
der sich 16—18 Strahlen erheben. Diese sind bis auf zwei Drittel 
ihrer Länge noch mit kurzen secundären Strahlen besetzt (Fig.2). Das- 
selbe Dunenkleid tragen auch die Ruderschwingen, nur ist die Zahl 
der Strahlen auf 7 reducirt. Jeder einzelne Strahl stellt eine abgeplat- 


- - tete Hernfaser dar, bestehend aus verschmolzenen Hornzellen, in zwei 


Drittel ihrer Länge tragen sie kurze secundäre Strahlen, während das 


deizte Drittel einen dünnen Hornfaden darstelli. Die secundären Strahlen 


zeigen Sich als aus einer einzigen Reihe cylindrischer von innen nach 
aussen sich verschmälernden Zellen zusammengesetzt, an denen eine 
dichte hornige Wand und ein körniger Inhalt mit geschrumpftem Kern 


unterschieden werden kann. Jede Zelle läuft am äussern Ende in zwei 


spitze Zipfel aus, welche die Basis der nächstfolgenden überragen und 


so den Strahlen eine dornige Beschaffenheit geben (Fig. 3). 


Die erste Entwicklung der Embryonaldunen war an Embryonen 


© vom 22. December, etwa vom 20. Brütungstage, zu beobachten. Bei 


diesen war der Kopf, Hals und Bauch mit Papillen bedeckt, während 
sich am Rücken und an den Ruderschwingen schon längere, haarartige, 


schwarz pigmentirte Papillen erkennen liessen. 


Auf einem Längsschnitt durch die Bauchhaut sieht man das Ecto- 
derm durch eine cuticulaartige Membran!) deutlich von der aus runden 
kernhaltigen Zellen bestehenden Cutis abgegrenzt. Das Ecioderm be- 


steht aus einer obern Hornschicht aus abgeplaiteten Zellen und einer 


untern Schleimschichi, die noch eine einfache Lage saftreicher kernbal- 


a tiger Cylinderzellen darstellt. Die Federpapillen sind einfache radiäre 


. BHöcker (Fig. 4), entstanden aus einer Erhebung der Cutis, welche das 


> noch aus den zwei einfachen Schichten bestehende Ecioderm mit sich 


- emporgehoben hat. Die nächsten Vorgänge in der Papille entsprechen 


den beim Hühnchen beobachteten. Die Papille wächst in dieLänge und 


 spitzi sich nach oben zu, zu gleicher Zeit senkt sich ihre Basis in die 


4), Ich kann hier Kerger's Ansicht über die Natur der sog. homogenen Grenz- 


schicht zwischen Epithel und Cutis vollkommen bestätigen. Ihre Zellnatur ist na- 


mentlich deutlich an Querschnitten junger Federpapillen zu erkennen wo die Pulpa 


 zusammengezogen ist und die Grenzschicht mit einer auf dem Querschnitt siern- 
förmigen Figur zwischen die Schleimschichtfalten hereinragt. Hier sind deutlich 
- Kerne in dieser Membran zu erkennen, 


a In en, 


Haut ein, welche nun dieselbe taschenartig umgiebt und so die Feder- 
tasche oder den Federfollikel bildet (Fig.5). Die Zellschichten der Haut 
stehen in continuirlichem Zusammenhang mit denen der Tasche und 
der verlängerten Papille, dem Federkeim. 

/ Während dieses Vorgangs treten Zellvermehrungen ‚auf in der 
Schleimschicht der Papille und zwar beginnen diese an der Spitze und 
erstrecken sich allmälig nach der Basis zu. Durch Theilung der Cylinder- 
zellen der Schleimschicht schieben sich zwischen diese und die Horn- 
schicht runde, kernhaltige Zellen ein und es wulstet sich nun die 
Schleimschicht zu einer Anzahl von Falten auf, welche radiär gegen die 
Gutis vorspringen. Auf dem Querschnitte sieht man nun, dass diese 
Falten aus einer innern, gegen die Pulpa zu gerichteten Lage von keil- 
förımigen oder eylindrischen Zellen bestehen, welche eine Anzahl runder 
kernnaltiger Zellen umschliessen (Fig. 6). Die Falten sitzen der Horn- 
schicht unmittelbar auf. Die Strahlen bilden sich nun aus den Falten 
‚in der Weise, dass die Cylinderzellen,, die den Rand der Falten bilden, 
verhornen, wobei die beiden an der Basis der Falte gelegenen sich nach 
innen strecken bis sie sich berühren und sich zugleich von der Horn- 
schicht ablösen. Auf diese Weise wird ein horniger Strahl gebildet, 
der von der die Strahlen umgebenden Hornschicht scheidenartig um- 

schlossen wird. 
Im untersten Theil der eingesenkten Papille verstreichen die Falten 
zu der primitiven einfachen Zellenlage, die verhornt und mit der 
äussern Hornschicht zusammen die Spule der Embryonaldune bildet. 
Die Embryonaldune eine ausgefaserte Schuppe zu nennen, ist wohl 
nicht ganz richtig, da die Strahlen einzig aus der Schleimschicht ent- 
stehen, welche vorher specifische Veränderungen erleidet, und die Horn- 
schicht sowie die Cutispulpa verloren gehen. 

Wie wir sehen, stimmt also die Bildung der Embryonaldune des 
 Pinguins nıt derjenigen anderer Vögel überein, nur ist auffallend, dass 
dieselbe in einer sehr späten Zeit des Embryonallebens auftritt. Noch. 
in einem andern Puncte zeigt die Embryonaldune des Pinguins eine Ab- 
weichung. 

Bei allen Hühner-, Wad- und den meisten Schwimmvögeln, welche 
ich Gelegenheit hatte darauf zu untersuchen, so bei Hühnern, Anatiden, 
Procellariden und Lariden, ferner bei Chionis minor u. a. bleibt die 
äussere Hornscheide bis nach dem Ausschlüpfen des Vogels bestehen 
und fällt erst später meist mit Hülfe des Vogels selbst ab. Die Jungen 
dieser Vögel sind erst wie mit Haaren bedeckt, die aus der äussern 
Hornscheide der zu Strahlen differenzirten Schleimschicht und der innern 
vertrockneten Puipa bestehn und sich auch morphologisch vom Haar 


% 


Beiträge zur Eutwicklungsgeschichte der Feder. 497 


nur ee die Länge der Pulpa unter scheiden, bis dann durch Abfallen 
der Hornscheide die differenzirte Sehleunschicht allein noch zur Geltung _ 
kommt. 

Beim Pinguin dagegen fällt die Hornscheide noch im Ei mit der 
Verhornung der Strahlen ab (Fig. 7), so dass der junge Vogel schon mit 
freien Dunensirahlen das Ei erleh, 

Aehnliches findet sich bei Halieus verrucosus Cab. u. Reich. Dort 

treten die Dunen erst nach dem Auskriechen des Vogels aus dem Eie 
auf und verlieren gleich beim Hervortreten ihrer pinselartigen Spitzen 
die Hornscheiden. | 


Die definitive Feder des Pinguins. 


_ Ueber die schuppenartigen Federn an der Ruderschwinge des Pin- 
guins hat bereits Kerser (Ueber die Haut der Reptilien und anderer 
“ Wirbelthiere, Archiv für mikroskopische Anatomie. XII. Bd.) einige 
Beobachtungen verötfentlicht. Kerger bezeichnet als Eigenthümlichkeiten 
der Pinguinfeder vor der anderer Vögel das Fehlen des Schaftes, der 
scheinbar breite Schaft soll nur aus verklebten zahlreichen Strahlen be- 
‚siehen, das Fehlen der Markzellen, die Beschaffenheit der Spule, welche 
' durch Querscheidewände in eine Anzahl Kammern abgetheilt ist, die 
_ weichhäutige Beschaffenheit der äussern Wurzelscheide (Schleimschicht 
der Federtasche), die Verhornung der innern Wurzelscheide (Horn- 
schicht der Federtasche), endlich das bleibende Bestehen der Gefässpa- 
‚pille (Gutispulpa), welche einen periodischen Federwechsel verhindern 
"soll. Leiziere Eigenthümlichkeit fällt durch Beobachtung der ‚jährlichen 
"Mauserung des Pinguins von selbst weg. 
In der Befiederung des Eudyptes chrysocoma lassen sich als Haupt- 
‚formen der Feder unterscheiden: 


1) Die Federn des Rumpfes und Kopfes. 
ee) Die schuppenartigen Federn der Ruderschwingen. 
3) Die Schmuckfedern über jedem Auge. 
4) Die Steuerfedern. 
= Die Federn des Rumpfes sind nicht auf besondere Federfluren ver- 
‚theilt, sondern über den ganzen Körper in Quincunxstellung angeordnet, 


orig 
ie a 


Meabei sie sich gegenseitig dachziegellörmig decken. 
a ‚Jede Feder steckt mit einer plaiten hornigen Spule in einer Tasche, 
deren Innenwand (innere Wurzelscheide) verhornt ist und häufig mit 


ae, 
der Feder herausgezogen wird. Aus der Spule erhebt sich ein br eiter, 


latier Schaft, von sehr elastischer Beschaffenheit. Die Fahne ee 
‚a kurzen, in spitzem Winkel vom Schaft abstehenden parallel dem 
Zeitschrift f. wissensch, Zoologie. XXX. Bd. . 98 


a. Th Studer, 


Schaft abgeplatteten Sirahlen, die in ziemlich weiten Abständen wieder 
secundäre Strahlen tragen. Diese tragen keine Häkchen, ihre Struetur 
ist dieselbe, wie diejenige der secundären Strahlen der Embryonal- 
dunen, eine Reihe cylindrischer verhornter Zellen. Bie Spule stellt 
eine unten und oben offene hornige Röhre dar, ihre Wände bestehen 
aus verschmolzenen Hornzellen, die durch Maceration mit 30%), Kali- 
lösung noch isolirt werden können, aus dem dorsalen Theil der Röhre 
iritt, die obere Oeffnung auf ein kleines Grübchen verengend, der Feder- 
‚schaft, eine directe Fortseizung der frühern Schleimschicht der Spule. 

Die Spule (Fig. 44) zeigt im Innern eine Anzahl häutiger, düten- 
artig in einandersteckender Membranen, welche, quer das Lumen der 
Röhre durchsetzend, derselben ein gekammertes Ansehen geben. Diese 
Memhranen stehen in keinem Zusammenhang mit der Wand der Röhre, 
sondern sind lose eine über die andere gestülpt, die obersie mehr kegel- 
förmig, die untere kurz prismatisch. Die Entstehung der Membranen ı 
ist in dem untersten Theil der Spule bei frischen Federn noch deut- 
lich zu sehen. In diese ragt immer noch ein Theil der gefässhaltigen 
Pulpa, der Cutis der ursprünglichen Papille. 

Dieselbe, aus faserigem Gewebe, mit zwei Gefässen, einer Vene 
und einer Arterie und zahlreichen Capillaren ‚bestehend, scheidet an 
ihrer freien Oberfläche durch Vertrocknung der obersten Gewebslage 
einen häutigen Ueberzug aus, der saftreiche Theil der Pulpa wird dann 
auf eine Strecke resorbirt und hinterlässt einen leeren Raum, der nun 7 
von der häutigen Membran mützenartig überdacht wird, die ver- % 
kleinerte Papille scheidet eine neue Membran ab, zieht sich wieder zu- % 
rück, bis endlich die ernährende Pulpa ganz verschwindet und die Feder 
ausfüllt.: Die Ursache des periodischen Zurückziehens der Pulpa bleibt ° 
noch eine Aufgabe fernerer Untersuchungen. E 

Diese übereinander gereihien Membranen in der Federspule des 
Pinguins stellen dasselbe Gebilde dar, welches man in der Spule der ° 
Contourfedern anderer Vögel beobachtet und das ais Seele der Feder i 
bezeichnet wird. Dieselbe bietet im frischen Zustande der Feder das- 
selbe Bild, wie die Figur 42 zeigt, welche die Federspule der Bauch- ° 
federn vom Sperling in situ zeigt. 2 

Aus der obern Oeffnung der Spule tritt der Schaft der Feder, die 4 
sog. Rhachis. Gegenüber dem Schaft am ventralen Theil der Spule, die- 4 
selbe in natürlicher Lage betrachtet, tritt ein dunenarliges Bündel 7 
weicher Strahlen, die noch mit serie Strahlen von der Structur % 
der secundären Dinepstrahlen besetzt sind, diese Strahlen entsprechen 
der Afterfeder bei andern Vögeln, bei ee sie meist noch von einem 


u N ate 


En 


5 


ee an en 
I ee 


Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Feder. 499 


eigenen Schaft, dem Afterschaft, getragen werden. In diesem Falle er- 

setzen sie die wärmeschützenden Unterdunen anderer Vögel. 

Der Hauptschaft ist abgeplattet, breit lanzeitförmig steif und ela- 
stisch, ohne Ventralrinne, sondern ventral und dorsal flach. 

Man kann in ihm eine hornige Rinden- und eine lufthaltige Mark- 
substanz unterscheiden. Beide setzen sich in die starken platten Strahlen 
 {Rami) fort, welche alternirend von beiden Kanten des Schaftes (Fig. 17) 
_ unter spitzen Winkeln abgehn. Rinden- und Marksubstanz sind nicht 
streng geschieden, letztere besteht aus länglich ovalen, dicht aneinander- 

gedrängten Bläschen, ihre Zahl vermindert sich gegen die Spitze wo die 
‘ Hornsubstanz überwiegt und die gerade in zahlreiche platte Hornstrahlen 
übergeht. Die secundären Strahlen bestehen aus einfachen Reihen noch 
_ erkennbarer verhornter Zellen und entspringen in weiten Abständen 

von einander. | 
| Die Federn der Ruderschwingen sind nicht streng von denen des 
BRumpfes unterschieden, wir treffen noch dieselbe Beschaffenheit der 
Federn längs des Ulnarrandes des Vorderarms und der Hand, erst gegen 
die Radiuskante zu und auf der Innenfläche der Schwinge verbreitet 
and verkürzt sich der Schaft und verkleinert sich die Fahne. Dabei 
wird der Schafi plaiter und verliert schliesslich seine Markzellen, die 
sich noch am längsten an der Basis des Schaftes halten. Fig. 13 zeigt 
eine Feder von der Innenseite der Schwingen, wo die Markzellen des 
' Schaftes bis auf zwei schmale seitliche Sireifen und die Basis verschwun- 
' den sind und in den Strahlen ganz fehlen. Die ausgezogene Feder 
| zeigt noch die hornige Federtasche (innere Wurzelscheide) die mit aus- 
gezogen ist. Im Innern der kurzen Spule sieht man die dütenförmigen 
| Membranen der geschwundenen Cutispapillen. Die Spule mit der Seele 
| ist in Fig. 14 vergrössert dargestellt. Die Schmuckfedern des Kopfes 
| bei Eudyptes chrysocoma sind schlaffe dunenartige Gebilde mit langem 
, plattem Schaft von dem alternirend in weiten Abständen weiche, glatte 
Strahlen abgehen. Schaft und Strahlen sind hornig und enibehreh der 
‚ Markzellen. u 
= Die Steueriedern, 12 an der Zahl, haben im Wesentlichen dieselbe 
| Struetur, wie die efispeeohenden Kedlern anderer Vögel. Aus der Spule 
| tritt ein steifer Schaft, mit einer Fahne, die aus platten horizontal sich 
| ansetzenden Aesten besteht. An diesen sitzen wieder Strahlen (Radii), 
| die mit gezähnten Häkchen besetzt sind. Diese halten den nächstfol- 
genden Strahl mit dem eigenen in Verbindung. 
| Der Schaft selbst ist breit und besitzt auf der Ventralseite eine 
breite, tiefe Rinne (Fig. 15). Die Aeste bestehen wie der Schaft aus 
E bornigen Rinden- und einer lufthaltigen Marksubstanz. Die Rad 

a 28 * 


\ 430 : | a | Th. Studer, \ 


lassen deutlich ihre ursprüngliche Zusammensetzung aus einer Reihe Ei 
Zeilen erkennen, mit einem vertrockneten Kern im Innern, jede miteinem 
hakenförmigen, am Ende fein gezähnelten Ausläufer (Fig. 16). 

Die Entwicklung der Federn des Rumpies und der Ruderschwingen 
zeigt in ihren Anfängen ein analoges Verhältniss mit der Entwicklung 
‚der Embryonaldunen. Die Federtasche für die definitive Feder schnürt, 
sich schon im Eie von der Tasche der Embryonaldune ab. Bei Längs- 
schnitten durch den Federbalg des frisch aus dem Ei geschlüpften Pin— 
guins findet man unterhalb des Grundes der Embryonalfedertasche, 
einen zweiten Follikel ausgekleidet von äusserer Horn- und innerer 
 Sehleimschicht, der durch einen kurzen doppelten Zellstrang (Fig. 7) 
mit dem Fundus des Embryonalfollikels in Verbindung steht. In dieser 
entwickelt sich eine zweite Papille, welche rasch wächst und bei ihrem | 
Wachsthum die Spule der Embryonalfeder vor sich her schiebt, bis,.sie 
diese schliesslich aus ihrer Tasche heraushebt (Fig. 8). R 

Auf Querschnitten durch die neue Papille erhält man dasselbe Bild, „ 
wie bei der Embryonaldune. Die Schleimschicht bildet zunächst die in 
die Pulpa vorspringenden Falten (Fig. 9), die aus einer innern Lage grösse- . 
rer Cylinderzellen und einer eingeschlossenen Anzahl runder Zellen be- i 
steht. Rasch geht nun die Verhornung der Strahlen vor sich mit ihrer 3 
Ablösung von der Hornscheide. Zum Ast (Ramus) bildetsich nur der innere \ 
Theil der Falte um, während die äussern Zellgruppen zu den Strahlen 4 
(Radii) zusammenschmelzen (Fig. 40). In den Federn des Flügels sowohl, 2 
als auch in denen des Körpers sind die ersten sich bildenden Falten und ? 
daraus entstehenden Strahlen gleichwerthig und haben damit die grösste ” 
Analogie mit den Embryonaldunen, erst später differenzirt sich der Schaft ” 
dadurch, dass eine Falte der Schleimschicht sich nach unten immer mehr 4 
verbreitert auf Kosten der andern Strahlen, welche nun im liefern Ver- 
lauf sich an den verbreiterten Strahl anschliessen, so dass schliesslich ° 
beim voliständigen Freiwerden der Feder die Strahlen alle aus dem 7 
einen, zum Schaft gewordenen Hauptstrahl entspringen. Aus dieser | 
Darstellung ergiebt sich, dass ein grosser Theil der Eigenthümlichkeiten, ” 
welche Kerger für die Pinguinfeder anführt, hinwegfällt. # 

Erstens sehen wir, dass die schuppenartigen Federn der Ruder- 
schwingen im Wesentlichen denselben Bau wie die Rumpffedern haben 4 
das Fehlen der Markmasse nur auf einer grössern Abplattung des 
Schaftes beruht, dass sich ferner das allmälige Verschwinden der % 
Markzellen graduell verfolgen lässt. Was die Kammerung der Spule ” 
betrifft, so handelt es sich um ein Verhälteiss, das weit entfernt eine 
Eigenthümlichkeit der Pinguinfeder zu sein, sich bei andern Vogelfedern 
in gleicher Weise findet. Dass endlich die Feder, wie die anderer Vögel, 


‚Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Feder. 431 


jährlich ausfällt und durch eine andere ersetzt wird, zeigt die direcie 
i Beobachtung. 

Die Pinguinfeder fällt somit in ihrer Entwicklung und Bildung mit 
den schaftführenden Federn anderer Vögel zusammen. Sie ist wie dies 
ein Product der Schleimschicht einer Hautpapille, indem die Schlein- 
zellenschicht durch Vermehrung ihrer Elemente sich zu Strahlen um- 
bildet, welche verhornend sich von ihren umgebenden Zellschichtien 
ablösen, um nach Entfernung der sie bedeckenden Hornschicht frei zu 
werden. im obern Theil der Papille, in der sich die ersten Strahlen- 
anlagen bilden, sind diese gleichartig, ein Zustand, der bei der Embryo- 
naldune permanent ist, nach weiterem Wachsthum verdickt sich ein 
Strahl fortschreitend von oben nach unien, nimmt die andern Strahlen 
"in sich auf und wird zum Schaft, Rhachis, diese zur Fahne (Vexillum). 

Ist somit die Uebereinstimmung der Pinguinfedern mit andern 
Vogelfedern anzunehmen, so bietet doch die Befiederung des Pinguins 

_ Verhältnisse dar, die mehr einen embryonalen Character an sich tragen, 
und diese eigenthümliche Vogelform vielleicht als einen älteren Typus 
_ dürfen beanspruchen lassen. Erstens ist das Federkleid noch gleich- 
" mässig über den ganzen Körper verbreitet, ohne in bestimmten Fluren 
" angeordnet zu sein. Dieses findet sich in der übrigen Vogelwelt nur bei 
gewissen Ratiten, dem Apteryx, Dromaeus und bei den jungen Vögeln 
" mit Embryonaldunen. Zweitens sind mit Ausnahme der Steuerledern 
und der Schmuckfedern bei gewissen Arten sämmtliche Federn blos 
mit lockern Fahnen, nach Arı der Dunen, versehen und nicht in ver- 
schiedene Wederformen gesondert, wie solche bei andern Vögeln eine 
 Sonderung in Gontourfedern und Dunenfedern bedingen. 
Wichtig ist in Hinsicht auf die Verhältnisse der Ruderschwi N 
der Fund eines fossilen Pinguins, Palaeeudyptes antarcticus Huzl., i 
tertiären Sandsteinen Neuseelands (s. Transact. and proceed. of a 
New Zealand Instit. 1871. Vol. IV. Hzcror, On ihe remains of a Gigan- 
‚tie Pinguin). Interessant ist, dass bei dieser gigantischen Form, welche 
‚an Grösse die grössten jetzt bekannten Arien bedeutend übertraf, der 
‚Humerus noch nicht die Verkürzung und Verbreiterung besitzt, wie 
Insre jetzt lebenden Pinguine. Während bei diesen der hier flach 
ınd nach dem distalen Ende zu verbreitert ist, dabei die Länge des 
"emur nicht erreicht, ist er bei jenem ein Sechstheil länger als der 
‘emur und nach dem distalen Ende der Diaphyse verschmälert. Wir 
lürfen daraus vielleicht den Schluss ziehen, dass die Anpassung der 
_ vordern Extremität als Ruderwerkzeug noch nicht so weit gediehen war, 
| wie bei den jetzigen Arten, und damit die Federbedeckung derselben 
noch nicht so schuppenartig knapp anliegend war, wie dies zur Ueber- 


482 ee 


1 


windung des Widerstandes im Wasser noihwendig ist, also diese Modi- 


fication des Kör pergefieders erst als eine später erworbene betrachtet 


- werden dürfte. 


Die Spheniscidae mit den Alcidae und Colymbidae als Urinatores. 


zusammenzustellen, fehlen alle Anhaltspuncte bis auf die Stellung der 
Füsse und die dadurch bedingte aufrechte Haltung des Vogels, vieimehr 
scheinen dieselben eine selbständige Gruppe zu bilden, die nach ge- 
wissen Eigenthümlichkeiten des Skelets den DIRRABED näher stehen 
dürften, als den übrigen Palmipeden. 


Das Embryonalkleid von Mogapodius Freycinneti Tem. 
Fig. 18, 19, 20. 
Die eigenihümliche Gruppe der Megapodier oder Fusshühner, deren 
Verbreitung sich auf die australische Region beschränkt, zeichnet sich 
bekanntlich durch die eigenthümliche Bruipflege aus, die von der der 
übrigen Carinaien erheblich abweicht. Während diese in mehr oder 
weniger geschütztem Nest durch ihre Körperwärme, die sie dem Eie 


-mittheilen, den Embryo lebens- und entwicklungsfähig erhalten, über- M 


lassen die Megapodier dieses Geschäft bald der durch die Gährung fau- 
lender Substanzen, in die sie die Bier hüllen, hervorgebrachten Wärme, 
bald dem von den Strahlen der tropischen Sonne durchglühten Sande. 


So scharri Megacephalon Maleo Tem. und Leiopa ocellata Tem. 


Haufen von Blättern, Humus, faules Holz und ähnliche Stoffe zusammen, 


um in Gemeinschaft die Eier hineinzulegen und gräbt Megapodius Frey- 


cinnet! Fem.Löcher in den Sand, um dort die hineingelegten Eier sich’ % 


seihst zu überlassen. Durchgängig sind die Eier dieser Vögel im Ver- 
hältniss zu ihrer Körpergrösse enorm, und enthalten ein Dottermaterial, 


das dem Embryo erlaubt, sich noch im Ei bis zu einer hohen Stufe zu 5 
entwickeln. Das Junge ist auch, wenn es das Ei verlässt, schon mit.” 
dem definitiven Gefieder bekleidet und trägt Schwungfedern,, die ihm f 
erlauben sich sogleich nach Verlassen des Eies in die Luft zu er- ’ 


heben. 


Es fragi sich nun, ob das embryonale Dunenkleid, das wir sonst 3 
bei den Nestjungen aller Vögel finden, bier gar nicht zur Entwicklung 
kommt, oder ob dasselbe noch im Ei sich entwickelt und abgeworfen 
wird, bevor der Vogel das Ei verlässt. In diesem Falle, den ich schon 


in meiner Arbeit über die Entwicklung der Feder angenommen hatte, 


wurde die Ansicht von der grossen phylogenetischen Bedeutung des 
Embryonalgefieders verstärkt. Wir hätten es dann hier mit einem Ge- 


hilde zu thun, das eine physiologische Bedeutung nicht haben kann. 


Beiträge zur Enbwicklungsgeschichte der Feder, 432 


2 Während des An fönthalts S.M. 5. Corvette Gazelle auf der Insel 
Neu Britannien N. yon Neu Guinea hatte ich Gelegenheit, den Embryo 
des Megapodius Freycinneti zu beobachten und an dosem, die angeregie 
Frage zu prüfen. Die Gazelle ankerie am 12. August 1875 in Greet- 
harbour, einer Seitenbucht der Blauchebay im Nordosten der Insel. 
Die Umgebung des fast kreisförmigen Hafens ist vulkanischen Ursprungs, 
im Westen erheben sich drei Vulkankegel, von denen alte, mit Gras 
und Buschwerk bewachsene Lavaströme nach dem Ufer ziehen, an 
dem überall aus Spalten heisses Wasser und Schwefelwasserstofigase 
dringen. Im Norden dehnte sich eine Ebene mit Untergrund von 
schwarzem Augitsand und mit hohem Gras und vereinzelten Palmen 
bestanden. Hier war der Hauptaufenihalt der Megapodier. Dieselben, 
meist ein Hahn ın Begleitung von zwei bis drei Hennen, trieben sich im 
hohen Grase herum und flogen nur auigescheucht kurze Strecken weit, 
um bald wieder auf niederen Bäumen sich niederzulassen 

Bei Betreien des Landes fielen bald Löcher im Sande auf, welche 
in einen kurzen 1—2’ langen Gang führten, der ein Lumen halte, in 
das man bequem die Hand einführen konnte. Im Grunde desselben 
fanden sich lose im Sande verscharrt 2—3 grosse länglich ovale Eier 
von gelblich brauner Farbe. Einzelne waren frisch gelegt, andere ent- 
hielten Embryonen, die leicht als zu Megapodius gehörend, erkannt 
werden konnten. Der von der Sonne durchwärmte schwarze Lavasand 
‚hatte die hohe Temperatur von 38—40°C. und kühlie sich während der 
Nacht nur wenig ah. 

Das Ei ist im Verhältniss zum Vogel, der vom Schnabel zur 
" Schwanzspitze 40 Cm. misst, sehr gross. Sein Längsdurchmesser be- 
> trägt 85 Mm., der grösste Querdurchmesser ia der Mitte 50 Mm. 

Frisch ausgekrochene Junge fanden sich am 16. August. Die Thier- 
chen waren mit dem Federkleid der Alten bis auf die Steuerfedern be- 
deckt, liefen rasch im hohen Grase umher und waren im Stande, auf- 
 gescheucht, eine kurze Strecke zu fliegen. Keine Spur von Embryonal- 

‚dunen war an ihnen zu entdecken. 

In einigen Eiern befanden sich Embryonen von 60—70 Mm. Länge, 
I alle beobachteten im gleichen Entwicklungsstadium. Ihre Forn war 
"vollkommen ausgebildet, der ganze Körper bedeckt mit haarartigen, 
- schwarzpiginentirten Gebilden von 0,5—/1 Cm. Länge, die mit den 
 Federkeimen, welche das Hühnchen beim Ausschlüpfen trägt, die 
EN grösste Analogie hatten (Fig. 18). Diese Gebilde staken nur lose in 
der Haut und fielen schon bei etwas derber Berührung aus. 

Auf einem Längsschnitt durch die Haut zeigt sich dasselbe Bild, 
' das wir auch bei anderen Vögeln in entsprechenden Stadien erhalten. 


434 A a“ = Th. Studer, 


Wir sehen eine verlängerte Hautpapille (Fig. 19), überzogen von einer 
derben Hornschicht, darunter die Schleimsebicht, welche auf einer ge- 
fässhaltigen Cutispapille aufliegt. Das ganze ragt aus einer eingesenkten 
' Hauitasche hervor. Die Haut resp. Federtasche ist aber in diesem Falle 
sehr seicht und die Papille an ihrer Wurzel sehr verengt und wie ein- 
_ geschnürt, wodurch sich die lose Befestigung des Gebildes genügend er- 
klärt. Ein Querschnitt durch die Papille giebt das Bild der jungen 
Embryonaldune. Die Schleimschicht ist in eine Anzahl in die Pulpa 
vorspringender Falten erhoben, welche ganz die Structnr der jungen | 
Dunenstrahlen anderer Vögel haben. Zugleich lässt sich auch hier im 
Keim eine specifische Eigenthümlichkeit der Embryonaldunen der 
Hühnervögel erkennen. Eine Falte zeichnet sich vor den andern durch 
stärkere Entwicklung aus (s. Entwicklg. der Feder Fig. 2). Auch beim 
Hühnchen ist ein Strahl der Dune stärker entwickelt als die andern. 
Ob die Falten der Schleimschicht sich hier noch zu Hornstrahlen 
umwandeln und frei werden, oder ob das ganze Gebilde in diesem Sta- 
dium abgestossen wird, konnte ich leider nicht beobachten, vermuthe 
‚aber das letztere aus der hinfälligen Anheftung des Ganzen au die Haut. 

Also auch bei Megapodiern sehen wir ein vorläufiges Embryonal- 
gefieder auftreten, das aber physiologisch nicht mehr zur Geltung kommt, 
sondern noch im Ei abgestossen wird, um dem definitiven Gefieder 
' Platz zu machen, mit dem der Vogel das Ei verlässt. | 

Bei der Constanz, mit welcher bei den Vögeln ein eigenthümlich 
gestaltetes überall gleichartiges Embryonalgefieder auftritt, kann man 
‚sich der Vermuthung nicht enthalten, dass dasselbe einen Zustand der 
_ Hautbedeckungen repräsentirt, welcher vielleicht den Vorläufern unserer 
Vogelwelt in frühern Perioden eigen war. 


Die Feder des Dromasus Novae Hollandiae. 
Fig.'24; 
Bekanntlich zeichnet sich die Feder des neuholländischen Kasuars, 
sowie die des Moa dadurch aus, dass aus einer Federspule zwei gleich- 
_ werthige Schäfte entspringen, deren jeder eine lockere Fahne trägt. An 
der frischen Haut eines solchen Thieres fanden sich nun einige noch in “ 
der Bildung begriffene Federn, an denen es möglich war, die Anlage der 
Strahlen zu beobachten. | 4 
Ein Querschnitt durch ‚den Federbalg Fig. 21 zeigte folgende Ver- | 
hältnisse. Die Papille (Federkeim) und der Federbalg haben nicht einen 
kreisrunden, sondern einen ovalen Querschnitt. Das Oval ist langge- 4 
zogen an been Enden etwas abgestumpft und gebogen. Die äussere 


. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Feder, 435 


"und innere Wand der Federtasche (äussere und innere Wurzelscheide) 
‘sind verhornt und nicht mehr deutlich von einander geschieden. im 
Federkeim zeigte die Schleimschicht die Faltenbildung in einer grossen 
Zahl bereits verhornter gleichwerthiger Falten, die sich längs der langen 
Peripherie des Ovals anordnen. An jedem stumpfen Ende sieht man 
die Anlage je einer Rhachis. Diese sind platt, gegen die Papille zu etwas 
 eoncav. Die Verhornung war schon eingetreten und ven der zelligen 
Zusammenseizung wenig mehr zu erkennen. > 
Wir sehen also, dass die doppelt scheinende Feder des neuhollän- 
dischen Casuars einer einzigen Papille ihren Ursprung verdankt ‚ wobei 
zwei einander gegenüberliegende Strahlen zu besonderer Ausbildung 
als Schäfte gelangen. i 
Ob dabei die ovale Form der Papille das ursprünglich Bedingende 
oder das Bedingte ist, muss eine Untersuchung der ersten Anlage lehren, 
' wozu ich bis jetzt keine Gelegenheit haite. 


Bern, 9. September 1877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafei XXV und ZXVI. 


Fig. 4. Junger Pinguin Eudyptes chrysocoma L. Frisch ausgekrochen. 

Fig. 2. Embryonaldune vom Rücken des vorg. 

Fig. 3. Secundärer Strahl der Embryonaldune. 

Fig. 4, Federpapille vom Bauch eines circa 20 Tage alten Pinguinembryos vom 
. December. Hanın. 2/5. Längsschnitt. 
Fig. 5. Federpapille vom Flügel eines circa 20 Tase alten Pinguinembryos. 
 Harrn. 2/5. Längsschnitt. 

Fig. 6. Querschnitt durch eine verlängerte Federpapille vom Flügel eines circa 
0 Tage alten Pinguinembryos. Harım. 2/7. | | 
Fig. 7. Längsschnitt, durch den Federbalg der Embryonaldune des frisch aus- 
gekrochenen Pinguin. 
| a, Keim der definitiven Feder. 

Fig. 8. Längsschnitt durch den Federbalg eines 14 Tage alten Pinguins. Auf 
en Strahlen der hervorbrechenden. definitiven Federn sitzt die ausgehobene Em- 
bryonalfeder. 

Fig. 9. Querschnitt durch den Federkeim eines 44 Tage alten Pinguins. H. 2/7. 
Fig. 40. Querschnitt durch den Federkeim eines 44 Tage alten Pu Aus- 
Panne und Verhornung der Strahlen. 

| ‚Fig. 41. Spule der Bauchfeder des erwachsenen Pinguin. 

Fig. 12. Spule der Bauchfeder eines Sperlings in situ. 


me 13. Feder der een iine dis Pinguins von Innense 

‚Fig. 44. Spule der Flügelfeder des Pinguins,. 

Fig. 15. Stück der Steuerfeder des Pinguins um den Querschnitt des Schaftes 
zu zeigen. 

Fig. 46. Secundäre Strahlen Br erden es 

Fig. 17. Stück des Schaftes von der Rückenfeder des Pinguin um die Mark- 
‚zellen zu zeigen. 

Fig. 48. Embryo des Megapodius Freyeinneli aus Non Britannien. 

Fig. 49. Längsschnitt on die Embryonalfederpapille des Megapodius Frey- 
cinneti. 

Fig. 20. Querschnitt durch die obige Papille. 

Fig. 24. Querschnitt durch den Federbalg des Dromaeus Novae Hollandiag, 

aa, Rhachiden, bb, Strablen, ce, Pulpa. 


Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. 


Ein Beitrag zur Kenniniss des Baues und der ersten Ent- 
wicklung des befruchteten Wirbelthiereies. 


| " Von 
Dr. Ernst Calberla, Privatdocent in Freiburg i/Br. 


Mit Tafel XXVIT—AXR. 


Ueberblickt man die neueste Literatur tiber die Vorgänge bei der 
Befruchtung, so bemerkt man, dass ein Punct, im Verhältniss zu den 
anderen, sehr wenig ausführlich behandelt worden ist. 

Es ist dies der Eintritt des Spermatozoon in das Ei. Die Forscher, 
die sich in neuester Zeit mit den Vorgängen bei der Befruchtung be- 
schäftigt haben, referiren über diesen Act einfach dieMittheilungen älterer 
Forscher, sie betrachten nur das Zusammentreffen des eingewanderten 
Spermatozoons mil dem Eikern genauer. Dabei mögen wohl die Ungunst 
der Objecte oder auch die Ansicht der Forscher, dass der Durchtritt des 
 Spermatozoons durch die Eihaut mehr oder weniger bedeutungslos sei, 
massgebend gewesen sein. 

Gerade mit dem Vorgange des Durchiretens nn Spermatozoons 
- durch die Eihaut hat man sich nie eingehend befasst, trotzdem dass 
dies jedenfalls einer der wichtigsten Puncte des ganzen Befruchtungs- 
1) vorganges ist. 

Es ergaben sich nun bei der Beobachtung des Befruchtungsvor- 
 ganges bei Peiromyzon Thatsachen, die gerade bezüglich des leizi- 
| erwähnten Puncies den Angaben der Autoren über diesen Vorgang bei 
|i: anderen Wirbelthiereiern völlig entgegengesetzt sind. Diese Befunde 
|. schliessen sich den Angaben des ireflichen Beobachters Aususr MÜLLER, 
- der gleichfalls den Befruchtungsvorgang am Petromyzonei beobachtet 
jf hat (Verhandlungen der Königsberger phys.-öconomischen Gesellschaft 
1864 pag. 109 ff.) direct an. Aus. MürLer hatte allerdings nur einen 
| kleinen Theil der bei jenem Acte stattfindenden Vorgänge beobachtet, 
\ auch seine Deutungen dieser Vorgänge waren entschieden unrichtige, 


438 N ee a. Ernst Galberla, 


allein wichtig ist es immerhin, dass ich Aug. Mürrzer’s Beobachtungen in 
‚ allen Puncten bestätigen konnte und so dessen völlig in Vergessenheit 
gerathene Beobachtungen auf's Neue in Erinnerung zu bringen ver- 
mochte. Hervorheben will ich hier, dass dem genannten- Autor insbe- 
sondere jener Theil der beim Befruchiungsvorgang stattfindenden Vor- 
‚gänge entgangen war, die auf ihm noch nicht bekannten Verhältnissen 
im Bau des Petromyzoneies beruhend, vor allem eine weitere Einsicht in 
den gesammten Befruchtungsvorgang ermöglichten. 

Ich beginne deshalb die Mittheilung der Ergebnisse meiner Unter- 
suchung mit der genauen Beschreibung des reifen befruchtungsfähigen 
Kies und daran werde ich die Befunde am unreifen sowie am überreifen 
Eie anschliessen. 


Das dem lebenden Thier eninommene reife Petromyzonei hat meist 
‘die Form eines Ellipsoids, wovon man sich am besten überzeugi, wenn man 
dasselbe in einem Glasschälchen hin und her bewegt bis endlich das Ei 
jene Lage gefunden hat, der etwa die Abbildung Fig. 4 entspricht. Durch 
eine klehrige Substanz, die die Aussenfläche der Eihaut zu überziehen 
scheint, haftet das Ei an jedem festen Gegenstand, also auch am Boden 
des Glasschälchens, eine Eigenschaft, die es ermöglicht, das Ei in jeder 
gewünschien Lage zu fixiren. Solche reife Eier erhält man am besten, 
wenn man ein geschlechtsreifes Weibehen (Anfang bis Mitte Mai) am 
vordern Körperende in ein feuchtes Tuch eingeschlagen in die Hand 


nimmt und nun einen sanften streichenden Druck vom Kiemenkorb her 


auf die Bauchfläche ausübt. "Sofort kommen aus der gemeinsamen Oeff- 
nung des Urogenital- und Darmsystems die Eier hervorgequollen”). Man 
lässt die Eier in eine Schale mit Wasser fallen, aus der sie dann, be- 
hufs der Untersuchung, vermittelst einer Pipette in das Glasschälchen 
übertragen werden können. 
Die Eier haben eine Länge von 4,0 bis 1,2 Millimeter und eine 
Breite und Dicke von 0,9 bis 1,0 Millimeter. Die Eihaut hat eine Dicke 


von circa 0,03 Millimeter. Letztere umgiebt. dicht anliegend den ge- 


‚sammten Dotter. An ihr kann man im optischen Querschnitt sowie an 
Schnittpräparaten sehen, dass sie aus zwei Schichten besteht, deren 
Trennung jedoch keinesfalls eine scharfe ist, denn theilweis gehen beide 
Schichten unmerklich ohne scharfe Grenze in einander über. 

' Der Bau der Schichten ist folgender : Es ist eine äussere stark licht- 


brechende, nach aussen rauhe, mit allerlei Erhebungen und Zacken be- 


setzie Rindenschicht und eine helle, durchscheinende, weit schmäiere 


 .*) Auf dieselbe Weise erhält man von geschlechtsreifen Männchen frisches 7 
Sperma. | 


Der Befruchtungsrorgang beim Ei von Petromyzen Planeri, 439 


- Innenschicht. Die äussere Schicht macht mit schwachen Vergrösserungen 
betrachtet den Eindruck, als wenn sie aus concentrisch gelagerten 
"Lamellen bestände, wendet man jedoch sehr starke Vergrösserungen 
an, so erkennt man, dass sie aus einer homogenen Substanz besteht, die 
von feinen Ganälen durchzogen wird. Die Porencanäle münden aussen, 
so, dass stets am Rand ihrer Mündung eine der erwähnten Zacken oder 
Erhebungen der äussern Oberfläche sich befindet. Es durchziehen diese 
Porencanäle ohne Unterbrechung auch die innere Schicht der Eihaut. 

Letztere Schicht erweist sich bei genauer Betrachtung als aus der- 
selben Substanz, aus der die äussere Schicht der Eihaut besteht, zu- 
sammengesetzt, nur ist sie weit lockerer, als die äussere Schicht gefügt, 
sie ist also der nicht so sehr verdickte Theil der gesammten Eihaut. Ich 
fasse die ganze Eihaut als eine Abscheidung der Randschicht des Doiters 
auf; es stellt somit die innerste Schicht die jüngste Abscheidung dar, 
die noch nicht so fest gefügt ist wie die Randschicht. Die Betrachtung 
der Eihaut unreifer oder nahezu reifer und überreifer Eier stellen die 
Richtigkeit dieser Ansicht äusser allen Zweifel. An den unreifen Eiern 
sieht man die Grenze zwischen Innen- und Aussenschicht einmal viel 
deutlicher und ferner ist vor Allem die Innenschicht viel dicker als am 
reifen befruchtungsfähigen Ei. 

An überreifen Eiern *) ist- jeder Unierschied von innerer und äus- 
serer Schicht verschwunden, die ganze Eihaut besteht aus einer ein- 
zigen homogenen stark lichtbrechenden Schicht. 

Die Eihaut des reifen Eies ist jedoch nicht an allen Stellen so 
gleichmässig gebaut. Betrachtet man ein Ei, welches so liegt, dass die 
ovale Form am besten zum Ausdruck kommt, genauer, so bemerkt 

man an einem der beiden schmalen Enden eine Verieking der Ei- 
haut. Es erscheint dieselbe einmal nach aussen vorgewölbt, etwa so 
als wenn ein flaches Uhrglas noch dem Eie aufgelegt sei und ferner 
| ist an derselben Stelle auch die Innenschicht der Eihaut anders an- 
geordnet. Man sieht unter der nach aussen hervortretenden Ver- 
 diekung oder Vorhuchtung der äussern Schicht eine, wenn auch 
nicht so bedeutende, ihr aber sonst in Lage und Form entsprechende 
 Ausbuchtung der Innenschicht. Die ganze Stelle sieht so aus, als 
wenn. an derselben in der gesammten Eihaut sich ein kreisrunder 


*) Veberreife Eier erhält man dadurch, dass man ein geschlechtsreifes Weib- 
chen isolirt in sehr kaltes fliessendes Wasser setzt und nun etwa 4— 41/3 Monat 
nach der Laichzeit die Eier untersucht. Sie zeichnen sich, beiläufg bemerkt, auch 
dadurch aus, dass man dieselben selbst mit sehr lebenskräftigen Spermatezoen 
nicht mehr behnkabten kann. {Ob die selbst sehr lebenskräftigen Spermatozoen 
noch BEINEN sind, lässt sich eben nich' beurtheilen! ') 


DE '} 
1 Bl 


440 N es Ernst Calberla, RR \ x se on nr 


‚Ausschnitt befände, in den ein ebenso grosses Stück eines sphä- 


rischen Körpers, der aber einen viel kleineren Krümmungsradius 


besitzt, eingesetzt sei. Es entsteht durch diese Bildung in der Eihaut 
‚an jener Stelle zwischen der Eihaut und dem Eidotter ein Raum, über 
dessen Ausfüllung ich weiter unten ausführlich zu sprechen komme. 
Schnitie, die das Ei günstig getroffen haben, stellen diese Befunde ausser 
allen Zweifel. Auf solchen Schnitten oder bei Betrachtung der Eihaut 
im optischen Querschnitt bemerkt man ferner, dass die Aussenseite der 
Eihaut an jener eben ausführlich besprochenen Stelle gewulstet ist. Bei 
besonders günstiger Beleuchtung oder auf Schnitten, die gerade das 
Centrum jener Vorbuchtung getroffen haben, erkennt man deutlich, 
dass sich auf ihrer Mitte eine wenn auch sehr flache, doch deutlich 
erkennbare tellerförmige Einbuchtung befindet. 

Man bemerkt ferner, dass jene Einbuchtung in der Mitte sich trich- 
terförmig vertieft und dass von der engsten Stelle des Trichters ein sich 
erst erweiternder, dann nochmals um ein Minimales verengender Canal 
die Dicke der Eihaut durchzieht. Innen öffnet sich dieser Canal mit 
einer unbedeutenden, einem Trompetenmundstück ähnlichen Erweite- 
rung, indem seine Wände in die Innenfläche der Eihaut übergehen. 

Es besteht also ein Canal, der die Eihaut an der erwähnten Stelle 
durchbohrt, sein Lumen lässt sich ganz gut mit der Form eines umgekehrt 
gestellten, mit weiter offener Glocke versehenen Wein- oder Champag- 
nerglases vergleichen. Zur weiteren Erläuterung verweise ich auf die 
Figuren 2 und 3. ” 

Diese Oeffnung in der Eihaut ist die Mikropyle des Petromyzon- 
eies, die ich zum Unterschied von einer an der Dotteroberfläche vor- 
handenen ähnlichen Bildung als die äussere Mikropyle bezeichne. 
Sie stimmt im Wesentlichen in ihrem Bau mit der Mikropyle der Knochen- 
üischeier überein. Wenigstens kann ich nach Präparaten der Mikropylen 
von Lachs- und Forelleneiern, die ich besitze, im Vergleich zu der der 
Petromyzoneier nur geringe Formverschiedenheiten wahrnehmen. 


Weder Aususr Mürer (]. c.) noch Max ScauLrze!) konnte trotz 


eifrigsier Nachforschung am Petromyzonei eine Mikropyle auffinden. 

Mir selbst ist dieselbe lange Zeit bei der Betrachtung der Eier ent- 
gangen, bis ich sie endlich, gewissermassen durch: Zufall, auffand. 
Einmal wissend, an welchem Theile des Eies sie sich befindet, gelang 
‚es mir, dieselbe stets an jedem Ei sofort aufzufinden. 

Ich habe noch zu erwähnen, dass, sobald das Ei mit Wasser in 
Berührung kommt, jene zackigen Vorsprünge auf der äussern Oberfläche 

4) Max ScauLtze: Die Entwickelungsgeschichte des Petromyzon Planeri. Haar- “ 

lem 1856. Gekr. Preisschrift. 


Era 
SR 
x 


en ee Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri, AAf 


der Eihaut sehr schnell durch Wasseraufnahme aufquellen, infolge 
davon erscheint das ganze Ei wie mit einem zarten Hofe einer hyalinen 
Substanz umgeben. Jenes Aufquellen der Zacken, die der Rindenschicht 
der Eihaut angehören, mag wohl auch die Veranlassung zur Entstehung 
der klebrigen Oberfläche der Eihaut sein. 

Ich wende mich nun zur Besprechung des Baues und der Anord- 
mung des Dotiers. Es liegt derselbe, wie ich dies schon erwähnt habe, 
der Eihaut innig an. Er besteht aus gelbweisslichen Dotiterelementen, 
" die in dem ganz durchsichtigen Doiter-Protoplasma suspendirt sind. 
Diese helle leichtflüssige Protoplasmamasse findet sich dotterkörnchenfrei 
an einigen Stellen im Ei, so an der gesammten Dotterperipherie und 
selbst im Innern desselben mehr oder minder mächtig angeordnet. Es 
wird der ganze Dotter, soweit er von den im Protoplasma 
suspendirten Dotterkörnchen undurchsichtig erscheint, 
von einer körnchenfreien Dotterprotoplasmaschicht um- 
geben. Diese Schicht ist sehr dünn, kaum dass sie mehr wie 
0,005 bis 0,010 Millimeter beträgt. Bei Anwendung starker Ver- 
 erösserungen kann man die Dotteranordnung am reifen frischen wie 
am gehärteten geschnittenen Ei sebr deutlich sehen (Fig. 2). Diese 
dotterkörnchenfreie Dotterprotoplasmaschicht ist an der innern Oefinung 
der äusseren Mikropyle mächtiger als an den übrigen Theilen der 
' Dotterperipherie angeordnet. Einmal befindet sich dort, wie oben bei 
‚Beschreibung des Baues der äusseren Mikropyle erwähnt, ein grösserer 
Zwischenraum zwischen Eihaut und Eidotter (Fig. 4, 2 und 3) und 
andererseits ist an jener Stelle, Schnitte lehren dies, der dotterkörnchen— 
haltige Theil des Dotiers etwas eingebuchtet (Fig. 3, k). Diese Ein- 
buchtung im körnchenhaltigen Dotter liegt gerade der innern Oeffnung 
_ der äussern Mikropyle gegenüber. Beobachtet man nun jene Sielle bei 
günstiger Lage des Eies genauer oder betrachtet man Schnitte, die das 
Ei so getroffen haben, dass die äussere Mikropyle central und zu gleicher 
h Zeit auch der Eikern getroffen worden ist, so bemerkt man, dass in der 
- Mitte jener Einbuchtung in den Dotterelemente enthaltenden Doiter sich 
eine runde Oefinung befindet, von welcher aus, man kann dies natür- 
- lich nur auf Schnitten sehen, ein Canal gefüllt mit dotterkörnchenfreiem 
 Protoplasma bis zum Eikern führt (Fig. 3, #4). Der Eikern selbst besitzt 
' äusserst zarte Contouren und in seinem Innern lässt sich ein nur 
schwach mit Garmin färbendes verschwommene Contouren zeigendes 
 Kernkörperchen erkennen. In manchen Schnittserien von Eiern gelang 
es mir jedoch auch nicht, ein Kernkörperchen im Eikern aufzufinden. 
Der leiztere selbst ist mit einem Hofe körnchenfreien Protoplasmas 


a a : e Brust Calberla, | 


Es führt also von der innern Mündung der äussern Mikropyle ein 
Strang körnchenfreien Protoplasmas, auf Schnitten als ein Band erschei- 
nend, in einen von dotterkörnchenhaltigem Protoplasma gebildeten Canal 
in das Innere des Eies bis zu dem excentrisch gelegenen Eikern; letz- 
ierer schwimmt gewissermassen in solchem dotterkörnchenfreien Proto- 
plasma. Dieser Canal hat meist eine Länge von 0,08 bis 0,15 Milli- 
metern, doch habe ich auch gelegentlich Eier geschnitten, bei denen der 
Eikern noch mehr peripher lag und dann war natürlich auch jener 
Canal kürzer. Die Eier, an deren Schnitten ich diese Verhältnisse ° 
nachweisen konnte, waren entweder durch 40stündigen Aufenthalt 
ini und nachheriges Aufbewahren in Alkobol oder 
durch 1/,—1/5—1 Minuten langes Einlegen in 0,5 % Osmiumsäure 
und nachherige Aufbewahrung in Alkohol, Echt worden. Ehe ° 
ich die mit Osmiumsäure behandelten Eier in Alkohol brachte, wur- 
den dieselben von der überflüssig eingedrungenen Säure durch Aus- 
waschen in einem Gemisch von Glycerin 1 Theil, Alkohol 2 Theile, 
Wasser 3 Theile, befreit. Auch ein Einlegen der Eier nach der Osmium- i 
säure- Bekindiune in 1% Chromsäure und nachberige Aufbewahrung in 
Alkohol erwies sich iS günstig. Vor dem Schneiden und Einbeiten*) 
wurden die Eier in toto mit ammoniakalischer Carminlösung gefärbt. | 

Meine Untersuchung des reifen Petromyzoneies hat somit gezeigt, 
dass der Bau desselben in einigen Puncten von dem anderer Wirbel- 
thiereier abweicht. Es hat jedoch eine Anzahl von Forschern bei der ° 
Untersuchung von Wirbelthiereiern Verhältnisse gefunden, die den hier 
mitgetheilten Verhältnissen im Bau des Eies zum Theil sehr ähneln. Die ° 
hieher bezüglichen Angaben sind jedoch meist sehr flüchtig gehalten ” 
und geht aus denselben hervor, dass jenen Verhältnissen bis jetzt ” 
"keine grosse Bedeutung beigelegt wurde. Auf diese Angaben komme ° 
‚ich am Schlusse dieses Abschnittes zu sprechen. | 

Ich will hier gleich erwähnen, dass diese Verhältnisse im Bau des 
Bies für den Befruchtungsvorgang von grosser Wichtigkeit sind und da 


*) Ich will hier noch in Bezug ‚auf die Einbetfungsmethode einen Punct her- 
vorheben, den ich in der Publication einer Einbettungsmasse (Morph. Jahrb. Bd. Il. } 
p. 445) nicht genügend in den Vordergrund gestellt habe. Die Hauptvorzüge der 4 
‚Eidotter-Biweisseinbettungsmasse bestehen darin, dass dieselbe einmal erlaubt,. 7 
selbst die kleinsten Objecte in der wünschenswerthen Lage zu fixiren, und ferner, E 
dass es nie nöthig ist, die Einbetiungsmasse vom Schnitt zu entfernen, diesen letz- 
tern Punct wollte ich hier hervorheben. Die Einbettungsmasse wird in Nelkenöl, 
Balsam oder Glycerin so durchsichtig, dass ihre Anwesenheit im Präparat nicht im 
geringsten stört, Gerade die am Präparat anhängende Einbettungsmasse erhöht die 
Haltbarkeit des Präparats. ‚Ich erwähne ferner noch, dass die Schnittgüte der is 
Masse, se länger sie in en von 90 liegt, immer zunimmt. 


Ber Befruchtungsvorgang beim Bi von Petromyzon Planeri. 443 


"ich mich bei Schilderung desselben vielfach auf diese Verhältnisse be- 
ziehen muss, will ich hier die Namen, die ich für diese Einrichtungen 
 vorschlage, mitiheilen. Jene Oeffnung im körnchenhaltigen Dotter steht 
in den engsten Beziehungen zum Eintritt des Spermatozoon oder wenig- 
 stens eines Theils desselben in das Dotterinnere; wir nennen nun die 
Oeffnung in der Eihaut, die für den Durchtritt des Spermatozoon 
besteht, die äussere Mikropyle und bezeichne ich deshalb jene 
"Oeffnung im körnchenhaltigen Dotter, an die sich ein Gang, ein Canal 
bis zum Eikern anschliesst, als innere Mikropyle. Den Gang, der 
von der innern Mikropyle bis zum Eikern führt, nenne ich, ich werde 
den Namen weiter unten noch begründen, den Spermagang 

Durch genaue Betrachtung des Befruchtungsvorganges oder durch 
geschickte Behandlung frischer Eier kann man sich leicht überzeugen, 
dass das körnchenfreie Protoplasma viel leichiflüssiger, leicht beweg- 
| licher ist als das dotterkörnchenhaltige, eine Thatsache, die für den Be- 
fruchtungsvorgang sehr wichtig ist. Ein Fremdkörper, der eine eigene 
_ Bewegungsfähigkeit besitzt und der durch die äussere Mikropyle in den 
Eihaut-Eidotterraum eingedrungen ist, findet in dem die innere Mikro- 
‚pyle und den Spermagang ausfüllenden dotterkörnerlosen Protoplasma 
"den geringsten Widerstand, kann also mit der grössten Schnelligkeit, 
wenn er will, zum Eikern gelangen. 

Ich habe hier noch die Befunde, die sich bei der Betrachtung der 
‚unreifen Petromyzoneier ergeben haben, anzufügen. 

Betrachtet man einen Schnitt durch den Eisiock eines ausgewach- 
senen Exemplares von Ammocoetes Plan, 180 Mm., so findet man den- 
‚selben zusammengesetzt aus einer grossen Zahl Beer, durchsichtiger, 
runder oder ovaler Zellen von 0,18 bis 0,21 Mm. Grösse mit sehr deut- 
Jichem Kern und Kernkörperchen. Es sind dies die Primitiveier 
(Fig. 17). Der Kern liegt meist in der Mitte der Zelle und ist im Ver- 
‚hältniss zu der Grösse derselben sehr voluminös, das Kernkörperchen 
ist klein, aber scharf contourirt. 


Mi Die Eier eines Eierstockes von Ammocoetes- aus dem Beginn des. 
Umwandlungsstadiums (Anfang September, Fig. 18), d. h. eines Exem- 
plares, welches gerade die erste Anlage des ep ntsies zeigt, sind 
n ihrer Entwickelung weiter fortgeschritten. Sie besitzen eine bedeuten- 
"dere Grösse und zwar eine Länge von 0,36 bis 0,4 Mm. und eine Breite 
von 0,25 bis 0,32 Mm. Diese Vergrösserung des Eies ist vorwiegend 
‚durch eine Volumszunahme des Dotters entstanden. Die Grösse des 
Kernes, oder des Keimbläschens der Autoren, hat sich dagegen 
| verändert. Auffällig ist die ganz oh Lage desselben. 


29 


“un. 0 Emst Calberla, ee 


‚Das Ei selbst ist nach durchsichtig, allein sein Protoplasına ist schon 


. ten A inlingen sich theilt und geradezu Theile des Keimbläschens 


dem Austritt aus dem Thierkörper vor sich. 


natürlich entsprechend der peripheren Lage des Keimbläschens schr 


irüber als das der Primitiveier (Fig. 17). 

Betrachtet man nun Bier von einem Petromyzon, der etwa PINee 
Monat vor der Geschlechtsreife getödtet wurde, so findet man, dass zwi- 
schen dem Aussehen derselben und dem der Eier des Ammocoetes aus ; 
dem Umwandlungsstadium eine bedeutende Differenz besteht. Einmal ist 
die Volumszunahme eine sehr beträchtliche und ferner sind die Eier jetzt 
undurchsichtig geworden. Ausserdem ist die Eihaut fertig gebildet und 
sind an ihr die zwei Schichten, die innere und äussere, deutlich zu er- 
kennen. Vor allem aber fällt das Aussehen des Kernes oder des Keim- 4 
bläschens auf (Fig. 19). Es liegt dasselbe excentrisch und meist sehr ° 
nabe der Dotterperipherie. Bei den Eiern, wo der Kern nicht mehr an 4 
der Dotterperipherie liegt, bemerkt man, dass von der Dotteroberfläche ” 
bis zum Rikern sich ein kurzer Strang gehärteten körnchenfreien Proto- 
plasmas bis zum Keimbläschen hin erstreckt. Derselbe färbt sich gleich ” 
dem Stroma des Keimbläschens nicht mit Carmin. Dieser Strang ist ' 


kurz. Vergleicht man diese Thatsachen mit denen, die sich bei Beob- 
achtung des reifen Eies ergeben, so ist leicht zu sehen, dass wir es hier 
mit einem noch ein wenig in der Entwickelung zurückgebliebenen Bi 
zu thun haben. Die Eihaut ist angelegt, die äussere Mikropyle bei 
einigen Eiern sogar schon sichtbar und dass der Strang hellen Proto- ” 
plasmas, der von der Doiterperipherie zum Kern führt, nichts anderes 
ist als die erste Anlage des Spermaganges, steht wohl ausser allem 7 
Zweifel. Es fragt sich nun : wie sind diese Veränderungen der Lage und y 
Form der Keimbläschen aufzufassen ? a 

Wir wissen durch eine grosse Reihe von Beobachtungen an allen ° 
möglichen Eiern, dass der Reife des Eies eine Veränderung am Keim- 
bläschen vor sch geht. Sie besteht darin, dass dasselbe an die Ei- 
peripherie tritt, dort unter verschledenarheen, theilweis sehr complieir- 4 


vom Ei ausgestossen werden. Ob dasselbe ganz, zum grössten oder nur ' ’ 
zu einem kleinen Theil ausgestossen wird, ist noch controvers, jedenfalls 2 
lässt eine Anzahl von Forschern aus dem Rest des Keimbläschens den ° 
Kern des reifen Eies, den Eikern (Herrwie) sich aufbauen. Dieser 
rückt dann wieder mehr in die Mitte des Eies, zeigt aber stets viel 
weniger scharf begrenzte Gontouren und denfich sichibares Kernkör- ? 
perchen als das unveränderte Keimbläschen. Diese Veränderungen des. 7 
letztern, die die Reife, die Befruchtungsfähigkeit des Eies bewirken, 
gehen iheilweis schon im Ovarium, theils erst im Oviduct oder erst nach 


Der Befrnchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. A445 


Wie ist dies nun beim Petromyzonei? Betrachtet man die Figuren 
49 und 2 und 3, so sieht man, wie schon erwähnt, dass gewissermassen 

die Eier des 11), Monat vor der Geschlechtsreife Betöäteten Thieres das 
‘ reine Vorbereitungsstadium für das reife Ei darstellen. Der Eikern 
| ist im Begriff von der Peripherie mehr dem Eicentrum zuzuwandern. 
Auf diesem Wege nimmt er eine gewisse Quantität körnchenfreien Pro- 
toplasmas als Sirang angeordnet mit in’s Innere des Eies. Dies lässt 
alles darauf schliessen, dass der Kern des Ammocoeteseies an die Peri- 
- pherie gewandert ist und nun, wir haben es jetzt mit völlig entwickelten 
Exemplaren von Petromyzon zu thun, wieder im Begriff ist dem Ei- 
centrum zuzuwandern. Leider ist es mir nicht möglich gewesen, die 
Zwischenstadien aufzufinden — aber nach (den Befunden, die ich mit-_ 
 getheilt habe, wird über den Verlauf dieses Vorganges kein Zweifel 
herrschen. Ich nehme also an, dass, wenn überhaupt bei dem Petro- 
myzonei die Ausstossung eines Theiles des Keimbläschens erfolgt, diese 
' dann eintritt, wenn das Keimbläschen an die Eiperipherie gewanderi 
ist. Diese Wanderung trifft wieder mit der Umwandlung der Larve in 
' das eigentliche Thier zeitlich zusammen. Also haben wir im Eierstock 
der ausgewachsenen Larve Eier mit einem Keimbläschen und nach 
der Umwandlung zu Peiromyzon reife oder nahezu reife Eier mit einem 
Bikern im Sinne Hrrrwıe’s. Ebenso langsam, als die Umwandlung der 
' Larve in das reife Thier sich vollzieht, ebenso langsam erfolgt wahr- 
' scheinlich auch hier die Umwandlung des Keimhläschens unter den be- 
"kannten Vorgängen, als Bildung des Richtungskörperchens etc., in den 
| Eikern. Es wird ein reiner Zufall sein, wenn es gelingt, alle Zwischen- 
'stadien der Entwickelung aufzufinden. Dass keine Veränderung des 
" Eies in dieser Beziehung, keine Ausstussung eines Richtungskörperchens, 
‚ "beim Entfernen des Eies aus dem Körper oder kurz vor der Befruchtung 
‚ erfolgt, werde ich in dem folgenden Abschnitte zeigen. 

I Ich erwähne nochmals, dass in Betreff der Umwandlung des 
| Keimhläschens in den Eikern meine Beobachtungen eine Lücke zeigen, 

die sich aber durch die Befunde am Petromyzonei und durch Vergleich 
mit den Befunden der Autoren bei Untersuchung der Reifung der Eier 
| anderer Thiere ausfüllen lässt”). 

| *) Im Laufe des Herbstmonats des Jahres 1877 gelang es mir, alle Stadien der 
| Umwandlung derLarve, desAmmocoetes, in das Geschlechtsthier, den Petromyzon, 

zu erhalten. Es war mir dadurch mügleh, die hier erwähnte Lücke in meinen 
| Beobachtungen auszufüllen. Ich will hier kurz die bezüglichen Beobachtungen 
| mittheilen: Die Eier von Exemplaren vom Ende September zeigten einen hellen 


ie 
durchsichtigen, wenn auch etwas getrübten 'Dotter; das Keimbläschen derselben 
‚war Bach zu ie =. lag es aa der Dokerper lerne, Das ganze Ei war 


29 


“ : vr m. 5 yi A BEE 2 % N, ik A 
ü 3 ER BR RL We BAER 


> 


446 a Emstlabe, 


Fassen wir die Befunde, die sich bei Beobachtung der unreifen und 
reifen Eier von Petromyzon ergeben, zusammen, so ergiebt sich Folgen- 
des: Im Ammocoetesstadium haben wir’ Eier mit einem Keimbläschen 
und Keimfleck, das erstere wandert zur Zeit der Verwandlung der Larve 
in das eigentliche Thier an die Eiperipherie, wahrscheinlich erfolgt kurz 
nach vollendeter Umwandlung der Larve an der Eiperipherie die Aus- ° 
stossung eines Theiles des Keimbläschens, des Richtungskörperchens, | 
und nun wandert der neugebildete Eikern, einen Strang körnerfreien 
Dotterprotoplasmas von der Eiperipherie nach sich ziehend, mehr dem 
Eicentrum zu. So finden wir das Ei 1—11/, Monat vor der Reife. Am 
reifen Petromyzonei finden wir dann an der Eihaut eine complieirt ge- 
baute verdickte Stelle. Es findet sich daselbst ein Ganal, der die Eihaut 

 durchbohrt. Dieser Canal weicht in seinen anatomischen Verhältnissen 
nicht wesentlich von einer gleichen Bildung an der Eihaut anderer Fisch- 
eier ab. Bei solchen wird dieser Canal als Mikropyle bezeichnet, ich ” 
nenne sie beim Petromyzonei zum Unterschied einer ähnlichen Bildung 4 
an der Dotteroberfläche, die äussere Mikropyle. Der Eihaut liegt 
der Dotter überall mit seiner dünnen, aus dotterkörnchenfreiem Proto— 
plasma bestehenden Rindenschicht dicht an. An der Gegend der äussern 
Mikropyle ist diese Rindenschicht, entsprechend einer dort befindlichen 


October zeigten ausser der Zunahme der Grösse einen schon sehr durch Dotterkörn- " 
chen getrübten Dotter. Das Keimbläschen lag in demselben noch scharf umgrenzt, . 
ganz an der Dotierperipherie. Ein gleiches Verhalten des Keimbläschens zeigten R 
Eier von Umwandlungssiadien aus dem Anfang und derMitteNovember. Bei letzten 
fiel nur die bedeutende Volumszunahme und die völlige Undurchsichtigkeit des ” 
' Dotters auf. Die Eier von Exemplaren, die ich Ende November und in den ersten 
Tagen des December aus meinem Fischbehälter entnahm, zeigten jedoch eine Ver- 
änderung des Keimbläschens. Dasselbe hatte seine scharfen Gontouren sowie das ° 
Kernkörperchen eingebüsst, es lag gewissermassen nur sein Proloplasma in un- K 
‚regelmässiger Form an der Peripherie. Im Innern dieses Protoplasmahaufens E 
waren allerlei Kerngebilde zu erkennen (frisch untersucht), die wohl als Ab- 7 
kömmlinge des Kernkörperchens aufzufassen sind. Bei vielen Eiern war jedoch 
‚weder von einem Keimbläschen, noch von Kerngebilden etwas zu sehen, bei sol- 
chen lag nur ein heller Protoplasmatropfen an einer Stelle der Eiperipherie, Dieses 
Verhalten zeigten stets die grössten Eier des Eierstockes. Ich will hier erwähnen, 
dass mit jenem Zeitpunct (Anfang December) die Umwandlung der Larve beinahe 
vollendet ist, so dass das Thier schon im Stande ist, seinen Saugapparat zu gebrau- 
chen. Bei den Eiern eines Exemplars, welches ich am 9. December tödtete und 
welches als völlig ausgebildeter Petiromyzon gelten konnte, war bei der Untersu- 4 
chung derselben in jenem hellen Protoplasmahaufen, dem Rest des Keimbläschens, 7 
die Bildung eines neuen Kernes, des Eikernes, deutlich zu erkennen. Es fällt also. | 
‚mit der Vollendung der Umbildung der Larve in das Geschlechtstbier die Umwand- E 
lung des Keimbläschens in den Eikern (Hesrwıc), wie ich dies (siehe oben) schon 7 
vermuthet hatte, zusammen. (Freiburg, den 410. December 1877.) 


Der Befrnehtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. 447 
_ Erweiterung des Zwischenraumes zwischen Eidotter und Eihaut, be- 
/ deutend verdickt. Von jener verdickten Stelle des dotterkörnchenfreien 
| Protoplasmas geht ein Canal, durch körnchenhaltige Dotiersubstanz ge- 
| bildet, in’s Eiinnere bis zu dem, etwas excentrisch, jedoch eine Strecke 
von der Peripherie entfernt gelegenen Eikern. Dieser Gang, der Sper- 
magang, ist mit dolterkörnchenfreiem Protoplasma ausgefüllt, welches 
} auch noch den Eikern umgiebt. Am Beginn des Spermaganges an der 
_ Dotterperipherie findet sich eine flache Einbuchtung in den körnchen- 
' haltigen Dotter, in deren Mittelpunct mit scharfer runder Begrenzung 
- der Spermagang seinen Anfang nimmt. Jene runde Oefinung nannte 
ich, im Gegensatz zu der gegenüber liegenden Durchbrechung der Eihaut, 
dieinnere Mikropyle. Die Hauptmasse des Dotters selbst wird von 
dem dotterkörnchenhaltigen Dotterprotoplasma gebildet, dessen Blemente 
dieht aneinander gedrängt sind. | 
Wir haben also am Peiromyzonei eine Oeffnung, die die Eihaut 
 durchbohrt und die mit einem Canal im Dotter, der direct auf den Ei- 
 kern zuführt, correspondirt. Alsoeinen präformirtenGangvon 
ı der Eioberfläche zum Eikern. Ich will hier noch erwähnen, dass 
' die innere Oefinung der äussern Mikropyle mit körnchenfreiem Dotter- 
' protoplasma verklebt ist, welches Verschlussmittel nur durch allerlei 
| Insulte ‚ Reagentien oder durch die Einwirkung eines lebenskräftigen 
RB Spermatozoons entfernt werden kann. 
| Indem ich mich nun zur Mittheilung und Besprechung der Angaben 
"der Autoren über den Bau der Eier wende, bemerke ich, dass es mir 
hier fern liegt, auf die gesammte, so reiche Literatur über den Bau der 
' Eier einzugehen. Ich beziehe mich hier nur auf jene Schriften oder die 
I} in denselben enthaltenen Angaben, soweit sie Puncte betreffen, die ich 
| bei Schilderung des Baues des Neunaugeneies in extenso behandelt habe, 
d.h. auf das Verhalten der Mikropyle und die Anordnung des Dotters. 
| Jene Randschicht des Dotters, gebildet aus einem körnchenfreien 
Theil seines Protoplasmas, ist schon von verschiedenen Beobachtern ge- 
"sehen worden, aber Niemand hat derselben bis jetzt eine Bedeutung 
I“ beigelegt. Bemerken will ich hier nochmals, dass jene Randschicht nur 
| eine minimale Ausdehnung hat, aber doch am frischen wie am gehär- 
teten Ei leicht zu constatiren ist. 
Die Ansicht, dass der Dotter aus einem dotterkörnchenhaltigen, 
sonst hellen durchsichtigen Protoplasma incl. Kern mit Kernkörperchen 
besteht, ist wohl seit Rırakz heutzutage die allgemein herrschende. Es 
‚gilt dies für die nahrungsdotterfreien, wie auch — natürlich unter 
Einschränkungen — für Nahrungsdotter besitzende Eier. Eingedenk 
lieser Anschauung sind die erwähnte Randschicht, sowie der Sperma- 


VEN EN EN DAN RENTEN BORN EHTRN SHE AR Re Kap m i 


I 00 Erst Oalberla, 


sang mit dem in ihm enthaltenen dotterkörnchenfreien Protoplasma nur 
als Differenzirungen oder Anordnungsverhältnisse der Dotterkörnchen 
im Protoplasma anzusehen, Anordnungen, die jedoch für den Vorgang; 
der Befruchtung von grosser Wichtigkeit sind. 

| Was die Existenz einer innern Mikropyle betrifft, so finden sich in 
‚der Literatur nur spärliche Angaben, die hierauf beziehbar sind. Die 
'erstzuerwähnende rührt von Karı. Ernst von Baer?) her. Er er- 
_ wähnt bei Beschreibung der Entwickelung der Furchung des Batrachier- 
eies ein Loch an der Dotteroberfläche, welches er mit dem zu Grunde 
gegangenen Keimbläschen in Zusammenhang bringt, welches vielleicht, 
mit jener Einbuchtung und Oeffuung im körnchenhaltigen Dotter bei 
Petromyzon identisch ist. Ich will bier den Wortlaut seiner Angabe 
- eitiren, er sagt (1. e. p. 485): »In dem Puncte, den wir den dunklen 
Pol genannt haben, ist in dem schwarzen Ueberzug, wenn das Ei gelegt, 
ist, eine Lücke, der Keimpunct. Sie führt durch einen Canal in eine 
etwas tiefer liegende Hohlung, welche wahrscheinlich von dem ver- 
schwundenen Keimbläschen hinterlassen ist.« Es ist die innere Mikro— 
pyle des Petromyzoneies! Dieser Befund am Froschei ist dann bald von 
Dumas?) und, Prevosr bestätigt worden. Ein Gleiches geschah später 
' von Newporr®) und Max Scnurrze®). Auch diese Autoren beziehen die 
erwähnte Oefinung, wie dies auch GörTE®) in einer neueren Arbeit thut, 
auf das zu Grunde gegangene Keimbläschen. 


Der Erkenntniss der wahren Verhältnisse kam von den älteren 
Autoren am nächsien Aus. Mürzer, Er beschreibt (l. c. p. 109) einen 
kleinen mondsichelförmigen Aufsatz an dem einen: schmalen Ende des 
Bies, fand ihn aber nicht scharf begrenzt, nicht die Einmündung in 
einen die Eihaut durchbohrenden Gang darstellend, also sah in ihm 
nicht dieMikropyle. Er bezeichnet ihn in erwähntem Aufsatz als»Flocke«. 
Der Autor fand ferner, dass dem Urbläschen (Eikern?) ein rundlicher 
Körper, der scharf gegen die Umgebung abgegrenzt ist, an der nach der 
»Flocke« gerichteten Seite aufsitzt. Jener Körper hat die Form eines 
Säulchens und nennt ihn Mürzer den »Deckel des Urbläschens«. So- 
weit die Angaben über das Neunaugenei. Von neueren Autoren hat ins- 


2) K.E. v. Baer, Die Metamorphose des Eies der Batrachier vor der Erschei- 
nung des Embryo und Folgerungen aus: ihr für die Theorie der Erzeugung. Müllers 
Archiv 1834 p. 485. 

3) Prevost et Dumas, Annales des sciences naturelles I. serie 4834. 

4) NEWPORT, On the Impregnation of the ovum in the Amphibia. p. 476 ff. | 

' 5) Max SchuLtze, Observationes nonnullae de ovorum ranarum segmentafione. 
Bonn 1863. 


6) A, Görte, Die Entwickelungsgeschichte der Unke. 1875 p-. 24. 25. 


. Der Beiruchtungsvorgang beim Bi von Petromyzon Planeri. 449 


h besondere van BaMBEKE bei seinen Untersuchungen, die er in seiner 
jüngsten Publication 7) niedergelegt hat, am Batrachierei ähnliche Ver- 
hältnisse aufgefunden. 
| Er beschreibt, dass an der Dotterperipherie eine Stelle nur durch 
_ körnchenfreien Dotter eingenommen sei, kann aber daselbst keine Mikro- 
ı pyle (äussere) in der Eihaut auffinden. Er fand ferner an befruchteten 
‘ Eiern einen Strang dunklen Dotters, der von jenen Häufchen hellen 
| Protoplasmas zum Eikern reicht, da er aber noch einen ähnlichen zweiten 
Strang bemerkt, den er in Beziehung zum Spermaeintritt bringt, ist er 
geneigt, den ersterwähnten dunklen Strang in Beziehung zu den Ver- 
| änderungen des Keimbläschens zu bringen. 
Herrwie®) hat in einer neueren Arbeit über dieses Thema auch 
die Resultate seiner Untersuchung der Froscheier mitgetheilt. Er konnte 
zum Theil die Angaben van Bamsere’s bestätigen, dagegen fand er nur 
; einen dunklen Strang von der Dotterperipherie zum Eikern gehend und 
| diesen bringt er in Beziehung zum Eintritt des Spermatozoon, er ist der 
Meinung, dass jener Strang erst durch das Eintreten des Kopfes des 
' Spermatozoon gebildet werde. 
N Was die äussere Mikropyle betrifft, so ist dieselbe, wie schon er- 
 wähnt, von Max Scnurtze (l.c.N.#) am en vergeblich gesucht 
werden, allein ihre Existenz ist bei anderen Fischeiern so ausser 
| allem Zweifel, dass das Fehlen dieses Befundes bei Petromyzon nur 
| dadurch zu erklären ist, dass seit jener Zeit (1856) die Petromyzoneier 
wenig untersucht worden sind. 
- Die Angaben der Autoren über die Veränderungen des Keimbläs- 
' ehens vor der Befruchtung sind theilweis sehr sich widersprechende. 
\ "Wenn es mir, wie schon mehrfach hervorgehoben, auch nicht gelang, 
\.die ulemıngen des Keimbläschens beim Petromyzonei in continuir- 
licher Folge zu beobachten, so war es mir doch möglich, das Anfangs- 
und das Endstadium jener Veränderungen auf das Genaueste fesizu- 
‚stellen und so das Wesentliche jenes Vorganges aufzufinden”) 
% Eine AnzahlForscher, wie Purxınae 9), Baer !0), Orttacher 1!), Görre 
193 7) VAN BAmBERE, Recherches sur l’Embryologie des Batraciens. Bulletin de 
K Tacademie royale de Belgique. Qme serie T. LX1. N. 4. Januar 1876. pag. 6 (Trou 
| vitellin eier...) 
I 8) 0. Herıwıc, Beiträge zur Kenntniss der Bildung, Befruchtung und Theilun 
des thierischen Eies. Morphol. Jahrb. Bd. III. Heft 4 pag. A ff. 

9) Purkinıg, Symbolae ad ovi historiam anie incubationem. 
40) K. E. von BAER, Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der 
Re: 41825—35. Bd. Ip. +u.9 u. Bd. Up. 27 u. 157. 
44) OELLACHER, Beiträge zur Geschichte des Keimbläschens im Wirbelthiereie. 


| Archiv f. mikr. Anat. Bd. VIII p. 1—25. 
IS ” *) Verg). Anmerkung p. 445 dieses Aufsatzes. 


A et ee 


(I. c.N. 6), KLeinengerg'2), KowaLgvsev 13)  Munecmeiue se und anders; a 
denen sich neuerdings noch uud). anschloss, wollen das Yon | 
schwinden des Keimbläschens vor der Befruchtung sicher constatirt 
haben und nehmen sie eine Neubildung des Kernes nach Bildung der 
_ ersten Furchungskugel in derem Innern aus gewissen ae des Ei- 
 inhaltes an. Kap 

Diesen Angaben stehen die einer Reihe anderer Forscher gegen- 
über, welche die Ansicht vertheidigen, dass das Keimbläschen nicht 


.  verschwinde und dass von demselben der Kern der ersten Furchüungs- 


kugel direct abzuleiten sei. Diese Ansicht wurde insbesondere von 
Barry !6)  Jow. MüLLer !?), Leynıe !8), Gegengaur 19), For 20), van BENEDEN 2!) 
und anderen vertheidigt. Der von diesen Autoren vertheidigten Ansicht 
sich zum Theil anschliessend, stellten einige Autoren die Meinung auf, 
‚dass das Keimbläschen sich zwar auflöse, aber der Keimfleck bleibe er- 
halten, und dieser werde zum Kern des reifen Eies. Diese Autoren 
. waren Dersts22) und K. E. v. Baer?) in einer neuen Arbeit. 

Eine gewissermassen vermittelnde Stellung nimmt ©. Herrwıc 2%) 
in seiner ersten Arbeit über diesen Gegenstand ein. Er bemerkt auf 
. pag. 370 jener Arbeit, dass von den Autoren zwei Sachen mil einander 
verwechselt worden sind, nämlich das Keimbläschen des unreifen Eies 


12) KLEINENBERG, Hydra. Leipzig 1872. 
413) KowsLevs&v, Entwickelung der Rippenquallen. 1866. 
44) METSCHRNIKOFF, Studien über die Entw. der Medusen und Siphonophoren. 
Diese Zeitschrift. Bd. XXIV, Hft. 4. 
15) AusrgAcH, Organologische Studien, Heft il. 
16) BARRY, Neue Untersuchungen über die schraubenförmige Beschaffenheit der 
Elementarfasern der Muskeln nebst Beobachtungen über die muskulöse Natur der 
Flimmerkörnchen. Archiv f. Anat. und Physiolog. 1850. 0 
47) Jon. MüLLeR, Ueber d. Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Archiv f. 7 
Anat. u. Phys. 1852. 
‚.. 48) Leypie, Ueber den Bau und die systematische Stellung der Räderthiere. 
Diese Zeitschrift. Bd. VI. p. 28 u. 102. 
19) GEGENBAUR, Lehre vom Generationswechsel der Medusen u. Polypen. p. 24—28 
und Untersuchung über Pteropoden und Heteropoden. p. 66 u. 180. 
20) For, Die erste Entwick. des Geryonideneies. Jenaische Zeitschr. Bd.VIL, p. 474. » 
24) VAN BENEDEN, Recherches sur la composition et la signification de Yoeuf. 3 
Bruxelles. 1870. p! 23 £. \ - 
| 22) Dersks, Observations sur le mecanisme et les ph&nomenes, qui accompagnent v 
. la formation de l’embryon chez Yoursin comestible. Annal. des science. 4847. 
T. VIIL, p. 83. 
33) K,E. von Baer, Neuere Untersuchungen über die der Thiere. 
Froriep’s neue Notizen. ao 39. B u 


des a Eie, Morph, or Bd. I, p. 347 fi. 


Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri, 2. 451 


und das Gebilde, welches er als Eikern bezeichnet hat. Er lässt unter 
' zu Grunde gehen des Keimbläschens den Keimfleck austreten und letz- 
_ tern unter weiterer Umwandlung den Kern des befruchiungsfähigen Eies 
- bilden. Diesen neuen Kern bezeichnet er als Eikern. 
Hieran anschliessend will ich die Ansichten der Autoren über die 
Reifung des Eies anfügen. Durch neuere Arbeiten ist für eine grosse 
Anzahl verschiedener Thiere sicher festgestellt worden, dass die Reifung 
‘ des Eies mit Veränderungen einhergeht, die mit der Ausstossung 
eines Theiles des Eies, des sogenannten Richtungskörperchens, ihren 
. Abschluss erreichen und damit fällt die ganze Frage der Reifung des 
Eies mit der Bildung und der ou. des Richtungskörperchens 
zusammen. 
Die Angaben über das Auftreten eines Körperchens innerhalb der 
Eibaut mit oder nach dem Beginn der ersten Furchung oder noch vor 
der Befruchtung sind schon sehr alt. Im Jahr 1845 veröffentlichte 
Erey2°), dass bei der Entwickelung der Eier von Nephelis ein helles 
Bläschen neben dem Dotter auftrete, er hielt dasselbe für den ausgetre- 
 tenen Keimfleck. Ein weiterer Beobachter war RaTake 2); dieser Autor 
legte dem von Frey beschriebenen Kügelchen keine Bedeutung bei und 
sah in ihm (er untersuchte auch Eier von Nephelis) einen sehr kleinen 
Theil des vom Ei ausgestossenen Liquor vitelli, des gallertartigen Binde- 
_ mitiels der Dotterkörnchen. Weitere Angaben machte Rorın ?’). Nach 
- diesem Forscher tritt aus dem befruchteten Ei an einer Seite des Ei- 
dotters eine Kugel hervor, die sich mit einem Stiel abschnürt, später 
tritt, mit jener ersten durch den Stiel zusammenhängend, noch eine 
zweite und dritie Kugel hervor, die nun wie die Perlen einer Perien- 
" sehnur zusammenhängen. Er verneint den Zusammenhang dieser Ge- 
| bilde mit den Keimbläschen und betrachtet dieselben nur als Theile der- 
I homogenen Grundsubstanz des Eies. 
| In einer späteren Arbeit beschreibt Rosın?$) die Neubildung des 
| Eikernes, der etwa 10 Stunden nach der Absehnürung des letzten Rich- 
‚ tungskörperchens erlolgi. 
|" Viel ausführlichere Mitiheilungen über dieses Gebilde macht 


35) Frey, Die Entwickelungsgeschichte des gemeinen Blutegels. Götting. Gelehrt. 
Anzeigen A845. | 

96) Rarure, Beiträge zur Entwickelungsgesch. der Hirudineen, herausgegeb. 
| v. LeuckArt. 4862. 

j® 37) Rosm, Journal de la physiologie de ’homme et des animaux 1862, ferner in 
| w den »Annales des sciences naturelles zoolog.« 4 we Serie T. XVIH, p. ff. 1862, 
Er 28) Cu. Rosın, ne sur la Sg du Blastoderme chez les articules. 


Emst Galberla, | in 


Böürscuu 29), der ebenso wie Rosım das Hirudineenei untersuchte, 4 
Bürscutı fand im frisch gelegten Ei einen spindelförmigen Kern, dener 
für das umgewandelte Keimbläschen hält. Dieser rückt bald ia zur Ei- 
peripherie vor und wird an die Oberfläche hervorgeschoben. Ein Theil 
desselben ragı geradezu über die Eiperipherie hinaus. _ Inzwischen hat 
sich der spindelförmige Kern in 3 Abschnitte zerlegt. BürscaLı macht 
nun weitere Angaben über die Bildung des Furchungskernes (Herrwie 
l. ce. N. 24). Erfindet zu der Zeit, wo das Ei erst einen kleinen Theil 
der erwähnten Spindel ausgestossen hat, im Dottier ein Strahlensystem, 
welches Anfangs näher der Peripherie gelegen, allmälig mehr dem Ei- 
cenirum sich nähert und hier entsteht nach Ausstossen jenes spindel- 
föormigen Elementes, des Richtungskörperchens, ein Kern. Bald er- 
scheint im Dotter an der Stelle, wo das Richtungskörperchen sich abge- 
schnürt hatte, ein zarter Kern, beide Kerne verschmelzen nunmehr mit- 
einander und bilden dann den Furchungskern. Nach Bürscenti ist das 
ausgestossene Richtungsbläschen am Ei der Hirudineen das Keimbläs- 
chen und zwar das ganze. Ob diese Vorgänge von der Befruchtung 
abhängig oder unabhängig sind, lässt er unentschieden. In dem Anhang 
zu seiner Arbeit (l. e. p. 220) spricht er sich dahin aus, dass möglicher- 
weise doch ein Theil des Keimbiäschens im Ei zur Bildung des Fur- 
chungskernes zurückbleibe. ©. Herrwie (l. c. N. 3) hat gleichfalls seine 
neuesten Untersuchungen über jenes Gebilde an den Eiern von Hiru- 
dineen angestellt (Hämopis). Er kommt zu dem Schluss, dass das Keim- 
bläschen der Eier zu Grunde geht, aber aus Theilstücken des Nucleolus 
und einem Reste des Kernsaftes ein faseriger spindelförmiger Kern ent- 
stehe. Die weiteren Veränderungen, die dieser Autor am Birudineenei 
beschreibt, schliessen sich, soweit sie die äusseren Vorgänge im Auf- 
treten des Richtungskörperchens beireffen, an die von Rosım (l.c. N. 27) 
gegebene Schilderung genau an. In Bezug auf die innern Vorgänge, die 
Umwandlung des Kernes ete., stimmt Herrwıg mehr mit BürscaLr über- 
ein. Nach Hearwig tritt die eine Hälfte des spindelförmigen Kernes in 
den austreienden Richtungskörper ein, die andere Hälfte constituirt sich 
zum Eikern und vereinigt sich nach der Befruchtung mit dem 
Spermakern zum Furchungskern. 

Der Autor betont, dass die Abtrennung der Theile des Keimbläs- 
chens, die mit dem chin korsar austreten, als eine Zellknospung 
aufzufassen sei. Er hebt ferner hervor, dass vom Keimibläschen bis zum 
Furchungskern ein ununterbrochener Zusammenhang zwischen den 

29) BürscaLi, Studien über die ersten Entwickelungsvorgänge der Eizelle, die 


Zeiltheilung und die Gonjugation der Infusorien. Abhandl. der Senkenberg’schen 4 
naturf. Gesellschaft. Bd. X, p. 3-18. \ 


Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri, © A 


h verschiedenen Kernarten herrsche:; den Furchungskern lässt er aus der 

 Conjugation zweier geschlechtlich sohisdenet Kerne enistehen, eines 

_ weiblichen, der von dem Keimbläschen, und eines männlichen, der von 
" dem eingedrungenen Spermatozoon abstammt. Herrwic verlegt zeitlich 
die Bildung des Richtungskörperchens ver den Einiritt der Befruchtung, 
$ obgleich die Eier sich nur dann entwickeln, wenn sie vorher befruchiet 
" worden sind! Den Richtungskörper betrachtet er also einfach als den 
_ überflüssigen unbrauchbaren Theil des Eies. Aehnliche Angaben macht 
. Herrwis bei Beschreibung der Entwickelung anderer Thiereier. Er hat 
I in neuester Zeit?) seine Untersuchungen über die Entwickelung des 
" Eies vor und nach der Beiruchtung auf eine grosse Reihe von Eiern 
verschiedener Thiere ausgedehnt. So hat er die Eier von Asteracanthion 
und Toxopneustes, ferner solche von Coelenteraten, Würmern, Hetero- 
 poden und anderen Mollusken untersucht, und überall die oben beschrie- 
bene Bildungsart der Kernspindel und das Auftreten des Richtungs- 
| körperchens, welches theilweis vor, theilweis nach erfolgter Befruchtung 
_ erschien, constatiren können. Herrwıc hat, wie schon erwähnt (l. e 
- N. 8) auch Untersuchungen über die Entwickelung der Eier von Rana 
'" temp. und escul. angesiellt. Was den Bau der Eier betrifft, so habe ich 
das Wesentliche schon oben erwähnt. Harrwıc constatirt wie van Bau- 
- BEKE und GörttE ein völliges Verschwinden des Keimbläschens, nach- 
'" dem dasselbe ganz nahe an die Dotteroberfläche gerückt ist; in Bezug 
| auf letztern Befund ist die gegentheilige Angabe van Eunsupgis zu er- 
- wähnen, der (l. c. N. 7) das Keimbläschen im Dotier am: Ende des von 
("ihm als Figur »claviforme« beschriebenen Strangs dunkler Substanz zu 
; Grunde gehen lässt. Herrwie findes, wie dies schon früher von Max 
" Seaurrze (l. c.N.5) bei Bana und von Ozrracazr (l.c. N. 41) bei Knochen- 
|" fischen beobachtet worden ist, dass an der Stelle, wo das Keim- 
| bläschen nahe der Peripherie des Dotters lag, eine schleimartige Masse 
‚ausgeschieden sei, welche er für das ausgetretene Keimbläschen hält 
ı und die er somit dem Richtungskörperchen. der Eier niederer Thiere 
 gleichsiellt, wenn er auch bekennt, dass bei den Birudineen das Rich- 
ungskörperchen sicher durch Zelltheilung entsieht, eine Thatsache, 
"welche er bei Rana nicht ermitteln konnte. Die wi ee hendia An- 
ı gaben vAN BamsesE’s und Herrwie’s über die »Pigmentstrassen« oder 
Stränge dunkler Substanz im Dotter habe ich oben schon hervorge- 
| hoben. Erwähnen will ich noch, dass Hsarwıc bald nach der Befruch- 
ung im Innern des Eies mehr im Centrum desselben einen Kern eni- 


ba) 30) | O0. Herwig, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Bildung, Beiruchtung 
| und Theilung des thierischen Eies. Morphol. Jahrb. Bd. III. Hit. 2, p. 271 ff, 


454 a eh | Ernst Galberla, | 


"stehen sehen konnte, den er von dem Kernkörperchen des Keimbläs- 
chens ableitet. Er konnte ferner nach der Befruchtung einen Sperma- 
'kern constatiren, der mit dem im Centrum ee kn zum Fur- 
chungskern zusammentritt. 

Fassen wir diese Angabe der Autoren über die Bildung des Rich- 
tungskörperchens und die Umwandlungen, die das Keimbläschen erfährt, 
zusammen, so ergiebt sich, dass mit mehr oder weniger Bestimmtheit 
- ein Verschwinden und zu Grunde gehen des Keimbläschens angeführt 
wird, das Kernkörperchen jedoch sich als Eikern neu constituirt. Erst | 
letzteres ist befruchtungsfähig und kann sich mit einem Spermatozoon 
(Spermakern) zum Furchungskern vereinigen. 

Was das Richtungskörperchen betrifit, dessen Vorkommen bis jetzt 
nur bei wirbellosen Thieren zweifellos nachgewiesen ist, so kann es als 
sicher gelten, dass dessen Auftreten in den engsten Beziehungen zur 
Reifung des Eies steht. In ihm sind jedenfalls Theile des Keimbläschens 
enthalten, die auf diese Weise den Eidotter verlassen, während der an- 
dere Theil des Keimbläschens das Material zum Aufbau des Kerns des 
reifen befruchtungsfähigen Eies, des Eikerns, bildet! Nach den neuesten 
Untersuchungen (Herrwıic) steht es zweifellos fest, dass die Umwand- 
lungen des Keimbläschens zum Eikern und die Bildung des . 
körperchens unabhängig von der Befruchtung eintreten. 

Vergleichen wir die hier im Kurzen mitgetheilten Ansichten der 
Autoren mit den Befunden am Petromyzonei und den bei Mittheilung 
jener Ergebnisse ausgesprochenen Ansichten: eine Uebereinstimmung 
dieser Befunde und deren Deutung mit den Angaben der Autoren über 
_ jene Veränderungen an andern Eiern lässt sich nicht verkennen. Im “ 
 Ammocoetes-Ei haben wir noch das unveränderte Keimbläschen; dieses _ 
wandert an die Peripherie und ist es wahrscheinlich, mir gelang es 
zwar nicht dies zu beobachten, dass es daselbst sich zum Eikern um- | 
‚bildet, der nun, wie dies ja auch bei andern Eiern stattfindet, wieder 
in das Eiinnere rückt. Die Ausstossung eines Theiles des Keimbläs- 
 chens, oder richtiger gesagt, die Umwandlung des Keimbläschens zum 
Eikern erfolgt, wie dies oben schon erwähnt wurde”), mit dem Ende 
des Larvenstadiums. Jedenfalls besitzen völlig ausgebildete Petromyzon- 
weibchen selbst vor der Laichzeit Eier mit einem Eikern. 

: Vor Allem sind hier noch die Angaben Avc. Mürzer’s zu besprechen : 2 
Wie aus dem oben gegebenen Referat seiner Beobachtungen hervorgeht, 
hatte er die äussere Mikropyle, die innere Mikropyle und den Sperma- ® 
gang deutlich beobachtet, ohne jedoch für das eine noch für das andere 


*%) Vergl. Anmerkung p. 445 dieses Aufsatzes. 


Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri, 455 


f die Eehlige Erklärung zu finden. Er sah die Verdickung der Eihaut an 
der Stelle, wo sich die äussere Mikropyle befindet und dass sein »Deckel 
- des Urbläschens« nichts anderes ist als das dotterkörnchenfreie Proto- 
' plasma des Spermaganges ist ausser allem Zweifel. Aus. MürLer hatte 

_ einen Theil seiner Beobachtungen am noch nicht völlig reifen Eierstocks- 
ei (vgl. meine Figur 49) gemacht, und ferner hatte er als Härtungs- 
 Hüssigkeit Salpetersäure benutzt, wodurch man allerdings solche Präpa- 
rate erhält, die den Eindruck machen, als sitze der Inhalt des Sperma- 
. ganges, den er übrigens weit kürzer, wie ich, findet, wie ein Deckel 
| dem Urbläschen (Eikern?) auf. 

h Ehe ich zur Beschreibung des Befruchtungsvorgangs selbst über- 
' gehe, will ich noch den Bau der Spermatozoen von Petromyzon be- 
schreiben. 

| Die Samenkörperchen von Petromyzon sind nicht wesent- 

- Jich verschieden von denen der Batrachier gebaut, nur ist das Vorder- 
_ ende des Kopfes nicht so scharf zugespitzt wie bei denen von Rana. 
Sie besiehen aus einem langen walzenförmigen Kopf, an den sich ein 
, kurzes dünnes Miitelstück anschliesst, und einem langen sehr kräftige 
 Actionen vollführenden Schweif (Fig. 20). Ohne Zusatz von Flüssig- 
' keit, z. B. Wasser, behalten sie, wenn sie sofort nach dem Herausneh- 
I men aus dem lebenden Thier in eine feuchte Kammer gebracht werden, 
| bis zu 10 Minuten ihre Bewegungsfähigkeit. Bis zu 9 Minuten auf solche 
Weise aufbewahrt, bewiesen sie sich auch noch befruchtungsfähig. Letz- 
_ tere Eigenschaft ind damit auch ihre Bewegungsfähigkeit büssen sie in 
Wasser gebracht schnell ein. In Wasser von 8—12°C. können sie. 
jedoch bis zu 41/,—13/, Minute bewegungs- und befruchtungsfähig er- 
halten werden. 

; Diese letztere Eigenschaft ist insofern wichtig, als sie gestattet auch 
mit nie Sperma die ums der Eier SD anlubeen, und so 


| den nesvorsang- Zur Anstellung der Be mehfure dieses Vor- 
 ganges wurde ein soeben dem Weibchen entnommenes reifes Ei 

einem flachen Glasschälchen in die oben beschriebene Lage hielt 
in welcher die äussere Mikropyle im grössten optischen Querschnitt des 
\ "Eies liegt. Meist ist unter mehreren Eiern, die in ein solch’ flaches Schäl- 
chen gebracht werden, eins schon in ne gewünschten Lage. Wie oben 
| hon erwähnt, gelingt es in Folge der beschriebenen Eigenschaften der 


456 ee | Ernst Calberla. 


. Eihaut leicht, das Ei in jeder wünschenswerthen Lage zu befestigen, 


in Folge davon kann man in dem Gefäss Wasserströmungen hervor- 


rufen, ohne dass dadurch die Lage der Eier geändert wird, ein grosser 
Vortheil bei.der Anstellung der Beobachtung des Befruchtungsvorganges. 

Hat man ein Ei in der gewünschten Lage fixirt, so bringt man das- 
selbe unter das Mikroskop und stellt letzieres genau auf das Centrum 
der äusseren Mikropyle ein. Es empfiehlt sich daher die Mikropyle in 
das Gentrum des Gesichtsfeldes zu rücken. Alle meine Beobachtungen 
über den Befruchtungsvorgang machte ich mit Harrnack’s Objectiv V 
und Ocular I, I/ oder III bei ausgezogenem Tubus. Dabei muss aller- 
dings die Linse in das das Ei umgebende Wasser eingetaucht werden, 
um dem Ei nahe genug zu kommen, man erhält aber trotzdem mit der 
wider Willen dargestellten Stipplinse ein sehr schönes und äusserst 
scharfes Bild. 

Wird das Objectiv oft abgewischt, so leidet es nicht einmal durch 
diese Art der Benutzung. 

Hat man so die äussere Mikropyle gut eingestellt, so bringt man 
in ein grosses Uhrglas, welches mit kaltem Wasser angefüllt ist, durch 
Ausstreichen eines kräftigen lebendigen Männchens einen Tropfen Sperma. 
Dieses Ausstreichen wird in derselben Weise vorgenommen, wie ich es 


oben bei Behandlung des Weibchens behufs der Eiererlangung beschrie- 


ben habe. Mittelst einer feinen Pipette wird jetzt jener Spermatropfen 
schnell mit dem Wasser gemischt und von diesem Gemisch eine mini- 


male Menge in das Gefäss mit den Eiern unter dem Mikroskop gebracht. M 


Die zu diesem Zweck verwendeten Pipetten waren oben mit einer 
 ‘@ummiblase verschlossen, wodurch man im Stande war, wenn die 
Pipettenspitze in das Wasser, in welchem sich die Eier befinden, tauchte, 
durch mehrfaches Zusammendrücken der Blase in jenem Wasser eine 
lebhafte Strömung zu veranlassen. Durch diese Manipulation wurden 


die wenigen in das Wasser zu den Eiern gebrachten Spermatozoen im 


ersteren gleichmässig vertheilt. 
Beobachtet man nun das Ei, so sieht man, wie ein sich kräftig be- 
wegendes Samenkörperchen sich der Gegend der Mikropyle nähert. 


Sein Schweif macht kräftige Bewegumgen und treibt dadurch das Vor- 


derende vorwärts, allein eine plötzlich eintretende Wasserströmung än- 


dert den Lauf unseres Spermatozoon und es trifft die Eihaut an einer 


lateral der Mikropyle gelegenen Stelle, hier bleibt es zwischen den auf- 
gequollenen Zacken hängen und kann trotz der kräftigsten Bewegungen 
nicht weiter vorwärts dringen. Endlich stirbt es ab, ohne dass durch 


den Contact des Spermatozoon ınit der Eihaut im Innern des Eies Ver- 
änderungen angeregt worden wären. So kann man beobachten, wie 


a 


- Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. 457 


anches Samenkörperchen die Eihaut erreicht, jedoch wenn dies an 
einer ausserhalb der Mikropyle gelegenen Stelle geschieht, einfach ab- 
> stirbt. Aus diesen Beobachtungen geht mit Sicherheit hervor, dass die 
j% Eihaut an und für sich durch das Samenkörperchen nicht durchbohrt 
_ werden kann. 
’ Setzen wir unsere Versuche fort, fügen den Eiern, nachdem das 
_ Wasser gewechselt worden ist, aufs neue etwas von dem wieder frisch 
bereiteten Gemisch von Sperma und Wasser zu und betrachten wir 
" wieder die äussere Mikropyle. Wieder sehen wir, dass ein sich kräftig 
 bewegendes Samenkörperehen derselben nahe kommt, und jetzt be- 
merkt man, wie dasselbe dem Centrum derselben zusteuert. Man sieht 
nun Eich, wie es die Eihaut im Centrum der Mikropyle berührt und 
wie sich dor Kopf desselben, durch die kräftisen Undulationen des 
ß _ Schweifes unterstützt, den Weg durch den Mikropylencanal eröffnet. 
. Bald ist der Kopf dos Spermatozoons schon im Durchtreten durch die 
| äussere Mikropyle, während der Schweif immer noch kräftig wedelnd 
|" sich ausserhalb der Eihaut befindet. Mit dem weiteren Vorwärtsäringen 
des Kopfes, man kann dies, da die Eihaut sehr durchsichtig ist, auf das 
. ‚klarsie sehen, zieht sich auch der Schweif des Samenkörperchens mehr 
. in die Tiefe der Mikropylenöffnung hinein. Man bemerkt jetzt, wie der 
Y Kopf des Spermatozoon aus der inneren Oefinung der äusseren Mikro- 
| pyle hervortreiend das derselben innen anliegende körnchenfreie Dotter- 
'" protoplasma berührt. Betrachtet man jetzt die Peripherie des Dotters in 
‚ der Umgebung der Mikropyle, so bemerkt man, wie der lateral letzterer 
ji ‚gelegene Theil des Dotters sich um ein weniges von der Eihaut entfernt 
1% (Fig. 5 0d. AA), und dadurch erscheint im optischen Querschnitt jener 
Is Theil des Dotters, der der äussern Mikropyle gegenüber gelagert ist, 
erg- oder eerkörmig erhoben. Diese Veränderung, zeitlich mit dem 


ee ge 


‚ ehe der Kopf des Spermatozoon die 
Jene Veränderung wird also her- 


' Kaum ist edäch diese Veränderung vor sich gegangen, als sich 
lem Auge eine neue Erscheinung darbietet. Während erst der Dotter 


eht sich jetzt der körnchenhaltige Dotter von der Mikropyle selbst 
ück, und nun erscheint jene dort früher constatirte und ausführlich 
eschriebene körnchenfreie Dotterprotoplasmaschicht zu einem breiten 


458 '  Eirmst Calberla, 


Band ausgezogen, welches von der innern Oeffnung der äussern Mikro- 
pyle zur innern Mikropyle geht (Fig. 5,6 und A3u.4). In jenem Band, 
welches nur der Ausdruck des Ai en Querschnittes eines angel | 
ist, sieht man jetzt den Kopf des Spermatozoon erscheinen und bemerkt, 
wie derselbe der Oeffnung der innern Mikropyle zusteuert (Fig. 7). ‚Dies 
ganze Act nimmt höchstens 2—3 Secunden in Anspruch. Den Kopf des 
Spermatozoon kann man deutlich sehen, auch scheint es als wenn ein 
Theil des Mittelstückes mit in das Eiinnere eintrete. Der Schwanz 
bleibt, es lässt sich dies auf das Genausste feststellen, jedenfalls ausser- 
halb des Eies, er tritt nicht in das Eiinnere ein, a er verstopft 
die äussere Mikropyle und hindert somit den Eintritt eines weiteren 
Samenkörperchens. Ä 
Der Strang körnchenfreien Protoplasmas bildet den Weg von der 
äusseren zur inneren Mikropyle für einen Theil des Spermatozoon. Da 
von der inneren Mikropyle sich, wie dies oben ausführlich beschrie- 
ben wurde, gleichfalls ein Strang körnchenfreien Protoplasmas ins 
 Eiinnere bis zum Eikern forterstreckt, so ist in jenem Strang, dem Leit- | 
band des Spermatozoon, der beste und am leichtesten zurück- 
zulegende Weg für den wirksamen Theil des Spermatozoon gegeben. | 
Ausser jenem Strang, den ich als das Leitband des Samens 
bezeichne, bemerkt man, wie mit der weiteren Entfernung der Eihaut 
vom Dotter feine Fäden sich von der innern Oberfläche der Eihaut zur s 
Dotieroberfläche ausspannen. Es entstehen dieselben dadurch, dass 
infolge der Entfernung der Eihaut vom Dotter die aus klebrig-flüssigem 
. körnchenfreien Protoplasma bestehende Randschicht des letztern ausge- 
dehnt wird. Da jene Randschicht der Eihaut fest adhärirt, indem sie 
die feinen Poren derselben verstopft, weicht sie nicht einfach in toto 
mit dem übrigen Dotter zurück, sondern wird zu den erwähnten feinen ’ 
Fäden ausgezogen (Fig.7,8 u. A3—7). Die Entfernung der Eihaut vom ° 
Dotter geht immer weiter vor sich, so dass bald die halbe Dotterperi- 
pherie von dem Zusammenhang mit der Eihaut befreit ist. Immer geht 
jedoch dieses Auseinanderweichen unter der beschriebenen, ein äusserst ” 
zierliches Bild darbietenden Fädenbildung vor sich. Die erwähnten Fä- 
den haben meist zwei kleine dreieckige Basalplaiten, aus deren einer R 
Spitze dann der Faden heraustritt (Fig. A5, A6 u. Fig. 7 u. 8). Manch- * 
mal geht die Entfernung der Eihaut vom Eidotter so schnell vor sich, 


‚eines Stranges, des Leitbandes, kommt, durch den dann schnell der \ 
Spermatozoenkopf tindurchsuhlupkt: In einem solchen Fall löst sich 
das Leitband in einige feine Fäden auf, unter denen meist ein stärkerer 
Centralfaden auffällt; er ist der Rest des Leitbandes. In solchen Fällen ” 


Der! eiruchtunzssonang beim li: von Petromyaon Planeri. 450: 


Ich will jetzt in N Beschreibung des normal verlaufenden Be- 
uchtungsvorganges fortfahren von dem Moment an, wo der aus dotter- 
örnchenfreier Substanz gebildete Strang, das Leitband des Samens, die 
rösste Breite (Durchmesser) besitzt und man in seinem Innern den Kopf 
es Spermatozoon der innern Mikropyle zueilen sah (Fig. 7, A5, A4). 

ch kurzer Zeit bemerkt man, dass der Strang sich Gh in die Länge 
a szieht und endlich wird er so dünn, dass man jeden Augenblick er- 
arten muss, dass derselbe reisst. Betrachtet man jetzt den centralen 
heil des bes genauer, so kann man einen schwer zu beschrei- 
enden, aber äussersi ken Vorgang, den ich oben schon llüchtig 
Salto, bemerken. Man sieht, wie solche feine Protoplasmafäden, die 
von der Innenfläche des der Innenöffnung der äussern Mikropyle benach- 
barten Theiles der Eihaut zur Oberfläche des Dotiters in der Umgebung 
ler innern Mikropyle gehen, geradezu auf das in Theilung begriifene 
‚eitband zufliessen (Fig. B9—11 u. Fig. 8) und auf diesem immer weiter 
ch oben d.h. der äussern Mikropyle zu verlaufen, um endlich mit den 
°h übrigen ein oder zwei Gentralfäden, die von der äussern Mikro- 
pP e zur höchsten Erhebung des centralen Theiles des soeben gerissenen 
. bandes verlaufen, zu verschmelzen (Fig. B70—B12). Oft reissen 
ech diese lateral gelegenen 1 Fäden noch ehe sie mit > nL des 


“ 1 Eihaut und Doiter, denn zu Anis Zeit hat Ss die id e überail 
‚der gesammten Oberfläche des Dotters entfernt. Der eben he 
Vorgang bietet ein wechselvolles Bild von äusserster Zierlichkeit 
_ Als Reste der ‚gerissenen Fäden finden sich jetzt an der Innen- 
en Eihaut und an der Oberfläche des en Dotters 


Er B13 u. Big, er Dass dieselben dem Reissen der be- 
nen Fäden ihre on verdanken, konnte auf das ge- 


30 


Eu | Ernst Calberla, 


Wenn endlich nach den sahen geschilderten Erscheinungen auch 
die letzten Fäden gerissen sind, so zieht sich in der Mehrzahl der Fälle ” 
' das dem Dotier angehörige Ende des Leitbandes in das Dotterinnere u 
zurück. Bald aber erscheint an derselben Stelle, meist 10—15 Secun- 
‚den nach dem völligen Verschwinden des Leitbandrestes, ein helles 
Bläschen, welches gebildet aus körnchenfreiem Protoplasma, ‚aus der 
innern Mikropyie hervortritt. Oft hat sich jedoch das dem Dotter ange- 
hörige Leitbandende nur soweit in den Doiter zurückgezogen, dass “ 
man nur eine minimale Menge dotterkörnchenfreier Substanz (Fig. A171) 
aus der innern Mikropyle hervorragen sieht. In manchen Fällen, beson- 
ders wenn das aus dotterkörnchenfreier Substanz gebildete Leitband 
sehr dick war, kommt es überhaupt zu gar keinem Zurückweichen des 
(dem Dotter angehörigen Endes des Leitbandes in das Dotierinnere, son- 
dern dieses Ende bleibi in Form eines Bläschens oder eines grossen 
 Protoplasmatropfens über die Dotterperipherie hervorragend in loco 
liegen (Fig. 315). Alle diese verschiedenen Bilder sind jedoch nur Ab- 
sitfungen ein und desselben Vorganges, der Leitbandbildung und des 
Reissens derselben. 

Was das Wiederhervortreten des ganz oder nur theilweis in den # 
Dotter, in die innere Mikropyle zurückgetretenen Endes des Leitbandes | 
betriftt, so komme ich weiter unten ausführlich auf die Erklärung Jieses n 
Vorganges zu sprechen; erwähnen will ich hier nur, dass, selbst wenn # 
das Ende des Leitbandes in loco ausserhalb des Dotters liegen blieb, es 
nach einer N Zeit, meist etwa 40—45 Secunden später, nochmals 
grösser wird und weiter hervortritt. Die kleinen Protoplasmakugeln 
oder Tropfen, welche an der Innenfläche der Eihaut sich finden, — ihre N 
Entstehung war ja oben ausführlich mitgetheilt worden, — sind auch 
durchsichtig und bestehen aus weiter nichts wie dotterkörnchenfreiem 
Protoplasma, ich nenne sie Randtropfen, nur gelegentlich finden 
sich in ihrem Innern einige Körnchen! | 

Betrachten wir jeizt die Veränderungen, die das Dotterende des 
Leitbandes, für welches ich, sowie es als Protoplasmatropfen über die 
Doiterperipherie hervortritt, den Namen Dottertropfen vorsehlage, 
weiter erleidet. 
| ' Zuerst hängt derselbe durch einen breiten Stiel mit dem Doiter, 
"mit der Umrandung der inneren Mikropyle zusammen. Allein bald wird 
jener Stiel immer dünner und meist nach !/, Minute, oft auch in noch 
kürzerer Zeit nach der völligen Ausbildung des Dottertropfens, scheint 
derselbe nur noch durch einen feinen dünnen Stiel, der jeden Augen- 2 
blick zu reissen droht, mit dem Dotterinneren verbunden (Fig. B15 und 
Fig. 10). Jetzt kann man bei günstiger Einstellung die innere Mikro- 


Br. 


In dieser Situation bleibt das Di eine Zeitlang unverändert, ehe 


sen, Eipar a. 
i Ehe ich auf diese Veränderungen eingehe, muss ich noch einen 
" Vorgang, der das Ei im ganzen betrifft, genauer besprechen. 

| Alle Autoren, die über die Entwickelung niederer Wirbelthiereier 
N gearbeitet haben, dee übereinsiimmend an, »dass der Dotter sich nach 
der Befruchtung von der Eihaut zurückziehe«. Sie fassen diesen Vorgang 
als einen Contractionsvorgang des Eidotters auf, der durch den Eintritt 
des Spermatozoon in denselben hervorgerufen wird. | 
Diese Angaben sind jedoch nicht richtig, sie stimmen weder für 
" die Eier von Petromyzen, noch für die Eier der Batrachier und die 
der Teleostier, deren Entwicklung ich in Bezug auf diese Frage auch 
‚untersucht habe. Der ganze Vorgang ist ein anderer. Wie erwähnt 
zieht sich allerdings der Dotter lateral der Mikropyle sofort nach dem 
" Eintritt eines Samenkörperchens etwas und zwar um ein minimales 
von der Eihaut zurück (Fig. 5), aber dieser Vorgang ist nur die 
K Einleitung zu einer weit intensiveren Veränderung, der die Eihaut 
"unterliest. Genaue Messungen mittelst des Zeichnenprismas (Oger- 
Ausser), die während des Befruchtungsvorganges angestellt wurden, 
"erwiesen es als zweifellos, dass der Doiter sich nicht contrabirt, 
agegen die Eihaut sich enorm ausdehnt. Man vergleiche nur die 
isuren 1, 5, 6, AO und 12, die sämmtlich von dem nämlichen 
Ei bei gleicher Vergrösserung angefertigt worden sind. Allerdings 
immt der Dotter, nachdem er von der Eihautberührung befreit wor- 
en ist, eine andere Form an, d.h. er geht von der Ellipsoidform 
"in die Kugelform über, aber dies geschieht ohne Volumsverminderung. 
Diese Ausdehnung der Eihaut ist leicht erklärlich. Wie schon erwähnt, 
st dieselbe eine Cuticularbildung, also ein Gebilde, von dem wir wissen, 
ass es unter Umständen sehr quellungsfähig ist, wir wissen ferner aus 
er Beschreibung des Baues der Eihaut, dass dieselbe für Wasserauf- 
ahme durch die zahllosen sie durchsetzenden feinen Porencanäle sehr 
geeignet ist, und ist somit ein Quellungsvorgang der Eihaut, der dieselbe 
geschmeidig und dehnbar macht, leicht verständlich. 

Mit dem Zurück weichen Ben Eihaut vom Dotter entsteht zwischen 
iden ein freier Raum; erst ist derselbe, wie schon erwähnt, nur in 
er näheren Umgebung der Mikropyle vorhanden, bald aber, eiwa eine 
ute oder noch eher nach dem Beginn des Befruchtungsvorganges, ist 
/ \ 30* 


Ernst. Calberla, | 


_ der ganze Dotier von der Eihaut isolirt. Dieser Raum zwischen Eihaut 
und Eidotter ist mit Wasser ausgefüllt, welches einzig und allein durch 
die feinen Poren der Eihaut eingedrungen sein kann. Befruchtungsver- 
suche in Wasser, welches durch einen Farbstoff gefärbt war, — ich fand 
dazu am geeignetsten eine 0,5%, Indulinlösung *), welche bei intensiver 
_ Färbung die Spermatozoen nicht tödtet, — stellte diese Ansicht auf das 
zweifellosesie fest. An der äusseren Mikropyle kann zwar beim Beginn 
des Befruchtungsactes etwas Wasser eintreten, die Hauptmasse dessel- 
ben tritt jedoch durch die feinen Porencanäle der Eihaut ein. Behufs 
der Untersuchung dieses Vorganges verfuhr ich folgendermassen: Die 
. zu befruchtenden Eier brachte ich in die 0,5°/, Indulinlösung, und stelite 
‚wie gewöhnlich die äussere Mikropyle in das Gentrum des Gesichtsfeldes 
des Mikroskopes ein. Ich brachte nun in das Schälchen, worin sich die 
Eier befanden, frische Spermatozoen, und sowie ich bemerkte, dass die 
Befruchtung gelang, dass die Eihaut eine Strecke weit von dem Dotter 
abgehoben war, wechselte ich schnell das Wasser, brachte an Stelle des ” 
gefärbten reines Wasser und sah nun, wie zwischen der Eihaut und % 
dem Dotter, soweit beide getrennt waren, eine Zone gefärbter und eine 7 
Zone ungefärbter Flüssigkeit erschien. Letztere wurde, so lange das Ki 
sich in reinem Wasser befand, mit dem Forischreiten der Loslösung 
der Eihaut vom Dotter immer grösser. Brachte ich ein solches Ei durch 


vorsichtiges Wechseln des Wassers nochmals in die Farbstofflösung und 7 


dann wieder in das reine Wasser, so zeigte sich eine zweile Zone ge- 
färbter Flüssigkeit zwischen der Eihaut und dem Dotier. Die Flüssig- 
keiten konnten nur durch die Eihaut eingedrungen sein, denn da das 
reine Wasser so gleichmässig auf das gefärbte Wasser folgte, kann dies 
nur dadurch bewirkt worden sein, dass an allen Stellen der Eiperi- 
pherie Wasser in den Eihaut-Doiterraum eindringt. Denn wenn nur durch 
die äussere Mikropyle Wasser eintreten würde, so wäre jene ersi vor- 
handene Zone gefärbter Flüssigkeit wohl sofort durch die durch das 
eintretende reine Wasser entstandene Strömung zerstört worden und die 
Farbstofflösung würde sofort mit dem reinen Wasser vermischt worden 
. sein. Da aber durch ein Wiedereinbringen der Eier in gefärbtes Wasser 
aufs neue eine regelmässig gebildeie Zone gefärbter Flüssigkeit ira 
Eidotter-Eihautraum entsteht, kann die Flüssigkeit, das Wasser, nur 
durch die Poren der Eihaut in den Eidotter-Eihautraum eingedrungen 
sein. Ich glaube, der angestellte Versuch, der sehr oft wiederholt wurde, 
ist für die Richtigkeit dieses Befundes absolut beweisend. | 


*) Vergleiche meine Mittheilung über das Indulin im Morphol. Jahrbuch Ba. Ä 
‚1, Heft 4 p. 625 ff. | y 


näle der Eihaut eindringt, erkläre ich mir dadurch, dass jene Poren 

mit dem Bi konuchenfieten Protoplasma, welches wohl eine Strecke 

weit in dieselben eindringt, verklebt sind. Auf den Grund, warum 

gerade die Befruchtung , A Contact des Spermatozoon mit der Dotter- 

 oberfläche, die Oeffnung der Porencanäle ermöglicht, komme ich weiter 
unten noch zu sprechen. 


| Betrachtet man an Eiern, deren Eihaut weit von dem Dotter abge- 
i hoben ist, die Oberfläche des deisieren mit starken Vergrösserungen, so 
| bemerkt. man, dass dieselbe theils mit kleinen Bläschen oder Tröpfchen 
E hellen Pr has bedeckt ist, theils, und dies ist wohl noch mehr die 
Regel, geradezu höckerig erscheint. Jene Tröpfchen, Bläschen oder Höcker 
sind die Reste der Fäden, die beim Auseinanderweichen von Eihaut und 


 Eidoiter sich zwischen beiden ausspannten. Das Ganze macht den Ein- 


Er 


druck, als sei die gesammte Oberfläche des Dotters verdickt, jedenfalls 
. sind die Begrenzungen nach dem Wasser im Eihaut-Eidotterraum sehr 
"scharfe, was wohl auch aus den verschiedenen optischen Constanten 
E. Protoplasmas und des Wassers hervorgeht. Es sind ja auch jene 
" oben ausführlich beschriebene Fädenbildungen nur dadurch gut sicht- 
bar, weil das Protoplasma ein stärkeres Lichtbrechungsvermögen besitzt 
als das Wasser, und da beide sich nicht mischen, wird der Protoplasma 
faden oder Sirang scharf contourirt deutlich sichtbar. 
Wenden wir uns wieder zur Betrachtung des Dottertropfens 
Etwa i/; Minute, nachdem letzterer soweit hervorgetreten ist, dass man 
laubt, er müsste sich bald von dem Dotter loslösen, fängt derselbe an, 
wieder in den Dotter, d.h. in die innere Mikropylengrube zurückzu- 
treten. Meist echeinen jetzt in seinem Inneren ein oder mehrere kleine 
Körnchen oder Bröckelchen;, ich hielt diese Körner zuerst für Reste des 
Spermatozoon, etwa des Mittelstücks, bald überzeugte ich mich jedoch, 
dass dieselben weiter nichts als Dotterkörnchen waren, die in jenes 
sonst dotterkörnchenfreie Protoplasma eingedrungen waren. Je mehr 
solche Dotterkörnchen im Dottertropfen auftreten, um so schneller zieht 
erselbe sich in den Dotter zurück. Meist ist derselbe 5-6 Minuten 
ach Beginn der Befruchtung wieder völlig in den Dotier zurückgetreten 
(vergl. Fig. B[$—B18). Manchmal erfolgt das Zurückweichen des 
D: ttertropfens auch ohne dass vorher in demselben Dotterkörnchen auf- 
ten; in einem solchen Falle erfolgt jenes Zurückziehen des Tropfens 
neist sehr schnell, d.h. der ganze Dottertropfen ist nur eiwa 1/,—3/ı 
M nute sichtbar. Es kommen jedoch auch Fälle vor, wo der Dotter- 
fen 40—12 Minuten und noch länger sichtbar bien. dann erfolgt 
er auch sein Zurückziehen sehr langsam. Die Ursachen der Unter- 


‘ Enns Oatberla, \ 


'schiede im en ichen Verlahf ein und daelruen Vorbau inaebh sie 
| jedoch nicht feststellen. Mit dem Zurücktreten des Dottertropfens seh 


ich den Befruchtungsvorgang äls vollendet an. Die Gründe für diese 


Ansicht werde ich weiter unten ausführlich darlegen. 
Erwähnen will ich hier noch, dass ich nie beobachten konnte, dal 


Theile des Dotiertropfens sich ahlösten, sondern stets zog sich der ganze 


Tropfen, wie er aus der inneren Mkprle hervorgetreten war, auch 
wieder in den Dotter zurück. 


Betrachten wir nun Schnitte durch Eier, welche in den verschie- 


denen Phasen des Befruchtungsvorganges gehärtet*) worden sind. An 
solchen Schnittpräparaten bemerkt man, insbesondere wenn sie von 


. Eiern stammen, die während der letzten Phasen des Befruchtungsvor- 


'ganges gehärtet worden sind, dass die Eihaut sehr gefaltet ist, ein Aus- 
druck für ihre Ausdehnung durch die Wasseraufnahme. Durch die Här- 
tungsflüssigkeit ist die Eihaut dann in jenen Zustand gebracht worden. 

An einem Schnitt durch ein Ei, welches 10—12 Secunden nach 
Eintritt des Spermatozoon in die äussere Mikropyle gehärtet worden ist, 


der die Mikropylen und den Eikern getroffen hat, bemerkt man Fol- 


gendes: die Randschicht des dotterkörnchenfreien Protoplasmas ist an 
der Stelle zwischen den Mikropylen verdickt, die innere Mikropyle und 
der Spermagang ist deutlich zu sehen, dagegen sind die Contouren des 
Eikernes so verblasst, dass es schwer ist denselben deutlich zu sehen. 


Im Innern des Eikerns sind manchmal einzelne sich intensiv mit Carmin 


färbende Körnchen wahrzunehmen. Der Eikern selbst ist ungefärht. 


Das dotterkörnchenfreie Protoplasma hat eine zarte rothe Carminfärbung. 4 
angenoinmen, während der dotterkörnchenhaltige Theil des Dotters un- 


gefärbt geblieben ist. Er besitzt jetzt eine gelbgrüne Farbe, die wohl 


auf die Einwirkung der Chromsäure auf die Dotterelemente re 


führen ist. 


Schnitte durch Eier, die conservirt wurden in dem Moment, als 


das Leitband gerissen war, lassen, neben einer etwas gefalteten Eihaut, 


‚deutlich die innere Mikropyle erkennen, dagegen ist der Eikern so un- 
. deutlich geworden, dass derselbe nur wie ein zartes Wölkchen im zart. 
' roih gefärbten dotterkörnchenfreien Protoplasma erscheint. Auf man- 
‚chen Schnitten, die bei solchen Eiern den ganzen Spermagang gut ge- 
troffen hatten, schien es mir, als wenn im Spermagang noch neben dem 
. Wölkchen, welches dem Eikern entsprach, ein zweites mehr peripher 
gelegenes sichtbar sei (Fig. 8 Spk), welches dann dem Spermakern 
entsprochen hätte, allein sicher konnte ich dies nicht bestimmen, zumal 


*) Härtungsmethoden siehe oben. 


Der Beftuchtungst organg beim Ei von Peiromyzon Planeri. 465 


ficken Bhorkischien nichts von einem zweiten Wölkchen zu eni- 
‚decken war. Schniite durch Eier, die gebärtet worden waren zur Zeit, 
als der Dottertropfen an der Dotteroberfläche erschien, zeigten den Ei- 
kern zum Theil noch in derseiben Art und Weise wie im vorigen 
Stadium. An einigen Schnitiserien solcher Eier liess sich sehr gut der 
‚durch die Härtungsflüssigkeit krümlig zusammengebackene Dotter- 
tropfen vor der innern Mikropyle erkennen. Auf andern Schnitten durch 
Bier dieses Stadiums liess sich dagegen schon eine schärfere Contouri- 
= rung des’ Eikerns wahrnehmen , doch waren dies so vereinzelte Beoh- 
achtungen, dass darauf kein Werth zu legen ist. 
Erwähnen will ich bier, dass, sowie der Eikern seine deutlichen 
 Eontouren verliert, die Hiöklerkörkicheh sämmtlich eine Art regelmässige 
Anordnung erfahren, sie scheinen alle sich radienförmig um den ver- 
> schwindenden Eikern anzuordnen. Man sieht wenigstens in der Um- 
 gebung des letztern deutlich den Anfang einer sogenannten »Sonnen- 
bildung. | 
Wichtig waren dann Schnitte durch Eier, die in dem Augenblick, 
- als der Dotiertropfen sich zurückzog, in die Härtungsflüssigkeit gebracht 
‘ wurden. An Schnitten solcher Eier sah man jetzt einen deutlichen 
scharf contourirten Kern (Fig. #1). | | 
n. Aus diesen Befunden geht hervor, dass mit Eintritt des Sperma- 
‚tozoon in das Ei der Kern desselben sich verändert, jedoch nicht zu 
Grunde geht. Er wird undeutlich. Nach Ablauf des Befruchtungs- 
vorganges, d. h. nach der Zeit, die etwa der Spermatozoonkopf ge- 
braucht hatte, um den Eikern zu erreichen, war an Stelle des zu 
. zarten Wolke aufgelösten Eikerns ein neuer scharf contourir- 
ter Kern entstanden, und stehe ich nicht an, denselben mit dem 
Ein: skern Herrwig’s zu identificiren. Ungünstige Härtungs- 
methoden, dr auch weil mein Untersuchungsobject für die Beob- 
chiungen dieser Vorgänge wenig geeignei war, machten es mir un- 
möglich, die Conjugation des Rikerns mit dem Spermatozoenkopf oder 
‚dem Spermakern zu beobachten. Alles lässt sich ja selten an einen 
Objecte erschöpfend auffinden! Gerade über den Gonjugationsvorgang 
d wir durch die schönen Untersuchungen Herrwig’s (l.c. N. 8 und 
a4) so genügend aufgeklärt, dass man jene bei niedern Thieren be- 
bachteten Thatsachen unbedenklich für alle en Thiere adoptiren 
\ ann. 
| Was das en der Härtungsmethoden betrifft, will _ or er- 


A Oalberla, ee 


ORT 


 Jässt sich auf die nämliche Weise conserviren. 


sofort nach Ablauf des Befruchtungsvorganges gehärtet worden sind, 


.pyle und die dieselbe umgebende gleichnamige Grube bleibt jedoch bis 


'solehen von Beer Mollusken, Echinodermen oder Coelenteraten, ya 
dies dagegen mit grösster Eochtrekett möglich. 


I, welches gerade die Phase de »Leitbandbildung« erreicht hat, nach 


‚körnchen lässt sich auch am frischen lebenden Ei beobachten. Man 


‚Zacken,, Vorsprünge und Tropfen hellen Protoplasmas, die Dotterkörn- 
‚chen sich in Reihen concenirisch gegen das Dotterinnere angeordnet 


tungsvorganges ergeben ir zusammenfasse, will ich noch die Ver- 


‚Erwähnen will ich noch, dass wenn man zu einem hektichteten 1 


Enifernung des Wassers schnell 3/,—1/, Osmiumsäure zufügt, dieselbe 


dann nach 10—43 Secunden schnell wieder entfernt, das Ei in Wasser 
 abwäscht und dann in dem Gemisch von Alkohol (2 Th.) Glycerin (1 Th.) 
und Wasser (2 Th.) aufbewahrt, es gelingt, das Leitband für einige Zeit 


zu fixiren. Auch das Stadium mit dem hervergetretenen Dottertropfen 
Wie schon mitgetheilt, kann man auf Schnitten durch Eier, die 


sehen, wie alle Dotterkörnchen sich concentrisch zu dem nun schildeia | 
Furchungskern gestellt haben. Diese concentrische Stellung der Dotter- 


muss nur mit starken Vergrösserungen auf die Randschicht des Dotters 
einstellen, dann sieht man deutlich , wie central der früher erwähnten 


haben. 

Wenn der Dottertropfen sich wieder in das Innere des Dotters zu- 
rückgezogen hat, ist die Eihaut überall so weit vom Dotter entfernt, 
dass der Zwischenraum zwischen Eihaut und Dotter gleich ist dem ge- 
sammten Volum des letztern. Bald beginnt dann der Dotter Formver- 
änderungen zu erleiden, er zeigt amoeboide Bewegungen, auf.die ich 
weiter unten noch ausführlich zu sprechen komme. Die innere Mikro- 


auf weiteres unver ändert. 
Ehe ich die Thatsachen, die sich bei Beebachtung de Befruch- 


änderungen des reifen unheituchneter Eies besprechen. 
Wird ein dem Weibchen entnommenes reifes Ei in kaltes fiessendes 
Wasser von + 8° bis + 10° gebracht, so hält es sich in demselben, vor- 


. ausgesetzt, dass das Wasser die gleiche Temperatur behält, bis zu 10 ” 


5 fähig. Nach der angegebenen Zeit (12 Stund.) gehen jedoch am Ei Ver- 


a Veränderungen kann man auch auf kürzerem oder ee i 


und 19 Stunden unverändert und ist es zu jener Zeit noch befruchtungs- 
änderungen vor sich, die seine Entwicklungsfähigkeit sofort vernichten, 
Wege dadurch herbeiführen , dass man frische Eier insultirt, sie z. B. 4 


5-10 Minuten mit einem Bis quetscht und hin und her rollt, oder r 
was noch besser und sicherer wirkt, dass man solche Eier in Wasser 


3% Sa So r> PA “ x Bi 3 4 ’ 


Der Beftnchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. 467 


it einer Temperatut von + 160 bis 4-30°C. bringt, Eier, die in sol- 
hem wärmeren Wasser liegen, verlieren schon nach einer Stunde, 
oft in noch kürzerer Zeit ihre Befruchtungsfähigkeit. Die Verände- 
"rungen, die dabei eintreten, sind folgende: Hat man ein frisches Bi in 
" ein kleines Gefäss mit Wasser von etwa -+-250C. gebracht, so bemerkt 
‚man, wie die Rindenschicht der Eihaut in kurzer Zeit stark aufquillt. 
© (Eier, die bis zu 10 oder 41 Stunden in Wasser von 4-89 his + 10° 
" lagen, zeigen das nämliche Aussehen.) Betrachtet man nun das er- 
" wähnte Ei ununterbrochen fast eine Stunde lang, so bemerkt man, wie 
|. Brio körnchenfreie Substanz, die als Rindenschicht des Dotters zwischen 

" diesem und der Eihaut sich befindet, dieker zu werden scheint. Man 
I ann ferner bemerken, wie an einer beliebigen Stelle, meist nicht in 
der Umgebung der Biiksunvlon die Eihaut sich um ein minimales von 
dem Dotter abhebt. Sobald dies an einer Stelle geschehen ist, geht 
" dieser Vorgang an der gesammiten Dotierperipherie vor sich, ohne dass 
‘es jedoch auch nur in einem einzigen Falle zur Bildung der oben ge- 
‚ schilderten Protoplasmafäden kommt. Der ganze Trennungsvorgang der 
\ -Eihaut vom Dotter geht äusserst langsam, aber an der gesammten Dot- 
' terperipherie gleichmässig vor sich. Nach und nach weicht die Eihaut 
hi immer mehr vom Dotter zurück, und etwa i0 Minuten nach der ersten 
"Lösung der beiden sieht das ganze Ei so aus wie ein frisches Ei etwa 3—4 

Minuten nach vorgenommener Befruchtung. Zu bemerken ist hier noch, 
dass die gesammite Dotteroberfläche glatt ist und überall von der dünnen 
 doiterkörnchenfreien Protoplasmaschicht überzogen ist. An der innern 
Oberfläche der Eihaut sieht man nur in ganz seltenen Fällen ein paar 


468 N oh Galberla, | a x a ur 


befruchteten Eies abweicht (Kre. CA). Die weiteren Veränderungen, 
denen der Dottertropfen jenes unbefruchteten Eies unterliegt, sind 
jedoch solche, die nicht im entferntesten mit den Veränderungen des 
Dottertröpfens des befruchteten Eies sich vergleichen lassen. Es sind 
folgende: Der Dottertropfen zieht sich nicht zurück, sondern er wird 
mit allerlei krümeligen Massen, Dotterkörnchen gefüllt, wobei er noch 
an Grösse zuninımt. Bald erscheint er geradezu wolkig getrübt. Man 
bemerkt nun, wie der Dotter in der Umgebung der Mikropyle und bald 
auch auf der gesammten Peripherie bröckelig wird. Jetzt öffnet sich 
der Tropfen, einen Haufen krümelige Substanz in den ee 4 
raum ausstreuend (Fig. 02), und damit leitet sich der völlige Zerfall 
‚des Eies, der nun nicht mehr lange auf sich warten lässt, ein. | 
Es war natürlich sehr wichtig, zu untersuchen, wie solche Eier in ° 
den verschiedenen Stadien sich gegen die Spermatozoen verhalten, d.h. 
ob sie noch befruchtungsfähig sind. Das Ergebniss der mit äusserster 
Sorgfalt an mehr als 50 Eiern angestellten Versuche war folgendes: 
Sowie die Rihaut sich an einer, wenn auch nur ine 
Stelle vom Dotter entfernt hat, ist das Einicht mehr befruch- 
tungsfähig! Es gehen also mit der Lockerung des Zusammenhanges 
von Eihaut und Eidotter, die ja die oft erwähnte Rindenschicht körn- E 
chenfreien Protoplasmas in erster Linie betrifft, Veränderungen vor 
sich, die die Befruchtungsfähigkeit des Eies absuht vernichten, 
Eier, die in kaliem Wasser (8—10°C.) bis zu 10 Stunden und 
länger aufhewahrt waren und die sich bei der Besichtigung als unver- 
ändert erwiesen, liessen sich stets mit günstigem Erfolg befruchten. 
Es ist mir beraten nie misslungen, ein unverändertes reifes Ei zu be- 
fruchten. Die Zeit hat auf diese Eigenschaft wenig oder keinen Einfluss, 
denn war das vorliegende Ei verändert, so liess es sich, ob es nu 
'1/, Stunde oder 10 Stunden aus der Löibeshöhle entfernt. war, doch 
nicht mehr befruchten. Ei 
Ich muss hier noch eine Thatsache anführen, die mir für den Be- 
fruchtungsvorgang resp. für die Fortpflanzung unserer Petromyzonten 
‚in der Natur sehr wichtig erscheint. Es ergab sich nämlich die Beob 
 achtung, dass je länger das Ei aus dem Thier entfernt war, . vorausge= 
setzt dass es sich unverändert erhalten hatte, der Befruchtungsvorgan | 
um so schneller ablief. | | 
Bei Eiern, die 8—10 Stunden in kaltem (-+ 80) Wissbr aufbewahrll 
worden waren, nahm die Zeit bis zum Auftreten des Dottertropfens’ 
nur 19—15 Secunden in Anspruch, und nach 1/,—3/, Minute war jene 
Tropfen schon wieder in das Eiinnere zurückgewandert. 
Auch habe ich einigemal beobachtet, dass an ganz frischen reif 


Der Befrnehtungsvorgang bein Bi von Petromyzon Planeri. 469 


rn die Befruchtung ein oder zweimal fehl schlug, dass die Sperma- 
tozoen an die äussere Mikropyle treten, aber doch keine Befruchtung 
erfolst und erst beim 3ten oder Zien Mal dieselbe gelingt. Bei Eiern 


alten hatten, sah ich nie etwas derartiges, bei selkheh Biern seläns 
die Befruchtung stets schon das erste Mal. Für die Befruchtung in der 
" Natur hat dies insofern Wichtigkeit, als Rier, die durch eine ungünstige 
"Strömung heim Eierlegen nicht in den vom Männchen abgegebenen 
 Spermastrahl Kommen (letzteres hält sich bei jenem Act immer so auf, 
dass es auf die vom Weibchen fallen gelassenen Eier sofort einen Strahl 
"Spermaflüssiekeit strömen lässt), und so unbefruchtet zu Boden fallen, 
nicht verloren gehen. Denn da sie, ich möchte sagen von Stunde zu 
' Stunde befruchtungsfähiger werden, so genügt es, dass selbst ein nicht 
mehr sehr hbewegungsfähiges Samenkörperchen, welches zufällig das Ei 
trifft, dies doch noch befruchten kann und so ein etwaiger Verlust an 
Eiern verhütet wird. 

\ Fassen wir nun die Thatsachen, die sich bei der Beobächtung des 
Befruchtungsvorganges ergeben haben, sowie die Veränderungen, die 
das reife unbefruchtete Ei erlitt, zusammen und suchen wir für die ge- 
N samımten so verschiedenartigen Vor gänge eine Erklärung zu finden. 

E Wir sahen, dass das Spermatozoon in die äussere Mikropyle des 
, unveränderten Fölfen Bies eintritt, dieselbe durchwandert, die zwischen 
den beiden Mikropylen reichlicher angehäufte dotierkörnchenfreie Proto- 
‚plasmamasse berührt und endlich in jenes Protoplasma eindringt. Mit 
em Eintreten des Samenkörperchens in die erwähnte Protoplasma- 
chicht beginnt sofort lateral der Mikropyle die Eihaut sich vom Dotier 
bzuheben. Bald wird die gesammte, zwischen den Mikropylen be- 
ndliche körnchenfreie Proioplasmaschicht von dem durch die Poren 
r Eihaut eindringenden Wasser zu einem Strang, dem Leit- 
and des Samens, zusammengedrückt, durch welchen der Sperma- 
opf und vielleicht ein Theil des Mittelstückes in die innere Mikro- 
yle und den Spermagang eintritt. Bald reisst das Leitband und 
"bildet ‘sein dem Dotter zugehöriges Ende sofort oder erst nachdem es 
‚sich für eine kurze Zeit in den Dotter zurückgezogen hat, den über 
ie Dotterperipherie hervorragenden Dottertropfen. Derselbe wird 
ach kurzer Zeit, meist nachdem in seinem Innern Dotierkörnchen 
"aufgetreten sind, in das Innere des Eies zurückgezogen, und damit ist 
er Befruchtungsvorgang abgelaufen. Die Rindenschicht des Dotters 
1 “ och das die a, ne Dal N len ne in feine 


Ernst Calberla, en 


‚der Eihaut und an der jetzt « eine a Oberfläche ar Dotten | 
oberfläche liegen. Sichtbar werden uns diese Protoplasmafäden dadurch, 
dass, wie schon oben erwähnt, das Protoplasma einen höhern Brechungs- 
exponenten hat als das Weser Während des Eintritfes des Sperma- " 
- tozoon in den Dotier verliert der Eikern seine scharfen Umrisse, um 
solche erst nach vollendeter Befruchtung wieder zu Er ist dann 
als Furchungskern im Sinne Herrwis’s zu betrachten. - 

. Suchen wir nun diese ganzen Vorgänge zu erklären: Wir sahen 
das Spermatezoon in die äussere Mikropyle eintreten, durch die essich % 
wohl mit Hülfe seines kräftig undulirenden Schwanzes einen Weg zur 
Dotteroberfläche bohrt, und bald erscheint es auf der Oberfläche jener 
dotterkörnchenfreien Protoplasmamasse, die sich zwischen den Mikro- 
pylen vorfindet. Wir müssen nun annehmen, man sieht ja davon die 
Wirkung, dass der Spermakopf auf den gesammten Dotter einen Reiz 
ausübt, der sich durch eine geringe Contraction des Dotters äussert, 
‚und diese, wenn auch nur minimale Contraction hat die Loslösung der 
Eihaut vom Doiter zur Folge. Durch die Trennung der Eihaut vom 4 
Doiter werden die in ersterer befindlichen zahllosen Poren, die früher 
‚durch das Dotterprotoplasma verklebt waren, geöffnet und sofort strömt 
“das Wasser von aussen in den sich bildenden Eidotter-Eihautraum. 
Die vielfach erwähnten Protoplasmafäden entstehen, wie oben schon 
erwähnt, dadurch, dass das körnchenfreie Dotterpretoplasma innig der 

Eihaut.adhärirt, und jetzt mit der Entfernung der Eihaut vom Dotter 

in feine Fäden, oder wie zwischen den Mikropylen zu einem dicken 

Strang, dem Leitband des Samens, ausgezogen wird. Mit der weile- 
ren Entfernung der Eihaut vom Deifer reissen endlich auch jene Fäden, 

deren Reste dann als kleine Tröpfehen an der Innenfläche der Eihaut 

und der Dotteroberfläche zurückbleiben. A 

Was den Dottertropfen betrifft, so ist dieser nichts Beer als 

das centrale Ende des Leitbandes, bestehend aus körnchenfreiem Proto- 
‚plasma, welches zwischen den Mikropylen vorhanden war und welches 
sich in den Spermagang selbst bis zum Eikern forisetzt. War jene Pro- 

 toplasmaansammlung am unbefruchteten Ei sehr reichlich zwischen den 
" Mikropylen vorhanden, dann wurde das Leitband sehr breit und blieb 

mach seinem Reissen sein centrales Ende als Doitertropfen über die 
Dotteroberfläche hervorragend in loco liegen, War jene Protoplasma 
masse spärlicher zwischen den Mikropylen angehäuft, so z0g sich da 
. centrale Ende des gerissenen Leitbandes erst in den Dotter, in die in 
nere Mikropyle zurück, um aus derselben veranlasst durch einen z v 
"jener Zeit im Innern des Dotiers stattgefundenen Gontractionsvorgan E 
als Dottertropfen wieder ‚hervorzutreten, Jener Vorgang im Inner 


471 


en. Mit jener oe Sielhudi der ee ne 
die sofort nach geschehener Copulation eintritt, hängt sicher ein Con- 
tractionsvorgang im Dotier, ein Druck, der auf die Umgebung des Ei- 
"Kerns ausgeübt wird, zusammen. Durch jenen, wenn auch nur mini- 
malen Druck, der auf das Dotterinnere ausgeübt wird, wird bewirkt, 
dass die leichiflüssige körnerlose Dolterprotoplasmamasse, die sich im 
Spermagang befindet, sich einen Ausweg sucht und so als Dottertropfen 
in der innern Mikropylengrube erscheint. Eine Zeit nach der vollen- 
deten Copulation lässt jene Contractionserscheinung des Dotiers nach 
und nun wird der herausgetretene Protoplasmatropfen, der Dotier- 
'opfen, von dem jetzt gleichsam als Schwamm wirkenden körnerhal- 
tigen Protoplasma wieder aufgesaugt. Der Spermagang bleibt jedoch, 
ie dies Schnitte durch Eier lehren, vorläufig noch mit körnchenfreiem 
iterprotoplasma gefüllt. 
Die Veränderungen des unbefruchteten Eies sind auch leicht zu 
rklären: Durch das warme Wasser oder das lange Liegen in kaltem 
Wasser hat sich nach und nach die Eihaut mit Wasser imprägnirt und 
t infolge davon stark aufgequollen. Endlich wird auch die innerste 
chicht mit Wasser durchdrängt und nun dringt das aussen befindliche 
asser in den Eihaut-Eidotterraum,, indem es die Eihaut vom Dotter 
abhebt. Vielleicht ist der Vorgang ein derartiger, dass die mit dotter- 
"körnchenfreiem Protoplasma gefüllten oder verklebten Poren infolge der 
Aufquellung durch Wasser geöffnet werden, indem durch das Aufquel- 
n der Eihaut jene innige Verbindung des Protoplasmas mit der Poren- 
"öffnung sich löst und nun einem Eintritt des Wassers von aussen kein 
Widerstand mehr entgegensteht. Dass solche Eier, an denen diese 
eränderungen sich zeigen, nicht mehr befruchtungstähig sind, erklärt 
ch dadurch, dass mit dem Abheben des dotterkörnchenfreien Proto- 
plasmas von der Eihaut ‚ also auch von der äussern Mikropyle, für das 
‚eindringende Spermatozoon kein directer Uebertritt von der innern 
‚Oeffnung der äusseren Mikropyle in den Dotter mehr möglich ist. In 
@ weit sich die Dotteroberfläche durch die Berührung mit Wasser 
rändert, ob sie etwa später für ein Spermatozoon undurchdringlich 


= ie teten des Beirekirapiens am Eich befrachtäien, aber »ver- 
nderten « Ei hat auch nichts auffallendes, denn wie erwähnt, ist der 
ropfen nichts weiter als ein Theil des Inhalts des ses der 
h einen, wenn auch minimalen a wir können 


242 ee Ber ‚Ernst Calberla, en Ku 


ja auch annehmen, dass das Wasser als solches einen Reiz ‚auf de 
Doiter ausübt, are ieben wird, Bu en 

Da aber mit dem Eintritt des Wassers in den Eibaut- ideen 

des unbefruchteten Eies dessen Lehensfähigkeit aufhört, tritt der Dot- 
 tertropfen nicht zurück, sondern bleibt über die Dotterperipherie. hervor- ' 
ragend liegen. Indem jener Dotteriropfen kurze Zeit nach seinem Er- B 
scheinen berstet, beginnt der Zerfall selcher Eier. , : 
Gelang es mir auch nicht in allen Puneten die von mir gegebenen Ri 

5 Deutungen des Befruchtungsvorzanges zu beweisen, ich war ja theil- 
. weis bei der Deutung einzelner Vorgänge rein auf Vermuthungen an- 
gewiesen, so war es mir jedoch vergönnt, andererseits eine Reihe der 

wichtigsien Vorgänge, insbesondere den an des Spermatozoon ins 

Ei, auf das Klarste darzulegen. Man wird bei Erklärung der Vorgänge 

bei der Befruchtung wohl immer gezwungen sein, hypothetische Erklä- 4 

rungen zu geben, gewisse Momente, die eine Erscheinung veranlassen, 

werden uns als Ursache immer verborgen bleiben. So will ich bei- 
spielsweise nur erwähnen, dass wir an den Geschlechtsproducten nah- 

verwandter Thiere, z. B. von Fischen, nicht die geringsten Differenzen % 

in Form, Grösse, Struciur ete. wahrnehmen können, und doch gelingt D 

keine kreuzende Befruchtung. Es müssen da anatomische Verhältnisse‘ 

vorhanden sein, die sich vorläufg, vielleicht auch für immer, unserer ° 

Kenntniss entziehen werden. Anders ist es mit gewissen Deutungen 

der Vorgänge bei der Befruchtung, z. B. mit der Deutung der Verände- 

rungen, die der Gontact des Spermatozoon mit der Dotteroberfläche zur 

Folge hat. 

Hier sehen wir sofort den Effect jener Berührung, es ist eine ge- 

ringe Contraction, eine amoeboide Bewegung des Dotters, er rea- 

girt auf jenen Contact, welcher endlich die Loslösung der Eihant vom 

Eidotter zur Folge hat. Diese Veränderungen treten alle nur ein, so 

lange das Spermatozoon die Dotteroberfläche berührt. Wir müssen aa 

annehmen, dass dasselbe einen intensiven Reiz auf den lebensfähigen 

Dotier ausübt. r 

Versuchen wir nun die Ergebnisse dieses Abschnittes mit den An- 

' gaben der Autoren über den nämlichen Vorgang zu vergleichen. Ehe 
ich mich auf eine kurze Schilderung der Ansicht der Autoren einlasse, 

. will ich aur bemerken, dass die älteren Forscher, deren Arbeiten in die 
fünfziger Jahre fallen, vorwiegend dem Spermatozoeneintritt in das Ei 
ihre Aufmerksamkeit zulenkten, während die jüngsten Arbeiter au 
diesem Gebiet vorwiegend den Vo orgängen bei dem Zusammeniritt des 
Spermatozoon mit dem Eikern nachforschien. | ; 
Die Angaben Aus. Mürrer’s, denen sich, wie erwähnt, die meinig 


35 E 5 Nr ” ER { h R : 
ER IINEHLUNgSVOLZang De el un 473 


Seit ee so reichhaltigen Literatur, die durch die Arbeit Kesunr’s 3!) 
| »über den Eintritt der Samenkörnchen in das Ei,« durch dessen Auffin- 
dung »der Mikropyle« enistand, war man bis in die neueste Zeit wenig 
|"weiter in der Erkenniniss jenes wichtigsten Acies der Befruchtung fort- 
| iSeschr ilten. 


7 Erst durch die neueren Arbeiten Averpacw’s (l. ce. 15), Srrass- 
| BURGER’ se, Bürscuur’s (l.c. 29) und O. Herrwie’s (l. c. 24 etc.) wurden 
neue Thatsachen, neue Gesichtspuncte vorgebracht, die, wenn sie 
auch hauptsächlich nur die Veränderungen des Kernes unter dem 
) Einfluss der Befruchtung betrafen, diese ganze Frage um ein enischie- 
| denes Stück vorwärts brachten. 


| Vor der Entdeckung der (äussern) Mikropyle es man die Sper- 
matozoen einfach die Eihaut durchbohren und bis zur Oberfläche des 
Doiters vordringen. Doch soliten dann die Samenkörperchen sich auf- 
lösen und zu Grunde gehen. So fassten diesen Vorgang Barry 3) und 
Nerson 34) auf. Durch die Entdeckung der Mikropyle veränderte sich die 
Sachlage bedeutend, indem man jetzt eine bestimmte Oeifnung kannte, 
( durch die die den in das Ei eintreten konnten. 


5 War es auch nicht immer möglich oder zulässig, die Befunde an 
Eiern mit Mikropylen auch auf solche, bei denen jene Oeffnung nicht 
eonstatirt worden war, auszudehnen, so war doch durch jene Ent- 
deckung mehr Klarheit in den Verlauf des Befruchtungsvorganges ge- 
bracht worden. Krsenr’s Darstellungen, soweit sie den Befruchtungsvor- 
gang betreffen, wurden bald zum grössten Theil als unrichtig befunden; 
llein die Mikropylen konnten andere Autoren doch constatiren, und 
bald sahen auch andere Forscher, wie Newport (l.c. N. A), Biscnorr 35) 
d Meissner 36) den Eintritt der Spermatozoen in das Ei. Jedoch wurde 


31) Keser, De spermatozoorum iniroitus inovula. Königsberg 1853 und 
Kurer, Mikroskopische Untersuchungen über die Porosität der Körpernebsteiner 
bhandlung über den Eintritt der Samenzellen in das Ei. Königsberg 1854. 

32) Strasseunger. Ueber Zellbildung und Zelltheilung. Jena 1875. 

” Barry, Philosophical transactions 4848. 

34) NeLson, On the reproduction ofAscaries mystax. Bibasalipes ofthe ya 
ociety. Vol. VI, p. 86. 4852. 

35) Bischorr, Bestätigung des von Dr. Newrorr bei den Batrachiern und von. 
. Barry bei den Kaninchen beobachteten Eindringens der Spermatozoen ins Ei. 


er. Diese Zeitschrift. Bd. V. 1835. 


AA A n ; .. ' Einst Gar, 


‚auch durch diese ni chungen keine Aufklärung, über das 5 endlic 
Schicksal der Spermatozoen gewonnen. EI RAR 
Man liess die Spermatozoen in das Eiinnere eintreten sich dort auf- 
lösen, und sah dann in jener Verschmelzung der Spermatozoen mit dem 
Inhalt der Eier den Copulationsvorgang. Eine eingehende Berücksich- 
tigung fand zu jener Zeit einzig und allein das Verhalten des Keimbläs- 
chens, und schieden sich damals die Forscher in zwei Parteien, von 


denen die eine der Ansicht war, dass infolge der Befruchtung der Kern 
des Eies verschwinde, er also sich vor der Furchung auflöse, und erst ° 


nach der Zweitheilung des Eies in den Theilstücken sich neu bilde, die 
andere nahm ein Foribestehenbleiben des Eikerns (Keimbläschens), 
auch nach der Befruchtung an. Ich habe schon oben bei Besprechung 
der Literatur über die Reifung des Eies vieles hierher gehörige erwähnt, 
und will ich deshalb hier nur kurz nochmals die Hauptpuncte erwähnen 
besonders insoweit sie zum Vergleich mit den Befunden bei Petromyzon 
wichtig sind. Die erstere Ansicht wurde, insbesondere von Botanikern 
befürwortet und von Reıcnerr 37) lebhafı verteidigt. Die Ansicht von 


a 


der Fortexistenz des Keimbläschens wurde vor allen durch K. E. v. BAER 


(l.e. 23), Jon. Mürzer (l. c. 47), Leyoie (l. c. 18), GEGENBAUR (l. c. 19), 
‚ Haecrer 39) und andern vertreten. In neuer Zeit hat insbesondere 
©. Herrwic (l. c. N. 29) jene Vorgänge auf das Genaueste untersucht 

Er fand eine wahre Conjugation des Spermakerns (so nennt e 

den eingedrungenen Theil des Spermatozoons) mit dem Eikern. Aus 

dieser Gonjugation lässt er einen neuen Kern, den Furchungskern 
hervorgehen, und dieser theilt sich noch vor der Theilung des Dotiers in 
zwei neue Kerne, die dann die beiden Kerne der ersten zwei Furchungs: 
kugeln bilden. Gleichzeitig oder sogar wenig vor ihm hatten schon ander 

Autoren, wie Drasts (l. c. 22), For (l. cc. 20), Fremmine 39) , Auskback 
(le. 15), Bürscuut ?))und Strassgurgen 2!) ähnliches beobachtet. Das wich- 
tige Resultat aller dieser Arbeiten war: »dass es sicher nachgewiesen 

wurde, dass Theile des Spermatozoon in das Dotterinnere eintreten und 

sich dert mit dem inzwischen veränderten Eikern zum Furchungskern 
vereinigen«. In Bezug auf das Detail muss ich auf die citirten Arbeiten 


37) Reıcueat, Der Furchungsprocess und die sogenannte Neubildung einer In 

Archiv f. Anat. u. Phys. 1846. hi 
38) HAECKEL. Zur Entwicklungsgeschichle der Siphonophoren. 1869. 

39) FLEMMING. Archiv f. mikr. Anat. Bd.X. y 

40) BürscaLı. Nova Actad. Ks. Leop, Car. Acad. Bd. XXXVI, N. 5. Ferner dies 


N Bd. XXV. / IR 


4A) STRASSBURGER, Ueber Zellbildung und Zelltheilung. Jena . 


. Der se on heim Ei von Petromyzon Planeri, 475 


Ä „AUERBACH, Disene elc. verweisen. Ich will hier noch eine 
s) ige Thatsache erwähnen: HERTWiG a Ben im be- 


a 


8 

m Theil ii rk So a eine Anzahl ältere und 
uere Forscher an, insbesondere thut dies E. van BEnepen '?) bei Mitthei- 
ung der | Eelinikse seiner Untersuchung des sanges 
a Kaninchen, dass stets eine grosse Anzahl von Spermatozoen im Fi | 
doiter-Eihautraum nach der Copulation zu finder sei. Eine Angabe, 
| Hansen #2) bestätigen konnte. Andere, wie Herrwig, sprechen sich, 
er erwähnt, Ben die sans eines einzigen Spermatozoon an 


ieh habe noch die iehlicen Thatsachen, die Äuc. Mörı ER (l.c.) bei 
f Beohaokmmms des Befruchtungsvorganges am Neunaugenei ee 
iR mitzutheilen. Er beschreibt, dass due Ei, so wie es in En in 


| \ und den Dotter erdeinet: Er es a de an dr 
lie der. Eihaut, wo sich die »Flocke« befand, etwa eine Minute nach 
er Berührung. von Ei und Sperma, ein Olmder üotterkörnchenireien 
as aulTeie, der sich bis an den Doiter De Jener a 


nächsten fnueh völlig in den Dotter zurückziehe. An a 
, wo sich die ebenerwähnten Vorgänge abspielten, konnte er noch 
Be londen eine kleine Lücke im Detter erkennen. Der Autor 
Pre lemmen, ‚dass , wenn die Bier nicht mehr 5 ı frisch as 


. van BENEDEN, La maturation de l’oeuf, la f6condation, et les premieres 
en onpement, embryonaires des mammiföres a, des recherches 
oma... nu ‚de lacademie royale belgique T. 2 Serie, N. 42. 


und Meerschweinchene. Zeits ‚chriit für Anatomie und Eiiwicktündege 


t £. wissensch. Zoologie. XXX. Ba. 


Ki Baus Calbera, 


überein Slohs Eier, ‚ohne sich weiter zu entwickeln, sch bald ae 


lich zu Grunde. 


 Mürzer fasst dann auf pag. A14 seine Ansicht über jene o Vonsihe 

' folgendermassen zusammen: »Das Urbläschen verliert seine eigene 

- Wandung kurz vor der Befruchtungszeit, und seine Masse, welche {re 

_ von Dotterkörnchen ist, liegt wie früher unter der kahlen Fläche de 

Deckels. Der Cylinder sd die kuglige Masse, mit welcher er zusam- 

menhängt, sind die Substanz des Urhläschäns: welche, von ihrer um 

hüllenden Membran befreit, durch die Oefinung des Deckels in den 

. durchsichtigen Raum, der sich im Eie wohl unter Mitwirkung einer 
lebendigen Contraction plötzlich bildet, hineintreten, und hier eine 

Flüssigkeit aufnehmen, welche von den Zoospermien hereindringt. Die 

Oefinung des Deckels bleibt noch mehrere Stunden sichtbar und verräth 

den Sitz des Urkerns, des zukünftigen Stammyaters der zahllosen Mit- ” 

glieder des neu zu bildenden Zellenstaates.« Mürzer führt dann ähnliche ” 

Angaben, die Quarreraczs!) bei der Beschreibung der Beobachtung dei 

Ei sicke hing von Hermella alveolata gemacht. hat, an. 


Vergleichen wir nun diese Angaben mit den Resultaten der Unter f 
' suchung des Befruchtungsvorganges bei Petromyzon Planeri. 4 
Mit grösserer Genauigkeit, als die meisten der neueren Forscher ei 
bei ihren betreffenden Objecien beobachten konnten, gelang es, be 
Petromyzon den Eintritt eines einzigen Spermatozoon in den Eihaut- 
Eidotterraum und in den Eidotter selbst zu verfolgen. Dagegen konnte 
die Verschmelzung des eingedrungenen Theiles des Spermalozoon, seines‘ 
Kopfes, mit dem Eikern infolge der Undurchsichtigkeit des Dotter: 
‚nicht beobachtet werden, denn selbst Schnitte durch gehärtete Eie 
dieses Stadiums gaben keine ganz klaren Bilder. Der letztere Pune 
die Conjugation des Eikerns mit dem Spermakern, ist durch die A 
beiten Auensacn’s, BöürschLl's, Herrwis’s und anderer so genügend 
sicher gestellt worden, dass kein Zweifel bestehen kann, dass jene 
_ Verschmelzung eines männlichen und eines weiblichen Kernantheiles, 
. wie sie bei wirbellosen Thieren zu beobachten ist, auch für alle Wirbel=s 
 thiere gilt. ; 
Was speeiell die Augaben Mürzer’s betrifft, so konnte ich diesalt u. 
zum Brdssten Du nelen Es ist ihm allerdings a Existenz d 


Ad) DUELNS Mem. sur l’embryologie des Annelides. Annal. des scier 
salur. 1848, T.X, p. 176. 


ug K we “ N 2 ME 
Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planer. AT 


ei jenem ke. die Bildung des Samen-Leitbandes schon beobachtet, 
'enn er auch deiesjben nicht diese Bedeutung zulegte. Auch die Ent- 
tehung des Rand- und des Dottertropfens ist ihm nicht entgangen, nur 
at er, wie erwähnt, allen diesen Vorgängen, da ihm nur unvollstän- 
dige Beobachtungen vorlagen, falsche Deutungen gegeben, die zum 
grössten Theil mit darauf beruhen, dass er den Eintritt des Spermato- 
zoon in das Eiinnere nicht sah und so alle Vorgänge nur auf einen Con- 
tact zwischen Sperma und der Eihaut (Flocke), oder auf einen Flüssig- 
keitsaustausch bezog. Re 
Zum Schlusse will ich die Bilchänsee der Untersuchung des Be- 
fruchtungsvorganges am Petromyzonei nochmals kurz zusammenfassen, 

um so ein gedrängtes Bild dieses complieirten Vorgangs zu geben. »ERin 
Spermatozoon tritt durch die äussere Mikropyle in den Raum zwischen 
Eihaut und Eidotter. Die Berührung des letziern durch das Sperma- 
tozoon löst einen Reiz aus, welcher eine geringe Contraction des gesamm- 
ten Dotters zur Folge hat; diese äussert sich dadurch, dass eine Lösung 

der körnchenfreien Schicht des Dotters von der Eine. in die Unzebun 
der Mikropylen eintritt. Diese partielle e Trennung der Eihaui vom Ei- 
dotter ermöglicht jetzt, indem die früher mit Protoplasma verklebten 
Poren der Eihaut geöffnet werden, das Einströmen von Wasser in den 
sich bildenden Et - Eidoiternanne, Hierdurch wird die sich durch 
Wasseraufnahme ausdehnende Eihaut weit vom Dotter abgehoben. 

Jurch das eindringende Wasser wird jene körnchenfreie Randzone des 
otters, ‘indem Theile derselben noch eine Zeit lang der Eihaut fest ad- 
häriren , in feine Fäden, oder wie an der Stelle zwischen den Mikro- 
len, wo jene Protoplasmamasse mächtiger angeordnet war, zu einem 
sang, dem Leitband des Spermatozoon ausgezogen. Durch jenes Leit- 
nd dringt nun der Kopf des Spermatozoon in die innere Mikropyle, 
den Spermagang, und gelangt so zum Eikern. Mit der weiteren Ent- 
nung der Eihaut vom Eidoiter reisst jener Strang körnchenfreien 
und bleibt sein ande us als grosser Kandiv E 


- es wird derselbe 
ch anatomisch Verhältnisse des le sehr UnDErEEMaL, indem die- 
| ve 


a a8 ee a A | Ernst Caleta, eo 


selben den a Theil an Spermatozoon ermöglichen, auf de 
_ kürzesten, leichtesten Wege zum Eikern zu gelangen.« 


inf nicht ul ist. . 

Etwa eine Stunde nach vorgenommener Befruchtung ist die innere 
Mikropylengrube wohl am tiefsten, die Mikropyle selbst ist als ein scharf 
‚umrandetes Loch (Fig. 42) in der Mitte der erwähnten Grube deutlich 4 
zu erkennen. Stellt man nun ein Ei so, dass die innere Mikropyle 


Licht) genau nach oben gerichtet ist, und beobachtet man dasselbe N 
während der nächsten 7—8 Stunden fortdauernd, so bemerkt man Fol- 
gendes: Etwa 3 Stunden nach der Befruchtung scheint es, als ob die 
Mikropylenöffnung kleiner geworden sei, doch ist diese Differenz nur 

‚sehr schwer wahrzunehmen. Nach einer weiteren Stunde (4.) bemerkt 
man, dass die früher runde Oeffnung in eine ovale übergegangen ist 
(Fig. 13). Man kann nun sehen, wie successive die Mikropylenöffnung 

sich von den Seiten her verengt, dagegen sich in die Länge auszieht, 

‚also spaltförmig wird. Eiwa 5 Stunden nach der Befruchtung hat sie 

. bei fast minimaler Breite die mehr wie 4--5fache Länge des Durch- 

messers der ehemaligen runden Oeffnung erreicht (Fig. 14). Beobachtet 
man das Ei weiter, so sieht man, wie die Mikropyle sich immer mehr 
in die Länge auszieht. Etwa 1-8 Stunden nach dem Beginn der Be- 

fruchtung ist die spaliförmig gewordene Mikropylenöffnung nicht 

‚mehr als die erste Anlage der Furche des sich theilenden Eies zu 

 verkennen (Fig. 15). In sehr kaltem Wasser verläuft dieser Vorgang 
etwas langsamer, wie ja bekanntlich auf den zeitlichen Verlauf der 
. Entwicklung eines Eies die Temperatur des umgebenden Mediums einen 
grossen Einfluss hat. Durch Aufstellen des Mikroskops in die Sonn 
kann man jenen Vorgang zeitlich noch beträchtlich verkürzen. Die e 

. wähnten Zeitangaben beziehen sich auf eine Zimmertemperatur ‚von 
15°C. Die Theilung des Eies schreitet nach Anlage der ersten Spalte 
schnell weit fort, so dass in der Regel 10— 41 Stunden nach dem Begin 
des Befruchtungsvorganges die Zweitheilung*) vollendet ist (Fig. 16 


Ob auch die erste Querfurche den Ort, wo früher die innere Mikropylen- | 


.öffnung war, durchschneidet, war Sieht möglich zu entscheiden, da sie 


| *) Vergl. meinen Aufsatz »Zur Entwickelung des Medullarrohres und der Chor: 
«orsalis der Teleostier und der Petromyzonten«. Morphol. Jahrbuch Bd. III, p.24 


BR 
I 


I ARE 


an diesem Ks geht hervor, dass stehen deri innern Mikro- 
lenöffnung und der ersien Forchengulige des sich theilenden Eies ein 
niger Zusammenhang besteht; worin diese Beziehungen bestehen, 
as für eine Bedeutung denselben zukommt, war mir unmöglich zu 
u iren. Man könnte wohl sagen, dass, da der Furchungskern sich eher 
ilt als der Dotter, gewissermassen die Dottertheilung vom Furchungs- 
ern aus eingeleitet wird. Der Furchungskern liegt nun bekanntlich an 
dem centralen Ende des Spermaganges, und da letzterer eine Durch- 
rechung des Dotiers, einen locus minoris resistentiae darstellt, so wäre 
nzunehmen, dass von jener Stelle aus leichter als von einer andern die 
ottertheilung ihren Anfang nehmen kann. Jedenfalls ist es wichüg, 
:onstatirt zu haben, dass die Stelle, durch die der wirksame Theil des 
permatozoon in das Eiinnere tritt, in den engsten Beziehungen zur 
une steht. 


Freibure ir den-14. Juni 1877. 


Erklärung der Abbildungen. er 
Tatel XXVIL-XXIX. | | i 


(Sämmiliche Figuren sind, soweit es auf die Grössenverhältnisse ankam, mit 
der OÖsernäusser’schen Camera gezeichnet worden. Die angegebene Vergrösserungs- 
zahl erlaubt also sofort ein Auffinden der wirklichen Grösse. Die gelbe Farbe in 
den Figuren bedeutet stets den dotterkörnchenhaltigen Theil des Dotters. Sämmt- 
liche Figuren, wenn nichts weiter erwähnt wird, betreffen die Eier etc. von Petro- 


| myzon Planeri. ) \ | ie 
aut 


Fig, %. Unbefruchtetes Ei von oben gesehen. am = äussere Mikropyle. ER= 


Eihaut. Vergr. — 42. A E | 


Fig. 2. Unbefruchtetes Ei von oben, die Gegend der Mikropyle.. Df= dotter- 
körnchenfreie Randzone des Dotiers. Ehz = Rauhigkeiten der äussern Oberfläche 
der Eihauf. Bezeichn. wie in Fig. 4. Vergr. = 200. 

Fie. 3. Ein Schnitt durch ein unbefruchtetes Ei, der die Mikropylen und den 7 

' Eikern getroffen hat. im = innere Mikropyle und Spermagang. Ek= TR ; Ei 

sonstige Bezeichnung wie in Fig. 4 und 2. Vergr, = 42. | a 

Fig. 4. Derselbe Schnitt, der in Fig. 3 abgebildet wird, in der Gegend den u 
Mikropyle. Bezeichnung wie in Fig. 1—3. Vergr. 200. RB 

Fig. 5. Ein befruchtetes Ei, 15 Secunden nach dem Eintritt des Spermatozoon { 

in die äussere Mikropyle. Ansicht von oben. Bezeichnung wie in Fig. 4—3. 

Lb = Leitband des Spermatozoonkopfes. Vergr. = 42. 
Fig. 6, Dasselbe Ei wie in Fig. 5. Nur 7 Secunden später beobachlet. Be- 

. zeichnung wie in Fig. 4-—-5. Ansicht von oben. Vergr. = 42. | 
„ER . Fig. 7 — Fig. 9 betreffen combinirte Bilder. Die Verhältnisse des Dotters sine M 

nach Schnitten durch Eier der entsprechenden Stadien gezeichnet worden, wäh- 


rend die Verhältnisse der Eihaut, des Leitbandes und der Protoplasmafäden nach 7 


der Beobachtung des Befruchtungsvorganges am lebenden Ei gezeichnet wurden. R. 


Fig. 7. Ein Ei 20 Secunden nach dem Eintritt des Spermatozoon in die äus- n 


sere Mikropyle. Bezeichnung wie in Fig. I—6. Sp == Spermatozoonkopf. Ver- 
‚, grösserung = 200. 


Mikropyle. Bezeichnung wie in Fig. 1—7. Spk—=Spermakern (?). Vergr. = 200. 
Fig. 9. Ein Ei 4 Minute 28 Secunden nach dem Beginn der Befruchtung. Be- N 
| zeichnung wie in Fig. ı—8. Di = Dottertropfen. Ri= Randtropfen. Vergr.—=200. ' 

Fig. 40. Dasselbe Ei, welches in den Figuren 5 u. 6 abgebildet wurde, 2 Mi- ® 


nuten nach Eintritt ns Spermatozoon in die äussere Mikropyle. une wie “ | 


in Fig. 1—9. Vergr. — 42, 4 
Fig. 44. Schniit durch ein Ei, welches 11/, Minute nach Eintritt das Sperma- Ri 
{ozoon in die äussere Mikropyle gehärtet worden war. Bezeichnung wie in Fig. 
4-9. Fk = Furchungskern. Verer. — 49, 
Fig, 12. Ein Ei 3/, Stunde nach dem Beginn des Befruchtungsvorganges. An 
sicht der innern Mikropyle von oben. Bezeichnung wie in Fig. 1—9. Vergr. — 42, 
Pig, 18, Dasselbe Ei, welches als Fig. 12 abgebildet ist, 4 Stunden 20 Min 


Fig. 8. Ein Ei 26 Secunden nach Eintritt des Spermatozoon in die äussere he. 


Der Befruchtungsvorgang beim Bi von Petromyzon Planer, 481 
en Bee Siam der Befruchtung. Bezeichnung und Vergr. wie in Fig. 42. Die 
nnere reset ist oval. | 
“ Fig. Dasselbe Ei wie in Fig. 12 u. 13, 5 Stunden 45 Min. nach dem Be- 
0 sinn der ie Bezeichnung und er wie in Fig. 42 etc. Die innere 
Mik kropyle zieht sich zu einem engen Spalte aus. 
Fig. 15. Dasselbe Ei wie in Fig. 42—14, 6 Stunden 48 Min. nach erfolgter 
fruchtung. Bezeichnung und Vergr. wie in Fig. 42. Anlage der ersten Furche 
s ‚sich theilenden Eies, entstanden aus der spaltförmig gewordenen Mikropvle, 
Fig. 46. Dasselbe Ei wie in Fig. 19—15, 10 Stunden 35 Min. nach erfolgter 
fruchtung. Bezeichnung und ve wie in Fig. 12. Die Zweitheilung des Dot- 
rs ist fast vollendet. a 
Fig. 47. Schnitt durch den Hierstock eines 163 Millimeter langen Exemplars 
von Ammocoetes. Gefangen im Juni. Bg = Bindegewebsfasern und Zellen zwi- 
hen den Eiern, Eh = Eihaut. De = Dotter. Kbl = Keimbläschen. Vergr. = 42. 
Fig. 18. Schniit durch den Eierstock eines 474 Millimeter langen Exemptares: 
von Ammocoetes (Beginn des Umwandlungsstadiums ; es war an diesem Exemplar 
der Beginn der Bildung des Saugapparates zu erkennen). Gefangen im Anfang Sep- 
ember. Bezeichnung wie in Fig. 47. Vergr. — 42. 
Bi: . Fig. 49. Schnitt durch den Eierstock von Pelromyzon Planeri. Das Thier war 
163 Millimeter lang und war A!/, Monat vor der Laichzeit getödtet worden. Be- 
zeichnung und Vergrösserung wie in Fig. 17 und48. Ek=Eikern. Eim = Erste 
nlage ar innern Mikropyle und des Spermaganges.. PE=Epithel gegen die 


 Spermatozoen N von Petromyzon in Bene en gehärtet und 
h en Ko=Kopi, Mi=Mittelstück, Schz = Schwanz des Spermato- 
... Vergr. 800. 


Big, A 1 bis 4 IA k stellt don er ang ne Eies von a Pi. 


x ie, ei bis Bis stellt den Befruchtung ssvorgang am Petromyzonei a bis 
zum Verschwinden des Dottertropfens. An diesem Ei war die dotterkörnchenfreie 
Protoplasmasubstanz zwischen den Mikropylen sehr reichlich entwickelt, so dass 
er Rest des Leitbandes sich nicht wie in Fig. 4 70 — 412 in den Dotter zurückzog. 
Fig. C 4 u. 2 stellen die Vorgänge am unbefruchteten Ei dar, die nach dem 
Heraustreten des Dottertropfens den Zerfall des Eies einleiten. 


_ Sämmtliche Figuren A, Bu. C sind die getreuen Copien von Skizzenreihen, die 
hrend der Beobachtung des Befruchtungsvorganges gemacht worden sind. | 


en 


Aa. et aa a 


N achträgliche Bemerkungen Hier 


 Geraume Zeit nach dem Abschlusse dieses Ana seladidn 
theils durch den Autor selbst, tbeils durch einen befreundeten Gelehrten 
einige Schriften For's!, 2, 3, *) in meine Hände. Da diese Schriften zum 
grössten Theil dasselbe Thema betreffen , welches im vorliegenden Auf- 
satz behandelt wurde, dabei Thatsachen erwähnt werden, die nicht 
nur nicht den von mir mitgetheilten widersprechen, sondern denen sich 
' meine Beobachtungen direct anschliessen, so will ich hier kurz die 
 Bauptresultate der For’schen Untersuchungen mittheilen. | 0 
Alles was in den kurzen Mittheilungen No. 1—3 enthalten isi, ist 

in der Abhandlung No. 4 bedeutend erweitert, bereichert durch neue 
Beobachtungen und unterstützt durch eine grosse Anzahl von Holz- 
schnitten wiedergegeben, so dass ich mich in meinem Referat nur auf 
die letztangeführte Abhandlung (No. k) beziehen kann. n 
ni For hat seine schönen Untersuchungen vorwiegend an Seestern- 
‚eiern (Asteracanthion glacialis) angestellt. Nachdem der Autor zuerst 
beschrieben hat, dass das reife Eierstocksei ein grosses Keimbläschen 


N 4) H.Foı, Sur les phenomenes intimes de la f&condation.. Gompt, rend. 5 Febr. 


ur. er Sur le premier dsveloppement d’une Etoile de mer. Compt. rend. A9Bebr. 
aa Marl. | 
“ 3) Sur quelques fecondations anormales chez ’Etoile de mer. Compt. »rend 
0,4 Avril 1877. 
4) Sur le Commencement de L’Henogenie*) chez divers animaux. Archives des 
sciences physiques et naturelles (Bibliotheque universelle et revue suisse). Avril 


1877. Geneve. 


*) Die Gründe, die den Autor bewegen, den Namen »H&nogenie« einzuführen, 
giebt er in einer kurzen Anmerkung auf pg. i an, und lasse ich diese Anmerkung 
: hier wörtlich folgen: »HArckeL a er6e6 r&cemment deux nouveaux termes pour de- j 
signer le developpement individuel et le developpement historique ou pal6ontolo- ” 

gique d’un Etre; il les nomme Ontogenie et Phylogenie. D’accepte son idee ainsi 
x que le second de ces mois nouveaux. Quant au premier, je ne puis l’adopter car sa 
 sienification etymologique est en Opposition avec le sens qui lui prete son inven- 
teur. Onto-genie veut dire la formation ‘de l’Etre en tant qu’etre absirait, »Das 
werden des seins«. Pour desiguer de deveioppemen! individuel, il est indispen- 
nn 'sable de remplacer le mot grec »ovrog« qui signifie l’etre absirait par le mot 
| »Erog« qui designe un &tre individuel, un individu. Les mots d’Ontogenie et d’Onto- 
genese devront donc faire place aux termes plus rationnels d’ Henogenese et d’ Heno- 
genie.« — Ich gebe nun zu, dass For sachlich ganz recht hat, allein es ist doch 
sehr fraglich, ob es zweckmässig ist, für den jetzt allgemein acceptirien 
Namen »Ontogenie« einen vielleicht etwas richtiger gebildeten einzuführe 


| Sl mit Hönı letzteren bald nachdem das Ei aus 
Bock entfernt. worden ist, Veränder ungen vor sich en das ' 


denei beschrieben. Diesem ersten Doppelstern eriheilt For, im Gegen- 
zu einem später erst nach der Befruchtung auftretenden Doppelstern, 
Namen eo. de ee «, weil aus ihm das ee A 


in. acht verliert derselbe zum Theil seine Strahlen und 
letzt theilt er sich in zwei Hälften. Die am meisten peripher gelegene, 
- zt über die Doiterperipherie hervorragende Hälfte verliert endlich 
‚ganz ihre Sternform und wird als das aus zwei Bläschen oder Tropfen 
stehende Richtungskörperchen ausgestossen. Aus dem nicht ausge- 
ssenen. a des Doppelsterns bildet sich der Eikern (Pronucleus 
melle: E. van BEnenen), und dieser wandert wieder dem Eicentrum 
Alle E Veränderungen treten ein, ohne dass dem nur in Meer- 
er aufbewahrten Ei eiwas Sperma z anselle worden wäre. 


Am Schlusse ‚des ersten Abschnittes genannter Abhandlung (I. c 
Be 8) erwähnt der Autor noch, dass KR eben beschriebene 


habe noch ie he For's, über die Zusammensetzung 
r aut er Asteracanthion anzuführen. Er ae eine mucöse 


Brust Gabeln, 


verlässt, meist Ach plaite Zellen und Fasern des Ovarialstromas, j & 
jedoch im Meerwasser schnell abgespült werden. | \ 
‚Ich wende mich nun zu der Beschreibung, die For von dem- Be 
fruchtungsvorgang am Seesterneie giebt. Sowie man in das Gefäss, 
‚worin sich die Eier, die die ebenbeschriebenen Veränderungen durch- 
‘laufen haben, befinden, einige Tropfen frischer Spermatozoen bring 
kommen die letzteren in grosser Menge an die mucöse Schicht, die de 
Doiter umgiebt, und suchen sie sich, ‚unterstützt durch die kräftigen 
Bewegungen ihrer Schwänze, einen Weg durch dieselbe zu bahnen. 
Natürlich dringt bald eins dem anderen voraus. Sowie das am weitesten 
vorgedrungene Spermatozoon die halbe Dicke der mucösen Schicht pas- 
sirt hat, sieht man, wie an der demselben zunächst gelegenen Stell 
der Dotterperipherie, ein kleiner Hügel von heller hyaliner Substanz 
sich gebildet hat. Dieser flache Hügel geht bald in einen conische 
über, der sich endlich in eine feine Spitze auszieht, und diese trifft 
mit jenem am weitesten in die mueöse Schicht eingedrungenen Sper- 
matozoon zusammen. Das Samenkörperchen dringt jetzt in den feinen 
Conus hyaliner Dotiersubstanz ein und gleitet in das Dotterinnere hinab, 
Der in eine feine Spitze ausgezogene, über die Dotterperipherie hervor- 
'agende Gonus bleibt noch eine Zeit lang bestehen, allein nach einige 
Minuten verschwindet er auch und dann sieht man nicht einmal mehr 
die Oeffnung, die sich für den Durchtritt des Spermatozoon in der Do 
teroberfläche gebildet hatte. 
Ich habe hier noch eine äusserst wichtige Thatsache, die For ge- 

funden hat, nachzutragen. Wie erwähnt umgiebt den Dotter nur jen 
_ mucöse Schicht, eine Dotterhaut war am Seesternei nicht aufzufinden. 
For beobachtete nun, dass sowie das Samenkörperchen den Dotter b 
rührt (den Conus aus hyaliner Dottersubstanz), es an der gesammte 
Dotteroberfläche zu einer Hautbildung kommt. Dieser Vorgang geht sel 
schnell vor sich, denn noch ehe das Spermatozoon in den Dotter einge 
treten ist, sind an jener »neugebildeten Dotterhaut« schon zwei Contouren 
zu erkennen. Diese neugebildete Membran verhindert, dass weitere” 
Samenkörperchen in das Ei eintreten. | Se | 

Der Autor theilt ferner mit, dass der beste Moment zur Befruchtung 
der sei, wenn der Eikern neu gebildet ist: An Eiern von Thieren, d 
in der Gefangenschaft gelebt haben, oder solchen Eiern, bei denen die” 
Umwandelung des Keimbläschens in den Eikern noch nicht vollendet 
war, kommt es nie zur Bildung der »Dottermembran«, und dadurch 
wird es ermöglicht, dass mehr wie ein Spermatozoon in den Dotier e 
dringt. For weist nun nach, dass wenn nur ein Spermatozoon in 

Ei eingedrungen ist, das erstere als Spermakern sich mit dem Eik 


Ar 


AR 
Ag, 


y Der Befruchtungsvorgang beim Ei von Petromyzon Planeri. 485 


6) verbindet und die weitere Entwickelung des Eies eine nor- 
} ist. Sind aber mehr wie ein Spermatozoon in den Dotter einge- 
ten, dann finden sich in demselben mehrere Spermakerne (»Sonnen«, 
ind die ganze Entwickelung des Eies wird eine anormale. Es entwickelt 
h aus solchen Eiern eine Missbildung. 
Den Thatsachen, die For bei Beobachtung des Befruchtungsvor- 
nges von Asteracanthion gefunden hat, schliessen sich meine Beobach- 
ungen, die den gleichen Vorgang am Petromyzonei hetrefien, auf das 
este an. Uns beiden war es möglich, zu constatiren, dass zu einer 
rmalen Befruchtung nur ein einziges Spermatozoon nöthig ist, FoL 
and sogar, dass wenn mehr als ein Spermatozoon in das Ei eindringt, 
ie Entwicklung desselben stets eine anormale wird. Ich konnte nie 
obachten, dass zwei Spermatozoen in ein Petromyzonei eintraten, sah 
"aber auch nie eine anormale Entwicklung der Eier. Ich kann mir jedoch 
nz gut denken, dass bei sehr weiter äusserer Mikropyle zwei Sperma- 
en in das Leitband und dadurch in den Eidotter eintreten können. 
‚dies der Fall, dann wird wohl mit dem Ei eine ähnliche anormale 
wicklung vor sich gehen, wie sie Fo von dem im gleichen Fall be- 
ndlichen Seesternei beschreibt. 
Ferner konnien wir beide constatiren, dass noch ehe das Sperma- 
6zoon in den Dotter eingedrungen ist, blos wenn es demselben sehr 
: gekommen ist, es auf den Dotter einen Reiz ausübt, auf welchen 
rselbe sofort reagiri. Beim Seesternei kommt es zur Bildung jenes 
schen Hügels, der dem Spermatozoon entgegenkommt, beim Petro- 
‚zonei bildet sich das Leitband. 
"Was nun die äusserst interessante und wichtige Beobachtung For’s 
er die Eibaut, die durch den Contact von Spermatozoon und Eidotter 
steht, betrifft, so ist es möglich, dass das höckerige Aussehen der 
tteroberfläche des Petromyzoneies, welches sofort nach Beginn der 
fruchtung eintritt, das Resultat eines ähnlichen Vorganges ist, doch 
er vor allen hervorzuheben, dass beim Petromyzonei mit dem 
issen des Leitbandes der directe Weg in das Dotterinnere für das 
me nkörperchen abgeschnitten ist, nur wenn dies nicht der Fall wäre 
nte eine Aenderung der Eidotteroberfläche von Wichtigkeit werden. 
mir es jedoch in den meisten Fällen nachzuweisen gelang, dass die 
re Mikropyle durch den Schwanz und ein Theil des Mitielstücks 
Spermatozoon verstopft wurde, ferner da ich in veränderte Eier, 
‚denen der Zusammenhang von Eihaut und Dotter gelockert war, 
ein Samenkörperchen eindringen sehen konnie, so glaube ich 
dass es beim Petromyzonei zu einem ähnlichen Vorgang, wie 
n Seesternei, zu einer Eidotterhautbildung kommt. Ich konnte 


Fer 


nr us Ernst aa Der Bohnen in ir von Ye 


Behndiichen Defvan, einer Mikropiie: ein Unterschied besteht. 
Aus diesen Befunden ergiebt sich, dass das Petromyzonei i in seine 
Mikropylen und dem Leitband, das Seesternei in der bei ihm na 


ne der Befruchtung eintretenden Dotterhautbildung, Einrichtungen besitze 


ne die es ermöglichen , die Zahl der in den Dotter eintretenden ‚Spermat 
zoen auf ein einziges zu beschränken. | 


Freiburg i/Br. den 13. August 1877. 


cher die Eibildung und die Männchen von Bonellia viridis Ro!, 
| Kon 


Dr. Franz Vejdovsky, 
Docent am k. k. böhmischen Polytechnicum zu Prag, 


Mit Tafel XXX und einem Holzschnitt, 


"Während meines Aufenthaltes an der k. k. zoologischen Station zu 


Bo von Bonellia zu studiren. Dieses Thier lebt, wie en 


nis anatomischen Untersuchurgen dieses Thieres wurden in 
ei Richtungen angestellt; einerseiis war es die Eientwicklung, die 
senauer kennen lernen wollie; andererseits beabsichtigte ich die 
sitischen Männchen zu finden, welche auch thatsächlich fast in jedem 
plare zum Vorschein kamen. 

Trotz interessanter Angaben über die Auanainie der Bonellia von 
MARDA 1) und Lacaze-Durniers 2) ist doch die Entwickiungsgeschichte 
Eies im Dunkeln geblieben. Was von Scamarnı als Eierstock gc- 
t wurde und zu welchen Resultaten dieser Forscher gekommen, 
on Lacazs-Duruters hervorgehoben. Der eigentliche Eierstock 
von dem letzigenannten Zootomen entdeckt; doch sind die An- 
‚er die Eibildung so spärlich, dass ınan sich darüber keine ge- 
\nschauung machen kann. Nur nach den von Lacaze-Durnrens 
CHMARDA, Zur Naturgeschichte der-Adria. Denkschriften der kaiser!. 
ssensch. Wien. IV. Bd. 1852. p. 417—126. Taf. IV—VI. 

) H. LacAze-Dursıers, Recherches sur la Bonellie (Bonellia viridis). Ann. d. 
nat MW. Ser. Zoolog. T.X. 1858. p. 48—110.. Taf, I—IV. 


488 - / Franz Vejdovsky. Sn 


gelieferten Abbildungen!) dürfte man dafür halten, dass bei der Ei 
entwicklung eine Foll ikelbildung stattfindet. | “ 
Die Lage des Eierstockes im lebenden Thiere wurde trefflich. von 
Lacaze-Durnıers angegeben. Ein vergrössertes Stück des Eierstockes 
ist in meiner Abbildung (Fig. 1) dargestellt. Es ist dies eine den Bauch- 
strang vollkommen deckende Mesenterialfalte (Fig. 1 M), welche an 
ihrem vordersten Ende die jüngsten Stadien der zukünftigen Eier trägt 
(Fig. 4 a). Je weiter nach hinten, desto entwickelter sind die Eier, wo- . 
durch der ganze Eierstock eine traubenförmige Gestalt annimmt. 
Die jüngsten Stadien erscheinen als aus gleichwerthigen Elementen 
zusammengesetzie Zellenhäufchen (Fig. 4 a). Die Zellen bestehen aus 
einem homogenen Protoplasma, in dem die Kerne mit ihren Kernkörper- 
chen liegen. Solche Zeilengruppen findet man nur vereinzelt in der ° 
vordersten Partie der Mesenterialfalte. Weiter hinten sind die Zellen- 
haufen im Zusammenhange. | | Mi 
Sobald die Kerne die Grösse von 0,003 Mm. erlangen, fängt eine 
centrale Zelle der einzelnen Gruppe an sich durch grössere Dimensionen ° 
"vor ihren Geschwistern auszuzeichnen. Diese ist das eigentliche Ei} 
(Fig. 2). Sein Protoplasma ist aber noch ganz durchsichtig, feinkörnig, ° 
ohne Deutoplasmakugeln. Auf dieser Stufe hat das Keimbläschen # 
0,044 Mm., der Kern 0,007 Mm. Durchmesser. Das Ei wächst nun in: 
de; Keclauns gegen die Mesenterialfalte (Fig. 2 M) und wird von den 
übrigen kleineren Zellen gänzlich umgeben. Die grössere Partie der 
letztgenannten ragt als eine grosse Zellengruppe (Fig. 2 ©) nach aussen - 
in die Leibeshöhle, wohingegen nur eine Zellenschicht (Fig. 2 fo) zwi- 
schen der Mesenterialfalte und dem Ei liegt. Es ist ersichtlich, dass hier 
eine Follikelbildung vor sich geht. Die Follikelzellen messen 0,044 Mm. 
im Durchmesser, ihr Kern misst 0,005 Mm.,. das Kernkörperchen } 
0,003 Mm. Die, die Eikappe nen Zellen zeigen eine 
kegelförmige Born und stossen mit ihren Spitzen im Centrum in radjärer 
Anordnung zusammen (Fig. 3 v). Anfänglich scheinen auch diese zei 
len an Grösse etwas zuzunehmen. Die Zellenkappe bildet in ihrem | 
Innern eine Höhle, welche auch LacazE-Durniers ganz richtig abbildet. e\ 
Aus dieser Höhle hat die Eizelle ihren Ursprung genommen. Er. | 
Die Follikelzellen sind noch mit ganz deutlicher Membran undKern 
versehen. Der ganze Apparat ist mit dem Eierstocke durch Er Mesen- 
_ terialmembran im Zusammenhange. En 
Auch im nachfolgenden Stadium der Bildung des Eies, weiches 
schon eine ganz kugelige Gesialt annimmt (Fig. £), treten die: Follikel- 


- 


41)\.1..c, Taf. ULFig2 3,4. 


2 


Ueber die Eibildung und die Männeben von Bonellia viridis Rol. 489 


£ a a a Aberenzung, Kernen und Kernkörperchen ganz deutlich 
_ hervor. Wenn nun das Ei viel grösser als im vorigen Stadium erscheint, 
_ wenn sein Protoplasma mit Feitkörperchen sich zu füllen anfängt: 
so kann man sich das Wachsthum dadurch erklären, dass es nur auf 
Kosten der die Eikappe bildenden Zellen vor sich geht. In der That 
; werden diese Zellen jetzt kleiner, lassen aber noch deutlich ihre Mem- 
‚bran, Kerne und Kernkörperchen zum Vorschein kommen. | 
Bei weiter fortschreiiendem Wachsthum wird die Kappe noch 
- kleiner, die Follikelzellen haben sich aber sehr wenig verändert. Sie 
‚sind zwar platt gedrückt, da sie dicht an die Dottermembran anliegen ; 
die Zellengrenzen (Fig. 5 fo), Kerne und Kernkörperchen sind bisher 
noch ganz deutlich ausgeprägt. Bei dem raschen Wachsthum des Eies 
plaizt nun die das ganze Gebilde umgebende Mesenterialmembran und 
‚das Ri fällt sammt dem Follikel und der Eikappe in die Leibeshöhle, wo 
es die weitere Entwicklung durchmacht. Derzeit ist es mit reichem Fett- 
- inhalt — den Deutoplasmakugeln — versehen, wohingegen eine feingranu- 
‚ lirte Protoplasmamasse sich um das Beinhlänchen ansammelt (Fig. 6). 
Das Ei vergrössert sich nun immer mehr und verdrängt oaalich fe 
 Follikelzellen gänzlich; diese sind jetzt ganz platt (Fig. 7 fo), un- 
e deutlich- eontourirt und lassen nur schwache Spuren von Kernen er- 
‚kennen!!). 
Schliesslich verschwindet die Eikappe gänzlich und nun erscheint 
. das reife, mit Dottermembran umgebene Ei im Innern der äusseren 
Hülle. Diese, als Nachkömmling der Follikelzellen aufzufassende Mem- 
 bran ist nun vollständig homogen ee und sticht gegen die Dotter- 
Amembran scharf ab (Fig. 8). | 
Das entwickelte Ei hat eine Grösse von 0,46 Mm.; ın ei einge- 
Elüsssen liegt ein im Durchmesser 0,11 Mm. kberen Keimbläschen 
und ein 0,046 Mm. grosser Keimfleck. Dieselben sind von einer fein 
 granulirien Proioplasmamasse umgeben, in welcher‘ zumal an der 
_ Peripherie eine mächtige Schicht grosser, scharf contourirter deuto- 
| plasmatischer Kugeln zum Vorschein kommt (Fig. 8 d). 
{ ‚Das Ei der Bonellia ist demnach mit zwei Hüllen versehen: mit 
einer an den Eiinhalt dicht anliegenden Dottermembran und mit einem 
 resistenien homogenen Exochorion, weiches aus den Follikelzellen ent- 
stand. Diese beiden Hüllen hat schon Scumarpa beobachtet, wogegen 
 Lacaze-Durniers nur einer Membran erwähnt. 
“ Im Ganzen kann man die Bientwicklung der Boneilia folgender- 
A) et Durmens thut in seiner Arbeit der Zeilen Erwähnung, aus welchen 


I Bier der Bonellia zusammengesetzt werden sollen; wahrscheinlich gehören 
. diese zellenartigen Gebilde der äusseren Membran an. 


490 i . i Franz Veitorskf, 


weise bezeichnen: kungen ist es nur eine aus igleie .* 
werthigen Zellen bestehende Gruppe. Eine von diese 
Zellen entwickelt sich auf Kosten der übrigen Ge 
schwister und comprimirt auf der ganzen Oberfläch 
die Follikelzeilen, welche schliesslich die Natur eine 
secundären Mahn annehmen. 
Dieser Vorgang der Eibildung scheint jenem der Piscicola am 

- nächsten zu stehen, wie dies Huserr Lunwis ! bei diesem Thiere schil- 
dert. Andererseits entspricht aber diese Eientwicklung jener der In- 
 Secien. es 
| Die zur völligen Reife sich entwickelnden Eier flottiren in der 
Körperflüssigkeit und gelangen durch einen grossen, gelappten Wimper- ” 
 triehter in den Eierbehälter (Uterus), dessen inneren Raum sie manch- 
mal vollständig erfüllen. Dieser Sack existirt nur bei den geschlecht 
reifen Weibchen. Junge, geschiechtslose Bonellien enibehren diese: 
Organs. In allen Fällen, wo ich junge Exemplare untersuchte, gela 
es mir nicht einmal den Wimpertrichter zu finden. Wahrschein- 
lich ist dieses Organ sehr winzig und entwickelt sich erst später zu 
einem mächtigen Trichter, aus dessen Wandungen dann der eigentliche 
Eierbehälter durch Ausstülpung enisteht (Fig. 9). Es geschieht dies in 
° Zeit, wo an der Mesenterialfalte die ersten Anfäuge des Eierstockes 
zum Vorschein kommen; derzeit erscheint an der Seite des Trichter- 
ganges ein kleines Höckerchen, welches sich durch fortschreitendes. # 
Wachsthum zu einem dofnilinien, mächtig entwickelten und mit mus- | 
 kulösen Wandungen versehenen Sack ausbildet (Fig. 9 eb). 
Bier sammeln sich nun die vom Wimpertrichter (wi) gefangenen 
Bier. In diesem Sacke soll nach Scumarpa’s Beobachtung die Dotter-” 
'furchung vor sich gehen, hier sollen sich auch die Embryonen en 
wickeln. 
Wie werden die Eier befruchtet? Woher Kon die Männchen? 

 . Aehnliche Fragen hat schon Scumarpa aufgestellt und suchte die Be 
_ fruchtungselemente im Wimpertrichter. . LacazE-Durniers berichtigte 
diese falsche Ansicht, indem er den wahren physiologischen Zweck des 
Trichters nachwies. Die Frage aber über das Männchen ‚der Bonell 
blieb bis 1868 ungelöst. 
Bei den in diesem Jahre zu Triest und auf der Insel beta an den 
geschlechtsreifen Bonellien angestellten Beobachtungen kamen dem be- B 
 ‚rühmten russischen Forscher Kowauevsay eigenthümliche , planarien- 
 artige Parasiten zu Gesicht, welche in der Mündung des Eileiters ihren 


1) Husert Lupwig, Ueber die Eibildung im Thierreiche, Würzburg A874. % 


14 


‘ Etwas nr ; 
‚urde ee 'Thatsache auch in Frankreich bestätigt, wo Carıa und 
ARıoNn die parasitischen Männchen ebenfalls in der Mündung des Bi- 
ters: von Bonellia angetroffen haben. Ihre Beobagliungen stimmten 


a el Br kekle ihn Beinsrkune sollen. also 
Männchen der Bonellia nur im Ausführungsgange des Eileiters vor- 
immen. Oben aber habe ich erwähnt, dass bei jungen, weiblichen 
\ellien der Trichter sowie seine äussere Oeffnung sehr winzig, fast 
ınz unsichtbar ist. Man fragt sich nun, wo die Männchen bei den ge- 
chlechtsiosen Weibchen leben. 
Diese Frage zu beantworten gelang mir Ende Januar, in der Zeit, 
0 überhaupt nur junge Bonellien auf die zoologische Sinn gebr acht 
urden: Als ich den anatomischen Bau des Oesophagus der geschlechts- 
josen Weibchen unter<uchte, fand ich zu meiner Ueberraschung in dem- 
elben 6—-15 parasitische, planarienartige Würmer, welche sich lebhaft 
den. Wandungen dieses Organs bewegten. Bei genaueren Unter- 
chungen fand ich, dass ihre innere Organisation von jener der Tur- 
llarien ganz ich, Es waren dies die Männchen von Bonellia. 
selben werden also von einem geschlechtslosen Weibchen im Oeso- 
jagus ernährt und zwar bis zur Zeit, wo die Eier in den Eierbehälter 
langen. Hierauf wandern die Männchen aus dem Oesophagus in den 
ileiter des Weibchens, um die Befruchtung des Eies zu Stande zu 
ingen. Jedes Weibchen trug hier die Männchen manchmal in ziem- 
h grosser Menge; 6—8 war die gewöhnlichste Anzahl. Aber auch 
>i im Schlamm sich bewegende Männchen fand ich zweimal im Ge- 
se, wo weibliche Bonellien gezüchtei wurden. 
Ich hatte das Vergnügen den Herren Dr. En. Graurrr und Dr. Hır- 
sowohl die lebenden Thiere als auch die Befunde meiner Unter- 
ungen zu demonstriren. Indem ich nun die Beobachtungen Kow4- 
sKy’s in Allem bestätigen kann, erlaube ich mir hiermit die 


28. Nur schwach plaitgedrückt, zeigt es auf einem Querschnitt das 
| einer Ellipse. Die Haut besteht aus einer dünnen, resistenten 


0 maanapieoöpasnom» camnb 6oneain. Von Prof, KowALrvskv. In französ. 
set: ng: Du male planariforme de la Bonelie; trad. par J.-D. Carra. Revue 
'nces naturelles. Tome IV. 4875. ’ 
tachrift £. wissensch. Zoologie. AXX. DL. | u 88 


Em ranz Veit, 


FT 


a Cuticula (Fig. 10, 19 cu), "welche. überall Tau Wimpern trägt: fe 
Unter der Eich liegt die Hypodermis (Fig. 10, 19 hp), welche, 3 
oben betrachtet, als ein aus sechseckigen Zellen bestehendes Rpith 
(Fig. 18) erscheint. In Querschnitien (Fig. 19 hp) findet man schön 
cylindrische Zellen, deren Kerne in gleichem Niveau in dem ganzen Um- 
fange des Körpers in einem homogenen Zellenplasma eingebettet sind 
und mehr in der Tiefe der Zellen liegen. Die Dicke dieser zelligen 2), 
Schicht ist nicht gleich; an Querschnitten (Fig. 19) ‘sieht man, dass 
die Seitentheile aus längeren Zellen bestehen. Ihre anbehnhieheic Ent- 
wicklung erreicht die Hypodermis in der hinteren Region des Körpers“ 
(Fig. 10), wo sie aus langen Cylinderzellen gebildet ist. Während 
die Diebe der Hypodermis in dem vorderen Theile des Körpers? 
0,014 Mm. beträgt, misst die Länge der einzelnen Zellen in der hinteren N 
Partie 0,019 Mm. j 
Neben dieser ist aber noch eine andere Eigenthümlichkeit der 
Hypodermis in der vorderen Partie des Körpers zu verzeichnen. Hier be- 
gegnet man bei einer hohen Einstellung jenen Gebilden, die so oft be 
der Eypodermis der Anneliden zum Vorschein Kork Man sieh 
nämlich ein von kernhaltigen Zellen gebildetes Netzwerk (Fig. 47), 
dessen Maschenräume (a) mit einer hellen homogenen Substanz ge 
füllt sind. Die einzelnen Alveolen sind nicht gleich gross; in der Nähe 
der äusseren Mündung des Samenbehälters findet man dieselben vie 
grösser als hinien. EN 
Mit der Hypodermisschicht steht in einem engen Zusammenhange 3 
die im ganzen Umfange des Körpers 0,007 Mm. messende Längsmuskel- 
schicht (Fig. 10, 19 Im). Nur in der Mittellinie der Bauchseite schein 
‚die Muskelschicht unterbrochen zu sein, indem sie den Bauchstran; 
einschliesst, | h 
Unter der Längsmuskelschicht erstreckt sich eine dehs Lage de " 
Bindesubstanz (Fig. 10, 19 p), welche aus runden, mit hellem, homo- 
genem Inhalte gefüllten Alveolen und dazwischen zahlheiphst zerstreuten” 
Kernen besieht. Diese Bindesubstanz erfüllt in der vordersten un 
hintersten Partie des Körpers den ganzen inneren Raum des Leibes 
schlauches. In der mittleren Region des Körpers ist derselbe mit eine 
sehr dünnen, membranartigen Zellenschicht ausgestattet, welche dem 
Perilonaeum a Anneliden gleichkommt (Fig. 40,49 e) und die eigent 
liche Leibeshöhle auskleidet. Siellenweise bildet die Bindesubstan 
dissepimentartige, in die Leibeshöhle hineinragende Ausbuchtungen. 
Die übrige Organisation des Männchens ist sehr einfach; m 
"findet hier einen mächtig entwickelen Darmcanal, die, in der Leibe 
höhle Hlottiirenden Entwicklungsstadien der Spermatozoen und schlie 


a die Eibildung und die Münnehen von Bonellia viridis Rol. 493 


en grossen Spermatozoenbehälier. Von der Existenz eines 
irnganglions konnie ich mich nicht überzeugen. Auch ist es mir 


entdecken. Der Spermatozoenbehälter und der mit gelbem Pigmente 
eckte Darmcanal erschweren die Erkenntniss der inneren Organi- 
‚ion bedeutend und namentlich die, des sehr schwach entwickelten 

uchstranges. In jenem Theile des Thieres, welcher sich vom Ende des 
Jarmcanals bis zum hinteren Ende des Körpers erstreckt, beobachtete 
unter der BEindesubstanz einen aus Fasersubstanz ur chenden 
es (Fig. 40 n), von welchem zu beiden Seiten faserige Aeste aus- 
Es war sehr schwierig, mich von der Natur dieses Stranges zu 
| en: Isi es ein Muskel- oder Nervenstrang? Für die letzte An- 
icht spricht der Umstand, dass der Strang auch unter dem Darıncanal 
‚ dann aber — des dunkeln Pigments am Darmrohre wegen — 
insichtbar geworden ist. An Querschnitten der vorderen und mittleren 
(örperpartie (Fig. 19, 20 n) erscheint aber immer unter dem Darmcanal 
ie Vertiefung in der Längsmuskelschicht und an dieser Stelle liest 
von äusserst kleinen Zellenkernen umgebener Querschnitt des Bauch- 


Der Verdauungsapparat beginnt mit einem queren, spaltlörmigen 
ui de auf der Bauchseite (Fig. Al 0). Der Anfangstheil des Darm- 
hres — dem Oesophagus des Weibehens entsprechend — ist hell und 
rräth sich durch schwache Contractionen. Der weitere Verlauf des 
rmapparates erscheint als ein angeschwollener, gelblicher Magendarm, 
cher sich nach hinten verjüngend, zuletzt blind in der Leibeshöhle 
digt (Fig. 10 d). Ebenfalls wie Kowsızysky war ich nie im Stande 
en After zu entdecken. | 

n. Der ganze eben besprochene Theil des Detniahren ist an derOber- 
mit einem gelblichen Pigmente bedeckt, welches insbesondere in 


| = en Drüschen , n Je ähnliche auch am Darme des 


tische ır en N Darunter findet 

zuletzt eine Schicht grosser eylindrischer Zellen (Fig. 19, 20 d), 
im ganzen innern Raum des Darmes dicht mit Wimpern ver- 
ind. In dem Theile des Körpers, wo sich der Samenbehälter 
n ee der Darmcanal plattgedrückt, so dass seine Quer- 
e einen a Umriss annehmen (Fig. ‚9 d). Wo diese 


une 32 


i 494 n N Ä Franz Yertorsk, an ui a, 


Was die übrige Organisahen anbelangt, so Kar man nur Fan BR j 
 schlechtsorgane besprechen. Ich kann weder einen Excretionsapparat, 
noch ein Gefässsystem nachweisen. Das letztere scheint nur durch eine 
Körperflüssigkeit vertreten zu sein, welche durch die Bewegungen des 
Darmeanals die Wandungen des Körpers bespült. 
Die Geschlechtstheile bestehen nur aus den in der Leibeshöhle 
flottirenden Spermatozoen und dann aus einem mächtigen Samenbe-. 
hälter (Fig. 10 sb). Die Mutterzellen der Spermatozoen bilden sich am 
Periionaeum, und nachdem sie einen gewissen Grad der Reife erreicht. 
haben, fallen sie in die Leibeshöhle hinein, um hier die weitere Ent— 
wicklung durchzumachen. Hier findet man sie in allen Stadien der Ent- 
wicklung (Fig. 12 a—d, Fig. 13 a, b, Fig. 45); diese ist dieselbe, wie 
KowaLevsky bei Lumbricus beobachtete und die ich bei manchen Poly- 
chaeten und Oligochaeten nachweisen kann. Die reifen Spermatozoen 
(Fig. 15) trennen sich von der Mutterzelle und floitiren dann in der 
Leibesflüssigkeit. So gelangen sie bis zum Wimpertrichter (Fig. 10, 1% st), 
von welchem sie aufgefangen werden. Von dieser Zeit an füllen sie den 
inneren Raum des Spermatozoenbehälters aus. Dieses Organ nimmt. 
einen grossen Theil der Leibeshöhle in Anspruch. Es ist flaschenförmig, 
verjüngt sich allmälig nach vorn und mündet mittelst einer runden Oefi- 
nung am vorderen Körperpole nach aussen (Fig. 10 a). Nach hinten er- 
weitert sich der Spermatozoenbehälter zu einem mächtigen Sack, welcher 
am hintersten Theile mit einem winzig kleinen Trichter endet (Fig. 10, 
14 si). Derselbe ragt in die Leibeshöhle hinein und ist, — der übrigen 
Organe wegen, — sehr schwer zu beobachten. Nur beim Herausprä- 
pariren desselben aus dem Thiere, und dann zu der Zeit, wo er lebhaft 
reife Spermalozoen auffängt, kann man ihn deutlich wahrnehmen. Seine 
Mündung ist rund, undeutlich gelappti und mit kurzen Wimpern ausge- 
rüstet. Die Wandungen des Spermatozoenbehälters werden von einer 
Epithel- und Muskelschicht gebildet (Fig. 14). Inlebenden Thieren, infolge 
des vom Deckgläschen ausgeübten Druckes, liegt dieses Organ im Körper 
immer an der rechten Seite; in Querschnitten zeigt es dagegen immer 
eine centrale Lage in der Längslinie des Körpers, wo es auch ausmündet 
(Pig. 19, 20 sb). 

nn den mitgetheilten Beobachtungen geht hervor, dass das Männ- 
chen der Bonellie in seiner äusseren Gestalt und theilweise auch in 
der inneren Organisation den rhabdocoelen Turbellarien und Nemer- 
tinen sehr ähnelt; diesen in Hinsicht auf seinen Leibesschlauch, jenen 
in Bezug auf den blinden Darmcanal, Sonst hat es nichts mit beiden 


. gemeinschaftlich. Die übrige Organisation, — namentlich das Nerven- 


system und die Geschlechtsorgane, — stimmt mit der des Weibchens 


u 


un en Be on von Bonellia aan Rol, n R 195 


de hermatozvonbetälter. 


Dieses Orept entepriche vollkountieh dem 
yehälter a Weibchens. | 


oducte werden nt in diesen 
entwickelten Säcken 
ne Eng aufbewahrt. li 
So viel aus meinen Beob- ji, 
ıngen. Jetzt erachte ich 
für nothwendig der Beob- A. 
ng zu erwähnen, welche 2-44 . 
Professor Marion in Mar- 
je angestellt wurde. Carrı 


My 


3 
Ss 


zwei Borsten bewaffnete 
nchen gefunden hat. Pro- 


lia— va r, m inorMa R A.B. Nach einer Zeichnung von Prof. MARION. 

je über die en 4,Männchen in Profillage, 3, von der Bauch- 
> seite, C, vorderer Theil des Körpers vom 
ol en.a.2.9 0... Weibchen der Bonellia, m, Mund, o, Porus 
nn ee ER genitalis, d, Borsten, sd, Samenhehälter, 
a he ' d, Darm. 


ni und auch die iilörnden Zeichnungen zu copiren: »Les 
s parasites,« sagt Marion, »retir6s de Vorgane segmentaire de 
onellies, portaient dans la region antcrieure et ala face ven- x 
ux forts crochets, qui m’ont paru immediatement homologues 

{ ‚assistent # ouverture un de la Bonellie elle-möme. Je 


96, Br Frau heilen messe 


‚vous fee les deux croquis, que yai faits de ces ee Lun se 2 vapporte Er 
. a un individu vu par la face ventrale, l’autre represente la region ante- 
 rieure d’un individu plus fortement grossi ei vu de profil. Les 16gu- 
ments &taient extraordinairement colores en jaune et peu iransparenis. 
Je voyais bien la region dilat6e pleine de spermatozoides, son conduit 
anterieure, mais l’entonnoir vibratile de cet organe segmentaire n'etait 
pas bien net. Il etait egalement diffieile de distinguer les autres organs 
internes «. a 

Es ist dies eine höchst wichtige Entdeckung. Man sieht, dass ein 
Paar starre Borsten hinter der Oeflnung des Samenbehälters. in der 
Mittellinie der Bauchseite vorkommt. | | | 

Vergleicht man nın die äussere Oeffnung des Weibchens mit 
ihrer aus einem Paar Borsten bestehenden Bewäffnung, so findet man 
nur darin Unterschiede, dass die Borsten des Männchens hinter der 
äusseren Oeffnung des Samenbehälters sich vorfinden, während die des 
Weibchens vor der Oeffnung des Eileiters ihren Platz haben (Holz- 
‚schnitt C, b). Leider ist es mir unbekannt geblieben, ob die Borsten des 
Männchens hinter oder vor der Mundöffnung liegen, um auch in dieser 
. Hinsicht eine Parallele zu ziehen. 
h Nach diesen Untersuchungen kommt man zum Resultate, dass sich 
das Männchen der Bonellia vom Weibchen nur durch die äussere Ge- 
stalt, einige innere Organe und die Grösse unterscheidet. Es hervscht 
hier ein geschlechtlicher Dimorphismus, welcher auch schon bei CGru- 
 staceen, Nematoden und neuerdings bei vielen Rotatorengattungen !) 
"beobachtet, wurde. | 

Leider kennt man die Embryologie der Bonellia noch nicht in der: 
Weise, um beurtheilen zu können, ob das Männchen in seiner Form 
' ein dem Weibchen vorübergehend zukommendes Entwicklungsstadium 
darstellt; genug, die Männchen verkümmerten in ihrer Organisation auf 
Kosten der Entwicklung des Generationsapparates,. / 
Schliesslich ist noch die Frage zu erledigen, wie die Männchen in 
den Oesophagus des Weibchens gelangen. Oben habe ich erwähnt, 
dass ich auch zwei frei lebende Männchen im Schlamme auffand. Nun 
- erkläre ich mir ihr Vorkommen im Oesophagus dadurch, dass sie viel- 
leicht mit Schlamm — welcher hauptsächlich Nahrung der Bonellia ist 
.— in den Oesophagus gelangen und hier ihren Aufenthaltsort finden. 

Sehr selten fand ich die Männchen im Oesophagus eines geschlechts- ö 
reifen Weibchens, bei welchem sie aber zahlreich im Rileiter vertreten 


A) Falenk rein, ‚im Tageblatte der Leipziger Naturforscher- Versammlung 1812. 
p.440. 


[3 


lien von da nach aussen kommen. Schmanna liefert u einige Sta- 
der embryonalen Entwicklung von Bonellia. Seine Abbildungen 
eigen aber an sich blosse Erscheinungen des Zerfallens in den ie 
ruchteten Eiern, wie mir solche auch manchmal zu Gesichte kamen. 

lie es es mir eine Dotterfurchung in den Eierbehältern zu beob- 
| Auch erfahre ich durch eine briefliche Mittheilung von Prof. 
hier Folgendes: »Ich habe die Bonellien im Spätsommer und 
| Sommer in verschiedenen an “ viest, Rhodus, Sardinien etc.) 


sierbehältern ausgehenden Eier durch Muskelcontractionen der Samen- 
älter ausgeschüttet werden. Die dadurch befruchteten Eier fallen 
da n ins Wasser, um im Schlamme ihre embryonale Entwicklung 
urchzumachen. 

“ Jedenfalls bedarf diese äusserst interessante Erscheinung genauerer 


Nachtrag. 


_ Nach der Vebersendung des vorliegenden Aufsatzes an die Redac- 
1 dieser Zeitschrift erschien im»Archiv f. Naturgeschichte«!) R. GREERF’S 
rbeit: »Ueber den Bau und die Entwicklung der Echiu- 
riden«, « wo die Frage über die Natur der turbellarienförmigen Para- 

: Bonellia erörtert wird. Die Auffassung KowaLzvsky's, dass diese 


ellarien « die inächti igen en der Bonellia beftanhien. an 
U die on dieser ‚Frage aubeansl, so ie nach ns 


: a u 198 Franz Viöaf, Ueber die B DAdlıE und ie äh on Bonellia viridis Ro 


"S.kann: 


Fläche des Object ser Shrderker, Indessen babe ich schon be- 
merkt, dass ich gewöhnlich 6—8 Männchen in einem Eileiter ‚gefunden, “ 
—-eine Anzahl, welche wohl zur Befruchtung einer grösseren Eiermasse . 
genügen Hirte, IR | 
Ich habe nur einmal die Eier der Bonellia künstlich mit Spermato- R 
'zoen eines Samenbehälters im Wasser zu befruchten versucht, ohne 
- jedoch daraus befriedigende Resultate ziehen zu können. Es müssen in 
dieser Beziehung nochmalige Versuche angestellt werden. Indessen ist 
° auch die Vermuthung nicht auszuschliessen, dass die Befruchtung nur 
während des Ausgehens der Eier nach aussen im Eileiter stattfinden 


Die letzte Einwendung Gnezrrr’s gegen die Auffassung Kowarevskr' S 
ist die, dass er in der Leibeshöhle des Echiurus Pallasii ebenfalls schma- 
rotzende Turbellarien gefunden hat. Dieselben haben aber mit den 
'Geschlechtsfunctionen dieser Thiere sicher nichts zu thun, denn einer- 
seits wurden von E. Pallasii die männlichen und weiblichen Individuen 
und die Form ihrer Geschlechtsorgane und Geschlechtsproducte mit 
‚Sicherheit beobachtet und andererseits sollen die Türbellarien nach 
-GREERF sowohl in den männlichen als weiblichen Echiuren vorkommen. 
_ Ueber die Organisation sowie über die Weise, wie sich diese Parasiten 
zu den Geschlechtsorganen des Echiurus erh berichtet GrERFF in 
seiner Mittheilung Nichts. In dieser Hinsicht wäre es aber wünschens- 
werth, die anatomischen und biologischen Verhältnisse zu kennen, um 
darnach die Natur der turbellarieniörmigen Parasiten des Echiurus zu 8 
beurtheilen. 


"Prag, 30. November 1877. 


Erklärung der Abbildungen. a . s 
3 "Tafel XXX. \ | a 2 = 


wi Theil des Eierstockes, 
en Mesenterialfalie, ech 
a, erste Anfänge der Eibildung. | 
Fig. 2— 4. Verschiedene Entwicklungsstadien an na Mesenterialfalte. 
 M, Mesenterialfalte, - 
; Mn Keimbläschen mii dem a im Ei, 
I Follikelzellen, 
9%, Ernährungszellen. 
n 1. Die en aus der Leibeshöhle, 


Männchen der, Bonklia, stark vergrössert. 
Ä om Cuticula, 

c, Wimpern, a | ee, 
eb Hypodermis, | 
Im, Längsmuskelschicht, 
Di Bindesubstanz, 
N ‚ Peritonaeum, 
es (2), 


R nmehbebälter. a 
a, seine äussere Oeffnung, a 
vi S 'Samentrichter, | we. 
A. Vorderes Körperende, von der Bauchseite aus gesehen. 
: a ! 


34, a no | u 2 
i4, Hinterer Theil des Samenbehälters, i Rn ee; 
DB, Spermatozoen, N i ee Mar 
sb, äusseres Epithel, : | 2 
A Samentrichter. 


m ale On 
sb; Samenbehälter, _ I i 
en in ‚der Leibeshöhle ottirende a 


var. minor Marion, in der nat 


s mil eingezoge enem Rüssel, 
B, mit on. Rüssel, 


Hydroiden. 


Von 


J. Ciamieian in Wien. 


Mit Tafel XXXI u, XXKIL, 


\ ‚Seit Huxıev die wichtige Entdeckung machte, dass die Leibeswand 
er Geelenteraten aus zwei Zellschichten besteht, welche später nach 


d seitdem man die Keimblätter des Embryo höherer Thiere mit di 
zwei Schichten zu vergleichen anfing, ist die Bedeutung derselben 


nan eine Keimblätteriheorie zu begründen, zu deren Berechtigung frei- 
noch kein entscheidender Gesichtspunct den Beweis gebracht hat. 


en, bei welchen Ecto- und Entoderm scharf von einander geson- 
Sa und sich-als solche ohne complieirtere Umbildungen erhalten, 
en der Geschlechisstoffe mit besonderem Interesse studirt 


nn netrdule, . die el Idee von einer nn 
Abstammung der Geschlechtsstoffe bei verwandten Thieren aui- 
a Während man aligemein der a war, dass männliche 


ber aus dem Ectoderm een. Aliein er blieb nicht bei 
alsache stehen ; in der Ueberzeugung, dass der von ihm bei einer 
f. wissensch. Zoologie. XXX. Ba. Bl 33 


Vorgange Arıman’s als Ecto- und en bezeichnet wurden, 


merhin ist es bei solcher Sachlage kaum zu. wundern, wenn bei 


‚Jahr zu Jahr gestiegen. Indem man die beiden primären Zell- 
iten in allen Thiertypen einander homolog betrachtete, versuchte 


> 


509 de Olamiran)  - 


Gattung beobachtete Vorgang bei allen CGoelenteraten sich gleich bleibe, j 
wagie er allgemeine Schlussfolgerungen aus dieser einen Beobachtung 
zu ziehen, die nicht nur für alle Coelenteraten gelten sollten, sondern 
sogär auf das ganze Thierreich ausgedehnt werden könnten. ni seiner 
Abhandlung über die wesentlichen Unterschiede!) des Hodens und des 
Bierstockes dachte er das allgemeine Geseiz aufstellen zu können, dass | 
das Entoderm das weibliche, das Ectoderm das männliche 
Keimblatt sei. Schon Kırınznsere’s?) treffliche Beobachtungen über ? 
Hydra, bei welcher er sowohl Eier als Samen aus dem Eetoderm ent- 
stehen sah, mahnten gegen van Benzpen’s Schlüsse; allein da mir schon 
von vorneherein Misstrauen gegen solche Verallgemeinerungen berechtigt 
schien , stellte ich mir die Aufgabe, die Entwicklung der Geschlechts- 
stoffe auf dem Gebiete der Hydroiden zu studiren. Gelegenheit bot mir 
dazu mein Aufenthalt in den Monaten August und September au der 
k, k. zoologischen Versuchsstation in Triest, Meine diesjährigen Unter- 
suchungen beschränken sich wohl blos auf die Genera Tubularia und 
Eudendrium, allein schon diese Beobachtungen genügen, um van BENE- 
pen’s Hypothesen als unhaltbar darzustellen. - 

Die vorläufigen Mittheilungen v. Koca’s ?), die auch diese Frage zum 
Theil behandeln, enthalten auch einige Unrichtigkeiten, die sich wohl h 
durch eine zu oberllächliche Untersuchung erklären lassen. = 


1, Entwicklung der Gonophoren von Tubularia Mosombryanthemum 
Allman. Te Ä 


Tubularia Mesembryanthemum ist eine im Triester Golf sehr ge- ‘ 
meine Tubularienspecies und daher zur Untersuchung sehr geeignet. 4 
Die Gonophoren sind fixe Sporosacei und bilden, wie bei allen Tubula- = 
riden, traubenförmige Knospen, die zwischen dem proximalen und dem 3 
distalen Tentakelkreise liegen. Eine solche Traube enthält Gonophoren ° 
in allen Entwicklungsstadien (wie van BEnEpen dies auch bei Hydrac- Ra 
_tinia fand), ein Umstand, welcher für die Untersuchung von grossem % 
Vortheil ist, da man dadurch von einer jungen Knospe gleich weiss, ob " 
sie männlichen oder weiblichen Geschlechts ist. | 


Weibliche Gonophoren. 


Die erste Anlage der weiblichen Gonophoren bildet eine Ausstül- 
pung des Ecto- und Enioderms, die nach und nach sich vergrössert ) 


4) Sur la distinction originelle du testieule et de Vovaire; "EUNELHL de Vacadı. . 

royale de Belgique ; Serie Il, tome 37. 
2) Hydra, eine anatomisch-entwicklungsgeschichti. Untersuchung. 1872, 
3) Jenaische Zeitschrift. Bd. VI. p-. 464, 512. 


503 


nmer mehr an ihrem proximalen Ende einschnürt. Diese Aus- 
ung besteht aus einer Doppelzellenlage, aus dem Ecto- und Ento- 
derm. Die Zellen beider Schichten sind, im Gegensatze zu Hydractivia, 
gleich beschaffen, klein und fast kr nl (Fig. 1 «u. ö). Es beginnt 
n bald am distäjeh Pole das Ectoderm hinein zu wuchern, so dass 
s B ntoderm eine Einbiegung erfährt. Dies so entstandene Vollkaospe 


Eee sbehle chhare Höhlung fig. 2au. S2 VAN Bo ist 'der 
sicht, dass in der phylogenetischen Entwicklung :die Hohlknospe die 
märe Bildung sei; ich denke aber, mit, Hinblick auf die Entwicklung 
r weiblichen Gonophoren von Eudendrium, dass die Höhlung secun- 
ren Ursprungs sei. Die Hohiknospe erweitert sich, und dadurch, dass 
‚sich vom Eetoderm nach und nach abschnürt, gewinnt sie im opti- 
hen Querschnitt eine dreieckige Form, während das Entoderm sie in 


Bei Tubularia wächst sie nie so weit vor, dass sich ihre Enden über 
? Knospe berühren könnten und so eine zusammenhängende Enio- 
mschicht entstehen würde. Die Basis der Knospe wird mit dem 
hsthum des Gonophors nach aufwärts gebogen (Fig. 3) und erhält 
urch eine convexe Gestalt; durch das weitere Hineinwachsen des 
derms in die Hohlknospe gewinnt diese die Form einer Kappe, die 
der Entoderm-Ausstülpung, dem sogenannten »Spadix «, aufsitzt, 
rend die eine Hälfte ihrer Wandung an das äussere Ec lade rm und 
ie medusoide Lamelle sich anlegt und die andere Hälfte des einge- 
hsenen Spadix überzieht (Fig. %). Dieser letzte Theil der Wand, 
inserer Ectodermkappe, gewinnt dadurch, dass ihre Zellen sich durch 
eilung vermehren, rasch an Dieke, so dass in Folge dessen, aber 
ch wegen der Gr Benin des Spädir, der Hohlvaum nach und 
ı verschwindet (Fig. 5). Die Entodermzellen, welche den Spadix 
mmensetzen , verlieren bald ihre polygonale Gestalt, nehmen an 
e zu und lie, sich nach und nach in Eykindlerzellen, die 
er Seite, welche die Gastrovascular--Cavität begrenzt, reichlich 
mentkörner entwickeln. Die Eetodermbekleidung des Spadix wuchert 


und Ectoderm zu liegen kommen, ver- 
\ sich immer mehr, ihre Kerne werden deutlicher, grösser und - 
das Kernkörperchen deutlich erkennen; die protoplasmatische 
ie ! 5 


N) 
10% 2 


es 


Substanz verliert ihre hyaline Beschaffenheit, wird feinkörnig und die 
Zellen, welche von der ursprünglichen Eciodermbekleidung des Spadix 
abstammen, werden somit zu wohl characterisirten Eizellen mit deut- 
lichem Keimbläschen und Keimfleck (Fig. 6 u. 7). Schliesslich durch- 
brieht beim weiteren Wachsthum der Spadix, von einer Eeiodermschicht “ 
überzogen, die Wandung des Gonophors, welches hiermit seine volle # 
Entwicklung erreicht hat (Fig. 7). | Ä 


4 


Männliche Gonophoren. 


Die Entwicklung der männlichen Gonophoren erfolgt auf dieselbe ” 

Art wie die der weiblichen Keimtaschen, so dass ich mich jetzt kurz 
fassen kann. Auch hier wird das Gonophor durch eine Aussackung des 
Ecto- und Entoderms angelegt; das Ectoderm wuchert am distalen 
Ende in Form einer Knospe ein, die später eine Höhlung gewinnt. 
Ebenso wie früher beschrieben wurde, kommt es zur Bildung einer 
medusoiden Schicht. Mit dem weiteren Wachsthume des Gonophors 
stülpt sich das Entoderm in die Ectodermhohlknospe ein und erzeugt so 
den Spadix, auf welchem ebenso wie bei den weiblichen Gonophoren 
die Eetodermkappe sitzt. Die eine Hälfte der Wandung derselben legt 
sich an das äussere Ectoderm und an die medusoide Schicht an, wäh- 
rend die andere Hälfte auch hier den Spadix überzieht. Die Zellen 
dieser Ecetodermbekleidung werden bei der weiteren Entwicklung zu 
Samenmutterzelien. Es stimmt somit die Entwicklung der männlichen. 
Gonophoren von Tubularia mit der von van BEnenen beschriebenen Ent- 
wicklung der männlichen Goenophoren von Hydractinia vollkommen 
überein. Die weitere Entwicklung besteht darin, dass die Kerne der 
Zellen des Spadixüberzuges sich rasch vermehren, so dass sie fast an 
einander stossen. Mir wollte es auch nie glücken um diese Kerne Zell- 
grenzen zu enidecken. Genau so wie bei den weiblichen Gonophoren 
gewinnen die Zellen des Spadix eine cylindrische Forın und entwickeln ° 
Pigmentkörner. Die medusoide Lamelle ist auch bei den männlichen 
Gonophoren anfangs zweischichtig und wächst auch hier nie so weit 
vor, um eine zusammenhängende Eniodermlage über der Ectoderm- 
kappe bilden zu können. Der Spadix durchbricht nicht die Wandung 
des Gonophors (Fig. 8 u. 9). Es folgt somit aus diesen Beobachtungen, 
dass bei Tubularia sowohl die Eier als auch die Samenzellen aus dem 
‚Eetoderm hervorgehen. | | ' 


505 


h in der Literatur ausser in Arımaw’s Monographie!) keine Angaben; 
allein auch ÄLLMAN’S Beobachtungen sind sehr oberflächlich und nur 
‚hr die äusseren Gestaltungsverhältnisse beireffend. 

Die Gonophoren von Eudendrium entwickeln sich an einzelnen 
ydranthen, die ihre Function als solche aufgeben und zu Blastostylen 
‚erden. Unterhalb des Tentakelkreises, weicher bald rückgebildet 
ird oder gar nicht zur Entwicklung kommt (Fig. 10), bilden sich Aus- 
sackungen der Körperwand, die Anlagen zu den künftigen Gonophoren. 

Diese sind in beiden Schuhen ne Keimtaschen und an 8 


| Weibliche Gonophoren. 
Die sackförmige Ausstülpung der Körperwand, weiche die Anlage 
Gonophors darstellt, besteht aus Ecto- und Entoderm. Die Zellen 
er Lagen haben beiläufig dieselbe Form und Grösse, wohl sind aber 


"m  binein zu wachsen n b), so dass in Folge a rd 


Brenn 


Männliche Gonophoren. 


Die männlichen Gonophoren entwickeln sich auch als Ausbuch- 
‚tungen der Körperwand eines zu einem Blastosiyi gewordenen Hydran- 
‚then (Fig. 10). Die Zellen der beiden Schichten der Knospenwand unter- 
scheiden sich nur durch die Beschaffenheit ihres Plasmas von einander. 
Bei den Ectodermzellen ist dasselbe farblos und durchsichtig, während 
die Entodermzelle ein dunkleres, an roihen Pigmentkörnern reiches 
Protoplasma besitzen. Die männlichen Geschlechtsstoffe entwickeln sich 
bei Eudendrium aus Entodermzellen. An zwei gegenüberliegenden 1 
Stellen der Knospenwand entwickeln sich eine, oder zwei, dann zu einer 
verschmelzende, Entodermzellen mehr als die benachbarten; die an— 
fänglich vorhandenen Pigmentkörner werden rückgebildet (Fig. 185,, 53), 
es treten mehrere Kerne!) auf (Fig, 22 und 23) und die ursprüngliche 
 Entodermzelle tritt aus dem Bereiche ihrer Nachbarzellen aus und kommt 
zwischen Ecto- und Entoderm zu liegen. Die Art, wie diese Wande- a 
rung erfolgt, ist verschieden: Entweder wächst die künftige Samen- 
mutterzelle gegen das Ectoderm hinaus, während die benachbarten 
Entodermzellen sie von innen uberwa en (Fig. 18 a,, a); oder sie 
wächst in die Länge aus nach einer (Fig. 18 b) oder nach beiden Seiten 
(Fig. 20 a,), schiebt sich dadurch zwischen die Nachbarzellen und die 
Eetodermwand, und hebt dann jene von dieser ab (Fig. 20 a,, @,). Die 
‚austretende Entodermzelle wird dann von den Nachbarzellen über- 
wachsen und geräth so zwischen Ecto- und Entoderm. Bei der ersten 
Arı des Austreiens wird die Ectodermschicht stark ausgebuchtet und 
verdünnt und es kann der Fall vorkommen, dass die Entodermzelle so ” 
‚weit ins Ectoderm hinausrückt, dass sie ganz in dasselbe zu liegen 
kommt (Fig. 19). Bei der zweiten Art aber kann die Ectodermwand an- ’ 
fänglich ganz unverändert bleiben und sich erst später mit dem weiteren 
Wachsthum ausbiegen und verdünnen (Fig. 0). Die weitere Entwick- 4 
lung der Gonophoren ist sehr einfach und besteht blos in der Vergrösse- 
‚rung der Samenmutterzellen. Sowie dieselben ihren Umfang vergrössern, 
vermehrt sich die Anzahl der Kerne immer mehr, so dass diese bald 
aneinander stossen (Fig. 22 und 23). Die zwei Zellen eines Paares 
kommen einander immer näher, und jene, welche am distalen Ende 
sich entwickelt haben, fliessen oft ineinander (Fig. 20). e 
An Eudendrium ramosum konnte ich an reifen Gonophoren drei bis 
vier solcher Zellenpaare zählen, während Arıman deren nur zwei angiebt. s 
Die fertigen Samenfäden treten durch Platzen des Ectodermüberzuges 


) 
| N 
i 
a 


= 
= 


4) Ich konnte Er wie diese Kerne sich bilden; ob da eine Neubildung 
oder eine Theilung im Spiel ist. Das Letztere ist jedoch wahrscheinlicher, 


Zu Frage über En der Geschlechtsstofl bei den Hydroiden, 507 


ins fi ie. Die Zoospermien von Eudendrium ramosum haben einen zwei 
| oder drei mal eingeschnürten Kopf (Fig. 24), obwohl darunter auch ganz 
einfache vorkommen. Die Abbildungen, welche Arımanm davon giebt, 
sind danach unrichtig. 


| Es geht somit aus meinen Beobachtungen hervor, dass bei Tubu- 
aria sich sowohl Eier als Samen aus dem Ectoderm, bei Eudendrium 
aber sich die Eier aus dem Ectoderm und die Zoospermien aus dem 
nioderm entwickeln, und nach van Benenen’s Beobachtungen gehen 


Eetoderm hervor. 


_ welchem sich jeder der beiden Ge schlechtastoßls aus einem ee 
Keimblatte entwickle, nicht existirt. Vielmehr zeigen alle bisherigen 
Beobachtungen, dass die Geschlechtsstoffe ebenso aus Entoderm- wie 
aus Ectodermzellen hervorgehen können. Es ist ferner ebenso gewiss, 
dass zur weiteren Entwicklung diese Zellen ihren ursprünglichen Platz 
verlassen und zwischen Ento- und Ectoderm zu liegen kommen. 
Die physiologische Arbeit des Organismus ist auf die zwei Blätter 
vertheilt; die Entodermzellen besorgen die Verdauung und Assimilation, 
' hrend die Ectodermzellen den Verkehr mit der Aussenwelt ver- 
teln; somit muss jede Eeiodermzelle von Eniodermzellen ernährt 
werden, während jede Entiodermzelle durch Ectodermzeilen mit der 
ssenwelt in Verbindung sieht. Wird eine Zelle zur Ei- oder Samen- 
mutterzelle, so sind ihre Functionen andere geworden ; daher wird eine 
odermzelle aus dem Verbande ihrer Nachbarzellen austreten und 
ne Entodermbekleidung erhalten, und eine Ectodermzelle ins Ento- 
derm hineinwachsen, um Feichlicher ernährt zu werden. _ 
Welches das nrsprüngbuie Verhältniss gewesen sei, ist schwer zu 
sagen, für das Wahrscheinlichste aber halte ich die Entsiekhrit der 


undamentalen Gegensatze der Keimblätter ist schon von einem anderen 
tandpuncte!) aus mit Recht bekämpft worden ; die beschriebenen Be- 
jachtungen könnten geradezu als Beweis gegen eine solche ursprüng- 
che Verschiedenheit angesehen ‘werden, daher kann man sich wohl 


Sam enmutterzellen wurden, und zwischen Ecto- und Entoderm zu 


itstehungsweise verschwunden sein. Wie dem auch sei, das kann 
man denke ich, auf Grund der a a schon be- 


ei Hydraetinia die Eier aus dem Entoderm und der Samen aus dem 


Es ist hiermit also Bacheewiesen worden, dass ein Gesetz, nach 


Geschlechtsstoffe aus beiden Blättern zugleich. Die Ansicht von einem- 


enken, dass anlangs Zeilen aus Eeto- und Entoderm zu Ei- und 


liegen kamen; später aber würde durch Verkümmerung die doppelie 


Aue at a 


haupten, dass ir Kfickleng der Beschlechtsptaße a aus de Eoloderm, 


in der Phylogenie, die Entwicklung der Meduse herbeigeführt habe. 
‘Nach dem früher Gesagten müssen Ectodermzellen, die zu Ei- oder 
Samenmutterzellen werden, ins Enioderm einwachsen. Man kann sich 
daher denken, dass anfangs blos eine einzige oder nur eine sehr be- 
schränkte Anzahl von Zellen !) ins Entodermm eingedrungen sind; später 
bildete sich aber eine förmliche knospenartige Einwucherung?) des 
Ectoderms. Die Vollknospe vergrösserie sich, gewann eine Höhlung 
und führte so die Entstehung der Medusenform herbei). 

Mit dem Auftreten der Medusenform beginnt die Entwicklung von 
Neuem. Die zwei Schichten der Wandung des Spadix oder des Manu- 
- briums, oder der Radialeanäle und des Ringceanals sind jetzt die Bil- 
dungsstätten der Geschlechisstoffe, welche wieder aus Ectoderm- und 
aus Entodermzeilen hervorgehen können. Ebenso wie früher an der 
einfachen Gemme wird die Entwicklung der Geschlechtsstoffe aus dem 
Ectoderm die Bildung einer medusoiden Knospe veranlassen, und so die 
einfache Meduse zu einem Blastochem machen. 
> Die von vax Benenen als Hodenanlage gedeutete Eetodermein- 
wucherung in den weiblichen Gonophoren von Hydractinia ist somit 
nichts anderes als die Anlage zur Entwicklung einer Meduse, die dann 
zu einer medusoiden Keimtasche verkümmert. 


Wien, im November 1877. 


4) Dieses Stadium ist durch die weiblichen Gonophoren von Eudendrium re- 
präsenlirt. 
2) Dass mitunter (Fig. 2) bei Tubularia die Ectodermknospe seitlich einwächst, 
erinnert an den ähnlichen Vorgang bei Eudendrium und weist auf einen Zusammen- 
hang dieser Bildungen hin | 

. 3)-Siehe F. E. See; Ueber den Bau und’Entwicklung von Syncoryne. Leip- 
zig 1873. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel XXXI u. XXXIL 


Fig. I—9. Tubularia Mesembryanthbemum All. 


Fig. 1a undAb. Sehr junge weibliche Gonopboren mit beginnender Ecloderm- 
= einwucherung. 
Fig. 2a und 2b. Dieselben mehr entwickelt. 

Fig. 3. Vorgeschritteneres weibl. Gonophor mit medusoider Schicht. 

Fig. 4. Weibl. Gonophor mit entw. Ectodermkappe über dem Spadix. 
Fig. 5. Weibl, Gonophor in einem weiteren Stadium, in welchem die Höhlung 
der Ectodermknospe verschwunden ist. 

{Die Figuren 1-3 sind Hämatoxylin-Präparate , Figur 4 und 5 Picrocarmin- 

Präparate; alle angesehen mit Harrnwack, Syst. IX Imm. ; 0c. 3.) 
Fig. 6. Die Gonophorhüllen sind sehr verdünnt, die Eiermasse bedeutend en!- 
wickelt. (Hämatoxylin-Präparat; Harrnack, Syst. IX; oc. A.) 

Fig. 7. Beifes weibl. Gonophor mit deutlichen Eiern und mit durchgebrochenem 
Spadix. (Picroearmin-Präparat, HArrnAck, Syst. IX; oc. 1.) 
Fig. 8. Männliches Gonophor; ziemlich jung. (Pierocarmin-Präparat; HArT- 
ACK, Syst. IX ; 06. 3.) 
Eile .9, Männliches Gonophor in fast reifem Zustande. (Picrocarmin-Präparat; 
RTNACK, Syst. IX; oc: 4.) 


Fig. 190—24. Eudendrium ramosum L. 


Fig, 40. Ein mittelreifes männliches Blastostyl. 

Fig. A aund 145. Sehr junge weibliche Gonophoren; das Ecioderm beginnt 
chon einzuwuchern. (Harrsack, Syst. IX; oc. 3.) 

Fig. 12. Etwas mehr entwickeltes weibliches Gonophbor. (HArtnack, Syst. IX; 
9). 

Fig. 13. Weibliches Gonophor mit einer grossen und zwei kleineren Eizellen. 
ARTNACK, Syst. VII; oc. 3.) 

Fig. 44. Ein solches mehr entwiekelt mit einer SIgEH Eizelle. (HArrnack, 
'yst. VII; oc. 3.) ; 

Big, 15. Ein solches noch weiter fortgeschritten, das innere Lumen ist fast gänz- 
verschwunden. (HARTNACK, Syst. V:.06.2,) 

Fig. 46. Weibliches Gonophor mit einem in der Zweitheilung begriffenen Ei. 
TNACK, Syst. Re 

Fig. 17. Ein solches mit ganz verschwundenem Entoderm und mit einem in 
hung begriffenen Ei. (Harrnack, Syst. V; oc. 3.) 

Fig, 18. Junges männliches Gonophor; @,, eine ins Ectoderm wachsende Ento- 
r zelle die zur Samenmutterzelle geworden ist; aa, eine solche schon vom 
rım überwachsen; b,, eine zur Samenmutterzelle werdende Entoderm- 
b3, eine solche schon vom Entoderm überwachsen. (Harrnack, Syst, IX; 


Bu ‚Fig. 19. Ein solches elwas mehr vorgeschritten n: 0, ne zwei aus dem 


zellen ; aı,noch nicht ganz zwischen Ecto- und Entoderm liegend. (HARTNAcK, Syst.IX ; 


carmin- -Präparat; HARTNAcK, Syst. IX; oc. A.) 


 mutterzelle (a). (Ueberosmium-Pierocarmin-Präparat; HARTNACK, Syst. IX; oc. 3.) 


et 


]. Cianieian, Zur Erage Aber die Entstehung u A 


aD IT, Kr 
I 


‚Entoderm stammende Samenmutterzellen, gänzlich im Eetoderm liegend. bı, eine 
Samenmulterzelle noch nicht ganz vom Entoderm überwachsen; bz;, eine solche ‘0 
ganz überwachsen. (Harrnack, Syst. IX; oc. A.) 

Fig.20. Ein junges männliches Gonophor mit vier ziemlich IungenSaiontmilfen- 


oc. 4.) „2 
Fig. 21. Reifes männliches Gonophor, mit vier Paaren von Busen (Picro- 


Fig, 22. Ziemlich junges männliches Gonophor mit einer ganz jungen Samen- 
mutterzelle (@). Veberosmium-Picrocarmin-Präparat; HArrnAcK, Syst. IX ; oe. A.) 


Fig, 23. Ein solches mit zwei zu einer verschmelzenden noch jüngeren Sarzen- 


Fig. 24. Spermatozoen von Eudendrium ramosum. (HARTNAcK, Syst. IX ; oc. 5.) 


” 


Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch’s. 
Von 


Dr. phil. 6. Haller in Bern. 


Nit Tafel NXXII—XXXV. 


Im ersten Hefte des XXX. Bandes dieser Zeitschrift veröffentlichte 
ich einen monographischen Aufsatz, überschrieben »Revision der 
" Gattung Analges Nitzsch sive- Dermaleichus Koch«, der im Mai vorigen 
"Jahres der Redaction übergeben worden war, Bereits hatte mir die- 
selbe die Anzeige von dem vollendeten Drucke des Textes und der 
Tafeln gemacht, als mich Herr Professor Vosr in Genf auf eine neu 
erscheinende Arbeit von Cu. Rosın und Mecnın im Journal de Yana- 
tomie 1) (redigirt vom ersterwähnten Autoren) hinwies. Da ich mir die- 
ses Werk nicht anders verschaffen konnte, eilte ich zu dessen Benutzung 
nach Genf; dem kurzen Gebrauch Helen, mag die Unvollständigkeit 
_ meiner Vergleichung zugeschrieben werden. Wie von den vorerwähn- 
en Autoren nicht anders zu erwarten war, muss die Arbeit das Schönste 
und Vollkommenste genannt werden, was je über diese interessanten 
Milben erscheinen wird. Dieses gilt Ementlich von dem ersten Theile, 
welcher die allgemeine Systematik und die Beschreibung der für alle 

Ü ligen Anatomie des Chitinskelets, endlich auch die biologische Seite 
hält. Eine wahre Schatzgrube von Beobachiungen! Mit nicht min- 
de gras Sorgfalt haben die Iranzosischen u toren dem zweiieh Theil, 


in > ganze Reihe älterer en Raum, weist a 


) Cu, Rosın und rent, er sur les sarcoptides plumicoles. Journal de 
rn, . 3,4, . Ö a erhielt ich die Arbeit durch. die Güte der 


er = ae, . 


noch heterogene Untergaltungen auf und bietet dem Auge nicht. jene 
:  wohlthuende Einheit, die wir von einer richtigen Classification erwarten 


nn dürfen. Endlich haben sie auch für ihre Eintheilung zu vielen Werth 4 


auf einzelne schwankende Merkmale gelegt, was namentlich die Folge. 
lehren wird. So sehr ich nun dankbar bin, mich nunmehr auf eine so 
wohlbegründete Basis zu stützen, und mir die sorgfältigen Beschreibun- 
gen manche Wiederholung ersparen, sehe ich mich dennoch genöthigt, 
ihnen in Folgendem oftmals zu widersprechen. Bevor ich zur Kenn- 
zeichnung der nach meiner Auffassung berechtigten neuen Gattungen 
übergehe, sei es mir erlaubt, noch in Kurzem einzugehen auf das: 


Verhältniss der revidirten Gattung Analges zur Arbeit 
von Rosın und Me£anın. | 
Die französischen Autoren fassen die Gattung Dermaleichus Koch 
zwar. nicht in ihrem ursprünglichen Sinne auf (vide loc. cit. p. 498 
Taf. XXVI—XXIX), denn sie haben namentlich älle Säugethierparasiten 
‚entfernt, ferner alle Arten ohne sexuellen Untersehied im Fusspaare 
und eine beschränkte Reihe anderer. Die derart zugestutzte Gattung, 
welcher sie den ursprünglichen Gattungsnamen von Nirzschn geben, 
eharacterisiren sie auf ihrer systematischen Tabelle kurz folgender- 
massen: | | 
Drities Beinpaar ungeheuer oder nur viel grösser und viel länger 
als die anderen. % Untergenera. | 
Das erste dieser letzteren kennzeichnen sie vor den vier anderen 
eiwa so: ' 
Abdomen des Männchens ganz, drittes Beinpaar er mit 
einem Nagel endigend. I 
- Wir erkennen in dieser präcisen Bezeichnung sofort: unsere revi- 
dirte Gattung Analges. Hätten die oben erwähnten Zoologen mehr denn 


zwei Species consultirt, nämlich den Dermaleichus passerinus L. und 
eine neue Art Dermaleichus corvinus Megnin, so wären sie sicherlich 


gleich mir zu derselben Ansicht gekommen, dass nämlich dieser Gat- 
| tungsname anfänglich nur einer kleinen Reihe von Arten zukommt, als 
deren Typus die erste der vorerwähnten Species zu gelten hat. Sie 
hätten ferner gesehen, dass dieselbe ebensowohl durch zwei Kenn- 
. zeichen von grossem Werthe, als durch eine Summe von Männchen und 
Weibchen gemeinsamen natürlichen Merkmalen ausgerüstet sind. Ich 
halte daher meine Gattung aufrecht und verweise noch ein Mal für Text 
und Bild auf meine oben erwähnte Untersuchung. Die übrigen 3 Unter- 
‚genera, welche sich unter gemeinsamer kurzer Diagnose zusammen- R 
fassen lassen, .ı. ich als selbständige Gatlung Dimorphus mihi \ 


Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch's, 513 


cl ten Analgesarten gegenüber. Besitzen auch einige wenige unter 
ihnen noch Annäherung an jenes vorhergehende Genus, so geben sie 
sich doch durch einen vollkommen verschiedenen Habitus als eine 
n gegen jene bestimmt abgeschlossene Einheit zu erkennen. Sie ist es, 
- welche mir Anlass zu der bald folgenden detaillirten Beschreibung giebt. 
. Was nun die specielle Vergleichung von Analges Nitzsch sive 
"Dermaleichus Koch mit den Resultaten von Rosın und Mecnm betrifft, 
so ergeben sich aus einer solchen die fol genden Anknüpfung ‚spuncte. 
; Der auffallende Unterschied in dem Verhältniss der Länge zur Breite 

bei den Weibchen dieser Untergattung und denjenigen einer der fol- 
r genden wird stillschweigend gut geheissen und gezeichnet. Ferner 
i haben . auch sie die langen Platten erkannt, welche von den Kiefern 
; schräg nach hinten und aussen ziehen, Sie zeichnen sie aber ohne wei- 
tere Erwähnung als dunkle Streifen. Sie verdienen aber eine hervor- 
' ragendere Rolle als solche, wie ich genügend bewiesen zu haben glaube. 
- Auch der bereits von nz Gser beobachtete und ven mir namentlich zur 
Revision der Analgesarten benutzte rückwärts gekrümmie Hakenfort- 
satz wird von ihnen gezeichnet, und da nun ja einmal jedes Ding 
einen Namen haben muss, als »prolongement ol&eränien « beschrieben. 
"Sie dehnen jedoch diese Bildung auch auf die zweite Extremität aus; 
dass dieses unrichtig ist und der schwache Zahn nie eine derartige Aus- 
bildung erlangt, habe ich schon früher durch Beschreibung und Zeich-- 
nung nachgewiesen. Auch sie zeichnen neben der grösseren Kralle noch 
eine kleinere, wie DE Gerr und ich beobachteten. - 
Dagegen findet sich bei ihnen weder im Bild noch in der Zeich- 
ing auch nur eine Andeutung des Rückerölbchens. Nach ihnen sollte 
man glauben, dasselbe fiele mit der Randfalt& des Episioms zusammen. 
ie findet sich dieses Gebilde bei anderen Arten als bei den Analges, 
d auch hier lässt es sich nur sehr schwer wahrnehmen. Am unum- 
stösslichsten wäre der Beweis von dessen Existenz, wenn es gelänge, 
lasselbe vom Körper zu trennen und so zur Anschauung zu bringen, 
oder « es von der Seite zu ne Beides ver unbe ich bis u um- 


Nu 
In 


I 


er 


7 


\, wohei ı man nun leicht einen Irr begehen könnte: Eiotidem 
alte ich an dessen Vorhandensein fest. 

Auch bei Rosın und Mtenin muss Acarus chelopus Herrmann 
\ r die Klinge springen und zwar zu Gunsten des Acarus passerinus, 
hl erst Nırzscn, dann GisserL, ferner Crararkor und dann ich für 
chtigkeit dar s Species eingestanden sind. 


SERENEH 


Be ” 8 Hallen, 


In der neuen Art Irrslbeichus corvinus Wehe 7 503) 


haben wir eine interessante Bereicherung unserer kleinen Gattung er- 


halten, der gerade der characteristische Fortsaiz am zweiten Gliede des 
ersten Beinpaares fehlt, die sich aber durch ihren ganzen Habitus als zu 
Analges gehörend kennzeichnet. 


Dimorphus nov. gen. 


Tafel XXXIU, A, B, C, Tafel XXXIV, D, E. 


Den auffallenden Dimorphismus, welchen wir bei der überwiegen- 
den Anzahı von Federmilben kennen, constatiren wir auch hier, und 


gerade ihn benutzen wir zur Benennung der neuen Gattung, Ich hoffe 


dadurch zugleich dieser auffallenden Erscheinung und der Rolle, welche 
sie-in der Lehre Darwın's spielt, einen bleibenden Denkstein zu errich- 


ten. Diese Zwiegestaltigkeit macht sich in hervorragendem Maasse bei 


Arten geltend mit und ohne sexuellen Unterschied in den hinteren 
Beinpaaren, bei anderen wird er immer unbedeutender (Pierolichus 
securiger und cultrifer ©. R.). Bei Freyana anatina vermissten wir ihn 
endlich ganz (siehe m. Aufsatz über Freyana anatina im 1, Hefte des 
XXX. Bandes dieser Zeitschrift). 

Die Körperproportionen erweisen sich im Grossen und Ganzen als 
ähnliche, wie die bei den echten Analgen vorgefundenen. Die von der 
Spitze des Trugköpfichens bis zum Hinterrande des Abdomens ge- 
messene Totallänge verhält sich zur Breite wie 11/, bis 91/, : 4. Die 
Weibchen sind mit wenigen Ausnahmen (Dermal. centropodos Megnin) 
nicht so lang gestreckt als diejenigen der Analgen, aber beträchtlich 


länger als die Arten der ebenfalls neuen Gattungen Grameria und 


Freyana. Da ihre Proportionen, wie wir später sehen werden, nach 
verschiedenen Alters- und Reifestadien sich verändern, lassen siesich 
nicht in einem einfachen Verhältnisse ausdrücken, wie die der Männ- 
chen. Es bedarf dazu genauerer Zahlenangaben, die später folgen 
sollen. Bei beiden Geschlechtern wiederholt sich dabei die für viele 
Federmilben constatirte Deprimirung im dorso-ventralen Durchmesser; 
sie sind alle dünn und flach. Die Rückenfläche erweist sich dabei als 


. mehr oder weniger schwach convex , die Bauchfläche dem entsprechend 


als concav. Bei den Dimorphus-Männchen steigert sich diese Eigen- 


 thümlichkeit am Hinterleibe zu einer förmlichen Aushöhlung, wodurch 


eine Grube zur Aufnahme des Weibchens bei der Begattung entsteht. 
Die Form des Körpers wechselt bei den Männchen innerhalb sehr 

weiter Grenzen vom Rechteck bis zum Oval oder der Eiform. In ihren 

Umrissen zeigen sie nahe Verwandtschaft zu den Analgen, ebenso deren 


nr 


Br 


- Weitere Beiträge zur Keuntniss der Dermaleichen Koch's, R 515 


Veil en. bei denen der ‚Körperform ein Rechieck mit gelegentlich 
wach ndirlen Seiten zu Grunde gelegt ist. Bei Männchen und 

Weibchen bleibt die Grundform niemals ganz rein. Die Seiten und Win- 
‚kel sind meist mehr oder weniger verändert, eingedrückt, ausgerandet, 
bgerundei und dergl. Dicht hinter dem zweiten Fusspaare oder nur 
wenig hinter demselben deutet eine mehr oder. weniger ausgesprochene 
" Fürchenreihe die Scheidung des die Beine tragenden Cephalothorax in 
zwei Segmente an. Durch diesen Umstand, so geringfügig derselbe auch 
auf den ersten Augenblick erscheint, wird ein wesentlicher Einfluss auf 
den Habitus der Arten ausgeübt. Dasselbe gilt auch von der Trennung 
des Cephalothorax und des Abdomens. Diese Scheidung findet sich bei 
den Dimorphus-Männchen sehr ausgesprochen vor. 
Die relative Grösse beider Geschlechter ergiebt sich als ziemlich 
verschieden. Mit wenigen Ausnahmen erscheinen die Männchen wenig 
bis bedeutend grösser als die dazu gehörenden Weibchen, 

Der Cephalothorax ist nicht immer in seiner ganzen Ausdehnung 
usgeprägt. In einigen Fällen ergiebt er sich nämlich als etwas ver- 
kürzt. Dabei können wir die Seiten desselben als gerade abgesiutzt 
der als nach hinten zu verbreitert bezeichnen. Er trägt auf einer 
läche die Rand- und Rückenborsten nebst einigen bescheideneren 
Härchen. Ihm gehören ferner die Epimeren fast ausschliesslich an. Er 
st endlich mit dem chitinenen Geschl echtsapparate bewaffnet. Das Ab- 
men wiederholt im Allgemeinen die Gesammtkörperform und behält 
eis seine volle Ausbildung bei. Dieser Körpertheil giebt uns die wich- 
gsten Merkmale zur Bezeichnung der Arten und der Gattung. Wie be- 
reits Rosın und M£enın (v. loc. cit. p. 499 u. ff.) als Unterschied an- 
geben, ist das Abdomen der Analgen ganz, der Hinterleib der von 
ihnen zu den drei übrigen Untergatiungen gerechneten Arten mehr oder 
weniger tief ausgeschnitten. Dabei giebt ihnen die Form der Hinter- 
leibslappen weiteres Material zur Unterscheidung in Gruppen und auch 
wir wollen für diese den Werth von Untergattungen beibehalten. Sie sind 
4) Lappen des Hinterleibes in iransversaler Richtung, durch eine 
er che Gelenklinie in zwei ‚Abschnitte u 


x 


| ı en, are) eine dünne Membran mehr oder weniger 
erbunden, 


u eek 


verhalten sich, wie es dem schwächeren Geschlechte im Grunde geziemt, 
hei weitem einfacher und bescheidener. Die Trennunsslinie am Vorder- 
leib findet sich auch bei ihnen, dagegen ist die Trennung des Körpers 
in zwei Hauptabschnitte keine so ausgeprägte und die vordere Hälfte 
verhält sich in ihrer Bedeutung als Trägerin der Locomotionsorgane 
und der Fresspartie als die hervorragendere. An der Bauchfläche der 
hinteren fehlen zudem die Aushöhlung nebst den Haftnäpfen gänzlich ; 
diese ist auch meist die etwas schmächtigere. Am Ende findet sich der 
Alter und die Geschlechisspalte. 

Die Mundtheile stehen wie überall bei den Dermaleichen in Form 
eines Knöpfchens ganz am Vorderrande des Körpers. Dasselbe enthält 
nebst den Fresspartien auch das Centralorgan des Nervensystems. In 
seiner Gestaltung trägt es wenig zur Characterisirung der Arten bei 
und ergiebt sich im Ganzen als dreieckig. Zuweilen bemerkt man an 
ihm ausgesprochene Backen, wenn dieser Ausdruck gestattet ist, sie 
rühren von der Turgescenz der Grundglieder der Taster her. 

Die jugendlichen Individuen (Taf. XXXII, Fig. 3) besitzen bis zu 
einer gewissen Altersstufe (Nymphe) drei Extremitätenpaare, wie alle 
übrigen Milben. Acarus-ähnliche Formen kommen fast überall vor, 
oder um mich präciser auszudrücken, gleichen die Larven aller auch 
noch so abweichenden Dermaleichen den Weibchen und Jungen von 
Analges, welchen Niemand eine gewisse entfernte Aehnlichkeit mit 
Acarus absprechen wird. Die erwachsenen noch geschlechtsunreifen 
Formen theilen mit dem letzten Jugendstadium den Besitz von vier aus- 
gebildeten Fusspaaren, die niemals jenen Grad der Verkümmerung er- 
reichen wie bei den echten Krätzmilben, wohl aber an diejenigen der 
Tyroglyphen erinnern. Nur die vorderen vier Extremitäten verhalten 
"sich bei allen Individuen gleich, in den hinteren Paaren findet sich der 
oben angegebene Dimorphismus ausgesprochen. Wie bei den Analgen, 
so dürfen wir auch bier nach hervorragenden Gründen zur Befestigung 
‚der Gattung suchen. Vor allem sehen wir, und ich bitte die bei Analgen “ 
‚angegebenen Kennzeichen im Auge zu behalten, dass dem vierten und 
fünften Gliede meistens der nach aus- und vorwärts gekrümmte Haken 
fehlt, der von den früheren Autoren als characteristisch betont wurde. 
An ihrer Stelle tritt zuweilen ein einfaches, oft kaum bemerkbares 
Zähnchen auf. Umsonst sucht man ferner nach dem mächtigen rück- 
wärts gekrümmten und blattförmigen Fortsatz am zweiten Gliede des 
vordersten Beinpaares ; die Dornen an den Extremitäten von Dimorphus 
eentropodos Mögnin (v. loe. eit. p. 518. Taf. XXIX, Fig. 1-3 Zu. O©) 
sind kaum damit zu verwechseln. Endlich vermisst man auch den rück- 


Entlich bei den en Weibchen en ist. 
In der Mehrzahl der Fälle fällt beim Männchen das dritte Paar durch 
Meine bedeutende Länge "und meist gleichzeitig entwickelte Dicke auf. 

Das vierte Paar bleibt gewöhnlich etwas schmächtiger als die Vor- 
derbeine, ist dabei aber verändert und zuweilen als Träger einiger ac- 
cessorischer Begattungsorgane ausgestattet. Sein Vorgänger steht meist - 
ziemlich steif nach hinien und schwach nach aussen vom Körper ab, oder 
giebt sich wie dieser selbst als hakenförmig nach hinten und innen ge- 
krümmt zu erkennen. So verhält sich die erste grössere Gruppe von 
Arten, anders die zweite. Hier sind beide Paare verlängert und ver- 
diekt, dabei schwach nach innen gebogen. Die Weibchen tragen in 
beiden Fällen fast lächerlich erbärmliche Säbelbeinchen. Bei den Männ- 
chen unserer Gattung sind die Enden aller acht Extremitäten mit Hait- 
äppchen versehen, keines trägt mehr die Kralle der Analgen und dieses 
Verhältniss erhält sich von nun an bei allen Dermaleichen. Die Form 
der Haftläppchen bietet viele Verschiedenheiten dar (Taf. XXXII, 
Pig. 15—20) und wurde von Rosın und M&enıv viel zu oberflächlich 
abgeferiigt. Zur Unterscheidung von Gattungen können sie aber, wie 


‚Mit Epimeren sind die Dimorphusformen fast.alle sehr reichlich ver- 
ahen. Nicht selten werden diese noch dazu durch accessorische Leisten 


‚ ausgesprochen ist. So convergiren die 
pimeren aller ie mach A Innenfläche des Gephalothorax ; die- 


igen des ersten vereinigen sich sogar oft bald nach ihrem es. 
, in längerer oder kürzerer gemeinsamer Spitze auszulaufen. — Der 


iden französischen Autoren in genauer Beschreibung erst die nöthige 
ulmerksamkeit geschenkt wurde, verhält sich bei beiden Geschlechtern 


h.. . En in Be Höhe der beiden letzten Beinpaare und nur wenig 
u Ras EDERANnES, findet sich beim Weibchen 


eyuch hei den Dimorphen ist “ Karnerchezfläche mit verschiedenen 
en Borsten beseizt, von denen die eine oder andere aber auch fehlen 
Ein vorderes Paar Rückenborsten und die entsprechenden Rand- 
ten stehen auf dem vordersten Rückenabschnitte, das eine oder 
sitschritt f, wissensch. Zoologie. XXX. Bd, _ 34 


» 8 2“ Kr Haller, 


‚andere oder auch beide können verdoppelt sein. Am hintersten Ende des Bi 
Cephalothorax finden wir die ihnen entsprechenden hinteren Gebilde. ii 
Am Hinterrande des Abdomens inseriren endlich mehrere Paare von End- ; 

.borsien. Zuweilen entspringen auf der Leibesfläche noch accessorische | 
Borsten und steife Haare. Alle derselben durchbrechen einen kleinen 
Wall der Guticula ; nie ist aber irgend eines derselben: auffallend ver- 
breitert. 

Das Integument unserer neuen Gattung ist dem der übrigen Feder- 

milben sehr ähnlich, nur findet sich im Ganzen ein grösserer Reichthum 
an porösen Chitinplatten und enisprechende Armuth an tief einschneiden- 
den Falten nebst dazwischen liegenden rippenartigen Vorsprüngen aus- 
gesprochen. Dies gilt namentlich für die Männchen, bei denen jene die 

ganze Leibesfläche einhüllen können, wobei dann die beweglichere Ver- 
bindung durch die gerippten Stellen vermittelt wird. Eine weitere Aus- 

zeichnung liegt darin, dass auch die Weibchen ausser der den Kopf . 

überziehenden dreieckigen Platte gewöhnlich noch solche am Leibe be- 

sitzen. Diese treien aber erst gleichzeitig mit der Bildung des Eies auf | 
und werden dann durch starke braune, meistens hinten dreieckig aus- 
geschnittene Platten dargestellt, die den Hinterleib zum Schutz des 
reifenden Eies bedecken. Eigenthümlich ist die Auffassung der mehr- 
mals erwähnten französischen Autoren über die Beschaffenheit dieser 

Chitinplaiten; sie nennen sie nämlich »plaques granuleuses« Die 

wahre mikroskopische Beschaffenheit hat seiner Zeit Eurers nach- 7 

gewiesen, welcher die feinen Tüpiel für Mündungen: ebensovieler Poren- 


£: 


canäle hält. 

Bei unserer Gattung Dimorphus gewinnen die gefärbten Arten die 
Oberhand über die einfachen lausweissen; dabei treten die stärker 
chitinisirten Stellen durch lebhaftere Färbung hervor. Die Grösse der 
Dimorphen ist sehr verschieden, und gehören unter sie von den aller— E 
grössten Federmilben. Die übrigen Dermaleichen Kocn’s erreichen nur ° 
selten eine so bedeutende Grösse als der 1,1 Mm. messende Dimorpkus 
Haliasti Buchholz. . 

Die derart festgesiellte neue Gattung unterscheidet sich, wie wir 
sehen, sowohl von der Gattung Änalges Nitzsch rev., als von dem noch zu 
. prüfenden Genus PteronyssusCh.R., das namentlich durch die un- 
geheuren Gehfüsse gekennzeichnet erscheint. Eine wiederholte Be- 
'schreibung der Arten liesse uns nur wenig neues erkennen. Ich he- 2 
gnüge mich daher mit Nennung derselben und Feststellung ihrer all- 4 
fälligen Synonyma. En 


519 


d nr eine sersale Gelenkfurche in zwei hinter einander ee 
ganen geschieden. | u 


1. Dim. singlymurus Mögnin. a 

Analges ginglymurus Megnin u. Robin. Journal de l’anatomie. 
1877. p. 505. 

_ Nach Mtenın ist die Art vielleicht synonym mit Analges bifidus 
Buchholz. Nun ist das offenbar eine Verwechslung, denn letztgenannter 
uior beschreibt weder einen Dermaleichus bifidus, noch hat er je 
einen Corvus frugilegus, woher die Art stammen soll, untersucht. Da- 
egen ist uns aus Beschreibungen Gizser’s (Zeitschrift von Halle. 1870. 
P- . 494) ein Analges bifidus Nitzsch bekannt. Es lässt sich aber 
w der ; aus 5 der schlechten a noch aus der zu kurzen Beschrei- 


2%. Dim. columbae Buchh. 


Dermaleichus columbae Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 36. 
Taf. II, Fig. 22. | 

ji Analges fernab Megnin u. Robin. Journal de l’anatomie. 18 

p. 506. Taf. XXVII, Fig. 1 und 2. 

 ?Analges setifer Giebel. Zeitschrift von Halle. p. 49%. 


3. Dim. cubitalis Megnin. Ä 
Dermaleichus eubitalis Megnin u. Robin. Journal de ’anatomie. 
1877. p. 504. Taf. XXVM. | 


Zweite Untergatiung. Hinterleibslappen ganz, mit einem 
iehr ‚ oder eh ausgebuchteten Rande. 


4, Dim. Gallinulae Buchh. 


‚Dermaleichns Gallinulae Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 27. 
ae Rn I, Fig. 14. | 


5. Dim. serratilobatus Giebel. 
_ Analges serratilobatus Giebel. Zeitschr. von Halle. 1870. p- 193. 
 Dermaleichus pici majoris Buchh. Nova Acta Leop. 4870. p. 43. 
ı Taf. V, Fig..28, 29, 30. 
[dee socialis Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 1877, p. 541. 
‚dal, XXVII, an h. | 

34* 


u ee ap NE Ile _ er a, Se B 


"6. Dim) Glandari Buch. 0 0 209 

Dermaleichus glandarii Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 37. 

Taf. IN, Pig. 21. | 
2. Dim. strigis oti Buchh. 
Dermaleichus strigis oti Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 55. 
Taf. V, Fig. 31. | | 
: Analges sinuosus Mögnin. Journal de l’anatomie. 1877. p. 516. 

Taf. XXVIN, Fig. 5. 

8. Dim. oscinum Ch. Robin u. M&enin. 
Analges oscioum Ch. Robin u. Megnin ex Koch. Journal de 
l’anatomie. 1877. p. 507. Taf. XXVII, Fig. 3 
Die französischen Autoren halten diese für sie neue Art für Kocn’s 
Dermaleichus oseinum (Deuischlands Crustac., Myr. u. Arachn. h. 33. 
n. 1A, 15), was unrichtig ist. Den wahren Dermaleichus oseinum Koch 
haben Buckuorz (Nov. Act. Leop. 1870. p. 48) und meine Weniskeit 
aufgefunden. Es ist daher bei vorliegender Art das ex Koch zu streichen 
und einfach zu schreiben Dim, oscinum Ch. Robin u. Megnin. | 


Dritte Untergattung.. Hinterleibslappen ganz oder wenigstens 
theilweise durch eine dünne und durchsichtige Chitinhaut verbunden. 


9. Dim. fuseus Nitzsch. 


Analges fuscus Nitzsch. ErscH u. Grus,, Encyc. I. p. 252. 
GisseL,. Zeitschr. v. Halle. 4870. p. 493. 

Dermaleichus Haliaöti Buchh. Nova Acta Leop. 1877. p. 30. 
Taf. II, Fig. 17 u. 18. | 


' Diese schöne, N dem Flussadler (Pandion Haliastus) lebende Art ist | 
es, welche zu allen drei obigen Beschreibungen Veranlassung gab. Die ° 
Abbildung von Bucanorz ist nur schlecht geeignet, uns einen Begriff von ° 
dieser schönen Art zu geben. Ich erlaube mir daher sie inmitten unse- 
rer ersten Tafel stark vergrössert und nach der Camera lucida gezeichnet 
als Genusbild (Taf. XXXIH, Fig. A) wiederzugeben. Auch im Folgenden 
nehme ich oftmals Veranlassung dieser schönen Art zu gedenken und 
_ einzelne Theile derselben oder die Weibchen im Bilde wiederzugeben, 


iD. Din Puffinı Buchh. 


"Dermaleichus Puffini Buchh. Nova Acta io 1870: -p. 37.0 

Taf. IV, Fig. 23 u. 24 mas. et fem. | ne 

Die Abbildung von Bucnnorz, namentlich die abweichende For: 

des Weibchens, lässt es als sehr zweifelhaft erscheinen, ob sie hierhe 
zu beziehen. Ich konnte sie nicht selbst untersuchen. 


Weitere Beiträge zur Kenniniss der Dermaleichen Koch’s, 591 


x 


44. Dim. Aluconis Buchh. 


Fbelerähns Aluconis Buchh. Nova Acta Bon 1870. p. 38. 
= DakoIV, Big, 25. 


12. Dim. velatus Megnin u. Robin. 


esusleichus velatus Megnin u. Robin. Journz! de lanatomie. 
1877. p. 517. Taf. XXIX, Fig. 4. ei | 


13. Dim. centropodos M&gnin. 
Dermaleichus centropodes Megnin. Journal de Vanatomie. 1877. 
=. 978: Tal. XXX, Fig. 172: 


Eine höchst eigenihümliche Art, die sich bei ziemlich abweichen- 
den Formen doch als in den Rahmen dieser Gattung gehören! documen- 
bien. Die starken nach hinten gerichteten und massiven Dornen an der 
| eite der zweiten Glieder aller vier vorderen Fusspaare erinnern sehr 
den entsprechenden blattförmigen Fortsatz von Analges ohne aber 
it ihm verwechselt werden zu können. Auch das Weibchen hat eine. 
on denjenigen der übrigen Dimorphen ganz abweichende Form. Es 
st viel gestreckter, länger. Auch ihm kommt der Dornfortsatz zu. 


11. Beide hinieren Beinpaare des Männchens ergeben sich als dicker 
ie die Vorderbeine, dabei sind entweder beide im Vergleich zu den 
en verlängert oder nur das dritte Paar. 


1%. Dım. attenuatus Buchh. 


\ Dermaleichus attenuatus Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 34. 
"Taf. II, Fig. 20. | 


1 45. Dim. stellaris Buchh. 
Dermaleichus stellaris Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 31. 
Taf. VI, His, 37 u. 38. ' 


16. Dim. abbreviatus Buchh. 


Dermaleichus abbreviatus Buchh. Nova Acta Leop. 1870 .p. KA, . 
Taf. IV, Fig. 27. “ =: 


ve Bi wie gewöhnlich ungenauen Zeichnung des Autors lässt 
nicht entnehmen, ob dieser Federmilbe wirklich die ihr gebührende 
lung angewiesen worden ist. Das verdickte aber verkürzte dritte 
aar und der eigenthümliche ‚ vielleicht auch nicht ganz richtig dar- 
este te Hinterleib, auch die riesigen Hafinäpfe und einiges anderes 

inen es En Brose zu stellen. Da ich die auf dem exotischen Buceros 

106 ros 5 lebende Art nicht selbst untersuchen konnte, lasse ich diese 


522 .. er Bi Haller, Eu : ER g. 5 


Frage unbeantwortet und stelle die Form einstweilen hierhin. Das ver- 
dickte dritte Fusspaar gewährt einige Wahrseheinlichkeit, dass sie hier 
verbleiben darf, 


Crameria nov. Gen.'). 

Tafel XXXIV, Fig. A, B, (. 
Diese nene Gatiung enthält erst zwei neue Arten, welche sich bis 
‚jetzt Allen entzogen haben, welche die Federmilben ihres Studiums 
würdigien. Sie weichen von den übrigen Dermaleichen etwas ab und 
lassen sich etwa unter folgender Beschreibung zusammenfassen. 

Der Dimorphismus ist wohl in Gestalt und Grössenverhältniss aus- 
gesprochen, nicht mehr aber in der Form der hinteren Beinpaare. Bei 
den Männchen erweist sich der Körper eben so breit als lang, bei den 
Weibchen gewinnt die Länge nur um Weniges das Uebergewicht. Bei 
; den letzteren verhält sich die Breite zur Länge ungefähr wie 4 : 5. Bei 
beiden Geschlechtern wiederholt sich die Deprimirung im dorso-ven- 
tralen Durchmesser. Doch ist nur das Männchen ganz flach, dabei oben 
convex, unten concav, das Weibchen immer mehr oder weniger ge- 
wölbt. Die Grube am Abdomen zur Aufnahme des Weibchens bei der 
Begatiung vermissen wir ganz. Die Grundform des Männchens bleibt 
stets eine ziemlich rein quadratische, die des Weibchens eine gedrungen 
rechteckige. Dicht hinter dem zweiten Fusspaar oder in der Mitte zwi- 
schen diesem und dem folgenden deutet zwar eine steis vorhandene 
mehr oder weniger ausgesprochene Trennungslinie eine Scheidung des 
Cephalothorax in zwei Abschnitte an, dagegen gehen Vorder- und Hin- 
terleib vollkommen undeutlich in einander über und das be! beiden 
‘Geschlechtern. Die relative Grösse beider Geschlechter ergiebt sich als 
dem bei der vorigen Gattung vorgefundenen Verhältnisse entgegen- 
gesetzt: Das Weibchen ist nämlich ziemlich beträchtlicher als sein Gatte. 

Der Gephalothorax ist immer ziemlich verkürzt, durch stark ge- 
wulstete Seitenränder ausgezeichnet. Diese leizieren werden von tiefen 
Furchen gleich horizontalen Rippen eingeschniiten; nach vorn und hin- 
ten ergeben sie sich dabei als schwach verschmälert und eingezogen. 
Am vorderen sehr stumpf kegelförmigen Borde inseriren Füsse und 


Mundtheile, letztere in Form eines sehr breiten, an der Basis nicht ver- ” 


schmälerten Köpfchens. Nach hinten geht dieser Leibesabschnitt ohne 
deutliche Grenzen in das Abdomen über, welches am Hinterrande gleich 
breit bleibt und höchstens an den Ua Seitenrändern 


4) Meindtn Collegen Dr. G. Kraner, dem ee Milbenkenner, in An- 
erkennung seiner Verdienste. & EV 


4 


# Kr Ayer 


“Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch’s. 528 


‚schwache Ausbucbtungen zeigt. Nach hinten misst der Körper gleich 
viel wie vorn und es bildet sich so eine mehr oder weniger quadra- 
tische Leibesform. Die Ecken sind meist scharf ausgeprägt, der Hinter- 
rand des Viereckes wird durch stumpfe Höcker oder mehr oder weniger 
- hervortiretende gekrümmie Zacken ausgezeichnet. Die Geschlechtsorgane 
- der Männchen, denn letzteren gilt allein diese Beschreibung, liegen sehr 
weit nach hinten, entweder ganz an der Unterseite des Abdomens oder 
_ wenigstens am Uebergange desselben in den Cephalothorax. Die Haft- 
“ näpfe stehen fast hart am Hinterrande des Körpers und erscheinen 
sehr klein. | 

Die Körperform der Weibchen ist eine stumpf rechteckige mit 
leicht zugerundetem Hinterleibe. In Bezug auf Form und Trennung 
- der beiden Leibesabschnitte gilt das vorhin Gesagie. Allein der Hinter- 
_ leıbsrand zeigt nie jene Vorsprünge wie bei den Männchen. Die Ge- 
= schlechtsorgane liegen ganz in der Mitte des Cephalothorax. Sie erschei- 
men sehr einfach, ohne Spur der falschen Vulven und nur aus einer 
 gebräunten Lyra bestehend. / | 
 , Die Extremitäten verhalten sich bei Männchen und Weibchen gleich, 
sie zeichnen sich durch grosse Einfachheit und durch den Mangel aller 
4 Vorsprünge aus. Die zwei vorderen sind wie überall ganz randständig, 
e hinteren entspringen vollkommen an der Bauchseite und etwas nach 
innen gegen die Mitiellinie zu. Dabei beobachten wir, dass das letzte 
Paar, seiner Stelle bei den übrigen Dermaleichen gemäss, merklich nach 
änen und hinten von seinem Vorgänger steht. Dabei lässt sich kein 
sexueller Unterschied in Form oder Grösse der hinteren Beinpaare her- 
ausfinden. Dadurch sowie durch die undeutliche Trennung der beiden 
Hauptabschnitte des Körpers beurkunden die Cramerien eine wesent- 
"liche Verwandtschaft mit der Gattung Freyana, von der sie sich aber 
durch den immer noch auffallenden Dimorphismus, durch den fehlenden 
hyalinen Marginalrand, durch die hinteren nicht verdickten Beinpaare 
ste. auszeichnen. — Das Verhalten der Epimeren lässt keinen geschlecht- 
hi eat eued bemerken. Sie erweisen sich überall als sehr kurz, 


sn sind vorhanden, und die am Ende des Körpers treien in 
Beer Anzahl auf. Die Farbe der bis Jet, bekannten ua ist 


pr 


2a, a | 6 A Haller, ’ 


Urameria lunulata. 
Tafel XXXIV, Fig. A&, BO. 


Männchen. Körper, Pseudocapitulum eingerechnet, nur sehr 
wenig länger als breit, dabei die Körperseiten nach hinten nicht ver- 
schmälert, Leibesform daher viereckig. Vorderer Leibesrand im Umrisse 
einer sehr stumpfen Pyramide ähnlich, an der Ursprungsstelle der vor- 
deren zwei Beinpaare, die fasi neben einander entspringen, kaum 
treppenförmig ausgebuchtet. Hinterrand mit einer mittleren und zwei 
seitlichen leichten halbmondförmigen Ausbuchtungen. Die zwei Hinter- 
ecken des Körpers jeweilen in eine starke, nach einwärts gebogene 
Sichelspitze ausgezogen. Cephalothorax auf beiden Seiten stark ver- 
diekt, vom dünnen durchsichtigen Seitenrande des Abdomens durch 
eine leichie Einschnürung getrennt. Ersterer an den Seiten fein gerippt, 
letzterer nach vorn kaum merklich verschmälert. Dicht an der hinteren 
abgerundeten Ecke des Vorderleibes zwei mässig lange hintere Rand- 
borsten , vordere fehlen, ebenso ein hinteres Paar Rückenborsten, da- 
gegen findet sich weit nach dem Vorderrande zu ein Paar vordere vor. 
Auch die sichelförmigen Leibesfortsätze tragen in der Mitte ihres Aussen- 
randes ein Paar Borsten. Die drei echten Endborsten, deren innersie 
sehr kurz, deren beide äusseren aber ungefähr gleich. und nur wenig 
über Körperlänge sind, befinden sich an den zwei zwischen der inneren 
und den seitlichen Ausbuchtungen vorragenden und abgerundeten 
Höckern inserirt. Ihre Ursprünge bilden eine Art Fachwerk und sind 
leicht gebräunt. Das Pseudocapitulum ist zierlich und spitz. Die vor- 
deren nur schwach beborsteten Beinpaare erweisen sich als dünn, 
 mittellang und ohne allen Chitinschmuck. Die Haftläppchen sind gleich 
jenen der Hinterbeine einfach, fast ohne Zeichnung und herzförmig ° 
(Taf. XXX, Fig. 19). Das dritte und vierte Extremitätenpaar sind 
nach unten und innen vom Körperrande verlegt, aber nicht so weit wie 
bei Freyana. Entsprechend ihrer Stellung bei den übrigen Analgen 
‚steht das letzte Paar weiter nach innen wie seine Vorgänger. Auch die 
beiden hinteren Beine gleichen in Einfachheit und geringem Umfange 
den vorderen und beurkunden mithin hier keine Geschlechtsverschie- 4 
denheit. Gewöhnlich ergeben sie sich als ziemlich stark nach innen 
und unten gegen die Bauchfläche eingebogen. Die vorderen Epimeren n 
sind sehr kurz, spitz und am Anfange fast kolbenförmig verdickt, die | 
hinteren erweisen sich als fast rudimentär. An der Uebergangsstelle 
des Cephalothorax in das Abdomen, also theilweise zwischen den beiden 


rn 


‚hinteren Fusspaaren, erkennen wir ein lang gestrecktes männliches 


e. 88 Körpers gerückt Die a beirieh 0,24, die Breite a 
iur 0,18 Mm. RN | 
Weibchen. Die Weibehen stimmen mit den Männchen nur was 
die Bildung der Extremitäten, sowie deren Stellung an der Bauchfläche 
betriflt, überein. Ferner erkennen wir auch ein ähnliches Verhalten der 
Epimeren und des Cephalothorax. Sonst aber sind sie nur schwer als 
zu der nämlichen Species gehörend zu’ erkennen. Erstlich ergeben sie 
sich bei bedeutenderer Grösse auch als von bedeutenderer Länge. Die 
_ quadratische Grundform des Körpers wird in ein plumpes Rechteck 
ausgezogen, dessen Querseiten kaum dreiviertel so lang sind als die 
Längsseiten. Dabei sind sämmtliche vier Aussenwinkel stark zugerun- 
det und der Hinterrand kaum merklich ausgebuchbiet. An der Stelle der 
 siehelförmigen Zacken des Männchens zeigen die zugerundeten Hinter- 
_ winkel Spuren einer starken Querfurchung. Die vorderen Leibesborsien 
_ verhalten sich ziemlich wie die entsprechenden Gebilde der Männchen, 
- dagegen finden sich nur drei Endborsten vor, die am abgerundeten 
Winkel ihren Ursprung nehmen und an der Basis kaum merklich ver- 
breitert sind. 
Der chitinenene Geschlechtsapparat des Weibchens besteht nur aus 
einem einzigen kleinen und flachen, weit nach vorn verlegten Chitin- 
‚bogen, der Lyra. Am Hinterrande liegt die ovale, von verdoppeltem 
Rande umgebene gemeinsame Anal- und Geschlechtsöffnung, jeder- 
seits von derselben ein kleines Härchen. Eine Eigenthümlichkeit, 


n gebogönen Reihe von Kothballen. Die chagrinartige Haut von Männ- 
ed u, Weibchen und Men on letztere übrigens nn a 


Baker: Zahl vom Rücken abheben. Die Länge der Weibchen be- 
trägt 0 ‚32, ihre Breite höchstens 0,23 Mm. 


* Die eben beschriebene Art lebt in grosser Zahl an den Schwanz- 
1) Schwungfedern en kleinen Käutzchens (Athene noctua). 


N Crameria major mihi. 
a i Tafel XXXIV, Fig. C. 


, Männchen. ‚Gleicht dem entsprechenden Geschlechte der vorigen 
ziemlich, ist aber trotzdem wesentlich verschieden. Vor allem 


trägt es in allen Theilen den Character des grösseren , stärkeren , von 
welcher Eigenthümlichkeit die Benennung des Namens entlehnt ist. 
Der Körper hat die Form eines genauen Quadrats angenommen, die 
Länge ohne Trugköpfchen kommt ungefähr der Breite der Rückenfläche 
gleich. In Bezug auf die Seitenränder zeigt unsere neue Art ziemlich 
das nämliche Verhalten wie Cram. lunulata, nur ist der Cephalothorax 
viel breiter und nimmt fast die Hälfte des Körpers in Beschlag. Am 
Hinterrande des Abdomens erkennen wir ebenfalls jene drei mulden- 
förmigen Vertiefungen, die aber viel seichter und breiter sind. Stait 
der halbmondförmig ausgezogenen Hinterecken finden wir nur zwei 
kurze undeutliche Spitzchen. Dicht vor ihnen erscheint der Körper 
‚durch eine Anzahl fast senkrecht nach innen und vora ziehender Fur- 
chen wie gerippt. Gleich wie beim Vorigen trägt das Spitzenpaar zwei 
kurze falsche Endborsten. Die drei sämmtlich verschieden langen End- 
.borsten stehen auf den entsprechenden Höckern und sind nach innen 
gekrümmt. Ihre röhrchenartigen Ursprungsstellen werden wie die Zehen 
eines Wasser bewohnenden Säugers durch die Schwimmhaut, dureh 
eine dünne durchsichtige Haut verbunden. Die vorderen Rückenborsten 
verhalten sich ganz wie bei Crameria lunulata, dagegen ist das hintere 
Paar Randborsten nur eivfach. 
Die Extremitäten passen sich vollkommen dem vorhin beschriebe- 

nen einfachen Baue an, sind aber länger und entsprechend stärker. Das 
Nämliche gilt vom Pseudocapitulum , das sehr stark und dick ist. Als ° 
eiwas besser ausgebildet wie bei der vorigen Art erweisen sich die Epi- ° 7 
meren. Der chitinisirte Geschlechtsapparat erscheint ganz nach hinten 
an den Anfang des Abdomens und hinter der Höhe des letzten Fuss- 
paares verlegt. Er trägt nicht mehr den Character der Gattung Freyana, 4 
sondern gleicht dem baldigst für Dim. Haliasti zu beschreibenden Ver- 4 
halten. Die Hafinäpfe, von ungefähr gleicher Grösse wie bei der vor- 
hergehenden Art, siehen jederseits vom After auf einem von einer Chi- @ 
tinfalte nur dreiseitig umrahmten, nach aussen aber offenem Felde. Von = 
eylindrischen Papillen lässt sich keine Spur auffinden. Die Länge in- A 
clusive des Pseudocapitulum beträgt 0,28 und die gesammte Körperbreite } 
0,22 Mm. | “ 
 DasWeibchen lässt sich nur schwer von demjenigen der vorher- 4 
gehenden Art unterscheiden. Es kennzeichnet sich aber vor ihm durch 
bedeutenders Grösse, einfache hintere Randborsten und die Endbor- 
sten, welche am Anfange nicht verbreitert sind. Endlich besitzt es nur 
wenige cylindrische Papillen. Das Nämliche lässt sich auch von Lar- | 
ven und Nymphen sagen, | a 


P) J 


DIN 


Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch's, 527 


Beschreibung einer neuen Freyana. 


"Gleichzeitig mit der oben erwähnten, noch ziemlich schülerhaften 
»Revision der Gattung Analges «, Beschrich; ich, gestützt auf eine bereits 
von Koch wiewohl sehr iäneeihäßt beschriebene und Dermaleichus ana- 
 tinus benannte Art ein neues, meinem verehrten Lehrer gewidmetes 
4 Genus Freyana. Als Characteristica nannte ich den fast vollständig auf- 

- gehobenen Gestaltsunterschied beider Geschlechter, den ohne Unter- 
schied in das Abdomen übergehenden Cephalothorax, das an der Basis 
etwas verschmälerte sonst mehr oder weniger rechteckige Trugköpfchen, 
N Ehen schwachen aber eigenthümlichen Dimorphismus in den Vorder- 
beinen , die stark verdickten, nach innen, unten und gegen die Bauch- 
fläche gekrümmiten Hinter beiie, und den breiten marginalen Seitenrand. 
Diese Eigenthümlichkeiten Künliken alle der neuen, nun kurz zu be- 

B breibenden Freyana zu, dagegen gehen ihr folgende äpenfälls erwähnte 
dien ab: Erstlich erweist sich die Form ihrer Haftläppchen 
ls mehr derjenigen anderer Dermaleichen genähert. Auch haben wir 
gesehen, dass auch Dim. Haliaeti eine der für Freyana anatina abgebil- 
deten und beschriebenen Form ähnliche Haftläppchen besitzt. Ferner 
fehlen unserer neuen Freyana die verbreiterten Haargebilde am Hinter- 
be. Es lässt sich also bei reiflichem Ueberlegen erkennen, dass weder 
diese beiden letzteren, noch in der Hautstructur begründete Eigenthüm- 
lichkeiten den Werth genereller Unterscheidungsmerkmale beanspruchen 
irfen. Dagegen behalten jene vorerwähnten Characteristica diesen 
rchaus. Die nun neu zu beschreibende Species fand ich nebst Dim. 
nglymurus Megnin auf dem amerikanischen Perlhuhne (Meleagris ocel- 
a) und entlehne ihre Benennung von der mehr oder weniger ovalen 
‚Körpergestalt. 


. Sie heisse 
Freyana ovalis. 
ie Körperform bietet uns ein vollkommenes Oval, das zweidrittel 


fal so breit wie lang und dabei vorn wie hinten sk zugerundet ist, 
re: äusserlich keine inerkbare a in zwei alten ale 


n den vorderen und börfenen Bonpasen dureh eine tiefe nach hin- 
en gewellte Trennungsfurche eine Scheidung des Gephalothorax in zwei 
mente ausgesprochen. Durch diese wird auch der ganze Körper in 


Be ae ler ae “a 
vorderen Dreieckseiten die zwei ersten Beinpaare und an der Spitze das 
Pseudocapitulum.. Weiter nach hinten dicht vor der Trennungsfurche 
scheinen drei starke Randkerben eine weitere Gliederung anzudeuien. 
Die hinteren Ecken ergeben sich als stark abgerundet. Die hintere 
"Dreieckseite geht in ihrer ganzen Breite in den hinteren Körperabsehnitt 
über, der sich als ungefähr drei Mal länger wie sein Vorgänger und als 
von gleicher Breite ausweisi. Die Seitenränder wie das stumpfe Hinter- 
ende ergeben sich als sanft ausgebuchtet. Hart am Rande dieses leiz- 
teren und vor einer kleinen Ausbuchtung liegt die miitelständige Afier- 
spalte. Längs der Seitenränder des Körpers zieht sich ein in der Mitte 
‚verbreiterter, nach beiden Enden sich verschmälernder hyaliner und 
durchsichtiger Seitenrand hin. Er beginnt in der Höhe des zweiten 
Fusspaares und endet genau an der Uebergangsstelle der Seitenränder 
in das stumpfe Abdomen. Ungefähr auf gleicher Höhe mit dem dritten 
Fusspaare beginnt aussen am Rande und parallel mit diesem nach hin- 
ten ziehend eine bescheidene Reihe longitudinaler Furchen. Ich zähle 
deren 6 his 8. — An den Hinterecken biegen dieselben in fast senk- 
rechter Richtung nach vorn um und enden nach kurzem Verlaufe in 
drei bis vier vor dem After liegende Querbrücken. Innerhalb dieser 
zeigen sich einige (6 bis 7) stark einschneidende Furchen, welche eben- 
falls nach vorn streben, aber nicht quer verbunden sind. Das Afterende 
bleibt glatt, undurchfurcht und deshalb deutlich von seiner Umgebung, 
getrennt. 
Alle Borsten sind kurz, keine über einen Drittiheil der Körperlänge 7 
betragend. Es finden sich ein vorderes Paar Rückenborsten, ein hin- 
teres Paar Randborsten und zwei Paar Endborsten. Ausserdem trägt 4 
das Endglied des dritten Beinpaares eine längere kräftige und nach hin- 4 
ten gerichtete Borste. 
Ueber das Verhalten der Vorderextremitäten in beiden Geschlech£ 
tern lässt sich zur Stunde noch gar nichts angeben, da ich bis jetzt nur 
das Weibchen kenne. Bei diesem ergeben sie sich aber als einfach, 
‚ohne Chitinvorsprünge, überhaupt als dem Verhalten der vorigen Gat- 
tung ähnlich. Die hinteren Extremitäten. entspringen stark nach innen 
und gegen die Bauchfläche zu, mehr hintereinander wie bei Crameria. 
Sie erweisen sich als ungefähr drei Mal so dick wie die vorderen und 
dabei als steif nach innen und unten eingezogen. Die Gliederung ist ' 
vollkommen undeutlich und lässt sich nur durch vorspringende Ecken ° 
. und einschneidende Furchen erkennen. Die Haftläppchen zeigen Aehn- 
lichkeit mit den verwandten Gebilden von Crameria. Die vorderen 
Epimeren sind in Form dünner, fast senkrecht nach hinten ziehender 
Chitinstreifen ausgebildet; einer im Vergleich zu anderen Dermaleichen 


- Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch's. 529 


ich starken Entwicklung erfreuen sich auch die Epimeren der 
Ee welche fast S er a nach vorn ziehen. Eine 


BE heindend, ZU oe Seilen des Gephalothoraz erkennen. n 
Lyra ist sehr gross, stark bogig; die Vulven aber nur schmal. Beide 
‚Organe liegen hart an der Trennungsfurche des Vorderleibes. Wie die 
"Organe der Männchen aussehen, vermag ich aus oben angegebenen 
Gründen nicht zu sagen. 

Die vorliegende Weibchenform hat eine Länge von 0,5 Mm. und 
ist dabei ohne marginalen Rand 0,28 Mm. breit. Das Tegument färbt 
ein helles Rothbraun,, von Chitinverdickungen wie bei Freyana anatina 
Koch lässt sich gar Dichte wahrnehmen. 

. Von dieser schönen, aber überaus selten, und noch dazu wegen 
des Wohnthieres äussersi schwer zu beschaffenden Art erhielt ich sehr 
‚wenige Weibchen von einem amerikanischen Perlhuhn (Meleagris ocel- 
lata), auf dessen Flügelfedern sie gefunden wurden. Viel zahlreicher 
‚waren alle nur möglichen Jugendstufen vertreten und durch sie lässt 
sich, wie wir gleich sehen werden, die in meinem ersten Aufsatz aus- 
böchöre Behauptung beweisen, dass alle auch noch so abweichen- 
‚den, — also auch unsere neue Art, welche einem mikroskopischen 
‚Schildkäfer ähnlicher sieht, wie einem anderen Dermaleichen Koan’'s — 
sich von einer und derselben Grundform ableiten lassen. Ich habe 
‚auch bei einer früheren Gelegenheit die Vermuthung ausgesprochen, 
dass die Freyanen lebendig gebärend seien. Ich muss gegenüber der 
"Entdeckung von M£entn und Rosin noch ein Mal darauf zurückkommen 
"und sagen, dass die von mir beobachtete Erscheinung keineswegs mit 
dem von ihnen beobachteten Phänomen der Verwandlung eines Derma- 
eichus in einen Hypopus zusammenzuwerfen ist. Die ven mir beob- 
‚achtete Embryoform nahm genau die Grösse und Gestalt eines reifen 
ies, nicht aber den ganzen Körperraum in Anspruch. ‘Was ich aber 
mals gleichzeitig über einen Acarus-ähnlichen Embryo sprach, erleidet 
ch meinen Beobachtungen an Freyana ovalis einige Aenderungen. 
ieser früheste Zustand gleicht nämlich einer sechsbeinigen Analges- 
arve zum Verwechseln und diese können einen gewissen Tyroglyphen- 
rigen Habitus nicht verleugnen. 

Diese erste sechsbeinige Jugendform (Taf. XAXV, Fig. E) lässt sich 
on der entsprechenden Altersform der Analgen höchstens durch die 
’orm des Trugköpfchens und die nur um weniges gestrecktere Leibes- 
rm unterscheiden. Ebenso gleicht die ihr folgende vierbeinige Älters- 
tufe der enisprechenden anderer Analgen noch sehr gut. Nach der 


a Haller, Be 


ichsten eig biegen sich nun aber, zuerst freilich noch oh: auf- 
fallende Verdickung, die Hinterbeine nach ein- und unterwärts (vergl. 
Taf. XXXV, Fig. F). Dasselbe erkennen wir auch bei ausgebildeten 
Männchen von Crameria, wahrscheinlich eine Folge des stetigen An- 
klammerns der Thiere an dief Federästchen, welch letztere gewöhnlich, 
schmäler als der Leib derselben sind. Es liegt deshalb die Behauptung 
auf der Hand, dass die Freyanen gerade aus dieser Gruppe ibre Ent- 
stehung nahmen, wo eine Vorbildung bereits in der Leibesform und 
Haltung der Hinterbeine angedeutet war. In dem dritten Altersstadium 
beginnen die noch immer randständigen Beine sich allmälig zu ver- 
dicken, es bildet sich auch ein breiterer Rand, der neben den hinteren 
Extremitäten hinausgreifi und so werden diese allmälig bauchständig. 
Wir erkennen denn nun auch in einer der folgenden Altersstufen (vergl. 
Taf, XXXV, Fig. @) die fertige Gestalt des geschlechtsreifen Thieres 
mit Ausnahme des marginalen Randes und der Grösse desselben. 
Dieses Stadium wird uns auch interessant durch das vorübergehende 
Auftreten der Excretionstaschen im Bereiche des Hinterrandes des Ab- 
domens. Sie zeigen sich in der Form mandelförmiger und 0,06 Mm. 
langer Taschen dicht hinter der Insertion des letzten Beinpaares und 
reichen von da fast bis an die Hinterkante desKörpers. Beim ausgewach- 
senen Thiere lassen sie sich nicht mehr erkennen. Ueber ihr weiteres 
Schieksal, oder darüber, wie sich der hyaline Seitenrand des Körpers 
bildet, vermag ich nichts zu sagen. Im Innern dieser letzten geschlechts- 
unreifen Jugendform findet sich auch stets ein sehr reichlicher graulicher 
und granulöser Inhalt. 


Einige Bemerkungen über die Synonymie der Dermaleichen 
Koch'’s. 


Um eine bessere Uebersichilichkeit zu erzielen, lassen sich die 
‚ Dermaleichen in zwei grosse Abtheilungen bringen, deren erste im Ver- 
halten der Fusspaare sexuelle Verschiedenheit zeigt, deren zweite nicht. 
Die erste derselben umfasst die Gattungen Pleronyssus Ch. R., Analges 
Nitzsch, Dimorphus Haller, Dermogiyphus Megnin, ausserdem drei’ 
hertantose Arten, von an vielleicht eine jede den Typus einer selb- 
ständigen aktine repräsentirt. nn 

Die Gattungen, welche die zweite Ahthedens zusammensetzen, 
sind Pterolichus Ch. R., Proctophyllodes Ch. R., Pterocolus Haller, Ptero- : 
phagus M&gnin, Crameria Haller, Freyana Haller; Arten ohne Unter- 
kunft ünden sich hier nicht mehr. Was nun die Synonymie der ein- 
zelnen Arten anbelangt, so ergiebt sie sich wie folgt. h 


© Weitere Beiträge zur Kenntnis der Dermaleichen Koch's. eh 


a: 
1. Gattung. Pteronyssus Ch. Robin. 
Journ. de l’anat. 4877 p. 421. 


; I. Pteron. pieinus Koch. 
Dermaleichus Bee Koch. GCrust., Myr. u. Arachn. h. 33% 
nn 16.17 

_Pteronyssus pieinus Ch. Robin ex Koch. Journ. de Danaı- 1877 


p- 423. Taf. XAWV. 


Wenn ich hier beide vorerwähnten Arten als synonym betrachte, 


Ds 


ne noch die Elere Form selbst en konnte. Den Abbildungen 
oca’s nach liesse sich eher auf eine Verwandtschaft des Dermaleichus 


e: eracilis Giebel schliessen, welch’ letztere zwei Arten ich für synonym 
’ alte. \ Ihre Stellung ist mir noch nicht recht klar, vielleicht bilden sie 
ein eigenes zu Dimorphus gehörendes Subgenus. 


2, Pteron. striatus Ch. Robin. 


Pteronyssus striatus Ch. Robin. Journal de l’anatomie, 1877. 
 p- 425. Taf. XXV. 


Diese Art wird sich bei näherer Untersuchung, weiche ich noch nicht 
ornehmen konnte, vielleicht als synonym mit. der folgenden heraus- 
ellen. 


3. Pteron. parinus Koch. 


Dermaleichus parinus Koch. Crust., Myr. u. Arachn. Deutsch- 
lands. h.'38. 0.8, 9. 
 Gisser, Nova Acta Leop. 1870. p. 33. Taf. in ‚ Fig. 19. 


2. Gattung. Analges Nitzsch. 


Rev. der.Gattung Analges Nitzsch. Diese Zeitschr. 1877. p. 50 
| und ff. Taf. 1. 


Be ee 


3. Gattung. Deneroins Hall. 


Beschreibung der Gattung und Synonymie der Arten suche man in ni 
Obigem. 4 

Es folgen nun drei noch immer heimathlose Arten, die bereits von 
Giesen und von BucruoLz beschrieben wurden. Die erste und zweite 
lassen sich vielleicht als Typen ebensovieler neuer Gattungen auffassen, 
die dritte könnte dagegen möglicher Weise als ein Subgenus der Gattung 
Dimorphus beigesellt werden, wenn nicht der lange gestreckte Körper, 
die grosse Aehnlichkeit beider Geschlechter und einige andere Mer kmale 
sie dieser Gattung entfremdeten. 


1. Analges crassipes Giebel. 


Analges erassipes Giebel. Zeitschrift von Halle. p. 49%. 4 
Dermaleichus Phaetonis Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 52. a 

Taf. VI, Fig. 39 —45. Ä 1 

Das Weibchen (Bucunorz, Taf. VI, Fig. 40) verräth grosse Aehnlich- ° 

keit mit einem Pterolichus. } 


2. Dermaleichus Fürstenbergii Buchh. 


Dermaleichus Fürstenbergii Buchh. Nova Sets Leop. 1870. p. 19. 4 
Taf. V, Fig. 34—36. 


3. Analges gracilis Nitzsch. 
Analges gracilis Nitzsch. Ersen u. Grus., Encyel. I. p. 259. R 
Gieser, Zeitschr. v. Halle. 1870. p. 193. 4 
Dermaleichus elongatus Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 28. E 
| Taf. II, Fig. 45 u. 16. 


4. Gattung. Dermoglyphus Megnin. 
Journal de Y’anatomie. 4877. p. 654. 


Die einzige Art wurde von ihrem Autor zuerst dem Genus Der- 4 
maleichus Koch rev. a. Ch. Robin und Mesnin beigesellt, aber noch in 
der nämlichen ir als selbständiges Genus Dermoglyphus abgetrennt. E 


1. Dermogl. elongatus M&gnin. 


Dermoglyphus elongatus Megnin. Journal o Panatomie. 1877 
p. 655. Taf. XXXVM. 


il. Arten ohne sexuellen Unierschied im Verhalten . der beider 
hinteren Beinpaare. Nichts desioweniger bleibt, nur Crameria u 
Freyana ausgenommen, ein bedeutender Dimorphismus in der Gest 
und Grösse. Bei Freyana zeigt sich eine ähnliche Erscheinung im Bi | 
der beiden ersten Fusspaare, | 


EB Gattung. Pterolychus Ch. Robin. 
Journ, on 'anat. 1877. p. 393. 


h. ee obtusus Ch. Robin. 
Pierolichus obtusus Ch. Beobin. Journal de lV’anatomie. 1877. 
p. 394. Taf. XXU, Fig. 3—3. 
a ' Pterol. ea Ch. Robin. 
BE  Pierolichus claudicans Ch. Robin. Journal de Yanatomie. 1877. 
Ä & 2 397. Taf. XXII, Fig. 6. 
3. Pterol. bisubulatus Ch. Robin. 


Pterolichus bisubulatus Ch. Robin. Journal de P’anatomie. 1877. 
0.399. Taf, XXL, Pie. 7 


Zweite Untergattung. Unterer Scheerenarm der Mandibeln 
beim Männchen . und sichellörmig, 
. Pterol. rostratus Buchh. 


en rostratus Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 4. 
er Vae ı, Fig. t. 

Prslichus faleigerus Meenin. Journal de l’anatomie. 1877. p. 402. 

| Taf. XI u. XII. 

So schlecht und oberflächlich die Abbildung ven BucnnoLz gegen- 

er r der von und bis ins Einzelne genauen Zeichnung von M£anIn 


der I chune der Federmilbe selbst mit Gewissheit ah 
‚beide Arten identisch sind. 


Dritte Untergattung. Abdomen des Männchens durch sym- 


hänge endet 


5. Pterol. seeurigerus Ch. Robin. 


Pterolichus securigerus Ch. Robin, Journal de l'anatomie. en 
106. Taf. XXI, Fig. 9. i 


Mn ‚©; oral eultriferus Ch. Robin. 


 Pierolichus cultriferus Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 1877. 
229 408. Taf. XXI, Fig. 8 


wissensch, Zoologie. xxx. Bd. ; 35 


rische axtförmige (securiformes) oder messerähnliche (cultriformes) 


Bi ee 


irren Eigenthümlichkeit möchte man auch auf die Hypopuslorm 


5 schliessen, | “ 4 
Vierte Untergattung. Abdomen des Männchen n in ein quer- e 
‚stehendes, halbmondförmiges Gebilde endigend. a 
7. Pterol. lunula Ch. Robin, 
Pterolichus lunula Ch. Robin. Journal de Tanatomie, 1877: 


p. 441. Taf. XXI, Fig. 3. 


Fünfte Untergattung. Hiniterleib des Männchens tief bogen- 
förmig ausgeschntiten N zwei prismatische fast dreiseitige Endlappen ; 
darstellend, | 


8. Pterol. Limosae Buchh. 


Dermaleichus Limosae Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 26. 
Taf. II, Fig. 12 u. 13. 


. Pterol. rallorum Ch. Rohre, 


les rallorum Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 4877. 1 
p. Ak 


40. Pterol. delibatus Ch. Robin. 
Pterolichus delibatus Ch. Robin. Journ. de l’anat. 1877. p. 416 


14. Pterol. uncinatus Megninm. 


Pterolichus uncinatus Meenin. Journal de l’anatomie. 1877. 7 
p. 420. Taf. XXI, Fig. A u. 5, 4 


Sechste Untergattung. Vielleicht ist als Typus einer sechsten, 
den französischen Autoren unbekannt gebliebenen Untergattung die’ 
nachfolgende merkwürdige Art hierherzuziehen, oder aber es bildet di 
‚selbe eine eigene Gattung. Als Merkmale des neuen Subgenus wäre 
zu bezeichnen das eigenthümliche, vielleicht einem riesigen männlichen’ 
Begattungsgliede entsprechende Anhängsel des einen Geschlechtes, die‘ 
merkwürdige borsienreiche Endigungsweise des Hinterleibes der zweiten 
Weibchenform, dann auch die stets ganz kurzen Rand- und Rückenbor- 
. sten, von denen ein Paar zu flügelartigen Gebilden umgewandelt erscheint. 

12. Pterol. Landoisii Buchh. | 4 

Dermaleichus Landoisii Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p- 16. Tall, 

| Fig. 2 u. 3. 0 
Ohne eigene Untersithung dieser Art, welche auf Buceros Rhin - 
ceros lebt, sind folgende zwei Puncte, über welche wir auch bei ande- 
ren von Koch oder Gmser oder Bucnnouz beschriebenen Arten im Dur e 
bleiben, nicht wohl zu beantwor ten! 


| . Weitere oe zur Kenntniss dor Dermaleichen Koch's,. “595 
Sind die "beiden Formen. von ihrem ersten Autor wohl in rich- 
tige Beziehung gebracht worden? 

9) Sind es wirklich Dermaleichen oder haben wir andere Parasiten- 
Milben vor uns? Letztere Frage namentlich kann nach den vor- 
handenen Abbildungen nicht mit genügender Sicherheit beant- 
:wordet werden, und es ist gar wohl möglich, dass aus einer 
erneuten Untersuchung ein dem jetzigen ganz entgegengesetzies 
Ergebniss hervorgehen möchte. | 


6. Gattung. Proctophyllodas Ch. Robin, 
Journal de lanatomie. 4877. p. 628. 


"Bemerkungen. Kocn schildert die dritte Section seiner Derma- 
chen als Milben von lang gestreckter Körperform, deren Abdomen bei 
en Männchen mit einer Gabel endige, deren vier Vorderpfoten unge- 
hr gleich lang wie die hinteren und diese dünner als jene seien 
2). | 

Da er sich nicht art abgab die Anwesenheit von Geschlechts- 
rganen zu constatiren, die er bei keiner einzigen Art heschreibt, nennt 
»Männchen« die Individuen, welche nach hinten zu eine Gabel 
agen, währenddem unier dieser Gestalt die bereits befruchteten Weib- 
chen auftreten. Dagegen beschreibt und zeichnet.er die zu begattenden 
rsten Weibchenformen oder gar die noch geschlechtsiosen Nymphen als 
eibehen. Nur in einem einzigen Falle erleidet diese Behauptung 
"eine Ausnahme. Von Dermaleichus picae bildet nämlich der Autor ein 
| befruchtetes Weibchen unter der irrigen Bezeichnung eines Männchens 
ib, eine Nymphe als W eibchen und sehr wahrscheinlich ein echtes 
lännchen unter der Angabe: »Den Männchen, wenn sie in der Begat- 
ıng von den Weibchen getrennt werden, {ehli die Schwanzgabel, am 
Ainterrande aber tritt ein halbrundes durchsichtiges weisses Blättchen 
iervor, welches so breit als der Schwanz ist«. Aber aus seiner Figur 
assen sich die eigenthümlichen zwei Blätichenanhänge eher errathen 
"als erkennen. Den Act der Beg gattung beschreibt er für diese Arten wie 
oolgt. (Uebersicht des Arachnidensystems. 1842. p. 4123): »Man findet 
e häufig im Zustande der Begattung, wobei die Anheftung mit dem 
ndiheile des Hinterleibes geschieht, und da dieser Zustand gewöhnlich 
ge dauert, so schleppi das grössere Männchen das Weibchen mit sich 
. Bei gewaltsamer Trennung erscheint die bei vielen Männchen vor- 
k E a. verändert, und \ wo diese fehlt, ein einge- 


ne ei ee 


' Dermaleichus acredulinus (h. 33n. 24) betrifft, so beschreibt er eineNym- 
phe mit einem durch zwei zitzenartige Fortsätze ausgezeichneten Abdomen 
als Männchen, und ein befruchtetes Weibchen oder vielleicht eine kleine 
 Nymphe als Weibehen. Seine Arten benennt er nach dem Wohnthiere 
- als Dermaleichus corvinus, picae, glandarinus, rubeculinus, acreduli- 

nus, furcatus — scolopacinus, accentorinus und tetraontım, letztere sind 
nur namentlich aufgeführt; mit ersteren erweisen sich einige der von % 
späteren Autoren beschriebenen Arten identisch. Der ihm sonst überall 
‚getreu nachahmende Bucnnorz erkannte so ziemlich die wahre Form von 
' Männchen und Weibchen, konnie sich aber trotzdem nicht entschliessen 
der alten Theorie Kocn’s den Todesstoss zu geben, sondern sagt darüber 

(loc. eit. p. 20): »Ob die Angabe Koc#’s, wonach die mit der griffel- ° 

förmigen Schwanzgabel versehenen Individuen als Männchen bezeichnet 

werden, richtig ist, erscheint freilich ziemlich zweifelhaft und ist aus u 

der Beschreibung und Zeichnung desselben nicht zu entscheiden, da von 

diesem Autor weder die Haftnäpfe noch das Chitinskelet berücksichtigt 
werden .«. 

Was Nırzsen anbelangi, so erkannte derselbe (loc. eit. p. 252) E 
richtig die beiden Geschlechter und sagt: »Bei dem Männchen hat der 
breite gerade abgesiutzte Hinterleib die halbe Länge des Vorderleibes, 
an jeder Ecke eine lange Borste und am geraden Endrande zwei abge- 
rundete Blätter von seiner eigenen Länge, welche lebhaft an die Blätt- 
chen am llinteriheile der Mückenpuppen!) erinnern. Bei dem Weibchen 7 
misst der Hinterleib die Länge des Vorderleibes und verschmälert sich 4 
etwas gegen das eingekerbte Ende hin, dessen Ecken mit je zwei ‚kurzen . 
Borsten besetzt sind.«. | | 

Es versteht sich von selbst und braucht kaum erwähnt zu werden, 
dass auch die neueren französischen Autoren den sexuellen Unterschied a 
richtig erkannten. 


1. Proct. glandarinus Koch. 


Dermaleichus glandarinus Koch. Crust., Myr. und Arachn. 
Deutschlands. h. 33 n. 20, 21. a 
Dermaleichus Ampelidis Buchh. Nova Acta Leop. 187 0. Pp- 20. \ 
Taf. 1, Bige.6u. 7: 
Proctophyliodes glandarinus Ch. Robin ex . Koch. a 2: 
V’anatomie. 1877. p. 632. Taf. XXXVI. 


Dermaleichus Ampelidis Buchh., welche Art von ihrem ersten Auto 
auf dem Seidenschwanze Ampelis garrula gefunden wurde, erweist 
sich als bis auf die um Weniges länger gezeichneten vorderen Rücken 


1) Gewiss ein trefflicher Vergleich! | | ei 


enfalls so ziemlich der von dem französischen Autor für diese Art 
viedergegebenen Abbildung der ersten Weibchenform. Wer. die unge- 
aue Art, mit der Buchnorz zu zeichnen pflegt, kennt, wird nicht An- 
land einen, seinen Dermaleichus Ampelidis trotz der minimalen Ab- 
weichungen als mit vorliegender Art identisch zu erklären. Auffallend 
der sehr lange und schmale Penis derselben. 


»2. Proct. profusus Ch. Robin. 
? Analges pinnatus Nitzseh. Erscn u. Grus., Encyel. I. p. 252 


es a GirsEL, Zeitschr. von Halle. 1877. 
N | D A 
Dermaleichus picae Koch. Crust., Myr. und Arachn. Deutschi. 

2 ,7..h28n. 24. 
| Proctophyllodes profusus Ch. Robin. Journal de Vanatomie. 1877. 
| Dos \ 


| 3. Proct. troncatus Ch. Robin. 
Proctophyliodes troncatus Ch. Robin. Journal de Vanatomie. 
4871. p. 637. 
'?Analges acanthurus Giebel. Zeitschr. von Halle. 1870. p. 498. 
&. Proct. bemiphyllus Ch. Robin. 
Proetophyllodes hemiphylius Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 
2 1e11,.p..689. | 
5. Proct. stylifer Buchh. | 
Dermaleichus stylifer Buchholz. Nova Acta Leop. 1870. p. 19. 
Taf. 1, Pie. & u.5. 
en = 26. Proet. socialis Giebel. 
& Analges socialis Giebel. Zeitschr. von Halle. 1870. p. 498. 


7. Proct. microphyllus Ch. Robin. 


or Prociophyllodes microphyllus Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 
41877. p. 641. 


8. Proct. rubeculinus Koch. 


 Dermaleichus rubeculinus Koch. Crust., Myr. und Arachn. 
Deutschlands. h. 33 n. 22 u. 23. 


9, Proct. furcatus nun 


Hands. h. 


33.n. 22 u. 33. 


ARE 


a \ 538 in | ek A e; S 6 a | 


Verdient als der einzige Ba ein  Baugächter bewohnender Der- x 
maleiche Kocn’s besonderes Tikerasse, Es dürfte daraus, dass diese Art h\ 


Ba der Hausmaus lebt, vielleicht doch geschlossen werden, dass die Ri 


ne genannt, vergl. auch Comptes rendus des s6ances de !’Acad. des sc. 


 Federmilben eine andere Nahrung den blossen Federschüppchen und 4 
sonstigen Epidermoidalbildungen vorziehen. 


Zweite Unterga ttung. (Von Rosi und Meonın Plensdecies i 4 


Paris 1868. T. LXVI. p. 786-787.) Blätteranhänge des Männchens 
auf blosse Stachelborsten oder einfache Borsten redueirt. | 
40. Proct. rutilus Ch. Robin. 0 
Pterodectes rutilus Ch. Robin +.. Compt. rend. de l!’Acad. des se. 1 
Paris 1868. | 4 
Pterophagus rutilus Gh. Robin. Journal de l’anatomie. 1877. 

p. 6Ak. 
44, Proct. eylindricus Ch, Robin. 
Pterodectes cylindricus Ch. Robin N Compt.. rend. de PAcad. 
des sc. Paris 1868. 
Proctopbyllodes eylindricus Ch. Robin. Journal de l’anatomie. 
1877. p. 647. | : 
2. Proct. bilobatus Ch. Robin. j 
Pterodectes bilobätus Ch. Robin +. Compi. rend. de l’Acad. des | 
sc. Paris 1868. | 4 
Proctophyllodes bilobatus Ch. Robin. Journal de Vanat. 1877. 4 
p. 650. 


7. Gattung. Pterophagus Megnin. 
Journal de l’anatomie. 1877. p. 652. 


Einzige Art: Pterophagus strictus Megnin. 


Pterophagus strietus Megnin. Journal de l’anat. 1877. p. 653. 
Taf. XXXVI. 


8. Gattung. Pterocolus Haller. 4 

Die Beschreibung der Gattung siehe im Vorhergehenden. Hierher 
gehören zwei Arten: | 
1. Pteroc. corvinus Koch. 


Dermaleichus corvinus Koch. Crust., Myr. u. Arachn. Deutschl. 
h. 33 n. 18 mas., 19 non fem. | 
Bucuu., Nova Ketalenp. 1870. p.2%. Taf. II, Fig. 10 mas., 11 feı 


Diese Art wurde zuerst von Koca kurz aber deutlich beschriebe en 


539 


i En das mit ihr mens ilicende Werbehen richtig und Auch 
ich habe sie vor mehr denn zwei Jahren in Copulation gefunden. Nırzzsca, 
GieseL, sowie den neueren französischen Autoren blieb diese Ari unbe- 
- kannt und leiztere verweisen sie unrichtig zu ihrer Gattung Dermaleichus, 
Iche, wie vorerwähnt, aus den beiden Gattungen Analges Nitzsch 
und pkins mihi Beh 


2. Pteroc. Eulabis Buchh. 
Dermaleichus Eulabis Buchh. Nova Acta Leop. 1870. p. 21. 
Taf. I, Fig. 8 mas., 9 non fem. 


Das Männchen giebt sich a, als hierhin gehörend zu erkennen, 
& dagegen bildet Bucuzorz als Weibchen oflenbar ein mit Pr octophyliodes 
ıbeculinus Koch nahe verwandtes Tier ab. 


9. Gattung. Crameria Hall. 


Ueber di Beschreibung der Gattung und die zwei einzigen hierhin 
hörenden Arten vergleiche das oben Gesagte. 


10. Gattung. Freyana Hall, 
Diese Zeitschrift Bd. XXX. p.81. 
R Vergleie che auch das darüber im Obigen Gesagte. Zwei einzige 
hierher gehörende Arten: 
| 1. Freyana anatina Koch. 


Dermaleichus anatinus Koch. Crust., Myr. u. Arachn. Deutschl. 
'h. 38 n. 23. 

Freyana anatinaKoch. Harzer, Diese Zeitschr. Bd. XXX. p.82u. ff. 
ne IV, \ 5—13. 


. Freyana ovalis Hall. 
A Die een dieser Art siehe im Obigen! 


Woher die allgemeine Systematik der Dermaleichen Koch’s. 


Erst ‚son nn ee Arbeiten von Mienın und ne u es 


En zu fällen; alle früher i in dieser Richtung gemachten Versuche 
nten nicht von a Resultate begleitet sein. Es fehlte dazu erst- 
lich an einer Uebersicht des gesammten Materials; zweitens an der 
öthigen intimen Bekanntschaft mit den übrigen Milben , beides stand 
früheren Monographen noch nicht in demselben Maasse zu Gebote. 
ivectes Verdienst ist auch Dr. CRAMER in Schleusingen zuzu- 


Zei 


schreiben, dessen auf das Atbmungssystem er Eintheikree‘ 1 
der Milben erst im verflossenen Jahre im 43. Bande von TroscHkı’s 
Archiv für Naturgeschichte erschien. Durch dieselbe wird, frei- | 
lich nur für den Nachdenkenden, unurmstösslich dargethan, wie die 
Dermaleichen, die keine Tracheen besitzen, sondern Hautathmer sind, 
weder zu den Gamasiden, noch zu den Oribatiden,, mit welch letzteren 
sie ebenfalls entfernte Aehnlichkeit besitzen, gestellt werden dürfen. 
Es bleibt uns demnach nur übrig, sie den Sarcoptiden zuzugesellen, 
oder aus ihnen eine eigene Familie zu errichten. Prüfen wir daher an 
der Hand der französischen Autoren ihre verwandtschaftlichen Bezie- 
'hungen zu jenen Milbenparasiten! 
Die Dermaleichen Koon’s zeigen Verwandtschaft mit den Choriöptes, 
Sarcoptes und Psoroptes, durch die Analogien, welche sich zwischen 
den einen und anderen durch die Falten und rippenartigen Vorsprünge 
ihres Integuments und durch die beiderseitige Anwesenheit von dorsalen 
' Porenplatten anknüpfen lassen. Aber sie unterscheiden sich von ihnen 
in hohem Grade durch die Körperform, durch die Form und Anordnung 
ihrer Mundtheile, ihres Geschlechtsapparates — namentlich durch die 
bei Vielen postanale und dorsale weibliche Geschlechtsöffnung, wodurch 
sie mehr der Myobia musculi Schrank sender werden — und nament- 
lich ihrer Extremitäten. 
Was die letzteren anbetrifft, so lassen sie sich eher mit den Tyro- 
giyphen und besonders den Glyeiphagen verbinden; sie unterscheiden ° 
sich aber genügend von diesen letzteren, deren Tegumeni glatt und 7 
körnig, ohne Furchen noch Porenplaiten isi und deren Körper sich fer- 
ner als von viel massiveren Umrissen erweist. | 4 
Endlich unterscheiden sich die Larven und Nymphen mehr von 
‚den geschlechtlichen Individuen und der Dimorphismus ist ein ungleich 
grösserer als bei den Sarcopten, Ghoriopten, Psoropten, Tyrogliyphen % 
und Glyeiphagen. E 
Sowohl durch die Beschaffenheit ihrer Beine, als durch die Endi- 
gungsweise des Abdomens beim Männchen und die Vertheilung der 
Geschlechtsorgane nähern sie sich Listrophorus und in nicht geringem 
‘Maasse Myocoptes musculinus Glaparede; sie unterscheiden sich aber 
genügend von ihnen sowohl durch die Bauart des Rüssels und des Epi- 
stomes, als durch die gesammte nerven und namentlich ice 
der ul nkläche. ! 
Eben so lassen sie sich, wie wir bereits früher sahen, auf den 
ersten Blick von einigen auf Säugethieren parasitirenden Milben unter- 
scheiden — ausgenommen Proctophyllodes furcatus Koch —, welche vo) 
dem Nürnberger Monographen unter dessen Dermaleichen beschrieb 


= 
Et 


Weitere Beiträge zur Kenntniss der Dermaleichen Koch’s. Rat 
ee von dessen » Federmilben« leben ja sogar auf In- 


ae 
E 


En das Genus ee Nitzsch verräth sogar verwandischaftliche 
Beziehungen zu den Dermanyssus, währenddem die Dimorphen den 


| onyssus verbindet die erste mit den beiden letzten Gattungen. "Was 
> a so bieten sich du: ch s seine Füsse and seinen 


N on dar, Ben trennen diese ei die name u 
am Hinterleibe des Weibcehens sowohl von diesen letztgenannten als von 
Psoroptes und Cherioptes. 

Das Resultat dieser Untersuchungen in wenigen Worten zusammen- 
gefasst ist folgendes. Ersiens gleichen sämmiliche im Alter auch noch 
so abweichend geformte Dermaleichen im Jugendzustande mehr oder 
weniger einem Analgesweibchen, mithin einem Tyrogiyphus. Die Ent- 
wicklungsgeschichte einer Art ist aber gar oft zugleich diejenige eines 
anzen Genus, oder wie hier einer ganzen Subfamilie. Wir dürfen da- 
her auf eine Abstammung der Dermaleichen von den Tyroglyphen aus 
dem Kreise der Sarcoptiden denken. Ausserdem- ist auch die überwie- 
ende Anzahl von Merkmalen dafür sprechend, dass wir die Derma- 
ichen den S Sarcoptiden zuiheilen. Unter diesen schliessen sie sich 
aber an keinen der bereits vorhandenen Tribus inniger an, im Gegen- 
theil zeichnen sie sich durch hervorragenden Dimorphismus, eigenthün- 
liche Körpergestalt, Bau des Trugköpfchens, durch die bei vielen rücken- 
ständige und postanale weibliche Geschlechtsöffnung derart aus, dass 
ir sie von den echten Sarcoptiden als eigene Unterfamilie nen 
müssen, welche wir am besten mit dem nun einmal gang und gäbe ge- 
I wi Bienen Collectivnamen oder demjenigen der französischen Autoren 
# Sarcoptidae plumicolae bezeichnen. 


_ Veber die Biologie der Dermaleichen und | insbesondere der 
Dimorphen. 


Die Dermaleichen lieben, wie Rosın und Meenın gezeigt haben (loc. 
eit. p. 245), alle möglichen Stellen des weichen Federkleides ihrer 
rihe. Es lässt sich auch angeben, dass diese oder jene Gattung eine 
gewisse Gegend mit Vorliebe vorzöge. Man findet 2. B. die Dimorphen 
un Cramerien vorzugsweise zwischen den Schwungledern, wo man sie 
ft behende herumklettern sieht. Noch häufiger aber ruhen sie träge in 
he des Schaftes zwischen den Aesten der Fahne aus und zwar 


bei gleicher Breite in die Länge strecken. Mit diesem Wachsthum ist 


542 E a Be 6. Haller, | 


dicht an jene angeschmiegt.- In der Ruhe glaubt man anfangs in ihnen. 
‚ Reihen von lausweissen unbeweglichen Nissen wahrzunehmen und nur 
gezwungen regt sich hie und da eine. Sticht man nun mit einer sehr 
feinen genässten Nadel zwischen die Aeste der Federfahne, so gelingt 
es, die Parasiten unverletzt herauszuholen. Besitzt man die genügende 
Geduld, so lassen sich auf diese Weise z. B. vom Dimorphus Haliaeti, 
‘den wir bei unserem biologischen Theile namentlich benutzen , Ba 
- und nach hunderte von verschiedenen Altersformen sichtbar ee 
Unter diesen erkennen wir erstlich die Männchen und die sechsbeinigen 
Jugendformen (Taf. XXXII, Fig. 3), von deren Schilderung wir füglich 
absehen können, da sie doch kein von jenen entsprechenden Alters- 
‚stufen der Kaslien abweichendes Bild zeigen. Diese verwandeln sich 
zu den achtbeinigen noch geschlechtsunreifen Nymphen, welche mit den j 
verschiedenen Weibchenformen darin übereinkommen, dass ihre Vorder- 
extremitäten denjenigen der erwachsenen Männchen gleichen, also auf 
den ersten Blick das Eigenthümliche der Gattung erkennen lassen, so- 
_ wie in der Ausstattung mit hinteren schmächtigen Säbelbeinchen und 
endlich in der Anordnung der Epimeren,, die sich vorn ziemlich verhal- 
ten wie die Organe der Männchen, hinten rudimentär bleiben. Im All- 
gemeinen können wir den Unterschied der häufigeren und normalen 
Entwicklungsstufen dahin deuten, dass sie sich mit zunehmendem Alter 


ein Auseinanderrücken der Hinterbeine, ein nach vorwärts dringen der 4 
Excretionstaschen, sowie endlich eine Wucherung und Verhärtung des \ 
Chitinskelets verbunden. Die Einzelbeschreibung der vier verschiede- 
nen Formen soll uns dieses allgemeine Verhalten klar machen. : 

Nummer eins unserer Reihe (vergl. Taf. XXXV, Fig. B) stellt die 
letzte noch geschlechtsunreife Jugendform dar. Wir erkennen an ihr 
einen gedrungenen, lausweissen und fast rechteckigen Körper mit abge- 
rundeten Ecken und ziemlich parallelen Seiten. Die vier schwach ge- 
- bräunten Hinterextremitäten entspringen dicht bintereimander schwach, 
nach innen und unten vom Seitenrande. Das mit sehr schmalem bräun- 
lichem Randsaume versehene Ende des Abdomens isi einfach zugerun- 
det, ohne Ausbuchtung. Die Exeretionstaschen liegen hart am Hinter- 
rande des Körpers. Die Länge verhält sich zur Breite ungefähr wie 
3:2 und kann von der Spitze des Trugköpfchens bis zum Hinterrande 
auf 0,6 Mm. angegeben werden. Unter normalen Umständen geht aus ; 
er Nymphenform die erste Weibchenstufe, die wir bald zu betrach- 
ten haben, oder ein Männchen hervor. Erweisen sich aber, und dies 
ist eine der schönsten Entdeckungen der beiden verbinden franzö- 
sischen Autoren, die äusseren Verhältnisse der Entwicklung | er 


ben ein ... Larvenstadium zur Verfiigung. Wir Isen darüber in 


'»Wenn aber die ebenen der zu verändern 
' beginnen, wenn die Mauser und die dadurch erzeugte Trockenheit der 
- Haut den Parasiten seiner Existenzmittel zu berauben drohen, se unter- 
liegt die Regelmässigkeit des Verwandlungskreislaufs einer nothwendi- 
‚gen Ruhezeit, um die Colonie vor Vernichtung zu bewahren : das nor- 
male Nymphenstadium verwandelt sich, anstatt einem geschlechtsreifen 
Männchen oder Weibchen das Leben zu schenken, zu einer »hypopialen 
Nymphe«. Sie wächst dann in die Länge und lässt aus ihrer Hülle eine 
"Acaridenform ausschlüpfen, die wurmartig ist und die sich als gar nichts 
nderes ausweist, als was wir unter dem Namen der adventiven oder 
 hypopialen Nymphe beschrieben und abgebildet haben ; sie sucht sich 
hun durch die gähnenden Federfollikel oder vielleicht auch durch die 
espiralionswege einen Weg nach dem peritrachealen subeutanen Zell- 
_ gewebe, welches, wie man weiss, bei den Vögeln im Allgemeinen und 
- bei den Tauben im Besonderen sche weitmaschig ist, und lebt darin 
während einer gewissen Zeit — offenbar durch Shan 
durch die Haut, da sie aller und jeder Mundöffnung enibehrt und doch 
n Volumen zunimmt —, darauf begiebt sich diese Nymphenform auf 
‚demselben Wege wieder nach aussen, um ihre ursprüngliche Form 
wieder anzunehmen, wenn sich wenigstens die normalen Ernährungs- 
edingungen wieder eingestellt haben. Aus der ersten Adventivform 
nehmen wahrscheinlich Männchen und aus der zweiten Weibchen ihren 
"Ursprung, und wenn wir sagen wahrscheinlich, ist es, weil wir den 

| Pe der directen De der normalen Sympbenforu in . en 


Ben ie umgekehrten Herwärllung, wie diejenigen, we Iche wir bi 
den Tyrogiyphen abgefasst haben, und weil wir hoffen jeden Augen- 
lick einer solchen zu begegnen. Die Metamorphose in die Hypopus- 
| form vollzieht sich nach dem nämlichen Gesetze wie die normale Ver- 
we anne, welche Ai Altersstufe trennt. Es ist sogar die ee, 


in lan den enernglicken Forschern bis arzt erst von einer 
zigen Art, von dem Dermaleichus rostratus Buchh,, synonym mit 


dem Pierolichus faleiger Mögnin, die Hypopusform : alire in’ 
. haben allen Grund vorauszusetzen, dass es gelingen wird für alle Der- 
maleichen . diesen Vorgang festzustellen. Bereits bei Beschreibung 
meiner neuen Art Picobia Heeri machte ich darauf aufmerksam, wie 7 
von verschiedenen Forschern manche das suhcutane Zellgewebe der 
‚ Vögel bewohnende Milben unter verschiedenen Namen beschrieben Me 
wurden!). Alle diese werden sich bei näherer Beobachiung als die ) 
Aushülfsformen der correspondirend mit ihnen das Federkleid der Wirthe 
bewohnenden Federmilben ausweisen. Auch möchte ich hier im Vor- 
übergehen einer einschlagenden Beobachtung gedenken. Auf dem Eich- 
hörnchen (Sciurus vulgaris) lebt in grosser Zahl ein neuer Tyroglyphus. 
Die Beschreibung desselben gehört nicht hierher, ich erwähne deshalb * 
nur, dass sich das Männchen durch einen dusserordeniheh ausgebildeten 4 
ehitinigen Geschlechtsapparat auszeichnet. Auch die allgemeine Kör- 
perform ergiebt sich als sehr characteristisch. Endlich lässt sich noch ° 
beifügen, dass diese Form sehr schön den Uebergang von den Tyro- 
glyphen zu den Dermaleichen vermittelt. Auf demselben Thiere lebt 
.der von Kocn beschriebene Homopus sciuri, ausgezeichnet durch die als 
Halter fungirenden braunen Platten des Abdomens, der aber weder aus- 
gebildete Mundiheile, noch einen bemerkbaren Geschlechtsunterschied 
zeigt. Dabei giebt sich der Körper dieser Milbenformen durch zahlreich 
angehäufte Fettgranulationen als der eines unausgebildeten Thieres zu y 
erkennen. Es ist nun sehr auffallend, dass man immer nur da den 
Tyroglyphus findet, wo die Homopen ganz oder bis auf wenige Exem- 
plare verschwunden sind und umgekehrt. Ausserdem entspricht die ® 
Form und Grösse der eben genannten so ziemlich derjenigen der Tyro- 
elyphuslarven. Vielleicht wird es bei fortgeseizter Beobachtung der 
Species gelingen, die wahre Bedeutung der Homopen Koc#’s ins richtige 
Licht zu stellen. Auch im vorhergehenden Falle ist es mir noch nicht 
gelungen, den oben beschriebenen Vorgang zu beobachten. Ich muss 
daher für die Beschreibung der Hypopuslarven an die TanzÖs1E ch 
Autoren verweisen (loc. cit. p. 403). 4 
/ Die erste Form des geschlechtsreifen Weibchens (vergl. Taf. XxXV: 
Fig. C), welche sich entweder direct oder erst nach überstandenem 
Eypopuszustande aus der achtbeinigen Nymphe entwickelt, bildet Num- 
mer zwei unserer fortlaufenden Reihe und unterscheidet sich von ihrem 


1) Nirzscn , Ueher eine Gatlung Hypoderas in Zeitschrift von Halle. KVIH. 

p. 338 — 444, | “ 
. Ferner: FıLıppr, »Hypodectes nuovo genere di Acaridi proprio degli uccelli«, 
Archivio per la zoologia, l’anatomia etc. I. p. 52 u. ff. Taf. V. Auch MixscHEr 
u. a. schrieben über solche Parasiten. | Ka 


cD 
u 
un 
D 
> 
&D 
os 
DD 
— 
— 
. 
3 
08 
cD 
DS 
= 
- 
= 
BD 
= 
= 
SER 
a 4 
. 
<D 
br } 
=) 
le) 
Laer! 
= 
= 
= 
_ 
<a 
wer 
& 
> 
= 
© 
= 
a 
SIE 
[on 
Te 


i nB r ee gestreckten ovalen Leib. Das Abdomen 
et und Kalımn, me ausge- 


Fä a n er chitinisirt. Die en erscheinen im 
Vergleich zum Vorigen mehr nach vorn gerückt. Die hinteren Extremi- 
ten entspringen noch immer kaum merklich bauchständig, aber etwas 
eiter getrennt. Die Totallänge verhält sich zur Breite nunmehr wie 
:4 und beträgt 0,67—0,7 Mm. / 

Obwohl diese Altersstufe noch keinerlei äussere Geschlechtsorgane 
ennen lässt, so wird sie doch bereits mit dem Männchen in Copala- 


eibehens gegen denjenigen des Männchens gepresst und die beiden 
vorderen Leibesenden schauen nach verschiedenen Richtungen. Das 
Veibchen scheint sich übrigens der Begattung zu widersetzen und das 

tärkere Geschlecht ist zu seiner Bezwingung mit eigenthümlichen ac- 
‚essorischeu Begattungsorganen ausgerüstet. Vor allem treten die Haft- 

pfe in Thätigkeit, dann stemmt das Männchen die Endglieder seiner 
interen Beinpaare gegen das Abdomen des Weibchens ein. Zugleich 
'esst es sein Weibchen fest gegen die Aushöhlung an der Unterseite 
| s Hinierleibes, dadurch schmiegen sich die a »n Leiber i mais Ben 


ir des dritten Fusspaares entbehrlich und passiv nachge- 
Ppt- nn uns der beiden Geschlechier wird alier: eine so 


n Bikerwerfen kann, ohne dass sie 3 sich (rennen; ich besitze eh 
solcher Präparate. Das nämliche Verhalten hkdler Geschlechter 


; Art desseiben, nämlich für Symbiotes spatiferus M. hat Miswın 
Verhalten in einer ebenso geschmackvoll als genau ausgeführten 


a. ee Han, 


| Abbildung ee !\, Eine aa a für sh 
Dermaleichen, welche doch jener nicht ebenbürtig ausfallen würde, 
kann ich mir ersparen. s 
Bei weitaus der geringeren Anzahl von Arten, zu denen a “ 

lich auch die zweite Abtheilung unserer Gattung Dimorphus gehört, ist 
die Lage beider Geschlechter bei der Begattung eine.andere. Es fehlt 4 
hier die Aushöhlung am Hinterleibe des Männchens, und das Weibchen 
kehri sein vorderes Leibesende gegen dasjenige seines Bezwingers. In 
heiden Fällen können wir also deutlich beobachten, dass die reichliche 
Ausrüstung der Männchen mit accessorischen Gopulationsorganen } 
ausser durch das Sichsträuben des schwächeren Geschlechtes bedingt h 
wird durch die grosse Ueberzahl der Weibchen. Letzteres, eine bereits | 
von Gieser und Nırzscn gemachte Beobachtung, die sich fast, für alle 
Arien wiederholen lässt, wird von Rosın und M&enın ohne Grund in 7 
 Abrede gestellt (loc. eit. p. 239). | “ 
. Bei diesen beiden Weisen der Gopulation erkennen wir deutlich, wie 4 
das Weibchen dem Unterleibe des Männchens seine Rückenfläche dar- 
bietet und wie seine hintere Leibeskante hart an die bisweilen sehr ° 
minimalen Geschlechtswerkzeuge des Männchens drückt. In Abwesen- ° 
heit äusserer weiblicher Begatiungsorgane führt das Männchen seinen 
Penis durch eine hinter dem After gelegene und mit diesem meisten- “ 
theils äusserlich eine einzige Spalte darstellende Geschlechtsöffnung ein. 4 
Diese letztere wird von der vor ihr liegenden Cloakenmündung nur durch 
eine dünne häutige Scheidewand geschieden, die sich bei dieser ersten 
Weibchenform nicht einmal immer deutlich erkennen lässt. Ihre Seiten- 
ränder sind zuweilen stärker chitinisirt als die davor liegende Afterspalte 
und heben sich dann durch bräunliche Färbung von ihr ab. Nach der 
Begattung dehnt sich die häutige Zwischenwand derartig aus, dass wir 
bei allen späteren Formen, wo also erwiesener Massen keine Copulation 
mehr stattfindet, die kleine weibliche Geschlechtsöffnung auf den Rücken 
verlegt finden. Form und Lage dieser letzteren zu beschreiben, wird im 
 nächstfolgenden Abschnitte unsere Aufgabe sein. Für jetzt sollen wir 
noch anführen, dass Pıgenstrcaer mit allem Recht auch für Tyroglyphus 
siro eine Einführung des Penis durch eine hinter dem After ‘gelegene 
Geschlechisspalte annimmt und sogar einen Theil dieses letzteren unter 
dem Namen einer solehen abbildet. Meenın und Rosın stellen dies 
Verhältniss grundlos in Abrede und nehmen eine Einführung des Pen 
.direet in den After an (loc. eit. p. 227). Es wäre dann, wie sie selbst 
betonen, dieser letztere einer reinen Cloakenmündung, wie sie die Vög 


A) Rosın, Journal de l’anatomie. 1872. Taf. IX, Fig, 5. 


En wie m as chuchiat sind. Der Kör per ist von in 
one aus nach vorn und hinten ziemlich gleichmässig, aber nicht be- 
" deutend verschmälert. Dabei erweisen sich die beiden fast parallelen 
itenränder des Abdomens als doppelt eingebuchtet. Am Anfange eines 
eden dieser Abschnitte steht eine der nun ganz randständig geworde- 
en und ziemlich entfernt entspringenden Hinierextremitäten. ‘Das zu- 
erundete stark bräunliche Leibesende ist eingebuchiet und trägt an 
en: oberen Hinterrande die stärker Be [| 


nommen und beträgt nun 0,83 Mm.!). Diese Ausdehnung vermag aber 
uf das approximative Verhältniss der Länge zur Breite keinen bedeu- 
enderen Einfluss mehr auszuüben. Die Secretionstaschen liegen nun 


ıtfalten besitzt unsere Form immer noch nicht. Dahn bern erki 
jan innerhalb des Ovarialraumes das sich bildende Ei. 
en a Besitz äusserer Geschlechtsorgane und eines N Eies 


) nur Beh sich zum Schutze des einzigen, ireifendon Kiss 
‚dem Rücken eine durch stärkere an ee Ghikin- 


ae ı KR A la, 3. in vn. Br u . ii 


letztere eat sich je bei den erschierlenen Gattungu ja selber‘ 58 
‘den verschiedenen Species eines ve erschiedenen Grades der Entwicklung. 4 
Gewöhnlich kommt sie aber überall in der Form darin überein, dass sie 
ein lang gestrecktes Rechteck darstellt, dessen hinleres Ende mehr oder 
weniger ausgeschnitten ist. Ausserdem giebt sich eine Verdickung des 
allgemeinen Körperintegumentes durch die an allen Rändern gesteigerte ® 
starke Bräunung zu erkennen, dabei sind die Epimeren stark ausge- 
bildet. Die Exeretionstaschen liegen nur sehr wenig hinter den letzten 4 
Beinpaaren. ’ 
Wie bereits mehrfach erwähnt, gelangt in der Regel — einige ' 
wenige Ausnahmsfälle sind von Rosın und M£cnın an Pterolichus eultri- 7 
fer, securiger und Verwandten beobachtet worden — nur ein einziges 
Ei zur Ausbildung. Damit wenigstens die Entwicklung dieses einen ge- 
sichert sei, sehen wir nach Darwın’schen Grundsätzen zahlreiche Vor- 
sichtsmassregeln zu dessen Schutze auftreten. Dahin ist vor allem jene 4 
eben erwähnte Chitinplatte zu rechnen, ferner die gegenseitige enge 
Anpassung beider Geschlechter bei der Beestiung; dann eine vermehrte 
Sensibilität. des tragenden Weibchens, endlich ein merkbar rascherer Gang 
desselben. Demselben Zwecke unterworfen sind verschiedene Eigen- % 
schaften der Eischale, welche von der granulösen Beschaffenheit bis zu ” 
einem wirklichen Haftapparate gesteigert sind. Die mehrerwähnten 7 
‚französischen Autoren haben an den Eiern von Pterolichus-Arten u. a 
rauhe körnige Oberflächen erkannt, beschrieben und abgebildet. Bei ” 
Dimorphus-Arten besitzt das reife Ei einen eigenthümlichen Haftapparat 
in Form eines sehr langen, glänzenden und einfachen Stachels, der un- 
gefähr in der Mitte der concaven Fläche des Eies befestigt ist und nach 
hinten verläuft. Am auffallendsten aber gestaltet sich dieser Apparat, 
zur Befestigung des Eies an den Federn bei Dimorphus Haliaeti Buch. 
(vergl. Taf. XXX, Fig. 5). a 
Zu dessen Eli treten im Eibehälter, kaum dass das Ei seine 
endgültige Grösse erlangt hat, von der Wand des Ovarialraumes zur 
convexen Seite des Eies farblose zarte Brücken heran. Anfänglich zäh- 
len wir deren nur wenige, bis immer mehr auftreten und sich dieselben 
zu einer ununterbrochenen Membran vereinigen, die später sichtbar 
fester wird und sich bräunt. In Farbe und Verhalten gegen das Licht 
zeigen jene primiliven Streifen eine solche Aehnlichkeit einerseits mit 
der Eischale selbst, andererseits mit den später zu erwähnenden Kitt- 
drüsen, dass man die Ueberzeugung gewinnt, es möchte letztere die das 


r er zu f “ Il 1 = ar 
Me HR { 5 Hin TE rl Kara a 


u ® . Weitere NR ENT Nohs der Dermaleichen Koch’s, N 


, deren senkrechte Hälfte innig je dem Ei vereinig) ist. 


am inneren Rande _ Einschnürungen aa eriiten: Am a der 
h als Verdickungen, die vielleicht den ursprünglichen Brücken ent- 
rechen, ausweisenden Streifen erkennen wir endlich bei sehr starker 
rgrösserung zwei in Viertelsdrehung nach verschiedenen Seiten ge- 
richtete winzige Häkchen. Dieser eben beschriebene und in Fig. 5, 
f. XXXII wiedergegebene Haftapparai fällt sehr leicht ins Auge und 
iebt dem dieses Ei iragenden Weibchen einen eigenthümlichen Typus, 
der uns fast nöthigt dasselbe als vierte Weibchenform aufzustellen. Um 
o auffälliger ist es, dass sich dieser Apparat den Monographen in Rosin’s 
ournal de l’anatomie ganz enizog; diese haben doch das Ei so sorgfältig 
dirt, dass ich für dessen huklerune auf sie verweisen kann (loe. eit. 
232). Bucnnorz dagegen bildet ein solches Weibchen ab (loc. eit. 
32. Taf. II, Fig. 18) und schreibt dazu: »Eigenthümlich auffällig 
war mir an Weibchen, welche vollkommen ausgebildete Eier enthielten, 
eigenthümlicher bandförmiger Streifen von bräunlicher Färbung, 
welcher dem Rande des Eies parallel lief und an beiden Enden dasselbe 
ı etwas überragte und durch zahlreiche scharfe Querlinien getheilt 
schien. Es war mir leider noch nicht möglich, über die Natur dieser 
enthümlichen Bildung, welche dem Eie seibst anzugehören schien, 
nd von der an Eiern anderer Arten sich kein Analogon u Auf- 
luss zu gewinnen «. | 

a Ausserhalb des Mutterleibes konnte ich das Ei noch nicht auffinden, 
srmag daher auch nichts über dessen Entwicklung zu sagen. Aus der 
'esenheit eines so ausgebildeten Haftapparates darf jedenfalls ge- 
ossen werden, dass dieselbe eine geraume, im Federkleide des 
rihes ne hsschie Zeitdauer erfordert. Nach Ablauf derselben 


13 
>) 


rift f. wissensch. Zoologie. XXX. Bd. 36 


ten und sich berührten, ohne sich nach Art eines Diplozoon zu ver- 


ee Ger, 


und präparirte den Wirth sammı Schmarotzern, in einem weiteren con- 
"statirte ich die langsamen aber deutlich wahrnehmbaren Bewegungen 
des Entozoon, Beide Male waren zwei solcher Würmehen vorbanden, 
die mit ihren hinteren und vorderen Spitzen stark gegeneinander neig- 


‚einigen. Deutlich liess sich an ihnen die doppelte. Contour der zwei 

Tandungen, die blassgelbliche Farbe derselben, sowie ein einfacher, 
‚den ganzen Körper durchziehender Leibescanal, von weiteren Organen 
dagegen gar nichts erkennen. Gegen in mir selbst rege werdende Zweifel 
über die selbständig thierische Natur dieser Gebilde hielt ich mir ihre ° 
Bewegungen, die deutliche Beobachtung ihrer Körperwände und vor 
allem den Umstand entgegen, dass man neben ihnen im Körper des 
Dermaleichen kein Organ vermisste, sondern alle vollständig vertreten 
waren. Diese Parasiten erwiesen sich als ungefähr 0,22 Mm. lang und 
sehr dünn. Gehe ich wohl so weit irre, wenn ich sie als eine neue Art 
von Anguilluliden bestimme? In Parenihese will ich erwähnen, dass ich 
ähnliche langgestreckte Parasiten auch bei Phytoptus vitis Land. auffand, 
darüber berichte ich aber ausführlich an einem anderen Orte. 

. Parasiten bei Milben sind übrigens nicht mehr unbekannt. PAgEn- 
 steeHer bildet in seiner allgemeinen Zoologie (Bd. I. p. 70. Fig. 8) 
Gregarinen aus Acarus plumiger de Geer in verschiedenen Stadien ab, 
eingekapselte fand ich auch in mehreren auf verfaulenden Pflanzen leben- 
den Gamasiden. Auch auf Milben lebende Aussenparasiten kennen 
‚wir. SCHRANK erwähnt nach ÜLAPAREDE eines Hypopus, der auf Acarus 
erassipes L. schmarotzen soll. Es ist nun interessant zu vernehmen, 
dass ich auf dem Gamasus tetragonoideus Duges, welcher hier auf fau- 
lenden Kartoffeln in grosser Zahl lebt und sich vom Raube kleinerer 
Arthropoden nährt, ausserordentlich häufig einen Hypopus fand. Der- 
selbe überdeckte ihn in Schaaren von 30—60 Stück. bis zur völligen 
Unkenntlichkeit. Einer Beschreibung des Hypopus enthalte ich mich, 
dagegen füge ich die Skizze eines mässig besetzten Gamasus bei ( (vergl, 
Taf. XXXIV, Fig. 1). Gleichzeitig erwähne ich, da man sonst die Äb- 
bildung für ungenau halten könnte, dass die hen ie Zierden 
des verdickten dritten Beinpaares am Wohnthiere nur bemerkt werden, 
wenn dieses zur Seite gedreht erscheint. Grarar&pe bemerkt über das 
familiäre Verhältniss des winzigen Hypopus zu dem viele Male grösseren 
 Gamasus: » Wenn Scnrank als Acarus crassipes dieselbe Milbe bezeich 
net, wie Linwt, so ist dieselbe ein Gamasus, und die Frage der Ver 
wandischaft mancher Diypupur mit den Gamasiden tritt wieder in den 
V on & 


N 


ER 
= 
[s>} 
u 
u 
m 
es 
[se] 
je) 
cD 
u 
ES 
= 

02 
cD 
nn 
= 
3 
> 
> 
= 
= 
ei 
=> 
TE 
[e2] 
nn 
mu 
<D 
= 
[vom 
co 
ae 
= 
== 
= 
(er>) 
= 
= 
er 
(>? 
=) 
== 
ca 

or 

ER 

Bm 


; En... zu schildern. Es sind dieselben leider als on 
ind unvollständig zu betrachten. Nachdem ich nun ein weit grösseres 
Haterial untersuchen konnte wie damals, finde ich Folgendes: 

' Ganz am Vorderrande des Körpers, umgeben von den beiden ersten 
re steht das gedrungene oder mässig gestreckte Pseudocapitu- 
! ; das einem meuche mit nach vorn gerichteter, quer 


h de nen de eis Be en wird es vom 
‚perrande begrenzt und von einer grossen ovalen Oefinung desselben 


lei (vergl. Taf. XXXIV, Fig. 3). Oben wird die hiniere Hälfte lurgk 
e Art Epistom bedeckt, das dadurch entsteht , dass sich die Rücken- 
t kaputzenförmig über die Basaltheile der Kieler verlängert (capu- 
on der französ. Aut.). Mehr Schutz gewinnen die dahbinterliegenden 
heile durch eine nach hinten dreieckig verbreiterte, gebräunte und 
ic lich poröse Chitinplatte. Nach vorn ergänzt das Epistom eine sehr 
lle, vollkommen durchsichtige Membran, welche sich bis weit nach 
‘zu über den mittleren Theil der in erkirte hinwegzieht. Es 
gen unter ihr nur die Scheerenspitzen hervor. Dieselbe ist sehr schwer 
| unehmen und wird leicht übersehen; doch beschreiben sie auch 
anzösischen Autoren, wenn ich mich wenigstens nicht irre. Zu 
en Seiten der Taster steht diese Membran viel bis wenig vor. Bei 
lichus seeuriger und cultrifer M. besitzen diese Hervorragungen zu 
en Seiten der Schnautze die Form starker dreieckiger Lappen, bei 
Ar ten von Dimorphus und Crameria sind sie dagegen kaum wahr- 
ar. Die den Mund unten zur Hälfte verschliessende Platte zeigt 
utliche Sonderung in einen Mitieltheil und zwei Seitenilügel 
XIV, Fig. 7). Diese stellen sich in Form zweier plumpen flachen 
dar, die ihre stark zugerundeten Spitzen nach innen und gegen 
sr wenden. Jener Mitteltheil ergiebt sich als eine viel kleinere 
Be die vorn eine einer WIRAIBEn. en ähnliche a ilue 


Vas nun die Bun wkrguge selbst anbelangt, so bieten sie sich 
ve schiedener Form dar. ‚Bucnnorz beschreibt und zeichnet die 
nn | ! 36% 


‚er auch die Mandibeln ganz abweichend. Ein ähnliches Verhalten liesse 
sich aus seinen Abbildungen aueh für Dermaleichus rostratus Buchhol 
vermuthen. Gerade von dieser Art haben aber Rosın und Mtenix die 
Mundtheile am genauesten untersucht (loc. eit. p. 402%. Taf. XII, Fig. 3° 
und 4) und ihre Beschreibung trifft im Wesentlichsten mit der unsrigen 
überein. Bei allen von mir untersuchten Arten fand ich erstlich nu ; 
dreigliederige Taster vor. Das Verhalten dieser Abschnitte ist aber nicht. 
- in allen Fällen dasselbe. Bei wenigen bereits genannten Arten (Gattung 
Pterocolus mihi) findet sich das eine derselben vor, die weitaus grössere 
Anzahl der übrigen zeigt uns das zweite. In der Mehrzahl der Fälle’ 
(Taf. NXXIV, Fig. 6 und 9) ergiebt sich das erste Tasterglied unter allen. 
als das grösste, und sitzt mit schmalem Grunde der Maxillarlippe von. 
vorn auf. Das zweite Glied erweist sich als ungefähr drei Mal kürzer 
und nur wenig schmäler; es trägt gleich dem vorhergehenden eine” 
mässig lange Borste. Der kette, kleinste Abschnitt ergiebt sich als mehr 
oder weniger dreieckig, und ist nach vorn wie innen ein wenig unte 
die Mundtheile gebogen. Dieses dritte Glied läuft nach innen in eine 
wasserklare, am Anfange stark verbreiterte und kurze Spitze aus. Da- ; 
bei scheint steis nur die Aussenseite stark chitinisirt, die innere vor 
einer weichen sackähnlichen Haut begrenzt. Dadurch erhalten die Taster E 
einen grossen Grad von Zusammendrückbarkeit; starkem Drucke aus- 
gesetzt werden sie daher ganz plump und verlieren vollkommen di 
ihnen im Grunde - zukommende schlanke Figur. Die Mandibeln 
(Taf. XXXIV, Fig. 6 und 10) ähneln denjenigen der echten Acariden 
oder Sarcoptiden, sowie denjenigen von Hoplophora, wie sie uns vol 
Crarantne beschrieben werden. Sie bestehen aus zwei scheerenarli 
zusammengefügten Gliedern. Das kurze, den beweglichen Scheerenarn 
darstellende Endglied ist wie'bei den mit Scheerenmandibeln versehene 
Milben überhaupt das untere. Das Basalglied verlängert sich über di 
Verbindungsstelle mit dem articulirenden Endgliede hinaus um deı 
oberen Scheerenarm zu bilden. Dieser kehrt die Spitze schwach nacl 
innen und gegen diejenige seines Genossen. Von oben betrachtet zei 
das Basalglied wie bei Freyana einen kaum merkbaren Ringwulst u 
‚den hinteren Einschnitt zur Aufnahme von Muskeln. Auch hier consta 
tiren wir ein abweichendes Verhalten erstlich für Pterocolus, bei welchen 
die Basalglieder sehr zurückgeblieben, dagegen die Schnonik langgestreck 
sind (Taf. XXXIV, Fig. 8), zweitens für Pterolichus rostratus Buchh, 
faleiger Mesnin, wo die Eigenthümlichkeit des Männchens, dass de 
untere Scheerenarm unmässig verlängert und sichelförmig ie, heidı 
Autoren zur Benennung der Art veranlasst hat (vergl. BucnnoLz loc. | 


tat.. I, Fig, 1 und Rostn Kind Meenm loc. cit. Br 402. Taf. XL, 
R "An die Mundtheile schliesst sich eine vorn wenig eiweiter te Strecke 
 Anfangsdarms an (vergl. Taf. XXXII, Fig. 3, in welcher das Ver- 
auungssystem mit schwärzlicher, das Geschlechissysiem mit leicht 


‚Magen über, welcher im normalen Zustande die Körpermitte einnimmt : 
"beim hochträchtigen Weibchen (vergl. hier auch Taf. XXXIT, Fig. 4) 
aber zur Seite geschoben und dadurch asymmetrisch verlegt wird. Der 
ddarm verhält sich beim Männchen und Weibchen entsprechend den 
rschiedenen Körperformen nicht ganz gleich; bei jenem ist er in der 
gel kürzer, bei diesem länger. Von begleitenden Drüsen findet sich 
ine Andeutung. Um so auffallender wäre es, wenn sich die den Leib 
er jungen Freyana anatina in Menge anfüllenden zweigelappten und 
blichen Organe als Lebern auswiesen. Ein so wichtiges Organ würde 
l kaum vorübergehend auftreten. Es scheint mir daher natürlicher, 
e Gebilde als Fettkörper zu deuten. Was ich dagegen über die Fär- 
ng der Kothballen und über den Mageninhalt erwähnt habe, kann ich 
‚bestätigen. Bei allen Dermaleichen fand ich wenigstens in der Jugend 
(Fr freyana) allermeistentheils aber auch im Alter das im Dienste der Aus- 
idung stehende System der Excretionstaschen vor. Mieenın und 
x fanden es ebenfalls und gedenken seiner ohne nähere Beschrei- 
08. Ich weiss nicht, ob ich das, was ich bei den Anaigen über das 
eretionssystem gesagt habe, aufrecht halten darf; es sind in mir zwar. 
‚eifel darüber rege eöhrhndeh, aber die sofort naher zu beschreiben- 
Exeretionsorgane fand ich lief ihnen gar nicht vor. Die Exeretions- 
hen liegen bei den Weibchen hinter den Einlenkungsstellen der 
tzten Hinterbeinpaare, und zwar bei den jüngsten Stadien noch hart 
Hinierrande, worauf sie mit zunehmender Körperstreckung immer 
iter nach vorn ziehen, bis sie endlich bei hochträchtigen Exemplaren 
en endgültigen Platz erreicht haben. Bei den Männchen öffnen sie 
auf der Rückenfläche und zwar direct oberhalb der Insertion des 
sn Beinpaares (vergl. Taf. XXXII, Fig. Ae, Fig. B und Fig. 12). 

‚usführungsgang ist steis sehr Kelch, belkriahefiuinie und fast stets 

ı einem verdickten Ringe der Guttenla: umgeben. Bei Dimorphus 
ti Buchh. liegt er inmitten eines ovalen und hellen Fleckes. Zu- 
z.B. bei Pierolichus faleiger und securiger, für welche Arten 
esenheit von den französischen Monographen in Abrede gestellt 


Form von längsgestreiften , Binde naben. Talchsn dar An Ahurch, e 
. öliges Secret gelblichbraun gefärbt erscheinen. Mania fehlt. das let 
tere und an seiner Statt sind die Taschen mit Luft gefüllt und gewinne 
ganz das verführerische Ansehen von Lungensäcken, wie sie bei d 
Spinnen vorkommen. Ausserdem haftet gerade in der Umgebung diese 
_ Organe die Luft am längsten, lässt sich auch in diesen Fällen in kleine 
Bläschen auspressen ; betrachtet man nun zum Ueberflusse ein in Canada- | 
balsam eingeschlossenes Thier, bei dem die Luft sich vollkommen wie 
in einem eingeschlossenen Athmungssysteme erhalten hat, so begreif 
man ganz gut den Irrthum, den Fürsrensere in der Auslegung dieser) 
‚Organe begangen hat. Vom Gegentheile überzeugt man sich erst, wen 
es gelingt, die Einwirkung von Reagentien auf das Secret zu siu- 
diren und dieses selbst tropfen weise hervorzupressen. Entleert man di 
Taschen, so legt sich ihre Membran in noch stärkere Falten und si 
sehirumpfen bis zur Unkenntlichkeit zusammen. 
Die Federmilben sind nicht Tracheenathmer! Es gelingt in keiner 
Falle ein Tracheensystem bei ihnen darzustellen. Man wird daher auc 
sie zu den Hautathmern stellen müssen. Ein Beweis mehr, wie nichtig 
es war sie bei den Gamasiden unterzubriugen, ein weiterer Fingerzeig 
für ihre Eintheilung bei den Sarcoptiden! 
An der Basis des Pseudocapitulums, da wo die beiden Basakelienn 

der Mandibeln zusammenstossen, entsteht durch die nach innen schrä 
abgestutzten Hinterenden der letzteren eine nach hinten geöffnete Höhle, 
welche oben durch das primitive Epistom, unten durch die Mundplatte 
. verschlossen wird. Hier beobachtet man, wenn es wenigstens geliı 
das Pseudocapitulum ohne Verletzung vom Körper -zu trennen, oberha 
der Speiseröhre ein belles glänzendes und das Licht sehr stark breche 
des Knötchen, das einzige Nervenganglion (Taf. XXXIV, Fig. 3 und 5) 
Immerhin zeigt uns dieses primitive Gebilde eine Scheidung in eine 
schmäleren, streifenartigen Mitteltheil und zwei breitere halbkugelig 
Seitenhällten. 
Auch die Geschlechtsorgane bieten uns inieressante Verbälinisse 

Bei beiden Geschlechtern bestehen sie hier wie bei allen Milben au 
einem äusseren chitinigen Apparate und einem inneren mit mehr me 
branösem und drüsenartigen Character. Bei den Männchen ist dem 
‚erstere klein und unansehnlich und zeigt in der näheren Ausführn 
ziemliche Verschiedenheiten. Bei Dimorphus Haliasti Buchh. (ver 
Taf. XXXIH, Fig. 10), als demjenigen, bei welchem wir auch die inne 
ren Organe und die Copulation am ausgiebigsten beobachteten, beste 
er aus einer halb umrahmenden Chitinleiste von der Form eines Bog: 
‚zweien nach vorn zugespitzten dreieckigen Seitenflügeln, deren hint 


ist der sn bei thus st strigis Buchh. a Tat. XXX 
Hier fehlt der vordere Bogen, und die beiden Seitenflügel sind 
Hure schmale En iüeke Felleirt. no a a 


ründete Höcker. In a Fällen ind der äussere as von 
einigen kurzen Haaren begleitet und von merkwürdigen accessorischen 
Einrichtungen secundirt. Als letztere erwähne ich : 

4) Die gewöhnlichen Hafinäpfe (Taf. XXX, Fig. 11). 
feber. ihre Stellung und Grösse habe ich bereits fr User berichiet, ebenso 
ass sie sich nur bei den Männchen vorfinden. Ihre wahre Gestalt haben 
agegen erst die französischen Autoren beschrieben. Wie wir an einer 
eitenansicht sehen, bestehen sie aus den nämlichen Grundstücken, wie 
iejenigen der Tyroglyphen, und bedürfen deshalb keiner näheren 


Die Aushölung am Hinterleibe der Männchen 


I 


i mit einer einfachen Reihö winziger Chitinzähnchen ausgerüstet ist; 

dadurch, ‚dass diese in die Furchen zwischen den rippenartigen Hervor- 
“agungen am Abdomen des Weibchens gepresst werden, wird selbst- 
rständlich der Zusammenhang bei der Copulation bedeutend vermehrt. 
3) Die Ausrüstung der: beiden hinteren Extremi- 
enpaare. An der Verbindungsstelle des ersten und zweiten Glie- 


le versehener stumpfer Dorn (Taf. XXXII, Fig. 8). Er zeigt sich 
Theil des Abdomens eingestemmt. — Einen weiteren Apparat zur 


e tützung der Begatiung erblicke ich in der Endigungsweise des 
zten Gliedes der verdickten Extremität (Taf. XXXII, Fig. 17, 18, 


| als ‚dasjenige der Burn und inserirt nicht vollkomm ıen an der 


m nn Fig. FAN. a am hen Binnehluns habe ich be- 


; des vorletzten Beines findet sich ein starker, brauner, und mit Hol 


e nicht bei allen Arten und wird zum Besihalten gegen den hinter- 


und 20). Das Haftläppchen derselben besitzt einen etwas längeren 


2 RR 


£ 


‘der Copulation verwerthet (Taf. XXXIN, Fig. 7 und 9). In den ein- 
facheren Fällen besitzt dasselbe eine Backen von drei bis fünf 7 
 stumpferen oder spitzeren Dornen, die gegen den weichen Leib des % 


. Dimorphus Haliasti Buchholz (Taf. XXXII, Fig. Aa, ferner 43 und 44). 


ihres widerspenstigen Weibchens ein ganzes Arsenal zur Verfügung 


stützung der Begattung zukommenden Attributen vertraut geworden 


‚untersuchen (Taf. XXXIH, Fig. B). Da bemerken wir zuerst einen den Mi 
‚Seitenflügel des Abdomens ein heller Gang, ein Vas deferens. An ihrer 


mens erstrecken. Ihre vorderen Zipfel ergeben sich als nach aussen 
. „umgelegi. Der Inhalt des hinteren Theiles scheint aus unregelmässigen 
‚hintereinander liegenden Scheiben zu bestehen. Bei Dimorphus strigis oli 


. braune Massen, die zu beiden Seiten des Abdomens am Ende des ersten 
 Drititheils desselben stehen, die Ausführgünge zeigen sich als blasse 


‚Linien mit demselben Verhalten wie vorbin. Die Beobachtung dieser 7 


& lich gemacht. 


dass ich diese Eigentbümlichkeit nicht in allen Fällen beobachten konnte, 
ebensowenig die folgende. — Ganz evident ist auch das Endglied des 
letzten Extremitätenpaares zur Unterstützung des Zusammenhanges bei 


Weibchens gepresst werden, und dasselbe so mit eisernem Griffe festzu- 
halten gestatten. Den Culminationspunct erreicht diese Ausrüstung bei 


Wir dürfen dreist behaupten, dass dieser Federmilbe zur Bezwingung 4 


stehe. Die Endglieder des letzten Beinpaares tragen an ihrer dorsalen 4 
Seiie eine horizontale, quer über dasselbe verlaufende und stark ge \ 
bräunte Platte. Diese ist ungefähr rechteckig und ihre beiden freien 
Ecken laufen in je zwei durch rundliche Bucht getrennte Dornen aus 
(Taf. XXXIU, Fig. 13). Unterhalb derselben, also nach aussen, stehen ° 
ferner in einer Reihe zwei kleine farblose Haftnäpfe, welche auf kurzem 4 
dickem Stiele eine dünne Napischeibe tragen (Taf. XXX, Fig. 14). Der E 
einzelne Apparat gewinnt so von der Seite gesehen die Form einer halbir- F 
ten Weberspindel. Ausser dieser Bewafinung stehen Dimorphus Haliasti 
noch mehrere der vorerwähnten Haftapparate zur Verfügung. 

Nachdem wir nun einigermassen mit den dem Männchen zur Unter- 


Bi\, 
N 


sind, bleibt uns noch übrig die inneren Geschlechtsorgane desselben zu 


äusseren Apparat umgebenden hellen Hof, vielleicht eine Samenblase. 
Von ihm führt jederseits nach aussen und hinten zum Anfange der ı 


Mündung erkennen wir bei Dimorphus Haliasti zwei gestreckte wurst- 
förmige Massen, die sich nach hinten bis in die Seitentheile des Abdo- 


Buchh. zeigen sich diese Geschlechtsdrüsen als rundliche, schwach 


Verhältnisse wird durch manche Ursachen sehr erschwert, fast unmög- | 


Der weibliche Geschlechtsapparat ist ebenfalls i in einen ua 
und einen inneren gegliedert. Zu jenem gehören Lyra und Vulven a 


3 Weitere Beiträge 1 zur kuptiiss der Dermal Teichen Koch's. 557 


uch dis‘ Bi sikospatie, Was jene ersteren anbelangt (Taf. XXXII, 
.C, ferner Fig, 6), so liegen sie in der Mitte der Ventralfläche des Cepha- 
horax. Die Lyra ist stark gebräunt und besitzt gerade nach hinten 
| verlaufende und zugespitzte lange Schenkel. In dem engen von diesen 
„ Jegrenzien Raume erkennen wir zwei einfache schräge nach vorn ge- 

‚richtete Hautverdickungen, die vorn zusammenschliessen. Ihr hinteres 
‚Ende erweist sich als abgerundet und durch einen braunen Flecken 
ausgezeichnet, der vordere als allmälig spitz zulaufend und an die Lyra 
‚anstossend. BucnnoLz bezeichnete diese Organe, wie wir bereits früher 

‚sahen, als Vulven. Diesen Namen verdienen sie schon deshalb nicht, 
"weil sie nicht die wahre Geschlechtsöffnung umfassen ; diese liegt, wie 
wir sehr bald sehen w erden, an einem ganz anderen Orte. Wahrschein- 
‚lich öffnet sich die Körperdoche an ihrer Berührungsstelle nur zur Ent- 
‚lassung des reifen Eies, was bis jetzt noch von Niemandem direct beob- 
achtet wurde. Vielleicht sind auch Vulven und Lyra ganz rudimentäre, 
\ usser Thhätigkeit gesetzte Organe. 

Die weibliche Geschlechisöffnung der ersten Weikchänlerm liegi 
unmittelbar hinter der Afierspalte. Sie bildet gewissermassen mit ihr 
| eine einheitliche Längsspalte und wird von ihr nur durch eine sehr dünne 
| embranöse Wand geschieden. So fand es auch PaısEnstecner bei an- 
ren Milben, und es ist sehr verzeihlich, wenn sich M&enıs und Rosın 
iierin irrten. Zuweilen ist die Geschlechtsöffnung durch stark chitini- 
ie bräunliche Ränder von ihrer Vorgängerin deutlich gekennzeichnet. 
enn wir nun aber eine der folgenden Nummern unserer Reibe unter- 
chen, so sehen wir, dass das Verhältniss ein anderes geworden ist. 
ie Crararkorn dieses für Myobia musculi Schrank bewiesen hat, so er- 
| kennen wir auch hier, dass diese Oeffnung dorsalwärts und mithin auch 
\ Bier dem After en ist. pr erkennen ventralwärts die a 


e nämliche. Es sei mir daher gestattet, diese Verhältnisse bei drei 
en näher zu untersuchen. | 

4) Dimorphus Aluconis Buchh. (Taf. XXXIV, Fig. D und 
4). Das Abdomen des Weibchens dieser Art entbehrt des recht- 


erandet. In der Mitte des Hinterrandes, und diesen überragend, | 
ken wir eine nn braune Be, ‚die us einem En 


ch  eakenen lässt. ‚Wie wir aus der herzlich che 


wir bereits früher sahen, am Hinterrande schwach ausgebuchtet. Inner- 


” (Taf. XXX, Fig. 1), die mit ihrem einen Pole an die Furchenreihe der ; 


a ee 6. en, ® . Er le an | 


‚Abbildung von Beksane hoc. eit. Taf. iv, ‚2 schliessen, bes we a 
bereits das Gröbste daven erkannt. ER Eh 
| 2) Dimorphus Haliaeti Buchh. (Taf. XXRV, a D Kir E 
Taf. XXXI, Fig. 1). Das Abdomen des Weibchens de Art ist, wie 


halb dieser Ausrandung lässt sich eine gebräunte bedeutungslose Chitin- 
bildung erkennen, ähnliche umfassen die Insertionen der am Anfange kaum 
merklich verbreiterten Haare. Ventralwärts von diesen flachen Protu- 
beranzen liegt am stark gebräunten Körperende die einfache Afterspalte, 
dorsalwärts davon eine gleich jener, dunkeibraune eiförmige Papille 


 Rückenfläche grenzt, mit dem entgegengesetzten freien, den Hinterrand 
des Abdomens überragt. Nach unten ist sie innig mit ihrer Unterlage 
‚verwachsen, nach oben frei, schwach gewölbt und trägt hier die kleine 
quer ovale, fast schlitzförmige Geschlechtsspalte. r | | 
3) Bei Dimorphus strigis oti Buchh. (Taf. XXXIV, Fig. E ° 
und Taf. XXXII, Fig. 2) findet sich ein einstülpbarer rechteckiger " 
Leibesanhang vor. Innerhalb desselben findet sich am Abdomen die der 
Ventralfläche angehörende Analöffnung. Hinter derselben verlängert sich ' 
das Abdomen an der Unterseite des Anhanges in Form einer diese über- N 
ragenden und fleischigen Papille von ziemlich beirächtlicher Grösse. Zu 
beiden Seiten derselben stehen die zwei Paar Endborsten. An der obe- 
ren Seite ist sie innig mit dem rechteckigen Appendix verwachsen und ° 
ragt daher nur nach unten sichtbar vor. Sie wird dem entsprechend an 
der Dorsalfläche nicht bemerkt. Hier aber erkennt man mit der papillen- 7 
‚arligen ventralen Hervorragung correspondirend die dorsalständige se- 4 
cundäre Geschlechtsöffnung, die von zwei schamlippenartigen Rändern 7 
umgeben wird, welche nach hinten als feine Spitzen den Hinterran 
überragen. Dieselben heben sich, da sie vollkommen glatt’sind, vo. 
' dem dicht und fein quergestrichelten Abdomen gleich den breite 
Rändern desselben ab. EN 
Wir sehen die Geschlechtsöfinung, so verschieden auch ihre Foro 
und specielles Verhalten bei den drei erwähnten Arten ist, kommt bei 
_ ihnen darin überein, dass sie dorsalständig ist und von des Afterspalte 
durch eine breite Brücke getrennt wird. Es ist jedenfalls sehr auffallend, 
dass die Genitalöffnung erst zu einer Zeit sich ihrer vollständigen Aus- 
bildung erfreut, wo sie nicht mehr activ verwendet wird. u 
- „Verfolgen wir nun die Geschlechtsorgane weiter, so erkennen w 
R dass sie z. B. bei Dimorphus Haliasti aus einem unpaaren Eibehält 
einem paarigen Eierstocke und ebensolchen Kittdrüsen bestehen. 
 kanntlich glaubte man bis jetzt, dass die Eier der Dermaleichen, wie di 


Pe 
= 
e 
= 
<D 
- 
> 
ee) 
Ss: 
— 
{ne} 
= 

S 
m» 
Es 
= 
= 
N 

m 
=) 
— 
=; 
2 
en 
[ee 
> 
wer 
= 
<D 

= 
= 
=» 

—— 
{a2} 
{a} 
ag 
3 
2! 
— 
ca 
mr 
[e 77 

OR 

SR 

ee) 


nigen vieler anderer verwandten Milben, sich frei im Leibesinnern bil- 
deten. In dem oben erwähnten lückenhaften Aufsatze lehnte ich mich 
N noch an die alte Änsieht an, begte aber schon damals berechtigte Zweifel, 
a "welchen ich auch Ausdruck gab. Ich hatte nämlich schon damals ve 
 obachtet, wie das Ei bei manchen Weibchen von doppelten CGontouren 
‚umgeben wird und wie verdächtige auf Falten zu deutende Striche über 
dasselbe hinwegziehen. Seither ist es mir gelungen den Eibebälter in 
Form einer mächtigen bauchigen Blase nicht nur vollständig zur An- 
 schauung zu bringen, sondern sogar vermittelst der Camera lueida zu 
zeichnen (Taf. XXXIH, Fig. #4). Sie setzte mich durch ihre grossartigen 
B Dimensionen in nicht geringes Erstaunen, da sie sich von der Einlenkung 
des vierten Hinterbeinpaares bis nach vorn zum chitinigen Geschlechts- 
_ apparat durch den ganzen Körper erstreckt. An der eben angegebenen 
- hinteren Stelle geht sie allmälig in ihren Ausführungsgang über, der 
sich vor seinem Ende noch ein Mal blasenartig erweitert. Diese Erwei- 
 terung dient vielleicht als Bursa copulatrix, die, wie aus der Begatiung 
“ kervorgeht, vorhanden sein muss. Von der Wand dieses Eibehälters 
Ri aus zieht sich eine augenscheinlich nur memhranöse Brücke (vergl. 
"Fig, 44 auf Taf. XXXIV) zur unteren Hälfte der concaven Wand des 
reifenden Eies. Dieses letztere findet aber hier nicht erst jetzt, sondern 
bereits von einem frühen Stadium an, seine Zuflucht. Zu beiden Seiten 
1 dieses Sackes finden sich zwei entwickelte und mit kleinen Eichen 
erfüllte Eierstöcke vor (Taf. XXXII, Fig. 4 ee), von denen einer stets 
etwas kleiner erscheint als der andere. Dicht hinter diesen Organen 
Jiegen zwei weitere unregelmässig rundliche Ballen, die sich durch ihren 
‚brüchigen und von Rissen durchzogenen söwie fat farblosen, das Licht 
f tark brechenden Inhalt zu erkennen geben (vergl. die angez. Fig. A kA). 
is scheint fast, als ob zwei helle schräg nach hinten ziehende Ausführ- 
änge die Verbindung dieser Organe mit dem hintersten Theile des Ei- 
Pr lere nlaglien. Ihre muthmassliche Bedeutung als Kittdrüsen 


Be der en Körperhälfte erweist sich zwar als a 
heint Wien et zu nn und zeigt on geben unter der Form 


. ih. ‚Halle, ee 


| So weit reichen meine ehecberktunech über eine der interessantesten N 
und am wenigsten bearbeiteten Milbengruppen. Meine bevorstehende 3 
Uebersiedelung nach Sicilien nöthigi mich die Fortführung dieser Unter- 
. suchung für jetzt aufzugeben, und meine Bruchstücke, so wenig An-..\ 
spruch sie auch auf Vollkommenheit machen können, dem Drucke zu 
übergeben. Der Gedanke, durch diese Versuche einen Geübteren für 
©... 0 das Studium der Dermaleichen gewonnen zu haben, der mich baldigst 
- überholt, wird mir reichlichen Ersatz für manche unausbleibliche Ent- 
n - {äuschung darbieten. Es bieten die Dermaleichen trotz der Arbeiten von 
Meenıw und Rosın ein noch sehr wenig bebautes, aber ausserordentlich 
 fruchtbares Arbeitsfeld, das ich jedermann aufs Beste anempfehlen kann. 


Bern, im December 1877. 


Te RE 


I 


er ee 


a 
Zr 


Erklärung der Abbildungen. 


Sn 


Die Zeichnungen wurden mehrerentheils bei Anwendung einer Camera lucida 

gezeichnet. Die Grössenangaben bei ausgezogener Karnmer genommen, diese, so- 

a wie die Gombinationen von Ocular und System beziehen sich auf ein kleines Harr- 
z 27 nAck' sches insirument. Ausnahmen werden regelmässig verzeichnet. 


Be Fe 


Tafel XXXHI. 


Fig, A. Nicht schematisirte Genusfigur. Rückenfläche des Dim. ee Bndhh- 
Oc. 3, Syst. A. 


a, accessorische Begattungsorgane am Endgliede des vierten Beinpaares. 
e, Oefinung der Excretionstaschen. 
x Bis, 'B. Stark schematisirte und nicht mit Camera lucida gezeichnete Grundge- 
 stalt. Die verschiedenen Systeme mit schw achen Farben angedeutet, nämlich: | 
schwarz das Verdauungssystem, 
gelblich das Excretionssystem, 
bräunlich das Geschlechtssysiem. 
Fig, c. Rückenansicht von Dermaleichus strigis oti Buc bb. Dritte Weibchen- 
form als kaum schemalisirte Genusfigur. Oc. 3, Syst. 6 | 
ER Fig. A. Hinterleibsrand mit Geschlechisöffnung des Weibckens von Dimorphus 
©... Haliaeti Buchh. 0c. 3, Syst. 7. 
ee .. Fig. 2. Dasselbe von Dermaleichus strigis oti Buchh. Oc. 3, Syst, RT 
Fig. 3. Sechsbeiniges Jugendstadium (Larve) desselben Thieres. Oc.4, Syst.4. 
Fig. 4. Weibchen einer nicht näher bestimmten Dimorphus-Art. Leibesum- 
risse und Eierbehälter mit Camera lucida gezeichnet, die übrigen Verhältnisse 
ziemlich schematisirt. Oc. 3, Syst. 4. = A 
| wie, Eierstöcke, k, Kittdrüsen. 


K 
So 


3 ge a zur Kenntniss der Dermaleichen Koch’s. al 


0.3, u Me 
Fig. 6. ee er weiblicher rohen von Deo Haliasti Buchh. 


ie 7. Letztes Glied der hintersten Extremität von Dimorphus Alueonis Buchh. 
ee 4, Syst. 6. 
Fig. 8. Dorn ao der Innenseite der dritten Extremität an der Uebergangsstelle 
i des zweiten und dritten Gliedes, jenem angehörend; von Dimorphus Aluconis Buchh. 
06. 3, Syst. 7, | 
“ Fig. 9. Endigungsweise des vierten Beinpaares von Dimorphus Aluconis Buchh. 
 0e. 4, Syst. 6. 

© Fig, 40. Chitiniger Geschlechtsapparat des Männchens von Dimorphus Haliaeti 
} “ Buchh. Oe. 3, Syst. 7. 

i Fig..41. Haftaapf von Dimorphus ginglymurus M. Oc. 4, Syst. 7 
„Pig, 42. Mündung der Excretionstaschen von Dimorphus Halia@li Buchh. Oc. s, 
Syst. 6. u | 
Fig. 13, Horizontale Chitinplatte und 
Fig. Re halbspindelförmiger Haftnapf, beide vom Endgliede eines letzten Beines 
von Dimorphus Halia&ti Buchh. Beide ohne Camera lucida und unter siarker Ver- 
grösserung (Dec. 4, Syst. 7 ausgez. Tubus) gezeichnet. 
- Fig, 15. Haftläppchen eines Vorderfusses von Pterocolus corvinus Koch nach 
ae angefertigten Zeichnungen. 
Fig. 16. Areolum eines der Vorderbeine von Dimorphus Haliaäti Buchh. Oc,#, 


/ Fig, 47. Endigungsweise des dritten verdickten Beinpaares von Dimorphus 
Aluconis Buchh. 0Oc. k, Syst. 6 

‚Fig, 18. Dasseibe von Deere pieinus Ch. Bohn. 

- Fig. 19. Dasselbe von einer Crameria. 

en 20. Dasselbe von Dermaleichus strigis oti Buchh. 


Tafel XXXIV. 


A. Männchen von Grameria lunulata mihi. Oc. 4, Syst. 6. 
B. Weibchen, ebenso. 
Fig. C. Männchen von Crameria major, ebenso. 
ae Weibchen von Dimorphus Aluconis Buchh. 0Oc. 3, Syst. 6. 
Fig. E. Weibchen von Dimorphus strigis oti Buchh. Oc. 3, Syst. 6. 
x Fig. 1. Gamasus teiragonoideus Duges mit Hypopen besetzt. Diese und die 


n, 5. in Deralbansiion eines Dermaleichen. Oc. &, Syst. 7. 
6. Hälfte eines halbschematisirten Pseudocapitulums einer schmalköpfige- 
etwas stark eh Oe. 3, Syst. 7. 


Su m 
AN REE, 8. Yellkomınen ea en en N Pterocolus® 
"nach einer bereits vor längerer Zeit ohne Grössenangabe und von freier Hand an- n 
gelerigien Zeichnung. . N ee 
Eig. 9. Taster der Dermaleichen (Dimorphus) gez. mit Camera Iucida. 0c. h, BL 


eu | 
pie 0, Bruchstück. einer: Mändibel, ‚ebenso. 

Fig, 11. Membranöse Brücke von der Wand des Eileiters zur unteren Hälfte. 
der concaven Eiseite, ebenso. 


Tafel XXXV. 


A, Seitenansicht einer Larve von Dimorphus HaliaetiBuchh. Oc. 3, Syst.7. 
B. Nymphenstadium von Dimorphus Haliaeti Buchh. Oc. 4, Syst. 4. E 
0. Erste Weibchenform, ebenso. a 
Fig. D. Dritte Weibchenform, ebenso. | i 
5 | 
F 


Mn 
DIE, 


Larve. EN  . 
. Zweite Nympheniorm. 
Fig. @. Leizte Nymphenform von Freyana ovalis mihi. Der ganze Entwick- 

lungssang nach bereits früher ohne Anwendung von Camera ae angefertigten 

Zeichnungen, wahrscheinlich mit Oc. 3, Syst. 6. | Be 
Fig. H. Männliches Geschlechtsorgan von Dimorphus strigis oti. Mit Camera A 
‚eida, 0e. 3, Bl 


er den Bau von Reniera semitubulosa 0. 8. 


ar 


| Ein Beitrag zur Anatomie der Kieselschwämme., 
Von 


Dr: Ü. Keller, 


Docent an der Universität und am schweizerischen Polytechnicum 
i in Zürich. 


Mit Tafel XXXVI und XXXVIL 


„Die lange Zeit hindurch so stiefmütterlich behandelte Classe der 
En. erfreut sich in der Gegenwart einer lebhaften Theilnahme der 
' Wir sind zwar noch keineswegs in der Lage, überall eine 
sonde Rinsicht i in alle Den Verhältnisse zu an ja 


Zeit über die ee ne en mit u 
herheit wird verfügen können. Damit dürfte dann auch eine be- 
igende Uebereinstimmung in der Beurtheilung des Spongienorga- 
us a an die Stelle der ‚jetzigen Controv erse Ireten. 


si a Be Ministerium für Oultus end Unter- 
ttete mir als Ausländer mit hoher Liberalität die Benuizung 
Ibsi errichteten k. k. zoologischen Station. Zu besonderem 
| Een bin .. ‚Herrn Dr. GRÄFFE, dessen grosser Freundlich- 


Meine Beobachtungen beziehen sich hauptsächlich auf Reniera 
semitubulosa ©. 8. Dieses Object ist für das Studium histologischer 
Verhältnisse ganz typisch und lassen sich diese wegen des geringen 4 
 Vorkommens von Farbstoffen mit grosser Klarheit übersehen. In den 
Aquarien brachte sie Herr Dr. Grärrz so leicht fort, ie ich sie jeder— 
' zeit lebend zur Verfügung hatte. | | 


I. Systematische Vorbemerkungen. 


| 
Die von Narno begründete Gattung Reniera umfasst zahlreiche | 
Formen, die in ihrem äussern Habitus sehr wenige übereinstiimmende 
haläcterl zeigen. Bald sind sie inerustirend, bald ästig oder röhrig, | 
bald knollig. 
Bei der grossen Formbiegsamkeit der Gruppe bleibt als Genus- 
character wenig mehr als die Form der Hartgebilde. ’ 
In seinem ersten Spongienwerke!) giebt Oscar Scanipr die kurze 

und sehr zutreffende Diagnose der Gattung Reniera: 
Halichondriae porosissimae, fragiles et quae siccae facillime dire j 
pulverem conteruntur. Spicula simplieissima et uniformia, nun- 
quam nodosa. Y 
‚Später fasste er den Genusbegriff weit enger, indem er eine Reihe i 
von Arten abtrennte und den nen aufgestellten Gattungen Amorphina, 
Pellina, Tedania eic. einverleibte?). So gerechtfertigt die Aufstellung der 
Gattung Tedania, wie sie schon von Gray vorgeschlagen wurde, sein 
muss, So einen mir die übrigen Gattungen doch dem Genus Reniera 
s str. so nahe stehend und so wenig constante Charaetere darbieiend, 
dass die Bestimmung dadurch wesentlich erschwert werden kann, Ge- 
rade die von mir untersuchte Art giebt hierfür einen sprechenden 
Beweis. 
Als Reniera s. str, werden nur diejenigen Arten ehe be 
welchem die Kieselnadeln zu einem drei- und. viermaschigem Netz 
werk gruppirt sind und einer Oberhaut entbehren. Auf ietztern Punet 
ist nun um so weniger Gewicht zu legen, als eine ähnliche Bildung i in 
ganz verschiedenen Gruppen auftritt (Spongilla, Esperia velutata und 
‚Esperia tunicata). | E 
Der vorgeschlagenen Nomeneclatur zufolge heisst die untersuchte 

Art Pellina semitubulosa. An ein und demselben Exemplar finde i ich! 
nun grössere Röhren mit Oberhaut (Character der Gattung Pellina 


1) Oscar Scamipt, Die Spongien des adriatischen Meeres. Leipzig 1862, 
2) Oscar Scamipr, Grundzüge einer Spongienfauna des atlantischen a. 
Leipzig 1870. 


h behalte deshalb in der Band die frühere a lehnue für unsere 
rt bei. | 

Die Art scheint sehr zu variiren. Die Farbe der in Triest erhal- 
‚tenen Exemplare ist weisslich oder schwach blauviolett, dagegen nie- 
"mals grün. Die Stöcke nur wenige Zoll Grösse erreichend. Die Basis 
N des Schwammes wird gebildet von einer unregelmässigen Masse, aus 
"der sich Gruppen von sehr feinen und stark verzweigten Aestchen er- 
eben. An andern Stellen erheben sich grössere Röhren von höchstens 
‚Em. Dicke in geringer Zahl, verlaufen parallel, sind cylindrisch mit 
nem Osculum an der Spitze, oder der ganzen Länge nach oder nur an 
er Spitze platigedrückt und ohne Osculum. Diese Röhren sind oft 
nter einander anastomosirend. Mit einer gewissen Vorliebe scheint 
ch diese Art zwischen den Aesten von Cladocora caespitosa anzusie- 
n, wohl als Commensale dieser Koralle. 


# 


II. Anatomie. 


i Bezüglich der Melhode der Untersuchung ist egialchen, dass 
e combinirte Methode unbedingt nöthig ist, im Leben ireien ofi Ein- 
zelheiten viel klarer hervor als an lan Material — es wurden 
hl Quer- als Länssschnitte des lebenden Schwammes in frischem 
'® wasser njsisucht, ebenso wurden ee Beh mammsgehe miitelst 


e rosmiumsäure. Gewühnlich wird A rrieniigs Lösung terasndei 
heint mir aber, dass die Histologen durchschnittlich viel zu con- 
ft f wissensch, Zoologie. AXX. Bad. l 37 


 . anreinigt ist. 


Bob. 0.000 Dee Keller, oe En wu 


| ar neh ee Ich fand eine se von Ei: oh bis} 
!/go%Yo viel geeigneter. Nachheriges Einlegen in verdünnte Chrom- 
säurelösung lieferte mir ein Material, das dem lebenden am nächsten 
kommt. 


Dermalfläche. S 


Es war von grossem Interesse, zunächst zu entscheiden, ob diese 
Art, die Kieselschwämme überhaupt, auf dem vom Wasser bespülten ” 
Flächen das jüngst so oft besprochene Plattenepithel aufweisen. Dessen 
Entdeckung mittelst Silberbehandlung verdanken wir F. E. ScauLze, 
der es für Sycandra raphanus H. in dieser Zeitschrift beschrieben hat!). 
' In der Folge wurde dann der dreischichtige Bau der Spongien aufge- * 
stellt, um so mehr als G. v. Kocn und F. E. Scuuzze für Halisarca eben- h 
falls ein Oberflächenepithei nachwiesen und Marscanıkorr auch für ” 
Kieselschwämme ähnliche Angaben machte. h 

In meiner letzten Publication?) versuchte ich die Existenz dieses 
mittelst Silberbehandlung entdeckten Epithels zu widerlegen. Ich wies ” 
auf das Trügerische und auf die keineswegs absolute Zuverlässigkeit der 
Silbertinetion.hin. Ich wies darauf hin, dass die Plattenzellen isolirbar 
sein Müssten, zudem wollte es mir nicht gelingen an Caleispongien die 
Silberlinien zu erhalten. Inzwischen hatten auch andere Forscher ver- 
geblich die Silbermethode angewendet. Ich erklärte deshalb die Silber- $ 
}inien für ein Kunstproduct. 

Um nun gegenüber F. E. ScauLze völlig gerecht zu werden, habe “ 
ich nunmehr nachzutragen, dass ich inzwischen Gelegenheit hatte, auch 
'_ Halisarca zu untersuchen und ich kann seine Angaben nur bestätigen. 
Dort existirt ein dreischichtiger Bau und die Elemente des den Schwamm i 
überkleidenden Epithels sind isolirbar. Es lässt sich also jedenfalls von 
den Galeispongien aus die Zweiblättrigkeit nicht verallgemeinern, wi 
schon Harcker hervorgehoben hat). 

- Aber auch an Asconen versuchte ich nochmals die Silberbehand- 
lung anfänglich ohne Erfolg, da die Oberfläche gewöhnlich zu sehr ver- 


Ich wählte grössere Röhren der blendend weissen Ascandra Lieber 
kühnü, welche Herr Dr. GrärrE mit Erfolg in Aquarien züchtet u 


4) F. B. SCHULZE, Ueber den Bau und die Entwicklung von Sycandra raphanus Bi 

4875. \ 4 
b 2) Meine Untersuchungen über die alle und Entw icklungs geschichte einiger 
Spongien des Mitielmeeres. Basel 1876. ’ 
3) Ernst Hazcker, Studien zur Gastraeatheorie. Jena 4877. 


 Veber den Ban von Reniera semitubulosa 0. 8. 567 


el hier bei arm re des nn ns Silhor. 


het Bsolben Pier a ei mein Augenmerk bei Reniera 
itubulosa. An reinen Schwammstücken erhielt ich eine epithelähn- 
e Zeichnung mittelst Silberbehandiung auf grössere oder geringere 


niger regelmässig, der Durchmesser beträgi 0,037 Mm. bis herab zu 
)17Mm. Die Silberlinien, wie ich sie auf Taf. XXXVI, Fig. 2 dargestellt 
be, finden sich nicht nur auf der Dermalfläche, sondern auch in den 
ahlreichen Höhlungen und Canälen, welche die Rindenschicht des 
chwammes durchsetzen. Auch auf den wandelbaren Sarcosträngen 
d Balken, welche quer durch die Einlassporen und wasserzuführen- 
n Canäle ziehen, finde ich die Linien. | 
Ich kann nicht behaupten, in den Maschen mit einiger Regelmässig- 
eit Kerne gefunden zu haben. Ausnahmsweise fand sich wohl ein als 
ern zu deutendes Gebilde vor, das aber auch dem darunter liegenden 


se der auf eine gewisse een Be vom Ye 
ülten Schwammoberfläche hindeuten. Abgesehen von Halisarca, 
"man, wie ich glaube, nicht weiter gehen bevor die Eniwicklungs- 
hichie, die hier allein Aufschluss giebt, den Beweis erbringen kann, 
hier ein plattenförmiges Exoderm vorliegt. So verführerisch die 
bilder sind, so ist es jedenfalls eigenthümlich, dass sie sich auch 
Be Dekan at die die Ganäle durchziehen wi hald 


er Sy Denim 
ss ich en nn für Reniera, bis ‚die SE 


; EXSXY, Fig, 4), Mit blossem Auge N man eine glashelle 
a | 1% 


'ecken mit ziemlicher Constanz. Die Maschen sind bald mehr, bald 


N 7 


Ä 568 . G% B AN Keller, \ ; ii a “ N u 


Schiehts sie ist frei von Winperieyainien a besteht sul aus 
hellem Protoplasma und den zu regelmässigen Maschen angeordneten 
Kieselspieula. Darunter, gegen die Gastralhöhle zu folgt eine "weissliche. 
oder schwach biauyiole gefärbte Markschicht, es ist das diejenige Por— 
| tion des Syneytium, welche die Geisselkammern enthält. Die Mächtig- 
keit derselben kommt der Rindenschicht bald gleich, bald ist sie grösser 
_ oder geringer und kann in den feinsten Aestchen auch ganz fehlen. 
Die Rindenlage enthält zahlreiche Poren und zuführende Canäle. An 
lebenden Stücken, die in frischem Seewasser untersucht werden, 
lassen sich die Bewegungserscheinungen (des Plasmas leicht verfolgen. ' 
Man sieht das fortwährende Entstehen und Vergehen der Poren. Die 
Sarcode ist glasheil, ohne Spur von Pigmenten und verhältnissmässig. 
leicht flüssig. | h 
'Eingestreut in dieselbe findet man in wechselnder Zahl Elementar— 
körnehen; oft sehr spärlich, bald aber auch reichlicher, aber niemals 
‘wie bei den Caleispongien reichlicher in der Umgebung der Kerne. Die 
'eingestreuten Syneytiumkerne sind kuglig oder schwach oval und mit. 
einer schwachen Kernmembran versehen. In der Umgebung der Poren 
tritt zuweilen eine feine ringförmige Streifung auf, es ist dies der Opus 
Ausdruck einer Faltung des stark retrahirten Plasmas. + 
An manchen Stellen weicht übrigens die Beschaffenheit wesentlich Eh 

ab. Statt des hyalinen Aussehenszeigt das Plasma eine völlig schaumige | 
Beschaflenheit. Es rührt das her von dicht gedrängten grössern und 
kleinern Vacuolen, die durch gegenseitigen Druck polygonal abgeplattet 
erscheinen. Auch ganz grosse, vereinzelte Vacuolen werden angetroffen. 
(Taf. XXXV], Fig. A). 
‚Dasselbe Verhalten ist bereits früher von a Seen an zwe 
Arten von Esperia, an E. Contarenii und an E. modesta beobaoheg 
' worden. Er theilt darüber Folgendes mit): 
| »Bei den Arten von Esperia finden sich fast aller Orten Aggregat 
. von Blasen, die sich in jeder Beziehung mit einem Ballen von Seife: 
blasen vergleichen lassen, welche man erhält, indem man durch ei 
Rohr in Seifenwasser bläst. Die Hülle dieser Blech ist zum grössten 
Theil unmessbar fein, durchsichtig ; man findet aber keine Blase, deren 
membranartige ern nicht eine oder mehrere Gruppen od 
- Haufen von Körnchen enthält, wie sie sonst unregelmässig und me 
. oder minder dicht in der Sarcode vorkommen. ... Ich habe dies 
Blasen, welche so schön die Sarcodenatur der Grundsubstanz demon 


2 


striren, nur bei Esperia gefunden«. | e 


4) OSCAR SCHMIDT, Supplement der Spongien des adriatischen ‚Meeres, ‚Le 
1864, ; 


Es gelang mir ferner am lebenden Schwamm die Genese dieser eigen- 
thümlichen Bildung zu verfolgen. Wie ich in einem folgenden Abschnitt 
darlegen will, rührt die schaumige Beschaffenheit her von einem Unter- 
gang durch lnbildeng gewisser für die Ernährung der Sarcode 
bestimmter Wanderzellen. 


Ze lliae Bestandtheile. 


N In dem Syneylium des Exoderms eingelagert finden sich ver- 
_ schiedene Formen von isolirbaren Elementen, deren Zellennatur durch 
frühere Forscher unzweifelhaft fesigestellt ist — es sind dies die sogen. 
_ Schwammzellen der Autoren. 

i Eine Form derselben besitzt die Gestalt von gestreckten, spindel- 
- förmigen, glatten Muskelfasern sehr ähnlichen Zellen. Sie liegen zer- 
‚streutin der Rindenlage, aber auch zahlreich um die Wimperkörbe herum. 
Am Rande der Einströmungslöcher, oder doch in deren Nähe, liegen sie 
nicht selten in regelmässiger, concentrischer Anordnung (Taf. AXXVI, 
Fig. 1). Der Gedanke liegt sehr nahe, in denselben muskuiöse Elemente 
u vermuthen, welche namentlich in der Umgebung der Poren als eine 
rt Sphincter ken. ‚Ihr Vorkommen in der Umgebung der Wimper- 
pparate brachte mich auf die Idee, es möchten diese Zellen durch ihre 
ontraction möglicherweise die Action der Geisselzellen unterstützen, 
and beschleunigend auf die Wassereirculation einwirken. Ich fand in 
der That diese Spindelzellen als » muscular celis« bereits von CARTER 
| beschrieben 1), 

Er giebt darüber (p. 36 des IBenaratahelruckes folgende ganz rich- 
ge Schilderung: | 
"  »in many sponges, especially in the harder ‚and tougher specie 
‚chiefly about the dermal layer, there are long fusiform cells, whose 
niral contents are a nucleus and several granules. These cells are 
en od) together longitudinally, in ne form ‚of a cord or are el 


) Currer, Ann. and Mag. of nat. hist. 1975. In seiner Arbeit: Notes intro- 
’ to the study and classification of the Spongida. Part. I. Anatomie and Phy- 


an. see... 


auf diesen Punct richtete, gegenüber der vermutheten muskulösen Natur 
‚der Spindelzellen ein negatives Resultat ergaben. i ; 
Es sind nämlich folgende Gründe, welche gegen die Auffassung, | 
dieser Elemente als muskulöse Gebilde sprechen: 7 
4) Es finden Bewegungen der hellen Schwammsarcode statt, wo 
diese Spindelzellen gar nicht vorkommen ; Poren schliessen sich oder 
werden geöffnet bei völliger Abwesenheit solcher Zellen. | m 
2) Diese Spindelzellen sind oft an Stellen angehäuft, ohne dass da- % 
‚durch bei längerer Beobachtung eine auffallende Bewegungserscheinung | 
an dem lebenden Schwammstücke mikroskopisch wahrnehmbar wäre. 
'3) Wurden geöffnete Poren, die in ihrer Umgebung Spindelzellen 

in sphincterenähnlicher Anordnung enthalten, eingestellt und unter dem ’ 
Mikroskop elektrisch gereizt, so erfolgte niemals eine beschleunigte Zu- 
nahme der Bewegung, also kein rascherer Verschluss der Poren. | 
Ich muss es demnach dahingestellt sein lassen, welche Rolle diese i 
Zellformation im Schwammorganismus spielt, möglich, dass sie nur eine 
besondere Erscheinungsform der im folgenden Abschnitt zu besprechen- 2 
den Zellen darbietet. 7 

| So viel bleibt immerhin als sicher festgestellt, dass beim Oeffnen 7 
und Schliessen der Hautporen das bewegende Agens in das Syneytium 7 
des Schwammes selbst verlegt werden muss, und auf die Contraetilität 
des Protoplasmas zurückzuführen ist. Schon aus diesem Grunde lässt 
sich gegen die wiederholt versuchte Deutung Bedenken tragen, als habe 
man es in vorliegender Schicht mit einem Gewebe zu thun, dessen 
Zeilen in einer reichlich entwickelten Intercellularsubstanz eingebe 
sind. Wir sind zu sehr geneigt, die von höhern Thieren her bekannten 
Verhältnisse unmittelbar auf andere Organismengruppen zu übertragen, 
und das optische Verhalten unterstützt in diesem Falle allerdings die 
hergebrachte Auffassung, aber erst die vitalen Eigenschaften geben uns 
hier den Schlüssel zu derjenigen Deutung, die allerdings ihrer entwick- 
_ Jungsgeschichtlichen Bestätigung noch harrt. 


Nutritive Wanderzellen. 


. Eine zweite Zellformation, die bei Reniera im Exoderm immer," 
wenn auch in wechselnder Me vorkommt, bei Kieselschwämmen 
sehr verbreitet zu sein scheint, dagegen den Eilcishuneikn und auch 
noch andern Gruppen fehlt, ist für die Physiologie des Schwammes von 
so hoher Bedeutung, dass ich glaube, von einer indifferenten Bezeich- 
nung absehen zu sollen und dieselbe mit dem Namen » nutritive Wandı e 
. zellen « belege. 


Gerade die farblosen Stöcke von Reniera semitubulosa ermöglicl N 


RR EN oh Ach 
IC Van 
\ 


a 


ET 
nn 
ka 


Ueber den Bau von Reniera semitubulosa 0. S. 


iichem Ken und ech ee Das Plasma etwas eher. 
als dasjenige des umgebenden Syncytium und noch spärlich nn 
päter erfolgt eine bedeutende Grössenzunahme, der kuglige Nucleus 
ässt eine Kernmembran erkennen, die Körnchen erscheinen grösser und 
reichlicher. | 5 Ä / 

Diese und die erstere Form findet man in grosser Zahl angehäuft 
n der Umgebung der Geisselkammern. Die grössern Zellen zeigen ziem- 
ich lebhafte amöboide Bewegungen und kriechen im Exoderm umher. 
_ Die Ausläufer oft lang, verzweigt und in Mehrzahl vorhanden, so dass 
"man das Bild einer multipolaren Ganglienzelle vor sich hat. Auf einer 
ernern Stufe hat man einen grossen kugligen Ballen. Dieser ist erfüllt 
mit grossen Körnern, welche den Kern vollständig einhüllen und un- 
ei sichtbar machen, nur in günstigen Fällen sieht man den Kern als hellen, 
ntralen Fleck durchschimmern. Auf dieser Stufe triffi man die Ballen 
uptsächlich i in der hellen Rindenschicht oft sehr zahlreich an, nicht 
ber in der Nähe der Geisselkammern. Es ist anzunehmen, dass die 
jahlreichen und scharf contourirten Körner, welche in den Zellen auf- 
ehäuft sind, ihrer chemischen Natur nach protoplasmatische Körper 
nd. Jod und carminsaures Ammoniak wird von ihnen mit grosser 
gierde aufgenommen, sie färben sich weit intensiver, als die um- 
bende Sarcode; Ueberosmiumsäure, auch wenn sie nur kurze Zeit 
ingewirkt hat und in einer yerdünnten Lösung angewendet, wird rasch 
on denselben redueirt. 

Diese grossen körnerhaltigen Zellen sind bereits von Oscar Sckuipr 
;obachtet und in seinem ersten PUBDIRDERMN der an des adria- 


Ba 0.000 es ee N 


abgebildeten Ballen von Reniera semitubulosa in A 
‚während Oscar Senmior dieselben für Embryonen gehalten. % 
Das weitere Schicksal dieser mit Körnern erfüllten Zellen lässt ich 
in der Rindenschicht leicht verfolgen — sie gehen ihrem. Zerfall enige- 
gen in Folge reichlicher Vacuolenbildung. Die Vacuolen treten in der ° 
Zelle erst einzeln, dann in grosser Menge auf, wodurch der Zellenleib 
aufgetrieben erscheint und die Körner. nach und nach frei werden, 
ihrerseits vielleicht regelmässig in kleinere Körner zerfallen. Der Kern 
.persistirt dabei ziemlich lange. Manchmal erblickt man in solchen 
alternden Zellen nur eine einzige grosse Vacuole, oft aber tritt eine 
Masse von kleinern Vacuolen auf, die sich durch gegenseitigen Druck 
abplatten und dadurch die schaumige Beschaffenheit des Exoderm her- 
beiführen, welche bereits früher erwähnt und von Oscar Scamipr schon 
- für die lkina Esperia hekannt gemacht wurde. 
 Physiologisch wären also diese Wanderzellen die Vermittler. oder 
 Zwischeniräger, welche die von Geisselzellen der Wimperkörbe aufge- 
nommene und assimilirte Nahrung übernehmen und von den Geissel- 
kammern weg nach den entferntern Stellen des Syncytium auswandern, 
und als Träger assimilirter Bestandtheile demselben das für die Ver- 
brennung und für den Stofiwechsel nöthige Material zuführen, um 
nachher unterzugehen. Mag diese Einrichtung in der. ihierischen 
Organisation auch keineswegs vereinzelt dasiehen (eine gewisse physio- 
logische Analogie mit den weissen Blutkörperchen drängt sich unwill- 
 kürlich auf), so ist sie doch vielleicht nirgends so prägnant wie hier. 
Leider habe ich über die Herkunft dieser Zellen nichts Bestimmies er- 
mitteln können. 
Was Oscar Scanipr andeutet, dass sie nämlich aus den Wimper- 
apparaten stammen, also ursprünglich dem Entoderm angehören möch- 
ten, klingt mir sehr wahrscheinlich., Es spricht hierfür ihre Anhäu- 
{ung um die Wimperapparate herum, allein direct eine solehe Aus- 
wanderung zu beobachten, war mir nicht möglich. 


Amylumbaltige Zellen. 


Nachdem ich am lebenden Schwamm bereits zu der Anschauung 
gelangt war, dass die nutritiven Wanderzellen des Sarcodelagers physio- 
logisch von hoher Wichtigkeit sind, indem sie das für den Stoffwechsel 
des Syneytiums nöthige Nährmaterial von den W imperapparaten ın 
assimilirter Form hertransportiren, wurde ich in dieser Auffassung be- 

stärkt durch die für mich sehr überraschende Entdeckung, dass eit 
Theil derselben Amylum enthält. | 
Dieses Factum ist um so auffallender als Stärke im thierischen Orga 


Pi 37 
BR 


. Vaher den Ban von Reniera semitubnlosa Ba 573 


s höchst selten vorzukommen pilogt. en sind dureh a 


u Bes sogen. eek a bekannt ln a 
lich werden sie als Amyloidkörper von den Pathologen als den Ei- 
sskörpern zugehörig betrachtet. 

Meines Wissens kommt dann Amylum nur noch mit Sicherheit bei 
den Radiolarien vor!). 

- ©  Harcker, dem wir die berühmte Monographie dieser Rhizopoden- 
gruppe danken, entdeckte und beschrieb im Jahre 1870 in seinen 
‚Beiträgen zur Plas stidentheorie« das Amylum in den » gelben Zellen « 
der Radiolarien. Die unter diesem Namen bekannten zelligen Elemente 
inden sich in der extracapsulären Sarcode constant, wenn auch in 
echselnder Zahl (ausgenommen sind indessen die n sihpmetjiden, 
nen die »gelben Zellen« fehlen). In das Zeilprotoplasma oo 
sind daselbst geformte Körner, die gegen Reagentien sich vollkommen 
: Amylum verhalten und durch Jodlösung intensiv blau gefärbt wer- 
Wer nun allenfalls die Stärke als chemischen Character des 
Pflanzenreiches noch aufrecht erhalten wollte, könnte freilich, wor- 
Harckeı auch hinweist, hier die esgadur. machen, dass diese 
ylumhaltigen Zellen sich in einer Protistengruppe Enlen ‚ welche in 
ystematischer Hinsicht ohnehin an der Grenzmarke zwischen animalem 
ind vegetabilem Reiche steht und wenn auch chemische Charactere nicht 
‚chgreifend sind (— Chlorophyll bei Hydra-Cellulose im Mantel der 
; unicaten ah in diesem Falle der Amylumgehalt doch mehr für den 
‚etabilen Character der Radiolarien sprechen möchte. 

Bei den Spongien kann derselbe Einwand nun nicht mehr erhoben - 
en und es geht hier aufs Neue hervor, wie wenig Verlass auf che- 
he Unterschiede zwischen beiden Reihen zu halten ist. 

ie Spongien stehen höher als die Protozoen und ihr ganzer ana- 
ischer Bau und die Art ihrer Entwicklung lassen nicht den mindesten 
ifel mehr übrig, dass die Spongien echte Metazoen sind, also einen 
schieden animalen Character besitzen. | 
Auffallend ist mir nur, dass dieses Vorkommen amylumbhaltiger 
Br. 2 dieser Heiszoengruppe bisher übersehen worden ist und ich er- 


IST Häscker, Biologische Studien. 1. Theil, Leipzig 4870. 


RR: 


eo ee a re 


‚nova species unten beschreibe. An dem mir zugänglichen Material habe 
ich amylumbaltige Zellen an folgenden Spongienspecies Den! 


 Reniera litoralis bemerkte ich wiederholt bei Tinction mit Jodlösung, 7 


halt versehen sind. Die Umhüllung der Zelle wird gebildet durch eine 


wie die Plasmahülle gefärbt ist. In vielen Fällen ist die Farbe me 
violett. Wird wenig Jodlösung zugesetzt, so beobachtet man, wie di 


ieh‘ machte die Beohachtung zuerst an der. Sinai süsse 
Wassers und an einer von der ligurischen Küste stammenden Reniera, ' 
die trotz ihrem gut ausgesprochenen Habitus nicht unter die be- } 
schriebenen Formen einzureihen ist und die-ich als Reniera litoralis 


R 


4) Spongilla lacusiris. 
2) Reniera litoralis nov. spec. 
3) Myxilla faseiculata. 
1) Geodia gigas. 
5) Teibya Iyncurium. 
6) Suberites massa. 
7) Suberites flavus. 
‘An zerfaserten Stücken von lebenden Spongillen und ebenso bei 


dass einzelne kuglige Gebilde sich intensiv blau oder tief blauschwarz 
. gefärbt hatten. Obschon ich an denselben keine Schichtung zu beob- \ 
achten im Stande war, so dachte ich zunächst, und hierin bestärkte mich 
anfänglich das spärliche Vorkommen, dass einzelne Stärkekörner dure 
Zufall in den Schwamm aufgenommen worden seien. Da Spongilla in 
der Nähe von Zürich, in dem faunistisch sehr ergiebigen Katzensee, 
reichlich vorkommt, so verschaffte ich mir weiteres Material. 
An den schlanken und verästelten Exemplaren fand ich die Ge. 
bilde nicht, dagegen in den rasenartigen, massigen Stöcken. In einem 
derselben , besonders an der Basis, fand ich das Gewebe bei Jodzusatz 
dicht erfüllt mit violett oder blau gefärbten Zellen. 4 
Seizt man Jod langsam zu und verfolgt das Gewebe im Moment, 
wo es sich imbibirt, so kommt man bald ins Reine. Man sieht, dass 
einzelne Zellen mit Henn cohärenten, kugligen, aber flüssigen In 


protoplasmatische Membran, die sich durch Jod lebhaft braun fär 
Der kuglige, füssige und vollkommen klare Inhalt färbt sich blau, 


Hülle sich braun färbt, dann in wenigen Momenten der Inhalt blaı 
wird, und erstere sich wieder entfärbt, wenn ungenügend Jod vorha 
den ist — der Inhalt besitzt also eine grössere Affinität zum Jod, alt 
die Plasmahülle, welcher das Joa wieder entzogen wurde, 

Nun bemerkt man aber sehr viele Schwammzellen , welche d 
klaren kugligen Inhalt besitzen, in denen letzterer sich aber mit‘ Jod g 
nicht färbt oder nur höchst unbedeutend. An lebenden Zellen siehtm 


Ueber den Bau von Reniera semituhnlasa 0. 8. | 575 


der Inhalt durch die Contractilität der plasmatischen Umhüllung die 
shiedensten Formen annimmt. Mehrere solche Zustände habe ich 
Tat. XXXVH, Fig. 2 abgebildet. 

| . Ich muss daher schliessen, dass Amylum Hicht in geformtem, son- 
Pe in Era Zustan ar in ! den u vorkommt, nn 


ieser. Eike Thal, der Di Eponails den Folkkcon 'und die keher 
in den Rand drängt, sich gar nicht oder dann blau färbt, entnehme ich, 
dass das eu sumelN in der Zelle erst vorbereitet wird, und Arayllım 


a keinen, od aufgeführten marinen Spongien erhielt ich 
ieselben a ekonen. 

u Ich behandelie die blaugefärbten Zellen darauf mit frischer Kali- 
uge. Nachdem ich das Alkali zugesetzt hatte, entfärbten sich die 
ellen, wurden äusserst blass und zart, und nach wenigen Secunden 
trfolgte ein beträchtliches Aufschwellen der Zelle. Es erfolgte 
oft eine Volumzunahme um dasacht- biszehnfache. Wurde das 
"Kali durch Säuren neutralisirt, und hierauf wieder Jod zugesetzt, so er- 
folgte aufs Neue eine Bläuung. im polarisirten Lichte erwiesen sich 
diese Zellen nicht, wie gewöhnliche Stärkekörner, doppeltbrechend, 
“ dern einfach, was wieder nicht gegen die Ausabe, dass Stärke in 
sung Arkanden ist, sprechen wird. 

Ich füge noch hinzu, dass gewöhnlicher und absoluter Alkohol, 
so kaltes Wasser den Inhalt der erwähnten Zellen nicht zu lösen im 
tande ist, und somit dürften die Reactionen zusammen wohl kaum eine 
ndere Deutung zulassen, als dass man es mit Amylum zu thun hat. 

° Dass die Zellen durchschnittlich spärlich angetroffen werden, ist für 


Meine an fangliche Ver ink, der Schwamm möchte von aussen 
; Stärkemehl ee und dies a Zufall in den ae 


‚amylumhaltiger Zellen verfolgt, so resultirt daraus zweifellos, 
e Stärke als ein Product des Stoffwechsels im Innern der Zelle 
en ist, also nicht von aussen eingedrungen, und sie tritt erst 
‚ nachdem das Lösungsmittel bereits vorbereitet ist. 


= 


& Keller, N “ 


= 


Bulle ogisch betrachtet, hätten wir also in a gelösten Stärke einen 
 Reservestofl, der sich zeitweise vielleicht in grosser Menge bildet, um 
zu andern Zeiten im Organismus verbraucht zu werden. 0.4 

' Aehnliche Reservesioffe findet man ja zeitweise in grosser Menge 2 
bei Gummineen angehäuft, wovon ich mich an lebenden Chondrosien 
überzeugen konnte, und wie uns F. E. Scuurzz in seiner jüngst erschie- 
nenen schönen Abhandlung über die Familie der Chondrosidae mit- 
theilt!). Er sagt darüber Folgendes: | 

»Endlich kommen in dem Fasergewebe der Rinde und der Gefäss- ' 
scheiden noch hyaline stark lichtbrechende, knollige Gebilde in 7 
wechselnder Menge und Vertheilung vor, welche nach ihrem eigenthüm- 
‚lichen Glanz, ihrer Leichtlöslichkeit in Aether und Alkohol absolutus zu 
schliessen, aus einer fettähnlichen Substanz zu bestehen scheinen. ° 
"Sie stellen entweder einfache, annähernd kuglige Stücke oder Conglo- 
.merate von mehreren verschieden grossen rundlichen Körpern dar, Y 
welche sich an den Berührungsstellen gegenseitig abgeplattet haben. ... % 
Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese bald sehr reichlich vorhan- . 
denen, bald völlig fehlenden, stark lichtbrechenden, kugligen oder " 
knolligen Körper für den Schwamm eine ähnliche Bedeutung haben, wie 2 
etwa das Fett, das Amylum und ähnliche Producte des Thier- und ’ 
Pflanzenkörpers «. N 

Ich füge schliesslich hinzu, dass ich an den von mir untersuchten. } 
Stöckchen von Reniera oil Stärke nicht gefunden, da ın dem h. 
untersuchten Material nur die röhrigen Aeste und Zweige mir conservirt N 
zur Verfügung standen, zweifle jedoch nicht, dass auch in der massige 
Basis des Stockes solches zeitweise vorkommt. | 


Hartgebilde. 


in eiedeln. 
Ueber den Bau der Kieselspicula im Allgemeinen haben die um 
fangreichen Arbeiten der englischen Forscher, sowie diejenigen von 


dass FL on Resultate als a een ee A 
Dagegen mag über die speciellen Verhältnisse bei Beniera semitu- 
bulosa noch Einiges zur Vervollständigung angeführt werden. 
Lieverkünn 2) bildet auf seiner Taf, XI die Nadelform der von ihm | 


4):R. E: ScHULze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung "2 
a Die A der Puanszosider De Zeitschr. 1247. 


tomie nal Physiologie von REICHERT und Dot REyMoND, 41859. 


2 


FE al BEE I Lö Ph Ya 
En ‘ Bi ü a A $ A ES ; Ü en 


nedig sbbichteien Form (seiner Halichondria semitubulosa) ab 
a7 giebt an, dass die Spieula an beiden Enden zugespitzt sind. So 
jlank, wie er sie in seiner Figur darstellt, finde ich sie aber bei der 
Emer/Form nur als Ausnahme, wenn auch nicht gerade selten, aber 
der Regel finde ich sie im Verhältniss zur Länge dicker. 

Die Form betreffend sagt O. Scamwr: Spiculorum nonnisi unicum 
genus, ambabus extremitatibus acuminatum. 

Allerdings sind die mit einem feinen Centralcanal versehenen Spi- 
la im Ganzen sehr einförmig, meist schwach gebogen (Taf. XXXV], 
ig. 1), aber trotzdem sind Abweichungen nicht gerade sehr selten. So 


sanz gerade oder schwach gebogen. Die hiess, Solkike Nadelform 


Wie wir hieraus ersehen, en bei dieser Reniera mehrere Ab- 
ichungen vor. Einige darselhen sind auf Taf. XXXVI, Fig. 3 abge- 


Die Anordnung der Spicula variirt an den einzelnen Körperstellen 
usserordentlich. In der unregelmässig gestalteten Basis, womit der 
ıwamm an seine Unterlage fixirt ist, liegen sie ganz unregelmässig 
er auf grosse Flächen parallel neben einander. 

Oder die Nadeln liegen in Netzen. Die Maschen derselben sind ge- 
öhnlich drei- oder vierseitig, doch erkennt man mitunter auch penta- 
le Maschen von bedeutender Grösse. Diese Anordnung in Netzen 
det man in den feinern Röhrchen, die aus der Basis aufsteigen, als 
ausschliessliche. Andere Male sieht man in diesen durchsichtigen 
hrehen mit blossem Auge Linien, die zur Längsachse parallel ver- 
»n. Unter dem Mikroskop erweisen sich diese Linien als dicke 
e parallel hinziehender Nadeln. 

In den feiner verzweigten Aesichen sind die Spieula vorherrsehend 
ergirende Züge angeordnet, welche in die Enden der Zweige aus- 
r und borstig & aus der Dermalfläche Ar LyDr stehen. Wo die ı tze 


m. 


J 


substanz sei, während LIEBERKÜRN h ieh. a ee b 
a Halichondria senitubulosa nicht vorhanden Sm Aus dem a 


besteht. | 
Bei den Caleispengien kann man nach Behandlung mit einen 
Säuren eine Spieulascheide nachweisen. Bei’ den Kieselspongien kennen 
' wir leider keine Meihode, die Kieselbestandtheile zu extrahiren. Fluor- 
wasserstoffsäure lösi dieselben zwar, aber ruinirt damit auch das Ge- 
webe. Dennoch glaube ich mit Bestimmtheit für Reniera eine um die 
Spicula herum verdichtete Plasmalage als Spieulascheide annehmen zu 
können. Mit Hülfe von Tinctionsflüssigkeiten, namentlich Jod und car- 
 minsaurem Ammoniak überzeugt man sich, dass die Umhüllung der ° 
Nadeln sich stärker imbibirt, als das Syncytium, das die Grundmasse 
bildet:  - a 
Wimperkörbe., a 
Das Entoderm, welches durch die geisseltragenden Zellen der 
Wimperapparate repräsentirt wird, zeigt bei Reniera semitubulosa sin | 
Anordnung, die sich eng an den Typus der Be UCaHIER unter den Calei- 
spongien anschliesst. 4 
Für diese Art hat Oscar Scumipr bereits eine bildliche Darstellung 
der Geisselkammern auf Taf. I seines I. Supplements gegeben und er- 
wähnt, dass sie die Gestalt einer Halbkugel besitzen, und dass die con- 
stiiuirenden Zellen kernhaltig, körnerreieh und mit einer bis drei Wim- 
pern versehen seien. | 
- Ich kann dies nur bestätigen. Die Mehrzahl der Entodermzelle 
hat die auf Taf. XXXVI, Fig. 4 a abgebildete Form, ist im untern Thei 
kuglig und körnerreich und mit einem körnerfreien eylindrischen Hals- 
kragen versehen, in welchem eine lange Geissel entspringt. Bisweile 
ist der helle Theil sehr lang ausgezogen, andere Male ist die Zelle eyli 
‚drisch (Taf. XXXVI, Fig. Ab und c) und mit zwei bis drei Wu 
versehen. ir 
Das Entoderm ist hier aber auch Träger des Pigmenis, welches R 
kleinen bläulichen Körnchen im untern Theil der Geisselzelle um den 
Nucleus herum angehäuft ist. — Die Gestalt der Wimperapparate 
nicht immer halbkuglig, sie kann flach, schüsselförmig, oder fast ge 
schlossen sein, was durch das le Verhalten des Oanalwerks' ) 
dingt sein INBB: i 


1) loc. cit. p. 523. 


| an den ui N semitubulosa 0. S: | 57 7 g 


h “ ne  klotern in es sind mir re 
‚Geisselkammern, die ich durch Zerzupfen des Gewebes isolirte, schr 
‚zur Anschauung gekommen. 

Ihre Anordnung ist an den einzelnen Regionen des Schwammes 
erschieden. Am massenhaftesten finden sie sich auf der Gastralseite 
| grössern hohlen Aeste, wo sie dicht gedrängt sind und meist zu 
gszügen angeordnet, so die Aeste oft wie längsgefurcht und blau 
sr violett gestreiit erscheinen. 

In der hyalinen Rindenschicht fehlen Wimperkörbe, ebenso in den 
‚feinen Aestchen. In der inerustirenden Basalfläche sind sie spärlich 
A nd in völlig regelloser Vertheilung. 

- Canalsystem. 

In der incrustirenden Basalfläche und in den dünnsten Aestchen 
t dasselbe sehr wenig entwickelt, was mit der geringen Zahl der 
BpPzapparale zusammenhängt und die Anordnung ist eine völlig 


. Eine etwas grössere Regelmässigkeit und auch eine reichlichere 
ntwicklung desselben ist in den grossen röhrigen Aesten, welche senk- 
recht aus der Basis emporsteigen, vorhanden. Es schliesst sich da völ- 
lig lem bei Leuconen erkannten Typus an, Auf der Dermallläche ünden 
h zahlreiche Einlassporen, welche entstehen und vergehen. Diese 
ren zu den zahlreichen, untereinander communjcirenden Canälen, 
elche die hyaline Rindenschicht durchziehen, zu den Geisselkammern 
ren, um in die weite Gastralhöhle einzumünden. Es kommen in- 
sen auch Aeste mit fehlender Gastralhöhle vor (Lipogastrie). 

Die Gastralfläche isı vom Entoderm entblösst, die unregelmässig 
urcheinander gelagerten ‚Nadeln stehen in dieselbe vor. Eine weitere 
regelmässigkeit entsteht dadurch, dass ziemlich starke Längsleisten, die 
hähernd parallei sind, in lichen Abständen in dieselbe vorspringen 
| XXXVl, Fig. 1). — Diese mit Wimperapparaten dicht erfüllien 
2 sind schon mit unbewaffnetem Auge sichtbar. Die hohlen Aeste 
bald mit einem weiten Osculum versehen, häufig aber auch mund- 
Li ostomie) . letzterem Falle ist a ar nn A 


kann, obschon dieselbe sehr gut chardeteriabet ist. SD Schwamm 
hat, wie alle Formen der so arienreichen Gattung, die Eigenthümlich- i 
keit, dass er getrocknet zwischen den Fingern sehr leicht zerreiblich 
ist. Im Leben dagegen ist er sehr elastisch und die Schwarmsaroode E 
ist ziemlich derh. } 7 
Er bildet flache, unregelmässige Fladen von mehr als Handgrösse, 
wird aber höchstens einige Livien dick. Kleinere Exemplare sind flach 
brodförmig, am Rande abgerundet. Auf der Oberfläche dieser Krusten h 
trifft man, wenn auch spärlich, Oscula, deren Durchmesser constant ° 
zwischen zwei und drei Millimeter beträgt. Das Osculum sitzt meist ” 
auf einer kraterähnlichen Erhebung, deren Ränder immer sehr scharf 
sind. Der ganze Schwamm, was mit seinem Aufenthaltsort zusammen- 
hängt, ist mit einem dichten Canalwerk durchzogen, die weiten Canäle 
schimmern deutlich unter der Oberfläche durch und haben, wie von | 
aussen leicht zu erkennen ist, einen characteristischen mäandrinischen 
Verlauf. e a 
Die Nadeln sind spitz = spitzig und finden sich in zweierlei Grössen. 
An der Oberfläche, wo sie netzartig angeordnet sind, besitzen sie eine 
durchschnittliche Länge von 0,087 Mm. Die Nadeln des Parenchyms * 
dagegen, in regelloser Anordnung, sind bedeutend länger, beinahe 7 
deppelt so lang und schlanker, nämlich 0,447 Mn. lang bei einer Dicke 
von 0,0046 Min. Die Farbe des Schwammes ist aschgrau. Er sitzt in 
Ritzen und Höhlen des Gesteins. Biologisch ist diese Art insofern von % 
Interesse, als sie nur wenige Fuss unter die Oberfläche des Wassers 
hinabgeht und bereits in die Spritzzone des Meeres hineinreicht. In ” 
der Tiefe fand ich keine Art, welche auf diese Form hätte bezogen wer- 
. den können. 

| Ich traf zahlreiche Exemplare in Ritzen und Höhlungen des (& 
‚steins in Sestriponente an der ligurischen Küste. 


DI. Schlussbemerkungen zur Morphologie der Spongien. 


“ Die Detailergebnisse am Schlusse einer Untersuchung reflexiv. zı 
verknüpfen und damit neu gewonnene Thatsachen ins richüige Verhäl 
niss zum bereits Bekannien zu stellen, ist schon in logischer. Hinsicht 
wünschenswerth. Ueber Gebühr ausgedehnt, können solche theoretische 
Exeurse allerdings zu grosser Einseitigkeit führen. Bei so wichtigen” 
neuen Thatsachen, wie die embryonale Uebereinstimmung der Tuni- 
eaten und schädellosen Wirbelthiere, bei der Entdeckung der That- 
sachen, die zu der so fundamentalen Gasträatheorie geführt haben, sin 
vorwiegend theoretische Erörterungen durch die Natur der Sache ge 


x 


Ueber den Bau von Reniera semitubulosa 0. 8. 581 


i gie Enveifende Resultate. 

h ich hätte daher hier theoretische Betrachtungen gänzlich wegge- 
sen, wenn nicht gewissermassen eine äussere Nöthigung hierzu vor- 
ge. Meine im Jahre 1876 veröffentlichten Resultate sind nämlich 
ngst von dem verdienten Spongiologen Oscar Scamipr in ihrem ana- 
jomischen Theil zustimmend beurtheilt worden, dagegen erhebt derselbe 
hnlich wie gegenüber F. E. Scauzze, so nun auch meinen entwick- 
ingsgeschichtlichen Angaben gegenüber lebbaften Widerspruch. 
Gestützt auf meine Untersuchungen an Sycandra raphanus, Ascan- 
Ira Lieberkühnii und Leucandra aspera musste ich das Vorkommen einer 
urch Invagination entstandenen Gastrula aufrecht halien. Das Festsetzen 
er Larve liess ich mit der Geisselzellenschicht erfolgen. Den Moment 
es Festsetzens direct zu constatiren, war mir ebensowenig, als einem 
andern Beobachter, gelungen. Dagegen musste ich dies erschliessen aus 
dem jüngsten Schwammstadium, das mir zu Gesicht kam. An demsel- 
ben sah ich die dunklen Entodermzellen in einschichtiger Lage durch- 
Pr men, sowie einen centralen Hohlraum, für den es gewiss weit 


Er bekämpft nun die Gastralh der Spongien, gestützt if seine er- 
euten Untersuchungen an Ascetta clathrus u. A. primordialist). Sehen 
ir zunächst ab von Sycandra, so war mir zur Zeit, als ich die Embry- 
E. von Ascandra Lieberkühnii lebend BmlermEN die lebhafte 


h kein se der einen een, 2 zu a 
“ a. a wies ich auf die grosse Uebereinstimmung mit 


te ee 


ständig genug, um ein defindives Urtheil über den Authene der beireffen.) 
‚den eh enmanlen zu gestatten, aber immerhin lassen sich Beziehungen 
zu frühern Angaben auffinden. Er giebt an, dass die Ascettalarven zu- 
erst eine einschichtige Blase ser Zellen vorstellen, dass ein- 
zelne Zellen successive nach innen wandern und zu Entodermzellen sich 
umbilden, wobei die entstandenen Lücken sofort wieder geschlossen ° 
werden, also nach Analogie der Larven von Thecidium unter den Bra 
chiopoden, welcher Vorgang von KowaLzvsky beschrieben wird. “ 
Die so eingewanderten Entodermzellen bilden einen unregelmässi 

gen Haufen. Diese Darstellung beweist nun aber nicht das Mindeste 
gegen die Existenz der von mir für Ascandra beschriebenen zweischich- ; 
„tigen Larve, sie beweist zunächst nur, dass die verschiedenen Asconen | f 
einen ganz rsritidelonen Eoiekludusmndin haben können, was nach 
den Erfahrungen bei nahe verwandien Formen höherer Thiere nicht 
überrascht. Seinen durch nachherige Zuchtversuche gewonnenen Re- 
‚sultaten könnte ich mit Bezug auf das Festseizen erst dann völlige Be- 
weiskraft zuerkennen, wenn er das Auftreten von Spieula beobachtet” 
hätte, was Oscar Scamipr aber nicht gelungen ist. Somit muss die Mög- 
lichkeit, dass seine festgesetzten Larven Erscheinungen des Absterbens 
darstellten und sich also abnorm verhielten, immerhin eingeräumt wer- 
den, da die Cultur dieser Larven ausserordentlich schwierig ist. Ich 
zweifle nicht im Mindesten an Scamipr’s Darstellung bezüglich der 
‚Entodermbildung. Aber wenn auch die Entodermzellen anfänglich un- 
regelmässig angeordnet sind, so muss doch früher oder später deren 
. schichtweise Anordnung erfolgen, da sie ja im Schwammindividuum ein 
eontinuirliches Zellenlager bilden a 
Ich kann nicht umhii, die Vermuthung auszusprechen; dass in 
einem spätern Stadium der freilebenden Larve die schichtweise Anord- 
nung erfolgt, und dann wäre damit im schönsten Einklang die zwei- 
schichtige Pina rua, welche Harckeı von Ascetta clathrus aul 
Taf.:1V, Fig. 7 seiner Monographie abbildet. - Es 
Sollte sich meine Vermuthung durch erneute Beobachtung bestätige 

und Hazcxzı nur ein älteres Larvenstadium, das sich an die von Scamt 
untersuchten Stadien anreiht, vor sich sehabı; haben, dann sieht d 
Entwicklung von Ascetta in gar keinem Widerspinbhe zu den Ford 
rungen der Gastraeatheorie. Mag man dieser Theorie eine causale 0 
eine mehr heuristische Bedeutung zuschreiben, so könnte man die En 
wicklung von Ascetta keine ursprüngliche, primäre mehr nennen, so 
dern es müsste dieser Fall als eine secundäre und abgekürz‘ 
Entwicklung bezeichnet werden, wobei das Resultat immerhin d 
Bildung zweier Keimblätter ist. 


Et 


Ueber den Bau von Reniera semitubulosa 0. 8. 583 


olge mit dem fliimmerlosen Theil. Seine durchaus unrichtige Angabe 
F, dass die Geisselzellen zum Entoderm invaginirt werden, wird 
ee: keinen = a Beobachter mehr gestützt. Den Ki des 


5 
> \ 


aus ammzustände ahshericher vorkommt: 

Barroıs hat ferner angenommen, die Entodermzellen der vorüber- 
ehenden Gastrula werden ann und ScauLze hat später allerdings 
h die zeitliche Reihenfolge der Embryonen geändert. Es ist nun 


um jungen Schwamm continuirlich an ein und demselben Object 
verfolgen, so kann nur directe Beobachtung der Larve im Moment 
i Festsetzens u Si a entscheiden. ae die sonst so a 


ah sine daher mit Hascker an, dass der Larvenraum direct in 
n Gastralraum des jungen Schwammes übergeht, während ich das 
sculum für eine Neubildung ansehe) — ein Verhalten, das bei den 
Bilaterien so verbreitet ist. 

" Schliesslich muss ich noch das Verhältniss der beiden Keimblätier 
ı den Gewebsformationen der ee Spongien berühren. Ge- 


A Es sei mir an oo Stelle gestattet, eine irrthümliche Angabe von Oscar 
= MIDT zu berichtigen. n sagt (p. a ga Bch, im zweiten Theil seiner bio- 


edas shit behauptet und eirler: Ich habe sogar auf 
ndverschluss der Larve als dasjenige Mosen! ee Ba mir die bei 


ETRENRE RN RR Eee Ki 
; ; ” “ 


i 584 | 6 Keller, ; ” ER | i 2 w a 


stützt auf die Resultate von SceauLze hat METSCHNIKOFF en Bone. mit. 
allerdings durchaus nicht ausreichenden Beweismitteln für dreibläuirig. | 
erklärt. Aber beispielsweise hat auch Gesensaur in dem soeben in 3 
neuer Auflage erschienenen »Grundriss der vergleichenden Anatomie« 
gezögert, diese Dreischichtigkeit allgemein anzunehmen. : 
Halisarca, ein allerdings sehr isolirt stehender Typus, hat ein un- = 
'zweilelhaftes Oberflächenepithel, über dessen Herkunft von der Ent- 3 
wicklunssgeschichte noch weitere Aufklärungen zu erwarten sind. E 
Bei den iibrigen Spongien gelingt es mittelst Silbernitrat allerdings, 
eine epithelähnliche Zeichnung hervorzurufen. Auch bei Kieselspongien ” 
ist ohne Reagens keine optisch differente Gewebslage auf der vom Wasser i 
bespülten Fläche wahrzunehmen. Es ist diese als Ectoderm aus Platten- 
zellen gebildete Lage aber erst dann gesichert, wenn der entwicklungs- 4 
geschichtliche Nachweis erbracht ist. ich halte die Möglichkeit, dass } 
ınan es mit einem blossen Kunstproduct zu thun hat, auch heute noch ; 
nicht als ausgeschlossen. Es kann das Bild aber au auf eine blosse 
Oberflächendifferenzirung zurückzuführen sein und ich möchte hier nicht 
unerwähnt lassen, dass KÖLLıker in seinen Icones histiologicae das Vor- 
kommen einer Eulen bei Hornspongien beispielsweise für Cacospongiag 
cavernosa angiebt. A 
Von Bedeutung wären, falls ein Plattenepithel sich in Zukunft her- “ 
ausstellen sollte, die Slberlinfen. die ich an Ascandra Lieberkühni auf 
grössere Flächen ausgedehnt, Kunert konnte, 
Es lässt sich nicht läugnen, dass mit der Annahme eines solchen 
Epithels unsere heutige Auffassung der Spongien einer totalen Dr 
zung entgegen gehen müsste, da auch in dem vom Entoderm entblössten” 
"Ganalwerk dieselben Süberlinien vorkommen. | 
F. E. Schutze denkt sich daher bereits, dass man bei der Beurthei 
lung des Spongienkörpers nicht vom Olynthus, sondern von der Geissel 
kammer als morphologischer Einheit auszugehen habe. Die Asconen 
wären dann nach ihm von der Geisselkammer abzuleiten, die Leucon 
und die höhern, nach diesem Typus gebauten Spongien wären ferne 
ein Aggregat von Individualitäten (die Geisselkammer als Person be 
trachtet), die nach Art der zusammengesetzten Ascidien in gemeinschaft, 
liche Eloaken ausmünden. Aehnlich wären auch die Syconen aufzu 
fassen. | 
Damit wäre dann allerdings die Homologie des Gastralraums in dem 

drei verschiedenen Canalsystemen aufgehoben. Damit müsste aber au 
die Homologie des Canalsystems der Spongien mit dem coelentrisch 
Apparat der übrigen Zoophyten fallen gelassen werden. | ” 
Existirte aber diese Homolegie in Wirklichkeit nicht, so leuch 


af 


Ueber den Bau von Reniera semitubulosa 0. 8. 585 


ein, dass die Beziehungen der Spongien zu den übrigen Coelenieraten 
‚so gelockert sind, dass man füglich die Spongien aus ihrem bisherigen 
"Verbande lösen und sie zu einem neuen Typus erheben 
N: müsste. Hierbei würden die Nesselihiere als Coelenteraten im ur- 
-sprünglichen Sinne Leuckarr’s verbleiben und der Spongientypus als- 
dann die Porifera und die von Hazcrer neulich begründete, höchst merk- 
"würdige Gruppe der Physemarier umfassen. 

” Wenn ich hier die sich ergebenden CGonsequenzen weiter ausführte, 
so suchte ich in Triest nach neuen Stützpuncten für die Homologie des 
BE lwerkes: mit dem coelenterischen Apparat. Leider standen mir 
keine Leuconen, deren erneutes Studium sehr erwünscht ist, zur Ver- 
|  fügung. Dagegen erhielt ich Asconstöcke aus den dortigen Aquarien, die 

ganz instructiv sind. 

Ich besitze einen grossen Schlauch von A. Lieberkühnii, der sehr 
regelmässig mit kurzen, steis senkrecht absiehenden Röhrchen besetzt ist. 
Diese radiär um den Gastralraum gesprossten Röhrchen geben ein rechi 
“anschauliches Bild, wie aus einem Ascon der Sycontypus enisiehen 
kann. ‚Die Aehnlichkeit mit der von HasckeL beschriebenen Sycetta 
primitiva und Sycaliis conifera ist so überraschend, dass mir hier mehr 
| ‚als eine blosse Analogie vorzuliegen scheint. 

Sodann untersuchte ich möglichst junge Exemplare von Sycandra 
raphanus. Dieselben sind anfänglich noch nicht von der Regelmässig- 
‚keit, wie die ausgewachsenen. Diese wird erst nach und nach erlangt. 
‚Die Radialtuben siellen zuerst blosse Ausbuchtungen des centralen 
Raumes dar, in ziemlich unregelmässiger Weise von den Nadein des 
| Eeloderms taschen. Querschnitte durch tingirie junge Exemplare er- 
gaben, dass der ganze Innenraum sammt den Ausstülpungen noch 
mit Entodermzellen besetzt ist und also der Aufbau in der von Harckeı 
ıgegebenen Weise verläuft. Später finden sich allerdings die Ento- 
dermzellen nur noch vereinzelt auf der Gastralfläche. Die spätern 
Radialtuben entstehen auch nicht mehr durch Ausstülpung, sondern 
‚durch Längstheilung der bereits angelegten. 

"Muss ich demnach noch an der Anschauung festhalten, dass das 


‚allerdings nicht, dass die Auffassung von Halisarca einige Schwierigkeit 
 darbietet und dieser Typus sich nur dann den übrigen Spongien fügt, 
|wenn es sich herausstellt, dass nn Oberflächenepithel erst nachträglich 
|« ” tstanden ist. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel XXXVI. 


Fig. A. Ein Stück Dermaifläche von einem röhrigen Ast der Reniera semitubu- 4 
losa ©. S. In dem Syneytium eingebeitet liegen die Kieselnadeln zu drei- und vier- 
seiligen Maschen netzartig angeordnet. Im Innern der Maschen sind Lücken als 
 Einlassporen für den Wasserstrom, daneben sind zellige Elemente in der Schwamm- ; 
sarcode vorhanden, theils langgestreckie Elemente sphincterartig um. einen Porus 4 
herum, theils grössere kuglige mit Körnern erfüllte Zellen, theils solche, die reich- 4 
lich Vacuolen enthalten. Unten liegen zahlreiche Vacuolen bald einzeln, bald 
Gruppen. Vergrösserung 400. i 
| Fig. 2. Ein Stück _Dermalfläche derseiben Species, auf welchem in Folge von 7 
Silberbehandlung eine epithelartige Zeichnung auftritt. Vergrösserung 400. E 

Fig, 3. Drei abnorme Nadelformen von Reniera semitubulosa. 

Fig. 4. Drei Geisselzellen aus den Wimperapparaten ; a repräsentirt die nor 4 
male Gestalt, bund e sind zwei abnorme Formen, letztere mit drei Geisseln vorm A 
sehen. Vergrösserung 41800. 


Tafel ZXXVIl. 


Fig. 4. Ein Sector vom Querschnitt eines grösseren Astes der Reniera semitu 
bulosa, um das Canalsystem und die Anordnung der Spicula zu zeigen. Nach aussen 
liegt die hellere Rindenschicht mit regelmässig netzartiger Anordnung der Nadeln, 

die darauf folgende Markschicht enthält die Geisselkammern, zu denen von der 
Oberfläche her grössere Canäle führen, um an der Gastralfläche auszumünden. Di 
 Gastralhöhle zeigt leistenartige Vorsprünge. Vergrösserung 60. 

. Fig. 2. Zellen aus dem Syncytium von Spongilla lacustris. a, b und e sir 
jüngere Stadien, mit grünen Farbkörnern in c; d, e und f repräsentiren verschie 
dene Contractionszustände, sind von einer plasmatischen Membran umgeben un 
von einem flüssigen und cohärenten Inhalt erfüllt. Derselbe hat in g den übrigen 
Zellinhalt sammt dem Kern an den Rand gedrängt und enthält oft Amylum in Lösung. 


Beiträge zur Kenntniss der Malpighi’schen Gefässe der Insecten. 


"Von 


Dr. E, Schindler aus Glarus. 


Mit Tafel XXXVII—XL und einem Holzschnitt, 


X. Allgemeines. 


Unter dem Typus der Arthropoden treten bei den Myriapo- 
en, Arachniden und Insecten in allgemeiner Verbreitung sog. 
ALpigul’sche Gefässe auf: Anhangsdrüsen des Darmcanals, die sich 
bald höher, bald tiefer, stets aber in den Enddarm inseriren., Es sind 
ies langgestreckte, blindendigende iubulöse Drüsen, die bei den Spin- 
n s. str. und höchst ähnlich bei den Scorpienen mannigfachst sich 
rästeln, und mit zwei Hauptstämmen in’s Rectum, event. je in eine 
laterale, blindsackartige Ausbuchtung desselben einmünden!). Dagegen 

timmen die »Harngefässe« der Opilionen?) und Milben im alige- 

jeinen Verhalten mehr mit denen der Myriapoden und Insecten 


4 


* Jedes dieser Gefässe zeigt uns an beliebiger Stelle wenigstens drei 
utlich gesonderte Schichten; diese sind, von Aussen nach Innen 


DR 


BB | see 


I. Eine bindegewebige, kernhaltige seröse Hülle (Peritonäal- ° 
übe rzug). | | 
II. Eine meistens sehr zarte homogene Tunica propri a. \ 
Il. Eine einschichtige Lage oft sehr grosser Excretionszellen 
[Drüsenepithelium), weiche die der Tunica propria gegenüber liegende | 
Fläche einem mehr oder weniger weiten canalis centralis zukehren. 
Letzteres ist jedoch nicht ausschliesslich und immer der Fall, indem " 
öfters IV. noch eine mit Porencanälchen durchbrochene Intima hinzu- 
kommt. 
Das flüssige, breiige bis körnige Exeret, das sich, wo keine Intima ” 
vorkommt, wohl meistens durch Dehiscenz des Drüsenepithels resp. ' 
dessen einzelnen Zellen frei macht, sich in den Centralcanal des Ge- % 
fässes ergiesst und letzteren oft prall anfüllt, kann nicht allein durch 
die Contractionen der meisten kaum bemerkbar feinen elastischen 
Fibrillen der Peritenäalhülle aus dem Gefässe hinaus in den Darmcanal 7 
getrieben werden: dafür spricht nicht nur die Feinheit dieser Fasern an # 
und für sich, sondern auch der Umstand, dass man nie irgend eine Be- 4 
 wegung, d. i. Verengerung oder Erweiterung des Gefässes wahrnehmen 4 
kann. Wenn man auch diesen Fasern die Activität bei beireffendem 
 Vorgange nicht in toto absprechen kann, so tritt sie doch sehr in den 4 
Hintergrund und muss die Auswerfung, da anderweitige elastische Ele- " 
mente, besonders muskulöse, in den meisten Fällen mit Bestimmtheit ° 
fehlen, durch den eigenen Druck der immer zunehmenden Excretmasse B 
oder durch fremde, von benachbarten Organen (Darm, Körpermuskula- ” 
tur) ausgehende Druckkräfie bedingt werden. Ein allmäliges, selb- 
ständiges Abfliessen des Auswurfsioffes »Harnes«) ist natürlich nur 
dann möglich, wenn derselbe flüssig, oder doch nicht so compact ist, ” 
wie wir ihn für obigen Fall angenommen haben, und wie er auch in 
Wirklichkeit sehr oft sich findet. | 
Was Zahl und Lage der Mırricarschen Gefässe anbetrifft, ‚so varliren 
diese bei den einzelnen Gruppen bedeutend. Im Allgemeinen sind die. 
Gefässe da, wo nur wenige (d. i. 2—4—6—-8) vorkommen, sehr lang. Sie 
steigen dann schlingenbildend am Magen hinauf, biegen Vale um und 
verlieren sich endlich unter den mannigfachsten Kräuselungen in der 
Rectalgegend. Im andern Falle, wo die Vasa Malpighii in grösserer bis‘ 
sehr grosser Zahl vorhanden and sind sie kurz, biegen schon an der 
Insertionsstelle vom Darme ab u enden frei in der Leibeshöhle. Man 
kann daher, ohne stark fehl zu gehen, den Satz aussprechen : »Die Zahl 
der Marrical'schen Gefässe isi umgekehrt proportional ihrer Länge«. a 
Makroskopisch bieten unsere Gefässe den Anschein dünner, mehr oder’ 
weniger geschlängelter, selbst verworrener Fäden, die bedingt durch’ 


- Beiträge zur Kenntuiss der Malpiehi'schen Gefässe der Inseeten, 599 


ie Farbe und Menge der Gontenta weiss, Ben braun, ja sogar grün 


w gehe die Kliekienpiie Bedeutung der Vasa Malpighii herrschten 
von jeher grosse Meinungsverschiedenheiten, die selbst heute noch, 
‚ trotzdem die betreffenden Organe schon vor meh als 200 Jahren durch 
"den verdienstvollen Marc. Marpıenı bekannt geworden, und chemische 
- Untersuchungen seither manchen wichtigen Aufschluss gegeben haben, 
|nicht ganz beseiligt sind. 

[% Durch Herrn Dr. Co. Kerızr (Docenten der Zoologie und verglei- 
| chenden Anatomie an der Universität Zürich) freundlichst aufmerksam 
"gemacht auf die immer noch vorhandenen Lücken in der morphologi- 
| schen und physiologischen Erkenntniss dieser Drüsenschläuche, wurden 
"vorstehende Untersuchungen im Laufe des S.-Sem. 1876 in Dr. Keıer’s 
zoolog. Laboratorium begonnen, namentlich aber in den grossen Herbst- 
‘ferien weiter ausgedehnt und in Leipzig später zu einem gewissen Ab- 
| ‚schlusse gebracht, wozu mich besonders noch der vorzügliche Rath und 
‚die gütige Unterstützung mit Literatur von Seite des Herrn Prof. 
"Dr. Levekarr befähigte. 

Mit Freuden erfülle ich die angenehme Pflicht, meinen hochver- 
ehrtesten Lehrern: Herrn Dr. Co. Krııer und Herrn Geheimrath Prof. 
| r. LeucKArt, für ihre so rege Theilnahme an diesen Untersuchungen, 
öffentlich meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen! 

Bevor ich mit den Ergebnissen meiner Untersuchungen beginne, 
'heint es mir nicht unpassend, noch eine kurze Recapitulation der an- 
gedeuteten verschiedenen Ansichten, namentlich in Bezug auf die Func- 
ag der Marpıcai'schen Gefässe, zu eben: 


18. Geschichtliches. 


Schon Marprom, der der nach ihm a a 


‚etwas undeutlichen Zeichnung er Er giebt diesen Cola. den 
ie einen Theil des aufgenommenen Nahrungssaftes in veränderter Form 
| Körper abgäben und einen anderen unbrauchbaren Theil wieder 
ı Darmeanal zurückführten , um. denselben mit dem Koih auszu- 
tfen. Er frägt auch, ob de Gefässe »an vero vasa lacieis analoga«? 


"Marricur, Dissertatio epistolica de Bombyce. 1669. 


a ee 


Swannervam !) kannte sie schon von vielen Insecten, da sie ihm 
aber nicht überall gleich entgegentraten, nannte er sie bald »blinde Ge- 
därme, Saffrangefässe«, bald auch Krampfgefässe. Ueber ihre Function 
war er nicht im Klaren, am ehesten hielt er sie für»aufnehmende 
Organec. Dieser Ansicht huldigt auch Lyoxer?), der diese Gefässe 
»intestins gröles« nannte. Ebenso verfiel GaEDE 3) dureh unrichtige Deu- 
tung einiger Experimente, bei welchen er Zinnober fütierte (a. d. Raupe. | 
v. Bombyx trifolii) und dann solche Zinnoberkörnchen in den MALPIGSI- 
schen Gefässen fand, dieser haltlosen Annahme. ; 

Cuvier spricht in einer grösseren Arbeit, betitelt: »Ueber die Er 
nährung der Insecten«*) des Entschiedensten die Ansicht aus, die bis. 
dahin vasa varicosa, coeca u. 5. w. benannten Gefässe seien ausschliess- - 
lich Gallenorgane; ja er hält sie sogar für die wichtigsten, bei der 

Verdauung mitwirkenden Absonderungsorgane. — Diese Auffassung‘ 
zeigte sich von weittragender Bedeutung; eine grosse Zahl der späteren " 
Zootomen schloss sich hr an und einige beharrten bis vor kurzer Zeit 
auf dieser, freilich irrthümlichen EN, Von Gallgefässen spricht“ 
Posszir), als erster Nachfolger Cuvıer's, dann folgt Rampona ©) mit 
seiner sehr erwähnenswerthen Arbeit über die Verdauungswerkzeuge 
der Insecten. Nach seinen Untersuchungen steht das Lumen der von. 
ihm als »Gallgefässe« bezeichneten Organe nicht in unmitielbarem Zu- 
sammenhange mit der Darmböhle , sondern ist von letzterer durch di 
continuirlich über die Insertion des Gefässes weglaufende, innerste. 
Darmhaut getrennt. Hierauf änderte er seine, mit Marrısrı überein- 
stimmende, erste Ansicht, und schloss sich der Cuvıer’schen Theorie’ 
an, die behauptet, dass der in die betreffenden Schläuche eingedrungene? 
‚Nahrungssaft in veränderier Form als eine auf den Chymus umwandelnd 
einwirkende Flüssigkeit als Galle dem Darm zurückgegeben werde, 
Abgesehen von nicht wenigen Fehlern, die sich bei seinen Untersuchun- 
gen eingeschlichen haben, wozu von Wnheran auch der vermeintliche 
Verschluss der Marrıcar een Gefässe durch die innerste Darmhaut ge- 
hört, ist seine Arbeit eine verdienstvolle. Er ist der Erste, der zusammen 
hängende Untersuchungsreihen über das gröbere anatomische Verhalten’ 
der Marpicur’schen Gefässe giebt, und die gefundenen Details in allge- 


4) SWAMMERDAM, Biblia naturae, 4752. 
2) Lyonet, Traite anatomique de la chenille etc. 4762. 
3) GAEDE, Observations physiologiques sur les vaisseaux biliaires des Insectes 
in: Ann. gener. d. Scienc. Physiques. 4349. p. 194. E 
4) Cuvier, vide Reır's Archiv für Physiologie. Bd. V. Hft. 1. p. 124. \ M 
5) Posseır, Beiträge zur Anatomie der Insecten. 4804. p. 44. 
6) Ramnour, Ueber d. Verdauungswerkzeuge der Insecten. 4841. 


ns ‚Beiträge zur Kenntniss den Malpighi’schen oo der Insecten. 591 


meine, zum grossen Theil jetzt noch gültige Sätze zusammenfasst. 
 Tnevimanıs !) hält unsere Gefässe für entschiedene »Gallengefässe«, und 
fasst die rothen Concremente, die er in den Iscrinohkechen der 
Raupen (z. B. d. Phalaena Fagi) gefunden, als Gallensteine auf). 

öi Sich stützend auf die unter dem chylificirenden Darmabschniite 
‚gelegene Insertion der »Gallengefässe« einerseits, und anderseits auf die 
"Unlöslichkeit der sich im Wasser als feiner Sand niederschlagenden In- 
‚halismasse, ist HeroLd®) der Erste, der ziemlich entschieden die Meinung 
"ausspricht, es seien die Murrisur'schen Gefässe nicht Secretions-, son- 
"dern Excretionsorgane, die dem Blute die wntauglichen Stoffe 
| entziehen und selbige in modificirter Gestalt als Auswurfsmaierial ent- 
leeren. Den ersten chemischen Nachweis, dass in den Exerementen 
- der Insecten Harnsäure vorkomme, verdanken wir einer Untersuchung 
"von BRUGNATELLI®). | 

Nachdem nun einmal die Marricur'schen Gefässe durch HeroL» von 
den Organen des Chylificationsprocesses ausgeschlossen waren, durch 
Bausnareru auch in den Excrementen Harnsäure nachgewiesen war, 
usste die richtige Deutung unserer Canäle nicht mehr fern liegen, und 
. der That unternahm es 2 Jahre später REngeER in seiner ala 
eitirten Abhandlung’), dieselben direct als Harnorgane anzusprechen. 
er der die ihn dazu bewogen, sind ver die ne ale 


it ‚der Exeremente. — Diss die Definition, dich BENGGER von A 
Marpicur’schen Gefässen giebt, indem er sagt: »Sie sind Nierenausfüh- 
ngsgänge ohne drüsigen Bau«, schon längst nicht mehr stichhaltig ist, 
darf wohl keiner Erläuterung. 

So überzeugend Rensczr’s Deutung der »Gallgefässe« auf den ersten 
jlick zu sein scheint, fehlt ihr doch die nöthige Sicherheit, um positiv 
liesen Organen die Function der Niere zuschreiben zu können, es fehlt 
joch die specielle chemische Untersuchung des in den Gefässen befind- 


Rexeser’schen Ansicht erledigt werden, indem Wurzer 6) nebst 


TREvIRAnts, Vermischte Schriften. Bd. II, 4 u. dessen Biologie. Bd. IV. 4814. 
'idem, Biologie. p. 417. 

 HeRoLD, Entwicklungsgeschichte der Schmetterlinge. 1845. p. 23. 
se Mecker's Archiv f. Physiologie." Bd. II. 1846. p. 629 (Giornale &i 


nen, Chemische Urn uehun.cn des Stoffes i. d. Gallgefässen v. Bombyx 
: Mecxer’s Archiv, f. Phys. Bd. IV. 


Ba nn Bann, 


'kohlen- und phosphorsaurem Kalk, harnsaures Ammonium i 
bedeutender Quantität in dem Exeretionsproduct innerhalb der MaLriemi- 
schen Gefässe nachwies. Durrocuer!) bleibt der alten Ansicht, es seien. 
die Marrıenr’schen Gefässe Leberorgane, treu. — In einer speeiellen Ab- 
handlung über die Marricurschen Gelässe theilt uns J. F. MeckzL?) eine 
Menge pro und contra für die verschiedenen Deutungen dieser Organe ) 
mit. Er selbst ist nicht der positiven Ansicht, dass, wie ihm Leon 
Durova (Ann. d. sc. nat. 2° serie. T. XIX. p. 169) zum Vorwurf macht, 
die betreffenden Gefässe Leber und Niere zugleich vertreten, er stellt ° 
dies nur als eine Möglichkeit hin und ist vielmehr geneigt, selbige blos 7 
als harnabsondernde Organe zu betrachten (l. ec. p. 36). Drei Jahre ” 
später taufte er sie sogar um, und nannte sie dem Entdecker zu Ehren 
»Marrisursche Gefässe«®). Es war dies um so angezeigter, als über % 
ihre Function, wie wir sehen, so mannigfach verschiedene Ansichten ? 
herrschten und demzufolge Bezeichnungen, wie: Gallgefässe, Harnge- 
fässe, Saffrangefässe etc., nur subjectiven Werth haben kenniten., 
STRAUS-DURKAEIM sondert in seiner berühmten Anatomie descriptive 

‚du Melolontha vulgaris (Hanneton)*) von den beiden gefransten »Gailen- 
.gefässen« noch zwei einfache (weisse) als Uringefässe ab. Erstere in- 
seriren sich nach ihm mit beiden Enden am untern Ende des Magens, 
letztere wahrscheinlich am Ende des Darmes; ich will aber jetzt schon 
bemerken, dass nicht nur die Trennung in Gallen- und Harngefässe nicht 
stichhaltig ist, sondern auch die anatomischen Angaben nicht richtig 
sind. Denn 1) gehen die sog. Gallengefässe in die Harngefässe über, ' 
und 2) enden die in Vierzahl vorhandenen Gefässe alle frei, indem eine h 
rectale Insertion überhaupt nicht statt hat. | | 4 
Bis dahin kannte man Harnsäure nur aus den. Harngefässen der 
Lepidopteren, nun aber gelang es CntvaeuLd), selbige auch in den 
Marpignrschen Gefässen des Maikäfers nachzuweisen, in Gegenwart von 
 harnsaurem Ammonium und Potasche. — Suekow) findet übrigens in 
seiner Arbeit über die Verdauungsorgane der Insecten den Nachweis 
von Harnsäure in den Marrienrschen Gefässen und die hinter dem 
Magen gelegene Insertion derselben nicht für genügend, um ihnen eine‘ 


A) Dorsocakr, Ueber die Metamorphose des Darmcanals der Inseceten in MEckEr s. 
Archiv. Bd, IV. (Journal de physique etc. Tom. 86. 1848.) f 
2) MeckeL, Ueber die Gallen und Harnorgane der Insecten, dessen Archiv.z 
41826. p. 21. | ns | 
.83) MECKEL, System der vergleichenden Anatomie. 4829. Theil IV. p. (85) 79. 
4) STRAUS-DURKHEIM, CGonsiderations general. sur, l’anatomie compar6e etc. 1828 
5) Verg!. Srraus, Gonsiderations etc. p, 251. 
) nn in HEusınger’s Zeitschrift f. organische Physik. Bd. ill. 4829. En A fi 


Beiträge zur Kenntniss der Malpighi’schen Gefässe der Insecten. 599 


e Function als die der Gallenausscheidung zuschreiben zu können. 
ach ihm sind die Marrism’schen Gefässe gallenleitende Organe, die 
das Contentum aus der Leber ziehen, — worunter Suckow den Fett- 
„ örper versteht — selbiges en und als eine zur Desoxydation 
“der Nahrungsstoffe dienende Flüssigkeit in den traetus alimentarius 
“ersiessen. Im Uebrigen enthält die Arbeit, abgesehen von einigen — 
amentlich die Microlepidopteren beireffenden — durchaus unrichtigen 
eschreibungen und Zeichnungen, manche neue und gute Beobachtung. 
Burmeister!) hält die Marpieurschen Gefässe für Gallenorgane, 
schliesst aber die Möglichkeit nicht aus, dass sie nebenbei auch irgend 
ine exeretorische Function zu üben Besinan t wären. 

Eine recht interessante Beobachtung ist uns von M. V. Aupovin 2) 
itgetheilt. Es handelt sick um zwei fast über 2 Mm. grosse Harn- 
- steine — wahrhaft riesige Dinge —, welche er an der Basis der MaL- 
- pigui'schen Gefässe eines Lucanus cervus fand. Diese Körper waren, 
wie er sagt, in einem Schälchen leicht zu pulverisiren und liessen Harn- 
äure auf das Deutlichste nachweisen (Murexidreaction). Trotzdem 
Aunovmn das Vorkommen von krystallinisch in den Vasa Malpighii aus- 
geschiedener Harnsäure (mit Unrecht) bezweifelt, nimmt er doch eine 
ino-biliaere« Function an. 

In der ersten Auflage der vergleichenden Anlatottife von R. WAGNER 
1834) ist über die Function der Marrıcuvschen Gefässe kein bestimmtes 
rtheil gegeben, dagegen hai sich Leverarr) in der zweiten Auflage 
ieses Werkes positiv dahin entschieden, dass man es ausschliesslich 
it Harnorganen zu thun habe. 

 Doyäre &) spricht in einer Arbeit über den Darmcanal der Cicaden 
on Eee hepatiques« ou »urino-biliaires«, deren er (irrthümlich) 
zwei zu Deo allen ie Auch Don 5, hält die MaLricHI- 


Wie man hr hat die von J: F.MEckeL nur vermuthungsweise ausge- 
rochene Ansicht, es möchten die Marrıskr’schen Organe urino-biliairer 


4) Burmeister, Handbuch der Entomolosie. 1832. Bd.1. p. 401 fi. 

2) Aupovın, Calculs trouves dans les canaux biliaires d’un Cerf-volant in: Ann. 
se. nat. 20ser. Tome V. p. 129. — 1835. 

3) R. Wacner, Zootomie: Fazy und LEUCKART, Anatomie und Physiologie der 
firbellosen, 4843. p. 99. 

. Doy&re, in Ann. d, sciene. nat. sec. serie. Tome XIX. 1843. 

5) Duvernoy, Lecon d’anatomie comparee de Cuvier 20. Edition Tome\. pP. 837 
II. p. 617. 1837—1840,. 


394 ee ee Schindler, B en er 
für die Richtigkeit dieser Ansicht zu geben. Lxox Durour jedoch, Ä einer i 
der vorzüglichsien aller Entomeiomen, dem wir eine reiche Zahl ver- 
‚dienstvoller Monographien verdanken, tritt energisch gegen diese ne T 
physiglogische Auffassung der Murirsap schen Gefässe auf, er nennt sie 
geradezu eine antiphysiologische, und erweist sich als der entschiedenste 
Vertreter und leidenschaftlichste Veriheidiger der Ansicht, welche die 
MaLricurschen Organe ausschliesslich zu gallbereitenden Organen stem- 
pelt. Er hat dieser, wie sich zeigen wird, durchaus halilosen Behaup- 
tung besonders in einem speciellen Aufsatze!) Ausdruck gegeben?), 
Dort heisst es z. B. auf p. 147 wörtlich: »Ce sont lä les vaisseaux® 
biliaires, lorgane hepatique, le foi des insectes et le liguide contenu est 
la bilel« — Los Durovr gebührt übrigens das schöne Verdienst, be- 
sonders für die Coleopteren des Bestimmtesten nachgewiesen zu haben, 
dass sich die Marrisursschen Gefässe in keinem Falle mit beiden Enden 
in den Darm einsenken, sondern sich in den vermeintlichen Fällen. 
blindendigend unter den obersten Darmhäuten verkriechen 3). — Durch 
vielfach wiederholte Untersuchungen ist J. F. Heer, wie er uns in 
einer Mittheilung, betitelt: »Harnsäure, ein reichliches Exeret der 
Schmeiterlinge«?), kund thut, zu dem überraschenden Satze gekommen, 
dass die Schmetterlinge, im Verhäliniss zu ihrem Körpergewicht, viel- 
leicht unter allen Thieren die grössten Mengen von Harnsäure produciren, 
Diese Behauptung ist aber entschieden etwas zu kühn, wie jeder, der 
je schon einen Raubvogel gehalten hat, gern zugeben wird, denn diese 
(wie übrigens auch einige Reptilien) entleeren ihren breiigen, äussers 
harnsäurereichen Harn bekanntlich in erstaunlicher Menge. Herrer ha 
jedenfalls solche neu ausgeschlüpfte Schmetterlinge zur Untersuchung 
benutzt, die ihr während dem Puppenschlaf in bedeutender Quantität 
aulgespeichertes »Meconium« noch nicht entleert hatten. Wenn letzteres 
der Fall, würde allerdings die These richtig sein. Dass die Harnsäure 
um die es sich hier handelt, in toto aus den Marrisurschen Gefässen 
stammt, kann natürlich keinem Zweifel unterliegen. H. Meet, eir 
Neffe des schon citirten J. F. Mecke, giebt uns in seiner verdiensivollen 
»Micrographie einiger Drüsenapparate«5) zum ersten Mal einlässliche 


4) Lxon Durour, M&emoire sur Eier vaisseaux biliaires etc. in Ann. d. science. ‚nal 
sec. serie. Tome XIX. 4843, a 
2) Vergl. die vielen andern Mittheilg. in d. Ann. d. sc. nat,, sowie seine. 
Recherches sur les Orthopteres etc. et sur les Hemipteres. “ 
3) Idem, z. B. Mordella, Ann..d. sc. nat. T. XIV. 4846. p.105 u. 406 omıma- 
ticherus ibid. Tome XIX. 4843. h 
4) Vergl. dessen Archiv für Chemie und Mikroskopie. Wien 1844, pP. 132 
5) Vide, MÜLLERS Archiv für Anat. und Physiologie. p. 252. 1846. 


Beiträge zur Kenntniss der Malpigli'schen Gefässe der Inseeten. 595 


ogische Notizen über die Harngefässe der Insecten. Er weist nach, 
ss die "Kügelchen- in den Zellen aus Harnstoffen bestehen, und sich 
ich den im Centralcanal gelagerten Körnchen gegen Reagentien ver- 
lten. Wir werden später noch des Specielleren auf seine Angaben 
ırückzukommen haben. | 

Van per Hosven!), LEUCKART 2), Vosr®), FiscRer?), Carus) und 
“ SIEBOLD Rn Bein: besonders auf Grund der chemischen Resultate, die 


4 Kerpen ara de Umstand, dass bei einigen Insecten (scheinbar) 
|  weierlei MıLpisursche Gefässe vorkommen , die sich theils durch die 
Farbe, theils durch den histologischen Bau von einander unterscheiden, 
‚fand sich Levpie°) veranlasst, die schon von Mecoker, Bunmkıster, 
"Auvovin u. A., wenn auch nur hypoihetisch hufgeätelite. Ansicht einer 
Doppelfunction der Nierencanälchen, aufs Neue zu ergreifen und auf 
"Grund dieser histologischen ide weiter auszubilden. Nach ihm 
ist es nicht einmal nothwendig, dass die functionell verschiedenen Ge- 
"fässe getrennt seien, wie er dies bei Gryllotalpa°), Blatta u. a. annimmt, 
‚sondern es kann die Harn- und Gallenausscheidung gleichzeitig in ein 
und demselben Gefäss, nur an verschiedenen Stellen vor sich gehen, 
wie er dies z. B. für Cicindela, Gastropocha u. e. a. anführi. 

Im nämlichen Jahre indess, in welchem Levvie die Mecker’sche 
rino-biliair-Theorie« aufs Neue zu begründen glaubte, wurde diese 
Begründung, und somit auch die ganze Theorie durch Körumer {") in 
sehr fragliches Licht gestellt, ja meiner Ansicht nach vollkommen wider- 


eharfblick geftibrien Untersuchung, eine Reihe neuer und werthvoller 
VAN DER Hoeven, Handbuch der Zoologie, 1.Bd. 1850. p. 245. 
2). BERGMANN u. LEUCKART, Anatomie u. Physiologie. 1854. p. 212. 
3) Carr Vogt, Zoologische Briefe. 1854. I. Bd. 
4) Leop. Fischer, Orthopiera europaea. 1853. 
ed. Carus, System der thierischen Morphologie. 1853. 
6) v. Sıezorn, Vergleichende Anatomie der Wirbellosen.. 1848. 
7) H. Karsten, Harnorgane von Brachinus complanatus in MürLers Archiv. 
848. p. 367. 
‚8) Leypis, Histologie. 41857. p. 4A. 
1.8 9) Idem, Zur Anatomie der Insecten in Mürzer's Archiv. 1859. p. 158. 
40) KÖLLIKER,, Zur feinern Anatomie der Insecten i. d. Verhandlg. d. physikal.- 
dicin. Gesellschft. in Würzburg. Bd. IH. Hit. 2. p. 225. 1857. 


VAR 3 ß \ N ER BETRETEN KERSORER x 1 EN 
h : RL a: re RUN AN se £ z 
> . ; fi B ö h Blei , x 
\ AND 3 EN IRREN NETZ } ; \ 
NE - B el i i EUR 
596 SEE h Sl ETEIE BSR, Sr RER 


dd N u Ri NL 
Durch SchLossperer!), ganz besonders aber at ae ’ 
wurde schliesslich noch die chemische Kenntniss der aus den Marprau- 
schen Gefässen stammenden Excretionsproducte bedeutend erweitert. 
 Sıkonor ist, wie er selbst sagt, unter allen französischen Entomophysio- 
logen der Erste, welcher die Maurieur’schen Gefässe positiv als Harn- 
 organe auffasst (loc. eit. p. 307). Die Gründe, die ihn zu der Deutung 
führten, sind einmal die feinere Structur der Drüsen, und zweitens die 
‘chemische Beschaffenheit des Excretes. Seine voluminöse, jedenfalls‘ 
mit grossem Eifer durchgeführte Arbeit enthält vieles as; wie wir 
das bei späterer Gelegenheit näher kennen lernen werden. I 
Im Anschluss an die Resultate Köruiker’s kam auch G. Basca 2) ın 
seiner schönen Abhandlung über Blatta zu dem Schlusse:: »Es giebt nur 
einerlei Art Marricur’scher Gefässe und diese sind Harngefässe «. ‘ 
Ueber die Entwicklungsgeschichte der hier in Frage stehenden 
Drüsen hat man erst in neuester Zeit die gewünschte Klarheit erhalten. 
Rarnee!) sah die junge Gryllotalpa mit 4, einem gemeinschaltlichen 
Ductus excretorius aufsitzenden, Harngefässen aus dem Ei kommen. 
Gruse 5) macht die Beobachtung, dass die bald getrennten, bald zu ” 
zweien an der Basis vereinigten Harngefässe der Hymenopterenlarven 
‚beim Verpuppen zusammenschrumpfen und kleiner werden, worau 
dann sofort die grosse Zahl der bleibenden Harncanälchen aus kleinen, 
dem obersten Theile des Enddarmes ringförmig aufsitzenden Knötchen 
hervorwachsen. Er hält dieselben auch auf Grund chemischer Unter- 
suchungen durchaus für Harnorgane und vindieirt dem vorn blind end 
senden Enddarme der Larven die Bedeutung einer Harnblase [l. c 
p. 62). Auch LeuceraArr 6) betont die Thatsache, dass die Marpıcar'schen 
Gefässe bei den Larven nicht blos der Ichneumoniden, sondern auc 
der Pupiparen und des Ameisenlöwen nur mit dem Enddarm zusam- 
menhängen, und lässt dieselben während der Embryonalentwicklun 
[bei Melophagus) durch Abspaltung aus dem Muskelblatt Beyaene) 


4) SCHLOSSBERGER, Die Krystalle der Mairricar schen Gefässe -b. a Raupen. 
Mürer’s Archiv. 4857. p. 61. | 
2) SıroDoT, Recherches sur n secretions chez les Insectes in Ann. des sciene. 
nat. 40 serie Tom. X. 1858. p. 25 . 
3) Basch, Unterschg. üb. d. ler uropoetische System d. Blatta orientali 
Wien 4858. r 
4) RATHKE, Entwickig. der Gryllotalpa in MürLer's’Archiv. 1844. El 
5) GruBE, Fehlt den Wespen und Horniss senlarven ein. After oder nicht? i 
J. MöLter’s Archiv. 4849. Hft. Tu. II. 
6} LEucKART, Fortpflanzg. u. Entwick)gsg. der Pupiparen. 1858. p.55u.7 


1; 


97 


ei hen berichten auch Zannsen i) von den Phryganiden, en denen 
gleich nach Entwicklung des Hinterleibes die Marpıenr'schen Gefässe 
nabhängig vom Darmeanal auftreten sah (l. c. p. 42). Wersmann? 2) 
A dagegen, der sie ebenfalls in frühester Entwicklung bei den Dipteren 
I vorfand, schreibt ihnen ganz richtig eine durch Ausbuchtung des 
4 Darmcanals eingeleitete Entstehung zu, irrt aber, wenn er sie in 
| ‚frühester Entwicklung als_ solide Fleapien auflasst s), denn nachträg- 
| liche Untersuchungen haben des Entschiedensten dargethan, dass ein 
4Canalis centralis von Anfang an vorhanden ist. Der erste genaue 
| Nachweis, dass die Marpıenrschen Gefässe als Ausbuchtungen des Rec- 
‚tums und.zwar schon zu einer Zeit entstehen, in welcher letzteres erst 
als eine wenig tiefe Grube erscheint, auch schon von Anfang an mit 
deutlichem Lumen versehen sind, stammt meines Wissens von Bürschtr, 
ider dies bei der Biene Manns lälirie, Das nämliche Resultat erhielt 
Brare. Harscuek bei entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen von 
| Eee 5). (Anm. 1.) © 

Zum Schluss dieser historischen Einleitung muss ich nur noch auf 
}zwei neuere Arbeiten von Pıarzau aufmerksam machen. Die erste: 
| »Recherches sur les Phenomönes de la Digestion chez les Insectes «®) 
macht sich — von den neuen Beobachiungen specielier Natur, die hier 
4 Bicht näher zu erörtern sind, abgesehen — besonders durch eine sorg- 
| fältige tabellarische Fassrmensiliiing der, die chemische Analyse des 
| Gefässinhalts betreffenden Resultate und eine vergleichende Zusammen- 
| stellung der im Harn der verschiedenen Thiere gefundenen Stoffe ver- 
dient. Die zweite dieser schönen Untersuchungen, betitelt: »Rech. 
4 8 les Phenomenes de la Digest. etc. chez les Myriapodes de Belgique«®), 


I" Bi Anm, 1. Wenn daher L&on Durour®6) die MAaLrigurschen Gefässe für nichts 
| anderes als »une glande deroulee« auffasst, und v. SıEBoLDT) diese Deutung als 
eine »längst bekannte Sachec« hinstellt, so ist dies nur dann richtig, wenn e3 sich 
um Analogie handelt. 


4% A) ZADpAch, Unterschg. üb. d. Entwicklg. u. den Bau der Gliederthiere. 4. ‚Bit. 
{ Die Entwicklg. des Phryganeeneies. 1854. 

en 2) WEISMANN, Entwicklung der Musca vomitoria im Ei, Diese Zeitschrift. 

Bu. Ka. 

| IN 3) Vergl. auch Weıismann, Entwicklung der Bieten: Ebendassell he behauptet 

Mirschnikorf von den Dipteren in dieser Zeitschrift. Bd. X VI. 

| #4 BüTschLI, Zur Entwicklungsgesch. der Biene. p. 542 ff. T. XXVIu. XXVIl 

5) HArschek, Beiträge zur Entwicklungsgesch. d. Lepidopteren. "Inaug.-Diss. 

iD. iS. T. Il. or C..p. 171. 

i nv. SIEROLD, Bericht üb. d. Leistg. im Geb. d. Anat. u. Physiol. d. wirbell. 

ivre. Mürzer’s Archiv, 1845. p.3. 

Su. 9) Extrait du tome XLI u. XLII des Memoires de P’Acad&mie royale des 
ces etc. de Belgiques. 1874 u. 1876. 

hrift f, wissensch. Zoologie. RR 39 


: Gefässen der Insecten und denen der Myri Beet — ie se nur zwe 
. besitzen (Julus macht eine Ausnahme, er besitzt vier solcher‘ Anhangs- 
drüsen), — die relative Kleinheit der Epithelzellen nach. Diese stehen 
im Allgemeinen an Grösse weit hinter denen der Marpisnr'schen Gefässe 
der Insecten (vergl. 1. c. Tab. Iu. I). | 
Die Function anlangend sieht sich PiATzAu veranlasst, in ihnen ent R 
| schiedene Harnorgane zu erblicken. Sie sind — so drückt er sich auf. 
p. A44, op. 1% eit. selbst aus — »des organes &liminateurs exelusive- 
ment urinaires«. | 
Fassen wir nun die verschiedenen Deutungen der hier in Betracht: | 
kommenden Organe zusammen, so gelangen wir zu nicht weniger als 
fünf von einander abweichenden Theorien, von denen jedoch erst 
'Guvrer’s Ansicht auf wissenschaftliche Berechtigung irgend einen An- 
spruch machen kann, denn diejenigen der frühern Beobachter waren 
nur willkürliche Vermuthungen, die einer empirischen Grundlage so 
gut wie vollkommen entbehrten. Der Entwicklung gemäss lassen sich 
diese Theorien in folgendes Schema zusammenstellen : | 


Ex net st. 
Hrrorn A815. 


Secretios. st.\ ie etio et Exeretio 


Cuvınr 1899 A a MecKEL ‚826. 


Absondernde Or 
OUVIER. 


. Aufrehmende Org. f Aufnehm. u. absont 
(Swanmervdam 1752) IN \ Org. (Marrıcur 1669) 


Vasa Malpighii. 


or 
Se) 
Ne 


Beiträge zur Kenntniss der Malpigli'schen Gelässe der Inseelen. 


HL Bau der Malpighi’schen Gefässe im Speciellern. 


Nachdem wir nun im vorhergehenden Abschnitt die Veberzeugung 
gewonnen haben, dass es mit der Kenntniss und Erkenntniss der 
Marpisnr schen Gefässe i immer noch etwas mangelhaft aussieht, obgleich 
die Ansicht, dass man in ihnen Harnorgane vor sich habe, heute die 
rehde ist, dürfte die Frage doch frischer und gründlicher Unter- 
suchung werih sein. Es sind eben auch unter den Gegnern ganz tüch- 
tige Forscher, wie z. B. Ltow Durour und Leyoig, und muss es daher in 
unserer Aufgabe liegen, an Hand vieler genauer Detailuntersuchungen 
zu einer selbständigen, möglichst positiven, Ansicht zu kommen. 

Wir werden im Verlauf der nachfolgenden Darstellungen sehen, 
dass innerhalb einzelner Gruppen, ja sogar Ordnungen, die Unterschiede 
in Bau und Anordnung dieser Drüsen nicht sehr gross sind. Es er- 
scheint daher ganz zweckmässig, nur einen Ordo möglichst detaillirt zu 
behandeln und von den übrigen Ordines nur einer, oder wenigen Arien 
gleiche Ausführlichkeit zu widmen, das Uebrige-aber mehr im Allge- 
meinen zu besprechen. 

Als Ausgangspunct wählen wir die Orthopteren, denn diese werden 

uns — als zweifellos zu den ältesten Insecten gehörig, wofür ja schon 
ihr geologisch frühzeitiges Auftreten (Devon, Carbon) spricht — die 
morphologischen Verhältnisse voraussichtlich in ursprünglichsier Form 
zeigen. | 


A. Orthoptera. 


Dieser Ordo umfasst bekanntlich nach den verschiedenen Antoren 
eine verschiedene Anzahl ziemlich selbständiger — genetisch aber 
| zweifelsohne nahe verwandter — Gruppen. Wir wollen als solche hier 
_ die Thysanura, die Parasitica, Ulonaten, die Orthoptera genuina und die 
Pseudoneuropteren auftuhren. 

In Bezug auf die Zahl- und Insertion der Min hen Gelässe 
können wir bei denselben drei wesent! ich von einander verschiedene 
Typen-aufstellen. | 
| I. Die Zahl der Gefässe übersteigt nicht 8, und die Insertion ist 
einzeln am untern Ende des Chylusmagens ea, so bei den T hy - 
sanura, den Parasitica und Termes. 

1 “. Die Zahl geht nicht unter 30, ist meistens höher als 50, Erd die 
| Insertion geschieht einzeln rings um den Anfang des Dnnddarins (in 
| Ausnahmefällen i in büschelförmigen Gruppen [Ephippigera]). Dieses 

I Verhältnis finden wir bei den Forficulinen, Blattiden, bei dem 


39. * 


weniger (k), dafür aber viel dickere Marricusche Gefässe zukommen 


u Be Sebindlen, 


. grossen Heer, das wir wer &Eoyav als Heuschucke, zu benenne 
pflegen, und bei den Pseudoneuropteren. Diese Gruppe i ist als 
_ weitaus die vorwaltende. - | 

Ill. Eine sehr grosse Zahl verhältnissmässig kurzer und lie 

_ eanälchen treten, ein einziges Büsche] bildend, zusammen und münden. 

| gemeinschaftlie! h, vermittelst eines ansehnlich laser Ducius excretorius. \ 

in den Anfangsiheil des Enddarmes. Dieses abweichende Vorkommen 

zeigen überhaupt unter allen Insecten nur die Gryllodeen. a 

Die Marricurschen Gefässe der Orthopieren characterisiren sich ä 

wesentlich durch ihre relative Kürze und Dünne, welche beide beine | s 

sind durch die grosse Zahl, in der sie auftreten, ul dann ferner durch 

. den gestreckten Verlauf jedes einzeinen Canälchens. = 


ae 
das bei den ep hvon a n anders ist, als a wei 


Es sind dies Unterschiede, die jedenfalls damit im Zusammenha 
Sun, Be die einen on am eis Be die nd 
Larven der erstern fast die nämlichen en en, wie die a 
sines, was von den letztern durchaus nicht behauptet werden kann. 

Die unter Lemma I angeführte Bildung der Harngefässe erinne 
‚anderseits auffallend an die Verhältnisse der Neuropteren s. str. und tr 
somit aus dem Verband des allgemeinen Characters für die Son 
heraus. | 

Ueber das Allgemeine des Baues dieser Drüsenschläuche lässt 
Re sagen. Die Peritonäalhülle ei fast es, ee en 


role Ba sich Kerne von Eee ee ng er. 
Gestalt, sowohl in dem Gefässüberzug, als in den Annexa leieht und 


Streifungen auffinden. Das Deüstneniihel anlangend, so ist diesen a 
allgemein aus polygonalen Zellen zusammengesetzt. ‚Es sind 2 


e Beiträge zur Kenntniss der Maipighi’schen Gefässe.der Insecten, 601 


die ı nit denjenigen aus den Harngefässen anderer nereth, bes onde 103 
der Lepidopteren und der meisten Rhynchoten, als kleine n ichn 
werden können, obgleich sie (maximal) 0,1 Mm. Länge haben an 
(Loeusta). Die Ehönisteni Zellen, die ich finden konnte, maassen 0,04 Mm. 

Besitzen die Exeretionszellen innerhalb des Orthopterentypus eine 
beträchtliche Grösse, so stehen 3, höchstens 6 im Querschnitt eines Ge- 
fässes, wogegen es im andern Falle deren 6—10 bedarf, um einen Ge- 
fässumfang zu bilden. — Die Kerne der Epithelien, in Grösse zwischen 

0,02 und 0,004 Mm. variirend, zeigen meistens eine schön runde Form 
und sind in den Zellen, wie die 0,004—0,005 Mm. grossen Nucleoli, 
meistens centrisch, selten peripherisch gelagert. Den Fall, wo zwei 
Zellkerne einer — unter solchen Umständen immer ausnehmend grossen 
— Zelle vorkommen, {rifit man bei den Orthopteren gar nicht selten. 
Soweit meine Beobachtungen reichen, sind es namentlich -die’ sog. gel- 
ben Gefässe, die binucleäre Zellen führen, davon noch später. Die 
Harncanäle dieser Ordnung gehören zu den feinsten unter den Insecten, 
indem sie nur in wenigen Ausnahmen einen Durchmesser von 0,1 Mm. 
übersteigen. Ihre Farbe varlırt nach der Verschiedenheit des Conten- 
tums, meistens aber ist dieselbe weissgelb, seltener braun oder grünlich. 

Noch möchte ich auf einen, für die Orthopteren sehr characteristi- 
schen Umstand, auf den Tracheenverlauf an den Marrisar'schen Gefässen 
hinweisen. Diese, die Luftröhren, verlaufen nämlich als meistens un- 
verästelte, sehr feine Röhrchen — je eines an einem Marrıcnrschen 

- Gefäss — in weiter Spirallinie, ja oft nahezu in einer geraden, die Ge- 

fässe entlang bis zur Spitze. Es hilden also die Tracheen durch ihre 

mehr oder weniger genaue Anpassung an den Verlauf der Marrienr’schen 

Gefässe gleichsam ein Stützskelet für dieselben, eine Einrichtung, die 
für die zarten Schläuchchen, die zudem, wie wir gesehen haben, gros- 
sentheils wagerecht vom Darm abstehen, nicht ohne Bedeutung sein 

kann und jedenfalls vortheilhafter ist, als wenn letztere nur an gewissen 

‚Stellen ihre Fixationspuncte bekämen, wie dies z. B. bei den Coleopteren 

_ und Lepidopteren der Fall ist, bei welchen die ohnehin auch resistentern 
‚Canälchen schon durch das dichte Anliegen am Darmcanal eine genü- 

gende Befestigung erhalten. 

& a. Thysanura. 


* Ueber das Vorkommen und die Zahl der Marpicmr’schen Gefässe bei 
-den Thysanuren finden sich einige Abweichungen bei den Autoren, und 
über den feineren Bau derselben ist meines Wissens noch gar nichts 
bekannt geworden. GEsenBauR !) spricht Marrisursche Gefässe den 


B u) Gesunsaun, nn etc. p. 292. 1874, 


 sienur um die Hälfte erreichen. Die Untersuchungen, die ich anzu- 


Ben a sshBinBshnldle, an 


Poduriden gänzlich ab, trotzdem sie NicoLer ') beschrieben und von 
Pod. similata abgebildet hat. Nach Letzterem inseriren sich 6 
solcher Gefässe am hintern Ende des Chylusmagens, dessen Länge 


stellen Gelegenheit hatte, und die sich auf Podura arborea erstreckten. 
gaben negatives Resultat. Trotz sorgfältiger Präparation konnte ich 
keine Spur solcher Organe entdecken, indessen wage ich nicht, auf 
diesen einzelnen Fall gestützt, den betreffenden Inseeten die Harnorgane- 
gänzlich abzusprechen und bin um so mehr geneigt, das negative Re- 
sultat einer ungenügenden Untersuchung zur Last zu schreiben, als 7 
- LzuckAart2) und auch v. Sıerorn®) den Poduriden ebenfalls 6 Marpiss- Mi 
sche Gefässe vindieiren. B: 
Auch für die Lepismatiden gehen die Anga \ben über die Zahl der 
Marricurschen Gefässe auseinander. Es hängt dies jedenfalls nur vonder 7° 
_ Schwierigkeit der Präparation ab, denn die an und für sich schon seht 7 4 Ä 
feinen Gefässe sind so zerreissbar, wie kaum irgend wo anders. Zudem 
besitzen sie eine beträchtliche Länge und sind förmlich in den Bi 
körper inerpaost.. Rıwvonr‘) fand bei Lepisma sacharina nur zwei 
solcher Anhänge, Tarvıranus>) sah vier »Gallengefässe« in den Anfangs- 
'theil des Dickdarmes einmünden, was auch v. Sızsorp (l. c. p. 62 
und ebenso GeGEnBAUR (l. c.) angeben, wogegen Leuckarre) auch 
Lepisma 6 Harncanälchen zuschreibt. Aber auch diese Angabe ist wahr- 
scheinlich noch zu niedrig, mir schien es wenigstens — und zwar nacl 
vielfach wiederholten Untersuchungen an Lepisma sacharina— dass ach 
Marricarsche Gefässe vorkommen. — Diese 8 Gefässe entspringen am 
vorderen Ende des Dickdarms, steigen bis über die Mitte des Chylus- 
 magens nach aufwärts, biegen dann schlingenbildend um und verliere 
sich mit ihren Enden in der Rectalgegend. An der Basis sind die 
Gefässe wohl um die Hälfte breiter, als gegen das Ende hin: nämlich 
0,05—0,025 Mm. Anfangs, schwach grünlichgelb gefärbt, werden si 
gegen das spitze Ende durchsichtiger und zeigen hier einen grossen 
_ Reichthum an grobkörnigen Concretionen. -Den feineren Bau dieser 
Drüsen anlangend, findet man Folgendes: Eine äusserst feine, kau N 
- 0,004 Mm. mächtige bindegewehige Haut lässt sich als eine der Tuni 


4) NICOLET, Podurelles. vid. ‚Nouveaux Memoir. de la Soc. Helvetique . se 
nat. 4842. p. 47. >, NY 

2) Frey u. LEUCKART, Anatomie u. Physiologie der 'Wirbellosen. p. 402. 

3) v. SırgoLv, Anatomie der Wirbellosen, p. 625. 

4) RamponRR, Verdauungsorgane der Insecten. 

5) Taevıranus, Vermischte Schriften. Bd. II. Hft. I. p.145. Tal Ill, En, 1, 
6) 1. c. a 102. 


WERE, 
DREHTE 


ai Beiträge zur Kenutniss der Malpigbi'schen Gefässe der Insesten. 603 
propria dicht anliegende Hülle durchgehends leichi erkennen ; schwie- 
riger dagegen ist es, in- ihr die kleinen und sehr zerstreuten Zellkerne 
nachzuweisen. — Am ehesten werden sie mittelst Tinetion mit Indig- 
carmin zur Anschauung gebracht. Mit der Absorptionsfläche der homo- 
genen Tunica propria anliegend und mit der viel kleineren gegenüber- 


- liegenden excretorischen Fläche einen, in diesem Fall durebschnittlich 


nur 0,02 Min. weiten Centralcanal umschliessend, tritt uns wie über- 
all das Drüsenepithel entgegen. Die einzelnen Zellgrenzen sind schwierig 
aufzufinden, immerhin aber sieht man, dass die Excretionszellen ver- 


'  hältnissmässig gross sind und in drei verschiedenen Formen — die jedoch 
in einander übergehen — aulfireten. a. Die Zellen sind polyedrisch 


und zwar vorzugsweise hexagonal. So finden wir es am Anfangstheil 
des Gefässes, das hier im Umkreis 5—6 Zellen aufweist. b. Die 


‚ Zellen haben eine mehr oder weniger rechteckige Gestalt angenommen 


und stehen zu vieren auf demselben Querschnitt, dieses Verhalten trifft 
die äussere Hälfte des Gefässes bis nahe der Spitze, welch’ letztere 
c. rautenförmige Zellen besitzt, deren höchstens drei einen Gefässum- 
fang bilden. Gewöhnlich sind die runden bis 0,04 Mm. grossen Zell- 


‚kerne scharf contourirt, und enthalten in ihrer Mitte je ein, seltener zwei 
grosse (0,004 Mm.) Kernkörperchen. Hin und wieder triffi man auch 


Zellen, die binucieär sind, oder solche mit länglich ausgezogenem Kern. 
Beide Fälle repräsentiren natürlich Einleitungen zur Zellvermehrung. 


ie durch Theilung, einen Vorgang, der namentlich bei den unter b. an- 
' geführten Zellen nichi selten zu beobachten ist. Diese Drüsenzellen 
sind sämmtlich ziemlich durchscheinend, namentlich gegen das Ende 
des Gefässes hin. Dessen ungeachtet sind sie durchaus nicht arm an 
| ‚kleinern und noch mehr an etwas grössern (0,001 Mm.) Körnchen,, die 


ich ihrer optischen und chemischen Eigenschaften halber als C,H, N, 0; 


Kugeln aufzufassen geneigt bin. Letztere findet man besonders reich- 


lich um den Zellkern und im Centralcanal. Während sie bei durch- 


fallendem Licht schwärzlich erscheinen, machen sie sich bei auffallen- 


_ dem Licht durch ihr starkes Liebtbrechungsvermögen bemerkbar. In 
H50 oder Cl Na Lösung bleiben sie lange Zeit unverändert, dagegen 


werden sie in Kalihydrat ziemlich schnell aufgelöst. Ausser dem eben 


besprochenen Inhalt umschliessen die Harncanälchen von Lepisma auch 
noch andre Excretionsproducte, und zwar hin und wieder in solcher 


Menge, dass ganze Gefässpartien prall damit angefülit erscheinen. Es 


sind dies ebenfalls Kugeln, aber von viel bedeutenderem Durchmesser 


(bis 0,04 Mm.). Meistens zeigen sie eine deutliche concentrische Strei- 
fung (Fig. 1a), wodurch sie einigermassen an Amylumkörner er- 


- innern, und nicht selten nimmt man an ihnen auch einige Radiärlinien 


% 


BE 2225, Schindie, 
‘wahr (b). Durch leichten Druck mit dem Deckgläschen gelingt es. un- 
schwer, diese Kugeln in der Richtung ihrer Radien zu spalten (Fig. 2). 
‚ Dieser En liampopfocess schreitet, einmal eingeleitet, von selbst fort, 

bis die einzelnen Radien auch ch in querer Richtung verfallen! 
Bei Behandlung mit Wasser gehen sie durch Schwund allmälig ver- “ 
ioren, während sie sich in Alkohol lange Zeit unverändert erhalten. 
Wenn das zugesetzte Wasser allmälig verdunstet, so beobachtei; man 


folgende Veränderung: Die Oberfläche der Kugeln wird in toto, oder 


nur partiell uneben, erhält zackenförmige Vorsprünge (Fig. 3a, b), 
zwischen welchen feine Nädelchen hervorspriessen (c), die im Anfang 
noch sichtbare concentrische Schichtung verschwindet, und die ganze 
- Kugel löst sich in eine Strahlensonne auf, die aus sehr feinen Nädelchen 
mit verschiedener Schattirung gebildet ist (d). Häufig nimmt man auch 


(vier) Radienbüschel von besonders schöner Ausbildung wahr (e). Ohne 


Zweifel bestehen diese Kugeln aus Leucin; wie das sowohl durch die 
concentrische und radiäre Streifung, wie auch die Umwandlungsfähig- 
keit in Nadelbüschel, die Löslichkeit in Wasser und das Persistiren in 2 
Alkohol, zur Genüge os wird. @ 

‚Noch nachzutragen ist, dass ich in den Marvieint schen Gefässen von 
Lepisma, die ich im Spätsommer untersuchte, nür sehr zerstreute Leu- n 


cinkugeln beobachtete, wogegen neue, im März angestellte Untersuchun- su 


gen solche in grosser Menge finden liessen, 


b. Parasitica. 


| Üeher Trichodectiden fehlen mir eigene Beobachtungen , en den 
_ Autoren besitzen die Repräsentanten dieser Familie allgemein nur vier 
Marrientsche Gefässe, | 


| Ulonata. 

Nach Ramponr!!) findet man bei den Ohrwürmern, speciell F. auri- 
eularia, 20 »Gallengefässe«, die, je zu 5, auf 4 Höckern am Chylus- 
magen entspringen. Auch ich habe Forf. auricularia zur Untersuchung 
benutzt, meine Ergebnisse stimmen aber mehr mit den in mancher Bezie- 
hung abweichenden Angaben L£on Durour’s 2) und H. Fischer’s 3) überein. “ 
Es finden sich nämlich über 30 gewöhnlich blassgelbe Harngefässe, die EB 


sich um den Pförtner herum inseriren. Ihre Länge kommt so ziemlich 


der des Magens gleich; sie sind an der Basis breiter und laufen in eine 


4) loc. cit.. p. 76. x 

a 2) LEon DuroUR, Recherches anatomiques sur les Labidures (Ann. d. sc. nat, 
- T. XIII. 1838. p. 353. pl. 20. 

‚3) HEnRıc. Fischer, Orthopiera europaea. 1853. 


Beträge zur ' Kenntnis der en schen Gefüsse der Inseeten. 605 


für das Bi Auge äusserst feine Se aus. Stets ist das blinde « Ende 
etwas nach abwärts gebogen und von der vordern und untern Seite 
verdickt (en forme de bec. Durowr). | 
.. Ein Theil dieser Drüsenschläuche steigt frei am Magen hinauf, ein 
_andrer steht mehr oder weniger wagerecht ab und der Rest biegt gegen 
das Rectum um. Alle Enden sind frei, jedoch theils durch Tracheen- 
äste, iheils durch Bindegewebsstränge mit der Peritonäalauskleidung, 
event. dem Fettkörper verbunden. 

Betrachten wir die Gefässe in ihren Einzelheiten, so finden wir 
Folgendes: Die Breite an der Basis ist durchschnittlich 0,07 Mm., gegen 
das Ende dagegen nur noch 0,04 Mm. In der feinen bindegewebigen 
Hülle, die sich in ziemlich gleichbleibender Mächtigkeit (0,001 Mn.) 
über das ganze Marpıcnische Gefäss erstreckt, lassen sich von Strecke 
. zu Strecke sehr flachgedrückte Kerne, 0,008 Mm. lang und 0,004 Mm. 
dick, erkennen. Am freien Ende des Harneanälchens, vom leiztern 
sich abhebend, bildet die Peritonäalhülle häufig ein Knäuelchen, welches 
schon von Rauporx!) beobachtet und als ein Netzsäckchen gedeutet 
wurde. In diesem Gebilde sind die Kerne zahlreicher, aber von der 
gewöhnlichen bläschenför > Gestalt und bis zu 0, 005 Min. Durch- 
messer. 

Die kaum 0,8 a dicke Tunica propria zeigt keine besondern Eigen- 
thümlichkeiten. — Das einschichtige Drüsenepithel weist unter seinen 
einzelnen Elementen nur geringen Polymorphismus. Die gewöhnliche 
_ Zellform ist die eines unregelmässigen Rechtecks, jedoch kommen auch 
solche vor, bei denen die Durchmesser nach den entgegengesetzten Rich- 
tungen ziemlich gleiche Ausdehnung haben, so dass die Bildung 
mehr polygonal wird. Während ersteres hauptsächlich die Epithelien 
der Basis bis zum vordern Viertheil des Gefässes betrifft, pflegt leiz- 
teres besonders unter den, durch die Schmalheit des Gefässes beding- 
ten kleinern Zellen der Spitze vorzukommen. Die Grösse der Zellen 


_ varüirt zwischen 0,02—-0,040 Mm. So grosse Zellen , wie sie Mnek&r ?) 


gesehen haben will: nämlich 0,02—0,03”’, konnte ich in keinem Falle 

... wieder finden. n Ä a 

| Anlangend die Zahl der Drüsenzellen, die auf gleichem Querschnitt 
stehen, findet man, dass an der Basis fünf, in der Mitte vier und sogen 

das Ende drei Soloßer Elemente Genüge leisten. 

| ' Die namentlich in den mitilern und vordern Gefässpartien relativ 
/ kt grossen Zellkerne (0,04—0,02 Mm.) zeichnen sich durch grosse 

 Unregelmässigkeit aus. Häufig beobachtet man an ihnen kurze stumpfe 

} © A) 2.2.0. 861. 

N 2) Mecker, Mikrographie etc. p. 42. 


NR KR ARNNE 


SDOB 0 2 BE. Schindler, Su sine Ne 


: Porlsttlde,: oder eine sonst unregelmässige längliche Boa doch kn 


daneben auch Kerne von normaler Gestalt, d.'i. kurzovale bis runde 


"VOR, Dass man es in diesen Kern orbelidlen nicht etwa nur mit Arte- 


 facten, d. h. Zerrbildern, hervorgebracht durch die Einwirkung der 
Reagentien zu thun hat, geht daraus hervor, dass in verschiedenen Un- 
tiersuchungsflüssigkeiten (angesr. Wasser, 71, %/, Kochsalzisg. und verd. 


Glycerin) die nämlichen Bilder zu beobachten sind. Auch Zusatz von 


Jodserum bringt die erwähnten Unterschiede zur Anschauung. Letztere 

Flüssigkeit aber wirkt, wie ich vielfach wahrzunehmen in der Lage 
war, äusserst schonend auf die Epithelien ein, ja für kürzere Zeit erhält 
sie dieselben in vollkommen intactem Zustande. — Die Zellkerne sind 
uninucleolär (die Nucleoli messen 0,006 Mm.), nur in den durch ihre 
Länge auffallenden Zellkernen trifft man hin und wieder zwei Zellkern- 
körperchen. ; 

Der Zellinhalt ist ein ziemlich homogener. Es kommen wohl, und 
namentlich um den Kern herum, Granula vor, wie denn auch Harn- 
kügelchen nie fehlen, allein blass und wenig massenhaft, wie sie sind, 
vermögen dieselben nicht die Zelle zu trüben. 

Ganz evident lässt sich ein canalis centralis erkennen, dessen Lu- 
men an der Basis 0,03 Mm. Durchmesser hat. Nach oben, d. i. gegen 
. die Spitze hin, verengt sich dasselbe sehr rasch, und schon oberhalb 


der Essmitte misst der Durchmesser nur ch 0,042 Mm. — Eine 
intima fehlt. 


Im histologischen Bau, in Länge, Farbe u. s. w. konnie ich keine 


von einander abweichende Gefässe auffinden. 


d. Cursoria. 


‚Von den dieser Abtheilung angehörenden Inseeten untersuchte ich 
Periplaneta orientalis und Blatta germanica. Die Marrıcm- 


schen Gefässe dieser beiden Arten stimmen in toto fast völlig überein 
und können daher leicht gemeinschaftlich besprochen werden. 


Die als Nieren fungirenden Excretionsorgane münden hier aus- 


nahmsweise und entgegen der Angabe von Bascn !) nicht hinter dem 


 Chylusmagen, sondern noch unmittelbar in dessen Ende. Von der 
Richtigkeit dieses Factums kann man sich durch ein einfaches Verfahren 
leicht überzeugen, theilt man nämlich, — was durch einfachen Zug ge- Rn: 
schehen kann — den hintern und vordern Theil des Verdauungstractus 
so, dass die Trennung am Pylorus stattfindet, so wird man sehen, dass 


1) Op. cH. in: Sitauuechanchte der K. Akademie d, Wissenschaft. AXXU. "Bd. 
Pp- 234. Wien 1858 (Sep. a er 


ar 


©. Beiträge zur Kenntwiss der Malpighi’schen Gefässe der Insecten. 607 


‚sämmtliche Mairrıearsche Gefässe dem vordern Theile, speciell also 
seinem hintersten Ende anhaften. — Sie sind verhältnissmässig kurz 


und dünn, dafür aber in grosser Anzahl (60— 70) vorhanden. Oft sind 
ihre blinden Enden mittelst bindegewebiger Stränge mit dem Feutkör- 
per oder sonst benachbarten Theilen verbunden. Häufig aber, beson- 
ders bei Periplaneta, wie auch Lion Durevur !) und Fisc#er ?) beobach- 
teten, steckt das Drüsenende selbst in einem- isolirten Läppchen des 
Corpus adiposum, und kann so innig mit diesem verbunden sein, dass 
man leicht das ganze Beutelchen für das Ende des Marrichr'schen Ge- 
fässes ansehen könnte, was der Wirklichkeit jedoch nicht entspricht. 

Die Farbe der Gefässe fand ich bei Peripl. und Blatta bald mehr 
oder weniger saturirt gelblich, bald weisslich. Bald war der eine — 
meistens vordere — Theil farblos, und ein andrer — meistens der ba- 
sale — Theil gefärbt. Eine Gonstanz in der Färbung existirt nicht; die 


jedesmalige Färbung hängt meiner Ansicht nach ausschliesslich von der 


Energie des Stoffwechsels einerseits und von den im Blute deponirten, 
resp. demselben zugeführten Stoffe anderseits ab. 
In der ausgewachsenen Periplaneta sind die Nierenschläuche durch- 


schnittlich 20 Mm. lang. Unmittelbar vor der Insertionsstelle ist das 


Gefäss auffallend feiner, als in der Mitte (0,03 und 0,05),. von welcher 
es auch gegen das freie Ende hin ziemlich rasch an Dicke abnimmt, so 
dass es schliesslich — vor der meist etwas verdickten Spitze — nur noch, 
einen Durchmesser von 0,025 Mm. aufweist. Ebenso bei ausgewach- 
senen Larven. Dagegen sind bei kleinen, kaum 40 Mm. langen Larven 


die Marpism’schen Gefässe durchschnittlich 0,06 Mm. breit, also dicker, 


als beim Imago, dafür ist aber auch ihre Zahl noch nicht die volle; ge- 
wöhnlich zählt man nur 16—18 Gefässe. Noch weniger iraf ich bei 
noch kleinern, nur 4—5 Mm. langen Larven; hier waren 8 auffallend 
lange, aber nur 0,02 Mm. dicke Harngefässe vorhanden. 

Blatta germanica weicht nur insofern ab, als die Länge und der 


Umfang der Gefässe um ein Geringes kleiner, und die meist nach ab- 


wärts gekrümmte Spitze kolbiger und massenhafter ist, als hei Peri- 


planeta. | 


‚Die der Tunica propria als zarte Membran anliegende binde- 
gewebige Hülle finde ich hei den Blattiden sehr schön entwickelt 
(Fig. —6b). Sie zeichnet sich durch grossen Reichthum schöner läng- 


lichrunder,, platter Kerne (k) aus. Es ist mir höchst wahrscheinlich, 


dass der schon oben hervorgehobene Bindegewebsstrang, der haupt- 


1) Lion Doroun, Recherches anatomiques sur les Orlhopteres eic. p. 369. 
3) Op: cit, 


| vos N en = Sehindlen. 


sächlich. seinen Werth für die Fixation des Belises hat, weiter nichts, a 


als die sich vom Harncanälchen abhebende und in. continuo weiter 


x ziehende Peritonäalhülle des Gefässes ist. — Jedes Gefäss ist von der ' 
Basis bis fast zur Spitze von einem feinen Tracheenast begleitet, der, wie 
man sich besonders an tingirien Objecten leicht überzeugen kann, 

seinen unverästelten, mehr oder weniger gestreckten Weg groössentheils 
»wischen der tunica propria und der Bindegewebshülle einschlägt. 

In der schon oben erwähnten, im Ganzen verdienstvollen Arbeit 

von Bascn, über das chylo- und rende System der Blatta (Perip!l.) 
| orientalis, heisst es aui pag. 32 wörtlich: »Die äusserste Begrenzung 
derselben (Marpiens’sche Gefässe) bildet eine aus homogenem Bindege- 
'webe bestehende membrana propria. Hiermit wurde eine doppelte Um- 
hüllung des Drüsenepithels allerdings vollständig ignorirt, allein trotz- 
dem muss ich, wie aus Obigem hervorgeht und namentlich auch durch 
Fig. 65, p, — ein Bild, das bei Zerreissung und Maceralion der Gefässe 
nicht selten zur Anschauung kommt —- deutlich bewiesen wird , die 
Angabe des Herrn Basen!) als unrichtig zurückweisen. In Ueberein- 
stimmung mit meinen Angaben haben auch die Untersuchungen Leypig’s 
und Köiriker's an den Vasa Malp. andrer Insecten eine doppelte Um- 
hüllung nachgewiesen. « 
Dann heisst es im nämlichen Passus weiter: »Das Lumen selbst ist 
von kernhaltigen Zellen, in der Grösse von 0,009--0,041 Mm. Durch- 
messer angefüllt .....« Hiermit meint aber Basca offenbar selbst nicht 
. das, was die Stelle wörtlich aufgefasst besagt, denn dadurch wäre er 
gezwungen, auch einen Gentralcanal zu leugnen, und dies wäre ent- 
schieden ein grosser Irrthum. Man braucht nur den Tubus des Mikro- 
skopes auf die mittlern Schichten eines Harncanälchens von Periplaneta 
oder Blatia einzustellen, üm nicht nur — d. h., wenn das Gefäss nicht 
zu undurchsichtig ist, in welchem Falle Zusatz von Kalilauge, oder verd. 
Essigsäure dem Mangel abhilft — mit Gewissheit einen solchen consta- 
tiren zu können, sondern auch, namentlich in den basalen Gefäss- 
partien, von dessen ausnehmender Weite überrascht zu werden 
(Fig. Be). Auch an Querschnitten ist die Existenz eines canalis centralis 
in eelatanter Weise wahrzunehmen (Fig. 4 er | N 
Da die Figuren 4, 5 und 6-einen genügenden Einblick in die Histo- 
logie dieser Gefässe geben werden, unterlasse ich eine weitere Detail- 
beschreibung und will nur noch bemerken, dass die gewöhnlich 
0,009 Mm, grossen Exeretionszellen zu 4, meistens aber zu 6—10 einen fen 
| Umfang, des Follikels ausmachen. 4 


1) Vergl. Bascn, op. cit. Taf. V, Fig. 42, welche Kon. den en. ne In 
druck der beiden Hüllen deutlich 


Beiträgen zur Kenntnis der Malpighi schen Gefässe der Inseeien. 609 


Br _ Auswucfsproducte in Deler Form beobachtet man stets, sowohl in- 
“ on des Gentralcanals, als auch in geringerer Menge in den Epi- 
= thelien selbst. Sie bestehen aus den schen früher beschriebenen 
Kügelchen, die eine Grösse von 0,004 Mm. erreichen, und höchst wahr- 
scheinlich aus dem im Organismus niedrer Thiere so weit, verbreiteten 
sauren harnsauren Natron bestehen. Ausser dieser gewöhnlichen Form 
von Einlagerungen fand ich kürzlich noch eine andere, kleine 0,002 Mm. 
lange Kryställchen , theils rhombische Täfelchen hüdendl, theils von 
linsenförmiger Gestalt, die in kleinern Gruppen beisammen lagen 
(Fig. Ah‘). Optisch und chemisch verhalten sie sich gleich den kugligen 
Coneretionen (v. Lepisma), so dass man sie auch auf Grund der für die 
Harnsäure characteristischen Krystallformen pWetzsteinform«) direct 
als solche auffassen darf. — Harnsäure wurde indess auch schon von 
Prof. Brücke!) in den Matpieutschen Gefässen von Periplaneta chemisch 
nachgewiesen. 


q 


| Gressoria. 

Hierüber habe ich selbst leider keine Untersuchungen anstellen 
können, dagegen hat mir Herr Dr. Cn. Krrrer eine noch nicht publieirte 
Notiz nebst Originalzeichnung über die Mirrıgarfchen Gefässe von yanız 
religiosa in liberalster Weise zur Benützung überlassen. Lton Durour ?) 
sagt: »L’organe hepatique de la Mante consiste en une centaine environ 
‚de vaisseaux simples, capillaires, longs, flottants par un bout, ins&res 
par l’autre autour de l’extiremit6 posterieure du ventri- 
eule ehylifique ....,« Letzteres ist aber nach Kzırer (Taf.1, Fig. 7) 
nicht der Fall. Nach ihm pflanzen sich die Gefässe erst 
im untern Theil des obern Dünndarmdrittels ein. Wenn 

diese Angabe richtig ist, woran ich keinen Grund zu zweifeln habe, so 
würde Mantis unter allen bisher auf die Vasa Malpighü untersuchten 
_ Ortbopteren diejenige Art sein, deren Marpıigur'sche Gefässe am tiefsten | 
gelegen wären; sie würden sich schon hierdurch als exereiorische Or- 
gane characterisiren. 


{. Gryllidae. 
| Schon bei früherem Anlass wurde der dieser Familie durchaus 
eigenthümlichen und höchst interessanien Anordnung der Vasa Malpighii, 
die darin besieht, dass eine grosse Zahl von Drüsenschläuchen gemein- 


i schaftlich vermittelst eines langen Auswurfscanals sich in den Darm- 
N no ah) in Kürze gedacht. 


N Vide Basen, 1. C. p. 24. 
2) L&on Durour, Bee sur les Orthopteres etc. p. 358, 


610 ve | See Do Schindter, 


ren !) ver gleicht das ihm bereits bekannte Mauptomt! sehe Organ v von 
-Gryllotalpa sehr "passend mit einem Rossschweif. Auch Rımponr 2) be- 
schreibt die Marrıent'schen Gefässe richtig von der Maulwaurfsgrille, und 
weist dasnämliche Verhalten bei Acheta campestris nach3). Suckow‘) 
sieht an, dass die Insertion der Gallgefässe bei Gryllotalpa weit vom 
| Pylorus entfernt am Magen stattfinde; dazu wurde er aber offenbar nur 
durch den Umstand verleitet, dass sich der duct. excret. comm, von 

seiner unter dem Pylorus gelegenen Inserlion an dicht an den Magen 
anlegt, und mit diesem sogar durch Tracheen und feine Bindegewebs- 
haften verbunden ist, so dass es dann bei oberflächlicher Untersuchung 
leicht scheint, als wäre die Insertion wirklich ventriculär. Genauer als 
seine Beschreibung ist die von ihm auf Taf. VIN (Fig. 134) gegebene 

Ahluldune. | 

Lion Durour>) giaubt sich berechtigt, die Miracaı schen Gefässe 

der Grillen auf Grund ihres Zusammenhanges mittelst des gemein- 
schaftlichen Ductus exeretorius als ein Organ aufzufassen, das den 
ersten Grad eines parenchymatösen Baues zeige und als »wahre Leber« 
zu deuten. Meiner Ansicht nach ist eine solche Auffassung unzuläss- 
lich und zwar nicht nur deswegen, weil die betrefienden Organe — 
‚die nur den Arthropoden eigen sind, und mit den Insecten ihren Ab- 
‚schluss finden — in allen Fällen den Character freier tubulöser Drüsen 
sireng bewahren, und sich nie wie parenchymatöse Organe zu einer 
anatomischen Einheit verbinden, sondern wesentlich auch deshalb, 
weil bei Thieren mit lacunären Kreislauforganen ein massiges Organ 
nicht von demselben Nutzen sein könnte, wie ein solches, das seine 
wirkenden Flächen getrennt in die Blutflüssigkeit taucht: Dem näm- 


lichen Nützlichkeitsprineip huldigend, finden wir übrigens auch den : 


Bau und die Verbreitung der Tracheen. 

. Kehren wir wieder zu unsern Grylionen zurück und betrachten 

- wir den Bau der Marrieur'schen Gefässe von Gryllotalpa im Specielleren. 

‚ Der’gemeinsame Ausführungscanal, den wir mit Fischer morpho- 

logisch als petiolus, physiologisch aber — im scharfen Gegensatz 

zu L. Durour’s »canal choledoque« — als ureter auffassen können, 

weist einen ziemlich complieirten Bau. Was dabei zunächst in die 

‚Augen fällt, ist der grosse Reichthum an Muskeln, den auch schon 

e : 3 * ee 

Re Legon d’anatomie comparee Tome Ill, p. 742 deutsche Ausgabev. 
MECKE | 

Ss 1. De dl. 

3) l.e. Taf. l, Ei, W 

4) ke 1 1. c. p. 33. 

5) LEON Memoires sur les vaisseaux biliaires etc. I. c. p. 448. 


Beläge zur e Kenntnis der Mal ae ae Gefisse der Faseclen. 611 


Levoic!) H Boabachiete, Die rem sind nicht blos quergesireifie, son- 
ns .. dern auch glatte und durchkreuzen sich derart, dass es schwer hält, 
über ihre Schichtung ganz in’s Klare zu kommen. Erst allmälig bin ich 
durch Vergleichung theils zerzupiter, theils aufgeschnittener Petioli zu 

. folgendem Resultat gekommen. Zu äusserst liegt, wie gewöhnlich , die 

nn Peritonäalhülle, eine ziemlich dicke kernreiche Membran mit deutlich 

- wahrzunehmenden Längsfibrillen, der dann nach innen eine aus starken 
Fasern bestehende Längs- und Ringmuskularis sich anlegt. Welche 
von beiden die oberflächlichere ist, lässt sich kaum bestimmen, indem 
sich beide Schichten verschiedentlichst durchkreuzen und durch diago- 
* nal von ersterer sich abzweigende Bündel zu einem innigen Geflecht 
verbunden werden. Der Hauptmasse nach liegt übrigens die Längs- 
 muskulatur aussen, so dass sie allenfalls als obere Schicht betrachtet 
werden könnte, und das umsomcehr, als sie es auch auf dem Darm ist. 
Nach Körriker?), der diese zwei Muskellagen an der »Harnmblase« der 

Raupen beobachteie, ist übrigens die Ringmuskellage die äussere. 

Die Fasern sowohl der Längs-, als der Ringmuskularis sind der 
grossen Zahl nach sehr stark und quergestreift, und mit einem oder 
zwei Kernen von langgestreckter Form versehen, die durch Essigsäure 
leicht sichtbar gemacht werden können (Fig. 109). Die Längsmuskula- 
tur zieht nicht in zusammenhängender Lage über den Petiolus, sondern 
ist in ziemlich weit von einander abstehende Bündel gespalten, deren 

i Fasern oft miteinander anastomosiren (Fig. 40), wogegen die Ring- 
| muskulatur viel dichter zusammenhängt. Daneben beobachte man 

. aber noch ein drittes System muskulöser und zwar glatter Fasern. 
Fasern a viel feiner als die ne KREUZE sieh fi 


nen Zellen, « der en Kerne 


las i  leressante Eos bekannt geworden, 
h sowohl dem Inhalt und der Farbe, sowie 
Bau nach scharf unterschiedene Arten Marpism’scher 


alone der Insecten: MöLLers Abel 1859. p. 159, 
Kenia ur) eige 1..& I 228. 


Diese 


. obachten sind. 


\ 612 De E, Be Seinen. 


 Gefässe besitze. Er nannte die einen - selbe. oe Glenn di 
‚andern weisse oder Harngefässe. Es lässt sich allerdings nicht leugnen, 
dass in den meisten Fällen zwei verschiedene Gefässarten vorkommen, 
die wir deshalb auch getrennt beschreiben werden. Allein diese Ge- 
 füsse zeigen doch so manches Uebereinstimmende und inseriren sich 
beide (durch denselben Ductus) so entschieden unter dem. chylifieiren- 
‚den Darmtheile, dass schon deshalb die Annahme der »Harn-Gallen- 
'Function« einen Widerspruch einschliesst. Und dieser wird, wie ich 
jeizt schon bemerken will, durch den Umstand noch bedeutend schärfer, 
dass gelegentlich, obwohl recht selten, die sog. weissen Gelässe fehlen, 
oder in beiden Gefässarten, was häufig der Fall ist, ganz dieselben | 
grossen, bei auffallendem Lichte braunen kugligen Exceretionsproduete 
vorkommen, die sich ihrem ganzen Verhalten nach als Harnsäurekugeln 
legitimiren. | a 
‘ Die sog. weissen Gelässe sind immer in weit geringerer Zahl vor- 
handen, dafür aber eiwas dicker. Durch das weite Lumen ihres Cen- 
tralcanals und besonders durch die eigenthümlichen, so ausserordentlich 
grossen CGoncremente, die dieselben enthalten , nehmen diese Gefässe 
eine ziemlich isolirte Stellung ein. Jedoch stehen sie nicht einzig da, 
denn es giebt, wie wir später bei den Ghrysomeliden sehen werden, 
auch andre Insecten mit ganz ähnlichen Gontentis, die unsere Auf- 
: merksamkeit umsomehr auf sich ziehen werden, als sie nicht in einem 
weiten Centralcanal, sondern in den Drüsenzellen selber gelegen sind. 
‚Gegen die Spitze hin nehmen diese Gefässe auffallend rasch an 
Breite ab. Ebenso das Lumen und die Grösse der Goncremente... Nahe . 
an der.Basis (Fig. 8) fand ich ein solches Gefäss 0,093 Mm. breit, das, 
ımt auf den Gentralcanal 0,047 Mm., auf die Epithelsuhicht je 


ee 


e.. auf die Toni u -r Peritonäalhülle je 0,004. Mm. 


nase aus. Selbige ı messen 
e. Breite und schliessen mn) 


ein, in welchem 1 


Eingebettet in eine ich vorhan 
in den meisten Zellen runde Kugeln (Fig. 8%’ von 
0,007 Mm. Grösse. Ueber die eigentliche Natur dies 
Anfangs im Unklaren, jedoch kann ich sie jetzt, d 
‚Sich gegen Reagentien genau so verhalten, wie die sck 
gehobenen Harnsäurekugeln ziemlich sicher auch als s 
Von einer selbständigen Intima konnte auch hier abs 


| Beiträge ı zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefässe der Insecten, 613 


genommen werden. Was Leyvie !) über die merkwürdigen Conienta 
ji (Fig. 8) im Centralcanal dieser.Gefässe sagt, kann ich vollkommen 
bestätigen. Im Aeussern einer Kalbs- oder besser Fischotterniere en 
miniature sehr ähnlich, fand ich sie nahe der Mündung 0,08 Mm. 
lang und 0,04 Mm. rn 
Es ist suche, dass diese massenhaften Gebilde vom Ende des 
- Harncanälchens bis zu dessen Basalende suecessive an Grösse zuneh- 
men, auch wohl in Form etwas variiren. Da nun aber ein Wachsibum 
_ durch Intussusception schom-a priori nicht möglich ist, muss letzteres 
durch Apposition vor sich gehen, was auch in der That im besten Ein- 
klang mit den hervorgehobenen Grössen und Formdifferenzen steht. 
Wie nun aber die Prüfung mit Säuren und Alkalien ergiebt, besteht die 
Hauptmasse fraglicher Coneremente nicht aus einer Harnverbindung, 
sondern aus einer compacten organischen Masse, welch’ letztere natür- 
lich nichts anderes, als ein unbrauchbar gewordener Bestandtheil des 
Epithels sein kann. Diese Thatsachen genügen, um sich über die Bil- 
dung der so interessanten Concremente eine plausible Erklärung zu 
geben. Die Inutilien der Exeretionszellen (Excremente + Zeilbe- 
'standtheile) werden, so darf man annehmen, durch einfaches Aus- 
werfen oder durch Dehiszenz der Zelle?) in den Gentralcanal übertreten 
und sich hier derart verändern, dass die protoplasmatischen Bestand- 
theile, statt sich zu einer Flüssigkeit aufzulösen , gerinnen und mit den 
 Harnexcrementen sich zu einer gemeinsamen Masse vereinigen. Auf 
diese Weise würde dann zunächst in der Spitze des Gefässes der Kern 
| der Coneretion gebildet, und dieser dann durch einfache — mehr oder 
‚weniger regelmässige — Auflagerung auf seinem Wege durch das Ge- 
fäss zu dem voluminösen Gebilde anwachsen , das wir am Grunde des 
yes beobachten. | 
| Was nun den Bau der Leypig’schen Gallenorgane, oder der gelb- 
lichen Mauricny schen Gefässe betrifft, so findet man darin folgende Ab- 
; weichungen : Erstens sind sie etwas er nämlich (durehschnitt- 
lich) nur 0,06 Mm., dann zweitens haben ir Elemente des Epithels 
bei einem Anschseheittlichen Durchmesser von 0,03 Mm. gewöhnlich 
‚eine schön abgerundete Form, was freilich nicht ausschliesst, dass in 
_beiderlei Beziehungen viel beträchtlichere Abweichungen vorkommen, als 
‚es bei den weissen Gefässen der Fall war. (Die Angabe von MeckeL?), 
M)2.9.0.Pp. 47 | 
2) Die ee as betr. Produete durch Dehiscenz der Zellen frei werden, 
‚ist in diesem Falle unwahrscheinlich, nicht nur wegen der früher hervorgehobenen 
| Gleichförmigkeit der Zeilen, sondern auch deshalb, weil diese Zellen nie auflailende 
'E "Turgescenz zeigen. 
N MEckEL, Mikrographie einiger Drüsenapparate: MütueR's Archiv 1859. p. 42. 
zeit hrifi wissensch. Be, KR. Bd, . 40 


Ri 


Pp.44, Big. 21). 


A. Shine, n 


Be 


dass gewöhnlich 3 Badener lien einen Umfang En Follikels aus- 
machen, ist nur in beschränktem Maasse richtig. Man kann sich viel- 
mehr teicht davon überzeugen, dass der nämliche Tubus an seinen 
Querschnitten oft nur 3, häufiger 4, meistens aber sogar 6 Zellen auf- 
weist.) Ein weiterer ro der gelben Gefässe besteht darin, 
dass der Canalis sentralis ungleich enger und keine so massigen Concre- 
- tionen in sich einschliesst. a 
Eigenthümlicherweise berichtet übrigens Levoi« !) nur von einem 
feinkörnigen gelben in KOH ausharrendem Inhalt der »Secretions- 
zellen« (der gelben Gefässe), erwähnt aber von anderen weit grös- 
seren ce die meiner Beobachtung nach ebenfalls constant zu 
finden sind und durchaus mit denen der Zellen der weissen Gelässe 
übereinsiimmen, kein Wort. Diese Kugein (Fig. 9h’) machen sich zu- 
‘erst durch ihre Lage auffällig. Sie sind nämlich ausnahmslos um, 
oder richtiger auf dem Nucleus gelagert, so dass letzterer fast voll- 
ständig davon verdeckt wird (Fig. 9n). Diese von Farbe dunkelbraunen 
 Einlagerungen zeichnen sich durch ausserordentliche Rehistenz aus. So 
blieben sie z. B. von einem längere Zeit in Spiritus anufgehobenen Ob- 
jeet, selbst in Kalihydrat lange Zeit unverändert. Höchstwahrscheimlich 
bestehen sie aus saurem harnsaurem Ammoniak. | 
Bei Behandlung des frischen Materials mit chlorsaurem Kali und 
Salpetersäure bildeten sich Krystalle, die mit denen des salpeter- und 
oxalsauren Harnstofls grösste Aehnlichkeit hatten (vergl. Frey, Histologie 


R. HzıpenHaın?) berichtet in einer durch den Nachweis der Stb- i 
chen in dem Disc aus den Tubhuli contorti der Säugethiere — 
die ich bei den Insecten wieder zu finden vergebens bemüht war — be- 
rühmt gewordenen Arbeit, dass indig-schwefelsaures Natron, das durch 
Injection oder Fütterung dem Versuchsthier beigebracht na: ‚sich 
nach einiger Zeit in den Harnzellen niederschlage. Angeregt duch. diese 
® Angabe habe ich, voraussetzend, dass sich die Harnzellen der Everte- 
braten, speciell der Insecten, ähnlich verhalten werden, entsprechende 
.. Versuche an Gryllotalpa angestellt. 

Fütterungsversuche gaben stets ein negatives Resultat, da die Ver- 
suchsthiere überhaupt keine Nahrung zu sich nahmen. Glücklicher on 
die Sache nach Anwendung des Injectionsverfahrens aus. 


. 4) Leypıe, Histologie. p. 473. 
.2) R. Heıpenkam, Mikroskop. Beitr. zur Ankinmie und Physiologie der N 

in Max ScauLtze’s Archiv für mikroskop. Anatomie. X. Bd. 4874, 
3) Es wurde das durch Hzıwennamn empfohlene chemisch reine Präparat ı au 

der Apotheke von O. Maschke in Breslau benutzt. DER Ru 


 dener Zeit nach der Injection in gleicher Folge _ 
- auftretende verschiedene Färbungen der Harn- 
: zellen beobachtete, bin ich zu dem Schlusse ge- 
kommen, dass erstens die der T. propria anlie- 
' gende Fläche der Harnzellen und nicht der Kern, 
wie öfters angenommen wird, die Anziehend- 
Wirkende ist, weil die zuerstauftretende Färbung 


Beitr ie ur Konnte der Aatpiehi schen Gefässe der Tnseoten, 615 


Se Werden ernitielst feiner $ sticheanüle — der Einstich geschieht am 
besten in die Conjunetiva seitlich des ersten Abdominalsegmentes — 
circa er Decigr. einer concenfrirten Lösung des indig-schwefelsanren 


N Natrons in die Leibeshöhle applieirt, so kommt Folgendes zur Beobach- 
tung). Eiwa 1 bis 2 Stunden nach der Injection sind die äussern 
Partien des Drüsenepithels der Mirriem’schen Gefässe mehr oder we- 


niger tiefblau gefärbt, während die inneren Partien noch die normale 


Durchsichtigkeit zeigen. Grossentheils sind auch die Kerne intensiv ge- 
 färbt?). Später, etwa 24 Stunden nach der Injection, welche das Ver- 


suchsthier, vorausgesetzt, dass leiziere in schonender Weise vorgenom- 
men wurde, ganz gut übersteht, findet man nur die Zellkerne und die 


solche umlagernden Harnkugeln tief blau gefärbt. Der Zellkörper selbst 
ist in den meisten Fällen von normaler Färbung. 


Nach Verlauf von einigen weiteren Stunden sieht man, wenn die 
Harngefässe nicht schon in ioto das indig -schwefelsanure Natron durch 


‚den Centralcanal ausgeworfen haben, nur noch die, letzterem zuge- 
wandte Fläche lichtblau tingirt. 


Da ich auch bei andern Insecten (davon noch später) in verschie- 


aussen 


innen 


nur diese und zwar in gleichmässiger horizontaler Vertheilung beirifft. 
| Zweitens, dass der Kern a. nur auf die von der absorbirenden 
Fläche bereits aufgenommenen Stoffe (mit Auswahl ?) anziehend wirkt, 
und diese einige Zeit in sich oder in nächster Umgehung fixirt, um dann 
b. die anziehende in eine abstossende Kraft umzusetzen, wodurch die 


betreffenden Stoffe dann zur gänzlichen Abfuhr in den Excretionscanal 
| ‚gelangen. Dies deshalb, weil a. mit der abnehmenden Tinciion der 
| Zelloberfläche diejenige desKernes an Intensivität zunimmt, und b. weil 
mit dem Erblassen des Nucleus die Färbung der Zellinnenfläche stärkei 

‚wird. Drittens glaube ich noch behaupten zu dürfen, dass die-dem 


4) Ich will die vielen Einzeluntersuchungen, die ich auf diese Weise anstellte, 


nicht in extenso namhalt machen, sondern in Folgendem nur die allgemeinen Re- 
| sullate wiedergeben. 


2) Um das sich weiter Ausbreiten des indig-schwefelsauren Natrons nach dem 


| Tode der Harnzellen zu verhindern, müssen die Harncanälchen dem lebenden 
| Thiere un und das indig-schwefels. Natron sofort in Alkohol fixirt werden, 


40% 


aber umgekehrt und zwar deshalb, weil man direct be kann, 


“ . © is de br Schindler, 


u a für de aus ii: on we Stoffe ist, rrche 


wie selbige durch diese Membran in den Centralcanal: gelangen, undnie 
wieder —-sei es auch, dass letztere prall angefüllt ist — vom Epithel re- 2 
-sorbirt werden. — Durch dieses Experiment ist zwar nur der Modus der 
5 Absorption und Excretion des indig-schwefelsauren Natrons in den Harn- 
zellen der Insecten direct nachgewiesen , dessen ungeachtet scheint mir 
die Folgerung,, dass es sich auch mit andern Stoffen so verhalte, be- 
rechtigt. | | 4 
Wie Untersuchungen von H. Rarake |) datgethan haben, verlässt 
die junge Gryllotalpa das Ei mit 4 Harnermalehen. die übrigens 4 
schon jetzt einem gemeinsamen Excretionscanale aufsitzen. Zu diesen 
Vieren kommen rasch neue hinzu, bis — noch im frühen Lebensalter — 
das ganze Büschel beieinander ist. Nach a 2) ist ein Dimorphismus “ 
unter den Marrıerischen Gefässen schon bei 4” langen Larven nachzu- 
weisen. Das wenige Untersuchungsmaterial, das mir an jugendlichen ° 
Maulwurfserillen zu Gebote stand, führte mich auf keine neuen Beobach- 
tungen, genügte jedoch, mich von der Richtigkeit Rarane' s und Levpig’ . 
in zu überzeugen. n 
Die Unterschiede, welche zwischen den Marrıeurschen Gefässen der 
Gryliotalpa und denen von Acheta campestris obwalten, sind, einzelne 
Specialitäten ausgenommen (s. unten), nicht sehr gross. Hier wie dort 
mündet eine grosse Zahl (ca. 4100) feiner, kurzer, zu einem einzigen 
Büschel vereinter Vasa Malpighii mittelst eines langen Petiolus in. den 
Anfangstheil des Enddarms. Hier wie dort lassen sich — jedoch nicht 
in allen Fällen — sog. weisse und meistens um Geringes dünnere, ünter 
sich aber gleich starke gelbe Harncanälchen erkennen. Ebenso sind 
‚die weissen Schläuche, die aber, wie schon gesagt, nicht constant vor- 
' kommen, in weit geringerer Zahl vorhanden. Was dagegen abweicht, 
ist les Erstens sind die als weisse und gelbe Gefässe bezeich- 
.neten Harncanälchen histologisch gleich beschaffen. ‚ Die histologischen 
. Elemente beider Gefässarten stimmen in Form und Inhalt wesentlich 
mit den Epithelien der »gelben Gefässe« von Gryllotalpa überein, denen 
sie auch an Grösse sleichkommen. Somit kann also die verschiedene 
Färbung, die indess mannigfachst ineinander übergeht (!), nur von der 
Dicke der Gefässe und allenfalls von der mehr oder weniger reichlichen 
| imprägnirung mit Harnsubstanzen abhängig sein. — Zweitens konnte 


Y 


A) RATHKE, Z. Entwickigsg. der Maulwurfsgrille: Mürter's Archiv. 4844, px 2 
Taf. I, Fig. 435. | Re 
2) Leypie, Histologie. p. 473. 


- Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefässe der Insecten. 617 
ich nie einen so weiten Gentralcanal finden, wie er in den weissen Ge- 
 fässen von Gryllotalpa vorkommt. Was schliesslich die Concremente 
_ anlangt, so fehlen — soweit meine Untersuchungen reichen — nicht 
nur die grossen nierenförmigen Körper der weissen Gefässe von © 0- 
ialpa, sondern auch die grossen, schwer löslichen um und über den 
Zellkern gelagerten Kugeln, wie sie in den gelben Gefässen (Fig. 9 h) 
 vorhergehender Species vorkommen. 
Die einzigen Harnsedimente, die ich wahrnehmen konnte, besichen 
aus miitelgrossen, in Indigcarmin sich intensiv blau färbenden Kügel- 
chen. Man findet diese aus harnsaurem Natron bestehenden Körnchen 
_ zerstreut, eingebettet in dem granulirten Zellinhalt, sowie in regelmässige 
(5—6) Reihen zusammengestellt, in dem durchschnittlich 0,0% Mm. 
‚weiten Excretionscanal, Die Figur 12B stellt künstliche Umsatzpro- 
ducte dar, wie sie unter dem Mikroskop sich bilden. Formen, wie 
Fig. 12B, a sie zeigt, wurden durch Zusatz von Essigsäure aus KOÖH 
niedergeschlagen, in dem die Körnersubstanz gelöst war. Auch in 
Essigsäure allein trat eine Lösung ein, aus der sich nach geraumer Zeit 
' Krystalle (Fig. 12 B, b) mit für die Harnsäurgcharacteristischen Formen 
 niederschlugen !). Chlorwasserstoflsäure einer alkalinischen Lösung de 
' Gefässinhalis zugesetzt, lieferte dem Tesseralsystem angehörige K rystalle 
"mit deutlich concentrischer Streifung. Ebendieselben Gebilde erhielt 
auch Prarkau?) aus den Marrisur’schen Gefässen von Carabus auratus 
‚ unter Anwendung gleicher Reagentien. Er hält die betreffenden Kry- 
' stalle für »chlorure de sodium« und zwar, nach unserem Material zu 
schliessen, vollkommen mit Recht. 
Non Vorkommnissen , die den Marrienrschen Gefässen der Acheta 
speciell’eigenthümlich sind, sind namentlich zwei hervorzuheben. Er- 
stens zeichnet die meisten Gefässe ein äusserst zierliches, aus rauten- 
förmigen Feldern bestehendes, das ganze .. umstrickendes 
_Muskelnetz aus (Fig. 12). Es ist nicht immer leicht, dieses Reticulum 
aufzußnden, doch leistete mir eine nicht allzu intensive Tinetion mit 
 Pierocarmin oder Hämatoxilin dabei die besten Dienste. Dieses Gewebe 
‚besteht aus langen, aber ausserordentlich zarten Fibrillen, alle von 
"gleicher Mächtiekeit. An den Kreutzungspuncien der Fasern beobachtet 
"man meistens ein feines Knötchen, in welchem ein kleiner, leicht tingir- 
barer Zellkern liegt (g). Hin Bud wieder findet man den Nucleus auch, 
ausserhalb des Knötchens in einer in bauchigen Auftreibung der 
Fibrille. 


A) Vergl. LEHMANN, Physiologische Chemie. p. 78. 
sa PLATEAU, Recherches sur les PhanemEnes de la Digestion (chez les Insecies, 
| Dı. L; N BEN. 


ER 
7 Fa 


ae a L Schi, 


‚Peritonäalhülle übergeht. (Sınonor hat auf die Letztere viel zu wenig 


. sternförmige Verästelung der Zelle zeigten etwas Abweichendes. Doch 
' da man gelegentlich auch in andern Organen solche Bindegewebszellen 


. fortsätze standen mit, andern, ebenfalls aus der obersten Gefässhülle 
entpringenden Bindegewebsfibrillen in Verbindung. Ein weiteres, schon 


spricht, der sich in andern Fällen (Fig. 12), wo er zweifelsohne scho 


'. oder meistens gar nicht. 


Als le nicht nur recht interessantes, auch 
Vorkommen heben wir die unter Fig. 12 bb abgebildeten. Bindegewebs 
a der Gefässspitzen hervor. Sıropor !) hat die nämlichen Gebilde 
von Grylius camp. und domest. beschrieben und abgebildet. ‚Br.ist 
"sich aber nicht klar geworden, ob dieselben einfach aus. Bindegewebe 
bestehen, oder ein neues Element der Marrısursschen Gefässe bilden. 
Durch seine Abbildungen (Fig. 5 und 6) könnte man allerdings versucht 
werden, letzteres anzunehmen, allein bei genauer Betrachtung des Ob- 
_ jects kommt man bald zu der Klcbenzenaute, dass die fraglichen »Säck- 4 i 
chen« durchaus nichts Weiteres mit dem Gefäss zu thun haben, sondern 
dass ihr Stielehen mit mehr oder weniger breiter Basis un in die 


Nachsicht getragen.) Nicht nur durch diesen Umstand kam ich zu der % 
Veberzeugung, dass die eigenthümlichen Anhängsel nichts anderes, als 
ein modificirtes Bindegewebe und das Ende der Peritonäalhülle des 
Harncanälchens sei, sondern besonders deshalb, weil es mir glückte, 
. manniglache Ueber neuer zu derselben aulanhaieh So fand ich als erstes 
Stadium eine Bildung, die noch sehr nahe dem allgemeinen Verhalten 
solcher Bindegewebskäppchen steht. Nur die ausserordentlich grossen 
Kerne mit ihren relativ noch grösseren Kernkörperchen und die eclatant 


findet, kann diese Erscheinung uns nicht irre machen. Die spitzen Zell- 


mehr entwickeltes Uebergangsbild bot sich mir an einem anderen Gefäss 
Hier hatte zwar das ganze Gebilde schon eine viel abgerundetere Form 
und scheinbar viel grössere Isolation angenommen, desto deutlicher 
zeigte sich aber, dass das Stielchen ( (») durchaus in schon öfters her: 
vorgehobenen,, sich vom Gefäss abhebenden Bindegewebsstrang ent 


von Haus aus kräftiger war, verschiedentlichst spaltet. Mit Ausnahr 
der Kerne und besonders ihrer Nucleoli färben sich diese Bindegewebs- 
anhänge, entsprechend der Peritonäalhülle des Gefässes nur schwierig 


‚Die Frage, ob diesen Anhangszellen auch eine excretorische Fun 
tion zukomme, kann man, glaube ich, des Entschiedensten verneinen. 
Meiner Ans nach sind es rudimentäre Gebilde, die mit. dem exore- 


4) Sıronor, Bcherche sur la secretion dans les Insectes. Ann. .d, se. nat, 
1857, p. 261. DI. 18. h 


619 


torisch funetionellen Dheil des ruahhens durchaus i in keinem Con- 
nex stehen. . 
Um mit den heierotopteren Orthopteren zum Abschluss zu kommen, 
| bleibt uns noch übrig, einige Notizen über die Locusiina und Acridioi- 
 dea beizufügen. Während bei den Acridioideis die Vasa Malpighii rings 
um den Anfangstheil des Darmcanals gruppirt sind, herrscht bei den 
Locustiden die Tendenz, die Vasa Malpighii zu Büscheln vereint in den 
betrefienden Darmabschnitt einzusenken. Am schärlsten ist a 
wie uns die ausgedehnten Untersuchungen von L£on Dvrour !) gezeigt 
haben, bei Ephippigera ausgesprochen , woselbsi die ns snalchen je 
ca, 10-12 in fünl g gesonderte höckerförmige Stämmchen einmünden. 


g, Locustina, 
Wenn wir die — übrigens schon längst widerlegte — irrthümliche 
Ansicht eines MaArcorL ns Senees?) ausser Acht lassen, nach welcher bei 
den Locustiden und noch vielen andern Insecten zwei Ordnungen 
Marpısarscher Gefässe vorkommen, von denen sich die einen in den 
Chylusmagen , die andern hinter ie emselben in den Darm einsenken, 
haben schon die früheren Beobachter (wie Raupoar u. A.) das Verhalten 
der Marpicar'schen Organe zum Darmcanal ziemlich richtig beschrieben. 
Indessen blieb es den Untersuchungen Lton Durour’s®) vorbehalten, 
nachzuweisen, dass nicht die ganze Peripherie des Dünndarmanfanges, 
wie man Anfangs annahm, sondern nur einzelne Puncte derselben zur 
Insertion der Marpıcur schen Gefässe dienen), diese Vasa Malpighii so- 
mit gleichsam eine Verbindungsstufe zwischen denen der übrigen hete- 
ropieren Orthopteren und den Gryliodeen darstellen. 
_ Wählen wir uns Locusta viridissima als Beispiel, um die Harn- 
canälchen auch dieser Familie etwas specieller kennen zu lernen. 
Die Marpienrschen Gefässe sind in grössier Zahl (über 100) vor- 
| ‚handen. ‚Sie münden zwar bei L. viridiss. einzeln in den Anfangstheil 
des Dünndarms ein, haben sich aber dabei — entsprechend dem 
de _ Familiencharacter — - deutlich in vier oder fünf ziemlich umschriebene 
 Büschel gruppirt. | 
R "Diese Schläuche sind im Verhältniss zu der eben hervorgehobenen 


K 4) L£ox Durour, Memoires sur les vaisseaux biliaires etc. Ann. d. sc. nat. 
N XIX. sec. serie. — Idem, Recherches sur les Orthopteres. p. 350. 
N | 2) Marceı ps Serkns, Observation sur les usages des differenies parties du 
 canal intest. des Insectes. Ann. du Mus. Tome XX. p. 48. 
6 I LEON Durour, Recherches. p. 349. 

=. vergl. auch Huna. ‚FISCHER, nen ee 


NG 


63 


620 


Zahl auffallend lang; indes wird dieses scheinbare Missverhältniss 
durch die ebenfalls seltene Dünnheit der einzelnen Ganälchen ziemlich 
ausgeglichen. Die einzelnen Büschel unverletzt frei zu präpariren hält 
schwierig, indem nicht nur die Gefässe eines Büschels untereinander, 


sondern auch mit den benachbarten mannpigfachst verschlungen und 


verwickelt sind. Der Verlauf der einzelnen Gefässe entspricht dem bei 
den Forfieulina hervorgehobenen Typus, d. h. er geschieht. nach drei 
_ verschiedenen Richtungen. Viele der nach vorn verlaufenden Gelässe h 
zeichnen sich durch die Eigenthümlichkeit aus, dass sie sich ungefähr “ 
- im vordern Drittiheil ihrer Länge an die Appendices ventrieulares ver- 
mittelst Tracheenästen anheften, und mit dem freien Ende wieder rück- 
'wärts biegen (vasa superiora, Marceı pE SERRES). | 
 Makroskopisch, sowie mit der Loupe betrachtet, erscheinen die 
 Marricur'schen Gefässe der Locusia virid. als ein on oil gleichartiger, 
mehr oder weniger intensiv gelber Fäden. Durch die auflösende Kraft 
stärkerer Vergrösserungen gelingt es jedoch, auch hier zweierlei Ge- 
fässarten, sog. weisse und sog. gelbe zu unterscheiden, die sich 
namentlich hinsichtlich ihrer histologischen Structur verschieden ver- 
- halten. Wie ich mich vielfach überzeugen konnte, sind diese Unter- 
schiede besonders eclatant in der Larve zu finden. Die sog. weissen \ 
Gefässe sind, wie bei Gryllotalpa, auch hier — aber nur im Larven- 
stadium in weit geringerer Anzahl vorhanden. — Hinsichtlich ihrer 
Dicke sind die beiden Gefässarten nicht sehr verschieden. Während 
die gelben (an der Basis gemessen) durchschnittlich 0,08 Mm. messen, 
‘zeigen die weissen gewöhnlich nur 0,06—7 Mm. Dicke. 

Der oben hervorgehobene histologische Unterschied in den MALPIGHI- 
schen Gefässen besteht nun darin, dass die gelben Gefässe in ihrem 
Epithelium Elemente von ganz. ausserordentlicher Grösse besitzen, 
während diejenigen der weissen Gefässe nicht nur relativ, sondern 
absolut als klein zu bezeichnen sind. — Die Riesenzellen aus den gel- 
‚ben Marricnvschen Gefässen erreichen bei einer Breite von 0,045 Mm. 
eine Länge von 0,1 Mm. !\, und variiren in der Form ziemlich stark. So 
hat man Zellformen von ausgesprochener polygonaler Gestalt, und wieder 
andere, deren Ecken abgerundet sind, und schliesslich solche, bei denen 
die der Längsrichtung des Gefässes entsprechenden entgegengesetzten 
Ecken auf Kosten der Breite spitz ausgezogen sind. Grössere Conere- 
tionen aufzufinden, ist mir nie gelungen?), dagegen kommen gelbge- 
’färbte Granula oft in solcher Menge vor, dass weder von Zelikern, noch 


1) Vergl. auch Mecker,, Mikrographie. 1. c. p. 49, 
2) Ehenso SIRODOT, op, cit, 


021 


., von ende etwas zu ren ist. In diesem Falle leisiet dann das‘ 
vielbewährte Liquor kahi .caustici als Aufbellun; esinittel die besten 
Dienste. | 

Die weissen Gefässe heirchend, ist über dieselben nur noch weniges 

| nachzutragen. Die kleinen polygonalen Exceretionszellen divergiren in 
Grösse und Form mannigfach, jedoch nur innerhalb einer gewissen 
engen Grenze. Durchschnittlich fand ich den Durchmesser dieser 
Epithelien 0,017—0,019 Mm. Sie sind also mehr als 5 mal kürzer, als 
die Zellen der gelben Gefässe, und es liegen daher im Gefässdurch- 
sehnitt meistens acht solcher Elemente. Die Grösse der in Einzahl con- 
centrisch in den Zellen gelegenen Kerne varürt zwischen 0,005 und 
0,009 Mm. | 

In diesen weissen Gefässen konnte ich so wenig als in den gelben 
‚grössere Harnconcretionen finden, trotzdem bei Locusta, entgegengesetzt 
‚der Angabe von Sıronor (L.. e.), ein weiter Centraleanal vorhanden ist 
(Durchmesser 0,03 Mm.). 

Die Gefässe werden meistens von (bei auffallendem Licht) weisslich 

_ erscheinenden feinen Granulis vollständig getrübt, sind aber ebenfalls 
durch KOH leicht pellucid zu machen. 

Um Missverständnissen vorzubeugen muss Ich übrigens bemerken, 
dass das Unterscheiden in gelbe und weisse Gefässe, wenn man hierbei 
nur die Farbe in Betracht ziehen wollte, auch hier nichts weniger als 

durchgängig zu den sonst hervorgehobenen Merkmalen stimmen würde. 

- Allerdings sind die mit grosszelligem Epithel ausgekleideten Gefässe 
meistens gelblich und die andern gewöhnlich weisslich,, dagegen fehlen 
auch gemischtgefärbte Gefässe durchaus nicht, ja es ns sogar, wenn- 
gleich es nur selten geschieht, der Fall eintreten, dass ein grosszelliges 
'Gefäss weisslich, oder ein kleinzelliges gelblich erscheint. 

Wenn es mir auch nie gelingen wollte, in ein und demselben Ge- 
 fäss beide, die grossen und die kleinen Zellformen aufzufinden , oder 
_ überhaupt Theilungsvorgänge in den grosszelligen Gefässen beobachten 
zu können, hat für mich doch die Annahme, es seien die gelben Gefässe 
.. Jugendstadien der weissen, sehr viel Wahrscheinlichkeit. Wozu sonst 

in der Larve der grosse Reichthum an gelben, im Imago an weissen 
‚Gefässen ? 

® Von Decticus verrucivorus untersuchte ich ausgewachsene Larven 

“ und einige Imagines. In beiden fand ich die Marrıcur'schen Gefässe 

übereinstimmend, sowohl in Habitus, wie in Colorit und histologischem 

Bau. Die Absonderung dieser Organe in einzelne (vier) Büschel ist bei 

5 Delleus weniger auffallend, als bei Locusta, auch sind die einzelnen 

n Ganälchen im Vergleich zu een der Locusta kürzer und dicker 


> nn Seide, 


jan der Be. dürchscheitlich 0,4, in der Mitte v, 07 Mn). Die Ele 
mente des pyramidalen Pflasterepithels entsprechen den kleineren Zellen. 
aus den weissen Gefässen von Locusta. Sie sind uninueleär, von Form 
polygonal und durch ungleichen gegenseitigen Druck und Abplattung 
ziemlich polymorph. An den Basalpartien triffi man gewöhnlich auf 
abgerundeie Zellformen,, wogegen die medianen und apicalen Gefäss- 
theile hauptsächlich solar forkice Polygone zeigen. i 2 
| Injeetionen mit indig-schwefelsaurem Natron in die Leibeshöhle 
lassen an den Harncanälchen ganz die nämlichen Phänomene wahr- 
nehmen ‚ wie sie ausführlich bei Gryllotalpa geschildert wurden. Ein 
Harncanälchen , welches einem lebenden Decticus 15 Stunden nach 
der Injection exstirpirt und sofort in Alk. abs. gebracht wurde, zeigte 
die gleiche Beschaffenheit, wie wir sie bei Gryllotalpa nach 2% Stunden 
gefunden haben, nur insofern abweichend, als die Nuclei gefärbt er- 
schienen. Ein darauf folgendes Stadium, in welchem das indig-schwe- 
felsaure Natron bis zur Zellmembran vorgerückt ist, soll Fig. 13 einen 
Querschnitt veranschaulichen, der 24 Stunden nach der Injection ange- 
fertigt wurde. Das Endresultat, bei welchem das indig-schwefelsaure 
' Natron in den Centralcanal ausgestossen ist, kam von der @%. bis ca. 
der 30, Stunde nach der Einspritzung in Sicht. | 


h. Acridioidea,. 
Rs wäre überflüssig, auch hier eine Detailbeschreibung der Harn- 
organe irgend eines von mir untersuchten Repräsentanten (Oedipoda 
 coerulea et fasciata, Acridium, Stenobothrus) zu geben. | 
Die Vasa Malpiehii stimmen histologisch fast genau mit denen von 
Decticus oder den weissen von Locusta überein. Hier wie dort bilden 
4—6, seltener 8 Zellen einen Umfang des Follikels. Während bei den "e 
kleinern Arien wohl die Gefässe an Dünnheit gewinnen (Areyoptera 
2. B. 0,07 Mm.), die Grösse der Excretionszellen aber nicht, oder nur 
wenig abnimmt, stehen hier durchschnittlich nur drei Zeildnn im Quer- 

‘. schnitt des las. Ä Ä 2 Ä 
Die Zellkerne des Drüsenepithels sind uni- multinucleolär und 
zeichnen sich bei schöner, kurz ovaler Form durch sehr beträchtliche 

Grösse aus (0,01— 0,025 Mm.). 


 Orthoptera homoptera (s. Pseudoneuroptera]. 4 

Auch die vergleichende Anatomie der Vasa Malpighii der Pseudo- 
neuroptera weist auf die nahe Verwandtschaft mit den übrigen Ortho- 

_ pieren hin, und konnten wir daher schon in der Einleitung zu untl 


| Akeren, ie ee har acleristica dieses Subordo mit erwäh- 
nen. Wenden wir uns daher direct zur näheren Betrachtung einiger 
hierher eehanigen Repräsentanten : 


i. Ephemeridae. 


Bei den einzelnen Ko dieser Familie kommen unter den Harn- 
organen einige leichte Modificationen vor. So sind dieselben bei Gio& 
diptera kurz und fadenförmig; ebenfalls kurz, aber zahlreicher, keulen- 
förmig und mehr oder weniger gebogen bei Ephemera flavip. Bedeu- 
tend länger und dünner sind sie dagegen bei Eph. lutea und vulgat 
(L. Durour) !). 

Emer eingehenden Untersuchung habe ich Ephemera vulgata unler- 
worfen, und das Nierenorgan hier folgendermassen gestaltet gefunden: 
' Einige vierzig kurze Harncanälchen inseriren sich eirceulär am Vorder- 
theil des Mastdarms. Die Spitzen der einzelnen Schläuche stehen zwar 
wagrecht, aber nur wenig vom Darm ab, indem die halbe Länge des 
Schlauchs in eine einfache, selten doppelte Spirale gedreht, dem Darm 
aufsitzt, und mit dem Darm und den Windungen der benachbarten Gefässe 
durch ein Fasernetz —- aus quergestreiften Muskeln bestehend — ver- 
bunden ist. Hierdurch erhält der betreffende Darmabschnitt ein ver- 
worren gekräuseltes Ansehen. 

Um über den Verlauf der einzelnen Gefässe eine richtige Einsicht 
zu bekommen, ist es nothwendig, kleine Darmpartien, oder besser, ein- 
 zelne Gefässe zu isoliren. Die Fig. 15 führt bei 70mal. Vergrösserung 
zwei solcher isolirter Gefässe vor. Dieselben, durchschnittlich 1,4 Mm. 
lang, sind, entsprechend dem am allgemeinsien verbreiteten Verhalten, 
an der Basis am dicksten (0,1 Mm.), gegen das Ende verdünnt (bis zu 

0,05 Mm.) und nur an der äussersten Spitze wieder eiwas kolbig an- 
geschwollen (0,07 Mm.). Meistens sind diese ausserordentlich kleinen 
 Ganälchen farblos oder schwach gelblich, und dabei mehr oder weniger 
durchsichtig. | | 
| "Die Peritonäalhülle ist kräftig entwickelt, und die Tunica propria 
lässt sich als feine optische Linie am Rande des Gefässes überall leicht 
wahrnehmen. Die Excretionszellen, deren zwei, höchstens drei den 
Querschnitt der Röhre auskleiden, besitzen an der Basis des Gefässes 
meistens eine mehr oder weniger rundliche, gegen das Ende eine 
längliche Form. Ihr Längsdurchmesser ist durchschnittlich fast 0,05Mm., 
en wogegen der Querdurchmesser von 0 ‚017—0,04 Mm. variirt. 

Die Substanz der Bxcrotionszellen ist nahern homogen , d. h. sie 


f 


Er A Durour, Recherches sur les Orthopteres etc. p. 581, 


 B. Schindler, 


Bo. 


on nur von feinen und feinsten licht gelblich gefärbten ermuls ge- 
trübt. Die homocentrisch gelegenen Zellkerne, sowie die ın Ein- ‘oder. 
_ Zweizahl vorhandenen Nucleoli (Grösse 0,0045 Mm.) erscheinen vol- 
kommen hyalin. Auch hier besitzen die Kerne eine kurzovale Form 
und sind von ansehnlicher Grösse, indem sie einen Durchmesser bis zu 
0,02 Mm. besitzen. | 
Der Centralcanal ist steis deutlich sichtbar, sein n Diameter beträgt 
a I nieltar da, wo er in den tractus alimentarius einmündet, 0,05 Mm., 
und im Äpex des Gefässes immer noch 0,01 Mm. Auf den ersten Blick 
‚erscheint es, als ob er von einer funica intima umschlossen sei; ge- 
nauere Beirachtang lehrt jedoch, dass eine intima nicht existirt, son- 
dern nur von einer marginalen zona pellucida der Excretionszellen 
vorgetäuscht wird. 

Schliesslich haben wir noch eine Erscheinung hervorzuheben , die 
nicht nur an und für sich unsere Aufmerksamkeit herausfordert, weil 
sie selten zur Beobachtung kommt, sondern namentlich auch deshalb, 
weil sie für die F ormgestaltung der Harnröhren, speciell der Basalpartie 
zweifelsohne eine Haupirolle spielt. Es handelt sich um ein in der 
Peritonäalhülle verlaufendes Netzwerk elastischer Elemente, die ihre 
Fortsetzung in dem von mir schon früher hervorgehobenen Netze quer- 
gestreifter Muskelfasern finden. A 

Als feine, höchstens 0,01 Mm. breite Bündel entspringen fragliche* 
‚Fasern der Muscularis des Darmis. Vielfach nach allen Richtungen sich 
durehkreuzend, treten sie an die Marpıcmr’schen Gefässe heran und 
geben letztern je eine ca. 0,0035 Mm. dicke Fibrille ab. ; 
Bevor diese Fibrille in die Bindegewebshülle eintritt, weitet sie 
sich zu einem dreieckigen Plätichen aus, in dessen Mitte ein 0,004 Mm. 
grosser Kern sitzt (Fig. 16 Mp). Die Weiterverfolgung der Fibrille 
erfordert die grösste Sorgfalt des Beobachtens und günstige Behandlung 
des Präparats. Schiefe Beleuchtung von unten und Zusatz von einem 
Tropfen Essigsäure zu dem in Glycerin liegenden Präparate fand ich am 
zweckentsprechendsten. Bei Anwendung dieser Methode kam ich stets 


zum gleichen Resultat, nämlich folgendem : Gleich nachdem die eiwas 


erweiterte Fibrille die Peritonäalhülle durchbohrt hat, spaltet sie sich 
gewöhnlich in zwei, nach entgegengesetzten Richtungen verlaufende 
äusserst feine Fasern (0,001—0,002 Mm.) Fig. 16 mf), von denen 
jede, nach mehr oder weniger langem Verlauf, Ramificationen eingeht, 
und sich schliesslich in ein feines, das Geläss umspinnendes Reticulum 
. ‚verliert. Von Stelle zu Stelle erweitern sich einige Fäserchen des Reti- 
 culums (r) zu flügelförmigen — Knochenkörperchen oft nieht unäbn-. 
lichen — Plättchen (Fig. 16 rp), in denen siets ein relativ grosser 


NE 


- Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefüsse der Insecten. 825 


DR OR 


(0,01. Im. langer) Kern zu finden ist. — Das Reticulum der einen Faser 
anastomosirt mit den benachbarten Reticulis, so dass das ganze Gefäss 
bis nahe der Spitze von einem continuirlichen Fasernetzchen umzogen 
scheint. — Die Dicke der einzelnen Fäserchen schwankt zwischen 0,5 
und 1,0 u. | 
e” k. Perlidae. 

Aus dieser zweiten Familie der wasserbewohnenden Pseudoneu- 
ropieren wählen wir uns Perla bicaudata als typische Vertreterin ce 

Die Marrisnr'schen Gefässe dieser Art, an Zahl 50—60, finden ihre 
Insertion in der Pylorusgegend des Darms. Sie sind von miitlerer Länge, 
durchschnittlich 0,40 Mm. stark, und von gleichmässig gelblich weisser 
Farbe. Zweierlei Gefässarten kommen nicht vor, dagegen finden sich 
im Drüsenepithel der einzelnen Abschnitte jeder Röhre ziemlich scharfe 
' histologische Differenzen, die jedoch nur die Form, nicht aber den In- 
halt (und die Farbe) betreffen. Die Excretionszellen nehmen von unten 
nach oben an Grösse zu. In dem Basaltheil des Gefässes zeigen sie 
eine evident rechteckige Gestalt mit einer(Maximal-)Länge von 0,090 Mm. 
und einer Breite von 0,056 Mm. Diese Zellen sind trotz ihrer bedeu- 
tenden Grösse uninucleär; es ist sogar der (mehr oder weniger ovale) . 
Kern verhältnissmässig als sehr klein zu bezeichnen, da der Längs- 
durchmesser 0,027 Mm. nicht übersteigt. Ohne besondere Uebergangs- 
zellformen folgt sodann die mittlere Gefässparlie mit ihren ausge- 
sprochenen, prachtvoll regelmässigen, pentagonalen Zellen, deren Längs- 
wie Querdurchmesser 0,065 Mm. beträgt (Fig. 1%). Diese Zellen stehen 
alternirend und zwar so, dass die einander gegenüberliegenden Verbin- 
’dungsnähte eine gerade, die beiden andern aber eine ziekzackförmige 
Linie bilden. Die Zellkerne, von gleicher Form wie in den ersterwähn- 
ten Zellen, sind uninucleolär und messen 0,025 Mm. in der Länge. — 
Die Zeilen dritter Form endlich, von den letzteren namentlich durch 
ihre Kleinheit und das Ueberwiegen des Breitendurchmessers (Long. 
0,03 Mm., Lat. 0,05 Mm.) unterschieden, machen sich besonders durch 
schief nach der Auswurfsöffnung hingerichtete Stellung bemerkbar. 
Es ist mir diese Neigung der Epithelien (nach unten) bei verschiedenen 
Perliden aufgefallen, so dass ich dieselbe für die betreffenden Thiere als 
Norm ansehen möchte). Die Kerne des Epitheliums sind fast durch- 


4A). Vergl, L. Durourn, Recherches sur les Orthopteres ete. Pl. XIII, Fig. 198. 
pP. 6. 
2) Verel. Cartis, Icones zootomicae. Taf. XV. 

83) Das Nämliche wies Prareau für einige Myriapoden (z. B. Himantarium) 
nach. _ Vergi. dessen Recherches s. I. Ph6nomenes de la Digest. ete. chez les 
- Myriap. de Belgiques. Pl. LI, Fig. 83, | 


. Schindler, 


gehends runde Bläschen von o, 02 Mm. Grösse. — Die: Coniei@ ee | 
Ä gend, fand ich ausser den allgemein verbreiteten Granulis steis nur 
spärliche, im Zellplasma zersireute Harnsäurekügelchen von 0,004 Mm. 
Grösse. — Ueber die Peritonäalhülle und tunica propria lässt cl nichts 
_ Besonderes mittheilen, nur vom canalis centralis ist noch hervorzuheben, 
dass er verhältnissmässig eng ist und nur an wenigen Stellen 0,04 Mm. 
z Dur chmesser übersteigt. 


l. Libeilulidae. 


Ba den Libelluliden findet sich eine grosse Anzahl meistens ausser- 
ordentlich kurzer Harneanälchen. Während L£on Durour!) die erstere 
auf »quarantaine« schätzt, habe ich wenigstens bei Libellula flaveola 
und depressa, bei Keschuu grandis und Galopteryx splendens, sowie 
bei Agrion puella, deren mindestens 50-60 constatiren können. Auch 
Rampoar?) vindieirt der Libellula vulgatissima und Agrion puella etwa 
50 »Gallengefässe«. Sie erscheinen als durchgehends schlanke, wenig 
verwickelte Röhren von blasser Färbung, die am Ende des Chylus- 
magens in den Pförtner münden, welch’ letzterer bekanntlich bei unsern 
Thieren fast am Ende des Verdauungstractus liegt. 

Der für die Orthopieren im Allgemeinen schon früher hervorge- 
hobene characteristische gestreckte Tracheenverlauf an den einzelnen 
Harncanälchen lässt sich bei den Libellen sehr leicht und schön ver- 
‚folgen. Frägt man, ob denn bei den Libelluliden die Harncanälchen 
nur nach einem we Seatlier übereinstimmenden Typus beschaffen seien, 
so ist dies entschieden zu verneinen. Sind die Modificationen, denen 
wir hier begegnen , auch nicht sehr stark, so sind sie doch, namentlich 
ihrer Vertheilung auf zwei Abtheilungen halben der Erwähnung werth. 

. Bei. den Libelluliden, deren Netzaugen auf den Scheitel sich berühren 
(Libellula, Cordulia, Koschne \, sind die Maupıcnr’schen Gelässe von sel- 

tener Kürze. Sie stehen nach allen Richtungen vom Darm ab, und die 
ne derselben erreichen kaum die halbe Länge des Magens. Histo- 

ogisch characterisiren sie sich durch die Kleinheit der Excretionszellen, 

wenigstens 6 im Querschnitt des Gefässes stehen und besonders 

. durch so winzige Zellkerne, wie ich sie wo anders in den Drüsenepi- 

thelien der Marricarschen Gofässe nicht wieder gefunden habe. Bei 
der andern Abtheilung der Libeiluliden , deren Augen auf dem Scheitel 
sich nicht berühren (Agrion, Lestes, enlope sind die Harncanälchen 

. bedeutend länger; sie erreichen fast das vordere Magenende und sind 

unter sich, sowie mit dem Fetikörper , schon mehr verwickelt. Von 


4) 1. c, p. 870. 2’). 


Eu eben. der ‚ersten pe Kind sie ferner auch histologisch da- 
_ durch verschieden, dass ihre Excretionszellen beträchtlich grösser sind, 
so dass es bei durchschnittlich gleicher Gefässdicke nicht 6, sondern 
- nur I Zellen sind, die zur Auskleidung einer Röhre im Querschnitt zu- 
sammen kommen. 

Die soeben hervorgehobenen Unterschiede finden sich nicht nur in 
den Imagines, sondern sind auf das schönste auch schon in den Larven 
und Subimagines wahrzunehmen. 

Ein canalis centralis ist in den Harncanälchen der Bolde stets zu 
finden, und ist er im Verhältniss zur Gefässdicke durchgehends sehr weit. 

_ Die Dimensionen der verschiedenen Gefässpartien anlangend, möge 
Folgendes genügen : 

Aeschnagrd. CGalopteryx spl. 


Durehm. d. Harncanälchen an d. Basis 0,07 Mm. 0,09 Mm. 


20,9 D: in» Mitte 0,05 » 0,05 » 
N » am Ende 0,03 » 0,03» 
Dt Nucleus d. Drüsenzellen 0,01.» 0,045 » (Agrion 0,03) 
» » Nucleolus d. » 0,003 » 0,0042 » 


Die Form der Excretionszellen ist im Allgemeinen polygonal, mit 
abgerundeten Ecken. Bei einer jugendlichen Larve von Libellula de- 
pressa jedoch waren sämmtliche Gefässe mit einem Epithel ausgekleidet, 
dessen Zellen grossentheils eine ausgesprochene Würfelform besassen. 
Krystallinische, in den Zellen niedergeschlagene Exeretionsproducte 
fand ich niemals. Dagegen aber sah ich bei einer, längere Zeit in Spiri- 
tus-aufgehobenen Larve von Aeschna grandis den 0,02—3 Mm. Gehen 
Centralsanal diebt mit rhomboedrischen lknderemehie angelüllt. 
Diese Harnkrystalle zeigten die grösste Aehnlichkeit mit denen, die Levpig 
dee. p. 175 und Fig. 234) bei Gastropocha gefunden ad abgebil- 
det hat. 
Sonst beobachtete ich nur die schon vielfach erwähnten Harnsäure- 
 kügelchen, und auch diese nur selten in grösserer Menge. An den, 
 theils dem Enddarm, dicht unter der Einmündungsstelle der Marpiesı- 
schen Gefässe entnommenen röthlichen, breiigen Exerementen von Libel- 
lula flaveola habe ich verschiedentlich die Murexidprobe vorgenommen 
' und stets günstigste Resultate, — eine tief purpurne Lösung —- erhalten. 
Bei mikroskopischer Analyse zeigten die Exeremente jene Harnsäure- 
 körnchen in reichlicher Menge, 
; Ueber terrestrische Pseudoneuropteren konnte ich aus Material- 
_ mangel leider keine Untersuchungen anstellen, 


.„äinde ich, theils um Viele unabweisliche Wiederholungen zu vermeiden, 


B Schindten, 


Die Harnorg gane der noch fol den Ticino | hinc aus- 
führlich zu behandeln, wie wir dies bei den Ortbopteren gethan haben, 


teils um eine leichtere Uehersicht zu ermöglichen, hier nieht für nöthig, 
und bitte ich daher, das nun Folgende nur als ‚vorläufige Mittbeilungen« 
beurtheilen zu wollen. 


B. Neuroptera. 


Wie durch L&on Durour !), Lsvcxarr 2), Sırorv®) u. A. m. hinrei- 

. “chend constatirt wurde, inseriren sich bei den Netzflüglern nur 6—8 u 

lange Vasa Malpighii in den Enddarm. Sechs Harnröhren finden sich 

. dei der Scorpionsiliege, bei Sialis und Phryganea, acht besitzt dagegen | 
| Myrmecoleon und Hemerobius. 

Rımoonur, der an Phryganea grandis ganz richtig 6 „Gallengefässe« 
vindieirt®), schreibt irrihümlich der Phryg. striata und flavicornis nur k i 
‚solcher Schläuche zu. Ebenso ist die schon von Lton Durour a. a. ©. 
widerlegte Angabe von Durrocner 5), nach welcher die Larve des Myrme- 
coleon.nicht, wie das Imago 8, sondern nur 6 Marricur’sche Gefässe 
besitze, unrichtig. Auch die Angaben, die Pıcrrr 6) in seiner Mono- 
graphie über die Phryganeen machte, sind wenig brauchbar. | 
| Durch Fig. 17 und 18 sind einige Resultate gegeben, wie ich sie 
von Phryganea flavicornis gefunden habe. Die Harncanälchen 
stehen 6 an der Zahl auf dem Anfangstheil des Rectums. € 

Je zwei haben sich an der Wurzel genähert, so dass sie in drei 
Portionen um den Darm stehen. Diese Gefässe (Fig. 17), an der Wurzel 
reichlich um das Doppelte dicker, als gegen das Apicalende, laufen, 
jedes für sich, ziemlich gestreckt bis zum oberen Viertheil des Chylus- 
magens. Hier biegen sie scharf um, die Schlängelung wird auffallender 
und der Durchmesser immer kleiner, bis sie schliesslich als sehr feine, 
vielfach am Rectum hin und her Bchoseue blinde Röhrchen an der un- 
teren Portion desselben endigen. 

Während des ganzen Verlaufes liegen die Harnröhren dicht dem 
Darmtracius an, durch transversale Tracheenästchen und Bindegewebs- Ä 
halten an ihm beten 


4) Lion Duroun, Recherches sur les Orthopt. p. 565. 
2) Frey u. LeuckArs, vergl. Anatomie der Wirbellosen. p. 101. 
3) SresoLn, Anatomie der Wirbellosen. p. 627. 4). c. 
3) DUTROCHET, Ueber die we des Darmcanals der Insecten: Mrcker Ss 
a Bd. IV. p. 285. 
Kalk Picren, Recherches pour ser viral’ histoire et A Vanatomie des Phry ganides. 
Geneve 18345 


engen — ÜCentralcanal stets nur (bei auffallendem Licht schwarz er- 


Beige zur keuniniss der Malie Ken Gefüsse der Insecten. 539 


Wr In histologischer Beniehlue ist hers wäikeben. ‚dass die Kerne der 

_ langgestreckten grossbauchigen Drüsenzellen bald a, bald stumpf- 
-lappig verästelt erscheinen, und dann stets mehrere in den aupllappen 
gelegene Nucleoli ee (Fig. 18). | 

‚ Levvie lässt Phryganea grandis!) zweierlei Marrıcn!sche Ge- 

fässe besitzen: Solche mit engem Caliber, kleinen Excretionszellen und 
runden Kernen, und solche mit viel beträchtlicherem Durchmesser, sehr 
grossen Epithelzellen, verästelten Kernen und quergestreifter intima. 

. Meine Untersuchungen, die sich auf Phryg. flavicornis und reticulata 
beziehen, liessen nie dimorphe Gefässe erkennen), wohl aber, wie 
schon oben bemerkt, dimorphe Drüsenzellen, und sind es die Ener 
‚Partien des Harncanälchens, welche die grösseren Zellen mit verästeiten 

Kernen darbieten, während die mehr apicalen, enisprechend dem un- 
bedeutenderen Querschnitt, die kleinern Zellen und die kleinern run- 
den Kerne zeigen. In Uebereinstimmung mit dem, was wir in unseren 
 Phryg.-Species in ein und demselben Gefäss zu jap in der Lage 

- sind, Leypıc aber bei Phryg. grandis auf verschiedene Gefässe vertheilt 
gesehen haben will, steht auch das Verhalten der Intima. Auch mir 
gelang es nur in den untern Gefässpartien eine solche von 0,002 Mm. 
Mächtigkeit) nachzuweisen. 

Als Contentum der Harngefässe fand ich bei den obgenannten 
Species in den Excretionszellen und in dem — hier verhältnissmässig 


422 
“> 


scheinender) Körnchen, die sich durch beträchtliche Grösse (0,002 Mm.) 
auszeichnen, und nach bekannter Analyse (d. d. krystallinischen Nie- 
derschlag aus einer alkalinischen Lösung durch Essigsäure) als C, 9, N, 0, 


 Kügelchen erweisen. 


C. Coleoptera. 


Dieser Ordo umfasst eine Reihe in ihrer Lebensweise so durchaus 
verschiedener Formen, dass es uns in der That nicht wundern muss, 
wenn wir hier Kansiälieh. Modificationen in den hier uns De be-- 


| _ schäftigenden Organen anireflen. 


Die 4, höchstens 6 Harngefässe der Coleopteren 3) bilden mei- 


4) Leyoig, Histologie. p- 474. Fig. 228, 

9) Vergl. auch KÖLLIkEER, I. c. p. 231, 

3) Vier MaArpieursche Gefässe finden sich durchgehends bei den Penta- 
meren, wogegen den Heteromeren, Tetrameren und Trimeren stets 


8 "sechs zukommen. Bei den ersteren, den Pentameren, sind die Marpıearschen 


 Gefässe ‚gewöhnlich stärker und dann ansehnlich kürzer, als bei den letzteren, 
j Zeitschr. meh ‚Zoologie. XXX. Bd. iR 4A 


638 x . ee nn E Seiner, . a. ; 8 


stens ein, den Tr actus intestinalis hr oder weniger dicht umspinnen- a 
des Netz ner. durch speeifisches Colorit leicht in die Augen fallender 
Röhrchen, die sowohl in Bezug auf Insertion unter sich, sowie zu be- 
.nachbarten Organen, namentlich aber hinsichtlich ihrer Enden manches 
Merkwürdige bieten. Die Präparation ist meistens eine schwierige und 
sehr mühsame, ein Umstand, der es einigermassen entschuldigt, wenn, 
wie es wirklich der Fall ist, hierüber in unserer Literatur so liche 
 Unrichtige zu finden ist. So haben ältere Forscher, wie z. B. Guvier !), 


sämmtlichen, oder doch vielen Goleopteren nur zwei Marrisarsche Ge- 


fässe zugeschrieben , wieder Andere legien denselben eine doppelte 
(ventrieuläre und rectale) Insertion bei und glaubten dann berechtigt 
zu sein, die obere Hälfte als gallbereitende, die untere und hintere 
dagegen als harnabsondernde aufzufassen. Indessen wissen wir jetzt 
‚des Bestimmtesten, dass eine wahre rectale Insertion nirgends vor- 
kommt. Von Tenebrio molitor habe ich das richtige Verhalten auf 
Fig. 23 abgebildet. Durch Lösung des Enddarms an der Eintrittsstelle 
des gem. Truncus der Marpıgarschen Gefässe, und durch Abpräpariren 
der obersten Darmhülle gelang es hier feicht die Beziehungen zu den 
Darmhäuten, den weitern Verlauf und ihre Endigungsweise zu con- 
. statiren. . 

Die verhältnissmässig spärlichen Angaben über die Histologie die- 
ser Gebilde datiren sämmtlich aus neuerer Zeit und rühren, von 


Leypig 2) abgesehen, namentlich von KöLter®) und Sıropor?) her. Die 


letzteren erkannten namentlich zuerst das häufige Vorkommen elastischer 
‘Fasern in der Peritonäalhülle. Sıronor ist aber entschieden zu weit 
. gegangen, wenn er ein Faserreticulum allen Goleopteren zuschreibt?). 
"Wenigstens ist es mir trotz sorgfältigster Nachiorschung keineswegs 


und endigen frei, oder gehen je zu zwei schlingenbildend ineinander über. Wo “ 
man sechs Gefässe trifft, kommt es oft vor, dass selbige mit ihren Enden zu einem 
oder zwei scheinbar gemeinschaftlichen Stielen sich vereinigen und in das Rectum 
zu münden scheinen, was jedoch nie der Fall ist, denn nach dem gemeinschaft- 
lichen Durchtritt durch die oberste Darmhülle gehen die Gefässe wieder aus- 
einander, und verkriechen sich blindendigend zwischen dieser Hülle. Von be- 
'  sonderer Eigenthümlichkeit ist dies nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn 
a LeuckArr bei Melo&, die ich leider nicht Gelegenheit hatte zu untersuchen. 
Ausser den schon oft eitirten Abhandlungen von RAMDOHR und SUCKOW, vergl. 
Bars und LruckArr, Anatomie der Wirbellosen. p. 104, ferner L&on Durour, sur les 
 Carabiques etc. in Ann. d. sc. nat. Idem, Memoires sur les vaisseaux hepatiques 
etc. 1. €. — STRAUS-DURKHEIM, Considerations etc. SIRODOT, 1. c. | 


4) Guvier, Ueber die Ernährung der Insecten. 1. c. p- 12h. 3 
2) Luynic, Histologie. 3) KÖLLIKER, I. c. 4) Smonor, 1. c. EN 
5) Sıropor, l. c. 70 Histologie. 


- Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefässe der Insecten. 631 


f überall gelungen, ein muskulöses Reticulum aufzufinden (Haltica, 
 Chrysomela, Tenebrio, Dromius u. a. m.). 

| Versuchen wir nun in kurzen Worten die wesentlichsten Vor- 
] kommnisse und Eigenthümlichkeiten zu schildern, so dürften sich diese 
' etwa folgendermassen zusammenfassen lassen: Was zunächst die In- 
sertion betrifft, so erfolgt diese bei den 4 oder 6 Harngefässen ') fast 
| ausnahmslos am sog. Pylorus. Sie ist bald eirculär, wie z. B. bei den 
| Heteromeren, sehr oft aber auch verschieden hoch, z. B. bei den La- 
 mellicorniern, ferner bei Timarcha, Rhagonycha u. e.a. Ein dritter Fall 
kommt bei einigen Chrysomeliden vor. Lton Durour bereits wies nach, 
| dass bei Donacia zwei Paar schlingenbildender »Gallgefässe« in eine, seit- 
| lich am Magen befindliche »Gallenblase« münden, während zwei andere 
| Canäle isolirt in den untern Theil des Magens sich einsenken. Ein sehr 
| ähnliches Verhalten konnte ich bei Haltica (nemorum) nachweisen 

| Hier münden ebenfalls vier — in diesem Falle blindendigende — Harn- 
| röhren in eine birnförmige Blase. Die Blase (Fig. 28), der wir natür- 
| lich nicht die Bedeutung einer Gallen-, sondern nur einer Harnblase zu 
| vindieiren das Recht haben, besitzt einen 1,0 Mm. grossen Querschnitt, 

‚und mündet ihrerseits mit einem fast 15m langen Stiel (Urethra) in 
das obere Ende des Mastdarms. Dabei besitzt dieselbe einen sehr 
| muskulösen Bau, wesentlich dieselben Elemente zeigend, wie wir sie 
| am Petiolus der Gryllodeen fanden. Kurz oberhalb dieser Einmündung 
| münden noch zwei weitere Harngefässe isolirt in den Pylorus. 

| “Ueber den Verlauf und Endigung haben wir schon im Vor- 
} hergehenden gesprochen, doch will ich weiter noch hervorheben, dass 
‘die Harncanälchen da, wo sie schlingenförmig ineinander übergehen, 
oder, wo nur vier vorhanden sind, gewöhnlich relativ dicker, aber be- 
trächtlich kürzer sind, als bei den Coleopteren mit sechs blindendigen- 
den Gefässen. Jedoch gilt auch hier: nulla regula sine exceptione, denn 
jes besitzen z. B. die Lämellicornier fast durchweg Gefässe, die füg- 

lich zu den längsten Be werden, und trotzdem nur in Vierzahl vor- 
handen ie 

® Ferner möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass die 
| »schlingenförmig ineinander übergehenden Gefässe« (»vaisseaux & anses« 
\französischer Autoren) durchaus nicht in der Verbreitung zu finden 

sind, wie bisher angenommen wurde. Abgesehen von älteren Forschern, 
|wie z. B. Ramnour, nach welchen der grösste Theil der Coleopieren 
solche Gefässe besitzt, wird auch noch in der neueren Literatur vielen. 


ne 4) Lion Durour (Ann. d. sc. nat. T. XIV. p. 249. Pl. 12) theilt uns mit, dass 
4 Anobinna striatum ach t Maupicar sche Gefässe besitze. | 


Kae 


Ex Schindler, 


Gattungen — ee aus den Gr uppen der Pentameren — ein Et 4 
Verhalten zugeschrieben, bei denen ich wenigstens an einzelnen Vertre- = 
tern derselben das Gegentheilige (d. bh. freiendigende Gefässe) zu con- 
statiren in der Lage war. In dieser Beziehung will. ich namentlich 
hervorheben, dass Carabus granulosus!) entschieden vier freiendigende 
Marrpıentsche Gefässe hat. Die Enden, sonst meistens in einem rectalen 
"'Gefässknäuel liegend, traf ich bei einem © zwischen die Eischläuche 
gebeitet. Ausserdem beobachtete ich beispielsweise noch bei Hybius, 
Agabus, Dromius und Haltica blindendigende Harncanälchen. 

Wenn man die Harngefässe einzeln betrachtet, so zeigen sich nicht 
selten bei ein und demselben Individuum gewisser Species erwähnens- 
werthe Differenzen, die aber sammt und sonders nur in Dimensions- 
verschiedenheiten ihren Ausdruck finden. So kann das eine oder andere 
von den zwei oder drei Paaren Marricns’scher Gefässe kürzer sein, als 
‚die übrigen, ohne dabei in der Dicke zu variiren (Timarcha, Oryctes 
den meisten Longicorpiern?) u. e. a.). Oder es kann auch das eine 
Paar ansehnlich dicker sein, wie das z. B, bei manchen Wasserkäfern 
leicht ersichtlich ist. — Aber damit sind die Verschiedenheiten noch 
‚keineswegs erschöpft. Leynıe (op. eit.) findet übereinstimmend mit 
Sraaus-Durkueım bei Melolontha vulgaris zweierlei Gefässe, die einen 
| sefiedert und von gelblichem Colorit, die andern einfach und von Farbe 
weiss. 

Heute wissen wir nun aber — seit KÖLLIKER ?), der das richtige Ver- 
halten zuerst aufdeckte, — dass man es hier nicht mit dimorphen Gefässen 
- zu thun hat, sondern, dass ein und dasselbe Gefäss die bervorgehobenen 

Differenzen zeigt und zwar so, dass der vordere Theil — also der der ° 
Insertion zunächstliegende — gefiedert, der hintere dagegen unveräsielt ° 
‚erscheint. (Auf Fig. 22 habe ich den Uebergang dieser vermeintlichen 


1) Ich hebe dies deshalb besonders hervor, weil nicht nur fast sämmtliche 
zoologische Lehrbücher Carabus mit vier MaLpicarschen Gefässen, deren je zwei 
- schlingenbildend ineinander übergehen, ausstatten, sondern, weil auch die her- 
vorragendsten Entomotomen an der vermeintlichen Thaisache festhalten. Nac 
Sıropor (op. cit. Pi. 15, Fig. 4) gehen bei C. sogar sämmtliche Harngefässe mit der 
Spitze ineinander über. Auch dies Verhalten kann en durch eigne Beobachtung 
- nicht bestätigen. DB 
| 3) Bei Prionus coriarius sind die Marrısur’schen Gefässe so ziemlich gleich- 

lang. Sie heften sich zwar auch je zu drei am Rectum an, aber dieses Zusammen 
treten geschieht ersi direct vor dem Durchbrechen der äussersten Darmhülle, 
vergl. hierüber: Gone. KrıLer, Notizen über die Lebensweise und Anatomie der 
 Bockkäfer in dem Bericht über die a der St. Gallischen DALUEW- Ges. } 
418671868. p. 161. Fig. A. A 

3) KÖLLIKER, I. c. p. 126. 


A gewisser eeiissäbschnitte auch an Be Harncanälchen von ea 
R Andeutungsweise unter der Form von mehr oder weniger regelmässigen 
Protuberanzen oder knorrigen Ausbuchtungen lässt sich dieses Verhal- 
ten sogar bei den Coleopteren in ziemlicher Ausdehnung nach‘ weis 
# Ich möchte hier namentlich Tenebrio molitor namhaft machen, bei 
an der oberen Partie der dunkelkastanienbraunen rasen solche 
"Ausbuchtungen in kräftiger Entwicklung vorhanden sind. 
Von Farbe sind die Marrıicm’schen Gefässe gewöhnlich weisslich 
oder gelblich; röthlichbraun findet man selbige bei Geotrypes, bei 
Dysticiden, Hydrophyliden und einigen Heteromeren. Bei mehreren, im 
Winter gefangenen Chrysomelen traf ich sie sogar schwach grünlich 
gefärbt. 

Ein streng durchgeführter histologischer Character , insbesondere 
des Drüsenepithels, ist schwierig aufzufinden. Die Zöllen des letztern 

\ sind, so könnte man im Allgemeinen sagen, relativ klein, polyedrisch 
und es mit einem runden oder Jlänglichrunden (nie bien oder gar 
verästelten) mittelgrossen Kern versehen. 

Die einzelnen Gefässe besitzen in den wenigsten Fällen an den 
verschiedenen Stellen gleichen Querschnitt. Meistens ist die Basis oder 
die Mitte am umfangreichsten. Auf die Detailbefunde kann ich hier 

nicht eingehen, dagegen will ich in Durchschnitiszahlen noch einige 
"  Maasse angeben. Die Gefässbreite schwankt zwischen 0,02 und 0,2 Mm. 
Bei Chrysomela, Silphia, Haltica und Dromius fand ich sie nicht über 
0,05 Mm.; zwischen 0,05 und 0,1 Mm. schwankt dieselbe z. B. bei 
 Cassida und Tenebrio, wogegen Carabus, Agelastica, Harpalus, Melo- 
 lontha und iirelrogns Röhrchen von 0,1 Mm. und er über haben. 

Die Peritonäalhülle zeigt meistens eine kräftige Entwicklung und | 
kann, wie bei Tenebrio sogar eine Mächtigkeit von 0,007 Mm. erreichen. 
leihen Schwankungen unterliegen ferner ie Excretionszellen. 
x _ Während diese z. B. bei der Larve von Agelastica alni 0,09, bei 
einigen Carabiden 0,5—0,6 Mm. messen, sind sie bei Haltica u. e. a. 
nur ca. 0,01 Mm. gross. Aber auch in ein und demselben Gefäss sind 
ee Zellen nicht immer von gleicher Grösse; so schwanken sie z. B. 
bei Harpalus rfe. zwischen 0,06 und 0,025 An und ähnliches Ver- 
halten trifft man noch bei vielen alaaın Eokopkeren: Die Zellkerne 
anlangend, so findet man in den grossen Zellen von Agelastica solche, 


ls 
Rn ns die ne .. Grosse, von ” 04 Mm. erreichen, a 


85 


= =E 


E. Schindler, | 


> 


heilen geht nun meistens auch ein Harbengniersäkten, der sich oft sehon ; E 
‚dem unbewaffneten Auge kund giebt und darauf beruht, dass in Be 
: wissen Gefässpartien die Excretion reichlicher von statten Seht! auch wohl 
die eine oder andre der Harnsubstanzen von gewissen Zellen mit ge- 
wisser Vorliebe ausgeschieden wird. Es war namenülich Leypie, der 
‚auf diese Verschiedenheiten aufmerksam machte und sie für seine, 
den fraglichen Gefässen vindicirte Harn-Gallen-Function zu benutzen 
- suchte. 
a Da wir nun aber schon bei den Orihopteren zu zeigen in der Lage 
waren, dass diese Verschiedenheiten grossem Wechsel unterworfen sind, 
sich auch meistens die nämlichen Harnsedimente aus den sog. weissen 
und gelben Gefässen demonstriren lassen, und Köruıee !) sogar nach- 
‚wies (bei Melolontha), dass ein derartiger Wechsel direct dureh’s Experi- 
ment hervorzurufen sei, so will ich nicht abermals auf diese Hypothese 
eingehen. 

Die Harnsedimente bestehen grossentheils aus harnsaurem Natron, 
welches in Form sehr feiner Körnchen die Drüsenzellen oft prall anfüllt. 
‘ Auch das harnsaure Ammoniak hat eine ausgedehnte Verbreitung. In 
ausserordentlich schöner Ausbildung fand ich dasselbe unter der Form 
von braungefärbten, concentrisch gestreiften Kugeln mit 0,04 Mm. 
Durchmesser zu Gruppen vereint in den Harnzellen der Nele alni. 
Sıronor (l. c.) macht uns u. a. mit dem Vorkommen von Hippursäure 
bei Dytiscus bekannt. Körner berichtet über das verbreitete Vorhan- 
densein des Leuein’s, und Prarsau (l. c.) hebt das Vorkommen von 
CGaleiumphosphat in den Harngefässen von Dyliscus und Garabus (?) 
hervor. Ebenso wurde auch oxalsaurer Kalk bei verschiedenen Cole- 
opteren durch mehrere Forscher nachgewiesen. Mir selbst ist es ge- 
lungen, ihn in schönen quadratischen Pyramiden in den Marrıcaur'schen 
 Gefässen von Rhagonycha fulva (Fig. 21) aufzufinden. i 
Fast vollkommen analoge Harnconcretionen, wie wir sie bei Gryllo-. 
'talpa in den sag. weissen Gefässen fanden, traf ich auch, wie schon 
früher bemerkt, bei Gryptocephalus sericeus. Diese voluminösen Ge- 
bilde (Fig. 20), von Farbe braun, mit einem lichten Ton in’s Grünliche, 
liegen theils in, theils ausser den Harndrüsenzellen im Centralcanal. 
Offenbar bestelien sie aus einer, wie bei der Werre, gegen Reagentien 
sehr resistenten, histogenen Grundsubstanz, denn weder durch ver- 
dünnte Schwefelsäure, noch durch officinelle Salpetersäure oder con- 
centrirten Eisessig konnte eine besonders auffallende Veränderung er- 
zeugt werden ; ebenso harrten sie in Kali aus. E 


DE ee 


Br 


> z i 3 . 
De ER a Shen ne T m as En meh rn 


4) KÖLLIKER, 1. c..p. 126, 


ao wir die DE leeneere en verlassen, muss ich noch in Kürze eines 


| höchst interessanten Vorkommens Erwähnung thun. Es betrifft Dromius 
_(agilis?), bei dem sich zwei wesentlich verschiedene am n des 
 Epithels erkennen lassen (Fig. 19), die nicht auf gewisse Abschnitte 


vertheilt, sondern ebeandtleasnd gefunden werden. Von der 
einen — und zwar prädominirenden — Zellform lassen sich ohne wei- 
tere Behandlung mit KOH oder A nur die ziemlich gedrängt liegenden 

bis 0,007 Mm. grossen Zellkerne wahrnehmen. Alles Uebrige ist durch 
dunkelgefärbte (C,H, N,0;) Körnchenmassen — die Murexidreaction 
gelingt ziemlich leicht — verdunkelt. Mitten nun in dieser körnigen 
Masse liegen zerstreut pellucide, kleinere Zellen mit nur ca. 0,003 Mm. 
grossen Nucleolis. Im eigentlichen Plasma dieser Zellen (Fig. 59 8) feh- 
len die Harnkügelchen gänzlich, und auch die sonst vorhandenen 


Granulationen sind wesentlich auf den Zellkern beschränkt. Da nun 
dieses Verhalten nicht nur jugendliche Zellen (Fig. 192), sondern auch 


die grössten, folglich ältesten betrifft, scheint consequenterweise daraus 
zu folgen, dass die pelluciden Zellen mit der Ausscheidung fester Harn- 
substanzen nichts zu thun haben. — Die Frage freilich, was für eine 
physiologische Bedeutung denselben nun zukomme, muss ich einst- 
weilen noch als offen bezeichnen, doch darf ich wohl hypothetisch die 
Ansicht aussprechen, dass die Harnepithelien unseres Dromius insofern 


eine Arbeitstheilung eingegangen seien, dass der letztern Zellform aus- 


schliesslich die Function der Flüssigkeitsausscheidung (die Ausscheidung 
des Wassers) anheimgefallen sei. Hoffentlich werden nachträgliche 
Untersuchungen, die ich über diese interessante Frage anzustellen ge- 


‚denke, eine positivere Beurtheilung zulassen. 


D. Hymenoptera. 


In diesem Ordo herrscht, bezüglich der Harnorgane, in Zahl und. 


Insertion, sowie dem allgemeinen Habitus der Gefässe eine auffallende 


Uebereinstimmung. Durchweg sind zahlreiche Einzelcanälchen in mehr 


_ oder weniger eirculärer Anordnung um den Pylorus vorhanden. Die 


einzelnen Gefässe characterisiren sich als zarte, meist durchsichtige 


- Röhren — mit Ausnahme der dickeren Larvengefässe dürfte ihr Diameier 


wohl in keinem Falle 0,1 Mm. betragen, selbst nicht bei den grössten 
- Repräsentanten: Crabro, Sirex, Bombus — mit meist kurzem, wenig 


 geschlängeltem Verlauf und mit stets freiem und blindem Apicalende. 


Im Speciellen finden sich natürlich auch hier gewisse Unterschiede, 


' von denen wir in eoen kurz die wesentlichsten hervorheben 
wollen. 


Genera vorhanden sind, schwankt nicht nur zwischen 20 und 50, wie 


an Sehnde, . 


- Wenn ich vorhin das Zahlenverbältniss, in an die ie schen 
Gefässk den Hymenopteren zukommen, kurzweg mit dem Numerale Re 
»zahlreich« bestimmte, so ist dieser Begriff allerdings ein sehr vager, 
denn die Menge, in welcher fragliche Canälchen bei den verschiedenen 4 


v. SIEBOLD!) mittheilt, sondern zwischen 42 und eirca anderthalbhun- 
dert, wie man sich, wenn man etwa eine Ämeise und eine Biene auf 
die N der Har nöanalchen untersucht, leicht überzeugen kann. 
Die Formiciden stehen in Bezug auf die Anzahl der Harngefässe 
am niedersten. Myrmica besitzt 12, Formica pubescens?) dagegen 
25—-30. Bei Formica rufa fand ich sowohl in der Puppe als im Imago 
‘constant 46 Marricn’sche Gefässe (Fig. 39). Aehnlich wie diese Fa- 
: milie verhalten sich die Schlupfwespen una Verwandte. Nach L. Durour 
besitzt Microgaster 15, Chelonus etwas über 20 Gefässe. Bei Ophion 
merdarius fand ich gegen 40, und bei manchen andern Ichneumoniden 
noch mehr. Auch bei den den ist die Anzahl relativ gering. Sie, 
besitzen höchstens 20—25 Marrisnrsche Gefässe. | 
Bei den Chrysiden steigt die Zahl schon gegen 100, und bei den ° 
Grabroniden, Vespiden und Apiden geht die Progression noch weiter, 4 
bis schliesslich — wie wir für Apis schon angedeutet haben — über 
450 herauskommen. 
Hinsichtlich der Insertion dieser Organe führt L. Durour an, dass 
‚sie in einer Cirkellinie um das untere Ende des Ghylusmagens stati- 
habe. Nur die Uroceraten (Siricidae) sollen hiervon eine Ausnahme 
machen, indem sich die Gefässe hier an der ganzen Peripherie des un- 
‚teren Magentheils einsenkten. Ich meinerseits kann dieser Angabe nicht 
ganz beistimmen, indem ich das letztere Verhalten — also tiefer und 
höher stehende Insertionen — ziemlich verbreitet vorgefunden habe. 
So fand ich z. B. ausser bei Sirex — wo das in Frage stehende aller- 
dings in eclatantester Weise zu beobachten ist — entsprechende Ver- 
 hältnisse bei Ophion und bei Formica. \ 
| ‚Ueber die Enden der einzelnen Drüsenschläuche ist wenig zu sagen. 
Sie sind bald zugespitzt, bald abgerundet, hin und wieder kolbig er- 
weitert; bald sind sie gerade, bald auch etwas nach rückwärts gebogen. 
Ein höchst interessantes Vorkommen hatte ich Gelegenheit, bei Ophion 
merdarius zu constaliren. Unter der Präparirloupe schien es mir näm- 
lich, als endige jedes Gefäss in einem Bindegewebssäckchen. Stärkere “ 
"Vergrösserung zeigte jedoch deutlichst, dass dem nicht so sei, denn das 


4)v. Sıneor», vergl. Andonie der leer p. 628. 
2) Vergl. L. Durour, Recherches sur les ‚Orthopt. les ds etc, p. is 


Beiträge zur Kenntniss der Malpichi’schen Gefüsse der Insecten. 637 


vermeintliche Bindegewebsknöpfchen ergab sich als der zu einem 


EN Schlingenknäuel umgebogene Endabschnitt des Gefässes selbst (Fig 2:26): 


' Das Nämliche fand ich auch bei einigen andern Exemplaren J id ® 
‚Geschlechts, bei den meisten aber der nachträglich untersuchten Indi- 
viduen war nicht ein einziges Gefäss mit solchem Endabschnitt zu fin- 
den. Es zeigte nur die äusserste a eine schwache Neigung 
nach abwärts.  . 

. Die Dicke der Gefässe steht auch hier im umgekehrten Verhältwiss 
zur Anzahl und Länge. Da nun aber bei den Hymenopteren auffallen- 
derweise gerade da die Anzahl die grösste ist, wo man gewöhnlich die 
längsten Gefässe trifft, — ich erinnere namentlich an die Wespen und 

Bienen, — so liegt auf der Hand, dass sie zugleich ausserordentlich dünn 
sein müssen. Und in der That, sie sind es auch. 

Das eben Gesagte noch besser zu beleuchten, möge Folgendes die- 
nen. Sirex juvencus, einem durch ungemein kurze Harnröhren ausge- 
zeichneten Genus angehörig, besitzt 40 durchschnittlich 4,0 Mm. lange 
Harncanälchen von 0,07 Mm. Durchmesser. Formica rufa, ein wenig- 
'stens um das H0fache kleineres Insect, besitzt 16 Harncanälchen von 
5,0 Mm. Totallänge und einem Guercchaift gleich 0,025 Mm. Diese 
beiden Zahlangaben gestatten, obwohl sie auf den ersten Blick sehr 
abw eichend erscheinen, den Rückschluss, dass die ungefähr ein dutzend 
Mal kleinere, resp. leichtere Formica für gleiche Masseniheile doch eben- 
soviel Bescheidende Fläche hat, als unser Sirex. 

Die Marricnr'schen Gefässe der Hymenopteren sind, wenn sie nicht 
farblos genannt werden müssen, weisslich, oder meistens gelblich ge- 
färbt !). Es rührt dies von den entsprechend gefärbten Harnsäurekügel- 
chen her, die ja bekanntermassen ungemein gern die Harnfarbsioffe ab- 
sorbiren. Der Harn wird stets in flüssiger oder feinkörniger Form aus- 
geschieden. Grössere Concretionen konnte ich nie auffinden, wohl aber 
lassen sich solche durch Umkrystallisiren der Köruchen, z.B. N ch Essig- 
säure, leicht darstellen. Unter den specifischen Harnsubstanzen wurde 
meines Wissens bis jetzt nur Harnsäure nachgewiesen (für Polistes Gallica 
von Auvouin, für Bombus von Davy) und kann ich hinzufügen, dass 
u fragliche. Substanz auch von den Nieren mancher Blattwespen (Sirex, 
% Lophyrus) in ziemlicher Menge abgeschieden wird. 
| Bevor wir der histologischen Eigenthümlichkeiten gedenken, muss 
noch Einiges über die Larvengefässe hervorgehoben werden. Es ist bis 


4) Branpr u, Rarzerung (Medicin. Zoolog. Bd. II. p. 202) finden, De die @ von 
 Apis mellifica intensiv gelbe Harncanälchen haben, während die der b und d kaum 
“ gelblich aussehen. Ob diesem Befunde eine allgemeinere Bedeutung zuzuschreiben 


I ist, scheint mir zweifelhait, 


grössere Zellen besitzen als die beiden darauffolgenden Stadien. 


jeizt schon von einer ziemlichen Anzahl Hymenopteren (Cimbex, Ichneu- 
. monidae, Crabronidae, Vespidae und Apidae) direet nachgewiesen, dass 
die a nur wenige, gewöhnlich vier Harngefässe besitzen 1) und 
man hat allen Grund uranelmen. dass es sich wohl bei den meisten 
übrigen Hymenopterenlarven ebenso verhalte, wenigstens’bei denen, die 
diese Periode in fast bewegungsiosem Zustande zubringen. Letzteres 

_ betone ich namentlich deshalb, weil ich bei den bedeutend mobileren 
und noch ganz kleinen Larven von Lophyrus pini und Tenihredo rosae 
stets schon eine dem Imago entsprechende Zahl Marrıcur'scher Gefässe 
vorfand. | 
Eine Erklärung dieses höchst interessanten Umstandes, der auch 

wir uns anschliessen, wurde durch Leverarr?) schon vor vielen Jahren 
‚gegeben. Sie lautet: 
»Die absondernde Fläche der Harngefässe wird beständig hier wie 
überall dem jedesmaligen Bedürfniss der Secretion entsprechen. Daher 
kommt es, dass dieselbe z. B. bei den fast regungslosen Larven weit 
geringer ist, als bei den ausgebildeten Bienen. Die ersteren besitzen 
nur wenige und kurze Marrıieni'sche Gefässe «. | 
Die Larvengefässe zeichnen sich von denen der Imagines auch durch 

viel bedeutendere Dicke aus. Diesen Unterschied fand ich bei Vespa 
germanica am auffallendsten. Es ergab sich nämlich bei der Puppe und 
dem Imago ein durchschnittlicher Durchmesser von nur 0,045 Mm., 
während bei der Larve die Maipieurschen Gefässe einen 0,125 Mm. 
grossen, also fast um das 3fache grösseren, Querschnitt haben. Sowohl 
bei Larve als Imago bilden durchschnittlich sechs Harnzellen einen Ge- 
fässumfang, woraus abermals folgt, dass die Larven um das 3fache 


Die Vasa Mälpighii der Hymenopteren besitzen — von den Larven 
abgesehen — ein, aus relativ kleinen, meistens schön polygonalen Zellen 
gehildetes Epithelium. In der Regel liegen im Querschnitt eines Gefässes 
vier Excretionszellen, selten nur zwei (einige Formiciden), elwas häufiger 
sechs (Vespiden, Crabroniden und Apiden). Die Harncanälchen der 
Puppen repräsentiren wesentlich denselben histologischen Bau wie die, 


4) Schon SWAMMERDAM War dieses Factum von der Honigbiene bekannt {Bibl. 
d. Nat. Taf. XXIV, Fig. 6). Suckow u. Rampour wiesen es für Vespa nach und 
| ‚letzterer fand auch bei der Cimbexlarve nur wenige »Gallgefässe«, zwei gemein- 
schaftlichen Stämmchen entspringend. Ebenfalls nur vier Larvengefässe fand L&on 
Durous bei Crabus und Cerceris. — GausE (l. ©.) constatirte es für die Ichneumoni- 
den-Larven und machte bei der Hornisse darauf aufmerksam, dass je zwei MaAL- 
pısur'sche Gefässe an der Basis vereint seien, was auch BürscaLı in sehr frühen 
Stadien bei der Biene fand. 

2) Vergl. BERGMANN u. LEUCKART, Anat. und Phys. p. 212. 


a7 


P 
IX 


I 


AN 2 


;  atäge zur a = Malpighi schen Geffsse der Esesien, 539 


Fi Ü 
\ Eiien. En Abreichetidls Verhalten Hand ich dagegen bei Formica 


'rufa. Hier beobachtete ich bei einer noch vollkommen weissen Puppe 
zum Theil ausnehmend grosse rundliche Zellen, die in einer homogen 
erscheinenden, jedoch kernhaltigen Masse anepheiiat waren (Fig. 30), 
während bei ikeren Puppen und ausgebildeten Thieren die Excretions- 

len annähernd gleich gross und polyedrisch sind. Offenbar vermittelt 
das erstere Verhalten den Uebergang der primitiven Larvengefässe in 
den definitiven des fertigen Insectes. 

Zellvermehrung durch Theilung kommt häufig zur Bevbächtung: 


_ sie beginnt auch hier wie gewöhnlich mit einer Kerniheilung. ee 


‚geht aus einer, denKern gewöhnlich in der Mitte ringförmig umschliessen- 
den, immer tiefer werdenden Einschnürung hervor.- Auffallender Weise 


_ verhält sich die Kerntheilung bei Lophyrus pini insofern abweichend, 


als sie hier nicht das Resultat einer ringförmigen Abschnürung ist, son- 
dern die Folge einer von unten nach oben vorwärtsschreitenden Spal- 
tung (vergl. Fig. 25). — 


E. Rhynchota. 


In dieser, hinsichtlich ihrer Organisation so vielfach interessanten 
Ordnung, zeigen auch die Harnorgane viele Modificationen. — So viel 
wir bis jetzt wissen, fehlen sie — was auch meine Nachforschungen be- 
stätigen — , wenigstens in gewöhnlicher Form den Aphiden und Cher- 
mes. Das Nämliche glaubte man auch lange Zeit von den Coceiden, in- 
dess hat Levois !) schon vor mehr als 20 Jahren den Nachweis geliefert, 
‚dass Goccus (Lecanium) hesperidum zwei Marrıicni'sche Gefässe besitze, 


die sich getrennt, weit hinten in den Darm öffnen. Namentlichaber wissen 
_ wir durch die darauf bezüglichen Untersuchungen von E. L. Marx), 


dass den eigentlichen Coceiden die fraglichen Organe allgemein zu- 
kommen. Bei Coccus, Lecanium und Aspidiotus sind die beiden Mau- 
‚rıgar schen Gefässe blindendigend und frei, wogegen sie bei Dorthesia 
schlingenförmig i in einander übergehen. Die Einmündung in den Darm 


geschieht meist mit gemeinsamem Stiele und ziemlich weit nach vorn. 


Alle übrigen Hemipteren besitzen vier Marrıcur'sche Gefässe, die 
entweder blind endigen, oder je zu zweien schlingenförmig in einander 
- übergehen. Die Insertion geschieht bei verschiedenen (lassen in ver- 


schiedener Höhe am Enddarme;, bei einigen mit Evidenz am Rectum. 
- Oft münden die einzelnen Gelässe getrennt und direct in den (Pylorus- 


u) LEYDIG, Zur Anat. v. Coccus hesperidum. Diese Zeitschrift. Bd.V. 1854. p. 3. 
2) E. L. Makx, Beiträge zur Anatomie und Histologie der Pflanzenläuse insbes. 


18 dor Coceiden. Inaug.-Dissert. 1876. p. 52 uf. 


GR 


i Gerris 


. Sender, ns n 


theil) 3 rmgsirachus bei Psylia ec, bisweilen zu wein 
“auf gemeinschaftlichem Pedunculus. ‚Sehr häufig aber wird die Ein- 


| mündung der Harncanälchen — in diesem Falle vorzüglich in das Rec- 
. tum — durch zwei, selten nur eine blasige ee. durch eine 
nn Harnblase orimaltelt (Fig. 31). | i 

"Bei den Cicaden verlaufen -die Mauricar’ schen Getisse, hevor sie 
"sich in den Pylorus öffnen, eine Strecke weit versteckt unter den Häu- 
‘ten des Vormagens. 

Auf die Einzelheiten will ich hier nicht näher eingehen, um so 
weni iger, als besonders von L&on Durour !) schon die ausgedehntesten 
Untersuchungen vorliegen. Dagegen möchte ich in folgender Tabelle die 
‚hervorgehobenen Verschiedenheiten mit Beispielen belegen: 


I Vor | |Je zwei Ge- 
fässe gehen Dieam. 


| 


Insertion | Insertion ! Jedes Ge- | fässe mün- 
Name des || schlingen- Mit Harn- |.. E ; 
ee | nahe oder i fäss mündet| den mit ge- 
Genus. bildend in | blase. RR) NE 
& freie Enden. le am Reetum, für sich. | meinsamen 
| einander i 


‚über. 


. j Cicada 


» 1 Cixius 


1 Lygaeus 


A) L&on. DUFoUR, Kecherches sur les Hemipteres. 
idem. Memoires sur les vaisseaux hepatiques 1. c. 
'idem. Ann. des sc. nat. T. Xil. Vergl. ferner: 


de zwei Ge- 


Stiele ein, 


nr Beiträge ı zur Kenniniss der Malpighi'schei Gelässe der Insecten. 641 


Die meisten en besitzen Hoarseanälchen, die den von Mir- 


 PIGBE eingeführten Namen »vasa varicosa« mit vollen Rechte tragen. 


_ Die Excretionszellen sind fast durchgängig sehr gros Ss ist dies 
für die Mehrzahl characteristisch — nach aussen scharf ok bauchig 
bis fast kuglig vorspringend. Diese Zellen, gewöhnlich alternirend ge- 
stellt, geben bei schwacher Vergrösserung dem Gefässe ein gedrehtes 
Moscheen, wonach es sich denn auch erklärt, dass sie ältere Forscher 
durchgehends als »schnurförmige Gefässe« bezeichneten. Unter den 
Genera, bei welchen dies Vorkommen besonders auffallend ist, hebe ich 
Tettigonia (Fig. 27), Notonecta und Pentatoma hervor. Bei Nepa und 
Lygaeus z. B. verhält sich die Sache etwas anders, indem hier die Ge- 
fässe nicht schnurförmig ‚ sondern glatt erscheinen, was seinen Grund 
darin hat, dass die Epithelien nicht nur kleiner und flacher sind, son- 
dern auch eine mehr lineare Anordnung haben. 

Bei Coceus (Lecanium) hesperidum wird nach Leyoie !) der Gefäss- 
umfang von einer einzigen Zelle gebildet, bei einigen Cicaden, bei Noto- 
 necta und den meisten Macropeliiden sah ich zwei, bei Nepa drei und 
bei Lygaeus sogar vier Harnzellen daran ih fu non. Demgemäss ist 
auch die Grösse der Zellen verschieden. Beispielsweise messen sie bei 
Lygaeus apterus 0,04 Mm., bei Nepa 0,05 Mm. und bei Notonecta, Tetti- 
sonia und Pentatoma sogar von 0,07—0,1 Mm. 

- Schon bei den Orthopteren hatten wir Gelegenheit, Harnzellen mit 
mehreren Kernen zu beschreiben und sie als Fortpflanzungszellen zu 


deuten. Auch bei den Rhynchoten sind binucleäre Zellen vielfach zu 


finden. So sollen sie bei Lecanium hesperidum nach Mark stets vor- 
"kommen. Bei Pentaioma fand ich ebenfalls streckenweit das Harnepi- 
_ the! nur aus doppelkörnigen Zellen gebildet und auch bei Nepa cinerea 
- - kamen sie mir immer zur Beobachtung. Bei letzterer sah ich sie immer 
zerstreut unter einkernigen Zellen, die häufig zu zwei beisammen lagen 

"und offenbar nur das Theilungsproduct einer binucleären Zelle waren. 
| Einen Gentralcanal konnte ich in allen von mir untersuchten Harn- 
ke röhren mit Leichtigkeit nachweisen, so, dass mir die Ansicht von Mark, 
welche er l. c. p. 52 lassen oh » Die MaLpisHrschen 


ı  Gefässe sind übrigens keineswegs immer sackartig, denn häufig ist kein 
ir Lumen vorhanden, wie z. B. bei Lecanium und Kikokus: nicht ganz 


_ plausibel erscheint. Denn nicht nur, dass durch das Fehlen des Cen- 


Doyzre, Appareil digestif de la Cigale,. Ann.d. sc. nat. 2,Serie. T. XI. Pl.A 
_ SpınoLA, Essai sur les insectes hemipteres. 1840. 

Sırovor, Recherches sur les secretions chez les Insectes. 1. c. 
a hanonn, l. ©: Suckow, 1. c. 
4) Be, ee p. 465. ne 228 B. 


8, Schindler, 


tralcanals die exeretorische Thätigkeit aus leicht einzusehendem Grunde 
fast gänzlich, oder doch bedeutend unterdrückt werden müsste, es wür- 
den meines Wissens auch obgenannte beiden Coceidengenera mit dieser 
Bigenthümlichkeit einzig unter den Insecten dastehen. Ich betone noch- 
mals, dass ich einen Gentralcanal bei allen von mir untersuchten Harn- 1 
gefässen auffinden konnte. Freilich ist es nicht immer ganz leicht den- | 
selben zu erkennen. In der Regel sind es die reichlichen, alles ver- | 
dunkelnden körnigen Einlagerungen, die das Auffinden schwierig 
‚machen. ‚Unter Umständen kann der Nachweis sogar unmöglich werden, | 
dann nämlich, wenn die Gefässe zu stark macerirt sind, oder die Epi- 
thelzellen durch zu reichliche Flüssigkeitsaufnahme ihr Volumen bedeu- 
tend vergrössert haben, vielleicht gar geplatzt sind. Es ist durchaus 
nothwendig, dass man, um über das Vorhanden- oder Nichtvorhanden- 
sein des Centralcanals ein sicheres Urtheil abzugeben, ganz frische 
Gefässe nimmt und diese in indifferenter Flüssigkeit untersucht | 


A Ta u TE TB Te a Se 


in der Anzahl vier treten die Marrıem’schen Gefässe unter den In- 
secten in grosser Verbreitung auf. Vier Harncanälchen fanden wir 
durchgehends bei den pentameren Üoleopieren, ferner bei fast allen 
fihynchoten, und vier Vasa Malpighii sind es, die uns nun auch bei allen 
Dipteren entgegentreten. Exceptionell verhalten sich nur die beiden 
'Mückengattungen Culex und Psychoda !). In den ebengenannten Genera 
‚finden sich fünf Marrisnt'sche Gefässe, eine Zahl, die nicht nur höchst 
auffällig ist, weil man sie sonst in der ganzen Insectenwelt vergeblich 
sucht, sondern auch deshalb, weil sie im directen Widerspruch steht 
mit dem schon von Rampour?) aufgesiellten Satze: »Die Zahl der 
Marriscnischen Gefässe ist stets zwei oder ein Multiplum von zwei«, 
einem Satze, der sonst bis heute seine vollständige Richtigkeit beibehal- 
ten hat. Dass das fünfte Gefäss nicht etwa das Product der Coneres- ° 
cenz zweier Gefässe ist, scheint mir zur Genüge daraus hervorzugehen, a 
‚dass ich bei kleinen und kleinsten Larven, bei der Puppe und dem 
Imago von Culex pipiens und Culex annulatus, immer fünf, in ihren 
Längs- und Breitedimensionen einander vollständig gleiche Harngefässe 
vorfand (vergl. Fig. 32). Hinsichtlich des Verhaltens der Harngefässe 1 
unter sich, ireten uns bei den Dipteren wesentlich vier Modificationen, 4 
. ähnlich wie bei den Hemipteren a nämlich : 1 


| 

er 

F. Diptera. | 
N 


4) Vergl. Leon ek Memoires sur les vaisseaux hepatiques etc. 158 p. 186, 
2) Ba l. €. $ 62. 


2 


. Beiträge zur Kennfniss der Malpighiischen (efüsse der Insecten, 643 


N ‚Jedes. Gefäss mündet für sich . . 
a A Enden frei - Je zwei Gef. münden mit gemeins. Silel el 
Ni h Alle vier Gef. münden mit gemeins. Stiele) Eylorus, 
| 2. Die Enden je zweier Gefässe gehen schlingenförmig in einander 
„über. Ä 
Bi Am häufigsten dürfte wohl der Fall vorkommen, in welchem je 
zwei freiendigende Harncanälchen sich mit gemeinsamem langen Stiele 
in den Pylorus — nicht wie so häufig angegeben wird, in den Magen — 
ergiessen. So zeigt es Hippobosca, Musca, Sarcophaga, Anirax, Conops, 
Oestrus, Syrphus u. a. m. Nur bei den Stratiomyden münden sämmt- 
liche vier Gefässe mittelst eines gemeinsamen Ausführganges in den 
Darmtractus. Die Pulicarien und Pupiparen, die Tipularien und einige 
Fliegengenera (Asilus, Haematopota und Erisialis) lassen ihre Harnge- 
fässe einzeln in den Anfangstheil des Enddarms inseriren (vergl. Fig. 32 
und 33). ‚Repräsentanten der vierten Modification, woselbsi die Enden 
je zweier Gefässe schlingenförmig in einander übergehen, liefert uns 
Tipula und Ctenophora !). | 
Wo jedes Gefäss für sich einmündet, ist der Basaltheil immer 
dünner als irgend ein anderer Abschnitt. Sehr oft nimmt das Gefäss 
sogar gegen das Ende hin continuirlich an Querschnitt zu, wie bei Qu- 
lex (Fig. 32), wo es geradezu keulenförmig genannt werden kann. — 
Bei anderen, z. B. Haematopoda und Eristalis, besitzt die Mitte den 
grössten echpikt, Nicht selten zeigt der an und für sich vielleicht 
‘dünne Endabschnitt des Gefässes eine mehr oder weniger verdickie 
" keulenförmige Spitze, die bei Phora sogar eine grosse ovale Amı pulle 
bildet2), bei andern dagegen (ich erwähne Musca, Lucilia, Sargus) lange 
nicht diese Mächtigkeit erreicht. Rauponz 1. c. betont eine keulige An- 
schwellung, namentlich für Pulex irritans (vergl. auch die zugehörige 
Abbildung). Mir ist es bei allen Pulices, die ich hierauf untersuchte, nie 
IN gelungen etwas Entsprechendes zu constatiren. Im Gegentheil fand ich 
die Enden stets einfach abgerundet, so dass ich mich zu der Annahme 
berechtigt glaube, Ramponr, der HB hin fast ausschliesslich makro- 
| skopisch untersuchte, habe umgeschlagene Gefässenden — die häufig 
vorkommen — für Ansehselluuden gehalten. 
. Harnblasenartige Bildungen — wie sie bei den Hemipteren und 
| Lepidopteren so verbreitet sind — fehlen den Dipieren, es sei denn, 
dass man das erweiterte, abgeplaitete Basalende, wie ich es von Eri- 


x Y 


4) Vergl. H. neck Beitrg. zur Anat, und Hist. d. hemiceph. Dipieren- 
| N nalen. 4872. Inaug.-Dissert. Pl. II. 
2) Vergl. LEon Durour, Recherches sur les Dipteres. Pl. II. Fig. 434. 


. oe | m . 5. hindern, x 


in ld Auf Fig. 33 abgebildet haha, als ein erstes Stadium einer solchen 
ansehen wollte. | a 
Vielfach interessant gestaltet sich die Histologie der Harndeisen 
zellen bei den Dipteren. Wenn im Allgemeinen auch angegeben werden 
kann, dass fragliche Elemente in den rein cylindrischen Gefässen — wie 
es vorzüglich die isolirten sind — eine polygonale Gestaltung zeigen, 
während sie in den varicösen Gefässen, namentlich mancher Muscariden, 
blasig aufgetrieben und mehr oder weniger abgerundet erscheinen, so 
unterliegt dies im einzelnen Falle doch mannigfachen Abweichungen, 
von denen wir hier aber nur einige etwas näher betrachten können. 
Eristalis tenax besitzt ein dem allgemeinen Typus entsprechendes 

Drüsenepithelium. Die Gefässe sind, abgesehen von dem an verschie- 
denen Stellen verschiedenen Kaliber, rein cylindrisch und die Harn- 
zellen von ausgesprochener polygonaler Form. Wunderbarerweise weicht 
. die nächst verwandte Eristalis floreus bedeutend hiervon ab. Die Harn- 
gefässe zeigen eine mehr oder weniger knorrige Oberfläche, ja stellen- 
weise erlangen sie durch höckerförmige Vorsprünge ein sehr verworre- 
nes Aussehen (Fig. 35). Diese Partien sind meistens dunkler gefärbt 
und mit kleinen Zellen versehen, die durchschnittlich zu sechs im Quer- 
schnitt stehen, und in der Dickendimension eine ansehnliche Grösse 
zeigen. Der Zellkern, der, wie bei Eristalis tenax, als sehr klein zu 
bezeichnen ist (0,04 Mm.), liegt nicht centrisch, wie bei Eristalis tenax, 
sondern bildet fasi die äusserste Spitze der Zellvorsprünge (Fig. 35 n). 
‚Die Excretionszellen der anderen, helleren und nahezu ceylindrischen 
- Gefässpartien, sind grösser. Während bei gleichem Gefässdurchmesser 
in den dunkleren, varicösen Theilen sechs Zellen im Querschnitt stehen 
(Fig. 34), findet man bier gewöhnlich nur drei (Fig. 36). Diese Zellen 
bilden je nach aussen eine leichte, kurz pyramidenförmige Auftreibung, 
in deren abgestumpfter Spitze der kleine runde Nucleus liegt. Von be- 
sonderem Interesse ist noch der Umstand, dass von diesem Nucleus in 
enigegengesetzter Richtung und zwar ohne Ausnahme senkrecht zur 
Längsrichtung des Harncanälchens, zwei schmale Streifen dicht ge- 
drängter, sehr dunkler Körnchen abgehen, die sich, noch ehe sie die 
Zellwandung erreicht haben, spitz auskeilen (Fig. 36 A). Die beiden 
| dunkelgefärbten Dreiecke heben sich ungemein scharf vom übrigen Zell- 
plasma ab. Ueber die Bedeutung dieses offenbar durch besondere An- 
ziehungskräfte des Zellkerns hervorgebrachte eigenthümliche Verhalten, 
 bin’ich nur soviel im Stande anzugeben, dass durch die energische An- 
ziebungskraft des Kerns der übrige Zellinhalt eine fast vollkommen 
homogene Beschaffenheit behält und vielleicht hierdurch in seiner harn- 


} 
\ 


; Beiträge zur Kenntnis der Kar nen Gefägse der lusecten, 645 


dethden Function a zu leisten im Stande ist, als we on, wie 
gewöhnlich, das ganze Zellplasma mit Körnchen durchsetzt wäre 


Als ein Beispiel, wie sehr in einzelnen Fällen die Grösse der Epi- 
thelzellen variirt, will ich diejenigen von Syrphus pirastri anführen. 


‘ Syrphus besitzt Harnorgane, die aus vier blindendigenden Röhren be- 


stehen, von denen sich je zwei, wie bei Musca, zu einem gemeinschaft- 
lichen Ausführgang vereinigen. Kurz vor dem Zusammentritt besitzen 
die Gefässe ein sehr weites Lumen, welches von kleinen rundlichen oder 
stumpflappigen Zellen begrenzt ist, deren Längsdurchmesser zwischen 
0,03 und 0,055 Mm. schwankt. Im Urakreis des Gefässes stehen durch- 
schnittlich vier Zellen. Gegen das Apicalende hin nimmt das Lumen an 
Weite ab, während die Zellen rasch an Grösse wachsen. In der Mitte 
des Gefässes haben sie die maximale Grösse erreicht, aber die Form 
nicht wesentlich verändert. Sie messen hier 0,07-—0,12 Mm., so dass 


je zwei alternirend gestellte Zellen genügen, den Ceritaltanal zu um- 


gürten. Gegen das Ende wird das Gefäss dünner und dementsprechend 
die Harnzellen kleiner; ebenfalls zwei alternirende, durchschnittlich 
0,06 Mm. lange Zellen stehen im Querschnitt. 

Recht evident zeigen auch die verschiedenen Abschnitte der Mir- 
rıcnı schen Gefässe von Sarcophaga carnaria solche Grössenunterschiede 
(Fig. 37 und 38). 

Dieses Object war seiner Klarheit wegen ausgezeichnet geeignet die 
Zeilvermehrung zu constatiren, wobei ich zu meiner Ueberraschung das 
Factum nachweisen konnte, dass diese in ein und demselben Gefäss auf 


 werschiedene Weise eingeleitet wird. 


Figur 37 zeigt ein Stück vom basalen Ende, hier, und ebenso in 


‚den noch kleineren Epithelien des apiealen Endes wird, wie leicht er- 


sichtlich ist, die Zellvermehrung durch einfache Kerntheilung eingeleitet. 


Ganz anders aber verhält es sich im mittleren Abschnitte des Gefässes 


(Fig. 38)'). Schon das Zellprotoplasma zeigt hier eine deutliche Schich- 


tung in zwei Straten: in eine compactere (cor) der Peritonäalhülle 


zugekehrte und in eine innere weichere und zugleich. pellucidere 


' Schicht (pe). Letziere nimmt den grössten Theil (circa 2/;) der Zelle ein, 
ist gegen das Gefässlumen blasig vorgetrieben und mit den Zelikernen 


versehen. Diese Zellkerne zeigen nun in eclalantester Weise die ver— 
schiedenen Vorgänge der Proliferation (pr). Die durch Sprossung und 
Abschnürung freigewordenen jungen Kerne lagern gemeiniglich in der 


Wa Grenze der beiden Protoplasmaschichten und enthalten meistens schon 


‚4) Die Untersuchungen wurden in Jodserum, einer Flüssigkeit, die wenigsiens 


“ ie mehrere Stunden das Object vollkommen in statu quo erhält, die Zeichnungen 
mit der Camera lucida von CHEVALIER und OÜBERHÄUSER ausgeführt, 


A Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. XXX, Bd, 49 


ee Schindler 


einen von dem Muiterkern hergebrachten , grossen Nucleolus. Diese Art 
der Kernvermehrung — deren Resultat schliesslich auch die Zellver-— 
 mehrung ist — verhält sich zu den, bald näher zu besprechenden, ver- 
ästelten Zellkernen der meisien Lepidopteren, beispielsweise wie ein 
‚Solitärpolyp zu einem Polypensiocke. Wie sich am ersteren die Knos- 
pen, sobald sie eine gewisse Grösse erreicht haben, Ioslösen, um einen 
der Mutter entsprechenden Lebenslauf zu beginnen, so lösen sich auch 
die Aeste des Nucleus, wenn sie einmal eine bestimmte Grösse erreicht 
haben ab, um dann früher oder später die nämlichen Funetionen aus- 
zuführen, wie der primäre Nucleus. Und wie anderseits am Polypen- 
stocke die Sprösslinge vieler Generationen mit einander in Continuität 
bleiben, bleiben auch die Knospen des Zellkerns — denn als solche hat 
man die Verästelungen aufzufassen — bei zahlreichen Lepidopteren mit 
einander im Z usammenhang. 


G. Lepidoptera. 


Mit grösster Consequenz sehen wir bei den Lepidopteren die Sechs- 
zahl der Harngefässe durchgeführt. Mir. ist kein Fall bekannt, in dem 
die Anzahl grösser oder kleiner wäre. Zwar findet man in manchen 
älteren Lehrbüchern die Angabe, dass Tinea (Hyponomeuta) evonymella 
und Pterophorus pentadaciylus nur vier Marrisursche Gefässe habe. 
Allein Untersuchungen, die ich an Hyponomeuta und Pterophorus an- 
stellte, verschaflten mir die positive Ueberzeugung, dass beide ebenfalls 
sechs, wesentlich mit denen der übrigen Lepidopteren übereinstimmende 
0 ölchen besitzen (Fig. 45). Die gegentheiligen Angaben, nach 
denen den fraglichen Microlepidopteren nur vier Harncanälchen zu- 
kommen, rühren in letzter Instanz sämmtlich von oberflächlichen ala 
suchungen Suckow’s her). 

Weitaus bei der srdssien Anzahl der Schmetterling e münden je drei 
Harnröhren in einen gemeinschaftlichen Stamm, und zwar gewöhnlich 
nicht in nämlicher Höhe, sondern so, dass sich das eine der drei Ge- 
fässe bedeutend tiefer mit den anderen schon verschmolzenen Harnca- 
nälchen verbindet. \ 

Die von den sechs Gefässen gebildeten beiden Hauptstämme mün- 
den von enigegengesetzten Seiten in den Pylorialtheil des Darmtractus. 
Diese Vereinigung der Basalenden je dreier Drüsenschläuche ist, wie 
wir durch eine neulich erschienene Arbeit von Harscnek ?) erfahren, 


i 
’ 
2 


-4) Sucxow, 1. c. p. 67 und betr. Taf. a | 
2) Harsceex, Beiträge z. Entwicklungsgesch. d. Lepidepteren. Inaug.-Dissert. 
p. 18. Taf, IU, Fig. 7. 


Beiträge zur Kenntnis der Malpighi'schen Gelässe der Iusecten. 647 

schon bei der embryonalen Anlage (Ausstülpung des noch blind ge- 

_ schlossenen Rectums) dieser Organe zu consiatiren (in specie bei Bom- 

 byx chrysorrhoea). In gewissen Fällen kann jedoch der eine dieser drei 

“ Drüsenschläuche eine grössere Selbständigkeit erlangen, insofern näm- 
lich, dass er isolirt neben dem Hauptstamme in den Darm mündet 
Leon Durour) fand dies Verhalten bei verschiedenen Raupen. 

Ein, soviel ich weiss, bis dahin noch nicht bekanntes Verhalten, das 
nicht zur Isolation der einzelnen Gefässe, sondern zur Isolation des 
ganzen Organs hinarbeitei, glückte mir Kafanss dieses Jahres bei einer 
in Moos liegenden, circa 30 Mm. langen, lebenden Fuppe aufzufinden. 
Dem allgemeinen Habitus nach gehörte fragliche Puppe zweifelsohne den 

- Noctuiden an, welcher Art aber, gelang mir nicht zu ermitteln. Sim mt- 
liche sechs Harngefässe münden hier mittelst eines einzigen Aus- 
führganges in den Darmtractus (Fig. 43). Der gemeinsame Stamm zeigte 
einen sehr verdünnten Basaltheil, erweiterte sich dana aber rasch 
zu einer länglich ovoiden Blase (Harnblase) von ansehnlichen Dimen- 

-sionen (circa 0,8 Mm. breit und 1,5 Mm. lang). Wie gewöhnlich ent- 

 sprangen von diesem Hauptstamme auch hier zwei immer noch ansehn- 
lich ealibririe Röhren, von denen sich die eine schon nach kurzem 
Verlaufe in zwei spälsete, so dass dann drei einander or Ge- 
fässe vorhanden waren. Diese liefen ziemlich gestreckt bis circa °/, des 

_ Magens nach vorn, wo sich jedes noch einmal in zwei Gefässe trennte. 
Erst diese letzten sind es, welche wir als eigentliche Harngefässe be- 
zeichnen können. Nach kurzem weiteren Verlaufe bogen dieselben um, 
bis sie in etwas geschlängelter Tour zum Recium gelangten, wo sie sich, 

immer feiner und krauser werdend, unter der obersten Haut ver- 
steckten. 

Man kann also hier schon Leitungscanäle (resp. Gefässe) erster, 
zweiter, dritter und vierter Ordnung unterscheiden, während sonst bei 
_ den Inseeten höchstens dritter — in grösserer Verbreitung aber nur 
solche erster Ordnung sich vorfinden (alle selbständig in den Darm ein- 
3 mündende Harncanälchen). 

. Sehr häufig findet man bei den Lepidopteren, namentlich dere 

Larven, dass das gemeinsame Basalstück eine Blase darstellt a 
_ meula macht eine Ausnahme, indem ich hier in keinem Stadium des 
- Wachsthums eine Harnblase finden konnte). Dieser Abschnitt unter- 
scheidet sich nicht nur durch die Gapacität des Lumens scharf von den 

_ übrigen Gefässpartien, sondern auch histologisch dadurch, dass er eine 

 Ring- und Längsmuskelhaut und relativ kleine Epilheireilen besitzt. 


A) Vergl. v. SızsoLd, Ber. über die Leistungen im Geb. der Anat. und Physiol. 
d or Wie in MüLLers Archiv. 4845. p. 3. 


= schinnilen. 


‚Diese Blasen sind die Reservoirs des reichlich ausgeschiedenen Ex- 


cretes, und haben in diesem Sinne während des sogenannten Puppen- 


'schlafes offenbar eine grosse Bedeutung. Dies letztere würde allerdings 
nicht zutreffen, wenn man noch an der von Hrroın !) gegebenen Ansicht 
festhielte, welche folgendermassen lautet: »Sowie die Gallengefässe 
während der Verpuppung der Raupe sich von der in ihnen enthaltenen 
Materie entledigt haben, fangen sie an in der Puppe zusammenzu- 
schrumpfen und eine fernere Absonderung von Material findet von jetzt 
in ihnen nicht mehr stait«. Vielmehr weiss man jetzt genau, dass die 
Harnausscheidung, eben gerade der vielen Veränderungen wegen, die 
-im Puppenkörper vor sich gehen, durchaus nicht sistirt, sondern ziemlich 
rege ist, was schon durch die reichliche Entleerung eines meist röth- 
lichen, breiigen Harnes vom eben ausgeschlüpften Schmetterlinge, die 
sogar mancherorts gar nicht selten zur Sage von Blutregen Veranlassung 
gab und noch giebt, zur Genüge bewiesen wird. 
| Die Mirpisnischen Gefässe der Schmetterlinge besitzen meistens 
ein mehr oder weniger varicöses, oder ein durch unregelmässige Protu- 
beranzen hervorgerufenes, knorriges Ansehen. Nicht selten, und so 
"namentlich bei den Sphingiden, trifft man auch auf gefiederte Gefässe, 
deren blinde Zweige — um das Fünf- und noch Mehrfache länger sein 
können als das Gefäss breit ist. Bei Sphinx convolvuli z. B. fand ich 
die Breite des Harngefässendes durchschnittlich 0,1 Mm., wogegen die 
wagrecht davon abstehenden, ebenso breiten Auswüchse bis 0,7 Mm. 
lang waren. Ich will übrigens beifügen, dass die letzteren nur am End- 
abschnitte solche Grösse erreichen und hier auch viel dichter siehen, 
als nahe am Gefässanfange. Ueberhaupt findet man stets, dass die Un- 
regelmässigkeiten der Gefässoberläche um so grösser werden, je weiter 
sie vom Basaltheile enifernt liegen. | 

Zwischen Larve und Imago finden sich in Bau und Anordnung der 
. Marrisarschen Gefässe wenig Unterschiede. _Im Allgemeinen kann man 
behaupten, dass die Raupe kürzere, aber massigere Gefässe besitzt 
als.der Schmetterling, ferner dass die Enden der Raupengefässe meistens 
in den Häuten des Rectums versteckt sind, während sie bei den ausge- 
bildeten Thieren frei in der Leibeshöhle endigen. Doch, wie gesagt, 
sehr auffallend und durchgreifend sind diese Unterschiede nicht. 
| Die MaLrisurschen Gelässe der Schmetterlinge werden reichlich 
(— für den Präparator oft nur zu reichlich —) von Tracheen umsponnen. 
Diese treten mehr oder weniger wagrecht an das Gefäss heran und ent- 
‚senden nach allen Richtungen kleine und kleinste, kurze, meist sehr 


1) HEROLD, Entwicklungsgeschichte der Schmeiterlinge. 1845, p. 47. 


649 


 geschlängelte Aestchen. Aber ausserdem treten auch noch andere strang- 
 artige Gebilde an die Gefässe heran (— besonders reichlich bei den 
Bombyciden =, Leypie |) hält sie für Nerven, KÖLLIKER 2) glaubt sie 
als Muskelfäden bezeichnen zu müssen, ebenso een Herr Professor 
Dr. Levexarr theilte mir mündlich mit, dass er bei Verfolgung solcher 
Fasern in einiger Entfernung vom Gefässe öfters auf eine Querstreifung 
gestossen sei und sie deshalb für Muskelfasern halte. Ich schulde Herrn 
Professor Leuckarr für seine mir gütigst mitgetheilte Beobachtung ganz 
 speciellen Dank, da ich durch dieselbe in einer irrigen Annahme be- 
richtigt wurde. Bis dahin glaubte ich nämlich, nachdem ich mich ein- 
mal durch eigene Beobachtung von der Richtigkeit der Lrypıg’schen 
Nervenfasern überzeugt zu haben glaubte, alle derartigen Faseranhänge 
als Nerven deuten zu dürfen. Doch mit nichten: Als ich nachträglich 
meine Uniersuchungen wieder aufnahm, gelang es mir ebenfalls an 
einer grossen Zahl der frgl. Fäden, in einiger Entfernung, oft sogar bis 
nahe dem Eintritte, Querstreifung wahrzunehmen. Dabei vermisste ich 
an allen dieser Stränge die für Nervenbündel so characteristischen — 
als Ganglien zu deutenden — Zellenanhäufungen. Daneben aber traf 
ich an verschiedenen Gefässen in gleicher Weise noch Fasern, an denen 
ich absolut keine Querstreifung auffand, wohl aber die sonst vermissten 
sanglionären Anschwellungen, und zwar in solcher Ausbildung, dass 
ich jetzt noch sehr geneigt bin, dieselben für (sympathische) Nervenfa- 
sern zu halten. Sie verhalten sich auch hinsichtlich ihrer Endigung ver- 
schieden von denen, die wir künftighin Muskelfasern benennen wollen. 

Während nämlich letztere sich in feine, scheinbar in die Peritonäal- 
‚hülle des Gefässes übergehende Fasern yuflosen n, bilden erstere unter der 
Peritonäalbülle Plättchen von ausserordentlicher Zartheit, deren mehrere 
dureh feine Anastomosen verbunden sein können und von welchen aus 
feine, wahrscheinlich in das Epithelium eindringende Fäserchen ihren 
sine nehmen (Fig. 43). 

Ich hätte solche Faseranhänge schon früher, z. B. bei den Lamelli - 
| corniern zur Sprache bringen können, doch da ich über ihre eigentliche 
Natur nicht recht ins Klare kommen konnte, zog ich es vor, sie still- 

 schweigend zu übergehen. Sie setzen sich, wie bei manchen Sphingi- 
_ den, an die Fiederspitzen an. 

Wenn ich im Vorhergehenden zu beweisen suchte, dass die MaL- 
 risar'schen Gefässe der Lepidopteren innervirt werden, und diesen Be- 
- weis vielleicht etwas schärfer geführt habe, als es s. Z. Leypıc ihat, so 


E) Levoig, Histologie. 
2) Köuuen, Zur feineren Anatomie der Insecten. |. c. p. 228. 


mim 


LE 


r Schindler, u 


hin ck och, wie ich en muss, nicht der Braten dr a versucht 


hat. Schon vor zwei Jahren hat Car Caun) ebenfalls diesen Punct 
näher hehandelt und den Marriew’schen ‚Gefässen zugehörige Nerven 
beschrieben und abgebildet. Seine Resultate stimmen im Wesentlichen 
mit den meinigen überein. Nur die Art und Weise der Nervenendigung, 
‚habe ich, wie eine Vergleichung der Cnun’schen Abbildung mit der 
 meinigen lehrt, etwas anders gefunden. Die Verschiedenheiten sind 
aber wahrscheinlich nur durch die Verschiedenheit der Untersuchungs- 
objecie bedingt.. Cuun untersuchte an Sphinx und ich speciell an 
Euprepia. 
= Was die Beschaffenheit des Drüsenepitheliums betrifft, so finden 
wir, wenn wir vorerst nur auf das Aligemeingültige Kos chen 
dass dasselbe aus relativ sehr grossen, meist bauchigen Zellen gebildet 
ist, in deren Innerem ein ebenfalls aussergewöhnlich grosser Zellkern 
vorkommt, welcher eine wechselnde Zahl von (ein bis fünf und noch 
mehr) Nucleoli einschliesst. An Abweichungen der verschiedensten Art 
fehlt es auch hier nicht, ja man findet solche sogar häufig bei ein und 
‚demselben Individuum in grossem Maassstabe. Die Partien nämlich, 
die wir vorhin als Leitungscanäle verschiedener Ordnung bezeichnet 
"haben, besitzen meistens ein ganz besonderes Epithelium. Ausser 
Stand, auf viele Deiails einzugehen, begnüge ich mich hier, zur Prüfung 
.der Verschiedenheiien einen bestimmten Fall näher ins Auge zu fassen, 
und wende mich für diesen Zweck, als besonders geeignet, an Iypono- 
meuta evonymella. Die beiden Hauptgefässstämme — Leitungscanäle 
dritter Ordnung — münden hier unterhalb des Pylorus in den Enddarm 
ein (Fig. 45 is). Die muskulöse Elemente enthaltende Peritonäalhülle 
zeigt keine Hervorragungen. Der Canalis centralis besitzt ein weites 
gleichmässiges Lumen, da auch die Epithelien nach innen und nach 
aussen platt abgegrenzt sind. Schon in den Leitungswegen zweiter 
Ordnung (Fig. 45 re?) trifft man auf wesentlich andere Verhältnisse. 
Die Peritonäalhülle enibehrt von jetzt an der Einlagerung von Muskel- 
fasern vollständig und die Contouren des Gefässes haben schon ein deut- 


lich gekerbtes Aussehen (Fig. 36 re?). Auch der Gentralcanal hat sein. 


gleichmässiges Lumen verloren; es schwankt seine Weite zwischen 
0,025 und 0,06 Mm. Die Bebretfonszollen besitzen bei meistens geringer 
Bi estwicklung (0,05 Mm.) eine ganz bedeutende Länge, die 0,4 Mm. 
immer überschreitet und in einzelnen Fällen 0,2Mm. erreicht. Theilungs- 


} 


1) CARL Chun, Ueber den Bau, die Entwicklung und physiolog. Bedeutung der Ä 


Rectaldrüsen bei den Insecten (in den Abhandlungen der SENCKENBERG'SChen natur- 
forsch Gesellsch, in Frankfurt a/M.). Bd, X. Taf. I, Fig. 3. p. 93, | 


651 


> vorgänge kommen bei diesen Zellen sehr oft zur Anschauung. Die Zell- 
14 kerne schliessen eine verschiedene Zahl grosser Zellkernkörperchen in 
sieh (bis 0,009 Mm. lang), besitzen selber eine rundliche Gestalt, und 
erreichen nicht seiten die ansehnliche Grösse von 0,06 Mm. In den 
oberen Theilen dieses Gefässabschnittes bilden die Kerne gegen den 
Camalis centralis hin nicht selten kuglige Vorsprünge, die nur mit einer 
sehr dünnen Plasmaschicht und der Zellmembran bedeckt sind und nur 
noch mit dem äussersten Ende im Zeilkörper sitzen. Dieses auf den 
ersten Blick sehr sonderbare, und schwer verständliche Verhalten des 
Kerns, findet einigermassen eine Erklärung in der Zellform, die in dem 
unteren Abschnitt des Leitungscanals erster Ordnung vorwaltei. Es ist. 
meiner Ansicht nach der erste Schritt zur Vergrösserung der harnaus- 
scheidenden Fläche, die von den Zellen des folgenden Gefässabschnittes 
in so vorzüglicher Weise eireicht wurde (Fig. 42). Dieser letzte, das 
eigentliche Harncanälchen darstellende Absebnitt, sondert sich histolo- 
_ gisch in zwei scharf geschiedene Abschnitte. Schon im Basalabschnitt 
tritt der im vorhergehenden Gefässtheil ins Lumen des Gefässes vor- 
‚springende Kern, infolge stärkerer Hervorwölbung der Exoretionszelle, 
an der Gefässoberfläche mehr zurück (NB. die verschiedenen Zellen re- 
präsentiren ziemlich die gleiche Masse). Durch diese stärkere Hervor- 
wölbung werden natürlich die gegenüberliegenden Zellenenden einander 
genähert, so dass die anfangs geradlinig verlaufende innere Zellober- 
fläche sich einbiegt, und zwar ringförmig um den resistenzfähigeren Zell- 
kern, bis schliesslich eine — wenn man so sagen darf — ausgesprochene 
»medusoide« Zellform entsteht, wie sie Fig. 47 im Längsschnitt darstellt. 
Doch das ist noch nicht das Endproduct der aus den verschiedenen Her- 
. vorwölbungen resultirenden Zellformen. Im apicalen Abschnitt, wo 
erstere noch bedeutend stärker geworden, sind die Enden der Zellen 
_ einander noch näher gerückt, was dann zur Folge hat, dass der Zellkern 
- dem Drucke der unteren Zellmembran nicht mehr Stand halten kann, 
_ sondern in die äusserste Zellausbuchtung getrieben wird und daselbst 
bedeutend sich abplattet, (Fig. 48). 
| Bei Hyponomeuta evonymella fand ich (Fig. 47) eine sehr mächtig 
entwickelte Tunica intima (0,04 Mm.), die dicht mit Porencanälchen 
 durehsetzt ist, und, wie wir wissen, eine cuticulare Ausscheidung des. 
Drüsenepithels darstellt. Sie kommt jedoch nur der Basalpartie des 
Leitungscanals erster Ordnung zu. Eine gleiche Bildung kennt man auch 
aus den Marpicmi’schen Gefässen mancher Macrolepidopteren (Gastro- 
 pocha, Euprepia purpurea, Sphinx convolvuli und Sericaria salieis 
Y [Köruıker, Leypig|); ihre Existenz dürfte mit der Zeit sogar in grosser 


_ Ausdehnung constatiri werden, obwohl das für die Untersuchung un- 


r 
b* 


k 
“ 
L, 


2 - 


nen 


günstige Liehtbrechungsvermögen und die ungemein leiehte Vergänglich- 
keit das Auffinden derselben in hohem Maasse erschweren. 

. Während die Harnzellen der Microlepidopteren (Hyponomeuta, Tinea 
u.a. m.) meiner Erfahrung nach einfache und meistens rundliche Kerne 
besitzen, sieht man dieselben bei den Macrolepidopteren allermeistens 
- verästelt. Einfach stumpflappig fand ich sie bei Papilio machaon (Fig. 39), 
während sie bei Noctua und Pontia (Fig. 41) den Namen der verästelten 
Kerne mit grösstem Rechte tragen. Noch weiter geht die Zusammen- 
setzung bei Gossus, woselbst die zarten Kernäsichen vielfach mit einander 
anastomosiren und wie es namentlich bei den zum Verpuppen sich an- 
schiekenden Larven der Fall zu sein scheint, auch in viele einzelne 
' Aestchen und Gabeln auseinanderfallen (Fig. 40). In gewissen Fällen 
führt die Wucherung des Zellkerns selbst so weit, dass die Zellwand von 
einem Kernsprössling durchbrochen wird, der sich dann in der Nach- 
barzelle noch weiter ausbreitet (vergl. Fig. 44). Die Enden der einzelnen 
Aestchent sind meistens keulenförmig erweitert und oftmals — wenn 
auch nicht überall — mit eigenthümlichen stark lichtbrechenden Kör- 
perchen (Nucleoli) versehen, die in ihrem Innern nicht selten noch ein 
kleineres Körperchen einschliessen (Nucleolulus). Es kann vorkommen, 
dass sich einzelne der kolbigen Endästchen vom gemeinsamen Kerne 
loslösen und dann als kleinere rundliche Kerne in der Zelle liegen blei- 
ben (wie ich dies bei Euprepia caja beobachtete). Das weitere Schick- 
sal dieser kleinen Kerne ist mir unbekannt, möglich, dass sie bei Neu- 
bildung der Zellen eine Rolle spielen. | 

Verästelte Kerne finden sich bei den Insecten in grosser Verbreitung 
(Mastdarm, Hautdrüsen, Spinngefässe). Nirgends aber dürfte die Ueber- 
einstimmung mit den uns hier speciell angehenden Nucleis so ausge- 
sprochen sein, wie bei den, den Marrıcmr’schen Gefässen auch an Bau 
sehr nahestehenden Spinndrüsen!!). 

Bevor wir zum Schlusse unserer Betrachtungen noch Einiges über 
. die Harnconcremente mittheilen, möchte ich auf Fig. 49 aufmerksam 
machen. Es handelt sich um ein Gefäss zweiter Ordnung von Hypono- 
meuta, das, während die übrigen Gefässe vollkommen normal erschie- 
nen, im höchsten Grade fettig degenerirt war. Die Harnzellen sammt 
. den Kernen waren stark contrahirt und aus ihrer natürlichen Lage her- 
ausgerückt; ihre Stelle war durch grosse Haufen dunkel berandeter, 
sehr voluminöser Feitzellen eingenommen, die sichtlich die Epithelien 
aus ihrer ursprünglichen Lage verdrängi hatten und die anderweitigen 
pathologischen Veränderungen hervorriefen. 


1) Vergl, namentlich: Herm, Ueber die Spinndrüsen der Lepidopteren. 4876, 


653 


A Di Fekläng: fester lot Min ibehsen ist bei den 
Lepidopteren eine ausserordentlich häufige und sehr vielfältige. Sie geht 
aber in den verschiedenen Gefässpartien nicht mit gleicher Energie vor 
sich. Wie sich a priori vermuthen lässt, werden diejenigen Partien ac- 
liver sein, deren Zellen bei gleicher Masse eine grössere Oberfläche dar- 
bieten. In der That findet man auch — meistens schon bei makroskopi- 
scher Untersuchung — dass einzelne Gefässpartien dunkler gefärbt siud 
als.andere. Ebenso wird man meistens in der Lage sein zu constatiren, 
dass es nebst dem gemeinsamen Basalsammelrohr besonders das Geläss 
_ erster Ordrung ist, welchem das dunklere Colorit zukommt. Da nun 
aber das dunkle Ansehen von in grosser Menge abgelagerten Harneon- 
ceretionen herrührt, finden wir unsere Voraussetzung bestätigt, denn es 
ist ja, wie wir bei Hyponomeuta im Speciellen gesehen haben, und hei 
den übrigen Lepidopteren im Allgemeinen annehmen dürfen, eben das 
Gefäss erster Ordnung, dessen Zellen die grösste Oberfläche darbieten. 
Anlangend die Form und Natur dieser Einlagerungen habe ich Fol- 
gendes mitzutheilen : 

Am häufigsten sind sphäroidische kleine Körner, die bei durch- 
fallendem Lichte dunkel erscheinen und von fast unmessbarer Kleinheit 
bis zu 0,005 Min. Grösse gefunden werden (Fig. 50). Ganz zweifelsohne 
sind diese Körner saures harnsaures Natron und saurer harnsaurer Am- 
moniak, wofür ich eine ganze Reihe von Beweisen bringen kann: Zu- 
nächst spricht dafür der Umstand, dass sie in Wasser und Alkohol aus- 
harren, sich aber leicht in kaustischem Kali lösen. Aus der alkalinischen® 
Lösung fällt iropfenweise beigebrachte Essigsäure die reine Harnsäure 
in ihren characteristischen Krystallformen aus (Fig. 51 und 52). Sodann 
lassen sie sich durch sorgfältiges Abdampfen mit Salpetersäure leicht in 
Alloxan überführen, aus dem sich, sobald man einen wit Ammoniak 
befeuchteten Glassiab hinzubringt, augenblicklich Murexid, d.h. purpur- 
saures Ammoniak bildet. Am besten gelingt diese sogenannte Murexid- 
reaction mit dem flüssig breiigen Schmetiterlingsharne, der fast nur aus 
solchen Körnchen gebildet ist. Drittens wird durch die alkalinische Lösung 
der Körnchen salpeiersaures Silberoxyd (1,5°/,) redueirt. Man verfährt 
‚hierbei am besten derart, dass ınan ein Stück Fliesspapier mit Höllen- 
steinlösung befeuchtet und dann mit dem Glasstabe etwas von der alka- 
lischen Körnchenlösung hinzubringt. Diese Reaction finde ich noch um 
bedeutendes empfindlicher als die mit Salpetersäure und Ammoniak. — 
Zuletzt stimmen auch die schon längsi als harnsaure Salze erkannten 
Kügelchen im breiigen Vogelharn vollkommen mit denen der Lepidop- 
_ teren überein und zwar sowohl im Lichtbrechungsvermögen als in Form 
und Grösse (Sphinx ligustri et Cypselus melba), 


so. 


Ber rat zwischen diesen Harnsiurekgelchen findet: man häufig 
. (z. B. Hyponomeuta und Sphinx) noch blassere aber grössere, concen- 
trisch gestreifte Kugeln (Fig. 50), die sich wie diejenigen der Lepisma 
gegen Druck und Reagentien verhalten und die ich Rum hier — mit 
“ KöLzıcee, l. c. — für Leueinkugeln halte. N 

| Noch verbreiteter sind nadelförmige, quadratische ae, deren 
Enddächen schief abgestutzt oder doppelt erscheinen. In dam Ab- _ 
‚schnitie a des Gefässes erster Ordnung von Hyponomeuta, fand ich das 
Lumen des in die Excretionszellen tief ausgezackten Gentralcanals siets 


dicht damit erfüllt (Fig. 48 und 50). Ihre Anordnung war eine ziemlich 


- regelmässige, so dass sie in dichigedrängten Reihen hintereinander lagen 
‘und strahlig in die Ausbuchtungen der Epithelien hineinragten. Sie 
zeichnen sich gegenüber den feinkörnigen, eben beschriebenen CGoncre- 
tionen, durch grosse Ausharrungsfäbigkeit in Alkalien aus. Ob es Harn- 
säure (Smonor) oder oxalsaure Kalkkrystalle (KöLLıker) sind, wage ich 
nicht zu entscheiden. 

In vorzüglicher Ausbildung findet man schliesslich, namentlich bei 
den Bombyciden, noch octaedrische und quadratisch pyramidale Kry- 
stalle, die nicht selten eine concentrische Streifung zeigen und bedeu- 
tende Dimensionen erreichen können (bis 0,025 Mm.) (Fig. #4, 53 und 
55). Der Substanz nach sind sie iheils — die octaedrischen — Chler- 
natrium, theils — die quadratisch-pyramidalen — öxalsaurer Kalk. 


Schlussbemerkungen. 


Im Laufe unserer Betrachtungen sind wir, so darf ich wohl hoffen, 
zu der positiven Ueberzeugung gelangt, dass die Marrıear’schen Gefässe 
ausschliesslich excretorische, und zwar harnausscheidende Organe dar- 
stellen, also eine Functien üben, die für die Existenz des Individuums 
vom höchsten Werthe ist, ja selbst da eine hervorragende Rolle spielt, 
wo es sich um die Definition des Begriffes »Thier« handelt. Unter sol- 
chen Umständen dürfte vorliegende Arbeit denn auch nicht ganz ohne 
aligemeines Interesse sein. 

‘  Resumiren wir kurz Dasjenige, das uns berechtigt, den Vasa Mal- 
pighii die functionelle Bedeutung von Vasa urinaria zu vindiciren: 

l. Die Entwicklungsgeschichte. Wie wir wissen, ent- 
springen die Marricni’scheu Gefässe als Ausstülpungen des Rectums 
einem Darmabschnitt, dem speciell nur exeretorische Functionen zu- 
kommen, so dass denn auch zuversichtlich angenommen werden kann, 
dass Höher der Einmündung der Murrisnrschen Gefässe keine Chylii- 
calions- und Resorptionsprocesse mehr stattfinden. 


a 


Berg Zur Kenntnis der ] Nalpighi schen Gefässe der Insecten, 655 


| 18 Das frühe u Die Marricnrschen Gefässe treten 
ARE in den frühesten Entwicklungsstadien auf, zu einer Zeit, wo das 
Rectum noch eine blindendigende und wenig tiefe Einbuchiung des 
Eetoderms ist. Sie beginnen auch alsbald nach ihrer Bildung zu on 
niren, bereits in einem Stadium, in dem die Gallenbereitung noch ab- 
solut zwecklos wäre, die Harnabsonderung aber schon stattfindet. 

IM. Der allgemeine anatomische und histologische 
Bau, der so vielfach an die Harncanälchen der specifischen Nieren 
höherer Thiere erinnert. 

IV. Der Nachweis specifischer Harnsubstanzen und das Fehlen 
aller derjenigen Stoffe, die nicht auch schon aus dem Harne anderer 
Thiere bekannt wären. 

Für die so vielfach vorgeschlagene und adopnirte gallenbereitende 
Function der MaLrisuischen Gefässe ist absolut kein stichhaltiges Mo- 
ment auizuweisen. : | 

1) Die gelbliche, ja sogar grünliche Färbung, die hin und wieder 
wahrzunehmen ist, und die Leypıe, sowie mancher seiner Vorgänger als 
Kriterium benutzte, beweist durchaus nichts. Sie ist abhängig von 
einer specifischen Färbung der Blutflüssigkeit, respectiv der zu absor- 
birenden Substanzen, und namentlich von der Art und Menge der ein- 
gelagerten Harnsubstanzen. Ich habe nie unterlassen so verdächtig ge- 
färbie Gefässe zu analysiren, und zwar speciell auf Gallenfarbstoffe 
(Gmerin’sche Probe und PrrrEnkorer'sche Gallenreaction), bin aber so 
wenig als Sıropor, PLareau und KÖLLIKER zu einem auch nur einiger- 
‚massen günstigen Resultäte gekommen. Zudem ist die Färbung im 
höchsten Grade inconstant. 

2) DerZellpolymorphismus, der speciell von Levoie in der Weise 
gedeutet wurde, dass die einen Elemente harn-, die andern gallenaus- 
scheidend wirkten, ist ebenfalls einer solehen Erklärungsweise ungünstig. 
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil speeifische Harnconcremente 
in den verschiedensten Zellformen gefunden werden und die Zellformen 
keinerlei Constanz zeigen. Ohne übrigens an der Wahrscheinlichkeit zu 
zweifeln, dass gewisse Zellen eventuelle Gefässpartien für die Ausschei- 

' dung gewisser, meineiwegen flüssiger Harnsubstanzen geeigneter sind 
‚als andere, kann ich mir doch keine natürlichere Erklärung von diesem 
interessanten Facium geben, als die, dass die einzelnen Zellen, dem 
jedesmaligen Bedürfnisse der Enke erolion entsprechend, bald eine 
kleinere, bald eine grössere Oberfläche, und damit denn auch verschie- 
dene Zellenformen zu produeiren haben, 

Weitere Momente, die auch nur bei oberflachlither Betrachtung einer 


 gallenausscheidenden Function günstig. erscheinen, kenne ich nicht, 
m N 


| or a R = ; £, Schindler, 


Zum Schluss sei mir. noch gestattet auf einige Beobachtungen all 


gemeinerer Natur hinzuweisen: 
Anfang Januar dieses Jahres sammelte ich eine Anzahl löbender je 


secien, nämlich : 


einige Chrysomeliden -— imagines einige Carabiden — Larvae 
»  Gapsiden _- » » Eilateriden —.9 
»  Silphiden — » »  Noctuinen —  Pupae 
»  Carabiden —_ ) 


Die Untersuchung ergab, das die Harneanälchen sämmtlicher Ima- 
gines fast vollständig der Gontenta entbehrten, wogegen diejenigen der 


Larven grossentheils prall mit Harnconerementen erfüllt waren. Aus 
diesem höchst interessanien Factum fühle ich mich berechtigt den Schluss 
zu ziehen, dass die Imagines während dem sogenannten Winterschlafe 


einen äusserst trägen Stoffwechsel führen , wogegen in den Larven ge- 
rade das Umgekehrte stattfindet. — Es ist das eine Folgerung, die wohl 
schon a priori denkbar war, deren directer Nachweis aber doch nicht 
ganz ohne Interesse sein wird. | 
Nachträglich möchte ich nochmals darauf aufmerksam machen, dass 
die Harnepithelien der Insecten keine sogenannte Dauer- oder langlebige 
Zellen sind, sondern sich beständig durch neue ergänzen. Eine Art der 
Ergänzung haben wir in dem Vorgange der Zelltheilung kennen gelernt. 
Möglicher Weise kommt aber noch eine zweite Art der Zellergänzung vor, 
die darin besteht, dass, wenn die Mutierzelle durch Dehiscenz obliterirt, 


der Zellkern zu einer neuen Zelle heranwächst, und der Nucleolus sich 
die Grösse und Eigenschaften des Nucleus erwirbt. Es scheint mir dieses 


letziere Verhalten namentlich deshalb wahrscheinlich, weil man sehr oft 
an gewissen Gefässstellen ein gelockertes Epithelium mit einzelnen, 
ausserordentlich kleinen Zellen antrifft, die sichtlicher Weise nicht ein 
Produet der Theilung sein können. | 

Der bis dahin präsumirte Satz : »Die Anzahl der Mirricar'schen Ge- 


fässe ist umgekehrt proportional ihrer Länge und Dicke«, wurde meines 


Wissens noch nie durch Zahlenangaben bewiesen. Ich habe einige dar- 
auf bezügliche Bestimmungen, nach der von Leuckarr!) vorgezeigien 
und gewiss allein zum Ziele führenden Methode, bei der es sich um die 
Verhältnisszahlen der aufnehmenden Fläche zum absoluten Körperge- 
wicht handelt, vorgenommen, und erlaube mir wenigstens an einem Bei- 


- spiel den mathematischen Beweis für die Richtigkeit jenes Satzes zu lie- 


fern. Vorausschicken muss ich aber noch, dass gewisse kleine Differen- 
zen bei solchen Verhältnisszahlen vorauszusagen sind, denn einmal 


1) Vergl. BERGMANN u. LEUCKART, Anat. und Phys. Pp. 84. 


. Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'sehen Gefässe der Inseeten. 657 
wird eine höhere Energie des Stoffwechsels einen Einfluss auf Vergrösse- 
rung der, die stickstoffhaltigen Zersetzungsproducte aufnehmenden Or- 
gane ausüben, und zweitens wird das absolute Körpergewicht infolge 
besserer oder schlechterer E rnährung eiwelchen Schwankungen unter- 
liegen. 
‚Als Objecte unserer Vergleichung wähle ich Periplaneta orientalis 
und Gastropacha neustria (Larvae), also zwei Thiere, die nicht nur im 
System eine sehr‘ verschiedene Stellung einnehmen, sondern, wie wir 
oben gesehen haben, auch hinsichtlich der Zahl und Grösse der Harn- 
canälchen in stärkstem Maasse divergiren. 
Periplaneta besitzt 60 Manricatsche Gefässe von je 20 Mm.!) 
Länge und einem Durchmesser von 0,035 Mm. Bei Anwendung der For- 
mel: rr (h-+-r) erhält man die Gesammitoberfläche des Organsund diese 
ist = 132,062 D[IMm. Als Nettogewicht stellten sich (nachdem also der 
Darm von seinem Contentum sorgfältig gereinigt war) 320 M.-Gramm 
‚heraus. Somit kommt auf ein Gramm Periplaneta eine harnausscheidende 
Fläche von 442 []Mm. 

. Die sechs Harngefässe von Gastropacha messen bei einem Durch- 
messer von 0,15 Mm. in toto 440 Mm., haben folglich eine Oberfläche 
von 209,38 UMm. und da das ektoseyicht 400 M.-Gr. beirug, stellte 
sich bors, dass ein Gramm Gastropacha über 500 [IMm. harnabson- 
dernde Fläche zu verfügen hat. Die Nierenoberfläche von Periplaneia 
verhält sich zu derjenigen von Gastropacha also noch günstiger als A:5. 

- Die 0,88 []Mm. Fläche, welche die Gastropacha auf ein Milligramm Rein- 
| gewicht der Periplaneta gegenüber vor hat, sind gewiss von zu unbe- 
deutendem Werthe, als dass dadurch der oben aufgestellte Fundamen- 

talsatz als unrichtig könnte angegriffen werden. 

Anknüpfend an diese Flächenbestimmungen will ich noch die Re- 
sultate einiger Einzelmessungen, die ich an Acheta campesiris anstellte, 
mittheilen: | 

Die 400 Harncanälchen von Acheta, deren jedes eine Länge von 15 Mm. 
‚hat und 0,05 Mm. Durchmesser zeigt, repräsentiren eine aufnehmende 
- Fiäche von 235 [IMm. Diese Harncanälchen, sämmitlich mit einem bis zur 
Spitze reichenden Canalis centralis von durchschnittlich 0,01 Mm. Weite 
_ versehen, besitzen eine abscheidende Fläche von 47 [IMm. Daraus folgt, 

wenn man die Rechnung weiter foriseizt, dass die Gefässe in toto (d. h. 
‚der Mantel) eine Masse von 0,215 Cub.-Cm. besitzen. 
ü Hiermit schliesse ich meine Untersuchungen, hoffend,, dass diesel- 


w Diese Zahlen sind Durchschnittszahlen, die aus vielen Einzelmessungen re- 
sultirten, 


SE. I 


zum Abschlusse gebracht haben, und namentlich dazu beitragen mögen, 

_ künftige Controversen über die Function der Marpient schen Gefässe zu 

'verbindern. | a N 
Die M;rricur’schen Gefässe sind specifische Harnorgane. 


x 
hen den. einen oder anderen, bie dahin noch streitig: gewesenen Punct 4 
8 
i 


esse, im Juli 4877. 


Erklärung der Abbildungen. 


Die Originalzeichnungen, nach welchen ich die beifolgenden Figuren verklei- 
nert wiedergebe, wurden von mir sämmtlich mit der Camera lucida von CaEVvALıER \ 
und Oseruäusen entworfen. Bei den Untersuchungen benutzte ich ein Instrument _ 
von HARTNACK. 


b, Peritonäalhülle, n', Nucleolus der Harndrüsenzellen, 
bb, Bindegewebssirang als Fortsetzung n”", Nucleolulus der Harndrüsenzellen, 
der Peritonäalhülle, nv, Nervenfasern, i 
2, Ga nalis centralis, 3 np, Nervenendplatte, 
/ #, Enddarm, P, Pylorus, 
&, Barndrüsenzellen, », Tunica propria, 
- F, Fettzellen, R, Rectum, 
2 9, Muskelzellkerne, r, Reticnlum, 
h, Harnconcremente, T, Truncus communis, 
Hb, Harnblase, t, Tracheenast, 
‘, Tunica intima (euticularis), ur, Ureihra, 
k, Kerne der Peritonäalhülle, VM, Harncanälchen, 
1, Leucinkugeln, Ve, Chylusmagen, 
m, Muskelfasern, Zp, Zona pellucida, 


n, Nucleus der Harndrüsenzellen, 


Tafel AXXVII—XL, 


Fig. 4. Leueinkugeln im norınalen Zustand aus den Marpienr'schen Gefässen von 
 Lepisma sacharina. Be | 
Fig. 2 und 3. Leucinkugein in Nadelsonnen sich umwandelnd von Lepisma 
sacharina, | 
Fig. 4. Querschnitt durch ein MAnrısarsches Gefäss von Periplaneta europaca. 
ee in Wetzsleinform aus denselben Gefässen. 
Fig. 5. Ein prall mit Harnconcrementen erfülltes Marpısai’sches Gefäss-Stück 
| von as rein orientalis. Ä 
Fig. 6.  Manpiearsches Gefäss gleicher Art angehörig, die isolirte Tunica propria 
(p) und Bindegew ebshülle (b) vorweisend. 
Fig. 7. Darmtractus von Manlis religiosa (nach Krı ne C, Chylusmagen, u Mau 
PIGHI 'sches Gefäss, 


Sn 


Be en Bette ZU nie der Malpighi schen Gefässe der Insecien. 659 


Ban Fig. 8. Busplihenl eines sogenannten weissen Gefässes von Gryvllotalpa vulgaris. 
Fig, 9. Isolirte Drüsenzelle aus den sogenannten gelben Gefässen von Gryllo- 
talpa vulgaris mit den, den Kern überlagernden Kugeln harnsauren Natrons ? (h). 
Fig. 10. Eine isolirte anastomosirende Muskelfaser aus dem Petiolus von Gryl- 
 lofalpa. | 
Fig. 11. Desgleichen ein Reticulum aus dem Petiolus von Gryliotaipa. 
Fig. 13. Harngefässende von Acheta camp. mit den characteristischen Bindege- 
webs-Säckchen (bb) und dem Muskelnetzchen (r). 
Fig. 12 B. Künstliche Niederschläge aus den Har ncanälchen von Acheta. a, durch 
Essigsäure aus alkalinischer Lösung, b, durch Essigsäure allein ausgefällt. 
Fig. 43. Querschnitt durch ein Maupisnrsches Gefäss von Decticus. 24 Stunden 
nach der Injection mit indig-schwefelsaurem Natron. 
Fig. 44. Mitte eines Marrıca!schen Gefässes von Perla bicaudata, 
Fig. 45. Zwei ganze Harncanälchen von Ephemera vulgata. 
Fig. 46. Basalende eines solchen Gefässes mit quergestreiftem Muskelbündel 
und davon abgehendem Fasernetz (r). 
Fig. 47. Insertion der sechs Marpıscarschen Gefässe von Phryganea flavicornis, 
nur zwei Gefässe sind vollständig gezeichnet. 
' Fig. 18. Basalpartie eines solchen Gefässes vergrössert mit gelappten Kernen 
und einer Tunica intima. 
Fig. 49. Gefässpartie von Dromius mit dimorphen Epithelien, 
Fig. 20. Gefässpartie von Cryptocephalus sericeus. 
Fig, 24. Krystalle von oxalsaurem Kalk aus den Marprenr’schen Gefässen von 
Rhagonycha fulva. 
Fig. 22. Maupisarsche Gefässe von Melolontha vulgaris, den Uebergang des ge- 
fiederten, gelben Gefässes A in das glatte und weisse Gefäss B zeigend. 
Fig. 23. Blinde rectale Endigung der MaArpıcurschen Gefässe von Tenebrio molito 
| Fig. 24. Diedoppelten Contouren der Epithelien rühren von einer aussorordent 
lich scharf abgesetzten Zona pellueida her; von Geotrupes sylv. 
Fig. 25. Epithelzelle von Lophyrus pini; mit einseitiger Kernspaltung. 
Fig. 36. Zwei verschlungene Gefässenden von Ophion merd. 
Fig. 27. Blindes Ende eines Harncanälchens von Tettigonia viridis; mil exqui- 
‚sit kugligen Drüsenzellen. 
Fig. 23. Harnblase mit den vier Marrıcarschen Gelässen und der Urethra von 
Haltica nemorum. 
| Fig. 29. Die 16 kurzen Harnröhrchen von Formica rufa. 
Fig. 30. Harncanälchen einer jungen Puppe von Formica rufa. 
Fig. 34. Hinterer Darmabschnitt von Lygaeus equestris: R, Rectum, Hb, Harn- 
| blasen. 
_ Fig. 32. Inserlion der fünf keulenförmigen Harngefässe von Culex pipiens. 
|. Fig. 33, Insertion der vier Marricar'schen Gefässe von Eristalis tenax mittelst 
| vier harnblaseähnlichen Erweiterungen in den Pylorus. 
- Fig. 34. Querschnitt der MaArrieurschen Gefässe von Eristalis 
. Fig. 35 u. 36. Dimorphe Partien floreus. 
Fig. 37. Epithelien mit Kerntheilung aus dem Basaltheil} eines Mar». Gef. von 
‚Fig. 38. Epithelien mit Kernknospung atıs der Mitte | Sarcophaga carn. 
‚Fig. 39. fvon Papilio Machaon. 
m Zellkerne {von Cossus ligniperda. 
| von Pontia brassicae, % 


er 


660° ; Ss Schiudien, Beite. u zur In Kenntss m Salpighi schen Get, der Insesten. en 


‘same Harnblase münden. F 


‚ Gefässe von Hyponomeuta evonymella. 


meula evonymella. 


ein und oxalsaurer Kalk?). 


prepia Caja. R 


ERBEN A 


ri 
N Er 


BR 


‚Fig, 42. Haraurkan einer Noch inenpuppe bei der alle Gefässe in eine e gemein- 


Fig. 43. Nervenendigung und Tracheenveräsiel ung auf den Marioni's schen n Ge- 
an einer Euprepialarve. 
Fig. 44. Krystalle aus denselben Gefässen (aus alkalinischer Lösung, a 
schlagen). Ä 

‚Fig. 45. Anatomie des Harnorganes von Hyponomeuta ron 

Fig. 46. Stellt die einzelnen Abschnitte (re! — re3) vergrössert dar. 

Fig. 47. »Medusoide« Harnzelle mit Intima aus den Harngefässen erster Ord- 
nung von Hypönomeuta evonymella. | 

Fig. 48. Glockenförmige Excretionszelle aus dem Apicalende der das) schen | 


Fig, 49. Fettig degenerirte Partie eines MarpicHr schen Gefässes der paus 


Fig. 50, 51 und 52. Harnkrystalle aus den Marrıchrschen Gefässen der Hypo- 
nomeula evonymella (saures harnsaures Natron, saurer harnsaurer Ammoniak, Leu- 


Fie. 53. NaCl aus den Marpısarschen Gefässen von Euprepia caja. 

. Fig. 54. Krystalle aus den Marpıcarschen Gefässen von Sphinx convolvuli (Be 
handlung mit A). z 

Fig. 55. Krystalle von oxalsaurem Kalk in den Marpisar'schen Gefässen der Eu- 


Fig. 56. Krystalle aus den MaAnrism’schen Gefässen von Sphinx convolvu 
(Behandlung wie Fig. 54). 
Fig. 57. Harnsäure aus den MALrisa''schen Gefässen von Euprepia caja; erhal- 
ten durch Behandlung mit A, die Krystalle in der Miite,, nach Zusatz von Salzsäurı 


Die Fibrillen der Spongiengattung Filifera Lkhn. 
Von 


Oscar Schmidt. 


. Die Narno’sche Gattung Hircinia wurde von Lieserkünn Filifera ge- 
nannt. Ich hatte sie in Hircinia s. s. und Sarcotragus gespalten , über- 
zeugte mich jedoch später (Spongien des atlantischen Gebietes), dass 
von einer derartigen Begrenzung nicht die Rede sein kann. Der Gattungs- 
 eharacter des, hinsichtlich des groben Fasergerüstes mit Cacospongia 
übereinstimmenden Schwammes liegt in den feinen, mit knopfförmiger 
Anschwellung endigenden Fäserchen oder Fibrillen. Dieselben schliessen 
‚sich nach ihrem chemischen und mikroskopischen Verhalten wesentlich, 
den Fasern von Euspongia an, sind aber andererseits darin durchaus 
eigenihümlich, dass sich segelmässig in den Köpfchen ein zellenartiger 
Körper entwickelt, indem er sich aus dem Zusammenhange mit dem 
weicheren Achsenstrange der Fibrille abschnürt. Seltener entsteht eine 
Anschwellung und die Absonderung eines oder sogar zweier solcher 
Zellkörper mitten in der F ee Auch komm! Theilung einzelner Fibril- 
len vor. 

Ich habe, als ich mich mit den Filiferen zu beschäfügen begann, 
versucht, die Species nach dem Habitus des Aussehns, der Gestalt der 
Oscula und dem Durchmesser der Fibrillen und ihrer Köpfchen zu sich- 
ten; allein die Masse wechselt in den Individuen. Auch wurde von 


| Körımer der Zweifel angeregt, ob die Fibrillen überhaupt zur Spongie 


- gehörten. Dann hätte man die Hircinien als von einem parasitischen 

‚Fadengewirr befallene Cacospongien ansehen müssen. Welcher Natur 
_ diese Fäden als Parasiten sein sollten, liess sich aber nicht vermuthen, 
jr da sie mit irgend einer Alge oder einem Tange offenbar nichts zu thun 
Ks haben. In ihrer Resistenz gegen Maceration leisten sie ausserordeni- 
I liches. | 
Ueber ihr Verhältniss zum groben Horngerüst war nur so viel aus- 
| gemacht dass sie in keinem Zusammenhange damit stehe. Meine An- 
2 ai _ Zeitschrift, ‚wissensch. ‚Zoologie. XXX. Bd. RN \ 43 


gabe, E Fibrillen von Haralskern berahe Be I Tagsehne “ 
Wo man einen solchen Zusammenhang zu sehen glaubt, ‚liegt Um- 
wachsung vor. Noch nie aber war es bisher gelungen, eine Fibrille von 

| Anfang bis Ende zu verfolgen oder zu isoliren. Man kann in Zupfprä- 
. paraten sich Tausende von Enden mit den Knöpfchen darstellen, aber 

| alle Versuche von einem dieser Enden zu einem Anfange zu gelangen, 
oder unter einem schärferen Präparirmikroskop eine Fibrille ganz aus 
ibrer Umgebung herauszuziehen, misslangen. Sie liegen in Zügen über 
und neben einander, etwa wie die Fasern sich kreuzender Muskeln. 
Fäng!t man an, sie zu zerren und zu ‘sondern, so verfilzen sie sich erst 
recht. Schnittpräparate sind ganz unnütz. 

indessen, nachdem fest stand, dass die Fibrillen keine Anhänge der 
groben Fasern seien, dass sie äusserst selien sich theilen, und dass die 
Zahl der Köpfchen diejenige der Fibrillen mindestens überträfe, konnte 
a vermuthen, dass diese räthselhaften Gebilde einfache Fäden seien. 
ie Entstehung der Endknöpfe mit dem Zellkörper, ihre Ablösung, ihren 

ae hatte ich schon im 1. Supplement der adriatischen Spon- 
gien verfolgt. Nach vielem vergeblichen Bemühen ist mir die Isolirung 
der Fibrillen auch schon im März 1876 gelungen, und ich will jetzt 
weniesiens das Faetum veröffenilichen, da meine ferneren Versuche, 
über die Bedeutung der Fibrillen ins Reine zu kommen, kein Resultat 
gehabt haben. 
Die Fibrillen gleichen den Springschnüren u Kinder, welche mit 
zwei hölzernen kugligen Handhaben versehen sind. Die u Fibrille 
hat also an beiden Enden Knöpfchen. Bei einem Längsdurchmesser. der. 
 Knöpfchen von 0,008—0,04 Mm., welche Differenz sogar an einer und 
derselben Fibrille gemessen wurde, schwankt die Länge der von mir 


‚dur: ‘h behutsames Zupfen vollständig aus ihrer Umgebung herausge- , 


zogenen Fibrillen zwischen 1,4 und 1,6 Mm. Ich habe wenigstens zehn 
Mal die einzelne Fibrille a praparirt und sie wiederholt Herrn Pro- | 
jessor GoerTR gezeigt. Die Exemplare von Filifera stammten von Neapel 
und aus der Südsee. | 


Druck von Broitkopf und Härtel in Leipzig, 


Teashr fees. Zen. Bau. NG 


— = ] 


Fig, 9 


Fr | Lin Anstr BA Furke,lepetg. 


Taf XV. 
Eu 


24 

I u 
| 

S| 

ni 

4 

(| 

Ka 

A . 
j 

“| 

A 

a 
L 


DR CHEZ 


4 Li 


B_ erTt 


/ 


Fig.I6. 


‚Dil. Anstuu E.A.Fızihe,lapsig, 


FEW Ze 


a 


u 


Hr 


j% 


Zestechnitt £.wiss.Zool.BA.XNXX. 


E.Calberla del. 
ö 


Zeitschrift f.wiss.Zool.Ba.XXN. 


& ©) ) AE> | 
TE \ RN AD z 
? T @, 
x SS 
Do < >) \ 
/® IN / 
Fi 11: By 
(Of m 
OP 
DIN 


\ 


E.Calberla del. 


£ N m 
Do Be 
” Eh 


Lith.J.A.Hofmann, Würzburg. 


Zeitschrift £wiss. Zool.Bd.XXX. 


E.Calberla del. Lith.J.A. Hofmann, Würzburg. 


N 
ER 
S 
SI 


Zeitschrift Fwiss. 


Leipzig. 


Lith,Anst. v. J.G.Bach 


SER 


EEE 
De 5 


er 


F Bi 


00 


Fwiss.Zool. Bd. XAX. 


Ciamician Jel. 


4 
5 


Ur. 


Tat: AN 


Zeitschrift R wiss.Zool.Bd.AAX. 


Ciamician del. 


rESEIENDISZEDEREEE nl 
Teck YNAIIT. 


Tue NXAIV. 


Keilschr Riss. Zool. BANN. 


Zum Anst VEAFınke Lay 


_ 


N 


IN 


Tat: XXXV. 


S 
a 
“- 


\) in = a | / ._ 
ra er 


i ae Das Y > 


/ > ö 3 { 


= 


A PunbeDtioxig. 


7a 
eRL 


Sch Instrl. 


“ N 


m 


. 


N 


ve 


x 


" En 
er ” 
N 


KR 


e 


Taf! XXXTT. 
A 


Ti Ant RAR help 


Teitschr Runiss Zool. BANK. 


Taf XANUH, 


Zeitschr Kwiss Zool-BaXIN. 


" ZukAnse rEARınke bang. 


Zeitschrift. f, wiss. Zool. Bd_ZEX. Taf AUT 


Fig1 


n \ a ; 
| 
ER f Y; 4 \ = 
| Zh, 
17 Ei K x Ber 
5 a * 
ee C Ä 
Üi x 
x 
Ktasır T 3 \ Vs, 
f Ai! {! 
f 
3 Y i 
“ & v s 
\ f 
1r " h 
hs } 
x y 
N N ; 
” EN 
ER 
1 
” Y 
“ a 
x R ; 
’ N Ü 
x RI : 5 
2 5 ne 
; Rn 
R ! 
Y = up 2 % 
6 
BEN 
Peg 


Zetschrifk Ewiss. Zool. Bd. XXX 


— BR 


ar IX Mal Fig. 


ugischi? { ’ Lith Anstv.dß.Bach, Leipgin = 
3 Binden ; TE 27 


Ba. — 


ES 
5 


u 
TEC 


Zeibschvift E wiss. Zual. Bd IR. b Taf it 


Fig 31. 


Fiy. 91. 


1,08 
SUR 
N 


Lith. Ans «.d. 8. Bach, Leipzig. 


ed 


E. Schindler del, 


ö N - e 
= BE —— - .— = -— nn Er x Bl z 1 
un rer - = re auge, ve 2 k 


a ou ee 


a, 
MaLTııT 
NY x u 


it) 


# 


BE 
By 


EEE, 
ER ee 


EN 
en 


= 


0% 


TEN 
BER 
en 


BEER