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Full text of "Zentralblatt für Chirurgie 35.1908, Hefte 1-26"

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Zentralblatt 


CHIRURGIE 


herausgegeben 


von 


K. GARRE F. KÖNIG E. RICHTER 


in Bonn in Berlin in Breslau 


Fünfunddreißigster Jahrgang 





LEIPZIG 
Verlag von Johann Ambrosius Barth 
1908 


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Originalmitteilungen. 


Bayer, Karl, Prof. Dr. (Prag). Ein osteoplastischer Chopart. Nr. 29. p. 886. 
Beck, E.G., Dr. (Chicago). Eine neue Methode zur Diagnose und Behandlung von 
Fistelgängen. Nr. 18. p. 555. 
— Ernst, m (Hildesheim). Extension am quer durchbohrten Knochen. 
r.48. p.1 
Berndt, Fritz, Dr. (Stralsund). Radikaloperation von Schenkel- und Leistenbruch 
derselben Seite in einem Akt. Nr. 13. p. 39. 
Bolognesi, Guiseppe, Dr. (Modena). Über Änderungen im Blutserum infolge von 
tionen. Nr. 49. p. 1457. 
Borehardt, M. (Berlin. Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer. Nr. 25. 
755 


p. 755. 
Buchmann, P., Dr. (St. Potersburg). Behandlung knöcherner Ellbogengelenksanky- 
losen mittels Überpflanzung von ganzen Gelenken. Nr.19. p. 582. 
Bun Leo, Dr. (Neuyork). Eine modifizierte Crile’sche Transfusionskanüle. 
Nr. 45 p. 1338. 
Cardenal, Fe Dr. (Madrid). Dauerkatheterismus der Ureteren in der chirurgi- 
— nung verschiedener Blasenleiden und der Prostatahypertrophie. 
r. 21. p 
Cohn, Max, Dr. (Moabit-Berlin). Anatomische Grundlage zur Erklärung des Schul- 
terblatthochstandes. Nr. 32. p. 953 (1907). 
Creds, B. (Dresden). Silbercatgut und Silberseide. Nr.9. p. 249. 
Csermak, B., Dr. (Klausenberg).. Über Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit 
Stovain (Billon). Nr.7. p.191. F- e 
Danielsen, Wilheim, Dr. (Breslau). Über den Einfluß der Wärme- und Kälte- 
behandlung bei Infektionen des Peritoneums. Nr. 5. p. 121. 
Deelemann, Oberstabsarzt Dr. (Kamenz i. S.). Vorschläge zur Verbesserung des 
Verbandpäckchens für den Feldsoldaten. Nr. 24. p. 741. 
Eggenberger, Hans, Dr. (Basel). Wismutvergiftung durch Injektionsbehandlung 
nach Beck. Nr. 44. p. 1309. Nr. 51. p. 1537. 
Elsberg, C. A., Dr. (Neuyork). Bauchlage zur Verminderung der Pneumothorax- 
gefahren bei Operationen in der Brusthöhle. Nr. 10. p. 292. 
Evier, Dr. (Treptow a. Rega). Zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen: Chrom- 
lederstreckverband mit eingeschaltetem künstlichem Strebebogen. Nr.3. p. 63. 
Fink, Franz, Dr. (Karlsbad). Ein Beitrag zur Luxatio sub talo (Broca). Nr. 15. 
46 


. 467. 
Franke, Felix, Prof. (Braunschweig). Zur Erklärung des postoperativen spastischen 
verschlusses. Nr. 44. p. 1293. 

Gelinsky, Stabsarzt Dr. (Posen), Die Heißluftbehandlung nach Bauchoperationen. 
Nr. 1. p.l. 

Gobiet, Josef, Dr. (Orlau). Fixation der Wanderniere und Wanderleber mit Magne- 
siumplatten. Nr. 40. p. 1170. 

Goebel, Karl, Dr. (Breslau). Zur Antifermentbehandlung nach EduardMüller. 
Nr. 30. p. 923. 

De Graeuwe (Brüssel. Über die Resektion des Choledochus. Nr. 26. p. 790. 

Grossich, Antonio, Dr. (Fiume). Eine neue Sterilisierungsmethode der Haut bei 
Operationen. Nr. 44. p. 1289. 

Hackenbruch, P., Dr. (Wiesbaden). Operationsschleier mit Metallstützgestell. 
Nr. 42. p. 1239. 


a’ 


IV Originalmitteilungen. 


Haim, Emil, Dr. (Budweis). Beitrag zur Frage der Sensibilität der Abdominal- 
organe. Nr. 11. p. 337. 

Hartleib, Dr. (Bonn). Pelotte zur Fixierung des Drainrohres bei Magenfisteln. 
Nr. 32. p. 955 (1907). 

Helbig, Karl, Dr. (Berlin). Zur Technik der Gaumenspaltenoperation. Nr. 27. p. 810. 

Hellin, Dionys (Warschau). Die Behandlung von Abszessen. Nr. 43. p. 1275. 

Herbing, Dr. (Stettin). Varix aneurysmaticus. Nr. 6. p. 165. 

Herz, Max, Dr. (z. Z. Auckland, Neu-Seeland). Technik der Exstirpation von 
Kniegelenksmenisken. Nr.2. p. 37. 

Herzen, ord. Arzt (Moskau). Eine Modifikation der R o u x ° schen Ösophago-jejuno- 
gastrostomie. Nr.8. p. 219. 

Hirsch, Maximilian, Dr. (Wien). Zur Geschichte des Ätherrausches. Nr. 18. p. 553. 

Hoffmann, H., Dr. (Schweidnitz). Beitrag zur Behandlung veralteter Pronations- 
luxationen des Fußes. Nr. 15. p. 469. 

Hofmann, Arthur, Dr. (Karlsruhe), Zu dem Rovsing’schen Symptom. Nr. 17. 

. 533. 
— b. Dr. (Kalk-Köln). Welchen Einfluß hat das Überdecken der Maske mit 
einem Handtuch auf den Verlauf der Chloroformnarkose? Nr. 22. p. 666. 
Hosemann, Dr. (Rostock). Über Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain 
(Billon). Nr. 3. p. 60. . 
Hübscher, C., Dr. (Basel. Die Behandlung des kontrakten Plattfußes im Schlafe. 
Nr. 42. p. 1225. 

Iselin, Hans, Dr. (Basel). Behandlung akut eitriger Entzündungen mit heißer Luft. 
Nr. 43. p. 1257. 

Katzenstein, M., Dr. (Berlin). Einfacher Apparat zur künstlichen Atmung bei er- 
öffnetem Thorax. Nr. 47. p. 1398. 

'Kölliker, Th. (Leipzig). Zur Technik der Ösophagoskopie. Nr. 23. p. 699. 

Kolaczek, Hans, Dr. (Tübingen). Über Antifermentbehandlung eitriger Prozesse 
ohne Inzision. Nr. 30. p. 906. 

Kuhn, Franz, Dr. (Kassel, Darmanastomose mittels Gumminaht der Schleim- 
häute. Nr. 25. p. 753. 

—- Lungenüberdruck mittels peroraler Intubation und kontinuierlicher Luftpuffung 
in dem Intubationsrohr. Nr. 26. p. 788. 

— Die Abstufung der Resorbierbarkeit ein Wesentliches in der Catgutfrage. Nr. 50. 
. 1503. 

Lanz, Prof. (Amsterdam). Die Transplantation betreffend. Nr.1. p.3. 

— Der MeBurney’sche Punkt. Nr.7. p. 185. 

— Trauma und Karzinom. Nr. 18. p. 572. x 

Lauenstein, Carl, Dr. (Hamburg). Zur Frage der Bedeutung der Rovsing- 
schen Symptome. Nr. 8. p. 233. 

Lenzmann, Dr. (Duisburg). Zur Händedesinfektion. Nr. 4. p. 89. 

Lewal, Josef, Dr. (Budapest). Über Sterilisation der Metallinstrumente. Nr. 5. 

. 135. 

Lieblein, Victor, Prof. Dr. (Prag). Ein neuer Darmknopf. Nr. 4. p. 111. 

— Der Galalithdarmknopf. Nr. 19. p. 600. 

Liebold, Hans, Dr. (Halberstadt). Plastische Deckung eines Choledochusdefektes 
durch die Gallenblase. Nr. 16. p. 500. 

Longard, C., Oberarzt Dr. (Forst-Aachen). Beitrag zur operativon Behandlung der 
Invagination des Colon descendens. Nr. 21. p. 633. 

Lotheissen, Dr. (Wien). Ein Vorschlag zur Operation tiefsitzender Ösophagusdiver- 
tikel. Nr. 27. p. 811. 

Madlener, Max, Dr. (Kempten). Physikalisches über Seide, Zelluloidzwirn und 
Ramiezwirn. Nr. 3. p. 81. 

Manasse, Paul, Dr. (Berlin). Ein Apparat, um feste Verbände an der unteren 
Extremität ohne jegliche Assistenz anzulegen. Nr. 18. p. 568. 

Mertens, Victor, Dr. (Kiel. Eine neue Schere. Nr 13. p. 413. 

Meyer, Ludwig, Dr. (Berlin). Überleitung des Vena cava-Blutes in die Vena portae 
mittels terminolateraler Gefäßanastomose. Nr. 8. p. 217. 

Momburg, Stabsarzt Dr. (Spandau). Die künstliche Blutleere der unteren Körper- 
hälfte. Nr. 23. p. 697. 

— Zur Blutleere der unteren Körperhälfte. Nr. 41. p. 1193. 

Moscheowitz, A. V., Dr. (Neuyork). Zur Frage des Bauchschnittes bei Appendicitis- 
operationen. Nr. 11. p. 321. 


Originalmitteilungen. V 


Nast-Kolb, A., Dr. (Stuttgart). Beitrag zur Frage der Sensibilität der Bauch- 
organe. Nr. 28. p. 857. 

Neuhaus, Dr. (Berlin). Eine selbettätige Saugspritze. Nr. 18. p. 570. 

Ogata, Küehi, Dr. (Osaka, Japan). Saugbehandlung als schmerzstillendes Mittel 
bei den Aftererkrankungen. Nr. 10. p. 307. 

Payr, E., Prof. Dr. (Greifswald). Über osteoplastischen Ersatz nach Kieferresektion 
(Kieferdefekten) durch Rippenstücke mittels gestielter Brustwandlappen oder 
freier Transplantation. Nr. 36. p. 1066. 

Peiser, A., (Breslau). Über Antifermentbehandlung eitriger Prozesse ohne Inzision. 
Nr. 26. p. 777. 

— Über das Panaritium der Melker. Nr. 28. p. 84 

Preiser, Georg, Dr. (Hamburg). Über a Gelenkflächeninkongruenz. 
Nr. 33. p. 994. 

Przewalski, B., Dr. (Charkow). Zur Symptomatologie des Magenkrebses. Nr. 16. 

489 


Reinhardt, J. C., Dr. (Teschen). Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer 
nach Kocher. Nr. 19. p. 577. 

Reismann, Geh. San.-Rat. (Haspe).. Bemerkungen zu der Fußverletzung. Luxat. 
pedis sub talo. Nr. 38. p. 1123. 

Renner, Leopold, Dr. (Donavitz).. Zur Behandlung von Verbrennungen. Nr. 30. 


p. 907. 

Riedel, Prof. (Jena). Die Unterbindung der A. subclavia oberhalb des Schlüssel- 
beins mittels Längsschnittes in der Richtung der Nerven und des Gefäßes. Nr. 32. 
p. 942 (1907). 

Ritter, Carl, Prof. Dr. (Greifswald). Zur Frage der Sensibilität der Bauchorgane. 
Nr. 20. p. 610. 

— Ein einfaches Mittel gegen Erbrechen beim Ätherrausch. Nr. 28. p. 843. 

Rolando, S., Prof. a Über die Behandlung der akuten eitrigen Osteomyelitis. 
Nr. 20. p. 626. 

Rothe, A. v., Dr. (Halle k d.S.). Pseudoappendicitis hysterica. Nr. 11. p. 338. 

Rovsing, Thorkild, Prof. Dr. (Kopenhagen). Zur Frage der Bedeutung des Rov- 
sing’schen Symptoms. Nr. 12. p. 374. 

— Zu dem Rovsing’schen Symptom. Nr. 17. p. 537. 

Ruttin, Erich, Dr. (Wien). Zur Chirurgie des Schläfenbeins. Nr. 47. p. 1395. 

v. Rydygier, R., Zum osteoplastischen Ersatz nach Unterkieferresektion. Nr. 45. 

1 


p- : 
Sehanz, A., (Dresden). Jodpinselungen zur Erzielung schmaler Narben. Nr. 32. 
961 


v. Schiller, Karl, Dr. (Budapest). Wegen Sehnenscheidentuberkulose ausgeführte 
Muskelsehnenresektion; Tendomusculoanastomosis. Heilung mit vollkommener 
Funktion. Nr. 16. p. 503. 

Schmieden, Prof. Dr. (Berlin. Epithelwachstum unter Einwirkung von Schar- 
lach R. Nr. 6. p. 153. 

Schwenk, Dr. (Breslau). Isolierte Fraktur des Processus coronoideus ulnae. Nr. 32. 

76. 


p. 9 

Seidel, Hans, Dr. med. (Dresden- Friedrichstadt). Der protrahierte rektale Koch- 
salzeinlauf. Nr. 12. p. 358. 

Siek, Paul, Dr. (Leipzig). Zur Fascien- und Hautnaht. Nr.2. p. 33. 

— Nachtrag zu meiner Mitteilung über Fascien- und Hautnaht in Nr. 2 d. Bl. Ver- 
wendung von Staffelschnitten. Nr. 8. p. 224. 

— Zur Behandlung septischer und pyämischer Allgemeininfektion. Nr. 31. p. 938. 

Spiegel, Leopold, Dr. phil. (Berlin). Chemische Bemerkungen zu dem Aufsatze von 
Dr. Josef Léwai: Über Sterilisation der Metallinstrumente. Nr. 12. p. 375. 

Steinmann, Fr., Dr. (Bern). Eine neue Extensionsmethode in der Frakturenbehand- 
lung. Nr. 32. p. 938. (1907). 

Sykoff, W., Dr. (Moskau). Über die Behandlung von krebsigen Geschwüren über- 
haupt und über Epitheliome des Gesichts im speziellen. Nr. 5. p. 137. 

Teske, Hilmar, Dr. (Plauen). Beitrag zur Ätiologie des angeborenen Schulterblatt- 
hochstandes. Nr. 29. p. 883. 

Tiegel, Max, Dr. Sekundärarzt (Dortmund). Ein einfacher Apparat zur Über- 
drucknarkose. Nr. 22. p. 679. 

Tietze, Alexander, Professor (Breslau). Zur Diskussion über die osteoplastische Fuß- 
gelenksresektion. Nr.1. p. 19. 


VI Originalmitteilungen. 


— Fr., Dr. (Leipzig). Zur Operation der Embolie der Lungenarterien. 

r. 4. p. 92. 

Turner, H., Prof. (St. Petersburg). Zur operativen Behandlung veralteter Knie- 
scheibenbrüche mit größerer Diastase der Fragmente. Nr. 52. p. 1559. 

Venus, Ernst, Dr. (Wien). Almatein in der Chirurgie Nr. 17. p. 521. 

Vogel, K., Dr. (Dortmund). Zur Technik des Gipsverbandes. Nr. 42. p. 1242. 

Volkmar, W., Arzt (Halberstadt). Ein Fall von Verletzung des Ductus hepaticus 
bei der Cystektomie. Nr. 45. p. 1333. 

Weglowski, Romuald, Dr. (Moskau). Zur Frage von der Entstehung der mittleren 
Halsfisteln. Nr. 10. p. 289. 

— Über die Entstehung der seitlichen Halsfisteln (sog. Kiemenfisteln). Nr. 14. p. 426. 

Wiener, Alex., Prof. Dr. (Chicago). Zur Behandlung des Spondylitis. Nr. 9. p. 252. 

Wilms, Prof. (Basel). Fixation des Coecum mobile bei Fällen von sog. chronischer 
Appendicitis. Nr. 37. p. 1090. 

De Witt Stetten, Dr. (Neuyork). Zur Frage der sog, Madelung’schen De- 
formität, mit besonderer Rücksicht auf eine umgekehrte Form derselben. Nr. 31. 


p. 949. 
Wullstein, Prof. Dr. (Halle a.d. 8... Zur plastischen Bildung eines neuen Oso- 


phagus. Nr.8. p. 222. 
— Dauerkatheterismus der Harnleiter. Nr. 35. p. 1026. 


Namenverzeichnis. 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalinitteilungen. 


Die kurrent- 


gedruckten en sich auf die a 35, welche den Bericht über den 


XXVII. deutschen 


A.bbe 197 (Heilwirkung des Radium). 
— 1287 (Aneurysmorrhaphie). 

— 1345 (Behandlung des Krebses mit 
Röntgen- und Radiumstrahlen). 
Abbot 1121 (Hypertrophie von Syno- 

vialzotten des Kniee). 
— 1132 (Angeborene Hüftverrenkung). 
v. A berle 892 (Eigenartiger Knochen- 
und Gelenkprozeß). 
AbranowiEi 325 (Zur Krebs 
A dd ic ks 968 (1907) (Schlitzschuß des 
N. ulnaris). 
Aderholdt 914 (Hernien als Unfall- 


folgen). 
Adler 644 (Nierensteine). 
Adrian 119 (Nierensteine). 
de Ahna 380 (Tetanus). 
Aichel 817 (Geschwulstlehre). 
Aievoli 598 (Palmarfascienretrak- 


tion). 
1160 (Fibroadeno- 


Alamartine 
kystom der Brustdrüse). 

— 1264 (Hypertrophierende Knochen- 
gelenkentzündungen tuberkulösen Ur- 
sprunge). 

Albarran 495 (Nierentuberkulose). 

Al De e 1131 (Arthritis deformans der 

üfte 


)- 

Albers-Schönberg 50 (Eigen- 
artige linuna a Ho 

— 772 (Bestimm der erzgröße). 

Albrecht 765 ( inomsarkom der 
Gebärmutter). 

— 870 (Nierendystopie). 

— 1481 (Rachendivertikel). 

— H. 1099 (Nasenprothese). 

— W. 1101 (Chirurgie der Nase und der 
Nasennebenhöhlen). 

Albu 16 (Appendicitis). 

Alderson 558 (Opsonine und bakte- 


- rielle Hauterkra n). 
Alessandri 182, 1183 (Nierenchirur- 
gie). 


— 1282 (Konservative Chirurgie bei 
Knochen- und Gelenkleiden). 


en-Kongreß enthält.) 


Alessandri 1351 (Nierentuberkulose). 

— 1542 (Cysticercus der Brustdrüse). 

Alexander 657 (Retroperitoneales 
Fibrom). 

— 1359 ( ee 

Alexandrow 319 (Pankreascysten). 

Al gl a v S 331 (Dleocoecalsegment des 

armes). 

— 347 (Darmkrebe). 

— 974 (Phlebektasien 
thrombosen). 

Allaben 145 (Darmperforation im 


Typhus). 
Allard 1046 (Sekretorische Leistungen 
beider u. 
— 1052 (Alka 
A Al len 839 (Se 
punktion). 
— 1018 (Erysipel). 
— 1477 (Bückenmarksverletzungen). 
Allessandri 1507 (Pseudobauchtell- 
tuberkulose). 
Al 378 (Angeborene Hüftverren- 


g). 

Alsberg 880 (Apophysitis tibialis 
adolescentium). 

— 900 (Erbsenbeinbruch). 

Amann 499 (Operation des Gebär- 
mutterkrebses). 

Andereya 1103 (Oberkiefercysten). 

Andrassy 1413 (Hirngeschwülste). 

André Boursier 797 (Retroperito- 
neale Cysten). 

André 1347 (Strikturen der 
prostat. urethrae). 

— 1374 (Chloroform). 

Andrews 305 (Hydrokelenoperation). 

Angel 145) (Hü ose). 

Anglada 913 (Appendicitis). 

— nn (Doppelseitige Schulterverren- 


und Venen- 


nurie und ÖOchronose). 
tatus epilepticus, Hirn- 


Pars 


ng). 
— 1493 (Appendicitisfrage). 
Anschütz 1444 (Magensaftfluß). 
Antelo 462 (Kopfschüsse). 
Antico 1354 (Röntgenstrahlen). 


VIII 


A n to n 141 (Atrophie der Nasenschleim- 
haut). 

— 1280 (Hydrocephalus). 

Anzilotti 183 (Eitrige Orchitis). 

— 838 (Pseudarthrosenbehandlung). 

Apelt 839 (Hirnpunktion). 

Apolant 324 (Krebsfrage). 

Arbuthnot Lane 548 (Chronische 
Verstopfung). 

Arce 1346 (Echinokokken). 

— 1429 (Gelenktuberkulose). 

D’Arcy Power 543 (Kasuistisches 
aus der Bauchchirurgie). 

Arnaud 1317 (Heimiolosisähen). 

Arnavielche 1383 (Blitzverletzun- 


gen). 

Arndt 958 (1907) Elektromassagehand- 
schuh). 

Arnsperger 934 (Chirurgie d. Gallen- 
wege). 

Arquellada 148 (Angeborene Py- 
lorusstenose). 

McArthur 115 (Vaccinebehandlung 
von Infektionskrankheiten). 

Asch 494 (Harnröhrenstrikturen). 

— 846 (Urethrotomia interna). 

Ashhurs t 1167 (Perforation d. Gallen- 
blase). 

Atlee 480 (Hirngeschwulst). 

Audry 1109 (Dermatologisches). 

Auerbach (382 (Kleinhirncysten). 

Autenrieth 802 (Bauchverletzun- 
gen). 

Auvray 1207 (Chirurgie der Leber und 
Gallenwege). 

Axhausen 418 (Knochentransplan- 
tation). 

— 744 (Osteopsathyrosis). 


B abbe 151 (Wandermilz). 

Babcock 589 (Sarkombehandlung). 

Babler 819 (Geschwulstlehre). 

Bachrach 1223 (Operationen an den 
Gallenwegen). j 

Bade 902, 1433, 1472 (Angeborene Hüft- 
verrenkung). 

Badin 1059 (Nierensteine). 

Baer 276 (Operationen an der Wirbel- 
säule). 

Bätzer 1215 (Stauungsbehandlung go- 
norrhoischer Gelenkentzündung). 

Baetzner 1125 (Gonorrhoische Ge- 
lenkentzündung). 

Bäumlin 726 (Banti’sche Krankheit). 

Bailey 139 (Röntgenuntersuchung auf 
Fremdkörper). 

Bainbridge 1423 (Sauerstoff in der 
Chirurgie). 

Baisch 783 (Röntgendiagnostik des 


agens). 
Baldauf 345 (Stenose des Duo- 
denum). 


Namenverzeichnis. 


Ball 1056 (Harnleiterstein). 

Ballivet 1012 (Rückenschmerz bei 
Brustkrebs). 

— 1057 (Nierenverletzung). 

Balloch 775 (Hämaturie der Schwan- 
geren). 

Bandler 850 (Funktionsprüfung der 
Nieren). 

Bangs 1095 (Tabak in der chirurgischen 
Praxis). 

v.Bargc z546 (Seitliche Bauchhernien). 

— 1039 (Darmanastomose mittels elasti- 
scher Ligatur der Schleimhäute). 

Baradulin 243 (Milzchirurgie). 

— 1078 (Muskelechinokokkus). 

— 1312 (Postoperativer Ileus). 

Barbarin800 (Verlängerung der Kno- . 
chen). 

Barbet 1301 (Appendicitis). 

v. Bardele ben 1521 (Atlas der topo- 
graphischen Anatomie). 

Bardenheuer 264 (Oberarmbrüche). 

— 1556 (Nerventehandlung bei Ampu-. 
tationen). 

Bardescu 711 (Hermiologisches). 

— 782 (Schenkelbrüche). 

Barile 1238 (Varikokele). 

Barker 276 (Traumatische Hämato- , 
myelie). 

— 513 (Lumbalanästhesie). 

— 953 (Otogene Meningitis). 

— 1375 (Spinalanästhesie). 

Barkley 1510 (Appendicitisfrage). 

Barlatier 1485 (Laryngostomie). 

Barlin g 1058 (Wanderniere). 

Barnab o 764 (Innere Hodensekretion). 

Barnard 1033 (Subphrenischer Ab- 
szeß). 

Barnett 282 (Koxitis). 

Barney 295 (Peniskrebe). 

Baron 1488 (Lungenabszeß). 

Barret 1282 (Unterbindung der Ca- 
rotis ext. wegen Nasenbluten). 

Barth 35 (Knochenplastik). 

— 245 (Chirurgie der Gallenwege). 

— 547 (Duodenalgeschwür). 

Bartlett 120 (Nierensteine). 

— 621 (Blutbefunde bei Infektionen von 
Wurmfortsatz und Gallenblase). 

— 717 (Silberdrahtnetze bei Bauch- 
naht). 

Basset 720 (Herniologisches). 

Bastianelli 564 (Spondylitis tuber- 
culosa). 

Battle 327, 1146 (Appendicitis). 

— 1198 (Schenkelbruch). 

Baudet 448 (Darmverletzungen). 

— 798 (Genitaltuberkulose). 

Bauer 760 (Brustdrüsengeschwülste). 

— 926 (Appendicitis). 

v. Baumgarten (Fortschritte in d. 
Lehre von den pathogenen Mikro- 
organismen). 


Namenverzeichnis. 1X 


Bayer 282 an 

— 575 (Rippenknorpelresektion). 

— 1232 (Prostatachirurgie). : 

— 1133 (Unterschenkelgeschwülste). 

— C. 886* (Osteoplastischer Chopart). 

v. Ba y er 1387 (Einheilung von Fremd- 
köı pern). 

Bayha 1011 (Herznaht). 

B a z y 900 (Armnervenverletzungen). 

— 1051 (Ophthalmoreaktion in der 
Chirurgie). 

— 1060 (Intermittierende Hydrone- 
phrose). 

Beach 1309 (Mastdarmstriktur). 

Beal 1563 (Fibrinsteine der Niere). 

Beale 26 (Encephalokele). 

Beardsley 1352 (Epididymitis und 
Orchitis). 

Beatson 422 (Pfählungsverletzung). 

— 1079 (Stauungsblutung). 

— 1222 (Intussuszeption). 

Beaufum 6 310 (Harnverhaltung und 
Kotstauung). . 

Becher 895 (Hüftverrenkungen). 

— 901 (Kompensatorische Hüftverren- 
kung). 

Beck 114 (Atrophodermie). 

— 144 (Lungenschwindsucht und Haut- 
krankheiten). 

— 205 (Operations- und Röntgenbehand- 
lung bösartiger Neubildungen). 

— 467 (Röntgendiagnostik von Krank- 
heiten der Brusthöhle). 

— 830 (Chirurgische Krankheiten der 
Brust). 

—- 1174 (Osteoarthritis deformans en- 
demica). 

— 1216 (Basedow). 

— E. G. 555* (Diagnose und Behandlung 
von Fistelgängen). 

Becker 446 (Echinokokkenkrankheit 
in Mecklenburg). 

—- 734 (Chirosoter). 

— 1163 (Ileus). 

— E. 1417* (Extension am querdurch- 
bohrten Knochen). 

Beckett 117 (Phlebolithen und Harn- 
es gegenüber Röntgenstrah- 
en). 

B é c l èr e 682 (Röntgenstrahlen bei bös- 
artigen Geschwülsten). 

Beer 77 (Frage der Antiperistaltik). 

— 326 (Sensibilität des Bauchfells). 

Beilby 1564 (Hypernephrom). 

B&enaky 1109 (Neurofibromatose). 

Benard 629 (Fremdkörper im Herzen). 

Bennecke 118 (Reflektorische An- 


urie). 

Bennett 599 (Störungen in den Knie- 
bewegungen). 

B&rard 758 (Schilddrüsenerkrankun- 


gen). 
— 759 (Basedow’sche Krankheit). 


Bérard 1223 (Leberechinokokken). 

— 1344 (Geschwülste der Wirbelsäule). 

Beresnegowskilöl(Unterbindung 
der Leberarterien). 

Berg 919 (Mastdarmkrebe). 

— 1004 (Blasensteine). 

— 1351 (Hypernephrom). 

— 1450 (Phlebosklerose der Venen). 

— 1547 (Blasenkrebs). 

— G. 1350 (Nierendiagnostik). 

Bergeat 1030 (Brustwandresektion 
bei veraltetem Empyem). 

Berger 277 (Armausreißung). 

— 1453 (Narbenkrebs des Fersenbeins). 

Bergmann 868 (Prostatahypertro- 
phie). 

v. Bergmann 524 (Operationslehre). 

Bergonie 1028 (Blitzbehandlung des 
Krebses). 

Berkofsky 1254 (Gefäßunterbindung 
bei Puerperalpyämie). 

Bernard 302 (Nierentuberkulose). 

Bernardi 1424 (Blutveränderung in- 
folge von Knochenbrüchen). 

Berndt, F. 393* (Radikaloperation 
von Brüchen). 

Berry 828 (Saugverfahren bei tuber- 
kulösen Halsdrüsen). 

Bertein 1071 (Wirbeldiastasen). 

Bertelli 1323 (Lebersarkome). 

Bery 929 (Volvulus des ganzen Dünn- 
darmes). 

de Besche 1051 (Mehrfache Krebse). 

Bessel-Hagen 832 (Tuberkulöse 
Lungenkaverne geheilt durch Opera- 
tion). 

— 833 (Myelomatose des Rumpfske- 
lettes). 

— 835 (Hirschsprung'sche Krankheit). 

Bestelmeyer 5l4 (Schußverletzun- 


n). 

B — gh 1185 (Periorchitis chronica). 

Bettmann 1452 (Kniescheibenbruch). 

De Beule 532 (Cholecystektomie). 

D e Be u le 52 (Orthopädische Chirurgie 
der Hand). 

— 277 (Sacrodynie und beiderseitige 
Ischjas). 

— 351 (Cholecystektomie). 

— 368 (Trigeminusneuralgie). 

— 967 (1907) (Scheidenkrebs). 

— 1512 (Herniologisches). 

de Beurmann 1096 (Dermatologi- 
sches). 

Bevan 1048 (Nierensteine). 

Bibergeil 275 (Knochenbrüche). 

— 1491 (Verhütung peritonealer Ver- 
wachsungen). 

Bier 21 (Neuer Weg zur Lokalanästhesie). 

— 524 (Operationslehre). 

— 944 (1907) (Hyperämie als Heilmittel). 

— 1211 (Halstumorenoperation unter 
Lokalanästhesie). 


X Namenverzeichnis. 


B i e r h o f f 1003 (Prostatahypertrophie). 

Biesals ki 897 (Krüppelfürsorge). 

` — 980 (Röntgentechnik). 

Billington 118 (Wanderniere). 

Binnie 1287 (Aneurysmorrhaphie). 

Biondi 1050 (Behandlung des Uro- 
genitalapparates). 

— 1185 (Injektionen in das Vas deferens). 

Bircher 510 (Nierentuberkulose). 

— 530 (Gastroenterostomie). 

— 546 (Magengeschwülste). 

— 691 (Schädelverletzungen). 

— 932 (Milzchirurgie). 

— 1019 (Bauchfelltuberkulose). 

— 1166 (Milzeysten). 

— 1247 (Knochengeschwülste im Rönt- 
genogranım). 

Birchner 256 (Elfenbeinstifte bei 
Knochenbrüchen). 

Birnbaum 744 (Lumbalanästhesie). 

Biron 423 (Extremitätenbrand bei 
Typhus). 

Bishop 117 (Wanderniere). 

Bissell 576 (Brustdrüsengeschwülste). 

Bittorf 498 (Pathologie der Neben- 
nieren und des Morbus Addisonii). 

Blagoweschtschensk y147(Ma- 

ngeschwür). 

Blake 1287 (Aneurysmorrhaphie). 

— 1509 (Verhütung peritonealer Ver- 
wachsungen). 

Bla n 1110 (Meningoencephalitis acuta). 

Blanc 5l an am Collum radii). 

— 1451 (Pseudokoxitis). 

Bland-Sutton 336 (Cholecystek- 
tomie). 

— 497 (Nephrektomie). 

— 499 (Eierstockskrebs). 

Blauel 1484 (Fremdkörper in der 
Speiseröhre). 

B l e c h 729 (Nekrolog. Nikolas Senn f). 

Blecher 269 (Fußgeschwulst). 

— 483 (Fistula coli media). 

— 989 (Kahnbeinbruch). 

— 1129 (Schädigung des N. medianus bei 
Radiusbrüchen). 

— 1154 (Künstliche Hyperämie). 

Blencke 882 (Calcaneussporn), 

Bloch 958 (Gonorrhoische Entzündung 
eines Kehlkopfgelenkes). 

— 961 (1907) (Kathetereinführung). 

Bloodgood 332 (Akute Magendeh- 


nung). 

Blum 158 (Symptomatologie und Dia- 
gnostik der urogenitalen Erkran- 
kungen). 

— 179 (Reno-renaler Reflex). 

— 643 (Röntgenologische Konkrement- 
nachweisung). 

— 968 (Röntgenschadenersatzprozeß). 

Blumenfeld 362 (Bakterienausschei- 
dung). 

Blumenfeldt 827 (Zeitschrift für 


Laryngologie, Rhinologie und ihre 
Grenzgebiete). 

Blumenthal 911 (Koli- und Para- 
koliinfektionen). 

Boari 1056 (Harnleitereinpflanzung in 
die Blase). 

Boas 396 (Larva migrans). 

— 623 (Operationen wegen Krebs des 
Magen-Darmkanals). 

Bockenheimer 668 (Atlas chirur- 
gischer Krankheitsbilder). 

— 669 (Ostitis deformans der Schädel- 
und Gesichtsknochen). 

— 992 (Leuchtender Hirnspatel). 

Bodin 1108, 1109 (Dermatologisches). 

Böcker 876 (Ellbogenverletzungen). 

— 891 (Myositis ossificans traumatica). 

Böhm 263, 371 (Variation des Rumpf- 
skeletts). 

Böhmig 693 (Cystadenom der Ober- 
kieferhöhlen). 

Bönningha u s825(Ohrenheilkunde). 

Boerner 1528 (Otitische intrakranielle 
Erkrankungen). 

Boese 967 (1907) (Stieltorsion eines 
Bauchhodens). 

— 1319 (Tuberkulose der Flexur). 

Bogdanik 527 (Bauchfellentzündung). 

Bogoljuboff 78 (Unterbindung des 
Darmes). 

— 182 (Hypernephrome). 

— 315 (Nebennierengeschwulst). 

— 955 (Adenoma adamantinum). 

— 977 (Darmunterbindung). 

Bogrow 196 (Röntgenologisches). 

v. Bokay 228 (Appendicitis). 

Boldt 707 (Bettruhe nach Bauchopera- 
tionen). 

Bolognesi 509 (Nahtmaterial bei 
Nierennähten). 

— G. 1457* (Änderungen im Blutserum 
infolge von Operationen). 

— 1459 (Narkosenfrage). 

Bolognino 415 (Bösartige Geschwül- 
ste). 

Bonam y 606 (Netzsarkom). 

Bond 297 (Ätiologie der Pyelitis). 

Bondareff 86 (Dünndarmsarkom). 

Bone 257 (Gelenkleiden auf der Basis 
von Geschlechtskrankheiten). 

Bonnamour 142 (Speichelsteine). 

— 143 (Mandelpolypen). 

Bonneau 1347 (Prostatasteine). 

Bonnet 450 (Lagerung des Wurm- 
fortsatzes in der Gekröswurzel). 

— 1108 (Dermatologisches). 

Bonney 963 (Krebsfrage). 

v. Bonsdorff 1337 (Lippenkrebs). 

Borchard 1125 (Knochensarkome). 

Borchardt 383 (Hirngeschwulst). 

— 482 (Rückenmarkshautgeschwulst). 

— 755* (Temporäre Aufklappung der 
Oberkiefer). 


Namenverzeichnies. XI 


Borchgrevink 151 (Behandlung 
von Knochenbrüchen). 

Bordet 867 (Hundswut). 

Borelli 1513 (Herniologisches). 

Barret 710 (Appendicitis). 

Borszék y 85 (Magen- und Duodenal- 
geschwür). 

— 241 (Blinddarmtorsion). 

— 1021 (Magen- und Duodenalgeschwür). 

Bosquette 1555 (Innere Knochen- 
architektur). 

Boswell 382 (Meningitis). 

Bouchut 387 (Basedow). 

— 605 (Milzzerreißung). 

Bounamour 605 (Milzzerreißung). 

Bouquet 1539 (Meningealblutung). 

Bourguet 198 (Chirurgie des La- 
byrinths). 

Bovero 1283 (Processus supracondy- 
loideus humeri). 

Bowker 259 (Arthritis rheumatica). 

Bowlby 1134 (Tuberkulose der 
Hüfte 


). 

Braatz 786 (Hämorrhoiden). 

v. Bramann 1280 (Hydrocephalus). 

Branch 568 (Herzklappenchirurgie). 

Brand 323 (Krebsfrage). 

Brandenstein 716 (Antitoxinbe- 
handlung bei Wundstarrkrampf). 

Brandes 1121 (Fersenbeinbruch). 

Brandt 1394 (Chirurgie für Zahnärzte). 

Branham 1483 (Tetanie nach Thy- 
reoidektomie). 

Braquehaye 796 (Mastdarmstrik- 
turen). 

Brauer 96 (Druckdifferenzverfahren). 

— 1401 (Lungenchirurgie). 

Braun 45 (Behandlung der foudroyan- 
ten Blutungen bei Ulcus ventriculi). 

— 73 (Akute Magenerweiterung). 

— 925 (Magen-Darmverletzungen). 

— 1020 (Appendicitis). 

— 1500 (Entzündliche Geschwülste am 
Darm). 

— 1540 (Rückenmarksschüsse). 

— H. 108 (Pleurageschwulst). 

— 135 (Enterokystom). 

— 143 (Ganglioneurome). 

Brauser 1480 (Gummöse Halslym- 
phome). 

Brechot 74 (Magenresektion). 

Brehm 1491 (Subphrenische Abszesse). 

Brenizer 547 (Darmresektion). 

Brenner 115 (Nabelbruchoperation). 

—- 263 (Latente Wirbeltuberkulose). 

— 1497 (Herniologisches). 

Brentano 37 (Knochenplastik). 

Brewer 85 (Eitrige Peritonitis). 

— 1060 (Nieren- und Harnleiteropera- 
tionen). 

— 1519 (Diverticulitis des Colon sig- 
moideum). 

Brewitt 642 (Pankreashämorrhagie). 


Briggs 1255 (Akutes Becken-Bauch- 
ödem). 

Brin 1078 (Cholecystektomie). 

Broca 363 (Blutstillung bei Hämo- 
philen). 

— 1301 (Appendicitis) 

Broeckaert 368 (Trigeminusneural- 


gie). 

— 693 (Rhinophyma). 

Brongersma 1381 (Cysten in der 
Harnblase). 

— 1560 (Prostatektomie). 

Brossard 317 (Hermaphrodit). 

Brown 757 (Gaumenspalte). 

Bruce 1286 (Hüftleiden und Ischias). 

Brüning 1314 (Appendicitis). 

Brunk 1000 (Zungenabszesse). 

v. Brunn 39, 845 (Hautdesinfektion). 

— 1450 (Schnellende Hüfte). 

— M. 1511 (Appendicitisfrage). 

Brunner 178 (Harmleiterhernie). 

— 558 (Ausscheidung von Bakterien 
durch den Schweiß). 

Brunzl 932 (Lebertuberkulose). 

Bryant 591 (Allgemeinanästhesie). 

— 663 (Schenkelhalsbruch). 

— 1384 (Knochenbohrer). 

Buccheri 766 (Spina bifida). 

Buchanan 454 (Mastdarmexzision). 

— 1187 (Nachbehandlung von Osteo- 
tomien). 

— 1128 (Mit Knochenbruch kompli- 
zierte Schulterverrenkung). 

Buchmann, P.582*(Heilung knöcherner 
Ellbogengelenksankylosen mittels 
Überpflanzung von ganzen Gelenken). 

Buday 112 (Krebsstatistik). 

B u d d e 270 (Resektionen am Tarsus u. 
Metatarsus). 

Büdin ger 303 (Hodenretention). 

— 738 (Traumatische Knorpelrisse im 
Kniegelenk). 

Bülow-Hansen 400 (Knochen- 
brüche). 

— 1566 (Radiusdefekt). 

Buerger, L. 1335* (Modifizierte Crile- 
sche Transfusionskanüle). 

B u hlig 1509 (Appendicitisfrage). 

Bulkley 1108 (Epitheliome). 

Bull 929 (Volvulus des ganzen Dünn- 
darmes). 

— 1196 (Appendicitis). 

— 1285 (Verrenkung des Os capitatum). 

Bullrich 1323 (Echinokokken\, 

Bu m 265 (Ischias). 

Bunge 136 (Spastischer Darmver- 
schluß). 

Bunts 1220 (Hypertrophische Pylorus- 
stenose). 

Burci 300 (Naht der Nierenwunden). 

Burckhardt 807 (Aktinomykose u. 
Krebs des Dickdarmes). 

Burdenko 507 (Blasenriß). 


XII 


Burgess 545 (Appendicitis). 
Burgos 181 (Nierenstein). 
Burgsdorf 1107 (Syphilisfrage). 

— 1475 (Übertragung von Syphilis here- 
ditaria). 

— W. F. 1108 (Syphilisfrage). 

Burk 481 (Wirbelsäulenbruch). 

— 604 (Wirbelbrüche). 

— 1479 (Bruch eines Wirbelgelenkfort- 
satzes). 

Burkhardt-Polano 157 (Sym- 
ptomatologie und Diagnostik der uro- 
genitalen Erkrankungen). 

Burkhardt 986 (Ruptur des Mast- 
darmes). 

— 1114 (Sauerstoff bei Wunden und In- 
fektionen). 

Burr 977 (Tetanus). 

Burrows 749 (Metakarpalbrüche). 

Busch 1491 (Verhütung peritonealer 
Verwachsungen). 

— 1563 (Nebennierentransplantation). 
Busch ke 383 (Symmetrische Schwel- 
lung der Schläfen und Wangen). 
Bushnell 378 (Paratyphöser Kno- 

chenabszeß). 

— 752 (Paratyphus). 

Busse 772 (Chondromyxosarkom der 
Pleura). 

Butkewitsch 603 (Sklerosierende 
Osteomyelitis). 

Butler 1254 (Vulvovaginitis). 


y. Ca cko vić 341 (Brust- und Bauch- 
verletzungen). 

— 346 (Innere Einklemmung). 

Cade 1280 (Kleinhirngeschwulst). 

Cadini 1348 (Prostatahypertrophie). 

Cahen 229 (Nabel- und Bauchbrüche). 

Cahier 595 (Gelenkverletzungen). 

Cailland 648 (Vorderarmbrüche der 
Automobilisten). 

Caird 343 (Perforierende Magen- und 
Duodenalgeschwüre). 

Calabrese 507 (Blasentuberkulose). 

MacCallum 759 (Tetanie). 

— 1518 Ileus). 

Calvert 15 (Lage des Herzens bei 
Perikarditis). 

Cameron 382 (Hirnabszeß). 

— 529 (Gastroenterostomie). 

Caminiti 822 (Verpflanzung von 
Muskellappen). 

Cammidge 439 (Pankreasdiabetes). 

Campo 1307 (Gastroenterostomie). 

Camus 1460 (Narkosenfrage). 

Canaguier 1283 (Intramuskuläres 
Lipom). 

Canon 138 (Darmausschaltung). 

— 1518 (Dickdarmausschaltung). 

Capaldi 747 (Sarkom am Amputations- 
stumpf). 

C a p e k 970 (Darmanastomosenbildung). 


Namenverzeichnis. 


Capelle 1367 (Gefäß- und Organ- 

transplantationen). 

— 1482, 1483 (Basedowthymus). 

Cardenal 636* (Dauerkatheterismus 
der Ureteren). 

— 1327 (Prostatahypertrophie). 

MceCardie 560 (Status Iymphaticus 
und allgemeine Anästhesie). 

Carle 1107 (Syphilisfrage). 

— 1475 (Übertragung von Syphilis here- 
ditaria), 

Carlson 719 (Chronische Peritonitis). 

Carmichael 1497 (Herniolngisches). 

Carnot 784 (Schleimhautbepflanzung 
von Magengeschwüren). 

Carre11057 (Akute Arterienverkalkung 
nach Nierentransplantation). 

Carwardine 347 (Geschwülste des 
Wurmfortsatzes). 

Gasoni 997 (Cytologische Blutunter- 
suchungen bei Esmarch’scher Blut- 
leere). 

Casper 1548 (Pyelitis). 

Cassanellol181 (Polycystische Niere). 

— 544 (Appendicitis). 

— 1055 (Blasenadenom). 

Cassuto 1088 (Tropische Milzver- 
größerung). 

Castaño 506 (Harnröhrenstein). 

Castellani 1538 (Elephantiasis). 

Castex 1433 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 

Cathelin 495 (Nierentuberkulose). 

Cattle 771 (Lungenabszeß). 

MacCallum 102 (Glandulae para- 
thyreoideae). 

Caubet 41 (Architektur des Callus). 

Cavaillon 71 (Appendicitis). 

— 1223 (Leberechinokokken). 

Cawardine 131 (Peritonitis). 

Cazin 792 (Narkose mit Skopolamin- 
Morphium und Chloroform). 

C e c c a 257 (Zur Pathologie der Gelenk- 
knorpel und der Synovialis). 

Ceci 181 (Suprarenalcyste). 

— 1184 (Cysten der Nebenniere). 

Cecil 102 (Glandulae parathyreoideae). 

— 147 (Gastritis phlegmonosa). 

Cernezzi 1191 (Brust-Zwerchfell- 

,„ Wunde). 

Cernicky 1216 (Brustmuskel- und 
Rippendefekt). 

Chabanon 71 (Appendicitis). 

Chajes 209 (Traumatische Epithel- 
cyste am Kopf). 

Chalier 420 (Retraktion der Palmar- 
und Plantarfascien). 

— 957 (Kröpfe). 

— 1076 (Mastdarmkrebs). 

— 1412 (Trepanation gegen Gesichts- 
neuralgie). 

Championnière 798, 821 (Knochen- 
brüche). 


Namenverzeichnis. 


Chandler 346 (Darmlipom). 

— 526 (Nachbehandlung der Laparo- 
tomien). 

Chaput 8 (Spinalanästhesie). 

— 1268 (Lumbalanästhesie). 

Chavannaz 1303 (Herniologisches). 

Chavanne 212 (Durchschneidung des 
Hörnerven.) 

Cheatle 835 (Krebslehre). 

— 1393 (Ergrauen der Haare). 

Cheesman 576 (Brustdrüsenge- 
schwülste). 

Chevassu 695 (Prästernale Cyste). 

— 1480 (Branchialfisteln). 

— 1550 (Azoospermie). 

Chevrier 599 (Oberflächliche Varicen). 

Chiarolanza 1180 (Eiterkörperchen 
im Blut). 

Chichester 345 (Herniologisches). 

Chiene 146 (Leistenbrüche). 

— 803 (Wurmfortsatz im Bruchsack). 

Childe 150 (Darmresektion). 

Chitrowo 1050 (Hämorrhagisches 
Sarkom). 

Chlumsky 43 (Catgutsterilisation). 

— 897 (Skoliose). 

Cholzow 175 (Harnverhaltung). 

— 773 (Prostatektomie). 

— 1359 (Harnröhrenresektion). 

— 1562 (Nierenanomalien). 

Christel 1147 (Appendicitis). 

Christofoletti 174 (Harnröhren- 
plastik). 

Chrysospathes 892 (Intra-uterine 
Frakturen undKnochenverbiegungen). 

Chutaro 615 (Knochentransplanta- 
tion). 

Chworostansk I 506 (Blasensteine). 

Cignozzi 620 (Amputatio mammae). 

Citelli 1102 (Chirurgie der Nase und 
der Nasennebenhöhlen). 

Civatte 1095 (Heirat Syphilitischer). 

— 1097 (Dermatologisches). 

— 1461 Heiratsgestattung Syphilitischer). 

Clairmont 690 (Angioma arteriale 
racemosum). 

— 692 (Os:eoplastik nach Operation am 
Stirnhöhlenempyem). 

— 928 (Magengeschwür). 

— 1155 (Hyperalgetische 
Schußverletzungen). 

— 1444 (Scheineinklemmung von Brü- 
chen). 

— 1445 (Magengeschwür). 

Clark 784 (Enteroptosis). 

— ae (Kohlenasche zur Wundbehand- 

ung). — 

— 1315 (Appendicitis). í 

Clarke 1430 (Ganglion). 

Claudius 717 (Catgut). 

— 746 (Sterilisierung von Metallinstru- 
menten). 

Clunet 1380 (Harnröhrenepitheliom). 


Zone nach 


XII 


CoderqueNavarro 561 (Stovain). 

Codivilla 897 (Pseudarthrosenbe- 
handlung). 

— 1181 (Wurzelparalyyen am Plexus 
brachialis). 

Coen 1349 (Harnseparator). 

Coenen 67 (Basalzellenkrebs). 

Coffin 603 (Tuberkulin bei Knochen- 
und Gelenktuberkulose). 

Coffey 725 (Dickdarmkrebs). 

Cohen 1112 (Vier Stirnhöhlen). 

Cohn 270 (Lungenemphysem). 

— 271 (Traumat. Knochengeschwulst). 

— 271 (Röntgenologisches). 

— 271 (Verkalkung der Bauchgefäße). 

— 387 (Chirurgie der Speiseröhre). 

— 597 (Ellbogenbrüche). 

— 708 (Appendicitis). 

— 953* (1907) (Anatomische Grundlage 
zur Erklärung des Schulterblatt- 
hochstandes). 

— 968 (Händedesinfektion). 

— 1112 re 

Coley 206 (Toxinmischung gegen Sar- 
kome). 

— 603 (Knochensarkom). 

— 703 (Bakterientoxine gegen Sarkome). 

— 711 (Herniologisches). 

— 1551 (Leistenhoden). 

Collet 144 (Tabische Kehlkopfkrisen). 

Collins Warren 1337 (Mund- und 
Zungenkrebs). 

Colmers 25 (Lokalanästhesie). 

Colvin 603 (Osteomyelitis). 

Conforti 1254 (Bauch- und Leisten- 
hoden). 

Connel 437 (Jejunalgeschwür). 

— 787 (Gallensteinkrankheiten). 

Constantin 1109(Dermatologisches). 

Le Conte 512 (Hodengeschwülste). 

— 830 (Lungenzerreißung). 

Cook 287 (Bruch des Kahnbeins). 

— 957 (Kröpfe). 

Coons 1512 (Krebs des Wurmfort- 
satzes). 

Corbellini 969 (Leistenbrüche). 

Cordier 420 (Retraktion der Palmar- 
und Plantarfascien). 

Cardillot 279 (Lähmung des N. 
radialis). 

Corner 528 (Leistenbrüche bei weib- 
lichen Kindern). 

— 926 (Herniologisches). 

— 1219 (Massenreduktion). 

Cornil 317 (Hermaphrodit). 

— 965 (Muskelstarre). 

Corning 294 (Topographische Ana- 
tomie). 

Corson 350 (Talma’s Operation). 

Cosentino 344 (Subphrenischer Ab- 
szeß). 

— 1182 (Überpflanzung der Schleimhaut 
des Magen-Darmkanals). 


XIV 


Costa 239 (Innere Einklemmung). 
Coste 745 I adung): 
Cotte 1325 (Gallensteine). 
Coudray 950 (1907) (Ectopia testis). 
— 065 (Muskelstarre). 

Courmont 1280 (Geschwulst des 
Kleinhirns). 

Cousins 1029 (Odontom). 

Couteaud 605 (Gallenblasenwunden). 

— 1094 (Lokalanästhesıe). 

— 1166 (Gashaltiger Leberabszeß). 

— 1568 (Hammerzehe). 

Craig 150 (Ileus). 

Cramer 877 (Angeborene Supinations- 
störungen). 

— 892 (Wunden des Gelenkknorpels). 

Cra n well 505(Klinische Vorlesungen). 

— 692 (Angioma cavernosum des Ge- 
sichts). 

— 1035 (Herniologisches). 

Crede 125 (Gastroenterostomie). 

— 249* (Silbercatgut und Silberseide). 

Creite 618 (Milzbrand). 

— 750 (Dactylitis syphilitica). 

Crile 1091 (Krebefrage). 

— 1179 (Basedow). 

— 1260 (Chirurgischer Chok). 

Crispin 512 (Hodengeschwülste). 

Croisier 797 (Lipom des rechten 
Nierenbeckens). 

Crone 1031 (Bauchwunde). 

Crowe 1383 (Vaccinebehandlung puer- 
peraler Sepsis). 

Csermák 191* (Urinbefund nach 
Lumbalanästhesie mit Stovain Bil- 
lon). 

Cuff 55 (Aneurysma am Fuß). 

— 779 (Peritonitis). 

— 1490 (Peritonitis während der 
Schwangerschaft). 

Cullen 1363 (Adenomyom des Uterus). 

Cumston 333 (Enteroptose). 

— 334 (Blinddarmtuberkulose). 

Cuneo 607 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 

Cunningham 961 (1907) (Harn- 
retention bei perniziöser Anämie). 

Cushing 378 (Tie convukif, Trigemi- 


nuaneuralgie). 

— 568 (Hersklappenchiriigie), 

— 670 (Schädeloperationen). 

— 953 (Gehirncyste).. 

— 1008 (Schädelbrüche). 

Custodis 1390 (Verletzungen der A. 
meningea media). 

Cuturi 313 (Chronische 
rhagische Nierenentzündung). 

Czerny 12 (Blitzbehandlung der 
Krebse 


hämor- 


). 
— 459 (Blitzbehandlung von Geschwül- 
sten). 
— 1336 (Krebs). 
— 1338 (Speiseröhrenkrebs). 


Namenverzeichnis, 


Czerny 1341 (Krebs des Dünn-,,Dick- 
und Mastdarmes). 
— 1341 (Magenkrebs). 


D aae 1111 (Otologisches). 

Dahlgren 751 (Sehnentransplantation). 

Dalziel 963 (1907) (Harnleitertrans- 
plantation). 

van Dam 1454 (Hammerzehen). 

le Daman y 1432, 1433 (Angeborene 
Hüftverrenkung). 

Damianos 806 (Darmeinstülpung). 

Damski 1352 (Cyste der Baier: 
bläschen). 

Daneel 1023 (Murphyknopf). 

Danielsen 121* (Wärme- und Kälte- 
behandlung bei Infektionen des Peri- 
toneume). 

Danila 667 (Prostatasteine). 

Danis 696 (Überdruckapparat). 

Dannreuther 618 (Jodwirkung). 

Dans 632 (Metastasen bei Magenkrebs). 

Davidsohn 200 (Nervenpfropfung 
am N. facialis). 

Davis 716 (Muskelangiome). 

Dawbarn 831 (Brustkrebs). 

Dawson 1036 (Magenkrankheiten). 

Deane 1539 (Sinusthrombose). 

Deaver 439 (Gallensteine). 

— 1078 (Cholecystektomie). 

Debove 1428 (Tabes und Chirurgie). 

Deeleman 741* (Verbandssäckchen 
der Feldsoldaten). 

Dehner 1542: (Mastopexie). 

Dege 236 (Hernia cruralis Cloquetii). 

Degrais 1376 (Radium gegen Haut- 
tuberkulose). 

Delage 18 (Darmwandbrüche): 

Delagénière 806 (Magenresektion). 

Delangre 795 (Volvulus des Magens). 

Delbet 5ll (Thiosinamin gegen Epi- 
didymitis). 

— 644 (Blasennaht). 

— 1057 (Harnleitereinpflanzung in den 
Mastdarm). 

— 1174 (Gaseintritt in Venen). 

— 1550 (Azoospermie). 

D e l f i n o 945 (1907) (Bier’sche Hyper- 
ämie bei Knorpelheilung). 

Delh erm 417 (Fulguration von Haut- 
epitheliomen). 

Deli tzin 968 (1907) (Rychanotrepan). 

Delore 531, 714 (Jejunostomie). 

— 957 (Kröpfe). 

— 1012 (Rückenschmerz bei 
krebs). 

— 1076 (Mastdarmkrebs). 

Delorme 960 (Lungenschußwunden). 

Delsaux 694 (Luftröhrenstenose). 

Démiéville 953 (1907) (Fußgelenk- 
verletzungen). 

Denéch eau 1024 (Gastroenterostomie). 

Denk 632 (Darmresektion). 


Brust- 


Namenverzeichnis. 


Denks 211 (Hirngeschwulst). 

le Dentu 373 (Bronchopulmonale 
Erkrankungen nach Operationen). 

Depage 390 (Herzmassage). 

— 931 (Milzchirurgie). 

— 1342 (Brüstdrüsenkrebs). 

Derewenko 544 (Perforationsperi- 
tonitis). 

Derlin 1511 (Appendicitisfrage). 

Derüyinsky 593 (Hospitalbericht 
aus dem russisch-japanischen Kriege). 

Descarpantriers198 (Vena mas- 
toidea). 

Desjardins 1357 (Parkreaschirurgie). 

Desnos 508 (Ureterocystoneostomie). 

Desplats 194 (Elektrische Behand- 
lung des Krebses). 

Dessauer 616 (Röntgenverfahren). 

Deutschländer 896 (Traumati- 
scher Plattfuß). 

— 902 (Angeborene Hüftverrenkung). 

Dick 1487 (Pleuraempyeme). 

Dieffenbach 423 (Pes equino-varus). 

Dietrich 832 (Lymphdrüsensarkom). 

— 832 (Akromegalie). 

Dieulafe 482 (Reflektorische Sko- 
liose). 

— 825 (Störungen durch den Weis- 
heitszahn). 

Dieulafoy 1155 (Simulation chirur- 
gischer Leiden). 

Dighton 1186 (Myositis ossificans 

rogressiva). 

M eD ill 79 (Leberabszeß). 

Dilly 54 (Arteriitis obliterans). 

Dionisio 1416 (Otorrhöe). 

Doberauer 44 (Allmähliche 
schnürung von Gefäßen). 

— 56 (Knochensarkom). 

— 278 (Operierte Embolie der A. axil- 
laris). 

— 348 (Habituelle Verstopfung). 

— 395 (Inoperable Geschwülste). 

Dobromyssloff 956 (Geschwülste 
der Carotisdrüse). 

Dobrowolsky 839 (Fibroma molle 
der Schädelweichteile). 

Dockk 1567 (Fibuladefekt). 

Dönitz 41 (Chiroeoter). 

— 1279 (Anästhesierungsfrage). 

Doering 966 (1907) (Nierenchirurgie). 

Dollinger 792 (Resektion der Tri- 
geminusäste). 

— 1310 (Tuberkulöse Fisteln nach Beck). 

— J. 80 (Subkutane Lymphdrüsen- 
exstirpation). 

— 157 (Veraltete Elibogenverrenkung). 

Don 1186 (Purpura haemorrhagica, 
verbunden mit angioneurotischem 

em). 

— 1206 (Hämorrhoidaloperation). 

Denati 945 (1907) (Bier'sche Hy- 
perämie bei Knorpelheilung). 


Zu- 


XV 


Donati 949 (1907) (Hydronephrose). 

Donato 1554 (Plastische Umänderung 
eines Amputationsstumpfes). 

Donoghue 149 (lleus). 

McDonald 657 (Cystitis). 

Doran 1061 (Cystische Nebennieren- 
entartung). 

Dorrance 806 (Duodenales- 
Darmdivertikel). 

Dowden 802 (Appendicitis). 

Downes 661 (Kahnbeinbrüche). 

Doyen 689 (Unfall und Tuberkulose). 

— 792 (Krebsbehandlung). 

Draudt 964 (1907) (Urachusanoma- 
lien). 

Dreesmann 934 (Chirurgie der Gal- 
lenwege). 

— 1127 (Chronische Polyarthritis bei 
Kindern). 

Drehmann 879 (Angeborene Hüft- 
verrenkung). 

Dreifuss 306 (Bösartige Eierstocks- 
geschwülste). 

— 1167 (Pankreaschirurgie). 

Drew 56 (Knocheneinpflanzung). 

— 1188 (Kopfverletzungen bei Kin- 
dern). 

Dreyer 95 (Druckdifferenzverfahren). 

— 819 (Eiterprüfung mit Millon’s Rea- 
gens). 

Dreyfus 1071 (Lungenrisse). 

Dreysel 1461 Epa nte 

Driout 1055 (Fremdkörper in der 
Blase). 

Drucbert 551 (Gekröscyste). 

Dsirne 104 (Nierendiagnostik). 

Dubreuilh 646 (Röntgenbestrahlung 
der Hoden). 

— 1096 (Gesichtsepitheliome). 

Dubujadoux 342 (Bauchkontusio- 
nen). 

— 1032 (Darmperforation). 

Duckwarth 661 (Knochenschmerzen 
bei Gichtikern). 

Dufour 1199 (Hypertrophische Py- 
lorusstenose). 

Dujardin-Beaumetz 664 (Am- 
putationstechnik). 

Dujsarier 1052 (Priapismus). 

Dujon 797 (Genitale Mißbildung). 

Dumont 739 (Unterschenkelamputa- 
tion). 

v. Dungern 96 (Bösartige Ge- 
schwülste). 

Dunhill 387, 1483 (Basedow). 

Dunn 1482 (Zottencyste der Schild- 


und 


drüse). 

Duprat 476 (Tetanus). 

Durand 380 (Skopolamin-Morphium- 
narkose). 

— 1131 (Dactylitis syphilitica). 

Duret 390 (Branchiome und Media- 
stinalgeschwülste). 


XVI 


Durlacher 804 (Herniologisches). 

D u v. 1332 (Kolpohysterektomie). 

— 1340 (Cholangitis). 

Duvergey 1302 (Appendicitis). 

D wig h t 371 (Verknöcherung des zwei- 
ten Kiemengangsbogens. 


E b bing h a us 904 (Bruch des Stieda- 
schen Sprungbeinfortsatzes). 

Ebermayer 748 (Handwurzelver- 
letzungen). 

Eckermann 1538 (Narbenkrebs). 

Eckstein 79 (Nasenplastik). 

— 791 (Paraffineinspritzungen). 

— 875 (Skoliose). 

-— 827 (Halsrippen und Skoliose). 
Edens 349 (Milzvenenthrombose). 
Edgar 512 (Kraurosis vulvae). 
Edgecombe 1224 (Pankreatitis bei 


Mumps). 

Edington 182 (Cystengeschwülste des 
Bauches). 

— 575 (Herzbeutelempyem). 

Edler 664 (Aneurysma der A. poplitea). 

Edmunds 1204 (Darmanastomose bei 
Intussuszeption). 

Edward 71 (Lungenabszeß). 

Eggenberger 1309*, 1537* (Wis- 
mutvergiftung durch Injektionsbe- 
handlung nach Beck). 

Eggers 77 (Zur Frage des Anti- 
peristaltik). 

Ehebold 902 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 

Ehler 1379 (Mesenterialdermoid). 

Ehrhardt 656 (Pankreasresektion). 

— 941 Gummizusatz zum Lumbal- 
anästhetikum). 

Ehrlich 588 (Geschwulstlehre). 

— 767 (Frakturen des Processus trans- 
versus der Lendenwirbel). 

Eichhorst 815 (Handbuch der spe- 
ziellen Pathologie und Therapie 
innerer Krankheiten). 

Eichler 285 (Knöchelbruch). 

— 44] (Cammidge’s Pankreasreaktion). 

Einhorn 984 (Schließungsunfähigkeit 
des Pylorus). 

Einthoven 1407 (Elektorkardio- 
gramm). 

v.Eiselsberg 855 (Nierengeschwülste). 

Eisendraht 982 (Appendicitis). 

Eising 1381 (Prävesikaler Abszeß). 

Ekehorn 105 (Nierentuberkulose). 

— 964 (1907) (Hydronephrose). 

Ellerbroek 746 (Schulterverren- 
kung). 

Eloesser 351 (Pankreaserkrankungen). 

Elsberg 292* (Brustoperationen). 

— 1105 (Pneumothorax). 

— 1345 (Leberabszeß). 

Elscat 506 (Angeborne Mißbildungen 
der Harnröhre). 


Namenverzeichnis. 


Ely 1131 (Kahnbeinbrüche). 

Empge 424 (Beinschienen). 

Emmerich 99 (Behandlung der 
Diphtherie mit Pyocyanase). 

Enderlen 761 (Blasenektopie). 

Englisch847(Harnröhrenepitheliom). 

— 847 (Leukoplasie und Malakoplakie). 

Erdheim 70 (Schwangerschaftsver- 
änderung der Hypophyse). 

— 565 (Cysten und Fisteln des Ductus 


thyreoglossus). 

Erdmann 1151 (Nieren- und Harn- 
leitersteine, Appendicitis vor. 
täuschend). 


Erhardt 146 (Prostatakrebs). 

— 981 (Gummizusatz zum Anästheti- 
kum). 

Esau 42] (Zentrale Hüftverrenkung). 

— 436 (Nabelbrüche). 

— 455 (Pankreaschirurgie). 

— 531 (Dünndarmtransplantation). 

— 661 (Rheumatismus tuberculosus). 

— 1539 (Nasenmißbildung). 

Escat 126 (Lupus der oberen Luft- 


wege). 

Eschenbach 540 (Nabelbrüche). 

— 927 (Herniologisches). 

Eschbaum 984 (Viermalige Magen- 
operation). 

Escomel 1387 (Aseptische Konser- 
vierung der Verbandmittel). 

Escribano 607 (Echinokokken des 
Humerus). 

Esser 1366 (Blut- und Knochen- 
marksveränderungen bei Ernährungs- 
schäden). 

d’Este 1466 (Chirurgie des Herzens 
und Herz.beutels). 

Estes 102 (Glandulae parathyreoideae). 

Estor 403 (Madelung’sche Handdefor- 
mität). 

Eulenburg 524 (Realenzyklopädie 
der Heilkunde). —— 

Evans 11 (Carotisdrüsen). 

— 547 (Darmresektion). 

E vler63*(Schlüsselbeinbrüche ;Chrom- 
lederstreckverband). 

— 151 (Chromlederstreckverbände). 

— 892 (Chromleder zu orthopädischen 
Apparaten). 

Ewald 280 (Madelung’sche Defor- 
mität). 

— 287 (Plattfuß und Fußwnurzeltuber- 
kulose). 

— 740 (Fußwurzeltuberkulose). 

Exalto 1331 (Hodenretention). 

Exner 142 (Cholelithiasis). 

— 211 (Cephalokele). 

— 1165 (Mastdarmsarkom). 


W abian 1366 (Blutuntersuchungen zu 
chirurgischer Diagnostik). 
Fabyan 149 (Leiomyom des Darmes). 


Namenverzeichnis. 


Fabre 1464 (Kropf- der Neugeborenen). 

Fabrikant 384 (Unterkieferankylose). 

Fagge 1173 (Gelenkbrüche). 

Fairbank 114 (Kiefersarkom). 

Fasano 1182 (Penetrierende Zwerch- 
fell- und Leberverletzung). 

— 1378 (Pankreatitis). 

Fasiani 997 (Bier’sche Stauung). 

— 1388 (Hyperämiebehandlung). 

Faure 999 (Chirurgische Krankheiten 
der Haut und des Unterhautzell- 
gewebes). 

Fawcett 389 (Aspiration des Pneu- 
mothorax). 

Faworski 547 (Darmresektion). 

Fäykiss 365 (Arteriennaht). 

Federmann 1145 (Peritonitis). 

Fedoroff 125 (Pharyngotomia supra- 
hyoidea). 

— 178 (Harnleiterchirurgie). 

— 496 (Wanderniere). 

Fein 143 (Rachenmande!). 

— 1481 (Abtragung der 
mandel). 

Felegyházi 13 (Vaguspneumonie). 

v. Felegyhazi 1545 (Bier’sche Stau- 


ung). 
Fells 1028 (Mundkrebs). 
Fenner 763 (Kryoskopische Resul- 


tate). 
Fen wick 1328 (Prostata- und Blasen- 
krebs). 
Ferguson 412 (Knieresektion). 
Ferrarini 1182 (Splenoadenopathia 
chronica). 
Ferria 1349 (Blasengeschwüre). 
Fessler 46 (Wirkung des Spitzge- 
schosses). 
Fiaschi 1162 (Bauchfellfreie Hernien). 
— 1411 (Syphilitische Schädelnekrose). 
Fichera 590, 823 (Stauungsbehand- 


Rachen- 


lung). 
Fiedler 486 (Osteomyelitis der Rip- 


pen). 
Fiessler 1297 (Sterilisation der 
Gummihandschuhe). 


Findlay 182 (Cystengeschwülste des 
Bauches). 

— 1429 (Rachitis). 

Fink 350 (Gallenblasenzerreißung). 

— 935 (Chirurgie der Gallenwege). 

— F. 467* (Beitrag zur Luxatio sub talo 

‚ [Broca)). 

Finkelstein24](Blinddarmtorsion). 

— 1475 (Arachnoitis adhaesiva cere- 
bralis). 

Finney 376 (Rhinoplastik). 

— 1075 (Pylorusstenose). 

— 1086 (Hirschsprung’sche Krankheit). 

Finocchiaro 660 (Jod bei Hoden- 
tuberkulose). 

Finsterer 1135 (Kahnbeinbruch). 

— 1317 (Hydrokele muliebris). 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


XVII 


Finsterer 1473 (Angeborene Knie- 
scheibenverrenkung). 

— 1473 (Bruch des Mondbeins). 

Fischera 1180 (Regeneration der Ge- 


webe). 

Fischel 850 (Funktionsprüfung der 
Nieren). 

— 1162 (Motilität des Magens). 

Fischer 275 (Knochenbrüche). 

-— 510 (Nierenchirurgie). 

— 835 (Thrombose der Gallengangkapil- 
laren). 

— 889 (Muskelwirkung). 

-— 1367 (Gefäßoperationen). 

— 1517 (Deus). 

Fiske 654 (Splenektomie). 

Fitig 235 (Appendititis). 

Fittig 487 (Herzschüsse). 

Flatau 746 (Sterilisation von Gummi- 
handschuhen). 

van Fleet 1111 (Geschwulst des N. 
opticus). 

Flemming 978 (Filariasis). 

Flett 379 (Biersche Stauung). 

Flörcken 31 (Wurmfortsatz im 
Nabelbruch). 

— 1167 (Fadenrezidiv nach Gallenstein- 
operationen). 

Fluss 174 (Harnröhrengeschwulst). 

Föderl 45 (Aktinomykose). 

— 1025 (Kolostomie). 

Foerster893 (Behandlung spastischer 
Lähmungen). 

— 1130 (Sehnenverletzungen). 

Försterling 1247 (Zur röntgeno- 
logischen Technik). 

Forest 386 (Chirurgie des Ductus 
thoracicus). 

Forgue 838 (Gummöse Nekrose des 
Schädelknochens). 

Forssell 980 (Röntgentechnik). 

Forster 823 (Hirngeschwülste). 

— 1477 (Rückenmarksverletzungen). 

Forsyth 102 (Glandulae parathyreoi- 
deae). 

— 962 (1907) (Prostatahypertrophie). 

Le Fort 266 (Genu recurvatum). 

Fortunet-Regnault 1132 (Ge- 
schoß im Oberschenkel). 

Fothergill 378 (Septhämie). 

de Fourmestraux 464 (Carotis- 
unterbindung). 

— 710 (Appendicitis). 

Fowler 1327 (Harnröhrensteine). 

Fox 512 (Hodennekrose nach Typhus). 

Fraenkel 947 (Kehlkopfverknöche- 


rung). 
Fränkel ő (Postoperative Thrombose 
und Embolie). 
— 639 (Möller-Barlow’sche Krankheit). 
— 877 (Normaler und gestörter Gang). 
— 1214 (Behandlung der Knöchel- 
brüche). 


b 


XVIII 


Fränkel 1454 (Gehgipsverbände). 

Francesco 1654 (Plastische Um- 
änderung einesAmputationsstumpfes). 

Franck 395 (Kiegschirurgie vor 100 
Jahren). 

— 1132 (Oberschenkelhalsbrüche). 

Franco 960 (1907) (Endzündliches 
Brustdrüsenadenom). 

Frangois 80 (Choledochussteine). 

Frangenheim 173 (Penisknochen). 

— 275 (Calluscysten). 

— 648 (Myositis ossificans nach EIl- 
bogenverrenkung). 

— 732, 1388 (Hyperämiebehandlung). 

— 969 (Stauungshyperämie). 

Frank 604 (Halsrippe und Unfall). 

— 851 (Stauungsbehandlung in der 
Urologie). 

— 1380 (Cystoskop) 

Franke 145 (Herzverletzungen). 

— 748 (Madelung’sche Handdeformität). 

— 960 (Künstliche Blutleere der unteren 
Körperhälfte). 

— F. 1293* (Spastischer Darmverschluß). 

Frankenstein3l16 (Männliche Geni- 
taltuberkulose). 

Franz 49 (Krönlein’sche Schädel - 
schüsse). 

— 1007 (Kriegserfahrungen). 

Französischer Chirurgen- 
kongreß 682. 

Frascella 1314 (Appendicitis). 

Frattini 1201 (Mesenterialthrombo- 
sen). 

F r a z i e r 54 (Endoaneurysmorrhaphie), 

— 1414 (Hirngeschwülste). 

Fredet 1199 (Hypertrophische Pylorus- 
stenose). 

Frederick 132 (Darmverschluß). 

Freemann 378 (Ischämische Para- 


yse). 

F r e n c h 343 (Perforierende Magen- ung 
Duodenalgeschwüre). 

— 346 (Gastroenterostomie). 

Freund 127 (Behandlung der Lungen- 
spitzentuberkulose). 

— 366 (Kokain gegen Erbrechen nach 
der Narkose). 

— 662 (Ischias). 

Frey 142 (Nebenhöhleneiterung). 

Freyer 117 (Prostatektomie). 

— 962 (1907) (Prostatahypertrophie). 

Frick 55 (Endoaneurysmorrhaphie). 

Friedberg 485 (Fremdkörper in den 
Luftwegen). 

Friedel 975 (Phlebektasien und 
Venenthrombosen). 

Friedrich 105 (Kostoplastische Pneu- 
molysis). 

— 108 (Volumenausgleich nach Lungen- 
amputation). 

— 1384 (Reflexlichtbeleuchtung), 

— 1403 (Lungenchirurgie). 


Namenverzeichnis. 


v. Frisch 52 (Elephantiasis). 

— 162, 1435 (Plattfuß). 

— 177 (Blasengeschwülste). 

Fritsch 1029 (Adamantinom). 

Frölich799(Angeborene Hüftgelenks- 
verrenkungen). 

Frohnstein 1054 (Fremdkörper in 
der Blase). 

Fromme 721 (Herniologisches). 

Fronstein 124 (Rachenmandel). 

Fuchs 317 (Geschwülste der Cervix 
uteri). 

Fürstenau 204 (Röntgenologisches). 

Fürster 281 (Pfählungsverletzungen). 

Füster 207 (Lumbalanästhesie). 

Fuld 924 (Desinfektion von Magen- 
schläuchen). 
Fullerton 246 (Chirurgie der Gallen- 
wege). 
Goabourd (Sakrococcygeal- 
geschwulst). 

— 283 (Tiefe Angiome am Knie). 

— 622 (Bauchbrüche). 

Gage 1563 (Fibrinsteine der Niere). 

Ga T assi 721 (Herniologisches). 

Galeazzi 596 (Spondylitis tubercu- 
losa). 

— 1185 (Überpflanzung des Intermediär- 
knorpels). 

Galinowskaja 456 (Echinokokkus 
im Mesenterium). 

Gallant 297 (Wanderniere). 

Gallois 1555 (Innere Knochenarchi- 
tektur). 

Gangolphe 283 (Tiefe Angiome am 

- Knie). 

Gant 1308 (Chronische Diarrhöe). 

Gara 1266 (Fibrolysin bei Ankylosen). 

Gardiner 147 (Sanduhrmagen). 

— 837 (Behandlung mit Röntgenstrahlen 
und hochfrequenten Strömen). 

Gardini 1059 (Nierensteine). 

G arel 142 (Speichelsteine). 

Garre 761 (Blasenektopie). 

— 828 (Basedow’sche Krankheit). 

— 954 (Verbesserung von Gesichtsfor- 
men). 

Gatti 1563 (Nierenenthülsung). 

Gaudiani 615 (Anaerobe Keime bei 
Eiterung). 

— 1127 (Sehnenscheidengeschwülste). 

Gaudier 446 (Lumbalanästhesie). 

— 481 (Aktinomykose des Oberkiefers). 

— 685(Nerven-Muskel-Sehnenüberpflan- 
zungen bei Lähmungen). 

Gaudrier 198 (Vena mastoidea). 

Gaugele 899 (Pott’scher Buckel). 

— 904 (Os tibiale). 

G auss 7 (Spinalanästhesie). 

Gauthier 1109 (Dermatologisches). 

McGavin 146 (Silbernetze bei großen 
Hernien). 


277 


Namenverzeichnis. 


Gayet 480 (Gesichtsgeschwulst). 

Gebele 444 (Hyperämiebehandlung 
nach Bier). 

— 1034 (Appendicitis). 

— 1034 (Entzündung des Meckel’schen 
Divertikels). 

Gehle 485 (Speiseröhrendivertikel). 

van Gehuchten 866 (Hundswut).- 

Geis 829 (Epithelkörperchen). 

Geissler 805 (Kardiospasmus). 

Gelinsky 1* (Heißluftbehandlung 

. nach Bauchoperationen). 

Gelpke 335 (Hämorrhoiden). 

Gemoin 1394 (Behandlung der Ge- 
sichtslähmung,). 

Géraud 1009 (Cystenkropf, mit der 
Speiseröhre kommunizierend). 

Ger T e r 202 (Sklerom). 

Gergö 9 (Röntgenologisches). 

— 415 (Plastische Röntgenbilder), 

G ér o n ne 10 (Röntgenologisches). ; 

Gerschuni 1377 (Pankreasverletzun- 


gen). 
Gerson 490 (Alkoholseifen). 
— 875 (Skoliose). 
Geyser 1376 (Röntgenstrahlen). 
Ghillini 878 (Angeborene Hüftver- 


renkung). 
Gh iu la m ila 992 (Chirurgische Tech- 


nik). 
Gib bon 54 (Endoaneurysmorrhaphie). 
Gies 1039 (Unterbindung der Vena 


portae). 
Gillette 1286 (Unterbindung der A. 
iliaca communis). 
Gilli 346 (Gastroenterostomie). 
Gilliam 1490 (Peritonitisbehandlung). 
Gilmer 21 (Lumbale Lokalanästhesie). 
Ginsburg 372 (Epithelkörperchen). 
Girard 798 (Bösartige Geschwülste des 
Schultergürtels). 
Girgolaff 969 (Anwendung isolierter 
Netzstücke in der Bauchchirurgie). 
Giribaldo 608 (Hrvertröphie: der 
zweiten Zehe). 

M c Gir k 104 (Enuresis beim weiblichen 
Geschlecht). 

Giudice 774 (Blasenwunde). 

Glas 384 (Nasenchondrome). 

Glickman 1083 (Brustquetschung). - 

Gluck 1104 (Chirurgie des Kehlkopfes 
und Rachens). 

— 1338 (Kehlkopf- und rn 

Gocht 891 (Osteomalakie). 

— 893 (Angeborene Hüftverrenkung). 

— 991 (Chirurgische Technik). 

— 1371 (Röntgenstrablen). 

Gobiet 1377 (Pankreasverletzungen). 

— J. 1169* (Fixation der Wanderniere 
und Wanderleber mit Magnesium- 
platten). 

— 1188 (Hirnchirurgie). 

Goddard 118 (Pyelonephrose). 


XIX 


Goebel 14 (Lungenerkrankungen nach 
Darmoperationen). 

— 160 (Oberschenkelsarkom). 

— 443 (Kutane Tuberkulinresktion). 

— 958 (1907) (Hysterisches Ödem). 

—- 1165 (Mastdarmstrikturen). 

— C. 923* (Antifermentbehandlung). 

G ö1z1 761 (Prostatahypertrophie). 

Goerlich 718 (Im Bauche zurückge- 
lassene Fremdkörper). 

Götz1 303 (Nierentuberkulose). 

Gogitidze 374 (Pleuritis). 

Goldammer 244 (Chirurgie der Gal- 
lenwege). 

— 286 (Osteoplastische Fußresektion). 

— 1543 (Beckenflecke). 

Goldberg49 (Prostatahypertrophie). 

Goldmann 1046 (Autoplastik der 


Harnröhre). 

Goldschmidt 294 (Endoskopie der 
Harnröhre). 

— 948 (1907) (Harnröhrenbesichtigung). 

Goldschwend 206 (Lumbalanästhe- 
sie). 

Goodlee 1234 (Tuberkulose der Harn- 
und Geschlechtsorgane). 

Goodmann 1159 (Lungenemphysem). 

Gorochow 955 (Spina bifida). 

Gottschalk 195 (Röntgenologisches). 

— 204 (Röntgentherapie). 

— 693 (Gesichtskrebe). 

Gottstein 88 (Kardiospasmus), 

— 899 (Skoliose). 

Gougerot 1096 (Dermatologisches). 

Gouley 760 (Chirurgie der Genito- 
urinalo e). 

Goullioud 797 (Mastdarmamputation). 

— 808 (Mastdarmresektion). 

Gouteaud 1117 (Schlüsselbeinbruch). 

MacGowan 1014 (Prostatektomie). 

Graetzer 879 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 

De Graeuwe 79%* (Resektion des 
Choledochus). 

— 1016 (Blasenexstirpation). 

Graf 237 (Chirurgie des Magens). 

— 266 (Zerreißung der Kniekehlen- 
gefäße). 

Graff 140 (Milzexstirpation). 
1469 (Nierenblutungen). 

v. Gra£ff 590 (Stauungsbehandlung). 

Grasmann 99 (Händedesinfektion). 

— 447 (Darmverletzungen). 

Graves 1110, 1413 a 

Gray 1150 (Bewegungen des Ma 

Gren 128 (Operationen an der — 
röhre). 

Gregoire 1332 (Hodenkrebs). 

Gregory 745 (Hyperämiebehandlung). 

Grekow 1252 (Nieren- und Blasen- 

.  tuberkulose). 

Grell 965 (1907) (Paranephritische 
Abszesse). 


b® 


XX 


Griffiths 1058 (Nierenverletzung). 

Groedel 1227 (Orthoröntgeno- 
graphie). 

Gross 183 (Adenome der Vulva). 

— 1052 (Alkaptonurie u. Ochronose). 

Gross-Barthélm y 981 (Sterilisa- 
tion von Gummihandschuhen). 

Grosse 332 (Bruch der weißen Linie). 

— 1028 (Thiosinaminvergiftung). 

Grossich 1289* (Sterilisierung der 
Haut). 

Grossmann 383 (Kleinhirncysten). 

— 563 (Otogene Thrombose des Bulbus 
venae jugularis). 

— 926 (Herniologisches). 

— 1037 (Linitis plastica). 

(ro ves 209 (Lumbalanästhesie). 

— 343 (Pneumokokkenperitonitis). 

— 1476 (Exzision des Ganglion Gasseri). 

Groyer 836 (Krebslehre). 

Grünbaum 545 (Krebs des Wurm- 
fortsatzes). 

Grünberg 1158, 1487 (Jodkali bei 
Tuberkulose der oberen Luftwege). 
Grünwald 672 (Suboccipitale Ent- 

zündungen). 
Gubb 116 (Subkutane Lufteinblasung 
gegen Neuralgien). 
Gütig 693 (Rhinophyma). 
Günther85 (Wurmfortsatz als Bruch- 
inhalt). 
— 1246 (Kniescheibenbrüche). 
Guiard 760 (Uretrotomia interna). 
Guiba13% (Zerreißung der Bronchen). 
— 1510 (Appendicitisfrage). 
Guib6 625 (Volvulus). 
Guinard 456 (Pankreaschirurgie). 
— 1080 (Carotisunterbindung). 
McGuire 1313 (Peritonitis). 
Guisez 1191 (Speiseröhrenverenge- 


rung). 

Guleke 715 (Pankreaserkrankungen). 

— 1439 (Eitrige Bauchfellentzündung). 

Gum bel 1245 (Wirbelbrüche). 

Gunderren 1013 (Prostatektomie). 

Guradze 888, 903 (Oberschenkelosteo- 
tomie). 

Gurd 691 (Intrakranieller Abszeß),. 

Gurewitsch 1488 (Herzbeutelver- 
wundung). 

Guthrie 979 (Transplantation von 
Blutgefäßen). 

Gutzmann 1105 (Stimme u. Sprache 
ohne Kehlkopf). 

Guyot 1385 (Bakteriohämoagglutinine). 

Guzzi 1284 (Traumatisches Hand- 
ödem). 

Gy 13 (Pleuraverkalkung). 

Gyselynck 694 (Parotiscyste). 


FX aagen 807 (Thrombose der V. me- 
sent. sup.). 
Haasler 52 (Hirnchirurgie). 


Namenverzeichnis. 


v. Haberer 32 (Verpflanzung der 
Nebenniere in die Niere). 

— 343 (Chronische Appendicites.) 

— 1005 (Verlagerung der Nebenniere in 
die Niere). 

Hackenbruch 1303 (Herniologi- 
sches). 

— P. 1239* (Operationsschleier mit Me- 
tallstützgestell). 

v. Hacker 83 (Speiseröhrenkrebs). 

— 28 (Fremdkörper in der Speiseröhre). 

Haeberlin 397 (Behandlung granu- 
lierender Wunden). 

— 1079 (Sonnenlicht in der Chirurgie). 

— 1298 (Nadelextraktion). 

— 1353 (Tumor und Diathese). 

— 1521 (Atlas der topographischen Ana- 
tomie). 

Haecker 283 (Zerreiung des Qua- 
driceps). 

— 103 (Pathologie und Chirurgie des 
Herzens). 

Haedke 419 (Volare Verrenkung der 

a). 

Haenisch 204 (Röntgenologisches). 

— 956 (1907) (Apparat zur Röntgen- 
photographie). 

— 961 (1907) (Prostatahypertrophie). 

Haffter 726 (Milzruptur). 

Haga 1007 (Kriegserfahrungen). 

Hagemeister 48 (Darmrupturen). 

Hagen 736 (Statik des Schenkelhalses). 

Hagenbach 386 (Funktion der 
Schilddrüse und der Fpithelkörper- 
chen). 

— 407 (Meniscusverletzungen). 

— 1540 (Symmetrische Lymphangiome). 

Hagen-Torn 152 (Echinokokken- 
operation). 

— 550 (Ileus). 

— 800 (Bauchverletzungen). 

— 1054 (Blasenschuß). 

— 1060 (Nieren- und retroperitoneale 
Geschwiilste). 

Haglund 881 (Calcaneussporn). 

— 674 (Skoliose). 

— 903 (Os tibiale). 

Hagner 316 (Anastomose zwischen 
Vas deferens und Nebenhoden). 

— 1381 (Hämaturie). 

Hahn 712 (Herniologisches). 

H aim 337* (Frage der Sensibilität der 
Abdominalorgane). 

— 708 (Appendicitis). 

v. Haines 642 (Differentialdiagnose 
zwischen Duodenalgeschwür und 
Gallensteinen). 

Hajek 1102 (Chirurgie der Nase und 
der Nasennebenhöhlen). 

— 1281 (Kieferhöhlenempyem). 

Halkiff 396 (Hautsarkoide). 

Hall 722 (Phlegmonöse Gastritis). 

— 936 (Pankreasleiden). 


Namenverzeichnis. 


Hall 966 (1907) (Retroperitoneales Sar- 
om). 

Halle 1392 (Septumresektion). 

Halley 803 (Wurmfortsatz im Bruch- 
sack). 

Halstead 11 (Carotisdrüsen). 

— 116 (Schilddrüsenkrebs). 

Halsted 376 (Brustkrebsoperation). 

Hamann 234 (Magen- und Darm- 
perforationen). 

Hamadi 818 (Geschwulstlehre). 

Hamel 1107 (Syphilisfrage). 

— 1475 (Syphilisbehandlung). 

Hamilton 1350 (Blasendrainage). 

Hamm 911 (Coli- und Paracolinfek- 
tionen). 

Hamman 1506 (Bauchfelltuberku- 
lose). 

Hanasiewicz 5ll (Hodenhautgan- 
grän durch Jodtinktur). 

Hancock 727 (Atresie des Ductus 
choledochus). 

Handley 53 (Operation bei Arterien- 
verstopfung). 

Hanes 1502 (Mastdarmuntersuchung). 

Hans 1249 (Intussuszeption der Harn- 
röhre). 

Hansberg 958 (Membranbildung des 
Kehlkopfes). 

Hansen 348 (Akute Darminvagina- 
tion). 

Hardiviller 255 (Ostitis der Apo- 
physen). 

Hardouin 363 (Tetanus). 

— 986 (Pankreascyste). 

— 1375 (Spinalanästhesie). 

Haret 1376 (Röntgenstrahlen). 

Harms 1486 (Kehlkopfstenosen). 

Harrass 602 (Tetanus). 

Harris 146 (Leistenbrüche). 

Hartleib 446 (Lumbalanästhesie). 

— 801 (Bauchverletzungen). 

— 955* (1907) (Pelotte zur Fixierung 
des Drainrohres bei Magenfisteln). 

Hartmann 1528 (Thiosinamin und 
Fibrolysin). 

H a r t w e l1 1389 (Schädelverletzungen). 

Hartwig 606 (Chyluscysten). 

Harvie 722 (Haarballen im Magen). 

Hasbrouck 1379 (Netzcyste). 

Hashimoto 43 (Nervenschußver- 
letzungen). 

— 978 (Pseudarthrosen nach Schuß- 
verletzungen). 

— 1453 (Amputationsstümpfe). 

Hast 128 (Behandlung der Lungen- 
spitzentuberkulose). 

Haudek 874 (Schiefhals). 

Haun 68 (Narkose mit erwärmtem 
Chloroform). 

Hausmann 70 (Appendicitis). 

— 132, 230 (Tasten normaler Magen- 
teile). 


XXI 


Hausmann 915 (Tastung des Magens). 

Hawk 998 (Diurese nach Äthernar- 
kose). 

Hayem 1086 (Magenkrebs). 

Haynes 871 (Nierenblutung). 

Heath 649 (Potts Unterschenkel- 
fraktur). 

Hebblethwaite 146 (Appendici- 
tis). 

Hecht 7 (Daktyloskopie). 

Heddaeus 139 (Darmausschaltung). 

— 444 (Tetanus). 

Hedren 963 (1907) (Harnblasen- 
riß). 

Heerfordt 562 (Catgut). 

Heidenhain 34 (Knochenplastik). 

— 1072 (Suprarenin-Kochsalzinfusionen 
bei peritonitischer Blutdrucksenkung). 

Heile 58 (Hydrocephalus). 

— 1468 (Brustkrebs). 

Heinatz 385 (Retropharyngealge- 
schwülste). 

Heineck 464 (Basedow’sche Krank- 


heit). 
Heinecke 133 (Pankreasrupturen). 
Heinrichsen 379 (Biersche Stau- 


ung). 

— 1409 (Hyperämiebehandlung). 

Helbig 809* (Technik der Gaumen- 
spaltenoperation). 

Helferich 232 (Gastroenterostomie). 

Hellendall 758 (Parotitis). 

Heller 546 (Retrograde Darmein- 
klemmung). 

--— 765 (Unterkieferresektion). 

— 1219 (Darmeinklemmung). 

— 1379 (Mißbildung des Penis). 

—- 1446 (Hirschsprung’sche Krankheit). 

Hellin 1275* (Abszesse). 

Helmholz 111 (Experimentelle Epi- 
thelproliferationen von Haut und 
Schleimhaut). 

— 113 (Experimentelle Chondromatose). 

— 148 (Angeborene Atresie des Dünn- 
darms). 

Henls 1375 (Tetanus). 

Hennequin 402 (Verrenkungen). 

Henschen 1118 (Extensionsbehand- 
lung von Knochenbrüchen). 

Heppe 925 (Appendicitis). 

Hepperlen 133 (Darmanastomosen). 

Herb 545 (Divertikel des Wurmfort- 
satzes). 

Herbing 165* (Varix aneurysmati- 
cus). 

v. Herczel 960 (1907) (Lungenechino- 
kokkus). 

— 1320 (Mastdarmkrebe). 

Herescu 309 (Prostataabszesse). 

— 1053 (Angeborene Harnröhrenenge). 

Hermann 941 (Gehirn und Schädel). 

Hermes 1244 (Magenvolvulus bei 
Sanduhrmagen). 


XXII 


Herpin 825 (Störungen durch den 
Weisheitszahn). 

Herrenknecht 84 (Äthylchlorid- 
narkose). 

Herrmann 241 (Kotfänger für künst- 
lichen After). 

— 396 (Pigmentmäler). 

Herschel 1156 (Kühlapparat für 
Warzenfortsatzentzündungen). 

Hertz 328 (Fortbewegung der Speise 
durch den Nahrungskanal). 

Hertzler 431 (Bauchfelltuberkulose). 

Herz 37* (Technik der Exstirpation 
von Kniegelenksmenisken). 

Herzen 219* (Modifikation der Roux- 
schen Ösophago-jejuno-gastrostomie). 

— 1048 (Diagnose von Nierenleiden). 

Herzenberg 1109 (Stauungsblu- 


tung). 

— 1410 (Stauungsblutung nach Rumpf- 
kompression). 

Herxheimer 

oides). 

— 1461 (Ekzembehandlung). 

Hesse 84 (Lumbalanästhesie). 

Heurard769 (Fremdkörper der oberen 
Speise- und Luftwege). 

Heusner 40 (Hautdesinfektion). 

— 153 (Behandlung von Knochenbrü- 
chen). 

v. Heuss 402 (Fußgeschwulst). 

Heyde 429 (Parabiose künstlich ver- 
einigter Warmblüter). 

— 1365 (Künstliche Vereinigung von 
Warmblütern). 

Heyrovsky 142 (Cholelithiasis). . 

— 1224 (Cystische retroperitoneale Ge- 
schwulst). 

Hicks 513 (Blasenmole). 

Hildebrand 829 (Speiseröhrenchirur- 


416 (Mycosis fun- 


gie). 

Hill 575 (Brustdrüsengeschwäülste). 

Hiller 901 (Schnellender Finger). 

Hilliard 574 (Status Iymphaticus). 

Hilton 131 (Appendicitis). 

Hinrichs 956 (Thymusschwellung). 

— 1158 (Thymushypertrophie). 

Hinsberg 1098 (Otologisches). 

Hinterstoisser 144 (Harnröhren- 
verletzungen.) 

— 1544 (Sakralgeschwulst). 

Hintz 1286 (Sarkom einer Phalanx). 

Hinz 171 (Beiträge zur operativen Be- 
handlung intra- und paraartikulärer 
un) 

v. Hippel 506 (Fremdkörper in der 
Harnröhre). 

— 1529 (Palliativtrepanation). 

Hippius 145 (Oxyuren im Wurm- 

ortsatz). 

Hirsch 380 (Skopolamin-Morphium- 
narkose). 

— 845 (Ätherrausch). 


Namenverzeichnis. 


Hirsch 9% (Metatarsus varus). 

— 1045 (Fremdkörper der Harnblase). 

— 1486 (Hämangiom des Kehlkopfs). 

— M. 553* (Geschichte des Äther- 
rausches. 

Hirschberg 183 (Eitrige Orchitis). 

Hirschel 449 (Eitrige Peritonitis). 

Hirschfeld 1527 (Fulgurationswir- 
kung). 

Hirschman 1319 (Mesosigmoido- 
pexie). 

Hirt 384 (Gaumenresektion n. Partsch). 

Hirtz 310 (Harnverhaltung und Kot- 
stauung). 

Hochenegg 72 (Akromegalie bei 
Hypophysentumor). 

— 952 (Klinischer Jahresbericht). 

Hock 174 (Harnröhrengeschwulst). 

— 315 (Nierentuberkulose). 

— 505 (Angeborene Mißbildungen der 
Harnröhre). 

Hocke 56 (Tuberkulose bei tabischer 
Knieaffektion). 

Hönck 1073 ((Appendicitis). 

Höring 903 (Tendinitis ossificans 
traumatica). 

Hofbauer 588 (Geschwulstlehre). 

— 1072 (Operative Behandlung chro- 
nischer Lungenleiden). 

— 1213 (Therapie des Karzinoms). 

H offa 398 (Massage). 

— 686 (Sehnentransplantation). 

— 1263 (Arthritis deformans und chro- 
nischer Gelenkrheumatismus). 

Hoffmann 83 (Pankreatin gegen 
Krebs). 

— 401 (Kniescheibenbruch). 

— 509 (Nephritis durch Anwendung von 
Perubalsam). 

— 766 (Halswirbelschüsse). 

— 1031 (Brustwandresektion mit Pla- 
stik auf die Lunge). 

— 1405 (Emphysemoperation). 

— 1409 (Elektorkardiogramm). 

— H. 469* (Beitrag zur Behandlung 
veralteter Pronationsluxationen des 
Fußes). i 

— R. 479 (Hirnabszeß). 

Hofmann 424 (Streckapparat). 

— 476 (Tetanus). 

— A. 533* (Rovsing’sches Symptom). 

— C. 666 (Chloroformnarkose). 

Hofmeister 1543 (Gallensteine). 

Hohmann 901 (Klumphand und 
Klumpfuß). 

Hohmeier 88 (Pankreaszerreißung). 

— 867 (Marmorek’sches Antituberkulose- 
serum). 

Hoke 1034 (Appendicitis). 

Holden 658 (Chirurgie der Harnleiter). 

— 1079 (Hirnabszeß). 

Hol a ng 900 (Armnervenverletzun- 
gen). 


Namenverzeichnis. 


Hollister 115 (Vaccinebehandlung 
von Infektionskrankheiten). 

Holzbach 445 (Lumbalanästhesie). 

— 1279 (Anästhesierungsfrage). 

Holzknecht 782 (Röntgendiagno- 
stik des Magens). 

— 854 (Nephrolithiasis). 

Hopmann 1392 (Verkürzung und 
Verlagerung des Vomer). 

— 1533 (Mandeloperationen). 

Horand 648 (Camptodaktylie). 

— 1253 (Hydrocele tuberculosa). 

Hornung 877 (Syndaktylie). 

Horsley 1061 (Perinephritischer Ab- 
szeß). 

Hosch 236 (Chirurgie des Magens). 

— 632 (Metastasen bei Magenkrebs). 

Hosemann 60* (Über Urinbefunde 
nach Lumbalanästhesie mit Stovain 
[Billon)). 

Hotz 484 (Thymustod). 

— 731 (Skopolamin-Morphiumnarkose). 

— 770 (Lungennaht). 

v.Hovorka 276 (Scoliosis lumbagica). 

Howard 316 (Bösartige Hodenerkran- 


gen). 
Howell 298 (Wanderniere). 
Howitt 1219 (Massenreduktion). 
Hübner 416 (Mycosis fungoides). 
Hübscher 1225* (Behandlung des 
kontrakten Plattfußes im Schlafe). 
Hunter 1318 (Pylorusstenose). 
Hutchings 702 (Behandlung mit 
Bakterienvaccinen). 
Huther 999 (Nebenhöhlenerkrankun- 
gen im Röntgenbilde). 
Hutter 1485 (Kehlkopfmißbildung). 
Hymans 443 (Marmorek’sches Anti- 
tuberkuloseserum). 


Xgelstein 1558 (Pseudofrakturen der 
Sesambeine des ersten Metatarsopha- 
langealgelenkes). 

v. Illy6s 1329 (Nierentuberkulose). 

Imbert 794 (Bauchschnitt). 

Ingals 969 (Fremdkörper in den Luft- 
wegen). 

Isaja 1447 (Ellbogengelenkankylosen). 
Iselin 740 (Wenzel-Gruber’sche Epi- 
physe der Tub. metatarsi quinti). 

— 1143 (Tetanie nach Parathyreoidek- 
tomie). 

— 1257* (Behandlung akut eitriger Ent- 
zündungen mit heißer Luft). 

Israël 538 (Cholangitis bei Choleli- 
thiasis). 

— 1330 (Verschmolzene Nieren). 

It 213 (Nervenpfropfung am N. facia- 


— 242 (Hirschsprung’sche Krankheit). 
I wase 1297 (Sterilisation der Gummi- 
handschuhe). 


XXIII 


«J aboula y 30 (Diffuse Bauchfellent- 
zündung). 

— 315 (Geschlossene Pyonephrose). 

Jack 480 (Entfernung der Gehörknö- 
chelchen). 

Jacksch 85 (Röntgentherapie). 

Jacob 739 (Reduktion verschobener 
Bandscheiben). 

Jacobsthal 82 (Krebsheilung). 

Jacques 793 (Pulsierender trauma- 
tischer Exophthalmus). 

Jacoulet 918 (Darminfarkt). 

Jacson 371 (Tonsillektomie). 

— 958 (Fremdkörper in den Luftwegen). 

Jadassohn 398 (Syphilitisches). 

Jäger 908 (Frühzeitige Chirurgie). 

Jaehne 721 (Herniologisches). 

Jakobi 397 (Trichophytie durch per- 
manentes Bad). 

Jalaguier 485 (Fremdkörper in der 
Speiseröhre). 

— 1080 (Ösophagotomie). 

Jalland 664 (Aneurysma der A. po- 
plitea). 

Janeway 1108 (Epitheliome). 

Jardy 13 (Pleuraverkalkung). 

Jaworski 1217 (Tastung des Wurm- 
fortsatzes und Blinddarmes). 

Jeanbran 687 (Trauma und Tuber- 
kulose). 

— 913 (Appendicitis). 

— 1493 (Appendicitisfrage). 

Jeannel 964 (1907) (Hydronephrose). 

Jeanneret 1306 (Gastrostomie). 

Jelinek 1187 (Narkose mit peroraler 
Intubation). 

Jenckel 240 (Dünndarmatresien). 

Jenochin 412 (Hüftexartikulation). 

Jerie 775 (Blasensteine). 

— 1187 (Tetanus). 

Jerusalem 912 (Nachbehandlung La- 
parotomierter). 

Jervell 1013 (Prostatektomie). 

Jianu 32 (Peptisches Magen- und Duo- 
denalgeschwür). 

— 942 (Lumbalpunktion bei Schädel- 
brüchen). 

— 956 (Unterbindung des Ductus tho- 
racicus). 

— 973 (Cavo-meseraische Anastomose). 

— 1556 (Klappenbildung in Venen). 

— 1565 (Blut bei Gebärmutterkrebe). 

Joachimsthal 50 (Knochenerwei- 
chung). 

J o ch m ann 1523 (Proteolytisches Leu- 
kocytenferment). 

Jogiches 837 (Angiombehandlung). 

Johnston 115 (Pneumokokkeninfek- 
tion). 

— 1084 (Wurmfortsatzdivertikel). 

-— 1088 (Milzeysten). 

— 1222 (Splenektomie). 

— 1564 (Hermaphroditismus). 


XXIV 


Johnstone 118 (Retroperitoneales 
Lipom). 

Jolasse 239 (Chirurgie des Magens). 

— 6525 (Diagnose der Lageanomalien des 
Darmes). 

—- 714 (Röntgenverfahren bei Magen- 
Darmleiden). 

Jonas 782 (Röntgendiagnostik des 
Magens). 

Jones 29 (Brustkrebs). 

— 659 (Urinverhaltung bei alten Leuten). 

— 728 (Zur Geschichte der Chirurgie). 

—- 737 (Resektion des Schenkelhalses). 

— 743 (Historisches über die Einwirkung 
verschiedener Todesarten auf das 
Skelett). 

— F. W. 1447 (Altägyptische Knochen- 
brüche). 

— R. 1432 (Ischämische Paralyse). 

Jonnesco 795 (Ausschaltung des Py- 
lorus). 

— 1037 (Linitis plastica). 

— 1342 (Cervical-Medulläranästhesie). 

Joos 1380 (Prostatamassage). 

deJosselin de Jong 630 (Appen- 
dicitisfrage). 

Junghans 121 (Fremdkörper im Ma- 
gen). 


Van Kaathoven 1459 (Narkosen- 
frage). 

Kader 18 (Schenkelbrüche). 

Kadygroboff 454 (Stieltorsion der 
Wandermilz). 

Kaefer 876 (Vorderarmbrüche). 

Kaehler 1124 (Scharlachsalbe zur Epi- 
thelisierung von Wundflächen). 

Kaestle 30 (Röntgenologische Unter- 
suchung des Magen-Darmkanals). 

Kahler 1281 (Cholesteatome der Ne- 
benhöhlen). 

Kakuschkin 247 (Netzgeschwülste). 

Kan 958 (Kehlkopfluftsäcke). 

Kanasayi 1391 (Topographische Ana- 
tomie der Pars mastoidea). 

Kaplan 953 (Otogene Meningitis). 

K a p p 1393 (Paraffinplastik). 

Kapsammer 162 (Nierenhypertro- 


phie). 

— 1059 (Nephrotomie). 

v. Karaffa-Korbut 1047 (Funktion 
der Harnleiter bei Veränderung ihrer 
Lichtung). 

— 1328 (Harnleiteratonie). 

Karewski 639 (Wassermann’sche Sy- 
philisreaktion). 

— 821 (Röntgenuntersuchung). 

Kato 1562 (Arterieller Blutdruck bei 
Nierenerkrankungen und Appendi- 
citis). 

Katzenellenbogen 804 (Hernio- 
logisches). 


Namenverzeichnis. 


Katzenst ein 652 (Verdauung leben- 
den Gewebes). 

— 652 (Handgangrän nach Jodoform- 
injektion). 

— 1398* (Apparat zur künstlichen At- 
mung bei eröffnetem Thorax). 

Kauffmann 1299 (Appendicitis). 

Kaufmann 1380 (Harnröhrenendo- 
skop). 

— 1455 (Offiziersgamasche als Universal- 
schiene). 

Kausch 6 (Hysterie in der Chirurgie). 

— 628 (Rippenknorpelresektion bei Lun- 
genspitzentuberkulose). 

— 1373 (Instrument zur Lumbalpunk- 
tion). 

Kay 12382 (Fibrolipom des Beckens). 

de Keating-Hart 68 (Krebebe- 
handlung durch elektrische Ströme). 

— 192 (Elektrische Behandlung des 
Krebses). 

— 1043 (Blitzbehandlung des Krebses). 

Kehr 1339 (Gallenblasenoperationen). 

Keimer 1162 (Brucheinklemmung). 

Kelling 558 (Krebsfrage). 

Kellner 1281 (Kieferhöhlenempyem). 

Kelly 775 (Dauerkatheter im Harn- 
leiter). 

Kempf 736 (Coxa vara). 

— 1506 (Darmberstung). 

M’Kendrick 487 (Mediastinalkrebe). 

Kermauner 32 (Magenphlegmone). 

Kersten 87 (Angeborener Darmver- 
schluß). 

Kester 802 (Appendicitis). 

v. Khautzjun. 508 (Anurie bei Dou- 
glasabezeß). 

— 722 (Magengeschwür). 

— 1276 (Muskelschwielen). 

— 1517 (Deus). 

Kibbie 177 (Harnsteine). 

Kida 381 (Rückenmarksanästhesie). 

Kieffer 1220 (Gastrostomie bei Speise- 
röhrengeschwür). 

Kienböck 204 (Röntgenologisches). 

— 733 (Röntgentherapie). 

— 854 (Nephrolithiasis). 

— 981 (Hautreaktion nach Röntgen- 
untersuchungen). 

— 1371 (Röntgenstrahlen). 

Kilian i232 (Magengeschwür). 

Kilvingston 1567 (Fußmißbildung). 

Kindl 421 (Defektbildungen an den 
Extremitäten). 

Kingsford 1518 (Ileus). 

Kirchberg 745 (Hautschutz bei Mas- 
sagen). 

Kirchner 267 (Frakturen der Tube- 
rositas tibiae, Tub. navicularis und 
Tub. calcanei). 

— 286 (Fußverrenkung). 

— 1133 (Talusluxation oder Luxatio pe- 
dis sub talo). 


Namenverzeichnis, 


Kirmisson 685 (Sehnentransplanta- 
tion). 

— 799 (Hüftgelenksverrenkungen). 

Kirsch 1135 (Seidenplastik der Pe- 
roneussehne). 

Kirschner 1538 (Traumatische 
Aphasie). 

Kirstein 1190 (Unterkieferankylose). 

K la p p 41 (Chirosoter). 

— 133 (Entleerung infektiöser Flüssig- 
keitsansammlungen und chirurgische 
Darmentleerung). 

— 152 (Behandiung von Knochenbrü- 
chen). 

— 945 (1907) (Skoliosenbehandlung). 

— 1116 (Sehnenscheidenphlegmone). 

Klauber 1160 (Appendicitis). 

Klemensie w icz 910 (Entzündung). 

Klemm 749 (Verbrennungskontrak- 
turen von Hand und Fingern). 

— 913 (Appendicitis). 

— 946 (Basedow’sche Krankheit). 

Kleinhans 87 (Präperitoneale Ge- 
schwülste). 

Kleinschmidt 134 (Cystadenome 
des Pankreas). 

Kleinsorgen 1369 (Fett als Heil- 
mittel). 

K lin gelf uss 1228 (Röntgenstrahlen- 
technik). 

Klingmüller 397 (Lupus pernio). 

Klopfer 727 (Operativ geheilte Cal- 
caneodynie). 

K na pp 943 (Hirngeschwülste). 

Kneise 492 (Cystoskopieatlanten). 

Knoke 265 (Oberarmbrüche). 

Knorr 1235 (Cystoskopie und Urethro- 
skopie beim Weibe). 

Knott 335 (Lebernaht). 

— 1542 (Lebersarkom). 

Knowling 1505 (Bauchverletzungen). 

Knox 1092, 1297 (Wunddrainage). 

Koch 296 (Prostatatuberkulose). 

— 954 (Verbesserung von Gesichtsfor- 
men). 

— 1340 (Lebercirrhose). 

Kocher 28 (Transplantation der Schild- 
drüsen). 

— 81 (Blutuntersuchung bei Basedow). 

— 116 (Basedow). 

— 465 (Bösartiger Kropf). 

Koerber 987 (Schulterblattexstirpa- 
tion). 

Köhler 424 (Streckvorrichtung). 

— 1426 (Unfallverletzte). 

Kölliker 699* (Ösophagoskopie). 

König 93 (Rippenbrüche und trauma- 
tisches Emphysem). 

— 1157 (Knochenersatz bei Exartiku- 
lationen des Unterkiefers). i 

— 1426 (Unfallarzt gegenüber trauma- 
tischen Knochengelenkentzündun- 


gen). 


XXV 


König, Fritz 594 (Difform geheilto 
Knochenbrüche). 

Königer 457 (Cytologische Unter- 
suchungsmethode). 

K ö p p 1 1514 (Herniologisches). 

K ö r t e 566 (Operationen wegen Lungen- 
eiterung und -gangrän). 

K o f m a n n 663 (Kniescheibenbildung). 

— 896 (Behandlung des spondylitischen 
Buckels nach Calot). 

— 1286 (Bruch der Phalangen). 

K o h1 980 (Röntgentechnik). 

Kolaczek 700 (Muskelangiom). 

— H. 905* (Antifermentbehandlung ei- 
triger Prozesse ohne Inzision). 

Kolle 815 (Pathologische Mikroorga- 
nismen). 

Konradi 1524 (Vererbbarkeit erwor- 
bener Immunität). 

Konried 1219 (Pseudogeschwulst des 
Magens). 

Kopfstein 345 (Herniologisches). 

Koppang 1084 (Appendicitis). 

Kopyloff 1034 (Herniologisches). 

— 1051 (Hautmyom mit Übergang in 
Sarkom). 

— 1253 (Bauch- und Leistenhoden). 

v.Koräny ’i 225 (Physikalische Chemie 
und Medizin). 

Koritschan 622 (Säurebestimmung 
des Mageninhaltes). 

Korteweg 1342 (Brustdrüsenkrebs). 

Koschier 1486 (Kehlkopfstenosen). 

Koser 142 (Speichelsteine). 

Koslowski 282 (Femurmißbildung). 

— 551 (Talma’sche Operation). 

Kostlivy 552 (Gekröscyste). 

— 1041 (Entzündliche Leukocytosen). 

K o t h e 235 (Diffuse Peritonitis). 

— 273 (Stieltorsion des Netzes). 

— 1073 (Appendicitis). 

—- 1494 (Appendicitsfrage). 

Kotzenberg 160 (Untersuchungs- 

methoden bei Nierenkrankheiten). 

211 (Epilepsie). 

246 (Geschwulst des Ductus omphalo- 

mesentericus). 

260 (Haut von Amputationslappen). 

>00, 871 (Nierenblutungen). 

704 (Peritonitis). 

1562 (Arterieller Blutdruck bei Nieren- 

erkrankungen und Appendicitis). 

Kownatzki 163 (Venen des weib- 
lichen Beckens). 

Krabbel 1440 (Appendicitis). 

Krach 893 (Plastische Sehnenoperation). 

Kraemer 587 (Tuberkulose). 

— 1027 (Konjunktivalreaktion bei Tu- 
berkulose). 

Kraftschenko 477 (Fibrome). 

Kramm 1098 (Otologisches). 

— 1102 (Chirurgie der Nase und der Na- 
sennebenhöllen). 


|] 


XXVI 
Kraupa 1355 (Synthetisches Supra- 


renin). 

Kraus 1015 (Blasenwaschung). 

K r a u s e 42 (Myositis ossificans progres- 
siva). 

— 61 (Hirnchirurgie). 

— 478 (Umschriebene Arachnitis ad- 
haesiva cerebralis). 

Kreiss 1548 (Plastische Operationen 
am Nierenbecken). 

Kretschmer 870 (Nierenblutung).- 

Krieg 1487 (Luftröhrengeschwülste). 

Kroemer 597 (Diagnose von Bauch- 
geschwülsten). 

Krömker 961 (1907) (Prostataab- 
szesse). 

Krönig 7 (Spinalanästhesie). 

Krönlein 153 (Behandlung von Kno- 
chenbrüchen). 

— 1469 (Nierengeschwülste). 

Krogius 780 (Peritonitis). 

Krost 477 (Blastomykose). 

Krüger 433 (Appendicitis). 

— 710 (Entfernung des Wurmfortsatzes 
bei Bruchoperationen). 

Krumm 803 (Wurmfortsatz im Bruch- 
sack). 

— 927 (Herniologisches). 

Krzysztalowicz 114 (Adenoma 
sebaceum). 

— 396 (Botryomykose). 

Krymoff 106 (Nephrotomie). 

Kudeck 1008 (Physiologie des Gyrus 
supramarginalis). 

K u d o 347 (Geschwülste des Wurmfort- 
satzes). 

Kuelbs 1112 (Mikulicz’sche Krank- 
heit). 

v. Kuester 1522 (Allgemeine Chirur- 
gie). 

K ü h ne 1550 (Röntgenuntersuchung bei 
Otitis media). 

Kühner 481 (Epulis). 

Külz 1262 (Anurie). 

Kümmell $ (Frühes Aufstehenlassen 
Laparotomierter). 

— 320 (Operationsgebäude in Eppen. 
dorf). 

— 852 (Nephrolithiasis). 

— 1045 (Chirurgie des Harnapparates). 

Küss 628 (Pneumotomie). 

Küster 855 (Nierengeschwülste). 

Küttner 96 (Druckdifferenzverfahren). 

— 155 (Traumatische Verrenkungen). 

— 839 (Chirurgie des Gehirns u. Rücken- 
marks). 

— 1541 (Lungenschuß). 

Kuhn 320 (Geräteimprovisation). 

— 706 (Catgut). 

— 753* (Darmanastomose). 

— 788*, 1437 (Lungenüberdruck). 

— 867 (Tetanus). 

— 1178 (Perorale Intubation). 


Namenverzeichnis. 


Kuhn 1373 (Sterilcatgut). 

— 1406 (Überdruck an der Lunge). 

— 1473 (Extensionsapparat). 

— 1503* (Catgutfrage). 

Kukula 625 (Gallensteine). 

— 662 (Schnappende Hüfte). 

Kulenkampff 229 (Appendicitis). 

Kumaris 1555 (Coxa valga). 

Kunith 49 (Fall von primärer Nieren- 
aktinomykose). 

— 49 (Komplizierte Fälle von Nieren- 
steinen). 

— 776 (Nierenaktinomykose). 

Kusnetzky 1005 (Untersuchung der 
Nierenfunktion). 

— 1360 (Experimentelle Polyurie). 

Kuss 630 (Appendicitisfrage). 

Kutner 909 (Grenzgebiete in der Me- 
dizin). 

— 1350 (Nierendiagnostik). 

Kuznitzky 1374 (Bubonenbehand- 
lung). 


Labougle 30 (Bauchschuß). 
Ladenburger 921 (Talma’sche Ope- 


ration). 
Laewen 1113 (Verhalten röntgenisier- 
ter Tiere gegen bakterielle Infektio- 


nen). 
Laffer 1022 (Akute Magendehnung 


und arteriomesenterischer Ileus). 
Laker 94 (Krebskrankheit). 
Lamari 1313 (Peritonitis). 
Lambert 550 (Pylorus- und Leber- 
krebs 


Lam pe 143 (Cholelithiasis). 

— 154 (Behandlung von Knochen- 
brüchen). 

Lancereaux 566 (Basedow’sche 
Krankheit). 

Landau 1049 (Altersveränderungen 
des Venensystems der Nebennieren). 

Landouzy 1142 Leukoplasien des 
Mundes). 

Landström 202 (Morbus Basedowii). 

Landwehr 975 (Phlebektasien und 
Venenthrombosen). 

— 989 (Kahnbeinbruch). 

Lane 370 (Wolfsrachen). 

— 623 (Chronische Verstopfung). 

Lang 174 (Fibrolysin gegen Harn- 
röhrenstrikturen). 

— 205 (Röntgen- und Finsentherapie bei 
Lupus). 

— 1004 (Prostatektomie). 

Lange 1273 (Kniebrüche). 

Langfellner 287 (Plattfußein- 
lagen). 

Langhans 677 (Struma maligna). 

Langlois 1331 (Überpflanzung beider 
Nieren). 

Lanz 3* (Transplantation). 

— 185* (MeBurney’scher Punkt). 


Namenverzeichnis. 


Lanz 572* (Trauma und Karzinom). 
Lapayre 345, 451 (Netztorsion). 
Lapinski 1217 (Tastung des Wurm- 
fortsatzes und Blinddarmes). 
Lapointe 479 (Eitrige Meningitis). 
— 654, 808 (Krebs der Gallenwege). 
Lardennois 797 (Ileopseoitis appen- 
dioularis). 
— 1328 (Nierenverletzungen). 
McLaren 1376 (Lebersyphilis). 
Larkin 1195 (Transplantation von 
Blutgefäßen). 
Laroyenne 1öl2 (Hemiologisches). 
Lascialfara 350 (Milzcyste). 
L a s i o 1106 (Spinalanästhesie). 
— 1250 (Prostatachirurgie). 
— 1347 (Prostatahypertrophie). 
Lau bry 110 (Ovariotomie und Athero- 
matose). 
Lauenstein 233* (Frage der Be- 
deutung des »Rovsing’schen Sym- 
tomse). 
— 1438 (Bauchkontusion). 
Laufer 1540 (Implantationskrebs). 
Lauper 82 (Speiseröhrenkrebse). 
Leake 176 (Harnblasengeschwür). 
Leale 1094, 1460 (Verbrennung bei 
Kindern). 
McLean 1315 (Cystenbildung im 
Wurm). 
Leary 1374 (Seruminjektionen bei 
Blutungen). 
Lec&ne 430 (Linea semilun. Spigelii). 
— 450 (Krebs des Wurmfortsatzes). 
— 1008 (Parotisgeschwülste). 
LeeLeedham-Green 1054 (Blasen- 
vorfall). 
Lefas 773 (Achsellipom mit Brust- 
drüsengewebe). 
Le gg 52 (Angeborene 
teoperiostitis). 
— 1190 (Adenome des Gaumens). 
Legkow 770 (Sero- und Pyopneumo- 
thorax). 
Legueu 1103 (Parotitis postopera- 
toria). 
— 1344 (Krebs der Harnwege). 
Lehnerdt214(Narbenstrikturen nach 
Intubation). 
Lehr 880 (Klumpfuß). 
— 904 (Plantare Fersenbeinexostose). 
Leischner 1085 (Partielle Bauch- 
muskellähmungen). 
Leistikow 961 (1907) (Pinselapparat 
für Urethritis). 
Lejars 511 (Pararenale Geschwulst 
und Cystenniere). 
— 1080 (Carotisunterbindung). 
McLellan 391 (Mastitis). 
— 1482 (Zottencyste der Schilddrüse). 
Le maire 7 (Traumatische seröse Er- 


syphilitische 


güsse). 
McLenan 379 (Bier’sche Stauung). 


XXVII 


Lengfellner 882 (Schuhwerk). 

— 1122 (Knickfuß). 

Lenk 869 (Harnleiterkatheterismus). 
MoLennan 1465 (Funktion der Thy- 


mus). 

— 1488, 1542 (Mediastinalgeschwulst). 

Lennander 432 (Laparotomien). 

— 805 (Gastrostomie bei Magenge - 
schwüren). 

Lennoyez 212 (Ohrerkrankungen 
durch Pyocyaneus). 

Lenormant 1274 (Verrenkungen im 
Lisfranc’schen Gelenk). . 

Lenzmann 89* (Händedesinfektion). 

McLeod 1249 (Bakterienvaccine). 

Leonard 1563 (Nebennierentransplan- 
tation). 

Leonardo 364 (Thiosinamin und 
Fibrolysin). 

Leotta 524 (Unterbindung der großen 
Körpervenen). 

— 1184 (Hypernephrom). 

— 1185 (Weir-Mitchell’sche Krankheit, 
Erythromelalgie). 

L&pina p 724(Meckel’sches Divertikel). 

Lerda 940 (Präventivimpfung gegen 
chirurgische Infektionen). _ 

— 1032 (Darmperforation). 

— 1272 (Alveolar- und Zahnchirurgie). 

Leriche 75 (Magenresektion). 

— 531 (Jejunostomie). 

Leringer 955 (Behaarter Rachen- 


lyp). 
L araa 1393 (Paraffinplastik). 
Leser 939 (Allgemeine Chirurgie). 
— 1231 (Spezielle Chirurgie). 
Lesk 1501 (Gallensteinileus). 
Leszynski 113 (Endotheliom nach 


' Trauma). 
Letulle 1512 (Krebs des Wurmfort- 


satzes). 

Lévai 135* (Sterilisation der Metall- 
instrumente). 

Lévi 745 (Therapie des chronischen 
Rheumatismus). 

Levin 715 (Pankreaserkrankungen). 

— 1195 (Transplantation von Blutge- 
fäßen). 

— 1350 (Pyurie). 

Levrat 1109 (Dermatologisches). 

Levy 776 (Geschwulst der Tunica 
vaginalis testis). 

— 1035 (Herniologisches). 

Levy-Dorn 203 (Röntgenologisches). 

— 1245 (Röntgentherapie und Diagnose). 

Lewandowsky 115 (Hautaffektion 
durch Bacillus pyocyaneus). 

Lewin 868 (Harnröhrengeschwülste). 


Lewinson 145 (Oxyuren im Wurm- 


fortsatz). 

Lexer 34 (Freie Knochenplastik, Ge- 
lenkversteifung und Gelenktransplan- 
tation). 


XXVIII 


Lexer 56 (Chondromatose der Knie- 
gelenkskapsel). 

— 819 (Geschwulstlehre). 

— 1126 (Gelenktransplantation). 

Libess art õl (Behandlung mit heißer 
Luft). 

v.Lichten berg 1017 (Postoperative 
Lungenkomplikationen). 

— 1368 (Postoperatives Verhalten der 
Lungen und des Herzens). 

Lichtenhan 391 (Mastitis). 

Lichtenstein 176 (Inkrustierende 
Cystitis). 

Lichtenstern 863 (Blasenge- 
schwülste). 

— 872 (Nierentuberkulose). 

Lick 645 (Knochenbildung in Nieren). 

Liebl 1561 (Retrovesikale und retro- 
prostatische Cysten). 

Lieblein 87 (Milzexstirpation). 

— 111* (Neuer Darmknopf). 

— 678 (Speiseröhrenverengerung). 

— 933 (Talma-Drummond’sche Opera- 
tion). 

-— 1498 (Galalithdarmknopf). 

-— V. 600* (Galalithdarmknopf). 

Liebold 500* (Plastische Deckung 
eines Choledochusdefektes durch die 
Gallenblase). 

Liek 763 (Funktionelle Nierendia- 
gnostik). 

— 1152 (Kollateralkreislauf der Niere). 

Lilienfeld 903 (Os tibiale). 

Lilienthal 914 (Appendicitis). 

— 1053 (Prostatektomie). 

Lilla 1349 (Harnseparator). 

Lindemann 341 (Krebsfrage). 

— 913 (Appendicitis). 

IL.indenstein 690 (Lumbalanästhe- 
sie). 

— 776 (Extra-uterin-Schwangerschaft). 

-—— 1035 (Herniologisches). 

Lindner 478 (Epidurale Hämatome). 

Lindsay 1355 (Chloroformspätwir- 
kung). 

Linkenheld 720 (Appendicitis). 

Linniger 951 (1907) (Oberschenkel- 
bruch). 

Lippich 348 (Darmausschaltung). 

Lissowskaja 1125 (Gonokokken in 
Knochenherden). 

Lister 505 (Catgut). 

— 751 (Kniescheibenbruch). 

Littauer 957 (1907) (Gaudaninhaut). 

Littich 924 (Magen-Darmverletzun- 
gen). 

Llorento 1485 (Intubation). 

Lobett 767 (Wirbeltuberkulose). 

Lobingier 1223 (Gangrän der Gallen- 
wege). 

Lockwood 704 (Zur aseptischen 
Chirurgie). 

— 1546 (Bier’sche Stauung). 


Namenverzeichnis. 


Löhrer 284 (Fettgewebswucherungen 
im Knie). 

Loening 915, 1444 (Gastroskopie). 

Loewe 1099 (Chirurgie der Nase und 
der Nasennebenhöhlen). 

Loewenhardt 148 (Hydronephrose). 

— 313 (Nierenblutung). 

— 962 (1907) (Steinkrankheit der Harn- 


wege). 

— 965 (1907) (Renale Massenblutung). 

Loewenstein 259 (Venenklappen 
und Varicenbildung). 

Loewy 402 (Verrenkungen). 

Lohnstein 846 (Chron. Urethritis). 

Loison 607 (Klumphände). 

Long 1254 (Vulvovaginitis). 

Longard 633* (Invagination des Colon 
descendens). 

Longcope 459 (Knochenmark bei 
Infektionen). 

Lookhart Mummery 930 (Er- 
krankungen der Flexura sigmoidea). 

L o o s e r 820 (Rachitis u. Osteomalakie). 

L o p 1278 (Anästhesierungsapparat). 

— 1411 (Transplantation von Kaninchen- 
periost). 

Loree 591 (Allgemeinanästhesie). 

Lorenz 895 (Traumatische Hüftge- 
lenksverrenkungen). 

— 1277 (Myositis fibrosa). 

L or e y 655 (Cholecystitis paratyphosa). 

Lorrain 629 (Appendicitisfrage). 

Lortat-Jacob 110 (Ovariotomie 
und Atheromatose). 

Lossen 747 (Ellbogenresektion). 

Lotheissen 476 (Stauungsbehand- 
lung bei Eiterungen). 

— 606 (Skapularkrachen). 

— 811* (Vorschlag zur Operation tief- 
sitzender Ösophagusdivertikel). 

Lotsch 1165 (Milzzerrreißung). 

L otze 959 (1907) (Röntgenoskopie der 
Lunge). 

Loumeau 1350 (Nierentuberkulose). 

Lovett 1479 (Kinderlähmung). 

Low 705 (Behandiung chirurgischer 
Tuberkulose). 

Lowie 175 (Blasenriß). 

Lucass 1533 (Geschichte der Laryn- 
gologie). 

Luccarelli 659 (Nephralgie). 

Lucio 1255 (Solide Eierstocksge- 
schwülste). 

L u d l o f f 161 (Osteochondritis dissecans 
des Knies). 

— 894 (Angeborene Hüftluxation). 

L u n d 1499 (Magengeschwür und Magen- 
krebs). 

Lunzer 28 (Fremdkörper in der 
Speiseröhre). 

Lusena 1180 (Karzinom). 

Lusk 1431 (Suprakondylärer Oberarm- 
bruch). 


Namenverzeichnis. 


Lutaud 497 (Ureterocystoneostomie). 

Luther 1318 (Enteroptosis). 

Luxardo 1218 (Hernia inguinalis 
pubica). 

Lynch 1025 (Intussuszeption der 
Flexura sigmoidea). 


Machol 734 (Ellbogenverrenkung). 

Mack 1039 (Cholecystotomie). 

Maclaren 377 (Prostatektomie). 

Madlener 81* (Physikalisches über 
Seide, Zelluloidzwim und Ramie- 
zwirn). 

— 490 (Ramiezwirn). 

— 491 (Folia urologica). 

Magenau 1378 (Pankrestitis). 

Magnuson 974 (Operative Knochen- 
verlängerung). 

Mahnert 63l (Appendicitis). 

Makara 27 (Echinokokkus strumae). 

— 27 (Geschwülste der Carotisdrüse). 

— 310 (Blasenzerreißung). 

Makkas 1029 (Extraktion verschluck- 
ter Gebisße). 

a 1255 (Leberabeszesse). 

Malatesta 630 (Appendicitisfrage). 

Malherbe 791 (Sarkom). 

M alis 1139 (Kutandiagnose der Tuber- 
kulose). 

Mally 461 (Lichtbehandlung). 

Mam brini 390 (Pleuritis purulenta). 

Man 1250 (Prostatachirurgie). 

Manasse 153 (Behandlung von Kno- 
chenbrüchen). 

-— 313 (Hydronephrose). 

— P. 568* (Apparat, um feste Ver- 
bände an der unteren Extremität 
ohne Assistenz anzulegen). 

Mandelbaum 837 (Behandlung 
eitriger Prozesse). 

Mandry 1079 (Rhinoplastik). 

— 1510 (Appendicitisfrage). 

Manges 1318 (Magensarkome). 

Man nel 228 (Appendicitis). 

Mannour y 683 (Röntgenstrahlen bei 
bösartigen Geschwülsten). 

Manry 77 (Innere Einklemmung). 

— 128 (Operationen an der Speise- 
röhre). 

Mansfeld 164 (Diagnose der Bös- 
artigkeit am Uterus). 

Mantle 1496 (Appendicitisfrage). 

Manulescu 1452 (Echinokokkus der 
Sakrolumbalmuskulatur). 

Maragliano 1180 (Chirurgie des 
Nervensystems). 

Marangoli1272(Alveolar- und Zahn- 


c e). 

Marchal 1557 (Fersenbeinbrüche). 

Marchetti 532 (Unterbindung des 
Ductus cysticus). 

— 1160 (Subkutane Darmzerquet- 
schung). 


XXIX 


Marden 1083 (Bauchschußwunde). 

Mareille 163 (Nierenquetschung). 

Marek 232 (Verschluß der Gekrös- 
arterien). 

Margulies 616 (Nervenregeneration). 

Mariani 1049 (Nephropexie). 

Marie 796 (Spontanrupturen der Gal- 
lenblase). 

Marjantschik 387 (Chirurgie der 
Speiseröhre). 

— 1128 (Knochenbrüche). 

Markuson 958 (Fremdkörper in den 
Luftwegen). 

Marro 1328 (Blasen-Harnleiteranasto- 


mose). 

Martens 67 (Kleinhirnchirurgie). 

— 171 (Herzschußverletzung). 

Martin 1559 (Hammerzehe). 

— 660 (Samenstranggeschwaulst). 

— 1322 (Echinokokken). 

Martina 750 (Heilapparate für Kno- 
chenbrüche). 

Martinelli 1219 (Schenkelbruch der 
Blase). 

Martini 331 (Leistenbruch). 

— 416 (Bösartige Geschwülste). 

— 574 (Röntgenstrahlenwirkung auf Ge- 
schwülste). 

— 671 (Speicheldrüsengeschwülste). 

— 1033 (Ascites). 

— 1052 (Hauthorn der Glans penis). 

— 1128 (Knochenbrüche). 

— 1229 (Wirkung der Röntgenstrahlen 
auf bösartige Geschwülste). 

— 1361 (Chirurgie des Hodens). 

— 1568 (Beinbruchapparat). 

Martino 1481 (Mandelblutung). 

Martinuo 318 (Gallengangschirurgie). 

Marwedel 1471 (Oberarmlähmung). 

Mases 695 (Basedow’sche Krankheit). 

Mason 1127 (Mit Knochenbruch kom- 
plizierte Schulterverrenkung). 

Massabuan 945 (Speicheldrüsenge- 
schwülste). 

— 1255 (Mischgeschwülste des Collum 
uteri). 

Massando 991 (Mal perforant). 

de Massary 341 (Zur Krebsfrage). 

Massoulard 926 (Appendicitis). 

Mastin 1088 (Netzanomalie). 

Masucci 768 (Basedow’sche Krank- 
heit). 

Mathieu 1076 (Verengerung der Gal- 
lenwege). 

Matsuoka 451 (Nabelbruch). 

— 733 (Radiumverbrennung der Haut). 

— 767 (Wirbelsäulenversteifung). 

Matthes 349 (Milzzerreißung). 

Mattöli 1182 (Darmausschaltung). 

Mauclaire 410 (Coxa valga). 

— 918 (Darminfarkt). 

— 1168 (Pankreaschirurgie). 

— 1304 (Herniologisches). 


XXX 
Mauclairc 1313 (Chylusartiger As- 


cites). 

Mayer 101 (Apparat zur Überdruck- 
narkose). 

— 677 (Funktion der Epithelkörper- 
chen). 

— 696 (Überdruckapparat). 

— 881 (Plattfußbeschwerden). 

— 992 (Chloroformtropfapparat). 

— E, 1472 (Kinderlähmung). 

M a yet 557 (Krebsfrage). . 

Maylard 1515 (Pylorusverengerung). 

Mayo 376 (Kropfoperationen). 

— 377 (Diekdarmdivertikulitis). 

— 922 (Pankreatitis). 

— 1235 (Blasengeschwülste). 

— 1437 (Hallux valgus). 

— 1516 (Blutleere Stellen im Duodenum). 

— Robson 442 (Gelbsucht und Gly- 
kosurie bei Pankreasleiden), 

— 931 (Bauchgeschwülste). 

— W.J. 1516 (Duodenalgeschwür). 

Mayrhofer 1174 (Ausfüllung kleiner 
Knochenhöhlen). 

Meer wein483(Intratracheale Kröpfe). 

Meisenbach 608 (Lipoma arbores- 
cens des Knies). 

Meissner 1386 (Alkoholdesinfektion). 

— 1434 (Bruch der Oberschenkelkon- 
dylen). 

Meller 113 (Krebsstatistik). 

Minard 409 (Hüfttuberkulose). 

de Mendoza 158 (Symptomatologie 
und Diagnostik der urogenitalen Er- 


krankungen). 
Menge 1305 (Herniologisches). 
Mensik 1133 (Genu valgum). 
Mercade 7 (Traumatische seröse Er- 


Me&riel 124 (Trigeminusneuralgie). 

— 1176 (Arterienunterbindungen). 
Merk 422 (Syphilitische Arterienverän- 
derungen an den Extremitäten). 

Merkel 764 (Hydronephrose). 

Merle 629 (Perforation der A. epi- 
gastrica bei Parazenthese des Bauches). 

Mershejewski 1319 (Hämorrhoi- 
den). 

Mertens 413* (Eine neue Schere). 

Meurer 418 (Jodoformknochenplombe). 

Meusel 146 (Appendicitis). 

Meyer 202 (Peritonsilläre Abszesse). 

— 217* (Überleitung des Vena cava- 
Blutes in die Vena portae mittels 
terminolateraler Gefäßanastomose). 

— 732 (Hyperämiebehandlung). 

— 944 (Angina ulcero-membranosa). 

— 1097 (Otologisches). 

— 1485 (Leukämische Kehlkopfverän- 
derungen). 

Mezger 804 (Herniologisches). 

Michael 450 (Fibrolysin bei peri- 
gastritischen Verwachsungen). 


Namenverzeichnia. 


Michailow 1346 (Cysten der Vesi- 
cula prostatica). 

Michaux 1166 (Epitheliom der Gal- 
lenblase). 

Michelson 446 (Lumbalanästhesie). 

Middeldorpff 122 (Fremdkörper 
im Magen). 

Miles 349 (Milzzerreißung). 

— 1252 (Intermittierende Hoydrone- 


phrose). 

Milk6 31 (Appendicitis). 

— 957 (1907) (Lumbalanästhesie). 

Miller 965 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 

— 987 (Ganglionneurom). 

Millian 648 (Camptodaktylie). 

Mills 480 (Hirngeschwulst). 

— 1414 (Hirngeschwülste). 

Milner 757 (Rückstauungsblutungen 
am Kopf). 

— 1115 (Knochencysten, Chondrome, fi- 
bröse Ostitis). 

Milton 117 (Chylothorax). 

Mindlin 1475 (Narkosenfrage). 

Mintz 1081 (Späte Erstickungsanfälle 
nach Kehlkopfexzision). 

Miyake 548 (Askaridenerkrankung). 

Mocquot 1174 (Gaseintritt in Venen). 

Moczkowicz 128 (Aseptische Darm- 
operationen). 

Möhring 875 (Skoliose). 

Möller 958 (Kehlkopftuberkulose). 

Mönckeberg 646 (Hodengeschwülste). 

Moes 477 (Blastomykose). 

Moffat 235 (Magen- und Darmper- 
forationen). 

Mohr 236 (Brucheinklemmung des 
Wurmfortsatzes). 

— 508 (Harnleiterverengerung nach 
Beckenbruch). 

— 914 (Appendicitis). 

— 1352 (Hydrokele). 

Mohrmann 206 (Lumbalanästhesie). 

Molin 277 (Sacrococcygealgeschwulst). 

Mollard-Chattot 1033 (Ascites). 

Mollie&re 12 (Ösophagoskopie). 

Momburg 697* (Künstliche Blut- 
leere). 

— 1193* (Blutleere der unteren Körper- 
hälfte). 

Mongour 1326 (Gallensteine). 

Monks 1206 (Durchspülung des Dar- 
mes). 

Monprofit 1074 (Gastrektomie). 

— 1220 (Gastrostomie bei Speiseröhren- 
geschwür). 

Montandon 1434 (Ober- und Unter- 
schenkelbrüche). 

— 1118 (Mondbeinverrenkung). 

Montprofit 1221 (Gastroenterosto- 
mie). 

Montol 773 (Prostatasteine). 

Moore 334 (Rektale Ernährung). 


Namenverzeichnis, 


Morávek 12837 (Kniescheibensarkom). 

Morawitz 119 (Nierensteine). 

Morel 964 (1907) (Hydronephrose). 

Morestin 743 (Sarkom auf Lupus). 

Mori 451 (Pneumatosis cystoides in- 
testinorum). 

— 1237 (Varikokele). 

Morian 1447 (Krebs der Vater’schen 
Papille). 

Morison 1217 (Empyem). 

Morpurgo 639 (Osteomalakie). 

Morris 451 (Magenfistelbildung). 

— 709 (Appendicitis). 

— 954 (Verbesserung von Gesichtsfor- 
men). 

— 1194 (Intima der Gefäße und Bauch- 


fell). 

Morso 837 (Behandlung eitriger Pro- 
zesse). M 

Morton 29 (Brustkrebs). 

— 206 (Radium gegen Krebs und Lupus)» 

— 328 —— der Speise durch 
den Nahrungskanal). 

— 1087 (Mastdarmkrebe). 

Moschcowitz 321* (Bauchschnitt 
bei Appendicitisoperationen). 

Moty 776 (Phlebitis nach Gebärmutter- 
exstirpation). 

Mouisset 350 (Tuberkulöse Leber- 
abszesse). 

Moullin 1493 (Appendiocitisfrage). 

— 1499 (Gastroenterostomie). 

Mouriquand 387 (Basedow). 

Mousarrat 1211 (Cholecystitis). 

Moutot 1131 (Dactylitis syphilitica). 

Moynihan 53 (Operation bei Arte- 
rienverstopfung). 

— 130 (Pathologie am Lebenden). 

— 437 (Chronische Magenerkrankungen). 

— 916, 1037 (Gastroenterostomie). 

— 1233 (Prostatachirurgie). 

Muchanoff 1012 (Brustdrüsen- 
fibrome). 

Muck 1111 (Otologisches). 

Mueller 816 (Empfindung in den 
inneren Organen). 

Mühsam 271 JJ 
der Diphtherie). 

— 273 (Impftuberkulose der Sehnen- 
scheiden). 

— 274 (Gestielte Lappen; extradurales 
Hämatom). 

— 1196 (Verbandslehre). 

Müller 162 (Gelenkmaus beim Hunde), 

— 980 (Röntgentechnik). 

— 1314 (Appendicitis). 

— 1368 (Postoperatives Verhalten der 

und des Herzens). 

— 1471 (Arthritis deformans). 

— 1522 (Stärkekleisterplatte). 

— 1523 (Proteolytisches Leukocyten- 
ferment). 

— E. 24 (Eiterungen mit proteolyti- 


XXXI 


schem Leukocytenferment bzw, Anti- 
ferment). 
Müller, W. 
zwecken). 
Müntz 389 (Kehlkopfkrebs). 
— 486 (Fremdkörper in den Luftwegen). 
— 486 (Spätasphyxien nach Kehlkopf- 
exstierpation). 

Muir 1349 (Blasenzerreißung). 
Mumford’ 1176 (Psychische End- 
resultate größerer Operationen). 

Mummery 150 (Kolitis). 

— 1203 (Colitis chronica). 

Munro 118 (Pyelonephrose). 
Murphy 102 (Glandulae parathyreoi- 


20 (Präparate zu Lehr- 


deae). 
Murray 132 (Ätiologie der Hernien). 
— 1148 (Hernien). 
Mursell 150 (Deus). 
Murtry 1249 (Harnröhrenkrebs). 
Muskat 44, 162 (Plattfuß). 
— 1298 (Wanderung von Fremdkör- 


pern). 
Musumeci 1224 (Gekröscysten). 


Nabarro 1132 (Eiterung der Bursa 
praepatellaris). 

Nager 726 (Banti’sche Krankheit). 

— 1082 (Luftröhrenkrebs). 

Nast-Kolb 422 (Muskelangiom des 
Unterschenkels). 

— 857* (Sensibilität der Bauchorgane). 

— 1316 (Herniologisches). 

— 1454 (Mittelfußbrüche). 

Necker 176 (Sklerosierende 
cystitis). 

— 1251 (Cunjunctivalreaktion in der 
Urologie). 

Negrescu 1075 (Wasserstoffsuper- 
oxyd bei Afterfissuren und -Ulzera- 
tionen). 

Nelles 691 (Intrakranieller Abszeß). 

Nerking 1266 (Narkose und Lezithin). 

Netter 1070 (Collargol u. Elektrargol). 

Neuber 20 (Skopolaminnarkose). 

Neudörfer 1312 (Bauchschuß). 

v. Neugebauer 856 (Hermaphro- 
ditismus). 

Neuhaus 127 (Gastroenterostomie). 

— 570* (Saugspritze). 

— 924 (Fremdkörper in Speiseröhre und 
Magen). 

Neumann 46 (Pathologie der sog. 
retrograden Inkarzeration). 

— 47 (Behandlung der Leberverletzun- 
gen). 

Newcomb 1100 (Chirurgie der Nase 
und der Nasennebenhöhlen). 

Nicholson 512 (Hodengeschwülste). 

Niclot 1259 (Verletzungen durch Jagd- 
feuerwaffen). 

Nicolas 1131 (Dactylitis syphilitica). 

— 1109 (Dermatologisches). 


Para- 


XXXII 


Nicolaysen 1200 (Dünndarmtuber- 
kulose). 

— 1273 (Radiusbruch). 
Nicoletti784 (Wegnahme von Serosa 
und Muscularis des Darmrohres). 

Nicolich 1069 (Nierensteine). 

Nicolle 1088 (Tropische Milzver- 
größerung). 

Nieny 904 (Plattfuß). 

Niosi 656 (Gekröscysten). 

— 1288 (Syphilitische Erkrankung von 
en Gewebe des Oberschen- 

els). 

Nippold 989 (Kahnbeinbruch). 

Nitch 55 (Pneumokokkenarthritis). 

Nitze 158 (Cystoskopie). 

Noehren 709 (Appendicitis). 

Noetzel 1026 (Pankreatitis). 

Noli 16 (Appendicitis). 

Nordmann 248 (Leberruptur). 

Norris 1299 (Netz). 

Novak 1248 (Hämatolymphangiom). 

Nové-Josserand 1057 (Nieren- 
verletzung). 

Nurok 671 (Exstirpation von Nasen- 
Rachengeschwülsten). 

Nyrop Ejnar 901 (Prothese bei 
Hüftexartikulation). 


Oberndorfer 1492 (Appendicitis- 


frage). 

Ochsner 143 (Exostose im Wirbel- 
kanal). 

— 267 (Plattfuß). 

Oehler 445 (Lumbalanästhesie). 

Oeken 1010 (Zerreißung des Ductus 
thoracicus). 

Ölsner 207 (Lumbalanästhesie). 

— 274 (Erschwertes Decanulement, 
Kehlkopfverletzung). 

Oertel 475 (Thrombose des Bulbus 
venae jugularis). 

Offergeld 83 (Lumbalanästhesie). 

Ogata 307* (Saugbehandlung als 
schmerzstillendes Mittel bei den After- 
erkrankungen). 

O gilo y 603 (Tuberkulin bei Knochen- 
und Gelenktuberkulose). 

Ohlmacher 379 (Opsoninbehand- 


lung). 

Ohly 1130 (Verrenkung des Mond- 
beines). 

Ohse 1134 (Fußwurzeltuberkulose). 

Olivier 410 (Coxa valga). 

— 1380 (Harnröhrenepitheliom). 

Olliete 1431 (Befestigung des Ober- 
armes am Schulterblatt). 

Olsen 1055 (Harnleiterriß). 

Ombr&danne 413 (Erkrankungen 
der Muskeln, Aponeurosen, Sehnen, 
Schleimbeutel). 

Onodi 1391 (Gehirn und Nebenhöhlen- 
der Nase). 


Namenverzeichnis. 


Onorata 1547 (Blasenkrebs). 

van Oordt 143 (Wirbelverrenkung). 

Opokin 144 (Lungencyste). 

Oppel 278 (Heilung arteriovenöser 
Aneurysmen). 

— 1164 (Kotfistel). 

— 1282 (Nervenchirurgie). 

v. Oppel 768 (Lufteintritt in die Vena 


jug.). 

— 966 (Arterio-venöse Aneurysmen). 

Oppenheim 383 (Hirngeschwulst). 

— 482 (Rückenmarkshautgeschwulst). 

— 1390 (Gehirnchirurgie). 

— 1495 (Appendicitisfrage). 

Orr 1282 (Unterbindung der Carotis 
ext. wegen Nasenbluten). 

D’Orsay-Hecht 140 Alkoholinjek- 
tionen bei Neuralgie). 

Orth 82 (Sarkom und Trauma). 

Orthner 588 (Geschwulstlehre). 

Ortiz de la Torre 1488 (Fremd- 
körperextraktion aus dem Herzen). 

v. Orzechowski 1414 (Hirnge- 
schwülste). 

Osler 51 (Teleangiectasis circumscripta 
universalis). 

v.d. Osten-Sacken 138 (Wirkung 
der japanischen Kriegsgeschosse). 

Osterhans 1278 (Nervenplastik). 

Ostwalt 1156 (Kokain-Alkoholein- 
spritzungen gegen Gesichtsschmerz 
und Gesichtskrampf). 

Ottenberg 838 (Bluttransfusion). 

Outerbridge 1256 (Pankreascyste). 


Paglieri 928 (Luetische Magenge- 
schwulst). 

Painter 1115 (Chronische Gelenk- 
entzündung). 

Palagi 419 (Radio-ulnare Synostose). 

Palermo 1179 (Geschwülste der männ- 
lichen Brustdrüse). 

Panegrossi 1008 (Geschwülste des 
Corpus callosum). 

Pankow 1496 (Appendicitisfrage). 

Paoli 662 (Röntgenbehandlung von 
Spina ventosa). 

Parlavecchio 181 (Polycystische 
Niere). 

— 1172 (Aleukämische Lymphadenie). 

— 1183 (Nephrektomie). 

— 1377 (Gallenblasensarkom). 

— 1467 (Perikardiektomie). 

Parker 28 (Pleuralfistel). 

— 1308 (Darmstenosen). 

Parkinson 757 (Trepanation). 

Paryski 986 (Totalexstirpation von 
Netz und Milz). 

— 1002 (Echinokokkus der Prostata). 

Paschkis 177 (Harnsteine). 

— 1251 (Conjunctivalreaktion in der 
Urologie). 

Pasini 114 (Hautmyom). 


Namenverzeichnis. 


Passow 369 (Zeitschrift für Ohr, 
Nasen u. Kehlkopf). 

«- 472 (Antrumaufmeißelung). 

Patel 971 (Sigmoiditis und Perisig- 
moiditis). 

— 1485 (Durchtrennung des Zungenbein- 
schildknorpelbandes). 

Paterson 769 (Fremdkörper der 
oberen Speise- und Luftwege). 

— 1158 (Spina bifida). 

Paton 1355 (Chloroformspätwirkung). 

Patrick 140 (Alkoholinjektionen bei 
Neuralgie). 

Pauchet 342 (Bauchkontusionen). 

— 796 (Gallensteinkrankheit). 

— 869 (Blasengeschwülste). 

Paul 1029 (Zungenkrebe). 

P an lesco 566 (Basedow’sche Krank- 

eit). 

Paus 395 (Kelling’s Frühdiagnose bös- 
artiger Geschwülste). 

Pavone 1236 (Anurie). 

— 1546 (Tachiol bei eiterhaltigem Urin). 

Pawlowski 213 (Glossitis staphylo- 
coccica). 

— 458 (Pathogene Mikroben im tierischen 
Organismus). 

— 574 (Noma). 

Payr 54 (Hydrocephalus). 

— 604 (Wirbelschuß). 

— 604 (Wirbelbrüche). 

— 786 (Hämorrhoiden). 

— 1431 en) 

— E. 1065* (Kieferresektion). 

Payenneville 773 (Phlebitis der 
Venen des Penis). 

Peabody 1110 (Zerebrospinalmenin- 
gitis). 

— 1411 (Streptokokkenmeningitis). 

Peck 235 (Magen- und Darmperfora- 
tionen). 

— 1453 (Knieverletzungen). 

Peiser 110 (Fötale Peritonitis). 

— 362 (Seröse Höhlen gegenüber im 
Blute kreisenden Bakterien). 

— 1037 (Wringverschluß des Darmes). 

— A. 841* (Panaritium der »Melker«). 

— 777* (Antifermentbehandlung eitriger 
Prozesse ohne Inzision). 

Pendl 453 (Darmstenose). 

Pennington 918 (Erkrankungen der 
Flexura sigmoidea). 

Pensky 87 (Innere Einklemmung). 

Pel 527 (Appendicitis). 

Pels-Leusden 154 (Harnröhren- 
naht). 

— 718 (Angeborener Knochcnmuskel- 
defekt). 

— 1564 (Strangulation des Penis). 

Peltesohn 1276 (Operative Behand- 
lung von Knochenbrüchen). 

Péraire 773 (Achsellipom mit Brust- 
drüsengewebe). 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


XXXII 


Pereschiwkin 493 (Indigkarmin- 
probe). 
Perez Grande 1329 (Nierenent- 


Be 389 (Lymphangiom d 
erimow ymphangiom des 
Halses 


P erret 737 (Coxitis tuberculosa). 

Perrier 1190 (Oberkiefertuberkulose). 

Pers 1118 (Ischias). 

Perthes 107 (Chronischer Lungen- 
abszeß). 

— 629 (Pneumotomie). 

Petermann 539 (Carcinoma colli). 

— 930 (Dickdarmkrebs). 

Peters 1045 (Cystopurin). 

— 1462 (Gesichts- und Schädelasym- 
metrie). 

Petitjean 350 (Tuberkulöser Leber- 
abezeß). 

Petrivalsky 760, 1232 (Phimose). 

— 972 ———— Sehe Krankheit). 

— 1177 (Gaumenspalte). 

— 1221 (Magen-und Duode hwür). 

Petrow 493 (Indigkarminprobe). 

Peyser 999 (Schädelbasisbruch). 

Pftahler 589 (Sarkombehandlung). 

— 1355 (Röntgenstrahlen). 

Pfeifer 677 (Funktion der Epithel- 
körperchen). 

Pfeiffer 991 (Chirurgische Technik). 

Pförringer 713 (Röntgenverfahren 
bei Magen-Darmleiden). 

— 988 (Angeborene Verbildungen). 

Philip 110 (Ichthyol gegen Epididy- 
mitis). 

Piazza 1009 (Raynaud’sche und Base- 
dow’sche Krankheit). 

Pietro 1003 (Ascites). 

Pikin 807 (Embolie der Art. mesen- 
terica sup.). 

Pincus 1246 (Essentielle Hämaturie). 

P i n k u s s 650 (Trypsin und Amylopsin). 

Piollet 768 (Fremdkörper der oberen 
Speise- und Luftwege). 

Piquand 655 (Pankreaszerreißung). 

— 695 (Branchiom). 

Piqué 1464 (Regio hyothyreoepiglot- 
tica). 

Pitulescu 1565 (Blut bei Gebär- 
mutterkrebs). 

P la c z e k 478 (Umschriebene Arachnitis 

iva cerebralis). 

Plagemann 988 (Osteomyelitis der 
Synchondrosis sacroiliaca). 

Plagmann 1530 (Röntgenunter- 
suchung bei Otitis media). 

Plummer 125 (Tuberkulöse Hals- 
drüsen). 

Pochhammer964(Lokaler Tetanus). 

Poenaru-Caplescu964(Knochen- 
bruchbehandlung). 

Pohlmann 1315 (Blinddarm-Duode- 
nalkanal durch den Wurm). 


c 


XXXIV 


Poirier 1464 (Regio hyothyreoepiglot- 
tica). 

Pokrowski 1085 (Eitrige Entzün- 
dung von Magen und Darm). 

Polak-Daniels 443 (Marmorek- 
sches Antituberkuloseserum). 

Polito 1466 (Pleuritisbehandlung). 

Pollack 367 (Himpunktion). 

— 462 (Prophylaktische Bilutstillung 
bei Kopfoperationen). 

Pólya 247 (Gekrösgeschwülste). 

Pool 126 (Tetania parathyreopriva). 

Poncet 1430 (Gelenktuberkulose). 

de Ponthière 141 (Fremdkörper in 
der Nase). 

Pop-Avramescu 1326 (Gallen - 
steine). 

Popescu508 (Heilung von Harninkon- 
tinenz). 

Porcile 1277 (Muskelangiome). 

Port 983 (Nabel- und Bauchbrüche). 

Porter 415 (Bösartige Geschwülste). 

— 1046 (Prostatachirurgie). 

— 1508 (Chronische Peritonitis). 

Portillo 1095 (Venerische Leisten- 
drüsen). 

Posner 310 (Prostatektomie). 

— 1565 (Azoospermie). 

Post 314 (Harnsteine). 

Potärca 743 (Schußwunden der Kör- 
perhöhlen). 

Potherat93l ((Mastdarmgeschwulst). 

Potoczky 13 (Vaguspneumonie). 

Prawdoljuboff 982 (Zwerchfell- 
verletzungen). 

Preind!Isberger 381 
marksanästhesie). 

Preiser 24 (Eiterungen mit proteoly- 
tischem Leukocytenferment bzw. Anti- 
ferment). 

— 268 (Pes plano-valgus). 

— 903 (Frühfrakturen als Initialsym- 
ptom bei Tabes). 

— 1470 (Arthritis deformans). 

— 1479 (Spondylitis cervicalis defor- 
mans). 

— 1552 (Gelenkflächeninkongruenz). 

— (4. 993* (Pathologische Gelenkflächen- 
inkongruenz). 

Prinzle 1172 (Melanotische 
geschwulst). 

Proescher 379 (Abszeßbildende 
Spirochäten). 

Propping 780 (Peritonitis). 

Proskurjako w 837(Phototherapie). 

Protopopow 1051 (Pneumonien 
nach Operationen). 

Proust 948 (1907) (Prostatasarkom). 

Przewalski 1537 (Netz). 

— B. 489* (Symptomatologie des Magen- 
krebses). 

Psaltoff 795 (Operative Magenläh- 
mung). 


(Rücken- 


Haut- 


Namenverzeichnis. 


Puech 1255 (Mischgeschwülste des 
Collum uteri). 

Pupovacz 692 (Aneurysma der A, 
temp.). 

P u s e y 101 (Flüssige Kohlensäure gegen 
Hautleiden). 

— 478 (Röntgenstrahlen gegen Epithe- 
liome). 

Putschkowsky1l1lll (Otologisches). 

Putti 1566 (Schulterblatthochstand). 

Puyol 1566 (Eierstockscyste eines 
Kindes). 


@Qusadflieg 660 (Hodentorsion). 

— 747 (Luxatio N. ulnaris). 

Quadrio 1356 (Pankreaschirurgie). 

Quaranta 460 (Blitzbehandlung von 
Geschwülsten). 

Quenu 487 (Herzschüsse). 

— 1332 (Kolpohysterektomie). 

— 1535 (Cholecystitis typhica). 

Quercioli 1009 (Bruch des Atlas). 

de Quervain 109 (Fibroepitheliale 
Veränderungen der Mamma). 

— 225 (Chirurgische Diagnostik). 

— 1343 (Rückenmarksverletzung). 


IRadaeli416(Hämangioendotheliome). 
Radmann 617 (Genickstarre). 
Rammstedt 327 (Appendicitis). 
Ramsauer 5l (Nervennaht). 
Ransohoff 1383 (Thrombose von 
Samenstrangvenen). 

— 1547 (Prostatektomie). 

R a n z i 8 (Postoperative Thrombose und 
Embolie). 

— 719 (Appendicitis). 

Raskai 644 (Prostatahypertrophie). 

Rauenbusch 874 (Spondylitis tuber- 
culosa). 

— 989 (Unterschenkelpseudarthrose). 

Ra ug € 793 (Papillome des Kehlkopfes). 

Rave 539 (Septische Hautgangrän). 

Ravogli 417 (Elephantiasis infolge 
von Syphilis). 

Rawling 1253 (Bauch- und Leisten- 
hoden). 

Raymond 808 (Krebs der Gallen- 
wege). 

Razzaboni 305 (Hodenentzündung). 

— 1217 (Brustdrüsengeschwulst beim 
Manne). 

Rebattu 874 (Wirbelsäulenmißgestal: 
tung). 

Re 2 l : s 1415 (Exophthalmus pulsa- 
tilis). 

R éc ze y 415 (Arbeiten aus der II. chir- 
urgischen Universitätsklinik in Buda- 
pest). 

Redard 1476 (Gesichtsangiome). 

Reerink 1468 (Cavaunterbindung). 

Regaud 646 (Röntgenbestrahlung der 
Hoden). 


Namenverzeichnis. 


Regnier 982 (Salzwasser gegen offene 
berkulose). 

Rehn 1342 (Cervical-Medulläranästhe- 
sie). 

— 1534 (Brustchirurgie). 

Reich 675 (Vagusverletzungen). 

— 1461 (Erysipeloid). 

Reiher 1410 (Schädelbruch). 

Reinecke 1506 (Bauchverletzungen). 

Reinhardt 453 (Murphyknopf). 

— J. C. 577* (Temporäre Aufklappung 
beider Oberkiefer nach Kocher). 

Reinmöller 1272 (Empyem des An- 
trum Highmori). 

Reismann 423 (Luxatio pedis sub 
talo). 

— 1285 (Narbenkontraktur der Hand). 

— 1123*, 1133 (Talusluxation oder Lu- 
xatio pedis sub talo). 

Reitter 850 (Urämie). 

Remy 210 (Gehirnschuß). 

Re k aud 1055 (Fremdkörper in der 

lase 


Rendu 1496 (Appendicitisfrage). 

Renner 907* (Behandlung von Ver- 
brennungen). 

Renton 319 (Operationsbericht). 

R en val 899 (Familiär auftretende Ex- 
tremitätenmißbildungen). 

R en v e rs787 (Gallensteinkrankheiten). 

de Renzi 1280 (Hirncysticercus und 
Leberechinokokken). 

Rethi 1189 (Kieferhöhleneiterung). 

Retterer 974 (Phlebektasien und 
Venenthrombosen). 

Revenstorf 702 (Luftembolie im 
Röntgenogramm). 

Reverdin 676 (Enukleation von 
Kropfknoten). 

Reyburn 591 (Allgemeinanästhesie). 

Reymond 794 (Lungen- und Herzver- 
le ). 

Reynös 794 (Brustkrebs). 

Reynier 298 (Wanderniere). 

Rheuter 874 (Wirbelsäulenmißgestal- 


tung). 

Ribbert 1368 (Schilddrüsentransplan- 
tation, Regenerationsfähigkeit epithe- 
lialer Gewebe). 

Ribera 1345 (Echinokokken). 

Ricard 673 (Torticollis). 

Richards 328 (Appendicitis). 

Richarz 752 (Luxatio pedis sub talo). 

Richelot 1083 (Appendicitis). 

Richter 180 (Nierendystopie und 
Hydronephrose). 

— 225 (Physikalische Chemie und Me- 


dizin). 
— 354 (Nekrolog für F. v. Esmarch). 
Riddell 1054 (Blasenektopie). 
Riedel 69 (Appendicitis). 
— 108 (Die verschobene, an falschem 
Orte festgelegte rechte Niere). 


XXXV 


Riedel 896 (Hallux valgus). 

— 942* (1907) (Unterbindung der A. sub- 
clavia oberhalb des Schlüsselbeins 
[mittels Längsschnittes in der Rich- 
tung der Nerven und des Gefäßes])). 

— 973 an 

— 1077 (Cholecystitis und Cholangitis 
ohne Stein). 

Riedinger 891 (Traumatische Epi- 

hysenlösung). 

— 975 (Phlebektasien und Venenthrom- 
bosen). 

— 988 (Derangement im Hüftgelenk). 

— 989 (Hackenfuß). 

Riedl 281 (Brachydaktylie). 

— 591 (Gefäßerweiternde Einspritzun- 
gen). 

— 618 (Granulationsbehandlung). 

Riehl 915 (Gastroskopie). 

Riese 168 (Beiträge zur Milzchirurgie). 

— 169 (Dünndarmkarzinome). 

— 169 (Operation ausgedehnter Magen- 
karzinome). 

Rigby 302 (Nieren- und Harnleiter- 
steine). 

Riggs 481 (Cheiloplastik). 

Righetti 1181 (Resektionen an den 
Speicheldrüsen). 

Rihmer 119 (Intermittierende Hydro- 


nephrose). 
Rindfleisch 936 (Pankreasleiden). 
Ringel 628 (Traumatisches Dermoid). 
Rinne 649 (Typhlitis und Adnexer- 
krankung). 
Risacher 587 (Tuberkulose). 
Rister 1156 (Nasen- und Rachen- 


polypen). 

Ritter 82 (Künstliche Hyperämie 
gegen Geschwülste). 

— 111 (Brucheinklemmung). 

— 424 (Gipsverbände). 

— 610* (Sensibilität der Bauchorgane). 

— 1124 (Knochenechinokokken). 

— 1266 (Sehnennaht). 

— C. 843* (Einfaches Mittel gegen Er- 
brechen beim Ätherrausch). 

RivasyRivas 1308 (Gastroentero- 
stomie). 

Rives 1000 (Parotitis). 

Roberts 242 (Afterdehnung). 

— 691 (Schädelplastik). 

— 1221 (Magen- und Duodenalgeschwür). 

— 1533 (Halsrippen). 

Robertson 340 (Zur Krebsfrage). 

— 546 (Gastritis phlegmonosa). 

Robinson 140 (Tetanusbehandlung). 

— 679 (Lungenchirurgie). 

— 785 (Art. mesenterica superior). 

Robson 245 (Chirurgie der Gallen- 
steine). 

Rochet 773 (Prostatasteine). 

R o c h s 524 (Operationslehre). 

Rodendorf 275 (Osteomyelitis). 


c* 


XXXVI 
Rodmann 1199 (Magengeschwüre und 
Krebse 


Roeder 279 (Nervenresektion). 

Röpke 106 (Nephrotomie). 

Rössle 641 (Schädigungen durch Koch- 
salzinfusionen). 

Rössler 706 (Catgut). 

Rogello val Barros 559 (Milz- 
brand). 

Roger 838 (Gummöse Nekrose des 
Schädelknochens). 

— 1196 (Posttyphöse eitrige Mastitis). 

Rohdenburg 1013 (Prostatasteine). 

Rohlff 364 (Ischämie). 

Roith 1027 (Verschiedene Anästhesie- 
rungsverfahren). 

— 1053 (Harnröhrenstein). 

— 1150 (Physiologische Bedeutung der 
einzelnen Dickdarmabschnitte). 

— 1454 (Luxatio pedis sub talo). 

Rokizki 216 (Speiseröhrenplastik). 

Rolando 625* (Über die Behandlung 
der akuten eitrigen Osteomyelitis). 

— 965 (1907) (Pyonephrose). 

Rolleston 245 (Chirurgie der Gallen- 


wege). 
Romary 1259 (Verletzungen durch 
Jagdfeuerwaffen). 
Rosenberger 967 (1907) (Hämo- 
Lymphangiom des Hodensackes). 
Rosenfeld 873, 898 (Prophylaxe der 
Verkrüppelung). 

— 898 (Krüppelfürsorge). 

Rosenkranz 836 (Fulgurationsbe- 
handlung). 

Rosow 985 (Darmverschluß). 

Ross 690 (Schädelverletzungen). 

Rossi 314 (Harnleitersteine). 

— 400 (Oberschenkelbruch). 

— 510 (Traumen der Niere). 

Rossolimo 318 (Hirntopograph). 

Rostowzew 17 (Darmnaht). 

— 1386 (Tetanus). 

Roswell Park 1336 (Natur des 
Krebses). 

v. Rothe 338* (Pseudoappendicitis 
hysterica). 

Rothschild 212 (Retrobulbäre Ge- 
schwulst). 

— 745 (Therapie des chronischen Rheu- 
matismus). 

— 802 (Peritoneale Sepsis). 

Rothstein 143 (Exostose im Wirbel- 
kanal 


). 
Rotter 540 (Heilung veralteter Knie- 
. scheibenbrüche). 
— 541 (Prolapsus recti). 
Rouffart 509 (Einnähung der Harn- 
leiter in den Dickdarm). 
Rougean 1176 (Arterienunterbindun- 


gen). 
Roux 73 (Appendicitis). 
Rovsing 119 (Gastro-Duodenoskopie). 


Namenverzeichnis. 


Rovsing 374* (Bedeutung des »Rov- 
sing’schen Symptomse). 

— 771 (Empyem und Lungenabszeß). 

— 1525 (Histologische Geschwulstdia- 
gnose). : 

— Th. 537* (Erwiderung). 

Rowlands 391 (Rippencaries). 

— 734 (Resektion des Schulterblatt- 
körpre). 

Roy 213 (Melanose des Gaumens). 

la Ro y 587 (Pseudoleukämie der Tuber- 
kulose). 

Royster 277 (Schulterverrenkung). 

Rubesch 341 (Knochenbildung in den 
Bauchdecken). 

Rubritius 124 (Operationen bei gut- 
artigen nerkrankungen). 

— 255 (Akute Osteomyelitis). 

— 1317 (Bauchdeckengeschwulst nach 
Bruchoperation). 

Ruckert 866 (Sanitätsdienst im Hot- 
tentottenfeldzug). 

Rudneff 507 (Blasennaht). 

v. Ruediger-Rydygier jun. 
438 (Hämorrhoiden). 

Ruff 449 (Darmlähmung bei Sepsis). 

Ruge 141 (Anatomie der Gallengänge). 

— 1529 (Meningokokkendiagnose). 

Rum pe1408 (Knochengeschwülste und 
Erkrankungen im Röntgenbilde). 

— 1212 (Kindliche Blasentumoren). 

Runge 950 (1907) (Gynäkologie). 

— 1146 (Appendicitis). 

R u o t t e 631 (Leistenbruch beim Kinde). 

Ruppauner 1381 (Cystitis emphyse- 
matosa). 

R u s s 991 (Chirurgische Technik). 

Russell 88 (Leberechinokokken). 

— 1515 (Pylorusverengerung). 

Rutschinsk i743(Multiple Fibrome). 

Ruttin 1395* (Chirurgie des Schlä- 
fenbeins). 

v. Rydygier 1321* (Osteoplastischer 
Ersatz nach Unterkieferresektion). 


v. Saar 1031 (Bösartige Brustdrüsen- 
geschwulst). 

— 1082 (Luftröhrenplastik). 

Sabadini 79 (Lumbalanästhesie mit 
Stovain und Kokain). 

Sabourand 1096 (Dermatologisches). 

Sachs 309 (Induratio penis plastica). 

Seint-Claire Thompson 14l 
(Nebenhöhleneiterung). 

Saito 183 (Eitrige Orchitis). 

— 1453 (Amputationsstümpfe). 

deSajous 67 (Innere Sekretionen). 

— 1270 (Hypophyseo-suprarenaler Ner- 
venapparat). 

— 163 (Pathologie der Nebennieren), 

v.Salis 1567 (Angeborene Knieverren- 


kung). 
Salomon 302 (Nierentuberkulose). 


Namenverzeichnis. 


Salvin-Moore325(ZurKrebsfrage). 
Salzer 52 (Cephalokele). 
Sampson 311 (Harnleiterstriktur). 
Samurawkin 1061 (Nebenhoden- 
echinokokkus). 
Sandor 29 (Bauchwandgeschwulst). 
Sanfelice 97 (Bösartige Geschwülste). 
Sangiorgi 254 (Einfluß von Stauung 
auf wachsende Knochen). 
Saratoff 628 (Jodoformvergiftung). 
Sargnon 12 (Ösophagoskopie). 
— 1485 (Laryngostomie). 
Saroumian 1527 (Multiple Lipome). 
Sarshezki 1316 (Herniologisches), 
Sa ar 287 (Symmetrische Gangrän der 


Sauerbruch 429 (Parabiose künst- 
lich vereinigter Warmblüter). 

— 1365 (Künstliche Vereinigung von 
Warmblütern). 

Sauv6 1536 (Pankreaserkrankungen). 

Savolle 51 (Lipom am Collum radii). 

Saxl 881 (Klumpfuß). 

Scalone 1181 (Transplantation der 


Thymus). 

Schaad 179 (Nierendystopie und Hy- 
dronephrose). 

Schaefer 226 (Einfluß therapeuti- 
scher Maßnahmen auf die Entzün- 


dung). 

Schäfer 138 (Wirkung der japanischen 
Kriegsgeschosse). 

— 369 (Zeitschrift für Ohr, Nase, Kehl- 


opf). 
— 832 (Intermittierende Hydronephrose). 
Schäffer 370 (Erkrankungen der 
Mundschleimhaut). 
Schaffroth 1347 (Prostatahyper- 
trophie). 
Scham berg 84 (Lichttherapie). 
— 340 (Zur Kre s 
Schanz 261 (Orthopädische Technik). 
— 462 (Insufficientia vertebrae). 
— 889 (Skoliose). 
— 961* (Jodpinselungen zur Erzielung 
schmaler Narben). 
— 992 (Waschtisch). 
— A. 57* (Nekrolog auf Albert Hoffa). 
Schapiro 1412 (Hirnbrüche). 
Schatzki 243 (Milzchirurgie). 
Scheel 1384 (Schrapnellverletzungen). 
Schemmel 935 (Chirurgie der Gallen- 


wege). 
Schenk 148( - und Genitalkrebe). 
— 280 (Extremitätenmißbildung). 
Schilling 1165 (Mastdarmvorfall). 
Schindler 303 (Antiperistaltische Be- 
wegung des Vas deferens). 
— 391 (Brustwandgeschwülste). 
Schirokogoroff 730 (Arterien- 
erkrankungen nach Adrenalininjek- 
tionen). 
— 987 (Pankreassarkom). 


XXXVII 


Schlagintweit 867 (Technik des 
Verweilkatheters). 

Schlatter 419 (Sehnenzerreißungen 
an den Fingern). 

Schleich 365 (Entwicklung der An- 
ästhesie). 

Schleissner 384 (Gaumenspalte). 

Schlesinger 52 (Traumatische Me- 
ningitis). 

— 381 (Meningitis). 

— 619 (Injektionstherapie bei Neural- 


gien). 

Schloffer 113 (Entzündliche Bauch- 
deckengeschwülste nach Bauchopera- 
tionen). 

Schmeel 1333 (Metastasierendes Ho- 
denteratom). 

Schmid 10 (Röntgenologisches). 

Schmidt 455 (Pankreaschirurgie). 

— 509 (Einseitiger Nierenmangel!). 

— 998 (Betäubungsverfahren im Kriege). 

— 1164 (Mesenterium ileocolicum com- 
mune). 

— 1489 (Myalgien und Spasmen der 
Bauchmuskeln). 

— 1560 (Stauungshyperämie). 

Schmieden 94 (Druckdifferenzver- 
fahren). 

— 153* (Epithelwachstum unter Einwir- 
kung von Scharlach R.). 

— 732 (Hyperämiebehandlung). 

— 1214 (Hirschsprung’sche Krankheit). 

— 1367 (Gefäßoperationen). 

Schmitter 990 (Metatarsalgie). 

Schnitzler 1137 (Karzinome). 

Schoch 406 (Verrenkungsbruch des 
Interkarpalgelenkes). 

Schoemaker 877 (Trochanter-Spina- 
linie). 

Schoene 26 (Transplantation körper- 
fremder Gewebe). 

— 729 (Geschwulstlehre). 

Schönstadt 1273 (Plastische Tech- 
nik nach Oberkieferresektion). 

Schönwerth 31 (Appendicitis). 

— 659 (Chirurgie der Harnleiter). 

— 1015 (Blasenzerreißung). 

S c h os t a k 723 (Ulcus pepticum jejuni). 

Schreiber 919 (Rekto-Romanosko- 


pie). 
Schroeder 1111 (Otologisches). 
— 1416 (Sinusphlebitis). 
Schroeter 1505 (Bauchverletzungen). 
v. Schrötter 388 (Chirurgie der 
Speiseröhre). 
— 485 (Fremdkörper in den Luftwegen). 
Schtscherbakow 242 (Milzchirurgie). 
Schucht 417 (Hautdiphtherie). 
Schüller 668 (Röntgenuntersuchun- 
gen bei Krankheiten des Schädels und 


Gehirns). 
— 1268 (Diploötische Venenkanäle des 
Schädels). 


XXXVIII 


Schümann 98 (Bösartige Geschwülste). 

— 452 (Intestinale Aktinomykose). 

Schütte 436 (Pepsinverdauung bei 
Abwesenheit freier Salzsäure). 

— 1010 (Lungennaht bei Schußver- 
letzungen). 

Schütze 183 (Tuberkulose und Ge- 
schwülste in der Gebärmutter). 

Schultze 12 (Fieber nach Kropf- 
operationen). 

— 26 (Hirn- und Rückenmarksge- 
schwülste). 

— 45 (Plattfuß). 

— 887 (Deformität der unteren Extre- 
mität). 

— 1081 (Speiseröhrenzerreißung). 

— 1213 (Fulgurationsbehandlung malig- 
ner Tumoren). 

Schulz 32 (Atropin bei Deus). 

— 923 (Operation der Fettleibigkeit). 

Schulze 344 (Bauchfelltuberkulose). 

Schumann 448 (Pseudomyxom des 
Bauchfells). 

Schur 1177 (Chromaffines Gewebe bei 
Narkotisierten). 

Schwab 574 (Milzbrand). 

— 1144 (Laparotomie). 

Schwalbach 652 (Dupuytren’sche 
Kontraktur). 

— 653 (Entzündlicher Exophthalmus). 

Schwartz 1071 (Lungenrisse). 

Schwarz 391 (Mediastinalgeschwulst). 

— 717 (Milzbrand). 

— 940 (Traumatische Neurose). 

— 957 (1907) (Radiometer). 

— 1288 (Fibromatöse Verdickung der 
Achillessehne). 

Schwenk 976* (Isolierte Fraktur des 
Processus coronoideus ulnae). 

Scudder 1305 (Pylorusstenose). 

Sebileau 124 (Kieferhöhleneiterung). 

Secchi 1185 (Angeborene Hüftgelenks- 
luxation). 

Seefisch 651 (Volvulus des Colon 
ascendens). 

— 652 (Uretersteine). 

Seelig 388 (Chirurgie der Speiseröhre). 

— 1361 (Phloridzinglykosurie und Indig- 
karmininjektionen). 

— 1484 (Speiseröhrenstenose). 

— 1509 (Appendicitisfrage). 

Segond 688 (Unfall und Krebs). 

Sehrt 488 (Geschwülste der Brust- 
drüsen). 

— 619 (Histologische Veränderungen in- 
jizierten Paraffins). 

Seidel 14 (Überdruckverfahren). 

— 73 (Akute Magenerweiterung). 

— 105, 1002 (Chondrotomie bei Spitzen- 
tuberkulose). 

— 358* (Der protrahierte rektale Koch- 
salzeinlauf). 

Seitz 1413 (Hirngeschwülste). 


Namenverzeichnis. 


Selberg 430 (Todesursachen nach La- 
parotomien). 
Selby 649 (Pott’s Unterschenkelfrak- 


tur). 

Seldowitsch 311 (Akzessorische 
Nierenarterien). 

Selig 1187(Radium gegen Geschwülste). 

Sénéchal 1015 (Blasensteine). 

Senger 505 (Benzin als Reinigungs- 
mittel). 

Senn 592 (Kriegschirurgie des Mittel- 
alters). 

Sequeira 1345 (Behandlung des Krebses 
mit Röntgen- und Radiumstrahlen). 

Serafini 344 (Herniologisches). 

Severeanu 956 (Unterbindung des 
Ductus thoracicus). 

S h a w 345 (Stenose des Duodenum). 

Sheitlis 236 (Appendicitis). 

Sheldon 278 (Schulterverrenkung). 

Sherren 1449 (Neuritis ulnaris bei 
Krankheit des Ellbogengelenks). 

Shiels 917 (Kolik). 

Shober 1061 (Nierentuberkulose). 

Short 528 (Magensenkung und -erwei- 
terung). 

Shuko w 770 (Kehlkopflymphangiom). 

Sicard 1462 (Trigeminusneuralgie). 

Sick 33*, 224* (Fascien- und Haut- 
naht). 

— 752 (Lagerungsbänkchen). 

— 937 (Septische und pyämische Allge- 
meininfektion). 

— 1038 (Brucheinklemmung mit Vol- 
vulus). 

— 1122 (Eingewachsener Nagel). 

Siekinger 1400 (Trigeminusneural- 


gie). 

Siegel 326 (Peritonitis). 

— 1010 (Operative Heilung einer Lungen- 
kaverne). 

Siegriest 405 (Madelung’sche Hand- 
deformität). 

Siemerling 824 (Hirngeschwülste). 

Siemon 1131 (Verrenkung des Mittel- 
fingers). 

Sieur 448 (Darmverletzungen). 

Sievers 1159 (Embolie der Lungen- 
arterie). 

Silberberg 1106 (Spinalanästhesie). 

Silberstein 914 (Hernien als Un- 
fallfolgen). 

Simin 915 (Gastroenterostomie). 

Simmonds 329 (Form und Lage des 
Magens). 

— 1534 (Herzverkalkung). | 

Simon 56 (Tuberkulose bei tabischer 
Knieaffektion). 

— 1315 (Perforiertes Meckel’sches Diver- 
tikel). 

Simpson 722 (Phlegmonöse Gastritis). 

Sitzenfrey14$(Magen- und Genital- 
kreb:). 


Namenverzeichnis. 


Sitzenfrey 318 (Gebärmutterkrebe). 
— 318 (Brustkrebs nach Gebärmutter- 


krebe). 
Slater 417 (Hautdiphtherie). 
Slomann 259 (Nachbehandlung nach 
mobilisierenden Operationen). 
Smith 269 (Metatarsalgie). 
— 361 (Blutuntersuchung in der Chirur- 


gie). 

— 621 (Blutbefunde bei Infektionen von 
Wurmfortsatz und Gallenblase). 

— 654 (Splenektomie). 

— 728 (Zur Geschichte der Chirurgie). 

— 1032 (Pneumokokkenperitonitis). 

— 1048 (Nierensteine). 

Smoler 1484 (Halsverletzung). 

S o 978 (Pseudarthrosen nach Schußver- 
letzungen). 

Sohr 197 (Schädelplastik). 

Solaro 1514 (Darmschließer). 

Solieri 310 (Leukoplakie der Harn- 
wege). 

— 1142 (Rückenmarksverletzung). 

Solowoff 246 (Chirurgie der Gallen- 
steine). 

Sommer 195 (Röntgenologisches). 

Sonnenburg 272 (Rizinusbehand- 
lung der akuten Appendicitis). 

— 274 (Sarkom des Jejunum). 

— 1073 (Appendicitis). 

— 1196 (Verbandlehre). 

Sottile 1016 (Blasensarkom). 

Soubbotitch 991 (Verrenkung des 
Metatarsus). 

Soubeyran 506 (Hypospadie). 

— 1000 (Parotitis). 

— P. 795 (Dermoideysten des Nabels). 

Sourdille 301 (Nieren- und Harn- 
leitersteine). 

South 575 (Schädeldepression). 

Soyesima 213 (Nervenpfropfung am 
N. facialis). 

— 242 (Hirschsprung’sche Krankheit). 

— 723 (Magenresektion). 

Spangaro 947 (1907) (Herzwunden). 

Spechtenhauser44(Wienerdraht) 

Speese 488 (Mastitis chron. cystice). 

Spence 931 (Erkrankung der Flexura 
sigmoidea). 

Spiegel 375* (Sterilisation der Me- 

instrumente. 

Spielmeyer 1267 (Lumbalanästhesie). 

Spisharny 548 (Ileus). l 

— 1157 (Nervenplastik des Facialis). 

Spitzer 1109 (Dermatologisches). 

S pitz y 595 (Regeneration durchschnit- 
tener Nerven). 

— 1277 (Nervenplastik). 

Springer 60 (Hydrocephalus). 

— 384 (Gaumenspalte). 

S pu.de 326 (Zur Krebefrage). 

Ssisemski 983 (Retroperitoneale Ei- 
terungen). 


XXXIX 
Ssuslow 1324 (Anatomie der Gallen- 


wege). 

Staffel 747 (Bruch des Oberarm- 
kopfes). 

— 1436 (Plattfuß). 

Stamm 1449 (Radiusdefekt). 

Stark 958 (1907) (Kasuistik). 

Starr 1551 (Leistenhoden). 

Stavely 1516 (Ileus). 

Steele 719 (Intra-uterin erlittene 
Bauchverletzung). 

Stein 268 (Pes plano-valgus). 

— 980 (Röntgentechnik). 

Steiner 29 (Brustkrebs). 

— 213 (Lippenkrebs). 

— 312 (Nierenverletzungen). 

Steinmann 938* (1907) (Eine neue 
Extensionsmethode in der Frakturen- 
behandlung). 

Steinthal 448 (Darmverletzungen). 

— 543 (Bauchverletzungen). 

— 1346 (Gallensteine). 

Sterling 213 (Syphilis der Kiefer- 
gelenke). 

Stern 110 (Hyperäimiebehandlung bei 
Epididymitis und Bubonen). 

— 1087 (Aneurysma einer Gekrösarterie). 

— 1543  (Gallenblasen - Nierenbecken- 
fistel). 

Sternberg 1141 (Ambulatorische 
Operationen). 

Stetten 1448 (Radialislähinung bei 
Verschiebung des Radiusköpfchens). 

Stewart 53 (Operation bei Arterien- 
verstopfung). 

— 1515 (Fibrolysin gegen Pylorusste- 


nose). 

Stich 1120 (Fußgelenkstuberkulose). 

— 1366 (Gefäß- und Organtransplants- 
tionen). 

Sticker 1213 (Sarkome und infektiöse 
Granulome). 

— 1337 (Natur des Krebses). 

Stieda 159 (Coxa valga). 

— 751 (Typischer Bruch am unteren 
Femurende). 

— 805 (Komplikation nach Magenopera- 
tionen). 

— 915, 1444 — 

— 988 (Pathologie der Schultergelenks- 
schleimbeutel). 

Stirling 543 (Perforationsperitonitis). 

— 774 (Blasentuberkulose). 

— 1299 (Bauchhöhlendrainage). 

Stober 477 (Blastomykose). 

Stockton 1256 (Pankreatitis). 

Stoeckel 491 (Cystoskopieatlanten). 

S t o n e 285 (Knochentransplantation bei 
Kontinuitätsdefekt der Röhrenkno- 
chen). 

— 1505 (Bauchdeckendesmoide). 

Stopezanski 1250 (Plastische Indu- 
ration des Penis). 


XL 


Stossmann 26 (Veronal-Chloroform- 
narkose). 

Stowasser 349 (MilzzerreiBung). 

Strasser 1262 (Muskel- und Gelenk- 


mechanik). 

Strauoh 561 (Todesfälle in der Nar- 
kose vermeidbar?). 

Strauss 26 (Hysterische Skoliose). 

— 1474 (Wasserstrahlluftpumpe für 
Saugbehandlung). 

— 1474 (Dosimeter für Röntgenthera- 


ie). 

— B35 (Pankreasleiden). 

Streissler 400 (Oberarmbrüche). 

Strehl 1518 (Angeborene Retroposition 
des Dickdarmes). 

Stretton 549 (Ileus). 

Struthers 1177 (Novokain bei Lokal- 
anästhesie). 

Stuart 386 (Chirurgie des Ductus tho- 
racicus). 

Stuckey 1487 (Lungenwunde). 

Stumm A 70 en 
derung der Hypophyse). 

— 216 (Basedow). 

— 1415 (Akromegalie u. Hypophyse). 

Stumpf 1001 (Bolusbehandlung bei 
Diphtherie). 

Sturmann 1392 (Kieferhöhlenöffnung). 

Subbotitch 752 (Verrenkung im 
Lisfranc’schen Gelenk). 

Suimbellot 630 (Appendicitisfrage). 

Sultan 170 (Herznaht bei Schußver- 
letzungen). 

Summers 296 (Prostatahypertrophie). 

— 1222 (Splenektomie). 

Suter 160 (Infektiöse Erkrankungen 
der Harnorgane). 

— 869 (Funktionelle Nierendiagnostik). 

— 1358 (Harnröhrendivertikel). 

Svenson 138 (Wirkung der japani- 
schen Kriegsgeschosse). 

Swain 655 (Pankreaskrebs). 

Van Swalenburg 333 (Darmüber- 
dehnung). 

Swetschnikow 1249 (Kavernöse 
Angiome). 

Sykoff 137* (Krebsgeschwüre und Ge- 
sichtsepitheliome). 

Syme 210 (Kopfverletzungen). 

— 545 (Appendicitis). 


Takata 1304 (Herniologisches). 
Tange 5 (Fortschritte in der Lehre 
von den pathogenen Mikroorganis- 
men). 
Tansini 1189 (Gesichteschmerz). 
Tarantini 364 (Mechanismus der 
i Blutstauung). dis 
aubert 882 (Überzählige Carpalia, 
Tarsalia, Sesambeine). 
Taylon 661 (Abbruch des Tub. maj. 
humeri). 


Namenverzeichnis. 


Taylor 1278 (Nervenplastik). 

Tedenat 5ll (Hypernephrom). 

— 660 (Samenstranggeschwulst). 

— 793 (Nasen-Rachenfibrome). 

— 1013 (Prostatatuberkulose). 

Teizo Iwai 29 (Polymastie und 
Tuberkulose). 

Teleky 1000 (Phosphornekrose). 

Teller 1018 (Dekubitus). 

Terrier 430 (Linea semilunaris Spie- 
gelii). 

— (Hepatikoduodenostomie). 

— 1052 (Priapismus). 

— 1207 (Chirurgie der Leber- und Gal- 
lenwege). 

Teske 883* (Ätiologie des ange- 
borenen Schulterblatthochstandes). 

Tesson 76 (Gastroenterostomie). 

— 985 (Darmverschluß). 

Tetsuo Miyata 953 (Skalpierung). 

Thaler 431 (Laparotomien). 

Thilo 617 (Orthopädie). 

Thelem ann 1163 (Postoperative Ma- 
gen-Darmblutungen). 

Thelen 849 (Chromocystoskopie). 

Thévenot 622 (Bauchbrüche). 

— 714 (Jejunostomie). 

— 965 (1907) (Zerreißung der Nieren- 
gefäße). 

— 1160 (Fibroadenokystom der Brust- 
drüse 


— 1464 (Kropf der Neugeborenen). 

Thibierge 1254 (Kraurosis. vulvae). 

Thiem 688 (Unfall und Tuberkulose). 

Thiemann 769 (Fremdkörper der 
oberen Speise- und Luftwege). 

Thiriar 866 (Hundswut). 

Thomas 551 (Chirurgie der Leber- 
und Gallenblase). 

— 671 (Angina Ludovici). 

— 253 (Gehirncyste). 

— 1047 (Diagnose von Nierenleiden). 

— 1133 (Kniescheibenbruch). 

Thompson 119 ——— 

Thomson 102 (Glandulae parathy- 
reoideae). 

— 299 (Wanderniere). 

— 382 (Hirngeschwulst). 

— 720 (Herniologisches). 

— 1153 (Renale Coliinvasion). 

— 1198 (Divertikelbildungen im Nah- 

al 


rungskanal). 

— 1220 (Magen- und Duodenalge- 
schwür). 

Thon 1283 (Traumatische Ulnarisläh- 
mung). 

Thon i 122 (Postoperative Magendeh- 
nung). 

Thorndike 617 (Zur Orthopädie). 

Thorspecken 1086 (Magen-Dick- 
darmfistel). 


Thrap-Meyer 901 (Resektion der 
Symphysis sacro-iliaca). 


Namenverzeichnis. 


Thrush 630 (Appendicitisfrage). 
Thursfield 575 (Gumma der Schild- 
* 


Tichoff 109 (Harnleitereinpflanzung 
in den Mastdarm). 

— 286 (Fußverrenkung). 

Tiegel 679* (Apparat zur Überdruck- 
narkose). 

Tietze 19* (Osteoplastische Fußge- 
lenksresektion). 

— 67 (Kleinhirnchirurgie). 

— 706 (Behandlung chirurgischer Tuber- 
kulose). 

— 1274 (Fersenbeinbrüche). 

Tillmann 184 (Alexander-Adams- 
sche Operation). 

Tilmann 141) (Epilepsie nach Trau- 


ma). 
Tisenhausen 1042 (Transplantation 
von Embryonalgewebe). 
Titof£f 979 (Knochenechinokokken). 
Titus 1265 (Gonorrhoische Gelenk- 
entzündung). 
Tokuoka 43 (Nervenschußverletzun- 


n). 

Toma rckewaki 208 (Lumbalan- 
ästhesie). 

Tomita 284 (Knochentransplantation 
bei Kontinuitätedefekt der Röhren- 
knochen). 

— 621 (Verödung des Wurmfortsatzes). 

Tomkinson 1173 (Hauttuberkulose). 

Torikata 1519 (Mastdarmexstirpa- 
tion). 

Torrance 654 (Splenektomie). 

Torrini 663 (Diastase des distalen 
Tibiofibulargelenkes). 

Tourneux 1013 (Diverticulitis para- 
urethralis). 

Toyosu mi 725 (Mastdarmenge durch 

hwulstmetastasen). 

Trappe 42 (Myositis ossificans pro- 


gressiva). 
— 123 (Geschwulstartige Fehlbildungen). 
— 182 (Bösartige Nephrome). 
Traver 1478 (Rückenmarksverletzun- 


gen). 
Trendelenburg 3 (Embolie der 


Lungenarterie). 
— 92*, 1011 (Operation der Embolie der 
Lungenarterie). 
Tricot 1511 (Pseudoappendicitis). 
Trinkler 133 (Mastdarmkrebe). 
Troemner 903 (Frühfrakturen als Ini- 
tialsymptom bei Tabes). 
Trofimow 312 (Nierenverletzungen). 
Trojanow 175 (Prostatektomie). 
Troullieur 212 (Durchschneidung 
- des Hörnerven). 
Tschistowitsch 576 (Neurofibro- 
ma ganglionare nervi sympathici). 
Tuffier 13 (Pleuraverkalkung). 
— 429 (Hyperämiebehandlung nach Bier). 


XLI 


Tuffier 794 (Pleura- und Lungen- 
chirurgie). 

— 928 (Gastroenterostomie). 

— 1345 (Behandlung des Krebses mit 
Röntgen- und Radiumstrahlen). 

Turner 978 (Pseudarthrosenbehand- 


lung). 
— H. 1559* (Veraltete Kniescheiben- 
brüche mit größerer Diastase der 


Fragmente). 

Tusini 1182 (Adenokystom der Flexura 
sigmoidea). 

Tweede 55 (Aneurisma am Fuß). 

Twerdowski 1086 (Gastroentero- 
stomie). 


Uffenorde 199 (Mißbildungen der 
Ohrmuschel). 

— 564, 1532 (Erkrankungen des Sieb- 
beins). 

— 1100 (Chirurgie der Nase und der 
Nasennebenhöhlen). 

— 1532 (Siebbeinerkrankungen). 

U ngen ann t 659 (Chirurgie der Harn- 

eiter). 

Unterberger 694 (Unterlippen- 
fistel). 

Upcott 1084 (Wurmfortsatzdivertikel). 

Urban 629 (Cardiolyse). 

Urechia 1451 (Hüfttuberkulose mit 
Bronchien kommunizierend. 

Uteau 1236 (Anurie). 


Wachez 76 (Peptisches Jejunalge- 
schwür). 

Vaillard 1092 (Tetanusprophylaxe). 

Valentin 627 (Folgen ausgedehnter 
Verbrennung). 

Vance 317 (Fibrom des Lig. latum). 

Vanverts 959 (1907) (Rippenknor- 
pelverrenkung). 

Vaques 948 (Gaseinspritzungen bei 
Pleuritis). 

Vasek 1188 (Stauungshyperämie). 

Vassmer435 (Geschwülste des Wurm- 
fortsatzes). 

Vautrin 350 (Cysticuskrebe). 

— 794 (Echinokokkuscysten der Lunge). 

— 1357 (Pankreaschirurgie). 

Veil 1410 (Teratom am Kopfe). 

Veit 306 (Gebärmutterkrebs). 

v. d. Velden 1405 (Emphysemopera- 
tion). 

Venot 1081 (Sarkom des N. vagus). 

Ventura 1056 (Phimose, Erweiterung 
der Harnleiter und Hydronephrose). 

Venus 521* (Almatein in der Chir- 


urgie). 

v. Verebély 32 (Netztorsion). 

Verhoogen 963 (1907) (Harnblasen- 
exstirpation). 

Veron 1433 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 


XLII 


V ert h 1215 (Filariasis). 

Zur Verth 1372 (Narkose bei künst- 
lich verkleinertem Kreislauf). 

— 1472 (Schnappende Hüfte). 

Vezard 345 (Herniologisches). 

Vian 948 (1907) (Prostatasarkom). 

Vianna y 452 (Ileus). 

Vidakovich 1487 (Pleuraempyeme). 

Vidal 959 (Überdruckapparat). 

Vignard 7l (Appendicitis). 

Vignolo-Lutati 98 
maculosa cutis). 

— 114 (Xeroderma pigmentosum). 

Villar 796 (Echinokokkuscyste der 
Leber). 

Villard 795 (Bauchfellentzündung). 

Villaret 593 (Handgranate). 

Villars 1283 (Intramuskuläres Li- 


(Atrophia 


pom). 
Vincent 362, 559 (Tetanus). 
Vincenzo 602 (Lumbalanästhesie). 
Li Virghi 1003 (Prostatahypertro- 
hie). 
— 7 (Blasenperforation durch Stein). 
Viscontini 1352 (Leukoplakie und 
Karzinom der Vulva). 
Vittone 1168 (Heißwasserapparat). 
Voeckler 984 (Krebs des Wurmfort- 
satzes). 
— 1163 (Ileus). 
Voelcker 90 (Exstirpation der Car- 


dia). 

Völ ia r 1341 (Krebs des Dünn-, Dick- 
und Mastdarms). 

Vogel 398 (Knochenbrüche). 

— 477 (Trauma und Sarkom). 

— 526 (Physostigmin und Peristaltik). 

— 549 (Ileus). 

— 983 (Appendicitis). 

— 1285 (Narbenkontraktur der Hand). 

— K. 1242* (Technik des Gipsverban- 
des). 

Vohsen 1104 (Bösartige Mandelge- 
schwülste). 

Voigt 724 (Postoperativer Spätileus). 

Volkmar 1333* (Verletzung des Duc- 
tus hepaticus bei der Cystektomie). 

Volmer 935 (Chirurgie der Gallen- 


wege). 
Voss 1098 (Otologisches). 
Vulpius 647 (Arthrodese). 


Wachsmann 1159 (Lungenemphy- 


sem). 

Waechter 1283 (Epiphysenbruch des 
Radius). 

Wagener 475 (Nystagmus bei oti- 
tischer und intrakranieller Erkran- 


kung). 

Wagner 453 (Hirschsprung’sche Krank- 
heit). 

— 550 (Leukocytose bei Echinokokken 
der inneren Organe). 


Namenverzeichnis. 


Wahl 1463 (Skoliosenbehandlung). 
Waiss 804 (Herniologisches). 
Wakefield 1034 (Appendicitis). 
Walker 325 (Krebsfrage). 

— 662 (Schenkelhalsbruch). 

— 963 (1907) (Harnblasengeschwür). 

— 1251 (Prostatachirurgie). 
Walkhoff 172 (Histomechanische 
Genese der Arthritis deformans). 

Walko 1300 (Appendicitis). 

Waller 5 (Deutsch-englisches medizi- 
nisches Wörterbuch). 

Walsh 139 (Chirurgische Operationen 
alter Zeiten). 

— 1382 (Nierentuberkulose). 

Walters 966 (1907) (Retroperitonales 
Sarkom). 

Walton 1140 (Nervensystem in akuten 
chirurgischen Krankheiten). 

Ward 1195 (Transplantation von Blut- 
gefäßen). 

Ware 409(Knochensyphilis im Röntgen- 
bilde). 

— 595 (Syphilis der langen Knochen). 

Washburn 766 (Initialsklerosen im 
Munde). 

v. Wasielewski 1527 (Fulgurations- 
wirkung). 

Wassermann 815 (Pathologische 

j rganismen). 

— 1530 (Röntgenverfahren in der Rhino- 
logie und Laryngologie). 

Wassiljew 1056 (Verletzungen und 
Fisteln der Harnleiter). 

Waterhouse 1389 (Hyperämiebe- 
handlung). 

Watermann 640 (Arteriosklerose 
nach Adrenalininjektionen). 

Watkins 1166 (Milzzerreißung). 

Watson 935 (Pankreasleiden). 

Weber 608 (Coxa vara). 

— 743 (Maligne Lymphome). 

— 900 (Armnervenverletzungen). 

— 1084 (Krebs des Wurmfortsatzes). 

— 1161 (Appendicitis). 

Wederhake 41 (Dermagummit). 

— 1296 (Desinfektion der Hände und der 
Haut). 

Wegele 1085 (Polypose des Magens). 

Weglowski 289* (Entstehung der 
mittleren Halsfisteln). 

— R. 426* (Entstehung der seitlichen 
Halsfisteln). 

W eil 341* (Zur Krebsfrage). 

Weimann 984 (Magengeschwür). 

Weir 281 (Schnellender Finger). 

— 968(1907)(Stieltorsion von Eierstocks- 
geschwülsten). 

Weiswange 1441 (Appendektomie 
bei gynäkologischen Laparotomien). 

Weisswanger 1016 (Nierenabszeß). 

Weljaminow 979 (Polyarthritis 
thyreotoxica). 


Namenverzeichnis. 


Wells 1138 (Starrkrampfepidemie). 

Wendler 1383 (Blitzverletzungen). 

Werekundow 1082 (Bauch-Brust- 
korbverletzung). 

Werner 96 (Bösartige Geschwülste). 

Wertheim 423 (Fußverrenkung). 

West 692 (Otitis media). 

Westenhoeffer 293 (Sektionstech- 
nik). 

Westergaard 1190 (Nervenschädi- 

gen bei Drüsenexstirpationen). 

Wette 1568 (Zeiiemverrenkung: Abriß 
derStreckaponeurose am Mittelfinger). 

Wetterer 967 (Dosimeter). 

Wetzel 444 (Schweinerotlauf). 

Whaug 11 (Knochenabezeß). 

White 149 (Ileus). 

— 379 (Abszeßbildende Spirochäten). 

— 415 (Bösartige Geschwülste). 

— 1084 (Krebs des Wurmfortsatzes). 

— 1486 (Hämangiom des Kehlkopfs). 

Whiteford 1018 (Resektion der 


Mamma). 

Whitla 1144 (Ätiologie der Tuber- 
kulose). 

Whitmann 1557 (Paralytischer Talus- 


fuß). 

Whyte 803 (Wurmfortsatz im Bruch- 
sack). 

Wickham 1376 (Radium gegen Haut- 
tuberkulose). 

Wideröe 963 (Krebsfrage). 

Widmer 802 (Appendicitis). 

Wieder 40 (Knochenregeneration). 

Wiener 252* (Behandlung der Spon- 
dylitis). 

— 957 (1907) (Lumbalanästhesie). 

Wiesel1177 (Chromaffines Gewebe bei 
Narkotisierten). 

— 1568 (Periostablösung am Metatar- 


sus). 

Wiesner 616 (Röntgenverfahren). 

Wieting 199 (Carotisunterbindung bei 
Oberkieferresektion). 

— 818 (Geschwulstlehre). 

— 1132 (Arteriovenöse Intubation bei 
angiosklerotischer Gangrän). 

Wight 745 (Narkosenpneumonie). 

Wilcke 180 (Renale und perirenale 
Abszesse). 

Wilcox 1160 (Jodoformeinreibungen 
gegen Bauchfelltuberkulose). 

Wildenrath 78 (Murphyknopf). 

Wildholz 851, 872 (Nierentuberku- 
lose). 

Williams 977 (Röntgenbehandlung 
des Krebses). 

— 1256 (Pankreatitis). 

— 1526 (Krebsbehandlung). 

Willis 1218 (Appendektomie). 

Wilmanns 214 (Halsfistel). 

— 411 (Spontaner Extremitätenbrand). 

Wilms 116 (Prostatektomie). 


XLIII 


Wilms 750 (Überkorrektur bei Exten- 
sionsbehandlung von Frakturen). 

— 1089* (Fixation des Coecum mobile 
bei Fällen von sogenannter chronischer 
Appendicitis). 

— 1251 (Blasenektopie). 

— 1421 (Chirurgie). 

— 1441 (Appendicitis). 

— 1446 (Temporäre Kolostomie). 

Wilson 298 (Wanderniere). 

— 724 (Deus). 

— 985 (Krebs der Flex. sigmoidea). 

Winkler 68 (Herabsetzung des 
Schmerzsinnes durch den elektrischen 
Strom). 

— 68 (Beeinflussung der Hautvasomo- 
toren durch elektrostatische Behand- 
lung). 

— 197 (Röntgentherapie mit der Frank- 
linisation bei Lupus). 

Winter 1253 (Torsion des Samen- 
stranges). 

Winternitz 314 (Pyelitis bei Huf- 
eisenniere). 

— 1178 (Gaumenspalte). 

Wintermitz 1562(Nierenanomalien). 

Wirschubski 955 (Spondylitis ty- 
phosa). 

Wischnewski 1058 (Angeborene 
Nierenverlagerung). 

— 1270 (Stirnhöhlenoperation). 

Wisshaupt 1159 (Hypertrophie der 
Brustdrüse). 

De Witt Stetten 949* (Zur Frage 
der sog. Madelung’schen Deformität 
mit besonderer Rücksicht auf eine 
umgekehrte Form derselben). 

— 1267 (Narkose). 

Wittek 1478 (Atlanto - Epistropheal- 
verrenkung). 

Wittgenstein 332 (Bruch der 
weißen Linie). 

Witthauer 123 (Krankenpflege). 

Wittmaack 1112 (Otologisches). 

Witzel 1271 (Alveolar-Zahnchirurgie). 

— 1400 (Kieferprothesen). 

Wörner 420 (Zentrale Hüftverren- 


kung). 

Wohlauer 948 (1907) (Urologisch- 
cystoskopisches Vademekum). 

Wojlansk i 638 (OsteoperiostaleKom- 
plikationen des Typhus). 

W o 1f 280 (ZerreiBungen des M. biceps). 

— 823 (Osmotische Spannung des Venen- 
blutes). _ 

— 1002 (Tracheotomie). 

Wolff 83 (Lumbalanästhesie). 

— 94 (Krebskrankbheit). 

Wolkowitsch 215 (Kehlkopfkrebs). 

Wollenberg 1263 (Arthritis defor- 
mans und chronischer Gelenkrheuma- 
tismus). 

— 1470 (Arthritis deformans). 


XLIV 


Wood 978 (Epilepsie). 

Worms 1071 (Wirbeldiastasen). 

Wossidlo 847 (Erkrankungen des 
Colliculus seminalis). 

— 1231 (Lumbalanästhesie). 

Wrede 100 (Stauungsebehandlung 
akuter eitriger Infektionen). 

— 1400 (Ostitis fibrosa cystica am 
(Schädel). 

Wreden 750 (Handprothese). 

Wright 1368 (Vaccinetherapie). 

— 1563 (Nebennierentransplantation). 

Würth v Würthenau 1449 
(Trommlerlähmung). 

Wullstein 222* (Plastische Bildung 
eines neuen Ösophagus). 

— 1062* (Dauerkatheterismus der Harn- 
leiter). 

— 1421 (Chirur irargie). 

Wynn 771 ; inomykose von Lunge 
und Leber). 

— 1383 (Vaccinebehandlung puerperaler 
Sepsis). 

Wyss 1525 (Krebsentstehung). 

Wyssokowicz 670 (Pharyngitis 
'keratosa punctata). 


Luisy Wague 1306 (Pylorusstenose). 
Yonge 944 (Nervenresektion bei Heu- 
fieber). 


Namenverzeichnis. 


Young 774 (Prostatektomie). 
— 979 (Multiple Exostosen). 
— 1412 (Hydrocephalus). 


Zaaijer 1319 (Purpura und Darm- 
invagination). 

Zacharias 444 (Tetanus). 

Zaleweski 1097 (Otologisches). 

Zancani 1459 (Narkosenfrage). 

Zander 900 (Angeborene Schulter- 
verre ). 

Zangemeister 620 (Mastitis). 

Zehn 1128 (Elilbogengelenksbrüche). 

v. Zeissl 1097 (Dermatologisches). 

Zeller 689 (Skopolamin-Morphium- 
narkose). 

— 1370 e Dune) 

Zerfing1535(Pankreaser n). 

Ziegler 395 (Krebe und — 

Ziegner 731 (Narkose bei künstlich 
verkleinertem Kreislauf). 

— 1474 (Narkosenfrage). 

Zinsser 1083 (Typhus-Peritoniitis). 

Znojemsk y 1288 (Fersenbeinbrüche). 

Zuokerkandl 146 (Nierensteine). 

— 161 (Prostataexstirpation). 

— 852 (Tuberkulöse Pyonephrose). 

Zuelzer 880 (Genu varum infantile). 

Zumsteeg 286 (Lux. . sub talo). 

Zupnik 964 (Lokaler Tetanus). 


Sachverzeichnis. 


me e ae —— 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalmitteilungen. Die kurrent- 


gedruckten beziehen sich auf die Bei 
XXXVII. deutschen 


A bszeßhildende Spirochäten 379 (White, 
Porescher). 

Abszeß, intrakranieller 691 (Gurd u. 
Nelles). 

— der Leber 
(Klsberg). 

— der 771 (Castle, Edward, Rov- 

sing 

— perinephritischer 1061 (Horsley). 

— prävesikaler 1381 (Eising). 

— subphrenischer 344 (Cosentino). 

Abszesse 1275* (Hellin). 

— paranephritische 965 (1907) (Grell). 

— renale und perirenale 179 (Wilcke). 
— subphrenische 1491 (Brehm). 

Achillessehnenverdickung, fibromatöse 
1288 (Schwarz). 

Achsellipom mit Brustdrüsengewebe 773 
(Péraire, Lefas). 

Adamantinom 1029 (Fritsch). 

Adenokystom der Flexura sigmoidea 
1182 (Tusini). 

— adamantinum 955 (Bogolju- 

— sebaceum 114 (Krzysztalowicz). 

Adenom der Blase 1055 (Cassanello). 
— der Brustdrüse, entzündliches 960 
(1907) (Franco). 

— des Gaumen 1190 (Legg). 

— der Vulva 183 (Gross). 

Adenomyom des Uterus 1363 (Cullen). 

Adrenalininjektionen, Arterienerkran- 
kung nach 730 ae u 

— Arteriosklerose nach 
mann). 

Afterdehnung 242 (Roberts). 

Afterer n, Saugbehandlung bei 
3077 ( 


Afterfissuren und Ulzerationen, Wasser- 
stoffsuperoxyd bei 1075 (Negrescu). 
After, Kotfänger für künstlichen 241 

— errmann). 
aey ee ho (Dietrich). 
— bei 


nn 72 (Hochenegg). 
p 1415 (Stumme). 


1166 (Couteaud), 1345 


Water- 


— und Hypo 


zu Nr. 35, welche den Bericht über den 
lan Köngreß enthält.) 


Aktinomykose 45 (Föderl). 

— intestinale 452 (Schümann). 

— und Krebs des Dickdarmes 807 
(Burckhardt). 

— von Leber 771 (Wynn). 

— von Lunge 771 (Wynn). 

— der Nieren 776 (Kunith). 

— des Oberkiefers 481 (Gaudier). 

Alexander-Adams’sche Operation 184 
(Tillmann). 

Alkaptonurie und Ochronose 1052 (Al- 
lard, Gross). 

Allgemeinanästhesie 591 (Bryant, Rey- 
burn, Loree). 

Alkoholdesinfektion 1386 (Meissner). 

Alkoholinjektionen bei Neuralgie 140 
(Patrick, D’Orsay-Hecht). 

Alkoholseifen 490 (Gerson). 

Almatein in der Chirurgie 521* (X. 
Venus). 

Alveolar- und Zahnchirurgie 1271 ( W üzel, 
1272 (Lerda, Marangoli). 

Amerikanischer Chirurgenkongreß 376. 

Amputatio mammae 620 (Cignozzi). 

Amputation des Unterschenkels 739 
(Dumont). 

Amputationen, Nervenbehandlung bei 
1556 (Bardenheuer). 

Amputationslappen, Haut vom 260 
(Kotzenberg). 

Amputationsstumpf, plastische Umände- 
rung eines 1554 (Donato, Francesco). 

— Sarkom am 747 (Capaldi). 

m ende 1453 (Hashimoto, 


ito). 

Amputationstechnik 664 (Dujardın- Beuu- 
metz). 

Anämie, perniziöse, Harnretention bei 
961 (1907) (Cunningham). 

Anaerobe Keime bei Eiterung 615 (Gau- 
diani). 

Anästhesie, 
Schleich 


( ). 
— lumbale 957 (1907) (Milkö, Wiener). 
— d. Lumbalpunktion 744 (Birnbaum). 


Entwickelung der 365 


XLVI 


Anästhesierungsapparat 1278 (Lop). 
Anästhesierungsfrage 1279 (Dönitz, Holz- 
bach 


). 
Anästhesierungsverfahren, verschiedene 


1027 (Roth). 

Anästhetikum mit Gummizusatz 981 
(Erhardt). 

Anastomose, cavo - meseraische 973 


(Jianu). 
— des Darmes 753* (Kuhn, Franz). 
— zwischen Vas deferens und Neben- 
hoden 316 (Hagner). 
Anatomie der Gallenwege 1324 (Ssuslow). 
ge der A. poplitea 664 (Jalland, 


— der A. temp. 692 (Pupovacz). 

— am Fuß 55 (Tweedle, Cuff). 

— einer Gekrösarterie 1087 (Stern). 

Aneurysmen, arterio-venöse 966 (v. Oppel). 

— Heilung arteriovenöser 278 (Oppel). 

Aneurysmorrhaphie 1287 (Binnie, Abbe, 
Blak 


e). 

Angina Ludovici 671 (Thomas). 

— ulcero-membranosa 944 (Meyer). 

Angioma arteriale racemosum 690 (Clair- 
mont). 

— cavernosum des Gesichts 692 (Cran- 
well). 

Angiombehandlung 837 (Jogiches). 

Angiom der Muskeln 700 (Kolaczek), 716 
(Davis). 

Angiome, kavernöse 1249 (Swetschnikow). 

— tiefe, am Knie 283 (Gangolphe, Ga- 
bourd). 

Ankylosen, Fibrolysin bei 1266 (Gara). 

Antifermentbehandlung 923* (C. Goebel). 

— eitriger Prozesse ohne Inzision 905* 
(H. Kolaczek), 777* (4A. Peiser). 

Antiperistaltik 77 (Beer, Eggers). 

Antiperistaltischer Bewegung des Vas 
deferens 303 (Schindler). 

Antitoxinbehandlung bei Wundstarr- 
krampf 716 (Brandenstein). 

Antituberkuloseserum, Marmorek’sches 
443 (Hymans, Polak-Daniels), 867 
(Hohmeier). 

Antrumaufmeißelung 472 (Passow). 

Antrum Highmori, Empyem des 1272 
(Beinmöller). 

Anurie 1236 (Pavone, Uteau), 1252 (Külz). 

— bei DouglasabszeB 508 (von Khautz 


jun.). 

— onek toraka 118 (Bennecke). 

Aphasie, traumatische 1538 (Kirschner). 

Apophysitis tibialis adolescentium 880 
(Alsberg). 

Apparat für Verbände der unteren Ex- 
tremitäten 568% (P. Manasse). 

Appendektomie 1218 (Willis). 

— bei gynäkologischen Laparotomien 
1441 (Weiswange). 

Appendicitis 16 (Noli, Albu), 31 (Schön- 
werth, Milkö), 69 (Riedel), 70 (Haus- 


Sachverzeichnis. 


mann), 71 (Vignard, Cavaillon, Chaba- 
non), 73 (Roux), 131 (Hilton), 146 
(Hebblethweite, Meusel), 228 (Mannel, 
v. Bökay), 229 (Kulenkampff), 235 
(Fitig), 236 (Sheitlis), 327 (Ramm- 
stedt, Battle), 328 (Richards), 433 
(Krüger), 527 (Pel), 544 (Casanello), 
545 (Syme, Burgess), 629 (Lorrain), 
630 (Malatesta, Kuss, Suimbellot, 
Thrush, de Josselin de Jong), 631 
(Mahnert), 108 (Cohn, Haim), 709 
(Noehren, Morris), 710 (Barret, de 
Fourmestrauxz), 719 (Ranzi), 720 
(Linkenheld), 802 (Widmer, Kester, 
Dowden), 913 (Jeanbran, Anglada, 
Klemm, Lindemann), 914 (Mohr, 
Lilienthal), 925 (Heppe), 926 (Bauer, 
Massoulard), 982 (Eisendraht), 983 
(Vogel), 1020 (Braun), 1034 (Wake- 
veld, Hoke, Gebele), 1073 (Hönck, 
Sonnenburg, Kothe), 1083 (Richelot), 
1084 (Koppang), 1146 (Battle, Runge), 
1147 (Christel), 1160 (Klauber), 1161 
(Weber), 1196 (Bull), 1299 (Kauff- 
mann), 1300 (Walko), 1301 (Broca, 
Barbet), 1302 (Duvergey), 1314 
(Brüning, Frascella, Müller), 1315 
(Clark), 1440 (Krabbel), 1441 ( Wims). 

Appendicitis, chronische 343 (v. Haberer), 
1089* ( Wilms). 

— und Nierenerkrankungen, arterieller 
Blutdruck bei 1562 (Kato, Kotzen- 
berg). 

— Rizinusbehandlung der akuten 272 
(Sonnenburg). 

— vortäuschende Nieren- u. Harnleiter- 
steine 1151 (Erdmann). 

Appendicitisfrage 1492 (Oberndorfer), 
1493 (Jeanbran, Anglada, Moullin), 
1494 (Kothe), 1495 (Oppenheim), 1496 
(Pankow, Rendu, Mantle), 1509 (Buh- 
lig, Seelig), 1510 (Guibal, Mandry, 
Barkley), 1511 (Derlin, M. v. Brunn). 

Appendicitisoperationen, Bauchschnitt 
bei 321* (Moschcowitz). 

Arachnitis adhaesiva cerebralis, umschrie- 
bene 478 (Placzek, Krause). 

Arachnoidis adhaesiva cerebralis 1475 
(Finkelstein). 

Architektur des Callus 41 (Caubet). 

Armausreißung 277 (Berger). 

Armeesanitätsbericht 1311. 

Armnervenverletzungen 900 (Holding, 
Weber, Bazy). 

Art. axillaris, operierte Embolie der 278 
(.Doberauer). 

— iliaca communis, Unterbindung der 
1286 (Gilletts). 

— meningea media, Verletzungen der 
1390 (Custodis). 

— mesent£rica superior 785 (Robinson). 

Arterienerkrankungen nach Adrenalin- 
injektionen 730 (Schirokogoroff). 


Arteriennaht 365 (Faykıiss). 

Arterienunterbindungen 1176 (Meriel, 
Rougean). 

Arterienveränderung, syphilitische 422 
(Merk). 

Arterienverkalkung nach Nierentrans- 
plantation, akute 1057 (Carrel). 

Arterienverstopfung, Operation bei 53 
Stewart, Handley, Moynihan). 

Arteriitis obliterans 54 (Dilly). 

Arteriosklerose nach Adrenalininjek- 
tionen 640 (Watermann). 

Arthritis deformans 1470 (Wollenberg, 
Preiser), 1471 (Müller). 

— — und chronischer Gelenkrheuma- 
tismus 1262 (Hoffa, Wollenberg). 

— — histomechanische Genese der 172 
(Walkhoff). 

— — der Hüfte 1131 (Albee). 

— rheumatica 259 (Bowker). 

Arthrodese 647 (Vulpius). 

Ascites 1033 (Mollard-Chattot, Martini, 
Pietro). 

— chylusartiger 1313 (Mauclaire). 

Aseptische Chirurgie 704 (Lockwood). 

Askaridenerkrankung 548 (AMiyake). 

Äthernarkose, Diurese nach 998 (Hawk). 

Ätherrausch 845 (Hirsch). 

— Erbrechen bei 843* (C. Ritter). 

— Geschichte des 553* (M. Hirsch). 

Äthylchloridnarkose 84 (Herrenknecht). 

Ätiologie der Tuberkulose 1144 (Whtitla). 

Atlanto-Epistrophealverrenkung 1478 
(Wittek). 

Atlasbruch 1009 (Quercioli). 

Atlas chirurgischer Krankheitsbilder 668 
(Bockenheimer). 

— der topographischen Anatomie 1521 
(v. Bardeleben, Haeckel). 

Atmung bei eröffnetem Thorax, Apparat 
zur künstlichen 1398* (Katzenstein). 

Atresie, angeborene, des Dünndarms 148 
(Helmholz). 

— des Ductus choledochus 727(Hancock). 

Atrophia maculosa cutis 98 (Fignolo- 
Lutats). 

Atrophie der Nasenschleimhaut 141 (An- 
ton). 

Atrophodermie 114 (Beck). 

Atropin bei Ileus 32 (Schulz). 

Azoospermie 1550 (Delbet, Chevassu), 
1565 (Posner). 


Bacillus pyocyaneus, Hautaffektion 
durch 115 (Lewandowsky). 
Bakterienausscheidung 362 (Blumenfeld). 
— durch den Schweiß 558 (Brunner). 
Bakteriohämoagglutinine 1385 (Guyot). 
Bakterientoxine gegen Sarkome 703 
(Coley). 
Bakterienvaccine 1249 (McLeod). 
Bakterienvaccinenbehandlung 702 (Hut- 
chings). 


Sach verzeichnis. 


XLVII 


Bandscheiben, Reduktion verschobener 
739 (Jacob). 

Banti’sche Krankheit 726 (Nager, Bäum- 
lin). 

Basalzellenkrebs 67 (Coenen). 

Basedow’sche Krankheit 116 (Kocher), 
387 (Dunhill, Mouriquand, Bouchut), 
464 (Heinrich), 566 (Lancereauzx, 
Paulesco), 695 (Moses), 759 (Berard), 
768 (Masucci), 828 (Garre), 946 
(Klemm), 1179 (Crile), 1216 (Beck), 
1483 (Dunhill). 

— — Blutuntersuchung bei 81 (Kocher). 

— und Raynaud’sche Krankheit 1009 
(Piazza). 

Basedowthymus 1482, 1483 (Capelle). 

Bauchbrüche 622 (Thevenot, Gabourd), 
983 (Port). 

Bauchchirurgie 969 (Girgolaff). 

— Kasuistisches aus der 543 (D’Arcy 
Power). 

Bauch- Brustkorbverletzung 1082 (Wcre- 
kundow). 

Bauch-Cystengeschwülste 182 (Edington, 
Findlay). 

Bauchdeckendesmoide 1505 (Stone). 

Bauchdeckengeschwulst nach Bruchope- 
ration 1317 (Rubritius). 

Bauchdeckengeschwülste nach Bruch- 
operationen, entzündliche 113 (Schlof- 


fer). 

Bauchdecken, Knochenbildung in den 
341 (Rubesch). 

Bauchfell und Intima der Gefäße 1194 
(Morris). 

— Pseudomyxom des 448 (Schumann). 

— Sensibilität des 326 (Beer). 

Bauchfellentzündung 527 (Bogdanik), 795 
Villard). 

— diffuse 30 (Jaboulay). 

—- eitrige 1439 (Guleke). 

Bauchfelltuberkulose 344 (Schulze), 431 
(Hertzler), 1019 (Bircher), 1506 (Ham- 
man). 

— Jodoformeinreibungen gegen 1160 
(Wilcox). 

Bauchgeschwülste 931 (Mayo Robson). 

— Diagnose von 597 (Kroemer). 

Bauchhernien, seitliche 546 (v. Baracz). 

Bauchhoden - Stieltorsion 967 (1907) 
(Boese). 

Bauch- und Leistenhoden 1253 (Kopy- 
loff, Rawling), 1254 (Conforti). 

Bauchhöhlendrainage 1299 (Stirling). 

Bauchkontusion 1438 (Lauenstein). 

Bauchkontusionen 342 (Dubujadouz, 
Pauchet). 

Bauchmuskellähnungen, partielle 1085 
(Leischner). 

Bauchmuskeln, Myalgien und Spasmen 
der 1489 (Schmidt). 

Bauchnaht, Silberdrahtnetz bei 717 (Bart- 
lett). 


XLVIII 
Bauchoperationen, Bettruhe nach 707 
Boldt 


(Boldi). 

— Heißluftbehandlung nach 1* (Ge- 
linsky). 

Bauchorgane, Sensibilität der 609* (Rit- 
ter), 857* (A. Nast-Kolb). 

Bauchparazentese, Perforation der A. 
epigastrica bei 629 (Merle). 

Bauchschnitt 794 (Imbert). 

— bei Appendicitisoperationen 321* 

oschcowit 


(M z). 

Bauchschuß 30 (Labougle), 1312 (Neu- 
dörfer). 

Bauchschußwunde 1083 (Marden). 

Bauchschüsse 129 (Bornhaupt). 

Bauchverletzung 1082 (Werekundow). 

— intra-uterin erlittene 719 (Steele). 

Bauchrerletzungen 543 (Steinthal), 800 
(Hagentorn), 801 (Hartleıb), 802 ( Auten- 
rieth), 1505 (Schroeter, Knowling), 
1506 (Reinecke). 

Bauchwandgeschwulst 29 (Seindor). 

Bauchwunde 1031 (Crone). 

Becken-Bauchödem 12565 (Brigge). 

Beckenbruch, Harnleiterverengerung 
nach 508 (Mohr). 

Becken, Fibrolipom des 1382 (Kay). 

Beckenflecke 1543 (Goldammer). 

Beckens, Venen des weiblichen 163 
(Kownatzki). 

Behandlung mit heißer Luft 51 (Libessart). 

Beinbruchapparat 1568 (Martini). 

Beinschienen 422 (Emge). 

Benzin als Reinigungsmittel 505 (Senger). 

Betäubungsverfahren im Kriege 998 
(Schmidt). 

Bier’sche Stauung 379 (McLenan), Flett, 
Heinrichsen), 945 (1907) (Donati, 

997 (Fasiani), 1455 (v. 

i), 1546 (Lockwood) 1560 


— Hyperämie bei Knorpelheilung 945 
(1907) (Donati, Delfino). 

Blase, Fremdkörper in der 1045 (Hirsch), 
1054 (Frohnstein), 1055 (Renaud, 
Driout). 

— Harnleitereinpflanzung in die 1056 
(Boarie). 

Blasenadenom 1055 (Cassanello). 

Blasendrainage 1350 (Hamilton). 

Blasenektopie 761 (Garrè, Enderlen), 1054 
(Riddell), 1251 ( Wims). 

Blasenexstirpation 1016 (de Graeuwe). 

Blasengeschwülste 177 (v. Frisch), 868 
(Lichtenstein), 869 (Pauchet), 1235 
(Mayo). 

Blasengeschwüre 1349 (Ferria). 

Blasen-Harnleiteranastomose 1328 ( Mar- 


ro). 
Blasenkrebs 1547 (Onorata, Berg). 
Blasenleiden 636* (Cardenal). 
Blasenmole 513 (Hicks). 
Blasennaht 507 (Rudneff), 644 (Deibe). 


Sach verzeichnis. 


Blasenperforation durch Stein 1349 (Li 
Virghr). 
Blasen- und Prostatakrebs 1328 (Fen- 


wick). 
Blasenriß 175 (LZowie), 507 (Burdenko). 
Blasensarkom 1016 (Sottile). 
Blasenschuß 1054 (Hagentorn). 
Blasensteine 506 (Chworostanski), 775 
(Jerie), 1004 (Berg), 1015 (Sénéchal). 
Blasentuberkulose 507 (Calabrese), 774 
(Stirling), 1252 (Grekow). 
Blasentumoren, kindliche 1212 (Rumpel). 
Blasenvorfall 1054 (Lee Leedham-Green). 
Blasenwaschung 1015 (Kraus). 
Blasenwunde 774 (Gindice). 
BlasenzerreiBung 310 (Makara), 1015 
(Schönwerth), 1349 (Muir). 
Blastomykose 477 (Krost, Moes, Stober). 
Blinddarm-Duodenalkanal durch den 
Wurm 1315 (Pohlmann). 
Blinddarmtorsion 241 (Borszeky, Finkel- 
stein). 
Blinddarmtuberkulose 334 (C’umston). 
Blinddarm und Wurmfortsatz, Tastung 
des 1217 (Jaworski, Lapinski). 
Blitzbehandlung der Geschwülste 459 
(Czerny), 460 (Quaranta). 
— der Krebse 12 (Czerny), 1028 (Ber- 


gonie). 

Blitzverletzungen 1383 (Arnavielche, 
Wendler). 

Blutbefunde bei Infektionen von Wurm- 
fortsatz und Gallenblase 621 (Bartlett, 
Smith). 

Blutdruck, der arterielle, bei Nierener- 
krankungen und Appendicitis 1562 
(Kato, Kotzenherg). 

Blutdrucksenkung, Suprarenin-Kochsalz- 
infusionen bei 1072 (Heidenhain). 

Blut, Eiterkörperchen im 1180 (Chia- 
rola 


nza). 

— bei Gebärmutterkrebse 1565 (Jianu, 
Pitulescu). 

Blutgefäße, Transplantation von 1195 
(Levin, Larkin, Ward). 

Blutleere, künstliche, der unteren Körper- 
hälfte 697* (Momburg), 960 (Franke), 
1193* (M omburg). 

— Stellen im Duodenum 1516 (Mayo). 

Blutserumänderungen, infolge von Ope- 
rationen 1457* (G. Bo 

Blutstauung, Mechanismus der 364 (Ta- 
rantini). 

Blutstillung bei 
(Broca). 

— bei Kopfoperationen, prophylaktische 
462 (Pollack). 

Bluttransfusion 838 (Ottenberg). 

Blutungen, Seruminjektionen bei 1374 


Hämophilen 363 


( 
— bei Ulcus ventriculi, Behandlung der 
foudroyanten 45 (Braun). 
Blutuntersuchung b. Basedow 81 (Kocher). 


Sach verzeichnis. 


Blutuntersuchung in der Chirurgie 361 
(Smith). 
Blutuntersuchungen zu chirurgischer 
Diagnostik 1366 (Fabian). 
— bei Esmarch’scher Blutleere, cy- 
tologische 997 (Casoni). 
Blut- und Knochenmarksveränderungen 
bei Ernährungsschäden 1366 (Esser). 
Blutveränderung infolge von Knochen- 
brüchen 1424 (Bernardi). 
Bolusbehandlung bei Diphtherie 1001 
(Stumpf). 
Botryomykose 396 (v. Krzysztalowicz). 
Brachydaktylie 281 (Riedl). 
Branchialfisteln 1480 (Chevassu). 
Branchiom 390 (Duret), 695 (Piquand). 
Brand der Extremitäten, spontaner 411 
(Willmanns). 
— — bei Typhus 423 (Biron). 
Bronchenzerreißung 390 (Guibal). 
Bronchopulmonale Erkrankungen nach 
: Operationen 373 (le Dentu). 
Bruch des Atlas 1009 (Querciol:). 
— des Frbsenbeins 900 (Alsberg). 
— des Fersenbeins 1121 (Brandes). 
— des Kahnbeins 287 (Cook), 989 (Land- 
~. wehr, Nippold, Blecher). 
— der Kniescheibe 401 (Hoffmann), 751 
(Lister). 
— der Kniescheiben 1133 (Thomas), 1452 
(Bettmann). 
— des Knöchels 285 (Eichler). 
— der Knochen, Behandlung 964 (Poe- 
naru-Caplescu). 
— in der weißen Linie 332 (Wittgenstein, 
Grosse). 
— des Mondbeins 1473 (Finsterer). 
— des Oberarmkopfes 747 (Staffel). 
— des Oberarms 1431 (Lusk). 
— des Oberschenkels 400 (Rossi), 951 
(1907) (Linniger). 
— der Oberschenkelkondylen 1434 
(Meissner). 
— der Phalangen 1286 (Kofmann). 
— des Processus coronoideus ulnae 976* 
(Schwenk). 
— des Radius 1273 (Nicolaysen). 
— der Radiusepiphyse 1283 (Wächter). 
— der Schädelbasis 999 (Peyser). 
— des Schädels 1410 (Reiher). 
— des Schenkelhalses 662 (Walker), 663 
(Bryant). 
— des Schlüsselbeins 1117 (Goueaud). 
— des Stieda’schen Sprungbeinfortsatzes 
904 (Ebbinghaus). 
— des Tubercul. maj. humeri 661 (Tay- 
lor). 
— typischer am unteren Femurende 951 
(Stieda). 
(Selby, 


— des Unterschenkels 649 
Heath). 

— eines Wirbelgelenkfortsatzes 1479 
(Bruk). 
Zentralbl. f. Chirurgie. 


XLIX 


Bruch der Wirbelsäule 481 (Bruk). 
Bruchbehandlung durch neue Extensions- 
methode 938* (1907) (Steinmann). 
Brucheinklemmung 111 (Rùter), 1038 

(Sick), 1162 (Keimer). 

— des Wurmfortsatzes 236 (Mohr). 

Bruchinhalt, Wurmfortsatz als 85 (Qün- 
ther). 

Bruchoperation, Bauchdeckengeschwulst 
nach 1317 (Rubritus). 

Bruchoperationen 393* (F. Berndt). 

— Entfernung des Wurmfortsatzes bei 
710 (Krüger). 

—- entzündliche Bauchdeckengeschwülste 
nach 113 (Schloffer). 

Bruchsack, Wurmfortsatz im 803 (Whyte, 
Krumm, Chiene, Ha 5 

Brüche der Ellbogen 597 (Cohn). 

— des Ellbogengelenks 1129 (Zehn). 

— des Fersenbeins 1274 (Tietze), 1288 
(Znojemsky), 1557 (Marchal). 

— frühzeitige bei Tabes 903 (Troemner, 
Peiser). 

— der Gelenke 1173 (Fagge). 

— intra-uterine 892 (Chrysospathes). 

— des Kahnbeins 661 (Downes), 1131 
(Ely), 1135 (Finsterer). 

— des Knies 1273 (Lanye). 

— der Kniescheiben 1246 (Günther), 
1559* (H. Turner). 

— — veraltete 540 (Rotter). 

— der Knochen 151 (Borchgrevink), 152 
(Klapp), 153 (Heussner, Krönlein, 
Manasse), 154 (Lampe), 215 (Biber- 
geil, Fischer) 398 (Vogel), 400 ( Bülow- 
Hansen), 594 (F. König), 798, 821 
(Championniere), 1128 (Marjantschik, 
Martin:), 1276 (Peltesohn), 1424 (Ber- 
nardi). 

— — altägyptische 1447 (Jones). 

— — Elfenbeinstifte bei 256 (Birchner). 

— — Extensionsbehandlung 1118 (Hen- 
echen). 

— der Knöchel 1214 (Fränkel). 

— der Metakarpalknochen 749 (Bur- 


rows). 

— des Mittelfußes 1454 (Nast-Kolb). 

— des Oberarms 264 (Bardenheuer), 265 
(Knoke), 400 (Streissler). 

— des Oberschenkelhalses 1132 (Franck). 

— des Oberschenkels 1434 (Montandon). 

— operative Behandlung intra- und 
paraartikulärer 171 (Hinz). 

— der Processus transversi der Lenden- 
wirbel 767 (Ehrlich). 

— des Radius 1129 (Blecher). 

— der Rippen 93 (König). 

— des Schädels 1008 (Cushing). 

— — Lumbalpunktion bei 942 (Jianu). 

— Scheineinklemmung von 1444 (Clair- 
mont). 

— des Schlüsselbeins, Chromlederstreck- 
verband 63* (Evler). 


d 


L Sachverzeichnis. 


Brüche der Tuberositas tibiae, Tuberc. 
navicularis und Tub. calcanei 267 
(Kirchner). " 

—- Überkorrektur bei Extensionsbehand- 
lung von 750 (Wilms). 

—— des Unterschenkels 1434 (Mortan- 
don). 

— der Vorderarme 648 (Cailland), 876 
(Kaefer). 

— der Wirbel 604 (Burk, Payr), 1245 
(Gumbel). 

Brustchirurgie 1534 (Rehn). 

Brustdrüse, Cysticercus der 1542 (Ales- 
sandrt). 

—- Fibroadenokystom der 1160 (Theve- 
not, Alamatrine). 

—- Geschwülste der männlichen 1179 
(Palermo). 

— Hypertrophie der 1159 (Wisshaupt). 

Brustdrüsenadenom, entzündliches 960 
(1907) (Franco). 

Brustdrüsenfibrome 1012 (Muchanoff). 

Brustdrüsengeschwulst beim Manne 1217 
( Razzabon:). 

— bösartige 1031 (v. Saar). 

Brustdrüsengeschwülste 488 (Sehrt), 575 
(Hill), 576 (Cheesman, Bissell), 760 
( Bauer). 

Brustdrüsengewebe, Lipom der Achsel 
mit 773 (Peraire, Lefas). 

Brustdrüsenkrebs 1342 (Depage, Korte- 


weg). 

Brusthöhlenkrankheit, Röntgendiagno- 
stik von 467 (Beck). 

Brustkrebs 29 (Morton, Jones, Steiner), 
794 (Reynes), 831 (Dawbarn), 1468 
(Heile). 

— nach Gebärmutterkrebs 318 (Sitzen- 
frey). 

— Operation bei 376 (Halsted). 

Brustkorbverletzung 1082 (Werekundow). 

Brustkrankheiten, chirurgische 830 ( Beck). 

Brustmuskel- und Rippendefekt 1216 
(Cernicky). 

Brustoperationen 292* (Klsberg). 

Brustquetschung 1083 (Glickman). 

Brust- und Bauchverletzungen 341 (v. 
Cackovie). 

Brustwandgeschwülste 391 (Schindler). 

Brustwandresektion bei veraltetem Em- 
pyem 1030 (Bergeat). 

— mit Plastik auf die Lunge 1031 (Hoff- 
mann). 

Brust-Zwerchfellwunde 1191 (Cernezzi). 

Bubonenbehandlung 1374 (Kuznitzky). 

Bulbus venae jugularis, Thrombose des 
475 (Oertel), 563 (Grossmann). 

MceBurney’scher Punkt 185* (Lanz). 

Bursa praepatellaris, Eiterung der 1132 
(Nabarro). 


Coalcaneodynie, operativ geheilte 727 
(Klopfer). 


Calcaneussporn 881 (Haglund), 882 
(Blencke). 

Callus, Architektur des 41 (Caubet). 

Calluscysten 275 (‚Frangenheim). 

Camptodaktylie 648 (Horand, Millian). 

Carcinoma colli 539 (Petermann). 

Cardia, Exstirpation der 90 (Voelcker). 

Cardiolyse 629 (Urban). 

Carotisdrüse, Geschwülste der 27 (Ma- 
kara), 956 (Dobromyssloff). 

Carotisdrüsen 11 (Halstead, Evans). 

Carotis ext. wegen Nasenbluten, Unter- 
bindung der 1282 (Barret, Orr). 

Carotisunterbindung 464 (de Fourme- 
straux), 1080 (Pariser Chirurgengesell- 
echaft). 

— bei Oberkieferresektion 199 ( Wieting). 

Carpalia, Tarsalia, Sesambeine, über- 
zählive 882 (Taubert). 

Catgut 505 (Lister), 562 (Heerfordt), 706 
(Kuhn, Rössler), 917 (Claudius). 

Catgutfrage 1503* (F. Kuhn). 

Catgutsterilisation 43 (Chlumsky). 

Cavaunterbindung 1468 (Reerink). 

Cephalokele 52 (Salzer), 211 (Exner). 

Cervical-Medulläranästhesie 1342 (Jon- 
nesco, Rehn). 

Cheiloplastik 481 (Riggs). 

Chirosoter 41 (Klapp, 
(Becker). 

Chirurgenkongreß, französischer 791. 

— II. internationaler 1336. 

— XX, italienischer 1180. 

Chirurgie 1421 (Wullstein, Wilms). 

— allgemeine 939 (Leser), 1522 (v. Kue- 
ster). 

— aseptische 704 (Lockwood). 

— Bilutuntersuchung in der 361 (Smith). 

-— frühzeitige 908 (Jäger). 

— der Gallenwege 934 (Dreesmann, 
Arnsperger), 935 (Fink, Schemmel, 
Volmer). 

—- Zur Geschichte der 728 (Jones, Smith). 

— der Harnleiter 658 (Holden), 659 (Un- 
genannt, Schoenwerth). 

— Hpysterie in der 6 (Kausch). 

— spezielle 1231 (Leser). 

— und Tabes 1428 (Debove). 

— für Zahnärzte 1394 (Brandt). 

Chirurgische Diagnostik 225 (de Quer- 

vain). 

— Klinik in Budapest 415 (v. Réczey). 

— Operationen alter Zeiten 139 (Walsh). 

— Technik 991 (Pfeiffer, Gocht, Russ, 
Ghiulamila). 

Chloroform 1374 (André). 

— Narkose mit erwärmtem 68 (Haun). 

Chloroformnarkose 666* (C. Hofmann). 

Chloroformspätwirkung 1355 (Paton, 
Lindsuy). 

Chloroformtropfapparat 992 (Mayer). 

Chok, chirurgischer 1260 (Crile). 

Cholangitis 1340 (Duval). 


Dönitz), 734 


Sachverzeichnis. LI 


Cholangitis bei Cholelithiasis 538 (Israel). 

— und Cholecystitis ohne Stein 1077 
(Riedel). 

Cholecystektomie 336 (Bland-Sutton), 351, 
532 (de Beule), 1078 (Brin, Deaver). 

Cholecystitis 973 (Riedel), 1211 (Mousar- 


rat). 

— paratyphosa 655 (Lorey). 

— typhica 1535 (Quenu). 

— und Cholangitis ohne Stein 1077 
(Riedel). 

Cholecystotomie 1039 (Mack). 

Choledochusdefekt durch die Gallenblase, 
plastische Deckung eines 500* (H. 
Liebold). 

Choledochusresektion 790* (De Graeuwe). 

Choledochussteine 80 (Frangoss). 

Cholelithiasis 142 (Exner, Heyrovsky), 143 


(Lampe). 

Cholesteatome der Nebenhöhlen 1281 
(Kahler). 

Chondromatose, experimentelle 113 
(Helmholz). 


— der Kniegelenkskapsel 56 (Lexer). 

Chondrome 1115 (Milner). 

Chondromyxosarkom der Pleura 772 
(Busse). 

Chondrotomie = Spitzentuberkulose 105, 
1002 (Seid 

Chopart, EN 886* (C. Bayer). 

Chromleder zu orthopädischen Apparaten 
892 (Evler). 

Chromlederstreckverband bei Schlüssel- 
beinbrüchen 63* (Evler). 

Chromlederstreckverbände 151 (Evler). 

Chromocystoskopiè 849 (Thelen). 

Chronische Verstopfung 623 (Lane). 

Chylothorax 117 (Milton). 

Chyluscysten 606 (Hartwig). 

Colitis chronica 1203 (Mummery). 

Collargol und Elektrargol 1070 (Netter). 

Colliculus seminalis, Erkrankung 847 
( Wossidlo). 

Colon ascendens, Volvulus des 651 (See- 
fisch). 

— sigmoideum, Diverticulitis des 1519 
(Brewer). 

Corpus callosum, Geschwülste des 1008 
(Panegrossi). 

Coxa valga 159 (Stieda), 410 (Olivier, 
Mauclaire), 1555 (Kumaris). 

— vara 608 (Weber), 736 (Kempf). 

Coxitis tuberculosa 737 (Perret). 

Cystadenom der Oberkieferhöhlen 693 
(Böhmig). 

Cyste, prästernale 695 (Chevassu). 

— der Samenbläschen 1352 (Damski). 

Cysten und Fisteln des Ductus thyreo- 
glossus 565 (Erdheim). 

— in der Harnblase 1381 (Brongersma). 

— retroperitoneale 797 (Boursier). 

— retrovesikale und retroprostatische 
1561 (Ziebl). 


Cystenbildung im Wurm 1315 (McLean). 

Cystengeschwülste des Bauches 182 
(Edington, Findlay). 

Cystenkropf, mit der Speiseröhre kom- 
munizierend 1009 (Gerand). 

Cystenniere und pararenale Geschwulst 
511 (Lejars). 

Cysticercus der Brustdrüse 1542 (Ales- 
sandri). 

Cysticuskrebs 350 (Vautrin). 

Cystitis 654 (McDonald). 

— emphysematosa 1381 (Ruppauner). 

— inkrustierende 176 (Lichtenstein). 

Cystopurin 1045 (Peters). 

Cystoskop 1380 (Frank). 

Cystoskopie 158 (Nitze). 

— und Urethroskopie beim Weibe 1235 
(Knorr). 

Cystoskopieatlanten 491 (Stoeckel), 492 
(Kneise). 

Cytologische Blutuntersuchungen bei Es- 
mach’scher Blutleere 997 (Casoni). 


Dactylitis syphilitica 750 (Creile), 1131 
(Nicolas, Durand, Moutot). 

Daktyloskopie 7 (Hecht). 

Darmanastomose 133 (Hepperlen), 753* 
(Kuhn, Franz). 

— mittels elastischer Ligatur der Schleim- 
häute 1039 (v. Bargcz). 

— bei Intussuszeption 1204 (Edmunds). 

Darmanastomosenbildung 970 (Capek). 

Darmausschaltung 138 (Canon), 139 (Hed- 
daeus), 348 (Lippich), 1182 (Mattol:). 

Darmberstung 1506 (Kempf). 

Darmdivertikel 806 (Durance). 

Darm, Durchspülung des 1206 (Monks). 

Darmeinklemmung, retrograde 546, 1219 
(Heller). 

Darmeinstülpung 806 (Damianos). 

Darm- und Magenentzündung, eitrige 
1085 (Pokrowsk:i). 

Darm- und Flüssigkeitentleerung 133 
(Klapp). 

Darmgeschwülste, entzündliche 1500 
(Braun). 

Darminfarkt 918 (Mauclarre, Jaculet). 

Darminvagination, akute 348 (Hansen). 

— und Purpura 1319 (Zaaijer). 

Darmkanalkrebs, Operationen wegen 623 
(Boas). 

Darmknopf, neuer 111* (Lieblein). 

Darmkrebs 347 (Alglave). 

Darmlähmung bei Sepsis 449 (Ruff). 

Darm, Lageanomalien des 525 (Jolasse). 

Darmleiden, Röntgenverfahren bei 714 
(Jolasse). 

Darm, Leiomyom des 149 (Fabyan). 

Darmlipom 346 (Chandler). 

Darm-Magenblutungen, postoperative 
1163 (T'helemann). 

Darm-Magenverletzungen 924 (Littig), 
925 (Braun). 


d* 


LII 


Darmnaht 17 (Rostowzew). 
Darmoperationen, aseptische 128 (AMocz- 


cz). 
— Lungenerkrankungen nach 14 (Goebel). 
Darmperforation 1032 (Lerda, Dubuja- 


— im hus 145 (Allaben). 
— und Magenperforationen 234 (Ha- 
mann), 235 (Peck, Moffat). 
Darmresektion 150 (Childe), 547 (Evans, 
Brenizer, Faworski), 632 (Denk). 
Darmrupturen 48 (Hagemeister). 
Darmschließer 1514 (Solaro). 
Darmstenose 453 (Pendl). 
Darmstenosen 1308 (Parker). 
Darmüberdehnung 333 (Yan Swalenburg). 
Darmunterbindung 78, 917 (Bogoljuboff). 
Darmverletzungen 447 (Grasmann), 448 
(Steinthal, Baudet, Sieur). 
Darmverschluß 132 (Frederick), 985 (Tes- 
8on, ). 
—- angeborener 87 (Kersten). 
— spastischer 136 (Bunge), 
(Franke). 
Darmwandbrüche 18 (Delage). 
Darm-Wringverschluß 1037 (Peiser). 
Darmzerquetschung, subkutane 1160 
(Marchetti). 
Decanulement, erschwertes 274 (Ölsner). 
Defektbildungen an den Extremitäten 
421 (Ki indi). 


1293* 


Deformität i unteren Extremität 887 


(Schultze). 
— der Hand, Madelung’sche 748 (Franke). 
Dekubitus 1018 (Teller). 
Dermagummit 41 (Wederhake). 
Dermatologisches 1096 (Sabourand,” de 
‘ Beurmann, Gougerot), 1097 (Civatte, 
v. Zeissl), 1108 (Bodin, Bonnet), 1109 
(Bodin, Constantin, Levrat, Audry, 
Spitzer, Nicolas, Gauthier). 
Dermoidceysten des Nabels 795 (Sou- 
beyran). 
Dermoid, traumatisches 628 (Ringel). 
Desinfektion der Hände und Haut 1296 
(Wederhake). 
— von Magenschläuchen 924 (Fuld). 
Deutsch-englisches medizinisches Wörter- 
buch 5 (Waller). 
Diarrhöe, chronische 1308 (Gant). 
Diastase des distalen Tibiofibulargelenkes 
663 (Torrini). 
Diathese und Tumor 1353 (Haeberlin). 
Dickdarmabschnitte, physiologische Be- 
deutung der 1150 (Roith). 
Dickdarmaktinomykose und Krebs 807 
(Burckhardt). 
Dickdarm, angeborene Retroposition des 
1518 (H. Strehl). 
Dickdarmausschaltung 1518 (Canon). 
Dickdarmdivertikulitis 377 (Mayo). 
Dickdarm, Harnleitereinnähung in den 
6509 (Rouffart). 


Sach verzeichnis. 


Dickdarmkrebs 725 (Coffey), 930 (Peter- 
mann), 1341 (Völker, Czerny). 

Dickdarm-Magenfistel 1086 (Thor- 
specken). 

Diphtheriebehandlung mit Pyocyanase 
99 (Emmerich). 

Diphtherie, Bolusbehandlung bei 1001 
(Stumpf). 

— IO AES Pe EE der 271 (Müh- 


m). 

Dies nach Äthernarkose 998 (Hawk). 

Diverticulitis des Colon sigmoideum 1519 
(Brewer). 

— paraurethralis 1013 (Tourneuz). 

Divertikel, Meckel’sches 724 (Lepinay). 

— — perforiertes 1315 (Simon). 

Dosimeter 967 (Wetterer). 

— für Röntgentherapie 1474 (Strauss). 

Douglasabszeß, Anurie bei 508 
(v. Khauiz jun.). 

Druckdifferenzverfahren 94 (Schmieden), 
95 (Dreyer), 96 (Brauer, Küttner). 

Drüsenexstirpationen, Nervenschädigun- 
gen bei 1190 ( Westergaard). 

Ductus choledochus, Atresie des 727 (Han- 
cock). 

— cysticus, Unterbindung des 532 (Mar- 
chetti). 

— hepaticus bei der Cystektomie, Ver- 
letzung des 1333* (W. Volkmer). 

— omphalomesentericus, Geschwulst des 
246 (Kotzenberg). 

— thoracicus, Chirurgie 386 (Forest, 
Stuart). 

— — Unterbindung des 956 (Severeanu, 
Jianu). 

— — Zerreißung des 1010 (Oeken). 

— thyreoglossus, Cysten und Fisteln des 
565 (Krdheim). 

Dünndarmatresie, angeborene 148 (Helm- 
holz). 

Dünndarmatresien 240 (Jenckel). 

Dünndarmkarzinome 169 (Riese). 

Dünndarmkrebs 1341 (Völker, Czerny). 

Dünndarmsarkom 86 (Bondareff). 

Dünndarmtransplantation 531 (Zsau). 

Dünndarmtuberkulose 1200 (Nicolaysen). 

Dünndarm, Volvulus des 929 (Bull, Bery). 

Duodenal-Blinddarmkanal durch den 
Wurm 1315 (Pohlmann). 

Duodenal- und Darmdivertikel 806 (.Dor- 
rance). 

Duodenalgeschwür 547 (Barth), 1516 (W. 
J. Mayo). 

— und Gallensteinen, Differentialdia- 
gnose zwischen 642 (v. Haines). 

Duodenal- und Magengeschwür 85, 1021 
(Borszeky), 1220 ( on), 1221 (Ro- 
berts, Petrivalsky). 

Duodenum, blutleere Stellen im 1516 
(Mayo) 

Dupuytren’ sche Kontraktur 652 (Schwal- 

bach). 


Sachverzeichnis. 


Wöchinokokken 1322 (Martin), 1323 (Bull- 
rich), 1345 (Ribera), 1346 (Arce). 

— des Humerus 607 (Escribano). 

— der Knochen 979 (Titoff), 
(Ritter). 

— der Leber 88 (Russell), 1223 (Bérard, 
Cavaillon), 1280 (de Renzi). 

— Leuk bei 5560 (Wagner). 

Echinokokkenkrankheit in Mecklenburg 
446 (Becker). 

Echinokokkenoperation 152 (Hagen- 
Torn). 

Echinokokkuscyste der Leber 796 (Villar). 

— der Lunge 794 (Vautrin). 

Echinokokkus der Lunge 960 (1907) 
(v. Herczel). 

— im Mesenterium 456 (Galinowskaja). 

— der Muskeln 1078 (Baradulin). 

—- der Nebenhoden 1061 (Samurawkın). 

— der Prostata 1002 (Paryski). 

— der Sakrolumbalmuskulatur 
(Manulescu). 

— strumae 27 (Makara). 

Ectopia testis 950 (1907) (Coudray). 

Eierstockscyste eines Kindes 1568 ( Puyöl). 

Eierstocksgeschwülste 1255 (Lucio). 

— bösartige 306 (Dreifusa). 

— Stieltorsion von 968 (1907) (Weir). 

Eierstockskrebs 499 (Bland-Sutton). 

Einklemmung, innere 77 (Manry), ‚87 
(Pensky), 239 (Costa), 346 (v. Ca- 
kovil). 


1124 


1452 


Einspritzungen, gefäßerweiternde 591 
Riedl). 

Eiterprozeß-Behandlung 837 (Morso, 
(Mandelbaum), 906* (Kolaczek). 

Eiterprüfung mit Millon’s Reagens 819 


retroperitoneale 983 (Ssi- 


ki). 

Eiterungen, Stauungsbehandlung bei 476 
(Lotheissen). 

Ekzembehandlung 1461 (Herxheimer). 

Elektrargol u. Collargol 1070 (Neiter). 

Elektrische Behandlung des Krebses 192 
(de Keating-Hart), 194 (Desplats). 

Elektrokardiogramm 1407 (Einthoven), 
1409 (Hoffmann). 

Elektromassagehandschuh 958 (1907) 
(Arndt). 

eg 82 (v. Frisch), 1538 (Ca- 
stellani 

— nach | Syphilis 417 (Ravogli). 

Elfenbeins bei Knochenbrüchen 256 
(Birchner). 

Eilbogenbrüche 597 (Cohn). 

Ellbogengelenkankylosen 1447 (Isaja). 

Ellbogengelenk, Neuritis ulnaris bei 1449 
(4 en). 

Elilbogengelenksankylosen, Behandlung 
knöcherner 582* (P. Buchmann). 

Ellbogengelenksbrüche 1129 (Zehn). 

Elibogenresektion 747 (Lossen). 


LIII 


Elibogenverletzungen 876 (Böcker). 

Elibogenverrenkung 734 (Macho!). 

— Myositis ossificans nach 648 (Fran- 
genheim). 

llbo sen yerreikun gen, 
(Dollinger). 

Embolie der A. axillaris, operierte 278 
(Doberauer). 

— -— mesenterica sup. 807 (Pikin). 

— der Lungenarterie 3, 92* (Trendelen- 
burg), 1159 (Sievers). 

— und Thrombose, postoperative ö 
(Fränkel), 8 (Ranzı). 

Embryonalgewebe, Transplantation von 
1042 (Tisenhausen). Hof 

Emphysemoperation 1405 (Hoffmann, 
v.d. Velden) 


Empyem, 771 (Rovsing ) 1217 (Morison). 

— des Antrum Highmori 1272 (Rein- 
möller). 

—- des Herzbeutels 575 (Edington). 

— Resektion der Brustwand bei 1030 
(Bergeat). 

— der Stirnhöhlen 692 (Clairmont). 

Encephalokele 26 (Beale). 

Endoaneurysmorrhaphie 54 (Frazier, Gib- 
bon), 55 (Frick). 

Endoskopie der Harnröhre 294 (Gold- 
schmidt). 

Endotheliom nach Trauma 113 (Leszinski). 

Enterokystom 135 (Braun). 

Enteroptose 333 (Cumston). 

Enteroptosis 784 (Clark), 1318 (Luther). 

Entstehung der mittleren Halsfisteln 
289* (Weglowski). 

Entzündung 910 (Klemensiewicz). 

— akut eitrige, Behandlung mit heißer 
Luft 1257* (Iselin). 

— des Bauchfells 795 (Villard). 

—- Einfluß therapeutischer Maßnahmen 
auf die 226 (Schaefer). 

— des Gelenkes, gonorrhoische 1125 
( Baetzner). 

Entzündungen des Warzenfortsatzes 1156 
(Herschel). 

Enukleation von Kropfknoten 676 (Re- 
verdin). 

Fee a weiblichen Geschlecht 104 


veraltete 157 


Bid didymitis, Ichthyol bei 110 (Philip). 

Bubonen, Hyperämiebehandlung 
bei 110 (Stern). 

— und Orchitis 1352 (Beardsley). 

— Thiosinamin gegen 511 (Delbet). 

Epilepsie 210 (Kot otzenberg), 978 (Wood). 

— Hirnpunktion bei 839 (Allen). 

— nach Trauma 1411 (Tilmann). 

Epiphysenbruch des Radius 1283 ( Waech- 

ter). 


DR y en eunB, traumatische 391 (Rie- 


inger) 
Epistropheal-Atlantoverrenkung 1478 
(Wittek). 


LIV 


Epithelcyste am Kopf, traumatische 209 
(Chajes). 

Epitheliom der Gallenblase 1166 (Mi- 
chaux). 

Epitheliome 1108 (Bulkley, Janiway). 

— Röntgenstrahlen gegen 478 (Pusey). 

Epithelkörperchen 372 (Ginsburg, 829 
(Geia). . 

— Zur Funktion der 677 (Pfeifer u. 
Mayer). 

Epithelproliferationen von Haut und 
Schleimhaut 111 (Helmholz). 

Epithelwachstum unter Einwirkung von 
Scharlach R. 153* (Schmieden). 

Epulis 481 (Kühner). 

Erbrechen nach der Narkose, Kokain 
gegen 366 (Freund). 

Erbsenbeinbruch 900 (Alsberg). 

Ergüsse, traumatische seröse 7 (Mercadé, 
Lemaire). 

Erysipel 1018 (Allen). 

Erysipeloid 1461 (Reich). 

Erythromelalgie, Weir - Mitchell’sche 
Krankheit 1185 (Leotta). 

Estonpräparate 1461 (Dreysel). 

Exartikulation des Hüfte 412 (Jenochin). 

— im Hüftgelenk 901 (Nyrop). 

Exartikulationen des Unterkiefers, Kno- 
chenersatz bei 1157 (König). 

Exophthalmus, entzündlicher 633 
(Schwalbach). 

— pulsatilis 1415 (Reclus). 

— pulsierender traumatischer 793 (Jac- 


ques). | 

Exostose des Fersenbeines 904 (Lehr). 

— im Wirbelkanal 143 (Ochsner, Roth- 
stein). 

Exostosen, multiple 979 ( Young). 

Exstirpation der Blase 1016 (de Gracuwe). 

— der Harnblase 963 (1907) (Verhooyen). 

— des Kehlkopfs 486 (Müntz). 

— der Kniegelenksmenisken 37* (Herz). 

— des Mastdarmes 1519 (Torikata). 

— der Milz 87 (Lieblein). 

— der Prostata 161 (Zuckerkandl). 

— des Schulterblattes 987 (Koerber). 

Extension am quer durchbohrten Kno- 
chen 1417* (E. Becker). 

Extensionsapparat 1473 (Kuhn). 

Extensionsbehandlung von Frakturen, 
Überkorrektur bei 750 (Wilma). 

Extensionsmethode in der Frakturen- 
behandlung 938* (1907) (Steinmann). 

Extraktion verschluckter Gebisse 1029 
(Makkas). 

Extra-uterin-Schwangerschaft 776 (Lin- 
denstein). 

Extremitätenbrand bei 
(Biron). 

Extremitätenmißbildung 280 (Schenk), 
899 (Renval). 

Exzision des Ganglion Gasseri 
(Groves). 


Typhus 423 


1476 


Sachverzeichnis. 


Wacialis, Nervenplastik des 1157 (Spis- 
harny). 

Fascien und Hautnaht 33*, 224* (Sick). 

Femurendebruch, typischer 751 (Stieda). 

Femurmißbildung 282 (Koslowsky). 

Fersenbein, Narbenkrebs des1453( Berger). 

Fersenbeinbruch 1121 (Brandes). 

Fersenbeinbrüche 1274 (Tietze), 1288 
(Znojemsky), 1557 (Marchal). 

Fersenbeinexostose, plantare 904 (Lehr). 

Fett als Heilmittel 1369 (Kleinsorgen). 

Fettgewebswucherungen im Knie 284 
(Löhrer). 

Fettleibigkeit, Operation der 923 (Schulz). 

Fibrinsteine der Niere 1563 (Gage, Beal). 

Fibrolipom des Beckens 1382 (Kay). 

Fibrolysin 364 (Leonardo). 

— bei Ankylosen 1266 (Gara). 

—- bei perigastritischen Verwachsungen 
450 (Michael). 

— gegen Harnröhrenstrikturen 
(Lang). 

— gegen Pylorusstenose 1515 (Stewart). 

— und Thiosinamin 1528 (Hartmann). 

Fibroma nolle der Schädelweichteile 839 
(Dobrowolsky). 

Fibrom des Lig. latum 317 (Vance). 

— retroperitoneales 657 (Alexander). 

Fibrome 477 (Kraftschenko). 

Fibuladefekt 1567 (.Dockk). 

Filariasis 978 (Flemming), 1215 (Verth). 

Fingerkontrakturen durch Verbrennung 
749 (Klemm). 

Fistelgänge, Diagnose und Behandlung 
von 555* (E. G. Beck). 

Fisteln, tuberkulöse 1310 (Dollinger). 

Fistula colli media 483 (Blecher). 

Flexura sigmoidea, Adenokystom der 
1182 (Tusini). 

— — Erkrankung der 918 (Pennington), 
950 (Lookhart Mummery), 931 (Spence). 

— — Intussuszeption der 1025 (Lynch). 

— — Krebs der 985 (Wilson). 

Flexurtuberkulose 1319 (Boese). 

Flüssige Kohlensäure bei Hautleiden 
10] (Pusey). 

Flüssigkeit- und Darmentleerung 133 
(Klapp). 

Folia urologica 491 (Madlener). 

Form und Lage des Magens 329 (Sim- 
monds). 

Fortbewegung der Speise durch den 
Nahrungskanal 328 (Hertz, Morton). 

Fraktur des Processus coronoideus ulnae, 
isolierte 976* (Schwenk). 

Frankfurter Zeitschrift für Pathologie 254 
(Albrecht). 

Französischer Chirurgenkongreß 682, 791. 

Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins 
45, 168, 270, 472, 538, 649, 1211, 
1244. 

Fremdkörper im Bauche zurückgelassen 
718 (Goerlich). 


174 


Sachverzeichnis. LV 


Fremdkörper in der Blase 1045 (Hirsch), 
1054 (Frohnstein),, 1055 (Renaud, 
Driout 


). 

— in der Harnröhre 506 (v. Hippel). 

— im Herzen 629 (Benard). 

— in den Luftwegen 485 (Friedberg, 
v. Schrötter), 486 (Müntz), 958 (Jac- 
son, Markuson), 959 (Ingals). 

— im Magen 121 (Junghans), 122 (Mid- 
deldorpff). 

— in der Nase 141 (de Ponthiere). 

— Röntgenuntersuchung auf 139 ( Bailey). 

—- in der Speiseröhre 28 (Lunzer, Hacker), 
485 (Jalaguier), 1029 (Makkas), 1484 
(Blauel). 

— der oberen Speise- und Luftwege 768 
(Piollet), 769 (Heurard, Thiemann, 
Paterson). 

— in Speiseröhre und Magen 924 (Neu- 
haus). 

Fremdkörpereinheilung 1387 (v. Bayer). 

Fremdkörperextraktion aus dem Herzen 
1488 (Ortiz de la Torre). 

Fremdkörperwanderung 1298 (Muskat). 

Fulgurationsbehandlung 836 (ARosen- 
kranz). 

—- maligner Tumoren 1213 (Schulize). 

Fulgurationswirkung 1527 (v. Wasie- 
lewski, Hirschfeld). 

Fulguration von Hautepithelionıen 417 
(.Delherm). 

Füße, symmetrische Gangrän der 287 
(Sassi). 

Fußgelenksresektion, osteoplastische 19* 
(Tietze). 

Fußgelenkstuberkulose 1120 (Stich). 

Fußgelenkverletzungen 953 (1907) (De- 
mieville). 

Fußgeschwulst 269 (Blecher), 402 (v. 
Heuss). 

Fußmißbildung 1567 (Kilvingston). 

Fußresektion, osteoplastische 286 (Gold- 
ammer). 

Fußverletzung, Bemerkung zu der 1123* 
(Reismann). 

Fußverrenkung 286 (Tichow, Kirchner), 
423 (Wertheim). 

Fußwurzeltuberkulose 740 (Ewald), 1134 
(Ohse). 

— Plattfuß und 287 (Ewald). 


Gsalalithdarmknopf 600* (F. Lieblein), 
1498 (Lieblein). 

Gallenblase, Blutbefunde bei Infektionen 
der 621 (Bartlett, Smith). 

— Chirurgie der 551 (Thomas). 

— Choledochusdefektdeckung durch die 
500* (H. Liebold). 

— Epitheliom der 1166 (Michauz). 

— Perforation der 1167 (Ashhurst). 

— Spontanrupturen der 796 (Marie). 

Gallenblasen-Nierenbeckenfistel 1543 
(Stern). 


Gallenblasenoperationen 1339 (Kehr). 
Gallenblasensarkom 1377 (Parlavecchio). 
Gallenblasenwunden 605 (Couteaud). 
Gallenblasenzerreißung 350 (Fink). 
Gallengänge, Anatomie der 141 (Ruge). 
Gallengangschirurgie 318 (Martynow). 
Gallensteine 439 (Deaver), 625 (Kukula), 
1325 (Cotte), 1326 (Mongour, Pop- 
Avramescu), 1346 (Steinthal), 1543 
(Hofmeister). 
— und Duodenalgeschwüre, Differential- 
diagnose zwischen 642 (v. Haines). 
Gallensteinileus 1501 (Lesk). 
Gallensteinkrankheit 796 (Pauchet). 
Gallensteinkrankheiten 787 (Renvers, Con- 
nel). 
Gallensteinoperationen, Fadenrezidiv 
nach 1167 (Flörcken). 
Gallenwege, Anatomie der 1324 (Ssus- 
low 


— Chirurgie der 244 (Goldammer), 245 
(Rolleston, Barth, Robson), 246 (Solo- 
woff, Fullerton), 934 (Dreesmann, 


Arnsperger,, 935 (Fink, Schemmel, 
Volmer). 

— Gangrän der 1223 (Lobingier). 

-- Krebs der 654, 808 (Lapointe, Ray- 
mond). 

— und Leberchirurgie 1207 (Terrier, 
Auvray). 


— Operationen an den 1223 (Bachrach). 

— Verengerung der 1076 (Mathieu). 

Gang, normaler und gestörter 877 (Frän- 
kel). 

Ganglion 1430 (Clarke). 

— Gasseri, Exzision des 1476 (Groves). 

Ganglioneurome 143(Braun), 987 (Miller). 

Gangrän, Intubation bei angioskleroti- 
scher 1132 (Wieting). 

— symmetrische, der Füße 287 (Sassi). 

Gastrektomie 1074 (Monprofit). 

Gastritis phlegmonosa 147 (Cecil), 546 
(Robertson). 

— phlegmonöse 722 (Hall, Simpson). 

Gastro-Duodenoskopie 119 (Rovsing). 

Gastroenterostomie 76 (Tesson), 125 
(Crede), 127 (Neuhaus), 232 (Helfe- 
rich), 346 (Rowlands, French, Gilli), 
529 (Cameron), 530 (Bircher), 915 
(Simin, Moynihan), 928 (Tuffier), 
1024 (Denécheau), 1037 (Moynihan), 
1086 (Twerdowski), 1221 (Montprofit), 
1307 (Campo), 1308 (Rivas y Rivas), 
1499 (Moullin). 

Gastroskopie 915 (Riehl, Loening, Stieda), 
1444 (Löning, Stieda). 

Gastrostomie 1306 (Jeannert). 

— bei Magengeschwüren 805 (Lennan- 
der). 

Gaudaninhaut 957 (1907) (Littauer). 

Gaumenadenome 1100 (Legg). 

Gaumenmelanose 213 (Roy). 

Gaumenresektion n. Partsch 384 (Hirt). 


LVI 


Gaumenspalte 384 (Springer, Schleissner), 
757 (Brown), 1177 (Petrivalsky), 1178 
(Winternitz). 

Gaumenspaltenoperation 809* (C. Helbig). 

Gebärmutter - Karzinosarkom 765 (AL 


brecht). 
Gebärmutterkrebs 306 (Ver), 318 (Sitzen- 


frey). 

— Blut bei 1565 (Jianu, Pitulescu). 

— Operation des 499 (Amann). 

Gebärmutter, Phlebitis nach Exstirpation 
der 776 (Moty). 

Gebärmuttertuberkulose u. Geschwülste 
183 (Schütze). 

Gefäßerweiternde Einspritzungen 591 
(Riedi). 

Gefäßoperationen 1367 (Fischer, Schmie- 


Gefäß- und Organtransplantationen 1366 
(Stich), 1367 (Capelle). 

Gefäßunterbindung bei Puerperalpyämie 
1254 (Berkofsky). 

Gefäßzuschnürung 44 (Doberauer). 

Gehgipsverbände 1454 (Fränkel). 

Gehirnchirurgie 1390 (Oppenheim). 

— und Rückenmarkschirurgie 839 (K ütt- 


ner). 
Gehirncyste 953 (Thomas, Cushing). 
Gehirnkrankheiten, Röntgenuntersuchun- 
gen bei 868 (Schüller). - 
Gehirnschuß 210 (Bemy). 
Gehirn und Nebenhöhlen der Nase 1391 
(Onodi). 
— und Schädel 941 (Hermann). 
Gehörknöchelchen, Entfernung der 480 
(Jack). 
A Verschluß der 232 (Ma- 


rek). 
Gekröscyste 551 (Drucbert), 552 (Kost- 
li 


ivy). 

Gekröscysten 656 (Niosi), 1224 (Mu- 
sumeci). 

Gekrösgeschwülste 247 (Pólya). 

Gekröswurzel, Wurmfortsatz in der 450 
(Bonnet). 

Gelbsucht und Glykosurie bei Pankreas- 
leiden 442 (Mayo Robson). 

Gelenkbrüche 1173 (Fagge). 

Gelenkentzündung, chronische 1115 
(Painter). 

— gonorrhoische 1125 (Baetzner), 1265 
(Titus). 

— — Stauungsbehandlung bei 1215 
(Bätzer). 

Gelenkflächeninkongruenz, pathologische 
993*, 1552 (Preiser). 

Gelenkknorpel und Synovialis, Patho- 
logie 257 (Cecca). 

Gelenkknorpelwunden 892 (Cramer). 

Gelenkleiden auf der Basis von Ge- 
schlechtskrankheiten 257 (Bone). 

— und Knochenleiden 1282 (Alessandri). 

Gelenkmaus beim Hunde 162 (Müller). 


Sachverzeichnis. 


Gelenk- und Muskelmechanik 1262 (Stras- 
ser). 
Gelenk- und Knochenprozeß 892 (von 
Aberle). 
Arthritis defor- 


Gelenkrheumatismus, 
mans und chronischer 1263 (Hoffa, 


Wollenberg) 
Gelenktransplantation 1126 (Lexer). 
Gelenktuberkulose 965 (Miller), 

(Arce), 1430 (Poncet). 

— und Knochentuberkulose, Tuberkulin 
bei 603 (Ogiloy, Coffin). 

Gelenkverletzungen 595 (Cahier). 

Genickstarre 617 (Radmann). 

Genitalkrebs 148 (Schenk, Sitzenfrey). 

Genitaltuberkulose 798 (Baudet). 

— männliche 316 (Frankenstein). 

Genitourinalorgane, Chirurgie der 760 
(Gouley). 

Genu recurvatum 266 (Le Fort). 

— valgum 1133 (Afensik). 

— varum infantile 880 (Zuelzer). 

Geräteimprovisation 320 (Kuhn). 

Geschlechtskrankheiten, Gelenkleiden auf 
der Basis von 257 (Bone). 

Geschwulstartige Fehlbildungen 123 

(Trappe). 

Geschwulst der Bauchdecken 1317 (Ru- 
britius). 

— der Bauchwand 29 (Sänder). 

— der Brustdrüsen 1031 (v. Saar), 1217 

(Razzabont). 

— und Cystenniere, pararenale 511 (Le- 
jars). 

— cystische retroperitoneale 1224 (Hey- 

rorsky). 

des Datu omphalomesentericus 246 

(Kotzenberg). 

am Fuß 402 (v. Heuss). 

des Gesichts 480 (Gayet). 

der Harnröhre 174 (Fluss, Hock). 

der Haut 1172 (Prinzle). 

des Hirns 211 (Denks), 382 (Thomson), 

383 (Oppenheim, Borchardt), 480 (Atlee, 

Mills), 823 (Forster), 824 (Siemerling), 

1110 (Graves). 

des Kleinhirns 1280 (Courmont, Cade). 

der Knochen 271 (Cohn). 

des Kreuzbeins 277 (Molin, Gabourd). 

des Magens 928 (Paglieri). 

des Mastdarms 931 (Potherat). 

des Mediastinum 390 (Duret), 391 

(Schwarz), 1488, 1542 (Mc Lennan). ` 

der Nebenniere 315 (Boguljubow). 

des N. opticus 1111 (van Fleet). 

der Pleura 108 (Braun). 

retrobulbäre 212 (Rothschild). 

— der Rückenmarkshaut 482 (Oppen- 
heim, Borchardt). 

— des Samenstranges 660 (Tedenat, 

Martin). 

— des Steißbeins 1544 (Hinterstoisser). 
— der Tunica vaginalis testis 776 (Levy). 


1429 


| 


ka Ae 


ad 


LEI 


Sachverzeichnis. 


Geschwulstdiagnose, histologische 1525 
(Rovsing). 

Geschwulstfrühdiagnose 395 (Paus). 

Geschwulstlehre 588 (Orthner, Ehrlich, 
Hofbauer), 729 (Schöne), 817 (Aichel), 
en (Wieting, Hamadi), 819 (Babler, 


Goschwulstmetastasen, Mastdarmenge 
durch 725 (Toyosumi). 

Geschwülste des Bauches 597 (Kroemer), 
931 (Mayo Robson). 

— der Blase 1 177 (v. Frisch), 868 (Lichten- 
stein), 869 (Pauchet), 1235 (Mayo). 

— bösartige 96 (v. Dungern, Werner), 97 
(Sanfelice), 98 (Schümann), 415 (Por- 
ter, White, Bolognino), 416 Martini). 

— — Röntgenstrahlenbehandlung 682 
(Böclere), 683 (Mannoury). 

— Blitzbehandlung von 459 (Czerny), 
460 (Quaranta). 

— der Brustdrüse 488 (Sehrt), 575 (Hill), 
576 (Cheesman, Bissell), 760 (Bauer). 

— der männlichen Brustdrüse 1179 (Pa- 
lermo). 

— der Brustwand 391 (Schindler). 

— der Carotisdrüse 27 (Makara), 956 
(.Dobromyssloff). 

— der Cervix uteri 317 (Fuchs). 

— des Corpus callosum 1008 (Panegrosss). 

— am Darm, entzündliche 1500 (Braun). 

— des Eierstocks 1255 (Lucio). 

— — bösartige 306 (Dreifuss). 

— der Gebärmutter 183 (Schütze). 

— des Gekröses 247 (Pólya). 

— der Harnröhren 868 (Lewin). 

— des Hirns 983 (Knapp), 1413 (.An- 
drassy, Seitz, Graves), 1414 (Mills, 
Frazier, v. Orzechowski). 

— — und Rückenmarks 26 (Schulze). 

— des Hoden 512 (Nicholson, Le Conte, 

jspin), 646 (Mönckeberg). 

— inoperable 395 (Doberauer). 

— der Knochen 408 (Rumpel), 
(Bircher). 

— künstliche Hyperämie gegen 82 ( Ritter). 

— der Leber 1341 (Payr). 

— der Luftröhren 1487 (Krieg). 

— des Magens 546 (Bircher). 

— der Mandel 1104 (Vohsen). 

— des Nasenrachenraumes 385 (Heinalz). 

— des Netzes 247 (Kakuschkin). 

— der Niere 855 (Küster, v. Eiselsberg), 
1060 (Hagen-Torn), 1469 (Krönlern). 

— der Parotis 1008 (Lecene). 

räperitoneale 87 (Kleinhans). 
ium gegen 1187 (Selig). 

— retroperitoneale 1060 (Hagen-Torn). 

— Röntgenstrahlenwirkung auf 574 (Mar- 
tini). 

— des Kchultergürtels 798 (Girard). 

— der Sehnenscheiden 1127 (Gaudiani). 

— der Speicheldrüsen 671 (Martini), 945 
(Massabuan). 


1247 


LVII 

Geschwülste der Unterschenkel 1133 
(Bayer). 

— der Wirbelsäule 1344 (Bérard). 

— des Wurmfortsatzes 347 (Carwardine, 
Kudo), 435 (Vassmer). 

Geschwür des Duodenum 1516 (W. J. 
Mayo). 

— des Jejunum 437 (Connell). 

— des Magens 928 (Clairmont), 1499 
(Lund 

Gewebe, Regeneration der 1180 (Fischera). 

— Transplantation körperfremder 26 
(Schoene). 

Gesichtsangiome 1476 (Redard). 

Gesichts- und Schädelasymmetrie 1462 
(Peters). 

Gesichtsepitheliome 1096 (Dubreuilh). 

Gesichtsformenverbesserung 954 (Koch, 
Morris, Garre). 

Gesichtsgeschwulst 480 (Gayet). 

Gesichtskrampf und Gesichtsschmerz, 
Kokain-Alkoholeinspritzungen gegen 
1156 (Ostwalt). 

Gesichtskrebs 693 (Gottschalk). 

Gesichtslähmung 1394 (Gemoin). 

Gesichteneuralgie 693 (Kilianı). 

— Trepanation gegen 1412 (Chalier). 

Gesichtsschmerz 1189 (T'ansini). 

Gicht, Knochenschmerzen bei 661 (Duck- 


worth). 
Gipsverbände 424 (Riiter). 
Gipsverbandtechnik 1242* (K. Voyel). 
Glandulae parathyreoideae 102 (Forsyth, 
MacCallum, Thomson, Murphy, Estes, 


CecH). 
Glossitis staphylococcia 213 (Pawlowski). 
Glykosurie und Gelbsucht bei Pankreas- 
leiden 442 (Mayo Robson). 
Gonokokken in Knochenherden 1125 (Zis- 
sowekaja). 
Gonorrhoische Entzündung eines Kehl- 
kopfgelenkes 958 (Bloch). 
Granulationsbehandlung 618 (Riedl). 
Granulome, infektiöse und Sarkome 1213 
(Sticker). 
Grenzgebiete in der Medizin 909 (Kuiner). 
Gumma der Schilddrüse 575 (Thursfield). 
Gummihandschuhe 981 (Gross- Barthelmy). 
— Sterilisation von 746 (Flatau). 
Gummizusatz zum Anästhetikum bei 
Lumbalanästhesie 941, 981 (Erhardt). 
Gummöse Nekruse des Schädelknochens 
838 (Forgue, Roger). 
Gynäkologie 950 (1907) (Runge). 


EXaarballen im Magen 722 (Harvie). 

Haare, Ergrauen der 1393 (Cheatle). 

Habituelle Verstopfung 348 (Doberauer). 

Hackenfuß 989 (Riedinger). 

Hämangioendotheliome 416 (Radaeli). 

Hämangiom des Kehlkopfs 1486 (White, 
Hirsch). 


LVIII 


Hämatolymphangiom 1248 (Nowak). 

Hämatome, epidurale 478 (Lindner). 

Hämatomyelie, traumatische 278 (Bar- 
ker). 

Hämaturie 1381 (Hagner). 

— essentielle 1246 (Pincus). 

— der Schwangeren 775 (Balloch). 

Hämo-Lymphangiom des Hodensackes 
967 (1907) (Rosenberger). 


Hämophilen, DBlutstillung bei 363 
(Broca). 

Hämorrhoidaloperation 1206 (Don). 

Hämorrhoiden 335 (Gelpke), 438 (v. 


Ruediger - Rydygier jr.), 786 (Payr, 

Braatz), 1319 (Mershejewskt). 
Händedesinfektion 89* (Lenzmann), 99 

(Grasmann), 968 (Cohn). 

Hände und Haut, Desinfektion 1296 
(Wederhake). 
Hallux valgus 
(Mayo.) 
Halsdrüsen, tuberkulöse 125 (Plummer). 

Halsfistel 214 (Wilmanns). 

Halsfisteln, Entstehung der mittleren 
289* (Weglowski). 

— Entstehung der seitlichen 426* (R. 
Weylowskt). 

Halslymphome, gummöse 1480 (Brauser). 

Halsrippe und Unfall 604 (Frank). 

Halsrippen 1533 (Roberts). 

— und Skoliose 827 (Eckstein). 

Halstumorenoperation unter Lokal- 
anästhesie 1211 (Bier). 

Halsverletzung 1484 (Smoler). 

Halswirbelschüsse 766 (Hoffmann). 

Hammerzehe 1559 (Martin), 1568 (Cou- 
teaud), 1454 (van Dam). 

Handdeformität, Madelung’sche 748 
(Franke). 

Handgangrän 652 (Katzenstein). 

Handgelenk, Madelung'sche Deformität 
der 949* (De Witt Stetten). 

Handgranate 593 (Villaret). 

Handkontrakturen durch Verbrennung 
749 (Klemm). 

Hand, Narbenkontraktur der 1285 (Reis- 
mann. Vogel). 

Handödem, traumatisches 1284 (Guzzi). 

Handprothese 750 (Wreden). 

Handwurzelverletzungen 748  (Eber- 
mayer). 

Harnapparat, Chirurgie des 1045 (Küm- 
mell). 

Harnblase, Cysten in der 1381 (ron. 
gersma). 

— Fremdkörper der 1045 (Hirsch). 

Harnblasenesstirpation 963 (1907) (Ver- 
hoogen). 

Harnblasengeschwür 176 (Leake), 963 
(1907) (Walker). 

Harnblasenriß 963 (1907) (Hedren). 

Harninkontinenz, Heilung von 508 (Po- 
pescu). 


896 (Riedel), 1437 


Sachverzeichnis. 


Harnleiteratonie 1328 (v. Karaffa-Kor- 
butt). 

Harnleiter - Blasenanastomose 1328 
(Marro). 


Harnleiterchirurgie 178 (Fedorow), 658 
(Holden), 659 (Ungenannt, Schoen- 
werth). 

Harnleiter, Dauerkatheterismus der 775 
(Kelly), 1062* (Wullstein). 

— in den Dickdarm, Einnähung der 
509 (Rouffart). 

Harnleitereinpflanzung in die Blase 1056 
(Boarie). 

— in den Mastdarm 109 (Tichoff), 1057 
(Delbet). 

— Erweiterung 1056 (Ventura). 

— Funktion der 1047 (v. Karaffa-Korbutt). 

— und Nierenoperationen 1060 (Brewer). 

Harnleiterhernie 178 (Brunner). 

Harnleiterkatheterismus 869 (Lenk). 

Harnleiterriß 1055 (Olsen). 

Harnleitersteine 301 (Sourdille), 
(Rigby), 314 (Rossi), 1056 (Ball). 

Harnleiter- uud Nierensteine, Appendicitis 
vortäuschend 1151 (Erdmann). 

Harnleiterstriktur 311 (Sampson). 

Harnleitertransplantation 963 (1907) 
(Dalziel). 

Harnleiterverengerung nach Beckenbruch 
508 (Mohr). 

Harnleiterverletzungen und -Fisteln 1056 
(Wassiljew). 

Harnorgane, infektiöse Erkrankungen der 
160 (Suter). 

Harn- und Geschlechtsorgane, Tuber- 
kulose der 1234 (Gondlee). 

Harnretention bei perniziöser Anämie 
961 (1907) (Cunningham). 

Harnröhre, angeborene Mißbildungen der 
505 (Hock), 506 (Elscat). 

— Autoplastik der 1046 (Goldmann). 

— Endoskopie der 294 (Goldschmidt). 

-— Fremdkörper in der 506 (v. Hippel). 

— Intussuszeption der 1249 (Hans). 

Harnröhrenbesichtigung 948 (1907) (Gold- 
schmidt). 

Harnröhrendivertikel 1358 (Suter). 

Harnröhrenendoskop 1380 (Kaufmann). 

Harnröhrenenge, angeborene 1053 (He- 
resco). 

Harnröhrenepitheliom 847 (Englisch), 
1380 (Olivier, Clunet). 

Harnröhrengeschwulst 174 (Fluss, Hock). 

Harnröhrengeschwülste 868 (Lewin). 

Harnröhrenkrebs 1249 (Murtry). 

Harnröhrennaht 154 (Pels-Leusden). 

Harnröhrenplastik 174 (Christofolett:). 

Harnröhrenresektion 1359 (C'holzoff). 

Harnröhrenstein 506 (Castaño), 1053 
(Roith). 

Harnröhrensteine 1327 (Fowler). 

Harnröhrenstrikturen 494 (Asch). 

— Fibrolysin bei 174 (Lanz). 


302 


Sachverzeichnis. 


Harnröhrenverletzungen 144 (Hinter- 
stoisser). 

Harnsepartor 1349 (Coen, Lilla). 

Harnsteine 177 (Kiebbie, Paschkis), 314 
Post). 

Harnverhaltung 175 (Cholzow). 

— und Kotstauung 310 (Hirtz, Beau- 
fumé). 

Harnwegekrebs 1344 (Legueu). 

Harnwege, Leukoplakie der 310 (Solieri). 

— Steinkrankheit der 962 (1907) (Loewen- 
hardt). 

Hautaffektion durch Bacillus pyocyaneus 
115 (Lewandowsky). 

Hautdesinfektion 39 (v. Brunn), 40 
(Heusner) 845 (v. Brunn). 

Hautdiphtherie 417 (Slater, Schucht). 

Hautepitheliome, Fulguration von 417 
(Delhern:). 

Hauterkrankungen, Opsonine und bak- 
terielle 558 (Alderson). 

Hautgangrän, septische 539 (Rave). 

Hautgeschwulst, melanotische 1172 
(Prinzle). 

Hauthorn der Glans penis 1052 (Martini). 

Hautkrankheiten, chirurgische 999 
(Faure). 

— und Lungenschwindsucht 144 (Beck). 

Hautleiden, flüssige Kohlensäure bei 
101 (Pusey). 

Hautmyom 114 (Pasini). 

— a Übergang in Sarkom 1051 (Kopy- 


Hautreaktion nach Röntgenuntersuchun- 
gen 981 (Kienböck). 

Hautsarkoide 396 (Halkiff). 

Haut und Schleimhaut, experimentelle 
2 pithelproliferationen von 111 (Helm- 

lz). 

Hauttuberkulose 1173 (Tomkinson). 

— Radium gegen 1376 (Wickham, De- 
grats). 

Hautvasomotoren, Beeinflußung der, 
durch elektrostatische Behandlung 68 
(Winkler). 

Heilapparate für Knochenbrüche 750 
(Martina). 

Heißluftbehandlung 51 (Libessart). 

— nach Bauchoperationen 1* (Gelinsky). 

— bei eitrigen Entzündungen 1257* 
(Iselin). 

Heißwasserapparat 1168 (Viitone). 

Hermaphrodit 317 (Cornil, Brossard). 

Hermaphroditismus 856 (v. Neugebauer), 
1564 (Johnston). 

Hepatikoduodenstomie 455 (Terrier). 

Hernia cruralis Cloquetii 236 (Dege). 

— inguinalis pubica 1218 (Luzxardo). 

Hernien 1148 (Murray). 

— Ätiologie der 132 (Murray). 

— bauchfellfreie 1162 (Piascht). 

— als Unfallfolgen 914 (Silberstein, Ader- 
holdt). 


LIX 


Herniologisches 344 (Serafini), 345 (Vé- 
zard, Chichester, Kopfstein, 711 (Coley, 
Bardescu) 712 (Kahn), 120 (Thomson, 
Basset), 721 (Fromme, Galassi, 
Jaehne), 304 (Katzenellenbogen, Waiss, 
Durlacher, Mezger), 926 (Grossmann. 
Corner), 927 (Krumm, Eschenbach), 
1034 (Kopylow), 1035 (Levy, Linden- 
stein, Cranwell), 1303 (Chavannaz, 
Hackenbruch), 1304 (Takata, Mau- 
claire), 1305 (Menge), 1316 (Nast- 
Kolb, Sarshezki), 1317 (Arnuud), 1497 
(Carmichael, Brenner), 1512 (Laro- 
yenne, de Beule), 1513 (Borelli), 1514 
(Köppl). 

Herzbeutelempyem 575 (Edington). 

Herzbeutelverwundung 1488 (Gurewitsch). 

Herzchirurgie und Pathologie 103 
(Haecker). 

Herz, Fremdkörperextraktion aus dem 
148S (Ortiz de la Torre). 

— Fremdkörper im 629 (Benard). 

Herzgröße-Bestimmung 772 (Albers- 
Schönberg). 

Herz und Herzbeutelchirurgie 
(ΠEste). 

Bene 568 (Cushing, 
Branc. 

Herzlage kki Perikarditis 15 (Calvert). 

Herzmassage 390 (Depage). 

Herznaht 1011 (Bayha). 

— bei Schußverletzungen 170 (Sultan). 

Herz, postoperatives Verhalten des 1368 
(v. Lichtenberg, Müller). 

Herzschußverletzung 171 (Martens). 

Herzschüsse 487 (Quenu, Fittig). 

Herzverkalkung 1534 (Simmonds). 

Herzverletzung 794 (Reymond). 

Herzverletzungen 145 (Franke). 

Herzwunden 947 (1907) (Spangaro). 


1466 


Heufieber, Nervenresektion bei 944 
(Yonge). 

Hirnabszeß 382 (Cumeron), 479 (R. 
Hoffmann). 


Hirnbrüche 1412 (Schapiro). 

Hirnchirurgie 52 (Haaeler), 61 (Krause), 
1188 (Gobiet). 

Hirncysticercus und Leberchinokokken 
1280 (de Renzi). 

Hirngeschwulst 211 (Denks), 382 (Thom- 
son), 383 (Oppenheim, Borchardt), 
480 (Atlee, Milla), 1110 (Graves). 

Hirngeschwülste 823 (Forster), 824 (Sie- 
merling), 943 (Knapp), 1413 (An- 
drassy, Seitz, Graves), 1414 Mills, 
Frazier, v. Orzechowski). 

— und Rückenmarksgeschwülste 26 
(Schultze). 

Hirnpunktion 367 (Pollack), 839 (Apeli). 

— bei Statue epilepticus 839 (Allen). 

Hirnspatel, leuchtender 992 (Bocken- 
heimer). 

Hirntopograph 318 (Rossolimo). 


LX 


Hirschsprung'sche Krankheit 242 (Ito, 
Soyesima), 453 (Wagner), 835 (Bessel- 
Hagen), 972 (Petrivalsky), 1086 (Fin- 
ney), 1214 (Schmieden), 1446 (Heller). 

Histomechanische Genese der Arthritis 
deformans 172 (Walkhoff). 

Historisches über die Einwirkung ver- 
schiedener Todesarten auf das Skelett 
743 (Jones). 

Hodenchirurgie 1361 (Martini). 

Hodenentzündung 305 (Razzabon:). 

— eitrige 183 (Hirschberg, Anzilotti, 
Sato). 

Hodenerkrankungen, bösartige 316 (Ho- 
ward). 

Hodengeschwülste 512 (Nicholson, Le 

~. Conte, Crispin), 646 (Mönckeberg). 

Hodenhautgangrän durch Jodtinktur 511 
(Hanasiewicz). 

Hodenkrebs 1332 (Gregoire). 

Hodennekrose nach Typhus 512 (Fox). 


Hodenretention 303 (Büdinger), 1331 
(Exalto). 
Hoden, Röntgenbestrahlung des 646 


(Regaud, Dubreuilh). 
Hodensack, Hämo-Lymphangiom des 967 
(1907) (Rosenberger). 
Hodensekretion, innere 764 (Barnabo). 
Hodenteratom, metastasierendes 1383 
(Schmeel). 
Hodentorsion 660 (Quadflieg). 
Hörnerven, Durchschneidung des 212 
(Chavanne, Troullieur). 
Hospitalbericht aus dem russisch-japa- 
nischen Kriege 593 (Deruyinsky). 
Hufeisenniere, Pyelitis bei314( Winternitz). 
Humerus, Echinokokken des 607 (Zscri- 


bano). 

Hundswut 866 (Thiriar, van Gehuchlen), 
867 (Bordet). 

Hüftankşlose 1451 (Ang 

Hüfte, schnappende 662 (Kukula), 1472 
(Zur Verth 


— schnellende 1450 (v. Brunn). 

Hüftexartikulation 412 (Jenochin). 

— Prothese bei 901 (Nyrop). 

Hüftgelenk, Dérangement im 988 (Rie- 
dinger). 

Hüftgelenksluxation, 
(Secchi). 

Hüftgelenksverrenkung, traumatische 895 


angeborene 1185 


(Lorenz). 
Hüftgelenksverrenkungen 799 (Kirmis- 


son). 

— angeborene 799 (Frölich). 

Hüftleiden und Ischias 1286 (Bruce). 

Hüfttuberkulose 409 (Ménard), 1134 
(Bowlby). 

— mit Bronchien kommunizierend 1451 
(Urechia). 

Hüftverrenkung, angeborene 378 (Allis), 
607 (Cunen), 878 Ghillini, Graetzer, 
Drehmann), 893 (Gocht), 894 (Ludloff), 


Sachverzeichnis. 


895 (Becher, Lorenz), 902 (Ehebold, 
Bade, Deuischländer), 1132 (Abbot), 
1432 (le Damany), 1433 (le Damany, 
Castex, Véron, Bade), 1472 (Bade). 

Hüftverrenkung, kompensatorische 901 
(Becher). 

— zentrale 420 (Wörner), 421 (Esau). 

Hydrocele muliebris 1317 (Finsterer). 

— tuberculosa 1253 (Horand). 

Hydrocephalus 54 (Payr), 58 (Heile), 60 
(Springer), 1280 (Anton, v. Bramann), 
1352 (Mohr), 1412 (Young). 

Hydrokelenoperation 305 (Andrews). 

Hydronephrose 148 (Loewenhardt), 313 
(Manasse), 164 (Merkel), 949 (1907) 
(Donati), 964 (1907) (Ekehorn, Jean- 
nel, Morel). 

— Erweiterung der Harnleiter 1056 
(Ventura). 

— intermittierende 119 (Richmer), 832 
(Schäfer), 1060 (Bazy), 1282 (Mills). 

— und Nierendystopie 179 (Schaad), 180 
(Richter). 

Hyperalgetische Zone nach Schußver- 
letzungen 1155 (Clairmont). 

Hyperämie als Heilmittel 944 (1907) 
(Bier), 945 (1907) (Donati, Delfino). 

Hyperämiebehandlung 732 (Meyer), 
Schmieden, Frangenheim), 745 (Coste, 
Gregory). 1388 (Fasiani. Frangen- 
heim), 1389 (Waterhouse), 1409 (Hein- 
richsen). 

— nach Bier 429 (Tuffier), 444 (Gebele). 

— bei Epididymitis und Bubonen 110 
(Stern). 

Hyperämie, künstliche 1154 (Blecher). 

gegen Geschwülste 82 (Ritter). 

Hypernephrom 182 (Boguljubow, 511 
(Tedenat), 1184 (Leotie), 1351 (Berg), 
1564 (Beilby). 

Hypertrophie der Brustdrüse 1159 (Wiss- 
haupt). 

— der Prostata 962 (1907) (Haenisch, 
Freyer, Forsyth). 

— von Synovialzotten des Knies 1121 
(Abbot 

— der zweiten Zehe 608 (Giribaldo). 

Hypophyses und Akromegalie 1415 
(Stumme). 

— Schwangerschafteveränderung der 70 
(Erdheim, Stummer). 

Hypopa ntumor, Akromegalie bei 72 
( g). 

Hypospadie 506 (Soubeyran). 

Hysterie in der Chirurgie 6 (Kauseh). 

Hysterische Skoliose 26 (Strauss). 

Hysterisches Ödem 958 (1907) (Goebel). 


Ichthyol gegen Epididymitis 110 (Philip). 

Jleocoecalsegment des Darmes 331 (Al- 
glave). 

lleopsoitis appendicularis 797 (Larden- 
NOW). 


Sach verzeichnis. 


Deus 149 (White, Donoghue), 150 (ag, 
Murseil), 452 (Yiannay), 548 (Spis- 
harny), 549 (Vogel, Stretton), 550 (Ha- 
gen-Torn), 724 (Wilson), 1163 (Voeck- 
ler, Becker), 1516 (Stavely), 1517 
(Fischer, v. Khautz jun.), 1518 (Mc- 
er Kingsford). 

in bei 32 (Schulz). 

— Za allensteine 1501 (Lesk). 

— postoperativer 1312 (Baradulin). 

Immunität, Vererbbarkeit erworbener 
1524 (Konradi). 

Impftuberkulose der Sehnenscheiden 273 
(Mühsam). 

Implantationskrebs 1540 (Laufer). 
Indi nn ektionen und Phloridzin- 
—— 1361 (Seelig). 

rminprobe 493 (Petrow, 
————— 
Induratio penis plastica 309 (Sachs). 
Infektionen des Peritoneums, über den 
Einfluß der Wärme- und Kältebehand- 
lung 121* (Danielsen). 

— Stauungsbehandlung akuter eitriger 
100 (Wrede). 

-— von Wurmfortsatz und Gallenblase, 
Blutbefunde bei 621 (Bartlett, Smüh). 

R im Munde 766 (Wash- 


Pere- 


). 

Injektionsbehandlung nach Beck, Wis- 
mutvergiftung durch 1537* (H. Eg- 
genberger). 

Injektionstherapie bei Neuralgien 619 
(Schlesinger). 

Inkarzeration, retrograde 46 (Neumann). 

Insufficientia vertebrae 462 (Schanz). 

Intermediärknorpel, Überpflanzung des 
1185 (Galeazzi). 

Intima der Gefäße und Bauchfell 1194 
(Morris). 

Intra-uterin-Frakturen und Knochenver- 
biegungen 892 (Chrysospathes). 

Intra-uterin erlittene Bauchverletzung 
719 (Steele). 

Intubation 1485 (Llorento). 

— bei angiosklerotischer Gangrän 1132 
(Wieting). 

— Narbenstrikturen nach 214 (Lehnerdt). 

— perorale 1178 (Kuhn), 1187 (Jelinek). 

Intussuszeption 1222 (Beatson). 

— Darmanastomose bei 1204 (Edmunds). 

— der Flexura sigmoidea 1025 (Lynch). 

Ischämie 364 (Rollff). 

Ischias 265 (Bum), 662 (Freund), 1118 
(Pers). 

— und Hüftleiden 1286 (Bruce). 

— und Sacrodynie 277 (de Beule). 

Invagination des Colon descendens, Bei- 
trag zur operativen Behandlung 633* 
(C. Longard). 


«Jagdfeuerwaffen, Verletzungen durch 
1259 (Niclot, Romary). 


Jejunalgeschwür 437 (Connell). 

— peptisches 76 (Vachez). 

Jejunostomie 531 (Deore, Leriche), 714 
(Delore, Thevenot). 

Jod bei Hodentuberkulose 660 (F'inoc- 
chiara). 

Jodkali bei Tuberkulose der oberen Luft- 
wege 1487 (Grünberg). 

Jodoforminjektion, Handgangrän nach 
652 (Katzenstein). 

Jodoformknochenplompe 418 (Meurer). 

Jodoformvergiftung 628 (Sarato/f). 

Jodpinselungen zur Erzielung schmaler 
Narben 961* (Schanz). 

Jodwirkung 618 (Dannreuther). 

Journal de chirurgie 817. 


Wahnbeinbruch 989 (Landwehr, Nippold, 
Blecher). 

Kahnbeinbrüche 661 (Downes), 1131 (Ely), 
1135 (Finsterer). 

Kardiospasmus 88 (Gottstein), 805 (Geiss- 
ler 


). 

Kasuistik 958 (1907) (Stark). 

Katheter, dauernder, im Harnleiter 775 
(Kelly). 

Kathetereinführung 961 (1907) (Bloch). 

Kathetertechnik 867 (Schlagintweit). 

Kehlkopf- und Rachenchirurgie 1104 
(Gluck). 

Kehlkopfentzündung, gonorrhoische 958 
(Bloch). 

Kehlkopfexstirpation, 
nach 486 (Müntz). 

Kehlkopfexzision, späte Erstickungsan- 
fälle nach 1081 (Mintz). 

Kehlkopf, Hämangiom des 1486 (White, 
Hirsch). 

Kehlkopfkrebe 215 (Wolkowitsch), 389 
(Müntz). 

— und Rachenkrebs 1338 (Gluck). 

Kehlkopfkrisen, tabische 144 (Collet). 

Kehlkopfluftsäcke 958 (Kan). 

Kehlkopflymphangiom 770 (Shukow). 

Kehlkopf, Membranbildung des 958 
(Hansberg). 

Kehlkopfmißbildung 1485 (Hutter). 

Kehlkopfpapillome 793 (Rauge). 

Kehlkopfstenosen 1486 (Harms, Koschier). 

Kehlkopf, Stimme und Sprache ohne 1105 
(Gutzmann). 

Kehlkopftuberkulose 958 (Möller). 

a leukämische 
1485 (Meyer). 

on o en 

Kehlkopfverletzung 274 (Ölsner 

Kiefergelenke, Syphilis der 213 (Sterling). 

a o PRERE 124 (Sebileau), 1189 

i) 

Kieferhöhlenempyem 1281 (Hajek, Kel- 

ler 


). 
Kieferhöhlenöffnung 1392 (Sturmann). 
Kieferprothesen 1400 (Witzel). 


Spätasphyxien 


LXII 


Kieferresektion, osteoplastischer Ersatz 
nach 1066* (E. Payr). 

Kiefersarkom 114 (Fairbank). 

Kiemengangsbogen, Verknöcherung des 

~ zweiten 371 (Dwight). 

Kinderlähmung 1472 (E. Mayer), 1479 
(Lovett). 

Kleinhirnchirurgie 67 (Tietze, Martens). 

Kleinhirncysten 383 (Auerbach, Qross- 
mann). 

Kleinhirngeschwulst 1280 (Courmont, 
Cade). 

Klinische Vorlesungen 505 (Cranwell). 

Klinischer Jahresbericht 952 (Hochenegg). 

Klumpfuß 880 (Lehr), 881 (Sazl). 

— und Klumphand 901 (Hohmann). 

Klumphände 607 (Loison). 

Klumphand und Klumpfuß 901 (Hoh- 
mann). 

Knickfuß 1122 (Lenyfellner). 

Knieaffektion, Tuberkulose bei tabischer 
56 (Simon, Hocke). 

Kniebewegungen, Störungen in den 599 
(Bennett). 

Kniebrüche 1273 (Lange). 

Knie, Fettgewebswucherungen im 284 
(Löhrer). 

Kniegelenk, traumatische Knorpelrisse 
im 738 (Büdinger). 

Kniegelenkskapsel, Chondromatose der 56 
(Lexer). 

Kniegelenksmenisken, Exstirpation der 
37* (Herz). 

Kniekehlengefäße, ZerreiBung der 266 
(Graf). 

Knie, Lipoma arborescens des 608 (Mei- 
8 : 

Knieresektion 412 (Ferguson). 

Kniescheibenbildung 663 (Kofmann). 

Kniescheibenbruch 401 (Hoffmann), 751 
(Lister), 1133 (Thomas), 1452 (Beit- 
mann). 

Kniescheibenbrüche 1246 (Günther). 

— Heilung veralteter 540 (Rotter). 

— mit größerer Diastase der Fragmente, 
veraltete 1559* (H. Turner). 

Kniescheibensarkom 1287 (Morávek). 

Kniescheibenverrenkung, angeborene 
1473 (Finsterer). 

Knieverletzungen 1453 (Pech). 

Knieverrenkung, angeborene 1567 (v. Sa- 


lis). 

Knochenabszeß 11 (Whaug). 

— paratyphöser 378 (Bushnell). 

Ba nen innere 1555 (Galois, 

08). 

Knochenbildung in den Bauchdecken 341 
(Rubesch). 

— in Nieren 645 (Lick). 

Knochenbohrer 1384 (Bryant). 

Knochenbrüche 151 (Borchgrevink), 152 
(Klapp), 153 (Heusner, Krönlein, Ma- 
nasse), 154 (Lampe), 275 (Bibergeil, 


Sachverzeichnis. 


Fischer), 398 (Vogel), 400 (Bülow- 
Hansen), 798, 821 (Championniere), 
1128 (Marjantschik, Martini). 

Knochenbrüche, altägyptische 1447 
(Jones). 

— Blutveränderungen infolge von 1424 
(Bernardi). 

— difform geheilte 594 (Fritz König). 

— Eifenbeinstifte bei 256 (Birchner). 

— Extensionsbehandlung 1118 (Hen- 
schen). 

— Heilapparate für 750 (Martina). 

— operative Behandlung von 1276 (Pelte- 


sohn). 

Knochenbruchbehandlung 964 (Poenaru- 
Caplescu). 

Knochencysten 1115 (Milner). 

Knochenechinokokken 979 (Toff), 1124 
(Ruter). 

Knocheneinpflanzung 56 (Drew). 

Knochenersatz bei Exartikulationen des 
Unterkiefers 1157 (König). 

Knochenerweichung 50 (Joachimsthal). 

Knochen, Extension am querdurchbohr- 
ten 1417* (E. Becker). 

Knochengelenkentzündungen, traumati- 
sche 1426 (König). 

— tuberkulösen Ursprungs, hypertro- 
phierende 1264 (Alamartine). 

Knochengeschwulst, traumatische 271 
(Cohn). 

Knochengeschwülste im Röntgenogramm 

. 1247 (Bircher). 

Knochenherden, 
(Lissowskaja). 

a Ausfüllung kleiner 1174 
(Mayrho 

Knochen- und Gelenkleiden, konservative 
Chirurgie bei 1282 (Alessandri). 

Knochenmark bei Infektionen 459 (Long- 
cope). 

Knochenmarks- und Blutveränderungen 
bei Ernährungsschäden 1366 (Esser). 

Knochenmuskeldefekt 718 (Pels- Leusden). 

Knochenplastik 34 (Heidenhain), 35 
(Barth), 37 (Brentano). 

— Gelenkversteifung und Gelenktrans- 
plantation, freie 34 (Leer). 

Knochen- und GelenkprozeB 892 (v. 
Aberle). 

Knochenregeneration 40 (Wieder). 

Knochensarkom 56 (Doberauer), 603 (Co- 
ley), 1125 (Borchard). 

Knochenschmerzen bei 
(Duckworth). 

Knochensyphilis 409, 595 (Ware). 

Knochentransplantation 418 (Arhausen), 
615 (Chutaro). 

— bei Kontinuitätsdefekt der Röhren- 
knochen 284, 285 (Tomita, Stone). 
Knochen- und Gelenktuberkulose 965 

(Miller). 
— — Tuberkulin bei 603 (Ogtloy, Coffin). 


Gonokokken in 1125 


Gichtikern 661 


Sachverzeichnis, 


Knochenverbiegungen 892 (Chrysospa- 
thes). 

Knochenverlängerung 800 (Barbarin). 

— operative 971 (Magnuson). 

Knöchelbruch 285 (Eichler). 

Knöchelbrüche, Behandlung der 1214 
(Fränkel). 

Knorpelrisse, traumatische, im Knie- 
gelenk 738 (Büdinger). 

Kochsalzeinlauf, der protrahierte rektale 
358* (Seidel). 

Kochsalzinfusionen, Schädigungen durch 
641 (Rössle). 

Körpervenen, Unterbindung der großen 
524 (Leotta). 

Kohlenasche zur Wundbehandlung 968 
(Clark). 

Kohlensäure, flüssige, bei Hautleiden 101 
(Pusey). 

Kokain gegen Erbrechen nach der Nar- 
kose 366 (Freund). 

Kokain-Alkoholeinspritzungen gegen Ge- 
sichtesschmerz und Gesichtskrampf 
1156 (Ostwall). 

Koli- und Parakoliinfektionen 911 (Blu- 
menthal, Hamm). 

Koliinvasion, renale 1153 (Thomson). 

Kolik 917 (Shiels). 

Kolitis 150 (Mummery). 

Kolostomie 1025 (Föderl). 

— temperäre 1446 (Wilms). 

Kolpohysterektomie 1332 (Quénv, Duval). 

Konjunktivalreaktion bei Tuberkulose 
1027 (Kraemer). 

— in der Urologic 1251 (Necker, Paschkis). 

Konkrementnachweisung, röntgenologi- 
sche 643 (Blum). 

Kontrakturen der Hand und Finger durch 
Verbrennung 749 (Klemm). 

Kopfoperationen, Blutstillung bei 462 
(Pollack). 

Kopfschüsse 462 (Antelo). 

Kopf, Teratom am 1410 (Feil). 

Kopfverletzungen 210 (Syme). 

— bei Kindern 1188 (Drew). 

Kotfänger für künstlichen After 241 
(Herrmann). 

Kotfistel 1164 (Oppel). 

Kotstauung und Harnverhaltung 310 
(Hirtz, Beaufume). 

Koxankylose 282 (Bayer). 

Koxitis 282 (Barnett). 

Krankenpflege 123 (Wiithauer). 

Kraurosis vulvae 512 (Edgar), 1254 (Thi- 
bierge). 

Krebs 1137 (Schnitzler), 1180 (Lusena), 
1336 (Czerny). 

— der Blase 1328 (Fenwick), 1547 (Ono- 
rata, Berg). 

— der Brust 29 (Morton, Jones, Steiner), 
376 (Halsted), 194 (Reynés), 831 (Daw- 
barn), 1012 (Delore, Ballivet), 1468 
(Heile). 


LXIII 


Krebs der Brustdrüsen 1342 (Depage, 
Korteweg). 

— des Darmes 347 (Alglave). 

— des Dickdarms 539 (Petermann), 725 
(Coffey), 807 (Burckhardt), 930 (Peter- 
mann), 1341 (Völker, Czerny). 

— des Ductus cysticus 350 (Vautrin). 

— des Dünndarms 169 (Riese), 1341 
(Völker, Czerny). 

— des Eierstocks 499 (Bland-Sutton). 

— der Flex. sigmoidea 985 (Wilson). 

— der Gallenwege 654 (Lapointe), 808 
(Lapointe, Raymond). 

— der Gebärmutter 306 (Veit), 499 
(Amann), 765 (Albrecht). 

— — Blutbefund bei 1565 (Jianu, Püu- 
lescu). 

— des Gesichts 693 (Gottschalk). 

—- der Harnröhre 1249 (Muriry). 

— der Harnwege 1344 (Legueu). 

— der Hoden 1332 (Gregoire). 

— des Kehlkopfs 215 (Wolkowisch), 389 
(Müntz), 1338 (Gluck). 

— der Leber 550 (Lambert). 

— und Leukoplakie der Vulva 1352 (Vis- 
contini). 

— der Lippen 213 (Steiner), 1337 (v. Bons- 
dor 


— der Luftröhre 1082 (Nager). 

— des Magen-Darmkanals, Operationen 
wegen 623 (Boas). 

— des Magens 169 (Riese), 489* (Prze- 
walski), 1086 (Hayem), 1199 (Rod- 
mann), 1341 (Czerny), 1499 (Lund). 

— — und der Genitalien 148 (Schenk, 
Süzenfrey). 

— — Metastasen bei 632 (Daus, Hoseh). 

— des Mastdarms 133 (Trinkler), 919 
(Berg), 1076 (Delore), Chalier), 1087 
(Morton), 1320 (v. Herczel), 1341 
(Völker, Czerny). 

— des Mediastinum 487 (M'’Kendrick). ` 

— des Mundes 1028 (Fells), 1337 (Co- 
lins, Warren). 

— der Narben 1538 (Eckermann). 

— des Pankreas 655 (Swain). 

— Pankreatin gegen 83 (Hoffmann). 

— des Penis 295 (Barney). 

— und Polarisation 395 (Ziegler). 

— der Prostata 146 (Erhardt), 1328 (Fen- 
wick). 

— des Pylorus 550 (Lambert). 

— des Rachens 1338 (Gluck). 

— Radium gegen 206 (Morton). 

— Röntgenbehandlung bei 977 (Wil. 
liams). 

— mit Röntgen- und Radiumstrahlen, 
Behandlung des 1345 (Sequeira, Tuf- 
fier, Abbe). 

— -Sarkom der Gebärmutter 765 (Al- 
brecht). 

— der Scheide 967 (1907) (de Beule). 

— der Schilddrüse 116 (Halstead). 


LXIV 


Krebs der Speiseröhre 82 (Lauper), 83 
(v. Hacker), 1338 (Czerny). 

— und Trauma 572* (Lanz). 

— und Unfall 688 (Segond). 

— der Vater’schen Papille 1447 (Morian). 

— des Wurmforteatzes 450 (Lecene), 545 
(Grünbaum), 984 (Voeckler), 1084 
(White, Weber), 1512 (Letulle, Coons). 

— der Zunge 1029 (Paul), 1337 (Collins, 
Warren). 

Krebsbehandlung 792 (Doyen), 1213 (Hof- 
bauer), 1526 (Williams). 

— durch elektrische Ströme 68, 192 

. (de Keating-Hart), 194 (Desplats). 

Krebse, Blitzbehandlung der 12 (Czerny), 
1028 (Bergonie), 1043 (de Keating- 
Hart). 

— mehrfache 1051 (de Besche). 

Krebsentstehung 1525 (Wyss). 

Krebsfrage 323 (Brand), 324 (Apolant), 
325 (Salvin-Moore, Walker, Abra- 
mowski), 326 (Spude), 340 (Schamberg, 
Robertson), 341 (de Massary, Weit, 
Lindemann), 557 (Mayet), 558 (Kel- 
ling), 963 (Bonney, Wideröe), 1091 
(Crile). 

Krebsgeschwüre und Gesichtsepitheliome 
137* (Sykoff). 

Krebsheilung 82 (Jacobsthal). 

Krebskrankheit 94 (Wolff, Laker). 

Krebslehre 835 (C'heaile), 836 (Groyer). 

Krebenatur 1336 (Roswell Park), 1337 
(Sticker). 

Krebsstatistik 112 (Buday), 113 (Meller). 

Kriegschirurgie des Mittelalters 592(Senn). 

— vor 100 Jahren 395 (Franck). 

Kriegserfahrungen 1007 (Haga, Franz). 

Kriegsgeschosse, Wirkung der japanischen 
138 (Schäfer, Svenson, v. d. Osten- 
Sacken). 

Kropf, bösartiger 465 (Kocher). 

— Echinokokkus im 27 (Makara). - 

— der Neugeborenen 1464 (Fabre, Thé- 
venot). 

Kropfoperationen 376 (Mayo). 

— Fieber nach 12 (Schultze). 

Kröpfe 967 (Delore, Chalier, Cook). 

— intertracheale 483 (Meerwein). 

Krüppelfürsorge 897 (Biesalski), 
(Rosenfeld). 

Kryoskopische Resultate 763 (Fenner). 

Kutandisgnose der Tuberkulose 1139 
(Malis). 

Kyphosen, Behandlung 896 (Kofman). 

Kystadenome des Pankreas 134 (Klein- 
schmidt). 


898 


Labyrinth, Chirurgie des 198 (Bourgue£). 

Lähmung des N. radialis 279 (Cordillot). 

Lähmungen, Behandlung spastischer 893 
(Foerster). 

Lageanomalien des Darmes, Diagnose der 
525 (Jolasse). 


Sachverzeichnis. 


Lagerungsbänkchen 752 (Sick). 

Laparotomie 1144 (Schwab). 

Laparotomien 4 (Kümmell), 431 (Thaler, 
Lennander). 

— Nachbehandlung der 526 (Chandler), 
912 (Jerusalem). 

— Todesursachen nach 430 (Selberg). 

Larva migrans 396 (Boas). 

Laryngologiegeschichte 1533 (Lucasas). 

Laryngologie und Rhinologie 827 (Blu- 
menfeldt). 

— — Röntgenverfahren in der 1530 
(Wassermann). 

Laryngostomie 1485 (Sargnon, Barlatier). 

Leberabszeß 79 (McDill), 1345 (Els- 
berg). 

— gashaltiger 1166 (Couteaud). 

Leberabszesse 1255 (Makrowsk:). 

Leber-Aktinomykose 771 (Wynn). 

Leberarterien, Unterbindung der 151 (Be- 
resnegowskt). 

Leber, Chirurgie der 551 (Thomas). 

Lebercirrhose 1340 (Koch). 

Leberechinokokken 88 (Russell), 1223 
(Börard, Cavaillon). 

— und Hirncysticercus 1280 (de Renzi). 

Leberechinokokkuscyste 796 (Villar). 

Lebergeschwülste 1341 (Payr). 

Leber- und Pyloruskrebs 550 (Lambert). 

Lebernaht 335 (Knott). 

Leberruptur 243 (Nordmann). 

Lebersarkom 1542 (Knott). 

Lebersarkome 1323 (Bertelli). 

Lebersyphilis 1376 (McLaren). 

Lebertuberkulose 932 (Brunzl). 

Leber- und Gallenwege, Chirurgie der 
1207 (Terrier, Auvray). 

Leberverletzungen 47 (Neumann). 

Leber- und Zwerchfellverletzungen, pene- 
trierende 1182 (Fasano). 

Leiomyom des Darmes 149 (Fabyan). 

Leistenbruch 381 (Martini). 

— beim Kinde 631 (Ruote). 

Leistenbrüche 146 (Chiene, Harris), 969 
(Corbellini). 

— bei weiblichen Kindern 528 (Corner). 

Leistendrüsen, venerische 1095 (Por- 
tillo). 

Leistenhoden 1551 (Starr, Coley). 

Lendenwirbel, Frakturen der Processus 
transversi der 767 (Ehrlich). 

Leukocytenferment, proteolytisches 24 
(Müller, Preiser), 1523 (Müller, Joch- 
mann). 

Leukocytose bei Echinokokken der inne- 
ren Organe 550 (Wagner). 

SE P OD entzündliche 1041 (Kost- 
twy). 

Leukoplakie der Harnwege 310 (Solseri). 

— und Karzinom der Vulva 1352 (Vis- 


contins). 
Leukoplasie und Malakoplakie 848 (Eing- 
lisch). 


Sachverzeichnis. 


Leukoplasien des Mundes 1142 ( Zandouzy). 

Lezithin und Narkose 1266 (N — 

Lichtbehandlung 461 (Mally). 

Lichttherapie 84 (Schamberg). 

Linea semilunaris Spigelii 430 (Terrier, 
Lecène). 

Linitis plastica 1037 (Jonnesco, Gross- 
mann). 

Lipom der Achsel mit Brustdrüsen- 
gewebe 773 (Peraire, Lefas). 

Lipoma arborescens des Knies 608 
(Meisenbach). 

— am Collum radii 51 (Blanc, Savolle). 

— intramuskuläres 1283 (Villars, Cana- 

guier). 

— des rechten Nierenbeckens 797 (Crot- 
sier). 

— retroperitoneales 118 (Johnstone). 

Lipome, multiple 1527 (Saroumian). 

ADD ee 312 (Steiner), 1337 (Bons- 


rif) 

Lisfranc-Gelenk, Verrenkung im 1274 
(Lenormant). 

Lokalanästhesie 25 (Colmers), 1094 (Cou- 
teaud). 

— lumbale 21 (Gilmer). 

— neuer Weg zur 21 (Bier). 

— Novokain bei 1177 (Struthers). 

Lufteintritt in die V. jug. 768 (v. Oppel). 

Luftembolie im Röntgenogramm 702 
(Revenstorf). 

Luftröhrengeschwülste 1487 (Krieg). 

Luftröhrenkrebs 1082 (Nager). 

Luftröhrenplastik 1082 (v. Saar). 

Luftröhrenstenose 694 (Delsaux). 

Luftwege, Fremdkörper in den 485 (Fried- 
berg, v. Schrötter), 486 (Müntz). 

— — der oberen 768 (Piollet), 769 (Heu- 
rard, Thiemann, Paterson). 

Lumbalanästhesie 83 (Offergeld, Wolff), 
84 (Hesse), 206 (Mohrmann, Gold- 
schwend), 207 (Füster, Oelsner), 208 
(Tomaschewski), 209 (Groves), 445 
(Oehler, Holzbach), 446 (Hartleib, 
Michelson, Gaudier), 513 (Barker), 
602 (Vincenzo), 690 (Lindenstein), 
744 (Birnbaum), 957 (Milkó, Wiener), 
1231 (Wossidlo), 1267 (Spielmeyer), 
1268 (Chaput). 

— mit Stovain (Billon) über Urinbe- 
funde nach 60* (Hosemann). 

— — und Kokain 792 (Sabadın:). 

— über Urinbefunde mit Stovain (Bil- 
ion) 191* (Czermak). 

Lumbalanästhetikum, Gummizusatz zum 
941 (Erhardt). 

Lumbalpunktion, Instrument zur 1373 
(Kausch). 

— bei Schädelbrüchen 942 (Jianu). 

Lunge, Echinokokkuscysten der 794 
(Vautrin). 

— postoperatives Verhalten der 1368 
(v. Lichtenberg, Müller). 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


LXV 
Lungenabszeß 771 (Cattle, Edward, Rov- 


sing). 

— chronischer 107 (Perthes). 

Lungenabszesse 1488 (Baron). 

Lungenaktinomykose 771 (Wynn). 

Lungenamputation, Volumenausgleich 
nach 108 (Friedrich). 

Lungenarterie, Embolie der 3 (Trendelen- 
burg), 1159 (Sievers). 

— Operation der Embolie der 92* (Tren- 
delenburg). 

Lungenarterienembolie, 
1011 (Trendelenburg). 

Lungenchirurgie 679 (Robinson), 794 
(Tujfer), 1401 (Brauer), 1403 (Fried. 
rich) 

Lungencyste 144 (Opokin). 

A 960 (1907) (v. Herc- 
zel) 

Lungeneiterung, 
(Körte). 

Lungenembolien 1192 (T 

Lungenemphysem 270 (Cohn), 
(Goodmann, Wachsmann). 

Lungenerkrankungen nach Darmoperas- 
tionen 14 (Goebel). 

Lungengangränoperation 566 (Körte). 


Operation bei 


Operation der 566 


). 
1159 


Lungenkaverne, Heilung durch Opera- 


tion 1010 (Siegel). 
Lungenkomplikationen, postoperative 
1018 (v. Lichtenberg). 
Lungenleiden, Behandlung chronischer 
1072 (Hofbauer). 
Lungennaht 770 (Hotz). 
— bei Schußverletzungen 1010 (Schütte). 
Lungenplastik 1031 (Hoffmann). 
Lungenrisse 1071 (Schwartz, Dreyfus). 
Lungenschuß 1541 (Küttner). 
Lungenschußwunden 960 (.Delorme). 
Lungenschwindsucht und Hautkrank- 
heiten 144 (Beck). 
re 788*, 1406, 1457 


Lungensplisentuberkuloe 127 (Freund), 
Res k Ri kn 

— Resektion der Rippenknorpel bei 628 
(Kausch). 2 = 

Lungenverletzung 794 (Reymond). 

Lungenwunde 1487 (Stuckey). 

Lungenzerreißung 830 (Le Conte). 

Lupus der oberen Luftwege 126 (Zscas). 

— pernio 397 (Klingmüller). 

— Radium gegen 206 (Morton). 

— — und Finsentherapie bei 205 

) 

— Sarkom auf 743 (Morestin). 

Luxatio N. ulnaris 747 (Quadflieg). 

— pedis sub talo 286 (Zumsteg), 423 
(Reismann), 752 (Richarz), 1454 
(Roith). 

— sub talo, Beitrag zur 467* (F. Fink). 

Lymphadenie, aleukämische 1172 (Par- 
lavecchio). 


e 


LXVI 


Lymphangiom des Halses 389 (Perimow). 

— des Kehlkopfes 770 a m 

Lymphangiome, symmetrische 1540 (Ha- 
genbach). 


Lymphdrüsenexstirpation, subkutane 80 
(Dollinger). 

Lymphdrüsensarkom 832 (Dietrich). 

Lymphome, maligne 743 (Weber). 


Madelung’sche Deformität 280 (Ewald). 

— — des Handgelenkes 403 (Zstor), 
405 (Siegrist), 748 (Franke), 949* 
(De Witt Stetten). 

Magenbewegungen 1150 (Gray). 

Magen-Darmblutungen, postoperative 
1163 (Thelemann). 

Magens, Chirurgie des 237 (Hosch, Graf), 
239 (Jolasse). 

Magendarmkanal, Röntgenuntersuchung 
des 30 (Kaestle). 

Magendebnung, akute 332 (Bloodgood). 

— — und arteriomesenterischer Ileus 
1022 (Laffer). 

— postoperative 722 (Thonie). 

Magen- und Darmentzündung, eitrige 
1085 (Pokroweki). 

Magen-Darmverletzungen 924 (Litig), 
925 (Braun). 

Magen-Dickdarmfistel 1086 (Thorspecken). 

Magenerkrankungen, chronische 437 
(Moynihan). 

— Operationen bei gutartigen 124 (Ru- 
britius). 

Magenerweiterung 528 (Short). 

— akute 73 (Braun, Seidel). 

Magenfistelbildung 451 (Morris). 

Magenfistel, Drainrohrfixierung bei 955* 
(1907) (Hartleib). 

Magen, Form und Lage des 329 (Sim- 
monds 


). 

— Fremdkörper im 924 (Neuhaus). 

Magengeschwür 147 (Blagoweschtschens- 
ky), 232 (Kiliani), 722 (v. Khautz jr.), 
928 (Clairmont), 984 (Weimann), 1445 
(Clairmont). 

Magen- und Duodenalgeschwür 85, 1021 
(Borszeky), 1220 (Thomson), 1221 
(Roberts, Zar akh)). 

— — peptisches 32 (Jianu). 

— — perforierendes 343 (Caird, French). 

— Gastrostomie bei 805 (Lennander). 

— und Magenkrebs 1499 (Lund). 

Magengeschwüre 784 (Carnot). 

— und Krebs 1199 (Rodmann). 

Magengeschwulst, luetische 928 (Pagliers). 

Magengeschwülste 546 (Bircher). 

Magen, Haarballen im 722 (Harvie). 

Mageninhaltes, Säurebestimmung des 622 
(Koritschan). 

Magenkrankheiten 1036 (Dawson). 

Magenkrebs 169 (Riese), 1086 (Hayem), 
1341 (Czerny). 


Sach verzeichnis, 


Magen-Darmkanalkrebs, Operationen 
wegen 623 (Boas). 

Magen- und Genitalkrebs 148 (Schenk, 
Sitzenfrey). 

Magenkrebe und Geschwüre 1199 (Rod- 
mann). 

— und Magengeschwür 1499 (Lund). 

— Metastasen bei 632 (Dans, Hosch). 

— Symptomatologie des 489* (B. Prze- 
walski). 

Magenlähmung, postoperative 795 (Psal- 
to 


N). 
Magenleiden, Röntgenverfahren bei 713 
(Pförringer). 
Magenmotilität 1162 (Fischel). 
Magenoperation 984 (Eschbaum). 
Magenoperationen, Komplikation nach 
805 (Stieda). 
Magen- und Darmperforationen 234 (Ha- 
mann), 235 (Peck, Moffat). 
Magenphlegmone 32 (Kermauner). 
Magen, Polypose des 1085 (Wegele). 
— Pseudogeschwulst des 1219 (Kon- 


ried). 
Magenresektion 74 (Brechot), 75 (Leriche), 
723 (Soyesima), 806 (.Delageniere). 
Magensaftfluß 1444 (Anschütz). 
Magensarkom 1318 (Manges). 
Magensenkung 528 (Short). 
Magentastung 915 (Hausmann). 
Magenvolvulus 795 (Delangre). 
Mal perforant 991 (Massando). 
Malakoplakie und Leukoplasie 848 (Eng- 
lisch). 
Mamma, fibroepitheliale Veränderung der 
109 (de in). 
— Resektion der 1018 (Whiteford). 
Mandelblutung 1481 (Martino). 
Mandelgeschwülste, bösartige 1104 ( Voh- 
sen). 
Mandeloperationen 1533 (Hopmann). 
Mandelpolypen 143 (Bonnamour). 
Marmorek’sches Antituberkuloseserum 
443 (Hymans, Polak-Daniels). 
Massage 398 (Hoffa). 
— Hautschutz bei 745 (Kirchberg). 
Massenreduktion 1219 (Howiit, Corner). 
Mastdarmamputation 797 (Goullioud). 
Mastdarm, Harnleitereinpflanzung in den 
1057 (Delbet). 
Mastdarmenge durch Geschwulstmete- 
stasen 725 (T mi). 
Mastdarmexstirpation 1519 (Torikata). 
Mastdarmexzision 454 (Buchanan). 
Mastdarmgeschwulst 931 (Potherat). 
Mastdarmkrebs 133 (Trinkler), 919 (Berg), 
1076 (Delore, Chalier), 1087 (Morton), 
1320 (v. Herczel), 1341 (Völker), 1341 
(Czerny). - 
Mastdarmresektion 808 (Goullioud). 
Mastdarmruptur 986 (Burkhardt). 
Mastdarmsarkom 1165 (Exner). 
Mastdarmstriktur 1309 (Beach). 


Sach verzeichnis. 


Mastdarmstrikturen 796 (Braquehaye), 
1165 (Goebel). 

Mastdarmuntersuchung 1502 (Hanes). 

Mastdarmvorfall 1165 (Schilling). 

Mastitis 391 (McLellan, Lichtenhahn), 620 
(Zangemeister). 

— chron. oystica 488 (Speese). 

— posttyphöse — 1196 (Roger). 

Mastopexie 1542 (Dehner 

Mechanismus der Blutstauung 364 (Taran- 
tini). 

Meckel’sches Divertikel 724 (Lepinay). 

— — Entzündung des 1034 (Gebele). 

Mediastinalgeschwulst 1488,1542 (McLen- 


nan). 

Mediastinalgeschwülste 390 (Duret), 391 
(Schwarz). 

Mediastinalkrebs 487 (M’Kendrick). 

Mesenterium ileocolicum commune 1164 
(Schmidt). 

Mesosigmoidopexie 1319 (Hirschmann). 

Metakarpalbrüche 749 (Burrows). 

Medullär-Cervicalanästhesie 1342 (Jon- 
nesco, Rehn). 

Melanose des Gaumens 213 (Roy). 

Membranbildung des Kehlkopfes 958 
(Hansberg). 

Meningealblutung 1539 (Bouquet). 

Meningitis 381 (Schlesinger), 382 (Bos- 
well 


). 

— eitrige 479 (Lapointe). 

— otogene 953 (Kaplan, Barker). 

— traumatische 52 (Schlesinger). 

Meningoencephalitis acuta 1110 (Blan). 

Meningokokkendiagnose 1529 (Ruge). 

Meniscusverletzungen 407 (Hagenbach). 

Mesenterialdermoid 1379 (Ehler). 

Mesenterium, Echinokokkus im 456 
(Galinowskaja). 

Mesenterialthrombosen 1201 (Frattini). 

Metallinstrumenten, Sterilisierung von 
746 (Claudius). 

Metastasen bei Magenkrebs 632 (Dans, 
Hosch). 

Metatarsalgie 269 (Smith, 990 (Schmiiter). 

Metatarsus, Periostablösung am 1568 
(Wiesel). 

— varus 990 (Hirsch). 

Mikulicz’sche Krankheit 1112 (Kuelbe). 

Milzbrand 559 (Rogello val Barros), 574 
(Schwab), 618 (Creite), 717 (Schwarz). 

Milzchirurgie 168 (Riese), 242 (Schtscher- 
bakow), 243 (Baradulin), 931 (Depage), 
932 (Bircher). 

Milzeyste 350 (Lascialfara). 

Milzeysten 1088 (Johnston), 1166 (Bircher). 

Milzexstirpation 87 (Lieblein), 140 (Gra/f), 
986 (Paryski). 

Milzruptur 726 (Haffter). 

Milzvenenthrombose 349 (Edens). 

A sergroßerung, tropische 1088 (Nicolle, 

Cassuto). 
Milzzerreißung 349 (Matthes, Miles, Sto- 


LXVI 


wasser), 605 (Bouchut, Bounamour), 
1165 (Lotsch), 1166 (Watkins). 
Mikroben im tierischen Organismus, 
pathogene 458 (Pawlowski). 
Mikroorganismen, pathogene 5 (v. Baum- 
garten, Tangl),815(Kolle, Wassermann). 
Mischgeschwülste des Collum uteri 1255 
(Puech, Massabuan). 
Mißbildung, genitale 797 (Dujon). 
MOP e gen der Ohrmuschel 199 (Uffer- 


) 
Mittelfingerverrenkung 1131 (Siemon). 
Mittelfußbrüche 1454 (Nast-Kolb). 
Möller-Barlow’sche Krankheit, 639 (Frän- 
kel 


). 
Mondbeinbruch 1473 (Finsterer). 
Mondbeinverrenkung 1118 (Montandon), 
1130 (Ohly). 

Morbus Addisonii, Pathologie des 498 
(Bittorf). 

— Basedowii 202 (Landström), 216 
(Stumme). 

Morphium-Skopolamin-Narkose 731 
(Hotz). 

Moskauer Jahrbuch 317. 

Multiple Fibrome 743 (Rutschinekt). 

Mumps, Pankreatitis bei 1224 (Edge- 
combe 


). 

Mund, Initialsklerosen 766 (Washburn). 

Mundkrebs 1028 (Fells). 

Mundschleimhaut, Erkrankungen der 370 
(Schäffer). 

Mund- und Zungenkrebs 1337 (Collins, 
Warren). 

Mapy on 78 (Wildenrath), 453 (BRein- 

hardt), 1023 (Daneel). 

Muskelangiom 700 (Kolaczek), 716 (Davis). 

— des Unterschenkels 422 (Nast-Kolb). 

Muskelangiome 1277 (Porcile). 

Muskelechinokokkus 1078 (Baradulin). 

Muskelerkrankungen 413 (Ombredanne). 

a E 822 (Cami- 


it). 
Muskel- und Gelen kmgchanig 1262 
(Strasser). 
Muskelschwielen 1276 (v. Khautz jun.). 
Muskelsehnenresektion 503* (v. Schiller). 
Muskelstarre 965 (Cornil, Coudray). 
Muskelwirkung 889 (Fischer). 
Myalgien und Spasmen der Bauch- 
muskeln 1489 (Schmidt). 
Mycosis fungoides 416 (Herxheimer, Hüb- 


ner). 

Myelomatose des Rumpfskeletts 833 
(Bessel-Hagen). 

Myom der Haut mit Überzug in Sarkom 
1051 (Kopylow). 

Myositis fibrosa 1277 (Lorenz). 

— ossificans nach Ellbogenverrenkung 
648 (Frangenheim). 

— — progressiva 42 (Krause, Trappe), 
1186 (Dighton). 

— — traumatica 891 (Böcker). 


c* 


LXVIII 


INabelbruch 451 (Matsuoka). 

Nabelbruchoperation 115 (Brenner). 

Nabelbruch, Wurmfortsatz im 31 
(Flörcken). 

Nabelbrüche 436 (Esau), 540 (Eschen- 
bach). | 

Nabel- und Bauchbrüche 229 (Cahen). 
983 (Port). 

Nabel-Dermoideysten 795 (Soubeyran). 

Nachbehandlung nach mobilisierenden 
Operationen 259 (Slomann). 

Nadelextraktion 1298 (Haeberlin). 

Nagel, eingewachsener 1122 (Sick). 

Nahrungskanal, Divertikelbildungen im 
1198 (Thomson). 

Naht der Lunge 770 (Hotz). 

Narbenbildung durch Jodpinselung 962* 
(Schanz). 

Narbenkontraktur der Hand 1285 (Reis- 
mann, Vogel). 

Narbenkrebs 1538 (Eckermann). 

— des Fersenbeins 1453 (Berger). 

Narbenstrikturen nach Intubation 214 
(Lehnerdt). 

Narkose 1267 (De Witt Stetten). 

— mit Äthylchlorid 84 (Herrenknecht). 

— mit erwärmtem Chloroform 68 (Haun). 

— mit peroraler Intubation 1187 (Jeli- 
nek 


). 

— bei künstlich verkleinertem Kreislauf 
731 (Ziegner) 1372 (Zur Verth). 

— mit Skopolamin, Morphium und 
Chloroform 792 (Cazin). 

— und Lezithin 1266 (Nerkıng). 

Narkosenfrage 1459 (Van Kaathoven, 
Bo i, Zancani), 1460 (Camus), 
1474 (Ziegner) 1475 (Mindlin). 

Narkosenpneumonie 745 (Wight). 

Narkosen, Todesfälle in 561 (Strauch). 

Narkotisierte, chromaffines Gewebe bei 
1177 (Schur, Wiesel). 

Nase, Fremdkörper in der 141 (de Pon- 
thiere). 

— Gehirn und Nebenhöhlen der 1391 
(Onodi). 

— und Nasennebenhöhlen, Chirurgie der 
1099 (Loewe, Albrecht), 1100 (New- 
comb, Uffenorde), 1101 (Albrecht), 1102 
(Hajek, Citelli, Kramm). 

Nasenchondrome 384 (Glas). 

Nasenmißbildung 1539 (Esau). 

Nasenplastik 79 (Eckstein). 

Nasen-Rachenfibrome 793 (Tedenat). 

Nasen-Rachengeschwülsten, Exstirpation 
von 671 (Nurok). 

Nasen-Rachenpolypen 1156 (Rister). 

Nasenschleimhautatrophie 141 (Anton). 

Naturforscherversammlung 1400, 1437, 
1468. 

Nebenhöhle, 
(Kahler). 

Nebenhöhleneiterung 141 (Saint Clair, 
Thompson), 142 (Frey). 


Cholesteatome der 1281 


Sachverzeichnis. 


Nebenhöhlenerkrankungen im Röntgen- 
bilde 999 (Huther). 

Nebenhodenechinokokkus 1061 (Samu- 
rawkin). 

Nebenniere, Cysten der 1184 (Ceci). 

— in der Niere, Verlagerung der 1005 
(v. Haberer). 

— Verpflanzung der 32 (v. Haberer). 

Nebennierenentartung, cystische 1061 
(Doran). 

Nebennierengeschwulst 315 (Boguljuborr). 

Nebennierenpathologie 163 (De Sajous), 
498 (Bittorf). 

Nebennierentransplantation 1563 (Busch, 
Leonard, Wright). 

Nebennieren-Venensystem, Altersverän- 
derungen des 1049 (Landau). 

Nekrolog für F. v. Esmarch 354 (Richter). 

— auf Albert Hoffa 57* (A. Schanz). 

— auf Nikolaus Senn 729 (Blech). 

Nephralgie 659 (Luccarelli). 

Nephrektomie 497 (Bland-Sutton), 1183 
(Parlavecchio). 

Nephritis durch Anwendung von Peru- 
balsam 509 (Hoffmann). 

Nephrolithiasis 852 (Kümmell), 854 ( Holz- 
knecht, Kienböck). 

Nephrome, bösartige 182 (Trappe). 

Nephropexie 1049 (Mariani). 

Nephrotomie 106 (Röpke, Krymoff), 1059 
(Kapsammer). 

Nerven, Regeneration durchschnittener 
595 (Spitzy). 

Nervenapparat, hypophyseo-suprarenaler 
1270 (Sajous). 

Nervenbehandlung bei 
1556 (Bardenheuer). 

Nervenchirurgie 1282 (Oppel). 

Nervennaht 51 (Ramsauer). 

Nervenplastik 1277 (Spitzy), 1278 (Taylor, 
Osterhans). 

— des Facialis 1157 (Spisharny). 
Nervenpfropfung am N. facialis 201 
(Davidsohn), 213 (Ito, Soyesima). 

Nervenregeneration 616 (Margulies). 

Nervenresektion 279 (Roeder). 

— bei Heufieber 944 (Yonge). 

Nervenschädigungen bei Drüsenexstirpa- 
tionen 1190 (Westergaard). 

Nervenschußverletzungen 43 (Hashimoto, 
Tokuoka). 

Nervensystem in akuten chirurgischen 
Krankheiten 1140 (Walton). 

— Chirurgie des 1180 (Maragliano). 

Nerven- und Muskelüberpflanzungen 685 
(Gaudier). 

N. radialis, Lähmung des 279 (Cordillot). 

Netz 1299 (Norris), 1537 (Przewalski). 

Netzanomalie 1088 (Mastin). 

Netzcyste 1379 (Hasbrouck). 

Netzgeschwülste 247 (Kakuschkin). 

Netzsarkom 606 (Bonamy). 

Netz, Stiltorsion des 273 (Kothe). 


Amputationen 


Sachverzeichnis. 


Netztorsion 32 (v. Verebély), 345, 451 
(Lapayre). 

Neubildungen, bösartiger, Operations- 
und Röntgenbehandlung 205 (Beck). 

Neuralgie 140 (Patrick, D’Orsay-Hecht). 

— des Trigeminus 124 (Meriel). 

Neuralgien, Injektionstherapie bei 619 
(Schlesinger). 

— subkutane Lufteinblasung gegen 116 
(Gubb). 

Neuritis ulnaris bei Krankheit des EII- 
bogengelenkes 1449 (Sherren). 

Neurofibroma ganglionare nervi sym- 
pathici 576 (Tschistowitsch). 

Neurofibromatose 1109 (Benaky). 

Neurose, traumatische 940 (Schwarz). 

Niere, Fibrinsteine der 1563 (Gage, Beal). 

— Kollateralkreislauf der 1152 (Liek). 

— polycystische 181 (Cassenello, Parla- 
vecchio). 

— Traumen der 510 (Rossi). 

Nierenabszeß 179 (Wilke), 1016 (Weiss- 
wanger). 

Nierenaktinomykose 49, 776 (Kunith). 

Nierenanomalien 1562 (Cholzow, Winter- 
muz). 

Nierenarterien, akzessorische 311 (Sel- 


dowitsch). 

Nierenbecken-Gallenblasenfistel 1543 
(Stern). 

Nierenbecken, plastische 
am 1548 (Kreise). 
Nierenblutung 313 (Löwenhardt), 870 

(Kretschmer), 871 (Kotzenberg, Haynes). 

Nierenblutungen 300 (Kotzenberg), 1469 

. (Graff). 

Nierenchirurgie 182 (Alessandri), 510 
(Fischer), 966 (1907) (Doering), 1183 
(Allessandri). 

Nierendiagnostik 104 (Dsirne), 
(Kutner, G. Berg). 

— funktionelle 763 (Liek), 869 (Suter). 

Nierendystopie 870 (Albrecht). 

— und Hydronephrose 179 (Schaad), 180 
(Richter). 

Nierenenthülsung 1329 (Perez Grande), 
1563 (Gatti). 

Nierenentzündung, chronische 
rhagische 313 (Cuturi). 

Nierenerkrankungen und Appendicitis, 
arterieller Blutdruck bei 1562 (Kato, 
Kotzenberg). 

Nierenfunktion, Untersuchung der 1005 
(Kusnetzki). 

Nieren, Funktionsprüfung der 850 (Band- 
ler, Fischel). 

Nierengefäßzerreißung 965 (1907) (Theve- 


Operationen 


1350 


hämor- 


not). 

Nierengeschwülste 855 (Küster, v. Eisels- 
berg), 1469 (Krönlein). 

— undretroperitoneale Geschwülste 1060 
(Hagen-Torn). 

Nierenhypertrophie 162 (Kapsammer). 


LXIX 


Nierenkrankheiten, Untersuchungsmetho- 
den bei 160 (Kotzenberg). 

Nieren, Knochenbildung in 645 (Lick). 

Nierenleiden, Diagnose von 1047 (Tho- 
mas), 1048 (Herzen). 

Nierenleistungen, sekretorische 1046 (Al- 
lard). 

Nierenmangel, einseitiger 509 (Schmidt). 

Nierenmassenblutung 965 (1907) (Zöwen- 
hardt). 

Nierennähte, Nahtmaterial bei 
(Bolognesi). 

Nierenquetschung 163 (Mareille). 

Nierensteine 49 (Kunith), 119 (Morawitz, 
Adrian), 120 (Bartlett), 146 (Zucker- 
kandl), 181 (Burgos), 644 (Adler), 1048 
(Bevan, Smith), 1059 (Gardini, Nico- 
lich, Budin). 

— und Harnleitersteine 301 (Sourdille), 
302 (Rigby). 

— — Appendicitis vortäuschend 1151 
(Erdmann). 

Nieren- und Harnleiteroperationen 1060 
(Brewer). 

Nierentransplantation und akute Arterien- 
verkalkung 1057 (Carrel). 

Nierentuberkulose 105 (Ekehorn), 302 
(Bernhard, Salomon), 303 (Götzl), 315 
(Hock), 495 (Albarran, Cathelin), 510 
(Bircher), 851 (Wildholz), 872 (Lichten- 
stern, Wildholz), 1061 (Schober), 1329 
v. Illyés), 1350 (Loumeau), 1351 
(Alessandri), 1382 (Walsh). 

— und Blasentuberkulose 1252 (Grekow). 

Nierenüberpflanzung 1331 (Langlots). 

Nierenverlagerung 100 (Riedel). 

— angeborene 1058 (Wischnewski). 

Nierenverletzung 1057 (Nove-Josserand, 
Ballivet), 1058 (Griffithe). 

Nierenverletzungen 312 (Tromijow, Stei- 
ner), 1328 (Lardennois). 

Nieren, verschmolzene 1330 (Israel). 

Nierenwunden, Naht der 300 (Burci). 

Noma 574 (Pawlowsky). 

Novokain bei Lokalanästhesie 1177 (Stru- 
thers). 

Nystagmus bei otitischer und intrakra- 
nieller Erkrankung 475 (Wagener). 


509 


Oberarmbefestigung am Schulterblatt 
1431 (Olliete). 
Oberarmbruch, 
k 


(Lusk). 
Oberarmbrüche 264 (Bardenheuer), 265 
(Knoke), 400 (Sireissler). 
Oberarmkopfbruch 747 (Stafjel). 
Oberarmlähmung 1471 (Marwedel). 
Oberkiefer, Aktinomykose des 481 (Gau- 
dier). 

Oberkieferaufklappung nach Kocher, 
temporäre 577* (J. C. Reinhardt). 
Oberkiefer, temporäre Aufklappung der 

755* (Borchardt). 


suprakondylärer 1431 


LXX 


Oberkiefercysten 1103 (Andereya). 

Oberkieferresektion bei Carotisunterbin- 
dung 199 (Wieting). 

— plastische Technik nach 1273 (Schön- 
stadt 


). 

Oberkiefertuberkulose 1190 (Perrier). 

Oberschenkelbruch 400 (Rossi), 951 (1907) 
(Linniger). 

Oberschenkel, Geschoß im 1132 (Fortu- 
net- Regnault). 

— Syphilis des 1288 (Nioss). 

Ober- und Unterschenkelbrüche 1434 
(Montandon). 

Oberschenkelhalsbrüche 1132 (Franck). 

Oberschenkelkondylen, Bruch der 1434 
(Meissner). 

Oberschenkelosteotomie 888 (Guradze, 
Drehmann), 903 (Guradze). 

Oberschenkelsarkom 160 (Goebel). 

Ochronose und Alkaptonurie 1052 (Al. 
lard, Gross). 

Odontom 1029 (Cousins). 

Odem, angioneurotisches 1186 (Don). 

Ösophago-jejuno-gastrostomie, Modifika- 
tion der Roux’schen 219* (Herzen). 

Ösophagoskopie 12 (Mollière, Sargnon). 
— Technik der 699* (Kölliker). 

Ösophagotomie 1080 (Jalaguier). 

Ösophagus, zur plastischen Bildung 
eines neuen 222* (Wullstein). 

Ösophagusdivertikel 811* (LZotheissen). 

Offiziersgamasche als Universalschiene 
1455 (Kaufmann). 

Ohrenheilkunde 825 (Bönninghaus). 

Ohrerkrankungen durch Pyocyaneus 212 
(Lennoyez). 

Ohrleiden 472 (Passow). 

Ohrmuschelmißbildungen 199 (Uffenorde). 

Operation bei Arterienverstopfung 53 
(Stewart, Handley, Moynihan). 

— tiefsitzender Ösophagusdivertikel 811* 
(Lotheissen). 

Sn Ten ambulatorische 1141 (Stern- 
erg). 

— bronchopulmonale Erkrankungen 
‚nach 373 (le Dentu). 

— wegen Krebs des Magen-Darmkanals 
623 (Boas). 

— an der Wirbelsäule 276 (Baer). 
Operations- und Röntgenbehandlung bös- 
artiger Neubildungen 205 (Beck). 

Operationsbericht 319 (Renton). 
Operationsgebäude in Eppendorf 320 
(Kümmell). 
Operationslehre 524 (v. Bergmann, Bier, 
Pochs). = 


Operationsschleier mit Metallstützgestell 
1239* (P. Hackenbruch). 

Ophthalmoreaktion in der Chirurgie 1051 
(Bazy). 

Opsoninbehandlung 379 (Ohlmacher). 

Opsonine und bakterielle Hauterkran- 
kungen 558 (Alderson). 


Sachverzeichnis. 


Fe eitrige 183 (Hirschberg, Anzilotti, 


— und k pidid yann 1352 (Beardsley). 
en * dung in inneren 816 
(M 


Be und Gefüßtränsplanietiinen 1366 
(Stich), 1367 (Capelle). 

Orthopädenkongreß, deutscher 887. 

Orthopädie 617 (Thorndike, Thilo). 

Orthopädische Chirurgie der Hand 52 
(de Beule). 

— Technik 261 (Schanz). 

Orthoröntgenographie 1227 (Groedel). 

Os capitatum, Verrenkung des 1285 (Bull). 

— tibiale 903 (Haglund, Lilienfeld), 904 
(Gaugele). 

Osteoarthritis deformans endemica 1174 
(Beck). 

Osteochondritis dissecans des Knies 161 
(Zudloff). 

Osteomalakie 639 (M, ae 891 (Gocht). 

— u. Rachitis 820 (Looser). 

Osteomyelitis 275 (Rodendorf), 603 (Col- 


vun). 

— — 255 (Rubritius). 

— Behandlung akuter eitriger 625* (Ro- 
lando). 

— der Rippen 486 (Fiedler). 

— sklerosierende 603 (Butkewitsch). 

— der Symchondrosis sacroiliaca 988 
(Plagemann). 

Östeoperiostale Komplikationen des Ty- 
phus 638 (Wojlanskı). 

Östeoperiostitis, angeborene syphilitische 
52 (Legg). 

Osteoplastik nach Operation von Stirn- 
höhlenempyem 692 (Clairmont). 

Osteoplastische Fußgelenkresektion 19* 
(Tietze). 

— Fußresektion 286 (Goldammer). 

Osteopsathyrosis 744 (Arxhausen). 

Osteotomien, Nachbehandlung von 1187 
(Buchanan). 

Östitis der Apophysen 255 (Hardivillier). 

— deformans der Schädel- und Gesichts- 
knochen 669 (Bockenheimer). 

— fibröse 1115 (Millner). 

— fibrosa cystica am Schädel 1400 
(Wrede). 

Otitis media 692 (West). 

— — Röntgenuntersuchung bei 
(Kühne, Plagmann). 

Otitische intrakranielle Erkrankungen 
1528 (Boerner). 

Otologisches 1097 (Meyer, Zalewsks), 1098 
(Kramm, Voss, Hinsberg), 1111 (Daae, 
Putschkowsky, Schroeder. Muck), 1112 
(Wittmaack, Cohn). 

Otorrhöe 1416 (Dionisio). 

Ovariotomie und Atheromatose 110 (Lor- 
tat-Jacob, Laubry). 

Oxyuren im Wurmfortsatz 145 (Hippius, 
Lewinson). 


1530 


Sachverzeichnis. 


Palliativtrepanation 1529 (v. Hippel). 

Palmarfascienretraktion 598 (Aievoli). 

Palmar- und Plantarfascien-Retraktion 
420 (Chalier, Cordier). 

Panaritium der „Melker“‘ 841* (A. Peiser). 

Pankreaschirurgie 455 (Esau, Schmidt), 
456 (Guinard), 1167 (Dreifuss), 1168 
(Mauclaire), 1356 (Quadrio), 1357 
(Vautrin, Desjardins). 

Pankreasoyste 986 (Hardouin), 1256 
(Outerbridge). 

Pankreascysten 309 (Alexandrow). 

Pankreasdiabetes 439 (Cammidge). 

Pankreaserkrankungen 351 (Zloesser), 
715 (Levin, Guleke), 1535 (Zerfing), 
1536 (Sauvé). 

Pankreasfermente 650 (Pinkuss). 

Pankreashämorrhagie 642 (Brewik£). 

Pankreatin gegen Krebs 83 (Hoffmann). 

Pankreaskrebs 655 (Swain). 

Pankreas, Gystadenome des 134 (Klein- 
schmidt). 

Pankressleiden 935 (Watson, Strauss), 
936 (Rindfleisch, Hall). 

— Gelbsucht und Glykosurie bei 442 
(Mayo Robson). 

Reh DL, Cammidge’s 441 (Eich- 

). 

Pankreasresektion 656 (Ehrhardt). 

Pankreasrupturen 133 (Heineke). 

Pankreassarkom 987 (Schirokogorow). 

Pankreatitis 922 (Mayo), 1026 (Noetzel), 
1256 (Stockton, Williams), 1378 (Fa- 
sano, Magenau). 

— bei Mumps 1224 (Edgecombe). 

nen 1377 (Gerschuni, 


). 
Pankreaszerreißung 88 (Hohmeier), 655 
(Piquand). 
Papillome des Kehlkopfes 793 (Rauge). 
Parabiose künstlich vereinigter Warm- 
blüter 429 (Sauerbruch, Heyde). 
Paraffineinspritzung 791 (Eckstein). 
Paraffins, histologische Veränderungen 
injizierten 619 (Sehrt). 
Paraffinplastik 1393 (Leroux, Kapp). 
Paralyse, ischämische 378 (Freemann), 
1432 (Jones). | 
Paranephritische Abszesse 965 (1907) 
Gr 


(Grel). 
Paracystitis, sklerosierende 176 (Necker). 
Parathyreoidektomie, Tetanie nach 1143 
(Iselin). 
Parotitis 758 (Hellendall), 1000 (Sou- 
beyran, Rives). 
— postoperatoria 1103 (Legueu). 
Parotiscyste 694 (Gyselinck). 
Parotisgeschwülste 1008 (Lecene). 
Paratyphus 752 (Bushnell). 
Paratyphöser Knochenabszeß 378 (Bush- 


nell). 
Pars mastoidea, — Anato- 
mie der 1391 (Kanasayı). 


LXXI 


Pars prostat. urethrae, Strikturen der 
1347 (André). 

Pathologie und Chirurgie des Herzens 
103 (Haecker). 

— der sog. retrograden Inkarzeration 46 
(Neumann). 

— am Lebenden 130 (Moynihan). 

— der Nebennieren 163 (De Sajous). 

— — und des Morbus Addisonii 498 
(Bütorf). 

— und Therapie innerer Krankheiten 
815 (Eichhorst). 

Pelotte zur Fixierung des Drainrohres 
bei Magenfisteln 955* (1907) (Hartleib). 

Penis, Induration des 1250 (Stopezanski). 

Penisknochen 173 (Frangenheim). 

Peniskrebs 295 (Barney). 

Penis, Mißbildung des 1379 (Heller). 

— Phlebitis der Venen des 773 (Pa- 
yenneville). 

Penisstrangulation 1564 (Pels-Leusden). 

Pepsinverdauung bei Abwesenheit freier 
Salzsäure 436 (Schütte). 

Peptisches Magen- und Duodenalge- 
schwür 32 (Jiaku). 
Perforation der A. epigastrica bei Para- 
zentese des Bauches 629 (Merle). 
Perforationsperitonitis 543 (Stirling), 544 
(Derewenko). 

Perikardiektomie 1467 (Parlavecchio). 

Perikarditis, Herzlage bei 15 (Calvert). 

Periorchitis chronica 1185 (Betagh). 

Periostablösung am Metatarsus 1568 
(Wiesel). 

Peristaltik und Physostigmin 526 (Vogel). 

Peritoneale Verwachsungen, Verhütung 
1491 (Busch, Bibergesl). 1500 (Blake). 

Peritonitis 131 (Cawardine), 226 (Siegel). 
707 (Kotzenberg), 719 (Carlson), 779 
(Cuff), 7180 (Propping, Krogius), 1313 
(Mc Quire, Lamari). 

— Behandlung 1490 (Gilliam). 

— chronische 1508 (Porter). 

— diffuse 235 (Kothe). 

— eitrige 85 (Brewer), 449 (Hirschel). 

— fötale 110 (Peiser). 

— während der Schwangerschaft 1490 
(Cuff). 

Peritonsilläre Abszesse 202 (Meyer). 

Peroneussehne, Seidenplastik 1135 
(Kirsch). 

Pes equinovarus 423 (Dieffenbach). 

— plano-val 268 (Stein, Preiser). 

Pfählungsverletzung 281 (Fürster), 422 
(Beatson). 

Phalangenbruch 1286 (Kofmann). 

Phalanx, Sarkom einer 1286 (Hintz). 

Pharyngitis keratosa punctata 670 ( Wys- 
sokowicz) 


Pharyngotomia suprahyoidea 125 (Fe- 
doroff). P 

Phimose 760 (Petrivalský), 1056 (Ven- 

tura), 1232 (Petřivalský). 


LXXII 


Phlebektasien und Venenthrombosen 974 
(Retterer, Alglave), 975 (Riedinger, 
Landwehr, Friedel). 

Phlebitis nach Gebärmutterexstirpation 
776 (Moty). 

— der Venen des Penis 773 (Payenne- 


ville). 
Phlebolithen und Harnleitersteine gegen- 
über Röntgenstrahlen 117 (Beckett). 
Phlebosklerose der Venen 1450 (Berg). 
Phlegmonöse Gastritis 722 (Hall, Simp- 


son). 

Phloridzinglykosurie und Indigkarminin- 
jektionen 1361 (Seelig). 

Phosphornekrose 1000 (Teleky). 

Phototherapie 837 (Proskurjakow). 

Physikalische Chemie und Medizin 225 
(v. Koranyi, Richter). 

Physiologie des Gyrus supramarginalis 
1008 (Kudeck). 

Physostigmin und Peristaltik 526 (Vogel). 

Pigmentmäler 396 (Herrmann). 

Pinselapparat für Urethritis 961 (1907) 
(Leistikow). 

Plattfuß 44 (Muscat), 45 (Schultze), 162 
Muskat, v. Frisch), 267 (Ochsner), 
287 (Ewald), 904 (Nieny), 1435 
(v. Frisch), 1436 (Staffel). 

— Behandlung im Schlafe 1225* (C. 


Hübscher). 

Plattfußbeschwerden 881 (Mayer). 

Plattfußeinglagen 287 (Langfellner). 

Plattfuß und Fußwurzeltuberkulose 287 
(Ewald). 

— traumatischer 896 (Deusschländer). 

Pleura, Chondromyxosarkom der 772 
(Busse). 

ueber. 1487 (Vidakovich, Dick). 

Pleurafistel 28 (Parker). 

Pleurageschwulst 108 (Braun). 

Pleura- und Lungenchirurgie 794 (T'uffier). 

Pleuraverkalkung 13 (Tuffier, Jardy, Gy). 

Pleuritis 374 (Gogitidze). 

Pleuritisbehandlung 1466 (Polito). 

Pleuritis, Gaseinspritzungen bei 
(Vaques). 

— purulenta 390 (Mambrini). 

Plexus brachialis, Wurzelparalysen am 
1181 (Codivilla). 

Pneumatosis cystoides intestinorum 451 
(Mori). 

Pneumokokkenarthritis 55 (Nitch). 

Pneumokokkeninfektion 115 (Johnston). 

Pneumokokkenperitonitis 343 (Groves), 
1032 (Smith). 

Pneumolysis, kostoplastische 105 (Fried- 


948 


rich). 
Pneumonie durch Narkose 745 (Wight). 
Pneumonien nach Operationen 1051 
(Protopopow). 
Pneumothorax 1105 (Elsberg). 
— Aspiration des 389 (Fawcett). 
Pneumotomie 628, 629 (Küss, Perthes). 


Sachverzeichnis. 


Polyarthritis bei Kindern, chronische 1127 
(Dreesmann). 

— thyreotoxica 979 (Weljaminow). 

Polymastie und Tuberkulose 29 (Teizo 
Iwai). 

Polypose des Magens 1085 (Wegele). 

Polyurie, experimentelle 1360 (Kusnetzky). 

Postoperative Lungenkomplikationen 
1017 (v. Lichtenberg). 

Pott’scher Buckel 899 (Gaugele). 

Präperitoneale Geschwülste 87 (Klein- 


ns). 
Präparate zu Lehrzwecken 20 (Müller). 
Präventivimpfung gegen chirurgische In- 
fektionen 940 (Lerda). 
Priapismus 1052 (Terrier, Dujariee).. 
Processus supracondyloideus humeri 1283 
(Bovero). 

Prolapsus recti 541 (Rotter). 
Pronationsluxationen des Fußes, 
altete 469* (H. Hoffmann). 
Prophylaxe der Verkrüppelung 874 (Ro- 


ver- 


senfeld). 

Prostatabszesse 309 (Herescu), 961 (1907) 
(Krömker). 

ne. und Blasenkrebe 1328 (Fen- 
wick). 

Prostatachirurgie 1046 (Porter), 1232 
(Bayer), 1233 (Moynihan), 1250 (Man, 
Lasio), 1251 (Walker), 1359 (Alex- 


ander). 
Prostata, Echinokokkus 1002 (Paryski). 
Prostatektomie 117 (Freyer), 146 Wilms), 
175 (Trojanow), 310 (Posner), 377 
(Maclaren), 173 (Cholzow),114 (Young), 
1004 (Lang), 1013 (Gunderren, Jer- 
vel), 1014 (Mac Gowan), 1053 Li- 
lienthal), 1547 (Ransohoff), 1560 ( Bron- 
gersma). 
Prostotataexstirpation 161 (Zuckerkandl). 
Prostatahypertrophie 296 (Summers), 494 
(Goldberg), 636* (Cardenal), 644 (Ras- 
kai), 761 (Götzl), 868 (Bergmann), 
962 (1907) (Haenisch, Freyer, Forsyth), 
1003 (Bierhoff, Li Virghi), 1327 (Car- 
denal), 1347 (Schaffroth, 1348 (Lasio), 
(Cadini). 
Prostatakrebs 146 (Erhardt). 
Prostatamassage 1380 (Jooss). 
Prostatasarkom 948 (1907) (Proust, Vian). 
Prostatasteine 657 (Danila), 773 (Rochet, 
(Montot), 1013 (Rohdenburg), 1347 
(Bonneau). 
Prostatatuberkulose 296 (Koch), 
(Tedenat). 
Pseudarthrosenbehandlung 838 (Anz:i- 
lotti), 897 (Codivilla), 978 (Turner). 
Pseudarthrosen nach Schußverletzungen 
978 (Hashimoto, So). 
Pseudoappendicitis 1511 (Tricot). 
— hysterica 338* (v. Rothe). 
Pseudobauchfelltuberkulose 1507 (Alles- 
sandrt). 


1013 


Sachverzeichnis. 


Pseudofrakturen der Sesambeine des 
ersten Metatarsophalangealgelenkes 
1558 (Igelstein). 

Pseudogeschwulst des Magens 1219 (Kon- 


ried). 

Pseudokoxitis 1451 (Blanc). 

Pseudoleukämie oder Tuberkulose 587 
(la Roy). 

Pseudomyxom des Bauchfells 448 (Schu- 
mann). 

Psychische Endresultate Opera- 
tionen 1176 (Mumford). 

Purpura und Darminvagination 1319 
(Zaaijer). 

— haemorrhagica 1186 (Don). 

Puerperalpyämie 1254 (Berkofsky). 

Pyelitis 1648 (Casper). 

— Ätiologie der 297 (Bond). 

— bei Hufeisenniere 314 (Winternitz). 

Pyelonephrose 118 (Munro, Goddard). 

Pylorusausschaltung 795 (Jonnesco). 

Pylorus- und Leberkrebs 550 (Lambert). 

Pylorus-Schließunfähigkeit 984 (Einhorn). 

Pylorusstenose 1075 (Finney), 1305 (Scud- 
der), 1306 (Luis y Yague), 1318 
(Hunter). 

— angeborene 148 (Arquellada). 

— Fibrolysin gegen 1515 (Stewart). 

— hypertrophische 1199 (Dufour, Fredet), 
1220 (Bunts). 

Pylorusverengerung 1515 (Maylard, Rus- 
sell). 

mn bei Diphtherie 99 (Emme- 
rich) 


Pyocyanasebehandlung der Diphtherie 
271 (Mühsam). 

hard Ohrerkrankungen durch 212 
(Lennoyez). 

Pyonephrose 965 (1907) (Rolando). 

— geschlossene 315 (Jaboulay). 

— tuberkulöse 852 (Zuckerkand!). 

Pyopneumothorax 770 (Leykow). 

Pyurie 1350 (Levin). 


Quadriceps, Zerreißungdes283 (Haecker). 


Wachen- und Kehlkopfchirurgie 1104 
(Gluck). 
Rachendivertikel 1481 (Albrecht). 
Rachen- und Kehlkopfkrebs 1338 (Gluck). 
Rachenmandel 124 (Fronstein), 143 (Fein). 
Rachenmandelabtragung 1481 (Fein). 
Rachenpolyp, behaarter 955 (Levinger). 
Rachen-Nasenpolypen 1156 (Rister). 
Rachitis 1429 (Findlay). 

— und Osteomalskie 820 (Looser). 
Radialislähmung bei Verschiebung des 
Radiusköpfe 1448 (Stetten). 
ia ratio von Brüchen 393* (F. 

erndt). 
Radiometer 957 (1907) (Schwarz). 
Radio-ulnare S tose 419 (Palagi). 
Radium gegen Gêchwülste 1187 (Selig). 


LXXI 


Radium gegen Hauttuberkulose 1376 
(Wickham, Degrais). 

— Heilwirkung des 197 (Abbe). 

— gegen Krebs und Lupus 206 (Morton). 

— und Röntgenstrahlen bei Krebs 1345 
(Sequeira, Tuffier, Abbe). 

Radiumverbrennung der Haut 733 (Mat- 
suoka). 

Radiusbruch 1273 (Nicolaysen). 

Radiusbrüchen, Schädigung des N. me- 
dianus bei 1129 (Blecher). 

Radiusdefekt 1449 (Stamm), 1566 ( Bülow- 
Hansen). 

Radius, Epiphysenbruch des 
(Waechtler). 

Ramiezwirn 490 (Madlener). 

Raynaud’sche und Basedow’sche Krank- 
heit 1009 (Piazza). 

Realenzyklopädie der Heilkunde 524 
(Eulenburg). 

Reduktion verschobener Bandscheiben 
739 (Jacob). 

Reflex, der reno-renale 179 (Blum). ° 

Reflexlichtbeleuchtung 1384 (Friedrich). 

Regenerationsfähigkeit epithelialer Ge- 
webe 1368 (Ribbert). 

m hyothyreoepiglottica 1464 (Poirier, 


iqué). 
Rektale Ernährung 334 (Moore). 
Rekto-Romanoskopie 919 (Schreiber). 
Resektion der Brustwand bei Empyem 
1030 (Bergeat). 
— — mit Lungenplastik 1031 (Hoff- 


1283 


mann). 

— des Choledochus 790* (De Graeuwe). 
— des Darmes 150 (Childe), 547 (Evans, 
Brenizer, Faworski), 632 (Denk). 

— des Ellbogens 747 (Lossen). 

— des Fußes, osteoplastische 286 (Gold- 
ammer). 

— des Fußgelenks, osteoplastische 19* 
(Tietze). 

— des Gaumens n. Partsch 384 (Hirt). 

— der Harnröhre 1159 (Cholzoff). 

— des Kiefers 1065* (E. Payr). 

— des Kniegelenks 412 (Ferguson). 

— ds Magens 74 (Brechot), 715 (Leriche), 
723 (Soyesima), 806 (Delagénière). 

— der Mamma 1018 (Whiteford). 

— des Mastdarms 808 (Goullioud). 

— der Muskelsehnen 503* (v. Schiller). 

— der Nerven 279 (Roeder). 

— — bei Heufieber 944 (Yonge). 

— des Oberkiefers 1273 (Schönstadt). 

— — Carotisunterbindung bei 199 (Wie- 
ting). 

— des Pankreas 656 (Ehrhardt). 

— der Rippenknorpel 575 (Bayer). 

bei Lungenspitzentuberkulose 628 
(Kausch). 

— des Schenkelhalses 737 (Jones). 

— * Schulterblattkörpers 734 (Row- 


nds). 


LXXIV 


Resektion des Septum 1392 (Halle). 

— der Symphysis sacroiliaca 901 (Thrap- 
Meyer). 

— der Trigeminusäste 792 (Dollinger). 

— des Unterkiefers 765 (Heller), 1321* 
(v. Rydygier). 

Resektionen am Tarsus und Metatarsus 
270 (Budde). 

— an den Speicheldrüsen 1181 (Righetti). 

Retrobulbäre Geschwulst 212 (Rothschild). 

Retroperitoneale Eiterungen 983 (Ssi- 
semski). 

Retroperitoneales Fibrom 657 (Aleran- 
der). 

— Lipom 118 (Johnstone). 

Retropharyngealgeschwülste 385 (Hei- 
natz 


Retroposition des Dickdarmes, angeborene 
1518 (H. Streh). 

Rheumatismus, chronischer, zur Therapie 
des 745 (Lévi, Rothschild). 

— tuberculosus 661 (Esau). 

Rhinelogie und Laryngologie, Röntgen- 
verfahren in der 1530 ( Wassermann). 

Rhinophyma 693 (Broeckaert. Gütig). 

Rhinoplastik 376 (Finney), 1079 (Man- 
dry). 

Rippen, Osteomyelitis der 486 (Fiedler). 

Rippenbrüche und traumatisches Em- 
physem 93 (König). 

Rippencaries 391 (Rowlands). 

Rippen- und Brustmuskeldefekt 1216 
(Cernicky). 

Rippenknorpelresektion 575 (Bayer). 

Lungenspitzentuberkulose 628 
(Kausch). 

Rippenknorpelverrenkung 959 (1907) 
( Vanverts). 

Rizinusbehandlung der akuten Appen- 
dicitis 272 (Sonnenburg). 

Röntgenbehandlung chirurgischer und 
Hautkrankheiten 858. 

— des Krebses 977 ( Williams), 1345 (Se- 
queira, Tuffier, Abbe). 

— von Spina ventosa 662 (Paoli). 


— 1 


Röntgenbestrahlung der Hoden 646 (Re- : 


gaud, Dubreuilh). 

Röntgenbild bei Knochensyphilis 409 
(Ware). 

Röntgenbilder, plastische 415 (@ergö). 

Röntgendiagnostik von Krankheiten der 
Brusthöhle 467 (Beck). 

— des Magens 782 (Holzknecht, Jonas), 
183 (Baisch). 

Röntgensisierter Tiere gegen bakterielle 
Infektionen, Verhalten 1113 (Zaewen). 

Röntgenogramm, Luftembolie im 702 
(Revenstorf). 

Röntgenologische Konkrementnachwei- 
sung 643 (Blum). 

— Technik 1247 (Försterling). 

— Untersuchung des Magen-Darmkanals 
30 (Kaestle). 


Sachverzeichnis. 


Röntgenologisches 9 (Gergö), 10 (Schmid, 
Geronne), 195 (Sommer, Gottschalk), 
196 (Bogrow), 203 (Levy-Dorn), 204 
(Fürstenau, Kienböck, Haenisch), 271 
(Cohn). 

Röntgenoskopie der Lunge 959 (1907) 
(Lotze 


Röntgenphotographie, Apparat zur 956 
(1907) (Haenisch). 

Röntgenschadenersatzprozeß 968 (Blum). 

Röntgenstrahlenbehandlung 837 (Gar- 


diner). 

Röntgenstrahlen bei bösartigen Ge- 
schwülsten 682 (Beclere), 683 (Man- 
nury). 


— gegen Epitheliome 478 (Pusey). 

— Phlebolithen und Harnleitersteine 
gegenüber 117 (Beckett). 

ae 1228 (Klingel- 

). 

Röntgenstrahlenwirkung 1354 (Antico), 
1355 (Pfahler), 1371 (Kienböck, Gocht), 
1376 (Haret, Geyser). 

— auf bösartige Geschwülste 1229 (Mar- 
tini). 

— auf Geschwülste 574 (Martini). 

Röntgentechnik 980 (Kohl, Müller, Bie- 
salski, Forssell, Stein). 

Röntgentherapie 85 (Jacksch), 204 (Gott- 
schalk), 733 (Kienböck). 

— und -Diagnose 1245 (Levy-Dorn). 

— Dosimeter für 1474 (Strauss). 

— und Finsentherapie bei Lupus 205 
(Lang). — 

— mit der Franklinisation bei Lupus 197 
(Winkler). 

Röntgenuntersuchung 821 (Karewski). 

— auf Fremdkörper 139 (Bailey). 

— bei Otitis media 1530 (Kühne, Plag- 
mann). 

Röntgenuntersuchungen, Hautreaktion 
nach 981 (Kienböck). 

— der Nebenhöhlenerkrankungen 999 
(Huther). 

— bei Krankheiten des Schädels und Ge- 
hirns 668 (Schüller). 

Röntgenverfahren 616 (Dessauer, Wies- 
ner). 

— bei Magen-Darmleiden 713 (Pförrin- 
ger), 714 (Jolasse). 

— in der Rhinologie und Laryngologie 
1530 (Wassermann). 

Rote Kreuz-Bericht über die Hilfstätig- 
keit im russisch-japanischen Kriege 
1421. 

»Rovsing’sches Symptome 233* (Lauen- 
stein), 533* (4. Hofmann), 537* (Th. 
Rovsing). 

— — Bedeutung des 374* (Rovsing). 

Rückenmark- und Gehirnchirurgie 839 
(Küttner). 

Rückenmarksanästhesie 380 (Preindls- 
berger, Kida). 


Sach verzeichnis. 


Rückenmarks- und Hirngeschwülste 26 
(Schultze). 

Rückenmarkshautgeschwulst 482 (Oppen- 
heim, Borchardt). 

Rückenmarksschüsse 1540 (Braun). 

Rückenmarksverletzung 1142 (Solieri), 
1343 (de in). 

— Uretersteine nach 652 (Seefisch). 

Rückenmarksverletzungen 1477 (Allen, 
Forster), 1478 (Traver). 

Rückenschmerz bei Brustkrebs 1012 (De- 
lore, Ballivet). 

Rückstauungsblutungen am Kopf 757 
(Milner). 

Rumpfkompression, Stauungsblutung 
nach 1410 (Herzenberg). 

Rumpfskelette, Varistion des 263, 371 
(Böhm). 

Ruptur des Mastdarmes 986 (Burkhardt). 

Rychanotrepan 968 (1907) (Delstzin). 


®Säurebestimmung des Mageninhaltes 622 
(Koritschan). 

Sakralgeschwulst 1544 (Hinterstoisser). 

Sakrococcygealgeschwulst 277 (Molin, 
Gabourd 


). 

Sakrodynie und beiderseitige Ischias 277 
(de Beule). 

Sakrolumbalmuskulatur, Echinokokkus 
der 1452 (Manulescu). 

Salzsäure, Pepsinverdauung bei Abwesen- 
heit freier 436 (Schütte). 

Salzwasser gegen offene Tuberkulose 982 
(Regnier). 

Samenbläschen, Cyste der 1352 (Damski). 

Samenstranges, Torsion des 1253 ( W inter). 

Samenstranggeschwulst 660 (Tédenat, 
Martin). 

Samenstrangvenen, Thrombose von 1383 
(Ransohoff). | 

Sanduhrmagen 147 (Gardiner). 

— Volvulus bei 1244 (Hermes). 

Sanitätsbericht der preußischen, sächsi- 
schen und württembergischen Armee 
23. 

Sanitätedienst im Hottentottenfeldzug 
866 (Ruckert). 

Sarkom 791 (Malherbe). 

— am Amputationsstumpf 747 (Capaldi). 

— der Blase 1016 (Sottile). 

— des Dünndarms 86 (Bondareff). 

— der Gallenblase 1377 (Parlavecchio). 

— hämorrhagisches 1050 (Chitrowo). 

— der Kiefer 114 (Fairbank). 

— der Kniescheiben 1287 (Morävek). 

— der Knochen 56 (Doberauer), 603 
(Coley), 1125 (Borchard). 

— der Leber 1323 (Bertelli), 1542 ( Knott). 

— auf Lupus 743 (Morestin). 

— der Lymphdrüsen 832 (Dietrich). 

— des ns 1318 (Manges). 

— des Mastdarms 1165 (Exner). 

— des N. vagus 1081 (V enot). 


LXXV 


Sarkom des Oberschenkels 760 (Goebel). 
— des Pankreas 987 (Schirokogorow). 
— einer Phalanx 1286 (Hintz). 

— der Prostata 948 (1907) (Proust, Vian). 
— nen 966 (1907) (Wolters, 

). 

— und Trauma 82 (Orth), 477 (Vogel). 
Sarkombehandlung 589 (Babcock, Pfah- 


ler). 

Sarkome, Bakterientoxine gegen 703 
(Coley). 

— und infektiößss Granulome 1213 
(Sticker). 

— Toxinmischung gegen 206 (Coley). 

Sauerstoff in der Chirurgie 1423 (Bain- 


bridge). 

— bei Wunden und Infektionen 1114 
(Burkhardt). 

Saugbehandlung als schmerzstillendes 
Mittel bei den Aftererkrankungen 
307* (Ogata). 

— Wasserstrahlluftpumpe für 1474 
(Strauss). 

Saugspritze, selbettätige 570* (Neuhaus). 

Saugverfahren bei tuberkulösen Hals- 
drüsen 828 (Berry). 

Schädel und Gehirn 941 (Hermann). 

— Ostitis fibrosa cystica am 1400 
(Wrede). 

— Venenkanäle des 1268 (Schüller). 

— und Gesichteasymmetrie 1462 (Pe- 
ters). 

Schädelbasisbruch 999 (Peyser). 

Schädelbrüche 1008 (C’ushing), 1410 (Rei- 


her). 
— Lumbalpunktion bei 942 (Jianu). 
Schädeldepression 575 (South). 
Schädel- und Gehirnerkrankungen, Rönt- 
genuntersuchungen 688 (Schüller). 
Schädelknochen, Gumma der 838 (Forgue, 


Roger). = 
Schädelnekrose, syphilitische 1411 (Fia- 
achi). 
Schädeloperationen 690 (Cushing). 
Schädelplastik 197 (Sohr), 691 (Roberts). 
Schädelschüsse, Krönlein’sche 49 (Franz). 
Schädelverletzungen 690 (Ross), 691 
(Bircher), 1389 (Hartwell). 

Scharlach R., Einwirkung von Fpithel- 
wachstum unter 153* (Schmieden). 
Scharlachsalbe zur Epithelisierung von 

Wundflächen 1124 (Kaehler). 
Scheidenkrebs 967 (1907) (de Beule). 
Schenkelbruch 1198 (Battle). 

— der Blase 1219 (Martinelli). 
Schenkelbrüche 18 (Kader), 782 (Bar- 


descu). 
Schenkelhalsbruch 662 (Walker), 663 
(Bryant). 
Schenkelhalses, Resektion des 737 (Jones). 
— Zur Statik des 736 (Hagen). 
Schere, neue 413* (E. Mertens). 
Schiefhals 874 (Haudek). 


LXXVI 


Schilddrüse, Gumma der 575 (Thursfeld). 

— Zottencyste der 1482 (Mc Lellan, 
Dunn). 

Schilddrüsenerkrankungen 758 (Bérard). 

Schilddrüsenfunktion der Epithelkörper- 
chen 386 (Hagenbach). 

Schilddrüsenkrebs 116 (Halstead). 

Schilddrüsen, Transplantation der 28 
(Kocher), 1368 (Ribbert). 

Schläfenbeinchirurgie 1395* (E. Ruttin). 

Schleimhäute, Darmanastomose mittels 
elastischer Ligatur der 1039 (v. Ba- 
racz). 

Schleimhautbepflanzung von Magenge- 
schwüren 784 (Carnot). 

Schleimhautüberpflanzung des Magen- 
Darmkanals 1182 (Cosentino). 

Schließungsunfähigkeit des Pylorus 984 
(Einhorn). 

Schlitzschuß des N. ulnaris 968 (1907) 
(Addicks). 

Schlüsselbeinbruch 1117 (Gouteaud). 

Schlüsselbeinbrüche, Chromlederstreck- 
verband 63* (Evler). 

Schmerzsinnherabsetzung durch elektri- 
schen Strom 68 (Winkler). 

Schnellender Finger 281 (Weir), 901 
(Hiller). 

Schrapnellverletzungen 1384 (Scheel). 

Schuhwerk 882 (Lengfellner). 

Schulterblattexstirpation 987 (Koerber). 

Schulterblatthochstand 1566 (Putt:). 

— Ätiologie des angeborenen 883* (H. 
Teske). 

— anatomische Grundlage zur Erklärung 
des 953* (1907) (Cohn). 

Schulterblattkörpers, Resektion des 734 
(Rowlands). 

Schultergelenkschleimbeutel 988 (Stieda). 

Schulterverrenkung 277 (Royster), 278 
(Sheldon), 776 (Ellerbroek). 

— angeborene 900 (Zander). 

— doppelseitige 1283 (Anglada). 

— komplizierte, Knochenbruch mit 1127 
(Mason), 1128 (Buchanan). 

Schußverletzung, Herznaht bei 170 (Sul- 
tan). 

Schußverletzungen 514 (Bestelmeyer). 

Schußverletzungen der Halswirbel 766 
(Hoffmann). 

Schußwunden der Körperhöhlen 743 
(Potärca). 

Schwangerschaft, extra-uterine 776 (Lin- 
denstein). 

— Hämaturie bei 775 (Balloch). 

Schweinerotlauf 444 (Wetzel). 

Schwellung, symmetrische der Schläfen 
und Wangen 383 (Buschke). 

Scoliosis lumbagica 276 (v. Hovorka). 

Sehnen- u. Schleimbeutelerkrankungen 
413 (Ombrédanne). 

Sehnennaht 1266 (Ritter). 

Sehnenoperationen, plastische 893( Krach). 


Sachverzeichnis. 


Sehnenscheiden, Impftuberkulose der 273 
(Mühsam). 

Sehnenscheidengeschwülste 1127 (Gau- 
diani). 

Sehnenscheidenphlegmone 1116 (Klapp). 

Sehnenscheidentuberkulose 503* (v. Schil- 


ler). 

Sehnentransplantation 685 (Kirmisson), 
686 (Hoffa, Jones, Lange, Vulpius, 
Giordano), 751 (Dahlgren). 

Sehnenverletzungen 1130 (Förster). 

Sehnenzerreißungen der Finger 419 
(Schlatter). 

Seide, Zelluloidzwirn und Ramiezwirn, 
Physikalisches über 81* (Madlener). 

Sekretionen, innere 67 (Sajous). 

Sektionstechnik 293 (Westenhoeffer). 

Sensibilität der Abdominalorgane 337* 
(Haim). 

— des Bauchfells 326 (Beer). 

Sepsis, Darmlähmung bei 449 (Ruff). 

— peritoneale 802 (Rothschild). 

— Vaccinebehandlung puerperaler 1383 
(Crowe, Wynn). 

Septhämie 378 (Fothergill). 

Septische und pyämische Allgemeininfek- 
tion 937* (P. Sick). 

Septumresektion 1592 (Halle). 

Seröse Höhlen gegenüber im Blute krei- 
senden Bakterien 362 (Peiser). 

Seropneumothorax 770 (Legkow). 

Seruminjektionen bei Blutungen 1374 
(Leary). 

Sesambeine, Pseudofrakturen der 1558 
(Igelsteın). 

eaan R 504, 1532 (Uffen- 


orde). 

Sigmoiditis und Perisigmoiditis 971 
(Patel). 

Silbercatgut und Silberseide 249* ( Credé). 
Silberdrahtnetze bei Bauchnaht 717 
(Bartlett). 
Silbernetze bei 
(McGavin). 
Simulation chirurgischer Leiden 1155 

(Dieulafoy). 

Sinusphlebitis 1416 (Schroeder). 

Sinusthrombose 1539 (Deane). 

Skalpierung 953 (Tetsuo Miyata). 

Skapularkrachen 606 (Lotheissen). 

Skeletterkrankungen, eigenartige 50 (Al- 
bers-Schönberg). 

Sklerom 202 (Gerber). 

Skoliose 674 (Haglund), 875 (Eckstein, 
Gerson, Möhring), 889 (Schanz), 897 
(Chlumsky), 899 (Gottstein). 

— und Halsrippen 827 (Eckstein). 

— hysterische 26 (Strauss). 

— reflektorische 482 (Dieulafe). 

Skoliosenbehandlung 945 (1907) (Klapp), 
1463 (Wahl). 

Skopolamin-Morphium-Chloroform, Nar- 
kose mit 792 (Cazin). 


großen Hernien 146 


Sach verzeichnis. 


Skopolamin - Morphiumnarkose 380 
(Hirsch, Durand),689(Zeller),731(Hotz). 

Skopolaminnarkose 20 (Neuber). 

Sonnenlicht in der Chirurgie 1079 (Hae- 
berlin). 

Spätasphyxien nach Kehlkopfexstirpa- 
tion 486 (Müntz). 

Spätileus, postoperativer 724 (Voigt). 

Spasmen und Myalgien der Bauchmuskeln 
1489 (Schmidt). 

Speicheldrüsen, Resektionen an den 1181 
(Righetti). 

Speicheldrüsengeschwülste 671 (Martini), 
945 (Massabuan). 

Speichelsteine 142 (Koser, Garel, Bonna- 
mour). 

Speiseröhre, Fremdkörper in der 28 
(Lunzer, Iacker), 485 (Jalaguier), 768 
(Piollet), 769 (Heurard, Thiemann, 
Paterson), 924 (Neuhaus), 1029 ( Mak- 
kas), 1484 (Blauel). 

Speiseröhrenchirurgie 387 (Cohn, Mar- 
jantechik), 388 (v. Schröter, Seeliy), 
829 (Hildebrand). 

Speiseröhrendivertikel 485 (Gehle). 

Speiseröhrengeschwür, Gastrostomie bei 
1220 (Monprofit, Kieffer). 

Speiseröhrenkrebs 82 (Lauper), 83 (v. 
Hacker), 1338 (Czerny). 

Speiseröhrenoperationen 128 (Green, 
Manry). 

Speiseröhrenplastik 216 (Rokizk:). 

Speiseröhrenstenose 1484 (Seeltg). 

Speiseröhrenverengerung 678 (Lieblein), 
1191 (GQuisez). 

Speiseröhrenzerreißung 1081 (Schultze). 

Speisewege, Fremdkörper der oberen 768 
(Piollet), 769 (Heurard, Thiemann, 
Paterson). 

Spina bifida 766 (Buccheri), 955 (Goro- 
chow), 1158 (Paterson). 

— ventosa, Röntgenbehandlung von 662 
(Paoli). 

Spinalanästhesie 7 (Krönig, Gausas), 8 
(Chaput), 1106 (Silberberg, Lasio), 
1375 (Barker, Hardouin). 

Spirochaeten, abszeßbildende 379 (White, 
Proescher). 

Spitzentuberkulose, 
105 (Seidel). 

Spitzgeschoßwirkung 46 (Fessler). 

Spienektomie 654 (Tiske, Torrance, 
Smith), 1222 (Johnston, Summers). 

Splenoadenopathia chronica 1182 (Fer- 
rarıni). 

Spondylitis, Behandlung der 252* (Wie- 
ner 


Chondrotomie bei 


— cervicalis deformans 1479 (Preiser). 

— tuberculosa 564 (Bastianelli), 596 
(Galeazzi), 874 (Rauenbach). 

— typhosa 955 (Wirschubski). 

Spondylitischer Buckel, Behandlung nach 
Calot 896 (Kofmann). 


LXXVII 


Spontaner Extremitätenbrand 411 (Will- 
manns). 

Sprungbeinfortsatzbruch 904 (Ebbing- 
haus 


Stärkekleisterplatte 1522 (Müller). 
Starrkrampfepidemie 1138 (Wells). 
Status lymphaticus 574 (Hilliard). 

— — und allgemeine Anästhesie 560 
(Mc Cardie). 

Stauungsbehandlung 429 (Tuffier), 444 
(Gebele), 590 (v. Graff, Fichera), 823 
(Fichera), 1215 (Bätzer). 

— akuter eitriger Infektionen 100 
(Wrede). 

— bei Eiterungen 476 (Lotheissen). 

— gonorrhoische Gelenkentzündung 1215 
(Bätzer). 

Stauungsblutung 1079 (Beatson), 1109 
(Herzenberg). 

— nach Rumpfkompression 1410 (Her- 
zenberg). 

Stauungseinfluß auf wachsende Knochen 
254 (Sangiorgi). 

Stauungshyperämie 969 (Frangenheim), 
1188 (Vasek), 1545 (v. Felegyhazi), 
1546 (Lockwood, 1560 (Schmidt). 

Steine der Blase 775 (Jerie). 

— der Prostata 773 (Rochet, Montol). 

Steinkrankheit der Harnwege 962 (1907) 
(Loewenhardt). 

Stenose des Duodenum 345 (Skaw, 
Baldauf). 

— der Luftröhre 694 (Delsaux). 

Sterilcatgut 1373 (Kuhn). 

Sterilisation von Gummihandschuhen 746 
(Flatau), 1297 (Fessler, Iwase). 

— der Metallinstrumente 135*, 375 (Le- 
vai), 746 (Claudius). 

n der Haut 1289* (A. Gros- 
sich). 

Stieltorsion eines Bauchhodens 967 (1907) 
(Boese). 

— von Eierstocksgeschwülsten 968 (1907) 
(Weir). 

— des Netzes 273 (Kothe). 

— der Wandermilz 454 (Kadygroboff). 

Stimme und Sprache ohne Kehlkopf 1105 
(Gutzmann). 

Stirnhöhlen, vier 1112 (Cohen). 

Stirnhöhlenempyem 692 (Clairmont). 

Stirnhöhlenoperation 1270 (Wischnewski). 

Stovain 561 (Coderque, Navarro). 

Streckaponeureuse am Mittelfinger, Abriß 
der 1568 (Weite). 

Streckapparat 424 (Hofmann, Köhler). 

Streptokokkenmeningitis 1411 (Peabody). 

Striktur des Mastdarms 1309 (Beach). 

Strikturen der Harnröhre 494 (Asch). 

— der Pars prostat. urethrae 1347 
(Andre). 

Struma maligna 677 (Langhans). ° 

Subkutane Lufteinblasung gegen Neural- 
gien 116 (Gubb). 


LXXVIII 

ne Entzündungen 672 (Grün- 
). 

Subphrenischer Abszeß 344 (Cosentino), 


1033 (Barnard). 
Supinationsstörungen, angeborene 877 


(Cramer). 
Suprarenalcyste 181 (Cect). 
Suprarenin-Kochsalzinfusionen bei peri- 


tonitischer Blutdrucksenkung 1072 
(Heidenhain). 

Dr synthetisches 1355 (Kraupa). 
ymph ysis sacro-iliaca, Resektion der 901 
(Thrap-Meyer). 

Symptomatologie und Diagnostik der uro- 

nitalen Erkrankungen 157 (Burk- 

kardi. Polano), 158 (Blum, de Mendoza). 

Syndaktylie 877 (Hornung). 

Synovialispathologie 257 (Cecca). 

Syphilis, Elephantiasis bei 417 (Ravogli). 

— hereditaria, Übertragung von 1475 
(Burgsdorf, Carle). 

— der Kiefergelenke 213 (Sterling). 

— der Knochen 409 (Ware). 

— der langen Knochen 595 (Ware). 

— der Leber 1376 (Mc Laren). 

— des Oberschenkels 1288 (Niosi). 

Syphilisbehandlung 1475 (Hamel). 

Syphilisfrage 1107 (Carle, Burgsdorf, Ha- 
mel), 1108 (Burgsdorf). 

Syphilisreaktion, die Wassermann’sche 
639 (Karewski). 

Syphilitische Arterienveränderung 422 
(Merk). 

— angeborene Osteoperiostitis 52 (Legg). 

— Schädelnekrose 1411 (Fiaschs). 

Syphilitischer, Heirat 1095, 1461 (Civasie). 

Syphilitisches 398 (Jadassohn). 


an in der chirurgischen Praxis 1095 

(Bangs). 

Tabes, Frühfrakturen als Initialsymptom 
bei 903 (Troemner, Peiser). 

— und Chirurgie 1428 (Debove). 

Tachiol bei eiterhaltigem Urin 1546 
(Pavone). 

Talma-Drummond’sche 
(Lieblein). 

Talma’sche Operation 350 (Corson), 551 
(Koslowski), 921 (Ladenburger). 

Talusfuß, paralytischer 1557 (Whitmann). 

Talusluxation oder Luxatio pedis sub. 
talo 1133, 1223* ( Reismann, Kirchner). 

Tarsus und Metatarsus, Resektionen aın 
270 (Budde). 

Tasten normaler Magenteile 132, 230 
(Hausmann). 

Technik der Gaumenspaltenoperation 
809* (C. Helbig). 

— des Gipsverbandes 1242* (K. Vogel). 

Teleangiectasis circumscripta unversalis 
61 (Osler). 

Tendinitis ossificans traumatica 903 
(Höring). 


Operation 933 


Sachverzeichnis. 


Teratom am Kopfe 1410 (Veil). 

Tetanie 759 (MacCallum). 

— nach Parathyreoidektomie 126 (Pool), 
1143 (Iselin). 

— nach Thyreoidektomie 1483 (Bran- 


ham). 

Tetanus 362 (Vincent), 363 (Hardouin), 
380 (De Aħna), (Heddaeus, 
Zacharias), 4716 (Duprat, Hofmann), 
559 (Vincent), 602 (Harras), 867 
(Kuhn). 904 (Pochhammer, Zupnik), 
977 (Burr), 1187 (Jerie), 1375 (Henls), 
1386 (Rostowzew). 

Tetanusbehandlung 140 (Robinson). 

Tetanusprophylaxe 1092 (Vasllard). 

Thiosinamin gegen Epididymitis 51i 
(Delbet). 

— und Fibrolysin 364 (Leonardo), 1528 
(Hartmann). 

Thiosinaminvergiftung 1028 (Grosse). 

Thoraxeröffnung 1398* (Katzenstein). 

Thrombose des Bulbus venae jugularis 
475 (Oertel). 

— Gallengangkapillaren 835 (Fischer). 

— von Samenstrangvenen 1383 (Ranso- 

). 

Thymusfunktion 1465 (McLennan). 

Thymushypertrophie 1158 (Hinrichs). 

a aE 966 (Hinrichs). 

Thymustod 484 (Hotz). 

Thymus, Transplantation der 1181 (Sca- 
lone 


). 

Tic convulsif 378 (Cushing). 

Todesfälle in der Narkose vermeidbar? 
661 (Strauch). 

Todesursachen nach Laparotomien 430 
(Selberg). 

Tonsillektomie 371 (Jacson). 

Topographische Anatomie 294 (Corning). 

Torticollis 673 (Ricard). 

Totalexstirpation von Netz und Milz 986 
(Paryski). 

Toxinmischung gegen Sarkome 206 (Co- 
l 


ey). 

Tracheotomie 1002 (Wolf). 

Transfusionskanüle,Crile’sche,modifizierte 
1335* (L. Buerger). 

Transplantation 3* (Lanz). 

— von Blutgefäßen 979 (Guthrie), 1195 
(Levin, Larkin, Ward). 

— des Dünndarms 531 (Esau). 

— von Kaninchenperiost 1411 (Lop). 

— körperfremder Gewebe 26 (Schoene). 

— der Sehnen 751 (Dahigren). 

Trauma, Epilepsie nach 1411 (Tilmann). 

— und Karzinom 572* (Lanz). 

— und Sarkom 82 (Orth), 477 (Vogel). 

Trepanation 757 (Parkinson). 

re ie durch permanentes Bad 397 
(Jakobs). 

Trigeminusneuralgie 124 (Meriel), 368 
(Broeckart, de Beule), 378 (Cushing), 
1400 (Sickinger), 1462 (Sicard). 


Sach verzeichnis. 


Trochanter-Spinalinie 877 (Schoemaker). 

Thrombose und Embolie, postoperative 
5 (Fränkel), 8 (Ranzi). 

— der V. mesent. sup. 807 (Haagen). 

Trommlerlähmung 1449 (Würth v. 

ürthenau). 

Trypsin 650 (Pinkuss). 

Tub. maj. humeri, Abbruch des 661 
(Taylor). 

Tuberkulin bei Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose 603 (Ogiloy, Coffin). 
Tuberkulinreaktion, kutane 443 (Göbel). 
Tuberkulöse Fisteln nach Beck 1310 

(Dollinger). 

— Leberabszeß 350 ( Mouisset, Petitjean). 

— Lungenkaverne durch Operation 832 
(Bessel-Hagen). 

— Knochengelenkentzündungen 1264 
(Alamartine). ° 

— Pyonephrose 852 (Zuckerkandl). 

Tuberkulose 587 (Risacher, Kraemer). 

— Ätiologie der 1144 (Whitla). 

— des Bauchfells 344 (Schulze), 431 
(Hertzler), 1019 (Bircher), 1160 (Wil- 
cox), 1506 (Hamman), 1507 (Alles- 
sandri). 

— Behandlung chirurgischer 705 (Low), 
706 (Tietze). 

— der Blase 507 (Calabrese), 774 (Stir- 


ling). 

— des Blinddarms 334 (Cumston). 

— Chondrotomie bei 1002 (Seidel). 

— des Dünndarms 1200 (Nicolaysen). 

— der Flexur 1319 (Boese). 

— des Fußgelenks 1120 (Stich). 

— der Fußwurzel 740 (Ewald), 1134 
(Ohse). 

— — und Plattfuß 287 (Ewald). 

— der Gelenke 1429 (Arce), 
(Ponce). 

— der Genitalien 798 (Baudet). 

— und Geschwülste in der Gebärmutter 
183 (Schütze). 

— der Halsdrüsen 125 (Plummer). 

— — Saugverfahren bei 828 (Berry). 

— der Harn- und Geschlechtsorgano 1234 
(Goodlee). 

— der Haut 1173 (Tomkinson). 

— — Radium bei 1376 (Wickham, De- 


grats). 

— Hoden-, Jod bei 660 (Finocchiara). 

— der Hüfte 409 ( Ménard), 1134 (Bowlby). 
1451 (Urechia). 

— des Kehlkopfs 958 (Möller). 

— bei tabischer Knieaffektion 56 (Simon, 
Hocke). 

— derKnochen und Gelenke 965 (Miller). 

— Konjunktivalreaktion bei 1027 (Krae- 


mer). 
ose der 1139 (Malis). 


1430 


— Kutandi 

— der Leber 932 (Brunzl). 

— der oberen Luftwege, Jodkali bei 1138 
1487 (Grünberg). 


LXXIX 
Tuberkulose der An 105 
(Seidel), 127 (Freund), 128 (Hast). 


— — Resektion der Rippenknorpel bei 
628 (Kausch). 

— Marmorek’s Serum 867 (Hohmeter). 

— der Nieren 105 (Zkehorn), 302 (Bern- 
hard, Salomon), 303 (Götzl), 315 
(Hock), 495 (Albarran, Cathelin), 510 
(Bircher), 851 (Wildholz), 872 (Lichten- 
stern, Wildholz), 1061 (Shober), 1329 
(v. Illyés), 1350 (Loumeau), 1351 
(Alessandrie), 1382 (Walsh). 

— — und Blase 1252 (Grekow). 

— des Oberkiefers 1190 (Perrier). 

— und Polymastie 29 (Teizo Iwai). 

— der Prostata 296 (Koch), 1013 (Tede- 


nat). 

— oder Pseudoleukämie 587 (la Roy). 

— Salzwasser gegen offene 982 (Regnier). 

— der Sehnenscheiden 503* (v. Schiller). 

— und Unfall 687 (Jeanbran), 688 
(Thiem), 689 (Doyen). 

— der Wirbel 263 (Brenner), 564 (Ba- 
stianelli), 596 (Galeazzi), 874 ( Rauen- 
bach), 167 (Lobett). 

Tuberositas metatarsi quinti, Wenzel- 
Gruber’sche Epiphyse der 740 (Iselin). 

Tumor und Diathese 1353 (Haeberlin). 

Tumoren, Fulgurationsbehandlung ma- 
ligner 1213 (Schultze). 

Tunica vaginalis testis, Geschwulst der 
776 (Levy). 

Typhlitis und Adnexerkrankung 649 
(Rinne). 

Typhus, Darmperforation im 145 (Al- 
laben). 

— Extremitätenbrand bei 423 (Biron). 

— Hodennekrose nach 512 (Foz). 

— osteoperiostale Komplikationen des 
636* (Cardenal). 

Typhusperitonitis 1083 (Zinsser). 


Überdruckapparat 679* (Tiegel), 696 
(Mayer, Danis), 959 (Vidal). 
Überdrucknarkose, Apparat zur 
(Mayer). 

Überdruckverfahren 14 (Seidel). 

Überleitung des Vena cava-Blutes in 
die Vena portae mittels termino- 
lateraler Gefäßanastomose 217* 
(Meyer). 

Ulcus pepticum jejuni 723 (Schostak). 

— ventriculi, Behandlung der foudroyan- 
ten Blutungen bei 45 (Braun). 

Ulnarislähmung, traumatische 1283 
(Thon). 

Ulnaverrenkung 419 (Haedke). 

Unfallarzt gegenüber traumatischen 
Knochengelenkentzündungen 1426 
(König). 

Unfall und Krebs 688 (Segond). 

— und Tuberkulose 687 (Jeanbran), 683 
(Thiem), 689 (Doyen). 


101 


LXXX 


Unfallverletzte 1426 (Köhler). 

Unterbindung der Art. iliaca communis 
1286 (G@illetts). 

— — subclavia oberhalb des Schlüssel- 
beins (mittels Längsschnittes in der 
Richtung der Nerven und des Ge- 
fäßes) 942* (1907) (Riedel). 

— der Carotis 464 (de Fourmestrauz). 

— — ext. wegen Nasenbluten 1282 
(Barret, Orr). 

— des Darmes 78 (Bogoljuboff). 

— der großen Körpervenen 524 (Leotta). 

— der Leberarterie 151 (Beresnegowski). 

Unterkieferankylose 384 (Fabrikant), 1190 
(Kirstein). 

Unterkiefer, Exartikulationen des 1157 
(König). 

Unterkieferresektion 765 (Heller). 

— osteoplastischer Ersatz nach 1321* 
(R. v. Rydygier). 

Unterlippenfistel 684 (Unterberger). 

Unterschenkelamputation 739 (Dumont). 

Unter- und Oberschenkelbrüche 1434 
Montandon). 

Unterschenkelfraktur Pott’s 649 (Selby, 
Heath). 

Unterschenkelgeschwülste 1133 (Bayer). 

Unterschenkel-Muskelangiom 422 (Nast- 


Kolb). 
Unterschenkelpseudarthrose 989 (Rauen- 
busch 


Untersuchungsmethoden bei Nierenkrank- 
heiten 160 (Kotzenberg). 

Urachusanomalien 964 (1907) (Draudt). 

Urämie 850 (Reitter). 

Ureteren, Dauerkatheterismus der 636* 
(Cardenal). 

Uretersteine 652 (Seefisch). 

Ureterocystoneostomie 497 (Lutaud), 508 
(Desnos). 

Urethroskopie beim Weibe 1235 (Knorr). 

Urethritis, chronische 846 (Lohnstein). 

— Pinselapparat 961 (1907) (Leistikow). 

Urethrotomia interna 460 (Guiard), 846 
(Asch). 

Urin, Tachiol bei eiterhaltigem 1546 


avone). 

Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit 
Stovain (Billon) 60* (Hosemann), 191* 
(Czermak). 

Urinverhaltung bei alten Leuten 657 
(Jones). 

Uropa o ppa, Behandlung 1050 
(Biondi). 

Urogenitale Erkrankungen, Symptomato- 
logie und Diagnostik 157 (Burkhardt, 
Polano), 158 (Blum, de Mendoza). 

Urologie, Behandlung durch Stauung 851 
(Frank). 

— Konjunktivalreaktion in der 1251 
(Necker, Paschkis). 

Urologisch-cystoskopisches Vademekum 
048 (1907) (Wohlauer). 


Sachverzeichnis. 


Uterus, Adenomyom des 1363 (Cullen). 
— Diagnose der Bösartigkeit am 164 
(Mansfeld). 


WVaccinetherapie 1368 (Wright). 

"accinebehandlung puerperaler Sepsis 
1383 (Crowe, Wynn). 

— von Infektionskrankheiten 115 (Mc- 
Arthur, Hollister). 

Vaguspneumonie 13 (Felegyhäzi, Potocz- 


Vagusverletzungen 675 (Reich). 

Varicen, oberflächliche 599 (Chevier). 

Varikokele 1237 (Mori), 1238 (Barile). 

Varix aneurysmaticus 165* (Herbing). 

'as deferens, antiperistaltische Bewe- 
gung des 303 (Schindler). 

jektionen in das 1185 (Biondi). 


— — und Nebenhoden, Anastomose 
zwischen 316 (Hagner). 
Vater'sche Papille, Krebs der 1447 


(Morian). 
Vena jug., Lufteintritt in die 768 (v. 


Oppel). 

— mastoidea 198 (Gaudrier, Descarpan- 
tiers). 

— portae, Unterbindung der 1039 (Gies). 

Venenblut-Spannung, osmotische 823 
(Wolf). 

Venen, Gaseintritt in 1174 (Delbet, Moc- 


quo). 

— Phlebosklerose der 1450 (Berg). 

— des weiblichen Beckens 163 (Kow- 
natzki). 

Venenkanäle des Schädels, diploötische 
1268 (Schüller). 

Venenklappenbildung 1556 (Jianu). 

Venenklappen und Varicenbildung 259 
(Loewenstein). 

a 1196 (Sonnenburg, Müh- 


m). 
Verbandmittel, aseptische Konservierung 
der 1387 (Escomel). 
Verbandpäckchen für den Feldsoldaten 
741* (Deeleman). 
Verbildungen, angeborene 988 (Börrin- 
ger). 
Verbrennung, 
(Renner). 
— Folgen ausgedehnter 627 (Valentin). 
Verbrennung bei Kindern 1094, 1460 


Behandlung von 907* 


Ve erbrennungskontrakturen von Hand 
und Fingern 749 (Klemm). 

Verdauung lebenden Gewebes 652 
(Katzenstein). 

Vergiftung mit Jodoform 628 (Saratoff). 

Verhand! n des Vereins deutscher 
und süddeutscher Laryngologen 1541. 

Verknöcherung des zweiten Kiemengangs- 
bogens 371 (Dwight). 

we Prophylaxe der 873 (Ro- 


Sach verzeichnis. 


Verlängerung der Knochen 800 (Bar- 
barin). 

Verletzung der Armnerven 900 (Holding, 
Weber, Bazy). 

— des Rückenmarks 1142 (Soliers). 

— des Zwerchfells 982 (Prawdoljuboff). 

Verletzungen der Handwurzel 748 (Zber- 
mayer). 

— der Sehnen 1130 (Förster). 

Veronal-Chloroformnarkose 26 (Stoss- 
mann). 

Verrenkung des Ellbogens, Myositis 648 
(Frangenheim, 734 (Machol). 

— des Fußes 286 (T'ichow, Kirchner), 423 
(Wertheim). 

— — veraltete 469* (H. Hoffmann). 

— der Hüfte 607 (Cuneo). 

— — angeborene378(Olis),878(Ghillini), 
879 (Graetzer, Drehmann), 902 (Ehe- 
bold, Bade, Deutschländer) 1132 (Ab- 
bot). 1472 (Bade). 

— — kompensatorische 901 (Becher). 

— — zentrale 420 (Wörner), 421 (Esau). 

—- des Hüftgelenks 799 (Kirmisson). 

— — angeborene 1185 (Secchi). 

— des Knies, angeborene 1567 (v. Salis). 

— der Kniescheiben, angeborene 1473 
(Finsterer). 

— im Lisfranc’schen Gelenk 752 (Sub- 
hotitch). | 

— des Metatarsus 991 (Soubbotitch). 

— des Mittelfingers 1131 (Siemon). 

— des Mondbeins 1118 (AMontandon), 
1130 (Ohly). 

—- des Os capitatum 1285 (Bull). 

— der Rippenknorpel 959 (1907) (Van- 
serta 


—- der Schulter 277 (Royster), 278 (Shel- 
don), 746 (Ellerbrock), 1127 (Mason), 
1128 (Buchanan), 1283 > 

-— — angeborene 900 (Zander). 

— Ulna, volare 419 (Haedke). 

— der Zehen 1568 (Wette). 

Verrenkungen 402 (Hennequin. Loewy). 

— traumatische 155 (Küttner). 

— des Ellbogens, veraltete 157 (Dollin- 


ger). 

— des Hüftgelenks, angeborene 799 
(Frölich). 

— — a. schen Gelenk 1274 (Le- 


Verenne brah des Interkarpalgelen- 
kes 406 (Schoch). 

Verschluß der Gekrösarterien 232 (Marek). 

Versteifung der Wirbelsäule 767 (Ma£su- 
ka 


oka). 
Verstopfung, chronische 548 (Arbuthnot 
Lane), 623 (Lane). 
Verwachsungen, Fibrolysin bei peri- 
gastritischen 450 (Michael). 
Vesicula prostatica, Cysten der 1346 
(Michatlow). 
Volvulus 625 (Gusbe). 
Zentralbl. f. Chirurgie. 


LXXXI 


Volvulus, Brucheinklemmung mit 1038 
(Sick). 

— des Colon ascendeus 651 (Seefisch). 

— — ganzen Dünndarmes 929 (Bul, 


| ery). 
— des Magens 795 (Delangre). 


— bei Sanduhrmagen 1244 (Hernies). 

Vomer, Verkürzung und Verlagerung des 
1392 (Hopmann). 

Vorderarmbrüche 876 (Kaefer). 

— der Automobilisten 648 (Cailland). 

Vulva, Leukoplakie und Karzinom der 
1352 (Viscontini). 

Vulvovaginitis 1254 (Butler, Long). 


W achsende Knochen, Einfluß von Stau- 
ung auf 254 (Sangiorgi). 

Wärme- und Kältebehandlung bei In- 
fektionen des Peritoneums 121* (Da- 
nielsen). 

Wanderleber und Wanderniere mit Mag- 
nesiumplatten, Fixation der 1169* 
(J. Gobiet). 

Wandermilz 151 (Babbe). 

— Stieltorsion der 454 (Kadygroboff). 

Wanderniere 117 (Bishop, 118 (Billing- 
ton), 297 (Gallant), 298 (Howell, Wil- 
son, Reynier), 299 (Thomson), 496 
(Fedorow), 1058 (Barling). 

— und Wanderleber mit Magnesium- 
paia Fixation der 1169* (J. Qo- 
tet) 

Warmblüter, künstliche Vereinigung von 
1363 (Sauerbruch, Heyde). 

— Parabiose künstlich vereinigter 429 
(Sauerbruch, Heyde). 

Warzenfortsatzeiterung 472 (Passow). 

Warzenfortsatzentzündungen, Kühlappa- 
rat für 1156 (Herschel). 

Wasserstoffsuperoxyd bei Ulzerationen 
und Afterfissuren, 1075 (Negrescu). 

Wasserstrahlluftpumpe für Saugbehand- 
lung 1474 (Strauss). 

Wegnahme von Serosa und Muscularis 
des Darmrohres 784 (Nicoletti). 

Weisheitszahn-Störungen 825 (Dieulafé), 
828 (Herpin). 

Wenzel-Gruber’sche Epiph y der Tub. 
metatarsi quinti 740 (lselin). 

Wiederbelebung 1370 (Zeller). 

Wienerdraht 44 (Spechtenhauser). 

Wirbelbrüche 604 (Burk, Payr), 1245 
(Gumbel). 

Wirbeldiastasen 1071 (Bertein, Worms). 

Wirbelgelenkfortsatzbruch 1479 (Burk). 

Wirbelsäule, Geschwülste der 1344 (Bé- 
rard). 

— Operationen an der 276 (Baer). 

Wirbelsäulenbruch 481 (Burk). 

Wirbelsäulenerkrankung 462 (Schanz). 

Wirbelsäulenmißgestaltung 874 (Rebattu, 
Rheuter 


). 
Wirbelsäulenversteifung 767 (Matsuoka). 
f 


LXXXII 


Wirbelschuß 604 (Payr). 

Wirbeltuberkulose 767 (Lobett). 

— jatente 263 (Brenner). 

Wirbelverrenkung 143 (van Oordt). 

Wismutvergiftung durch Injektionsbe- 
handlung nach Beck 1537* (H. Eggen- 
berger). 

Wörterbuch, deutsch-englisches medizi- 
nisches 5 (Waller). 

Woltsrachen 370 (Lane). 

Wringverschluß des Darmes 1037 (Peiser). 

Wundbehandlung 397 (Haeberlın). 

— mit Kohlenasche 968 (Clark). 

Wunddrainage 1092, 1297 (Knor). 

Wunde der Blase 774 (Giudice). 

Wundflächen, Scharlachsalbe zur Epi- 
thelisierung von 1124 (Kachler). 

Wundstarrkrampf, Antitoxinbehandlung 
716 (Brandenstein). 

Wurnifortsatz, Blutbefunde bei Infek- 
tionen des 621 (Bartlett, Smith). 

— Brucheinklemmung des 236 (Mohr). 

— als Bruchinhalt 85 (Günther). 

— im Bruchsack 803 (Whyte, Krumm, 
Chiene, Halley). 

— Cystenbildung im 1315 (Mc Lean). 

— Divertikel des 545 (Herb), 1084 

"(U pcott, Johnston). 

— Entfernung bei Bruchoperationen 710 
(Krüger). 

— in der Gekröswurzel, Lagerung des 
450 (Bonnet). 

— Geschwülste des 347 (Carwardine, 
Kudo), 435 (Vassmer). 

— Krebs des 450 (Lecene), 545 (Grün- 
baum), 984 (Voeckler), 1084 (White, 
Weber), 1512 (Letulle, Coons). 


Bach verzeichnis. 


Wurmfortsatz im Nabelbruch 31 
(Flörcken). 

— und Blinddarm, Tastung des 1217 
(Jaworski, Lapinski). 


Wurmfortsatzverödung 621 (Tomita). 


Xeroderma pigmentosum 114 ( Vignolo- 
Lutati). 


Zahn- u. Alveolarchirurgie 1271 ( W zel), 
1272 (Lerda, Marangoli). 

Zehenhypertrophie 608 (Giribaldo). 

PA DE, 1568 (Wette). 

Zeitschrift fi athologie, Frankfurter 
254 (Albrecht). 

Zerebrospinalmeningitis 1110 (Peabody). 

Zerreißung der Milz 1165 (Lotsch), 1166 
(Watkins). 

— der Nierengefäße 965 (1907) (T’heve- 


not). 
— des Quadriceps 283 (Haecker). 
Zerreißungen des M. biceps 280 (Wolf). 
Zottencyste der Schilddrüse 1482 (Me- 
Lellan, Dunn). 
Zungenabszesse 1000 (Brunk). 
Zungenbeinschildknorpelband, 
trennung des 1485 (Patel). 
Zungenkrebs 1029 (Paul). 
— n Mundkrebs 1337 (Collins War- 


Durch- 


en). 
Zwereh oil vodetzinken 982 (Prawdolju- 
boff 


ff). 
Zwerchfell- und Leberverletzung, pene- 
trierende 1182 (Fasano). 
Zytologische Untersuchungsmethode 467 
(Königer). 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 1. Sonnabend, den 4. Januar 1908. 





Inhalt. 

I. Gelinsky, DlIe Heißluftbehandlung nach Bauchoperationen. — II. Lanz, Die Transplantation 
betreffend. (Originalmitteilungen.) 

1) Waller, Deutsch-englisches medizinisches Wörterbuch. — 2) v. Baumgarten und Tangl, 
Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen. — 8) Kausch, Hysterie in der 
Chirurgie. — 4) Mercad6 und Lemaire, Traumatische seröse Ergüsse. — 5) Hecht, Daktyloskopie. 
— 6) Krönig und Gauss, 7) Chaput, Spinalanästhesie. — 8) Gergö, 9) Schmid und Geronne, 
Röntgenologisches. — 10) Whaug, Knochenabszeß. — 11) Halstead und Ev Carotisdrüsen. — 
12) Schultze, Fieber nach Kropfoperationen. — 13) Molliöre und Sargnon, Osophagoskopie. — 
14) Tuffier, Jardy und Gy, Pleuraverkalkung. — 15) Felegyhäzi und Potoczky, Vaguspneumonie. 
— 16) Goebel, Lungenerkrankungen nach Darmoperationen. — 17) Seidel, Überdruckverfahren. — 
18) Calvert, Lage des Herzens bei Perikarditis. — 19) Noll, 20) Albu, Appendicitis. — 21) Rostow- 
zew, Darmnabt. — 22) Kader, Schenkelbrüche. — 29) Delage, Darmwandbrüche. 

A. Tietze, Zur Diskussion über die osteoplastische Fußgelenksresektion. (Originalmitteilung.) 

94) Sanitätsbericht der preußischen, sächsischen und württembergischen Armee. — 25) Colmers, 
Lokalanästhesie. — 26) Stossmann, Veronal-Chloroformnarkose. — 27) Beale, Encephalokels. — 
38) Schultze, Hirn- und Rückenmarksgeschwülste. — 29) Strauss, Hysterische Skoliose. — 80) Ma- 
kara, Echinokokkus strumae. — 31) Makara, Geschwülste der Carotisdrüse — 88) Lunzer, 
83) Hacker, Fremdkörper in der Speiseröhre. — 34) Parker, Pleuralfistel. — 35) Teizo Iwai, 
Polymastie und Tuberkulose. — 86) Morton und Jones, 87) Steiner, Brustkrebs. — 88) Sändor, 
Bauchwandgeschwulst. — 39) Kasstle, Zur röntgenologischen Untersuchung des Magen-Darmkanals. 
— 40) Labougle, Bauchschuß. — 41) Jaboulay, Diffuse Bauchfellentzändung. — 42) Schönwerth, 
43) Milkó, Appendicitis. — 44) Flörcken, Wurmfortsatz im Nabelbruch. — 45) v. Verebély, Netz- 
torsion. — 46) Kermauner, Magenphlegmone. — 47) Jianu, Peptisches Magen- und Duodenal- 
geschwür. — 48) Schulz, Atropin bei Ileus. 





I. 
Die Heißluftbehandlung nach Bauchoperationen. 


Von 


Stabsarzt Dr. Gelinsky in Posen. 


ur Bekämpfung der nach operativen Eingriffen in der Bauchhöhle 

eintretenden Darmlähmungen hat man in dem Physostigmin ein 
hervorragendes und anerkanntes Mittel gefunden. Die große Gift- 
wirkung dieses Präparates verbietet jedoch seine Anwendung bei 
jugendlichen Personen, und auch bei Erwachsenen kann es nur eine 
gewisse Zeitlang ohne Nachteile angewandt werden. 

In der Wärme besitzen wir aber ein altbekanntes Mittel, die 
Darmtätigkeit anzuregen (warme Umschläge usw.), und in seiner voll- 
kommensten Anwendungsweise, der Bier’schen Heißluftbehand- 
lung, finden wir diese Eigenschaft mit einigen anderen verbunden, 


1 


2 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


das ist ihre aufsaugende und die Bildung von Verklebungen verhin- 
dernde Wirkung. 

Seit einem Jahre wende ich bei Bauchoperationen systematisch 
die Heißluftheizung nach Bier als Nachbehandlung an, und der 
klinische Verlauf wie das subjektive Befinden der Kranken ist unter 
dieser Behandlung ein auffallend günstiger. 

Die Operierten wurden vom Tage der Operation an in den be- 
kannten Heißluftkästen ca. 1—2mal, selten häufiger, täglich einer 
trockenen Wärme von 120—150° © 20 Minuten lang ausgesetzt. Es 
erfolgte stets danach ein reichlicher Abgang von Winden; die Pat. 
fühlten sich nach dem Heizen subjektiv stets sehr wohl. 

Bei 13 aseptischen Laparotomien genügte die einmalige Anwen- 
dung des Heißluftkasten, um die Peristaltik in Gang zu bringen, so 
daß Erscheinungen einer gestörten Darmtätigkeit, wie man sie doch 
so häufig in den ersten 24 Stunden auch nach einfachen Probelapa- 
rotomien sieht, nicht auftraten. Auch bei einem Falle von Dickdarm- 
resektion der S-förmigen Flexur (End-zu-Endvereinigung) erfolgten am 
1. Tage Winde, vom 2. Tage ab geformter Stuhlgang. Bei 11 Fällen 
infektiöser Erkrankung des Bauchraumes nach Appendicitis perforativa 
gangraenosa wurde ein postoperativer Ileus nicht gesehen. Der Wurm- 
fortsatz wurde stets ohne Rücksicht auf Verklebungen aufgesucht und 
entfernt. 10 Fälle heilten. Nur bei zwei Fällen trat eine Peritonitis 
chronica adhaesiva auf, welche unter anhaltend hohem Fieber den ganzen 
Unterbauch bis zum Nabel in einen festen harten Tumor verwandelte. 
Nach 3 resp. 6 Wochen täglicher 2—4maliger Heißluftbehandlung 
waren die Pat. subjektiv und, soweit nachweisbar, auch objektiv völlig 
wieder hergestellt. Ein Mann mit freier Peritonitis, der mit schlechtem, 
unregelmäßigem Puls eingeliefert wurde, starb 48 Stunden nach der 
Operation. Auch bei ihm war reichlicher Windabgang nach dem 
Heizen eingetreten. Der Tod erfolgte 2 Stunden nach einer plötz- 
lichen Blutdruckerniedrigung, die auch durch intravenöse Adrenalin- 
Kochsalzinfusionen nicht mehr zu heben war. In zwei Fällen wurde 
neben der Heißluftbehandlung je imal Physostigmin 0,001 gegeben; 
abgesehen davon, daß die Physostigminwirkung eine stürmischere war, 
ließ sich ein Unterschied nicht feststellen. 

Auffallend war die Beobachtung, daß in vier Fällen von Infek- 
tion der freien Bauchhöhle (2mal Miteröffnen der Bauchhöhle durch 
Spaltung eines außerhalb des Bauchraumes gelegenen Abszesses, einem 
Darmprolaps [8 Stunden alt], Kotaustritt in die Bauchhöhle bei Dick- 
darmresektion) nach Kochsalzspülung und Heißluftbehandlung die ge- 
schädigte Bauchhöhle nicht die geringste Reaktion zeigte (Temperatur, 
Puls, Peristaltik, subjektives Befinden ungestört), sondern daß die 
Heilung einen völlig normalen Verlauf nahm, so daß die Annahme 
sich aufdrängt, daB die infektionsvernichtende Kraft des Bauchfells 
durch die Heißlufthyperämie unterstützt und erhöht werden kann und 
damit die Heißluftbehandlung geringere Infektionen unschädlich zu 
machen imstande ist. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 3 


Die resorbierende Wirkung der Heißluftbehandlung, wie sie schon 
lange, besonders von Gynäkologen, angewandt wird, trat in vier Fällen 
von adhäsiver Peritonitis mit Exsudatbildung prompt ein. 

Ein vollkommen arbeitsunfähiger Mann mit doppelseitiger tuber- 
kulöser Pleuritis und starkem Ascites, durch Inzision entleert, wurde 
unter täglicher Heißluftbehandlung in 2 Monaten so weit hergestellt, 
daß das Fieber und die Ergüsse schwanden, und er bequem sämtliche, 
auch schwere Hausarbeiten wieder verrichten kann; die Besserung 
hält jetzt schon 5 Monate an. Ob die schnelle Wiederherstellung der 
Arbeitsfäbigkeit durch die Heißluftbehandlung günstiger beeinflußt ist, 
möchte ich dahingestellt sein lassen, da ich nur über diese eine Be- 
obachtung verfüge. 

Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß meine Zahlen mir nicht weit- 
gehende Schlüsse zu ziehen erlauben, trotzdem fühle ich mich ver- 
anlaßt, durch den auffällig leichten und guten Verlauf schwerer 
Bauchinfektionen durch die Heißluftbehandlung, auf die peristaltische, 
resorbierende und vielleicht auch infektionsverhütende Wirkung der 
Heißlufthyperämie hinzuweisen. 

An anderer Stelle werden die Beobachtungen mit den in Betracht 
kommenden Krankengeschichten ausführlicher mitgeteilt werden. 


II. 
Die Transplantation betreffend. 


Von 


Prof. Lanz in Amsterdam. 


Kma zu meiner Assistentenzeit hat es mich stets verdrossen, daß 
jeweilen der durch die Transplantation nach Thiersch gedeckte 
Hautdefekt längst geheilt ist, wenn die Pat. immer noch mit der 
wunden Stelle herumlaufen, welcher die transplantierten Läppchen 
entnommen worden sind. 

Diesem Übelstande habe ich auf die verschiedenste Weise zu 
begegnen gesucht: so habe ich 1892 und 1893 begonnen, auf die nach 
Thiersch rasierten Wundflächen frische Bruchsäcke aufzupflanzen; 
des ferneren strebte ich eine raschere Heilung unter dem trockenen 
Schorf an, indem ich die Wunde unverbunden an der Luft eintrocknen 
ließ, oder mit dem & distance gehaltenen I'hermokauter schwach ver- 
schorfte. Bei Anlaß einer wegen Prostatahypertrophie ausgeführten 
Kastration habe ich später gelegentlich mit dem Rasiermesser mög- 
lichst dünne Schnitte aus dem Hoden gemacht und untersucht, ob 
durch deren Verpflanzung auf den zu deckenden Hautdefekt eine 
Metaplasie des Drüsenepithels in Oberflächenepithel zu erreichen sei. 

Alle diese Versuche aber haben zu keinem praktischen Resultate 
geführt. 

1* 


4 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


Da erinnerte ich mich an ein Kinderspiel: wie nämlich unsere 
Schwestern sich durch Schlitzen, durch »Skarifikation«, aus einem 
Papierstreifen eine billige Ziehharmonika schnitten, und ich gab 
meinem Instrumentenfabrikanten, ©. Fr. Hausmann in St. Gallen, 
den Auftrag, mir einen Stempel (Fig. 1) zu verfertigen, dessen Produkt 
am besten durch die nebenstehenden Fig. 2 (Prägung) und Fig. 3 
(ausgezogen) ersichtlich ist. Es wird nun ein langer Thiersch’scher 
Hautlappen geschnitten, derselbe halbiert und jede Hälfte mit dem 
»Hautschlitzapparat« »gestempelt«; die eine Hälfte des Hautstreifens 





— zur Ziehharmonika ausgezogen — wird transplantiert, und die 
andere Hälfte — ebenfalls ausgezogen und »autochthon« gebraucht —, 
genügt zur Deckung des gesetzten Defekts. Die Konstruktion des 
Stempels ist so gewählt, daB es ein Leichtes ist, den Abstand der 
Messer durch Einschalten von entsprechenden Zwischenstücken zu 
verringern oder zu vergrößern. 

Dieser Stempel, der es, wie gesagt, ermöglicht, mit den entnom- 
menen Hautstreifen sowohl die zu transplantierende Fläche als auch 
die Abrasionsstelle in einem Akte gleich wieder zu decken, kann auch 
in solchen Fällen nützliche Dienste leisten, wo entweder sehr aus- 
gedehnte Wundflächen zu überhäuten sind, oder wenig Haut zur 
Verfügung steht. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 5 


1)J. R. Waller. German-english medical dictionary. 4. Aufl. 
448 S. Herausgegeben von M. White. 
Wien, Frang Deuticke, 1907. 

Die neue Auflage dieses deutsch-englischen medizinischen Wörter- 
buches ist durch Aufnahme der technischen Ausdrücke vermehrt, 
die seit Beendigung der 3. Auflage in dem Gebiete der Medizin und 
ihrer Hilfswissenschaften Aufnahme gefunden haben, und kann auf 


Grund seiner Vollständigkeit auf das beste empfohlen werden. 
Richter (Breslau). 





2) P. v. Baumgarten und F. Tangl. Jahresbericht über 
die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikro- 


organismen. 19. Jahrgang 1903. 20. Jahrgang 1904. 
Leipzig, S. Hirzel, 1905. 

Die im Vorwort des 19. Berichtes ausgesprochene Erwartung, 
daß der nächste Bericht eine Verringerung des Umfanges gegenüber 
seinem Vorgänger erfahren würde, hat sich erfüllt, und zwar wesentlich 
durch die vorausgesehene Abkürzung des Referates über die Protozoen- 
literatur. Statt 15 Druckbogen im vorigen nimmt dieses Referat im 
jetzigen Berichte nur noch 10 Druckbogen ein. Eine weitere Ver- 
besserung besteht darin, daß die bloße Titelanführung solcher Arbeiten 
in dem Literaturverzeichnis in Wegfall gekommen ist, die die Reff. 
nicht im Original einsehen konnten. Es ist hierdurch ganz sicherlich 
eine innerliche Vervollkommnung herbeigeführt worden unter Verzicht 
auf ein mehr äußerliches Beiwerk, das wertlos erscheinen muß, wenn 
es nicht auf seine Richtigkeit kontrolliert werden kann. Trotz dieser 
Beschränkung weist das Literaturverzeichnis noch 3337 Nummern auf 
gegen 3314 im Vorjahre, wenn auch die Seitenanzahl des Bandes von 
1364 auf 1120 zurückgegangen ist. Gewiß ein weiterer Beweis für 
den gewissenhaften Fleiß von Herausgebern und Referenten. 

Eine andere Vervollkommnung ist dem vorliegenden Berichte 
dadurch zu Teil geworden, daß die französische und englische Bak- 
terienliteratur wieder möglichst vollständig vonseiten bewährter Fach- 
männer referiert ist. Dementsprechend ist der Stab der Mitarbeiter 
von 47 im Vorjahr auf 52 gestiegen. 

Der 20. Bericht lehnt sich hinsichtlich der Form der Bericht- 
erstattung fast ganz an seinen Vorgänger an. Nur ist das Referat 
über Protozoenliteratur — nach wie vor in der Hand seines bewährten 
Berichterstatters Lühe (Königsberg i. Pr.) — seines aktuellen Interesses 
halber an die Spitze des Berichtes gestellt worden. Auch der Bestand 
der Mitarbeiter ist größtenteils derselbe geblieben, wenn er sich auch 
um weitere acht auf die nunmehrige Zahl von 60 Herren vermehrt hat. 

Es ist den Herausgebern geglückt, den in Aussicht gestellten 
Erscheinungstermin einzuhalten. Die Spanne eines Jahres wird wohl 
immer je zwischen zwei aufeinanderfolgenden Berichten verstreichen 
müssen. Auch andere deutsche Jahresberichte von gleichem Umfange 


6 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


wie der vorliegende, können sich nicht eines früheren Erscheinens er- 
freuen. Jahresberichte haben ja auch gar nicht die Aufgabe und den 
Zweck, möglichst rasch über die literarischen Produktionen zu refer- 
rieren. Das ist Sache der Zentralblätter und der Wochenschriften. 
Jahresberichte sollen möglichst vollständige, wohlgeordnete Sammlungen 
von zuverlässigen Referaten über die einschlägige Literatur verflossener 
‚Jahre und Jahrzehnte sein, wobei es naturgemäß weniger auf rasche 
als auf vollständige Fortführung der Sammlung ankommt. 

Diesem Gedankengang der beiden verdienten Herausgeber wird 
man rückhaltlos beistimmen können, um so mehr als sie versprechen, 
trotzdem ein möglichst rasches Erscheinen der Berichte nach wie vor 
anzustreben. | 

Auch diesmal ist die Zahl der referierten Arbeiten (von 3337 
auf 3469) gestiegen. Hübener (Liegnitz). 





3) Kausch. Beiträge zur Hysterie in der Chirurgie. 
(Mitteilangen a. d. Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIL Hft.3 u. 4.) 

Die Chirurgie vermag wichtige Beiträge zur Kenntnis der Hysterie 
zu liefern, da viele Fälle ihre Aufklärung nur durch Autopsie in vivo 
finden; es ist das eine wesentliche Ergänzung der pathologischen 
Anatomie, die im allgemeinen nur Fälle aufklärt, in denen Hysterie 
fälschlich angenommen wurde, während in Wirklichkeit schwere orga- 
nische Veränderungen vorlagen. Da zusammenfassende Arbeiten über 
die Bedeutung der Hysterie für den Chirurgen bisher vollständig 
fehlen, so ist K.’s Aufsatz mit Dank zu begrüßen. Er beschränkt 
sich auf die viszerale Hysterie und führt unter Einsträuung eigener 
Beobachtungen in erschöpfender Weise alles in der Literatur Nieder- 
gelegte auf, unter Beigabe eines außerordentlich reichhaltigen Literatur- 
verzeichnisses. 

Bei der Gehirnhysterie wird der hysterische Kopfschmerz, die 
Vortäuschung eines Hirnabszesses, einer Hirngeschwulst, einer Menin- 
gitis, Jackson’scher Epilepsie besprochen. Es folgen die häufigen 
hysterischen Otalgien, das Heer von Rückenmarksaffektionen, die 
durch Hysterie vorgetäuscht werden können. 

Von Affektionen der Atmungsorgane werden die Reflexneurosen 
der Nase, Kehlkopfkrämpfe, der Singultus hystericus, die hysterische 
Hämoptoe besprochen. 

Besonders ausführlich wird die Hysterie der Bauchorgane behan- 
delt: Pharyngismus, Cardiospasmus, Cardialgien; das Vorkommen 
hysterischen Magenblutens hält K. für noch nicht erwiesen. Es wer- 
den sodann erörtert: das hysterische Erbrechen, der Meteorismus 
hystericus, die Pseudoappendicitis hysterica, die oft genug zu Opera- 
tionen geführt hat, Durchfälle, Atonie des Darmes, welche zu Kot- 
geschwülsten führt. Von der größten Bedeutung für den Chirurgen 
ist die Frage des hysterischen Ileus. Da in vielen Fällen direkte 
Täuschung des Koterbrechens durch per os eingeführte Scybala nach- 
gewiesen ist, so wird man sich äußerst reserviert verhalten müssen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. T 


Die Differentialdiagnose gegenüber dem organischen Ileus kann äußerst 
schwierig sein. 

Es folgt die Besprechung der hysterischen Leberkolik, der Nieren- 
kolik, der Poly- und Anurie, der Sensibilitäts- und Motilitätsstörungen 
der Harnblase, des Zusammenhanges der Splanchnoptose und gynäko- 
logischer Affektionen mit der Hysterie. Haeckel (Stettin). 





4) S. Morcadó et H. Lemaire. Pathogénie de lépanche- 


ment traumatique de sérosité. 
(Revue de chir. XXVIL année. Nr. 5.) . 
Für das Zustandekommen seröser Ergüsse nach Traumen hatte 
man vier Theorien aufgestellt, wonach sie entweder Transsudationen 
der Blutgefäße, Rupturen der Lymphwege, einer exsudativen Tätigkeit 
des Bindegewebes oder endlich einem Entzündungsreiz ihre Entstehung 
verdankten. Auf Grund cytologischer Untersuchungen, die einen vor- 
wiegenden Gehalt an Lymphocyten, Mastzellen und Makrophagen 
feststellten, glauben Verff. drei der vorher angegebenen Quellen aus- 
schalten und den Lymphgefäßen allein die Produktion der trauma- 
tischen serösen Ergüsse zugestehen zu sollen. Christel (Metz). 





5) Hecht. Die Daktyloskopie als klinische Untersuchungs- 


methode. 
(Mitteilungen aus d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 1.) 

Die Daktyloskopie, die Untersuchung des feineren Reliefs an der 
Haut der Hohlhand und der Beugeseiten des Fingers mit Hilfe von 
Abdrücken, ist bisher nur in der Anthropologie und Kriminalistik 
verwendet worden. H. zeigt, daß sie auch in der klinischen Medizin 
als Untersuchungsmethode brauchbar ist und die Analyse abnormer 
Wachstumsverhältnisse verfeinern kann. Er gibt sechs Beispiele mit 
Abbildungen der Handabdrücke. Bei gehemmtem Wachstum (zere- 
brale Kinderlähmung, rachitischer Zwergwuchs) stehen die Epidermis- 
leisten dichter als normal, bei gesteigertem Wachstum (Akromegalie, 
Trommelschlägelfinger) weiter, als der Norm entspricht. 

Haeckel (Stettin). 





6) B. Krönig und J. Gauss. Anatomische und physio- 

logische Beobachtungen bei dem ersten Tausend Rückenmarks- 

anästhesien. (Aus der Univ.-Frauenklinik Freiburg i. Br.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 40 u. 41.) 

Bereits vor mehr als !/, Jahr hatte Arthur E. Barker auf 
Grund von im September 1906 abgeschlossenen Versuchen und prak- 
tischen Erfahrungen (Brit. med. journ. 1907, März 23) darauf auf- 
merksam gemacht, daß das Ausbreitungsgebiet der bei der Lumbal- 
anästhesie in den Subarachnoidealraum eingespritzten anästhesierenden 


8 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


Lösung auch von der Schwere derselben abhängig sei, sich nach dem 
Verhältnis ihres spezifischen Gewichtes zu dem der Spinalflüssigkeit 
richte. Von diesen Experimenten, auf deren praktische Bedeutung 
Barker hingewiesen, haben die Verff. vorliegender Studie augen- 
scheinlich keine Kenntnis gehabt, da sie eine Reihe ähnlicher Ver- 
suche ausgeführt haben und mit ihren gleichartigen Ergebnissen in der 
Abhandlung mitteilen, ohne auch nur mit einem Worte Barker’s 
Abhandlung zu erwähnen. Ihre Schlußfolgerungen lauten: Bei der 
Lumbalanästhesie ist die Anwendung einer die Schwankungen des 
Liquors im Subarachnoidealraum anzeigenden Steigröhre vor und 
während der Injektion notwendig. Für die Wirkung der anästhesie- 
renden Flüssigkeit spielt ihr spezifisches Gewicht und die Temperatur, 
bei welcher sie eingespritzt wird, eine wesentliche Rolle. Die An- 
ästhesierung höher gelegener Rückenmarkssegmente darf nicht durch 
steile Beckenhochlagerung erzielt werden, sondern ist durch richtige 
Wahl entsprechend dichter anästhesierender Lösungen anzustreben. 
Steile Beckenhochlagerung ist auch noch längere Zeit (!/—1 Stunde) 
nach der Injektion gefährlich wegen der Möglichkeit des Empor- 
gelangens des Anästhetikums nach der Medulla oblongata. Von einer 
anästhesierenden Lösung, die in Rückenmarkssegmenten wirken soll, 
welche oberhalb der Einstichstelle zwischen 2. und 3. Lendenwirbel 
liegen, muß man, vorausgesetzt, daß man in sitzender Stellung injiziert, 
in dieser die eintretende Anästhesie abwartet und nachträglich den 
Pat. nur in Horizontallage bringt, verlangen, daß sie spezifisch gleich 
oder besser etwas leichter als die Spinalflüssigkeit ist; von den käuf- 
lichen Präparaten in Lösung entspricht dem allein die Stovain- 
(Billon, bzw. Riedel) Lösung (spez. Gewicht bei 38° C = 0,999). 
Im Interesse der Verwendung chemisch reiner Lösungen ist es not- 
wendig, das Suprarenin erst kurz vor dem Gebrauch den anästhe- 
sierenden Lösungen hinzuzusetzen. Käufliche Ampullen mit dieser 
letzteren und Suprareninzusatz sind abzulehnen, ebenso solche Tab- 
letten, da ihre Lösung in Spinalflüssigkeit (wenn man nicht sehr viel 
aspiriert) immer spezifisch schwerer als diese bleibt. 
Kramer (Glogau). 


7) Chaput (Paris). De la rachistovainisation . . . L’anesthesie 


totale au moyen de la rachistovainisation. 
‚Presse med. 1907. Nr. 94.) 

Es ist dem Verf. gelungen, mehrere Operationen an der Brust, 
den Brüsten und selbst am Kopfe vollkommen schmerzlos nur unter 
Rachistovainisierung auszuführen. Um die allgemeine Anästhesie so 
herbeizuführen, wird folgendermaßen verfahren. 1 Stunde vor Beginn 
der Operation wird unter die Haut !/, mg Skopolamin eingespritzt. 
Man bindet dem Kranken die Augen und die Ohren zu und läßt ihn 
ruhig liegen. Vor Beginn der Operation wird eine Punktion in der 
Lumbalgegend ausgeführt und 10—15 ccm Zerebrospinalflüssigkeit 
abgelassen. Hierauf werden in zweimal je 4 ccm einer 2%igen Lösung 


Zentralblatt für Chirurgie Nr. 1. Ä 9 


von Stovakokain 8 ccm eingespritzt. Innerhalb 10—15 Minuten hat 
die Unempfindlichkeit das Gesicht erreicht, wo dieselbe etwa '/, Stunde 
anhält. Falls Pat. während der Operation Blässe und einen schwachen 
Puls zeigen, wird eine Koffeineinspritzung gemacht, event. werden die 
Pat. in die Trendelenburg’sche Lage gebracht. Unangenehme 
Zufälle wurden bei Anwendung dieser Methode nicht beobachtet; ein 
einziger Kranke hat 12 Tage nach der Operation eine Parese des 
Abducens dargeboten, die nach 10 Tagen aber verschwunden war. 

Im allgemeinen ist Verf. der Ansicht, daß die von anderen be- 
obachteten unangenehmen Zufälle bei Anwendung der Rachistovaini- 
sierung meist auf verschiedene, leicht zu beseitigende Nebenumstände 
zurückzuführen sind. So z. B. zu große Menge des eingespritzten 
Stovains, zu konzentrierte Lösung, das Hinzufügen von Adrenalin zu 
derselben, mangelhafte Sterilisation. Ferner muß hervorgehoben wer- 
den, daß reines Stovain sehr unsicher ist, und daß erst das Hinzufügen 
einer geringen Menge von Kokain das Erzielen einer guten Anästhesie 
mit einer relativ geringen Dosis ermöglicht. In der Stovakokain- 
lösung, die Verf. benutzt, ist das Stovain zu 3/,, das Kokain zu !/; 
vorhanden, und das Ganze in 1%iger Lösung in sterilisierten Ampullen 
enthalten. 

Kontraindikationen für die Spinalanästhesierung geben ab: hohes 
Alter (über 65 Jahre), kachektische Zustände, schwere Anämien und 
Infektionen, Albuminurie und Diabetes. Syphilis und Erkrankungen 
des Zentralnervensystems bilden ebenfalls Gegenanzeigen der Methode, 
da sie den Pat. der Gefahr einer Lähmung aussetzen. Doch muß 
man diese Gegenanzeigen nicht zu ängstlich auffassen, und ist ©. der 
Ansicht, daß viel weniger Gefahren bei der Stovainisierung, wie bei 
der allgemeinen Anästhesie mit Chloroform zu fürchten sind. 

Werden also alle Vorsichtsmaßregeln beobachtet, so ist die Rachi- 
stovainisierung in der oben beschriebenen Art eine vollkommen un- 
schädliche allgemeine Anästhesierungsmethode und wohl berufen, die 
allgemeine Anästhesie mittels Chloroform und ähnlichen Mitteln zu 
verdrängen. E. Toff (Braila). 


8) Gergö. Sind Röntgenbilder einfache Schattenbilder? 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 4.) 


Nach längeren theoretischen und allgemeinen Ausführungen über 
Schattenbilder und perspektivische Bilder rekapituliert G. seine Dar- 
legungen folgendermaßen: 

»Die Röntgenbilder konnten bisher bei einer mangelhaften Technik 
als einfache Schattenbilder der Knochen betrachtet werden; derzeit 
jedoch können wir mit Hilfe einer vollkommeneren Technik und im 
Falle, daß die Röntgenstrahlen am betreffenden Körperteil ihre ganze 
zeichnerische Tätigkeit entwickeln können (z. B. an den Extremitäten), 
auch solche Röntgenbilder erlangen, welche ihrem Wesen nach keine 
einfachen Schattenbilder sind, sondern perspektivische Bilder. (Im 


198 


10 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 1. 


Röntgensinne plastisch gezeichnete oder plastisch wirkende Röntgen- 
bilder). 

Bei der Beurteilung der Perspektive (resp. plastischen Impression) 
von dergleichen vollkommeneren Röntgenbildern können wir nicht ein- 
fach von den gewohnten Grundbegriffen unserer plastisch darstellenden 
Künste (Malerei, plastische Photographien usw.) ausgehen. Es bestehen 
bei den Röntgenbildern so eigenartige Verhältnisse (Modifikation der 
Zentralprojektion, Transparenz der Körper usw.), daß wir deren 
Perspektive resp. plastische Wirkung nicht gänzlich an der Hand 
jener Begriffe von plastischer Darstellung beurteilen dürfen, die uns 
die gewohnten plastischen Künste bieten.« Gaugele (Zwickau). 





9) Schmid und Geronne. Die Einwirkung der Röntgen- 
strahlen auf die weißen Blutzellen, nach Mikrophotographien 
mit ultraviolettem Licht. 

(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 4.) 

Verf. haben an bestrahlten nephrektomierten Kaninchen Ver- 
suche über die Abnahme der weißen Zellen im Blut und die bereits 
anderwärts sicher nachgewiesene Schädigung der Zellbildungsstätten 
angestellt und sind wie Linser und Helber zu der Ansicht gekommen, 
daß diese Schädigungen durch ein spezifisches Agens, das Leukotoxin, 
hervorgerufen werden, welches zum Teil durch die Nieren aus- 
geschieden wird. 

Die Befunde der Blutpräparate, die im großen und ganzen mit 
denen der beiden anderen genannten Autoren übereinstimmen, kon- 
trollierten nun Verff. durch Mikrophotographien mit ultraviolettem 
Licht. Aus den Photogrammen, welche auf einer Tafel der Arbeit 
beigegeben sind, ergibt sich folgendes: 

»Das Protoplasma der polynukleären Zellen ist zum Teil gequollen, 
grobkörnig, die Zellwand häufig gesprengt, so daß es vielfach zum 
Austritt von Protoplasmateilchen gekommen ist. Die Kerne sind zum 
Teil unscharf, verschwommen (daran, daß andere Einzelheiten in den 
betreffenden Zellen doch scharf sind, ist zu erkennen, daß die Zelle 
an sich scharf eingestellt war); an einigen Kernen besteht ein deut- 
liches Lichterwerden der Struktur, doch finden sich solche lichtere 
Stellen, wenn auch in geringerem Maße, auch an einzelnen Kernen 
bestrahlter Leukocyten. 

Die Schädigung trifft ausschließlich die polynukleären Leukocyten, 
während die Lymphocyten durchaus intakt erscheinen. 

Es erscheinen die Lymphocyten zum Teil mit hellem Rand um- 
geben; Ursache dafür ist, daß die Objekte im Augenblick des Photo- 
graphierens in geringster Bewegung waren. Dieselbe Erscheinung ist 
auch bei einzelnen Erythrocyten zu sehen. An den roten Blut- 
körperchen finden sich keinerlei Veränderungen.« 

Danach erscheinen also nicht die polynukleären Leukocyten als 
die gegen die Röntgenbestrahlung widerstandskräftigsten, sondern 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 11 


vielmehr die Lymphocyten und speziell die kleinen Lymphocyten. 
Dieses Verhalten ist um so merkwürdiger, als die Lymphocyten bereits 
zu einer Zeit abnehmen, wo die histologische Untersuchung an den 
lymphatischen Apparaten noch keine Veränderung nachweisen kann; 
auch tritt die Abnahme der Lymphocyten bereits bei einer partiellen 
Röntgenbestrahlung ein, wobei die lymphatischen Apparate gar nicht 
direkt betroffen worden sind. Danach muß man zur Anschauung 
kommen, daß die Lymphocytenabnahme auf einer Insuffizienz der 
Mutterorgane für deren Neubildung beruht, und daß diese nicht bloß 
‘durch anatomische Schädigung (Totalbestrahlung), sondern auch auf 
toxischem Wege entstehen kann. Gaugele (Zwickau). 





10) G. E. Whaug. Pharyngeal abscesses. 
: (Lancet 1906. September 29.) 

Verf. betont, daB bei jedem mit ungewissen Symptomen erkrankten 
Kind eine genaue Inspektion des Rachens stattfinden sollte, damit ein 
eventueller Abszeß schon in den Anfangsstadien erkannt wird. Es 
finden sich zweierlei Arten von Rachenabszessen: 

1) Die tuberkulösen, die langsam und in der Mittellinie des 
Rachens erscheinen und stets von außen vom Hals aus eröffnet wer- 
den sollten, wobei die Abszeßmembranen exstirpiert oder nach Mög- 
lichkeit mit dem scharfen Löffel entfernt werden sollen. Die Abszesse 
gehen von tuberkulösen Halsdrüsen oder von der Wirbelsäule aus. 
Da es nur selten gelingt, einen Wirbelsequester zu entfernen, rezidi- 
vieren sie häufig. 

2) Die nicht tuberkulösen Abszesse; sie gehen ohne Unterschied 
von einer Mandel aus und beginnen auf den Seiten des Rachens. 
Differentialdiagnostisch ist hierbei nicht selten Diphtherie in Frage 
gekommen und sogar die Tracheotomie gemacht worden; es fehlen 
beim Rachenabszeß in der Regel indessen Stridor und Krupphusten. 
Diese letzteren Abszesse sind von innen und in ihrer ganzen Aus- 
dehnung 2u eröffnen, am besten bei hängendem Kopfe. Im Anschluß 
an die Heilung sind die Mandeln zu exstirpieren. 

Auch desinfizierende Gurgelungen bzw. Pinselungen der erkrankten 
Mandeln kann man der Entstehung oder Ausbreitung der Abszesse 
vorbeugen. H. Ebbinghaus (Dortmund). 


11) Halstead and Evans. The parathyreoid glandules. Their 
blood supply and their preservation in operation upon the 
thyreoid gland. 

(Annals of surgery 1907. Oktober.) 

Verff. besprechen die anatomische Lage und die Blutversorgung 
der Epithelkörperchen, die bei Kropfoperationen unbedingt erhalten 
werden müssen, wenn nicht Tetanie und andere schädliche Erschei- 
nungen am Körper auftreten sollen. 

H. hat die arteriellen Gefäße der Schilddrüse mit schwefelsaurem 
Quecksilber injiziert und auf diese Weise festgestellt, daß die Aste 

2 


12 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


für beide Glandulae parathyreoidea von einem Blutgefäß der unteren 
Schilddrüsenarterie entspringen. Der Zweig für die obere Drüse kann 
auch aus der Stelle der Anastomose zwischen oberer und unterer 
Schilddrüse hervorgehen. Die Lage der Körperchen ist verschieden. 

Es kommt bei der Kropfoperation nicht nur darauf an, sie un- 
berührt zu lassen, sondern auch darauf, die sie versorgende Arterie 
nicht zu durchschneiden, d. h. die Art. thyreoid. inf. jenseits des Ab- 
ganges des Astes zu unterbinden, der die Arterie für die Nebenschild- 
drüse abgibt. Genaues Sehen nach dem Hervorheben der Schild- 


drüse aus ihrem Bett ist daher durchaus erforderlich. 
Herhold (Brandenburg). 





12) K. Schultze. Experimentelle Untersuchungen über das 


Fieber nach Kropfoperationen. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 5) 

Die häufig nach Kropfoperationen auftretende Temperatursteige- 
rung wird von manchen durch eine Überschwemmung des Körpers 
mit dem Safte der Schilddrüse bei der Operation erklärt. Um die 
Richtigkeit dieser Annahme zu prüfen, injizierte S. sich selbst und 
Pat. teils subkutan, teils intravenös Saft von Schilddrüsen, die bei 
Kropfoperationen entfernt waren; die Menge des eingespritzten Saftes 
betrug meist 20 ccm. Bei neun derartigen Versuchen stieg die Rektal- 
temperatur gar nicht oder höchstens um */,,°; nur bei einer Pat., die 
nach der Operation fieberte, und der ihr eigener Schilddrüsensaft in- 
jiziert wurde, stieg die Rektaltemperatur auf 39,6. Der Puls blieb 
stets unverändert. 

S. schließt aus seinen Versuchen, daß die Resorption von Kropf- 
saft bei dem Zustandekommen des postoperativen Fiebers keine Rolle 
spiele. 

Auch bei Injektion des Saftes von Basedowkröpfen wurde keine 
Beeinflussung von Puls und Temperatur beobachtet. Die gelegentlich 
auftretenden postoperativen akuten Verschlimmerungen des Morbus 
Basedowi, die sich vor allem in einer Anderung des Pulses und der 
Körpertemperatur äußern, können deshalb nicht als Folge von Re- 
sorption des Kropfsaftes aufgefaßt werden. Haeckel (Stettin). 





13) Molliere et Sargnon. De l’anesthesie de loesophage en 
dehors de l'oesophagoscopie. Indications. Resultats. 
(Province méd. 1907. Nr. 36.) 

Verff. wenden zwei Formen von Anästhesie an, eine solche, 
welche die Empfindlichkeit herabsetzt, und eine solche, welche voll- 
kommene Unempfindlichkeit herbeiführt. Die erstere Form erzielen 
Verff. mit Belladonna und empfiehlt sie ungeübteren Untersuchern. 
Die letztere Art führen sie mit einer 10%igen Lösung von Kokain 
aus und wenden sie bei Fissuren, Ulzerationen, Spasmen und bei Ex- 
traktion von Fremdkörpern an. A, Hoffmann (Karlsruhe). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 13 


14) T. Tuffler, Jardy et Gy. De la calcification pleurale. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 3.) 

Die Kalkablagerungen auf den Wänden alter Empyeme oder 
sonstiger chronischer Pleuritiden sind selten Gegenstand ärztlicher 
Behandlung. Entweder sie werden erst durch die Sektion erkannt 
oder können nur als Reste voraufgegangener Exsudate da vermutet 
werden, wo Dämpfungen und Einziehungen zurückbleiben, der Gesamt- 
zustand ein ungenügender ist, oder plötzliche schwere, respiratorische 
Insuffizienz auf starre und geschrumpfte Lunge hinweist. In anderen 
Fällen jedoch können von Fistelgängen aus die Inkrustationen mit 
Sonden nachgewiesen werden, wenn sie auch bisher meist als Sequester 
gedeutet wurden, mit deren anatomischer Struktur sie freilich keine 
Ahnlichkeit haben. Sind große Höhlen mit Kalkbelägen ausgekleidet 
und durch Fisteln eröffnet, muß meist der sonst unheilbaren Eiterung 
Einhalt getan werden. Verff. raten nun hier von der Schede’schen 
Operation als zu schwerem Eingriff ab, sondern ziehen wiederholte 
Abtragungen in kleinen Bezirken (etwa zwei Rippen hoch) vor; in den 
Zwischenzeiten soll dann besondere Sorgfalt auf Hebung des Kräfte- 
zustandes verwendet werden. Christel (Metz). 


15) Felegyhäzi und Potoczky. Zur Entstehung der Vagus- 


pneumonie. 
(Sitzungsberichte der med. Sektion des Erdelyer Museumvereins Bd. XXVII.) 

Verff. stellten mehrere Untersuchungen über die Entstehung der 
Vaguspneumonie an und beleuchten die Frage vom histologischen und 
bakteriologischen Standpunkte. Die Versuche wurden an Kaninchen 
in tiefer Athernarkose vorgenommen und führten zu folgenden 
Schlüssen : 

1) Bei Durchschneidung des Vagus nur einer Seite entwickelte 
sich in keinem Falle eine Pneumonie. 

2) Die Durchtrennung des Nervus laryngeus sup. beiderseits ver- 
ursachte ebenfalls keine Schluckpneumonie. 

3) Bei Durchschneiden der beiden Nervi recurrentes trat nicht in 
jedem Falle Pneumonie ein. 

4) Nach Durchschneidung beider Nervi vagi gehen sämtliche Ver- 
suchstiere schon innerhalb 1!/, Tagen zugrunde. Die Pneumonie wird 
durch die Lähmung der Speiseröhre und durch die gesteigerte Inspi- 
ration zu einer besonders schweren. Die Temperatur sank allmählich 
von 39° C auf 29,7° ©. Die Entzündung in der Lunge trat zuerst 
um die kleinen Bronchien herum auf in der Form einer lobulären 
Pneumonie; die pneumonischen Herde können von Hämorrhagien um- 
geben sein, die später nekrotisch zerfallen. 

5) Die Bakterien waren dieselben, die in der Mundhöhle des Ka- 
ninchen und in verschiedenen Teilen der Luftwege auch unter nor- 
malen Verhältnissen vorhanden sind. Meist handelt es sich um eine 
Mischinfektion von Kokken und dicken Bakterien. 


14 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


6) Die Ursache der Vaguspneumenie läßt sich auf die Aspiration 
der dem Speichel beigemengten verschiedenen Bakterien zurückführen. 


Die Schwere der Pneumonie hält mit der Menge der Bakterien Schritt. 
P. Steiner (Klausenburg). 





16) Goebel. Zur Entstehungslehre der Lungenerkrankungen 
‘nach Darmoperationen. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 1.) 
Für die Entstehung von Lungenerkrankungen nach Operationen 
am Darme sind die verschiedensten Erklärungen versucht worden; be- 
sonders wurde die Narkose als Ursache angeschuldigt. Allein die 
Lungenkomplikationen entstehen auch nach Operationen unter Lokal- 
anästhesie; das bisweilen unmittelbar nach der Operetion beobachtete 
Einsetzen der Lungenentzündung läßt an embolische Vorgänge denken. 
In Anlehnung an die Experimente anderer Forscher, welche den Über- 
gang von Kohlenteilchen aus dem Darm in die Lunge durch den 
Ductus thoracicus erklärten, hat G. Kaninchen in die Darmwand 
chinesische Tusche eingespritzt und fand: sie alsbald als freies, nicht 
von Zellen eingeschlossenes Pigment in den Lungen. Um dem Ein- 
wande zu begegnen, daß vielleicht physiologische Anthrakose der Tiere 
vorliege, spritzte er in einer anderen Reihe von Versuchen Tetragenus- 
und Prodigiosuskeime in die Darmwand und konnte in zahlreichen 
Fällen alsbald auch diese in den Lungen nachweisen. Der Vorgang 
beim Menschen wäre also so zu denken: Bei der Operation an der 
Schleimhaut des Darmes oder Magens gelangen Mikroorganismen in 
die Chylusgefäße, von diesen z. T. unter Umgehung der Lymphdrüsen 
in den Ductus thoracicus, durch diesen in die obere Hohlvene, dann 
in das rechte Herz und von diesem in die Lungen. In einem Falle 
von tödlicher Pneumonie konnte G. Colibazillen in der Lunge nach- 
weisen. Haeckel (Stettin). 


17) Seidel. Über die physiologischen Grundlagen und die 
praktische Brauchbarkeit des Überdruckverfahrens zur Aus- 
schaltung der Pneumothoraxfolgen. 

(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIOL. Hft. 5.) 

Man hat dem Überdruckverfahren den Vorwurf gemacht, daB die 
Atmungs- und Kreislaufverhältnisse dadurch geändert werden. S. hat 
deshalb an einer großen Reihe von Hunden und Kaninchen, teils in 
Narkose, teils ohne dieselbe, Versuche zur Feststellung der Atmungs- 
und Kreislaufverhältnisse unter Überdruck angestellt; dieselben wurden 
z. T. bei uneröffnetem Brustkorbe, z. T. beim gesetzten Pneumothorax 
ausgeführt. Verf. kommt zu dem Resultat, daß das Überdruck- 
verfahren Atmung und Kreislauf nur in geringem Maße verändert; 
eine Erschwerung derselben bedeuten diese Veränderungen nicht; 
auch beim Unterdruckverfahren bleiben Atmung und Kreislauf meist 
unbeeinflußt. Wesentliche Unterschiede zwischen beiden Verfahren 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 15 


können sich nur im Beginne des Unter- oder Überdruckes bemerkbar 
machen, welche im ersten Fall in vorübergehender Erweiterung, im 
letzteren Fall in vorübergehender Verengerung der Lungenkapillaren 
bestehen. Ist aber der Druck mit dem gewünschten Grade der 
Lungenausdehnung konstant geworden, so besteht bei beiden Verfahren 
das gleiche Verhältnis zwischen Lungeninnendruck und Interpleural- 
Rumpfdruck. Die Narkose ist auch beim Überdruckverfahren mit ge- 
nügender Sicherheit zu leiten, wenn auch zugegeben ist, daB der Nar- 
kotiseur in seiner Aktionsfreiheit im gewissen Grade behindert ist. 
Dagegen ist die Raumbeschränkung für den Operateur beim Unter- 
druckverfahren ein Nachteil, ebenso der Umstand, daß man durch die 
Unterdruckkammer viel mehr an die Örtlichkeit gebunden ist als beim 
Überdruckverfahren. . 

Demnach ist das Überdruckverfahren für jeden intrathorakalen 


Eingriff in derselben Weise geeignet wie das Unterdruckverfahren. 
Haeckel (Stettin). 





18) Calvert. Position of the heart in pericarditis with 
effusion. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1907. Oktober.) 

Die Ausführungen des Verf.s stützen sich auf die Befunde an 
zwei genau untersuchten Leichen und ferner auf einige Abbildungen 
aus Pirogoff’s topographischer Anatomie (1852—58). 

Die beiden selbst untersuchten Leichen waren die von Negern im 
Alter von 30 bzw. 29 Jahren mit klinisch nachgewiesenem perikar- 
dialem Erguß. Beide Leichen waren in der Weise gehärtet worden, 
daß in die Arterien bei Rückenlage Formalin injiziert wurde. Die 
Kadaver wurden dann in transversale Schnitte zerlegt. Einige Skizzen 
und drei Photogramme von den Schnittflächen illustrieren die gewon- 
nenen Befunde; zum Vergleich sind drei entsprechende Figuren aus 
Pirogoff’s Atlas wiedergegeben. 

Verf. zieht aus seinen Untersuchungen die folgenden Schlüsse: 

1) Die Lage des Herzens hängt von der Gestalt des Herzens ab. 
~ 2) Die Gestalt des Herzens ist abhängig von seiner Ausdehnung 
oder, mit anderen Worten, von seiner Blutfüllung. 

3) Die Anfüllung des Herzens mit Blut entspricht dem Grade der 
Kompensation. 

4) Bei genügender Kompensation enthält das Herz verhältnis- 
mäßig reichlich Blut und hat eine relativ normale Lagerung. 

5) Bei ungenügender Kompensation ist der Zustrom von Blut zum 
Herzen verringert, das Herz wird kleiner und kleiner, bis es ganz 
kollabiert. Die Größe des Herzens steht im umgekehrten Verhältnis 
wie der Druck im Herzbeutel. Das Herz schwankt bezüglich seiner 
Lagerung zwischen der Norm und der flachen Anpressung an die 
hintere Wand des Herzbeutels. 

6) Die Herzspitze kann an normaler Stelle liegen oder nach rück- 
wärts und etwas nach rechts verschoben sein. 


16 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


7) Wenn der Druck im Herzbeutel ein hoher wird, so tritt die 
dreieckige Dämpfungszone deutlich in die Erscheinung, die Puls- 
frequenz steigt, es kommt vielleicht zu Pulsus paradoxus, der arterielle 
Druck sinkt, es kommt zu venöser Kongestion und zu Lungen- 
symptomen. B W. v. Brunn (Rostock). 
19) Noll. Die Histologie der Wurmfortsatzentzündung. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 3 u. 4.) 

N. hat im Marburger pathologischen Institut 80 sofort nach der 
Exstirpation konservierte Wurmfortsätze genau histologisch unter- 
sucht, deren 26 von akuten Erkrankungen des Wurmfortsatzes, 54 von 
Intervalloperationen stammen. Auf Grund dieses außerordentlich 
sorgfältig bearbeiteten Materials, das hier ausführlich wiedergegeben 
wird, hatte Aschoff seine bekannten Ansichten über die Entstehung 
der Appendicitis entwickelt. 

Nach N. spielen bei der Entstehung des appendicitischen Anfalles 
Gefäßveränderungen in Arterien oder Venen keine Rolle. Vielmehr 
ist der akute Anfall stets Folge einer bakteriellen Infektion, die meist 
vom Darme, seltener vom Blut aus stattfindet. Die Entzündung be- 
ginnt in der Tiefe von Schleimhautbuchten; von hier geht sie durch 
eindringende Bakterientoxine auf die Wand des Wurms bis zur Serosa 
über und kann so zur Perforation durch eitrige Einschmelzung führen, 
oder aber sie kriecht als diphtherische Form auf der Schleimhaut- 
oberfläche weiter. Anwesenheit von Kot oder Kotsteinen spielt dabei 
keine wesentliche Rolle, nur insoweit, als der Wurmfortsatz, ähnlich wie 
bei Knickungen und Stenosen, an Entleerung seines Sekretes in den 
Darm gehindert wird. Der Stein arrodiert die Schleimhaut nicht und 
führt nicht zur Perforation. 

Die Existenz einer chronischen, zur Obliteration führenden, auf 
Resorption von Bakterientoxinen beruhenden, granulierenden Entzün- 
dung ist nicht erwiesen; die Obliterationen sind vielmehr narbige Aus- 
heilungen früher überstandener akuter Anfälle. Die ersten Anfälle 
entstehen in ganz gesunden Wurmfortsätzen und nicht auf dem Boden 
einer schleichenden, chronischen Entzündung. Haeckel (Stettin). 


20) Albu. Beiträge zur Pathologie und Therapie der Blind- 
darmerkrankungen. 

(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft.3 u. 4.) 

A. bringt einen sehr bemerkenswerten Aufsatz über das viel dis- 
kutierte Thema, der um so wertvoller ist, als er auf Beobachtung von 
178 Fällen akuter und 315 Fällen chronischer Blinddarmentzündung 
aus seiner rein internistischen Praxis beruht, und zwar einer Praxis, 
die aus verschiedenartigen Quellen geschöpft hat: poliklinischer und 
privater Ambulanz, Konsultationen und klinischer Klientel. A. be- 
zweifelt, ob spätere Zeiten sich die jetzt schon fast zu einem Dogma 
erhobene prinzipielle Forderung der Frühoperation in allen Fällen zu 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 17 


eigen machen werden; das sei ein schematisches Verfahren, das im 
Gegensatz stehe zu der sonst proklamierten Forderung individuali- 
sierender Behandlung. 

Bezüglich der Pathogenese spielt für A. die chronische Ver- 
stopfung eine große Rolle, während die chronische Kolitis kaum ätio- 
logisch in Betracht kommt. So sehr A. die Notwendigkeit der frühesten 
Frühoperation bei schweren Fällen, bei destruktiver Appendicitis be- 
tont,,so energisch lehnt er die Operation in den leichten in überwäl- 
tigender Majorität der Spontanheilung zugänglichen Fällen ab und 
zeigt, wie man sehr gut die leichten von den schweren Fällen unter- 
scheiden könne. Das oft behauptete Ubergehen anscheinend leichter 
Fälle in schwere sei verschwindend selten und rechtfertige noch nicht 
die grundsätzliche Frühoperation aller Fälle. Nicht um die Früh- 
operation hätte der Kampf entbrennen sollen, sondern um die Früh- 
diagnose der Appendicitis überhaupt und besonders um die frühzeitige 
Unterscheidung der leichten von den schweren Fällen! Nur in 10% 
der Fälle sei diese Unterscheidung nicht möglich; diese zweifelhaften 
müßten alle der Operation unterworfen werden. Bei diesem Verfahren 
habe er nie einen Fehlgriff getan. Bei der Therapie der leichten 
Fälle verwirft er das Opium als überflüssig und das Krankheitsbild 
verschleiernd. 

Bezüglich der chronischen Perityphlitis sind die inter- und remit- 
tierenden Formen der Operation zu unterwerfen. Nach einmaligem 
Anfall soll nur im Intervall operiert werden, wenn derselbe mittel- 
schwer oder schwer gewesen ist. Sind keine akuten Anfälle voraus- 
gegangen, so ist die Diagnose schwer, und man ist mannigfachen 
diagnostischen Irrtümern, Verwechslungen mit der Obstipatio chronica 
spastica, visceralen Neuralgien, der Pseudoappendicitis Hysterischer 
unterworfen; in diesen Fällen ist die Operation nur zu empfehlen, 
wenn ein objektiver Krankheitsbefund, konstante Resistenz und 
Druckempfindlichkeit an typischer Stelle vorhanden sind. 

SER Haeckel (Stettin). 
21) Rostowzew. Aseptische Darmnaht. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXII. Hft. 3.) 

Verf. schildert eine zweifellos sehr sinnreiche Methode der asep- . 
tischen Darmnaht, bei welcher die Eröffnung der Darmlichtungen erst 
nach Anlegung der Nähte stattfindet. Das Prinzip beruht auf Ab- 
quetschung der zu eröffnenden Darmlichtungen und, wie sich Verf. aus- 
drückt, auf Verkochung der Darmwandung durch Bestreichen des 
Enterotribs mit dem glühenden Paquelin. Man erhält auf diese Weise 
geschlossene, gekräuselte Säume der Darmwand. Diese werden über- 
einander gelegt und die benachbarten Teile der Därme miteinander 
vernäht. Dadurch entsteht dann ein aufs neue geschlossener Darm, 
der im Innern diese gekräuselten Säume aufeinander liegend enthält. 
Die letzteren werden an den angelegten Fäden auseinandergezogen. 
R. behauptet, daß dies ohne Nachblutung geschieht. Eine Modifika- 


18 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


tion des Verfahrens mit besonders konstruiertem Enterotrib soll die 
Operationsdauer noch wesentlich kürzen und die Naht maschinenmäßig 
fein gestalten. Ref. muß auf die Originalarbeit hinweisen, deren Ab- 
bildungen besser als alle Worte das Verfahren erklären. Bei der- 
artigen technischen Methoden gibt eben die Anschauung am Lebenden 
oder die guten Abbildungen die einzige Möglichkeit zweckmäßiger Be- 
lehrung. E Siegel (Frankfurt a. M.). 


22) Kader. Zur Frage der Radikaloperation von Schenkel- 


brüchen. 
(Przegląd lekarski 1906. Nr. 51.) 

Längsschnitt über die Bruchgeschwulst und stumpfe Lospräpa- 
rierung des Bruchsackes. Eröffnung der Bauchhöhle durch einen 
kleinen Schnitt oberhalb des Leistenbandes. Mittels einer Klemme 
wird die Kuppe des Bruchsackes von außen gefaßt und in die Bauch- 
höhle eingestülpt. Die obere Offnung des Schenkelkanales wird durch 
2—3 Seidenknopfnähte geschlossen, indem das Leistenband an das 
Periost des Schambeines und Lig. pubicum Cooperi angenäht wird. 
Der Bruchsack wird in die Bauchhöhle hereingezogen und ans Bauch- 
fell angenäht. Dann wird die Wunde in den Bauchdecken geschlossen 
die Vena saphena doppelt unterbunden und reseziert (um einen Schlitz 
bei der Mündung der Vene zu vermeiden), zuletzt die Wunde am 
Oberschenkel geschlossen. u Bogdanik (Krakau). 


23) J. Delage (Montpellier). L’evolution latente du pince- 
ment lateral de l'intestin dans les hernies étranglées. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 3.) 

Verf. bespricht die Schwierigkeiten der Diagnose eines Darmwand- 
bruches, wenn sich ein solcher völlig schleichend, ohne die gewohnten 
Anzeichen der Einklemmung, ohne daß auch vorher eine Bruch- 
geschwulst beobachtet war, eingeklemmt und zu phlegmonöser Ent- 
zündung der Leistengegend geführt hat. Einschlägige Beobachtungen 
werden mitgeteilt. Differentialdiagnostisch in Frage kommen Drüsen- 
phlegmone, Entzündung eines ektopischen Hodens, Aktinomykose, 
Bruchsacktuberkulose und Appendicitis im Bruchsack. 

Die Behandlung hängt ab von dem Zustand, in dem der Bruch 
zur Beobachtung gelangt. Ist die Gangrän bzw. Phlegmone aus- 
gebildet, wird sich die Resektion notwendig erweisen; sonst wird man 
zur Übernähung greifen. Christel (Metz). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 19 


Kleinere Mitteilungen. 
(Aus dem Allerheiligen-Hospital in Breslau.) 


Zur Diskussion über die osteoplastische 
Fußgelenksresektion. 


Von 
Prof. Alexander Tietze. 


An dem Chirurgenkongreß 1906 hat Herr Brodnitz über eine neue osteo- 
plastische Resektionsmetode des Fußgelenks zur Entfernung großer Partien der 
Tibia berichtet, welche sich von der nach Wladimirow-Mikulicz dadurch 
unterscheidet, daß die ganzen Weichteile der Fußsohle erhalten bleiben, der Cal- 
caneus horizontal und die Tibia schräg abgesägt und dann vereinigt werden. Der 
Fuß wird um annähernd W% gedreht. 

Schon damals auf dem Kongreß und später noch ausführlicher in Bruns’ 
Beiträgen Bd. LII hat ferner Herr Kausch eine von ihm bei Sarkom des unteren 
Unterschenkelendes ausgeführte Operation empfohlen, deren Eigenheiten er in 
folgendem zusammenfaßt: Resektion des unteren Unterschenkelendes, Absägen des 
hintersten Calcaneusabschnittes und Vereinigung der Sägefläche mit der der Unter- 
schenkelknochen und Vertikalstellung des Fußes, Absägen der Talusrolle, recht- 
winklige Dorsalflexion der Zehen, Versteifung der kleinen Fußgelenke (durch Ein- 
spritzung von Lugol’scher Lösung vor dem Röntgenschirm). 

Wie aus ihren Berichten hervorgeht, hatten beide Operateure die Aufgabe zu 
erfüllen, große Defekte des unteren Endes des Unterschenkels plastisch zu decken, 
und es ist dies beiden mit vollem Erfolge gelungen. Die von ihnen angewandten 
Methoden aber können als neue wohl nicht bezeichnet werden, sie stellen vielmehr 
— allerdings sehr zweckmäßige — Modifikationen der Wladimirow-Mikulicz- 
schen ursprünglichen Operation dar. 

Da auf diese Weise von neuem das Interesse für dieses sinnreiche Verfahren 
erwacht ist, möchte ich mir gleichfalls einen kurzen Beitrag zur Diskussion 
erlauben. 

Ich hatte bisher in vier Fällen Gelegenheit, in gleicher oder ähnlicher Weise 
wie Herr Brodnitz vorzugehen. Der erste der Pat. ist im Jahre 1904 operiert 
und in der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur demonstriert worden 
(Allgemeine med. Zentralzeitung 1904 Nr. 28). Es handelte sich um einen ca. 
45jährfigen Mann, welcher wegen eines schweren Fungus am linken Fußgelenk die 
Hilfe eines angesehenen hiesigen Chirurgen nachgesucht hatte. Die ihm vor- 
geschlagene Amputation hatte er verweigert; er sowohl wie sein Hausarzt, der mir 
den Kranken zuführte, bestanden auf Erhaltung des Fußes. In der Tat schien 
der von dem ersten Chirurgen gemachte Vorschlag sehr begreiflich; denn es fand 
sich eine mächtige Zerstörung des hinteren Fußabschnittes. Auf beiden Seiten 
des Fußes wucherten mächtige fungöse Massen aus großen Hautöffnungen heraus; 
eine starke Schwellung und bläuliche Verfärbung der Weichteile erstreckte sich 
über das ganze untere Drittel des Unterschenkels und weit am Fuße hinab. Die 
Knochenzerstörung entsprach in ihrer Ausdehnung den geschilderten Veränderungen 
an den Weichteilen insonderheit war der untere Abschnitt der Tibia schwer er- 
krankt, ebenso der Talus; dagegen waren die Weichteile der Fußsohle frei, und 
der Calcaneus konnte, soweit es die Untersuchung erkennen ließ, gleichfalls nur 
unwesentlich mitbeteiligt sein. Es wurde nun eine ganz ähnliche Operation 
gemacht, wie sie Brodnitz für seinen Fall beschrieben hat, d.h. es wurde ein 
mächtiges Viereck, das Weichteile und Knochen enthielt, aus den hinteren Ab- 
schnitten des unteren Unterschenkelendes und des Fußes herausgeschnitten; aber 


20 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


der Fuß wurde nicht in Spitzfußstellung gebracht, also nicht gedreht, wie bei 
Brodnitz, sondern es wurde der Sohlenfuß beibehalten. Oben und unten bildeten 
die Grenzen Horizontalschnitte, die in einer Linie durch die Weichteile und den 
Knochen liefen. Zur Durchtrennung der Unterschenkelknochen wurde die Gigli- 
sche Säge, zu der des Calcaneus die Bogensäge benutzt. Die Unterschenkelknochen 
mußten um 4cm gekürzt werden. Vom Fuß wurden außer der oberen Hälfte des 
Calcaneus der Talus und Teile der gegenüberliegenden Gelenkfläche der Fußwurzel- 
knochen entfernt. Der Vorfuß hing nur an einer wenig mehr als zwei Finger 
breiten Weichteilbrücke, welche aber die unverletzte Arteria dorsalis pedis enthielt. 
Als dann die Knochen zusammengefügt wurden, resultierte eine starke Verkürzung 
der Extremität. Der Fuß, der ursprünglich rechtwinklig angesetzt war, wurde 
in leichte Spitzfußneigung gebracht, was ohne weitere Knochenresektion gelang. 


J— EL El 








Die Fixierung wurde nur durch Naht der Weichteile besorgt. Es kam in kurzer 
Zeit Heilung zustande, und zur Zeit der Vorstellung des Pat., die etwa 8 Wochen 
nach der Operation erfolgte, war eine feste, anscheinend knöcherne Verbindung 
der Sägeflächen eingetreten. Die Verkürzung der Extremität unterhalb des Knies 
betrug hinten an der Ferse gemessen 7 cm. Der Pat. lief mit einem erhöhten 
Schuh sehr gut und hat noch über 2 Jahre seinen Beruf als Restaurateur voll- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 21 


kommen versehen. Dann ist er an Lungentuberkulose gestorben. Es soll sich 
allerdings nachträglich am Fuß eine Fistel gebildet haben; doch hat sie ihn, nach 
Mitteilung des Hausarztes, am Gehen nicht gehindert. 

Wie bereits oben besprochen, sind die von Brodnitz und Kausch an- 
gegebenen Verfahren Abarten der Wladimirow-Mikulicz’schen Methode. 
Kausch ist der Ansicht, daß das von ihm gewählte vorzuziehen sei, weil es die 
Verkürzung der Extremität sicherer ausgleicht als das von Brodnitz, und in der 
Tat kann man in Fällen, wo es sich um den Ausgleich von so hochgradigen De- 
fekten handelt, darüber streiten, ob es nicht zweckmäßig ist, sich möglichst genau 
an die Originalmethode zu halten. Was aber dem Vorgehen von Brodnitz nach 
meiner Ansicht einen gewissen Vorzug sichert, ist die schon bei ihm angedeutete 
Umwandlung des Spitzenfußes in einen Sohlenfuß. Allerdings konnte dieses 
Prinzip bei Brodnitz nicht zum vollen Ausdruck kommen, dagegen war dies in 
dem von mir operierten Falle durchaus möglich; und wie ich gleich ausführen 
werde, bin ich geneigt, das als einen Vorteil zu betrachten. 





Ich möchte nur noch kurz erwähnen, daß mir die drei anderen Fälle Gelegen- 
heit gaben, die Leistungsfähigkeit der Methode weiter zu prüfen. Diese drei 
Pat. habe ich in den letzten 2 Jahren im Allerheiligen-Hospital operiert. Einmal 
handelte es sich um eine Frau, bei der ebenfalls wegen schwerer Tuberkulose des 
Fußes operiert wurde. Die Operation, welche in ganz gleicher Weise verlief wie 
die geschilderte, glückte, aber die Pat. ging an schnell ablaufender Lungenphthisis 
zugrunde, noch ehe die Knochen fest zusammengeheilt waren. In einem anderen 
Falle hatte ich einen vollkommenen Mißerfolg. Derselbe betraf einen älteren 
Mann mit bereits ziemlich rigiden Arterien. Ich hatte das Mißgeschick, die 


22 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 1. 


Arterie am Fußrücken zu verletzen. Es trat Gangrän des Fußes ein, der Pat. mußte 
amputiert werden. 


Der letzte Fall betraf ein 13jähriges Mädchen mit multiplen tuberkulösen 
Herden, die aber bis auf eine schwere Fußgelenkstuberkulose ausgeheilt waren. 
Seit 7 Jahren hatte das Kind das Bett nicht mehr verlassen. Aus leicht ersicht- 
lichen Gründen hätte ich die Operation gern vermieden, aber die Knochen waren 
so hochgradig zerstört, daß demgegenüber selbst ein Fortfall der Epiphysenlinie 
eine wesentliche Schädigung nicht mehr bedeuten konnte. Zudem gilt ja die 
Anschauung zu Recht, daß das Wachstum der Tibia zum größeren Teil von der 
oberen Epiphyse abhängig ist. Die gewöhnlichen Methoden der Fußgelenksresek- 
tion waren bei der Beteiligung der Weichteile, welche der im ersten Fall beschrie- 
benen ähnlich, wenn auch nicht so hochgradig war, nicht anwendbar. Die Schnitt- 
richtung wer die angegebene; außer den hinteren zwei Dritteln des Talus und dem 
oberen Teil des Calcaneus brauchte von der Fußwurzel nichts geopfert zu werden. 
Auch die Verkürzung der Tibia konnte sich gleicherweise nur auf Absägung 
einer schmalen Scheibe beschränken. Das Aussehen des Fußes ergibt die vor- 
stehende Photographie. Die Verkürzung des Beines beträgt an der Ferse gemessen 
5il/,cm. Diesmal ist keine knöcherne Vereinigung eingetreten, aber die dadurch 
erzielte, wenn auch geringe Beweglichkeit erscheint eher günstig; jedenfalls läuft 
die Pat. auch ohne erhöhten Schuh sicher und schmerzlos. Allerdings soll sie eine 
passende schräge Schuheinlage erhalten. 


Das Mißgeschick im dritten Falle fällt dem Operatur und nicht der Methode 
zur Last. Vielleicht würde sich selbst die Verletzung der Arterie bei besseren 
Zirkulationsverhältnissen nicht so schwer gerächt haben; erwähnt doch Kausch 
in seiner Arbeit einen Fall von Wieting, in welchem trotz Unterbindung der 
beiden Hauptarterien des Fußes eine Gangrän ausblieb. 


Ich habe, wie gesagt, weniger Wert auf den Ausgleich der Verkürzung als 
auf die Erhaltung annähernd normaler Form gelegt, und ich würde, namentlich 
in einem Falle wie im letzten, wo kaum mehr als 3 cm Verkürzung an der Fußspitze 
herauskamen, unbedingt auch später statt der typischen osteoplastischen Fuß- 
gelenksresektion der horizontalen Absägung des Calcaneus und der Bildung eines 
Sohlenfußes, wo es geht, den Vorzug geben. Aber auch selbst in dem ersten 
Falle, wo, wie gesagt, die Verkürzung etwas mehr betrug, war das Verfahren, 
glaube ich, das richtige. Die knöcherne Verbindung bei der Wladimirow- 
Mikulicz’schen Operation bleibt öfters aus, und doch werden gerade bei diesem 
Verfahren an die Festigkeit und Tragfähigkeit des Fußes ganz andere Anforde- 
rungen gestellt, wie beim Sohlenfuß. Kausch hat darauf ganz besonders hin- 
gewiesen, und das war ja auch der Grund, der ihn zur Versteifang der kleinen 
Fußwurzelgelenke durch Einspritzung von Lu gol’scher Lösung veranlaßte. Bei 
dem anderen Verfahren schadet es dagegen, wie der letzte Fall beweist, nichts, 
wenn eine knöcherne Vereinigung ausbleibt, und eine Beweglichkeit der kleinen 
Fußwurzelgelenke ist geradezu erwünscht, weil diese das Abwickeln des Fußes 
entschieden erleichtert. . 


Die bleibende Verkürzung ist allerdings ein Nachteil; aber selbst der nicht 
unbeträchtliche Grad derselben beim ersten Fall hat meinen Pat. nicht in der 
Ausübung seines Berufes gehindert. Macht man auf die Unbequemlichkeit des 
Tragens einer Prothese, wozu selbst ein erhöhter Schuh gerechnet werden muß, 
aufmerksam, so muß doch darauf hingewiesen werden, daß auch bei der Operation 
nach Wladimirow-Mikulicz ein besonderer Schuhapparat erforderlich ist, 
und schließlich wird der Pat. in der Regel wohl in einem gewissen ästhetischen 
Instinkt es wünschen, eine Extremität zu erhalten, die möglichst der alten Form 
nahe kommt. Mit etwas ärgerlichem Humor erzählte mein Lehrer Mikulicz 
zuweilen, daß der Pat., bei welchem er die nach ihm benannte Resektionsmethode 
erdacht und zum erstenmal ausgeführt batte, später als Bettler das Land durch- 
zog und durch sein »verkrüppeltes Beine das Mitleid seiner Mitmenschen zu er- 
regen suchte. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 23 


Die Elemente dieser Umwandlung der Wladimirow-Mikulicz'schen Opera- 
tion sind schon völlig in der Resectio tibio-calcanea von Bruns enthalten; denn 
wenn auch Bruns als Normalmethode den vorderen weitausgreifenden Bogen- 
schnitt betrachtet, mit welchem das Sprunggelenk geöffnet wird, so sind doch 
unter den Fällen, welche Rothim 21. Band von Bruns’ Beiträgen veröffentlicht, 
drei enthalten, in welchen von einem hinteren Querschnitt aus operiert wurde und 
von da bis zur Ausschneidung dieses großen aus Weichteilen und Knochen 
bestehenden Würfels bzw. Prismas, also einer ausgedehnten Tarsectomia posterior, 
wie in unseren Fällen, ist natürlich nur ein kleiner Schritt. Mit dem Vor- 
getragenen hatte ich auch nur die Absicht, zu zeigen, daß die Prinzipien der 
Bruns’schen Operation sich mitunter mit Vorteil auf die Methode von Mikulicz 
übertragen lassen, wie dies ja auch schon Kümmell in anderer Weise getan hat. 


24) Sanitätsbericht über die kgl. preußische Armee, das XII. und 
XIX. (1. und 2. kgl. sächsische) und das XIII. (kgl. württembergische) 
Armeekorps, sowie über die kaiserl. ostasiatische Besatzungsbrigade. 
Berichtszeit: vom 1. Okt. 1904 bis 30. Sept. 1905. Mit 30 Karten und 


16 graphischen Darstellungen. 
Berlin, E. 8. Mittler & Sohn, 1907. 

Aus dem reichen Materiale des Sanitätsberichtes soll nur kurz das den Chirurgen 
Interessierende wiedergegeben werden. 

An Wundrose erkrankten 702 Mann = 1,30%/,, des Krankenzuganges; Epi- 
demien kamen nicht vor; die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 24 Tage. 
8 Todesfälle sind zu verzeichnen, 5 infolge Hirnhautentzündung, 2 infolge Herz- 
schwäche, 1 durch eitrige Brustfellentzündung. Die Rose ging aus: von der Nase 
45mal, von kleinen oberflächlichen Verletzungen 25mal, 15mal von den Rachen- 
mandeln, 14mal von Ohrverletzungen, 10mal von Operationswunden. Von Anti- 
serum wurde kein Erfolg gesehen. 

Wundinfektionskrankhieiten (Sepsis und Pyämie). 44 Fälle. Ursachen: 
ömal Furunkel, 3mal Zellgewebsentzündungen, 7mal oberflächliche Verletzungen usw. 
64% Todesfälle, Antisera und Collargol wurden ohne Erfolg angewandt. 

Starrkrampf wurde 2mal beobachtet, und zwar einmal nach Extraktion eines 
eingewachsenen Nagels und zweitens bei einer mit Erde verunreinigten Finger- 
schnittwunde. Beide Fälle heilten; im ersten wurden 600 ccm Antitetanusserum 
in 6 Gaben, im zweiten Collargol in die Venen gespritzt und nebenher Chloral- 
hydrat verabfolgt. 

Bösartige Geschwülste im ganzen 31. Unter 21 näher beschriebenen 
Geschwülsten waren 17 Sarkome (Nasen-Rachenraum, Hals, Brusthöhle, Hoden) 
und 3 Krebse. 

Krankheiten des Gehirns. Unter dieser Nummer gingen 32 Mann zu. 
6mal handelte es sich um Geschwülste, von welchen 4 zu Lebzeiten diagnostiziert 
waren und 2 bei der Leichenöffnung angetroffen wurden. Außerdem kamen vor: 
Gehirnabszesse, Jackson’sche Epilepsie usw. 

Gehirn- und Rückenmarkserschütterungen. Es gingen zu: 217 Mann 
mit 5 Todesfällen. Dienstfähig wurden 184, invalid 31. Die meisten dieser Er- 
krankungen waren durch Unglücksfälle beim Umgange mit den Pferden oder durch 
Fall aus größerer oder geringerer Höhe entstanden. 

Wegen Kropf wurde 10mal operiert, davon blieben 9 Leute dienstfähig. 

Unterleibsbrüche. Zugang 967 = 1,80/. des Gesamtzuganges; 242 wurden 
dienstfähig, 711 dienstunbrauchbar. 55 mit einseitigem, nicht eingeklemmtem 
Bruche behaftete Kranke wurden operiert, 45 nach Bassini, 7 nach Kocher, 
3 nach Lucas-Championnietre. 49 wurden durch die Operation wieder dienst- 
fähig, 3 invalid. 

Eingeklemmte Brüche. 35 Fälle, von denen bei einigen der Bruch re- 
poniert werden konnte. Von 14 Operierten wurden 12 dienstfähig, 2 invalid; es 


24 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


handelte sich um 11 eingeklemmte Leistenbrüche, 1 Schenkelbruch und 2 Brüche 
der Linea alba. 

Innerer Darmverschluß kam 14mal vor; 6 wurden dienstfähig, 3 invalid, 
3 starben. Von 7 Fällen, über die näher berichtet ist, wurden 4 operiert, 2 durch 
hohe Darm- und Magenausspülungen geheilt; 1 Kranker starb während der Vor- 
bereitung zur Operation. 

Blinddarmentzündung. 1378 = 2,60%. Von diesen 1000 dienstfähig, 
29 tot, 330 dienstunfähig. Als Ursache wurde häufig Überanstrengung (Sand- 
karren, schweres Heben usw.) angegeben. Mehrfach schloß sich die Blinddarm- 
entzündung an andere Krankheiten an (Mandelentzündung, Scharlach, Grippe, 
Tripper usw.). 263 wurden operiert; von 260 in der Operationstabelle aufgeführten 
Operierten wurden 215 = 82% geheilt, 45 starben = 17.3%. Von den 215 Ge- 
heilten blieben 63% dienstfähig; überhaupt blieben 52% der Gesamtoperierten 
dienstfähig. Die Anzahl der Blinddarmoperationen hat seit dem Jahre 1902/03 
um 114% zugenommen, während die Zunahme des Zuganges nur 34,3% betrug. 

Bauchfellentzündung. Außer den durch Blinddarmentzündung hervor- 
gerufenen Bauchfellentzündungen kamen infolge Perforation eines Eingeweides. 
Tuberkulose oder Verletzungen (Kontusionen) noch 54 Fälle vor, von welchen 26 
tödlich endeten; 11 Pat. wurden dienstfähig, 14 dienstunfähig. 

Venerische Krankheiten. Während in der französischen Armee 340/9, 
in der österreichischen 61,6%%, in der englischen 107%/,9 des Krankenzuganges 
venerisch waren, beträgt diese Zahl in der deutschen nur 19,4%. Der Monat 
Oktober bringt infolge der Rekruteneinstellung die meisten Zugänge. An Syphilis 
gingen zu 2296, an Tripper 6634 Mann. 

Der Zugang an Panaritium ist von 25,20/, des Jahres 1881/82 auf 9,10/ 
des Rapportjahres gesunken. Bevorzugt ist die Erkrankung der rechten Hand. 
Von Bier’scher Stauung wurde in einigen Fällen Erfolg gesehen, in anderen 
nicht. 

Unter der Gruppe Zellgewebsentzündungen finden sich mit großen Eiter- 
ansammlungen einhergehende Prozesse (perinephritische, subpektorale Abszesse usw... 
Uber 33771 = 640/% Fälle wird berichtet. 

Von Knochenhautentzündungen war bei 298 Erkrankungen 176mal das 
Schienbein ergriffen, während sich der Rest auf verschiedene Knochen verteilt. 

Fußgeschwulst. 12550 Zugänge. Unter dieser Zahl finden sich zahlreiche 
Brüche der Metatarsalknochen. Die meisten Erkrankungen traten beim Beginne 
der Marschperiode ein (Mai, Juni, Juli, August). Das größte Kontingent stellten, 
wie in früheren Jahren, die Provinzen Schleswig-Holstein und Mecklenburg ‘IX. Ar- 
meekorps!. 

Quetschungen. 19541 = 370/u Fälle, von welchen 19254 wieder dienst- 
fähig wurden. Nach Quetschungen entstanden 13 Knochenauswüchse, 1 Gelenk- 
kapsel-, 22 Muskelverknöcherungen. Die Knochenauswüchse und Muskelverknöche- 
rungen saßen meist am Oberarm; sie waren meistens durch Bajonettstoß, mehr- 
fach auch durch Hufschlag entstanden. Auch am Oberschenkel sind derartige Ver- 
knöcherungen beobachtet. Durch Exstirpation der verknöcherten Stellen wurde 
in einigen Fällen Dienstfähigkeit erzielt. Von 10 wegen schwerer Darmquetschung 
Operierten starben 7, von den 3 Geheilten wurden 2 invalid. 

Knochenbrüche 3095 = 5,%;% Zugänge. Am häufigsten kamen Fußbrüche 
(infolge der häufigen Metatarsalknochenbrüche) vor, dann folgen der Häufigkeit 
nach Unterschenkel-, Hand-, Unterarm-, Schlüsselbein- und Kopfbrüche. Unter 
38 Brüchen des Hirnschädels betrafen 24 das Schädelgewölbe mit 19 offenen 
Brüchen, 14 den Schädelgrund mit 1 offenen und 13 einfachen Brüchen. Geheilt 
von den 38 Schädelbrüchen wurden 24, darunter 14 dienstfähig. Bei komplizierten 
Brüchen des Schienbeines wurde 3mal die Knochennaht angewandt, bei 13 Knie- 
scheibenbrüchen die Kniescheibe 4mal genäht. 


Verrenkungen. Über 577 Fälle ist rapportiert, und zwar 496 Verrenkungen 
der oberen, 73 der unteren Gliedmaßen und 8 Verrenkungen anderer Gelenke. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 25 


Schußverletzungen. Infolge Unglücksfalles und 3mal durch eigenes Ver- 
schulden des Verletzten kamen 2 Schußverletzungen durch Granaten und 2 durch 
Meanöverkartuschen vor. 

Über die Art der Scbußverletzungen gibt die folgende Tabelle Aufschluß. 


Schußverletzungen durch Granaten . . .. 2.2 2 2 2 m er een 
> » Manöverkartuschen . . . 2... 2 2 2 2200. 2 
Gewehr und Karabiner . . . . 7% 
> > scharfe Patronen | Revolver und Pistole . . ... . 61 
Zielmunition, Teschin undFlobert 2 
aus dem Gewehrlaufe . . . . . 107 
> >» Platzpatronen | aus dem Gewehrlaufe ohne Holz- 
geschoßB . .. 2.2. 22.0... 2 
> »  Schrotschüsse . . . 2 2 2 2 2 2 nr ren. 9 
»  abgelenkte und zurückgeprallte Geschosse . . . . . 4 


Verlsteinpen durch Explosion von Patronen (Schlag, Feuer, Ladehemmungen) 30 


Unter den Verletzungen mit scharfen Patronen befinden sich einige Feldzugs- 
verletzungen aus Südwestafrika: Leute, die noch nicht völlig geheilt aus Afrika 
ankamen. 

Unter den Brustschüssen mit scharfen Patronen sind 16 Selbstmorde, 1 Selbst- 
mordversuch; unter den Kopfschüssen 33 Selbstmorde. 

Bei den 107 Schußverletzungen durch Platzpatronen handelt es sich um 81 Un- 
ne 19 Selbstmorde, 4 Selbstmordversuche und 3 Selbstverstümmelungen. 

ber das Vorkommen von Wundstarrkrampf nach Schußverletzungen ist nichts 
berichtet, Antitoxin wurde vorbeugend mehrfach gegeben. 

Am Schluß des Berichtes sind die Operationen, welche im Berichtsjahre vor- 
genommen wurden, zahlenmäßig zusammengestellt. Um nur einiges daraus wieder- 
zugeben, möge angeführt werden, daß 106 Ohroperationen, 57 Laparotomien, 
77 Bruchoperationen, 266 Blinddarmoperationen, 36 Operationen wegen Wasser- 
bruch, 33 Amputationen, 33 Exartikulationen, 30 Geschwulstoperationen usw. aus- 
geführt wurden. Herhoid (Brandenburg). 


25) Colmers. Die Lokalanästhesie als Hilfsmittel bei der Untersuchung 
von Unfallverletzten. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie u. Unfallchirurgie Bd. VI. Hft. 1.) 


C. empfiehlt die Lokalanästhesie als Hilfsmittel, wenn es sich bei der Begut- 
achtung von Unfallverletzten um die strikte Entscheidung handelt, ob Simulation, 
traumatische Neurasthenie, Hysterie oder ein funktionelles Leiden vorliegt. Er 
verwendet zu diesem Zwecke die Infiltration der angeblich verletzten und schmerz- 
haften Weichteilgebilde mit einem anästhesierenden Mittel nach Schleich, bzw. 
Herbeiführung regionärer Anästhesie in dem betreffenden Gebiete. 

Bei einem 45jährigen Tagelöhner, der eine Hydrokelenoperation überstanden 
und sich überhoben hatte und infolgedessen über Schmerzen in der rechten Leisten- 
gegend und im rechten Hodensacke klagte, wurde die Anästhesierung des Hodens 
mittels Injektion einer 1%igen Novokainlösung in den Samenstrang und in die 
empfindliche, mit dem Hoden verwachsene Narbe vorgenommen. Etwa 5 Minuten 
nach der Einspritzung waren alle vorher geklagten Schmerzen verschwunden, und 
der Verletzte konnte frei und gerade, ohne zu hinken, gehen. 

Bei einem 42jährigen Tagelöhner, der nach Anheben eines schweren Karrens 
über starke Schmerzen in der Lendengegend klagte, wurden 100 ccm einer O,5xigen 
Novokainlösung in die schmerzhafte Muskulatur injiziert, wobei nach 5 Minuten 
Schmerzfreiheit eintrat. 

Es ergab sich demnach, daß im ersten Falle die mit dem Hoden verwachsene 
Hautnarbe als Hauptursache der Beschwerden anzusehen war, und im zweiten Falle 
das Krankheitsbild durch eine lokale, durch den Unfall bedingte Erkrankung der 
Lendenmuskulatur ausgelöst war. Im ersten Falle wurde Vollrente resp. Kastra- 
tion und im zweiten 80% zugebilligt. Hartmann (Kassel). 


26 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


26) Stossmann. Uber die Veronal-Chloroformnarkose. 
(Budapesti Orvosi Ujság 1907. Nr. 44.) 

Verf. berichtet über 70 Fälle von Veronal-Chloroformnarkose, die nach den 
Grundsätzen von Pokotilo (Chirurgia 1905) in der chirurgischen Abteilung des 
Primarius Illy&s ausgeführt wurden. Es wurde 11/3 Stunden vor der Operation 
1 g Veronal, in warmer Milch oder in Tee gelöst, verabreicht; Verf. beobachtete, 
daß nach Anwendung des Veronals die der Operation vorangehenden psychischen 
Emotionen wegfallen, der Betäubungszustand auch nach der Operation anhält. 
Die unangenehmen Nebenerscheinungen der Chloroformnarkose fallen weg, eine 
ausgesprochene Exzitation tritt nicht ein, ie tiefe Betäubung erfolgt rascher, 
die verbrauchte Chloroformmenge ist geringer, Erbrechen trat nur in einem Falle 
bei der Operation eines eingeklemmten Schenkelbruches ein, postoperatives Er- 
brechen beobachtete Verf. nur in fünf Fällen. Die Verabreichung des Veronals 
in Pulver- oder Tablettenform kann Verf. wegen der langsamen Resorption nicht 
empfehlen und hält die obige Verabreichungsweise für die entsprechendste. 

(Ref. kann die sedative Wirkung des 11/2 Stunden vor der Operation verab- 
reichten Veronals nach den Erfahrungen aus der Klinik Prof. Makara’s nur 
bestätigen.) P. Steiner (Klausenburg). 


27) P. Beale (London). Encephalocele. 
(Medical press 1907. Oktober 23.) 

Bei einem 5 Monate alten Kinde fand sich am Hinterkopf eine Encephalokele, 
etwas größer als der Kopf des Kindes selbst. Der Durchmesser der Basis betrug 
etwa 6 cm, die Perforation im Hinterhaupte ca. 4cm. Die Geschwulst wurde ab- 
getragen. Dabei zeigte sich, daß sie mit beiden Seitenventrikeln kommunizierte. 
Sie war mit einer dünnen Schicht Groß- und Kleinhirnmasse ausgekleidet. Das 
Kind erholte sich gut von der Operation, starb aber 14 Tage später an den Folgen 
einer Bronchitis. Erhard Schmidt (Dresden). 


28) F. Schultze. Zur Diagnostik der Operabilität der Hirn- und 
Rückenmarkstumoren und über die Operationserfolge bei denselben. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIL. Hft. 5.) 

Nachdem S. geschildert, wie es bisweilen schwierig ist, das Vorhandensein 
einer Hirngeschwulst überhaupt sicher zu diagnostizieren, ihren Sitz zu bestimmen 
und sich noch von ihrer Größe, ihrem Ausgangspunkt, ob von der Dura oder dem 
Hirn selbst, von ihrer Beschaffenheit ein Bild zu machen, bespricht er die Heil- 
erfolge. Während der letzten 14 Jahre hat S. unter 97 Fällen von Hirngeschwülsten 
19mal die Operation empfohlen. Allein nur in einem einzigen Falle wurde eine 
Heilung wenigstens für eine Dauer von 11/2 Jahren erzielt; 3mal wurde eine länger 
dauernde Besserung gesehen. Dieses sehr wenig befriedigende Resultat stimmt 
überein mit der großen Statistik von Knapp. Trotzdem ist eine Vervollkomm- 
nung unserer Leistungen für die Zukunft zu erhoffen. Die Verfeinerung der Dia- 
gnostik, bei der besonders die Neisser’sche Hirnpunktion gerühmt wird, wird 
uns weiter bringen; die neueren Erfahrungen berechtigen zu der Hofinung, daß 
mit Erfolg die Kleinhirngeschwülste in größerer Zahl und manche Geschwülste 
des Kleinhirnbrückenwinkels in den Kreis der Operation gezogen werden können. 

Sehr viel erfreulicher sind unsere Erfolge bei Rückenmarkshautgeschwülsten. 
Die Diagnostik ist hier sicherer. 8. ließ bis jetzt 13 Fälle operieren, von denen 
6 völlig geheilt, einer dauernd erheblich gebessert wurde. Haeckel (Stettin). 


29) Strauss. Die hysterische Skoliose. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIL Hft. 5.) 
S. bringt aus der Greifswalder chirurgischen Klinik einen Fall von hysterischer 
Skoliose nach Unfall (starke Beugung nach der Seite, um das Herabgleiten einer 
schweren Last Steine von einer Tragbahre zu verhüten): Der Öö2jährige Mann 
hatte eine flach bogenförmige Biegung der Wirbelsäule mit Konvexität nach links, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 27 


so daß die Brustwirbelsäule gegen den Lendenabschnitt einen Winkel von 30° 
bildete. Torsion der Wirbel fehlte. Die rundlichen Wülste des Erector trunci 
fühlten sich bretthart kontrahiert an. Sicherte schon die Anamnese, der Gesamt- 
habitus und die Beschwerden des Pat. die Diagnose der traumatischen Hysterie, 
so gewann sie unumstößliche Gewißheit durch den Umstand, daß im Atherrausch 
die Verbiegung sich leicht korrigieren ließ und damit definitiv beseitigt blieb. 
‚Im Anschluß daran bringt S. die in der Literatur niedergelegten Fälle dieser 
seltenen Affektion in vier Gruppen: 1) statische hysterische Skoliose, a. Pseudo- 
ischias scoliotica (Binswanger), b. die hysterische Hüfthaltung Salomonson’s. 
2) Essentielle hysterische Skoliose, a. die seitliche Verkrümmung ist kombiniert 
mit einer solchen in der Frontalebene, b) hysterische Skoliosen im engeren Sinne 
ohne frontale Verbiegung. Haeckel (Stettin). 


30) Makara. Über Echinokokkus strumae. 
(Sitzungsberichte der med. Sektion des Erdelyer Museum-Vereins Bd. XX VIII) 


Echinokokken der Schilddrüse sind äußerst selten, in der Literatur finden sich 
ihrer kaum 25. Verf. operierte in der Klausenburger chirurgischen Klinik eine 
48jährige Frau, die seit 24 Jahren einen mäßigen Kropf hatte; sie befaßte sich 
viel mit Hunden. Seit einem Jahre wuchs die rechte Seite ihres Kropfes, seit 
8 Monaten trat Heiserkeit ein; beim Liegen häufig Erstickungsanfälle. Die Aus- 
schälung der Geschwulst erfolgte aus dem Kocher’schen Lappenschnitt, in ihr 
befand sich eine unilokulare Echinokokkusblase. Glatte Heilung. 

Die Echinokokken der Schilddrüsen sind selten, Henle berichtet im Jahre 
1895 nur über 21 derartige Fälle; in 9 Fällen bestanden Atembeschwerden, in 
:4 Fällen trat der Tod ein, teils durch Erstickung, teils infolge von Durchbruch 
der Echinokokkusblase in die Luftröhre. P. Steiner (Klausenburg). 


31) Makara. Über die Geschwülste der Glandula carotica. (Aus der 
chir. Universitätsklinik in Koloszvär.) 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 43.) 


M. bespricht auf Grundlage eines operierten Falles die pathologische Anatomie 
und Klinik der Geschwülste der Glandula carotica. Keen und Funke berichteten 
in ihrer Sammelarbeit (s. Referat Zentralbl. f. Chir. 1906 Nr. 52, 1907 Nr. 39 u. 45) 
über 29 im Leben und teilweise nach dem Tode festgestellte Carotisdrüsengeschwülste. 
Diese Geschwülste zeigen gewöhnlich eine typisch - alveoläre Struktur; in den 
Alveolen finden sich polymorphe Zellen; das Septum kann nur von Kapillaren oder 
von hyalinem Bindegewebe gebildet werden. Die Geschwülste der Carotisdrüse 
zeigen eine auffallende Homologie mit der normalen Drüse, nur fehlen die charakte- 
ristischen Nervenelemente. — Verf. hält die Bezeichnung »alveoläre Geschwulest« 
gegenüber von Endotheliom, Peritheliom usw. dem pathologisch-histologischen Bild 
entsprechend für berechtigter. Er bespricht weiter die Symptomatologie und die 
Gefahren der Operation, die den Kranken durch die oft unvermeidliche Carotis- 
unterbindung resp. Carotisresektion bedrohen. Kaufmann u. Ruppauer (Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie 1905 Bd. LXXX) berichten unter 15 Carotisunterbindungen 
in vier Fällen über schwere zerebrale Symptome, in zwei Fällen mit tödlichem 
Ausgang. Im Falle vom Verf. hatte der 18jährige Kranke vor 2 Jahren an der 
rechten Halsseite eine kleine Geschwulst bemerkt, die bei der Aufnahme taubenei- 
groß war und Schluckbeschwerden verursachte. Die Operation wurde unter der 
Annahme begonnen, daß eine Struma accessoria vorliege. Die Exstirpation der 
Geschwulst war nur unter Wegnahme der in dieser verlaufenden Carotis comm. 
und Resektion der Carotis ext. und int. durchzuführen, die Vena jugularis und die 
Nervenstämme konnten geschont werden. Am. 2. Tage nach der Operation stellte 
sich Fieber (39,5° C) ein, bald nachher linksseitige Hemiplegie, Schluckbeschwer- 
den, Sopor. Der Tod erfolgte nach 3 Tagen; die klinische Diegnose lautete auf 
Gehirnerweichung infolge Unterbindung der Carotis comm. Die Obduktion zeigte, 
daß in der rechten Art. fossae Sylvii ein 3cm langer Thrombus, eine ischämische 


28 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


Erweichung der Hörner der rechten Seitenkammer vorliege. Die exstirpierte Ge- 
schwulst war 4 cm lang, 3cm breit, 3,2 com dick in einer fibrösen Kapsel, die 
Carotis comm. war in einer Länge von 1 cm, die Carotis ext. und int. in einer 
Länge von 2—8 cm mit der hinteren Wand der Geschwulst eng verwachsen. Die 
histologische Untersuchung ergab das Bild einer alveolären Geschwulst der Carotis- 
drüse mit fibrösem Stroma, mit großen epithelartigen Zellen in den kleineren und 
größeren Alveolen. P. Steiner (Klausenburg). 


32) W. E. Lunzer. Über die Behandlung tiefsitzender Fremdkörper 
des Osophagus. (Aus der chir. Klinik in Königsberg. Prof. Lexer.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 

In dem mitgeteilten Falle hatte Pat. 11/ Jahr vorher sein aus Kautschukplatte 
mit 4—5 Zähnen bestehendes künstliches Gebiß verschluckt und war dieses tief in 
der Speiseröhre stecken und seitdem sitzen geblieben; erst seit 1/, Jahr bestanden 
Beschwerden, schließlich auch eine schwere beiderseitige Bronchitis. Das Gebiß 
saß oberhalb der Cardia, ließ neben sich dicke Sonden bis in den Magen gelangen, 
war mit dem Ösophagoskop nicht sichtbar zu machen, aber mit Röntgendurch- 
leuchtung, und zwar erst in rein frontaler Stellung deutlich erkennbar; die Platte 
stand frontel, die Zahnkrümmung nach aufwärts, die Enden der Bögen nach ab- 
wärts. Bei der Gastrotomie wurde zunächst nur ein kleiner Schnitt angelegt, 
durch den der Finger, dicht abschließend, in die Cardia und Speiseröhre ein- 
geführt werden konnte; da er den Fremdkörper nicht fühlte, wurde der Schnitt 
erweitert und mit der ganzen mit Gummihandschuh bedeckten Hand in den Magen 
eingegangen. Nun gelang es, das in einer Ausbuchtung sitzende Gebiß, über das 
sich die Schleimhaut faltenartig hinüberlegte, zu tasten, die Cardia herabzuziehen 
und mit gebogener Kornzange den Fremdkörper zu fassen und zu entfernen; die 
Blutung war infolge der Narbenbildung in der Speiseröhre gering. Naht der 
Magenwunde usw. Heilung. Kramer (Glogau). 


33) R. Hacker. Beitrag zur Behandlung der Fremdkörper in der 
Speiseröhre. (Aus der chir. Klinik zu Greifswald. Prof. Friedrich.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 


Von den mitgeteilten fünf Fällen war der erste dadurch bemerkenswert, daß 
trotz 4 Monate langen Verweilens eines Gebisses in der Speiseröhre und trotz der 
Tiefe seines Sitzes (22cm) die Extraktion nach oben durch die Ösophagotomie- 
wunde gelang, daß Ösophagus- und Bronchisldekubitus die schwersten Komplika- 
tionen herbeiführten und durch Speiseröhrenausschaltung mittels Gastrostomie die 
tiefsitzende Speiseröhren-Bronchialfistel zur Heilung geführt wurde. — Der zweite 
Fall von Ösophagotomie bei bereits bestehender infektiöser Periösophagitis und 
Strumitis und schwerer Allgemeinerkrankung führte rasch zum Tode; der Fremd- 
körper (Knochenstück) batte vielfache Druckgeschwüre mit Durchbruch nach außen 
herbeigeführt und war schließlich in den Magen gelangt. Einen günstigen Ver- 
lauf nahm der dritte Fall, in dem eine Kravattenklammer durch die äußere Oso- 
phagotomie wenige Stunden nach ihrem Verschlucktwerden entfernt werden konnte. 
In den übrigen zwei Fällen gelang die Extraktion der Fremdkörper (Gebißplatte, 
Sporenrad) auf unblutigem Wege mittels des Weiss’schen Grätenfängers, dessen 
Brauchbarkeit durch Anbringen einer von Prof. Friedrich angegebenen Fixa- 
tionsvorrichtung erhöht wird, in vorzüglicher Weise, Kramer (Glogau). 


34) R. M. Parker. Pleural fistula. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Bd. V. Hft. 3.) 

Nach einer einleitenden Literaturübersicht über Lungenhautfisteln (28Nummern) 
berichtet Verf. kurz über einen selbst beobachteten Fall, der eine 27jährige Frau 
betraf. Die Fistel hatte sich nach Aspiration von Erbsenhülsen auf dem Boden 
eines Lungenabszesses entwickelt. Ein operativer Eingriff (Resektion von 4 Rippen, 
Ausschabung und Verödung der Abszeßhöhle und Verschluß der Lungenöffnung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 29 


durch Naht des umgebenden Lungengewebes in zwei Etagen) blieb ohne Erfolg, 
indem sich nach 1 Monat die Fistel wieder ausgebildet hatte. 
Einige Mitteilungen über resultatlos verlaufene Versuche, experimentell an 
Hunden Lungenfisteln zu schaffen, schließen die übersichtliche Arbeit. 
Strauss (Nürnberg). 


35) Teiso Iwai. Relation of polymastia to tuberculosis. 
(Lancet 1907. Oktober 5.) 

Verf. untersuchte 6274 Individuen und fand darunter 315 Fälle von Poly- 
mastie, unter 3665 männlichen Geschlechtes 120 Fälle = 3,27%, unter 2609 weib- 
lichen Geschlechtes 193 = 7,68%. Unter der Gesamtzahl der Fälle waren 1449 
mit ausgesprochener oder verdächtiger Tuberkulose. Von diesen batten 119 Poly- 
mastie = 81%. Verglichen mit den 4825 nicht tuberkulösen Pat., fanden sich 
hierbei 196 Fälle = 4,06% mit Polymastie. Unter 315 Fällen von Polymastie fand 
also Verf. 119 Tuberkulöse = 37,77%, unter 5989 nicht mit Polymastie Behafteten 
1330 Tuberkulöse = 22,31x. 

Verf. kommt also zu folgenden Schlußfolgerungen: 

1) daß Polymastie mehr unter Tuberkulösen, speziell Lungentuberkulösen, ge- 
funden wird, als unter Nichttuberkulösen ; 

2) daß Individuen mit Polymastie mehr der Tuberkulose ausgesetzt sind, als 
nicht mit der Anomalie Behaftete; der Unterschied beträgt mehr als 15%. 

H. Ebbinghaus (Dortmund). 


36) R. Morton and H. E. Jones. The treatment of mammary carcinoma 
by the local injection of pancreatic ferment. 
(Lancet 1907. September 28.) 


Verff. wiederholten die mannigfachen Versuche, die neuerdings angestellt sind, 
um das Wachstum des Karzinoms mit Hilfe von Pankreasferment zu beeinflussen. 
Die Injektionen wurden von den Verff. bei Brustkrebs angewandt, und zwar in 
einer Menge von 15—20 u (1—2 ccm); sie wurden in und in die Nähe der Ge- 
schwulst mit allen Vorsichtemaßregeln gemacht. Irgendein günstiger Erfolg wurde 
nicht gezeitigt, im Gegenteil; zum Teil folgte, und zwar offenbar in ursächlichem 
Zusammenhange, rapide Aussaat der bösartigen Geschwülste. 

Mitteilung von vier Krankengeschichten. H. Ebbinghaus (Dortmund). 


37) P. Steiner. Beiträge zur operativen Behandlung des Brustdrüsen- 
krebses. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 46.) 


Verf. bespricht die in den letzten 10 Jahren an der Dollinger’schen Klinik 
beobachteten Fälle von Brustkrebs. Es wurden 170 Fälle während dieses Zeit- 
raumes operiert; Heredität wurde in 3%, chronische Entzündung in 6,6%, Trauma 
in 17% als prädisponierendes Moment nachgewiesen. Bei Männern wurde der 
Krebs der Brustdrüse in 2,6% beobachtet. Die regionären Drüsen waren in 74x 
beteiligt, Exulzeration bestand in 17% der Fälle. Eine djährige Rezidivfreiheit 
wurde in den nach der Heidenhain'’schen Methode operierten primären Fällen 
in 10%, in den nach der Halsted-Kocher’schen Methode operierten primären 
Fällen in 27% erzielt. In den wegen Rezidiv operierten Fällen beobachtete Verf. 
eine 5jährige Rezidivfreiheit in 21%. Die Rezidive entstanden und führten in der 
Hälfte der Fälle im 1. Jahre zum Tode. (Selbstbericht.) 


38) Sändor. Bauchwandgeschwulst infolge von Entzündung um Fremd- 
körper. (Aus der chir. Universitätsklinik in Kolozsvár.) 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 47.) 


Verf. berichtet über einen Fall analog dem, den Richter (Zentralblatt für 
Chirurgie 1907 Nr. 47) beschrieb. Bei der 6ljährigen Frau bestand seit ca. 10 Mo- 


30 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


naten im linken Hypogastrium eine faustgroße, mäßig mobile Geschwulst. Bei der 
Operation fand sich, daß die Geschwulst mit dem M. transversus, dem Netz, dem 
Lig. latum uteri und dem Lig. teres verwachsen war. In der Geschwulst wurde 
eine 5 cm langes, 2 mm breites Knöchelchen gefunden, wahrscheinlich aus dem 
Darme herstammend. Die Geschwulst bestand aus derbem, schwieligem Narben- 
gewebe mit kleinen Granulationen um den Fremdkörper. Glatte Heilung. 

P. Steiner (Klausenburg). 


39) Kaestle. Bolus alba und Bismutum subnitricum, eine für die 
röntgenologische Untersuchung des Magen-Darmkanales brauchbare 
Mischung. 

(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 4.) 


Gegenüber Hildebrand nimmt Verf. (mit Recht — Ref.) die Priorität für 
Rieder in Anspruch, die systematische Verwendung größerer Wismutmengen für 
die Zwecke der Röntgenoskopie und Röntgenographie des Magen-Darmkanales an- 
gegeben zu haben. Trotz außerordentlich zahlreicher Verwendung des Wismut- 
wassers und Wismutbreies sind im Institut von Rieder Belästigungen von Belang 
für den Pat. oder gar ernstere Störungen nie beobachtet worden. (Auch Ref. hat 
größere Dosen — 50 g und mehr — ohne jegliche Belästigung für den Pat. an- 
gewendet) Um nun aber allzugroße Dosen zu vermeiden, hat Verf. als Suspen- 
sionsmittel für das Wismut Bolus alba benutzt und erhielt dabei durchaus ge- 
nügende Schattenbilder, wenn auch reine Wismutbilder besser ausfielen. Nach den 
Versuchen von Stumpf und Verf. sind Dosen von Bolus in der Höhe von 250 bis 
300 g pro Tag völlig unschädlich und von keiner unangenehmen Wirkung begleitet. 

Bei Kindern mittleren Alters wendet Verf. ca. 60 g Bolus auf 150 ccm Wasser 
an, bei Säuglingen 30 g Bolus auf 70—100 ccm Wasser, wodurch die nach Hilde- 
brand bestehende Gefahr der Vergiftung durch Wismut für Kinder ausgeschlossen 
wird. 
Das Verhältnis von Wismut zu Bolus soll im allgemeinen 1:3 nicht über- 
schreiten. 

Die Herrichtung der verschiedenen Mischungen ist im Original nachzulesen. 

Gaugele (Zwickau). 


40) Labougle. Lesion de l’abdomen par coup de feu; hématémésis, 
h6maturie. Lésion probable de l'estomac et contusion rénale. Guérison 
sans intervention chirurgicale. 

(Arch. de méd. et de pharm. militaires 1907. Oktober.) 


Der Überschrift ist noch hinzuzufügen, daß es sich um ein Lebel-Stahlmantel- 
geschoß (8 mm) handelte, das auf 15 cm Entfernung durch Unvorsichtigkeit in die 
linke Rippenbogengegend eindrang und in der rechten Lendengegend austrat, 
so daß der Bauch diagonal durchsetzt wurde Außer vorübergehendem Blut- 
brechen und kurzdauernder Hämaturie waren zunächst keine bedrohlichen Erschei- 
nungen vorhanden. Deswegen bekam der Verwundete nur einen trockenen Ver- 
band, ohne daß die Laparotomie ausgeführt wurde. Während der ersten Tage 
wurde absolute Enthaltung von Speisen und Getränken innegehalten; außerdem. 
Morphium subkutan gegeben. Wenn ein derartiges Verhalten im Krieg auch 
gerechtfertigt erscheinen mag, so glaubt Ref., daß in Friedenszeiten — wie sie 
hier vorhanden waren — doch immer bei derartigen Fällen die Laparotomie ge- 
macht werden sollte. Herhold (Brandenburg). 


41) Jaboulay. La gastrostomie évacuatrice et le drainage de lesto- 
mac dans certaines formes de péritonite diffuse. 
(Arch. prov. de chir. 1906. Nr. 11.) 


J. hat in zwei Fällen von schwerer Peritonitis die Gastrostomie ausgeführt. 
Beide Pat. sind von ihrer Krankheit genesen. Bei beiden stand neben den übrigen 


Zentralblatt für Chirurgie Nr. 1. 31 


Symptomen das permanente Erbrechen im Vordergrund. J. empfiehlt die Gastro- 
stomie warm zur Behandlung der Peritonitis und hält sie indiziert, wenn im Krank- 
heitsbilde das Erbrechen überwiegt; besteht starke Auftreibung des Leibes, so hält 
er die Enterostomie für angezeigt. Neben diesen Eingriffen soll selbstverständlich 
eine gründliche Drainage des infizierten Bauchraumes nicht vernachlässigt werden 
Müller (Dresden). 


42) A. Schönwerth. Bericht über 100 Blinddarmoperationen. (Aus 
dem kgl. Garnisonlazarett München.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 


Die Operation wurde im Frühstadium innerhalb der ersten 48 Stunden 23mal 
1+), im intermediären 7mal (1 +), bei Abszessen 2imal, bei Peritonitis 6mal (3 +), 
im freien Intervall 40mal, unter irriger Diagnose (Peritonealtuberkulose, Hysterie, 
Pneumonie!) 3mal vorgenommen; in 35 Fällen waren ein oder mehrere Anfälle 
vorausgegangen. Unter den ersterwähnten 23 Fällen war limal die Disharmonie 
zwischen Puls und Temperatur auffallend, 9mal unter diesen der Wurmfortsatz 
schwer verändert; im ganzen fanden sich 5 Perforationen, 8mal Schleimhautgangrän, 
bmal Geschwüre und ñmal geringe Veränderungen am Wurmfortsatz, 8mal Kot- 
steine. Von den 21 Abszeßfällen zeigten später 7 Komplikationen (Pleuraergüsse, 
Peritonitis, Deus usw.), und zwar diejenigen, bei denen der Wurmfortsatz nicht 
entfernt worden war. Die 3 geheilten Fälle von operierter Peritonitis waren 
durch das Fehlen von Verklebungen bei reichlichem eitrig-serösem Exsudat aus- 
gezeichnet. Von den im freien Intervall Operierten ist einer einer diffusen Peri- 
tonitis erlegen. Kramer (Glogau). 


43) Milkö. Appendicitis und Ileus. 
(Budapesti Orvosi Ujság 1907. Nr. 43.) 


Verf. sammelte seine Erfahrungen am reichen Materiale der v. Herczel’schen 
Abteilung des St. Rochuskrankenhauses in Budapest. Er bespricht die mannig- 
faltigen Formen von Ileus, welche im Verlaufe der Wurmfortsatzentzündung auf- 
treten können. Während im Beginne des Anfalles der Ileus meist ein dynamischer, 
durch entzündliche Darmlähmung bedingter ist, überwiegt im späteren Verlaufe 
der mechanische Ileus. Dieser kann bedingt sein durch Douglasabszesse, die den 
Mastdarm und Sromanum verlegen, noch häufiger aber durch Verwachsungen, 
welche auf vielfache Weise den Darmverschluß verursachen können. Eine be- 
sondere Wichtigkeit kommt auch der von Pölya zuerst beschriebenen, durch 
Thrombophlebitis mesaraica bedingten Illeusform zu. Verf. erläutert seine Aus- 
einandersetzungen durch mehrere selbst beobachtete und operierte Fälle; unter 
anderen beschreibt er einen schweren Fall von Adhäsionsileus, der nach Eröffnung 
eines Douglasbszesses auftrat. Bei der Operation waren die unteren Heumschlingen 
nicht nur im kleinen Becken sehr fest verwachsen, sondern auch um ihre Mesen- 
terialachse um 180° gedreht. Nach Retorsion der Schlinge und Lösung aller Ver- 
wachsungen Heilung. P. Steiner (Klausenburg). 


44) H. Flörcken. Der Processus vermiformis als Inhalt eines Nabel- 
bruches. (Aus der Würzburger chir. Klinik. Prof. Dr. Enderlen.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


In vorliegendem Falle handelte es sich um einen Sektionsbefund. Bei einem 
bjährigen Kinde bestand neben einer adhäsiven Peritonitis tuberculosa eine Tuber- 
kulose des Processus vermiformis, der, an seiner Spitze perforiert, durch einen ganz 
kurzen, zum Teil obliterierten Fistelgang mit dem Nabel kommunizierte und sich 
in einem Nabelbruche befand. Bei Lebzeiten des Kindes war in dem nachgewie- 
senen Strange das entzündlich verdickte Lig. vesico-umbilicale medium vermutet 
worden. Kramer (Glogau). 


32 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 1. 


45) v. Verebely. Über Netztorsion. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 34.) 


Bei einem 35jährigen Manne, der seit vielen Jahren einen rechtsseitigen Leisten- 
bruch ohne besondere Beschwerden hatte, traten während eines Kegelspieles plötz- 
lich Bauchschmerzen, Koliken auf; Einklemmung des Bruches konnte nicht kon- 
statiert werden. Die 48 Stunden nach den ersten Symptomen vorgenommene 
Operation zeigte, daß es sich um eine intraabdominale fünffache Drehung des nicht 
verwachsenen Netzes handelte. Resektion des Netzes, Heilung. Der Fall ist in 
der Literatur der 51. P. Steiner (Klausenburg). 


46) Kermauner. Phlegmone des Magens in der Schwangerschaft. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hit. 5.) 


Bei einer Schwangeren mit Lungentuberkulose traten zunehmend schwere Er- 
scheinungen von Peritonitis ein, die zur Unterbrechung der Schwangerschaft und 
nach einigen Stunden zum Tode führte. Die Diagnose war auf tuberkulöse Peri- 
tonitis gestellt worden, die Sektion ergab aber eitrige Peritonitis, ausgehend von 
einer Phlegmone des Magens; eine Ursache für letztere in Form einer Schädigung 
der Schleimhaut ließ sich nicht finden. Der Fall zeigt zum ersten Male, daß auch 
in der Schwangerschaft Magenphlegmone vorkommen kann, und läßt daran denken, 
ob nicht manche Fälle von Magenphlegmone, die als puerperal-septische Metastasen 
angesehen worden sind, nicht schon primär in der Schwangerschaft sich entwickelt 
haben. Haeckel (Stettin). 


47) A. Jianu (Bukarest). Das peptische Geschwür des Jejunum nach 
Gastroenterostomie. 
(Revista de chir. 1907. September.) 


Verf. beschreibt zwei Fälle von peptischem Geschwür aus der Klinik von 
Toma Jonescu, von denen der eine etwa ein Jahr nach der Operation zur 
Beobachtung gelangte und der andere nach 2 Jahren. Diese nach Gastroentero- 
stomien auftretende Komplikation beruht auf der Einwirkung hyperaziden Magen- 
saftes, der sich nach der Ansicht von Hayem infolge von Veränderungen, welche 
in den pylorischen Drüsen stattfinden, entwickelt. Es folgt hieraus, daß die Ans- 
stomose zwischen Magen und Jejunum möglichst weit entfernt vom Pylorus zu 
machen ist. 

In den Fällen, in welchen die Operation wegen Krebs gemacht wurde, ent- 
wickelt sich ein derartiges Geschwür nicht, da in diesen Fällen kein byperazider 
Magensaft vorhanden ist. E. Toff (Braila). 


48) Schule. Atropin bei Ileus. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 5.) 


S. empfiehlt warm die subkutane Injektion von Atropin (0,002, event. mehrere 
Male wiederholt nach 4—8—12 Stunden). Der ersten Injektion schickt man 
zweckmäßig eine Injektion von 0,012 Morphium voraus. Im Durchschnitt erfolgt 
die erste Stuhlentleerung beim spastischen Ileus nach 16, beim paralytischen nach 
20, beim mechanischen nach 24 Stunden. Verf. hat 34 Fälle damit behandelt; 
auch in Fällen von mechanischem Deus soll Heilung eingetreten sein. S. hat an 
sich selbst — er leidet an Knickung des Querkolon durch einen Strang; auch 
durch Laparotomie ließ sich das Leiden nicht beseitigen — mit bestem Erfolge 
bei wiederholten Ileusattacken das Atropin angewendet. Haeckel (Stettin). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 2. Sonnabend, den 11. Januar 1908. 








Inhalt. 

L P. Sick, Zur Fascien- und Hautnaht. — 1I. M. Herz, Technik der Exstirpation von Knie- 
gelenksmenisken. (Originalmitteilungen.) 

.1) Wieder, Knochenregeneration. — 2) Caubet, Architektur des Callus.. — 3) Krause und 
Trappe, Myositis ossificans progressiva. — 4) Hashimoto und Tokuoka, Nervenschußverletzungen. 
— 5) Muskat, 6) Schultze, Plattfur. 

7) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 8) Albers-Schönberg, Eigenartige Skelett- 
erkrankung. — 9) Joachimsthal, Knochenerweichung. — 10) Osler, Teleangiectasis circumscripta 
universalis. — 11) Libessart, Zur Behandlung mit heißer Luft. — 12) Ramsauer, Nervennaht. — 
13) Blanc und Savolle, Lipom am Collum radii. — 14) de Beule, Zur orthopädischen Chirurgie 
der Hand. — 15) v. Frisch, Elephantiasis. — 16) Legg, Angeborene syphilitische Osteoperiostitis. 
— 17) Stewart, 18) Handley, 19) Moynihan, Operation bei Arterienverstopfung. — 20) Dilly, 
Arteritis obliterans. — 21) Frazier, 22) Gibbon. 23) Frick, Endoaneurysmorrhaphie. — 24) Tweedle, 
25) Cuff, Aneurysma am Fuß. — 26) Nitch, Pneumokokkenarthritis. — 27) Simon und Hocke, 
Tuberkulose bei tabischer Knieaffektion. — 28) Lexer, Chondromatose der Kniegelenkskapsel. — 





29) Doberauer, Knochensarkom. — 30) Drew, Knocheneinpflanzung. 
I. 
Zur Fascien- und Hautnaht. 
Von 


Dr. Paul Sick, 


Dirigierender Chirurg am Diakonissenhaus in Leipzig. 


n dem Zentralblatt für Gynäkologie 1907 Nr. 41 p. 122 empfiehlt 
O. v. Herff die »Flächennaht nach Noble bei Fascienwunden« warm 
als das sicherste Mittel zur Verstärkung der Fascien und Vermeidung 
von Bauchbrüchen — natürlich abgesehen von der glatten aseptischen 
oder vielmehr antiseptischen Nahttechnik. Die Verstärkung der Fascie 
durch Übereinandernähen ihrer Schnittränder sei 1902 von Lucas 
Championnitre für die Radikaloperation des Leistenbruches emp- 
fohlen und von Noble auf alle Bauchoperationen ausgedehnt worden. 
Schon seit einer Reihe von Jahren verstärkt Th. Kocher bei 
seiner Radikaloperation der Inguinalhernie die Fascie des Obliquus 
externus durch Faltung, verengert zugleich den Leistenkanal und den 
subkutanen Leistenring durch seine »Kanalnaht«. Da er hierbei die 
Fascie nicht spaltet, ist für die Sicherung der Raffnaht Seide nötig. 
Spaltet man die Fascie und scheuert sie weiterhin, um sie über- 
einanderzunähen, blank, so ist wohl trotz des großen Meisters Ab- 
neigung gegen Catgut dieses in Form des schwer resorbierbaren Jod- 


2 


34 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


catgut! vorzuziehen. Mit Kocher’s Technik ist ganz gewiß dieses 
Catgut der Seide gewachsen, wie er sich selbst durch Vergleich 
überzeugen müßte, statt andere Statistiken gegen das Catgut heran- 
zuziehen2. Verfügt man aber nicht über die Sicherheit von Kocher 
und seiner Hilfskräfte, so bringt das Catgut zumal in antiseptischem 
und schwer resorbierbarem Zustand Heilungen, wo die Seidennähte 
als bleibende Fremdkörper — Schlupf- und Brutwinkel für Bakterien — 
herauseitern würden. Das entspricht wohl den praktischen Erfahrungen 
vieler, das beweisen auch die statistischen und experimentellen Arbeiten 
der Leipziger Frauenklinik, wie sie kurz in Döderlein-Krönig, 
Operative Gynäkologie, 2. Auflage, 1907 p. 27, 41 und 115 ff. nieder- 
gelegt sind. 

Bisher war ich der Meinung, daß viele Chirurgen ähnliche Fascien- 
verdoppellungsnähte anlegen, wo sie sich, wie bei der Inguinalhernie, 
bei der Perityphlitisoperation usw., sozusagen von selbst anbieten. So 
sah ich schon in der Greifswalder Klinik von Helferich vor 10 Jahren 
gelegentlich solche Verstärkung der gespaltenen Fascien durch Über- 
einandernähen und habe diese Verdoppelungsnaht schon seit Jahren 
grundsätzlich in allen geeigneten Fällen geübt, worunter ich allerdings 
nicht die Linea alba-Naht rechne, welche wenigstens in den oberen 
zwei Dritteln des Abdomens so massive Schnittflächen bietet, daß ihre 
genaue Adaption entschieden besser ist alsihre Übereinander- 
lagerung. Gerade hier kann man auch bei dem Nahtversuch selbst 
mit stielrunden Nadeln, die für diese Nähte vorzuziehen sind, besonders 
leicht. stärkere Einrisse seitlich der Mittellinie bekommen, und erreicht 
das Gegenteil des Erstrebten. In jedem Falle haften aber die breiten 
Schnittflächen der verfilzten Mittelfascien sicherer als ihre über- 
einandergelagerten Flächen. Handelt es sich dagegen um dünnere 
Fascien, wie bei den Perityphlitisschnitten, deren Kontrolle nicht 
selten durch nachfolgende Radikaloperation oder Beseitigung eines 
Bauchbruches nach teilweiser Drainage in den verschiedensten Stadien 
möglich ist, so kann man an älteren Fällen beobachten, daß die 
Fascie in dem Übernähungsgebiet auf mehr als das Doppelte verdickt 
ist, und daß ihre Ränder ganz allmählich auf das Fascienblatt 
übergehen, vergleichbar der Callusbildung bei disloziert geheilten 
Knochenbrüchen. Eine derartige flächenhafte Fascienverstärkung 
können in der gewöhnlichen Weise angelegte Seidennähte nicht machen, 
' da eine Bindegewebsneubildung, wie man sie bei Sehnenplastik 
beobachten kann, um die quer und in Abständen gelegten Fascien- 
nähte nicht zustande kommt. Außerdem läßt sich ein teilweises 
Klaffen solcher Nähte und Lückenbildung in der Fascie, Durchtritt 
von Fetträubchen, wie v. Herff gleichfalls betont, schwer verhüten. 


1 Das Jodcatgut von Schmidt-Billmann in Mannheim hat sich auch uns 
bewährt; ebenso sein steril präpariertes Oatgut in Trockenpackung außerbalb des 
Krankenhauses. Die Herstellung dieses Catguts ist wohl die zurzeit einfachste und 
sicherste auch ohne sterile Catgutgewinnung (Kuhn). 

2 Vgl. Kocher, ÖOperationslehre. 5. Aufl. p. 716. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 35 


Macht man aber die Verdoppelungsnaht der angefrischten und gespal- 
tenen Fascie mit einerseits gewöhnlicher, andererseits Lembert-Naht 
(vgl. die Skizze im Frontalschnitt) so ist die Seide De — 
kann direkt schädlich werden. 





Fascienverstärkungs- ‚\l,embert-) Naht von der Seite gesehen schematisch), 
1 während der Anlegung; 2 zusammengezogen. 


Auch wenn man beim Muskelgitterschnitt oder Kreuzquerschnitt 
die jeweils in der Faserrichtung gespaltenen und auseinander gedrängten 
Muskeln wieder mit einigen Knopf- oder fortlaufenden Catgutnähten 
vereinigt, was wegen des möglichen Hustens oder Meteorismus der 
ersten Tage entschieden ratsam ist, so findet man bei einer späteren 
Nachoperation im Nahtbereich kräftige Fascienbildung, welche unter 
der Wirkung des Jodcatgut befördert ist. Von Seidennähten stehen 
mir allerdings ähnliche Nachuntersuchungen nicht zu Gebote, da ich 
nur einzelne Fälle zu Gesicht bekam; nicht selten mit kleineren oder 
größeren Nahtabszessen. Bei einer kürzlich ausgeführten Hernien- 
rezidivoperation, !/, Jahr nach dem ersten Eingriff, die ich wegen 
der Schmerzhaftigkeit des uhrglasförmigen nicht reponiblen Rezidivs 
vornahm, lag jeder Bassinifaden in einem linsengroßen Abszeßchen, 
während Entzündungserscheinungen der oberflächlicheren Gewebs- 
schichten vollständig fehlten. Die Abszeßchen enthielten eine große 
Anzahl Staphylokokken, wie in den Untersuchungen Haegler’s.. 3H 

Es geht wohl aus diesen Ausführungen hervor, daß sie nicht aus 
Prioritätsgründen geschrieben sind, sondern unter dem Eindruck der 
Mitteilung von Prof. v. Herff, nach der es mir nützlich schien, auf 
gute Erfahrungen mit der Fascien-Lembertnaht hinzuweisen, Er- 
fahrungen, die vielleicht doch nicht von so vielen Chirurgen gemacht 
sind, als ich bei der Einfachheit der Methode annahm. Es wäre er- 
freulich, wenn diese Naht auch von anderen nutzbringend angewandt 
würde, die sie zurzeit noch nicht ausüben. 

Die Jodcatgutnaht genügt rein fortlaufend oder durch einige 
Knoten in größeren Abständen unterstützt für die Schichten der 
Bauchwand und ähnliche Wunden? in all den Fällen, wo nicht ab- 


3 Auch eine ganze Reihe von Darmnähten habe ich im Hinblick auf die 
Sicherheit des Murphyknopfes, allmählich von kleineren Anforderungen bis zur 


2* 


36 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


norm starke Spannung oder sehr erhebliche Kachexie vorliegt. Hier 
sind dann weiter- und tiefgreifende Entspannungsnähte aus Metall 
oder Zelluloidzwirn am Platze. Für die eigentliche Adaptionsnaht 
möchte ich aber Catgut um so weniger missen, als bei wenig wider- 
standsfähigen Wundwänden die Möglichkeit des Herauseiterns der 
Seide zunimmt und gerade später Manifestationen der Eiterung, ja 
neue Infektionen um die bleibenden Fremdkörper herum nicht ver- 
mieden werden. 

Was endlich die eigentliche Hautnaht betrifft, so habe ich vor 
1!/, Jahren die Michel’sche Klammernaht von meinem Vorgänger 
Prof. W. Petersen praktisch kennen gelernt und mit steigender 
Befriedigung ausgeübt. Zunächst voreingenommen, wie wohl die 
meisten Chirurgen aus theoretischen Gründen und aus Achtung für 
die Kunst der Hautnaht, habe ich bald erfahren, daß diese Metall- 
klammern in jeder Hinsicht den alten Methoden überlegen sind. 
Nicht nur, daß die Infektion des subkutanen Gewebes durch die 
Fadenschlinge vermieden wird, weil die kleinen Zähnchen der Klam- 
mern nicht durch die Cutis dringen; tatsächlich ist auch die Ernährung 
der Hautränder eine bessere, sobald man die richtige Festigkeit der 
Anlegung gelernt hat, was sehr rasch geschieht. Während die Faden- 
schlingen die ganze Gewebspartie zwischen sich in Unterernährung 
setzen und dadurch die Infektionsgefahr vergrößern, bleibt der Zu- 
strom aus der Subcutis gegen die Nahtlinie unter den Klammern viel 
weniger gestört. Selbst bei ganz feiner Kinderhaut habe ich nie eine 
Nekrose gesehen, außer wenn die Klammer vom Anfänger ganz un- 
verhältnismäßig fest gelegt wurde. Wer einmal eine 20—30 cm lange 
Hautnaht (event. mit einigen Situationszwirnnähten) ohne jede Mühe 
in 1—3 Minuten gelegt hat, wird die Klammern auch im Interesse 
seines Pat. zur raschen Beendigung einer lang dauernden Operation 
nicht mehr entbehren wollen. Am besten wird wohl die Klammernaht 
gemacht, indem der Operateur selbst mit zwei chirurgischen (bei feiner 
Haut anatomischen) Pinzetten die Wundränder genau adaptierend 
etwas vorzieht und der Assistent die leichtere Klammerarbeit übernimmt. 

Auch die Entfernung der Klammern ist für Pat. und Arzt sehr 
bequem, allerdings weniger mit dem von Michel angegebenen Häk- 
chen oder einer neueren Zange, sondern indem man mit einer Tuch- 
klemme auf jeder Seite in die Klammerösen faßt und das gebogene 
Metallplättchen geradezieht: Ein Handgriff, den ich von meinem der- 
zeitigen Assistenten Dr. Elsässer gelernt habe. Noch einfacher 
nimmt man je eine Branche einer gut gebogenen Klemme oder ein- 
zinkige Häkchen. Bei der absoluten Reizlosigkeit der Naht wird die 
Entfernung der Klammern von fast allen Pat. als ganz schmerzlos 
bezeichnet. 


Magenresektion (nach Kocher) aufsteigend, nur mit Jodcatgut gemacht und nie 
durch das Catgut eine Nahtinsuffizienz erlebt, so daß ich Seide oder Zwirn nur 
noch bei Raffnähten (z.B. um den zuführenden Darmschenkel bei Gastroentero- 
stomie zu verengern und höher am Magen zu fixieren! anwende. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 37 


Handelt es sich um teilweise genähte, teilweise drainierte, z. B. 
Perityphlitiswunden, so garantiert auch keine andere Naht so häufig 
die Primärheilung trotz der benachbarten Sekretion, als die beide 
Wundränder aufs genaueste und breit zusammenlegende Metall- 
klammer. 


II. 
Technik der Exstirpation von Kniegelenksmenisken. 


Von 


Dr. Max Herz, 
zurzeit Auckland (Neuseeland). 


ur Symptomatologie des Unfalles, der die Meniscusluxation her- 

beiführt, läßt sich kaum Neues sagen. Die Erscheinungen, die 
Verdrehung von Ober- und Unterschenkel, der plötzliche, ruckartige, 
heftige Schmerz, das Gefühl des Ausschnappens, die Unmöglichkeit 
der völligen Kniestreckung führen leicht zur Diagnose. 

Darüber ist man sich einig. Auch darüber, was zu geschehen 
habe. Daß die Exstirpation des luxierten Meniscus die beste Behand- 
lung ist. Denn wenn auch die Reduktion gelungen ist (und sie gelingt 
nicht immer), eine Wiederholung des Unfalls ist so gut wie sicher, 
mag es sich nun um Dehnungen oder um innere Zerreißungen 
handeln. Zu vermeiden wäre die Reluxation nur, wenn die einmal 
verunglückte Person fortab mit peinlicher Vorsicht, mit dem Bedacht 
des Greisenalters leben würde, wozu aber die sportliebende Jugend, 
die die Mehrzahl der Fälle bringt, sich kaum verstehen würde. Zumal 
die Entfernung eines oder beider Menisken nicht die geringsten Nach- 
teile bringt. 

Wie soll die Exstirpation nun vorgenommen werden? Weder 
Reichel im Handbuch für praktische Chirurgie (wenigstens nicht in 
der englischen Ausgabe von 1904) gibt eine eingehende Beschreibung 
der Technik, noch beschäftigt sich Schanz im neuen Handbuch für 
orthopädische Chirurgie besonders mit ihr (obwohl Handbücher eigent- 
lich in solchen Detailfragen nicht im Stiche lassen sollten). 

Zwei Bedingungen muß die Technik erfüllen. Sie muß einmal 
die größtmögliche Übersicht schaffen, zum anderen so wenig wie mög- 
lich von den wichtigen Knieteilen (Seitenligamenten) verletzen. Das 
letzte tut der von Reichel erwähnte Längsschnitt seitlich der Patella 
nicht; er bringt aber keinen Überblick über die hinteren Partien des 
Gelenkes. Der aber ist wichtig zur Orientierung über mögliche Ver- 
letzungen und zur erfolgreichen Beendigung der Operation, die immer 
den ganzen Meniscus in toto entfernen sollte. J. Bell (Brit. med. 
journ. 1906 vom 10. Oktober, referiert in diesem Zentralblatt Nr. 7, 
16. Februar 1907) durchsägt die Kniescheibe. Andere durchtrennen 
das Lig. patellae infer. Wichtigste Teile werden durch diese Me- 
thoden schwer verletzt. Und man hat das Gefühl, als schieße man 


38 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


mit Kanonen nach Spatzen, als sei die Behandlung schlimmer als das 
Leiden. 

‘* Mir hat sich in einer Reihe von Fällen ein Verfahren bewährt, 
das.die erwähnten Bedingungen am besten zu erfüllen scheint. 

Ein seitlicher, horizontaler, 6—8 cm langer Schnitt durchtrennt 
1-—11/, cm distal von der Gelenklinie und parallel mit ihr die Haut 
bis auf die Kapsel. Bei der Operation auf der medialen Seite kann 
der Ramus infrapatellaris vom Saphenus unters Messer fallen. (Dann 
bleibt später eine Gefühlsstörung in einem kleinen Bezirke medial und 
unterhalb der Patella.) Die Vena saphena kann im hinteren Winkel 





Die Braatz’sche Sperre hält die Hautwunde auseinander. Am oberen Rande 
des Meniscus ist vorn und hinten die Kapsel eröffnet; in der Mitte bleibt ein 
Streifen unversehrt erhalten. 


der medialen Wunde erscheinen. Mit einem schmalen Masser (einem 
geraden Tenotom) eröffnet man dann am oberen Meniscusrand und 
parallel mit ihm im vorderen Wundwinkel etwa 2—3 cm lang das 
Kniegelenk, trennt nun den Meniscus von der Kapsel ab, faßt ihn 
mit einer (Kugel-) Zange, zieht ihn heraus und löst ihn von seiner 
(vorderen) Verbindung mit dem Lig. transversum genu ab., Das 
Messer legt dann einen dem vorderen gleichen, 2—3 cm langen, hori- 
zontalen, dem oberen Meniscusrande parallelen Schnitt im hinteren 
Wundwinkel an, so daß also ein 2—3 cm breiter Kapselstreifen in 
der: Mitte unversehrt erhalten bleibt. Wieder trennt man nun den 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr 2. 39 


Meniscus von der Kapsel und faßt ihn. Vorsichtig löst dann von der 
vorderen Wunde aus das Tenotom den Rest des Meniscus von der 
Innenseite des (unversehrten) Mittelstreifens ab. Die Zange zieht ihn 
aus der hinteren Wunde heraus; ein kleiner Schnitt trennt seine rück- 
wärtigen Verbindungen. Damit ist die Exstirpation beendet. Sie 
gelingt leicht und schnell. Die Schnittlegung erlaubt einen ausge- 
zeichneten Überblick über die vordere und hintere Hälfte des Gelenkes 
und schont ausgiebig die wichtigen Seitenverbindungen. 

Für ein gutes Resultat (und jedes Resultat kann und muß ein 
ideales sein) ist die weitere Behandlung wichtig. 

Die Kapsel wird mit Seide in Knopfnähten geschlossen, darüber 
die Haut vernäht. Die Schnittfübrung hat dafür gesorgt, daß die 
beiden Wunden nicht aufeinander liegen. In den hinteren Wundwinkel 
pflege ich einen Gazedocht bis in die Kapselwunde einzulegen, um 
etwaige Blutungen nach außen zu leiten. Gefäßunterbindungen sind 
bei der Operation, die unter Esmarch’s Abschnürung vorgenommen 
wird, in der Regel nicht nötig. 

Das Ganze deckt ein aseptischer Verband. Das Knie wird auf 
eine Gipsschiene gelegt, die am 4. Tag entfernt wird. Zur gleichen 
Zeit beginnen passive Bewegungen. Der Pat. wird angehalten, im 
Laufe des Tages seinen Oberschenkel mit beiden Händen auf- und 
abzuheben. Der nächste (5.) Tag bringt die Entfernung des Gaze- 
dochtes, einen neuen, kleinen, aseptischen Verband und vermehrte 
Bewegung. Am 8. Tage steht der Pat. auf und geht umher, beginnt 
bald Treppen zu steigen usw. Nahtentfernung erfolgt am 10., Ent- 
lassung am 14. Tage. 

Die frühen (passiven und aktiven) Bewegungen, das Gehen ver- 
ursachen gar keine Schmerzen, keine Zerrungen oder Störungen im 
Wundverlaufe, verhindern aber die Versteifung und geben den Pat. 
schon nach 2—3 Wochen seinem Berufe wieder. 

Das Knie ist im Anfange gewöhnlich geschwollen und enthält 
Serum. Das hindert aber des Pat. Stehen oder Gehen durchaus 
nicht. Unter Übungen (Knieschwingen), durch den Gebrauch geht die 
Geschwulst im Laufe der nächsten 6—8 Wochen langsam und sicher 
zurück, ohne, ich wiederhole es, den Operierten im geringsten be- 
lästigt zu haben. Ein Pat. unternahm in der 4. Woche p. op. eine 
Bergtour über schwierigstes Lavageröll ohne Beschwerden und Nachteil. 

Ich habe das Verfahren wiederholt angewandt und kann es nach 
bestem Wissen und Gewissen empfehlen. 


Auckland (Neuseeland), am 1. Oktober 1907. 


40 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


1) Wieder. Regeneration of bone. An essay, dealing with 
the repair of simple fractures and the regeneration of bone 
after partial injury and subperiostal resection. 
(University of Pennsylvania med. bull. 1907. Nr. 7—9.) 


W. hat in 15 am Schluß der Arbeit ausführlich mitgeteilten 
Experimentenreihen an Hunden und Kaninchen die Frage der Knochen- 
regeneration studiert, besonders mit Rücksicht auf die Verhältnisse 
bei subkutanen Frakturen, Knochenquetschungen, Knochenwunden 
und subperiostalen Resektionen. Die einzelnen Phasen der Regenera- 
tion werden an 36 Photogrammen bzw. Mikrophotogrammen erläutert, 
die Technik wird genau erörtert. W. zieht folgende Schlüsse: 

. Bei der Knochenregeneration tragen alle die verschiedenen Ele- 
mente: Periost, Rinde, Spongiosa und Mark zu dem Prozeß bei. Die 
Tätigkeit des einen Bestandteils kann, wenn sie mangelhaft ist oder 
fehlt, durch die der anderen kompensiert werden. Die regenerierenden 
Eigenschaften des Markes und der Spongiosa treten schon bei leichten 
Reizen in Erscheinung; dagegen ist das Periost, selbst wenn es pro- 
liferiert, nur bei enger Berührung und im Verein mit früher gebildeten 
Knochen oder mit Kalksalzen fähig, osteoide Substanz zu bilden. 
Der periostalen Knochenbildung geht gewöhnlich eine oberflächliche 
Absorption der Rinde durch ÖOsteoklastenzellen voraus; die Osteo- 
klasten machen möglicherweise Kalkzalze in den Geweben frei, welche 
durch die Osteoblasten wiederum in der umgebenden hyalinen Matrix 
niedergeschlagen werden. Eine regenerierende Tätigkeit der Rinde 
tritt erst dann ein, wenn sie in beträchtlichem Grade resorbiert ist. 
Bei der ungehinderten Regeneration von Knochendefekten wird der 
Defekt mit Knochenbälkchen ausgefüllt, welche ursprünglich im 
rechten Winkel zu der Knochengrenze laufen; in späteren Stadien 
findet jedoch eine Umformung mit Umänderung der Richtungen statt; 
das ist die normale Funktion der Rindentätigkeit. Das Mark er- 
leichtert die Bildung von osteoiden Bälkchen durch eine Art von 
knöchernem Rahmen, dem entlang sich die Bälkchen bilden, mög- 
licherweise auch durch die Tätigkeit einzelner Markzellen. Die Ab- 
lagerung von Kalksalzen in bestimmten Richtungen zwecks Trabekel- 
bildung geschieht nicht durch Blutgefäße, da die Zwischenräume 
zwischen den Bälkchen in der ersten Zeit keine Gefäße enthalten. 
Knorpelbildung ist ein pathologischer, aber konstanter Zug bei der 
Wiederherstellung nach vollständigen Knochenbrüchen; sie fehlt bei 
der normalen Regeneration, welche frei von äußeren Einflüssen ist. 
Die Knorpelbildung hat vermutlich Beziehungen zu den Fibrin- 
ablagerungen, die man an den Bruchlinien findet, oder kann auch 
eine verlangsamte Entwicklung osteoiden Gewebes infolge von schlechter 
Ernährung bedeuten. Bei vollständigen Frakturen hängt der Umfang 
der Knorpelbildung hauptsächlich von der Winkelstellung der Frag- 
mente ab; der Knorpel findet sich stets in Keilform an der Innen- 
seite des Winkels. Bei vollständigen Frakturen geht die definitive 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 41 


Vereinigung sehr langsam vor sich; bei schlechter Vereinigung gelingt 
9 Monate lang und selbst noch länger die Refrakturierung, ohne daß 
man Gefahr liefe, an einer anderen Stelle den Bruch zu erzeugen. 
Gewöhnlich wird an der Innenseite einer mit Winkelstellung geheilten 
Fraktur genügend Callus gebildet, um die Linie des ursprünglichen 
Knochenverlaufs von einem Gelenk bis zum anderen wiederherzustellen, 
allerdings mit entsprechender Verkürzung. Bei subperiostalen Frak- 
turen geht die Regeneration wahrscheinlich hauptsächlich vom Mark 
und der Spongiosa aus, und zwar infolge der Blutextravasation in den 
Markkanal, welche das Mark ausgedehnter schädigt als das Periost. 
Die Knochenregeneration nach subperiostaler Resektion ist gewöhnlich 
knorpeliger Natur, sofern vor der Operation nicht genügend Zeit ver- 
flossen war, um die Bildung von periostalem osteoidem Gewebe zu er- 
möglichen. Eine zwischen den beiden Resektionsenden zurückgelassene 
Spange gesunden Knochens beschleunigt die osteoide Regeneration. 
Gesundes Mark, zwischen periostalen Flächen eingenäht, beschleunigt 
die Regeneration erheblich. Der Prozeß der Wiederherstellung bei 
vollständigen Frakturen kann in folgende fünf Stadien eingeteilt 
werden: Infiltration, provisorische Callusbildung, Reorganisation, 
definitive Callusbildung, Absorption. Beim Menschen verläuft der 
Prozeß wahrscheinlich ganz ähnlich, mit nur leichten, durch die 
Körperform und die Rasse bedingten Abweichungen. Die tieferen 
Periostschichten, die Spongiosa, die Gewebe, welche die Havers’schen 
Kanäle umsäumen und die Knochenzellen sind wahrscheinlich sämtlich 
identische Gewebe, welche verschiedene Tätigkeiten nur deswegen aus- 
üben, weil sie unter verschiedenen physikalischen Bedingungen stehen. 
Knorpel verwandelt sich in osteoides Gewebe auf verschiedene Weise, 
welche vom Alter des Knorpels und dem Stadium der Frakturheilung 
abhängt. Studien über Knochenregeneration sind unzuverlässig und 
vieldeutig, wenn nicht gleichzeitig das mikroskopische Bild berück- 
sichtigt wird. Mohr (Bielefeld). 

2) H. Caubet. Sur larchitecture du cal. 

(Revue de chir. XXVII. année. Nr. 3.)§ 

Die kleine Arbeit setzte sich zum Ziele, die Wolf’schen Gesetze 
für die Struktur der Calli seinen Landsleuten, die seiner Ansicht nach 
den diesbezüglichen Arbeiten des genannten Forschers nicht genügend 
Beachtung geschenkt haben, näher zu bringen und sie gleichzeitig mit 
Zuhilfenahme des röntgenographischen Verfahrens an alten Museums- 
präparaten nachzuprüfen. Er zeigt an einigen Bildern, wie zuerst 
sich Faserzüge bilden zwischen den Knochenenden in der Richtung 
des kürzesten Weges, wie sich an der konkaven Seite des belasteten 
Knochens die stärkere Compacta entwickelt und nach und nach die 
neue Markhöhle und die Spongiosa durch Resorption zustande kommt 
unter gleichzeitiger Aufsaugung der alten Bruchenden. 

Christel (Metz'. 


2 


412 Zentralblatt für Chirugie. Xr. 2. 


3) Krause und Trappe. Ein Beitrag zur Kenntnis der 
Myositis ossificans progressiva. (Calcinosis multiplex pro- 
gressiva interstitialis ossificans.) 

:Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 4.) 


Die Myositis ossificans progressiva ist eine sehr seltene Krank- 
heit, die ihren Ausgangspunkt teils vom Periost, teils von den Sehnen 
und Fascien, teils aber auch vom Muskelgewebe selbst nimmt. Sie 
ist ausgesprochen eine Erkrankung des Kindes bzw. des Entwick- 
lungsalters, kommt mehr bei männlichen als beim weiblichen Ge- 
schlecht vor. Die Diagnose ist in den Anfangsstadien nicht immer 
ganz leicht; jedenfalls wurden manche Fälle als Myositis ossificans 
progressiva beschrieben, die nicht hierher gehören. 

Nach der Beschreibung der Krankengeschichte einer von den 
Verff. selbst behandelten Pat. geben sie am Schluß der Arbeit ihre 
auf Grund der Literaturstudien und der eigenen Beobachtung 
gewonnenen Anschauungen über dieses Krankheitsbild in folgenden 
zusammenfassenden Sätzen wieder. 

»Am wahrscheinlichsten ist es uns nach den Angaben der 
Literatur und unseren eigenen Beobachtungen, daß der gesamten 
Erkrankung lokale Entzündungsprozesse zugrunde liegen, deren Natur 
in frühen Stadien nicht erkannt werden kann, wenn nicht schon 
weiter fortgeschrittene Herde einen Aufschluß über den Charakter 
des Leidens geben. 

Die Atiologie der Entzündung ist völlig dunkel. Nicht aus- 
geschlossen ist eine Infektion; da es sich aber stets um chronische 
Prozesse handelt, so müssen es chronische Infektionen sein, die man 
als Ursache dieses Leidens verantwortlich machen kann. Daher ist 
der Gedanke an Lues nicht ganz von der Hand zu weisen. 

Der Entzündungsprozeß führt zu einer sehr starken Proliferation 
des Bindegewebes mit sekundärem Schwund der Muskulatur. In vielen 
Fällen kommt es nun zu einer echten Knochenbildung (Metaplasie des 
Bindegewebes), so daß man berechtigt ist, von einer ossifizierenden 
interstitiellen progressiven Myositis zu sprechen. Das Primäre ist 
aber hier die Veränderung des interstitiellen Bindegewebes; erst nach- 
träglich wird das Muskelgewebe in Mitleidenschaft gezogen. 

In anderen Fällen kommt es aus nicht näher bekannten Gründen 
nicht zur Knochenbildung. Es entsteht eine einfache Substitution des 
Muskelgewebes durch Bindegewebe (Myositis fibrosa), oder aber es 
findet in dem chronisch entzündlichen Gewebe eine pathologische 
Kalkablagerung statt. Gerade dieser Vorgang findet auffallend häufig 
statt; man kann ihn passend als Calcinosis interstitialis bezeichnen. 

Nicht unmöglich erscheint es uns, daß eben diese Kalkablage- 
rungen als chronischer Reiz wirken und die umgebenden Bindegewebs- 
zellen zur Knochenbildung veranlassen können. 

Wie dem nun auch sei, ob die Kalkeinlagerung neben der 
Knochenbildung vorkommt, oder ob sie sekundär eine Verknöcherung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 13 


herbeiführt, jedenfalls halten wir sie für den Ausdruck einer lokalen 
Erkrankung der Bindegewebszellen. 

Wie wir bereits oben ausführten, glauben wir nicht, daß diese 
Kalkablagerung auf einer pathologischen Anderung des Gesamtkalk- 
gehaltes des Körpers beruht, etwa im Sinne der Vorgänge bei einer 
Stoffwechselkrankheit. Gegen die Annahme einer solchen spricht 
u. a. schon das Fehlen der hereditären Belastung. 

Auf alle Fälle verdient die merkwürdige Erscheinung der Calci- 
nosis eine größere Beachtung, als sie bisher gefunden hat, und wir 
möchten gerade auf sie die allgemeine Aufmerksamkeit lenken. Bisher 
steht unsere Beobachtung einzig da, doch finden wir in der Literatur 
Angaben, die uns darauf hinzuweisen scheinen, daß der Vorgang der 
Calcinosis doch nicht so ganz selten stattfindet. « 

In der der Arbeit folgenden Literaturangabe sind sämtliche 
bisher bekannte Fälle von Myositis ossificans progressiva angeführt. 
Ferner in einem besonderen Abschnitte diejenigen, welche bisher 
fälschlich zu dieser Krankheit gerechnet wurden. 

Gaugele (Zwickau). 





4) Hashimoto und Tokuoka. Über die Schußverletzungen 


peripherer Nerven und ihre Behandlung ('Tubulisation). 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 2.) 


Verff. behandeln in vorliegender Arbeit die Schußverletzungen 
der Nerven, die während des russisch-japanischen Krieges im Reserve- 
lazarett zu Tokio in Behandlung kamen. Im ganzen sind es 50 Fälle, 
bei denen am häufigsten der N. radialis und ischiadicus beteiligt 
sind. Abgesehen vom Oberarmbruch spielten bei diesen Verletzungen 
Knochenverletzungen keine Rolle, so daß anzunehmen ist, die Nerven 
seien direkt vom Geschoß getroffen worden. 7mal handelte es sich 
um totale Kontinuitätstrennungen, alle anderen Fälle müssen als 
partielle Nervenzerreißungen angesehen werden. Dabei war zu kon- 
statieren, daß nur Nerven, die einen Durchmesser von weniger als 
7 mm hatten, bei den totalen Durchtrennungen in Frage kamen. 

Vielfach war es erst im Verlaufe der Wundheilung möglich, die 
Nervenverletzung zu diagnostizieren. Nicht selten war zu beobachten, 
daß die trophischen Fasern einer unverletzten benachbarten Nerven- 
bahn durch die der verletzten in Mitleidenschaft gezogen waren. So 
sah man bei vasomotorischer Störung der verletzten Radialisseite auch 
eine solche der unverletzten Ulnarispartie. In der ersten Zeit nach 
der Verletzung sollen radikale Operationen, wie Resektion der Nerven 
und Naht, womöglich nicht gemacht werden. Man soll die Möglichkeit 
spontaner Wiederherstellung der Nervenfunktion möglichst lange ab- 
warten. Für nicht ganz frische Verletzungen kommt die Neurolysis 
in Frage. Da während der Heilung der Operationswunde oft neue 
Verwachsungen auftreten, hat Vanlaire als erster einen Schutz des 
Nerven durch dekalzinierte Knochenröhren angegeben. Besser brauch- 


44 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


bar sind die von Foramiti empfohlenen ausgekochten Kalbsblut- 
gefäße, die in bestimmter Art und Weise präpariert werden müssen. 
Verff. haben die letztere Methode der Tubulisation vielfach ange- 
wendet. Von langem Schnitt aus wird der Nerv freipräpariert und 
gelöst. Fibromatöse Stellen werden wetzsteinförmig abgeschnitten, 
dann wird ein gespaltenes Kalbsblutgefäß um den Nerven gelegt, 
verschlossen und durch Oatgutnaht an die Umgebung befestigt. Die 
Resorption der Tubuli geht nur langsam vor sich. Ankylosen und 
Inaktivitätsatrophien der Gelenke müssen vor und nach der Operation 
in orthopädische Behandlung genommen werden. 

Die meisten Fälle wurden mit Nervenlösung behandelt. Man 
soll nicht länger als 100—200 Tage zwischen Verwundung und Ope- 
ration warten. Die zunehmende Häufigkeit der bei Nervenschuß- 
verletzungen erforderlichen operativen Eingriffe hat wohl ihren Grund 
darin, daß Amputation wegen Extremitätenverletzungen im Kriege 
seltener geworden sind. Eines der konstantesten Symptome bei sol- 
chen Traumen sind die bald auftretenden heftigen Neuralgien. Die 
Sensibilitätsstörungen treten gewöhnlich in Form von Hyperästhesien 
auf. Trophische Störungen zeigen sich meist erst nach Verlauf einiger 
Zeit. Nach Ablauf längerer Frist läßt sich nicht mehr konstatieren, 
ob eine primäre Nervenverletzung vorhanden war oder ob Ausfalls- 
erscheinungen infolge von Narbenbildung oder Inaktivität vorliegen. 
Eine frühzeitige Diagnose der Nervenverletzung ist durchaus not- 
wendig, da alle Fälle, in welchen ein mangelhafter Erfolg erzielt 
wurde, zu spät in chirurgische Behandlung gekommen waren. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


5) Muskat. Die Verhütung des Plattfußes. 
(Deutsche militärärztl. Zeitschrift 1907. Hft. 16.) 

Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Armee eine Anzahl 
kräftiger Leute — etwa 25% der Gestellungspflichtigen — wegen 
Plattfüßigkeit verloren gehen. M. meint nun, daß durch entsprechende 
Belehrung und Anweisung von Kindheit an eine Herabminderung 
dieser Zahl eintreten könnte. Die meisten Plattfüße sind statische, 
d.h. durch Belastungsverhältnisse entstandene, und um diese zu ver- 
hüten, gibt Verf. folgende Ratschläge: 1) Es ist für zweckmäßiges 
Schuhwerk zu sorgen; dasselbe darf nicht zu kurz sein, die größte 
Länge, die Spitze desselben ist an die Seite der großen Zehe, nicht 
in die Mitte zu legen; dasselbe gilt für die Strümpfe. 2) Ist einmal 
eine Veränderung des Fußes eingetreten, so ist der Fuß sofort ortho- 
pädisch und mit Heftpflaster verbunden zu behandeln. 3) Leute, 
welche durch ihren Beruf besonders der Gefahr ausgesetzt sind, Platt- 
füße zu bekommen, wie Kellner, Schlosser usw., müßten durch Merk- 
blätter über eine richtige Fußpflege belehrt werden. 

Herhold (Brandenburg;. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 45 


6) Schultze. Das maschinelle modellierende Redressement 


des Plattfußes durch einen Plattfußosteoklasten. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. VI. Hft. 1.) 


Der von S. konstruierte Plattfußosteoklast ist eine Modifikation 
seines Klumpfußosteoklasten, der in umgekehrter Richtung wie dieser 
am Öperationstische befestigt wird, indem die Welle peripher am 
Tischende liegt. Das bewegliche Brett hat an seiner Basis einen 
Ausschnitt für den Unterschenkel und wird mittels genannter Welle 
dem am Tische befestigten Brette genähert. Die Gewalteinwirkung 
und Kraftübertragung kann daher in jedem Momente beliebig geändert 
werden. 

Durch den Ausschnitt wird der Fuß gesteckt und auf gut 
gepolsterten Kissen in Hackenstellung zwischen beiden Brettern gut 
gelagert. Der Apparat wirkt derartig, daB das bewegliche Brett den 
Fußrücken trifft, während die Hand unter dem Schutze eines Gummi- 
kissens dabei die schwierigsten Redressements ausführt. Alle Wider- 
stände, die sich bieten, werden eingestellt und mit Leichtigkeit über- 
wunden. 

Ist das Redressement beendet und der Fuß soweit mobilisiert, 
daß er ohne Druck in jede gewünschte Stellung gebracht werden 
kann, wird in überkorrigierter Klumpfußstellung ein gut gepolsterter 
Gipsverband angelegt. Hartmann (Kassel). 


— en nn — 


Kleinere Mitteilungen. 


7) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 
166. Sitzung am 11. November 1907 im Krankenhaus Friedrichshain. 
Vorsitzender: Herr Neumann. 


I. Herr W. Braun: Zur Behandlung der foudroyanten Blutungen bei 
Ulcus ventriculi. | 

B. berichtet zunächst über 2 von ihm operierte Fälle von Magengeschwürsblutung. 

Die eine Pat., bei der im pulslosen Zustand operiert wurde, starb kurz nach 
der Operation. Das Geschwür saß an der kleinen Kurvatur; die Blutung kam 
aus einer Art. pancreatica. Da die Exstirpation unausführbar war, wurde die Blu- 
tung vom Mageninnern und von außen durch Tamponade zu bekämpfen gesucht. 
Im zweiten Falle wurde das Geschwür in der Regio pylorica gefühlt, im Bereiche 
dieser Partie die zuführenden Gefäße an der kleinen und großen Kurvatur durch 
Massenligatur gefaßt, und eine Jejunostomie nach Witzel angeschlossen. Heilung. 

B. hat durch Tierexperimente und Leichenuntersuchungen sich über den Wert 
der Unterbindung zuführender Arterien bei akuten Geschwürsblutungen Aufschluß 
zu verschaffen gesucht. 

Er hat sich beim Hunde 1) von der Möglichkeit überzeugt, den Magen in 
großer Ausdehnung (bis zu 4/5) der zuführenden Gefäße zu berauben, ohne daß 
Nekrose eintritt; 2) für wenige Tage wenigstens eine erschwerte Injektionsmöglich- 
keit der ausgeschalteten Gefäßgebiete festgestellt. Bei den Unterbindungsversuchen 
stellte sich die typische Unterbindung aller direkten Magengefäße und die der Art. 
duodenalis als einfach, die der Art. lienalis als schwieriger und unsicherer heraus. 

B. ist der Ansicht, daß für die Blutungen aus dem submukösen Gefäßnetze 
die typische Umstechung am Orte der Wahl selten in Frage kommt, am ehesten 
noch in der Regio pylorica und bei Blutungen aus Nebenästen in der Nähe der 


46 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2, 


Kurvaturen. Die dankbarsten Fälle dürften nach B. unter den Geschwüren der 
kleinen Kurvatur zu finden sein, wo ausgedehnte Umstechung der Art. gastrica 
sinistra auszuführen ist. Für die perforierenden Geschwüre der hinteren Wand ist 
von Umstechungen wenig zu erhotien. 

Auch nach B.’s Untersuchungen ist also die Zahl der zu einer aussichtsvollen Um- 
stechung geeigneten Fälle von akuter Magengeschwürsblutung eine sehr beschränkte. 
B. hält sıe aber fast immer da für diskutabel, wo die Eixzisıon des Geschwüres in 
Frage gezogen wird; für sie spricht hier die Einfachheit des Verfahrens. Alle 
gegen das blutende Geschwür selbst gerichteten Eingriffe, außer der Umstechung 
von außen, können nur bei leıdlich widerstandsfähigen Kranken erwogen werden. 
Für die chronisch rezidivierenden Formen der Magengeschwürsblutungen ist auch 
nach B.'s Ansicht die Gastroenterostomie alleın oder kombiniert mit der Jejuno- 
stomie die Operation der Wahl. Die Umstechung dürfte aber auch in günstig 
gelegenen Fällen dieser Art mit dem erwähnten Verfahren vielleicht öfter kom- 
biniert werden. 

Schließlich wurde auf die Kombination der Gefäßumstechung mit der Jejuno- 
stomie, wie sie B. in seinem Fall angewandt hat, hingewiesen. 


II. Herr Neumann: Die Pathologie der sog. retrograden Inkarze- 
ration. 

N. gibt für diejenigen Fälle retrograder Iukarzeration, bei denen im Bruch- 
sacke zwei Darmschlingen, in der Bauchhöhle deren Verbindungsschlinge liegt, 
an der Hand eines von ihm behandelten, zu Beginn der Operation diagnostizierten 
und topographisch-anatomısch vor Zerstörung des Situs studierten Falles eine kli- 
nisch und anatomisch gut fundierte Erklärung. 

Er sucht das Zustaudekommen der Bruchtorm zu erklären: ob die Verbindungs- 
schlinge gar nicht in den Bruchsack ausgetreten war und, wenn es der Fall war, 
welche Kräite sie wieder in die Bauchhöhle zurückführten; weiter, warum sie in 
der Regel stärker geschädigt ist als die beiden im Bruchsacke befindlichen Darm- 
schlingen. 

Es handelte sich um eine ?5jährige Frau, deren seit 30 Jahren bestehender 
rechtsseitiger Schenkelbruch im letzten Jahre stärkere Beschwerden machte, nach- 
dem sie eınen linksseitigen Schenkelhalsbruch erlitten hatte, der mit Verkürzung 
geheilt war. Am 24. Juli 1907 Operation des kindskopfgroßen Bruches, 8 Stunden 
nach der Kınklemmımung. Im Bruchsacke lagen zwei Dünndarmschlingen im Zu- 
stande beginnender Gangrän; die Bruchpforte war zehnpfennigstückgruß; Laparo- 
tomie; die Verbindungsschlinge lag in der Bauchhöhle, nach vorn und oben ge- 
schlagen, im Zustande hochgradiger Gangrän; sie war wenig prall gefüllt; ihr 
Mesenterium tritt nirgends in den Brucbkanal ein; es zeigt eine bogenförmige 
Umschlagstelle, welche zwischen den Fußpuukten der Verbindungsschlinge straff 
ausgespannt ist, nach dem Ansatze der Kaudıx mesenterü straff hingezogen wird 
und auch die Fußpunkte der Veıbindungsschlinge so fest anzieht, daß in den Ge- 
fäßen derselben eine Blutzirkulation unmöglich erscheint. Resektion aller drei 
Darmschlingen (130 cm); Heilung. 

N. erklärt das Zustandekommen der Hernie in seinem und einer Reihe anderer 
Fälle in folgender Weise: 

Die Frau suchte die Verkürzung des linken Beines durch Beugung des rechten 
und die gleichzeitige Neigung des Beckens nach vorn durch lordotische Vorwölbung 
der Lendenwirbelsäule auszugleichen. Dadurch kam es zu einer Verkürzung der 
Entfernung des Ansatzpunktes der Radix mesenterii bis zum äußeren Schenkelring; 
in dieser abnormen Haltung konnten alle drei Darmschlingen zusammen, auch der 
mittlere Teil mit dem relatıv kurzen Mesenterium, als eme einzige große Schlinge 
austreten. Der begleitende Schmerz zwang dann die Pat., sich hinzulegen und 
sich passiv zu strecken, wodurch der Ansatz der Radix mesenterii von der Bruch- 
pforte plötzlich wieder entfernt und das mittlere Teilstück in die Bauchhöhle 
zurückgerissen wurde. N. schlägt für das Zustandekommen dieser Bruchform 
» Retrotraktion« statt »retrograde Inkarzeration« vor. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 47 


Diskussion. Herr Sultan weist auf die Schwierigkeit bin, welche die 
Beurteilung der topographischen Verhältnisse der retrograden Darminkarzeration 
von dem kleinen Operationsfeld aus darbietet, und empfiehlt. angesichts des spär- 
lichen Materials, welches über diese Einklemmungsform bisher vorliegt, mit der 
Verallgemeinerung des angenommenen ursächlichen Mechanismus recht vorsichtig 
zu sein. Einen klaren Überblick wird man am ehesten durch Obduktionsbefunde 
bekommen. Ein von 8. erhobener Sektionsbefund ließ den Mechanismus der retro- 

en Darminkarzeration in diesem Falle klar erkennen. 

Es handelte sich um eine Ö3jährige Frau, welche mit den Zeichen einer Per- 
forationsperitonitis sterbend ins Krankenhaus gebracht wurde. Bei der Sektion 
fand sich eine rechtsseitige Hernia inguino-properitonealis, welche zwei 
Dünndarmschlingen enthielt; die im Bauche befindliche Verbindungsschlinge war 
gangränös und nahe der Kuppe perforiert. 

Aus den festen Verwachsungen, welche die Verbindungsschlinge mit dem Netz 
und der Bruchpforte eingegangen war, und aus den schwielig-narbigen Verände- 
rungen am Mesenterium der einen im Bruchsacke gelegenen Schlinge mußte ge- 
schlossen werden, daß diese beiden Schlingen schon lange in der angegebenen 
Lage fixiert waren. Die hierdurch schon beeinträchtigte Ernährung der Verbindungs- 
schlinge wurde durch den Zug, welchen das Eintreten der zweiten Darmschlinge 
in den Bruchsack ausübte, vollends aufgehoben. 

Die retrograde Inkarzeration war also hier vorbereitet durch eine gewisse 
Beeinträchtigung der Ernährung der Verbindungsschlinge; sie wurde komplett 
durch das Eindringen der zweiten benachbarten Schlinge in den Bruchsack. 

Ein analoger Mechanismus ist für die von Manninger, v. Wistinghausen 
und Schmidt publizierten Fälle anzunehmen, Daß auch andere Mechanismen 
einen ähnlichen Zustand hervorrufen können, hält S. wohl für möglich; Sicherheit 
hierüber wird man vor allem durch weitere Sektionsbefunde erwarten müssen. 

Herr Körte hält es in dem Falle des Herrn Neumann nicht für möglich, 
daß bei dem stark eingeklemmten Bruch eine Schlinge sich durch den Zug des 
Mesenteriums zurückziehen könne. 

Herr Pels-Leusden meint, daß die Pat. durch den Schmerz verhindert 
werde, den Rumpf zu strecken, daß sie sich im Gegenteil mehr krümmen werde. 

Herr Neumann erwidert, daß die Einklemmung seiner Meinung nach nicht 
zu eng gewesen sei für den Rücktritt der Schlinge, und der Körper der Pat. sich 
passiv gestreckt habe, als sie sich legte. 


III. Herr Neumann: Zur Behandlung der Leberverletzungen. 

Als wichtigste Fragen bei Behandlung der Leberverletzungen galten bisher: 
1) Wann ist bei einer Leberverletzung zu operieren? 2) Wie ist die Leberblutung 
zu stillen? N. fügt als dritte hinzu: Wie diejenigen Leberabschnitte zu behandeln 
sind, welche zwar nicht vollständig aus der Kontinuität gelöst, deren ernährende 
Gefäße aber so verletzt sind, daß mit ihrer sekundären Nekrose gerechnet wer- 
den muß. 

N. behandelt diese Fragen an der Hand von 22 Leberverletzungen, die in den 
letzten 5 Jahren im Krankenhause Friedrichshain behandelt sind; es waren 2 Stich- 
verletzungen (beide geheilt), 6 Schußverletzungen (4 geheilt), 14 subkutane Rup- 
turen (4 geheilt). 

Bei den Stichverletzungen laparotomiert N., sobald die Bauchwunde pene- 
trierend ist, ebenso bei den Schußverletzungen, sobald anzunehmen. daß die Bauch- 
höhle überhaupt getroffen ist. In zweifelhaften Fällen und bei Verdacht auf Leber- 
ruptur macht er die Indikation abhängig von den Zeichen der inneren Blutung 
und der Bauchfellreizung. Zur Blutstillung benutzt N. nur noch die Tamponade 
unter Verwendung großer Gazemengen. Bei drei der geheilten Leberrupturen 
wurden 31/,, 31/2 bzw. 11.35 m von einer 20 cm breiten Mullbinde verwendet. Eine 
Nachblutung ist nie beobachtet worden. 

Was nun die dritte Frage anbetrifft, so hat N. in erster Linie die Fälle von 
'Leberrupturen im Auge, bei denen der linke Leberlappen durch einen sagittalen 
Riß weitgehend vom rechten abgetrennt ist, so daß der linke Hauptast der Leber- 


48 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


arterie mit verletzt ist. An der Hand von Röntgenbildern von Lebern, deren 
Arterien mit einer Zementmasse injiziert sind, weist N. nach, daß ein so abge- 
trennter linker Lappen lediglich in den Artt. phrenicae einige wenige durchaus 
nicht ausreichende ernährende Gefäße erhält. Die klinischen Tatsachen lehren, 
daß in den wenigen analogen Fällen, die bisher einen günstigen Ausgang genom- 
men baben (Graser, Fertig), dieser erkauft wurde durch alle Gefahren einer 
chronischen Sepsis; aus der Erfahrung, die er an einem eigenen referierten Falle 
gemacht hat, kommt N. weiter zu dem Schluß, daß viele Pat. gar nicht das chro- 
nische Stadium der Sepsis erreichen, sondern bereits der akuten Sepsis erliegen. 
Deswegen entschloß er sich, bei einer Pufferverletzung primär den ganzen linken 
Leberlappen in einer Ausdehnung von 30:21:4 cm und einem Gewicht von 480 g 
zu resezieren. 
Der Kranke ist glatt geheilt und wird in guter Gesundheit vorgestellt. 


3) Herr Hagemeister: Über Darmrupturen. 

In den letzten 5 Jahren wurden im Krankenhause Friedrichshain neun Pat. 
mit subkutanen Darmrupturen behandelt, wovon vier gebeilt, fünf gestorben sind. 
Von letzteren gingen zwei am 3. Tage mit ausgedehnter Peritonitis zugrunde. Ein 
dritter kam nach 21 Stunden (Hufschlag) auch schon mit Peritonitis zur Operation, 
er starb 16 Tage später. Bei dem vierten, einem sinnlos Betrunkenen (Überfah- 
rung durch Straßenbahn) war die Diagnose erst 24 Stunden nach der Verletzung 
zu stellen; er starb bald nach der Operation. Diese Pat. hatten eine Perforation 
am Dünndarme. Bei dem fünften (Überfahrung durch Equipage) wurde die Per- 
foration bei der Operation nicht gefunden; am Mesenterium und Darme fanden 
sich nur einige Erosionen und Sugillationen ; die Bauchhöhle enthielt 500 ccm Blut, 
keinen Darminhalt. Bei der Sektion fand sich eine erbsengroße Perforation an 
der Greuze zwischen Duodenum und Jejunum. — Von den Geheilten war bei dem 
ersten durch einen Deichselstoß eine Dünndarmschlinge aus der Kontinuität heraus- 
gerissen; von den Darmenden war das eine total mit breitem radiärem Mesenterial- 
riß perforiert, das andere bis auf eine schmale Brücke am Mesenterialansatz, welche 
die Perforationsstelle von einem zweiten Mesenterialriß trennte; Operation 
2 Stunden nach der Verletzung; Resektion von 20 cm Darm. — Der zweite Pat. 
bekam die Perforationserscheinungen, nachdem er noch 5 Minuten nach einem 
Deichselstoß Rad gefahren war, Operation 8 Stunden später, Resektion der aus- 
gedehnten perforierten Dünndarmschlinge. — Der dritte Pat. (Quetschung zwischen 
Kabelrollen) bot 3 Stunden später noch keine sicheren Perforationserscheinungen; 
sie traten erst nach weiteren 6 Stunden auf; bei der Operation wurde eine Dünn- 
darmschlinge mit bohnengroßer Perforation in Ausdehnung von 15 cm reseziert. 
Der vierte Pat. war 5 m hoch vom Gerüste gefallen, wobei ihm ein nachstürzender 
Netzriegel auf den Leib fiel; Operation 2 Stunden später; er hatte eine Ruptur im 
Dünndarme, Sugillationen am Darme mit 4 cm langem Mesenterialriß und ein 
großes Hämatom in der Gegend der rechten Niere, das auf die Radix mesenterii 
übergriff; keilförmige Exzision der Perforatiosstelle, Übernäbung des Mesenterial- 
risses; bei der Nachbehandlung vereiterte ein Bauchdeckenhämatom und entstand 
noch ein abgekapselter peritonealer Abszeß. 

Im Krankenbause Friedrichshain wurden Darmrupturen infolge stumpfer Ge- 
walt, zum mindesten die gequetschte Umgebung, meist auch das benachbarte 
Darmstück, reseziert. Die Bauchhöhle wird mit physiologischer Kochsalzlösung 
ausgewaschen, die Bauchwunde ohne Drainage in zwei Etagen geschlossen. 


Diskussion. Herr Seefisch hat sehr Gutes von der sofortigen Verab- 
reichung von Physostigmin (0,001 subkutan) nach Kochsalzspülungen der Bauch- 
höhle gesehen. Die Darmfunktion stellt sich danach schnell wieder ein; 10 Stunden 
später gibt er noch einmal 0.001 Physostigmin. Bei intravenösen Kochsalzinfu- 
sionen hat er in der letzten Zeit einen Adrenalinzusatz gemacht. 

Herr Braun bemerkt, daß er von der Verabreichung des Physostigmin nach 


Bauchoperationen zurückgekommen sei, ebenso von dem Adrenalinzusate bei 
Kochsalzinfusionen, wo er es allerdings nur subkutan versucht hat. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 49 


4) Herr Kunith: a. Fall von primärer Nierenaktinomykose. 

Der erste Fall dieser Krankheit wurde von Israel in der Klinik der Nieren- 
krankheiten beschrieben. Einen von Stanton 1905 publizierten Fall sieht K. 
nicht als primäre Nierenaktinomykose an. Ein zweiter Fall ist im Krankenhause 
Friedrichshain an einem 43/4 Jahre alten Knaben mit Erfolg operiert worden. 

Die Operation (Direktor Dr. Neumann) wurde wegen Niereneiterung aus- 
geführt und war wegen des derben, schwieligen Bindegewebes, in welchem die 
Niere wie eingemauert festsaß, schwierig. An der exstirpierten Niere konnte 
Aktinomykose diagnostiziert werden. Vom 4. Tage nach der Operation an wurden 
5 Wochen lang Pilzrasen im Urin gefunden, welche wahrscheinlich bei der Opera- 
tion in den Ureter hineingepreßt wurden. Der Kranke genas und ist bis jetzt 
@/s Jahr lang) gesund geblieben. Dies spricht für die primäre Entstehung der 
Krankheit in der Niere. Jedoch muß der Kranke noch mehrere Jahre beobachtet 
werden, um den absoluten Nachweis der primären Nierenaktinomykose führen zu 
können. ’ 

Vorstellung des Kranken. Demonstration des Präparates. (Der Fall wird in 
den Folia urologica veröffentlicht.) | 


b. Kompliziertere Fälle von Nierensteinen. 
K. stellt die drei von Herrn Direktor Neumann erfolgreich operierten 
Kranken vor und demonstriert die Präparate. 


1) Bei der 36jährigen Pat. begannen 1 Jahr nach ihrer ersten Entbindung und 
4 Jahre vor ihrer Aufnahme linksseitige Nierenkoliken. 2mal gingen Steine durch 
die Harnröhre ab. Seit 4 Tagen vor der Aufnahme bestanden wieder heftige 
Nierenkoliken mit Erbrechen. Zuerst wurde ein nachweisbarer großer Abszeß in 
der linken Nierengegend eröffnet. Später wurde namentlich auf Grund der cysto- 
skopischen Untersuchung — aus dem linken Ureter quoll reiner Eiter, aus dem 
rechten kam reiner Urin — die Nephrektomie vorgenommen. Sie gestaltete sich 
sehr schwierig. Beim Eingehen an gewöhnlicher Stelle wurde erst die Pleura 
2fingerbreit unterhalb des Rippenbogens eröffnet, dann die Milz, die für die cya- 
notische Niere wegen ihrer der Niere entsprechenden Lage gehalten wurde, aus 
ihren Verwachsungen ausgeschält und dabei die Bauchhöhle eröffnet. Schließlich 
fand man die Niere, welche ein Pyonephrosensack war und sieben Steine enthielt, 
neben und oberhalb der linken Articulatio sacroiliaca. Der Ureter verlief erst 
nach oben und dann spitzwinklig nach unten. Die Niere wurde entfernt. Die 
Kranke genas, ohne daß eine Infektion der Brust- und Bauchhöhle eintrat. 

Die Dystopie der Niere ist als eine erworbene anzusehen. Wie sie entstanden 
ist, ist nicht klar. (Erscheint als Originalarbeit in der Deutschen med. Wochen- 
schrift.) 

2) Bei der 27 Jahre alten Pat. lag ein doppelseitiges Nierensteinleiden vor; 
rechts war ein Stein im Ureter eingeklemmt, und außerdem bestand eine 
Schwangerschaft, welche unterbrocheh werden mußte. 

Der ersten Entbindung, etwa 3/, Jahr vor der Aufnahme, folgte Wochenbett- 
fieber. Während desselben und schon während der zweiten Hälfte der Schwanger- 
schaft traten Schmerzen in der rechten Nierengegend auf, welche während der zur 
Zeit der Aufnahme bestehenden zweiten Schwangerschaft stärker wurden. In den 
letzten Tagen vor der Aufnahme trat ein !/g Tag währender Kolikanfall und meh- 
rere kürzere auf. Das Röntgenbild zeigte rechts neben dem zweiten Lendenwirbel 
einen bohnengroßen Schatten. Deswegen und wegen des anderen für Nierensteine 
sprechenden Befundes wurde operiert und im Ureter 3fingerbreit oberhalb seiner 
Einmündungsstelle in die Harnblase ein eingeklemmter Nierenstein entfernt. 

4 Wochen später begannen Kolikanfälle der linken Niere. Nun wurde die 
Schwangerschaft, welche durch die Operation nicht gestört war, künstlich unter- 
brochen, weil beim Bestehen derselben die Frau leicht durch Insuffizienz der 
Nieren in eine allzu lebensgefährliche Lage hätte kommen können, 

Das Röntgenbild zeigte auch hier Steinschatten. Es wurden mehrere Steine 
durch Operation entfernt. Pat. genas und ist gesund geblicben. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


3) Die 51 Jahre alte Pat. wurde im Januar d. J. wegen Gallensteinileus ope- 
riert und in einer der früheren Sitzungen besprochen. Eine Hälfte des Steines 
wurde aus dem unteren Ileum operativ entfernt, die andere ging mit Stuhlgang 
ab. Einige Monate später bemerkte Pat. Blutgerinnsel im Urin und bekam 
Schmerzen in der rechten Lendengegend. Das Röntgenbild zeigte innerhalb des 
Schattens der Nierenkonvexität einen großen, runden Steinschatten. Es wurden 
dann ein größerer und mehrere kleinere Nierensteine entfernt. Pat. genas. 

Beide Steine enthalten viel Kalk. Vielleicht liegt eine Disposition der Kranken 
zur Steinbildung vor. R. Wolff (Berlin). 


8) Albers- Schönberg. Eine bisher nicht beschriebene Allgemein- 
erkrankung des Skeletts im Röntgenbilde. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 4.) 


Verf. beschreibt eine Affektion des Knochensystems bei einem sonst normalen 
und anscheinend gesunden jungen Manne, die er mit Recht als eine bisher nicht 
beschriebene bezeichnet. 

Während man bei Röntgenaufnahmen des normalen Knochens die Corticalis 
und Spongiosa gut unterscheiden kann, erscheinen im vorliegenden Falle beinahe 
sämtliche Knochen des Körpers in der ganzen Ausdehnung wie aus Marmor ge- 
bildet, ohne jede Strukturzeichnung und nur mit einer Andeutung der Markhöhle, 
Das gleiche strukturelle Verhalten zeigt auch der in großer Menge vorhandene 
Callus an einer Bruchstelle des Oberschenkels. Bei der Leuchtschirmuntersuchung 
fällt das eigentümliche, auch bei Anwendung von harten Röhren tiefschwarze 
Knochenbild ungemein auf. 

Bei den photographischen Platten handelt es sich aber durchaus nicht etwa 
um eine Unterexposition, da alle Platten, gleichgültig ob man kurz oder lang, 
mit weichen oder harten Röhren exponierte, dasselbe Bild zeigten. 

Es handelt sich also im vorliegenden Fall um eine gleichmäßige Veränderung 
des gesamten Skeletts, wobei die Spongiosa zum großen Teil durch kompakte 
Knochensubstanz ersetzt worden ist; ferner aller Wahrscheinlichkeit nach der Kalk- 
gehalt der Knochen außerordentlich zugenommen hat, so daß seine Durchlässigkeit 
für Röntgenstrahlen fast ganz aufgehoben ist. 

Über die Atiologie ist nichts bekannt. 

Nach Ansicht des Verf.s handelt es sich um eine seltene allgemeine Knochen- 
erkrankung, die klinisch dadurch von Bedeutung ist, daß die Knochen außerordent- 
lich brüchig werden. Gaugele (Zwickau). 


9) Joachimsthal. Eine ungewöhnliche Form von Knochenerweichung. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 44.) 


Der 18jährige Kranke, der im 2. Lebensjahre bereits Zeichen von Rachitis 
gezeigt, sich dann aber in normaler Weise entwickelt hatte, erkrankte im Alter 
von 12 Jahren unter Darmerscheinungen, und es stellten sich Knochenschmerzen 
und Neigung zu Verbiegungen an den unteren Extremitäten ein, die schließlich 
eine jede Art der Fortbewegung unmöglich machten. An den Gliedmaßen be- 
standen hochgradige Auftreibungen der Epiphysen, an den unteren Extremitäten 
starke Verbiegungen, an allen Röhrenknochen Weichheit und starke Druckempfind- 
lichkeit. Die der Arbeit beigegebenen Röntgenogramme lassen die für Rachitis 
charakteristischen unregelmäßigen Gestaltungen und seitlichen Ausladungen er- 
kennen, ferner auffallend breite Knorpelzonen zwischen Dia- und Epiphysen, Ver- 
schmälerung der Compacta. An den Diaphysen zahlreiche Fissuren, die zum Teil 
die ganze Dicke der Diaphyse betrafen und auch an den oberen Gliedmaßen nach- 
weisbar waren. 

Auf Phosphorbehandlung hin testigten sich die Knochen erheblich, so daß 
Pat. wieder gehen konnte. Verf. reiht das beschriebene Krankheitsbild in die 
Gruppe der Spätrachitis. : Langemak (Erfurt). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 54 


10) Osler. On teleangiectasis circumscripta universalis. 
(Bulletin of the Johns Hopkins hospital 1907. Oktober.) 


Genaue Beobachtung eines der sehr seltenen Fälle dieses Leidens. 

Ein 39jähriger neuropathischer Mann kommt wegen Schmerzen in der rechten 
Seite des Bauches; Geschwister hat er nicht, die Mutter hat in ihrer Jugend oft 
an Urticaria gelitten. Den Beginn seines Leidens datiert Pat. auf 10 Jahre zurück; 
seit 2 Jahren ist es schlimmer geworden. 

Pat. hat öfters Nasenbluten, ist wegen Hämorrhoiden mit Blutungen operiert 
worden. Bluter im eigentlichen Sinne des Wortes ist er nicht. 

Kolikartige Leibschmerzen treten unter der Beobachtung öfters auf, mehrfach 
auch Hämaturie. 

Uberall an der Oberhaut des Körpers sind Teleangiektasien von 2—6 mm 
Durchmesser zu sehen, die auf Druck ganz verschwinden, um sofort wiederzu- 
kehren; hier und da verschmelzen sie zu großen Flächen. Einzelne dilatierte Ge- 
fäße fehlen, es handelt sich nur um kapilläre Gefäßdilatation. An Händen und 
Füßen ist die Färbung dunkel purpurrot, sonst heller rot. Finger und Zehen sind 
zeitweise tief cyanotisch, wie bei Raynaud’scher Krankheit. Es besteht aus- 
gesprochene Dermatographie. 

Es scheint sich um ein angeborenes Leiden zu handeln, da die Mutter an 
Urticaria gelitten hat. 

Die Koliken und die Hämaturie dürften ebenso wie das Nasenbluten auf Urti- 
caria an den betroffenen Organen zurückzuführen sein. 

Mastkur besserte das Befinden. Die Symptome treten in ganzer Schwere 
schubweise auf. 

Einige sehr gute photographische Aufnahmen. W. v. Brunn (Rostock). 


11) Libessart. Contribution à l’etude de la therapeutique par l’air 
surchauffie. 
(Arch. de med. et de pharm. militaires 1907. Oktober.) 

L. empfiehlt die Anwendung des von Prof. Cahier in den Arch. de méd. etc. 
1902 angegebenen Heißluftkastens zur Behandlung von Kniegelenksergüssen und 
Extremitätenphlegmonen. Die Luft kann in dem Kasten bis 150° erhitzt werden, 
ohne daß das Glied verbrüht wird. Nachdem das Glied eine Stunde einer Tempe- 
ratur von 100—130° ausgesetzt gewesen ist, wird leichte Massage und später vor- 
sichtige Bewegung angewandt. Einige näher beschriebene Fälle von Kniegelenks- 
ergüssen und Armphlegmonen, in welchen die Wiederherstellung in relativ kurzer 
Zeit erfolgte, dienen zum Beweise. Herhold (Brandenburg). 


12) Ramsauer. Zur Technik der Nervennaht: Einscheidung der Distanz- 
naht durch ein Venenstück. (Aus dem städtischen Krankenhaus in 
Solingen.) 

Inaug.-Diss., Bonn, 1%. 

Nach der Art der Assaky-Gluck’schen Methode wurde am 3. März 1906 
der nach kompliziertem Oberarmbruch entstandene, 4 cm lange Radialisdefekt derart 
überbrückt, daß die vier Seidenfäden die Lichtung des über sie hinweg geschobenen, 
10 cm langen exstirpierten Stückes der V. basilica offenhielten. Nach 6 Monaten 
stellte sich die Nervenfunktion wieder ein und ist allmählich eine verhältnismäßig 
sebr gute geworden. Lessing (Hamburg). 


13) Blanc et Savolle. Lipome osteo-periostigque du col du radius. 
Compressions nerveuses. 
(Revue frangaise de med. et de chir. 1%7. Nr. 21.) 


Mandarinengroße Geschwulst an der Außenseite des Ellbogengelenkes, die 
anscheinend in der Muskulatur lag und gegen den Knochen nicht deutlich ver- 
schieblich war. Außerdem bestand eine Paralyse des N. radialis und Sensibilitäts- 
störung, entsprechend dem Ausbreitungsgebiete des N. ulnaris. Die Operation 


52 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


ergab ein vom Radiusköpfohen ausgehendes osteo-periostales Lipom, das sich zwi- 
schen die Muskulatur entwickelt hatte, und nur mitsamt einem Stück des Periosts 
vom Knochen abgetrennt werden konnte; der tiefe Ast des N. radialis war leicht 
abgeplattet. Die sensiblen Störungen schwanden sofort nach der Operation, die 
motorischen im Lauf einiger Monate. 

Auffallend ist die Beteiligung des N. ulnaris, seine Kompression trotz der nur 


indirekten Beziehungen zur Geschwulst. Mohr (Bielefeld). 
14) F. de Beule (Gand). Un cas intéressant de chirurgie orthopédique 
de la main. 


(Ann. de la soc. belge de chir. 1907. Januar.) 

Bei einem 4jährigen Knaben hatte sich nach einer 2 Jahre vorher operierten 
ausgedehnten Phlegmone des Handrückens durch Retraktion der Strecksehnen 
hochgradige Klauenstellung der Hand ausgebildet, deren Funktion gleich Null 
war. Die Operation legte eine den ganzen Handrücken einnehmende feste Narben- 
masse frei, aus welcher keine Sehnen mehr zu isolieren waren. de B. resezierte 
die ganze Masse, stellte die Finger gerade, zu welchem Zwecke das Köpfchen des 
III. Metacarpus reseziert werden mußte, und verband die 3cm von einander ent- 
fernt stehenden zentralen und peripheren Sehnenstümpfe durch je zwei Seiden- 
fäden. Nach 4 Monaten guter funktioneller Erfolg, so daß mittlere Gegenstände 
gut gehalten werden können und die aktive Bewegungsfähigkeit der Finger zu 
weiteren guten Hoffnungen berechtigt. Vorderbrügge (Danzig). 

15) O. v. Frisch. Ein seltener Fall von elephantiastischer Ver- 
dickung einer Extremität, nebst einem kasuistischen Beitrage zur 
autochthonen Elephantiasis. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 1.) 

Die sporadischen Fälle von Elephantiasis, die wir zu sehen bekommen, haben 
meist eine typische Form. In dem histologischen Bilde findet man gewöhnlich 
das neugebildete Gewebe scharf sowohl nach der Cutis als insbesondere gegen 
Fascien und Muskeln abgesetzt. Die Gefäße sowie die Nerven sind unverändert, 
die Drüsen sind, außer durch mehr oder weniger entzündliche Prozesse, nicht ver- 
ändert. Infolge des Umstandes, daß das elephantiastische Gewebe die Grenzen 
der Fascien, Nerven und Gefäßscheiden respektiert, ist die Funktion der Extre- 
mitäten meist eine gute. v. F. schildert nun einen Fall, der sich von diesem Typus 
wesentlich unterscheidet. Bei demselben trat ein kernreiches, teils festes, teils 
lockeres, feinste elastische Fasern enthaltendes, neugebildetes Bindegewebe auf, 
das den Fascien und Bindegewebsspalten folgte und sich zwischen die Weichteile 
der befallenen unteren Extremität einschob, dieselben umwuchs und teilweise zu 
völligem Schwunde brachte. So wurden Muskeln, Nerven, Gefäße, Lymphdrüsen 
und Periost durch das neugebildete Gewebe ersetzt. Wahrscheinlich ist das ele- 
phantiastische Gewebe zuerst am Unterschenkel entstanden, ist dann immer weiter 
gewachsen und hat später auch den Rumpf ergriffen. Knochen und Gelenke 
wurden dabei ebenfalls alteriert und erscheinen um so stärker verändert, je länger 
sie in den Prozeß einbegriffen waren. Nach des Verf.s Ansicht ist diese Bös- 
artigkeit erst auf Basis einer früher gutartigeren Form der Elephantiasis auf- 
getreten; wenigstens spricht der klinische Verlauf hierfür. 

Außer diesem Falle beschreibt Verf. noch neun der gewöhnlichen Art, für 
welche er Einwicklung mit der Gummibinde und keilfürmige Exzision größerer 
Gewebsstücke nach dieser vorbereitenden Behandlung empfiehlt. Bei den so be- 
handelten Pat. wurde ein jahrelang andauernder guter Erfolg erzielt. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 
16) J. B. Legg (London). A case of congenital syphilitic osteo- 
periostitis of the femur of an infant. 
(Medical press 1907. Oktober 23.) 


Bei einem 5 Wochen alten Knaben fand sich eine gleichmäßige, derbe Ver- 
dickung des linken unteren Femurteiles mit glatter Oberfläche. Für eine Fraktur 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 53 


waren keinerlei Anhaltspunkte vorhanden; ein entzündlicher Prozeß war bei nor- 
malem Verhalten der umgebenden Weichteile ebenfalls auszuschließen. Knochen- 
tuberkulose ist bei Neugeborenen sehr selten. Es wurde angeborene syphilitische 
Osteoperiostitis angenommen und eine Inunktionskur eingeleitet. Innerhalb von 
3 Wochen trat Heilung ein. Erhard Schmidt (Dresden). 


17) Stewart. Arteriotomy for thrombosis and embolism. 
(Annals ef surgery 1907. August.) 

Verf. will bei Arterienverstopfung chirurgisch energischer vorgehen, als es 
bisher der Fall war. Er eröffnete in zwei Fällen, in welchen durch Verstopfung 
der Schenkelarterie Gangrän drohte, das Blutgefäß, räumte den Blutklumpen aus 
und vernähte die Gefäßwunde. Da sich hierbei immer wieder an der geöffneten 
Stelle ein Blutgerinnsel bildete, durchtrennte er die Arterie nach Entfernen des 
Blutklumpens, spaltete die durchschnittenen Enden und krempelte sie etwas nach 
außen um; dann nähte er sie aneinander, so daß Intima an Intima lag. Die Zir- 
kulation stellte sich an der genähten Stelle wieder her, aber weder war an der 
Poplitea ein Puls zu fühlen, noch konnte die Gangrän aufgehalten werden. — 
Im zweiten Falle ging es ähnlich. Daher wird man diese Operation trotz aller 
fortgeschrittenen Technik noch nicht empfehlen können. 

S. unterscheidet die traumatische Thrombose, bei der die Intima eingerissen 
ist, von der embolischen, bei der sie unversehrt zu sein pflegt. Bezüglich der 
Gefäßnaht gibt er der geschilderten Methode mit umgekrempelter Intima den 
Vorzug. Herhold (Brandenburg). 


18) S. Handley. An operation for embolus. 
(Brit. med. journ. 1907. September 21.) 


Ein 6öjähriger Mann zeigt 24 Stunden nach der Herniotomie wegen einge- 
klemmten Leistenbruches die Symptome einer beginnenden Gangrän des ganzen 
linken Beines infolge angenommener Embolie der Art. femoralis. Amputation 
wäre bei dem hohen Sitze der Gefäßverlegung zwecklos gewesen, konnte bei dem 
sehr schlechten Zustand auch nicht gewagt werden. So versuchte H., den arteriellen 
Kreislauf im Beine durch direkte Beeinflussung des Embolus wieder herzustellen. 
An der freigelegten Femoralis wurde dio Circumflexa externa unterbunden und 
durchtrennt. Von ihrer proximalen Lichtung aus versuchte man durch einen hoch 
in die Femoralis eingeführten halbstarken Katheter mit einer Spritze erfolglos das 
Gerinnsel und Blut anzusaugen. Dies gelang erst, als man von der Profunda aus 
mit einem Harnleiterkatheter denselben Versuch machte, indem man den Katheter 
bei Fingerkompression der Bauchaorta schätzungsweise bis etwa zur Teilungsstelle 
der Aorta vorgeschoben hatte und das Arteriensystem mit Kochsalzlösung aus- 
wusch. Jetzt erfolgte beim Nachlassen der Aortenkompression ein starker Blut- 
strahl. Die Versuche, die übrige Femoralarterie in ähnlicher Weise von einem 
Ast der Poplitea aus von den Gerinnseln zu reinigen, mußten wegen Verschlech- 
terung des Zustandes abgebrochen werden. Tod nach 24 Stunden. Die Sektion 
ergab Thrombosen des linken Herzohres und einen Embolus in der linken Iliaca 
communis. Weber (Dresden). 


19) B. G. A. Moynihan. An operation for embolus. 
(Brit. med. journ. 1907. September 28.) 


Eine 41jährige Frau mit Mitralfehler erkrankt an embolischer Gangrän des 
Beines. Mit der Diagnose >»Embolus in der Art. poplitea« wurde auf diese ein- 
geschnitten, ein großer Embolus entfernt, bis reichliche Blutung eintrat. Naht der 
Arterie einreihig. 4 Tage später Tod an Lungenembolien und Herzschwäche. 
Sektion ergibt Lungeninfarkte, schwere alte und frische Endokarditis mit neuen 
Thromben. Weber (Dresden). 


54 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


20) Dilly. Un cas d’arterite obliterante suivie par gangrene & la suite 
d’un érisipèle. 
(Arch. de méd. et de pharm. militaires 1907. Oktober.) 


Ein Sergeant hatte im Januar 1901 ein Gesichtserysipel durchgemacht. Im 
August 1902 traten Schmerzen im linken Fuß ein, die sich nach und nach ver- 
schlimmerten; taubes Gefühl und Ameisenkriechen kamen Anfang des Jahres 1904 
“hinzu, und Oktober 1904 traten die ersten Zeichen einer Gangrän auf, die zur 
Amputation des Beines im untersten Viertel des Oberschenkels führte. Die Art. 
femoralis wurde als vollkommen obliteriert angetroffen; sie setzte sich nach abwärts 
als dicker Strang fort. Verf. meint nun, daß derselbe Streptokokkus, der seiner- 
zeit das Erysipel bedingte, eine leichte Läsion der Art. femoralis hervorgerufen 
hat, die sich mit der Zeit unter dem Einfluß angestrengten Marschierens zu dem 
angetroffenen Grade verschlimmerte. Dem Ref. erscheint die Zwischenzeit zwischen 
dem Erysipel und den ersten Anzeichen der Gefäßerkrankung etwas weit aus- 
einander zu liegen. Herhold (Brandenburg). 


21) Frazier. Endo-aneurysmorrhaphy (Matas). 
(Annals of surgery 1907. September.) 


Zwei Fälle von Aneurysma, in welchen die von Matas vorgeschlagene Ope- 
ration ausgeführt wurde. Im ersten Falle handelte es sich um ein Aneurysma der 
Art. poplitea; der Sack wurde, gespalten, die Gerinnsel energisch ausgeräumt 
und die im Grunde sichtbare Öffnung der zuführenden Arterie mit feinen Silk- 
nähten geschlossen; dann wurde die Höhle des Sackes ebenfalls durch mehrere 
Lagen von Silknähten zur Verödung gebracht und die Haut darüber vernäht. Pat. 
klagte noch einige Zeit über taubes Gefühl im Beine, sonst traten keine schäd- 
lichen Folgen ein; ein Puls war in der Art. tibialis antica nicht zu fühlen. 

Der zweite Fall verlief ungünstiger. Das Aneurysma saß unter der linken 
Leistenbeuge. Nach Spaltung des Sackes trat eine gewaltige, fast tödliche Blutung 
aus drei Öffnungen im Grunde desselben ein, obwohl die Art. femoralis oberhalb 
und unterbalb des Sackes mit Schiebern abgeklemmt war. Durch Komprimieren 
der Öffnungen und Naht einer Öffnung nach der anderen konnte man der Blutung 
Herr werden; es wurde dann weiter genau wie im ersten Falle verfahren, nur 
führte man an einer Stelle ein Drain in den Sack. In diesem Falle trat Gangrän 
des Unterschenkels ein, welche F. auf eine mangelhafte Anlage des Kollateral- 
kreislaufes schiebt. Die gewaltige Blutung der Öffnungen im Sacke trotz beider- 
seits abgeklemmter Art. femoralis weist nach ihm darauf hin, daß eine einfache 
Unterbindung der Art. iliaca externa das Aneurysma nicht beseitigt haben würde. 

Herhold (Brandenburg). 


22) Gibbon. Endo-aneurysmorrhaphy (Matas). 
(Annals of surgery 1907. Septemger.) 


Verf. tritt lebhaft für die Operation der Aneurysmen nach Matas ein. Letz- 
terer hat bekanntlich, nachdem er erkannt hatte, wie fest zwischen Intima und 
Intima der Gefäße Verklebungen eintreten, vorgeschlagen, den aneurysmatischen 
Sack zu spalten, die Blutgerinnsel auszuräumen, die am Grunde des Sackes mün- 
dende arterielle Gefäßlichtung durch Naht zu schließen und nun entweder durch 
Aneinandernähen der Innenseite des Sackes einen absoluten Verschluß oder durch 
Verkleinern des Sackes ein neues Gefäßrohr herzustellen. Die Wiederherstellung 
des Gefäßrohres ist nur bei fusiformen Aneurysmen anwendbar; die Naht zur 
Verkleinerung wird über einem eingeführten weichen Katheter ausgeführt, der 
im letzten Moment wieder hervorgezogen wird; auf diese Weise wird die Kon- 
tinuität des Gefäßrohres erhalten. 

Im ganzen sind 39 Pat. bisher operiert worden, von denen nur zwei an den 
unmittelbaren Folgen der Operation starben. Zehn Fälle von fusiformem An- 
eurysma wurden mit Erhaltung des Gefäßrohres operiert und geheilt, in 24 Fällen 
wurde der Sack durch die Naht verödet; hiernach folgte einmal Gangrän, die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 55 


übrigen Fälle heilten ohne Eintreten von Gangrän; ein Pat. starb nach einiger 
Zeit an Morbus Brightii. Herhold (Brandenburg). 


23) W. J. Frick. Reconstructive endoaneurysmorrhaphy. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Bd. V. Hft. 3.) 


Ein sackförmiges Aneurysma der Art. poplitea wurde nach Matas längs 
gespalten, wobei zu- und abführendes Arterienende deutlich sichtbar wurde. Ein 
Gummikatheter führte eine Verbindung beider Enden herbei. Die Aneurysmawand 
wurde über dem Katheter gefaltet und vernäht, der Katheter selbst vor dem 
Knoten der mittleren Nähte wieder entfernt. Es war so ein Kanal gebildet, der 
nach Lösung des Esmarch’schen Schlauches für den Blutzufluß durchgängig war 
und auch kein Blut austreten ließ. Eine weitere Nahtreihe des über die erste 
Naht gefalteten Restes der Aneurysmawand verschloß den Aneurysmasack und 
sicherte die erste Nahtreihe. Das Nahtmaterial bestand aus Jodcatgut. In der 
neugebildeten Poplitea war Pulsation zu sehen und zu fühlen. 

Die Heilung vollzog sich ohne besondere Störung, wobei von leichten neuri- 
tischen Symptomen an der Großzehe und Innenseite des Fußes abgesehen werden 
muß. Auffallend war noch, daß der Puls der Art. tib. post. nach der Operation 
an beiden Beinen nicht gefühlt werden konnte. Ein Zusammenhang dieser Er- 
scheinung mit dem operativen Eingriffe konnte nicht angenommen werden, zumal 
der Tibialispuls vor der Operation nicht geprüft wurde. Später nahm Pat. seinen 
Beruf als Lastträger wieder auf. Strauss (Nürnberg). 


24) Tweedle. Aneurysm of the foot. 
(Brit. med. journ. 1907. September 21.) 


Bei einem 2öjährigen Mädchen findet sich am linken Fußrücken entsprechend 
dem Lisfranc’schen Gelenk ein Aneurysma (1: 11/5 Zoll groß). dessen Pulsation 
auch in der Mitte der Sohle nachweisbar ist. An der Fußsohle zwei Geschwüre, 
Allgemeinzustand schlecht. Unterbindung der Tibialis antica war erfolglos gewesen. 
Daher wurden, um die Amputation zu umgehen und weiteren Spontanblutungen 
vorzubeugen, die in ein Bündel Gefäße aufgelöste Art. dorsalis pedis und mehrere 
Seitenäste unterbunden und, als das auch nichts half, in gleicher Sitzung die Ti- 
bialis postica. Die Pulsation, verschwand jetzt sofort. Nach kurzer Zeit Rückfall. 
Weitere Unterbindung von Asten der Dorsalis pedis, am Malleolus externus und 
Freilegung des dorsalen und plantaren Sackes, Ausräumung und Tamponade. 
Heilung durch Granulation. Endergebnis: Hälfte der kleinen Zehe fehlt, die 
übrigen in ihrer Beweglichkeit sehr gestört, Gang sehr gebessert, Geschwüre ge- 
heilt, keine Pulsation mehr. Der dorsale Sack lag zwischen Haut und Tarsal- 
knochen zwischen den Strecksehnen, der plantare zwischen oberflächlicher und 
tiefer Schicht der Muskeln der Sohle. Uber die Ursache der Entstehung ist nichts 
angegeben. Weber (Dresden). : 


25) Cuff. Spontaneous aneurysm of the dorsalis pedis artery. 
(Brit. med. journ. 1907. Juli 6.) 

Aneurysmen der Fußarterien sind äußerst selten und fast stets traumatisch 
bedingt. C.'s Fall betraf eine 53jährige Frau, die seit 2 Jahren eine kleine Schwel- 
lung am Fußrücken beobachtete. Kein Trauma, keine Lues, Am Fußrücken 
pulsierende, zusammendrückbare, walnußgroße Geschwulst mit allen Zeichen eines 
Aneurysmas bei mäßiger allgemeiner Atheromatose.. Exzision. Heilung. Das 
resezierte Stück zeigte Endarteriitis mit Verdickung. Weber (Dresden). 


26) Nitch. Pneumococeic arthritis in children, with a report of two 
cases. 
(Brit. med. journ. 1907. September 21.) 
1. Fall: i1jäbriges Mädchen erkrankt 10 Tage nach einer Bronchitis an einer 
schmerzlosen Kniegelenkschwellung. Aus dem aspirierten, dicken, geruchlosen, 
grüngelben Eiter wurden Pneumokokken in Reinkultur gewonnen. Arthrotomie 


56 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 2. 


und Spülungen wegen Wiederansammlung. Heilung mit völlig beweglichem Knie 
in 4 Wochen. 

2. Fall: 6monatiges Mädchen mit der gleichen Erkrankungsform am Knie. 
Arthrotomie. Pneumokokken in Reinkultur. Sepsis. Tod. 

Im Anschluß an diese beiden Fälle bespricht N. kurz die Statistik der bisher 
beschriebenen etwa 100 Fälle nach Infektion, Lokalisierung, Anzeichen, Prognose 
und Behandlung. Weber (Dresden). 


27) Simon et Hocke. Tuberculisation ultime d’une arthropathie 
tabetique. 
(Revue med. de l’Est 1907. Juni 15.) 


Die Verff. teilen folgenden, auch durch die Autopsie bestätigten Fall von 
sekundärer tuberkulöser Infektion einer tabischen Arthropathie des Knies mit. 

Der 41jährige Pat. mit deutlichen Erscheinungen von Tabes erkrankte plötz- 
lich an einer schmerzlosen Schwellung und Rötung des linken Kniegelenkes ohne 
erheblichen Gelenkerguß. Die Erkrankung ging in eine typische Tabesarthropathie 
über und blieb über 2 Jahre stationär. Dann bildeten sich an verschiedenen Stellen 
des Gelenkes Abszesse, und es entwickelte sich eine Lungentuberkulose, an der Pat. 
nach 13 Monaten zugrunde ging. Die Autopsie zeigte tuberkulöse Veränderungen 
im Gelenke, besonders Eiterherde und Reiskörper, an welchen Tuberkelbazillen 
nachgewiesen wurden; im ganzen war es das Bild einer Umwandlung der Arthro- 
pathia tabica in tuberkulöse Arthritis. Mohr (Bielefeld). 


28) Lexer. Durch Resektion gewonnenes Kniegelenkpräparat (Chon- 
dromatose der Gelenkkapsel). 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 13.) 

Die chondromatösen Neubildungen der Synovialis drängen den Gelenkspalt 
daumenbreit auseinander und wachsen an verschiedenen Stellen durch die Musku- 
latur. Auch der Gelenkknorpel ist zum Teil an den Wucherungen beteiligt. Das 
Bild erinnert an den von Reichel beschriebenen Fall einer Chondromatose der 
Kniegelenkkapsel. Borchard (Posen). 


29) Doberauer. Resektion von Knochensarkomen mit Plastik. 
Sitzungsbericht der wissenschaftlichen Gesellschaft deutscher Ärzte in Böhmen. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 10.) 

D. resezierte ein myelogenes Sarkom des Schienbeinkopfes und füllte den 
12 cm hohen Defekt durch einen osteoplastischen Lappen aus der Kniescheibe 
teilweise aus; er heilte fest knöchern ein und vermittelte eine gute Funktion der 
Extremität. Gutzeit (Neidenburg). 


30) Drew. Bone-grafting and regeneration. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 


D. pflanzte einem Seemanne, der nach schwerer Zertrümmerung seines Unter- 
schenkels ein unbrauchbares Bein als Ergebnis 3 Monate langer, erhaltender Be- 
handlung davongetragen hatte, die längs gespaltene, ganz frisch einem Lamm 
entnommene Tibia in die 2 Zoll lange Lücke ein. Nach 31/3 Monaten war der 
Mann voll arbeitsfähig. Weber (Dresden). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
bandlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 








Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter im Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 





zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 







































Nr. 3. Sonnabend, den 18. Januar 1908. 





Albert Hoffa + 


ine erschütternde Nachricht hat mir der Telegraph am heutigen 

Neujahrsmorgen gebracht. Albert Hoffa, mein Lehrer, mein 
Freund, ist nicht mehr! In den letzten Stunden des gestrigen 
Tages hat er die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. 
Die Glocken, welche das neue Jahr begrüßten, läuteten ihm das 
Sterbegeläut! Von einer Konsultationsreise, welche ihn in den 
Weihnachtstagen ins Ausland gerufen hat, hat er sein Heim nicht 
wieder erreicht. Er starb in Köln an einer Sklerose der Coronar- 
arterien. Mitten aus seinem Schaffen, in der Blüte der Jahre, 
noch nicht 49 Jahre alt, hat der Tod uns diesen Mann genommen, 
der so vielen so viel gewesen ist. Tausenden werden die Tränen 
über die Wangen fließen, wenn sie die Nachricht erreicht, daß 
der große Arzt, dem sie Genesung, dem sie Gesundheit, Lebens- 
freude und Lebensglück verdanken, sie nicht mehr beraten kann, 
daß die Hand, welche so wunderbar Schmerzen nahm und so 
wunderbar Kraft gab, kalt und starr geworden ist. Trauer be- 
deutet die Kunde von Hoffa’s Scheiden für die deutsche Ärzte-” 
schaft, der er einer der besten Lehrer gewesen ist. Einen un- 
ersetzlichen Verlust sagt sie den Orthopäden der ganzen Welt an. 
Der Vater der modernen Orthopädie, das Herz des Ganzen ist er 
gewesen. Schweres Herzensleid erfahren die, welche ihn Freund 
nennen durften. Sie finden keinen, der je denselben Platz ein- 
nehmen könnte. | 


Albert Hoffa war geboren am 31. März 1859 in Richmond 
in Südafrika, als Sohn eines aus Kassel stammenden deutschen 
Arztes. Schon als Knabe von 7 Jahren kam er nach Deutschland. 
Er besuchte in Kassel das Gymnasium und studierte dann in 
Marburg und Freiburg Medizin. Nach Erlangung der Approbation 


wurde er Assistent am Würzburger Juliusspital unter Maas. 
1886 habilitierte er sich in dieser Stellung. Der frühzeitige Tod 
seines Lehrers brachte ihm eine Störung seiner Pläne. Er schied 
aus seiner Stellung an der Klinik aus und gründete sich eine 
eigene Privatklinik. Das war der Punkt, von dem aus er den 
Weg zu seiner eigenartigen Entwicklung fand. 

Während er zuerst auf bakteriologischem und auf rein chirur- 
gischem Gebiete gearbeitet hatte, wandte er sich nun dem Gebiete 
der Orthopädie zu, und auf diesem Gebiete hat er das größte 
geleistet, was überhaupt bis heute ein Mensch auf demselben 
geleistet hat. 

Die Würzburger Privatklinik entwickelte sich in wenig Jahren 
zu einer Weltanstalt.e Als ich im Jahre 1895 Assistent an der- 
selben wurde, konnte man in unserem Hause schon die Sprachen 
aller Kulturnationen hören. Der Andrang der Patienten war so 
bedeutend, daß eine Vergrößerung der Anstalt die andere treiben 
mußte. Schließlich entstand ein ganzer Gebäudekomplex mit teil- 
weise höchst luxuriösen Einrichtungen. 

Als 1902 Julius Wolff starb, erhielt Hoffa den Ruf, dessen 
Nachfolger zu werden. Er folgte demselben. Wie er in Berlin 
gewirkt, wie er bewiesen hat, daß er dort der rechte Mann an 
rechter Stelle war, das ist allgemein bekannt. Ich brauche darauf 
nicht hinzuweisen. 

Hinweisen möchte ich aber auf seine Bedeutung für die 
Orthopädie. 

Die Orthopädie ist eine alte Kunst, die aber durch Jahr- 
hunderte hindurch nicht leben und nicht sterben konnte. Der 
Leiden, weiche orthopädische Hilfe erfordern, sind allezeit viele 
gewesen, aber der Mittel zu ihrer Behandlung waren wenig, und 
diese dazu meistens recht bescheiden: in ihrer Wirksamkeit. 
Hoffa brachte in einem meisterhaft abgefaßten Lehrbuche zu- 
sammen, was in der ärztlichen Wissenschaft und Kunst für die 
Orthopädie vorhanden war, er gab dazu, was sein ingeniöser 
Kopf erfand, er sammelte in der von ihm gegründeten Zeitschrift 
für orthopädische Chirurgie, was im In- und Ausland auf dem 
Gebiete der Orthopädie neues geschaffen wurde. Von ihm aus 
gingen die ersten Anregungen zur Gründung der Deutschen Ge- 
sellschaft für orthopädische Chirurgie. Er ist der leitende Geist 
dieser Gesellschaft gewesen, solange sie besteht; er hat in erster 
Linie dafür gesorgt, daß die Verhandlungen derselben so anregend 
und fruchtbar gewesen sind. 

Hoffa ist der erste gewesen, der eine mustergültige ortho- 
pädische Anstalt geschaffen hat. Er hatte es erkannt, daß man 
orthopädische Kuren in denkbarster Vollkommenheit nur in An- 





stalten ausführen könne, und daß in diesen Anstalten alle in Frage 
kommenden therapeutischen Mittel gleich vollkommen und gleich 
bequem zur Verfügung stehen müssen. Von Haus aus Chirurg, 
hat Hoffa gern mit dem Messer gearbeitet, und er verstand das- 
selbe zu führen wie selten einer. Ebenso beherrschte Hoffa 
aber auch die orthopädische Technik. Frühzeitig hatte er die 
Vorzüge der Hessing-Apparate erkannt. Er gliederte an seine 
junge Privatklinik in Würzburg eine orthopädische Werkstatt an. 
Er erkännte, welche mächtigen Hilfsmittel der Orthopädie Massage 
und Gymnastik seien. Er verstand es, diese in ein wissenschaft- 
liches Gewand zu bringen und für die Orthopädie voll nutzbar 
zu machen. 


Alle diese Mittel handhabte er mit demselben Geschick. So | 
konnte er die Erfolge erreichen, welche seinen Ruhm in alle 
Lande trugen. | 


Noch ein paar Worte über Hoffa als Mensch. Niemand 
konnte mit ihm irgendwie näher in Berührung kommen, ohne 
ihn auch als Mensch kennen, achten und lieben zu lernen. Nie 
wieder habe ich ein so inniges Verhältnis zwischen Arzt und 
Patient gesehen, als in der Hoffa’schen Praxis. Mit welch’ 
rührender Liebe hingen die Patienten an ihrem Arzte — selbst die, 
welchen auch seine Meisterhand nicht Gesundheit geben konnte. 
Wie oft wurde aus Arzt und Patient Freund und Freund! 


Nie wieder habe ich so enge Beziehungen zwischen Lehrer 
und Schüler gesehen, als zwischen Hoffa und seinen Assistenten. 
Allen brachte er Interesse entgegen, allen wahrte er Freundschaft, 
allen stand er mit Rat und Tat zur Seite. Allen bot er außer 
seinem Wissen auch sein Herz. Wer aber ganz ermessen wollte, 
wievieler Liebe dieses Herz fähig sei, der mußte den Verkehr des 
Heimgegangenen mit seiner Familie kennen lernen, der mußte 
besonders auch den Verkehr des Sohnes mit seiner betagten 
Mutter sehen. 


Möge es diesen ein Trost sein, daß ihre Trauer von so vielen 
mit getragen wird. 
Dresden, am 1. Januar 1908. 
A. Schanz. 





60 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 3. 


Inhalt. 

Schanz, Hoffa t 

I. Hosemann, Über Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain (Billon). — Il Evler, 
Zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen: Chromlederstreckverband mit eingeschaltetem künst- 
lichen Strebebogen. (Originalmitteilungen.) 

1) Sajous, Innere Sekretionen. — 2) Coenen, Basalzellenkrebs. — 3) Haun, Narkose mit er- 
wärmtem Chloroform. — 4) Winkler, Herabsetzung des Schmerzsinnes durch den elektrischen 
Strom. — 5) Winkler, Beeinflussung der Hautvasomotoren durch elektrostatische Behandlung. — 
6) de Keating-Hart, Krebebehandlung durch elektrische Ströme. — 7) Riedel, 8) Hausmann, 
9) Vignard, Cavaillon und Chabanon, 10) Roux, Appendicitis. — 11) Braun und Seidel, Akute 
Magenerweiterung. — 12) Brechot, 18) Leriche, Magenresektion. — 14) Tesson, Gastroentero- 
stomie. — 15) Vachez, Peptisches Jejunalgeschwür. — 16) Beer und Eggers, Zar Frage dar Anti- 
peristaltik. — 17) Manry, Innere Einklemmung. — 18) Wildenrath, Der Murphyknopf. — 19) Bo- 
goljuboff, Unterbindung des Darmes. — 20) McDill, Leberabszeß. — 21) François, Choledochus- 
steine. 

M. Madlener, Physikalisches über Seide, Zelluloidzwirn und Ramiezwirn. (Orig.-Mitteilung.) 

28) Orth, Sarkom und Trauma. — 23) Jakobsthal, Krebsheilung. — 24) Ritter, Künstliche 
Hyperämie gegen Geschwülste. — 25) Hoffmann, Pankreatin gegen Krebs. — 26) Offergeld, 
27) Wolff, 28) Hesse, Lumbalanästhesie. — 39) Herrenknecht, Athylichloridnarkose. — 80) Scham- 
berg, Lichttherapie. — 31) Jaksch, Röntgentherapie. — 32) Brewer, Eitrige Peritonitis. — 
38) Günther, Wurmfortsatz als Bruchinhalt. — 84) Borsz6ky, Magen- und Duodenalgeschwür. — 
35) Bondareff, Dünndarmsarkom. — 86) Pensky, Innere Einklemmung. — 37) Kersten, Ange- 
borener Darmverschluß. — 88) Kleinhans, Präperitoneale Geschwülste. — 89) Lieblein, Milzexstir- 
pation. — 40) Russell, Leberechinokokken. — 41) Hohmeier, Pankreaszerreißung. 





I. 


Aus der chirurgischen Universitätsklinik zu Rostock. 
Prof. Dr. W. Müller. 


Über Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain 
(Billon). 


Von 
Dr. Hosemann, Assistenzarzt. 


E Nr. 13 und 23 dieses Zentralbl. (Jahrgang 1907) hat Schwarz 
eine Serie von 60 Urinuntersuchungen nach Lumbalanästhesie mit 
Stovain -Riedel veröffentlicht. Er fand in 78,33% seiner Fälle, 
die alle vor der Anästhesierung normalen Urinbefund aufwiesen, eine 
»mehr oder minder schwere Nierenaffektion« und fordert zu ähnlichen 
Untersuchungen auch bei Verwendung anderer Anästhetika auf. Das 
Interesse einer systematischen Prüfung dieser Frage liegt auf der 
Hand. Da sowohl die Ather- als die Chloroformnarkose schädigend 
auf die Nieren einwirkt, sind nach Ansicht der meisten Autoren beide 
Arten von Narkosen bei bestehender Nephritis, wenigstens bei den 
schweren Fällen, tunlichst zu vermeiden. Die Untersuchungen von 
Schwarz bieten wenig Hoffnung, daß die Bier’sche Lumbalanästhesie 
berufen sein könnte, diese Lücke, wenn auch nur zum Teil, aus- 
zufüllen. 

Im folgenden soll über eine Reihe von 60 Fällen berichtet werden, 
bei denen — ohne Auswahl — systematische Urinuntersuchungen vor- 
genommen wurden, die, wenn möglich, einige Tage vor der Anästhe- 
sierung begonnen und durchschnittlich 3 Wochen nach derselben ab- 


geschlossen wurden. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 6i 


Deetzi hat über unsere ersten 360 Lumbalanästhesien berichtet. Seitdem 
haben wir weiter von der Bier’schen Leitungsanästhesie ausgedehnten Gebrauch 
gemacht, so daß wir jetzt über 955 Fälle verfügen. Wir verwenden von Anfang an 
ausschließlich Stovain-Billon (mit Adrenalinzusatz), von dem wir meist 0,04 bis 
0,06 g, bei Kindern 0,03—0,04 g injizieren. Während wir anfangs die lumbale 
Stovainisierung auch bei Operationen am Thorax in Anwendung zogen, haben wir 
sie in der letzten Zeit nur noch bei Eingriffen unterhalb des Rippenbogens benutzt, 
seitdem wir bei der Eröffnung eines in die Lunge perforierten Empyems einen 
Todesfall (durch Eiteraspiration?) erlebten; da vorher deutliche Zeichen von 
Atmungslähmung aufgetreten waren, glaubten wir für diesen Ausgang die hohe 
Rückenmarksanästhesie mit verantwortlich machen zu müssen. 

Später haben wir keine Todesfälle mehr zu verzeichnen gehabt und sind mit 
zunehmender Erfahrung und Übung mehr und mehr von der Methode befriedigt 
gewesen, da »Versager«e immer seltener wurden, störende Neben- und Nach- 
wirkungen ebenfalls immer spärlicher auftraten. Erwähnen möchte ich noch, daß 
wir in jüngster Zeit bei Kopfschmerzen, die sich nach der Lumbalanästhesie ein- 
stellten und zum Teil mehrere Tage anhielten, mit gutem Erfolge subkutane 
Kochsalzinfusionen angewandt haben. Veranlaßt wurden wir dazu durch die Be- 
obachtung, daß der Lumbaldruck in solchen Fällen noch nach Tagen sehr 
beträchtlich herabgesetzt sein kann. 

Die Urinuntersuchungen wurden anfangs täglich, später alle 2—3 Tage aus- 
geführt, und zwar derart, daß der frisch gelassene Urin in gut gespülten, vorher 
mit konzentrierter Schwefelsäure gereinigten Röhrchen zentrifugiert wurde, wobei 
er im Falle stärkerer Konzentration vorher leicht erwärmt wurde bis zur Lösung 
der Salze. Bei weniger konzentriertem Urin wurde meist 2—3 Stunden sedi- 
mentiert, dekantiert, die Bodenflüssigkeit zentrifugiert. 

Zur Eiweißprobe wurde der event. erwärmte Urin auf konzentrierte Salpeter- 
säure geschichtet. 

Von den 60 Fällen ergaben bei den Voruntersuchungen einen ganz normalen 
Urinbefund 48, ausgesprochene Zeichen einer Nephritis (reichlich Eiweiß und 
hyaline Zylinder) 3 Fälle, 2 weitere eine leichte Albuminurie. Bei den übrigen 7 
fanden sich neben wenigen hyalinen auch einzelne granulierte Zylinder, zum Teil 
(3mal) auch rote Blutkörperchen, aber kein Eiweiß. Das Vorkommen einzelner 
hyaliner Zylinder wurde häufiger beobachtet, bewegte sich aber — abgesehen von 
den eben erwähnten 7 Fällen — in normalen Grenzen. 

Eine schwerere Nephritis entstand nach der Rückenmarks- 
anästhesie in keinem der Fälle, eine leichte Zylindrurie (einige hyaline, ganz 
vereinzelte granulierte Zylinder, wenige rote und weiße Blutkörperchen, kein Eiweiß) 
in 2 Fillen. Sie begann am Tage nach der Injektion und- hielt 3 bzw. 4 Tage an. 

Albuminurie trat 4mal auf. Sie war stets geringgradig, so daß im Esbach- 
schen Röhrchen nur ein flacher, nicht meßbarer Bodensatz (< 1/20/w) entstand, und 
dauerte im ersten Falle nur 2 Tage; im zweiten wurde sie am 2.—5. Tage und 
später nochmal vorübergehend in der 4. Woche nach der Injektion gefunden, um 
dann zu verschwinden. Abnorme Formbestandteile fanden sich nicht. 

In den beiden anderen Fällen war die Schichtungsprobe nur je an einem 
Tage (2. bzw. 4. Tag) positiv, nachdem die Temperatur angestiegen war; da bei 
ihrem Sinken die Eiweißreaktion wieder schwand und außerdem in dem einen 
Falle eine Fasciennekrose eintrat, erscheint es fraglich, ob die Albuminurie hier 
überhaupt durch die Stovainisierung bedingt war. Keiner dieser 6 Fälle war von 
Nachwirkungen anderer Art begleitet. 

Fügen wir hinzu, daß in 3 Fällen vorübergehend einige rote Blutkörperchen 
bald nach der Injektion gefunden wurden, und daß einige Male Leukocyten auf- 
traten, oder bei vorherigem Vorhandensein ihre Zahl sich vermehrte, ohne daß 





1 Deetz, Erfahrungen an 360 Lumbalanästhesien mit Stovain-Adrenalin 
(Billon). Münchener med. Wochenschrift 1906. Nr. 28. 


62 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


ihre Herkunft mit Sicherheit sich feststellen ließ, so haben wir aller abnormen 
Befunde Erwähnung getan. 

Dem gegenüber ist zu bemerken, daß die vor der Operation festgestellten 
Nephritiden und Albuminurien sich nicht verschlimmerten, sondern eher besserten, 
daß in den 7 Fällen von Zylindrurie kein Eiweiß auftrat und nur einmal die Zahl 
der Zylinder vermehrt schien, während sie 6mal abnahm, Bei einer Sprunggelenks- 
tuberkulose schwand der Eiweißgehalt gleich nach der Resektion mit dem Sinken 
der Temperatur, und der Urin blieb dauernd normal. 

Bei einer frischen traumatischen Hüftluxation ergab die Voruntersuchung 
eine Hämaturie mit Zylindrurie. Die Reposition wurde in Lumbalanästhesie aus- 
geführt; am 2. Tage danach waren die Erythrocyten, am 6. Tage die Zylinder aus 
dem Harn geschwunden. 

Ein 14jähriger Knabe mit Osteomyelitis und einer schweren chronischen 
Nephritis (Zylindrurie, Albumen 120/% Esbach vor der Operation) vertrug die 
Stovainisation ausgezeichnet, der Eiweißgehalt nahm nach der Operation ab, bald 
auch die Zahl der Zylinder. 

In 2 Fällen wurden bei demselben Pat. zwei Lumbalanästhesien bald nach- 
einander gemacht; der Urin blieb normal. 


Es muß auffallen, wie weit das Resultat unserer Untersuchungen 
mit dem von Schwarz differiert, selbst wenn man in Betracht zieht, 
daß bei einem verhältnismäßig so kleinen zur Beobachtung heran- 
gezogenen Material Zufälligkeiten durchaus möglich sind und schwerer 
ins Gewicht fallen. Schwarz fand unter seinen 60 Fällen 47 Nieren- 
affektionen (!), die nach der Medullaranästhesie entstanden, darunter 
15 schwerere mit etwa 1/,%,, Eiweiß und zahlreichen Zylindern, 
4 gar mit 2—70%/,, Eiweiß. Dem gegenüber nimmt es Wunder, daß 
sich in der schon recht stark angewachsenen Literatur über die 
Bier’sche Lumbalanästhesie nur ganz vereinzelte Fälle von Nieren- 
schädigung finden, so bei Veit? eine Albuminurie (unter 150 Fällen), 
bei Sonnenburg° Steigerung einer Nephritis (unter 114 Fällen), 
während B. Müller‘ angibt, daß nur große Dosen (mehr als 0,1 g) 
Stovain die Niere schädigen können. 

Während bei uns durchschnittlich 0,05 g Stovain in Anwendung 
kamen, wurden bei dem Schwarz’schen Fällen stets nur 0,04 g Stovain 
injiziert. 

Es fragt sich, ob das chemische Präparat (bei uns Billon3, dort 
Riedel) verantwortlich gemacht werden kann für die so verschiedenen 
Untersuchungsergebnisse.. Schwarz erwägt diese Möglichkeit am 
Schluß seiner Arbeit. Und in der Sonnenburg’schen Klinik® selbst 
hat man in der Wirkung der beiden Präparate einen Unterschied 
konstatiert zuungunsten des Riedel’schen. Läwen’? legt Gewicht 





2 Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LIII. p. 751. 

3 v. Leuthold- Gedenkschrift Bd. II. p. 157. Ref. Zentralblatt für Chirurgie 
1906. p. 656. 

4 Sammlung klin. Vorträge Nr. 428. Ref. Zentralblatt für Chirurgie 1906. 
p. 1056. 

5 Das Billon’sche Präparat enthält in 1 ccm: Borsaures Adrenalin 0,00013, 
Stovain 0,04, Chlornatrium 0,0011. 

6 Oelsner, Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 1907. p. 560. 

1 Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. L. Hft. 2. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 63 


auf den Gehalt des Stovains an dissoziierter Salzsäure in Hinsicht 
auf die Nervenschädigung. Außerdem kommt Menge und Art des 
Nebennierenpräparates in Betracht. Ehe nicht weitere Untersuchungen, 
event. auch mit anderen Anästheticis, angestellt sind, wird sich diese 
Frage nicht entscheiden lassen; ihre weitere Prüfung erscheint durchaus 
geboten. 

Nach dem Ergebnis unserer Untersuchungen ist die nieren- 

schädigende Wirkung der Lumbalanästhesie (Stovain-Billon), wie sie 
bei uns geübt wird, nicht sehr zu fürchten; selbst eine schwerere 
Nephritis scheint nicht ohne weiteres eine Kontraindikation für ihre 
Anwendung zu bilden. Übrigens sind sämtliche Nephritiden bei 
Schwarz, selbst die schweren, günstig verlaufen und haben keine 
dauernde Nierenschädigung hinterlassen. 
_ Angesichts der Tatsache, daß sowohl die Chloroform- als die 
Athernarkose nicht so selten Albuminurie verursacht® (Literatur bei 
Wunderlich®, Offergeld!!) und schwerste, tödliche Nephritiden 
zur Folge haben kann, scheint uns die Lumbalanästhesie ein für die 
Nieren relativ ungefährlicher Eingriff zu sein, der?uns vielleicht gerade 
dann die besten Dienste leisten wird, wenn eine schon bestehende 
Nierenerkrankung die Einleitung der Inhalationsnarkose verbietet. 


II. 


Aus der chirurgisch-gynäkologischen Klinik des Stabsarzt a. D. 
Dr. Evler in Treptow a. R. 


Zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen: 
 Chromlederstreckverband mit eingeschaltetem 
künstlichen Strebebogen'. 


Von 


Dr. Evler. 


ei der Menge von Verbänden, welche zur Behandlung von 
Schlüsselbeinbrüchen schon angegeben sind, würde ich mit einem 
neuen nicht hervortreten, wenn er nicht augenfällige Vorzüge vor 
anderen darböte, wie eine fast unbeschränkte Gebrauchsfähigkeit des 
Armes der verletzten Seite und die Möglichkeit, denselben Apparat 
entsprechend den Körperformen Erwachsener sich leicht zurecht- 
zupassen. 
Mit dem Bruche des Schlüsselbeins verliert der Schultergürtel 
8 Nach Chloroformnarkosen sind bis 68% Albuminurie beobachtet. (Sironi 
und Alessandri). 
9 Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XI. p. 535. 
10 Archiv für klin. Chirurgie Bd. LXXV. p. 758. 


1 Demonstration des Apparates fand in der Stettiner militärärztlichen Ge- 
sellschaft am 7. Dezember 1907 statt. 


64 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


den Strebebogen, der ihn im Abstande von dem Brustkorbe hält; er 
folgt nunmehr mit dem äußeren Bruchstücke der Schwere des Armes, 
die ihn nach unten zieht und der Brustwand nähert und dem Zuge 
der Brustmuskeln, welche ihn mit dem Arme nach vorn und einwärts 
verschieben. Ein idealer Verband müßte für den gebrochenen Strebe- 
bogen einen Ersatz enthalten. 

Dieser Gedanke ist nicht neu. 

Papini? (1835) fügt zu seinem in Rückenlage anzuwendenden 
dem Boyer’schen ähnlichen Verbande mit Brust- und Armgürtel eine 
die Stelle des gebrochenen Schlüsselbeins vertretende Holzschiene 
hinzu, welche innen in dem Verbande durch einen Riemen, außen 
mittels einer ledernen Schulterkappe befestigt war. 

Auch in Heusner’s? Apparat (1895), bei welchem Unter- und 
Oberarmhülsen und am Rumpf ein Schienenverband angegeben sind, 
ist ein künstliches Schlüsselbein eingeschaltet, an dem durch Hebel- 
wirkung die Schulter nach hinten und oben gezogen werden kann. 

Beide Apparate haben keine Verbreitung gefunden, und es ist 
dies auch erklärlich bei einer Verletzung, bei der in den meisten 
Fällen eine Mitella oder doch der Moore’sche Tuchverband, die 
v. Büngner’sche T-Binde oder der Sayre’sche Heftpflasterverband 
genügen und auch eine Heilung mit geringer Dislokation die Funktion 
nicht beeinträchtigt. 

Wenn ich das von mir angewendete‘ Prinzip der Frakturen- 
behandlung durch den Chromlederstreckverband auch auf die Schlüssel- 
beinbrüche ausgedehnt habe, so geschah es, um ohne Ruhigstellung 
des Armes das gebrochene Schlüsselbein durch einen künstlichen 
Strebebogen zu ersetzen und doch das nach Gurlt und König voll- 
kommenste zu erreichen: Rückwärts-, Aufwärts- und Auswärtsziehen 
beschränkt nur auf die verletzte Schulter. 

Ein 4—5 cm breiter, !1/, cm dicker Chromlederstreifen von ca. 
90 cm Länge, der unter der Achsel der verletzten (z. B. rechten) Seite 
verläuft und auf der gegenüberliegenden (linken) Schulter durch 
Schnüren oder Schnallen geschlossen wird, hebt den verletzten Schulter- 
gürtel und entspannt den M. sternocleidomastoideus derselben Seite; 
er trägt zum Einschrauben eines vernickelten Stahlstabes in Höhe des 
oberen Brustbeines ein Stahlblechstück von ca. 10 cm Länge, 2,5 cm 
Breite mit einer Reihe von Schraubengewinden; es wird so Benut- 
zung für beide Brustseiten ermöglicht. 

Für die Achsel ist diesem dicken Chromlederstreifen ein dähnen‘ 
3—4 cm breiter angenäht, der auf der Schulter über dem Lig. acro- 
mioclaviculare geschlossen wird und vorn oben mittels einer dicken 
Chromlederplatte ein 5 cm langes Stahlblech mit einigen Gewinden 
aufgenietet erhalten hat; um der Schulterkappe eine, wenn nötig, 





2 Gurlt, Knochenbrüche. Bd. II. p. 642. 

3 Hoffa, Lehrbuch der Frakturen und Luxationen. 4. Aufl. 1904. p. 149 und 
Handbuch der prakt. Chirurgie. 2. Aufl. Bd. IV. 

4 Med. Klinik 1907. Nr. 11. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 65 


größere Weite zu geben, sind auf dem Lederstreifen zwei Reihen 
Schnürhaken vorgesehen. 

Durch passendes Einschrauben in die Gewinde wird der erwähnte 
Stahlstab von ca. 20 cm Länge, 1 cm Breite, 3 mm Dicke, der hierzu 
viele Löcher enthält, derart ausgespannt, daß er an Stelle des ge- 
brochenen Schlüsselbeines einen genügenden Druck nach aufwärts, aus- 
wärts und rückwärts ausübt; unterstüzt wird seine Wirkung durch 
einen 3 cm breiten dünnen Chromlederriemen, der, ähnlich dem Zuge 
des M. trapezius wirkend, über den Schulterblättern von dem dicken 
Chromledergürtel seinen Ausgang nimmt und hinten oben an der 
Schulter angreift. 

Um jede Verschiebung des Ledergürtels zu verhindern, ist schließ- 
lich an ihm ein dünner Lederriemen unter der gesunden Achsel von 
den Schulternblättern aus bis nach dem Brustbein zu geführt. 





Das Anlegen des Verbandes, der, allerdings mit Umkippen der 
dünnen Riemen, auch für die andere Körperseite benutzt werden 
kann, beginnt zunächst mit dem Anpassen des langen, dicken Chrom- 
ledergürtels; dann wird durch festes Anziehen der beiden dünnen 
Chromlederstreifen über der Achsel die Schulterkappe gebildet und 
an diese der hinten am Chromledergürtel angenähte kürzere, dünne 


5 Der Apparat ist nach Material und Arbeitszeit für 10 .4 herzustellen. 
3** 


66 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


Chromlederriemen angeknöpft, während der längere ebenfalls hinten 
angenähte Riemen mit der Vorderseite unter der gesunden Achsel zu 
verbinden ist; nun wird der Stahlstab in der Lage, in welcher er als 
Strebebogen wirksam jede Dislokation der Bruchenden verhütet, fest- 
geschraubt. Schließlich ist der eine oder andere der Riemen nach- 
zuziehen. 

Im Juli v. J. habe ich mit diesem Apparat einen rechtsseitigen 
Schlüsselbeinbruch mit gutem anatomischen und funktionellen Resultat 
und zur Zufriedenheit des Pat., der in dem Verbande sich an- und 
auskleidete, kutschieren und Radfahren konnte, behandelt. 





Der Bruch war wie die meisten ein indirekter, durch Fall auf 
die Schulter beim Radeln entstanden; an der Grenze des 'mittleren 
und äußeren Drittels. Das innere Bruchstück ritt auf dem äußeren, 
die typische Dislokation war beträchtlich; sie ließ sich ohne Narkose 
nicht ganz, aber ziemlich vollkommen zurückbringen; die erreichte 
redressierte Stellung blieb im Apparat erhalten, ohne daß eine Druck- 
stelle oder Wundwerden der Achselhöhle auftrat. 

Bei der Häufigkeit derSchlüsselbeinfrakturen — 15 % aller Brüche — 
dürfte Hebung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit durch die Behand- 
lung im ÜChromlederstreckverbande zugunsten desselben ins Gewicht 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 67 


fallen, bei einseitigen und noch mehr bei den seltenen doppelseitigen 
Schlüsselbeinbrüchen; würden doch in jedem Falle 2—3 Wochen ge- 
wonnen werden, welche für den Verletzten bei Beweglichkeit beider 
Arme nicht nur angenehmer als mit Binden- oder Tuchverbänden ab- 
laufen, sondern unter Umständen auch nutzbringender. 





1) Ch. E. de M. Sajous. The internal secretions and the 
principles of medicine. II. Bd. 1071 S. 55 Illustrationen. 
Philadelphia, F. A. Davis Company, 1907. 

Der zweite Teil des Werkes (vgl. Referat über den ersten Teil 
Zentralblatt für Chirurgie 1903 Nr. 34) enthält in seiner ersten Hälfte 
Ss Ansichten über die funktionelle Bedeutung des Nebennieren- und 
Zirbeldrüsensystems. Die Ausführungen stehen in scharfem Gegen- 
satz zu den bisher herrschenden Anschauungen. S. gründet seine Dar- 
legungen zumeist auf das Studium und die Sammlung der bisherigen 
Veröffentlichungen experimenteller und klinischer Tatsachen und 
reiht an dieselben seine Spekulationen. So eilt er denn den heutigen 
Kenntnissen weit voraus. 

Die zweite Hälfte des Werkes behandelt die Beeinflussung der 
inneren Sekretionen durch pharmakologische Agentien, ferner die Be- 
deutung und die Rolle, welche den inneren Sekretionen in der Patho- 
logie und Therapie zukommt. Den Schluß des Werkes bildet eine 
kurze Lehre der Vergiftungen. Kranepuhl (Kassel). 


2) Coenen. Die geschichtliche Entwicklung der Lehre vom 
Basalzellenkrebs. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 22.) 

Der Vortrag Olairmont’s auf dem Chirurgenkongreß 1907 
(s. ds. Blatt 1907 p. 1399) gibt dem Verf. Veranlassung, obiges 
Thema näher zu besprechen. Krompecher und Borrmann haben 
zuerst die epitheliale Abstammung der früher als Hautendotheliome 
beschriebenen, besonders im Gesicht beobachteten Geschwulst bewiesen. 
Während sie Krompecher von den basalen Zellen des Rete Malpighi 
ableitet, führt Borrmann sie auf embryonal ins Corium versprengte 
Basalzellen zurück und schlägt für sie den Namen Ooriumkarzinom 
vor. Beide Autoren erkennen der fötalen Gesichtsspaltenbildung eine 
ätiologische Rolle für ihre Entstehung zu. Jedenfalls gilt das nur 
für die schräge Gesichtsspalte, in deren Bereich diese Krebse häufig 
sind. In der Spalte zwischen äußerem und innerem Nasenfortsatz, 
deren Verschluß am häufigsten gestört ist (Hasenscharte), kommen sie 
nie zur Beobachtung. Gegenüber Krompecher und Borrmann 
hält ©. an seiner Auffassung von der subepithelialen Entstehung 
dieser Geschwülste aus den Epithelzellen der Schweiß- und Talgdrüsen 
und der Haarbälge fest. Ihre Verbindung mit den Basalzellen der 
Deckschicht ist sekundär. Gutzeit (Neidenburg). 


— nn —— 


* 


68 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


3) Haun. Zur Narkose mit erwärmtem Chloroform. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 

Der von ihm allerdings erst in wenigen Fällen angewandten 
Narkose mit Chloroform, das in heißem Wasser erwärmt und warm 
gehalten wird, rühmt H. nach, daß die Betäubung rascher eintrete, 
leichter verlaufe, das Erwachen schneller geschehe, und üble Nach- 
wirkungen ausbleiben. H. glaubt, daß das durch Erwärmen leichtere 
Chloroform zum großen Teil direkt in die Alveolen und dort rasch 
zur Resorption gelange, während das kalte, schwere Chloroformgas 
sich in der Hauptsache schon auf den Schleimhäuten der oberen 
Luftwege niederschlage und dort langsamer, auch noch nach beendeter 
Operation, resorbiert werde. Kramer (Glogau). 





4) F. Winkler. Die lokale Herabsetzung des Schmerzsinnes 
durch den elektrischen Strom. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft. 6.) 

W. berichtet über die von Leduc und Mann unternommenen 
Versuche, mit intermittierendem Gieichstrome von niedriger Spannung 
die Schmerzempfindung herabzusetzen. Er selbst hat mit einem von 
Reiniger, Gebbert und Schall konstruierten Apparat gearbeitet 
und Hyp- bis Anästhesie erzielt, das Juckgefühl unterdrückt, die Epi- 
lation schmerzlos gestaltet. (Details siehe Original.) 

Jadassohn (Bern). 


5) F. Winkler. Experimentelle Studien über den Einfluß der 


elektrostatischen Behandlung auf die Vasomotoren der Haut. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft. 2.) 

Durch mannigfache Versuche hat Verf. die vasokonstriktorische 
Wirkung der Franklinisation demonstriert (Menschen und Tiere; 
Stauungs-, arterielle Hyperämie usw.; Erytheme, Rosacea). Zur Ver- 
meidung von Röntgenschädigungen (wenn eine Zerstörung pathologi- 
schen Gewebes nicht beabsichtigt wird) kann man mit Vorteil die 
Franklinisation benutzen. Ahnlich wirkt auch der »Morton’sche 
Funken«, während die »eigentliche Mortonisatione eine Hyperämie 
veranlaßt. Bei der Arsonvalisation entsteht bei stiller Entladung 
Vasokonstriktion, beim Arsonval’schen Funken Vasodilatation 
und Extravasat von Blut. Aus diesen experimentellen Erfahrungen 
zieht dann der Verf. seine Schlüsse für die Praxis. 

Jadassohn (Bern). 


6) de Keating-Hart. L'action des courants de haute fre- 
quence et de haute tension dans le traitement de cancers. 
(Bull. de l’acad. de med. 1907. Nr. 31.) 

Pozzi referiert in der Gesellschaft über dieses neue Verfahren, 
mit dem sein Entdecker bei sehr vorgeschrittenen, zum Teil inope- 
rablen Karzinomen der verschiedensten Körperteile überraschende 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 69 


Heilungsresultate erzielt hat. Pozzi hat das Verfahren auf seiner 
Abteilung an inoperablen Uteruskrebsen nachgeprüft und bestätigt, 
daß es. blutstillend, analgesierend und auf das Geschwulstgewebe in 
elektiver Weise zerstörend einwirkt. Nach einer solchen elektrischen 
Sitzung kann man mit Löffel oder Messer die betroffenen Geschwulst- 
massen ganz ohne Blutung entfernen. Diese abwechslungsweise in- 
strumentell vorgenommene Entfernung der nekrotisierten Geschwulst- 
massen ist ein integrierender Bestandteil der Methode. 

Pozzi und seine Assistenten haben nach diesen Sitzungen die Er- 
weichung harter Geschwulstmassen mit Sicherheit beobachtet. Knoten, 
die vorher für den Löffel zu hart gewesen waren, konnten nachher 
leicht entfernt werden. 

Als Nachteil muß die zu jeder Sitzung nötige Narkose bezeichnet 
werden. Irgendwelche Störungen des Allgemeinbefindens (Atmung, 


Herz u. dgl.) waren niemals hervorgerufen worden. 
Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


7) Riedel (Jena). Über die Blinddarmentzündung der Kinder. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. No. 48.) 

Während Erwachsene, durch das Auftreten intensiven Leib- 
schmerzes auf die drohende Gefahr einer Appendixperforation auf- 
merksam gemacht, sich derselben durch sofortige Operation entziehen 
können, hängt das Wohl und Wehe der an Appendicitis erkrankenden 
Kinder von der Aufmerksamkeit und Einsicht der Eltern resp. des 
Pflegepersonals ab, so daß die Operation bei ihnen vielfach zu spät 
zugelassen wird und dann nicht mehr sie zu retten vermag. Das be- 
weist auch R.’s einwandfreie Statistik, nach welcher von 310 Kindern 
51 (16,4%, gegenüber 6,7% bei Erwachsenen) starben und auch noch 
in den letzten 1°/, Jahren von 130 Kindern 17 (= 13% gegenüber 
2,9% Erwachsener), die durch die rechtzeitige Operation fast sämtlich 
am Leben hätten erhalten werden können, zugrunde gegangen sind. 
Allerdings ist diese traurige Erscheinung auch noch durch andere 
Gründe, als die oben erwähnten, verursacht, und die Diagnose ist bei 
Kindern schwerer zu stellen, als bei Erwachsenen, die Appendicitis 
der Kinder aus pathologisch-anatomischen Ursachen überhaupt viel 
gefährlicher, als die der Erwachsenen, und schließlich zeigen sich 
ganz kleine Kinder außerordentlich empfindlich gegen Infektion vom 
Wurmfortsatz aus. R. weist in ersterer Hinsicht u. a. darauf hin, 
daß auch eine zentrale Pneumonie, eine Angina mit Bauchschmerzen 
beginnen kann, daß bei kleinen Mädchen .die Bauchhöhle von den 
Genitalien aus relativ häufig infiziert wird, und zeigt weiterhin, daß 
gerade bei Kindern vereiterte Kotsteine zu schwerstem Verlauf führen, 
auch die häufige Appendicitis granulosa bei ihnen erheblich größere 
Opfer fordert, als beim Erwachsenen. Wenn auch mal gelegentlich 
ein Kind mit Oxyuren oder anderen harmlosen Fremdkörpern oder mit 
einer einfachen Typhlitis zu viel operiert wird, so schadet dies nicht, 
während das Abwarten zahllose Kinder in schwerste Lebensgefahr 


70 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 3. 


resp. ins Grab bringt. Auch bei Kindern muß es gelingen, die Mor- 
talität durch frühzeitige Operation herabzusetzen; nur die werden trotz 
dieser dem Tode verfallen sein (1%), die ganz ohne Vorboten Per- 
foration des Wurmfortsatzes bekommen. Kramer (Glogau). 


8) Hausmann. Die Palpation des Wurmfortsatzes und ihre 
Bedeutung bei chronischer Appendicitis. 
(Russki Wratsch 1906. Nr. 27. [Russisch.)) 

Dank der durch die Internisten und besonders Magen-Darm- 
spezialisten angebahnten Fortschritte auf dem Gebiete der Tastung 
innerer Organe wird vielfach die Frage diskutiert, ob der normale 
und pathologische Wurmfortsatz tastbar sei. Im Gegensatze zu einer 
Reihe von Autoren, die der Frage ganz skeptisch gegenüberstehen, 
kann Verf. sie mit Entschiedenheit bejahen. H., der mehrfach auf 
dem Gebiete der Palpation gearbeitet hat (Berliner klin. Wochenschrift 
1%5 Nr. 7 — ebenda 1904 Nr. 44 — Archiv für Verdauungskrank- 
heiten Bd. XIII Hft. 4) verlangt aber, daß, bevor man an das Auf- 
suchen des Wurmes geht, vorerst Blinddarm, Pars coecalis ilei, die 
vom Blinddarm ins kleine Becken zieht, und Colon transversum in 
ihrer Lage bestimmt werden müssen; denn alle diese Gebilde können, 
wenn sie spastisch kontrahiert sind, ein wurmförmiges Gebilde vor- 
täuschen. In der vorhergehenden obligatorischen und methodischen 
Lagefeststellung dieser Gebilde liegt allein die Gewähr, daß ein 
schließlich noch zu tastender wurmförmiger Körper wirklich der Wurm- 
fortsatz ist. 

Weiter verlangt Verf. das Ausüben der Tiefenpalpation, bei der 
die Finger sachte und vorsichtig — immer das Exspirium benutzend, — 
bis an die hintere Bauchwand vordringen; dabei sollen sie aus der 
flachen Haltung immer mehr in die steile übergehen. In der Tiefe 
dürfen sie keinen senkrechten Druck auf die hintere Bauchwand aus- 
üben, sondern führen streichend gleitende Bewegungen aus, wobei 
jedes Organ, das unter den Fingern durchgleitet, zur deutlichen Wahr- 
nehmung kommt. Dabei verschieben sich die Finger nicht auf, son- 
dern mit der Bauchhaut. 

Am leichtesten läßt sich der Muskelbauch des Psoas tasten; wenn 
er sanft von oben nach unten mit den Fingern abgestrichen wird, tritt 
in den meisten Fällen der Wurm als quer über ihn hinweg verlaufen- 
des Gebilde hervor. Er liegt über oder unter der Pars coecalis ilei, 
die, gleichfalls über den Psoas fortgehend, in das kleine Becken hinab- 
zieht. Eine Verwechslung mit diesem ist nur möglich, wenn sie spastisch 
kontrahiert ist; sonst ist sie sofort an gurrenden Geräuschen und 
Volumwechsel zu erkennen. 

Sehr reserviert verhält Verf. sich zur diagnostischen Verwertung 
des McBurney’schen Punktes, wie überhaupt zur Druckschmerzhaftig- 
keit der Ileocoecalgegend. Soweit die chronische Appendicitis in Frage 
kommt, kann nur das Tasten eines deutlich schmerzhaften wurmähn- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 71 


lichen Gebildes in der beschriebenen Weise die Diagnose sicherstellen; 
denn bei einer ganzen Reihe nicht Appendicitiskranker bestehen ab- 
dominale nervöse Druckpunkte, die örtlich nur zu oft dem McBurney- 
schen Punkt entsprechen. 

Verf. betont mit Singer die Häufigkeit pseudoappendicitischer 
Prozesse, wendet sich aber entschieden gegen die Meinung Singer’s, 
daß von der Tastung nichts zu erwarten sei. Die von Treves be- 
fürchtete Verwechslung mit kontrahierten Muskeln hält Verf. nach 
seinem Verfahren für ausgeschlossen. Auch die Meinung Albu’s, 
daß der Wurm vom spastisch kontrahierten Blinddarm nicht zu unter- 
scheiden sei, wird entschieden zurückgewiesen. Letzteres muß eben 
zuerst festgestellt werden, und findet sich in der Ileocoecalgegend 
lediglich ein wurmähnliches Gebilde, so ist es nicht der Wurm. 

Endlich bringt Verf. zwei Krankengeschichten, wo die Diagnose 
Appendicitis larvata nur durch die Tastung gestellt und der Situs 
des Wurmes durch die sofort vorgenommene Operation genau bei 
stätigt wurde. 

Wenn die Arbeit auch nicht wesentlich Neues bringt, so ist sie 
in jedem Fall ein Hinweis, daß bei systematischer Übung, für die H. 
sehr brauchbare Fingerzeige gibt, die Tastung zu hoher Vollendung 
gebracht werden kann. Oettingen (Berlin). 





9) Vignard, Cavaillon et Chabanon. Les formes posté- 
rieures de l'appendicite. 143 S. 
(Bibliothèque de »La province medicale«e. Paris, A. Poinat, 1907.) 

Vignard: Les suppurations rétro-caecales et rétro- 
coliques intra-péritonéales d’origine appendiculaire. 

Retrocoecale bzw. retrokolische intraperitoneale Eiterungen hat 
V. unter 56 Fällen von Blinddarmentzündung 9mal gesehen. In 
8 weiteren Fällen hat er lumbare Gegeninzisionen anlegen müssen, 
ohne daß er eine intraperitoneale Erkrankung nachweisen konnte. V. 
unterscheidet fünf Lagen des Wurms, die subileale als die häufigste, 
die Beckenlage bei größerer Länge des Wurms oder tieferer Lage 
des Blinddarms, die innere oder äußere laterocoecale Lage, die retro- 
coecale und als seltenste die präcoecale oder präileale Lage. Die 
Lage des Wurmfortsatzes hinter Blind- und Dickdarm scheint bei 
Kindern häufiger zu sein als bei Erwachsenen. Nach Mariau tritt 
der entzündete Wurmfortsatz leicht hinter den Blinddarm, der in ge- 
blähtem Zustande sich tiefer senkt. 

Die meisten subperitonealen appendicitischen Abszesse sind im 
Anfang intraperitoneale. Primär entstandene subperitoneale Entzün- 
dungen verursachen mehr Phlegmonen in der Fossa iliaca, dem 
M. psoas und besonders iliacus. Andererseits können selbst bei 
vorderem Sitze des Wurms durch Infektion auf dem Wege der Lymph- 
gefäße sich Eiterungen unter Dickdarm, Leber und Mesenterium ent- 
wickeln. Allgemeine Peritonitis entsteht bei retrocoecalem Sitz des 
Wurms in der Regel langsamer als bei vorderem Sitz. 


72 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


Der gewöhnliche Verlauf ist der, daß nach einem Beginne wie 
bei gewöhnlicher Appendicitis sich zunächst die stürmischen Erschei- 
nungen legen. Am 5.—7. Tage zeigen sich Schmerzen und Fieber 
wieder, oft auf die erste genommene Nahrung oder ein Abführmittel 
hin. Bei tiefem Eindrücken fühlt man eine Resistenz und löst Schmerz 
aus. Dem Puls mißt Verf., besonders bei Kindern, weniger diagno- 
stische Bedeutung bei, weil er den Puls nach Operation im Intervall 
bei Kindern eine Woche lang bis zu 140 gefunden hat. Das Wich- 
tigste bleibt eine genaue Abtastung des Bauches, besonders der Fossa 
iliaca und der Lendengegend, ferner rektale Untersuchung und solche 
der Beweglichkeit des Beines. V. bespricht unter Zugrundelegung 
von Krankengeschichten die akute Form mit allgemeiner Peritonitis, 
die septische Form, die akute mit Abszeßbildung, ferner die subakuten 
Formen. 

Wenn man bei der Operation zunächst nichts findet, rät V., den 
Blinddarm an seiner lateralen Seite abzulösen; dann trifft man auf 
den Eiter. Lumbare Drainage ist oft nötig und empfehlenswert. Bei 
Schwierigkeiten gelegentlich der Intervalloperation wird die subseröse 
Ausschälung des Wurms oft vorteilhaft sein. 

P. Cavaillon et M. A. Chabanon. Les suppurations retro- 
peritoneales d’origine appendiculaire. 

Zugrunde gelegt ist eine Beobachtung von Berard. Ein junger 
Mann starb an retrokolischer Eiterung nach gut verlaufener Append- 
ektomie. 

Blinddarm und Wurmfortsatz hängen einmal mit dem sub- 
mesenterialen Zellgewebe, das nach der Aorta führt, zusammen, 
andererseits mit dem subperitonealen parietalen Zellgewebe. Ersteres 
ist mehr bei Kindern, letzteres mehr bei Erwachsenen der Fall. Es 
kann der Blinddarm hierbei entweder an die hintere Bauchwand an- 
gelötet sein oder ein Gekröse besitzen. Der hintere retroperitoneale 
Raum reicht oben bis unter das Zwerchfell, und zwar bis zum vor- 
deren Zwerchfellansatz. Eine weitere Verbindung mit dem Zellgewebe 
stellen die Venen und die Lymphgefäße dar. Letztere führen einmal 
in Begleitung der Blutgefäße zur Leberpforte, dann ziehen sie hinter 
dem Dickdarm bis zum Leberwinkel, schließlich kommunizieren sie mit 
retro- und intraperitonealen Systemen. Alle diese, nebst den Drüsen, 
können erkranken. Die extraperitonealen Erkrankungen bei Appen- 
dicitis können demnach Zellgewebseiterungen sein oder Lymphgefäß- 
und Lymphdrüsenentzündungen oder Thrombophlebitiden. Auf die 
erstere Art kommen die Abszesse neben den Nieren, unter dem Zwerch- 
fell u. dgl. zustande. Perforation des Zwerchfells kommt häufiger bei 
diesen subperitonealen als bei den subphrenischen intraperitonealen 
Abszessen vor. 

Die Lage des Wurmfortsatzes bedingt nicht allein die retrocoecale 
Lagerung des Eiters, vielmehr sprechen auch andere Momente mit, die 
Lage der Perforation, Natur der Infektion und Beschaffenheit des 
Bauchfells. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 13 


Verf. bespricht die Diagnose der subperitonealen Phlegmone, der 
Lymphangitiden und Adenitiden und der Thrombophlebitiden. Die 
Röntgenuntersuchung kann Aufschlüsse geben, wenn das Zwerchfell 
schon durch den Abszeß in die Höhe gedrängt ist. 

Die subperitoneale Phlegmone ist nicht die schwerste der retro- 
peritonealen appendicitischen Erkrankungen; sie hat nach Verf.s Zahlen 
eine Mortalitüt von 65% gegen 75% Sterblichkeit bei Drüsenerkran- 
kungen und 100% bei infektiösen Erkrankungen der Venen. Zur 
operativen Behandlung empfiehlt sich das Vorgehen von der Lenden- 
gegend aus. Bei Verlängerung dieser Schnitte nach vorn kann man 
an die Abszeßeröffnung auch die Appendektomie anschließen. Auch 
bei Drüsenvereiterungen kann man gut von hinten her vorgehen, falls 
man die Diagnose hat vorher stellen können. E. Moser (Zittau). 


10) Roux. Apres l’appendicite operee »a froide. 
(Communication à la société vaudoise de médecine le 14 janvier 1905. Lausanne.) 

R. stellt Betrachtungen an über die nach der Operation zurück- 
bleibenden Beschwerden. Großenteils werden diese durch Verwach- 
sungen verursacht, die in der Regel bei jedem neuen Anfall ausge- 
dehnter werden. Um keine neuen Verwachsungen zu setzen, empfiehlt 
sich die Verwendung möglichst kleiner Bauchschnitte.. Zur Lösung 
der Verwachsungen eignet sich jede Art Sport und körperlicher Be- 
wegung. 

Zu berücksichtigen ist stets, daß die Appendektomie nur die 
lebenbedrohende Wurmfortsatzentzündung verhindert. Gegen die ur- 
sächliche Verstopfung ist sie kein Mittel. Tiefstehender Blinddarm, 
Senkung von Leber und Niere, ebenso wie Adnexerkrankungen werden 
auch nach der Wurmentfernung Beschwerden unterhalten. 

Zur Bekämpfung der Verstopfung empfiehlt R. statt Abführmittel 
und Einläufe lieber Belladonnapräparate und mäßigen Tabaksgenuß, 
z. B. eine Zigarette nach dem Frühstück. 

In der Operation schon nach dem ersten Anfall ist das sicherste 
Mittel zu sehen, der von Tavel beschriebenen Perikolitis vorzubeugen. 
Der MeBurney’sche Punkt entspricht durchaus nicht der Lage des 
Wurmes. Am MeBurney’schen Punkt wird man nach R. fast stets 
einen Druckschmerz hervorrufen können. Man fühlt dort, scheinbar 
oder wirklich verdickt, die Innenseite des Gekröses am Kolon oder 
den inneren Rand des Blinddarmes oder den Wurm. Dort befind- 
liche Lymphdrüsen können Schmerz hervorrufen. Man kann unmög- 
lich jeden Menschen mit schmerzhaftem McBurney’schen Punkt der 
Operation unterwerfen. E. Moser (Zittau). 


11) W. Braun und H. Seidel. Klinisch-experimentelle 
Untersuchungen zur Frage der akuten Magenerweiterung. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 5.) 
Uber die Entstehung der akuten Magenerweiterung, die beson- 
ders nach Laparotomie nicht selten auftritt, sind die Meinungen ge- 





14 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


teilt. Drei Arten Entstehung werden angenommen: 1) Abklemmung 
der Cardia durch Klappenbildung am Eintritt des Osophagus in den 
Magen. 2) Verletzung des Duodenum durch Herabsinken des Dünn- 
darmes ins kleine Becken und dadurch bedingten Zug an dem über 
das Duodenum hinlaufenden Mesenterium: der arterio-mesenteriale 
Verschluß. 3) Durch zentrale, nervöse Einflüsse. Sowohl Leichen- 
versuche, als Experimente an lebenden Hunden, sowie die kritische 
Betrachtung eigener und der in der Literatur niedergelegten Beob- 
achtungen an Menschen führen die Verff. zu dem Resultat, daß nicht 
mechanische, sondern rein funktionelle Störungen des Magens die 
Hauptrolle bei der Entstehung der akuten Magendehnung spielen; 
teils sind das Störungen der Mageninnervation zentraler, peripherer 
oder reflektorischer Natur, teils Schädigungen der Muskulatur selbst. 
Die Annahme von Innervationsstörungen erklärt die akute Dehnung 
nach Narkosen, Laparotomien, Bruch- und anderen Traumen, Rücken- 
marksschädigungen, bei Bauchfellentzündungen, Infektions-, konstitu- 
tionellen und anderweitigen Krankheiten. Die direkte Schädigung der 
Muskelfasern ist durch mechanische, entzündliche und toxische Schä- 
digung derselben möglich infolge primärer Schwäche, Überdehnung, 
durch Peritonitis, Bakterientoxine, Gärungsvorgänge usw. Infolge der 
auf die eine oder die andere Weise gestörten Beweglichkeit des Magens 
stauen sich die eingeführten Massen und das sich ansammelnde Sekret 
der Magenschleimhaut auf, Zersetzungsvorgänge treten hinzu, der 
Magen wird akut gedehnt. 

Die Tierexperimente wurden in der Weise vorgenommen, daß 
Hunden eine Magenfistel angelegt wurde. Als Maßstab für den Ein- 
fluß, den die Versuche auf den Eintleerungsmechanismus des Magens 
hatten, galt die größere oder geringere Leichtigkeit, mit der die Tiere 
auf verschiedene Reize (Lufteinblasung in den Magen durch die Fistel, 
Tartarus stibiatus als peripher und Apomorphium muriaticum als zen- 
tral wirkendes Brechmittel) erbrachen. Es ergab sich, daß sowohl die 
Narkose, als Durchschneidung der Vagi, der Splanchnici, des Sym- 
pathicus und der obersten Partien des Rückenmarkes dem Magen die 
Möglichkeit, sich durch Erbrechen zu entleeren, nahmen. 

Zum Schluß schildern die Verff. das Krankheitsbild und den 
Verlauf der akuten Magendilatation beim Menschen. Ausheberung 
des Magens ist das wichtigste anzuwendende Mittel dagegen, während 
Operationen, Gastroenterostomie oder Jejunostomie, nur sehr selten 
in Frage kommen dürften. Haeckel (Stettin). 


12) A. Brechot. Contribution à l'étude de la pylorectomie 
dans les stenoses benignes du pylore. 
(Revue de chir. XXVII. année. Nr. 1—3.) 
Wer in den letzten Jahren die Lobeserhebungen, die zumal außer- 
balb Deutschlands der Gastroenterostomie gesungen wurden, gehört 
und gelesen, konnte sich wohl kaum dem Gefühle verschließen, daß 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 75 


hier die Kritik einmal einsetzen müßte. Dies besorgt die B.’sche 
Arbeit mit lobenswerter Offenheit, und es sei deshalb die Arbeit der 
besonderen Beachtung in dieser Hinsicht empfohlen. Auf Grund der 
neuesten Forschungsergebnisse der Verdauungsphysiologie, besonders 
von Pawlow, Franck und Hallion, Serdjukow und anderen, 
die die ungeheuer wichtige Rolle des Duodenum für die Produktion 
der verschiedenen Enzyme, Trypsin, Lipose, Enterokinase, sowie die 
rechtzeitige Auslösung des Pylorusreflexes usw. kennen lehrten, kommt 
B. zu dem Schluß, daß die Gastroenterostomie eine der Physiologie 
zuwiderlaufende Operation sei. Dem entsprächen auch die häufigen 
Mißerfolge; bei vielen sogenannten Heilungen sei es höchst wahr- 
scheinlich, daß die Verdauung ihren alten Weg durch den Pylorus 
wieder gefunden habe nach Obliteration der Magen-Darmfistel. Auf 
die Gefahr der peptischen Geschwüre wurde schon früher hingewiesen. 
Die heilende Wirkung des Eingriffes auf die Magengeschwüre selbst 
sei höchst problematisch: Rezidive, Blutungen, Perforationen trotz 
Gastroenterostomie seien häufig, und die Hyperazidität bleibe ja doch 
erhalten; hingegen werde durch die Pylorektomie gerade der Teil der 
Magenschleimhaut beseitigt, der am meisten Säure produziere, wie 
überhaupt bei gutartigen Stenosen dieser Operation als der allein 
physiologischen der Vorzug gebühre. Könne man auch noch keine 
große Statistik ins Feld führen — B. stützt sich auf die neuesten 
Erfolge von Ricard, Garr?, Terrier, Lambotte — so seien doch 
diese ganz bemerkenswert; und veranschlage man die Gastroenterostomie 
mit 5—10% Mortalität, wobei die späteren Schicksale der Operierten 
gar nicht mit sprächen, so dürfe man diese gar nicht als so harmlos 
hinstellen. 

Ob solche Erwägungen die Indikation zur Pylorektomie ohne 
weiteres zu erweitern drängen, muß abgewartet werden; aber zu hoffen 
ist, daß sie einem schematischen Gastroenterostomieren eine feste 
Grenze setzen. Christel (Metz). 





13) R. Leriche. Les résultats éloignés de la résection de 
l'estomac pour cancer. 
(Revue de méd. 1907. Nr. 2.) 

L. wendet sich gegen die ungünstige Beurteilung der Dauererfolge 
der Magenkrebsoperationen. Er sieht als Heilung ein Überleben von 
3 Jahren nach der Operation an und stellt aus der Literatur 94 der- 
artige Fälle zusammen mit Rezidivfreiheit zu Beginn des 3. Jahres. 
Unter diesen sind allerdings noch fünf spätere Rezidive vorgekommen, 
bis in das 5. Jahr hinein. Es bleiben 89 Fälle mit einer Heilungs- 
dauer von 5—16 Jahren. Die Heilungen erstrecken sich nicht nur 
auf Krebse, die am Pylorus sitzen, sondern ebenso auf solche an be- 
liebiger Magenstelle, sogar einmal an der Oardia (Peugniez). Auch 
die in histologischer Hinsicht verschiedenen Formen kommen dabei 
gleichmäßig in Betracht. 

Die Dauerheilungen dürften zurzeit etwa 20% ausmachen. 


76 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


Die so Geheilten sind vollständig arbeitsfähig und ohne Beschwer- 
den. Nur der Mechanismus hinsichtlich der Säureverhältnisse bleibt 
meist verändert; auch kann sich nach jeder Operationsmethode Galle 
im Magen vorfinden. Die motorische Tätigkeit ist gewöhnlich eine 
zufriedenstelle; oft scheint sich der Magen sogar schneller zu entleeren. 

Es ist deshalb zu betonen, daß jeder Magenkrebs, nicht nur der 
am Pylorus sitzende, operiert werden soll, solange es möglich ist. Von 
der Probelaparotomie sollte deshalb mehr Gebrauch gemacht werden, 
besonders bei Leuten im Alter von 50 Jahren, die bis dahin gesund 
waren. E. Moser (Zittau). 


14) Tesson. Sur la gastro-enterostomie dans les affections 


dites bénignes de lestomac. 
(Arch. med. d’Angers 1907. Juli 3.). 


T. unterzieht die Dauerresultate der Gastroenterostomie bei gut- 
artigen Magenerkrankungen einer Nachprüfung und kommt zu folgen- 
den Schlüssen: 

Die Gastroenterostomie ist oft von ungenügender Wirkung, be- 
einflußt den Chemismus bei Hyperazidität nicht, und beim Magen- 
geschwür können Blutungen und Perforation trotz ihrer eintreten; sie 
fördert bei Hyperazidität die Bildung eines peptischen Geschwürs des 
Duodenums. Bei der Pylorusstenose bringt sie die physiologischen 
Bedingungen der Digestion in Verwirrung, indem sie das Duodenum 
ausschaltet. Die Operation sollte also auch bei den gutartigen Magen- 
erkrankungen immer nur als Notbehelf angesehen werden, auch beim 
Magengeschwür sollte die Resektion möglichst an ihre Stelle treten; 
ist letztere nicht ausführbar, so hat die Gastro-Duodenostomie den 
Vorzug, das Duodenum nicht auszuschalten. Die Gastroenterostomie 
ist anzuwenden, wenn nach einer Magenresektion die direkte Wieder- 
herstellung der Kontinuität unmöglich ist. Mohr (Bielefeld). 


15) Vachez. Histoire clinique et traitement de lulcere 
peptique du jejunum. 
(Ann. internat. de chirurgie gastro-intestinale 1907. Nr. 4.) 

Die Entwicklung eines peptischen Geschwüres im Jejunum nach 
Gastroenterostomie ist keine seltene Erscheinung. Man hat bisher 
36 Fälle beobachtet. Die Gastroenterostomie ist immer wegen einer 
gutartigen Affektion angelegt worden. Die Art der Operation scheint 
ohne Einfluß auf die Entstehung des Geschwüres zu sein; allerdings 
gewährt wohl die Y-förmige, hintere Gestroenterostomie nach Roux 
die größten Vorteile, weil sie die Stagnation in einer Dünndarm- 
schlinge wirksam vermeidet. Den Sitz des Geschwüres, das öfter bei 
Männern als bei Frauen vorkommt, findet man meist im absteigenden 
Arm des Jejunum, manchmal im Niveau der Anastomose, ganz selten 
im aufsteigenden Arm. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 77 


V. unterscheidet zwei Geschwürsformen: 1) scheinbare Heilung, 
plötzlich Perforation ohne Vorerscheinungen; 2) wechselnde Be- 
schwerden, Bildung von Verklebungen mit Infiltration der Bauchwand, 
bisweilen Perforation in das Colon transversum. Die Diagnose ist im 
allgemeinen leicht zu stellen. Die Behandlung soll stets eine chirur- 
gische sein und besteht in einfacher Ubernähung, besser noch in 
Resektion des geschwürigen Darmteiles und Anlegung einer neuen 
Gastroenteroanastomose. Bei Peritonitis verfährt man nach den allge- 
meinen Regeln. Die chirurgische Behandlung ist nur ein Notbehelf; 
sehr wichtig ist es, die Bildung eines Geschwüres durch geeignete 
Prophylaxe (Diät, Alkalien) überhaupt zu verhindern. 

Glimm (Magdeburg). 





16) Beer and Eggers. Are the intestines able to propel 


their contents in an antiperistaltic direction’? 
(Annals of surgery 1907. Oktober). 

Die Verff. machten Tierversuche, um festzustellen, ob antiperistal- 
tische Bewegungen in Darmschlingen vorkommen. Zu diesem Zweck 
schnitten sie 14 Zoll lange Darmstücke des Dünn- oder Dickdarmes 
aus und nähten sie in umgekehrter Richtung wieder an die durch 
schnittenen Darmenden an. Die Tiere wurden nach einiger Zeit laparoto- 
miert und nun deutliche antiperistaltische Bewegungen, d.h. in der 
zum F'orttreiben des Darminhaltes notwendigen Richtung beobachtet. 

Versuche, in denen das ganze Ileum umgedreht eingenäht war, 
führten jedoch zum schnellen Tode, während 14 Zoll lange Umkehrung 
des Darmes vertragen wurde. Sowohl der eingenähte umgekehrte 
Darmteil, als auch der darüber liegende Darm waren bei den am 
Leben gebliebenen Tieren (mit 14 Zoll langer Umkehrung) dilatiert. 

Verff. glauben, daß das Koterbrechen Hysterischer auf antiperi- 
staltische Darmbewegung zurückzuführen sei, während das Koterbrechen 
bei Ileus nicht durch Antiperistaltik, sondern durch die Bauchpresse 
bewirkt werde. Herhold (Brandenburg). 





17) Manry. Is death in high intestinal obstruction due to 


the absorption of bile? 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 

Verf. beschäftigt sich mit der Frage, woher der schnelle mit 
tetanischen Erscheinungen einhergehende Tod bei hohem Darmrverschluß 
kommt. Er suchte diese Frage durch Tierexperimente zu lösen, indem 
er unterhalb der Einmündungstelle des Gallen- und Bauchspeichel- 
ganges im Duodenum einen Verschluß herstellte und zu gleicher Zeit 
teils offene, teils geschlossene Gastroenterostomien (vermittels Fadens) 
anlegte. 

Diese Versuche müssen im Original nachgelesen werden, da sie 
sich für ein kurzes Referat nicht eignen. M. kommt zu folgenden 
Schlüssen: Ein Verschluß des Dünndarmes, der weniger als 35 cm 


18 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


von der Einmündungsstelle des Gallen- und Bauchspeicheldrüsenganges 
entfernt liegt, führt verhältnismäßig schnell zum Tode unter tetanischen 
Erscheinungen. Es beruht dieses auf einer toxischen Wirkung der 
gestauten Galle. Weiter abwärts im Darme scheinen diese toxischen 
Stoffe der Galle unschädlich gemacht zu werden. Die Galle ist über- 
haupt die direkte Ursache für den Tod bei gewissen Formen hohen 
Darmverschlusses. Herhold (Brandenburg). 


18) H. Wildenrath. Über 118 mit Murphyknopf behandelte 
Fälle von Operationen an Magen und Darm aus den Jahren 


1899 — 1906. 
Inaug.-Diss., Kiel 1906. 

Auf 118 Fälle von Verwendung des Murphyknopfes aus der 
Helferich’schen Klinik kommen 31 Todesfälle, was einer Mortalität 
von 26,27 % entspricht. Unter diesen 118 Fällen waren 108 Gastroentero- 
stomien, und zwar 97 hintere retrokolische, 10 vordere retrokolische 
und nur 1 vordere antekolische. Eine funktionsfähige Magen-Darm- 
anastomose erhielten 91 Kranke; nur 1 starb an Insuffizienz der 
Knopfanastomose. Für die Gastroenterostomose stellt sich die Sterb- 
lichkeit auf 15,7%. 

Zum Einlegen des Knopfes in den Darm wird stets ein Längs- 
schnitt angelegt. Nach Befestigung des Knopfes durch die Umschnü- 
rungsnaht wird die Lichtung des zuführenden Endes durch einige 
Serosaknopfnähte etwas verengt und damit gleichzeitig das abführende 
Ende etwas steiler eingestellt. Am Magen wird der Schnitt quer an- 
gelegt, um unnötige Blutung zu vermeiden. Nach Vereinigung der 
Knopfhälften werden dann noch die Serosafältchen des zuführenden 
Darmteiles an den Magen durch Knopfnähte befestigt. Der Meso- 
kolonschlitz wird an den Magen angeheftet. 

Spätere Stenosierung der Anastomose ist nie beobachtet worden. 
Der Knopf ging meist zwischen dem 12. und 20. Tage ab. Einmal 
wurde er noch 2 Jahre nach der Operation an der Anastomosenstelle 
mittels Röntgenaufnahme nachgewiesen. 

Während für die Operationen am Magen die Erfolge beim Ge- 
brauche des Knopfes gute sind, gestalten sich die Verhältnisse beim 
Darm ungünstiger. Bei Dünndarmresektionen sollte der Knopf des- 
halb nur angewendet werden, wenn es sich um einen wenig oder gar 
nicht geschädigten Darm handelt. Bei Magenoperationen wird der 
Knopf dagegen für bösartige Stenosen der erheblichen Zeitersparnis 
wegen am Platze sein. E. Moser (Zittau). 
19) Bogoljuboff. Über Unterbindung des Darmes. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 2.) 

Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Unterbindung des Darmes 
bei Tieren durch Ligatur in vielen Fällen nicht zu Ileuserscheinungen 
führt, sondern daß sich der Weg völlig wieder herstellt. Verf. fand 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 79 


dies auch in eigenen Versuchen bestätigt, die er vornehmlich am 
Dünndarme bei Hunden und anderen Tieren vornahm. Auch wenn 
eine Enteroanastomose angelegt und die Unterbindung am ausgeschal- 
teten Darmstück vollzogen wurde, war nach einer gewissen Zeit an 
der Unterbindungsstelle die Darmlichtung wieder hergestellt. Dies 
findet in der Weise statt, daß eine Nekrotisierung der umschnürten 
Partie erfolgt, währenddem sich über dem Faden Verklebungen bilden 
und die durchschnittenen Darmpartien nach und nach miteinander ver- 
wachsen. Bei diesem Verwachsungsprozeß und bei der Abstoßung 
des Fadens in den Darm handelt es sich wahrscheinlich nicht nur um 
einen mechanischen, sondern um einen biologischen Prozeß, wie er der 
Fähigkeit des Organismus entspricht, sich nutzloser Fremdkörper zu 
erwehren resp. zu entledigen. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


20) McDill. Dysenteric abscess of the liver in the Philippine 


islands. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 6.) 

Verf., Chirurg in Manila, hat die Beobachtung gemacht, daß 
90% aller Leberabszesse bei weißen, nur 10% bei Angehörigen anderer 
Rassen vorkommen. Die Chinesen bleiben so gut wie frei davon, 
wahrscheinlich, weil sie nur Tee trinken und gekochte Speisen ge- 
nießen. Besonders gefährdet sind Alkoholiker. 

Ein einziger Abszeß wird etwa in 60% aller Fälle gefunden, die 
multiplen kommen bis zu Hunderten in einer Leber vor. In 95% 
aller Fälle ist der rechte Leberlappen betroffen, besonders dessen 
oberster Abschnitt. 

Wird nicht eingegriffen, dann sterben die Kranken entweder an 
Sepsis infolge Mischinfektion oder an Perforationsperitonitis. Bis- 
weilen kommt es zur Naturheilung durch Einbruch des Abszesses in 
Pleura, Lunge, Magen oder Darm. 

Fieber besteht meistens, aber meist nur in geringem Grad; auch 
gibts ganz afebril verlaufende Fälle. Schmerz in der Lebergegend ist 
häufig, besonders häufig und charakteristisch ist aber der Schulter- 
schmerz, meistens unter dem rechten Schlüsselbein lokalisiert. 

Großen Wert legt Verf. auf die regelmäßig nachmittags vor- 
genommene Leukocytenzählung. Beträgt die Ziffer regelmäßig 15000 
bis 20000, so ist Eiter als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Dabei 
ist zu beachten, daß Darmirrigationen und abführende salinische Mittel 
die Leukocytenzahl stark herabsetzen. Die Leber ist leicht zu tasten, 
Fluktuation aber nie zu fühlen. - Trockener Husten zeigt drohende 
Perforation nach der Lunge an. Auch beobachtet man — und zwar 
nur bei Komplikation der Dysenterie durch Leberabszeß — schwere 
Darmblutungen. 

-= Punktion durch die Bauchdecken hindurch ist wegen der damit 
verbundenen Gefahr nur dann gestattet, wenn alles zur Operation 
bereit ist; besser ist es, durch Laparotomie, oder noch besser auf 


80 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


transpleuralem Wege die Leber freizulegen, gegen die Umgebung durch 
Kompressen abzugrenzen und nun die Lage des Abszesses durch 
Tastung und Punktion festzustellen. Gelingt das beim ersten Ver- 
suche noch nicht, dann wiederholt man ihn nach einigen Tagen. 

Frühzeitige Diagnose der Amöbendysenterie und sofortiges energi- 
sches Einsetzen der Therapie kann die Entstehung von Leberabzessen 
meist ganz verhüten. 

Frühzeitige Operation des Leberabszesses führt in 90% aller Fälle 
zur Heilung. W. v. Brunn (Rostock). 





21) R. François. Étude clinique et traitement de la lithiase 
du cholédoque. 158 S. 
Thèse de Paris, 1906. 

Die Arbeit ist eine ausführliche Besprechung der Klinik der 
Choledochussteine unter besonderer Berücksichtigung der Fälle Hatr- 
mann’s. 

Ikterus ist in diesen Fällen stets beobachtet worden. Häufig 
wiederkehrender, mit Schmerzanfällen und Fieber einhergehender Ik- 
terus kann als charakteristisch für Choledochusstein angesehen werden. 
Zur Untersuchung des Harns auf Gallenfarbstoff empfiehlt F. die 
Methode von Haycraft als die für kleine Mengen empfindlichste. 
Setzt man Schwefelblüte zu frischem Harn zu, so schwimmt diese bei 
Abwesenheit von Gallenfarbstoff oben im Reagensglase; bei Anwesen- 
heit von Gallenfarbstoff senkt sie sich langsam. 

F. findet das von Courvoisier und Terrier aufgestellte Gesetz 
bestätigt, wonach bei Steinverschluß des Choledochus die Gallenblase 
in der Regel klein und retrahiert ist, bei anderweitigem Verschluß 
dagegen ausgedehnt und voluminös. — Das so gewöhnliche Symptom 
des Schmerzes fehlte völlig in einem Falle Hartmann’s; der Ikterus 
begann hier lediglich mit Schwächegefühl und Schlafsucht. Trotzdem 
konnte auf Grund des periodisch wiederkehrenden Ikterus die Diagnose 
auf Stein gestellt werden. 

Als sicherstes Merkmal für Steinerkrankung muß die Angabe von 
voraufgegangenen Leberkoliken ohne Ikterus angesehen werden; denn 
Koliken mit gleichzeitigem Ikterus können auch durch Karzinom be- 
dingt sein. Die Diagnose auf gleichzeitige chronische Pankreatitis ist 
schwer. Der nach Desjardins (Zentralblatt für Chirurgie 1905, Nr. 19, 
p. 523) für Pankreaserkrankungen typische Schmerzpunkt (6 cm vom 
Nabel in der Nabelachsellinie) kann nicht als sicher angesehen wer- 
den. Er kann mit dem Vautrin’schen Choledochuspunkt zusammen- 
fallen. Auch die Untersuchungen des Harns auf Glyzerin nach 
Cammidge können nicht mit Sicherheit eine Pankreaserkrankung 
beweisen. 

F. bespricht weiter die Technik der Operation. Die Kehr’sche 
Schnittführung zur Laparotomie ist von den meisten französischen 
Chirurgen angenommen. Die Duodenotomie zur Untersuchung des 
duodenalen Choledochusendes verwirft F., glaubt vielmehr immer mit 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 81 


der Sondierung auskommen zu können. Die retroduodenale Chole- 
dochotomie zieht er dem transduodenalen Wege vor. Letzteren scheut 
er besonders wegen der Gefahr der Duodenalfistel. Die Hepaticus- 
drainage will er prinzipiell stets angewendet wissen, selbst dann, 
wenn Steine nur in der Blase angetroffen werden. Hartmann hat 
15mal die Oholedochotomie ausgeführt mit 3 Todesfällen. Rezidive 
hat er nicht gehabt. 

Von einer energischen Ölkur, je 125 g 3 Tage hintereinander, 
neben kalten Einläufen und nachher Rizinus wurde in drei Fällen 


guter Erfolg gesehen, so daß die Operation dadurch vermieden schien. 
E. Moser (Zittau). 


Kleinere Mitteilungen. 
Aus dem Distriktsspital in Kempten. 


Physikalisches über Seide, Zelluloidzwirn 
und Ramiezwirn. 
Von 
Dr. Max Madlener. 


TI: habe die Zugfestigkeit einiger chirurgischer Faden mit dem Dynamometer 
gemessen und dabei folgende Ergebnisse erhalten: 

Turner’s Seide (geflochtene) unpräpariert Nr. I reißt bei durchschnittlich 
3400 g Belastung. 

Zelluloidzwirn Nr. I, der ungefähr dieselbe Dicke hat wie Turner’s Seide I, 
reißt bei 4500 g Belastung. 

Ramiezwirn! Nr. 0O, der etwas dünner ist wie Turner’s Seide I, reißt bei 
4500 g, Ramiezwirn I, wenig dicker wie Seide I, bei 5400 g Belastung. 

Diese Zahlen sind Durchschnittszahlen, gewonnen am trockenen Faden. 

Über die Schwankungen der Festigkeit des einzelnen Fadens erfährt man 
genaueres, wenn man die Serien betrachtet, aus denen die Durchschnittszahlen 
gewonnen sind. Die größte Gleichmäßigkeit zeigt die Seide. Keine Maschine, 
keine menschliche Manipulation vermag einen so gleichmäßigen und feinen Faden 
zu spinnen, wie dies von der Seidenraupe geschieht. Der Seidenfaden zeigt weniger 
Unregelmäßigkeiten, Verdickungen und Einschnürungen, als die aus pflanzlichen 
Fasern gesponnenen Leinenfaden und Ramiefaden. 

Die Schwankungen in der Festigkeit betragen bei Seide etwas über 1/,, (0,13), 
beim Ramiezwirn 1/4, beim Zelluloidzwirn 1/; der Durchschnittsfestigkeit oder 
Ramiezwirn ist 2mal, Seide 4mal gleichmäßiger in bezug auf 
Festigkeit als Zelluloidzwirn. 

Die Veränderung der Zugfestigkeit durch Imbibition der Fäden 
mit Wasser oder wäßriger Lösung ist ebenfalls von Belang, da viele Operateure 
die Fäden aus Lösungen entnehmen, und da versenkte, nicht mit wasserunlöslichen 
Stoffen imprägnierte Fäden sich in der Wunde mit Flüssigkeit imbibieren. Seide 
verliert, na gemacht, tjo ihrer Festigkeit, der nicht imbibierbare 
Zelluloidzwirn bleibt gleich, Ramiezwirn gewinnt mehr als 1⁄3 seiner 
Zugfestigkeit. 

1 Der von mir zu chirurgischen Zwecken in Nr. 50 der Münchener med. 
Wochenschrift 1907 empfohlene Zwirn wird von Stiefenhofer, München, Karls- 
platz 6, als Sublimatramiezwirn hergestellt. Der jetzt etwas verbesserte Faden 
ergibt eine höhere Zugfestigkeit, als damals kurz angegeben. 


82 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


Auskochen von 15 Minuten Dauer in Wasser oder wäßriger Sublimatlösung, 
Sterilisieren in trockener Hitze von 150° 2 Stunden lang tut der Festigkeit weder 
der Seide, noch der Ramie, noch des Zelluloidzwirns merkbaren Eintrag, ebenso 
nicht die Entfettung des Seiden- und Ramiefadens mit Ather und Alkohol. 

Was die Dehnbarkeit anlangt, so ist Seide viel dehnbarer als die beiden 
anderen Fäden. Ramiezwirn, Zelluloidzwirn, Seide verhalten sich wie 1:2:5. 
Mit der nämlichen Kraft wird Ramiezwirn und Zelluloidzwirn fester geknotet 
als Seide. 

Diese physikalischen Ergebnisse veranlassen vielleicht den einen oder anderen 
Operateur, sich des Ramiezwirns zu bedienen, dessen Brauchbarkeit unsere klinische 
Erfahrung an 180 Operationen erwiesen hat. Wir machen mit Sublimatramiezwirn, 
wie Kocher mit Seide, alle Unterbindungen und Nähte bei aseptischen Opera- 
tionen unter Verwendung der feinen Nummern, was bei der großen Zugfestigkeit 
des Ramie gut möglich ist. Nur bei Wunden, deren Nähte sehr schwer zu ent- 
fernen sind, wie bei den scheidenverengenden Operationen weiblicher Genital- 
prolapse, nehmen wir Catgut. Unter den 185 Operationen sind viele, bei denen 
mehr oder weniger Material versenkt liegen blieb (10 Kropfoperationen, 52 Bruch- 
operationen, öö Laparotomien.. Unsere Erfahrungen sind mindestens ebenso 
günstig wie bei dem früher verwendeten Fadenmaterial. Zudem ist Ramiezwirn 
viel billiger als Seide. 


22) O. Orth. Sarkom und Trauma. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 44.) 


Zwei Fälle von Sarkomentwicklung nach Trauma, bei dem ersten Pat. 1 Jahr 
nach diesem im Hoden (Angiosarkom), bei dem zweiten nach gewaltsamer Zahn- 


extraktion als Riesenzellensarkom im Unterkiefer. Kramer (Glogau). 
23) H. Jakobsthal. Zur Histologie der spontanen Heilung des Haut- 
krebses. 


(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 2.) 


Verf. beschreibt ein ringförmiges Cutiscancroid, bei dem der mikroskopische 
Befund eine spontane zentrale Ausheilung ergab, während in der Peripherie voll 
entwickelte Krebsalveolen zu finden waren. Die Präparate zeigten einen Unter- 
gang der Epithelzellen durch Atrophie bei gleichzeitiger starker Bindegewebs- 
entwicklung, ähnlich wie man es beieinem Scirrhus sieht. Wahrscheinlich bestand 
eine geringe Wachstumsenergie der Geschwulstzellen, so daß das Bindegewebe 
Zeit hatte, diese Elemente einzukapseln. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


24) C. Ritter. Zur Behandlung inoperabler Tumoren mit künstlicher 
Hyperämie. (Aus der kgl. chir. Klinik zu Greifswald.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 


Während R. bei seinen früheren Versuchen an bereits sehr heruntergekommenen 
kachektischen Personen keine großen therapeutischen Erfolge mit der künstlichen 
Hyperämie erzielen konnte, immerhin in einer Reihe von Fällen eine Verklei- 
nerung der Geschwülste und eine Verdrängung der Krebszellen durch Granulations- 
gewebe beobachten konnte, ist er jetzt imstande gewesen, bei einem 20 jährigen Manne 
mit einem inoperablen Sarkom des Halses und der Schultergegend völlige Heilung 
herbeizuführen. Pat. wurde längere Zeit täglich einmal mit Sauggläsern behandelt, 
unter deren Wirkung sich die sehr große weithin verwachsene Geschwulst, deren 
Operation hatte abgebrochen werden müssen — nach dem mikroskopischen Befunde 
ein kleinzelliges Sarkom —, sich allmählich und schließlich vollständig zurück- 
bildete; ob dieses überraschende Resultat bis jetzt fortbesteht, war leider nicht zu 
erfahren. Bemerkenswert ist, daß der Rückgang der Geschwulst, ohne daß es zu 
Nekrotisierung, Erweichung und Durchbruch kam, erfolgte. 

Kramer :Glogau!‘. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 83 


25) R. Hoffmann. Über Pankreatin bei Karzinom. (Aus der kgl. 
Univ.-Ohrenklinik zu München. Prof. Dr. Bezold.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 


In einem Falle von p. op. rezidividiertem ulzerösem Karzinom des änßeren 
Ohres sah H. nach Aufstreuen von Pankreatin »Rückbildunge der Geschwulst; 
»die Oberfläche derselben reinigte sich, blutete und schmerzte nicht mehr, es 
bildete sich ein 2 cm tiefer Trichter in der Richtung des äußeren Gehörganges, 
in welchem Knorpelstücke der Muschel zutage traten. In dem Maße, als die Ober- 
fläche von den Rändern her epidermisiert wurde, verlor das Pankreatin an An- 
griffsfläche, so daß sich an der Peripherie wie im Trichter bucklige Exkreszenzen 
zeigten, die das Fortschreiten der Geschwulst unterhalb der Epidermis in der 
Peripherie dokumentierten. « 

Die histologische Untersuchung eines Geschwulststückes ergab hochgradige 
ödematöse Durchtränkung und mäßige zellige Infiltration des Bindegewebes, 
Quellung des Kapillarenendothels, Lockerung der — tiefgehende Degenerations- 
erscheinungen zeigenden — Epithelzellen, also Veränderungen denen ähnlich, wie 
sie beim Esysipel, bei Kauterisation, zum Teil auch bei Röntgenbestrahlung auf- 
treten. Kramer (Glogau). 


26) Offergeld. Prophylaxe und Therapie der Kopfschmerzen nach 
lumbaler Anästhesie. 
(Zentralblatt f. Gynäkologie 197. Nr. 10.) 


Von 40 Pat. klagten nach geburtshilflicher Narkose mittels Medullaranästhesie 
18 Stovain, 22 Novokain) 22 über Kopfschmerzen, die einige Stunden nach der 
Injektion auftraten und 24—30 Stunden, bisweilen sogar bis 3 Tage anhielten. 
Die Ansicht, daß der Kopfschmerz in der Drucksteigerung in der Endolymphe 
des Gehirns seine Ursache habe, fand O. in Tierversuchen bestätigt, indem Kanin- 
chen, die unter Kochsalzinjektionen in den Duralsack litten, auf eine zweite Lum- 
balpunktion hin wieder ganz munter wurden. O. schließt sich deshalb den Emp- 
fehlungen Chaput’s (dieses Zentralblatt 1906 Nr. 26 p. 739) hinsichtlich der 
druckentlastenden Lumbalpunktion vollständig an. Prophylaktisch empfiehlt er, 
eine möglichst geringe Flüssigkeitsmenge zu injizieren und vor der Injektion 1,5 
bis 2,0 ccm Liquor cerebrospinalis abfließen zu lassen. 

Ö. hat 17mal die sekundäre Lumbalpunktion wegen derartiger Kopfschmerzen 
vorgenommen, wenn die innere Therapie, die am besten in der Kombination 
mehrerer Antineuralgica besteht, versagte, frühestens am zweiten Tage nach der 
Rückenmarksanästhesie. Stets trat der Erfolg innerhalb 30—40 Minuten ein. 

E. Moser (Zittau). 


27) H. Wolff. Zur Frage der Abducenslähmung nach Lumbalanästhesie. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


In dem mitgeteilten Falle handelte es sich um eine Abducenslähmung nach 
einfacher Lumbalpunktion ohne Applikation einer toxischen Substanz. Die Punktion 
war kompliziert durch eine ziemlich reiohliche, offenbar aus einem verletzten intra- 
duralen Gefäße stammende Blutung; daß die Punktionsnadel sich im Subduralraum 
befand, steht außer Zweifel. Es kann nur wenig Liquor abgeflossen sein. Die 
Abducenslähmung hatte genau denselben Verlauf, wie er in den bisher mitgeteilten 
Fällen geschildert ist: Auftreten eine Reihe von Tagen nach der Punktion resp. 
Injektion, spontane Rückbildung ohne jeden Rest nach Wochen. Verf. erklärt 
sich die Entstehung der Abducenslähmung durch ein infolge der Gefäßverletzung 
zustande gekommenes intradurales Hämatom, das in irgendeiner Weise die Quelle 
für eine toxische Wirkung auf den Abducenskern resp. auf den Nerven in seinem 
intraduralen Verlauf oder an seiner Durchtrittsstelle geworden ist. Durch diese 
Beobachtung ist die Unabhängigkeit der Lähmung von der Anästhesierung mit 
Sicherheit dargetan. Langemak (Erfurt). 


84 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


28) Hesse. Über Komplikationen nach Lumbalanästhesie. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 37.) 


Die Lumbalanästhesie wird von Heile nur dort angewandt, wo gegen die 
Allgemeinnarkose eine bestimmte Kontraindikation besteht und Lokalanästhesie 
nicht genügt, da die Komplikationen (Nebenwirkungen, Nachwirkungen) nicht zu 
übersehen sind. H. benutzte anfangs Stovain, dann Tropakokain genau nach den 
Vorschriften Bier's. Er berichtet über zwei Versager, je einen bei Stovain und 
Tropakokain, über zwei Fälle bedenklicherer Einwirkung von Stovain auf das Herz, 
je einmal Erbrechen bei Stovain und Tropakokain. 


Von Nachwirkungen trat 5mal Erbrechen (2mal nach Stovain, 3mal nach 
Tropakokain) auf, und zwar auf eine Dauer von 6—15 Tagen. Diese Erscheinungen 
von Kopfschmerzen und Erbrechen werden als Symptome einer aseptischen 
Meningitis aufgefaßt. Durch Herabsetzen des meningealen Druckes infolge Ab- 
lassens des Liquor besserten sich die Erscheinungen. Im Liquor fanden sich 
reichlich Lymphocyten. Zwei Fälle dagegen führten zu langdauernden Schädi- 
gungen. In einem (Tropakokain! trat nach 12 Tagen am Unterschenkel Ödem, 
Rötung, lokale Temperatursteigerung (nervöse Störung im Sinne einer Vasokon- 
striktorenlähmung) ein und besteht etwa 4 Monate nach der Operation noch un- 
verändert fort; im anderen (Tropakokain) traten gleich Schmerzen im Kopf und im 
Arm ein, weiterhin in beiden Beinen. Es war zur Erzielung einer möglichst 
hohen Anästhesie vorher Kopfstauung und Beckenhochlagerung gemacht. Das 
Krankheitsbild zeigte sich im späteren Verlauf in einer Kombination von Schmerzen, 
Sensibilitätsstörungen und Reflexsteigerungen. Interessant sind die Folgerungen, 
die H. anschließt. 


Im ganzen wird dem Tropakokain wegen seiner geringeren Einwirkung auf 
das Atmungszentrum der Vorzug gegeben. Wichtig ist, sich vor der Operation 
auch über den sog. nervösen Zustand des Pat. zu vergewissern. 

Borchard (Posen). 


29) Herrenknecht (Freiburg i. B.).. 3000 Äthylchloridnarkosen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 49.) 


H. kann von den Äthylchloridnarkosen nur Günstiges berichten. Er verwendet 
das Mittel sehr sparsam und vorsichtig, bei der Narkose darauf bedacht, daß die 
exspirierte Luft nicht wieder eingeatmet wird, also nicht eine Wirkung der Kohlen- 
säure zu der des Athylchlorids hinzutritt (s. Näheres im Orig.) und kommt ge- 
wöhnlich mit 2—3 g (nie mehr als 5 g) aus, so daß es für die Einzelnarkose 
nur etwa 5 Pfg. kostet. Für länger als 5 Minuten dauernde Narkosen benutzt 
H. das Mittel nur zur Einleitung und verwendet dann weiter Ather oder Chloro- 
form (bezw. Morphium-Skopolamin). ‘Nur in wenigen Fällen ließ sich eine Narkose 
nicht erzielen. H. unterscheidet 4 Stadien derselben, das pränarkotische, analgetische 
(Abnahme der Puls- und Atmungsfrequenz, Vertiefung der Atmung, Muskel- 
spannung usw.), das Exzitationsstadium, das Stadium des tiefen Schlafes und das 
postnarkotische, analgetische. Die Träume in der Narkose hatten öfters erotischen 
Inhalt. Eine schwere Störung, Stillstand der Atmung oder der Herztätigkeit kam 
nie zur Beobachtung, unangenehme Nachwirkungen (Erbrechen, Ubelkeit, Kopfweh) 
waren selten. Auch die Narkosen bei Pat. mit schweren Lungen- und Herzver- 
änderungen verliefen ungestört. Kramer (Glogau). 


30) Schamberg. The present status of phototherapy. 
(Journal of the american med. association Vol. XLIX. Nr. 7.) 


Nach allgemeinen Bemerkungen über die Therapie des Lupus vulgaris, des 
Lupus erythematosus — hier hat ihm bei der vaskulären Form die Lichttherapie 
viel bessere Resultate ergeben als die Behandlung mit X-Strahlen; umgekehrt ist's 
bei der hypertrophischen Form — geht Verf. ausführlich auf die Anwendungsweise 
der Uviollampe ein und demonstriert Apparate und Pat. in zahlreichen Abbildungen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 85 


Die Erfolge an 4 Pat. mit teilweise totaler Alopecia, teilweise Alopecia areata, 
waren vorzüglich. Ein 67jähriger Mann mit altem, seit Jahren gegen alle mög- 
lichen therapeutischen Versuche renitentem erythematösem Ekzem wurde durch die 
Uviollampe gebessert, durch X-Strahlen danach so gut wie geheilt. 

Auffallend schnell besserte sich ein seit Jahren bestehendes papulöses Ekzem 
eines 9 Jahre alten Mädchens. 

Einige Pat. mit Acne vulgaris wurden viel schneller geheilt, als es bei An- 
wendung der X-Strahlen der Fall zu sein pflegt; doch scheint die Röntgen- 
behandlung länger vor Rezidiven zu schützen als die mit Uviollicht. 

Auch Beingeschwüre werden durch das Uviollicht günstig beeinflußt. 

Uviollicht hat relativ große chemische Wirkung, dringt aber in die Gewebe 
nur wenig ein. W. v. Brunn (Rostock). 


31) Jaksch. Uber ein neues radiotherapeutisches Verfahren. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 24.) 

Durch eine Silberplatte von 0,02 mm Dicke gelang es J., die die Haut schä- 
digenden Strahlen abzuhalten, ohne daß die Strahlen stärkerer Durchdringungs- 
fähigkeit, welche eine Wirkung auf die inneren Organe ausüben, damit ausgeschaltet 
werden. Bei einem Falle von Leukämie, der mit der Silberplatte 25 Tage hinter- 
einander je 25 Minuten erfolgreich (Abnahme der Leukocyten und der Milz- 
schwellung) bestrablt wurde, trat nur vorübergehend ein leichtes Röntgenekzem 
auf. Der übrige Körper des Kranken und der Arzt müssen unter sorgfältigstem 
Bleischutz gehalten werden. J. gibt der Vermutung Raum, daß sich durch An- 
wendung verschiedener Metalle als Strahlenfilter die Einwirkung der X-Strahlen 
auf die einzelnen Körperorgane variieren und somit eine spezifische Röntgentherapie 
ausarbeiten lassen werde. Gutzeit (Neidenburg). 


32) Brewer. The etiology of certain cases of left-sided intraabdominal 


suppuration — acute diverticulitis. 
(Amer. journ. of the med. sciences 1907. Oktober.) 

Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf die bis jetzt nur wenig beachtete Diver- 
tikelbildung des Sigmoids mit Perforation und nachfolgender Abszedierung resp. 
Peritonitis. Er hatte Gelegenheit, eine Anzahl intraperitonealer Abszesse zu ope- 
rieren, die alle im linken unteren Quadranten des Leibes saßen. Die zuerst ge- 
hegte Ansicht, daß es sich um linksseitige Appendicitis handle, gab B. wieder auf, 
da sich in keinem Falle ein Wurmfortsatz fand. B. suchte dann weiter, und fand 
auch in einigen Fällen Kotpartikel in der Abszeßhöhle und weiterhin kleine per- 
forierte Divertikel des Sigmoids. B. glaubt die Ursache dieser ätiologisch dunklen 
Abszesse und Peritonitiden gefunden zu haben. Levy (Wiesbaden). 


33) Günther. Ein kleiner Beitrag zu den Fällen, bei denen bei Hernio- 
tomien der Processus vermiformis als alleiniger Inhalt des Bruchsackes 
gefunden wurde. (Aus dem Nachtigalkrankenhaus in Anecho.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 49.) 

Fall von akuter Appendicitis eines wahrscheinlich schon lange in den Leisten- 


bruchsack verlagerten, mit diesem fest verwachsenen Processus vermiformis. 
Kramer (Glogau). 


34) Borszéky. Zur Behandlung des peptischen Magen- und Duodenal- 


geschwüres. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 30.) 

Verf. bespricht in dieser gründlichen und interessanten klinisch-experimentellen 
Arbeit die in der Klinik von Hofrat v. Réczey beobachteten Fälle von peptischem 
Magen- und Duodenalgeschwür. Es wurde die Gastroenterostomie in 25 Fällen 
mit 20% Mortalität, die Pylorusresektion 4mal, die Gastroenteroplastik in 1 Fall 
ohne Todesfall ausgeführt. Es wurde wegen narbiger Pylorusstenose 16mal, kallösem 


86 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


Geschwür 5mal, wegen Sanduhrmagen 1mal, wegen Duodenalgeschwür 2mal, wegen 
blutenden Geschwürs lmal eingegriffen, mit einer Gesamtmortalität von 16,6» 
Verf. unterzog sich der mühsamen Arbeit, das weitere Los der Kranken zu er- 
forschen. 22 Fälle sind ihm bekannt, von denen 90% gänzlich geheilt sind. Verf. 
befürwortet die Gastroenterostomie; die Resektion des Geschwüres will er nur bei 
zweifelhafter Diagnose ausführen. 

Der experimentelle Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob der 
Mageninhalt ausschließlich durch die Gastroenteroanastomose weiter befördert wird, 
oder auch der Pylorus dazu benützt wird. Die an 35 Hunden ausgeführten Ex- 
perimente, bei welchen die Gastroenterostomie bei normalem, bei verengtem Pylorus 
iso- und antiperistaltisch vollzogen wurde, zeigten, daß der Mageninhalt nicht nur 
durch die Gastroenteroanastomose, sondern auch bei stenosiertem Pylorus, teils 
durch den Pylorus in den Darm gelangt, unabhängig von der Lagerung der zur 
Anastomose benützten Darmschlinge, unabhängig von der Größe der Öffnung. In 
weiteren zwölf Experimenten beantwortet Verf. die Frage verneinend, daß die 
(rastroenterostomie auf das blutende Geschwür eine blutstillende Wirkung hätte; 
auch bei verengtem Pylorus ist diese Wirkung fraglich. Die dritte Frage, die 
Verf. beantwortet, ist die Entstehungsweise des peptischen Jejunalgeschwüres nach 
Gastroenteroanastomose. Die zwölf Experimente führten zu dem Resultate, daß 
die in den Magen durch längere Zeit eingeführte Salzsäure wohl zur Bildung 
peptischer Geschwüre im Jejunum führen kann; doch geschieht dies nicht in jedem 
Falle. Daher müssen wir außer der Hyperchlorhydrie im Entstehen des peptischen 
Jejunalgeschwüres noch anderen, bis jetzt uns unbekannten Momenten eine ge- 
wisse Rolle zusprechen. P. Steiner (Klausenburg). 


35) Bondareff. Zur Kasuistik des primären Dünndarmsarkoms. 
(Chirurgia 1907. Nr. 127. [Russisch.)) 


Das primäre Sarkom des Dünndarmes gehört zu den seltenen Erkrankungen. 
B. teilt zwei Fälle mit. Ein 36jähriger Mann erkrankte 6 Monate nach Fall auf 
den Unterleib mit heftigen Schmerzen im rechten Epigastrium. Bald trat Sod- 
brennen auf, dann Aufstoßen und schließlich Erbrechen und Verstopfung. Der 
kräftige Mann magerte ab. Die Untersuchung ergab einen meteoristisch aufge- 
triebenen Leib, doch ließ sich rechts vom Nabel eine bewegliche, harte, höckerige 
Geschwulst von Doppelfaustgröße tasten. Laparotomie. 60 cm von der Bauhin- 
schen Klappe ist der Dünndarm zirkulär von einer harten, höckerigen Geschwulst 
eingenommen. Die regionären Drüsen sind hart und vergrößert. Resektion von 
85 cm Dünndarm und Entfernung der Drüsen. Zirkuläre Darmnaht. 

Die innere Oberfläche der Geschwulst ist brüchig, geschwürig zerfallen; die 
mikroskopische Untersuchung ergibt ein Riesenzellensarkom. Heilung per primam. 
Seit 3 Jahren kein Rezidiv. 


Im anderen Falle handelte es sich um einen 2djährigen Mann, der mit den 
Erscheinungen des akuten Darmverschlusses aufgenommen wurde; seit 2 Monaten 
bot er das typische Bild des chronischen Deus, in der letzten Zeit mit Durchfällen. 
Die bei der Aufnahme des Pat. auf Invagination gestellte Diagnose bestätigte sich 
bei der Laparotomie. Die Invagination betraf das Jejunum, war etwa 20 cm lang 
und zog von rechts oben nach links unten. Bei der vorsichtigen Entwicklung er- 
wies sich, daß etwa 70 cm Darm beteiligt waren. Serosa und Mesenterium des 
Invaginatum zeigten reichliche Blutaustritte..e Die Tastung des invaginiert ge- 
wesenen Stückes ergab an zwei Stellen — 60 cm voneinander entfernt — harte 
Knoten, auf welchen Befund hin fast 1 m Darm reseziert wurde. Seit-zu-Seit- 
Anastomose; glatter Verlauf. »In dem eröffneten resezierten Darmteile fanden 
sich an je zwei Stellen harte Knoten von der Größe einer Pflaume, die in Grup- 
pen zu 5, bzw. 6 zusammenstanden. Die mikroskopische Untersuchung ergibt 
Rundzellensarkome, die im wesentlichen die Schicht der Submucosa einnehmen. 
Die Schleimhaut ist stellenweise geschwürig zerfallen; auch die Muscularis ist zer- 
stört, die Serosa stark verdickt. und mit runden Sarkomzellen mächtig infiltriert.« 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 87 


Leider ist über den Dauererfolg in diesem Falle nichts mitgeteilt. B. neigt 
aber zu pessimistischer Auffassung, da nach der Statistik die Rundzellensarkome 
952s, die Riesenzellensarkome 50% Rezidive geben. Ferner vertritt Autor den 
Standpunkt, daß die Entfernung der regionären Drüsen, die auch er immer er- 
strebt, so wichtig ist, daß jeder Fall, bei dem die Drüsen in weiterem Umfange 
verändert erscheinen, als Probelaparotomie aufzufassen, und der Leib sofort zu 
schließen ist. Oettingen (Berlin). 


36) Pensky. Innere Einklemmungen nach Gastroenterostomie. 
Inaug.-Diss., Königsberg, 1907. 

Wegen Stenose durch Geschwür am Pylorus war eine hintere Gastroentero- 
anastomose mit Knopf angelegt worden. 9 Jahre später Wiederaufnahme wegen 
Deuserscheinungen; bei der Operation des schon sehr kachektischen Mannes zeigt 
sich, daß zwischen dem zuführenden Teile der zur Anastomose genommenen 
Jejunumschlinge und dem Mesocolon transversum ein großer Teil des Dünndarmes 
hindurchgewandert ist und so der Ileus herbeigeführt wird. Reposition des Dar- 
mes, Trennung der Anastomose, Naht der Magenwunde, Befestigung der Darm- 
fistel in der Bauchwand als Ernährungsfistel. Tod bald nachher. Bei der Sektion 
findet man im Magen den Murphyknopf. der in den 9 Jahren keine Beschwerden 
gemacht hat. Zur Vermeidung ähnlicher Vorkommnisse wird in der Königsberger 
chirurg. Klinik stets das Mesokolon mit der Anastomosenstelle durch einige Nähte 
befestigt und sein Schlitz geschlossen; auch wird die zuführende Jejunumschlinge 
möglichst kurz genommen. Diese Technik wird wohl jetzt die allgemein übliche 
sein. Glimm (Magdeburg). 


37) Kersten. Ein Fall von angeborenem Verschluß im unteren Teile 
des Ileum. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 

Beschreibung eines Falles von Atresie des untersten Ileum, 2 cm von der Ieo- 
coecalklappe entfernt. Dem durch mehrtägiges Erbrechen stark geschädigten Kinde 
konnte nur noch die Anlegung eines Kunstafters zugemutet werden, es starb aber 
doch nach einigen Tagen. Die mikroskopische Untersuchung des 1 cm langen und 
2 mm dicken Stranges ergab das völlige Fehlen einer Darmlichtung, wodurch die 
von Kreuter und Forsener vertretene Anschauung über die Entstehung der- 
artiger Atresien eine neue Stütze erhält. Langemak (Erfurt). 


38) Kleinhans. Zur Lehre von den präperitonealen Tumoren. 
(Wissenschaftliche Gesellschaft deutscher Arzte in Böhmen, 11. Sitzung vom 8. Mai 
1907. — Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 25.) 

Verf. exstirpierte einer 67jährigen Frau eine zwischen Nabel und Symphyse 
präperitoneal gelegene, flaschenkürbisähnliche Geschwulst, die im oberen Teile 
cystisch, im unteren derb mit der Blase verwachsen war. Nach der mikroskopi- 
schen Untersuchung handelte es sich um eine Geschwulstbildung mit adenomartiger 
Proliferation, die vom Dottergang ausgegangen war. In der Literatur existiert 
kein gleichartiger Fall. Gutzeit (Neidenburg). 


39) Lieblein. Uber Milzexstirpation. . 
Sitzungsbericht der wissenschaftl. Gesellschaft deutscher Arzte in Böhmen. 
(Prager med. Wochenschrift. 1907. Nr. 10.; 

Nach einer Milzexstirpation wegen Schußverletzung traten schwere, 7 Tage 
andauernde Magenblutungen auf, trotzdem der Magen unverletzt war; der Kranke 
genas. Wie Verf. des genaueren anatomisch erklärt, sind Thrombosen oder Em- 
boli, die sich von der Unterbindungsstelle der großen Milzgefäße in die Magen- 
gefäße fortsetzen bzw. verschleppt werden, die Ursache derartiger Magenblutungen. 
Sie bilden eine große Gefahr der Milzexstirpation und mahnen dazu, die Unter- 
bindung des Stieles stets knapp am Hilus vorzunehmen und das Organ bei Ver- 
letzungen nur, wenn diese es unbedingt erfordern, zu entfernen. 

Gutzeit (Neidenburg). 


88 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 3. 


40) Russell. Treatment of large infected liver hydatids. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1907. Oktober 20.) 


Verf. berichtet über zwei Fälle von großem infiziertem Leberechinokokkus, 
welche auffallend verschieden verliefen. 

Der erste Pat. war wegen desselben Leidens bereits vor 8 Jahren operiert 
worden. Jetzt plötzlicher Beginn der Erkrankung unter dem Bilde einer akuten 
Leberinfektion. Ausräumung einer großen, vereiterten Cyste des rechten Leber- 
lappens, Gegenöffnung in der Lende, Ausspülung, Drainage. Trotz häufiger Ver- 
bandwechsel und Spülungen wurde die Absonderung immer übelriechender und 
profuser; 16 Tage nach der Operation profuse Blutung in die Abszeßhöhle und 
plötzlicher Tod. Nach dem Autopsiebefund war ein starker Ast der Vena hepatica 
arrodiert worden. 

Bei dem zweiten Kranken waren die klinischen Erscheinungen ganz ähnlich. 
Nach Ausräumung der vereiterten, festwandigen Cyste, die mit den Gallengängen 
in Verbindung stand, und Ausspülung wurde sie mit physiologischer Koch- 
salzlösung angefüllt, ihre Öffnung sehr exakt mit Silberdrahtnähten 
geschlossen, die Cyste reponiert und die Bauchwand völlig vernäht. 
Abgesehen von einer leichten Infektion der Bauchwunde war der weitere Verlauf 
ganz glatt; die Cyste konnte nicht mehr nachgewiesen werden, und Pat. wurde 
vollkommen geheilt. 

Bei dieser, den bisher geltenden (in Fall 1 befolgten) Grundsätzen direkt zu- 
widerlaufenden Behandlungsmethode ging Verf. zunächst von dem Gedanken aus, 
daß die hier in Betracht kommende Coliinfektion gewöhnlich sehr wenig virulent 
ist. Durch die Anfüllung der Adventitia der Cyste mit Kochsalzlösung soll eine 
Art von Druckgleichgewicht gegenüber der in die Oyste einströmenden infizierten 
Galle hergestellt werden; gleichzeitig wird die Galle stark verdünnt und das 
Wachstum der Keime in dem schlechten Kulturmedium hintangehalten. 

R. schlägt vor, auch bei nicht infizierten, lebenden Cysten nach Ausräumung 
des Sacks diesen mit Salzlösung zu füllen und wieder zu vernähen. 

Wichtig ist, eine genügend dicke Stelle der Cystenwand zur Inzision zu wähl 
um eine sichere Naht der Öffnung herstellen zu können. Mohr (Bielefeld). 


41) F. Hohmeier. Isolierte subkutane Querzerreißung des Pankreas, 
durch Operation geheilt. (Aus der chirurg. Abteilung des städtischen 
Krankenhauses Altona. Prof. Fritz König.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


Der mitgeteilte Fall ist der fünfte der durch Operation geheilten Fälle von 
subkutaner Pankreaszerreißung, die bei der 35jährigen Pat. durch Stoß einer 
Wagendeichsel gegen die Magengegend herbeigeführt war. Es bestand als auf- 
fallendes Symptom nur starke Spannung der Bauchdecken, und wurde in Rück- 
sicht auf die daraufhin gestellte Diagnose einer inneren Bauchverletzung sofort zur 
Operation geschritten. Die Bauchhöhle mit ihren zunächst sichtbaren Organen war frei 
von Bluterguß, das Foramen Winslowi verschlossen, dadurch der Austritt von Blut 
aus der Bursa omentalis in die Bauchhöhle unmöglich. Das in der Mitte quer 
völlig zerrissene Pankreas wurde vernäht und die Nahtstelle abtamponiert, nach- 
dem die Drüse vom Lig. gastrocolicum aus freigelegt worden war. Der Verschluß 
der zurückgebliebenen, stark sezernierenden Fistel erfolgte erst nach langer Zeit, 
nach Anwendung einer antidiabetischen Diät. Kramer (Glogau). 





'Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 











in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 4. Sonnabend, den 25. Januar 1908. 
Inhalt. 


I. R. Lenzmann, Zur Händedesinfektion. — U. F. Trendelenburg, Zur Operation der Em- 
bolie der Lungenarterien. (Originalmitteilangen.) 

1) Wolff, 2) Laker, Die Krebskrankheit. — 3) v. Dungern und Werner, 4) Sanfelice, 
5) Sehümann, Die bösartigen Geschwülste. — 6) Vignolo-Lutati, Atrophia maculosa cutis. — 
7) Grasmann, Händedesinfektion. — 8) Emmerich, Behandlung der Diphtherie mit Pyocyanase. 
— 9) Wrede, Stauungsbehandlung akuter eitriger Infektionen. — 10) Pusey, Flüssige Kohlen- 
säure gegen Hautleiden. — 11) Forsyth, 12) MacCallum, Thomson und Murphy, 13) Estes und 
Ceeil, Die Glandulae parathyreoideae. — 14) Haecker, Zur Pathologie und Chirurgie des Herzens. 
— 15) MeGirk, Enuresis beim weiblichen Geschlecht. — 16) Dsirne, Zur Nierendiagnostik. — 
17) Ekehorn, Nierentuberkulose. — 18) Röpke, 19) Krymoff, Nephrotomie. — 20) Riedel, Die 
verschobene, an falschem Orte festgelegte rechte Niere. — 21) Tichoff, Harnleitereinpflanzung in 
den Mastdarm. — 22) Stern, Hyperämiebehandlung bei Epididymitis und Bubonen. — 23) Philip, 
Ichthyol gegen Epididymitis. — 24) Lortat-Jacob und Laubry, Ovariotomie und Atheromatose. 

V. Lieblein, Ein neuer Darmknopf. (Originalmitteilung.) 

25) Helmholz, Experimentelle Epithelproliferationen von Haut und Schleimhaut. — 26) Buday, 
27) Meller, Zur Krebsstatistik. — 28) Helmholz, Experimentelle Chondromatose. — 29) Leszynski, 
Endotheliom nach Trauma. — 80) Fairbank, Kiefersarkom. — 31) Beck, Atrophodermie. — 32) Pa- 
sini, Hautmyom. — 38) Krzysztalowiez, Adenoma sebaceum. — 34) Vignolo-Lutati, Xeroderma 
pigmentosum. — 35) Lewandowsky, Hautaffektion durch Bacillus pyocyaneus. — 36) Johnston, 
Pneumokokkeninfektion. — 37) MceArthur und Hollister, Vaccinebehandlung von Infektions- 
krankheiten. — 38) Gubb, Subkutane Lufteinblasung gegen Neuralgien. — 39) A. Kocher, Basedow. 
— 40) Halstead, Schilddrüsenkrebs. — 41) Milton, Chylothorax. — 42) Freyer, Prostatektomie. 
— 43) Beckett, Phlebolithen und Harmleitersteine gegenüber Röntgenstrahlen. — 44) Bishop, 
45) Billington, Wanderniere. — 46) Johnstone, Retroperitoneales Lipom. — 47) Bennecke, Re- 
flextorische Anurie. — 48) Munro und Goddard, Pyelonephrose. — 49) Rihmer, Intermittierende 
Hydronephrose. — 50) Morawitz und Adrian, 51) Bartlett, Nierensteine. 

H. Kehr, Bitte um Lieferung von Material aus der Gallensteinchirurgie. 





I. 
Zur Händedesinfektion. 
Von 


Dr. R. Lenzmann, 
Oberarzt am Diakonenkrankenhause in Duisburg. 


aB die Hand durch oberflächliche mechanische und chemische 

Desinfektion nicht vollständig keimfrei gemacht werden kann, ist 
eine feststehende Tatsache. Diese Unmöglichkeit beruht nach der 
übereinstimmenden Auffassung der Chirurgen und Bakteriologen 
hauptsächlich auf dem Umstande, daB in der Tiefe der Haut — in 
den Schweiß- und Talgdrüsen — steckende Keime durch unsere 
Desinfektionsmethoden nicht zu erreichen seien, daß sie bei Manipula- 
tionen mit den Händen zur Oberfläche gelangen und ihre Virulenz 
entfalten. Eine Hand, die zu Anfang der Operation auch wirklich 

4 


90 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


steril war, bleibt es nicht im Laufe derselben. Aus dieser Erkenntnis 
heraus stammen die Vorschläge, die eine »mechanische Fesselung« 
der virulenten Keime bezwecken. Zu jenen Vorschlägen gehören die 
Benutzung von Handschuhen und die Umhüllung der Hand mit einem 
undurchdringlichen chemischen Materiale, das als zarter Mantel die 
Haut überziehen soll. Als solches Material ist in neuester Zeit das 
Chirosoter — eine Lösung von wachs- und balsamartigen Körpern in 
Tetrachlorkohlenstoff — von der Bier’schen Klinik empfohlen worden. 
Über das Chirosoter besitze ich eigene Erfahrungen nicht, von anderer 
Seite wird aber an dem Mittel getadelt, daß es durch den Gehalt an 
Tetrachlorkohlenstoff Atzwirkungen ausüben jkönne (M. v. Brunn), 
und daß es andererseits die Hände schlüpfrig und deshalb chirurgisch 
unbrauchbar mache (Meißner). 

Man hat, wie mir scheint, in weitesten Kreisen »beschlossen«, 
daß es eine chemische Tiefendesinfektion nicht geben könne und 
dürfe, und hat die Frage, ob eine solche Desinfektion möglich sei, 
überhaupt verlassen. 

Dennoch hat Heusner seine Jod-Benzin-Paraffinöldesinfektion 
angegeben und vorzügliche Resultate bei seinen Operationen erzielt. 

Ich habe den Gebrauch der Handschuhe bei meinen aseptischen 
Operationen wieder verlassen, weil er zu so manchen Unzuträglich- 
keiten führt, die hier nicht weiter erörtert werden mögen, und habe 
in den letzten Jahren eine Methode der Händedesinfektion benutzt, 
welche mir ausgezeichnete Resultate ergeben hat. 

Diese Methode geht, wie die Heusner’sche, von der Annahme 
aus, daß eine chemische Tiefendesinfektion doch nicht zu den Un- 
möglichkeiten gehört. Das Mittel, das jene bewirken soll, muß drei 
Eigenschaften besitzen: Es muß selbstverständlich zunächst eine 
genügende Desinfektionskraft haben, es muß weiterhin in die Tiefe 
der Haut einzudringen imstande sein, es darf endlich die Haut nicht 
reizen oder sonstwie schädigen. 

Als ein Mittel, welches diesen drei Anforderungen genügt, habe 
ich eine Seifenmasse benutzt, die folgende Zusammensetzung hat: 
Formalin 5,0, Benzin 15,0, Dermosapol 80,0. 

Daß diese Seifenmasse Desinfektionskraft besitzt, habe ich durch 
zahlreiche Versuche erprobt. Vermischt man eine Spur derselben mit 
einem künstlichen Nährboden, so gehen auf diesem virulente Keime 
nicht an. 

Bei feiner Ausbreitung gibt die Seife einen stechenden Geruch 
nach Formalin ab, eine Eigenschaft, die für die Desinfektionskraft 
durch das flüchtige Desinfiziens nur von großem Vorteil sein kann. 

Die zweite Forderung, daß das Mittel in die Tiefe der Haut 
eindringen muß, wird erfüllt durch das Vehikel Dermosapol. 

Es ist eine durch Verseifen einer Mischung von Lebertran (50%), 
Fett, Lanolin, Glyzerin, Perubalsam und ätherischen Ölen erhaltene 
balsamartige Masse, die beim Verreiben auf der Haut fein schäumt 
und sehr leicht in die Tiefe eindringt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 91 


Ich habe zur Erprobung, ob wirklich nach gründlicher Ver- 
reibung ein Eindringen in die Tiefe stattfindet, die Seife mit Fuchsin 
gefärbt und habe in mikroskopischen Hautschnitten die Rotfärbung 
der Schweißdrüsen und der Belegzellen der Talgdrüsen nachweisen 
können. 

Dementsprechend habe ich stets die mit der Seifenmasse 
behandelte Haut steril gefunden. Während kleine Stückchen der 
Haut, welche nach der gewöhnlichen Oberflächendesinfektionsmethode 
(Heißwasser-Alkohol-Sublimat) behandelt worden war, nach Abspülen 
mit sterilem Wasser auf Agar-Agar überimpft, immer einige Keime 
angehen ließen, blieb bei solchen Hautstückchen, welche außerdem 
noch mit meiner Seifenmasse vorbehandelt waren, der Nährboden steril. 

Der etwaige Einwand, daß die in das Hautstückchen eingeriebene 
und bei der Umspülung desselben mit dem Nährboden etwa aus- 
gelaugte Seifenmasse den letzteren ungeeignet für das Wachstum 
virulenter Keime gemacht habe, kann ich nicht gelten lassen; denn 
die in den kleinen Hautstückchen steckende Seife ist so gering, daß 
sie eine derartige Beeinflussung des Nährbodens nicht bewirken kann. 
Ich habe mich nach dieser Richtung hin auch durch Versuche ver- 
gewissert. 

Endlich die dritte Forderung. Meine Seifenmasse übt irgend- 
einen schädlichen Einfluß auf die Haut nicht aus. Ich habe sie nun 
jahrelang täglich benutzt und niemals eine Reizwirkung erfahren. 
Ebensowenig haben die Assistenten über irgendwelche Störung zu 
klagen gehabt. 

Da ich die Seife auch zur Sterilisierung des ÖOperationsfeldes 
benutze, so habe ich auch bei meinen Pat. die Beobachtung der Un- 
schädlichkeit der Seife machen können. 

Meine Händedesinfektion gestaltet sich unter Benutzung des 
Formalin-Benzin-Dermosapols folgendermaßen: Mechanische Reinigung 
der Hände in fließendem heißem Wasser mit steriler Bürste und Mar- 
morseife (etwa 5 Minuten), Abreiben der Hände mit trockener steriler 
Gaze, kräftiges Einreiben der genannten Seifenmasse (etwa 2 Minuten), 
Nachbürsten mit Seifenspiritus (2 Minuten), Abspülen in Sublimat- 
lösung (1: 1000). 

Zur Vorbereitung des Operationsfeldes lasse ich nach den üblichen 
Soda-Seifenbädern das Operationsgebiet am Abend vor dem Opera- 
tionstage mit der Seife vermittels eines sterilen Wattebausches gründ- 
lich (5 Minuten) einreiben, wie wenn man Quecksilbersalbe einreibt, 
lasse dann einen Umschlag mit Seifenlauge machen und 2 Stunden 
vor der Operation diesen letzteren mit einem Sublimatumschlag ver- 
tauschen. 

Das Operationsfeld ist dann derartig vorbereitet, daß es nur noch 
des kurzdauernden Abreibens mit Seifenspiritus und des Nachspülens 
mit Sublimatlösung bedarf. 

Meine Resultate sind so befriedigende, daß ich diese Methode 
nicht verlassen möchte. ` 

4* 


92 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


I. 


Zur Operation der Embolie der Lungenarterien. 
Von 
Fr. Trendelenburg in Leipzig. 


ei Fortsetzung meiner Tier- und Leichenversuche (vgl. Zentralblatt 

für Chirurgie 1907 Nr. 44) habe ich gefunden, daß man Emboli 
aus der Arteria pulmonalis durch folgendes Verfahren in verhältnis- 
mäßig einfacher und sicherer Weise herausbefördern kann, ohne das 
Herz, wie ich es früher getan habe, hervorzuziehen und zu inzi- 
dieren. 

Auf der linken Brustseite wird unterhalb der Clavicula ein quer- 
liegender 8—10 cm langer zungenförmiger Lappen der Brustwand 
gebildet, dessen Basis dem linken Sternalrande anliegt und der nach 
oben bis an den unteren Rand der 1. Rippe, nach unten bis an den 
oberen Rand der 3. Rippe reicht. Die 2. Rippe wird in einem Ab- 
stande von 6—7 cm von ihrer Verbindung mit dem Sternum mittels 
der Rippenschere durchschnitten, und ihr medialer Abschnitt wird mit 
dem Lappen gewaltsam in die Höhe gebogen und nach rechts über 
das Sternum zurückgeschlagen. Bei schmalen Interkostalräumen wird 
noch ein Stück der dritten Rippe reseziert. Von der eröffneten 
Pleurahöhle aus schneidet man den Herzbeutel in der Höhe der 
dritten Rippe vorsichtig zwischen zwei Pinzetten an, mit Vermeidung 
des Nervus phrenicus und vor diesem Nerven; den Schnitt verlängert 
man nach oben und hinten, bis die ganze obere Hälfte des Herz- 
beutels eröffnet ist. Die untere Hälfte des Herzbeutels bleibt 
geschlossen, das Herz bleibt in seiner Lage. Die Wundränder des 
parietalen Perikardialblattes werden mit Klauenschiebern oder mit 
ein paar Nähten nach den Rändern der Thoraxwunde hingezogen, 
so daß der Herzbeutel klafft. In dem Herzbeutel sieht und fühlt 
man die Pulmonalis und die mit ihr fest verbundene Aorta ascendens. 
Sodann führt man eine vorn hakenförmig gebogene, mit dickem oliven- 
förmigem Knopf und Handgriff versehene Sonde von der Länge und 
Dicke eines mittelstarken Katheters mit nach oben gerichtetem Knopf 
lateralwärts neben der Pulmonalis in den Herzbeutel ein und führt 
sie mit schraubender Bewegung durch den Sinus pericardii transversus 
hinter Pulmonalis und Aorta herum, bis der Knopf neben dem Sternal- 
rande wieder zum Vorschein kommt, was bei richtiger Hantierung 
sehr leicht gelingt. Der Sinus ist so weit, daB er auch einen Zeige- 
finger bequem durchläßt, der, wenn die Durchführung der Sonde 
nicht gleich gelingen sollte, der Sonde behilflich sein kann. Die 
hinter Aorta und Pulmonalis liegende Sonde wird nun zunächst etwas 
hervorgehebelt, um die Gefäße nach der Wunde zu heranzuziehen und 
ruhigzustellen; später soll die Pulmonalis durch stärkeres Hervor- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 93 


hebeln der Sonde und durch Andrücken der Arterie gegen die Sonde 
mit einem aufgelegten Finger komprimiert werden. Die Sonde liegt 
der Pulmonaliswand in der Gegend der Klappen an. Ehe man kom- 
primieren läßt, wird die vordere Wand der Pulmonalis mittels zweier 
anatomischer Pinzetten von dem sie einhüllenden visceralen Blatte des 
Perikardiums und dem subserösen Fettgewebe befreit, damit man die 
Stelle, an der man inzidieren will — nicht zu nahe an den Klappen —, 
klar übersehen kann und nachher bei der Naht der Arterie nicht durch 
das deckende Gewebe behindert ist. Nun wird komprimiert, der Opera- ` 
teur sticht in die Arterie ein, dilatiert in der Längsrichtung des Ge- 
fäßes, schiebt schnell eine gebogene Polypenzange ein, fischt nach dem 
Embolus im Stamm und wenn nötig bis 6—8 cm tief in den Asten 
der Arterie und zieht den gefaßten Embolus heraus. Die Arterien- 
wunde wird ohne jeden Zeitverlust mit einer gebogenen Klemmzange 
so zugeklemmt, daß die Zange wandständig an der Arterie sitzt und 
die Ränder der Arterienwunde die Branchen der Zange einige Milli- 
meter überragen. Der komprimierende Finger und die Sonde wird 
entfernt, das Blut strömt wieder in die Gefäße ein und durch die 
Pulmonalis an der zugeklemmten Arterienwunde vorbei in die Lungen. 
Man kann nun in aller Ruhe die Arterienwunde auf der Zange mit 
feinen Seidennähten schließen und die Klemmzange dann wieder 
abnehmen. Das Anlegen der Klemmzange nach Extraktion des 
Fremdkörpers wird durch Benutzung einer schwach federnden Pinzette 
erleichtert, welche mit nach außen stehenden Häkchen versehen ist, 
und welche geschlossen in die Arterienwunde eingeführt und dann 
geöffnet wird, so daß die Häkchen die beiden Ecken der Wunde 
fassen und die ausgespannten Wundränder nun mit Hilfe des In- 
strumentes in die Klemmzange hineingezogen werden können. Einige 
Situationsnähte am Perikardium und das Wiedereinfügen des Lappens 
in den Defekt der Brustwand beenden die Operation. 

Bei einem 8 Wochen alten 82 kg schweren Kalbe habe ich in 
dieser Weise ein 15 cm langes und 1 cm dickes streifenförmiges, einem 
anderen Tier beim Schlachten möglichst aseptisch entnommenes Stück 
Lunge, das durch die Jugularis als Embolus in den Kreislauf gebracht 
war, aus dem linken Ast der Pulmonalis herausgezogen. Die Kom- 
pression der Aorta und Pulmonalis, welche 1 bis höchstens 2 Minuten 
dauerte, schien die Herzaktion kaum zu stören, der Blutverlust aus 
der Pulmonalis war ein minimaler. Das Versuchstier erholte sich 
bald und ist in der Heilung begriffen. 

Wegen der etwas stärkeren Wand der Lungenarterie liegen die 
Verhältnisse für die Arteriennaht beim Kalbe etwas günstiger als 
beim Menschen. Andererseits ist die Freilegung des Gefäßes wegen 
des starken Hervorstehens des Brustbeines und des kielförmigen 
Baues des Brustkorbes, wegen der Lage des Herzens mehr in der 
Sagittalebene und wegen des kurzen Abbiegens der Pulmonalis nach 
der Wirbelsäule und nach dem Schwanzende zu wesentlich schwieriger 
als beim Menschen. Auch ist die Kommunikation der beiden Pleura- 


94 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


höhlen miteinander beim Kalbe ungünstig. Sie macht die Anwendung 
des Überdruckverfahrens notwendig, welches beim Menschen zwar 
ebenfalls eine wertvolle Beihilfe aber entbehrlich sein wird. Ob es 
immer gelingt, die mitunter etwas brüchigen Thromben mit der Po- 
lypenzange herauszubefördern ohne sie zu zereißen, oder ob andere 
Instrumente zu Hilfe genommen werden müssen, wird nur durch prak- 
tische Erfahrungen am Menschen festgestellt werden können. 


1) J. Wolff. Die Lehre von der Krebskrankheit von den 
ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 747 S. 52 Figuren. 
Jena, Gustar Fischer, 1907. 

Das mit bewundernswertem Fleiß abgefaßte Buch beginnt mit 
kurzer Übersicht desjenigen, was wir über die Ansichten der Agypter, 
Inder, Griechen, Römer (Galenus’ Theorie der atra bilis), Araber 
und über die Theorien des Mittelalters wissen, um dann ausführlicher 
auf die Lymphtheorie (Descartes), die humoralpathologischen und 
solidarpathologischen Anschauungen überzugehen. Die Schulen der 
einzelnen Länder werden gesondert betrachtet. Die Darstellung der 
Blastemtheorie bildet den dritten Abschnitt, in dem das Mikroskop zur 
Geltung kommt; die Zellularpathologie und ihre Bedeutung für die 
Krebslehre leitet zu der ätiologischen Forschung der Neuzeit über, 
die Verf. in Embryonaltheorien (Boll, Cohnheim, Ribbert), in 
Zelltheorien (Savory, Bard, Beard, v. Hansemann, Lubarsch) 
und endlich parasitäre Theorien — wie die Überschriften der ver- 
schiedenen Abschnitte zeigen — einteilt. 

Die Darstellung ist eine lediglich referierende, kompilierende, 
dabei ganz objektive, aber frisch und anregend lesbar, so daB die 
Lektüre des oft stark theoretischen Stoffes stets anziehend bleibt. 
Das Buch ist, kurz gesagt, ein Standardwork der Krebsliteratur von 
unschätzbarem Werte für denjenigen, der sich über dieselbe orientieren 
will, und in der Krebsfrage mitarbeitet. Die Gründlichkeit und Ge- 
nauigkeit — soweit Ref. das beurteilen kann — ist staunenswert. 
Und es ist nur zu hoffen, daB der Verf., der nur die Arbeiten bis 
Anfang 1905 berücksichtigen konnte, dem Werke eine Fortsetzung 
auch der neuesten Literatur folgen lassen wird. Unser Dank wird 
nicht ausbleiben. Goebel (Breslau). 





2) K. Laker. Über das Wesen und die Heilbarkeit des 
Krebses. 73 S. 
Wien, Franz Deuticke, 1906. 

Die Theorie, welche hier aufgestellt und durch mehr philosophisch- 
mathematische Überlegungen, als exakte Untersuchungen zu stützen 
gesucht wird, ist ein Gemisch der alten Tiersch’schen und der 
Israel’schen Ansichten, allerdings vertieft durch spekulative Erörte- 
zungen. Verf. selbst faßt sie kurz in folgenden Worten zusammen: 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 95 


Den Abkömmlingen des äußeren, mittleren und inneren Keimblattes 
wohnt, phylogenetisch angezüchtet, eine gewisse Wachstumskraft, die 
»keimvererbte Wachstumskraft« inne. Diese, von Individuum zu In- 
dividuum vererbte Eigenschaft verhindert die Epithelzellen, nach allen 
Richtungen des Raumes, wie es so natürlich wäre, zu wachsen und 
sich zu vermehren, und dieser Eigenschaft zufolge wird die Gewebs- 
gleichung (keimvererbte Wachstumskraft des Epithels = der des Binde- 
gewebes) bis zur Erschöpfung der Lebenskraft der Zellen aufrecht 
erhalten, so daß das individuelle Leben des Menschen mit ännähernd 
gleichzeitigem Absterben sämtlicher Gewebe in Form des normalen 
Senilismus erlischt. Diese Art des Todes, welche bei wilden Völkern 
und in der Freiheit lebenden Tieren die Regel bildet, ist für den 
Kulturmenschen zur Ausnahme geworden, und als Folge der Kultur- 
degeneration, hervorgerufen durch die unnatürliche Lebens- und Er- 
nährungsweise, entwickelt sich bei vielen Menschen der »ungleichmäßige, 
einkeimblättrige Senilismus«, zum Teil als vererbte, durch die Vor- 
ahnen allmählich erworbene und zum Teil durch die Fortdauer der 
schädlichen Einflüsse im individuellen Leben befestigte und noch 
gesteigerte Eigenschaft, derzufolge sich die Lebenskraft des Binde- 
gewebes früher erschöpft, als die der Epithelzellen. Die keimvererbte 
Wachstumskraft schwankt zu verschiedenen Zeiten innerhalb gewisser 
Grenzen in der Weise, daß, wenn die Wachstumskraft der Epithelien 
zunimmt, diejenige des Bindegewebes ebenfalls in demselben Maße 
erhöht wird. Diese Schwankungen sind eine phylogenetisch an- 
gezüchtete Zweckmäßigkeitseinrichtung der Natur im Sinne der 
beständigen Aufrechterhaltung der Gewebsgleichung, da die Epidermis 
zum Schutze gegen äußere Einflüsse eine jeweilig höhere Widerstands- 
kraft anzuzüchten genötigt ist. Infolge dieser Fähigkeit in bezug auf 
Wachstums- und Vermehrungskraft zu variieren und diese erworbene 
Zellvariation auf die nachfolgenden Zellgenerationen zu übertragen, 
also durch »zellvererbte Wachstumskraft« ändert sich an den ver- 
schiedenen Bezirken der Körperoberfläche die Wachstumskraft der 
Zellen in gewissen physiologischen, durch die keimvererbte Wachstums- 
kraft bestimmten Grenzen, ohne daß die Gewebsgleichung dadurch 
wesentlich alteriert würde. Wenn sich aber an einer Körperstelle 
durch »zellvererbte Wachstumskraft« eine abnorme Wachstums- und 
Vermehrungskraft von Epithelzellen entwickelt und gleichzeitig ein 
gewisser Grad des einkeimblättrigen Senilismus eingestellt hat, ist 
das Bindegewebe nicht mehr imstande, durch erhöhte »zellvererbte 
Wachstumskraft« dieser krankhaften Abnormität das Gegengewicht 
zu halten, es kommt an dieser Stelle zum atypischen Wachstum und 
durch Steigerung der krankhaften Veränderung im weiteren Verlaufe 
zu allen Erscheinungen des Krebses. Goebel (Breslau). 


96 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 4. 


3) E. v. Dungern und R. Werner. Das Wesen der bös- 
artigen Geschwülste. Eine biologische Studie. 159 S. 
Leipzig, Akademische Verlags-Gesellschaft m. b. H., 1907. 

Nach der Verff. Ansicht, ist der Beweis nicht erbracht, daß 
bösartige Geschwülste jetzt häufiger vorkommen als früher. Im deut- 
schen Reiche sterben jährlich 40000 Menschen daran. In Berlin ist 
das Vorkommen von Krebs bei Hunden 7mal häufiger als der Durch- 
schnitt der Erkrankungen beim Menschen in Deutschland beträgt. 

Über die Atiologie ist auch heute das entscheidende Wort noch 
nicht gesprochen. 

In außerordentlich anschaulicher Weise ist alles das hier zu- 
sammengetragen und kritisch bearbeitet worden, was gerade in den 
letzten Jahren über die Genese der bösartigen Geschwülste bekannt 
geworden ist; doch ist es an dieser Stelle unmöglich, hierauf näher 
einzugehen. 

Die eigenen Versuche und Beobachtungen der Verff. haben sie 
zu einer bestimmten Theorie geleitet: Das vermehrte Wachstum wird 
durch äußere und innere Reize unterhalten; unter innerer Reizung 
wird die gegenseitige Reizung der Zellen verstanden. Durch den 
Reiz, der die Zelle trifft, werden normalerweise vorhandene Wachstums- 
hemmungen zerstört. Weniger wahrscheinlich ist es, daß die assimila- 
torischen Teile der Zelle durch den Reiz erregt werden. 

Von den Gründen, die von den Verff. zur Stütze ihrer Theorie 
angeführt werden, seien hier kurz einige erwähnt. Wachstum kann 
nicht durch Reize entgegengesetzter Art erzeugt werden, doch können 
beide Reizarten Hemmungen zerstören. Man kann sich nicht vor- 
stellen, daß ein einmaliger Reiz länger dauernde Gewebswucherung 
erzeugt; andererseits kann er aber Hemmung vernichten und damit 
einen dauernden Zustand der Wucherung herbeiführen. 

Zellen im Zustande der Reizung sind im allgemeinen minder- 
wertig, nicht höherwertig; Degenerationen werden oft bei ihnen 
beobachtet. 

Die zerstörten Hemmungen werden bei normalen Zellen wieder- 
hergestellt, nicht aber bei Geschwulstzellen. Das dauernd beschleu- 
nigte Wachstum charakterisiert die Zelle der bösartigen Greschwulst ; 
bei den anderen Zellen kommt es, wenn vielleicht auch zeitweise die 
Hemmungen verloren gingen, schließlich doch zu ihrer Restitution 
und damit zum Abschluß des Wachstumsprozesses. 

Jede Zelle hat normalerweise ein hohes Maß von Anpassungs- 
fähigkeit an Reize, ein zweiter Reiz muß erheblich stärker sein als 
der erste es war, wenn er denselben Effekt haben soll wie dieser. 
Deshalb pflegen auch dicht nebeneinanderliegende Zellen desselben 
Organismus nicht gegenseitig zur Wucherung anzuregen. 

Die bösartigen Geschwülste wachsen von innen heraus, nicht 
durch Apposition. Sie entstehen dort, wo das Gewebe irgendwie 
verändert, gealtert oder noch wenig differenziert ist. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 97 


Noch niemals ist ein bestimmter Parasit als Erreger von bös- 
artigen Geschwülsten mit Sicherheit nachgewiesen worden. 

Das Buch, das weit mehr des Interessanten enthält, als hier an- 
gedeutet werden konnte, sei allen, die sich mit diesen Fragen 
beschäftigen, zum Studium empfohlen. W. v. Brunn (Rostock). 





4) F. Sanfelice. Über die Wirkung der löslichen Produkte 
der Blastomyceten in bezug auf die Ätologie der malignen 
Geschwülste. 

(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 166.) 


Im Verfolg seiner früheren Arbeiten über Blastomyceten hat Verf. 
umfangreiche Versuche an Hunden und Katzen angestellt mit intra- 
peritonealer, intravenöser, subkutaner und intratrachealer Einführung 
von Hefeprodukten; und zwar nahm er Kartoffelkulturen, die mehrere 
Monate lang in verschlossenen Röhrchen aufbewahrt waren. Die 
Hefen lassen ihre löslichen Produkte in den Nährboden eindringen, 
ohne daß sie selbst dazu die Fähigkeit haben, so daß man also leicht, 
wenn der Hefebelag fortgenommen wird, mit den zerkleinerten Kul- 
turen zusammen die löslichen Produkte dem Tierkörper einverleiben 
kann. Die Hefen waren aus einer Eierstocksgeschwulst des Hundes 
und aus dem Eiter isoliert, der sich um ein Geschwulststück herum 
gebildet hatte, das von dem Vorhautsarkom eines Hundes stammte 
und einem Kaninchen in das Unterhautzellgewebe transplantiert war, 
wobei allerdings nichts davon verlautet, daß in der primären Ge- 
schwulst Hefezellen gefunden wurden. 

Fast alle Versuche fielen positiv aus. Verf. bildet eine Reihe 
der experimentellen Geschwülste zum Teil in natürlicher Größe ab. 
Primäre Geschwülste fanden sich im Bauchfell, Netz, den Lungen 
(bei intratrachealer Impfung), dann Metastasen in Leber, Lungen, 
Lymphdrüsen usw. Es zeigte sich teils ein endotheliomatöser Bau, 
aber mit deutlichen Cystenbildungen, sowohl in den primären, als in 
den als Metastasen angesprochenen Geschwülsten, teils eine an echte 
Karzinome, Adenokarzinom und Epithelialkrebs erinnernde Struktur. 
Vor allem gelang Verf. auch die Hervorrufung eines typischen Vor- 
hautsarkoms beim Hunde durch subkutane Injektion der Hefeprodukte 
dortselbst. 

Daß seine Geschwülste keine Granulationsgeschwülste darstellen, 
dafür spricht dem Verf. zunächst die Homogenität der an Kern, wie 
an Zellkörper einander völlig ähnlichen Zellelemente, das Fehlen 
weißer Blutkörperchen und von Fibrin, die Übereinstimmung der 
Metastasen mit der Hauptgeschwulst, die ÜOystenformation usw. 
Jedenfalls kommt er zu dem Ausspruch: »Es gibt nur zwei Auswege, 
entweder weist man diese pathologischen Prozesse der experimentellen 
Onkologie zu, oder man schiebt ein neues Kapitel pathologischer 
Anatomie ein, wo sie ein Plätzchen finden. Die anatomischen Patho- 

4** 


98 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


logen haben das letzte Wort zu sagene. Dem möchte sich auch Ref. 
anschließen, Nachuntersuchungen sind auf jeden Fall nötig. 

Als Schlußsätze führt Verf. die folgenden an: 

1) Die Zellen des Organismus reagieren gegen die Wirkung der 
löslichen Produkte der Blastomyceten, indem sie sich unter Wandlung 
von Form und Funktion (Anaplasie) vermehren und lokale Bildung 
eines neoplastischen Gewebes veranlassen. Ausgelöste Bestandteile 
des letzteren können auf dem Wege der Lymph- und Blutgänge sich 
in beliebiger Entfernung auf den Organen niederlassen und hier neues 
Gewebe aufbauen, identisch von Struktur mit dem Gebilde, von dem 
sie ausgingen. 

2) Dieses Faktum bildet den Grundstein der Differentiation der 
malignen Tumoren von den Geschwülsten chronischer Entzündung. 
Somit müssen durch Sproßhefen hervorgerufene Veränderungen der 
Klasse der echten Neoplasien zugeteilt werden. Goebel (Breslau). 





5) E. Schümann. Über die Entstehung bösartiger Neu- 


bildungen auf der röntgenbestrahlten Haut. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 4.) 

Verf. stellt aus der Literatur eine Reihe von Fällen zusammen, 
bei denen nach Röntgenbestrahlung entweder der gesunden oder der mit 
Dermatosen behafteten Haut ein Karzinom entstanden ist. Weiterhin 
behandelt er das Röntgenkarzinom als Gewerbekrankheit. Es ent- 
wickelt sich bei Röntgentechnikern auf der Basis einer Bestrahlungs- 
dermatitis und ist in eine Linie mit dem Schornsteinfeger- und 
Paraffinarbeiterkrebs zu stellen. S. veröffentlicht drei neue ein- 
schlägige Fälle, deren Krankengeschichten sehr interessant sind. Er 
stellt fest, daß auf Grund des vorhandenen Materials als Vorbedingung 
für die Entstehung eines Röntgenkarzinoms eine sehr erhebliche und 
lang fortgesetzte Bestrahlung erforderlich ist. Die Grundlage bildet 
eine chronische Röntgendermatitis mit Neigung zu Hyperkeratosen, 
Pigmentierungen, Schrunden und Warzenbildung. Das jugendliche 
Alter, das gegen Hautkrebs sonst immun zu sein pflegt, ist am 
Röntgenkarzinom stark beteiligt. Als Ursache sieht Verf. nicht die 
durch Gefäßobliteration hervorgerufene schlechtere Ernährung der 
Zellen, sondern den intensiven Epithelreiz an. Die Malignität des 
Röntgenkrebses ist verschieden; sehr oft ist starkes Wachstum zu 
beobachten. Die Therapie ist eine chirurgische. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


6) K. Vignolo-Lutati. Über die Atrophia maculosa cutis. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft. 7.) 

Der Verf. gibt eine Zusammenstellung der als makulöse Atrophie 
publizierten Fälle, beschreibt zwei eigene Beobachtungen auch histo- 
logisch und kommt nach einer genauen Analyse des bekannten Ma- 
terials zu dem gewiß berechtigten Schluß, daß die sog. Atrophia 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 99 


maculosa cutis kein selbständiger Krankheitstypus ist, sondern sehr 
verschiedene Arten aufweist. Jadassohn (Bern). 


7) M. Grasmann. Versuche über Händedesinfektion unter 
besonderer Berücksichtigung der von Heusner empfohlenen 
Jodbenzinmethode. (Aus der chirurgischen Abteilung des 


städt. Krankenh. München r. d. Is., Hofrat Dr. Brunner.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42 u. 48.) 

Die Untersuchungen ergaben folgendes: Die Händedesinfektions- 
methode mit der Alkohol-Ather-!/, igen-Salpetersäuremischung nach 
Schumberg ist zwar eine sehr einfache, schnelle und schonende, 
aber hinsichtlich des Desinfektionseffektes weit hinter den anderen 
Methoden zurückbleibend.. Die modifizierte Fürbringer’sche ist 
umständlich, greift die Hände sehr an, ergibt aber gute Resultate, 
wie sie auch der Händewaschung mit Sublaminalkohol nach Engels 
nachzurühmen sind. Noch bessere erreicht man mit dem Jodbenzin 
nach Heusner; die Hände vertrugen dieses besser, als die Bürstung 
oder Abreibung mit Sublaminalkohol, der stark reizend wirkt. Letztere 
Methode mit Jodbenzin ist einfach, einheitlich und nimmt nicht viel 
Zeit in Anspruch: nur die Feuergefährlichkeit des Benzins ist bedenk- 
lich. G. empfiehlt deshalb die Anwendung des nicht brennbaren und 
nicht explodierenden mit O,1%igem Jod vermischten Benzinoforms, 
das für die Haut reizlos ist und eine violette Flüssigkeit darstellt; sein 
Preis (Marke chemische Fabrik Griesheim-Electron) ist der gleiche 
wie der des Benzins der Pharmakopoe. Kramer (Glogau). 





8) R. Emmerich (München). Die Pyocyanase als Prophy- 

laktikum und Heilmittel bei bestimmten Infektionskrank- 

heiten. I. Die Behandlung der Diphtherie mit Pyocyanase. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 45 u. 46.) 

Die Pyocyanase ist ein in Pyocyaneuskulturen gebildetes bakterio- 
lytisches Enzym, welches in Lösung nicht nur die Zellen des Bazillus 
pyocyaneus, sondern auch Diphtherie-, Cholera-, Typhus-, Pest- und 
Milzbrandbazillen, sowie die Strepto-, Staphylo-, Gono- und Meningo- 
kokken in kurzer Zeit abtötet und auflöst und dadurch in der kau- 
salen Therapie der genannten Infektionskrankheiten vielleicht eine 
hervorragende Rolle spielen könnte. E. hat zunächst in Experimenten 
die Wirkung der Pyocyanase auf Diphtheriebazillen studiert und 
sodann auch am Menschen den raschen Erfolg und die Zuverlässigkeit 
der Behandlung der Diphtherie mit mehrmals am Tage und in der 
Nacht erfolgendem Aufstäuben von 3—4 ccm erwärmter Pyocyanase auf 
die Rachenorgane festgestellt. Der Erfolg wird bedingt durch die bak- 
terizide und entwicklungshemmende Wirkung auf die Diphtheriebazillen 
und Strepto- und Staphylokokken, durch die Bindung des Diphtherie- 
giftes, durch die Auflösung der Membranen und durch eine spezifische, 


x 


100 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


die Restitution der Schleimhaut unterstützende, vielleicht chemotak- 
tische Wirkung. Die Ergebnisse der von E. schon im Jahre 1900 
begonnenen Behandlung sind auch durch Pfaundler und Zucker 
zum großen Teil bestätigt worden. Eine Reihe von lesenswerten 
Krankengeschichten, besonders schwerer septischer Diphtheriefälle, in 
denen die Gefahr rasch beseitigt wurde, illustrieren die erreichten 
Resultate. Kramer (Glogau). 





9) L. Wrede. Die Stauungsbehandlung akuter eitriger In- 
fektionen. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft.2 u. 3.) 

Verf. beginnt seine umfangreiche Arbeit mit einem theoretischen, 
kritischen Teil. In demselben geht er scharf mit Bier’s Anschau- 
ungen über Wert und Wirkungsart seiner Stauungsbehandlung ins 
Gericht. Er wendet sich vom Standpunkte des Naturwissenschaftlers 
dagegen, daß Bier Ausdrücke gebraucht, welche auf die Annahme 
einer bewußten Zweckmäßigkeit der Natur hinzudeuten scheinen. Ref. 
möchte annehmen, daß ein naturwissenschaftlicher Forscher wie Bier 
ernstlich von einer derartigen Anschauungsweise frei ist, und daß es 
sich bei solchen Außerungen nur um ein Urteil über die Folgen ent- 
zündlicher Prozesse für das betroffene Subjekt, nicht um die Wieder- 
aufnahme eines veralteten Prinzips spekulativer Betrachtungsweise ge- 
handelt hat. W. erhebt Widerspruch dagegen, daß venöse Stauung 
und Stromverlangsamung ohne weiteres als die natürlichen Kampf- 
mittel des Körpers bei akuten eitrigen Infektionskrankheiten angesehen 
werden dürfen, und daß es begründet sei, in der künstlichen Vermeh- 
rung der Stromverlangsamung einen Vorteil zu erblicken. Aus den 
klinischen Tatsachen, die er seiner eigenen Beobachtung, wie den in 
der Literatur publizierten Erörterungen und Fällen entnimmt, scheint 
ihm hervorzugehen, daß auch eine Virulenzabschwächung ebensowenig 
wie eine Baktericidie weder mit irgendwelcher Sicherheit, noch in ge- 
steigertem Maße durch die Staubehandlung zustande kommt. Die 
Arbeiten, die dies zu beweisen vorgeben, beruhen seiner Ansicht nach 
auf fehlerhafter Anlage oder falschen Schlüssen. Für wichtig hält er 
es, daß seiner Ansicht nach der Erweis dafür erbracht ist, daß das 
Bier’sche Stauungsverfahren die Resorption der Entzündungsstoffe 
fördert, und daß die resorbierten Entzündungsstoffe Schädigungen in 
parenchymatösen Organen, wie Herz, Leber, Nieren, hervorrufen 
können, abgesehen davon, daß infolge davon gelegentlich auch Meta- 
stasen auftreten. Die kleinen Einschnitte, welche Bier früher befür- 
wortet hat, verdammt Verf. Er konstatiert, daß Bier bezüglich dieses 
Punktes in seiner neuesten Veröffentlichung praktisch die weitesten 
Zugeständnisse gemacht hat. Wenn W. dagegen meint, daß damit 
viel von dem Nimbus der neuen Lehre fortfällt, so werden ihm wohl 
viele nicht beistimmen, die es als ein großes Verdienst Bier’s an- 
sehen, daß man heute allgemein gelernt hat, auch bei entzündlichen 
Prozessen schonsamer vorzugehen. Ebensowenig wird man wohl W.’s 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 101 


Außerung beipflichten, daß Bier’s Erklärung über die Wirkungsweise 
seiner Methode darauf hinauskomme: »Stauungshyperämie wirkt durch 
Hyperämie!<e Derartige verletzende Bemerkungen sind jener Urteils- 
äußerung nahe verwandt, welche Bier im Gegensatz zur Ansicht 
seiner Fachkollegen alles Verdienst an der Rückenmarksanästhesie ab- 
sprechen. Sie gehören nicht mehr in das Gebiet der Kritik. Ref. 
glaubt allgemeiner Zustimmung sicher zu sein, wenn er verlangt, daß 
man Bier, welchem unser Fach mehr Anregung und Fortschritte ver- 
dankt, als irgendeinem, mit der Wertschätzung und Anerkennung be- 
gegnet, welche ein hervorragender Forscher verdient. An dieser For- 
derung kann auch die Einsicht nichts ändern, daß Bier’s Lehren wie 
diejenigen anderer Meister unserer Wissenschaft des Ausbaues und 
der Korrektur bedürfen. 

W. ist, wie nach seinen theoretischen Erörterungen zu erwarten 
ist, von der Bier’schen Stauung nicht befriedigt. Wohl erkennt er 
einzelne gute Erfolge an, aber er schränkte ihren Wert dadurch ein, 
daß er sie entweder als leichte Infektionsfälle ansieht oder der Mei- 
nung Ausdruck gibt, daß sie wahrscheinlich auch gerade so rasch und 
so gut nach der alten Behandlungsmethode geheilt worden wären. In 
einzelnen Fällen seines Materials glaubt er direkt mit der Staumethode 
schwere Mißerfolge erzielt zu haben, sei es, daß es zur Amputation 
von Extremitäten kam oder die Pat. gar septisch zugrunde gingen. 
Er verwirft die »blendende Hypothese von der Nützlichkeit der Ent- 
zündung«. Man habe die letztere gar nicht nötig, wenn man sie nach 
dem alten Verfahren ausschalte. »Das Schlagwort« von den kleinen 
Inzisionen sei trügerisch in allen schweren Fällen. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 





10) Pusey. The use of carbon dioxid snow in the treatment 
of nevi and other lesions of the skin. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 16.) 


Verf. bediente sich bei einer Reihe von Fällen mit Erfolg der 
flüssigen Kohlensäure zur Beseitigung von Hautkrankheiten. 

Auffallend ist der durch Photogramme illustrierte Erfolg, den er 
durch Beseitigung eines großen Naevus pigmentosus pilosus mit 
Kohlensäure erzielte. Das Mal betraf die linke Stirnseite und fast 
die ganze linke Wange einer jungen Dame und wurde bis auf ein- 
fache, zart pigmentierte Flecke ganz ohne Narbenbildung entfernt. 
Ebenso gelang die Entfernung eines Naevus, der das ganze untere 
Augenlid ergriffen hatte. 

Verschiedene Pat. mit Naevus vasculosus wurden schnell völlig 
geheilt. Bemerkenswerte Erfolge hatte Verf. bei der Behandlung des 
Lupus erythematosus, nicht aber beim Lupus vulgaris; dafür wirkt das 
Verfahren nicht tief genug. 

Im allgemeinen genügt es, die zu behandelnde Hautpartie 10 bis 
30 Sekunden im gefrorenen Zustande zu erhalten. Es kommt dann 


102 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


zur Blasenbildung; die Blase trocknet ein, und die entstandene Kruste 
verschwindet in 10 Tagen, ohne Narbenbildung zu hinterlassen. Setzt 
man das Verfahren 50 Sekunden fort, dann kommt es zu Gangrän. 
Genügt die einmalige kürzere Sitzung nicht, dann kann man sie ein- 
oder mehrmal wiederholen. W. v. Brunn (Rostock). 


11) Forsyth. The relation between the thyroid and para- 
thyroid glands. 
(Brit. med. journ. 1907. November 23.) 

Sandström lehrte 1882, daß die Parathyreoiddrüsen nur Reste 
embryologischen Gewebes und ohne wesentliche Bedeutung seien; 
Gley stellte sie 1892 auf Grund von Tierexperimenten als lebens- 
notwendige Organe hin. Zwischen diesen beiden Theorien hat auch 
die neueste Forschung noch keine Entscheidung getroffen. 

F. hat sich nun an der Hand von Untersuchungen an über 
50 menschlichen Leichen und über 70 verschiedenen Tieren eine eigene, 
seiner Meinung nach den Streit entscheidende Ansicht gebildet. Da 
es unmöglich ist, infolge der großen Ungesetzmäßigkeit der Para- 
thyreoiddrüsen an Zahl und Lage, mit Sicherheit alle Drüsen operativ 
ohne Schilddrüse und selbst mit ihr zu entfernen, so sind alle Schluß- 
folgerungen aus solchen operativen Ergebnissen sehr angreifbar. Auf 
der anderen Seite fehlt zur Bekräftigung und Annahme der Sand- 
ström’schen embryologischen Theorie die Erfüllung zweier For- 
derungen: es konnte nicht nachgewiesen werden, daß die Para- 
thyroiddrüsen dem embryologischen Schilddrüsengewebe gleichartig 
seien, ebensowenig konnten Anzeichen dafür gefunden werden, daß das 
Paratbyreoidgewebe im Schilddrüsengewebe sich umwandelt, oder daß 
UÜbergangsformen bestehen. 

F.’s eigene Ergebnisse sind: die Parathyreoiddrüsen sind kein 
embryologisches Gewebe, sondern besitzen aktive Sekretion. Der ab- 
gesonderte Saft ist vom Schilddrüsenkolloid nicht zu unterscheiden: 
funktionell sind Parathyreoid- und Thyreoidgewebe sich gleich; ihre 
histologischen Unterschiede sind abhängig von der Stärke der Se- 
kretion und der Lymphdrainage beider Drüsen. Weber (Dresden). 


12) MacCallum, Thomson and Murphy. Tetany after 
parathyroidectomy in herbivora. 
(Bulletin of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 
Bei der weiten Verteilung des Parathyreoidgewebes bei Herbivoren 
ist es ungewöhnlich schwierig, wirklich alles zu entfernen. 
Gelingt dies aber, dann kann man auch mit Sicherheit den Aus- 
bruch heftiger Tetanie erwarten. W. v. Brunn (Rostock). 








13) Estes and Cecil. The relation of iodine to the parathyroid. 
(Bulletin of the Johns Hopkins. hospital 1907. September.) 

Die Verff. haben die Parathyreoidea bei 2 Hunden, 6 Kühen, 

3 Pferden, 2 Schafen und 4 Menschen nach dem Baumann’schen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4, 103 


Verfahren auf J odgehalt untersucht und sind zu dem Ergebnis gelangt, 
daß Jod in diesem Organ so gut wie niemals vorhanden ist. War es 
wirklich einmal nachzuweisen, dann war die Menge so minimal, daß 
Jod für die Funktion des Organs unmöglich irgendwelche Bedeutung 
haben kann. W. v. Brunn (Rostock). 





14) R. Haecker. Experimentelle Studien zur Pathologie und 
Chirurgie des Herzens. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hit. 4.) 

Die Versuche des Verf.s sind meist an Hunden ausgeführt wor- 
den. Zur Freilegung des Herzens hat er sich des Interkostalschnittes 
bedient, der ihn genügend Zugang verschaffte. Zur Vermeidung des 
Pneumothorax wurde das Sauerbruch’sche Unterdruckverfahren an- 
gewendet, das eine Veränderung des Blutdruckes nach Eröffnung der 
Brusthöhle nie zustande kommen ließ, während an den beigegebenen 
Kurven ersichtlich ist, daß beim Sinken des Minusdruckes in der 
Kammer eine Steigerung des Blutdruckes eintrat. Die Versuche an 
Stich- und Schußverletzungen des Herzens ergaben, daB die Blutung 
aus demselben systolisch erfolgt, und daß sie in dem Maße nachläßt, 
wie die Lunge zusammensinkt, was durch Wiederherstellung des 
Atmosphärendruckes einfach zu erzielen war. Den Unterschied in 
der Stärke der Blutung bei geblähter und kollabierter Lunge muß 
man wohl so erklären, daß die zusammengesunkene Lunge infolge der 
Gefäßerweiterung mehr Blut aufnimmt und dasselbe langsamer dem 
linken Ventrikel zuführt. Der Pneumothorax, welcher so als 
angesehen werden müßte, wirkt aber bei längerem Fortbestehen schäd- 
lich und führt zum Herzstillstand. Er muß deshalb beseitigt werden. 
Immerhin ist es aber von Vorteil, daß man in der pneumatischen 
Kammer Variationen der Lungenblähung anbringen kann. Bemerkens- 
wert ist, daß die Nahtanlegung bei kollabierter Lunge leichter war, 
da das Herz in diesem Falle schlaffer und weicher wurde. Zweck- 
mäßig ist es, das Herz bei 3—4 mm Hg, resp. etwas mehr 
Unterdruck bei größeren Tieren freizuliegen. Erst nach Anlegung 
der Naht wurde derselbe auf 8 mm erhöht, wodurch die oft darnieder- 
liegende Herztätigkeit sich rasch erholte. Für die Naht empfiehlt H. 
Catgutknopfnähte. Sie sollen nur Epi- und Myokard fassen. In der 
Ausschaltung des Pneumothorax bei Herzoperationen sieht er neben 
den sonstigen Vorteilen eine wesentliche Verminderung der Infektions- 
gefahr für die Pleura, die bei Tieren sehr leicht den Tod verschuldet. 
Das temporäre Abklemmen der Vena cava superior und inferior zu 
vorübergehender Blutstillung wurde bei Abbindung beider Gefäße zu 
gleicher Zeit bis zu 10 Minuten, bei Abklemmung nur einer Vene bis 
zu vielen Stunden vertragen. Nachdem sich Verf. an einigen Ver- 
suchen überzeugt hatte, daß man mittels der Abklemmungsmethode 
fast blutleer am Herzen operieren kann, ohne dasselbe zu schädigen, 
glaubt er, daß durch dies Resultat auch größere Operationen am 
Herzen, z. B. bei Fremdkörpern in demselben, eine günstige Perspek- 


104 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


tive eröffnet wird. Die eigenen Fremdkörperversuche, die H. durch 
Einbringen von stechenden, spitzen Körpern und von Kugeln in die 
Herzhöhlen vorgenommen hat, ergaben, daB das Schicksal derselben von 
ihrer Form und Größe abhängt. Nadelförmige Gebilde dringen in die 
Wandung ein; an den Teilen, die in die Hohlräume hineinragen, 
kommt es zu Thrombenbildung. Nicht nadelförmige Körper werden 
vom Blutstrom fortgerissen in die Lungenarterie, in die Bauch- 
aorta usw., je nachdem sie in die rechte oder linke Herzhälfte ein- 
geführt werden. Jedenfalls können Fremdkörper auch ohne Störung 
für den Organismus einheilen. 

Weiterhin ist es dem Verf. im Verlaufe seiner äußerst interessanten 
Experimente gelungen, unter Anwendung der Blutleere Stücke aus 
der Herzwand auszuschneiden, und zwar in großer Ausdehnung. Er 
fand dabei eine Stelle, vielleicht an der linken Atrioventrikulargrenze, 
deren Verletzung sofortigen Herzstillstand verursacht.. Auch Klappen- 
fehler und andere anatomische Schädigungen hat er bei einer größeren 
Zahl von Tieren zustande gebracht. Verf. glaubt wohl mit Recht, 
daß die Resultate seiner umfangreichen Arbeit die menschliche Herz- 
chirurgie um einen weiteren Schritt vorwärts bringen werden. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


15) C. E. McGirk. Enuresis in the female due to phimose. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. November.) 

Bei kindlichen und erwachsenen Angehörigen des weiblichen Ge- 
schlechts will Verf. als Ursache langdauernder und hartnäckiger 
Enuresis eine Phimose durch Verwachsungen zwischen Präputium 
und Clitoris gefunden haben. Dieser pathologische Zustand bedinge 
durch behinderte Erektionsmöglichkeit der Clitoris oder durch Irrita- 
tion infolge von Smegma einen ständigen Reiz, der auf dem Wege 
` des N. pudendus und der sympathischen Nerven zum Miktionszentrum 
des Rückenmarkes geleitet werde und hier die unfreiwillige Harnent- 
leerung auslöse. In anderen Fällen käme es durch den genannten Reiz 
zu Hysterie, Nymphomanie, Masturbation, Chorea, Pruritus vulvae, 
Vaginitis. 

In neun Fällen von sog. weiblicher Phimosis hat nun Verf. die 
Zirkumzision bzw. Lösung des Präputiums der Clitoris vorgenommen 
und dadurch die langdauernde lästige Enuresis beseitigt. Beachtens- 
wert erscheint der Umstand, daß das Leiden in zwei Fällen Mutter 
und Kind betraf, und daß drei von vier Müttern Kinder mit ähn- 
lichen Anomalien geboren hatten. Strauss (Nürnberg). 





16) Dsirne. Kryoskopie und funktionelle Nierendiagnostik. 
(Chirurgia 1907. Nr. 122. [Bussisch.)) 

Nach kurzer historischer Einleitung bringen die Ausführungen 
eine sachliche Kritik der auf dem Gebiete der funktionellen Nieren- 
diagnostik auseinandergehenden Meinungen. D. schließt sich ganz 
Kümmell an, in dessen Institut die vorliegenden Untersuchungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 105 


stattgefunden haben. Das Schwergewicht der Ausführungen' verlegt 
D. auf die Fragen der Technik bei der Kryoskopie, indem er mit 
Recht betont, daß nur eine einwandsfreie Technik, die erst nach vielen 
Dutzenden von Bestimmungen erreicht werden kann, maßgebend ist. 
Ferner bringt D. eine Reihe von wichtigen Kleinigkeiten aus der 
Technik, die für das Resultat der Untersuchung entscheidend sein 
können. 

Im übrigen steht er ganz auf dem Standpunkte der Autoren, die 
der Kryoskopie nur dann eine entscheidende Bedeutung beimessen, 
wenn alle anderen Untersuchungsmethoden im Stiche gelassen haben. 

Die Arbeit ist ein warmer Appell an die russischen Kollegen, die 
Vorteile der Methode sich zu Eigen zu machen. 





Oettingen (Berlin). 


17) @G. Ekehorn. Beiträge zur Kenntnis der Wachstums- 
topographie der Tuberkelbakterien in der Niere bei tuber- 
kulöser Nephritis. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 4.) 

E. konstatiert, daß man oft in frischen Fällen von Nierentuber- 
kulose mit unbedeutender Eiterung groBe Mengen von Tuberkelbazillen 
findet, daB dagegen in alten Fällen mit starker Eiterung nur wenig 
Bazillen zu sehen seien. Ferner ist ihm aufgefallen, daß die Tuberkel- 
bazillen oft in großen Kolonien angehäuft sind in Anordnungsformen, 
die darauf schließen lassen, daß sie sich in einem freieren Zustande 
gebildet haben müssen analog den Verhältnissen, unter denen das 
Bakterium auf der Oberfläche eines halbfesten artefiziellen Nährmittels 
wächst. Die Untersuchungen des Verf. an exstirpierten Nieren, die 
stets sofort nach der Operation vorgenommen wurden, ergaben inter- 
essante Aufschlüsse über diese eigenartigen Erscheinungen. Sie zeigten, 
daß die vielen Bakterien von Vegetationen in den ulzerierten Papillen- 
spitzen herrührten, so daß es einleuchtet, daß bei beginnenden Fällen 
auch schon ein ergiebiger Bakterienbefund möglich ist. Ebenso ist 
es klar, daß der Bakteriengehalt während verschiedener Perioden der 
Krankheit verschieden sein kann, je nachdem neue Partien der Papillen- 
spitzen ergriffen werden und der Nekrose anheimfallen. Auf Grund 
der Beschaffenheit des Urins lassen sich auch gewisse Wahrschein- 
lichkeitsschlüsse auf den Zustand der Niere ziehen. Findet man z. B. 
im Urin Bakterien in großen Haufen oder Kolonien, so kann man 
schon auf Grund hiervon sagen, daß sie von einer der Nieren her- 
kommen, da es bisher nicht beobachtet wurde, daß sie von der Ober- 
fläche der Blase oder der Harnleiter stammen können. Die Partie 
der Niere, von welcher sie kommen, ist mit Wahrscheinlichkeit als 
im Zustand der Nekrotisierung befindlich anzunehmen. Reichlicher 
Eitergehalt mit geringer Bakterienzahl spricht für eine ältere Kaverne 
mit sklerotischen Wänden; unbedeutende Eitermengen lassen selbst 
bei starkem Bakteriengehalte darauf schließen, daß keine größere 
Nierenpartie in Zerfall begriffen ist. E. Siegel (Frankfurt s. M.). 





106 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


18) W. Röpke. Die Folgen der Nephrotomie für die mensch- 
liche Niere. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 3.) 

Die Frage, ob Inzisionen in das Nierengewebe ausgedehntere 
Schädigungen des Parenchyms über das Inzisionsgebiet hinaus veran- 
lassen oder nicht, ist bisher bloß durch das Tierexperiment geprüft 
worden. Verf. hat zu näherer Klarlegung Fälle aus der Literatur 
neben einem eigenen zusammengestellt, an denen eine Möglichkeit vor- 
lag, Studien über die genannte Frage anzustellen. Er glaubt auf 
Grund des vorliegenden Materials mit Langemak den Sektionsschnitt 
der Niere nicht als harmlosen Eingriff ansehen zu dürfen. Der 
Sektionsschnitt sowohl wie alle anderen beliebigen Schnitte haben 
Infarktbildung im Gefolge. Das vorliegende Material genügt nach 
Verf.s Ansicht aber nicht, den Sektionsschnitt im allgemeinen als so 
folgenschwer hinzustellen wie es Langemak und Hermann getan 
haben. Die Schnittrichtung beeinflußt die Größe der Infarktbildung. 
Inwieweit man aber nach Zondeck’s Untersuchungen mit dessen 
dorsal gelegenem Sektionsschnitt bei pathologischen Nieren eine aus- 
gedehntere Gewebsschädigung vermeiden kann, dazu sind noch weitere 
Untersuchungen erforderlich. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


19) Krymoff. Zur Technik der Nephrotomie. 
(Chirurgia 1907. Nr. 131. [Russisch.)) 

Eine umfangreiche Experimentalstudie, die sich mit den Ver- 
schlußmethoden der durchschnittenen Niere beschäftigt. Es sollte die 
Frage beantwortet werden, ob Catgut oder Seide das geeignetere 
Nahtmaterial wäre, ferner die Frage, ob durch das Parenchym oder 
nur durch die Kapsel genäht werden solle, und schließlich tritt K. 
der Frage näher, ob die Vereinigung der Nierenhälften ohne Naht 
durch Anlegung einer besonders konstruierten Nierenklammer zu er- 
reichen ist, die, 12—24 Stunden liegen bleibend und dann vorsichtig 
entfernt, jede Naht ersetzen soll. 

K. operierte an Hunden zunächst einseitig nach einer Methode, 
nach Wochen würde an der anderen Seite eine andere Methode ver- 
sucht. Schließlich wurden die Hunde getötet. und makroskopische 
sowie mikroskopische Untersuchungen an den Nieren vorgenommen. 
(Übrigens bemerkt Verf. kurz, daß er bei der zweiten Operation regel- 
mäßig an der anderen Niere eine kompensatorische Hypertrophie fand, 
die in einigen Fällen in der Folge zurückging.) Die Resultate lassen 
sich im wesentlichen folgendermaßen zusammenfassen: In allen Fällen, 
wo — mit Seide oder mit Catgut — durch das Parenchym genäht 
worden war, zeigt die Niere an den Nahtstellen die typischen narbigen 
Einziehungen bis tief in das Parenchym hinein. Mikroskopisch war 
zwischen dem mit Catgut und dem mit Seide genähten Gewebe ein 
wesentlicher Unterschied bemerkbar; die Umgebung des in Resorption 
begriffenen aufgequollenen Catguts ist dicht angefüllt mit »lymphoiden 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 107 


Elementen«, die bis in den Faden hineindringen, diesen auflösend. 
Nach erfolgter Auflösung bildet sich an Stelle der Naht eine zarte 
fibröse Narbe. K. beschreibt diesen Vorgang als »typisches Bild 
aktiver Gewebstätigkeit«, die einen funktionell möglichst geringen 
Defekt hinterläßt. 

Anders wo das Parenchym mit Seide genäht wurde. Hier bietet 
sich mikroskopisch das »Bild passiver Gewebstätigkeit«, indem das 
Gewebe durch Abkapselung des Fadens diesen gewissermaßen zu iso- 
lieren versucht. Allerdings ist auch hier der Faden mit Granulations- 
gewebe umgeben, doch ziehen von dort in weiterer Ausdehnung binde- 
gewebige Züge in die Tiefe des Organes; dieses wird durch den 
Fremdkörper in jeder Beziehung viel intensiver gereizt und zur Reak- 
tion gezwungen. Das Schlußresultat ist eine viel ausgedehntere Narbe, 
in deren Mitte der Faden liegen bleibt. 

Zu dieser Versuchsreihe bemerkt K. noch, daß er in drei Fällen 
Infarkte feststellen konnte, die auf das Nähen mit scharfer Nadel 
zurückzuführen seien; diese stechen wichtige Gefäße an, und deshalb 
sei, wo das Parenchym genäht werden soll, nur die stumpfe und 
gerade Nadel anzuwenden. 

In der dritten Versuchsreihe nähte K. nur die fibröse Kapsel mit 
fortlaufender Naht. Das erste in die Augen springende Symptom war 
eine nach der Operation bis zu 3 Tagen andauernde Hämaturie; töd- 
lich war indessen keine. 

An den nach Wochen exstirpierten Nieren fiel vor allem eine 
leichte Vergrößerung auf und zugleich das Fehlen der bei der 
Parenchymnaht typischen Buckelung. Die Vergrößerung erklärt K. 
mit der Blutansammlung zwischen den Schnittflächen, die durch die 
Kapselnaht allein zu wenig gegeneinander komprimiert werden. Die 
Untersuchung der Nieren bot ein in zweifelhafter Hinsicht interessantes 
Bild: die Narbe bildete einen Keil, der, an der Kapsel am breitesten, 
in der Rindenzone schmäler werdend, in der Markregion ganz zart 
und schließlich bei den Kelchen kaum bemerkbar war. Ferner war 
in die Augen springend, daß die Narbenbildung an beiden Schnitt- 
hälften ungleich entwickelt war, und zwar in dem Sinne, daß jedes- 
mal die vordere Nierenhälfte eine bedeutend stärkere Bindegewebs- 
entwicklung zeigte. Auf den mikroskopischen Schnitten gab das ein 
ganz eigentümliches Bild, auf dem vordere und hintere Nierenhälfte 
sofort unterschieden werden konnten. 

Schließlich verdient der Versuch, die Niere ohne Naht mittels 
einer eigens dazu gebauten Klammer (Instrumentenmacher Schwabe 
in Moskau) zu schließen, wegen der Neuheit Interesse. Die Klammer 
ist nierenförmig gebaut, wird doppelseitig unter leichter Kompression 
angelegt und bleibt bis 24 Stunden liegen. Nach Abnahme der 
Klammer trat nie eine Blutung auf, die leichten Druckmarken auf der 
Niere verschwanden in allen Fällen in kürzester Zeit. 

Die makroskopische und mikroskopische Untersuchung zeigte nun, 
daß die Nieren sich von denen der vorigen Gruppe nur in einem 


108 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


Punkte unterschieden: die Narbe war nicht keilförmig, sondern gleich- 
mäßig, zart, das Parenchym war nur wenig verändert, und die vordere 
Seite der Niere zeigte nicht die erhöhte Vernarbung wie bei der 
vorigen Untersuchungsreihe. 

Die Schlüsse, die K. aus seinen sehr sorgfältigen Untersuchungen 
zieht, lauten: Nach der Nephrotomie soll die Vernähung der Kapsel 
als das Normalverfahren gelten. Wünschenswert sei die Nachprüfung 
seines Nierenkompressionsapparates, der nach seiner Erfahrung an 17 
operierten Hunden ausgezeichnete Resultate gibt. 

12 gute Abbildungen, darunter die Klammern, sind der Arbeit 
beigefügt. Oettingen (Berlin). 


— — — — 


20) Riedel. Über die verschobene, an falschem Orte durch 


Verwachsungen festgelegte rechte Niere. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 41 u. 42.) 

Möglich ist, daß bei plötzlicher gewaltsamer Drehung um die 
quere Nierenachse und verharrend in dieser Stellung stürmische Er- 
scheinungen auftreten. Bewiesen ist es jedoch bis jetzt nicht. Drehun- 
gen der Niere um eine horizontale Achse verursachen für gewöhnlich 
durchaus keine stürmischen Erscheinungen. In vielen Fällen von sog. 
Einklemmungserscheinungen handelt es sich nicht um eine Wander- 
niere, sondern um eine durch Ansammlung von Flüssigkeit im Nieren- 
becken vergrößerte Niere. In einer anderen Reihe von Fällen sind 
die sog. Einklemmungserscheinungen bedingt durch verschobene, an 
falschem Orte durch Verwachsungen fest gewordene Nieren. Diese 
Anfälle verlaufen ohne Fieber, ohne Veränderungen des Urins. Das 
Leiden tritt nur bei rechtsseitiger Wanderniere auf. Bei Eröffnung 
der Bauchhöhle liegt die Niere hinter dem Duodenum seitlich am 
Wirbelkörper fest. Das Mesokolon der Flexura hepat. coli ist mit 
der unteren Leberfläche verwachsen; zuweilen die Flexur selbst. Auch 
kann die Pars pylorica ventriculi mit der Leber verkleben. Die hinter 
diesen Verwachsungen gelegene, fest fixierte, aber normale Niere im- 
poniert als Gallenblasengeschwulst und kann gelegentlich exzessive 
Schmerzanfälle und Erbrechen verursachen. Bis zu diesem höchsten 
Stadium von Verwachsungen gibt es zahlreiche Übergänge, die R. 
wiederholt gesehen hat, da er von 130 Fällen von Wanderniere 50 
gleichzeitig von vorn operiert hat. Für das Zustandekommen der 
Wanderniere hält R. nicht den Druck durch die Rockbänder, sondern 
den indirekten Druck durch die Leber für das Maßgebende, indem 
der untere Leberrand um die Querachse nach hinten gedreht wird, so 
daß er unter Umständen das frühere Lager der Niere vollständig ein- 
nehmen kann. Wird die Niere gleich mehr medianwärts verschoben, 
so gerät sie unter das Mesokolon der Flexura hepatica, drückt dies 
gegen die Unterfläche des rechten Leberlappens, so daß beide mit- 
einander verwachsen. Der Hilus rückt hinter den rechten Rand des 
Duodenum, den es nach vorn treibt und abplattet. Auch hier kommt 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 109 


es zu Verwachsungen zugleich mit der Gallenblase. Dilatatio ventri- 
culi wird erst hochgradig, wenn die Pars pylorica jenseits des Pylorus 
mit der Leber verwächst. Alle diese Verwachsungen können auch 
durch andere Umstände entstanden sein (Mesenterialperitonitis).. Die 
Beschwerden der Kranken werden bei Zunahme der Verwachsungen 
im allgemeinen größer. Die Diagnose ist oft recht schwer, besonders 
wenn keine fühlbare Geschwulst vorhanden ist, oder gleichzeitig Ikterus 
auftritt. Eine Anzahl der mitgeteilten Fälle ist unter anderer Dia- 
gnose operiert worden. Wenn die Erscheinungen von seiten des Magens 
allzu stürmisch sind, wird Lösung der Verwachsungen von vorn her 
nötig sein. In den meisten Fällen genügt die Freilegung der Niere 
von hinten und Befestigung an normaler Stelle. Zwei Pat. hat R. 
an heftigem Erbrechen bei nicht gelösten Verwachsungen verloren. 
Leider verbietet es der Rahmen eines Referates, noch weiter auf die 
äußerst interessante und lesenswerte Arbeit einzugehen. Auch die 
zahlreichen Krankengeschichten, die das Gesagte so reich illustrieren, 
können keine besondere Erwähnung finden. Der Aufsatz schafft Klar- 
heit in einem Krankheitsbilde, in dem sich Hypothesen auf Hypo- 
thesen aufbauten und wird uns um eine segensreiche Operation be- 
reichern. Borchard (Posen). 





21) Tichoff. Über Harnleitereinpflanzung in den Mastdarm. 
(Chirurgia Bd. XXII. Nr. 127. [Russisch.)) 

Eine der Indikationen ist gegeben, wenn bei Inkontinenz — be- 
sonders bei großen Blasen-Scheidenfisteln — alle anderen Maßnahmen 
versagt haben. 

T. operiert nach folgender Methode: er eröffnet den Bauch in 
der Mittellinie und verschafft sich möglichst freien Zugang zu jener 
Stelle, wo der deutlich durch das Bauchfell schimmernde Harnleiter 
aus dem großen Becken in das kleine übergeht. Das Bauchfell wird 
2 cm weit geschlitzt. Vorsichtiges Vorziehen des Harnleiters und, 
bevor die Durchschneidung erfolgt, Annähung desselben mit 2 bis 
4 Nähten an den Mastdarm an der Stelle, wo die Einpflanzung ge- 
schehen soll. Nun erfolgt die Durchschneidung des Harnleiters und, 
Versorgung des peripheren Stumpfes. Eine 1 cm lange Öffnung, die 
in die Seitenwand des Mastdarmes gesetzt wird, nimmt nun das zen- 
trale Ende des Harnleiters auf, und die Wunde im Mastdarm wird 
geschlossen, indem wie bei der Witzel’schen Gastrostomie, Etagen- 
nähte gesetzt werden. Schließlich wird das Bauchfell vor der Im- 
plantationsstelle derart geschlossen, daß diese retroperitoneal bleibt. 

T. hat 14 Fälle operiert, von denen 5 tödlich endeten; in 3 Fällen 
beschuldigt T. seine Technik, da 2mal die Fixationsnähte sich gelöst 
hatten, im 3. Falle von den Nähten her eine Peritonitis sich ent- 
wickelte. 2mal war Pyelonephritis die Todesursache, doch bestand in 
einem Falle schon vorher eine Nierenerkrankung, und Pat. wurde nur 
auf seine dringende Bitte hin operiert. 

An den Präparaten konnte T. nachweisen, daß die Verwachsung 


110 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


des Harnleiters mit der Mastdarmwand eine sehr feste ist, ohne daß 

die Durchgängigkeit des Harnleiters in irgendeiner Weise gelitten hätte. 
Der Zustand der neun anderen Pat. ist andauernd ein guter. 

Oettingen (Berlin). 


22) K. Stern (Düsseldorf). Die Behandlung der Epididymitis 
und der Bubonen mit Hyperämie. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 

S. hat mit der Stauung mittels Schlauch bei der gonorrhoischen 
Epididymitis sehr günstige Resultate gehabt; der mit Watte um- 
wickelte Gummischlauch wird oberhalb des entzündeten Hodens mäßig 
fest angelegt, wonach die spontane Schmerzhaftigkeit sofort aufhören 
muß. Der richtig liegende Schlauch wird erst nach ca. 20 Stunden 
abgenommen, nach kurzer Zeit aber erneut angelegt, so daß also eine 
Art Dauerstauung zur Anwendung kommt. Nach Beseitigung der 
Schmerzen wird nur noch kurze Zeit gestaut und dazwischen die Heiß- 
luftdusche oder ein heißer Umschlag appliziert, um die Bildung von 
Infiltraten zu verhindern oder solche zur Aufsaugung zu bringen. 
Eine Hodenatrophie als Folge dieser Behandlung hat S. nie beob- 
achtet; er hofft, daB durch diese auch die Folgen der Epididymitis 
in bezug auf die Potentia generandi günstige sein werden. 

Bei Bubonen hat sich die Behandlung mit künstlicher Hyper- 
ämie (durch Sauggläser) gleichfalls bewährt. Kramer (Glogau). 








23) ©. Philip (Hamburg). Die Anwendung von reinem 
Ichthyol bei Epididymitis gonorrhoica. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 

Das reine Ichthyol wird nach Ablauf der akuten Entzündungs- 
erscheinungen auf die erkrankte Skrotalhälfte bis über die Leisten- 
pforte dick aufgepinselt und darüber ein zusammenhängendes Stück 
Watte gelegt, die, mit dem Ichthyol verklebend, einen festen Kom- 
presivverband bildet. Der durch ein Suspensorium noch geschützte 
Verband bleibt 4—5 Tage liegen und wird nach Abwaschen erneuert. 
P. rühmt die rasche Rückbildung des Infiltrats und der Schmerzen 
unter dieser Behandlung. Kramer (Glogau). 


24) Lortat-Jacob et Laubry. Atherome experimental et 
ovariotomie. 
(Tribune med. 1%7. August 24.) 

Die Verff. stellten durch Tierversuche fest, daß Kastration deut- 
lich die Entstehung einer experimentell durch Adrenalineinspritzungen 
erzeugten Arteriosklerose begünstigt, sowohl bei männlichen wie bei 
weiblichen Tieren. Bei den ovariotomierten Kaninchen trat an 
Stelle des Atheroms manchmal eine enorme heftige Infiltration ein, 
vermutlich infolge von Ernährungsstörungen des Gewebes durch 
Adrenalinwirkung. Mohr (Bielefeld). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 111 


Kleinere Mitteilungen. 
Aus der deutschen chirurg. Klinik in Prag. Vorstand Prof. Dr. A. Wölfler. 


Ein neuer Darmknopf. 


Von 


Prof. Dr. Viktor Lieblein, 
I. Assistent der Klinik. 


ls ich vor 2 Jahren nach einem Material Umschau hielt, das zur Herstellung 
so rbierbarer Darmknöpfe geeignet wäre, wurde durch den Pädiater unserer 
Universität, Herrn Prof. Dr. Epstein, meine Aufmerksamkeit auf die Formol- 
verbindung des Kaseins, Galalith genannt, gelenkt. Durch Vermittlung ihres 
Chemikers, Herrn Dr. Ritter v. Hasslinger, stellte mir die Radlitzer Dampf- 
molkerei das für meine Versuche nötige Rohmaterial in liebenswürdigster Weise 
zur Verfügung. Als ich dieses Material in Stangen geliefert bekam, sprach ich 
Herrn Dr. v. Hasslinger gegenüber bereits damals die Ansicht aus, daß der 
Galalith auch für andere Zwecke der Chirurgie, vor allem der plastischen Chirurgie 
dienstbar gemacht werden könnte. Ich habe jedoch diese Möglichkeiten vorläufig 
nicht weiter verfolgt, sondern mich lediglich mit der Herstellung von Darm- 
prothesen aus diesem Material beschäftigt. Nach vielen vergeblichen Versuchen 
gelang es dem hiesigen Mechaniker, Herrn Josef Kettner, nach meinen Angaben 
einen brauchbaren Darmknopf aus Galalith herzustellen, welcher im wesentlichen 
dem Murphy’schen Darmknopf nachgebildet ist. Nach ausgedehnten Tierver- 
suchen habe ich seit März 1907 diesen Darmknopf auch bei Magen-Darmopers- 
tionen beim Menschen vielfach angewendet, und hat mir derselbe besonders bei 
der Gastroenterostomie vorzügliche Dienste geleistet. 
Da ich beabsichtige, heuer am Chirurgenkongreß sowohl den Knopf zu de- 
monstrieren, als auch über meine Erfahrungen mit demselben zu berichten, so will 
ich an dieser Stelle diesen Ausführungen nicht weiter vorgreifen. 


7. Januar 1908. 


25) Helmholz. Experimental epithelial proliferations of skin and 
mucous membranes. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 


H. hat die Versuche Fischer’s, durch Farbstoffinjektionen Karzinome zu er- 
zeugen, fortgesetzt. Während es aber Fischer nur an der Oberhaut gelang, Ge- 
schwülste hervorzurufen, die das Aussehen von Karzinomen hatten, hat H. solche 
Bildungen auch an Schleimhäuten erzeugt. 

In der Blase von zwei Kaninchen entstanden nach Injektion von Öl mit 
Sudan III bzw. mit Dimethylamidoazobenzol große Papillome mit gleichzeitiger 
starker Wucherung des Bindegewebes. 

Injektionen an Speiseröhre und Magen von Kaninchen waren nicht von Er- 
folg, es kam nur zu Bindegewebswucherung. 

Die Mundschleimhaut reagierte genau so wie die Oberhaut im positiven Sinne. 

Die Versuche am Mastdarme wurden in der Weise vorgenommen, daß ent- 
weder direkt unter die Schleimhaut injiziert oder aber im Bereiche der äußeren 
Haut eingestochen, die Nadel bis unter die Schleimhaut vorgeschoben und hier die 
Injektionsmasse deponiert wurde. Es wurde jedesmal eine ganze Reihe von Ein- 
spritzungen zu gleicher Zeit ausgeführt. 

Bei zwei Kaninchen zeigte sich kein Effekt, anders beim dritten, dem Schar- 
lach R 8mal injiziert worden war. 


112 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


Hier ergab die Sektion das Vorhandensein von drei grauweißen Knötchen 
unter der Schleimhaut. Zwei dieser Knötchen zeigten bei mikroskopischer Be- 
trachtung das Bild eines bis in die Submucosa hineingewachsenen Adenoms, das 
dritte aber hatte mehr bösartigen Habitus. Das Wachstum hatte ganz irregulär 
stattgefunden, in der Tiefe der Geschwulst ging das Zylinderepithel in Platten- 
epithel von 5 bis 10 Zellenlagen Dicke und dies dann wieder in Zylinderepithel 
über. Die Muscularis mucosae war durchbrochen und von den gewucherten epi- 
thelialen Massen auseinander gedrängt. Nach der Tiefe zu bestanden solide Aus- 
läufer ins Gewebe hinein. 

Ob Verf. Sudan III oder Scharlach R nahm, war im Erfolg ganz gleich. Er 
hält es wohl für möglich, bei genügender Geduld auch an Ösophagus und Magen 
zu positiven Ergebnissen zu gelangen. 

Fünf große, sehr gute Mikrophotogramme. W. vr. Brunn (Rostock). 


26) K. Buday. Statistik der in dem pathologisch-anatomischen In- 
stitut der Universität in Kolozsvár in den Jahren 1870—1905 zur 
Obduktion gelangten Krebsfälle, nebst kurzer Ubersicht der innerhalb 
desselben Zeitraumes vorgekommenen bösartigen Geschwülste. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 1.) 


Die Statistik bezieht sich auf 366 Krebsfälle unter 5630 zur Obduktion ge- 
kommenen Leichen. Es werden nach jeder Richtung vergleichende Tabellen auf- 
gestellt und mit den bekannteren Krebsstatistiken: Frief, Rieck, Richelmann, 
Danielsen, Borst, Lubarsch usw. verglichen. Es können hier nur einige 
Daten hervorgehoben werden, wie die größere Häufigkeit des Krebses der Mund- 
höhle, des Rachens und der Lungen und die größere Seltenheit des Leber- und 
Darmkrebses in Klausenburg als in München (Rieck), während Magenkrebse an 
beiden Orten gleich häufig sind. Ebenso, wie Weitzdorff für Deutschland, findet 
Verf. in neuerer Zeit eine Abnahme des Karzinoms der weiblichen Geschlechts- 
organe. Das Durchschnittsalter, in dem der Krebs auftrat, war für jedes Organ 
etwas geringer als in ausländischen Statistiken. 

In 66% waren die Lymphdrüsen erkrankt; und zwar verbreitete sich mit be- 
sonderer Vorliebe der Plattenepithelkrebs auf dem Wege der Lymphbahnen. Innere 
Metastasen zeigten 38%; und zwar waren Lebermetastasen am häufigsten (77 von 
141 Fällen), dann kamen die Lungen (65), dann die Knochen (25), und zwar zeigten 
sich hier Metastasen bei jedem einzelnen der 6 Prostatakarzinome; Pleura (22); 
Eierstöcke (12. Bei dem metastatischen Krebs des Gehirns fällt es auf, daß er 
nach Lungenkrebsen relativ häufig vorkam. Der sekundäre (Implantations-) Krebs 
des Bauchfells fand sich 72mal. 

In bezug auf die Atiologie handelte es sich 3mal um degenerierte Dermoid- 
cysten, Imal um krebsig gewordene gutartige Blasengeschwülste, 3mal um bran- 
chiogene Krebse; 9mal fanden sich bei Gallenblasenkrebs Steine, 3 Magenkarzi- 
nome zeigten eine Geschwürsgenese, 2 Leberkrebse eine cirrhotische, 1 Lungenkrebs 
war auf eine alte Lungennarbe, 1 Nasenhöhlen- und Kehlkopf- und 2 krurale 
Krebse auf syphilitische Geschwüre, endlich je 1 Lungen- und Blinddarmkrebs auf 
Tuberkulose zurückzuführen. 

Auf 100 Krebsfälle kamen 18 Sarkome. Die Sarkomfälle mehrten sich in 
letzter Zeit. In den Lungen verursacht das Lymphosarkom kaum Metastasen, 
wohl aber Hoden-, Knochen-, Melano- und Spindelzellensarkome. Die Leber nahm 
an den Metastasen der Lympho-, Melano- und Hodensarkome, nicht an denen der 
Knochensarkome teil. In den Knochen wieder fanden sich die Metastasen der 
Hodensarkome nicht, die der Lympho- und Melanosarkome dagegen häufig. 

In den kurzen Schlußbemerkungen kommt Verf. doch zu dem Verdachte — 
aber zu mehr auch nicht —, daß die Krebse in neuerer Zeit eine Zunahme zeigen. 

Goebel (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 113 


27) A. Moller., Zur Statistik der Hautkarzinome des Kopfes und 
Halses. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 64.) 


Eine Statistik von 327 Fällen aus der Hochenegg’schen Klinik in Wien. 
Es ergibt sich, daß jede Stelle des Kopfes von Karzinom befallen werden kann, 
besonders häufig Lippen, Nase, Augengegend und Wange. Das Verhältnis der 
Geschlechter ist bei Abrechnung der fast ausschließlich bei Männern vorkommenden 
Unterlippenkarzinome gleich. Das häufigste Vorkommen ist im 56. bis 70. Jahre. 
Eine besondere Disposition zu dieser Erkrankung räumt Verf. Verletzungen ein, 
welche sich Pat. wegen ihrer Geringfügigkeit nicht behandeln lassen. So hebt 
Verf. besonders Krebsbildung aus einer gutartigen Geschwulst (Warze, Naevus pig- 
mentosus) nach Verletzung derselben oder aus einer früher vollkommen normalen 
Hautstellung nach Verletzung (z. B. Käferbiß, Verbrühung, Quetschwunde, die nie 
heilte usw.) hervor. Wenn er dabei sagt: >Ein Teil dieser Fälle ist dauernd ge- 
heilt, ein Beweis, daß nicht die körperliche Veranlagung des Betreffenden (Neigung 
des Gewebes zur krebsigen Entartung) die Ursache gewesen sein konnte; vielmehr 
ist der Schluß berechtigt, daß mit der Verletzung zugleich ein wirksames Agens 
eingeimpft wurde, das die Ursache dieser krebsigen Entartung war«, — so ist diese 
Berechtigung doch wohl nicht ohne weiteres zuzugeben. | 

Die Erkrankung verläuft am kürzesten beim Unterlippenkarzinom. Mitbetei- 
ligung der Lymphdrüsen findet man in 18—43%, bei den Unterlippenkarzinomen 
in fast 90%. Am häufigsten sind die Submaxillardrüsen befallen. Entfernung von 
über hühnereigroßen Drüsengeschwülsten ist stets erfolglos. Die Entwicklung ent- 
fernter Metastasen zur Zeit des operativen Eingriffes ist äußerst selten. 

Der Erfolg der Operation ist in erster Linie von der ersten vorgenommenen 
Operation abhängig. Rezidive geben ein schlechtes Resultat. Pat., die wir nicht 
radikal zu operieren vermögen, kürzen wir durch die Operation das Leben, da die 
Nichtoperierten eine durchschnittliche Lebensdauer von 10, 35, die unvollkommen 
Operierten (wieder rezidiv gewordenen Fälle) eine solche von 7,5 Jahren aufwiesen. 
Rezidiv tritt in 24% aller Fälle auf, bei Rezidivoperationen aber in 50%. Das 
Rezidiv entsteht fast stets lokal, nur ausnahmsweise in den Drüsen allein. Die 
Mortalität betrug bei den zum ersten Male Operierten 1,9%; bei den Rezidiv- 
operationen 7—8%. Radikalheilung wurde in 50,7%, bei Rezidivoperationen aber 
nur in 21% erreicht. Goebel (Breslau). 


28) Helmholz. An experimental multiple chondroma. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 


Bei Gelegenheit einer Reihe von Injektionsversuchen mit Farbstoffül an den 
Ohren von Kaninchen beobachtete Verf. des öftern das Auftreten von zahlreichen 
kleinen isolierten Knorpelinseln innerhalb des Bindegewebes. Es schließt die Mög- 
lichkeit, daß durch die Injektionsnadel der Knorpel verletzt und Teilchen von ihm 
oder vom Perichondrium verschleppt worden wären, aus und nimmt an, daß das 
im Reizungszustande befindliche Perichondrium sehr stark wuchere, und zwar in 
Form großer Mengen fibrillären Gewebes, und daß dies Gewebe hier und da wieder 
Knorpelinseln entstehen lasse. Zwei Mikrophotogramme. 

W. v. Brunn (Rostock). 


29) Leszynski. Report of a case of intracranial tumor resulting from 
traumatism. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 16.) 

Ein junger Mann von 23 Jahren erhielt einen Faustschlag in die rechte Schläfe. 
Zunächst spürte er hiervon keine nennenswerten Folgen. Nach 6 Monaten aber 
begannen heftige Schmerzen in der rechten Kopf- und Gesichtsseite, Kopfweh und 
Erbrechen, Pat. wurde allmählich somnolent, schwachsichtig und endlich ganz blind. 
2 Jahre nach der Verletzung starb er. 


114 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


Bei der Obduktion fand sich an der Innenseite des Schädels am Orte der Ver- 
letzung ein Splitter der Tabula interna, der in die Hirnsubstanz hineinragte und 
unmittelbar ihm aufsitzend ein Endotheliom von 8:10 cm Durchmesser. 

W. v. Brunn (Rostock). 


30) Fairbank. Sarcomata of the jaws. 
(Brit. med. journ. 1907. November 23.) 

Statistische Arbeit über 140 Fälle von Kiefersarkomen, deren Struktur aus- 
nahmslos mikroskopisch festgestellt wurde. Die Ergebnisse bestätigen schon Be- 
kanntes: vorwiegendes Befallenwerden des weiblichen Geschlechtes, Bevorzugung 
jugendlichen Alters, bis zu 20 Jahren, Beschuldigung chronischer Reize als Ur- 
sache, starkes Überwiegen der fast ganz gutartigen Riesenzellensarkome (57mal 
unter 140 Fällen), Seltenheit der Drüseninfektion, schlechte Aussichten auf Dauer- 
heilung, wenn man von den Riesenzellensarkomen absieht. Selbst von diesen letz- 
teren rezidivierten noch 12! Von den übrigen überlebten 9 das 2., 3 das 3. Jahr 
nach der Operation. Weber (Dresden). 


31) S. C. Beck. Beiträge zur Kenntnis der Atrophodermien. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLIV. Hit. 11.) 

Zu den atrophischen Prozessen der Haut, welche in ihrer Ätiologie und Patho- 
genese noch kaum bekannt, aber auch in ihrem klinischen Bilde noch sehr strittig 
sind, erscheint jetzt eine ziemlich reichliche Literatur. In B.’s Falle bestanden röt- 
liche Flecke im Gesicht, an den Ohren, am Halse, die allmählich bläulichweiß wur- 
den. Es handelte sich also um eine Atrophia maculosa cutis, und zwar um eine 
mit anfänglichen entzündlichen Erscheinungen und frühem und definitivem Verlust 
der elastischen Fasern. Jadassohn (Bern). 


32) A. Pasini. Über einen Fall von angio-kavernösem Myom der 
Haut. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLIV. Hit. 12.) 

Die Hautmyome in ihren verschiedenen Formen sind noch immer wenig genau 
studiert. In dem von P. beobachteten Falle waren bei einem kleinen Kinde kurz 
nach der Geburt bis erbsengroße Knötchen aufgetreten, die in der Tiefe der Cutis 
lagen, kaum über die Umgebung hervorragten und etwas ekohymotisch aussahen. 
Am Ende des ersten Lebensjahres bildete sich um ein Knötchen eine Indurations- 
zone, und das ganze Bein wurde elastisch ödematös. Histologisch ergab sich ein 
Myom mit Bluträumen und dilatierten Gefäßen im Zentrum. P. schlägt als Ein- 
teilung vor: 1) reines muskuläres Myom (infolge von Hyperplasie der glatten 
Muskelfasern der Cutis oder aus aberrierenden Keimen entstanden); 2) vaskuläres 
Myom (Angiomyom, durch Proliferation der Muscularis der Gefäße, und Myoma 
angio-cavernosum). Jadassohn (Bern). 


33) F. Kraysztalowiez. Ein Fall von sogenanntem Adenoma seba- 


ceum. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. LXV. Hit. 1.) 

Als Adenomata sebacea bezeichnet man jetzt meist kleine, auf kongenitaler 
Grundlage beruhende, speziell im Gesicht symmetrisch lokalisierte Knötchen, welche 
aus großen, aber in ihrem Typus normalen Talgdrüsen bestehen. Der Verf. fand 
vor allem Naevuszellhaufen und rechnet mit einer großen Zahl von Autoren die 
Krankheit zu den Naevis (mit verschiedener histologischer Struktur). 

Jadassohn (Bern). 


34) K. Vignolo-Lutati. Uber einen Fall von Xeroderma pigmentosum. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft.1 u. 2.) 

Auf Grund eines recht typischen Falles des Xeroderma pigmentosum bespricht 
Verf. verschiedene Punkte der Atiologie; er hebt besonders die Bedeutung der 
Blutsverwandtschaft der Eltern von Xerodermkindern hervor, die unzweifelhaft auf 
das Zustandekommen der schrecklichen Krankheit einen Einfluß hat. 

Jadassohn (Bern). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 115 


35) F. Lewandowsky. Über einen Fall von ulzeröser Hautaffektion 
beim Erwachsenen, verursacht durch den Bacillus pyocyaneus. (Aus 
der dermatol. Univ.-Klinik in Bern. Prof. Dr. Jadassohn.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 


Außer Exanthemen bei Pyocyaneussepsis werden auch auf exogener Pyocyaneus- 
infektion beruhende Erkrankungen der Haut bei marastischen Individuen beobachtet. 
In L.’s Falle handelte es sich um eine 61jährige Frau, die neben vielfachen tuber- 
kulösen Haut- und Knochenherden eine große Menge von linsen- bis fünfmark- 
stückgroßen Geschwüren aufwies. Dieselben waren flach, kreisrund, hatten scharf- 
geschnittene Ränder, einen schmalen roten Hof und schmierigen, grünen Belag, 
der nur den Bacillus pyocyanus in Reinkultur enthielt. Impfungen mit diesem 
erzeugten gleichartige Geschwüre, die dem Ekthyma gangraenosum entsprachen. 
Das Serum der Pat. agglutinierte den aus ihren Geschwüren gezüchteten Bacillus 
pyocyaneus bis 1: 600. Kramer (Glogau). 


36) A. Johnston. A case of pneumococcal infection. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 12.) 


J. infizierte sich bei der Rippenresektion eines Kindes wegen metapneumoni- 
schen Empyems am Finger und machte eine Zellgewebsentzündung an Finger und 
Hand durch, die mit Schüttelfrost und Erbrechen einsetzte, mehrere Tage eine 
hohe Continua aufwies und am 5. Tage sich unter Schweißausbruch kritisch löste 
mit unmittelbarem Aufhören aller schweren Krankheitserscheinungen. Verschiedene 
Einschnitte förderten keinen Eiter zutage und vermochten das Weiterschreiten des 
Vorganges auf Hand, Lymphgefäße und -drüsen nicht zu hindern. Im Serum der 
Wunde fanden sich Pneumokokken in Reinkultur. Der Verlauf ähnelte in über- 
raschender Weise dem typischen Ablauf einer kruppösen Pneumonie und gibt viel- 
leicht Hinweise auf eine abweichende Behandlung solcher Allgemeininfektionen 
unter Aufgabe der chirurgischen Maßnahmen. Weber (Dresden). 


37) D. L. L. McArthur and D. J. C. Hollister. Bacterial vaccine 
therapy in surgery. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. Oktober.) 


Ein ausgedehnter vorläufiger Bericht über den Wert und die Ergebnisse der 
Anwendung verschiedener Vaccinen bei den entsprechenden Infektionskrankheiten. 
Die einzeln verwendeten Schutzkörper wurden nach dem Prinzip und auf Grund 
der Wright’schen Opsonintheorien hergestellt und gebraucht, nachdem die im 
einzelnen Falle spezifischen Erreger durch eingehende Laboratoriumsversuche fest- 
gestellt waren. Zur klinischen Behandlung kam vor allem Tuberkulose der Knochen, 
Gelenke und Drüsen, sowie der Urogenitalorgane, Staphylokokkusinfektion in Form 
von Akne und Furunkulose, endlich noch Coliinfektionen der Urogenitalorgane. Bei 
kritischer Würdigung all der Schwierigkeiten, die sich bei der Beobachtung der ge- 
nannten Erkrankungen für den Wert eines Heilmittels ergeben, kommen Verff. zu 
dem Schluß, daß die Vaccinetherapie nach Wright bei allen diesen Erkrankungen 
von entschiedenem Wert sei, indem sie besonders bei Tuberkulose nicht allein ein 
allgemeines Tonikum, sondern geradezu ein spezifisches Heilmittel für die er- 
krankten Gewebe darstelle. 

Vorläufige Versuche (25 Fälle) mit der sehr schwer herstellbaren Gonorrhöe- 
vaccine berechtigen die Verff. zu den besten Erwartungen. Bemerkenswert er- 
scheint auch der Umstand, daß nach Bier’scher Hyperämie der opsonische Index 
der erkrankten Körperteile mehr oder minder beträchtlich stieg. 

Eine Reihe bakteriologischer und experimenteller Angaben über die Wright- 
schen Opsonine, sowie zahlreiche Tafeln und Tabellen vervollständigen die sehr 
beachtenswerte Arbeit, die wegen der vielen Einzelheiten leider nicht so ausführ- 
lich referiert werden kann, wie es das Interesse des Praktikers erheischen würde. 

Strauss (Nürnberg). 


116 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


38) Gubb. Subcutaneous injections of air as a means of relieving 
certain painful manifestations. 
(Brit. med. journ. 1907. November 9.) 

Die Arbeit ist eine dringende Empfehlung, bei aller Art von Neuralgie die 
von Cordier zuerst versuchten subkutanen Einblasungen von Luft anzuwenden. 
Ob man statt Luft Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure, Wasserstoff verwendet, ist 
für den Erfolg einerlei. Die Anwendung ist in tausenden von Fällen nie schäd- 
lich gewesen und besteht in Eintreibung von Luft mittels Doppelgebläses durch 
Wattefilter und Platin-Iridiumnadel unter die Haut. Die Einblasung geschieht 
langsam, zart und unter geringem Druck; sie soll völlig schmerzlos sein. Nach der 
Einblasung muß die Luft durch Massage verteilt und an den schmerzhaften Punkten 
wieder angesammelt werden. Je nach der Dicke der Weichteile schwankt die 
Menge der einzublasenden Luft zwischen 10 und 500 ccm und mehr. Bei der 
Ischias muß an verschiedenen Stellen eingeblasen werden: Lendengegend, Außen- 
fläche des Oberschenkels, Fibulaköpfchen, Fußrücken. Zuweilen muß die Ein- 
blasung einige Male, bis 3mal, wiederholt werden. In seinen 11 Ischiasfällen hatte 
G. nur einen Mißerfolg. Abgesehen von der Neuralgie des Trigeminus hat er das 
Verfahren bei allen Arten von Neuralgien mit Erfolg angewandt und rät zur Nach- 
prüfung. Weber (Dresden). 


39) A. Kocher. The surgical treatment of exophthalmic goiter. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 15. Oktober.) 

An der Kocher’schen Klinik in Bern sind bisher 3460 Kropfoperationen 
ausgeführt worden, davon 315 an 254 Pat. mit Morbus Basedow. Der Morbus 
Basedow ist nach Theodor Kocher's Ansicht die Folge einer Hyperaktivität 
der Schilddrüse. 

Die Exzisionen am N. sympathicus sind dort nur 3mal ausgeführt worden, und 
zwar mit so schlechtem Erfolge, daß sie niemals mehr vorgenommen werden. 

Unter den letzten 91 Operationen an 63 Basedowkranken ist kein Todesfall 
mehr vorgekommen; im ganzen ist die Mortalität gering, betrug nur 3,5%. 

Bevor man operiert, muß man sich genau über den Zustand des Herzens 
unterrichten und die meistens vorhandene Dilatation soweit wie möglich beseitigen. 
Ferner muß man den Grad der Intoxikation beachten. Als Maß dafür gilt die 
Schlaflosigkeit, der Grad der allgemeinen Nervosität, der Abspannung, die 
Diarrhöe, das Erbrechen und die Tachykardie; besonders ist die Pulsation des 
Kropfes zu beachten; je stärker dies Symptom hervortritt, um so schwerer ist die 
Intoxikation. Je nach dem Grade derselben ist die Schwere des Eingriffes zu 
bemessen. Endlich scheint dem Blutpräparat eine wesentliche Bedeutung zuzu- 
kommen. Je bedrohlicher der Zustand ist, um so größer pflegt die Zahl der 
Lymphocyten, um so geringer die der polynukleären Leukocyten zu sein. 

Bei den operativen Maßnahmen ist die Anwendung der Lokalanästhesie prin- 
zipiell vorzuziehen. Man sei vorsichtig mit seinem Vorgehen, operiere lieber mehr- 
mals, als daß man dem Kranken auf einmal zuviel zumute. Man mache vielleicht 
nur die Ligatar einer oder höchstens zweier Schilddrüsenarterien und nehme ni® 
mehr als die Hälfte der Drüse weg. 

Dann wird man nicht, wie mancher Operateur es erlebt hat, Verschlechterung, 
sondern oft ganz auffallende Besserung aller Symptome erleben. 

Sollte der Exophthalmus noch störend sein, so kann man vielleicht mit dem 
faradischen Strom einer Kontraktion der dilatierten Orbitalgefäße Vorschub leisten. 

Man kann operativ den Morbus Basedow ganz und dauernd heilen. 

W. v. Brunn (Rostock). 


40) A. E. Halstead. Cancer of the thyreoid gland, with report of 
three cases. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. November.) 
Ausführlicher Bericht über 3 Fälle von Schilddrüsenkrebs, von denen 2 durch 
operative Entfernung der Schilddrüse geheilt wurden. In 2 Fällen handelt es sich 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 117 


um männliche Pat., 67 bzw. 42 Jahre alt, der 3. Fall betraf eine 39jährige Frau. 
Bei dem 67jährigen Manne handelte es sich um eine inoperable Geschwulst, die 
durch Arrosion der Art. carotis communis zum Tode führte. 

Mit einer kurzen Übersicht über die klinischen Erscheinungen der in Frage 
stehenden Erkrankung schließt die Arbeit. Strauss (Nürnberg). 


41) P. Milton. A case of chylothorax. 
(Brit. med. journ. 1907. November 2.) 

Einem 25jährigen Mädchen mit Katarrh der rechten Lungenspitze und Tu- 
berkelbazillen im Auswurfe werden aus der linken Pleurahöhle in einer Sitzung 
von 6 Stunden 81/, Liter Chylusflüssigkeit entnommen mit gutem Dauererfolg. 
Die riesige Ausdehnung der linken Thoraxhälfte hatte durch Kompression auch 
der rechten Lunge den Spitzenkatarrh zur Heilung gebracht. Der Fall ist einzig, 
soweit die Menge der abgelassenen Chylusflüssigkeit in Frage kommt. 

Weber (Dresden). 


42) Freyer. A further series of cases of total enucleation of the en- 


larged prostate, and a review of 432 operations. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 

Seinen 325 Fällen von Prostatektomie fügt F. hier 107 weitere hinzu. Seine 
Erfahrungen beruhen jetzt auf der Gesamtzahl von 432 Fällen. Von diesen endeten 
tödlich 29 (7%); von den 107 letzten 7 (61/.%). Meist handelt es sich um Urämie 
oder Herztod, wobei sich stets ausgedehnte Erkrankungen der Nieren oder anderer 
lebenswichtiger Organe fanden. Alle Überlebenden wurden geheilt, d. h. sie hatten 
volle Kontinenz und konnten ohne Katheterhilfe so gut wie in ihrem früheren 
Leben urinieren. Die Heilung ist vollkommen und dauernd! 

Weber (Dresden). 


43) Beckett. Phleboliths and the Röntgen rays. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 19.) 

B. lenkt die Aufmerksamkeit noch einmal dringend auf die Mißdeutung von 
Phlebolithen als Steinschatten des Harnleiters im Röntgenbild und erwähnt zwei 
ähnliche Fälle aus seiner Tätigkeit, in deren einem eine verkalkte tuberkulöse 
Drüse, in deren anderem verkalkte tuberkulöse Infiltrate als schattengebende Ur- 
sache durch die Operation aufgedeckt wurden. Weber (Dresden). 


44) 8. Bishop. Mobile kidney, with a desription of a new operation 


for its treatment. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 

Wahrscheinlich sind die nervösen Beschwerden bei der Wanderniere in vielen 
Fällen eine Folge des beständigen Zuges, den die Verlagerung auf Nerven des 
Sympathicussystems ausübt. B. empfiehlt daher Verbesserung der Operations- 
methoden und schlägt selbst eine solche vor, die er zehnmal mit Erfolg anwandte. 
Er legt mit Querschnitt unter dem rechten Rippenbogen die Niere transperitoneal 
frei, streift die Kapsel teilweise vom unteren Pol ab, schiebt die Niere in ihre 
‚richtige Lage, so daß die Gefäße quer und der Harnleiter dicht an der Wirbel- 
säule verläuft, und legt ein System von Seidennähten zur Stütze des unteren 
Nierenpols in der Weise an, daß er mit graden Nadeln unmittelbar unter dem Nieren- 
becken einsticht und Bauchfell, die abgelöste Kapsel, die Lendenmuskeln genau von 
vorn nach hinten durchsticht. Das andere Ende des Fadens wird in derselben 
Weise mit einer zweiten graden Nadel 1—1!/, cm tiefer nach hinten ausgestochen. 
Beide Enden des Fadens werden hinten fest angezogen, geknüpft und unter die 
Haut versenkt, nachdem 3—4 solcher Fäden gelegt sind. Die Fäden werden so 
gelegt und angezogen, daß das Auge genau die verbesserte Lage der Niere nach- 
prüfen kann. Seine Ergebnisse waren: 10 Operationen ohne Todesfall, 2 Rück- 
fälle (die beiden ersten Fälle), 1 Fadeneiterung, die zur Entfernung der Fäden 
zwang, 7 Heilungen von Dauer: anatomisch und symptomatisch. 

Weber (Dresden). 


118 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


45) Billington. Movable kidney from & surgical standpoint. 
(Brit. med. journ. 1907. November 30.) 


B. berichtet über seine Erfahrungen an 70 Fällen von Nephropexie. Die 
typische Wanderniere hat eine verdickte Kapsel, das perirenale Fett ist spärlich 
und teilweise ersetzt durch Verwachsungen von zuweilen großer Festigkeit, die 
aber der Niere einen weiten Spielraum lassen; der Stiel ist verlängert, das Becken 
gewöhnlich nicht erweitert; zuweilen bestehen zwischen Kolon und Nieren feste 
Verwachsungen, die sich auch intraperitoneal fortsetzen können. 

Keine Methode der Nierenanheftung an der Rückenmuskulatur kann genügende 
Erfolge geben. Die von B. 70mal ausgeführte Operation lehnt sich an die von 
Goelet angegebene an und hat stets Dauererfolge gegeben. Sie besteht im 
wesentlichen in Abpräparierung eines dreieckigen Lappens aus der oberen Kapsel- 
hälfte, Umschlingung der unteren Nierenhälfte durch zwei Silkwormkapselnähte, 
Befestigung der Niere mit Hilfe dieser Nähte und des Kapsellappens an der 
XII. Rippe durch Knüpfung der Fäden außen auf der Haut über Gazerollen. 
Eine Verletzung der Pleura ist B. nie vorgekommen. Die Niere hat sich in jedem 
Fall am Festlegungsorte dauernd gehalten. Die allgemeinen Störungen des Nerven- 
systems und die örtlich bedingten Beschwerden verschwanden ganz. Das Nähere 
der etwas verwickelten Nahtmethode muß an der Hand der Abbildungen im 
Original eingesehen werden. Weber (Dresden). 


46) Johnstone. Recurrence of retroperitoneal lipoma; operation; 
recovery. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 12.) 


Eine 40jährige Frau, der J. 2 Jahre vorher ein 21 Pfund schweres, retroperi- 
toneales Lipom aus der rechten Nierengegend entfernt hatte, bekam ein Rezidiv. 
Bei der zweiten Operation wurden 121/, Pfund meist gestielter, wiederum von der 
rechten Nierengegend ausgehender, gänseei- bis fußballgroßer Lipome ausgeschält 
nebst dem ganzen perirenalen Fett. Giatte Heilung. Von bösartiger Geschwulst 
konnte nichts nachgewiesen werden. Von 26 Operationen wegen retroperitonealer 
Fettmassen, die Adami zusammenstellen konnte, genasen nur 12, und von diesen 
rezidivierte nur einer, so daß J.’s Fall zu den großen Seltenheiten zählt. 

Weber (Dresden). 


47) H. Bennecke. Ein Todesfall infolge reflektorischer Anurie nach 
Harnröhrensondierung bei einem Manne mit hochgradiger Schrumpf- 
niere. (Aus der med. Klinik in Jena. Prof. Stintzing.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 


Ein Mann mit chronischer Schrumpfniere bekam eine Cystitis, neben der ein 
als chronische Urämie zu bezeichnender, sehr bedrohlicher Zustand bestand, erholte 
sich aber wieder; wegen der Möglichkeit einer Striktur Sondierung der Harnröhre, 
die nur durch vorhandenen Sphinkterkrampf etwas erschwert war. Kurze Zeit 
darauf Schüttelfrost, heftige Schmerzen, Pulsbeschleunigung, Cyanose, Temperatur- 
steigerung, vollständige Anurie; innerhalb 3 Stunden tödlicher Ausgang. Die 
Sektion ergab keine Verletzung der Harnröhre und Unversehrtheit der Harnleiter. 

Kramer (Glogau). 


48) Munro and Goddard. Pyelonephrosis of a supernumerary kinedy. 
(Amer. journ. of the medical sciences 1907. September.) 


Verff. berichten über einen Fall, der wegen seiner Seltenheit interessant ist. 
Ein 22jähriger Student der Medizin beobachtete seit: seiner Kindheit in der linken 
unteren Bauchgegend eine hühnereigroße Geschwulst. Viele Jahre hindurch litt 
er zeitweise an Leibschmerzen, Erbrechen, Fieber und Verstopfung, besonders nach 
Diätfehlern. Vor 4 Monaten erkrankte er unter ähnlichen Erscheinungen mit 
Schmerzen in der Blasengegend. Es wurde eine große Geschwulst konstatiert, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 119 


die vom Becken aufzusteigen schien und bis zum Nabel reichte. Sie ähnelte einer 
gefüllten Blase; nach Katheterisation sank sie nach dem Kreuzbein zu. Bei der 
Operation fand sich eine ca. kindskopfgroße Cyste, die eröffnet, tamponiert und 
deren Ränder an die Haut angenäht wurden. Der Inhalt der Cyste bestand in 
geruchloser, eitriger Flüssigkeit. Pat. wurde mit einer sezernierenden Fistel ent- 
lassen. Da die Fistel sich nicht schloß, entschlossen sich M. und G., in deren 
Klinik Pat. sich mittlerweile begeben hatte, zur Operation. Die Cyste sezernierte 
mäßig viel vaselinähnlicher Flüssigkeit. Inzision seitlich der alten Narbe. Aus- 
spülung einer retroperitoneal gelegenen Cyste, deren Wand 2-3 mm dick war. 
Ein ca. 4 cm langer, b mm dicker Strang führte nach dem Blasengrund und mün- 
dete neben dem linken Harnleiter. Linke Niere in normaler Lage. Auf Grund 
mikroskopisch gefundenen, gut erhaltenen Nierengewebes in der Cystenwand und 
des operativen Befundes stellten die Verff. die Diagnose auf Pyelonephrose einer 
überzähligen Niere. — Heilung. Levy (Wiesbaden). 


49) Rihmer. Durch pyeloureterale Klappe erzeugte intermittierende 
Hydronephrose. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 46.) 


Der seltene — in der Literatur der 19. — Fall bezieht sich auf einen 33jäh- 
rigen Mann, der seit 3 Jahren an linksseitigen Nierenkoliken mit Meteorismus in 
der linken Bauchhälfte und manchmal mit Anurie verbunden litt. In letzter Zeit 
traten die Koliken wöchentlich auf. Wanderniere, Stein, Striktur konnten aus- 
geschlossen werden, da die Röntgenographie und Harnleiterkatheterisation negative 
Resultate ergab. Bei der Operation fand sich am Ausgange des Nierenbeckens 
eine Klappe, die durch Ureteropyelotomie freigelegt und durchtrennt wurde. Die 
beiden Blätter der Klappe wurden zusammengenäht, die Wunde am Nierenbecken 
vernäht, das Becken durch Nephrotomie drainiert. Glatte Heilung, keine Koliken, 
14 Pfund Gewichtszunahme. Die Chromocystoskopie zeigte, daß auf der operierten 
Seite der Harn in regelmäßigen Intervallen entleert wird. 

P. Steiner (Klausenburg). 


50) Morawitz und Adrian. Zur Kenntnis der sog. Eiweißsteine der 
Niere und über die Ausscheidung membranöser Massen aus dem uro- 
poetischen System. 

(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 6.) 


Eine 44jährige Dame litt seit 3 Jahren an kolikartigen Schmerzanfällen der 
rechten Nierengegend und sonderte trüben, mit reichlichen Fetzen versehenen Urin 
ab. Diese Fetzen waren bis 1!1/; cm lang, 2-3 mm dick, von weicher, elastischer 
Konsistenz und bestanden aus einer teils fädigen, teils körnigen Masse, in der 
sich ganz vereinzelte Leukooyten und sehr zahlreiche Bakterien fanden, meist Coli- 
bazillen und Staphylokokken, keine Tuberkelbazillen. Die Niere wurde exstirpiert; 
sie enthielt einen Rindenabszeß und im Nierenbecken 30-40 Konkremente von 
Saubohnengröße, weicher Konsistenz und konzentrischer Schichtung; sie bestehen 
aus Eiweiß und haben einen weißlichen Kern von Kalziumphosphat, keine Harn- 
säure, nur sehr spärliche Bakterien in den äußeren Schichten. 

Die Eiweißsteine entstehen in der Hauptsache aus Epithelien des entzündeten 
Nierenbeckens. Sind diese Steine schon eine große Seltenheit, so ist die Ent- 
leerung membranöser Fetzen mit dem Urin bisher überhaupt noch nicht beob- 
achtet worden; die bisher beschriebenen Fibrinurien, Mucinurien, die Ureteritis 
membranaces oder pseudomembranacea weichen auch klinisch erheblich davon ab. 
Die Membranen stammen im vorliegenden Falle von der Oberfläche der Steine; 
die in ihnen aufgefundenen Mikroorganismen sind zufällige Nebenbefunde und 
haben keine Bedeutung für die Entstehung der Steine; es handelt sich wohl nur 
um sekundäre Durchwachsung der Membranen mit Bakterien in der Blase. 

Haeckel (Stettin). 


120 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 4. 


51) W. Bartlett. A simple method of removing stones from the lower. 
ureter. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Bd. V. Hft. 3.) 


Verf. weist auf die ungeahnt große Häufigkeit der Harnleitersteine hin, deren 
Diagnose erst durch die Röntgenstrahlen ermöglicht wird. Zur Entfernung von 
Steinen aus dem unteren Ende des Harnleiters empfiehlt er dessen extraperitoneale 
Freilegung, die nach einem parallel dem äußeren Rectusrand geführten Schnitt 
stets leicht gelingen soll. In der Tiefe soll sich dann — lediglich durch das 
Gefühl geleitet — der Stein fassen und durch eine kleine Öffnung in der Harn- 
leiterwand ausquetschen lassen. Stärkere Blutung tritt bei der kleinen Operation 
nicht ein, die Naht der Harnleiterwand ist unnötig. Ein Drainrohr wird gegen 
die Harnleiterwunde hin geleitet, die übrige Wunde vernäht. 

In vier bisher auf diese Weise operierten Fällen erfolgte komplikationslose 
Heilung. Strauss (Nürnberg). 





Ich habe den Auftrag erhalten, auf dem II. internationalen Chirurgenkongreß 
zu Brüssel das Referat über die Gallensteinchirurgie xu erstatten. Um zu einem 
möglichst sicheren Urtelle über die Erfolge der Gallensteinoperationen zu gelangen, 
bitte ich alle Chirurgen, die über ein größeres Material verfügen, mir recht bald 
ihre Resultate mitzuteilen. Die Fälle, bei denen keine Steine gefunden wurden 
(Adhäsionen, Karzinom), sollen nicht berücksichtigt werden. Die Herren Einsender 
werden ersucht, sich folgenden Schemas zu bedienen: 


I. Von ......... reinen Steinfällen + ......... 
Darunter ......... Männer mit ......... + 
De Frauen >» ..... .... $ 
II. Von ......... gutartigen und reparablen Fällen + ......... 

Darunter ......... Männer mit ......... + 
De Frauen >» ......... + 

II Von ......... bösartigen und irreparablen Fällen + ......... 
Darunter ......... Männer mi ......... + 
4 u Frauen > slin. + 


(Vgl. p. 495—98 und p. 607 meines neuesten Buches: Drei Jahre Gallenstein- 
chirurgie. J. F. Lehmann, München, 1908.) 

Unter die Rubrik II wären die komplizverenden Operationen wegen Appendiciis, 
Pankreatitis, Leberechinokokkus, Ulcus pylori usw., unter die Rubrik III solche wegen 
Karzinom, Cholangitis septica, Leberabszesse usw. unterzubringen. 

Zugleich wäre es mir sehr lieb, wenn die Herren Einsender ihre Stellung zu 
den Operationsmethoden (ob Uystendyse, Oystostomie oder Ektomse; ob Choledochotomie 
mit Naht oder Hepaticusdrainage), ihre Ansichten über die Frühoperation im Sinne 
Riedel’s müteilten und über etwaige echte Rexidive berichteten. 

Ich bitte um recht baldige Erfüllung meiner Bitte, da ich bis März 1908 das 
Referat abgeliefert haben muß. 

Im voraus sage ich den Herrn Einsendern meinen besten Dank und zeichne mit 
kollegialer Hochachtung 

ganz ergebener 
Hans Kehr, Halberstadt. 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrossus Barth einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med,-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 5. Sonnabend, den 1. Februar 1908. 








Inhalt. 


W. Danielsen, Über den Einfluß der Wärme- und Kältebehandlung bei Infektionen des Peri- 
toneums. (Originalmitteilung.) 

1) Witthauer, Krankenpflege. — 2) Trappe, Geschwulstartige Fehlbildungen. — 8) Mériel, 
Trigeminusneuralgie. — 4) Sebileau, Kieferhöhleneiterung. — 5) Fronstein, Rachenmandel. — 
6) Fedoroff, Pharyngotomia suprahyoidea. — 7) Plummer, Tuberkulöse Halsdrüsen. — 8) Escat, 
Lupus der oberen Luftwege. — 9) Pool, Tetania parathyreopriva. — 10) Freund, 11) Hast, Be- 
handlung der Lungenspitzentuberkulose. — 12) Green und Manry, Zu den Operationen an der 
Speiseröhre. — 18) Bornhaupt, Bauchschüsse — 14) Moynihan, Die Pathologie am Lebenden. 
— 15) Cawardine, Peritonitis. — 16) Hilton, Appendicitis. — 17) Murray, Zur Atiologie der 
Hernien. — 18) Hausmann, Tasten normaler Magenteile. — 19) Frederick, Darmverschluß. — 
20) Hepperlen, Darmanastomose. — 21) Trinkler, Mastdarmkrebs. — 22) Heineke, Pankreas- 
rupturen. — 23) Kleinschmidt, Kystadenome des Pankreas. 

IL J. Leval, Über Sterilisation der Metallinstramente. — II. W. Sykoff, Über die Behandlung 
von krebsigen Geschwüren überhaupt und über Epitheliome des Gesichts im speziellen. (Original- 
mitteilungen.) 

24) Schäfer, Svenson und v. d. Osten-Sacken, Wirkung der japanischen Kriegsgeschosse, 
— 25) Walsh, Chirurgische Operationen alter Zeiten. — 26) Balley, Röntgenuntersuchung auf 
Fremdkörper. — 27) Robinson, Tetanusbehandlung. — 28) Patrick, 29) D’Orsay-Hecht, Alkohol. 
injektionen bei Neuralgie. — 30) Anton, Atrophie der Nasenschleimhaut. — 81) de Ponthiöre, 
Fremdkörper in der Nase. — 82) Saint-Clair Thomson, 33) Frey, Nebenhöhleneiterung. — 84) Ko- 
ser, 35) Garel und Bonnamour, Speichelsteine. — 36) Bonnamour, Mandelpolypen. — 37) Fein, 
Rachenmandel. — 88) van Oordt, Wirbelverrenkung. — 39) Ochsner und Rothstein, Exostose 
im Wirbelkanal. — 40) Collet, Tabische Kehlkopfkriesen. — 41) Beck, Lungenschwindsucht und 
Hautkrankheiten. — 42) Opokin, Lungencyste. — 43) Franke, Herzverletzungen. — 44) Allaben, 
Darmperforation im Typhus. — 45) Hippius und Lewinson, Oxyuren im Wurmfortsatz. — 46) Heb- 
blethwaite, 47) Meusel, Appendicitis. — 48) Chiene, 49) Harris, Leistenbrüche. — 50) MeGavin, 
Silbernetze bei großen Hernien. — 51) Ceeil, Gastritis phlegmonosa. — 52) Blagoweschtschensky, 
Magengeschwür. — 58) Gardiner, Sanduhrmagen. — 54) Arquellada, Angeborene Pylorusstenose. 
— 55) Sehenk und Sitzenfrey, Magen- und Genitalkrebs. — 56) Helmholz, Angeborene Atresie 
des Dünndarms. — 57) Fabyan, Leiomyom des Darmes. — 58) White, 59) Donoghue, 60) Craig, 
61) Mursell, Ileus. — 62) Childe, Darmresektion. — 63) Mummery, Kolitis. — 64) Babbe, Wander- 
milz. — 65) Beresnegowski, Unterbindung der Leberarterie. — 66) Hagen-Torn, Echinokokken- 
operation. 





Aus der Kgl. chirurgischen Universitätsklinik in Breslau. 
Direktor: Prof. Dr. Küttner. 
Über den Einfluß der Wärme- und Kältebehandlung 
bei Infektionen des Peritoneums. 


Von 


Privatdozent Dr. Wilhelm Danielsen. 


n Nr. 1 dieses Jahrganges des Zentralblattes für Chirurgie empfiehlt 

Gelinsky die Heißlufthyperämie bei Bauchinfektionen wegen ihrer 

peristaltikerregenden, resorbierenden und vielleicht auch infektions- 
5 


122 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 5. 


verhütenden Wirkung. Weit entfernt, die günstige Einwirkung der 
Hyperämie in einzelnen Fällen abzuleugnen, möchte ich mich im fol- 
genden doch gegen die unterschiedslose Anwendung dieser Behand- 
lungsart wenden, da ich von ihrer Verallgemeinerung Gefahren be- 
fürchte. 

Wir wissen, daß durch lokale Hitzeeinwirkung (heiße Umschläge, 
T'hermophore, heiße Luft) sowohl in den obersten Schichten als auch 
in recht beträchtlicher Tiefe der Peritonealhöhle eine starke Hyperämie 
mit Erweiterung der Gefäße und eine wesentliche Vermehrung der 
Lymphzirkulation hervorgerufen wird. Infolge dieser Steigerung im 
Blut- und Lymphgefäßkreislauf findet — wie Klapp! und ich? nach- 
gewiesen haben — eine Vermehrung der Resorption in diesen Systemen 
statt, eine gesteigerte Aufsaugung der kristalloiden und der kolloiden 
Substanzen, also auch der Bakterien. Umgekehrt wird dementspre- 
chend bei Kälteeinwirkung auf das Abdomen sowohl die Resorption 
wäßriger Lösungen als auch von Bakterien aus der Bauchbhöhle 
verlangsamt. 

Zwar ist es nicht möglich, allein aus diesen durch das Tier- 
experiment gewonnenen Resultaten weitgehende Schlüsse auf den Men- 
schen zu ziehen. Immerhin aber lernen wir daraus, daß wir imstande 
sind, mit den genannten Heilmitteln die Resorption zu beeinflussen, 
d. h. sie zu verlangsamen, wo sie uns schädlich erscheint, sie zu be- 
schleunigen, wo wir von einer vermehrten Resorption ohne Nachteil 
für den Pat. uns Vorteile versprechen. Der Schluß liegt nahe, daß 
es wohl günstig wirken wird, wenn eine durch geringes, wenig viru- 
lentes Infektionsmaterial erkrankte Bauchhöhle zur Steigerung der 
Resorption mit aktiver Hyperämie behandelt wird. Indessen, wer will 
beim Eintreten einer Peritonitis Stärke und Menge des Infektions- 
materiales beurteilen! Solange uns keine Hilfsmittel zu Gebote stehen, 
um in einfacher Weise Grad und Menge des Infektes zu bestimmen, 
müssen uns immer noch die Krankheitserscheinungen Fingerzeige geben, 
bis vielleicht die wissenschaftliche Forschung uns exaktere Anhalts- 
punkte gibt. Für den erfahrenen Arzt sind außer dem Allgemein- 
zustand stets Zunge und Puls zuverlässige Gradmesser für die Schwere 
der Infektion. Bei gutem Allgemeinzustand und kräftigem, nicht 
sehr frequentem Puls und feuchter Zunge ist Stärke und Menge des 
Infektionsmateriales nicht sehr groß. In diesen Fällen wird eine Be- 
schleunigung der Resorption durch aktive Hyperämie nur förderlich 
wirken. Ein frequenter (120 und mehr), leicht unterdrückbarer Puls 
und trockene, borkige Zunge bei schlechtem Allgemeinzustand spre- 
chen für eine Infektion mit stark virulenten Bakterien. Das sind 
Fälle, bei denen wir mit allen Mitteln die Resorption möglichst ver- 
langsamen müssen, damit möglichst wenig virulentes Infektionsmaterial 


1 Archiv f. experim. Pathologie u. Pharmakologie Bd. XLVI. Mitteilungen 
a. d. Grenzgebieten Bd. X. 
2 Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LIV. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 123 


in den Lymph- und Blutkreislauf gelangt. Hier wird also die Hyper- 
ämie schädlich wirken, der Eisbeutel aber für den Krankheitsverlauf 
von ausschlaggebendem günstigem Erfolge sein. 

Diese Überlegungen führten mich dazu, ihre Richtigkeit an 
Krankenbette zu erproben. Schon seit längerer Zeit habe ich an 
großem Krankenmaterial die chirurgischen Maßnahmen nach diesen 
Grundsätzen unterstützt und nie eine schädliche Einwirkung gesehen, 
dagegen stets den Eindruck einer günstigen Beeinflussung gehabt. 
Wenig virulente Infektionen verliefen unter der Hyperämiebehandlung 
auffallend günstig, während die Verlangsamung der Resorption durch 
Eisbeutel bei schweren Infektionen über die Zweckmäßigkeit dieser 
Behandlungsart keinen Zweifel aufkommen ließ. Von lebhaftem Inter- 
esse war für mich die Bestätigung meines Vorgehens durch die neue- 
sten Resultate der eingehenden experimentellen Untersuchungen Jean 
Schäffer’s? (p. 71 und p. 110). Diese Übereinstimmung meiner Un- 
tersuchungen im Laboratorium und am Krankenbette mit Schäffer’s 
Ergebnissen veranlaßt mich, die obigen Regeln für die Anwendung 
von Wärme- und Kälteapplikationen bei peritonealen Infektionen kurz 
mitzuteilen und vor einer Verallgemeinerung der Heißluftbehandlung 
im Sinne Gelinsky’s zu warnen. 


Breslau, im Januar 1908. 


1) Witthauer. Leitfaden für Krankenpflege im Kranken- 
haus und in der Familie. III. Auflage. Mit 76 Abbil- 
dungen. 194 Seiten. 

Halle a. S., Marhold, 1907. 

Die allgemeinverständliche kurze Darstellung enthält alles, was 
die Berufspflegerin und jede Hausfrau wissen sollte; auf die Grenzen 
ihrer Tätigkeit wird immer hingewiesen. Alle wichtigeren Neuerungen 
sind berücksichtigt. Lessing (Hamburg). 





2) M. Trappe. Über geschwulstartige Fehlbildungen von 
Niere, Milz, Haut und Darm. 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. I. Hft. 1.) 

Als »Hämartome«, geschwulstartige Fehlbildungen, hat F. Albrecht 
solche geschwulstartige Bildungen bezeichnet, die makroskopisch als 
Geschwulst imponieren, mikroskopisch aber von ihrer Umgebung sich 
wesentlich nur durch eine veränderte Zusammensetzung, ein anderes 
Mengenverhältnis der im normalen Organ vorkommenden Gewebs- 
bestandteile unterscheiden. Dabei bewahren sie im ganzen noch den 
Organtypus und können demgemäß auch die Funktion des normalen 
Organs in mehr oder weniger vollkommener Weise erfüllen. Diese 


8 Der Einfluß unserer therapeutischen Maßnahmen auf die Entzündung, 
Stuttgart 1907. 
b* 


124 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


geschwulstartigen Bildungen, von denen Verf. verschiedene Beispiele 
mitteilt, sind namentlich wichtig für das Verständnis des Wesens und 
der Entstehung der Geschwülste. Paul Wagner (Leipzig). 





3) Móriol. Neurorrhexis et chromolyse dans la névralgie 
trifaciale.$ 
(Province med. 1907. Nr. 39.) 

Verf. empfiehlt, bei Trigeminusneuralgie ein brüskes Herausreißen 
der Nervenfasern vorzunehmen, weil nur die Intensität eines solchen 
Traumas die Chromolyse der Ganglienzellen und damit die Verhinde- 
rung eines Rezidivs gewährleistet. 

Das häufige Auftreten der Rezidive, selbst solcher nach Exstir- 
pation des Ganglion Gasseri, erklärt Verf. damit, daß in diesen Fällen 
in der Technik ein Fehler und die Exstirpation nur partiell gemacht 
wurde. 

3} Das brüske Herausreißen der Nervenfaser soll nach Verf.s An- 
sicht den Tod der Ganglienzellen herbeiführen. Er geht hierbei von 


den histologischen Untersuchungen von Gehuchten aus. 
A. Hoffmann (Karlsruhe). 





4) Sebileau. L’operation de Lamorier-Desault autrefois 
et aujourd’hui. 
(Annales de maladies de l'oreille etc. T. XXXL, Nr. 12.) z 
S. beschreibt in der vorliegenden, sehr lausführlichen und an- 
regenden Arbeit die Wandlungen, die die von Lamorier 1743 an- 
gegebene Operationsmethode zur Beseitigung von Kieferhöhleneiterungen 
(Trepanation von der Fossa canina aus) im Laufe der Jahre 
durchgemacht hat. S. selbst ist noch Anhänger dieser Methode, die 
er nur dadurch modifiziert, daß er die Schleimhaut des Antrum sorg- 
fältig ausschabt. Die Anlegung einer breiten Kommunikation zwischen 
Antrum und Nase, wie sie Luc und Caldwell vorschreiben, hält er 
für überflüssig, ebenso das lange Offenhalten der Wunde durch Tam- 
ponade oder durch Obturatoren. 
Die Arbeit enthält, neben dieser Besprechung der Operations- 
methoden, eine Menge interessanter Betrachtungen; die Lektüre des 
Originals ist sehr zu empfehlen. Hinsberg (Breslau). 





5) Fronstein. Zur Differentialdiagnose der normalen und 
pathologischen Rachenmandel. 
(Chirurgia 1907. Nr. 130. [Russisch.)) 

Verf. hat sich der Aufgabe unterzogen, durch statistische Unter- 
suchungen an 224 Kindern festzustellen, wann eine Rachenmandel 
normal, wann pathologisch anzusehen ist, und kommt zu folgenden 
Resultaten: Die Rachenmandel, mit der fast jedes Kind geboren wird, 
ist an und für sich ein normales Gebilde, daß mit der Zeit atrophiert. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 125 


Wo sie zu spät oder gar nicht sich zurückbildet, oder gar hypertro- 
phiert, ist sie pathologisch.. Da nun die Differentialdiagnose und 
besonders die Indikation zur Entfernung der Mandel noch keineswegs 
feststeht, hat F. nach Unterscheidungsmerkmalen gesucht und folgende 
gefunden: Im Gegensatze zu den Laryngologen, die meist nur die 
Größe der Mandel in Betracht ziehen (ob die Mandel über !/, der 
Choanen bedeckt), will er die Konsistenz heranziehen, da seiner An- 
schauung nach die harten, glatten Mandeln nur »hypertrophische« sind, 
die sich noch zurückbilden, während die weichen, buchtigen, und 
ganz besonders die auf einem zarten Stiel aufsitzenden Mandeln als 
»adenoide Vegetationen« zu bezeichnen und als Ursache der Mittel- 
ohreiterungen, Katarrhe usw. ungeachtet ihrer Größe entfernt werden 
müssen. Aber auch die harten glatten Mandeln sollen entfernt wer- 
den, wenn sie über !t/ der Choanen bedecken. Hier will Verf. dann 
die Mandel als mechanisch schädigendes Moment entfernt wissen, 
während die andere Form die infektiößsen Prozesse begünstigt. Die 
harten kleinen Mandeln bleiben als normal stehen. 

Auf diese Weise fand F. 29% Kinder mit pathologischer, zu 
entfernender Rachenmandel, eine Zahl, die im allgemeinen mit der 
anderer Untersucher übereinstimmt. Oettingen (Berlin). 





6) Fedorofl. Die Pharyngotomia suprahyoidea bei Ge- 
schwülsten der Zungenbasis. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hit. 4.) 

F. bat einen: Fall von papillöser Geschwulst des Zungengrundes 
mittels der Pharyngotomia suprahyoidea erfolgreich operiert. Er 
schildert eingehend die Technik des Verfahrens, wie er es an der 
Leiche und am Lebenden ausgebildet hat. Die Vorzüge, die diese 
Methode vor der Pharyngotomia subhyoidea haben soll, sind große 
Zugänglichkeit zum Nasenrachenraum, zur hinteren Rachenwand, zum 
weichen Gaumen, Zungengrund und zur Epiglottis, ferner die Ver- 
meidung von schwerwiegenden Schädigungen, z. B. der Nerven, die 
Umgehung der Tracheotomie, die geringe Blutung und die Heilung 
ohne Ernährung mit Magensonde. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 





7) 8. C. Plummer. Technique of removal of tubercular 
glands of the neck. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. November.) 

Zur radikalen Entfernung tuberkulöser Halsdrüsen wird ein syste- 
matisches Vorgehen empfohlen. Ein ausgedehnter Schnitt über die 
ganze Länge des Kopfnickers und zwei weitere Schnitte, die, von dem 
ersten ausgehend, parallel zum Schlüsselbein bis zum Akromiom bzw. 
von der Höhe der Carotidenteilung bis zur Kiefermitte ziehen, sollen 
alle Drüsen zugänglich machen. Der Freilegung der großen Gefäße 
folgt dann die möglichst stumpfe Ausschälung der Drüsen von unten 
nach oben. Strauss (Nürnberg). 





126 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


8) Escat. Legitimite de la distinction clinique du lupus et 
de la tuberculose vulgaire des voies respiratoires supérieures. 
(Ann. des malad. de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 10. p. 313.) 

E. hält, entgegen der von Massei u. a. geäußerten Ansicht, 
daran fest, daß der Lupus der oberen Luftwege von der Tuberkulose 
im engeren Sinne streng zu trennen ist. Sie unterscheiden sich durch 
Schnelligkeit der Ausbreitung, Prognose und viele andere Punkte, die 
E. ausführlich in Form einer Tabelle zusammenstellt, so wesentlich 
voneinder, daß die Unterscheidung praktisch wichtig ist. In der Nase 


kommt nach E.’s Erfahrung nur die lupöse Erkrankungsform vor. 
Hinsberg (Breslau). 





9) Pool. Tetany parathyreopriva. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 

Tetanie kommt infolge der verschiedensten Krankheiten vor, z. B. 
bei Magendilatation, Frühgeburt, auch im Wochenbett; sicher wird sie 
nach neueren Forschungen hervorgerufen, wenn gelegentlich einer Kropf- 
operation sämtliche Nebenschilddrüsen entfernt sind. Gewöhnlich trifft 
man beim Menschen im ganzen 4 Glandulae parathyreoidea an, auf jeder 
Seite eine obere und eine untere; die erstere liegt dicht an der Schild- 
drüse im mittleren Drittel des hinteren Randes hinten und nach außen 
von der A. thyr. infer.; die untere, nicht mit der Schilddrüse ver- 
wachsene am oder unterhalb des unteren Pols derselben, meistens nach 
vorn von der unteren Schilddrüsenarterie. Jede Nebenschilddrüse hat 
eine fibröse Kapsel; ihre Größe schwankt zwischen 3—15 mm, der 
Körper ist etwas abgeflacht und oval, die Farbe braunrot oder rötlich 
gelb; der Blutzufluß kommt hauptsächlich von der unteren Schild- 
drüsenarterie. Histologisch besteht das Gewebe aus Zellhaufen, die 
durch ein bindegewebiges Gerüst getrennt sind, ein retikuläres Gewebe, 
das sehr gefäBreich ist und zu fettiger und kolloider Degeneration 
neigt. 

Nach P. entwickeln sich die Glandulae parathyreoideae aus dem 
3. und 4. Kiemenbogen als selbstständige Zellhaufen, die erst später 
in Berührung mit der Schilddrüse treten. Der Zweck dieser Drüsen 
scheint zu sein, zu verhüten, daß gewisse Toxine im Körper Tetanie 
hervorrufen. 

Die klinischen Symptome dieser Tetanie bestehen in spastischen 
tonischen Muskelkontrakturen an den Extremitäten und im Facialis, 
die an den ersteren besonders die Flexoren betreffen, so daß es zu 
der sogenannten Accoucheurhand und zur Spitzfußstellung kommt. 
Die Anfälle treten in Zwischenräumen auf und dauern Minuten oder 
Stunden. Die galvanische Erregbarkeit der motorischen Nerven ist 
erhöht, besonders am N. ulnaris, das Trousseau’sche Phänomen in 
2/, der Fälle auszulösen. Mit Hysterie ist Verwechslung nur im Anfang 
möglich. 

Was die Therapie anbetrifft, so sind die Erfolge nach Anwendung 
von Nebenschilddrüsen und Schilddrüsenextrakten, sowie mit Beebe’ 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 127 


Nucleo-proteid-Substanz noch zweifelhaft, ebenso die subkutane oder 
andere Einpflanzungen von den Nebenschilddrüsen. Verf. hat durch 
Versuche an Tieren festgestellt, daß nach Einpflanzung der Glandula 
parathyreoidea von einem Tier in das Organ des Tieres einer anderen 
Gattung Absorption der Drüse eintritt. Dasselbe negative Resultat 
ergaben Überpflanzungen von Mensch zu Mensch. Die Hauptsache 
scheint bezüglich der Behandlung die Prophylaxe 'zu sein. Es ist 
bei Kropfoperationen zu vermeiden, daß sämtliche Nebenschilddrüsen 
entfernt werden. , Dazu ist eine genaue Orientierung über die Lage 
dieser Drüsen notwendig, wie letztere in dem Vorhergesagten geschildert 
ist. Falsch ist z. B., nur den Isthmus bei Schilddrüsenoperationen zurück- 
zulassen, da auf diese Art sämtliche Nebenschilddrüsen entfernt werden. 
Ebenso soll nach Möglichkeit auf der Seite, auf der man ein Stück 
der Schilddrüse mit den Nebenschilddrüsen zurückläßt, die A. thyr. 
inf. nicht unterbunden werden. 

Unter Beigabe guter Abbildungen wird ein Fall näher geschildert, 
in dem nach Exstirpation erst des rechten, dann des linken Schild- 
drüsenlappens Tetanie mit den charakteristischen Symptomen ausbrach. 
Hier wurde durch Beebe’s Nucleo-proteid und Einpflanzung von fünf 
soeben den Leichen entnommenen Nebenschilddrüsen unter die Haut 
Heilung erzielt. Verf. glaubt aber, daß diese nur deswegen eintrat, 
weil wenigstens eine Glaudula parathyreoidea bei der vorhergegangenen 
Kropfoperation zurückgelassen wurde. Herhold (Brandenburg). 





10) W. A. Freund. Beiträge zur Behandlung der tuberku- 
lösen Lungenspitzenphthise und des alveolären Emphysems 
durch operative Mobilisation des in der oberen Apertur steno- 
sierten und des starrdilatierten Thorax. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. No. 48.) 

Um der übertriebenen Ausdehnung seiner Thoraxoperation einen 
Riegel vorzuschieben, bespricht F. eingehend die Momente, auf welche 
sich eine exakte Diagnose der primären Brustkorbanomalien stützen 
muß. Indem er in bezug hierauf aus seinen Arbeiten aus den Jahren 
1858/59 das Wichtigste wiederholt, weist er des weiteren auf die durch 
Röntgenoskopie zu gewinnenden Bilder hin. Als Indikation zur Ope- 
ration bei der Stenose der oberen Apertur stellt er die sichere Kon- 
statierung dieser Stenose, besonders erblich Belasteter, und als richtigen 
Zeitpunkt die Beobachtung wirklich auf die Spitze beschränkter 
tuberkulöser Affektion der Lungen bei F'ehlen anderweitiger tuberku- 
löser Erkrankungen hin. Die chirurgische Mobilisation des starrdila- 
tierten Brustkorbes bei alveolärem Emphysem will er womöglich vor 
Ausbildung der sekundären Degeneration ganz im Sinne ‚der von 
Pässler und Seidel gestellten Indikation ausgeführt wissen. 

Kramer (Glogau). 


— — — — 


128 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. b. 


11) K. Hast. Zur Frage der chirurgischen Behandlung der 
beginnenden tuberkulösen Lungenspitzenphthise. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 44.) 

Ausgehend von seinen eigenen Untersuchungen, durch die H. die 
Angaben W. A. Freund’s, daß infolge einer primären Entwicklungs- 
hemmung der ersten Rippenknorpel oder Rippen selbst die obere 
Thoraxapertur verengt und dadurch ein schädlicher Druck auf das 
umschlossene Lungengewebe ausgeübt wird, bestätigen konnte, bespricht 
Verf. die mechanisch-funktionellen Mißverhältnisse im Bereiche der 
oberen Thoraxapertur, zwei Formen derselben unterscheidend. Die erste, 
sich zur Zeit der Reife geltend machende entspricht der Freund’schen 
Lehre, während die zweite, als Altersveränderungen aufzufassende Ver- 
knöcherungsprozesse in der Knorpelsubstanz der Rippe in sich schließt 
und durch diese Starrheit eine Durchlüftung der Lungenspitzen beein- 
trächtigt; sie erklärt nach H. die Lokalisation der Tuberkulose in der 
Lungenspitze bei älteren Individuen. Die von Freund vorgeschlagene 
Operation, in Durchschneidung des ersten Rippenknorpels bestehend, 
dürfte besonders bei dieser zweiten Form von Nutzen sein; event. muß 
auch die Durchtrennung der anderen Rippenknorpel zur Sicherung 
und Begünstigung der Exspiration in Betracht gezogen werden. Aber 
auch für die erste Form erscheint H. die chirurgische Bildung eines 
Gelenkes am ersten Rippenknorpel empfehlenswert, vorausgesetzt, daB 
es sich um einen beginnenden tuberkulösen Prozeß in der Lungen- 
spitze eines nicht diabetischen Individuums handelt. 

Kramer (Glogau). 





12) Green and Manry. Experimental studies upon the tho- 
racic oesophagus. A preliminary report. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 

Bevor Verff. an Tieren den Brustkorb behufs Resektion der 
Speiseröhre eröffnen, führen sie eine 12 Zoll lange Kanüle in 
den Kehlkopf und die Luftröhre, dessen laryngeales Ende durch 
einige umgelegte Heftpflasterstreifen fusiform verdickt ist (æ), 
damit es, in der Rima glottidis liegend, einen sicheren Ver- 
schluß derselben herbeiführt. Bei b ist eine Offnung für ex- 
spirierte Luft, über b kann die Manschette c geschoben werden, 
wenn die Lunge von d aus aufgeblasen werden soll. Bevor man 
die Pleura öffnet, überzeugt man sich, ob die Lunge genügend 
gebläht ist; man sieht dieses durch die zarten Pleurablätter 
hindurch. Die Speiseröhre wird dann unter steter Beobach- 
tung und Regulierung der Lungenblähung reseziert und mit 
dem Magen wieder verbunden. Bevor die Brusthöhle geschlos- 
sen wird, ist die Lunge von d aus genügend aufzublasen. Bei 
diesen Operationen an Tieren war eine Rippenresektion nicht 
nötig; nach Spaltung des Zwischenrippenraumes ließen sich 
die Wundränder genügend weit auseinander ziehen. Alle diese an 
Tieren vorgenommenen Resektionen verliefen ohne Zwischenfall. 
Herhold (Brandenburg). 








Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 129 


13) L. Bornhaupt. Über die Bauchschüsse im russisch- 


japanischen Kriege 1904—1905. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 3.) . 

Verf. hat 182 penetrierende Bauchverletzungen beobachtet, die 
am 6.—10. Tage nach der Verletzung in seine Behandlung kanıen, 
nachdem sie, meist mit einem Notverband versehen, in den durch- 
gehenden Zügen vom Kriegsschauplatz aus nach Charbin ins Lazarett 
transportiert worden waren. In 162 Fällen hat es sich dabei um 
kleinkalibrige Mantelgeschosse als Ursache der Bauchverletzung ge- 
handelt. 72,8% wurden konservativ und nur 27,2% operativ behan- 
delt. Von den nicht Operierten starben nur 3, d.i. 2,6%. 55% der 
Bauchschüsse verliefen überhaupt symptomlos, so daß es Mühe kostete, 
nach 5—6 Tagen die Pat. im Bette zu halten. Vielfach waren die 
Bauchwunden gar nicht gereinigt worden, sondern nur mit einem Heft- 
pflasterverband versehen. Trotzdem heilten die kleinen Öffnungen 
sehr gut, und Verf. hält es für überflüssig, an allen Verbandstationen 
den Verband zu wechseln. Infiltrate, die sich häufig in der Bauch- 
höhle fanden und hohes Fieber verursachten, heilten gewöhnlich unter 
Umschlägen. Öfters waren die Bauchverletzten durch mangelhafte 
Isolierung der Dysenterie- und Typhuskranken auf dem Transport 
oder in den Spitälern infiziert worden. Fälle mit Blasenfisteln und 
Kotfistelbildung, Nierenschüsse heilten vielfach unter zuwartender 
Therapie, ohne schwere Folgeerscheinungen zu hinterlassen. Nur dürfen 
solche Pat. sich nicht zu früh bewegen und nicht zu bald evakuiert 
werden; die üblen Folgen eines solchen zu früh erfolgten Transportes 
werden an mehreren einschlägigen Fällen geschildert. 

Von 27 Laparotomierten sind 13 gestorben, darunter 9 solche, die 
schon vor dem Eingriff eine eitrige Peritonitis hatten, und 4, die an 
Sepsis zugrunde gingen. 8 von den 13 Gestorbenen wiesen eine Per- 
foration des Magen-Darmkanals auf; lmal bestand eine Verletzung 
der Harnblase, Amal war keine Verletzung innerer Organe zu kon- 
statieren. 

B. ist der Ansicht, daß die nach ‚Bauchschüssen entstandenen 
Hämatome bei Verwundeten, die nach der Verletzung noch gelaufen 
oder geritten sind, in den vorn gelegenen Lazaretten in den ersten 
Tagen nach dem Trauma operiert werden müssen. Ebenso verlangen 
Fälle mit großen Schußöffnungen und Austritt von Darminhalt einen 
zeitigen Eingriff; desgleichen Pat., bei denen ein verletzter Knochen, 
wie das Darmbein oder die Wirbelsäule, mit einem Kotabszeß kom- 
muniziert. Solche Fälle dürfen auch nicht einem frühzeitigen Trans- 
port unterworfen werden, den Leute mit Hämatomen, auch vereiterten, 
eher vertragen. Im Rücken der Armee soll nur die Eröffnung der 
Eiterherde, keine ausgedehnte Laparotomie ausgeführt werden. 

5mal hat Verf. eine gleichzeitige Verletzung der Pleura- und der 
Peritonealhöhle bei der Operation beobachtet. 4 von diesen Pat. sind 
gestorben. B. hält es für zweckmäßig, beide Hohlräume zu eröffnen 

5** 


130 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


und gesondert zu behandeln, statt von der Brusthöhle aus die 
Zwerchfellwunde zu erweitern. 6 andere Pat. solcher kombinierter 
Verletzungen heilten unter Zuwarten aus. Was die Schrapnellkugel- 
verletzungen anlangt, so konnte auch bei diesen konstatiert werden, 
daß sie nicht immer schwere innere Schädigungen veranlassen müssen. 
Dagegen tritt bei Schrapnellschüssen häufiger eine Vereiterung des 
Schußkanales ein als bei kleinkalibrigen Mantelgeschossen, weil die 
größeren Gewebszerreißungen eine Wundinfektion mehr begünstigen. 
Deshalb muß namentlich dann, wenn das Schrapnell stecken geblieben 
ist, bei den ersten bedrohlichen Erscheinungen frühzeitiger eingegriffen 
werden. 

Verf. spricht sein Endurteil dahin aus, daß Bauchschüsse mit 
intraabdominellen Blutungen und Austritt von Darminhalt primär 
laparotomiert werden sollten. Diese Möglichkeit ist nur zu erzielen, 
wenn auf die Ausstattung der Feldlazarette der ersten Etappe große 
Sorgfalt verwendet wird. Die Anzahl der Lazarette in erster und 
zweiter Etappe muß eine große, ihre Aufnahmefähigkeit eine aus- 
reichende sein, und die erfahrensten Chirurgen sollen dort stationiert 
sein. Konservativ zu behandelnde Fälle müssen rasch von dort eva- 
kuiert werden. Die Organisation und die Transportmittel müssen an 
diesen Stellen ganz besonders gut funktionieren. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


14) Moynihan. An address on the pathology of the living. 
(Brit. med. journ. 1907. November 16.) 

Die moderne Chirurgie hat eine »Pathologie am Lebenden« auf- 
gebaut, die unser Wissen von den Krankheitserscheinungen außer- 
ordentlich gefördert hat. Gestützt auf die großen Erfahrungen, die 
der bekannte Chirurg an seinem reichen Stoff hat sammeln können, 
gibt er einen lehrreichen Überblick, wie sehr wir seit dieser »Patho- 
logie am Leebenden« in manchen Punkten umzulernen genötigt waren 
und noch täglich sind. So ist z. B. das Ulcus duodeni sehr viel 
häufiger, als wir früher annahmen. Auf Grund seiner 160 Opera- 
tionen wegen Duodenalgeschwür glaubt M. das Verhältnis vom Magen- 
zum Duodenalgeschwür auf mindesteas 2:1, vielleicht sogar auf 1:1 
schätzen zu dürfen. Selbst die Autopsie in vivo macht uns die Unter- 
scheidung zwischen Magen- und Duodenalgeschwür durchaus nicht 
immer zweifellos. Seine Erfahrungen haben ihm gelehrt, das Duodenal- 
geschwür mit annähernder Sicherheit allein aus der Anamnese zu er- 
kennen, die er eingehend beschreibt. Er hat manche Fälle mit der 
Diagnose Hyperazidität, Dyspepsie, chronische Gastritis durch die 
Operation als Duodenalgeschwür aufgedeckt. Auch die nahen Be- 
ziehungen zwischen Krebs und Magengeschwür hat die moderne Chir- 
urgie klargelegt, ferner die Pathologie der Gallensteine und der 
chronischen Pankreatitis von Grund aus verändert. Ahnliches gilt 
für Dickdarmerkrankungen und für die tuberkulöse Peritonitis. 

Weber (Dresden). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 131 


15) Cawardine. A clinical lecture on acute generalining 
peritonitis and its treatment. 
(Brit. med. journ. 1907. November 30.) 

C. bespricht ausführlich die großen peritonealen Buchten, in 
denen sich Exsudate der Schwere und der ÖOrtlichkeit nach sammeln 
werden: Becken, Lumbalbuchten, subphrenische Räume, und empfiehlt 
stets bei Perforationsperitonitiden nach Versorgung der Durchbruchs- 
stelle diese Taschen auf das Vorhandensein von Exsudat zu unter- 
suchen durch Hinuntertauchen von gestielten Tupfern. Er weist den 
Einwurf, man könnte so die noch nicht befallenen Buchten infizieren, 
zurück und verlangt ausgiebige Drainage aller eitrigen wie serösen 
Ansammlungen nach bestimmten Regeln, die er im folgenden angibt. 
Besonderen Wert für die Nachbehandlung legt er auf zwei Neue- 
rungen in der Peritonitistherapie: das erste ist die halbsitzende Stel- 
lung des Kranken im Bett, die sog. Fowler’sche Lage, zum Abfluß 
der Sekrete in das gut drainierte Becken; das zweite die von Murphy 
1904 angegebene Methode der fortwährenden Berieselung des Mast- 
darmes mit so abgemessenen Mengen von Kochsalzlösung, daß eine 
ständige Aufnahme von Flüssigkeit ins Blut — bis zu 10 Litern in 
24 Stunden — stattfindet. 

C. meint, es gelänge heute, weit über 50% der Fälle von verall- 
gemeinerter Peritonitis mit den modernen Methoden zu retten. 

Weber (Dresden). 


16) D. Hilton. Appendicitis complicating the puerperium. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. Oktober.) 

Appendicitis als Komplikation des Wochenbettes wurde bisher 
relativ selten beobachtet. Verf. konnte aus der Gesamtliteratur ins- 
gesamt nur 29 solcher Fälle zusammenstellen. Er führt dies darauf 
zurück, daß sicherlich zahlreiche Fälle unter dem Symptomenkomplex 
parametritischer Störungen verlaufen und als solche behandelt werden. 
Am häufigsten tritt die Erkrankung innerhalb der ersten 4 Tage des 
Wochenbettes ein (21 Fälle). Als auslösendes Moment für die Er- 
krankung des Wurmfortsatzes fand sich bei der Operation oder Sek- 
tion meist eine Infektion der benachbarten Geschlechtsorgane, in ein- 
zelnen Fällen dürfte sich jedoch die Infektion des primär erkrankten 
Wurmfortsatzes per contiguitatem auf den Genitalschlauch fortgepflanzt 
haben. 

Besondere Symptome der Appendicitis nach der Entbindung fehlen, 
so daß die subjektiven Beschwerden und der objektive Befund sich 
durchaus nicht von den Erscheinungen der Appendicitis in anderen 
Lebensperioden unterscheiden. 

Die Prognose der Erkrankung ist eine recht trübe, indem von 
den Fällen, die innerhalb der: ersten 10 Tage nach der Entbindung 
beobachtet wurden, 45,5% starben. Die einzig aussichtsreiche Be- 
handlung besteht in dem frühzeitigen — Eingriff. 

Strauss (Nürnberg). 


* 





132 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


17) Murray. The saccular theorie of hernia. 
(Brit. med. journ. 1907. November 16.) 

Unter »Sacktheorie« vesteht M. die Lehre, daß alle Eingeweide- 
brüche mit Ausnahme der traumatisch entstandenen angeboren sind, 
insofern der Bruchsack stets vorgebildet ist. Diese Lehre ist die 
einzige, die alle Erscheinungen an Brüchen ausreichend erklärt. Zur 
genügenden Verständigung über diese Frage muß vor allem mit der 
bisher üblichen Einteilung in angeborene und erworbene Brüche auf- 
geräumt werden: nicht nur jene Bruchsäcke, die den Hoden mit- 
umfassen, sind angeboren, sondern alle anderen, nicht traumatischen 
ebenfalls. Für die Sacktheorie sprechen z. B. auch die guten Erfolge 
der einfachen hohen Abbindung des Bruchsackes bei Kindern, ferner 
die vorzüglichen Ergebnisse der im Grunde genommen auf ein gleiches 
hinzielenden Kocher’schen Operation. M. hat neuerdings die bei 
Kindern übliche, möglichst hohe Abbindung mit guten Dauererfolgen 
auch auf Erwachsene übertragen. — Bei 200 wahllos untersuchten 
Leichen von Menschen, die im Leben nie Brucherscheinungen dar- 
geboten hatten, fanden sich 68 peritoneale Ausstülpungen an den 
Bruchpforten: 13 inguinale, 52 femorale, 3 umbilicale. Das Austreten 
eines Bauchhöhleninhaltes hängt beim Vorhandensein der Ausstül- 
pung nur noch ab von der Größe der Ringöffnung und der Kraft der 
Muskelsperre. Diese »Sacktheorie« wendet M. auf die einzelnen Bruach- 
arten an. Weber (Dresden). 





18) Hausmann. Über das Tasten normaler Magenteile. 
(Archiv für Verdauungskrankheiten Bd. XIII. Hit. 4.) 

Die ausführliche Studie muß im Originale nachgelesen werden. 
Mit Hilfe der vom Verf. geübten und besonders ausgebildeten Nieren- 
palpation gelingt es ihm, in 18% seiner Fälle den normalen Pylorus 
und in 25% der Fälle die große Kurvatur des Magens genau zu be- 
stimmen. 

Die Bedeutung dieser Tastungsresultate liegt in erster Linie auf 
praktisch-diagnostischem Gebiete. Der Wert dieser durch nachfolgende 
Operation vielfach kontrollierten Situsbestimmungen ist zweifellos ein 
hoher und die Anregung, auf dem Gebiete weiter zu forschen, eine 
dankenswerte. Oettingen (Berlin). 





19). Frederick. Early postoperative intestinal obstruction. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 15.) 

Die Fälle von frühzeitig im Anschluß an Bauchoperationen auf- 
tretendem Darmverschluß unterscheiden sich erheblich von den später 
sich entwickelnden; je früher die Symptome sich zeigen, um so schwie- 
riger pflegt die Diagnose und um so schwerer der Fall zu sein. 

Es handelt sich in der Regel um drei Ursachen: um septische 
Peritonitis, um mechanischen Verschluß durch Verwachsungen oder 
abschnürende Bänder, endlich um Ausbildung eines Hindernisses durch 
Veränderung des Darmes selbst. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 133 


Man warte nicht zulange mit operativem Einschreiten, drainiere 
bei Peritonitis, durchtrenne vorhandene Verwachsungen, die man als 
‚Ursache erkennt, und lege, um sicher zu gehen, eine Enterostomie an 
der geblähtesten Darmpartie an, und zwar von einer besonderen Bauch- 
wunde aus. W. vr. Brunn (Rostock). 


20) H. M. Hepperlen. A simple method of intestinal ana- 
stomosis with a single ligature and two needles. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. Oktober.) 

Verf. empfiehlt zur Naht der Darmanastomosen fortlaufende Naht 
mit doppelt armierter Nadel. Die Naht beginnt in der Lichtung; jede 
Nadel wird von der Schleimhaut zur Serosa geführt. Durch Kreuzung 
der Nadeln nach jedem Stich ergibt sich ein nach der Lichtung zu 
gewendeter Knoten, so daß sich der Darmverschluß ganz in analoger 
Weise wie bei dem Verschluß des Kunstafters nach Mikulicz vollzieht. 

Strauss (Nürnberg). 


21) N. Trinkler. Zur Technik der Enukleation des Mast- 
darmes bei karzinomatösen Erkrankungen desselben. 
(Wiener med. Presse 1907. Nr. 48 u. 49.) 

Verf. empfiehlt als Voroperation die Kolotomie, 1) um die Grenzen 
des Operationsfeldes erweitern zu können, ohne um event. Störung der 
Darmfunktion besorgt zu sein; 2) um durch Ableitung der infizierenden 
Kotmassen in mehr oder minder aseptischer Umgebung operieren zu 
können. In hoffnungslosen Fällen, in denen es in erster Linie darauf 
ankommt, möglichst viel zu entfernen, schlägt Verf. vor, das zurück- 
bleibende Mastdarmende fest zu vernähen durch eine die ganze Dicke 
der Darmwand fassende Kürschnernaht und durch eine Lembert’sche 
Naht. Der auf diese Weise entstandene blinde Sack wird samt dem 
Mesorektum mittels zweier Nähte an das vordere Blatt des Peritoneums 
festgenäht. Paul Wagner (Leipzig. 


22) H. Heineke. Über Pankreasrupturen. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 4.) 

Verf. veröffentlicht die Krankengeschichten von 5 Fällen von 
‚Pankreaszerreißung, von denen 2 mit Verletzung anderer Organe 
kombiniert waren, während es sich bei den 3 anderen um isolierte 
Zerreißungen der Drüse handelte. Er stellt aus der Literatur im 
ganzen 19 Fälle zusammen. Unter 14 Operierten sind 9 geheilt wor- 
‚den. Die Prognose der Verletzung ist demnach eine günstige, nament- 
lich bei zeitiger Operation. Die Gefahren der Verletzung bestehen! in 
‚der Blutung und noch mehr in dem Austritte des Pankreassaftes und 
‚den folgenden Fettnekrosen. Eine sichere Diagnose ist meist unmög- 
lich. Anfänglich können die klinischen Erscheinungen sehr. milde 
sein, wahrscheinlich weil die Blutung anfänglich gering ist... Einen 
‚bestimmten Hinweis erhält man nur durch die isolierte Blutansamm- 
lung in der Bursa omentalis, die eintritt, wenn das Foramen Winslowii 


134 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


verklebt und das Lig. hepatogastricum nicht zerrissen ist. Nicht ge- 
nügend erwiesen. ist es noch, ob das normale Pankreassekret Fett- 
nekrosen bewirkt, oder ob es bei den Zerreißungen erst durch Darm- 
saft oder das gequetschte Pankreasgewebe aktiviert und zu Fettspaltung 
sowie Eiweißverdauung befähigt wird. Therapeutisch kommt nur der 
operative Eingriff in Frage mit Tamponade und event. Naht bei 
glatten scharfkantigen Rissen. Vielleicht kann durch die letztere die 
Kontinuität durchtrennter Ausführungsgänge gerettet und die Funk- 
tion des abgetrennten Schwanzes erhalten werden. Bei nicht operierten 
kleineren, aber auch bei ausgedehnteren Rissen kann es zu Üysten- 
bildung kommen, wie ein einschlägiger genauer beschriebener Fall be- 
weist. E. Siegel (Frankfort a. M.) 


23) Kleinschmidt. Beiträge zur pathologischen Anatomie 


und Klinik der Kystadenome des Pankreas. 
(Medizinisch-naturwissenschaftliches Archiv Bd. I. Hft 1.) 


Die Pankreaschirurgie birgt noch viele ungelöste Fragen, so daß 
jeder genau beobachtete und untersuchte Fall als wertvoll zu begrüßen 
ist. Verf. bringt uns die Krankengeschichte und mikroskopische 
Untersuchung eines im Charlottenburger-Westendkrankenhause ope- 
rierten Pankreaskystadenoms, durch die das Verhältnis dieser echten 
Geschwülste zu den Retentionscysten eine eingehende Beleuchtung 
erfährt. 


Bei einer 47jährigen Frau, bis 3 Jabre vorher Alkoholikerin, hatte sich unter 
mächtigen Magen-Darmbeschwerden und Abmagerung im Laufe von 8 Jahren 
eine Geschwulst im Oberbauch entwickelt, die als Milzgeschwulst erfolglos behandelt 
worden war. Sie nahm, vom Rippenbogen bis in Nabelhöhe reichend, die ganze 
linke Bauch- und Lendengegend ein, mannskopfgroß. Nach der Eröffnung der 
Bauchhöhle durch Schnitt dem linken Rippenbogen entlang zeigte sich, daß die 
Geschwulst, vom Dickdarm bedeckt, retroperitoneal gelegen und zwischen die 
weit auseinander gedrängten Blätter des Mesocolon transversum gewachsen war. 
Nach Verlängerung des Schnittes bis an den Rand des M. sacrolumbalis wurde 
sie von hinten her in Angriff genommen und nach äußerst mühsamer Ablösung 
von Magen, Milz und Querkolon in toto exstirpiert. Vom Pankreas, dessen 
Schwanzteil fächerförmig ausgebreitet der Geschwulst anlag, konnte sie ohne 
Substanzverlust abgelöst werden. Leider überstand die Frau den schweren Ein- 
griff nicht. 

Der bis in seine Einzelheiten genau beschriebene mikroskopische Unter- 
suchungsbefund der aus einer großen Haupt- und mehreren Nebencysten bestehenden 
Geschwulst läßt ihren proliferierenden Charakter, wahrscheinlich von den kleinen 
Ausführungsgängen des Pankreas ausgehend, deutlich erkennen. 


An der Hand des eigenen und der 21 in der Literatur nieder- 
gelegten einschlägigen Fälle geht Verf. näher auf die pathologische 
Anatomie und Klink der Pankreaskystadenome ein. Im Gegensatz 
zu den Retentionscysten ist stets eine Zylinderepithelschicht, meist 
mit reichlichen schleimproduzierenden Zellen, vorhanden, die allerdings 
eine große Neigung zum Zerfall zeigt und am ausgeprägtesten in den 
sehr häufigen Nebencysten zu finden ist. In der Hälfte der Fälle 
wurden Reste von Pankreasgewebe angetroffen. Der Cysteninhalt ließ 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 135 


niemals für Pankreas charakteristische Elemente erkennen, Trypsin 
wurde nie nachgewiesen. Die Entwicklung der oft eine beträchtliche 
Größe erreichenden Geschwülste dehnt sich, meist unter geringfügigen 
Beschwerden, über Jahre hinaus aus; niemals war ein Trauma voraus- 
gegangen. Allgemeinstörungen und Ausfallserscheinungen fehlten meist, 
entsprechend dem normalen Verhalten des nicht beteiligten Pankreas- 
teiles. Meist entwickeln sich die Geschwülste zwischen die Blätter 
des Mesocolon transversum und nelımen mit ihrer größten Masse die 
linke Oberbauchgegend ein. Bei der Differentialdiagnose gegen Re- 
tentionscysten sind das Fehlen eines Traumas sowie die geringen 
Beschwerden zu verwerten. Das fortschreitende Wachstum macht 
die operative Behandlung notwendig; und zwar spricht sich Verf. 
hierbei im Gegensatze zu den Retentionscysten für die totale Exstirpa- 
tion aus, da bei dem proliferierenden Charakter dieser Neubildungen 
die einfache Entleerung nach Einnähung eine Dauerheilung nicht 
bringen kann, eine Ansicht, die durch die Statistik erhärtet wird. Der 
Angriffsweg richtet sich nach der Lage der Geschwulst; häufig dürfte 
der retroperitoneale Weg zu bevorzugen sein, der übrigens auch für 
die Einnähungsbehandlung einer etwa anzutreffenden Retentionscyste 
manche Vorzüge aufweisen könnte. 

Eine ausführliche Tabelle der zugrunde liegenden Fälle beschließt 
die Arbeit. Vorderbrügge (Danzig). 


Kleinere Mitteilungen. 
I. 


Über Sterilisation der Metallinstrumente. 
Von 


Dr. Josef Lévai, 


Spezialarzt für Chirurgie in Budapest. 


ie Metallinstrumente rosten bei dem üblichen Auskochen in Sodalösung hier und 

da kaum merklich, manchmal aber ziemlich stark und wandern gar zu oft zum 
Instrumentenmacher. Im Jahre 1896 publizierte ich in der » Wiener klin. Rund- 
schau« ein Verfahren, welches vollständig geeignet ist, das Rosten der Metall- 
instrumente bei der Sterilisation zu verhüten. Da ich mich gelegentlich über- 
zeugte, daß mein Verfahren im Auslande nicht genügend bekannt wurde, halte ich 
für angezeigt, dasselbe hier in Kürze zu publizieren. 

Das Eisen (Stahl) rostet nur in Anwesenheit von Kohlensäure, Feuchtigkeit 
und Sauerstoff. Wenn eine der drei Bedingungen fehlt, bleibt das Eisen vom Rost 
verschont. So rostet in beständig trockener Luft das Eisen nicht, es rostet nicht, 
wenn es tagelang im Wasser liegt, wenn wir in dieses Wasser beständig Sauerstoff 
leiten, vorausgesetzt, daß wir die Kohlensäure mit irgendeinem Alkali gebunden 
haben. 

Der chemische Prozeß des Rostens ist folgender: Feg + Os + 2 COy = 2 FeCO; 
kohlensaures Eisenoxydul; daraus entsteht in Anwesenheit von Wasser (Feuchtig- 
keit) 2FeCO; + 3 H:O + O = Fe, OH, + 2 CO,. Eisenoxydhydrat. Die freigewor- 
dene Kohlensäure greift von Neuem das Eisen an, so daß wenig Kohlensäure große 
Mengen des Eisens zum Rosten bringen kann. Das Eisenoxydhydrat ist braun; 
dasselbe wird in Anwesenheit überschüssigen Eisens zu Eisenoxyduloxyd Fe30; 


136 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


reduziert, welches schwarz ist. Zum Verhüten des Rostens ist anderes nicht er- 
forderlich, als daß wir die im Wasser vorhandene Kohlensäure binden. Im all- 
täglichen Leben wird dieses Verfahren im großen angewendet zur Konservierung 
von außer Betrieb gesetzten Dampfkesseln, welche mit Lauge angefüllt werden. 
Zur Bindung der Kohlensäure eignen sich Alkalien. 

Nickel ist für jeden Fall widerstandsfähiger gegen Rosten als Stahl, rostet 
aber dennoch beim Auskochen. Nebenbei ist die Vernickelung der Instrumente bei 
starkem Gebrauche nur von geringem Bestand und jede neue Vernickelung hält 
schlechter als die vorhergehende. Die Vernickelung verhütet demnach das Rosten 
der Instrumente beim Auskochen in keiner Weise. 

Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, warum die Metallinstrumente 
weniger rosten, wenn dieselben mit schon im Sieden befindlichem Wasser in Be- 
rührung kommen, als wenn sie, ins kalte Wasser gebracht, mit dem Wasser zu- 
gleich erwärmt werden. Im ersten Falle hat das Kochen den größten Teil der 
Kohlensäure aus dem Wasser herausgetrieben, und die Instrumente waren auch kürzere 
Zeit den Bedingungen des Rostens unterworfen. Es ist begreiflich, warum die 
Instrumente in Anwesenheit der von Schimmelbusch anempfohlenen Soda 
(Natrium carbonicum, NasCO;) rosten, wenn dieselbe auch chemisch rein ist, wenn sie 
in schwächerer oder stärkerer Konzentration angewendet wird. Das NaC0; ver- 
hält sich dem Rosten gegenüber ganz indifferent, bindet die Kohlen- 
säure des Wassers nicht. 

Seit mehr als 10 Jahren habe ich mich und haben sich viele Chirurgen, welche 
mein Verfahren in Anwendung brachten, tsgtäglich überzeugt, daß das Rosten 
der Metallinstrumente bei dem üblichen Auskochen im Sterilisator 
durch einen Zusatz von einer Lauge, am besten Natronlauge (NaOH, 
Natrium hydrooxydatum alcoholo depuratum fusum in bacillis) sicher verhütet 
werden kann. Es genügt eine ganz schwache, beiläufig !/,xige Lösung, um dem 
Rosten vorzubeugen. Wichtig ist nur, daß die Natrium hydroxyd-Stücke 1—2 Mi- 
nuten früher als die Instrumente in das Wasser kommen, daß sie aufgelöst werden 
und die Kohlensäure des Wassers gebunden werde. Wenn die Natronlauge in das 
Wasser kommt, scheidet sie den im Wasser befindlichen doppeltkohlensauren Kalk 
und die anderen doppeltkohlensauren Salze aus und verursacht dadurch eine ge- 
ringe milchige Trübung des Wassers, welche auf gar keine Weise störend wirkt; 
wenn aber jemand diese Trübung umgehen will, so braucht man nur die Lösung 
im vorhinein zuzubereiten und einige Zeit stehen zu lassen. Der Niederschlag 
setzt sich zu Boden, und die Laugenlösung kann kristallklar abgegossen werden. 

In der Laugenlösung bleiben die Instrumente makellos, selbst wenn sie stunden- 
lang darin liegen. Eine stärkere Lösung ist überflüssig, auch nicht empfehlens- 
wert, weil die Instrumente davon glitschig werden. 

Die Natriumhydroxydlösung hat noch andere Vorteile an sich. Die Instrumenten- 
sterilisatoren, wenn sie aus Alpacca oder Kupfer verfertigt sind, sind kostspielig, 
Eisenblech wird schnell von Rost zernagt. Wenn wir aber unsere Instrumente in 
Laugenlösung kochen, so konserviert dieselbe zugleich den Apparat. Der Kessel 
des Verbandstofisterilisators wird durch die Lauge vom Rost auch verschont. 

Die Messer, wenn dieselben durch Einwicklung mit steriler Gaze oder auf 
eine andere Weise während des Auskochens vor Anschlagen bewahrt werden, 
kommen nach dem Auskochen mit ganz unversehrter Schneide aus der 1/4% igen 
Lauge heraus. 

Instrumente aus Aluminium sind für das Auskochen sowohl in Lauge als 
in Sodalösung unbrauchbar. 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 137 


II. 


Aus dem Institut für Krebsforschung in Moskau. 


Über die Behandlung von krebsigen Geschwüren 


überhaupt 
und über Epitheliome des Gesichts im speziellen. 
Von 


Dr. W. Sykoff. 


ereits vor 5—6 Jalıren habe ich bei der Bebandlung von eitrigen Entzündungen 

der großen Gelenke, bei Komplikationen nach Operationen am Uterus und den 
Adnexen mit Erfolg andauerndes und wiederholtes Absaugen der eitrigen Pro- 
dukte angewandt, und zwar benutzte ich hierzu den Apparat von Potain. 

In der letzten Zeit speziell mit der Krebsfrage beschäftigt, fing ich nun vor 
ca. 1 Jahr an, obiges Vertahren bei inoperablen Krebsen des Uterus anzuwenden; 
und zwar leitete mich hierbei der Gedanke, durch das Absaugen ein Gegengewicht 
zu schaffen gegen die absorbierende Fähigkeit des Organismus, welche das Auf- 
nehmen und Weitertragen der Krebszellen durch die Lymphgefäße verursacht. 
Außerdem wollte ich die Resorption der Zerfallprodukte des Tumors durch den 
Organismus aufhalten. 

Die Resultate, die ich durch obige Behandlungsweise erhielt, waren durchaus 
befriedigende. ' Das Allgemeinbefinden besserte sich. Das Fieber ließ nach und 
der Krankheitsprozeß wurde merklich aufgehalten. Natürlich ist diese Methode 
nicht anwendbar bei Blutungen. 





Fig. 1. 


In letzterer Zeit wandte ich diese Methode des energischen Absaugens auch 
bei den operablen Fällen an, in denen die Kranken die Operation verweigerten, 
worüber ich detaillierter in nächster Zeit berichten werde. Ich erhielt ganz be- 
sonders günstige Resultate bei Epitbeliomen des Gesichts, was. die beigegebene 
Photographie demonstriert. 


1 Siehe die schönen Präparate von Prof. Ribbert (Beiträge zur " Entstehung 
der Geschwülste 1907. p. 32). 


L 


138 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. b. 


Ich kann die Aufsaugmethode den Kollegen durchaus zu weiteren Versuchen 
empfehlen, da sie äußerst einfach und durchaus ungefährlich ist und weiter in den 
Fällen indiziert erscheint, in denen unsere chirurgischen Künste nicht imstande 
sind, die frühere Form irgendeines Körperteiles, z. B. bei Krebserkrankung der 
Nasenflügel, die, wie bekannt, oft angetroffen wird, wieder herzustellen. Dann 
läßt sich auch die Absaugmethode mit der Röntgenbestrahlung kombinieren, wo- 
durch die Behandlung bedeutend verkürzt wird, und wird eine eventuelle Heilung 
hierdurch bestimmt sicherer gewährleistet. 

Zu meinen Versuchen benutzte ich bis jetzt die Körting’sche Luftpumpe. 





Fig. 2. Ulcus alae nasi. Fig. 3. Völlige Vernarbung. 


An dem abgebildeten Pat. wurden die Absaugungen 10—15 Minuten lang 
entweder täglich oder seltener, den Bedürfnissen entsprechend, unternommen. Der 
Rand des freien Schlauchendes wurde mit folgender Salbe bestrichen: Rp. Cerae 
flavae 7,5, Seb. bovini, Resinae pini & 45,0, Terebenthin. communis 60. MDS, 
Salbe (Fig. 1), was ein besonders dichtes Anlegen des Schlauehes an die betreffende 
Stelle ermöglichte. 

Während der ersten Sitzung füllte sich der Gummischlauch mit Blutgerinnseln, 
in welchen Epithelialgewebsfetzen eingelagert waren, und erhielt das Geschwür 
nach Abnahme des Schlauches ein besonderes Aussehen: seine Ränder waren nicht 
mehr nach außen gekehrt, sondern unterwühlt, wie man es entsprechend bei tuber- 
kulösen Vereiterungen beobachtet. Nach 10 Sitzungen ging das Gesehwür allmäh- 
lich zuerst in ein »Ulcus simplex« über, dann folgte volle Heilung. 


24) Schäfer, Svenson und v. d. Osten-Sacken. Über die Wirkung 

der japanischen Kriegswaffen im mandschurischen Feldzuge. II. Teil: 

Bericht über geheilte Kriegsverletzungen bei russischen Feldtruppen. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 4.) 


Es ist unmöglich, ein umfassendes Referat über die unzähligen Einzelheiten 
der vorliegenden Arbeit zu geben, die ein sehr großes statistisches Material zu- 
sammenstellt. Dasselbe entstammt Zählkarten, die auf dem mandschurischen 
Kriegsschauplatz 1905 durch Untersuchung in die Front zurückgekehrter Ver- 
wundeter gewonnen wurden, und zwar von vier ostsibirischen Schützendivisionen, 
einer europäischen Infanteriedivision, nebst fünf Artilleriebrigaden und zwei sibirischen 
Kosakenregimentern. Verf. hat es verstanden, seine Arbeit fast zu einer spannenden 
Lektüre zu machen, indem er historische Betrachtungen und zahlreiche interessante 
Erfahrungen vom Kriegsschauplatz mit einflicht. Stets unter dem Hinweis auf 
das von ihm zu behandelnde Thema entrollt er ein Bild der Schlachten mit ihren 
Tag- und Nachtkämpfen, mit den Schwierigkeiten des Terrains und der Wirkung 
der verschiedenen Geschoßarten. Die Eigenart der Kriegsverhältnisse in der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 139 


Mandschurei, das heldenhafte Benehmen der Soldaten, die Mängel des Evakua- 
tionsprinzips und der Etappenorganisation, die nach seiner Ansicht allzu liebevolle 
Behandlung in den Spitälern des Roten Kreuzes und auch in den Militärlazaretten 
finden eine offene Besprechung hinsichtlich ihrer Rückwirkung auf den Dienst- 
verlust. Dies sei nur ein Hinweis, wie geschickt Verf. alle Faktoren benutzt hat, 
um einer anscheinend rein ziflermäßig zu beantwortenden Frage eine größere An- 
teilnahme zu verschaffen. 

Lesenswert ist auch der Anhang, den v. O. der Arbeit beifügt. In demselben 
schildert er den Mangel an tauglichen Verbandpäckchen, die unzureichenden 
Qualitäten des Sanitätspersonals und erwähnt die schlechte Ausrüstung von In- 
strumentarium nebst Apotheke. Verbandschere, Rasiermesser, Haarschneidemaschine 
mußte er selbst anschaffen. Mit Grauen beschreibt er, wie der beste Wille, alles 
Wissen und Können an der Brutalität von Zeit und Raum scheiterten, und wie 
der Zufall oft alles vernichtete, was für die Verwundceten geschehen war. 

Von Einzelheiten sei erwähnt, daß der Gipsverband wenig angewendet wurde. 
Man bediente sich statt desselben des improvisierten Verbandes mit den überall 
erhältlichen Stengeln der chinesischen Riesenhirse Gaoljan. Einem Soldaten, dem 
v. OÖ. auf dem Verbandsplatze wegen Bauchschusses mit Darmvorfall den letzteren 
reponiert hatte, traf er, nachdem sich 3 Tage lang niemand um ihn gekümmert 
hatte, mit guten Wundverhältnissen an, so daß er später in den Hospitälern 
genesen ist. Der Fall beweist ihm, daß man die Bauchschüsse nicht so früh, wie 
es meist geschehen ist, hätte evakuieren sollen. In bezug auf die Lokalisierung 
der Verbandplätze faßt der Autor seine Erfahrungen dahin zusammen, daß in 
diesen Fragen das Militärkommando nicht strikte Vorschriften erteilen, sondern 
nur Vorschläge machen sollte und die Entscheidung den Divisionsärzten überlassen 
müßte; daß eine Teilung der Truppenverbandplätze rationell wäre, und daß die 
Frage, ob und wie viele Feldlazarette zu etablieren seien, erst während des 
Kampfes vom Korps- oder Divisionsarzt bestimmt werden dürfte, welcher auch 
Art und Ort der Verwertung dieser mobilen Feldhospitäler anzugeben hätte. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


25) Walsh. First pictures of surgical operations extant. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 19.) 


Wiedergabe und Besprechung einer Anzahl Abbildungen chirurgischer Opera- 
tionen ungefähr aus dem Jahre 2500 v. Chr. Sie stammen aus einer kürzlich auf- 
gedeckten Grabkammer eines hohen ägyptischen Beamten zu Memphis. 

Teils handelt es sich um Operationen an Händen und Füßen, am Nacken, am 
Knie, zweimal um solche am Penis; das eine der letztgenannten Bilder scheint 
eine Zirkumzision beim Erwachsenen zu betreffen (die in diesen Zeiten erst vor 
der Verheiratung vorgenommen zu werden pflegte), das andere scheint, dem Aus- 
sehen des Penis nach zu urteilen, die Operation (Spaltung) einer Paraphimose dar- 
zustellen. W. v. Brunn (Rostock). 


26) Bailey. An X-ray method for immediate localisation of foreign 
bodies. 
(Brit. med. journ. 1907. November 2.} 


B. gibt eine sinnreiche, sehr einfache Art an, die Lage des Fremdkörpers aus 
der Verschiebung seines Schatten bei senkrechter und bei schräger Durchleuchtung 
zu berechnen. Er braucht dazu außer dem Röntgenapparate noch eine verstell- 
bare Blende, einen verschieblichen Röhrenhalter, Dermograph, Bleifolie und gum- 
miertes Papier. Zunächst fixiert er die Lage des Fremdkörpers, z. B. einer Nadel 
in der Hand, bei senkrechter Durchleuchtung palmarwärts und dorsolwärts mit 
genau dem Fremdkörper kongruenter Bleistückcheben und findet so die senkrechte 
Ebene. Durch seitliche Verschiebung der Röhre vermag man nun in einfacher 
Weise die Fntfernung der in drei Schatten zerlegten Durchleuchtungsbilder des 
Körpers und der Bleistückchen voneinander zu berechnen und findet so die Tiefe. 


140 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


in der der Fremdkörper gelegen ist. Genaueres muß im Originale nachgesehen 
werden. Weber (Dresden). 


27) Robinson. Treatment of tetanus by intraspinal injections of mag- 
nesium sulphate. 
(Journal of the american med. association Vol. XLIX. Nr. 6.) 


Es handelt sich bei diesem in Heilung ausgegangenen Fall um einen 11 Jahre 
alten Knaben. Eine Inkubationszeit war nicht festzustellen, die Mutter hatte nur 
gelegentlich eine etwas schmerzhafte geschwollene Stelle am behaarten Kopf be- 
merkt. 

Erst 11 Tage nach Beginn der ersten Krankheitssymptome kam Pat. zur Auf- 
nahme. Es bestand fast allgemeine Steifbeit der Muskulatur am Halse, Kiefer, 
Rumpf, oberen und besonders unteren Extremitäten. Opisthotonus mit Erhebung 
der Lumbalgegend um 6—8 cm über die Bettebene. Alle paar Minuten ein Krampf- 
anfall. 

Am selben Tage lumbale Injektion von 3 ccm einer 25% igen Lösung von 
Magnesinmsulfat. Bereits 5 Minuten später ganz erheblicher Nachlaß der Steifig- 
keit und allmähliche Besserung im Laufe der folgenden 21/; Stunden. Darauf 
Verschlechterung bis zum Zustand vor der Injektion. Erneute Injektion 18 Stunden 
nach der ersten, diesmal 31/s ccm derselben Lösung und erhebliche Besserung 
bereits innerhalb 13/4 Stunden. Inzision der ödematös geschwollenen Stelle am 
Kopf, Tetanusbazillen werden nicht darin gefunden. 

Drei nach Tage der zweiten wird wegen zunehmender Steifigkeit eine dritte 
Injektion von 4 ccm der 25% igen Lösung nötig. Danach Besserung und völlige 
Heilung. Entlassung am 59. Tage der Krankheit. 

Als unangenehme Folgezustände nach der Injektion wurden mäßige Kopf- 
schmerzen und Temperatursteigerung beobachtet. 

Von Serumgaben oder interner Medikation ist nicht die Rede. 

W. v. Brunn (Rostock). 
28) Patrick. The treatment of trifacial neuralgia by means of deep 


injections of alcohol. 
— of the amer. med. assoc, Vol. XLIX. Nr. 19.) 


Eu D’Orsay-Hecht. The methods and technic of the deep alcohol 
injections for trifacial neuralgia. 
(Ibid.) 


Die beiden amerikanischen Autoren haben die von Schlösser und Ostwalt 
angegebene Methode der tiefen Alkoholinjektionen bei der Behandlung der Tri- 
geminusneuralgie in der Klinik von Levy und Baudouin in Paris studiert und 
halten sich an die von diesen Autoren publizierten Vorschriften. 

P. hat 16 Pat. in Behandlung bzw. in Behandlung gehabt und gibt vor allem 
in seiner Abhandlung eine eingehende Krankengeschichte dieser Fälle. 

Er bedient sich einer 10 cm langen, mit Skala versehenen, 1,5 mm dicken 
Punktionsnadel mit Mandrin. Dieser Mandrin wird nach Durchstechen der Haut 
vorgeschoben und das Ganze nun stumpf bis zu dem gewünschten Punkte durch 
die Weichteile vorwärts bewegt. Nun Herausziehen des Mandrins und Injektion 
von ungefähr 2 ccm eines 75—-%xigen Alkohols mit Zusatz von etwas Kokain 
und Chloroform. 

Auf dem von ihm näher beschriebenen Wege versucht P., an das Foramen 
rotundum bzw. ovale heranzukommen. 

Unangenehme Folgen hat er von der Methode nicht auftreten — Doch 
möchte er die intraorbitale Injektion des I. Astes, die er einmal ausfülhrte, nicht 
gern wiederholen wegen der für das orbitale Gewebe und die zahlreichen anderen 
wichtigen Nervenäste damit verbundenen Gefahr. 

Seine Erfolge sind sehr erfreulich. Allerdings mußten in den meisten Fällen 
eine ganze Anzahl von Injektionen ausgeführt werden. Auch sollte man, wenn 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 141 


die erste Einspritzung schon von Erfolg begleitet war, noch mehrere in einigen 
Tagen Abstand folgen lassen, um das auch trotz alledem häufig nach Monaten 
oder Jahren folgende Rezidiv möglichst lange hinauszuschieben. 

P. hat fünf Fälle mit Neuralgie des II., sieben des III., drei des II. und II., 
einen Fall des I. Astes behandelt. Darunter waren drei vollständige Mißerfolge. 
Die übrigen Fälle allerdings verliefen teilweise überraschend günstig. 

P. hat die Erfahrung gemacht, daß die Erfolge bei Behandlung des Rezidivs 
nach früherer Alkoholinjektion weniger günstig zu sein pflegen als bei der ersten 
Injektion und führt das darauf zurück, daß das perineurale Gewebe durch Narben- 
bildung derartig undurchgängig für den später eingespritzten Alkohol geworden 
sei, daß er den Nerven weniger zu beeinflussen imstande sei wie das erstemal. 

(Ähnliche Erfahrungen hat Ref. ebenfalls gemacht.) 

D'O.-H. verfügt nur über acht Fälle von Trigeminusweuralgie und zwei von 
subakuter Ischias; er teilt die Krankengeschichten nicht mit und spricht sich 'nur 
im allgemeinen dahin aus, daß er mit dem Verfahren sehr zufrieden sei. 

Dafür aber gibt er eine besonders eingehende Beschreibung der Methode an 
der Hand einiger anatomischer Zeichnungen. 

Durch Knochenanomalien kann man bisweilen mit der Nadel an ganz falssike 
Stellen gelangen und sich in solchen Fällen nur durch Benutzung bajonettförmig 
gebogener Kanülen helfen. 

Unangenehme Nacherscheinungen sind auch bei seinen Pat. nicht beobachtet 
worden. Am leichtesten gelang es ihm, den III. Ast zu beeinflussen, schwerer 
war es beim II. Aste; die Injektionsbehandlung des I. Astes hält auch er für 
gefährlich. ' 

Im Gegensatz zu P. meint Verf, daß Rezidive leichter zu beseitigen wären 
als der mit Injektion behandelte erste Anfall. Er stützt diese Behauptung aber 
nicht durch Beweise. W. v. Brunn (Rostock). 


30) Anton. Partielle angeborene Atrophie der Nasenschleimhaut. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 21.) 

Unter 130 Kinderleichen fand Verf. dreimal eine angeborene partielle 
Atrophie der Nasenschleimhaut im vorderen Teile der knorpeligen Scheide- 
wand. Sie war scharf begrenzt, oval, 4—6 mm lang und 3—4 mm hoch. Die 
Schleimhaut war vertieft und glatter als in der Umgebung. Da die Atrophie dort 
angetroffen wird, wo sich der vordere, aus dem mittleren Stirnfortsatz und der 
rückwärtige, aus dem ethmoidalen Schädelabschnitt gebildete Anteil des Septum 
im embryonalen Leben vereinigen, so ist sie als eine Hemmungsbildung aufzu- 
fassen. 

Die dünne, des Flimmerepitbels entbehrende Schleimhaut ist Traumen, Infek- 
tionen und ätzenden Substanzen gegenüber weniger widerstandsfähig, weshalb A. 
geneigt ist, die Atrophie für die an dieser Stelle im späteren Leben eintretenden 
Septumperforationen mit verantwortlich zu machen. Gutzeit (Neidenburg). 


31) de Ponthiöre, Deux cas de corps étrangers des fosses nasales. 
(Annales des maladies de l'oreille ete. T. XXXI. Nr. 11.) 

Beide Fremdkörper (Gummiring, Stück eines Kautschukschlauches) sind durch 
ıhren langen Aufenthalt in der Nase — 7 bezw. 26 Jahre — bemerkenswert. Sie 
wurden im zweiten Lebensjahre eingeführt und verursachten äußerst stinkende’ 
Eiterung, die im einen Fall an Tuberkulose, im anderen an hereditäre Lues denken 
ließ. Die Beschwerden schwanden sofori nach Extraktion des Fremdkörpers. 

Hinsherg (Breslau). 


32) Saint-Clair Thomson. Sinusite frontale. Deux cas de mort post- 
opératoire. 
(Annales des maladies de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 11. 
Bei beiden Fällen kam es, ausgehend von einer Stirnhöhleneiterung, zu 
Osteomyelitis der Schädelknochen, die, trotz wiederholter Operationen unaufhaltsam 


142 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


fortschreitend, eine tödliche Meningitis verursachte. Bei der ersten Pat. war außer 
der Stirnhöhle auch die Kieferhöhle erkrankt, nach deren operativer Eröffnung — 
die Stirnhöhle blieb dabei unberührt — die Osteomyelitis zum Ausbruch kam. 
T. ist geneigt, die Operation an der Kieferhöhle als auslösendes Mnment für die 
Osteomyelitis anzusehen. Im zweiten Falle zeigten sich die ersten Symptome der 
Knochenmarksentzündung nach Eröffnung der Stirnhöhle, bei der gleichfalls 
eiternde Siebbeinzellen übersehen wurden. Hinsberg (Breslau‘. 


33) @. Frey. Beitrag zur Behandlung des chronischen Kieferhöhlen- 
empyems. (Aus der kgl. Universitätsklinik für Ohren-, Nasen- und 
| Kehlkopfkranke in Erlangen. Prof. Denker.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 


Von den nach Denker’s Methode (s. Ref. d. Bl. 1905 p. 1147) operierten 
21 Fällen sind 17 als dauernd geheilt zu betrachten; die übrigen vier gehen ihrer 
wohl gleichfalls dauernden Heilung entgegen, so daß also das Verfahren auch 
bei den hartnäckigsten und schwierigsten Fällen Ausgezeichnetes geleistet bat. 
Seine Vorzüge bestehen darin, daß die für den Pat. lästige Kommunikation mit 
der Mundhöhle fortfällt, die Nachbehandlung durch die Nase vereinfacht und an- 
genehmer gestaltet, die Heilung rasch herbeigeführt wird. Auf die Resektion des 
vorderen Teiles der unteren Muschel ist in keinem der Fälle verzichtet worden, 
ohne daß üble Folgen davon zurückblieben. Kramer (Glogau). 


34) F. Koser. Zur Kasuistik der Speichelsteine der Glandula sub- 
maxillaris. 

| Inaug.-Diss., Rostock 1%7. 

Es sind fünf Fälle aus der Rostocker Klinik. Fremdkörper als Kern’des Steines 
fehlten stets. Die Röntgenaufnahme in einem Falle zwecks Diagnose hatte im 
Stich gelassen. In vier Fällen war die Exstirpation der ganzen Speicheldrüse 
vorgenommen worden und hatte stets zur Heilung geführt. Im fünften Fall traten 
nach Erweiterung einer in die Glandula submaxillaris führenden Fistel und Ex- 
traktion eines Steines entzündliche Erscheinungen auf, die den Verdacht auf Vor- 
handensein eines zweiten Steines erweckten. Der weiteren Behandlung entzog sich 
der Kranke. 

Die Entfernung der Drüse dürfte bei Steinen der Submaxillardrüse das beste 
Verfahren sein. E. Moser (Zittau). 


35) Garel et Bonnamour. De la hernie intermittente des glandules 
salivaires comme signe du calcul. 
(Ann. des malad. de l’oreille etc. T. XXXI. Nr. 11.) 


Die Autoren beschreiben auf Grund von neun eigenen Beobachtungen ein 
typisches Krankheitsbild, das, speziell in der deutschen Literatur, noch wenig 
bekannt ist. Meist handelt es sich um erwachsene Männer, die, entweder bei der 
Mahlzeit oder beim Anblicke von Speisen, plötzlich eine Schwellung in der Gegend 
einer Speicheldrüse (einmal Parotis, sechsmal Submaxillaris, zweimal Sublingualis) 
verspüren. Die Schwellung bleibt während des Essens bestehen, manchmal noch 
zunehmend, und verschwindet dann allmählich, zuweilen unter plötzlicher Ent- 
leerung größerer Speichelmengen in den Mund. Solche Anfälle wiederholen sich 
in längeren oder kürzeren Zwischenräumen, bis sich entweder ein Stein aus dem 
Ausführungsgang entleert oder bis die Schwellung dauernd wird; in einzelnen 
Fällen kommt es zu Abszedierung. 

Die Ursache ist nach Ansicht der Verff. stets ein Speichelstein, der den Aus- 
führungsgang verlegt, zunächst nur zeitweise, später dauernd. Durch Katheterismus 
des Ausführungsganganges läßt sich seine Anwesenheit bisweilen feststellen. 


Hinsberg (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 143 


36) Bonnamour. Trois observations des polypes de l’amygdale. 
(Ann. des malad. de l'oreille ete. T. XXXI. Nr. 10.) 
B. berichtet über drei Mandelpolypen, von denen zwei, sich histologisch als 
Lymphangiome, einer als Fibroangiom erwiesen. Über die Ätiologie dieser selte- 
nen Gebilde ist noch wenig bekannt. Hinsberg (Breslau). 


37) Fein. L’ablation de l’amygdale pharyngee avec l’adenotome coude 
en forme de baionette. 
(Ann. des malad. de l’oreille etc. T. XXXI. Nr. 11.) 


F. weist an der Hand von Zeichnungen darauf hin, daß das gewöhnlich zur 
Entfernung der Rachenmandel gebrauchte Ringmesser in manchen Fällen nicht 
hoch genug in den Nasen-Rachenraum eingeführt werden könne, weil der gerade 
Griff an die unteren Schneidezähne anstößt. Er hat diesen Übelstand dadurch 
auszuschalten versucht, daß er den Griff bajonettförmig seitlich abbog. Dadurch 
ist eine sehr ausgiebige Bewegungsfreiheit erreicht. Hinsberg :Breslau). 


38) M. van Oordt (St. Blasien). Über habituelle Rotationssubluxation 
des 4. Halswirbels. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 


Die 32jährige Pat. soll sich vor 3 Jahren beim Aufstehen aus dem Bett eine 
Rotationssubluxation der Halswirbelsäule zugezogen, die dadurch entstandenen Be- 
schwerden aber nach einigen Tagen wieder verloren, seitdem aber das Gefühl 
schmerzhafter Verrenkung im Nacken bei Bewegungen gehabt haben. Neuerdings 
ist es wieder ohne traumatischen Einfluß zu solcher gekommen; Pat. hatte heftige 
Schmerzen von der Mitte der Halswirbelsäule aus in ca. 8-10 cm Breite quer 
über die Schultergräte bis zum rechten Ellbogengelenk. Die Sensibilität war in 
dieser Ausdehnung herabgesetzt, die Bewegungen des Kopfes und der Schultern 
gehemmt, die rechte stand etwas tiefer, der Oberkörper etwas nach rechts geneigt, 
der Kopf mit leichter Drehung nach rechts hinten rechts hin geleugt (das Kinn rechts 
von der Mittellinie), ließ sich jedoch aufrichten und fast gerade drehen. Dorn- 
fortsätze des 4. und 5. Halswirbels druckempfindlich, der 4. um ca. 3/, cm, der 
5. weniger nach links gerückt. Bei der leicht gelingenden Einrenkung dieser »un- 
vollkommenen Rotationsluxation des 4. Halswirbels mit Kompression der rechten 
4. und 5. Cervicalnervenwurzel« hörten sofort die Schmerzen auf; auch die übrigen 
nervösen Erscheinungen gingen bald zurück. Kramer (Glogau). 


39) Ochsner and Rothstein. Multiple exostoses, including an exostosis 
within the spinal canal, with surgical and neurological observations. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 


O. stellte bei einem 23jährigen Pat. 108 Exostosen fest, welche verteilt an 
den Armen, den Beinen, den Hüftknochen, Schulterblättern, am Kopf usw. saßen. 
Sie sollen sich seit dem 2. Lebensjahre nach Aussage des Pat. nach und nach ge- 
bildet haben. Der Mann kam als 23jähriger in die Behandlung von O., da er seit 
längerer Zeit bei Bewegungen des Kopfes einen plötzlichen, sehr heftigen Schmerz 
im Nacken empfand, der nach der rechten Schulter hinzog. Außerdem hatte er 
eine Lähmung des rechten Armes und eine lähmungsartige Schwäche in den 
Beinen. Der von R. aufgenommene Nervenstatus ergab einen spastischen Gang, 
Nystagmus, rechtsseitige Kontrakturstellung und Lähmung des rechten Armes, 
Ataxie des linken Armes und geringe Gefühlsstörungen an demselben, endlich 
Babinsky rechts. Da man auf eine Geschwulst im Cervicalwirbelkanal schloß, 
wurden die Bogen und die Dornfortsätze vom 2. und 3. Halswirbel entfernt; am 
rechten Bogen des 2. Halswirbels saß die das Mark komprimierende Exostose. 
Da der Kranke über Schmerzen im Verlaufe des rechten N. occipitalis minor 
klagte, dessen Fasern aus dem 2. und 3. Cervicalsegment entspringen, hatte man 
den Sitz der Geschwulst vorher bestimmen können. Nach der Operation besserten 


144 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


sich alle Erscheinungen, Pat. konnte wieder gehen und den rechten Arm ge- 
brauchen. Am linken Arme blieben nur einige Gefühlsstörungen und leicht atak- 
tische Erscheinungen zurück. Herhold (Brandenburg). 


40) Collet. La santonine dans le traitement des crises laryhgees du 
tabes. 
(Ann. des malad. de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 9.) 


C. erzielte in einem Falle von tabischen Kehlkopfkrisen, die längere Zeit 
durch verschiedene Medikamente ohne Erfolg behandelt waren, durch Santonin 
(dreimal täglich 0,015) völliges Verschwinden der Anfälle. Nachdem das Mittel 
2 Monate gegeben, wird es ausgesetzt. 7 Monate später erneute Krisen, die 
wiederum sofort auf Santonin verschwinden. C. glaubt daraufhin, das Santonin, 
das auch gegen die lanzinierenden Schmerzen bei Tabes mit Erfolg angewandt 
wird, bei Kehlkopfkrisen empfehlen zu können. Hinsberg (Breslau). 


41) 8. C. Beck. Lungenschwindsucht und Hautkrankheiten. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft. 3.) 


Verf. hat der Haut der in einem Lungensanatorium verpflegten Pat. beson- 
dere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Dermatosen waren sehr häufig, besonders 
Akne mit Pityriasis capitis, artefizielle Dermatitiden, Pityriasis vesicolor, Pruritus. 
— Die sich darin zeigende Hautempfindlichkeit der Lungentuberkulösen ist 
bei Männern bedeutend größer, als bei Frauen. Auch das häufige Vorkommen 
von Syphilis wird betont. Tuberkulose der Haut und Tuberkulide waren sehr. 
selten. Jadassohn (Bern). 


42) A. A. Opokin. Dermoidcyste der Lunge. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 


Seit 5 Jahren war der 23jährige Pat. krank. Es hatte mit Fieber angefangen. 
Bald darauf spie er Blut und später eitriges Sekret. Der Auswurf wurde rost- 
farben, entfärbte sich wieder, und Pat. konnte zeitweilig arbeiten. Er hatte aber 
stets Auswurf und hustete. Nach einem Jahre verschlimmerte sich sein Zustand, 
der Auswurf fing an zu stinken. Eines Tages hatte Pat. die Empfindung, als risse 
innerlich etwas; er bekam einen sehr heftigen Erstickungs- und Hustenanfall, der 
mit Auswurf grauschmutziger, riechender Massen ohne Blut endete. Nachts warf 
er noch viel aus, und zwar blutig. Haare hat er nie im Auswurf bemerkt. Er 
wurde stets intern behandelt, ohne jemals wirkliche Besserung zu erzielen. 

Die Untersuchung in der Klinik von W. J. Rasumowski ergab endlich fol-. 
gendes: Anämischer Mann. Im Gebiete der linken Axillarlinie verstärkter Pek- 
toralfremitus. Ein Bezirk gedämpft-tympanitischen Perkussionsschalles lag zwischen 
der vorderen Axillarlinie und einer Linie, die zwei Querfinger von der Wirbelsäule 
entfernt dieser parallel lief. Die obere Grenze bezeichnete der Angulus scapulae. 
Besonders deutlich war die gedämpfte Tympanie dicht unterhalb des Angulus 
scapulae. Neben Bronchialatmen war in diesem Bezirk amphorisches Atmen und 
großblasiges Rasseln zu hören. Wurde Pat. geschüttelt, so ließ sich auch ein 
Plätschern hören, das von der gewöhnlichen Succussio unterschieden war. Fieber 
scheint nicht bestanden zu haben. Der Auswurf zeigte drei Schichten und stank, 
er enthielt massenhaft Bakterien, darunter Influenzabazillen (Tuberkelbazillen wurden 
nicht gefunden), fettig degenerierte Epithelien, Cholesterinkristalle; keine elastischen 
Fasern, keine Haare. 

Rasumowski diagnostizierte einen in einen Bronchus durchgebrochenen 
Lungenabszeß und schritt zur Operation. Zahlreiche Punktionen mit verschiedenen 
Nadeln vor und nach Resektion der 8. Rippe blieben resultatlos.. Beim Vordringen 
mit dem Messer erwies sich, daß die Pleurablätter verklebt und »stark verdickt« 
waren. Es wurde ein 6 cm langer, 11/2 cm tiefer Schnitt in das Lungenparenchym 
gemacht und die Lunge mit zwei Nähten angeschlungen. Beim weiteren Einschneiden 
(wie tief? Ref.) gelangte Rasumowski in eine faustgroße Höhle in der Form eines 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 145 


Trichters, in dessen Spitze ein Bronchus von der Stärke eines dicken Fingers 
mündete. Die Richtung des Trichters war nach vorn oben und medial. Mehrere 
kleine Bronchen mündeten in den Seitenwänden. Die 8. Rippe wurde noch weiter 
nach der Wirbelsäule hin reseziert und die Höhle mit dem Paquelin weit geöffnet 
(83cm). Die Ränder der Lungenwunde nähte Rasumowski an die Hautränder. 
Tamponade. 

Ein »sehr kleines Stück« der Wand wurde zur mikroskopischen Untersuchung 
entnommen. Es trug ein vielfach geschichtetes Plattenepithel, das mehrfach 
papillenartige Erhebungen des darunterliegenden Gewebes überzog. Haare, Talg- 
oder Schweißdrüsen fanden sich in dem kleinen Stück nicht. Das anliegende 
Lungengewebe wies die Zeichen chronischer interstitieller Pneumonie auf. Auf- 
fallend waren die erweiterten Alveolen: es fanden sich Vorsprünge in die Lich- 
tung, die auf bindegewebigem Gerüst atypisch angeordnete epitheliale Elemente 
trugen, zuweilen in zwei und mehr Reihen. Komplexe derartiger Alveolen impo- 
nierten als Plattenepithelkarzinom, »primäres Bronchialkarzinom«. O. kommt aber 
zu dem Schluß, daß es sich nur um eine Dermoidcyste gehandelt hat, die klinisch 
die Erscheinungen eines in einen Bronchus durchbrochenen Abszesses oder einer 
Bronchiektasie machte. 

Der weitere Verlauf des Falles war nur wenig befriedigend. Pat. wurde mit 
einer Fistel entlassen und mußte nach einem Jahre wieder operiert werden. Die 
Fistel nahm einen kleinen Finger leicht auf und führte in eine zitronengroße (!) 
Höhle. Es wurden jetzt Stücke aus drei Rippen reseziert, die vordere Höhlen- 
wand aufgeschnitten und ihre Ränder an die Hautränder fixiert; im übrigen aber 
wurde die Wand der Höhle unberührt gelassen. Pat. verließ die Klinik mit einer 
3 cm tiefen, 6 cm langen Wunde. V. E. Mertens (Kiel). 


43) Franke. Zur Behandlung der Herzverletzungen. (Punktion des 


Herzbeutels.) 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr, 38.) 

F. machte bei einem Pat., der durch Stichverletzung ein Hämoperikardium, 
Pneumothorax und Blutung in die Brusthöhle erlitten hatte, wegen des schlechten 
Pulses, der hochgradigen Kurzatmigkeit eine Punktion des Herzbeutels, wobei er 
300 ccm dunklen, flüssigen Blutes entleerte. Hiernach schnell eintretende Besserung. 
F. empfiehlt die Punktion des Herzbeutels als Palliativmittel und als direkt lebens- 
rettenden Eingriff. Borchard (Posen). 


44) Allaben. Intestinal perforation in typhoid fever; its diagnosis 


and surgical treatment. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 7) 

A. berichtet die Krankengeschichte seines eigenen 17jährigen Sohnes, der 
dreimal laparotomiert wurde. Perforation 2 Tage nach Beginn der ersten Sym- 
ptome, Laparotomie 37 Stunden nachher. Vernähung der perforierten Stelle im 
Deum, 12 Zoll über dem Blinddarme; zunächst Heilung mit Darmfistel. 19 Tage 
später zweite Laparotomie wegen Verdachtes auf intraabdominalen Abszeß, der 
aber nicht gefunden wird. Die Fistel entleert danach fast allen Darminhalt. 
14 Tage danach dritte Laparotomie wegen Darmverschluß. Ein den Dünndarm 
abschnürender Verwachsungsstrang wird durchtrennt und damit die Lichtung 
wieder hergestellt. 8 Stunden danach Tod. Die Obduktion ergab typhöse Darm- 
geschwüre; das übernähte Ulcus hatte sich wieder geöffnet und die Fistel ver- 
anlaßt. Großer Beckenabszeß. 

Abbildung von fünf makroskopischen Präparaten von anderen Fällen. 

W. v. Brunn (Rostock). 


45) Hippius und Lewinson. ÖOxyuris und Appendix. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 
Bei einem 6jährigen Mädchen zeigte sich der resezierte Wurmfortsatz voll- 
gepfropft von Oxyuren (ca. 80 Exemplare, meist ausgewachsene Weibchen). Die 


146 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


Schleimhaut erschien gelockert und stark hyperämisch. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab zahlreiche Verletzungen der Wurmfortsatzwand; die Oxyuren waren 
bis zur äußeren Muskelschicht vorgedrungen, es ließen sich alle Entwicklungs- 
stadien der Würmer in der Darmanhangswand verfolgen. Neben diesen akuten, 
den Charakter von traumatischen Schädigungen tragenden Veränderungen der 
Wurmwand fanden sich chronisch atrophierende Prozesse. Aus der Beobachtung 
geht hervor, daß Infektionserreger durch Oxyuren freie Bahn in die Gewebe des 
Wurmes erhalten. Borchard (Posen). &.: 


46) Hebblethwaite. Suppurative appendicitis in a patient with trans- 
posed viscera. 
(Brit. med. journ. 1907. November 30.) 
Bei einem 16jährigen Knaben mit Situs inversus wurde eine vorher richtig 
diagnostizierte gangränöse Appendicitis der linken Seite von Moynihan mit Br- 
folg operiert. Weber (Dresden). 


47) G. Meusel (Gotha). Die Spätoperation bei Appendicitis. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 45.) 

M. ist Anhänger der Frühoperation, hat aber auch bei der Spätoperation 
günstige Resultate '— unter 31 Fällen 'nur 4 tödlich verlaufene — gehabt. Er 
sucht stets festzustellen, ob außer dem einen Eiterherde noch andere bestehen, 
entfernt den Eiter nur mit dem Tupfer, wo irgend möglich den Wurmfortsatz, 
tamponiert jede einzelne Abszeßhöhle sorgfältig bis in jede Ausbuchtung, läßt die 
Tampons 4—5 Tage liegen und verschließt die Bauchwunde durch Naht nur in 
den Wundwinkeln, so daß die Tampons nicht gepreßt werden. Event. infolge 
dieser fast offenen Behandlung der Bauchfelleiterung entstehende Brüche werden 
von ihm später operativ beseitigt. Kramer (Glogau). 


48) Chiene. Preliminary note on a simple operation for uncomplicated 


oblique inguinal hernia in young adults. 
(Brit. med. journ. 1907. November 16.) 

Alle schrägen Leistenbrüche entstehen auf Grundlage eines angeborenen, vor- 
gebildeten Sackes. Beseitigt man den Innendruck einer solchen Hernie, so kräftigt 
sich die Muskelsperre am inneren Leistenringe von selbst wieder. Es ist also nur 
nötig, den Bruchsack möglichst hoch oben abzubinden und den peripheren Anteil 
des Bruchsackes ganz unberührt zu lassen. Im Sinne dieser Voraussetzungen hat 
C. 16mal mit vollem Erfolge bei Leistenbrüchen operiert, indem er direkt auf den 
inneren Leistenring einschnitt, ihn freilegte, den Bruchsack hoch oben abband, den 
Sack selbst unberührt ließ und den Kanal durch einfache Naht der Aponeurose 
deckte, ohne den Obliquus internus und transversus zu nähen. 

Weber (Dresden). ™:S 
49) Harris. The paraffin injection treatment of inguinal hernia. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 16.) 

Es ist über 50 Jahre her, daß zuerst der Versuch gemacht wurde, Hernien 
durch Einspritzung reizender Substanzen zu heilen. 

Diese Verfahren hatten ebensowenig Wert wie die moderne Paraffininjektion. 
Das demonstriert Verf. an vier Fällen eigener Beobachtung. Diese betrafen Pat., 
die anderwärts mit Paraffin behandelt worden waren, aber erstens ihre Brüche 
nach wie vor hatten und außerdem derartige Schmerzen an den Stellen ihrer 
Paraffindepots empfanden, daß sie zu H. kamen, um sich diese Paraffinstücke 
operativ entfernen zu lassen. W. v. Brunn (Rostock). 


50) Mo Gavin. On the use of filigrees of silver wire in the cure of 
hernial usually considered inoperable. 
(Brit. med. journ. 1907. November 16.) 
Verf. empfiehlt — nach dem Vorgange von Schede, Witzel und Goepel — 
seine genau beschriebene Methode von Deckung großer Bruchpforten mit Silberdraht- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 147 


netzen auf Grund von 13 Fällen, in denen wiederholte Rückfälle, übermäßig große 
Bruchpforte, schlaffer Muskelring bei hohem Alter die Anzeige zur Operation gaben. 
Das wichtigste Erfordernis, peinlichste Asepsis, beschreibt er eingehend und gibt 
dann eine Schilderung der Herstellung seiner Silberdrahtnetze: Mit Hilfe zahl- 
reicher, nach dem Plane des gewünschten Gitterstückes abgesteckter Nadeln stellt 
sich der Operateur selbst das Filigran her mit einem langen, dünnen Silberdraht. 
Die Methode muß im Original eingesehen werden. Das Netz muß vollkommen 
biegsam sein, so daß es sich allen Körperformen und -Bewegungen anzupassen 
imstande ist; es muß auch der Gefäßdurchwachsung seiner Maschen völlig freien 
Spielraum gewähren, weil es sonst als Fremdkörper leicht eine Quelle der Eiterung 
wird. Nach sorgfältigster Blutstillung, die unterstützt wird durch 2 Tage lang 
verabreichtes Chlorkalzium, wird das Netz auf Fascie und Peritoneum aufgelegt 
und die Muskelnaht darüber geschlossen. Die größten Drahtnetze, die er — in 
Fällen von Bauchbrüchen — eingepflanzt hat, waren 22:10 cm groß! Zwei seiner 
Fälle heilten nach starker Eiterung, aber trotzdem blieben die Netze darin, und 
das Endergebnis war voll befriedigend. G. hat seine Methode nach der von 
Bartlett in St. Louis ursprünglich (1903) angegebenen etwas abgeändert. 
Weber (Dresden). 


61) Cecil. Phlegmonous gastritis. 
(Bulletin of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 


Nach einer ziemlich ausführlichen Wiedergabe der wenigen bisher publizierten 
Fälle von Gastritis phlegmonosa bespricht Verf. einen Fall eigener Beobachtung. 

Eine 25 Jahre alte Frau, die vor 2 Jahren an Muskel- und Gelenkrheumatismus 
gelitten und seither auch oft mit Schmerzen im Epigastrium zu tun gehabt hatte, 
erkrankte plötzlich schwer mit Erbrechen, heftigen Magenschmerzen und Diarrhöe. 

Aufnahme 8 Tage später in desolatem Zustande. Die Laparotomie ergab das 
Vorhandensein einer lokalisierten eitrigen Peritonitis im oberen Teile der Bauch- 
höhle.. Wie die Sektion zeigte, ging diese Peritonitis von einer phlegmonösen 
Gastritis aus, die den ganzen Umfang des Magens dicht vor dem Pylorus in 10cm 
Breite betroffen hatte. Die Wandung war hier 12 mm dick. Abgesehen von ein- 
zelnen kleinsten Hämorrhagien, war die Schleimhaut auch hier unverändert. In 
den gefärbten Abstrichpräparaten konnte man in dem Eiter einmal Colibazillen 
und zweitens Mikroorganismen nachweisen, die ganz den Pneumokokken glichen. 
Trotz größter Sorgfalt ließen sich aber durch das Kulturverfahren nur die ersteren, 
nicht aber die Diplokokken züchten. W. v. Brunn (Rostock). 


52) Blagoweschtschensky. Zur Therapie des Ulcus rotundum. 
(Chirurgia 1907. Nr. 131. [Russisch.)) 


B. tritt an der Hand von drei geheilten Fällen, von denen er zwei operierte, 
warm für die Auskratzung des Geschwürs mit scharfem Löffel und anschließender 
Pyloroplastik nach Heineke-Mikulicz ein. Die drei ausgezeichneten Resultate 
hält er nicht für Zufall, sondern für einen Beweis der Leistungsfähigkeit »der 
glänzenden Methode«. Wo der Pylorus für den kleinen Finger durchgängig ist, 
wird die Pyloroplastik fortgelassen und lediglich ausgekratzt. 

(Die großen Statistiken unterstützen die Auffassung B.'s keineswegs. Es sei nur 
an die maßgebende Bearbeitung der Frage durch Krönlein [1906] erinnert. Ref.) 

Oettingen (Berlin). 


53) Gardiner. A case of congenital hour-glass stomach with acces- 
sory pancreas. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 19.y 
Ein völlig ausgetragenes, wohlgebildetes Kind erbrach gleich nach der ersten 
Nahrungsaufnahme, und dies Erbrechen setzte sich trotz aller möglichen Ernäh- 


rungsversuche bis zu dem 3 Monate später eintretenden Tode fort; nie war Blut 
dabei. 


148 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


Die Autopsie ergab das Vorhandensein eines Sanduhrmagens mit engem 
Zwischenstück. Die Schleimhaut zeigte überall ganz normale Beschaffenheit; im 
Bereiche der Stenose war sie zu Falten emporgehoben. Auf der Rückseite des 
cardialwärts gelegenen Sackes befand sich ein akzessorisches Pankreas, durch Netz- 
gefäße in zwei Teile gesondert, deren einer 35:12 mm, deren anderer 10:10 mm 
groß war. Abbildung. Literatur. W. v. Brunn (Rostock). 


54) Arquellada. Estudio de la estenosis congénita hipertrofica del 
piloro. 
(Revista de med. y cir. pract. de Madrid 1907. Nr. 999.) 


A. bespricht ausführlich die Anatomie, Physiologie und Pathologie der ange- 
borenen Pylorusstenose und teilt im Anschluß hieran die Krankheitsgeschichte 
eines von ihm beobachteten Falles mit, der ein 1 Monat altes Kind betrifft; es 
wurde in diesem Falle von A. eine Gastroenterostomie gemacht. Das Kind starb 
6 Stunden später. A. glaubt trotz der sehr zweifelhaften Operationsprognose, daß 
die Therapie nur eine chirurgische sein könne. Er unterscheidet mit Thomson 
vier Methoden, die in Betracht kommen: 1) Die Pylorektomie; diese ist bisher 
nur İmal ausgeführt worden und tödlich verlaufen. 2) Die Dilatation des Pylorus, 
bisher 12mal mit 7 Heilungen gemacht. 3) Die Pylorusplastik. 4) Die Gastro- 
enterostomie. Letztere Operation ist bisher 10mal mit 5 Heilungen vorgenommen 
worden und verdient nach A.’s Ansicht den Vorzug, weil sie den Pylorus selbst 
unversehrt läßt. Stein (Wiesbaden). 


65) Schenk und Sitzenfrey (Prag). Gleichzeitiges Karzinom des 
Magens, der Ovarien und des Uterus, mit besonderer Berücksichtigung 
ihrer operativen Behandlung und der histologischen Befunde. 
(Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie Bd. LX. Hft. 3.) 


Obiger Aufsatz schildert an der Hand von vier ausgezeichnet illustrierten Be- 
obachtungen die Entstehung sekundärer Karzinome im Genitalsystem des Weibes 
nach primären Magenkrebsen. Besonders charakteristisch ist ein Gallertkrebs so- 
wie eine Geschwulst von der Bauart der sogenannten Krukenberg’schen Ge- 
schwulst. In allen Beobachtungen war die sekundäre Entstehung der Genital- 
affektion sicher. Der Weg jedoch, den das Karzinom bei seiner Metastasierung 
vom Magen bis in die Ovarien genommen hat, ist nicht sicher zu eruieren. Verf. 
glauben an die Möglichkeit einer Oberflächeneinpflanzung von im Bauch verstreuten 
Krebszellen. Der dem Ref. wahrscheinlichere retrograde Lymphbahntransport wird 
aber ebenso objektiv als möglich hingestellt. Von den Eierstöcken wächst das 
Karzinom in den Lymphbahnen der Ligamente per continuitatem in den Uterus 
hinein. Verff. machen darauf aufmerksam, daß die Chirurgen bei der operativen 
Entfernung von Magengeschwülsten durch gleichzeitige Kastration, namentlich bei 
Frauen vor dem Klimakterium zur Klärung der Metastasierungsfrage der Magen- 
krebse erfolgreich beitragen könnten. In vorgeschrittenen Fällen mit Ovarial- 
vergrößerung ist auch der Uterus zu exstirpieren. Kroemer (Berlin). 


56) Helmholz. FTwo cases of atresia of the small intestine. 
(Bulletin of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 


Kuliga hatte 1903 im ganzen 185 Fälle von angeborener Atresie des Dünn- 
darmes zusammengestellt. Seitdem sind, einschließlich der zwei Fälle des Verf.s, 
14 neue Fälle publiziert worden, die in der Literaturübersicht am Schluß der 
Arbeit angeführt sind. ® 

Im ersten H.’schen Falle handelte es sich um einen ausgetragenen Knaben, 
der auffallend cyanotisches Aussehen hatte, 51/s Pfund wog, nicht erbrach und am 
2. Tage nach der Geburt starb. 

Die Sektion ergab, daß er eine offene Kommunikation beider Herzohren und 
beider Herzventrikel hatte. Außerdem bestanden Bronchopneumonie, Leber- und 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 149 


Pankreascirrhose, chronische fibröse Peritonitis, abnorme Verteilung der Mesente- 
rialgefäße und mehrere Strikturen des Ileum. 

Die abnorme Verzweigung der Mesenterialgefäße hängt aber offenbar nicht 
mit den Darmatresien zusammen, da an diesen Stellen die Gefäßversorgung gerade 
so reichlich ist wie an den normalen. 

Die mikroskopische Untersuchung der drei Atresien ergab, daß sie alle als 
angeboren angesehen werden müssen. Zwar geht die epitheliale Auskleidung ganz 
verloren, aber die übrigen Teile der Darmwand, selbst die Zotten, sind durch den 
ganzen Strang hindurch zu verfolgen. 

An Stelle der Gallenblase lag auch eine bindegewebige Masse. In ihrem 
Innern sah man einige Cysten mit kubischem Epithel. 

Die Milz bestand aus fünf voneinander getrennten Lappen. 

Große Abbildung der Organe der Bauchhöhle mit Injektion aller Gefäße. 

Das Geschlecht des |zweiten, ebenfalls ausgetragenen Kindes ist nicht an- 
gegeben. 

Es hatte Erbrechen, wurde deswegen operiert (Enterostomie), starb aber am 
3. Lebenstage. 

Es bestand eine angeborene Atresie des Jejunum, diphtherische Enteritis mit 
Perforationsperitonitis; außerdem war eine zweite Atresie vorhanden, aber nicht 
kongenitalen, sondern sekundären entzündlichen Ursprunges. 

Die angeborene Atresie hatte das gleiche Aussehen wie die des vorigen Falles, 
die Struktur des Darmrohres war erhalten, nur das Epithel fehlte. 

Oberhalb der Perforation bestand die andere Atresie. Sie hatte, wie das 
Mikroskop lehrte, eine entzündliche Ursache, da alle Elemente bis auf eine binde- 
gewebige Hülle völlig in Nekrose aufgegangen waren mit starken entzündlichen 
Erscheinungen in der Umgebung. 

Als Ursache für Atresien hatte Kuliga in 1% seiner Fälle Intussuszeption 
gefunden; von den 14 seither publizierten verdanken drei dieser ihre Entstehung. 

W. v. Brunn (Rostock). 


57) Fabyan. Leiomyomata of the gastro-intestinal tract, associated 
with fibromata mollusca, and subcutaneous hemangiomata. 
(Bulletin of the Johns Hopkins hospital 1907. September.) 

Die Oberhaut einer Frau von 67 Jahren war, besonders am Truncus, ganz 
dicht besetzt von Fibromata mollusca, wie ein Photogramm demonstriert. 

Die Sektion ergab das Vorhandensein von über ein Dutzend Leiomyomen des 
Magens von mehreren Millimetern Durchmesser; eine gleiche Geschwulst fand sich 
im oberen Teile des Ileum von 15: 13 mm Durchmesser. Kein Uterusmyom. Sub- 
kutane Hämangiome. W. v. Brunn (Rostock). 


58) S. White. Acute volvulus of the vermiform appendix; operation; 
recovery. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 12.) 
Der bekannte Chirurg fand bei einem jährigen Kinde nach einem Trauma 
einen geschwollenen, dunklen, entzündeten Wurmfortsatz, der an seinem Ansatze 
zwei vollständige Drehungen um die Längsachse aufwies. Entfernung. Heilung. 


Verf. hält diesen Fall von akutem Volvulus des Wurmes für einzig in der Literatur. 
Weber (Dresden). 


59) Donoghue. Successful treatment of acute postoperative ileus. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 15.) 


In Fällen, wo kein anderes Mittel zum Ziele führt, öffnet D. die Operations- 
wunde wieder, punktiert oder inzidiert die geblähten Darmschlingen, entleert sie 
und schließt sie dann wieder durch Naht. In Blind- oder aufsteigenden Dickdarm 
legt er ein Drainrohr ein. : 


150 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 


Von vier nach diesem Verfahren operierten Frauen wurden drei am Leben 
erhalten und ganz gesund; die Darmfistel schloß sich spontan. Der vierte Fall, 
wo keine Dickdarmfistel angelegt worden war, endete tödlich. 

W. v. Brunn (Rostock). 


60) Craig. The prevention and treatment of postoperative intestina 
obstruction. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 15.) 


Verf. ist von der guten Wirkung des Eserins auf Grund seiner Erfahrungen 
fest überzeugt. Er gibt es vor Laparotomien stets prophylaktisch und hat noch 
niemals üble Folgen von seiner Anwendung gesehen, auch bei Kindern nicht. 

In einem Falle eigener Beobachtung und zweien, die ihm von Stone zur 
Publikation zur Verfügung gestellt wurden, und die er ausführlich mitteilt, gelang 
es, mit Hilfe des Eserins bedrohliche Symptome von Darmparese nach Laparo- 
tomien schnell zum Verschwinden zu bringen. Die prophylaktische Dosis ist 1/o g 
subkutan. W. v. Brunn (Rostock). 


61) T. Mursell. A case of retroperitoneal haematocele producing 
acute intestinal obstruction. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 12.) 


Eine 39jährige Frau erkrankt 12 Tage nach der normal verlaufenen Entbindung 
unter den Zeichen eines Ileus und dem Größerwerden einer seit einem früheren 
Wochenbette bereits bestehenden harten Geschwulst der linken Bauchgegend. Die 
Operation deckte einen großen retroperitonealen Bluterguß auf, der den Dickdarm 
vorwärts und auswärts geschoben und ganz plattgedrückt hatte und mit derber 
Kapsel umgeben war. Entleerung des aus altem und frischem Blute bestehenden 
Kapselinhaltes und Einnähung der Kapselränder. Heilung. Über die Entstehung 
dieser retroperitonealen Blutung wagt M. keine entscheidende Antwort zu geben. 

Weber (Dresden). 


62) Childe. A case of successful resection of nine and a half feet 
of small intestine for gangrene. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 


Eine 59jährige Frau mit großem Schenkelbruch erkrankte an Ileus. Die Ope- 
ration deckte als Inhalt des Bruches eine 60 cm lange brandige Schlinge auf, die 
sich nach dem Bauche zu in weitere brandige Darmschlingen von 270 cm Länge 
fortsetzte. Resektion von 285 cm Dünndarm, Enteroanastomose zwischen Dünn- 
und Blinddarm. Heilung. Ursache für die Gangrän war eine Embolie der Art. 
mesenterica superior. Unter langsam zunehmender Anämie und Abmagerung wegen 
Unmöglichkeit genügender Ernährung trat 7 Monate nach der Operation der Tod 
ein. In der englischen Literatur findet sich kein Fall, in dem ein so großes Stück 
Dünndarm mit zunächst günstigem Erfolg entfernt wurde. Weber (Dresden). 


63) L. Mummery. Lesions of the sigmoid flexure as a cause of 
colitis. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 

Unsere Kenntnis von den Erkrankungen der Flexura sigmoidea hat große 
Fortschritte gemacht seit der Möglichkeit, mit Instrumenten Mastdarm und Flexur 
direkt zu besichtigen. Eine Kolitis ist in der groBen Mehrzahl der Fälle die Folge 
einer oder mehrerer lokaler Erkrankungen des Kolon. Zu ihrer Behandlung gilt 
es, diese Stelle mit dem Sigmoideoskop ausfindig zu machen. Die Anwendung 
des Instruments hat M. noch nie Gefahr oder Nachteile gebracht, wie sie in der 
Literatur beschrieben worden sind. Kommt man hiermit und unter Zuhilfenahme 
der bimanuellen Tastung und der genauen Stuhluntersuchung nicht zum Ziele, s0 
bleibt nur die Laparotomie übrig. Verf. bespricht die verschiedenen, ineinander 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 5. 151 


übergehenden Formen der Sigmoiditis: die einfache, granulierende, hypertrophische, 
follikuläre und ulzeröse, und deren Behandlung an der Hand seiner Erfahrung an 
36 Fällen von Kolitis. Von diesen entpuppten sich durch die Untersuchung sieben 
als Krebse. Diese letzteren unterscheiden sich in ihren Symptomen anfänglich 
in keiner Weise von einfachen Kolitiden! Bei der Behandlung der Kolitis emp- 
fiehlt M. eine reichliche, breiige, butter- und fettreiche Kost, warnt aber vor Milch, 
die das Bakterienwachstum fördert. Weber (Dresden). 


64) P. Babbe. Ein Fall von Wandermilz, geheilt durch Splenopexie. 
Inaug.-Diss., Kiel, 1907. 

38jährige Frau, die drei normale Geburten durchgemacht hatte, klagte seit 
3 Jahren über kolikartige Schmerzen in der linken Lendengegend. Seit 1/4 Jabr 
war der Harn blutig. 

Bei der kräftigen Frau fand man den unteren Leberrand zwei Fingerbreiten 
unterhalb des Rippenbogens tastbar, die Milz beweglich und tief nach unten und 
lateral verschoben, die linke Niere fühlbar, die Bauchdecken sehr weich bei aus- 
gesprochener Rectusdiastase.e Der Harn enthielt mit Unterbrechungen Blut; der 
Harn der linken Niere erwies sich als minderwertig. 

Bei der Operation (Helferich) am 12. Juli 19056 wurde der Schnitt dicht 
unter und parallel der 12. Rippe angelegt, an der hinteren Axillarlinie beginnend. . 
Die Niere wurde aus der ungewöhnlich anhaftenden Fettkapsel ausgelöst und in 
einem neuen Lager mittels zweier die 12. Rippe umschlingender Catgutnähte be- 
festigt. Dann wurde von einem zweiten Schnitt am Außenrande des linken M. rect. 
abdom. her die nur mäßig vergrößerte Milz freigelegt und durch zwei dicke Cat- 
gutnähte, die von innen her in je einen kleinen Hautschnitt oberhalb und unter- 
halb des Rippenbogens durchgeführt wurden, befestigt. Nach reichlich 5 Wochen 
wurde die Kranke beschwerdefrei entlassen. 

Der zweite Schnitt machte sich notwendig, weil im ersten Schnitte, beim Ver- 
such, auf die Milz vorzudringen, der Dickdarm im Wege war. 

Der Dauererfolg war ein guter, insofern B. bei der Untersuchung zur Ab- 
fassung seiner Dissertation die Milz am Ort ihrer Befestigung fühlen konnte. 

E. Moser (Zittau). 


65) N. Beresnegowski. Zur Frage der morphologischen Verände- 
rungen der Leber nach Unterbindung der Leberarterie. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 


Zu dem in der Überschrift bezeichneten Thema, das bisher, speziell soweit die 
menschliche Leber in Frage kommt, noch keine befriedigende Bearbeitung gefun- 
den hat, bringt B. aus dem pathologisch-anatomischen Institut (Prof. F. I. Ro- 
manow) der Universität Tomsk interessantes Material bei. 

Im Laufe eines Jahres entwickelte sich bei der 46jährigen Pat. im rechten 
Hypochondrium unter ziehenden Schmerzen eine Geschwulst. Koliken oder Ikterus 
traten nicht auf, Magen und Darm machten keine Erscheinungen. Unter dem 
rechten Rippenpfeilerrand fand sich bei der ersten Untersuchung eine Geschwulst 
von der Größe des Kopfes eines Neugeborenen. Sie war derb, höckerig, nach 
allen Richtungen verschieblich. Operation (Prof. P.L Tichow): die von der 
Gallenblase ausgehende Geschwulst hatte den anliegenden, ausgezogenen Leberlappen 
durchwachsen. Die 12 cm breite Verbindungsbrücke war mit Magen und Därmen 
durch vielfache Verwachsungen verbunden. Der Duotus oysticus und ‚die Ver- 
wachsungen wurden zwischen Ligaturen durchtrennt. Die Leberarterie wurde 
nicht sichtbar, ihr rechter Ast aber wurde unabsichtlich unterbunden. Tamponade. 
Nach ca. 72 Stunden starb Pat. 

Sektion: Die rechte Leberhälfte sah lehmig aus. In diesem Gebiet lagen 
zahlreiche weißlich-gelbliche unregelmäßige Flecken, bis zu mehreren Quadrat- 
zentimetern groß. Auf Querschnitten durch die Leber sah man die gleichen 
Flecken in größerer Zahl, ausgesprochener weiß, jeder Fleck von einem dunkel- 


152 Zentralblat für Chirurgie. Nr. 5. 


roten Ring umgeben. In den stärkeren Pfortaderästen waren Thromben zu sehen. 
Die Art. hepatica war frei. Die Veränderungen betrafen den rechten Leberlappen 
in seiner ganzen Masse bis auf 3 cm an eine in der Richtung des Lig. suspen- 
soriam gedachte Ebene. Die linke Leberhälfte war normal. Rechts war das Par- 
enchym weich, brüchig, die nekrotischen Partien fester. Der rechte Ast der 
Leberarterie war unterbunden, der linke durchgängig. Die Pfortader war ebenfalls 
durchgängig trotz zweier wandständiger Ligaturen. Im Choledochus ein haselnuß- 
großer Stein. Der Tumor erwies sich mikroskopisch als Karzinom. 

Mikroskopische Untersuchung der Leber: Bei schwacher Vergrößerung er- 
scheint die Leberzeichnung völlig erhalten. Das Protoplasma färbt sich gut mit 
Eosin und Orange, während keine Kernfärbung zu erzielen ist. Bei starker Ver- 
größerung sind weder Zellgrenzen noch Kerne zu erkennen. An vielen Stellen 
sind nekrotische Herde von der Leberkapsel durch mehrere Reihen normal ge- 
färbter, offenbar von Kapselgefäßen ernährter Zellen getrennt. Die nekrotischen 
Partien sind von anscheinend noch lebendem Gewebe durch eine Demarkationszone 
getrennt: tote Zellen, zwischen den Bälkchen Lymphocyten, die hier und da auch 
weiter in die nekrotischen Herde eindringen. Die Demarkationslinie umgeht 
Gefäße, auch thrombosierte. Letztere sind von einem Ringe von Leukocyten um- 
geben. Die Kapillaren in der Nähe der Demarkationszonen sind erweitert. Etwas 
weiter nach außen von diesen Zonen beginnt angedeutete Kernfärbung und damit 
parallel eine zunehmende Verengerung der Kapillaren. Die meisten Venen sind 
thrombosiert. In ihrer Umgebung findet sich kleinzellige Infiltration, ebenso um 
die Gallengänge. Die Kerne der Gallengangszellen färben sich bedeutend stärker 
als im gesunden linken Leberteil. Nirgends sind Kernteilungen zu sehen. Inner- 
halb der Nekrosen ist mit Weigert'scher Färbung kein Fibrin nachweisbar. 
Außerhalb der Demarkationszonen (im »halblebenden Gewebe«) wurde chemisch 
Kalk und Eisen nachgewiesen, und zwar stets gemeinsam in denselben Zellen als 
Albuminate. (B. weist darauf hin, daß nicht Koppel, wie allgemein zitiert wird, 
sondern 5 Jahre früher F. I. Romanow auf das gleichzeitige Vorkommen von 
Kalk und Eisen als erster aufmerksam gemacht hat.) 

Weder in den Pfortaderästen noch in den Gallengängen Bakterienthromben. 

V. E. Mertens (Kiel). 


66) J. E. Hagen-Torn. Zur Frage der operativen Heilung des 
Echinokokkus. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

H.-T. hat in seinem Krankenhaus in Tambow in 3 Jahren 14 Fälle von 
Echinokokkus operiert, sämtlich mit Erfolg. Er kommt auf Grund seiner Erfah- 
rung und eingehender Literaturstudien zu dem Resultate, daß die Methode von 
Bobrow bei weitem die beste sei. Das Verfahren besteht in Exstirpation des 
Sackes, Auswischen der Höhle mit Gaze, Füllung mit Kochsalzlösung und Ver- 
schluß durch Naht. Die Verwendung desinfizierender Flüssigkeiten hat keinen 
Zweck. Nähte mittels deren die Leber, event. vor Eröffnung der Blase, an das 
Peritoneum parietale fixiert war, müssen vor Schluß der Bauchhöhle entfernt wer- 
den, weil sonst die Obliteration der Höhle erschwert wird. 

Die Kontraindikationen dieser Methode ergeben sich aus allgemein chirurgi- 
schen Gesichtspunkten (vorhandene oder zu erwartende Eiterung usw). 

V. E. Mertens (Kiel). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrostus Barth einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 6. Sonnabend, den 8. Februar 1908. 








Inhalt. 


V. Sehmieden, Epithelwachstum unter Einwirkung von Scharlach R. (Originalmitteilung.) 

I) Burkhardt-Polano, 2) Blum, 3) de Mendoza, Symptomatologie und Diagnostik der uro- 
genitalen Erkrankungen. — 4) Nitze, Cystoskopie. — 5) Kotzenberg, Untersuchungsmethoden bei 
Nierenkrankheiten. — 6) Suter, Infektiöse Erkrankungen der Harnorgane. — 7) Zuckerkandl, 
Prostataexstirpation. — 8) Kapsammer, Nierenhypertrophie. — 9) Mareille, Nierenquetschung. — . 
10) de Sajous, Zur Pathologie der Nebennieren. — 11) Kownatzki, Die Venen des weiblichen 
Beckens. — 12) Mansfeld, Zur Diagnose der Bösartigkeit am Uterus. 

Herbing, Varix aneurysmaticus. (Originalmitteilung.) 

18) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 14) Frangenheim, Penisknochen. — 15) Lang, 
Fibrolysin gegen Harnröhrenstrikturen. — 16) Fluss, 17) Hock, Harnröhrengeschwulst. — 18) Chri- 
stofoletti, Harnröhrenplastik. — 19) Trojanow, Prostatektomie. — 20) Cholzow, Harnverhaltung. 
— 21) Lowie, Blasenriß. — 22) Leake, Harnblasengeschwür. — 23) Necker, Sklerosierende Para- 
cystitis. — 24) Lichtenstein, Inkrustierende Cystitis. — 25) Kibbie, 26) Paschkis, Harnsteine. — 
27) v. Frisch, Blasengeschwülste. — 28) Brunner, Harnleiterhernie. — 29) Fedorow, Zur Harn- 
leiterchirurgie. — 30) Blum, Der reno-renale Reflex. — 31) Schaad, 32) Richter, Nierendystopie 
und Hydronephrose. — 83) Wilcke, Renale und perirenale Äbszesse. — 34) Burgos, Nierenstein, 
— 85) Cassanello, 36) Parlavecchio, Polycystische Niere. — 37) Ceei, Suprarenalcyste. — 38) Ales- 
sandri, Zur Nierenchirurgie. — 39) Trappe, Bösartige Nephrome. — 40) Bogoljubow, Hyper 
nephrome. — 41) Edington und Findlay, Cystengeschwülste des Bauches. — 42) Hirschberg, 
43) Anzilotti, 44) Saito, Eitrige Orchitis. — 45) Gross, Adenome der Vulva. — 46) Sehütze, 
Gleichzeitiges Vorkommen von Tuberkulose und Geschwülsten in der Gebärmutter. — 47 Till- 
mann, Alexander-Adams’sche Operation. 

IV. Kongreß der Deutschen Röntgengesellschaft. 





(Aus der Kgl. chirurgischen Universitätsklinik zu Berlin. 
Direktor: Geheimrat Bier. 


Epithelwachstum unter Einwirkung von Scharlach R. 
Von 
Prof. Dr. V. Schmieden. 


E der Münchener med. Wochenschrift 1906 Nr. 42 hat B. Fischer 
eine bedeutungsvolle Arbeit erscheinen lassen. Er hat gefunden, 
daß durch Einspritzung einer starken, öligen Lösung des Farbstoffes 
Scharlach R unter die Haut des Kaninchenohres eine lebhafte 
Epithelneubildung entsteht, ausgehend vom Oberflächenepithel und 
dem Epithel der Haarbälge. Die Neubildung folgt den eingespritzten 
Massen in die Tiefe, umlagert dieselben und bringt mikroskopische 
Bilder hervor, welche sich vom Hautkarzinom in nichts unterscheiden; 
freilich ist destruktives Wachstum weder von Fischer selbst mit 
Sicherheit gefunden, noch von denjenigen, welche sein Verfahren 


6 


154 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


nachgeprüft haben; außerdem läßt sich die Epithelneubildung nur 
solange unterhalten, als immer wieder neue Mengen des Scharlachöls 
nachgespritzt werden. Sonst sistiert dieses interessante Wachstum 
allmählich; das Epithel verfällt der degenerativen Hornbildung und 
Perlenbildung. 

Fischer hat dieser Einwirkung des Farbstoffes eine ganz 
bestimmte Deutung gegeben; er glaubt durch Hervorrufen chronisch- 
entzündlicher Zustände einen Wachstumsreiz zu schaffen, gleichzeitig 
aber wirkt in demselben Sinne die von dem chemischen Körper aus- 
gehende Chemotaxis und gibt die Weachstumsrichtung an. Diese 
Einwirkung soll spezifisch für die Epithelzelle sein. Fischer’s Be- 
obachtungen sind unzweifelhaft richtig; sie sind vielfach nachgeprüft 
und im wesentlichen bestätigt (Ritter, Münchener med. Wochen- 
schrift 1907 Nr. 11; Jores, ebenda Nr. 18; Geipel, ebenda Nr. 20; 
Stahr, ebenda Nr. 24; Wyss, ebenda Nr. 32); jedoch in der Deutung 
sind diese Autoren zum Teil im Widerspruch mit dem Entdecker 
Jores z. B. nimmt an, daß weniger ein Wachstumsreiz auf das Epi- 
thel stattfinde, als vielmehr eine Schädigung, die sich durch früh- 
zeitige Verhornung kennzeichnet und zu einer Art Ersatzwucherung 
enregt. Somit muß die Fischer’sche Anschauung von der chemo- 
taktischen Wirkung noch als nicht vollkommen bewiesen gelten, ebenso 
die Schlußfolgerungen, welche im zweiten Teil seiner Arbeit gezogen 
sind, und die sich auf die Entstehung bösartiger Geschwülste im all- 
gemeinen beziehen; letztere bezeichnet auch der Autor selbst als 
hypothetisch. 

Fischer wollte mit seinen Untersuchungen hochgradige Epithel- 
wucherungen erzeugen; er betont aber selbst, daß trotz aller histo- 
logischer Ahnlichkeit das Resultat mit Karzinom nichts zu tun habe. 
Hierin muß man ihm unbedingt beipflichten; das, was man mit 
Scharlachöl erzeugen kann, wird niemals in eine Rubrik mit dem zu 
setzen sein, was wir klinisch einen Krebs nennen. Ob es nicht 
trotzdem dem manchmal jahrzentelang fast stationär bleibenden Can- 
croid der Haut oder seinen Vorstufen viel näher steht, als dieses dem 
medullären Krebs oder dem schnellwachsenden, schnell metastasierenden 
Karzinom der Zylinderzellen, das sei dahingestellt. Der Wachstums- 
reiz ist eben bei den echten Karzinomen ein fortwirkender, bei den 
experimentell erzeugten Tumoren jedoch nur ein begrenzter, vielleicht 
weil natürliche Hemmungen mitsprechen. Jedenfalls hat Fischer 
keine Karzinome erzeugen können; stets hielt sich die Wucherung im 
Rahmen einer chronisch verlaufenden, reaktiven Hyperplasie, niemals 
entstand ein Tumor. Ausgehend von der Anschauung, daß der in 
Lösung befindliche Farbstoff, dessen Resorption durch die Körper- 
gewebe er nachweisen konnte, eine spezifische attraktive Wirkung auf 
Epithelgewebe ausübe, hat er selbst die Frage aufgeworfen, ob sich 
diese Eigenschaft nicht therapeutisch verwenden ließe. Mir ist nicht 
bekannt, ob dieser Vorschlag einmal praktisch zur Durchführung 
gelangt ist. Die nachfolgenden Mitteilungen sind geeignet, Fischer’s 


Nachtrag 


zum Gresamt-Inhaltsverzeichnis des 


Zentralblattes für Chirurgie. 


34. Jahrgaug 1907. 





Originalmitteilungen. 


Cohn, Max, Dr. a Senin) 
Schulterblatthochstandes. 
Hartleib, Dr. (Bonn). 
Nr. p. 955. 
Liedel, Prof. (Jena). 


— ee Grundlage zur Erklärung des 
Pelle eye des Drainrohres bei Magenfisteln. 
Die Unterbindung der A. subclavia oberhalb des Schlüssel- 


Denn: mittels Längsschnittes in der Richtung der Nerven und des Gefäßes. Nr. 32. 


p 
£teinmann, F., 


Dr. (Bern). 
lung. Nr. 32, p. 938. 


Eine neue Extensionsmethode in der Frakturenbehand- 


Namenverzeichnis. 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalmitteilungen.) 


— 968 (Schlitzschuß des N. ul- 
naris). 
Arndt 958 (Elektromassagehandsohuh). 


de Beule 967 (Scheidenkrebs). 

Bier 944 — ale Heilmittel), 

Bloch %1 (Kathetereinführang). 

Boese 967 (Stieltorsion eines Bauch- 
hodens). 


Cohn 9%53* (Schulterblatthochstand). 

Coudray 950 (Ectopia testis). 

Cunningham 961 (Harnretention bei 
perniziöser Anämie). 


Dalziel 963 (Harnleitertransplantation). 

Delfino 945 (Bier’sche Hyperämie bei 
Knorpelheilung). 

Delitzin 968 (Rychanotrepan). 

D = ieville 963 (Fußgelenksverletzun- 


en). 
Dorini 966 (Nierenchirurgie). 
nn 945 (Bier’sche Hyperämie bei 


— Iheilung). 
— 949 ydronepbrone) 
Drandt 864 (Urachusanomalien). 


Ekehorn %4 (Hydronephrose). 


Forsyth %2 (Prostatabypertrophie). _ 
Eranco 30 (Brustdrüsenadenome). _ 
Freyer 862 (Prostatabypertrophie). 


Goebel 958 (Hysterisches Ödem). 
Goldschmidt 948 (Harnröhrenbesich- 


areh o (Paranephritische Abszesse). 


Haenisch 956 (Röntgenphoto hie). 

— 961 (Prostatahypertro rirophie). 

Hall 966 IRetropesitondals 

Hartleib 956* (Pelotte zur Fixierang 
des Drainrohres bei Megenfisteln). 

Hedren 963 (Harnblasenriß). 

v. Herczel %0 (Lungenechinokokkus). 


Jeannel 964 (Hydronephrose). 


Klapp 9456 (Skoliosenbehandlung). 
Krömker 961 (Prostataabszesse). 


Leistikow 961 (Urethritis). 

Linniger 951 (Oberschenkelbruek), 

Littauer 957 (Gaudaninhaut). 

Loewenhardt 962 (Steinkrankheit der 
. Harnwege). 

— 965 (Renale Massenblutung). 

Lotze 969 (Röntgenoskopie der Lunge). 


Milk6 957 (Lumbalanästhesie). 
Morel 964 :Hydronephrose). 


Proust 948 (Prostatasarkom). 


Riedel 942* (Unterbindung der Art. 
R lando 945 (Pyonephrose). 
olando onephrose 
Rosenberger 967(Himo-Lymphangiom 
des Hodensacks). 


` Runge 950 (Gynäkologie). 
. Sohwarz 957 (Radiometer). 


Spangaro 947 (Herzwunden). 

Stark 958 (Kasuistik). 

Steinmann 938* (Neue Extensions- 
methode in der Frakturenbehandlung). 


Thevenot 965 (Zerreißung der Nieren- 
gefäße). 


Vanverts 959 (Rippenknorpelverren- 


kung). 
Verhoogen%3 (Harnblasenexstirpation). 
Vien (Prostatasarkom). 


Walker 963 (Harnblasengeschwür.. 

Walters 966 (Retroperitoneales Sarkom'. 

Weir 968 (Stieltorsion von Eierstocks- 
geschwülsten). 

Wiener 957 (Lumbalanästhesie). 

Wohlauer 948 (Urologisch-cystoskop:- 
sches Vademekum). 


Sachverzeichnis. 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalmitteilungen.) 


Art. subclavia, Unterbindung der 942* 
(Riedel). 

Bauchhoden, Stieltorsion der 967 (Boese). 

Bier’sche Hyperämie bei Knorpelheilung 
945 (Donati, Delfino). 

Bruch des Oberschenkels 951 (Iinniger). 

Bruchbehandlung durch neue Extensions- 
methode 938* (Sternmann). 

Brustdrüsenadenome 90 (Franco). 


Echinokokkus der Lunge 960 (v. Herczel). 
Ectopia testis 590 (Coudray). 
Eierstocksgeschwülste, Stieltorsion von 
968 ( Weir). 
Elektromassagehandschuh: 958 (Arnd2). 
Extensionsmethode, neue, in der Frak- 
turenbehandlung 938* (Steinmann). 


Fußgelenkverletzungen 953 (Demierille). 


Gallensteinileus 958 (Stark). 
Gaudaninhaut 958 (Littauer). 
Geschwülste des Eierstocks 968 (Weir). 
Gynäkologie 950 (Runge). 


Harnblasenexstirpation 963 (Verhoogen). 

Harnblasengeschwür 963 (Walker). | 

Harnblasenriß 963 (Hedren). 

Harnleitertransplantation 963 (Dalziel). 

Harnretention bei perniziöser Anämie 961 
(Cunningham). 

ee g 948 (Gold- 


schmidi). 
Herzwunden 947 (Spangaro). 
Hodensack, Hämo-Lymphangiom des 967 
(Rosenberger). 
Hydronephrose 949 (Donati), 964 (Eke- 
horn, Jeannel, Morel). 
Hyperämie als Heilmittel 944 (Bier). 
Hysterisches Ödem 958 (Goebel). 
Kasuistik 958 (Stark). 
Kathetereinführung 961 (Bloch). 
Krebs der Scheide 967 (de Beule). 


Lumbalanästhesie 957 (Mükó, Wiener). 
Lungenechinokokkus 960 (v. Herczel). 


Magenfisteln, Pelotte zur Fixierung des 
rainrohres bei 955* (Hartlcıb\. 


Nerv. ulnar., Schlitzschuß des 968 (Ad- 
-~ dicks 


). 
Nierenblutung 965 (Loewenhardt. 
Nierenchirurgie 966 — 
Nierengefäße, Zerreißung d. 965 (Therenot 


Oberschenkelbruch 951 (Linniger). 


Paranephritische Abszesse 965 (Grell‘. 
Pelotte zur Fixierung des Drainrohre« 
bei Magenfisteln 955*. (Hartleib\. 

Prostataabszesse 960 (Krömker). 

Prostatahypertrophie 961 (Haenisch), 932 
(Freyer, Forsyth). 

Prostatasarkom 948 (Proust, Vian:. 

Pyonephrose 965 (Rolando). 


Radiometer 957 (Schwarz). 

Renale Massenblutung 965 (Loewenhardt . 
Rippenknorpelverrenkung 959 (Vanverts:. 
Röntgenoskopie der Lunge 959 Lotze.. 
Röntgenphotographie 956 (Haenisch!. 
Rychbanotrepan (Delitzin). 


Sarkom der Prostata 948 (Proust, Vian`. 

— retroperitoneales 966 (Walters, Hall. 

Scheidenkrebs 967 (de Beule). 

Schulterblatthochstand 953* (Cohn). 

Skoliosenbehandlung 945 (Klapp). 

BR 944 (Bier, 945 (Do- 
nati, Delfino). 

Steinkrankheit derHarnwege %2 (Loeıcen - 
hardi). .. 

Tetanus traumaticus 968 (Stark. 

Unterbindung der Art. subclav. 942 * 
(Riedel). 

Urachusanomalien 964 (Draudi). 

Urethritis 960 (Lesstikore). 

a Ophea Vademekun: 
948 (Wohlauer). 


Verrenkung der Rippenknorpel 959 (Far:- 
rerts). 


Infolge eines Irrtums ist der Inhalt der Nr. 32 des Zentralblattes für Chirurgi« 
1907 im Gesamt-Inhaltsverzeichnis 34. Jahrgang 1%07 nicht mit aufgenommen worden. 
Wir überreichen Ihnen in Form eines Nachtrags dieses Inhaltsverzeichnis systematisch. 
geordnet und bitten es dem Gesamtverzeichnis freundl. anzufügen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 155 


Hypothesen von einer entzündungserregenden Wirkung und von dem 
chemotaktischen Einfluß des Scharlach R auf Epithelgewebe zu stützen. 

Meine Versuche begann ich damit, daß ich eine Salbe herstellen 
ließ, welche den fettlöslichen Farbstoff, wie ihn die Firma Grübler 
liefert, in möglichst starker Konzentration enthielt. Die Apotheke 
Dr. A. Brettschneider (Berlin, Oranienburgerstr. 37) stellte mir 
diese Scharlachsalbe in 8%iger Lösung dar, und ich verband granu- 
lierende Stellen, die sich überhäuten sollten, damit, indem die Salbe 
in dünner Schicht auf Lint aufgestrichen wurde Um den Farbstoff 
nicht durch den Verband dringen zu lassen, legt man etwas Watte 
oder auch ein Stückchen wasserdichten Stoff darüber. Mit dieser Art 
des Verbandes habe ich in einer Reihe von Fällen ganz unzweifelhafte 
Erfolge in dem Sinne erzielen können, daß das Epithel schnell von 
seinem Rande her nachwuchs und daß es eine sehr feste, dauerhafte 
Decke bildete; ich kann daher diese Methode zur Anwendung emp- 
fehlen, aber es sind dabei eine Reihe von Einzelheiten zu beobachten, 
die ich zur Vermeidung von Mißerfolgen schildern muß. Zunächst 
darf man damit nur reine Granulationsflächen behandeln, deren Be- 
schaffenheit etwa diejenige sein muß, wie man sie für die Thiersch- 
sche Transplantation verlangt; die Granulation muß frischrot, nicht 
belegt, nicht ödematös gequollen, sondern flach sein; sie muß die 
Eigenschaft haben, wie sie auch sonst zur spontanen Epithelisierung 
erforderlich sind. Der Versuch, noch unreine granulierende Flächen, 
z. B. bei chronischen Beingeschwüren, mit dieser Salbe zu behandeln, 
erwies sich als ganz zwecklos. Die unmittelbare Wirkung des 
beschriebenen Verbandes ist nun die, daß die Granulationen grau 
werden und gelegentlich auch etwas mehr eitern; der Farbstoff wirkt 
also zweifellos reizend. Aus diesem Grunde lasse ich einen solchen 
Verband nie länger als einen Tag liegen. Die Umgebung der granu- 
lierenden Stelle pflegt sich mit dem Farbstoff oberflächlich rot zu 
tingieren, so daß das vorher vorhandene Farbenbild sich gewissermaßen 
ausgetauscht hat. Bei der weiteren Behandlung muß es nun unser 
Ziel sein, die entzündliche nützliche Reaktion niemals so stark werden 
zu lassen, daß darunter das neugebildete, zarte Epithel zerstört wird. 
Abgesehen davon, daß man den ersten Verband nur 24 Stunden 
liegen läßt, muß man für die Dauer des folgenden Tages, bei sehr 
zarter, kindlicher Haut sogar für 2—3 Tage, einen einfachen Lanolin- 
salbenverband, oder einfache Ölumschläge folgen lassen, ehe man 
wieder Scharlachsalbe anwendet. Findet keine nennenswerte Reizung 
statt, so kann man auch an 2 Tagen hintereinander die rote Salbe 
auflegen. Vielleicht kann man auch die Konzentration der Salbe 
modifizieren. An kleineren Granulationsstellen bildet sich auch 
gelegentlich ein roter Schorf, unter dem dann schnelle Ausheilung 
stattfinden kann. 

Mit anderen Stoffen als mit Scharlach R habe ich bisher noch 
keine Versuche gemacht; indessen habe ich noch einen anderen Modus 
der Anwendung mit Erfolg versucht. Früher habe ich vielfach für 


6* 


156 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


gut gereinigte Granulationsfläehen bei Beingeschwüren eine sehr gute 
Verbandsmethode gesehen und angewendet; es werden aus weichem 
Zinkpflaster 1—2 cm breite Streifen geschnitten und kleinere granu- 
lierende Stellen mit zirkulären Streifen dachziegelartig direkt damit 
bedeckt, und zwar unter scharfem Zug angelegt, indem die Streifen 
etwa 3/, um den Beinumfang herumgeführt werden. Unter dem die 
Granulationen flach drückenden Pflaster schiebt sich das Epithel oft 
wunderbar schnell vor. Ich ließ solches Zinkpflaster mit dem Farb- 
stoff 10% imprägniert herstellen und habe es in geeigneten Fällen 
mit gutem Erfolg verwandt. Auch hier ist es ratsam, den Verband 
nur einen Tag liegen und die ursprüngliche Reaktion nicht zu stark 
werden zu lassen. Ä 

Wie gesagt, habe ich die Bildung von sehr dicker Epitheldecke 
beobachten können; z. B. war es möglich, einen bemerkenswerten Er- 
folg bei einem neugeborenen Kinde zu erzielen, welches auf einer 
großen Spina bifida ein zweimarkstückgroßes Dekubitalgeschwür hatte. 
Die Bildung einer festen Epitheldecke ermöglichte die spätere Opera- 
tion unter aseptischen Verhältnissen. Ferner führe ich einen nach 
Mammaexstirpation zurückgebliebenen Epitheldefekt hier an, der 
monatelang vergeblich behandelt, auch ohne Erfolg transplantiert war. 
Er heilte schnell und endgültig unter Scharlachsalbe Weiter sind 
mehrere Fälle von Verbrennungen in gleicher Weise behandelt; bei 
einer Frau waren an Brust und Arm große Defekte vorhanden, in 
welchen sich Epithelinseln befanden. Nach Reinigung der Flächen 
führte die Scharlachsalbe zu einem interessanten Bilde, das sich leider 
auch photographisch nicht fixieren ließ. Von einem Tag zum anderen 
bildeten sich breite Ringe neugebildeten Epithels um die Inseln und 
vom Rande her, so daB die angesichts der Größe der Defekte er- 
wogene Transplantation nicht mehr in Frage kam. Ich will diese 
Fälle unter Augen behalten, um zu sehen, wie sich das Epithel später 
verhält, und ob die unangenehme spätere Narbenschrumpfung viel- 
leicht durch das gute dicke Epithel geringer bleibt als sonst. 

Man kann natürlich die Frage aufwerfen, ob angesichts der von 
Fischer erzeugten, im mikroskopischen Bilde dem Cancroid ähnlichen 
Neubildungen nicht die Gefahr vorliegt, daß einmal der vermehrte 
Woachstumsreiz auf Epithel bedenklich werden könnte. Ich glaube, 
daß man diese Bedenken zerstreuen kann; denn einerseits ist die An- 
wendung hier abolut oberflächlich, während im Tierexperiment das 
Epithel dem subkutan gelagerten Fremdkörper in die Tiefe folgte; 
andererseits ist doch Epithelwachstum und Krebsbildung zweierlei, und 
wir wenden ja auch trotz unserer Kenntnis der »Paraffinkrebse« 
Paraffin in Salben, ja bei subkutanen Injektionen, wo es dauernd 
wirken kann, ganz unbedenklich an. 

Auch im mikroskopischen Bilde konnte ich in einem Falle das 
neugebildete Epithel besichtigen; es war in dem erwähnten Falle von 
Spina bifida, bei welchem bei der Operation ein Teil des Sackes 
exzidiert wurde. Das Epithel ist kräftig und sieht absolut wie die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 157 


normale Oberhaut aus, alle Schichten sind darin nachweisbar. Das 
mikroskopische Bild bestätigt also die klinische Beobachtung, daß es 
sich um sehr lebensfähiges Epithel handelt. 

Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß wir in dem beschriebenen 
Verfahren ein nützliches Hilfsmittel gewonnen haben, um gereinigte, 
granulierende Flächen fest zu verschließen, wenn uns irgendeine. 
Grunde die Transplantation nicht am Platze ist. 


Berlin, den 17. Januar 1908. 





1) Burkhardt-Polano. Die Untersuchungsmethoden und 
Erkrankungen der männlichen und weiblichen Harnorgane 
für Ärzte und Studierende in XVII Vorlesungen. 369 S. 


mit 105 Abbildungen im Text und 3 farbigen Tafeln. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1908. 

Den beiden Verff. ist es im vorliegenden Buche in ausgezeichneter 
Weise gelungen, dem Studierenden und besonders dem allgemeinen 
Praktiker, für welchen die größeren Spezialwerke zu umfangreich sind, 
eine kurze und doch erschöpfende Darstellung der modernen Unter- 
suchungsmethoden und heutigen Anschauungen in der Urologie zu 
geben. 

Wenn dem praktischen Arzt auch meist Zeit und Übung fehlen 
werden, um den Harnleiterkatheterismus, die Kryoskopie usw. selbst 
auszuführen, so muß er doch über die Leistungsfähigkeit dieser Me- 
thoden unterrichtet sein; das gewährt ihm das Buch. Andererseits 
gereicht es diesem zum Vorzug, daß auch die älteren Untersuchungs- 
methoden voll berücksichtigt sind und eine den Bedürfnissen des 
Praktikers angemessene Beschreibung gefunden haben. 

Auch der Chirurg von Fach wird das Buch nicht ohne Inter- 
esse lesen, da in ihm die Anschauungen der Würzburger chirurgi- 
schen und gynäkologischen Klinik zum Ausdruck kommen. Der große 
Wert der funktionellen Nierendiagnostik wird anerkannt. Der supra- 
pubischen Prostatektomie wird der Vorzug vor der perinealen ein- 
geräumt. Für die Diagnose der Nierentuberkulose wird die Tastung 
des erkrankten und daher verdickten Harnleiterendes von Scheide 
oder Mastdarm aus betont. 

Das Kapitel über die nervösen Erkrankungen der Harnorgane 
ist von Rostoski-Dresden bearbeitet. Im Anschluß an die Ver- 
letzungen der Harnorgane werden die Beziehungen zur Unfallgesetz- 
gebung behandelt; einer besonderen Besprechung ist ferner die Uro- 
logie im Kindesalter unterzogen. In einem Anhang finden wir 
schließlich eine Beschreibung der wichtigsten Operationen und eine 
Sammlung von Rezepten. 

Die Abbildungen sind gut. Die Ausstattung des Buches macht 
dem bekanten Verlag Ehre, zumal der Preis (10 M.) gering ist. 

Boerner (Rastatt). 





158 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


2) V. Blum. Symptomatologie und Diagnostik der uro- 


genitalen Erkrankungen. 1. Teil. 218 S. 
Wien, Franz Deuticke, 1908. 

Verf. ist Assistent an v. Frisch’ urologischer Abteilung der 
Wiener allgemeinen Poliklinik; er hat das Buch seinem Lehrer und 
Chef gewidmet. Das Gesamtgebiet der urologischen Diagnostik ist 
von ihm in drei Teile eingeteilt worden: 1) die funktionellen Sym- 
ptome von seiten der Harnorgane; 2) die funktionellen Symptome von 
seiten der männlichen Geschlechtsorgane, und 3) die Symptomatologie 
des pathologisch veränderten Harns. Bisher liegt nur der 1. Teil 
vor. Verf. hat das nach Qualität und Quantität jedenfalls sehr 
reichhaltige Krankenmaterial in ausgezeichneter Weise verwertet. So- 
bald das Buch vollständig vorliegt, werden wir nochmals darauf zu- 
rückkommen. Paul Wagner (Leipzig). 





3) S. de Mendoza. Diagnostico y tratamiento de las en- 
fermedades de las vias urinaries. 790 S. 
Madrid 1908. 

Das ausgezeichnet ausgestattete, mit vielen Tafeln und Abbildungen 
versehene Werk ist das erste Spezialhandbuch der Urologie in spani- 
scher Sprache. Im ersten Teile werden die allgemeinen Untersuchungs- 
methoden der Harnorgane abgehandelt; im zweiten bis fünften Teile 
folgen ausführlich die speziellen Erkrankungen der Prostata, der Blase, 
der Harnröhre, der Harnleiter und der Nieren. In dem letzten Teile 
des Buches werden als Anhang die Urinintoxikationen besprochen. 
Die Sprache ist flott; die Einteilung des Stoffes übersichtlich. Überall 
ist die direkte Anrede an den Leser gewählt. Das Buch stellt sich 
deutschen und französischen Werken der gleichen Disziplin vollwertig 
zur Seite. Stein (Wiesbaden). 





4) M. Nitze. Lehrbuch der Cystoskopie, ihre Technik und 


klinische Bedeutung. 2. Auflage. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1907. 

Die Besorgnis, daß die erwartete zweite Auflage des 1889 er- 
schienenen klassischen Lehrbuches der Cystoskopie mit dem am 
22. Februar 1906 plötzlich erfolgten Tode N.’s unvollendet bleiben 
würde, hat sich glücklicherweise als grundlos erwiesen. 

Das hinterlassene Manuskript wurde grundsätzlich ohne Ände- 
rungen an dem Original von Weinrich und Jahr, den Schülern 
des Meisters, wie wir aus der trefflichen, den Lebensgang und das 
Lebenswerk des Begründers der Technik und des klinischen Gebietes 
der cystoskopischen Urologie behandelnden Einleitung Kutner’s 
erfahren, in ursprünglicher Gestalt herausgegeben. . 

Zwar finden wir die Haupteinteilung des Materials der ersten 
Auflage entsprechend gegliedert, auch die Einteilung in die früheren 
drei Hautabschnitte beibehalten, aber in der alten meisterhaften Dar- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 159 


stellungweise einen um die Arbeit von 16 Jahren vergrößerten Stoff 
bewältigt, vermehrt durch eigenes Schaffen und eigene Erfahrungen 
des Autors und durch die Mitarbeit seiner Schüler. Denn N.'s 
Schüler sind, wie Kutner treffend bemerkt, »im weiteren Sinne alle, 
die in den letzten 25 Jahren mit dem Fache der Harnleiden sich 
beschäftigt haben«. 

Der erste Teil des Werkes, »die Theorie und Technik der cysto- 
skopischen Untersuchungsmethode« hat zunächst eine wesentliche Er- 
weiterung in dem Kapitel erfahren, welches die Beschreibung und 
Behandlung der cystoskopischen Instrumente und deren Nebenapparate 
enthält, in dem dabei auch die Fortschritte objektiv gewürdigt werden, 
die andere Autoren herbeiführten. Ferner werden viel ausführlicher 
wie früher und besonders reich illustriert die in Betracht kommenden 
anatomisch topographischen Verhältnisse der Harnorgane dargestellt. 

In dem zweiten Teile, der »den endoskopischen Befund der 
gesunden und kranken Harnblase« behandelt, ist ein ganz neuer Ab- 
schnitt »über die Pathologie der Harnleitermündung« eingefügt, ebenso 
ein mit » Varia« bezeichneter Teil, in dem u. a. die Blasenbefunde bei 
Tabes, Lues, Soor, Bilharzia und das dem Charakter des runden 
Magengeschwürs ähnliche Ulcus vesicae simplex, über dessen Vor- 
kommen und Häufigkeit die Ansichten außerordentlich verschieden 
sind, besprochen werden. 

»Die Bedeutung der Cystoskopie für die Diagnostik und Therapie 
der Harn- und Blasenleiden« bildet den Schlußteil mit den neuen 
Kapiteln der »Technik des Harnleiterkatheterismus«, der » Bedeutung 
der Cystoskopie für die Diagnose der Nierenleidene und der aus- 
führlichen Darstellung der »Exstirpation der Blasengeschwülste per 
vias naturales«. 

Auf keinem Gebiete hat sich N. mehr in der Beherrschung der 
Technik ausgezeichnet wie auf dem letzteren; waren doch die opera- 
tiven Erfolge auf diesem Gebiete wenigstens lange Jahre ausschließlich 
an seine Hand als die des Erfinders dieser Methode gebunden. 

Besonders beachtenswert und eigenartig sind die Ausführungen 
über die Indikationen resp. Kontraindikationen des Harnleiter- 
katheterismus, den N. für »keinen harmlosen Eingriff« hält. Aus der 
Überzeugung, daß die gesunde Niere vor jeder Möglichkeit der In- 
fektion bewahrt werden müsse, rührt die Konstruktion des Okklusirv- 
katheters für den Harnleiter der kranken Seite her, um den Gesamt- 
harn jeder Seite schon allein durch Eingehen in die kranke Seite 
gesondert auffangen zu können. 

Aus den 14 cystoskopischen Bildern der ersten Auflage ist ein 
cystoskopischer Atlas von 11 Tafeln mit 64 zum Teil jetzt kolorierten 
vortrefflichen Reproduktionen geworden und dem Werke beigefügt. 

Die Zahl von 133 Abbildungen im Texte (früher 26) gibt einen 
Begriff von der reichlichen Ausstattung des Buches, welches eine 
Zierde der deutschen Wissenschaft darstellt und dessen Studium hiermit 
jedem Fachgenossen dringend empfohlen wird. Loewenhardt (Breslau). 





160 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


9) Kotzenberg. Unsere Untersuchungsmethoden bei Nieren- 
krankheiten. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 345.) 

Die vorliegende Arbeit will auf Grund einer erfolgreichen und 
langen Erfahrung die Methoden und den Untersuchungsgang zur 
Diagnose der Nierenkrankheiten schildern, wie sie an der Kümmell- 
schen Abteilung des Eppendorfer Krankenhauses sich herausgebildet 
haben. Die Einzelheiten zu diesem Thema sind aus den Veröffent- 
lichungen Kümmell’s und seiner Schüler zur Genüge bekannt, so 
daß auf deren Aufführung hier verzichtet werden kann; zur bequemen 
Orientierung sei die übersichtliche Darstellung zur Lektüre im Original 
empfohlen. 

Zur Diagnose von Nierensteinen wird neuerdings die Röntgen- 
aufnahme mit Erfolg herangezogen, doch ist eine exakte Technik und 
peinliche Vorbereitung des Pat. eine unerläßliche Vorbedingung für 
einen Erfolg. 

Das souveräne Mittel zur Untersuchung der Arbeitsleistung der 
einzelnen Niere ist der Harnleiterkatheterismus. Zu diesem wird ein 
Cystoskop nach Schlagintweit mit einigen Modifikationen nach 
Kümmell verwandt. Bei Männern wird die Harnröhre mit #-Eukain 
anästhesiert. Die reingespülte Blase wird mit warmer Borlösung 
gefüllt und gefüllt erhalten. Bei schwer veränderten Blasen bediente 
man sich neuerdings zur Zufriedenheit der Sauerstoffirrigation als 
Vorbereitung zur Oystoskopie. 

Der getrennt aufgefangene Urin wird nach bekannten Regeln 
chemisch und bakteriologisch untersucht. Zur Untersuchung auf Harn- 
stoff, die bereits Anhaltspunkte für die Nierenfunktion gibt, wird als 
einfachstes Instrument der Esbach’sche Urimeter empfohlen. 

Unter den Methoden zur Prüfung der Gesamtarbeitsleistung der 
Nieren wird an dem vielfach angefochtenen Werte der Krysoskopie 
festgehalten, dagegen der Phloridzinmethode nur wenig Bedeutung 
beigemessen. Die Chromocystoskopie erleichtert in schwierigen Fällen 
die Auffindung der Harnleiter und kann bei großer Übung durch 
Farbenschätzung auch relative Werte für die Schätzung der Nieren- 
funktion ergeben. 

Alle diese Methoden, deren Übung nicht allein an die urologischen 
Spezialisten übergehen, sondern in der Hand aller Chirurgen ver- 
bleiben sollte, vermögen durch zweckmäßige Kombination bereits ein 
ziemlich sicheres Urteil über die Funktion der Niere herbeizuführen. 

Reich (Tübingen). 


6) Suter. Zur Ätiologie der infektiösen Erkrankungen der 
Harnorgane. 
(Zeitschrift für Urologie Bd. I. Hft. 2—4.) 
Auf Grund einer überaus sorgfältigen, auf 211 bakteriologisch 
untersuchten Fällen und auf genauestem Literaturstudium beruhenden 
Untersuchung kommt Verf. zu folgenden Ergebnissen: 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 161 


Die tuberkulösen Affektionen der Harnorgane zeichnen sich durch 
einen auf gewöhnlichen Nährböden sterilen Urin aus; sekundäre In- 
fektionen mit banalen Harnbakterien sind fast immer die Mole? in- 
strumenteller Infektion und relativ selten. 

Das Bakterium coli kann auf hämatogenem Wege und durch die 
Harnröhre in die Harnorgane gelangen. Der hämatogene Weg führt 
gewöhnlich zur Infektion der Nierenbecken, seltener zur Infektion der 
Blase. Der urethrale Weg führt zur Infektion der Blase und von 
da aufsteigend zur Infektion der Nierenbecken. Je nach seiner Viru- 
lenz veranlaßt das Bakterium coli bald Bakteriurie, bald Eiterung 
von den leichtesten bis zu schweren Graden. Das Bakterium coli ist 
der in den Harnwegen am häufigsten vorkommende Mikroorganismus. 

Die Cystitis wird in. den akuten Formen meist durch Kokken, 
in den chronischen meist durch Colibakterien, die mit Kokken oft 
vergesellschaftet sind, bedingt. Oystitis-kann veranlaßt werden durch 
Kokken, die den Harnstoff nicht zersetzen; häufiger wird sie durch 
harnstoffzersetzende Kokken veranlaßt. Bei der Infektion mit harn- 
stoffzersetzenden Mikroben ist der Urin bald sauer, bald alkalisch. 
Die Kokken haben viel weniger Tendenz, aus der Blase in die oberen 
Harnwege vorzudringen, als die beweglichen Colibakterien; hingegen 
bedeutet ihr Eindringen für die Niere und den Organismus eine 
große Gefahr. 

Die Therapie beseitigt die Colibakterien nur schwer aus den 
Harnwegen, auch wenn sie nur in die Blase gelangt sind, während 
die Kokkencystitiden viel leichter zu heilen sind. 

Willi Hirt (Breslau). 


7) O. Zuckerkandl. Über die Totalexstirpation der hyper- 
trophischen Prostata. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 

Bei der Freyer’schen Methode entsteht eine vọn glatter, derber 
Membran begrenzte Wundhöhle, zu primärer Vereinigung ganz un- 
geeignet; dabei kann also nur Drainage der Höhle und der Blase die 
angezeigte Art der Versorgung sein. Um die perineale Methode der 
glatten Freyer’schen Ausschälung in ihrer technischen Leistungs- 
fähigkeit gleichzustellen, muß man auf Schonung der Harnröhre ver- 
zichten. Z. schildert seine daraufhin modifizierte Methode. Querer 
Prärektalschnitt, Bloßlegung der Prostata, Spaltung der Kapsel, Vor- 
ziehen der Prostata mit Bohrern und stumpfe Lösung, bis sie nur 
noch wie auf die Harnröhre aufgereiht ist. Diese wird dann so weit 
als möglich zentral durchtrennt. Über einem Gummikatheter werden 
die Harnröhrenstümpfe mit einigen Nähten aneinander geheftet, die 
Höhle locker tamponiert, die Wunde verkleinert. Die Harnröhren- 
vereinigung ist Z. in jedem Fall ohne Zug gelungen. 

Im ganzen hat er 60 Pat., 30 perineal, 30 transvesikal operiert. 
11 sind im Anschluß an die Operation bzw. 4—6 Wochen nacher ge- 


6** 


162 Zentralblat für Chirurgie. Nr. 6. 


storben an Coma diabeticum, Niereninsuffizienz, Septhämie, Blutung, 
Pneumonie, Lungenabszeß, Herzinsuffizienz. 

Von den perineal Operierten sind 4, von den transvesikalen 7 
(davon 2 ‚ausgeblutete Prostatiker) gestorben. 

Um die Gefahr der Blutung zu vermeiden, muß die Enukleation 
in der richtigen Schicht erfolgen und vollständig sein. Mastdarm- 
verletzungen sind nur bei der perinealen Methode beobachtet worden. 

In Zukunft will Z. bei solchen die Operation erst nach Heilung 
der Verletzung suprapubisch beenden. 

Alle suprapubisch Operierten heilten vollständig, von den peri- 
nealen 2 mit perinealen Fisteln und 3 mit Harnröhren-Darmfisteln, 
die aber kontinent sind. Inkontinenz ist bei perinealer Operation aus- 
geprägter, doch gewinnen die Pat. in der Regel die Kontinenz wieder. 
Bei Operation vom Damm aus trat regelmäßig Verlust der Potenz 
ein, auch bei Keilexzisionen ohne Eröffnung der Harnröhre; bei den 
suprapubischen Fällen bleibt die Potenz meist erhalten. Z. führt den 
Ausfall auf Nervendurchschneidungen beim Perinealschnitt zurück. 

Nur bei 2 Pat. trat später wieder Retention ein: bei einem ent- 
stand in der Narbe ein Karzinom, bei dem zweiten war nur eine par- 
tielle Exzision möglich gewesen. 

Die von Rovsing behaupteten psychischen Störungen, sogar Selbst- 
morde, hat Z. nie gesehen. Im Gegensatz zu Rovsing hält er auch 
die Hypertrophie des zweiten Stadiums nicht mehr für gutartig, die 
des dritten für tödlich. Das entspricht wohl auch der allgemeinen 
Anschauung. Die Vasektomie erklärt Verf. für die unbrauchbarste 
der unverläßlichen Methoden. 

Z. will nicht wie Kümmell jeden zum Katheterismus genötigten 
Prostatiker operieren, sondern .nur solche, bei denen die konservativen 
Methoden nicht ausreichen. Bezüglich der Methode der Operation 
hält er jede für gangbar, wenn man sie beherrscht. Es scheint ihm 
aber, als ob der suprapubischen wegen geringerer Verletzung der 
Harnröhre, geringerer Ausfallserscheinungen, Unmöglichkeit der Mast- 
darmverletzung und des Mastdarmdekubitus, sowie einfacherer Nach- 
behandlung der Vorrang einzuräumen ist. Die kombinierten Methoden 
haben keine Berechtigung. Renner (Breslau). 


8) Kapsammer. Über kompensatorische Hypertrophie der 
Niere. (Aus der Abteilung für Krankheiten der Harnorgane 
der Wiener allgemeinen Poliklinik.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 

Kurze Besprechung der anatomischen und funktionellen Kompen- 
sation, besonders der letzteren, deren Erforschung noch zu wenig Be- 
achtung gefunden hat und die für eine auszuführende Nephrektomie 
von hoher Bedeutung ist. Die Mehrleistung können wir durch die 
Indigkarminprobe und Harnleiterkatheterismus feststellen. 

Renner (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 163 


9) Mareille. Methode conservatrice dans les contusions 


rénales. 

(Revue pratique des malad. des organes génito-urinaires. Quatrième année. Nr. 23.) 

Verf. empfiehlt bei renalen Blutungen nach Kontusionen, die 
nicht so beträchtlich sind, daß sie die Nephrektomie erfordern, das 
Anlegen eines Netzes um die Niere. Dieses Netz, einem weitmaschigen 
Fischnetz vergleichbar, wird hergestellt aus Catgutfäden, die an einem 
Ende zusammengeknotet und im übrigen Verlauf durch Knoten zu 
zwei und zwei so miteinander verknüpft werden, daß eben ein netz- 
artiges, unten zunächst noch offenes Gebilde entsteht. Dieses netz- 
artige Gebilde wird der verletzten Niere übergestülpt und dann am 
unteren Ende ebenfalls fest zugeknotet, so daß eine feste, zirkuläre 
Umschnürung des ganzen Organes erfolgt. Das Vorgehen ist durch 
einige instruktive Zeichnungen verdeutlicht. Will Hirt (Breslau). 





10) C. E. M. do Sajous. Le rôle du produit de sécrétion des 


glandes surrénales dans la circulation et la respiration. 
(Gaz. des hôpitaux 1907. Nr. 18.) 

Bei der praktischen Wichtigkeit, die die Nebennierenextrakte für 
uns gewonnen haben, dürften folgende kurze, physiologische Notizen 
von Interesse sein. 

Durch eine ziemlich internationale experimentelle Zusammenarbeit 
scheint jetzt festgestellt zu sein, daß das »Produkt der Sekretion der 
Nebennieren direkt in das Venensystem übergeht« und ausschließlich 
durch die V. cava dem Herzen zugeführt wird, auf dessen Muskulatur 
es unmittelbar und schnell einwirkt. Als Sekretionsprodukt werden 
lichtbrechende, hyaline Körnchen (Granules réfringents et hyalins) 
angesehen, die eine sehr lebhafte Affinität zu Sauerstoff haben, dem- 
gemäß in den Lungen dazu dienen sollen, den Sauerstoff an das Blut 
zu fixieren und nach S. nichts anderes sind als das, was andere 
Forscher als Oxydase bezeichnet haben. 

Als die Abscheidung der wirksamen Substanz fördernder Nerv 
gilt der Splanchnicus. 

Das Nebennierenprodukt leistet also dem Organismus wesentliche 
Dienste als Regulator der Energie der Herztätigkeit und als Förderer 
der Sauerstoffbindung an das Blut. V. E. Mertens (Kiel. 


11) Kownatzki (Berlin). Die Venen des weiblichen Beckens 
und ihre praktisch-operative Bedeutung. 13 Tafeln und 
2 Textabbildungen. 

Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1907. 

K.’s Atlas der Beckenvenen, den wir der Anregung seines Chefs 
Bumm verdanken, bietet dem Kliniker für Studium, Unterricht und 


für die Orientierung bei der Operation alle erforderlichen Daten und 
+ 


164 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


Einzelheiten. Insbesondere zeigen die Tafeln die Verhältnisse der 
Venen an der Teilungsstelle der V. iliaca communis. Nicht immer 
vereinigen sich daselbst nach dem Arterienschema 1 V. iliaca externa 
und 1 V. iliaca interna (hypogastrica), sondern der oft sehr kurze 
Stamm der V. hypogastrica teilt sich in zwei Venen, welch letztere 
auch selbständig ohne gemeinsamen Auslauf in die V. iliaca communis 
einmünden können, so daß wir im sogenannten kleinen GefäßBdreieck 
drei Venenstämme finden, die K. folgerichtig als V. iliaca externa 
media und interna bezeichnet. Ebenso wichtig scheint mir der Nach- 
weis der zahlreichen Anastomosen nach den Venen der vorderen 
Bauchwand und den Vv. vertebrales zu. — Der klare, knappe Text 
erläutert die Darstellungen und die praktische Wichtigkeit derselben 
für die Ausführung gewisser Operationen — so der Pubiotomie, der 
Sectio alta, der Mastdarmresektion usw. —, besonders aber der Venen- 
unterbindung zur Bekämpfung der subakuten Pyämie. Die Bumm- 
sche Klinik hat das ursprüngliche Verfahren Trendelenburg’s er- 
folgreich ausgebaut und durch eine strikte Indikation die Resultate 
gebessertt. Wie wichtig die genaue Kenntnis der Venenverhältnisse 
bei diesen schwierigen Operationen werden kann, lehrt ein Einblick in 
die einschlägige Literatur. Unter 70 Fällen von Beckenvenenresek- 
tion oder -Unterbindung sind 4mal grobe Irrungen unterlaufen, und 
lmal wurde sogar der Harnleiter an Stelle der V. hypogastrica unter- 
bunden. Wer je das Verfahren an der Puerpera ausgeübt hat, wird 
gern den K.’schen Atlas zur Orientierung benützen. Das Werk ist 
in der für den Bergmann’schen Verlag typischen, vornehmen Art 
ausgestattet. Die Veneninjektionen wurden am anatomischen Institut 
Berlin unter Leitung des Anatoms Frohse, die Zeichnungen von dem 
Maler Frohse ausgeführt. Kroemer (Berlin). 


12) Mansfeld (Budapest. Zur Diagnose der Malignität am 


Uterus. 
(Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie Bd. LX. Hft. 3.) 


Verf. schildert in seinem obigen Aufsatz die Schwierigkeiten, die 
dem Kliniker erwachsen, wenn er aus dem histologischen Bilde der 
ausgeschabten Schleimhautpartikel Folgerungen zu seinem therapeuti- 
schen Handeln ziehen will. In zweifelhaften Fällen entscheidet das 
klinische Bild. Als Beispiel dafür führt M. mehrere Beobachtungen 
von Adenoma portionis, von Adenoma malignum cervicis (ohne Atypie 
der Epithelformationen!) und Adenoma diffusum myometrii an; in allen 
Fällen war das histologische Bild gutartig. Trotzdem zwang der 
schwere klinische Verlauf (unstillbare Blutungen) zur vaginalen Total- 
exstirpation. Dem gegenüber betont Verf. die Möglichkeit, daß sichere 
Korpuskarzinome der Schleimhaut nach einfacher Abrasio bei hinzu- 
tretender Infektion ausheilen können; freilich wird man bei sicher 
gestellter Diagnose den Erfolg der Abrasio nicht abwarten, sondern 
möglichst radikal operieren. Ref. möchte wahre diffuse Adenome der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 165 


Portio, Cervix, sowie des Korpus-Myometrium für eine absolute Indi- 

kation zur Totalexstirpation ansehen. Im übrigen liegt die Quelle 

unstillbarer Blutungen durchaus nicht immer in dem Endometrium. 
Kroemer (Berlin). 


- 


Kleinere Mitteilungen. 
Varix aneurysmaticus. 


Von 
Dr. Herbing in Stettin. 


m 9. April 1906 wurde mir die 26jährige, unverheiratete E. W. wegen einer hüh- 

nereigroßen, pulsierenden und ein schwirrendes Geräusch darbietenden Geschwulst 
am rechten Unterkieferwinkel zugewiesen, welche vor 13 Jahren dadurch entstanden 
war, daß die Pat. mit einer spitzen Schneiderschere in der rechten Hand zu Falle 
kam und dabei beide Branchen der Schere in die rechte Halsseite stieß, die eine 
dicht vor, die andere dicht hinter dem M. sternocleidomastoideus, ungefähr in der 
Höhe des oberen Kehlkopfrandes, wie die Narben zeigten. Es erfolgte sofort eine 
Blutung in starkem Strahle; dann wurde die Verletzte bewußtlos; sie hat später 
erfahren, daß ein Arzt einen Druckverband anlegte, und daß damit die Blutung 
stand. 

Erscheinungen von dieser Verletzung sind der W. erst nach Jahresfrist zum 
Bewußtsein gekommen: sie bemerkte das Entstehen einer schwirrenden Geschwulst 
an der oben beschriebenen Stelle; im Laufe der Jahre nahm die Geschwulst an 
Größe zu; es entwickelte sich von ihrem unteren Ende aus ein dickes, bläuliches, 
unter der Haut liegendes Gefäß nach unten, welches hinter dem Schlüsselbein ver- 
schwand, während vom oberen Pole der Geschwulst stark blaue, geschlängelte und 
deutlich pulsierende Gefäße an der Schläfe hinauf auf-die Lider des rechten Auges 
und weiter hinzogen. Diese Erscheinungen nahmen bald eine weitere Entwicklung 
und eine unangenehmere Form an durch ein äußerst lästiges Gefühl des Klopfens 
und Schwirrens im rechten Gehörgange, so daß die Pat. nunmehr nach langjährigem 
Sträuben dem Rate ihres Arztes folgte und mich bat, die Operation vorzunehmen. 

Ich sah die Pat. zum ersten Male am 9. April 1906. Sie bot bei Mittelgröße 
und gesunden inneren Organen ein ganz hübsches Gesicht, das jedoch infolge der 
ungewöhnlich starken Gefäßentwicklung und der auffallenden Schwellung der 
rechten Gesichtshälfte sehr entstellt war. Am rechten Unterkieferwinkel sprang 
aus dieser Schwellung eine bühnereigroße Geschwulst vor mit einer sichtbaren 
Pulsation und einem auch für den Finger außerordentlich deutlich wahrnehmbaren 
Sausen und Schwirren. Vom unteren Pole zog, genau entsprechend dem Laufe 
einer V. jugularis externa, ein daumendickes geschlängeltes Gefäß hinunter hinter 
das Schlüsselbein. Vom oberen Pole zogen radialisstarke, reichlich geschlängelte, 
pulsierende, tiefblau unter der Haut liegende Gefäße, welche an der Schläfe, über 
beide Augenlider, über die Nasenwurzel bis in die Lider des linken Auges hinein- 
zogen. Das Wangenrot der rechten Gesichtshälfte war von einem dichten Kranze 
kleiner blauer Gefäße umgeben, an welchen ich ein Pulsieren nicht fühlen konnte. 
Das ganze Gesicht war äußerst entstellt, es wurde noch mehr geschwollen und 
blau, wenn die Pat. das Schultergelenk zurücknahm; dann schwoll die Vene unter 
Vergrößerung ihrer Windungen um das Doppelte. Kompressionsversuche jeder 
einzelnen Carotis interna und beider Carotiden waren wegen der schwierigen ana- 
tomischen Verhältnisse nicht gut möglich; in der Mund- und Rachenhöhle waren 
abnorme Gefäßentwicklungen glücklicherweise nicht vorbanden. Was die Pat. 
schließlich zur Operation trieb, war die Belästigung des rechten Auges und Ohres 
durch die Pulsation, indes waren an beiden Organen sonst keine Störungen nach- 
weisbar. 


166 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


Am 23. April 1906 wurde die Operation ausgeführt, indem ich annahm, daß 
es sich um eine Verbindung der V. jug. ext. mit einer kleinkalibrigen Arterie, 
vielleicht der A. maxill. ext. oder der A. thyreoidea handele. Es wurde durch 
einen vom Ansatze des Ohrläppchens, später von hier aus vor und hinter der Ohr- 







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muschel nach oben hinauf verlängerten Schnitte die Haut über dem pulsierenden 
Sacke und über die V. jug. ext. hinweg bis 3 Finger breit unterhalb des Schlüssel- 
beins gespalten, Vorderfläche des Sackes und V. jug. ext. freigelegt, letztere tief unten, 
hinter dem Schlüsselbein doppelt unterbunden und durchschnitten. Auch die 
Stämme der V. jug. interna und carotis communis mußten sehr tief freigelegt 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 167 


werden zur provisorischen Umschnürung, weil die anatomischen Verhältnisse durch 
Verwachsung des Platysma mit dem M. sternocleidom. und den Gefäßscheiden 
recht undeutlich und gefährlich waren. Es wurde nun vorsichtig — meistens 
scharf — die innere Seite des Varix freipräpariert und dadurch ein bleistiftdickes 
arterielles Gefäß freigelegt, welches, aus der Tiefe von innen kommend, in den 
Varix einmündete. Dieses Gefäß hatte ein gleichmäßiges Lumen; wir hatten den 
Eindruck, daß es der äußere oder innere Ast der Carotis war. Die doppelte 
Unterbindung dieses Stammes gelang verhältnismäßig leicht; eine Orientierung über 
die sämtlichen hier in Betracht kommenden kleineren Arterien war, wie schon 
gesagt, unmöglich. Kaum war die Unterbindung gemacht, so hörten Pulsation und 
Schwirren auf, jedoch wie wir nicht anders erwartet hatten, nur auf kurze Zeit, 
vielleicht 2 Minuten; dann kehrte, erst schwächer, dann stärker, die Pulsation und 
das Schwirren wieder; der kollaterale Kreislauf hatte sich schnell wieder eingestellt. 
Nun mußte der Sack nach oben und nach innen freigemacht werden, wo er mit 
der Ohrspeicheldrüse verwachsen war; er erstreckte sich so tief, daß ich mir über- 
legte, ob ich den Unterkiefer durchtrennen sollte, was ich schließlich wegen der 
wohl unvermeidlichen Zerrung an dem gefäßreichen Gewebe aufgegeben habe. Es 
wurde nunmehr die Ohrspeicheldrüse möglichst stumpf abgelöst, um denN. facialis 
nicht zu verletzen und hinter dem Unterkiefer in die Tiefe nach der Schädelbasis zu 
vorgegangen; und die Erwartung, daß hier der abführende Teil der Arterie in die 
Schädelbasis gehen würde, erwies sich als zutreffend. Der abführende Teil des 
Gefäßes hatte kaum eine geringere Dicke als sein in den Sack hineinführendes 
Ende. Freilich war das der Unterbindung sich bietende Feld so tief und zwischen 
Unterkiefer und Schädelbasis so beengt, daß die außerordentlich schwierige Um- 
schlingung des Gefäßes gerade noch möglich war. Es ging dieser bei der ganzen 
Sachlage höchst heikle Akt schließlich glatt vonstatten. Die Wirkung der Unter- 
bindung war eine sofortige und dauernde. Sofort klappten die prall gefüllten pul- 
sierenden blauen Arterien zusammen, das blaue Kolorit des Gesichts war im Augen- 
blick gänzlich verschwunden mit Ausnahme der kleinen blauen Gefäße um das 
Wangenrot herum, die wohl meistens Venen waren. Die rechte Gesichtshälfte 
zeigte nunmehr etwas weniger Schwellung und einen blaßgelben Farbenton. Darauf 
wurde der Sack in seinen letzten Verbindungen mit der Ohrspeicheldrüse gelöst, 
die große Wunde mit Jodoformgaze ausgestopft und darüber bis auf zwei Öffnungen 
vernäht. Der Wundverlauf war bis auf kleinere Temperaturen mit geringer Wund- 
absonderung und bis auf einen Speichelfluß nicht gestört. Am Abend wurde eine 
Facialisparese festgestellt. Die Pat. konnte das rechte Auge nur zur Hälfte ver- 
schließen, am folgenden Tage nahm die Parese noch mehr zu, so daß Lagoph- 
thalmus bestand, woraus zu entnehmen war, daß es sich im allgemeinen nur um 
eine Dehnung oder Quetschung des Gesichtsnerven handeln konnte. Die Wunde 
schloß sich nach sechs Wochen, die Speichelabsonderung hörte schon früher auf, 
und die Facialislähmung ging zum größten Teile zurück, so daß die Verletzte das 
Auge fast gänzlich schließen kann. 

Die Pat. empfand außerordentlich dankbar die Beseitigung der durch das 
Schwirren, Sausen und Klopfen im Ohr und Auge hervorgerufenen Beschwerden, 
und ibre Stimmung erbeiterte sich um so mehr, als das Verschwinden der Ent- 
stellung in ihrem Bekanntenkreise bemerkt wurde. 


Der Fall ist zunächst wohl dadurch sehr selten, daß zwei räumlich weit von- 
einander gelegene Gefäße sich zur Bildung einer arteriovenösen Verbindung ge- 
funden haben. Da die V. jugularis einen großen Sack bildete, so hat man es hier 
mit einem Varix aneurysmaticus zu tun, während bei direkter Verbindung der 
seitlichen Öffnungen einer dicht aneinander liegenden Arterie und Vene von einem 
Aneurysma varicosum gesprochen wird. Soweit ich aus der Literatur ersehen 
habe, sind Fälle wie dieser außerordentlich selten. Die Frage der Behandlung der 
Aneurysmen hat ja in neuer Zeit eine große Bedeutung erlangt durch die Wirkung 
der rasanten kleinkalibrigen Geschosse, denen die Gefäße nicht mehr ausweichen. 
Schon im Burenkriege sind darüber wertvolle Beobachtungen gemacht; ein viel 
größeres Material aber wird, wie aus den Berichten der am Kriege in der Mand- 


168 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


schurei beteiligt gewesenen Chirurgen hervorgeht, veröffentlicht werden aus den 
Kriegssanitätsberichten der beiden Gegner, um die schwierige und vielumstrittene 
Frage, welches Verfahren je nach den Umständen das zweckmäßigste ist, zu ent- 
scheiden. Daß Fälle ähnlicher Art wie der vorliegende auch durch Schußver- 
letzungen im Kriege vorkommen können, ist dadurch begründet, daß das Getroffen- 
werden durch mehrere Geschosse häufig vorkommt. 


13) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 
167. Sitzung, den 16. Dezember 1%7. 
Vorsitzender: Herr Riese. 


1) Vor der Tagesordnung fand die Überreichung der von den ehemaligen Assi- 
stenten gestifteten Büste Ernst v. Bergmann's an die chirurgische Klinik statt. 

Geheimrat Sonnenburg hielt im Namen der ehemaligen Assistenten 
v. Bergmann's die Ansprache bei der Übergabe der Büste, Geheimrat Bier nahm 
die Büste mit Worten des Dankes für die Klinik in Empfang. 

2) Herr Riese. a. Beiträge zur Milzchirurgie. 

R. berichtet zunächst unter Bezugnahme auf die jüngst erschienene Arbeit von 
Küttner über einen Fall von sequestrierendem Milzabszeß bei einer 41jährigen Frau, 
Sie erkrankte im September 1% unter den Erscheinungen einer linksseitigen 
Pyosalpinx; 3 Monate später fand R. bei der sehr heruntergekommenen Pat. einen 
linken subphrenischen Abszeß und einen pleuritischen Erguß, die sich unter 
Schüttelfrösten und hohem Fieber entwickelt hatten. Die Probepunktion der Pleurs 
ergab ein seropurulentes Exsudat. Durch Resektion der IX. Rippe (11. I. 07) in 
der Skapularlinie wurde 1 Liter des abgekapselten Exsudats entleert. Danach 
Resektion der XII. Rippe und Fortsetzung des Schnittes in die Bauchhöhle, wobei 
R. in eine unregelmäßige, mit stinkendem Eiter gefüllte Zerfallshöhle der Milz 
kam. In der Folge stießen sich im Verlaufe von 14 Tagen zahlreiche Milzsequester 
ab, so daß fast die ganze Milz abgestoßen schien. Am 15. März fanden sich 
4 Millionen rote, 12400 weiße Blutkörperchen, keine Poikilocytose. Die Pat. hat 
sich sehr erholt und befindet sich in blühendem Zustand. Magenbeschwerden 
haben weder vor der Operation, noch nach der Entleerung des Abszesses bestanden, 
und nimmt R. deshalb eine embolische Entstehung von der Pyosalpinx her an. 

Sodann berichtet R. über die von ihm vorgenommenen Milzexstirpationen. Der 
erste Fall kam zur Operation unter der Diagnose eines Milzsarkoms (5200 000 rote 
Blutkörperchen, 1 : 1900 weiße). Bei der Operation riß die Milzvene während des Her- 
vorwälzens des Tumors ein, sie konnte aber gefaßt werden; am Schluß der Opera- 
tion trat eine Asphyxie ein, die letal endete. Die Milz wog 1585 g, maß 28: 18: 7 cm. 
Es fanden sich in ihr harte, weiße Knoten, die sich als anämische Infarkte mit 
Kalkablagerung erwiesen; manches sprach zugleich für Stauungsmilz. Wäre R. 
vor der Operation zu dieser Auffassung gekommen, so hätte er nicht operiert. 

Im zweiten Falle hatte die 46 jährigen Frau seit Monaten heftige Beschwerden von 
seiten ihres Milztumors gehabt, der auf der Basis einer Malaria oder einer Lues 
entstanden gedeutet wurde; es fanden sich 4700000 normale rote, 9600 weiße 
Blutkörperchen im Kubikzentimeter. Mit einem Schnitt legte R. die breit gestielte und 
am Zwerchfell verwachsene Milz frei und entfernte sie. Es blieb eine Nebenmilz am 
Schwanz des Pankreas zurück. Die Milz wog 730 g, maß 19:11:6 cm; man sah 
in ihr eine größere Narbe, sonst handelte es sich um eine hyperplastische Milz mit 
Cirrhose des Bindegewebes, so daß sowohl Lues wie Malaria angenommen werden 
kann. Die Schmerzen schwanden nach der Operation für 11/3 Jahr; Pat. wurde 
entlassen, ohne daß Veränderungen im Blutbefund bestanden. Nach 2 Jahren ent- 
wickelte sich eine Blutkrankheit vom Charakter der Leukämie. Es ist anzunehmen, daß 
sich diese Krankheit auf dem Boden der Malaria entwickelte, und daß R. im Anfang 
des Leidens die Milz entfernt hat. Es würde danach ein einige Zeit anhaltender 
Erfolg von Milzexstirpation im Frühstadium der Leukämie sein. Die Pat. ist jetst 
verstorben. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 169 


Bei der dritten Pat. fand R. bei normalem Blutbefund einen Milztumor, den 
er als hyperplastische Milz deutete. Auftreten von Leibkrämpfen und Ohnmacht 
und starker Schwellung ließen auf Stieldrehung schließen. Bei der Operation 
(32. I. 1903) bestätigte sich die Diagnose; ein Netzzipfel war mit der Milz verwachsen. 
Die Milz maß 17:10:5 cm. Die Pat. hat sich nach der Operation dauernd wohl 
gefühlt, hat kürzlich entbunden und keine Leibbinde mehr getragen, wie vor der 
Operation. 

Ein vierter Fall betrifft eine Milzexstirpation gelegentlich einer Magenexstirpa- 
tion, die ohne Folgen für die Blutbildung trotz der anderen ausgedehnten Opora- 
tion gut überstanden wurde. . 


b. Über Dünndarmkarzinome. 

R. berichtet über zwei von ihm operierte Dünndarmkarzinome; bei beiden 
konnte die Diagnose erst während der Operation gestellt werden. Der erste Fall 
betraf einen 67 jährigen Herrn, der im Oktober 1907 an einem eingeklemmten 
Leistenbruch im Krankenhaus operiert worden war; während der Rekonvaleszenz 
machten sich Passagestörungen im Darmkanal bemerkbar, die sich am 13. Tage 
nach Her Hernienoperation zum Ileus steigerten. Bei der Operation fand sich eine 
Intussuszeption am Dünndarm und nach der Desinvagination an der invaginierten 
Schlinge ein Karzinom. Resektion von 24 cm Darm und des narbig verkürzten 
Mesenteriums; Vereinigung durch zirkuläre Darmnaht. Glatte Heilung; Pat. be- 
findet sich wohl und hat zugenommen. Der zweite Fall betraf eine 47 jährige Frau; 
es war ein Tumor zu fühlen, der der Flexura coli sin. anzugehören schien. Es fand 
sich aber ein faustgroßes Karzinom des Jejunum, das mit dem Colon transv. dicht 
an der Flexura coli sin. verwachsen war; das Mesokolon war mit infiltriert. Wegen 
des elenden Zustandes der Pat. wurde die Enteroanastomose ausgeführt. 3 Tage 
später erfolgte der erste Stuhl; 3 Wochen später konnte Pat. mit gutem Appetit 
und normalem Stuhl entlassen werden; vorher hatten Durchfälle und Magen- 
beschwerden bestanden. Sie hat nach der Operation noch 3 Monate gelebt. — 
R. demonstriert sodann noch ein Präparat, wo ein Kolonkarzinom in den Dünn- 
darm durchgebrochen und an der Durchbruchstelle das Karzinom gewuchert ist. 
Der 62jährige Pat. kam mit den Erscheinungen des chronischen Ileus am 21. Oktober 
1%7 zur Operation. Trotz der ausgedehnten Erkrankung, trotz Drüsenmetastasen 
und eines Knotens im Douglas hat R. den Pat. durch ausgedehnte Resektion von 
Kolon und Dünndarm mit zirkulärer Vereinigung zu glatter Heilung gebracht. 
Die Pat. ißt mit gutem Appetit und hat nach anfänglichem Durchfall jetzt nor- 
malen Stuhl. 


c. Über die Operation ausgedehnter Magenkarzinome. 

R. bespricht die Schwierigkeiten einer frühzeitigen Diagnose der Magenkarzi- 
nome, weshalb sie meist zu spät für eine Radikaloperation in die Hände des 
Chirurgen kommen; trotz dieser unveränderten diagnostischen Schwierigkeiten sind 
aber die allgemeinen Operationsresultate, sowohl was die primäre Mortalität als die 
Lebensdauer nach der Operation betrifft, besser geworden; selbst die subtotalen 
als die totalen Magenresektionen haben annehmbare Resultate ergeben. R. ist auch 
bei der Nachprüfung seines Materials zu diesem Resultat gekommen. Unter 89 
Operationen wegen Magenkarzinom in den ietzten 7 Jahren wurden 24 Magen- 
resektionen wegen ausgedehnten Karzinoms vorgenommen; davon sind 17 geheilt, 
7 (= 29%) sind an den Folgen der Operation gestorben; die Geheilten standen im 
Alter von 39—73 Jahren. Von den Todesfällen waren vier durch Herzschwäche 
resp. durch die Schwere des Eingriffs bedingt. Einmal kam ‘es am 7. Tage infolge 
Hustens zum Platzen der Bauchnaht, zum Vorfall der Därme und zu konsekutiver 
Peritonitis. Ein Pat. starb an Peritonitis durch Kolonnekrose, einer an Peritonitis 
durch Sprengung der Duodenalnaht infolge behinderten Abflusses im abführen- 
den Schenkel. Von den 17 Geheilten leben noch 5, einer 7 Monate, die anderen 
1 Jahr 11 Monate bis 5 Jahre 7 Monate nach der Operation; die erste, eine 39jährige 
Frau, bei der der ganze Magen bis auf einen kleinen Rest am Pylorus entfernt 
wurde, hat Metastasen, bei den anderen sind keine nachweisbar, und ist eine 
günstige Prognose zu stellen. Es hat sich bei ihnen um ausgedehnte Magenresek- 


170 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


tionen gehandelt, bei denen auch meist Pankreasverwachsungen getrennt werden 
mußten. Von den inzwischen Verstorbenen lebte eine Pat. 3 Jahre 10 Monate. sie 
starb bei einer Operation wegen karzinomatöser Adnextumoren. Fünf Pat. starben 
2 Jahre 4 Monate, 1 Jahr 7 Monate, 1 Jahr mehrere Monate nach der Operation 
an Leber-, Peritoneal- oder Darmmetastasen. 

R. verneint die Frage, ob die Probelaparotomie, die zur Feststellung der 
Operabilität ausgedehnter Magenkarzinome vorgenommen werden muß, eine be- 
sondere Gefahr und eine Verkürzung der Lebensdauer involviert. Manchmal fühlten 
sich die Pat. infolge von Durchtrennung von Verwachsungen besser als vorher. 
R. lobt für passende Fälle die Gastroduodenostomie nach Kocher und wendet da- 
bei auch Kocher’s Quetsch- und Nahtmethode an; nach Billroth I wurde ein 
Fall, die übrigen nach Billroth II operiert. Bei den zwei Exstirpationen des 
Magens wurden Ösophagus und Duodenum durch Naht vereinigt, der Knopf wurde 
nie angewandt. Drainiert hat R. nur eınmal. Da nach R.'s Resultaten die Heilungs- 
ziffer auch bei Resektion vorgeschrittener Magenkarzinome eine beträchtliche ist, 
so tritt er für Einschränkung der Gastroenteroanastomosen ein. Er fordert die 
praktischen Arzte auf, auch vorgeschrittenere Fälle zur Entscheidung über die 
Radikaloperation an den Chirurgen zu weisen. 


Diskussion: Herr Seefisch berichtet von einem jüngst von ihm operierten 
Dünndarmkarzinom, welches 10 Stunden nach einer an der Stelle des Karzinoms 
erfolgten Perforation zur Behandlung kam. Der Tumor wurde exstirpiert, der 
Darm End-zu-Seit mit Murphyknopf vereinigt. 4 Wochen später erfolgte un- 
abhängig von der Operation der Tod an Pneumonie, und S. gewann das Präparat 
des Darmes nach der Operation; die Passage war frei. S. demonstriert an dem Prä- 
parat die Narbe an der Murphyknopfanastomose, welche nur eine kaum sicht- 
bare Linie darstellt, im Gegensatz zu dem durch Naht geschlossenen Darmende, 
wo eine breite wulstige Narbe besteht. 

Herr Israel erwähnt einen Fall, wo bei einer totalen Magenexstirpation sich 
9 Jahre nach der Operation noch Rezidivknoten in der Leber gezeigt haben. 

Herr Kausch betont, daß die Pat., die auf Magenkarzinom verdächtig sind, 
im allgemeinen zu lange von den Arzten wie den Spezialärzten behandelt werden, 
ehe sie dem Chirurgen zugewiesen werden. So erklärt er es sich, daß er hier 
in Berlin selten ein radikal exstirpierbares Magenkarzinom bekommt, während 
n Breslau die Pat. meist sehr frühzeitig direkt an die chirurgische Klinik ge- 
wiesen wurden oder selbst kamen, und damit häufig in einem Zustande, wo Aus- 
sicht auf radikale Heilung bestand. 


3) Herr Sultan: Über Herznaht bei Schußverletzung. (Kranken- 
vorstellung.) 

S. stellt einen Pat. vor, welcher am 23. Juni 1907 eine Stunde vor der Auf- 
nahme in das Krankenhaus ein Conamen suicidii begangen hat, indem er sich mit 
einem Revolver einen Schuß in dia Herzgegend beibrachte. Unter langsamer 
Steigerung der Symptome von Herztamponade — die Pleura war unverletzt ge- 
blieben —, entwickelte sich bei dem Pat. eine so bedrohliche Atemnot, daß S. sich 
30 Stunden nach der Verletzung zur Operation gezwungen sah. 

Mit Hilfe eines Lorenz’schen Lappens wurde der Herzbeutel extrapleural 
freigelegt. Der ad maximum mit Blut gefüllte Herzbeutel wurde inzidiert, wobei 
das Blut in großem Bogen herausstürzte. Am Herzen selbst fand sich eine 11/, cm 
lange, kraterförmige‘Wunde an der Rückseite des linken Ventrikels, welche mit 
drei Seidenknopfnähten geschlossen wurde. Das Perikard wurde?vollständig vernäht, 
der Hautknochenlappen zurückgeklappt und wieder eingenäht. Glatter, aseptischer 
Verlauf. Pat. ist vollkommen geheilt geblieben und verrichtet seine Arbeit als 
Tischler wie vor der Verletzung. 

S. erblickt in dem von Franke neuerdings gemachten Vorschlag der Herz- 
beutelpunktion bei derartigen Verletzungen keinen Fortschritt. Sieht man sich 
durch die Not des Falles zum Eingriff gezwungen, dann soll man sich nicht mit 
der Punktion begnügen, sondern die Perikardiotomie ausführen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 171 


Diskussion: Herr Hildebrand sah im letzten Jahr in der Charité vier 
Fälle, bei denen aus dem Sitz des Einschusses, dem’ Röntgenbild und dem eigen- 
tümlichen Herzgeräusch die Diagnose auf Herzverletzung gestellt wurde: sie wurden 
alle ohne Operation geheilt. H. warnt davor, die Herzverletzten ohne weiteres zu 
operieren; viele heilen ohne Operation; wenn bedrohliche Erscheinungen auftreten, 
ist operative Behandlung indiziert. 

4) Herr Martens berichtet über vier im letzten Jahre in Bethanien behandelte 
Herzschußverletzungen, von denen zwei deswegen interessant sind, weil das Herz 
ohne Perforation des Perikards verletzt war, einmal mit beträchtlicher Blutung in 
die Herzbeutelhöhle In einem dieser Fälle wurde wegen der starken Blutung 
nach außen und in die Pleurahöhle operiert, doch starb der Kranke am Tage 
darauf an der Lungenverletzung. 

Eine Pat. wurde ohne Operation trotz des anfänglich schweren Krankheits- 
bildes geheilt. 

Ein kleines 6jähriges Mädchen starb schnell im Chok. Herzbeutel, Herz, 
Lunge, Zwerchfell, Leber, Magen waren durchschossen ohne nennenswerte Blutung, 
alle Wunden hätten ohne Operation heilen können, auch die Magenwunden waren 
geschlossen und mit der Umgebung fest verklebt. (Demonstration der Präparate). 


5) Herr Hinz: Beiträge zur operativen Behandlung intra- und 
paraartikulärer Frakturen. 

H. schildert die Erfahrungen, die Prof. Riese mit der operativen Behandlung 
von Frakturen gemacht hat. Unter Anerkennung der Verdienste Bardenheuer’s 
um die technische Ausbildung der Extensionsbehandlung der Frakturen betont H., 
daß bei dem heutigen Stande der Chirurgie es zur Herstellung der bestmöglichsten 
Funktion indiziert sei, irreponible Brüche und solche, die zu fortwährender 
Verschiebung neigen, operativ zu adaptieren und bei solchen, wo bestimmte 
Hindernisse die unblutige Adaption erschweren oder verhindern, dieselben durch 
operative Freilegung zu beseitigen. Auch die Meniscusverletzungen im Kniegelenk 
rechnet er hierher. Er berichtet von ihnen 6 Fälle, 3 Verletzungen des inneren, 
3 des äußeren; die ersteren waren schwerer. Bezüglich ihrer Entstehung kommt 
er zu dem Schluß, daß die leichteren Verletzungen bei starken Drehungen des 
Unterschenkels (in Beugung des Gelenkes) gegen den Oberschenkel entstanden sind, 
daß aber bei den schwereren gleichzeitig eine komprimierende Gewalteinwirkung 
stattfand. Die Eröffnung des Gelenkes wurde durch einen seitlichen ausgiebigen 
Querschnitt in der Höhe des Gelenkspaltes bewirkt; kleinere Ablösungen der Menie- 
ken wurden genäht, größere Abreißungen exstirpiert. Das Gelenk wurde durch 
schichtweise Naht der Kapsel und des Bandapparates geschlossen, wobei es ver- 
mieden wurde, bei der innersten Naht die Synovialis mitzufassen. Die funktio- 
nellen Endresultate waren gute, bei den schweren Zerstörungen der Menisken fand 
keine volle Restitutio ad integrum statt. Von Knieverletzungen wurden noch zwei 
Fälle von Derangement intern operativ behandelt, Absprengungen des Condylus 
medialis. in dem einen Fall eines Knorpelknochenstücks, im anderen eines Knorpel- 
stücks, die entfernt wurden; bei dem zweiten Falle war zur Erweiterung des Ge- 
sichtsfeldes das Ligamentum patellae und die Seitenbänder durchtrennt worden, die 
schichtweise mit Catgut vernäht wurden; 6 Wochen hatte die Pat. gelegen, nach 
8 Wochen lief sie schon umher, da erfolgte bei einem Fehltritt eine vollständige Rup- 
tur der Operationsnarbe; es wurden die sämtlichen Schichten sekundär vernäht 
und die Pat. dauernd geheilt. 

Dann berichtet H. über fünf operativ behandelte Fälle von Fraktur der Capi- 
tulum und Collum radii: eine Luxation des Ellbogengelenks mit Fraktur des 
Collum radii; 8 Tage nach der Verletzung Exstirpation des abgesprengten Capitulum 
durch Längsschnitt am hinteren Rande des M. supinator longus; gutes funktionelles 
Resultat; etwas Cubitus valgus. 2) eine Fractura radii typ. mit Fraktur des 
Collum radii. Nach 7 wöchiger konservativer Behandlung nötigte das unbe- 
friedigende funktionelle Resultat zur Entfernung des losen Radiusköpfchens, wobei 
auch noch ein abgesprengtes Stück des Epicondylus ext. entfernt wurde; es blieb 
' eine geringe Bewegungsbeschränkung nach allen Richtungen. 3) Bei dem dritten Pat. 


172 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


bestand ein Abbruch des Collum radii mit Spaltung des Köpfchens; die sofortige 
Exstirpation der Fragmente brachte ein gutes Resultat. Auch die beiden anderen 
einfachen Collumfrakturen gaben bei der Exstirpation des abgebrochenen Stückes 
ein gutes Resultat, während ein sechster nicht operierter Fall eine schlechte Funk- 
tion bekam. — Zu den intraartikulären Frakturen gehört noch ein intrakapsulärer 
Schenkelhalsbruch, der 11/2 Jahre nach der Entstehung wegen Schmerzen und 
starker Funktionsbehinderung zur Operation kam; es bestand eine Verdrehung des 
losen Kopfes um 180°, Entfernung des Kopfes. Für solche Fälle ist die von 
F. König befürwortete Frühoperatien indiziert; der Fall war zunächst auf einer 
inneren Abteilung unter falscher Diagnose behandelt worden. Die Schmerzen 
schwanden nach der Operation, der Pat. lief sicherer. — Von paraartikulären Frak- 
turen berichtet H. über 3 Oberarmbrüche am Ellbogengelenk bei Knaben von 
12 und 8 Jahren; die Fragmente ließen sich durch fixierende Verbände nicht 
reponiert erhalten; im ersten Falle bestand eine vollkommene Verdrehung der Kon- 
dylen mit T-förmiger Fraktur in die Gelenkfläche. Da man bei einer Durch- 
führung des Drahtes durch das periphere Fragment mit demselben in das Gelenk 
gekommen wäre, so wurde er nur durch das zentrale Bruchende geführt und um 
den Epicondylus medialis herum geknotet. Die Vereinigung der Fragmente war 
deshalb keine ganz exakte, aber die Funktion ist doch gut geworden; es besteht 
etwas Cubitus varus. Bei dem zweiten Falle hielten die Fragmente schon nach 
der Reposition, und es bedurfte keiner Naht zur Fixation. Bei dem dritten Pat. 
bestand ein Bruch des Condylus ext. mit Verdrehung der Knorpelfläche nach außen 
oben. Er wurde durch einen Längsschnitt (wie auch die beiden ersten Fälle) frei- 
gelegt, reponiert und durch Periost-Catgutnähte in Reposition erhalten. — Der 
nächste Fall betraf einen von anderer Seite als Luxation verkannten Schrägbruch 
des Collum chirurg., bei dem die Spitze des unteren Fragmentes unterhalb des 
Proc. coracoideus stand. Reposition und Fixation durch einen schräg durch beide 
Bruchenden eingeschlagenen Elfenbeinnagel; vorzügliches fanktionelles Resultat. 
Der letzte Fall betrifft die Schenkelhalsfraktur eines Tabikers, die zuerst verkannt, 
dann konservativ behandelt wurde, ohne daß knöcherne Konsolidation eintrat. Es 
wurde zunächst nach Freilegung des Trochanter major eine Fixation des Kopfes 
gegen den Trochanter durch einen 7 cm langen Nagel versucht. Das Röntgenbild 
zeigte, daß der Nagel zu kurz gewesen war; es wurden dann zwei weitere Nägel, 
ein dicker langer oben, ein kürzerer unten eingeschlagen; dadurch wurde Festig- 
keit erzielt. Die Nägel mußten einige Zeit, nachdem Pat. umhergegangen war, 
entfernt werden, da sie die Haut reizten. Es ist ein knöcherner Callus entstanden, 
doch ist eine beträchtliche Verkürzung erfolgt, da der Callus bei den ersten Geh- 
übungen noch zu weich gewesen war und nachgegeben hat. — Im Anschluß an 
die operativ behandelten Fälle bespricht H. noch ein einfaches Extensionsverfahren, 
das er bei einem suprakondylären Querbruch des Oberschenkels mit bestem Erfolg 
angewendet hat; es wurde bei rechtwinklig gebeugtem Knie ein Streckverband am 
Unterschenkel angelegt und durch eine Schlinge in der Kniekehle ein Gegenzug 
nach oben ausgeführt. H. empfiehlt noch bezüglich der Operation in solchen Fällen, 
wie sie von ihm geschildert sind, nicht erst zu warten, bis Callusmassen die Repo- 
sition der Knochen und die Naht erschweren, sondern an den frischen Fragmenten 
zu operieren; dann werden die Resultate am besten sein. 


7) Herr E. Walkhoff: Histomechanische Genese der Arthritis de- 
formans. i 

W. verbreitet sich über seine Untersuchungen über die Pathogenese der Ar- 
thritis deformans, deren Resultate er bereits auf der Naturforscherversammlung zu 
Meran 1905 kurz darlegte. Er gelangte zu dem Ergebnis, daß sie nicht ent- 
sprechend der Kimura'schen Anschauung, auf einer Knochenatrophie beruht, 
sondern als Ursache eine Knorpeldegeneration hat, die mannigfaltigen Ursprungs 
sein kann. Sowie der Knorpelüberzug degeneriert ist, stellen sich durch die un- 
geschwächt zur Einwirkung kommenden statisch-dynamischen Kräfte in der sub- 
chondralen Knochenschicht die ausgedehntesten progressiven Prozesse ein, die 
darauf zielen, hier eine fest abschließende sklerotische Knochenschale zu bilden. : 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 173 


An den Stellen der stärksten Beanspruchung und der geringsten Widerstands- 
fähigkeit des Knorpels kommt es so zur Entwicklung der bekannten sklerotischen 
Schliffurchen, die sich durch Nekrose der oberflächlichsten Lage auszeichnen. Wo 
aber eine permanente oder geringe Kraft die mit zerfasertem Knorpel überkleide- 
ten Gelenkenden trifft, oder wo durch die Deformation atrophisch gewordene Ge- 
lenkabschnitte allmählich wieder stärker belastet werden, entstehen die porotischen 
Schliffurchen, die wohl eine Eburnstion der subchondralen Knochenbälkchen be- 
sitzen, aber relativ weite Markkanäle und große Defekte der oberflächlich abschließen- 
den Knochencorticalis aufweisen. Es greifen hier viele regressive Veränderungen 
Platz, weil das freiliegende fibröse Mark und die stellenweise dünne Knochen- 
schale sehr wenig Widerstand zu leisten vermag. Es konnten daselbst in der sub- 
chondralen Zone frische und ältere Blutungsherde, Zertrümmerungen des Knochen- - 
gewebes mit Verlagerung der Fragmente in die Tiefe beobachtet werden. An sie 
hatten sich, wenn sie längere Zeit zurücklagen, ausgedehnte reparatorische Heilungs- 
vorgänge angeschlossen. Auch Cysten waren hier zur Ausbildung gekommen, deren 
Entstehung als Ursache stets ein Trauma hatte und die nicht auf eine herdförmige 
Rekartilagineszenz, fibröse Metamorphose des Knochens mit Erweichung desselben 
zurückzuführen waren. Die Randwülste waren allein auf eine periostale Wuche- 
rung der Knochengelenksrandzone zu schieben. 

Aus diesen Befunden leitet W. folgendes Gesetz für die Genese der Deforma- 
tionen ab: Ȇberall, wo nach Knorpeldegeneration die Gelenkenden funktionell 
belastet werden, tritt lebhafte subchondrale Wucherung des Gewebes auf, während 
an den nicht oder weniger beanspruchten Partien Atrophie sich einstellt. "Dadurch, 
daß teilweise infolge der aufschießenden Randwülste, teilweise infolge der perma- 
nenten Abschleifung der Gelenkenden bei Bewegungen die Kraftdurchfließungs- 
linien geändert werden, lösen sich die hypertrophischen mit den atrophischen 
Prozessen ab. Hierdurch wird es verständlich, daß bei der Arthritis deformans 
hauptsächlich in der subchondralen Zone die Veränderungen sich ausbilden. Die 
progressiven und regressiven Vorgänge in weiterer Entfernung von dem Gelenke 
sind sekundärer Art, hervorgerufen durch eine Transformation des Knochengewebes 
entsprechend der durch die Deformation bedingten veränderten Beanspruchung.« 
Zum Beweis für seine Anschauung demonstrierte W. mehrere Röntgenphotogramme. 

Richard Wolff (Berlin). 


14) P. Frangenheim. Über Knochenbildung im menschlichen Penis 
(sog. Penisknochen). 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 480.) 


F. teilt einen neuen einschlägigen, in der Königsberger Klinik (Lexer) ope- 
rierten Fall mit, einen Ö6jährigen Besitzer betreffend, Vater von acht Kindern, der 
die Verhbärtung in seinem Penis vor acht Monaten bemerkt hatte. Dieselbe war 
seitdem stetig gewachsen und verhinderte den Mann durch Schmerzen am Koitus, 
während seine Miktion ungestört war. Der Körper war über dem Rücken des 
Gliedes gelegen, sehr beweglich und wurde röntgenographiert (s. Abbildung). Seine 
operative Entfernung gelang bei Abklemmung der Peniswurzel behufs Blutsperrung 
sehr leicht mittels eines Längsschnittes durch Ausschälung aus der Albuginea penis, 
von welcher ein die Fortsetzung des Knochens symphysenwärts bildendes schwielig 
verändertes Stück mit entfernt wurde. Nach guter Vernähung der Schwellkörper 
und der Albuginea trat ohne Nachblutung fast völlige primäre Heilung ein; über 
Verhalten der Erektions- und Kopulationsfähigkeit ist nichts gesagt. Der ent- 
fernte »Knochen« ist plattenförmig, 41/s cm lang, 1!/g cm breit und 1—2 mm dick, 
teilweise etwas löcherig und hat zackige Ränder. Er ist von F. sorgfältig histo- 
logisch untersucht mit dem Resultate, daß es sich um eine direkte Knochengewebs- 
bildung im Bindegewebe der Albuginea handelt. Die Ursache dieser Knochen- 
bildung war völlig unaufklärbar. 

F. stellt zusammen, was sonst über Penisknochenbildung bekannt und ver- 
öffentlicht ist. Er bringt die Notizen über die bislang operierten Fälle (vier außer 


174 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


dem eigenen), ferner über sechs bei Sektionen gemachte Beobachtungen, in deren 
einem (von Brohl) das fragliche Gebilde auch röntgenographiert ist (Reproduktion 
des Röntgenogrammes!, endlich über einige nur klinisch beschriebene Fälle. Auf 
Grund des vorliegenden Materiales ist Verf. zu der Ansicht gekommen, daß die 
menschlichen »Penisknochen« weiter nichts sind als gewöhnliche Bindegewebever- 
knöcherungen, wie sie in fast allen anderen menschlichen Organen und Geweben 
ohne bekannten Grund auch vorkommen. Diese Bildungen mit dem wirklichen 
Penisknochen (Os priapi) gewisser Säugetiere (Walfisch, Hund usw.) als analoge 
zu vergleichen, liegt kein Grund vor. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


15) Lang. Über die Behandlung der Harnröhrenstrikturen mit Fibrolysin. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 48). 


L. berichtet über 2 Falle von Harnröhrenstrikturen, in denen eine seit 53 Jahren 
bestehende wiederholt operierte und eine seit 3 Jahren bestehende Verengerung 
unter Fibrolysinbehandlung wieder dehnungsfähig wurde. Berchard (Posen). 


16) K. Fluss. Beitrag zur Klinik ausgebreiteterer papillärer Ge- 
schwülste der Harnröhre. (Aus der chirurgischen Abteilung des Roth- 
schildspitals in Wien.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


Im ersten Falle handelte es sich um eine eitrige Affektion der Harnröhre mit 
Fisteln, aus denen papilläres Gewebe herauswucherte, das die Harnröhre bis zum 
Bulbus erfüllte. Da Karzinom nicht sicher auszuschließen war, wurde eine Am- 
putatio penis vorgenommen. 

Im zweiten Falle wurde bei einer Frau die Resektion der Harnröhre vorge- 
nommen, welche an ihrer Mündung von einem breiten, höckrigen, wallartigen Saum 
umgeben war. Die Infiltration erstreckte sich 3 cm weit. 

Die diffusen warzigen Bildungen der Harnröhre sind, wie Verf. an 13 kurz 
zitierten Fällen zeigt, an Männern beobachtet worden. Renner (Breslau). 


17) Hock. Frühdiagnose des Karzinoms der Harnröhre. 
Verein deutscher Arzte in Prag. 3. Sitzung vom 26. Oktober 1906. 
(Prager med. Wochenschrift 1906. Nr. 51.) 


Für die frühzeitige Erkennung des Harnröhrenkrebses ist die Urethroskopie 
von wesentlicher Bedeutung. Die Diagnose hält Verf. auch bei den Fällen, die 
sich in der Tiefe der Harnröhre entwickeln, mit Hilfe des Endoskops für nicht 
besonders schwierig. Bei einer 48jährigen Dame entfernte H. eine besonders die 
untere Hälfte des vorderen Harnröhrenabschnittes einnehmende, zungenartig her- 
vorragende Krebsgeschwulst durch Resektion eines 2 cm langen Harnröhrenstückes 
mit Erhaltung der Kontinenz und bis jetzt 4!/ąjäbrigem Dauererfolg. 

Gutzeit (Neidenburg). 


18) R. Christofoletti. Über eine neue Urethralplastik. (Aus der Klinik 
Schauta.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


In zwei Fällen von Uteruskarzinom war bei der Operation die Harnröhre bis 
zur Blase völlig, die Scheide bis auf einen geringen Rest entfernt worden. Nach 
Heilung der ursprünglichen Operationswunde bildete Verf. aus dem Reste der 
hinteren Scheidenwand eine Harnröhre, die er in die verkleinerte Blasenöffnung 
einnähte. Das distale Ende der neuen Harnröhre wurde unter einer Schleife des 
Sphincter ani ext. durchgezogen, schließlich die angefrischte Vulva über der Harn- 
röhre völlig vernäht. Das Resultat war beide Male gute Kontinenz. Wichtig ist 
die Anlegung einer weiten suprapubischen Fistel vor der Operation, die eine Urin- 
infiltration verhindert. Benner (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 175 


19) A. A. Trojanow. Zur Kasuistik der vollständigen suprapubischen 


Prostatektomie nach Freyer. 
(Russki Wratsch 1%7. Nr. 51.) 

Die Hypertrophie der Prostata hatte beim 52 Jahre alten Pat. eine kolossale 
Größe erreicht: die beiden seitlichen Lappen reichten fast bis zur Seitenwand 
des Beckens; in die Blase sprang die Geschwulst faustgroß vor und verlegte total 
die Harnröhrenöffaung. Pat. konnte nur mittels eines Nelaton urinieren und er- 
trug sein Leben als Qual. Operation nach Freyer. Die Enukleation war oben 
und an den Seiten spielend leicht, hinter der Harnröhre schwer, gelang aber in 
4—5 Minuten. Drain durch die Bauchwunde. Naht der Blase. Blutung 48 Stunden, 
heiße Spülungen mit Borsäure. Heilung nach zwei Monaten, hält vier Jahre später 
noch an. Pat. uriniert normal, koitiert wie früher, aber keine Samenentleerungen. 
Prostata weich. Die entfernte Geschwulst bestand aus normalem Gewebe, und nur 
an einer Stelle fand man beginnenden atypischen Bau des Epithels. 

Gückel (Wel. Bubny, Poltawa!. 


20) B. N. Cholzow. Zur Kasuistik seltener Formen von Harnver- 
haltung. Chronische Kontraktur des Blasenhalses. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 48.) 

Zwei Fälle. 1) 45jähriger Mann leidet von Kindheit an an erschwertem Uri- 
nieren. Die letzten 20 Jahre ist die Verhaltung fast vollständig und muß Pat. 
täglich 4-—Dmal einen Nelaton einführen, der frei durchgeht. Ein Metallkatheter, 
ebenso ein Cystoskop kann nicht in die Blase gebracht werden. Harn alkalisch, 
übelriechend, von Zeit zu Zeit blutig. Die Cystotomie ergab ein kirschgroßes 
gutartiges Fibroadenom im Blasenhals, wahrscheinlich angeboren. Nach der Ope- 
ration kann Pat. urinieren, doch muß er sich dabei anstrengen und bleiben dennoch 
200—300g Residualharn nach; 2—3mal täglich, später einmal, muß der Nelaton zu 
Hilfe genommen werden. Sechs Monate später stürzte Pat. aus dem Wagen, 
worauf Verschlimmerung der Nephritis mit urämischen Symptomen eintrat; er 
wurde nach Agypten geschickt und starb dort nach 2—3 Monaten. 

2) 32jähriger Mann hatte vor 15 Jahren eine Gonorrhöe, leidet ebenso lange 
an Erschwerung des Harnlassens mit starken Schmerzen. In der Blase findet man 
500—800 g Residualharn. Harn normal, die dicksten Instrumente passieren die 
Harnröhre frei; Genitalien, Prostata und Nieren gesund. Cystoskopie: Muskel- 
trabekel stark ausgeprägt, das Trigonum verdickt und emporgehoben, sein hinterer 
Rand stark ausgeprägt und verdickt, dahinter und parallel zu demselben mehrere 
dicke Falten, eine dicht hinter der anderen. Nervensystem normal. Kein Sphinkter- 
krampf. Dauerkatheter für 11/s Monate — keine Besserung. Operation unter 
Rückenmarksanästhesie (Tropakokain): prärektaler Schnitt, Eröffnung der Pars 
membranacea. Im Blasenhals eine ringförmige Striktur mit glatter Oberfläche, 
die kaum die Fingerkuppe durchläßt. Erweiterung mit einem, dann zwei Fingern; 
dabei Einriß der Striktur. Nach elf Tagen Einschnitt in den Ring, hinten, mit 
Bottini's Inzisor; zwei Tage später Verweilkatheter in die Harnröhre für 17 Tage. 
Darauf uriniert Pat. spontan; nach weiteren sieben Tagen ist die Wunde geheilt; 
noch 16 Tage später zeigt die Cystoskopie die Falten in der Blase zur Hälfte ge- 
glättet. Pat. läßt den Harn anstandslos, und man findet darauf in der Blase nur 
noch 50 g Residualharn. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


21) Lowie. Deux cas de rupture de la vessie. 
(Annales de la société belge de chir. 1907. November.) 

Im ersten Falle war ein Kutscher vom Wagen gestürzt und überfahren worden 
Der 4 cm lange intraperitoneale Blasenriß wurde 17 Stunden nach dem Trauma 
genäht und Heilung p. p. erzielt. 

Interessanter ist der zweite Fall. Bei einem Dienstmädchen war 4 Monate 
nach einer Entbindung eine rasch wachsende Ovarialcyste entstanden, die viel Be- 
schwerden und Temperatursteigerungen verursachte. Bei der Operation erwies sie 


176 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


sich als mit übelriechendem Eiter gefüllt. Wegen ausgedehntester fester Ver- 
wachsungen gelang die Exstirpation nur teilweise, und es wurde tamponiert. Nach 
einer Reihe von Tagen entstand plötzlich eine Blasenfistel in die tamponierte 
Tasche hinein, die, in der vorderen Wand befindlich, sofort entdeckt und genäht 
wurde und heilte. Nach weiteren 3 Wochen erneute Blasenfistel, die trotz mehr- 
fachen Suchens nicht gefunden wurde. Bei einem Sondierungsversuch platzte die 
Bauchnarbe, und es entstand ein großer Darmvorfall, der sofort in Narkose repo- 
niert wurde; in derselben Sitzung spaltete L. die vordere Blasenwand, fand die 
Fistel ganz hinten am Trigonum, vernähte beide Blasenöffnungen und erzielte nun- 
mehr völlige Heilung. Vorderbrügge (Danzig). 


22) H. K. Leake. Chronic perforating ulcer of the bladder. 
(New York med. record 1907. Juli 6.) 


L. beschreibt einen Fall von perforierendem Ulcus vesicae simplex, der töd- 
lich endete. Der Sitz solcher Ulzerationen sei gewöhnlich der Blasenhals, aber 
bei diesem Falle saß dasselbe im Fundus. Die Dysurie war so stark, daß Verf. 
glaubte eine Vesiko-Vaginalfistel zur Ruhigstellung der Blase anlegen zu müssen. 

Die Pathologie solcher vereinzelt beschriebener Fälle ist noch nicht geklärt 
und wird durch die Annahme »abnormalen Zellmetabolismus«, worauf L. rekur- 
riert, auch nicht festgestellt. Loewenhardt (Breslau). 


23) F. Necker. Chronische, sklerosierende Paracystitis; paravesicale 
Holzphlegmone. (Aus der chirurgischen Abteilung des Rothschildspitals 
in Wien.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


Die chronischen Entzündungen des paravesicalen Bindegewebes sind seltener 
beobachtet, speziell als selbständiges Krankheitsbild wohl kaum. Im Falle des 
Verf. traten einige Monate nach einer perinealen Lithotomie Schmerzen in der 
Blasengegend ein, die allmählich zunahmen. Schließlich wurde auch eine zu- 
nehmende Verhärtung dieser Gegend konstatiert. Nachdem der Prozeß fast vier 
Jahre bestanden hatte, kam Pat. in die Zuckerkandl’sche Abteilung. Da das 
diagnostizierte paracystitische Infiltrat weder auf Umschläge noch Bier'sche 
Saugung noch Heißluftbehandlung zurückging, wurde nach Sectio alta derbes, 
schwieliges, auch die Muskulatur durchsetzendes Gewebe möglichst entfernt, in 
das die Blase wie eingemauert war. Nach drei Monaten waren dann die Infiltrat- 
reste geschwunden. Auch die vorher cystoskopisch beobachtete lokale Ischämie 
der Blase bestand dann nicht mehr. Das histologische Bild zeigte Granulations- 
wucherung mit reichlicher Bindegewebsneubildung; färbbare Mikroorganismen 
wurden nicht gefunden, eine bakteriologische Untersuchung fand nicht statt. 

Bei dem Fehlen einer rein ätiologischen Bezeichnung möchte Verf. den Fall 
dem klinischen Bilde der Holzphlegmone anreihen. Benner (Breslau). 


24) R. Lichtenstein. Über diffuse inkrustierende Cystitis. (Aus der 
chirurgischen Abteilung des Rothschildspitals in Wien.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


Bisher stand die Therapie dieser schweren und quälenden Erkrankung ziemlich 
machtlos gegenüber. In den letzten zwei beobachteten Fällen gelang es jedoch 
Zuckerkandl, den Prozeß durch radikale Operation zu vollständiger und an- 
scheinend dauernder Heilung zu bringen. Von typischer Sectio alta aus wurden 
die inkrustierten Geschwüre teils mit Schere, teils mit scharfem Löffel entfernt, 
die Defekte mit Catgut genäht, die übrige Schleimhaut mit Jodtinktur verätzt, die 
Blase an der Muskulatur befestigt und bis auf eine Lücke zur Heberdrainage ge 
schlossen. Die Kranken konnten nach 28 bzw. 38 ‘Tagen geheilt entlassen werden. 
Im ersten Falle ließ sich noch nach zwei Jahren cystoskopisch normaler Befund 
erheben. Nach Auskunft des behandelnden Arztes war auch bei der zweiten Pat. 
nach 1!/4 Jahren der Zustand normal. Renner (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 177 


25) Kibbie.. A complicated case of vesical calculus. 
(Journ. of the american med. association 1907. Nr. 18.) 

Aus der Blase einer 30 Jahre alten Frau entfernte Verf. durch Kolpocystotomie 
eine Haarnadel, an der 2 große Blasensteine sich ausgebildet hatten. 

Die erste Röntgenaufnahme durch das ganze Becken hindurch hatte nichts er- 
geben; da entschloß sich der Verf., die Platte bei einer zweiten Aufnahme in die 
Scheide einzuführen, und nun gelang eine vorzügliche Aufnahme. 

W. v. Brunn (Rostock). 


26) R. Paschkis. Uber Komplikation von Blasenstein mit ander- 
weitigen Steinbildungen im Harnsystem. (Aus der chirurgischen Ab- 
teilung des Rothschildspitals in Wien.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 

Die in der Literatur niedergelegten Fälle von Steinbildung zugleich an ver- 
schiedenen Stellen des Harnsystems sind nach des Verf. Angabe meist zufällige 
Operations- oder Obduktionsbefunde. Er teilt daher einige mit, bei denen es durch 
die Anwendung neuerer Methoden, namentlich der Röntgenographie, gelang, solche 
schon klinisch festzustellen, und dementsprechend die Operation zu wählen. Beim 
ersten Falle von freiem Blasenstein und Divertikelblasenstein waren mehrere Litho- 
tripsien erfolglos gewesen, da sie immer nur den einen, hinter der Prostata fest- 
gekeilten Stein verkleinerten. Durch Röntgenuntersuchung wurden dann noch 
mehrere nicht mit der Sonde fühlbare Steine festgestellt und die Diagnose Diver- 
tikelstein durch Operation bestätigt. 

Bei einem Pat. mit Myelitis war zwei Jahre nach einer Hernienoperation, bei 
der eine Blasenverletzung stattgefunden hatte, eine Blasenfistel entstanden. Bei 
der Operation fanden sich zwei Blasen- und ein Prostatastein, die Verf. für in der 
Blase entstanden halten möchte, obwohl bei Myelitis auch Steinbildungen in der 
Niere beobachtet sind. 

In einem weiteren Falle handelte es sich um einen freien Blasenstein und 
einen wahrscheinlich nach einer vorhergegangenen Lithotripsie in der Pars prosta- 
tica entstandenen Stein, der in seiner Form einer kleinen Prostata ähnelte, vesical- 
wärts eine Rinne besaß. 

Bei einer Kombination von Blasen- und Harnleiterstein spricht sich P. dafür 
aus, daß letzterer im Harnleiter selbst entstanden sei. 

Zwei weitere Fälle betreffen Kombination von Blasen- und Nierensteinen. 

Renner (Breslan!. 


27) A. v. Frisch. Bericht über 300 operierte Blasentumoren. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 

Von den 300 Fällen waren 201 sogenannte gutartige Papillome, deren Unter- 
suchung durch Serienschnitte aber den Beginn krebsiger Degeneration in mehr als 
der Hälfte der Fälle ergab, so daß im ganzen zwei Drittel aller Geschwülste als 
bösartig anzusehen sind. Demnach erscheint F.'s Operationsmethode, auch bei noch 
so schlankem Stiele stets ein Stück der Blasenschleimhaut mit zu exstirpieren, 
vollauf gerechtfertigt. Bei den nicht papillären Karzinomen wurde die Blasenwand 
in ganzer Dicke reseziert. F.'s "Operationsmethode war — abgesehen von einem 
Falle von Vesicovaginalschnitt — immer die Sectio alta. Zu komplizierteren 
Methoden, wie Symphysenresektion, sah er sich nie genötigt, nahm allerdings auch 
nie eine Totalexstirpation der Blase vor. 

Da alle Todesfälle bei gutartigen Papillomen nur Fälle kompletter Blasennaht 
betrafen, während von den mit Tamponade und Heberdrainage behandelten keiner 
starb, hält Verf. letztere Methode für die sicherste. Die Schleimhautdefekte ver- 
sorgt er mit Catgutnabt und verkleinert die Weichteilwunde. In den letzten 
Jahren hat F. komplette Naht versucht, wenn der Harn nicht zu sehr zersetzt war. 

Die Gesamtmortalität betrug 14 &, bei den Karzinomen 25 %, bei den Papil- 

omen 9 %. 


178 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


Die Rezidive gutartiger Papillome saßen nie an der Stelle der primären Ge- 
schwulst. In drei Fällen sah F. nach Entfernung gutartiger Papillome bösartige 
Rezidive. 

Da in der Mehrzahl der Fälle die Neubildungen der Blase eine ernste Er- 
krankung darstellen, hält er eine Operation für strikt indiziert, und zwar nur eine 
solche, bei welcher das Blaseninnere dem Gesichts- und Tastsinn vollkommen zu- 
güänglich wird, also nur die Sectio alta, ist also prinzipieller Gegner aller endo- 
vesicalen Operationen. Renner (Breslau). 


28) F. Brunner. Descensus des rechten Ureters ins Skrotum, eine 
Hernia inguino-scrotalis vortäuschend. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 276.) 


An einem 4ljährigen Manne operierte B. eine vermeintliche Hernie. Als am 
Samenstrang die Tunica vaginalis communis gespalten war, wurde statt des erwarteten 
Bruchsackes ein sonderbares Gebilde entwickelt, ähnlich einer kleinfingerdicken 
Darmschlinge samt Mesenterium. Diese Schlinge, schöne Kontraktionen zeigend, 
wird als Harnleiter erkannt. Sein Mesenterium, d. h. eine einfache Bindegewebs- 
platte mit zuführenden Gefäßen, enthält noch einen zweiten dünneren und kürzeren, 
auch schlingenförmig verlaufenden Kanal: einen zweiten Harnleiter. Da eine Re- 
position des größeren Harnleiters in die Bauchhöhle nicht glückt, wird derselbe 
reseziert, seine Stümpfe nach Invagination vernäht und durch den Leistenring 
reponiert, die Außenwunde genäht. Pat. hatte die ersten Tage blutigen Urin, genas 
im übrigen glatt. 

Daß der genähte Harnleiter der Harnpassage diente, wird durch den Blut- 
gehalt des Harns nach der Operation erwiesen. Seine Erweiterung spricht für 
Vorhandensein einer Striktur distalwärts. Ob beide Harnleiter getrennt in die 
Blase mündeten oder sich weiter unten vereinigten, bleibt ungewiß. — Den Grund 
für diese Harnleiterdystopie sieht B. mit Wahrscheinlichkeit darin, daß der herab- 
steigende Hoden den Harnleiter mit auf den Weg nahm. Es mag eine Verklebung 
zwischen beiden Organen bestanden haben, die sich später löste. B. vergleicht im 
übrigen seinen bislang ohne Seitenstück dastehenden Fall mit den bisher be- 
obachteten Fällen von Hernien des Harnleiteres. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


29) 8. P. Fedorow. Zur Ureterenchirurgie. 
(Russ. Archiv für Chir. 1906. [Russisch.)) 


In den letzten 3 Jahren hatte die 65jährige Pat. alle 2—3 Monate Anfälle 
heftiger Schmerzen in der linken Seite, nach deren Abklingen am Schluß einer 
kurzen Harnverhaltung Steinchen abgingen. Vor 21/, Jahren wurde eine dreims 
42 Stunden dauernde Anurie durch Harnleiterkatheterismus behoben, worauf ein 
kleiner Stein abging. Die Urinmenge betrug ca. 3 Liter. Einen Monat später 
abermals 24stündige Anurie. — Pat. kam jetzt mit der Angabe, seit 36 Stunden 
nicht uriniert zu haben. Die rechte Harnleitermündung war nicht auffindbar. In 
den linken Harnleiter wurde ein Katheter eingeführt, aus dem sich in 5!/, Stunden 
1100 ccm Urin entleerten. 

Nach 7 Tagen kam Pat. abermals, diesmal fiebernd. Der Katheter stieß 10 cm 
aufwärts auf ein Hindernis, doch entleerte sich nun Urin. Nachdem der Katheter 
mit einem Mandrin versehen war, gelang es, das Hindernis zu überwinden, wonach 
einige Tropfen Eiter, später Harn entleert wurde. Als weiterhin doch wieder 
Anurie eintrat und die Pat. unter Fieber (39,2) immer elender wurde, operierte F. 
sie. Da sie ungeheuer fett war, mußte der Schnitt sehr lang gemacht werden. 
Schließlich war — nachdem das Bauchfell abgeschoben war — der Harnleiter fast 
in ganzer Ausdehnung sichtbar. Er enthielt an der Kreuzungsstelle mit der Art. 
hypogastrica einen 1!/3, cm langen über !/; cm breiten Stein. Oberhalb war er s0 
stark wie ein kleiner Finger. Er wurde in der Längsrichtung gespalten. Der Stein 
lag in einer Ausbuchtung des Harnleiters wie in einem Divertikel. Von der Wunde 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 179 


aus wurde ein Katheter durch die Blase nach außen geführt. Der Harnleiterschnitt 
wurde quer vernäht. 

Der Katheter blieb 10 Tage liegen, der Harnleiter heilte glatt. Dagegen 
vereiterte die lange Bauchnaht, auch bildete sich ein schwerer Dekubitus am linken 
Trochanter, so daß Pat. erst nach 5 Monaten entlassen wurde, dann aber dauernd 
(Kontrollzeit 11 Monate) gesund blieb. 

Die rechte Niere fehlte nach F. offenbar. V. E. Mertens (Kiel). 


30) V. Blum. Die Bedeutung des reno-renalen Reflexes für die Patho- 
logie und Diagnostik der Nierenkrankheiten. (Aus der Abteilung für 
Krankheiten der Harnorgane der Wiener allgemeinen Poliklinik.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 

Von den drei in der Harnpathologie bestehenden, durch Guyon festgestellten 
Reflexgruppen unterzieht Verf. den reno-renalen Reflex einer Besprechung. 

Für den reno-renalen Reflexschmerz führt er drei Beobachtungen an; 
die erste ist am eklatantesten: hier wurde sogar durch Druck auf die kranke Niere 
(Stein) regelmäßig ein stechender Schmerz in der anderen Seite ausgelöst, die durch 
alle Methoden als gesund erkannt war. Auch in mehreren Fällen von Nieren- 
tuberkulose und einseitiger Geschwulst wurden Schmerzen ausschließlich auf der 
gesunden Seite lokalisiert. Selbst nach der Exstirpation des kranken Organes 
blieben auf der gesunden Seite Schmerzen zurück, die als vom Stumpfe übertragen 
gedeutet wurden. 

Es können aber auch Täuschungen vorkommen; so fand sich in einem Falle, 
bei dem auch reno-renaler Schmerzreflex angenommen werden konnte (Röntgen- 
befund auf der anderen Seite positiv), bei der Cystoskopie noch ein Konkrement in 
der Harnleitermündung der anscheinend gesunden Seite. 

Einige andere Beobachtungen betreffen reno-renale reflektorische 
Anurie, wie sie bei jeder Art von Abflußhinderung der anderen Seite, ferner 
nach Exstirpation einer Niere, endlich auch nach Harnleiterkatheterismus beobachtet 
wird. Speziell einem Falle postoperativer Anurie, der zum Tode führte, entnimmt 
Verf. einen neuen Beweis dafür, daß sie auch bei Vorhandensein einer vollkommen 
gesunden Niere zustande kommen kann. 

Zur Lehre von der sympathischen Nephritis führt er folgendes an: 
zweifellos sind viele Nephritiden einseitig, führen auf dem Wege des reno-renalen 
Reflexes zu funktionellen, später auch anatomischen Störungen der anderen Seite; 
folgerichtig kann also in manchen Fällen durch Nephrektomie auf der kranken 
Seite der sekretionshemmende Einfluß behoben werden. So wären auch die Er- 
folge der Enthülsung bei der Bright’schen Krankheit vielleicht zu erklären. 
Beobachtungen zu dieser Gruppe bringt K. nicht. Kurze Literaturangabe. 

Renner (Breslau). 


31) H. Schaad. Ein Fall von erworbener Nierendystopie mit Hydro- 
nephrose. Beitrag zur Kenntnis der Nierendystopie. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 289.) 


S.'s Fall gehört der Baseler Klinik, in der er durch Prof. Enderlen operiert 
wurde, und zwar unter der falschen Diagnose Appendicitis. Der 17jährige Pat. 
(Konditor) war, wie nachträglich erkundigt wurde, vor 4 Jahren als damals lang 
aufgeschossener magerer Junge mit großer Wucht den Kopf voran einen steilen 
Abhang hinuntergestürzt, wobei er sich den Bauch stieß. Es folgte eine mit starken 
Schmerzen verbundene Unterleibserkrankung, die, als Blinddarmentzündung dia- 
gnostiziert, bwöchige Bettruhe erfordert. Nach 1jährigem Wohlbefinden erneuter 
»Perityphlitisanfalle von 2wöchiger Dauer, während dessen rechts zwischen Nabel 
und Symphyse eine bewegliche etwa faustgroße Geschwulst zu fühlen war, Störungen 
und Beschwerden hinsichts Urinentleerung übrigens nicht bemerkt wurden. Jetzt 
kam Pat. ins Spital, am Aufnahmetage akut unter äußerst heftigen Bauchschmerzen 
erkrankt mit stark aufgetriebenem Leib, weshalb alsbald (4 Stunden nach Beginn 


180 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


des Anfalls) zur Operation geschritten wurde. Nach Eintritt der Narkose wurde 
rechts eine kindskopfgroße Geschwulst, anscheinend retroperitoneal, fühlbar, die 
mit der angenommenen Appendicitis in Zusammenhang gebracht wurde. Indes 
fand sich nach Offnung der Bauchhöhle, daß es sich um die verlagerte und hydro- 
nephrotisch gewordene rechte Niere handelte, deren Gefäße an normaler Stelle aus 
der Aorta bzw. Cava inf. entspringend nachweisbar waren. Nach Nachweisung 
der linken Niere an ihrem normalen Standort Nephrektomie. Die Operation an 
sich wurde gut überstanden, doch erkrankte Pat. während der Rekonvaleszenz an 
Ileus, dadurch veranlaßt, daß das hintere Parietalperitoneum, hinter dem die Niere 
herausgenommen war, zwecks Gazetamponade in die Wunde genäht war und das 
so gebildete septumartige Band in der Bauchlöhle zu einer Darmverwachsung und 
Knickung geführt hatte. Es gelang operativ die Darmpassage herzustellen. Eine 
weitere Komplikation bereitete im zweiten Monate eine akute Angina, welche 
vorübergehende Nephritis der erhaltenen linken Niere veranlaßte. Endausgang gut. 

Daß es sich in diesem Fall um eine angeborene Nierendystopie nicht hat 
handeln können, folgt aus dem Abgange der Nierengefäße an anatomisch richtiger 
Stelle Der vom Pat. vor 4 Jahren erlittene Fall wird zunächst eine starke Nieren- 
lockerung und Dislokation bewirkt haben, an welche sich alsbald Harnleiterknickung 
und Harnstauung im Nierenbecken anschlossen, klinisch das Bild der Appendicitis 
vortäuschend, dem auch die späteren Kolikrezidive entsprachen. 

Anknüpfend an diesen eigenen Fall gibt S. eine eingehende Allgemeinbespre- 
chung über die Nierendystopie, von welcher hier insbesondere die Notizen über 
entwicklungsgeschichtliche Bildung der Nieren, über Wachstum und topographische 
Ortsänderung der fötalen Nierenanlage hervorgehoben werden mögen, da diese 
Verhältnisse, durch mehrere Abbildungen erläutert, die Topographie der angeborenen 
Nierendystopie verständlich machen. Aber auch die Statistik, Klinik, Prognose 
und Behandlung der Nierendislokation werden gewürdigt, insbesondere letztere, 
betreffend die Frage nach Berechtigung der Nephrektomie. Im Berichtsfalle blieb 
diese Operation der einzig gangbare therapeutische Weg, da eine Plastik am Harn- 
leiter bzw. Nierenbecken zur Beseitigung der Hydronephrose wegen der vorhan- 
denen großen Dünne der Nierenbeckenwand nicht ausführbar war. Zum Schluß 
der Arbeit steht ein 48 Nummern zählendes Verzeichnis der in ihr benutzten 
Literatur. Meinhard Schmidt (Cuxhaven. 


32) J. Richter. Infizierte Hydronephrose einer angeborenen dysto- 
pischen Niere. (Aus der chirurgischen Abteilung des Rothschild- 
hospitals in Wien. 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


Die Niere lag mit ihrer Rückenfläche der Kreuzbeinexkavation an, ihr Hilus 
war nach vorn gekehrt, das erweiterte Nierenbecken hatte sich dementsprechend 
nach rechts oben ansgebreitet. Aus dieser Lage und dem Vorhandensein dreier 
Nierenarterien, die an verschiedenen Punkten eintraten, schließt Verf. auf cine 
angeborene Verlagerung. Auch das Verhalten des Parenchyms spricht dafür, daß 
die Infektion erst später hinzugetreten ist. Kurze Literaturangabe. 

Renner (Breslau!. 


83) U. Wilcke. Beiträge zur Kenntnis metastatischer renaler und 
perirenaler Abszesse. 
Inaug.-Diss , Rostock, 1907. 

Mitteilung von 10 Fällen renaler und perirenaler Abszesse, die in der Rostocker 
chirurg. Klinik zur Beobachtung kamen. In 9 Fällen ergaben sich hinsichtlich der 
Atiologie sichere Anhaltspunkte. In 5 Fällen sind Furunkel, in einem ein großer 
Karbunkel als Ursache des Prozesses zwanglos anzusehen. Eine Kranke hatte 
vorher an einem Panaritium des Daumens gelitten, eine andere hatte sich kleine 
eine Stiefeldruckwunde an der Hacke zugezogen, die zunächst eine Vereiterung der 
Lymphdrüsen zur Folge hatte, während erst später die Symptome der Para- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 181 


nephritis in die Erscheinung traten. In einem weiteren Falle entwickelte sich die 
Erkrankung im unmittelbaren Anschluß an eine körperliche Anstrengung. Der 
Zwischenraum zwischen dem Auftreten der Affektion, die die Ursache der Er- 
krankung bildete, und den ersten Anzeichen des metastatischen Prozesses war ein 
verschiedener, im allgemeinen schwankend zwischen 3 und 7 Wochen. In einem 
Falle fand sich ein besonders für die Entzündung des retroperitonealen Fettgewebes 
wichtiges Symptom, nämlich eine Flexionsstellung des Oberschenkels. Die Urin- 
untersuchung ergab keine für die Diagnose verwertbaren Anhaltspunkte. Nur in 
2 Fällen fanden sich bei der Operation intrarenale Abszesse; in den übrigen 
Fällen konnten sichere Anhaltspunkte für einen renalen Ursprung der Abszesse nicht 
nachgewiesen werden, trotzdem dieselben bei der operativen Freilegung zum Teil 
erst einen geringen Umfang erreicht hatten und unmittelbar der Nierenoberfläche 
angrenzten. In 6 Fällen wurde Staphylokokkus pyogenes aureus gefunden. Schließ- 
lich führt Verf. noch 2 Fälle an, aus denen mit größter Wahrscheinlichkeit hervor- 
geht, daß kleine metastatische Herde der Niere, selbst eitriger Natur, zur spontanen 
Ausheilung kommen können. Paul Wagner (Leipzig). 


34) Burgos. Gros calcul du rein enleve par nephrolithotomie. 
(Annales des malad. des org. gen.-urin. 1907. Nr. 22.) 

Bei der 57jährigen Frau wurde mittels Nephrolithotomie ein 155 g schweres 
Konkerment entfernt, das 12 cm lang war und dessen größter Umfang 131/2 cm be- 
trug. 41/3 Stunden nach der Operation starb die Kranke ganz plötzlich an Syn- 
kope, wohl veranlaßt durch einen sehr großen Kropf. 

Paul Wagner (Leipzig). 


35) Cassanello. Contributo alla genesi della diagnosi clinica ed alla 


terapia chirurgica della degenerazione policistica dei reni. 
(XX. Congr. della soc. ital. di chir. — Morgagni 1907. Nr. 49.) 

Bei einer Frau mit doppelseitiger Cystenniere wurden durch beiderseitige 
Nephropexie die Symptome der beweglichen Niere (Symptome von seiten der 
Verdauungsorgane) beseitigt, während die eigentlichen Erscheinungen der Cysten- 
niere (Nierenkoliken, Fieber, Hämaturie) bestehen blieben. In einem Falle von 
beweglicher, einseitiger Cystenniere wurden die Schmerzen durch Nephropexie ge- 
bessert. C. glaubt, daß derselbe Prozeß die angeborene COystenniere und die der 
Erwachsenen hervorruft. Die Diagnose wird namentlich bei beweglichen Nieren 
durch die Tastung im Verein mit den Symptomen (Koliken) ermöglicht. Während 
die Operation im allgemeinen sich auf die Nephropexie oder event. die Nephro- 
tomie und Eröffnung großer Cysten beschränken soll, kann durch unerträgliche 
Schmerzen und schwere Blutungen auch die Nephrektomie begründet sein, wenn 
die zweite Niere gut funktioniert. Dreyer (Köln). 


36) Parlavecchio. Un caso di rene policistico unilaterale operato con 
successo colla nefrectomia. 
(XX. Congr. della soc. ital. di chir. — Morgagni 1907. Nr. 49.) 

Seit 2 Jahren andauernde Schmerzen und Erbrechen führten bei fühlbarer 
beweglicher, gebuckelter Niere und verbreitertem, erhabenem Harnleiterwulst der- 
selben Seite, während auf der anderen Seite der Harnleiter und der durch Harn- 
leiterkatheterismus erhaltene Urin sich normal verhielten, zur Diagnose einer 
Cystenniere. Der Gesamturin war reichlich und von niedrigem spezifischen Ge- 
wicht, der der kranken Seite sehr gering und mit roten Blutkörperchen durch- 
setzt. Die Exstirpation der kranken Niere ergab Retentionscysten in dem inter- 
stitiell entzündeten Organ. Später traten auch auf der anderen Seite Schmerzen auf. 

Dreyer (Köln). 
37) Ceci. Contributo clinico sulle cisti soprarenali. 
(XX. Congr. della soc. ital. di chir. 27—30. Oktober 1907.) 
(Morgagni 1907. Nr. 49.) 

Verf. hat zwei suprarenale Cysten operiert. Im ersten Falle war bei einer 

32jährigen Frau ein rechtsseitiges, abgesacktes, peritonitisches Exsudat vor der 


182 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


Operation angenommen. Bei dem Eingriffe fand sich eine retroperitoneal gelegene. 
die Niere nach vorn drängende Cyste, die mit Erfolg exstirpiert wurde. Im zweiten 
Falle war bei einer 45 Jahre alten Frau die linke Bauchseite von einer pulsieren- 
den, fluktuierenden Geschwulst ausgefüllt, der rechts vom Nabel eine ovale Ge- 
schwulst vorgelagert war. Letztere wurde als linke Niere erkannt und dadurch 
die Diagnose einer suprarenalen Cyste gestellt. Die an Basedow'scher Krank- 
heit leidende Pat. starb einen Tag nach dem Eingriff. In beiden Fällen fanden 
sich auf der operierten Seite keine Nebennieren, aber Reste von Nebennieren- 
gewebe in der Wand der Cysten. Dreyer (Köln). 


38) Alessandri. Contributo alla chirurgia renale. 
(XX. Congr. della soc. ital. di chir. 27.—30. Oktober 1907.) 
(Morgagni 1907. II. Nr. 49.) 

Aus 67 Nierenfållen zieht Verf. folgende Schlüsse: Für das Vorhandensein 
beider Nieren und die Diagnose Nierenstein gibt die Röntgendurchleuchtung wich- 
tige Auskünfte. Den Separatoren ist der Harnleiterkatheterismus mit dem Nitze- 
Leiter’schen oder Albarran'schen Instrument, im allgemeinen an beiden Harn- 
leitern ausgeführt, vorzuziehen. Bei Niereneiterungen oder Tuberkulose soll man 
sich auf die Sondierung der kranken Seite beschränken. Der Metbylenblauprobe 
und der Phloridzinprobe mißt Verf. weniger Wert bei als der Harnstoffbestim- 
mung sowie der Kryoskopie des Harns und Blutes. Schließlich berichtet er über 
einen interessanten Fall von Anurie bei chronischer Nephritis in der Schwanger- 
schaft, die 18 Tage bereits gedauert hatte, als sie durch Nephrektomie für einen 
Monat beseitigt wurde. Dann trat Verschlimmerung und Tod ein. 

Dreyer (Köln). 


39) M. Trappe. Zur Kenntnis der renalen Adenosarkome (Nephroma 


embryonale malignum). 
(Frankfurter Zeitschr. f. Pathol. 1907. I.1.) 

Genaue histologische Beschreibung von drei Nierengeschwülsten, »bei denen es 
sich um unbegrenzt wuchernde Epithel- und Bindegewebsneubildungen handelte, 
und die deshalb als Adenosarkome zu bezeichnen sinde. Betrachtet man diese 
Geschwülste in ihrer Beziehung zur sich entwickelnden Niere, so sind sie exzessiv 
wuchernde bösartige embryonale Nieren, wenn man so will, bösartige Nephrome. 

Paul Wagner (Leipzig). 


40) W. L. Bogoljubow. Zur pathologischen Anatomie und Klinik 


der Hypernephrome. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Klinisch-diagnostische Charakteristika vermag auch B. nicht anzugeben. Er 
macht auf die große Häufigkeit der Knochenmetastasen aufmerksam, die wiederholt 
als primäre Geschwülste aufgefaßt wurden und z. B. zur Exstirpation eines Schulter- 
blattes, eines Schlüsselbeins, zur Kniegelenksresektion geführt haben. Sie treten 
nach B.'s Meinung früh auf. Andererseits ist eine Reihe von Fällen bekannt ge 
worden, bei denen erst lange (7, ja 10 Jahre) nach Exstirpation der kranken Niere 
Metastasen sich bemerkbar gemacht und zum Tode geführt haben. 

B. berichtet klinisch und histologisch über 2 Fälle. Ein Pat. starb 4 Monate 
nach der Operation an zahlreichen örtlichen und entfernten Metastasen, der andere 
nach 3 Monaten (auch an Metastasen?). V. E. Mertens (Kiel:. 


41) Edington and Findlay. Cystic tumours of the abdomen: a series 


of specimens. 
(Glasgow med. journ. 1907. Oktober.) 

Unter den vier demonstrierten Präparaten betraf eins eine eigentümlich zu 
sammengesetzte Eierstocksgeschwulst; sie bestand aus einer Kombination eines 
Cystadenoms mit zwei Dermoidcysten, von denen die eine rote, die andere schwarze 
Haare enthielt; daneben fand sich ein interstitielles Myom des Uterus. 

W. v. Brunn (Rostock). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 183 


42) Hirschberg. Akute Orchitis durch Pyocyaneusinfektion. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 

Der Fall betrifft eine idiopathische Orchitis. Bei der Inzision des Abszesses 
erwies sich die Höhlung der Tunica vaginalis angefüllt mit gelbgrün gefärbten 
fast weichen, fibrinösen Massen, aus denen sich einige Tropfen ebenfalls leicht grün 
gefärbten Eiters mit fadem Geruch entleerten. Es ließ sich Pyocyaneus in Rein- 
kultur nachweisen. Borchard (Posen). 


43) Anzilotti. Contributo alla patologia del testicolo. 
(XX. Congr. della soc. ital di chir. 27.—30. Oktober 1907.) 
(Morgagni 1907. Nr. 47.) 

Bei einem Prostatiker findet sich außer einer auf verschiedenen Bakterien, 
darunter auch mäßig virulenten Pyocyaneusbazillen, beruhenden Cystitis eine Orchi- 
epididymitis suppurativa necroticans mit Reinkultur sehr virulenter Pyocyaneus- 
bazillen. Dreyer (Köln) 


44) Y. Saito. Ein Fall von durch Paratyphusbacillus B hervor- 


gerufener Orchitis purulenta. 
(Nippan-Eiseigakkwai-Zasshi Bd. III. Hft. 2 u. 3.) 

Verf. hat bei einem Pat., der anamnestisch an einer leichten, typhusähnlichen 
Fieberkrankheit und dann, nachdem diese sich größtenteils gelegt hatte, durch ein 
Trauma beim Reiten an Orchitis purulenta erkrankte, ein colibacillusartiges Stäb- 
chen isoliert. Die Bazillen waren im Eiter der Orchitis fast in Reinkultur vor- 
handen. Sie sind nach der Beschaffenheit der Kultur und dem Agglutinations- 
verfahren Paratyphus B. Auch agglutinierte das Serum des Kranken bei höherer 
Verdünnung von 5000fach Paratyphus B deutlich in 2 Stunden. Verf. fügt hinzu, 
daß die voraufgegangene Fieberkrankheit Paratyphus sein mußte und die Eite- 
rung der Orchitis durch dieselben Erreger hervorgerufen wurde. 

Oshida (Tokio). 


45) E. Gross (Prag). Multiple gutartige Geschwülste der Vulva 
(Adenoma hidradenoides). 
(Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie Bd. LX. Hft. 3.) 

Seit Pick auf die im Bereiche der Scham auch bei Frauen nicht seltenen 
Schweißdrüsenadenome aufmerksam gemacht hat, die er in Anlehnung an fran- 
zösische Autoren als Adenoma hidradenoides bezeichnet, mehren sich einschlägige 
Beobachtungen. Der vorliegende Aufsatz aus der Prager Klinik v. Franqu&'s 
bringt eine Beobachtung von vier erbsengroßen einschlägigen Geschwülsten an den 
großen Labien einer 43jährigen Frau. Die mikroskopische Untersuchung der ope- 
rativ entfernten Gebilde konnte die Gutartigkeit der Affektion, den bekannten 
lobulären Bau und die gleichmäßigen Epithelschläuche nachweisen. In den einzelnen 
Drüsenläppchen zeigten sich stellenweise homogene oder konzentrisch geschichtete 
Sekretschollen, in deren Außenschichten sich Kalk abgelagert hatte. Die mikro- 
skopischen, ausgezeichneten Illustrationen lassen an der tubulären Adenomstruktur 
des ganzen keinen Zweifel. Verf. referiert kurz und übersichtlich unsere Kennt- 
nisse über den fraglichen Gegenstand. Kroemer (Berlin). 


46) Schütze (Königsberg). Eine seltene Beobachtung der Kombina- 
tion von Karzinom, diffusem Adenom und Tuberkulose, nebst Bildung 
von Psammomkörpern im Uterus einer 40jährigen Nullipara. 
(Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie Bd. LX. Hft. 3.) 

Die Kombination von Tuberkulose und Karzinom ist zwar in letzter Zeit öfter 
geschildert worden. Am Uterus findet sie sich immerhin recht selten. S. bringt 
zu den zehn bisher bekannten Fällen einen besonders instruktiven neuen hinzu. 
Der betreffende Uterus wurde bei einer 4Ojährigen Nullipara wegen unstillbarer 
Blutungen entfernt. Bei der Untersuchung erwies sich die Cervix als von einem 
ziemlich weit vorgeschrittenen Adenokarzinom eingenommen. Das Corpus uteri 


te 


154 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 6. 


war diffus verdickt und von einem typischen Adenoma diffusum durchsetzt. Drüsen- 
stränge, umgeben von cytogenem Gewebe, durchziehen das byperplasierte Myo- 
metrium bis unter die Serosa. Im Bereiche des Korpus, in dem Endometrium, 
ebenso wie in den Adenompartien und im Myometrium fand S. eine ausgebreitete 
Tuberkelentwicklung mit typischen Langhanszellen. Die Epithelwucherungen in 
den an Tuberkel grenzenden Drüsen war ausgesprochen vorhanden. In den äußeren 
Muskelschichten, nahe den tuberkulösen Herden, hatten sich frische Psammom- 
körner gebildet. Der Tuberkelbazillennachweis mißlang. Leider erfahren wir nichts 
über den klinischen Verlauf. Kroemer 'Berlin). 


47) Tillmann. Die Endresultate von 288 Fixationen der Ligamenta 
rotunda (Alexander-Adams’sche Operation). 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 318.) 

Nach dem Berichte des Verf.s hat sich die Alexander- Adams’sche Operation 
zur Korrektur von Lageanomalien des Uterus und zur Beseitigung der mannig- 
fachen hieraus resultierenden Beschwerden, besonders der Erwerbsbeschränkung, 
vorzüglich bewährt. Bei ausgebildetem Descensus uteri et vaginae wurde mit der 
genannten Operation in 54 Fällen die Kolpoperineoplastik verbunden. 

Eine Nachuntersuchung von 130 Pat. ergab nur 3% Rezidive der Uterusdevia- 
tion und in den allermeisten Fällen auch volle Erwerbsfähigkeit und Fehlen jeg- 
licher Beschwerden. Von 99 für Gravidität in Betracht kommenden Frauen hatten 
26 zum Teil mehrmals spontan geboren und 13 konzipiert, selbst nach längerer 
Sterilität. 2 Todesfälle waren nicht mit Bestimmtheit der Operation zur Last zu 
legen. Mit nur einer Ausnahme kam es nie zu postoperativen Hernien. 

Verf. erblickt daher in der Alexander-Adams’schen Operation eine ideale 
Methode zur Beseitigung der pathologischen Rückwärtsverlagerung des nicht oder 
nur wenig verlagerten Uterus, die mit Rücksicht auf ihre Ungefährlichkeit auch 
bei älteren Personen ausgeführt werden kann. 

Eine Gegenindikation ist in floriden Adnexerkrankungen und ausgedehnten 
Verwachsungen gegeben, in welchen Fällen abdominale Operationen vorzuziehen 
sind. Reich (Tübingen). 





Der IV. Kongreß 
der 
der deutschen Röntgen-Gesellschaft 


wird unter dem Vorsitz von H. Gocht- Halle a. S. 
am Sonntag, den 26. April 1908, 

im Langenbeckhaus in Berlin stattfinden. 

Allgemeines Thema: Der Wert der Röntgenuntersuchungen für die 
Frühdiagnose der Lungentuberkulose. 

(Referenten: Rieder- München und Krause-Jena.) 

Mit dem Kongreß wird eine Röhrenausstellung vorwiegend historischen 
Charakters verbunden sein. | 

Anmeldungen für Vorträge, Demonstrationen usw. sind an den Schriftführer 
der Gesellschaft, Herrn Dr. Immelmann, Iäitzowstraße 72, Berlin W. 35, zu 
richten. Dr. H. Gocht. 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 


Ge a — — —— — —— — m 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, l in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 7. | Sonnabend, den 15. Februar 1908. 





Inhalt. 


I. Lanz, Der MceBurney’sche Punkt. — II. B. Csermäk, Über Urinbefunde nach Lumbal- 
anästhesie mit Stovain (Billon). (Originalmitteilungen.) 

1) de Keating-Hart, 2) Desplats, Elektrische Behandlung des Krebses. — 3) Sommer, 
4) Gottschalk, 5) Bogrow, Röntgenologisches. — 6) Winkler, Verbindung der Röntgentherapie 
mit der Franklinisation bei Lupus. — 7) Abbe, Heilwirkung des Radium. — 8) Sohr, Schädel- 
plastik. — 9) Bourguet, Chirurgie des Labyrinths. — 10) Gaudrier und Descarpantries, Vena 
mastoidea. — 11) Uffenrode, Mißbildungen der Ohrmuschel. — 12) Wieting, Carotisunterbindung 
bei Oberkieferrescktion. — 13) Davidsohn, Nervenpfropfung am N. facialis. — 14) Meyer, Peri- 
tonsilläre Abszesse. — 15) Gerber, Sklerom. — 16) Landström, Morbus Basedowii. 

17) Levy-Dorn, 18) Fürstenau, 19) Kienböck, 20) Haenisch, Röntgenologisches. — 21) Gett- 
schalk, Röntgentherapie. — 22) Lang, Röntgen- und Finsentherapie bei Lupus. — 23) Beck, 
Kombinierte Operations- und Röntgenbehandlung bösartiger Neubildungen. — 24) Morton, Radium 
gegen Krebs und Lupus. — 25) Coley, Seine Toxinmischung gegen Sarkome. — 26) Mohrmann, 
27) Goldsehwend, 28) Füster, 29) Oelsner, 30) Tomaschewski, 31) Groves, Lumbalanästhesie. 
— 82) Chajes, Traumatische Epithelcyste am Kopf. — 38) Syme, Kopfverletzungen. — 34) Remy, 
Revolvergeschoß 6 Jahre im Gehirn, plötzlicher Tod. — 35) Kotzenberg, Epilepsie. — 86) Denks, 
Hirngeschwulst. — 87) Exner, Cephalokele. — 38) Chavanne und Troullieur, Durchschneidung 
des Hörnerven. — 89) Lennoyez, Ohrerkrankungen durch Pyocyaneus. — 40) Rothschild, Retro- 
bulbäre Geschwulst. — 41) Roy, Melanose des Gaumens. — 42) Sterling, Syphilis der Kiefer- 
gelenke. — 48) Steiner, Lippenkrebs. — 44) Pawlowski, Glossitis staphylococcica. — 45) Ito und 
Soyesima, Nervenpfropfung am N. facialis. — 46) Wilmanns, Halsfistel. — 47) Lehnerdt, Narben- 
strikturen nach Intubation. — 48) Wolkowitsch, Kehlkopfkrebs. — 49) Stumme, Basedow. — 
50) Rokizki, Speiseröhrenplastik. 





I. 
Der Mce Burney’sche Punkt. 


Von 
Prof. Lanz in Amsterdam. 


ährend eines Aufenthaltes in Neapel 1893 frappierte mich bei der 

bekannten Bronzestatue eines schlafenden Fauns im dortigen 
Nationalmuseum eine die beiden Spinae anteriores supp. verbindende 
Hautfalte dermaßen, daß ich beschloß, dieselbe — nach Analogie des 
Kocher’schen Kragenschnittes am Halse — in Zukunft für diejenigen 
Fälle seitlicher Laparotomie zu verwenden, wo kosmetische Rück- 
sichten in Frage kommen könnten. 

Diese Indikation tat sich nun zuerst und am häufigsten bei der 
Appendektomie vor, und ich habe den in die bispinale Querfalte ge- 
legten Hautschnitt (— mit darauffolgender stumpfer Dissoziation der 


7 


186 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Muskulatur nach dem muskelschonenden Prinzip McBurney’s, das 
eine Art Irisblende schafft —) später als Gürtelschnitt bezeichnet ! 
und mit der Abbildung einer Marmorstatue der Aphrodite im Kon- 
servatorenpalast zu Rom illustriert, die besonders treffend beweist, wie 
genau bekannt den Bildhauern der Antike die Haut war als das da- 
mals natürlichste Körperkleid des Menschen (cf. Fig. 1). 

Dabei fiel mir in der Folge auf, daß ich mit dem in diese Inter- 
spinalfalte gelegten Hautschnitt viel unmittelbarer den Wurmfortsatz 
traf als mit dem damals gewöhnlich geübten Schrägschnitt; und diese 
Beobachtung gab mir den Anlaß, der Lokalisation des Wurmfortsatzes 
speziellere Aufmerksamkeit zu widmen. 

In dieser Absicht und mit dem Neben- 

zweck, mich in der Palpation der Appendix 

zu üben, zeichnete ich in den Jahren 1897 

bis 1899 jeden Wurmfortsatz, den ich zu 

fühlen glaubte, mit Goldchloridlösung mög- 

lichst exakt auf die Bauchdecke und über- 

zeugte mich dann bei der Operation von der 

Richtigkeit resp. wiederholt von der Falsch- 

e heit des Palpationsbefundes. Dabei lernte 

ich, daß die Abgangsstelle des Processus ver- 

NIT miformis in der Regel in der Bispinallinie 

liegt, und zwar im rechtsseitigen Drittelpunkte, 

d. h. zwischen mittlerem und rechtsseitigem 
Drittel derselben. 

1902 bat ich meinen Assistenten Dr. 
Slingenberg, diesen Befund auch an der 
Leiche zu prüfen, und zwar mittels Injektion 
einer Farbstofflösung mit Spritze, oder mit- 
tels Einführung von Nadeln ins Peritoneum 
durch einen Trokar hindurch. Diese Unter- 
Fig. 1. Marmorstatue der suchungen bestätigten vollauf die seinerzeit 
Aphrodite im Konservatoren- am Lebenden gemachten Beobachtungen. 
palast zu Rom. (Folia Hel- Nun las ich neulich im »International 

bingiana I, Nr. 4.) text-book of surgery« in dem von McBurney 

bearbeiteten Kapitel über die Chirurgie des 
Wurmfortsatzes, daß die Basis desselben »lies in the right iliac fossa, 
behind a point 2 inches from the anterior superior spine of the ileum, 
and on a line from this spinous process to the umbilicus«, d. h. dem 
bekannten McBurney’schen Punkt entspreche; und Holmes sagt 
in seiner jüngst erschienenen Bearbeitung der Appendicitis: »in every 
instance the incision passes through the skin directly over the so-called 
` McBurney’s point.« 

Diese Angabe, die so gar nicht mit meinen früheren Erhebungen 
stimmt, veranlaßte mich, nochmals auf dieselben zurückzukommen, 


1 Nederl. Tijdschrift v. Geneeskunde 1904. I. 12. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


187 


und ich bat meinen Assistenten Dr. Schröder, in noch exakterer 
Weise den McBurney’schen Punkt und meinen Punkt zu präzisieren 
resp. deren Beziehungen zu der Abgangsstelle des Wurmfortsatzes zu 
fixieren. 


Dies geschah in der Weise, daß die beiden Spinae ant. sup. durch eine Linie 
verbunden wurden, welche mit einem Meßband in drei gleiche Teile eingeteilt 
wurde. An deren rechtsseitigem Drittelpunkte wurde eine lange Nadel genau lot- 
recht eingesteckt und mittels leichterer Hammerschläge im Becken fixiert. Dann 
wurde der McBurney’sche Punkt bestimmt und ebenfalls mit einer eingetrie- 
benen langen Nadel markiert. Nach Abklemmung dieser beiden eingesteckten 
Nadeln im Niveau der,Haut wurde dieselbe zurückgeklappt und die Beziehungen 


der Eingeweide zu den Nadeln in situ gezeichnet und gemessen. 
Es ergaben sich in 20 sukzessive untersuchten, zur Sektion kommenden Fällen 


die folgenden Verhältnisse: 





Nr. 


1 |12jähriges Mädchen, + | Trifft das Colon ascen- | Entspricht ganz genau d. Höhe 
an Darmtuberkulose 





Adipositas, Nephro- 


McB. 


dens weit oberhalb 


L. 





ın der Bispinallinie, schwach 


dens 1 cm über der | der Ap endixmündung, liegt 
Einmündungd.Ileum| aber 1 h cm medial von der- 
selben und trifft den Ureter an 
der Stelle, wo dieser die Linea 
innominata passiert. 
2 |85jährige Frau, + an | Trifft das Colon ascen- | Basis der Appendix 1/; cm über 
yokarditis dens oberhalb der | der Spinalinie u. 11/2 cm lateral 
lleumeinmündung von Punkt L. 
3 \ö3jährige Mann, + an | Trifft die Innenseite d. | Einmündung der Appendix ge- 
arcinoma ventriculi | Colon ascendens2cm | nau in der Bispinallinie, 2 cm 
über der Ileumein-| lateral von Punkt L. 
mündung 
4 |17jähriger Jüngling, + | Trifft den Außenrand | Appendixmündung 11/2 cm ober- 
an Peritonitistuber- | d.Kolon, — dessen | halb der Bispinallinie u. 1/2 cm 
culosa (sehr stark! Winkel m. d. Ileum- | lateral von Punkt L. 
gefüllte Blase) einmündung 
5 '58jähriger Mann, + an | Fällt 1/2 cm nach außen E T AA liegt 1 cm 
chron. Nephritis vom Rande d. Colon | oberhalb der Bispinallinie und 
ascendens oberhalb | 1/, cm lateral von Punkt L. 
der Deummündung 
6 |59jährige Frau, + an | Entspricht d. Winkel A 1 cm über d. 
chron. Nephritis zwischen Kolon und ıspinallinie, 1 cm lateral von 
Jleummündung Punkt L. 
7 |45jähriger Mann Trifft das Kolon ober- ppm nung 1!/2cm unter- 
halb der Ileummün- alb der Bispinallinie, direkt 
dung unter Punkt L. 
8 |42jährige Frau, + an | Trifft das Coecum ent- | A ppendixmündung liegt zwischen 
neumonie(sehrstar-| sprechend d. oberen cB und L, oberhalb der Bi- 
ker Meteorismus) ande des Ileum spinallinie, direkt über Punkt L. 
9 |72jähriger Mann, + an | Fällt direkt unterhalb | Appendixmündung entspricht d. 
chronischer Nephri- | der Ileummündung unkt McB. 
tis (starker Ascites) 
10 | Alte Frau mit starker | Trifft das Colon ascen- | Appendixmündung liegt genau 


lithiasis 


der Ileummündung | 1 cm lateral von Punkt L. 


7% 


188 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


N Mc 


11 |19jähriges Mädchen, + | Trifft das Colon ascen- | Appendixmündung li 1 cm 
an Peritonitis tuber- ; dens mehrere Zenti- | unterhalb der Bispinallinie, di- 
culosa meter oberhalb der| rekt unter Punkt L. 
Ileummündung, 1 cm 
lateral von derselben 


12 | 27jäbriger Mann, + an | Trifft das Colon ascen- | A pendixmündung liegt in der 
ues cerebri dens ispinallinie, genau im PunktL. 


13 | 79jähr.Mann,Prostate- | Trifft das Colon ascen- | Appendixeinmündung genau im 
bypertropbie, + an| dens1 cm lateral von unkt L. 
Pneumonie d. Deumeinmündung 


14 | 16jähriger Mann, + an | Entspricht dem Colon | Appendixeinmündung 1/3 cm Ia- 
Appendicitis perfo-| ascendens oberhalb | teralu. 2cm unterhalb PunktL. 


rativa d. Ileumeinmündung 

15 | 45jähriger Mann, + an dito Appendixeinmündung direkt un- 
Nephritis chron. terhalb Punkt L. 

16 |53jährige Frau, + an dito dito 


uberculosis pulmon. 


17 |23jähriger Mann, + an | Trifft das Colon ascen- | Trifft das Colon ascendens ober- 
Tuberculosis intestin. | dens sehr hoch oben; halb der Ileumeinmündung 


(sehrstarke Verwach- 
sungen sämtl. Bauch- 
organe) 
18 | Alter Mann, + an Car- | Fällt medial v. Innen- | Appendixeinmündung 1» cm un- 
cinoma oesophagi rande d. Colon ascen- | terhalb d. Bispinallinie, 1!/3 cm 


dens lateral von Punkt L. 


19 |Mann, + an Nephritis | Fällt in den Winkel | Appendixeinmündung 1 cm un- 
chron. (sebr starker | zwischen Ileummün- | terhalb Punkt McB. 
Ascites) dung und Coecum 


20 | 26jähriger Mann, + an Trifft das Colon ascen- | Appendixeinmündung 1!/ cm 
Tuberculceiäpalnon. dens oberhalb der! über d. Interspinallinie, !/; cm 


Ileummündung | lateral von Punkt L. 


Die von mir vor 10 Jahren in der Schweiz nach Beobachtungen 
am Lebenden gezeichnete schematische Fig. 2 entspricht also genau 





Fig. 2. 


den von meinen Assistenten hier an der Leiche gemachten Erhebungen, 
und ich ziehe aus denselben folgende Schlüsse: 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. | 189 


1) Die Lage der Appendix — soweit deren Einmündungsstelle in 
Betracht fällt — ist eine viel konstantere als zurzeit allgemein an- 
genommen wird. 

2) Der McBurney’sche Punkt hat mit der Lage des Wurm- 
fortsatzes nichts zu tun. 

3) Vielmehr entspricht der McBurney’sche Punkt der medialen 
Seite des Colon ascendens und trifft dasselbe meist an einer 4—5 cm 
oberhalb der Basis der Appendix gelegenen Stelle. 

Seltener entspricht der McBurney’sche Punkt dem Winkel 
zwischen Einmündungsstelle des Ileum und Colon ascendens, und nur 
in pathologischen Fällen (z. B. bei stärkerem Ascites wie in Nr. 9 
und 19) liegt die Basis der Appendix im Bezirke des McBurney- 
schen Punktes. 

4) In der Regel findet sich die Abgangsstelle des Wurmfortsatzes 
im Rayon (d. h. innerhalb des Bereiches der palpierenden Fingerkuppe) 
des rechtsseitigen Drittelpunktes der Interspinallinie. Bei intraperi- 
tonealer Injektion einer Farbstofflösung an diesem Punkte wurde meist 
die Basis der Appendix oder diese selbst gefärbt, während beim Ein- 
stecken von Nadeln die Einmündung der Appendix etwas lateral von 
diesem Punkte zu finden war. Dem rechtsseitigen Drittel- 
punkte der Interspinallinie kommt also für die Lokalisa- 
tion des Wurmfortsatzes mehr Bedeutung zu als dem 
McBurney’schen Punkte. 

Diese Lokalisation kommt der von Sonnenburg gemachten An- 
gabe, daß die Abgangsstelle der Appendix dem Kreuzungspunkte der 
»Spinalinie« mit dem äußeren Rectusrand entspreche, näher, als der- 
jenigen Sprengel’s, der sie am häufigsten in der apine: Nabellinig, 
seltener in der Spinalinie fand. 

Warum dagegen der McBurney’sche Punkt als Schmerz- 
punkt eine erhöhte Bedeutung hat, ist zur Stunde noch kontrovers. 
Diese wäre selbst dann nicht zu erklären, wenn wirklich der 
McBurney’sche Punkt der Basis der Appendix entsprechen würde; 
denn am häufigsten ist die Spitze des Wurms erkrankt. 

Gewöhnlich werden daselbst gelegene Sympathicusganglien für 
diese lokale Schmerzhaftigkeit verantwortlich gemacht. 

Geschwollene Lymphdrüsen, die von anderer Seite zur Erklärung 
herbeigezogen werden, sind in der Regel nicht an dieser Stelle zu 
finden, sondern liegen unterhalb, der Olado’schen Drüsengruppe ent- 
sprechend, während die Lennander’sche Annahme einer Lymph- 
angitis eher zutreffen könnte. 

Nicht unmöglich wäre es, daß durch Druck auf den McBurney- 
schen Punkt erhöhte Gasspannung im Apex coeci zustande kommt, 
oder daß Zerren an bestehenden Adhäsionen eine Rolle spielt, da der 
McBurney’sche Punkt jeweilen noch das Colon ascendens trifft. 

Jedenfalls aber kann man mit der pathognomonischen Wertung des 
McBurney’schen Punktes nicht vorsichtig genug sein. Um mir 
Klarheit zu verschaffen, inwiefern derselbe überhaupt als diagnostisches 


190 | Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Kennzeichen zu verwerten sei, bat ich meinen Assistenten, Dr. van Ca- 
pellen, eine größere Anzahl Appendektomierter auf ihren » McBur- 
ney« hin zu untersuchen, und es stellte sich bei der Nachunter- 
suchung von 119 Fällen einige Monate nach der Operation heraus, 
daß bei 93 derselben die Appendektomie die Druckempfindlichkeit des 
McBurney’schen Punktes beseitigt, bei 26 dagegen nicht zum Ver- 
schwinden gebracht hatte. 

Aber nicht nur in der diagnostischen Deutung des McBurney- 
Druckschmerzes kann man nicht vorsichtig genug sein, sondern man 
muß sich namentlich auch davor hüten, denselben »experimentell« 
hervorzurufen. Wie behutsam man bei der Palpation des Wurmfort- 
satzes überhaupt zu Werke gehen muß, lehrt Fig. 3, einen Mann be- 


Fig. 3. M. B., 32 Jahre alt, Operation 
30. April 1904. Seit 2 Jahren Bauch- 
schmerzen unbestimmter Natur. Ana- 
mnese weist eher auf Gallenblase hin. 
Objektiv dagegen ist außer konstanten 
Vorhandensein von typischem MeBur- 
ney nichts nachzuweisen. Probelaparo- 
tomie zuerst auf Appendicitis ergibt 
chronische Erkrankung desselben mit 
starker Sklerose, organisiertes Blutkos- 
gulum im Mesenteriolum. Gallenblase 
normal. 





treffend, bei dem die vom Hausarzte gestellte Diagnose auf »chroni- 
sche Appendicitise so unsicher war, daß wiederholte Untersuchungen 
nötig waren. Die Abbildung, welche ein »palpatorisches Hämatom« 
im Mesenteriolum zeigt, macht einen weiteren Kommentar überflüssig; 
sie predigt laut genug Vorsicht: 

einmal, um nicht bei bestehender Entzündung des Wurm- 
fortsatzes zu schaden; 

andererseits: bei nicht bestehender Appendicitis eine solche 
durch die Palpation künstlich zu schaffen. 


Zentralblatt für Chirurgie Nr. 7. 191 


II. 


Aus der chirurg. Klinik der kgl. ungar. Franz Josef-Universität 
in Klausenburg. Direktor: Prof. Dr. L. Makara. 


Über Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain 
(Billon). 


Von 


Dr. B. Csermák, 
Operationszögling. 


E Nr. 13 und 23 dieses Zentralblattes (1907) berichtet Schwarz 
über seine Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain-Riedel 
und er fand in 78,33% seiner Fälle nach der Lumbalanästhesie eine 
Nierenaffektion. In Nr. 3 dieses Zentralblattes (1908) veröffentlicht 
Hosemann seine Erfahrungen über 60 Fälle von Stovainisierung 
(Billon), bei welchen er nach der Lumbalanästhesie eine systema- 
tische Urinuntersuchung vorgenommen hatte; er fand in keinem Falle 
nach der Rückenmarksanästhesie eine schwere Nephritis entstehen. 

Nach der Veröffentlichung der Schwarz’schen Arbeit nahm ich 
auf Anregung meines Chefs in 60 Fällen, bei welchen wir die Lumbal- 
anästhesie mit Stovain-Billon ausführten, ebenfalls systematische 
Urinuntersuchungen vor. 


Untersucht wurden nur solche Fälle, welche vor der Operation eine voll- 
kommene Nierenfunktion zeigten, bei welchen im Urin keine fremden Bestandteile 
gefunden wurden, bei welchen die Anästhesie vollkommen war, bei welchen wir 
nicht zur allgemeinen Narkose greifen mußten. 

Wir verwendeten zur Anästhesie 0,05—0,06 g Stovain-Billon stets nur bei 
Eingriffen unterhalb des Nabels. 

Wir verfügen bereits über mehr als 300 Lumbalanästhesien; über unsere Er- 
fabrungen bei den ersten 150 Fällen berichtete bereits Prof. Makara (Ref. Ztbl. 
f. Chir. 1907 Nr. 44). Wir haben keinen Todesfall zu verzeichnen, wir sahen keinen 
ernsteren Kollaps, wir hatten in keinem Falle die von mehreren Seiten beschrie- 
benen Abducenslähmungen oder anderweitige dauernde Nervenstörungen beob- 
achtet. Die Wohltat der Lumbalanästhesie empfanden wir besonders bei alten 
Leuten, so z. B. bei Prostatektomien, wo wir dadurch den sonst gefürchteten Kol- 
laps stets vermeiden konnten. 

Zur Eiweißprobe gebrauchten wir die Salpetersäureschichtungs- und die sehr 
empfindliche Sulfosalizylsäureprobe. Die systematische Urinuntersuchung wurde 
6—6 Stunden nach der Lumbalanästhesie begonnen und 10—14 Tage durchgeführt. 

Vollkommen normal blieb der Harnbefund unter unseren WFäl- 
len nach der Lumbalanästhesie in 39 Fällen, d. i. in 66%; es trat Ei- 
weiß auf in 12 Fällen, d.i. in 20#; Eiweiß und spärliche weiße Blut- 
körperchen in 6 Fällen, d.i. in 10%; Eiweiß und granulierte Zylinder 
in 2 Fällen, d. i. in 3,3%; Eiweiß, granulierte Zylinder und weiße 
Blutkörperchen in 1 Falle, d. i. in 1,7%. 

Es soll hervorgehoben werden, daß diese erwähnten pathologischen Bestand- 
teile in 20 Fällen bereits am Operationstage 5—6 Stunden nach der Lumbal- 
anästhesie zu finden waren, nur in 1 Falle trat dieselbe am 3. Tage auf. 


192 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Die Albuminurie und die anderen fremden Bestandteile waren nachzuweisen: 
3 Tage in 6 Fällen, 
4 > » 6 > 


5 > > 4 > 
6 >» > 3 2 
7 > » 2 > 


im ganzen in 21 Fällen. 
Die Albuminurie war in 2 Fällen 10/% nach Esbach, in 10 Fällen 1/30/% und 
in 9 Fällen kleiner als 1/20/% mit nicht meßbarem Bodensatz. 
Es ist zu betonen, daß in all diesen Fällen, bei welchen ein pathologischer 
Harn gefunden wurde, der Heilungsverlauf ungestört war, in keinem Fall eine 
Eiterung oder Fieber beobachtet wurde, alle Fälle per pr. int. heilten. 


Schwarz erwägt die Möglichkeit, daß die verschiedenen chemi- 
schen Präparate für die Albuminurie verantwortlich gemacht werden 
könnten. Er benutzte das Riedel’sche, Hosemann und wir das 
Billon’sche Fabrikat. Was die Ursache der pathologischen Harn- 
bestandteile ist, dafür können wir eine positive Erklärung nicht geben; 
es muß weiter untersucht werden, ob die Lumbalpunktion selbst ohne 
Einspritzung eines Anästhetikums, ob auch andere Anästhetika die- 
selbe Veränderung des Harns bewirken, ob nicht auch nach der 
Lokalanästhesie eine vorübergehende Albuminurie beobachtet wird. 

Wir pflichten Hosemann bei, wenn wir aus unseren Unter- 
suchungen zum Schluß kommen, daß wir eine schwere Nephritis nach 
der Rückenmarksanästhesie, eine dauernde Schädigung des Gesamt- 
organismus in keinem Falle beobachteten. 


27. Januar 1908. 





1) de Keating-Hart (Marseille). La sideration electrique 
dans le traitement du cancer. 
(Extr. de la revue de thérapeutique 1907. Nr. 20.) 


K.-H. wiederholte und ergänzte in der vorliegenden Arbeit seine 
Mitteilungen über ein neues Heilverfahren maligner Neubildungen, die 
er schon 1906 auf dem internationalen Kongreß für Elektrologie und 
Radiographie gemacht hat. 

Der Ausdruck Sidération, der eigentlich den nervösen Chok be- 
zeichnet, der aus einer brüsken Anderung des elektrischen Poten- 
tials resultierte, umfaßt nicht die gesamte Wirkung der von K.-H. 
angewandten elektrischen Ströme oder Funken (Fulguration nach 
Pozzi). Es handelt sich um hochfrequente und hochgespannte Ströme 
von mehreren hunderttausend Volt Spannung bei 4—5 Ampère Strom- 
stärke. Die erzeugten Funken, die zur Behandlung dienen, besitzen 
eine Länge von 5—10 cm. 

Die Apparate, die zur Erzeugung dieser Ströme nötig sind, be- 
stehen in einem Indikator von 40—50 cm Funkenlänge, der an eine 
Stadtleitung von 220 Volt angeschlossen ist, einem hochfrequenten 
Unterbrecher, einem Kondensator von größter Leistungsfähigkeit 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 193 


(Petroleumkondensator) und einem Resonator nach Oudin (Solenoid), 
von dessen oberen Spiralwindung der Strom abgenommen und nach 
einer von K.-H. konstruierten Elektrode geführt wird; die Drähte 
sind getragen von einem hölzernen Träger, der den hölzernen Opera- 
tionstisch überragt. Die Elektrode selbst besteht aus einem Hohl- 
zylinder aus isolierendem Material (Kautschuk), in den eine gleich 
lange graduierte Metallsonde hineinpaßt als Stromträger. Das Ende 
des Hohlzylinders wird der zu behandelnden Stelle genähert, die 
Funken springen über, ihre Länge wird durch Herausziehen oder 
Einschieben der Metallsonde reguliert. Nebenbei wird der Hohlraum 
des Zylinders mit einem Luftgebläse oder einer Bombe von flüssiger 
Kohlensäure verbunden, so daß die Metallsonde von abgekühlter Luft 
ständig umgeben ist und so die Hitzewirkung ausgeschaltet werden 
kann. Der heiße Funke erzielte einen trockenen schmerzhaften Schorf, 
eine Verbrennung, der von K.-H. verwendete kalte Funke einen feuch- 
ten Schorf, wenn man überhaupt von Schorf sprechen kann. Die 
Funkenstrahlung hat eine destruierende, betäubende und elimina- 
torische, nicht toxische Wirkung auf das Gewebe. Besonders wider- 
standsunfähig sind gegen diese Wirkung die Zellen und Gewebe der 
zu behandelnden Neubildungen (Karzinome, Sarkome), so daß man 
von einer elektiren Wirkung sprechen kann. Außerdem ist eine 
hämostatische Wirkung und eine analgesierende, schmerzbetäubende 
Wirkung der Funkenstrahlung zu rühmen. 


Die Anwendung geschieht nun in der Weise, daß bei gesunder 
Haut nach Freilegung der Neubildung, sonst direkt, zunächst die 
elektrische Behandlung der Neubildung vorgenommen wird; es wird 
dadurch eine Erweichung erzielt und Erleichterung der Blutstillung; 
sodann wird mit Messer oder scharfem Löffel alles makroskopisch 
krankhaft infiltrierte Gewebe entfernt; eine nochmalige Anwendung 
der Funkenstrahlung in der Wunde selbst und ihrer Umgebung, wobei 
in die Nischen der Wunde mit der Elektrode eingegangen wird, be- 
schließt die Operation. Die elektrische Behandlung dauert je nach 
der Konsistenz des zu behandelnden Gewebes, der Ausdehnung der 
Wunde, wenige Minuten bis 1 Stunde und mehr. 


Die Anwendung der Funkenstrahlung ist schmerzhaft, die allge- 
meine Narkose nicht zu umgehen. Irgendwelche schädliche Neben- 
wirkungen sind nicht beobachtet worden. Die neue Methode engt 
die operative Chirurgie nicht ein, sondern erweitert die Grenzen ihres 
Eingreifens, indem sie inoperable Fälle operabel macht. 


K.-H. will nicht von definitiven Heilungen sprechen, da dazu die 
Beobachtungszeit zu kurz ist. Aber augenscheinliche, offenbare Hei- 
lungen, die viele Monate (10—16) Bestand hatten, hat er erzielt in 
Fällen, in denen wegen der Ausdehnung des Leidens chirurgische 
Eingriffe abgelehnt worden waren, besonders bei Rezidiven, und zwar 
in Kombination der Funkenstrahlung mit notorisch völlig ungenügenden 
chirurgischen Eingriffen. 


77% 


194 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Ferner hat er in desolaten Fällen zahlreiche sehr beachtenswerte 
Besserungen gesehen, die in der hämostatischen und analgesierenden 
und die Vernarbung und Schrumpfung fördernden Wirkung seiner 
Funkenstrahlung bestanden und mit Hebung des Allgemeinbefindens 
und Verlängerung des Lebens unter günstigeren Bedingungen, wie 
sonst in vorgeschrittenen, verzweifelten Fällen, einhergingen. Cancroide 
des Gesichts haben die schönsten Resultate ergeben. Auffällig ist für 
die neue Methode die rasche Benarbung auch ausgedehnter Flächen 
mit kosmetisch günstiger Wirkung (ohne Plastik). Die Resultate bei 
Schleimhautkarzinomen waren ebenfalls an Lippen und Wangen we- 
nigstens befriedigend. 

Die von K.-H. behandelten Fälle von Zungen-, Uterus- und 
Mastdarmkarzinom waren meist so vorgeschritten, daß nur eine Bes- 
serung, keine Heilung erzielt wurde; aber auch ein Fall von Mastdarm- 
karzinom, der histologisch sichergestellt ist, der im November 1906 
mit Auslöffelung und Bestrahlung behandelt wurde, ist im Oktober 
1907 noch geheilt und rezidivfrei. 

Bei Brustkrebs sind von K.-H. sehr beachtenswerte Resultate 
erzielt worden in meist inoperablen oder sehr weit vorgeschrittenen 
Fällen. Intensive regressive Vorgänge, Benarbung ausgedehnter ulze- 
rierender Flächen, Verschwinden von Hautmetastasen und von ge- 
schwollenen Achseldrüsen, Verschwinden des kachektischen Allgemein- 
zustandes sind von K.-H. beobachtet. 

In drei Fällen von Lymphosarkom, die behandelt wurden, war 
das Leiden schon zu weit vorgeschritten und für einen Dauererfolg 
zu ausgedehnt. - F. Krumm (Karlsruhe). 





2) R. Desplats (Lille). Un nouveau traitement médico- 
chirurgical du cancer (méthode du Dr. de Keating-Hart). 
(Extr. du Bull. de la soc. des sciences méd. de Lille 1907. November.) 

D. berichtet über seine Erfahrungen und Beobachtungen, die er 
auf einer Studienreise nach Marseille über die neue Methode der 
elektro-chirurgischen Behandlung bösartiger Neubildungen nach Kea- 
ting-Hart gemacht hat. D. hebt ebenfalls die destruierende Wirkung 
der Funkenstrahlen auf das kranke Gewebe hervor, zu der noch eiņe 
reaktionanregende Wirkung auf das gesunde Gewebe hinzukommt. 
Als Ausdruck dieser Reaktion faßt er die abundante Wundabsonderung 
nach elektro-chirurgischer Behandlung nach Keating-Hart auf; die 
Untersuchung dieser Absonderung hat das Vorhandensein großer 
Massen polynukleärer Lymphocyten ergeben, so daß es sich um eine 
richtige Lymphorrhöe zu handeln scheint, die für die Eliminierung 
durch die Funkenstrahlung nekrotisierter Geschwulstzellen von Be- 
deutung ist. 

D. berichtet sodann über die von Keating-Hart operierten 
Fälle, von denen er eine große Zahl zu untersuchen und zu sehen 
Gelegenheit hatte. Unter anderen teilt er einen Fall von Karzinom 
der hinteren Zungenpartie mit, der die linke glosso-epiglottische Falte 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 195 


ergriffen hatte und den linken Unterkiefer umgab.. Die Operation 
des inoperabel erklärten Karzinoms erfolgte in dreistündiger Sitzung 
nach Keating-Hart durch den Chirurgen des Marseiller Hospitals 
Dr. Juge und hatte eine Heilung zur Folge, über deren Dauer aller- 
dings noch nichts feststeht. Auch D. hebt besonders die starke Ver- 
-narbungstendenz der Wunden nach Einwirkung der Funkenstrahlen, 
wie auch die hämostatische und schmerzlindernde Wirkung derselben 
hervor. 

D. gibt seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Kombination des 
chirurgischen und elektrischen Eingriffes mit hochgespannten Strömen 
nach Keating-Hart der bisherigen Behandlung weitaus überlegene 
Resultate besonders in vorgeschritteneren Fällen, ergeben wird. Für 
ein abschließendes Urteil ist es noch zu früh, aber die bisher von 
Keating-Hart erzielten Erfolge hält er für ermunternd zur Nach- 
prüfung seiner Methode. F. Krumm (Karlsruhe). 


3) Sommer. Röntgenkalender 1908. 
Leipzig, Otto Nemnich, 1908. 

Der Kalender enthält eine Anzahl Beiträge von bekannten und 
- bedeutenden Röntgenologen. In kurzen und prägnanten Artikeln ist 
hier alles Wissenswerte über die Beschaffenheit der Röhren, über die 
notwendigen Apparate des Böntgenzimmers, über die theoretischen 
Grundlagen und Methoden der Röntgenphotographie, endlich über die 
Wirkung der Röntgenstrahlen in therapeutischer Beziehung zusammen- 
getragen, so daB das Büchlein nicht nur für den Anfänger, sondern 
auch für den erfahrenen Röntgenologen wertvoll sein dürfte. 

Bedauernswert ist aber, daß der Verlag den Umschlag des Buches 
zu Reklamezwecken für das >» Antidiabetikum« des bekannten Ludwig 
Bauer aus Kötzschenbroda benutzt. Gaugele (Zwickau). 





4) Gottschalk. Plastische Röntgenogramme. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 

Da Bela Alexander eigentümlicherweise die Methode seiner 
plastischen Röntgenogramme noch immer nicht geoffenbart hat, ver- 
suchte G., ebenfalls der Methode nachzuspüren. 

Die nun von ihm angegebene Methode hat, wie wir vorausschicken 
wollen, mit jenen Spielereien nichts gemein, welche plastische Röntgen- 
bilder durch Verschiebung der Konturen erzeugen. Der Weg der 
Herstellung ist folgender: 

Von dem Negativ wird ein Diapositiv hergestellt, beide werden 
exakt aufeinander gelegt, mit einer dritten Platte zusammengeklebt 
und der Belichtung unter Schiefhalten des Rahmens ausgesetzt. Diese 
Platte zeigt bereits ein plastisches Bild, ist aber noch ziemlich ver- 
' schwommen. Sie bildet nur eine Zwischenstufe. Nunmehr werden 
Platte III und die Diapositivplatte in exakter Deckung zusammen- 
geklebt, und auf diese eine vierte Platte. Die drei zusammengeklebten 

+ 


196 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Platten werden in ähnlicher Weise wie früher der Belichtung aus- 
gesetzt, und man erhält so eine Platte, die neben voller Plastik der 
Knochen wundervolle Strukturenzeichnung und prachtvolle Differen- 
zierung der Weichteile ergibt. Die beigefügten Bilder bestätigen diese 
Worte G.’s. 

Die kurze Schlußbetrachtung der Arbeit wollen wir wörtlich an- 

führen: 
»Bei der gewöhnlichen Photographie tritt uns jedes Bild ohne 
weiteres plastisch entgegen. Weshalb fehlt diese Plastik den Rönt- 
genogrammen, wo wir dieselben oder noch lichtempfindlichere Platten 
‘benutzen? Wenn es noch eines Beweises bedürfte, da8 die Röntgen- 
strahlen mit dem Licht und dessen physikalischen Gesetzen auch nicht 
das geringste gemeinsam haben, so wäre mit den Röntgenogrammen 
ein weiterer Beweis gegeben. Die Röntgenogramme sind lediglich 
differenzierte Schattenbilder, ihnen fehlt das Licht, welches bei der 
gewöhnlichen Photographie gemeinsam mit dem Schatten die Plastik 
bewirkt, vollkommen. Wir müssen also nach einer Methode suchen, 
welche den Schattenbildern der Röntgenstrahlen nachträglich das feh- 
lende Licht gibt. Dies erreichen wir durch die angegebene Methode 
der Plattenbelichtung; die körperliche Plastik erzielen wir durch die 
angegebene Plattenkombination. 

Wir geheimnissen auf diese Weise nichts in das Originalnegativ 
hinein, sondern wir ziehen durch technische Hilfsmittel alles das ans 
Licht, was die Originalplatte uns im ‚Schattenbilde‘ zeigt.« 

Gaugele (Zwickau). 





5) Bogrow. Über einige Veränderungen der Haare nach 
Röntgenisation. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 

Haare zeigen nach mittlerer oder höherer Röntgenstrahlendosis 
im allgemeinen immer dieselben Veränderungen; sie besitzen keine 
Zwiebel und an ihrer Stelle endet das Haar mit niedrigem, dunkel 
pigmentiertem, spitzem oder abgerundetem Kegel. 

Bei Bestrahlung mit schwächerer Dosis sind die Veränderungen 
an den Haaren verschieden, je nachdem sie mit oder ohne Epilation 
einhergehen. Im ersten Falle kann man am Ende des Haares eine 
progressive Abnahme seiner Dicke, Depigmentierung und Schwund 
der Medullarsubstanz konstatieren, so daß der Haarteil, außer Ver- 
minderung der Dicke, einen mehr embryonalen Charakter seiner Struk- 
tur zeigt, indem er dem Lanugohaar ähnlich wird. Die. Länge der 
verdünnten Wurzel hängt von der Intensität der X-Strahlenwirkung 
ab, und je schwächer die letztere ist, desto länger ist das veränderte 
Haarende. Das Charakteristische dieser Veränderungen bildet das 
selbständig entstandene freie spitzige Haarende. Scheidehüllen besitzt 
der embryonal veränderte Haarteil nicht. Überhaupt erscheint hier 
die Papillenfunktion nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ 
gestört zu sein. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 197 


Die Haare, die der Bestrahlung widerstehen, zeigen entweder wie 
die vorher genannten einen starken atrophierten Bulbus und können 
wieder vollkommen wuclisfähig werden, oder aber sie brechen ab und 
wachsen wieder nach. Verf. untersuchte zu gleicher Zeit, ob die 
Röntgenstrahlen imstande sind, das Achorion Schoenleini zu töten und 
fand, daß vom Abtöten des Pilzes keine Rede sein könne, da das Mycel 
sich manchmal gerade aus der Spitze des verdünnten Haarendes ent- 
wickelte. Gaugele (Zwickau). 





6) F. Winkler. Die Verbindung der Röntgentherapie mit 
der Franklinisation in der Behandlung des Lupus vulgaris. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLV. Hft. 5.) 

Methode und Erfolge der Röntgenbebandlung beim Lupus sind 
noch immer sehr strittig. W. benutzt jetzt weiche Röhren, mit denen 
er die Lupusknötchen zur Nekrose bringt; dann behandelt er wenige 
Tage später elektrostatisch (10 Minuten Büschelentladung und 2 bis 
3 Minuten kleine Funken), und zwar täglich. Der Verf. ist mit 
diesem kombinierten Verfahren sehr zufrieden. Jadassohn (Bern). 





7) R. Abbe. The specific action of radium as a unique 


force in therapeutics. 
(New York med. record 1907. Oktober 12.) 

A. wendet Radium häufig mit Erfolg an. und hält es für ein Spe- 
zifikum bei echten Neubildungen. Einzelne Heilungen von Sarkomen 
und Karzinomen bestehen schon 3 Jahre. Die besten Resultate geben 
lstündige Sitzungen von 10 mg Radium bei kleinen und A4stündige 
bei größeren Neubildungen. Blutleere der bestrahlten Teile befördert 
die Wirkung. Pigmentmale, melanotische Gewächse, Riesenzellen- 
sarkome werden besonders günstig beeinflußt. Das Mittel ist wertvoll 
bei Naevis und Angiomen, weil es obliterierende Endarteriitis hervor- 
ruft und Bildung von fibrösem Gewebe befördert. 

Loewenhardt (Breslau). 


8) O. Sohr. Zur Technik der Schädelplastik. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 465.) 

Im Gegensatz zu Kocher, der operative Defekte des knöchernen 
Schädeldaches für unschädlich und als Ventile zur Druckausgleichung 
sogar für nützlich hält, sieht Verf. im exakten knöchernen Verschluß 
ein erstrebenswertes Ziel. Die Verfahren, welche zu diesem Ende 
führen, und deren chronologische Reihenfolge festzustellen, ist Haupt- 
zweck der Arbeit, aus der sich vor allem ergibt, daB die von v. Hacker 
1903 publizierte Methode der Schädelplastik, welche wiederum Durante 
veranlaßte, sein ähnliches Verfahren bekannt zu geben, von Garrd 
schon seit 1895 angewandt wurde. 

Nach einer Übersicht über die Heteroplastik und freie Autoplastik, 
welche teils im Erfolge zu unsicher, teils in der Technik zu kompliziert 





198 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


erscheinen, kommt Verf. auf die Einpflanzung von lebenden Knochen- 
stücken, welche mit lebendem Gewebe durch Brücken in Verbindung 
stehen, und bespricht die bekannten Methoden von Wagner, Müller, 
König und Wolff. 

Der von Durante zur Schädelplastik benutzte Lappen besteht 
aus Haut und Periost mit daran hängenden Teilen der Tabula externa. 
Die zuerzt von Garrd geübte Methode beschränkt sich auf die Bil- 
dung eines an einer Periostbrücke hängenden, aus Periost und Tabula 
externa bestehenden Lappens, und hat, wie an sieben Kranken- 
geschichten aus Garr&’s Tätigkeit gezeigt wird, folgende Vorteile: 

Sie gestattet | 

1) durch das Zurückpräparieren der Kopfschwarte und Freilegen 
des Periosts eine genaue Übersicht über das Operationsfeld; 

2) eine scharfe Kontrolle des vordringenden Meißels bei der Ab- 
lösung der Knochenlamelle; 

3) eine leicht ausführbare, exakte Anpassung des Deckungslappens 
an die Größe und Form des Defektes, event. an der Hand eines 
Modells. 

4) Infolge der seitlichen Verschiebung des Periost-Knochenlappens 
ist die Gefahr einer Nekrose ausgeschlossen. 

5) Das Verfahren erzielt einen festen, durchweg knöchernen Ver- 
schluß des Defektes. 

6) Die Resultate sind in kosmetischer Hinsicht sehr befriedigende. 
Da meist nur wenig mehr als die alte Narbe eröffnet wird, ist die 
Methode namentlich zur Plastik an der Stirn sehr zu empfehlen. 

Beich (Tübingen). 





9) Bourguet. Chirurgie du labyrinthe. 
(Ann. des malad. de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 9. p. 210.) 

In den letzten Jahren ist wiederholt die operative Eröffnung der 
Labyrinthhohlräume ausgeführt worden, um die durch eine in ihrem 
Innern sich abspielende Eiterung bedingten Gefahren (Meningitis, 
Hirnabszeß) zu beseitigen. B. beschreibt nun auf Grund sehr sorg- 
fältiger anatomischer Studien eine Operationsmethode, die von der 
vom Ref. angegebenen in einigen Punkten abweicht. Um den Facialis, 
der infolge seines Verlaufes durch die Labyrinthwand bei der Operation 
leicht verletzt werden kann, möglichst zu schützen, hat B. ein beson- 
deres Instrumentchen, den »Protecteur facial«, konstruiert. Der Ar- 
beit sind 7 sehr instruktive Abbildungen beigegeben. 

Hinsberg (Breslau). 





10) Gaudrier et Descarpantries. Anatomie de la veine 
mastoidienne. 
(Ann. des malad. de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 12. p. 548.) 
Die Vena mastoidea kommt bei der otitischen Sinusthrombose als 
Transportweg für infektiöses Material manchmal in Betracht. Die- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7.. 199: 


Verff. haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, durch Injektion 
an der Leiche den bisher noch wenig studierten Verlauf des Gefäßes 
festzustellen. Genaue Wiedergabe ihrer Resultate ist im Rahmen 
eines Referates nicht möglich. Hinsberg (Breslau). 


11) W. Uffenrode. Zur Plastik der Mißbildungen der Ohr- 
muschel. (Aus der kgl. Poliklinik für Ohren- und Nasen- 


kranke zu Göttingen, Prof. Dr. Bürkner.) 
~ (Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 

Den bisher von Stetter, Burger usw. empfohlenen Methoden 
für Beseitigung der Katzenohrform reiht U. eine neue, in einem Falle 
der Bürkner’schen Poliklinik mit guter Wirkung angewandte, an. 
Nach gründlicher Vorbereitung der Schläfengegend wird ein Schnitt, 
1 cm von der Auricula vor dem Tragus beginnend, über die Haar- 
grenze hinaus nach oben geführt, darauf durch das Crus helicis, 
welches gespannt wird, ein Querschnitt senkrecht auf den ersten bis 
in die Cymba conchae gesetzt. Etwa 2 cm hinter und unterhalb von 
dem oberen Endpunkte des ersten Schnittes wird ein mit der Kon- 
kavität nach vorn gerichteter Schnitt entsprechend durch die Haut 
des Schläfenbeines nach unten und ein zweiter ebenso durch die Haut 
der Hinterfläche der Ohrmuschel, der dann über dem oberen Inser- 
tionswinkel der Auricula auf den ersten Längsschnitt trifft, angelegt. 
Dieser zuletzt umschnittene retroaurikuläre Lappen wird von seiner 
Unterlage lospräpariert, darauf die Auricula und besonders der los- 
gelöste obere Teil in die Höhe gehoben und in den Winkel unter der 
Brücke des eben gebildeten Lappens entsprechend angenäht. Dieser 
wird nun nach vorn geklappt und den Verhältnissen entsprechend 
zugeschnitten, indem der entstandene Winkel der vorderen Seite des 
Lappens ausgeglichen wird. Die Spitze desselben kommt in die klaf- 
fende Lücke vom Crus helicis zu liegen. Nach sorgsamer Adaptierung 
werden alle Teile mit Aluminiumbronzedraht vereinigt. 

Kramer (Glogau). 





12) Wieting. Über den Nutzen und die Gefahren der der 
ein- und doppelseitigen Oberkieferresektion vorausgeschichten 


Carotisunterbindung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 1.) 

Zur Blutsparung bei eingreifenden Operationen im Bereiche des 
Gesichtes ist die Absperrung des Carotisblutes das anerkannt sou- 
veräne Mittel, das aber zwecks Vermeidung der mit ihm verbundenen 
Gefahren nur auf bestimmte Methoden eingeschränkt werden muß. 
Völlig zu verwerfen ist mit Kocher die totale Unterbindung der 
Carotis communis bei alten Leuten, die W. auch für jugendliche 
Individuen für nicht ungefährlich befunden hat. Denn bei einem 
16jährigen Knaben, dem wegen nach Stichverletzung eingetretenem 
Aneurysma spurium der Carotis communis und V. jugularis interna 


200 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


beide großen Gefäße unterbunden werden mußten, beobachtete er eine 
mehrere Wochen anhaltende schwere Störung der sensorischen und 
motorischen Funktion, die schließlich allerdings in völlige Heilung 
überging. Es bleibt daher nur die Wahl zwischen temporärer Kom- 
pression der Carotis communis und Ligatur der Carotis externa. Für 
die temporäre Sperre der Carotis communis sollten, falls sie gewählt 
wird, immer nur die schonendsten Verfahren angewandt werden. W. 
führte sie einmal mittels dicksten COatgutfadens, der eben bis zum 
Verschwinden des peripheren Pulses zugeschnürt und zu Ende der 
Operation (ausgedehnte Unterkieferresektion) entfernt wurde, aus — 
der Pat. erlag nach einigen Stunden dem Eingriffe. Notwendig ist in 
praxi aber auch dieser Eingriff nur verschwindend selten; denn meistens 
wird eine auf das Stromgebiet der Oarotis externa beschränkte Sperre 
völlig genügen, und hierfür ist die einfache Ligutar dieser Arterie 
das gegebene Verfahren. W. hat im Krankenhause Gülhane in Kon- 
stantinopel unter 28 meist sehr ausgedehnten Resektionen an den 
Oberkiefern im ganzen zehnmal die Unterbindung der Oarotis externa 
ausgeführt, darunter bei drei Fällen doppelseitiger Resektion die 
doppelte Unterbindung. Der Erfolg hinsichts Herabsetzung der Blu- 
tung war stets der gewünschte, und hinsichts übler Folgen des Ein- 
griffes ist nur ein Fall, der bei einer doppelseitigen Unterbindung 
vorkam, hervorzuheben, da bei diesem an die Unterbindung sich eine 
erhebliche Thrombose in der Carotis interna und communis, weniger 
in der externa anschloß. Pat. erlitt eine Nachblutung, eine halb- 
seitige Lähmung und starb 24 Stunden nach der Operation. Das 
interessante, in Abbildung wiedergegebene Sektionspräparat zeigte, daß 
die Unterbindung der Carotis externa hart über der Gabelung der 
Communis angelegt war; außerdem hatte der Unterbindungsfaden, der 
über einer Arterienpinzette angelegt war, die Arterienwand eingerissen. 
W. zieht hieraus die Lehre, daß die Ligatur zweckmäßigererweise 
weiter peripheriewärts an der Oarotis externa anzulegen sei, etwa zwi- 
schen dem Abgange der A. thyreoides superior und der A. lingualis. 
Dann bleibt der Blutfluß aus der Carotis communis in die interna 
sicher ganz ungestört. Zur Verhütung von übermäßiger Thromben- 
bildung in der unterbundenen Carotis externa soll ferner die Arterie 
nicht mehr als unbedingt nötig isoliert werden, und die Faden- 
zuschnürung soll nicht mit aller Kraft erfolgen; es genügt, wenn das 
periphere Gefäßstück aufhört zu pulsieren. Die Nachblutung nach 
diesen Ligaturen ist infolge des sich hinterher einstellenden Kollateral- 
kreislaufes stets ziemlich beträchtlich, weshalb als Regel aufzustellen 
ist, die Operationswunden kräftig auszutamponieren. 

Am Schluß steht ein 24 Nummern zählendes Literaturverzeichnis. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


——m nn 6 — — 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 201 


13) A. Davidsohn. Über die Nervenpfropfung im Gebiete 
des Nervus facialis. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 427.) 

Nach einer Übersicht über die ziemlich ermutigend lautenden Tier- 
experimente mit Nervenpfropfung im Facialisgebiete berichtet Verf. 
über Facialis- Accessoriuspfropfungen wegen totaler Facialislähmung 
aus der Heidelberger Klinik, von denen eine erfolglos, zwei von be- 
friedigendem Erfolge begleitet waren. 

Zusammen mit 27 fremden Accessorius- und 20 Hypoglossus- 
pfropfungen werden die Resultate einer kritischen Durchsicht unter- 
zogen. 

Ein in neurologischem Sinne vollkommener Erfolg ist überhaupt 
nicht zu erzielen. In etwa der Hälfte der Fälle hatte die Accessorius- 
pfropfung die Wirkung, daß nach 4—7 Monaten die entstellende 
Asymmetrie des Gesichtes in der Ruhe gebessert oder beseitigt war, 
und etwas später die Wiederkehr der elektrischen Erregbarkeit begann, 
während die mimischen Bewegungen nur minimal blieben. Für die 
Überzahl der Fälle ist aber der exakte Nachweis nicht geführt, daß 
die Besserung überhaupt durch Propfung erfolgt ist; dagegen steht 
die Tatsache fest, daß selbst eine Jahre bestehende Facialisläihmung 
noch spontan heilen kann. 

Andererseits kommt es in allen Fällen bei Kontraktionen der 
Accessoriusmuskulatur zu Mitbewegungen im Facialisgebiete, die selbst 
einen exzessiven, grimassenhaften Grad erreichen können und damit 
äußerst störend werden, während in anderen Fällen die Mitbewegungen 
allmählich abnehmen. Dazu kommen regelmäßige Lähmungen im Ge- 
biete des Stammnerven, die natürlich bei völliger Durchschneidung des 
Nerven am stärksten sind und beim Accessorius funktionelle und auch 
kosmetische Defekte setzen. 

Im Gegensatz zur Accessoriuspfropfung sind die Erfolge bei Ver- 
wendung des N. hypoglossus schnellere, vollkommenere und durch 
Mitbewegungen weniger gestörte; doch darf man auch hierbei keine 
volle Wiederherstellung der Facialisinnervation erhoffen. Der Hypo- 
glossusausfall macht sich nur vorübergehend und nicht sehr störend 
geltend. 

Die Indikationsstellung zu Nervenoperationen bei Facialislähmung 
geht dahin, überall da, wo direkte Nervennaht oder Neurolyse mög- 
lich ist, diese sofort zu machen. Bei mehr als 1 Jahr bestehender 
Lähmung ist erste Voraussetzung für eine Operation, daß noch Muskel- 
substanz nachweisbar vorhanden ist. Im übrigen soll man frische 
Lähmungen mindestens 6 Wochen intern behandeln und nur dann 
operieren, wenn nach dieser Zeit die elektrische Erregbarkeit der 
Muskeln sich verschlechtert oder erloschen ist, andernfalls auf Spon- 
tanregeneration warten. Beich (Tübingen). 


202 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


14) A. Meyer. Die Eröffnung des peritonsillären Abszesses. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 

Das Eingehen durch die Fossa supratonsillaris ist die physiolo- 
gische Methode, weil sich die spontane Entleerung des Abszesses am 
häufigsten durch dieselbe vollzieht. Die »Häkchenmethode« verdient 
nach Verf.s Ansicht den Vorzug, weil sie nur ein einmaliges Ein- 
gehen erfordert. M. benutzt einen stumpfen M. Schmidt’schen Ton- 
sillenschlitzer, der bei gerader Kopfhaltung und einfach herabgedrückter 
Zunge in die Fossa eingeführt wird, die dünne Membran durchstoßend; 
die Spitze dringt nun nach oben und außen soweit vor, bis man auf 
Eiter trifft. Dann folgt ein kurzer, kräftiger Zug, der die Offnung 
erweitert. Langemak (Erfurt). 





15) Gerber. Das Sklerom, sein Vorkommen und seine Be- 


handlung. 
(Therapeutische Monatshefte 1907. Nr. 12.) 

Die Arbeit enthält eine kurze Besprechung des Vorkommens 
sowie der Pathologie des Skleroms und gibt am Schluß eine Reihe 
wichtiger therapeutischer Winke. Bei Vorhandensein von Knoten 
empfiehlt Verf. Exzision und nachfolgende Kauterisation. Bei diffusen 
Infiltraten und stenosierenden Narbenbildungen sollen die Schrötter- 
schen Dilatationsmethoden in ihr Recht treten; zur Vermeidung einer 
Neubildung gelöster Synechien wird das Tragen von Prothesen emp- 
fohlen. 

Hinsichtlich der Prognose betont Verf., daß die Prognose nicht 
absolut ungünstig zu stellen ist, wenn man die Kranken in nicht zu 
vorgeschrittenen Stadien in Behandlung bekommt. Durchaus schlecht 
ist sie bei ausgebreitetem Sklerom der Luftröhre. | 

Im allgemeinen betont G., daß es besser ist, das Sklerom zu ver- 
hüten als es zu heilen. Silberberg (Breslau). 





16) J. Landström. Über Morbus Basedowi. Eine chirur- 


gische und anatomische Studie. 196 8. 
Stockholm, Norstedt & Söner, 1907. 

Von 52 Basedowkranken, die im Seraphimerlazarett in Stockholm 
operiert wurden, starben 3 im Anschluß an die Operation. 38 Pat. 
wurden genügend lange beobachtet; von ihnen heilten 52,6%, 18% 
wurden gebessert, 29% blieben ohne Erfolg. Die halbseitige Exzision 
des Kropfes mit gleichzeitiger Unterbindung der Arteria thyreoidea 
superior der anderen Seite gibt die besten Resultate (80% Heilungen, 
20% Besserungen). Die Erfolge der Arterienunterbindungen müßten 
besser sein, wenn die Gefäße Endarterien wären. Die Ansichten hier- 
über sind noch recht wechselnd. Aus Injektionsversuchen des Verf. 
geht hervor, daß Anastomosen zwischen den Thyreoidealarterien nor- 
malerweise vorkommen, und daß sie in der Regel reichlich sind. Am 
konstantesten ist die am oberen Rande des Isthmus gelegene, bogen- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 203 


förmige Anastomose, durch die alle vier Arterien miteinander in Ver- 
bindung stehen. Neben den Anastomosen bedingt die Unzulänglich- 
keit der Operation auch die zum Teil schnelle Wiederherstellung der 
unterbundenen Gefäße. 

L. empfiehlt die halbseitige Exzision unter Infiltrationsanästhesie. 
Bogenförmiger Schnitt am vorderen Rande des Kopfnickers, Unter- 
bindung der Gefäße, subkapsuläre Exzision des Kropfes, von dessen 
Hinterfläche eine dünne Schicht an der betreffenden Stelle zurück- 
bleibt, um den N. recurrens nicht zu verletzen. Dann erfolgt die 
Unterbindung der oberen Arterie der anderen Seite, damit die Epithel- 
körperchen sicher geschont werden. 

Die postoperative Reaktion kann als eine Akzentuierung der spe- 
zifischen Krankheitssymptome erklärt werden, hauptsächlich auf Grund 
von psychischen Einflüssen im Zusammenhange mit der Operation. 

Verf. spricht sich für die Frühoperation aus, zu der zwei Um- 
stände — das Risiko einer Operation in späteren Stadien und die 
Tatsache, daß die schon entstandenen Herzerweiterungen sich nicht 
mehr zurückbilden — entschieden drängen. 

Die bisherigen Erklärungen für die Entstehung des Exophthalmus. 
genügen nicht. Auf horizontalen Serienschnitten durch den Orbital- 
inhalt hat sich nun gezeigt, daß der vordere Teil des Augapfels von 
einem zylinderförmig angeordneten, aus glatten Zellen bestehenden 
Muskel mit Ursprung am Septum orbitale und Insertion am Aequator 
bulbi umgeben ist. Diese Gewebsschicht umgibt wie ein Ring die 
vordere Hälfte des Augapfels sowie den Fornix conjunctivae und geht 
vorn in das Septum orbitale über. Der Muskel ist Antagonist der 
vier geraden Augenmuskeln und wird vom Sympathicus innerviert. Die. 
einzelnen Augensymptome, auch das Doppeltsehen, finden durch die 
Entdeckung dieses Muskels, der bisher übersehen worden ist, eine un- 
gezwungene Erklärung. Einzelheiten darüber müssen in der sehr 
interessanten Arbeit nachgelesen werden. 

Zum Schluß weist Verf., der übrigens auch Anhänger der Theorie 
von Möbius ist und die Sympathicusresektionen verwirft, darauf hin, 
daß möglicherweise die Infektionskrankheiten eine Bedeutung als Ur- 
sache derjenigen Veränderungen der Schilddrüse haben, welche die 
Basedow’schen Symptome hervorrufen. Glimm (Magdburg). 


Kleinere Mitteilungen. 


17) Levy-Dorn. Einige Neuerungen im Röntgeninstrumentarium. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 


Verf. beschreibt die Einrichtung des radiologischen Instituts im Rudolf Virchow- 
Krankenhaus, welche nach seinen Angaben ausgeführt worden ist. Neu, resp. teil- 
weise neu von dieser Einrichtung sind: ein universeller Blenden- und Schutzappa- 
rat, gebaut von Siemens & Halske, ein Durchleuchtungstisch von Reiniger, 
Gebbert & Schall, ein Lagerungstisch für Durchstrahlungen von oben, Kassetten- 
und Schirmhalter, Schutzwand für Durchleuchtungen, ebenfalls von Reiniger, 


204 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Gebbert & Schall, eine bewegliche Schutzwand zum Halten eines Schirmes 
oder einer photographischen Platte, Durchleuchtungsapparate für Negative. 

Die beschriebene Einrichtung leistet sicher Vorzügliches, kommt aber natür- 
lich nur für große Krankenhäuser in Frage. Gaugele (Zwickau). 


18) Fürstenau. Über einen neuen Röntgentiefenmesser. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 


Verf. beschreibt ein neues zirkelartiges Instrument, mit Hilfe dessen es sehr 
leicht fällt, die Tiefenlage des Objekts im Körper zu erkennen. Das Instrument 
muß auf eine Röhrendistanz geeicht sein. Die Einrichtung des Zirkels gestattet 
dann, die Tiefenlage des Objekts in Millimetern abzulesen. Die theoretischen Be- 
rechnungen sind im Original nachzulesen. Das Instrument wird von der Firma 
Heinz Bauer & Co., Berlin W., geliefert. £ Gaugele (Zwickau). 


19) Kienböck. Ein vertikaler Orthodiagraph. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 

Verf. hat schon vor einigen Jahren eine Hängeblende angegeben, die sehr 
einfach und doch sehr praktisch ist. Dazu konstruierte er eine ebenfalls einfache 
orthoskopische Holzwand mit verstellbarem Schirmträger. Die ganze Einrichtung 
kann von jedem Schlosser und Tischler hergestellt werden und hat deshalb den 


Vorzug größter Einfachheit und Billigkeit. Gaugele (Zwickau). 
20) Haenisch (Hamburg). Beitrag zur Röntgendiagnostik der Knochen- 
syphilis. 


(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 6.) 


Die Röntgendiagnostik der Syphilis der Knochen ist bereits so weit fort- 
geschritten, daß man in vielen Fällen schon aus der Platte allein, selbst im Wider- 
spruch mit der Anamnese, eine sichere Diagnose stellen kann. Verf. beschreibt 
mehrere Fälle. In dem einen Falle, bei einem ldjährigen jungen Mädchen, glich 
das Röntgenbild mehr einer bösartigen Neubildung. Auf eine Schmierkur hin 
jedoch ging der Prozeß wieder zurück und bildete sich wieder normaler Knochen. 
Offenbar handelt es sich um eine kongenitale Lues. Gaugele (Zwickau). 


21) Gottschalk. Die Röntgentherapie nach ihrem heutigen Stande. 
(Med. Korrespondenzbl. d. württemb. ärztl. Landesvereins 1907. Nr. 46—50.) 
Aus G.'s Überblick über den heutigen Stand der Röntgentherapie seien fol- 
gende eigene Erfahrungen auf chirurgischem Gebiete hervorgehoben. Bei einem 
Kranken mit lienaler Pseudoleukämie wurden Milz- und Drüsenschwellungen günstig 
beeinflußt. Bei Gicht erzielte G. mehrfach Schmerzlosigkeit der erkrankten Ge- 
lenke; die Wirkung der Röntgenstrahlen beruht hier sowohl auf vermehrter Harn- 
stoffausscheidung, ale auch auf Lösung abgelagerter Urate durch Umlagerung der 
Moleküle. In fünf Fällen von Kropf konnte G. keine erhebliche Verkleinerung 
erzielen, gleichgültig, welcher Art die Kröpfe waren. Vier Fälle von Hautcancroid 
kamen zur Heilung, jedoch traten in einem Falle nach Heilung des Cancroids der 
Ohrmuschel später inoperable Drüsenmetastasen am Halse trotz tadelloser, rezidiv- 
freier örtlicher Heilung auf. Bei der Behandlung von 8 inoperabeln, nach der 
Operation rezidivierten Brustkrebsfällen sah G. öfters Rezidivknoten schwinden und 
gewann den Eindruck, daß Schmerzlinderung und Verlängerung des Lebens oft 
zu erzielen seien. Drei ausführlicher mitgeteilte Fälle von nicht operiertem Brust- 
krebs wurden dagegen geheilt. Bei einem inoperablen Magenkarzinom erzielte G. 
Verkleinerung der Geschwulst, auffallende Besserung des Allgemeinbefindens und 
Gewichtszunahme. Sechs Fälle von allerdings schwerem, p. op. rezidiviertem Sar- 
kom erwiesen sich als refraktär gegen Röntgenbehandlung. Die Sarkome sind, 
wie G. näher erörtert, im Gegensatz zu den Krebsen durch Genese und Struktur 
vor den Röntgenstrahlen leidlich geschützt und werden nur indirekt beeinflußt, 
am ersten noch bei Ausgang des Sarkoms von der Haut oder den Lymphdrüsen; 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 205 


dann werden diese für Röntgenstrahlen besonders empfindlichen Organe in erster 
Linie destruktiv getroffen, und dadurch wird dem Sarkom die ernährende Matrix 
entzogen. Gute Erfolge erzielte G. bei Angiomen, ferner bei etwa 40 Fällen von 
Lupus vulgaris, bei Drüsentuberkulose an Hals und Gesicht, Sykosis, Hyper- 
trichosis und bei chronischen Ekzemen, insbesondere beim Gewerbeekzem. 

Mohr (Bielefeld). 


22) Lang. Mitteilungen aus der Wiener Heilstätte für Lupuskranke. 


1. Folge. 
Wien 1%7. 

Nach Angabe einiger technischer Neuerungen im Betriebe der Röntgen- und 
Finsenbestrahlung berichten zunächst Assistenten der Anstalt über die Bestrahlung 
der Ovarien während der Schwangerschaft; bei ihren Versuchen an Kaninchen 
fanden sie, daß die Bestrahlung der Ovarien trotz der Abdeckung des Uterus zum 
Rückgange der Trächtigkeit in der ersten Hälfte führt. Es handelt sich hierbei 
um eine Degeneration sowohl des eireifenden als auch des sekretorischen Par- 
enchyms des Ovariums. 

Es folgt dann der ärztliche Bericht der Heilstätte für Lupuskranke für das 
Jahr 19065; es werden dabei die operierten wie bestrahlten Fälle eingehend ge- 
schildert. Auf die Einzelheiten des Berichtes einzugehen, dürfte zu weit führen. 
Es sei hier nur erwähnt, daß von 289 operierten Pat. 197 später wieder untersucht 
werden konnten. Von diesen waren 173 vollkommen rezidivfrei (zum Teil über 
ein Jahrzehnt). Etwas weniger günstig scheint das Resultat bei der Finsenbestrahlung 
zu sein. Von 148 Pat. wurden 35 vollkommen geheilt, 20 fast geheilt; die übrigen 
Fälle waren mehr oder weniger gebessert. 

Von großem Wert ist oft die Kombination beider Verfahren, namentlich dann, 
wenn nach der Belichtung noch ein umschriebener Rest zurückbleibt. Endlich ist 
über die Bestrahlung verschiedener Hautaffektionen mit Röntgenstrahlen und Ra- 
dium berichtet. Gaugele (Zwickau). 


23) C. Beck. Uber Kombinationsbehandlung bei bösartigen Neu- 
bildungen. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 

Das Wesen der vom Verf. befolgten Methode fußt auf folgenden Prinzipien: 

1) Möglichst ausgedehnte Exstirpation der bösartigen Neubildung mit An- 
strebung der prima intentio. Bei großen Defekten möglichste Deckung durch 
gleichzeitige sorgfältige Plastik. Nach Verlauf einer Woche intensive Röntgen- 
bestrahlung in 2tägigen Intervallen bis zur Reaktion. 

Bei vorgeschrittenen Neubildungen, wie sie speziell öfter beim Brustkrebs ge- 
funden werden, ist der geschaffene Defekt offen zu belassen, so daß gleich nach 
der Operation täglich bestrahlt werden kann. Nach einer Woche sind die Ränder 
dann durch die sekundäre Naht (Seide) zu vereinigen. Nach einer weiteren Woche 
ist die Bestrahlung wieder aufzunehmen. Sobald Reaktion eintritt, ist die Behand- 
lung zu unterbrechen. 

3) Im Anfang ist die Bestrahlung stets in Verbindung mit Diaphragma vor- 
zunehmen, da die Wirkung auf den ursprünglichen Herd viel intensiver ist. Später 
ist obne Abdeckung ein möglichst großer Radius der Umgebung zu bestrahlen. 

Die sehr instruktiven, durch gute Abbildungen erläuterten Fälle: Fibrosarkom 
des Fußrückens, Epitheliom der Fußsohle, ulzerierte, große, flächenhafte Neubildung 
der Ohr- und Gesichtsgegend (Lues?) müssen im Original eingesehen werden. 

Unter Anwendung des Blendenverfahrens sah B. auch bei Basedowkröpfen 
nach Röntgenbestrahlungen, soweit es sich um kleine Kröpfe handelte, Besserung 
und Heilung. Die Beobachtungsdauer ist allerdings noch eine kurze. 

In einem Falle hat B. ein Pyloruskarzinom temporär in die Bauchhaut ein- 
genäht, um es zu bestrahlen. Der vorläufige Erfolg war ein guter, doch ist B. weit 

` entfernt, daraus Schlüsse zu ziehen, sondern behält sich weitere Mitteilung vor. 

Langemak (Erfurt). 


206 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


24) W. J. Morton. Radium for the treatment of cancer and lupus. 
(New York med. record 1907. November 9.) 


M. hält die Wirkung des Radiums in der Behandlung von oberflächlichen Kar- 
zinomen für besser als die Röntgentherapie. Häufige wochenlange Sitzungen geben 
die besten Resultate. Radium regt nicht zu Neubildungen an. Bericht über 15 Fälle. 

Loewenhardt (Breslau). 


25) W. B. Coley. Inoperable sarcoma. A further report of cases 
successfully treated with the mixed toxins of erysipelas and bacillus 
prodigiosus. 

(New York med. record 1907. Juli 27.) 


C. berichtet über 12 weitere, mit seiner Toxinmischung erfolgreich behandelte 
Sarkome. Weitere ausführliche Mitteilungen finden sich in dem Märzhefte des 
American journal of the med. sciences 1906, enthaltend 36 eigene Fälle und 60 von 
anderen erhaltene Resultate. Seitdem hat O. wiederum 6 Erfolge zu verzeichnen, 
also zusammen 42 behandelt; darunter sind 17 Rundzellensarkome, 17 Spindelzellen- 
sarkome, 2 Mischgeschwülste, 1 Chondrosarkom und 1 Epitheliom. 4Amal fehlte 
zwar die mikroskopische Untersuchung, aber das klinische Bild soll gar keinen 
Zweifel an der Diagnose gelassen haben. 21 Pat. waren seit 5—14 Jahren genesen, 
26 von 38—14, 10 von 10—14. Wenn alle Fälle zusammengerechnet werden, über 
.die günstige Berichte einliefen, mögen es wohl »nahe an 100 sein«, wie C. am 
Schluß berichtet. Herstellung des Mittels und Anwendungsweise wird besprochen 
und auf frühere Publikationen verwiesen. Loewenhardt (Breslau). 


26) Mohrmann. Über Lumbalanästhesie. 
(Therapeutische Monatshefte 1907. Nr. 7 u. 8.) 


Die groß angelegte Arbeit gibt uns einen historischen Überblick über das jetzt 
in der Chirurgie so oft angewandte Verfahren der Lumbalanästbesie. Wir finden 
darin weiter eine Besprechung der Erfahrungen bei Anwendung des Novokains, 
sowie der Neben- und Nachwirkungen, inwieweit Eiterungen der Lumbalanästhesie 
kontraindizieren, über das Entstchen von Augenmuskellähmungen nach Lumbal- 
anästhesie, sowie über Versuche mit in Kochsalzwasser gelösten Novokain-Supra- 
aenintabletten. Am Schluß der Arbeit kommt Verf. zu folgenden Haupteätzen: 

1) Die von Bier und Dönitz empfohlene Technik gewährleistet das Gelingen 
der Lumbalanästhesie. 

2, Indikationen zur Lumbalanästhesie geben ab: Abkürzung der Narkose, 
Kachexie des Pat., vorgeschrittene Herz- und Lungenerkrankungen, Chok nach 
frischen Verletzungen. Nachfolgende Narkose scheint ungefährlich. 

3) Kontraindiziert ist die Lumbalanästhesie bei chronischen Eiterungen wegen 
der Gefahr der metastatischen Meningitis. 

4) Augenmuskellähmungen und Nebenwirkungen werden zumeist nach Versagen 
der Anästhesie beobachtet. Es handelt sich dann wohl um eine schwere Intoxika- 
tion durch das Novokain, wobei das Suprarenin der Lösungen wohl zersetzt war. 

5) Vorrätig gehaltene Lösungen sind unzuverlässig und gefährlich. Das Supra- 
renin soll erst stets vor Gebrauch zugesetzt werden, und zwar auf je 1 ccm 3 Tropfen 
der Lösung (1: 1000). Silberberg (Breslau). 


27) F. Goldschwend. Über 1000 Lumbalanästhesien mit Tropakokain. 
(Aus dem städtischen allgemeinen Krankenhaus in Linz.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 37.) 

Die Anästhesie wird in der chirurgischen Abteilung jetzt fast ausnahmslos für 
alle Operationen vom Rippenbogen abwärts verwendet. Benutzt wird nur reines 
Tropakokain (1,2 ccm einer 10sigen, vorher durch Kochen sterilisierten, möglichst 
frischen Lösung). Der Pat. wird so gelagert, daß das mittlere Drittel der Brust- 
wirbelsäule den tiefsten Punkt bildet. Von den besprochenen Nebenwirkungen ist 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 207 


- besonders zu erwähnen Kollaps in 110/%. Nur in einem Falle führte er zum Tode, 
bei dem aber fraglich ist, ob er durch das Tropakokain veranlaßt wurde (Kranken- 
geschichte). Als große Seltenheit beschreibt Verf. den Eintritt von schwerem Auf- 
regungszustand in einem Falle. Von den Nachwirkungen waren die häufigsten: 
Kopf- und Rückenschmerzen, Fieber (40%). Gegen die Kopfschmerzen half in der 
Mehrzahl der Fälle Wiederholung der Punktion; allerdings wurde diese Wirkung 
mehrmals auch bei Mißlingen der Nachpunktion gesehen. Steigt beim Fieber auch 
die Pulsfrequenz, so ist dies ein Zeichen eingetretener Komplikation. Erbrechen 
trat in 11% ein. In drei Fällen kam es ferner zu länger andauernder Paraplegie. 
Endlich wurde zweimal Abducenslähmung beobachtet und eine dauernde Peroneus- 
lähmung. Die Zahl der Versager sank mit fortschreitender Technik von 25% auf 
5%. Verf. führt sie auf kleine Fehler der Technik zurück. 


Renner (Breslau). 


28) O0. Füster. Novokain als Lumbalanästhetikum. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 225.) 

Früher hatte T. Gelegenheit, über Lumbalanästhesie mittels Tropakokain in 
der v. Hacker’schen Klinik in Graz Beobachtungen zu machen, über die er be- 
richtet hat (s. d. Bl. 1905 p. 953). Nunmehr konnte er in der Lotheissen’schen 
Abteilung des Franz-Josef-Spitals in Wien Erfabrungen über die Anwendung von 
Novokain Höchst sammeln und diese mit denen über die Tropakokainanästhesie 
vergleichen. Dieser Vergleich ist unbedingt zugunsten des Novokains ausgefallen, 
wie in vorliegender Arbeit des näheren ausgeführt wird. 

Das Berichtsmaterial umfaßt 126 Operationen, in deren Mehrzahl 0,1 des Mit- 
tels mit Adrenalinzusatz zur Verwendung kam. Die beste Verwendungsart ist die 
mittels Auflösung zweier Tabletten in 10 ccm aufgefangenem Liquor cerebrospinalis. 
Die Tabletten werden nebst dem zum Auffangen des Liquor bestimmten Gläschen 
trocken bei 100° C sterilisiert, die Lumbalpunktion wird bei linker Seitenlage des 
Pat. mit heraufgeschlagenen Beinen und gesenktem Kopfe vorgenommen. Völlige 
Anästhesie wurde erzielt in 94,2% der Fälle (bei Tropakokain nur in 79,2%), 
mangelhaft war die Analgesie nur in 1,9% (bei Tropakokain nur in 11,9%), die 
Zahl völliger Versager war beiden Mitteln ungefähr gleich (in 4,8% der Fälle 
keine Anästhesie bei Tropakokain, in 3,8% des Novokain »teilweise ausreichende 
Anästhesie«). An intraoperativen Störungen wurden bei Tropakokain beobachtet: 
Kollapse, Erbrechen, Incontinentia alvi, Abkürzung der analgetischen Periode in 
13,2% der Fälle — dagegen bei Novokain Erbrechen 7mal, Brechreiz 2mal, 2mal 
abgekürzte Analgesiedauer, also im ganzen in nur 10,5% der Fälle. Schwere post- 
operative Nachwirkungen des Novokains fanden sich niemals. Häufig waren aber 
leichte Temperatursteigerungen in den ersten Tagen und Kopfschmerzen, gegen die 
mehrmals Phenacetin gute Dienste tat. Einmal trat eine kurzdauernde Parese der 
unteren Extremitäten auf. Die Fälle von Versagern betreffen ausschließlich Indi- 
viduen in jüngeren Jahren, wobingegen ältere Leute sehr gute Analgesien auf. 
wiesen, auch das Mittel sehr gut vertrugen. Ob die Fälle von Erbrechen dem 
Medikament zur Lest zu legen sind, ist recht zweifelhaft, da es sich hier meist um 
Operationen in der Bauchhöhle handelt, mithin auch die Reizung des Bauchfelles 
als Erbrechen erregend in Frage kommt. — Wennschon die Novokainlumbal- 
anästhesie bislang allerdings noch nicht als eine vollkommene Behandlungsmethode 
gelten kann, ist sie nach F.'s Ansicht doch sicher imstande, mit der Inhalations- 
narkose zu konkurrieren. Bei strikter Beobachtung der Kontraindikationen — 
Alter unter 15 Jahren, eitrige Prozesse und höchstgradige allgemeine Kachexie — 
erklärt F. das Novokain für ein quoad vitam ungefährliches Präparat. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


29) Oelsner. Erfahrungen mit der Lumbalanästhesie in 875 Fällen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 567.) 
Ein Bericht über Sonnenburg’s einschlägige Erfahrungen im Berlin-Moabiter 
Krankenhause seit dem Jahre 1904. Den besten Überblick darüber zeigt folgende 
Tabelle: 


208 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


Mittel Zahl Anästhesie: Neben- Nach- 
der Fälle | Versager |ungentigend| ausreichend | Wirkungen | wirkungen 
a a EEE EEE a EEE SET EEE EEE EEE SED 


Stovain 114 18 — 96 10 12 
Novokain-Suprarenini 354 8 9 337 20 26 
Stovain-Adrenalin | . 198 28 3 167 12 51 
(Riedel) 
Stovain-Adrenalin 200 9 4 1% 6 17 
(Billon) 


Zur Vervollständigung dieser Zahlen ist noch hinzuzufügen, daß die Häufigkeit 
der »Versager«e mit Zunahme der Injektionstechnik geringer wurde und daß auf 
frische Zubereitung der Injektionslösungen Wert gelegt wird. Betreffs Neben- 
wirkungen wird häufiger Abgang von Winden und Stuhlgang noch auf dem Opers- 
tionstisch hervorgehoben, ein Vorgang, der, sonst unangenehm, bei eingeklemmten 
Brüchen, Appendicitiden recht erwünscht sein kann. Von üblen Nachwirkungen 
sind 6 Fälle schweren Kollapses zu registrieren, sowie 4 Fälle von Lähmungen, 
3mal Abducenslähmung, imal Lähmung von Facialis und Hypoglossus. In den 
3 ersten Fällen trat die Lähmung am 10. und 3. Tage, im letzten Falle erst nach 
6 Wochen auf. Klinisch erinnerten diese Lähmungen an postdiphtherische Läh- 
mungen. 3 Pat. starben infolge der Operation an aufsteigender Meningitis spinalis. 
In 2 Fällen mag eine vorhandene eitrig-pyämische Bilutinfektion, schon vor der 
Injektion vorhanden, die Ursache der leptomeningitischen Infektion gewesen sein, 
wobei aber der Einstich in den Wirbelkanal dessen Inhalt zu einem Locus minoris 
resistentiae gemacht haben wird. Im 3. Falle wurden im Meningeaeiter bakterio- 
logisch sicher Meningokokken nachgewiesen, eine ohne Analogon dastehende Be- 
obachtung. Möglich, daß hier Pat. ein heimlicher Meningokokkenträger war, bei 
dem der Rückenstich die Entwicklung der Kokkenansiedlung am Zentralorgan 
vermittelte. Schließlich ist noch zu konstatieren, daß dıe Urinuntersuchung bei 
60 mit Stovain-Adrenalin (Riedel) injizierten Kranken 47mal (in 78,83%) mehr 
oder weniger erhebliche Albuminurie mit Zylinderbildung nachwies. Die Dauer 
dieser Nierenaffektion wechselte zwischen 2 bis 28 Tagen und betrug im Durch- 
schnitt 6 Tage; der Ausgang war stets günstig. Ob diese Nierenschädigung nur 
bei Stovain und nicht auch bei anderen Kokainderivaten vorkommt, ist noch nicht 
festgestellt. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


30) w. N. Tomaschewski. Zur Kenntnis der Lumbalanästhesie. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 
Aus ca. 400 Publikationen hat T. den Stoff zu seiner umfangreichen Arbeit 
zusammengetragen. Er klagt dabei lebhaft über die große Ungleichmäßigkeit und 


stellenweise Unvollständigkeit der Mitteilungen. 
16002 Fälle (bis August 1906) stellt T. zusammen. Zu den Injektionen wurde 


benutzt 


Kokain in 39 % der Fälle, 
Tropakokain »33 x% > > 
Stovain > 19 % > > 
Eukain-8 > 2,6% > > 
Novokain >» 25% > > 
Kokain und Nebennierenpräparate > 1,5% > > 
Eukain-« > 1,5 % > > 
Stovain und Kokain > 13% > > 
Alypin > 0,2 % > > 
Nicht angegeben » 100% > > 


Über die leichten Komplikationen, die schnell vorübergehen, verbreitet T. sich 
nicht, erwähnt aber, daß in neuerer Zeit eine starke Abnahme dieser Neben- 
erscheinungen zu konstatieren ist, wohl wegen Verbesserungen der Technik. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 209 


Von Fällen, die schwere, aber vorübergehende Komplikationen boten, fand 
T. 16: imal 3 'Tage anhaltende Temperatursteigerung und Bewußtseinsstörung, 
imal eine schwere Asphyxie, 2mal Meningitiden, 7mal Abducenslähmungen, mal 
Paresen und Lähmungen der oberen und unteren Extremitäten. 

Endlich gibt T. noch zwei Fälle, in denen dauernde Störungen auf die Injek- 
tion zurückgeführt wurden: 1) Der in diesem Blatt 1%5 Nr. 36 p. 953 referierte 
Fall Walther’s. (In dem Referat steht: »Entartungsreaktion bestand nicht«. 
T. schreibt: »Auf den elektrischen Strom reagieren Muskeln wie Nerven, aber die 
Muskeln geben Entartungsreaktion«.) 2) Ein Fall von Bier. Pat., der anfangs 
Kopfschmerzen hatte, klagte nach mehreren Monaten über Incontinentia alvi und 
Blutungen aus dem After. T. erkennt beide Fälle nicht an, er glaubt die Erschei- 
nungen auf andere Ursachen als die Injektion zurückführen zu können. 

Von 31 der Injektion zur Last gelegten Todesfällen scheiden elf von vorn- 
herein aus wegen ungenügender Mitteilung. Unter den übrigen 20 fallen zwei 
unzweifelhaft der Lumbalanästhesie zur Last: 1) Der Fall Freund's: Stovaini- 
sierung, Beckenhochlagerung, Atmungsstillstand. 2) Der Fall aus der Bier’schen 
Klinik: Irrtümliche Injektion 0,13 Tropakokain, (Erstickungs-) Tod nach wenigen 
Minuten. 

Eingangs seiner Arbeit berichtet T. über die Erfahrungen, die in der Klinik 
seines Chefs Prof. N. A. Weljaminow (Petersburg) mit der Lumbalanästhesie, 
gemacht wurden. Es handelt sich um 50 Kranke (42 3, 89) im Alter von 13 bis 
65 Jahren. In allen Fällen mit einwandsfreier Technik, d. i. 45, wurde eine tadel- 
lose Anästhesie erzielt. In 5 Fällen wurden unerhebliche Begleiterscheinungen be- 
obachtet; in einem 6. (0,04 Stovain) wurde 2 Stunden nach der Operation die At- 
mung unregelmäßig, das Gesicht blaß, der Puls langsam, nach einer Stunde war 
aber wieder alles in Ordnung. 

T. injiziert nach den üblichen Vorschriften. Meist nimmt er 0,08 Tropakokain 
in 3 ccm Flüssigkeit, die in eine 5 com-Rekordspritze aufgesogen werden. Er zieht 
2 ccm Liquor in die Spritze und injiziert dann. Es ist seines Erachtens wichtig, 
möglichst wenig Liquor ablaufen zu lassen und nach der Injektion stets den Kopf 
des Kranken anzuheben, auch bei Trendelenburg’scher Lage. 

Am Schluß warnt T. davor, schon jetzt Vergleiche mit Chloroform- usw. 
Statistiken zu ziehen, wenn auch schon soweit Klarheit herrsche, daß die Lumbal- 
anästhesie für geeignete Fälle durchaus empfohlen werden müsse, 

V. E. Mertens (Kiel). 


31) Groves. Some remarks on spinal anaesthesia as based upon the 
personal observations of 30 cases. 
(Bristol med.-chir. journ. 1907. Dezember.) 


In 4 unter 30 mit Spinalanästhesie operierten Fällen floß kein Liquor cerebro- 
spinalis ab, und es kam keine Analgesie zustande. Es handelt sich stets um an- 
anämische oder ältere, schwache Pat., bei denen der Druck im Subduralraume 
gewöhnlich gering ist; es kommt dann leicht zu Obliteration dieses Raumes, die 
Nadel drängt die kollabierten Wandungen zunächst vor sich her und durchbohrt 
sie schließlich, gelangt also nicht in den Subduralraum. G. betont die Vorteile 
der Spinalanästhesie für Bauchoperationen bei sehr schlechtem Allgemeinzustand, 
indem der Chok fast völlig beseitigt wird. Mohr (Bielefeld). 


32) B. Chajes. Zur Kenntnis »traumatischer Epithelcysten«. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 49.) 


Nach einer vor 2—3 Jahren erlittenen Verletzung entwickelte sich bei dem 
32jährigen Kranken auf dem reehten Scheitelbein eine kirschgroße, harte Ge- 
schwulst mit glatter Oberfläche, verschieblich, mit der Haut nicht verwachsen. Die 
mikroskopische Untersuchung der soliden, rein epidermoiden Geschwulst ergab, daß 
die Zellen im wesentlichen die normalen Verhornungsvorgänge durchmachten, ohne 
daß irgendwie fettige, schleimige oder seröse Entartungsvorgänge vorlagen. In den 


210 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


bisher beschriebenen 75 Fällen ist dieser Befund nie erhoben. Die Entstehung aus 
spiraligem Zellwachstum deutete die Stellung der Zellkerne, die aus ihrer senk- 
rechten Lage stellenweise allmählich in die Horizontale übergingen, an. 
C. empfieblt dringend, in jedem Falle die Exstirpation solcher Gebilde vor- 
zunehmen, da eine bösartige Umwandlung beobachtet worden ist. 
Langemak (Erfurt‘. 


33) Syme. Some cases of head injury. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1907. Oktober 20.) 

Drei bemerkenswerte Fälle von Schädelverletzung. 

Das Interesse des ersten Falles, einer Depressionsfrektur, liegt darin, daß es 
sich nach dem Öperationsbefund um eine genau auf das sog. Broca’sche Sprach- 
zentrum lokalisierte Hirnverletzung handelte. Es bestand rein motorische Apbasie; 
der Fall spricht demnach für die ursprüngliehen Ansichten Broca’s, Charcot's 
u. a., gegen die neuern Anschauungen von Pierre Marie, der das motorische 
Sprachzentrum in der Wernicke'schen Region lokalisiert. 

Bei dem zweiten Pat. mit traumatischer Blutung aus dem hinteren Aste der 
Meningesa media wurde wegen starker Hirndruckerscheinungen erst 36 Stunden 
nach dem Trauma eingegriffen; nach Ausräumung eines großen Blutergusses trat 
auffallend rascher Rückgang aller Erscheinungen ein, obwohl die Hirnoberfläche 
sich nicht sofort wieder ausdehnte, und das entfernte Knochenstück sofort wieder 
eingesetzt wurde. 

Im dritten Falle handelte es sich um eine reine Commotio cerebri, ohne 
Knochenverletzung und ohne intrakranielle Blutung (wie die Autopsie zeigte), die 
nach 3 Tagen völliger Bewußtlosigkeit zum Tode führte. Das Gehirn zeigte keine 
makroskopisch sichtbaren Veränderungen, jedoch fanden sich in verscbiedenen 
inneren Organen Zeichen kongenitaler Lues. Mohr (Bielefeld). 


34) C. Remy. Balle de revolver tolérée pendant six ans. Mort rapid 


en deux jours. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1907. Oktober.) 

Bei zunächst reaktionslos im Gehirn eingeheilten Geschossen pflegen häufig 
nach einer kürzeren oder längeren Zeit vollständigen Wohlbefindens Sekundär- 
erscheinungen einzutreten, und zwar nach R. in dreierlei Form: 1) in dauernden 
Schmerzen wechselnder Intensität, 2) in Ubergang in Paralyse, 3) und das am 
häufigsten, tritt unter ganz akuten, schwersten Gehirnerscheinungen rasch der Tod 
ein. Zu dieser letzten Gruppe gehört R.'s Fal. Bei einem 34jährigen Manne 
war ein 6 mm-Geschoß in die rechte Schläfe eingedrungen, hatte den Bulbus zer- 
stört und war in zwei Teile zersprungen, welche im Röntgenbild in 3 bzw. 5em 
Tiefe zu sehen waren. Nach 5 Jahren völligen Wohlbefindens und ungestörter 
Arbeitsfähigkeit ein epileptischer Anfall, genau 1 Jahr später ein zweiter. An 
diesen, der nicht nach dem Jackson’schen Typus verlief, schloß sich unter hoher 
Temperatursteigerung ein komatöser Zustand an, in welchem der Kranke 19 Stun- 
den nach Beginn der ersten Erscheinungen trepaniert wurde. Das Gehirn war 
verwachsen, die Meningen gerötet. Das eine Geschoßstück, 1 cm tief in der Rinde 
steckend, wurde leicht extrahiert, wobei eine 8cm tiefe, umfangreiche, mit Flüs- 
sigkeit gefüllte Höhle eröffnet wurde. Auf das zweite Geschoßstück wurde ver- 
zichtet, die Höhle drainiert. Tod nach 5 Stunden, nach Wiederkehr des Bewußt- 
seins. R. glaubt, daß die schweren Erscheinungen auf einen Durchbruch der 
Cyste in die Ventrikel zurückzuführen seien. 

Wegen der oben erwähnten, dem Verletzten von seinem Geschoß drohenden 
Gefahren, für die R. statistische Belege bringt, will er in jedem Fall auch bei 
Fehlen jeglicher Symptome die Entfernung des Fremdkörpers anraten, wenn der- 
selbe nicht tiefer wie 5 cm sitzt. Sitzt er tiefer, so operiert R. nur, wenn bedrob- 
liche Symptome auftreten. Die Lage des Fremdkörpers bestimmt er mittels eines 
eigenen Apparates, mit Hilfe dessen er in einem Falle die Lokalisation und die 
Entfernung eines Geschosses in 17 Minuten bewerkstelligen konnte. 

Vorderbrügge (Danzig). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 211 


35) Kotzenberg. Zur Frage der operativen Behandlung der idio- 
pathischen Epilepsie. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 326.) 

Verf. unterscheidet zwischen Epilepsie und Hemiepilepsie, die beide als Krank- 
heitsbillder vollwertig nebeneinander stehen. Beide können zu dem sog. Status 
epilepticus führen und traumatisch bedingt sein, doch ist es vorzugsweise die 
Hemiepilepsie, welche traumatischen Ursprung hat. 

Unter Adoption der Kocher’schen Anschauung, daß auch bei genuiner Epi- 
lepsie die Trepanation mit Duraexzision durch Veränderung der Druckverhältnisse 
das Leiden günstig zu beeinflussen geeignet sein kann, wurden in der Kümmell- 
schen Abteilung 16 Fälle von idiopathischer Epilepsie trepaniert. 

Von diesen konnten 13 nachuntersucht werden. Bei 11jähriger Beobachtung 
dauer waren zwei Pat. mit genuiner Epilepsie durch die Operation dauernd geheilt. 
Bei 3—4jähriger Beobachtungsdauer ergab sich bei drei bis vier Fällen eine wesent- 
liche Besserung der Erkrankung. Sechs andere, jüngere Fälle waren durch die 
Operation nicht beeinflußt worden; von diesen starben drei verschieden lange Zeit 
nach dem Eingriff im epileptischen Anfall. Ein Todesfall erfolgte kurz nach der 
Operation, doch war es fraglich, ob es sich wirklich um eine genuine Epilepsie 
und nicht vielmehr um eine luetische Encephalitis gehandelt hat, obgleich der 
Fall von neurologischer Seite als sichere Epilepsie angesprochen wurde. 

Bei Hemiepilepsie wurde die Trepanation über dem zuerst krampfenden Zen- 
trum, sonst über der linken Frontotemporalgegend ausgeführt unter Bildung eines 
Weichteil-Knochenlappens. Regelmäßig wurde die Dura ausgedehnt exzidiert und 
auf längere Drainage resp. Tamponade Wert gelegt. 

Bei der trostlosen Prognose der genuinen Epilepsie ermutigen die zwei bis 
drei Dauerheilungen und drei entschiedenen Besserungen zu weiteren Versuchen 
mit der von Kocher inaugurierten operativen Behandlung. 

Beich (Tübingen). 
36) H. Denks. Tumor des Occipitallappens des Gehirns, durch Ope- 


ration geheilt. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 300.) 

Der 27jährige Pat. mit obiger Affektion litt seit etwa Jahresfrist an exazer- 
bierenden Kopfschmerzen und Erbrechen. Als wegen Gesichtsstörungen eine Augen- 
untersuchung vorgenommen wurde, ergab diese einen Befund, der zur genannten 
Diagnose und operativen Behandlung führte. Die Diagnose und Lokalisation grün- 
dete sich auf das Vorhandensein einer doppelseitigen Stauungspapille, einer totalen 
rechtsseitigen Hemianopsie und einer beträchlichen Einschränkung des linken Ge- 
sichtsfeldes. Rindenreizsymptome fehlten. Ein Trauma oder Lues waren auszu- 
schließen. 

Bei der Eröffnung des Schädels mit Bildung eines Weichteil-Knochenlappens 
über dem Occipitallappen des Gehirns fand sich unter einer bläulich verfärbten, 
nicht pulsierenden Stelle der Dura eine Geschwulst mit einer zweimarkstückgroßen 
Oberfläche, die mit der Dura verwachsen war. Die aus einer dunkel-rötlichen, 
derben Masse, einem von der Dura ausgehenden Spindelzellensarkom bestehende 
Geschwulst war scharf umgrenzt, reichte weit in die Tiefe, den ganzen Hinter- 
lappen durchsetzend, konnte aber leicht mit dem Finger ausgeschält werden. 

Die Blutung stand auf Tamponade. Es erfolgte anstandslose Wundheilung 
unter knöcherner Einheilung des Lappens. 

Nach 5 Wochen war die Stauungspapille verschwunden und dafür eine Atrophie 
vorhanden. Nach 11/, Jahren der Augenbefund sogar etwas besser als vor der 
Operation; Pat. psychisch und körperlich durchaus munter und imstande, seine 
Geschäfte als Landwirt zu verrichten. Reich (Tübingen). 

37) A. Exner. Uber basale Cephalokelen. ` 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 23.) 

Mehr pathologisch-anatomisch, aber auch chirurgisch interessierende Abhand- 

lung, betreffend ein in der Wiener Klinik von Hochenegg beobachtetes neu- 


212 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


geborenes männliches Kind. Dasselbe zeigte außer einer medianen Oberlippen- 
spalte bei vorhandenem Philtrum und einer medianen Spalte des hinteren Gaumens 
eine dünnwandige, taubeneigroße, hinter dem Alveolarfortsatz des Oberkiefers 
sitzende Cyste, deren Stiel aus einer Lücke der Schädelbasis heraustrat. Diese 
Cyste wurde brandig, und gegen Ende seines 1. Lebensmonates starb das Kind 
unter meningitischen Erscheinungen. Die Sektion zeigte auf der Schädelbasis eine 
auf Kosten des Sieb- und Keilbeines entstandene, ovale, 19 mm lange, 7 mm breite 
Lücke, die als Bruchpforte für eine Hydromeningoencephalokele gedient hatte. 
Und zwar hatte das stark erweiterte Vorderhorn des rechten Seitenventrikels diese 
Bruchpforte passiert. Von Wichtigkeit ist, daß im hinteren Teile der Schädel- 
spalte sich ein braunrotes Gewebe fand, das sich histologisch als drüsiges Hypo- 
physengewebe erwies; denn dieser Befund gibt den Schlüssel zur genetischen Er- 
klärung für die Schädelspaltbildung. Die Hypophyse entwickelt sich aus einer 
Ausbuchtung des Schlundepithels und wächst von hier aus gegen das Hirnbläs- 
chen vor. Eine Persistenz dieses Schlund und Schädelhöhle verbindenden »Hypo- 
physenganges« ist die Grundlage zur Bildung der Hirnbruchpforte. Die mediane 
Oberlippenspalte seines Falles erklärt E. als Hemmungsbildung infolge von Nicht- 
zusammenwachsen der »Processus globulares« (His) der sich entwickelnden Ober- 
lippen. Die vorhandene Gaumenspalte erklärt sich durch die aus der Schädel- 
basisspalte begreifliche Verbreiterung der Schädelbasis. Auch gibt letztere einen 
Erklärungsgrund für einen eigentümlichen fistulösen Kanal, der, in der Median- 
linie 'gelegen, am Alveolarfortsatz mit einem kleinen Loche beginnend, submukös 
sagittal weiter geht und in der Gaumenspalte endigt. Wahrscheinlich handelt es 
sich um den unverödeten embryonalen Canalis incisivus,. 

Die Beschreibung der anatomischen Details ist unter Beifügung von Abbil- 
dungen sorgfältig und gut verständlich ausgearbeitet. In der zur Erläuterung der 
Persistenz des Hypophysenganges angezogenen Literatur finden sich mehrere Be- 
obachtungen dieser Anomalie, verschiedene Grade von deren Ausbildung kenn- 
zeichnend. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


38) Chavanne et Troullieur. De le section intra-cranienne du nerf au- 
ditif. 
(Annal. des maladies de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 9.) 

Die Verff.. berichten über 3 Fälle, bei denen zur Beseitigung quälender Ohr- 
geräusche die intrakranielle Durchschneidung des N. acusticus vorgenommen wurde. 
Die Erfolge sind wenig ermutigend: 2 Pat. starben an den Folgen der Operation, 
der dritte blieb am Leben, bekam aber zu seinen Ohrgeräuschen, die 1 Jahr nach 
der Operation noch vorhanden waren, eine Facialislähmung und Schwindel. 

Hinsberg (Breslau). 


39) Lennoyez. Affections pyocyaniques de l’oreille. 
(Annales des maladies de l'oreille etc. T. XXXI. Nr. 10. 

L. weist darauf hin, daß der Pyocyaneus, der sich nicht selten im Gehörgang 
bei Otitis externa und bei chronischen, seltener bei akuten Mittelohreiterungen 
findet, durchaus nicht immer als harmlose Saprophyte aufzufassen ist, daß er viel- 
mehr häufig schwere Erkrankungen mit hohem Fieber und auffallend heftigen 
Schmerzen verursacht. Er stellt die Literatur übersichtlich zusammen und berichtet 
über persönliche Erfahrungen. Experimentell konnte er feststellen, daß eine 
Pyocyaneusinfektion der Ohrmuschel des Kaninchens regelmäßig eine schwere 
Perichondritis verursacht. Auch die beim Menschen beobachtete Perichondritis 
scheint meist auf den Pyocyaneus zurückzuführen zu sein. 

Hinsberg (Breslau). 


40) Rothschild. Ein Eall von retrobulbärer teratoider eoch 
Krönlein’sche Operation. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 49.) 
Es handelt sich im obenstehenden Falle um eine kirschgroße retrobulbäre 
Geschwulst, die zwischen Periorbita und Muskeltrichter auf der temporalen Seite 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 213 


des Auges lag. Sie wurde durch die Krönlein’sche Operation unter Erhaltung 
des Bulbus und seiner Mobilität entfernt. Borchard (Posen). 


41) J. N. Roy. Primary melanosis of the palate; nasobuccal fistula 


of recent sarcomatous origin. 
(New York med. record 1907. November 2.) 

R. hat einen Fall von melanotischem Sarkom des harten Gaumens beobachtet; 
bei dem Kranken soll sich schon 20 Jahre vorher Pigmentation, >als primäre Me- 
lanosis« bezeichnet, allein an dem jetzigen Sitz der Neubildung gezeigt haben. 

Loewenhardt (Breslau). 


42) W. Sterling. Ein Fall von Syphilis der Kiefergelenke. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLIV. Hft. 11.) 

Bei einem vor 5 Jahren syphilitisch infizierten Pat. entwickelten sich allmäh- 
lich Beschwerden beim Kauen und Aufmachen des Mundes, und zwar in beiden 
Kiefergelenken. Eine Auftreibung des Jochbeines, der unteren Temporalgegend, 
des Kiefergelenkes fand sich besonders links. Auf spezifische kombinierte Behand- 


lung trat wesentliche Besserung, wenn auch keine völlige Heilung ein. 
Jadassohn (Bern). 


43) P. Steiner. Beiträge zur Behandlung des Lippenkrebses. 
(Orvosi Hetilap 1908. Nr. 1.) 

Verf. bespricht auf Grund des Materials der Dollinger’schen Klinik die 
chirurgische Behandlung des Lippenkrebses.. Es wurden im letzten Dezennium 
200 Fälle operiert, und zwar 158 primäre und 42 Rezidivkrebse, die Verf. betreffs 
der Dauerheilung einer Nachuntersuchung unterzog. Es kommt Verf. zu folgen- 
dem Schluß: Der Lippenkrebs kommt beim Manne 10mal häufiger vor als bei 
Frauen. Der Krebs der unteren Lippe ist 12mal, der oberen Lippe 3mal häufiger 
beim Manne. Der Krebs der unteren Lippe ist 12mal häufiger als der Krebs der 
oberen Lippe. An der unteren Lippe gibt es keine Prädilektionsstelle für den 
Krebs, an der oberen sitzt der Krebs am häufigsten in der Mittellinie. Der 
Lippenkrebs kommt meist bei Feldarbeitern vor, und zwar zwischen dem 55. und 
60. Jahre. Vorhergegangene Entzündungen, Psoriasis, Leukoplakie, Narben ent- 
arten häufig karzinomatös. Eine 3jährige Rezidivfreiheit wurde in den primären 
Fällen in 70,7%, eine 5jährige in 69,6% erzielt. Eine 3jährige Rezidivfreiheit wurde 
in den Rezidivfällen nur in 16% erzielt. In 2/3 der rezidivierten Fälle trat der 
Tod im ersten Jahr ein. (Selbstbericht.) 


44) A. D. Pawlowski. Zur Frage von der Glossitis acuta staphylo- 
| coccica. ' 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 44.) 

Unter diesem Namen beschreibt P., als Krankheit sui generis eine Zungen- 
affektion, die im südwestlichen Rußland — Gouv. Kiew — ziemlich oft vorkommt. 
Das Volk auf dem Lande lebt recht unreinlich, wäscht den Körper selten, und P. 
fand sehr oft auf der Haut den Staphylokokkus albus, der auch das genannte 
Zungenleiden verursacht. Es äußert sich in Rötung und Schwellung der Zunge 
und im Auftreten von Bläschen und Papeln an der Oberfläche, die kleine eiternde 
Erosionen zurücklassen und nach einigen Tagen ausheilen. Die Krankheit tritt 
meist bei Kindern nach erschöpfenden Allgemeinleiden auf. Aus dem Eiter züchtete 
P. Reinkulturen des Staphylokokkus albus und erzielte durch Impfung derselben 
auf die lädierte Zunge von Meerschweinchen ähnliche Zustände. 

Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


45) H. Ito und Y. Soyesima. Zur Behandlung der Facialislähmung 
durch Nervenpfropfung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 203.) 


Verff. verfügen über sechs Fälle von Nervenpfropfung wegen Facialislähmung, 
welche in der japanischen Universitätsklinik Kyoto operiert sind. Zur Vernähung 


214 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


mit dem Facialis wurde zweimal der Accessorius und viermal der Hypoglossus 
verwendet. Die Technik war stets so, daß ein läppchenförmiges Längsstück des 
verwerteten Nerven mit zentraler Basis gebildet und in einen Längsschlitz des Fa- 
cialis eingenäht wurde, nachdem dieser zwischen Foramen stylomastoideum und 
Parotis frei gemacht worden. Die Lähmung war stets rheumatischer Natur und 
hatte mindestens 1 Jahr bis in maximo 35 Jahre bestanden. Die Nachbehandlung 
bestand, abgesehen von Elektrizität und Massage, in methodischen Übungen vor 
dem Spiegel. Bei zwei jugendlichen, 14- resp. 20jährigen, Kranken trat in einigen 
Gesichtsmuskeln schon sehr frühzeitige Reaktion auf, sonst erfolgte die teilweise 
Wiederherstellung der gelähmten Muskeln erst nach einigen Monaten (zwei Fälle), 
resp. nach einem Jahre (ein Fall. Der Erfolg macht sich wesentlich bei mimischer 
Ruhe durch wesentliche Besserung der Gesichtsasymmetrie bemerkbar; ein’ aktives 
mimisches Muskelspiel ist nicht erreicht, so daß Verff. die Operation nur als eine 
»ästhetischec bezeichnen möchten. Die beiden mit Vernähung des Accessorius 
behandelten Kranken hatten über unwillkürliche Mitbewegungen im Gesicht bei 
Heben des Armes zu klagen, während bei den mit Verwendung des Hypoglossus 
Behandelten die anfänglichen Ausfallserscheinungen betreffs Sprechens und Schluk- 
kens in einigen Wochen fast vollständig schwanden. 

Das bisher über Erfahrungen mit diesen Operationen veröffentlichte Material 
(57 Fälle, und zwar 35 Accessorius-, 22 Hypoglossusanastomosen) ist in der Ab- 
handlung kurz besprochen. Am Schluß steht ein 105 Nummern zählendes Literatur- 
verzeichnis. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


46) R. Wilmenns. Uber die mediane Halsfistel. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 549.) 

Wenige Monate vor der Operation war bei einem 6jährigen Mädchen spontan 
eine bisher latente mediane Halsfistel nach außen durchgebrochen, die trotz mehr- 
facher Eingriffe nicht zu definitivem Verschluß kam. Es wurde daher unter Re- 
sektion des Zungenbeines die Fistel von ihrer äußeren Mündung bis zum Foramen 
coecum exstirpiert. Sie bestand in ihrem peripheren Abschnitt aus einem epithel- 
losen, in entzündliches Gewebe eingebetteten Gange, in ihrem zentralen Teil aus 
drei mit hohen, zum Teil mehrschichtigen Epithelzellen ausgekleideten Gängen, 
die. sich zu einem Gange vereinigten. In der Nachbarschaft fand sich typisches 
Schilddrüsengewebe und in der Zungenbasis ein Herd wohl ausgebildeten Knorpela. 

Die Fistel war also wohl zweifellos aus dem Ductus thyreoglossus hervor- 
gegangen. 

Da in zwei anderen Fällen von medianer Halsfistel nach unvollständiger Ope- 
ration und spontanem Verschluß je 10 Jahre später ein Rezidiv auftrat, so emp- 
fiehlt Verf. die radikale Ausrottung unter Resektion des Zungenbeines. 

Reich (Tübingen!. 


47) F. Lehnerdt. Zur Kenntnis der Narbenstrikturen und Narben- 
verschlüsse nach Intubation nach Beobachtungen im Leipziger Kinder- 
krankenhause. 

Berlin 1907. 

Verf. verwertet in seiner Arbeit das Diphtheriematerial des Leipziger Kinder- 
krankenhauses der Jahre 1892—1905 zur Beurteilung der Schädigungen durch die 
Intubation, insonderheit der Entstehung der Narbenstenosen und ihrer Beziehungen 
zur sekundären Tracheotomie. Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen den 
Jahren 1892 bis 1901 und 1902 bis 1906. Denn während in dem ersten Zeitraume 
bei 988 Intubierten mit 151 Sekundärtracheotomien nur 2 Stenosen beobachtet 
sind = 0,2%, sind in der zweiten Gruppe unter 551 mit 196 Sekundärtracheo- 
tomien 14 Narbenstenosen = 2,5%. Diesen auffallenden Unterschied glaubt Verf. 
dadurch erklären zu müssen, daß 1903 und 1905 besonders schwere Diphtherie- 
epidemien vorlagen. Beweis hierfür die Tatsache, daß die Mortalitätsziffer, die 
nach der Einführung der Serumbehandlung von 45% auf durchschnittlich 15% 
gefallen war, in diesen Jahren wieder auf 21,7% und 21,3% stieg. Die sekundäre 


Zentralblatt für Chiru e. Nr. 7. 215 


Tracheotomie wurde wegen Dekubitalgeschwüren ausgeführt, wenn die klinischen 
Symptome für ein solches sprachen und sich bei fortgesetzter Intubation an In- 
tensität steigerten. Bereits am 2.—3. Tage wurden alsdann kurzdauernde Probe- 
intubationen vorgenommen, während zu Dauerintubationen erst vorgegangen wurde 
nach Eintritt der Vernarbung. Unter 14 Stenosen sind 2 impermeabel, 8 per- 
meabel I. Grades, d. h. solche, bei denen die kleinste Tubusnummer durchging, 
4 IL Grades, die nur durch feine Sonden und Bougies passierbar waren. Von ihnen 
sind 5 geheilt, 3 gebessert, 5 gestorben — 2 Masern, 2 Pneumonien, 1 Arrosions- 
blutung nach Tracheotomie. Nach diesen Resultaten glaubt Verf., daß die sekun- 
däre Tracheotomie bei Dekubitalgeschwüren im allgemeinen nicht zu verwerfen ist, 
vielmehr erst gefährlich wird bei tiefgreifenden Geschwüren und schwerer Zer- 
störung des Kehlkopfes. Coste (Breslau). 


48) N. Wolkowitsch (Kiew. Zur Frage über den Kehlkopfkrebs 


und speziell dessen operative Behandlung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 42.) 

Bei den 24 von W. operativ behandelten Pat. mit Kehlkopfkrebs — 19 Männer 
und 5 Frauen, meist im 46.- 65. Lebensjahre — kamen folgende Operationen zur 
Ausführung: a. Thyreotomie mit Entfernung der Neubildung im Gebiete des 
Stimmbandes und seiner nächsten Umgebung: 2 Fälle. b. Partielle Kehlkopf- 
exstirpation: 7 Fälle. c. Totale Kehlkopfexstirpation: 15 Fälle, zu denen noch 
ein 16. hinzukommt, in dem diese Operation nachträglich stattfand, nachdem einer 
Partialoperation ein Rezidiv nachgefolgt war. An unmittelbaren Operationsfolgen 
starben nur 3 Kranke, alle an Totalexstirpation, an Sepsis dabei genau genommen 
nur 1. An Tuberkulose und anderen Erkrankungen, sowie an zufälligen Ursachen 
starben 7. Bei 5 Pat. wurde ein Rezidiv beobachtet, und zwar bei einem erst 
nach mehr als 2 Jahren nach der Operation. Das Schicksal eines Pat. ist un- 
bekannt, die übrigen 7 Pat. sind 17/3 bis mehr als 8 Jahre rezidivfrei. 

Bei der wichtigsten Operation, der totalen Kehlkopfexstirpation, werden fol- 
gende drei Aufgaben erörtert: radikale Entfernung alles Erkrankten, Verhütung 
von Wundinfektion, zweckmäßige postoperative Ernährung. Zu einer radikalen 
Operation ist die Mitentfernung infizierter oder verdächtiger Drüsen erforderlich 
(von W. in 13 Fällen vorgenommen). Sie wird zwecks Verhütung von Infektion 
vor Inangrififnahme des Kehlkopfes erledigt und bedingt bei Verwachsung der 
Drüsen mit der Jugularvene nicht selten deren Resektion, bier und da auf beiden 
Seiten. Ist der allenfalls erhaltbare Kehlkopfteil kleiner als die Hälfte des Or- 
ganes, so entferne man lieber den ganzen Kehlkopf; denn die Erhaltung kleiner 
Kehlkopfreste hat keinen sonderlichen Vorteil. Zur Verhütung von Wundinfektion 
dient erstens die Einnähung des Luftröhrenstumpfes in das untere Wundende, 
wobei zu bemerken, daß W.'s Schnittführung vom Zungenbein bis zur Incisura 
sterni reicht. Durch dieses Verfabren wird allerdings der Gebrauch eines künst- 
lichen Kehlkopfes ausgeschlossen; doch fand W. dieses Instrument nicht nur un- 
praktisch, sondern auch überflüssig; denn alle Pat. können mindestens eine genü- 
gende Flüstersprache erlernen, ausnahmsweise (ein Pat. W.’s) sogar ein laut ver- 
nehmliches Sprechen. Zweitens kommt es auf eine zulängliche Vernähung der 
Schlundwunde mit der Zungenbasis an, für die eine erhaltbare Epiglottis von 
großem Vorteil ist. Meist ist diese Schlundvernähung oder Plastik nur in der 
Längsrichtung möglich, fünfmal gelang sie W. in querer Richtung. Zur Schonung 
dieser Nähte bei der Nachbehandlung ist der Kopf durch Bindenwicklung in vorn- 
über gebeugter Richtung zu fixieren. Die Wundhöhle zwischen Luftröhrenstumpf 
und Schlundteil der Wunde wird mit Jodoformgaze drainiert und darüber genäht. 
Für die postoperative Ernährung führt W. schon auf dem Öperationstisch eine 
weiche Magensonde ein und läßt dieselbe behufs ausschließlicher Nahrungszufuhr 
durch sie bis über 2 Wochen lang liegen, bis Schluckversuche zeigen, daß nur 
noch minimale Flüssigkeitsmengen aus dem Schlund in die Wunde geraten. Das 
Verfahren hat sich durchaus bewährt und wird zur Nachahmung empfohlen. 

Zum Schluß stehen in Tabellenform die 24 Krankengeschichten. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


216 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 7. 


49) E. Stumme. Ein Fall von Basedow mit Tuberkulose einer Glan- 


dula parathyreoidea. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 265.) 

Die Mitteilung aus der Hochenegg’schen Klinik in Wien hat besonderes 
Interesse für die Frage der physiologischen Bedeutung der »Epithelkörperchen« 
(Glandulae parathyreoideae). Eine 22jähriger Pat., die an Lungentuberkulose und 
Basedow litt, wurde mit bestem Erfolg einer Kropfoperation unterzogen. An dem 
fast mannsfaustgroßen Operationspräparat ist das obere Epithelkörperchen zu sehen, 
während das untere fehlt. Das Epithelkörperchen ist tuberkulös degeneriert, wie 
histologisch des näheren beschrieben, auch durch zwei mikroskopische Abbildungen 
erläutert wird. 

Klinisch wird besonders die nach der Operation hergestellte bedeutende 
Herabsetzung des sogenannten »Facialissymptomes« hervorgehoben. Vor der Ope- 
ration trat bei der Pat. beinr Beklopfen der Wange etwas unterhalb des vorderen 
Teiles des Jochbogens deutliches Zucken des betreffenden Mundwinkels ein, nach 
der Heilung war dies, einer Übererregbarkeit des Facialis zuzuschreibende Sym- 
ptom so weit zurückgegangen, daß immer erst nach ein paar Schlägen eine kaum 
merkliche, aufs Lippenrot beschränkte Zuckung eintrat. Außerdem schwanden die 
Lungenbeschwerden fast ganz, die Basedowsymptome ebenfalls sehr erheblich. 

In der Besprechung finden sich sehr interessante Notizen über die physiologi- 
schen Funktionen der Epithelkörperchen in gesundem und krankem Zustande, be- 
sonders bei Tuberkulose, die bei ihnen bislang nur erst sehr vereinzelt nachgewiesen 
ist (6 Fälle von Pepere). Die Übererregbarkeit des Facialis ist auf eine physio- 
logische Epithelkörpercheninsuffizienz zurückzuführen. Das kranke Epithel- 
körperchen war in >»seiner physiologischen Pflicht beeinträchtigt, um so mehr als 
der vorhandene Basedow gesteigerte Ansprüche an sie stellte«, so daß das der 
Bindung entgangene Toxin (Hyperthyreoidismus!) zur Übererregbarkeit des Facialis 
führte. Die Verkleinerung des Kropfes brachte Reduktion der Anforderungen, 
und die Epitbelkörperchen wurden ihrer "Aufgabe wieder gerecht. 

Das interessante zum Schluß der Arbeit gegebene Literaturverzeichnis weist 
36 neuere Schriften über Epithelkörperchen nach. 

I Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


50) W. M. Rokizki. Zur Ösophagoplastik. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

R. empfiehlt, plastischen Operationen an der Speiseröhre stets die Gastrostomie 
vorauf zu schicken. Im folgenden Falle glaubt er dem Vorhandensein der Magen- 
fistel einen wesentlichen Anteil am Erfolge zuschreiben zu müssen. 

Die 46jährige Pat., der vor mehreren Jahren eine Speiseröhrenstriktur dila- 
tiert worden war, kam mit total impermeabler Striktur. 16 cm hinter der Zahn- 
reihe begann der Verschluß. Aus vitaler Indikation wurde gastrostomiert. 

Operation: Von unten und von oben wurden Sonden in die Speiseröhre ein- 
geführt und diese von links her an zwei Stellen inzidiert, darauf die 6—7 cm lange 
Narbenpartie halb gespalten und aufgeklappt, worauf sie 11/,—2 cm breit war. Von 
einer Lichtung waren kaum Spuren zu sehen. Zur Herstellung des Rohres wurde 
ein länglicher Hautlappen mit unterer Basis benutzt, der mit der Epidermis nach 
innen in 2 Zeiten an seine Stelle gebracht wurde. 4 Monate später — inzwischen 
war fleißig bougiert worden — wurde ösopbagoskopiert: von 16-23 cm war der 
Ösophagus leicht sackförmig erweitert, und zwar nach links vorn. Die Farbe war 
blasser als die des übrigen Osophagus. Die Narbe und die eingeklappte Haut 
waren schwer zu unterscheiden, aber durch Falten voneinander getrennt. 

V. E. Mortens (Kiel). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E, Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 8. Sonnabend, den 22. Februar 1908. 








Inhalt. 


I. L. Meyer, Überleitung des Vena cava-Blutes in die Vena portae mittels terminolateraler 
Gefäßanastomose. — II. P. Herzen, Eine Modifikation der Roux’schen Osophago-jejuno-gastro- 
stomie. — IIL Wullstein, Zur plastischen Bildung eines neuen Ösophagus. — IV. P. Sick, Nach- 
trag zu meiner Mitteilung über Fascien- und Hautnaht in Nr. 2 d. Bl. Verwendung von Staffel- 
schnitten. (Originalmitteilungen.) 

1) v. Koränyi und Richter, Physikalische Chemie und Medizin. — 2) de Quervain, Chirur- 
gische Diagnostik. — 3) Schaefer, Einfluß therapeutischer Maßnahmen auf die Entzündung. — 
4) Mannel, 5) v. Bókay, 6) Kulenkampff, Appendicitis. — 7) Cahen, Nabel- und Bauchbrüche. 
— 8) Hausmann, Tasten normaler Magenteile. — 9) Kiliani, Magengeschwür. — 10) Helferich, 
Gastroenterostomie. — 11) Marek, Verschluß der Gekrösarterien. 

C. Lauenstein, Zur Frage der Bedeutung des »Rovsing’schen Symptoms«. (Originalmitteilung.) 

12) Hamann, 13) Peck, 14) Moffat, Magen- und Darmperforationen. — 15) Kothe, Diffuse 
Peritonitis. — 16) Fitig, 17) Sheitlis, Zur Appendicitis. — 18) Mohr, Brucheinklemmung des 
Wurmfortsatzes. — 19) Dege, Hernia cruralis Cloquetii. — 20) Hosch, 21) Graf, 22) Jolasse, 
Zur Chirurgie des Magens. — 23) Costa, Innere Einklemmungen. — 24) Jenckel, Dünndarmatre- 
sien. — 25) Borszeöky, 26) Finkelstein, Blinddarmtorsion. — 27) Herrmann, Kotfänger für künst- 
lichen After. — 28) Ito und Soyesima, Hirschsprung’sche Krankheit. — 29) Roberts, Afterdehnung. 
— 80) Sehtscherbakow, 31) Baradulin, 32) Schatski, Zur Milzchirurgie. — 83) Nordmann, 
Leberruptur. — 84) Goldammer, 385) Rolleston, 86) Barth, 37) Robson, 38) Solowoff, 39) Fuller- 
ton, Zur Chirurgie der Gallenwege. — 40) Kotzenberg, Geschwulst des Ductus omphalomesen- 
tericus. — 41) Kakuschkin, Netzgeschwülste. — 42) Pólya, Gekrösgeschwülste. 

Chirurgenkongreß. 





I. 


Aus der experimentell-biologischen Abteilung des pathologischen 
Instituts zu Berlin. Vorstand Prof. Dr. A. Bickel. 


Überleitung des Vena cava-Blutes in die Vena portae 
mittels terminolateraler Gefäßanastomose. 
Von 
Dr. Ludwig Meyer in Berlin. 


n Nr. 36 dieses Zentralblattes (1902) beschreibt Professor Iginio 
Tansini eine Methode, nach welcher in seiner Klinik zu Palermo 
die Eck’sche Fistel an Hunden hergestellt wurde, und zwar wurde 
dort die terminolaterale Einpflanzung der Vena portae in die Vena 
cava ausgeführt. Am Menschen wurde dieselbe Operation einmal von 
Vidal (P6erigneux) ausgeführt und auf dem französischen Chirurgen- 
kongreß zu Paris 1904 veröffentlicht. 
Umgekehrt hierzu wird es nun Fälle geben, wo es indiziert er- 
scheint, die Vena cava in ihrer Kontinuität zu unterbrechen und 


8 


218 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


streckenweise zu resezieren, und zwar zentralwärts vom Eintritt 
der Nierenvenen. Bis jetzt war dies nur möglich, wenn die Cava- 
unterbindung durch krankhafte Stenosierung ihres Lumens vor- 
bereitet war, und sich Kollateralen schon gebildet hatten. Die bis 
jetzt in der Literatur beschriebenen Fälle sind in einer Arbeit von 
Draudt aus der Königsberger Klinik in der Deutschen Zeitschrift 
für Chirurgie Bd. LXXXVIII p. 109 zusammengestellt. 

Ich glaube nun für die Ligature brusque, d. h. für die un- 
mittelbare Unterbindung und Durchschneidung der Vena 
cava analog der Herstellung einer Eck’schen Fistel eine Methode 
vorschlagen zu können, die dem Cavablute sofortigen Abfluß ge- 
stattet. 

Ich habe am Hunde die Vena cava inferior oberhalb — d. h. 
zentralwärts — der Nierenvenen quer durchschnitten und endständig 
derartig in die Seitenwand der Vena portae implantiert, daß das 
Körperblut seinen Weg jetzt von der Vena cava durch die Pfort- 
ader in die Leber nimmt und von dort aus durch die Vena 
hepatica dem oberen Abschnitte der Vena cava wieder zu- 
fließt. 

Die Technik dieser Operation, die von mir am Hunde ausgeführt 
worden ist, entspricht ungefähr der von Tansini veröffentlichten. 

Der Hund wird auf ein rollenförmiges Kissen zur Laparotomie 
gelagert und ein Schrägschnitt, 2 cm unter dem Processus xiphoideus 
beginnend, 10 cm lang in der Richtung auf die Spina iliaca ant. sup. 
dextra gemacht. Nach Durchtrennung der Muskulatur und Eröffnung 
des Peritoneums werden die Därme und das Pankreas aus der Laparo- 
tomiewunde herausgewälzt, in ein mit heißer, physiologischer Kochsalz- 
lösung getränktes Tuch gepackt und nach links gezogen. Jetzt 
beginnt die eigentliche Hauptoperation. 

Die in durchscheinendes Bindegewebe eingebette Vena portae 
wird stumpf mit langer Hohlsonde und anatomischer Pinzette in 
möglichst weiter Ausdehnung freipräpariert und ein 11/, cm langer 
Abschnitt derartig zwischen gummiarmierten Pinzen abgeklemmt, daß 
alle in den betreffenden Abschnitt hineinmündenden Gefäße mitgefaßt 
werden und bei der jetzt folgenden Längsschlitzung nicht bluten 
können. 

Unmittelbar wird jetzt die Vena cava von der Unterlage frei- 
präpariert, zentralwärts unterbunden, peripherwärts mit einer gleich- 
falls gummiarmierten Pinze abgeklemmt und dazwischen sehr dicht 
an der Ligatur quer durchschnitten. 

Es erfolgt jetzt die terminolaterale Einnähung des klaffenden 
Cavalumens in den longitudinal eingeschnittenen Schlitz der Vena 
portae, was bei der außerordentlichen Zartheit der letzteren nicht ganz 
leicht und nur mittels der von Herrn Kollegen Stich in Bonn an- 
gegebenen sehr feinen Nähmaterialien möglich ist; andere Utensilien 
reißen in die zarte und sehr brüchige Vena portae Löcher, und das 
Versuchstier verblutet sich aus den Stichkanälen. Wichtig für das 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 219 


Gelingen der Operation ist sorgfältige Freipräparation der Vena portae 
in möglichst großer Ausdehnung, da im Unterlassungsfalle durch die 
Traktion der eingenähten Vena cava die zarte Vena portae gegen 
fälschlich stehen gebliebene quere Bindegewebszüge abgeknickt wird 
und tödliche Stauung im Darm und den unpaaren Bauchorganen entsteht. 

Der operierte Hund konnte am 11. Dezember 1907, das ist 
9 Tage post operationem, in der Berliner medizinischen Gesellschaft 
vorgestellt werden. Zucker oder Eiweiß sind weder unmittelbar nach 
der Operation noch im weiteren Verlauf im Harn nachgewiesen worden. 
Ebensowenig sind andere Stauungserscheinungen aufgetreten. Der 
Hund hat die Operation um 15 Tage überlebt und damit den Beweis 
erbracht, daß er bei richtiger Funktion der Fistel die Ab- 
leitung des Blutes durch die Leber verträgt, während andere 
Hunde schon bei geringfügiger Stenosierung der Vena portae am 
2. Tage post operationem unter Stauungserscheinungen zugrunde 
gingen. Die Versuche werden von mir unter steter Kontrolle von 
Stoffwechseluntersuchungen seitens des Kollegen Ehrmann fortgesetzt, 
und verweise ich auf die demnächst erscheinenden Veröffentlichungen. 


Il. 


Aus der chirurgischen Abteilung des Alt-Katharinenkrankenhauses 
in Moskau. 


Eine Modifikation der Roux’schen Ösophago-jejuno- 
gastrostomie. 
Von 
P. Herzen, ord. Arzt. 


s ist der sehnlichste Wunsch der Pat. mit Osophagusstenosen, wie- 

der die Möglichkeit zu haben, Speisen per os einnehmen zu können; 
und dieses ist so selbstverständlich; denn nur der Kau- und Schluck- 
akt können die komplizierten Reflexe auslösen, welche die Magenver- 
dauung leiten. Diesem so natürlichen Verlangen der Kranken sucht 
die Methode meines hochverehrten Lehrers Roux auf äußerst geist- 
reiche Weise nahe zu kommen, und zwar durch Bildung eines neuen 
aus Darmrohr bestehenden subkutanen Osophagus. 

Roux löst von der Mesenterialwurzel des Dünndarmes ein langes 
oberes und kurzes unteres Segment ab. Zur Ernährung dieses langen, 
auf diese Art mobil gemachten Darmteiles dient nur die auf einem 
dünnen Stiel nachgebliebene Art. jejunalis und die sie begleitende Vene. 
Die Darmkontinuität wird durch einen Murphy’schen Knopf her- 
gestellt, während der mobilisierte Teil nach oben und vorn vom Netz 
und Colon transversum verlegt, der lange Abschnitt durch einen unter 
die Haut bis zum Jugulum gemachten Tunnel geführt und dort 
die Darmöffnung in einem kleinen Hautschnitt vernäht wird. Das 


8r 


220 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


kurze Segment des mobilisierten, nach oben verlegten Darmteiles wird 
in der Gegend der kleinen Magenkurvatur implantiert. 

Roux machte diese Operation mit Erfolg an einem Kinde, wel- 
ches an einer gutartigen Osophagusstenose litt, und nimmt an, daß 
die zweite Phase dieser Operation, d.h. die Verbindung des Darmes 
mit der Speiseröhre, keine Schwierigkeiten machen wird. Ich (auch 
andere: Kocher, Lambotte, Gramse) versuchte die typische Roux- 
sche Operation an einem Krebskranken. Der Pat. (wie bei den an- 
deren) ging 4 Tage nach der Operation an allgemeiner Schwäche zu- 
grunde. Bei der Sektion erwies sich der mobilisierte Darmabschnitt 
nicht gangränesziert, es waren sogar schon gewissermaßen Verwachsungen 
mit dem umgebenden Gewebe eingetreten; die Schleimhaut jedoch er- 
wies sich geschwellt und mit Blut gefüllt; im Mesenterium geringe 
Bilutaustritte, ferner noch ein wenig Blut in dem anliegenden Teile der 
Bauchhöhle — 

Ich hatte bei der Sektion den Eindruck, als ob diese Erschei- 
nung nur in Abhängigkeit stehe vom behinderten Blutabfluß aus der 
Darmschlinge oder aber von einer Kompression der Vene im Stiel 
und schließlich noch von einer partiellen Drehung des Stieles um 
seine eigene Achse. — 

Die Roux-Operation hat einige schwer zu vermeidende schwache 
Seiten: 

1) die lange Dauer und Schwierigkeit der Operation; | 

2) dierecht beträchtliche Länge des Schnittes der Mensenterialwurzel; 

3) die ungenügende Blutzirkulation im mobilisiertem Darmabschanitt. 

4) die Möglichkeit einer Achsendrehung des Stieles; 

5) die Kompression des Querkolon. 

Mir gelang es gewissermaßen, diesen Mängeln abzuhelfen: 

1) Man kann die ganze Operation nicht in zwei, sondern in drei 
Phasen teilen, d.h. zuerst den Darm zum Halsteil zuführen — als- 
dann ihn in den Magen implantieren und schließlich ihn mit dem 
Ösophagus vereinigen. — 

Auf diese Weise wird die Dauer der ersten Phase bedeutend 
verkürzt, die gerade dann ausgeführt werden muß, wo die Pat. am 
meisten geschwächt sind. 

2) Man kann das lange obere Segment des mobilisierten Darm- 
teiles durch die breite Offnung im Mesokolon und Lig. gastrocolicum 
in die obere Hälfte der Bauchhöhle und von hier aus durch den sub- 
kutanen Tunnel bis zum Halse führen. 

Diese letztere Variation erwies sich als eine äußerst wertvolle: 
der Schnitt der .Mesenterialwurzel wurde bedeutend kürzer, ferner 
legte sich der Darm direkt auf den Magen, so daß zur nachfolgenden 
Implantation die Bildung eines unteren freien Segments, das nach oben 
gezogen werden muß, um den Magen zu erreichen, schon nicht mehr 
nötig war. 

Der Schnittwinkel des Mesenterium wird mit einer Naht an den 
unteren Winkel der Öffnung des Mesokolon befestigt und der Darm 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 221 


ebenfalls mit einer Naht an den oberen Winkel derselben Öffnung. 
Auf diese Weise wird auch die Drehung vermieden. 

Ein weiterer Vorzug dieser Modifikation liegt in einer freieren 
Blutzirkulation im mobilisierten Darmteil. Wie schon oben erwähnt, 
dient nur eine Arterie und Vene, die im dünnen Stiele nachblieben, 
zur Ernährung des langen isolierten Darmteiles. Nach meiner Modi- 
fikation existiert eigentlich gar kein Stiel; unter dem unteren Schnitt- 
punkt der Mesenterialwurzel bleiben Darm und Mesenterium völlig un- 
versehrt; daraus ist es ersichtlich, daß nicht nur eine Art. jejunalis 
den isolierten Darm mit Blut versorgt, sondern auch alle übrigen mit 
Hilfe von breiten kollateralen arteriellen Bögen. 

Auf diese Weise werden die fünf schwachen Punkte der ersten 
Phase der Roux’schen Methode zum Teil vermieden. 

Der obere Abschnitt des aus dem Duodenum abgehenden Dünn- 
darmes wird seitlich im Darm implantier. Zum Schluß erhält man 
für die erste Hälfte der ersten Phase das, was ich Jejunostomia retro- 
colica antethoracica cervicalis Y-formis nannte. Wenn der Pat. sehr 
schwach ist, so kann man an dieser Stelle die Operation unterbrechen. 

Nachdem der Pat. sich erholt, an Kraft zugenommen, wird in 
der zweiten Sitzung die zweite Hälfte der ersten Phase der Operation 
Roux ausgeführt, und zwar: nach Loslösung des Darmes von den Ver- 
wachsungen im Epigastrium geht man bis zum Magen. An der be- 
quemsten Stelle, etwa 1O cm vom Rippenrande entfernt, wird der 
Darm quer bis zum Mesenterium durchschnitten; eine Verletzung des 
letzteren muß sorgfältigst vermieden werden; man kann sich stets 
davon überzeugen, daß in dem dem Magen vorliegenden Raum ein 
großes Plus an Darmschlingen sich befindet, und ist es daher am Platz, 
ca. 20 cm des Darmrohres zu resezieren, indem man es vom Mesen- 
terium loslöst, das völlig unverletzt bleibt. Die Öffnung des unteren 
Darmabschnittes wird völlig vernäht, der obere Abschnitt implantiert 
sich leicht an die kleine Magenkurvatur. Der Vorzug dieser Technik 
besteht darin, daß bei voller Erhaltung sämtlicher Gefäße des subku- 
tan gelegenen, jetzt zum Ösophagus werdenden Darmes seine Länge 
mehr verkürzt wird als bei der Roux’schen Operation, ferner seine 
Lage bedeutend gerader und die Funktion des dicken Querdarmes 
keineswegs gestört wird. — 

Die letzte Phase der Roux’schen Operation, d. h. die Verbin- 
dung des Darmes mit der Speiseröhre, stellt nichts Besonderes vor, 
ich muß jedoch an dieser Stelle bemerken, daß eine primäre Verbin- 
dung der Darmschleimhaut mit der der Speiseröhre gewisse Schwierig- 
keit haben kann infolge des Unterschiedes des Zylinderepithels des 
einen und Plattenepithels des anderen. 


Die Jejunostomia retrocolica antethoracica cervicalis Y-formis wurde von mir 
an einem sehr schwachen Krebskranken am 3. September 1907 ausgeführt. Er 
fühlte sich nach der Operation so gebessert, daß er von einer Fortsetzung der- 
selben Abstand nahm und ins Dorf fuhr. Er fütterte sich teils per os, teils durch 
die Darmfistel. — 


222 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Die ganze Roux’sche Operation, nach der von mir modifizierten Methode, 
führte ich an einer 20 jährigen Pat. aus, die an einer fast völligen Stenose des 
Ösopbagus, 6 Monate nach einer Intoxikation mit HsSO,, litt. Die Operation zer- 
fiel in drei Phasen. 

Die erste Phase, 10. September 1907, verlief typisch in der oben beschriebenen 
Weise, wobei die Länge des Randes des Mesenterialschnittes 28 cm betrug und drei 
Art. jejunalis unterbunden werden mußten. — Die zweite Phase am 4. Oktober 1907. 
Es wurden ca. 20 cm Darmrohr im Epigastrium rezeziert. Der Magen erwies sich 
nicht groß und nach hinten gezogen — die Implantationsstelle etwa die Mitte der 
kleinen Kurvatur an der vorderen Magenwand. Nach dieser Operation begann die 
Pat. flüssige Speisen, gebacktes Fleisch und Brot durch die Darmfistel zu sich zu 
nehmen. — Die dritte und letzte Phase am 17. November 1907. Der Darm wird 
in einer Länge von 12—15 cm mobil gemacht und sein Rand schräg angefrischt 
der Ösophagus wird isoliert, seine engste Stelle befindet sich etwa dem Jugulum 
entsprechend; eine sebr dünne Sonde passiert sie nur mit Mühe und stößt 15 cm 
niedriger auf ein Hindernis. — Der Osophagus wird durchtrennt, sein unteres Ende 
fest vernäht, sein oberes Ende ein wenig seitlich und der Länge nach noch inzi- 
diert und mit dem Darm vernäht., Eine schräge Verbindung der Speiseröhre mit 
dem Darm soll einen leichteren Übergang der Speise von ersterem zum zweiten 
bewerkstelligen. Am 8. Tage nach der Operation hatte sich eine Fistel der Speise- 
röhre gebildet. Deswegen wurde per os bis zum Brustteil des Darmes eine Ver- 
weilsonde eingeführt und gleichzeitig mit gesteigerter Ernährung durch die Sonde 
begonnen. Am 21. Tage nach der Operation schloß sich die Fistel, die Sonde 
wurde entfernt, und die Pat. schluckt jetzt normal. Jetzt sind 4 Wochen verflossen, 
seit die Pat. per os Brot, gehacktes Fleisch, Eier usw. zu sich nimmt. Die Darm- 
peristaltik vollzieht sich subkutan vorzüglich bei Eintritt eines jeden neuen Bissen. 

Die Pat. demonstrierte ich auf dem VII. russ. Chirurgenkongreß in Peters- 
burg, und erfreut sie sich gegenwärtig einer guten Gesundheit. 


II. 
Zur plastischen Bildung eines neuen Ösophagus. 


Von 


Prof. Dr. Wullstein, 
I. Assistent an der Kgl. chirurg. Universitätsklinik zu Halle a. S. 


E einem am 21. Dezember 1907 (Nr. 51) in diesem Zentralblatt 
erschienenen Originalartikel teilt Bircher unter dem Titel »Ein 
Beitrag zur plastischen Bildung eines neuen Osophagus« eine Methode 
der Bildung einer künstlichen Speiseröhre aus der Brusthaut mit, 
welche ich in der völlig gleichen Weise in der Deutschen med. Wochen- 
schrift 1904 Nr. 20 als »antethorakale Osophago-Jejunostomie« be- 
schrieben habe, 

| Das von Bircher jetzt publizierte Verfahren unterscheidet sich 
nur dadurch von dem meinigen, daß er den oben mit dem Halsteil 
des Osophagus verbundenen, antethorakalen Hautschlauch nach unten 
hin mit dem Magen in Verbindung bringt, während ich aus ganz 
bestimmten anatomischen Gründen, die ich in meiner vor nun fast 
4 Jahren erschienenen Arbeit ausführlich dargelegt habe, den Magen 
absichtlich vermieden und den Hautschlauch mit dem Jejunum in 


1 Diese Arbeit ist im Zentralblatt für Chirurgie 1905 Nr. 32 von Borchard 
(Posen) referiert. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 223 


Kommunikation gebracht habe. Dieser Punkt ist aber absolut un- 
wesentlich; das prinzipiell Neue des Verfahrens liegt darin, daß ein 
innerhalb des Rumpfes resp. intrathorakal gelegenes Organ 
einen plastischen Ersatz an der Körperoberfläche findet. 

Und insofern können auch die Verfahren von Gluck und Roux, 
so angebracht und vorteilhaft sie auch in dem einen oder anderen 
Falle sein mögen, doch immerhin nur als Modifikationen meiner prin- 
zipiell neuen Methode angesehen werden. Diesen Standpunkt erkennt 
auch Kocher an, der in der neuesten (fünften) Auflage seiner chirur- 
gischen Operationslehre bei der Schilderung des Roux’schen Verfah- 
rens schreibt: »Wir heben hervor, daß der Gedanke einer Osophago- 
Jejunostomie schon von Wullstein geäußert worden ist. W. schlug 
auf Grund von experimentellen Beobachtungen vor, einen Darm- 
abschnitt antethorakal zu lagern und ihn mit der am Halse heraus- 
gezogenen Speiseröhre plastisch zu vereinigen — zum Ersatz der 
intrathorakalen Speiseröhre bei Verschluß derselben«. 

Die auf sehr exakten Erwägungen und anatomischen Beobach- 
tungen beruhende Roux’sche Modifikation meiner Methode (Semaine 
medicale du 23 janvier 1907) hat allerdings den Vorteil, daß der die 
antethorakale Kommunikation herstellende Ersatzteil des Ösophagus 
durch ein mit Peristaltik ausgestattetes Organ gebildet wird. Dabei 
ist es nach den Erfahrungen Kocher’s, welche er sogleich bei dem 
ersten nach den Roux’schen Angaben operierten Falle — älterer 
Mann mit Oardiakrebs — machte, sicher, daß man wahrscheinlich nur 
bei jugendlichen Individuen, jedenfalls nicht in jedem Falle, wie Roux 
meinte, ohne Schädigung der Lebensfähigkeit des Darmes ein genü- 
gend langes Stück Jejunum (sans inconvenient pour la vitalit6 de 
lintestin un segment jejunal assez long)« bis auf »einen oder mehrere 
arterielle Hauptstämme als Stiel (comme pedicule un ou plusieurs 
piliers arteriels)« isolieren kann, weil sonst, wie in dem Kocher’schen 
Fall und in zwei von Tuffier operierten Fällen, in dem so 
isolierten Darmabschnitt die Zirkulation erlischt und damit das Roux- 
sche Verfahren unmöglich wird. Sicher werden auch bei dem 
Roux’schen Verfahren die Chancen für eine genügende Er- 
nährung des isolierten Jejunalstückes bessere sein, wenn 
Roux diesen über den Rippenbogen antethorakal nach oben 
gezogenen Darmteil nicht vor dem Querkolon entlang, 
sondern, wie ich das in der oben erwähnten Arbeit be- 
schrieben habe, hinter dem Querkolon »durch eine Lücke 
des Mesocolon transversum und Lig. gastrocolicum durch- 
führte« und so eine Kompression des Gefäßstieles durch 
das Querkolon vermiede. 

Andererseits hat der ungefähr !/, Jahr nach meiner Publikation 
operierte und wiederum !/, Jahr später auf dem Chirurgenkongreß (1905) 
demonstrierte Fall von Gluck, bei dem er in einer nach meiner An- 
sicht allerdings nur für inoperable Karzinome des Osophagus emp- 
fehlenswerten Vereinfachung meiner Methode den Halsteil des Osopha- 


224 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


gus mit der Magenfistel antethorakal durch einen nach oben zu trichter- 
förmig endenden Gummischlauch verband, ergeben, daB dieser ante- 
thorakale, plastische Ersatzteil der Speiseröhre der Peristaltik keineswegs 
bedarf; — wenigstens hat das den Teilnehmern des damaligen Kongresses 
von Gluck demonstrierte Kind aufs beste gezeigt, wie schnell und 
ohne jede Stockung es auch ohne Peristaltik seinen großen Appetit 
selbst durch breiige Kost zu befriedigen imstande war. 


IV. 


Nachtrag zu meiner Mitteilung 
über Fascien- und Hautnaht in Nr. 2 ds. Blattes. 
Verwendung von Staffelschnittten. 
Von 
P. Sick. 


err Prof.Girard in Genf hatte die Freundlichkeit mir zu schreiben, 

daß er bei Hernien eine Fascienverdoppelungsnaht seit 15 Jahren 
verwende (Korresp. f. Schweizer Arzte 1894, 6; ref. dieses Zentralblatt 
1894, p. 915; Handbuch von Bergmann-Bruns, 3. Aufl. III, p. 535) 
und sie vor Noble auch für andere Bauchoperationen bewährt 
fand (Girard, Sur la cure rad. de la hernie inguin. XIII. Congr. 
internat. d. sc. med. Paris 1900). Der untere Rand der gespaltenen 
Obliquus externus-Fascie wird am Lig. inguinale, der obere Rand 3 bis 
4cm über das mediale Blatt heraufgezogen, mit Catgutknopfnähten 
darüber fixiert. Später verwendete Girard auch die fortlaufende Cat- 
gutnaht (vgl. 1900) mit bestem Erfolg und betont außer der Ver- 
doppelung der Fascie die Vermeidung des Übereinanderliegens 
der Nahtetagen in der Wunde. 

Letzteres wird — durch staffelförmige Durchschneidung 
der Bauchwandschichten (z. B. bei Medianschnitt Durchtrennung 
der Haut 2—6 cm von der Mittellinie, in dieser Spaltung die Linea 
alba) einfacher erreicht. Die Vorzüge solcher »Staffelschnitte« 
für glatteste Heilung, gelegentliche Drainage, kosmetische Rücksichten, 
bedürfen neben dem Hauptvorzug der Einfachheit kaum der Andeutung. 
Daneben werden bei Perityphlitis, bei manchen Probelaparotomien die 
bekannten Gitter- oder Bratrostschnitte (McBurney 1894) angewandt. 
Gerade bei Probelaparotomien kachektischer Leute sind sie von 
besonderem Wert, da sie sofortiges Aufstehen nach wenigen Tagen 
gestatten. 

Die größere Einfachheit und Raschheit der Ausführung dürfte auch 
für die beschriebene Eine Fascienfaltnaht sprechen, besonders in 
Fällen, wo am Abdomen nicht so reichliches Fascienmaterial zur Ver- 
fügung steht und den dünnen freipräparierten Bindegewebsblättern 
besser nicht zwei Nähte in geringem Abstand voneinander zugemutet 
werden. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 225 


1) A. v. Korányi und P. F. Richter. Physikalische Chemie 
und Medizin. Ein Handbuch unter Mitwirkung zahlreicher 
bekannter Autoren. Bd. I. 

Leipzig, Georg Thieme, 1907. | 

Das Buch ist in allererster Linie für die wissenschaftliche Medizin 
gedacht. Die »physikalisch-chemische Einleitung und Methodik« von 
Roloff (Halle) ist erschöpfend und so ausführlich, daß sie für jeden, 
der sich wissenschaftlich mit der Materie beschäftigt, unentbehrlich 
wird. 

Es ist gerade jetzt, wo die physiologischen Phänomene vielleicht 
zu einseitig (?) durch biologische Uberieranaen erklärt werden, be- 
sonders interessant, von so kompetenter Seite, wie von Loewy (Berlin) 
über »Respiration«, von Oker-Blom (Helsinfors) über »Blut«, von 
Höber (Zürich) über »Resorption, Lymphbildung und Sekretion «, 
von Boruttau (Berlin) über »Muskel- und Nervenphysiologie« und 
von Botazzi (Neapel) über »Regulation des osmotischen Druckes im 
tierischen Organismus« die physikalisch-chemische Auffassung vertreten 
zu sehen. | 

Durch die Darstellung der Materie von so anerkannten Autoren 
wird naturgemäß die Wichtigkeit der physikalisch-chemischen Me- 
thoden besonders eindringlich gemacht. Der Leser versteht es, daß 
besonders mit Rücksicht darauf, daß noch ein so großer Teil der 
Methodik bislang unbenutzt blieb für die Erforschung von medizini- 
schen Problemen, die Vertreter der Richtung, wie es in dem Vor- 
worte des Handbuches angedeutet wird, mehr auf eine größere Selb- 
ständigkeit ihres Wissenszweiges hinstreben. Auf diesem Wege ist 
das Handbuch jedenfalls der beste Anfang. 

Für den praktischen Mediziner wird nach der Ankündigung der 
bald nachfolgende II. Band interessanter werden, da hierin gezeigt 
werden soll, wieviel besonders Pathologie und Therapie der physika- 
lisch-chemischen Forschungsrichtung verdanken. Heile (Wiesbaden). 





2) de Quervain. Spezielle chirurgische Diagnostik für Stu- 


dierende und Ärzte. Preis M. 15.—. 
Leipzig, F. C. W. Vogel, 1907. 

Das Buch behandelt die chirurgische Diagnostik in dem Kleide 
persönlicher Erfahrung des Verf.s. Hierdurch gewinnt das ganze 
Buch vor allem an Lebendigkeit der Sprache und Art der Darstellung. 
Da die Chirurgie, einschließlich der Knochenbrüche usw., behandelt 
wird, wurde die konzentrierte Darstellung vielfach notwendig. Nach 
der Ansicht des Ref. wird das Buch aber gerade durch die geschickte, 
übersichtliche Zusammenfassung wertvoll für den praktizierenden Arzt, 
der es gelernt hat, sich für die Chirurgie, insbesondere auch für die 
strittigen Grenzgebiete zwischen innerer Medizin und Chirurgie zu 


interessieren. 
gtt 


226 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Zur Einführung in die Chirurgie für den jungen Studenten hat 
die Art der Darstellung vielleicht gewisse Bedenken; das Buch dürfte 
wohl für den ersten Anfänger zuviel voraussetzen. Auffällig ist es, 
mit welcher Meisterschaft Verf. gleich zu Anfang die kardinalen Punkte 
in der Hirnchirurgie kurz, präzis und dabei vollkommen erschöpfend 
hervorhebt. Naturgemäß klingen ihm bei seiner erfreulichen, lebhaften 
persönlichen Darstellung viele Kapitel zum Ruhme seines Lehrers 
Kocher aus, ohne daB man hierdurch irgendwie den Eindruck be- 
käme, als würde die Materie einseitig dargestellt. Das Wichtigste ist, 
daß Verf. in der Tat eine Diagnostik nach eigener praktischer Er- 
fahrung schreiben konnte. Die meisterhafte Beherrschung der weit- 
läufiren Materie wird noch besser zum Ausdrucke gebracht durch 
„ahlreiche beigegebene Abbildungen, die brillant reproduziert sind. 
Die Bilder sind nicht zu sehr schematisiert, und die rein schematischen 
Skizzen, wie z. B. bei der Appendicitis, illustrieren vorzüglich die 
buerreitenden Krankheitsbilder. 

lei der ungewöhnlich guten Ausstattung und einem Umfange von 
iiber 600 Seiten ist der Preis von 15 Mark ein sehr geringer. 

Heile (Wiesbaden‘. 


3. J. Schaefer. Der EinfluB unserer therapeutischen Maß- 
nahmen auf die Entzündung. Experimentelle Untersuchungen 
über: heiße Umschläge, 'Thermophor, Heißluftbehandlung, 
Y:isblase, feuchte Verbände, Prießnitz’sche Umschläge, Spiritus- 
verbände, Jodpinselung, Pflasterbehandlung und die Bier'sche 
Stauung. 237 S. mit Il zum Teil farbigen Tafeln. 
Stuttgart, Ferdinand Enke, 1907. 


Verf. hat in der vorliegenden Arbeit versucht, experimentell die 
Einwirkung verschiedener alltäglicher Behandlungsmethoden auf die 
Fintzündung klarzulegen und die Indikationen für ihre Anwendung 
festzustellen. 

Als Versuchsobjekt dient das Kaninchen, in wenigen Fällen das 
Meerschweinchen und das Schwein. Als entzündungserregende Mittel 
werden sterile mit Höllensteinlösung von verschiedener Konzentration 
1:10 bis 1: 1000) oder mit virulenten Staphylokokken imprägnierte 
('utgut- resp. Seidenfäden benutzt. An genau symmetrischen Stellen 
werden derartig behandelte Fäden durch und unter die Haut gebracht. 
Die eine Seite wird therapeutisch beeinflußt, während die andere als 
Kontrolle dient. Nach gewünschter Zeit werden die Hautstücke 
exstirpiert und mikroskopisch untersucht. Die mikroskopischen Unter- 
suchungen enthalten verschiedene interessante Details, auf die hier 
nicht näher eingegangen werden kann; hervorgehoben werden muß 
„ber das Ergebnis, daß dem Lymphgefäßsystem eine selbständige und 
hervorragende Rolle für die günstige Beeinflussung der Entzündung 
zuzukommen scheint. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 2237 


Auf Grund derartig angestellter Versuche kommt S. zu folgenden, 
für die Praxis wichtigen Resultaten: 

Die feuchte und die trockene Wärme sind in ihrer Wirkung 
ziemlich gleich. Je nach dem Stadium der Entzündung wird ein In- 
filtrat verringert, beseitigt oder ganz verhindert. Bei zu hohen Tempera- 
turen (im Tierversuch über 41° bei feuchter und 46° bei trockener 
Temperatur) hört die günstige Wirkung auf. Ein schon bestehender 
Abszeß wird durch die starke Lymphbildung bei Anwendung der 
Wärme praller, sein Durchbruch daher begünstigt. Wo deshalb eine 
stärkere Füllung vermieden werden muß (z. B. Nähe des Peritoneums), 
ist die Wärmewirkung kontraindiziert. Die Wärmewirkung ist nach- 
haltig, noch 24 Stunden nach dem Aussetzen nachweisbar. 

Im Gegensatze zur Wärmewirkung, die durch indirekte Ver- 
änderungen am Blut- und Lymphgefäßapparat zustande kommt, ist 
die günstige Beeinflussung der Entzündung durch die Eisblase auf 
direkte Gewebseinflüsse zurückzuführen (verlangsamte Zirkulation, 
Resorption, Beeinflussung der Aktivität der Leukocyten durch die 
Kälte). Zur Beseitigung schon entwickelter Infiltrate ist die Kälte- 
wirkung deshalb nicht geeignet. Die Wirkung der Kälte ist nicht 
nachhaltig. Sobald sie ausgesetzt wird, tritt eine um so stärkere 
entzündliche Reaktion ein. Die Untersuchungen ergaben ferner, daß 
die gewöhnliche Schweinsblase eine viel bessere Wirkung ausübt als 
die Gummiblase. 

Der Einfluß der feuchten Verbände (bei Zimmertemperatur an- 
gelegt) ist vollkommen verschieden, je nachdem man sie unter imper- 
meablen Abschluß stellt oder nicht. Unter einem frisch angelegten 
mit impermeablem Stoff versehenen feuchten Verband erfolgt anfangs 
eine geringe Steigerung der entzündlichen Erscheinungen, die bei 
längerem Liegenbleiben des Verbandes der Einwirkungen der feuchten 
Wärme weichen. Die zum Verband gewählte Flüssigkeit ist ohne 
wesentlichen Einfluß. Prinzipiell verschieden hiervon sind die nicht 
mit impermeablem Stoffe versehenen Verbände (Prießnitz’sche Ver- 
bände). Bei ihnen tritt sowohl im Beginn wie im weiteren Verlauf 
eine Verstärkung der entzündlichen Reaktion auf. 

Fast vollkommen überein mit der Wärmewirkung stimmt die 
Wirkung der Spiritusverbände: günstige Beeinflussung der entzünd- 
lichen Vorgänge auf indirektem Wege und sehr gute Nachwirkung; 
jedoch sind auffällige individuelle Schwankungen zu verzeichnen. Am 
besten bewährt hat sich die Salzwedel’sche Vorschrif. Durch 
bestimmte Zusätze (Salizyl, Resorzin) kann die Wirkung erheblich 
erhöht werden. 

Jodtinktur und die übrigen hautreizenden Mittel zeigen nur 
geringen therapeutischen Erfolg. 

Die Ergebnisse der Stauungsbehandlung stimmen mit denen 
Bier’s und seiner Schüler überein. Auch hier schreibt Verf. den 
Veränderungen am Lymphgefäßsystem eine große Bedeutung zu. 

Altschüler ‚Straßburg i. E.\. 


% 


238 ` Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


4) Mannel. Zur Bakteriologie der akuten und chronischen 
Appendicitis. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 396.) 

Dem Bedürfnis nach ätiologischer Aufklärung der verschiedenen 
Formen und des verschiedenen Verlaufes der akuten Appendicitis 
suchten mehrfache Untersuchungen vom bakteriologischen Standpunkt 
aus gerecht zu werden, allerdings mit sehr verschiedenen Resultaten. 
An der Hand von 37 akuten Appendicitisfällen nahm Verf. diese Frage 
wieder auf und stellt den bakteriologischen Befund in Parallele zum 
anatomischen und klinischen, womit er zu folgenden Resultaten ge- 
langt: 

Die akute Appendicitis befällt meist Individuen in den ersten 
drei Dezennien des Lebens. 

Das Bakterium coli commune allein oder vergesellschaftet mit 
Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken usw. bildet das Haupt- 
kontingent der Appendicitiserreger. Eine reine Streptokokkenappen- 
dicitis wurde nie beobachtet; deren Vorkommen scheint geographischen 
Schwankungen zu unterliegen. Weder der Verlauf der Erkrankung 
noch der anatomische Befund lassen einen Rückschluß auf die Qua- 
lität der Erreger zu. Das Bakterium coli allein kann schwere und 
leichte Krankheitsbilder erzeugen, und die Kombination mit Strepto- 
kokken bedingt keine nachweisbare Deviationen. 

Der Keimgehalt oder die Sterilität eines peritonitischen Ergusses 
bei Appendicitis hing durchweg von der Integrität der Muscularis 
(inkl. Serosa) ab. Ist die Muscularis zerstört, so enthalten auch die 
serösen Frühexsudate die Bakterienflora der Appendix. 

Der im freien Intervall entfernte und dem Normalzustande ge- 
wöhnlich am nächsten kommende Wurmfortsatz ist nie steril; er ent- 
hält hauptsächlich Bakterium coli commune, in der Mehrzahl der 
Fälle sogar in Reinkultur. Er zeichnet sich jedoch dann durch Steri- 
lität aus, wenn längere Zeit vor der Abimpfung bereits verschließende 
Prozesse eingetreten waren. Reich (Tübingen). 





5) J. v. Bókay. Bradykardie im Verlaufe der Wurmfort- 


satzentzündung im Kindesalter. 
(Orvosi Hetilap 1908. Nr. 2.) 

Verf. erwähnt, daß die größeren Monographien über Appendicitis 
sich kurz oder gar nicht mit dem Verhalten des Pulses beschäftigen 
und berichtet über seine Wahrnehmungen von Bradykardie im Ver- 
laufe der Appendicitis: Im Resorptionsstadium der periappendikulären 
Entzündungsprodukte kommt es meist zu einer Bradykardie, die tage- 
lang, manchmal über 2 Wochen anhält. Auch nach Entleerung appen- 
dikulärer Abszesse ist sie erst tagelang zu beobachten, und nach se- 
kundärer Appendektomie kann sie sich einstellen und längere Zeit an- 
halten. Der Puls schwankt bei Kindern zwischen 7—16 Jahren zwischen 
52—80. Die Puls- und Temperaturkurve zeigt auch im bradykardi- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 229 


schen Stadium keinen Parallelismus, Hypopyrexie wurde nicht beob- 
achtet. Die Bradykardie ist nicht als ungünstiges Zeichen aufzufassen, 
im Falle von periappendikulärer Exsudation kann sie ein Zeichen des 
Resorptionsvorganges sein. Nach diesen Beobachtungen mißt Verf. 
der Bradykardie bei der Appendicitis eine gewisse semiotische Be- 
deutung bei. : P. Steiner (Klausenburg). 


6) D. Kulenkampff. Über die Behandlung der Appendicitis. 
(Mitteilungen aus den Hamburger Staatskrankenanstalten Bd. VII. Hft. 5.) 

Die therapeutischen Grundsätze der Lenhartz’schen Abteilung. 
Da die Resultate der Frühoperation die der exspektativen Behand- 
lung übertreffen, so soll wo möglich vor 2X24 Stunden operiert 
werden, indes mit der Einschränkung, daß der Krankheitsprozeß noch 
auf den Wurmfortsatz beschränkt ist, daß peritonitische Erscheinungen 
fehlen und endlich sicher jeder Abszeß auszuschließen ist. Letzteren 
zu diagnostizieren macht L. weitesten Gebrauch von der Punktion. 
Er hält dieselbe für völlig ungefährlich, wenn sie unter aseptischen 
Kautelen ausgeführt wird. Es genügt hierbei nach Ansicht des Verf. 
in den meisten Fällen, die äußere Haut kurz vor der Punktion mit 
Watte und Ather gründlich aber vorsichtig zu reinigen. Ist der Eiter 
durch eine Punktion nachzuweisen, so wird sofort therapeutisch soviel 
wie möglich abgesaugt. Die therapeutische Wirkung besteht darin, 
daß in manchen — durchaus nicht allen — Fällen die Eiterung auch 
ohne Inzision zum Stillstande kommt. Vor allem sollen die Schmerzen, 
die Schwellung und Beschwerden schnell und sicher beseitigt werden. 
Lenhartz verwirft die prinzipielle operative Behandlung der allge- 
meinen Peritonitis, ist vielmehr für ein exspektatives Vorgehen. 

Coste (Breslau). 





7) F. Cahen. Zur Operation der Nabel- und Bauchbrüche. 
(Archiv für Gynäkologie Bd. LXXXII) 

Die zahlreichen Mißerfolge der Bauchbrüche nach Condamin 
und Bruns mittels Exzision des Nabels und Schichtennaht der Bauch- 
decken schiebt C. einmal auf eine elastische Retraktion der Aponeurose 
und auf die Zerrung, die die quere Bauchmuskulatur an 'der Apo- 
neurose bzw. der Linea alba und der Längsnarbe ausübt. Die Muskel- 
plastiken hält er für unbrauchbar; sie haben nur Wert, wenn das 
abgelöste Muskelstück mit seinen Nerven in Verbindung bleibt und 
durch die Nähte nicht zu sehr in seiner Ernährung geschädigt wird. 
Die Methoden von Maydl, Pölya, Mayo u.a. eignen sich nicht für 
große Bauchbrüche oder haben sonstige Nachteile. Es geht aber aus 
den verschiedenen Vorschlägen hervor, daß die transversale Naht der 
Bauchaponeurose bessere Erfolge gibt als die longitudinale. 

C. schlägt von einem queren Bogenschnitt aus den Nabel mit 
dem oberen Hautlappen in die Höhe. Nach Verschluß des Bauch- 
felles wird auf einer Seite die vordere Rectusscheide ausgiebig frei- 
gelegt und aus derselben ein rechteckiger Lappen geschnitten, dessen 


230 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Basis in der Höhe des unteren Randes der Bruchpforte liegt. Der 
Lappen wird von dem M. rectus abgelöst, umgeklappt und über die 
Bruchpforte geschlagen. Er muß so breit sein, daß sein oberer und 
unterer Rand die Bruchpforte überragt. Die freien Ränder des Lap- 
pens werden mit Knopfnähten an der Bauchaponeurose befestigt. Die 
Lücke in der Aponeurose läßt sich bei einer Lappenbreite von 2 bis 
3 cm durch Nähte zusammenziehen. Die Hautwunde wird beim Quer- 
schnitt drainier. Den Bruchsack hat ©. bei Kindern in zwei Fällen 
nieht entfernt, sondern einfach versenkt. 

Die Methode ist im wesentlichen von Heinrich schon ändsgehen, 
C. hat sie bei Nabelbrüchen fünfmal mit dauerndem Erfolg angewendet. 
Auch in einem Falle von Bauchdeckenfibrom, in dem der große Defekt 
durch zwei Aponeurosenlappen gedeckt wurde, war der Erfolg ein 
guter. E. Moser (Zittau). 


S) Th. Hausmann. Über das Tasten normaler Magenteile. 
(Archiv für Verdauungskrankheiten Bd. XIII. Hft. 3.) 

Um Magenteile tasten zu können, sucht H. zunächst mit steiler 
Fingerhaltung die hintere Bauchwand zu erreichen, um auf dieser 
Unterlage den Magen oder die in Betracht kommenden Organe zu 
fixieren. Mit oberflächlicher Tastung kann der Pylorus nur bei 
schlaffen, mageren, eingezogenen Bauchdecken gefühlt werden, und 
zwar nur, wenn er sich kontrahiert und wandständig wird. Mittels 
tiefer Palpation ist der kontrahierte Pylorus aber auch bei Personen 
mit Fettbauch zu tasten, sofern nur dabei die Bauchdecken schlaf 
sind. Fehlt dickes Fettpolster, so brauchen die Bauchdecken dazu 
nicht einmal schlaff zu sein. Der schlaffe Pylorus wird selbst mit 
der Tiefenpalpation auch nur bei hochgradig schlaffen und mageren 
‚ Bauchdecken der Tastung zugänglich. Meteorismus macht sie un- 
möglich. 

Der kontrahierte und fühlbare Pylorus schwindet oft unter fühl- 
barem Gurren, worauf schon Obraszow und Cohnheim aufmerksam 
gemacht haben. Das Kontraktionsspiel des Pylorus ist nicht nur von 
dem Reiz eingeführter Ingesta (Wassertrinken) abhängig, sondern auch 
von allgemeinen nervösen und psychischen Einflüssen. 

Zur Orientierung tut man gut, vor dem Pylorus erst das Colon 
transversum zu tasten, was nur bei stark gespannten Bauchdecken, 
bei Gasauftreibung und bei starkem Fettbauch unmöglich ist. Das 
Colon transversum unterscheidet sich vom Magen durch seine passive 
Verschieblichkeit, durch den fehlenden Konsistenzwechsel, durch die 
größere Länge des palpierten Zylinders und durch die Möglichkeit, 
diesen weiter nach rechts zu verfolgen. Dabei tut man gut, mit der 
Palpation des Blinddarmes zu beginnen und das Kolon von dort aus 
abzutasten. 

Zum Aufsuchen des Pylorus tastet man, nötigenfalls nur mit zwei 
oder drei Fingern, den Raum zwischen Rippenrand und Wirbelsäule 
von oben her nach unten zu ab. Kontraktionstypus und Kontraktions- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 23i 


dauer des Pylorus ist oft sehr verschieden. Das Kollern oder Sprit- 
zen, das am Ende der Kontraktion auftritt, ist nicht konstant. Meist 
fühlt man den Pylorus rechts von der Mittellinie, oft aber auch in 
der Mitte, bisweilen sogar links. 

Ausgehend von der Pyloruspalpation hat H. gefunden, daß man 
häufig die große Curvatur fassen kann. Wenn man auf der vorderen 
Wirbelsäulenfläche mit der Tastung schrittweise von oben nach unten 
geht, so fühlt man den unteren Magenrand als eine fußwärts gerichtete 
Stufe beim Exspirium von unten nach oben an den Fingern vorüber- 
streichen. Die Leichtigkeit der Tastung hängt von der Dicke der 
Magenwand ab. Bei stärkerer Flüssigkeitsfüllung des Magens kann 
man den unteren Magenrand nicht als Stufe fühlen, man hat vielmehr 
nur das Gefühl einer Resistenz. Bei Ektasie infolge Pylorusstenose 
hat man den bekannten tastbaren ballonförmigen Magen. 

Beim Fühlen der unteren Magenwand entsteht auch ein deutliches 
Gurrgeräusch, das H. als exspiratorisches Gurren bezeichnet. Dies«x 
Geräusch fehlt nur selten, stellt sich nach Einnahme einer kleinen 
Flüssigkeitsmenge leichter ein. Wo die Palpation der großen Cur- 
vatur und das Erzeugen des exspiratorischen Gurrens gelingt, ist. der 
Höhenstand der unteren Magengrenze im Liegen anatomisch genau 
angegeben. Die Aufblähung des Magens kann die untere (Grenze 
tiefer anzeigen infolge Magendehnung. Der Unterschied zwischen 
diesen beiden Befunden kann als Ausdruck des tonischen Verhaltens 
der Magenwandungen angesehen werden. 

Die Höhe der unteren Magengrenze nach dem Nabel anzugeben, 
kann zu Irrtümern führen, da der Nabel verschieden hoch, 2—-10 cm 
über der Interspinallinie, liegen kann. Für die Höhenbestimmung Jer 
‚großen Curvatur muß außerdem die Atmungspause bestimmen(d sein. 

Das Hartbleiben des Pylorus während einer einmaligen Unter- 
suchung ist noch nichts Beweisendes für das Vorhandensein einer Ge- 
schwulst. 

Zwischen dem getasteten Colon transversum und Pylorus kann 
man bisweilen auch noch die Pars horizontalis inferior duodeni tasten, 
aber — wie das Pankreas — mit Sicherheit nur dann, wenn man da- 
neben das Colon transversum und die Pars pylorica fühlen kann. Die 
Tastung des normalen Pankreas ist sehr schwer, die des Colon tranx- 
versum leicht. 

H. glaubt den normalen Pylorus in etwa 18% der Fälle mit der 
Tiefenpalpation tasten zu können und in 25% die normale große 
Curvatur. Die Möglichkeit der Palpation des Pylorus bedeutet keine 
manifeste Ptose, wenn auch eine gewisse Schlaffheit der Bänder dazu 
notwendig sein mag. E. Moser (Zittau. 


232 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


9) O. Kiliani. The surgical treatment of ulcer of the 
stomach. 
(New York med. record 1907. November 23.) 

K. hält allein die Gastroenterostomie für die Operation der Wahl 
bei Magengeschwür. Der Circulus vitiosus des peptischen postopera- 
tiven Geschwüres konnte in seinen Fällen immer vermieden werden 
infolge der verbesserten Technik und der richtigen Nachbehandlung. 
Die Exzisionsmethoden behandeln nur das Geschwür für sich, wirken 
aber nicht direkt gegen Dilatation, motorische Insuffizienz und Spas- 
mus, während die Anastomose sofort Stagnation und Fermentation 
durch richtige Abführung der Ingesta aus dem Magen aufhebt. 

Loewenhardt (Breslau). 





10) Helferich. Zur Prognose und technischen Ausführung 
der Gastroenterostomie. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XO. p. 360.) 

H. weist darauf hin, daß es für den Erfolg der Gastroentero- 
stomie von Wichtigkeit ist, für ein möglichst baldiges Funktionieren 
der Magen-Darmfistel Sorge zu tragen. Der Operierte soll deshalb, 
bevor er ins Bett gebracht wird, aufgesetzt und sanft geschüttelt 
werden, um den an dem Öperationsgebiete zusammengeschobenen 
Darmteilen wieder zur Entfaltung und normaler Lage zu verhelfen; 
dann lagere man den Öperierten möglichst bald mit dem Oberleib 
etwas höher und gebe ihm baldmöglichst flüssige Nahrung. 

Bei der technischen Ausführung der Operation nimmt H. eine 
leichte Darmverengerung am zuführenden Darmende vor durch Darm- 
faltungsnähte, während der abführende Darmschenkel unter möglichst 
großem Winkel von der Magenöffnung wegführt. (Detaillierte Be- 
schreibung in der Arbeit von Paul Graf: »Ein Beitrag zur Chirur- 
gie der gutartigen Magenerkrankungen «.) 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





11) Marek. Über die Folgen des Verschlusses der Gekrös- 
arterien. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 174.) 

Verf., Professor an der medizinischen Klinik der tierärztlichen 
Hochschule in Budapest, hat früher behufs pathogenetischer Aufklä- 
rung über die bei Pferden häufig vorkommende Thrombose der vor- 
deren (beim Menschen oberen) Mesenterialarterie zahlreiche Tierexpe- 
rimente über die Zirkulationsstörungen im Gekrösgebiet angestellt. 
Nach Erscheinen der den gleichen Gegenstand betreffenden Arbeit 
von Niederstein (vgl. d. Bl. 1907 p. 395), in der der Autor andere 
Resultate erhielt als M., hat letzterer neuerdings, z. T. auch die von 
Niederstein benutzte Experimentiertechnik verwendend, eine Serie 
von Versuchen zur Sache angestellt, über deren Ergebnisse er Bericht 
erstattet. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 233 


Betreffs aller Einzelheiten auf das Original verweisend, geben wir 
bier nur die wichtigsten Schlußergebnisse der Arbeit. M. erklärt die 
von Niederstein aufgestellten vier verschiedenen Typen mesenterialer 
Zirkulationsstörungen weder vom pathogenetischen noch vom patho- 
logisch-anatomischen Standpunkt aus für begründet; vielmehr reicht 
die Einreihung derselben unter den Begriff des hämorrhagischen In- 
farktes einerseits und der anämischen Gangrän andererseits, wie sie 
von Sprengel ursprünglich vorgeschlagen wurde, aus. »Die voll- 
ständige Absperrung des arteriellen Zuflusses zu irgendeinem Gebiete 
verursacht anämische Gangrän, die Verlegung von Arterien bzw. Venen 
gesondert oder gleichzeitig bei ungenügendem Kollateralkreislauf da- 
hingegen hämorrhagischen Infarkt. Das Bild des letzteren gestaltet 
sich dann verschieden je nach dem Verhältnis zwischen dem Gesamt- 
querschnitt der jeweilig vorhandenen Anastomosen und der Ausdeh- 
nung des Ausschaltungsgebietes oder mit anderen Worten, je nach 
dem Grade der Stromverlangsamung und der Höhe des intrakapillaren 
Druckes. « Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


Kleinere Mitteilungen. 


Zur Frage 
der Bedeutung des „Rovsing’schen Symptoms“. 
Von 


Oberarzt Dr. Carl Lauenstein, 
Hamburg. 


Rore hat an etwa 200 Fällen von Appendicitis regelmäßig beobachtet, daß 
er durch einen rasch, kurz und stoßweise in der Gegend der Flexur ausge- 
übten Druck seiner Hand einen Schmerz in der Coecalgegend auslösen konnte. Es 
schien sich hier um eine eben so einfache wie sinnreiche Ergänzung unserer bis- 
herigen Hilfsmittel der Appendicitisdiagnose zu handeln, die gewiß von allen 
denen, die sich mit dieser ebenso wichtigen wie tückischen Krankheit zu beschäf- 
tigen haben, nicht nur mit Freuden begrüßt, sondern wohl auch trotz der Kürze 
der Zeit schon vielfach bestätigt worden ist. Es scheint jedoch nach der folgenden 
Mitteilung, daß dies Rovsing’schen Erkennungszeichen keineswegs für Appen- 
dicitis eindeutig ist. 

Vor kurzem wurde der 5Ojährige Arbeiter C. F. nachmittags in das Hospital 
aufgenommen, nachdem er 2 Tage zuvor abends um 10 Uhr plötzlich mit heftigen 
Schmerzen in der rechten Seite des Leibes und Erbrechen erkrankt war. Bis auf 
eine Typhuserkrankung vor 25 Jahren und einen 3 Wochen dauernden »Hexen- 
schuß« der rechten Seite vor 5—6 Jahren war er stets gesund gewesen. Er klagte 
über heftige Schmerzen in der rechten Seite des Leibes, die höher saßen als die 
Blinddarmgegend. Kein Ikterus. Temp. 39, Puls 120, Atmung 24, Zunge dick 
grau belegt. Leib etwas meteoristisch aufgetrieben, bei der Atmung stillstehend. 
In der lleocoecalgegend weder Resistenz noch Dämpfung, aber unter der nicht 
wesentlich vergrößerten Leberdämpfung, von der Gallenblasengegend nach der 
rechten Weiche zu, eine etwa handbreite Dämpfung. Hier starke Druckempfind- 
lichkeit, jedenfalls stärker als in der Blinddarmgegend, wo, wie in einer handbreiten 
Zone um die Gallenblasengegend herum, ein mäßiger Druck auch nicht ganz un- 
empfindlich war. Übte man nach der Rovsing’schen Anweisung einen kurzen, 


234 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


raschen Druck auf die linke Unterbauchgegend, so gab der Kranke jedesmal 
prompt einen Schmerz unter der Leber an, an der Stelle, die der größten Druck- 
empfindlichkeit entsprach. Auch der aufnehmende Assistent hatte schon von dem 
positiven Ausfall des Rovsing’schen Symptoms berichtet. Ohne Kenntnis des 
Rovsing’schen Symptoms würde ich nun zunächst und wohl ausschließlich an 
eine akute Cholecystitis gedacht haben. So aber dachten wir auch an eine Appen- 
dicitis bei aufwärts geschlagenem Wurmfortsatz mit Perforation an der Spitze. 
Ich legte aber der Sicherheit wegen den Schnitt so, daß man auch die Gallenblase 
gut erreichen konnte, nämlich in der Längsrichtung durch die Mitte des rechten 
Rectus abdominis. Im Leibe etwas Serum, die Därme mäßig aufgetrieben. Das 
große Netz unter der Leber zusammengeballt und die prallgefüllte, intensiv ge- 
rötete, mit Fibrin beschlagene vergrößerte (sallenblase deckend. Nach stumpfer 
Ablösung des Netzes wurden aus der (sallenblase durch Heberpunktion etwa 100 ccm 
eines penetrant jauchigen braunen Eiters entleert. Sonst enthielt die Gallenblase 
noch etwa 30 Steine, linsen- bis bohnengroß, glatt, teils platt, teils rund und von 
dunkelbrauner Farbe. Einnähung der Gallenblase in den oberen Winkel desPeri- 
toneums unter Schluß der übrigen Wunde. 

Das Rovsing'sche Symptom war in diesem Falle verbunden mit einer ent- 
zündlichen Affektion in der Gallenblasengegend.. Daß es so prompt zustande 
kam, ist nach dem Befunde leicht erklärlich. Die entzündete Gallenblase ragte 
etwa zweiFinger breit über den scharfen Leberrand nach abwärts, so daß sie mit 
ihrer Kuppe dem Querkolon dicht aufliegen mußte. Außerdem stand sie durch 
das aufwärts geschlagene und entzündlich mit ihr verklebte große Netz mit dem 
Querkolon in der allerinnigsten Berührung. Kein Wunder, daß hier das Rov- 
sing'sche Symptom an der Gallenblase ausgelöst wurde. Es ist mir in hohem 
Grade wahrscheinlich, daß dies Symptom, dessen Bedeutung ich nicht im geringsten 
unterschätzen möchte, gelegentlich bei irgendeinem anderen entzündlichen Vor- 
gange beobachtet werden wird, falls dieser nur in unmittelbarer Nachbarschaft des 
Kolonliegt. Die Bedeutung des Symptoms liegt meiner Ansicht nach darin, daß es uns 
die Möglichkeit gibt, das Vorhandensein und den Sitz einer dem Kolon dicht an- 
liegenden entzündlichen umschriebenen Erkrankung zu erkennen. In dieser Rich- 
tung wird man es weiter zu prüfen haben und voraussichtlich unter die wertvollen 
diagnostischen Hilfsmittel begrenzter entzündlicher Abdominalerkrankungen im 
allgemeinen einreihen dürfen. Verständlich ist, daß Rovsing es so oft bei 
Appendicitis gefunden hat. Aber ein pathognomonisches Zeichen für die Appen- 
dicitis ist es nicht. 


Januar 1908. 


12) H. Hamann. Ein Fall von Ruptur des Duodenum durch Hufschlag. 
Inaug.-Diss., Kiel, 1907. 


Ein 9jähriger Junge wurde von einem Pferd vor den Bauch geschlagen in die 
Gegend des Nabels, kurz nachdem er Nahrung zu sich genommen batte. Er soll 
längere Zeit bewußtlos gewesen sein und erbrach nachher eine mäßige Menge 
Mageninhalt, anfangs ohne, später mit etwas Blutbeimengung. Der Leib war 
2'/o Stunden später stark gespannt und druckempfindlich, rechts mehr als links. 

Bei der Laparotomie bot sich als Befund zunächst nur eine mäßige Sugillation 
des Mesocolon transv. und ascend. in der Nähe des Leberwinkels. Beim Anheben 
des Mesocolon ascend. entstand plötzlich ein Emphysem des Mesocolon transv. 
etwas rechts von der Wirbelsäule, das sich langsam unter der Serosa des Meso- 
colon und Colon ascendens ausbreitete. Nach stumpfer Durchtrennung des Meso- 
kolon fand sich ein etwa markstückgroßes Loch mit. hervorquellender Schleimhaut 
in dem alsteigenden Teil des Duodenum. Die Wunde wurde parallel der Längs- 
achse des vertikalen Teiles zweireibig vernäht, dann der Mesokolonschlitz mit den 
Peritonealrändern der Laparotomiewunde beiderseits vereinigt, so daß zur Naht- 
stelle im Duodenum ein Kanal gebildet wurde, der von der freien Bauchhöhle ab- 
geschlossen war. Der Kanal wurde tamponiert, die Wunde im übrigen vernäht. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 235 


Eine sich einstellende Gallenfistel schloß sich bald wieder, so daß der Kranke nach 
4 Wochen entlassen werden konnte. 
Dem Erbrechen in den ersten Stunden kommt ein diagnostischer Wert für 
Darmperforation zu, besonders wenn es galligen Charakter annimmt. 
E. Moser (Zittau). 


13) C. H. Peck. Perforated gastric and duodenal ulcer; a report of 
eight cases. 
{New York med. record 1907. Dezember 7.) 

Von den 8 Pat. mit: perforierenden Magen- und Duodenalgeschwüren, welche 
P. operierte, genasen ö, bei denen die akuten Perforationssymptome 4, 6, 8, 13 
und 29 Stunden bestanden. Gastroenterostomie wurde in keinem Falle ausgeführt, 
sondern stets einfacher Nahtverschluß ohne Anfrischungs- oder Exzisionsversuche. 
Es starb ein 3 Tage nach der Perforation und ein 53 Stunden später operierter 
Pat., während ein bereits durch Verklebungen geschütztes Geschwür ebenso wie 
das einzige Duodenalgeschwür mit Erfolg operiert wurden. Im ganzen handelte 
es sich also um 7 Magen- und 1 Duodenalgeschwür. Loewenhardt (Breslau). 


14) H. Moffat. A case of typhoid perforation of the appendix; ope- 
ration and recovery. 
(New York med. record 1907. Juli 13.) 

M. operierte mit Erfolg einen Fall von perforierender Appendicitis infolge 
typhöser Erkrankung. 

Es ist einigermaßen schwierig, den Typhus an sich von der Appendieitis zu 
unterscheiden, da Schmerzen, Empfindlichkeit und Spannung des Leibes bei beiden 
vorhanden sind. »Wenn aber muskuläre Rigidität hinzukommt mit gleichzeitigem 
Erbrechen und plötzlichem Fieberanstieg, ist Appendicitis anzunehmen.« Eine sorg- 
fältige Blutzählung sei wertvoller als die Widal’sche Probe, die erst am 10. Tage 
nach der Erkrankung gewöhnlich positiv ausfallen soll. Dagegen sei die Leuko- 
cytenzahl bei Typhus immer gering. 

Operation sei bei Typhusappendicitis nicht notwendig, außer wenn Perforation 
e.ntritt. Loewenhardt (Breslau\. 


15) R. Kothe. Zur Behandlung der diffusen fortschreitenden Peri- 
tonitis mittels permanenter rektaler Kochsalzinfusionen. 
(Therapie der Gegenwart 1907. Nr. 10.) 

K. berichtet über eine Reihe von Fällen der Sonnenburg’schen Abteilung 
in Moabit, bei denen eine bestehende progrediente Peritonitis durch rektale Koch- 
salzinfusionen sehr günstig beeinflußt worden ist. Unter 12 Fällen von Peritonitis 
bei Appendicitis gelang es 9 zu heilen. Verf. sieht in den rektalen Kochsalzinfusionen 
ein äußerst wertvolles Mittel zur Behandlung der Peritonitis und zur Verhütung 
derselben in Fällen, wo die Gefahr der Entstehung — besonders nach langdauernden, 
nicht streng aseptisch durchführbaren Laparotomien — nahe liegt. 

Die in Anwendung gebrachte Technik ist genau die Katzenstein'sche Methode. 

Silberberg (Breslau!. 


16) Fitig. Die Bedeutung der Enterolithen des Processus vermiformis 
im Röntgenogramm. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 

F. zeigt uns das Bild eines Steines im Wurmfortsatz, der verhältnismäßig 
deutlich zu sehen war. Er glaubt, daß die Röntgenographie in der Diagnostik 
der Perityphlitis kein Feld gewinnen wird, weil wirkliche anorganische Konkre- 
tionen sehr selten vorkommen und dann häufig mit dem Schatten des Darmbeines 
zusammenfallen. Dagegen besitzen diese Enterolithen eine gewisse differential- 
diagnostische Bedeutung gegenüber den Harnleitersteinen. 

Gaugele (Zwickau). 


236 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


17) D. Sheitlis. Streptococcemia accompanying appendicitis. 
(New York med. record 1%7. November 2.) 


S. berichtet einen Fall von direkter Infektion der Blutbahn durch eine Strepto- 
kokkenappendicitis. Eine Kontinuitätstrennung in der Schleimhaut des Wurms 
läßt die normal in der Lichtung anwesenden Streptokokken in Lymph- und Blut- 
gefäße eintreten; wenn die Funktion der Leber als Gegenwirkung nicht genügt, 
gehen die Bakterien in den allgemeinen Kreislauf über. In den Blutkulturen fand 
sich auch der Staphylokokkus albus. Der kurz vor dem Tode aus einem Bläschen 
am Vorderarm entnommene Eiter enthielt Streptokokkenreinkultur. 

Loewenhardt (Breslau). 


18) H. Mohr. Über Brucheinklemmung des Wurmfortsatzes. 
(Medizinische Woche 1907. Nr. 31 u. 32.) 


Es handelt sich um einen der seltenen Fälle einer primären, isolierten Ein- 
klemmung des Wurmfortsatzes. 

60jährige Frau, die vor 9 Jahren zum erstenmal eine haselnußgroße, bisweilen 
wieder verschwindende Anschwellung in der rechten Leistengegend bemerkt hatte, 
bekam plötzlich heftige Schmerzen im Unterleib oberhalb der Leistengegend. Die 
Anschwellung wurde in den nächsten Tagen größer. Nach 5 Tagen war die sehr 
empfindliche Geschwulst hühnereigroß. Der pralle Bruchsack war nirgends ver- 
wachsen. Nach Spaltung der Öödematösen Sackwandung floß trübes Serum ab, und 
es fand sich im sonst leeren Bruchsack das periphere Ende des eingeklemmten 
Wurmfortsatzes samt einem Teil seines Mesenteriolum. Nach Erweiterung des 
äußeren Schenkelringes durch Einreißen des Lig. Gimbernati konnte der Wurm 
vorgezogen werden, der, etwa 6 cm lang, 21/, cm proximalwärts von der Spitze eine 
Schnürfurche zeigte, die auch am Mesenteriolum zu erkennen war. Das distale 
Ende war verdickt. Der proximale Teil von Wurm und Blinddarm war völlig 
normal. Es wurde noch ein darunter befindlicher Leistenbruch entfernt. Die 
Heilung verlief glatt. 

Am aufgeschnittenen Wurm war entsprechend der Schnürfurche ein scharf be- 
grenztes Geschwür zu sehen. 

Neben angeborenen und erworbenen Anomalien weist der Umstand, daß die 
meisten Fälle von Wurmeinklemmung bei Erwachsenen ältere Frauen mit Schenkel- 
hernien betreffen, auf eine gewisse Prädisposition des Alters hin, die durch Aus- 
dehnung des Dick- und Tiefertreten des Blinddarmes gegeben ist. Erinnernd an 
Kölliker’s Fall, in dem bei Streckung des Beines heftige Schmerzen in der Unter- 
bauchgegend auftraten, gab auch in M.’s Fall die Kranke an, sie habe die größten 
Schmerzen gehabt, wenn sie nach längerem Stehen in vornübergebeugter Stellung 
aufgestanden und umhergegangen sei. Im übrigen waren die Allgemein- 
erscheinungen in diesem Falle keine stürmischen, dementsprechend lag auch kein 
schwerer Grad von Einklemmung vor. Der Fall spricht somit auch. gegen die Be- 
hauptung Rose’s, daß die Einklemmungen des Wurmfortsatzes besonders schwere 
seien. E. Moser (Zittau). 


19) Doege. Die Hernia cruralis pectinea sive Cloquetü. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 44.) 


Die noch spärliche Kasuistik der Cloquet’schen Hernien wird unter Wieder- 
gabe der bisher beobachteten Fälle durch einen in der Abteilung von F. Krause 
operierten Fall bereichert. Die Hernia cruralis pectinea breitet sich nach dem 
Durchtritte durch den engen inneren Schenkelring nicht in dem ihr gerade gegen- 
über liegenden, lockeren Zellgewebe aus, sondern wendet sich direkt nach hinten, 
durchbricht die Fascia pectinea und gräbt sich in der tiefen Muskulatur ein Bett, 
Sie ist unzweifelhaft eine Abart des Schenkelbruches. Der Bruchsack liegt ganz 
medial, unmittelbar am Gimbernat’schen Bande, ruht hinten direkt auf dem hori- 
zontalen Schambeinaste. Der Durchbruch durch die Fascie erfolgt dicht unter- 
halb des horizontalen Schambeinastes, und zwar durch präexistierende Spalten oder 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 237 


Lücken in der Fascia pectinea, wahrscheinlich vergrößerte Gefäßlücken. Daher 
muß der Cloquet’sche Bruch von den Schenkelgefäßen stets durch die Fascia 
pectinea getrennt sein, meist liegen jedoch außerdem dünnere oder dickere Muskel- 
schichten zwischen Vene und Bruchsack. Immer liegt der Bruch in einer tieferen 
Gewebsschicht als die Schenkelgefäße, er kann daher bei lateraler Ausdehnung 
auch hinter die Gefäße gelangen. Diese Hernienart wurde bisher nur bei Frauen 
beobachtet, zweimal doppelseitig, viermal rechts, einmal links, siebenmal findet sich 
keine Angabe. Von neun operierten Kranken wurden nur zwei geheilt, die übrigen 
kamen wegen falscher Diagnose zu spät in die chirurgische Behandlung. Die 
Kleinheit des Bruches und die versteckte Lage erschweren die Diagnose sehr, 
sorgfältigste Untersuchung in verschiedenen Lagen ist daher notwendig. Eine Ver- 
wechslung mit einer Hernia obturatoria ist leicht möglich. 
Langemak (Erfurt). 


20) P. H. Hosch. Das primäre Magensarkom mit cystischen Leber- 
metastasen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 98.) 


Die aus der pathologisch-anatomischen Anstalt der Universität Basel hervor- 
gegangene Arbeit liefert genauen anatomischen und histologischen Bericht über 
Sektion eines an Magensarkom mit cystischen Lebermetastasen gestorbenen Böjäh- 
rigen Pat., dessen Krankengeschichte vom Bürgerspital in Basel beigebracht ist. 
Der Krankheitsverlauf war sehr chronisch: seit 3 Jahren Abnahme der Gesundheit, 
seit 11/3 Jahren starke Gewichtsabnahme, die letzten 8 Monate Bettlägerigkeit im 
Spital. Klinisch war Magenkarzinom angenommen, und auch der makroskopische 
Sektionsbefund, sattelförmige, exulzerierte Geschwulst der kleinen Kurvatur, Leber- 
metastasen mit Bildung großer Cysten, sprach für diese Diagnose. Erst die mikro- 
skopische Untersuchung stellte ein großzelliges Spindelzellensarkom mit reichlichem 
Bindegewebsstroma, wahrscheinlich ausgegangen von der Magenmuscularis, fest. 
Dabei hebt H. im allgemeinen die Schwierigkeit, karzinomatöse und sarkomatöse 
Geschwulst ohne mikroskopische Untersuchung auseinander zu halten, hervor und 
äußert die Vermutung, daß bei regelmäßiger Anwendung dieser die Häufigkeit 
von Magensarkomen sich wahrscheinlich als größer herausstellen wird, als sie bis- 
lang angenommen ist. Die bisher bekannt gemachten Fälle von Magensarkom hat 
H. gesammelt, ihre Zahl beträgt, sechs im pathologischen Institut von Basel be- 
obachtete hinzugerechnet, 85. Von diesen besitzen nur neun, also ca, 1/0 der Fälle, 
Lebermetastasen, während Metastasenbildung überhaupt in 39 Fällen notiert ist. 

Die klinische Differentialdiagnose zwischen Magenkrebs und Sarkom ist 
schwierig — möglich, daß gelegentlich die mikroskopische Betrachtung erbrochener 
Geschwulsttrümmer auf die richtige Spur leiten könnte. Chirurgisch kommt für 
das Magensarkom dieselbe Therapie in Frage wie für das Karzinom. 

Beigaben zur Arbeit sind drei makro- und mikroskopische Abbildungen, welche 
die Tumoren darstellen und ein 118 Arbeiten aufzählendes Literaturverzeichnis. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


21) P. Graf. Ein Beitrag zur Chirurgie der gutartigen Magen- 
erkrankungen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 365.) 


G. hat das einschlägige Material von Helferich’s Klinik in Kiel aus den 
Jahren 1899—1905, im ganzen 96 Fälle, bearbeitet. Darunter befinden sich 9 per- 
forierte Magengeschwüre, nach deren Abzug also 86 Fälle mit 8% operativer Mor- 
talität. Über das spätere Geschick der Überlebenden (78 Pat., dazu 3 geheilte 
Perforationsfälle) konnte, 2 Kranke ausgenommen, hinreichend Nachricht ein- 
gezogen werden, 57 konnten zudem in der Klinik selbst nachuntersucht werden, 
so daß die Endresultate genügend klargelegt sind. Dieselben sind je nach der 
Natur der die Operation bedingenden Krankheitszustände sehr variabel, insbeson- 
dere ergaben sich bei der am häufigsten zur Behandlung kommenden Affektion, 


238 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


dem Magengeschwür, erbebliche Unterschiede, je nachdem es sich um eine pylo- 
rische stenosierende Geschwürsnarbe handelt, oder um noch bestehendes Pylorus- 
geschwür, oder um Geschwür des Magenkörpers. G. hat die verschiedenen Re- 
sultatsgüten mit den Zensurzahlen I, II, III, IV gekennzeichnet, wobei auf I die 
Pat. gerechnet sind, die dauernd arbeitsfähig, im allgemeinen beschwerdefrei, ohne 
Diät leben, auf II die, die den Anforderungen des Lebens genügen, aber leichtere 
Beschwerden zurückbehalten haben, auf III die, welche nur bei Diät und Schonung 
ein erträgliches Dasein führen, auf IV die, die annähernd die alten Beschwerden 
baben. I und II können deshalb als gute, III und IV als schlechte Erfolge ge- 
zählt werden. Da die häufigst behandelte Magenkrankheit, wie bemerkt, das Ge- 
schwür, die am häufigsten ausgeführte Operation aber die Gastroenterostomie war, 
ist eine Übersicht über die wichtigsten Resultate am einfachsten durch teilweise 
Reproduktion der beiden hierauf bezüglichen, von G. gelieferten Tabellen zu geben. 


A. Geschwürstabelle. 























| Mißerfolge | Zusammen- 
ethode Erfolge Operative Spätmortalität | ze der 
] II Mortalität am Geschwür| III | IV | Resultate > 
Narbige Py- Gastroentero- | 114 gute 
lorusstenose stomie 15 7 6 — — 1!3 114 schlechte = 
nach Ulcus | 22% d. Leb. 
19 |Pyloroplastik1 — | 1 — — — | — 0 Mortalitat. 
Ulcus pylori Gastroentero— | | 
21 stomie 17 8 4 1 Chloro- — | 1 3 14 gute 
nrmtr — P 
airis formtod ve {ő schlechte = 
Resektion 3 1 |1 | 1 (Kollaps — fe |— |? 26% d. Leb. 
| | | J L 
i | 2 + p. Op. 
Jejunostomie 1 — | — — | — '—|1 
i | Í 
Ulcusdes Ma-|Gastroentero- | SRN 
genkörpers | stomie 14 6 | — 1{Pneumonie)/2 (Perforat.| 1 | 1 || 
21 | Kachexie| | |j9 gute 
Jejunostomie 4 1 | — 3 (Blutung bz.! — |— |— [9 schlechte = 





| Perforation)) | ta 35% d. Leb. 
Gastroanasto- | | 3 unsichere 








4 
mose 211— — | — lo b + p. op. 
|Pexis 1 —]| 1 — | — —— 
Sa.: 61 61/24 |13 6 4 2 48 


Hiernach verhält sich also die operative Mortalität bei Narbe (Pylorusstenose‘, 
Ulcus pylori, Ulcus corporis wie 0:2:4. Entsprechend sind die Endresultate: 
bei Pylorusstenose 22% Mißerfolge, bei Ulcus pylori 26%, bei Ulcus corporis 35%. 

Betreffs B., der Gastroenterostomietabelle seien folgende Daten wieder- 
gegeben: 

Gesamtzahl der Operationen: 67, 


i 27mal Resultat »Ie«e, 
Erfolge: al ma Resultat »II«, 
Mißerfolge: 20, und zwar 

operative Todesfälle: 3, 
spätere Todesfälle: 2, 
Resultat »IlIe: 6, 
Resultat »IVe: 9. 


Außer den Pylorusstenosen (23 Fälle) und den Geschwürsfällen wurden der 
Operation auch 9 Gastroptosen unterzogen (7 gute Erfolge), sowie 2 neuropathische 
Magenaffektionen (Hysterie und Tabes), beide ohne Erfolg. Als typische physio- 
logische Folgen der Gastroenterostomie bezeichnet G. auf Grund seiner Nachunter- 
suchungen: 1) Besserung der motorischen Funktion in der Regel bis zur Norm, 
selten darüber, 2) Herabsetzung der Azidität des Magensaftes, 3) Rückgang der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 239 


Ektasie in gewissen Grenzen, nur in einer Minderzahl bis zur normalen Größe, 
was für das Befinden und die motorische Funktion nicht nachteilig ist. »Die 
Jejunostomie ist wegen ihrer Unzuverlässigkeit hauptsächlich bei Blutungen mög- 
lichst einzuschränken.< »Für Ptose und Atonie ist der Gastroenterostomie der 
Vorzug zu geben vor der Pexis (Ventrofixatio) und Plicatio allein.« 

Im übrigen wurde in der Kieler Klinik eine nachträgliche Verengung der 
Magen-Darmkommunikation beobachtet, 3mal infolge narbiger Retraktion, imal 
infolge einer als Unikum dastebenden Karzinombildung der Kommunikationsstelle. 
Die 4 Fälle werden näher berichtet. Als kasuistisch besonders interessant sind 
ferner hervorzuheben 12 Fälle entzündlicher Geschwulstbildung bei ulzerös-narbiger 
Pylorusstenose und 9 Fälle akuter Geschwürsperforation. Die ersteren zeichneten 
sich durch sehr chronischen Verlauf aus (8 Kranke litten bereits mehr als 10 Jahre), 
gaben aber recht gute Erfolge; denn von 8 bei ihnen gemachten Gastroenterosto- 
mien resultierten 6 sehr gute und 2 gute Dauererfolge 4 Geschwülste wurden re- 
seziert‘. Von den Perforationsfällen gelang es 3 operativ zu retten. 2 Pat. der 
Klinik bekamen nach einer Magenoperation (Gastroenterostomie bzw. Jejunostomie) 
eine Perforation und starben beide ohne zweite Operation. 

Die bevorzugte Operationsmethode für die Gastroenterostomie war die Retro- 
colica posterior nach v. Hacker, und wurde bald Naht, bald Knopf, in letzter 
Zeit aber nur noch die Naht dabei verwendet. Zur Sicherung vor Circulus vitiosus 
wendet Helferich eine Verengung des zuführenden Darmschenkels und eine Ver- 
ziehung des Darmes nach links an. Das Verfahren wird unter Beifügung einer 
erläuternden Figur genau beschrieben. 

Zum Schluß der Arbeit stehen die gesamten Krankengeschichten und ein 
204 Nummern enthaltendes Literaturverzeichnis. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven'. 


22) Jollasse. Beitrag zur Röntgendiagnose des Sanduhrmagens. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 


Verf. konnte an drei Pat. das Bestehen eines Sanduhrmagens, sowohl durch 
den Wismutschatten als mit der Sonde im Röntgenbilde nachweisen. In einem 
vierten Falle aber ließ das Röntgenbild scheinbar einen Sanduhrmagen erkennen, 
während die Autopsie einen gesunden Magen ergab. Pat. litt an Leberschwellung 
und Karzinom des Duodenum. Die Einschnürung der Magenwand war offenbar 
bedingt durch spastische Kontraktionen der Muskulatur. Gaugele (Zwickau). 


23) G. Costa (Vizzini). Occelusioni intestinali da causa interna ed ernie 
esterne. 
(Clinica chirurgica 1907. Nr. 7.) 


Innere Einklemmungen in Verbindung mit Hernien können zu uvausweich- 
lichen diagnostischen und therapeutischen Schwierigkeiten führen. Zumeist stehen 
sie mit pathologischen Zuständen in der Hernie in einem kausalen Zusammenhang. 

C. bringt mehrere einschlägige Fälle zur Kenntnis: 

1) 52jähriger Bauer, linksseitige, stets freieHernie; Inkarzeration seit 18 Stunden. 
Keinerlei auffällige äußere Erscheinungen; nur bei der Herniotomie besonders viel 
Bruchwasser und Peritonealflüssigkeit, die zur genaueren Untersuchung der benach- 
barten Darmschlingen aufforderten und die Konstatierung eines Volvulus der Flexur 
ermöglichten. Heilung nach 16 Tagen, Woblbefinden nach 3 Jahren. 

2) 32jähriger Bauer, rechtsseitiger Leistenbruch. Häufige paroxysmale Schmerzen 
in der rechten Unterbauchgegend unter jedesmaliger Bildung einer apfelgroßen, 
umschriebenen Geschwulst daselbst, die auf Massage allmählich zurückging. Wäh- 
rend eines foudroyanten Anfalles Operation: Ein strangförmig geschrumpfter Netz- 
zipfel, mit dem freien Ende im Leistenbruche verwachsen, hatte eine Ileum- 
schlinge gedreht und stranguliert; Resektion der gangränösen Schlinge, Heilung. 

3) 27jähriger Mann. Innere Einklemmung durch doppelte Strangulation des 
Ileum infolge eines angeborenen, omphalomesaraischen Stranges vom rechten 


240 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Nabelrande zum Mesenterium der betreffenden Schlinge. Gleichzeitig besteht ein 
rechtsseitiger Leistenbruch, der einen verwachsenen Netzzipfel enthält; er scheint 
nicht inkarzeriert gewesen zu sein. Resektion des schnürenden Stranges. Heilung. 

4) 29jähriger Bauer, hat seit Jahren seine Hernie in der rechten Leistenbeuge 
bei Schmerzanfällen stets selbst teilweise reponiert, aber dabei eine schmerzhafte 
Geschwulst im Bauche beobachten können. Die Operation ergibt eine untere 
Dünndarmschlinge, deren Schenkel »gewehrlaufartig aneinander gelötet« sind, im 
Bauch oberhalb eines verwachsenen Netzbruches im Bruchsack. Resektion. Hei- 
lung. 

Diese kurz referierten Fälle geben C. Anlaß zu einer äußerst sorgfältigen kri- 
tischen Arbeit, die das Hauptgewicht auf die Diagnose und ihre Konstruktion legt 
und außerdem zahlreiche andere Fälle aus des Autors offenbar sehr reichem Ma- 
terial erwähnt, J. Sternberg {Wien). 


24) A. Jenckel. Atresia acquisita intestini. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 330.) 

Während angeborene Dünndarmatresien bekanntlich nicht allzu ungewöhnlich 
sind, stellen im späteren Leben erworbene sehr seltene Vorkommnisse dar und 
können, durch Strangulationen verursacht, nur dann zur Entwicklung gelangen, 
wenn dem Kot durch Herstellung eines abnormen Weges — äußerer widernatür- 
licher After oder fistulöse Darmanastomosierung — ein Abgang eröffnet ist. J. be- 
schreibt zwei in der Göttinger Klinik beobachtete einschlägige Fälle, von denen 
einer nach Brucheinklemmung, der zweite durch innere Einklemmung entstanden 
war. In Fall 1 handelt es sich um eine 46jährige Frau, die, vor 5 Monaten außer- 
halb der Klinik wegen Brucheinklemmung herniotomiert, einen widernatürlichen 
After zurückbehalten hatte und zu dessen Beseitigung laparotomiert wurde. Die 
Operation führte auf ein Knäuel stark verwachsener Därme, aus welchen die früher 
eingeklemmte Schlinge herauspräpariert und reseziert wurde. Darmnaht usw., Tod 
infolge von Peritonitis. Das Resektionspräparat wird abgebildet und eingehend 
beschrieben. Es zeigt, stark miteinander verwachsen, ein zuführendes weites und 
ein verengtes abführendes Ende, beide blindsacktörmig verschlossen, ferner die 
Kotfistel (Anus praeternaturalis) und als Fortsetzung des zuführenden Stückes ein 
Fragment verengten und verödeten Darmes. Die speziellen Befunde am Präparat 
sind auch histologisch genau durchforscht und geben dem Autor zu einer Hypothese 
über die Art der früheren Darmeinklemmung Anlaß. J. glaubt, es habe sich 
damals um eine Einklemmung von 2 Darmschlingen gehandelt, und es sei bei der 
Herniotomie nur eine partielle Reposition gelungen. Im Anschluß an diese Mut- 
maßung wird beiläufig auf die Frage von den »2 Darmschlingen im Bruchsack« 
bzw. von der »retrograden Einklemmung« eingegangen, des weiteren auch der 
wenigen sonst bekannten (5) Fälle von Dünndarmatresie nach Brucheinklemmung 
mit Kotfistel gedacht. In Fall 2 wurde eine Frau wegen Ileus laparotomiert, 
und zwar wurde oberhalb verengter, im Douglas liegender Dünndarmschlingen eine 
erweiterte Schlinge mit dem Kolon mittels Murphyknopf in Anastomose gebracht. 
Pat. genaß, doch wurde der Knopf nicht ausgestoßen. 15 Monate später gelangte 
Pat. wegen abermaligen Ileus neuerdings zur Laparotomie, wobei man in einen 
mit gangränösem Darm zusammenhängenden Abszeß geriet und sich nach dessen 
Tamponade mit Anlegung einer Kotfistel begnügte. Die Sektion der am nächsten 
Tage gestorbenen Frau zeigte, daß die bei der ersten Operation gemachte Darm- 
anastomose sich erheblich verengt hatte. Aboral von ihr endigte der Dünndarm 
blind mit völlig verwachsenem Ende und enthielt hier den Murphyknopf. Die 
Fortsetzung dieses Darmendes fand sich erst nach längerem Suchen in einiger Ent- 
fernung, in starke Verwachsungen gebettet, sehr verengt und ebenfalls blind oblite- 
riert, übrigens mit einer kleinen Perforation versehen. Außerdem zeigte sich an 
anderer Stelle Darmbrand infolge von Einklemmung durch feste Stränge, wobei 
zu bemerken, daß Pat. früher Puerperalfieber (mit Parametritis) durchgemacht hatte, 
und daß als Grund auch des ersten Ileusanfalles Darmeinklemmung durch von 
dieser Erkrankung hinterlassene Verwachsungen usw. angeseben wurde. — Ent- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 241 


stehung der völligen Darmdurchtrennung nebst Blindverschluß beider Enden in 
diesem Fall erscheint unschwer erklärbar. Die Anlegung der Dleum-Kolonana- 
stomose entlastete das Einklemmungsgebiet am Darm, an dem nun ohne Schaden 
Durchschnitt des Darmes durch die einklemmende Falte, gefolgt vom Zuwachsen 
beider Enden, zustande kommen konnte. Der zweite Ileusanfall ist wohl aus- 
schließlich der eingetretenen Verengung der Darmkommunikationsöffnung zur Last 
zu legen. J. ist geneigt, für dies Ereignis die Benutzung des Murphyknopfes zu 
beschuldigen und glaubt, daß die Anastomosenbildung mittels Darmnaht zumal 
mit Separatcatgutnaht der Schleimhaut einen Schutz vor dergl. Verengungen ge- 
währt. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


25) Borszöky. Blinddarmtorsion. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 49.) 

Bei einem 4Ojährigen Mann stellten sich 3 Tage vor der Aufnahme in die 
Röczey’sche Klinik kolikartige Bauchschmerzen, Erbrechen, Stuhlverhalten ein. 
Bei der Aufnahme fand sich in der linken unteren Bauchgegend eine Resistenz, 
die Diagnose wurde auf Volvulus der Flexura sigmoidea gestellt. Bei der sofort 
vorgenommenen Laparotomie wurde festgestellt, daß die Resistenz in der linken 
Bauchhälfte nicht durch das S romanum, sondern durch den unter Drehung um 
180° nach links verlagerten Blinddarm bedingt war. Es lag ein partieller Situs 
inversus der Därme vor. Nach Retorsion des Blinddarmes glatte Heilung. 

Die Torsion des Blinddarmes ist selten, nach der Statistik von Weinreich 
(1901) sind in der Literatur nur 24 Fälle bekannt. 

P. Steiner (Klausenburg). 


26) B. K. Finkelstein. Ein Fall von Volvulus des Blinddarmes und 
Einklemmung des Dünndarmes in einer angeborenen Öffnung des 


Mesenteriums. 
(Praktitscheski Wratsch 1907. Nr. 46. [Russisch.)) 

23 Jahre alter armenischer Arbeiter, am Tage vorher erkrankt. In der Ana- 
mnese leichte Anfälle von unvollständigem Ileus. Deutliches Symptom v. Wahl’s 
rechts unten vom Nabel. Der Darm nimmt frei ein großes Klysma auf. Während 
des folgenden Tages 3mal Erbrechen. Operation 2 Tage nach Erkrankung. Der 
Blinddarm hat ein eigenes Gekröse, ist um 360° in der Richtung des Uhrzeigers 
gedreht. Zwischen dem Gekröse des Blinddarmes und demjenigen des Dünndarmes 
ein Spalt von der Gekröswurzel bis zum Darm. In diese Öffnung ist eine Schlinge 
des Ileum geraten und eingeklemmt und hat sich von rechts nach links über den 
Blinddarm geschlagen. Narben und frische Entzündungssymptome am Gekröse. 
. Lösung des Darmes, Schnitt, Entleerung des Blinddarmes von sehr reichlichen 
Kotmassen. Naht dieses Schnittes, dann des Spaltes im Gekröse, wobei gleich- 
zeitig das Blinddarmgekröse an der hinteren Bauchwand fixiert wird. Schluß 
der Bauchwunde. Glatter Verlauf, Heilung. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


27) Herrmann. Über einen einfachen auswechselbaren Kotfänger Be 
künstlichem After. 
(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1907. Nr. 22.) 

Ein kurzes Knierohr aus Zelluloid ist an der kreisförmigen Einfallöffnung für 
den Kot mit einem lufthaltigen Gummiring umrandet und wird mit diesem mittels 
einer Gabel und federnden Leibriemens gasdicht über die Mündung des künstlichen 
Afters gestülpt. Der nach unten gerichtete, abgeplattete Schenkel des Rohres 
trägt einen Gummibeutel von 18cm Länge und 9cm Breite, der über einem 
Wulste des Rohres durch einen Gummiring luftdicht festgehalten wird und sich 
leicht gegen einen neuen auswechseln läßt. Der ganze Apparat kann aus der 
Gabel herausgenommen und gegen eine Zelluloidplatte vertauscht werden, die eine 
mit Tierkohle bestäubte Wattelage gegen die Afteröffnung preßt. 3 Abbildungen. 

Gutzeit (Neidenburg). 


242 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


28) H. Ito und Y. Soyesima. Beitrag zur operativen Behandlung 
der Hirschsprung’schen Krankheit. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 459.) 

Die Verff. bringen zwei einschlägige in der Klinik zu Kyoto (Japan) mit gutem 
Erfolge operativ behandelte Fälle. Fall 1: 14jähriger Knabe, der, seit der Geburt 
an Incontinentis alvi leidend, meist nachts unwillkürlich Kot ins Bett ließ. Be- 
fund: schlechte Ernährung, Anämie, Leibesauftreibung, träge Peristaltik des augen- 
scheinlich sehr vergrößerten Dickdarmes, erhebliche Kotstauung, sowohl im Mast- 
darm als im unteren Dickdarm, hier eine tastbare Pseudogeschwulst bildend, After 
jedoch gut geschlossen. Trotz passender Diätregulierung, regelmäßiger Darm- 
spülung, digitalen Kotausräumungen keine Besserung, deshalb Laparotomie. Es 
wird eine breite seitliche Anastomose zwischen dem untersten Teile des Dünn- und 
dem oberen Teile des Mastdarmes angelegt und von der anastomosierten Stelle 
aufwärts etwa 20 cm lang der Dickdarm gefaltet, so daß sein Durchmesser auf 
die Hälfte verkürzt wird. Hiernach Besserung, doch nicht ausreichend, da sich 
wieder stagnierende Kotgeschwülste bilden. Darum 2 Monate nach der ersten 
Operation Relaparotomie, bei der die Darmanastomose gut durchgängig befunden 
wurde. Vornahme der partiellen Darmausschaltung, indem analwärts von der 
Anastomose der Dünndarm quer getrennt, beiderseits blind verschlossen und ver- 
senkt wird. Hiernach gutes Endresultat. Gute Ernährung, Beseitigung der In- 
kontinenz, regelmäßige, spontane Defäkation. Fall 2 betrifft einen 4monatigen 
Knaben, seit der Geburt mit Verstopfung und zeitweisem Erbrechen behaftet, am 
erweiterten Bauch starke Peristaltik zeigend. Bei der Laparotomie vorfallende 
stark geblähte Därme wurden punktiert und reponiert. Schlängelung der abnorm 
langen Flexur. Anlegung einer Kotfistel an der Regio iliaca sinistra. Das Aus- 
fließen einer Unmasse Kotes aus der Fistel wirkte sehr erleichternd. Nach einem 
Monate spontane Heilung der Fistel, spontan erfolgende Kotentleerungen durch 
den After, allgemeines Wohlbefinden. 

Fall 1 sehen Verff. als ein echtes Megakolon, »eine Art Riesenwuchs des 
Kolon« an, bei dem sich ihnen die partielle Darmausschaltung in sehr guter, zu 
Nachahmung auffordernder Weise bewährte. In Fall 2 hat ihrer Ansicht nach nur 
ein Pseudomegakolon vorgelegen. Fälle der letzteren Art können im späteren 
Lebensalter der Kranken spontan in normale Verhältnisse übergehen, bedürfen 
deshalb kaum operativer Behandlung, von welcher vielmehr hier tunlichst ab- 
zusehen ist. 

In allgemeinen Bemerkungen zur Sache, bei denen die Verff. ausgedehntes 
Literaturstudium verwerten, werden kurz gefaßte aber anscheinend erschöpfende 
Zusammenstellungen über die verschiedenen klinischen Theorien zur richtigen 
Deutung der »Hirschsprung’schen Krankheit«, sowie über die mannigfachen 
chirurgischen Methoden zu ihrer Behandlung und das bislang auf diesem Gebiete 
geleistete gegeben. Literaturverzeichnis von 204 Nummern. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


29) D. Roberts. Gradual anal dilatation by a new method. 
(New York med. record 1907. Dezember 14.) 
R. gibt ein neues Instrument an, welches im wesentlichen aus einem hantel- 
förmigen Kautschuckballon mit einem besonders starken Gebläse besteht und das 
durch ein Spekulum in den After eingeführt wird. Wiederholte Anwendung in 


richtigen Intervallen brachte unter anderem Heilung von Strikturen. 
Loewenhardt (Breslau). 


30) A. S. Schtscherbakow. Zur Kasuistik der spontanen Milzruptur. 
(Wratschebnaja Gazeta 1907. Nr. 50. [Russisch.]) 


Pat., 34 Jahre alt, Bäcker, hat eben eine schwere Krankheit (Typhus?) über- 
standen. Fieber, starker Husten. Beim Hinaufsteigen auf einen Ofen fing er an 
heftig zu husten und spürte dabei, daß etwas im Unterleibe zerriß. Tod am 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 243 


nächsten Tage an Verblutung. Sektion: im Bauche 1 kg Blut; Milz fast total quer 
zerrissen, Kapsel matt, weißlich, löst sich leicht ab. Milzsubstanz weich, morsch, 
zerfließt bei Fingerdruck. Sonst in den Organen außer Fettdegeneration keine 
Veränderungen. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


3l) @. J. Baradulin. Milzcysten nicht parasitären Ursprunges. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.]) 


Der 34jährige Pat. zog sich vor 6 Jahren durch Fall eine heftige Rückenmarks- 
quetschung zu. Vor 4 Jahren spürte-er zuerst Schmerzen im Epigastrium, die 
sich von Zeit zu Zeit wiederholten. Vor einigen Wochen bemerkte er zufällig eine 
kleine Geschwulst unter dem linken Rippenbogen, die schnell wuchs. Es wurde 
eine Dämpfung gefunden, die in der Axillarlinie an der 5. Rippe begann und in 
einer Geschwulst von der Größe des Kopfes eines Erwachsenen aufging, unbe- 
weglich, prall-elastisch, Auktuierend. Rechts reichte sie bis in die rechte Mammillar- 
linie, nach unten bis in Nabelhöhe. Der Blutbefund: 3864000 Erythrocyten, 
11400 Leukocyten, 60% Hämoglobin. Probepunktion: dunkelbraune Flüssigkeit 
mit Blutkörpern, Cholesterin, Fibrin. 

Operation: Die Cyste enthielt 3 Liter Flüssigkeit. Sie war derart verwachsen, 
daß sie nur eröffnet und eingenäht werden konnte. Völlige Heilung nach 5 Mo- 
naten. 

Blutbefund nach 6 Wochen: 4068000, 14.200, 75%. Die »Leukooytose« führt 
B. auf die Tamponade zurück. 

Die Cystenwand bestand aus 1) einer dichten Bindegewebsschicht mit wenig 
Zellen und 2) aus einem inneren bindegewebigen Netz mit vielen Zellen; an ein- 
zelnen Stellen fanden sich Endothel und Fibrin. Ein aus der Tiefe genommenes 
Stück wies dieselben Schichten auf und außen noch etwas atrophisches Milzgewebe. 

V. E. Mertens (Kiel). 


32) A. W. Schatski. Ein Fall von Splenektomie infolge Lymph- 
angiom der Milz. 
(Wratschebnaja Gazeta 1907. Nr. 50. [Russisch.)) 


Mädchen von 18 Jahren mit einer Geschwulst, die vor 11/3 Jahren in der 
Milzgegend bemerkt wurde und jetzt den ganzen Unterleib bis zur Symphyse ein- 
nimmt. Linke Lunge: Dämpfung unten bis zur 5. Rippe in der Axillarlinie. Herz 
nach rechts verdrängt. Splenektomie (Prof. Gubarew); Milz frei, keine Verwach- 
sungen. Nach Herauslagerung vor die Bauchhöhle wurde die A. lienalis mit einer 
Klemme gefaßt, dann das Mesenterium der Milz ohne vorherige Abbindung von 
unten durchschnitten und dabei ein paar kleine Arterien abgeklemmt. Oben wurde 
der Pankreasschwanz durchnäht und durchschnitten. Nach Entfernung der Ge- 
schwulst wurden die gefaßten Arterien mit einer Catgutligatur unterbunden, der 
Stumpf des Mesenteriums vernäht und an der Bauchwandwunde befestigt. Tampon 
für 2 Tage, glatte Heilung. Am 7. Tage war die ganze linke Lunge gedämpft; 
Probepunktion — blutig-seröses Exsudat; Impfung auf Nährböden blieb erfolglos. 
23 Tage nach der Operation war das Exsudat resorbiert. Pat. menstruierte wieder 
(seit 11/; Jahren Amenorrhöe). Nach 3 und nach 5 Monaten trat von neuem Ex- 
sudat in der Pleura auf. Diagnose: Tumor pulmonis. Allgemeinzustand recht 
gut; Blutuntersuchung vor (und nach) der Operation: Hämoglobin 75% (95 bis 
85%), rote Blutkörperchen 4000000 (4880000), weiße: 20000 (9970—12000). Die 
entfernte Milz wog 5,1 kg, Größe: 35><22><17 cm. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


33) C. Nordmann. Ein Fall von Leberruptur. 
Inaug.-Diss., Kiel 1907. 
Bei einem 18jährigen Schlosser, der aus der III. Etage zur Erde gefallen war, 
stellten sich Schmerzen in der Lebergegend ein. Man konnte im rechten Epi- 
gastrium eine Flüssigkeitseansammlung nachweisen. Bei der Operation wurden im 


244 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Bauche große Blutgerinnsel gefunden. Als Quelle der Blutung entdeckte man 
nach Emporziehen des Rippenbogens und Einkerbung des Lig. suspensorium im 
äußeren, oberen, hinteren Teil der Leber ein hühnereigroßes abgequetschtes Stück, 
das zusammenhangslos in dem Winkel lag. Da auf Drainage die Blutung nicht 
stand, wurde die Leber an dieser Stelle durch sechs tiefgreifende Catgutnähte ver- 
näht. Nach 20 Tagen wurde ein subphrenischer Abszeß mittels Rippenresesektion 
entleert. Bei Verbandwechseln und einer späteren Auslöffelung wurde noch viel 
abgequetschtes Lebergewebe entfernt. Dann trat Heilung ein. 

Die Leberzerreißung war hier also durch eine einseitige Gewalteinwirkung 
zustande gekommen. Chok und Kontraktion der Bauchdecken hatten bei dem 
Verletzten gefehlt. E. Moser (Zittau). 


34) Goldammer. Beiträge zur Chirurgie der Gallenwege. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 41.) 


Die umfangreiche Arbeit berichtet über 228 Fälle von Erkrankungen der 
Gallenwege, in erster Linie von Cholelithiasis, die in der Kümmell’schen Abtei- 
lung des Hamburg-Eppendorfer Krankenhauses von 1895—1906 operativ behandelt 
wurden. 

Die Bearbeitung dieses Materials hält sich unter Wiedergabe sämtlicher 
Krankengeschichten an die bekannte Einteilung von Kehr und führte im wesent- 
lichen zu einer Bestätigung der von Kehr und Körte veröffentlichten Anschau- 
ungen und Ergebnisse auf dem Gebiete der Gallenwegchirurgie. Das Referat kann 
sich daher darauf beschränken, einen Überblick über die Operationserfolge und die 
Indikationsstelluüng Kümmell’s zu geben. 

Die Gesamtmortalität der Gallensteinlaparotomien betrug 20,9% (Kehr 26,2%). 
Bei unkomplizierten Fällen ergab sich eine Sterblichkeit von 4,7%, bei gutartigen 
Komplikationen von 14,3%, bei bösartigen Komplikationen von 85,7% ; letztere 
sind in einer Häufigkeit von 19,8% vertreten. 

In Übereinstimmung mit Kehr und Körte wurde operiert, wenn innere Kuren 
erfolglos waren, wenn die Krankheit von Anbeginn so auftrat, daß interne abwar- 
tende Behandlung gefährlicher erschien als operative, schließlich aus besonderer 
Rücksichtnahme auf soziale Verhältnisse. | 

Die Indikation zur Operation ist demnach gegeben: 1) bei der akuten, infek- 
tiösen Cholecystitis in jedem Stadium; 2) bei der rezidivierenden Cholecystitis, 
wenn auch zwischen den Anfällen Krankheitssymptome vorhanden sind, welche 
Erwerbsfähigkeit und Lebensgenuß beeinträchtigen; 3) bei Hydrops und chroni- 
schem Empyem der Gallenblase; 4) bei pericholecystitischer Eiterung;; 5) bei jedem 
chronischen Choledochusverschluß; 6) bei Kombination jeder Form des Gallenstein- 
leidens mit Morphinismus; 7) bei sonst unheilbaren Folgezuständen der Chole- 
lithiasis: Cholangitis, Leberabszeß, Perforationsperitonitis, sekundären Verände- 
rungen an Magen und Darm; 8) bei Karzinomen der Gallenwege; bezüglich deren 
Resultate ist auf die Arbeit von Friedheim (Bruns’ Beiträge Bd. XLIV) zu 
verweisen. 

Meist wurde der pararektale Längsschnitt, mitunter aber auch der Kocher- 
sche Schräg- und Kehr'sche Wellenschnitt gewählt. 

Das operative Vorgehen gegenüber der Gallenblase ist ein bedingt konser- 
vatives: sie wird exstirpiert, wenn der Cysticus organisch verschlossen ist, wenn ihre 
Muskulatur infolge Überdehnung irreparabel gelitten hat, wenn ihre Wand durch 
ulzerative Prozesse zerstört, durch Entzündung geschrumpft und verdickt oder aber 
karzinomverdächtig geworden ist. 

Die Cystektomie, deren Technik nicht von der gewöhnlichen abweicht, wird 
nicht als konkurrenzlose Operation geübt, sondern auch der konservativen Oyst- 
endyse und Cystostomie ein genau umschriebenes Gebiet eingeräumt. Voraus- 
setzung für Cystendyse ist, daß die Gallenblase völlig frei von entzündlichen Ver- 
änderungen ist, daß normale Galle aus dem Hepaticus nachfließt und mit Sicher- 
heit alle Steine entfernt werden können. Unter diesen Bedingungen kürzt diese 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 245 


vielfach verworfens Operationsmethode den Heilungsverlauf ganz erheblich ab und 
schafft zugleich wieder physiologische Verhältnisse. 

Alle übrigen Fälle gehören der Cystostomie, welche stets einzeitig vorgenom- 
men wird, wobei der Fixation am Peritoneum die Eröffnung vorausgeht. 

Choledochotomie zur Drainage der Gallenwege gilt nicht als Normalverfahren. 
Sie wird nur ausgeführt wegen sonst nicht entfernbarer Steine und bei stärkerer 
Infektion des Ganges. Nahtverschluß oder Drainage des Ganges wird nach ähn- 
lichen Indikationen gewählt. 

Von 134 Pat., deren Schicksal ermittelt werden konnte, waren 15 gestorben, 
darunter einer an den Folgen des Gallensteinleidens. 102 Operierte waren völlig 
gesund und beschwerdefrei; Rezidive, d. h. Wiederholung der Koliken, wurden in 
6,8% berichtet, während in 11,8% Steine zurückgeblieben waren. 

Reich (Tübingen). 


35) Rolleston. Congenital obstruction of the common bile duct. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 12.) 

R. beschreibt einen Fall von angeborenem Verschluß des Choledochus bei 
einem hereditär luetischen Kinde, das unter zunehmendem Ikterus und Abmagerung 
3 Wochen nach der Geburt starb. Der Ikterus trat erst 7 Tage nach der Geburt 
ein. Auf Grund des klinischen und Sektionsergebnisses hält R. den Verschluß 
für bedingt durch luetisches Granulationsgewebe. Der Fall hätte dann nur ein 


einziges Gegenstück in dem von Beck 1884 beschriebenen. 
Weber (Dresden). 


36) Barth. Intrahepatische Cholelithiasis und deren Behandlung durch 
langdauernde Hepaticusdrainage. 
Inaug.-Diss., Leipzig, 1907. 

Bei einem 54jährigen Manne wurde wegen chronischen, lithogenen Choledochus- 
verschlusses der Choledochus inzidiert und der Hepaticus drainiert, obwohl nach 
Extraktion eines großen Steines aus demselben kein Stein mehr nachweisbar war. 
Im Verlaufe der Nachbehandlung wurden beim Spülen öfters Steinchen und ocker- 
gelbe, zylindrische, den feineren Gallengängen entsprechende Gebilde heraus- 
geschwemmt. Erst nach 13 Monaten fanden sich keine Bröckel mehr in der Galle, 
so daß Drainage und Spülung fortgelassen werden konnten, worauf sich die Fistel 
schloß. Die Spülungen, die noch dazu in den letzten Monaten von der Frau des 
Pat. vorgenommen wurden, waren ebenso wie der Gallenverlust ohne Beschwerden 
ertragen worden. Unter Berücksichtigung der Literatur wird das Krankheitsbild 
der intrahepatischen Cholelithiasis kurz geschildert. Für die Therapie betont Verf. 
die Bedeutung der »langdauernden« Hepaticusdrainsge. Strauss (Nürnberg). 


37) Mayo Robson. On cholecystectomy; the indications and contraindi- 
cations for its performance. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 26.) 


Unter fast 1000 Operationen an den Gallenwegen hat M. nur 94mal die Gallen- 
blase entfernt. Auch nach ihrer Entfernung können sich neue Steine bilden, und 
zwar im Choledochus und in den großen Gallenwegen, während die Wiederkehr 
von Steinen nach der Cholecystostomie ein sehr seltenes Ereignis ist. Die Gallen- 
blase ist durchaus kein überflüssiges Organ, das man ohne weiteres fortzunehmen 
berechtigt wäre. Der Galle wird während ihres Aufenthaltes in der Gallenblase 
sehr viel Schleim beigemischt (nach R.’s Untersuchungen bis 72 ccm täglich). 
Dieser Schleim macht die Galle weniger reizend, wie aus den Experimenten Flex- 
ner’s hervorgeht. Wahrscheinlich führt der Verlust der Gallenblase zur Erweite- 
rung des Choledochus und der großen Gallengänge, wie dies Verf. mehrere Male 
beobachtet hat. Wäre das regelmäßig der Fall, so wären alle Möglichkeiten einer 
Neubildung von Steinen und einer Stauung zur Leber hin mit Cirrhose in Leber 
und Pankreas als deren Folge gegeben. 


246 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Es sollte daher die bewährte Oholecystostomie nicht gar so schnell durch die 
Ektomie ersetzt werden, wie es heute so oft geschieht. Indiziert ist die Ektomie 
bei Krebs; kleiner, geschrumpfter, wertloser Gallenblase; bei erweiterter und 
hypertrophierter Gallenblase infolge Striktur im Cysticus; Empyem der Gallen- 
blase; Schleimfistel; schwerer Verletzung der Blase. Dagegen soll für die gewöhn- 
liche Form der Cholelithiasis die Cholecystostomie als Normaloperation ihre Geltung 
behalten. — 

Auf der anderen Seite ist Verf. ein eifriger Befürworter der Operation an sich 
in jedem Falle von Gallensteinen überhaupt, weil er von dem ursächlichen Zu- 
sammenhange zwischen Stein und Krebs auf Grund seiner langen Erfahrungen 
fest überzeugt ist. Es gibt kein sichereres Mittel, der Krebsbildung vorzubeugen, 
als die Entfernung des dazu führenden Reizes: der Steine. Weber (Dresden). 


38) Solowoff. Cholecystenteroanastomosis retrocolica. 
(Chirurgia 1907. Nr. 130. [Russisch.]) 

Kurze Mitteilung, eingeleitet mit der Bemerkung, daß die Cholecystentero- 
anastomosis retrocolica, wie sie Brentano in Nr. 24 d. Bl. in Vorschlag bringt, 
schon vor 4 Jahren von Herzen auf dem II. Kongreß der russischen Chirurgen 
in Moskau beschrieben wurde (was den deutschen Chirurgen nicht bekannt sein 
konnte. Ref.). 

S. operierte einen einschlägigen Fall von chronischer Gallenstauung, veranlaßt 
durch Pankreaskarzinom. Seine Technik unterscheidet sich von der Brentano’s 
lediglich durch den Umstand, daß Brentano eine leergestrichene Jejunumschlinge 
durch einen stumpf durchbohrten Schlitz im Mesokolon an die Gallenblase heran- 
zieht und nach Beendigung der Anastomose das Mesokolon auf der Gallenblase 
fixiert. S. bohrt ebenfalls den Schlitz in das*Mesokolon, zieht aber die Gallen- 
blase hindurch zur Jejunumschlinge und befestigt zum Schluß den Schlitz des 
Mesokolon auf dem Jejunum in der Nähe der Anastomose. Sonst ist die Operation 
die gleiche. 

(Welche der beiden Methoden zu wählen ist, dürfte sich von Fall zu Fall ent- 
scheiden, da die Methode nach S. nur bei stark vergrößerter, bzw. überdehnter 
und sehr beweglicher Gallenblase auszuführen ist. Ref) Oettingen (Berlin). 


39) Fullerton. Anastomosis between the common bile duct and the 
duodenum for obstructive jaundice. 
(Brit. med. journ, 1907. Oktober 26.) 

Bei einem 66jährigen Manne mit schwerem, zunehmendem Ikterus machte F. 
die Choledochoduodenostomie mittels Knopfes. Es handelte sich um chronische 
Pankreatitis mit Erweiterung des Choledochus bis zur Weite eines Dünndarmes. 
Da es unmöglich war, bei der Operation vom gestauten Choledochus her Galle auf 
der geöffneten Gallenblase heraus zu pressen, so legte F. die Anastomose nicht an 
der Gallenblase, sondern am Choledochus an. Bis zur letzten Untersuchung bestand 
ein Dauererfolg von 5 Monaten. Solche Choledochenterostomien sind noch von 


den Gebrüdern Mayo, von Sprengel, Riedel und Swain beschrieben worden 
Weber (Dresden). 


40) Kotzenberg. - Operative Entfernung eines Tumors des Ductus 
omphalomesentericus. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 289.) 

Ohne charakteristische Anamnese entwickelte sich bei einer multiparen, 
anämischen Frau eine mannskopfgroße Geschwulst im Bauche, die, etwas nach links 
von der Mittellinie gelegen, mit den linken Adnexen zusammenzuhängen schien. 
Bei der Laparotomie wies sie mehrfache Verwachsnngen mit Bauchwand, Därmen 
und Netz auf, die sich aber leicht lösen ließen. Der Stiel, durch den die Ge- 
schwulst mit dem Darme zusammenhing, ging unmittelbar ohne scharfe Grenze 
aus einem Meckel’schen Divertikel hervor. Unter Resektion des Divertikels wurde 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 247 


die Geschwulst entfernt und glatte Heilung erzielt. Es handelte sich um eine 
weiche, solide Geschwulst mit mehrfachen Erweichungsherden, deren histologische 
Untersuchung zur Diagnoseeines primären Sarkoms führte. Es wird angenommen, 
daß sich dieses auf dem Boden eines nicht ganz zurückgebildeten Ductus omphalo- 
mesentericus entwickelt hatte. Reich (Tübingen). 


41) N. M. Kakuschkin. Zur Lehre von den Geschwülsten des großen 
Netzes. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 45—50.) 


Pat., 28 Jahre alt, von Kindheit an mit einem Herzfehler behaftet, mit 1 bis 
2 Aborten und Gonorrhöe in der Anamnese, kinderlos, kam mit einer Geschwulst 
im Unterleibe, die vor 5 Monaten bemerkt wurde, in Prof. Ratschinski’s 
Klinik. Disgnose: Netzgeschwulst oder Cyste des linken Eierstockes. Operation: 
Netz stark mit den Genitalien und dem Darme verwachsen, von zablreichen Cysten 
durchsetzt, die linsen- bis nußgroß, die größte faustgroß sind. Rechte Tube ver- 
dickt, mit dem Eierstock verwachsen; linke Adnexe fest mit der Geschwulst ver- 
lötet. Resektion des Netzes mit Zurücklassung des oberen rechten Drittels; da die 
Adnexe stark verändert sind und am Uterus Fetzen des cystisch entarteten Netzes 
hängen, werden auch diese Organe entfernt. Drainage durch die Scheide; Hei- 
lung, die 2 Jahre später fortdauert. — Das Netz ist von Lymphangiomen durch- 
setzt, die stellenweise Veränderungen entzündlicher und degenerativer Natur auf- 
weisen (Blutung, fettige Degeneration usw.); an einzelnen Stellen fanden sich 
Drüsengänge mit Zylinderzellenepithel. Die Lymphangiome gehörten zum Typus 
der rein cystischen, aus Lymphkapillaren entstandenen. Sehr ausführlich beschreibt 
K. den mikroskopischen Befund, der durch acht Bilder veranschaulicht wird. Aus 
der Literatur werden fünf Fälle von Netzlymphangiom gebracht; 12 weitere Fälle 
gehören wohl auch zu dieser Gruppe. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa!. 


42) Pólya. Über Mesenterialsarkome. 
(Budapesti Orvosi Ujság 1907. Nr. 30.) 


Verf. berichtet über drei Fälle von Gekrösgeschwülsten. Im ersten Falle wurde 
nur die Probelaparotomie ausgeführt, bei der Obduktion wurde ein mesenteriales 
Lymphosarkom gefunden. Im zweiten Falle wurde beim 47jährigen Manne die 
Diagnose in vivo gestellt, die Geschwulst, welche sich mikroskopisch als Fibroma 
mesenterii zeigte, wurde mit dem eng verwachsenen Dünndarm (284 cm) exstirpiert. 
Heilung. Pat. litt nach Abgang aus dem Krankenhaus an heftigen Diarrhöen, der 
Tod erfolgte 1 Jahr später infolge von Inanition. Im dritten Falle wurde bei der 
48jährigen Frau die 25 >< 15 >< 11 cm große, mikroskopisch sich als endotheliales 
Sarkom erweisende mesenteriale Geschwulst entfernt. Heilung. Seit der Operation 
ist bereits 1 Jahr vergangen, Pat. ist vollkommen wohl. 

P. Steiner (Klausenburg). 





Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 
1908. 


Der 37. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie findet vom 21. bis 
24. April 1908 in Berlin im Langenbeckhause statt. 

Die Herren Mitglieder können im Bureau des Herrn Melzer (Berlin N., Langen- 
beckhaus, ZAegelstraße 10/11) am Montag, den 20. April, bis 2 Uhr, sowie Dienstag, 
den 21. April, vormittags von 8—10 Uhr, die gedruckte Tagesordnung, sowie die 
Mitgliedskarten gegen Erlegung des Jahresbeitrages in Empfang nehmen. Die 
Miigliedskarten müssen beim Betreten des Sitzungssaales vorgezeigt 
werden; es liegt im Interesse der Herren Kollegen, sich rechtzeitig damit xu ver- 
sehen, da am Morgen vor der Sitzung der Andrang ein sehr groper zu sein pflegt. 
Gegen Einsendung des Jahresbeitrages pro 1908 an Herrn Melzer bis zum 15. Aprü 
werden Mitgliedskarten von diesem per Post zugesandı. 


248 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 


Die Eröffnung des Kongresses erfolgt am Dienstag, den 21. April, vor- 
mittags 10 Uhr, im Langenbeckhause. Während der Dauer des Kongresses werden 
daselbst Morgensitzungen von 9—121/g Uhr und Nachmittagssitzungen von 2—4 Uhr 
abgehalten werden. 

Die Vormittagssüzung am Dienstag, den 21. April, sowie die Nachmittags- 
sitzung am Donnerstag, den 23. Aprd, sind zugleich Sitzungen der General- 
versammlung. In der ersieren findet nach $ 16 der Statuten die Bericht- 
erstattung statt über die Tätigkeit der Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahre, 
über die Finanzlage der Gesellschaft, sowie die Neuwahl bzw. Ergänzung des Aus- 
schusses. In der zweiten (Generalversammlung am Donnerstag, den 23. April, 
nachmittags 2—4 Uhr, erfolgt die Wahl des ersten Vorsitzenden für 1909, ferner 
wird der Herr Kassenführer den ausführlichen Finanzberscht erstatten und danach 
die Entlastung beantragt werden. 

Die in den Vorjahren bewährte neue Geschäftsordnung wird auch auf dem 
diesjährigen Kongreß zur Anwendung kommen. Bei der großen Zahl unserer Mü- 
glieder ist es notwendig, eine gewisse Beschränkung des Materials eintreten zu lassen. 
Die Herren Mitglieder werden ersucht, diesem Gesichtspunkte Rechnung zu tragen 
und sich genau an die festgesetzten Bestimmungen zu halten. 

Die Ankündigungen von Vorträgen und Demonstrationen bitte ich 
bis xum 15. Mürz an meine Adresse gelangen zu lassen mit einer kurzen Inhalts- 
angabe ($ 2 der G.-O.) und der genauen Bexeichnung, ob Vortrag oder Demonstra- 
tion beabsichtigt wird ($ 5 der @.-O.). Später einlaufende Ankündigungen können 
nur nach Maßgabe der noch verfügbaren Zeit auf die Tagesordnung geseixt werden. 

Von auswärts kommende Kranke könmen nach vorheriger Anmeldnng 
in der kgl. Universitätsklinik (Berlin N., Zaegelstraße 5—9) Aufnahme finden. 
Präparate, Apparate und Instrumente usw. sind mit Angabe ihrer Be- 
stimmung an Herrn Melzer (Berlin N., Langenbeckhaus, Ziegelstraße 10/11) zu 
senden. Derselbe ist auch ermächligt, Beiträge zum Besten des Langenbeckhauses, 
Zuwendungen für die Bibliothek, sowie die Jahresbeiträge der Mitglieder enigegen- 
zunehmen (s. oben). Zur Vermeidung von Irrtümern wird um Aufbewahrung der 
Quitiungen ersucht. 

Eine Ausstellung von Instrumenten, Apparaten und Gebrauchs- 
gegenständen zur Krankenpflege ist nach Maßgabe des verfügbaren Raumes und 
der erfoligenden Anmeldungen in Aussicht genommen (Anmeldungen an die Haus- 
kommission des Langenbeckhauses zu Händen des Herrn Melzer). 

Ob ein Demonstrationsabend für Röntgenbilder usw. stattfinden wird, 
hängt von den diesbezüglschen Anmeldungen ab. 

Anmeldungen zur Aufnahme neuer Mitglieder bitte ich an den I. Schrift- 
führer Herrn Körte (Berlin W. 62, Kurfürstenstraße 114) einzusenden. Die An- 
meldung muß die genaue Adresse des Vorgeschlagenen (Name, Tiel, Wohnort) ent- 
halten und muß mit der eigenhändigen Unterschrift von drei Mitgliedern der Ge- 
sellschaft versehen sein. Formulare zu diesem Zwecke können von Herrn Melzer 
bezogen werden. Die Aufnahme neuer Mitglieder findet in der Ausschußsitzung am 
Montag, den 20. April, vormittags, sowie während der Kongreßtage nach Bedürfnis 
statt. Die am Montag aufgenommenen neuen Mitglieder können ihre Müglieds- 
karten am Dienstag vormittags von 8 Uhr an bei Herrn Melzer gegen Erlegung 
des Jahresbeürages in Empfang nehmen. 

Es wird etwa 4 Wochen vor dem Kongreß eine Übersicht über die bis dahin ein- 
gelaufenen Ankündigungen von Vorträgen versandt werden. 

4. Freih. v. Eiselsberg, 
Vorsitzender für das Jahr 1908. 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 


Für dio Redaktion verantwortlich: Geb. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirargie 


herausgegeben von 


K. GARRÈ, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


x in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 9. Sonnabend, den 29. Februar 1908. 





Inhalt. 

L B. Crede6, Silbercatgut und Silberseide. — II. A. C. Wiener, Zur Behandlung der Spondy- 
litis. (Originalmitteilungen.) 

1) Frankfurter Zeitschrift für Pathologie. — 2) Sanglorgi, Einfluß von Stauung auf wachsen- 
den Knochen. — 8) Rubritius, Akute Osteomyelitis. — 4) Hardiviller, Ostitis der Apophysen. — 
5) Birchner, Elfenbeinstifte bei Knochenbrüchen. — 6) Cecca, Zur Pathologie der Gelenkknorpel 
und der Synovialis. — 7) Bone, Gelenkleiden auf der Basis von Geschlechtskrankheiten. — 
8) Bowker, Arthritis rheumatica. — 9) Siomann, Nachbehandlung nach mobilisierenden Opera- 
tionen. — 10) Loewenstein, Venenklappen und Varicenbildung. — 11) Kotzenberg, Die Haut 
von Amputationslappen. — 12) Sehanz, Orthopädische Technik. — 13) Böhm, Variation des 
Rumpfskeletts. — 14) Brenner, Latente Wirbeltuberkulose — 15) Bardenheuer, 16) Knoke, 
Oberarmbrüche. — 17) Bum, Ischias. — 18) Graf, Zerreißung der Kniekehlengefäße. — 19) Le Fort, 
Genu recurvatum. — 20) Kirchner, Frakturen der Tuberositas tibiae, Tub. navicularis und Tub. 
calcanei. — 21) Ochsner, Plattfuß. — 22) Stein und Preiser, Pes plano-valgus. — 23) Smith, 
Metatarsalgie. — 24) Blecher, Fußgeschwulst. — 25) Budde, Resektionen am Tarsus und Meta- 
tarsus. 

26) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 27) Rodendorf, Osteomyelitis. — 28) Fran- 
genheim, Calluscysten. — 29) Bibergeil, 30) Fischer, Knochenbrüche. — 81) Barker, Trauma- 
tische Hämatomyelie. — 82) Baer, Operationen an der Wirbelsäule. — 83) v. Hovorka, Scoliosis 
lumbagica. — 834) Molin und Gabourd, Sacrococcygealgeschwulst. — 35) de Beule, Sacrodynie 
und beidseitige Ischias. — 86) Berger, Armausreißung. — 87) Royster, 88) Sheldon, Schulter- 
verrenkung. — 89) Doberauer, Operierte Embolie der A. axillaris. — 39) Oppel, Heilung arterio- 
venöser Aneurymen. — 41) Roeder, Nervenresektion. — 42) Cordillot, Lähmung des N. radialis. 
— 43) Wolf, Zerreißungen des M. biceps. — 44) Schenk, Extremitätenmißbildung. — 45) Ewald, 
Madelung’sche Deformität. — 46) Weir, Schnellender Finger. — 47) Riedl, Brachydaktylie.. — 
48) Fürster, Pfählungsverletzungen. — 49) Barnett, Koxitis. — 50) Bayer, Koxankylose — 
51) Koslowski, Femurmißbildung. — 52) Haecker, Zerreißung des Quadriceps. — 53) Gangolphe 
und Gabourd, Tiefe Angiome am Knie. — 54) Löhrer, Fettgewebswucherungen im Knie — 
55) Tomita, 56) Stone, Knochentransplantation bei Kontinuitätsdefekt der Röhrenknochen. — 
57) Eichler, Knöchelbruch. — 58) Tichow, 59) Kirchner, Fußverrenkung. — 60) Zumsteeg, Luz. 
ped. sub talo. — 61) Goldammer, Osteoplastische Fußresektion. — 62) Sassi, Symmetrische Gan- 
grän der Füße. — 63) Ewald, Plattfaß und Fußwurzeltuberkulose. — 64) Cook, Bruch des Kahn- 
beins. — 65) Langfellner, Plattfußeinlagen. 





Orthopädenkongreß. 
I. 
Silbercatgut und Silberseide. 
Von 


B. Credé in Dresden. 


en Wert eines neuen Präparates kann man in der Regel erst nach 

längeren Jahren der Prüfung ermessen. Der Erfinder hat dem- 
nach eine gewisse Verpflichtung, nach einer größeren Beobachtungszeit, 
die auch das Urteil objektiver gestaltet, den Kollegen Bericht zu 
erstatten, wie weit sich seine früheren Angaben bestätigt haben. 


9 


250 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


Da nun meine Arbeiten über den antiseptischen Wert des Silbers 
1895 begannen und meine ersten Veröffentlichungen in das Früh- 
jahr 1896 fallen (Vorträge in Dresden, Ges. f. Nat.- u. Heilkunde, und 
in Berlin, Ges. für Chirurgie, mit Demonstrationen von Fäden und 
Kulturen), so halte ich jetzt nach mehr als zwölfjähriger Erfahrung 
die Zeit für gekommen, erneut mich über den Wert des Silbercatgut 
und der Silberseide auszusprechen. Seit 1896 habe ich mich acht- 
mal in verschiedenen Aufsätzen über mein Catgut ausgelassen, die 
Arbeiten anderer darüber aber noch nicht erwähnt. Da das Urteil 
anderer aber stets von besonderer Bedeutung ist, so möchte ich zu- 
nächst folgender größerer Arbeiten gedenken. 

Die erste, die unter Berufung auf meine Veröffentlichung erschien, 
war eine Arbeit aus dem Jahre 1899 von Prof. Boeckmann, der 
Universität zu St. Paul, Amerika (St. Paul medical journal 1899, 
Nr. 7). Sie ist eine 12 Seiten lange, sehr gründliche Experimental- 
arbeit über Catgut und kommt zu dem Schluß, daß Silbercatgut den 
Vorzug vor allen anderen Catgutarten verdiene. Dieser Arbeit ist die 
große Verbreitung des Silbercatgut in den Vereinigten Staaten zu 
verdanken. 

Eine zweite, noch ausführlichere Experimentalarbeit über Catgut 
stammt aus der Feder von Dr. Perez, Assistenten von Professor 
F. Durante, Chef der chirurgischen Universitätsklinik in Rom. Sie 
erschien in >Il Policlinico« Roma 1903, Fasc. 2, p. 93—100 und 
Fasc. 3, p. 118—132 und kommt ebenfalls zu dem Schluß, daß das 
Silbercatgut das beste Catgutmaterial sei. Die Darstelluhg des Catgut 
schließt sich bei beiden meiner Methode an und weicht nur in prinzi- 
piell unwesentlichen Punkten von derselben ab. Das Endprodukt ist 
bei beiden ganz das gleiche, wie das meinige. 

Die dritte sehr große Experimentalarbeit über Catgut rührt von 
Dr. Fr. Kuhn, dirig. Arzt in Kassel her. In ihr wird zum ersten- 
mal der vorzügliche Gedanke ausgesprochen und begründet, daß die 
ganze Fabrikationsweise des Oatgut in den Darmsaitenfabriken für 
unser Catgut zu ändern sei, und daß bereits der frische, sterilisierte 
Darm imprägniert werden müsse, um dann erst unter strengen Kautelen 
zum Faden verarbeitet zu werden. Hoffentlich kommt dieses ideale 
Material bald in den Handel. Die erste Kuhn’sche Arbeit findet 
sich in der Münchener med. Wochenschrift 1906, Nr. 41, ihr folgen 
dann noch weitere Veröffentlichungen über dasselbe Thema; in seiner 
letzten Arbeit in der Deutschen Zeitschr. f. Chirurgie, Januar 1907 
schließt er sich meinen Behauptungen an, daß das Silbercatgut wohl 
das am meisten zu empfehlende sei. 

Die vierte Veröffentlichung kam aus der Witzel’schen Klinik 
in Bonn, hat Dr. Wederhake zum Verfasser und ist betitelt » Faden- 
material«e (Münch. med. Wochenschrift 1906 Nr. 49 u. 50). Durch zahl- 
reiche Untersuchungen und Experimente begründet er die Zweckmäßig- 
keit, einen nicht bloß sterilen, sondern auch antiseptischen Faden 
zu benutzen und empfiehlt als solchen Silbercatgut und Silberseide. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 251 


Die Darstellungsart seines Materials halte ich allerdings für etwas 
umständlich und kompliziert. 

Endlich sei noch einer Experimentalarbeit aus der Trendelen- 
burg’schen Klinik in Leipzig gedacht, aus der Feder von Dr. Stich 
(Zentralblatt für Chirurgie 1906, Nr. 46), die auf Grund bakteriolo- 
gischer und klinischer Studien Silbercatgut empfiehlt und eine eben- 
falls nicht ganz einfache Bereitungsart angibt. Erwähnen will ich 
schließlich noch, daß in Amerika, Rußland und Japan zahlreiche 
kleine Arbeiten über diesen Gegenstand erschienen sind, die sämtlich 
das Silbercatgut für das empfehlenswerteste halten. 

Man wird es begreiflich finden, daß ich mich über diese Arbeiten 
freue, und zwar nicht bloß deshalb, weil sie meine Behauptungen 
bestätigen, sondern namentlich auch deshalb, weil sie mit dem Prinzip 
der absoluten Asepsis gebrochen haben und wenigstens in einem 
Punkte zugeben, daß Silber ein harmloses und wirksames Antiseptikum 
sei, das meiner Ansicht nach eine außerordentlich vielseitige Anwendung 
gestattet bei einfachster, von jedem praktischen Arzte ausführbarer 
Technik. Daß übrigens die Verbindung einer strengen Asepsis mit 
einer guten Antisepsis immer mehr Anhänger gewinnt, wird, abgesehen 
von dem eben erwähnten, wohl durch nichts besser bewiesen, als durch 
die Tatsache, daß der Verkauf von Collargol sich bis jetzt jedes Jahr 
gesteigert hat. 

Was nun die Darstellungsart des Silbercatgut und der Silberseide 
betrifft, so ist sie ja im Grunde gleichgültig, wenn nur der fertige 
Faden von gleicher Güte ist, obwohl das einfachere Verfahren natür- 
lich vorzuziehen sein dürfte. Mein Verfahren hat sich seit zwölf 
Jahren nicht geändert, weil die Resultate stets vorzüglich 
blieben und Eiterungen infolge einer Oatgutligatur nie be- 
obachtet wurden. Eine einfachere Bereitungsweise als die meinige 
kann es, glaube ich, nicht geben. Das rohe Catgut wird so wie es 
aus der Fabrik kommt in eine 1%ige Lösung von Aktol (Arg. lactic.) 
für 8 Tage gelegt, dann ist es eigentlich schon fertig, wird nur noch 
dem Licht ausgesetzt, gewaschen und getrocknet. Verbessert ist aber 
in den letzten Jahren der Apparat, denn ich zur Herstellung benutze; 
denn der jetzige ermöglicht es, daß der Faden vom Einlegen in die 
Lösung an bis zum Gebrauch mit keinem Finger in Berührung kommt. 
Wird das Catgut vor der Imprägnierung entfettet, so verliert es be- 
deutend an Festigkeit. Mein Apparat nebst einer ausführlichen Be- 
schreibung der Herstellungsart ist übrigens für 20 Mark von der 
Firma Knoke & Dressler in Dresden zu beziehen. Das Rohcatgut 
bezieht unser Stadtkrankenhaus von der Darmsaitenfabrik von 
C. Scheffler in Klingenthal, Sachsen. Jede noch so kleine Anstalt 
kann sich mit meinem Apparat leicht durch eine Schwester ihr 
Fadenmaterial selbst darstellen und wird die Kosten des Apparates 
sehr bald eingebracht haben. Silbercatgut benutze ich zu allen Unter- 
bindungen und fast allen inneren Nähten, zu Hautnähten aber nicht, 
da infolge der Quellung des Darmfadens dieser einen leichten mecha- 


9% 


252 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


nischen Reiz des festeren, epithelialen Gewebes ausüben muß und 
etwas sezerniert, was beim Seidenfaden nicht der Fall ist. 

Zur Silberimprägnierung von Zwirn und ähnlichen Fäden bin ich 
nicht übergegangen, da diese sich nicht resorbieren und eventuell 
später noch als Fremdkörper Nachteile bedingen können, was bei 
Seide nicht der Fall ist, da diese als tierisches Produkt sich, wenn auch 
sehr langsam, resorbiert, worauf vor fast 40 Jahren Lister schon 
hingewiesen hat. Die Imprägnierung der Seide ist dieselbe, wie die 
des Catgut, nur daß diese 14 Tage in der verdunkelten Aktollösung 
liegen muß. 

Was ich vor 12 Jahren über Silbercatgut und Silberseide gesagt 
habe, ist demnach seitdem sowohl von anerkannten Forschern bestätigt 
worden als auch durch meine eigenen weiteren Beobachtungen. 


IL 
Zur Behandlung der Spondylitis. 


Von 


Dr. Alex. C. Wiener. 
Prof. der Chirurgie an der Illinois Postgraduate School Chicago. 


ie Behandlung der tuberkulösen Spondylitis ist für die unkompli- 

zierten Fälle so ziemlich als festgelegt zu erachten. Man hat er- 
kannt, daß völlige Immobilisation der Wirbelsäule nicht zu erreichen 
ist, ohne Atmung und Verdauung aufs schwerste zu schädigen. Die 
Ausschaltung der Muskelspasmen ist völlig genügend, um die Aus- 
heilung der Herde zu begünstigen. Die Prognose ist für die mit 
Hessing’schem Korsett behandelten Fälle als gut zu bezeichnen. 
Selbst anscheinend feste Kyphosen lassen sich durch an dem Korsett 
angebrachte Gummizüge noch verkleinern. In dieser Richtung hat 
das sonst unbrauchbare Verfahren von Calot anregend und belehrend 
gewirkt. Die schlechteste Prognose, weil der Behandlung mit Exten- 
sion am schwersten zugänglich, gaben dagegen die Tuberkulosen des 
ersten bis vierten Brustwirbels, und es sind diese Fälle, für die mein 
Verfahren am wirksamsten ist. Der Fall war folgender: 


b4jährige Frau, 1,5 m groß, leidet seit 15 Jahren an einer tuberkulösen De- 
formität des ersten bis vierten Brustwirbels, dessen größte Prominenz dem zweiten 
Brustwirbel entspricht. Seit einem Jahre bestehen Rückenschmerzen, die in die 
Schultern, den Kopf und Unterleib ausstrahlen; sie haben sich seit 6 Monaten 
derart verschlimmert, daß Pat. sich nicht aus dem Bett erheben kann. 

Die erste Untersuchung wurde am 16. Dezember 1906 vorgenommen, in Kon- 
sultation mit Herrn Dr. Peter Latz. Lungen normal, chronische Bronchitis, 
quälender Husten; Herz normal, Puls etwa 100, Temperatur 38,2°; Leber stark 
vergrößert, Unterrand bis zum Nabel reichend; Hängebauch, starke Flatulenz. Die 
Unterextremitäten können aktiv nicht bewegt werden: Die Füße befinden sich in 
Spitzfußstellung und sind Ödematös bis zur Hälfte des Unterschenkels; alle paar 
Minuten klonische Zuckungen der Extremitäten, die der sehr aufgeregten, üngst- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 253 


lichen Pat. laute Schmerzäußerungen entlocken. Diese Schmerzen konnten nur 
mit reichlichen Dosen von Morphin bekämpft werden. 

Daß im Anschluß an die tuberkulöse Spondylitis die Pachymeningitis wieder 
aufgeflammt war, konnte nicht zweifelhaft sein; daß ferner eine transversale Menin- 
gitis drohte, war anzunehmen. Die Schmerzen wurden durch Gewichtsextension 
am Kopf sofort erleichtert. In der Nacht wurde 10 Pfund-Extension in der üb- 
lichen Weise angebracht; den größeren Teil des Tages wurde Pat. in einen Sessel 
gesetzt und das Gewicht über einen an der Decke angebrachten Flaschenzug ge- 
leitet. Nun handelte es sich darum, der Pat. auch aktive Bewegungen zu schaffen. 
Es wurde daher ein Stahldraht durch zwei Zimmer hindurch straff angespannt, auf 
dem der Flaschenzug nunmehr rollen konnte. Um den Kopf vor dem Anschlagen 
des Gewichtes zu schützen, wurde der Apparat aus vier Rollen zusammengesetzt, 
von denen je zwei in einem Gehäuse angebracht sind. Beide Gehäuse sind mit 
einem 50 cm langen Stahlstab miteinander fest verbunden. Die oberen Rollen 
laufen auf dem Stahldraht. Durch die unteren läuft das Seil, an dessen einem 
Ende die bequem gearbeitete Glisson’sche Schlinge befestigt ist und an dessen 
anderes das aus Schrotkörnern bestehende Gewicht angehängt wird. Um je nach 
den Bedürfnissen der Pat. das Gewicht rasch zu erhöhen oder zu erniedrigen, 
empfiehlt es sich, verschiedene mit Schrot gefüllte Säckchen von 1 bis 5 Pfund 
zu gebrauchen. Uber 10 Pfund Gewicht bin ich bis jetzt nicht hinausgegangen. 

Nun wurde Pat. mehrmals am Tage, an beiden Seiten gestützt, durch das 
' Zimmer geführt, wobei die hinten nachschleifenden Beine durch die Beine der 
Wärter beigeholt wurden. Pat. wurde also anfänglich im wahren Sinne des Wortes 
geschleift, wobei die Bewegung der Rollen genau überwacht werden mußte. Schon 
nach mehreren Tagen wurden die klonischen Zuckungen seltener, und es zeigten 
sich die ersten aktiven Bewegungen. Nach 4 Wochen ging Pat. mit großen 
Schritten selbständig am Draht mit 10 Pfund Gewicht belastet durch die beiden 
Zimmer. Ende April, also nach 4 Monaten, konnte sie sich frei bewegen und im 
Juli als völlig geheilt aus meiner Behandlung entlassen worden. Am lästigsten 
waren bei der Behandlung die Darmbeschwerden; aber auch diese sind jetzt — 
dank der ausgiebigen Bewegungen in freier Luft — geschwunden. Die chronische 
Bronchitis besteht noch, wird auch in unserem rauhen Klima kaum wesentlich ge- 
bessert werden können. Pat. selbst betrachtet sich als völlig geheilt. Im ganzen 
habe ich sie, die sich in nicht günstigen Vermögensumständen befindet, von Dezember 
bis Juli etwa achtmal besucht. Eine spezifische anti-tuberkulöse Behandlung wurde 
nicht gebraucht. 


Bei Frakturen der Wirbelsäule läßt sich diese Behandlung wohl 
von der 3. Woche an vorteilhaft verwerten. Gelegenheit zum Versuch 
habe ich noch nicht gehabt. Dagegen hat bei Tabes dorsalis mit be- 
ginnender Koordinationsstörung ein intelligenter Patient subjektive 
und objektive Besserung gesehen. Es wird ja bei der letzteren Er- 
krankung von berufenster Seite die Extension der Wirbelsäule emp- 
fohlen. Andererseits hat mit Recht die Fränkel’sche Behandlung 
an Boden gewonnen. Nun lassen sich beide Behandlungsarten wohl 
vereinigen, zumal da nicht jeder Tabiker eine Anstalt besuchen oder 
sich die Fränkel’schen Apparate anschaffen kann. Mein Pat. nimmt 
jetzt Hindernisse, wie Stühle und kleine Leitern, ohne jede Schwierig- 
keit, und ist die Koordination entschieden gebessert. 

Ebenso haben die quälenden, lanzierenden Schmerzen in den 
Beinen gänzlich aufgehört. Doch lassen sich nicht, wie bei der tuber- 
kulösen Spondylitis, aus einem Falle wertvolle theoretische Schlüsse 
ziehen, und es muß den Neurologen überlassen bleiben, ob sie das 
Verfahren für ihre Zwecke verwerten können. 


254 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


1) Frankfurter Zeitschrift für Pathologie. Herausgegeben 
von Eugen Albrecht. I. Bd, 1907. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1907. 

Der I. Band der Frankfurter Zeitschrift für Pathologie ist in 
drei Lieferungen erschienen und liegt jetzt vollständig in gediegener 
Ausstattung in einer Stärke von 629 Seiten vor. 

Dem einen Hauptpunkt seines Programms, das der Verf. in der 
Einführung zu der neuen Zeitschrift entrollt, nämlich die pathologische 
Anatomie in möglichst engem Kontakt mit der praktischen Medizin zu 
erhalten, ist er gerecht geworden in seiner jeder Lieferung beiliegenden 
»Kritischen Rundschau«; in derselben bespricht er den Begriff der 
»Krankheit«, verschiedene »Thesen zur Frage der menschlichen Tuber- 
kulose<; die »klinische Einteilung der Tuberkuloseprozesse in den 
Lungen«; einen breiten Raum nehmen die »Randbemerkungen zur Ge- 
schwulstlehre« ein. 

Die klinische Fragen berührenden Originalarbeiten, soweit sie 
chirurgisches Interesse haben, werden besonders referiert werden; von 
den mehr das interne Gebiet betreffenden seien nur die Titel genannt: 
H. Boit: Über die Komplikation des Morbus Basedowi durch Status 
lymphaticus. — E. Goldschmid: Zur Frage des genetischen Zu- 
sammenhanges zwischen Bronchialdrüsen- und Lungentuberkulose. — 
E. Hedinger: Über die Kombination von Morbus Addisonii mit Status 
lymphaticus.. — P. H. Horch: Zur Lehre der Mißbildungen des 
linken Vorhofs. 

Die Hauptbedeutung der neuen Zeitschrift liegt aber auf dem 
Gebiete der Geschwulstlehre. Nicht weniger als 14 von den 28 Original- 
arbeiten des I. Bandes beschäftigen sich mit ihr. Die meisten bringen 
neue Belege für die von A. von jeher vertretene Auffassung, daß 
die Geschwülste eigenartige Bildungen darstellen. Die Geschwülste, 
gutartige und bösartige, entwickeln sich ebenso gesetzmäßig wie die 
Organe, aus denen sie hervorgehen und mit denen sie vielfache Ver- 
wandtschaft haben. Die Frage nach der Entstehung der Geschwülste 
kann nur gelöst werden gleichzeitig mit der Frage nach der Entstehung 
der normalen Organe. | 

Die Lösung dieser Fragen bildet eine künftige Aufgabe der Zeit- 
schrift. Doch auch jetzt bietet sie schon so viele wertvolle Beiträge 
zur Geschwulstlehre, daß sie bei jeder Arbeit auf geschwulsttheo- 
retischem Gebiet Berücksichtigung finden muß. Trappe (Breslau). 


— — 





2) Sangiorgi. Influenza dell edema da stasi mecannica sulle 
ossa in via di accrescimento. Ricerche sperimentali. 
(Policlinico 1907. Nr. 4.) 

Die auf Veranlassung von Codivilla ausgeführte experimentelle 
Arbeit untersucht den Einfluß langdauernder Stauung auf den wachsen- 
den Knochen von Kaninchen. 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 255 


Der Knochen wird leichter und weniger widerstandsfähig gegen 
Zug und Druck infolge Verlust an Mineralsalzen. Die Quantität 
organischen Materiales bleibt dieselbe. Die schwache Stelle liegt 
neben der Epiphyse, hier findet sich mikroskopisch starke Überfüllung 
der kleinen und mittleren Gefäße. 


Die Resultate sind in mehreren Tabellen wiedergegeben. 
O E Pagenstecher (Wiesbaden). 


3) Rubritius. Über die Frühoperation der akuten Osteo- 
myelitis. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 23 u. 24.) 

Nach den Erfahrungen der Wölfler’schen Klinik, die R. in 
diesem Aufsatz mitteilt, kürzt die frühzeitige Aufmeißelung des akut 
ostomyelitisch erkrankten Knochens die Krankheitsdauer wesentlich 
ab, verhütet meistenteils Nekrosen und rettet manche schweren Fälle, 
welche sonst der Allgemeininfektion erliegen. Das Röntgenbild ist für 
die Frühdiagnose nicht verwendbar, da der Knochenschatten erst bei 
eitriger Einschmelzung des Markes, nicht aber im Beginn der Osteo- 
myelitis bei noch punktförmigen Eiterherden sich aufhellt. Die In- 
dikation zur Frühoperation muß daher schon auf Grund der klinischen 


Symptome, die ja gewöhnlich nicht im Zweifel lassen, gestellt werden. 
Gutzeit (Neidenburg). 





4) A. Hardiviller. La symptomatologie des osteites apo- 
physaires de la croissance. 
Thèse de Paris 1907. 

Eine wichtige und wenig gekannte Krankheit ist die Osteitis der 
Apophysen, welche während des Wachstums und namentlich wenn in 
den knorpeligen Knochen die ersten Ossifikationspunkte erscheinen, 
auftritt. Am häufigsten kommt diese Erkrankung in der Tibia vor 
und bildet die sogenannte Apophysitis der Tibia, die als das Prototyp 
der in Rede stehenden Erkrankung angesehen werden kann. Meist 
tritt dieselbe in der zweiten Kindheit oder auch später im Jünglings- 
alter auf und beginnt mit starken Schmerzen in einem oder in beiden 
Knien. In liegender Stellung lassen die Schmerzen nach. Bei der 
Lokaluntersuchung findet man eine genau umschriebene und sehr 
heftige Schmerzhaftigkeit über der Tuberositas anterior tibiae, ent- 
sprechend einer Verdickung dieser Gegend. Die Haut darüber ist 
etwas rot, und es besteht eine leichte Temperaturerhöhung dieser 
Gegend. Das Allgemeinbefinden ist ziemlich gut; es besteht kein oder 
nur ein leichtes Fieber. Geht die Entzündung in Eiterung über, so 
tritt hohes Fieber und Erbrechen auf, die Haut rötet sich stark, und 
der Abszeß öffnet sich, falls man nicht eingreift, von selbst nach 
außen oder führt durch Fortpflanzung zur Entwicklung einer akuten 
Osteomyelitis. 

Eine andere Form dieser Krankheit ist die Apophysitis des Fersen- 
beins, die meist zwischen dem 12. und 13. Lebensjahr stark auftritt 


256 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


und ebenfalls durch Schwellung und starke Schmerzhaftigkeit, haupt- 
sächlich an der Insertionsstelle der Achillessehne, ausgezeichnet ist. 
Das Gehen ist schmerzhaft, und die betreffenden Patt. hinken stark; 
doch verschwinden die Schmerzen während des Liegens fast vollständig. 
Außerdem sind Fälle von Apophysitis der Wirbel mit Lokalisierung 
in den Dornfortsätzen, von solchen in den Trochanteren und einer im 
Tuberkulum des Skaphoideum beobachtet und beschrieben worden. 

In differenzialdiagnostischer Beziehung ist es wichtig, die Osteitis 
der Wirbel und des Trochanters nicht mit Pott’scher Krankheit 
resp. tuberkulöser Koxitis zu verwechseln. Bei Apophysitis ist der 
Dornfortsatz geschwollen, während er bei tuberkulöser Kyphose nur 
vorspringend ist, sonst aber seine normalen Dimensionen bewahrt hat. 
Seitlicher Druck ist bei Pott’scher Krankheit schmerzhaft, nicht bei 
Entzündung der Apophyse, wo nur der direkte Druck auf die erkrankte 
Stelle schmerzhaft empfunden wird. Schließlich ist die Wirbelsäule 
bei Kyphose verkürzt, bei der Apophysitis nicht. 

Bei Osteitis des Trochanters ist Druck oder Schlag auf den Ab- 
satz im Hüftgelenk unfühlbar, während er bei Koxitis heftige Schmerzen 
auslöst. Die Bewegungen des Hüftgelenkes sind bei Koxitis aufge- 
hoben, bei Apophysitis frei ausführbar. Auch die Kontraktur der 
Extremität ist bei tuberkulöser Koxitis eine viel stärkere. 

Bei Neuralgie des Ischiadicus, die ebenfalls zu Verwechslungen 
Veranlassung geben kann, sitzt der Schmerz mehr nach rückwärts, 
pflanzt sich dann nach unten fort und strahlt auch nach den Seiten 
aus, entsprechend den Verzweigungen des Nerven. 

In therapeutischer Hinsicht ist vor allem Ruhe und horizontale 
Lage durch 1—3 Wochen, je nach Bedarf, anzuempfehlen. Lauwarme 
event. Salzbäder von 15—20 Minuten Dauer wirken antiphlogistisch 
und beruhigend. ÖOberflächliche Stichelungen mit dem Paquelin und 
Einpinselungen mit Jodtinktur wären lokal anzuwenden. Gleichzeitig 
trachte man, die Kräfte durch eine reichliche Nahrung, Verabreichung 
von Leberthran und glyzerin-phosphorsaurem Kalk nach Möglichkeit 


zu heben. 
Bei Übergang in Eiterung muß rechtzeitig der Herd eröffnet und 
mit dem scharfen Löffel ausgekratzt werden. E. Toff (Braila). 





5) Birchner. Die Elfenbeinstifte bei der Behandlung von 
Frakturen und Pseudarthrosen und als osteoplastischer Ersatz. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 5.) 

Verf. hält das Einlegen von Elfenbeinstiften bei Frakturen für 
indiziert: 1) wenn die indirekte Immobilisation der Fragmente aus 
irgendeinem Grunde unmöglich ist; 2) bei Pseudarthrosen; 3) bei 
tiefgehenden Knochen- und Weichteilverletzunngen, wenn für den ver- 
loren gegangenen Knochen ein Ersatz gesucht werden muß. 

An der Hand mehrerer Röntgenbilder verheilter Fälle zeigt er 
die schöne Einheilung des Stiftes, die teilweise und manchmal fast 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 257 


vollkommene Resorption des Stiftes. Die Heilungstendenz der Frak- 
turen wird durch den osteoplastischen Reiz des Elfenbeinstiftes mächtig 
befördert. Die Erfahrungen B.’s bestätigen aber, daß der Elfenbein- 
stift auch zum Ersatz verlorengegangener Knochen verwendet werden 
kann. 

Er leugnet nicht, daß auch auf andere Weise, besonders durch 
lebenden Knochen, ein guter Ersatz für Knochendefekte zu erreichen 
ist, erklärt aber, daß der Elfenbeinstift für osteoplastische Zwecke 
den anderen Mitteln ebenbürtig, in Formbarkeit und in der Technik 
seiner Benutzung diesen sogar überlegen ist. Gaugele (Zwickau). 





6) R. Cecca (Bologna). Sulla fisiopatologia delle sinoviali 
| e cartilagini articolari. 
(Clinica chirurgica 1907. Hft. 7.) 

C. teilt die Resultate experimenteller Untersuchungen mit über 
einige Fragen der Pathologie der Gelenkknorpel und Gelenksyno- 
vialis. Zum Teil stimmen sie mit den längst gültigen Annahmen über 
die Funktionen dieser Organe überein. — C. sagt: In Gelenkshöhlen 
(Kniegelenk) injizierte Jodlösungen lassen sich nach 50—90 Minuten 
im Harn nachweisen; diese Resorption erfolgt ausschließlich durch die 
Synovialis, nicht durch den Gelenkknorpel. Bei Staphylokokken- 
infektion knöchernen Ursprungs dringen die Keime durch die Synovialis 
ins unversehrte Gelenk innerhalb 10—12 Tagen ein, durch den Knorpel- 
überzug nur langsam und nur, wenn seine Verbindungen mit dem 
Knochen ganz oder teilweise geschädigt sind. Chemische oder blutige 
Verletzungen der Gelenkteile befördern das Eindringen der Bakterien 
ins Gelenk bedeutend. Bei infektiösen Prozessen knöcherner Herkunft 
verhält sich die Synovialis wie eine passiv filtrierende Membran, 
während die Gelenkknorpel eine biochemische aktive Schutzwirkung 
ausüben. Daraus die Aufforderung, diese Schutzmittel der Gelenke 
so wenig als möglich zu beschädigen, besonders durch chemische Reize. 

J. Sternberg (Wien). 


7) B. Bone. Über Gelenkleiden auf der Basis von Ge- 
schlechtskrankbheiten. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 43 u. 44.) 

Der vor der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge- 
schlechtskrankheiten in Berlin gehaltene Vortrag bringt in seinen 
anatomischen und physiologischen Vorbemerkungen und in der 
Schilderung der Krankheitserscheinungen (außer der bei Lues) nichts 
Neues. Von Interesse ist die Tatsache, daß Verf. bei den Tripper- 
gelenken mit der Bier’schen Stauung, die er als die Idealmethode 
der Neuzeit bei Behandlung dieser Gelenkaffektionen mit Recht 
bezeichnet, durchweg gute Erfolge erzielte und nur in einem Falle 
von monartikulärer puerperaler Mischinfektion mit Streptokokken eine 
Versteifung des Kniegelenkes erlebte. 





9** 


258 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


Wichtiger, weil noch viel weniger bekannt, sind die durch 
Syphilis hervorgerufenen Knochen- und Gelenkerkrankungen. Der 
Prozeß äußert sich einmal als Knochenneubildung, verursacht durch 
eine Periostitis ossificans, die zu unregelmäßigen Sklerosen und Hpyper- 
ostosen führt, und zweitens in Knochenresorption oder Caries, die 
mit Nekrose einhergehen kann. Beide Formen können gleichzeitig 
vorhanden sein. Die Gelenkaffektionen treten in drei verschiedenen 
Formen zutage: 

1) Arthralgien in dem Stadium vor Ausbruch des Exanthems, 
die während der Ruhe und des Nachts stärker zu sein pflegen. 
Schulter- und Kniegelenk sind am häufigsten befallen. 

2) Arthritis mit Erguß. Subjektive Beschwerden nachts am 
stärksten. Meist wird Knie- und Ellbogengelenk befallen... Jodkali- 
wirkung sicher. Nach Ausheilung pflegt ein Knirschen im Gelenk 
zurückzubleiben. 

3) Gummöse Form der Arthritis: Synovialis- und Kapsel- 
verdickungen, reichliche Zottenbildung, Ersatz des Knorpels durch 
syphilitisches Granulationsgewebe, Narbenbildung im Knorpel, Knorpel- 
geschwüre, Rarefizierung der benachbarten Knochen pflegen die Haupt- 
momente des vielgestaltigen Bildes zu sein.“ Subjektive Beschwerden 
oft nur gering, Beweglichkeit oft nur wenig behindert, dagegen De- 
formitäten oft beträchtlich. In schweren Fällen sind Gehapparate 
notwendig: Oft am meisten befallen sind die Fingergelenke, die ballon- 
artig oder spindlig aufgetrieben werden; die Finger erscheinen kolben- 
förmig angeschwollen. Therapie: Quecksilber und Jodkali. 

Die Tabes, welche als postsyphilitische Nervenerkrankung auf- 
zufassen ist, verursacht schmerzlose Schwellung des Gelenkes bei un- 
gestörtem Allgemeinbefinden. Die Schwellung ist von eigentümlich 
praller Beschaffenheit; keinerlei Entzündungserscheinungen; allmählich 
tritt erhebliche Deformität, abnorme Beweglichkeit, Krepitation auf, 
freie, rundliche, harte Gelenkkörper, Kapselverdickung und Knochen- 
atrophie folgen. 

‚Bei der kongenitalen Lues der Neugeborenen tritt an den 
Knochen die Osteochondritis epiphysaria heredoluetica in die Er- 
scheinung, welche vom Verf. schon andern Orts (Ref. s. Zentral- 
blatt für Chirurgie 1906 Nr. 28 p. 29) eingehend erörtert wurde. 
Diese und andere Erscheinungsformen der ererbten Lues kann man 
auch an älteren syphilitischen Kindern auf dem Wege des Röntgen- 
verfahrens nachweisen, was gerade in zweifelhaften Fällen von großer 
Bedeutung ist. An den Spätformen erkranken meist die anfänglich 
gesunden und deswegen unbehandelten Kinder. Bei konsequenter 
Jodtherapie haben die hereditär-luetischen Gelenkerkrankungen eine 
durchaus günstige Prognose; auch Gelenkpunktion mit nachfolgender 
Jodoformglyzerininjektion ist in manchen Fällen ratsam. 

Durch die histologischen Untersuchungen des Verf.s konnte sicher- 
gestellt werden, daß es eine spezifische Synovitis mit und ohne Gummi- 
bildung gibt; diese ist meist von ostalen Erkrankungen der Epiphysen- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 259 


komponenten begleitet; doch lassen sich dieselben nicht in allen Fällen 
röntgenographisch nachweisen. Sehr häufig aber genügt eine röntgeno- 
logische Untersuchung, um die Diagnose auf hereditäre Gelenklues 
stellen zu lassen, weshalb diese Untersuchungsmethode dringend 
empfohlen wird. Langemak (Erfurt). 





8) Bowker. The skiagraphy of rheumatoid arthritis. 
(Edinb. med. journ. 1907. Oktober.) 

Zur Unterscheidung der Arthritis rheumatica von anderen infek- 
tiösen Gelenkprozessen empfiehlt B. die Durchleuchtung mit Röntgen- 
strahlen. Bei der Arthritis rheumatica läßt sich fast immer an den 
Knochen selbst eine mehr oder weniger ausgesprochene Deformität 
(Zerstörung, Auftreibung der Enden, Atrophie des Schaftes) nach- 
weisen, während dieselbe bei den anderen infektiösen Gelenkprozessen 
(z. B. Gonorrhöe) fehlt. Wohl zeigt das Röntgenbild, z. B. bei der 
gonorrhoischen Arthritis, im Bereiche des Gelenkes einen deutlichen 
Schatten an der Stelle der makroskopisch nachweisbaren spindel- 
förmigen Gelenkauftreibung, indes ist eine Zerstörung des Knochens 
mit kuppelförmiger Auftreibung der Enden, wie solche bei der rheuma- 
toiden Arthritis besteht, nicht vorhanden. Zwei Röntgenogramme sind 
der Arbeit beigefügt. Jenckel (Göttingen). 





9) Slomann (Kopenhagen). Über die Nachbehandlung nach 


mobilisierenden Operationen. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. V. Hft. 4.) 

Verf. nimmt die Nachbehandlungen nach Operationen im allge- 
meinen derartig vor, daß das steife Gelenk und die zugehörige Mus- 
kulatur erst in einem Bade von 30—40 Minuten in trockener 70—%° 
warmer Luft vorbereitet wird; hieran schließt sich nach einer kräftigen 
Wechseldasche eine ausgiebige, aber leichte Massage mit nachfolgenden 
passiven Widerstandsbewegungen und schließlich eine Reihe Übungen 
in den Krukenberg’schen Pendelapparaten, die sich gerade in diesen 
Fällen vorzüglich bewährt haben. Hartmann (Kassel). 


10) Loewenstein. Über die Venenklappen und Varicen- 
bildung. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hft. 1.) 
L. prüfte zunächst an herausgeschnittenen Venenstücken die nor- 
male Funktion der Venenklappen und fand, daß sie sich beim klein- 
sten proximalen Überdrucke schließen. Er kommt also zu einem ganz 
anderen Resultat als Ledderhose (s. d. Ztbl. 1904 p. 325), welcher 
meint, daß die Klappen nur als Wehre den Hauptstrom etwas auf- 
halten, um das Einströmen der Seitenbahnen zu erleichtern. 
Bezüglich der Entstehung der Varicen kam es L. darauf an, 
zu ergründen, ob irgendwelche Stellen der Venenwand besonders nach- 


260 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


giebig seien. Er fand bei älteren Leuten sehr häufig kugelige Aus- 
buchtungen im Gebiete der Venenklappen, und zwar auf einer Stelle, 
die er, entsprechend den Sinus Valsalvae aortae, Sinusstelle der 
Vene nennt; dabei haben die Klappen ihre Schlußfähigkeit behalten. 
Mikroskopisch erwies sich die Muskulatur an dieser Sinusstelle auf- 
fällig schwach. 

Die echten Varicen aber entstehen, wie schon Trendelenburg 
zeigte, distal von der Klappe, die dann schlußunfähig ist. L. fand 
bei mikroskopischer Untersuchung normaler Venen jugendlicher Indi- 
viduen, daß bei einem Teile die Sinusstelle muskelschwach ist, bei 
einem anderen aber die muskelschwächste Stelle distal von den Klap- 
pen liegt. Individuen mit Venen der ersteren Art wären für Sinus- 
ektasien disponiert, Individuen mit Venen der zweiten Art für echte 
Varicen. Haeckel (Stettin). 





11) W. Kotzenberg. Beiträge zur Frage der Ernährungs- 


störungen der Haut von Amputationslappen. 
(Mitteilungen aus den Hamburgischen Staatskrankenanstalten Bd. VII. Hft. 6.) 


Bei Bildung der Hautlappen sollte möglichst auf die Lage der 
größeren in die Haut führenden Arterienstämmchen Rücksicht ge- 
nommen werden. Die Gefäßverteilung in der Haut wird von den 
anatomischen Lehrbüchern nur wenig berücksichtigt. Die ausführ- 
lichste Darstellung gibt Manchot. K. hat sich der dankenswerten 
Aufgabe unterzogen, die Angaben Manchot’s zu vervollständigen 
und die Gefäßversorgung der Haut vom chirurgischen Standpunkt 
aus zu untersuchen. Er benutzte die Sick’sche Injektionsmethode 
mittels Quecksilberverreibungen, später auch die Merkel’sche Emul- 
sion von Zinnober und Atheralkohol mit Glyzerinzusatz, die kalt in- 
jiziert werden kann. Die Injektionen gelingen überhaupt nur bei 
frischen Leichen. Nach der Injektion wurde die Haut der Extremi- 
täten nach Anlegung eines Längsschnittes nebst der Fascie abpräpa- 
riert und mit Röntgenstrahlen photographiert. 

Für den Oberarm ergibt sich, daß die Begrenzung des M. del- 
toides dem Verbreitungsgebiete bestimmter Arterien entspricht, deren 
Ursprung in dem obersten Teile der Arteria brachialis zu suchen ist. 
Bei Bildung von Hautlappen dürfte es sich demnach empfehlen, die 
Grenzen dieses Muskels zu berücksichtigen. Einen auf alle Fälle gut 
ernährten Stumpf erhält man mit dem Esmarch’schen Zirkelschnitte 
nebst darauf gesetztem Längsschnitt. Der Zirkelschnitt in Höhe der 
Tuberositas deltoidea ist auch der für die Hauternährung gün- 
stigste. 

An der Haut des Vorderarmes sind drei Reihen von Hautgefäßen 
zu erkennen, entsprechend den Asten der Arteria radialis, ulnaris und 
interossea. Innerhalb jeder Reihe sind zahlreiche Anastomosen, wenig 
aber die Reihen untereinander verbindende. Angebracht sind am 
Vorderarme Zirkelschnitte oder Lappenschnitte dicht am Knochen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 261 


Die Arterien der Oberschenkelhaut teilt K. in eine mediale und 
eine laterale Gruppe ein, je nachdem sie medial oder lateral vom 
Sartorius die Fascie durchbrechen. Die Haut der Beugeseite wird 
durch die Adduktorensehne direkt perforierende Zweige ermährt, nur 
der unterste Teil der Beugeseite wird rückläufig von einer der Poplitea 
entspringenden und dicht an der Fascie nach aufwärts ziehenden 
Arterie versorgt. Es entspricht dies dem dreieckigen Hautgebiete, das 
am Lebenden zwischen der medialen und lateralen Gruppe der Unter- 
schenkelbeuger sich gut abtasten läßt. Die Spitze dieses Dreieckes 
reicht annähernd bis zur Mitte des Unterschenkels. Es empfiehlt sich 
deshalb bei Amputationen des Oberschenkels in der Mitte ein Zirkel- 
schnitt in Höhe der Spitze dieses Beugerdreieckes.. Für Exartikula- 
tion und hohe Amputation des Oberschenkels ist ein Zirkelschnitt 
in Höhe der leicht abtastbaren unteren Grenze der Insertion des 
Glutaeus maximus angebracht. 

Bei Exartikulationen im Kniegelenk ist die Schnittführung in 
Höhe der Tuberositas tibiae empfehlenswert. 

Hautlappen am Unterschenkel dürften im allgemeinen günstige 
Ernährungsverhältnisse darbieten. Hat man aber die Wahl, dann ist 
der Schnitt am besten in Höhe des unteren Randes des Gastrocnemius 
anzulegen; denn dort ist die Grenze zwischen den Gefäßen der Poplitea 
und Peronea. An Händen und Füßen findet überall genügende Ge- 
fäßversorgung statt. 

Ref. bedauert, daß die höchst lesenswerte Arbeit nicht in einer 
der Gesamtheit der Arzte leichter zugänglichen Zeitschrift erschie- 
nen ist. E. Moser (Zittau). 


12) A. Schanz. Handbuch der orthopädischen Technik für 
Arzte und Bandagisten. 1398 Abbild. 637 S. 
Jena, &. Fischer, 1908. 

Zu einer Zeit, in welcher die Orthopädie große, nicht zu leugnende 
Fortschritte gemacht hat, welche hauptsächlich darauf hinstreben, von 
der orthopädischen Bandage loszukommen und die orthopädische 
Technik durch Vereinfachung der orthopädischen Verbandmethoden 
dem Arzte zugänglich zu machen, erscheint das umfangreiche S.’sche 
Buch beim ersten Anblick ein gewagtes Unternehmen. Der Verf. 
beabsichtigt mit dem vorliegenden Buche dem Arzte eine Anleitung 
zu geben zur Beantwortung der Frage, bei welchen Krankheiten man 
orthopädische Apparate verwenden kann und was man mit ihnen er- 
reichen kann. 

Da in der Literatur nur sehr wenig und knapp gehaltene Dar- 
stellungen der gesamten orthopädischen Technik existieren, hat der 
Verf. sich der großen Mühe unterzogen, alle die zerstreuten Be- 
schreibungen einzelner Apparate zusammenzustellen und kritisch zu 
ordnen. Das Buch soll dem Spezialarzt ein Nachschlagebuch sein, in 
dem er sich darüber orientieren kann, mit welchen Konstruktionen 
andere vor ihm diese oder jene Aufgabe zu lösen versucht haben, es 





262 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


soll dem Arzt ein Ratgeber in orthopädischen Fragen sein und dem 
Bandagisten ein Wegweiser bei seiner Arbeit. Man kann nicht leugnen, 
daß sich Verf. eine große Aufgabe gestellt hat, besonders da er sich 
an Arzte und Laien wendet. 

Sehen wir zu, wie S. die gestellte Aufgabe löst, so finden wir 
zunächst in einem ausführlichen allgemeinen Teile eine ganz ausge- 
zeichnete Darstellung alles Wissenswerten. Die Kapitel über ortho- 
pädisch-technische Anatomie und Physiologie, Herstellung der Modelle 
und die verschiedenfachen Materialien und Techniken sind mustergültig. 
Hieran schließt sich ein spezieller Teil, in welchem an der Hand der 
einzelnen orthopädischen Erkrankungen nach kurzer Besprechung der 
sonstigen Behandlung und Indikationsstellung die einzelnen der jemals 
von den verschiedensten Seiten anempfohlenen Apparate dargestellt 
sind und, nach gemeinsamen Gesichtspunkten geordnet, kritisch be- 
sprochen werden. Während in dem allgemeinen Teile der Arzt einen 
genauen Einblick in die Art der orthopädischen Technik erhält, macht 
sich im speziellen Teile die Loslösung der rein technischen Frage von 
der sonstigen chirurgisch-orthopädischen Behandlung störend geltend. 
Wenn auch Verf. stets auf die Notwendigkeit dieser Behandlung hin- 
weist, so fürchte ich doch, daß der nicht orthopädisch ausgebildete 
Arzt und besonders der Bandagist die Überzeugung gewinnt, daß die 
moderne Orthopädie immer noch nur im Anlegen von Bandagen be- 
steht und die Erfolge nur von der Güte und Kompliziertheit des je- 
weiligen Apparates abhängig sind. Besonders auffallend ist mir das 
Kapitel über die angeborene Hüftluxation, bei der wir so gut wie 
ohne Apparat auskommen. Nach der S.’schen Abhandlung wird der 
nicht eingeweihte Arzt nur finden, daß die Apparatbehandlung immer 
noch notwendig ist, und der Bandagist wird nach wie vor diese Leiden 
selbständig behandeln und die Zeit zur Einleitung der ärztlichen Be- 
handlung hinzögern. Dasselbe gilt für die Darstellung der Apparate 
zur Redression rachitischer Deformitäten, des Genu valgum und zum 
Teil der Skoliose und des Klumpfußes, besonders des nicht völlig re- 
dressierten. 

Es ist trotzdem ein großes Verdienst des Verf.s, daß er die vielen 
Apparate zusammengestellt hat und besonders durch gute Abbildungen 
das Wesen der Konstruktion dem Leser genau vorführt. Der Fach- 
mann wird über die Entwicklung der Orthopädie in hervorragender 
Weise orientiert, und findet eine Fülle von technischen Einzelbeiten, 
die ihm bei besonders schwierigen Fällen wichtige Fingerzeige geben. 
Dem Nichtfachmann oder gar dem Laien möchte ich das Buch nicht 
ohne weiteres in die Hand geben, und zwar gerade aus dem Grunde, 
weil die ärztliche Ausbildung in der Orthopädie noch eine unzulängliche 
ist. In der Hand des orthopädisch geschulten Arztes, der die Indi- 
kationsstellung beherrscht und bereits Erfahrung über Apparatwirkung 
hat, ist das Buch ein willkommener und bald unentbehrlicher Ratgeber. 
Als solcher füllt das gut ausgestattete, übersichtlich und gut ge- 
schriebene Buch eine Lücke in unserer Literatur aus. 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 263 


Einige störende Druckfehler an exponierter Stelle in Überschriften, 
wie gonotische Deformität und tuberkulose Hüftgelenkentzündung will 
ich nur nebenbei erwähnen. Drehmann (Breslau). 


13) M. Böhm. Die numerische Variation des 'menschlichen 
Rumpfskeletts. Eine anatomische Studie mit 52 Abbildungen. 


92 Seiten. 
Stuttgart, Enke, 1907. 


Das vorliegende Buch bildet eine Ergänzung zu den früheren 
Veröffentlichungen desselben Autors über die Atiologie der Skoliose 
(ausführlich referiert dies. Zentrbl. 1907 p. 732). Es bringt eine genaue 
Beschreibung der Kollektion numerisch variierender Wirbelsäulen, 
welche, von dem Anatomen Dwigth in Boston zusammengestellt, sich 
im dortigen Warren-Museum befinden. Auffallend sind die Geringgra- 
digkeit der skoliotischen Verbiegung bei den abgebildeten, Erwachsenen 
angehörigen Skletten und die geringen Torsionsveränderungen an den 


Rippen. 
Das kleine Bueh bildet eine wichtige Ergänzung unserer Lehr- 
bücher der normalen Anatomie. Drehmann (Breslau). 





14) F. Brenner. Über klinisch latente Wirbeltuberkulose. 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. I. Hft. 2.) 

B. macht darauf aufmerksam, wie häufig Wirbeltuberkulose auch 
in weit fortgeschrittenen Fällen klinisch übersehen wird. Unter 2500 
in Frankfurt a. M. ausgeführten Sektionen fanden sich 39 Fälle von 
ausgesprochener tuberkulöser Wirbelerkrankung. Von diesen haben 
22 (ca. 56%) trotz schwerer Veränderungen keine oder nicht zur 
Diagnose führende Erscheinungen gemacht. Bei dieser Berechnung 
sind alle die Fälle, wonur ein unbedeutender kleiner Herd vorhanden 
war, oder wo bei generalisierter Tuberkulose sich die bekannten kleinen 
Herde in den Wirbeln fanden, außer Betracht gelassen. | 

Aus dem Untersuchungsmaterial geht hervor, daß tuberkulöse 
Wirbelerkrankungen bei Erwachsenen durchaus nicht selten sind, die 
Diagnose aber seltener gestellt wird als bei Kindern. Offenbar ver- 
decken bei Rezidiven die aus der Kindheit stammenden Formverän- 
derungen die frischen Krankheitsprozesse, und zweitens führt die Er- 
krankung bei Erwachsenen nicht so leicht zu Deformitäten, wie bei 
Kindern. 

Die untere Brust- und obere Lendenwirbelsäule wird am häufig- 
sten betroffen, während die Halswirbel mit Ausnahme der beiden 
obersten meist frei bleiben. Dies spricht für einen disponierenden 
Einfluß der statischen Belastung. 

Die Zwischenwirbelscheiben werden meist sekundär vom Knochen 
aus befallen, doch kommt „auch primäre Tuberkulose der Zwischen- 
wirbelscheiben vor. — Prävertebrale Abszesse verbreiten sich manch- 


264 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


mal auch in aufsteigender Richtung vom Ausgangspunkt, in einem 
Falle vom 11. Brustwirbel bis zu der Halswirbelsäule. Auch bei ge- 
waltiger Ausdehnung werden sie klinisch auffallend häufig übersehen. 

Schädigungen des Rückenmarkes sind relativ selten; vorüber- 
gehende Reizerscheinungen (Schmerzen) können wiederholt in großen 
Abständen auftreten und spontan zurückgehen. 

Häufig ist die Wirbeltuberkulose mit generalisierter Miliartuber- 
kulose kompliziert. Diese von Knochentuberkulose ausgehende Mi- 
liartuberkulose zeichnet sich durch relativ spärliche, aber verschieden 
große Knötchen aus; die Aussaat muß also relativ langsam vor sich 
gehen. 

In allen Fällen von Wirbeltuberkulose fanden sich auch andere 
tuberkulöse Prozesse im Körper. 

Der Einfluß des Traumas muß zweifelhaft bleiben; in mehreren 
Fällen sowohl unter den diagnostizierten als den nicht diagnostizierten 
fand sich ein Trauma in der Anamnese angegeben. Für die Diagnose 
könnte vielleicht ein Kleinerwerden der Pat. auf Zerstörung der 
Zwischenwirbelscheiben hinweisen. Bei allen Abszessen am Thorax 
ist die Wirbelsäule genau zu untersuchen, auch wenn die Abszesse 
von den Rippen auszugehen scheinen. Mit Sicherheit ist der Aus- 
gangspunkt in den Wirbeln zu suchen, wenn sich — sei es auch nur 
vorübergehend — auf der anderen Seite ebenfalls eine Abszeßbildung 
zeigt. 

Die Erkrankung der Lendenwirbelsäule bereitet infolge der nor- 
malen Lordose der Diagnose die größte Schwierigkeit. Bei allen 
paranephritischen und bei zweifelhaften periproktalen und parame- 

chen Exsudaten sollte die Wirbelsäule genau untersucht und der 
Ausgangsort der Abszeßbildung in Erwägung gezogen werden. 

Trappe (Breslau). 





15) Bardenheuer. Behandlung der Frakturen des Oberarmes, 
in specie im Gebiete der Schulter mit Einschluß des oberen 
Drittels des Humerus unter Berücksichtigung der gleich- 
zeitigen Behandlung des mitverletzten Gelenkes. 
(Med. Klinik 1907. p. 1321.) 


Von dem Hauptgesichtspunkt ausgehend, daß frühzeitige gym- 
nastische Behandlung ohne Schädigung der Heilung des Knochen- 
bruches erforderlich ist, erläutert B. an der Hand von Zeichnungen 
und Röntgenbildern die Anlegung und Wirkung des Zugverbandes 
bei Verletzungen des äußeren Schlüsselbeinendes, des Schulterblatthalses, 
des Rabenschnabelfortsatzes, des oberen Endes und des Schaftes des 
Oberarmknochens, des Ellbogengelenkes. Wo die Extension nach 
oben oder oben außen nicht ausgeführt werden kann, wird die Feder- 
extensionsschiene benutzt. Die am unteren Oberarmdrittel so häufige 
Pseudarthrose oder verzögerte Heilung hat B. nie beobachtet. Wenn 
der Verdacht auf Versprengung von Bruchstückchen in die Muskeln, 


Zuntrwthlatt für, Chirazgie. Nr. 9: 265 


ins Gelenk besteht, besonders am Ellbogengelenke, sind Massage und 
passive Bewegungen nicht angezeigt, da danach, wie B. mehrfach 
gesehen hat, myositische Neubildungen, periostale Auflagerungen ent- 
stehen, welche die Bewegungen stark hemmen. 

Georg Schmidt (Berlin). 





16) Knoke. Beitrag zur Behandlung der suprakondylären 


Humerusfrakturen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 165.) 

ı K. beschreibt die in der Helferich’schen Klinik übliche Be- 
handlungsart der suprakondylären Oberarmbrüche mittels Kramer- 
scher Drahtschiene Der Ellbogen steht rechtwinklig gebeugt, der 
Vorderarm supiniert, und wird die Schiene am Oberarm auf dessen 
laterale, am Vorderarm auf dessen Dorsalseite anbandagiert. Dabei 
kommen zwei Extensionszüge in Arbeit: der erste distrahiert die 
Humerusfragmente, der zweite zieht den Vorderarm distalwärts. Die 
am Vorderarm und bis oberhalb des Ellbogens fest angewickelte 
Schiene überragt die Schulter mit ihrem oberen Ende, das bügel- 
förmig nach einwärts gebogen und mittels unter die Achsel geführten 
Bindetouren nach unten gedrückt wird. Der damit erreichte Schub 
des vertikalen Oberarmteiles der Schiene nach unten vermittelt die 
Extension. Zur Extension des Vorderarmes werden auf diesen in ge- 
wöhnlicher Weise Heftpflasterstreifen gelegt, die in Gummischnüre 
endigen, welche, an dem über die Fingerspitzen reichenden Draht- 
schienenende befestigt, den gewünschten Zug ausüben. 

Die Resultate mit diesem Verfahren befriedigten, wie die hinzu- 
gefügten kurzgefaßten Berichte über 15 in Behandlung gewesene Fälle 
dartun. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


— — — — 


17) A. Bum. Perineurale Infiltrationstherapie der Ischias. 
(Wiener med. Presse 1907. Nr. 46.) 

Verf. stimmt Lange bei, daß es nicht die chemische, sondern 
ausschließlich die mechanische Wirkung der perineural eingespritzten 
Flüssigkeitsmenge ist, die bei der Infiltrationstherapie der Ischias in 
Frage kommt. Es muß also eine einfache isotonische Kochsalzlösung 
dieselben Effekte ergeben, wie die Eukain-Chlornatriumlösung, voraus- 
gesetzt, daß die Flüssigkeit unter kontinuierlichem, möglichst hohem 
Druck injiziert wird. Verf. hat unter 67 Fällen 42 = 62,6% voll- 
kommene Heilungen und 14 = 20,8% erhebliche Besserungen. Er 
hält die Infiltrationstherapie für angezeigt bei allen Formen unkom- 
plizierter, essentieller, subakuter und chronischer peripherer Ischias. 
Akute Fälle von Ischias eignen sich nicht für diese Behandlung, ob- 


gleich Lange auch hier gute Resultate hat. 
| Paul Wagner (Leipzig). 


Yit 





266 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


18) P. Graf. Einige Bemerkungen zur Zerreißung der Knie- 
kehlengefäße. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 241.) 


Um den mechanischen Vorgang der Zerreißung der Kniekehlen- 
gefäße bei den Verrenkungen im Kniegelenke klarzulegen, hat G. im 
Kieler pathologischen Institut Leichenversuche vorgenommen. Die 
Poplitealgefäße sind an der Austrittsstelle aus dem Adduktorenschlitz 
einerseits, an ihrem Eintritt unter den M. soleus andererseits sehr fest 
fixiert; der zwischen diesem festen Punkte begrenzte Teil von ihnen, 
lockerer beweglich, unterliegt der bei Verrenkungen eintretenden 
Überdehnung. Die Gelegenheit zu einer Zerreißung ist nun bei einem 
Austritt der Tibia nach vorn ungleich günstiger als bei einem Ab- 
weichen derselben nach hinten. In letzterem Falle hebt sich der 
ganze lange femorale Teil der A. poplitea vom Adduktorenschlitz bis 
zur Gelenkspalte allmählich vom Femur ab und steigt sanft zur hin- 
teren Kante der Tibia ħinab, um über sie in einem sehr stumpfen 
Winkel unter mäßiger Spannung zu ziehen. Verrenkt dagegen die 
Tibia nach vorn, so wird die hintere Gelenkkapsel quer eingerissen 
und spannt sich zwischen die beiden Oberschenkelkondylen als Brücke 
über die Fossa intercondylica. Jetzt gerät das nur 4—5 cm lange 
Stück der Gefäße vom Gelenkspalt an bis zum Eintritt unter den 
Soleus in Überdehnung und reißt viel leichter als der lange femorale 
GefäRabschnitt im ersten Falle. (Vgl. zwei dies erläuternde Zeich- 
nungsskizzen.) Die Gefahr steigert sich durch hinzukommende Über- 
streckung des Knies, da diese die Spannung der Gefäße noch weiter 
erhöhen muß. 

Anregung zu diesen Untersuchungen lieferte ein Fall der Kieler 
Klinik, in dem wegen traumatischer Zerreißung der Kniekehlengefäße 
der Unterschenkel gangränös geworden war und amputiert werden 
mußte. Die Entstehungsweise des Gefäßrisses war hier nicht sicher 
feststellbar. Außer Kapselrissen war leichte Tibiasubluxation nach 
hinten erweislich, und wahrscheinlich hatte auch hier eine Knieüber- 
streckung vorgelegen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





19) Le Fort. Le genu recurvatum acquis. 
(Arch. gener. de chir. 1907. Oktober u. November.) 

Die ausführliche auf 90 persönliche Erfahrungen gestützte Arbeit 
befaßt sich lediglich mit dem erworbenen Genu recurvatum nach Knie- 
gelenksentzündungen und ihren Folgen und ergänzt so eine frühere 
Arbeit (Revue d’orthopedie 1897), die sich auf die Formen des Genu 
recurvatum beschränkte, die nicht mit entzündlichen Veränderungen 
des Gelenkapparates zusammenhängen. In der vorliegenden Arbeit 
schildert Verf. unter Berücksichtigung der Literatur die Biegung des 
oberen Epiphysen-Diaphysenendes der Tibia (»Tibia recurvata«), die 
zum Genu recurvatum adolescentium führt, die akute traumatische, 
die gonorrhoische, die osteomyelitische, die luetische und tuberkulöse 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 267 


Arthritis, soweit sie das bewegliche oder ankylosierte Genu recurvatum 
veranlassen. Zahlreiche Einzelheiten und 12 schematische Figuren 
erläutern die Pathologie und das Zustandekommen der nicht durch 
Knochendeformation bedingten Stellungsanomalie, deren rationelle Be- 
handlung erst unter Berücksichtigung der Pathogenese möglich ist. 
Strauss (Nürnberg). 





20) A. Kirchner. Zur Frage der juvenilen Frakturen der 
Tuberositas tibiae, Tuberositas navicularis und des Tuber 
calcanei. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 3.) 

Schlatter und nach ihm Haglund haben Fälle publiziert, die 
das häufigere Vorkommen von Frakturen an der Tuberositas tibiae, 
der Tuberositas navicularis und an der Epiphyse des Calcaneus auf 
Grund der Röntgenbilder erweisen sollen. K. ist der Ansicht, daß 
es sich bei den beschriebenen Fällen von Fersenbeinbrüchen um den 
physiologischen Vorgang der Epiphysenverknöcherung aus zwei Kernen 
handelt, und daß schon das klinische Bild eine Fraktur unwahrschein- 
lich mache. Bei den Fällen ferner, bei denen Haglund die Tubero- 
sitas navicularis von einem Bruch betroffen annahm, hat es sich um 
das Tibiale externum gehandelt, wie schon aus dem bilateralen sym- 
metrischen Befunde hervorgeht. 

Bezüglich der Fraktur der Tuberositas tibiae glaubt Verf., daß 
Abreißungen eines Teiles des unteren Tuberositaskernes vorkommen 
mit einem typischen Befund, aber er bezeichnete auch diese Fälle als 
selten, wenn sie auch etwas häufiger sein mögen als Totalabreißungen 
der ganzen Tuberositas. Wichtig ist es zu wissen, daß sich auch ent- 
zündliche Zustände der Tuberositas tibiae im Röntgenbilde markieren 
können, und daß die Tuberositas selbst bei verschiedenen Individuen 
während der ÖOssifikation des Knochenkernes ein außerordentlich 
mannigfaches Bild bietet, das an beiden Knien verschieden gestaltet 
sein kann. 

“Auf Grund seiner Darlegungen gibt K. der Meinung Ausdruck, 
daß Knochenkernverletzungen am Calcaneus nicht einwandsfrei er- 
wiesen sind, am Naviculare nicht vorkommen und an der Tuberositas 
tibiae nicht so häufig zu finden sind, wie Schlatter und Haglund 
glauben. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


21) Ochsner. Potential and acquired static flat f#ot. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 21) ” 

Plattfuß ist viel verbreiteter und macht viel mehr Beschwerden, 
als man heute noch anzunehmen geneigt ist. Der letzte Grund zu 
seiner Entstehung liegt weit häufiger in einer allgemeinen Muskel: 
schwäche als in einer Erschlaffung einzelner besonderer Muskelgruppen. 
Die ersten Symptome und Veränderungen fallen in die Pubertätszeit; 
dann ist auch die Behandlung am aussichtsvollsten. Sehr oft wird er 
nicht richtig diagnostiziert. 


2065 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


Das größte Gewicht legt O. auf ein gründliches, regelmäßiges um! 
genau vorzuschreibendes Training der gesamten Körpermuskulatur, 
speziell natürlich der Unterschenkelmuskulatur, und empfiehlt in erster 
Linie Schreber’s und Hoffa’s Vorschriften. 

Von großer Wichtigkeit ist die Anweisung, die Füße beim Gehen 
und Stehen parallel, nicht auswärts rotiert aufzusetzen, wie das noch 
allgemein im Turnunterricht und beim Heer verlangt wird. 

Die Stiefel sind heutzutage besonders deshalb fehlerhaft, weil sie 
den Fuß in eine Abduktionsstellung bringen. Sie sollten nach Gips- 
abgüssen der Füße bei leichter Adduktion und Supination angefertigt 
werden. 

Heftpflasterverbände sind nach O.’s Ansicht besonders geeignet, 
den Zustand zu bessern bzw. zu beseitigen. 

Abbildungen von Fußabdrücken, Stiefeln, Heftpflasterverbänden. 

W. v. Brunn (Rostock). 


22) Stein und Preiser. Ein Röntgenfrühsymptom bei Pes 


plano-valgus. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 6.) 

Sehr häufig führt die schmerzhafte Schwellung an Fuß und Zehen 
zu der Fehldiagnose »Gicht«, besonders wenn spontan oder nach an- 
strengendem Marsch ein Odem am Übergange von den Zehen zum 
Mittelfuß auftritt. Nicht selten liegt hier aber, namentlich beim Be- 
fallensein der 2.—5. Zehe ein anderer Prozeß vor. Verf. behandelt 
eine ganze Reihe solcher Fälle von schmerzhafter Schwellung in den 
Zehen, kombiniert mit Plattfluß bei schmerzfreiem Mittelfuß, bei denen 
die für Gicht erklärte Schwellung der 2.—5. Zehe auf Verordnung 
von Plattfußeinlagen für immer verschwand. Diese eigenartige Zehen- 
schwellung befand sich hauptsächlich bei Pat., bei denen das Fuß- 
gelenk noch erhalten, bereits aber eine deutliche Knickfußstellung vor- 
handen war. In solchen Fällen fanden nun die Verff. meist einen 
typischen Röntgenbefund. Die mediale Seite der Grundphalangen der 
2.—5. Zehe, meist der 2. und 3. Zehe, wies unscharfe, verwaschene 
Konturen, in ausgeprägteren Fällen direkt periostitische Schatten und 
Össifikationen auf, bei völlig scharfen Linien der lateralen Seite der 
Grundphalangen. Diesem Befund entsprach klinisch die Schwellung 
und Rötung und ein bei Tastung der Innenseite der Grundphalange 
der 2.—5. Zehe recht empfindlicher Druckschmerz, während die Außen- 
seite der betreffenden Grundphalanx stets schmerzfrei war. Flexion 
und Extension der betreffenden Zehen war meist schmerzhaft. 

Wahrscheinlich hat man es bei dieser Periostitis mit einer Wir- 
kung der medialen Interossei zu tun, und zwar dürfte es sich hier mehr 
um den Ausdruck der aktiven Tätigkeit dieser Muskeln, als den einer 
passiven Überstreckung handeln, da Pat. offenbar bei beginnendem 
Plattfuß instinktiv oder reflektorisch durch Innervation der medialen 
Interossei einmal der Spreizung des Vorfußes entgegenzuarbeiten und 
ferner durch die durch sie bewirkte Beugung des Grundgliedes bei 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 269 


gleichzeitiger Streckung der 2. und 3. Phalangen das Fußgewölbe zu 
erhalten sucht. Man bat also in der charakteristischen medialen Peri- 
ostitis der Grundphalangen ein differentialdiagnostisches wichtiges 
Frühsymptom des Plattfußes. Gangele (Zwickau). 


23) Smith. Morton’s painful foot — anterior metatarsalgia. 
(Paoific med. journ. 1907. November.) 

S. führt die Morton’sche Krankheit, die Metatarsalgie, nicht 
auf eine Erkrankung der Plantarnerven, wie die meisten Autoren, 
sondern auf Schädigung der Gelenkknorpel durch Druck schlecht 
sitzenden Schuhwerkes zurück. Infolge von Inversion des vorderen 
transversalen Metatarsalbogens und Dorsalflexionsstellung der Zehen 
lastet das Körpergewicht hauptsächlich auf den Köpfchen der Mittel- 
fußknochen; der Gelenkknorpel hierselbst erleidet alsbald Druck- 
veränderungen und wird schmerzhaft. S. empfiehlt daher, durch 
einen Gipsverband den vorderen Metatarsalbogen zu redressieren und 
durch Heftpflasterschlingen, die in die Sohlenfläche des Verbandes 
mit eingegipst werden, jede einzelne Zehe in starker Beugestellung 
zu fixieren. Der Kranke geht in diesem Verband einige Wochen 
umher und trägt sodann eine Einlage im Schuh, die den vorderen 
Metatarsalbogen stützt. Mohr (Bielefeld). 





24) Blecher. Die Behandlung der Fußgeschwulst mit Heft- 


pflasterverbänden. 
(Deutsche militärärztliche Zeitschrift 1907. Hft. 21.) 


Angeregt durch die guten Erfolge, die bei Verstauchungen des 
Fußgelenkes durch die Gibney’schen Heftpflasterverbände erzielt 
werden, hat B. diesen Verband seit 1!1/, Jahren bei allen Fällen von 
Fußgeschwulst — Knochenhautentzündungen und Mittelfußknochen- 
brüchen — angewandt. Er benutzt daumenbreite, 40 cm lange Streifen 
von gleichmäßig gestrichenem Heftpflaster. Bei stark dorsal flektiertem 
Fuße, den der Kranke selbst durch einen um die große Zehe gelegten 
Zügel in dieser Lage erhalten kann, wird der erste Streifen in fol- 
gender Weise angelegt: Von der Rückseite des 1. Mittelfußknochen- 
köpfchens zur Fußsohle, schräg über diese hinweg bis ungefähr zur 
Mitte des 5. Mittelfußknochens, dann schräg über den Fußrücken an 
die Innenseite des Unterschenkels, etwas nach hinten verlaufend. Der 
zweite Streifen beginnt auf der Rückseite des 5. Mittelfußknochens, 
geht über die Fußsohle schräg nach der Basis des 1. Mittelfußknochens, 
auf den Fußrücken und dann zur Außenseite des Unterschenkels. Die 
nächsten Streifen, die abwechselnd am 1. und 5. Mittelfußknochen 
beginnen, werden mehr zentralwärts angelegt und decken die vorher- 
gehenden dachziegelförmig. Uber die Heftpflasterstreifen wird eine 
Flanell- oder Cambricbinde bis unterhalb des Kniegelenkös fest an- 
gelegt. Der Verband stellt die Mittelfußknochen fest aneinander; 
nach B. sull er auch die mittleren Mittelfußknochen beim Auftreten 


270 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


vor der Berührung mit dem Boden schützen (? Ref.). Der Verband 
bleibt 2--3 Wochen liegen, die Kranken können dauernd aufbleiben. 
Herhold (Brandenburg). 


25) Buddo. Zur Frage der ausgedehnten Resektionen an 


Tarsus und Metatarsus. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 573.) 

B. berichtet einen einschlägigen eigenen, mit gutem Erfolge be- 
handelten Fall, um hieran eine literarische Zusammenstellung über 
ausgedehnte Fußwurzel- und Mittelfußresektionen mit kritischer Be- 
leuchtung der erzielten Resultate anzuschließen. 

In zwei statistischen Tabellen stellt er 17 ausgedehnte Resektions- 
fälle am Tarsus und 26 solche, betreffend Tarsus und Metatarsus, zu- 
sammen. Aus den Daten derselben zieht er folgende Schlüsse: 


1) Die fraglichen Operationen sind fast stets Amputationen im 
Tarsus oder Metatarsus vorzuziehen. 

2) Das Resultat derselben ist ein erfolgreiches, d. h. ein der Am- 
putation überlegenes in 65% der Fälle; die Mortalität beträgt 13 bis 
14%. 

3) Die Hauptindikationen für die Operationen gibt die Tuber- 
kulose der Fußwurzel- und Mittelfußknochen. 

4) Im jugendlichen Alter (unter 25 Jahren) sind die Resultate 
am besten. »Erfolgreiches« Resultat in 77,3% der Fälle, Mortalität 
91%. 

5) Die Zahl und Anordnung der resezierten Knochen ist für den 
Erfolg vollkommen gleichgültig. 

6) Man muß darauf bedacht sein, dem Fuß mindestens zwei 
Stützpunkte zu erhalten. 

7) Die Ansicht Borchardt’s, daß eine Amputation sämtlicher 
Metatarsi der Resektion der drei inneren vorzuziehen sei, ist nicht 
aufrecht zu erhalten. Meinhard Schmidt (Cuxbaven). 


Kleinere Mitteilungen. 


26) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 


168. Sitzung, den 13. Januar 1908 
im Krankenhause Moabit. 


Vorsitzender: Herr Sonnenburg. 


1) Herr Sonnenburg widmet dem Andenken des verstorbenen Vorstands- 
mitgliedes Albert Hoffa einige herzliche Worte. 

2) Herr M. Cohn: a. Ein Fall von Lungenemphysem, operiert nach 
W. A. Freund. 

Der Pat., 45 Jahre alt, leidet seit 20 Jahren an Emphysem, seit 5 Jahren an 
asthmatischen Beschwerden, die in letzter Zeit so heftig wurden, daß er seinen 
Beruf ganz aufgegeben hat. Dabei bestand Dilatation des rechten Herzens, starke 
Stauung in den Venen. C. machte die Resektion der 2., 8., 4., 5. Rippe rechter- 
seits an der Knorpelknochengrenze in Länge von 2—3 cm mit Entfernung von 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 271 


Periost und Perichondrium. Einführung von Jodoformdochten oben und unten, 
Naht. Glatte Wundheilung. Der Zustand hat sich sowohl subjektiv wie objektiv 
sehr gebessert. Die Lungen sind gut verschieblich. Die Ausdehnung der oberen 
Thoraxapertur beträgt statt 1 cm jetzt 5cm. Die epigastrische Pulsation hat fast 
ganz aufgehört, die Venen, welche am Bauche fast kleinfingerdick waren, zeigen 
normale Füllung. Pat. hat 4 Wochen nach der Operation seinen Beruf wieder 
aufgenommen. 

b. Traumatische Knochengeschwulst. 

In unmittelbarem Anschluß an einen Fall auf die Hand entwickelte sich an 
der Grenze zwischen unterem und mittlerem Drittel der Ulna eine kleinapfelgroße 
Geschwulst, die, wie das Röntgenbild zeigt, den Radius erheblich usuriert hatte. 
Die Exstirpation, die C. von der Streckseite ausführte, war ziemlich schwierig. 
da die Geschwulst fest eingekeilt war. Histologisch handelte es sich um ein 
Osteochondrom. C. meint, daß bei dem Falle das Lig. interosseum an der Ulna 
abgerissen sei, und daß eine mitgelöste Knochenspange den Kern für die Geschwulst 
abgegeben habe. 

c. Rötgenologisches. J 

1) Demonstration von Nierensteinplatten, aufgenommen als libersiclıts- 
bilder 40:50 ohne Blende mit möglichster Ausschaltung der abdominalen At- 
mung (durch den Hirschmann’schen Fixationsgurt) und nach Aufblähung des 
Dickdarmes mittels Luft. 

2) Demonstration einer Pat. mit hochgradigster Verkalkung der Bauch- 
gefäße mit den Erscheinungen der Angina abdominalis. Auf dem 
Röntgenbild ein Konkrementschatten, der mit einem Harnleiterstein verwechselt 
werden könnte, aber auf Kalkeinlagerungen in die Art. iliaca sin. beruht. Wegen 
der Ahnlichkeit der Krankheitserscheinungen wäre diese Verwechslung um so be- 
deutungsvoller. 


3) Herr Mühsam: Pyocyanasebehandlung der Diphtherie. 

M. hat mit der von Emmerich und Loew dargestellten Pyocyanase, dem 
bakteriolytischen Enzym des Bacillus pyocyaneus, kulturelle Versuche angestellt 
und den Einfluß des Mittels auf Diphtherie nach dem Vorgange von Zucker und 
Emmerich erprobt. Im Kulturverfahren wurden, wie auch von anderer Seite, 
sehr energische entwicklungshemmende Eigenschaften gefunden. Die Einwirkung 
auf Diphtherie äußert sich in raschem Einschmelzen der Beläge und günstiger Be- 
einflussung des Allgemeinbefindens in einer Reihe von Fällen. Das Präparat wurde 
meist neben der Serumtherapie angewendet. Eine zurzeit in Berlin herrschende 
schwerere Diphtherieepidemie gestattete, die Wirkung auch auf schwerere Fälle zu 
studieren. Das Fieber ging bei einer erheblichen Anzahl der Kranken nach der 
Behandlung rasch herunter. Die Bebandlung besteht darin, daß die Flüssigkeit 
dem Kranken, nachdem die Zunge kräftig herabgedrückt worden ist, auf die er- 
krankten Stellen mit einem Sprayapparat aufgeblasen wird. Dies wird 3mal 
täglich, im Anfang der Erkrankung noch öfter gemacht. Während jeder derartigen 
Sitzung werden 3 Einblasungen mit je 10 Minuten Pause gemacht. Ob eine Heil- 
wirkung dem Mittel tatsächlich zukommt, können erst weitere große Erfahrungen 
lehren. Jedenfalls wird man bei aller Skepsis einen günstigen Einfluß in einer 
Reihe von Fällen nicht abstreiten können und zu weiterer Anwendung — natür- 
lich neben der Serumbehandlung — angeregt. Weitere Untersuchungen werden 
lehren, ob auch chirurgische Infektionskrankheiten durch das Präparat beeinflußt 
werden können. 

Diskussion. Herr W. Braun (Krankenhaus Friedrichshain) berichtet über 
seine Erfahrungen mit der Pyocyanase. Er teilt mit, daß er in 55 Fällen die Pyo- 
cyanase angewandt hat und zunächst nie einen Nachteil von der Behandlung ge- 
sehen hat. Es handelte sich um 37 Fälle von Diphtherie, und zwar in erster Linie 
um Fälle mit zweifelhafter oder schlechter Prognose. Bei den weit herabreichen- 
den, äußerst quälenden, trockenen Formen wurde eine Verflüssigung des Sekrets 
und damit eine wesentliche Erleichterung des qualvollen Zustandes beobachtet. 
Das Mittel wurde hier durch die Trachealkanüle eingeträufelt. Bei septischen Diph- 


272 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


therien wurde vor allem eine günstige Beeinflussung der Nasendiphtherie gesehen; 
bei einem Kinde schien die Rettung auf die dadurch bedingte Beschränkung der 
Resorption der Toxine zurückzuführen zu sein. 

Weiter versuchte B. das Mittel bei Phlegmonen, phlegmonösen Abszessen und 
flächenhaften Ulzerationen; hier wurde mehrfach die schnelle Verflüssigung der Be- 
läge und Reinigung der Geschwüre konstatiert; in 2 Fällen war die rasche 
Bildung gesunder Granulationen und schnelle Vernarbung auffällig; schließlich 
verlief ein mit Injektion verdünnter Pyocyanase behandelter Achselabszeß über- 
raschend schnell. B. steht auf dem Standpunkte, daß man berechtigt ist, weitere 
Erfahrungen über die Wirksamkeit der Pyocyanase, allerdings mit größter Vor- 
sicht und mit Hilfe selır großer Versuchsreihen, zu sammeln. 


4) Herr Sonnenburg: Rizinusbehandlung derakuten Appendicitis. 

S. weist darauf hin, daß man danach streben muß, die Frühdiagnose der 
akuten Appendicitis zu fördern. Neben den schweren Fällen von Appendicitis 
destructiva, die sofort operiert werden müssen, gibt es doch eine große Zahl von 
Fällen, bei denen ein operativer Eingriff zunächst nicht notwendig ist. Neben den 
bekannten klinischen (allgemeinen und lokalen) Symptomen ist zur anatomischen 
Unterscheidung besonders das Verhalten von Puls, Temperatur und Leukocytose 
wichtig. An der Hand von an einem großen Material berechneten Durchschnitts- 
zahlen läßt sich eine große Gosetzmäßigkeit dieser Symptome nachweisen. Die 
leichteren Fälle von akuter Appendicitis, bei denen die Temperatur, Pulsfrequenz 
und Leukocytose die sonst bei Appendicitis simplex gefundenen Durchschnittswerte 
(37,5; 92; 15000) nicht überschritten, hat S. im letzten Jahre mit gutem Erfolg 
mit Rizinus bebandelt. Erkrankungen mit höheren Durchschnittsziffern erfordern 
die sofortige Operation, ohne daß vorher Rizinus gegeben wird. Eine Rizinus- 
behandlung des Anfalls ohne gleichzeitige Berücksichtigung des Pulses, der Tem- 
peratur, besonders aber auch der Leukocytose hat keinen Zweck. Die Rizinus- 
behandlung kam in 111 Fällen, und zwar bei 51 in den ersten 48 Stunden und bei 
60 später im Anfall vorgenommenen Fällen zur Anwendung, von denen keiner 
gestorben ist. 

Eine schädliche Wirkung wurde nie beobachtet, es gingen vielmehr alle Er- 
scheinungen, allgemeine und lokale, auffallend rasch zurück. S. betont trotz seiner 
günstigen Resultate ausdrücklich, daß sich diese Behandlung nur für ein Kranken- 
haus eignet, wo cine fortgesetzte Überwachung der Kranken möglich und chirur- 
gische Hilfe stets sofort zur Stelle ist. Denn wenn die Erscheinungen sich nicht 
bald bessern, oder gar eine Verschlimmerung eintritt, so muß sofort operiert werden. 
Bei den 111 mit Rizinus behandelten Fällen war dies 4mal nötig; stets erfolgte der 
Eingriff noch rechtzeitig und führte zu glatter Heilung. 

Der Vorteil der Rizinusbehandlung ist besonders darin zu suchen, daß sie 
dazu beiträgt, Fehldiagnosen zu vermeiden. Unter den Krankheiten, die ein der 
Appendicitis ähnliches Symptomenbild vortäuschen können, ist besonders die 
Gastroenteritis und Typhlokolitis zu erwähnen, bei welcher sich auch Druckemp- 
findlichkeit in der Blinddarmgegend in der Regel vorfindet. Die hier durch das 
Rizinus bewirkte schnelle Besserung wird uns vor einem unnötigen operativen 
Eingriff bewahren. Außerdem klärt uns demnach diese »chirurgische« Rizinus- 
behandlung über die Prognose auf: tritt ein rascher Abfall nach der Wirkung der 
allgemeinen und lokalen Symptome ein, so bleiben wir vor weiteren unangenehmen 
Überraschungen bewahrt. 

Zum Schluß hebt S. noch einmal hervor, daß durch die Rizinusbehandlung 
die Frühoperation, die er als eine hervorragende Errungenschaft der modernen 
Chirurgie bezeichnet, nicht in ihrem Recht geschmälert werden soll. Die Zahl der 
in Moabit ausgeführten Frühoperationen hat von Jahr zu Jahr absolut und relativ 
zugenommen. 

Diskussion: Herr Rotter meint, daß die Diagnose auf Appendicitis im 
allgemeinen mit hinreichender Sicherheit gestellt werden kann. Nur in einzelnen 
Fällen lag eine andere Krankheit vor. Dagegen ist man oft nicht imstande, den 
Grad der Schwere festzustellen. Unter 100 Fällen handelte es sich 12mal um eine 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 273 


Appendicitis destructiva, wo eine Appendicitis simplex diagnostiziert worden war. 
Wenn mit der Rizinusbebandlung in einer Musteranstalt nicht geschadet wird, so 
darf doch die Behandlung nicht in die Praxis übergreifen. Wenn durch Rizinus 
auch nicht direkt eine Perforation verursacht werden kann, so glaubt R. doch, daß 
durch die starke Peristaltik Verklebungen zerstört und Infektionsmaterial weiter 
verbreitet werden kann. Es kommt noch hinzu, daß auch der Beginn der Appen- 
dicitis oft schwer zu bestimmen ist. R. will lieber in allen Fällen die Frühopera- 
tion als die sichere Methode ausführen. 

Herr Karewski stellt die Frage, ob bei der Rizinusbehandlung ein wesent- 
licher Unterschied gegenüber der abwartenden indifferenten Behandlung beobachtet 
wurde. 

Herr Körte behandelt die leichten Fälle gleichfalls abwartend. Aus diagno- 
stischen Gründen Rizinus zu geben, scheint ihm nicht empfehlenswert. 

Es kommt vor, daß man bei der Operation weniger findet als man vermutet. 
Aber viel bäufiger irrt man sich darin, daß man mehr findet. Er fürchtet un- 
günstigen Einfluß durch die Peristaltik infolge von Rizinus. Unter 222 in das 


Krankenhaus eingelieferten Fällen waren 9 vorher (außerhalb) mit Abführmitten 


behandelt und ungünstig beeinflußt worden. 

In dem Schlußwort betont Herr Sonnenburg, daß es ihm nicht einfalle, 
die Rizinusbehandlung für die allgemeine Praxis zu empfehlen, und die von den 
Vorrednern erwähnten ungünstigen Einflüsse des Rizinus ständen auf einem ganz 
anderen Brett. Er betont, daß seine Rizinusbehandlung eine chirurgische sei und 
in den chirurgischen Rahmen hineinpaßt. Dieselbe aber ohne gleichzeitige Berück- 
sichtigung der klinischen Symptome, besonders der Leukocytose, sei wertlos und 
unzweckmäßig. Daher eignet sie sich auch vorläufig nur für Kliniken. Wenn aber 
in über 100 Fällen sich diese Art Behandlung bewährt hat, so müssen doch wohl 
diese Fälle nach richtigen Prinzipien ausgesucht sein. Gegenüber der abwartenden 
indifferenten Behandlung hat die Behandlung mit Rizinus den großen Vorteil, daß 
wir sofort je nach der Wirkung eine sichere Prognose über den weiteren Verlauf 
des Anfalles stellen können. Wird Rizinus abweichend von dem Grundsatze, den 
S. aufgestellt hat, gegeben, so wird es nur schaden. 


5) Herr Kothe: Stieltorsion des Netzes. 

K. berichtet über einen Fall von intraabdominaler Netztorsion. Bei 
der Operation fand sich ein handtellergroßer, blauschwarz verfärbter Netzklumpen, 
der an einem dünnen, um 360° gedrehten Stiel hing. Demonstration des Pat. und 
des Präparates. Der Fall ist deswegen besonders interessant, weil der Pat. nicht, 
wie das sonst meist der Fall ist, mit einem Bruch behaftet war. Es sind sonst 
in der Literatur unter 60 veröffentlichten Fällen nur 5 Fälle von Netzdrehung bei 
Individuen ohne Hernie bekannt. Die Pathogenese ist noch nicht vollkommen 
aufgeklärt. Die Affektion ist sehr selten. Im Moabiter Krankenhause wurde sie 
nur 2mal beobachtet; der andere Fall ist von Sonnenburg bereits früher be- 
schrieben worden. Eine Abbildung des Sonnenburg’schen Falles wird herum- 
gezeigt. Kurze Besprechung der Diagnose und Therapie. 


6) Herr Mühsam: Impftuberkulose der Sehnenscheiden beim Pflege- 
personal. i 

Während die traumatische Übertragung der Tuberkulose auf die Haut be- 
kannter ist, sind die Fälle von Impftuberkulose tieferer Gewebe, insbesondere der 
Sehnenscheiden,, seltener. In der Literatur sind nur zwei Arbeiten darüber vor- 
handen. Im einen Fall infizierte sich die Pflegerin eines schwer phthisischen 
Mannes an einem Speiglas, im anderen verletzten sich zwei Schlächter beim Aus- 
schlachten tuberkulöser Rinder. M. beobachtete zwei Krankenwärter, welche auf 
der Phthisikerstation des Krankenhauses Moabit beschäftigt waren und sich an 
der Beugeseite eines Fingers an einem Speiglas geschnitten hatten. Die Wunden 
verheilten. Nach einigen Wochen schwoll die Beugesehne an, und es kam zu einem 
Fungus der betreffenden Sehnenscheide und benachbarter, welche bei einem Kranken 
zahlreiche Inzisionen, Exkochleationen und Spaltungen notwendig machte, im an- 


274 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


deren Falle aber bei konservativer Behandlung heilte. Ferner sah M. eine 
Krankenschwester, welche, selbst phthiseverdächtig, sich mit einer Morphiumspritze, 
mit der sie eben einer schwer Tuberkulösen eine Injektion gemacht hatte, in den 
Finger stach. Nach einigen Wochen Fungus der Sehnenscheide. M. hält diesen 
Fall nicht für eigentliche Impftuberkulose, sondern glaubt, daß der Stich bei der 
wahrscheinlich Tuberkulösen den Locus minoris resistentiae für die Ansiedlung von 
Tuberkulose in der Sebnenscheide abgegeben habe. 

Diskussion. Pels-Leusden hat bei einem Mediziner ebenfalls einen Fall 
von Impftuberkulose der Sehnenscheiden (Strecksehnen der linken Hand) beobachtet 
und durch Exstirpation des tuberkulösen Gewebes geheilt. Den Fall hat der be- 
treffende Kollege zu seiner Doktordissertation verwendet. 

Herr Oelsner demonstriert a. erschwertes D&ecanulement. Ein 2jäh- 
riges Kind, das im Alter von 9 Monaten tracheotomiert wurde, und bei dem eine 
Gewohnheitsparese der Kehlkopferweiterer das Decanulement außerordentlich er- 
schwerte. Erst nach 5!/s Monate lang systematisch fortgesetzten Versuchen gelang 
es, das Kind definitiv von der Kanüle zu befreien 1. 

b. Fall von Schnittverletzung des Kehlkopfes. 

Der zweite Fall betraf ein 22jähriges Mädchen, das sich bei einem Conamen 
suicidii eine schwere Kehlkopfverletzung mit einem Messer beigebracht hatte. 
Weitere Schnittwunden wies Pat. am Nacken, wo das Messer die ganze Musku- 
latur und das Lig. nuchae bis auf die Wirbel durchtrennt hatte, und an beiden 
Handgelenken auf. Der Stich in den Kehlkopf hatte Haut, Muskulatur und die 
Platte des Schildknorpels glatt durchtrennt, so daß man nach oben in die Glottis 
und nach unten in die Trachea sehen konnte. Die Wunde wurde vom Vortr. 
schichtweise vernäht. Einige Stunden später wurde die prophylaktische Tracheo- 
tomie gemacht (Geheimrat Sonnenburg). Am nächsten Tage traten starke 
Schluckbeschwerden auf. Dann glatter Heilungsverlauf ohne Funktionsstörungen. 


7; Herr Sonnenburg: Sarkom des Jejunum. 

S. hat bei einer kindskopfgroßen Bauchgeschwulst, die sich als Sarkom des 
Jejunum herausstellte, das auf den Dickdarm übergegriffen hatte, die Resektion 
von Jejunum, Coecum und Kolon vorgenommen, bie beiden Jejunumschlingen 
End-zu-End und das Ileum mit dem Colon transversum End-zu-Seit vereinigt. 
Demonstration des Präparates. Die Pat., welche den am 23. Februar 1907 erfolgten 
schweren Eingriff gut überstanden und seit der Operation 35 Pfund zugenommen 
hat, wird als geheilt vorgestellt. Das UÜbergreifen von Geschwülsten des Jejunum 
auf das Kolon wird selten beobachtet. 

Herr S. zeigt einen Fall von Skalpierung durch Maschinenverletzung. Der 
große Defekt wurde durch wiederholte Transplantationen nach Thiersch gedeckt. 

Herr S. zeigt einen Pat. mit ausgedehnter Verbrennung des rechten Armes 
und der rechten Thoraxhälfte, welcher ebenfalls durch wiederholte Thiersch’sche 
Transplantation sowie durch Einpflanzung zweier gestielter Hautlappen in die 
Achselhöhle vollständig mit guter Funktion des Armes geheilt wurde. 

8) Herr Mühsam Demonstrationen. 

a. Demonstration eines Pat., dem er wegen eines großen Hautdefektes am 
äußeren rechten Knöchel nach Erysipel, den nach Thiersch zu decken vergebens 
versucht worden war, einen gestielten Lappen von einem Bein aufs andere 
gepflanzt hat. Der Lappen wurde, mit der Basis nach oben, dem anderen Unter- 
schenkel (innere Wadengegend) entnommen und mit der Spitze in den Defektrand 
eingenäht. Pat. blieb 16 Tage im Gipsverband, dann wurde der Stiel durchschnitten. 
Der Lappen heilte völlig an. Der Defekt am anderen Bein heilte großenteils per 
granulationem, der Rest wurde mit einem Thiersch’schen Lappen bedeckt und 
so geheilt. 

b. Demonstration eines wegen extraduralen Hämatoms operierten Kranken. 
Verhältnismäßig geringes Trauma, trotzdem Krämpfe im rechten Facialis, Arm 
und Bein, welche an Zahl und Intensität zunahmen und allmählich allgemein 


1 Vortrag erscheint unter den Originalien der Deutschen med. Wochenschrift. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 275 


wurden. Es trat Abnahme des Bewußtseins auf. Daher Trepanation links. Aus 
dem ersten Bohrloch entleert sich eine große Menge Blutes. Unter der Dura 
wird durch Punktion keins mehr gefunden, daher Zurückklappen des Lappens. 
Glatter Wundverlauf. Nach der Operation noch einige Male Krämpfe, dann Auf- 
hören derselben. In den ersten Tagen sensorische und motorische Aphasie, zuerst 
Schwinden der sensorischen, dann der motorischen Sprachstörung. Vollkommene 
Heilung. Pat. ist wieder in seinem Beruf ale Schauspieler tätig. 
R. Wolff (Berlin). 


27) A. A. Bodendorf. Zur Osteomyelitis der langen Röhrenknochen. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 


R. bringt mehrere Beispiele für die ausgezeichneten Erfolge, die man bei aus- 
gedehnter oder Totalsequestrierung langer Knochen durch Schonung des Periosts 
erzielen kann. Das Periost wird bei der Nekrotomie so sorgfältig wie möglich 
geschont und nach Entfernung der toten Diaphyse einfach zusammengeklappt, wo- 
bei auch Nähte überflüssig sind. In einem Falle, wo die periostale Knochenneu- 
bildung bereits zu stark war, hat Oppel den Knochen der Länge nach gespalten 
und die beiden starren Teile aneinandergeklappt. Es resultiert schließlich ein sehr 
fester Knochen, der an Festigkeit und Umfang den ursprünglichen meist übertrifft. 
Ist nur ein Teil der Diaphyse entfernt worden, so kommt es zur Abstoßung kleiner 
Sequester vom Ende des zurückgebliebenen Diaphysenstückes, wodurch der günstige 
Enderfolg natürlich nicht beeinträchtigt wird. V. E. Mertens (Kiel). 


28) P. Frangenheim. Über Calluscysten. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 87.) 


F. verfügt über zwei eigene Beobachtungen echter Calluscysten, deren ane- 
tomische Beschreibung er liefert. Der erste Fall betrifft eine subkapitale Ober- 
schenkelhalsfraktur, vom Verf. bereits in einer früheren Abhandlung bearbeitet 
und abgebildet. Das Präparat des zweiten Falles ist von Prof. Beneke in Braun- 
schweig durch eine Sektion gewonnen und ohne anamnestische Angaben F. über- 
lassen. Es handelt sich hier um eine pathologische Fraktur des oberen Ober- 
schenkeldrittels infolge bösartiger Geschwulst. In beiden Fällen sitzen die 
fraglichen Cysten in parostalem hypertrophischem Callus. Das Präparat des zweiten 
Falles ist in einer guten Figur wiedergegeben. Man sieht zu beiden Seiten des 
Bruches die beiden 11/, bzw. 5 cm langen Cysten, deren Wände starr, stellenweise 
kuochenhart sind. Die mikroskopische Untersuchung (Details s. Original) weist 
nach, daß es sich um echte Cysten, nicht etwa um Geschwulsterweichungscysten 
handelt. Pathologisch-ätiologisch stellt F. die Calluscysten den Cystenbildungen 
bei Myositis ossificans zur Seite. Die einschlägige Literatur ist in der Besprechung 
angezogen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


29) E. Bibergeil. Bericht über 353 komplizierte Frakturen. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXIV. Hit. 2.) 


Verf. gibt eine Zusammenstellung sämtlicher komplizierter Frakturen, welche 
im Krankenhaus am Urban in Berlin behandelt worden sind. Arbeiten wie die vor- 
liegende müssen im Original nachgelesen werden, da ihr Wert in den Einzelheiten 
des statistischen Materials und in der Aufzählung besonders interessanter Fälle 
beruht, deren Rekapitulation mehr Raum erfordern würde, als einem Referate zu 
Gebote stehen kann. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


30) E. Fischer. Behandlung der Knochenbrüche mittels Barden- 
heuer’scher Extension. 
(Budapesti Orvosi Ujsäg 1907. Nr. 50.) 


Verf. bespricht auf Grund des v. Herczel’schen Materials die Vorteile des 
Bardenheuer’schen Extensionsveriahrens, mit dem ideale Heilungserfolge erzielt 


276 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


werden können, welche betreffs’ der anatomischen und funktionellen Heilung san- 
deren Verfahren (Gipsverbände, funktionelle Behandlung) weit überlegen sind. 
Schön ausgeführte Radiogramme zeigen die Frakturen vor und nach der Behand- 
lung. P. Steiner (Klausenburg). 


31) Barker. Traumatic hematomyelia. 
(Annals of surgery 1907. November.) 


Das Blut wird der Medulla oblongata durch drei Hauptarterien zugeführt, eine 
vordere und zwei hintere, die aus der Vertebralis dort entspringen, wo der Ver- 
einigungspunkt zur Art. basilaris liegt. Eingebettet liegen diese Zweige in der 
Pia des Rückenmarkes, sie erhalten in der ganzen Ausdehnung des letzteren akzes- 
sorische Zuflüsse von den Artt. thyreoidea, intercostalis, lumbalis usw. Nach unten, 
zu einem gleichmäßigen Strange auslaufend, kann sich das Blut nur in der grauen 
Substanz senken, während eine Senkung in den weißen Neurogliafasern nicht 
möglich ist; hier kommt es dann mehr zu disseminierten, nicht in Verbindung 
stehenden Blutherden, die sich allerdings auch über eine Strecke des Markes in 
dieser Form erstrecken können. Sind diese Blutherde größer, so kommt es zur 
Bildung von Höhlen, die durch Bindegewebe später ausgefüllt werden. 

Verf. beschäftigt sich vorwiegend mit der Blutung ins Cervikalmark, die durch 
Fall auf das Gesäß oder Schlag gegen die Lenden- oder Brustwirbelsäule eintreten 
kann und Lähmungen der oberen und unteren Extremitäten veranlaßt. Verf. glaubt, 
daß die Diagnose der Rückenmarksblutung nicht leicht und nur mit einer ge- 
wissen Reserve zu stellen sei. Ein einschlägiger Fall dieser Blutung ins Halsmark 
wird beschrieben: Es handelt sich um einen Mann, der vom Wagen geschleudert 
war und zwei Rippen in der Nähe der Wirbelsäule gebrochen hatte. Nachdem es 
ihm anfänglich leidlich gegangen war, erkrankte er 8 Wochen nach dem Unfall 
an Lähmung der Arme und Beine, auch die Sensibilität war herabgesetzt. Diese 
Lähmungen gingen allmählich zurück. Es blieb nur eine Schwäche zurück; die 
Kniescheibenreflexe blieben gesteigert. Herhold (Brandenburg). 


' 32) Baer. Operations on the spinal column. 
(Annals of surgery 1907. November.) 


Verf. weist daraufhin, wie nicht selten durch an der Wirbelsäule sitzende 
falsche Rippen oder Exostosen Krankheiten entstehen, deren Sitz und Ursache 
man ohne Röntgenbild nicht erkennt. Er beschreibt drei diesbezügliche Fälle. Im 
ersten entstand nach Gonorrhöe eine Exostose am Fersenbein und am dritten und 
vierten Lendenwirbel. Die erstere wurde entfernt, in ihr fanden sich Gonokokken, 
die Operation der Lendenwirbelexostose war verweigert. Im zweiten Fall wurden 
heftige linksseitige Ischiasschmerzen durch eine am fünften Lendenwirbel sitzende 
rudimentäre, 13/4 Zoll lange Rippe hervorgerufen. Nach Resektion dieser Rippe 
schwanden die Beschwerden. Im letzten Falle wurden rechtsseitige heftige Ischias- 
symptome durch eine am dritten Lendenwirbel befindliche Knochenspange bedingt, 
die erst nach Abmeißeln der letzteren schwanden. Herhold (Brandenburg). 


33) v. Hovorka. Scoliosis lumbagica. 
(Blätter für klin. Hydrotherapie und vərwandte Heilmethoden 1907. Nr. 6.) 


Mitteilung zweier Fälle von Skoliose bei chronischer Lumbago, welche analog 
der bei Ischias auftretenden Skoliose aufzufassen sind. In dem einen Falle han- 
delte es sich um rheumatische, in dem anderen um eine traumatische Form der 
Lumbago. In beiden Fällen war die Konvexität nach der Seite der Erkrankung 
der Muskulatur gerichtet. Durch Gymnastik baldige Besserung. Atiologisch hat 
die Annahme einer Reflexkontraktur nebst Betonung statischer Momente die größte 
Wahrscheinlichkeit. Drehmann (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 277 


34) Molin et Gabourd. Sur une variété rare et tardive de tumeurs 


congenitales sacro-coccygiennens. 
(Gaz. des hôpitaux 1907. Nr. 44.) 

Ein 32jähriger Mann begann vor 2 Jahren an Verstopfung zu leiden. Er be- 
kam Schmerzen längs der Lendenwirbelsäule, die dann mehr in die Kreuzbein- 
gegend zogen, so daß schließlich eine Sakrokoxalgie diagnostiziert wurde. Als die 
Schmerzen immer heftiger wurden, untersuchte endlich ein Arzt per rectum und 
fand eine den Mastdarm vordrängende Geschwulst an der Vorderfläche des Kreuz- 
beines. Darm und Geschwulst waren nicht miteinander verwachsen. Die Diffe- 
rentialdiagnose zwischen kaltem Abszeß und Neubildung konnte durch Probe- 
punktion zugunsten des letzteren entschieden werden. Durch eine einfache Ope- 
ration wurde die Geschwulst samt Knochen vom dritten Sakralloch abwärts ent- 
fernt; dabei mußten einige Stränge der Cauda equina durchtrennt werden, was zu 
vorübergehenden motorischen und sensiblen Störungen führte. 11/, Jahre später 
war Pat. vollkommen gesund, litt aber noch an Verstopfung. 

Die Geschwulst hatte die Größe eines Straußeneies. Sie hatte das Steißbein 
völlig, das Kreuzbein bis zum vierten Sakralloch zerstört. Einige Knochenreste 
fanden sich noch in ihr. Die mikroskopische Untersuchung ergab Epithelschläuche 
in einem fibrohyalinen Gewebe. Die Zellen waren groß, blasig mit lateral gele- 
genem Kern. »>Es war schwer ihre Herkunft zu bestimmen. Jedenfalls war es 
eine sekundäre Knochengeschwulst. Die Zellen erinnerten an die eines Nieren- 
karzinoms.« YV. E. Mertens (Kiel). 


35) F. də Boule. Reésection partielle du sacrum pour sacrodynie et 
sciatique bilatérale. Guerison. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1907. November.) 

Bei einem 33jährigen Anstreicher waren nach einem Fall aus 4 m Höhe 
direkt auf das Kreuzbein im Jahre 1891 dauernde dumpfe Schmerzen in der be- 
troffenen Gegend zurückgeblieben, die durch etwa 20mal am Tage auftretende 
heftige Schmerzparoxysmen im Gebiete beider Ischiadici derart gesteigert wurden, 
daß der Kranke bei der Erfolglosigkeit jeder Behandlung dem Selbstmord nahe 
war. de B. nahm an, daß infolge des Traumas eine Periostitis mit Hyperostose 
im Kreuzbein entstanden sei, wodurch der Sakralkanal verengert und die in ihm 
liegenden Nerven einem dauernden Druck ausgesetzt seien. Der einzige objektive 
Befund war eine fünffrancstückgroße druckempfindliche Stelle in der Mitte des 
Kreuzbeines. Dem Prinzip der Bardenheuer’schen Neurosarkokleisis folgend, 
legte B. durch Resektion der hinteren Bogen den ganzen Sakralkanal frei und 
nähte über dem offenen Kanale die Weichteile wieder zusammen. Der bisherige 
Erfolg — 5 Monate — ist ein glänzender. Die entfernten Knochenstücke waren 
härter und fester wie normale Kreuzbeinsubstanz. Vorderbrügge (Danzig). 


36) Berger. Arrachement du membre superieur. 
(Gaz. des höpitaux 1907. Nr. 139.) 

Der Académie de médecine legte B. einen Arm vor, an dem auch Schulter- 
blatt und Schlüsselbein hingen. Der Mann, dem der Arm gehört hatte, war in 
eine Transmission geraten, mehreremal herumgeschleudert worden und schließlich 
in einiger Entfernung zu Boden gefallen, während der Arm in der Maschine hängen 
blieb. Eine Blutung erfolgte nicht, Heilung fast per primam intentionem, beides 
Erscheinungen, die bei diesen Verletzungen gewöhnlich sind. 

YV. E. Mertens (Kiel). 


37) Royster. The management of dislocation at the shoulder joint 
complicated by fracture of the neck of the humerus. 
(Journal of the amer. med. assoc. Vol. XLIX. Nr. 6.) 
Verf. hat innerhalb 7 Monaten 4 Fälle dieser Art in Behandlung bekommen. 
Im ersten hat er — der Bruch war bereits konsolidiert — den Oberarm beim 


278 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


Versuche der Reposition der Verrenkung wieder gebrochen; er ist dann blutig vor- 
gegangen und hat an der Bruchstelle eine Nearthrose hergestellt mit leidlichem, 
funktionellem Erfolg. Die drei anderen Pat. hat er sofort blutig operiert, teils, 
wo es ging, ohne Eröffnung des Gelenkes, teils mit seiner Freilegung. Nach Her- 
stellung normaler Verhältnisse erhielt er in allen 3 Fällen ein sehr gutes End- 
resultat. Knochennaht war überflüssig. 

Bei der oft schwierigen Diagnosenstellung ist auch nur beim Verdacht auf 
diese Affektion die Röntgenaufnahme unbedingt nötig. Es kommt für die Therapie 
nur die blutige Operation in Frage. W. v. Brunn (Rostock). 


38) Sheldon. Old unreduced posterior dislocation of the shoulder. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 

Pat. renkte die rechte Schulter aus (Luxatio retroglenoidalis). Der Oberarm 
wurde wieder eingerenkt, trat nach einer Woche wieder aus, um zum zweiten Male 
an seinen Platz gebracht zu werden. Als die Ausrenkung jetzt zum dritten Male 
eintrat, wurde weiter nichts dagegen getan. S. wurde 8 Monate später zugezogen 
und fand, daß die Bicepssehne (langer Kopf) luxiert war und mitten über die 
Gelenkfläche ging. Er legte das Gelenk frei, reponierte die Sehne und über- 
brückte sie mit Periost. Der wieder eingerenkte Kopf blieb jetzt im Gelenk, und 
es wurde der rechte Arm wieder gebrauchsfähig. Herhold (Brandenburg). 


39) Doberauer. Demonstration eines Falles von operierter Embolie 
der Arteria axillaris. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 33.) 

Bei beginnender Gangrän und ischämischer Kontraktur des Armes wurde 
52 Stunden nach Eintritt des Gefäßverschlusses die Axillaris freigelegt, eröffnet 
und ein ca. 3cm langer Thrombus ausgeräumt. Es trat jedoch trotz wiederholter 
Wiederöffnung des Gefäßes immer von neuem Thrombose an dieser Stelle ein, 
weshalb wegen Fortschreitens der brandigen Erscheinungen eine Anastomose 
zwischen Arteria und Vena axillaris angelegt wurde. Nach der gelungenen Naht 
schoß das Blut unter explosionsartigem Geräusch in die Vene ein und drang bis 
zum Handgelenk vor. Das Gefühl und ein dem Herschlag synchrones Pulsgeräusch 
bewiesen, daß das arterielle Blut durch die Venen floß. Ob die Gangrän auf- 
gehalten wurde, wird nicht berichtet. Gutzeit (Neidenburg). 


40) W. A. Oppel. Zur operativen Heilung arterio-venöser Aneurysmen. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.]) 

Eingangs weist O. darauf hin, wie wichtig es ist, vor der Operation eines 
Aneurysma zu wissen, ob die Kollateralen so stark entwickelt sind, daß die Exi- 
stenz der Extremität garantiert ist. Ein Verfahren, diese Kenntnis zu erlangen, 
hat sich aus den Untersuchungen ergeben, die N. S. Korotkow an den Verletzten 
des letzten Krieges angestellt hat. Korotkow komprimiert die Arterie ober- 
und unterhalb des Aneurysma und stellt manometrisch den arteriellen Druck distal 
davon fest. 

Diese Methode ist bei dem folgenden Falle benutzt worden. 

Pat., 32 Jahre alt, bei Mukden durch die linke Schulter geschossen, wurde 
nach Petersburg abgeschoben, wo er mit einem »Aneurysma arterio-venosum axil- 
lare« ankam. Blutdruck in den Fingerspitzen rechts 110 mm Hg, links 95; bei 
Kompression der Art. axillaris oberhalb des Aneurysma 40, bei Kompression der 
Subclavia 25, bei Kompression ober- und unterhalb des Sackes 25. Auf Grund 
dieser Messungen wurde bei der ersten Operation (11 Uhr, W. A. Oppel) die 
Axillaris oberhalb des Sackes unterbunden. Sofort konstatierte Korotkow Blut- 
druck = 0. Um 11/3 Uhr zeigten sich am gelähmten, weißen Arme verdächtige 
Flecken. Korotkow schloß nun, daß das arterielle Blut von den Venen durch 
den Sack zu stark abgesogen werde. 

Zweite Operation (31/, Uhr). Unterbindung der V. axillaris oberhalb des 
Sackes. Der Druck blieb = 0. Es mußte also noch eine starke Vene existieren. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 279 


Nach einigem Suchen rötete sich der Arm plötzlich als O. mit dem Finger zwi- 
schen den Stümpfen der durchtrennten A. axillaris in die Tiefe drückte; zugleich 
zeigte das Manometer 40, um auf 0 zu sinken, sowie der Druck nachließ. Es fand 
sich dort eine Vene von der Stärke der V. axillaris; nach ihrer Unterbindung 
blieb der Arm rot. Aber um 7t/ Uhr war der Druck wieder auf O gesunken, der 
Arm blaß, was auf allmähliche Dilatation der Kollateralvenen bezogen wurde. 
Daher dritte Operation (81/g Uhr): Exstirpation des Aneurysmasackes, aus dem 
einige kleine Venen austraten. Als der Sack während der Arbeit angerissen 
wurde, »ergoß sich in schwachem Strahl arterielles Blut«, ein Zeichen dafür, daß 
der Blutstrom tatsächlich umgekehrt war. Druck nach der Exstirpation 30 mm, 
am nächsten Tage 40 mm. Heilung. 


An der Hand dieser interessanten Operationsgeschichte (man möchte sie fast 
als experimentelle Rechtfertigung der alten Methoden von Antyllus und Phila- 
grius bezeichnen, Ref.) betont O. als Prinzip der operativen Aneurysmabehand- 
lung die Trennung des arteriellen und des venösen Blutstromes. Das Bestreben, 
das Arterienrohr nach Exstirpation des Sackes wieder herzustellen, ist seines Er- 
achtens nur dann gerechtfertigt, wenn die Untersuchung nach Korotkow ergeben 
hat, daß die Kollateralen nicht genügend entwickelt sind. 


O. bringt noch den Bericht über die ganz ungewöhnlich schwierige Operation 
eines arteriovenösen Aneurysma der rechten Carotis communis, die er bei einem 
29jährigen Soldaten ausführte. Bemerkenswert erscheint, daß 2mal die Jugularis, 
deren Unterbindung durch Narbengewebe erschwert war, verletzt wurde, wobei 
jedesmal unter deutlichem Geräusch Luft in das Gefäß ‘aspiriert wurde. Die 
Zwischenfälle verliefen aber bei sofortiger Tamponade ohne Folgen. Pat. wurde 
völlig ‚geheilt, ohne Störungen durch die Ligatur der Carotis. 


V. E. Mertens (Kiel). 


41) Roeder. Resektion großer Nervenstämme ohne Lähmung. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


R. berichtet über einen Fall, in welchem ein Neurofibrom oder Fibrosarkom 
des N. ulnaris und eines Hautastes des N. suprascapularis entfernt wurde. Es 
mußte ein großes Stück des N. ulnaris entfernt werden; das distale Ende wurde 
in den Medianus eingepflanzt. Angeblich traten keine Lähmungserscheinungen auf. 
Da eine elektrische Untersuehung nicht angegeben ist, ist der Fall nicht beweis- 
kräftig. (Motilit6 suplée). Später wurde noch eine Geschwulst aus dem Cruralis 
und Accessorius entfernt. Im letzteren Falle erfolgte eine partielle Lähmung des 
Cucullaris. Borchard (Posen). 


42) Cordillot. Un cas de paralysie du nerf radial consécutive a une 
injection d’éther. 
(Archiv de méd. et de pharmacie militaires 1907. November.) 


Einem Soldaten, der am 27. Mai 1905 an Hitzschlag auf dem Marsche zusammen- 
brach, warde von einem aus dem nächsten Orte herbeigerufenen Arzt eine Ather- 
einspritzung in den linken Oberarm gemacht. Als der Mann am 31. Mai zur 
Truppe entlassen werden sollte, stellte sich heraus, daß die linke Hand in proniert- 
flektierter Stellung stand, und daß eine Streckung des Handgelenks und der Finger 
unmöglich war. In der Gegend der Ansatzstelle des M. supinator longus fand sich 
eine brettharte entzündliche Schwellung, die sich unter feuchten Umschlägen etwas 
verminderte. Auf der Handrückenfläche bestanden geringe Störungen des Tempe- 
ratur- und Drucksinns. Erst nach 6 Monaten wurde durch Massage und galvanische 
Elektrizität Heilung der motorischen Lähmung erzielt. Pat. klagte allerdings noch 
über Schmerzen im linken Arm, die aber als leichte Hysterie aufgefaßt wurden, 


Herhold (Brandenburg). 


280 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


43) W. Wolf. Zur Kenntnis der subkutanen Muskelrupturen und 
ihrer operativen Behandlung. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 496.) 

Verf. berichtet aus der Leipziger Klinik über drei Rupturen des Musc. biceps 
brachii und eine solche des Musc. quadriceps. Die letztere und eine der Biceps- 
rupturen waren durch direkte, die übrigen, wie in der Regel, durch indirekte Ge- 
walt entstanden. Eine Biceps- und die Quadricepsruptur, die operativ behandelt 
wurden, ergaben ein sehr gutes funktionelles Resultat, während bei einer konser- 
vativ behandelten Bicepsruptur die Nachuntersuchung eine erhebliche Atrophie und 
Funktionsbeschränkung nachwies. 

W. vertritt daher den Standpunkt, in allen Fällen einer beträchtlicheren Ruptur 
im Gebiete des Muskelsehnenapparates die Vereinigung der Fragmente durch Naht 
zu versuchen. 

Der Arbeit ist ein Verzeichnis über die Kasuistik der Bicepsrupturen seit der 
Zusammenstellung von Loos beigefügt. Reich (Tübingen). 


44) E. Schenk. Uber zwei Fälle von typischer Extremitätenmiß- 
bildung (Ulnadefekt, Fibuladefekt). 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. I. Hft. 3.) 

An der Hand sehr guter Röntgenaufnahmen werden die Mißbildungen be- 
sprochen und analysiert. Die erste betrifft die rechte Hand eines 48jährigen 
Mannes. Die Ulna endet oberhalb des Radio-Carpalgelenkes mit einer stumpfen 
Anschwellung ohne Gelenkfläche. Im Carpus finden sich nur zwei Knochen, die 
auf Grund ihrer Größe und regelmäßigen Form als eine Zusammenfassung meh- 
rerer Knochen oder Knochenanlagen der proximalen sowohl als der distalen Reihe 
angesprochen werden. Das Metakarpalskelett besteht aus zwei starken Knochen, 
zwischen denen sich ganz distal noch die rudimentäre Anlage eines Metacarpus- 
köpfchens findet. Der radiale Knochen charakterisiert sich durch zwei Sesambeine 
und zwei wohl entwickelte Phalangen als Metacarpus des Daumens. Der ulnare 
stellt wahrscheinlich eine gemeinsame Entwicklung von Strahl 3 und 4 dar. An 
den ulnaren Metacarpus wie an das rudimentäre Köpfchen des IL Metacarpus setzen 
sich je drei Phalangen von verschiedener Entwicklung an. Die Endphalangen sind 
rechtwinklig aufeinander zu gebogen und scheinen miteinander verwachsen zu sein. 

Beim zweiten Falle handelt es sich um die linke untere Extremität eines 
27jährigen Mannes. Die Tibia ist verkürzt und stark nach vorn konvex gebogen. 
Von der Fibula ist nar der Malleolus angedeutet. Die Zahl der FuBwurzelknochen 
ist auf zwei reduziert, einen großen proximalen und einen kleinen distalen. Der 
große stellt eine Verschmelzung mehrerer Knochenanlagen dar und läßt noch deut- 
lich das hintere Ende eines Calcaneus erkennen, der kleinere wird als Cuneiforme I 
aufgefaßt, während das Cuboid wohl völlig fehlt. 

Der vordere Fuß wird von drei Metatarsalia mit entsprechender Zehenbildung 
gebildet; das mediale Metatarsale ist sehr kräftig, die beiden anderen schmächtig 
entwickelt, das laterale trägt einen Vorsprung ähnlich des Tuberositas ossis meta- 
tarsi V. 

Nach Besprechung der in der Literatur bekannten ähnlichen Mißbildungen be- 
schäftigt sich Verf. mit der wahrscheinlichen Ursache dieser Mißbildungen. Die 
phylogenetische Theorie ist für vorliegende Fälle abzulehnen, Vererbung kommt 
auch nicht in Frage. Die Mißbildungen werden schließlich unter Hinweis auf die 
Tornier’schen Versuche auf abnorme Druckwirkungen in frühen Stadien der 
Entwicklung zurückgeführt. Trappe (Breslau). 


45) P. Ewald. Zur Atiologie der Madelung’schen Deformität. 
(v. Langenbeck's Archiv Bd. LXXXIV. Hft. 4.) 
E. beschreibt einen Fall mit dem Bilde der Madelung’schen Deformität und 
konstatiert, daß durch Trauma ein Zurtand hervorgerufen werden kann, welcher 
mit der Madelun g’schen Krankheit vollste Ähnlichkeit besitzt. Die Ursache 


Zentralblatt für Chirurgie Nr. 9. 281 


davon ist in einer Alteration des Epiphysenknorpels zu suchen. Er erwähnt eine 
Reihe anderer Fälle, wo sich allmählich ohne erkennbare Ursache der gleiche Vor- 
gang im Epiphysenknorpel abspielte, der in dem seinigen durch das Trauma in 
einem Augenblick zustande kam. Er ist geneigt anzunehmen, daß bei den ge- 
nannten Fällen vielleicht Traumen leichter Art eine Rolle gespielt haben, z. B. 
eine stundenlang am Tage fortgesetzte Volarflexion der Hand. Jedenfalls muß 
man der Epiphysenlinie ein ausschlaggebendes Gewicht bei diesen Fällen zu- 
schreiben. Das Resultat, das bei dem Pat. des Verf.s mit der schrägen Osteo- 
tomie erzielt wurde, war nicht sehr zufriedenstellend. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 

46) Weir. Trigger Finger. 


(Journ. of amer. med. association 1907. Nr. 14.) 


Verf., Professor der Chirurgie in Neuyork, hat selbst einen schnellenden 
Finger gehabt und sich von Abbe mit Erfolg operieren lassen. Er führt das 
Leiden auf den Druck eines großen Siegelringes zurück, den er am linken Mittel- 
finger trug. Das Leiden bestand unter großen Schmerzen seit über 2 Jahren vor 
dem Eingriffe. Bei der in Lokalanästhesie unter Blutleere ausgeführten Operation 
fand sich, an der betreffenden Stelle zunächst an einem Stiel der Sehnenscheide 
aufsitzend, ein gut stecknadelkopfgroßes graues Knötchen, das entfernt wurde. 
Trotzdem blieb der Zustand der gleiche. Infolgedessen wurde die ganze Sehnen- 
scheide bis in die Hohlhand hinein gespalten, wobei sich ergab, daß die Sehnen- 
scheide stark verdickt war, und daß die Bewegung um so leichter wurde, je weiter 
die Eröffnung der Sehnenscheide vorschritt.e. An den Sehnen selbst war nichts 
Pathologisches zu bemerken. 

Die Wunde wurde nicht genäht, sondern die Wundränder über einem Mull- 
polster durch Pflasterstreifen einander genähert und Finger und Hand immo- 
bilisiert. 

Heilung mit voller Funktion innerhalb 14 Tagen. 

43 Fälle von schnellendem Finger waren bis dahin publiziert worden und 
werden am Schluß kurz referiert. Dieser Fall ist der 44. 

W. Ve Brunn (Rostock). 


47) Riedl. Zur Kasuistik der Brachydaktylie. Ein Fall von doppel- 
seitiger Verkürzung des 3.—5. Metakarpalknochens. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XI. Hft. 6.) 


Verf. beschreibt einen Fall obengenannter Mißbildung, die bei dem Pat. na- 
mentlich beim Faustschluß sehr deutlich hervortritt. Noch deutlicher ist die Miß- 
bildung auf dem Röntgenbilde zu sehen, auf dem die Metakarpalknochen des 3. 
bis 5. Fingers nur halb so groß sind wie am Zeigefinger. Auffallend ist noch, 
daß diese Verkürzung dreier Mittelhandknochen hier doppelseitig in genau der- 
selben Weise sich findet. Gaugele (Zwickau). 


48) O. Fürster. Ein Beitrag zu den Pfählungsverletzungen. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. V. Hft. 4.) 


Verf. beschreibt zwei Fälle von Pfählungsverletzungen, hervorgerufen durch 
maschinelle Gewalteinwirkung, wie er ähnliche Verletzungen in der bezüglichen 
Literatur nicht erwähnt gefunden hat. Im ersten Falle hatte eine 40 cm lange, 
11/3 cm breite Kehlleiste den linken Vorderarm in radioulnarer Richtung durch- 
spießt und den obersten Teil des Pronator quadratus, den Flexor sublimis, den 
Extensor digitorum communis und den Extensor pollicis verletzt und z. T. zer- 
rissen. Im zweiten Falle hatte ein Splitter die Fingerbeere des Ringfingers der 
rechten Hand durchbohrt, ein anderer war über dem Mittelgelenk des Mittelfingers 
der linken Hand eingedrungen und von da in die Vola manus abwärts geraten. 

Alle drei Splitter wurden auf operativem Wege entfernt, die Heilung erfolgte 
ohne Temperaturerhöhung und Eiterung, so daß die Arbeitsfähigkeit nirgends in 
Frage gestellt war. Hartmann (Kassel). 


282 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


49) Barnett. Results of untreated tuberculous coxitis. 
(Amer. journ. of surg. 1907. September.) 

Verf., der im übrigen nichts Neues gibt, referiert eine Statistik von Gibney 
aus dem Jahre 1878 über 80 unbehandelte Koxitisfälle, die ganz lesenswert ist: 

1) Dauer der Krankheit: In 41% 3 Jahre, in 385% 3—6, in 20% 6—10, in den 
übrigen Fällen mehr als 10 Jahre. _ 

2) Abszesse waren im Laufe der Krankheit bei 60% eingetreten. 

3) Die Flexion und Ankylose zeigte bei 21/,% einen Winkel von 90°, bei je 
4% 70 und 60°, bei je 23% 45 und 365°, in 221/3% 30°, in 13% eine Beugung von 
10—20°. 

4) In 15% war eine Bewegungsexkursion von 15—%° vorhanden. 

b) 76% konnten gehen und laufen ohne Beschwerden, 15% ohne Hilfe nur eine 
kurze Strecke; 9% konnten nicht ohne Schmerzen und Hilfe gehen. 

6) In 21/,% war eine Verkürzung von 1/, Zoll, in 30% eine von 1 Zoll, in 
22% von 11/s, in 25% von 2, in9% von 3 und in 3% eine solche von 4 Zoll vor- 
handen. 

7) Trochanterhochstand ist nicht genau nach Prozenten angegeben, ebenso- 
wenig 

8) Atrophie des Beines. Hier tritt Verf. mit eigenen 4 Fällen auf: imal war 
eine Verkürzung des Femur um !/ der Tibia um 1/, Zoll; in Fall 2 eine Ver- 
kürzung von Femur und Tibia um je ij} Zoll; in Fall 3 eine Verkürzung des 
Femur um 3/4 und der Tibia um 1/2 Zoll und im 4. Fall eine Verkürzung beider 
Knochen um je 1/, Zoll vorhanden (Messungsfehler sind dabei wohl schwer zu ver- 
meiden. Ref.). 

9) Die Mortalität in 288 unbehandelten Fällen war nach Gibney 121/2%. 

Goebel (Breslau). 


50) Bayer. Treppenförmige Osteotomie des Trochanter major bei 


winkliger Koxankylose. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 
Die Operation, deren Ausführung am besten nebenstehende Figuren erläutern, 
wird von einem 8 cm langen, auf die Mitte des großen Rollhügels bis auf den 
Knochen geführten Schnitte vorgenommen. Sie 
dient hauptsächlich zum Ausgleich von Abduk- 


tionsankylosen, bei denen B. sie an Stelle der 
Osteotomia subtrochanterica empfiehlt; als wei- 
tere Vorzüge rühmt er an ihr, daß sie, ohne 
neue Deformitäten zu schaffen, den eigentlichen 
Sitz der Verkümmung trifft und durch Erzeu- 
gung breiter Berührungsflächen der getrennten 
Knochen für sichere Heilung Gewähr leistet. 
Die Trennung des Knochenkerns des Trochan- 
ter scheint unbedenklich, da höchstens die 
Weiterentwicklung der Trochanterapophyse ge- 


hemmt werden könnte. Um eine Verlängerung 

Fig. 1. Fig. 2. des Beines zu erzielen, müßte die Sehne des 

Musculus glutaeus maximus, soweit sie mit dem 

vorderen Trennungsanteil des Trochanter zusammenhängt, durchschnitten werden. 
Mitteilung eines erfolgreich operierten Falles. Gutzeit (Neidenburg). 


51) B. S. Koslowski. Angeborener Defekt beider Femora. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

K. hatte Gelegenheit, die Leiche eines 40 jährigen Mannes zu untersuchen, der 
nur 1,2 m hoch gewesen war und bei völlig normal entwickeltem Oberkörper auf 
seinen verkrüppelten Beinen sicber und schnell sich bewegt hatte. 

Die beiden Femors fehlten völlig, ebenso die Kniescheiben. Von Gelenk- 
pfannen war am Becken nichts nachzuweisen, Hüft- und Kniegelenke fehlten, doch 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 233 


waren im Gewebe zwischen Becken und Tibiae linsenförmige Knochenstückchen 
röntgenologisch erkennbar, die vielleicht Reste der Oberschenkelköpfe waren. Unter 
dem Einfluß der Körperlast und des Muskelzuges hatten sich die Unterschenkel 
säbelförmig gekrümmt. Am oberen Ende der rechten Tibia fand sich ein nach 
hinten rechtwinklig gerichteter, 6 cm langer Fortsatz. Die rechte Tibia war über- 
haupt stärker verändert als die linke. Von den Fibulae waren nur ganz geringe 
Reste vorhanden. 

Auch die Füße waren beträchtlich verändert. Beiderseits fehlte die 5. Zehe. 
Einzelne Knochen waren stark deform, z. T. untereinander verschmolzen. Rechts 
fehlten beide Knöchel, links der äußere. 

K. ist der Ansicht, daß es sich hier um Chondrodystrophia foetalis gehandelt 
habe. 

Die Präparate werden im Pirogow-Museum in Petersburg aufbewahrt. 

V. E. Mertens (Kiel). 


52) Aaookor. Klinischer und anatomischer Beitrag zur Kenntnis der 
doppelseitigen Quadricepssehnenruptur hart am oberen Rande der Patella. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 45.) 


Die Verletzung war bei dem Öö3jährigen Pat. durch Hinfallen entstanden. 
Naht der abgerissenen Sehne an die Kniescheibe. Tod an Lungenambolie. Patho- 
logische Veränderungen an der Sehne oder an der Kniescheibe waren nicht zu er- 
kennen. H. schließt sich der Ansicht von Walz an, daß für die Lokalisation der 
Zerreißung im Kniestreckapparat in erster Linie bestimmend ist der im Augenblick 
der Muskelkontraktion bestehende Grad der Beugung im Kniegelenk. 

Borchard (Posen). 


53) Gengolphe et Gebourd. Les angiomes profonds juxta-articulaires 
du genou. De leur diagnostic. 
(Gaz. des hôpitaux 1907.) 


Die 22jährige Pat. fiel vor 13 Jahren auf die Außenseite des rechten Knies. 
Sie hatte zwar momentan heftige Schmerzen, konnte aber gleich wieder gehen. 
Seit dieser Zeit litt sie an Schmerzen im rechten Schenkel,’ die stets abends be- 
sonders lebhaft waren. Pat., die viel stehen mußte, bemerkte dann nach einigen 
Jahren, daß die Gegend über dem Knie abends geschwollen war, während früh 
nichts zu bemerken war. Als sie schließlich 13—14 Stunden des Tages stehen 
mußte, wuchsen die Schmerzen derart, daß sie nur hinkend geben konnte. 

Am unteren Ende des Oberschenkels fand sich eine deutlich abgegrenzte, 
weiche, teigige, pseudofluktuierende Geschwulst, die besonders außen gut fühlbar 
war und tief zu sitzen schien, da sie bei gespanntem Quadriceps undeutlich wurde. 
An der Innenseite, etwa 4 Querfinger oberhalb des unteren Condylusrandes, war 
eine nußgroße, runde, harte, sehr empfindliche Geschwulst zu tasten, die — offen- 
bar hinter dem Femur — mit der anderen Geschwulst zusammenhing. Gangolphe 
fand durch sorgfältige Messung am hängenden und am hochgehaltenen Beine, daß 
Volumunterschiede von mindestens 2 cm nachweisbar waren, daß es sich also um 
ein Gebilde mit wechselnder Blutfüllung handelte. Er diagnostizierte also ein 
Angiom. 

Die Operation bestätigte die Diagnose. Es fand sich ein großes Angiom unter 
dem Quadriceps, der im Gebiete des Vastus internus inzidiert werden mußte. Die 
kleine schmerzhafte Geschwulst innen war ein Lipom; die große konnte nur teil- 
weise exstirpiert werden. Nach vollständiger Naht trat schnelle Heilung ein. Die 
Schmerzen kehrten nicht wieder. 

Die pathologisch-anatomische Diagnose lautete: un fibrolipome en voie de dé- 
veloppement sur un angiome. 

Es werden ein deutscher und sieben französische Fälle mitgeteilt. 

Das Leiden beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Es entwickelt 
sich sehr langsam unter Schmerzen, die nur sehr selten fehlen. Wichtig ist 


284 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


der Nachweis der Volumschwankung. Drüsenschwellung in den Nachbarregionen 
(Leistenbeuge) kommen nicht vor. Das Kniegelenk ist stets unbeteiligt. Röntgeno- 
logisch sind zuweilen Angiolithen nachweisbar. Häufig finden sich zugleich ange- 
borene Defekte (die Pat. von Gangolphe und Gabourd hatte z. B. eine Hasen- 
scharte), so daß der Gedanke aufkommen kann, daß es sich bei den Angiomen 
um angeborene Gebilde handelt. 
Man braucht nicht auf Radikalentfernung zu bestehen, da gelegentlich spon- 
tane Rückbildung eintritt und bösartige Umwandlung nicht zu befürchten ist. 
VY. E. Mortens (Kiel). 


54) H. Löhrer. Beitrag zur Pathologie der Fettgewebswucherungen 
im Kniegelenke. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 498.) 


Interessanter Einzelfall aus der Poppert’schen Klinik in Gießen. 34jährige 
Frau, deren linkes Knie mehrfachen leichteren Traumen unterlegen hatte, zuerst 
vor 3 Jahren. Jedesmal folgten allerhand Kniebeschwerden mit schließlich dau- 
ernder teigiger Schwellung beiderseits von der Kniescheibe, und wurde die Pat. 
mit der Diagnose Gelenkmaus in die Klinik zur Operation geschickt. Letztere 
fand mittels bilateralem Längsschnitt neben der Kniescheibe statt und förderte 
zwei Fettkörper aus dem Gelenke heraus, von denen einer, fast hühnereigroß, mit 
vereinzelten plumpen Zotten besetzt, unten zu beiden Seiten des Lig. patellae saß. 
Der andere schien, im Außenteile des Gelenkes gelegen, von der äußeren Kapsel- 
wand auszugehen und ragte, pflaumengroß gestielt, in die Gelenkhöble hinein. Die 
Heilung erfolgte glatt und führte auch nach Monaten zu sehr guter Gelenkfunk- 
tion. Von Interesse ist nun, daß die histologische Untersuchung der beiden Ge- 
schwülste ein gänzlich verschiedenes Resultat ergab. Die aus der Gegend des 
Lig. patellae entfernte Geschwulst zeigt vielfache Zerklüftung des Synovialendothels 
und im subsynovialen Fettbindegewebe eine hochgradige entzündliche Kleinzellen- 
infiltration. Die gestielte Geschwulst aus der äußeren Gelenkhälfte dagegen be- 
steht fast ausschließlich aus reinem Fettgewebe, eingehüllt in eine zarte binde- 
gewebige Kapsel (s. 2 Abbildungen). Die erste Geschwulst ist deshalb als ent- 
zündliche fibröse Hyperplasie des Fettgewebes anzusprechen im Sinne Hoffa’s, 
der derartige Bildungen als typisch und als Ergebnisse von Traumen beschrieb. 
Dagegen ist die zweite Geschwulst ein echtes solitäres Lipom, das wahrscheinlich 
nach der Theorie von König zunächst ein »subseröses Gelenklipom« darstellte, 
dann aber sich durch die Synovialis in das Gelenk hineindrängte. Der Synovialis- 
spalt, den das Lipom bei dieser Ortsänderung passierte, wird aber gewiß ebenfalls 
durch eines der erlittenen Traumen zustande gekommen sein. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


55) C. Tomita (Japan). Über Knochentransplantation bei ausge- 
gedehntem Kontinuitätsdefekt der langen Röhrenknochen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 247.) 


Verf. hat in dem Reservehospital zu Nagoya während des russisch-japanischen 
Krieges bei 5 Schußverletzten Defekte von Röhrenknochen mittels Knochentrans- 
plantation mit schönen durch Röntgenbilder wiedergegebenen Resultaten behandelt. 
Die Fälle sind ganz kurz folgende: 1) Defekt der Tibia. Einpflanzung eines 15 cm 
langen Ersatzstückes vom Femur eines frisch geschlachteten Kalbes, mittels Säge 
samt Periost und Mark entnommen. Die beiden zugespitzten Enden des Ersatz- 
stückes werden in die Markhöhlen der Knochenstümpfe am Defekt eingetrieben. 
Hautnaht bis auf kleine Drainlöcher. Heilung fast per primam. Nach 17 Wochen 
mit guter Beinfestigkeit und ohne Stock gehfähig entlassen. 2) Tibiadefekt. 8 cm 
langes Stück vom oberen Ende des defekten Knochens mit Periost und Mark im- 
plantiert. Heilung unter Eiterung, zeitweiser Entblößung und partieller Sequester- 
bildung des Ersatzstückes. Nach 14 Wochen ist letzteres durch Callusbildung 
fixiert. Nach 23 Wochen Gehfähigkeit auf kurze Wege, sonst ohne Stock etwas 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 285 


hinkend. 3) Tibiadefekt. Ersatzstück 7 cm lang aus der gesunden Tibia des Pat. 
Primaheilung. Nach 4 Monaten hinkende Gehfähigkeit mit Stock. 4) Humerus- 
defekt. Einpflanzung von frischem lebenden Oberschenkelknochen vom Kaninchen 
in Länge von 7 cm. Fixierung mit Silberdrähten. Primaheilung. Nach 23 Wochen 
ist das untere Fragmentende unter mächtiger Callusbildung fest fixiert, das obere 
noch etwas verschieblich. 5) Pseudarthrose im Humerus. Die Knochenstümpfe 
werden angefrischt und mit Draht befestigt. Außerdem wird ein einer Tibia des 
Pat. entnommenes Periostknochenstück 4:1,5 schienenartig angelegt und ebenfalls 
mit Draht befestigt. Reaktionslose Einheilung desselben und Konsolidation der 
Pseudarthrose. 

Zum Gelingen dieser Operationen ist erforderlich, daß alles Narbengewebe 
scharf und glatt exzidiert wird. Die Blutung muß gut gestillt werden, die einzu- 
pflanzenden Knochenstücke müssen unter Schonung von Periost und Mark vor- 
sichtig ihrem Standort entnommen werden, wozu sich für die menschliche Tibia 
eine Kreissäge empfiehlt. Die Stücke müssen lang genug sein, um sich am Orte 
gut einkeilen zu lassen. Nach T.s Erfahrungen halten sich demselben Individuum 
entnommene Knochenstücke so lange lebensfähig, daß sie mit dem Fragment gut 
konsolidieren. Das Periost verwächst in diesem Falle sehr frühzeitig mit den 
Weichteilen. Tierknochen resp. Periost zeigen selbst keine Wucherungsfähigkeit 
und scheinen weniger Anlaß zur Callusbildung vom Fragmentende aus zu geben. 
Jedenfalls heilt lebendes Tierknochengewebe im menschlichen Körper besser ein 
als tote Substanzen. Es gibt dem Knochen zunächst eine feste Stütze, die dann 
allmählich durch menschliche Knochen (Callusbildung) ersetzt wird. 

~ Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


56) Stone. Partial loss of the tibia replaced by transfer of the fibula 
with maintenance of both malleoli of the ankle. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 


Bei einem an Osteomyelitis der Tibia behandelten Knaben wurde ein großes 
Stück der Diaphyse nekrotisch und ausgestoßen, so daß zwischen dem übrigbleibenden 
oberen und unteren Tibisende eine Lücke von gut 12 cm bestand. S. durch- 
sägte die Fibula im oberen Drittel und pflanzte das Ende des Wadenbeins in eine 
seitliche Aushöhlung des oberen Endes der Tibia. Das Periost war an beiden 
Knochen abpräpariert und zurückgeschlagen; über der Einpflanzungsstelle wurde 
es wieder vernäht. 56i/> Monate nach dieser ersten Operation wurde das untere 
Ende der Fibula vertikal in Ausdehnung von 4 cm gespalten, das innere Stück des 
Spaltes auf das kleine untere Ende der Tibia gesetzt und das zurückgeschlagene 
Periost ebenfalls darüber vernäht. Das Bein wurde wieder eingegipst. Das End- 
resultat war günstig, der Knabe konnte auf das operierte Bein gut auftreten. Im 
Röntgenbilde zeigte es sich, daß die eingepflanzte Fibula an Dicke mit dem Ge- 
brauch des Beines zunahm. Herhold (Brandenburg). 


57) Eichler. Zur Behandlung der Malleolarfrakturen. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 307.) 


Verf. berichtet über die Erfolge in der Behandlung der Knöchelbrüche auf 
der Kümmell’schen Abteilung des Eppendorfer Krankenhauses. Die frühere Be- 
handlung bestand fast ausschließlich in fixierenden Verbänden. Seit 1899 wurde 
die Bardenheuer’sche Extension angewandt. Dabei wurde das Bein in eine 
Schultz’sche Lade gelegt, d. h. einen offenen Kasten, der an seinem unteren Ende 
eine Öffnung zur seitlichen Gegenextension und einen Bogen besitzt, der durch ein 
breites Gummiband verbunden ist zum Zwecke, eine abnorme Plantarflexion des 
Fußes zu verhindern. Außerdem wird das Kniegelenk leicht gebeugt. In der 
Regel genügt eine Extensionsbehandlung mit 10 Pfund während etwa 3 Wochen. 
Später bekommen die Pat. einen Gipsverband zum Gehen und werden in üblicher 
Weise mit Massage usw. nachbehandelt. 


286 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


Die Heilungsdauer bei beiden Methoden war ziemlich gleich. Die funktionellen 
Resultate unterschieden sich aber insofern, ale bei der Behandlung mit Gipsver- 
bänden ein guter Erfolg, d. h. volle Wiederherstellung der Beweglichkeit des Fuß- 
gelenks und ein Gehvermögen wie vor dem Unfall unter 126 Fällen in 54x, bei 
der kombinierten Behandlung mit Extension und Gipsverbänden unter 117 Fällen 
in 72% erreicht wurde. Der Hauptvorzug der neueren Methode ist die Verhütung 
des traumatischen Plattfußes, der bei der früheren Behandlung in 15%, bei der 
jetzigen in 4,2% Häufigkeit zu konstatieren war. Endlich ist auch die Vermeidung 
hartnäckiger chronischer Odeme (Verhältnis 10,3 : 1,7%) als Vorteil des Extensions- 
verfahrens hervorzuheben. Reich (Tübingen). 


58) P. Tichow. Luxation im Talocruralgelenk. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Die mit Bruch des äußeren Knöchels komplizierte veraltete Verrenkung nach 
hinten, deren Mechanismus nicht bekannt war, wurde mit Exstirpation des Talus 
nach Kocher behandelt. Das funktionelle Resultat war ausgezeichnet. Die Tibis 
stützte sich nach dem Röntgenbild auf den Proc. ant. oalcanei. 

V. E. Mortens (Kiel). 


59) A. Kirchner. Hochgradiger Spitzfuß infolge von nicht reponierter 
Luxation des Talus nach vorn außen. Ein Beitrag zur Kenntnis der 
Talusluxationen. Die Frakturen des Sustentaculum tali. 
(Deutsche Zeitschrift für Ohirurgie Bd. XC. p. 132.) 

K. beschäftigte sich aufs eingehendste mit einem Präparat des Göttinger ana- 
tomischen Instituts, das, die im Titel bezeichnete Deformität zeigend, nicht obne 
anatomisches Interesse ist, dessen weitläufige und ohne Abbildung gegebene Be- 
schreibung aber für Praktiker wenig Reiz bietet, da jegliche klinische Einzelheit 
über den Fall fehlt. Meinhard Schmidt (Cuxhaven... 


60) Zumsteeg. Über die Luxatio pedis sub talo nach außen. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LIV. p. 222.) 


In Fortsetzung der Trendel’schen Arbeit aus der v. Bruns’schen Klinik 
berichtet Verf. unter Beifügung von Röntgenbildern über zwei neue Fälle der 
seltenen Luxatio pedis sub talo nach außen. Bei dem einen gelang die Reposition 
in Narkose, während bei dem anderen blutige Einrichtung notwendig wurde. 

Reich (Tübingen). 


61) Goldammer. Kasuistischer Beitrag zur osteoplastischen Fuß- 
resektion. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 293.) 


Bei einer Pat. mit tuberkulöser Zerstörung des unteren Tibiaendes, des Cal- 
caneus, Talus, und der Gelenkflächen von Navioulare und Cuboid bot sich Gelegen- 
heit, eine osteoplastische Fußresektion nach der von Kümmell schon vor 20 Jahren 
empfohlenen Methode auszuführen. Von einem Hüter’schen Dorsalschnitt sus 
wurden die genannten Knochen entfernt, der Unterschenkel quer reseziert und dicht 
proximal vom Lisfranc’schen Gelenk eine quere Sägefläche angelegt. Von der 
Vorderfläche der Tibia wurde eine Scheibe abgesägt und auf diese Fläche der distale 
Fußrest unter Verschraubung aufgepflanzt. Tretfläche wurde der wie bei der 
Syme’schen Methode mit der dicken Fersenkappe inkl. Calcaneusperiost bedeckte 
Tibiastumpf und das proximale Ende von Metatarsus I und V. Es erfolgte an- 
standslose Heilung, abgesehen davon, daß später ein kleiner Herd in der Tibis 
exkochleiert werden mußte. Die Schraube heilte aseptisch ein. 

Pat. konnte mit einem einfachen Stiefel mit erhöhter Sohle und zwei seitlichen 
Schienen sehr gut gehen. 

Im Gegensatz zur Resektion nach Wladimiroff-Mikulicz resultiert hierbei 
ein weniger schwerfälliger und sicherer Gang, eine ziemlich normale Form des 
Fußes und eine wesentlich einfachere Prothese. Reich (Tübingen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 287 


62) Sassi. Contributo clinico allo studio della gangrena simmetrica 
delle estremita. 
(Gazz. degli ospedali e delle clin. 1907. Nr. 135.) 

Verf. beschreibt zwei Fälle von symmetrischer Gangrän der Füße bei zwei 
etwa 2 Jahre alten Kindern, die beide vorher an Darmstörungen gelitten hatten 
und aus tuberkulösen Familien stammten. Die Krankheit, die in beiden Fällen 
nach etwa imonatiger Dauer tödlich endigte, hatte mit Cyanose, Druckempfind- 
lichkeit und kaltem Odem der Füße begonnen. Das Fehlen des Arterienpulses 
in der Peronea bzw. Tibialis postica weist die Fälle der symmetrischen Gangrän 
arteriellen Ursprunges zu, während der Mangel der Paroxysmen im Auftreten der 
Erkrankung und das Fehlen der schmerzhaften Krisen die Gangrän vom Morbus 
Raynaud abtrennt. Verf. will die Erkrankung auf eine von der Enteritis her- 
rührende Coliinfektion zurückführen, die unter dem Einfluß der skrofulösen Diathese 
in Wirkung trat. Dreyer (Köln), 


63) P. Ewald. Plattfuß und Fußwurzeltuberkulose. (Aus der ortho- 
pädisch-chirurgischen Klinik von Prof. Vulpius in Heidelberg.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 


An der Hand von vier Fällen zeigt E., daß fast jede Fußwurzeltuberkulose 
mit »Plattfußschmerzen« und mehr oder weniger ausgesprochenen objektiven Platt- 
fußsymptomen beginnt, ein diagnostischer Irrtum durch das Fortschreiten des 
tuberkulösen Prozesses auf die benachbarten Knochen und Gelenke für den Pat. 
recht folgenschwer werden kann, während die frühzeitige Erkenntnis und die 
daraufhin angewandte operative Behandlung des noch umschriebenen Erkrankungs- 
herdes den Fuß zu retten ermöglicht. Wenn die Beschwerden einseitig oder nach 
einem Unfall auftreten und trotz sachgemäßer Therapie nicht schwinden, ist eine 
Röntgenuntersuchung dringend anzuraten, die dann zur Feststellung der Tuber- 
kulose führen wird. Kramer (Glogau). 


64) Cook. Fracture of the tarsal scaphoid bone. 
(Annals of surgery 1907. Oktober.) 


Verf. bespricht 3 Fälle von Bruch des Kahnbeins unter Beifügung der Röntgen- 
bilder. Alle 3 Pat. waren aus der Höhe auf die Füße gefallen, wobei die Zehen 
plantarflektiert waren, so daß das Kahnbein zwischen Sprung- und Keilbeinen kom- 
primiert wurde. C. betont die Schwierigkeit der Diagnose ohne Röntgen; meistens 
wird Bruch des Sprungbeins diagnostiziert. Auch trotz Röntgenbild können Ver- 
wechslung z. B. mit accessorischen Knochen (Sesambein usw.) eintreten, und ist 
deswegen stets eine Aufnahme beider Füße notwendig. Im übrigen schließt sich 
Verf. bezüglich der Behandlung, der Ursachen usw. den von von Bergmann in 
der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie 1905 Bd. LXXVIIL (p. 199) erörterten 
Grundsätzen an. Herhold (Brandenburg). 


65) K. Langfellner. Einiges über Zelluloidtechnik bei Herstellung 
von Plattfußeinlagen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


Zur Herstellung der Zelluloideinlagen ist eine gute Zelluloidlösung notwendig 
die aus einer Mischung von 2/3 gelben und 1/; weißen Zelluloidabfällen bereitet 
wird; man nimmt, stets im Verhältnis zum Gefäß berechnet, in dem man die 
Lösung macht, ?, Azeton und fügt dann soviel Zelluloidreste zu, bis das Azeton 
überzulaufen droht, rührt dann das Ganze zu einem klebrigen Brei durcheinander, 
läßt ihn dann 1/g Stunde stehen und rührt sonach noch einmal kräftig um. Aus 
dieser Stammlösung macht man sich noch eine etwas dünnere Lösung zurecht 
durch Zugießen von Azeton. Mit dieser wird das mit einer Lage Trikot bedeckte 
Gipsbreimodell mittels Pinsels kräftig bestrichen und dies in Pausen von je 3/4 Stunde 
noch zweimal wiederholt. Diese erste Lage muß 24 Stunden trocknen; auf ihr 


288 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 9. 


wird dann das Aluminiumstück (s. Ref. in d. Bl. 1907) angetrieben, darauf mit 
dem Messer die Stammlösung dick aufgetragen und das Aluminiumstück fest- 
geklebt, schließlich noch eine dritte Lage aus Trikot und Zelluloid angebracht, 
wozu eine noch dünnere Lösung als vorher verwendet wird. Nach gründlichem 
Austrocknen wird die Einlage vom Modell abgeschnitten und unter ihr ein Stahl- 
band oder eine Stahlbandfeder angenietet. Kramer (Glogau). 





VII. Kongreß 


der 
Deutschen Gesellschaft für orthopädische 
Chirurgie. 


Der VII. Kongreß der Deuischen Gesellschaft für orthopädische Chirurgie wird 
Sonmabend, den 25. Aprtil, im Langenbeckhause, Ziegelstraße 10/11 in Berlin statt- 
finden. Es sind folgende Zusammenkünfte in Aussicht genommen: 

I) Am Vorabend, Freitag, den 24. Aprel, eine Sitzung zur Demonstration von 
Projektionsbildern (ebenfalls im Langenbeckhause). 

2) Die offixielle Eröffnungssitzung am 25. April, vormittags 9 Uhr. 
In derselben wird Herr Prof. Dr. O. Fischer aus Leipzig einen einleitenden For- 
trag über die Wirkung der Muskeln halten. 


3) Eine Nachmittagssitzung von 2-4 Uhr. In dieser Sitzung findet die 
Generalversammlung statt. 


4) Nach einer zweiten Pause Beginn der Besprechung über die Krüppel- 
frage um 5 Uhr. Zu dieser Sitzung werden die Vorsteher der größeren deutschen 
Krüppelanstalten und die Regierungsvertreter der deutschen Bundesstaten eingeladen 
werden. Einillestendes Referat der Herren Biesalsks (Berlin) und Rosen- 
feld (Nürnberg) über bisherige Krüppelfürsorge und rationelle Hiüfe nach dem 
heutigen Standpunkte der Orthopädie. 


Mit dem Kongreß ist eine kleine Ausstellung von Plänen, Statistiken usw. von 
Krüppelanstalten verbunden. Auf Antrag werden die Transportkosten für die aus- 
zustellenden” Gegenstände von der (Gesellschaft getragen. 

Vorzustellende, von auswärts kommende Kranke finden in der kgl. chirurgischen 
Klinik des Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Bier (Zaegelstr. 5/9) Aufnahme. 

Vorträge und Mitteilungen bitte ich möglichst bald — spätestens bis zum 
1. März — bei Herrn Prof. Dr. Joachimsthal, Berlin W., Magdeburger Straße 36, 
anzumelden. Der Anmeldung ist eine kurze, höchstens !/; Druckseite betragende 
Inhaltsangabe des Vortrages beizufügen. 

Anmeldungen neuer Mitglieder bitte ich mit der Unterschrift dreier Mitglieder 
der Gesellschaft gleichfalls an Herrn Prof. Dr. Joachimsthal zu richten. 

Zürich, im Januar 1908. 

Wilhelm Schulthess, 
Vorsitzender für 1908. 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 








in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 10. Sonnabend, den 7. März 1908. 
Inhalt. 


I. R. Weglowski, Zur Frage von der Entstehung der mittleren Halsfisteln. — II. C. A. Elg- 
berg, Bauchlage zur Verminderung der Pneumathoraxgefahren bei Operationen in der Brusthöhle. 
(Originalmitteilungen.) 

1) Westenhoeffer, Sektionstechnik. — 2) Corning, Topographische Anatomie. — 3) Gold- 
schmidt, Endoskopie der Harnröhre. — 4) Barney, Peniskrebs. — 5) Summers, Prostatahyper- 
trophie. — 6) Koeh, Prostatatuberkulose. — 7) Bond, Zur Ätiologie der Pyelitis. — 8) Gallant, 
9) Howell und Wilson, 10) Reynier, i1) Thomson, Wanderniere. — 12) Burei, Die Naht der 
Nierenwunden. — 18) Kotzenberg, Nierenblutungen. — 14) Sourdille, 15) Rigby, Nieren- und 
Harnleitersteine. — 16) Bernard und Salomon, 17) Götzl, Nierentuberkulose. — 18) Schindler, 
Antiperistaltische Bewegung des Vas deferens. — 19) Büdinger, Hodenretention. — 20) Andrews, 
Hydrokelenoperation. — 21) Razzaboni, Hodenentzündung. — 22) Veit, Gebärmutterkrebs. — 
238) Dreyfuss, Die bösartigen Eierstocksgeschwülste. 

K. Ogata, Die Saugbehandlung als schmerzstillendes Mittel bei den Aftererkrankungen. (Orig.- 
Mitteilung.) 

24) Sachs, Induratio penis plastica. — 25) Herescu, Prostataabszesse. — 26) Posner, Prostat- 
ektomie. — 27) Makara, Blasenzerreißung. — 28) Hirtz und Beaufume, Harnverhaltung und Kot- 
stauung. — 29) Solieri, Leukoplakie der Harnwege. — 80) Sampson, Harnleiterstriktur. — 
31) Seldowitsch, Akzessorische Nierenarterien. — 82) Troflmow, 33) Steiner, Nierenverletzungen. 
— 34) Löwenhardt, Nierenblutung. — 85) Cuturi, Chronische hämorrhagische Nierenentzündung 
— 36) Manasse, Hydronephrose. — 87) Winternitz, Pyelitis bei Hufeisenniere. — 88) Rossi, 
Harnleitersteine. — 89) Post, Harnsteine. — 40) Hock, Nierentuberkulose. — 41) Jaboulay, Ge- 
schlossene Pyonephrose. — 42) Bogoljubow, Nebennierengeschwulst. — 48) Hagner, Anastomose 
zwischen Vas deferens und Nebenhoden. — 44) Frankenstein, Männliche Genitaltuberkulose, — 
45) Howard, Bösartige Hodenerkrankungen. — 46) Cornil u. Brossard, Hermaphrodit. — 47) Vance, 
Fibrom des Lig. latum. — 48) Fuchs, Geschwülste der Cervix uteri. — 49) Sitzenfrey, Gebär- 
mutterkrebs. — 50) Sitzenfrey, Brustkrebs nach Gebärmutterkrebs. — 51) Moskauer Jahrbuch. — 
52) Renton, Operationsbericht. — 58) Kümmell, Operationsgebäude in Eppendorf. — 54) Kuhn, 
Geräteimprovisation. 





I. 


Aus der chirurgischen Hospitalklinik in Moskau. 
Prof. P. J. Djakonow. 


Zur Frage von der Entstehung der mittleren 
Halsfisteln‘. 
Von 
Privatdozent Dr. Romuald Weglowski. 


m Anfange der 80er Jahre bewies W. His auf Grund seiner 
Untersuchungen zweifellos, daß die Entstehung der mittleren Hals- 
fisteln in engem Zusammenhange mit der Entwicklung des mittleren 
Schilddrüsenlappens steht. — Es blieb nur noch unaufgeklärt, warum 


ı Mitgeteilt auf dem 6. Kongreß russischer Chirurgen in Moskau. 
10 


290 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


diese Fisteln das eine Mal mit Flimmerepithel, das andere Mal mit 
mehrschichtigem Epithel ausgekleidet sind, warum sie innerhalb ihrer 
Wandung Schleimdrüsen, Iymphoide Follikel u. a. m. beherbergen. 

Streckeisen vermochte einige Klärung in diese Frage zu bringen; 
er gab die Möglichkeit zu, daß während des embryonalen Lebens, 
zur Zeit, wo sich der mittlere Schilddrüsenlappen bildet, die dieser 
Drüse benachbarten Elemente des primitiven Mundes ergriffen und in 
die Tiefe hinabgezogen werden können. | 

In Anlaß daran habe ich eine Reihe Untersuchungen ausgeführt?, 
welche folgende Resultate ergaben: 

Bei einem zwei Wochen alten Embryo beginnt sich auf der vor- 
deren Wand des primitiven Mundes eine mit Flimmerepithel ausge- 
kleidete Vertiefung zu bilden. Sich in die Tiefe entwickelnd, verwandelt 
sich diese Vertiefung bald in einen Kanal, auf dessen äußerer und 
unterer Wand sich Zellenmassen zeigen. Dieselben erweisen sich als 
charakteristisch für die embryonale Schilddrüse. 

Der dichte Drüsenfortsatz teilt sich bald in zwei Lappen, einen 
rechten und einen linken. 

Während das untere Ende des eben erwähnten Schilddrüsenfort- 
satzes kräftig weiter wuchert, erfährt sein oberes Ende, d. h. sein 
Kanal, regressive Veränderungen. Derselbe verschwindet entweder 
ganz, oder es gehen nur einzelne Teile desselben verloren, welche beim 
Menschen gewöhnlich für die ganze Lebensdauer verbleiben. 

Untersuchungen haben zweifellos festgestellt, daß bei Entwicklung 
des mittleren Schilddrüsenfortsatzes einzelne Elemente von der Schleim- 
haut der Zungenwurzel (mehrschichtiges Epithel, Schleimdrüsen, lym- 
phoide Follikel usw.) mitgerissen und in der Tiefe eingekeilt werden. 

Auf Grund mikroskopischer Untersuchungen an Leichen von 
Kindern und Erwachsenen konnte nachgewiesen werden, daß in jedem 
dritten Falle, d. h. in mehr wie 30%, auf dem Wege vom Foramen 
coecum bis zum Schildknorpel wir stets imstande waren, diesen oder 
jenen Rest von Entwicklung des mittleren Schilddrüsenlappens nach- 
zuweisen. 

Diese Überbleibsel können entweder in Form von einzelnen, iso- 
lierten, kleinen Schilddrüsenläppchen zur Wahrnehmung gelangen, oder 
in Form von Kanälen sich darstellen, welche mit diesem oder jenem 
Epithel ausgekleidet sind — oder sich schließlich als Cysten präsen- 
tieren. 

Diese isolierten Schilddrüsenläppchen finden sich am häufigsten 
auf der Vorderfläche des Zungenbeinkörpers; hier sind sie entweder 
mit dem Periost desselben fest verbunden oder aber erscheinen von 
ihm getrennt. Weit seltener werden die erwähnten Läppchen in 


2 Ich untersuchte 36 menschliche Embryonen (von 2 mm Länge bis 40 om). 
Diese Emhryonen wurden in eine Serie mikroskopischer Schnitte zerlegt, ein Teil 
von ihnen wurde rekonstruiert. Ferner machte ich Untersuchungen an 92 Kinder- 
leichen und 25 Kadavern Erwachsener. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 291 


der Zungenwurzel gefunden oder in der Gegend zwischen dem Zungen- 
bein und Schildknorpel angetroffen. — Unter günstigen Bedingungen 
vermögen diese Schilddrüsenläppchen sich in Kröpfe zu verwandeln, 
welche einmal in der Zungenwurzel gelegen sind, das andere Mal sich 
auf der Vorderfläche des Zungenbeinkörpers oder unterhalb des letz- 
teren befinden. 

Die isolierten Kanälchen sind ebendaselbst gelegen, d. h. auf der 
Strecke vom Foramen coecum bis zum Schildknorpel; am häufigsten 
stehen sie in Verbindung mit dem Zungenbeinkörper. — Sie liegen 
entweder gesondert in kleinen resp. mehr oder weniger langen, 
häufig sich verzweigenden Abschnitten — oder stehen in Zusammen- 
hang mit den Schilddrüsenläppchen. 

Die genannten Kanäle sind in der Mehrzahl der Fälle mit Flimmer- 
epithel ausgekleidet, selten jedoch stößt man auf Gebiete, welche mehr- 
schichtiges Epithel aufweisen. — Innerhalb der Wand dieser Kanäle 
finden sich nicht selten Schleimdrüsenläppchen und Iymphoide Ge- 
bilde Von dem Foramen coecum geht nicht selten ein langer, sich 
verzweigender Kanal ab, welcher bis an den Zungenbeinkörper heran- 
reicht; meistenteils ist dieser Kanal mit mehrschichtigem Epithel aus- 
gekleidet. 

Die Cysten unterscheiden sich nach Lage und Bau in nichts von 
den Kanälen, sie sind nur ein wenig erweitert und beherbergen schleimi- 
gen Inhalt; sie entstehen aus den erwähnten Kanälen und finden 
sich fast ausnahmslos bei Erwachsenen. 

Unter günstigen Umständen vermögen die beschriebenen Kanäle 
und Cysten in beliebigem Lebensalter sich zu vergrößern, entzünden 
und sich in eine mittlere Fistel (oder mittlere Cyste) mit all ihren 
charakteristischen Besonderheiten umzuwandeln. 

So komme ich zu folgenden Schlüssen: 


1) Beim Menschen finden sich, nach nicht völliger Rückentwick- 
lung des mittleren Schilddrüsenlappens, in mehr als in 30% Überbleibsel 
des primitiven Ganges, sei es in Form gesonderter Läppchen von 
Drüsengewebe oder in Form von Kanälen und Cysten. 

2) Diese Reste machen sich gewöhnlich durch nichts bemerkbar 
und vermögen unter günstigen Bedingungen bloß zur Bildung von 
Kröpfen an ungewöhnlicher Stelle, zur Bildung von Fisteln und Cysten 
Anstoß zu geben, wobei die letzteren als Vorstadium der Fisteln zu 
betrachten sind. 

3) Der komplizierte mikroskopische Bau der Fisteln (Flimmer- 
und mehrschichtiges Epithel, Schleimdrüsen, Iymphoide Follikel usw.) 
nimmt seinen Anfang von der Schleimhaut der Zungenwurzel, deren 
einzelne Elemente bei der Entwicklung des mittleren Schildrüsen- 
lappens in die Tiefe hinabgerissen werden. 


10? 


292 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


II. 


Aus dem Rockefeller-Institut für medizinische Untersuchung, 
Abteilung für Physiologie und Pharmakologie, Dr. S. J. Meltzer, 
in Neuyork. 


Bauchlage zur Verminderung 
der Pneumathoraxgefahren bei Operationen 
in der Brusthöhle. 


Von 


Dr. C. A. Elsberg in Neuyork, 
Adjunct Surgeon am Mt. Sinai Hospital. 


aß der akute Pneumothorax ein lebensgefährliches Ereignis ist, ist 

klinisch und experimentell festgestellt. Darum hat man seit vielen 
Jahren darnach gestrebt, Methoden zur Verhütung dieser Gefahren 
zu finden. Das Unterdruckverfahren von Sauerbruch und das 
Uberdruckverfahren von Brauer sind bemerkenswerte Fortschritte in 
dieser Richtung. Leider sind die Apparate kostspielig und kompliziert 
— sie sind noch nicht allgemein in Gebrauch gekommen. 

Beim Bestehen von Verwachsungen zwischen den Pleurablättern 
ist die Pneumothoraxgefahr viel kleiner. Es ist darum vielfach ver- 
sucht worden, künstlich Adhäsionen zu erzeugen. Die hierfür ver- 
suchten Methoden (Tamponade, Chlorzinkätzung, Jod, Argentum 
nitricum, Terpentin, Naht usw.) sind unsicher. Die meisten Operateure 
haben sich bei Lungenoperationen damit begnügen müssen, den Brust- 
fellraum langsam und vorsichtig zu eröffnen, die Lunge mit Zange 
oder Pinzette zu fassen, sie hervorzuziehen und an die Thoraxwand 
zu fixieren. 

Um der Pneumothoraxfrage nochmals experimentell näher zu 
treten, habe ich eine Reihe von Operationen an Hunden vorgenommen. 

Wenn man eine kleine (1—5 mm) Öffnung in die rechte oder 
linke Pleura eines Hundes macht, der auf dem Rücken, oder auf 
der rechten oder linken Seite liegt, bleibt Atmung und Herz- 
schlag gewöhnlich gut, trotzdem die ein- und ausgeatmete Luft weniger 
als 2/, des Normalen beträgt. Manchmal aber sterben die Tiere an 
Herzkollaps oder unter typischen Pneumothoraxsymptomen — Dyspnoe, 
Ruptur der Scheidewand zwischen den Brusthälften, doppeltem Pneumo- 
thorax. Je größer die Pleuraöffnung, desto größer die Gefahr für 
das Tier — wenige überleben eine Öffnung größer als der Durch- 
messer der Trachea resp. Glottis. 

Wenn man das Tier aber flach auf den Bauch lagert, kann 
man groe (2—4 cm) Offnungen in die eine oder andere Pleurahöhle 
machen. Wenn die Öffnung langsam vergrößert wurde, konnte ich 
manchmal die halbe Thoraxhälfte entfernen, ohne schwere Pneumo- 
thoraxysmptome zu veranlassen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 293 


Man kann eine kleine (1—2 mm) Öffnung in beide Brustfellräume 
machen, während das Tier auf dem Rücken liegt, und trotz doppeltem 
Pneumothorax bleibt das Tier oft am Leben. Wenn ich aber Hunde 
in der Bauchlage operierte, konnte ich einige Mal eine beinahe 
l] cm große Öffnung beiderseits machen und die Tiere noch stunden- 
lang leben sehen — trotzdem das Volumen der ein- und ausgeatmeten 
Luft ein sehr kleines war. Ich habe sogar einige Male schwere 
Pneumothoraxsymptome bei dem auf dem Rücken liegenden Hunde 
verschwinden sehen, wenn ich das Tier schnell auf den Bauch legte. 

Aus diesen Versuchen geht hervor, daß — wenigstens beim Hunde 
— die Gefahren des akuten Pneumothorax viel kleiner sind, wenn das 
Tier auf dem Bauche liegt. 

Ich habe dann bei Thoraxoperationen beim Menschen von dieser 
Bauchlage Gebrauch gemacht — nämlich bei einer großen Anzahl 
von Empyemoperationen, bei der Operation einer bronchiektatischen 
Lungenkaverne, bei der transpleuralen Öffnung eines Leber- resp. 
subphrenischen Abszesses. Bei den letztgenannten Patienten habe ich 
den Eindruck gewonnen, als ob die breite Eröffnung der Pleurahöhle 
relativ wenig Einfluß auf die Atmung und die Herztätigkeit hätte. 
Bei den wegen Empyema thoracis operierten Patienten war es 
bemerkenswert, daß das Husten und unregelmäßige Atmen, welches 
gewöhnlich beobachtet wird, wenn die Pleura inzidiert wird und der 
Eiter abfließt, meistens ausblieb. 

Diese klinischen Erfahrungen sind zu wenig zahlreich, um daraus 
Schlüsse zu ziehen, sie fordern aber zu weiteren Versuchen auf. 

Es ist Zweck dieser vorläufigen Mitteilung, auf Grund meiner 
Tierversuche und der wenigen am Menschen gemachten Erfahrungen 
die Bauchlage bei Lungen- oder anderen Brusthöhlenoperationen zu 
empfehlen. Für den, der keinen UÜber- oder Unterdruckapparat hat, 
ist sicherlich die Operation in der Bauchlage ein einfaches und nach- 
ahmenswertes Verfahren. 


1) Westenhoeffer. Atlas der pathologisch -anatomischen 
Sektionstechnik. 53 S. 34 Abbild. 
Berlin, Aug. Hirschwald, 1908. 

In anregender knapper Schreibweise gibt W. an der Hand über- 
sichtlicher, meist nach der Natur gezeichneter Abbildungen eine genaue 
Beschreibung seiner Sektionstechnik, die vor anderen den Vorzug hat, 
nicht in ein Schema eingezwängt zu sein. Besonderen Wert legt W. 
mit Recht auf genaueste Berücksichtigung der topographischen Ver- 
hältnisse, deren Kenntnis wnd Beurteilung sehr häufig, besonders nach 
operativen Eingriffen, Unfällen usw., viel richtiger ist, als die minutiöse 


1 Nachdem meine Tierversuche beinahe beendigt waren, erschien der Bericht 
des letzten französischen Chirurgenkongresses, wo Depage dringend dazu riet, 
daß alle Pleuraoperationen in der Bauchlage gemacht werden sollten. 


294 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


Beschreibung der herausgenommenen Organe. Jeder Handgriff auch 
der weitgehendsten Sektion wird kurz und- klar beschrieben, auf 
exaktes und sauberes Arbeiten stets hingewiesen. Dem Anfänger wird 
der Atlas das Studium der Sektionskunst erleichtern und sein Interesse 
steigern, aber auch der Geübte, der nach anderer oder eigener Methode 
arbeitet, wird ihm manchen wertvollen Fingerzeig entnehmen können. 
Vorderbrügge (Danzig). 





2) K. Corning. Lebrbuch der topographischen Anatomie 
für Studierende und Ärzte. XVI und 717 S. 604 Abbildg., 


wovon 395 in Farben. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1907. 

Unter der Zahl von Werken über topographische Anatomie, die 
wir in den letzten Jahren erhalten haben, zeichnet sich das vorliegende 
dadurch aus, daß es bei der sehr großen Zahl von Abbildungen, die 
es bietet, doch auch eine vollständige Darstellung des behandelten 
Stoffes durch das Wort gibt, also mehr bietet, als nur einen Atlas 
mit erläuterndem Text. Die Abbildungen sind zum Teil anderen 
Werken entnommen, zum größeren Teil aber hier zum erstenmale 
publiziert. Die meisten geben das genaue Bild verfertigter Präparate 
wieder, eine kleine Zahl ist mehr schematisch entworfen, um dieses 
oder jenes topographische Verhältnis klarer wiederzugeben. Die Ver- 
wendung von Farben zur Unterscheidung der einzelnen Organe bzw. 
Gewebe ist meist eine diskrete, nur hier und da herrscht eine ge- 
wisse Farbenfreudigkeit. Die Ausführung der Bilder im ganzen ist 
tadellos. Mehr als bisher sehen wir auf ihnen die Lymphbahnen und 
Lymphdrüsen wie die Fascien berücksichtigt. 

Im Text gibt Verf. natürlich an vielen Stellen Hinweise auf die 
praktische Verwertung der von ihm dargestellten Verhältnisse; doch 
wünschte hier und da der Chirurg wohl noch ein näheres Ein- 
gehen aufpathologische und therapeutische Fragen. Auch vermißt 
er die Beschreibung der Epithelkörperchen (Nebenschilddrüsen) und 
der Oarotisdrüse, deren Topographie für ihn von Wert ist. Und ein 
kleiner Fehler, der mir zufällig aufgestoßen, wäre zu verbessern: Die 
Behauptung auf p. 659, die Hernia obturatoria käme bei Männern 
viel häufiger vor als bei Frauen; bekanntlich ist das Gegenteil der Fall. 

Solche kleine Aussetzungen sind aber wertlos gegenüber dem 
ganzen — übrigens von der Verlagshandlung in jeder Beziehung vor- 
züglich ausgestatteten Werke, das sich sicher viele Freunde erwerben 
dürfte. Richter (Breslau). 





3) H. Goldschmidt. Betrachtungen über die Endoskopie 
der Harnröhre. 
(Therapie der Gegenwart 1907. Nr. 11.) 
G. hat ein Instrument konstruiert, das gestattet, die vordere und 
hintere Harnröhre durch Wasserdruck gleichmäßig zu entfalten und 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 295 


mit Hilfe einer daran angebrachten elektrischen Lampe und Optik 
zu besichtigen. Auch eignet sich das Instument zur Applikation von 
Medikamenten. 

Verf. bespricht kurz die Affektionen, die wir uns auf diese Weise 
leicht zu Gesicht bingen können, und empfiehlt die Nachprüfung des 
Instrumentes, das von der Firma L. u. H. Loewenstein, Berlin, 
gefertigt wird. Silberberg (Breslau). 


4) Barney. Epithelioma of the penis. An analysis of one 


hundred cases. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 

In den 100 Fällen, über welche berichtet wird, schwankte das 
Alter zwischen 25 und 83 Jahren, 89 der Leute waren verheiratet, 
11, unverheiratet. 
= Es waren alle in Amerika vorkommenden Nationalitäten, nur 
keine Juden vertreten; vielleicht hat doch die Beschneidung der Rasse 
eine gewisse prophylaktische Bedeutung bezüglich des Peniskarzinoms. 

42mal ist über das Vorhandensein von Phimosis berichtet, und 
zwar war sie 36mal in diesen 42 Fällen vorhanden. B. glaubt, daß 
der Phimosis eine gewichtige ätiologische Rolle zukomme. Aber auch 
auf dem Boden venerischer Narben sowie als Folge von stattgehabtem 
Trauma kann sich ein Karzinom entwickeln. 

Man unterscheidet das blumenkohlartige und das ulzerierende 
Penisepitheliom. Von 65 Fällen, in welchen über den Sitz des Kar- 
zinoms berichtet ist, saß es d5mal = 69% an der Eichel. Die klini- 
schen Symptome bestanden in Verengerung der Eichel und Anschwel- 
lung der Leistendrüsen (75%). Jedoch waren diese Drüsen nicht 
immer metastatisch, sondern in 15% nur einfach hypertrophisch ver- 
größert. Ein dorsaler Lymphstrang auf dem Penisrücken war sehr 
selten zu fühlen. Metastasen saßen fast nur in den Beckenorganen 
und betrafen vorwiegend die Lymphdrüsen; in 15% der Fälle fanden 
sich Metastasen in vitalen Organen (Leber, Lunge, Hirn usw.).. Das 
Epitheliom beginnt a. als Warze, b. als Bläschen, c. wunde Stelle 
und d. nur selten als Geschwür. Das Ausbreiten geschieht a. durch 
die subkutanen Lymphwege, b. durch Einbruch in die Corpora caver- 
nosa durch die Scheide derselben (gewöhnlich sehr spät) und drittens 
durch sekundäre sich in den Corpora cavernosa bildende Knoten. 

Rezidive 1 Jahr nach der Operation kamen in 39%, 2 Jahre in 
19%, 3 Jahre in 16%, in über 5 Jahren in 12% vor. Die operative 
Mortalität ist 1%; 38% der operierten Fälle wurden geheilt ohne 
Rückfälle. Frühzeitige Amputation des Penis ist die Operation der 
Wahl; Transplantationen der Harnröhre in den Damm sind unnötig. 

Herhold (Brandenburg). 








296 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


5) Summers. The conservativ surgical treatment of the 
hypertrophy of the prostate gland in the very feeble and 
aged. 

(Annals of surgery 1907. Dezember.) 

Die Gefahren der Prostatektomie sind bei geschwächten Individuen 
immer noch sehr große. S. macht in solchen Fällen daher zunächst 
die /suprapubische Cystotomie, indem er dabei eine Gibson’sche 
Klappenfistel anlegt. Diese präliminare, suprapubische Cystotomie hat 
vor der perinealen folgende Vorteile: 1) sie gibt eine bessere Über- 
sicht über die Blase und die etwa in ihr befindlichen Steine usw.; 
2) die Drainage ist besser und milder; 3) die Pat. können außer Bett 
sein, ein Ausspülen der Blase ist bequem zu machen. Nachdem sich 
die Pat. nach einer gewissen Zeit, die sich über 1—2 Jahre hinziehen 
kann, erholt haben, macht S. die perineale Prostatektomie. Er gibt 
zu, daß die suprapubische Prostatektomie ebenfalls nach dieser Zeit 
ausgeführt werden kann. Drei auf diese Weise operierte Fälle werden 
beschrieben. Herhold (Brandenburg). 





6) @. Koch. Über isolierte Prostatatuberkulose. 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. I. Hft. 3.) 

Unter den von K. zusammengestellten 87 Sektionsbefunden von 
Genitaltuberkulose findet sich 86mal die Prostata affıziert. Nur 
ein einziges Mal sind von den Geschlechtsorganen beide Hoden allein 
von Tuberkulose ergriffen, während 30mal die Prostata erkrankt ist 
ohne Erkrankung von Hoden oder Nebenhoden. 

Dieses Ergebnis stimmt überein mit den von anderen Autoren 
erhobenen Sektionsbefunden: aus der Gesamtstatistik von 243 autop- 
tisch untersuchten Fällen von Genitaltuberkulose ergibt sich, daß 78mal 
= 32,0%) isolierte Prostatatuberkulose und nur 47mal (= 19,34%) 
isolierte Hodentuberkulose gefunden wurde. Prostata- und Hoden- 
tuberkulose bestand in 118 Fällen. 

Die Prostata wird also bei der Genitaltuberkulose in der großen 
Mehrzahl der Fälle erkrankt befunden; ferner ist die Hodentuber- 
kulose im Vergleich mit der isolierten Prostatatuberkulose und der 
gleichzeitigen Erkrankung beider Organe als seltene Erkrankung zu 
betrachten. 

Diese Ergebnisse widersprechen völlig den von chirurgischer Seite 
(v. Bruns, Haar, Simon) gemachten Erfahrungen. Der Widerspruch 
erklärt sich einmal daraus, daß die Feststellung der Prostatatuber- 
kulose oft auf dem Sektionstisch noch schwierig, klinisch meist un- 
möglich ist, und daß die ‚Tuberkulose der Prostata meist gutartig zu 
verlaufen pflegt. | 

Bei gleichzeitiger Hoden- und Prostatatuberkulose ist die Pro- 
stata meist sekundär auf dem Wege der Vas deferens befallen, doch 
kommt auchder umgekehrte Infektionsmodus auf hämatogenem Wege vor. 

Trappe (Breslau). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10, 297 


7) C. J. Bond. On the urinary mucous tract, and not the 
blood stream, as the route of invasion by pathogenic organisms 


under certain conditions. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 7.) 


Es gibt eine Anzahl Fälle von Pyelitis, für die irgendeine der 
gewöhnlichen Ursachen (Stein, instrumentelle Infektion der Harnwege, 
Tripper, Striktur usw.) nicht beschuldigt werden kann, die sich aber 
auch nicht einfach erklären lassen als hämatogene Infektion durch 
Bakterien, die auf ihrer Wanderung durch die Harnwege diese in 
Entzündung versetzen. Zwei Umstände werfen nach B.’s Meinung 
Licht auf die Ursächlichkeit: die Fälle betreffen meist Frauen, und 
zwar im Zustande der Schwangerschaft. Ausgehend von seinen früheren 
Beobachtungen (Zentralblatt 1905 Nr. 42, Referat), daß unter gewissen 
Umständen im Urogenitalsystem ein aufwärtsgehender Schleimstrom 
besteht, der nachweislich imstande ist, Farbkörperchen, wie Indigo, von 
der Harnröhre bis ins Nierenbecken zu befördern, benutzt er in dieser 
Arbeit nochmals die Entdeckung, um durch sie die Entstehung solcher 
Pyelitiden zu erklären. Die Vorbedingung für solche Aufwärts- 
wanderung von Keimen sei irgendeine vorübergehende oder dauernde, 
völlige oder unvollständige Stauung im Urinstrom. 

Diese Anschauung vom Schleimstrom, der dem Absonderungs- 
strom entgegengesetzt verläuft, überträgt B. auch auf andere Organe, 
die durch einen Ausführungsgang mit der Außenwelt oder mit anderen 
keimführenden Organen in Verbindung stehen, z. B. auf die Gallen- 
wege, Pankreas, Speicheldrüsen, Peritonealhöhle beim weiblichen 
Geschlecht. So konnte er Indigo, das per os genommen war, in 
Gallenblasenfisteln wieder nachweisen. Er stellt diese »Schleimstrom- 
infektion«, die alle Gänge und Hohlräume befällt, in Gegensatz zur 
hämatogenen Infektion, die erkennbar ist an ihrer Neigung für das 
Parenchym der Organe. Weber (Dresden). 


8) A. E. Gallant. The long-waisted woman and her mo- 


vable kidney. 
(New York med. record 1907. Juli 27.) 


G. bespricht die Atiologie und Symptomatologie der Splanchnoptose 
und Nephroptose und weist auf die Bedeutung unzweckmäßiger Klei- 
dung und mangelnder Körperpflege während der Wachstumsverände- 
rungen in der Pubertät, die für Entstehung des genannten Leidens 
die größte Bedeutung haben, hin. Zwei Fälle von traumatischer 
Nierenverschiebung werden kurz berichte. G. rühmt die Erfolge 
seines Korsetts, das bis zur Symphyse herunter reicht und einen keil- 
förmigen Vorderschnitt besitzt, unten’ eng und im Epigastrium breit, 
um das Herabsinken der Bauchorgane nach unten zu verhindern, sowie 
reichlich Raum für die Atmung zu lassen. Das Anmessen und die 


10** 


298 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


Anlegung soll in »Semiopisthotonoslage« erfolgen bei erhöhter Hüften- 
haltung, damit die Eingeweide nach dem Zwerchfell herabsinken. 
Loewenhardt (Breslau). 


9) Howell and Wilson. Movable kidney. 
(Practitioner 1907. Oktober—Dezember.) 

Interner und Anatom haben sich hier vereinigt, um in einer um- 
fangreichen Arbeit die historische Entwicklung, Definition und Ein- 
teilung, Anatomie, Pathologie, Symptomatologie sowie Therapie der 
Wanderniere zu besprechen. Betreffs der Therapie stehen Verff. nicht 
auf dem Standpunkte von Treves, der nur bei Stieltorsion eine 
Nephropexie ausgeführt, sonst stets eine Pelotte angewandt wissen 
will, sondern sie halten die Festlegung der Niere für notwendig: 1) in 
allen akuten, schmerzhaften, mit Erbrechen und gelegentlicher 
Hämaturie einhergehenden Fällen; 2) bei pathologischer Veränderung 
der Niere (Hydronephrose, intermittierender Albuminurie, Nachweis 
von Zylindern, oft auftretendem Harndrang); 3) wenn die Wanderniere 
mechanische Veränderungen resp. Störungen in anderen Organen her- 
vorruft (Magen, Duodenum, Gallenblase, Choledochus); 4) in allen den- 
jenigen Fällen, wo trotz Gebrauches einer Bandage heftige Schmerzen 
in der Lendengegend bestehen. Kontraindiziert ist der operative Ein- 
griff 1) bei Enteroptose, 2) bei bedeutendem Prolaps der weiblichen 
Genitalien, 3) bei Neurasthenie. Die Nephropexie wird in der Weise 
ausgeführt, daß nach gehöriger Entfernung des Nierenfettes die Cap- 
sula propria breit gespalten und mittels feiner Seidennähte an die 
Muskulatur (Transversus und Obliquus internus) angenäht wird. Von 
41 behandelten und später operierten Fällen wurden 12 völlig geheilt, 
8 bedeutend gebessert, 12 gebessert und 9 ohne weitere Besserung 
entlassen. Unter diesen Pat. waren 24 mit sogenannten akuten Fällen, 
von denen 11 durch die Operation völlig gesund (45%), 33% gebes- 
sert wurden, _die übrigen 17 waren »chronische Fälle« mit 6% völliger 
Heilung und 70% Besserung. Jenckel (Göttingen). 





10) -P. Reynier. Pathogenie du rein mobile et des ptoses 
en general. 
(Bull. de l’acad. de med. 1907. Nr. 30.) 

Die Eingeweide werden durch eine physiologische Spannung der 
Bauchwandmuskulatur in ihrer Lage erhalten. Dieser Tonus ist je- 
~ doch vom Nervensystem abhängig, und ein geschwächtes Nervensystem 
kann letzteren nicht auf der nötigen Höhe erhalten. Die Bauchdecken 
geben in allen diesen Fällen (angeborene Schwäche, geistige und kör- 
perliche Abnutzung, Anämie, schlechte Ernährung, Blutungen usw.) 
nicht mehr den nötigen Halt, sie werden gedehnt, und die Eingeweide 
verlagern sich. 

Deshalb muß man alle Ptosen als funktionelle Störungen des 
Nervensystems auffassen, und deshalb zeigen sie sich auch im Gefolge 
von das Nervensystem schwächenden Erkrankungen. Als Beispiel 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 299 


dafür erwähnt R. ein Mädchen, das nach überstandenem Typhus einen 
Gebärmuttervorfall bei unversehrtem: Hymen bekam, der nach Hebung 
des Allgemeinbefindens völlig ausheilte. 

Mit der Ansicht Lucas-Championniöre’s, daß} die bei der 
Nierensenkung gegebenen Schmerzen eine Folge von Zerrung nervöser 
Organe seien (Ref. Zentralbl. für Chirurgie 1907 p. 1514), kann sich 
Verf. aus anatomischen Gründen nicht einverstanden erklären. Die 
Ursache für dieselben sucht er vielmehr in der Knickung des Harn- 
leiters.. Mit der dadurch gegebenen Stauung tritt Vergrößerung des 
Nierenvolumens und Schmerz ein. Beide verlieren sich sofort nach 
Reposition und Herstellung ungestörter Sekretion. 

Daß Störungen des Plexus solaris durch Vermittlung des ge- 
zerrten Plexus renalis möglich sind, will R. nicht leugnen. Er führt 
darauf die akuten postoperativen Magenerweiterungen, die er öfters 
nach Nephropexien sah, zurück. 

Von 102 Fällen wurden 61 mit Nephropexie, 41 mit Gürteln und 
Korsett behandelt. 

Die Operation führte R. nur in der arbeitenden Klasse aus. Im 
übrigen empfiehlt er ein den ganzen Bauch umschließendes Korsett. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


11) A. Thomson. The making of a shelf below the unduly 
mobile kidney. 
(Edinb. med. journ. 1907. Oktober.) 


Zur Fixation der Wanderniere empfiehlt Verf. nach dem Vor- 
schlage von Harris-Chicago, den Raum unterhalb der Niere durch 
Nähte zu verkleinern, um so dem Organ von unten her eine gute 
Stütze zu verleihen. Nach Spaltung der Fascia perirenalis soll das 
am unteren Nierenpole gelegene Fett beseitigt und dann das Peri- 
toneum parietale mit der seitlichen Bauchwand (Fascia suprarenalis 
und Aponeurose des M. transversus und obliquus internus) durch 
Knopfnähte (Ohromgut) soweit vereinigt werden, bis ein gutes Polster 
entstanden ist, das die Niere in der normalen Lage hält. Die letzten 
Dorsal- und ersten Lumbalnerven sind bei der Naht zu vermeiden. 
Ist der Nierenraum sehr groß gewesen und das Peritoneum parietale 
bis zur Innenseite des Colon ascendens gelockert, so soll das Bauch- 
fell unmittelbar an der Außenseite des Kolon eröffnet, und durch tiefe 
Nähte das Bauchfell der Innen- und Außenseite des Dickdarmes mit 
der Bauchwand verbunden werden. Überhaupt hält Verf. die jedes- 
malige Eröffnung des Bauchfells an der Außenseite des Kolon zur 
besseren Orientierung und Ausführung der Naht für empfehlenswert. 
Bei fünf auf diese Weise behandelten Pat. war das Endresultat ein 
ausgezeichnetes. Jenckel (Göttingen). 


— — — — 


300 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


12) Burci. Contributo sperimentale allo studio degli effetti 


e della sorta delle suture nelle ferite del rene. 
(Sperimentale 1907. Nr. 4.) 

B. legte bei Kaninchen und Hunden eine Niere frei und schnitt 
in sie aufs Nierenbecken ein. Mit Seide oder Catgut wurde danach 
vernäht, und zwar a. die Papillen, b. das Parenchym, c. Oberfläche. 
In der Umgebung der Fäden bildeten sich, besonders wenn sie fest an- 
gezogen werden, Nekrosen. Die Veränderungen sind um so stärker, 
je tiefer die Naht vom Rande liegt. In der Umgebung des Schnittes 
kommt es zu Neubildung von Glomerulis und von Epithelien. Zur 
Konkrementbildung führten die Fäden nie. Urininfiltration wurde nie 
beobachtet. E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


13) W. Kotzenberg. Über N ierenblutungen. 
(Med. Klinik 1907. p. 1515.) 

Fälle chronischer Nephritis, die zu stärkeren Blutverlusten durch 
den Urin führen, sind für die Praxis von großer Bedeutung. Für die 
überwiegende Zahl der 160 veröffentlichten Fälle »essentieller Nieren- 
blutung« haben sich andere Erklärungen gefunden. Auch die Annahme 
»renaler Hämophilie« hat bei solchen essentiellen Nierenblutungen 
wenig Wahrscheinlichkeit für sich; von den in den letzten Jahren in 
Kümmell’s Eppendorfer Abteilung beobachteten Hämophilen we- 
nigstens litt keiner an Blutungen aus den Harnwegen. K. suchte zu 
ergründen, inwieweit die Ansicht zu Recht besteht, daß es sich bei 
»essentiellen Nierenblutungen« um einseitige Nierenentzündung han- 
delte. Unter 400 Nierenoperationen wurde 12mal die Niere wegen 
starken Blutharnens operativ in Angriff genommen, ohne daß sich bei 
der Operation greifbare krankhafte Veränderungen an den Nieren 
fanden Eine einseitige Nephritis gibt es nicht. Kann bei scheinbarer 
essentieller Nierenblutung mit Hilfe des Blasenspiegels und des Harn- 
leiterkatheters die Erkrankung als einseitig nachgewiesen werden, so 
würde man geneigt sein, eine Geschwulst anzunehmen. Wie zwei 
ausführlicher mitgeteilte Fälle beweisen, können aber die klinischen 
Anzeichen völlig und deutlich für einseitige Erkrankung sprechen; 
trotzdem stellt sich pathologisch-anatomisch beiderseitige Nephritis 
heraus, und zwar auch schon bei beginnender Krankheit. Selbst die 
mikroskopische Untersuchung gibt häufig einen Aufschluß erst dann, 
wenn bei der Nephrotomie Probestückchen aus den verschiedensten 
Teilen entnommen werden oder wenn die gesamte entfernte Niere 
genau durchmustert wird. Die nephritischen Veränderungen machen 
den Eindruck einer toxischen Einwirkung, einer vielleicht gar nicht 
schweren Infektion. Genaue Erhebung der Krankheitsvorgeschichte 
könnte nach dieser Richtung hin vielleicht manche »essentielle Nieren- 
blutung« klären. 

Nephritische Massenblutung und Nierengeschwulst vermögen wir 
mit unseren heutigen Hilfsmitteln noch nicht zu unterscheiden. Daher 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 301 


ist operativ vorzugehen, zunächst konservativ, da es sich umi eine 
doppelseitige fortschreitende Erkrankung handelt. Die Entspannung 
des hyperämischen Gewebes wurde durch Nephrotomie und durch 
Nierenenthülsung gleich gut erreicht. Ersterem Verfahren ist der 
Vorzug zu geben. Georg Schmidt (Berlin). 


14) Sourdille. La lithiase rénale primitive. 
(Arch. génér. de chir. 1907. September u. November.) 

Eine ausführliche lesenswerte Monographie über Pathogenese, 
Symptomatologie und Diagnose der Nierensteinerkrankung. 

Für die Entstehung der Steine hält Verf. das Zusammentreffen 
von Schädigungen des Nierenparenchyms mit gesteigerter Ausschei- 
dung von Extraktstoffen unumgänglich nötig. Neben den Harnsäure- 
und Oxalsäuresalzen spielen auch die phosphorsauren Salze eine große 
Rolle. Die gesteigerte Ausscheidung dieser Salze kommt vor allem 
durch individuelle, dyspeptische und nervöse Einflüsse zustande, wäh- 
rend die Parenchymschädigungen durch mechanische oder toxische 
Verletzungen des Nierenepithels bewirkt werden. Diese Ursachen be- 
dingen auch das doppelseitige Auftreten der Steinbildung, das mit der 
Vervollkommnung der Nierendiagnostik immer häufiger beobachtet 
werden wird. 

Bezüglich der Krankheitserscheinungen unterscheidet S. zwischen 
aseptischen und septischen Nierensteinerkrankungen. Die ersterwähn- 
ten können latent verlaufen oder mehr oder minder deutliche Sym- 
ptome bedingen. ‘Hier werden unbestimmte Schmerzen in der Lenden- 
gegend, die schmerzhafte Ausscheidung von Nierengries und -Steinchen 
bei der Miktion, die Nierenkoliken, Schmerzen bei Bewegungen und 
in der Ruhe durch Nierenkongestion, ausstrahlende Schmerzen und 
eine Reihe von Reflexphänomenen angeführt. Verf. unterscheidet den 
renorenalen Reflex — Schmerzen auf der gesunden Seite bei Tastung 
der Kranken —, der jedoch inkonstant ist und auf eine doppelseitige 
Erkrankung hindeuten soll; ferner den renoureteralen Reflex, der den 
Typus der Nierenkolik darstellt, und endlich den renovesikalen Reflex, 
der durch Schmerzen in der Blase gekennzeichnet ist, obwohl diese 
cystoskopisch sich völlig gesund erweist. Eine besondere Beachtung 
finden noch die Hämaturien, die durch Erschütterungen vor und nach 
der Nierenkolik oder spontan infolge Nierenkongestion eintreten können. 
Eigenartig sind die angeführten Störungen des Genital- und des 
Digestionskanales. Orchitis und Oophoritis, Pseudotyphlitis und Appen- 
dicitis, Colitis membranacea, Sigmoiditis, Tympanitis, chronische Ver- 
stopfung, die oft die einzigen Symptome einer latenten Nephrolithiasis 
sein sollen. 

Die Erscheinungen der infizierten Nephrolithiasis — Pyelonephritis 
und Pyonephrose — werden nur kurz erwähnt. 

Der Wert der Cystoskopie und der funktionellen Nierendiagnostik 
wird betont. Für die letztere kommt in erster Linie der Harnleiter- 
katheterismus und erst, wenn dieser unmöglich ist, die Separation des 


302 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 
/ 

Blasenharns nach Luys in Frage. Auf. Grund von 15 Fällen glaubt 
Verf. bezüglich der Nierenfunktion schließen zu können, daß die 
kranken Nieren, so lange sie nicht völlig insuffizient sind, ‚mehr Harn 
produzieren als die gesunden; ebenso ist die Harnstoff- und Kochsalz- 
ausscheidung auf der kranken Seite größer, während die Methylen- 
blauausscheidung verzögert und weniger intensiv ist. Die probatorische 
Polyurie (Albarran) ergibt, daß oft auch die scheinbar gesunde Niere 
die Erscheinungen der Steinnephritis zeigt, weshalb Verf. die Nephr- 
ektomie wegen Lithiasis nur im dringendsten Notfalle für erlaubt er- 
achtet. 

Von besonderer Bedeutung für die Diagnose ist noch die Röntgeno- 
graphie, die für die Lithiasis der Nieren das darstellt, was die Oysto- 
skopie für die Blasengeschwülste ist. Sie soll in keinem verdächtigen 
Falle versäumt werden, wenn auch ein negatives Resultat für einzelne 
Fälle (kleine Steine, reine Harnsäurekristalle) nicht beweiskräftig ist. 
Strauss (Nürnberg). 





15) Rigby. The operative treatment of calculi impacted in 
the pelvic portion of the ureter. 
(Annals of surgery 1907. November.) 

Für die Operation der in dem untersten Teile des Harnleiters 
sitzenden Steine sind verschiedene Wege angegeben, z. B. transperi- 
toneale, perineale, parasakrale, vesikale, rektale, vaginale. Die vaginale 
Methode läßt R. gelten, wenn die Steine durch die Scheide hindurch 
gefühlt werden; sonst gibt er bei diesen juxtavesikalen Harnleiter- 
steinen der parasakralen Methode den Vorzug. Die letztere wird fol- 
gendermaßen ausgeführt: Steißlage mit erhöhtem Becken, 31/, Zoll 
langer Schnitt, parallel mit dem Steißbeine beginnend, 2 Zoll unter- 
halb des unteren Afterrandes. Durchschneiden des Gesäßmuskels und 
des Lig. sacro-ischiadicum, dann stumpfes Vordringen im subperito- 
neslen Raume zum Harnleiter. Dieser wird etwa °/, Zoll oberhalb 
der Spina ischii angetroffen. Die Offnung des gespaltenen Harnleiters 
wird nachher durch feine Oatgutnähte geschlossen, ebenso mit stär- 
kerem Catgut die übrigen Weichteile. Die Vorteile dieser Operation 
sollen darin beruhen, daß man in nicht so großer Tiefe und mit sehr 
geringem Blutverlust operiert. Fünf auf diese Weise operierte Fälle 
werden beschrieben, bei einigen derselben kam es zu einer nur vor- 
übergehenden Harnleiterfistel. Herhold (Brandenburg). 


16) Bernard et Salomon. Re£etentions renales tuberculeuses 


experimentales. 

(Bull. et mem. de la soc. anat. de Paris 1906. Nr. 9.) 
Unterbindung eines Harnleiters und Infektion vom Blutweg aus 
mit Tuberkulose in zwölf Fällen; Harnleiterunterbindung und Nieren- 
beckeninfektion in neun Fällen. Das erstere Verfahren ergab sieben- 
mal, das zweite achtmal ein positives Resultat, und zwar teils in Form 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 303 


einer tuberkulösen Pyonephrose, teils in der einer Hydronephrose, 
deren Wand kleine Lymphknötchen trägt. 

Histologisch kann man den Weg der Infektion, ob er auf- oder 
absteigend war, an der Beschaffenheit und Anordnung der Tuberkeln 
erkennen. 

Die Infektion sowohl vom Harnleiter als vom Blutweg aus blieb 
ohne Harnleiterunterbindung stets ergebnislos. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


17) A. Götzl. Zur experimentellen Diagnose der Nieren- 


tuberkulose. 
(Med. Klinik 1907. p. 1487.) 


Die für chirurgisches Handeln bei Verdacht auf Nierentuberkulose 
wichtige Frage, ob im Harn Tuberkelbazillen enthalten sind, kann 
genauestens nur durch den Tierversuch geklärt werden. Uber seine 
Ausführung herrscht noch keine Übereinstimmung. Bei Impfung in 
die Bauchhöhle des Meerschweinchens tritt leicht Tod durch septische 
Mischinfektion ein, oder es ist Verwechslung mit spontaner Fütterungs- 
tuberkulose möglich. Ein derartiges Erlebnis bestimmte G., zur 
Impfung unter die Haut (der Leistengegend) überzugehen. 

Dieses Verfahren bewährte sich in 29 Fällen von Verdacht auf 
Nierentuberkulose, wie Operation und Verlauf zeigten. Die Abände- 
rung von Bloch — gleichzeitige Quetschung der Leistendrüsen — ist 
nicht erforderlich. Georg Schmidt (Berlin). 


18) C. Schindler. Über antiperistaltische Bewegung des Vas 
deferens und die Behandlung der akuten gonorrhoischen 
Urethritis posterior. 

(archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXV. p. 985.) 

S. tritt warm für den Neisser’schen Standpunkt betreffs Behand- 
lung der Urethritis posterior acuta ein. Durch experimentelle Unter- 
suchungen hat er festgestellt, daß antiperistaltische Bewegungen des 
Vas deferens nur dann eintreten, wenn das entzündete Caput gallina- 
ginis mechanisch oder elektrisch gereizt wird, daß also die Gefahr 
einer Epididymitis vermieden werden kann, wenn der Guyon’sche 
Katheter mit Vorsicht bis gerade in den Schließmuskel eingeführt 
wird. Gestützt auf diese Tatsache und auf die Erfahrungen an der 
Neisser’schen Klinik verlangt Verf. stets die antiseptische Behandlung 
der akuten Urethritis posterior gonorrhoica ebenso wie der anderen 
Komplikationen der Gonorrhöe. M. Winkler (Luzern), 





19) K. Büdinger. Die Ätiologie der Hodenretention. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 532.) 
Des Verf.s Auslassungen zur Sache beruhen auf häufigen Lokal- 
autopsien, zu welchen ihm Operationen bei Retentio testis Gelegenheit 


304 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


gaben. Hierzu kommen weiter einige genau aufgenommene einschlägige 
Sektionsbefunde. B. unterscheidet folgende Arten der Hodenretention: 
1) Die unklomplizierte Retention, bei der diese die einzige Entwicklungs- 
anomalie des sonst normalen Individuums ist. 2) Die komplizierte 
Retention, wo neben letzterer noch grobe Störungen in der Entwicklung 
der Geschlechts- oder anderer Organe vorhanden sind. 3) Die innere 
Hodendystopie. Hier ist der Hoden innerhalb des Bauchraumes ver- 
lagert. Die weitaus häufigste, in ca. 90—95% der Fälle vorliegende 
Art der Retention ist die unkomplizierte, und auf sie beziehen sich 
daher auch größtenteils B.’s eigene praktische Erfahrungen. Sein 
Operationsverfahren, das seine anatomischen Befundaufnahmen er- 
möglichte, besteht in der Freilegung des ganzen Leistenkanales, an 
die eine beträchtliche Erweiterung des Zuganges nach oben ange- 
schlossen wurde, also in einer Art Herniolaparotomie, die es gestattet, 
den Processus vaginalis, die angrenzenden Partien des Bauchfelles, die 
Hodengefäße, den abdominalen Teil des Ductus deferens genau zu 
übersehen und vorhandene intraabdominale Hindernisse zu beseitigen. 
Dabei wird das Bauchfell eröffnet und mit der Muskulatur bis etwa 
in die Höhe der Spina il. ant. sup. gespalten. Zum Schluß Implan- 
tation des Hodens in den Hodensack und genauer Schluß von Bauch- 
wunde und Leistenkanal. Auf diese Weise sind 24 Operationen ge- 
macht bei den Retentionen geringeren Grades mit durchgängig be- 
friedigendem Resultat. Der Grund für die Hodenretention scheint 
nach B.’s bei diesen Operationen gemachten Erfahrungen am meisten 
in mechanischer Behinderung der Hodenwanderung zu liegen; denn in 
15 unter den 24 Fällen fanden sich peritonitische Narben und Ver- 
wachsungen, z. T. weißlich und schwielenartig, die der Beweglichkeit 
des Hodens Abbruch taten. Die fraglichen Verwachsungen fixierten 
manchmal den Hoden an das Coecum oder den Wurmfortsatz oder 
umschlossen auch die Hodengefäße. Die fragliche peritonitische Narben- 
bildung betraf stets im wesentlichen den Hodenscheidenfortsatz und 
ist mit Wahrscheinlichkeit auf einen lokalen peritonealen Entzündungs- 
prozeß zu deuten, der sich im embryonalen oder im frühesten post- 
embryonalen Leben in der Nachbarschaft des Leistenkanales abspielt 
und größere Strecken des Bauchfellüberzuges aufbraucht. Dagegen 
scheint die Annehmbarkeit einer embryonalen Orchitis kaum wahr- 
scheinlich. Außer diesen Befunden kommt die Heredität der Hoden- 
retention ätiologisch mit Bestimmtheit in Betracht, wofür B. eigene 
Fälle als Beleg anführt. Alle sonstigen Erklärungsversuche für das Lei- 
den, als Kleinheit des Hodensackes, Verengerungen am äußeren Bauch- 
ring, sowie am Eingange des Scrotum, angeborene Entwicklungs- 
störungen des Hodens, abnorme Kürze der Hodengefäße oder des Ductus 
deferens bzw. des Samenstranges, Anomalien des Gubernaculum, erklärt 
B. für teils unwahrscheinlich, teils unbewiesen oder gänzlich unbrauchbar 
und hinfällig. Die komplizierten Hodenretentionen und die inneren 
Hodendystopien sind in ihren letzten Gründen vollends ganz unver- 
ständlich. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 305 


Bemerkenswert sind vier gute Abbildungen, welche den Befund 
bei den mit verarbeiteten Sektionsfällen veranschaulichen. Auch bei 


ihnen handelt es sich um peritonitische Verwachsungen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


— — — — 


20) Andrews. The »bottle operatione method of the radical 


cure of hydrocele 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 

Die von A. angegebenełMethode für die Hydrokelenoperation ist 
eine Modifikation der bekannten Winkelmann’schen Methode. Nach 
Durchschneiden der Hodensackhaut durch einen vorderen Schnitt 
wälzt A. den uneröffneten Hydro- 
kelensack heraus. Nun sucht er 
sich am Halsteil des Sackes an 
der vorderen Fläche eine kleine 
Rinne auf, welche regelmäßig dort 
vorkommen und zum Samenstrang 
hinaufziehen soll (ab), in dieser 
wird die Tunica vertikal 2 cm 
gespalten, durch den engen Schlitz 
der Hode herausgedrängt und 
sofort der Hydrokelensack umge- 
kehrt. Jetzt liegt die innere Se- 
rosafläche außen und nach hinten 
vom Hoden, ihr oberer Teil um- 
gibt so eng den Samenstrang, daß 
ein: Wiederumkehren und ein Zurückschlüpfen des Hodens nicht 
möglich ist. Infolgedessen ist, da die Tunica nach der Umkehrung 
sofort stark schrumpft, eine Naht derselben überflüssig. Der Hode 
mit der umgekehrten Tunica wird in den Hodensack zurückgebracht 
und die Dartos zugenäht. Herhold (Brandenburg). 





21) Razzaboni. Contributo sperimentale alla istogenesi dei 


processi infiamatori del testicolo. 
(Policlinico, sez. chir. 1907. Nr. 10 und 11.) 

Nach einer Einleitung über die normale Struktur des Hodens und 
die verschiedenen Formen und Atiologie der Hodenentzündungen 
teilt R. die Resultate seiner Experimente über künstliche Erzeugung 
von ÖOrchits mit. Er injizierte Sibernitratlösung sowie Auf- 
schwemmungen von Staphylo- und Streptokokken in das Parenchym, 
in die Tunica vaginalis, in und neben den Ductus deferens. 

In den beiden ersten Fällen sind die Veränderungen am stärksten 
im Hoden, in den letzteren im Nebenhoden. Injektion ins Parenchym 
erzeugt einen Abszeß, um denselben Degeneration, vorwiegend am Ho- 
denkanälchenepithel. Regeneration folgt, und die Spermatogenese geht 
weiter, während der Abszeß vernarbt. Bei Einspritzung in die Tunica 


306 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


vaginalis starke Degeneration der Hodenkanälchen bis zu völliger Zer- 
störung. Auf dem Lymphweg kann der andere Hoden ergriffen werden. 
Bei Injektion in den Ductus deferens oder um denselben im Hoden 
Bindegewebsvermehrung und geringere Veränderungen an den Epithelien, 
Bildung ‚von Konkretionen. Im Nebenhoden findet sich allemal Binde- 
gewebswucherung und Epithelverlust; bei Injektion in den Ductus 
kommt es dadurch hier und da zu Obliteration der Vasa efferentia. 
E. Pagenstecher (Wiesbaden!. 


22) Veit. Die abdominale Exstirpation des karzinomatösen 
Uterus. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 26.) 


Die Dauererfolge der vaginalen Uterusexstirpation sind nicht gut. 
Da nun alle Fälle, die vaginal operiert werden, auch abdominal ope- 
riert werden können, eine Reihe von Fällen aber nur abdominal an- 
greifbar sind, so wäre die Freund’sche Operation vorzuziehen, falls 
die primäre Sterblichkeit vermindert werden könnte. Daß dies gelungen 
ist, beweist vorliegender Bericht über 24 Operationen, unter denen kein 
primärer Todesfall vorkam. 

Am schwierigsten zu überwinden sind die Komplikationen von 
seiten der Harnwege, vor allem die Gangrän des Harnleiters. Die 
Herzschwäche fürchtet V. seit Anwendung der Rückenmarksanästhesie 
nicht mehr. Die Infektionsgefahr hält er bei sorgfältigem Vorgehen 
für nicht groß. Er erblickt daher in der abdominalen Exstirpation 
des karzinomatösen Uterus eine lebenssichere Operation, die’an sich 
keine Mortalität mehr hat, und deren ungünstiger Ausgang sich nur 
durch Komplikationen des einzelnen Falles erklären läßt. 

Langemak (Erfurt). 





23) Dreyfuss. Les tumeurs malignes primitives de l’ovaire. 
(Archives générales de chirurgie 1907. Oktober u. November.) 


Verf. bringt eine zusammenhängende Schilderung der bisher nur in 
kasuistischen Mitteilungen behandelten malignen Eierstocksgeschwülste.. 
Es dürfte auch hier den Chirurgen von Interesse sein, daß diese nach: 
den Erfahrungen der letzten Jahre eine recht häufige Erkrankung 
darstellen, indem sie sich in 10% aller wegen Adnexerkungen ge- 
machten Laparotomien fanden. Ein besondere Disposition zeigen 
Kinder mit schlecht entwickelten Genitalien, das Alter der Pubertät 
und das der Menopause. Besonders häufig sind beide Eierstöcke 
malign entartet (in 26 bzw. 43% aller Fälle), was Verf. auf Kontakt- 
infektion durch die Ovulation zurückführt. Die Symptome sind recht 
eindeutig: Schmerz, Amenorrhöe, Geschwulst, Ascites, und sollen stets 
an die Diagnose denken lassen. Die Behandlung soll auch bei an- 
scheinend einseitigen Geschwülsten nur im Pubertätsalter in der totalen 
Exstirpation von Uterus und Adnexen bestehen. 

Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 307 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Saugbehandlung als schmerzstillendes Mittel 
bei den Aftererkrankungen. 


Von 


Dr. Küchi Ogata, 
Chef der chirurgischen Klinik des Ogata-Hospitals in Osaka, Japan. 


Seit der epochemachenden Veröffentlichung Bier’s: »Behandlung akuter Eiterung 
mit Stauungshyperämie« ist die hyperämisierende Therapie mit auffallendem 
Enthusiasmus in der Praxis aufgenommen und eine große Anzahl von Berichten 
über die günstigen Resultate des neuen Heilverfahrens veröffentlicht worden. Die 
ebenfalls von Bier eingeführte und von Klapp weiter ausgebildete Saugbehand- 
lung hat den gleichwertigen Aufschwung genommen. Auch ich habe die Saug- 
therapie in zahlreichen Fällen bei entzündlichen Prozessen, insbesondere bei Mastitis, 
Furunkelbildung, Karbunkeln, Abszessen und Panaritien angewendet und stets sehr 
günstige therapeutische Erfolge erzielt. Diese günstigen Heilungsresultate ver- 
anlaßten mich, die Einwirkung der venösen Hyperämie auch bei verschiedenen 
Analkrankheiten anzuwenden. 

Abgesehen von Periproktitis und Fistula ani habe ich die Saugbehandlung 
ausgeübt in 48 Fällen bei schmerzhaften Aftererkrankungen, besonders bei 25 Fällen 
von Fissura ani, 17 von Hämorrhoiden und 6 von tuberkulösen Geschwüren. 

Bei der Fissura ani beobachtete ich einen ganz auffallend schmerzlindernden 
Effekt. Schon nach ein- oder zweimaliger Applikation des Saugapparates läßt der 
bei der Defäkation meist bestehende hochgradige Schmerz bedeutend nach, und 
die Stuhlentleerung ist nicht mehr quälend für den Kranken. 

In den meisten Fällen führt diese Behandlung nach Verlauf von 8—14 Tagen 
ohne weiteren chirurgischen Eingriff zur Heilung der Fissur. Als Beispiel möchte 
ich folgenden Fall anführen: 

Eine 32jährige Frau S. Y. erkrankte an habitueller Verstopfung und hatte 
seit Sommer 1906 zeitweise Blutungen und Schmerzen am After. Am 7. Juni 1907 
traten besonders heftige Schmerzen am Anus auf, jedoch ohne Blutungen. Nach 
10 Tagen kam die Kranke in meine Poliklinik, und dabei fand ich an der hinteren 
Kommissur des Afters eine schmale, oberflächliche Fissur, welche bei Berührung 
sehr schmerzte. Sofort wurde die Behandlung mit dem Saugapparat begonnen, 
täglich 45 Minuten nach der Vorschrift von Klapp. Es trat danach alsbald eine 
subjektive Besserung ein. Nach 3 Tagen hatte die Pat. keine Schmerzen mehr 
und nach weiteren 4 Tagen war die Fissur vollkommen geheilt. Die gleichzeitig 
vorbandenen Blutungen aus der Fissur hörten nach der ersten Saugbehand- 
lung auf. 

Der nächste Fall zeigt die Ausheilung einer Fissur mit starker Blutung: Eine 
30jährige Frau S. T. litt seit 15 Jahren an Hämorrhoiden, und seit 7 Wochen 
traten plötzlich Schmerzen und Blutungen am Anus auf. Diese Erscheinungen 
nahmen von Tag zu Tag zu, vor allem bei der Stuhlentleerung. Ich fand am 
Übergange der äußeren Haut zur Schleimhaut der hinteren Kommissur des Afters 
ein schmales, tiefes, fissurales Geschwür. Zog man die Analfalten auseinander, so 
traten ungewöhnlich starke Schmerzen und sofort Blutungen auf. Ein Hautfält- 
chen, welches sich am unteren Ende der Schrunde befand, schwoll erbsengroß an. — 
Vom 24. November ab wurde die Kranke mit dem Schröpfapparat ambulatorisch 
behandelt, täglich 45 Minuten lang. Am nächsten Tage nahmen die Schmerzen 
schon erheblich ab, und es trat bei der Defäkation keine Blutung mehr ein. Am 
29. November hatte die Kranke ihre Schmerzen verloren, und die ‚Fissur hatte 
sich verkleinert. Am 6. Dezember trat völlige Heilung ein. 


308 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


Diese Methode hat den Vorzug, einen großen chirurgischen Eingriff zu er- 
sparen und die Heilungsdauer abzukürzen; vor allem eignet sie sich bei operations- 
scheuen Pat. Vor den Kokainsuppositorien hat sie den Vorteil, daß ihre Wirkung 
von längerer Dauer ist zu Beginn der Behandlung, und daß die Intoxikation voll- 
ständig fehlt. 

Auch bei entzündlicher Anschwellung vorgefallener Hämorrhoidalknoten, einem 
sog. Hämorrhoidalanfall, habe ich einen deutlichen schmerzlindernden Erfolg wahr- 
genommen. Wird die Saugbehandlung angewandt, so hat der Kranke anfangs das 
Gefühl, als ob der Hämorrhoidalknoten aufplatzt, später aber fühlt er eine Er- 
leichterung. Nach der ersten Anwendung des Saugapparates schwillt der Knoten 
selbst etwas mehr an, aber das Volumen nimmt nach kurzer Zeit wieder ab. Die 
zweite bis dritte Anwendung vermindert die Beschwerden der Kranken bedeutend, 
und nach etwa 2 Wochen schwinden die geschwollenen Knoten. Um die Wirkung 
dieses Mittels anschaulich zu machen, will ich einen mit Erfolg behandelten Fall 
hier anführen: Ein 32jähriger Kaufmann T. S. leidet seit einer Reihe von Jahren 
an Hämorrhoidalknoten. Seit 4 Tagen vor der Krankenhausaufnahme wurden die 
Knoten plötzlich schmerzhaft und schwollen an. Infolge der zunehmenden starken 
Schmerzen konnte der Kranke häufig nachts nicht schlafen. Er wurde daher am 
29. März 1907 in die hiesige Klinik aufgenommen, und ich fand folgenden Befund: 
Um die Peripherie des Anus saßen mehrere stark geschwollene Hämorrhoidal- 
knoten, bläulich durchscheinend und gespannt. Bei Berührung waren sie äußerst 
empfindlich. Die den Anus umgebende Haut näßte infolge Ekzem. Auch in 
diesem Falle wurde sofort jeden Tag 30 Minuten lang der Schröpfapparat an- 
gewandt. — Am 2. Tage wurden die Schmerzen schon geringer. Am 4. April 
wurde der Pat. mit folgendem Befund entlassen: Volumen der Knoten bedeutend 
verkleinert, die früher pralle Schwellung jetzt derb, bei Berührung, sowie starkem 
Drucke keine Schmerzen mehr. 

Auch die Blutungen aus Hämorrhoidalknoten hören bei der Saugbehandlung 
nach 2—3 Tagen von selbst auf. Ich führe folgenden Fall dafür an: Eine 58jäh- 
rige Frau K. J. litt seit 40 Jahren an Hämorrhoiden, ohne nennenswerte Be- 
schwerden. Im Anfang 1907 fiel die Analschleimhaut vor den Anus vor, infolge 
häufiger Stuhlentleerung. Seit 4 Wochen vor der Krankenhausaufnahme war sie 
bettlägerig, weil so starke Blutungen aus den Hämorrhoidalknoten auftraten, daß 
die Kranke vor Schwäche nicht stehen konnte. Sie wurde am 15. November 1907 
in die hiesige Klinik aufgenommen mit folgendem Befunde: Die sichtbaren Schleim- 
häute waren fast ohne Farbe, und die äußere Haut war sehr blaß. Puls schwach, 
die Frequenz betrug 110. Am Herzen waren keine krankhaften Veränderungen 
nachzuweisen. Rings um den Anus waren die zahlreichen Hämorrhoidalknoten 
angeschwollen und bei Berührung schmerzhaft. In der vorgefallenen blassen Schleim- 
haut sah man die erweiterten Kapillaren, welche beim Pressen das Blut leicht heraus- 
treten ließen. Vom 16. November bis 4. Dezember wurde die Kranke mit dem 
Schröpfapparat behandelt. Nach 3 Tagen schon wurde die Blutung zum Stehen 
gebracht, und die Knoten waren nicht mehr schmerzhaft. Der Allgemeinzustand 
besserte sich allmählich. 

Ich vermute, daß die bessernde Wirkung der Saugbehandlung beim Hämor- 
rhoidalanfall außer der schmerzstillenden Wirkung vor allem der vermehrten Re- 
sorption zuzuschreiben ist. 

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ich ein vorzügliches Resultat bei 
einigen Fällen von tuberkulösen Geschwüren des Afters hatte. Die tuberkulösen 
Geschwüre, welche meist im Anschluß an Abszesse oder Fisteln entstehen, besitzen 
keinerlei Tendenz zur Heilung, verursachen intensive Schmerzen und führen in der 
Regel zu chirurgischen Eingriffen. In den Fällen, wo das durch gleichzeitig be- 
stehende Lungentuberkulose bedeutend herunterkommende Allgemeinbefinden eine 
Operation nicht mehr geeignet erscheinen läßt, leistet diese Behandlung sehr gute 
Dienste. Wird in solchem die Saugtherapie angewendet, so findet man hierdurch 
eine größere Erleichterung von den Schmerzen als durch irgendein anderes pallia- 
tives Mittel. Das blasse, atonische, weiche Geschwür wird unter dem Einfluß der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 309 


Hyperämie zum frischroten Granulationsgewebe umgewandelt. Als Beispiel möchte 
ich folgende Krankengeschichte anführen: Ein 37jähriger Mann R. M. ist angeb- 
lich früher stets gesund gewesen. Im März 1906 bemerkte er eine schmerzhafte 
Vorwölbung am Rande des Afters, welche sich im April von selbst öffnete, und 
aus der Eiter floß. Trotz ärztlicher Behandlung bestanden die Eiterung und die 
Schmerzen weiter; infolgedessen wurde der Kranke der Krankenhausbehandlung 
überwiesen. Er wurde am 29. Juni 1906 aufgenommen mit folgendem Befunde: 
Mittelgroßer, leidend aussehender, muskelschwacher Mann in schlechtem Ernährungs- 
zustande. Bei der Untersuchung der Brustorgane fand man die Zeichen der doppel- 
seitigen Lungentuberkulose. Es zeigte die Lungenspitze deutlich gedämpften Per- 
kussionsschall, reichliche feuchte Rasselgeräusche. Puls und Temperatur waren 
normal. In der linken und vorderen Seite des Anus saß ein markstückgroßes Ge- 
schwür, der Grund desselben war mit den charakteristischen, blassen Granulationen 
bedeckt, welche bei Berührung, insbesondere beim Stuhlgang, ungemein schmerz- 
haft waren. Am 30. Juni wurde das Geschwür ausgekratzt, kauterisiert unter 
Rückenmarksanästhesie und tamponiert mit Jodoformgaze. Nach der Kauterisation 
schien das Geschwür langsam in Heilung überzugehen, so daß der Kranke am 
18. Juli in ambulatorische Behandlung entlassen werden konnte. Im November 
jedoch trat eine Verschlimmerung des Aftergeschwüres ein, und der Kranke wurde 
am 6. Februar 1907 von neuem in die Klinik aufgenommen und abermals kaute- 
risiertt. Von Anfang Februar ab zeigte sich in der rechten Tonsille ein linsen- 
großes tuberkulöses Geschwür. Der Allgemeinzustand verschlechterte sich zusehends. 
Es traten auf: Schlingbeschwerden, Appetitlosigkeit, Nachtschweiße, Husten, reich- 
licher Auswurf, Fieber, Diarrhöe, mitunter Incontinentia alvi. Der Grund des 
Aftergeschwürs bedeckte sich wieder mit blassen, weichen Granulationen, die 
Schmerzen nahmen beträchtlich zu, und es trat reichliche Absonderung ein. Seit. 
dem 20. März wurde das Geschwür mit dem Saugapparat behandelt. Es trat so- 
fort eine Besserung ein, es wurden besonders die Schmerzen schnell beseitigt. 
Schon nach dtägiger Anwendung des Saugapparates ließ die Absonderung des 
Geschwüres erheblich nach, die Granulationen gewannen ein dunkelrotes Aussehen. 
Trotz dem günstigen Einfluß der Saugtherapie trat infolge der allgemeinen Er- 
schöpfung am 9. April der Exitus ein. 


24) O. Sachs. Beiträge zur Pathologie der Induratio penis plastica. 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXV. p. 53.) 


Im Anschluß an die im Jahre 1901 aus der Neisser’schen Klinik publizierten 
vier Fälle von Induratio penis plastica berichtet S. über einen neuen Fall. Pat. 
ließ sich operieren, aber ohne den gewünschten Erfolg, da 3 Monate nach der 
Operation wieder neue Knoten auftraten, die eine vollständige Erektion des Gliedes 
verhinderten. Die exzidierten Knoten wurden von S. bei der eingehenden histo- 
logischen Untersuchung als aus Bindegewebe, Knorpel und Knochen bestehend 
gefunden. Das neugebildete Bindegewebe nahm von den Gefäßwänden der Scheide- 
wand zwischen den Corpora cavernosa seinen Ursprung. Der Knorpel und Knochen 
entwickelte sich sekundär im neugebildeten embryonalen Bindegewebe. S. sieht 
in diesen Veränderungen eine Analogie zur Dupuytren'schen Kontraktur. Die 
Atiologie beider Krankheiten ist vorläufig unbekannt. M. Winkler (Luzern). 


25) P. Herescu (Bukarest). Die Pathogenie und die Behandlung der 
nicht tuberkulösen Abszesse der Prostata. 
(Spitalul 1907. Nr. 22.) 

Die beste Behandlung für Prostataabszesse ist die operative Eröffnung vom 
Perinaeum aus, die Verf. in 40 Fällen durchgeführt hat mit 38 Heilungen und zwei 
Todesfällen durch Allgemeininfektion infolge großer durch längere Zeit vernach- . 
lässigter Abbszesse. 


310 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


Die Häufigkeit der betreffenden Abszesse macht eine genaue Untersuchung 
der Vorsteherdrüse in allen Fällen von Blennorrhoea posterior zur Pflicht. 

In den meisten von H. beobachteten Fällen von Prostataabszeß war ätiolo- 
gisch Tripperinfektion nachzuweisen, in anderen muß die Schuld der Erkrankung 
auf fehlerhaft ausgeführte Janet’sche Spülungen zurückgeführt werden. Es darf 
eben nicht vergessen werden, daß diese sonst so ausgezeichnete Behandlungs- 
methode, wenn von Unberufenen oder Ungeschickten ausgeführt, viel mehr Schaden 
als Nutzen zu stiften imstande ist. E. Toff (Braila). 


26) Posner. Kasuistischer Beitrag zur Prostatectomia suprapubica. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 23.) 

Der 76jährige Kranke hatte ein 18 Jahre dauerndes Katheterleben hinter sich. 
Neben einer allseitigen Vergrößerung der Prostata fand sich bei der cysto- 
skopischen Untersuchung ein haselnußgroßer Stein. Erst 2 Jahre nach der Stein- 
zertrümmerung entschloß sich Pat. zum Eingriff an der Prostata, welche nach An- 
legung zweier über die Seitenlappen verlaufender Inzisionen enukleiert wurde. Die 
Blase blieb offen, tamponiert. Außerdem wurde eine perineale Drainage angelegt, 
die bald durch Verweilkatheter ersetzt wurde. Vom 21. Tage an Beginn willkür- 
licher Harnentleerung;; nach 6 Wochen Bauchwunde geschlossen. Urinentleerung 
bei Tage in Pausen von 2—3 Stunden, nachts noch seltener, ohne daß eine Spur 
Residualharn zurückbleibt. Langemak (Erfurt). 


27) Makara. Extraperitoneale traumatische Blasenruptur. 
(Sitzungsberichte der med. Sektion des Erdelyer Museumvereines Bd. XXVIIL) 


85jähriger Mann wurde von einem Lastwagen überfahren, trotz seiner Schmerzen 
legt er noch 5 km zu Fuß zurück, bald stellte sich häufiger Harndrang ein, doch 
kann Pat. keinen Urin entleeren. 48 Stunden nach dem Unfall Aufnahme in die 
Klinik; der Unterleib ist bis zur Höhe des Nabels vorgewölbt, die Bauchwand 
prall, druckempfindlich, der Perkussionsschall gedämpft. Mit Katheter wird mit 
Blut gemengter Harn entleert. Bei der Operation entleert sich aus dem lockeren 
prävesikalen Gewebe 1!/, Liter blutiger Harn, an der vorderen extraperitonealen 
Blasenwand eine kinderhandgroße, klaffende Öffnung. Naht der Blasenwunde in 
zwei Reihen, sonst offene Wundbehandlung. Heilung. 

P. Steiner (Klausenburg). 


28) Hirtz et Beaufumd. La rétention d’urine par coprostase. 
(Gaz. des hôpitaux 1907. Nr. 133.) 


Der Zweck đer kurzen Mitteilung ist, auf den in der Überschrift bezeichneten 
Zusammenhang zwischen Harnverhaltung und Kotstauung hinzuweisen. In den’ 
zeitgenössischen Handbüchern usw. haben die Verff. nichts darüber gefunden, wäh- 
rend die Urinretention den alten Autoren als Komplikation der habituellen Ver- 
stopfung wohl bekannt war. Der Zusammenhang soll ein einfach mechanischer 
sein. Die harten Kotmassen komprimieren die Harnröhre resp. den Blasenhals. 
Wenn man die drei mitgeteilten Fälle liest, erscheint das nicht unwahrscheinlich ; 
war doch bei zwei Frauen (73 und 37 Jahre alt) das kleine Becken derart mit fast 
steinhartem Kot ausgemauert, daß eine Scheidenuntersuchung unmöglich war. 
Nach Ausräumung geradezu horrender Kotmengen stellte sioh die normale Harn- 
entleerung bald wieder her. V. E. Mertens (Kiel). 


29) 8. Solieri. Sulla leucoplacia della mucosa delle vie urinaria. 
(Policlinico, sez. chir. 1907. Nr. 10 u. 11.) 

Leukoplakie des rechten Nierenbeckens machte die Erscheinungen einer ein- 
seitigen Nierenblutung ohne Befund; Nephrektomie. Ein zweiter Fall von Leuko- 
plakie der Blase wurde durch wiederholte Exzision der kranken Parametrien ge- 
heilt. Mikroskopische Beschreibung mit einigen Abbildungen. Die Diagnose läßt 
sich vielleicht stellen, wenn bei Urinbeschwerden mit Blutabgang sich im Sedi- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. ati 


ment abgestoßene Lamellen verhornter Epithelien finden. Die cystoskopische 
Untersuchung sei unsicher in der Deutung. - E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


30) Sampson. The renal catheter as an aid in the diagnosis of valve- 
like obstruction of the ureter. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 


S. hat in zwei Fällen von Harnleiterstrikturen die Kelly’schen beiden diagno- 
stischen Hilfsmittel verwandt. Das erstere dieser Hilfsmittel besteht darin, daß 
man die Spitze des Harnleiterkatbeters mit Wachs bestreicht und dann sondiert. 
Ist die Striktur durch einen Stein bedingt, so zeigen sich an den mit Wachs 
bestrichenen Stellen Abschabungen und Abkratzungen. Das zweite Hilfsmittel 
dient zum Erkennen von Strikturen des Harnleiters. Zu diesem Zwecke wird der 
Harnleiterkatheter ins Nierenbecken eingeführt und dann durch Einspritzen von 
sterilem Wasser eine artefizielle Hydronephrose erzeugt. Hierdurch werden kolik- 
artige Schmerzen hervorgerufen, von denen der Pat. angeben kann, ob sie ähnlich 
den sonstigen Koliken sind. Läßt man das Wasser aus dem Katheter wieder ab- 
laufen, so hört die Kolik wieder auf. Zieht man aber den Katheter bis soweit 
zurück, daß kein Wasser weiter abläuft, so hört die Kolik nicht auf, und man kann 
dann wieder durch langsames Vor- und Rückwärtsschieben des Harnleiterkatheters 
den Sitz der Striktur feststellen. 

In dem ersteren der beiden beschriebenen Fälle wurde durch den mit Wachs 
bestrichenen Katheter und durch Wassereinspritzung festgestellt, daß es sich um 

eine in der Blasenwand und eine an der Grenze des unteren 
und mittleren Drittels des Harnleiters sitzende Striktur 
handelte. Es wurde die untere Striktur reseziert; die obere 
war durch einen bindegewebigen Strang gebildet; dieser 
wurde durchschnitten und dann der Harnleiter an der 
resezierten Stelle neu in die Blase gepflanzt. 

Im zweiten Falle lag eine sehr hohe Striktur vor, 
welche ebenfalls als nicht durch Steine bedingt und durch 
die Wassereinspritzung als hochgelegen diagnostiziert war. 
Hier wurde eine Operation verweigert; S. erweiterte diese . 
Striktur dadurch, daß er die Katheter in verschiedener 
Stärke unterhalb der Öffnung mit Wachs umgab und da- 
mit die Striktur gradatim erweiterte. Es trat Heilung ein. 

Herhold (Brandenburg). 


31) J. B. Seldowitsch. Akzessorische Nierenarterien und ihre chirur- 
gische Behandlung. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 44, 45, 47—50 u. 52.) 


Die Anatomen und Chirurgen haben bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit auf 
diese Anomalie gerichtet. Selbst die besten anatomischen Lehrbücher bringen sehr 
wenig darüber, da sich die Autoren wohl der chirurgischen Bedeutung nicht genügend 
bewußt sind; die Chirurgen ibrerseits meinen, es gebe überhaupt keine solchen An- 
gaben und erkennen erst infolge verschiedener Komplikationen bei Nierenopera- 
tionen, welch große Bedeutung die überzähligen Nierenarterien haben. Die wich- 
tigsten Arbeiten über diese Anomalie haben Macalister und Thomson gelie- 
fert. Letzterer bringt die Resultate einer Sammelforschung, 419 Nieren, von denen 
nur 74,4% je eine Arterie hatten. Brewer fand in 151 Leichen 85 Nieren mit 
akzessorischen Arterien, Helm in 1/, der Nieren von 104 Leichen. Um die Sache 
zu prüfen, untersuchte nun S. 150 Leichen; 43 davon wiesen die Anomalie auf; 
die große Mehrzahl aller Leichen war männlich. Vier typische Fälle sind abge- 
bildet. Von den 43 Fällen war 33mal nur eine Seite betroffen; im ganzen waren 
63 Nieren nicht normal. 47 Nieren hatten 2 Arterien, 6 je 3. Die rechte Niere 
allein war 15mal, die linke 18mal, beide gleichzeitig 10mal betroffen. Je 3 Ar- 
terien hatten 3 rechte und 3 linke Nieren. Was die Stelle der Einmündung in 


312 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


die Niere betrifft, so unterscheidet S. 5 Gruppen: 1) Die eine Arterie mündet in 
den Hilus, die zweite in den oberen Pol — 7 Fälle. 2) Die eine in den Hilus, 
die zweite in dessen oberen Winkel und in die anliegende Nierensubstanz — 4mal. 
3) Die eine in den Hilus, die zweite in den unteren Pol — 8mal. 4) Die eine in den 
Hilus, die zweite in dessen unteren Winkel — imal. 5) Beide Arterien in den 
Hilus — 27mal. Von den 6 Fällen mit je 3 Arterien zog in einem Falle je eine 
Arterie zum oberen und unteren Pol und zum Hilus; im 2. Fall eine Arterie zum 
oberen Pol, 2 zum Hilus; in den übrigen 4 Fällen alle 3 Arterien zum Hilus. Die 
Nierenvenen waren nur 10mal verdoppelt. Von 46 Fällen, wo die Entfernung der 
oberen rie von der unteren gemessen wurde, war dieselbe 22mal größer als 
4 cm und erreichte in einem Falle 10,5 cm. — Was die Lage der Hohlvene an- 
belangt, so lag sie von 25 Fällen rechtsseitiger Arterienverdoppelung 9mal vor der 
oberen und hinter der unteren Arterie. Der Harnleiter stieg in 17 Fällen von 53 
vor der unteren Arterie hinab. Die akzessorischen Arterien waren meist stark, 
näherten sich dem Kaliber der normalen Nierenader. Zum Schluß betont S. die 
große Bedeutung der Anomalie für die Nierenchirurgie: in einem Drittel der Fälle 
kann man sie antreffen. Es ist einleuchtend, wie leicht man bei der Stielunter- 
bindung eine weitabliegende akzessorische Arterie übersehen, wie leicht man bei 
Lage der Hohlvene zwischen oberer und unterer Arterie die Vene mitfassen 
kann. Andererseits hat das Vorkommen von 2 Arterien auch seine guten Seiten: 
es ermöglicht in manchen Fällen konservative Operationen, partielle Resektionen 
der Niere. Schließlich wünscht Verf., die Anomalie möge weiter untersucht werden, 
sowohl von anatomischer, als auch von chirurgischer Seite. 
E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


32) W. K. Trofßmow. Zur Frage von den subkutanen Verletzungen 
der Nieren. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 49—51.) 

Zwei eigene Fälle von totaler querer Ruptur der Niere nach Fall. 1) Mäd- 
chen, 13 Jahre alt; 1. Tag Symptome wenig ausgeprägt, dann schwere Erschei- 
nungen von seiten des Bauches. Schmerzen, Erbrechen, Stuhl- und Harnverhaltung. 
2mal Nierenblutung; Infektion der Niere. Operation am 9. Tage. Entfernung der 
abgerissenen unteren Hälfte, Blutung aus der oberen, Anlegung von Klemmen auf 
den Stiel. Septhämie. Im weiteren Verlaufe Eiterung am linken Oberarme; die 
Wunde am Rücken reinigte sich langsam; die Klemmen wurden nach 9 Tagen 
entfernt. 8 Wochen nach der Operation mit Harnfistel entlassen, die 41/, Monate 
später noch existiert (Vorhandensein einer akzessorischen Nierenarterie?). 2) Knabe, 
13 Jahre alt. Leichte Symptome, abwartende Behandlung. Da sie nicht zum 
Ziele führte, Operation am 35. Tage: dünnwandiger Sack mit 3 Liter klarer ge- 
ruchloser Flüssigkeit. Beide Nierenhälften werden leicht entfernt; nur die obere 
zeigt einige Verbindung mit der Umgebung und aus ihrem Lager geringe Blutung. 
Tamponade. Heilung nach 5 Wochen. 

In der russischen Literatur fand T. 33 Fälle (6 +): konservativ-symptomatisch 
behandelt wurden 13 (3 +), konservativ-chirurgisch 11 (1 +), Nephrektomie 9mal 
(1 +); von diesen 9 Fällen waren 3 vorher konservativ-chirurgisch behandelt wor- 
den. Die 33 Fälle werden in Form einer Tabelle genauer beschrieben. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


33) P. Steiner. Uber offene Nierenverletzungen. 
(Budapesti Orvosi Ujsag 1908. Nr. 3.) 

Verf. bespricht die Klinik der offenen Nierenverletzungen; in der Literatur 
finden wir kaum 60 Fälle von penetrierenden Nierenverletzungen. Verf. berichtet 
aus der Klausenburger chirurgischen Universitätsklinik über einen Fall von Nieren- 
stich. Der 28jährige Mann wurde in die linke Lendengegend gestochen, bald 
nachher trat Hämaturie auf; da sich die Hämaturie öfters wiederholte, der Kollaps 
des Kranken zunahm, wurde die Freilegung der Niere ausgeführt, welche eine bis 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 313 


in das Nierenbecken penetrierende Stichverletzung zeigte. Naht der Nierenwunde. 
Glatte Heilung; es wurde keine postoperative traumatische Nephritis beobachtet. 


(Selbstbericht.) 


34) F. Löwenhardt. Ein eigentümlicher Fall von renaler Massen- 
blutung. (Nephrektomie aus vitaler Indikation mit glücklichem Aus- 


gange.) 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXIV. p. 395.) 

Bei einer 33jährigen Pat. traten solche starke Blutungen aus der rechten 
Niere auf, daß L. wegen schwerer Anämie sich gezwungen sah, die rechte Niere 
zu exstirpieren, obwohl der Urin aus dem linken Harnleiter Albumen enthielt. Der 
Verlauf war ein durchaus günstiger, die linke Niere funktionierte gut. Ein halbes 
Jahr nach der Operation nochmals Blutung, die aber auf Jodkalium rasch zum 
Stehen kam. 

Ätiologisch kommt Lues in Betracht, da Pat. 15 Jahre vor der Operation 
angeblich luetisch infiziert worden ist. Indes gab die histologische Untersuchung 
der exstirpierten Niere keine Anhaltspunkte für Lues; auch sonst bot die Pat. keine 
Zeichen von bestehender oder überstandener Lues dar. 

M. Winkler (Luzern). 


35) F. Cuturi (Catania). Sull’ intervento chirurgico nelle nefriti cro- 
niche emorragiche. 
(Clinica chirurgica 1907. Hft. 7.) 


C. bespricht operative Eingriffe, die speziell zur Behandlung chronischer 
Nephritiden, und zwar solcher, die mit intensiver Hämaturie einhergehen, dienen. 
Die hämorrhagischen »Nephralgien«, die früher als von anatomischen Verände- 
rungen der Nieren unabhängig dargestellt wurden, gelten jetzt als Folgen chroni- 
scher Schädigungen des Organes. Die histologischen Befunde an exstirpierten 
Nieren haben diese bisher zurückgewiesene Annahme bewiesen. In Diskussion be- 
findet sich derzeit nur die Art des Eingriffes. Während viele Chirurgen die 
Nephrotomie oder die Enthülsung empfehlen, üben andere bei einseitiger Erkran- 
kung die Nephrektomie. C. kann das verhältnismäßig spärliche Material (23 Fälle) 
von Nephrektomien um einen erfolgreich behandelten vermehren. 

40jährige Frau, Typhus vor 4 Jahren; bald nachher gelegentlich Beschwerden 
in der rechter Lende, Abgang von größeren Harnkonkrementen und viel Sand, 
seit 2 Jahren auch von viel Blut; die rechte Niere ist vergrößert, druckempfind- 
lich, Harnmenge 1600 ccm täglich, spez. Gewicht 1020, schwach sauer, trüb, blut- 
rot, spurweise Albumen. Leukocyten, Erythrocyten, Nierenbeckenelemente, hyaline, 
granulierte und Blutzylinder im Sediment. Die pathologischen Elemente stammen 
aus dem rechten Harnleiter; A = 1,02, links = 1,05. Nephrektomie, glatte Hei- 
lung nach 21 Tagen. Normaler Harnbefund. — Die histologische Untersuchung 
der exstirpierten rechten Niere ergibt eine »gemischte Nephritis, parenchymatös 
mit Neigung zur interstitiellen Forme. — Nach 6 Monaten bestes Wohlsein, nor- 
maler Harnbefund. 

Was die bisherigen Resultate der Nephrektomie bei einseitiger Erkrankung 
anlangt, so ermutigen sie wirklich zum radikalen Vorgehen: 18 Heilungen unter 
24 Eingriffen, dabei viele durch 3 und mehr Jahre beobachtet; drei Fälle mit Fort- 

uer der blutigen Sekretion, also Erkrankung der anderen Niere. 
J. Sternberg (Wien). 


a 


36) P. Manasse. Ein Fall von infizierter Hydronephrose mit seltener 
Anomalie des Ureterverlaufes. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 40.) 


Bei dem 26jährigen Pat. hatte sich eine oystische Geschwulst zwischen Magen 
und Colon transversum in gerader Richtung nach vorn entwickelt. Der Urin, an- 


- 


314 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


fangs frei von pathologischen Bestandteilen, enthielt erst nach einer diagnostischen 
Aufblähung des Magens und Dickdarmes Eiter; gleichzeitig erschlaffte die Oyste. 
Durch die Exstirpation des Nierensackes wurde Pat. völlig geheilt. Zu den sel- 
tensten Vorkommnissen gehört der bei normaler Lage der Niere gefundene Ver- 
lauf des Harnleiters, der dünnwandig, von normalem Kaliber, vollständig durch- 
gängig an der höchsten Stelle des Nierenbeckens entsprang und nicht an der 
Hinterseite, sondern an der vorderen Wand des Nierenbeckens nach abwärts zog. 
Die Gefäße begaben sich hinter dem Harnleiter zum Hilus der Niere. Die Milz 
war bis zur Mittellinie des Leibes verdrängt, lag hoch oben vor der Wirbelsäule 
neben dem zusammengedrückten Magen. Langemak (Erfurt). 


37) A. Winternitz. Zweiseitige Pyelitis in einer Hufeisenniere. 
(Orvosi Hetilap 1907. Nr. 20.) 


Beim 14jährigen Knaben wurde vor 8 Jahren ein Blasenstein entfernt. In den 
letzten 2 Jahren zeitweilig Schmerzen in der rechten Lendengegend, in den letzten 
Monaten eitriger Harn, Fieber. Unter der Annahme von Pyonephrose wurde die 
Operation vollzogen. Lendenschnitt; hühnereigroßer retrorenaler Abszeß; auf 
Nephrotomie entleert sich 1 Liter Eiter; im Nierenbecken ein 8 cm langer Phosphat- 
Uratstein. Nierenbeckendrainage, Tamponade. Das Fieber läßt nach, am nächsten 
Tage stellt sich Ikterus ein, am 3. Tage Steigerung des Ikterus, Bewußtlosigkeit, 
am 4. Tage vollständige Blindheit. Die 24stündige Harnmenge 300 g. Augen- 
hintergrund anämisch, am 5. Tage normales Sehvermögen, Urinmenge schwankt 
zwischen 1500—2000 g. 2 Monate nach der ersten Operation Nephrektomie; be- 
hufs Loslösung des oberen Poles Resektion đer 12. Rippe. Beim Isolieren des 
unteren Poles stellte es sich heraus, daß eine Hufeisenniere vorliegt; die Grenze 
zwischen beiden Nieren wird durch eine seichte Furche angedeutet. Der Harn- 
leiter läuft vor der Niere. Die Trennung der beiden Organe geschieht durch einen 
l om weit von der Furche geführten Schnitt, die Niere wurde mit vier Catgut- 
nähten versehen. Ungestörter Wundverlauf, die Harnmenge betrug in den ersten 
24 Stunden 1200 g; sie ist stets eitrig. Nach 2 Wochen treten kolikartige Schmerzen 
in der linken Nierengegend auf, leichte Fieberbewegungen. Im Harn zeigt sich 
Blut. Die Röntgenaufnahme zeigt die Schatten dreier Steine. Die funktionelle 
Nierenuntersuchung ergibt ein zufriedenstelendes Resultat: 24stündige Harnmenge 
2000—2500 ccm; spez. Gewicht 1013—1014; Gefrierpunkt 0,92—1,07° C; 24stündige 
Nitrogenmenge 8 g; 24stündige Kochsalzmenge 18 g; beim Verdünnungsversuch 
schwsnkt A zwischen 1,8—0,10° C; Blutgefrierpunkt (d) = —0,56. Daher wird 
3 Monate nach der Nephrektomie der rechten Niere links die Nephrotomie vor- 
genommen, Entfernung von drei Steinen, Drainage des Nierenbeckens. Glatte 
Heilung. Der Urin enthält weder Eiweiß noch Eiter. Pat. hat an Gewicht zu- 
genommen. P. Steiner (Klausenburg). 


38) Rossi. Un caso di ureterotomia pelvica ed un altro di uretero- 
tomia pelvica a sinistra, di nefrotomia a destra per calcolosi. 
(Soc. di med. e biol. di Milano Sed. 15. November 1907.) 

(Gazz. degli ospedali e delle clin. 1907. Nr. 147.) 

In einem Falle von Harnleitersteineinklemmung in der Nähe der Blase und 
folgender Pyelitis und Perinephritis wurde zuerst durch Inzision die Eiterung der 
Niere beseitigt und später durch Lumboiliacalschnitt der Stein entfernt, während 
in einem zweiten Falle bei höher sitzendem Stein Niere und Harnleiter gleichzeitig 
operiert wurden. In letzterem Falle mußte später auch die andere Niere wegen 
eines Nierenbeckensteines operiert werden. Dreyer (Köln). 


39) @. E. Post. Operations for urinary calculi. 
. (New York med. record 1%7. Juli 6.) 

P. gibt statistische Tabellen über seine in Beirut in Syrien beobachteten Stein- 
kranken. Eine Aufstellung enthält die perinealen Lithotomien, eine weitere die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 315 


suprapubischen Operationen. Bei einer dritten Tafel sind die Litholapaxien bei 
Männern verzeichnet. Eine vierte Serie enthält die aus der männlichen Harnröhre 
extrahierten, sowie die prostatischen und prostatiko-vesikalen Doppelbildungen von 
Steinen. Zwei kleinere Tabellen geben eine Anzahl aus der weiblichen Blase ex- 
trahierter Exemplare und schließlich eine Anzahl von Nieren- und Harnleiter- 
steinen. 

Ein Fall von skrotaler und perinealer Steinbildung wird besonders beschrieben, 
indem sich in einer früheren perinealen, nach Lithotomie zurückgebliebenen Fistel 
eine Reihe von Steinen gebildet hatte, die zum Teil spontan abgingen; eine wei- 
tere Reihe von Steinen fand sich in einer skrotalen Fistel, die von der Pars mem- 
branacea sackartig durch den Hodensack hindurchging. 

Einige Notizen und Illustrationen erklären einzelne Fälle der im übrigen für 
die große Anzahl von Operationen sehr kurzen Statistik, in der auf Bemerkungen 
in früher publizierten Serien verwiesen wird (New York med. record 1877. Juli 28 
und 1880. Oktober 30.). Loewenhardt (Breslau). 


40) Hock. Nephrektomie bei weit vorgeschrittener Nierentuberkulose. 
Zugleich ein Beitrag zur Beurteilung des Wertes der Nierenfunktions- 
prüfung durch Farbstoffinjektion. 

(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 


Die Diagnose auf rechtsseitige tuberkulöse Pyonephrose war leicht zu stellen. 
Die Hauptschwierigkeit bestand in der Beurteilung der Funktionsfähigkeit der 
linken Niere, weil die Cystoskopie wegen zu geringer Blasenkapazität unmöglich 
war. Der Harn wurde 10 Minuten nach einer Indigkarmineinspritzung kräftig 
gefärbt entleert und nahm nach der rechtsseitigen Nephrotomie an Menge nicht 
ab. Die rechte Niere war so hochgradig erkrankt, daß sie als funktionsunfähig 
anzusehen war. Daraufhin wurde mit gutem Erfolge die rechte Niere entfernt. 

Gutzeit (Neidenburg). 


41) Jaboulay. Pyonéphrose fermée. Nephrectomie. 
(Gaz. des hôpitaux 1907. Nr. 107.) 


Vor 15 Jahren machte Pat. — jetzt 27 — eine vermutlich tuberkulöse Bron- 
chitis durch, ohne Pleuritis. Er war noch mehrfach krank. Vor 8 Monaten hatte 
er bei völligem sonstigem Wohlbefinden plötzlich unerträgliche Schmerzen in der 
linken Nierengegend, die nirgendhin ausstrahlten. Der Schmerz hielt sich 8 Tage, 
unterbrochen von Paroxysmen. Die Harnmenge war nicht vermindert; der Harn 
klar, ohne Blut oder Eiter, etwas eiweißhaltig. Bei einem dritten derartigen An- 
falle wurden am Ende der Miktion ein paar Tropfen Blut und einige längliche 
Gerinnsel entieert. Jetzt wurde auch zum ersten Male Fieber konstatiert, das an- 
hielt resp. stieg. Im linken Hypochondrium fand sich eine Geschwulst von der 
Größe zweier Fäuste, hart, sehr schmerzhaft und respiratorisch verschieblich. Nephr- 
ektomie. Die Diagnose wurde durch die anatomische Untersuchung bestätigt. 
Der Harnleiter war verödet. Durch den Druck des Eiters war die Nierensubstanz 
stark reduziert und atrophiert. Der Verdacht, daß es sich um Tuberkulose ge- 
handelt habe, war bis zur Publikation noch nicht bestätigt. Die Albuminurie 
schwand übrigens in 8 Tagen nach der Operation. V. E. Mertens (Kiel. 


42) W. L. Bogoljubow. Nebennierengeschwulst. 
(Russ. Archiv f, Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Der folgende Fall ist bemerkenswert durch die Größe der Geschwulst: sie wog 
über 41/, kg, durch die Heilungsdauer: nach 7 Jahren war die Pat. noch völlig 
gesund, durch den histologischen Befund: » Adenoma enchondromatodes.« 

Die zur Zeit der von W. J. Rasumowski ausgeführten Operation 42 Jahre 
alte Pat. fühlte schon 8 Jahre lang eine apfelgroße, wenig bewegliche Geschwulst 
in der rechten Seite des Leibes. In letzter Zeit wuchs sie, und Pat. mußte häufiger 
urinieren. Es fand sich eine fast die ganze Bauchhöhle erfüllende, nur wenig 


316 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 10. 


bewegliche Geschwulst. Operation (Medianschnitt und Querschnitt nach rechts): 
Die Geschwulst, die über das Colon ascendenz hinzog, lag extraperitonesl. Das 
Peritoneum wurde gespalten und die Geschwulst samt der abgeplatteten Niere ent- 
fernt. Naht des Bauchfelles und Drainage durch einen Flankenschnitt. Nach 
3 Wochen Entlassung in ambulante Behandlung. 

Die Geschwulst bestand aus deutlich getrennten festen und weichen Partien. 
Histologisch bestanden die festeren aus Faserknorpel mit relativ wenig Kernen. 
In den weicheren Teilen wiederholte sich die Nebennierenrinde Zum Teil war 
das Gewebe derartig fettig degeneriert, daß keine Struktur mehr zu erkennen war. 
Mikroskopisch wie chemisch wurde Kalk nachgewiesen. 

V. E. Mortens (Kiel). 


43) F. R. Hagner. Sterility in the male, its causes and surgical 
treatment. 
(New York med. record 1%7. August 10.) 

Bemerkenswert ist ein Fall von H., bei welchem 1 Monat nach einer von ihm 
ausgeführten Anastomose von Vas deferens und Epididymis Spermatozoen in reich- 
licher Menge im Samen auftraten, nachdem deren Abwesenheit durch mehrfache 
frühere Beobachtungen bei dem 2 Jahre vorher an doppelseitiger gonorrhoischer 
Epididymitis erkrankten Pat. festgelegt war. 

Dr. Martin in Philadelphia soll den Eingriff 7mal mit 4mal sicher beobach- 
tetem Erfolge vorgenommen haben. Loewenhardt (Breslau). 


44) H. Frankenstein. Bemerkungen zu einem Falle von männlicher 
Genitaltuberkulose. 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. I. Hft. 2.) 

Bei einem an Lungen- und Darmtuberkulose verstorbenen Manne waren 
Prostata und beide Samenblasen ausgedehnt tuberkulös erkrankt, Hoden und 
Nebenhoden gesund. Das rechte Vas deferens war offenbar durch direkte Fort- 
leitung von der Prostata 9 cm weit tuberkulös verändert; das linke, 33 cm lange 
Vas deferens, wies, 19 cm von der Prostata entfernt, eine ganz isolierte, 3 cm 
lange, derbe, spindelförmige Verkäsungszone auf, bei sonst völlig gesunder Be- 
schaffenheit. 

Unter Hinweis auf diesbezügliche Beobachtungen von Oppenheim-Löw und 
Kuhn glaubt Verf., daß in diesem Falle eine retrograde embolische Verschlep- 
pung von tuberkulösem Material in den Vasa efferentia stattgefunden hat. 

Trappe (Breslau). 


45) Russell Howard. Malignant disease of the testis. 
(Practitioner 1907. Dezember.) 

Unter den 110000 männlichen Pat., die während der letzten 20 Jahre in dem 
»Londoner Hospitale behandelt wurden, befanden sich nur 65 (0,6%) mit einer 
bösartigen Erkrankung der Hoden. In 57 Fällen wurde vom Verf. mikroskopisch 
die Diagnose gesichert, 7 zeigten einen fibrös-cystischen Typ, die übrigen waren 
solide Geschwülste. Der älteste Pat. war 60 Jahre alt, der jüngste 1 Jahr (Durch- 
schnittsalter 32 Jahre). Sämtliche bei den Kindern vorkommenden Geschwülste 
waren solid, ohne jede Cystenbildung. 

Die Krankheit kam 33mal rechterseits, 24mal linkerseits vor; niemals waren 
beide Hoden affiziert. 9mal handelte es sich um Pat. mit unvollkommenem 
Descensus testiculi, d. i. 15,7%, 8mal lag der Hode im Leistenkanal, 1mal direkt 
unterhalb des äußeren Leistenringes, dagegen wurde niemals ein erkrankter Bauch- 
hode beobachtet. Bei 8 Pat. ging ein Trauma der Entstehung der Geschwulst 
vorauf. ln sämtlichen 57 Fällen wurde die Orchidektomie ausgeführt. Uber 
21 Pat. konnte betreffs des Danerresultates der Operation nichts eruiert werden. 
8 Pat. waren einige Zeit nach der Operation in guter Gesundheit, unter diesen 2 
länger als 3 Jahre. Im Anschluß an die Operation starben 2, einer an Sepsis, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 317 


ein anderer infolge Inkarzeration einer Hernie. Letztere hatte die Operation 
indiziert, die bösartige Hodengeschwulst wurde erst bei der Herniotomie erkannt 
und beseitigt. Bei der Autopsie zeigten sich in beiden Fällen bereits Metastasen 
in den regionären Drüsen. 27 von den 36 Fällen hatten Rezidive — 2mal lokal, 
die übrigen metastatisch —, bei 18 hatten sich große Geschwülste der Bauchhöhle 
ausgebildet. Von Interesse ist, daß von den 7 Pat. mit fibrös-cystischen Geschwülsten 
6 an Rezidiven starben, nur einer am Leben blieb. Die Prognose ist eine schlechte. 
Nur durch eine möglichst frühzeitig ausgeführte Operation kann in einzelnen Fällen 
ein Dauererfolg erzielt werden. Jenckel (Göttingen). 


46) Cornil und Brossard. Uterus et trompe situss entre les deux 
testicules, dans la tunique vaginale. 
(Bull de l’acad. de m&d. 1907, Nr. 34.) 


Bei einem 19jährigen Manne mit normalen äußeren Genitalien fand sich in 
der Tunica vaginalis (testis?) eine Geschwulst, die operativ entfernt wurde. Sie 
enthielt einen hypertrophischen Uterus von 9 cm Länge mit zwei Tuben. An 
einem Tubenende und an dem entgegengesetzten Uterushorne hing je ein Hoden. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


47) Vance. Primary fibromyoma of the broad ligaments. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) ` 


Bei einer 47jährigen Frau entwickelte sich unter Menstruationsstörungen, 
Gewichtsverlust und Störungen im Urinieren eine starke Anschwellung des Leibes, 
welche nach der vaginalen Untersuchung als Uterusgeschwulst angesprochen wurde. 
Bei der Operation zeigte es sich, daß es sich um eine im linken, breiten Bande 
sitzende und dem Uterus flächenartig anliegende, mit ihm nicht verwachsene 
Geschwulst handelte. Die 121/, Pfund schwere Geschwulst erwies sich nach der 
Enukleation als Fibromyom. V. bespricht die Seltenheit dieser selbständig im 
Lig. lat. entstandenen, 'durch keinen Stiel mit der Gebärmutter verwachsenen 
Geschwülste. Aus der Literatur sammelte er vier derartiger selbständiger Ge- 
schwülste, welchen er neun ebenfalls gesammelte gestielte Fibromyome ent- 
gegenstellt. — 

Die Struktur dieser im Lig. latum sitzenden Geschwulst gleicht der der am 
Uterus vorkommenden Fibromyome, nur ist weniger Muskelgewebe in ihnen zu 
finden. Die Diagnose, ob es sich um ein primäres oder ein vom Uterus ausgehendes 
Fibromyom handelt, ist kaum vor der Operation zu stellen; Menstruationsstörungen 
sollen bei der ersteren seltener und das Wachstum ein langsameres sein. Da der 
Uterus durch das Ligament oft innig in Verbindung mit der Geschwulst steht, 
muß er zuweilen mit entfernt werden. Herhold (Brandenburg). 


48) A. Fuchs (Breslau). Polymorphzellige Tumoren der Üervix uteri. 
(Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie Bd. LX. Hft. 3.) 


F. berichtet über zwei gleichartige, polymorphzellige Sarkome der Cervix uteri, 
die bei einer 42- bzw. 43jährigen Frau zur Beobachtung kamen. Trotz weit- 
gehendster Radikaloperation (abdominal) erfolgte bei Fall II frühzeitiges Rezidiv, 
obwohl namentlich dieser zweite Fall als ganz beginnende Neubildung zur ersten 
Operation kam. Fall I ist noch zu frisch, um als geheilt gelten zu können. F. 
schildert anschaulich die Struktur der Geschwulst und weist auf die Variabilität 
der Zellen sowie auf ihre Affinität zum Stroma, Blut- und Lymphbahnen hin, 
Eigenschaften, die er mit dem Ref. als Ursache für die hohe Bösartigkeit der 
Sarkome in Anspruch nimmt. Er fordert mit Recht, daß jeder Cervixpolyp mikro- 
skopisch untersucht werde, und daß auch ganz beginnende Sarkome des Uterus 
durch das abdominale Radikalverfahren beseitigt werden sollen. 

Kroemer (Berlin). 


318 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


49) Sitzenfrey. Zur Radikaloperation des weit vorgeschrittenen Üterus- 
karzinoms. Verborgene Ausbreitung eines Karzinoms der hinteren 
Collumwand entlang der Wandungen eines Divertikels des hinteren 
Scheidengewölbes. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 38.) 


Der von S. mitgeteilte Fali erweist, daß mittels großzügiger, kombinierter 
Operstionsmethoden auch weit vorgeschrittene Gebärmutterkrebse erfolgreich 
exstirpiert werden können. 

Infolge der in der Überschrift angegebenen Ausbreitung war die hintere 
Scheidenwand ungemein fest mit dem Mastdarm verwachsen, seine vordere Wand 
karzinomatös infiltrier. Zunächst wurde von einem medianen Bauchschnitt aus 
die Gebärmutter, wie üblich, mobilisiert und von der Blase und den Harnleitern 
freigemacht. Darauf wurden Scheide und Mastdarm mittels eines Schuchardt- 
schen Hilfsschnittes, der bis zur Steißbeinspitze vorgeführt wurde, ausgelöst und 
im Zusammenhang mit der Gebärmutter durch die Dammwunde entfernt, die 
heruntergeholte Flexur in den von der Schleimhaut befreiten Sphinkterring ein- 
genäht. Heilang mit reponiblem Mastdarmschleimhautvorfall; beim Urinieren 
mußte die Kranke stark mitpressen. Nach 81/2 Monaten gutes Wohlbefinden, kein 
Bezidiv. Gutzeit (Neidenburg). 


50) Sitzenfrey. Mammakarzinom 2 Jahre nach abdominaler Radikal- 
operation wegen doppelseitigen Carcinoma ovarii. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 18 u. 19.) 


Ein Fall ausgesprochener Disposition des gesamten Genitalapparates für kar- 
zinomatöse Entartung! — Ein primäres Adenokarzinom des linken Eierstockes 
hatte zur Bildung einer metastatischen Geschwulst im rechten Eierstocke, zu ver- 
einzelten Lymphgefäßmetastasen im Uterus und zur Bildung eines Krebsknotens 
in.der rechten Brustdrüse geführt, in der sich außerdem ein sicher primäres Kar- 
zinom entwickelt hatte. Gutzeit (Neidenburg). 


51) Jahrbuch des Kaiserlichen Katharinenkrankenhauses in Moskau. 
Bd. I. 
Moskau, 1907. 246 S. (Russisch.) 


Das Krankenhaus beherbergt mehrere Kliniken der Moskauer Universität. 
In dem vorliegenden Band berichten die Arzte derselben über ihre Tätigkeit im 
Schuljahr 1906—1907. Von den 23 Aufsätzen gehören folgende in das Gebiet der 
Chirurgie. 

G. J. Rossolimo. Der Hirntopograph — ein Apparat zur Projektion der 
Teile des Gehirns auf die Schädeloberfläche. Der Apparat besteht aus einem 
durchlöcherten halben Globus, der auf dem Kopfe des Pat. befestigt wird; auf dem 
Globus ist die Lokalisation der wichtigsten Punkte angegeben; ein besonders kon- 
struierter Stift wird durch das betreffende Loch bis zur Schädeloberfläche streng 
radial geführt und zeigt die Lage des nötigen Punktes an (s. Tafel). 

K. K. Ivensen. Das Catgut in der Chirurgie. Die Sterilisation nach Clau- 
dius (J-JK-Lösung hat sich aufs beste bewährt. 

A. B. Martynow. Beobachtungen aus der Gallengangschirurgie. 10 Fälle 
von Gallenstein: der 10. Fall ist besonders interessant: die Pat., 26 Jahre alt, 
leidet seit 6 Jahren an Schmerzen, seit 11/3, Jahren an typischen Anfällen. Der 
letzte — dritte — mit schwerem Ikterus begann vor 2 Wochen; Hydrops der 
Gallenblase, elender Allgemeinzustand, Puls 1560. Operation in extremis. Nach 
Eröffnung und Entleerung der Blase wird ein 2 cm großer Stein aus dem Cysticus 
entfernt. Schnitt durch die Blase und beinahe den ganzen Cysticus; fast gar keine 
Verwachsungen. Als man zur Entfernung der Blase schreitet, fällt der Puls; der 
Blasenfundus wird abgeschnitten, Tampons in den Blasenrest und rund herum ge- 
legt; Verband. NaCi-Infusion, Exzitantia.. Nach 2 Tagen hat sich der Zustand 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 318 


sehr gebessert, nach 10 Tagen schwand der Ikterus, nach 5 Wochen Entlassung 
mit kleiner granulierender Wunde, die sich bald vollends schloß. — Hier waren 
also die aufgeschnittenen Ränder der ganzen Blase und fast des ganzen Cystikus 
schließlich doch verwachsen. 

Tödlich endete ein Fall (Cystektomie, Choledochotomia transduodenalis) infolge 
innerer Verblutung, — hier hatte der schwere Ikterus 2 Monate gedauert. 

W. Alexandrow. Zur Kasuistik der Totalexstirpation der Pankreascysten. 
Pat., 14 Jahre alt, litt vom 8. bis zum 13 Jahre an rezidivierender exsudativer Peri- 
tonitis. Nach Schwund derselben begann die Cyste zu wachsen. Die Operation zeigte, 
daß die Geschwulst im Corpus pancreatis entstand, direkt nach vorn wuchs und schließ- 
lich über das Colon transversum herüberfiel, dasselbe nach hinten drückend, und nach 
unten wuchs, das Lig. gastrocolicum vor sich herschiebend. Die Cyste war über 
mannskopfgroß, enthielt 5 Liter dunkelbraune Flüssigkeit. Totalexstirpation, glatte 
Heilung. — In einem früheren Falle war die Atiologie interessant: eine Wander- 
milz hatte das Pankreas zusammengedrückt, dessen Schwanz geknickt und so zur 
Entstehung einer zweifaustgroßen Cyste in demselben geführt. Feste Verwachsung 
mit der Milz. Resektion des Pankreasschwanzes mit der Cyste, Splenektomie, 
Heilung (Frau von 29 Jahren). 

Den Schluß des Jahrbuches bilden Statistiken der verschiedenen Kliniken für 
das Schuljahr, sowie ein Nekrolog des kürzlich verstorbenen Andrologen, Prof. 
F. J. Ssinitzyn, mit dem Bildnis desselben. 

E. Gtickel (Wel. Bubny, Poltawa). 


52) C. Renton. Notes of surgical cases. 
(Practitioner 1907. November.) 


Verf. berichtet in der sehr kurz gehaltenen Arbeit über die von ihm im 
Western Hospital zu Glasgow ausgeführten größeren Operationen. 9mal wurde 
die Gastroenterostomia retrocolica wegen Pylorusstenose, 1mal wegen Verätzung 
durch Chloroform ausgeführt, sämtliche Fälle kamen zur Heilung. Wegen Ulcus 
pepticum wurde imal die Gastroenterostomie gemacht, Pat. starb aber b Tage nach 
der Operation an Verblutung. Die Obduktion ergab ein blutendes Geschwür am 
kardialen Ende des Magens. Wegen Perforation ihres Magengeschwüres operierte 
Verf. vier Frauen, nach der Naht der Perforationsöffnung wurde gewöhnlich der 
Douglasraum drainiert, sämtliche Kranke wurden gebeilt. Vier Pat. kamen wegen 
mechanischem Ileus zur Operation (ein Strangulationsileus, zwei innere Inkarzera- 
tionen, eine Stenose der Flexura sigmoidea). Die Stenose der Flexur wurde durch 
Resektion des Dickdarmes beseitigt, die Naht hielt jedoch nicht; Pat. starb; die 
übrigen drei Pat. wurden geheilt. 

Bei dem Kapitel »Appendicitise stellt Verf. mit Genugtuung fest, daß die 
Mortalität sich bedeutend verringert habe, seitdem die Internen diese Krankheit 
mehr und mehr den Chirurgen überlassen. Von den letzten 60 Fällen, unter denen 
sich die katarrhalischen Appendicitiden mit und ohne Abszesse sowie allgemeine 
Peritonitis mit befinden, wurden durch die Operation 59 geheilt, ein mit allge- 
meiner Peritonitis eingelieferter Pat. starb. — Beim Gallensteinleiden bedient R. 
sich der Cholecystostomie und drainiert die Blase nach Mayo Robson, indem er 
den Gummischlauch in eine neben dem Pat. liegende Flasche leitet. 10 Tage Drai- 
nage sind genügend. — Drei Extra-uterin-Graviditäten mit Perforation in die Bauch- 
höhle konnten durch die Laparotomie mit gutem Erfolge beseitigt werden. — Bei 
Prostatahypertrophie bedient sich R. mit gutem Erfolge der suprapubischen 
Prostatektomie; von acht in der letzten Zeit behandelten Pat. wurden sieben auf 
diese Weise geheilt; ein 82jähriger Mann, dem eine 7 Unzen schwere Vorsteher- 
drüse und 27 Steine aus der Blase entfernt werden konnten, starb in der 2. Woche 
nach der Operation. — Verf. zieht als Anästhetikum Ather dem Chloroform bei 
weitem vor und meint, daß sicher bei vielen Sohwerkranken nur durch Anwen- 
dung des Athers ein so guter Erfolg erzielt werden konnte. 

Jenckel (Göttingen). 


320 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 10. 


53) Kümmell. Das Öperationsgebäude des Eppendorfer Kranken- 
hauses nach seiner Neugestaltung. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 373.) 

Die Frage des Ausbaues eines modernen Operationsraumes, der gleichzeitig 
als Lehrsaal dienen und einer großen Zahl von Zuschauern einen genauen Einblick 
in die Details der operativen Technik gestatten soll, ist noch nicht erledigt. Wie 
sie im Eppendorfer Krankenhaus anläßlich des Neubaues des Operationsgebäudes 
gelöst wurde, beschreibt der Vorstand der I. chirurgischen Abteilung daselbst, 

Er geht dabei von seiner Erfahrung aus, daß die Asepsis der Wunden nur 
durch die Beschaffenheit der Hände, nicht durch einen größeren Zuschauerkreis 
gestört werden kann. 

Das Parterre des Gebäudes ist eingenommen von vier aseptischen Operations- 
sälen und den zugehörigen Narkosen- und Vorbereitungsräumen; in der L Etage 
finden sich die Laboratoriums-, Sammlungs- und Vorratsräume, im Souterrain 
Heizanlagen und Personalwohnungen. Der Fußbodenbelag ist aus Terrazzo her- 
gestellt, die Wandbekleidung aus weißen Kacheln mit Ausrundung der Ecken. Die 
Heizung ist eine Niederdruckdampfheizung. Zur Händedesinfektion mit warmem 
Wasser, Bürste und Seife sind Waschtische eigener Konstruktion aus Porzellan, 
neuerdings aus reinem Nickel, bestimmt, deren Mischapparate sich außerhalb des 
ÖOperationsraumes befinden. Die Waschung der Hände wird durch Abreiben mit 
Schumburg’scher Mischung und Abspülen mit sterilem Wasser oder Sublimat- 
lösung vervollständigt, im übrigen auf Handschuhe, Bartbinde, Gummidecke usw. 
bei aseptischen Operationen verzichtet. 

Der ganze Operationssaal gestattet eine bequeme Reinigung durch Abspritzen 
der Wände, Decken und Sitze. Der Zuschauerraum ist amphitheatralisch auf- 
gebaut, bietet 100 Zuschauern Platz und wird von einem äußeren Umgang aus 
betreten. 

Die Tagesbeleuchtung wird durch einen großen Glasausbau, welcher fast die 
ganze Decke einnimmt, zugeführt. Ideal scheint die in ihren Einzelheiten aus dem 
Original und den Skizzen zu ersehende künstliche Beleuchtung zu sein, die bei 
Vermeidung von Wärmestrablung und Staubansammlung ein diffuses helles Licht 
liefert, und deren Anlage sich außerhalb des Operationsraumes selbst befindet. 

Die Instrumentenkocher und Sterilisatoren stehen in einem Nebenraume mit 
Luftabzug, der mit Saugvorrichtung versehen ist, um die Ansammlung von Wasser- 
dampf zu vermeiden. Die Sterilisationsanlagen sind möglichst einfach konstruiert. 
Sterile Kochsalzlösung wird in einem großen Kessel bereitet und in Flaschen von 
15—20 1 vorrätig gehalten, die vor dem Bedarf im Wasserbad erwärmt werden. 

Maßgebendes Prinzip war, alles so einfach wie möglich und doch durchaus 
modern zu gestalten. Dies hat Verf. nach seiner 3jährigen Erfahrung mit dem 
jetzigen Operationsbau in hohem Grad erreicht. Reich (Tübingen). 


54) Kuhn. Geräteimprovisation in der ärztlichen Praxis. 
(Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1907. Nr. 20 u. 21.) 


Aus fünf Urelementen: Stangen, Rollen, Ösen, Klammern und Verbindungs- 
schräubchen, lassen sich die verschiedensten Geräte und Apparate improvisieren, 
wie sie beim Krankentransport, der Extensionsbehandlung, zu Hebeeinrichtungen 
und Galgen und zu orthopädischen Zwecken erfordert werden. 34 Abbildungen 
erläutern die Anwendung. Gutzeit (Neidenburg). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrossus Barth einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt, für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 11. Sonnabend, den 14. März 1908. 





Inhalt. 
n A. V. Moschcowitz, Zur Frage des Bauchschnittes bei Appendicitisoperationen. (Original- 
itteilung.) 

1) Brand, 2) Apolant, 3) Salvin-Moore und Walker, 4) Abramowski, 5) Spude, Zur Krebs- 
frage. — 6) Beer, Sensibilität des Bauchfells. — 7) Siegel, Peritonitis. — 8) Rammstedt, 9) Battle, 
10) Richards, Appendicitis. — 11) Hertz und Morton, Die Fortbewegung der Speise durch den 
Nahrungskanal. — 12) Simmonds, Form und Lage des Magens. — 18) Alglave, Das Ileocoscal- 
segment des Darmes. — 14) Martini, Leistenbruch. — 15) Wittgenstein und Grosse, Bruch der 
weißen Linie. — 16) Bloodgood, Akute Magendehnung. — 17) Cumston, Enteroptose. — 18) Van 
Swalenburg, Darmüberdehnung. — 19) Cumston, Blinddarmtuberkulose. — 20) Moore, Rektale 
Ernährung. — 21) Gelpke, Hämorrhoiden. — 22) Knott, Lebernaht. — 28) Bland-Sutton, Chole- 
cystektomie. 

L E. Haim, Beitrag zur Frage der Sensibilität der Abdominalorgane. — II. A. v. Rothe, Pseudo- 
appendicitis hysterica. (Originalmitteilungen.) 

24) Schamberg, 25) Robertson, 26) de Massary und Weil, 27) Lindemann, Zur Krebsfrage. 


v 
— 28) Rubesch, Knochenbildung in den Bauchdecken. — 29) v. Čackovic, Brust- und Bauch- 
verletzungen. — 80) Dubujadoux, 81) Pauchet, Bauchkontusionen. — 82) Caird, 38) French, 
Perforierende Magen- und Duodenalgeschwüre. — 34) Groves, Pneumokokkenperitonitis.— 85) v. Ha- 
berer, Chronische Appendicitis. — 86) Cosentino, Subphrenischer Abszeß. — 87) Schulze, Bauch- 
felltuberkulose. — 88) Serafini, 89) V6zard, 40) Chichester, 41) Kopfstein, Herniologisches. — 
42) Lapayre, Netztorsion. — 48) Shaw und Baldauf, Stenose des Duodenum. — 44) Rowlands 


r 
und French, 45) Gilli, Gastroenterostomie. — 46) Chandler, Darmlipom. — 47) v. Cackovie, 
Innere Einklemmung. — 48) Alglave, Darmkrebs. — 49) Carwardine, 50) Kudo, Geschwülste des 
Wurmfortsatzes. — 51) Hansen, Akute Darminvagination. — 52) Doberauer, Habituelle Verstop- 
fung. — 58) Lippich, Darmausschaltung. — 54) Matthew und Miles, 55) Stowasser, Milzzerrei- 
Bung. — 56) Edens, Milzvenenthrombose. — 57) Laselalfara, Milzcyste.. — 58) Mouisset und 
Petitjean, Tuberkulöse Leberabszesse. — 69) Corson, Talma's Operation. — 60) Fink, Gallen- 
blasenzerreißung. — 61) Vautrin, Cysticuskrebs. — 62) de Beule, Cholecystektomie. — 68) Elo- 
osser, Pankreaserkrankungen. 





Erklärung. 
Prioritätssachen. 
Zur Frage 
des Bauchschnittes bei Appendicitisoperationen. 
Von 


Dr. A. V. Moschcowitz, 


Adjunct Sourgeon am Mount Sinai Hospital in Neuyork. 


Am wenn es etwas eigentümlich erscheint, erlaube ich mir doch 
in folgenden Zeilen, trotz Lennander, für die ältere sogenannte 
Lennander’sche pararektale Schnittführung bei Appendicitisopera- 
tionen eine Lanze zu brechen. Veranlaßt bin ich hierzu durch Len- 
nander’s Artikel »Über Drainage und über Bauchschnitt, besonders 


11 


322 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


in Fällen von Peritonitis« (Bd. 91, Hft. 1—2, Deutsche Zeitschrift für 
Chirurgie). 

Prof. Lennander sagt auf p. 8 dieser Arbeit, daß der para- 
rektale Schnitt sich nicht eignet für Drainage; um letztere also zu 
ermöglichen, gibt er einen neuen Bauchschnitt an, den er je nach 
seiner Ausdehnung Appendicitisbauchschnitt Nr. I, I und III nennt. 

Nach unserer Ansicht existieren noch immer Meinungsverschieden- 
heiten, wodurch Brüche nach Laparotomien verursacht werden, und 
höchst wahrscheinlich sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Es 
unterliegt aber auch keinem Zweifel, daß unter diesen besonderes 
Gewicht gelegt werden muß auf die Dauer und die Menge der Drai- 
nage, d. h. wie groß der nicht vernähte Teil der Wunde ist. Mag 
die Inzision in irgendwelchem Teile des Bauches angelegt sein, wenn 
sie nur genügend groß ist und genügend lange offen gehalten wird, 
dann sind auch die günstigsten Aussichten für eine eventuelle Ent- 
wicklung eines Bruches gegeben. Ich glaube, daß die Erfahrungen 
aller Chirurgen über diesen Punkt einstimmig sind. 

Es ist aber nicht meine Absicht, mich mit der theoretischen Seite 
dieser Frage zu beschäftigen: ich wollte diesen Punkt bloß durch 
unsere praktische Erfahrungen beleuchten. In meiner Arbeit »Zur 
Appendicitisfrage; ein Bericht über 2000 konsekutive Fälle von Er- 
krankungen der Appendix vermiformis, mit besonderer Berücksichti- 
gung der Therapie« (Archiv für klinische Chirurgie Bd. 82, Hft. 3), 
erwähnte ich die verschiedenen bei uns gebräuchlichen Schnittführungen 
und brachte auch Begründungen für unser Handeln. Unter anderem 
sagte ich auch, daß das häufige Auftreten von Hernien nach der 
Sonnenburg’schen Inzision, und die offenbaren Vorteile der Kam- 
merer’schen! Inzision uns veranlaßten, letztere auch in akuten Fällen 
zu versuchen. (Mit dem Ausdrucke akute Fälle waren und sind solche 
Fälle gemeint, in welchen drainiert werden mußte.) Dies erwies sich 
in höchstem Grade erfolgreich, und seither wird diese Inzision bei- 
nahe ausschließlich in allen akuten Fällen gebraucht. Weiterhin be- 
sprach ich auch die Länge der Inzision, die Menge, Form und Dauer 
der Drainage und kam zu dem Schluß, daß wir mit unserer Opera- 
tionsmethode nur äußerst selten Hernien zu sehen bekommen. 

Von den 2000 Fällen von Appendicitis operierten wir 1906 und 
gebrauchten die Kammerer’sche Inzision in 1451 Fällen, d. h. in 
76,1%. Es würde kaum lohnen, jetzt durch Zahlen festzustellen, in 


1 Ich will keine Stellung nehmen in der etwaigen Prioritätsfrage, ob man 
den hier besprochenen Schnitt den Kammerer’schen oder Lennander’schen 
Schnitt nennen sollte. Der mir zu Gebote stehenden Literatur entnehme ich, daß 
Kammerer ihn im New York med. record 1897 Dezember 11 beschrieb und zwei 
nach dieser Methode operierte Fälle am 4. März 1897 in der New York surgical 
Society vorstellte. Lennander’s betreffende Arbeit erschien im Zentralblatt £. Chir. 
am 29. Januar 1898 und in schwedischer Sprache in Upsala Läkareförennings För- 
handlingar im März 1898. Hier zu Lande ist diese Inzision unter dem Namen 
Kammerer bekannt, und deshalb wurde sie auch unter diesem Namen in meiner 
erwähnten Arbeit rubriziert. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 323 


wie vielen von diesen 1451 Fällen drainiert wurde und in wie vielen 
nicht. Ich glaube aber auch diesem Punkte wenigstens teilweise ge- 
recht werden zu können, wenn ich die diesbezüglichen Zahlen bloß 
der im Jahre 1907 operierten Fälle angebe. So finden wir, daß wir 
in diesem Jahre 475 Fälle von Appendicitis operiert haben; die 
Kammerer’sche Inzision wurde in 345 Fällen, d. h. in beinahe 73% 
angewandt. Von diesen 345 Fällen wurde die Wunde in 133 Fällen 
in toto vernäht; in 212 Fällen hingegen, d. h. in 61 % wurde drainiert. 

Es könnte auch noch der Einwand gemacht werden, daB diese 
Zahlen nicht beweisend sind; denn es fehlen numerische Angaben 
über die von uns beobachteten Bauchbrüche. Wir drückten schon 
in unserer früher erwähnten Arbeit unser Bedauern darüber aus, daß 
wir nicht in der Lage sind, Zahlen gerade über diesen interessanten 
Punkt zu bringen, da unsere Patienten zu einer Klasse gehören, die 
sehr häufig ihren Wohnort ändert, so daß sie nach kurzer Zeit nicht 
mehr auffindbar sind. Wir wissen aber auch, daß unsere Patienten 
uns nur allzugerne aufsuchen, wenn nach stattgefundener Operation 
etwas nicht ganz in Ordnung ist. Wir sind daher, wie wir glauben, 
zu der Annahme berechtigt, daß Hernien nach unseren Appendicitis- 
operationen äußerst selten sind. Es darf vielleicht auch noch erwähnt 
werden, daß wir unsere Narben mit keinen Mitteln, wie elastische 
Bauchbinden usw., schützen. 

Ich muß noch auf zwei weitere Punkte die Aufmerksamkeit 
lenken; 1) daß die von uns erzielten Resultate nicht auf einer etwaigen 
Sekundärnaht beruhen; denn sie wird bei uns niemals angewandt; und 
2) daß wir mit der von uns gebrauchten Menge und Dauer der Drai- 
nage in höchstem Grade zufrieden sind. Das kann schon aus unserer 
Mortalität erblickt werden (im Jahre 1907 bloß 1,7%), und keiner 
der gestorbenen Fälle kann der Operationsmethode zur Last fallen. 

Ich bin mir bewußt, daß das letzte Wort in dieser Frage noch 
nicht gefallen ist; zur Genüge ist dies bewiesen, durch die immer 
wiederkehrenden Artikel über dieses Thema in den verschiedenen Fach- 
schriften. Es wird aber vielleicht manchem eine Genugtuung sein, 
von unserer völligen Zufriedenheit mit dem pararektalen Schnitte zu 
hören, nicht nur in reinen Fällen, sondern auch in den drainierten. 





1) A. F. Brand. The infectivity of cancer. 
(Lancet 1908. Januar 11.) 

Die Ausführungen gipfeln in Verf.s Ansicht, daß Krebs und 
überhaupt die bösartigen Neubildungen .eine chronische Infektions- 
krankheit sind. In einzelnen Abschnitten der Arbeit werden besprochen: 
1) das Häufigerwerden des Krebses; 2) Krebsentstehungshypothesen; 
3) der Parasitismus des Krebses; 4) Infektiosität und Autoinokulation 
des Krebses; 5) ist die Krebszelle selbst der Parasit; 6) Einteilung 
der Neubildungen; 7) der Krebsparasit; 8) das Vorläuferstadium des 
Krebses (»the condition precedent«); 9) die Infektionskanäle und -Arten; 

11* 


324 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


10) Prophylaxe; 11) neuere Errungenschaften der Krebsforschung und 
12) Schlußfolgerungen. 

Aus diesen Ausführungen über den Krebs in allen seinen vitalen 
Eigenschaften zieht Verf. die Schlußfolgerung, daß der Krebserreger 
von außen in den Organismus kommt, daß Krebs eine spezifische In- 
fektionskrankheit, und daß ein spezifischer Organismus vorhanden ist, 
der alle Variationen der bösartigen Geschwülste hervorzurufen vermag. 
Die einzelnen Arten der bösartigen Geschwülste hängen nur ab bezw. 
sind nur begrenzt von der anatomischen Verschiedenheit der Struktur 
und Lage der. befallenen Gewebe: Der Krebs ist im höchsten Grade 
infektiös für das betreffende Individuum, d.h. er neigt zur örtlichen 
und konstitutionellen Ausbreitung in dem Körper desselben. Spezifische, 
für ein Individuum infektiöfse Krankheiten werden durch einen von 
außen kommenden Erreger hervorgerufen, sei es nun ein Mikrophyt 
oder ein Mikrozoon. Die Krankheiten werden auf andere übertragen, 
sei es direkt von Körper zu Körper, oder indirekt durch Gegenstände 
bezw. durch einen Zwischenwirt. Alle Krankheiten, die infektiös im 
eigenen Körper sind, sind auch infektiös anderen, empfänglichen In- 
dividuen gegenüber. Beides ist bei Krebs der Fall. Alle Krankheiten, 
die infektiös gegen den eigenen Organismus und gegen einen fremden 
Organismus sind, haben einen äußeren Ursprung, füglich auch Krebs. 

Die Arbeit ist voller geistreicher Hypothesen und Theorien, auch 
von Statistiken aus Verf.s eigener Praxis, z. B. bei dem Häufiger- 
werden des Krebses; Verf.s Stellungnahme zu anderen Anschauungen 
ist oft scharf und voll von Satire. Dennoch ist die Arbeit bei dem 
allseitigen großen Interesse, das dieser aktuellsten aller medizinischen 
Tagesfragen beute entgegengebracht wird, sicherlich lesenswert. 

H. Ebbinghaus (Dortmund). 


2) H. Apolant. Über künstliche Tumormischungen. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 251.) 

Aseptisch herausgenommene Sarkome wurden verschieden lang 
bei —10° aufbewahrt und dann mit frisch extirpierten Karzinomen 
bzw. Chondromen gemischt und weitergeimpft. Dabei ergab sich, daß 
das Rundzellensarkom eine viel ausgesprochenere Neigung zur Bildung 
von Mischgeschüwlsten besitzt als das Spindelzellensarkom. Schon 
nach zweitägiger Kälteeinwirkung wurde mit dem Rundzellensarkom 
und Karzinom neben einem Sarkom ein Carcinoma sarcomatodes er- 
zeugt, d. h. ein Karzinom, dessen Stroma sarkomatös ist. Nach 
längerer Kälteeinwirkung überwog diese Geschwulstgattung. Dagegen 
zeigte sich bei Injektion von Spindelzellensarkom und Karzinom erst 
nach fünf Tagen Kälteeinwirkung ein Sarkom mit etwas Carcinoma 
sarcomatodes, nach längerer Kälteeinwirkung fast stets reines Kar- 
zinom. 

Bei Mischung von Chondrom und Rundzellensarkom oder Spindel- 
zellensarkom wurde eine Mischgeschwulst mit gleichmäßiger Durchset- 
zung beider Komponenten niemals erzielt, es handelte sich lediglich um 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 325° 


ein Nebeneinander zweier völlig unabhängiger Geschwulstspezies. 
Diese Unfähigkeit des Sarkoms und Chondroms, sich zu einem ein- 
heitlichen, neuen Geschwulsttypus zu amalgamieren, die um so auf- 
fälliger ist, als es sich hier um Abkömmlinge desselben Keimblattes 
handelt, beruht zum Teil wohl auf den sehr differenten biologischen 
Wachstumsbedingungen beider Geschwülste. Das Chondrom ist aus- 
gesprochen angiotaktisch. Wird es an der Anlockung der Gefäße, 
etwa durch das umwuchernde, schlecht vaskularisierte Sarkom verhin- 
dert, so geben die Chondrominseln eben nekrotisch zugrunde. 

Für die allgemeine Geschwulstlehre ergibt sich aus diesen Unter- 
suchungen die nicht unwichtige Tatsache, das Mischgeschwülste nur 
dann zustande kommen, wenn die biologischen Bedingungen für das 
Wachstum der einzelnen Komponenten annähernd die gleichen sind. 

Goebel (Breslau). 


3) J. E. Salvin-Moore and C. E. Walker. On the rela- 
tionship of cancer-cells to the development of cancer. 
= . (Lanoet 1908. Januar 25.) 

An Übertragungen einer sehr virulenten Krebsgeschwulst aus 
dem Ehrlich’schen Institut vermochten Verff. nachzuweisen, daß bei 
der Entstehung des Impfkarzinoms tatsächlich die überimpften Zellen 
selbst weiter wachsen, und daß nicht etwa durch eine von ihnen er- 
regte Reaktion benachbarte Zellen des betreffenden Organismus 
die Geschwulst hervorrufen. 

Verff. brachten darauf die zu überimpfenden Partikelchen 20 bis 
30 Minuten lang in flüssige Luft, die bekanntlich eine Minustemperatur 
von 195° aufweist; trozdem gingen die Impfungen in den meisten 
Fällen noch an. Es folgen daraus zweierlei Erwägungen: Zunächst 
steht fest, daß die Exposition der Krebszellen in derartig tiefe Tem- 
peraturen die Vitalität des Mäusekrebses nicht unbedingt zerstört. 
Wenn nun aber, wie es ja auch möglich ist, die zu transplantierenden 
Zellen, also die »Krebszellen«, von der außerordentlich niedrigen Tem- 
peratur zerstört werden, dann beweist die dennoch an der Impfstelle 
einsetzende Krebsentwicklung, daß dieselbe von der Integrität der 
»Krebszellen« unabhängig ist, und daß sie nicht nur von den über- 
impften Zellen, sondern auch von den Zellen des Wirtes ihren Aus- 
gang nehmen kann, als Reaktion auf einen mit den gefrorenen Par- 
tikelchen gleichzeitig eingeführten Stimulus. 

Die interessanten Versuche der in der Krebsforschung bekannten 
Verff. sind noch nicht abgeschlossen. H. Ebbinghaus (Dortmund). 








4) Abramowski. Zur Frage des endemischen Vorkommens 
von Krebs. | 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 394.) 


Bericht über gehäuftes Vorkommen von (meist Magen-) Krebs in 
drei Dörfern, die an demselben Fluß auf Lehmboden liegen. Die 


326 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Krebshäuser sind meist von moorigen, sauren Wiesen umgeben. Mit 
Ausnahme eines Falles sind nur Männer befallen. A. macht beson- 
ders auf die zeitlichen Schwankungen bei diesen »Krebsendemien« 
aufmerksam, indem jahrelange freie Intervalle mit plötzlichem gehäuf- 
tem Auftreten des Krebses abwechseln, eine Erscheinung, für die auch 


.Behla, Kolb, v. Hansemann Beispiele gegeben haben. 
Goebel (Breslau). 





5) H. Spude. Über Ursache und Behandlung des Krebses. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 363.) 

Ausführliche Polemik gegen Fischer. Vorschlag von Weiter- 
bebandlung der Karzinomkranken auch nach radikaler Operation, da 
die Krankheit eine Stoffwechselerkrankung ist, bei der ein intra- 
vaskulärer spezifischer Stoff das den Wucherungsreiz abgebende ur- 
sächliche Agens darstellt. Es werden vor allem Atoxylinjektionen 
unmittelbar nach der Operation empfohlen. 

Der Wert der Arbeit liegt vor allem in der Beigabe ausge- 
zeichneter Figuren eines beginnenden Karzinoms. Goebel (Breslau). 





6) E. Beer. A note on the sensibility of the human vis- 
ceral peritoneum. 
(New York med. record 1907. Oktober 5.) 

B. bringt als Beweis für die Unempfindlichkeit des visceralen 
Peritoneums die Beobachtung, daß bei großen und alten Hernien 
ohne Schmerzäußerung an dem visceralen Peritoneum manipuliert 
werden könne, während auf Berührung des parietalen Blattes der Pat. 
sofort reagiere, wie auch schon von Lennander und anderen beob- 
achtet wurde. Die Arbeit von Dr. Meltzer und Kast sei wegen 
der Kokainanwendung nicht einwandsfrei. Loewenhardt (Breslav). 





1) E. Siegel (Frankfurt a. M.). Die Behandlung der Peri- 


tonitis. 
(Wiener klinische Rundschau 1907. Nr. 52.) 

Verf. gibt uns in seinem Vortrag eine schöne, klare Darstellung 
der modernen Peritonitisbehandlung. Die Krankheit hat in den letzten 
Jahren ein ganz anderes Gesicht bekommen, weil wir Frühdiagnosen 
machen gelernt haben; wir sehen und behandeln die Peritonitis schon 
oft in einem Stadium, wo sie noch ein lokales, oft leicht heilbares 
Leiden darstellt. Idiopathische Peritonitis gibt es kaum. — Eis folgt 
eine Darlegung sämtlicher Symptomen, deren variabler Charakter uns 
stets vor Augen stehen soll, um keine beginnende Peritonitis zu über- 
sehen. — Verf. steht auf dem Standpunkte, daß man mehrere kleine 
Schnitte, eventuell Kotfisteln anlegen soll; große Eingriffe, Eventra- 
tionen, Spülungen sind nicht empfehlenswert. 

Die Besserung in den Operationsresultaten ist nicht so sehr auf 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 327 


die Operationsmethode zu beziehen, als vielmehr auf die Einlieferung 
der Kranken in früherem Stadium. Schmieden (Berlin). 





8) Rammstedt. Die Behandlung der Blinddarmentzündung 


unter Berücksichtigung militärischer Verhältnisse. 
(Deutsche militärärztliche Zeitschrift 1907. Hft. 14.) 


R. referiert über 106 im Garnisonlazaret Münster vom Jahre 
1901—1907 beobachtete Fälle von Appendicitis, von welchen 43 ope- 
rativ behandelt wurden. R. ist in den letzten Jahren Anhänger der 
Frühoperation geworden. Seine Grundsätze sind folgende: 1) Alle 
Blinddarmentzündungen sollen sofort der äußeren Station der Lazarette 
überwiesen werden. 2) Leichte Fälle sind intern zu behandeln. 3) Schwere 
oder in der Beurteilung des Grades der Krankheit nicht ganz klare 
Fälle sind der sofortigen Operation zu unterziehen. 4) Bei der Be- 
handlung appendicitischer Abszesse und allgemeiner Bauchfellent- 


zündung ist der kranke Wurmfortsatz möglichst mit zu entfernen. 
Herhold (Brandenburg). 


9) W. H. Battle. Remarks on appendix abscess. 
(Practitioner 1907 Dezember.) 

Verf. weist darauf hin, wie wichtig es ist, möglichst bald die Ab- 
szeßbildung bei der Appendicitis zu erkennen und den Eiter durch 
operativen Eingriff zu beseitigen; denn wenn auch in vielen Fällen 
wohl die Eiterbildung gering ist, keinerlei größere Erscheinungen ver- 
ursacht und oft von selbst wieder verschwindet, so ist doch ein der- 
artiger Zustand immer als ein gefahrvoller zu bezeichnen, da niemand 
mit Sicherheit vorhersagen kann, wie der Weiterverlauf sein wird. 
Durch frühzeitige Inzision werden jedoch die Gefahren, welche ein 
solcher Abzeß in sich birgt und noch sekundär hervorrufen kann 
(Perforation in die Bauchhöhle oder Nachbarorgane, Toxämie, Darm- 
verschluß) beseitigt. Mit Recht weist B. darauf hin, daß manche der- 
artige Appendicitisfälle mit Abszeßbildung nicht richtig seitens der 
praktischen Arzte erkannt werden, weil die Digitalexploration des 
Beckens vom Mastdarm aus unterlassen ist, und zeigt, wie wichtig 
gerade diese Untersuchung für jeden Fall von Appendicitis ist, auch 
wenn keinerlei Symptome (Schmerzen, Fieber) bestehen, die auf das 
Vorhandensein einer Eiteransammlung im Becken hinweisen. Mehrere 
Krankengeschichten sind der interessanten Arbeit beigefügt. Betreffs 
der Operation steht Verf. auf dem Standpunkt, in der Regel bei 
Absceßbildung und Eröffnung desselben den Wurmfortsatz nicht so- 
fort zu entfernen, sondern nur dann, wenn besonders günstige Ver- 
hältnisse für seine Entfernung vorliegen, oder aber bereits ausgebreitete 
eitrige Peritonitis besteht. Auch Gegenöffnungen legt er nur bei sehr 
großen und vernachlässigten Abszessen an. Von 100 operierten 
Kranken — 55 männlichen, 45 weiblichen Geschlechts — wurden 


— 


328 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


90 geheilt, 10 starben. 13mal wurde der Wurmfortsatz in derselben 
Sitzung mit entfernt; von diesen Pat. starben zwei. 
Jenckel (Göttingen). 


10) J. H. Richards. The W. Gill Wylie appendix operation. 
(New York med. record 1907. Oktober 19.) 

R. hält die Appendektomie nach W. Gill Wylie insofern 
für vorzüglich, als keine Muskelfaser durchschnitten wird, keine Ge- 
fahr der Hernie besteht, keine Schwächung der Bauchwand folgt und 
die Narbe »fast unsichtbar« ist. 

1) Hautschnitt ein wenig rechts von der Linea semilunaris be- 
ginnend schräg nach unten und innen, 2—3 Zoll lang. 

2) Etwas kürzere Inzision der Aponeurose des Obliq. ext. in der 
Richtung von dessen F'aserverlauf. Der innere Wundrand wird dann 
medianwärts mit einem Haken verzogen. 

3) Die Inzision der vorderen Rectusscheide transversal gelegt. 
(Dies hat den Zweck, daß Kontraktionen des Rectus nach der Ope- 
ration diese Wundränder nicht anspannen, zumal der transversale Zug 
der Musc. obliq. indirekt an der Rectusscheide inserierend hier in Be- 
tracht kommt.) Der M. rectus wird dann wieder medianwärts ver- 
lagert und der hintere Teil der Rectuscheide ebenso transversal er- 
öffnet. 

Wylie hat während der Operation konstatiert, daß bei Brech- 
bewegungen die Kontraktion der Musculi obliqui die Wundränder der 
Rectusscheide sogar aneinander bringt, während beim Längsschnitt, 
wie in Kammerer’s und Deaver’s Methode, die Schnitte sich er- 
weitern. 

Die Entwicklung des Wurmfortsatzes, die eine gewisse Fertigkeit 
verlangt, geschieht mit dem Zeigefinger und einer für den Operateur 
besonders angefertigten sehr weich fassenden Zange. 

Der Stumpf wird durch Zusammenziehen einer feinen Tabaks- 
beutelnaht, die vor der Resektion zirkulär ein wenig von der Basis 
des Wurmes entfernt im Coecum an gelegt wurde, so versorgt, daß nur 
Peritoneum restiert. Naht der einzelnen Schichten. 

- Loewenhardt (Breslau). 


11) A. F. Hertz and C. J. Morton. The passage of food 


along the human alimentary canal. 
(Guy's hospital reports Bd. LXI.) 

Die Arbeit bildet eine schöne Ergänzung zu den Demonstrationen 
Goldammer’s auf dem Chirurgenkongreß. Beim Schluckakte von 
Flüssigkeiten unterscheiden Verff. zwei Geräusche, das erste scharf 
und kurz, am besten unter dem Kinn zu hören. Es ist synchron mit 
der Kontraktion der Mylohyoidei und dem Heben des Kehlkopfes, 
entsteht wahrscheinlich durch Widerschlagen der Flüssigkeit an der 
hinteren Rachenwand. Das zweite Geräusch wird beim Stehen und 
Sitzen am besten am Epigastrium gehört, wie ein Tröpfeln. Es ist 








Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 329 


erst zu hören, wenn etwas Flüssigkeit im Magen ist. Beim Schlucken 
fester Massen fehlt es meist. Verff. geben Abbildungen vom Schlucken 
von Milch mit Wismut. Interessant ist der Befund, daß eine feste 
Wismutkapsel 15 Minuten brauchte, um zur Cardia zu kommen. In 
einem anderen Falte brauchte die Kapsel 4 Minuten, um die Cardia 
zu überwinden. Ein Diagramm täuscht einen Sanduhrmagen vor, der 
auch klinisch angenommen wurde, während es sich um ein Duodenal- 
geschwür handelt. Instruktive Bilder erläutern die Fortbewegung der 
Speisemassen durch den ganzen Darmkanal. Die ersten Geräusche, 
die am Blinddarme zu hören sind, fallen zusammen mit der Ankunft 
der Speisemassen daselbst, wie in einer Reihe von Bildern nach- 
gewiesen wird. Deetz (Homburg v.d. H.). 


12) M. Simmonds. Über Form und Lage des Magens unter 
normalen und abnormen Bedingungen mit zahlreichen 
photographischen Aufnahmen an Leichen. 54 Seiten und 


12 Tafeln. 
> Jena, Gustav Fischer, 1907.) 

S. hat an einer großen Anzahl von Leichen die Lage der Bauch- 
organe mit Hilfe der Kamera fixiert. Dabei hat er gefunden, daß 
Form und Lage des Magenkanals einer noch nicht verwesenden Leiche 
im wesentlichen den Verhältnissen entsprechen, die auch im Leben 
bestanden haben. Die Aufnahmen sind mit Linsen von 25 cm Brenn- 
weite an liegenden Leichen gemacht worden, nachdem die Bauchhöhle, 
nötigenfalls auch die Brusthöhle, eröffnet worden war. 

Ein Unterschied gegen röntgenologische Untersuchungen ist der, 
daß die Mägen bei verschiedenen Füllungsgraden beobachtet werden 
können. Als ein Fehler der Röntgenuntersuchung muß gelten, daß 
der Röntgenschatten nur die Projektion der Magenkonturen bei der 
Vorderansicht gibt, daß also dort, wo große Kurvatur und Magen- 
grenze nicht zusammenfallen, das Röntgenbild nicht der wirklichen 
Magenform entsprechen wird. 

Ein mehr oder weniger großer Teil des Magens ist immer von 
der Leber überlagert, ja ein sehr eng gewordener Magen kann voll- 
ständig unter der Leber verschwinden. Das ist besonders beim Fötus 
und Neugeborenen der Fall, deren Magen je nach der Schleimfüllung 
verschiedene Gestalt hat. Unter 50 Säuglingen war 40mal die große 
Kurvatur mit der Konvexität nach der Bauchwand gerichtet, so daß 
die hintere Magenwand den tiefsten Punkt bildete. Je mehr das 
Colon transversum bei Kindern aufgebläht ist, desto ausgesprochener 
sieht man diese Emporklappung des Magens. Deshalb sollte man bei 
Röntgenuntersuchungen mehr Rücksicht auf die Füllung des Magens 
nehmen, ganz besonders bei jungen Kindern. 

S. betrachtet die Riedel’sche Magenform als die normale. Beim 
normalen Magen soll Pylorus und kleine Kurvatur von der Leber be- 
deckt sein. Die kleine Kurvatur verläuft, wie Rosenfeld richtig 

11** 


330 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


angegeben hat, von der Cardia aus zunächst in der Richtung nach 
links, dann senkrecht und erst dann biegt sie zum Pylorus um. Die 
verschiedenartigen Magenformen, die als normal z zu gelten haben, werden 
an Skizzen veranschaulicht. 

Wenn man den Begriff der Gastroptose nur auf die Fälle be- 
schränkt, in denen der Pylorus abwärts von der Leber frei vorliegt, 
so findet man Gastroptose bei Männern zwischen dem 15. und 50. Jahre 
in etwa 3 %, bei Frauen gleichen Alters in etwa 50 %. Bei Kindern 
kommt die Gastroptose kaum vor, bei alten Leuten ist sie häufiger. 
Die Mehrzahl der Gastroptosen ist mit Zwerchfelltiefstand kombiniert. 
Bisweilen steht das Zwerchfell allerdings auch hoch. Der ptotische 
Magen ist bald eng, bald teilweise oder im ganzen erweitert. In diesen 
Fällen ist die Verschiebung das Primäre, die Erweiterung das Sekun- 
däre. Bei starker Gastroptose sind auch Erweiterungen der Pars 
horizontalis des Duodenum nichts Seltenes. 

Eine eigentümliche Form kommt zustande, wenn nur die Pars 
pylorica gedehnt ist, während der Fundus eng bleibt. Sehr enge, 
fast schlauchähnliche Magen findet man häufiger bei der senilen Gastro- 
ptose, selten bei jüngeren Individuen. Der Umstand, daß er aber 
auch bei jüngeren Leuten vorkommt, spricht dafür, daß die Über- 
dehnung des Magens keine allzuwichtige Rolle in der Ätiologie der 
Magenverlagerung spielen kann. 

Das Pankreas beteiligt sich, dank seiner strafferen Befestigung, 
bei weitem nicht so an der Senkung wie der Magen. Bemerkenswert 
ist aber, daß es bei Vertikalstellung des Magens öfters schräg gestellt 
gefunden wird in der Richtung von links oben nach rechts unten. 
Daß das Colon transversum sich an der Magensenkung stets beteiligt, 
liegt auf der Hand. Der Dünndarm kann sogar sehr tief stehen bei 
nur geringer Magensenkung. Daß das herabgesunkene Kolon eine Zug- 
wirkung auf den Magen ausübt, kommt verhältnismäßig selten vor. 
Häufiger ziehen am Magen Verwachsungen des Netzes, z. B. in Brüchen. 

Oft drückt eine verlängerte Schlinge des Querkolon den Magen 
nach rechts oder überlagert ihn von vorn her und drückt ihn nach hinten, 
so daß bei Eröffnung der Bauchhöhle der Magen gar nicht sichtbar ist. 
Eine Einengung des Magens durch Dickdarmschlingen kann aber nur 
zustande kommen, wenn letztere infolge Verwachsungen nicht mehr 
beweglich sind. 

Daß Geschwülste, Meteorismus und Ascites die Lage des Magens 
beeinflussen können, ist leicht erklärlic. Hochstand des Magens 
neben Ptosis des Dünndarmes sah S. manchmal bei alten Leuten. 

Bei Untersuchungen von Säuglingsmagen fand $., daß die Bildung 
eines langen, engen, stark kontrahierten Pyloruskanals gar nichts Sel- 
tenes ist. Der Unterschied gegen angeborene Stenosen besteht oft nur 
darin, daß bei diesen die Kanalwandung ganz bedeutend dicker ist 
bei sonst gleicher Länge und bei gleichem Kontraktionsgrad. In den 
von S. beobachteten Fällen ist somit die Hypertrophie der Pylorus- 
muskulatur nicht vorgetäuscht. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 331 


Am Schuß veranschaulichen 48 Photographien die verschiedenen 
Lagen des Magens normaler und krankhafter Art. 
E. Moser [Zittau). 





13) P. Alglave. Contribution à lanatomie chirurgicale et 


comparée du segment ileo-caecal de lintestin de ladulte. 
(Bull. et mém. de la soc. anat. de Paris 1907. Nr. 2.) 

Aus praktischen Gründen wird das Ende des Dünndarmes, des 
Blinddarmes und 5 oder 6 cm des Dickdarmes, ein Darmstück von 
20—25 cm Länge, als ein Ganzes, als »Dleococalsegment« behandelt. 

Die Lage desselben kann lumbal sein (3mal unter 100 Fällen), 
oder am Darmbeine (74mal unter 100), oder im Becken (23 unter 100). 
Hier kann es eine seitliche Lage einnehmen (17 Fälle) oder im Cavum 
Douglasii selbst liegen (6 Fälle). 

In jeder dieser Lagen gibt es Variationen. Diese und die mannig- 
fachen, durch die Lage gegebenen Abänderungen der peritonealen 
Bänder werden eingehend besprochen. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


14) E. Martini (Turin). Sopra un nuovo processo di sutura 
amovibile nella cura radicale dell’ ernia inguinale. 
(Cinica chirurgica 1907. Heft 7 und 8.) 


Bassini’s Landsleute unter den Chirurgen sind unermüdlich 
im Vorschlagen neuer Operations- oder wenigstens Nahtmethoden für 
die Radikaloperation der Hernien. Man kann fast keine Nummer 
eines italienischen Fachblattes aufschlagen, ohne eine solche Publikation 
zu finden. Wir finden vor allem darin den Beweis, daß alle bisherigen 
Methoden noch immer nicht eine absolute Garantie für den Erfolg 
des Eingriffes bieten. Ganz besonders ist dies in bezug auf die 
Nahtmethoden der Fall. Hier ist allerdings schon eine gewisse Klärung 
der Ansichten zu verzeichnen. Aber die vielen Versuche, auch für 
den Verschluß der tiefen Schichten nur temporäre Nähte anzulegen, 
lassen darauf schließen, daß doch die meisten Chirurgen der Frage 
der absoluten Reinigungsmöglichkeit der Haut in der Inguinalgegend 
skeptisch gegenüberstehen. — Die Arbeit M.’s bietet zu diesen Er- 
wägungen einen neuen Beitrag. M. näht mit doppelten und doppelt- 
armierten Seidenfäden, kreuzt je zwei solcher Fäden auf ihrem Wege 
durch alle Schichten des Wundrandes und knüpft schließlich die Ein- 
zelfäden jeder Naht beiderseits des Hautschnittes über je einem langen 
Bäuschchen. Die Details der Naht in der Tiefe sind ohne Abbil- 
dungen nicht leicht klar zu machen. M. spricht seiner Methode fol- 
gende Vorteile zu: Bessere Lagerung des Funiculus spermaticus; Ver- 
schwinden des Annulus inguinalis internus; Verschwinden des Canalis 
inguinalis und Entstehen einer starken Wand vor dem Funiculus; 
Verringerung der Zahl der Nähte und daher der Infektionsmöglich- 


x 


332 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


keiten; Verringerung der Zahl der Ligaturen im Unterhautzellgewebe 
durch die komprimierenden Bäuschchennähte. J. Sternberg (Wien). 





15) Wittgenstein und Grosse. Über die Hernie der weißen 
Linie. | 
(Med. Klinik 1907. p. 1450.) 

In den Lehrbüchern der inneren Medizin und insbesondere der 
Magenkrankheiten findet sich fast nie eine Beschreibung der Hernie 
der weißen Linie, obgleich sich die damit behafteten Kranken fast 
stets zuerst an einen internen Arzt wenden. Vorwiegend sind davon 
Männer, u. zw. der arbeitenden Klasse befallen, nach W.’s Erfah- 
rungen 2 v. H. aller (800) mit Verdauungsbeschwerden behafteten 
Kassenmitglieder. W. bespricht auf Grund seiner Beobachtungen 
Atiologie, Symptomatologie, Diagnose und Behandlung, G. letztere 
und die Anatomie des genannten Leidens. Litteraturzusammenstellung. 

Georg Schmidt (Berlin). 





16) Bloodgood. Akute dilatation of the stomach — gastro- 


mesenteric ileus. 
(Annals of surgery 1907. November.) 

B. bespricht jene Fälle, in welchen eine plötzlich auftretende Aus- 
dehnung des Magens das Leben bei nicht rechtzeitiger ärztlicher Hilfe 
in hohem Maße gefährdet. Diese akute Magendilatation verbindet sich 
oft zu gleicher Zeit mit einer akuten Aufblähung des oberen Teiles 
des Duodenum. Eine Anzahl Autoren glauben, daß der dilatierte 
Magen am Mesenterium zerrt und auf diese Weise das durch das 
Mesenterium ziehende Duodenum an der Vereinigungsstelle des letzteren 
mit dem Jejunum knickt; sie sprechen dann von einem gastro-mesen- 
terischen Deus. Verf. läßt die Frage offen, ob dieser Ileus die Ur- 
sache der akuten Blähung des Duodenum ist. Jedenfalls kommt nach 
ihm aber auch eine Dilatation des Magens und Duodenums primär vor, 
ohne daß das Mesenterium daran beteiligt ist. 

Es sind Verwechslungen mit hohem Darmverschluß möglich. 
Während jedoch bei diesen Schmerzen und Erbrechen ohne starke 
Darmblähung in die Erscheinung treten, sind bei der akuten Dilatation 
die Schmerzen gering oder gar nicht vorhanden, das Erbrechen und 
der Kollaps gehen aber mit einer enormen epigastrischen Aufblähung 
des Leibes einher. 

Die akute Magen- und Dünndarmerweiterung ist im ganzen selten, 
sie tritt primär bei nach Krankheiten geschwächten Personen, dann 
aber auch vorzugsweise durch Bauchoperation ein. Die Mortalität be- 
trägt 71%. Die Behandlung besteht in sofortiger Ausspülung des 
Magens; wenn diese nicht hilft, muß operiert werden; und zwar macht 
man, wenn die Dilatation am Pylorus aufhört, die hintere Gastro- 
jejunostomie, wenn sie über den Pylorus hinaus auch das Duodenum 
ergriffen hat, die Gastrojejunostomie mit Jejuno-duodenostomie. Hervor- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 333 


gerufen wird die Dilatation scheinbar durch Toxine. In der Arbeit 
sind mehrere einschlägige Fälle unter Hinzufügen guter Abbildungen 
ausführlich besprochen. Herhold (Brandenburg). 





17) C. G. Cumston. Ptosis of the abdominal viscera sur- 


gically considered. 
(New York med. record 1%07. Oktober 19.) 

Nach C. tritt die Enteroptose besonders bei erblicher Disposition 
zur Erschlaffung des muskulären und fibrösen Gewebes auf. Beim 
Manne hängen die Hernien, bei der Frau der Bauchbruch, bei beiden 
die Varicen damit zusammen. Schwangerschaft und unzweckmäßiges 
Verhalten nach der Entbindung, Geschwülste und schlecht sitzende 
Korsetts tun das übrige. 

Zur chirurgischen Behandlung der Enteroptose empfiehlt Verf. 
Hautschnitt vom Brustbein bis zur Symphyse und Freilegung der 
Mm. recti. Beide Muskeln werden fest aneinander genäht, so daß sie 
sich zum Teil decken. Dann wird der überschüssige Teil der vor- 
deren Aponeurose reseziert und diese vereinigt und schließlich mit 
einem elliptischen Schnitt nach Bedarf die Bauchhaut verkleinert und 
genäht. Loewenhardt (Breslau). 





18)- Van Swalenburg. Strangulation resulting from disten- 
tion of hollow viscera. 
(Annals of surgery 1907. November.) 

Verf. studierte die Einwirkung der überdehnten Darmwand auf 
die in ihr verlaufenden Blutgefäße an Tieren. Zu diesem Zwecke 
holte er nach Laparotomie eine Darmschlinge hervor und band in das 
eine Ende eine Kanüle, in das andere eine elektrische Lampe. Nun 
injizierte er langsam durch die Kanüle Wasser und beobachtete dann 
die erleuchtete Darmwand unter dem Mikroskop. Der Druck wurde 
durch ein Quecksilbermanometer gemessen, das mit der Kanüle in 
Verbindung stand. Bei 30 mm Druck wurde der Strom in den Ka- 
pillaren, bei 60 in den kleinen Venen, bei 90 mm in sämtlichen Blut- 
gefäßen sehr langsam, und war in letzterem Falle eine bestimmte 
Stromrichtung nicht mehr zu bemerken. Bei 130 mm hatte die Zir- 
kulation ganz aufgehört, die Blutkörperchen lagen still in den Gefäßen ; 
erhöhte man den Druck noch etwas, so traten Ekchymosen auf. Gleiche 
Beobachtungen wurden am Wurmfortsatz gemacht. Es erhellt aus 
diesen Versuchen, daß die Zirkulation in den Darmwandgefäßen auf- 
hört, wenn der Innendruck des Darmes gleich dem Druck in den 
Arterien ist; die Folge ist Effusion, Infiltration und schließlich Gan- 
grän. Diese Zustände treten bei dem strikturierten Wurmfortsatzfein, 
wenn ein Kotpfropf hinter der verengten Stelle sitzt und keinen Ab- 
fluß der gestauten Sekrete gestattet. Ahnlich gestaltet sich die Er- 
scheinung bei strangulierten Darmteilen. Herhold (Brandenburg). 





334 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


19) Cumston. Tuberculosis of the caecum. ` 
(Annals of surgery 1907. November.) 

C. unterscheidet drei Formen der Blinddarmtuberkulose: 1) die 
ulzerierende, 2) die enteroperitoneale, 3) die hypertrophische. Bei der 
ersteren handelt es sich um tuberkulöse Ulzeration auf der Schleim- 
haut, bei der zweiten um ein Mitergriffenwerden des Mesenteriums, 
der um den Blinddarm gelegenen Lymphdrüsen und des umgebenden 
Bauchfells, bei der dritten endlich sind alle Schichten des Blinddarmes 
verdickt, besonders ergriffen ist die Mucosa und Submucosa; auch in 
der Umgebung ist ein entzündlicher sklerosierender Prozeß vorhanden. 
Die hypertrophische Form ist stets primär, der Wurmfortsatz kann 
mit in den Prozeß hineingezogen werden. 

Klinisch entwickelt sich die Tuberkulose des Blinddarmes schlei- 
chend, es bestehen geringe Leibschmerzen und abwechselnd Durchfall 
oder Verstopfung, im Urin ist nicht selten Indikan anwesend. Bei 
der enteroperitonealen Form bilden sich in der Umgebung des Blind- 
darmes zuweilen Abszesse unter Fiebererscheinungen, bei der hyper- 
trophischen Form fühlt man ein geschwulstartiges Gebilde, das eine 
Neubildung vortäuschen kann, bei beiden können sich Fisteln in den 
Bauchdecken zeigen. Als Operation kommt bei scharf abgegrenztem 
Prozeß die Resektion, bei Geschwulst- und Fistelbildung die bilaterale 
Exklusion des erkrankten Darmabschnittes in Frage. Ein lokaler 
Lungenherd bei guten Körperkräften ist keine Gegenanzeige gegen 
die Operation, wohl aber fortgeschrittene Lungentuberkulose oder 
Kräfteverfall. Herhold (Brandenburg). 





20) C. Moore. Rectal feeding. A review. 
(Practitioner 1907. November.) 

Die in der letzten Zeit erschienenen Arbeiten über rektale Er- 
nährung werden einer eingehenden Kritik unterworfen. Die Unter- 
suchungen von Cannon, Elliot und Smith haben ergeben, daß die 
Antiperistaltik im Colon transversum, ascendens, sowie im Coecum ein 
normaler Prozeß ist; periodisch etwa alle 5 Minuten auftretende und 
ungefähr 5 Minuten andauernde Kontraktionswellen treiben den Inhalt 
des Dickdarmes zum Blinddarme zurück und bringen die Massen auf 
diese Weise immer wieder mit der Absorptionsfläche in Berührung. 
Die Valvula Bauhini ist nach den Arbeiten von Elliot nicht nur 
eine mechanisch wirkende Klappe, sondern ein vom Sympathicus in- 
nervierter muskulöser Sphinkter, der bei der Kontraktion den Blind- 
darm vom Dünndarm abschließt. Unter gewissen Umständen tritt 
jedoch eine Insuffizienz dieser Klappe ein, und dann kann der Blind- 
darminhalt in den Dünndarm zurücktreten. So erklärt es sich, daß 
durch den After eingeführte Massen von dem betreffenden Individuum 
erbrochen werden konnten, In solchen Fällen ist auch für kurze Zeit 
eine relativ gute rektale Ernährung der betreffenden Kranken mög- 
lich, in allen anderen findet bei der Verabfolgung von Nährklysmen 
stets eine Unterernährung statt. Als bestes Nährmittel für »rektale 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 335 


Fütterung empfiehlt Verf. Eiweißkörper (Albumosen oder Peptone) 
in 10%iger Konzentration, Milch, Eigelb und Zucker, ebenfalls in 
10%iger Konzentration, mit einem Zusatz von 1: 100 Kochsalz. 
Jenckel (Göttingen). 





21) Gelpke. Hämorrhoiden, ihr Wesen und ihre Behandlung. 
(Mediz. Klinik 1907. p. 1482.) 

Reinbach’s pathologisch-anatomisch gestützte Ansicht, daß die 
Hämorrhoiden angeborene Neubildungen seien, läßt sich — allerdings 
nur in einem Bruchteile der Fälle — auch klinisch begründen. G. 
führt selbstbeobachtete Fälle angeborener oder in den ersten Puber- 
tätsjahren erscheinender Krampfadern an, bei welchen mechanische 
Blutstauung keine Rolle spielte, und überträgt diese Erfahrung auf 
Hämorrhoiden. Weiterhin werden die Atiologie und Klinik des Leidens 
besprochen. Für die Mehrzahl der Kranken ruht das Hauptgewicht 
der Behandlung auf der Regelung der Kost, der tunlichsten Verän- 
derung der Lebensweise, der Beseitigung der mechanischen Schädi- 
gungen des anhaltenden Sitzens, Stehens, der dauernden Rückenlage 
durch Gymnastik usw. Von chirurgischen Eingriffen ist der des prak- 
tischen Arztes die Einspritzung gerinnungsfördernder, ätzender Mittel. 
G. übte im Kantonalspitale Basel-Land seit Jahren mit gutem Er- 
folge die Teilexzision und die perkutane Umstechung; letztere seit 1900. 
Georg Schmidt (Berlin). 





22) Knott. A new liver suture. 
(Annals of surgery 1907. November.) 

K. hat folgende Methode, Blutungen der Leberwunden zu stillen, 
an Hunden mit gutem Erfolge versucht. Mit stumpfen Nadeln wird 
seitlich der Wunde je ein ziemlich dicker Catgutfaden durch die 
Lebermasse geführt (a b und ed); an die herausragenden Enden wird 





je ein neuer Catgutfaden schleifenartig gebunden, um das Zurück- 
gleiten zu verhindern. Nun werden senkrecht zu den ersten Catgut- 
fäden neue von einer Seite der Wunde zur anderen geführt, und zwar 
mit Ein- und Ausstich außerhalb der ersten Faden bleibend (e f und 
g h usw... Beim Knoten derselben greifen diese letzteren Fäden um 


336 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


die ersten Fäden, und es wird auf diese Weise das Durchschneiden 
durch die Lebermasse vermieden. Herhold (Brandenburg). 





23) Bland-Sutton. Discussion on the medications for per- 


forming cholecystectomy. 
(Brit. med. journ. 1907. Oktober 5.) 

Als Ref. über oben genanntes Thema auf der 75. Versammlung 
der British medical association tritt B.-S. als starker Verfechter der 
Cholecystektomie im Gegensatze zu der in Englend üblichen Cholecysto- 
stomie auf. Uberall, wo ein operativer Eingriff wegen einer erkrankten 
Gallenblase für angezeigt gilt, ist die Ektomie am Platze. Ver- 
letzungen der Gallenblase, Cholecystitis mit und ohne Steine, Ge- 
schwürsdurchbruch der Gallenblase, Hydrops, Empyem, Fisteln und 
Krebs der Gallenblase. Für jede dieser Indikationen gibt er kurze 
Hinweise über die Vorzüge der Ektomie. Die Cholecystostomie hält 
er für einen überwundenen Standpunkt. 


Sämtliche Diskussionsredner stehen auf einem weniger ausschließ- 
lichen Standpunkt. Maylard betont den Wert des Gallenabflusses 
durch die angelegte Gallenblasenfistel und die Erhaltung der Gallen- 
blasenfunktion, und hält es daher für einen Irrtum, die Ektomie 
auszuführen, wo die Fistelanlegung dem angestrebten Zweck entspricht. 
Charters J. Symonds hat unter 44 Operationen 28mal die Gallen- 
blase entfernt. Er hält eine größere Bevorzugung der Ektomie, wie 
sie sich zurzeit geltend macht, für berechtigt wegen ihrer Vorteile, 
will sie aber nicht ohne weiteres als Operation der Wahl hingestellt 
wissen. Er stellt unter anderen als Anzeige zur Ektomie folgende 
Zustände auf: geschrumpfte, narbige Gallenblase, Stenosen am Cy- 
sticus, Zerfetzung der Gallenblase während der Extraktion von Steinen, 
akute Cholecystitis. 


Stanmore Bishop hält ebenfalls die Ektomie nicht für die allein 
berechtigte Operation bei Gallenblasenleiden. Bei Gangrän, Karzinom, 
undurchdängigem Oysticus, Empyem oder Hydrops ist sie am Platze, 
bei einfacher Cholelithiasis aber nicht. 

Malcolm wünscht besonders deshalb die Erhaltung der gesunden 
Gallenblase, weil ihr Vorhandensein in später eintretenden Krankheits- 
fällen von großer Bedeutung sein kann. | 

Ward Cousins richtet sich je nach dem Befund und wendet 
sich gegen die ausschließliche Empfehlung der Ektomie. 

Cameron meint, daß schon vor 20 Jahren Lawson Tait mit 
großem Eifer in der gleichen Weise wie jetzt B.-S. die Ektomie als 
die leichtere, sicherere und darum empfehenswertere Methode hin- 
gestellt habe. Die Erfahrungen der späteren Chirurgie haben aber 
seinen Standpunkt als irrtümlich erwiesen. 

Newbolt: Die Cholecystostomie heilt fast alle Fälle von chro- 
nischer Cholelithiasis; läßt sie im Stiche, so ist die Ektomie am Platze. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 337 


Rodman: Der Ektomie gehört ein breiteres Wirkungsfeld als 
jetzt, aber die Cholecystostomie genügt für sehr viele Fälle. 

Sinclair White: In der Mehrzahl der Fälle ist die Ektomie 
unnötig. Weber (Dresden). 


I. 


Beitrag zur Frage der Sensibilität 
der Abdominalorgane. 
Von 


Dr. Emil Haim, 


Chirurg und Frauenarzt in Budweis. 


Do hat Lennander durch seine zahlreichen Untersuchungen, deren Er- 
gebnisse er in mehreren Arbeiten niedergelegt hat!, gezeigt, daß die Organe 
der Bauchhöhle keinen der bekannten vier Gefühlssinne, weder Schmerz- noch 
Druck-, Wärme- oder Kältesinn haben, und daß ihre Erkrankungen erst dann 
schmerzhaft werden, wenn das Peritoneum parietale dabei gereizt werde. 

Nun haben Kast und Meltzer das Problem der Sensibilität der Bauch- 
organe in einer Reihe von Experimenten an Katzen und Hunden im Rockefeller 
Institut for Medical Research in Angriff genommen und sind dabei zu Resultaten 
gekommen, welche sie in einer Aufsehen erregenden Arbeit? veröffentlichten. Sie 
stellen folgende Thesen auf: »Die derzeit herrschende Anschauung, gegründet auf 
exakte chirurgische Beobachtungen, ist die, daß die Baucheingeweide sowohl im 
normalen als auch entzündetsn Zustande keiner Schmerzempfindung fähig sind. 
Wir haben am Tierexperiment gefunden, daß die Empfindlichkeit für Schmerz- 
eindrücke vorhanden ist in normalen Organen, und daß dieselbe beträchtlich 
erhöht ist in entzündeten Organen. Wir haben weiter gefunden, daß eine sub- 
kutane oder intramuskuläre Injektion einer relativ kleinen Dose von Kokain im- 
stande ist, diese Empfindlichkeit in normalen wie in entzündeten Eingeweiden voll- 
ständig aufzuheben. Wir gelangen deshalb zur Annahme, daß die Anästhesie 
der inneren Bauchorgane, wie sie von den Chirurgen festgestellt wurde, in 
dem Gebrauche von Kokain ihre Erklärung findet.« 

Die Autoren heben auch an anderer Stelle hervor: Ohne den geringsten Zweifel 
an der Richtigkeit der Tatsachen zu hegen, daß nämlich bei Operationen unter 
Schleich's Anästhesie die Baucheingeweide völlig unempfindlich werden, nehmen 
wir an, daß diese Unempfindlichkeit ihren Grund wesentlich in der allgemeinen 
Wirkung des injizierten Kokains hat und nicht in dem Mangel an 
Empfindungsfähigkeit dieser Organe. 

Die hier aufgestellten Behauptungen sind von einer so großen Bedeutung, daß 
sie nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Ohne den geringsten Zweifel an der 
Richtigkeit der Tierexperimente zu hegen, behaupte ich, daß diese Verhältnisse 
für den Menschen nicht zutreffen. Wie ich mich selbst schon früher gelegentlich 
zahlreicher Operationen am Magen-Darmkanal überzeugt hatte, haben die Abdo- 
minalorgane des Menschen wirklich keinen der vier obenerwähnten »Gefühlssinne«. 
Die Operationen wurden auf die Weise ausgeführt, daß die Pat. nur zur Eröffnung 
des Bauches leicht narkotisiert wurden, und daß dann die Narkose vollständig aus- 
gesetzt und die Operation am Magen-Darmkanal ganz ohne Narkose, während man 
sich mit dem Pat. unterhielt, ausgeführt wurde. Nur zur Reposition der Eingeweide 
und zur Bauchnaht wurde wieder narkotisiert. In den meisten Fällen wurde freilich 


1 Insbesondere Lennander, Leibschmerzen, ein Versuch, einige von ihnen 
zu erklären. Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Med. u. Chir. Bd. XVI. Hft. 1. 

2 Kast und Meltzer, Die Sensibilität der Abdominalorgane und die Beein- 
flussung derselben durch Kokain. Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 19. 


338 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 11. 


vorher eine Morphiuminjektion gegeben; such hatte ich damals keinen Grund, auf 
die Sensibilitätsverhältnisse der Abdominalorgane besonders zu achten. 

Nach Erscheinen des obenerwähnten Artikels wartete ich auf einen geeigneten 
Fall, um diese Verhältnisse klarzustellen. 

Ich hatte nun vor kurzer Zeit Gelegenheit, bei einer intelligenten 44jährigen 
Pat. wegen Carcinoma pylori, das nicht mehr exstirpierbar war, eine Gastroentero- 
stomia retrocolica posterior (nach v. Hacker) anzulegen. 

Die Pat. erhielt nur einige Tropfen von Billroth-Mischung behufs schmerz- 
loser Durchtrennung der dünnen, atrophischen Bauchdecken und Vorlagerung des 
Magens und der Dünndarmschlinge; sie war hierauf vollständig bei Bewußtsein 
und beantwortete klar alle an sie gestellten Fragen. 

Es zeigte sich nun, daß sowohl der Magen als auch der Darm, sowie die 
Gallenblase, die Leberoberfläche für die obenerwähnten Gefühlsqualitäten völlig 
unempfindlich waren; man konnte insbesondere den Magen und den Darm kneipen, 
mit der Pinzette quetschen, mit warmer oder kalter steriler Kochsalzlösung über- 
gießen, ohne daß die Pat. eine Schmerzäußerung von sich gab. Der geringste 
Zug jedoch am Magen oder Darm, sowie die Berührung des Peritoneum parietale 
wurden von lebhaften Schmerzäußerungen begleitet. 

Die minimale Menge des Narkosegemisches konnte hier keinesfalls irgendeinen 
Einfluß auf die Empfindlichkeit der Organe ausgeübt haben. 

Das Narkosegemisch, welches nur sehr kurze Zeit angewendet wurde, wirkt 
doch auf das Großhirn, und da wäre es irrationell, anzunehmen, daß es gerade 
auf die Bauchorgane eine so nachhaltige Wirkung ausgeübt. haben sollte, wäh- 
rend der ganze übrige Körper davon unbeeinflußt blieb. 

Es folgt also daraus, daß die von Lennander gefundenen Verhältnisse zu 
Recht bestehen, daß die Abdominalorgane unempfindlich sind, und daß 
die Annahme von Kast und Meltzer, wonach die Unempfindlichkeit 
der Baucheingeweide ihren Grund wesentlich in der allgemeinen 
Wirkung des injizierten Kokains hat, eine irrige ist. 

Die Abdominalorgane des Menschen sind gegen mechanische 
und thermische Reize unempfindlich und haben keine Schmerz- 
empfindung. 


II. 
Aus der chirurgischen Heilanstalt Prof. Leser in Halle a. S. 
Pseudoappendicitis hysterica. 


Von 


Dr. A. v. Rothe, 


I. Assistenzarzt. 


eranlassung zu diesen Zeilen gibt mir der Artikel Kausch’s: »Beiträge zur 

Hysterie in der Ohirurgie« (Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und 
Chirurgie Bd. XVII Hft.3 u. 4), indem Kausch bei sehr sorgfältiger Sichtung der 
Literatur nur 11 Fälle von Pseudoappendicitis hysterica fand, die durch nach- 
folgende Operation resp. Autopsie einwandfrei als solohe bewiesen sind. Es sind 
dies vier Fälle von Dubois, zwei von Sander, je einer von Binswanger, 
Perier, Robry, Schwarz, Kausch. Zu diesen möchte ich zunächst einen 
neuen hinzufügen. 

Die Krankengeschichte ist kurz folgende: 

Am 11. April 1907 erkrankt das Dienstmädchen Emma L., 22 Jahre alt, das 
früher stets gesund gewesen sein will, an »Magendrücken« und Schmerzen in der 
Nabelgegend. Am 19. April erfolgt Erbrechen teils frisch genossener Speisen, teils 
gallig. Die Schmerzen werden in den nächsten Tagen allmählich stärker und kon- 
zentrieren sich in die Ileoooecalgegend, mehrmals täglich Erbrechen. Als ich die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 339 


Pat. am 22. April zum erstenmal untersuchte, stellte ich folgenden Befund fest: 
Pat. liegt mit angezogenen Beinen im Bett, Zunge trocken, Atmung oberflächlich, 
nicht abnorm frequent. Abdomen wenig aufgetrieben, rechter Rectus sehr stark 
gespannt, in der Ileocoecalgegend so starke Druckempfindlichkeit, daß Pat. bei der 
schonendsten Berührung aufstöhnt. Ein Tumor ist wegen der starken Rectus- 
spannung nicht zu fühlen. Stärkere Palpation vermied ich, um nicht event. Ver- 
wachsungen zu zerreißen. Temperatur 38,2 in der Achselhöhle, Puls 96. Gallen- 
blase sowie die Adnexe normal. Die Diagnose lautete: Appendicitis acuta mit be- 
ginnender zirkumskripter Peritonitis. 

Aufnahme in die Klinik. Pat., die die Schwester irrtümlicherweise ein paar 
Schritte gehen läßt, tut dies mit sichtbarer Anstrengung, vornübergekrümmtem 
Oberkörper, beide Hände an die Ileocoecalgegend haltend. 23. April Operation. 
Schon nach dem Auflegen der Maske (noch ohne Chloroform) erfolgte ein typi- 
scher hysterischer Krampfanfall, der mich jedoch von der Laparotomie nicht ab- 
hielt, da ich eine echte zirkumskripte Peritonitis nicht ausschließen zu können 
glaubte. Es finden sich nirgends Verwachsungen, der exstirpierte Wurmfortsatz 
weist weder die geringsten Zeichen akuter Entzündung noch Kotsteine oder alte 
Narben auf. Naht der Bauchdecken. Reaktionslose Heilung, während deren Ver- 
lauf die Temperatur nie 37,6 übersteigt. 

Am 3. Tage nach der Operation klagt Pat. über Magenschmerz, der aber nicht 
wieder auftritt, als ihr gesagt wird, auch aus dem Magen sei das Kranke entfernt, 
ein Schmerz daselbst sei ganz unmöglich. Nunmehr werden auch andere hyste- 
rische Symptome (Ovarie usw.) bei ihr festgestellt. Bemerkenswert ist, daß Pat. 
bis jetzt nie mebr Beschwerden seitens des Magen-Darmkanales gehabt haben will, 
nur hin und wieder Stechen in der Narbe. 

Es handelte sich also um eine Pseudoappendicitis hysterica, die man wohl 
mit voller Berechtigung den 11 von Kausch zusammengestellten Fällen beigesellen 
kann, die wir nach Dubois als Pseudoappendicitis hysterica mit zirkumskriptem 
Peritonismus zu bezeichnen hätten. Ebenso halte ich die Temperatursteigerung 
auf 38,2 bei einem Puls von 96 für »hysterisches Fieber«. 

Wenn auch eine von Kausch (Mitteilungen aus den Grenzgebieten 1907, 
3. Suppl.-Bd. »Das hysterische Fieber«) ale Beweis für den hysterischen Charakter 
des Fiebers aufgestellte Forderung: Gleichzeitige Messung in After und Achsel- 
höhle hier nicht erfüllt ist, so glaube ich doch jede künstliche oder akzidentelle 
Ursache für das Fieber mit Bestimmtheit ausschließen zu können. Die Messung 
nahm ich selbst vor und hielt während 10 Minuten den Arm der Pat. Eine An- 
gina oder sonstige organische Erkrankung war nicht nachweisbar. Es handelt sich 
also hier zweifellos um einen jener Fälle, bei denen die Hysterie eine organische 
Erkrankung derart vortäuscht, daß eine Unterscheidung unmöglich erscheint. 

Und doch haben wir in jüngster Zeit durch einen von Rovsing-Kopen- 
hagen (Zentralblatt für Chirurgie 1907 Nr. 43) angegebenen Handgriff ein Mittel, 
das mir berufen erscheint, uns die Differentialdiagnose zwischen echter und hyste- 
rischer Appendicitis ganz wesentlich zu erleichtern, wenn nicht zu sichern. Leider 
erhielt ich erst nach Heilung meines Falles Kenntnis davon. Rovsing gibt zur 
Differentialdiagnose der Perityphlitis von Salpingitis usw. etwa folgenden Hand- 
griff an. Man drückt mit der flach auf das rechte Hypogastrium aufgelegten 
linken Hand das Colon descendens zusammen und sucht dadurch, daß man rechte 
und linke Hand abwechselnd, immer der Flexur sich nähernd, aufdrückt, die Darm- 
gase gegen das Coecum zu drängen. Es tritt dann bei echter akuter Appendi- 
citis durch den Druck der Gase auf die entzündete Schleimhaut des Prozessus 
ein typischer Schmerz in der lJleocoecalgegend, etwa McBurney's Punkt ent- 
sprechend, auf, der bei den differentialdiagnostisch in Betracht kommenden Er- 
krankungen fehlt; der Handgriff hat mich, seit ich ihn ausübe, noch nie im Stich 

elassen. 

7 Ich habe nun die Überzeugung, daß derselbe gerade zur Differentialdiagnose 
der hysterischen Appendicitis — die Rovsing allerdings nicht erwähnt — 
von unschätzbarem Werte ist; ich habe an einem späteren Falle, der stark auf 


340 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Appendicitis hysterica verdächtig war, gefunden, daß der typische Schmerz in 
der Deocoecalgegend bei Druck auf das Colon descendens nicht eintrat. Natürlich 
darf man den Pat. nicht vorher darauf aufmerksam machen, daß bei Druck auf die 
linke Seite des Abdomens auch rechts ein Schmerz entsteben kann, da ja doch 
jeder Hysterische alles aufgreift, um seine Erkrankung möglichst schwer hinzustellen. 
Jedenfalls möchte ich den Herren Kollegen raten, den oben geschilderten Druck 
auf das Colon descendens gerade bei Appendicitiden hysterischer Kranker einer 
weiteren Nachprüfung zu unterziehen. 


24) J. F. Schamberg (Philadelphia). Multiple Karzinombildung, Hyper- 
keratose und Ulzerationen der Haut nach übermäßig langem Arsen- 
gebrauch. 

(Journ. of cutan. diseas. 1907. Januar.) 


Verf. berichtet über einen Pat., der wegen Psoriasis 25 Jahre hindurch Sol. 
Fowleri, und zwar zeitweise mehrere Monate hindurch täglich 30 Tropfen genommen 
hatte. Außer einer Fissur auf hyperkeratotischer Basis, die später wegen karzino- 
matöser Entartung zur Ablatio zwang, bekam er am rechten Unterschenkel eine 
etwa haselnußgroße Effloreszenz, deren mikroskopisches Bild massige Proliferation 
und Durchbruch von Epithelzellen in das Corium zeigte. 

S. ist mit Hutchinson der Ansicht, daß dieser karzinomatöse Ausgang eine 
direkte Folge des Arsengebrauches ist; gleiche Berichte liegen vor von Hartzell, 
Hyele, White und Braque, welcher aufeinander folgend Melanoderma, Hyper- 
keratose und Karzinomatose sah. Hyperkeratose sei nicht immer vorangehend. 

In einem zweiten Falle beobachtete S. (41/, Jahre hindurch 3mal täglich 
5 Tropfen Sol. Fowleri wegen Psoriasis) tiefe Ulzerationen an den Unterschenkeln. 
JK und Hg brachten neue Ausbrüche hervor. Nach seiner Ansicht können Ulze- 
rationen und selbst gangränöse Veränderungen durch längeren Arsengebrauch ent- 
stehen; Septumperforationen sind sogar darauf zurückgeführt worden (?!). Bazin, 
Moreira, Gourbeyre beschrieben ähnliche Fälle. 

In der Diskussion sind Stellwagon und Gilchrist der Ansicht, daß das 
Epitheliom nach Arsen nur akzidentell sei und keine direkte Folge derselben; 
Montgomery und Hartzell pflichten dagegen S. bei; letzterer erinnert an das 
häufige Vorkommen von Karzinom bei Arbeiten in Arsenikwerken Preußens. 
Dagegen fragt Winfield mit Recht, ob denn bei den Arsenikessern im Kaukasus 
das Epitheliom häufig sei? 

S. bleibt dabei, daß das Epitheliom eine direkte Folge des Arsengebrauches 
sei und die Hyperkeratose nur ein Vorstadium des Karzinoms. 

Grosser (Breslau). 


25) W. F. Robertson. Note on the presence and significance of 
certain rod-shaped bodies in the cells of carcinomatous tumors. 
(Lancet 1908. Januar 25.) 

Verf. vermochte seine früher mit H. Wade gezeitigten Befunde (cf. Lancet 
1907 August 10) neuerdings durch die Anwendung einer anderen Färbetechnik 
zu bestärken und zu erweitern. Er färbt jetzt die Schnitte mit Palladium- 
Methylviolett, einer Färbung, die er früher im wesentlichen für Nervengewebe 
anwandte. Er untersuchte 36 verschiedene Geschwülste und fand bestimmte stäbchen- 
förmige Körperchen in einzelnen Karzinomarten regelmäßig vor. Die Stäbchen 
waren ca. 3 u lang und 0,3 « dick, sie lagen in der Regel intrazellulär bezw. 
intranukleär. Da die Methode auch elastische Fasern färbt, so konnten extra- 
zelluläre Gebilde nicht mit Sicherheit von solchen unterschieden werden. 

Verf. fand die Gebilde in allen 10 Mammakarzinomen, in allen 10 squamösen 
Epitheliomen, in den beiden untersuchten malignen Adenomen des S romanum, 
in einer Krebsmetastase der Leber, in einem Prostatakrebs, in einer Dura mater- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 341 


Krebsmetastase und in einer Geschwulst der Chorioidea. Sie fehlten in 5 Adeno- 
men der Brust, einem Adenom und einem Myom des Uterus, einem Papillom, 
einem Gliom des Gehirns, einem Spindelzellensarkom, desgleichen in normalem 
squamösen Gewebe, in normaler Brustdrüse, bei chronischer Mastitis und im Ge- 
hirngewebe. 

Die Körperchen, die in 2 Mikrophotographien abgebildet sind, fanden sich 
bis zu mehr als 100(!) in einem Gesichtsfeld der Olimmersion. Nicht sichtbar 
waren die Körperchen in Kontrolipräparaten gefärbt nach Gram, Ziehl-Nelson, 
mit Karbol-Thionin und mit Methylenblau. Mit den letzten beiden Methoden 
waren die größeren Formen als schwach gefärbte Körperchen sichtbar zu machen. 

In einem Anhang ist die Färbetechnik für Interessenten zur Nachprüfung 
eingehend beschrieben. H. Ebbinghaus (Dortmund). 


26) E. de Massary et P. Weil. Carcinose généralisée; cancer des 


doigts simulant des troubles trophiques. 
(Gaz. des höpitaux 1907. Nr. 144.) 

M. und W’ berichteten in der Soc. méd. des hôpitaux folgendes: 

Pat. wurde als Phthisiker behandelt. Man nahm an, von der Affektion beider 
Spitzen sei eine akute Miliartuberkulose ausgegangen. Dreimalige Calmette’sche 
Reaktion fiel positiv aus. Unter den Fingernägeln hatten sich zunächst Ekchy- 
mosen gebildet, es war Kapillarpuls zu sehen. Dann bildeten sich richtige Trommel- 
schlägelfinger aus, und schließlich entstand an einem Finger eine höckrige Ge- 
schwulst. 

Tatsächlich litt der Kranke an von einer Niere ausgehender allgemeiner 
Karzinose ohne eine nachweisbare Spur von Tuberkulose. Die Veränderungen der 
Finger waren hervorgerufen durch Metastasen. V. E. Mertens (Kiel). 


21) A. Lindemann. Ein Beitrag zum Carcinoma sarcomatodes. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 419.) 

Fall eines Carcinoma sarcomatodes des Magens bei einem 46jährigen Maurer, 
der die ersten Symptome 10 Monate vor dem Tode merkte. Die Geschwulst brach 
durch die Bauchwand durch und führte zu Metastasen in Leber, Milz, Lunge, 
Gekrös- und Halslymphdrüsen. Das makroskopische Aussehen der Magengeschwulst 
sprach mehr für Karzinom, daß der Drüsenmetastasen mehr für Sarkom. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab ein Parenchym aus großen polymorphen 
Zellen mit Rundzellenstroma.. Da Magen- und Metastasengeschwulst dieselbe 
Struktur hatten, so glaubt Verf., daß es sich um gleichzeitig beginnende atypische 
Epithel- und sarkomatöse Bindegewebswucherung handelt. 

Ein zweiter Fall betraf eine 64jährige Frau mit Carcinoma sarcomatodes cer- 


vicis und retroperitonealen und mesenterialen Metastasen. 
Goebel (Breslau). 


28) Rubesch. Über einen Fall von Knochenbildung (Myositis ossi- 
ficans traumatica) in den Bauchdecken. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 

Das Narbenbindegewebe einer operierten Hernia epigastrica war der seltene 
Sitz einer echten Knochenbildung. Das Operationstrauma, ein kleiner postopera- 
tiver Bluterguß und versenkte Seidenfäden bildeten vielleicht die äußere Veran- 
lassung dazu bei dem sonst gesunden 43jährigen Manne, können aber allein ohne 
die Voraussetzung einer gewissen Disposition die Knochenbildung in der im übrigen 
reaktionslos vernarbten Operationswunde nicht bewirkt haben. 

Gutzeit (Neidenburg). 


29) M. v. Cackovió. Beiträge zur Kasuistik von Brust- und Bauch- 


verletzungen. 
(Liecnicki viestnik 1906. Nr. 10. [Kroatisch.]) 
1) Ein Fall von geheilter Schußverletzung des Darmes. 
Das 7jährige Bauernmädchen erhielt aus ganz geringer Entfernung einen 


342 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Schrotschuß in den Bauch. Pat. konnte zu Fuß nach Hause gehen. Nach ca. 
41/2 Stunden Erbrechen. 

81/2 Stunden nach der Verletzung Laparotomie (Dr. Wikerhauser). Das 
Bauchfell injiziert, Auflagerungen von Fibrin. Im Darm viel Inhalt. Zwischen den 
Darmschlingen an mehreren Stellen merkliche Mengen von Nahrung (Maisbrei). 
Im Jejunum vier hanfkorngroße Löcher, die vernäht wurden. Auswischen der Bauch- 
höhle. Drainage in die rechte Seite und gegen die Ileocoecalgegend. Nach an- 
fänglich schwerem Verlauf tritt Heilung ein. 

2) Eine Schußverletzung mit einer ungewöhnlichen Ladung. 

Einem 11jährigen Knaben entlud sich eine Reiterpistole, mit der er spielte, 
in die rechte Brustseite im 5. Interkostalraum etwas innerhalb der Mammillarlinie; 
die Pistole soll mit einem Holzstück geladen gewesen sein. Hämopneumotharax, 
später Pyothorax mit Perforation in die Bronchien. Erst nach drei Wochen wird 
der septische Kranke ins Krankenhaus gebracht. 

Resektion der 5. und 6. Rippe. Man findet eine vordere 2 cm breite und 4 cm 
tiefe Höhle, die sich nach rückwärts trichterartig verengt. Dieser Trichter läßt 
sich stumpf erweitern, und man kommt in eine hintere größere Höhle, aus der 
man mit einer Kornzange ein 11 cm langes walzenförmiges Holzstück von 2 cm 
Durchmesser und noch ein zweites 3 cm langes und 1 cm breites Holzstück ent- 
fernt. Drainage mit Jodoformgaze. Langsame Heilung unter starker Eiterung. 

Das massige Projektil hatte die 6. Rippe zerschmettert, in der vorderen Bucht 
der Pleura den Lungenrand, dann die obere Fläche der Leber verletzt und war in 
der hinteren Thoraxwandung stecken geblieben. 

3) Ein Fall von Verletzung des Bauches durch Pfählung. 

Der 11jährige Knabe fiel aus einer Höhe von drei bis vier Metern auf einen 
Zaunpfahl. Er rief um Hilfe, sobwohl ihm nichts geschehen seie. Erst als er vom 
Zaun abgenommen wurde bemerkte man, daß ihm Darm vorfalle. Laparotomie 
zwei Stunden nach der Verletzung. Keine Darmverletzung. Einführung eines 
Jodoformgazestreifens. Naht der Wunde. Nach 2tägiger Peritonealreizung glatte 
Heilung. (Selbstbericht.) 


30) Dubujadoux. Contusion de l'abdomen. Hémorragie par lésion 
de vaisseaux epiploiquės sans déchirure apparente de l’ épiploon. 
(Arch. de méd. et de pharm. militaires 1907. November.) 

Nach einem Schlag vor den Bauch entwickelten sich bei einem Soldaten alle 
Anzeichen einer Peritonitis (aufgetriebener, gespannter Leib, schneller, schwacher 
Puls, verfallenes Aussehen). Bei der Laparotomie fand man den Leib voller Blut, 
konnte aber trotz sorgfältigen Nachsuchens weder an den Därmen noch am Mesen- 
terium, Netz usw. einen Riß finden. Im Netz saß ein dicker Blutklumpen fest, der 
scheinbar von einem zerrissenen Gefäße des Netzes herrührte. Nach Schluß der 
Bauchhölenwunde trat ein verhältnismäßig schneller und günstiger Heilungs- 
verlauf ein. Herhold (Brandenburg). 


31) V. Pauchet. Deux cas de contusion grave de l’epigastre. 
(Arch. prov. de ohir. 1907. Nr. 3.) 


1. Fall. Ein 35jähriger Mann stürzte etwa 1 m hoch vom Pferde mit dem 
Leib auf einen im Boden stehenden Holzpflock. Zunächst machte die Verletzung 
keinen schweren Eindruck, 24 Stunden später wies jedoch alles auf eine schwere 
intraabdominelle Verletzung hin. Die ‚Laparotomie zeigte den Mechanismus der 
Verletzung. Der Pfahl hatte den Leib links vom Nabel getroffen und hatte auf 
der Wirbelsäule als harter Unterlage einen Hauptast der Meseraica derart ge- 
quetscht, daß es zur Thrombose des dem oberen Viertel des Jejunum zuge- 
hörenden Mesenterniums gekommen war. Nekrose des zugehörenden Darmabschnittes, 
Austritt von Darminhalt und schwere Infektion des weit von Peritoneum entblößten 
retroperitoneslen Bindegewebes. Eine Peritonitis bestand nicht. Bei dem desolaten 


Allgemeinzustande wurde von jedem Eingriff abgesehen und der Leib geschlossen. 
Tod nach kurzer Zeit. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 343 


2. Fall. Ein 18jähriger Mensch erhielt einen Hufschlag gegen den Leib, er 
wurde, da nach zweimaligem Erbrechen sich der Zustand nicht verschlimmerte, 
exspektativ behandelt. In der Folgezeit beherrschten das Krankheitsbild eine ge- 
wisse Anämie, Auftreibung der Gegend oberhalb des Nabels und eine sehr aus- 
gesprochene Empfindlichkeit des Magens, der auf jede Nahrungszufuhr mit heftigen 
Schmerzen reagierte. Einen Monat nach der Verletzung traten ohne jede Ver- 
anlassung Erbrechen, Meteorismus, erhöhte Pulsfrequenz, Fieber ein, die nach 
Bettruhe zurückgingen. Die Untersuchung vor der Operation ließ die Diagnose 
auf eine große retrogastrische Flüßigkeitsansammlung stellen. Schrägschnitt am 
linken Rippenrand. Nach Vorlagern des Magens nach rechts wird durch das 
stark infiltrierte Ligamentum gastrocolicum eine 5—61 einer blutigen Flüssigkeit 
fassende Höhle eröffnet. Außer Blutbestandteilen ließen sich spezifische Stoffe — 
Pankreasfermente, Magensaft — nicht nachweisen. Drainage der Höhle. Heilung. 

Müller (Dresden). 


32) F. M. Caird. Twenty-five consecutive cases of operation for per- 
forated gastric and duodenal ulcers. 
(Scottish medical and surgical journal 1906. September.) 

Unter 25 Fällen C.’s von perforiertem Magen- und Duodenalgeschwür igien 
18 Erbrechen. 

In 7 Fällen ausgeführte Blutkörperchenzählungen ergaben eine Leukocytose 
von 7000—25000. 

C. empfiehlt nur die Naht der Perforationsstelle, nicht Exzision des Geschwüres. 
Gleichzeitige Anlegung einer Gastroenteroanastomose befürwortet er, desgleichen 
Ausspülung und Drainage des Douglas. 

18 Perforationen saßen auf der vorderen Magenwand, 3 im Duodenum. Von 
dem Peritonealinhalt waren in 11 Fällen Kulturen angelegt worden, in 7 Fällen 
konnten Mikroorganismen nachgewiesen werden. Häufig fanden sich Colibazillen. 

Von den 10 Männern starben 4, von 15 Frauen 5. In 2 Fällen stellte sich in 
der Rekonvaleszens Empyem ein; die beiden Kranken genasen nach Rippen- 
resektion. E. Moser (Zittau). 


33) H. French, The subsequent histories of patients who have re- 
covered after operation for perforated gastric or duodenal ulcer. 
(Guy’s hospital reports Bd. LXI.) 

Bei allen 30 Kranken wurde das Geschwür übernäht oder exzidiert, keine 
Gastroenterostomie gemacht. Über 18 konnten Nachforschungen angestellt werden; 
davon waren 15 beschwerdefrei. Zwei Kranke wurden ohne Erfolg wegen Ver- 
wachsungsbeschwerden relaparotomiert, ein anderer, wegen Ileus relaparotomiert, 
starb an Pneumonie. Deetz (Homburg v. d. H.). 


34) Groves. Case of primary pneumococcal peritonitis. 
(Intercolonial med. journ. 1907. Dezember 20.) 

Fall von primärer Pneumokokkenperitonitis bei einem 6jährigen Mädchen, 
ohne vorhergehende Lungenerscheinungen. Das Symptomenbild entsprach einer 
vom Wurmfortsatz ausgehenden allgemeinen Peritonitis. Jedoch ergab die Opera- 
tion, daß der Fortsatz gesund war; Därme nur leicht injiziert, trübes Serum überall 
im Bauche, nirgends Verwachsungen; in der entfernten Flüssigkeit nur pneumo- 


kokkenähnliche Mikroorganismen. Drainage. Tod nach 3 Tagen. 
Mohr (Bielefeld). 


35) v. Haberer. Appendicitis chronica adhaesiva. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 2.) 
Für die von Ewald als Appendicitis larvata, von Klemm sehr treffend als 
»chronische, anfallsfreie Appendicitis« bezeichnete Form gibt v. H. sieben Beispiele 
unter dem Namen Appendicitis chronica adhaesiva. 


344 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Charakteristisch für dieselbe ist, daß die Pat. nie Anfälle gehabt haben, die 
an Appendicitis denken ließen. Die Kranken, meist im Alter zwischen 45 und 
62 Jahren, litten an sehr hartnäckiger Verstopfung, beträchtlicher Abmagerung 
und Schmerzen dumpfen Charakters, bis zu Koliken sich steigernd. Der Unter- 
suchungsbefund ist meist negativ, besonders findet sich am Mc Burney’schen Punkt 
keine Druckempfindlichkeit. Die Diagnose lautete meist auf Verdacht einer bös- 
artigen Neubildung. Die deshalb ausgeführte Laparotomie aber ergab keine solche, 
vielmehr Verwachsung der Därme in verschiedenen Gegenden, am stärksten aber 
in der Coecalgegend, und da der Wurmfortsatz stets chronisch entzündliche Ver- 
änderungen, wie Narben, Knickungen oder abnorme Wandverdickung zeigte, 80 
war die Ursache des ganzen Krankheitsbildes in dieser chronischen Appendicitis 
zu erblicken. Exstirpation des Wurmes und Lösung der Verwachsungen brachte 
in der Regel Heilung. Haeckel (Stettin). 

36) Cosentino. Contributo allo studio degli ascessi subfrenici post- 
appendicitici. 
(Policlinico, Sez. chir. 1907. Nr. 6—9.) 

C. verbreitet sich ausführlich über die verschiedenen Wege, auf welchen eine 
Appendicitis zu subphrenischem Abszeß führen kann. Den bisher beschriebenen 
fügt er einen weiteren hinzu, von der Fossa iliaca ins properitoneale Gewebe der 
Bauchwand und in demselben weiter unter den Peritonealüberzug des Zwerchfells. 
Ein Abszeß vor und unterhalb der Leber setzte sich in einem von 0. beobachteten 
Fall in der beschriebenen Weise über die Leber hinauf fort. 

E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


37) K. Schulze. Über intraperitoneale Sauerstoffinfusionen bei Ascites 


tuberculosus. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIIL Hft. 1.) 

Adolf Schmidt hat die Infusionen von reinem Sauerstoff bei tuberkulöser 
Peritonitis angegeben; S. berichtet über die Erfolge in der Schmidt’schen Ab- 
teilung des Dresdener Krankenhauses. Das Verfahren wurde so geübt, daß der 
Ascites abgelassen und durch die liegenbleibende Kanüle sofort 500-1800 ccm, 
im Durchschnitt 1500 ccm Sauerstoff infundiert wurden; ein besonderer Apparat 
dafür wird abgebildet. 

Alle zur Beobachtung kommenden sieben Fälle wurden unterschiedslos dieser 
Behandlung unterworfen. Das Resultat ist außerordentlich günstig. Alle Pat. 
waren bei der Nachuntersuchung nach 11/;—2 Jahren arbeitsfähig und frei von 
Ascites; bald nacb der Infusion begann die Resorption des Ascites; nur einmal 
war eine zweite Einblasung nötig. Spätere Rezidive sind möglich, wurden aber 
nur einmal beobachtet; in diesem Falle wurde der Ascites noch zweimal punktiert, 
11/; Jahre nach der Punktion war nach schriftlicher Mitteilung das Befinden im 
allgemeinen gut. 

Die Infusionen werden gut ertragen; in etwa der Hälfte der Fälle traten 
leichte Reizerscheinungen auf, die sich in Schmerzen, Erbrechen, event. Durch- 
fällen äußern. Zur Erklärung der Wirkung muß man wohl annehmen, daß der 
Sauerstoff einen Reiz auf das Bauchfell ausübt, ob durch Hyperämie des Bauchfells 
oder durch chemische Beeinflussung des Exsudates resp. der Bazillen, muß dahin- 
gestellt bleiben. Haeckel (Stettin). 


38) Serafini. Ernia da smogliatura, intraparietale della regione peri- 
inguinale. 
(Giorn. di R. accad. di med. di Torino 1907. Nr. 9—11.) 

Die Hernie trat bei einem jungen Mann als centesimegroße, flache Anschwel- 
lung der rechten Leistengegend zutage, war nicht reponibel, eine Bruchpforte war 
direkt über dem Lig. Pouparti zunächst dem inneren Leistenringe zu fühlen. Sie 
hatte keine Beziehung zum Leistenkanale, sondern trat 3 cm nach außen vom 
inneren Ring durch eine Muskellücke zwischen Obliquus internus und externus. 

E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 345 


39) Vezard. Etranglement de l’appendice chez une femme au niveau 
de l’orifice crural droit. 
(Bull. et mém. de la soc. anat. de Paris 1907. Nr. 2.) 


Den wesentlichen Inhalt besagt der Titel. Der Wurmfortsatz war nicht ent- 
zündet, er trug einen Inkarzerationsring, zu dessen beiden Seiten sich das Organ 
auch histologisch unverändert erwies. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


40) Chichester. Strangulation of a hernia by a suppurating appendix. 
(Brit. med. journal 1907 Dezember 7.) 


Ein 14jähriger Knabe machte einige Jahre vor seiner jetzigen Erkrankung 
eine Radikaloperation eines Leistenbruches durch. Man fand damals Blinddarm 
und Wurmfortsatz als Inhalt, ließ aber letzteren darin. Bei der jetzt wegen Ein- 
klemmung seines rückfälligen Leistenbruches vorgenommenen Herniotomie fand 
man den Wurmfortsatz gangränös und entleerte bei Spaltung des einklemmenden 
Ringes einen jauchigen Abszeß, Die Appendicitis war die Ursache der Einklem- 
mung gewesen. Weber (Dresden). 


41) W. Kopfstein. Eine seltene Hernie (isolierte Brucheinklemmung 
von Appendices epiploicae). 
(Wiener klin. Rundschau 1907. Nr. 48.) 


In einem inguinalen Bruchsacke waren zwei Appendices eingeklemmt und 
machten die Erscheinungen eines eingeklemmten Netzbruches; Erbrechen und Me- 
teorismus fehlten. Solche Einklemmungen sind bisher nicht oft beschrieben; sie 
traten stets links auf. Die Literatur wird besprochen. Schmieden (Berlin). 


42) L. Lapeyre. Sur l’omentovolvulus ou torsion du grand epiploon. 
(Arch. prov. de chir. 1907. Nr. 5.) 


L. hat zwei Fälle von Torsion des großen Netzes beobachtet und operiert. 
Der eine Fall betraf einen Mann mit einem rechtsseitigen Leistenbruche, dessen 
Inhalt ein blauschwarz verfärbtes Netzstück war. Ein Schnürring ließ sich nicht 
feststellen. Die blauschwarze Verfärbung des Netzes reichte noch ein Stück in 
den freien Bauch und fand ihr Ende an einer daumendicken Stelle, wo das Netz 
sich dreimal um sich selbst gedreht hatte. Resektion. Heilung. Der zweite Fall 
bot den Typus der unter dem Bilde der Appendicitis verlaufenden Fälle von Netz- 
torsion. Es wurde in der Annahme, es handle sich um eine Appendicitis, operiert 
und eine Torsion des ganzen Netzes gefunden. Das Netz wurde an der Drehstelle 
dicht unter dem Colon transversum abgetragen, doch erlag Pat. der bereits be- 
stehenden Peritonitis. Müller (Dresden). 


43) Shaw and Baldauf. Congenital stenosis of the duodenum. Report 
of case. 
(Albany med. annals 1908. Januar.) 


Fall von angeborener Stenose des Duodenum beim Neugeborenen. Das Kind 
erbrach von Geburt an nach den Mahlzeiten unter steter Beimengung von Galle, 
die sich auch in den spärlichen Stuhlentleerungen fand. Es wurde eine spastische 
Stenose angenommen und die Operation aufgeschoben. Der Zustand wurde jedoch 
rasch schlechter, und es erfolgte der Tod 13 Tage nach der Geburt. Die Obduk- 
tion ergab unterhalb des Pylorus eine starke Erweiterung des ganzen Duodenum, 
welches Form und Umfang des Magens angenommen hatte, und 5 cm unterhalb 
der Vater’schen Papille eine Striktur, welche selbst für feinste Sonden nicht durch- 


gängig war, durch welche jedoch Darminhalt sich durchpressen ließ. 
Mohr (Bielefeld). 


346 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


44) R. P. Rowlands and H. French. The immediate and later results 
of gastrojejunostomy for non-malignant lesions of the stomach or 


duodenum. 
(Guy's hospital reports Bd. LXL) 

Von 1895—1905 wurden aus obiger Indikation 47 Gastroenterostomien aus- 
geführt. Von den Operierten starben 13 in den ersten 14 Tagen. 6 Kranke hatten 
nach wie vor die alten Beschwerden. 5 Kranken hatte die Operation nur für kurze 
Zeit Besserung gebracht, später wieder dieselben Beschwerden. Bei 8 Pat. war 
der Dauererfolg gut. Bei 15 hat sich nichts eruieren lassen. Die Sterblichkeit 
war in der damaligen Zeitperiode an den anderen Londoner Hospitälern gleich 
hoch, da es sich um sehr elende Pat. handelt. 

Technik der Operation: iimal Naht, 31mal Murphyknopf, bmal nichts an- 
gegeben. Dem Geschlechte nach 31 Männer, 16 Frauen. Die meisten im Alter 
zwischen 30 und 50 Jahren. Indikation war 34mal Pylorusstenose, 6mal Duodenal- 
geschwür, 2 wegen heftiger Blutungen mit tödlichem Ausgange. 

Deetz (Homburg v. d. H.). 


45) Gilli. Beiträge zur Frage der Gastroenterostomie. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIIL Hft. 1. 

In der Kocher’schen Klinik wurden von 1902 bis Juli 1905 55 Gastro- 
enterostomien gemacht. Unter 43 bei gutartigen Magenleiden ausgeführten wurde 
13mal die Gastroduodenostomie, 29mal die hintere Gastroenterostomie, imal die 
vordere gemacht; die an sich physiologisch beste Methode: die Gastroduodeno- 
stomie, wurde mit der Zeit etwas in den Hintergrund gedrängt durch die Anwen- 
dung des Murphyknopfes (15mal), der nur für Gastrojejunostomien zu empfehlen ist. 
4mal mußte relaparotomiert werden wegen Engigkeit der Anastomose, Sitzenbleiben 
des Knopfes in einer durch Verwachsungen verengten Darmschlinge, Verwach- 
sungen um die Anastomose oder Stauung im Duodenum durch Druck der Radix 
jejuni. — Mortalität unter Hinzunahme der früheren Kocher’schen Operationen 
bei gutartigen Affektionen 3,2%. Die funktionellen Resultate waren sehr gut. 
12mal Gastroenterostomie bei Karzinom; meist die hintere mit Naht. Durch- 
schnittliche Lebenszeit nach der Operation 71/; Monate, Mortalität 8,3%. 

Haeckel (Stettin). 


46) Chandler. Lipoma of the intestine occurring in a child 13 months 


old and causing symptoms of intestinal obstruction. 
(Albany med. annals 1908. Januar.) 

13 Monate altes Kind mit zeitweiligen Anfällen von Verstopfung und Auf- 
treibung der linken Seite des Leibes, schließlich vollständiger Deus. Operation: 
eine große gestielte Geschwulst, welche die rechte Seite des Leibes einnahm und 
mit einem 10 cm langen Stiel mit der Flexura sigmoidea gegenüber dem Gekrös- 
ansatz verwachsen war, hatte sich so gedreht, daß der Darm zweimal um seine 
Achse torquiert war. Durchtrennung des Stieles dicht an der Darmwand. Heilung. 

Es handelte sich um ein reines Lipom mit zahlreichen Blutungsherden. 

Mohr (Bielefeld). 


47) M. v. Öackovis. Inkarzeration in einem angeborenen Mesenterial- 
spalt. 
(Liecnicki viestnik 1907. Nr. 5. [Kroatisch.)) 

Die 50jährige Pat. hat seit ca. 30 Jahren öfters Anfälle krampfartiger Schmerzen 
in der Nabelgegend; die Schmerzen dauern meist nur 1—2 Stunden, nur einigemal 
2—3 Tage. Die Kranke hat wieder seit 2 Tagen einen Anfall in kurzen Zwischen- 
räumen wiederkehrender Schmerzen hauptsächlich in der Nabelgegend. Erbrechen 
und Verhalten von Stuhl und Winden. 

Bei der Laparotomie (Dr. Wikerhauser) wurde die letzte Ileumschlinge in 
einer Ausdehnung von 1 m in einem Gekrösschlitze eingeklemmt gefunden, aus 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 347 


dem sie sich leicht lösen läßt; die Inkarzeration hatte am aboralen Schenkel eine 
2 mm breite und 1 mm tiefe Gangrän veranlaßt. Da durch Übernähung dieser 
Stelle der Darm ansehnlich.verengt wurde, so wurde das Ileum oral der Verenge- 
rung mit dem sehr beweglichen Coecum Seit-zu-Seit vereinigt. 

Der Spalt im Mesenterium lag knapp vor der Ileocoecalklappe, war 12 cm 
lang; die mit glattem Bauchfell überzogenen Ränder berühren sich nach Heraus- 
ziehung des Darmes, der Spalt wird vernäht. Der Mesenterialspalt wird durch 
einige Nähte verschlossen. — Heilung. (Selbstbericht.) 


48) P. Alglave. Occlusion le intestina par un épithélioma annulaire 
colosigmoïdienne coincidant avec un adénome pédiculé du jejunum et 
de polyadénomes multiples étendus à tout le gros intestin. 

(Bull. et mém. de la soc. anatomique de Paris 1907. Nr. 3.) 


Bei einer 34jährigen, unter den Erscheinungen des Ileus eingebrachten Frau, 
die 15 Jahre darmleidend war, fand sich eine karzinomatöse Striktur des Sigma. 
Das Interesse dieses Falles liegt in einer zottigen Entartung der Schleimhaut des 
ganzen Dickdarmes, von der Ileocoecalklappe angefangen bis mehrere Zentimeter 
oberhalb des Afterringes. 

Die dicht gestellten Zotten sind histologisch Adenome. Ein solches findet sich 
auch vereinzelt im Jejunum. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


49) Carwardine. Primary sarcoma of the vermiform appendix. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 21.) 


Den zwei bis 1906 bekannten primären Sarkomen des Wurmfortsatzes fügt C. 
einen dritten hinzu. Eine 45jährige Dame erkrankt unter Bildung einer Geschwulst 
in der rechten Unterbauchgegend. Die Operation deckt eine 8cm lange, daumen- 
dicke, sehr harte und verwachsene Geschwulst des Wurmes auf, die sich als 
Lymphsarkom von kleinzelligem Gefüge darstellte. Bereits 9 Monate später war 
allgemeine Sarkomatose vorhanden. Weber (Dresden). 


50) T. Kudo. Das primäre Karzinom der Appendix. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 402.) 


Ausführliche Beschreibung von 8 Karzinomen des Wurmfortsatzes: 6 Carci- 
nomata simpl. bezw. Scirrhus, 1 Adenokarzinom, 1 Gallertkrebs. Nur einmal (Carc. 
gelatinos.) war unter der Diagnose Geschwulst in der Ileocoecalgegend und Ileus 
operiert (42jähriger Mann), ein anderer Fall war unter der Diagnose Ileus und 
bösartige Bauchgeschwulst (62jährige Frau) zugrunde gegangen. Hier fand sich 
ein Ulcus carcinomat. am Eingange zum Wurmfortsatz und sekundäre Peritonitis 
carcinomatosa (Scirrhus),. Zweimal (8jähriger Knabe und 35jähriger Mann) war 
der Wurmfortsatz wegen akuter Appendicitis exstirpiert, und fand sich zufällig, 
einmal in der Mitte, einmal an der Spitze, die erbsen- bzw. linsengroße Geschwulst. 
Die drei anderen Fälle sind zufällige Sektionsbefunde bei Leuten, die niemals über 
Beschwerden von seiten des Wurmfortsatzes geklagt hatten. 

Aus dem Vergleiche mit anderen Fällen aus der Literatur ergibt sich, daß der 
Kolloidkrebs hauptsächlich im höheren Alter, dagegen sonst Karzinom des Wurmes 
auffallend oft in jugendlichem Alter, meistens zwischen 20 und 30, angetroffen 
wird. 8-, 12-, 13-, 15jährige Pat. sind nachweisbar. Die Geschlechter sind ziem- 
lich gleich befallen, der Sitz der Geschwulst ist meist die Spitze; die Größe selten 
bedeutend. Einen Durchbruch in die freie Bauchhöhle fand K. nur in 4 Fällen, 
auch Metastasierung (Lymphdrüsen) nur 4mal. In 25 Fällen lautete die Diagnose 
auf akute bzw. chronische Appendicitis. Der Verlauf ist sehr chronisch und 
schleichend, da nach K. die Muskulatur und Serosa ziemlichen Widerstand leisten, 
mechanische und chemische Reize bei dem freien indifferenten Organ fortfallen, 
und die Struktur (faserreich, klein abveolär) meist nicht auf besondere Bösartigkeit 
hinweist. 


348 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Die öftere Entzündung des Wurmfortsatzes scheint Verf. eher Folge {durch 
Sekretstauung) als Ursache der Geschwulstbildung zu sein. Für letztere kann man 
bei dem meist jugendlichen Alter der Betroffenen eher, an verlagerte Keimanlagen 
denken. Goebel (Breslau). 


51) Hansen. Die Behandlung der akuten Darminvaginationen im 


Kindesalter. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVII. Hit. 1.) 


An der Hand von 28 Fällen von Invagination, die in den letzten 14 Jahren 
auf der Abteilung Tsecherning’s im Kopenhagener Kommunehospital behandelt 
wurden, kommt H. zu dem Resultate, daß die frühzeitige operative Behandlung 
unbedingt zu empfehlen sei gegenüber den Gefahren der unblutigen konservativen 
Behandlungsmethoden; man soll also in allen Fällen sofort zur Laparotomie 
schreiten. Es handelte sich um 17 ileocoecale, 3 Dickdarm- und 3 Dünndarminvs- 
ginationen, einmal um eine Invaginatio ileocolica, dreimal um Invaginatio iliaca- 
ileocoecalis, endlich einmal um Kombination einer ileocoecalen mit einer aszendie- 
renden Dickdarminvagination. 

7 Fälle wurden unblutig, mit Wassereinläufen und »Massage« der Invaginations- 
geschwulst in Narkose behandelt: 3 geheilt, 4 gestorben. Die Sektion bei den 
letzteren zeigte, daß die Invagination weiter bestanden hatte, trotzdem die Ge- 
schwulst verschwunden war; sie war eben nur durch die Einläufe so verschoben 
worden, daß man sie nicht mehr fühlen konnte. 

In 11 Fällen wurde nach vergeblichem Versuche der unblutigen Methoden 
laparotomiert: 7 geheilt, 4 gestorben. 

10mal wurde sofort primär laparotomiert: 4 Heilungen, 6 Todesfälle Die 
große Mortalität erklärt sich durch die Tatsache, daß alle besonders schweren, ver- 
späteten Fälle sich in dieser Gruppe finden; so z. B. war in 4 derselben der in- 
vaginierte Darm brandig; alle Pat., bei denen Darmresektion nötig war, starben. 

Zum Schluß wird noch genau beschrieben ein Fall doppelter Invagination: in 
eine deszendierende Invagination hinein hat sich aszendierend das Kolon ein- 
gestülpt. Haeckel (Stettin). 


52) Doberauer. Zur chirurgischen Behandlung schwerer habitueller 
Obstipation. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 36 u. 37.) 


53) Lippich. Über den Inhalt eines ausgeschalteten Darmstückes 
vom Menschen. 
(Ibid. Nr. 37.) 


Wie D. an der Hand der Literatur nachweist, ist der Dleus durch Kotgeschwulst 
gar nicht so selten, wie die Lehrbücher darstellen. Der von ihm mitgeteilte Fall 
ist sowohl wegen des Mechanismus des Darmverschlusses als der mehrfachen 
chirurgischen Eingriffe bemerkenswert. Die ungemein lange, frei im Bauche be- 
wegliche Flexura sigmoidea war völlig mit Kotmassen erfüllt und kurz vor dem 
Übergange in den Mastdarm noch durch einen faustgroßen Kotballen verschlossen. 
Durch sein Gewicht sank der Mastdarmschenkel der Flexur in das kleine Becken 
hinab, so daß zwischen Flexur und Mastdarm eine spitzwinklige Knickung zustande 
kam, die sich aber durch Anheben der Flexur sofort ausgleichen ließ und daher 
nur die Folge der starken Füllung war. Es bestand bereits Peritonitis, die von 
mehreren, dem Durchbruche nahen Dehnungsgeschwüren am Scheitel der Flexur 
ausgegangen war. In ihrem Bereiche wurde ein Kunstafter angelegt. In dem 
zuführenden Schenkel häuften sich aber bald wieder solohe Kotmassen an, daß D. 
sich entschloß, Querkolon und Flexur unterhalb des Kunstafters durch Seiten- 
ansstomose zu verbinden, um letzteren schließen zu können. Trotzdem füllte sich 
die Flexur wieder derart mit Kot, daß das Querkolon jenseits der Anastomose 
durchtrennt und die Flexur von dem wieder hergestellten künstlichen After aus 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 349 


ausgeräumt werden mußte. Die zurückbleibende Darmfistel wurde 13/, Jahre später 
definitiv geschlossen; dabei fanden sich in dem ausgeschalteten Darmstück dünne, 
graugrüne, bandartige Massen, die nach der chemischen Untersuchung von L. aus 
eingedicktem Darmschleim bestanden. Gutzeit (Neidenburg). 


54) E. Matthew and A. Miles. Observations on the blood changes 


subsequent to excision of the spleen for traumatic rupture. 
(Edinb. med. journ. 1907. Oktober.) 

Ein 38jähriger Arbeiter (Potator) erhielt während eines Trinkgelages einen 
leichten Schlag mit der Rückseite der ausgestreckten Hand gegen das linke Hypo- 
chondrium; er schtete nicht weiter darauf und führte die am nächsten Tage ein- 
tretenden krampfartigen Schmerzen im Epigastrium sowie die an demselben Abend 
auftretenden Diarrhöen nebst Erbrechen auf den Alkoholexzeß zurück. Erst am 
3. Tage nach der Verletzung war der Zustand ein derartiger, daß Pat. der Klinik 
überwiesen wurde. Der Bauch war im Bereiche der Leber- und Magengegend 
sehr empfindlich, starke Schmerzen bestanden in der linken Schulter, so daß der 
Mann den linken Arm nicht erheben konnte. Der Bauch war im übrigen weich, der 
Puls noch ziemlich kräftig, 100. Angenommen wurde eine beginnende Peritonitis, 
wahrscheinlich infolge Perforation eines Magen- resp. Duodenalgeschwüres. Die 
Laparotomie ergab einen kleinen oberflächlichen Riß im rechten Leberlappen, dicht 
neben dem Lig. suspensorium mit geringer Blutung von dieser Stelle aus, sowie 
eine völlige Zerreißung der Milz mit starker Blutung in die Bauchhöhle. Splen- 
ektomie. Heilung. 

Vom chirurgischen ‘Standpunkt interessant war: 1) die Schwere der Verletzung 
bei offenbar geringfügiger Einwirkung. Verf. nimmt an, daß das Potatorium in 
diesem Falle prädisponierend gewirkt habe. 2) das langsame Auftreten der Sym- 
ptome einer intraabdominalen Verletzung; 3) die Verletzung der Leber durch 
Contrecoup; 4) die Schwierigkeit in der Diagnosenstellung. Nach den klinischen 
Erscheinungen mußte man eher an einen septischen Prozeß denken als an eine 
innere Blutung. 

Die Untersuchung des Blutes sowie des Lymphgefäßapparates nach der Splen- 
ektomie ergab eine Vergrößerung verschiedener Drüsengruppen mit entsprechender 
Vermehrung der Lymphocyten, die jahrelang anhielt; eine mehrere Wochen an- 
haltende mäßige Eosinophilie, Hand in Hand gehend mit einer bedeutenden Ver- 
mehrung der Blutplättchen. Da die Pat. sich nach der Splenektomie meistens 
bald wohl fühlen, darf man annehmen, daß die Milz nicht unentbehrlich ist. 

Jenckel (Göttingen). 


- 55) Stowasser. Zur Kasuistik der subkutanen traumatischen Milz- 
ruptur. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Es handelte sich um eine zunächst subkapsuläre Blutung, die durch direkte 
Gewalt (Eisenbahnverletzung) entstanden war und 12 Stunden später in die freie 
Bauchhöhle durchbrach. Die Milzpulpa wies an der Zwerchfellseite eine drei- 
strahlige Rißwunde auf, die nach Resektion eines 10 cm langen Stückes der 7. und 


8. Rippe erfolgreich tamponiert wurde. Gutzeit (Neidenburg). 
56) Edens. Über Milzvenenthrombose, Pfortaderthrombose und Banti- 
sche Krankheit. 


(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 1.) 


Milzvenenthrombose ist bis jetzt klinisch überhaupt nicht gewürdigt worden. 
E. konnte in seinem Falle schon im Leben die Diagnose stellen, die durch die 
Sektion bestätigt wurde; daneben fanden sich Thromben in der Pfortader. Als 
Ursachen der Thrombose werden Gewalteinwirkungen angenommen, die die Venen- 
wand geschädigt haben. Die am meisten ins Auge fallenden Symptome waren 
starke Milzschwellung und Ascites. Die Differentialdiagnose gegenüber der Banti- 


350 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


schen Krankheit und der Anaemia splenica wird eingehend erörtert. In einem 
zweiten Falle, der jedoch nicht zur Autopsie kam, stellte E. die gleiche Diagnose. 
Zum Vergleiche wird noch ein Fall von primärer Thrombose der Mesenterial- 
venen herangezogen. Haeckel (Stettin). 


67) Lascialfara. Contributo clinico allo studio delle cisti spleniche. 
(Policlinico. Sez. chir. 1907. Nr. 7.) 

Neben zwei Echinokokkencysten der Milz wird ein Fall von Blutcyste be- 
schrieben. Ein mit Malaria behafteter Mann erhält einen Faustschlag gegen die 
Milzgegend, wird bewußtlos und für einige Tage krank. Er hatte Schmerz in der 
linken Seite, und nach einigen Monaten zeigte sich die kontinuierlich wachsende 
Geschwulst. Heilung durch Marsupialisation. E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


58) Mouisset et Petitjean. Abcds tuberculeux du foie chez un an- 


cien dysentérique. 
(Lyon méd. 1908. Nr. 5.) 

Es handelte sich um den seltenen Fall eines tuberkulösen Leberabszesses, und 
zwar bei einem 33jährigen Manne, der 7 Jahre vorher eine schwere Dysenterie 
durchgemacht hatte. Bei der Sektion fand sich neben Lungen- und Darmtuber- 
kulose sowie den für Dysenterie charakteristischen Veränderungen des Dickdarmes 
ein orangegroßer tuberkulöser Abszeß in der Konvexität des rechten Leberlappena, 
umgeben von mehreren miliaren Abszessen. Verff. nehmen an, daß es sich um 
einen primären dysenterischen Leberabszeß handelte, der sekundär tuberkulös in- 
fiziert wurde. Boerner (Rastatt). 


59) Corson. Narath’s modification of Talma’s operation for hepatic- 
cirrhosis. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 
C. ist ein großer Anhänger der von Narath (Zentralblatt für Chirurgie 1905 
Nr. 82) bei Lebercirrhose empfohlenen subkutanen Einpflanzung des Netzes. Er 
glaubt, daß hierbei weniger Todesfälle vorkommen, und daß der Ascites viel 
schneller verschwinde. Er beschreibt die Hauptvenenzweige der Bauchwand, die 
im Falle der Verstopfung der Pfortader bei der kollateralen Zirkulation in Be- 
tracht kommen. Es sind dieses folgende: 1) Tiefe epigastrische, zugehörig zur 
V. iliaca externa; 2) oberflächliche epigastrische, zu den Schenkelvenen zugehörig; 
8) obere epigastrische (Mammaria interna zugehörig) und 4) die Interkostalvenen. 
Alle diese Venen stehen mit den akzessorischen Sappey'schen Portalvenen in 
Verbindung. Ein mit Erfolg nach Narath operierter Fall wird beschrieben. 
Herhold (Brandenburg). 


60) Fink. Ein Beitrag zur Spontanruptur der steinhaltigen Gallenblase 


in die Bauchhöhle. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Der Fall ist wegen des Symptomenbildes bemerkenswert. Mehrere Gallen- 
steinkoliken waren vorausgegangen. Die Ruptur trat nach einem längeren Spazier- 
gange beim Schließen eines Fensters ein unter starken Schmerzen in der Gallen- 
blasengegend. Dann wurde der Hauptschmerz in die rechte Unterbauchgegend 
verlegt, wo eine Dämpfung und schmerzhafte Resistenz nachzuweisen waren. F. 
ging deshalb zuerst über dem rechten Leistenbande ein, fand aber nur klare Galle. 
Die Gallenblase enthielt einen Solitärstein, ihre Wand war verdickt und wies ein 
für den Kleinfinger durchgängiges Loch auf. Da der untere Leberrand 9 cm über 
dem Rippenbogen lag, beschränkte Verf. sich auf ausgiebige Drainage und erzielte 
Heilung. Gutzeit (Neidenburg). 


61) Vautrin. Epithelioma du canal cystique. 


(Arch. prov. de chir. 1907. Nr. 5.) 


V. bat mit Erfolg ein an der Einmündungsstelle des Cysticus in die beiden 
anderen großen Gallengänge sitzendes Karzinom operiert. Er hat unter keil- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 351 


förmiger Leberresektion die Gallenblase exstirpiert und die Einmündungsstelle der 
drei großen Gallengänge reseziertt. Wegen großer Schwäche der Pat. hat er von 
der leicht ausführbaren Hepaticoduodenostomie Abstand genommen und sich mit 
der Drainage des Hepaticus und Choledochus, die etwa 2 cm auseinander standen, 
begnügt. Bis zu dem 8 Wochen nach der Operation an Lebermetastasen erfolgten 
Tode war der Abfluß der Galle nach dem Darm ein guter. 

Müller (Dresden). 


62) de Beule. Contribution à la technique opératoire de la chole- 
cystectomie et du drainage du canal hépatique. 
‘Bull. de l'acad. roy. de méd. de Belgique 1907. Nr. 4.) 

Verf. operierte eine 37 Jahre alte Frau mittels des Kehr’schen Bajonett- 
schnittes, entfernte die Gallenblase subserös, machte dann die Inzision des Stumpfes 
des Cysticus an seinem Abgange vom Choledochus und konnte von da aus Kon- 
kremente aus dem Choledochus und Ductus hepaticus entfernen. In die Inzision 
schob er eine Gummiröhre von 1 m Länge, die er zur Wunde heraus durch die 
Verbandstoffe führte. Er konnte so die Tamponade des Operationsgebietes um- 
geben. Am 10. Tage Entfernung des Drainageschlauches. Heilung. 

E. Fischer (Straßburg i. E.). 


63) Eloesser. Die in den letzten 10 Jahren an der Heidelberger 
chirurgischen Klinik beobachteten Fälle von Pankreaserkrankungen. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 2.) 

E. gibt mit ausführlichen Krankengeschichten und eingehenden Epikrisen die 
in den letzten 10 Jahren in der Czerny’schen Klinik gesammelten Erfahrungen 
auf dem Gebiete der Pankreaschirurgie. Vorerst aber erörtert er auf Grund 
eigener Nachprüfungen den Wert der Cammidge’schen Urinprobe mit dem Re- 
sultate, daß ihm diese Reaktion eine theoretisch begründete zu sein scheint; er- 
weisen sich die Behauptungen Cammidge's als richtig, so wird der größte Schritt 
in der Pankreasdiagnostik getan sein, wir werden ein für die Pankreaserkrankungen 
spezifisches Zeichen besitzen, das in manchem Notfalle Hilfe zu leisten verspricht. 
Es folgen die einzelnen Krankengeschichten nach Gruppen geordnet: 

Pankreasabszeß; drei Fälle, durch Operation geheilt. 

Pankreasnekrose; ein primärer Fall, operiert; gestorben. Drei Fälle sekun- 
därer Nekrose nach Verletzung des Pankreas bei Magenresektion wegen Karzinom. 
In allen Fällen wurde Billroth II gemacht; sie starben sämtlich; E. empfiehlt daher, 
bei solchen Gelegenheiten auf das verletzte Pankreas und den Duodenalstumpf zu 
tamponieren. 

Pankreatitis acuta haemorrhagica und Fettnekrose; drei Fälle, endeten sämt- 
lich trotz Operation tödlich. Trotzdem ist frühzeitige Operation bei dieser Er- 
krankungsforım zu empfehlen. 

Es folgt ein Fall von Knickung des Ductus Wirsungianus nach Magenresek- 
tion, bei der Ligaturen am Pankreas angelegt werden mußten. Er endete tödlich. 

Chronische Pankreatitis; 1) 12 nicht komplizierte Fälle; zwei + nach der Ope- 
ration. Die Diagnose wurde in keinem der Fälle vor der Operation gestellt, viel- 
mehr wurde meist Cholelithiasis oder Pyloruskarzinom angenommen. Es wurde 
meist entweder eine Gallenfistel (Cholecystostomie oder Choledochusdrainage) an- 
gelegt, oder eine Gastroenterostomie. Als neues Verfahren wird empfohlen die 
in einem Falle angewandte Dilatation des intrapankreatischen Teiles des Chole- 
dochus mit Sonde oder Gallensteinlöffel von einer im Choledochus angelegten Öff- 
nung aus. 2) Fünf mit Gallensteinen komplizierte Fälle, sämtlich operiert mit einem 
Todesfall. — Angeschlossen wird ein Fall von übergreifender Pankreatitis von einem 
Magengeschwür aus und einer von vermutlicher Tuberkulose des Pankreas. 

Pankreaskarzinom, 13 Fälle; es wurden nur palliative Eingriffe gemacht. 

Cysten, drei Fälle, sämtlich geheilt. Fünf Pseudocysten nach Ruptur des 
Pankreas; vier wurden operiert, mit einem Todesfalle. Haeckel (Stettin). 


352 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 11. 


Erklärung. 


Mü Bezugnahme auf das Referat über die Arbeit von Wrede (Die Siauungs- 
behandlung akuter eüriger Infektionen; Langenbeck’s Archiw Bd. LXXXIV) im 
Zentralblatt für Chirurgie 1908 Nr.4 p. 101/102 von Herrn Siegel erklären die 
unterzeichneten Herausgeber von Langenbeck's Archw: 

1) wir haben m der genannten Arbeit eine ernste aber sachliche Kretik gefunden, 
welche die Grenzen des Erlaubten nicht überschreitet ; 

2) wir würden persönlich verletzenden Ausführungen keinen Raum n Langen- 
beck’s Archiv für klinische Chirurgie gewährt haben. 

Die Herausgeber von Langenbeck's Archiv. 

König, AÁ. v. Eiseisderg, W. Körte, Hildebrand. 

Den 24. Februar 1908. 


Prioritätssachen. 


Ein Schreiben des Herrn Dr. Gratschoff in Uleáborg (Finnland) an die 
Redaktion macht auf einen von ihm im Februarheft 1900 der Revue de chir. ver- 
öffentlichten Aufsatz aufmerksam, in dem er — ähnlich wie Herr Dr. Evler m 
Zentralblatt für Chirurgie 1908 ».63 — einen Schlüsselbeinbruchverband mit ein- 
geschaltetem künstlichem Strebebogen empfohlen hat. Herr Dr. Erler erwder 
darauf: Erst durch die Zusendung des Herrn Kollegen Gratschoff ist uns seine 
Behandlungsweise der Schlüsselbeinbrüche bekannt geworden; seine Eisenschiene ver- 
läuft vom Akromion nach einem 4 cm unterhalb der Brustwarze der gesunden Seil 
gelegenen Punkte; von diesem gehen hierzu vier Riemen aus, welche um Schulter, 
Rumpf und Damm, durch Schnallen verbunden, verlaufen. 

Gratschoff hält das Anbringen des Strebebogens in der Richtung der Clan- 
cula für sehr schwierig; mir erschien gerade die Durchführung dieses Prinzips 
wesentlich und einfach; mein Apparat nähert sich hier im übrigen mehr dem 
Papini'schen und dem von Gratschoff nicht erwähnten Heusner’schen Ver 
bande. An Vorteilen gewährt mem Verfahren gegenüber dem seimigen folgende: 
Die Wirkung des Eisenstabes wird sowohl durch den Chromledergürtel als auch 
durch den hinteren kurzen Chromlederriemen unterstützt; der Apparat liegt oberhalb 
der Brüste; er ist aus Chromleder hergestellt, das sich nach Haltbarkeit und Schmieg- 
samkeit wie kein anderes Leder asien: und ähnliche Verbünde eignet; er bezweckt 
nicht nur Behandlung außer Bett, sondern die Gebrauchsfähigkeit beider Arme. 


Zu dem Aufsatze von Herrn Prof. Tietze in Nr. 1 1908 des Zentralblattes weist 
Herr Rrof. Wolkowitsch in Kiew darauf hin, daß er in seiner Arbeit »Zur 
Frage der operativen Behandlung der Tuberkulose der großen Gelenke der Extrem 
täten und speziell der Resektion derselben« in der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie 
Bd. LXXIV p.493 ff. Bobachtungen von Fällen publiziert hal, in denen er mn 
gleicher Weise wie Tietze vorgegangen ist, und sehr befriedigende Resultate in 
kosmelischer wie funktioneller Beziehung erzielt hat. 

Richter. 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlag®- 
handlung Johann Ambrossus Barth einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 


Nr. 12. Sonnabend, den 21. März 1908. 





Friedrich v. Esmarch 7 


er Senior der deutschen Chirurgen, auf den sein Vater- 

land stolz sein darf wie auf wenige, ist von uns geschieden; 
seinen Namen wird die ‚Geschichte unserer Wissenschaft und 
Kunst nie vergessen. 


Esmarch, 1823 in Tönning in Schleswig geboren, studierte 
in Kiel und Göttingen und hatte das Glück, schon früh in Bernh. 
v.Langenbeck einen Lehrer und Freund zu finden, der ihn schon 
1846 in Kiel als seinen Assistenten anstellte. Als 1848 sein Heimat- 
land den Kampf gegen Dänemark begann, begleitete Esmarch 
das Kieler Studentenkorps, geriet bei. Bau, als er einen Schwer- 
verwundeten vor Verblutung schützte, in die Hände dänischer 
Dragoner und wurde als Gefangener nach Kopenhagen geschafft, 
von wo er erst nach 9 Wochen wieder in die Heimat zurück- 
kehrte. Sofort trat er nun, auf Langenbeck’s Empfehlung hin, 
in ein enges Verhältnis zuStromeyer, dem Nachfolger Langen- 
beck’s in Kiel, wurde sein erster Assistent und für die Zeiten 
häufiger Abwesenheit sein Stellvertreter. Stromeyer hatte da- 
mals neben seiner Universitätsstellung die eines Generalstabs- 
arztes der kleinen, in der Entwicklung begriffenen schleswig- 
holsteinschen Armee angenommen und war damit genötigt, auch 
ein neues Dienstreglement für Militärärzte zu beschaffen, das 
den Friedens- wie den Felddienst, auf dem Schlachtfelde wie im 
Hospital, umfaßte. Da er Esmarch auch zu seinem Adjutanten 
im Feld angenommen hatte, so wurde auch dieser ein genauer 
Kenner der für eine gute feldärztliche Organisation notwendigen 
Grundlagen und sah sich früh auf ein Feld der Tätigkeit hin- 
gewiesen, das ihn sein ganzes Leben lang interessierte. 


Damals aber galt es schon nach kurzen Monaten, die Probe 
auf die Richtigkeit der ergangenen Vorschriften zu machen: es 
wurde von neuem gekämpft, und zahlreiche Verwundete von 
deutscher wie dänischer Seite galt es zu behandeln. Esmarch, 
als bester Operateur unter der großen Zahl tüchtiger Ärzte an- 
erkannt, amputierte fleißig nach den alten geltenden Regeln. Da- 
neben wurden die Versuche fortgesetzt, nach dem Vorgange 
Langenbeck’s der beraubenden Chirurgie Schranken zu setzen 
durch Einführung der Resektionen — zunächst bei Schußwunden 
des Schulter- und Ellbogengelenkes —, während die anfangs auch 
versuchten Diaphysenresektionen bald wieder aufgegeben wurden. 
Für jene aber haben die Jahre 1848—1850 jene Grundlagen ge- 
schaffen, auf denen in den kommenden Kriegen weitergebaut 
wurde; und es ist Esmarch’s Verdienst, nach Beendigung des 
Krieges und seiner Habilitierung in Kiel die gewonnenen Erfah- 
rungen zusammengestellt und 1851 unter dem Titel „Über Resek- 
tionen nach Schußwunden“ veröffentlicht zu haben. Das kleine 
Buch hält sich frei von allen Hypothesen und Theorien, beruht 
lediglich auf der genauen Beobachtung der tatsächlichen Befunde 
und berücksichtigt vor allem die therapeutischen Maßnahmen und 
deren Erfolge, wie sie bei den Schußverletzungen der Extremitäten 
sich ergeben hatten. Die größte Gefahr, die diese damals in sich 
bargen, war die Pyämie. Ihr vorzubeugen sollte — eben bei 
den Schulter- und Ellbogengelenkswunden —, falls man nicht die 
reine Exspektative zu versuchen wagte, womöglich primär, in den 
ersten 24 Stunden, das verletzte Gelenk freigelegt und dem in 
ihm vorhandenen Blute, wie dem bald zu erwartenden eitrigen 
Erguß vollste Abflußmöglichkeit nach außen geschaffen werden. 
Zu dem Zwecke war entweder die Gelenkkapsel weithin zu spal- 
ten oder besser noch waren die knöchernen Gelenkenden selbst 
zu entfernen, damit die vielbuchtige in eine glattwandige, buchten- 
lose Höhle verwandelt wurde, aus der die Sekrete ungehindert 
nach außen abfließen konnten. Esmarch veröffentlichte in seinem 
Buche die gesamte Kasuistik als Beweismaterial für den Wert des 
neuen Verfahrens und konnte auf Grund dessen mit Befriedigung 
auf die erlangten Resultate hinweisen. Denn diese ergaben nicht 
nur, daß die Tödlichkeit der betreffenden Verletzungen gegen 
frühere Erfahrungen stark zurückgegangen war, sondern vor allem 
auch, daß die erhaltenen Glieder einen mehr oder weniger hohen 
Grad von Leistungsfähigkeit bewahrt hatten. 


Nach Beendigung dieses Buches zog Esmarch zu seiner 
weiteren Ausbildung auf Reisen, auf denen ihm in Paris der 
Staatsstreich Louis Napoleons vom 2. Dezember 1852 mit seinen 
blutigen Folgen Gelegenheit gab, Vergleiche zwischen deutscher 


— — — — — 4 = R — = ^o o — 





und französischer Kriegschirurgie anzustellen. In die Heimat 
zurückgekehrt, erhielt er schon 1854 nach dem Abgange Stro- 
meyer’s, mit dessen Tochter er sich inzwischen verheiratet hatte, 
die Direktion der chirurgischen Klinik in Kiel und wurde dort 
1857 ordentlicher Professor, welche Stellung er bis zu seinem 
freiwilligen Rücktritt im Jahre 1899 innegehabt hat. 


Die drei Kriege der Jahre 1864, 1866 und 1870,71 gaben 
Esmarch Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß bei den 
deutschen Kriegschirurgen die Regeln, die 1851 für die Behand- 
lung der Extremitätenschüsse aufgestellt waren, Anerkennung ge- 
funden, ja daß bei ihnen die konservative Therapie sich weiter 
entwickelt hatte und nach und nach über die Resektion hinaus 
schon zur reinen Exspektative überging. Er selbst zog 1864 nicht 
mit ins Feld, diente nur gleichsam als freiwilliger konsultierender 
Chirurg nach dem Gefechte von Oeversee und während der 
Kämpfe bei Düppel, dirigierte 1866, für die Dauer des Krieges 
nach Berlin berufen, dort die Hospitäler für die Kriegsverwun- 
deten und mußte auch 1870/71, selbst an den Folgen einer Ver- 
letzung leidend, in der Heimat bleiben, wo er in Berlin als 
konsultierender Chirurg in dem großen Barackenlazarett auf dem 
Tempelhofer Felde wirkte. Inzwischen hatte er aber 1867 in 
Berlin an der von der Königin Augusta einberufenen Konferenz 
zur Verbesserung des Kriegssanitätswesens teilgenommen, deren 
Erfolge im deutsch-französischen Kriege in günstiger Weise zu- 
tage traten, und hatte einige Schriften veröffentlicht, die eben- 
sowohl die Organisation des militärärztlichen Dienstes im Felde 
behandelten, wie die Grundsätze der kriegschirurgischen Therapie. 
Es waren das vor allem zum Druck gegebene Vorlesungen über 
Kriegsheilkunst, die er im Wintersemester 1866/67 in Kiel gehalten 
hatte, und die unter dem Titel „Verbandplatz und Feldlazarett“ 
im Jahre 1867 erschienen. Ferner das kleine Schriftchen „Der 
erste Verband auf dem Schlachtfelde*, in dem er dem dreieckigen 
Tuch als geeignetstem Material zur Anlegung des ersten Ver- 
bandes das Wort redete, endlich die kleine Arbeit „Über den 
Kampf der Humanität gegen die Schrecken des Krieges“. Diese 
letzte, an das ganze Volk gerichtet, legt ihm nahe, daß in Zeiten 
des Krieges die staatlichen Einrichtungen niemals ausreichen 
können, dem verwundeten und erkrankten Soldaten die ihm ge- 
bührende Hilfe angedeihen zu lassen, daß da die freiwillige Mit- 
arbeit des ganzen Volkes unentbehrlich ist, daß sie aber nur dann 
und gleich vom ersten Beginne des Krieges an sachgemäß ein- 
greifen kann, wenn sie in Friedenszeiten sich eine zweckmäßige 
Organisation schafft, reiche Materialien für Krankenpflege nach 
bestimmten Mustern ansammelt, namentlich aber für die Schulung 





eines zahlreichen Hilfspersonals sorgt. Im weiteren Anschluß 
an diese Bestrebungen beteiligte sich Esmarch energisch an der 
Entwicklung der Samaritervereine, die sich die Aufgabe stellten, 
die Kenntnis von der ersten Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen 
im Frieden unter Laien zu verbreiten und diese dazu in Sama- 
riterschulen theoretisch und praktisch zu unterrichten. Unermüd- 
lich ist er bis in seine späten Jahre nach dieser Richtung hin 
tätig gewesen und hat die Freude erlebt, sich seine Ideen in die 
Tat umsetzen zu sehen. 


Während sich in diesen Schriften Esmarch an das ganze 
Volk wendete, trat er auf dem Chirurgenkongreß 1873 vor seine 
Spezialkollegen mit dem Vorschlage, fortan an den Extremitäten 
blutlos zu operieren; — einem durch erfolgreiche Erfahrungen 
am Menschen begründeten Vorschlage, der aber, von so eminen- 
tem Werte für die ganze Heilkunst er war, doch im Augenblicke 
fast unbeachtet blieb. Der Zeitpunkt war ungünstig getroffen, 
die Versammlung abgespannt und hungrig. Aber die Sache an 
sich war von so hohem praktischen Wert und dabei so einfach, 
daß sie in der kürzesten Zeit eine weite Verbreitung unter den 
Chirurgen Europas wie Amerikas fand, und ihr Erfinder, als er 
auf dem folgenden Chirurgenkongreß über zahlreiche weitere 
günstige Erfahrungen berichtete, sich der vollen Zustimmung 
seiner Kollegen erfreuen konnte. Handelte es sich doch um eine 
Erfindung, die, zeitlich zusammentreffend mit der größeren Ver- 
breitung der Lister’schen Antiseptik, den Erfolgen der opera- 
tiven Eingriffe eine bisher unbekannte Sicherheit gewährte und die 
Wagschale der unglücklichen Ausgänge hoch emporschnellen ließ. 


Esmarch konnte sein Verfahren schon als voll anerkannt 
in sein Handbuch der kriegschirurgischen Technik aufnehmen, 
das, aus einer Konkurrenz als bestes hervorgegangen, 1877 er- 
schien und sich wieder nicht nur an die Arzte wandte, sondern 
auch an Krankenpfleger und die Organe der freiwilligen Hilfe, 
denen allen er mit ihm die Möglichkeit geben wollte, „Gelerntes 
rasch zu rekapitulieren, Verbandgegenstände zu improvisieren, 
zur Beschaffung von Instrumenten, Apparaten und Verbandgegen- 
ständen behilflich zu sein“. Treu seinem Motto „kurz und bündig“, 
beschränkte sich der Verfasser in ihm auf das äußerste im Text, 
stattete dafür aber das Buch mit einer großen Zahl klarer Ab- 
bildungen aus, so daß es dem Leser gestattete, sich in jedem 
Einzelfalle rasch über das Gewünschte zu orientieren. Das Buch 
gewann sich denn auch bald viele Freunde, die unter den Ärzten 
noch rasch zunahmen, als Esmarch in den späteren Auflagen sich 
nicht mehr allein auf die bei Verwundeten zur Anwendung kom- 
menden Operationen beschränkte, sondern unter Mitarbeiterschaft 


von Kowalzig auch die übrige, von Jahr zu Jahr ihr Gebiet 
erweiternde operative Chirurgie in ihr Bereich mit einzog, auch 
hier nach der bewährten Methode arbeitend, sparsam mit dem 
Wort, aber verschwenderisch mit Abbildungen. 

Das bisher Erwähnte war das Arbeitsgebiet, das den Arzt 
Esmarch wohl besonders befriedigt hat. Dabei sei aber nicht 
vergessen, daß er auch — als Teil der „Deutschen Chirurgie“ — 
die Krankheiten des Mastdarmes und Afters geschrieben, gemein- 
sam mit Kulenkampff ein Werk über Elephantiasis heraus- 
gegeben, über Gelenkneurosen und über Krebs kleinere Arbeiten 
veröffentlicht hat, die sich alle voller Wertschätzung erfreuen. 

Esmarch hatte das Glück, schon als Student dem genialen 
Bernhard Langenbeck persönlich nahe zu treten, von ihm 
bei dem ersten Kampfe seiner Heimatsprovinzen gegen Däne- 
mark in die Kriegschirurgie eingeführt zu werden und dann in 
ein noch engeres Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnis 
zu Stromeyer zu treten, unter und mit dem er das ganze Gebiet 
des Kriegssanitätswesens bearbeitete; und in Gemeinschaft mit 
beiden konnte er als einer der ersten der konservativen Behand- 
lung der Schußwunden Anerkennung verschaffen. Was er hier 
auf kleiner, leicht zu übersehender Basis aufgebaut hatte, konnte 
er dann, zunächst in dem Kampfe, der seine Heimat wieder an 
Deutschland anschloß, dann in den Kriegen, die unserem Vater- 
lande zu seiner lang ersehnten Einheit verhalfen, im großen sich 
bewähren sehen, und er konnte bald nach der Herstellung des 
Friedens in das Heilverfahren der Gesamtchirurgie ein Glied 
einfügen von großartigster segenbringender Macht, würdig, den 
anderen an die Seite gestellt zu werden, die das vorige Jahr- 
hundert geschaffen, die Qualen und die Gefahren operativer Ein- 
griffe nach Möglichkeit zu beseitigen. 

Aber das genügte ihm nicht. Ein wahrer barmherziger 
Samariter, wußte er auch im Laien die Begeisterung wachzu- 
rufen, sich die Kenntnisse anzueignen, die ihm gestatteten, bei 
Unglücksfällen im Frieden selbsttätig hilfreich einzugreifen und 
sich jene Ausbildung zu verschaffen, die ihn im Kriegsfalle zum 
Helfer des Arztes geeignet machen können. Allseitige Anerkennung 
vom Niedersten im Volke bis hinauf zu seinem Kaiser, dem er 
persönlich nahe getreten war, namentlich aber von seiten seiner 
Berufsgenossen, ward ihm zum Lohne. 

Die Geschichte unserer Wissenschaft hat ihm den Kranz 
der Unsterblichkeit gewunden. 

Richter. 





358 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


Inhalt. 

Richter, F. v. Esmarch }. 

H. Seidel, Der protrahierte rektale Kochsalzeinlauf. (Originalmitteilung.) 

1) Smith, Blutuntersuchung in der Chirurgie. — 2) Peiser, Die serösen Höhlen gegenüber im 
Blute kreisenden Bakterien. — 8) Biumenfeld, Bakterienausscheidung. — 4) Vincent, 5) Har- 
douin, Tetanus. — 6) Broca, Blutstillung bei Hämophilen. — 7) Tarantini, Zum Mechanismus 
der Blutstauung. — 8) Rohlff, Ischämin. — 9) Leonardo, Thiosinamin und Fibrolysin. — 10) Fäy- 
kiss, Arteriennaht. — 11) Schleich, Entwicklung der Anästhesie. — 18) Freund, Kokain gegen 
Erbrechen nach der Narkose. — 13) Pollack, Hirnpunktion. — 15) Broeckaert und de Beule, 
Trigeminusneuralgie. — 15) Passow und Schäfer, Beiträge zur Anatomie, Physiologie, Patho- 
logie und Therapie von Ohr, Nase und Kehlkopf. — 16) Schäffer, Erkrankungen der Mundschleim- 
haut. — 17) Lane, Wolfsrachen. — 18) Jacson, Tonsillektomie. — 19) Böhm, Variation des Rumpf- 
skeletts. — 20) Dwight, Verknöcherung des zweiten Kiemengangsbogens. — 321) Ginsburg, Dic 
Epitheikörperchen. — 22) le Dentu, Bronchopulmonale Erkrankungen nach Operationen. — 23) GO- 
gitidze, Pleuritis. 

I. Th. Rovsing, Zur Frage der Bedeutung des »Rovsing’schen Symptoms« — ILL. Spiegel, 
Chemische Bemerkungen zu dem Aufsatze von Dr. Josef Lévai: »Ūber Sterilisation der Metall- 
instrumente«. (Originalmitteilungen.) 

24) Verhandlungen der Amerikanischen Chirurgengesellschaft. — 295) Bushnell, Paratyphöser 
Knochenabszeß. — 26) Fothergill, Septhämie. — 27) White und Proescher, Abszeßbildende Spiro- 
chäten. — 28) Ohlmacher, Opsoninbehandlung. — 29) MeLennan, 30) Flett, 81) Heinrichsen, 
Bier'sche Stauung. — 32) de Ahna, Tetanus. — 88) Hirsch, 34) Durand, Skopolamin-Morphium- 
narkose. — 85) Preindisberger, 36) Kida, Rückenmarksanästhesie. — 37) Schlesinger, 38) Bos- 
well, Meningitis. — 89) Cameron, Hirnabszeß. — 40) Thomson, 41) Oppenheim und Borchardt, 
Hirngeschwulst. — 43) Auerbach und Grossmann, Kleinhirncysten. — 48) Buschke, Symmetrische 
Schwellung der Schläfen und Wangen. — 44) Glas, Nasenchondrome. — 45) Fabrikant, Unter- 
kieferankylose. — 46) Hirt, Gaumenresektion nach Partsch. — 47) Springer, 48) Schleissner, 
Gaumenspalte. — 49) Heinatz, Retropharyngealgeschwülste. — 50) Forest, 51) Stuart, Chirurgie 
des Ductus thoracicus. — 52) Hagenbach, Funktion der Schilddrüse und der Epithelkörperchen. 
— 53) Dunhill, 54) Mouriquand und Bouchut, Basedow. — 55) Cohn, 56) Marjantschik, 
57) v. Schrötter, 58) Seelig, Zur Chirurgie der Speiseröhre. — 59) Perimow, Lymphangiom der 
Halses. — 60) Müntz, Kehlkopfkrebs. — 61) Fawcett, Aspiration des Pueumothorax. — 63) Mam- 
brini, Pleuritis purulenta. — 63) Guibal, Zerreißung der Bronchen. — 64) Depage, Herzmassagc. 
— 65) Duret, Branchiome und Mediastinalgeschwülste. — 66) Schwarz, Mediastinalgeschwulst. — 
67) Rowlands, Rippencaries. — 68) Schindler, Brustwandgeschwülste. — 69) MeLellan, 70) Lich- 
tenhahn, Mastitis. 

IV. Kongreß der Deutschen Röntgengesellschaft. 

IL. Kongreß der internationalen Gesellschaft für Chirurgie. 





Aus der ersteren äußeren Abteilung des Stadtkrankenhauses 
Dresden-Friedrichstadt. Geheimrat Dr. Lindner. 


Der protrahierte rektale Kochsalzeinlauf. 


Von 


‚Dr. med. Hans Seidel, 
Sekundärarzt. 


er Wert der subkutanen und intravenösen Kochsalzinfusion ist in 
der inneren Medizin sowohl wie besonders in der Chirurgie aner- 
kannt; ich brauche darauf nicht näher einzugehen. 

In der Anwendung entstehen Schwierigkeiten gelegentlich nur 
bei täglich mehrmals applizierten und mehrere Tage hindurch fort- 
gesetzten Infusionen, wie wir sie ja namentlich bei eitriger Peritonitis 
häufiger geben müssen, in Beziehung auf die Wahl der Injektions- 
stellen. Die uns zur Verfügung stehenden Körperteile — Oberschenkel, 
Flanken, Infraclaviculargegenden, Arme — sind im Verlaufe einer 
derartigen intensiven Nachbehandlung sehr bald mit Einstichen be- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 359 


deckt, für neue findet sich nur schwer Platz, und auch weniger 
empfindliche Patienten fangen bald an, über Schmerzen zu klagen. 

In solchen Fällen ist es von Vorteil, in dem protrahierten, 
rektalen Kochsalzeinlauf ein Mittel zu besitzen, durch welches man 
dem Körper in bequemer Weise größere Flüssigkeitsmengen zuführen 
kann. 

Wernitz und Katzenstein haben zuerst den langsamen rektalen 
Kochsalzeinlauf empfohlen, zum Teil allerdings in einer weiter unten 
erwähnten therapeutischen Anschauung, der ich nicht beipflichten 
kann. Kothe hat neuerdings auf die ausgezeichnete Wirkung dieser 
Form der Kochsalzdarreichung nach Operationen wegen allgemeiner 
Peritonitis aufmerksam gemacht. Wie ich mich verschiedentlich über- 
zeugen konnte, ist trotzdem der protrahierte rektale Kochsalzeinlauf 
nur wenig bekannt und geübt. Auf unserer Abteilung ist er seit 
mehr als einem Jahre erprobt, und ich möchte an dieser Stelle auf 
ihn besonders hinweisen, erstens weil er, wie erwähnt, die Flüssigkeits- 
zufuhr in geeigneter Weise unterstützt, und zweitens, weil er daneben 
die Darmperistaltik fast stets wirksam anregt. 


Die Technik ist einfach und auch vom Personal bald zu erlernen. Von den 
Vorschriften Katzenstein’s weiche ich im großen und ganzen nicht ab. Das 
zum Einlauf benutzte Gefäß — am besten graduierter Irrigator — wird nicht zu 
hoch über dem Bett aufgestellt. Eine leichte Regelung der Schnelligkeit des Ein- 
laufes ermöglicht die bekannte Schraubklemme von nebenstehender Form. Wesent- 
lich ist es, das in das Rektum einzuführende Rohr so dünn zu nehmen, 
daß mechanischer Sphinkterreiz vermieden wird. Ich wende daher 
keines der gebräuchlichen Darmrohre, sondern bei Erwachsenen einen 
Nelatonkatheter Nr. 20, bei Kindern einen dünneren an. Derselbe 
wird durch einen Glasansatz mit dem Irrigatorschlauch, an welchem 
die Schraubklemme befestigt ist, verbunden, der Zufluß aus dem 
mit einem halben Liter Kochsalzlösung gefüllten Irrigator durch Drehen der 
Klemme so geregelt, daß in einer Sekunde etwa ein Tropfen aus dem Katheter 
ausfließt. Letzterer muß dabei in Betthöhe gehalten werden, da sonst bei der nun 
folgenden Einführung in das Rektum infolge der geänderten Fallhöhe sich die 
Tropfenfolge ändert. Ein Liter Flüssigkeit soll in etwa 5 Stunden einlaufen. 

Auf keinen Fall darf der Einlauf so schnell erfolgen, daß sich das Rektum 
sehr bald füllt. Er wirkt dann als Klistier und wird zum allergrößten Teil wieder 
abgegeben. Bei unruhigen Kranken kommt es natürlich auch vor, daß der 
Katheter herausgerissen wird. Ein Nachteil entsteht dadurch nicht; bei etwaiger 
Durchnässung des Bettes braucht nur die Unterlage gewechselt zu werden. Der- 
artige unruhige Patienten werden durch das Personal am besten von Zeit zu 
Zeit kontrolliert, damit der Katheter nötigenfalls wieder eingeführt werden kann. 
Beschwerden haben die Patienten von dem Einlauf meist gar nicht, selbst ihr Schlaf 
wird durch ihn nicht gestört. Die Flüssigkeitsmenge, welche man in dieser Weise 
in das Rektum einführen kann, ist eine recht beträchtliche. Kothe hat 3 bis 
4 Liter pro die gegeben. Ich habe mich mit 1—2 Liter pro die begnügt, so daß 
mit den daneben gegebenen subkutanen Kochsalzinfusionen in schweren Fällen 
ebenfalls 3—4 Liter dem Körper zugeführt wurden. 


Die Wirkung ist zunächst diejenige, welche wir auch sonst bei 
anderweitig bewirkter Flüssigkeitszufuhr zu sehen gewohnt sind: 
Füllung des Pulses, Minderung des Durstgefühls, Besserung des häufig 
recht verfallenen Aussehens, Zunahme der Urinmenge, bei drainierter 


360 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12, 


Bauchhöhle Zunahme der Sekretion. Auffüllung des Gefäßsystems 
und Auswaschung des Körpers, wie sie meistens in den Vordergrund 
gestellt werden, spielen auch hier die hervorragendste Rolle. Nur 
scheint mir die Wirkung auf den Puls, welche nach Pässler u. a. bei 
subkutanen und intravenösen Injektionen eine häufig bald vorüber- 
gehende ist, bei der rektalen Applikation eine länger anhaltende 
zu sein. 

Abgesehen von dem schonenderen Vorgehen, würden wir also 
in der Wirkung des protrahierten rektalen Kochsalzeinlaufes keine 
wesentlichen Abweichungen von den üblichen Kochsalzinfusionen finden. 
Was mich nun besonders veranlaßt, ersteren zu empfehlen, ist die 
Wirkung auf die Peristaltik. Schon während des ersten Einlaufes 
kann man häufig bemerken, daß Blähungen abgehen; bei wiederholten 
Einläufen erfolgt zunächst Entleerung kotig gefärbten Wassers, dann 
breügen Stuhless. Von diesem Augenblicke an ist natürlich die Kon- 
trolle über die durch den Darm resorbierte Flüssigkeitsmenge ungenau, 
da Wiederholung der Einläufe mit vermehrten Entleerungen beant- 
wortet wird. Ich glaube aber nicht, daß man nun den Darm, wie 
Kothe es will, mit Opium ruhig stellen soll, um die Resorptions- 
möglichkeit wieder herzustellen. Gerade die Darmatonie fürchten wir 
so außerordentlich, und wir sollten alles tun, die einmal wieder 
hergestellte Darmtätigkeit nicht zu hemmen. Ist sie eingetreten, dann 
wird ja auch die Ernährung per os in den meisten Fällen gut ver- 
tragen; geben wir dazu noch subkutane Infusionen, so können wir die 
rektalen Einläufe von diesem Zeitpunkte an entbehren. Ob diese die 
peristaltikanregende Wirkung des langsamen rektalen Einlaufes allein 
darauf beruht, daß die tiefsitzenden Kotmassen allmählich erweicht 
werden, wie Katzenstein und Kothe annehmen, ist mir zweifelhaft. 
Eine die Peristaltik anregende Reizung der Darmschleimhaut durch 
die permanente Irrigation scheint mir zum mindestens mitzusprechen. 

Unsere Erfahrungen haben wir in der Nachbehandlung von etwa 
50 Laparotomien gesammelt. Es waren darunter Gastroenterostomien, 
Darmresektionen, Gallengangserkrankungen u. a. Den besten Eindruck 
erhielten wir in der Nachbehandlung der Peritonitis, auf welche ich 
mich im vorstehenden auch namentlich bezogen habe. Selbstverständ- 
lich ist der langsame rektale Kochsalzeinlauf auch bei allen internen 
Krankheiten zu empfehlen, bei welchen Kochsalzinfusionen an und für 
sich angebracht sind. Nur mit Vorsicht anzuwenden oder kontrain- 
diziert ist er nach Operationen am Colon transversum oder descendens, 
weil die Flüssigkeit bis hierher aufsteigen und bei Verzögerung der 
Resorption eventuell Nähte sprengen kann. 

Daß man bei Erkrankungen, bei welchen neben reichlicher Durch- 
spülung des Körpers auf Ernährung Wert gelegt wird, zu dem lang- 
samen rektalen Einlauf entsprechende Zusätze machen kann, liegt auf 
der Hand. Versuche mit Kalodal (Credé) oder den Siegfried'schen 
Peptonen (Friedrich) sind in dieser Beziehung vielleicht besonders 
angebracht. Bei lange fortgesetzter Nahrungsentziehung per os er- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 361 


scheinen mir aber die oft wiederholten kleinen Klistiere wie sie Cred6 
gibt, vorteilhafter, da die beim langsamen Einlauf mit der Zeit ein- 
tretende Darmreizung, wie gesagt, häufige Eintleerungen herbeiführt, 
wenn man nicht mit Kothe Opium geben will. 

Rücksicht auf die Temperatur der rektal eingeführten Flüssigkeit 
habe ich nie genommen. Kühle Kochsalzlösung scheint mir vielmehr 
eher die Peristaltik anzuregen als warme, und hierauf ist m. E. bei 
dem langsamen rektalen Einlauf ein mindestens ebenso großer Wert zu 
legen wie auf die vermehrte Flüssigkeitszufuhr an sich. Besonderer Sorge, 
die Temperatur der Kochsalzlösung körperwarm zu halten, bedarf es 
daher im Gegensatz zur subkutanen oder intravenösen Infusion nicht. 

Ausgeschlossen erscheint es mir, daß die rektalen Kochsalzeinläufe, 
wie Katzenstein ursprünglich angab, bei schwerer, erfahrungsgemäß 
zu Sepsis führender Peritonitis gewissermaßen ein Ersatz für die 
Operation werden könnten. Zur Überwindung des peritonitischen 
Choks, wie er namentlich auch durch längeren Transport herbei- 
geführt wird, mögen sie gut sein, wie wir ja zu diesem Zweck auch 
sonst Kochsalz injizieren, — dann aber muß, wenn sonstige Kontra- 
indikationen fehlen, unbedingt operiert werden. Nach der Operation 
kann der rektale Kochsalzeinlauf wieder seine oben geschilderte gute 
Wirkung — schonende Auffüllung des Gefäßsystems, Auswaschung 
des Körpers, Anregung der Peristaltik — neben subkutanen oder 
intravenösen Injektionen entfalten. 


Literatur: 


Wernitz, Samml. klin. Vortr. N. F. Mai 1903. 

Katzenstein, Therapie der Gegenwart 1906. Hft. 11. 

Kothe, Therapie der Gegenwart 1907. Hft. 10. 

Pässler, Verhandl. d. Kongr. f. innere Med. 1898. 

Credé, Münchener med. Wochenschrift 1904. Nr.9 und Zeitschr. f. ärztl. 
Fortbild. 1906. Nr. 1. 

Friedrich, Verhandig. des 33. Kongr .der D. Ges. f. Chir. 1904. 





1) Smith. Blood examination in surgery. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1907. Dezember 20.) 

S. erörtert die Bedeutung der verschiedenen Blutuntersuchungs- 
verfahren für die Chirurgie unter besonderer Berücksichtigung der 
Bestimmung des opsonischen Index. Letztere Methode hält er nach 
seinen eigenen, auf mehrere 100 Fälle sich erstreckenden Erfahrungen 
für die Allgemeinpraxis nicht für geeignet, da sie nur bei großer 
Übung und Exaktheit zuverlässige Resultate ergibt. Mehrere Fälle, 
bei denen die Methode diagnostisch oder therapeutisch sich bewährte, 
werden angeführt. Besonders vor Operationen, bei denen alles auf 
einen aseptischen Verlauf ankommt, ist die Bestimmung des opso- 
nischen Index gegenüber pyogenen Mikroben von Wert; je nach 
Ausfall der Prüfung wurde event. vor der Operation mit Staphylokokken- 
vaccine geimpft, und während der positiven Phase operiert. Auch 


12** 


362 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


bei chronischen Infektionen (Furunkulosis, Pyelitis, Empyem, Fi- 
steln usw.) bewährte sich die Vaccinebehandlung. Mohr (Bielefeld). 





2) A. Peiser. Über das Verhalten der serösen Körperhöhlen 
gegenüber im Blute kreisenden Bakterien. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 484.) 

Bei den Versuchen zu obigem Thema, die Verf. in der Küttner- 
schen Klinik anstellte, benutzte er den für Kaninchen pathogenen 
Bacillus pyocyaneus, von dem eine Bouillonaufschwemmung in die Ohr- 
vene eingespritzt wurde. Die Tiere wurden verschieden lange Zeit 
hernach getötet und aus Pleura-, Peritoneal- und Perikardialhöhle 
unter allen Kautelen durch Abstrich und Ausgießen mit Bouillon ab- 
geimpft. In Kontrollversuchen wurden die serösen Häute in Reiz- 
zustand versetzt durch Injektion. von körperwarmer Bouillon, von 
physiologischer Kochsalzlösung und von Phagocytin, einem Nuklein- 
säurepräparat. 

Dabei fand sich, daß im Blute kreisende Bakterien in die serösen 
Häute nicht übergehen, solange diese unversehrt sind. Eine Invasion 
findet erst mit dem Eintritte von Sepsis statt. Befinden sich aber die 
serösen Häute in einem auch nur geringen Reizzustande, so treten 
die Bakterien sehr rasch in diese über. Dabei hängt es von der 
Virulenz der Infektionserreger und der Widerstandskraft des Orga- 


nismus ab, welche Folgen die Bakterieninvasion hat. 
Beich (Tübingen). 





3) A. Blumenfeld. Experimentelle Untersuchungen über 
Ausscheidung von Bakterien und einigen löslichen (bakte- 
riellen) Substanzen durch den Schweiß. 

(Archiv für Dermatologie u. Syphilis Bd. LXXXIV. p. 93.) 

B. hat Katzen Bakterienkulturen ins Blut gespritzt, dabei aber 
im Gegensatz zu Brunner eine Ausscheidung der Bakterien durch den 
Schweiß nicht beobachten können. Er glaubt, daß die Schweißdrüsen 
für die Bakterien unüberwindliche Hindernisse setzen. 

Von löslichen Substanzen geht Jodkalium durch, Fluorescin und 
Agglutinine aber nicht. Die Ausscheidung der Toxine (Tetanus) läßt 
Verf. vorläufig unentschieden. Er nimmt für die Ausscheidung der 
löslichen Substanzen eine elektive Tätigkeit der Schweißdrüsenepithelien 
an, während die Schweißdrüsen für die Bakterien mehr mechanische 
Hindernisse bilden. M. Winkler (Luzern). 





4) M. H. Vincent. Etiologie et prophylaxie de certains cas 
de tétanos. Röle de lhematome infecté. 
(Bull. de l’acad. de méd. 1907. Nr. 34.) 
V. sucht experimentell eine Erklärung für die rätselhaften Tetanus- 
infektionen nach operativen Eingriffen oder Verletzungen, nach welchen 
die Wunden völlig reaktionslos und rasch geheilt waren. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 363 


Auf Grund mehrerer Reihen von Tierexperimenten kommt er zu 
folgenden Schlüssen. Der Starrkrampferreger ist für gewöhnlich im 
Gegensatze zu den Eitererregern ein unschuldiger Saprophyt, der viel 
häufiger in die Wunden gelangt, als man für gewöhnlich annimmt, 
aber in ihnen nur unter besonderen Bedingungen (Eiterung, Nekrose usw.) 
seine Pathogenität entfaltet. 

Die Gelegenheit für seine Entwicklung in reinen, reaktionslosen 
Operationswunden bieten nun Blutextravasate, in welchen sich die 
Sporen, geschützt gegen die natürlichen Abwehrvorkehrungen, entwickeln 
können. 

So wurde Versuchstieren mit eigenem frischem Blute gemischte, 
von den Toxinen befreite Sporenkultur in verschiedene Körperteile 
eingespritzt. Die Kontrolltiere erhielten dieselbe Kultur aber ohne 
Blutbeimengung. Von 13 Versuchstieren gingen 10 an Tetanus ein, 
von den Kontrolltieren wurde keines befallen. 

Entsprechend den Beobachtungen am Menschen zeigt auch dieser 
experimentelle Tetanus eine ungewöhnlich lange Inkubationszeit und 
einen damit im Widerspruche stehenden außerordentlich raschen, töd- 
lichen Verlauf. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 





5) P. Hardouin (Rennes). Quand et comment doit-on faire 


une injection de sérum antitetanique. 
(Presse méd. 1907. Nr. 96.) 

Verf. ist der Ansicht, daß man in allen Fällen, in welchen man 
es mit einer unregelmäßigen,! vielwinkligen Wunde zu tun hat, in 
welchen man nicht sicher sein kann, eine gründliche Desinfektion 
vorzunehmen, eine Einspritzung von antitetanischem Serum machen 
soll, und zwar so früh als möglich; aber auch 2, selbst 3 Tage nach 
der Verwundung kann dieselbe von Vorteil sein. Solange eine solche 
Wunde eitert, sollen derartige Einspritzungen alle 8 Tage wiederholt 
werden. Es kann dies auch zwei- und dreimal wiederholt werden ; 
und halte man es sich gegenwärtig, daß man es niemals zu bereuen 
haben wird, eine Einspritzung zuviel, wohl aber oft eine zuwenig 
gemacht zu "haben. Selbstverständlich muß man sich auch vor Über- 
treibungen in dieser Beziehung hüten und nicht jede kleine, ober- 
flächliche Wunde mit Einspritzungen von antitetanischem Serum be- 
handeln wollen. E. Toff (Braila). 





6) Broca. Die Blutstillung bei den Hämophilen durch In- 
jektionen mit frischem tierischen Serum. 
(Med. Klinik 1907. p. 1445.) 
Auf Grund der Untersuchungen von P. Emile Weil unterscheidet 
B. die anfallsweise auftretende und die familiäre Hämophilie. Beiden 
ist die auBerordentliche Verzögerung der Blutgerinnbarkeit eigen; Ab- 
weichungen bestehen in der Konsistenz des Blutes, Zahl und Art der 
+ 


364 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


weißen Blutkörper, in den Gerinnungsvorgängen usw. Bringt man 
nun 1—3 Tropfen gesunden Menschen- oder Tierblutserums mit 1 ccm 
Blut solcher Kranken zusammen, so wird dessen Gerinnung unver- 
kennbar begünstigt. Erwachsenen werden einmalig 10—20 ĉcm frischen 
Menschen- oder Pferdeserums (nicht Rinder- oder Hundeserums) in 
die Vene, 20-40 ccm unter die Haut gespritzt; Kinder erhalten die 
Hälfte; in der Praxis kann man frisches Antidiphtherieserum ver- 
wenden; nach 24 Stunden kann dann eine etwa erforderliche Operation 
gefahrlos vorgenommen werden. Ist ein sofortiger Eingriff nötig, so 
wird das Serum nicht nur in die Vene eingespritzt, sondern auch un- 
mittelbar auf die Wunde gebracht. Auch bei inneren Blutungen, so- 
weit sie auf Verzögerung der Blutgerinnung beruhen, ist das Ver- 
fahren wirksam. B. führt mehrere eigene klinische Erfahrungen an 
(Zahnfleisch-, Gelenk-, Wundblutungen usw.), wonach sich diese Be- 
handlungsweise allen anderen überlegen zeigte. Es empfiehlt sich, vor- 
beugend Blutern alle 2 Monate eine Serumeinspritzung zu machen. 
Georg Schmidt (Berlin). 





7) Tarantini. Sul meccanismo d’azione dell’ iperemia da 
stasi alla Bier. 
(Policlinico, sez. chirurg. 1907. Nr. 10.) 

Spritzt man chinesische Tusche unter die Haut des Hinterbeines 
eines Meerschweinchens, so kann man den Eintritt derselben in die 
Lymphdrüsen, welche normalerweise schon nach wenig Minuten zu 
beobachten ist, durch Anlegung der Stauungsbinde dauernd verhindern. 
Es genügt, die Binde eine halbe Stunde vor der Einspritzung anzu- 
legen und eine Stunde liegen zu lassen. Die Wirkung beruht auf 


Phagocytose und Bindegewebsneubildung. 
E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


8) Rohlff. Ischäminverwendung in der täglichen Praxis. 
(Med. Klinik 1907. p. 1297.) 

Ischämin, chemisch rein aus den Nebennieren des Schafes 
isoliert, hält sich mindestens 6 Wochen lang unverändert klar, 
farblos und wirksam. Man kann es aufkochen. Um bestmögliche 
Blutleere und Schmerzlosigkeit zu erzielen, fügt man zu 3g einer 
1%igen Kokainlösung für entzündete Gewebe 7 Tropfen Ischämin, 
für nicht entzündete 6 Tropfen hinzu (Zahnziehen, blutige Nasen- 
operationen, Hydrokelenoperation, sonstige kleine Chirurgie des prak- 
tischen Arztes, auch gegenüber von Kindern oder schwächlichen alten 
Leuten). Georg Schmidt (Berlin). 





9) Leonardo. Azione della tiosinamina e della fibrolisina 
sulle cicatrici, sui bacteri, sul sangue. 
(Policlinico, sez. chirurg. 1907. Nr. 9 u. 10.) 
T'hiosinamin ist für den tierischen wie menschlichen Körper ganz 
unschädlich, es verursacht in Narben keine regressiven Prozesse, keine 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 365 


Infiltration oder Phagocytose. Es erzeugt eine starke und anhaltende 
Leukocytose, welche der durch Nukleinsäure kaum nachsteht. Dagegen 
besitzt es die unangenehmen Eigenschaften der Nukleininjektionen nicht. 
Es erhöht die Resistenz des Körpers gegen Infektion wie dieses und 
verdient statt seiner angewandt zu werden. 

Man verwende bei Kindern Thiosinamin in 5 iger Wasser-Glyzerin- 
lösung 1 ccm, bei Erwachsenen das Fibrolysin 0,75 ccm. 

E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


10) Faykiss. Arteriennaht. (Aus der chirurgischen Uni- 


versitätsklinik Hofrat v. Reczey.) 
(Budapesti Orvosi Ujsäg 1907. Nr. 29.) 

Verf. teilt nach ausführlicher Darlegung der Literatur 40 eigene 
Versuche mit, die er nach Durchtrennung der Carotis behufs Wieder- 
vereinigung ausführte. Es wurde das Verfahren von Payr und die 
Invaginationsmethode von Murphy erprobt, und Verf. kommt nach 
seinen Experimenten zu folgendem Ergebnis: die Arteriennähte erfor- 
dern eine strenge Asepsis. Die provisorische Blutstillung kann durch 
Digitalkompression oder durch die Silberberg’sche Klemme ge- 
schehen. Von den verschiedenen Verfahren bewährt sich jenes am 
besten, das die geringste Verengerung der Gefäßlichtung bewirkt und 
eine möglichst genaue Anpassung der Intimaränder erlaubt. Am 
zweckmäßigsten ist eine durch alle Schichten laufende Naht, als Naht- 
material Seide. Sollte wegen schlecht angelegter Nähte eine Blutung 
entstehen, so sollen durch alle Schichten Ersatznähte angelegt werden; 
sollte eine Verengerung der Lichtung eingetreten sein, so ist die Re- 
sektion der Nahtstelle mit folgender zirkulärer Vereinigung zu emp- 
fehlen. Es ist überflüssig, die Gefäßscheide separat zu vernähen, da 
sie ohne Naht in kurzer Zeit verwächst. Die Lücken zwischen den 
Wundrändern, sowie in die Lichtung reichende Fäden werden mit 
Blutgerinnseln bedeckt, die sich später organisieren. Im Heilungs- 
prozeß kommt dem Endothel die wichtigste Rolle zu; weniger beteiligt 
sind daran die Bindegewebszellen der Adventitia, am geringsten die 
Mittelschicht. Infolge der Neubildung der elastischen Fasern kommt 
in einem gewissen Grade eine Restitution ad integrum zustande. 

P. Steiner (Klausenburg). 


11) Schleich. Über die Entwicklung der allgemeinen und 
lokalen Anästhesie. 
(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1908. Nr. 1.) 

Bekanntlich leugnet Verf. das Vorhandensein besonderer Schmerz- 
empfindungsorgane, -bahnen und -zentren und erklärt den Schmerz 
als die Wirkung eines elektroiden Kurzschlusses der sensiblen Nerven- 
bahnen. Die Isolation besorgen Neurilemm und Neuroglia und der 
sie umspülende Gewebssaft; ihre Schädigung ermöglicht das Uber- 
greifen der durch einen Reiz entstandenen Nervenströme auf die 
schlecht isolierten Bahnen. Umgekehrt bewirkt die Narkose eine 





366 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


Verstärkung der Isolation bis zur Hemmung, ganz gleich, ob sie 
örtlich durch Infiltration, intermediär in Form der Rückenmarks- 
anästhesie oder zentral durch Kontaktaufhebung der Ganglien angreift. 
Die örtliche Schmerzbetäubung des Verf.s mit hypotonischer 0,2 iger 
Kochsalzlösung, Kokain und Alypin kann als gänzlich ungefährlich 
gelten selbst bei Infektionen und Geschwülsten, wenn man von der 
gesunden Umgebung gegen den Krankheitsherd ödemisiert. Adrenalin- 
zusätze machen die Lösung nur giftiger und bedingen allein bei der 
Zahnextraktion im Unterkiefer einen wirklichen Vorteil. An den 
Fingern und Zehen hält S. sein Verfahren der Leitungsanästhesie 
nach Oberst für vollkommen ebenbürtig, wenn auch nicht so einfach 
in der Technik. An allen übrigen Körperstellen scheint ihm die 
Leitungsanästhesie direkt problematisch. 

Die Hauptgefahr der Narkose ist der plötzliche Hemmungsfortfall 
der Leitungen von der Rinde zu den lebenswichtigen Zentren der 
Medulla; Verf. glaubt, daß sie durch ein bei der Körpertemperatur 
gasförmiges Narkotikum, sein Siedegemisch, zu vermeiden ist, weil es 
noch rechtzeitig durch die Atmung ausgeschieden werden kann. Auf 
die Rückenmarksanästhesie setzt er große Hoffnung, vor allem, wenn 
es gelingen sollte, die Rückenmarksleitung mehr physikalisch und 
weniger chemisch zu hemmen. Die Lähmung durch das Alkaloid 
bringt noch immer die große Gefahr mit sich, alle zwischen unterem 
Rückenmarksabschnitt und Medulla gelegenen Zwischenschaltungen 
schnell zu überspringen. Gutzeit (Neidenburg). 





12) H. Freund. Kokain als Mittel gegen das Erbrechen 
nach der Narkose. (Aus d. Stephanshospital in Reichenberg.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 

Abgesehen von den subjektiven Unannehmlichkeiten des post- 
operativen Erbrechens machen objektive Folgen — Sprengen von Nähten 
und Ligaturen, Entstehung von Pneumonien durch Verschleppung 
kleiner Emboli — es dringend wünschenswert, das Erbrechen zu ver- 
hindern. 

Seine Ursache ist einmal eine zentrale, durch Reizung der Medulla 
oblongata, tritt dann meist beim Übergang in das Toleranzstadium 
ein und kann durch richtige Dosierung des Narkotikums vermieden 
werden. Selten tritt es mehrere Stunden nach der Narkose als Spät- 
erbrechen ein. Die andere — häufigere — Ursache ist eine peri- 
phere, durch Reizung der Magen-Darmschleimhaut bedingt, indem mit 
Dämpfen des Narkotikums gesättigter Speichel geschluckt wird, oder 
Narkotika in den Magen ausgeschieden werden. Das Schlucken kann 
durch maximale Reklination des Kopfes nach Witzel vermieden wer- 
den. Außerdem läßt sich aber die Reflexerregbarkeit der Bauchorgane 
auch auf andere Weise herabsetzen. Während nämlich die Organe 
der Bauchhöhle bisher für empfindungslos galten, bewiesen Kast und 
Melzer durch Tierexperimente, daß relativ geringe Dosen von Kokain 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 367 


subkutan oder intramuskulär die normalerweise vorhandene Schmerz- 
empfindung der Bauchorgane vollständig aufheben. | 

Darauf fußend hat Verf. versucht, ob nicht auch die Reflex- 
erregbarkeit der Magen-Darmschleimhaut durch Kokaininjektionen 
aufzuheben ist, und in der Tat dadurch eine auffällige Verminderung 
des postnarkotischen Erbrechens erzielt, das dann nur in 12%, früher 
in 33% der Fälle eintrat. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß 
Dosis und Zeitpunkt der Injektion erst ausprobiert werden mußten, 
daß ferner ein Teil der Mißerfolge Späterbrechen war, das dadurch 
kaum zu bekämpfen ist, endlich daß einige Fälle durch technische 
Fehler — zu späte Injektion, Essen vor der Operation — erklärlich 
sind. Als geeignetste Dosis erwies sich 0,025 g bei Männern, 0,02 g 
bei Frauen, vor Ende der Operation subkutan gegeben. Die Methode 
erscheint noch nicht völlig ausgebildet. Als angenehme Nebenwirkung 
ergab sich auffallende Euphorie nach der Narkose und Steigerung 
des Blutdruckes. Intramuskuläre Injektionen wirken schneller. 

i Renner (Breslau). 





13) Pollack. Weitere Beiträge zur Hirnpunktion. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 1.) 

P. hebt hervor, daß andauernd in der Literatur Fälle von Gehirn- 
erkrankungen publiziert werden, in welchen die von Neisser und dem 
Verf. angegebene Methode der Hirnpunktion zur Stellung der richtigen 
Diagnose gute Dienste geleistet haben würde. Es werden sodann 
einige günstige Erfahrungen angeführt, die andere Autoren mit der 
Hirnpunktion gemacht haben; nachdrücklich wird hervorgehoben, daB 
die von Neisser und P. angegebene Methode etwas durchaus Neues 
darstelle und die Hirnpunktion erst zu einem allgemein anwendbaren 
Verfahren gemacht habe. Die Technik der Punktion ist im wesent- 
lichen die alte geblieben, kleine Verbesserungen und neue Kunstgriffe 
werden mitgeteilt. 

In bezug auf die diagnostische Bedeutung der Hirnpunktion wird 
betont, daß auch das negative Resultat wertvoll sei, und ein beweisen- 
der Fall dafür angeführt; es ist nicht zu bezweifeln, daß die Ventrikel- 
punktion in Zukunft ein häufiger, neben und statt der Lumbalpunktion 
geübter Eingriff werden wird. 

Zum Schluß wird ein Fall mitgeteilt, in dem die Hirn- resp. 
Ventrikelpunktion nicht bloß diagnostisch, sondern auch therapeutisch 
unschätzbare Dienste leistete. Es handelte sich um ein 17jähriges 
Fräulein, das in desolatem Zustande aufgenommen wurde. Erst die 
Punktion ließ die Diagnose auf Hydrocephalus acquisitus stellen; es 
wurden 18 ccm Liquor aus dem rechten Seiten- und 60 ccm aus dem 
vierten Ventrikel entleert; darauf trat Heilung ein. 

Haeckel (Stettin). 





368 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


14) J. Broeckart et F. de Beule. Etude critique sur le 
traitement de la nevralgie faciale. 
(Journ. de chirurgie 1907. Nr. 6 u. 7.) 

In einer ausführlichen Monographie haben Verff. unsere heutigen 
Kenntnisse der Trigeminusneuralgien zusammengestellt und die ver- 
schiedenen Behandlungsmethoden einer eingehenden Kritik unterzogen. 
Nach anatomischen Vorbemerkungen legen sie ihre Anschauungen über 
die Atiologie des Leidens vor, das sie auf eine plötzliche Kompression 
der sensiblen Trigeminusfasern zurückführen. Diese wird bewirkt durch 
Hyperämie der Nervengefäßchen, die ihrerseits die Folge eines Druckes 
auf den Nerven durch Geschwulst, Narben, neuritische Prozesse ist; 
begünstigt durch den Verlauf des Nerven in engen Knochenkanälen. 

Wenn die Therapie die inneren Mittel erschöpft hat und keine 
kausalen chirurgischen Angriffspunkte vorhanden sind, so stehen dem 
operativen Vorgehen mehrere Wege offen: 1) die Exstirpation des 
obersten Halsganglions event. mit einem Stück des Sympathicusstammes; 
2) die Neurosarkokleisis; 3) die Reihe der Eingriffe am Nerven selbst. 

Die erste Operation hat in einer Reihe von Fällen bemerkenswerte 
Besserungen, auch einige Heilungen gebracht, doch sind die Resultate 
unsicher, da die beiden anderen Halsganglien die Funktion des ent- 
fernten obersten übernehmen und Rezidive veranlassen. 

Rationeller ist die Bardenheuer’sche Neurosarkokleisis, die 
ihrem Erfinder glänzende Resultate gegeben hat; leider kann sie nur 
beim N. supra- und infraorbitalis und maxillaris angewandt, werden, 
wenn die Ursache der Neuralgien in diesen peripheren Asten zu 
suchen ist. 

Bei der Beurteilung der operativen Eingriffe an den Nerven selbst 
gehen Verff. von folgenden Erwägungen aus: Jede Verletzung eines 
Nerven hat eine Veränderung der Nervenzellen an der betroffenen 
Stelle zur Folge, die wir Chromolyse nennen. Dieselbe besteht in 
Zerfall des Protoplasmas, Schwellung und Gestaltsveränderung der 
Zelle, deren Kern an die Peripherie gedrängt, event. ganz ausgestoßen 
wird. In einigen Monaten erholen sich die Zellen, bis auf die, 
welche ihren Kern verloren haben und zugrunde gehen, und ge- 
winnen ihre normale Gestalt und Fuktion wieder. Je heftiger die 
Verletzung war, desto stärker die reaktive Chromolyse, desto mehr 
Zellen gehen zugrunde, und desto höher hinauf zentralwärts reicht 
die Degeneration. Letztere zu einer möglichst ausgedehnten zu machen 
und damit den Nerven dauernd außer Funktion zu setzen, muß das 
Ziel jeder die Neuralgie bekämpfenden Operation sein. Und nach den 
Versuchen van Gehuchten’s und der Verff. wird dieses am besten 
durch brüskes Ausreißen der mit festen Klemmen gefaßten Nerven 
erreicht; danach wurden die intensivsten und ausgedehntesten Chromo- 
lysen beobachtet. Für sehr wesentlich halten Verff. es nun, und das 
ist der Kern der ganzen Abhandlung, diese brüske Zerreißung des 
Nerven möglichst hoch oben in der Nähe des Ganglion Gasseri vor- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 369 


zunehmen, da dann die Zerstörung am vollständigsten ist. Bei 26 mit 
Ausreißen der Nerven an der Schädelbasis behandelten Fällen war 
stets sofortige, vollständige Heilung eingetreten, die nach 2 Jahren 
noch anhielt. Von Einspritzungen oder Lufteinblasungen (Marie, 
Chauffard) in die Nerven halten Verff. sehr wenig; am ehesten ist 
noch dem 80 &igen Alkohol eine Wirkung zuzuschreiben, die ebenfalls 
auf Ohromolyse beruht, aber zu schwach ist, um Regeneration der Zellen 
und damit das Rezidiv zu verhindern. 

Die Exstirpation des Ganglion Gasseri verwerfen Verff. als zu 
schwierig, zu gefährlich und zu eingreifend vollständig. Sie wollen 
diese Operation durch ihr Ausreißen der Nervenstämme an der Basis, 
event. durch die technisch leichtere und ungefährlichere Durchtrennung 
der hinteren Wurzel ersetzen. Vorderbrügge (Danzig). 


15) A. Passow und K. L. Schäfer. Beiträge zur Anatomie, 
Physiologie, Pathologie und Therapie des Ohres, der Nase 


und des Kehlkopfes. Bd.I. Hft. I u. 2. 
Berlin, S. Karger, 1908. 

Die genannte Zeitschrift verfolgt nicht den Zweck, sich in ihrem 
Arbeitsprogramm den bestehenden einzufügen, sondern will vor allem 
einmal den Zusammenhang mit der allgemeinen Medizin und den 
anderen Spezialgebieten pflegen, dann neben der praktischen die wissen- 
schaftliche Arbeit auf dem Gebiete der Anatomie, Physiologie usw. 
fördern. Das erste und zweite Heft bringt eine Durchführung dieses 
Gedanken». 

Sie enthalten außer vorwiegend praktische Ziele verfolgenden Ar- 
beiten wertvolle theoretische Beiträge, deren nähere Besprechung hier 
nicht angebracht erscheint. Dagegen verlangen die beiden ersten 
Arbeiten auch an dieser Stelle eine kurze Besprechung. Die Arbeit 
Lange’s: »Beiträge zur pathologischen Anatomie der vom Mittelohr 
ausgehenden Labyrinthentzündungen«, zeichnet sich durch die überaus 
exakte pathologisch-anatomische Untersuchung von 14 Fällen von 
Labyrinthentzündung aus. 

Von besonderem Interesse erscheint der auf histologische Ver- 
änderungen basierte Nachweis, daß das Foramen ovale nach primärem 
Einbruch der Entzündung in die Bogengänge, besonders der lateralen, 
zur sekundären Ein- oder Durchbruchstelle werden kann. Überhaupt 
ist die ganze Frage, ob Ein- oder Ausbruch, sehr eingehend behandelt, 
wenn sie auch für die Therapie keine ausschlaggebende Bedeutung 
gewinnen kann. Wichtig für die Therapie erscheint aber der histo- 
logische Nachweis, daß in erster Linie der laterale Bogengang, in 
zweiter die Fenster als Einbruchstellen zu betrachten sind. Auch für 
die Möglichkeit der Ausheilung einer Bogengangsfistel bzw. das Vor- 
kommen einer umschriebenen Bogengangserkrankung überhaupt bringt 
Lange wertvolles Beobachtungsmaterial bei. Die Tuberkulose des 
Mittelohres und Labyrinthes hat er aus seinen Betrachtungen aus- 

12** * 


370 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


geschieden, weil sie anatomisch und klinisch eine Sonderstellung ein- 
nimmt. Im übrigen beweisen die mitgeteilten Krankengeschichten 
nach Ansicht des Ref., wie wichtig es ist, einmal durch genaue funk- 
tionelle Prüfung sowohl des Bogengangsapparates wie der Schnecke 
vor der Operation sich ein Urteil zu bilden, ob eine Erkrankung des 
inneren Ohres in Frage kommt oder nicht. Dann durch möglichst 
ausgiebige Abtragung des medialen Abschnittes des Facialissporns bei 
Verdacht auf Labyrintherkrankung und intensiver Beleuchtung, wie 
es Hinsberg verlangt, einen möglichst genauen Überblick über die 
anatomische Beschaffenheit der Fenstergegend zu gewinnen. Die plan- 
mäßige Eröffnung des Labyrinthes ist in keinem der Fälle, wie noch 
kurz erwähnt sei, angeführt worden. 

Die Arbeit P.’s beschäftigt sich mit dem Verschluß von Knochen- 
wunden nach Antrumoperationen. Zur Vermeidung tiefer trichter- 
förmiger Einziehungen, Wunden nach Antrumoperationen überhaupt 
zum Verschluß zu bringen, empfiehlt P., in geeigneten Fällen aus- 
schließlich Periostlappen, keine Periost-Knochenlappen zu verwenden. 
Die Methode hat sich ihm auch zur Deckung von freiliegenden Sinus- 
abschnitten und von Knochenlücken nach Hirnprolapsabtragung be- 
währt. — Die Ausstattung der Zeitschrift ist eine vorzügliche. 

Engelhardt (Kassel). 





16) J.Schäffer. Über ungewöhnliche und diagnostisch schwie- 
rige Erkrankungen der Mundschleimhaut bei Syphilis und 
Hautkrankheiten. 

(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXV. p. 371.) 

In eingehender Weise bespricht S. die Erkrankungen der Mund- 
schleimhaut bei Syphilis und bei Hautkrankheiten. Es werden ge- 
trennt behandelt die Mundschleimhautveränderungen im ersten, zweiten 
und dritten Stadium der Lues, bei Lues maligna, nach Quecksilber- 
behandlung, die Leukoplakie. 

Bei den Hautkrankheiten werden besprochen der Lichen ruber 
planus, das Erythema exsudativum multiforme und die Arzneiexantheme, 
die blasenbildenden Schleimhauterkrankungen des Herpes, schließlich 
die Dermatosen, die nur sehr selten auf der Mundschleimhaut vor- 
kommen (Ekzem, Psoriasis, Quincke’sches Odem, Pseudoleukämie). 
Die interessante Studie wird durch zahlreiche Beobachtungen aus der 


reichen Erfahrung des Verf.s erläutert und ergänzt. 
M. Winkler (Luzern). 





17) W. A. Lane. The modern treatment of cleft palate. 
(Lancet 1908. Januar 4.) 

Der bekannte Chirurg von Guy’s Hospital beschreibt hier seine 
Operationsverfahren bei den schwereren Formen von Wolfsrachen. Er 
empfiehlt, die Operation in früher Kindheit auszuführen, ehe die Zähne 
durchgebrochen sind. Mit Einschluß der die Zähne bedeckenden Al- 
veolarschleimhaut kann man mindestens einen dreimal so breiten 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 371 


Lappen erzielen, als wie er nach Durchbruch der Zähne möglich ist. 
Verf. erreicht, wie aus 19 in der Arbeit enthaltenen Skizzen ersicht- 
lich, durch seine Schnittführungen und Lappenbildungen außerordent- 
lich breite Wund- und Vereinigungsflächen, was ja selbstverständlich 
bei diesen Operationen von ausschlaggebender Bedeutung ist. Nach 
seinen Erfahrungen bedecken sich die größten rohen Wundflächen im 
Munde in kürzester Zeit in vollkommenster Weise mit Epithel und 
dazu ohne nennenswerte Narbenbildung oder gar Kontrakturen. 
Einzelheiten sind in dem sehr lesenswerten Original zu ersehen. 
H. Ebbinghaus (Dortmund). 





18) Jacson. Tonsillar hemorrhage and its surgical treatment. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 

Die partielle Abtragung der Mandel hält J. für unpraktisch, er 
ist Anhänger der Tonsillektomie, d. h. der Exstirpation der ganzen ° 
Mandel. Er zieht den vorderen Gaumenbogen mit einem kurzen Haken 
zurück, spaltet dann, nachdem er die Mandel mit einer Zange ganz vor- 
gezogen hat, von außen deren Kapsel und trägt hierauf hinten vermittels 
einer langen stumpfen Schere die Mandel von ihrem Bett ab. Spritzen 
Gefäße, so faßt er sie mit einer langen Zange und unterbindet. Ist 
es eine Gewebsblutung so legt er zwischen beiden Bögen einen Gaze- 
tampon. Ist die Blutung gar nicht zu stillen, was selten vorkommt, 


so muß die Carotis externa unterbunden werden. 
Herhold (Brandenburg). 





19) M. Böhm. Die numerische Variation des menschlichen 
Rumpfskeletts. Eine anatomische Studie mit 52 Abbildgn. 
92 S. 

Stuttgart, Ferd. Enke, 1907. 

Das vorliegende Buch bildet eine Ergänzung zu den früheren Ver- 
öffentlichungen desselben Autors über die Atiologie der Skoliose (aus- 
führlich referiert dies. Zentralbl. 1907 p. 732). Es bringt eine genaue 
Beschreibung der Kollektion numerisch variierender Wirbelsäulen, 
welche, von dem Anatomen Dwight in Boston zusammengestellt, sich 
im dortigen Warrenmuseum befindet. Auffallend sind die Geringgradig- 
keit der skoliotischen Verbiegung bei den abgebildeten, Erwachsenen 
angehörigen Skeletten und die geringen Torsionsveränderungen an den 


Rippen. 
Das kleine Buch bildet eine wichtige Ergänzung unserer Lehr- 
bücher der normalen Anatomie. Drehmann (Breslau). 





20) Dwight. Stylo-hyoid ossification. 
(Annals of surgery 1907. November.) 
D. beschäftigt sich mit jenen seltenen Fällen, in welchen der 
zweite Kiemengangsbogen bei Erwachsenen verknöchert angetroffen 
wird. Der zweite Branchialbogen geht beim Embryo vom Schädel 


372 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


nach abwärts und vorwärts und steht mit dem Bogen der anderen 
Seite durch das Basi-hyal in Verbindung, aus welchem letzteren später 
der Körper des Zungenbeines wird. Der Bogen selbst — ausgenommen 
des Basi-hyal — besteht 1) aus dem Tympano-hyal, 2) dem Stylo- 
hyal, dem späteren Proc. styloid., 3) dem Oerato-hyal, dem späteren 
Lig. stylo-hyoideum und 4) dem Hypo-hyal, aus dem später die kleinen 
Hörner des Zungenbeines werden. Das Tympano-hyal ist ein kurzer 
runder Fortsatz, der meistens mit dem Proc. styl. eins wird, so daß 
der letztere als vom Schädel direkt abgehend bezeichnet werden muß; 
es kann aber zwischen diesen beiden Knochen auch nur eine ligamen- 
töse Vereinigung bestehen bleiben. Andererseits kann aber auch das 
Lig. stylo-hyoideum verknöchern, so daß man nun einen beiderseitigen 
langen und mit dem Zungenbein knöchern verwachsenen Proc. styloi- 
deus hat, wodurch ein knöcherner Halsring gebildet wird. Diese Ver- 
“ knöcherung des Lig. stylohyoideum ist keine Alterserscheinung, sie 
kommt auch bei jüngeren Leuten vor. Von 20 aus den Museen und 
der Literatur gesammelten Präparaten stammen 6 von jungen Leuten, 
die übrigen von über 50 Jahre alten Personen. Klinisch können sich 
bei solchen Leuten Schluckbeschwerden einstellen. Die Diagnose kann 
durch manuelle Untersuchung und durch Untersuchung mit Röntgen- 
strahlen gestellt werden. Diese langen Proc. styloid. verlaufen 
zwischen den beiden Oarotiden (interna und externa), so daß man sie 
gelegentlich der Unterbindungen hier antreffen kann. Außerdem liegen 
sie nach innen von der Parotis und nach außen von den Mandeln. 
Einige Schädelphotographien, welche diesen knöchernen Branchialring 
zeigen, erläutern die Arbeit. Herhold (Brandenburg). 


21) Ginsburg. Contributions to the anatomy of the para- 
thyroid bodies, with especial reference to the surgical aspects. 
(University of Pennsylvania med. bulletin 1908. Januar.) 

G.’s Beitrag zur Anatomie und chirurgischen Bedeutung der 
Parathyreoidkörper beruht auf zahlreichen Untersuchungen anatomi- 
scher Präparate. Die Körper sind stets vorhanden, jedoch manchmal 
durch umgebende Fettmassen verdeckt. Nicht selten finden sich mehr 
als zwei Paare; sie liegen am konstantesten auf der Linie der Ana- 
stomosen zwischen Arteria thyreoidea superior und. inferior, meist 
näher der inferior, an der Hinterfläche der Seitenlappen der Drüse, 
entweder in einer Capsula propria oder innerhalb der Drüsenkapsel, 
event. sogar teilweise in die Drüsensubstanz eingebettet. Am zweit- 
häufigsten liegen sie am unteren Pole der Drüse, hier sind sie am 
größten und am leichtesten zu finden. Die Blutversorgung geschieht 
durch eine besondere Arteria parathyreoidea, die ein Ast gewöhnlich 
der A. thyr. inferior, selten der superior ist Diese Art der Gefäß- 
versorgung hat praktische Bedeutung, da von der Erhaltung der Artt. 
parathyreoideae die Vitalität der Körperchen bei Unterbindung der 
Arteriae thyreoideae abhängt. Die Schwierigkeiten, sie bei Operationen 
an der Schilddrüse zu erkennen und zu erhalten, sind zweifellos oft 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 373 


nicht zu überwinden. Jedoch kann bei Unterbindung der A. thyreoidea 
inferior oder superior außerhalb der Kapsel die Blutversorgung der 
Körperchen durch Anastomosen mit der entgegengesetzten Seite noch 
erhalten bleiben. Während der Operation läßt sich die Lage der 
Parathyreoidkörperchen noch am ersten erkennen am Verlaufe der zu- 
gehörigen kleinen Arterien. Die Stelle des Eintritts und der Ver- 
teilung der A. thyreoidea inferior muß bei der Operation mit der 
größten Vorsicht verfolgt werden, um die Blutversorgung der Körper- 
chen möglichst unversehrt zu erhalten. (1 Tafel mit Abbildungen.) 
Mohr (Bielefeld). 





22) A. le Dentu. Des complications broncho-pulmonaires 


post-op£ratoires. 
(Extrait des Arch. gener. de med. 1906. T.I. p. 724.) 

Bronchopulmonale Erkrankungen nach Operationen sind oft weder 
der Narkose noch einer Infektion zuzuschreiben. Dagegen haben Ein- 
fluß zurzeit bestehende Epidemien. Man sollte deshalb zu solchen 
Zeiten gewisse Operationen lieber aufschieben. Weiter sind von Ein- 
fluß Lungenemphysem, Herz- und Lungenaffektionen, hohes Alter und 
Kachexie. Daß persönlicher Disposition auch eine Rolle zuzusprechen 
ist, schließt Verf. daraus, daß er bei wiederholten Operationen an 
zwei Leuten stets derartige Erkrankungen auftreten sah. Andere Ur- 
sachen sind Abkühlung und septische Embolien, besonders wenn sie 
zahlreich sind. Die embolischen Pneumonien brauchen sich in ihrem 
Verlaufe durchaus nicht von anderen zu unterscheiden. ` 

In Betracht kommt ferner, daß bei Bauchoperationen durch Schä- 
digung der Bauchmuskeln der Atmungstypus erschwert wird, ferner, 
daß Schmerzen die Kranken verhindern auszuhusten. Vielleicht ist 
auch an der von De la Roche aufgestellten Hypothese einer durch 
Chloroform bedingten Paralyse der Bronchialmuskelfasern etwas Wahres. 
Jedenfalls rufen alle die genannten Umstände, ebenso wie eine etwaige 
Schwächung des Herzens, eine gewisse Blutstauung innerhalb der 
Lungen hervor. 

Dem Trauma muß auch ein großer Einfluß zugesprochen werden, 
desgl. dem Chok, dem ja manche in kurzer Zeit erliegen. Auch die 
Infektion spielt eine große Rolle. Daß aber die Infektion der Lungen 
auf dem Lymphwege gar so häufig sei, glaubt Verf. nicht, da man 
sie dann auch nach Appendicitis häufiger sehen müßte. Allgemeine 
tiefe Narkose darf auch nie als unschädlich für die Lungen angesehen 
werden. Die Schädigung der Bronchialschleimhaut durch das Narko- 
tikum kann dagegen nicht hoch veranschlagt werden, da es gelungen 
ist, durch verschiedene Vorsichtsmaßregeln die Zahl der Pneumonien 
sehr einzuschränken, auch beim Ather (Henle, Kroenlein). 

Zum Schluß faßt Verf., der Anhänger der Athernarkose ist, die 
Mittel, die Lungenerkrankungen verhüten sollen, zusammen. Bei 
schweren Lungenerkrankungen hat er gute Erfolge vom Aderlaß ge- 
sehen. E. Moser (Zittau). 





374 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


23) S. K. Gogitidze. Zur Diagnose der Pleuritis exsudativa: 
Die diagnostische Bedeutung des Hautödems an der kranken 


Brustseite. 
(Wratschebnaja Gazeta 1907. Nr. 50 u. 51. [Russisch.)) 

G. findet Wintrich’s Methode (Palpation einer Hautfalte) nicht 
immer zum Ziel führend. Er selbst palpiert die Dicke der Haut, in- 
dem er sie mit dem Finger quer über die Rippe hin und her bewegt, 
oder aber — nach Tschernow — längs den Rippen über einem 
Interkostalraum, der bei Odem schmäler und weniger tief erscheint. 
Er fand nun, daß das Hautödem in allen Fällen von serösem Pleura- 
exsudat, dabei in sehr frühen Stadien, vorhanden ist, selbst in einigen 
Fällen, wo die Probepunktion negativ ausfiel. Das Hautödem ist also 
ein sicheres Symptom von Pleuraexsudat. Zum Schluß bemerkt G., 
daß er in 2 Fällen von Pericarditis serosa Hautödem in der Herz- 


gegend sah. Die Beobachtungen G.’s betreffen Kinder. — 
Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


I. 


Zur Frage 
der Bedeutung des „Rovsing’schen Symptoms“. 
Von 
Prof. Dr. Thorkild Rovsing in Kopenhagen. 


n Nr. 8 dieses Blattes referiert Lauenstein einen Fall von Peritonitis und 

Cholecystitis acuta, in welchem nach seiner Behauptung das von mir im Zentral- 
blatte 1907 Nr. 43 beschriebene Appendicitissymptom vorgefunden wäre, ihn aber 
irregeleitet hätte. Eine erneuerte Durchlesung meines Aufsatzes wird aber meinem 
geschätzten Kollegen seinen lrrtum klar machen. Ja, er braucht nur die Über- 
schrift zu lesen: »Indirektes Hervorrufen des typischen Schmerzes an McBurney’s 
Punkt. Ein Beitrag zur Diagnostik der Appendicitis und Typhlitis«. 

Es verhält sich nämlich so, daß Lauenstein’s Pat. nur in der Gallen- 
blasengegend direkt und indirekt druckempfindlich war. »UÜbte man 
nach der Rovsing’schen Anweisung einen kurzen raschen Druck! auf die linke 
Unterbauchgegend, so gab der Kranke jedesmal prompt einen Schmerz unter der 
Leber an.ce Lauenstein dachte dann »an eine Appendicitis bei aufwärts ge- 
schlagenem Wurmfortsatz mit Perforation an der Spitze« und tadelt meine Unter- 
suchungsmethode, weil er eine entzündete, mit dem Querkolon verklebte Gallen- 
blase fand! 

Mir scheint es, daß meine Methode hier etwas unerwartet Schönes geleistet 
hat: sie hat nicht nur keinen Schmerz an MceBurney’s Punkt ausgelöst und so 
gegen Appendicitis gesprochen, sondern zudem Herrn Lauenstein direkt die 
Gallenblasengegend als leidend angewiesen! 

Möchte meine kleine Methode sich nur immer so gut bewähren! 

24. Februar 1908. 

1 Ich drücke langsam mit der rechten Hand die Finger der flach angelegten 


linken Hand gegen das Colon descendens und lasse so die Hand aufwärts gegen 
die linke Flexur gleiten. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 375 


— 


II. 


Chemische Bemerkungen zu dem Aufsatze von“ 
Dr. Josef Levai: 
„Über Sterilisation der Metallinstrumente “. 


Von 


Dr. phil. Leopold Spiegel, 
Privatdozent und Assistent am pharmakologischen Institut der Universität 
Berlin. 


n dem genannten, in Nr. 5 dieses Zentralblattes erschienenen Aufsatz gibt 

Herr Dr. Lévai zur Begründung praktischer Erfahrungen einige chemische Aus- 
einandersetzungen. Da diese nicht ganz einwandsfrei sind, sei mir eine kurze 
Richtigstellung gestattet. 

Durchaus nicht so zweifellos, wie es nach der apodiktischen Form scheinen 
könnte, ist der theoretische Satz: »Das Eisen rostet nur in Anwesenheit von 
Kohlensäure, Feuchtigkeit und Sauerstoffe. Vielmehr ist in den letzten Jahren 
von Dunstan! behauptet und gegenüber Zweifeln? durch mit aller Vorsicht an- 
gestellte Versuche zum mindesten wahrscheinlich gemacht worden, daß Kohlen- 
säure wohl ein positiver Katalysator, aber nicht von wesentlicher Bedeu- 
tung für den Vorgang des Rostens sei. Diesen faßt D. vielmehr als eine Folge 
von Weasserstoffsuperoxydbildung auf und formuliert ihn demgemäß durch die 
Gleichungen 

Fe + O: + H20 = FeO + H0; 2Fe0 + H0; = Fe203 (OH). 
Die Zusammensetzung Fe¿0ə(OH) hat nach seinen Analysen der gewöhnliche Rost. 

Desgleichen hat Whitney3 festgestellt, daß die Gegenwart von Kohlensäure 
für das Rosten nicht erforderlich ist, daß vielmehr die von ihm als primärer Vor- 
gang angenommene Lösung von Eisen in Form von Ferroionen lediglich von der 
Konzentration der Wasserstoffionen abhängt und daher auch in reinem Wasser 
vor sich geht, während gelöste Kohlensäure wenigstens in siedendem Wasser die 
Konzentration der H-Ionen eher herabsetzt als vermehrt. 

Schließlich haben Schleicher und Schultz! neuerdings die Auffassung des 
Rostens als elektrochemischen Vorgang begründet. 

Selbstverständlich ist von Herrn Dr. L&vai nicht die Kenntnis der neuesten 
chemischen Literatur zu verlangen, und ich habe das Vorstehende mehr der Voll- 
stäöndigkeit wegen erwähnt. Auch wird ja ein fördernder Einfluß der Kohlen- 
säure fast allseitig zugegeben. Anders steht es aber mit der Behauptung: » NaCO; 
verhält sich dem Rosten gegenüber ganz indifferent, bindet die Kohlensäure des 
Wassers nichte. Welche Theorie des Rostens man auch annehmen will, der vor- 
stehende Satz bleibt in seinem ersten Teile falsch, wie er es nachweislich im zweiten 
ist. Ist es doch bekannt, daß NasCO, in Lösung COs recht energisch unter Bil- 
dung von NaHCO, bindet. Allerdings gibt Natriumbikarbonatlösung beim Er- 
hitzen CO, ab, aber diese entweicht, und auch das hierbei entstehende NasC0; 
dissoziiert bei stärkerem Erhitzen weiter unter Bildung von NaOH, also gerade 
von dem Stoffe, dem auch Levai Schutzwirkung gegen das Rosten zuschreibt. 


1 Dunstan, Proceedings of the chemical society of London XIX, 150; XXI. 
231; XXIII, 63. 

2 Moody, ebenda XXII, 101; XXIII, 84. 

3 Whitney, Journal of the American chemical society XXV, 394. 

4 Schleicher und Schultz, Stahl und Eisen XX VIII, 50. 


376 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


Diese letzte Dissoziation ist nach Küster und Grüters5 schon bei 90° bequem 
meßbar. Natriumkarbonat zersetzt ferner HO, und drückt auch die Konzentration 
der H-Ionen herab. Es muß also, wenn irgendeine der vorher erwähnten Theorien 
des Rostprozesses zu Recht besteht, eine Schutzwirkung ausüben. Dies ist in der 
Tat, entgegen der Angabe von Lévai, der Fall, und gerade diese Wirkung des 
Natriumkarbonats und verwandter Stoffe bildet eine Grundlage aller dieser Theorien. 
Dunstan führt ausdrücklich NaCO; unter den Verbindungen an, welche auch bei 
mehrjähriger Einwirkung das Rosten verhindern; nach seiner Angabe wirkt selbst 
NaHCO, noch hindernd, wenn mehr als 1% in der Lösung vorhanden ist. Richtig 
ist natürlich, daß NaOH mehr CO; bindet als NaCO; (etwa 2!/əmal soviel), daher 
noch wirken kann, wenn bei gleicher Konzentration Na;CO,; (etwa durch mit den 
Instrumenten eingeführte Säuren) bereits infolge völligen Überganges in NaH CO; 
unwirksam wird. 

Nebenbei sei noch bemerkt, daß das feste NaOH nicht Natronlauge, sondern 
Natriumhydroxyd oder Natriumhydrat, vulgär Atznatron, heißt, als Lauge aber 
erst die Lösung dieses festen Körpers bezeichnet wird. 


24) Transactions of the American Surgical Association. Vol. XXV. 
Herausgegeben von Richard H. Harte. 
Philadelphia, W. J. Dornan, 1907. 
Aus den Abhandlungen heben wir folgende hervor: 


J. M. T. Finney (Baltimore) wandte in zwei Fällen von kongenitaler Lues, 
bei denen das Knochengerüst der Nase nebst Septum zugrunde gegangen war, um 
äußere Narbenbildung zu vermeiden, mit gutem Erfolge die Rhinoplastik mit dem 
linken Ringfinger an. 

Die Methode ist in Kürze folgende: Der linke Ringfinger wird gründlich des 
Nagels samt Matrix beraubt, die Haut der Kuppe wird im Umkreise von ca. 1cm 
entfernt, ebenso die des Fingerrückens bis zum distalen Ende der Grundphalanx, 
dann wird die Nasenhaut gelöst und gedehnt, die Innenseite in der Mitte rund ge- 
macht. Der Finger wird eingepflanzt, so daß die Kuppe auf dem Stirnbeine ruht; 
einige Nähte fixieren die Nasenspitze an die Haut der Grundphalanx. Nach 
2wöchiger Fixierung wird der Finger im Metacarpophalangealgelenke exartikuliert; 
nach 3 Wochen wird das freie Ende der Grundphalanx auf die getrennten Weich- 
teile über der Spina nasalis des Oberkiefers festgenäht, 

Die fehlende knöcherne Verheilung hält F. wegen der daraus resultierenden 
Beweglichkeit der Nase für vorteilhaft. 


C. H. Mayo (Rochester) empfiehlt auf Grund von 375 Kropfoperationen ein 
besonderes Verfahren zur Erhaltung der hinteren Kropfkapsel bei der Thyreoid- 
ektomie. Die Kapsel soll, nachdem ein Lappen vor die Wunde gebracht ist, auf 
der Seitenfläche der Drüse gespalten und mit Gaze zurückgestreift werden, wäh- 
rend die Drüse allmählich nach der Mitte zu gewälzt wird. Längsverlaufende 
Stränge sowie drüsenartige Körper sind sorgfältig zu schonen. Drainage wird nur 
bei sehr großen Wundhöhlen und Hyperthyreoidismus angewandt. M. sah nur 
einmal sehr leichte Tetanie in seinen Fällen. 


W. S. Halsted (Baltimore) bemerkt in der Diskussion, daß auch bei Mayo's 
Verfahren die Gefäßversorgung der Parathyreoideae gefährdet sei. Er will eine 
Scheibe Schilddrüsensubstanz über der letzten Verästelung der Arteria thyreoides 
inferior zurücklassen und meidet die Ligatur des Stammes der Thyreoidea superior. 


Besonderes Interesse verdient W. S. Halsted’s (Baltimore) Vortrag über die 
Resultate seiner Methode der Operation des Brustkrebses: 


5 Küster und Grüters, Ber. d. D. chem. Gesellschaft XXXVI, 748; vgl. 
auch Brand, Zeitschr. f. d. ges. Brauwesen XXVII, 456. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 377 


3 Jahre 

Gebheilt geheilt 
Achsel und Hals negativ 60 Fälle 45 = 75% 51 = 85% 
Achsel positiv, Hals negativ 110 > 27 = 24,5% 34 = 31% 
Achsel und Hals positiv 40 > 3 = 75% 4 = 10% 


Summa 210 Fälle 


H. macht neuerdings die Halsoperation in den meisten Fällen. Er rät sie an 
bei palpablem Befunde am Halse, wenn die Kuppe oder die mittlere Region der 
chirurgischen Achsel erkrankt ist. Die Halsoperation erhöht die Mortalität p. op. 
nicht wesentlich. 

Die Kenntnis der Krebsverbreitung entlang den Fascien ist noch lückenhaft, 
fast alle Metastasen kommen auf diesem Wege zustande. 

Krebscysten sind auf dem Operationstische besonders schwer zu erkennen, 
eine Nachoperation kommt stets zu spät. 

Diagnostisch ist die Verkürzung der Bindegewebszüge von Tumor zu Haut 
wichtig, ebenso die Erkennung der Elastizität kleiner Cysten in fibrösen Mammae. 

Bei der Operation soll reichlich Haut, subkutanes Fett und Fascie, sowie die 
Fascien vom oberen Teile des Rectus, Serratus anticus, Subcapsularis, bisweilen 
vom Latissimus dorsi und Teres major entfernt werden. H. warnt, unvollkommene 
Operationen mit dem Messer zu machen. 


Weitere Vorträge über das Brustdrüsenkarzinom, z. T. in diesem Blatte refe- 
riert, wurden von Greenought, Simmons, Barney, A. T. Cabot (Boston), 
J. C. Munro (Boston), F. S. Dennis (Neuyork), W. Meyer (Neuyork), L. 8. 
Pilcher (Neuyork), A. van der Veer (Neuyork), A. J. Ochsner (Chicago), N. 
Jacobson (Syracuse), J. C. Oliver (Cincinnati), A. F. Johas (Omaha), J. Ran- 
sohoff (Cincinnati) gehalten. Die Vorträge enthalten z. T. sehr interessante 
Kasuistik. 

An sie schließt sich eine ausgiebige Diskussion. 


A. Maclaren: Über Prostatektomie. Die gelegentlich nach suprapubischer 
Prostatektomie sowie nach hohem Blasenschnitt auftretenden Eiterungen im prä- 
vesikalen Raume lassen M. perineales Vorgehen im allgemeinen vorziehen. Durch 
perineale mediane Inzision wird die Urethra prostatica geöffnet, Untersuchung der 
Blase mit dem Finger; unter Führung des Fingers wird ein ca. zollanger Schnitt 
in die Seitenwand der Harnröhre gemacht, so daß die Prostatakapsel ergiebig ge- 
spalten ist. Der vergrößerte Lappen wird stumpf mit dem Finger ausgeschält. 


W. J. Mayo: Über erworbene Divertikulitis am Dickdarme, gruppiert seine 
Fälle: 

1) solche mit Bildung eines intraperitonealen Abszesses, der spontan in ein 
benachbartes Eingeweide durchbricht oder operativ nach außen entleert wird; 

2) Fälle, die zu akuter oder chronischer Verstopfung führen; 

3) solche mit spontaner Heilung. Ä 

Die Therapie ist vom Befund abhängig: freie Drainage, Anlegung einer Kot- 
fistel, sekundäre Resektion. Bei beträchtlicher Geschwulst und länger dauernden 
Symptomen primäre Resektion. Die Geschwülste werden oft mit Karzinom ver- 
wechselt. Als Divertikulitis sind die Fälle mit akuter Entzündung der Schleim- 
haut im Divertikel, als Peridivertikulitis die chronischen Entzündungen der Sub- 
serosa um die Divertikel zu bezeichnen Die Fälle sind vom pathologisch- 
anatomischen (L. B. Wilson) und vom klinischen Standpunkte betrachtet (H. Z. 
Giffin). Treffliche Abbildungen sind beigefügt. 

G. E. Brewer berichtet über mehrere Fälle linksseitiger Baucheiterungen, die 
durch Divertikulitis veranlaßt waren. 

F. H. Gerrish schildert einen Darmverschluß durch ein Meckel’sches Diver- 
tikel, bei dem das Divertikel vom freien Rande des Ileum kam, sich von rechts 
nach links durch eine bogenförmige Lücke im Mesenterium zwängte, sich dann 
aufwärts bog und durch einen dünnen Strang an die Bauchwand befestigt war. 


378 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


H. Cushing: 1) Wegen Tic convulsif war bei einer Pat. der N. facialis am 
For. stylomastoideum durchtrennt worden. 1 Jahr später Anlegung einer Ana- 
stomose zwischen Accessorius und peripherem Facialisstumpf. Pat. hatte einen be- 
trächtlichen Grad psychischer Kontrolle der mimischen Muskulatur wiedergewonnen. 
Die Krämpfe kehrten nicht wieder. 

2) Wegen genuiner Trigeminusneuralgie mit Anfang im ersten Ast, Erkran- 
kung des zweiten Astes und beginnende Schmerzen im dritten nahm C. die 
Ganglionoperation vor. Neuerdings entfernt er nicht mehr das Ganglion, sondern 
trennt die sensorische Wurzel von der Brücke. Die Operation wird am hinteren 
Ende des Ganglion ausgeführt, zwischen dem Mandibularast und der A. meninges. 
Hier wird das Ganglion freigelegt, dann wird ein besonders gebogenes stumpfes 
Instrument unter und um die sensorische Wurzel geschoben (öfters kann die Wurzel 
nicht klar zu Gesicht gebracht werden), und dann die Wurzel nach vorn gezogen 
und vom Pons abgerissen. Das Ganglion bleibt in seinem Bett, der Ram. ophthal- 
micus und maxillaris wird nicht freigelegt. 


L. Freeman macht einen neuen bedeutungsvollen Vorschlag zur Behandlung 
von ischämischer Paralyse. Die Rolle, welche die Nerven bei dieser Paralyse 
spielen, ist noch wenig bekannt. Primäre Neuritis durch Druck im Verein mit 
ungenügender Blutzufuhr ist nicht selten. Eine sehr wichtige Rolle kommt der 
Narbenkontraktur der Muskeln zu, welche die Nerven bis zur Zerstörung der 
Funktion schädigen kann. Oft finden sich an der Druckstelle unregelmäßige und 
knotenartige Veränderungen, während die Nerven oberhalb dick und kongestioniert 
sind. Daraus resultieren die verschiedensten sensorischen und trophischen Stö- 
rungen. 

Mit Vorliebe wird der Medianus geschädigt, wo er den Pronator teres pas- 
siert; der Ulnaris zwischen den beiden Portionen des Flexor carpi ulnar., der tiefe 
Radialiszweig, wo er den Supinator brevis passiert. Wenn bei der bisher üblichen 
Behandlung der Kontraktur mit Massage usw. nicht bald die Nervenfunktion sich 
wieder herstellt, so sollen die Nerven freigelegt und event. aus den Narben her- 
ausgelagert werden. Drei Fälle sind der Arbeit beigefügt, die sehr für F.'s An- 
sicht sprechen. 


J. Kammerer berichtet über ein mit vorzüglichem Erfolge nach Kocher's 
Vorgehen der temporären Resektion beider Alveolarfortsätze der Oberkiefer ge- 
heiltes Fibroid des Cavum nasopharyngeale. Beide äußeren Carotiden waren prä- 
liminar unterbunden. 

O. H. Allis stellt eine neue Theorie über die angeborene Hüftverrenkung avf. 
Sie ist nach seiner Ansicht traumatisch, wird durch die Kontraktionen des Uterus 
während der Geburt hervorgerufen. Die gebeugte Haltung der Beine in utero 
ermöglicht das Zustandekommen der Verrenkung, weibliche Kinder halten wegen 
des intra-uterinen Druckes die Oberschenkel mehr schräg als männliche; sie haben 
ferner kürzere Oberschenkel und sind dadurch mehr disponiert. ‚A. gibt eine eigene 
Methode der Reposition an. Kranepuhl (Kassel). 


25) Bushnell. Bone abscess due to a bacillus allied to B. paratyphosus. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 21.) 


Bericht über einen Fall von akuter eitriger Periostitis der Tibia bei einem 
41jährigen Manne, der 5 Wochen zuvor einen leichten »typhoiden« Anfall gehabt 
hatte. Der Eiter enthielt den Bac. paratyphosus, dessen bakteriologischer Nachweis 
sehr sorgfältig geführt wurde. Heilung. Weber (Dresden). 


26) Fothergill. A case of septicaemia with interesting reactions to 
treatment, and recovery. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 21.) 


F. bringt hier seine eigene Krankengeschichte. Er infizierte sich während der 
Operation einer septisch-tuberkulösen Hüfte am Fingernagel. Trotz sofort unter- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 379 


nommener Maßnahmen wie freier Blutung, Betupfen mit reiner Karbolsäure, Um- 
schlägen usw. bekam er am 4. Tage Schüttelfröste unter Entwicklung schwerer 
Allgemeinerscheinungen. Am 9. Tage wurden bei einer Inzision Streptokokken 
in Reinkultur nachgewiesen. Während der drei nächsten Tage Einspritzung von je 
10 ccm Antistreptokokkenserum und langsamer Rückgang aller Erscheinungen. 
Heilung unter Verlust des Fingers. Weber (Dresden). 


27) White and Proescher. Experimental lymphatic spirillosis in 
| guinea-pigs. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 24.) 

Früher bereits haben Verff. über Spirochätenbefunde bei Hodgkin’ scher 
Krankheit berichtet, wie bei Fällen von akuter lymphatischer Leukämie und chro- 
nischer gutartiger Lymphomatosis in dem durch Aspiration aus den Lymphdrüsen 
gewonnenen Saft. 

Die Verff. hatten von diesen Lymphdrüsen auch Material entnommen, und 
Meerschweinchen damit infiziert zur Untersuchung auf Tuberkulose. Indessen 
fanden die Untersucher aber, daß sich statt dessen ein Geschwür an der Infek- 
tionsstelle und Drüsenschwellungen der betreffenden Körperregion entsprechend 
entwickelt hatten, ebenfalls mit Spirochäten in großer Menge. Weitere Über- 
tragung auf gesunde Meerschweinchen gelang ebenfalls. Abbildungen. 

W. v. Brunn (Rostock). 


28) J. C. Ohlmacher. Some cases of acute and chronic infection 
treated by Wright’s »vaccine« method. 
(Amer. journ. of surgery 1907. Dezember.) 

Mitteilung verschiedener, sehr bemerkenswerter Fälle von Opsoninbehandlung: 
Drei lokale Staphylokokkeninfektionen, und zwar Akne durch Staphyl. albus und 
Furunkulose durch Staphyl. aureus bedingt und Karbunkel; schwere allgemeine 
Streptokokkeninfektion mit Streptokokkenpneumonie, Streptokokkenphlegmonen 
des Fußes und Erysipel, Nierenabszeß, durch Bac. coli bedingt, endlich Mittelohr- 
eiterungen durch Streptokokken, Pyocyaneus und Streptokokken mit Proteus 
vulgaris. 

Die Anzahl der Injektionen und die Dauer der Behandlung wechselte. Akute 
Fälle reagierten prompt, aber auch chronische; z. B. wurde eine 25 Jahre dauernde 
Mittelohreiterung geheilt. Die Technik ist die Wright’sche. 

Goebel (Breslau). 


29) MoLennan. The treatment of microbic invasions by Bier’s 


hyperaemia. 
(Practitioner 1907. Oktober.) 


30) Flett. The treatment of some inflammatory conditons by Bier’s 
method. 
(Ibid.) 

Beide Arbeiten beschäftigen sich in eingehender Weise mit der Behandlung 
akut entzündlicher Prozesse mittels Bier’scher Stauung. Beide Autoren sind be- 
geisterte Anhänger dieser Methode und empfehlen selbige unter Erläuterung der 
Anwendungsweise dem praktischen Arzt aufs dringendste. Einzelne Kranken- 
geschichten sind den Arbeiten beigefügt. Jenckel (Göttingen). 


31) K. K. Heinrichsen. Über die Behandlung akuter und subakuter 
chirurgischer Entzündungen mit Stauungshyperämie nach Bier. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 48—51.) 

178 Fälle aus dem Petersburger Obuchowkrankenhaus: Furunkel, Panaritien 36, 
Phlegmone 31, Mastitis 15, Unterkieferperiostitis 5, eitrige Lymphadenitis 16, 
komplizierte Frakturen 3, eitrige Tendovaginitis 17 (die Hälfte davon schwere, ver- 


380 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


nachlässigte Fälle mit Streptokokken- oder gemischter Infektion; imal Tod an 
Anämie, imal Nekrose der Sehne, 12mal vollständige Wiederherstellung der Funk- 
tion, 3mal bewegliche Finger); akut gonorrhoische Arthritis 6, Rheumatismus 5; 
Karbunkel 10; eitrige Otitis media 7; Aktinomykose 2 (rasche Heilung hartnäckiger 
Fisteln); eitrige Schleimbeutelentzündung 3; Osteomyelitis 2 (Erfolg nach 10 Tagen 
resp. 4 Wochen); Angina phlegmonosa 1, Parulis 3, Bubonen 2; unreine Wunden 
— prophylaktisch 2; Infektion von reinen Wunden 12mal. In vielen Fällen wurden 
nur Dank der Hyperämie sehr gute Resultate erzielt. Ausgezeichnet wirkt die 
Methode bei unreinen und infizierten reinen Wunden. 

Die wichtigsten Fälle werden in Form von 142 Krankengeschichten ausführ- 
lich mitgeteilt, mehrere Fälle von Sehnenscheideneiterung durch Temperaturkurven 
illustriert. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


32) de Ahna. Beitrag zur Frage der prophylaktischen Serumtherapie 
des Tetanus. 
(Medizinische Klinik 1907. p. 1426.) 

In Berlin scheint Starrkrampf im Anschluß an verunreinigte Verletzungen 
selten zu sein. Im Krankenhause Bethanien (Martens) ist deshalb in den letzten 
31/2 Jahren nur bei den (70—80) Verletzungsfállen, bei welchen nach der Ent- 
stehungsart oder dem Aussehen der Wunde mit der Möglichkeit einer Tetanus- 
infektion gerechnet werden mußte, eine sofortige Schutzimpfung unter die Haut 
(20 Antitoxineinheiten) vorgenommen worden. Niemals trat Starrkrampf auf. — 
Ein Kranker wurde versehentlich bei der Aufnahme nicht gespritzt; bei ihm zeigten 
sich bereits am 4. Tage die ersten Starrkrampferscheinungen. Durch kräftige und 
wiederholte Einspritzungen konnte der ungünstig aussehende Fall geheilt werden. 
Desgleichen bewährte sich die Serumbehandlung bei einem mehr chronisch ver- 
laufenden Falle. Indessen ging ein dritter Kranker, an dessen offenen Unter- 
schenkelbruch sich Starrkrampf anschloß, trotz subkutaner und endoneuraler Ein- 
bringung des Serums zugrunde. 

Das Tetanusserum ist sowohl zur Verhütung des Starrkrampfes — in der 
Form einer einmaligen sofortigen Einspritzung von 20 Antitoxineinheiten unter 
die Haut in der Nähe der zweckmäßig zu behandelnden Wunde — als auch zur 
Behandlung des ausgebrochenen Leidens zu empfehlen. 

Georg Schmidt (Berlin). 


33) A. Hirsch (Magdeburg). Die Skopolamin-Morphiumnarkose. 
(Wiener klin. Rundschau 1907. Nr. 51 u. 52.) 


Bei seinen Studien über die Skopolamin-Morphiumnarkose ist Verf. zu der 
Anschauung gelangt, daß diese Injektionen als alleinige Narkosenmethode keine 
Zukunft haben. Die Wirkung ist zu unsicher, und höhere Dosierung verbietet 
sich wegen der Vergiftungsgefahr. Von 33 Fällen konnten nur sieben als reine 
Skopolamin-Morphiumnarkosen durchgeführt werden, oft ist Athernarkose zu Hilfe 
zu nehmen. Die Nacherscheinungen sind gering. Die lange Dauer des Schlafes 
nach der Operation kann unerwünschte Nebenwirkungen haben, indem bei Opera- 
tionen im Munde Aspiration von Blut usw. leichter unvermerkt eintritt. 

Schmieden (Berlin). 


34) L. Durand. La scopolamine, anesthésique général, en chirurgie 
infantile. 
Thèse de Paris, 1907. l 
Verf. lobt die Vorzüge der Skopolamin-Morphineinspritzungen als allgemeines 
Anästhetikum in der Chirurgie des Kindes. Dasselbe hat den Vorteil, die zur 
Narkose notwendige Chloroformmenge auf ein Minimum zu reduzieren, die Furcht 
und Aufregung vor der Operation zu beseitigen, folglich auch die Gefahren einer 
Synkope. Die kleinen Pat. sind nach der Operation ruhig, brechen nicht, haben 
keine oder nur wenig Mydriasis und keine Kontrakturen der Bauchmuskeln. Die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 381 


bei Kindern im Alter von 4—15 Jahren gemachten Beobachtungen haben sogar 
gezeigt, daß Kinder das Mittel besser vertragen als Erwachsene. Die für die 
subkutane Injektion empfohlene Lösung enthält 1 mg Skopolamin und 1 cg Mor- 
phin per Kubikzentimeter. Hiervon wird durchschnittlich 1/3 ccm eingespritzt, 
doch kann man auch bis zu einem ganzen Kubikzentimeter gehen. Etwa 11/, Stunde 
nach der Einspritzung wird die Chloroformnarkose eingeleitet. 


E. Toff (Braila). 


35) J. Proindlsberger. Neue Mitteilungen über Rückenmarks- 
anästhesie. 
(Wiener klin. Rundschau 1907. Nr. 46—48.) 

P. ist ein Anhänger der Bier’schen Lumbalanästhesie; er hat gute Erfah- 
rungen damit gemacht in Fällen, wo wegen mangelnder Assistenz eine Narkose 
gar nicht durchführbar war, und der rettende Eingriff nur durch die Rückenmarks- 
anästhesie ermöglicht wurde. Als einen Nachteil hat er es gelegentlich empfunden, 
daß nach der Injektion keinerlei Anderung in der Dosierung mehr möglich ist. 
Häufig verlangten P.’s Pat. aus Scheu vor der Narkose ausdrücklich die Spinal- 
anästhesie und gaben den Eingriff nur unter dieser Bedingung zu. 

Alle Nacherscheinungen und Nebenwirkungen hat Verf. möglichst rigoros 
notiert. Aus seinen letzten 139 Fällen schließt er, daß Novokain sehr gut ver- 
wendbar ist, wesentlich besser aber noch das Tropakokain in Liquor cerebro- 
spinalis gelöst. Die Nacherscheinungen werden bei stetig verbesserter Technik 
dauernd geringer, und so ist auch dem Verf. die Methode stets wertvoller ge- 
worden. (Es folgen die kurzen Krankengeschichten sämtlicher Fälle.) 

Schmieden (Berlin). 


36) Kida. Beobachtungen über die Kokainisierung des Rückenmarkes 
nach Bier. 
(Tokio Tgakkwai-Zasshi Bd. XXI. Hft. 20.) 


Verf. hat an 307 Fällen Beobachtungen angestellt und hält dies Verfahren in 
allen Fällen als geeignet für Operationen am Körper abwärts von der Achselhöhle. 
Lebensgefährliche und unangenehme Nebenerscheinungen kommen nicht vor. Bei 
der Injektion ist auf die streng aseptische Ausführung zu achten. Tropakokain 
ist als Anästhesierungsmittel wohl allen anderen vorzuziehen. Die Injektion wird 
am besten am sitzenden Pat. vorgenommen zwischen dem 3. und 4. oder dem 2. 
und 3. Lendenwirbel-Dornfortsstze. Vor dem Einspritzen wurde die betreffende 
Gegend 5 Minuten lang mit Mikulicz’scher Seife gerieben, dann mit einem Ge- 
misch von Salpetersäure, Ather und Alkohol und darauf mit einer 10/%igen 
Sublimatlösung gewaschen. 

Kommen Übelkeit, Erbrechen oder sonstige unangenehme Beschwerden wäh- 
rend der Operation vor, so wird der Kopf hoch gelagert und ein Eisbeutel darauf 
gelegt, event. auch ein stimulierendes Mittel verordnet. Bei sehr nervösen Pat. 
wird Skopolamin-Morphium vor der Operation subkutan eingespritzt. Nach der 
Operation ist absolute Ruhelage nötig; das Aufstehen wird dem Pat. erst nach 
3 Tagen gestattet. Oshida (Tokio, Berlin). 


37) A. Schlesinger. Operative Behandlung traumatischer Meningitis. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 

Bei dem 57jährigen Pat. handelte es sich um eine geschlossene meningeale 
Phlegmone, die durch eine Mauersteinverletzung entstanden war. Bei der ersten 
Operation fand sich ein Splitterbruch; Extraktion eines Sequesters und Enfernung 
des eitrig infiltrierten Knochens der Umgebung. Da die Dura andauernd keine 
Pulsation zeigte und nach einer seröse Flüssigkeit unter starkem Druck entleeren- 
den Lumbalpunktion Verschlechterung auftrat, sich Krämpfe einstellten, wurde 
wegen der Annahme Hirnabszeß oder Meningitis nochmals trapaniert. Die eitrige 
Osteomyelitis war fortgeschritten, der Knochen mußte in ganzem Umfange fort- 


382 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


genommen werden. Durapunktion ergab klaren Liquor. Trotzdem Zunahme der 
Somnolenz. Deshalb dritte Operation: Freilegung des Armzentrums; es zeigte 
sich eine handtellergroße meningeale Phlegmone, d. h. Eiter zwischen Dura und 
Arachnoidea und feste eitrige Infiltration der weichen Hirnhäute. Auffallender- 
weise trat kein Hirnvorfall auf, vielmehr nach weiterer Fortnahme von eitrig 
infiltrierten Knochenpartien Heilung ein. Der ganze Defekt (17: 14 cm) wurde 
durch Plastik vom Schädel bis auf ein fünfmarkstückgroßes Stück geschlossen. 


Da die Lumbalpunktion eine Verschlimmerung brachte, gibt S. den Rat, 
bei Verdacht auf Meningitis gerade nur soviel Zerebrospinalflüssigkeit abzulassen, 
als zur Sicherstellung der Diagnose unbedingt notwendig ist. — Der mitgeteilte 
Fall ist der dritte durch Operation geheilte von fester eitriger Infiltration der 
weichen Häute. S. glaubt als bestes Operationsverfahren die rücksichtslose Frei- 
legung des erkrankten Bezirkes empfehlen zu müssen. Hierdurch wird ein Hirn- 
vorfall, der bei kleinen Öffnungen sicher auftritt, verhindert. Eine kurze Tampo- 
nade genügt bei normalen Wundverhältnissen vollkommen. Ausspülungen des Sub- 
duralraumes verwirft Verf. Langemak (Erfurt). 


38) Boswell. A case of cerebro-spinal meningitis with immediate 
recovery after trephining. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 28.) 


Ein 5jähriges Kind erkrankt nach scharlachartigem Beginn an einer aus 
gesprochenen Zerebrospinalmeningitis. Am 41. Tage Lumbalpunktion und Züch- 
tung von Diplokokken aus der leukocytenreichen Punktionsflüssigkeit. Zunehmende 
Verschlechterung. Am 58. Tage Trepanation im rechten Scheitelbein und Drai- 
nage des subarachnoidealen Raumes. Entleerung bedeutender Flüssigkeitsmengen 
in den nächsten Tagen und schnelle Heilung mit voller Wiederherstellung der gei- 
stigen Kräfte. B. meint die Anlegung einer Knochenlücke in solchen Fällen von 
starkem Druck bei der Meningitis empfehlen zu dürfen. Weber (Dresden). 


39) H. C. Cameron. A note on so-called »metastatic pulmonary cere- 
bral abscess«. 
(Guy’s hospital reports Bd. LXI.) 

Hirnabszesse treten öfter im Anschluß an Eiterungen der Brusthöhle auf, von 
Empyem, Lungenabszeß oder bronchiektatischen Kavernen ausgehend. Diese 
metastatischen Abszesse — in einem Falle wurde im Eiter Lungenpigment nach- 
gewiesen — sind von den pyämischen zu trennen, und da sie meist solitär sind, 
einer Operation zugänglich. Unter 97 Sektionsfällen von Hirnabszeß ließen sich 
17 auf Thoraxeiterungen zurückführen, davon hätten 5 vielleicht durch Operation 
gerettet werden können, da sich die Abszesse ziemlich gut lokalisieren ließen. 

Deetz (Homburg v. d. H.). 


40) C. Thomson. A clinical lecture on a case of cerebral tumour 
associated with subjective sensations of smell. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 21.) 


Der genau beschriebene Fall hat ein doppeltes Interesse, einmal wegen der 
im Vordergrunde stehenden abnormen Geruchsempfindungen, die es erlaubten, den 
Sitz der Geschwulst in die Gegend des Gyrus uncinatus im Lobus temporo-sphe- 
noidalis za verlegen und zweitens wegen der sehr frühzeitig auftretenden Neuritis 
optica, die schließlich durch ihr Fortschreiten bei sonst gutem Befinden zur Tre 
panation zwang. Die Operation, die keine Geschwulst an der vermuteten Stelk. 
wohl aber sehr beträchtlichen Hirndruck ergab, hatte den erwünschten Erfolg, 
daß die Neuritis optica in einigen Wochen verschwunden war. Der Fall wird als 
Beweis für die Richtigkeit des Satzes angeführt, daß man in manchen Fällen von 
Hirngeschwulst mit Druckerscheinungen unbedingt die palliative Trepanation aus- 
führen muß. Weber (Dresden). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. | 383 


41) Oppenheim und Borchardt. Über zwei mit Erfolg operierte Fälle 
von Geschwulst am Kleinhirnbrückenwinkel. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 28.) 


Die Diagnose wurde im ersten Falle bei einem 26jährigen Manne auf Grund 
des eingehend geschilderten Befundes auf endokranielle Neubildung in der hin- 
teren Schädelgrube, wahrscheinlich im rechten Kleinhirnbrückenwinkel gestellt. 
Im zweiten Falle wurde eine Neubildung in der linken hinteren Schädelgrube an 
den Wurzeln des Facialis und Acusticus angenommen. — In beiden Fällen wurde 
die Freilegung der betreffenden Kleinhirnhälfte vorgenommen, und zwar in 2 Sit- 
zungen. In der ersten wurde ein viereckiger Weichteilslappen, der bis 4 cm ober- 
halb der Protuberantia occipit. ext. reichte, abpräpariert und der Knochen über der 
hinteren Schädelgrube entfernt, in der zweiten einige Tage später die Dura er- 
öffnet und die Geschwulst ausgelöst. In beiden Fällen wurde die Geschwulst 
(Fibrosarkom und Fibrom) an der vermuteten Stelle gefunden; der erste Pat. 
wurde trotz vorhandener schwerer Symptome geheilt, der zweite am Leben er- 
halten und gebessert, doch blieben die Sehnervenatrophie und deshalb Blindheit, 
Lähmung des linken Facialis und zerebrale Herdsymptome bestehen. B. teilt noch 
einen dritten Fall mit, der tödlich endete. Von 6 vom Verf. operierten Pat. (Ge- 
schwülsten am Kleinhirnbrückenwinkel) sind 3 am Leben. — Es handelte sich immer 
um lebensgefährliche Eingriffe, deren Schwierigkeiten sich nicht vorhersehen lassen. 
Die Erfolge, welche schon jetzt gelegentlich recht schöne sind, werden bei weiterer 
Ausgestaltung der Technik noch bessere werden. Je kleiner die Geschwulst, um 
so eher wird eine radikale Enfernung möglich sein. Je früher die Diagnose ge- 
stellt wird, um so besser sind die Aussichten auf Erhaltung des Sehvermögens. 

Langemak (Erfurt). 


42) Auerbach und Grossmann. Zur Diagnostik und chirurgischen 
Behandlung der Kleinhirncysten. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. X VIII. Hft. 1.) 


Unter der Diagnose einer Geschwulst in der linken hinteren Schädelgrube wird 
die letztere osteoplastisch so freigelegt, daß auch ein Teil des rechten Kleinhirns 
übersehen werden kann; starke Blutung aus dem linken Sinus transversus. Nach 
14 Tagen wird im Skopolamin-Morphium-Dämmerschlaf die Dura gespalten und 
eine Cyste des linken Kleinhirns von Größe eines kleinen Apfels enukleiert. Nach 
glatter Heilung kann Pat. seinem Berufe nachgehen; nur unbedeutende Störungen 
blieben zurück. Der Ursprung der Cyste ist wohl am wahrscheinlichsten auf eine 
kongenitale Anomalie — cystische Erweiterung einer sackförmigen Ausstülpung 
des vierten Ventrikels — zurückzuführen. Haeckel (Stettin). 


43) A. Busohke. Über symmetrische Schwellung der Schläfen und 
Wangen, hervorgerufen durch lymphocytäre Infiltrate in Muskulatur, 
Periost und Schleimhaut. 

(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXIV. p. 153.) 


Bei einem sonst gesunden, kräftigen Manne von 24 Jahren beobachtete B. 
eine Ulzeration an der rechten Wange, der eine lymphocytäre Infiltration zugrunde 
lag. Das Infiltrat breitete sich allmählich aus in die Breite und Tiefe und griff 
auf die Muskeln über. Zu gleicher Zeit wurde auch die Haut, Muskulatur und 
symmetrisch das Periost der Schläfengegend ergriffen. Auch die Wangenschleim- 
haut zeigte analoge Veränderungen. Von Zeit zu Zeit trat ein Ödem der kranken 
Partien auf, verbunden mit Rötung und Temperatursteigerung bis 40°. Nach 
einigen Tagen erfolgte Abklingen dieser Erscheinungen, und nach dem Anfalle war 
eine Involution der Geschwulstpartien zu konstatieren. Später erlag Pat. einem 
solchen Anfall unter Trübung des Sensoriums, Durchfällen und Blutungen unter 
die Haut und in die inneren Organe. Blutbefund ohne Belang. Bei der Sektion 
zeigte sich keine Veränderung der Organe, die das Krankheitsbild erklären könnte. 


384 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


B. ist geneigt, das Krankheitsbild mit den leukämischen Affektionen in Zo- 
sammenhang zu bringen und erblickt eine Analogie desselben in der Mikulicz- 
schen Krankheit. M. Winkler (Luzern). 


44) E. Glas. Beiträge zur Pathologie der Nasenchondrome. (Aus 


der Klinik für Kehlkopf- und Nasenkrankheiten in Wien.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 46.) 

Die Nasenchondrome sind außerordentlich selten. 

Mitteilung zweier Fälle, deren Einzelheiten die Annahme gerechtfertigt er- 
scheinen lassen, daß die Nasenchondrome auf embryonale Anlage zurückzuführen 
und in bezug auf Prognose den bösartigen Geschwülsten an die Seite zu stellen 
sind. Benner (Breslau). 
45) M. B. Fabrikant. Zur Frage der operativen Heilung der An- 

kylosis mandibulae vera. 
(Sonderabdruck a. d. Charkower med. Journal 1907. [Russisch.]) 

Es handelt sich um einen i8jährigen Pat., der vor 8 Jahren im Verlauf eines 
Scharlach Otitis media mit Mastoiditis bekam, die langsam unter Sequestrierung 
heilte. Im Verlaufe des Ohrleidens begann auch eine stetig zunehmende Minde- 
rung der Beweglichkeit des Unterkiefers.. Als die Eiterung aufhörte, war der 
Kiefer fast unbeweglich, Pat. konnte die Zähne ca. 1/4 cm voneinander entfernen. 
In diesem Zustande kam er zu F., der beträchtliche Atrophie der linken Mandi- 
bulahälfte und Ankylose links fand. 

Operation: Schnitt 1 cm vor dem hinteren Rande des Astes. Die Parotis 
wurde nach hinten geschoben, die Mm. masseter und pterygoideus int. unterminiert. 
Dann wurde mit einem breiten Meißel ein gerades, 2 cm breites Stück aus dem 
Aste herausgeschlagen ohne die Ansatzstellen der genannten Muskeln zu verletzen. 
F. halbierte jetzt den Masseter derart, daß ein äußerer und ein innerer Lappen 
entstand. Der innere Lappen wurde unten abgeschnitten und an den M. ptery- 
goideus internus genäht, so daß der ganze durch den Meißel gesetzte Spalt von 
einer Muskelschicht erfüllt wer. 

Pat. konnte nach dem Erwachen aus der Narkose den Mund bis 21/3 cm öffnen, 
nach 10 Tagen bis 3cm. Schmerzen hatte er nur bei forcierter Öffnung, und zwar 
rechts: offenbar war das Gelenk durch den langen Nichtgebrauch »steif« geworden. 

V. E. Mertens (Kiel). 


46) Hirt. Zur doppelseitigen temporären Gaumenresektion nach 
Partsch. 
Inaug.- Diss., Rostock 1906. 

Krankengeschichte eines 18jährigen Mädchens, bei dem Müller wegen eines 
vom Siebbein ausgehenden, die linke Nasenhälfte und den Nasenrachenraum aus 
füllenden Rundzellensarkoms die von Partsch 1898 empfohlene horizontale Re- 
sektion des Oberkieferalveolarfortsatzes ausführte. Die Übersicht war nach medi- 
aner Oberlippenspaltung eine vorzügliche, die Blutung nicht unbeträchtlich, aber 
gut zu beherrschen. Nach 14 Tagen konnte Pat. wieder alle Speisen kauen. 
1 Jahr p. oper. rezidivfrei, ohne Beschwerden. Auf Grund dieses sowie weiterer 
acht in der Literatur gesammelter in extenso beschriebener Fälle mit ähnlichen 
guten Erfolgen empfiehlt Verf. das Partsch’sche Verfahren. 

Vorderbrügge (Danzig). 
47) Springer. Der Erfolg der Uranoplastik bei der angeborenen 
Gaumenspalte. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 
48) Schleissner. Die funktionelle Behandlung der angeborenen 
Gaumenspalte. 

F (Ibid. Nr. 48.) 

Übersicht über das anatomische und funktionelle Resultat bei 46 nachunter- 
suchten Fällen. Die Besserung der Sprache hängt davon ab, wie der neugeschaffene 
weiche Gaumen und die Schlundmuskulatur (Passavant’scher Wulst) funktionieren. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 385 


Ein methodischer Sprachunterricht, wenn nötig mit Einlegung eines Obturators, 
gibt die besten Erfolge; er muß gleich nach der Operation begonnen werden, die 
am zweckmäßigsten im Alter von 4—6 Jahren ausgeführt wird, weil die Kinder 
früher dem Unterricht nicht folgen können. Wertvoll ist auch die Massage der 
Gaumen- und Rachenmuskulatur neben den Übungen. In mittelschweren Fällen 
braucht man 6—10 Wochen zu wesentlicher Besserung. Operative Eingriffe zur 
Besserung des sprachlichen Resultats bei sonst gut gelungener Uranoplastik ver- 
wirft S. Höchstens ist die Durchschneidung der vorderen und hinteren Gaumen- 
bögen bei stark narbig retrahiertem Gaumen zulässig, um ihn beweglicher zu 
machen. Aus den durchschnittenen Arcus palatopharyngei lassen sich leicht zwei 
Läppchen bilden, die entweder hinter dem Zäpfchen miteinander oder mit den 
angefrischten Seiten der Uvula vereinigt werden (Arkusplastik). Sie verstärken 
das Gaumensegel und machen es geeigneter zum Anlegen an die hintere Rachen- 
wand. Gutzeit (Neidenburg). 


49) W. N. Heinatz. Über die retropharyngealen Tumoren. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Bei einer kritischen Durchsicht der Literatur, die zur Ausmerzung fälschlich 
hierher gerechneter Fälle führte, fand H. 34 Fälle retropharyngealer Geschwülste, 
denen er den 35. anfügen konnte. Von den 34 Fällen gehörten der deutschen 
Literatur 21 an, der nordamerikanischen und der englischen je 5, der russischen 2, 
der französischen 1. 

Das Alter der Untersuchten schwankt zwischen 31/2 und 70 Jahren, wobei zu 
bedenken ist, daß viele sehr lange — bis zu 20 Jahren! — mit ihrer Geschwulst 
herumlaufen. Auf die Geschlechter verteilen sich die Fälle ziemlich gleichmäßig. 
Zum Arzt getrieben wurden die Kranken durch das Erscheinen einer Geschwulst 
außen am Halse, durch Atmungs- oder Schluckbeschwerden, Veränderung der 
Stimme, Trockenheit im Halse, am seltensten durch Schmerzen in der Geschwulst. 
Von den bei der Untersuchung gefundenen Symptomen stand im Vordergrund die 
häufig anfallweise, in keinem Verhältnis zur Größe der Geschwulst stehende Atem- 
not. 4mal mußte tracheotomiert werden, aber nur einmal ist der Kranke dadurch 
gerettet worden; die 3 anderen erstickten trotzdem nach kurzer Zeit. An zweiter 
Stelle standen die Veränderungen der Stimme, Schritt haltend mit dem Grade der 
Verlegung der Choanen. Schmerzen machen, wie es scheint, nur die schnell- 
wachsenden bösartigen Geschwülste, was wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt für 
die Differentialdiagnose gibt, die große Schwierigkeiten macht. Es steht nicht 
einmal fest, in welchem Zahlenverhältnis die bösartigen Geschwülste in Betracht 
kommen, da in den bisher mitgeteilten Fällen die anatomische Diagnose z. T. ganz 
ungenügend ist. Für die Therapie ist es glücklicherweise gleichgültig, da die 
Geschwülste in jedem Falle entfernt werden müssen. 

Zu ihrer Exstirpation sind drei Wege begangen worden: 1) 14mal vom Munde 
aus, zuerst von Busch etwa 1857, 2) 3mal durch subhyoide Pharyngotomie, zuerst 
von Langenbeck etwa 1870, 3) 12mal von außen am Halse, zuerst von Heine 
1877. Die beiden ersten Methoden sind völlig aufgegeben. Auch H. hat in seinem 
Falle von außen operiert. Er hat den Eindruck gewonnen, daß die Gastrostomie 
(zur Sicherung der postoperativen Ernährung) überflüssig sei, wogegen die Tracheo- 
tomie sich empfehle. Auch die Carotisunterbindung hält er für unnötig. 

Dem 19jährigen Pat. waren vor 4 Jahren an der linken Halsseite einige Ge- 
schwülste entfernt worden, die schon 6 Jahre bestanden hatten. Vor einem halben 
Jahre bemerkte Pat. eine neue Schwellung an der alten Stelle, und zugleich wurde 
seine Sprache näselnd und die Atmung, später auch das Schlucken schwer. Links 
außen am Halse war eine bohnengroße Geschwulst hinter dem Kieferwinkel zu 
fühlen, eine zweite, pflaumengroße hing fest mit dem Ringknorpel zusammen. 
Wenn man den nach vorn gedrängten Zungengrund abwärts drückte, wurde der 
obere Pol einer zwischen Wirbelsäule und Rachen gelegenen Geschwulst sichtbar, 
die den Mesopharynx nach oben nicht ausfüllte, deren unteres Ende weder dem 
Auge noch dem Finger erreichbar war. Sie war elastisch, aber nicht fluktuierend, 


386 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


war mit der Schleimhaut fest verbunden, gegen die Wirbelsäule leicht verschieblich. 
Die seitliche Grenze reichte rechts bis an die Tonsille, links ca. 1 cm hinter die 
Tonsille. 

Pat. wurde tracheotomiert und 4 Wochen danach von H. vom vorderen Rande 
des linken Kopfnickers aus die Geschwulst ausgelöst, ohne daß die Schleimhaut 
verletzt wurde. An der Vorderfläche des Wirbels war eine Delle zu fühlen. Vom 
3. Tage schluckte Pat. auch feste Speisen. — Die Drüse am Kieferwinkel wurde 
bei der Nachuntersuchung nach 10 Monaten nicht mehr gefunden; H. betrachtet 
sie als Begleiterscheinung der chronischen Pharyngitis. 

Die gelappte Geschwulst (8 cm lang und 7 cm breit) bestand mikroskopisch 
aus >welligem Bindegewebe«, dessen Fasern nicht parallel, sondern senkrecht zu 
den Gefäßen angeordnet waren. V. E. Mertens (Kiel). 


50) Forest. The surgery of the thoracic duct. 
(Annals of surgery 1907. November.) 


Der Ductus thoracicus endigt zuweilen in der Vena anonyma nicht als ein 
Stamm, sondern er löst sich, ein Delta bildend, in viele kleine Gefäße auf. Die Ver- 
letzungen des Milchganges bei Operationen sind nicht angenehm, da der Chylus 
wenig Neigung zur Gerinnung hat. Die idealste Methode, einen Verschluß des 
Ductus herbeizuführen, ist die Naht, die sich aber in den meisten Fällen schwer 
ausführen läßt, dann folgt die Umstechung resp. Ligatur, und wenn such diese ver- 
sagt, so ist die Tamponade anzuwenden. In 30 aus der Literatur gesammelten 
Fällen von Milchgangsverletzung war 9mal die Unterbindung gebraucht, 6mal mit 
unmittelbarem Erfolge, 2mal die Umstechung, beidemal mit Erfolg, 13mal die 
Tamponade. Von den tamponierten Pat. starben zwei an Erschöpfung, bei den 
übrigen stand nach und nach die Cbylorrhöe. Herhold (Brandenburg). 


51) Stuart. Operative injuries of the thoracic duct in neck. 
(Edinb. med. journal 1907. Oktober.) 


Bei einer 35jährigen Frau, die wegen linksseitigen Brustkrebses und Metas- 
stasen;in der linken Achselhöble bereits früher operiert worden war, entfernte 
Verf. zwei Jahre später ein hinter dem linken Schlüsselbein gelegenes karzino- 
matöses Drüsenpaket und eröffnete hierbei den Ductus thoracicus an seiner Ein- 
mündungsstelle in die Vene. Nach ausgiebiger Tamponade trat am 32. Tage nach 
der Operation völlige Heilung ein. Diese Beobachtung veranlaßte den Verf., die 
Anatomie des Ductus thoracicus mit den Variationen im Verlauf, die in der Lite 
ratur niedergelegten Fälle von operativer Verletzung des Ductus, die Symptome 
der Verletzung, Therapie und Prognose eingehend zu besprechen. 42 einschlägige 
Publikationen werden zum Schluß kurz referiert. Jenckel (Göttingen). 


52) Hagenbach. Experimentelle Studien über die Funktion der Schild- 
drüse und der Epithelkörperchen. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIIL Hft.2! 


Die Untersuchungen H.'s bestätigen die von Vassale und Genersti, 
Pineles, Erdheim u. a. aufgestellte Lehre: Ausfall der Schilddrüse macht 
Kachexie, Ausfall der Epithelkörperchen Tetanie. H. experimentierte an 
Katzen. Die anatomischen Verhältnisse sind konstant: die äußeren Epithelkörper- 
chen liegen neben der Schilddrüse und lassen sich erhalten bei Wegnahme der 
Schilddrüse selbst; die inneren sind in die Schilddrüse selbst eingebettet und 
lassen sich nicht isoliert entfernen, ebensowenig erhalten bei Wegnahme der 
ganzen Schilddrüse. Nahm H. nun die Schilddrüse mitsamt den inneren Bpi- 
thelkörperchen unter Erhaltung der äußeren fort, so bekamen die Tiere Kachexie 
und gingen allmählich an derselben zugrunde, aber Tetanie entstand nicht 
Wurde dabei infolge ungünstiger Gefäßverhältnisse ein Epithelkörperchen gê- 
schädigt, so trat vorübergehend Tetanie auf, wurden beide Epithelkörperchen g® 
schädigt so erfolgte tödliche Tetanie.e Wurden nach Wegnahme der Schilddrüx 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 387 


und Auftreten der Kachexie die beiden äußeren Epithelkörperchen extirpiert, so 
erfolgt tödliche Tetanie. Besonders wurden bei der entstandenen Kachexie die 
Veränderungen am Knochensystem studiert, sie entsprachen durchaus denen bei 
Athyreosis (Thyreoaplasie, kongenitalen Myxödem) bekannten Störungen. 

Es wird auch durch diese Versuche bestätigt, daß Thyreoidea und Epithel- 
körperchen sowohl anatomisch und entwickelungsgeschichtlich, als auch funktionell 
verschiedene Organe sind. Für den Chirurgen ergibt sich daraus ein wichtiger 
Fingerzeig, wie die Tetanie nach Kopfoperationen zu vermeiden ist. 

Haeckel (Stettin). 


53) Dunhill. Exophthalmic goitre — partial thyroidectomy under 
local anaesthesia. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1907. November 20.) 

D. berichtet über sieben Fälle von Basedowkropf, bei welchen er eine teil- 
weise Thyroidektomie, stets unter Lokalanästhesie ausführte. Nach seinen Erfah- 
rungen ist die Allgemeinnarkose stets zu entbehren, selbst bei Operationen von 
11/,—2 Stunden Dauer. Über die Dauererfolge läßt sich noch nichts sagen, da 
alle 7 Pat. von der Operation genasen. Obwohl mehrere sehr schwere Fälle unter 
ihnen waren, glaubt Verf., daß manche Todesfälle nach derartigen Operationen, 
die als akuter Kropftod aufgefaßt werden, in Wirklichkeit auf Chloroformspät- 
wirkung beruhen. Mohr (Bielefeld). 


54) @. Mouriquand et Bouchut. Rhumatisme et maladie de Basedow. 


(Lyon med. 1908. Nr. 5.) 

Ein 44jähriger Mann erkrankt in der Rekonvaleszenz nach einem schweren 
akuten Gelenkrheumatismus an typischer Basedow’scher Krankheit und stirbt 
schließlich an Herzinsuffizienz. Verff. besprechen an der Hand der französischen 
Literatur das häufige Vorkommen von Polyarthritis in der Anamnese der Basedow- 
kranken und schreiben dem akuten Gelenkrheumatismus eine für die Base- 
dow’sche Krankheit prädisponierende Stelle zu. Boerner (Rastatt). 


55) Cohn. Beitrag zur Kasustik der spontanen Ösophagusruptur. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 2.) 

Den wenigen bisher bekannten Fällen von spontanem Speiseröhrenriß fügt C. 
einen neuen hinzu. Bei einem 46jährigen Manne, starkem Potator, wurde der 
Magen ausgespült. Dabei trat beftiges Erbrechen auf, wodurch die weiche Magen- 
sonde herausgeschleudert wurde; eine Welle blutiggefärbter Flüssigkeit wurde aus 
dem Munde entleert, Kollaps, heftige Schmerzen in der Magengrube. Nach 
21/2 Stunden Schwellung der rechten Halsseite, Knistern; 14 Stunden nach Auftreten 
der ersten Erscheinungen Tod. Die Autopsie ergab unmittelbar oberhalb der 
Kardia einen 4 cm langen perforierenden Längsriß der Speiseröhre, daneben einen 
11/2 cm langen Längsriß, der nur die Schleimhaut und oberste Muscularis der 
Speiseröhre durchtrennt hatte. Die Wand der Speiseröhre war völlig gesund; 
sehr starke Verwachsungen zwischen Magen, Leber, Zwerchfell, Pleura und Speise- 
röhre C. nimmt an, daß durch die im Anschluß an die Magenausspülung er- 
folgte jähe, enorme explosive Brechbewegung der Innnendruck in der Speisenröhre 
plötzlich stark anstieg, und diese, gehemmt durch diefesten pleuritischen Stränge, 
sich nicht in die Länge ausdehnen konnte; eine krampfartige Kontraktion des M. 
constrictor pharyngis muß oben die Speiseröhre verschlossen und das Auswerfen 
des Inhaltes unmöglich gemacht haben. Haeckel (Stettin). 


56) L. P. Marjantschik. Zur operativen Behandlung von Verätzungen 
der Speiseröhre und des Magens durch Schwefelsäure. 
(Wratschebnaja Gazeta 1907. Nr. 47. [Russisch.)) 


Bei solchen Verätzungen wird oft übersehen, daß außer der Speiseröhre auch 
der Pylorus strikturiert ist. Hier ist die Gastroenterostomie oder die Duodeno- 


388 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


oder Jejunostomie angezeigt, letztere beiden Operationen event. als Voroperationen, 
bis die Magenschleimhaut vernarbt ist. M. bringt einen Fall von Dr. Schalita 
in Kiew, wo die Sonde durch die Speiseröhre eingeführt werden konnte, doch an- 
dauernd blutiges Erbrechen und blutiger Stuhl auftraten. Nach Gastroenterostomie 
mit Murphyknopf hörte die Blutung auf (bei der Operation fand man Pylorus- 
striktur, Injektion und Hyperämie der Schleimhaut) und Pat. erholte sich. — Aus 
der Literatur bringt M. noch drei Fälle von Pylorusstriktur: von Wolkowitsch 
(Gastrostomie, Magenblutung, Tod), von Baikow !Gastrostomie, Anlegung einer 
Fistel am Colon transversum zur Nahrungseinführung, Tod) und von A. B. Ara- 
pow (Gastrostomie, dann Gastroenterostomie, Heilung). 
E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa), 


57) H. v. Schrötter. Über eine seltene Form von Tuberkulose der 
Speiseröhre. (Aus der III. medizinischen Klinik in Wien.) 
- (Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 38.) 


Rasch entstehende und zunehmende Schluckbeschwerden bei einem 37jährigen 
Pat., der früher Lues durchgemacht hatte. Bei 32 cm fand sich eine ringförmige 
Stenose von etwa 3 mm Durchmesser. Die Schleimhaut erschien dort zuerst 
gelblichweiß, stellenweise granulierend, später teilweise geschwürig und granu- 
Herend. Gegen eine Neubildung sprach das fast plötzliche Auftreten der Schluck- 
beschwerden und der Befund in den ersten Tagen. Für Tuberkulose ergaben sich 
sonst keine Anhaltspunkte. Somit erschien ein anderer geschwüriger Prozeß wahr- 
scheinlicher. Probeexzision wurde aufgeschoben (warum?). Obwohl nach v. S 
das Vorkommen von luetischen Strikturen der Speiseröhre fraglich erscheint, wurde 
dann versuchsweise eine Schmierkur, außerdem Bougierung vorgenommen. Der 
Erfolg schien für Lues zu sprechen, da eine ösophagoskopisch kontrollierte Glät- 
tung und narbige Rückbildung eintrat. Zwei Tuberkulininjektionen fielen negativ 
aus. Später nahmen die Beschwerden wieder zu, so daß eine Gastrostomie vor- 
genommen wurde. Nach Kräftigung konnte Pat. wieder Flüssigkeiten schlucken. 
Schluß der Magenfistel, rasch wesentliche Verschlechterung und nach Bougierung 
Erholung. Über 65mm kam man jedoch auch bei Verwendung von Laminaria 
nicht hinaus. Die verengte Partie mußte sehr lang und sehr resistent sein. 

'.Etwa 2 Jahre nach Beginn der Beschwerden Fieber, Husten, Auswurf mit 
Tuberkelbazillen, Abmagerung, Lungenerscheinungen. Rascher Verfall und Tod. 
Die Sektion ergab eine gleichmäßige Verengerung von 12 cm Länge. Dieses Stück 
war gegen die Unterlage leicht verschieblich, insbesondere mit einer rechtsseitigen 
tuberkulösen Tracheallymphdrüse nicht verlötet. 

Es handelte sich um chronische Tuberkulose in Form disseminierter Herde in 
der Speiseröhrenmuskulatur, mit Schwielen und Granulationsgewebe an Stelle der 
Submucoss und Mucosa, letztere zerstört. 

Verf. spricht sich nach den Einzelheiten des sonstigen Befundes für embolische 
Entstehung, wahrscheinlich Iymphogen, aus. Die Besonderheit des Falles liegt in 
der ausgedehnten Schwielenstriktur im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Vorkom- 
men tuberkulöser Geschwüre und Infiltrate. Benner (Breslau). 


58) Seelig. Carcinoma of the oesophagus. 
(Annals of surgery 1907. Dezember.) 


S. weist an der Hand eines einschlägigen Falles auf die Schwierigkeit der 
Differentialdiagnose zwischen Aortenaneurysma und Speiseröhrenkrebs hin. In 
dem betreffenden Falle waren bei einem Ödöjährigen Manne Heiserkeit, Schluck- 
beschwerden und Dyspnoe eingetreten. Die Kehlkopfuntersuchung ergab, daß das 
linke Stimmband in Kadaverstellung stand, eine Untersuchung der Speiseröhre mit 
dem Ösophagoskop konnte nicht stattfinden, weil dabei starke Dyspnoe eintrat. 
Über dem Brustbein war der Schall gedämpft, auch das Röntgenbild zeigte in der 
Gegend des Brustbeins einen vom Herzen nach oben gehenden breiten pulsieren- 
den Schatten. Es wurde wegen der Schluckbeschwerden die Gastrostomie ge- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 389 


macht; der Pat. ging später an einer Schluckpneumonie zugrunde. Die Sektion 
zeigte, daß es sich um Speiseröhrenkrebs gehandelt hatte. Die Speiseröhre war 
in eine schwielige mit Drüsen durchsetzte Masse eingebettet. Diese hatte den 
Schatten im Röntgenbilde und die Dämpfung hervorgerufen; die Pulsation war 
‚von der Aorta fortgeleitet. Herhold (Brandenburg). 


59) W. A. Perimow. Angeborenes Lymphangiom des Halses. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Das — jetzt 5jährige — Mädchen kam mit einer deutlichen Geschwulst am 
Halse rechts zur Welt, die gleichmäßig langsam bis zur Größe einer mittleren 
Melone wuchs. Sie bedeckte das Schulterblatt und hing über die rechte Brust- 
'warze herab. Das Schlüsselbein war zu fühlen, das Schulterblatt nicht; der Unter- 
kiefer war ganz frei. Die Konsistenz war prall elastisch; es waren alle Zeichen 
einer unilokulären Cyste vorhanden. 

Die Ausschälung der Cyste machte keine Schwierigkeiten bis an die großen 
Gefäße des Halses. Hier mußte nach Entleerung einer »>gelblich serösen« Flüssig- 
keit die Cyste unter Zurücklassung eines fingerbreiten Streifens abgetragen werden. 
Die Ränder des Streifens wurden an die Hautränder genäht. Es trat eine 4 Tage 
dauernde, anfangs abundante Lymphorrböe ein. 

Die Cystenwand war ungleichmäßig dick und trug niedrige Leisten. Sie war 
mit Endothel ausgekleidet; nirgends fand sich Epithel. Die Wand bestand aus 
‚Bindegewebe und glatten Muskelfasern. V. E. Mertens (Kiel). 


60) W. M. Müntz. Kehlkopfexstirpation wegen Karzinom. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.]) 

M. (Moskau) hat in 5 Jahren 10 Kehlkopfexstirpationen ausgeführt. Seine 
Technik ist ziemlich dieselbe, wie die von Wolkowitsch, dessen in diesem 
Zentralblatt 1908 Nr. 7 referierte Arbeit in demselben Hefte des russischen Ar- 
chivs steht. 

Die Schlundvernähung machte M. stets in querer Richtung, wenigstens ist 
von Längsnaht nirgends die Rede. Erst nach Vollendung der Schlundnaht ex- 
stirpiert er die Drüsen. Den Trachealstumpf näht er ebenfalls an der Incisura 
sterni in die Haut und verzichtet auf künstliche Kehlköpfe, gestützt u. a. auf die 
Gottstein'sche Publikation von 1900. Die Ernährung erfolgt vom 1. Tage an 
durch Schlundsonde. 

Von den Operierten war zur Berichtszeit eine nach 52 Monaten völlig gesund 
(nach 21 Monaten Entfernung karzinomatöser Drüsen!), einer nach 21 Monaten 
(Drüsen entfernt nach 4 Monaten), einer nach 7 Monaten (Drüsen nach 4 Monaten), 
einer nach 4 Monaten frei. Andererseits fanden sich Rezidive nach 2, 4, 20 Mo- 
naten. 3 Fälle sind nicht zu verwerten. 

.  Erwähnt sei noch, daß die Schlundnaht in 5 Fällen per primam intentionem 
heilte. Die in den übrigen Fällen entstandenen Fisteln hielten sich 20—60 Tage, 
ohne beschwerlich zu werden. V. E. Mertens (Kiel). 


61) J. Fawcett. Aspiration of a pneumothorax under the X-rays. 
(Guy’s hospital reports Vol. LXI.) 

Ein 22jähriger Werftarbeiter, der vor 2 Jahren Lungenentzündung durch- 
gemacht hatte, erkrankte akut mit Schmerzen in der rechten Brustseite. Bei der 
Aufnahme 2 Tage später hatte er Temperatur 39, Puls 128, Atmung 32. Rechts- 
seitiger Pneumothorax ohne Erguß. Atiologie dunkel, nichts von Tuberkulose 
nachzuweisen. Röntgenaufnahme am 19. Tage ergab totale Kompression der Lunge. 
F. aspirierte mit einem Trokar, der mit einer luftleergepumpten Flasche verbunden 
war, langsam die Luft aus dem Thorax, wobei er gleichzeitig mit dem Röntgen- 
schirm beobachtete, wie die Lunge sich langsam wieder ausdehnte und ausgedehnt 
blieb. Die Öffnung der Pleura mußte also wieder geschlossen sein. Dehnt sich 
bei der vorsichtig ausgeführten Aspirstion die Lunge nicht aus, was man während 
‘des Ansaugens mit dem Röntgenschirm leicht kontrollieren kann, so besteht die 
Kommunikation mit einem Bronchus noch for. Deetz (Homburg v. d. H.). 


390 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


62) D. Mambrini (Mantua). Pleurite purulenta appendicolare in uns 
bambina di cinque anni. 
(Clinica chirurgica 1907. Hft. 8.) 

M. hat einen Fall von Pleuritis appendicularis (Dieulafoy) operiert. öjähriges 
Mädchen bietet die typischen Erscheinungen der Appendicitis acuta. Nach der 
Resektion des Wurmes bessert sich das Allgemeinbefinden, und die Unterleibe- 
erscheinungen gehen prompt zurück, die Wunde heilt innerhalb 8 Tagen, die Tem- 
peratur steigt aber alle 2, 3 Tage auf 38°. Am 11. Tage nach der Operation 
beginnt die Kleine über Schmerzen in der rechten Brusthälfte zu klagen, die beim 
Inspirium sich steigern, hustet usw. Am 13. Tage deutliche Dämpfung rechts 
unten, eine Probepunktion zeigt streptokokken- und colihaltigen Eiter, wie er 
such den Wurm erfüllt hatte. Nach der radikalen Eröffnung der Pleura und Drai- 
nage Heilung. (Von besonderem Interesse scheint das späte Auftreten der lokalen 
Erscheinungen neben der reaktionslosen Heilung der Wunde. Ref.) 

J. Sternberg (Wien). 


63) Guibal. Mort rapide par rupture des deux bronches primitives 
immédiatement au-dessous de leur origine. 
(Arch. de méd. et de pharm. militaires 1907. Dezember.) 


Ein Artillerist wurde beim Geschützexerzieren überfahren, so daß das Rad 
einer Protze über seinen Brustkasten ging. Es entwickelte sich in ganz kurzer 
Zeit ein vom Hals zum Nabel reichendes Hautemphysem, an welchem der Betref- 
fende schnell zugrunde ging. Die Autopsie zeigte drei Rippenbrüche und große 
Einrisse in beiden Hauptbronchien, von denen einer sogar ganz von der Luftröhre 
abgerissen war. G. glaubt, daß die Luftwege durch das allgemeine Emphysem 
komprimiert seien, und daß eine Tracheotomie, wozu aber auf dem Exerzierplatze 
das Instrumentarium fehlte, den Mann hätte vielleicht retten können. 

Herhold (Brandenburg). 


64) Depage. Massage transdiaphragmatique du coeur. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1907. Dezember.) 


i Bei einer Choledochotomie wegen chronischen Steinverschlusses entstand eine 
Chloroformsynkope. Erfolglose Versuche zur Wiederbelebung mit den üblichen 
Methoden 1/, Stunde lang. Dann ging D. mit der Hand in dieWunde, faßte das 
Herz und drückte es rhythmisch gegen die Brustwand; bald begann das Herz lei 
zu zittern, dann stellte sich normaler Herzschlag wieder ein, und nach 3 Minuten 
konnte D. weiter operieren. Pat. genas. Vorderbrügge (Danzig). 


65) M. H. Duret. Branchiomes malins du cou et tumeurs du médiastin. 
(Bull. de l’acad. de med. 1907. Nr. 49.) 


Bei einem ldjährigen Mädchen findet sich eine Geschwulst, welche die ganz 
linke Halsseite einnimmt, unter dem Kopfnicker gelegen ist, Keblkopf und Laf- 
röhre verdrängt, ohne deren Bewegungen mitzumachen. Es besteht starke Atem- 
not. Bei der Operation muß die Vena jugularis interna wegen starker Verwach- 
sungen mitgenommen werden. Unmittelbar nach dem Eingriffe Tod. Die Ob 
duktion deckt eine sehr große Geschwulst des vorderen Mediastinum auf, die durch 
einen hinter dem Sternoclaviculargelenke verlaufenden Geschwulststrang mit der 
entfernten Halsgeschwulst in Verbindung stand. 

Die Geschwulst ist histologisch ein aus der Thymus hervorgegangenes malignes 
Lymphom. D. glaubt auf Grund dieser Untersuchung annehmen zu können, 
die Hassal’schen Körperchen nicht epithelialen Ursprunges, sondern aus den 
Blutgefäßen hervorgegangene endotheliale Bildungen sind. Dio vorgefaßte Me- 
nung, daß es sich hier um eine branchiogene in das Mediastinum fortgesetst# 
Halsgeschwulst handeln könne, gibt D. die Veranlassung, diese Möglichkeit an der 
Hand der Literatur zu verwerfen, Neugebauer (Mährisch-Ostran). 


t 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 391 


66) G. Schwarz. Uber einen mit Röntgenstrahlen behandelten Fall 
von Mediastinaltumor nebst Bemerkungen über den Rückbildungs- 
mechanismus bestrahlter Geschwülste. (Aus dem Röntgenlaboratorium 
des Wiener allgem. Krankenhauses.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 

Der Kranke mit mächtiger Geschwulst am Halse und lebbaftem Stridor hatte 
schon am Ende der Bestrahlung von 35 Minuteu Dauer (4,5 H.-Einheiten) weniger 
Atemnot; 48 Stunden später war die Mediastinalgeschwulst beträchtlich verkleinert, 
die Anschwellung am Halse und die Atemnot verschwunden. 

Während man bisher annahm, daß sich die Rückbildung der Geschwülste 
durch die natürlichen Resorptionsvorgänge, gleichsam passiv, vollziehe, glaubt 
Verf. in seinem Falle an aktive Verkleinerung der Geschwulst aus sich selbst heraus. 
Zur Erklärung zieht er Podwisotzky’s Behauptung heran, daß die jüngeren 
lebensfäbigen Zellen einer Geschwulst ältere gleichsam fressen, wodurch die 
großen Zellen mit zahlreichen Zelleinschlüssen zustande kommen. Dieser Auto- 
phagismus soll durch Jodkali, Arsen, Serum (Bier), Tuberkulin, Radium befördert 
werden. Verf. rät daher zu einer Kombination dieser Agentien mit der Bestrahlung. 

Renner (Breslaun). 


67) R. P. Rowlands. The treatment of caries of the ribs. 
(Guy’s hospital reports Vol. LXI.) 

R. empfehlt, bei Rippencaries die erkrankte Partie lieber zu resezieren als mit 
dem scharfen Löffel auszukratzen, zumal der kariöse Herd auch auf der der Pleura 
zugekehrten Rippenseite sitzen und die Vorderseite ganz gesund aussehen kann. 
Daß die Resektion auch einen diagnostischen Wert besitze, zeigt er an einem Falle 
von kaltem subpektoralem Abszeß, bei dem erst durch die Rippenresektion mit 
Wegnahme des Knorpels am Brustbein klar wurde, daß der Abszeß von einer ver- 
kästen Mediastinaldrüse ausgegangen war und nicht von einer erkrankten Rippe, 
wie ursprünglich vermutet. Deetz (Homburg v. d. H.). 


68) Schindler. Die Entfernung von Brustwandgeschwülsten mit breiter 
„ Eröffnung der Pleura. 
(Verein deutscher Arzte in Prag. 17. Sitzung vom 16. März 1907.) 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 29.) 

Neben dem Druckdifferenzverfahren und der Anheftung der Lunge nach 
Bayer empfiehlt S. den luftdichten Abschluß der Pleura- und Hautwunde, um die 
schädlichen Folgen des Pneumothorax auszuschalten. Bei der Rezidivoperation 
einer Schlüsselbeingeschwulst mußte die Pleura in Handtellergröße eröffnet wer- 
den. Das Loch wurde zunächst ausgestopft, dann fest vernäht. Die Lunge atmete 
bald in ihrer ganzen Ausdehnung, ein Brustfellerguß trat nicht auf. 

Gutzeit (Neidenburg). 


69) McLellan. The surgical treatment of mastitis, with special refe- 


rence to Bier’s method. 
(Glasgow med. journ. 1907. Dezember.) 

Nach einer Besprechung der MaBnahmen, die geeignet sind, die Entstehung 
der Mastitis zu verhindern, berichtet Verf. ausführlich über seine ungemein erfreu- 
lichen Erfolge mit dem Bier’schen Verfahren, das er in seinen Einzelheiten aus- 
führlich schildert. W. v. Brunn (Rostock). 


70) F. Lichtenhahn. Uber Mastitis chronica cystica. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XC. p. 507.) 

Die Arbeit dreht sich um die zuerst von Reclus unter dem Namen »Maladie 
cystique des mammelles« beschriebene Brustdrüsenerkrankung, und nimmt Verf. 
auf Grund eigener histologischer Untersuchungen von fünf Fällen zu der bekannten 
Kontroverse, ob hier eine echte Geschwulstbildung, Cystadenom, oder ein chroni- 


392 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 12. 


scher Entzündungsprozeß (König, Schimmelbusch u. a.) als vorliegend an- 
zunehmen ist, selbst Stellung. Er entscheidet sich dabei für die Theorie der chro- 
nischen Entzündung, was dem von ihm der Affektion beigelegten lateinischen 
Krankheitsnamen entspricht. Er weist daher auf die multilokuläre, manchmal den 
ganzen Drüsenkörper befallende Erkrankungsausdehnung hin, worin er ein Argu- 
ment gegen wahre Geschwulstbildung sieht, die stets an einem Erkrankungsherde 
beginne. Epithelwucherung und auch Papillenbildung in den Cysten spricht nicht 
gegen die entzündliche Natur der Krankheit, wie es das Verhalten z. B. der spitzen 
Kondylome zeige. Ebensowenig tut das das erfahrungsgemäß häufig vorkommende 
Übergehen der Erkrankung in Karzinom — chronisch entzündliche Reizung führt 
überall oft zum Krebs. Allerdings handele es sich bei der Erkrankung nicht aus- 
schließlich um die gewöhnliche rein interstitielle Entzündung. Der Prozeß ist 
eher als eine »parenchymatös interstitielle Mastitis« zu chakterisieren. 

| Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





IV. Kongreß 
der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 


1908. Ä 
Der Kongreß findet am 
Sonntag, den 26. April 1908, morgens 9 Uhr 


in Berlin im Langenbeckhause statt. 
Die Eröffnungs- und Geschäftssitzung beginnt am Sonntag, den 26. April, 
9 Uhr morgens präzise. 
Zur Diskussion steht das Thema: 
»Der Wert der Rönigenuntersuchung für die Frühdiagnose der Lungen- 
tuberkulose«. 
Das Referat haben die Herren Rieder- München und Krause-Jena gütigst 
übernommen. 
Vorträge und Demonstrationen werden möglichst frühzeitig (spätestens 
bis zum 10. März 1908) an den Schriftführer der Gesellschaft, Herrn Dr. Im- 
melmann, Berlin W. 35, Lützowstr. 72 erbeten. 
Mü dem Kongreß wird eime Röhrenausstellung vorwiegend historischen 
. Charakters verbunden sein, worüber demnächst ein Sonderrundschreiben nähere Aus- 
kunft gibt. 
Sonstige Anfragen sind an den Unierzeichneten zu richten. 
Halle a. S., Februar 1908. 
H. Gocht, 
Vorsttzender für das Jahr 1908. 


Der zweite Kongreß 
der internationalen Gesellschaft für Chirurgie 


wird. vom 21.—26. September d. J. in Brüssel stattfinden. 

Die dort zur Behandlung kommenden Themata, für welche Berichterstatter er- 
nanni. sind, lauten: Krebs, Chirurgie der Leber, Anästhesie, Chirurgie der Wirbel- 
säule, Hernien. 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. ; 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 








Nr. 13. Sonnabend, den 28. März 1908. 
Inhalt. 
F. Berndt, Radikaloperation von Schenkel- und Leistenbruch derselben Seite in einem Akt. 
(Originalmitteilung.) 


1) Franck, Kriegschirurgie vor 100 Jahren. — 2) Ziegler, Krebs und Polarisation. — 8) Paus, 
Kelling’s Frühdiagnose bösartiger Geschwülste — 4) Doberauer, Inoperable Geschwülste — 
5) Halkiff, Hautsarkoide. — 6) v. Krzysztalowiez, Botryomykose. — 7) Herrmann, Pigment- 
mäler. — 8) Boas, Larva migrans. — 9) Klingmüller, Lupus pernio. — 10) Jakobi, Trichophytie 
durch permanentes Bad. — 11) Haeberlin, Behandlung granulierender Wunden. — 13) Jadassohn, 
Syphilitisches. — 13) Hoffa, Massage. — 14) Vogel, 15) Bülow-Hansen, Knochenbrüche — 
16) Streissier, Oberarmbrüche. — 17) Rossi, Oberschenkelbruch. — 18) Hoffmanu, Kniescheiben- 
bruch. — 19) v. Heuss, Fußgeschwulst. — 20) Hennequin und Loewy, Verrenkungen. — 21) Estor, 
23) Siegrist, Madelung’sche Handdeformität. — 28) Schoch, Verrenkungsbruch des Interkarpal- 
gelenkes. — 24) Hagenbach, Meniscusverlatzungen. — 25) Rumpel, Knochengeschwülste und 
-Erkrankungen im Röntgenbilde. — 26) Ware, Knochensyphilis im Röntgenbilde. — 27) Ménard, 
Hüfttuberkulose. — 28) Mauclaire und Olivier, Coxa valga. — 29) Wilmanns, Spontaner Extre- 
mitätenbrand. — 30) Jenoehin, Hüftexartikulation. — 81) Ferguson, Knieresektion. — 82) Ombre- 
danne, Erkrankungen der Muskeln, Aponeurosen, Sehnen, Schleimbeutel. 

V. E. Mertens, Eine neue Schere. (Originalmitteilung.) 

38) Réczey, Arbeiten aus der IL chirurgischen Universitätsklinik in Budapest. — 34) Gergö, 
Plastische Röntgenbilder. — 35) Porter und White, 86) Bolognino, 87) Martini, Bösartige Ge- 
schwülste. — 88) Herxheimer und Hübner, Mycosis fungoides. — 89) Radaeli, Hämangioendo- 
theliome. — 40) Deiherm, Fulgurstion von Hautepitheliomen. — 41) Ravogli, Elephantiasis infolge 
von Syphilis. — 42) Schucht, 43) Slater, Hautdiphtherie. — 44) Axhausen, Knochentransplantation. 
— 45) Meurer, Jodoformknochenplombe. — 46) Palagi, Radio-ulnare Synostose. — 47) Haedke, 
Volare Verrenkung der Ulna. — 48) Schlatter, Sehnenzerreißungen an den Fingern. — 49) Challer 
und Cordier, Retraktion der Palmar- und Plantarfascien. — 50) Wörner, 51) Esau, Zentrale 
Hüftverrenkung. — 52) Kindl, Defektbildungen an den Extremitäten. — 53) Merk, Syphilitischer 
Arterienveränderungen an den Extremitäten. — 54) Beatson, Pfählungsverletzung. — 55) Nast- 
Kolb, Muskelangiom des Unterschenkels. — 56) Biron, Extremitätenbrand bei Typhus. — 57) Wert- 
heim, Fußverrenkung. — 58) Reismann, Lux. pedis sub talo. — 59) Dieffenbach, Pes equino- 
varus. 

60) Köhler, Streckvorrichtung. — 61) Hofmann, Streckapparat. — 62) Ritter, Zum Anlegen 
von Gipsverbänden. — 68) Emge, Beinschienen. 





Aus der chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses 
in Stralsund. 


Radikaloperation von Schenkel- und Leistenbruch 
derselben Seite in einem Akt. 


Von 


Dr. Fritz Berndt. 


as gleichzeitige Vorkommen von Schenkel- und Leistenbruch auf 
derselben Seite ist nichts Seltenes. Namentlich von französischer 
Seite ist darauf hingewiesen worden (Berger). Dagegen habe ich 


13 


394 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


in der mir zugänglichen Literatur, abgesehen von einer kurzen Be- 
merkung in der Arbeit von Lotheissen (Zentralblatt für Chirurgie 
1898 Nr. 21), nichts darüber gefunden, daB man beide Brüche durch 
eine Operation beseitigen kann. Lotheissen sagt bei Beschreibung 
seiner Methode der Schenkelbruchoperation: »Hat man gleichzeitig 
eine Inguinalhernie derselben Seite, so isoliert man den Bruchsack 
und trägt ihn ab wie beim Bassini’schen Verfahren<. Aus der Mit- 
teilung geht nicht hervor, ob L. selbst eine derartige Operation aus- 
geführt hat. 

In Nr. 8 der Münchener med. Wochenschrift von 1906 habe ich 
eine Vereinfachung des Lotheissen’schen Verfahrens bei der Schen- 
kelbruchoperation mitgeteilt. In ähnlicher, nur noch einfacherer W eise 
habe ich vor kurzem bei einem Manne, der gleichzeitig einen links- 
seitigen Leisten- und Schenkelbruch hatte, die Operation ausgeführt. 

Schnitt parallel dem Poupart’schen Bande und unmittelbar über 
demselben. Spaltung der Fascie des Obliquus externus vom äußeren 
Leistenring nach lateralwärts. Isolieren und Abbinden des Leisten- 
bruchsackes, darauf Isolieren und Abbinden des Schenkelbruchsackes. 
Nunmehr wird der Samenstrang aufgehoben und der Obliquus internus 
nebst Transversus nach innen und unten geschoben, bis der untere 
Rand des Poupart’schen Bandes und unter ihm der Rand des hori- 
zontalen Schambeinastes sichtbar wird. Es folgt die Anlegung der 
Nähte von innen (medial) nach außen (lateral. Eine mit Silkfaden 
armierte krumme Nadel wird durch den Rand des Internus und Trans- 
versus, dann durch das Periost des Schambeins (Lig. Cooperi) nach 
außen durchgestochen, so daß die Nadel außerhalb der Schenkelbruch- 
pforte erscheint. Dann wird das andere (aus dem Internus heraus- 
ragende) Fadenende mit einer Nadel versehen und diese durch den 
unteren Rand des Poupart’schen Bandes nach außen geführt. Beide 
Fadenenden liegen also vor, d. h. außerhalb der Schenkelbruchpforte 
und werden vorläufig in eine Klemme gefaßt. In derselben Weise 
werden noch 2 oder 3 Nähte angelegt. Diese dienen also dem Ver- 
schluß der Schenkelbruchpforte. Ihnen schließen sich lateralwärts 
noch etwa drei Nähte nach Bassini an (Obliquus int. und Trans- 
versus einerseits, Lig. Pouparti andererseits). Diese Nähte werden 
nun geknüpft, wobei es gleichgültig ist, ob man mit der medialsten 
oder der lateralsten anfängt, sodann wird der Samenstrang losgelassen 
und über ihm die Fascie des Externus mit einigen Nähten geschlossen. 
Darüber Hautnaht. Komprimierender Verband. 

Die die Schenkelbruchpforte verschließenden Nähte fassen also 
Internus nebst Transversus, Schambeinperiost und Lig. Pouparti in 
eine Narbe zusammen, wodurch ein absolut fester Verschluß erzielt 
wird. Außerdem aber wird durch das Mitfassen des Poupart’schen 
Bandes im Bereich der Schenkelbruchpforte die ganze laterale Partie 
des Bandes stark gespannt, was mir für die Sicherung der Leisten- 
bruchpforte nicht unwesentlich zu sein scheint. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 395 


1) E. Franck. Kriegschirurgie vor 100 Jahren. 
(Med. Klinik 1907. p. 1431, 1461 u. 1496.) 

In der Hauptsache auf Grund der chirurgischen und kriegs- 
chirurgischen Tagebücher usw. Percy’s und Larrey’s schildert F. 
die äußeren Bedingungen, unter denen sich in den Jahren zwischen 
1806—1815 die wundärztliche Tätigkeit im Felde abspielte, die Grund- 
sätze der damaligen allgemeinen und speziellen Chirurgie, soweit sie im 
Kriege durchführbar waren. Die französischen Berichterstatter er- 
kennen die Güte und Zweckmäßigkeit der zu jener Zeit anläßlich des 
Krieges in Preußen getroffenen Sanitätseinrichtungen, insbesondere im 
Lazarettwesen, an. Der Selbstlosigkeit und Berufsfreudigkeit der 
damaligen Kriegschirurgen ist große Anerkennnung zu zollen. 

Georg Schmidt (Berlin). 





2) P. Ziegler. Karzinom und Polarisation. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 20.) 

Z., der früher bereits Untersuchungen über Polarisation des 
Knochens veröffentlichte, berichtet hier kurz über Befunde an Kar- 
zinommaterial unter Anwendung des Polarisationsmikroskops. Während 
normale Epithelzellen zwar schwache, aber deutliche Polarisation be- 
sitzen, verlieren die Krebszellen jede deutliche doppellichtbrechende 
Eigenschaft. Weiteres s. Original, zu dessen Verständnis übrigens 
unter unseren Fachgenossen nicht durchweg vorauszusetzende optische 
Vorkenntnisse nötig scheinen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


3) M. Paus. En biokemisk reaktion i diagnostisk siemed. 
(Norsk. Mag. for Laegevid. 1908. Nr. 2.) 

P. hat die von Kelling angegebene Methode der Frühdiagnose 
bösartiger Geschwülste aus der hämolytischen Wirkung des Serums 
auf die Blutkörperchen bestimmter Tiere (Schwein, Schaf, Huhn) in 
60 Fällen von Karzinom nachgeprüft und in 65% der Fälle ein posi- 
tives Resultat erhalten. Ein positives Ergebnis spricht für, ein nega- 
tives nicht gegen das Vorhandensein einer versteckten Krebsgeschwulst. 

Revenstorf (Hamburg). 





4) Doberauer. Zur Chirurgie inoperabler Geschwülste. 
(Prager med. Wochenschrift 1907. Nr. 33.) 

D. hat in zwei Fällen sehr groBer bösartiger Geschwülste der 
Leistengegend zunächst die Iliaca externa bzw. communis freigelegt 
und durch einen Gummischlauch im Verlauf einiger Tage immer 
stärker zugeschnürt, bis peripher vom Schlauch kein Puls mehr zu 
fühlen war. Nach 2 bzw. 4 Tagen wurde die Neubildung samt den 
großen Gefäßstämmen und ihren Seitenästen exstirpiert. Beidemal 
überlebte die Extremität den Eingriff; die Intima blieb an der Stelle 
der Abschnürung zart, so daß die Gefäße, wenn die sonstigen Um- 
stände nur die Resektion einer kurzen Strecke erfordern, durch Naht 
vereinigt werden könnten. 


13* 


396 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Das Verfahren gleicht im Prinzip der Methode der orientierenden 
temporären Unterbindung der Carotis communis, welche Jordan auf 
dem Chirurgenkongreß 1907 mitteilte. D. beabsichtigt die systema- 
tische Ausbildung des Kollateralkreislaufes und hofft damit manchen 
Kranken erfolgreich operieren zu können, den man bislang seinem 
Schicksal überlassen mußte. Gutzeit (Neidenburg). 


5) Halkin. Contribution à l'étude des sarcoïdes de la peau. 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXIV. p. 227.) 

Die Frage, ob die Barkoide eine Manifestation der Tuberkulose 
darstellen, ist noch immer umstritten. H. verneint die Frage für die 
gutartigen Hautsarkoide nach dem Typus von Boeck, gestützt auf 
eine eigene Beobachtung, die in der Arbeit kurz referiert ist. Auch 
die tuberkulöse Natur der subkutanen Sarkoide nach Darier hält er 
noch nicht für absolut bewiesen. M. Winkler (Luzern). 





6) F. v. Krzysztalowioz. Die Botryomykose. Zusammen- 


fassendes Referat. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. LXIV. Hft. 12.) 

In diesem eingehenden Referat über die in neuerer Zeit viel 
besprochene Krankheit kommt Verf. zu dem Resultate, daß sowohl 
die tierische als auch die menschliche Botryomykose wahrscheinlich 
durch den Staphylokokkus pyogenes aureus hervorgerufen wird. Von 


anderer Seite wird dieser Standpunkt bekanntlich vielfach bestritten. 
Jadassohn (Bern). 





7) C. Herrmann (Neuyork). Pigmentmäler in der Sakral- 
region der weißen und farbigen Kinder. 
(Journ. of cutan. diseases 1907. Mai.) 

Verf. bespricht das Vorkommen der von verschiedenen Autoren 
beschriebenen blauen Mäler in der Kreuzbeingend von Kindern der 
weißen und farbigen Rasse, die zum Unterschiede von den Naevi nicht 
erhaben sind und keine Gefäßbildung zeigen. Sie sind nach seiner 
Ansicht weder ein Charakteristikum irgendeiner Rasse noch ein Zeichen 
einer Degeneration. Für ihre Entstehung gebe es noch keine genü- 
gende Erklärung. Da sie mit zunehmendem Alter von selbst ver- 
schwinden, sei Therapie unnötig. Grosser (Breslau). 





8) J. E. V. Boas. »Larva migrans«, eine Gastrophiluslarve 
in der Haut eines Menschen in Dänemark. 
(Monatshefte für prakt. Dermatologie Bd. XLIV. Hft. 10.) 

Die eigentümliche, durch die Wanderung einer Larve in der Haut 
des Menschen bedingte Erkrankung ist nunmehr schon in einer ganzen 

Anzahl von Fällen beschrieben worden. Die Diagnose ist sehr einfach. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 397 


Dagegen ist die Natur des »Hautmaulwurfs« vielfach diskutiert worden. 
B. findet, daß es sich wirklich um eine Gastrophiluslarve handelt. 
Der speziellere Inhalt der Arbeit wird nur Dermato- und Zoologen 
interessieren. Jadassohn (Bern). 


9) V. Klingmüller. Über Lupus pernio. 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXIV. p. 323.) 

Der Ansicht, der Lupus pernio sei eine echte Hauttuberkulose, 
kann sich K. nicht anschließen, da von den drei Forderungen zur 
Diagnose Tuberkulose nur eine: die örtliche Reaktion auf Alttuberkulin, 
und auch diese nur unzureichend erfüllt sei, während Bazillennachweis 
und positives Tierexperiment fehlen. Verf. will den Lupus pernio als 
typisches Krankheitsbild den übrigen bewiesenen oder vermuteten Haut- 
tuberkulosen nur anreihen. 

Der Arbeit sind die Krankengeschichten von 3 Fällen dieser 
Affektion beigegeben M. Winkler (Luzern). 





10) E. Jakobi. Eine besondere Form der 'Trichophytie als 


Folgeerscheinung des permanenten Bades. 
(Archiv für Dermatologie u. Syphilis Bd. LXXXIV. p. 289.) 

J. berichtet über eine besondere Form von Trichophytie, die an- 
scheinend nur da vorkommt, wo permanente Wasserbäder häufig in 
Gebrauch sind, also in psychiatrischen Kliniken. Die Krankheit be- 
fällt hauptsächlich Paralytiker und Kachektische. Sie beginnt in der 
Genital- oder Axillargegend mit braunroten Papeln, die sich rasch 
peripherisch ausbreiten, sich in Plaques umwandeln und allmählich 
den größten Teil des Körpers bedecken. Die Krankheit ist nicht 
kontagiös und macht subjektiv keine Beschwerden. 

J. glaubt, daß der betreffende Trichophytonpilz, über dessen 
Stellung zu den bekannten Arten des Trichophyton Verf. sich noch 
nicht bestimmt auszusprechen vermag, im reinen Badewasser vorkommt 
und sich nur auf der durch das lange Bad mazerierten Epidermis 
Kachektischer ansiedeln könne. Mit der Trockenhaltung erlischt die 
Krankheit, prophylaktische Maßnahmen waren ohne Erfolg. 

M. Winkler (Luzern). 





11)C. Haeberlin (Nauheim.) Zur Behandlung granulierender 
Wunden. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 

H. bestätigt den günstigen Einfluß des Luftzutrittes sowie des 
Sonnenlichtes zu granulierenden Wunden in bezug auf rasch eintre- 
tende Epithelisierung, Verminderung der Sekretion und das Glatt- 
werden der Wundflächen; alle normalen Wundheilungsvorgänge werden 
wesentlich beschleunigt, wenn die Wunden 2—3 Stunden dem direkten 
Sonnenlicht ausgesetzt und dann nur mit Krüllgaze locker bedeckt 
werden. Kramer (Glogau). 


398 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


12) J. Jadassohn. Syphilidologische Beiträge. 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXVI. p. 45.) 

Anschließend an die neuesten Forschungen auf dem Gebiete der 
experimentellen Syphilis und gestützt auf seine Erfahrungen unter- 
wirft J. eine Anzahl aktueller Fragen der Syphilidologie einer kritischen 
Beleuchtung. So präzisiert er, um nur wenige Punkte herauszugreifen, 
seinen Standpunkt betreffs Exzision des Primäraffektes. Bei den ver- 
schiedenen Formen der Sekundärperiode werden die Begriffe Metastase, 
lokale und allgemeine »Umstimmung«, Terrainverhältnisse als maß- 
gebende Faktoren besprochen. Die Virulenzgrade der Spirochäten 
gegenüber dem eigenen und dem fremden Organismus in der Spätperiode, 
die Re- und Superinfektion und die Analogien der Lues besonders 
mit der Tuberkulose und Lepra sind eingehend erörtert. 

— M. Winkler (Luzern). 
13) Hoffa. Technik der Massage. 5. Aufl. 90 S. 45 Abbild. 
Stuttgart, Ferdinand Enke, 1%7. 

Die neue Auflage des bekannten Buches, das gelegentlich der 
früheren Auflagen hier wiederholt schon besprochen ist, weist wiederum 
eine Reihe von Zusätzen und Verbesserungen auf, die davon Zeugnis 
ablegen, mit welchem Interesse der leider so früh dahingeschiedene 
Verf. an der Verbreitung dieses für die Gelenkchirurgie so wichtigen 
Zweiges der Therapie gearbeitet hat. Alles, was sich als neu und 
zweckmäßig in der Massagetechnik erwiesen hat, ist sorgfältig in der 
5. Auflage berücksichtigt worden, ohne daß dabei die schätzenswerte 
Knappheit der Darstellung gelitten und der Umfang des Buches sich 
wesentlich vermehrt hat. Deutschländer (Hamburg). 


14) K. Vogel. Über Frakturheilung mit besonderer Berück- 
sichtigung der Bedeutung des Blutergusses für die Uallus- 
bildung. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 143.) 

Verf., dem als dirigierendem Arzt im Krankenhause der Barm- 
herzigen Brüder in Dortmund die Behandlung sehr zahlreicher Knochen- 
brüche obliegt, liefert in dieser Arbeit erstlich eigene Räsonnements 
zur Theorie der Knochenbruchheilung, anknüpfend an Ideen von 
Bier und Ribbert, und zweitens Berichte über einige erfolgreiche 
Versuche, schlecht heilende Knochenbrüche mit Bluteinspritzungen 
nach Bier zu behandeln. Von V.’s Allgemeinerörterungen sei hier 
erwähnt, daß er die schlechte Heilung von Knochenbrüchen, die Nei- 
gung zu Pseudarthrosenbildung auf eine abnorm mangelhafte Fähigkeit 
des Individuums zur callusbildenden Gewebsproduktion zurückzuführen 
geneigt ist. Diese ungenügende Produktionsfähigkeit kann Folge 
eines allgemeinen Schwächezustandes sein, sie kann aber speziell ein 
dem Knochensystem anhaftender Fehler sein; und da das Knochen- 
gewebe zu den Bindegeweben des Körpers gehört, taucht die Frage 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 399 


auf, ob in gewissen Fällen schlechter Callusproduktion nicht an eine 
allgemeine Schwäche des Gesamtbindegewebes des Körpers zu denken 
ist. Eine derartige biologische Minderwertigkeit des Bindegewebes 
zeigt sich V. geneigt, der Entstehung der statischen Belastungsdefor- 
mitäten (Pes planus, Genu valgum usw.) zugrunde zu legen, ferner den 
venektatischen Bildungen (Varicen, Varicokelen), sowie den Entero- 
ptosen, Vorfällen und Hernien. Im ganzen sind schlecht heilende 
Frakturen selten, aber unter zwölf Fällen der Art, die V. selbst be- 
obachtete, finden sich mehrere, die gleichzeitig solche vom Verf. auf 
Bindegewebeschwäche bezogene Krankheitszustände zeigten. Was fer- 
ner den Anlaß, den »Reiz« zur Callusproduktion betrifft, so sieht V. 
denselben mit Ribbert wesentlich in einer Anregung der Gewebs- 
elemente zur Gewebsneubildung. Im normalen Organismus wird die 
allen Zellen innewohnende Wachstumskraft durch die überall vor- 
handene innere Gewebsspannung behindert in Funktion zu treten; 
hört diese Spannung auf, tritt »Entspannung« der Gewebe ein, so 
betätigt sich auch sofort die Proliferationskraft der Zelle. Diese Lehre 
auf die Frakturheilung übertragend, deduziert V., daB es bei letzterer, 
wo vor allem die ossifizierende Produktionskraft des Periosts, na- 
mentlich von dessen innerster »Oambium«-Schicht sich zu betätigen 
hat, besonders aber auf eine »Entspannung« des Periosts ankommt. 
In der Regel wird diese Periostentspannung bei Brüchen der Röhren- 
knochen schon durch die Ablösung des Periosts von der Kortikal- 
substanz und den Bluterguß zwischen beiden ausreichend herbeigeführt; 
erweist sie sich im Einzelfall als relativ zu gering, so sucht man sie 
künstlich zu verstärken durch Maßnahmen, in deren Reihe sich zu 
den älteren Mitteln (Entzündungsreize, Stauung usw.) neuerdings die 
Bier’sche Bluteinspritzung gesellt hat. Auch diese Behandlung wirkt 
nach V.’s Theorie wesentlich dadurch Oallusbildung fördernd, daß sie 
das Periost »entspannt«, und wird deshalb um so nützlicher werden, 
je mehr es bei ihr gelingt, das Blut subperiostal zu deponieren. In 
eigener Berufstätigkeit hat V. sieben Fälle schlecht konsolidierender 
Frakturen mit Bluteinspritzungen behandelt und dabei, wie die zum 
Teil mit Röntgenbildern versehenen Berichte ergeben, stets auf die 
subperiostale Einbringung des Blutes genau Acht gegeben, einige Male 
auch zu diesem Zwecke durch blutigen Eingriff das Periost vom 
Knochen bzw. von Callusmassen abgehebelt, um dann das Blut unter 
dasselbe zu spritzen. Die Erfolge befriedigten. Auch für die Heilung 
orthopädischer lineärer Osteotomien beleuchtet V. die Bedeutung der 
Periostentspannung durch Blutung. Letztere kann bei Osteotomien, 
wenn man ohne Esmarch’sche Blutleere operiert, so gering werden, 
daß die osteoplastische Reaktion des Periosts unzulänglich bleibt. Um 
eine solche zu sichern, empfiehlt V. die Operation unter Blutleere, 
nach deren Abnahme man auf etwas lebhaftere Nachblutung rechnen 
kann; auch soll man den durchgemeißelten Knochen stets ganz durch- 
brechen und durch einiges Auf- und Abschieben der Fragmente an- 
einander für Abhebungen des Periosts Sorge tragen. Die Heilung der 


400 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Schenkelhalsbrüche beleuchtet V. gemäß seiner Theorie in dem Sinne, 
daß bei eingekeilten Frakturen der gesetzte Bluterguß interstitiell und 
subperiostal liegen bleibt, und damit heilungsbefördernd wirkt; dagegen 
ergießt sich bei losen Brüchen das Blut in die Gelenkkapsel, womit 
die Möglichkeit seiner Wirksamkeit zur Heilung wegfällt. 
Zum Schluß Literaturverzeichnis von 17 Nummern. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





15) Bülow-Hansen. Om behandling, specielt efterbehandling 
af fracturer i led. 
(Norsk. Mag. for Laegevid. 1908. Nr. 2.) 

Verf. empfiehlt, ‘die Nachbehandlung von Knochenbrüchen auf 
Massieren, aktive und Widerstandsbewegungen zu beschränken. Er 
verwirft die schmerzhaften passiven Bewegungsübungen als schädlich, 
da sie Distorsionssynovitis hervorrufen, die wegen des schlechten funk- 
tionellen Behandlungsresultates mehr zu fürchten sei, als schlechte 
Konochenstellung. Revenstorf (Hamburg). 





17) E. Streissler. Das v. Hacker’ sche Triangel zur ambu- 


lanten Extensionsbehandlung der Oberarmbrüche. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 749.) 

Verf. beschreibt ein von v. Hacker schon lange angewandtes 
Triangel, das aus starker Pappe geschnitten wird. Es hat etwa die 
Form eines rechtwinkligen Dreiecks, dessen eine Seite dem Brustkorb 
anliegt, auf dessen Hypothenuse der Oberarm ruht, auf dessen dritter, 
etwa um 30° gedrehter Seite der supinierte Vorderarm und die Hand 
liegt. Die nähere Technik der Herstellung ist aus dem Original (mit 
Zeichnungen) zu entnehmen. 

Das Triangel hat den Vorzug, daß es durch die Einspannung 
zwischen Axilla und den gebeugten Ellbogen den Oberarm extendiert, 
dem Vorderarm eine bequeme Lage gestattet und imstande ist, den 
Oberarm in einer beliebigen Abduktionsstellung zu fixieren. Seine 
Verwendung ist indiziert zur ambulanten Behandlung der Fraktur des 
anatomischen Humerushalses mit Dislokation des Kopfes nach außen, 
bei pertuberkulären und subtuberkulären sowie bei Schaftbrüchen ohne 
zu große Dislokation. Im übrigen gestattet das Triangel auch die 
Anbringung einer Gewichtsextension. Beich (Tübingen). 





18) B. Rossi (Mailand). Il mio metodo di cura nelle frat- 
ture del femore. 
(Clinica chirurgica 1907. Hift. 8.) 

R. hat in einem Vortrag in Mailand über die Resultate der Be- 
handlung von mehr als 300 Oberschenkelbrüchen nach seiner Methode 
berichtet. — Nach vorläufiger Gewichtsextension im Bett und Röntgen- 
untersuchung kommt der Verletzte womöglich noch am selben Tag 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 401 


auf den Extensionstisch. Dieser (schon 1902 im Arch. d’ortopedia 
beschrieben) basiert auf dem Schede’schen Tisch, ist aber einfacher 
gebaut. 

Zwei Heftpflasterstreifen werden oder sind schon zur Vorexten- 
sion angelegt. Nun wird mit Filzkissen mäßig gepolstert, am Sitz- 
knorren und oberhalb der Knöchel. Darüber kommt eine durch drei 
Holzspäne, außen, hinten und quer über Hüfte und Becken, ver- 
stärkte Gipsschicht über das ganze Bein samt Becken (ohne Füße). 
Das Knie kann zur späteren Mobilisierung frei gelassen werden. Dann 
wird der stählerne Extensionsgehbügel (zwei lange Stahlschienen, mit 
Knieartikulation, nur unten durch den Steigbügel verbunden, aber mit 
fixen Messingspangen, die Ober- und Unterschenkel mehrfach fast 
ganz umgreifen) eingegipst. Dieser reicht vom Sitzknorren bis mehrere 
Querfinger unter die Fußsohle. Die Pflasterstreifen sind an einem 
stellbaren Querstab oberhalb des Steigbügels befestigt. — Die Ex- 
tension wird während der Anlegung des Apparates allmählich ge- 
steigert, event. durch Morphin erleichtert. — Eine eventuelle fehler- 
hafte Stellung kann später auch noch korrigiert werden durch Ver- 
wendung eines Ringreifens nach Durchtrennung des Verbandes. — 
In den ersten Tagen geht der Kranke auf einer Gehschule, später 
auf Krücken. 15—25 Tage nach der Reposition wird das Fußgelenk 
freigemacht, die Extension bleibt; um diese Zeit oder später beginnt 
die Bewegung im Kniescharnier. Der Apparat bleibt 25—60 Tage 
liegen, je nach dem Alter, der Frakturstelle, dem Grade der Callus- 
bildung. Wenn nötig, ist eine neuerliche Immobilisierung angezeigt. 
Bei alten Leuten wird weniger die exakte Reposition als die Besse- 
rung des Allgemeinzustandes zu berücksichtigen sein. Ihnen ist der 
Gipsverband sobald als möglich anzulegen, der ihnen die Bewegung 
im Bett erleichtert, sie beginnen am folgenden Tage die Gehversuche. 
R. hat mehrere über 80 Jahr alte Pat. so geheilt. Die Resultate bei 
den jüngeren Kranken sind glänzende. Die allermeisten gehen gern 
schon in den ersten Tagen, viele benutzen vom 15.—20. Tage ab 
keinerlei Stütze mehr. Die feste knöcherne Vereinigung war stets, 
und zwar längstens am 60. Tage, nachweisbar, die funktionelle Hei- 
lung nach 2—4 Monaten. J. Sternberg (Wien). 


18) A. Hoffmann. Zur Technik der Patellarnaht. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 623.) 


H. beschreibt eine Kniescheibennahtmethode von Payr. Mit 
einem Bohrer werden in der Längsrichtung des Beines von den Bruch- 
flächen aus, beim oberen Fragment nach oben, beim unteren nach 
unten, je zwei annähernd parallel verlaufende Bohrlöcher angelegt, 
die oben jederseits der Quadricepssehne, unten jederseits des Lig. 
patell. propr. die Kniescheibe durchbohren. Eingeführt wird ein sich 
zum Kreise bzw. Viereck schlieBender Draht, der direkt oberhalb und 
unterhalb der Kniescheibe die Quadricepssehne bzw. das Lig. patellae 


13** 


402 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


durchbohrt. Nachbehandlung in leichter Flexionsstellung (ca. 140°). 
Eine erläuternde Zeichnung ist beigegeben. 
Meinhardt Schmidt (Cuxhaven). 





19) v. Heuss. Versuche zur ambulanten Behandlung der 


Fußgeschwulst. 
(Deutsche militärärztliche Zeitschrift 1908. Hft. 1.) 


v. H. versucht die mit »Fußgeschwulst« behafteten Leute, die 
bisher anfangs meistens mit Bettruhe behandelt wurden, ambulant 
durch Umlegen einer Klebebinde um den Mittelfuß wieder dienstfähig 
zu machen. Der Unterlegestoff der Binde besteht aus dehnbarem 
Krepp, dessen eine Seite mit einer Heftpflastermasse bestrichen ist und 
welcher bei L. Frohnhäuser, München, Sonnenstraße, bezogen werden 
kann. Der Daumen der linken Hand drückt auf das distale Ende 
des fünften, der Mittelfinger auf das distale Ende des dritten Mittelfuß- 
knochens, um eine Annäherung des äußeren und inneren Fußrandes 
zu bewirken, mit der rechten Hand wird die Binde angelegt, und zwar 
rund um den Mittelfuß, beginnend dicht oberhalb der Zehen und fort- 
fahrend bis an den vorderen Rand der Knöchel. Die Leute vermögen 
in einem Schnürstiefel sofort nach Anlegen der Binde umherzugehen. 
Die Binde bleibt möglichst 3 Wochen liegen. Von 41 so behandelten 
Pat., unter welchen allerdings nur 11 röntgenologisch nachweisbare 
Mittelfußknochenbrüche hatten, wurden 19 sofort dienstfähig, die 
übrigen taten 1—9 Tage nur inneren Dienst; sämtliche Leute wurden 
soweit wieder hergestellt, daß sie das Mannöver mitmachen konnten. 
Die Zahl der namentlich als Knochenbruch nachgewiesenen Fälle ist 
noch etwas klein, um bestätigen zu können, daß das Verfahren für 
alle Fälle von Mittelfußknochenbruch erfolgreich anwendbar ist (Ref.). 

Herhold (Brandenburg). 





20) J. Honnequin et R. Loewy. Les luxation des grandes 


articulations, leur traitment practique. 400 S. 125 Abbild. 
Paris, Felix Alcan, 1908. 

H. und L. geben uns in dem oben genannten Buche eine äußerst 
übersichtliche Darstellung des Wesens, der Symptome und der Be- 
handlung der Verrenkungen der großen Gelenke. Sie behandeln darin 
nur die Verrenkungen auf traumatischer Basis, diese aber mit einer 
Gründlichkeit und Klarheit der Sprache, daß sie in dem Werke uns 
nicht nur ein Lehrbuch, sondern auch ein Nachschlagewerk an die 
Hand geben. 

Nach einer Einleitung über die Generalsymptome der Verrenkungen 
im allgemeinen und einer sehr klaren Darstellung der Röntgenographie 
mit ihren Fehlerquellen und deren Vermeidung behandeln sie die Ver- 
renkungen der Schulter, des Ellbogens, des Handgelenkes, des Schlüssel- 
beins, der Hüfte, des Knies und des Fußes. Einteilung der ver- 
schiedenen Verrenkungen, Symptome, mit besonderer Sorgfalt diffe- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 403 


rentialdiagnostisch wichtigeSymptome, Einrichtung und Nachbehandlung 
werden ausführlich besprochen. 

Neben den einfacheren Methoden der Einrichtung der Schulter- 
verrenkung wird besonders eingehend die Kocher’sche Methode be- 
schrieben und durch sehr gute Bilder erläutert, wobei die Vorteile 
dieser Methode vor der ihr ähnlichen von Lacour vollständig aner- 
kannt werden. Unter den gewaltsamen Repositionsmethoden finden 
wir besonders die Anwendung eines von H. angegebenen Apparates 
hervorgehoben, der im wesentlichen aus einem Extensionsapparat mit 
Kurbelantrieb und zwischengeschaltetem Dynamometer und einer 
Schlinge zur Kontraextension besteht. Die verschiedenen Anwendungs- 
methoden dieses Apparates sind durch sehr gute instruktive Bilder 
erläutert. Sehr ausführlich sind auch die Verrenkungen der Hüfte 
behandelt; in diesem Kapitel haben mir vor allem die Illustrationen 
gefallen, die nebeneinander die veränderte Stellung der Knochen im 
anatomischen Präparat und den äußeren Anblick der Verrenkung vor 
Augen führen. 

Neben den unblutigen Verfahren werden auch die verschiedenen 
chirurgischen Eingriffe mit ibrer nötigen Nachbehandlung besprochen, 
die nötig werden können, um funktionell gute Endresultate zu erzielen. 
In einem besonderen Kapitel werden dann noch die Verrenkungen der 
Neugeborenen erwähnt, die im Verlaufe der Geburt eintreten können. 
Ferner finden wir die Behandlung komplizierter, infizierter Verrenkungen 
mit Bier’scher Stauung, mit Saugapparaten, sowie die Behandlung 
versteifter Gelenke mit Heißluftapparaten empfohlen. 

Das Buch, das für den Praktiker von großem Wert ist, ist mit sehr 
zahlreichen, zum Teil meisterhaften, instruktiven Illustrationen versehen, 
wobei durch Bilder von Repositionsmethoden und Apparaten des Mittel- 
alters auch. der historischen Entwicklung der Behandlungsmethoden 
Rechnung getragen ist. L. Simon (Mannheim). 





21) Estor. De la subluxation congénitale du poignet. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 8 u. 9.) 

An der Hand genauer Literaturstudien und eines eigenen Falles 
hat E. die Geschichte, pathologische Anatomie, Atiologie, Pathogenese, 
Klinik und Behandlung der Madelung’schen Krankheit eingehend 
bearbeitet. Wenn auch Malgaigne schon 1855 über eine ein- 
schlägige Beobachtung berichtet und Jean 1875 zuerst eine solche 
genauer beschrieben bat, so erkennt Verf. Madelung doch das un- 
bestreitbare Verdienst zu, durch seine 1878 erschienene Arbeit Wesen 
und Bedeutung des Leidens, das seinen Namen trägt, klargestellt zu 
haben. 

Besondere Beachtung verdienen die Abschnitte über Entstehung 
und Behandlung der Krankheit. Unter den mancherlei Theorien über 
die Pathogenese hält E. die Auffassung von der Entwicklung des 
Leidens aus einer angeborenen Anlage für die gesichertste und stützt 
seine Ansicht mit sehr stichhaltigen Gründen. Eine Andeutung der 


x 


404 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Deformität ist fast bei allen Menschen zu finden: das Köpfchen der 
Ulna überragt an der Streckseite stets mehr oder weniger die Hand- 
wurzel. Den meisten Menschen fällt das indes nicht auf, weil der 
Ulnarrand der eigenen Hand der Betrachtung nicht so zugänglich ist; 
man kann sich davon aber leicht durch das Spiegelbild und die Be- 
tastung der Hand überzeugen. Da der Radialrand der Hand wenigstens 
im Beginn der Krankheit wenig bemerkenswerte Veränderungen zeigt, 
so übersehen auch die Kranken selbst oft ihre Deformität. Die Biegung 
des unteren Radiusdrittels oder -viertels mit vorderer Konkavität 
läßt sich in geringerem Grade an jedem normalen Speichenknochen 
darstellen, wenn man ihn längs von vorn nach hinten durchsägt. 
Besonders beweisend für die Erblichkeit ist das so häufige familiäre 
Auftreten des Leidens, das nach E.’s Zusammenstellung unter 85 Fällen 
36mal beobachtet wurde. Die Doppelseitigkeit, die bei 70 von den 
85 Fällen gesehen ward, überwiegt auch bei vielen anderen angeborenen 
Mißbildungen. Die wesentliche Ursache für das Zustandekommen der 
Deformität erblickt E. mit Gu&pin in einer angeborenen schlaffen 
Gelenkverbindung zwischen den unteren Enden der Unterarmknochen. 
Sie kann indes bis zum späteren Wachstumsalter latent bleiben und 
sich erst unter dem Einfluß eines Traumas oder der beruflichen Über- 
anstrengung der Hand, besonders in der Lehrzeit, weiter ausbilden 
und Störungen verursachen. Gegen eine rachitische Grundlage (Duplay, 
Delbet) sprechen die im zartesten Kindesalter ohne eine Spur eng- 
lischer Krankheit beobachteten Madelung’schen Subluxationen; 
wären sie rachitischen Ursprunges, so würde man ihnen sicherlich viel 
öfter begegnen. Ihr Zusammentreffen mit den Erscheinungen der 
sogenannten Spätrachitis hat nach E. keine Beweiskraft. Der Ansicht 
von Madelung und Redard, welche die Deformität auf unregel- 
mäßiges Längenwachstum infolge traumatischer Beeinflussung der 
Epiphysenknorpel zurückführen, kann sich E. auch nicht anschließen, 
da derartige Traumen bei Kindern immer und im späteren Wachstums- 
alter häufig fehlten oder so gering waren, daß sie auf das Knochen- 
wachstum unmöglich einwirken konnten. Die nervöse Theorie (Tripier, 
Felix), welche wegen der — erst im späteren Verlauf — eintretenden 
Kontrakturen und der Doppelseitigkeit eine Rückenmarkerkrankung 
als Ursache des Leidens annimmt, ist, wie E. sicher mit Recht bemerkt, 
so weit hergeholt, daß alle anderen Erklärungen einfacher und glaub- 
würdiger klingen. 

Die konservative Behandlung mit Schienen-, Hülsen- und Zug- 
vorrichtungen wirkt nur palliativ und erleichternd durch die Ruhig- 
stellung, besonders wenn ein Trauma vorherging. Die naheliegende 
Arthrodese im unteren Radioulnargelenk ist ausgeschlossen, da sie die 
Supination und Pronation unmöglich machen würde E. macht den 
neuen Vorschlag, in allen Fällen, wo die Deformität besonders die 
Ulna betrifft, ihre Osteotomie vier Fingerbreiten oberhalb des Griffel- 
fortsatzes auszuführen und die von Duplay angegebene lineare Osteo- 
tomie des Radius nur bei erheblicher Verkrümmung desselben hinzu- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 405 


zufügen. Selbstverständlich darf nur bei Bewegungsstörungen im 
Handgelenk blutig eingegriffen werden. Gutzeit (Neidenburg). 





22) H. Siegrist. Über Manus valga oder sogenannte Made- 
lung’sche Deformität des Handgelenkes. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 524.) 

Die fleißige, aus dem Röntgenlaboratorium von de Quervain 
hervorgegangene Arbeit ist als monographische, zurzeit erschöpfende 
Abhandlung zur Sache anzusehen. Sie beginnt mit Beschreibung und 
genauester Befundaufnahme dreier selbst beobachteter typischer Fälle, 
liefert sodann eine tabellarische Zusammenstellung der bisher gesam- 
melten Fälle, um mit einer epikritisch-klinischen Allgemeinbesprechung 
zu schließen. 22 teils photographische, teils röntgenologische Abbil- 
dungen illustrieren die Beschreibungen in hinlänglicher Weise; zum 
Schluß der Arbeit steht ein 36 Nummern zählendes Literatur- 
verzeichnis. f : 

Von den gewonnenen Ergebnissen sei folgendes angeführt. Atio- 
logisch ist für die Erkrankung ein deformierendes Knochenwachstum 
anzunehmen, das als Rachitis oder Spätrachitis zu deuten ist, wofür 
spricht, daß andere rachitische Deformitäten als Skoliose, Pes valgus 
nicht ungewöhnliche Begleiterkrankungen sind. Doch sind auch in- 
dividuelle Prädisposition, Erblichkeit und in weiterer Linie Schädlich- 
keiten durch mit dem Beruf (Wäscherinnen! usw.) zusammenhängende 
Strapazierungen der Hände von Bedeutung. Das weibliche Geschlecht 
ist ungleich häufiger als das männliche betroffen. Die Krankheit ent- 
wickelt sich im späteren Wachstumsalter vom 12. Jahre an, erstreckt 
sich über mehrere Jahre und verläuft unter Schmerzen. Eigentlicher 
Krankheitssitz ist die untere Radiusepiphyse, deren Gelenkfläche den 
rechten Winkel zur Ebene des Vorderarmes verläßt und sich um eine 
quere Achse volarwärts neigt. Der Umstand, daß die meisten Han- 
tierungen durch die antebrachialen Hand- und Fingerbeugemuskeln, 
welche an Kraft den Streckern überlegen sind, verrichtet werden, 
läßt das, eine abnorme Knochenweichheit vorausgesetzt, begreiflich 
erscheinen. Derselbe Muskelzug vermittelt weiter eine stärkere 
lateral-konvexe Krümmung des Radiusdiaphysenschaftes und eine 
abnorme Ulnarneigung der Gelenkfläche des Radius. Das Verhalten 
der Ulna ist nur passiv. Gegenüber der Volarverkrümmung des 
unteren Radiusteiles bleibt sie dorsal zurück, wird aus dem Gelenk- 
verband ausgeschaltet, funktionslos und wächst dahin, wo sie den ge- 
ringsten Widerstand findet, also dorsalwärts. Hieraus resultiert die 
regelmäßig vorhandene Krümmung des unteren Ulnaendes nach dem 
Dorsum hin, sowie die in vielen Fällen vorhandene Hypertrophie des 
Proc. styloideus. Schließlich ist eine Verlagerung der Handwurzel 
volar- und proximalwärts zu registrieren, durch Muskelkräfte — 
wiederum der Beuger — erklärbar, der entsprechend der ganze Carpus 
etwas volarwärts gezogen wird. Funktionell ist die Volarflexion am 


406 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


wenigsten, die Dorsalflexion am meisten behindert. Therapeutisch ist 
von Operationen nicht viel zu halten, auch mit orthopädischen Ban- 
dagen bislang nichts Reelles erreicht. Möglich, daß deren Frühanwen- 
dung, schon zur Zeit der Entwicklungsstadien der Erkrankung, nützen 
könnte. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





23) V. Schoch. Beitrag zur Kenntnis der typischen Luxations- 


fraktur des Interkarpalgelenkes. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 53.) 


Mit dem Namen einer interkarpalen Luxationsfraktur belegt S. 
die Kombination eines Bruches des Kahnbeines mit Verrenkung des 
Mondbeines volarwärts, wobei letzteres das proximale Fragment des 
Kahnbeines mit in die Verrenkungsstellung nimmt. Diese kombinierte 
Handverletzung wurde zuerst von de Quervain beschrieben und ist 
von diesem neuerdings in drei weiteren Fällen exakt nachgewiesen, 
die in S.’s Arbeit genau unter Beigabe mehrfacher Röntgenogramme 
berichtet werden. Ihnen schließen sich, ebenfalls genau beschrieben, 
zwei Fälle aus dem Krankenasyl Neumünster, Zürich (Chefarzt 
F. Brunner) an und weiterhin eine Reihe aus der Literatur von S. 
zusammengestellter Beobachtungen, was ein Gesamtmaterial von 30 
einschlägigen Fällen gibt. Da in diesem durchweg der wesentliche 
Verletzungsbefund derselbe ist, siebt S. in der fraglichen Luxations- 
fraktur eine typische Verletzung, deren klinische Verhältnisse er er- 
schöpfend erörtert. 

Verursacht wird die Verletzung stets durch sehr große Gewalt- 
einwirkung, meist durch Stürze aus beträchtlicher Höhe, womit zusam- 
menhängt, daß die Verletzten meist Männer sind und in den Jahren 
der besten Arbeitskraft stehen. Für den Mechanismus der Verletzung 
ist von Bedeutung, daß an der Articulatio radio-carpalis im wesent- 
lichen nur das Mondbein mit dem proximalen (ulnaren) Teile des Kahn- 
beines beteiligt ist, während das Triquetrum mit dem Erbsenbein und 
der distale (radiale) Teil des Kahnbeines mehr in enger Beziehung 
zum distalen Carpusteile stehen. Die Verletzung kann durch Fall auf 
die Hand bei verschiedener Stellung der letzteren zustande kommen, 
und wechselt mit der Handstellung auch die Art der Verletzungs- 
mechanik. a. Bei einem Fall auf den ausgestreckten Arm bei mäßiger 
Dorsalhandflexion treibt der Stoß, besonders durch den Metacarpus III 
und das Kopfbein, das Mondbein und das proximale Bruchstück des 
dabei brechenden Kahnbeines aus seiner normalen Stellung volarwärts 
hinaus (de Quervain). b. Schlägt der Pat. voll mit dem Handballen 
gegen den Boden, so wird das Kahnbein zwischen dem Handballen 
und dem Radius gebrochen und dann durch die nachfolgende Hyper- 
extension sein proximales Fragment mit dem Mondbeine zusammen 
nach Einreißen der Kapsel zwischen letzterem und dem Kopfbeine 
volarwärts hinausgehebelt. (Mehrere von S. angestellte Leichenexperi- 
mente stützen diese Theorien.) c. Auch bei volarflektierter Hand kann 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 407 
die Verletzung zustande kommen, doch bleibt hier ihre Mechanik noch 
nicht genügend aufgeklärt. Die Hauptsymptome der Verletzung be- 
stehen in Schwellung der Handgelenkgegend mit Unmöglichkeit aktiver 
Handbewegungen und großer Schmerzhaftigkeit passiver Versuche dazu, 
ferner Verdickung, Verbreiterung und Verkürzung des Carpus, dann 
in einer vor dem volaren Radiusrande meist durchtastbaren knöchernen 
Resistenz und den durch sie bedingten Bewegungsstörungen der Finger, 
und endlich in Erscheinungen von Druck auf den N. medianus. Dazu 
kommt die Würdigung der Röntgenogramme, zur Deutung von deren 
ziemlich komplizierten Figuren die Bilder der Arbeit nebst ihrem Er- 
läuterungstexte gute Anleitung gewähren. Differentialdiagnostisch 
kommt wesentlich einerseits die isolierte Mondbeinverrenkung in Frage, 
von der Luxationsfraktur unterschieden durch Fehlen der Druck- 
empfindlichkeit am Kahnbein und der häufigen radialen Verschiebung 
der ganzen Hand, andererseits der isolierte Kahnbeinbruch, wobei die 
volarwärts verrenkten Knochenteile nicht tastbar sind. Die Prognose 
ist stets als ernst zu betrachten. Nur wo die Reposition gelingt, ist 
annähernd völlige Herstellung der Funktion zu hoffen. Sonst bleibt 
auch bei operativer Behandlung Beschränkung der Beweglichkeit vom 
Handgelenke zurück, während allerdings die Fingerbewegungen und 
die Kraft wieder fast normal werden, so daß wenigstens für gröbere 
Arbeit die Hand nach 1—3 Jahren wieder ihre alte Gebrauchsfähig- 
keit erlangt. Ohne Operation sind die Aussichten noch viel schlechter, 
und kann selbst völlige Handgelenkankylose eintreten. Die völlige 
Erwerbsunfähigkeit dauert bei sofortiger richtiger Behandlung durch- 
schnittlich mindestens 2—3 Monate, die bleibende Invalidität ist erst 
nach 2—3 Jahren abschätzbar und beträgt durchschnittlich ca. 10%. 
Therapie: in erster Linie Reposition, sei es blutig, sei es unblutig. 
Sonst event. Exstirpation des verrenkten irreponiblen Mondbeines 
nebst dem mit ihm zusammenhängenden ulnaren Kahnbeinfragment 
(in etlichen Fällen von S.’s eigenem Berichtsmateriale mit recht guten 
Erfolgen vorgenommen). Zur Nachbehandlung ist die mediko-mecha- 
nische Gymnastik von der größten Wichtigkeit. 

Zum Schluß Literaturverzeichnis von 125 Nummern. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


24) E. Hagenbach. Meniscusverletzungen. 
(Med. Klinik 1907. p. 1499.) 

Aus einer Zusammenstellung neuerer Arbeiten über Meniscus- 
verletzungen zieht H. folgende Schlüsse: Ist die Reposition der ver- 
letzten Bandscheibe möglich, so ist ein Versuch mit nicht operativer 
Behandlung am Platze. Ist die Reposition nicht ausführbar, oder liegt 
ein Rückfall vor, so muß chirurgisch eingegriffen werden. Dabei kann 
in frischen Fällen und bei geringer Verletzung des halbmondförmigen 
Knorpels (Lockerung oder Abriß vom Schienbein) die Naht versucht 
werden. Sonst ist stets der Meniscus zu entfernen. Durch Verlegen- 


408 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


heitskuren (Massage, Wasser, Licht, Elektrizität) wird namentlich das 
Halbinvalidentum des rückfälligen Kranken nur hingezogen. 
Georg Schmidt (Berlin). 





25) O. Rumpel. Über Geschwäülste und entzündliche Er- 


krankungen der Knochen im Röntgenbilde. 
(Fortschritte der Röntgenstrahlen. Ergänzungsband XVI. 140 Bilder.) 
Hamburg, @räfe & Sillem. 

Eines der wichtigsten Kapitel des » Archivs und Atlas der nor- 
malen und pathologischen Anatomie in typischen Röntgenbildern« ist 
hier durch zahlreiche, wie immer vorzüglich wiedergegebene Bilder 
und ihnen vorangeschickten erläuternden Text so behandelt, daß es 


von Querschnitten ezstirpierter Geschwülste ergab eine viel bessere 
Erkennung ihres Ausgangspunktes. Danach wird man zweckmäßig, 
Ribbert folgend, nicht von vornherein zwischen periostalen und 
myelogenen Sarkomen unterscheiden, sondern nach der Ausbreitung 
zwischen zentralen und peripheren. Die meisten entstehen aus der 
Spongiosa der Diaphyse. Als seltene Lokalisationen gibt R. Bilder 
von Sarkomen des Talus und Metatarsus. 

Auch den Karzinomen sind einige Bilder gewidmet, Bei der 
Besprechung der entzündlichen Erkrankungen, Osteomyelitis, Tuber- 

ose, Syphilis wird durch Gegenüberstellung immer wieder gezeigt, 
wie sich ihre Bilder voneinander und von denen der Geschwülste 
unterscheiden. Freilich wird auch bei sorgfältigstem Studium derselben 
noch mancher Fall übrig bleiben, der eine sichere Differentialdiagnose 
nicht stellen läßt. 

Eine Wiedergabe der feineren Unterscheidungsmerkmale im Re- 
ferate verbietet sich durch ihre Fülle, Ein Studium des Buches, 
welches wohl zum ersten Male dieses Gebiet so umfassend behandelt, 
erscheint demnach als angenehme Pflicht jedes Chirurgen. 

Benner (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 409 


26) M. B. Ware. Radiograms of syphilis of the long bones. 


(Journ. of cutan. diseas. 1907. November.) 


Auf dem sechsten dermatologischen internationalen Kongreß im 
September 1907 in Neuyork hat W. eine große Anzahl von Rönt- 
genogrammen demonstriert, die er von Syphilitikern bei spezifischen 
Erkrankungen der langen Röhrenknochen entnommen hat. Er faßt 
seine Auffassung in einem Autoreferat in folgender Weise zusammen: 

Ein typischer Befund in den Röntgenbildern ist eine kreisförmige 
Verdickung des Periosts und hier eine Vermehrung des Schattens, 
der durch proliferative Veränderungen in den Knochen hervorgerufen 
wird. Sie ist scharf lokalisiert und setzt sich genau gegen das ge- 
sunde Gewebe der Umgebung ab. Die Stärke des Schattens führt 
dazu, einen Herd von Kalksalzen im Periost anzunehmen. Daneben 
finden sich durchsichtige Flächen, in denen der Schatten in der Corti- 
calis vermindert ist und in denen die Wahrscheinlichkeit eines Gummas 
vorliegt, also wohl eine Absorption der Knochensubstanz stattgefunden 
hat. Ist die Oorticalis entzündlich mit ergriffen, so ist der Schatten 
diffuser und seine Umrisse sind in größerer Ausdehnung unregel- 
mäßig; er kann so weit in das Knochenmark hineinreichen, daß dieses 
zu verschwinden scheint. Der Schatten der gesunden, nicht beteiligten 
Teile des Knochens ist bei Syphilis im klaren Bilde erhalten, was bei 
anderen Erkrankungen nicht der Fall zu sein pflegt. So markieren 
sich im Bilde deutlich die verschiedenen Vorgänge, welche die Syphilis 
im Knochen erzeugt, einmal nach der hyperplastischen Richtung hin, 
in einer Wucherung der Knochensubstanz und einer Vermehrung des 
Schattens, und ein anderes Mal nach der rarifizierenden Richtung hin 
in einem Verschwinden des Schattens und in einer größeren Trans- 
parenz. Wenn auch die einzelnen Bilder sehr klar erscheinen können, 
so kommen doch Zwischenstufen vor, bei denen Unterscheidung zwi- 
schen tuberkulösen und syphilitischen Affektionen nicht leicht und ein- 
fach ist. Das muß Verf. dann doch schließlich selbst in seiner End- 
bemerkung zugeben. Harttung (Breslau). 





27) Mönard. Etude sur la coxalgie. 438 S. Mit 208 Text- 


abbildungen und 26 Röntgentafeln. 
Paris, Masson & Co., 1907. 

Das vorliegende Werk bringt auf 438 Seiten eine umfassende 
monographische Darstellung der Hüftgelenkstuberkulose. Es zerfällt 
in einen anatomischen, klinischen und therapeutischen Teil, deren 
jeder zahlreiche instruktive Abbildungen aufweist. Den Abschluß des 
Werkes bilden 26 ausgezeichnete und vorzüglich wiedergegebene Rönt- 
genbilder von gut ausgeheilten Tuberkulosen, die den Grundgedanken 
des Verf.s illustrieren, der dahin geht, daß »eine beträchtliche Anzahl 
tuberkulöser Hüftgelenksentzündungen ohne Störung der Funktion und 
mit vollkommener Erhaltung des Gelenkes ausheilen kann, wofern man 
nur die Behandlung mit der Länge der Dauer und dem Verlaufe der 


410 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Krankheit in Einklang zu bringen versteht.< M. gibt zwar selbst zu, 
daß zurzeit diese günstigen fehlerlosen Heilungen noch sehr vereinzelt 
sind, aber er führt das darauf zurück, daß »die medizinische Welt 
die langwierige Dauer des Leidens und die Notwendigkeit einer langen 
Behandlungsdauer nicht zugeben wille. Ob und wie weit dieser Satz 
für die französischen Verhältnisse zutreffend ist, entzieht sich hier der 
Beurteilung. 

Das Werk M.’s verdient zweifellos weit über den Kreis seiner 
Landsleute hinaus Beachtung. Angenehm berührt die ruhige und 
sachliche Darstellungsweise, die sich vorteilhaft von jener apodiktischen 
Schreibweise abhebt, der man nicht so selten in der neueren franzö- 
sischen Literatur begegnet. Bringt es im wesentlichen für uns auch 
nichts, was nicht schon längst in unseren klassischen Tuberkulose- 
werken niedergelegt ist, so macht es allein schon der Umstand be- 
merkenswert, daß hier ein Chirurg seine Erfahrungen und Anschau- 
ungen mitgeteilt hat, der als langjähriger Leiter des bekannten See- 
hospitals in Berc-sur-mer unter außerordentlich günstigen Verhältnissen 
den Kampf gegen die Hüftgelenkstuberkulose aufzunehmen in der Lage 
ist. Aus diesem Grunde dürfte es besonders interessieren, daß M. 
trotz aller Betonung seines konservativen Standpunktes gezwungen 
war, bei einer Gesamtzahl von 1361 Fällen, die in einem Zeitraume 
von 10 Jahren zur Behandlung kamen, 268mal operativ vorzugehen; 
und zwar wurde in 24 Fällen die Resektion ausgeführt; bei letzteren 
mußte sekundär noch 16mal exartikuliert werden. Diese Zahlen 
sprechen namentlich unter Berücksichtigung der Verhältnisse und des 
Standpunktes des Verf.s doch eine sehr deutliche Sprache. Bezüglich 
weiterer Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. 

Deutschländer (Hamburg). 


28) Mauclaire et Olivier. La coxa valga et ses variétés. 
(Arch. génér. de chir. Bd. II. Hft. 1.) 

Verff. bringen eine ausführliche Zusammenstellung der bisher 
über die Coxa valga berichteten Tatsachen und bereichern gleichzeitig 
die Kasuistik des Krankheitsbildes durch 16 neue Fälle. Die Be- 
zeichnung Coxa valga wird einzig und allein für jene Schenkelhals- 
deviationen gewählt, bei denen neben der abnormen Stellung des 
Schenkelhalses eine Abduktion und Außenrotation der ganzen unteren 
Extremität vorhanden ist. 

Die abnorme Stellung des Schenkelhalses kann anatomisch in 
der verschiedensten Weise bedingt sein. Hypoflexion, Hypoflexion 
und Ante- oder Retroversion, Hyperflexion und Hyperflexion mit Ante- 
oder Retroversion kommen in Frage. 

Für die Pathogenese sind angeborene Entwicklungsfehler, Knochen- 
erkrankungen (Osteomyelitis, Achondroplasie, Rachitis, Exostosen, 
Tuberkulose), ferner Traumen und statische Mißverhältnisse als wesent- 
lich zu betrachten. Besonders betont wird der Einfluß der angebo- 
renen Hüftverrenkung, der zuerst von deutschen Autoren (Dreh- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 411 


mann) hervorgehoben wurde. Bei den statischen Mißverhältnissen 
wird die Häufigkeit des Vorkommens der Coxa valga bei Hydro- 
cephalus erwähnt. Zur Therapie wird in erster Linie die Immobilisa- 
tion durch redressierende Gipsverbände empfohlen, sofern es sich um 
primäre Veränderungen handelt. 

Einige schematische Figuren und eine erschöpfende Literatur- 
angabe vervollständigen die Arbeit. Strauss (Nürnberg). 





29) R. Wilmanns. Ist bei spontaner Gangrän der Extre- 
mitäten prinzipiell hoch zu amputieren? 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 556.) 

Zu dieser Frage ergiebt zunächst eine Statistik über 174 operierte 
Fälle von präseniler, seniler und diabetischer. Gangrän: 

Primär, oberhalb des Kniegelenks amputiert: 64; + 27; geheilt 

37 Fälle. 
Unterhalb des Kniegelenks amputiert: 110; + 24; nachamputiert 
21; geheilt 86 Fälle. 

Diese Zahlen zeigen, daß bei tiefer Amputation die Gefahr der 
'Nachgangrän zwar groß ist, aber auch konservative Eingriffe zu Hei- 
lung führen. 

Den Entscheid darüber, ob im konkreten Falle hoch oder niedrig 
zu amputieren ist, kann nicht der Nachweis von der Durchgängigkeit 
oder vom Verschluß der A. poplitea erbringen; denn es können einer- 
seits bei völligem Verschluß der Poplitea Kollateralen genug bestehen, 
die zur Aufrechterhaltung der Zirkulation ausreichen, wie insbeson- 
dere die Fälle demonstrieren, in denen der Verschluß der Arterie 
nachweisbar viel älter ist als der Beginn der Gangrän; andererseits 
kann die Gangrän nach der Amputation trotz der Durchgängigkeit 
der Poplitea fortschreiten, wie in einem Falle Goldmann’s wegen 
Venenthrombose. 

Die spontane Gangrän beruht auf einer Zirkulationsinsuffizienz, 
deren Folgen sowohl von dem Verhalten der Herzkraft als auch von 
den lokalen Veränderungen der Gefäße, und zwar nicht ausschließlich 
der Arterien, sondern auch der Venen, abhängen. In jedem Falle 
erstreckt sich die Zirkulationsstörung weit über die Grenze der De- 
markation. Es ist daher konsequent, prinzipiell hoch zu amputieren, 
aber inkonsequent, sich dabei nach dem Verhalten der Art. poplitea 
zu richten. 

Verf. hält aber auch ein konservatives Verfahren für gerecht- 
fertigt, weil er glaubt, daß man aus der Bestimmung der Herzkraft 
einerseits und der Art der Demarkation andererseits den Gesamt- 
zustand der Zirkulation beurteilen und daraus die erlaubt tiefste Am- 
putationsstelle bestimmen könne. Erfolgt die Demarkation rasch und 
bestimmt, so ist jenseits eine genügende Kompensation der Zirkula- 
tionsstörung vorhanden, erfolgt sie langsam, unbestimmt oder gar 
nicht, so liegt eine schwere Zirkulationsschädigung vor, die zu hoher 


412 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Amputation zwingt. Eine Besserung der Herzkraft vor der Operation 
ist in jedem Falle für den Erfolg von großem Belang. 

In einem nach diesen Prinzien behandelten Falle von doppel- 
seitiger Spontangangrän führte die Unterschenkelamputation zur Hei- 
lung. Reich (Tübingen!. 
30) B. P. Jenochin. Zur Kasuistik der Hüftexartikulationen. 

(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.)) 


In der vorantiseptischen Zeit betrug die Mortalität 70%; sie ist 
bis auf 22% gesunken. W.J. Rasumowski (Kasan) operiert in der 
Weise, daß er zunächst die Art. und V. iliaca externa unterbindet, 
wobei zugleich suprapoupartische Drüsen entfernt werden. Es folgt 
von einem neuen Schnitt Ligatur der Art. und V. cruralis. Dieser 
letzte Schnitt wird nach innen und außen verlängert. Die Weichteile 
werden Schnitt für Schnitt, unter sorgfältiger Ligatur sämtlicher Ge- 
fäße, durchtrennt. Der Blutverlust ist so minimal. Die Auslösung 
des Femurkopfes ist der letzte Akt. 

R. hat nach diesem Plane zwei junge Männer (23 und 28 Jahre 
alt) mit ungeheuren (Photographien!) Oberschenkelsarkomen operiert. 
Beide haben die Operation gut überstanden. 

V. E. Mertens (Breslau). 


31) Ferguson. Excision of the knee-joint. 
(Surgery, gynaecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Verf. schildert sein Verfahren der Kniegelenksresektion, die er 
vor allem bei der tuberkulösen Entzündung der Erwachsenen für in- 
diziert erachtet. Der Hautschnitt verläuft bogenförmig an der Außen- 
seite des Gelenkes. Die Kniescheibe und Quadricepssehne wird ge- 
schont und zur Seite gezogen. Bei der Exzision der Kapsel ist 
methodisches Vorgehen von oben nach unten nötig, die Gelenkausstül- 
pungen am hinteren Umfang von Tibia und Fibula müssen besonders 
berücksichtigt werden. Die Knochen werden bogenförmig angefrischt, 
einzelne Knochenherde ausgekratzt. Alles tuberkulös erkrankte Ge- 
webe wird nach seiner Freilegung mit Karbolsäure verätzt, Messer 
und Schere häufig gewechselt, um Infektion zu vermeiden. Nach der 
Resektion werden die frischen Wundflächen mit Jodoformemulsion 
abgerieben, einige Silkwormfäden dienen zur Drainage. Die Knochen 
werden nicht durch Naht vereinigt, ein gut angelegter Schienenverband 
(Macewen) hält das Bein in guter Stellung. 

Für die Nachbehandlung muß betont werden, daß Pat. mindestens 
6 Monate lang unter ärztlicher Aufsicht sein muß; so lange soll eine 
Knieschiene getragen werden. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 413 


32) A. le Dentu et P. Delbet. Nouveau traité de chirurgie. 
IX. Muscles, Aponévroses, Tendons, Tissus péritendineux, 


Bourses séreuses par L. Ombrédanne. 198 S. 
Paris, J. B. Baillière et fils, 1907. 

Die vorliegende Monographie erscheint als der 9. Band des von 
le D. und D. herausgebenen Handbuches der Chirurgie (s. d. Zentral- 
blatt 1907 Nr. 31) und soll, wie einleitend bemerkt wird, besonders 
die neu gewonnenen Tatsachen sowie die persönlichen Anschauungen 
des Verf. zum Ausdruck bringen. 

Die klare und fesselnde Darstellungsweise O.’s macht die Lektüre 
des Buches zu einem Genuß, und die Abhandlungen über Muskel- 
rupturen, Muskelhernien und Muskelosteome müssen als klassisch be- 
zeichnet werden. 

Bezüglich der Entstehung der Muskelosteome ist O. der Ansicht, 
daß die Mehrzahl derselben aus dem Muskelbindegewebe, vielleicht 
aus der zertrümmerten Muskelfaser selbst entsteht und nur eine 
Minderheit periostalen Ursprungs ist. Aus dem Kapitel über die 
Erkrankungen des peritendinösen Bindegewebes und der Sehnenscheiden 
wäre zu erwähnen, daß O. der Bier’schen Stauung bei der Behandlung 
der Sehnenscheidenphlegmonen keinen Vorzug vor den älteren Methoden 
zugestehen will. Besonders klar und prägnant ist wieder der Ab- 
schnitt über die Sehnenscheidentuberkulose geschrieben; die Reis- 
körperchen entstehen nach O. durch Coagulationsnekrose aus der 
innersten Schicht der Sehnenscheide; der primäre Fungus der Sehnen- 
scheiden ist selten; denn sehr oft handelt es sich um einen primären 
tuberkulösen Knochenherd, der in das peritendinöse Gewebe durch- 
gebrochen ist; die empfohlene Behandlung entspricht den in Deutsch- 
land üblichen Grundsätzen. Bei den Erkrankungen der Schleimbeutel 
sind die neueren Arbeiten in Deutschland, besonders auch die von 
unseren bisherigen Anschauungen abweichende Erklärung Langemak’s 
bezüglich der Entstehung der Hygrome, eingehend berücksichtigt. 

Auf alle Einzelheiten einzugehen, würde den Rahmen eines Refe- 
rates überschreiten; es muß auf das Buch selbst verwiesen werden, 
welches eine wertvolle Bereicherung der chirurgischen Literatur darstellt. 

Boerner (Rastatt). 


Kleinere Mitteilungen. 
Eine neue Schere. 


Von 
Dr. Victor E. Mertens, 
"Chirurg in Kiel. 


icht umsonst wird an der Ausbildung unseres instrumentellen Rüstzeuges immer- 
fort gearbeitet. Zielbewußte Sicherheit bei der Arbeit darf der Kranke stets 
von uns verlangen. Oft hängt der Erfolg aber auch von der Schnelligkeit unserer 
Arbeit ab in dem Sinne, daß die Dauer des Eingriffes eine möglichst kurze ist. 


414 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


Zu dem Ende werden besonders die, denen es nicht gegeben ist, das Tempo ihrer 
Arbeit zu beschleunigen, danach trachten müssen, die Zahl ihrer Handgriffe nach 
Möglichkeit herabzusetzen, was zum Teil durch geeignete Instrumente erreicht 
werden kann. 

Es gibt Operationen, bei denen der Operateur alle Augenblicke die Schere 
braucht. Addiert man die Zeit, die das Weglegen und Wiedernehmen erfordert, 
so ergibt sich eine merkbare Verzögerung. Daraus dürfte das Bedürfnis nach 
einer Schere entsprungen sein, die man in der Hand behalten kann, auch wenn 
man sie momentan nicht braucht. Eine solche Schere ist die Kocher’sche Li- 
gaturschere, an die z.B. Ehrhardt vor einiger Zeit in diesen Blättern erinnert 
hat, und die auch das Urmodell der zu beschreibenden Schere ist. Mir ist nicht 
bekannt, in welcher Weise Kocher selbst seine Schere handhabt. Ich habe sie 
derart anwenden sehen und auch selbst angewandt, daß der Arbeitende den kleinen 
Finger in den Ring des langen Schenkels steckt und die Schere quer in der Hand 
ruhen läßt. Zum Schneiden wird der Daumen durch den Ring des kurzen Schen- 
kels gesteckt. Nach erfolgtem Schnitte gleitet der Ring vom Daumen, und die 
Schere fällt in die Hand zurück. 

Dem gegenüber ist meine Schere 
so gebaut, daß sie in jedem Moment 
ohne vorbereitende Hilfsbewegung 
schnittbereit ist. Wie aus der lei- 
der nicht sehr plastischen Zeich- 
nung hervorgeht, liegt der Ring 
des langen Schenkels auf der Grund- 
phalanx des fünften Fingers, der 
Ring des anderen am Metacarpo- 
phalangealgelenk des Daumens. 
Der kleinere Schenkel ist am Knick 
derart gebogen, daß der Ring und 
das anliegende Schenkelstück aus 
der Hauptebene des Instrumentes 
heraustreten. Dadurch wird er- 
reicht, daß die Schere mehr in der 
Hohlhand liegt und die Bewegungen der Finger nicht beeinträchtigt. Wenn die 
Schere geschlossen ist, kann der Daumen mit den Spitzen der übrigen Finger in 
Berührung gebracht werden, mit anderen Worten: man kann zugleich mit anderen 
Instrumenten arbeiten, als hätte man die Schere gar nicht in der Hand. Will man 
aber schneiden, so genügt eine kleine Bewegung mit dem Daumen, um die schnei- 
denden Blätter zu öffnen und zu schließen. 

Einige Vorzüge der Schere seien kurz zusammengefaßt: 1) der Operateur 
braucht nicht nach der Schere zu greifen oder sie sich reichen zu lassen, er hat 
sie ein- für allemal schnittfertig an der Hand. 2) Das schneidende Ende der 
Schere kommt mit nichts anderem in Berührung als mit zu durchtrennenden Fäden 
resp. mit dem Operationsfelde. 3) Sie schneidet nicht nur Fäden, sondern auch 
Gewebe, falls es nicht zu dick ist. Sie ist bequem zum Schlitzen der Fascien 
und zum stumpfen Trennen (Hernien!). 4) Sie erweist sich als sehr nützlich in 
der kleinen Chirurgie und bei beschränkter Assistenz. 

Ich arbeite mit der Schere, die in mehreren Exemplaren verbreitet ist, seit 
1!/, Jahren. Selbstverständlich ist sie wie jedes andere Instrument nicht überall 
verwendbar, aber bei vielen Gelegenheiten würde ich sie jetzt ungern missen. 
Ich denke, die Bekanntschaft dieser Schere wird manchem Operateur nicht un- 
willkommen sein. 

Hergestellt wird das Instrument von Georg Haertel in Breslau-Berlin. 
Das Muster ist geschützt. 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 415 


33) v. Röczey. Arbeiten aus der II. chirurgischen Universitätsklinik 
in Budapest (1907). 
Selbstverlag. 

In dem 446 Seiten umfassenden Bericht über die Jahre 1906 — 1907 finden 
sich mehrere wertvolle Originalarbeiten und statistische Zusammenstellungen, 
welche interessante Daten bieten. Nebst kasuistischen Beiträgen sind experimen- 
telle Aufsätze in das Werk aufgenommen, die, anderwärts bereits erschienen, im 
Zentralblatt eingehende Besprechung fanden. Auf die verschiedenen Details des 
Jahresberichtes kann hier nicht eingegangen, doch hervorgehoben werden, daß die 
Bearbeitung des klinischen Materials als gelungen bezeichnet werden kann. 

P. Steiner (Klausenburg). 


34) E. Gergö. Über den wissenschaftlichen und praktischen Wert 
der Alexander’schen Röntgenbilder mit plastischer Wirkung. (Aus 
der Budapester I. chirurgischen Klinik.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 

Verf. hat das Alexander’sche Verfahren einer Nachprüfung unterzogen, 
deren Resultate im »Orvosi Hetilap 1907« veröffentlicht sind; hier unterzieht er 
nur drei Behauptungen Alexander’s einer kritischen Würdigung und kommt zu 
dem Schluß, daß 

1) schon die erste Röntgenplatte eine gewisse Plastik birgt; 

2) daß die — übrigens nicht unbedingt erforderliche — Benutzung zweier 
Röhren keine Verzerrung veranlaßt; 

3) daß in den endgültigen Bildern wirkliche Verhältnisse gezeichnet sind. 

Somit sind die Alexander’schen Bilder in wissenschaftlicher und praktischer 
Beziehung den gewöhnlichen weit überlegen. Renner (Breslau). 


35) Porter and White. Multiple carcinomata following chronic X-ray 
dermatitis. 
(Annals of surgery 1907.) 

P. hat aus der Literatur zehn Fälle sammeln können, in welchen sich auf dem 
Boden eines durch Röntgenstrahlen hervorgerufenen Geschwüres ein Karzinom ent- 
wickelte. Er fügt einen elften, selbst beobachteten Fall hinzu. Es handelte sich 
um einen jungen Mann, bei dem sich nach Einwirkung einer weichen Röhre und 
naher Distanz derselben auf beiden Handrücken eine Hautentzündung zeigte. 
Nach und nach traten auf der Rückenfläche der Finger vereinzelte Geschwüre auf, 
die teilweise erfolgreich mit Exzision und Thiersch’scher Hautüberpflanzung be- 
handelt wurden. Nur an beiden Ringfingern war diese Behandlung erfolglos; die 
Geschwüre hatten sich, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, in Karzinome 
verwandelt. Beide Finger wurden amputiert. Die Behandlung hatte bis zur Hei- 
lung, in diesem Falle 10 Jahre, gedauert, 25 kleinere Operationen waren notwendig. 

In einem zweiten Falle, der ebenfalls näher beschrieben wird, entwickelte sich 
aus einem am rechten Ringfinger bestehenden Röntgengeschwür ein Sarkom; auch 
hier wurde der Ringfinger amputiert. 

P. glaubt, daß die beste Behandlung der nach Röntgenstrahblen entstandenen 
und nicht heilenden Fissuren und Geschwüre in baldiger Exzision und Überpflan- 
zung Thiersch’scher Lappen bestehe. Die Lappen müssen genau passen, P. be- 
deckt sie 24 Stunden mit Protektiv-Silk und bestreicht ihre Ränder mit Borsalbe. 

Auf diese klinischen Teile folgen Beschreibungen und Zeichnungen mikro- 
skopischer Schnitte, die aus 30 Fällen von Röntgendermatitis von White zusam- 
mengestellt sind. Herhold (Brandenburg). 


36) @. Bolognino. Maligne Geschwülste und erysipelatöse Infektion. 
(Zeitschrift für Krebsforschung Bd. VI. p. 261.) 


Ein nach Kastration rezidiviertes, ein jauchiges Geschwür der Leistengegend 
darstellendes Adenokarzinom des Hodens heilte vollkommen aus, nachdem sich an die 


416 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


teilweise Exstirpation und Ausschabung ein schweres Erysipel angeschlossen hatte; 
ebenso ein rezidiviertes Rundzellensarkom der Achselhöhle. Es stießen sich wäh- 
rend des Erysipels nekrotische Geschwulstteile ab, und tiefe Narben blieben zu- 
rück (Beobachtungszeit 20, resp. 13 Monate). B. glaubt die (nach Ausschabung) ge- 
ringe Größe der Geschwulst und die Heftigkeit des Erysipels als wesentliche 
Momente bei der Heilung ansprechen zu können. Goebel (Breslau). 


37) Martini. Sopra due casi di paraplegia consecutiva a trattamento 
coi raggi Roentgen de tumori maligni. 
(Policlinico 1907. Sez. chir. Nr. 11 u. 12.) 


M. sah 2mal nach Röntgenbestrahlung von großen Geschwülsten eine rasch 
zum Tode führende komplette Paraplegie auftreten. Im ersten Falle war ein 
großes Sarkom der Brustwand, im zweiten ein Lymphosarkom des Halses beob- 
. achtet worden. Beide Geschwülste hatten sich rapid verkleinert, und nach 15 
resp. 30 Bestrahlungen begann die Lähmung. Die Sektion zeigte, daß die wahre 
Geschwulst äußerlich verschwunden war, nach innen aber noch auf die Lunge über- 
griff. Das maligne Lymphom war vollkommen geschwunden und hatte nur 
Narbengewebe hinterlassen. Im Mark fand sich frische, weiche Erweichung; M. 
bezieht dieselbe auf toxische Einwirkung von Produkten des Zerfalles aus den 
rapid eingeschmolzenen Geschwulstzellen. E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


38) Herxheimer und Hübner. Zehn Fälle von Mycosis fungoides mit 
Bemerkungen über die Histologie und Röntgentherapie dieser Krankheit. 
(Archiv für Dermatologie und Syphilis Bd. LXXXIV. p. 241.) 


Über zehn Fälle von Mycosis fungoides berichten Verf. Sie benutzten die 
Fälle, um neue histologische und therapeutische Erfahrungen zu sammeln. Sie 
halten das Zellinfiltrat bei Mykosis für spezifischer Natur; die kleinen runden 
Zellen unterscheiden sich von Lymphocyten durch den größeren Protoplasmaleib 
mit deutlicher Netzzeichnung und die Vielgestaltigkeit und z. T. schwächere Tingier- 
barkeit der Kerne. Die Röntgenstrahlen sollen direkt auf diese spezifischen Ele- 
mente wirken und sie zu zerstören imstande sein. Im übrigen empfehlen Verf. 
energisch die kombinierte Behandlung mit Arsen und Röntgenstrahlen, wollen da- 
mit, wenn rechtzeitig angewandt, teils Heilung, teils bedeutende Besserung der 
Krankheit erzielt haben. M. Winkler (Luzern). 


39) Radaeli (Firenze). Emoangioendotelioma multiplo della cute con 
alterazioni multiple dello scheletro. 
(Archivio di biologia normale e patologica Bd. V. 1907.) 


Der Fall betrifft ein 10jähriges Mädchen, dessen Leiden seit 4 Jahren besteht. 
Die linke Hand zeigte verschiedene erbsengroße subkutane, teils warzenartig her- 
vortretende Geschwülste an den Fingern und an der ulnaren Seite der Hohlhand, 
die mikroskopisch den Bau des Hämangioendothelioms aufwiesen. Die Haut der 
ganzen Hand war weiß, wachsartig glänzend und etwas verdickt, etwa an eine 
myxödematöse Beschaffenheit erinnernd; ihre Temperatur und Schweißsekretion 
etwas erhöht. Die einzelnen Finger waren wurstförmig verdickt. Das Röntgen- 
bild zeigte eine konzentrische Verdickung der Grundphalangen besonders an deren 
Köpfchen. Nach Exstirpation rezidivierten die Hautgeschwülste, und während der 
Beobachtungszeit bildete sich sogar eine neue Geschwulst am Ellbogen. Die 
Röntgenbehandlung führte zu keiner nennenswerten Besserung. 

R. nimmt an, daß die Bildung der Geschwulst und die Knochenaffektion zwei 
parallel laufende Prozesse auf gemeinsamer Basis seien. Eine nähere Erklärung 
vermag er nicht zu geben, auch die Literatur weist wenig ähnliche, keinen ana- 
logen Fall auf. — Drei schöne Tafeln illustrieren die interessante Beobachtung des 
Verf. A. Most (Breslau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 417 


40) Delherm. La fulguration dans un épithélioma cutané. Résultats 
deux ans après. 
(Gaz. des hôpitaux 1908. Nr. 4.) 


Im Jahre 1902 bemerkte der damals 59jährige Pat. 1 cm unterhalb des unteren 
Lides eine schwärzliche Erhebung, die sich von Zeit zu Zeit mit einer Kruste be- 
deckte. Allmählich wurde die Ulzeration größer und erreichte den Lidwinkel. 
Verschiedene Arzte hatten ihn indifferent behandelt. Schließlich, als die Geschwulst 
den Lidrand zu zerstören drohte, entschloß man sich zur Operation. Vorher wurde 
noch ein Versuch mit Röntgenbestrahluug gemacht, nach dessen Fehlschlagen D. 
mit hochfrequenten und hochgespannten Strömen vorging (əfaire de la haute fre- 
quence«). Schon nach der ersten Sitzung verkleinerte sich die Geschwulst, nach 
fünf Sitzungen — im ganzen — war jede Spur des »Epithelioms« am 25. August 
1905 verschwunden. 

Am 15. Januar 1908 hat D. den Mann nachuntersucht und die Haut absolut 
normal gefunden bis auf eine ganz geringe Rötung. V. E. Mertens (Kiel). 


41) A. Ravogli. Elephantiasis infolge von Syphilis. 
(Journ. of cutan. diseas. 1907. Februar.) 


Verf. konstatiert zunächst, daß die in Amerika beobachteten Fälle von Ele- 
phantiasis keine Beziehung hätten zur Filariasis, doch sehr oft zu Syphilis. Bei 
dem von ihm beschriebenen Falle handelte es sich um einen Neger, bei dem nach 
fast erfolgloser Behandlung mit Hg und JK die elephantiastischen Veränderungen 
operativ beseitigt werden mußten. Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung 
kommt R. zu dem Schluß, daß es sich bei Elephantiasis um einen chronisch ent- 
zündlichen Prozeß handele, wie dies besonders aus dem Nachweis von Mast- und 
Piasmazellen hervorgehe. Stase bedingt durch Narben, Entfernung von Lymph- 
drüsen gäbe nur den Nährboden ab für das entzündungserregende Agens, ob es 
nun die Spirochäte sei, oder Staphylokokken, Streptokokken usw. Bei der Syphilis 
sei die kleinzellige Infiltration auch eine Ursache für die Blutstauung in den 
Gefäßen. Ein Pendant zur Elephantiasis sei das Oedema induratum. 

Engmann (Diskussion) führt die Elephantiasis aber auf sekundäre Infektion 
durch Strepto- und Staphylokokken zurück. Grosser (Breslau). 


42) A. Schucht. Zur Kenntnis der diphtheritischen Hautentzündungen, 
besonders der durch alte Diphtheriebazillen hervorgerufenen. 
(Archiv für Dermatologie u. Syphilis Bd. LXXXV. p. 105.) 

In 3 Fällen von Ulzerationen in der Genito-Analgegend konnte S. echte 
Diphtheriebazillen als Erreger konstatieren. In einem Falle von Ekthyma infantile 
und in einem syphilitischen Geschwür konnten ebenfalls Diphtheriebazillen fest- 
gestellt werden, deren Bedeutung für die betreffenden Fälle aber nicht entschieden 
werden konnte. 

S. glaubt, daß es möglich sei, klinisch die Diagnose Hautdiphtherie mit einer 
gewissen Wahrscheinlichkeit zu stellen; er legt dabei besonderen Wert auf die 
unregelmäßige Form der Geschwüre, den diphtherischen Belag, die leicht infiltrierten 
steil abfallenden Ränder und die Lokalisation (Genitalien, untere Bauchgegend, 
Leistenbeuge, Innenseite der Oberschenkel, große Labien usw.). 

M. Winkler (Luzern). 


43) A. B. Slater. A case of »diphtheria of the skin« of three years 
duration, treatet by antitoxin. 
(Lancet 1908. Januar 4.) 

Verf. beeinflußte mit bestem Erfolg einen Fall von Hautinfektion des Klebs- 
Löffler’schen Bazillus mit Diphtherieserum (B., W. & Cie... Die Lokalisation 
des Leidens war der Reihe nach: Augen, Vulva und nach dem die ganze Haut. 
Es bildete sich an den erwähnten Stellen ein herpesartiger Ausschlag, den Verf. 


418 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


als Resultat einer peripheren, durch die Bazillentoxine bewirkten Neuritis aus- 
spricht. Das 13jährige Mädchen, das bereits 3 Jahre an der Erkrankung gelitten 
hatte, ist zweimal abgebildet: einmal vor der Behandlung, einmal, nachdem 7000 
Immunisationseinheiten eingespritzt waren. Der Unterschied in dem Äußeren des 
Kindes ist ein erheblicher. Die Behandlung dauerte 20 Tage. 

H. Ebbinghaus (Dortmund). 


44) Axhausen. Histologische Untersuchungen über Knochentrans- 
plantationen am Menschen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 388.) 


A.’s aus der Helferich'schen Klinik in Kiel hervorgegangene Arbeit bean- 
sprucht besonderes Interesse, da sie Untersuchungen beschreibt, die eine gelungene 
Einpflanzung frisch entnommenen und von Periost gedeckten Knochengewebes am 
Menschen nach 5ltägigem Bestehen zum Gegenstand haben. Bei einem 19jährigen 
kräftigen Manne war wegen Tuberkulose das distale Ende des ersten Mittelfuß- 
knochens nebst dem proximalen Gelenkende der Großzehengrundphalanx reseziert 
und in die Lücke ein der vorderen Tibiakante des Pat. im Zusammenhange mit 
Periost entnommenes Knochenstück mittels Einschiebung in die Markhöhle der 
beiden Knochenresektionsstümpfe eingepflanzt. Der Knochen heilte schön ein, doch 
mußte wegen Auftretens der Tuberkulose in anderen Metatarsalknochen der Fuß 
amputiert werden, womit das Präparat zur Untersuchung gewonnen ist. Die zahl- 
reichen angefertigten Präparate bestätigten zwar Barth’s Angaben, wonach trans- 
plantierter Knochen abstirbt und der tote Knochen durch neuen lebenden Knochen 
ersetzt wird, sie bewiesen aber auch, daß das mitüberpflanzte Periost lebend und 
produktionsfähig bleibt, und daß wahrscheinlich auch nicht das ganze Knochen- 
mark abstirbt, ein Ergebnis, das mit Angaben von Radzimowsky und Sultan 
übereinstimmt. Richtig ist, daß das eingepflanzte abgestorbene Knochenstück all- 
mählich durch neugebildetes Knochengewebe ersetzt wird, aber als Quelle dieses 
Ersatzes kommt in erster Linie das mitüberpflanzte Periost in Betracht, in zweiter 
Linie erhaltene Teile des mitüberpflanzten Knochenmarkes und erst in dritter 
(aber auch nur bei Transplantation in ein ossifikationsfähiges Lager) die knochen- 
bildenden Gewebe dieses Lagers (Periost und parostales Gewebe). Aus diesen Er- 
gebnissen folgt klinisch-praktisch, daß die Einpflanzung lebender Periost-Knochen- 
stücke derjenigem von mazeriertem Knochen unbedingt überlegen und vorzuzie- 
hen ist. 

Bezüglich der Details der histologischen Beschreibung wird auf das Original 
verwiesen; rühmend hervorzuheben sind fünf kolorierte Abbildungen, die, besonders 
charakteristische und beweiskräftige Präparate wiedergebend, ganz vorzüglich aus- 
geführt sind und den Beschauer ausreichend orientieren. Die einschlägige Litera- 
tur ist im Texte der Abhandlung besprochen. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


45) Meurer. Erfahrungen über die Jodoformknochenplombe nach 
Mosetig-Moorhof. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 215.) 


Auf der Marwedel’schen Abteilung wurden genau nach Mosetig’s Vor- 
schriften Versuche mit der Jodoformknochenplombe mit befriedigendem Resultat 
angestellt. Es wurden ausgeführt: 9 Plombierungen bei Osteomyelitis chronica 
mit 3 Mißerfolgen und 6 Heilungen (davon 3 per prim. int. geheilt, 3 mit geringer 
Plombenabbröckelung) ; 14 Plombierungen bei Knochentuberkulose mit 1 Mißerfolg 
und 12 Heilungen (8 per prim. int., 4 mit leichter Abbröckelung); 21 Plombie- 
rungen bei Gelenk- und Knochentuberkulose mit 5 Mißerfolgen, 15 Heilungen 
(13 per prim. int. und 2 mit leichter Plombenabbröckelung); 1 Plombierung bei 
Knochenlues, geheilt. 

Es sind also im ganzen 45 Plombierungen mit 34 Heilungen. Der Erfolg der 
Plombierung hängt wesentlich davon ab, ob man die Knochenplombe in eine 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 419 


geschlossene Höhle legen kann. Aber selbst bei Fisteln kam es zur Einheilung, 
wobei außerdem die nur seröse Sekretion auffiel. Bei 2 Fällen allerdings beob- 
achtete man eine vorübergehende Jodoformintoxikation. 

Verf. sieht in der Methode ein sehr wertvolles Mittel, um Defekte im Knochen 
rasch zur Heilung zu bringen. Die Plombierung eignet sich in erster Linie zur 
Ausfüllung tuberkulöser Knochenherde bei ostitischen Prozessen mit und ohne 
Gelenkerkrankung. 

Die Anwendung der Plombe ermöglicht bei Gelenkresektionen ein sehr scho- 
nendes Vorgehen, da es in der Regel genügt, die dünne Knorpellamelle abzutragen, 
die tiefer reichenden Herde in den Gelenkstümpfen auszubohren und zu plom- 
bieren. Ein Ausgießen des Gelenkspaltes selbst mit Plombenmasse ist bei Knie- 
und Ellbogenresektionen zu widerraten. Bei osteomyelitischen Knochenhöhlen 
empfiehlt es sich, die Plombierung erst im chronischen Stadium vorzunehmen, und 
zwar bei noch stark eiternden Fällen erst nach mehrtägiger offener Tamponade 
der freigelegten und gesäuberten Höhlen. Reich (Tübingen). 


46) Palagi. Sulla sinostosi radio-ulnare superiore. 
(Arch. di orthopedia 1907. Nr. 4.) 

Angeborene Synostose zwischen den oberen Enden der Vorderarmknochen bei 
einem jetzt 15jährigen Mädchen. Die linke Hand steht in Pronation. Supination 
unmöglich, Ellbogenbewegungen frei. Das Radiusköpfchen ist unvollkommen ent- 
wickelt; die Synostose betrifft eine 6cm lange Strecke. Die Ulnardiaphyse ist im 
ganzen schmaler als auf der gesunden Seite. 

P. legte unterhalb der Verwachsung eine künstliche Pseudarthrose an und ver- 
pflanzte den Supinator brevis zwischen den äußeren Rand des Radius und die 
Sehnen der beiden Radialis externi auf die Sehne des Supinator longus. 

Nach 1/2 Jahr war passiv bei rechtwinklig gebeugtem Ellbogen eine gute Su- 
pination, aktiv nur teilweise zu erzeugen. Der Arm war vollkommen gebrauchs- 
fähig. 
P. stellte 33 Beobachtungen zusammen. In manchen bestand Verrenkung des 
Capitulum. 3 Fälle sind operiert, man suchte die Ankylose zu trennen und durch 
Resektion oder Interposition von Metall oder Muskelsubstanz eine Wiederverwach- 
sung zu verhüten. Die Resultate waren nicht zufriedenstellend. 

E. Pagenstecher (Wiesbaden). 


47) M. Haedke. Volare Luxation der Ulna im distalen Gelenke. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 429.) 

-Ganz kurze kasuistische Mitteilung. Die 63jährige Pat. hatte die Verletzung, 
gelegentlich Hausfriedensbruches herausgeworfen, der Art erlitten, daß ihre linke 
Hand, an deren Handgelenk sie gepackt war, dauernd proniert wurde, während 
sie durch heftige Gegenbewegung reagierte. Die Art der Verletzung war leicht 
diagnostizierbar, die Verrenkung auch unschwer reponibel, doch kehrte die Ulna 
stets in die Verrenkungsstellung zurück. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


48) C. Schlatter. Subkutane Sehnenzerreißungen an den Fingern. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 317.) 

S. veröffentlicht eine ganze Reihe im Laufe eines einzigen Jahres gemachter 
Beobachtungen subkutaner Sehnenzerreißungen an den Fingern, die schon durch 
ihre verhältnismäßig große Zahl interessieren, indem sie die im allgemeinen unter- 
schätzte Häufigkeit dieser Verletzungen beweisen, dann aber auch wegen wieder- 
holter erfolgreicher operativer Behandlung, und weil teilweise seltener von der 
Verletzung betroffene Sehnen in Frage kommen, von Bedeutung sind. Am häu- 
figsten (in S.'s Fällen 9mal vertreten) ist die Abreißung der Streckaponeurose am 
Nagelgliede. Sie kann durch auffallend geringfügige Traumen (leichtes Anstoßen 
gegen die Fingerspitze) zustande kommen, kommt, was leicht verständlich, häufiger 
rechts und mit Vorliebe am dritten, als dem längsten Finger vor. Die Verletzung 
tritt verschieden schwer auf; bisweilen ist ein Stückchen Knochen herausgerissen, 


420 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


bald ist nur der mittlere Teil der Aponeurose durchtrennt, bald auch die seitlichen 
Faserungen, Verhältnisse, welche ähnlich wie beim Kniescheibenbruch für die Mög- 
lichkeit der spontanen Heilung von Bedeutung sind. Daß letztere möglich ist, ist 
— bewiesen, doch schreibt S. dem operativen Behandlungsverfahren die 
erlegenheit zu. Die Operation geschieht unter Lokalanästhesie, am besten mit- 
tels Ablösung eines Hautlappens vom distalen Interphalangealgelenk, das meist 
eröffnet sein wird, Catgutnaht der Sehne usw. Es folgt ein Fall von der selten 
vorkommenden Abreißung der Sehne von der Mittelphalanx, erfolgreich operiert, 
und eine subkutane Abreißung des Extensor pollicis longus in der Gegend der 
Tabatiere. Der Fall war etwas veraltet, und konnte der stark retrahierte zentrale 
Sehnenstumpf nicht mit dem peripheren zusammengebracht werden. S. half sich 
damit, daß er die Sehne des Extensor carpi radialis longus von ihrer Insertion am 
II. Mittelhandknochen ablöste und mit dem peripheren Stumpf der Daumensehne 
vernähte — mit bestem Erfolge. Der letzte Fall betrifft einen Riß der Sehne des 
Flexor digitorum profundus am Kleinfinger, entstanden beim Reiten eines unruhigen 
Pferdes, wobei Pat., sich mit der linken Hand am Sattel haltend, durch einen 
Stoß des Pferdes einen plötzlichen Schmerz verspürte. Die Nagelphalanx konnte 
nicht flektiert werden, in der Hohlhandfläche war eine empfindliche Stelle vor- 
handen. Hier wurde eingegangen, die Sehnenscheide geöffnet, aber leer gefunden. 
Doch erschien bei kräftigem Ausstreichen die abgerissene Sehne, und zwar inter- 
essanter Weise als Schlinge mit zentralwärts umgeschlagenem Stumpf (cf. Abbil- 
dung‘. Entwicklung des Sehnenstumpfes, der mit der ihm angeschmiegten Sehne 
bereits leicht fibrinös verklebt war. Inzision an der Nagelphalanx, Durchschiebung 
einer Sonde von hier aus durch den Sehnenscheidenkanal nach der Handteller- 
wunde, in der der zentrale Sehnenstumpf an die Sonde befestigt und durch den 
Sehnenscheidenkanal zur Mittelphalanx geführt wird, um hier an der richtigen An- 
satzstelle befestigt zu werden. Glatte Heilung, zunächst noch geringe Beweglich- 
keit, die aber in 2 Monaten recht gut wurde. Die eigentümliche Lagerung der 
abgerissenen Sehne mit schlingenförmiger Zurückschlagung (ähnlich bereits imal 
von Sick beobachtet), erklärt sich dadurch, daß der Sehnenriß bei stärkster 
Fingerbeugung, also weitester Zurückziehung der Sehne erfolgte, worauf die nach- 
folgende Muskelentspannung zur Schlingenbildung führte. Zum Schluß Literatur- 
verzeichnis von 17 Nummern. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


49) A. Chalier et V. Cordier. Tuberculose inflammatoire. Rétraction 
des aponévroses plantaires et palmaires d’origine tuberculeuse. 
(Lyon méd. 1908. Nr. 4.) 


Der Fall bietet Interesse durch die bisher noch selten beschriebene Retraktion 
der Plantarfascie, welche der bekannten Dupuytren’schen Kontraktur an der 
Hand analog ist, und die Verff. vorschlagen, nach Ledderhose zu nennen, der 
sie zuerst zusammenhängend beschrieben habe. Es handelte sich um einen 55jäh- 
rigen tuberkulösen Mann, bei dem sich eine derbe Verdickung der Plantarfascie 
beider Füße, und zwar in typischer Weise nur auf der medialen Hälfte der Fuß- 
sohle, entwickelt hatte, die aber die Streckung der Zehen noch nicht vollkommen 
verhinderte. Atiologisch soll häufig Tuberkulose in Frage kommen. 

Boerner (Rastatt). 


50) Wörner. Zur Frage der Luxatio centralis femoris. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 185.) 


Verf. beobachtete vier Fälle von zentraler Hüftverrenkung. Alle waren durch 
Fall auf die Hüfte, meist aus beträchtlicher Höhe, entstanden bei Individuen von 
36, 54, 56 und 71 Jahren. In allen Fällen wurde die Diagnose durch mehrfache, 
z. T. reproduzierte Röntgenbilder erbärtet. Ein an einer akuten Intoxikation 
gleich nach der Entlassung verstorbener Pat. lieferte ein sehr seltenes (im Text 
abgebildetes) Präparat, an dem der Pfannenboden geborsten und der unversehrte 
Kopf in das Becken hineingetreten ist; es hatte sich eine neue Pfanne aus den 
Bruchstücken der alten gebildet. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 421 


Obgleich in allen Fällen des Verf.s, event. auch der besonders von Simon 
und Arreger zusammengestellten Literatur, die Bruchlinien der Pfanne sich mehr 
oder weniger auf die Nachbarschaft fortsetzen, ist an dem klinisch wohl charak- 
terisierten Bilde des isolierten Bruches des Bodens der Hüftgelenkspfanne mit 
Durchtritt des Femurkopfes in das Becken festzuhalten. W. hält sogar eine Luxatio 
femoris centralis ohne diese Ausstrahlung der Bruchlinien vorerst für unmöglich. 
Durchtritt des Oberschenkelkopfes durch die gesprengte Pfanne kann durch eine 
einmalige stetige Gewalteinwirkung erzeugt werden, wie in drei Fällen des Verf.s; 
in dem vierten Falle kam es zunächst zu einem Bruche der Pfanne und erst durch 
das Gehen zum Eintritt des Kopfes in das Becken. Stückbrüche des Beckens mit 
Disloksation der Beckenfragmente mitsamt dem Femur gehören nicht zum vor- 
liegenden Krankheitsbilde. 


Die Reposition der Fragmente durch forcierten Zug und nachfolgende Exten- 
sionsbehandlung, wie es Rehn mit vorzüglichem funktionellem Resultate gelang, 
ist zwar die theoretisch ideale Behandlungsmethode, bringt aber die große Gefahr, 
daß durch die Bewegung der Fragmente Beckenorgane, speziell die Diacalgefäße 
verletzt werden können. 


Zum Schluß bringt die Arbeit eine gut orientierende, nach Entstehung, Merk- 
malen, Behandlung und funktionellen Resultaten geordnete tabellarische Übersicht 
aller bisher bekannten Fälle, von denen nur 16 der von W. aufgestellten strengeren 
Definition der Luxatio centralis femoris genügen, während andere 25 teils zweifel- 
hafte, teils nicht reine Fälle künftighin ausscheiden sollen. 

Reich (Tübingen). 


51) P. Esau. Akute Osteomyelitis des rechten Schambeines und zen- 
trale pathologische Luxation des Oberschenkels. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 611.) 


Mitteilung aus der Greifswalder Klinik (Payr), einen Fall bösartigster Osteo- 
myelitis betreffend, dessen Eigentümlichkeit im Arbeitstitel hinreichend angedeutet 
ist. Die anatomischen Verhältnisse sind durch ein Röntgenogramm und die Ab- 
bildung des durch Sektion gewonnenen Beckens verdeutlicht. In letzterer sieht 
man die Epiphysenlösung der die Hüftpfanne zusammensetzenden Knochen, sowie 
die beckenwärts gerichtete Dislokation des Schenkelkopfes. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


52) Kindl. Fünf Fälle angeborener Defektbildungen an den Extre- 
mitäten. 
(Zeitschrift für Heilkunde 1907. Hft. 6.) 

Bei den hier beschriebenen Fällen, die im Lauf eines Jahres in der Schloffer- 
schen Klinik in Innsbruck zur Beobachtung kamen, handelt es sich um seltene, 
zum Teil bisher überhaupt noch nicht beschriebene Befunde und zum Teil um 
solche, die wegen ihrer entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung, bzw. wegen ein- 
zelner Abweichungen von den bisher veröffentlichten ähnlichen Fällen Interesse 
beanspruchen. Zu besonderen therapeutischen Eingriffen boten sie keinen Anlaß; 
nur in dem ersten, einem linksseitigen totalen Femurdefekt, verbunden mit par- 
tiellem Fibuladefekt und symmetrischer Verwachsung des 4. und 5. Metakarpal- 
knochens, wurde eine Prothese angefertigt. Im zweiten Falle handelte es sich 
um einen doppelseitigen partiellen Defekt der Vorderarmknochen und der ulnaren 
Finger und im dritten um eine Phokomelie beider oberer Extremitäten. Der vierte 
Fall betraf einen partiellen Defekt der Ulna mit Verrenkung des Radius und der 
fünfte einen rechtsseitigen Radiusdefekt mit Polydaktylie. Zwölf Abbildungen und 
zwei Röntgentafeln illustrieren die fleißige und namentlich in bezug auf die Er- 
örterung der pathogenetischen Theorien sehr lesenswerte Arbeit. 

Deutschländer (Hamburg). 


4922 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 


53) L. Merk. Klinisches und Kasuistisches von den syphilitischen 
Erscheinungen an den Schlagadern der Extremitäten. 
(Archiv für Dermatologie u. Syphilis Bd. LXXXIV. p. 435.\ 


Bei einem 47jährigen Manne, der mit 39 Jahren eine Lues erworben hatte, 
beobachtete M. folgendes Krankheitsbild: Die Finger der linken Hand wurden 
asphyktisch und anästhetisch. An der linken Hand und der Streckseite des linken 
Vorderarmes zeigten sich Zeichen einer Phlegmone. Der linke Arm war pulslos 
bis zur Subelavia. Ein Teil der Finger wurde gangränös, und unter Jodkalium 
intern und Hg-Injektion kam der Prozeß zum Stillstand. Die gangränösen Finger 
demarkierten sich und wurden abgestoßen. Der Arm blieb pulslos. Im Anschluß 
an diesen Fall und an Hand der Literatur bespricht M. kurz die verschiedenen 
Formen der Endarteritis syphilitica. M. Winkler (Luzern). 


54) Beatson. An unusual motor-car accident. 
(Brit. med. journ. 1907. Dezember 7.) 

Interessante Pfählungsverletzung, entstanden durch Zusammenstoß eines Autos 
mit einem großen Planwagen. Der 36jährige Mann war durch einen Holzschaft, 
der die Weichteile seines linken Oberschenkels und Gesäßes und außerdem den 
dahinter befindlichen Sitz durchbohrt hatte, an diesen Sitz unbeweglich festgenagelt 
worden. Kein wesentlicher Chok, ganz geringe Blutung. Der Glutaeus maximus 
war oberflächlich stark zerrissen, die ganze Wunde arg verschmutzt. Trotzdem 
Heilung mit gebrauchsfähigem Bein nach geringer Eiterung und Hautüberpflanzung. 
Der ursprüngliche Zustand der Wunde ließ vermuten, daß die Geschwindigkeit 
des Zusammenpralls sehr groß gewesen sein mußte: denn das Holzstück hatte die 
Weichteile fast wie ein Geschoß durchsetzt. Weber (Dresden). 


55) Nast-Kolb. Kavernöses Muskelangiom des Unterschenkels. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 542.) 


Bei einem 12jährigen Mädchen hatte sich seit dem 4. Jahr eine zunehmende 
Schwellung des linken Unterschenkels entwickelt, die seit 3 Jahren das Gehen un- 
möglich machte und heftigste Schmerzen verursachte, durch welche das Kind in 
seinem Ernährungszustande hochgradig zurückkam. Das sonst normale Kniegelenk 
war rechtwinklig gebeugt, und das Fußgelenk stand in Spitzfußstellung. Der ganze 
Unterschenkel und Fuß bis zum Ansatz der Zehen war bei gesunder Haut ein- 
genommen von einer diffusen, prallderben, nicht kompressiblen spontan und auf 
Druck enorm schmerzhaften Schwellung. Mit Rücksicht auf den schlechten All- 
gemeinzustand und die Ausdehnung der Geschwulst wurde unter der Diagnose 
einer kavernösen Geschwulst der Unterschenkel dicht unterhalb des Kniegelenkes 
abgesetzt. 

Nach der Untersuchung des Präparates war die Haut und das Unterhautzell- 
gewebe, abgesehen von einigen winzigen, umschriebenen Angiomen, sowie die 
Fascie vollkommen gesund. Die Muskulatur des Unterschenkels mit Ausnahme 
der Peronei und des äußeren Gastrocnemiuskopfes, war vollständig ersetzt durch 
ein kavernöses Angiomgewebe von dem gewöhnlichen histologischen Aufbau. Die 
erhaltenen Muskelsepten gestatteten die Unterscheidung der einzelnen Muskeln; 
die großen Arterien waren nicht verändert, während der N. tibialis ganz um- 
wuchert und durchwachsen war von der angiomatösen Neubildung. Die erhaltenen 
Muskelgruppen zeigten fettige Entartung. Die Knochen wiesen Inaktivitätsatrophie, 
im übrigen aber normale Struktur auf. Die Wundheilung erfolgte reaktionslos, 
und Pat. stellte sich nach 3 Monaten mit tragfähigem Stumpf in blübendem Er- 
nährungszustande rezidivfrei wieder vor. 

Die Geschwulst war zweifellos auf eine angeborene Anlage zurückzuführen. 
Verf. macht u. a. auf die diagnostische Bedeutung der spontanen Schmerzhaftig- 
keit aufmerksam, die auch noch bei kleinen Muskelangiomen vorhanden ist und 
hauptsächlich die deformen Gelenkstellungen und die Reduktion des Kräftezustandes 
verschuldet. Reich (Tübingen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. 423 


56) S. E. Biron. Zur Frage von der Komplikation des Abdominal- 
typhus durch Extremitätengangrän. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 33.) 

In der russischen Literatur fand B. elf Fälle beschrieben; er selbst bringt 
einen zwölften aus dem Petersburger Obuchowspital: Mädchen, 21 Jahre alt, 
leichter Typhus; im Anfange der 3. Woche, als die Temperatur schon anfing zu 
fallen, trat Gangrän des rechten Fußes und Unterschenkels auf. Die Amputation 
wurde nicht zugelassen und Pat. aus dem Spitale nach Hause genommen. 

(Einen weiteren Fall sah Ref.: Mann, 58 Jahre alt, Gangrän der ganzen linken 
unteren Extremität bis beinahe zur Leistenbeuge; Tod 7 Wochen nach Beginn des 
Typhus.) E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


57) A. Wertheim. Ein Fall von traumatischer Verrenkung des Fußes 
nach hinten. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 186.) 

Der durch Photo- und Röntgenogramm illustrierte Fall betrifft einen 38jäh- 
rigen Mann, der beim Überschreiten eines Bahnsteiges derart nach hinten über- 
fiel, daß sein Fuß zwischen einer Schiene und dem Bahnsteig eingehakt blieb, der 
Unterschenkel aber gegen die Perronkante gedrängt wurde und so einen zwei- 
armigen Hebel bildete. Dabei rückte das untere Schienbeinende über die Talus- 
rolle nach vorn. Das Lig. deltoides riß ein, am Malleolus ext. kam es zu einem 
Schrägbruch ohne Dislokation. Die Reposition in Narkose gelang durch starke 
Plantarflexion, gefolgt von Dorsalflexion und Extension. Guter Verlauf; nach 2 Mo- 
naten Gehfähigkeit ohne Stock bei noch vorhandener geringer Fußgelenksteifigkeit. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


58) Reismann. Noch einmal zur Lehre von der Luxatio pedis sub 
talo mit kritischen Bemerkungen über die Arbeit des Dr. Schlag- 
intweit in dieser Zeitschrift Bd. LXXXVIIL!. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 601.) 

Verf., der selbst zur Luxatio pedis sub talo früher das Wort genommen hat 
(cf. unser Blatt 1907 p. 708), nimmt hier vier von Schlagintweit als Talusver- 
renkung beschriebene Fälle kritisch unter die Lupe, wobei er zu dem Resultate 
kommt, daß die Diagnose des Autors falsch war, daß es sich vielmehr um Luxa- 
tiones sub talo handelte. R.'s Ausführungen sind interessant, können aber hier 
nicht näher wiedergegeben werden. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


59) F. Dieffenbach. Behandlung des Pes equino-varus mit keilför- 
miger Exzision aus dem Tarsus. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 759.) 


Nach einem Überblick über die Geschichte, die Erfolge und die Indikationen 
der blutigen Klumpfußbehandlung teilt Verf. zwei mit Tarsektomie behandelte 
Fälle von hochgradigem veraltetem Klumpfuß mit, von denen der eine doppel- 
seitig, der andere einseitig operiert wurde. Das Resultat war bei den Pat. ein in 
bezug auf die Gestalt des Fußes vollkommen befriedigendes, funktionell ein vor- 
zügliches. 

v. Hacker hält sich bei der Tarsektomie nicht an die Entfernung bestimmter 
Knochen, sondern. beabsichtigt lediglich einen zur vollen Korrektur genau aus- 
reichenden Keil auszuschneiden. Die Größe desselben wird zweckmäßigerweise 
schon vor der Operation an einem Gelatineabguß des Fußes bestimmt. Die Pat. 
tragen nach der Operation 2—4 Monate lang einen Gipsverband und später einen 
gewöhnlichen Schnürschuh mit erhöhter Sohle am Außenrande. Als durchschnitt- 
liche Heilungsdauer ergab sich ein Zeitraum von 3—4 Monaten. 


1 S. Zentralblatt 1907. p. 1159. 


424 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 13. : 


In einem weiteren Falle genügte die blutige Eröffnung des Talonavicular 
gelenkes mit nachfolgendem Kedressement zur Gewinnung eines kosmetisch und 
funktionell guten Resultates. Reich (Tübingen). 


60) M. Köhler. Vorrichtung zum Strecken des menschlichen Körpers 
mit Hilfe des eigenen Körpergewichts. 
(Ärztliche Polytechnik 1907. November.) 


Obige Vorrichtung, ein Bett, konstruiert nach dem Prinzip des freien Falles 
auf schiefer Ebene, besteht aus einem Eisengestell mit vier paarigen, seitwärts 
angebrachten Hebeln, die miteinander verkuppelt und in beliebigem Neigungs- 
winkel etellbar sind. Auf ihnen ist das Lager hergerichtet, welches auf einem mit 
Kugellagern versehenen Wagen ruht. Die Art der Anwendung für Extension am 
Kopfe, den Beinen, dem Rumpf usw. ist durch drei Abbildungen im Original 
deutlich gemacht. Die Handhabung, besonders auch für beiderseitige Oberschenkel- 
brüche, ist eine sehr einfache. E. Fischer (Straßburg i. E.). 


61) A. Hofmann. Eine zweite Art der Umsetzung von Längsextension 
in queren Zug. (Aus der chir. Abteilung des städt. Krankenhauses 


in Karlsruhe.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 9.) 

Im weiteren Ausbau des von ihm empfohlenen Extensionsverfahrens (se. d. 
Zentralbl. 1906) hat Verf. eine Modifikation gefunden, bei welcher der Zug nur 
nach einer Seite ausgeübt zu werden braucht. Die Beschreibung derselben wird 
von H. durch Abbildungen ergänzt, die im Original angesehen werden müssen. 

Kramer (Glogau). 


52) Ritter. Eine einfache Vorrichtung zur Erleichterung der Anlegung 
des redressierenden Gipsverbandes bei Kindern. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. V. Hft. 4.) 


Um bei kleinen Kindern bei der Anlegung eines Gipsverbandes den kleinen 
Fuß besser redressieren zu können, wird eine mit Watte unterpolsterte Platte, die 
den Verhältnissen angepaßt ist, eingegipst. Diese Platte ist an zwei Seiten (an 
der Hacke und Wadenbeinseite) mit einer festen Schraube versehen, in die Eisen- 
bülsen von abnehmbaren Griffen hineinpassen. An diesen Griffen soll man einen 
ausgezeichneten Halt haben, um den Fuß in jede gewünschte Lage zu bringen. 
Nach dem Hartwerden des Verbandes werden die Griffe abgeschroben. 

Hartmann (Kassel). 


63) Emge. Zur Behandlung von Beinbrüchen in einer neuen Bein- 


: schiene. 
(Arztliche Polytechnik 1907. Nr. 10.) 

Obige Schiene ist besonders für den Arzt auf dem Lande berechnet. Sie be- 
steht aus Eisendraht, hat herabklappbare Seitenwände, ist mit Schnüren und Gurten 
versehen ; sie ist ferner artikuliert, so daß z. B. für Ober- und Unterschenkel ge- 
beugte Kniegelenkhaltung gewählt werden kann. Züge, Gegenzüge sind leicht an- 
zabringen. Gipsverband wird überflüssig. Die Schiene scheint nur für die unteren 
Gliedmaßen bestimmt zu sein. 4 Abbildungen im Original. 

E. Fischer (Straßburg i. E.). 





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an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115). oder an die Verlags- 
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K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 








in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 14. Sonnabend, den 4. April 1908. 
Inhalt. 


XXXVII. Chirurgenkongreß. 

R. Weglowski, Über die Entstehung der seitlichen Halsfisteln (sog. Kiemenfisteln). (Original- 
Mitteilung.) 

1) Sauerbruch und Heyde, Parabiose künstlich vereinigter Warmblüter. — 2) Tuffler, Hyper- 
kmiebehandlung nach Bier. '— 3) Terrier und Lecöne, Linea semilunaris Spiegelii. — 4) Sel- 
berg, Todesursachen nach Laparotomien. — 5) Hertzlier, Bauchfelltuberkulose. — 6) Thaler, 
7) Lennander, Laparotomien. — 8) Krüger, Appendicitis. — 9) Vassmer, Geschwülste des 
Wurmfortsatzes. — 10) Esau, Nabelbrüche. — 11) Schütte, Pepsinverdauung bei Abwesenheit freier 
Salzsäure. — 12) Moynihan, Chronische Magenerkrankungen. — 18) Connell, Jejunalgeschwür. — 
14) v. Ruediger-Rydygier jJun., Hämorrhoiden. — 15) Deaver, Gallensteine. — 16) Cammidge, 
Pankreasdiabetes. — 17) Eichler, Cammidge’s Pankreasreaktion. — 18) Mayo Robson, Gelb- 
sucht und Giykosurie bei Pankreasleiden. 

19) Göbel, Kutane Tuberkulinreaktion. — 20) Hymans und Polak-Daniels, Marmorek’sches 
Antituberkuloseserum. — 21) Wetzel, Schweinerotlauf. — 22) Heddaeus, 28) Zacharias, Tetanus. 
— 34) Gebeie, Hyperämiebehandlung nach Bier. — 25) Oehler, 26) Holzbach, 27) Hartleib, 
28) Michelson, 29) Gaudier, Lumbalanästhesie. — 30) Becker, Echinokokkenkrankheit in Meck- 
lenburg. — 31) Grasmann, 32) Steinthal, 33) Baudet, 34) Sieur, Darmverletzungen. — 85) Schu- 
mann, Pseudomyxom des Bauchfells. — 36) Ruff, Darmlähmung bei Sepsis. — 87) Hirschel, 
Eitrige Peritonitis. — 88) Michael, Fibrolysin bei perigastritischen Verwachsungen. — 89) Bonnet, 
Lagerung des Wurmfortsatzes in der Gekröswurzel. — 40) Lecöne, Krebs des Wurmfortsatzes. — 
41) Matsuoka, Nabelbruch. — 42) Lapeyre, Netztorsion. — 48) Morris, Magenfistelbildung. — 
44) Mori, Pneumatosis cystoides intestinorum. — 45) Schümann, Intestinale Aktinomykose. — 
46) Viannay, Ileus. — 47) Pendl, Darmstenose. — 48) Reinhardt, Murpbyknopf. — 49) Wagner, 
Hirschsprung’sche Krankheit. — 50) Buchanan, Mastdarmexzision. — 51) Kadygroboff, Stieltor- 
sion der Wandermilz. — 52) Terrier, Hepatikoduodenostomie. — 53) Esau, 54) W. Schmidt, 
65) Guinard, Zur Pankreaschirurgie. — 56) Gallnowskaja, Echinokokkus im Mesenterium. 





XXXVII. Chirurgenkongreß. 


Um möglichst rasch im Zentralblatt einen sachlich richtigen Bericht 
über die Ergebnisse des Kongresses bringen zu können, bitte ich die 
Herren, welche auf demselben Vorträge halten werden, mir recht bald 
nach der Sitzung einen Selbstbericht über solche in Berlin zu über- 
geben oder nach Breslau XIII, Kaiser Wilhelmstraße 115, einzusenden. 

Richter. 


14 


426 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


Aus der chirurgischen Hospitalklinik in Moskau. 
Prof. P. J. Djakonow. 


Über die Entstehung der seitlichen Halsfisteln 
(sog. Kiemenfisteln‘). 


Von 


Privatdozent Dr. Romuald Weglowski. 


ach ihrem mikroskopischen Bau sind die seitlichen Halsfisteln den 

mittleren Halsfisteln nicht nur sehr ähnlich, sondern stimmen so- 
gar mit denselben fast völlig überein: sowohl diese wie jene besitzen 
ein Lumen von unregelmäßiger Form; wir finden doppelte, dreifache, 
ja vielfache Lumina; beide Arten von Fisteln sind ferner mit zylin- 
drischem Flimmerepithel ausgekleidet, wenngleich man für gewöhnlich 
daneben auch mehrschichtiges Epithel finden kann. Innerhalb der 
Wand erwähnter Fisteln stößt man auf lymphoide Follikel, Schleim- 
drüsen u. a. m. Nichtsdestoweniger wird die Frage von der Entste- 
hung der seitlichen und mittleren Halsfisteln ganz verschieden beant- 
wortet — es besteht hier zwischen diesen und jenen ein wesentlicher 
Unterschied: während wir die mittleren Fisteln mit der Bildung des 
Ductus thyreoglossus s. d. Bl. Nr. 10) in Verbindung bringen, denkt 
man sich nach wie vor die Entstehung der seitlichen Fisteln (für ge- 
wöhnlich als Kiemengangfisteln bezeichnet) als aus den Kiemenspalten 
entstanden. Hierbei nimmt man keine Rücksicht darauf, daB das 
sich mehrende und einer genauen Durchforschung unterworfene kli- 
nische Material diese Theorie nur mit Hilfe einer ganzen Reihe ge- 
wagter, ja sogar den Tatsachen nicht entsprechender Voraussetzungen 
zu stützen vermag; zu derartigen durch nichts gehörig motivierten 
Thesen gehört die Voraussetzung wiederholter Durchbrüche, wieder- 
holter Verklebungen und Verwachsungen epithelialer nach Kiemen- 
spalten hinterbliebener Röhren. 

Und doch bleibt bei dieser Theorie unaufgeklärt, warum z. B. 
die seitlichen Fisteln nur längs dem medialen Rande des M. sterno- 
cleido-mastoideus nach außen durchbrechen, warum sie ferner bisweilen 
am Unterkieferwinkel, bisweilen am Sternum durchbrechen. Weiter 
bleibt völlig die Entstehung derjenigen Fisteln unaufgeklärt, deren 
Mündung sich z. B. in der Mitte des Halses öffnet, deren Gang 
aber seine Richtung nicht nach oben, sondern vielmehr nach unten 
zum Brustbein führt. . 

Alle diese Unklarheiten und Widersprüche einerseits, die Ahn- 
lichkeit im Bau der mittleren und seitlichen Halsfisteln andererseits 
veranlaßten mich zur Annahme, ob nicht vielleicht im embryonalen 


1 Mitgeteilt auf dem VII. Kongreß russischer Chirurgen in St. Petersburg 
1907. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 427 


Leben dieselben Bedingungen für die Bildung der seitlichen Fisteln 
existieren, wie dieselben für die Entstehung der mittleren Fisteln ge- 
funden wurden. 

Ich machte sowohl an Embryonen, als auch an Leichen eine 
Reihe von Untersuchungen? und fand richtig eine völlige Analogie in 
der Bildung der einen wie der anderen Fisteln. 

Die Resultate meiner Untersuchungen sind folgende: 

Die Kiemenbögen zeigen sich beim Embryo am Ende der zweiten 
Woche in Form zweier kleiner Erhebungen (Wälle) auf beiden Seiten 
des Kopfes; hierauf schließen sich ihnen noch zwei kleine walzenför- 
mige Erhebungen an, d. h. je vier auf jeder Seite. Die beiden ersten 
Bogen stoßen in der Mittellinie mit den gegenüberliegenden zusammen, 
dagegen ist der dritte und vierte Bogen weit von den ihnen entspre- 
chenden gegenüberliegenden Bögen getrennt. Zwischen den Bögen 
liegen die Kiemenspalten. Der zweite Bogen bedeckt den dritten und 
vierten und bildet eine besondere Vertiefung (Sinus cervicalis). Die 
Kiemenspalten und -bögən sind mit mehrschichtigem embryonalen 
Epithel sowohl außen wie innen ausgekleidet. 

Im zweiten Monat erfolgt die Rückentwicklung des Kiemenappa- 
rates, wobei die Spalten sich schließen und verschwinden. Aus dem 
ersten Bogen bildet sich der Unterkiefer, aus den übrigen dreien der 
Körper, die Hörner des Zungenbeines, Mm. styloidei u. dgl. m. — 
Den Kiemenapparat muß man eigentlich zum Gebiet des Gesichts, 
nicht aber des Halses rechnen. Das Zungenbein stellt die un- 
tere Grenze des Kiemenapparates dar. Weder die Bogen, noch 
die zwischen ihnen eingeschlossenen Spalten vermögen sich nach unten 
zu verschieben, und demgemäß kann am Halse von Resten der Kiemen- 
spalten keine Rede sein. — Eben dasselbe bezieht sich auf den Sinus 
cervicalis, welcher den dritten und vierten Bogen umfaßt. — Im 
embryonalen Leben sind bisher noch nicht die Durchbrüche, Verkle- 
bungen, die anormale Lagerung der äußeren Spalten im Verhältnis 
zu den inneren beobachtet worden, die man gewöhnlich zur Erklärung 
der Ätiologie der Fisteln anzuführen pflegt. 

In der 3. Woche des embryonalen Lebens zeigen sich zu beiden 
Seiten des Schlundes zwei Vertiefungen — zuerst in der vierten 
Schlundspalte, dann in der dritten; — diese Vertiefungen, welche 
in Kanäle übergehen, sind mit zylindrischem Flimmerepithel aus- 
gekleidet. Es ist das der Keim zum Seitenlappen der Schilddrüse 
und der Thymusdrüse. 

Der von der vierten Spalte entspringende Schilddrüsenkanal ist 
kurz, sein unteres Ende verwandelt sich sehr rasch in typisches 
Schilddrüsengewebe. Der Thymusdrüsenkanal (aus der dritten Spalte) 


2 Ich untersuchte 42 Embryonen von 2,6 mm bis, 50 cm. Von ihnen wurden 
alle Embryonen, welche eine Länge aufwiesen von 2,6 mm bis 4 cm rekonstruiert. 
Außerdem wurden 75 Leichen aus verschiedenen Lebensaltern auf beiden Seiten 
am Halse untersucht. Die entsprechenden Halsteile sind sämtlich mikroskopisch 
durchforscht worden (Serienschnitte). 


14* 


428 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


pflegt dagegen sehr lang zu sein. Er nimmt seinen Anfang am Pha- 
rynx, geht schräg über den ganzen Hals und endigt erst am Brust- 
bein; hier beginnt er sich augenfällig zu verdicken und verwandelt 
sich in drüsiges, lymphoides für Thymus charakteristisches Gewebe. 

Am Ende des 1. und im Anfange des 2. Monates setzt die Rück- 
entwicklung ein, und es verschwinden die Kanäle; dieser Prozeß der 
Rückentwicklung vollzieht sich in der Richtung von oben nach unten. 

Die erwähnten Kanäle verschwinden längst nicht in allen Fällen: 
nicht selten können einzelne Teile derselben zurückbleiben, in Aus- 
nahmefälle vermag sogar der ganze Kanal erhalten zu bleiben. Meine 
Untersuchungen an Leichen haben gezeigt, daß man imstande ist, 
in jedem 7.—8. Falle, d. h. in 14% der Fälle im Verlaufe vom 
Schlunde bis zum Brustbein diese oder jene Reste des Thymusdrüsen- 
kanals zu finden. Am häufigsten begegnen wir den unteren Ab- 
schnitten der Kanäle, seltener den oberen. Die Überreste des Schild- 
drüsenkanals kommen äußerst selten vor; ich fand dieselben unter 
150 Präparaten nur zweimal. 

Ihrer Struktur nach stellen sich die Reste der Thymus- und 
Schilddrüsenkanäle in Form geschlossener Kanäle dar, welche mit 
Flimmerepithel ausgekleidet sind. Neben Gebieten, die mit Flimmer- 
epithel bedeckt sind, vermag man auch solche zu konstatieren, in 
welchen mehrschichtiges Epithel vorherrschend ist; innerhalb der 
Wände dieser Kanäle befinden sich Schleimdrüsen, lymphoide Ge- 
bilde u. dgl. m.; alles dieses ist aus den benachbarten Schlundteilen 
auf ganz dieselbe Weise, wie wir es beim Ductus thyreoglossus 
gesehen, hierher gebracht worden (s. d. Bl. Nr. 10). 

Indem wir uns jetzt zur Atiologie der seitlichen Fisteln wenden, 
müssen wir bemerken, daß ihre Entstehung ihren Grund nicht in den 
Kiemenspalten, sondern auf den oben beschriebenen Resten von 
Kanälen (Thymus- und Schilddrüsen) hat; d. h. hier muß derselbe 
pathologische Prozeß vor sich gehen, wie bei den mittleren Fisteln; 
der Unterschied besteht bloß darin, daß die seitlichen Fisteln haupt- 
sächlich aus den Überresten des langen, massiven Thymusdrüsenganges, 
und bloß in Ausnahmefällen aus dem kurzen seitlichen Schilddrüsen- 
gang entstehen. 

Anatomisch betrachtet, wiederholt die seitliche Fistel den Verlauf 
des Thymusganges, d. h. beginnt auf der Seitenwand des Pharynx, 
zwischen seinen Bögen, unterhalb der Tonsillenvertiefung, geht hierauf, 
sich oberhalb des N. hypoglossus lagernd, seitwärts und nach unten, 
verläuft zwischen den Carotiden und zieht sich längs dem Innenrande 
des M. sterno-cleido-mastoideus hin bis zum Brustbein. Am häufig- 
sten begegnet man den unteren, unvollständigen Fisteln, weil für 
gewöhnlich dieser Teil des Ganges restiert. 

Die Fisteln vom seitlichen Gange der Schilddrüse sind kurz und 
öffnen sich seitlich vom Kehlkopfeingang (Fall von König) im 
Schlunde tiefer, wie die vorher erwähnten Fisteln. 

Die Art und Weise, wie die Fisteln sich bilden, ist sowohl für 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 429 


die mittleren als auch für die seitlichen die gleiche, d. h. unter 
günstigen Umständen erweitert sich der übriggebliebene Teil des 
Kanals zur Cyste, hierauf bricht dieser erweiterte Teil, falls sich Ent- 
zündungserscheinungen hinzugesellen, nach außen durch und wandelt 
sich in eine Fistel um. Eine solche Fistel wird dann entweder nach 
oben oder auch nach unten verlaufen, je nachdem in welchem Teile 
des Kanals der Durchbruch nach außen stattfand. 

Auf Grund meiner Untersuchungen würde ich vorschlagen, die 
Benennung »Kiemenfisteln« in die bereits bekannte Bezeichnung 
»seitliche Fisteln« umzuwandeln. 





1) F. Sauerbruch und M. Heyde. Über Parabiose künst- 
lich vereinigter Warmblüter. (Aus der chirurg. Universitäts- 


klinik zu Marburg. Prof. Friedrich.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 4.) 

Die Verff. haben in einer größeren Zahl von Experimenten Ka- 
ninchen durch Zusammennähung der Rumpfmuskelplatten oder durch 
Vereinigung der den Bauch eröffnenden Schnittwunden, oder durch 
Einteroanastomose zwischen dem Darm des einen und dem Darm des 
anderen Tieres organisch miteinander zu verbinden gesucht. Die 
dauernde Vereinigung gelang nur an jungen gleichgeschlechtlichen 
Tieren desselben Wurfes; in den anderen Fällen begann nach 3 bis 
4 Tagen die demarkierende Eiterung, die bald die Trennung mit sich 
brachte. Nach erfolgter Zusammenheilung ist infolge direkter Gefäß- 
kommunikation aus den Tieren ein Organismus geworden, so daß im 
Blut lösliche Stoffe von einem Tiere zum anderen übergehen, auch 
korpuskuläre Elemente, z. B. Bakterien, von einem Organismus in den 
anderen gelangen. Von chirurgischem Interesse ist besonders ein 
Präparat von Inkarzeration einer 20 cm langen Dünndarmschlinge, 
die durch den Anastomosenring in die benachbarte Peritonealhöhle 
durchgetreten und abgeklemmt worden war. Kramer (Glogau). 





2) Tuffier. L’hyper&mie veineuse dans les infections aiguës 


des membres (méthode de Bier). 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 169.) 

T. erörtert an der Hand vorgestellter Fälle die Technik. Er hält 
sie für so schwierig, daß er ambulante Behandlung im Gegensatz zu 
Klapp und Schmieden für nicht angängig hält. Er hält die Me- 
thode aber für eine wertvolle Bereicherung der chirurgischen Therapie 
neben »permanenten heißen Bädern und feuchten Verbänden«e. An 
der Diskussion beteiligten sich Kirmisson, Mauclaire, Chaput, 
die hauptsächlich bei chronischen Gelenkerkrankungen mit der Stau- 
ung gearbeitet haben. — Vortrag und Diskussion geben ein über- 
zeugendes Beispiel davon, daß man zu einem abschließenden Urteil 


430 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


über die Methode unmöglich kommen kann, wenn man sich nicht 
einigt über das, was man mit ihr erreichen will und die neuerdings 
»alten« genannten Methoden nebenher anwendet. 

Kaehler (Duisburg-M.). 


3) Terrier et Lecöne. La ligne semi-lunaire de Spiegel. 
(Revue de chir. XXVII ann. Nr. 9.) 

Spiegel verstand unter der nach ihm benannten Linie die Gegend 
der vorderen Bauchwand, in der die breiten Bauchmuskeln (Obliquus 
ext. und int. und Transversus) sehnig werden und hat an keiner Stelle 
seines 1627 erschienenen Werkes nur die Grenze von Sehne und 
Fleisch des M. transversus allein so bezeichnet, wie neuere Anatomen 
es tun. Augenscheinlich glaubte Spiegel, daß die Grenzlinien zwischen 
Sehne und Muskel der Obliqui und des Transversus sich ungefähr 
deckten, was aber ein anatomischer Irrtum ist. Unrichtig ist es da- 
her auch, von Brüchen der Spiegel’schen Linie zu sprechen. Die in 
dieser Gegend beobachteten seitlichen Bauchbrüche benutzen vielmehr 
die Durchtrittsstellen der Gefäße und Nerven am äußeren Rande der 
Rectusscheide als Bruchpforte. 'T. und L. empfehlen deshalb, die Be- 
zeichnung »Linea Spiegelii« ganz aufzugeben, weil sie im Sinne des 
Namengebers anatomisch und im Sinne der neueren Anatomen histo- 
risch inkorrekt ist. Gutzeit (Neidenburg). 





4) F. Selberg. Über Todesursachen nach Laparotomien. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 238.) 

An der Hand von 17 Obduktionsprotokollen von Laparotomierten, 
die im Anschluß an die Operation starben, ohne daB eine Peritonitis 
oder eine sonstige eklatante Todesursache (Verblutung, schwere chro- 
nische Erkrankungen usw.) vorgelegen hätten, bespricht Verf. den 
pathologischen Befund bei primärem Herz- und Lungentod. 

Beiden Todesarten gemeinsam ist die Füllung in Diastole des 
- rechten Ventrikels; charakteristisch für den Lungentod ist Leerheit 
und Systole des linken Ventrikels, für den Herztod seine Füllung und 
Diastole. Durch die Totenstarre gehen allerdings bei der Sektion 
diese Merkmale zum Teil verloren, insofern selbst bei Entartung der 
Herzmuskulatur der Ventrikel sich kontrahiert und blutleer werden 
kann. Das Lungenödem beruht im wesentlichen auf einem Versagen 
des linken Ventrikels. 

Die Mehrzahl der Protokolle stammt von Karzinomkranken, bei 
welchen schon ein kleiner Anstoß genügt, um das Herz zum Versagen 
zu bringen. Bei primärer Herzlähmung trat der Tod regelmäßig 
innerhalb 24 Stunden, bei primärem Lungentod zwischen dem 6. bis 
11. Tage, bei Emboliefällen zwischen dem 5.—6. Tage ein. 

Reich (Tübingen). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 431 


5) E. Hertzler. Hyperemia in the treatment of tuberculosis 
of the peritoneum. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) 

Die intraabdominalen Organe und Gefäße stehen im gesunden 
Körper unter einem positiven Druck, der bei ruhiger Atmung unge- 
fähr ebenso hoch ist, als der negative Druck in der Brusthöhle. Die 
Eröffnung der Bauchhöhle läßt diesen Überdruck verschwinden, und 
es kommt zu einer Gefäßdilatation mit Hyperämie im Bereiche der 
Bauchhöhle Auf Grund zahlreicher Experimente glaubt sich Verf. 
zu dem Schluß berechtigt, daß diese Hyperämie das heilende Agens 
bei der Laparotomie wegen Bauchfelltuberkulose ist. Um diese 
Hyperämie wiederholt eintreten zu lassen, ohne den Pat. den Gefahren 
und Unannehmlichkeiten der wiederholten Laparotomien auszusetzen, 
empfiehlt der Autor, bei der ersten Laparotomie eine silberne Röhre 
mit überhängendem Rande in die Bauchwunde einzunähen. Das 
Röhrenende soll frei in der Bauchhöhle endigen, so daß die Möglich- 
keit besteht, jederzeit Luft in den Bauchraum zu pressen und durch 
Auspressen der Luft Hyperämie zu erzeugen, die die tuberkulöse 
Entzündung zur Heilung bringen soll. Strauss (Nürnberg). 





6) H. Thaler. Zur Asepsis bei Laparotomien. (Aus der 
Klinik Schauta.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 43.) 

Verf. prüfte methodisch die Leistungsfähigkeit der verschiedenen 
Desinfektionsarten nach dem Verfahren, wie es in der Mikulicz’schen 
Klinik schon jahrelang systematisch durchgeführt wurde: Abimpfung 
während der verschiedenen Operationsphasen von Händen, Bauchhaut, 
oberflächlicher und tiefer Wunde auf Agarplatten. Zunächst konnte 
er bei dem bis dahin in der Klinik üblichen Verfahren zahlreiche 
Keime an den Zwirnhandschuhen — obwohl oft gewechselt — und 
in den Wunden nachweisen. Die Desinfektion bestand in Seife- 
Alkohol-Sublimatwaschung, Anziehen von Zwirnhandschuhen, Kopf- 
kappe, Gesichtsmaske, Seife- Alkohol- Ather- Sublimatwaschung des 
Operationsgebietes, Bedecken mit Alkoholumschlag über Nacht und 
neuerliche Desinfektion mit Alkohol, Ather, Sublimat. Nach den 
deprimierenden bakteriologischen Befunden wurden zunächst Gummi- 
und darüber Zwirnhandschuhe angezogen. Danach fanden sich an 
der Handschuhoberfläche und im Bereiche der Wunde nur wenige 
Keime. Diese konnten von der umgebenden, bisher nur durch an- 
geklemmte Kompressen abgeschlossenen Haut stammen, welche daher 
in einer weiteren Versuchsreihe mit Jodbenzin desinfiziert und mit 
Gaudanin überzogen wurde. Nun gelang es, auch länger dauernde 
Operationen unter fast völliger Asepsis (Luftkeime) auszuführen. Da 
die Gaudanierung manchmal trotz sorgfältigster Technik doch nicht 
hielt, auch etwas kompliziert ist, wurde nun nach Desinfektion mit 


432 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


Jodbenzin die schon von Mikulicz geübte einfache Jodierung ver- 
sucht. Sie ergab, wie die Mikulicz’sche Schule mit Genugtuung 
vernehmen wird, die völlige Gleichwertigkeit mit der Gaudanierung. 
Auch als man noch einen Schritt weiter zurückging und statt der 
manchmal doch reizenden Jodbenzindesinfektion wieder die frühere 
Seife- Alkohol- A ther- Sublimatwaschung einführte, blieben die Impf- 
resultate gleich gut. 

Daß in der Schauta’schen Klinik die zur sichereren Dampf- 
durchströmung der Gummihandschuhe in diese gesteckten Zwirnhand- 
schuhe erst über ein Holzmodell gezogen werden, erscheint umständlich. 
In der Mikulicz’schen Klinik war es schon vor Jahren üblich, daß 
die Operationsschwester sich erst Zwirnhandschuhe anzog, darüber 
nach Einstäuben mit Talcum die Gummihandschuhe; beide lassen sich 
dann mit Leichtigkeit zusammen abziehen. 

Löcher der Gummihandschuhe wurden im Verlaufe der Operation 
bei darüber getragenen Zwirnhandschuhen sehr selten beobachtet. Aus 
kleinen Nadelstichen fließt nach des Verf.s Meinung Epidermisschmutz 
nur in minimalen Mengen aus, besonders da er sich mit Talcum mengt. 

Kurze Literaturangabe. Renner (Breslau). 


7) K. G. Lennander. Über Drainage und über Bauchschnitt, 
besonders in Fällen von Peritonitis. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 1.) 

Im ersten Teil der Arbeit handelt L. über Tamponade und Drai- 
nage der Bauchhöhle. Als Zweck der Tamponade sieht er die Ab- 
scheidung eines Teiles der Bauchhöhle von deren übrigem freien Teil 
an, wobei einige Catgutnähte nahe liegende Serosaflächen um die Tam- 
ponade herum zusammenführen sollen. Er benutzt zur Tamponade 
statt Gaze grobes, dreifach gedrehtes Baumwollengarn (Dochte für 
Spirituslampen) und, falls größere Mengen davon eingelegt werden, 
dazwischen noch Gummidrains. Auch wird die ganze Garndrainage 
überall mit glattem Kautschukstoff umgeben, außer da, wo sie an 
einer blutenden, Eiter absondernden oder nekrotisierenden Stelle liegt. 
Der Kautschukstoff hindert das Festwachsen des Tamponmaterials, 
von dem man schubweise die Fäden einzeln fast schmerzlos ausziehen 
kann. In die nach Extraktion von Tamponmaterial bleibenden Höhlen 
schiebt L. einen Nelatonkatheter, der mit 3%igem W asserstoffsuper- 
oxydglyzerin gefüllt wird und liegen bleibt, bis die Höhle genügend 
schrumpft. Damit wird die Extraktion der verbliebenen Tamponfäden 
noch leichter. Für einfache Drainagen, ohne daß Absperrungen gegen 
die freie Bauchhöhle nötig sind, kann man sich des Kautschukstoffes 
ohne Gaze oder Docht, am besten des von Zahnärzten gebrauchten 
»Rubberdam« oder »Kofferdam« bedienen, der sich genügend in 
kochendem Wasser sterilisieren läßt; große Stücke desselben werden 
an die zu drainierende Stelle gebracht und mit feinem Catgut an die 
benachbarten Därme usw. befestigt. Der Stoff klebt nicht an Fibrin 
an. Er kann 6—8 Tage liegen gelassen und leicht, am besten schub- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 433 


weise, entfernt werden. Zur Verhütung von Bakterieneinwanderung 
längs der Kautschukstücke wird ein Gemisch von °/, Naphthalin und 
1/, Borsäure, auf Gaze gestreut, um deren freie Enden gelegt oder 
auch Umschläge mit 2%iger Lapislösung appliziert. Übrigens emp- 
fiehlt L. auch glatten Kautschukstoff, mit Salzwasser benetzt, zur Ein- 
hüllung von Därmen während der Operation. Werden bei Operationen 
mehrere Gummistoffstücke der Art benutzt, so sind sie ähnlich wie 
Mullkompressen genau zu zählen und zu hüten. 

Der zweite Arbeitsabschnitt handelt ȟber Bauchschnitt, besonders 
in Fällen, wo man drainiert, sowie über die Lage des Pat. im Bette 
nach Laparotomien«. Für mediane Laparotomien hat L. seinen be- 
kannten medialen und lateralen Rectusscheidenschnitt angegeben, 
bezüglich dessen auf seine Originalmitteilung in unserem Blatte, Jahr- 
gang 1898 p. 90, verwiesen wird. Für Fälle, wo größere Einblicke 
in die Bauchhöhle nötig sind, also namentlich bei Operationen wegen 
Wurmfortsatzperitonitis, hat L. seinen lateralen Rectusscheiden-Bauch- 
schnitt mit mehr oder weniger ausgedehnter seitlicher Bauchhöhlen- 
eröffnung kombiniert und beschreibt jetzt diese Schnittführungen als 
seinen Appendicitisbauchschnitt I, II und III. Dabei wird durch- 
gängig der Grundsatz befolgt, Aponeurosen und Muskeln in ihrer 
Faserrichtung zu teilen und die Nerven zu schonen. Zum Schluß 
werden die Rectusscheiden stets etagenweise ganz wieder zugenäht, 
die Drainöffnungen in Lücken der breiten Bauchmuskeln gelegt, diese 
übrigens sonst ebenfalls exakt genäht. Schnitt II geht lateralwärts 
bis an die Spina bzw. Crista ilei, Schnitt III noch weiter lendenwärts. 
L.’s Erfolge mit diesen Schnittführungen sind hinsichts Vermeidung 
von Narbenbrüchen ausgezeichnet; denn von 460 Pat., die in seiner 
Klinik wegen chronischer oder akuter Appendicitis ohne eitrige Peri- 
tonitis operiert sind, wurden 389 nachuntersucht, und fanden sich 
hierbei nur zwei kleine Brüche. Zu versenkten Nähten diente aus- 
schließlich Oatgut, trocken sterilisiertes und Uhromcatgut. 

L. läßt seine Laparotomierten im Bette die aufrecht sitzende 
Stellung einnehmen, während zur Förderung des venösen Blutabflusses 
in den Beinen das Bettfußende um 15—35 cm erhöht wird. Rücken und 
Kreuz des Pat. müssen gut gestützt werden. Um das Hinabgleiten nach 
dem Fußende zu hindern, erhält Pat. eine »Beckenstütze« unter die 
Beine, d. h. ein Kissen (sog. »Kniekissen«), das bis an die Sitzknorren 
reicht. In dieser Lage wird das Becken nach vorn und oben rotiert, 
die Bauchmuskulatur entspannt. Pat. muß fleißig tief Luft holen, 
seine Lage öfter gewechselt, die Beine bewegt werden usw. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


8) Krüger. Die Diagnose der Lage des Wurmfortsatzes im 
akuten Anfall und ihre Bedeutung für die Schnittführung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 24.) 

Um bei Operation der akuten Appendicitis, wie es zu wünschen 
ist, mit einem möglichst kleinen Schnitte auszukommen, ist es nötig, 
14** 


434 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


schon im voraus die Lage des Wurmfortsatzes möglichst genau zu 
bestimmen. Nach den Erfahrungen der Riedel’schen Klinik, aus 
der K.’s Arbeit hervorgegangen ist, ist dies in der Mehrzahl der Fälle 
möglich, wenn in erster Linie die Anamnese und in zweiter der ob- 
jektive Untersuchungsbefund von Fall zu Fall individualistisch ge- 
würdigt werden, während der Tastungsbefund bzw. der Nachweis der 
perityphlitischen Geschwulst an Wichtigkeit zuletzt rangiert. Kon- 
sequent durchgeführte Notierungen über den Situs des Wurmes bei 
den Operationen der Klinik gaben interessanten Aufschluß über die 
Häufigkeit der einzelnen Sitzorte derselben; denn es fand sich der 
Wurm in 370 Fällen: 


nach oben außen und hinten 66mal, 
nach außen unten 131 > 
nach der Mitte der Bauchhöhle 90 > 


nach dem kleinen Becken zu gelegen 88 > 

Für die Praxis genügt vollauf, eine dieser vier Situsarten des 
Fortsatzes mit leidlicher Wahrscheinlichkeit mutmaßen zu können. 
Um das Symptomenbild der Einzelfälle auf diese Diagnose zu ver- 
werten, unterzieht K. die verschiedenen, im Einzelfalle variierenden 
Erscheinungen und Nebenerscheinungen der Krankheit einer kritisch- 
klinischen-pathologischen Allgemeinbesprechung, deren Ergebnisse dann 
kurz in einigen Schlußsätzen zusammengefaßt werden. Von letzteren 
sei hier folgendes wiedergegeben: 

1) Übelkeit und Erbrechen. Beides spricht für freies Hinein- 
ragen des F'ortsatzes in die Peritonealhöhle Fehlt das Erbrechen, 
so ist zu schließen, daß der Fortsatz entweder in Verwachsungen ein- 
geschlossen oder hinter dem Blinddarme bzw. Kolon befindlich ist. 

2) Schmerz tritt in diffuser Form fast regelmäßig unter gleichen 
Bedingungen wie das Erbrechen auf. Von vornherein lokalisierter 
Schmerz führt direkt auf den verwachsenen oder versteckt liegenden 
Fortsatz. Mit zunehmender Größe des Infiltrates ist der Druckschmerz 
immer weniger maßgebend für die Lage des Fortsatzes. 

3) Auftreibung des Leibes ist bedingt durch entzündliche 
Parese oder Verklebung der Darmschlingen, tritt frühzeitig auf bei 
freier Processuslage nach der Bauchhöhlenmitte oder nach dem kleinen 
Becken zu, erst später bei retrocoecal gelegenem Fortsatze. 

4) Blasentenesmen und Schmerzen in der Harnröhre 
deuten an, daß der Fortsatz ins kleine Becken hinabhängt und ent- 
zündlich mit der Blasenwand verklebt ist. Bisweilen wird er bei 
Tastung vom Mastdarm aus fühlbar. 

5) Schmerzen bei Bewegungen des rechten Beines oder 
Flexionsstellung desselben sprechen für entzündliche Verklebung 
des Wurmes mit der Fascie des M. ileopsoas. 

6) Schmerzen bei tiefer Inspiration unter dem rechten 
Rippenbogen und nach der Lumbalgegend sind vorhanden bei Ver- 
wachsung des Fortsatzes mit der Leberunterfläche oder der Pars 
costalis des Zwerchfelles. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 435 


Riedel’s Zickzackschnitt, im lateralen Teile parallel der Obli- 
quus externus-Fasern laufend, im medialen Teile die Rectusscheide 
unter Medianwärtsschiebung des Muskels eröffnend und in den tiefen 
Schichten den Obliquus internus und transversus seiner F'aserung 
parallel teilend, kann allen verschiedenen Fortsatzlagerungen gut an- 
gepaßt werden. Bei drainierten Fällen wird stets einige Wochen 
nach der Vernarbung die Narbe korrigiert, d. h. die auseinander ge- 
wichenen Ränder der Aponeurose des Obliquus externus, sowie die 
Muskelränder des Internus werden mobilisiert und mit Catgut zu- 
sammengenäht. 

Zum Schluß stehen elf Krankengeschichten als Stichproben, aus 
denen die Möglichkeit der fraglichen richtigen Diagnosenstellung er- 
sichtlich ist. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


9) W. Vassmer. Beitrag zur Kenntnis der primären Tumoren 
des Processus vermiformis und deren ätiologische Bedeutung 
für die Appendicitis. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 445.) 


In einem neuen, zur Sache mitgeteilten Falle wurde einer 20jäh- 
rigen Frau bei ihrem zweiten Appendicitisanfall bei schon bestehender 
Peritonitis der Wurmfortsatz (mit übrigens unglücklichem Resultat) 
exstirpiert, und ergab dessen Untersuchung in seiner Mitte ein ring- 
förmiges, 2 cm langes, epitheliales Alveolärkarzinom. Während -der 
coecalwärts von der Geschwulst gelegene Teil der Appendix keinerlei 
Entzündungszeichen aufwies, fanden sich solche — auch mikroskopisch 
— sehr ausgesprochen in dem Endstück des Fortsatzes unterhalb der 
Neubildung, so daß angenommen werden muß, daß die stenosierende 
Geschwulst die Ursache für die unterhalb derselben zustande gekom- 
mene Appendicitis abgegeben hat. Um nun der Frage nach dieser 
Wechselwirkung zwischen Geschwulst und Appendicitis näher auf den 
Grund zu gehen, hat V. die bislang publizierten Fälle primärer 
Appendixgeschwülste gesammelt und deren 65 gefunden, wobei es sich 
je imal um Myom, Fibromyom und Fibromyxom handelte, 2mal um 
Sarkome, 3mal um Endotheliome und 57mal um Karzinome. Dieser 
Sammlung fügt V. in einem Nachtrag noch 20 einer mittlerweile er- 
schienenen Arbeit von Zaaijer entnommene Fälle von Karzinom 
hinzu. Die Prüfung des Gesamtmateriales ergibt, daß ein ursächlicher 
Zusammenhang zwischen Appendixgeschwulst und Appendicitis in 
jedem Falle natürlich nicht zu bestehen braucht, daß dagegen sehr 
wohl einmal, wie besonders von französischen Autoren betont ist, sich 
auf dem Boden einer chronischen Appendicitis eine bösartige Neu- 
bildung entwickeln kann, dann aber auch, daß Neubildungen bei Sitz 
im coecalen und mittleren Teile des Wurmes, durch zentrales Wachs- 
tum verengend bzw. verödend auf die Wurmlichtung wirkend, eine 
Prädisposition zur Entwicklung von Appendicitis abgeben können. 


k 


436 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


Klinisch praktisch kann eine zu primärem Krebs des Wurmes hinzu- 
tretende Appendicitis sehr nützlich werden, indem sie dem Wurmfort- 
satz nebst seinem Karzinom zu einer frühzeitigen Exstirpation ver- 
hilft, die ihm ohne sie nicht zuteil geworden wäre. 

Die einschlägige Literatur ist in einem 14 Nummern zähblenden 
Verzeichnis zusammengestellt. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


10) P. Esau. Über die Radikaloperationen der Nabelbrüche. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 343.) 

Nach kurzer Aufzählung der neueren, z. T. komplizierten Me- 
thoden zur Bauchdecken-Bruchpfortennaht bzw. Plastik bei Nabel- 
bruchoperationen geht E. etwas näher auf die einfache, jedoch zuver- 
lässige Nahtmethode von Bier ein, die mit der Methode von 
Championni?re identisch ist. Die Bruchgeschwulst wird ovalär um- 
schnitten, der umschriebene Hautlappen von der Fascienfläche abprä- 
pariert, der Nabelring ringsum freigelegt. Folgt Eröffnung des Bruch- 
sackes in geringer Ausdehnung, Reposition des Bruchinhaltes nach 
event. vorgängiger Netzresektion, Lösung von Verwachsungen usw., 
sodann Abtragung des Bruchsackes. Die Naht des Bauchfells ge- 
schieht mittels Tabaksbeutelnaht, bei größerem Bauchfellschnitt mittels 
fortlaufender Naht, doch so, daß der Anfangsfaden mit dem Schluß- 
faden zusammengeknotet wird, wodurch das Peritoneum bauchwärts 
eingestülpt und seine Narbe auf die Größe eines Knopfes verkleinert 
wird. Weiter werden schichtweise erst die Aponeurose, dann die Recti, 
schließlich die vordere Rectusscheide durch quer gelegte Knopfnähte 
derart zusammengenäht, daß stets breite Flächen jeder Schicht zu- 
sammengerafft aneinander gebracht und bauchwärts eingestülpt werden. 
Hiermit ergibt sich gute Entspannung der genähten Teile, so daß 
schließlich auch die Hautnaht ohne Spannung ausführbar ist. In 
ganz analoger Weise ist auch die Operation bzw. Naht postoperativer 
Narbenbauchbrüche ausführbar. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





11) J. Schütte. Über Pepsinverdauung bei Abwesenheit 
»freier Salzsäure«. (Aus dem I. öffentl. Kinderkrankeninstitut 
in Wien.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 44.) 

Unter Wiederaufnahme schon früher angestellter Versuche wendet 
sich S. gegen die Annahme, daß bei Abwesenheit freier Salzsäure die 
Verdauungskraft des Magens unbedingt vermindert sein oder fehlen 
müsse. Aus seinen nach der Volhard’schen Methode angestellten 
Versuchen geht hervor, daß die Anwesenheit freier Salzsäure für die 
Pepsinverdauung nicht notwendig ist, daß diese sogar bei beträcht- 
lichem Salzsäuremangel zustande kommen kann. Demnach sei die 
Bestimmung der freien HCl von sehr geringem diagnostischen Werte, 
die des Salzsäuredefizits wertlos. Dagegen könne die Bestimmung 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 437 


der Gesamtsalzsäure unter Umständen gute Anhaltspunkte bezüglich 


der digestiven und sekretorischen Funktion liefern. 
Renner (Breslau). 





12) Moynihan. Observations upon the treatment of chronic 


diseases of the stomach. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Auf Grund langjähriger Erfahrung kommt der Verf. zum Schluß, 
daß bei gutartigen chronischen Magenerkrankungen der operative 
Eingriff nur dann berechtigt ist, wenn er wirklich Nutzen bringt. 
Wenn keine ganz klaren Geschwürssymptome vorliegen, handelt es sich 
oft, besonders bei Frauen, die bereits jahrelang krank sind, um 
muskelschwache Magenwände. Eine Gastroenterostomie bringt in 
diesen Fällen keinen dauernden Vorteil, wie dies Verf. an zwei Fällen 
nachweist. Ebenso indizieren Geschwüre der kleinen Kurvatur oder 
der kardialen Magenhälfte keine Operation, da diese nicht zur Hei- 
lung führt. Dagegen gibt die Gastroenterostomie bei Geschwüren des 
Pylorus oder der präpylorischen Gegend ausgezeichnete Resultate. 
Die Jejunumschlinge soll dabei, entgegen der Forderung Mayo’s, so 
angeheftet werden, daB der absteigende Schenkel nach rechts gegen 
den Ursprung des Wurmfortsatzes gerichtet ist, wodurch in über 
200 Fällen des Verf.s der Circulus vitiosus vermieden worden sein 
soll, während es nur in einem Falle zum Duodenalgeschwür kam. 

Bei diesem ist chirurgische Behandlung stets nötig; bei kleinem 
solitärem Geschwür dessen Exzision, bei multiplen Geschwüren Re- 
sektion des mobilisierten Duodenum und End-zu-End-Vereinigung 
nach Kocher. Bei Sanduhrmagen ist stets die Gastroenterostomie 
des proximalen Teiles nötig. Strauss (Nürnberg). 


13) Connell. Peptic ulcer of the jejunum. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Seitdem Braun 1899, 18 Jahre nach der ersten Gastroentero- 
stomie, den ersten Fall von peptischem Geschwür des Jejunum ver- 
öffentlicht hat, sind insgesamt 49 analoge Fälle bekannt geworden, 
sämtlich nach einer wegen gutartiger Magenaffektion ausgeführten 
Gastroenterostomie entstanden. Das fatale Ereignis tritt häufiger ein, 
wenn zur Anastomose eine lange Darmschlinge verwendet wird. Die 
Geschwürsbildung kann latent verlaufen, bis akute Blutungen oder 
Perforationssymptome auftreten. 

Die Behandlung soll in erster Linie prophylaktisch wirken, indem 
die Hyperazidität, die zur primären Magenerkrankung führte, auch 
nach der Gastroenteroanastomose für mindestens 6 Monate durch eine 
geeignete Diät ausgeschaltet werden muß. Für die Behandlung des 
Geschwüres selbst bestehen die gleichen Indikationen wie für das 
Magen- und Duodenalgeschwür. 

In Anbetracht der Möglichkeit einer postoperativen Geschwürs- 


438 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


bildung im Jejunum sollte die Gastrojejunostomie nur bei wirklicher 
Indikation, d. i. bei der Pylorusstenose, ausgeführt werden. 
Strauss (Nürnberg). 


14) A. R.v. Ruediger-Rydygier jr. Beitrag zur pathologisch- 
anatomischen Untersuchung der Hämorrhoiden. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 491.) 

Die tüchtige, aus dem Wiener pathologisch-anatomischen Institut 
(Prof. Weichselbaum) hervorgegangene Arbeit basiert auf fleißigen 
anatomischen Untersuchungen über die feineren topographischen 
Verhältnisse der Hämorrhoiden und über die Natur der denselben 
zugrunde liegenden Gefäßektasien. Um die interessierenden After- 
Mastdarmteile mit Zubehör (Sphinkter) in unverschobenen Situsverhält- 
nissen präzis zur Anschauung zu bringen, wurden nach makroskopischer 
Musterung 4 cm lange, 2 oder mehr cm breite und dicke Schnitte dem 
Mastdarm entnommen und während einiger Tage in Formalin gehärtet. 
Dann folgte Abtragung feinerer Scheiben aus diesen Stücken zwecks 
Einbettung in Paraffin und Gewinnung von 5 u dicken Schnitten, die 
nach geeigneter Färbung der mikroskopischen Betrachtung bei geringen 
Vergrößerungen (7—24fach) unterzogen wurden. Auf diese Weise 
sind mehr als 200 männliche wie weibliche und Kinder-, auch fötale 
Leichen untersucht. Die Beschreibung der Befunde erfolgt in der 
Arbeit an der Hand von 16 auf 12 Tafeln wiedergegebenen Abbil- 
dungen, bei denen Zeichnung und technische Reproduktion gleich 
vorzüglich ist. Sachlich-wissenschaftlich kommt es dem Verf. wesent- 
lich darauf an, zu entscheiden, ob die alte, schon von Hippokrates 
gelehrte Ansicht, die Hämorrhoiden seien weiter nichts als Varicen 
der Aftervenen, zu Recht besteht, oder ob sie mit G. Reinbach als 
wirkliche Neubildungen ( Angiome) anzusehen sind. v.R. erklärt, daß 
man, wenn man, wie er, einige Hunderte von mikroskopischen Prä- 
paraten durchmüstert habe, zu der festen Überzeugung kommen wird, 
daß ersteres der Fall ist; dafür sprächen die Bilder der Knoten selbst, 
sowie ihr Verhältnis zu der Umgebung. Die beredte Sprache, welche 
die Abbildungen sprechen, ist ganz dazu angetan, den Leser für diese 
Theorie zu gewinnen. 

Zur Vervollständigung ist noch hinzuzufügen, daß Verf. mit einem 
gedrängten historischen Überblick über die Literatur der Hämorrhoiden 
(Verzeichnis derselben mit 147 Nummern zum Schluß) von Hippo- 
krates bis zur Gegenwart beginnt. Es folgt eine Besprechung der 
gröberen Anatomie der After-Mastdarmvenen, bei denen von Wichtig- 
keit ist, daß am Mastdarme zwei Venenplexus vorhanden sind, ein 
innerer für Mucosa und Submucosa und ein äußerer für die äußeren 
Weichteilschichten, die beide miteinander kommunizieren. Ebenso ist 
von Bedeutung, daß die aus der Mucosa und Submucosa kommenden 
Venenstämme die Muscularisschichten des Mastdarmes passieren müssen, 
womit ein Blutstauung begünstigendes Moment gegeben ist, zumal bei 
jeder Stuhlentleerung durch die Bauchpresse der Blutdruck in ihnen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 439 


erhöht wird. Schon bei jungen Individuen sind deshalb Gefäßerweite- 
rungen nicht ungewöhnlich, bei Erwschsenen aber liegt die Sache so, 
daß es, wie Allingham erklärt hat, faktisch niemand gibt, der nicht 
Analvenenvaricen, also Hämorrhoiden, hat. Wenn letztere nicht immer 
als krankhaft zur Geltung kommen, liegt das daran, daß erst Kom- 
plikationen, Ulzeration, Infiltration, Infektion zu Beschwerden führen. 
Frauen zeigen die Abnormität nicht seltener, sondern gleich häufig 
wie Männer. Individuelle Eigentümlichkeiten, Erblichkeit, Rasse (Orien- 
talen) haben prädisponierende Bedeutung für die Häufigkeit der Affek- 
tion. Dasselbe ist zu sagen von der »Plethora abdominalis«, über- 
mäßiger Ernährung, sitzender Lebensweise, Exzessen in Venere (Onanie), 
Verstopfung, Unreinlichkeit usw. Auch Prostatahypertrophien mögen 
ätiologisch in Frage kommen; andererseits kann das Hämorrhoidal- 
leiden seinerseits durch Blutkongestion auch zur Genese der Prostata- 
erkrankung beitragen. Dagegen ist Herz- und Lebererkrankungen 
(Cirrhose) kein sonderlicher Einfluß auf die Hämorrhoidenbildung bei- 
zumessen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





15) Deaver. The medical and surgical treatment of gall- 
stones, their scope and relations. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Verf. geht davon aus, daß die ideale Behandlung der Gallenstein- 
erkrankungen die chirurgische ist, und daß demzufolge alle Gallen- 
steinkranken möglichst bald dem Chirurgen zugeführt werden sollen. 
Nur jene Kranken, bei denen Alter, Herzschwäche, Lungen- oder 
Nierenerkrankungen, schwere Anämie und Cholämie eine Operation 
aussichtslos machen, sind der internen Behandlung zuzuführen; diese 
kann lediglich symptomatisch und palliativ, niemals kausal wirken. Die 
chirurgische Behandlung der Gallensteinerkrankung erscheint ferner 
um so dringender, als der Zusammenhang von Leber-, Pankreas- und 
Darmerkrankungen mit Gallensteinerkrankungen für den Verf. fest- 
steht. Bei der Operation sind alle irgend erreichbaren Steine zu ent- 
fernen, die Gallenblase nur dann, wenn sie nicht mehr als Gallen- 
reservoir dienen kann. Drainage ist stets nötig, wenn Infektion vor- 
handen war. Die Drainage ins Duodenum betrachtet Verf. als einen 
Kunstfehler. 

Bei postoperativem Erbrechen kommt möglichst baldige und aus- 
giebige Magenspülung in Betracht. Strauss (Nürnberg). 





16) Cammidge. Pancreatic diabetes. With remarks upon 
its surgical treatment. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 
Verf. geht davon aus, daß in 75% aller Fälle der Diabetes durch 
eine Erkrankung des Pankreas bedingt ist, dessen Langerhans’sche 
Inseln vor allem den Krankheitsherd darstellen. Die Unterscheidung ' 


440 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


zwischen Diabetes infolge Pankreaserkrankung und Diabetes aus an- 
deren Ursachen ist nun wegen der Möglichkeit einer kausalen Therapie 
des Pankreasdiabetes sehr wichtig. Die früher angegebenen differen- 
tialdiagnostischen Merkmale (plötzlicher Beginn, rascher Verfall, 
Diabète maigre) treffen nicht zu. Dagegen gelang es C. bei Pankreas- 
erkrankungen eine stets zuverlässige Reaktion des Urins zu finden, 
die in über 800 Proben ein positives Resultat ergab und auch bereits 
im Tierexperiment erprobt wurde (Eichler, Berliner klin. Wochen- 
schrift 1 Nr. 25). Die Reaktion beruht auf dem Vorhandensein 
einer nicht fermentativen Pentose und läßt durch eine Modifikation 
auch erkennen, ob es sich um aktive oder degenerative Prozesse im 
Pankreas handelt. In 48 Fällen, die teilweise nach dem Tode unter- 
sucht wurden, gaben 36 Fälle ein positives Resultat. In diesen Fällen 
war stets eine Pankreaserkrankung vorhanden, die entweder sekundär 
durch eine Entzündung der Ausführungsgänge oder durch Verände- 
rungen der Blutgefäße bzw. Zirkulationsstörungen oder durch eine 
Neubildung der Drüse oder Umgebung bedingt war. 

Die Behandlung der Pankreaserkrankungen nach biologischen 
Prinzipien (Pankreas-Duodenalmuskelextrakte) steht zurzeit noch im 
Versuchsstadium. Diätetische und hygienische Maßnahmen führen nur 
in den wenigsten Fällen zur Heilung. Da vorgeschrittene Erkran- 
kungen als unheilbar betrachtet werden müssen, soll die Behandlung 
auf Grund der Pankreasreaktion möglichst frühzeitig, schon im prä- 
glykosurischen Stadium, eingreifen. Dabei muß die Ätiologie berück- 
sichtigt werden, indem für die Fälle, die durch Entzündung nach In- 
fektion der Ausführungsgänge bedingt sind, die chirurgische Therapie 
in Frage kommt, wenn interne Behandlung mit Natrium salicylicum 
und Darmantisepticis nicht in kurzer Zeit zur Heilung, d. i. zum Ver- 
schwinden der Pankreasreaktion führt. Dabei ist die Drainage der 
Pankreasausführungsgänge durch Cholecystenterostomie und eventuell 
Gastroenteroanastomose zur Ausschaltung des erkrankten Duodeum 
indiziert. 

Zum Schluß betont Verf. noch das häufige Zusammentreffen von 
Gallensteinerkrankung und Diabetes, der durch die gleichzeitige Pan- 
kreatitis bedingt ist. In drei von vier Fällen brachte die Cholecyst- 
enterostomie Heilung, indem Pankreasreaktion und Zucker im Urin 
verschwand. Diabetes ist also keine Kontraindikation zur Operation 
der Gallensteinerkrankung, sondern bildet geradezu eine Indikation 
zum operativen Eingriff. 

Pankreasdiabetes auf Grund luetischer Erkrankung verlangt anti- 
syphilitische Behandlung; bei arteriosklerotischer Genese ist individuali- 
sierende diätetische und hygienische Behandlung im allgemeinen recht 
erfolgreich. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 441 


17) F. Eichler. Experimentelle Beiträge zur Diagnose der 
Pankreaserkrankungen. Die Cammidge’sche » Pankreas- 
reaktion«e im Urin. 

(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 25.) 


Bei der Schwierigkeit der Diagnose einer Pankreaserkrankung am 
Lebenden und bei der Wichtigkeit der Frage soll die Untersuchungs- 
methode hier ausführlich wiedergegeben werden: 

»Der zu prüfende Urin wird, wenn er weder Eiweiß noch Zucker 
enthält, sorgfältig filtriert und hierauf zu 20 ccm vom klaren Filtrat 
1 ccm starke Salzsäure (spez. Gewicht 1,16) zugefügt. Diese Mischung 
wird langsam auf dem Sandbade in einem kleinen Kölbchen unter 
Zuhilfenahme eines Trichters als Kondensor erhitzt und 10 Minuten 
lang gekocht. Hierauf wird gut gekühlt und der Inhalt mit destillier- 
tem Wasser wieder auf 20 ccm ergänzt. Der UÜberschuß von Säure 
wird nun neutralisiert durch langsames Hinzufügen von 4 g Blei- 
karbonat. Nach mehrere Minuten langem Stehen wird die Lösung 
durch ein gut angefeuchtetes dickes Filter vollkommen klar filtriert 
und das Filtrat sodann mit 4 g pulverisiertem dreibasigen Bleiazetat 
gut geschüttelt. Nach einiger Zeit filtriert man wieder bis zu voll- 
ständiger Klarheit und fällt dann das überschüssige Blei durch Zu- 
fügen von 2 g pulverisiertem Natriumsulfat als Schwefelblei aus, erhitzt 
die Lösung zum Sieden und kühlt sie in kaltem, fließenden Wasser 
auf eine möglichst niedrige Temperatur ab. Nunmehr wird der Inhalt 
der Flasche vorsichtig filtriert, und 10 ccm des klaren Filtrates werden 
mit destilliertem Wasser zu 18 ccm aufgefüllt. Hierzu kommen: 

0,8 g salzsaures Phenylhydrazin, 
2,0 g pulverisiertes Natriumazetat und 
1 ccm 50%ige Essigsäure. 

Dieses Gemisch wird in einem kleinen Kölbchen, wobei man 
wiederum einen Trichter als Kondensor benutzt, auf dem Sandbade 
10 Minuten lang gekocht und dann durch ein mit heißem Wasser 
angefeuchtetes Filter in ein auf 15 ccm geeichtes Reagensglas filtriert. 
Sollte ein Filtrat von geringerer Menge sein, so wird es mit heißem 
Wasser bis zu 15 ccm aufgefüllt. 

In ausgesprochenen Fällen von Pankreatitis soll sich bereits nach 
wenigen Stunden ein hellgelbes, flockiges Präzipitat bilden; doch ist 
es ratsam, das Filtrat bis zum nächsten Tage zur Abscheidung des 
Niederschlages ruhig stehen zu lassen. Unter dem Mikroskop be- 
trachtet, setzt es sich zusammen aus langen, hellgelben, haarfeinen 
Kristallen, die in Büscheln angeordnet sind. Setzt man 33% Schwefel- 
säure zu, so lösen sie sich auf und verschwinden 10—15 Sekunden 
nachdem die Säure mit ihnen in Berührung gekommen ist. Das Prä- 
zipitat muß jedesmal mikroskopisch untersucht werden, da es unmög- 
lich ist, den Charakter des oft nur ganz geringen Sediments mit 
bloßem Auge zu erkennen und somit leicht ein positiver Ausfall der 
Reaktion übersehen werden könnte.« 


442 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


Sollte Zucker im Harn vorhanden sein, so muß man ihn vorher 
mittels Hefe vergären, den Alkohol durch Kochen des Urins aus- 
treiben, ehe man obiges Verfahren einleitet. Eiweiß muß zuvor durch 
Behandeln mit Ammoniumsulfat oder durch Ansäuern mit Essigsäure, 
Kochen und Filtrieren entfernt werden. 

Verf. hat untersucht, ob man im Harn von Hunden, denen man 
experimentell eine Pankreatitis erzeugt hatte, die von Cammidge an- 
gegebene Reaktion bekam. Das Ergebnis war, daß in sämtlichen 
drei experimentell erzeugten Fällen von akuter Pankreatitis die Re- 
aktion deutlich positiv ausfiel, während der Urin des gesunden Tieres 
dieselbe nicht gab; es handelte sich einmal um Pancreatitis haemor- 
hagica, in den beiden anderen um Pancreatitis purulenta diffusa. 

E. empfiehlt die Methode zur Nachprüfung an einem großen 
Krankenmaterial. Langemak (Erfurt). 





18) Mayo Robson. Pancreatic catarıh and interstitial pan- 
creatitis in their relation to catarrhal jaundice and also to 


glycosuria. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 


Die katarrhalische und chronische Gelbsucht ist in den aller- 
meisten Fällen nicht durch eine primäre Erkrankung der Gallenwege 
bedingt. Auf Grund theoretischer Erwägungen und noch mehr auf 
der Basis zahlreicher autoptischer Befunde bei der Operation kommt 
R. zum Schluß, daß es sich bei der Mehrzahl der Fälle von Gelb- 
sucht primär um eine Erkrankung des Pankreas handle, dessen Ent- 
zündung einen Druck auf den Gallenausführungsgang bedinge, wodurch 
es leicht zu einem Verschluß desselben und zur Gallenstauung komme, 
da die Galle nur unter einem recht geringen positiven Druck entleert 
werde. Die chronische Entzündung des Pankreaskopfes wurde früher 
vielfach als bösartige Neubildung diagnostiziert, und die Pat. ihrem 
Schicksal überlassen. 200 eigene Fälle zeigten dem Verf., daB gerade 
bei der Pankreatitis der chirurgische Eingriff berechtigt und von großem 
Nutzen ist. 

Die Diagnose wurde in neuerer Zeit durch die Cammidge’sche 
Pankreasreaktion des Urins erheblich gefördert; daneben unterstützt 
die Beobachtung des Kotes (unverseifte Neutralfette) den Untersucher. 
Gallensteine können trotz gleichzeitig vorhandener Pankreatitis ohne 
Gelbsucht verlaufen, wie der Choledochus hinter dem Pankreaskopf 
verläuft, was in 30% aller anatomisch untersuchten Fälle vorliegt. 
Sehr oft jedoch bedingt die Entzündung der Gallenwege eine Pan- 
kreatitis und dadurch Gallenstauung, die am besten durch die Chole- 
cystenterostomie behoben wird. Es ist daher durchaus verwerflich, 
bei Gallenblasensteinen die Cholecystektomie zu machen, wenn die 
Gallenblase noch einigermaßen gebrauchsfähig ist, zumal Rezidive von 
ne in der Blase nach Cholecystotomie und Drainage recht 
selten sind. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 443 


Zur Zuckerausscheidung kommt es bei der Pankreatitis nur, wenn 
es sich um weitgehende Drüsenveränderungen handelt, die auch die 
Langerhans’schen Inseln zerstören. In der Regel tritt dies erst 
nach langer Zeit ein, weshalb die Pankreatitis und die begleitenden 
Gallenwegerkrankungen möglichst frühzeitig und recht ausgiebig durch 
genügende Gallendrainage behandelt werden sollen. Geringe Zucker- 
mengen im Urin bilden keine Kontraindikation gegen die Operation. 

Die Mortalität der Operationen wegen chronischer Pankreas- 
erkrankung betrug etwas über 2%, in 55 Fällen handelte es sich um 
Pankreas- und Gallensteinerkrankung. 42 Choledochotomien, 9 Chole- 
cystotomien und 4 Cholecystenterostomien führten in 52 von diesen 
565 Fällen, zur Heilung, die in 48 Fällen eine dauernde war. 46mal 
handelte es sich lediglich um interstitielle Pankreatitis. Hier wurde 
19mal die Cholecystotomie, 17mal die Cholecystenterostomie und Ömal 
die Lösung von Verwachsungen vorgenommen und in den meisten 
Fällen dauernde Heilung erzielt. Strauss (Nürnberg). 


Kleinere Mitteilungen. 


19) W. Göbel. Erfahrungen mit der v. Pirquet’schen kutanen 
Tuberkulinreaktion.e (Aus der chirurg. Klinik der Kölner Akademie 
für praktische Medizin. Prof. Dr. Tilmann.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 4.) 

Unter den geimpften Personen fanden sich ca. 1/3 solcher, die mit Knochen-, 
Gelenk- und Drüsentuberkulose behaftet waren. Von den 17 kindlichen reagierten 
auf die Impfung alle bis auf einen Fall, von den 54 Erwachsenen ebenfalls alle 
außer einem; wenn auch viele andere klinisch tuberkulosefreie Erwachsene positive 
Reaktion gezeigt hatten. G. hält im Kindesalter den positiven Ausfall der Reaktion 
für nahezu beweisend und ist der Ansicht, daß er auch bei Erwachsenen einen 
vorsichtigen Schluß gestatte. Bei negativem Ausfall einer event. wiederholten 
Impfung kann bei Erwachsenen mit aller Wahrscheinlichkeit Tuberkulosefreiheit 
angenommen werden. Kramer (Glogau). 


20) Hymans und Polak-Daniels. Über die Behandlung der Tuber- 
kulose mit Marmorek’schem Serum. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 48 u. 49.) 

Nach einer resumierenden Wiedergabe der von anderer Seite mit dem Mar- 
morek’schen Serum gemachten Erfahrungen teilen Verff. unter Wiedergabe der 
Krankengeschichten ihre eigenen Beobachtungen mit. Bei Pat. mit Lungentuber- 
kulose waren die Resultate bei weitem nicht überall befriedigend; doch geht aus 
den obenerwähnten Krankengeschichten hervor, daß in einzelnen Fällen gute Re- 
sultate erzielt wurden, die wahrscheinlich auf andere Weise nicht erreicht wären. 
Bei der chirurgischen Tuberkulose war in fast allen Fällen die heilende Wirkung 
des Serums zu sehen, so daß an einer spezifischen Wirkung von den Verff. nicht 
gezweifelt wird. Die Resultate stimmen im allgemeinen mit denen der meisten 
anderen Autoren überein. — Es wurden 5 ccm als Klysma mittels einer Glyzerin- 
spritze mit langer Kanüle gegeben, nachdem vorher Darmentleerung stattgefunden 
hatte. Obwohl die Pat. das Serum viele Monate hindurch täglich bekamen, wurden 
unangenehme Nebenwirkungen nie beobachtet. Je früher das Serum angewandt 
wurde, um so sicherer die Wirkung bei der chirurgischen Tuberkulose. 

Langemak (Erfurt). 


444 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


21) A. Wetzel. Ein Fall von Schweinerotlauf beim Menschen und 
| dessen Heilung durch Schweinerotlaufserum. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 


Bei einem Tierarzt, der sich bei Injektion einer Reinkultur von Rotlaufbazillen 
am Daumen verletzt und infiziert hatte, verwendete W. gegen die progressive 
erysipelartige Schwellung anfangs die Bier'sche Stauung, bald aber wegen des 
Fortschreitens der Erkrankung eine Einspritzung von 81/3 ccm Rotlaufserum in das 
Unterhautzellgewebe des Bauches und eines Oberschenkels. Die Schmerzen ließen 
fast sofort nach; nach wenigen Stunden war auch die Rötung und Schwellung an 
der Hand und der Iymphangitische Strang am Arme geschwunden. 

Kramer (Glogau). 


22) A. Heddaeus (Zittau). Tetanus nach subkutaner Gelatineinjektion 
nebst Bemerkungen über Anwendung der Gelatine bei Blutungen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 5.) 

Zur Stillung einer Blutung aus der Leber nach einer schwierigen Choledochus- 
operation nebst Gastroenterostomie hatte H. am Abend des Operationstages eine 
Einspritzung von ca. 80 ccm einer (vom Apotheker wohl unzureichend) sterilisierten 
2%»igen Gelatinelösung gemacht. 5 Tage später kam es zu Tetanus, dem die Pat. 
am folgenden Tage erlag. — Dieser Fall ist der zwölfte von Tetanus nach Gelatine- 
injektion; alle sind schwer und tödlich verlaufen. — Auch H. warnt deshalb vor 
der Verwendung der vom Apotheker bezogenen Gelatine, an Stelle welcher nur 
die 10xige sterilisierte Gelatine Merck’s für subkutane Einspritzungen in Be- 
tracht kommen darf; es ist das zurzeit handlichste und einwandsfreieste Präparat. 
Wo solche nicht erhältlich, muß die Darreichung der gewöhnlichen käuflichen 
Gelatine durch Mund oder Mastdarm der subkutanen Injektion vorgezogen werden. 

Kramer (Glogan). 


23) P. Zacharias (Erlangen). Zwei mit Antitoxin »Höchst« behan- 
delte Fälle von Tetanus nach gynäkologischen Operationen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 5.) 

Von den in bezug auf die Entstehung der Tetanusinfektion nach Operation 
einer Eierstocksgeschwulst bzw. eines Scheidenvorfalles unaufgeklärt gebliebenen 
beiden Fällen von Tetanus ist der eine trotz der in den ersten 24 Stunden begon- 
nenen Antitoxindarreichung (im ganzen 400 Antitoxineinheiten) 3 Tage darauf 
gestorben, während die andere Pat., die im ganzen 1400 Antitoxineinheiten erhielt, 
vielleicht infolge dieser höheren Dosen gerettet wurde; es waren ihr außerdem 
innerhalb 9 Tagen 91/, Liter Kochsalzlösung subkutan verabfolgt worden. 

Kramer (Glogau). 


24) Gebele. Über die Behandlung mittels Hyperämie nach Bier. 
(Aus der chirurg. Klinik München. Geh.-Rat v. Angerer.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 3 u. 4.) 


Die Erfahrungen der Münchener chirurgischen Klinik über Hyperämiebehand- 
lung bei Tuberkulose der Knochen und Gelenke waren im allgemeinen nicht gute; 
es traten sehr häufig heiße und kalte Abszesse nach vorübergehender Besserung, 
erstere bei aufgebrochener, letztere bei geschlossener Tuberkulose, auf. Von den 
elf Kniegelenkstuberkulosen sind nur zwei, von den sechs Fußwurzel- und Fuß- 
gelenkstuberkulosen keine geheilt; befriedigender waren die Resultate bei den EIl- 
bogen-, Hand- und Schultergelenkstuberkulosen, wenn auch nur ein Teil von ihnen 
zur Heilung kamen. Im allgemeinen war der Eindruck, daß Weichteil- und be- 
sonders offene Tuberkulosen auf die Stauung besser reagieren, wie Knochen- und 
geschlossene Tuberkulosen. Wesentlich günstiger lautet das Urteil über die mit 
der Stauung bei den akut entzündlichen Prozessen erzielten Erfolge, die besonders 
bei Sehnenscheiden- und ostalen Panaritien besser waren, als seinerzeit Bestel- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 445 


meyer (s. Referat d. Bl. 1906 p. 666) aus derselben Klinik berichtet hatte. Unter 
der Stauung und Verminderung der Tamponade erholten sich häufig matte, ver- 
färbte Sehnen oder stießen sich nur kleine Fetzen ab, so daß das funktionelle 
Resultat das bei der alten Behandlung erreichte weit übertraf. Allerdings wurden 
bei Sehnenscheidenphlegmonen, bei progredienten und tiefgehenden Eiterungen die 
Schnitte immer groß angelegt, so daß der Eiter gut abfließen konnte. Auch bei 
anderen akut eitrigen Prozessen waren die Erfolge der Saugbehandlung gute; bei 
eitriger Infiltration der Brustdrüse genügten indes Stichinzisionen ebenfalls nicht. 
Sehr empfehlenswert erwies sich die Stauungsbehandlung bei infizierten Wunden 
und als Prophylaktikum. Auch die Heißluftbehandlung ergab recht Erfreuliches; 
Distorsionen, Gelenkentzündungen wurden günstig beeinflußt, Gelenksteifigkeiten, 


z. B. nach Frakturen, rasch beseitigt. _ Kramer (Glogau). 
25) J. Oehler. Unsere Erfahrungen bei 1000 Fällen von Rückenmarks- 
anästhesie. 


(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 273.) 


Nach schlechten Erfahrungen mit der Verwendung von $#-Eukain wurde im 
Hamburg-Eppendorfer Krankenhause die Lumbalanästhesie 1905 wieder aufge- 
nommen. Die Technik war die allgemein übliche. Das Alter der Anästhesierten 
schwankte zwischen 7—80 Jahren. 

Zuerst wurde in 186 Fällen Stovain-Billon in einer Dosis von 3 ccm einer 
4%igen adrenalinhaltigen Lösung benutzt. 161 Anästhesien waren gut, bei 15 Fällen 
mußte Narkose zu Hilfe genommen werden, und in 12 Fällen war die Wirkung 
eine unvollständige. Unangenehme Neben- und Nachwirkungen traten 30mal auf; 
am besorgniserregendsten waren Kollapszustände, während dauernde Paresen nie 
beobachtet wurden. 

Mit Novokain in 5%iger Lösung und in Dosen von 2—4 ccm, je nach dem 
beabsichtigten Effekt, wurden 393 Anästhesien ausgeführt; darunter waren 15 völlige 
Versager und 15 unvollständige Wirkungen. 

Die Neben- und Nachwirkungen (Kollapse, Kopfschmerzen, meningitische Rei- 
zung) schienen weniger bedeutend und die Wirkung ebenso sicher zu sein, wie bei 
Stovain. 

73 Versuche mit Alypin vindizierten diesem Mittel keine Vorzüge vor dem‘ 
Novokain. 

Neuerdings ist ausschließlich Tropakokain in 5xiger Lösung in einer Dosis 
von 1—11/⁄2 cem in Gebrauch. Unter den 146 Fällen waren 8 Versager und 9mal 
Neben- resp. Nachwirkungen leichterer Art zu konstatieren. 

Tropakokain scheint bis jetzt das harmloseste Mittel zur Rückenmarksanästhesie, 
seine Wirksamkeit aber von kurzer Dauer zu sein. 

Wie die ganze Methode, so steht speziell die Beckenhochlagerung hierbei noch 
im Stadium des Versuches. 

So ideal ruhig wie Tropfnarkosen mit dem Roth-Dräger’schen Sauerstoff- 
apparat und unter Skopolamin-Morphiumverwendung sind Lumbalanästhesien nie, 
und bei Laparotomien ist die Inhalationsnarkose entschieden vorzuziehen. Sehr 
brauchbar ist die Lumbalanästhesie dagegen bei Phthisikern, Potatoren, Herz- 
kranken, alten Leuten usw. Absolut kontraindiziert ist sie bei septischen Pro- 
zessen, wie ein Todesfall an Meningitis lehrte. Beich (Tübingen). 


26) E. Holzbach. 80 Lumbalanästhesien ohne Versager. (Aus der 
Tübinger Universitäts-Frauenklinik. Prof. Dr. Sellheim.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 3.) 

Bei der Lumbalanästhesie, der Morphin-Skopolamineinspritzungen 11/, und 
1/3, Stunde vorher vorausgeschickt werden, wird die Krönig’sche Nadel mit einem 
kurzen Schlauchstück armiert, das eine ruhige Lage der ersteren ermöglicht, und 
dem Stovain erst bei der Injektion das Suprarenin zugesetzt, durch das die Dauer 
der Anästhesie in einer für gynäkologische Operationen erforderlichen Weise 


446 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


verlängert wird. Nach der ganz langsam durch den Schlauch vorgenommenen 
Einspritzung und Entfernung der Nadel wird Pat. steil aufgerichtet und in dieser 
Stellung ca. 5 Minuten belassen, bis die Injektionsflüssigkeit die Wärme des Liquors 
erreicht hat, danach langsam niedergelegt, wobei der Oberkörper erhöht gelagert 
ist, und nun langsam in Beckenhochlagerung übergeführt, wodurch ein Hinschwem- 
men des Giftes in Gegenden mit lebenswichtigen Zentren vermieden wird. Nach 
der Operation wird ebenso langsam die Horizontallage wieder hergestellt. Der 
Erfolg war in allen Fällen ein vollständiger, schwerere Nachwirkungen blieben 
stets aus. H. führt dies auf die Technik der Injektion, die Vermeidung brüsker 
Lageveränderungen und die absolute Reinheit des Anästhetikums zurück. 
Kramer (Glogau). 


27) Hartleib. Einwirkung der Tropakokain-Lumbalanästhesie auf die 
Nieren. (Aus der chirurg. Abteilung des St. Marienhospitals. Bonn. 
Prof. Dr. Greff.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 5.) 

Nach den allerdings nicht zahlreichen Erfahrungen H.’s bezüglich der Lumbal- 
anästhesie mit Tropakokain kommen nach dieser sehr viel seltener als bei Stovain- 
anwendung Nebenwirkungen auf die Nieren vor; in dem einzigen Falle solcher 
wurden sie erst 18 Tage nachher — Fall von perityphlitischem Abszeß! — beob- 
achtet und schwanden nach 3 Tagen vollständig. Kramer (Glogau). 


28) F. Michelson. Über die Wertlosigkeit des Zusatzes von Neben- 


nierenpräparaten bei der Lumbalanästhesie. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 

Die Arbeiten von Dönitz und Bier bilden die Grundlage für die Einführung 
des Adrenalins in die Lumbalanästhesie. M. sucht nun zu zeigen, daß dieses Mittel 
bei gleichzeitiger subduraler Anwendung keinerlei entgiftende Wirkung auf das 
Kokain ausübe, wie dies Thies’ Versuche beweisen, daß der Nutzen eines Adre- 
nalinzusatzes ausschließlich auf der Verdünnung des Anästhetikums beruhe, bei 
Verwendung von gebrauchsfertigen adrenalinhaltigen Lösungen aber fortfalle. M. 
ist der Ansicht, daß gerade der Zusatz von Nebennierenpräparaten die Ursache 
der unangenehmen Nachwirkungen bei der Lumbalanästhesie sei. Die Verlänge- 
rung der Dauer der letzteren bei Adrenalinzusatz infolge verlangsamter Resorption 
des Anästhetikums biete keinen Vorteil, bedeute vielmehr einen Nachteil, da die 
Rückenmarkshäute länger mit dem meist als Reiz auf sie wirkenden Anästhetikum 
in Berührung bleiben und die Entzündungserscheinungen mit ihren Folgen heftiger 
seien. Diese theoretischen Erwägungen haben in M.'s klinischen Beobachtungen 
ihre volle Bestätigung gefunden; Verf. hat, seitdem er die Nebennierenpräparate 
fortläßt, nach Tropakokain niemals mehr, nach Stovain viel seltener Nachwirkungen 
von der Lumbalanästhesie gesehen. Kramer (Glogau). 


29) Gaudier (Lille. Rhachistovainisation en chirurgie infantile. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 52.) 

Zur Frage der Ausdehnung der Lumbalanästhesie auch auf das kindliche Alter 
sind die Resultate bedeutsam, die G. dabei erzielte. Er hat dieselbe bei Kindern 
bis herab zum 8. Lebensjahr angewendet und ist bis auf Hernienoperationen zu- 
frieden mit den Leistungen. Nur bei wenigen Pat. trat etwas Erbrechen auf. 
Man muß nur die Aufmerksamkeit der Kinder ablenken. 

Kaehler (Duisburg-M.). 


30) A. Becker. Die Verbreitung der Echinokokkenkrankheit in Mecklen- 
burg. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 1.) 
Die umfangreiche statistische Arbeit bildet eine Fortsetzung der Madelung- 
schen und erstreckt sich auf die Zeit vom 1. Januar 1884 bis 31. Dezember 1905, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 447 


in welcher 327 Erkrankungsfälle beim Menschen ärztlich bekannt wurden. Mit 
einer einzigen Ausnahme handelte es sich durchweg um den Echinokokkus uni- 
locularis hydatidosus. 

Die Häufigkeit der menschlichen Echinokokkenerkrankung in Mecklenburg 
hat seit Madelung nicht ab-, sondern beträchtlich zugenommen. Die Verteilung 
auf die einzelnen Landesteile ist die gleiche geblieben; bevorzugt ist der Osten 
und Norden des Landes. Ebenso hat die Zahl der Hunde zugenommen, sowohl 
absolut als im Verhältnis zur Bewohnerzahl. Die mecklenburgischen Hunde be- 
herbergen häufiger als Hunde anderer Länder die Taenia echinococcus. Der größte 
Teil der an Echinokokkus erkrankten Mecklenburger gehört den niederen Ständen 
an, ein großer Teil Berufen, die viel mit Hunden zu tun haben. Der Viehreichtum 
von Mecklenburg hat seit 1883, obgleich eine erhebliche Abnahme der Schafzucht 
stattgefunden hat, im ganzen doch beträchtlich zugenommen, und zwar in stärke- 
rem Maß als die Bevölkerung. Doch weist Mecklenburg heute noch die stärkste 
Schafzucht in Deutschland auf; und zwar wird in den Aushebungsbezirken Meck- 
lenburgs, wo die meisten Echinokokkenerkrankungen vorkommen, auch die inten- 
sivste Schafzucht getrieben. 

Im Verein mit Pommern weist Mecklenburg in ganz Deutschland den höch- 
sten Prozentsatz von echinokokkenkrankem Schlachtvieh auf, doch scheint die 
Seuche im ganzen beim mecklenburgischen Vieh im Rückgange begriffen zu sein. 
Die sichergestellte Abnahme beim Schlachtvieh ist hauptsächlich auf die Errichtung 
von Schlachthäusern und Einführung des Schlachthauszwanges zurückzuführen. Ein 
Einfluß dieser hygienischen Maßnahmen auf die Erkrankungshäufigkeit beim Men- 
schen hat sich noch nicht geltend gemacht, wohl wegen der langen Latenzzeit des 
Leidens. 

Zur weiteren Bekämpfung der Seuche wird vorgeschlagen, die Haltung von 
Hunden gesetzlich einzuschränken, Schlächtern usw. die Hundehaltung im Betriebe 
ganz zu untersagen, die Hunde jährlich 1I—2mal einer zwangsmäßigen Wurmkur 
zu unterwerfen, den Schlachthauszwang auszudehnen, erkrankte Tierorgane radikal 
zu vernichten usw. 

Der Arbeit sind die Krankengeschichten der 327 Echinokokkenfälle, nach den 
befallenen Organen geordnet, beigefügt. Sie enthalten teilweise auch Operations- 
und Sektionsprotokolle, sowie Mitteilungen über das spätere Schicksal der Pat. 
Betreffs dieser Einzeldeiten muß auf das Original verwiesen werden. 

Beich (Tübingen). 


3l) M. Grasmann. Ein Fall von Berstungsruptur des Darmes in- 


folge Hebens einer Last bei gleichzeitiger doppelseitiger Leistenhernie. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 41.) 

Der aus dem städtischen Krankenhause München r. d. I. (F. Brunner) stam- 
mende Fall betrifft einen gesunden 48jährigen Arbeiter, der, mit einem doppelten 
Leistenbruche behaftet, beim Heben eines 1 Zentner schweren Sackes einen hef- 
tigen Schmerz in der rechten Unterbauchgegend empfand. In den folgenden 
17 Stunden tritt diffuse Peritonitis ein, als deren Ausgangspunkt die Laparotomie 
einen Dünndarmriß 80 cm oberhalb der Ileocoecalklappe ergibt. Die perforierte 
Schlinge liegt dem rechten inneren Bruchringe dicht an und zeigt die Berstungs- 
öffnung nebst kleinem Bluterguß auf der konvexen Seite. Tod. 

Da die Sektion sonst völlige Gesundheit von Darm und Darmgefäßen ergab, 
eine äußere Gewalteinwirkung auf den Kranken aber nicht stattgefunden hatte, 
kann das Platzen des Darmes nur auf die Wirkung der Bauchpresse beim Heben 
zurückgeführt werden. Durch die Kontraktion der Bauchmuskeln schlüpfte die 
Schlinge unter dem Bruchbande nach dem Orte des geringsten Widerstandes, d. h. 
in den Leistenbruchsack, und unterlag in diesem einer Überdehnung, die zu ihrer 
Berstung führte. 

G. stellt aus der Literatur zehn —— auf Erhöhung des intraabdominalen 
Druckes zurückzuführende subkutane Darmrupturen zusammen. Daß in sieben 
dieser Fälle ebenfalls gleichzeitig eine Leistenhernie resp. eine Bruchanlage fest- 


448 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


gestellt ist, spricht für die Richtigkeit der von G. angenommenen Theorie zur 
Erklärung dieser Art von Darmrupturen, die zuerst von Bunge aufgestellt wurde. 
Zum Schluß Literaturverzeichnis von 20 Nummern. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


32) Steinthal (Stuttgart. Zur Kenntnis der Verletzung des Duo- 
denum durch stumpfe Gewalt. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 4.) 


Fall von querer Zerreißung des unteren horizontalen Schenkels des Duodenum 
bei einem 18jährigen Manne, der durch einen schweren Wagen überfahren worden 
war; im Mesenterium des Colon transversum ein 8 cm langer Riß. Operation 
8 Stunden nach der Verletzung. Darm- und Mesokolonnaht, Gastroenterostomie, 
Drainage. Nach günstigem Verlauf in den ersten 7 Wochen plötzlich Ileuserschei- 
nungen. Bei der Relaparotomie fand sich eine der oberen Jejunumschlingen durch 
einen Strang geknickt, der durchtrennt wurde. Heilung. 

Der eigenartige Mechanismus der Verletzung wird von 8. im Sinne Hertle’s 
näher besprochen. Der Fall lehrt, daß hinter Mesenterialverletzungen Darmver- 
letzungen stecken und leicht übersehen werden können. Kramer (Glogau). 


33) Baudet. Sur une observation de plaie du rectum par empalement. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 7.) 


Pfählungsverletzung durch die lanzenförmige Spitze eines Gitters, die sich in 
den Mastdarm einbohrte und, von dort nach oben dringend, das Bauchfell weit 
eröffnete. Nach Versorgung der unteren Wunde Laparotomie, die keine weitere 
Organverletzung ergab. Glatter Heilungsverlauf nach Naht der Peritonealwunde. 

Kaehler (Duisburg-M.). 


34) Sieur. Empalement accidentel, perforation de la paroi antérieure 
du rectum et contusion de la vessie. Laparotomie, guérison. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 41.) 


Pfählung auf ein Schullineal beim Versuch sich auf dasselbe zu setzen. Das 
Lineal dringt, ohne den Sphinkter zu verletzen, in den Mastdarm, durchbohrt die 
vordere Wand desselben, dringt zwischen Blase und deren hinteren Peritoneal- 
überzug nach oben. In der halben Höhe der Blase bohrt es sich in die Bauch- 
höhle ein. Die vorgenommene Laparotomie stellte die letzt gemachten Angaben 
klar. Die Heilung war kompliziert durch Auseinanderweichen der Mastdarmnähte 
und eine nach 10 Tagen auftretende abdominelle Blasenfistel, war aber schließlich 
eine vollständige. Kaehler (Duisburg-M.). 


35) Schumann. A study of pseudomyxoma peritonei, with the report 
of a case. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 


Verf. schildert an der Hand eines bei einer Ö3jährigen Frau beobachteten 
Falles die klinischen Erscheinungen des Pseudomyxoma peritonei. Die Laparotomie 
ergab ein geplatztes Cystadenom des linken Eierstockes. Von der Geschwulst aus- 
gehend war das Netz und der Wurmfortsatz cystisch entartet. Es wurde zunächst 
lediglich die primäre Geschwulst entfernt. Nach 2 Jahren zeigte sich abermals 
starke Anschwellung des Leibes, die eine Relaparotomie nötig machte. Nun war 
die ganze Bauchhöhle mit myxomatösem Gewebe ausgefüllt, dessen Entfernung 
wegen zu starker Blutung nur partiell vorgenommen werden konnte. Die histo- 
logische Untersuchung ergab eine cystöse Geschwulst mit Zylinderepithel. 

Auf Grund einer kurzen Literaturübersicht, unter Anführung von 56 Fällen, 
kommt Verf. zum Schluß, daß das Pseudomyxom des Bauchfells histologisch als 
eine Abart des Karzinoms betrachtet werden muß, dem es auch klinisch infolge 
seiner Neigung zu Rezidiven und wegen der sich bald einstellenden Kachexie 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 449 


gleicht. Als Ausgangspunkt der Erkrankung muß ein geborstenes multilokuläres 
Cystadenom betrachtet werden. Strauss (Nürnberg). 


36) E. Ruff. Darmblähung und Darmlähmung bei Sepsis extraabdo- 
minellen Ursprunges. (Aus der chirurg. Abteilung des Spitals der 
Wiener allgem. Poliklinik.) 

(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


In einem Falle war im Anschluß an eine Gelenkoperation eine Sepsis ent- 
standen, in deren Endstadium abdominelle Symptome in den Vordergrund traten: 
hochgradiger Meteorismus, Feblen der Peristaltik. Dagegen fehlte Erbrechen, 
obwohl aus dem Magen durch Ausheberung große Mengen zersetzter Flüssigkeit 
entleert wurden. Die Blähung war zuerst ziemlich allgemein, später auf Blind- 
darm, Colon ascendens und transversum lokalisiert und scharf begrenzt. 

Der zweite Pat. wurde stark delirierend, mit einer phlegmonösen Schwellung 
und Rötung am Oberschenkel, enormem Meteorismus bei fehlender Peristaltik 
eingeliefert. Anamnestisch war nicht festzustellen, welcher Prozeß zuerst bestanden 
hatte. Angeblich bestand seit 3 Tagen Stuhlverhaltung und Kotbrechen. Die 
Diagnose wurde hier auf septische Darmlähmung gestellt. Gegen septische Em- 
bolie der Mesenterica superior sprach das Fehlen blutiger Diarrhöen und heftiger 
Schmerzen, ferner das Fehlen anderer embolischer Herde, speziell einer Endo- 
karditis. Auch eine Peritonitis kam kaum in Betracht, da weder Schmerzen, 
Singaltus, Erbrechen, noch Exsudat vorhanden waren. 

Schließlich beeinflußte auch der kurz vorher beobachtete erste Fall die Stel- 
lung der Wahrscheinlichkeitsdiagnose auf septisch-toxische Darmlähmung. Die 
Obduktion bestätigte die Diagnose. 

Aus der Literatur bringt Verf. einige Beispiele für die Möglichkeit des Ent- 
stehens einer Darmlähmung auf toxischem Wege, vor allem Fälle von Mannaberg. 

Therapeutisch käme als Indicatio symptomatica Kolostomie in Frage, doch 
hat sie wohl bei dem vollkommenen Fehlen von Peristaltik wenig Wert. Medi- 
kamentöse Behandlung mit Klysmen, Abführmitteln, Physostigmin war erfolglos. 
Ein Befolgen der Indicatio morbi durch Inzision der Phlegmone war ebenfalls 
nutzlos; vielleicht wäre sie in einem früheren Stadium erfolgreicher gewesen. 

Die Fälle lehren, daß man bei Ileusfällen ohne auffindbare lokale Ursache 
auch an septische Entstehung extraabdominellen Ursprunges denken soll. — Kurze 
Literaturangabe. Renner (Breslau). 


37) @. Hirschel. Der heutige Stand der operativen Therapie der 
akuten eitrigen diffusen Peritonitis. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 263.) 

Der Besprechung liegen 110 Krankengeschichten von Peritonitis diffusa zu- 
grunde, die nach den Gesichtspunkten der Atiologie, Symptomatologie und Therapie 
abgehandelt werden. 

Als Gesamtheilungsresultat ergab sich: 


Peritonitis durch Appendicitis 65 Fälle; 30 geheilt, 35 +. 
> bei Gallenblasenerkrankung > 0 > 7 4. 
> bei Magenperforation 6 > 2 >» 4 +. 
> durch Duodenumperforation . 3 > 0 > 3 4. 
> bei Darmperforation verschiedener Atiologie 15 > 2 > 13 +. 
> bei Dysenterie und Enteritis 2 >» 0 > 2 +. 
> bei weiblichen Genitalaffektionen 5 >» 1 > 4 +. 
> bei Blasenruptur l > 0 > 1+. 
> ohne bekannten Ausgangspunkt 6 > 0 > 6 +. 


Die Erfahrungen des Verf.s führten in bezug auf die Therapie zu folgenden 
Schlußsätzen: 

Alle Fälle von diffuser Peritonitis sind chirurgisch zu behandeln, mit Aus- 
nahme einzelner, ganz desolater, agonaler Fälle. Aber auch bei ganz schweren 


450 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


Fällen, wenn noch einige Hoffnung auf Rettung vorhanden ist, soll ein Versuch 
der Operation gemacht werden, da man oft überraschende Heilungen erlebt. Die 
Operation soll tunlichst bald ausgeführt werden. Raschheit und Sorgfalt zugleich 
im Operieren sind eine Grundbedingung des Erfolges. 

In allen Fällen soll zunächst das ursächliche Moment der Peritonitis zu ent- 
fernen angestrebt werden. 

Bei vorhandener Darmparalyse kommen Ausmelken des Darmes, Entero- 
tomien, Enterostomien, Typhlostomien und Darmresektionen je nach Indikation in 
Betracht. 

Das vorhandene Exsudat muß möglichst gründlich und schonend aus der 
Bauchhöhle entfernt werden: 

Bei plötzlicher diffuser Überschwemmung des Bauchfells mit Infektionsmaterial, 
z. B. bei Magen-Darmperforationen oder bei dickeitriger und jauchiger Peritonitis, 
z. B. nach Appendixperforation mit überall, auch im Douglas, nachweisbarem Ex- 
sudat, ist Spülung angezeigt. Dagegen wird bei nicht ganz allgemeiner Peritonitis, 
bei trübserösem Erguß und bei ungleicher Beschaffenheit des Exsudats dieses mit 
feuchten Kompressen ausgetupft. 

Die Inzisionen werden ausreichend groß angelegt, durch Drains und Tampons 
offen gehalten und nach Bedarf seitliche und lumbale Gegenöffnungen angelegt. 
Nach der Operation wird Beckentieflagerung angewandt. 

In ganz schweren Fällen wurde versucht, die peritoneale Resorption durch 
Kampferöl zu hemmen. Über den Erfolg dieser Versuche müssen aber noch weitere 
Erfahrungen entscheiden. 

Größter Wert ist auf die Nachbehandlung zu legen, dabei hauptsächlich auf 
Hebung der Herzkraft und Bekämpfung der Darmlähmung zu achten. 

Reich (Tübingen). 


38) Michael. Zur Fibrolysinbehandlung perigastritischer Verwach- 
sungen. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 


In den beiden mitgeteilten Fällen handelte es sich um ausgedehnte perigastri- 
tische Verwachsungen, die durch subkutane Fibrolysininjektionen, welche in nach 
links und unten ausgezogenen konzentrischen Kreisen gemacht wurden, soweit be- 
seitigt wurden, daß eine Hebung des Allgemeinbefindens und Gewichtszunahme 
eintrat. Enntzündliche Erscheinungen und allgemeine Reaktionen blieben aus; 
verwendet wurde das Merck’sche Präparat, und davon jeden 2. Tag eine halbe 
Ampulle, gleich 1,15 ccm, eingespritzt. 

Nach den Literaturmitteilungen wird am günstigsten die Wirksamkeit des 
Fibrolysins, außer bei Speiseröhrenstrikturen, bei peritonitischen, speziell perigastri- 
tischen Verwachsungen beurteilt. Langemak (Erfurt). 


39) Bonnet. Appendice inclus dans la terminaison du mesent£re. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 53.) 

Die Lage des Wurmfortsatzes hinter der hinteren Wand des Blinddarmes ist 
nicht selten, wesentlich seltener die Lage in der Wurzel des Mesenterium. B. be- 
richtet über einen solchen Fall. In einem klinisch deutlichen Anfall von Appen- 
dicitis fand er, daß die Taenia libera des Colon ascendens sich bis in das Peri- 
toneum der Fossa iliaca fortsetzte, ohne daß ein Wurmfortsatz zu sehen war. Nach 
seitlicher Inzision des Bauchfells und Ausschälung des Blinddarmes fand er den in 
entzündlich-hypertrophische, z. T. vereiterte Drüsen eingebetteten Wurm. 

Kaehler (Duisburg-M.). 


40) Lecöne. Deux cas de cancer primitif de l’appendice il&o-coecal. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 222.) 


L. glaubt, daß eine große Anzahl. von Karzinomen des Wurmfortsatzes des- 
halb für die Kasuistik verloren gehen, weil man den resezierten Wurm nicht 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 451 


systematisch histologisch untersucht. Einzelne Beobachter, die sich dieser Aufgabe 
unterzogen, hatten in kurzer Zeit auffallend viele. Seine beiden Fälle betrafen In- 
dividuen verhältnismäßig jugendlichen Alters, 29 und 32 Jahre. Im ersten Falle 
Heilungsdauer 4 Jahre, obwohl im Mesenteriolum schon karzinomatöse Knoten sich 
fanden. 

In der Diskussion (p. 247 ff.) werden noch eine Anzahl von primären Appendix- 
krebsen aufgeführt. Monod und Lucas-Championnitre weisen auf Grund 
ihrer großen Erfahrung darauf hin, daß es vielleicht Unterschiede in der Art der 
Karzinome gäbe, die das Mikroskop nicht aufgedeckt habe; denn die relative Gut- 
artigkeit der einen, die Bösartigkeit der anderen in klinischer Beziehung gäbe zu 
denken. | Kaehler (Duisburg-M.). 


41) M. Matsuoka. Über einen Fall von Nabelhernie, verursacht durch 


eine Dottergangscyste. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 189.) 

M. operierte eine 38jährige Frau wegen eines vor 4 Jahren entstandenen 
mannsdaumengroßen Nabelbruches, wobei die Entwicklung des Bruchsackes eine 
an dessen Basis in seiner Wand gelegene erbsengroße Geschwulst mit heraus- 
beförderte, eine Cyste, die mit in Cholestearinmetamorphose begriffenem Detritus 
gefüllt war. Ihre Innenfläche war histologisch der Dünndarmschleimhaut analog 
gebaut; mithin handelte es sich um eine Dottergangscyste.e M. nimmt gemäß der 
Roser’schen Theorie an, daß die Geschwulst zur bruchsackbildenden Bauchtfell- 
ausstülpung geführt hat. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


42) Lapeyre. Deux cas de torsion intraabdominale du grand Epiploon. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 192.) 

In beiden Fällen handelte es sich um Netzdrehungen, bei denen das Netz in 
einem rechtsseitigen Leistenbruchsack verwachsen war. In beiden Fällen lag die 
Umdrehungsstelle weit oberbalb der Bruchpforte. Das eine Mal wurde unter der 
Diagnose »irreponibler Netzbruch«, das zweite Mal unter der Diagnose »Peritonitis 
nach Appendicitise operiert. Bestehender Leistenbruch und Verwachsungen be- 
günstigen die Entstehung der Torsion. In der Diskussion wird darauf hingewiesen, 
daß die Verwachsungen das Verständnis des Entstehungsmechanismus eher er- 
schweren als erleichtern. Kaehler (Duisburg-M.). 


43) Morris. Another method for forming a gastric fistula. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Bei einem 71jährigen Manne sollte wegen einer Verätzungsstriktur der Speise- 
röhre eine Magenfistel nach Witzel angelegt werden. Es gelang jedoch nicht, 
den Magen gegen die Bauchwand vorzuziehen, weshalb Verf. auf beiden Seiten der 
Inzisionswunde je einen Hautlappen bildete, die proximalwärts mit der Bauchhaut 
in Verbindung blieben. Die distalen Enden wurden in den Magen eingenäht und 
zu einer Röhre vereinigt, durch die ein Gummischlauch in den Magen eingeführt 
werden konnte. Die Hautröhre wurde durch die genähte Bauchwunde gekreuzt, 
wodurch ein elastischer Verschluß der Röhre und der Fistel zustande kam. 

Pat. starb im Laufe der ersten 24 Stunden nach der Operation. 

Strauss (Nürnberg). 


44) M. Mori. Nachtrag zu dem Falle von »Pneumatosis cystoides 
intestinorum hominis«, mitgeteilt in Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 
Bd. LXXXVIII, p. 5531. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 620.) 


Der von M. operierte Pat. kam 9 Monate nach der Operation zu einer Re- 
laparotomie, da er an Darmpassagestörungen mit Kolikbeschwerden litt. Man fand 


i Dieses Zentralblatt 1907. p. 1218. 


452 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


schwielige V.erwachsungen am Magen, deren Beseitigung guten Erfolg hatte. Die 
Baucheröffnung gab die interessante Gelegenheit, den Darm des Mannes wieder zu 
revidieren, wobei sich herausstellte, daß die Gascystenbildungen völlig und spurlos 
verschwunden waren. Hiernach gibt M. seine Annahme, die Ursache der Erkran- 
kung habe in Bakterienbildung bestanden, auf und vermutet nunmehr, daß die 
»Ursache doch mehr in Zirkulationsstörungen begründet« gewesen sei. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


45) E. Schümann. Zur Entstehung der intestinalen Aktinomykose. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCL p. 308.) 

Beobachtung der Leipziger Klinik, betreffend einen 6djährigen, sonst im 
wesentlichen gesunden Hofmeister, welcher, seit 5 Wochen unter Druckgefühlen im 
Bauch abgemagert, eine apfelsinengroße, sehr harte Geschwulst links vom Nabel 
zeigte. Bei der unter der Vermutungsdiagnose Dickdarmkrebs vorgenommenen 
Laparotomie findet sich die am Querkolon breit ansetzende Geschwulst in dem 
etwas zusammengerafften, großen Netz liegend; sie umscheidet ein 8cm langes 
Darmstück an dessen unterer Peripherie als derbe Masse und wird (mit übrigens 
letalem Ausgang durch Peritonitis) mittels Darmresektion entfernt. Die Unter- 
suchung der Geschwulst zeigte, daß es sich um ein »Aktinomykom«, und zwar um 
ein im Verhältnis zur Darmwand extramurales handelte. Die Vereinigung zwischen 
Geschwulst und Darm wird durch Bindegewebszüge vermittelt, die von der Sub- 
serosa in jene hineinziehen. In der Mitte des resezierten Darmes befindet sich 
eine 11/2 0m tiefe Einziehung nach der Geschwulst hin, von weißlicher, der Sonde 
völlig Widerstand leistender Schleimhaut überzogen. In der Geschwulst liegt 
genau axial zu der beschriebenen Einsenkung ein 2 cm langer, drehrunder, dünner, 
knöcherner Fremdkörper, augenscheinlich ein Geflügelknöchelchenstück, das als In- 
fektionsträger anzusehen und in ätiologischer Beziehung von besonderem Interesse 
ist. Bekanntlich sind in der Regel Fremdkörper pflanzlicher Herkunft die Aktino- 
mycesimporteure, doch führt als früher publizierte Seitenstücke zu seinem Falle 8. 
einige Beobachtungen an, wo ein Zahnfragment, Fischgräten, auch ein Stück 
Roggenbrot die Pilzinvasion vermittelte. Er wirft deshalb die Frage auf, ob nicht 
an eine Pilzentwicklung auf dem Verderben ausgesetzten Nahrungsmitteln gedacht 
werden könne, wofür der Umstand sprechen könnte, daß nach tierärztlichen Beob- 
achtungen in Holstein die Rinderkieferaktinomykose besonders häufig auf nassen, 
überschwemmt gewesenen Marschen auftritt. Betreffs der Biologie des Aktino- 
myces äußert S., unter Bezugnahme auf Israel, Wolff, Hesse u. a., kurz einige 
Zweifel über die generell-ätiologische Einheit der menschlichen Aktinomykose. Er 
glaubt, daß es eine Reihe von dem typischen Boström’'schen Strahlenpilze 
differierende Abarten von Aktinomyces gibt. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


46) Viannay. Un cas de diverticulite de Meckel. 
(Arch. gener. de chir. Bd. II. Hft. 1.) 

Bei einem 10jährigen Knaben bestanden seit 5 Tagen peritoneale Beizerschei- 
nungen. Erbrechen und Retention von Winden und Stuhl. Eine bestimmte Dia- 
gnose konnte nicht gestellt werden. Die Laparotomie ergab ausgedehnte eitrige 
Bauchfellentzündung, die von einem brandigen Meckel’schen Divertikel aus- 
gegangen war. Dieses war mit dem Mesenterium des Dünndarmes verwachsen und 
bildete so einen Ring, in dem die unterste Dünndarmschlinge eingeklemmt war. 
Die eingeklemmte Partie saß ganz nahe der Mündung des Divertikels und wurde 
mit diesem reseziertt. Der Zustand des Pat. ließ die Darmnaht nicht mehr zu, so 
daß die beiden Darmenden zur Wunde herausgeleitet werden mußten. Tod nach 
wenigen Stunden. 

Als Ausgangspunkt der ganzen Erkrankung wird eine akute Entzündung des 
Divertikels angenommen, die zu Adhäsionen und dann zur inneren Einklemmung 
führte. Die Disgnose der Divertikelentzündung ist bisher noch nie mit Sicherheit 
gestellt worden. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 453 


47) F. Pendl. Darmstenose nach Brucheinklemmung und Taxis. 


(Aus dem schles. Krankenhause in Troppau.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 

Den von L. Meyer in der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie Bd. LXXVI 
zusammengestellten zehn Fällen reiht P. einen neuen an. Die Reposition hatte 
bald nach der Einklemmung stattgefunden und war sehr schwierig gewesen. Am 
nächsten Tage blutige Stühle, dann Genesung. Schon 3—4 Tage nach der Ein- 
klemmung traten kolikartige Schmerzen in der anderen Seite des Bauches auf, 
die sich in den nächsten Wochen oft wiederholten und schließlich zu einem hoch- 
gradigen Ileus steigerten, der 10 Wochen nach der Einklemmung Operation not- 
wendig machte. Es fand sich ein in der Gegend der Bruchpforte ganz leicht 
angeklebtes (nicht verwachsenes) Darmstück, das in einer Länge von 10 cm einen 
Durchmesser von nur 1 cm hatte, oberhalb enorm dilatiert, unterhalb etwa normal 
weit, aber kollabiert war. Das verengte Stück war starr, derb, mit glänzender, 
bleigrauer, an der Schnürfurche zu beiden Enden etwas weißlicher Serosa über- 
kleidet. Wegen des schlechten Allgemeinzustandes nur Enteroanastomose. Glatte 
Heilung. 

Da die Einklemmung nur sehr kurze Zeit bestanden hatte, glaubt Verf., daß 
die forcierte Taxis die bedeutende Schädigung des Darmes veranlaßt habe, kennt- 
lich auch an der danach aufgetretenen Blutung. Er bringt dabei noch einen Fall 
von Darmblutung nach heftiger Taxis, in welchem ihm übrigens dann nur durch 
Auflegen einer Thermophorkompresse die Reposition gelang. Anschließend rühmt 
er den guten Erfolg solcher Kompressen in sechs Fällen. 

Da die Serosa in seinem Fall unbeteiligt, der Darm auch nicht mit der Um- 
gebung verwachsen war, erscheint ihm die Entstehung der Stenose durch Throm- 
bose unmöglich. — Literaturangabe. Renner (Breslau). 


48) J. C. Beinhardt. Zur Anwendung des Murphy’schen Darm- 
knopfes. (Aus dem schles. Krankenhause zu Teschen.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 42.) 

Von 34 mit Knopf anastomosierten Fällen (Carcinoma ventriculi, Ulcus ven- 
triculi, Hernia incarcerata, Ileus, Ruptura intestini) endeten 16 tödlich. Jedoch 
ist nach Ansicht des Verf.s selbst nur in zweien der Knopf anzuschuldigen. Zwei- 
mal traten Komplikationen ein, ohne den Tod herbeizuführen: Festsitzen des 
Knopfes an der Anastomose, so daß er entfernt werden mußte; Verstopfung des 
Knopfes durch Pflaumenkernfragmente, Ileus und Darmfistel. Außerdem war drei- 
mal der Knopf in den Magen gefallen. Ein Pat. starb am 6. Tage nach Pylorus- 
resektion an Circulus vitiosus, woraus Verf., ohne näheres anzugeben, schließt, 
daß sich entgegen Mikulicz’s Ansicht bei Knopfanwendung doch ein Circulus 
vitiosus ausbilden könne, solange der Knopf noch liegt. Infolge dieser üblen Er- 
fahrungen will R.’s Chef, Hinterstoisser, den Knopf nur auf die verzweifeltsten 
Fälle beschränken, da nur bei diesen die Gefahr der Knopfanwendung zu ver- 
antworten sei. 

Ob Verf. mit seiner Angabe Recht hat, daß weitaus die meisten deutschen 
Chirurgen die Naht als Normalverfahren ansehen, erscheint doch zweifelhaft, wenn 
man auch zugeben muß, daß speziell die Anwendung des Knopfes bei Darmopera- 
tionen weitaus mehr Gefahren bietet als am Magen. Benner (Breslau). 


49) Wagner. Hirschsprung’s disease. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 1.) 

Verf. schildert angeblich den ersten bisher in der Literatur der Vereinigten 
Staaten erwähnten Fall Hirschsprung’scher Erkrankung. 

Es handelte sich um ein 2jähriges Kind, das seit seiner Geburt an Verstopfung 
litt. Der Bauch war auffallend groß und breit, während die Extremitäten und 
der übrige Rumpf einen außerordentlich schlechten Ernährungszustand zeigten. 
Peristaltik war deutlich sichtbar. Bei der Operation ergab sich ein enorm auf- 


454 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


‚geblähter Dickdarm, der die Form eines U zeigte. Beide Schenkel nähberten sich 
soweit, daß es zu Knickung des Rohres kam, wodurch die Stuhlentleerung gehin- 
dert war. Das erkrankte Kolon wurde vollständig reseziert, Dünn- und Mastdarm 
durch Anastomose vereinigt. 
Es zeigten sich keine peritonitischen Erscheinungen, doch starb das Kind plötz- 
lich 32 Stunden nach der Operation unter den Erscheinungen der Embolie. 
Strauss (Nürnberg). 


50) Buchanan. Excision of the rectum for cicatricial stricture, by 
the combined method, with preservation of the sphincter. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) 


Nach einer kurzen historischen Übersicht über die Entwicklung der Mastdarm- 
exstirpation auf sakralem und abdominalem Wege schildert Verf. seinen eigenen 
Fall. Bei einer 34jährigen Frau bestand eine ausgedehnte ringförmige Narben- 
striktur des Mastdarmes. Es wurde daher durch Laparotomie, bei der auch die 
entzündeten rechtsseitigen Adnexe entfernt wurden, das S romanum am Promon- 
torium freigelegt, durchschnitten und beide Darmlichtungen durch Naht geschlossen. 
Nach Lösung des Mesorektum wurde der distale Darmabschnitt vom After her 
gefaßt und mit dem stenosierten Teile durch den After gezogen, dann vor dem 
After abgeschnitten. Eine weitere Zange faßt ebenfalls vom After aus den proxi- 
malen Darmabschnitt, der von der Laparotomiewunde aus der Zange zugeführt 
werden konnte, und von dieser durch den After gezogen wurde, worauf er an der 
Afteröffnung eingenäht wurde. Es erfolgte komplikationslose Heilung. 


Strauss (Nürnberg). 


61) Kadygroboff. Zur Stieltorsion der Wandermilz. 
(Chirurgia 1907. Nr. 133. [Russisch.]) 


Die Zahl der bisher operierten Fälle von Torsionen des Stieles bei Wander- 
milz ist angeblich eine kleine. Beresnegoffsky (Russ. chir. Archiv 1906 Nr. 2) 
hat aus der gesamten Literatur nur 23 Fälle zusammenstellen können, wobei sich 
erwies, daß die Diagnose nicht ein einziges Mal gestellt worden war. K. bringt 
einen weiteren Fall, der ebenfalls nicht diagnostiziert, doch operativ geheilt wurde. 

Eine 22jährige Bäuerin, IIpara, 3 Monate vor der Aufnahme in die Klinik zu 
Kasan im 2. Monate schwanger. Heftige Schmerzen in der linken Seite veran- 
laßten die Frau, Laienhilfe in Anspruch zu nehmen. Sie wurde >»heftig geknetet 
und massiert«, worauf eine Frühgeburt erfolgte. Nach der Geburt erneute heftige 
Schmerzen, ein Smonatiges Krankenlager und endlich Überführung in die Klinik. 

Status: Große, abgemagerte Frau. Das linke Hypogastrium stark hervor- 
tretend; eine fast mannskopfgroße Geschwulst, auf Druck schmerzbaft, reicht linsk 
tief herab. Ihr unterer Pol ist vom linken Scheidengewölbe aus deutlich fühlbar. 
Die Genitalien scheinen gesund. Da das linke Ovarium nicht gefühlt werden 
konnte, wurde eine von dort ausgehende Geschwulst angenommen, doch sprach 
eine zwischen Geschwulst und Symphysis gelegene breite tympanitische Zone da- 
gegen. 

Probelaparotomie in der Mittellinie. Befund: Genitalien normal, Uterus leicht 
vergrößert. Die Geschwulst ist die stark vergrößerte Milz, die bis in den Ein- 
gang des kleinen Beckens hinabreicht. Umschriebene adhäsive Peritonitis. Nach 
Ablösung der verwachsenen Darmpartien und des Netzes zeigte sich, daß die stark 
ptosische, dunkelgraugrün gefärbte Milz an einem langen, etwa daumendicken 
Stiele hing, der Amal um seine Achse gedreht war. Nach Abklemmung des Stieles 
und Durchschneidung zwischen den Klemmen werden die Gefäße des zentralen 
Endes isoliert unterbunden. Bedeckung des Stumpfes mit Bauchfell und Etagen- 
naht der Bauchdecken. Entlassung nach 3 Wochen. 

Das gewonnene Präparat, 1,3 kg schwer, hatte die Dimensionen 18:14: 10 cm. 
Die grünlich mißfarbene Oberfläche war bedeckt mit Spuren des verklebt gewe- 
senen Netzes. Die Länge des entfernten Stieles betrug 10 cm. Die Venen waren 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 455 


stark erweitert und rankenartig verschlungen. Mikroskopisch bot sich überall das 
Bild alter Infarkte, normale Elemente waren nicht zu entdecken. Zwischen nekro- 
tischem Gewebe lagen Kristalle und Blutpigment. Am besten war noch das Ge- 
webe in der Gegend der Kapsel erhalten, doch auch dort fanden sich überall Blut- 
austritte älteren und jüngeren Datums. 

‚ Im Anschluß an den Fall bespricht K. die Genese der Wandermilz, die ihrer- 
seits Vorbedingung für die Stieldrehung ist. Die außerordentliche Länge des Stieles 
begünstigte das Zustandekommen einer vierfachen Torsion, die angeblich bis jetzt 
nur einmal beobachtet worden ist. Die Prognose hat als ernst zu gelten. Wäh- 
rend bei Operation der Wandermilz eine Mortalität von 6—7% angegeben wird, 
schnellt sie bei Stieltorsion auf 43% herauf. Deshalb ist ein frühzeitiger Eingriff 
durchaus begründet. Oettingen (Berlin). 


52) Terrier. De l’hepatico-duodenostomie par implantation. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 17.) 


Im ersten Falle wurde eine Pat. zunächst wegen akuter infektiöser Chole- 
cystitis und Cholangitis cholecystostomiert. Eine wechselnd funktionierende, aber 
persistierende Gallenfistel und immer wieder auftretendes Fieber führten zur Chole- 
cystektomie, nach welcher die Galle fast völlig in den Darm abfloß. Nach 34 Tagen 
wieder Temperaturanstieg mit Schüttelfrösten. Eine Erweiterung der kleinen 
Gallenfistel bringt keine Besserung; deshalb dritte Operation: man stößt auf nar- 
biges Gewebe und kann eine Durchgängigkeit des Choledochus nicht feststellen, 
die Loslösung des Duodenum, die leicht gelingt, läßt die großen Gallenwege frei 
übersehen. Zwischen Hepaticus und Choledochus liegt derbes Narbengewebe. Der 
Versuch einer Choledochoplastik mit Netz wird gemacht. Auch diese Operation 
bleibt ohne Resultat, Gallenfistel und Schüttelfröste halten an. Deshalb wird bei 
einer vierten Operation eine Hepatikoduodenostomie vorgenommen, die einerseits 
durch die seit der vorherigen Operation eingetretene starke Vergrößerung des 
Hepaticus, andererseits durch Loslösung und Emporziehung des Duodenum wesent- 
lich erleichtert wird. 

Im zweiten Falle handelte es sich um chronischen absoluten Choledochus- 
verschluß seit 2 Monaten. Bei der Operation fand man eine ungewöhnlich starke 
Verhärtung im Pankreaskopf (Entzündung? Neubildung?), jedenfalls keinen Stein. 
Auch hier brachte die leicht zu bewerkstelligende Hepatikoduodenostomie Heilung. 

Kaehler (Duisburg-M.). 


53) P. Esau. Pankreascyste als Ursache einer Stenose der Flexura 
coli sinistra. (Aus dem Johannishospital zu Bonn.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 47.) 


Eine nicht traumatische Cyste des Pankreasschwanzes hatte die Flexur ge- 
knickt und lleuserscheinungen hervorgerufen. Renner (Breslau). 


54) W. Schmidt. Ein Fall von Totalexstirpation einer Pankreascyste. 
(Aus der chirurg. Abteilung des Katharinenhospitals in Stuttgart. 
Prof. Dr. Steinthal.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 


In dem beschriebenen Falle gelang es, durch prophylaktische Darreichung 
strenger Diabeteskost und kleiner Gaben von Natr. bicarb. der Entstehung einer 
Pankreasfistel nach Exstirpation der von dem Pankressschwanz ausgegangenen, 
sehr beweglichen, faustgroßen Pseudocyste vorzubeugen. Solange die Diät ein- 
gehalten wurde, war die Sekretion ganz gering, um bei Anderung der Ernährung 
auf einmal sehr reichlich und fad riechend zu werden, nach Rückkehr zur Diabetes- 
kost mit Natron sofort wieder nachzulassen und bald ganz zu versiegen. — Nach 
dieser Erfahrung wird auch bei Pankreasverletzungen und -Erkrankungen die 
Wohlgemuth’sche Kost von Vorteil sein. Auch in einem Falle von 13/4, Jahre 
alter Pankreasfistel führte sie rasch zur Heilung. Kramer (Glogau). 


456 | Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 14. 


55) Guinard. Pancréatite hémorragique et pancréatite suppurée. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIIL p. 197.) 


An der Hand zweier Fälle erörtert G. die Diagnose und Therapie dieser Er- 
krankungen. Er hält die Diagnose der hämorrhagischen Form für leicht, əvor- 
ausgesetzt, daß man daran denkt«. Er scheidet dabei aus die ganz rapid verlau- 
fenden, in kürzester Zeit zum Tode führenden Fälle, sowie die chronischen. Als 
Kardinalsymptome sieht er an das plötzliche Einsetzen, den charakteristischen 
Schmerz (Coeliscalneuralgie), die rasche Kachexie, die Geschwulstbildung. In 
differentialdiagnostischer Beziehung ist festzuhalten, daß sich das klinische Bild 
eben mit keinem der anderen akut einsetzenden Bauchleiden deckt (cf. Born- 
haupt in Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXII). Der zweite Fall, der ganz die 
Erscheinungen eines abgekapselten Pyopneumothorax darbot, wurde durch trans- 
pleurale Laparotomie in Angriff genommen. QG. tritt für diesen Weg im gegebenen 
Falle ein, stellt der gefürchteten Infektion der Pleura die weitaus gefährlichere 
des Bauchfells entgegen, ohne aber die anderen Angrifiswege ausschalten zu wollen. 
Bei Erörterung der Pathogenese der Erkrankung wirft er die Frage auf, ob nicht 
an merkurielle Vergiftungen des öftern zu denken sei (sein erster Fall bietet An- 
laß dazu), und erinnert an den Einfluß des Quecksilbers auf die Speicheldrüsen. 
In der Diskussion (p. 285) macht Pierre Delbet auf die Neigung aufmerksam, 
alle Eiteransammlungen, die man früher als subphrenischen Pyopneumothorax be- 
zeichnet hat, jetzt »Pancreatitis suppurativa« zu nennen, und erläutert an Bei- 
spielen, wie man sich dabei irren könne. ‚Kaehler (Duisburg-M.). 


56) 8. Gelinowskaja. Ein Fall von Echinokokkus im Dünndarm- 
mesenterium. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1906. [Russisch.)) 

Die Verfasserin bringt einen Fall von L. B. Schapiro: 

Der 18jährige Pat. entdeckte vor 6 Jahren in der Mitte seines Bauches eine 
nußgroße Geschwulst, die allmählich anfing unbequem zu werden, schließlich zum 
Ausgangspunkt kolikartiger Schmerzen wurde. Er hatte nie Stuhlbeschwerden. 
Etwas links unterhalb des Nabels war eine kindskopfgroße, derbe, glatte, elastische 
Geschwulst zu fühlen, die etwas nach rechts und links verschieblich war, aber 
immer von selbst in die ursprüngliche Lage zurückkehrte. Respiratorisch war sie 
nicht verschieblich. Jede Verschiebung verursachte kolikartige, ins Kreuz und die 
Flanken ausstrahlende Schmerzen. Über die Geschwulst verlief eine Darmschlinge. 
Diagnose: Mesenterialcyste fraglicher Herkunft. 

Medianlaparotomie: Schapiro fand eine sehr derbwandige Cyste, die, die 
Blätter des Mesenterium auseinanderdrängend, dicht an die zugehörige, klinisch 
nachgewiesene Darmschlinge heranreichte und ziemlich fest an die hintere Bauch- 
wand fixiert war. Verwachsungen mit zahlreichen Darmschlingen. Es blieb nichts 
übrig als die Cyste zu Öffnen und einzunähen. Die Innenwand war ganz mit Kalk 
überzogen, der von den Granulationen allmählich abgehoben und zum Teil mit dem 
scharfen Löffel entfernt wurde. Der Inhalt der einkammerigen Cyste bestand aus 
einer trüben Flüssigkeit, auf der beim Stehen eine Fettschicht sich bildete. Eine 
mikroskopische Untersuchung der Cystenwand scheint nicht gemacht zu sein. In 
103 Tagen völlige Heilung unter Tamponade. 

Nach 2 Monaten stellte Pat. sich gesund und zufrieden wieder vor. 

V. E. Mertens (Kiel). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 15. Sonnabend, den 11. April 1908. 





Inhalt. 

XXXVIlI. Chirurgenkongreß. 

1) Königer, Zytologische Untersuchungsmethode. — 2) Pawlowski, Pathogene Mikroben im 
tierischen Organismus. — 3) Longeope, Das Knochenmark bei Infektionen. — 4) Czerny, 5) Qua- 
ranta, Blitzbehandlung von Geschwülsten. — 6) Mally, Lichtbehandlung. — 7) Pollack, Prophy- 
laktische Blutstillung bei Kopfoperationen. — 8) Antelo, Kopfschüsse. — 9) Schanz, Insufficientia 
vertebrae. — 10) de Fourmestraux, Carotisunterbindung. — 11) Heineck, 12) Umfrage über 
Basedow’sche Krankheit. — 13) Kocher, Bösartiger Kropf. — 14) Beck, Röntgendiagnostik von 
Krankheiten der Brusthöhle. 

I. F. Fink, Ein Beitrag zur Luxatio sub talo (Broca). — II. H. Hoffmann, Beitrag zur Be- 
handlung veralteter Pronationsluxationen des Fußes. (Originalmitteilungen.) 

15) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 16) Lotheissen, Stauungsbehandlung bei Eite- 
rungen. — 17) Duprat, 18) Hofmann, Tetanus. — 19) Krost, Moes und Stober, Blastomykose. 
— 20) Vogel, Trauma und Sarkom. — 21) Kraftschenko, Fibrome. — 22) Pusey, Röntgenstrahlen 
gegen Epitheliome. — 28) Lindner, Epidurale Hämatome. — 24) Placzek und Krause, Umschrie- 
bene Arachnitis adhaesiva cerebralis. — 25) Lapointe, Eitrige Meningitis. — 26) Hoffmann, Hirn- 
abszeß. — 27) Atlee und Mills, Hirngeschwulst. — 28) Jack, Entfernung der Gehörknöchelchen. 
— 29) Gayet, Gesichtsgeschwulst. — 80) Gaudier, Aktinomykose des Oberkiefers. — 31) Kühner, 
Epulis. — 32) Riggs, Cheiloplastik. — 33) Burk, Wirbelsäulenbruch. — 34) Dieulaf6e, Reflekto- 
rische Skoliose. — 35) Oppenheim und Borchardt, Rückenmarkshautgeschwulst. — 36) Blecher, 
Fistula colli media. — 37) Meerwein, Intertracheale Kröpfe. — 38) Hotz, Thymustod. — 39) Ja- 
laguier, Fremdkörper in der Speiseröhre. — 40) Gehle, Speiseröhrendivertikel. — 41) Friedberg, 
42) v. Sehrötter, 43) Müntz, Fremdkörper in den Luftwegen. — 44) Müntz, Spätasphyxien nach 
Kehlkopfexstirpation. — 46) Fiedler, Osteomyelitis der Rippen. — 46) M’Kendrick, Mediastinal- 


krebs. — 47) Quenu, 48) Fittig, Herzschüsse. — 49) Speese, Mastitis chron. cystica. — 50) Sehrt, 
Brustdrüsengeschwülste. 





XXXVII. Chirurgenkongreß. 


Um möglichst rasch im Zentralblatt einen sachlich richtigen Bericht 
über die Ergebnisse des Kongresses bringen zu können, bitte ich die 
Herren, welche auf demselben Vortrüge halten werden, mir recht bald 
nach der Sitzung einen Selbstbericht über solche in Berlin zu über- 
geben oder nach Breslau XIII, Kaiser Wilhelmstraße 115, einzusenden. 


Richter. 





1) H. Königer. Zytologische Untersuchungsmethode. 
Jena, Gustav Fischer, 1908. 

Die anspruchsvolle Bezeichnung »Zytodiagnostik« umschreibt die 
Tatsache, daß wir in dem mikroskopischen Verhalten der »Zellformen« 
ein sehr wesentliches Hilfsmittel zur Differentialdiagnostik der ent- 
zündlichen und proliferierenden Erkrankungen, besonders der serösen 
Höhlen, besitzen (Pleura, Bauchhöhle, Spinalkanal usw.). — Es ist ein 


15 


458 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


großes Verdienst des Verf.s, in sehr übersichtlicher Form einen Über- 
blick über die Entwicklung und das augenblickliche Können der Me- 
thodik zu geben, die darin besteht, daß man von Probepunktionen, 
Flüssigkeitsergüssen Deckglaspräparate macht und gut mikroskopiert. 
Damit können wir z. B., wie Verf. betont, mit fast absoluter Sicherheit 
aus dem Vorhandensein z. B. an der reinen Lymphocytose bei Fehlen 
von Endothelien usw. tuberkulöse Prozesse diagnostizieren gegenüber 
akut entzündlichen, syphilitischen oder geschwulstartigen Erkran- 
kungen usw. Sollte der mikroskopische Befund event. nicht eindeutig 
und eine chemische Differentialdiagnostik zwischen entzündlichen und 
tuberkulösen Veränderungen wünschenswert sein, so würde neuerdings, 
nach des Ref. Ansicht, entweder die autolytische Probe von Müller 
(Breslau) in Frage kommen, oder vielleicht noch einfacher der Ausfall 
der Biuretreaktion, auf die Ref. seinerzeit zuerst hinwies. 

Das vorliegende Buch gibt in .vorzüglicher übersichtlicher Form 
sonst alles Wissenswerte auf dem Gebiete wieder, wodurch der Kli- 
niker leicht sich über den Stand der Frage zu orientieren vermag. 

Heile (Wiesbaden). 


2) A. D. Pawlowski. Das Schicksal einiger pathogener, 
hauptsächlich pyogener Mikroben im tierischen Organismus 
bei Eindringen derselben durch die Gelenke, Pleura, Augen, 


Mundhöhle, Darm und Scheide. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 6 u. 7.) 

Fortsetzung der früheren Arbeit P.’s (s. Zeitschrift f. Hyg. und 
Infektionskrankh. 1900, Bd. XXXTIII, p. 261). Auf Grund zahlreicher 
Experimente an Kaninchen und Meerschweinchen kommt P. zu fol- 
genden Schlüssen. Der Übergang der Mikroben von oben genannten 
Stellen in den Organismus ist durch die Experimente klar bewiesen. 
Er geschieht bei verschiedenen Tieren verschieden rasch und in ver- 
schiedenen Quantitäten. Die Ansammlung von Leukocyten und binde- 
gewebigen Granulationselementen bildet protoplasmatische Hindernisse 
für das Eindringen der Mikroben in die Gewebe und Organe. Auf 
das Eindringen durch unverletzte Schleimhäute und Höhlenwände 
wirken hauptsächlich folgende Ursachen ein: die Tierspezies, die Art 
der Mikroben, die Infektionsstelle, der Zustand der Gewebe, die 
Empfänglichkeit der Tiere im Sinne der Vorräte an Ambozeptoren 
und Alexinen. Die Dissemination der Mikroben im Organismus ge- 
schieht innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Infektion (Elimi- 
nationsperiode), ebenso die Ausscheidung der Mikroben mit dem Harn. 
Verschiedene Schädlichkeiten — mechanische, chemische und toxische — 
begünstigen das Eindringen der Mikroben in die Gewebe und ihre 
Dissemination im Organismus; doch dringen stark virulente Mikroben 
bei für sie empfänglichen Tieren auch durch gesunde Schleimhäute 
und Höhlenwände rasch ins Blut. E. @tickel (Wel. Bubny, Poltawa). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 459 


3) Longcope. Changes in the bone-marrow in the terminal 
stages of acute infections. 
iBull. of tbe Ayer clin. laboratory of the Pennsylvania hospital 1907. Nr. 4.) 
L. hat Muir’s Angabe experimentell nachgeprüft, nach welcher 
das Knochenmark während des Lebens (z. B. bei einer Rippenresektion) 
viel reicher an polymorphonukleären Leukocyten ist als bei der 
Autopsie. Nach L.’s Untersuchungen bei akuten Infektionen (Empyem, 
Peritonitis), die mit einer polymorphonukleären Leukocytose einher- 
gehen, beruht diese agonale Verminderung der Leukocyten nicht, wie 
Muir meinte, auf einer mechanischen Ausschwemmung derselben aus 
dem Mark während der Agone, sondern ist der Ausdruck dafür, daB 
die toxische Einwirkung der Infektion auf das Mark überwältigend 
geworden ist, daß die Knochenmarkszellen der Infektion erlegen sind. 
Mohr (Bielefeld). 


4) Czerny. Über die Blitzbehandlung (Fulguration) der 


Krebse. (Aus dem Institut für Krebsforschung in Heidelberg.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 6.) 

Nachdem bereits Rivière, Oudin, Bergonié, Freund, Stre- 
bel u. a. hochgespannte und hochfrequente Funkenströme gegen Can- 
croide in Anwendung gebracht, hat der Marseiller Arzt de Keating- 
Hart Ende 1906 seine neue Methode der Sideration der Krebse mit 
elektrischen Funken mitgeteilt, über die C. in vorliegender Abhandlung, 
ebenso wie Benckiser und Krumm in der Deutschen med. Wochen- 
schrift, ausführlich berichtet. C. hat die Methode bei Pozzi durch 
de Keating-Hart kennen gelernt und selbst bisher in einigen Fällen 
versucht. Das Wesentliche derselben besteht darin, »daß Keating- 
Hart möglichst kräftige Blitzfunkenbüschel von einer Metallelektrode 
5, 10, ja 40 Minuten lang auf die Krebse in 2—4 cm Distanz mit 
häufigem Ortswechsel einfallen läßt, während der (auf einem Holztisch 
gelagerte) Kranke sich in tiefer Narkose befindet. Dann wird die 
bestrahlte Krebspartie mit dem Messer exstirpiertt oder mit dem 
scharfen Löffel enukleiert oder abgeschabt und die Wundfläche aber- 
mals 10—15 Minuten lang fulguriert, um die noch zurückgebliebenen 
Krebszellennester zu zerstören«. Da die überspringenden Funken eine 
beträchtliche Hitze und damit Verbrennung bewirken, sucht Keating- 
Hart die Blitzbüschel zu kühlen, indem er sie durch Kohlensäure 
leitet. Die von ihm benutzten und die von C. etwas modifizierten 
Elektroden sind in der Arbeit abgebildet. — Die die Krebszellen 
zerstörende Wirkung der Funkenschläge ist um so intensiver, je länger 
die Funken sind, da sie dann um so tiefer in die Gewebe einschlagen. 
»Das Krebsgewebe wird durch die Funkenschläge in seiner Archi- 
tektur erschüttert, wie wenn ein Erdbeben ein Gebäude durcheinander 
rüttelt. Die Zellen quellen, es tritt wohl auch Eiweißgerinnung und 
Dampfentwicklung ein, welche die Zellen durcheinander wirft. Außer- 
dem werden die Zellen — siehe Abbildungen in der Arbeit O.’s — 


15* 


460 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


vakuolisiert, die Zwischenräume zwischen ihnen und Bindegewebsgerüst 
füllen sich mit Blut. Die Tiefenwirkung reicht nicht weit über 1 cm. 
Wenn man mehr zerstören will, muß man die fulgurierte Oberfläche 
abschieben und dann von neuem die Fulguration anwenden.< Diese 
scheint die Krebszellen elektiv zu zerstören und das Bindegewebsgerüst 
zu schonen, es zu einer kräftigen Reaktion und Benarbung anzuregen, 
da Keating-Hart selbst bei den schmerzhaften, schwer heilbaren 
Röntgengeschwüren Beseitigung der Schmerzen und rasche Heilung 
beobachtete. Dem der Fulguration folgenden Lymphstrom, der zer- 
trimmerte Krebszellen aus der Wunde herausschwemmt und Phago- 
cyten herbeiführt, schreibt Keating-Hart einen wesentlichen Anteil 
an der Krebsheilung zu. Die von diesem angeblich beobachtete Fern- 
wirkung auf Metastasen und Drüsen hat C. bisher zu sehen nicht 
Gelegenheit gehabt und zieht sie auch in Zweifel. Bei tiefliegenden 
Karzinomen hat Verf. die Fulguration mit Nadeln versucht, verspricht 
sich davon indes keinen großen Erfolg. — Keating-Hart verwendet 
die Methode besonders dann, wenn die Krebse mit dem Messer nicht 
mehr operiert werden können oder nach der blutigen Operation schon 
rezidiviert sind. Die Schmerzempfindungen werden zweifellos vermin- 
dert, auch die Blutung der Krebsgeschwüre durch die Fulguration 
gut beherrscht. Ob, wie Keating-Hart behauptet, wirklich glän- 
zende, auf vollständiger Zerstörung des Krebsgewebes beruhende Heil- 
erfolge erzielt werden, vermag C. noch nicht zu sagen, da seine eigenen 
Beobachtungen noch von zu kurzer Dauer sind. Drei leichte, auch 
durch die blutige Operation heilbar gewesene Fälle wurden durch die 
Fulguration allerdings schonender geheilt, zwei Mastdarmkarzinome 
günstig beeinflußt, in anderen Fällen Reinigung der Geschwüre, Be- 
seitigung der Schmerzen und Blutungen gesehen. Für die Narkose, 
deren lange Dauer und Tiefe ein Übelstand ist, empfiehlt C. eine 
gemischte Skopolamin-Morphium-Chloroformnarkose. 

Die Methode verdient nach Verf. ein sorgfältiges Studium und 
weiterer Verbesserung; sie kann vielleicht einen Fortschritt in der 
Krebstherapie bedeuten. Kramer (Glogau). 





5) N. Quaranta. Intorno all azione delle correnti ad alta 
frequenza e ad alta tensione sull organismo. 
(Nuova rivista clin.-terap. 1907. Nr. 12.) 

Bei der Bedeutung, die neuerdings die hochgespannten und hoch- 
frequenten Teslaströme für die Therapie (Blitzbehandlung der Krebse) 
gewonnen haben, erscheinen die in Kürze angeführten Experimente 
Q.’s nicht ohne Interesse. Der Autor kommt zu folgenden Schlüssen: 

Die Teslaströme wirken vorzugsweise auf die Oberfläche, während 
die Tiefenwirkung nur eine geringe ist. Die Wirkung hängt von der 
Stärke und Länge der Funken und damit von Art und Entfernung 
der Elektroden von der Haut ab. Tiefenwirkung läßt sich vorzugs- 
weise durch direkten Kontakt oder durch Autokonduktion (Solenoide) 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 461 


erzielen. Der Organismus ist gegen die Ströme selbst nicht völlig 
unempfindlich; so bedingt z. B. die Anwendung metallischer Elek- 
troden, insbesondere des Pinsels, Schmerzen, die direkt von der Funken- 
stärke und -Länge abhängig sind. Nur bei länger dauernder Ver- 
wendung kommt es zu organischen Veränderungen, die sich meist auf 
ganz oberflächliche Störungen (Dermatitis) beschränken. Bei sehr 
langer Verwendung kommt es zu langsam heilenden Geschwüren. In 
der Tiefe werden organische Veränderungen nicht beobachtet. 

Die Teslaströme beeinflußen mehr das Nerven- als das Muskel- 
system; vorzugsweise werden die nervösen Eindorgane betroffen, in 
denen in erster Linie die Schmerz-, später die Tastempfindung herab- 
gesetzt wird, während die sonstigen Empfindungsqualitäten weniger 
beeinflußt werden. Entsprechend den Veränderungen der Oberfläche 
(Rötung, Schwellung) kann es zu Analgesie und Anästhesie kommen. 
Muskelenergie, -Tonus und elektrische Erregbarkeit lassen keinen Ein- 
fluß der Teslaströme erkennen. Strauss (Nürnberg). 





6) Mally. État actuel de la phototherapie. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 8.) 

M. beschäftigt sich in dieser Arbeit ausschließlich mit der Finsen- 
behandlung des Lupus. Ohne Vorbehalt erkennt er ihre großen Vorzüge 
vor den alten Methoden an. Sie bringt höchstens eine ganz vorüber- 
gehende und unbedeutende Reizung am Krankheitsherde mit sich, ist 
völlig schmerzlos, gibt die besten Narben, den größten Prozentsatz an 
Heilungen und kann bei jedem Lupusfall angewandt werden. Verf. 
vermag sich aber nicht der Ansicht Finsen’s anzuschließen, daß das 
Licht durch Abtötung der Tuberkelbazillen im lupösen Gewebe den 
Lupus heile, sondern glaubt, daß es das beste Reizmittel ist, um das 
natürliche Heilbestreben zu unterstützen. Seine Überlegenheit vor 
den alten Methoden der Skarifikation, Brennung, Atzung und Elektro- 
lyse beruht lediglich in dem viel zweckmäßigeren Reiz, den das Licht 
setzt. Als Gründe gegen die Vernichtung der Tuberkelbazillen durch 
das Licht führt M. an: Nur ganz oberflächlich auf der Haut gelegene 
Bakterien kann ein sehr intensives Licht abtöten, gewöhnlich bleiben 
aber auch diese, wie Kontrollversuche ergaben, lebensfähig und viru- 
lent. Es gibt überhaupt kein Mittel, die Haut aseptisch zu machen, 
auch die Licht- und Röntgenstrahlen erreichen das nicht. Die ver- 
schiedenen Verfahren, welche mit tiefer in die Haut eindringenden 
Strahlen arbeiten (Bang’s Eisenlicht, Sensibilisierung der Haut mit 
Eosin, ausschließlich violette Strahlen), sind trotzdem der Methode 
Finsen’s unterlegen. Endlich spricht die lange Dauer der Heilung 
und das weit hartnäckigere Verhalten der bazillenarmen, torpiden 
Formen des Lupus gegenüber den Lichtstrahlen gegen eine irgendwie 
erhebliche bakterizide Wirkung derselben. Gutzeit (Neidenburg). 


462 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


7) J. Pollack. v. Hacker’s Modifikation der Heidenhain- 
schen prophylaktischen und zugleich definitiven Blutstillung 


bei Operationen am Kopfe, insbesondere bei Trepanationen. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 776.) 

v. Hacker modifizierte im Jahre 1904 das von Heidenhain 
angegebene Verfahren der prophylaktischen Blutstillung bei Schädel- 
operationen dahin, daß er nur jenseits der beabsichtigten Schnittlinie 
eine kontinuierliche Reihe von Knopfnähten durch die Kopfschwarte 
legte, von denen jede noch im Bereiche der vorausgegangenen beginnt 
und die an der Lappenbasis etwas über das Schnittende hinausreichen. 
Eine zweite, innere Nahtlinie erwies sich als überflüssig. Die Nähte 
‚bleiben 2 Tage liegen. 

Wie nun Verf. an elf Trepanationen und vier anderen Operationen 
am Schädeldach und im Gesicht nachweist, ist die sehr einfache, nicht 
zeitraubende Methode imstande, eine sichere Blutleere während der 
Operation und eine definitive Blutstillung ohne die Gefahr einer Nach- 
blutung herbeizuführen. 

Man kann die Umschneidung des Lappens ohne Rücksicht auf 
den Gefäßverlauf ausführen, ja es ist sogar zweckmäßig, den Lappen. 
so zu wählen, daß keine größeren Gefäße in denselben fallen. Trotz- 
dem kommt es nie zu Lappen- oder Randgangrän, vielmehr heilen die 
genähten Wunden anstandslos.. Das Verfahren, das zumal bei Ven- 
ektasien der Kopfschwarte vorzügliche Dienste leistet und sich auch 
bei Angiomoperationen im Gesicht usw. anwenden läßt, hat vor der 
Anlegung eines Schlauches um den Schädel den Vorzug, daB es 
überall anwendbar und nicht komplizierter ist. Reich (Tübingen). 





8) Antelo. Tiros perforantes craneoencefalicos por bala 
Mauser. 
(Revista de la soc. méd. Argentina Bd. XV. Nr. 86.) 

Sehr ausführliche, mit 19 Photographien und drei Tafeln aus- 
gestattete experimentelle Arbeit über Schädelschüsse mit dem argen- 
tinischen Modell des Mausergewehres. Die Einzelheiten der sehr 
interessanten Mitteilungen lassen sich im gedrängten Referat nicht 
wiedergeben. Stein (Wiesbaden). 





9) Schanz. Eine typische Erkrankung der Wirbelsäule 


(Insufficientia vertebrae). 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 31.) 

Bei den Kranken, die meist in der Annahme, an einer Magen- 
Darmkrankheit zu leiden, zum Arzt kamen, ließen sich eine oder 
mehrere schmerzhafte Stellen an der Wirbelsäule nachweisen. Die 
Pat. gehören meist dem mittleren Lebensalter an (20—45 Jahre), doch 
kamen auch jüngere und ältere Pat. zur Beobachtung. Über Rücken- 
schmerzen wird gewöhnlich von den Pat. gar nicht geklagt. Die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 463 


subjektiven Beschwerden sind unscharf und wechselnd. Der Klopf- 
schmerz findet sich besonders häufig an zwei Stellen: in der Mitte 
der Brust- und am unteren Teil der Lendenwirbelsäule. Sehr häufig 
ist auch eine Druckschmerzhaftigkeit der Lendenwirbelkörper von der 
Bauchhöhle her festzustellen. 

Recht häufig findet man auch Druck- und Klopfempfindlichkeit 
am Rippenkorb und am Becken. Diese Stellen entsprechen dann 
immer den an der Wirbelsäule als schmerzhaft nachgewiesenen Partien, 
d. h. sie fallen ungefähr mit den Verbreitungsgebieten derjenigen sen- 
siblen Nerven zusammen, welche in den empfindlichen Gegenden der 
Wirbelsäule aus dieser heraustreten. 

Sehr oft ist eine Erhöhung der Patellarreflexe vorhanden, hin 
und wieder findet man aber auch herabgesetzte Patellarreflexe. Dabei 
lassen sich keinerlei Veränderungen an dem Skelettsystem nachweisen, 
die eine Erklärung des Befundes geben könnten, außer ganz leichten 
Skoliosen und Kyphosen. Das Allgemeinbefinden ist in den meisten 
Fällen erheblich gestört. Der eigentliche Krankheitsbefund in den 
an Traumen sich anschließenden Fällen weicht in keinerlei Weise von 
denen ab, die ohne Trauma entstanden sind. Der Röntgenbefund ist 
und bleibt negativ. Der Charakter des Leidens ist ausgesprochen 
chronisch und hat seine Ursache in einem pathologischen Zustande der 
Wirbelsäule, der leider nicht erkannt oder mindestens nicht beschrieben 
worden ist. Das, was am Fuß die Plattfußbeschwerden sind, das 
sind an der Wirbelsäule die Krankheitszustände, die oben beschrieben 
sind. Dieser Parallelismus findet sich auch in den wirksamen Mitteln 
der Therapie: Entlastung, Stützapparate, kräftigende Einwirkungen, 
wie Massage und dergleichen erweisen sich hier wie da von Vorteil. 
An der Wirbelsäule wie am Fuß werden Schädigungen hervorgerufen, 
wenn die statische Inanspruchnahme über die statische Leistungs- 
fähigkeit ansteigt. Man muß daher die Belastung vermindern oder 
die Tragfähigkeit der Wirbelsäule erhöhen oder beides veranlassen. 
Bei leichteren Fällen erreicht man mit Rückenmassage rasche Heilung; 
bei hochgradigen Reizerscheinungen müssen diese zunächst durch Ruhe 
und Stützkorsett beseitigt werden, erst dann kann man zu Massage 
und Gymnastik übergehen. Eine wesentliche Förderung erreicht man 
in einem bedeutenden Prozentsatz der Fälle durch lokale Wärme- 
applikation (Thermophor). Kräftigung des Allgemeinzustandes ist un- 
bedingt notwendig. 

Bei richtiger Diagnose und bei richtiger Ausführung der Kur ist 
jeder Pat. zur Heilung zu bringen. Das Zurückgehen der objektiven 
Symptome bleibt aber hinter dem der subjektiven wesentlich noch 
lange zurück. Ein weiterer Ausbau der Therapie ist deshalb not- 
wendig. Zum Schluß beschreibt S. einen einfachen und billigen 
Stützapparat für die Wirbelsäule, der abgebildet ist. Die Erfolge 
sollen recht günstige gewesen sein. Langemak (Erfurt‘. 





464 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


10) do Fourmestraux. La ligature de la carotide primitive. 
(Arch. génér. de chirurgie Bd. I. Hft. 6.) 

Verf. bringt in einer übersichtlichen Darstellung eine eingehende 
Schilderung der Pathogenese der Störungen, die nach der Unterbindung 
der Carotis communis beobachtet werden. Die Prognose der Unter- 
bindung ist an und für sich nicht absolut ungünstig; sie hängt von 
den Umständen ab, durch welche sie bedingt wird. In der aseptischen 
Ara hat sich in allen Fällen die Mortalität erheblich gemindert (21% 
gegenüber 45% der Statistik Le Fort’s 1879). Die Störungen nach 
der -Ligatur erscheinen entweder unmittelbar oder erst nach einem 
mehr oder minder langen Intervall. Die ersterwähnten (Koma, plötz- 
licher Tod, Erblindung) sind in ihrer Ursache noch dunkel. Vielleicht 
kommt vorübergehende oder dauernde Verminderung des Blutdruckes 
infolge einer bestehenden Anomalie der übrigen Gehirnarterien in Frage. 
Für die Spätfolgen muß als wichtigstes Moment eine aszendierende 
Thrombose mit nachfolgender Erweichung des Gehirns betrachtet 
werden. Die Thrombose wiederum ist durch eine, wenn auch ganz 
leichte, Infektion an der Unterbindungsstelle bedingt. 

Strauss (Nürnberg). 





11) Heineck. The surgical treatment of exophthalmic goitre. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) 

Verf. weist zunächst darauf hin, daß zurzeit weder die Sympto- 
matologie noch die Atiologie der Basedow’schen Krankheit feststeht. 
Er zitiert die verschiedenen bisher aufgestellten Hypothesen, welche 
die Pathogenese der Erkrankung erklären sollen. H. tritt für die 
Theorie der primären Schilddrüsenerkrankung ein, da diese mit den 
klinisch beobachteten Tatsachen am wenigsten in Widerspruch steht. 
Auf Grund von 519 aus der Literatur gesammelten und in Tabellen- 
form wiedergegebenen Fällen glaubt er sich zu nachstehenden Schluß- 
folgerungen berechtigt. 

Schilddrüsenpräparate sollen niemals bei der Basedow’schen 
Krankheit gegeben werden, da sie Verschlechterung bedingen und die 
Operationsgefahren vermehren. Das Gleiche gilt für Thymus- und 
Parathyreoiddrüsenpräparate. Alle internen Behandlungsmethoden 
haben sich bisher als nutzlos erwiesen, einzelnen Mitteln kommt ledig- 
lich eine symptomatische, palliative Wirkung zu. Die Serumtherapie 
steht zurzeit noch im Versuchsstadium, mehrere Autoren berichten 
über Mißerfolge. Dagegen muß es als erwiesen betrachtet werden, 
daB alle operativen Maßnahmen, die eine Verringerung der Schild- 
drüsensekretion oder eine Verkleinerung des Schilddrüsengewebes be- 
dingen, für die Behandlung der Basedow’schen Erkrankung von 
entschiedenem Werte sind. Als operativer Eingriff kommt vor allem 
die partielle Schilddrüsenexstirpation in Frage, die bisher in 182 Fällen 
mit 11 Todesfällen ausgeführt wurde. In allen anderen Fällen kam 
es zur Besserung oder Heilung. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 465 


Betreffs der Operation selbst hebt der Autor hervor, daß alle 
Anästhesierungsmethoden ihre Vor- und Nachteile haben, so daß jede 
einzelne ihre Anhänger und Gegner hat. Weitere unvermeidliche 
(iefahren bringt der akute Thyreoidismus, den Verf. durch Vergiftung 
durch das während: der Operation in übergroßer Menge produzierte 
und resorbierte Schilddrüsensekret erklärt. Die beste Prognose geben 
frühzeitig operierte Fälle. Vor dem operativen Eingriff ist genaue 
Untersuchung des Pat. nötig. Nach der Operation, für die Tren- 
delenburg’sche Hochlagerung am zweckmäßigsten und bei der exakte 
Blutstillung und Schonung des Recurrens erforderlich ist, soll die 
Wunde drainiert werden, um das Wund- und Drüsensekret abzuleiten. 
Wenn Heilung eintritt, verschwindet zuerst die Tachykardie, dann der 
Tremor und die übrigen nervösen und psychischen Symptome. Bei 
Rezidiven findet sich stets eine Hypertrophie der übrig gebliebenen 
Drüsenteile. 

Zum Schluß werden die Indikationen für die Operation aufgestellt. 
Alle Fälle von sekundärem Basedowkropf verlangen die partielle 
Schilddrüsenexstirpation. Bei primärem Basedowkropf ist. diese Ope- 
ration angezeigt, wenn 3monatige sachgemäße interne Behandlung 
ohne nachweisbaren Erfolg blieb, wenn Luft- oder Speiseröhre kom- 
primiert werden, bei starker Tachykardie, bei extremem Exophthalmus, 
der den Lidschluß nicht mehr zuläßt, bei stärkerem Kräfteverfall 
und endlich bei allen ganz akut verlaufenden Fällen. 

Strauss Nürnberg). 


12) Umfrage über die Behandlung des Morbus Basedow. 
‚Med. Klinik 1908. p. 15 u. 56. _ 

Während Bier und Kocher bestimmt fordern, daß schon die 
Frühstadien der Basedow’schen Krankheit dem Chirurgen zugeführt 
werden, damit er die an sich aussichtsreiche Operation bei einem noch 
günstigen körperlichen Zustande des Kranken ausführen könne, stehen 
Erb, v. Strümpell und Eulenburg dem chirurgischen Eingriff zu- 
rückhaltender gegenüber. Sie erkennen zwar manche operative Er- 
gebnisse an, sahen aber auch Mißerfolge und wollen daher meist erst 
eine Besserung mit innerlicher, physikalisch-diätetischer, serologischer 
Behandlung usw. anzubahnen versuchen. Georg Schmidt Berlin‘. 


13) T. Kocher. Zur klinischen Beurteilung der bösartigen 


Geschwülste der Schilddrüse. 
‚Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 197.) 

Bei dem großen Andrange von Kropfkranken in seine Klinik, 
die jetzt in der 2. Hälfte des 4. Tausends von Kropfoperationen an- 
gelangt ist, hat K. auch speziell auf dem Gebiete der Struma maligna 
eine selten weitreichende Erfahrung, die sich auf fast 400 Fälle 
erstrecken mag. Hinsichts der pathologisch-histologischen Durch- 
arbeitung des erledigten einschlägigen Materials ist K.’s Mitarbeiter 


15** 


466 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


Langhans, auf dessen Untersuchungen K. sich in vorliegender, zu- 
nächst nur die epithelialen Formen der bösartigen Schilddrüsen- 
neubildungen behandelnden Arbeit wesentlich mit stützt. Die Histo- 
logie der fraglichen Geschwülste ist eine so mannigfache und zum Teil 
ganz eigenartige, daB sich die Aufstellung einer ganzen zahlreichen 
Reihe von Spezialspielarten derselben notwendig machte. K. spricht 
diese verschiedenen Geschwulstformen der Reihe nach einzeln durch 
unter Vorlage seiner (im ganzen 46) Krankengeschichten nebst ge- 
nauer Beschreibung der jedesmaligen mikroskopischen Geschwulst- 
untersuchungsbefunde und Hervorhebung der klinisch-symptomatischen 
Charakteristika der einzelnen Geschwulsttypen, deren Nomenklatur 
mit derjenigen anderer Autoren verglichen wird. Zum Schluß folgen 
dann noch zusammenfassende Hinweise auf die Diagnostik der Struma 
maligna im allgemeinen, die den Praktikern noch lange nicht hin- 
länglich genug geläufig ist, die aber, und zwar schon für die Früh- 
stadien der Erkrankung, zum ärztlichen Gemeingute zu machen, dringend 
im Interesse der nur durch Frühoperationen heilbaren Kranken not- 
wendig ist. | 

Ein der Bedeutung der Originalarbeit gerecht werdendes Referat 
hier zu liefern, ist wegen der Länge, das es beanspruchen würde, 
untunlich. Wir geben aber wenigstens die Namen der von K. nach 
seinen und Langhans’ Untersuchungen aufgestellten Geschwulst- 
typen wieder: A. Die wuchernde Struma — Langhans. (Struma 
maligna proliferans — Adenocarcinoma thyreoideum). B. und ©. Das 
Papillom (Langhans), Cystopapillom und der Zylinderzellenkrebs der 
Schilddrüse. (Papilloma malignum cylindrocellulare. Carcinoma cy- 
lindrocellulare). D. Die Struma carcinomatosa. E. Metastasierende 
Kolloidstruma (Struma colloides maligna). F. Glykogenhaltige Struma 
(Th. Kocher jun.). Parastruma (Langhans). (Parastruma carcino- 
matosa. Carcinoma [et sarcoma) parathyreoideum — von den Epithel- 
körperchen ausgehend). G. Postbranchiale Struma (Getzowa). Groß- 
zellige, kleinalveoläre Struma (Langhans). Struma carcinomatosa 
postbranchialis. Nach Getzowa ausgehend von dem postbranchialen 
Körper (der sog. lateralen Schilddrüsenanlage). H. Plattenepithelkrebs, 
Cancroid der Schilddrüse. I. Scirrhus der Schilddrüse. K. Cysto- 
carcinoma. 

Bezüglich Diagnose der Struma maligna ist von K.’s Ausführungen 
hervorzuheben das von einem bestimmten Zeitpunkt an einsetzende 
vermehrte Wachstum eines bestehenden, bis dahin als gewöhnliche 
Kolloidstruma erscheinenden Kropfes. Die Operationspräparate zeigen, 
daß dieses Wachstum von einem bestimmten Geschwulstteil auszu- 
gehen pflegt, um sich von dort aus weiter zu verbreiten, speziell auch 
in Gefäßlichtungen, namentlich in Venen hinein, und um auch die 
Kropfkapsel zu durchbrechen. Hierzu gesellt sich eine Zunahme der 
Geschwulstspannung oder Konsistenz, beruhend auf Spannung der 
Kropfkapsel, sowie häufig ein Höckrigwerden des Kropfes. Es folgen 
verminderte Beweglichkeit und Verwachsungen, zumal mit Luft- und 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 467 


Speiseröhre, die besonders für die Kocher’sche Parastruma und die 
Getzowa’sche postbranchiale Struma charakteristisch sind. Als Ver- 
wachsungssymptome sind auch Neuralgien im Gebiete von Cervical- 
nerven, ferner Schluckbeschwerden und Lähmungserscheinungen an 
dem Kropfe vorbeiziehender Nerven (Recurrens, Sympathicus, Arm- 
nerven) zu deuten, während durch Druck gewaltige Venenausdehnungen 
herbeigeführt werden. Auch das Ausbleiben der Wirkung von Jod- 
mitteln gibt guten praktischen Anhalt für die Diagnose, zumal wenn 
statt früher erzielter guter Wirkung Jodvergiftungserscheinungen oder 
ein Basedow-ähnliches Bild hervorgerufen werden. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


14) Beck. The Roentgen method in the surgery of the chest. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) | 

Verf. berichtet übersichtlich über den Wert der Röntgenstrahlen 
für die Chirurgie der, Brusthöhle, für die durch die Verwertung der 
Strahlen eine neue Ara begonnen hat. Die wesentliche Bedeutung 
der Röntgenstrahlen liegt in der Tatsache, daß mit ihrer Hilfe Krank- 
heitsherde der Lungen nachgewiesen werden können, die bei der Ver- 
wendung von Auskultation und Perkussion dem Untersucher entgingen 
oder nicht genau lokalisiert werden konnten. Es wird jedoch hervor- 
gehoben, daß eine Beurteilung des Röntgenbildes nicht ohne die Be- 
herrschung der physikalischen Untersuchungsmethoden möglich ist. 
Bei der Röntgenuntersuchung ist auf das Röntgenogramm und noch 
mehr auf die Untersuchungen vor dem Schirm Wert zu legen. 

Eine kurze Übersicht der wesentlichen Symptome von Fremd- 
körpern der Lunge, Lungenabszeß, Lungengangrän und eine Schilderung 
der operativen Technik ergänzen die Arbeit. Strauss (Nürnberg). 


Kleinere Mitteilungen. 
I. 


Ein Beitrag zur Luxatio sub talo (Broca). 
Von 


Dr. Franz Fink, 


Primarius des allgemeinen Krankenhauses in Karlsbad. 


uxationen des Fußes im Talotarsalgelenk nach innen sind, wie eine Durch- 

sicht in der Literatur zeigt, selten. Deshalb, insbesondere aber wegen der Ver- 
anschaulichung im Röntgenbilde, bringe ich eine solche frische Luxation ohne 
Komplikation mit Frakturen anderer Knochen zur Kenntnis. 

Der Verletzungsmechanismus war folgender: Die kräftige, korpulente Frau 
war eine Leiter emporgestiegen und mit ihr derart gefallen, daß sie in aufrechter 
Körperhaltung zuerst mit den Füßen auftraf. Dabei sah der Fuß mit der Planta 
pedis nach innen, nur der Außenrand berührte den Boden. In dieser Stellung 
verlief die Achse des Unterschenkels, vom Schwergewicht des Körpers belastet, 
nach außen von der Achse des ad maximum supinierten Fußes. Der zwischen 
den Malleolen festgehaltene Taluskörper kam in die Schwergewichtslinie, der Cal- 


* 


468 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


caneus mit seinem längeren Hebel hinter dieselbe zu liegen und wurde durch das 
Körpergewicht nach dem Boden zu getrieben. Die Bänder zwischen Os naviculare 
und cuboideum einerseits, Talus und Calcaneus andererseits zerrissen. Der Fuß 
wurde im Talotarsalgelenk aus seiner Verbindung gelöst, mit einer Drehung der 
Sagittalebene um die Achse des Fußes um 90° nach innen disloziert, während der 
Taluskopf und Calcaneus frei nach dem Boden zu strebte. 


Fig. 1. Fig. 2. 





Als ich die Kranke sah, stand der um 
ı/a cm längere rechte Fuß, ad maximum 
supiniert, rechtwinklig zum Unterschenkel. 
Der Innenrand sah direkt nach oben, der 
Außenrand nach unten. Entsprechend 
dem Malleolus internus zog eine tiefe 
Hautfalte, entsprechend dem externus war 
- die Haut ad maximum gespannt, leicht 
hämorrhagisch sugilliert. Neben dem 
Malleolus externus ist der Taluskopf und 
seine Gelenkfläche zu tasten, die Fläche 
des Calcaneus mit dicken Weichteilen 
bedeckt, der Malleolus internus liegt in 
der Hautfalte unterhalb und nach innen 
von der vorspringenden Tuberositas ossis 
navicularis, dessen proximale Gelenk- 
fläche zu tasten ist. Aktiv war jede 
Funktion aufgehoben, passiv Plantar- und 
Dorsalflexion in geringem Grade möglich. 
Beifolgende Photographie gibt Form 
und Stellung des luxierten Fußes zum Unterschenkel, die Röntgenbilder illustrie- 
ren die Dislokation der Knochen. 
Die Reposition in Narkose war sehr leicht, es genügte eine einfache Ex- 
tension. 








Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 469 


II. 


Beitrag zur Behandlung 
veralteter Pronationsluxationen des Fußes. 


Von 


Dr. H. Hoffmann in Schweidnitz. 


ie Schwere des vorliegenden Falles sowie die Art der Behandlung, durch 
welche schließlich ein gutes funktionelles Resultat erzielt wurde, mögen seine 
Veröffentlichung rechtfertigen. 

Frau K1., 55 Jahre alt, glitt Anfang Februar 1906 auf glattem, abschüssigem 
Trottoir mit dem rechten Fuß nach vorn aus. Bevor sie das gestreckte linke Bein, 
dessen Ferse bereits vom Boden abgehoben war, nachziehen konnte, fiel sie hin 
und setzte sich dabei mit ihrem Körpergewichte von etwa 100 kg auf die Ferse 
des linken, um seine Längsachse nach außen gedrehten Fußes. Sie konnte sofort 
den Fuß nicht mehr gebrauchen, da er so stark nach außen gedreht war, daß der 
äußere Fußrand fast nach oben sah, und da sie starke Schmerzen im Fußgelenke 
hatte. Später bemerkte sie noch, etwa dem inneren Knöchel entsprechend, eine 
Wunde. Sie begab sich zunächst in die Behandlung eines Schäfers; da sie jedoch 
hier die erhoffte Heilung nicht fand, wandte sie sich, etwa 6 Wochen nach dem 
Unfall, an Herrn Dr. Bröckerhoff-Freiburg. Dieser zog mich bald hinzu und 
übergab mir die Frau zur weiteren Behandlung. Ich sah die Pat. zum erstenmal 
am 24. März 1906 in ihrer Wohnung. Sie lag zu Bett; der Fuß stand so stark 
nach außen gedreht, daß sie zum Auftreten hätte den lateral von der Belastungs- 
linie des Beines liegenden inneren Fußrand benutzen müssen. Der Fuß war um 
wenigstens 60° nach außen um seine Längsachse gedreht. Dementsprechend konnte 
man durch die gespannte und etwas geschwollene Haut immerhin soviel durch- 
fühlen, daß der Raum unterhalb der Gelenkfläche der Tibia leer, letztere also vom 
Talus verlassen war. Uber der medialen Seite des inneren Knöchels befand sich 
eine gut granulierende Wundfläche, von deren unterem Rande man mit der Sonde 
um den Malleolus int. herum in das leere Talocruralgelenk gelangte. Es bestand 
weder eine lokale Entzündung noch Fieber; das Allgemeinbefinden war gut. 

Aus äußeren Gründen wurde die Pat. erst am 9. April 1906 in meiner Klinik 
aufgenommen und zuvor im hiesigen Krankenhaus Bethanien von Herrn Dr. W. 
Hoffmann eine Röntgenaufnahme (Fig. 1) gemacht. Dieselbe bestätigte den 
vorher aufgenommenen Befund; außerdem aber zeigte sie unter der Tibiagelenk- 
fläche einen Schatten, etwa von der Größe einer Kirsche (a auf Fig. 1), der als ein 
Teil des abgerissenen Malleolus int. gedeutet wurde, was auch der Operations- 
befund bestätigte. 

Am 11. April 1906 wurde die Frau in ruhiger Narkose operiert. Von der 
granulierenden Knochenwunde aus wurde eine etwa 4 cm lange Inzision nach ab- 
wärts gemacht und zunächst der im Gelenk liegende Teil des Malleolus int. ent- 
fernt. Darauf gelang es, allerdings mit ziemlicher Anstrengung. den Fuß soweit 
zu reponieren, daß er im Verhältnis zum Unterschenkel annähernd in Mittelstellung 
stand. Da die Gelenkgabel von Tibia und Fibula ziemlich stark klaffte, sich aber 
zusammendrücken ließ, wurde ein starker Draht durch die Malleolen beider 
Knochen von der medialen zur lateralen Seite hindurchgeführt, und nun durch je 
eine gut gepolsterte Bleiplatte an jedem Knöchel die Gelenkgabel zusammen- 
gehalten. Ebenso wurden durch einige bis auf den Knochen gehende, und an- 
näbernd von unten nach oben verlaufende Drahtnähte die Weichteile auf der 
medialen Seite einander genähert. Die noch offene Wunde wurde mit etwas Jodo- 
formgaze bedeckt, darüber ein kleiner aseptischer Verband gelegt, und über diesen 
ein von den Zehen bis unterhalb des Knies reichender Gipsverband mit je einem, 


470 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


den beiden Malleolen entsprechenden Fenster. Am 2. Tage nach der Operation 
abends hatte die Frau die höchste Temperatur von 37,7°, die vom 3. Tage ab 
unter 37,0° blieb. Am 3. Tage stand sie auf und wurde am 4. Tage zur weiteren 
Beobachtung durch ihren Arzt nach Hause entlassen. 

Am 10. Mai Verbandwechsel und Entfernung der Nähte. Die granulierende 
Knochenwunde hatte sich verkleinert. Es wurde ein neuer, innen gefensterter 
Gipsverband angelegt. 

Am 25. Mai wurde sie wieder bei mir aufgenommen zur mediko-mechanischen 
Behandlung und hatte deshalb einen abnehmbaren Gipsverband erhalten. Wenn 
die Frau jetzt auch mit der Sohle auftreten konnte, so stand der Fuß doch deut- 
lich in Valgusstellung. Ich hatte deshalb vor, sie nach einiger Zeit mediko-mecha- 
nischer Behandlung mit einer Lederhülse zu entlassen, um eine weitere schlechte 
Fußstellung möglichst zu verhindern. 


Fig. 1. Fig. 2. 








In dieser Zeit sah sie Herr Dr. Drehmann aus Breslau gelegentlich eines 
Besuches bei mir. Derselbe riet mir, durch eine Osteotomie von Tibia und Fibula, 
oberhalb der Malleolen, den Fuß dauernd in eine gute Stellung zu bringen, und 
damit jede weitere Nachbehandlung, wie das Tragen einer Lederhülse, entbehrlich 
zu machen. Die Kranke war sofort mit der vorgeschlagenen Operation einver- 
standen, die ich denn auch bald am 29. Mai 1906 vornahm. Es wurde eine lineäre 
Osteotomie von Tibia und Fibula oberhalb der Malleolen gemacht, die beiden 
kleinen Hautwunden durch je zwei Aluminiumbronzenähte geschlossen. Dann 
wurde von der medialen Außenfläche des Malleolus tibiae soviel mit dem Meißel 
weggestemmt, daß die angefrischten Ränder des noch bestehenden Geschwüres durch 
eine fortlaufende Hautnaht vollständig aneinander gebracht werden konnten. 
Kleiner, aseptischer Verband, darüber ein zirkulärer Gipsverband von den Zehen 
bis unterhalb des Knies, der den nach der Osteotomie in ausgesprochene Varus- 
stellung gebrachten Fuß in dieser fixiert. Temperatur stets unter 37,0°. Am 
3. Tage nach der Operation steht Pat. auf und wird am 5. Tage, am 2. Juni, ent- 
lassen. 

Am 9. Juni Verbandwechsel und Entfernung der Nähte; alle drei Wunden 
sind per primam int. geheilt, der Fuß steht gut in Varusstellung und wird so von 
neuem wieder eingegipst. Am 14. Juli bekommt sie einen abnehmbaren Gips- 
verband, damit sie zu Hause massiert werden und baden kann. Vom 8. August 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 471 


ab bleibt auch der abnehmbare Gipsverband ganz weg; der Sicherheit halber be- 
kommt Pat. noch eine Plattfußeinlage in den linken Schuh und einen an der 
Innenseite um 1 cm erhöhten Absatz. 

Ende August 1906 fuhr sie nach Breslau zu Herrn Dr. Drehmann, der sie 
uoch einmal sehen wollte und das Röntgenbild (Fig. 2) anfertigte. Dasselbe zeigt, 
daß die am 11. April 1906 vorgenommene Reposition gewissermaßen nur halb ge- 
lungen war, da der Talus nur unter der lateralen Hälfte der Tibiagelenkfläche 
steht, daß aber jetzt nach der Osteotomie, die es erst möglich machte, den Fuß 
mit dem unteren Tibiafragment in Varusstellung zu bringen, der Talus nun doch 
ungefähr in seiner Mitte, also in ziemlich normaler Weise belastet wird. Die 
Funktion des Fußes ist auch heute noch eine gute. Ich selbst sah Pat. zum letzten 
Mal im Mai 1907, wo es ihr gut ging, und erhielt am 26. Januar 1908 von Herrn 
Dr. Bröckerhoff aus Freiburg auf meine Anfrage hin folgenden Bericht: »Die 
Funktion des Fußes ist jetzt eine recht gute. Er ist gegen rechts ganz gering 
dicker, doch wird die Beweglichkeit dadurch nicht beeinträchtigt. Beuge-, Streck- 
und Drehbewegungen sind ziemlich normal, dagegen ist Pronation und Supination 
stark beschränkt; das hindert aber die Frau so gut wie gar nicht bei Verrichtung 
ihrer häuslichen Arbeiten. Beim Gehen tritt sie wohl fest auf, schont aber den 
linken Fuß doch noch ein wenig, aber dies wohl mehr aus Gewohnheit, da sie 
keine Schmerzen in ihm hat, und er auch völlig genügend kräftig ist. Die Aus- 
dauer im Laufen ist eine durchaus zufriedenstellende: so machte sie in diesem 
Sommer mehrmals einen Spaziergang, für den ich bei flottem Gehen 1/2 Stunde 
Zeit brauche, und bei dem man auch ein ganzes Stück steigen und dann ziemlich 
steil bergabwärts gehen muß. Ihre häuslichen Besorgungen in der Stadt macht 
sie immer selbst.« 


Man darf den Fall wohl zu den schweren rechnen, weil 1) der Talus vollständig 
von der Gelenkfläche der Tibia abgeglitten war und 2) die Pat. eigentlich erst 
2 Monate nach dem Unfall in Behandlung kam. Die Reposition gelang deshalb 
auch entsprechend schwer und trotz größter Anstrengung kaum bis zur Mittel- 
stellung des Fußes. 

In der Literatur wird die Prognose dieser nach Trendelt ernsten Verletzung 
im allgemeinen als günstig und die Reposition als leicht hingestellt, selbst bei nicht 
mehr ganz frischen Fällen, wie es z. B. Wendel? von einer 22 Tage bestehenden 
einfachen Luxation erwähnt. Öfter war Erweiterung der Wunde, wie sie gerade 
bei den seitlichen Bruchverrenkungen und besonders den Pronationsluxationen 
häufig sind, notwendig. Auch in unserem Falle wäre, selbst wenn er ganz frisch 
in ärztliche Behandlung gekommen wäre, eine Reposition nicht ohne Erweiterung 
der Wunde und Entfernung des abgerissenen und im Gelenke liegenden Stückes 
vom Malleolus tibiae möglich gewesen. 

Bei den schweren Fällen ist allgemein die Resektion der der Reposition im 
Wege stehenden Gelenkflächen von der Tibia oder Tibia und Fibula ausgeführt 
worden, mit fast immer gutem Wundverlauf und zum größeren Teile gutem funk- 
tionellen Endresultat. 

In meinem Falle mußte wohl noch etwas geschehen, um den Fuß gebrauchs- 
fähig zu erhalten: Für eine Gelenkresektion lag meines Erachtens keine Indikation 
vor, da mir der Fuß dazu noch nicht schlecht genug stand. Ich glaubte durch 
mediko-mechanische Behandlung und einen Hülsenapparat ein befriedigendes End- 
resultat zu erhalten. Daß aber die von Herrn Dr. Drehmann vorgeschlagene 
Osteotomie besser und sicherer zu diesem Ziele führte, hat der Verlauf des Falles 
gezeigt. Soweit ich die Literatur durchgesehen habe, konnte ich nicht finden, daß 
bei den Bruchverrenkungen des Fußes die Osteotomie wegen mangelhaft gelun- 
gener Reposition ausgeführt worden ist. Wenn es in bezug auf veraltete Luxa- 


— — 


1 Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XXXV. p. 360. 
* Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XXI. Hft.1. Die traumatischen Luxationen 
des Fußes im Talocruralgelenk. 


472 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


tionen heißt3 »Gelingt die Reposition nicht mehr, ........ dann kommt die 
blutige Reposition, event. mit Durchmeißelung der schief geheilten Frakturen oder 
die Resektion des Gelenkes in Frage«, so wird meines Erachtens auch hier mehr 
der Resektion das Wort geredet und die Osteotomie für solche Fälle vorgeschlagen, 
wo die mit der Luxation kombinierte und schlecht geheilte Fraktur der Reposition 
hinderlich war. In unserem Falle handelte es sich um eine fast reine Luxation, 
— wenigstens war diese Art der Verletzung die wichtigere, während das abgeris- 
sene Stückchen vom Malleolus belanglos war — die, nicht mehr ganz reponierbar, 
die Indikation zu einer Operation gab. Daß für solche Fälle der Osteotomie vor 
der Resektion der Vorzug zu geben ist, dürfte ohne weiteres einleuchten; ist sie 
doch die weniger eingreifende und weniger verstümmelnde Operation, durch die, 
wie der beschriebene Fall zeigt, eine gute Funktion des schwer verletzten Fußes 
dauernd erzielt werden kann. 

Wo aber die Reposition überhaupt nicht möglich ist, da wird wohl auch 
künftig die Resektion in erster Linie in Frage kommen. 

Herrn Dr. Drehmann spreche ich auch an dieser Stelle für seine Unter- 
stützung meinen herzlichsten Dank aus. 


15) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 


Außerordentliche Sitzung, den 24. Februar 1908, in der Ohrenklinik der kgl. Charite, 
auf Einladung von Herrn Passow. 


Vorsitzender: Herr Israel. 


Herr Israël gedenkt des Hinscheidens des Altmeisters der deutschen Chir- 
urgen Exzellenz v. Esmarch und seiner hervorragenden Verdienste um die Chir- 
urgie und das Sanitätswesen. 


Herr Passow: Mißerfolge nach Antrumaufmeißelung mit Kran- 
kenvorstellung. 

Bei akuten und subakuten Otitiden, welche die Neigung zeigen, chronisch zu 
werden oder das Gehör zu beeinträchtigen, wird der Zweck der Antrumeröffnung, 
die Eiterung aus den Hohlräumen des Mittelohres — Pauke und Warzenfortsatz — 
zu beseitigen, bei richtiger Indikationsstellung und technisch richtiger Ausführung 
der Operation im allgemeinen glatt erreicht. Zuweilen aber erlebt man bei schein- 
bar leichten, anfangs normal verlaufenden Fällen Mißerfolge; die Eiterung aus der 
Paukenhöhle hört nach der Antrumeröffnung nicht auf, sie wird chronisch, das 
Gehör bleibt schlecht oder geht verloren. Zunächst kommen dafür tiefer gehende 
Erkrankungen der Paukenschleimhaut und des darunterliegenden Knochens in 
Betracht, wie man sie am häufigsten bei Tuberkulose, Diabetes und Scharlach- 
otitiden beobachtet. Dabei wird natürlich die einfache Antrumeröffnung nicht den 
gewünschten Erfolg haben: es kann ihn nur die Radikaloperation oder gar die 
Labyrinthausräumung haben. 

Aber auch im Woarzenfortsatz kommt zuweilen die Eiterung nicht zum Still- 
stand; trotz ausgiebiger Ausräumung beobachtet man ein Weitergreifen des Pro- 
cesses; dann liegt meist Tuberkulose zugrunde, oder es handelt sich um schlecht 
genährte Individuen. Ferner erfolgt die Heilung nicht, wenn die Operation nicht 
ausgiebig genug war, wenn kariöser Knochen zurückblieb oder der Eiter nicht 
aus sämtlichen Zellen entleert wurde. Das letztere ist manchmal aus anatomischen 
Gründen nicht möglich bei unter die Pauke oder tief in die Felsenbeinpyramide 
und um das Labyrinth entwickelten Zellen. Oft genug heilt die Eiterung in diesen 
spontan aus; zuweilen aber bringt sie auch die schwersten tödlichen Komplikationen 
durch Propagation und Durchbruch des Eiters in die Schädelhöhle, wofür P. einige 
im Verlaufe weniger Stunden entwickelte und tödlich verlaufene Meningitiden an- 
führt. Man muß also im Verlaufe der ganzen Nachbehandlung auf solche schwere 


® Handbuch der praktischen Chirurgie von v. Bergmann, v. Bruns und 
v. Mikulicz. 1901. Bd.IV. p.495. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 413 


Komplikationen gefaßt sein, bei verdächtigen Symptomen sofort eingreifen und 
nach solchen versteckten Herden suchen, noch besser aber, schon bei der ersten 
Operation auf Freilegung alles Erkrankten ausgehen. Endlich geht P. ausführlich 
ein auf die Mißerfolge durch mangelhafte Narbenbildung. Zu erstreben ist eine 
möglichst flache, kaum sichtbare Narbe. Der geringste Mißerfolg ist es, wenn die 
Narbe tief eingesunken unschön wird. Unangenehmer ist das Zurückbleiben nicht 
epidermisierter trichterförmiger Narben und Fisteln, die ständig oder rezidivierend 
sezernieren, und bei denen die Ausheilung sich auf Monate und Jahre erstrecken 
kann. Über die Narbenbildung wissen wir, daß Knochenneubildung bei Kindern 
besser als bei Erwachsenen erfolgt; bei Erwachsenen bildet der Knochen im wesent- 
lichen eine bindegewebige Narbe; Knochenneubildung erfolgt hauptsächlich vom 
Periost her. Bei mangelhafter Ausfüllung der Knochenhöhle entstehen eben die 
eingesunkenen Narben, die bei starker Narbenschrumpfung auch manchmal in ihrem 
Epidermisüberzuge wieder platzen. Bleibt die Spitze des Wundtrichters in Kom- 
munikation mit der Pauke, so überzieht sich bisweilen die Wundhöhle mit Schleim- 
haut, und von dieser wird eine beständige Sekretion unterhalten; geschieht dies 
frühzeitig, so wird dadurch wieder die Knochenneubildung beeinträchtigt. In 
anderen Fällen neigt der Knochen immer wieder zu Granulationsbildung, besonders 
bei Tuberkulose und anderen konstitutionellen Krankheiten; die Paukeneiterung 
heilt dabei meist auch nicht. Solchen Mißerfolgen beugt man nach P. am besten 
dadurch vor, daß man schon bei der Operation auf günstige Narbenbildung be- 
dacht ist. Bei geringerer Ausdehnung der Eiterung nimmt man vom Knochen 
nur so viel fort als notwendig ist, aber immer muß der Forderung, allen Eiter zu 
entleeren, in erster Linie Genüge getan werden. Die Berücksichtigung aller kli- 
nischen Symptome kommt sehr wesentlich dabei in Betracht, wie weit man die 
Operation auszudehnen hat; bei dem geringsten Verdacht auf eine Labyrinth- oder 
Schneckenerkrankung, auf das Bestehen eines extraduralen Abszesses usw. ist die 
Operation ohne Rücksicht auf die Narbenbildung so ausgiebig zu gestalten, daß 
man sicher ist, nichts übersehen zu haben und bei der Nachbehandlung nichts zu 
übersehen. Handelt es sich dagegen um eine einfache Antrumeiterung, so wird 
man den Knochen im Warzenfortsatze schonen, so weit er gesund ist. Erwies sich 
besonders die Spitze des Warzenfortsatzes druckempfindlich, so wird man vor allem 
auf die Freilegung dieser Zellen bedacht sein. Eine vollständige Ausräumung des 
Warzenfortsatzes in jedem Fall ist mit Rücksicht auf die Narbenbildung und das 
kosmetische Resultat nicht geboten. Allerdings bedarf es der Erfahrung, einer 
sorgfältigen Untersuchung und Technik, um in jedem Falle das richtige zu treffen. 
Wichtig ist es auch, die Pauke nicht allzu sehr frei zu legen; es muß nur eine 
Kommunikation zwischen Pauke und freigelegtem Antrum vorhanden sein. P. legt 
nicht in jedem Falle den äußeren Bogengang sichtbar frei; es ist klar, daß der 
derbe Abschluß zwischen Pauke und Knochenwunde, der für eine günstige Hei- 
lung gefordert werden muß, um so schwieriger erfolgt, je weiter der Zugang ist. 
Endlich befürwortet P., nach dem Vorgang anderer, die Haut- und Periostwunde 
zum Teil zu schließen, das Perist dadurch etwas in den Wundtrichter zu legen 
und es für die Knochenneubildung gleich von vornherein mit zu benutzen, ähnlich 
wie es Küster schon vor Jahren vorgeschlagen hat. Nur will P. nicht, wie 
Küster, die Knochenschale unter dem Periost erhalten, weil sie die Heilung öfters 
stört und durch Nekrosenbildung leicht abgestoßen wird. Die so behandelten 
Fälle heilen sehr gut und geben tadellose Narben; eine feste Tamponade, wie sie 
früher geübt wurde, wird dabei nicht angewandt. Bei der Nachbehandlung muß 
man jedoch genauestens alle Symptome beachten, welche etwaige otitische Kom- 
plikationen anzeigen. Bleiben trotzdem Fisteln, entwickeln sich Granulationen, so 
muß man zu Auskratzungen, zu Nachoperationen mit nochmaliger gründlicher 
Ausräumung der Warze event. zur Radikaloperation schreiten. Ehe man aber zur 
Radikaloperation greift, sollte man vorher versuchen, durch Einpflanzung von sehr 
großen gestielten Periostlappen nach dem Vorschlage von P. eine Vernarbung der 
Warzenfortsatzwunde zu erzielen. P. erwähnt auch, daß man Paraffineinspritzun- 
gen zur Ausfüllung der Höhle versucht hat. Bei flachen Einsenkungen mag es 


474 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


auch zum Ziele führen; ein sichereres Resultat wird man aber erzielen durch Ex- 
zision der Hautnarbe und Vernähung der Wundränder über der Einsenkung mit 
Einziehung des Periosts (event. nach Bildung eines größeren Lappens desselben). 
Demonstration zahlreicher Fälle. 


Diskussion. Herr Küster begrüßt es mit Freuden, daß Herr Passow 
durch primäre Vernähung eines Teiles der Wunde und die Verwendung des 
Periosts zur Einpflanzung in die Wunde seinen Vorschlägen nahe gekommen ist. 
Er meint immer noch, daß man auch ein Stück der Knochenschale am Periost 
lassen solle, und daß man dann eine noch bessere Ausfüllung der Knochenneubil- 
dung erzielen würde. Erfahrung an anderen Knochen sprachen ebenfalls für sein 
Vorgehen. 

Herr Jansen: Ein schwerwiegender Mißerfolg ist es allerdings, wenn kurz 
vor oder nach erfolgter scheinbarer Heilung rasch der tödliche Ausgang erfolgt, 
sicherlich oft bedingt von einem tiefen extraduralen Abszeß, der durch die retro- 
labyrinthären, diploötischen Knochenräume vermittelt wird. In diese Zellen dringen 
glücklicherweise die Vereiterungen selten sprungweise ein, meist in kontinuierlichem 
Zusammenhange mit der Erkrankung im Warzenfortsatze. Je länger die Eiterung 
im Warzenfortsatze besteht und sich verbreiten konnte, um so mehr wird in diese 
tief gelegenen Räume der Entzündungsprozeß hineingedrängt. Es hat deswegen 
seine Bedenken, wenn man vielleicht, um die Diagnose noch mehr zu sichern und 
die Phänomene sich mehr ausgestalten zu lassen, ungebührlich lange mit der Er- 
öffnung des erkrankten Warzenfortsatzes wartet. 

Wenn man nun daran gewöhnt ist, gerade auf diese Lokalität zu achten und 
nach dieser Richtung hin selbst kleinen, anscheinend unbedeutend erkrankten 
Hohlräumen seine Aufmerksamkeit widmet, sie eröffnet, so wird man immer weiter 
in diese tiefen diplo@tischen Hohlräume hinter bzw. um das Labyrinth herum ge- 
führt, bis man schließlich den ganzen erkrankten Herd ausgeräumt hat. Die Er- 
krankung kann sich bis an den Porus acusticus internus hinziehen, und Redner hat 
es sogar erlebt, daß er den ganzen Aquaeducutus vestibuli hat herauspräparieren 
müssen, um den Herd vollständig freizulegen. Das Resultat war eine vollständige 
Heilung, eingetreten mit Wiederherstellung des Gehörs, trotzdem zunächst Laby- 
rintherscheinungen vorhanden waren, die den Verdacht einer Labyrintherkrankung 
nahelegten. Um allerdings diese Räume gründlich freizulegen, ist wohl das Arbeiten 
mit der Fraise notwendig. 

Die tiefen Löcher und Entstellungen sind allerdings unschön; zu ihrer Be- 
seitigung ist in manchen Fällen die Methode von Passow mit Einlegen von 
Periost und Drübernähen der Haut zweifellos von gutem Erfolg in kosmetischer 
Beziehung, wie Redner selber erst kürzlich erlebt habe. Die bei langsamer Ver- 
heilung öfter resultierenden großen Löcher und tiefen Gruben werden wir hoffent- 
lich sehr viel weniger in Zukunft zu sehen bekommen, da, wie es scheint, die 
große Mehrzahl der akuten Vereiterungen im Warzenfortsatz mit primärer Naht 
behandelt und rasch zur Heilung gebracht werden kann. Redner hat Fälle in 
15 und 17 Tagen zur völligen Heilung gebracht. Mit dieser Methode erreichten 
wir also nicht nur Schnelligkeit, sondern auch schönes Aussehen nach der Aus- 
heilung. 

Allerdings befolgt Redner den Grundsatz, alles erkrankte Gewebe fortzunehmen, 
selbst auf die Gefahr hin, daß dabei ein Knochengewebe sei, welches spontan zur 
Ausheilung gelangen könnte; auch schien es ihm ganz besonders wichtig, aufs 
sorgfältigste die Knochenwände zu glätten. 

Die Methode, das Entstehen der tiefen Löcher zu verhüten, welche Passow 
als die Winkler’sche bezeichnete, nämlich akute Mastoiditisfälle mit voraussicht- 
lich langdauernder Heilung primär zu verschließen nach Fortnahme der hinteren 
Gehörgangswand und Körner’scher Lappenbildung, dürfte vom Redner herrühren, 
der sie im Jahre 1894 oder 1895 bereits empfohlen hat, besonders bei Scharlach- 
fällen, wenn wir auf eine sehr langsame Heilung und lange Nachbehandlung rechnen 
dürfen. Der kosmetische Erfolg ist dann ein sehr guter; aber wenn wir so wenig 
Heiltendenz überhaupt haben, heilen auch in der Regel die Thiersch’schen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 475 


Hauttransplantationen nicht gut an, und die Nachbehandlung bleibt eine lang- 
wierige und die Übersichtlickkeit des verborgenen Terrains ist keine gute. Diese 
Methode hat also neben Vorteilen auch Schattenseiten. 


Herr Schönstadt sucht kosmetisch schöne Narbenbildung dadurch zu er- 
zielen, daß er die Warzenfortsatzspitze etwa zu einem guten Dritteil ganz abträgt. 
Aus dem basalen Teile räumt er die Zellwände aus, bis eine Verbindung zwischen 
Antrum und der anstelle der Warzenfortsatzspitze gelegenen Wundhöhle hergestellt 
ist. Er will damit gute Resultate gehabt haben. 


Herr Oertel: Die operative Behandlung der Thrombose des Bulbus 
venae jugularis. 

Nach Vorstellung eines Falles von Thrombose des Bulbus venae jugularis, der 
nach der Methode von Grunert operiert worden war, gibt der Vortr. einen 
kurzen Überblick über die in den letzten 5 Jahren in der Ohrenklinik der Charité 
beobachteten Sinus- und Bulbusthrombosen. 

An der Hand von Zeichnungen und Präparaten werden sodann die drei 
Methoden erörtert, welche die Freilegung des Bulbus venae jugularis ermöglichen; 
es sind die von Grunert, Piffl und Voss angegebenen Operationsverfahren. 

Die schonendste und am schnellsten zum Ziele führende Methode ist die von 
Voss beschriebene: Freilegung des Bulbus durch Abtragen der Bulbusschwelle, 
welche man bei Verfolgung des Verlaufes des Sinus sigmoideus leicht erreicht. 

Dieses Verfahren genügt für die meisten Fälle von Sinus-Bulbusthrombose. 

Nur bei Endophlebitis oder Periphlebitis des obersten Teiles der Vena jugu- 
laris empfiehlt sich, die Methode von Grunert anzuwenden: Umwandlung des 
Sinus, Bulbus und der Vena jugularis in eine nach außen offene Halbrinne durch 
präparatorisches Vorgehen an der Schädelbasis und Aufmeißelung des Foramen 
jugulare. 


Herr Wagener: Über die Bedeutung des vestibularen Nystagmus 
bei der Diagnose otitischer und intrakranieller Erkrankungen. 

Das Bestreben der Ohrenheilkunde geht jetzt dahin, bei den Erkrankungen 
des Nervus acusticus zu unterscheiden zwischen Affektion des Ramus cochlearis 
und denen des Ramus vestibularis. Der letztere Nerv endigt im häutigen Vesti- 
bulum des inneren Ohres, seine Kerne werden gebildet erstens durch den Bech- 
terew’schen Kern, der mit Kleinhirnkernen in Verbindung steht, von wo aus 
Fasern unter Kreuzung zum Nucleus ruber und Thalamus opticus ziehen. Vom 
zweiten Kern, dem Deiter’schen Kern aus ziehen Fasern zu den Kernen der 
Augenmuskelnerven und zu den motorischen Ganglienzellen des Rückenmarkes. 
Das Labyrinth ist ein Organ zur Regulierung des Körpergleichgewichtes; das 
Bogengangssystem besonders dient zur Empfindung der Beschleunigung von Dreh- 
bewegungen. Als Reflex bei Reizung der Bogengänge tritt neben anderen Sym- 
ptomen der Nystagmus auf. Der vestibulare Nystagmus ist ein rhythmischer, zum 
Unterschied vom undulierenden Nystagmus, der häufig bei Augenerkrankungen 
gefunden wird. Dem Nystagmus als solchem kommt geringe diagnostische Be- 
deutung zu, erst im Verein mit anderen Symptomen ist er praktisch verwertbar. 
Endolymphbewegungen stellen den physiologischen Reiz für den Bogengangs- 
apparat dar, wie durch Versuche von Ewald bewiesen wird. Der auftretende 
Nystagmus hängt ab von der Richtung der Endolymphbewegung und davon, wel- 
cher Bogengang gereizt wird. Bei Kopfbewegungen werden Bogengänge beider 
Seiten in gleichem Sinn erregt. Künstlich können Endolymphbewegungen und 
damit Nystagmus hervorgerufen werden durch Drehungen des Körpers z. B. um 
die Längsachse. Der bei Anhalten auftretende Nystagmus ist entgegensetzt der 
Drehung gerichtet. Praktisch von großer Wichtigkeit ist in letzter Zeit der sog. 
kalorische Nystagmus (Barany) geworden. Bei Ausspritzen eines Ohres mit kaltem 
Wasser entsteht ein rotatorischer Nystagmus nach der entgegengesetzten Seite, 
bei warmen Wasser nach der gleichen Seite; bei Wasser von genauer Körper- 
temperatur entsteht kein Nystagmus. Durch Luftverdichtung und -verdünnung in 
der Paukenhöhle läßt sich bei Fisteln in der Wand des knöchernen Vestibulums 


476 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


Nystagmus hervorrufen. Der bei Reizung des Ohres mit dem konstanten Strom 
auftretende galvanische Nystagmus hat bis jetzt bei der Diagnose geringere Be- 
deutung erlangt. Durch diese vier Methoden der künstlichen Erzeugung von 
Nystagmus läßt sich eine Zerstörung beider Labyrinthe nachweisen, bei der 
Drehungsnystagmus und kalorischer Nystagmus ebenso wie Schwindelgefühl und 
Gleichgewichtsstörungen nach Drehungen fehlen. Bei einseitiger Labyrinthzerstö- 
rung ist der kalorische Nystagmus auf der betreffenden Seite negativ; bei Laby- 
rinthreizung tritt Nystagmus horizontalis und rotatorius nach der entgegengesetzten, 
also der gesunden Seite auf. Bei Affektion des Kleinhirns, Tumoren und Abszessen 
wird häufig ein nach der erkrankten Seite gerichteter Nystagmus gefunden. Dies 
Symptom ist differentialdiagnostisch bei den vom vereiterten Labyrinth ausgehen- 
den Kleinhirnabszessen von Wichtigkeit Neumann). Die Erfahrungen über das 
Verhalten des Nystagmus bei anderen intrakraniellen Erkrankungen haben noch 
nicht zur Aufstellung bestimmter Regeln geführt. Bei der Diagnose der Klein- 
hirnbrückentumoren dürfte das Verhalten des Nystagmus von Bedeutung sein. 
Herr Bobrik: Demonstration eines Pat. mit pulsierendem Endo- 
theliom des Dura mater in der Gegend des linken Ohres. 
Richard Wolff (Berlint. 


16) Lotheissen. Zur Stauungsbehandlung der Eiterungen. 
(Österreichische Ärztezeitung 1908. Nr. 1.) 


L. berichtet über die Erfahrungen, die er mit der Behandlung akuter Eite- 
rungen mit Bier’scher Stauung- und Saugbehandlung machte. Auch er ist mit 
den erreichten Erfolgen sehr zufrieden, weist aber ebenso wie Lexer darauf hin, 
daß sie bei Streptokokkeninfektionen versagt; unter 70 mit Stauung behandelten 
Fällen befanden sich acht Streptokokkeninfektionen, und von allen acht Pat. wurde 
die Stauung nicht ertragen. Bei Erysipel waren die Erfolge mit Stauung ungleich, 
bei Osteomyelitis, auch bei ganz frischen Fällen, versagte sie immer. 

Auch L. tritt für Kombination von Inzision, Drainage und Stauung ein und 
verbindet dann immer feucht. L. Simon (Mannheim). 


17) Duprat. Un caso de tétanos infantil curado. 
(Revista méd. del Uruguay 1907. Nr. 9.) 


Mitteilung von zwei Tetanusfällen bei Neugeborenen. — Das erste Kind starb 
am 13. Tage, nachdem die Krankheit am 7. Tage begonnen hatte. Das andere 
Kind erkrankte am 18. Tage, kam am 23. Tage in Behandlung und genas. — D. 
bespricht ausführlich die Methoden der Behandlung. Er empfiehlt außer der 
selbstverständlichen Serumbehandlung hauptsächlich Bromkali 3:100, 2stündlich 
1 Teelöffel. Als Desinfizienz gibt er H0 den Vorzug vor anderen Mitteln. 

Stein (Wiesbaden). 


18) M. Hofmann. Zur Serumbehandlung des Tetanus. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 697.) 


Die Arbeit berichtet unter Beifügung der Krankengeschichten über 30 mit 
Antitoxin behandelte Fälle von Tetanus traumaticus aus der Grazer Klinik. 

13 Fälle, darunter 10 mit einer Inkubationszeit bis zu 10 Tagen, 3 mit längerer 
Inkubation, wurden ausschließlich mit wiederholten subkutanen Injektionen von 
Serum verschiedener Herkunft behandelt. Dabei ergab sich eine Mortalität von 
53.:, so daß sich kein wesentlicher, auffallender Erfolg der Serumbehandlung er- 
kennen ließ. 

Ein nur mit endoneuralen Einspritzungen behandelter Pat. starb nach längerer 
Besserung schließlich doch, während zwei andere bei gleicher Behandlungsart, bei 
welchen aber gleichzeitig subkutane und durale Injektionen gemacht wurden, 
genasen. 

Bei einer Reihe von 16 Fällen wurden in Pausen von 2—3 Tagen bis zu ömal 
20 ccm Serum subdural in den Rückenmarkskanal injiziert bis zum Eintritt einer 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 417 


eklatanten Besserung der Symptome, und in den Intervallen subkutane, auch endo- 
neurale Injektionen angewandt. Von diesen 16 Pat., unter denen sich schwerste 
und prognostisch ungünstige Tetanusfälle, auch solche mit kurzer Inkubationszeit, 
befanden, sind nur 2 gestorben, was einer Mortalität von nur 12,5; entspricht. 
Selbst die genannten beiden Todesfälle können nicht ganz oder ausschließlich dem 
Tetanus zur Last gelegt werden. 

Die Besserung setzte stets allmählich ein. Da außer vorübergehender Tem- 
peratursteigerung nie schwere Nach- oder Nebenwirkungen bei der Duralinfusion 
gesehen wurden und der Mortalitätsunterschied bei der subduralen und subkutanen 
Anwendungsart ein ganz auffallender ist, so ermuntern diese Erfahrungen zu wei- 
teren vorsichtigen Versuchen mit der Duralinfusion, bei der selbst große Mengen 
schadlos ertragen werden. 

Im übrigen geht die Therapie dahin, infizierte Wunden womöglich zu ex- 
zidieren und offen zu behandeln, sowie kleinere und ohnehin notwendige Amputa- 
tionen vorzunehmen. Auch Morphium und Chloral werden angewandt. Von pro- 
phylaktischer Serumapplikation wurde bisher abgesehen. Reich (Tübingen). 


19) Krost, Moes and Stober. A case of systemic blastomycosis. 
‘Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 3.) 
Krankengeschichte und Sektionsbericht von einem an Blastomykose des ganzen 

Körpers verstorbenen 42 Jahre alten Mann. Es hatten sich Eiterherde in der 

Haut, in den Knochen und in fast allen inneren Organen, besonders in den Lungen, 

entwickelt. Aus ihnen und aus dem Blute konnten mit dem Kulturverfahren die 

Blastomyceten, meist in Reinkultur, gezüchtet werden. 8 Abbildungen. 

< W. Ve Brunu ‘Rostock!. 
20) K. Vogel. Trauma und Sarkom. 
| (Med. Klinik 1908. p. 286.) 

Sieben selbst beobachtete Fälle (Krankengeschichtsauszüge), bei welchen der 
örtliche und zeitliche Zusammenhang zwischen Verletzung und Geschwulstbildung 
einwandsfrei erscheint: Sarkom des unteren Endes des Oberschenkelknochens, des 
Wadenbeines, des Schlüsselbeines, drei Hoden-, ein Brustdrüsensarkom. In sechs 
der Fälle lag eine einmalige Verletzung vor. Bis auf einen Fall handelte es sich 
stets um die Einwirkung geringfügiger Gewalten. Versicherungsansprüche spielten 
nur einmal eine Rolle. Georg Schmidt (Berlin). 


21) Krafischenko. Drei seltene Fibrome. 
(Chirurgia Bd. XXII. Nr. 132. [Russisch.') 


Verkalktes Fibrolipom des linken Musc. pectoralis major. Seit 
10 Jahren trägt die 44jährige Frau eine Geschwulst, die, von der Infraclavicular- 
gegend ausgehend, enorme Größe erreichte. Besonders starkes Wachstum in den 
letzten 2 Jahren. Die Geschwulst von doppelter Mannskopfgröße nimmt die ganze 
linke Brustseite ein. Die normale Haut ist durchzogen von daumendicken Venen. 
Leichte Verschieblichkeit der Haut und der Geschwulst auf ihrer Unterlage. Bei 
Bewegung des linken Armes wird die Geschwulst angehoben. Ihr Umfang beträgt 
in jeder Richtung etwa 76 cm. Konsistenz hart, hin und wieder ist beim Palpieren 
in der Tiefe ein Knirschen wahrnehmbar. Die entfernte Geschwulst ging aus von 
der Portio clavicularis des großen Brustmuskels, dessen Fasern fächerartig in sie 
eintraten. Gewicht der Geschwulst 51/;, kg. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab ein Fibrolipom, das, im Zentrum käsig zerfallen, zum Teil Kalkkrümel 
enthielt. 

Angiofibrom des Beckenbindegewebes. 39jährige Frau mit einer 
Geschwulst in der linken Glutäalgegend. Vor 4 Jahren zum erstenmal bemerkt, 
wuchs die Geschwulst in letzter Zeit rapid. Die Beschwerden bestehen in der Un- 
möglichkeit zu sitzen und ziehenden Schmerzen im Unterleibe. Die kindskopf- 
große Geschwulst über der linken Gesäßfalte macht den Eindruck einer Hernia 
ischiadica, doch ist die Haut mit ihr leicht verwachsen, und bei gedämpftem Per- 


478 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


kussionsgeräusch fühlt das Gebilde sich steinhart an. Es scheint sich im Foramen 
ischiadicum zu verlieren, aber weder rektale noch vaginale Untersuchung geben 
weitere Anhaltspunkte. Beim Versuch, die Geschwulst in das Foramen ischiadicum 
zu zwängen, erscheint über dem linken Lig. Pouparti eine weiche Anschwellung. 
Bei der Operation gelang es verhältnismäßig leicht, die Geschwulst bis an das 
Foramen zu isolieren und einen Fortsatz aus der Tiefe des Beckens heraus zu 
befördern. Erhebliche Blutung, die auf Tamponade stand. Heilung. Die mikro- 
skopische Untersuchung ergab ein mit zahlreichen Gefäßen durchsetztes Binde- 
gewebe. Der Ausgangspunkt der durch das Foramen ischiadicum majus gewach- 
senen Geschwulst war nicht genau festzustellen. 

Fibrom des rechten Lig. uteri latum. Geschwulst von 6,8 kg, die unter 
Schonung des normalen Ovarıum und Uterus leicht aus dem Lig. latum heraus- 
geschält werden konnte. Nur an einer Stelle bestand leichte Verwachsung mit 
dem Netz. Umfang der Geschwulst 69 cm, Durchmesser 28 cm. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab reines fibröses Gewebe untermischt mit fibroplastischen Zell- 
elementen. 

Alle drei Fälle imponieren durch die Größe der Geschwulst, der erste speziell 
durch die ungewöbnliche Lokalisation. Zwei instruktive Photographien sind bei- 
gegeben. Oettingen (Berlin). 


22) Pusey. Roentgen ray in epitheliomata. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 2.) 

P. berichtet über 111 Fälle von Epitheliom, die er mit Röntgenstrahlen be- 
handelt hat, und demonstriert die Erfolge an zahlreichen Photogrammen. 

80 Pat. (72%) wurden völlig geheilt. 

Unter den 31 nicht ganz Geheilten befanden sich 28, die vorher erfolglos mit 
anderen therapeutischen Maßnahmen behandelt worden waren; nur in drei Fällen 
waren die Pat. unmittelbar zum Verf. gekommen; auch bei ihnen war die Ge- 
schwulst bereits in die Augenhöhle hineingewachsen. 

W. v. Brunn (Rostock). 


23) E. Lindner. Zur Diagnose epiduraler Hämatome. (Aus dem 
Landkrankenhause zu Fulda. Dr. Gunkel.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 52.) 


L. weist auf die Schwierigkeiten der Diagnose der duralen Blutergüsse, be- 
sonders gegenüber traumatischer zerebraler Apoplexie hin und hebt den Wert der 
Probetrepanation auf Grund zweier eigener Beobachtungen hervor. Beide Pat. 
wurden durch die Operation geheilt. L. empfiehlt die Anlegung größerer Trepan- 
öffnungen von ca. 1 cm im Durchmesser im Stromgebiete der Art. meningea 
media, dem fast ausschließlichen Sitze lebenbedrohender Hämatome. 

Kramer (Glogau). 


24) S. Placzek und F. Krause. Zur Kenntnis der umschriebenen 
Arachnitis adhaesiva cerebralis. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 29.) 


Bei einer 25jährigen Pat. nahm P. auf Grund der hinreichend charakteristi- 
schen Allgemeinsymptome, wie Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, ferner auf 
Grund der Veränderung des Ganges, des Taumelgefühls, der Neigung nach links 
zu fallen, der fast kompletten Lähmung aller äußeren Augenmuskeln beiderseits, 
der vollständigen Lähmung der rechten Gesichtshälfte mit Einbeziehung des Stirn- 
astes, eine raumbeengende Geschwulst in der hinteren Schädelgrube an. 

Bei der von K. zweizeitig ausgeführten Operation fand sich außer einer un- 
gewöhnlichen Verdickung des Schädelknochens, einer Verdickung der harten Hirn- 
haut und starken Verwachsungen derselben mit der weichen Hirnhaut eine ab- 
gekapselte Flüssigkeitsansammlung an der unteren Fläche der rechten Kleinhirn- 
hemisphäre. Eine Geschwulst wurde nicht gefunden. Alle Lähmungserscheinungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 479 


gingen allmählich zurück nach glattem Wundverlaufe, das Allgemeinbefinden war 
vorzüglich und stand im schroffen Mißverhältnis zu alarmierenden Erscheinungen 
während der Rekonvaleszenz, bestehend in Erbrechen, Schüttelfrost und dem merk- 
würdigen Temperaturverlauf (anfallsweise hohe Temperatursteigerungen; siehe die 
Kurven im Original. Erst nach 3 Monaten waren die Temperaturen dauernd 
normal. Die Fiebererscheinungen erklärt P. durch Druckwirkung auf Kleinhirn 
und Medulla oblongata und andere Maßnahmen bei der Operation (postoperative, 
hyperthermische Stadien). =: 

Der von K. gegebene und illustrierte Operationsbericht muß im Original ein- 
gesehen werden. K. weist zum Schluß auf die Analogie des schon beschriebenen 
Krankheitsbildes mit der chronischen Form der sog. Meningitis serosa spinalis 
hin (cf. d. Ztbl. 1907, Nr. 21, p. 611). Beide Male handelt es sich um genau um- 
grenzte Ansammlungen von Liquor, die unter hohem Drucke stehen und dadurch 
wie eine wirkliche Geschwulst wirken. 

Die Entstehung solcher Liquoranhäufung und -Spannung an einer ganz be- 
stimmt umschriebenen Stelle erklärt sich aus der Beschaffenheit der Arachnoidea, 
die nach Henle als ein wassersüchtiges, ungewöhnlich lockeres Bindegewebe auf- 
zufassen ist, und in welcher in der Norm der Flüssigkeitsausgleich sehr rasch 
erfolgt; durch Verwachsungen, z. B. entzündlicher Natur, oder durch andere mecha- 
nische Verhältnisse kann sich leicht eine Liquorspannung und -Exsudation aus- 
bilden, wenn die Resorptionsfähigkeit des Arachnoidealgewebes an den erkrankten 
Stellen aufgehoben oder vermindert ist. Langemak (Erfurt). 


25) Lapointe. Un cas de méningite otitique suppuree de la fosse 
cérébelleuse: punction lombaire positive. Antro-atticotomie et incision 
durale dans la même séance. Guérison. 

(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 154 u. 166.) 


Der Verlauf des Falles ergibt sich im wesentlichen aus der Überschrift. Die 
Lumbalpunktion batte eitrige Flüssigkeit mit 95% polynukleären Zellen ohne Bak- 
terien ergeben. In der Diskussion erörtert Legueu die Frage, welche Schlüsse 
man aus dem Verhalten der Lumbalflüssigkeit auf eine event. bestehende Meningitis 
ziehen dürfe, bzw. welche Anzeigen für das operative Vorgehen sich daraus er- 
geben. Er weist zunächst die Meinung zurück, man dürfe überhaupt nicht mehr 
operieren, wenn die Lumbalpunktion bakteriologisch ein positives Resultat ergeben 
habe, da auch noch solche Fälle zur Heilung kamen. Dann verwirft er die Eröff- 
nung der Dura als unnütz und gefährlich. Man hat sichere purulente Meningitiden 
nach alleiniger Inangriffnahme der extraduralen Prozesse ausheilen sehen; gefähr- 
lich kann die Inzision der Dura werden durch die Möglichkeit einer einsetzenden 
Infektion. Toubert spricht sich dagegen für eine Eröffnung der Meningen aus, 
wenn eine Meningitis vermutet wird. Kaehler (Duisburg-M.). 


26) R. Hoffmann. Zur Pathologie (Heilung) des Hirnabszesses. 
(Aus den Verhandlungen der Deutschen otologischen Gesellschaft.) 


Verf. hatte Gelegenheit, ein Gehirn zu untersuchen, bei dem 4 Monate vorher 
ein großer Abszeß des Temporallappens inzidiert und zur Heilung gebracht worden 
war. 70 Tage nach der Heilung sollte eine plastische Deckung der Schädellücke 
vorgenommen werden, nach kurzer Chloroformnarkose verstarb Pat. plötzlich. 
Wahrscheinlich handelte es sich um einen Chloroformtod, der dadurch eintrat, daß 
Pat. mehrfach erbrach, wodurch der intrakranielle Druck gesteigert wurde, 
während eine Ausgleichung des Druckes wegen der ausgedehnten Verwachsungen 
nicht stattfinden konnte. 

An dem Präparate sah man in der Umgebung der alten Abszeßhöhle erweichte 
Hirnsubstanz mit großen und kleinen leeren Lücken, die offenbar dadurch ent- 
standen waren, daß Neurogliagewebe durch Ödemflüssigkeit auseinandergebracht 
worden war. In anderen Lücken konnte man schon wieder weitmaschiges Neuro- 
gliagewebe erkennen, in anderen sogar schon unregelmäßige Nervenfasern, überall 


480 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


reichlich Leukocyten und Lymphocyten. Spuren einer eigentlichen Vernarbung 
sah man noch nirgends. H. sieht darin einen Beweis für die Richtigkeit der Be- 
hauptung Macewen’s, daß bei chronischen Hirnabszessen durch den Schwund 
der Elastizität der umgebenden Hirnsubstanz die Heilung und Vernarbung nur 
äußerst langsam vor sich gehe. 

Die Resorptions- und Reparationsvorgänge sind durch mehrere sehr gute 
Bilder erläutert. L. Simon (Mannheim). 


27) Atlee and Mills. Brain tumor with Jacksonian spasm and uni- 
lateral paralysis of the vocal cord, and late hemiparesis and astereo- 
gnosis. 

(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 26.) 

Arzt von 43 Jahren mit Lähmung des linken Stimmbandes, spastischen 
Krämpfen im linken Bein, €pileptischen Anfällen, alles innerhalb 1!/, Jahren ent- 
standen; zuletzt Lähmung bzw. hochgradige Schwäche der ganzen linken Körper- 
hälfte und heftige Kopfschmerzen. 

Operation am 12. Februar 1907 durch A. Entfernung einer 71/2:6 cm großen 
ovalen Geschwulst aus der rechten psychomotorischen Region. Knochen dort auf 
4cm verdickt. Heilung mit Verwendung einer Zelluloidplatte zur Deckung des 
Defektes. 

Pathologisch-anatomischer Befund von Spiller: Epitheliale Geschwulst, wahr- 
scheinlich ausgegangen vom Plexus chorioideus. Zwei Mikrophotogramme. 

4 Wochen nach der Operation war das Befinden gut. Nennenswerte Motili- 
tätsstörungen bestanden nicht mehr. W. v. Brunn (Rostock). 


28) Jack. Össiculectomy in chronic middleear suppuration. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 26.) 

Am Massachusetts eye and ear infirmary wurden vom 1. Januar 1903 bis zum 
1. Januar 1907 im ganzen 565 stationäre Kranke wegen chronischer Mittelohr- 
eiterung operiert; z. T. bestand zugleich Mastoiditis, Sinusthrombose, Hirnabszeß 
oder Meningitis. Bei 124 Fällen wurde die Ossiculektomie, bei 90 die Radikal- 
operation ausgeführt. Es starben 24 Operierte, das ist 4,25%, fast stets an Menin- 
gitis oder Hirnabszeß, die bereits zur Zeit der Operation bestanden. In dem 
gleichen Zeitraume wurden 5895 Pat. ambulant an chronischer Mittelohreiterung 
behandelt; 9,5% von ihnen wurden operiert. 

Verf. hat bei 190 Pat. die Gehörknöchelchen entfernt. 51 wurden ganz, 62 
fast ganz geheilt, 40 gebessert, 19 blieben ungeheilt, von 19 ist der Erfolg unbe- 
kannt. Einmal nur trat der Tod ein. 

Das Resultat hat ihn sehr befriedigt. Die zugleich ausgeführte Exkochleation 
der Tuba Eustachii ist nach Ansicht des Verf.s von besonderem Wert zur Ver- 
hinderung einer neuerlichen Infektion des Mittelohres. 

'W. v. Brunn (Rostock). 


29; Gayet. Note sur une tumeur mixte de la joue, contribution à 
l’etude des anomalies fissuraires de la fente fronto-maxillaire. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 8.) , 

Verf. entfernte einem 27jährigen Maler eine taubeneigroße Geschwulst der 
Haut in der Gegend des unteren äußeren Winkels des linken Nasenbeines, die, 
vor 3 Jahren bemerkt, allmählich gewachsen war. Mikroskopisch erwies sie sich 
als ein Adenofibrochondrom und bot ganz das Bild der so häufigen gemischten 
Geschwulst der Speicheldrüsen. G. erklärt die Entstehung der Geschwulst aus 
Keimen, die bei der Bildung und dem Verschluß der Stirn-Oberkieferspalte ab- 
gesprengt wurden und verwahrt sich dagegen, daß derartige gemischte Neubil- 
dungen im Gesicht und am Halse und besonders in den Speicheldrüsen besonders 
von französischen Autoren noch immer auf die Speicheldrüsen selbst oder aberrierte 
Anlagen derselben zurückgeführt werden, was übrigens von deutschen Forschern, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 481 


wie Oohnheim, Wilms, Hinsberg u.a., schon längst bestritten wird. Ebenso 
wie die angeborenen Spalten, Fisteln und Cysten dieser Gegenden verdanken auch 
solche gemischtgewebige Geschwülste ihre Entstehung den embryonalen Gesichts- 
bzw. Kiemenspalten. Damit erledigt sich auch die viel umstrittene Frage, ob diese 
Geschwülste bindegewebiger oder epithelialer Abkunft seien. Alle Gewebe jener 
embryonalen Fortsätze und Bögen beteiligen sich naturgemäß auch an dem Aufbau 
der aus ihnen hervorgegangenen Geschwulstkeime. Gutzeit (Neidenburg). 


30) Gaudier. Actinomycose du maxillaire supérieur droit chez un 
enfant, simulant un ostéo-sarcome. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXII. p. 125.) 

Im Verlaufe von 6 Monaten hatte sich eine Geschwulst des Oberkiefers ge- 
bildet, die, die Fossa canina ausfüllend, innen den harten Gaumen in großer Aus- 
dehnung zerstörte. Bei der Operation tauchte der Verdacht auf Aktinomykose auf, 
den das Mikroskop bestätigte. Die daraufhin eingeleitete Jodtherapie brachte Hei- 
lung. G. lenkt im Anschluß daran die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen 
Formen der an dieser Stelle auftretenden Aktinomykosen und betont, daß die »zen- 
tralene Formen Schwierigkeiten in der Differentialdiagnose gegen Osteosarkome 
bieten können. Kaehler (Duisburg-M.). 


3l) Kühner. Über die Epulis und die Resultate ihrer Behandlung. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 619.) 

Für die schlechthin als bekannt geltende Tatsache, daß Epuliden bei radikaler 
operativer Behandlung eine gute Prognose geben, bei ungenügender Entfernung 
aber leicht rezidivieren und, sich selbst überlassen, in der Regel zum Tode führen, 
erbringt Verf. den bisher ausstehenden klinischen Beweis an einem Material von 
% Fällen aus der v. Bruns’schen Klinik. 

In 2%/; aller Fälle handelte es sich um Riesenzellsarkome. Das Vorkommen 
der Epulis verteilt sich auf das männliche und weibliche Geschlecht in einem Ver- 
hältnis von 1:2. Von 4 nicht operierten Pat. erlagen 3 ihrem Leiden, bei 1 kam 
es zu spontaner Heilung. Von 86 operierten Pat. liegen über 76 Nachrichten vor, 
wonach 91,12% dauernd geheilt blieben, bei 8,86% Rezidive auftraten; von letz- 
teren 7 wurden noch 5 durch eine Rezidivoperation dauernd geheilt. Die Opera- 
tien soll daher stets eine radikale sein und in Entfernung der Geschwulst mit- 
samt der betreffenden Partie des Alveolarfortsatzes bestehen. 

Beich (Tübingen). 
32) Riggs. Cheiloplasty for ectropion of the lower lip. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) 

Nach einer kurzen einleitenden Übersicht über die verschiedenen Methoden 
der Lippenplastik schildert Verf. ausführlich einen Fall, bei dem es bei einem 
4i1/sjährigen Knaben nach einer ausgedehnten Verbrennung des Gesichts und der 
Brust durch Narbenzug zu einem hochgradigen Ektropium der Unterlippe ge- 
kommen war. Der Mund konnte nicht geschlossen werden, Sprechen war un- 
möglich. Es wurde nun zunächst der Lippensaum mobilisiert und ein Teil der 
Narbe exzidiert. Durch einen Querschnitt in der Höhe des Schildknorpels (Selbst- 
mörderschnitt) wurde eine ausgedehnte, gut bewegliche Hautbrücke geschaffen, die 
nun über den Kinnrand geschoben wurde, so daß ihr oberer Rand mit dem 
Lippenrot vereinigt werden konnte. Tiefliegende Catgutnähte verhinderten die 
Betraktion des neugebildeten Lappens. Der am Hals entstandene Defekt wurde 
durch Thiersch’sche Hautlappen vom Oberschenkel gedeckt. Es erfolgte un- 
gestörte Heilung, die durch frühzeitige Massage ein recht gutes kosmetisches 
Resultat ergab. Strauss (Nürnberg). 


33) Burk. Über eine seltene Fraktur an der Wirbelsäule. 
(Med. Korrespondenzblatt d. württemberg. ärztl. Landesvereins 1908. Febr. 29.) 


Bei der 31jährigen Pat. trat bei einer forcierten Rumpfbeugung nach vorn 
und rechts seitwärts ein heftiger Stich im Kreuz auf; sie litt dann 1!/, Jahre lang 


482 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


an Schmerzen wechselnder Stärke. Zurzeit mangelhafte und schmerzhafte Beweg- 
lichkeit der Lendenwirbelsäule, rechterseits Kontraktur der langen Rückenstrecker, 
Druckempfindlichkeit des 3. Lendenwirbels. Erst das Röntgenbild ließ einen iso- 
lierten Bruch des rechten Gelenkfortsatzes des 5. Lendenwirbels erkennen. Nach 
Entfernung des abgesprengten Knochenstückes und des rechten Gelenkfortsatzes 
des obersten Kreuzbeinwirbels glatte Heilung mit Verschwinden der Beschwer- 
den; die Beweglichkeit der Wirbelsäule wurde wieder fast völlig frei. Es handelte 
sich wohl um eine Abrißfraktur infolge Distorsion des Kreuzbeinlendenwirbel- 
gelenkes. Mohr (Bielefeld). 


34) Dieulafd. Nephroptose et scoliose réflexe. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 290.) 


Schon ungefähr 20 Tage nach der vorgenommenen Nephropexie war die 
reflektorische Skoliose verschwunden, die vorher so stark gewesen war, daß zwi- 
schen 12. Rippe und Crista ilei links nur ein schmaler Spalt geblieben war. Links 
neben der Mittellinie waren vorher die Körper der Lendenwirbelsäule ebenfalls 
deutlich zu fühlen gewesen. Anknüpfend daran Bemerkungen über gleichseitige 
und gekreuzte Reflexskoliose. Kaehler (Duisburg-M.). 


35) Oppenheim und Borchardt. Über einen weiteren differential- 
diagnostisch schwierigen Fall von Rückenmarkshautgeschwulst mit 
erfolgreicher Behandlung. 

(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 36.) 


Der mitgeteilte Fall ist der vierte von B. operierte und geheilte, gleich inter- 
essant für den Nervenarzt wie für den Chirurgen. 

Der von O. erhobene Befund lautete: Bei dem 23jährigen Schneider M. finden 
sich folgende Erscheinungen: Spastische Parese des linken Beines. Im rechten 
sind nur die spastischen Phänomene und in geringerer Ausdehnung vorhanden, 
während die Parese hier angedeutet ist. Im linken Beine noch eine spezielle 
Parese des Quadriceps von nukleärem oder radikulärem Charakter, d. h. der Muskel 
ist abgemagert mit herabgesetzter elektrischer Erregbarkeit, Kniephänomen abge- 
schwächt. Erhebliche Sensibilitätsstörungen, leichte taktile im Gebiete des linken 
Saphenus major, schwere doppelseitige Analgesie und Thermanästhesie an den 
Füßen und Unterschenkeln. Leichte Störungen der Blasen-Mastdarmfunktion. An 
der Wirbelsäule nichts Pathologisches. 

Trotz wiederholter Untersuchungen konnte nicht mit Sicherheit festgestellt 
werden, ob die angenommene Geschwulst einen intra- oder extramedullären Sitz 
habe, es wurde aber als Sitz die Höhe des 12. Brustwirbels, also das Ursprungs- 
gebiet der 3. und 4. Lendenwurzel angenommen. 

Operation: 25 cm langer Schnitt in der Mittellinie. Entfernung des 12. und 
11. Brustwirbelbogens, später des 1. und 2. Lendenwirbelbogens, um an die an der 
Vorderseite des Markes links im Subarachnoidealraum steckende blaurote Geschwulst 
gelangen zu können. Stumpfe Auslösung. Histologischer Befund: Fibrom. Wer- 
lauf kompliziert durch hämorrhagische Cystitis, Harnverhaltung, Temperaturanstieg, 
Abszeßbildung an beiden Oberschenkeln (Kochsalzinfusionen), Epididymitis puru- 
lenta, dann aber schnelle Rekonvaleszenz. 

Im August 1907 konnte Pat. an zwei Stöcken schon zwei Treppen hoch steigen 
und ziemliche Strecken allein gehen. Gang noch deutlich spastisch-paretisch, Be- 
wegungen in Hüft-, Knie- und Fußgelenk aktiv in normalen Grenzen. Links noch 
Atrophie des Quadriceps und Fehlen des Kniephänomens, rechts deutlicher Patellar- 
klonus. Fußzittern weder rechts noch links. Sensibilität rechts kaum gestört. 

Stuhl- und Urinentleerung spontan ohne Beschwerden. 

Der Fall lehrt, daß man auch da, wo Zweifel bezüglich des extra- oder intra- 
medullären Sitzes obwalten, sich unbedingt für die operative Behandlung ent- 
scheiden soll, daß man sich auch am Rückenmark aufs genaueste orientieren muß 
über alle Veränderungen, nicht nur an der Stelle, an der die Erkrankung lokali- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 483 


siert wurde, sondern auch in deren nächster Umgebung. Mit der Wegnahme von 
Wirbelbögen soll man nicht geizen, lieber einen zuviel wegnehmen, als einen zu 
wenig. Langemak (Erfurt). 


36) Blecher. Über Fistula colli mediana und ihre Beziehungen zur 


Schilddrüse. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 587.) 

B. verfügt über drei eigene, mittels Exzision behandelte Fälle von medianer 
Halsfistel, von denen einer dadurch besondere Bedeutung besitzt, daß der Kranke, 
ein bis dahin völlig gesunder 19jähriger Kanonier, im Anschluß an die Operation 
und deren reaktionslose Heilung von einem schweren, äußerst entkräftenden, ruhr- 
artigen Darmleiden befallen wurde und binnen wenig mehr als 3 Monaten an Peri- 
tonitis infolge von Perforation eines seiner Darmgeschwüre zugrunde ging. Irgend- 
eine Infektion als Grund für die Darmerkrankung ist auszuschließen, vielmehr ist 
mit annähernd gewisser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der Krankheitsverlauf 
mit dem Verluste von Schilddrüsengewebe, der durch die Operation bedingt war, 
in ursächlicher Beziehung stand, also ein >thyreoipriver« war. Bei der Operation 
war der Fistelgang von seiner unteren jugularen Mündung an bis zum Zungenbein, 
wo er endigte, exstirpiert, wobei ein dattelgroßes, bindegewebig umscheidetes Ge- 
bilde mitentfernt ist. Am Öperationspräparat waren mehrere Fistelkanäle, teils 
mit Pflaster-, teils mit Flimmerepithel ausgekleidet, mikroskopisch nachweisbar, in 
dem sie umhüllenden Gewebe aber fanden sich thyreoideaartige, teilweise kolloid- 
haltige Drüsenfollikel; ebenso bestand der dattelförmige Körper fast ganz aus 
Schilddrüsengewebe. Nahe Beziehungen von Schilddrüsengewebe zu medianen 
Halsfisteln sind bekannt und typisch, entwicklungsgeschichtlich auch wohlbegründet 
und leicht verständlich, da der Ductus thyreoglossus, dessen Persistenz die Ursache 
der Fistelbildung ist, die Bahn darstellt, welche die mittlere Schilddrüsenanlage 
von der Einstülpung in die vordere Schlundwand bis zur endgültigen Lage zurück- 
gelegt hat. Im Berichtsfalle scheint Pat. nun durch die Operation den größten 
Teil seiner Schilddrüsenanlage verloren zu haben, wodurch seine tödliche Erkran- 
kung vermittelt wurde. Exakt bewiesen ist dies allerdings nicht, da bei der Sek- 
tion auf den Nachweis noch vorhandener Schilddrüsenteile zu achten vergessen 
ist. Daß Tetanie bei der Erkrankung fehlte, spricht nicht gegen die ätiologische 
Erklärung der letzteren; denn nicht der Verlust der Schilddrüse, sondern der der 
»Epithelkörper« führt zur Tetanie. Die Beobachtung gibt einen Hinweis auf die 
gelegentlich mit Exstirpation dieser Halsfisteln verbundenen Gefahren; — in Fällen, 
wo eine Schilddrüse an normaler Stelle nicht nachweisbar ist, soll man von Ex- 
stirpationen absehen. 

Ein zweiter Fall interessiert dadurch, daß eine erste Operation, bei der die 
Fistel zunächst bis an das Zungenbein heran ausgeführt worden, nicht zur Heilung 
genügte. Letztere wurde erst dadurch erzielt, daß man die obere Hälfte des 
Zungenbeinkörpers resezierte und das dahinter gelegene granulierende Gewebe 
exstirpierte. Die Halsfistel durchsetzte hier, wie öfter beobachtet, die Knochen- 
substanz des Zungenbeines, und unter solchen Umständen ist, wie Schlange zu- 
erst hervorhob, die Zungenbeinresektion zur Radikalheilung erforderlich. 

Fall 3 bietet nichts Besonderes. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


37) H. Meerwein. Über intratracheale Strumen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 334.) 

M. vermehrt die spärliche Kasuistik der intratrachealen Kröpfe (bis 1905 
15 Fälle) um eine Beobachtung aus der Baseler Klinik. Die im Alter von 
18 Jahren zugegangene Pat. war bereits vor 9 Jahren tracheotomiert. Da damals 
die Stimmbänder frei waren, unter ihnen aber eine diffuse Schleimhautschwellung 
in der Höhe des Ringknorpels gefunden, auch die rechte Lungenspitze suspekt 
war, war damals Perichondritis diagnostiziert. Pat. trug die Kanüle bis vor 
3 Jahren, befand sich weiterhin gut, bis sie 4 Tage vor ihrer Aufnahme wieder 
Erstickungsanfälle bekam. Die Spiegelung ergab starke Schwellung des linken 


484 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


subglottischen Raumes, die Auskultation abgeschwächtes Atmen der rechten Lungen- 
spitze, so daß wieder ein tuberkulöser Prozeß angenommen wurde. Pat. wurde 
der Laryngotracheotomie unterzogen, wobei man nach Durchtrennung eines breiten 
Schilddrüsenisthmus und Spaltung des Luftrohres an dessen linker Seitenwand im 
Bereich des Ringknorpels, sowie 1. und 2. Trachealringes auf eine haselnußgroße, 
rundliche, breitbasige, von unveränderter Schleimhaut überzogene Geschwulst kam, 
die abgetragen wurde. Naht von Ringknorpel und Luftröhre, Nachbehandlung mit 
Kanüle, die nach 4 Wochen entfernt werden konnte. Indes mußte schon 6 Wochen 
später neuerdings tracheotomiert und eine Kanüle wieder eingesetzt werden, auch 
fand sich wieder links subglottische Anschwellung, gegen welche die versuchsweise 
gebrauchten Thyreoidintabletten erfolglos blieben. 

Das größte Stück des bei der ersten Operation gewonnenen Präparates besteht 
aus Schilddrüsengewebe, dessen Alveolen zum Teil kolloiden Inhalt haben. Zwi- 
schen den Schilddrüsenelementen liegen aber — und das ist wichtig — Inselchen 
von deutliehen Schleimdrüsen (vgl. zwei histologische Abbildungen). Kleinere bei 
dieser Operation ausgeschabte Stückchen bestehen aus tuberkulösem Granulations- 
gewebe. Solches wurde auch bei der zweiten Operation zutage gefördert. 

M. bespricht, die Literatur hberanziehend, die klinischen Verhältnisse des Intra- 
trachealkropfes kurz im allgemeinen. Im eigenen Falle spricht die Gegenwart des 
Schleimdrüsengewebes zwischen dem Kropfgewebe dafür, daß während des em- 
bryonalen Lebens die Schilddrüse durch die Luftröhre gewachsen ist und so 
tracheale Schleimdrüsen umschloß, oder daß es sich um eine versprengte Schild- 
drüsenanlage handelte, die im Embryonelstadium die Drüsen einschloß. — Überdies 
interessiert der Fall auch durch die Entwicklung von Kehlkopftuberkulose im 
Kindesalter. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


38) G. Hotz. Die Ursachen des Thymustodes. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 509.) 
Verf. teilt folgenden Fall aus der Baseler Klinik mit: 


Ein 3jähriger Junge litt seit 1/ Jahr an Tracheostenose mit Erstickungs- 
anfällen von zunehmender Intensität und Häufigkeit. Abgesehen von einer mäßigen 
Bronchitis ergab weder die Laryngo- noch Tracheoskopie, noch die Röntgendurch- 
leuchtung, noch die übrige Untersuchung einen Aufschluß über die Natur der 
Stenose. Insbesondere ließ sich auch keine Vergrößerung der Thymus oder Schild- 
drüse und keine Erkrankung der Wirbelsäule nachweisen. Als auch nach der 
Tracheotomie die Stenose fortbestand, wurde die Thymus exstirpiert in der Über- 
legung, daß durch Beseitigung dieses Organs auf jeden Fall eine Raumerweiterung 
in der oberen Thoraxapertur geschaffen werde. Die exstirpierte Thymus war 
7 resp. 9cm lang, 5cm breit, 5—8 mm dick, wog 6 g, war also eher zu klein als 
zu groß für das Alter. Nach vorübergehender Besserung der Atmung starb das 
Kind am gleichen Abend in einem asphyktischen Anfalle. 

Die Sektion deckte als Ursache der Trachealkompression eine Spondylitis des 
4. Brustwirbels mit einem hühnereigroßen prävertebralen Abszeß auf. Die Luft- 
röhre war an der Bifurkationsstelle etwas abgeplattet. 


Eine Übersicht über die anatomischen und topographischen Verhältnisse ergibt 
u. a., daB die Größe und das Gewicht der normalen Thymus großen Schwankungen 
unterliegt, die Grenze nach dem Pathologischen erst recht schwankend ist, und 
diese Momente für sich überhaupt noch nicht die Frage entscheiden, ob eine Thy- 
mus eine mechanische Kompression macht oder nicht, vielmehr Volumsverände- 
rungen des Organs und die Größe der Thoraxapertur mitbestimmende Fak- 
toren sind. 

Der Thymusdruck wirkt in erster Linie auf Luftröhre und Bronchen, wo er 
dauernde und autoptisch nachweisbare Spuren hinterläßt, zweifellos in manchen 
Fällen aber auch auf das Herz und die großen venösen und arteriellen Gefäß- 
stämme, während der Nervenkompression (Vagus, Recurrens, Phrenicus) vorerst 
nur eine hypothetische Bedeutung zukommt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 485 


Begünstigt wird das Zustandekommen der Thymusstenose natürlich durch kom- 
plizierende Bronchitis, Bronchialdrüsenschwellung, adenoide Vegetationen usw. 

Die operative Therapie, Resektion und Ektopexie oder Totalexstirpation, ver- 
mochte bisher in jedem Falle durch Raumgewinnung die drohende Asphyxie ab- 
zuwenden und die normale Atmung dauernd wieder herzustellen. 

Verf. neigt der Ansicht Friedjung’s zu, wonach Paltauf’s absolute Nega- 
tion einer mechanischen Bedeutung der hyperplastischen Thymus durch die neuen 
Befunde und besonders die Erfolge der Operation widerlegt wird und empfiehlt 
die Thymektomie auch für Fälle, in denen eine Hyperplasie nicht nachweisbar 
oder überhaupt nicht vorhanden ist. Reich (Tübingen). 


39) Jalaguier. Oesophagotomie externe pour extraction d'un sou 
ayant séjourné deux ans et demi dans l’oesophage d’un enfant de 
quatre ans. 

(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 63.) 


Erst kurz vor der mit gutem Erfolge vorgenommenen Operation setzten wesent- 
liche Störungen ein, bestehend in dyspeptischen Beschwerden und anfallsweiser 
Dyspnoe. Der Fremdkörper saß in einer von Narbengewebe umgebenen Aus- 
buchtung der Speiseröhre. Kaehler (Duisburg-M.). 


40) H. Gehle (Bremen). Zur Radikaloperation des Ösophagusdivertikels. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 


Bei dem 69jährigen Pat., der alle Speisen und Getränke sofort wieder erbrach, 
saß das Divertikel in Höhe der Cartilago cricoidea und ließ sich bei der Operation 
leicht bis an die Hautwunde vorziehen. G. eröffnete es an der Kuppe, entfernte 
mit dem scharfen Löffel die Schleimhaut, führte durch die Offnung eine Schlund- 
sonde in den Magen, drehte den Sack um 180° um seine Längsachse und zog ihn 
mit einer Tabaksbeutelnaht fest um die Sonde zusammen. Die angefrischte Sack- 
öffnung wurde sodann mit der oberflächlichen Halsfascie vernäht. Am 6. Tage 
ließ sich die Schlundsonde entfernen, und Pat. wurde nunmehr durch das vom 
Mund aus eingeführte Instrument ernährt. 14 Tage nach der Operation konnte 
er weiche, feste Nahrung schlucken, nach 4—6 Wochen war er ohne Fistel geheilt. 
Er befindet sich noch jetzt, nach 2 Jahren, wohlauf. Kramer (Glogau). 


41) Friedberg. Foreign body in larynx for two and one-half years. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 1.) 


Bei einem 12jährigen Mädchen war vor 21/ə Jahren ohne bekannte Ursache 
eine allmählich zunehmende Heiserkeit aufgetreten. 

Die Untersuchung ergab in der Gegend des linken Stimmbandes eine große 
geschwulstartige Masse, in der die Spitze eines kleinen Drahtstückes sichtbar war. 
Nach verschiedenen ergebnislosen Extraktionsversuchen wurde der Fremdkörper 
samt einem Teile der Granulationsmasse entfernt und Pat. geheilt. 

W. v. Brunn (Rostock). 


42) H. v. Schrötter. Fremdkörper, 2 Jahre im linken Bronchus, 
| Extraktion auf direktem Wege; Heilung. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 51.\ 


Der Überschrift ist hinzuzufügen, daß der Fremdkörper, ein Schweinsknochen, 
34 cm von der Zahnreihe entfernt saß, durch reichliche Granulationsbildung und 
starke eitrige Sekretion die Entfernung erschwert war, aber bei dem sitzenden 
ö2jährigen Kranken gelang. Der Fremdkörper war seiner Länge nach in den 
zweiten, vom Hauptstamm abzweigenden Ventralbronchus aspiriert worden. Die 
Symptome der Bronchiektasie gingen zurück, so daß in diesem Fall offenbar trotz 
des langen Verweilens des Knochenstückes keine irreparablen Veränderungen ge- 
setzt waren. Langemak (Erfurt). 


486 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


43) W. M. Müntz. Entfernung eines Fremdkörpers aus einem Bron- 
chus zweiter Ordnung mittels Bronchoskops. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.]) 

Vor ca. 1 Monat aspirierte die 39jährige Pat. ein Knopf (9 mm Durchmesser 
und in der Mitte etwa 2 mm Dicke). Beständiger Husten, Atemnot und Druck 
rechts vom Brustbein quälten die Kranke. Auf dem Röntgenschirm war der Knopf 
rechts erkennbar, nicht aber auf der Platte. 

Der sitzenden kokainisierten Pat. wurde ein Bronchoskop (7 mm Lichtung) 
leicht in den rechten Hauptbronchus eingeführt. Es gelang nicht das massenhafte 
Sekret wegzutupfen, Pat. begann heftiger zu husten, so daß der Versuch aufgegeben 
wurde. Die übrigens sehr geduldige Pat. erklärte sich zu einer Operation bereit, 
eine Wiederholung der ersten Prozedur lehnte sie ab. 

3 Tage später machte M. daher eine tiefe Tracheotomie. Vor Eröffnung der 
Luftröhre spritzte er durch die Wand 1 ccm 5&iges Kokain mit Suprarenin, nach 
Eröffnung noch 3 ccm. Dann wurde Pat. auf die rechte Seite gelegt und das 
Bronchoskop (Lichtung 10 mm, Länge 20 cm) eingeführt. Am Eingang in einen 
Bronchus zweiter Ordnung lag der Knopf und wurde nach einigen Fehlgriffen 
extrahiert. Unter reichlicher Kokainisierung (5%ig, mit Suprarenin) gelang es ohne 
Schmerzen und ohne Husten zu arbeiten. Sekret wurde diesmal nur wenig ange- 
troffen. V. E. Mertens (Kiel). 


44) W. M. Münts. Uber Spätasphyxien nach Larynxexstirpation. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.)) 

Seit 11/s Jahren klagte die jetzt 50jährige Pat., der M. vor 5 Jahren den 
karzinomatösen Kehlkopf entfernt hatte, über dumpfe Schmerzen in der linken 
Brusthälfte. Zeitweilig hustete sie bräunliche Gerinnsel aus und klagte beständig, 
daß die Tracheotomiekanüle zu eng sei. Eines Tages kam sie asphyktisch ins 
Hospital. Das Atemgeräusch war über der linken Lunge abgeschwächt. Ein 
1 cm (!) starker Gummischlauch glitt 10 cm unterhalb der Fossa jugularis an einem 
Hindernis vorbei in den rechten Bronchus, worauf die Atmung frei wurde. Mit 
dem Bronchoskop war nicht viel zu erkennen. Durch die Manipulationen wurde 
jedoch ein Hustenstoß ausgelöst, der einen 5 cm langen, 11/+—2 cm dicken, bräun- 
lichen Körper von gummiähnlicher Elastizität zutage förderte. 

Am nächsten Morgen neue Asphyxie. Durch provozierte Hustenstöße wurden 
noch vier ähnliche Stücke ausgeworfen, worauf die Atmung definitiv gut blieb. 

Die Stücke erschienen als Ausgüsse der Bronchen. Sie bestanden aus Fibrin, 
etwas Schleim, Eiterkörpern, Erythrocyten, Kolonien von Staphylokokken und 
Fraenkel’schen Diplokokken und Hämosiderin. 

M. nimmt an, daß die Stücke allmählich aus Blut (kleine Verletzungen durch 
die Kanüle) und Schleim sich gebildet haben. Pat. hatte sich an das Atmen mit 
einem Teile der linken Lunge gewöhnt, erst in dem Augenblick, wo ein Stück an 
die Bifurkation kam und beide Bronchen verdeckte, kam es zu ernsten Erschei- 
nungen. V. E. Mortens (Kiel). 


45) L. Fiedler. Beitrag zur primären akuten Osteomyelitis der Rippen. 
(Aus dem Landkrankenhause in Fulda. Dr. Gunkel). 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 5.) 

“ Der mitgeteilte Fall ist dadurch bemerkenswert, daß die nach einem Trauma 
aufgetretene primäre akute Osteomyelitis der 7. Rippe mit schwersten Allgemein- 
erscheinungen verlief und in 14 Tagen zum Tode der 8jährigen Pat. führte. Bak- 
teriologisch war der Staphylokokkus pyogenes aureus als Krankheitserreger nach- 
gewiesen worden. Auffallend war die starke Respirationsfrequenz — über 70 — 
und die Klage über anhaltende Leibschmerzen, die von F. als irradiierende Inter- 

kostalnervenschmerzen aufgefaßt werden. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 487 


46) M’Kendrick. Mediastinal cancer, occuring ten years after removal 
of the breast, with secondary nodulation well distributed over the head 


and trunk. 
(Glasgow med. journ. 1908. Februar.) 

Bei einer Frau in den 50er Jahren war die Amputatio mammae wegen Kar- 
zinom ausgeführt worden. Sie blieb 10 Jahre lang völlig gesund. Dann erkrankte 
sie mit pleuritischen Beschwerden, und zahlreiche Knoten erschienen am Kopf und 
Rumpf; sie wurden durch Behandlung mit Röntgenstrahlen zwar allmählich zum 
Schwinden gebracht, auch besserte sich danach das Allgemeinbefinden, doch konnte 
der Tod nicht verhindert worden. W. v. Brunn (Rostock). 


47) Quénu. Plaie pénétrante du ventricule droit, traitée par la su- 


ture; plaie du ventricule gauche. 
(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 10.) 

Zwei Fälle von Herzstichverletzung, operiert durch Baudet bzw. Duval. 
Der erste Fall zeichnet sich dadurch aus, daß die Herzverletzung eine minimale 
war, der Blutverlust nur in wenigen Tropfen bestand. Trotzdem nur ganz geringe 
wellenförmige Bewegungen des Herzens. Im Augenblicke, wo das Herz mit der 
Hand gefaßt wurde, um eine Naht durch die Wunde zu legen, beginnt es wieder 
zu schlagen. Q. schließt daraus, daß nicht die Blutung ins Perikard bzw. Pleura, 
nicht ein größerer Blutverlust das schädigende Moment zu sein braucht, sondern 
die durch den Stich gesetzte Schädigung der inneren Herzinnervation (un trouble 
apporté à l’innervation du coeur). Im zweiten Falle brachte Injektion von physio- 
logischer Kochsalzlösung das Herz nach gewaltigem Blutverluste wieder zum 
Schlagen, nachdem Massage mit der Hand erfolglos geblieben war. Dann doch 
noch Stillstand, vielleicht (?) verursacht durch eine zu kalte, zweite ‚Injektion. 

In der Diskussion (p. 116) berichtet Mauclaire über einen Fall von Schuß- 
verletzung, die nur eine »tangentiale«e Wunde des Perikards veranlaßt hatte. Im 
Perikard selbst fanden sich nur wenige Tropfen Blut. Trotzdem bestanden schwere 
Herzsymptome: Arhythmie, Unzählbarkeit der Schläge, unerträgliche » Präkordial«- 
Schmerzen. Nach 48 Stunden Tod, ohne daß die Autopsie außer einer Lungen- 
verletzung Aufklärung brachte. M. weist auf den großen Reichtum des Perikards 
an Nerven hin. Kaehler (Duisburg-M.). 


48) O. Fittig. Ein Fall von penetrierender Schußverletzung der Herz- 
wand mit tangentialer Eröffnung des Ventrikellumens. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 567.) 

Ein 29jähriger Mann wurde ca. 2 Stunden nach einem Selbstmordversuch 
durch Revolverschuß in der Herzgegend eingeliefert. Es bestand hochgradige 
Anämie bei noch kräftigem Radialpuls (130 pro Minute) und mäßiger Beschleuni- 
gung der Atmung. Aus dem Einschuß, der, innerhalb der Mammillarlinie, über 
der IV. Rippe saß, sickerte dauernd Blut. Uber dem Herzen fand sich tympani- 
tischer Schall, über der Lunge hinten Dämpfung ohne Tympanie. 

Ein Ausschuß fehlte. Das Herz wurde sofort durch einen Interkostalschnitt 
freigelegt, doch mußte zwecks besseren Zugangs die IV. und V. Rippe noch rese- 
ziert werden. Nach Eröffnung des Herzbeutels und Vorziehung des Herzens fand 
sich an der Kante des linken Ventrikels, etwas unterhalb ihrer Mitte, ein 3 cm 
langer Einschuß, aus dem ein bleistiftdicker Blutstrahl sich ergoß. Verschluß mit 
sechs tiefgreifenden Catgutnähten. 

Nachdem man das Brustbein durchmeißelt und aufgeklappt hatte, konnte man 
eine kaum blutende, nur bohnengroße Ausschußöffnung der Ventrikelhinterwand, 
nahe an der Atrioventrikulargrenze, ebenfalls versorgen. Naht des Herzbeutels und 
eines Einschusses im Unterlappen der Lunge. Ventildrainage der Pleurahöhle. 
Gazedocht auf die Perikardialnaht. Schluß der Wunde durch Naht. Die Opera- 
tion dauerte ca. 1 Stunde. Der Blutverlust war beträchtlich, der Puls am Ende 
der Operation wie vor derselben. Intravenöse Kochsalzinfusion. 


488 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 15. 


Nach anfänglich recht ordentlichem Befinden starb Pat. nach 24 Stunden, ohne 
daß die Anämie zugenommen hatte. 

Die Sektion ergab keinen näheren Aufschluß über die Todesursache. Der 
Einschuß saß 4 cm oberhalb der Herzspitze an der linken Ventrikelkante und war 
3 cm lang, 11⁄2 cm breit. Der Ausschuß, 1 cm lang, !/s cm breit, fand sich an der 
Hinterwand des Ventrikels, 2 cm unterhalb der Atrioventrikularklappe. Der 
Schußkanal verlief bogenförmig im Herzmuskel und eröffnete die Ventrikellichtung 
zwischen den Wurzeln des seitlichen Papillarmuskels in Form eines bleistiftdicken 
Loches. Der Schuß hatte also die Ventrikellichtung nur tangential gestreift und 
mußte das Herz im Moment der Systole getroffen und seine Wand im Zustande 
der Kontraktion durchdrungen haben. Im Unterlappen der linken Lunge fand sich 
ein Ein- und Ausschuß, während das Geschoß von der hinteren Brustwand abge- 
prallt war und in einem trichterförmigen Loch an der Hinterseite des Unterlappens 
lag. Eine Nachblutung hatte nicht stattgefunden, und die linke Lunge war nur 
mäßig kollabiert. Reich (Tübingen). 


49) Speese. Chronic cystic mastitis. 
(University of Pennsylvania med. bull. 1908. Januar.) 

S. teilt zwölf Fälle von chronischer cystischer Mastitis mit, welche sämtlich 
operiert wurden. Die die Cysten umgebenden bindegewebigen Massen ließen in 
einem Falle makroskopisch auf dem Durchschnitt ein Karzinom annehmen. Eine 
der Pat. war erst 20 Jahre alt. Eine Verwachsung und Einziehung, die Warren 
in solchen Fällen sah, wurde niemals beobachtet. Die Operation bestand meist in 
einer plastischen Resektion der indurierten Teile (nach Warren) nach Aufklappen 
der Brust nach oben; nach Exzision der Cysten oder Verhärtungen wurden die 
Defekte vernäht und die Brust wieder heruntergeklappt. Die Cysten rezidivierten 
nur selten, der kosmetische Erfolg war sehr befriedigend. Um die Frühstadien 
einer sekundären karzinomatösen Entartung nicht zu übersehen, wurde in jedem 
Falle während der Operation mikroskopisch untersucht und beim geringsten Ver- 
dacht anf Karzinom die Amputatio mammae angeschlossen. 

Mohr (Bielefeld). 


50) Sehrt. Beiträge zur Pathologie der Milchdrüse. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 574.) 

Die vorliegende Arbeit, die hauptsächlich pathologisches Interesse beansprucht, 
beschreibt zwei beim Menschen äußerst seltene Affektionen der Brustdrüse: 

1) Ein Osteochondrosarkom bei einer 44 Jahre alten Frau, die 11mal geboren 
hatte. Die Geschwulst war faustgroß, verschieblich, glatt und wurde mitsamt den 
axillaren Lymphdrüsen entfernt. Beigefügt ist die Beschreibung von sechs ana- 
logen Fällen aus der Literatur. 

2) Primäre Aktinomykose der Mamma. Nach Mitteilung von vier fremden 
Beobachtungen beschreibt Verf. einen Fall aus der Freiburger Klinik. Es handelte 
sich um eine 34 Jahre alte Frau, die vor 9 Jahren imal geboren und 9 Monate 
ohne Erkrankung der Mamma gestillt hatte. Der Beginn der Erkrankung lag 
1 Jahr zurück. In der lateralen Hälfte der Brustdrüse fühlte man eine geschwulst- 
artige, derbe, unregelmäßige Infiltration, die gegen die Haut und den Pectoralis 
gut verschieblich war. Von der eingezogenen Warze, aus der sich Eiter entleerte 
zogen Stränge nach dem Infiltrat. Amputation der Brust. Glatte Heilung. In 
den Fistelgängen und den Erweichungsherden des Infiltrates fanden sich zahlreiche 
Aktinomycesdrüsen. Der Infektionsmodus blieb unbekannt. 

Reich (Tübingen). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 








in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 16. Sonnabend, den 18. April 1908. 
Inhalt. 


B. Przewalski, Zur Symptomatologie des Magenkrebses. (Originalmitteilung.) 

1) Gerson, Alkoholseifen. — 2) Madlener, Ramizwirn. — 3) Folia urologica. — 4) Stoeckel, 
5) Kneise, Cystoskopieatlanten. — 6) Petrow und Pereschiwkin, Indigkarminprobe. — 7) Asch, 
Harnröhrenstrikturen. — 8) Goldberg, Prostatahypertrophie. — 9) Albarran, 10) Cathelin, Nieren- 
tuberkulose. — 11) Fedorow, Wanderniere. — 12) Lutaud, Ureterocystoneostomie. — 18) Bland- 
Sutton, Nephrektomie. — 14) Bittorf, Pathologie der Nebennieren und der Morbus Addisonii. — 
15) Amann, Operation des Gebärmutterkrebses. — 16) Bland-Sutton, Eierstockskrebs. 

I. H. Liebold, Plastische Deckung eines Choledochusdefektes durch die Gallenblase. — II. K. 
v. Schiller, Wegen Sehnenscheidentuberkulose ausgeführte Muskelsehnenresektion; Tendomusculo- 
anastomosis. Heilung mit vollkommener Funktion. (Originalmitteilungen.) 

17) Cranwell, Klinische Vorlesungen. — 18) Senger, Benzin als Reinigungsmittel. — 19) Lister, 
'Catgut. — 20) Hock, 21) Eiscat, Angeborene Mißbildungen der Harnröhre. — 22) Soubeyran, 
Hypospadie. — 28) Castafo, Harnröhrenstein. — 24) v. Hippel, Fremdkörper in der Harnröhre. — 
25) Chworostanski, Blasensteine. — 26) Rudneff, Blasennaht. — 27) Burdenko, Blasenriß. — 
28) Calabrese, Blasentuberkulose. — 29) Popescu, Zur Heilung von Harninkontinenz. — 80) von 
Khautz jun., Anurie bei Douglasabszeß. — 381) Desnos, Ureterocystoneostomie. — 32) Mohr, 
Harnleiterverengerung nach Beckenbruch. — 33) Rouffart, Einnähung der Harnleiter in den Dick- 
darm. — 84) Bolognesi, Das Nahtmaterial bei Nierennähten. — 85) Hoffmann, Nephritis durch 


Anwendung von Perubalsam. — 36) Schmidt, Einseitiger Nierenmangel. — 37) Rossi, Traumen 
der Niere. — 38) Bircher, Nierentuberkulose. — 39) Fischer, Zur Nierenchirurgie. — 40) Tedenat, 
Hypernephrom. — 41) Lejars, Pararenale Geschwulst und Cystenniere. — 42) Hanasiewiez, 


Hodenhautgangrän durch Jodtinktur. — 43) Delbet, Thiosinamin gegen Epididymitis. — 44) Fox, 
Hodennekrose nach Typhus. — 45) Nicholson, 46) Le Conte und Crispin, Hodengeschwülste. — 
47) Edgar, Kraurosis vulvae. — 48) Hicks, Blasenmole. — 49) Barker, Lumbalanästhesie.. — 
50) Bestelmeyer, Schußverletzungen. 

Tagesordnung zum 37. Chirurgenkongreß. 

Berichtigung. 





Zur Symptomatologie des Magenkrebses. 
Von 


Dr. med. B. Przewalski in Charkow. 


Ne der allgemeinen Meinung praktischer Arzte vermögen chirur- 
gische Eingriffe eine sichere Heilung des Magenkrebses nur im 
frühesten Stadium der Krankheit herbeizuführen. Dieser Zeitraum 
dauert, wie bekannt, nicht länger als 1—2—3 Monate, und das Lei- 
den gibt keine pathognomonischen Anzeichen. Die Möglichkeit einer 
Diagnose gewährt nur die sorgfältigste methodische (klinische, chemische, 
mikroskopische und röntgenologische) Untersuchung aller Erscheinun- 
gen von seiten der Peristaltik und Sekretion, was manchmal 2 bis 
3 Wochen fordert. Bei solcher Mangelhaftigkeit der Symptomatologie 
der Initialsymptome des Magenkrebses ist jedes, auch das geringste 
physikalische Kennzeichen im frühen Stadium unentbehrlich. 


16 


490 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Deshalb entschließe ich mich, die Aufmerksamkeit auf Eigentüm- 
lichkeiten der Interkostalräume bei Kranken mit Magenkrebs zu len- 
ken. In den späten vernachlässigten Fällen des Carcinoma ventriculi 
sind alle Interkostalräume beiderseits verengt, im frühesten Stadium 
dagegen beobachtete ich eine Verengung der mittleren Inter- 
kostalräume allein an der rechten Seite des Thorax. Diese 
Erscheinung kann man als eine Reflexkontraktur vom rechten N. vagus 
aus betrachten, der die am häufigsten von Krebs befallene Magen- 
wand innerviert. Vielleicht haben auch Rami communicantes 4—9 
N. spinalium dextr. ad plexum solarem Teil am Reflex. In Fällen 
von Carcinoma oesophagi habe ich niemals die ausschließlich rechts- 
seitige Kontraktur der Interkostalräume gesehen, sondern entweder 
die linksseitige (im frühen Stadium) oder die beiderseitige (im späten). 
Man untersucht mit den Fingerspitzen zwischen den Achsellinien. 





1) K. Gerson. Alkoholseifen. 
(Med. Klinik 1908. p. 130.) 

G. hat dem »Sapalcol«, einem alkoholhaltigen weichen Seifenbrei 
in Zinntuben, fein gepulverten Sandstaub (10%) zugesetzt. Der 
Alkoholwert dieser Sapalcol-Sandstaubsseife (Fabrik chem. Produkte 
Arthur Wolff jun., Breslau) beträgt etwa 50%. Aus der Tube wird 
ein 6 cm langes Stück ausgedrückt und auf die Hände und Unter- 
arme verrieben; darauf nimmt man nur soviel Wasser hinzu, daß 
ausgiebige Schaumbildung erfolgt. Nach 5 Minuten langer Waschung 
werden die Hände in Sublimat, Sublaminlösung oder Seifenspiritus 
kurz abgespült. Nach der Operation werden Hände mit empfindlicher 
Haut mit Kaloderma eingerieben. Georg Schmidt (Berlin). 





2) M. Madlener (Kempten). Ramiezwirn als chirurgischer 
Faden. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 

Das aus der Bastfaser der in China usw. angebauten Ramie (einer 
unserer gemeinen Brennessel ähnlichen Pflanze) gewonnene Garn 
zeichnet sich durch große Festigkeit (besonders in nassem Zustande), 
Leichtigkeit und Billigkeit aus. Es wird ähnlich wie die Kocher’sche 
Sublimatseide sterilisiert und ist von Stiefenhofer in München (Carls- 
platz 6) in sechs verschiedenen Stärken beziehbar. M. hat es an 
Stelle des Catguts und der Seide zu allen äußeren und versenkten 
Nähten wie Ligaturen verwendet und nur in wenigen Fällen Aus- 
stoBung von Fäden, sonst in den zahlreichen anderen stets reaktions- 
lose Einheilung usw. beobachtet. Für die Ligaturen und versenkten 
Nähte empfiehlt sich die Benutzung der feinen Fadennummern, sowie 
stets die Anfeuchtung des Ramiegarns vor dem Gebrauch, da es dann 
zugfester ist, als das trockene (s. dieses Zentralblatt 1908 Nr. 3. Ref.). 

Kramer (Glogau). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 491 


3) Folia urologica. Internationales Archiv für die Krank- 
heiten der Harnorgane. Herausgegeben von James Israel, 
Kollmann, Kulisch, Wagner (Leipzig). 

Leipzig, Werner Klinkhardt, 1%07. 

Unter dem Namen Folia urologica erscheint seit kurzem eine 
internationale Zeitschrift für das Gebiet der Harnkrankheiten, die sich 
in zwei wichtigen Punkten von anderen Zeitschriften unterscheidet. 

Erstens sind in gleicher Weise die vier hauptsächlichsten Kultur- 
sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch) für die Aufsätze 
zugelassen, und zweitens befindet sich am Ende jeder Arbeit eine 
kurze Übersicht über den Inhalt in der gleichen Sprache. Außerdem 
sind in allen vier Sprachen sogenannte Thesen angefügt, die in noch 
gedrängterer Form allen Lesern von dem Inhalte Kunde geben. 

Bei der übergroßen Fülle medizinischer Literatur, die jeder wissen- 
schaftlich interessierte Arzt heutzutage durcharbeiten muß, ist diese 
Art der Veröffentlichung entschieden als eine große Erleichterung zu 
begrüßen; an der Hand der Thesen wird jeder das für ihn besonders 
Leesenswerte schnell herausfinden können. Auch die Zulassung ver- 
schiedener Sprachen ist entschieden durchaus zu billigen. 

Gerade auf dem Gebiete der Urologie war bisher zwischen ein- 
zelnen Nationen eine Art Scheidewand entstanden, besonders nahmen 
französische Autoren oft überraschend wenig Notiz von deutschen 
Forschungsergebnissen und Fortschritten namentlich auf instrumen- 
tellem Gebiete (Cystoskopie. Ref. hatte bereits früher wiederholt 
Gelegenheit, hier auf diesen Übelstand hinzuweisen; in großen fran- 
zösischen Monographien fanden sich zwei Seiten über Cystoskopie. 

Diesem Zustande nationaler Eigenbrödelei wird durch eine Zeit- 
schrift nach Art der Folia urologica energisch zu Leibe gegangen. 
Wir sehen mit großem Interesse der weiteren Entwicklung des Blattes 
entgegen. Willi Hirt (Breslau). 





4) W. Stoeckel (Marburg). Atlas der gynäkologischen 
Cystoskopie. 
Berlin, August Hirschwald, 1908. 

S. bringt in diesem Atlas einen erwünschten Anhang und die not- 
wendige Ergänzung zu seinem bekannten Buche: »Die Cystoskopie 
des Gynäkologen«. Die Abbildungen sind zum Teil unfarbig, zum 
Teil farbig reproduziert, wodurch es dem Verf. möglich war, einen 
erstaunlich billigen Preis für das wertvolle Werk durchzusetzen. Die 
farbige Reproduktion ist überall da gewählt, wo einfache Wiedergabe 
der Helligkeitsdifferenzen nicht genügt hätte. Ref. möchte betonen, 
daß er die unfarbigen Bilder für ebenso naturgetreu und anschaulich 
hält, als die kolorierten. Die Auswahl der Bilder, der knappe, prä- 
zise Text und die systematische Anordnung des Ganzen ermöglichen 
auch dem Anfänger, sich sofort in die Materie hinein zu finden. Das 
Werk ist somit für das Selbststudium ebenso zu empfehlen, wie es 


16* 


492 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


auch dem Ref. als erfreuliches Hilfsmittel zu dem cystoskopischen 
Unterricht willkommen war. — Die Tafeln I—II erläutern bildlich 
die Verhältnisse der normalen Blase, des Sphincter internus, der Harn- 
leitermündungen und der physiologischen Abarten. Die Bilder der 
Sphinkterzerfaserung und der Cystokele führen dann zwanglos über 
zur Illustration der pathologischen Vorgänge und Zustände, als da 
sind: »Polypen und Pseudopolypen am Sphinkter, Divertikelbildung, 
Altersatrophie, Fistelbildung nach gynäkologischen und geburtshilf- 
lichen Operationen (Pubotomieverletzungen), Einwanderung von Tupfern, 
Seidenligaturen und Fremdkörpern in die Blase, Einbruch von Ge- 
schwülsten bzw. primäre Karzinombildung in der Harnblase«. Die 
farbigen Bilder veranschaulichen das wechselnde Kolorit verschiedener 
Blasengegenden im normalen Zustande sowie bei Cystitis subacuta 
und chronica (Leukoplakie), bei Ulzerationen, bullösem Odem, ferner 
bei puerperaler Quellung und Stauung; endlich bringt der Atlas noch 
vollendete Bilder von Blasensteinen und seltenere Beobachtungen, wie 
petechiale Blutungen und Einwanderung von Instrumenten in die Blase. 
Verf. illustriert auch die Untersuchung der weiblichen Blase in Seiten- 
lage, sowie in Knie-Brustposition — endlich einige typische urethro- 
skopische Befunde. 

Diese Ausführungen zeigen zur Genüge die geschickte Auswahl 
und die Reichhaltigkeit der Bilder; das eigene Studium möge die 
Leser von der Güte des Gebotenen überzeugen. Kroemer (Berlin). 





5) Kneise (Halle a.S... Handatlas der Cystoskopie. 
Halle a. S., debauer-Schwetschke, 1908. 

Vorliegender Atlas, welcher zur gleichen Zeit wie das Stoeckel- 
sche Werk erschien, ist wie letzteres eine Widmung an den Direktor 
der Charit&-Frauenklinik, Herrn Geh.-Rat Bumm. Es ist kein Zu- 
fall, daß von Gynäkologen (Stoeckel — Kneise — Polano) fast 
zur selben Stunde so bedeutende Publikationen auf diesem Gebiet 
erscheinen. Die Gynäkologie stattet damit der allgemeinen Urologie, 
insbesondere den Manen Nitze’s, ihren Dank ab für die von jener 
erfahrene Anregung. K., der alle in seinem Atlas niedergelegten 
Bilder selbst nach der Natur in Aquarell- und Gouaochefarben aus- 
geführt hat, gibt die gesehenen Bilder mit einer erstaunlichen Natur- 
treue wieder, ohne die Schematisierung des nicht medizinisch gebildeten 
Zeeichners. — Die künstlerisch ausgeführten Bilder der Oystitisformen 
sind z. B. wohl nicht zu übertreffen. In gleicher Vollendung prä- 
sentieren sich die Tafeln, welche die Geschwülste und Steine in der 
Blase erläutern. Verf. ordnet sein Material von 84 Bildern auf 
13 Tafeln, von denen drei der normalen Blase, drei andere den ent- 
zündlichen Veränderungen der Blasenschleimhaut gewidmet sind. 
Tafel VII bringt die Darstellung der Prostatahypertrophie, Tafel VIII 
die Steinbefunde, Tafel IX und X Blasen- und Harnleiter-Blasen- 
geschwülste, Tafel XI und XII verschiedene seltenere Erscheinungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 493 


(Varia), und die Schlußtafel illustriert die wechselnden Bilder, die 
der Untersucher bei der Entrierung des Harnleiters mit dem Harn- 
leiterkatheter erbält. 

K. schickt jedem Kapitel eine zusammenfassende Besprechung 
voraus. Die Abbildungen selbst sind durch begleitende Spezial- 
erläuterungen verständlich gemacht. Endlich folgen am Schluß noch 
die kurzen Krankengeschichten der besonders wichtigen Fälle zur 
Orientierung für den Leser, der das Buch mit Befriedigung studieren 
muß. K. ist ein begeisterter Verfechter der Endoskopie. Das fühlt 
man beim Lesen seiner lebendigen Schilderungen. Die Ausstattung 
des Atlas ist vornehm und geschmackvoll. Das Ganze hat einen 
künstlerischen Wert. Ref. hat mit Freuden die Besprechung der 
beiden von K. und Stoeckel dem einstigen gemeinsamen Chef, Prof. 
Bumm, gewidmeten cystoskopischen Atlanten übernommen, weil er 
angesichts der Fülle und Güte des Gebotenen der Überzeugung ist, 
daß beide Werke sich auf dem Grenzgebiete der Urologie sowohl bei 
Chirurgen als bei Gynäkologen eine dauernde Wertschätzung sichern 
werden. Ref. möchte sie in seiner Bücherei nicht missen. 

Kroemer (Berlin). 


6) N. N. Petrow und N. S. Pereschiwkin. Zur Frage von 


der diagnostischen Bedeutung der Indigokarminprobe. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 4 u. 5.) 

Verff. prüften die Voelcker-Joseph’sche Indigokarminprobe an 
9 Hunden und 17 Kaninchen 88mal nach. Letzteren wurden 4—8 mg 
Farbe injiziert; nach Feststellung des Ausscheidungstypus der Farbe 
wurde eine Niere entfernt, eine neue Probe gemacht; dann die zurück- 
gelassene Niere geschädigt (Injektion von Spiritus amylicus ins 
Parenchym oder von kantharidinsaurem Kali nach Liebreich intra- 
venös) und wieder eine Probe gemacht. Endlich wurden die Nieren 
mikroskopisch untersucht. Resultate: Die Ausscheidung geschieht 
typisch (beginnt beim Kaninchen nach 5—10 Minuten, beim Hunde 
nach 10—18 Minuten, erreicht bei ersterem nach 30, bei letzterem 
nach 60 Minuten ihren Höhepunkt); nach Entfernung einer Niere 
bleibt der Typus derselbe; nach schwerer Schädigung der restierenden 
Niere treten bedeutende Veränderungen der Ausscheidung auf (Ver- 
spätung, Verminderung); nach leichteren sind die Veränderungen bald 
gering. Nach Kantharidininjektion ist zuerst — im Stadium der 
parenchymatösen Nephritis — die Ausscheidung wenig verändert, 
später — bei Ubergang der Entzündung aufs Interstitialgewebe — 
schwer geschädigt. — Dann prüften Verff. die Probe klinisch in 
43 Fällen, 30mal bei gesunden Nieren, 13mal bei kranken. Meist 
wurde nach Injektion der Farbe (Indigokarmin Grübler oder 
Brückner-Lampe) sofort das Oystoskop eingeführt und die Harn- 
leitermündungen beobachtet. 40—160 mg rufen keine nennenswert 
unangenehme Folgen hervor. Die Ausscheidung beginnt nach 3 bis 
8 Minuten, bei normalen Nieren spätestens bis 15 Minuten. Ver- 





494 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


minderung der Menge des Getränkes (künstliche Oligurie) macht die 
Probe besonders deutlich. Die Probe hilft in pathologischen Zu- 
ständen der Blase die Harnleitermündungen aufzufinden, Stenosen des 
Harnleiters von vollständiger Undurchgängigkeit zu unterscheiden; 
sie erleichtert die Differentialdiagnose von Nieren- und anderen Unter- 
leibsgeschwülsten. Bei schweren Veränderungen des Nierenparenchyms 
ist die Ausscheidung vermindert und verlangsamt. (Eine Ausnahme 
scheint parenchymatöse Nephritis zu bilden) Bei geringen Schädi- 
digungen kann die Ausscheidung fast normal sein. Die Probe ist 
einfach, kann in vielen Fällen die Harnleiterkatheterisation ersetzen 
(wenn der gemeinsame Harn normal, klinisch aber eine Niere krank 
ist). Ist aber der gemeinsame Harn pathologisch, so muß man die 
Harnleiter katheterisieren, um die gesunde Niere zu finden. 
E. Qückel (Wel. Bubny, Poltawa). 





7) Asch.. Die Urethrotomie und die Ausschabung der Strik- 
turen in urethroskopischer Beleuchtung. 
(Folia urologica Bd. I. Hft. 5.) 

Die urethroskopische Untersuchung einer großen Anzahl einschlä- 
giger Fälle zeigt, daß die Rezidive von Strikturen der Harnröhre nach 
Ausführung der Urethrotomia interna oder externa zurückzuführen sind 
auf a. nicht durchschnittene Stellen der Strikturen und b. auf narbige 
Wucherungen im ÖOperationsschnitt selbst. 

Jeder Urethrotomie ist daher eine urethroskopische Untersuchung 
nachzuschicken, und die gefundenen narbigen Wucherungen und Reste 
von Strikturen sind mit dem scharfen Löffel auszukratzen. 

Die Behandlung der Strikturen durch Schnitt kann jedoch in den 
meisten Fällen durch Ausschabung mit dem scharfen Löffel ersetzt 
werden. Kontraindiziert ist diese bei infektiöser Erkrankung der 
oberen Harnwege; in diesem Falle ist die Urethrotomie auszuführen. 

Bei tuberkulösen Strikturen scheint die Ausschabung keinen Er- 
folg zu haben. Willi Hirt (Breslau). 





8) B. Goldberg. Das Prostatasekret bei. der sogenannten 
Prostatahypertrophie. 
(Folia urologica Bd. I. Hft. 5.) 

Die Diagnose Prostatahypertrophie erfordert nicht nur eine ge- 
naue Tastung, sondern auch die Untersuchung des exprimierten Se- 
kretes. Bei Prostatikern, die nie gonorrhoisch und nicht durch 
Katheter infiziert waren, findet man dennoch sehr häufig Leukocyten 
im Sekret. Bei diesen ist das Sekret spärlich und schwer erhältlich. 

In unmittelbarer Folge schwerer langwieriger Gonorrhöe werden 
ältere Männer von allen bei Prostatahypertrophie bekannten Be- 
schwerden befallen; es handelt sich dann aber lediglich um chronische 
kystoparetische Prostatitis, wie sie auch jüngere Individuen befallen 
kann. 

Das Verhalten des Lezithin im Sekret bei Prostatahypertrophie 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 495 


ist zum Teil durch verminderte sekretorische Aktivität, zum Teil durch 
Retention, zum Teil endlich durch Wirkungen der Leukocytose zu er- 
klären. Willi Hirt (Breslau). 





9) J. Albarran. Lesions du rein du coté opposé dans la 
tuberculose rénale unilatérale. 
(Ann. des malad. des organs génito-urin. Bd. XXVI. Hft. 2.) 

Bei der einseitigen Nierentuberkulose kann die andere Niere Ver- 
änderungen aufweisen, die sich durch verschiedene Symptome mani- 
festieren. Man kann fünf verschiedene Gruppen unterscheiden: 1) Es 
besteht eine ganz ähnlich nur wenig ausgesprochene Albuminurie mit 
oder ohne gleichzeitige Polyurie, die meist einige Zeit nach der 
Operation geringer wird und dann ganz verschwindet. 2) In anderen 
Fällen besteht die Albuminurie mit oder ohne Polyurie und Zylinder- 
urie mehrere Jahre; durch kleine Ursachen kann sie schlimmer werden. 
3) Eine parenchymatöse oder hydropigene Nephritis mit langsamer oder 
rascher Entwicklung. 4) Eine hämorrhagische Nephritis. 5) Eine ein- 
fache Zylindrurie. Alle diese klinischen Varietäten scheinen verschie- 
denen Graden ähnlicher Affektionen zu entsprechen. Vom klinischen 
Standpunkt aus genügt die Differentialdiagnose zwischen doppelseitiger 
Nierentuberkulose und den ebengenannten, verschiedenen, nicht spe- 
zifischen Affektionen der anderen Seite; es ist auBerdem wichtig, die 
gutartigen Formen von den schweren zu unterscheiden. Bei den sehr 
häufigen Fällen von einfacher Albuminurie kann die Exstirpation der 
tuberkulösen Niere ohne Gefahr vorgenommen werden. Und zwar 
soll hier die Nephrektomie so bald als möglich vorgenommen werden, 
um den schädlichen Einfluß der kranken Niere auf die nicht tuber- 
kulöse Niere zu beseitigen. Dagegen ist die Exstirpation der tuber- 
kulösen Niere kontraindiziert in den glücklicherweise seltenen Fällen, 
in denen die Albuminurie nur ein Vorläufer einer schweren hydropi- 
schen Nephritis auf der entgegengesetzten Seite ist. Durch die Hin- 
wegnahme der tuberkulösen Niere wird die Nephritis nicht aufgehalten. 
Die schädliche Einwirkung einer erkrankten Niere auf das Schwester- 
organ kann auf verschiedene Weise erklärt werden. 

Paul Wagner (Leipzig). 





10) Cathelin. Le diagnostic et le traitement chirurgical de 
la tuberculose rénale. 
(Folia urologica Bd. I. Hft. 2.) 

C. hat 20mal mit einem Todesfalle wegen Nierentuberkulose die 
Nephrektomie gemacht. Bei einseitiger Erkrankung soll frühzeitig 
nephrektomiert werden. Die Infektion der anderen Niere erfolgt auf 
dem Blutwege vermittels des Canalis venosus reno-capsulo-diaphrag- 
maticus. 

Den Wert des Harnleiterkatheterismus für die Herabminderung 
der Mortalität nach Nephrektomie erkennt C. an, doch macht er 
andere Gründe dafür verantwortlich als Casper. 


496 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 16. 


Bei Nierentuberkulose und Cystitis ist der O.’sche Urinseparator 
dem Harnleiterkatheter vorzuziehen. C. macht stets die extrakapsu- 
läre Nephrektomie und empfiehlt im besonderen die stückweise Forci- 
pressur des Hilus. Willi Hirt (Breslau). 





11) S. P. Fedorow. Über die Wanderniere. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 1.) 

An der Hand von etwa 25 operierten Fällen kommt F. zu dem 
Schluß, daß die meisten Fälle von Wanderniere chirurgisch behandelt 
werden müssen. Das Leiden wird oft von Typhlokolitis begleitet, und 
dann muß man genau prüfen, was hier primär ist (Katheterisation 
des Nierenbeckens, zwecks Feststellung einer etwa vorhandenen Dila- 
tation, Hervorrufung von Kolik durch Füllung des Beckens, Harn- 
untersuchung). 

Zwei Fälle werden zur Illustration angeführt: in beiden Diagnose 
Appendicitis, einmal war sogar anderswo der Wurm exzidiert. In 
beiden nach Nephropexie Schwinden der Schmerzen. Fünfmal wurde 
gleichzeitig mit der Nephropexie die Appendektomie ausgeführt. Be- 
sonders angezeigt ist die Nephropexie in Fällen mit beständigen 
Schmerzen, die durch Vergrößerung der Niere (infolge Stauungshyper- 
ämie, oder chronischer Uro- oder Hydronephrose), oder durch chro- 
nische Pyelitis bedingt werden. Weiter bringt F. zwei Fälle, wo die 
‚Niere infolge cystischer Degeneration mobil wurde, und wo nach 
Nephropexie alle Schmerzen schwanden. Oft ist das einzige Symptom 
der Wanderniere häufiger Harndrang; auch hier bringt die Annähung 
prompte Heilung. Widerraten ist die Operation bei Hysterischen — 
zweimal blieb sie bei F. ohne jeden Erfolg. 

Bei jeder Nephropexie exzidierte F. kleine Stückchen aus der 
Rindenschicht, die von Prof. Moissejew untersucht wurden; er fand 
dabei stets Dilatation der gewundenen Kanälchen mit Ausfüllung 
durch körnige Massen und Abplattung des Epithels; eine Art vakuo- 
läre Degeneration der Epithelzellen; Verödung und hyaline Degene- 
ration einzelner Kanälchen; Dilatation der Bowman’schen Kapseln; 
entzündliche Bindegewebsproliferation zwischen den Kanälchen und in 
der Umgebung der zu- und abführenden Gefäße der Glomeruli — alles 
Veränderungen infolge Stauung des Harns und des Venenblutes, zuweilen 
auch durch Verminderung der Zufuhr des Blutes durch die Arterien. 
Ferner ließ F. durch D. P. Kusnetzki Funktionsprüfungen mit Hilfe 
der » Verdünnungsmethode« (experimentelle Polyurie) anstellen, welche 
zeigten, daß die Wanderniere etwas schlechter als die normale ar- 
beitet. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob nach Annähung 
solche Nieren wieder besser arbeiten, ob durch die Operation die 
Funktion gebessert wird; wenn die Antwort auf diese Frage positiv 
ausfällt, wird die Nephropexie dadurch allein, unabhängig von den durch 


die Beweglichkeit der Niere verursachten Schmerzen, indiziert sein. 
E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 497 


12) P. Lutaud. Sur un procede d’uretero-cyston&ostomie dans 
le traitement des fistules uretero-vaginales et ur&tero-cervicales. 
(Gaz. des höpitaux 1908. Nr. 14.) 

L. beschreibt ein Verfahren von Ricard, das er durch unten- 
stehende Skizze erläutert. Nach medianer Laparotomie wird der 
Harnleiter freigemacht und möglichst nahe dem Narbengebiete durch- 
trennt. Sein renales Ende wird seitlich etwas gekerbt und umgestülpt. 





(Bezüglich des anderen Endes bemerkt L.: M. Ricard ne s'occupe 
pas du bout vésical.) Die Umstülpung wird durch zwei Catgutnähte 
fixiert. Durch ein kleines Loch in der Blase wird der Harnleiter 
in die Lichtung ca. 2 cm weit eingeführt. Durch zwei Reihen die 
Sero-muscularis der Organe fassender Catgutnähte werden Blase und 
Harnleiter vereinigt. 

Großes Gewicht legt Ricard darauf, daß zum Schluß die Blase 
durch eine Naht derart an das Beckenperitoneum geheftet wird, daß 
die Blase vor den Harnleiter gehoben wird, wodurch auch die Blasen- 
Harnleiternähte entspannt werden sollen. V. E. Mertens (Kiel). 


13) Bland-Sutton. On the treatment of the pedicle and 


the ureter in nephrectomy. 
(Surgery, gynaecology and obstetrics 1908. VI, I.) 

Verf. betont die Notwendigkeit einer exakten Versorgung des 
Nierenstiels nach der Nephrektomie. Besondere Sorgfalt verdient die 
Isolierung des Harnleiters, die bei Nierenruptur und -geschwulst leicht 
ist, während sie bei Hydronephrosen Schwierigkeiten bieten kann, in- 
dem das proximale Harnleiterende in einen mehr oder minder großen 
Hohlraum verwandelt und von abnorm verzweigten Gefäßen umgeben 
sein kann. 

Bei Pyonephrosen und tuberkulösen Nierenerkrankungen kann 
die Freilegung des Harnleiters unmöglich sein. Es ist dann nötig, 
einen Teil des Nierenbeckens mit in den Stumpf hineinzunehmen, 
wodurch jedoch Unzuträglichkeiten bedingt werden. Aus der eigenen 
Erfahrung — 58 geheilte Nephrektomien in den letzten 7 Jahren — 
erwähnt Verf. drei Fälle, in denen es infolge ungenügender Harn- 

16** 


498 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


leiterfreilegung zu jahrelangen Fisteln, Abszessen und Koliken infolge 
Fadenabgangs durch Harnleiter und Blase kam. 
Strauss (Nürnberg). 


— BEE 


` 


14) A. Bittorf. Die Pathologie der Nebennieren und der 
Morbus Addisonii. 166 S. 
Jena, Gustav Fischer, 1907. 

Die Arbeit will eine Klinik der Nebennierenkrankheiten geben. 
An die Anatomie und Entwicklungsgeschichte schließt sich ein aus- 
führlicher Abschnitt über die Physiologie des Organs. Die experi- 
mentellen Untersuchungen ergaben folgendes: Bei Exstirpation beider 
Nebennieren tritt allgemeine Hinfälligkeit und Muskelschwäche, Sinken 
der Körpertemperatur und des Blutdruckes, Ernährungsstörungen, 
Haut- und Schleimhautpigmentation, zentrale Asthenie, schwere ner- 
vöse Störungen bis zu epileptiformen Krämpfen und Koma auf. Rinde 
und Mark sind gleich lebenswichtig. Das Organ hat wahrscheinlich 
eine entgiftende und sicher eine sekretorische Funktion. 

Die Erscheinungen des akuten Ausfalles der Nebennieren ver- 
laufen unter dem Bilde der Peritonitis oder eines schweren Typhus, 
ähnlich wie bei Pankreasblutungen bzw. Nekrose. 

Bei der chronischen Nebenniereninsuffizienz sind die Erscheinungen 
die des Addison. Die primär idiopathische Form zeigt eine Atrophie 
oder chronisch interstitielle Entzündung mit Schrumpfung und Unter- 
gang des Parenchyms.. Klinisch kann man vier Symptomgruppen 
scheiden: asthenisch-nervöse, zirkulatorische, gastrointestinale Stö- 
rungen und Auftreten abnormer Pigmentationen. Häufiger als die 
idiopathische Erkrankung sind Tuberkulose, Syphilis und Nebennieren- 
geschwülste.e Ein häufiger Befund dabei ist die Vergrößerung des 
lymphatischen Apparates. Die Sympathicusveränderungen, auf die 
man eine Zeitlang einen großen Wert legte, sind nach der jetzigen 
Auffassung wahrscheinlich nur zufällige, nicht wesentliche Komplika- 
tionen. 

Für die Chirurgen stehen im Vordergrunde des Interesses die 
Verminderung oder Anderung der Funktion der Nebennieren durch 
Geschwülste suprarenalen Ursprunges, die Hypernephrome. B. be- 
obachtete in der Strümpell’schen Klinik zwei Nierengeschwülste, 
welche die Symptome des rudimentären Addison zeigten und beide 
echte Hypernephrome waren. Die Kranken zeigten Pigmentation des 
Gesichts, der Hohlhand und Finger, Vergeßlichkeit, leichte psy- 
chische Störungen, Senkung des Blutdruckes; die bestehende Mattig- 
keit und Abmagerung können auf Kosten der Geschwulst kommen. 
Auf die psychischen Veränderungen: scheint man bisher nicht ge- 
nügend geachtet zu haben. Es handelt sich anscheinend um eine 
abnorme Erschöpfbarkeit für ganz bestimmte Funktionen, wohl auf 
spezifisch toxischer Basis. Eklatante Besserung nach der Operation. 
Zur Erklärung sind zwei Möglichkeiten denkbar. Da ja wahrschein- 
lich die Nebennieren selbst gesund sind, so können die Symptome 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 499 


entweder durch die Geschwülste als solche oder durch die Wirkung 
derselben auf die Nebennieren hervorgerufen sein. Man kann sich 
einesteils vorstellen, daß in den leicht zum Zerfalle neigenden Hyper- 
nephromen Sekretion vorgeht, die qualitativ geändert ist, und daß 
dieses pathologische Sekret die Krankheitserscheinungen hervorruft; 
oder, was wahrscheinlicher ist, es entstehen durch die Geschwulst- 
zellen selbst und ihre nekrotischen Teile Stoffe, welche die Neben- 
nierenzellen in ihrer Sekretion hemmen, so daß gar kein Sekret oder 
wenigstens ein verändertes entsteht. 

B. geht dann auf die Pathogenese des Addison näher ein, sowie 
auf die Veränderungen der Nebennieren bei Intoxikationen und bei 
Erkrankungen anderer Organe, und gibt zum Schluß seine eigenen 
Untersuchungen. E Deetz (Homburg v. d. H.). 


15) J. A. Amann (München). Ureterdeckung und Drainage 
bei ausgedehnter Beckenausräumung wegen Uteruskarzinom. 
(Zeitschrift für Geburtshilfe u. Gynäkologie Bd. LXI. Hft. 1.) 

Die abdominale Radikaloperation des Uteruskrebses nötigt den 
Operateur zu weitgehender Bloßlegung der Beckengefäße und des 
Harnleiters, welch letzterer nach beendigter Operation schlaff in das 
Becken hineinhängt. Daher entstehen im Verlaufe der Rekonvaleszenz 
häufig Nekrosen und Harnleiterfisteln. — A., welcher sich um den 
Ausbau der Technik bei der Karzinomoperation mehrfach verdient 
gemacht hat, sucht die sekundären Harnleiternekrosen durch sorg- 
fältige Fixation und Deckung zu vermeiden, indem er ibn über den 
Stumpf der Art. uterina lagert, diese mit dem vorderen und seitlichen 
bzw. hinteren Bauchfell vereinigt und nach vorn und abwärts den 
Harnleiter in das Blasenperitoneum einwickelt. Dieses letztere wird 
unter Raffung der Blase mit dem vorderen Scheidenwundrande ver- 
einigt. Die hintere Scheidenwand wird gespalten, damit der hier 
durchgezogene Jodoformgazedrain die tiefsten Buchten der Becken- 
wunde bequem erreicht. Die ganz tiefe Wandtasche wird gegen den 
Bauch durch die quer über das Becken gelagerte, vesikal serososerös 
fixierte Flexura sigmoidea und den Blinddarm abgedichtet. Die Arbeit 
ist durch klare Abbildungen illustriert. A. hat seit Jahren keine 
Harnleiterfistel mehr erlebt. Kroemer (Berlin). 
16) Bland-Sutton. A clinical lecture of cancer of the ovary. 

(Brit. med. journ. 1908. Januar 4.) 

Verf. kommt unter Anführung neuer Fälle nochmals auf seine 
Lehre zurück (siehe Referat im Zentralblatt 1906 Nr. 38), daB die bei 
Laparotomien gefundenen Ovarialkarzinome meist nicht primäre Ge- 
schwülste, sondern bereits Metastasen, und oft riesenhafte Metastasen 
eines kleinen Krebses an Gallenblase, Magen, Brust, Kolon sind. Die 
primäre Geschwulst wird bei der Operation meist übersehen wegen 
ihrer versteckten Lage und wegen ihrer Kleinheit. Verf. hält eine 
gründliche Aufbesserung unserer Lehre von den Eierstockskrebsen für 


+ 


500 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


dringend nötig, um zur Klarheit zu kommen über die Frage, wie viele 
von ihnen primär, wie viele bereits Metastasen sind, und um zu er- 
klären, warum gerade das Ovarium eine so auffallende Neigung hat, 
so gewaltige Metastasen aus sich zu entwickeln. Weber (Dresden). 


Kleinere Mitteilungen. 
| I. 


Aus der chirurgischen Privatklinik des Prof. Dr. Hans Kehr 
in Halberstadt. 


Plastische Deckung eines Choledochusdefektes 
durch die Gallenblase. 


Von 
Dr. Hans Liebold. 


lastische Operationen am Ductus choledochus auszuführen, ist dann erst indi- 

ziert, wenn die sonst üblichen Methoden, durch Schluß des Defektes die Galle in 
den Darm abzuleiten, versagen oder auf Grund der anatomischen Verhältnisse von 
vornherein sich verbieten. Außer Plastiken mit Hilfe von Netzzipfeln (Enderlen 
und Justi) wurden solche bisher von Kehr und von v. Stubenrauch angegeben, 
indem sie durch Serosa-Muscularis- oder Serosa-Muscularis-Mucosalappenbildung 
aus der Magen- bez. Duodenalwand den Choledochusdefekt zu decken suchten. 
Einen anderen von Kehr in seiner »Technik der Gallensteinoperationen« p. 282 
bereits angedeuteten Weg, in Fällen, bei denen die Gallenblase selbst noch zur Ver 
fügung steht, durch einen aus der letzteren entnommenen Lappen plastische Deckung 
erzielen zu können, gelang unter Verwendung der gesamten Gallenblase uns erst- 
malig zu beschreiten. Bei der Einfachheit und Sicherheit der Ausführung sowie 
dem vorzüglichen Erfolge rechtfertigt sich die Veröffentlichung, um für ähnliche 
Fälle ihre Anwendung zu empfehlen. 

Anamnese: Die 34jährige Pat. bekam 1902 nach schwerer Influenza die 
ersten typischen Gallensteinkoliken, die sich unter Kurgebrauch von Vichy und 
Karlsbad bis 1906 in erträglichen Grenzen hielten. Juli 1906 ohne vorhergegangene 
Anfälle plötzlich Einsetzen von Ikterus, der nach kleinen Schwankungen Oktober 
1906 sehr intensiv wurde und mit Fieber bis 40° verbunden war. Im Januar 1907 
wegen dieses chronischen Choledochusverschlusses Operation durch einen russischen 
Chirurgen, der aber, wie er uns selbst schrieb, infolge der ausgedehnten Ver- 
wachsungen den Choledochus nicht freilegen konnte. Er begnügte sich deshalb 
‚ mit einer Eröffnung der Gallenblase. Resultat: Komplette Gallenfistel. Pat. ging 
nach Neuenahr; da dort die Fistel nicht heilte, auch Fieber und Koliken fort- 
bestanden, Pat. wurde sie uns von dem dortigen behandelnden Internisten zu- 
geschickt. 

Befund: Sehr elende, stark ikterische Pat. Befund an Leber und Gallen- 
blase negativ. In der Mitte des von der Operation herrührenden Pararektalschnittes 
eine Fistelöffnung, die Eiter absondert, aber keine Galle. Sondierung der Gallen- 
blase nicht zu erreichen. Urin enthält Gallenfarbstoff, sonst o. B. 

Diagnose: Choledochusverschluß durch Steine. 

Operation: 27. Juni 1907. Czerny’s Hakenschnitt. Die Fistel führt nicht 
in die Gallenblase, sondern in eine kleine Abszeßhöhle zwischen Bauchwand und 
Gallenblase. Letztere klein, geschrumpft, ringsum stark verwachsen. Mühsame 
Freilegung des Lig. hepato-duodenale. Pankreaskopf hart; Magen groß; Duodenum 
durch Adhäsionen verdeckt. Der freipräparierte Choledochus erweist sich als ein 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 501 


nur gänsekielstarker Strang! Bei seiner Inzision fließt keine Galle. Auf eine 
Strecke im supraduodenalen Teile von 3 cm Länge ist der Gang so hochgradig 
verengt, daß man von einer Obliteration sprechen kann (vgl. /—2 in Fig. 1). Son- 
dierung der Papilla Vateri gelingt schließlich. Im Hepaticus stecken zwei Steine, 
die nach Spaltung des Hepaticus bis an die Leber heran entfernt werden. — Die 
Inzision des Choledochus hatte aber eine Querdurchtrennung des Ganges herbei- 
geführt, so daß zu guter Letzt die beiden Lumina über 3cm weit auseinander 


gewichen waren. 





Fig. 2. 
Fig. 1. Vernähung der hinteren Choledochus- 
Von 1—2 enger, fast obliterierter wand. Spaltung der medialen Fläche 
Choledochus. der Gallenblase von 3—4. 





Fig. 3. Fig. 4. 
Gallenblase ist an der medialen Fläche Die Operation ist beendet. Bei 3 ist die 
gespalten und wird in der Pfeilrichtung Gallenblase so auf den Choledochusdefekt 
auf den Choledochusdefekt gelegt. Zu- aufgenäht, daß die Schleimhaut gegen 
gleich Hepaticusdrainage. die hintere Choledochuswand schaut. 


Nun wird die Hinterwand des Choledochus durch Vereinigen der beiden 
Choledochusenden mittels dreier Suturen wieder hergestellt (vgl. 1—2 in Fig. 2). 
Darauf Einführen und Fixieren eines Nelaton-Schlauches in den Hepaticus (Fig. 3. 


502 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Die geschrumpfte, etwa walnußgroße Gallenblase wird vom Leberbett abgelöst 
und so mobilisiert, ohne daß die Art. cystica dabei verletzt wird. Spaltung der 
Gallenblase und des Ductus cysticus an der medialen- Fläche. Dieser hierdurch 
entstehende Lappen wird auf den Choledochusdefekt, zugleich um das Drainrohr 
herum so aufgenäht, daß eine neue vordere Wand des Choledochus, die mit 
Schleimhaut ausgekleidet ist, sich bildet (vgl. 3—4 in Fig. 3 und sodann 3—4 in 
Fig. 4. Tamponade um das Lig. hepato-duodenale herum; Einführen eines Gaze- 
streifens in die alte Bauchdeckenfistel. Dauer der Operation 70 Minuten. Den 
Gang derselben dürften die Fig. zur Genüge erläutern. 

Verlauf: Gallenfluß während der ersten Tage sehr reichlich durch das 
Drainrohr. Öfters kolikartige Schmerzen und Temperatursteigerung bis 38,3°. 

7. Juli. Am 10. Tage post op. Entfernung des Hepaticus-Drainagerohres; es 
werden zwei kleine nekrotische Grewebsfetzen herausgespült. Seitdem völlig be- 
schwerdefrei. 

14. Juli. Stuhl erstmalig leicht gefärbt, seit 20. Juli völlig normal. Verband 
bleibt 3—4 Tage trocken, bis Galle hindurchdringt. 

10. August. Die von der früheren Operation herrührende Fistel ist ge- 
schlossen, aus dem neuen Wundtrichter tritt Galle nur noch tropfenweise aus. 

31. August. Entlassung: Pat. hat sich glänzend erholt, beträchtlich an 
Gewicht zugenommen. Wundtrichter ist geschlossen. Ikterus ist völlig ver- 
schwunden. 

1. Januar 1908. Laut Bericht ist das Befinden der Pat. dauernd ausgezeichnet. 

Mit dieser neuen Methode wurde unter den gegebenen Verhältnissen zweifellos 
das Ziel, den Choledochus wegsam zu machen und die komplette Gallenfistel zu 
beseitigen, am leichtesten und sichersten erreicht. Sonst hätte man entweder eine 
Hepatico-Duodenostomie oder eine zirkuläre Naht ausführen müssen. Die erst- 
genannte Operation wäre bei den ausgedehnten Verwachsungen technisch sehr 
schwer und mit Rücksicht auf die Schwäche der Pat. auch zu langwierig gewesen. 
Und für die zirkuläre Naht war die räumliche Entfernung zwischen / u. 2 (vgl. 
die Fig.) so groß, daß die Spannung der Naht unzweifelhaft zu bedeutend geworden 
wäre. Wir wollen die Operation immerhin nur als Ultimum refugium ansehen, da 
die in das Choledochuslumem sehende Gallenblasenschleimhaut doch einmal Ver- 
anlassung geben könnte, neue Steine zu bilden, wenn in den Tiefen der Luschka- 
schen Gänge Steintrümmer zurückgeblieben sind. Aber der Fall bleibt ein 
schöner Beweis dafür, daß eine kompliziertere Plastik an den Gallengängen sehr 
wohl durchführbar ist. 


Literatur: 


Enderlen und Justi, Über die Heilung von Wunden der Gallenblase und 
die Deckung von Defekten der Gallenblase durch transplantiertes Netz. Deutsche 
Zeitschr. f. Chir. Bd. LXI. p. 235. 

Ehrhardt, Zur Ätiologie der Rezidive und Pseudorezidive nach Gallenstein- 
operationen. Deutsche med. Wochenschr. 1907. 

Kehr, Technik der Gallensteinoperationen. 1905. 

Kehr, Liebold, Neuling, 3 Jahre Gallensteinchirurgie. 1908. 

v. Stubenrau ch, Uber plastische Anastomosen zwischen Gallenwegen und 
Magendarmkanal zur Heilung der kompletten äußeren Gallenfistel. Verh. d. Deutsch. 
Gesellsch. f. Chir. XXXV. Kongreß. 1906. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 503 


II. 


Aus der I. chirurgischen Abteilung der Budapester 
Bezirkskrankenversicherungskasse. 


Wegen Sehnenscheidentuberkulose ausgeführte 
Muskelsehnenresektion; Tendomusculoanastomosis. 
Heilung mit vollkommener Funktion‘. 


Von 


Dr. Karl v. Schiller, 


Operateur. 


uf der Abteilung des Herrn Oberarztes Dr. Joseph Lévai hatte ich einen 

Fall zu operieren wegen Sehnenscheidentuberkulose des M. extensor pollicis 
longi l. sin., wo nicht nur die Sehnenscheide tuberkulös erkrankt war, sondern wo 
auch der Muskelbauch tuberkulös erkrankt war; meiner Überzeugung nach war in 
diesem Falle die Muskeltuberkulose das primäre Leiden; außerdem war die Sehne 
aufgefasert, usuriert, so daß ich gezwungen war, ein ca. 10 cm langes Muskel- 
sehnenstück zu resezieren. Der Defekt wurde durch doppelte Muskel-Sehnen- 
anastomose behoben und ergab ganz tadellosen Erfolg; der Pat. wurde mit voll- 
kommener Extensionsfunktion seiner II. Phalanx geheilt und wurde wieder 
gänzlich arbeitsfähig. — 

Mein Fall ist folgender: 

Jakob Rehoru, 23 Jahre alt, Schneidergehilfe, gibt an, daß er seit ca. 2 Jahren 
während der Bewegung seines linken Daumens ab und zu im unteren Drittel 
seines Unterarmes Schmerzen verspürt habe; nachher schwoll ihm sein Unterarm 
öfter an, die Geschwulst verschwand aber immer in einigen Tagen. Seit einem 
Jahre aber bemerkt er an seinem Unterarm eine immer größer werdende Geschwaulst. 
Sein Vater starb mit 26 Jahren an Lungenkrankheit, seine Mutter ist am Leben 
und ist gesund. Er hat keine Geschwister. 

Die Schmerzen wurden immer größer bei der Bewegung, ebenso nahm die 
Geschwulst an Größe immer mehr zu, so daß er sich am 5. Mai 1907 auf unsere 
Abteilung aufnehmen ließ. 

Status praesens: Am linken Unterarme, über dessen radialer Seite und 
über dessen dorsaler Fläche, vom unteren Drittel angefangen, ist eine ca. lö cm 
lange, bis zu der Mitte des Dorsum manus sin. reichende, ca. 3cm hohe, in der 
Mitte 3cm breite, im ganzen spindelförmige, über der Regio carpi eine Delle 
zeigende, scharfrandige Geschwulst sichtbar, über welcher die Haut livid verfärbt, 
in Falten abhebbar und verschieblich ist; der Tumor ist pastös, zeigt Pseudo- 
fluktuation, auf Druck etwas Schmerzhaftigkeit. 

Bei Bewegung des Daumens geringerSchmerz. Die Geschwulst wird während der 
Extension etwas praller. Die Bewegung des Daumens ist ca.30% geringer, nament- 
lich in der Extensionsrichtung. Diagnose: Tendovaginitis tuberculosa extensoris 
pollicis longi sin. 

Ich vollzog die Operation in Stellvertretung des Herrn Dr. Lévai am 6. Mai 
1907 in der Chloroformnarkose. 

Bei der Operation fand ich eine fungöse Tuberkulose der Sehnenscheide des 
M. extensoris pollicis longi sin., die Sehne hat ihren Glanz verloren, war graurot 
verfärbt, aufgefasert und usuriert; daneben fanden sich mehrere Corpora oryzoidea 
und etwas blutig opake Synovialflüssigkeit. Die Verfärbung und Auffaserung der 





ı Vorgestellt in der VII. Sitzung der chirurgischen Sektion des Budapester 
Kgl. Arztevereins 1907. 


504 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Sehne ging in eine grauweiß verfärbte Stelle des Muskelbauches über, welche in 
einer Ausdehnung von ca. 11/s cm an manchen Stellen kallös, an manchen Stellen 
dagegen grausulzig aussah. Es handelte sich in meinem Falle um eine wahr- 
scheinlich primäre Muskeltuberkulose, die auf die Sehnenscheide überging und 
zur Usurierung und Auffaserung der Sehne führte. Deswegen konnte ich mich 
nicht mit der Exstirpation der Sehnenscheide allein begnügen, sondern mußte die 
miterkrankte Sehne und auch einen Teil des kranken Muskels mit entfernen. 

Ich resezierte ein ca. 10 cm langes Muskelsehnenstück aus dem M. extensor 
pollicis longus sin. Um diesen Defekt zu heben, führte ich zentral eine Anasto- 
mose der Muskeln, peripher eine Anastomose der Sehnen zwischen dem M. extensor 
pollicis longus sin. und dem M. extensor indicis proprius sin. aus unter Anwendung. 
von Seidennähten. Gipsschienenverband. Am 11. Mai verließ Pat. nach total 
afebrilem Verlauf das Spital. Die Nähte wurden am 12. Tage entfernt. Bei 
dieser Gelegenheit konnte ich mich überzeugen, daß Pat. die II. Phalanx seines 
linken Daumens schon etwas extendieren konnte. — Heilung per primam inten- 
tionem. Nach 4 Wochen Abnahme des Gipsverbandes, vorsichtige Bewegungen. 
Nach 8 Wochen sind in der Umgebung der Narbe tuberkulöse kleine Abzesse und 
Fisteln, im ganzen sechs, entstanden, die ausgekratzt und mit Jodoformgaze tam- 
poniert wurden. Nach der Heilung der Fisteln wurde die Extension des Daumens 
eine ganz ausgezeichnete, so daß Pat. am 16. September 1907 mit vollkommener 
Extension seines linken Daumens wieder seine Arbeit aufnehmen konnte. 

Leider ging das Präparat in Verlust, so daß ich es mikroskopisch nicht unter- 
suchen konnte. Die bakteriologische Untersuchung ergab auf Krompecher’schen 
Glyzerinkartoffeln typische Tuberkelbazillenkolonien. 

Weil im Körper nirgends ein tuberkulöser Herd zu entdecken war und außer- 
dem in den anamnestischen Daten jene Aussage des Pat. zu verwerten ist, daß er 
früher bei Bewegungen Schmerzen verspürte, und daß nach einigen Monaten sein 
Unterarm anzuschwellen begann, sowie daß makroskopisch in der Muskelsubstanz 
chronische fibröse Tuberkulose vorhanden war, so scheint es mir wahrscheinlich, 
daß in meinem Falle die Muskeltuberkulose das primäre Leiden war, und daß die 
Tuberkulose von hier auf die Sehenscheide überging und so zur Auffaserung und 
Usurierung der Sehne führte. Die primäre Muskeltuberkulose ist ziemlich selten, 
Zeller berichtet aus der Literatur 13 zweifellose Fälle und fügt 2 neuere Fälle 
aus der Tübinger Klinik bei. Frieda Kaiser stellte im Jahre 1905 17 un- 
zweifelhafte Muskeltuberkulosefälle zusammen. — 

Zur Hebung der durch den Defekt hervorgerufenen Funktionsstörung schien 
mir die doppelte Muskelsehnenanastomose als das beste. Ich hoffte weder von der 
Autoplastik, noch von der Heteroplastik guten Erfolg, weil diese nur bei voll- 
kommener Asepsis des Bodens einen guten Erfolg verheißen, und das war in 
meinem Falle doch nicht der Fall, weil ja bei Exstirpation einer Sehnenscheiden- 
tuberkulose es sich kaum verhüten läßt, den Grund der Wunde mit Tuberkulose 
zu infizieren, und dieses hätte ja den Erfolg so der Auto- wie der Heteroplastik 
vereitelt. — Und daß dieser Gedankengang richtig war, beweist ja die nachträg- 
liche Fistel- und Abszeßbildung, die die Heilung verlangsamte, aber zur Ausheilung 
kam, und daß schließlich der Kranke mit vollständiger Extensionsfunktion voll- 
kommen arbeitsfähig wurde. 

In ähnlichen Fällen, wo man wegen Tuberkulose gezwungen ist, Muskelsehnen- 
stücke zu resezieren, empfehle ich die Tendomuskuloanastomose zur Ausführung. 
zur Heilung des durch die Resektion erzeugten Defektes, welche in meinem Falle 
eine tadellose Funktion ergab. — 


E. Zeller, Über primäre Tuberkulose der quergestreiften Muskeln. Beiträge 
zur klin. Chir. Bd. XXXIX. Hft.3. 1902. 

Frieda Kaiser, Zur Kenntnis der primären Muskeltuberkulose. Arch. f. 
klin. Chir. Bd. LXXVII. Hft.4. 1905. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 505 


17) Cranwell. Lecciones de clínica quirúrgica. 
Buenos-Aires, 1908. 300 S. 

Das hervorragend gut ausgestattete Werk, das eine große Anzahl farbiger 
Tafeln und Abbildungen bringt, berichtet über die im Jahre 1906 in der chirur- 
gischen Universitätsklinik in Buenos Aires ausgeführten Operationen und die bei 
dieser Gelegenheit gehaltenen klinischen Vorlesungen. Einen großen Raum nehmen 
die Operationen der Echinokokkuscysten, besonders der Gehirncysten, ein, die ja 
auch anderweit von Ü. vorzugsweise bearbeitet worden sind. Ausführlich werden 
die Methoden der chirurgischen Behandlung des Magengeschwüres besprochen, die 
Gallensteinoperationen usw. Interessante Fälle von Aktinomykoseerkrankung, so- 
wie einige außergewöhnliche Beobachtungen von bösartigen Geschwülsten an den 
Extremitäten seien noch erwähnt. — Das ganze Buch ist nach Inbalt und äußerem ` 
Gewand ein Beweis für die außerordentliche Leistungsfähigkeit der südamerikani- 
schen Chirurgen, an deren Spitze, wie dies auch die Arbeiten in den Fachzeit- 
schriften beweisen, die an dieser Stelle oft referiert worden sind, die Argentinier 
ihren unbestrittenen Platz haben. Stein (Wiesbaden). 


18) Senger. Uber eine Gefahr des Benzins zu Reinigungszwecken 
bei der Hautdesinfektion. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 38.) 

Nach Reinigung der Haut des Gesichts und der Nasengegend mit Benzin bei 
einem Hasenschartenkinde trat plötzlicher Kollaps auf, der zwar überstanden wurde, 
aber doch so bedrohliche Erscheinungen gemacht hatte, daß S. Veranlassung nimmt, 
vor Anwendung des Benzins in genannten Gegenden zu warnen, vor allem rät, die 
Benutzung bei zarten Kindern zu unterlassen. Selbst bei Erwachsenen sind Todes- 
fälle nach kurzem Einatmen von Benzindämpfen vorgekommen. 

Langemak (Erfurt). 


19) Lord Lister. Note on the praeparation of catgut for surgical pur- 


poses. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 18.) 

Eine kurze Mitteilung über Catgutzubereitung und -Aufbewahrung. Unter 
den vielen Mitteln, die der berühmte Gelehrte durchgeprobt hat, bewährte sich 
ihm das Chromsulfat mit Zusatz von etwas Sublimat weitaus am besten. Das so 
behandelte Catgat ist zugkräftig, weich und wird langsam aufgesogen. Über die 
Zubereitung dieser Art von Catgut macht L. genaue Angaben und gibt Nachweise 
seiner antiseptischen und aseptischen Eigenschaften. Weber (Dresden). 


20) Hock (Prag). Kongenitale Verengerungen der Harnröhre. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 

Drei Beiträge zur Klärung des noch wenig bekannten Krankheitsbildes. 

1) Bei einem 17jährigen Schüler war die Mannigfaltigkeit der Symptome 
interessant: Außer dem typischen Symptom der erschwerten Harnentleerung noch 
Incontinentia nocturna et diurna, sowie Hämaturie, zwei bei der angeborenen 
Striktur sehr seltene Erscheinungen. Die Urethrotomia externa brachte Heilung. 

2) Der zweite Fall zeigt in klassischer Weise den deletären Einfluß lange 
dauernder Stauung bei angeborener Striktur. Außer einer Verengung am Orifi- 
cium externum bestanden bei dem 47jährigen Pat. noch zwei enge Stellen. 
Urämische Darmstörungen hatten schon vorher bestanden und das Krankheitsbild 
verschleiert. Der Fall endete unter den Erscheinungen der Harnkachexie letal. 

3) Eine Verengerung des Orificium externum hatte bei dem 17jährigen Pat. 
erschwerte Harnentleerung verursacht. Spaltung und Naht brachten Heilung. Nach 
2 Jahren erneute Beschwerden; es fand sich in der Gegend des Bulbus eine sehr 
enge Striktur. Gonorrhöe war nie vorhergegangen. 

Das Vorkommen von mehreren Verengerungen der Harnröhre spricht für an- 
geborene Striktur. In weniger klaren Fällen wird man mit Rücksicht auf die 


506 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Häufigkeit der Infektionskrankheiten im Kindesalter stets die Möglichkeit einer 
solchen Atiologie zu erwägen haben. Langemak (Erfurt). 


21) J. Elscat. Malformations congénitales et acquises de lurèthre. 
(Ann. des malad. des organs génito-urin. Bd. XXVI. Hft. 1.) 

Verf. berichtet über vier Fälle von angeborenen und erworbenen Mißbildungen 
der Harnröhre. Im ersten Falle handelt es sich um einen jährigen Knaben mit 
kongenitalem Divertikel des kavernösen Teiles der Harnröhre. Im Anschluß hieran 
hatte sich eine urinhaltige Tasche gebildet. Nach Exstirpation derselben trat 
Heilung ein. — Der zweite Fall betraf einen 18jährigen Kranken mit kongenitalem 
Divertikel der hinteren Harnröhre. Im skroto-perinealen Winkel hatte sich ein 
etwa eigroßer, urinhaltiger Abszeß gebildet. Der Müller'sche Kanal persistierte 
teilweise. Exstirpation der Tasche; Heilung. — Im dritten Falle handelte es sich 
um einen jährigen Kranken mit sehr enger, harter Striktur der Pars cavernosa 
urethrae und mit ausgesprochener retrostrikturaler Harnröhrenerweiterung. Urethro- 
tomia externa, Blasendrainage. Tod 12 Tage später unter den Symptomen einer 
akuten Nephritis. — Der vierte Fall endlich betraf einen 31jährigen Kranken mit 
kongenitaler Inversion des Penis und mit kongenitaler und gonorrhoischer Harn- 
röhrenstriktur. Divertikel in der Pars membranacea prostatica. Besondere Schwie- 
rigkeiten beim Katheterisieren. Paul Wagner (Leipzig). 


22) Soubeyran. Traitement de l’hypospadias penien juxta-balanique 
par la mobilisation de l’urötre avec collerette me&atique. 
(Archives générales de chirurgie Bd. I. Hft. 6.) 

Bei einem 10jährigen Knaben wurde die Beck-Bardenheuer’sche Hypo- 
spadieoperation versucht, obwohl die Harnröhrenmündung über 1 cm hinter der 
Eichelfurche lag. Um die zu starke Spannung der Harnröhre zu vermeiden, wurde 
dieselbe ausgiebig durch einen Kreuzschnitt freigelegt und dann in die Eichel an 
gehöriger Stelle eingenäht, nachdem auch in der Eichel ein reichlich weiter Kanal 
geschaffen und durch Drehung der Messerschneide ebenfalls kreuzförmig gestaltet 
worden war. 

Die ursprüngliche Harnröhrenmündung wurde in der neugeschaffenen kreuz- 
förmigen Eichelöffnung in der Weise fixiert, daß durch jeden der vier Zipfel des 
Kreuzschnittes eine Naht gelegt wurde. Zwei weitere Catgutfäden befestigten die 
Harnröhre an das Corpus cavernosum des Gliedes. 

Der Erfolg der Operation war ein recht guter. Strauss (Nürnberg;. 


23) Castaño. Calculo uretral de grandes dimensiones. 
(Revista de la sociedad med. argentina Bd. XV. Nr. 86.) 
Mitteilung eines Falles von Harnröhrenstein von ganz ungewöhnlichen Dimen- 
sionen bei einem 28jährigen Manne. Der Stein saß in der Pars membranacea, 


war 6,5 cm lang, hatte einen Umfang von 13 cm und wog 100 g. 
Stein (Wiesbaden). 


24) R. v. Hippel. Fremdkörper der Harnröhre mit ungewöhnlichen 


Komplikationen. 
(Med. Klinik 1908. p. 155.) 

Tripper, harter Schanker, undurchgängige narbige Harnröhrenverengerung im 
vorderen und mittleren Drittel der Pars cavernosa, Fremdkörper in der Pars mem- 
branacea eines schwachsinnigen Mannes. Amputatio penis; im Anschluß daran 
Extraktion eines 20 cm langen Baumästchens aus der Pars membranacea. Verf. 
glaubt, daß zuerst der Fremdkörper eingebracht wurde, zur Striktur führte, und 
daß schließlich ein Tripper und Syphilis hinzukam. @eorg Schmidt (Berlin). 


25) Chworostanski. Blasensteine und Rachitis. 
(Chirurgia 1907. Nr. 133. [Russisch.)) 
Im Juli 1905 hatte C. in der gleichen Zeitschrift einen Bericht über die 
Untersuchung von 34 Fällen gebracht, wo auf das Zusammentreffen der beiden 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 507 


Erkrankungen hingewiesen wurde. Jetzt führt C. 67 Fälle an, bei denen er in 
93% das gleiche Zusammentreffen einwandfrei feststellen konnte. In der letzten 
Reihe finden sich zum erstenmal zwei Mädchen, während er es bisher ausnahmslos 
mit Knaben in den ersten Lebensjahren zu tun gehabt hatte. 

Verf. hat sich in vorliegender Arbeit auf chemische oder pathologische Er- 
Örterungen nicht eingelassen und bringt nur das Material an Krankengeschichten. 
Ob er in der ersten Arbeit zu irgendwelchen Erklärungen oder Schlüssen kommt, 
ıst mir nicht bekannt. Der Jahrgang liegt mir nicht vor. 

Oettingen (Berlin). 


26) Rudneff. Über Sectio alta und metallische Blasennaht nach 


: Rasumoffsky. 
(Chirurgia 1907. Nr. 133. [Russisch.)) 

R. hat in 27 Fällen die metallische Blasennaht nach Rasumoffsky ausge- 
führt (s. Zentralbl. f. Chir. 1907, Nr. 18, p. 516) und ist mit der Methode sehr zu- 
frieden. Er hat es bei 27 Fällen allerdings nur auf 74% pr. int. gebracht, doch 
kann das der Methode nicht zur Last gelegt werden, da Kopyloff bei 40 Fällen 
bereits 9% pr. int. verzeichnen konnte. Betreffs Ausführung der Naht ist auf 
das oben genannte Referat (mit Abbildung) hinzuweisen. R. geht in der Indikation 
zur metallischen Blasennaht viel weiter als Rasumoffsky, indem er auch bei 
leicht zersetztem Harn die Blase mit Draht schließt, empfiehlt aber, in den unteren 
Wundwinkel einen Bausch zu schieben, um im schlimmsten Falle einer sich bilden- 
den Fistel den Weg vorzuzeichnen. Zugleich gibt R. den Rat, die Drahtenden 
nicht zu fest über dem Bausch zusammenzuziehen, weil sonst durch den Druck 
zirkuläre Nekrosen mit anschließender Infektion der Stichkanäle drohen. 

Oettingen (Berlin). 


27) N. Burdenko. Ein Fall von intraperitonealer Harnblasenruptur. 
Heilung. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.]) 

Dieser von Zoege von Manteuffel operierte Fall ist unter den operierten, 
die in Heilung ausgegangen sind, der 52. 

Der 34jährige Mann fiel beim Raufen rücklings, und sein Gegner fiel ihm 
sitzend auf den Bauch. Er wurde zunächst bewußtlos, konnte aber nachher gehen. 
Trotz Harndrang konnte er nicht urinieren, und wiederholter Katheterismus för- 
derte immer nur wenig blutigen Harn zutage. Nachts Erbrechen und Schmerzen. 
30 Stunden nach der Verletzung Einlieferung in die Klinik. Heftige Schmerzen 
im leicht aufgetriebenen Leibe, Singultus. Dreieckige Dämpfung von der Sym- 
physe aufwärts bis zum Nabel. Links seitlich reichte die unverschiebliche Dämp- 
fung bis gegen die Rippen. In der Blase fanden sich 600 ccm fleischwasserfarbenen 
Urins. Diagnose: Blasenruptur unbekannter Lokalisation. 

Operation: Sectio alta, Ausräumung eines >»Hämatoms auf der Blasenwand«. 
Von der Blase aus, in der Darmschlingen lagen, konnte ein 4—6 cm langer Riß 
in ihrem Scheitel festgestellt werden. Eröffnung des Peritoneums; injizierte, ge- 
blähte Därme, stellenweise mit Fibrinbeschlägen und Adhäsionen. Reichliche 
Mengen Urin wurden ausgetupft. Zweietagige, hinten beginnende Seidenknopfnaht 
der Blase. An die Naht wurde ein Mikulicztampon gelegt. Die Blase wurde 
drainiert, weil Pat. neben einer alten Striktur eine seit wenigen Tagen exazerbierte 
Gonorrhöe hatte. Vom 10. Tag ab wurde die Blase gespült. Entfernung des 
Tampons erst am 12. Tage, der Drainage am 14. Tage. 

Pat. verließ die Klinik völlig geheilt nach 38 Tagen. 

V. E. Mertens (Kiel). 


28) Calabrese. Tubercolosi della vescica urinaria e sua cura chirurgica. 
(Gazz. degli ospedali e delle clin. 1908. Nr.14. — Soc. med.-chir. di Bologna.) 


Die Blasentuberkulose eines Mannes, der nacheinander zwei später an Miliar- 
tuberkulose gestorbene Schwestern zu Frauen hatte, wurde mit gleichzeitiger Sectio 


508 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


alta und Anlegung einer perinealen Blasenfistel behandelt und ist seit 19 Monaten 
geheilt geblieben. C. hält das angegebene Verfahren für angebracht bei nicht 
ulzerierten Blasentuberkulosen. Dreyer (Köln). 


29) A. Popescu. Ein neuer operativer Vorgang zur Heilung der 
nach der Operation vesikovaginaler Fisteln auftretenden Harninkon- 
tinenz. 

(Revista de chirurgie 1908. Nr. 1.) 

Nach Operationen von Blasen-Scheidenfisteln bleibt oft Harninkontinenz zurück, 
die Verf. auf Zerrungen, denen die Blase und der Harnkanal von seiten der Scheide 
durch die Operationsnarbe ausgesetzt sind, zurückführt. Man findet infolgedessen 
die Mündung der Harnröhre viel mehr nach hinten verlegt, als dies gewöhnlich 
der Fall ist; die Schleimhaut ist nach außen umgestülpt und die Harnröhre steht 
offen. Um dem entgegen zu arbeiten, hat Verf. folgenden Operationsmodus durch- 
geführt. Durch einen die Harnröhrenmündung umgebenden Zirkelschnitt, der in 
die Tiefe verlängert wird, legt man einen Teil der vorderen Harnröhre frei. Die 
Schleimhaut gegen die Klitoris hin wird gespalten, und in die derart gespaltene 
Rinne die abpräparierte Harnröhre hineingelegt und viel höher, als sie sich bisher 
befunden hatte, fixiert. Darüber werden die zu beiden Seiten abgelösten Schleim- 
hautstücke genäht, wodurch auch eine Verengerung der Harnröhre erzielt wird. 

E. Toff (Braila). 


30) A. v. Khautz jun. Anurie bei Douglasabszeß. (Aus der chirurg. 
Abteilung der Rudolfstiftung in Wien.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 

Ein 16jähriger Bursche wurde mit der Diagnose »Harnretention« eingeliefert. 
Die Untersuchung ergab die Wahrscheinlichkeitsdiagnose eines Douglasabszesses 
nach Appendicitis; der Katheter entleerte nur einige Kubikzentimeter Urin. Dem- 
nach bestand eine mehr als 24stündige Anurie. Bald nach Eröffnung des Abszesses 
vom Mastdarme her ging Urin ab. 

Die Anurie ist wohl kaum als rein renal anzusehen. Am wahrscheinlichsten 
ist, daß der prall gefüllte Abszeß die Harnleiter komprimierte wie eine Ovarial- 
cyste. Auch eine Fortpflanzung des entzündlichen Prozesses und dementsprechende 
Schwellung der Harnleiter kann vielleicht angenommen werden. Eine Hydro- 
nephrose war nicht nachweisbar, braucht auch nicht immer bei Verschluß der 
abführenden Wege zu entstehen. — Literaturangabe. Renner (Breslau). 


31) E. Desnos. Urétère surnuméraire ouvert dans le vagin. Uretero- 


neocystostomie. Guérison. 
(Ann. des malad. des organs genito-urin. Bd. XXV. Hft. 24.) 

Der vorliegende Fall betraf ein 17jähriges Mädchen, das Verf. bereits als 
öjähriges Kind wegen Incontinentia urinae untersucht hatte. Damals konnte keine 
sichere Diagnose gestellt werden; jetzt aber ergab eine genaue Untersuchung in 
Narkose, daß Urin durch eine feine Öffnung in der linken Scheidenwand austrat. 
Weitere Untersuchungen ergaben, daß der Urin nicht aus der Blase kam. Die 
Cystoskopie ergab nur eine deutliche rechte Harnleitermündung. Verf. nahm des- 
halb an, daß der linke Harnleiter abnorm in die Scheide ausmündete. Hoher 
Blasenschnitt; es fand sich auch eine ganz normale linke Harnleitermündung. Es 
konnte sich also nur um einen überzähligen Harnleiter, resp. um eine abnorme 
Gabelung des einen Harnleiters handeln. Verf. machte eine Ureteroneocystostomie, 
indem er den überzähligen Harnleiter durch eine kleine Inzision in das Blasen- 
lumen einnähte. Heilung. Paul Wagner (Leipzig). 

32) H. Mohr. Harnleiterverengerung als Spätfolge eines Becken- 
bruches. 
(Monatsschrift f. Unfallheilkunde u. Invalidenwesen Bd. XIV. Hft. 11.) 


Der Fall, der allerdings weder durch Autopsie in vivo, noch durch die patho- 
logisch-anatomische Untersuchung gesichert ist, betraf einen 31jährigen Kranken 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 509 


mit Bruch in der Gegend der linken Kreuz-Darmbeinfuge. Wahrscheinlich kam 
es infolgedessen zu einer starken Blutansammlung im linken M. ileopsoas und 
besonders zwischen ihm und dem Bauchfellüberzuge. Der Harnleiter lag in seinem 
Verlauf über dem Muskel in dieser Bluthöhle. Nach allmählicher Aufsaugung und 
Organisation des Blutes wurde er vom neugebildeten, später schrumpfenden Narben- 
gewebe immer fester umsponnen und seine Lichtung durch narbige Umschnürung 
oder durch Zerrung und Knickung schließlich soweit verlegt, daß Störungen des 
Urinabflusses eintraten. In den ersten 11/, Jahren nach dem Unfalle machten diese 
Veränderungen anscheinend nur geringe Beschwerden; erst dann traten die Er- 
scheinungen einer intermittierenden Hydronephrose auf, ohne fühlbare Erweiterung 
des Nierenbeckens und Harnleiters. Die Beschwerden haben in den letzten Mo- 
naten nicht zugenommen. Paul Wagner (Leipzig). 


33) E. Rouffart. Abouchement des urétères dans le gros intestin. 
(Bull. de l’acad. roy. de méd. de Belgique 1907. Nr. 8 u. 9.) 

Bei einer 28 Jahre alten Frau mit Krebs des Uterus mußte R. Uterus, Ovarien, 
Adnexe und einen Teil der Blase entfernen. Er machte dann zunächst die Ein- 
nähung der Harnleiter in die zugenähte Blase. Alsbald kam ein Rezidiv des Kar- 
zinoms, so daß nun die ganze Blase entfernt und die Harnleiter in den Dickdarm 
eingenäht wurden. Heilung. 3 Monate nach der Operation schreibt die Operierte, 
daß es ihr gut geht. R. gibt eine Ubersicht über die einschlägige Literatur. 

E. Fischer (Straßburg i. E.). 


34) G. Bolognesi. Le matérial de suture et sa stérilisation étudiés 


dans la réparation du rein. 
(Ann. des malad. des organs génito-urin. Bd. XXV. Hft. 23.) 

Die breit angelegten, sehr interessanten experimentellen Untersuchungen des 
Verf.s kommen darauf hinaus, daß im Nierenparenchym alle Arten von Naht- 
material angewendet werden können, vorausgesetzt, daß eine sorgfältige Sterilisation 
der Fäden stattgefunden hat. Bei auf antiseptischem Wege sterilisiertem Naht- 
material und bei durch Glühhitze sterilisierten Metallfäden kommt es leicht zu 
den Erscheinungen einer »Degenerescence calcaire«; diese Erscheinungen treten 
niemals ein bei auf aseptischem Wege, d. h. durch Hitze sterilisierter Seide. 

Paui Wagner (Leipzig). 


35) Hoffmann. Nephritis following external applications of balsam of 


Peru. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 25.) 

Ein ?jähriger Knabe war an Krätze erkrankt und wurde 2mal täglich mit 
10siger Perubalsamsalbe bebandelt; innerhalb 5 Wochen war die Heilung beendet. 
Es war stets der ganze Körper eingerieben worden. 

3 Wochen nach beendeter Kur war eine schwere Nephritis vorhanden mit 
Ascites, schweren Odemen der ganzen Körperoberfläche, gespanntem frequentem 
Puls und dem Befunde schwerer hämorrhagischer Entzündungserscheinungen der 
Nieren im Urin. 

Heilung unter bekannter Therapie in 2 Monaten. 

Es ist also bei Anwendung dieses mit Recht so beliebten Mittels Vorsicht ge- 
boten. W. v. Brunn (Rostock). 


36) F. Schmidt. Über einseitigen Nierenmangel bei Übergang der 


Ureter in die Samenblase. 
(Beiträge z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. XLIL p. 516.) 

Im Jahre 1906 kamen im Leipziger pathologischen Institut zwei Fälle zur 
Sektion, in denen bei rudimentärer Niere der einen Seite der Harnleiter in die 
Samenblase derselben Seite einmündete. Außerdem findet sich in der Sammlung 
des Instituts ein aus dem Jahre 1901 stammendes Präparat, das ähnliche Verhält- 


510 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


nisse zeigt. In der Literatur hat Verf. noch elf in diese Rubrik gehörende Fälle 
gefunden, sodann drei mit Kommunikation zwischen Harnleiter und Ductus eja- 
culatorius. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen beschließen die interessanten 
Mitteilungen. Paul Wagner (Leipzig). 


37) B. Rossi. Contributo alla cura delle lesioni traumatiche del rene. 
(Gazz. degli ospedali e delle clin. 1908. Nr. 11. — Soc. di med. e biol. di Milano.) 


Unter sechs sämtlich glücklich auslaufenden Fällen von Nierentraumen wurden 
drei konservativ, einer 20 Stunden nach der Verletzung wegen bedrohlicher Blutung 
und zwei Fälle 8 bzw. 12 Tage nach der Verletzung wegen des Auftretens ent- 
zündlicher Erscheinungen operativ behandelt. Selbst in einem der letzten Fälle 
wo eine Hälfte der Niere vom Hilus völlig abgetrennt war und -deshalb entfernt 
werden mußte, wurde die Funktion dieser Niere, wie die Cystoskopie lehrte, er- 
halten, wenn auch weniger Urin als von der anderen abgesondert wurde. 

Dreyer (Köln). 


38) E. Bircher. Die Behandlung der Nierentuberkulose mit Röntgen- 
strahlen. (Aus der chirurgischen Krankenanstalt zu Aarau. Dr. H. 


Bircher.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

B. berichtet über zwei Fälle von Nieren- und Blasentuberkulose (im ersten 
Falle beiderseits), in denen durch die tägliche Bestrahlung der Nieren eine erheb- 
liche Besserung (Klarwerden des Urins, Abnahme des Eiweißgehalts, Schwinden 
der Tuberkelbazillen, Fieberabfall, zunehmende Kräftigung des allgemeinen Zu- 
standes) von 2—3 Jahre langer Dauer zu beobachten war. Die Bestrahlung muß 
vorsichtig ausgeführt werden, um eine schädliche Einwirkung auf die Epithelien 
des Nierenparenchyms zu vermeiden; ihre günstige Wirkung dürfte auf der Er- 
zeugung einer interstitiellen Bindegewebswucherung mit nachfolgendem Zerfall der 
Tuberkelelemente beruhen. 

B. empfiehlt das Verfahren für die nicht operationsfähigen Fälle bzw. bei den 
die Operation verweigernden Kranken. Kramer (Glogau). 


39) K. Fischer. Ein Beitrag zur Nierenchirurgie. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 736.) 


Die Arbeit bringt zwei interessante Beiträge zur Chirurgie der Nieren: 

1) Ein 34jähriger Mann litt seit seiner Jugend an leichten Schmerzen in der 
Oberbauchgegend, die, seit ein Trauma diese Körpergegend betroffen hatte, zu- 
nahmen. Es kam vor allem zu Magensymptomen, zu Appetitlosigkeit und Ver- 
stopfung, Abmagerung und Schlaflosigkeit. Durch Aufblähung des Magens und 
Darmes ließ sich feststellen, daß die große Geschwulst im linken Hypochondrium 
retroperitoneal lag und nicht der Milz angehörte. 

Im übrigen schwankte die Diagnose zwischen Pankreascyste und Hydronephrose, 
welch erstere als wahrscheinlicher angenommen wurde, da der Urin völlig normal 
war, und man bei der Cystoskopie Urin aus der Harnleitermündung ausfließen zu 
sehen glaubte, was sich als Irrtum herausstellte. 

Bei der Operation erwies sich die Geschwulst als Hydronephrose. Diese wurde 
nach Abschluß der freien Bauchhöhle durch Vernähung ihres Bauchfellüberzuges 
mit dem Peritoneum der vorderen Bauchwand durch Punktion entleert und dann 
exstirpiert. Tamponade. Glatte Heilung. 

Der Cysteninhalt enthielt außer Harnbestandteilen ein saccharifizierendes Fer- 
ment, so daß auch eine Probepunktion keinen sicheren Aufschluß gegeben hätte. 
Ursache der Hydronephrose war eine zirkuläre Einschnürung am Anfangsteile des 
Harnleiters, die sich in das Nierenbecken einstülpte und vielleicht traumatisch be- 
dingt war. 

2) In dem anderen Falle handelte es sich um eine hydronephrotische Stein- 
niere, die bei einer 29jährigen Pat. seit 5 Jahren durch Koliken und Griesabgang, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 511 


Urintrübung, Schüttelfröste, Nierenschmerz usw. sich bemerkbar machte. Die 
Niere war nicht tastbar; der Gesamturin war trübe, enthielt rote uud weiße 
Blutkörperchen, Nierenepithelien, Zylindroide und hatte ein niederes spezifisches 
Gewicht von 1013—1015. Cystoskopisch ließ sich feststellen, daß die andere Niere 
normalen Urin absonderte, während aus dem rechten Harnleiter der erwähnte 
krankhafte Urin mit einem Gefrierpunkt von 0,545—0,555 abfloß. Die Phloridzin- 
probe fiel beiderseits negativ aus. 

Nachdem durch Röntgenaufnahmen die Anwesenheit von Nierensteinen und 
durch Harnleiterkatheterismus deren Lage außerhalb des Harnleiters festgestellt 
war, konnte die Diagnose auf eine hydronephrotische ‚Steinniere von etwa der 
Größe des normalen Organs gestellt werden. Die lumbale Nephrotomie bestätigte 
die Diagnose. Die noch reichlich parenchymhaltige Sackniere wurde nach Zon- 
deck gespalten, es wurden drei große und mehrere kleine Steine entfernt, und 
als sich am Abgange des Harnleiters ein Ventilverschluß herausstellte, wurde eine 
Ureterplastik nach Art der Pyloroplastik nach Heineke-Mikulicz ausgeführt. 
Naht der Niere mit Catgut. Drainage des Nierenbeckens bis in den Harnleiter. 
Es erfolgte glatte Heilung; nach einem Jahre war die Fistel geschlossen und die 
Pat. voll arbeitsfähig. Reich (Tübingen). 


40) Tedensat. Hypernephromes du rein. 
(Ann. des malad. des organs génito-urin. Bd. XXV. Hft. 24.) 

Verf. beobachtete eine 57jährige Kranke mit linksseitiger Nierengeschwulst ; 
verschiedene Anfälle von heftigen Nierenkoliken und von stärkeren Hämaturien. 
Die Nephrektomie ergab ein gänseeigroßes Hypernephrom. Die Heilungsdauer 
beträgt bisher 7!/, Jahre. 

In einem zweiten Falle von Nephrektomie wegen Hypernephrom — 46 jähriger 
Mann — traten 2 Jahre später Metastasen in der Leber auf. Ascites; rasch fort- 
schreitende Kachexie, Tod. Paul Wagner (Leipzig). 


41) Lejars. Tumeur polykystique pararénale combinée à deux reins 
polykystiques. 
(Bull. ot mém. de la soc. de chir. de Paris T. XXXIII. p. 272.) 

In Anamnese und klinischem Befund wurde kein Anhalt für eine Geschwulst 
des uropoetischen Systems gefunden, vielmehr bei bestehender habitueller Ver- 
stopfung an eine Dickdarmgeschwulst gedacht. Bei der Laparotomie wurde dann 
eine retroperitoneale Geschwulst von Nierenform mit deutlichem Hilus und Polen 
entfernt, die 270 g wog und viele Cysten aufwies. Man hielt sie für eine Cysten- 
niere. Die Autopsie brachte das überraschende Resultat, daß die entfernte Ge- 
schwulst pararenal war, daß beide Nieren cystisch degeneriert waren, und daß 
gleichzeitig die Leber an der Unterfläche mehrere kleine Cysten zeigte, die nicht 
tief in das Parenchym eindrangen. Kachler (Duisburg-M.\. 


42) O. Hanasiewiez. Hodenhautgangrän nach Gebrauch von Jod- 
tinktur. 
(Münchener med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Die wegen einer Epididymitis mehrfach aufgepinselte Jodtinktur hatte bei dem 
19jährigen Manne zu außerordentlich umfangreicher Gangrän des Hodensackes 
geführt, so daß beide Hoden freilagen und der große Hautdefekt mit Thiersch- 
schen Transplantationen gedeckt werden mußte. Kramer (Glogau). 


43) P. Delbet. Noyaux d’epididymite blennorrhagique ameliores par 
les injections interstitielles de thiosinamine. 
(Ann. des malad. des organs genito-urin. Bd. XXVI. Hit. 1.) 
Der Fall betraf einen 17jährigen Kranken. Verf. machte im ganzen 5 Injek- 
tionen von 5—10 Tropfen einer 10gxigen Lösung. Besserung des lokalen Zustandes, 
besonders auch der Schmerzen. Paul Wagner (Leipzig). 


512 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


44) Fox. Focal nekroses in the testicle in typhoid fever. 

(Bull. of the Ayer clin. laboratory of Pennsylvania hospital 1907. Nr. 4.) 

F. fand als Sektionsbefund unter 26 Fällen von Typhus in 12 herdförmige, 
oft multiple Nekrosen in den Hoden, die nach F.'s Untersuchungen durch Toxin- 
wirkung der Typhusbazillen zustande kommen; letztere konnten siebenmal nach- 
gewiesen werden. Mohr (Bielefeld). 


45) G. W. Nicholson. New growths of the testicle. 
(Guy’s hospital reports Bd. LXI.) 

Das Material setzt sich zusammen aus 24 Fällen von Karzinom, sämtlich 
Medullarkrebse, kein Scirrhus. Nur von 9 Pat. gelang es etwas über das spätere 
Schicksal zu eruieren. Davon lebte einer noch nach 5 Jahren, einer nach 4, einer 
nach 3 und einer nach 1 Jahre nach der Operation. Zwei starben bald nach der 
Operation, einer war nach 18 Monaten sterbend. 

Unter sieben Fällen von Rundzellensarkom starben zwei noch im Hospital, 
einer 2 Monate später, über das Schicksal der anderen ließ sich nichts ermitteln. 

Von den sechs wegen Endotheliom Operierten sind bei einem Kranken 4, beim 
anderen 2 Jahre seit der Operation verflossen, ein 7öjähriger Pat. starb 3 Monate 
später, über die anderen ließ sich nichts erfahren. 

Auffallend groß ist die Zahl der wegen Embryom Operierten. N. rechnet dazu 
im Sinne von Wilms die Dermoide und Teratome, sowie die zahlreichen Misch- 
geschwülste, da sich in ihnen die dreiblättrige Keimanlage nachweisen läßt. Der 
jüngste Pat. war 1 Jahr 10 Monate alt. Drei Todesfälle innerhalb des 1. Jahres 
wurden N. bekannt; ein Kranker lebte noch nach 6, einer nach 10 Jahren, über 
die übrigen konnte er nichts erfahren. 

Gesondert bespricht er vier Fälle von Chorionepitheliom, bei welchem Lang- 
hans’sche Zellen und Syncytium nachgewiesen wurde. Zwei Todesfälle 6 Wochen 
nach der Operation. Ein Kranker hatte nach 6 Wochen ausgedehnte Metastasen; 
über den vierten konnte N. nichts ermitteln. Deetz (Homburg v. d. H.). 


46) Le Conte and Crispin. A case of sarcoma of a retroperitoneal 
undescended testis strangulated by a twist. 

(Bull. of the Ayer clin. laboratory of Pennsylvania hospital 1907. Nr. 4.) 

Die Erkrankung begann bei dem 28jährigen Pat. akut unter den Erschei- 
nungen einer Appendicitis perforativa mit schmerzhafter Geschwulstbildung in der 
rechten Darmbeingrube. Hodensack und Leistenkanal waren beiderseits ohne Ho- 
den, Penis normal entwickelt. Operation mit der Diagnose: Wurmfortsatzperitonitis. 
Im Bauche nur geringe Mengen blutigen Serums; blauschwarz verfärbte, orangen- 
große, einer torquierten Eierstockscyste gleichende Geschwulst mit einem nach 
dem rechten inneren Leistenringe zu verlaufenden Stiele; die Geschwulst war um 
360° um ihre Achse gedreht und entsprach offenbar dem ektopischen rechten 
Hoden. Der linke Hoden konnte in der Bauchhöhle nicht nachgewiesen werden. 
Nach Abtragung der Geschwulst glatte Heilung. Die sehr eingehend mitgeteilte 
Untersuchung des Präparates ergab, daß eine Stieldrehung des von einem Rund- 
zellensarkom ergriffenen ektopischen Hodens vorlag. 

Zwei ähnliche Literaturfälle werden kurz mitgeteilt. Mohr (Bielefeld). 


47) Edgar. Breisky’s Kraurosis vulvae: four cases, three of them 
complicated with epithelioma. 
(Glasgow med. journ. 1907. Dezember.) 

Ausführliche Wiedergabe der Krankengeschichten von vier selbst beobachteten 
und operierten Fällen von Kraurosis vulvae; in drei dieser Fälle waren zugleich 
karzinomatöse Veränderungen nachzuweisen. Genaue Beschreibung der histo- 
logischen Verhältnisse. 

Jedesmal wurde die ganze Bedeckung der Vulva vom Mons veneris bis zur 
Afteröffnung, einmal dazu noch die ganze Umgebung des Afters exstirpiert. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 513 


Die erste Pat. starb 2 Jahre nach dem Eingriff, die zweite war nach 2 Jahren 
noch gesund, die dritte noch nach 3 Monaten, die vierte war erst kurz vor der 
Publikation operiert worden. Alle wurden durch den Eingriff von ihren Beschwerden 
befreit. W. v. Brunn (Rostock). 


48) H. T. Hicks. Primary embolic chorion-epithelioma of the vagina. 
(Guy’s hospital reports Bd. LXI.) 

Eine 28jährige Frau, die an einer Lungenentzündung erkrankte, bekam Vaginal- 
blutungen. Es wurde eine Blasenmole mit Öd!/smonatigem Fötus ausgestoßen. 
Kurz danach fand man auf der Hinterseite der Scheide einen haselnußgroßen Ge- 
schwulstknoten, der in Lokalanästhesie entfernt wurde. Mikroskopisch Langhans- 
sche Zellen und Syncytium, keine Chorionzotten. Nach 1/, Jahr erstes Rezidiv, 
6 Wochen später zweites, wieder 3 Wochen später drittes Rezidiv. Tod 11 Monate 
nach Ausstoßen der Blasenmole. Der interessante Sektionsbefund zeigte den Uterus, 
der doch die Blasenmole enthalten hatte, frei von Geschwulst. In der reehten Lunge 
Metastasen. Deetz (Homburg v. d. H.). 


49) A. E. Barker. A second report on clinical experiences with spinal 
analgesia: with a second series of one hundred cases. 
(Brit. med. journ. 1908. Februar 21.) 

B. berichtet über das zweite Hundert seiner Lumbalanästhesien (s. Ref. in d. 
Zitbl. 1907, Nr. 29). Vermehrte Erfahrung und Ubung besserten seine Ergebnisse 
wesentlich in Rücksicht auf Gefahr, Sicherheit, Gleichförmigkeit, Minderung der 
unangenehmen Folgeerscheinungen. Diese Besserung führt er zurück auf die rich- 
tige Einschätzung der Rolle, die die spezifische Schwere der eingespritzten Flüs- 
sigkeit beim Zustandekommen der Analgesie spielt. Damit stellt sich B. in 
bewußten Gegensatz zu Dönitz, den Vertreter der Bonner Schule. Dönitz 
behauptet, daß die Höhenausdehnung der Analgesie abhängig ist von der Be- 
wegung des Liquor cerebrospinalis und nicht etwa von der spezifischen Schwere 
der eingespritzten Flüssigkeit. Mit diesem Satze steht B.’s Lehre in geradem 
Widerspruch. Er behauptet und beweist uns, daß es außer dem Lagewechsel des 
Kranken und insbesondere der Beckenhochlagerung auch noch andere und wahr- 
scheinlich bessere Mittel gibt, die Höhenausdehnung der Analgesie zu steigern 
und zu umschreiben, und zwar mit verhältnismäßig kleinen Dosen. Dieses Mittel 
ist nach B. die größere spezifische Schwere der eingespritzten Flüssigkeit. Spritzt 
man nämlich in sitzender Stellung ein und legt den Kranken ohne unnötige Be- 
wegungen ganz sachte auf den Rücken, so beschränkt sich die Analgesie auf den 
Damm, während die Beine meist noch Empfindung haben. Weiter: spritzt man 
in Seitenlage ein und legt den Kranken auf den Rücken, wiederum, wie vorher, 
mit erhöhtem Kopf und Schultern, so reicht die Anästhesie bis zur 6. und 7. Dorsal- 
wurzel und höher; d. h. die spezifisch schwerere Flüssigkeit (1,0230) sinkt an die 
tiefsten Stellen, während der Liquor (1,0070) im Ruhezustand verharrt. Bleibt 
aber der Kranke nach der Einspritzung auf der Seite liegen, so wird nur das 
Bein der betreffenden Seite gelähmt. So können wir also unter Benutzung der 
Biegungen der Wirbelsäule durch Ausgleichungen und Hebungen mit unter- 
geschobenen Kissen hohe und tiefe Anästhesie erzeugen mit Hilfe der spezifischen 
Schwere der Flüssigkeit und sie vom Kopf und Hals fernhalten, wenn wir wollen. 
Ferner können wir auf diese Weise mit kleinen Dosen auskommen. Beckenhoch- 
lagerung ist überflüssig, jede unnötige Bewegung des Körpers stört die feine Be- 
grenzung der Analgesie. Schwierigkeiten ergeben sich nur bei Steifigkeiten der 
Wirbelsäule. Auch nach der Operation wurden Kopf und Schultern hochgehalten 
und alle Anderungen der Lage peinlich vermieden. So wurden Erbrechen, Ubel- 
keit, Kopfschmerzen auf ein Mindestmaß zurückgeführt. Vor der Einspritzung 
werden 5—10 ccm Liquor entnommen und 1 ccm = dcg Stovain ohne Liquor 
wieder eingespritzt. Adrenalinzusatz widerrät B. In den ersten 100 Fällen hatte 
er alles in allem 14 Fehlschläge, in dem zweiten Hundert 6, in den letzten 80 
überhaupt keinen. Bedrohliche Zustände kamen nie vor. Unter diesen hundert 


514 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Fällen waren 50 Bauchschnitte, von denen 2 keine genügend hohe Anästhesie 
boten. Kopfschmerzen kamen, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Maße vor, 
ebenso Übelkeit und Erbrechen. 

In einem Schlußabsatze berichtet Henry Head kurz über die Ergebnisse 
seiner neurologischen Untersuchung bei Lumbalanästhesierten. 

F Weber (Dresden). 
50) R. Bestelmeyer. Uber Schußverletzungen. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 637.) 

Verf. berichtet unter Wiedergabe zahlreicher Krankengeschichten über 244 
Friedensschußverletzungen aus der Münchener Klinik. Im allgemeinen waren die 
von v. Bergmann ausgesprochenen konservativen Grundsätze in der Behandlung 
maßgebend, deren Resultate bereits in anderen großen Statistiken zum Ausdruck 
gekommen sind. 

Die Art des Materials stimmt ebenfalls mit dem anderer Großstädte überein. 
Von 34 Pat. mit Gehirnschüssen starben 23 vornweg hoffnungslose ohne Operation. 
Von 11 Pat. ohne schwere Erscheinungen, vor allem ohne tiefe Bewußtlosigkeit, 
kamen 2 zur Operation und 4 zur Genesung mit Einheilung der Geschosse. 

Bei 35 Pat. mit perforierenden Brustschüssen war 28mal ein Hämothorax, 
6mal ein gleichzeitiger Pneumothorax, 10mal Hautempyem vorhanden. 

Von 16 perforierenden Lungenschüssen nahmen 46% einen durchaus normalen 
Heilungsverlauf ohne Operation. Bei 2 Fällen wurde ohne Schaden wegen Ver- 
dacht auf intraabdominale Mitverletzungen die Probelaparotomie ausgeführt. 9 Fälle 
endigten kurz nach der Verletzung tödlich, nur 1 an Empyem. Im ganzen ergab 
sich für Lungenschüsse eine Mortalität von 11%. 

Stärkere Blutansammlungen in der Pleura wurden durch Punktion entleert 
und bei Empyemen die Rippenresektion vorgenommen. Eine Indikation zu einem 
frühzeitigen Eingriff im Sinne König’s am 2. oder 3. Tage nach der Verletzung 
zur Entleerung des Hämothorax sieht Verf. in einem ausgedehnten Empyem oder 
einem großen Pneumothorax. 

Von 21 penetrierenden Bauchschüssen endeten 3 sofort nach der Einlieferung 
an Verblutung tödlich. Eine allerdings zweifelhafte Schußverletzung des Magen- 
fundus heilte ohne Operation. Von den übrigen 17 Pat. starben 9, gerettet wur- 
den 8 (= 53% Morlalität). 

Jeder sicher penetrierende Bauchschuß wird so rasch als möglich operiert und 
die Bauchhöhle nach Versorgung der verletzten Organe tamponiert. 

Reich (Tübingen). 


XXXVII. Kongress 
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 








Vorläufige Tagesordnung. 


1. Herr Trendelenburg (Leipzig). Behandlung der Embolien. 
2. Herr Kümmell (Hamburg). Abkürzung des Heilungsverfahrens Laparotomterter 
durch frühes Aufstehenlassen. 
3. Herr A. Fränkel (Wien). Postoperative Thrombose und Embolie. 
Diskussion xu 1 bis 3. 
Herr Ranzi (Wien). Über postoperative Lungenkomplikationen, insbesondere 
Eimbolien. 
Herr Reiner (Wien). Zur Fettembolie. 


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Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 515 


. Herr Müller (Rostock). Demonstration von Präparaten zu Lehrzwecken. 


Herr C’xerny (Heidelberg). Über Blitzbehandlung des Krebses. 

Herr Hochenegg (Wien). Diätetische Nachbehandlung der Karzınome. 

Herr Müller und Peiser (Breslau). Behandlung der Eiterungen mit proteo- 
Iytsschem Leukocytenferment und Antiferment. 

Herr Neuber (Kiel). Über Skopolaminnarkose. 

Herr Gilmer (München). Über lumbale Totalanästhesie. 


Diskussion zu 8 und 9. 
Herr Dönitz (Berlin). Thermophorkasten für Lumbalanästhesie. (Demon- 
stration.) 
Herr Gerstenberg (Berlin). Demonstration anatomischer Präparate mit 
Bezug auf die Lumbalanästhesie. 


In Reserve: 
[Herr Coenen (Breslau). Serumdiagnostik bei chirurgischen Er- 
krankungen. 
Herr Frangenheim (Königsberg). Expersimentelles zur Hyperämie- 
behandlung.] 


Herr Kocher (Bern). Zur Technik der Transplantation der Schilddrüse. 
Herr v. Haberer (Wien). Experimentelle Verpflanxung der Nebenniere ın 
dse Niere. 
Herr Lexer (Königsberg). Die Verwendung der freien Knochenplastik nebst 
Versuchen über Gelenkversteifung und Gelenktransplantation. 
Herr Schöne (Marburg a. L.). Experimentelle Untersuchungen über Transplan- 
tation körperfremder Gewebe. 
Herr Pels-Leusden (Berlin). Über die Transformation mit Periost implan- 
tierter Knochenstücke. 
Herr Wullstein (Halle a. S.). Über Implantationen. 
Diskussion zu 10 bis 15. 

Herr Heidenhain (Worms). Osteoplastischer Ersatz der Tibiadkaphyse. 

Herr Barth (Danzig). Über Osteoplastik. 

Herr Brentano (Berlin). Beitrag zur Knochenüberpflanzung in Röhren- 

knochendefekte. 

Herr Sauerbruch (Marburg). Über Parabiose bei Warmblütern. 
Herr v. Bramann (Halle a. S.). Die Behandlung des Milkbrandes beim 
Menschen. 
Herr Wrede (Königsberg). Beiträge zur Oystenbildung am Knochensystem. 

Diskussion zu 17. 
Herr Rehn jun. (Königsberg). Ostitis fibrosa cystica beim Schwein. 
Herr Rumpel (Berlin). Über Geschwülste und Oysten der Knochen im Röntgen- 
bilde. 


Herr Föderl (Wien). Zur Therapie der Aktinomykose. 
Herr Fessler (München). Über die Wirkung des Nickelmantelgeschosses. 
Diskussion zu 19. 
Herr Franz (Berlin). Über Krönlein’sche Schädelschüsse. 


In Reserve: 
[Herr Kredel (Hannover). Wundscharlach. 
Herr Sauerbruch (Marburg a. L.). Tetanus. (Demonstration.)] 


516 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


27. 
28. 


29. 
30. 


. Herr W. Koch (Berlin). Differenzierung der pathogenen und saprophytischen 


Staphylokokken auf der Körperoberfkiche des Menschen und seiner Umgebung. 


. Herr v. Brunn (Tübingen). Über neuere Bestrebungen zur Verbesserung der 


Hautdesinfektion. 


Diskussion xu 20 und 21. 
Herr Heusner (Barmen). Über Jodbenzindesinfektion. 
Herr Klapp und Dönitz (Berlin). Über die Wirkungsweise des Chirosoter. 
Herr Wederhake (Düsseldorf). Desinfektion der Hände und der Haut mü- 
tels Dermagummit. 
Herr Chlumsky (Krakau). Fine neue einfache Methode der Catgutsterili- 
sation. 
Herr Spechtenhauser (Wels). Über Wiener Draht. 


Herr v. Bramann (Halle a. S.). Beiträge zur Hirnchirurgie. 
Herr Krause (Berlin). Krankendemonstrationen aus der Hirnchirurgie. 


Diskussion zu 22 und 23. 
Herr Tietze (Breslau). Beträge zur Chirurgie des Kleinhirns. 
Herr Martens (Berlin). Zur Chirurgie der Kleinhirngeschwiäste. 


Herr Payr (Greifswald). Drainage des Hirnventrikels mittels frei Iransplan- 
tierter Blutgefäße. 
Herr Kausch (Berlin). Zur Chirurgie des kindlichen Hydrocephalus. 
Herr Heile (Wiesbaden). Zur Behandlung des Hydrocephalus. 
Herr Hochenegg (Wien). Operativ geheilte Akromegalie bei Hypophysentumor. 
Diskussion zu 25: 
Herr Erdheim und Stumme (Wien). Schwangerschaftsveränderungen der 
Hypophysis. 
Herr Salzer (Wien). Zur Anatomie der Encephalokele. (Demonstration.) 


In Reserve: 

[Herr Eckstein (Berlin). Über Nasenplastik. 

Herr Franz (Berlin). Experimentell erxeugtes Aneurysma_ arterio- 
venosum. (Demonstration.) 

Herr W. Koch (Berlin). Die Ausscheidung von Strepto- und Staphylo- 
kokken aus dem Blut durch Nieren und Leber. 

Herr Kühler (Bad Kreuznach). Mischgeschwulst der Parotis von 
außergewöhnlicher Größe. (Demonstration.) 

Herr Ranzi (Wien). Über Langenbeck'sche und Lane’sche Urano- 
plastık. 

Herr Sticker (Berlin). Demonstration eines experimentell erzeugten 
Hirntumors beim Hunde. 

Herr Wederhake (Düsseldorf). Süberseide und Silber- Kautschukseide 
in aseptischer Packung. (Demonstration.)] 


Herr Kocher (Bern). Blutuntersuchungen bei Bascdow. 

Herr Dollinger (Budapest). Weitere Erfahrungen über subkutane Entfernung 
iuberkulöser Halslymphdrüsen. 

Herr H. Braun (Zwickau). Resektion der Aorta wegen eines Ganglionneuroms. 
Herr Doberauer (Komotau). Die Unterbindung großer Gefäßstämme mit 
Hilfe der allmählichen Zuschnürung. 


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45. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 517 


Herr v. Hacker (Grax). Resektion und Plastik am Halsteile des Ösophagus 
wegen Karzinoms. 
Herr Völker (Heidelberg). Über die Behandlung des Karzinoms der Cardia. 
Herr Gottstein (Breslau). Über Kardiospasmus. (Demonstration.) 
Diskussion zu 31 bis 33. 
Herr Glücksmann (Berlin). Primäre Erwesterungszustände der Speiseröhre. 
Herr Lauper (Interlaken). Dilatations- und Radiumbehandlung des Speise- 
röhrenkrebses. 
Herr de Quervain (La Chaux-de-Fonds). Über die fibroepithelialen Neubil- 
dungen der Mamma und ihre maligne Entartung. 


In Reserve: 

[Herr Hofmeister (Stuttgart). T-Kanüle xur Nachbehandlung ope- 
rierter Trachealstenosen. 

Herr Glücksmann (Berlin). Fremdkörper im Ösophagus. (Demon- 
stration.) 

Herr Kölliker (Leipzig). Über Ösophagoskopie. 

Herr Ranzi (Wien). Über Frakturen und Luxationen der Halswirbel- 
säule.] 


Herr Brauer (Marburg a. L.). Die therapeutische Bedeutung des künstlichen 
Pneumothorax. 


. Herr Küttner (Breslau). Weitere Erfahrungen über Operationen in der freien 


Brusthöhle. 
Herr Friedrich (Marburg a. L.). Zur Operation einseitiger Lungentuber- 
kulose. 
Derselbe. Die Lungenanpassung an große Volumdefekte der Lunge. 
Herr Brat (Berlin). Über eine Einrichtung zur Anwendung des Überdruckes 
bei der künstlichen Atmung und der gewöhnlichen Narkose. 
Diskussion zu 35 bis 39. 
Herr Dreyer (Breslau). Vergleichende experimentelle Untersuchungen über 
den Überdruck und Unterdruck. 

Herr Schmieden (Berlin). 

Herr Seydel (Dresden). Chirurgische Behandlung des Lungenemphysems. 

Herr Sauerbruch (Marburg a. L.). 

Herr de Mayer (Brüssel). Ein neuer Apparat zur Überdrucknarkose. 


Herr H. Braun (Göttingen). Demonstration eines Tumors der Pleura. 

Herr Perthes (Leipzig). Zur operativen Behandlung der chronischen Lungen- 
abszesse. (Demonstration.) 

Herr Fritz König (Altona), Über Rippenfrakturen und traumatisches 
Eimphysem. 

Herr Picqué (Paris). Über Herzwunden. 


In Reserve: 


[Herr Röpke (Jena). Über progressive Rippenknorpelnekrose. 
Herr v. Saar (Grax). Ein Fall von Mediastinalabsxef. 
Herr Steinthal (Stuttgart). Dauerheilungen des Brustkrebses.] 


. Herr Rovsing (Kopenhagen). Direkte Gastrodiaphanoskopie und Gastroskopte. 


Herr Rubritius (Prag). Erfolge der chirurgischen Behandlung guiartiger 
Magenerkrankungen. | 


518 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


46. Herr Graser (Erlangen). Technik der Magenresektion. 
Diskussion zu 45 und 46. 

Herr Neuhaus (Berlin). Ergebnisse der funktionellen Magenuntersuchungen 
hinsichtlich der früheren und späteren Resultate nach Gastroenterostomie. 

Herr Schnitzler (Wien). Über eine typische lokale Metastase des Mayen- 
karzinoms. 

Herr OCredé (Dresden). Gastroenterostomia caustica. 

Herr Junghaus (Liegnitx). Trichobexoar des Magens. 

Herr Middeldorff (Hirschberg i. Schl.). Über Fremdkörper des Magens. 

Herr Moskowicx (Wien). Über aseptische Darmoperationen. 


47. Herr Klapp (Berlin). Über chirurgische Darmentleerung und Entleerung in- 
fektiöser Flüssigkeitsansammlung. 
48. Herr H. Braun (Göttingen). Entzündliche Geschwülste am Darm. 
Diskussion: 
Herr Steinthal (Stuttgart). Fall von Berstungsruptur des Dünndarmes. 


49. Herr Heddaeus (Zittau). Folgen einer totalen Ausschaltung des Kolon durch 
Vereinigung von Ileum und Flexura sigmordea. 


In Reserve: 


[Herr W. Braun (Berlin). Experimentelle Untersuchungen zur Frage 

des Todes bei Strangulationstleus. 
Diskussion: Herr Borutiau (Berlin). 

Herr v. Brunn (Tübingen). Über die Behandlung des appendicitischen 
Abszesses mit primärer Naht. 

Herr Foederl (Wien). Hepatoptose. 

Herr Franke (Braunschweig). Zur Therapie der multiplen Divertikel- 
bildung am Dickdarm. 

Berr Gebele (München). Zur Prognose und Behandlung der Peri- 
und Paraappendicitis. 

Herr Glücksmann (Berlin). Blutstillung bei endosigmotdealen Ope- 
rationen. 

Herr v. Haberer (Wien). Über Behandlung schwieliger Appendicitis 
und appendicitischer Abszesse. 

Herr Kotzenberg (Hamburg). Zur operativen Behandlung der dıffu- 
sen, erigen Bauchfellentzündung. 

Herr Neumann (Berlin). Ein Fall von enormer Cyste des Wurm- 
fortsatzes (Demonstration). 

Herr Pendi (Troppau). Strikturierende Ileocoecaltumoren. 

Herr Riese (Berlin). Ooecumblutungen und spätere Gangrän des Coe- 
cums infolge von Appendicitss. 

Herr Wilms (Basel). Appendicitis chronica und Ooecum mobsle.] 


50. Herr Schloffer (Innsbruck). Über chronisch entzündliche Bauchdeckenge- 
schwülste nach Bruchoperationen. 

51. Herr Brenner (Linz). Nabelbruchoperation mit Lappendoppelung. 

52. Herr Ritter (Greifswald). Experimentelle Untersuchungen über Einklemmung 

53. Herr Ruge (Berlin). Cherurgische Anatomie der Gallenwege (Demonstration). 

54. Herr Exner und Hejrovsky (Wien). Pathologie der Cholelithiasis. 


39. 


60. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 519 


Diskussion zu 53 und 54: 
Herr Lampe (Bromberg). Demonstration enorm großer Gallensteine. 


. Herr Graff (Bonn). Über Milzexstirpation bei Pseudoleukaemia infantum. 

. Herr Peiser (Breslau). Über fötale Peritonitis. 

. Herr Bunge (Bonn). Über postoperativen spastischen Darmverschluß. 

. Herr Zuckerkandl (Wien). Zur Diagnose und Operation von Nierensteinen. 


Diskussion zu 58: 
Herr Löwenhardt (Breslau). Demonstration eines durch Nephrektomie ge- 
wonnenen Hydronephrosenpräparates. 
Herr Wilms (Basel). Zur Technik der Prostatektomie. 
Diskussion zu 59: 
Herr Hock (Prag). Zur Diagnose der Prostatatumoren. 
Herr Ehrhardt (Königsberg). Uber die operative Behandlung des Prostata- 
karzinoms. 


Herr Defranceschi (Rudolfswörth). Zur Resektion der Samenleiter bei 
Prostatahypertrophie. 


Herr Pels-Leusden (Berlin). Über die Notwendigkeit einer Naht bei Zer- 
resßung der Harnröhre am Perineum. 


Diskussion zu 60: 
Herr Hinterstoisser (Teschen). 


In Reserve: 

[Herr Colmers (Heidelberg). Trauma und paranephritischer Abszeß. 

Herr Franke (Braunschweig). Zur Behandlung der Zottengeschwülste 
der Blase. 

Herr Föderl (Wien). Phimosenoperation. 

Derselbe. Über Peniskarzinom. 

Herr Goldschmidt (Berlin). Demonstration von Instrumenten für 
intraurethrale Eingriffe. 

Derselbe: Ein Oystourethroskop. 

Herr Harras (Sehöneberg). Diagnostische Bedeutung der Röntgen- 
photographie bei Cholelithiasıs. 

Herr Hinterstoisser (Teschen). Über eine seltene Sakralgeschwulst. 

Herr Hollaender (Berlin). Zur Mechanik und Dynamik der Gallen- 
blasenperforation. 

Herr Kreuter (Erlangen). Bericht aus der Erlanger Klinik über 
hundert Radikaloperationen wegen Mastdarmkrebses aus den Jahren 
1902—1907. 

Derselbe: Zur Dehnungsgangrän des Coecum bei tiefem Dickdarm- 
verschluß. 

Herr Lieblein (Prag). Über einen neuen Darmknopf. (Demonstra- 
tion.) 

Herr Martens (Berlin). Zur Chirurgie des Pankreas. 

Herr Renner (Breslau). Indikation und Resultate der primären Bla- 
senmaht. 

Herr Ringleb (Berlin). Über Sterilisation des Oystoskops. 

Derselbe. Demonstration eines modernen eystoskopischen Instrumen- 
tarsums. 

Herr Rosenstein (Berlin). Die Behandlung intraperitonealer Ver- 
wachsungen mit Netztransplantation. 


920 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 16. 


Herr Schmitt (München). Demonstration eines seltenen Falles von 


Invagination. 

Herr Schulz (Barmen). Ein Beitrag zur Therapie der Hurschsprung- 
schen Krankheit. 

Herr Strehl (Königsberg). Kongenitale Retroposition des Dickdarmes. 

Herr Wullstein (Halle a. S.) Demonstration seltener Hernien- 
formen.] 


61. Herr Küttner (Breslau). Zur Prognose der traumatischen Luxationen. 
62. Herr Dollinger (Budapest). Blutige Reposition veralteter Luxationen des El- 


bogens. 


63. Herr Stieda (Königsberg). Coxa valga adolescentium. 

64. Herr Becker (Rostock). Experimentelle Gelenkmaus. 

65. Herr Borchgrevink (Christiania). Ambulatorische Extensionsbehandlung der 
oberen Extremität. 

66. Herr Krönlein (Zürich). Über das Zuppinger'sche Extensionsverfahren bei 
Frakturen des Ober- und Unterschenkels. 


Diskussion zu 65 und 66. 


Herr Heusner (Barmen). Extensionsschiene für den Vorderarmbruch. 

Herr Graser (Erlangen). Zur Behandlung der Unterschenkelbrüche. 

Herr Klapp (Berlin). Behandlung des Schlüsselbeinbruches mittels Hebei- 
extension. 

Herr Fraenkel (Berlin). Über Gehverbände. 

Herr Lam pe (Bromberg). Ein ans Krankenbett anzuschraubender Extensions- 
und Abduktionsapparat für die untere Extremität. 

Herr Manasse (Berlin). Apparat zur Anlegung fester Verbände an der 
unteren Extremität. 


67. Herr Ludloff (Breslau). Osteochondritis dissecans des Knsegelenkes. 

68. Herr O.v. Frisch (Wien). Zur: Operation des Plattfußes. 

69. Herr Muskat (Berlin). Beiräge zur Therapie des finierten Plattfußes. 

70. Herr Goebel (Breslau). Röntgenbehandlung eines kongenitalen Femursarkoms. 


In Reserve: 

[Herr Bötticher (Gießen). Traumatische Diastase der Symphysıs 
sacroiliaca. 

Herr Dönitz (Berlin). Feststellvorrichtung am Operationstische. 

Herr Franke (Braunschweig). Epicondylitis humeri. 

Herr Jacobsthal (Jena). Radiusfraktur mit volarer Verschiebung des 
peripheren Fragmentes. (Demonstration.) 

Herr Martens (Berlin). Demonstration einer seltenen Geschwulst der 
Achillessehne. 

Herr v. Saar (Grax). Über Myo- und Tendolyse.] 


Berichtigung. In d. Bl. Nr. 9 p. 257 Z. 13 v. u. lies Bosse statt Bone. 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. B. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 


Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 





in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 17. Sonnabend, den 25. April 1908. 
Inhalt. 


E. Venus, Almatein in der Chirurgie. (Originalmitteilung.) 

1) Eulenburg, Realenzyklopädie der Heilkunde. — 2) v. Bergmann, Bier und Roehs, Ope- 
rationslehre. — 3) Leotta, Unterbindung der großen Körpervenen. — 4) Jolasse, Zur Diagnose der 
Lageanomalien des Darmes. — 5) Chandler, Nachbehandlung der Laparotomien. — 6) Vogel, 
Physostigmin und Peristaltik. — 7) Bogdanik, Bauchfellentzündung. — 8) Pel, Appendicitis. — 
9) Corner, Leistenbrüche bei weiblichen Kindern. — 10) Short, Magensenkung und -erweiterung. 
— 11) Cameron, 12) Bircher, Gastroenterostomie. — 13) Delore und Leriche, Jejunostomie. — 
14) Esau, Dünndarmtransplantation. — 15) Marchetti, Unterbindung des Ductus cysticus. — 
16) de Beule, Cholecystektomie. 

L A. Hofmann, Zu dem Rovsing’schen Symptom. — II. Th. Rovsing, Erwiderung. (Original- 
Mitteilungen.) 

17) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 18) D’Arcy Power, Kasuistisches aus der 
Bauchchirurgie. — 19) Steinthal, Bauchverletzungen. — 20) Stirling, 21) Derewenko, Perfora- 
tionsperitonitis. — 22) Casanello, 28) Syme, 24) Burgess, Appendicitis. — 25) Herb, Divertikel 
des Wurmfortsatzes. — 26) Grünbaum, Krebs des Wurmfortsatzes. — 327) v. Baraez, Seitliche 
Bauchhernien. — 28) Heller, Retrograde Darmeinklemmung. — 29) Robertson, Gastritis phleg- 
monosa. — 80) Bircher, Magengeschwülste. — 81) Barth, Duodenalgeschwür. — 82) Evans und 
Brenizer, 83) Faworski, Darmresektion. — 34) Arbuthnot Lane, Chronische Verstopfung. — 
85) Miyake, Askaridenerkrankung. — 36) Spisharny, 87) Vogel, 38) Stretton, 89) Hagentorn, 
Deus. — 40) Wagner, Leukocytose bei Echinokokken der inneren Organe. — 41) Lambert, Py- 
lorus- und Leberkrebs. — 43) Koslowski, Talma’sche Operation. — 43) Thomas, Zur Chirurgie 
der Leber und Gallenblase. — 44) Drucbert, 45) Kostlivy, Gekröscyste. 





Aus der chirurgischen Abteilung der Wiener allgem. Poliklinik. 
Vorstand: Dozent Dr. Pupovac. 


Almatein in der Chirurgie. 


Von 


Dr. Ernst Venus, 
Assistent der Abteilung. 


lmatein nennt sich ein neues pharmazeutisches Produkt, das zu- 
t von dem Chemiker Dr. Lepetit in Mailand aus Formalde- 
hyd und Hämatoxylin dargestellt und untersucht wurde 1. 

Der Gedankengang dieser Präparation beruhte auf der seit langer 
Zeit bei Durchfall bekannten Anwendung von Blauholzabkochungen, 
deren wirksamer Bestandteil — das Hämatoxylin — zuerst von 
Chevreul rein dargestellt wurde. 

Abkochungen von Blauholz haben naturgemäß eine sehr schwan- 
kende Zusammensetzung und sind unhaltbar. Dr. Lepetit versuchte 


ı Siehe Vierteljahrsschrift für prakt. Pharmazie 1905. Hft. 3. 
17 


522 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


daher ein definitives Produkt aus dem kristallisierten und gut defi- 
nierten Hämatoxylin durch Einwirkung von Formaldehyd darzu- 
stellen und erhielt in der Tat als Reaktionsprodukt ein zartes, im 
Lichte dichrotisch schimmerndes, rötliches Pulver, welches die Eigen- 
schaften des Hämatoxylin in erhöhtem Maße aufwies. 

Neuen chemischen Arbeiten zufolge? hat das Almatein die 
Zusammensetzung Cs H2014, nach welcher sich die Formel 


Os H,, O; $ CH, OH 
y i 


O 
CH, `OH, 
N /0 
N Cie Ha Os - CHOH 
zusammensetzt. 

Es stellt ein äußerst feines, ziegelrotes, geruch- und geschmack- 
loses Pulver dar, das in kaltem Wasser und Chloroform unlöslich, in 
kochendem Wasser sehr wenig löslich, in Alkohol und Eisessig ziem- 
lich leicht löslich, dagegen sehr leicht löslich in Glyzerin und alkali- 
schen Flüssigkeiten ist. 

Das Almatein zersetzt sich bei hoher Temperatur, gibt Form- 
aldehyd und komplizierte polymerische Formaldehyd-Häma- 
toxylinderivate ab. 

Es zeigte sich alsbald, daß dieses Produkt auch bei äußerer An- 
wendung sehr wertvolle antiseptische, adstringierende und granulations- 
befördernde Eigenschaften hatte, so daß nach dieser Richtung weitere 
ausgedehnte Untersuchungen unternommen wurden. 

Pharmakologisch wurde das Almatein von Prof. Valenti? ein- 
gehend untersucht, aus dessen Darlegungen für unsere unten mitzu- 
teilenden Versuche die Tatsache von Wichtigkeit war, daß das Prä- 
parat bei äußerer Anwendung absolut reizlos und ungiftig ist. 

Wir haben seit mehreren Monaten an unserem chirurgischen 
Ambulanzmaterial das Almatein sowohl als Streupulver als auch 
in Form der Almateingaze in 500 Fällen versucht und erprobt. 

Das Almatein wurde verwendet bei reinen sowohl als bei in- 
fizierten Schnitt- und Riß-Quetschwunden, bei Furunculus 
simplex und compositus, ferner bei Phlegmonen, Panaritien, 
Paronychien, Abszessen, vereiterten Lymphomen, Brand- 
wunden, Herpes zoster, varikösen Beingeschwüren, akutem, 
nässendem Ekzem, Fungus der Gelenke, sowohl bei tuberkulösen 
als auch bei nach Operation zurückgebliebenen Fisteln. 

Von einem wahren Ersatzmittel des Jodoform muß man vor allem 
folgendes verlangen: es soll antiseptisch, nicht reizend, die Granula- 


2 Analyse von Prof. Dr. R. Scholl, Vorstand des chemischen Instituts an 
der Universität Graz. 

3 Sull’ azione farmacoterapeutica dell’ almateina. Arch. di farmacia e scienze 
affini 1905. Nr. 10—12. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 523 


tionen befördernd, austrocknend und nicht toxisch wirken, schließlich 
geruchlos sein. 

Alle diese Forderungen fanden wir im Almatein erfüllt. Wie- 
wohl wir es, wie erwähnt, in 500 Fällen angewendet haben, in man- 
chen Fällen — wie bei Fußgeschwüren — mehrere Wochen lang und 
in großen Quantitäten, konnten wir niemals Ekzem oder sonstige 
entzündliche Reizerscheinungen in der Umgebung, niemals toxische 
Resorptionserscheinungen beobachten. 

Auffallend war die granulationsbefördende Wirkung 
des Almatein. Eiternde, schmierig belegte Wunden reinigten sich 
sehr rasch, und man konnte sehr bald das Auftreten frischer, roter 
Granulationen beobachten. Wir haben zur Kontrolle häufig bei Pat., 
die zwei oder mehrere infizierte Riß-Quetschwunden hatten, die eine 
Wunde mit Jodoform oder Xeroform, die andere Wunde mit Alma- 
tein behandelt und regelmäßig gefunden, daß die mit Alma- 
tein behandelte Wunde rascher sich reinigt und granuliert 
als die andere Wunde. 

Ebenso haben wir zweimal bei Pat. mit Herpes zoster die 
eine Hälfte desselben mit Xeroform, die andere mit Almatein behan- 
delt und auch hier gefunden, daß die mit Almatein behandelte Seite 
rascher zur Ausheilung kam. 

Bei stinkenden, alten varikösen Fußgeschwüren konnten wir die 
desodorisierende und granulationsbefördernde Wirkung des Almatein 
genau beobachten. 

Der Zufall fügte es, daß wir in den letzten Monaten mehrere 
wegen Carcinoma oesophagi gastrostomierte Pat. hatten, bei denen 
sich um die Fistelöffnung ein oft recht lästiges und manchmal schmer- 
zendes Ekzem ausgebildet hatte. Nachdem wir dieses sowohl mit 
Salben- als auch mit Trockenbehandlung nicht bessern konnten, ver- 
suchte ich es mit Almatein. Das Ekzem trocknete hierauf 
rasch ab und heilte in kürzester Zeit rasch aus. 

Die besten Erfahrungen aber machten wir in der Behandlung 
von Brandwunden mit Almatein. Wir gingen bei frischen Brand- 
wunden stets so vor, daß wir die Blasen unter aseptischen Kautelen 
öffneten, die nekrotische Haut nach Möglichkeit abtrugen und nun 
die ganze verletzte Stelle mit Almatein dicht bestaubten und darüber 
einen trockenen Verband anlegten und wenn möglich einige Tage 
ruhig liegen ließen. Schon beim ersten Verbandwechsel war es ge- 
radezu auffallend, wie sich die noch übrig gebliebenen nekrotischen 
Partien abgestoßen hatten und überall von den Rändern der Wunde 
die Epidermis vorzuschieben begann. Die Eiterung nahm rasch ab 
und die Narbenbildung schritt rasch vorwärts. 

Auch bei Brandwunden konnten wir durch vergleichende Behand- 
lung konstatieren, daß die mit Almatein behandelten Wunden raschere 
Heilungstendenz zeigten, als die mit Xeroform behandelten. 

Das Almatein stellt ein vollkommenes Ersatzmittel des Jodoform 
dar, vor dem es den Vorzug besitzt, nicht toxisch zu wirken und ge- 


17* 


524 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


ruchlos zu sein. Besonders bewährt es sich überall dort, wo man 
eine sekretionsbeschränkende und die Granulation befördernde Wir- 
kung erzielen will. 


1) A. Eulenburg. Realenzyklopädie der gesamten Heil- 
kunde. Vierte gänzlich umgearbeitete Auflage. Bd. II u. II. 
Wien, Urban & Schwarzenberg, 1907. 

Nach dem Vorbilde des I. Bandes dieser vierten Auflage sind 
auch die folgenden umgearbeitet. Dabei sind eine Anzahl der größeren 
Artikel in die Hand neuer Autoren übergegangen und stehen, da sie 
bewährten jüngeren Kräften anvertraut sind, ganz auf der Höhe der 
modernen Forschung. Die einzelnen aufzuführen erscheint unnötig; 
e8 sei nur gesagt, daß diese neueste Bearbeitung den früheren durch- 
aus gleichzustellen ist, und daß das Ganze wieder derartig von lange 
her vorbereitet erscheint, daß pünktliches Fortschreiten garantiert sein 
dürfte. Bichter (Breslau). 





2) v. Bergmann und Rochs’ anleitende Vorlesungen für 
den ÖOperationskursus an der Leiche. Bearbeitet von Dr. 
A. Bier und Dr. H. Rochs. Fünfte Auflage. XI u. 463 S. 
144 Textfiguren. 
Berlin, August Hirschwald, 1907. 

Bei der Herausgabe dieser neuen Auflage der Vorlesungen, die 
sich durch die anatomisch-physiologische Grundlage der operativen 
Einzelverfahren, durch die Genauigkeit der Darstellung und die Klar- 
heit der Abbildungen von jeher ausgezeichnet und damit eine rasche 
Verbreitung, auch im Auslande, gefunden haben, hat v. Bergmann’s 
Nachfolger an der Berliner chirurgischen Universitätsklinik, Bier, 
dessen Stelle als Mitherausgeber eingenommen. Damit ist der Cha- 
rakter des Werkchens aber unverändert geblieben; es hat nur Neu- 
aufnahme gefunden, was in den letzten Jahren an neuen Operations- 
verfahren hinzugekommen ist, so namentlich einige Operationen am 
Kopfe, die Unterbindung der Art. subclavia nach Riedel, die osteo- 
plastische Oberschenkelamputation nach Ssabanejeff u. dgl. 

Einer besonderen weiteren Empfehlung bedarf das seit lange be- 
währte Buch nicht. Richter (Breslau). 


3) N. Leotta. Sulla ligatura delle grandi vene del corpo. 
(Poliolinico 1907. Fasc. 12; 1908 Fasc. 1.) 

Nach einer historischen Übersicht über die bisher im Tierexperiment 
und in der Praxis ausgeführten Unterbindungen der großen Körper- 
venen, wobei auch die bisherigen Ansichten über die Prognose dieser 
Unterbindungen eingehend erörtert werden, schildert Verf. seine eigenen 
Versuche. Diese umfassen die Unterbindung der V. anonyma, der 
Oava inferior und superior, und wurden ausschließlich an Hunden aus- 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 525 


geführt. Auf Grund von 34 gelungenen Versuchen, deren Protokolle 
genau wiedergegeben werden, kommt Verf. zu nachstehenden Schlüssen: 

Die Unterbindung der V. anonyma wird immer gut ertragen, in- 
dem durch die Anonyma der anderen Seite, durch die Azygos und 
die Mammaria interna der gleichen Seite und in einzelnen Fällen auch 
durch die Vv. thyreoideae inferiores derselben Seite der Kollateral- 
kreislauf rasch hergestellt wird. 

Dagegen führte die Unterbindung der Cava superior oberhalb des 
Abgangs der V. azygos in 25% der Fälle zum Tode; in den übrigen 
Fällen stellte die V. azygos durch die Interkostalvenen beider Seiten, 
durch die mit diesen anastomosierenden Lumbalvenen und durch die 
mit der Mammaria interna anastomosierenden Bauchvenen den Kolla- 
teralkreislauf her. 

Die Unterbindung der Cava inferior oberhalb des Abganges der 
Nierenvenen war immer tödlich, indem es in den meisten Fällen zum 
raschen Aufhören der Nierenfunktion kam. Wenn die Unterbindung 
in der Weise gemacht wurde, daB die eine der Nierenvenen geschont 
wurde, kam es nur in 33% der Fälle zum Tode, der wiederum durch 
komplette Niereninsuffizienz bedingt war. In den günstig verlaufenden 
Fällen stellte sich der Kreislauf auf dem Wege der Hemiazygos 
mittels der aufsteigenden Lumbalvenen und des Lejars’schen Reno- 
Azygo-Lumbalkanals der nicht unterbundenen Seite wieder her, ebenso 
durch die epiduralen Venen und die Mammaria interna und durch 
die Spermatica sinistra, falls die linke Nierenvene geschont wurde. 
Die Unterbindung der Cava inferior zwischen dem Zusammenfluß der 
beiden Iliacae und der Einmündung der Nierenvenen wurde immer 
ohne weiteres ertragen. Auch hier übernahmen die Hemiazygos, die 
epiduralen Venen und die Spermaticae den Kollateralkreislauf. 

Ausführliche Literaturangaben ergänzen die Arbeit. 

. Strauss (Nürnberg). 





4) Jolasse. Über den Wert des Röntgenverfahrens bei der 
Diagnose der Lageanomalien des Darmes und der Behandlung 
der chronischen Obstipation. 

(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1908. Nr. 5.) 

Durch die Rieder’sche Bismutmahlzeit und den Bismutöleinlauf 
lassen sich Lage und Verlauf des Dickdarmes genau sichtbar machen. 
Die Bismutmahlzeit ist für den Nachweis von Stenosen oder Ursachen, 
die zur Verstopfung führen, geeigneter, da wir nur durch sie erkennen, 
wo und wie lange der Darminhalt an seinem Marsche gehindert wird. 
F'ortlaufende Untersuchungen J.’s ergaben nun, daB schon normaler- 
weise die rechte Dickdarmflexur tiefer liegt als die linke, und vielfache 
Abweichungen von dem als Regel betrachteten queren Verlauf des 
Colon transversum vorkommen. Bei an Verstopfung Leidenden sind 
diese Verhältnisse in verstärktem Maße anzutreffen. Die Röntgen- 
untersuchung des Darmes ist aber nicht nur zur Aufklärung der 
Ursache, sondern auch zur Behandlung der Verstopfung mit Massage 


526 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


unerläßlich, da wir auf den verlagerten Darm ohne Kenntnis seines 
Verlaufes gar nicht einwirken könnten. 

Besonders wertvoll ist die Röntgendurchleuchtung für den Nach- 
weis von Darmverwachsungen nach Laparotomien, den J. in einem 
Falle 8 Jahre nach einer Vesicofixatio uteri führen konnte. Sieben 
Skizzen erläutern die Ausführungen des Verf.s. 

Gutzeit (Neidenburg). 





ó) Chandler. Treatment following abdominal section. 
(Albany med. annals 1908. Februar.) 

C. hat bei 200 Laparotomien wegen der verschiedensten Erkran- 
kungen die Nachbehandlung folgendermaßen vorgenommen: Pat. wird 
sofort nach der Operation (Athernarkose) in sitzende Stellung gebracht, 
wodurch Übelkeit und Erbrechen sehr gemildert werden. Diese Stel- 
lung wird 12 Stunden ununterbrochen innegehalten, dann darf sich 
Pat. legen wie er will, soll aber möglichst viel sitzen. Vom 3. bis 
4. Tag ab kann Pat. das Bett verlassen und geht vom 4. bis 5. Tag 
ab umher, bis er am 10. bis 14. Tage das Hospital verläßt. Als Ver- 
band dient ein breiter, von der Schamfuge bis zum Nabel reichender, 
fest angezogener Heftpflasterstreifen. Die Bauchnaht ist die übliche 
Dreietagennaht, jedoch wird nach Entfernung einer größeren Ge- 
schwulst die Fascie durch Matratzennaht vereinigt. Falls drainiert 
werden muß, empfiehlt C. die Murphy’sche Methode der Nach- 
behandlung, bei der Pat. ebenfalls sitzt. Als Vorteile des frühzeitigen 
Aufsitzens bzw. Aufstehens bezeichnet Verf. die Verhütung post- 
operativer Phlebitis, die Vermeidung der Schwächung durch Bettruhe, 
die raschere Erholung, die geringere (!) Gefahr der Hernienbildung 
und das Ausbleiben von Erbrechen nach der Narkose. 

Mohr (Bielefeld). 





6) K. Vogel. Physostigmin und Peristaltik. 
(Heilkunde, Monatsschrift für prakt. Medizin.) 

Verf. tritt in seiner Arbeit warm für die subkutane Verabreichung 
des Physostigmins ein, das speziell vom Praktiker noch allzu selten 
angewandt werde. Er weist zunächst auf die eminente Bedeutung 
einer geregelten Darmtätigkeit hin, kommt dann speziell auf die Be- 
deutung der Peristaltik nach Operationen zu sprechen. Er führt an, 
daß ein Operierter mit geregelter Darmtätigkeit ruhiger liegen bleibe, 
daß durch alle Stuhlmassen im Darm eine Art Autoinfektion ent- 
stehen könne, daß ferner durch Zwerchfellhochstand postoperative 
Pneumonien begünstigt würden. Endlich könne man durch eine früh- 
zeitig angeregte Peristaltik Verklebungen zwischen den einzelnen Darm- 
schlingen verhindern. Und ein Mittel, das uns in den Stand setzt, 
die Peristaltik nach Belieben in Gang zu setzen, sieht Verf. in dem 
Physostigminum salicylicum. Er empfiehlt es in Fällen, wo es sich 
um eine Paralyse des Darmes handelt und wendet es so auch als 
Prophylaktikum gegen Verklebungen nach Laparotomien an. (Darin 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 527 


kann ich dem Verf. aus eigener Erfahrung beipflichten, bei Paralyse 
des Darmes habe auch ich beinahe ausnahmslos gute Erfolge gesehen. 
Ref.) Verf. gibt 0,001 Physostigmin subkutan und wiederholt, wenn 
nötig, die Injektion nach 3 Stunden. Der Ansicht, daß auch bei 
Brucheinklemmung ein Versuch mit Physostigmin gemacht werden soll, 
möchte Ref. nicht beipflichten, da er glaubt, daB man in diesen 
Fällen ebensoviel damit schaden wie nützen kann. 
L. Simon (Mannheim). 





7) J. Bogdanik. Über die Bauchfellentzündung. 
(Wiener med. Presse 1907. Nr. 50.) 

Bei der Bauchfellentzündung droht dem Kranken die Gefahr von 
zwei Seiten: von der Blutvergiftung und Stuhlverhaltung mit nach- 
folgender Parese des Darmes. Als hauptsächliche Ursache der Darm- 
lähmung ist die direkte Einwirkung von Toxinen auf den Darmnerven- 
plexus (Plexus Auerbachii) anzusehen. Abgesehen davon wird die 
Darmlähmung durch Blutstauung, Schwellung und Durchtränkung der 
muskulösen Schicht der Darmwand bedingt. Eine sofortige Operation 
ist daher angezeigt. Durch die Inzision nämlich und die Entleerung 
des infektiößsen Darminhaltes wird die Entzündung auf eine kleine 
Fläche beschränkt; wir verhindern damit die Ausbreitung und ver- 
mindern die Resorptionsfläche. Die Operation ist daher sofort vor- 
zunehmen in allen Stadien der Bauchfellentzündung, mit Ausnahme 
jener Fälle, wo die Symptome so weit fortgeschritten sind, daß schon 
Cyanose eingetreten ist, und der Kranke pulslos, die Extremitäten 
kalt sind. Paul Wagner (Leipzig). 


8) P.K. Pel. Ist Opium nützlich oder schädlich bei akuter 
Perityphlitis? 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 32.) 

Verf. kommt in diesem Artikel zu folgenden Schlußsätzen: 

1) Bei konsequenter Behandlung von Anfang der Krankheit an 
— abgesehen natürlich von besonderen Umständen — mit Bettruhe, 
strenger Diät, Eisapplikation und zweckmäßigen Dosen Opium, bei 
strenger Vermeidung von Laxantien, pflegt die akute Perityphlitis, wie 
sie in der Praxis vorkommt, in mehr als 90% der Fälle günstig zu 
verlaufen. 

2) Der Arzt, welcher seine Kranken mit Perityphlitis nach diesen 
Prinzipien behandelt, vernachlässigt die Kranken in keiner Weise. 
Die Nachteile, welche der Verabreichung von zweckmäßigen Dosen 
Opium, und die Vorteile, welche einer laxierenden Therapie zuge- 
schrieben werden, sind mehr theoretisch konstruiert als auf Grund 
genauer klinischer Beobachtung genügend erprobt. Derjenige Arzt, 
welcher einen Kranken mit akuter Perityphlitis — exceptio excipien- 
dis — zweckmäßige Dosen Opium vorenthält, begeht eine Unterlassungs- 
sünde; der, welcher sie mit Laxantien behandelt, einen Kunstfebler. 


528 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


(Glücklicherweise sind die hier vertretenen Ansichten nur noch 
vereinzelt zu lesen und vermögen nicht die Praktiker irrezuführen, die 
heutzutage oft genug Gelegenheit haben, den Befund bei den Opera- 
tionen zu sehen. Ref.) Langemak (Erfurt). 


9) Corner. The contents of irreducible inguinal herniae in 
female subjects, and true hermaphroditism. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 4.) 

Leistenbrüche bei Kindern weiblichen Geschlechts, die irreponibel 
sind, enthalten fast immer ein Genitalorgan. Unter 103 Hernien bei 
weiblichen Kindern aus den Beständen des Kinderkrankenhauses 
Great Armond Street in London fanden sich 90 reponible, 4 irrepo- 
nible, 9 eingeklemmte. Diese letzten 13 enthielten ausnahmslos irgend- 
ein Genitalorgan. Verf. gibt eine tabellarische Ubersicht über im 
ganzen 20 solcher Fälle von irreponiblen Brüchen bei weiblichen Kin- 
dern, deren Inhalt irgendein Geschlechtsorgan war. In den aller- 
meisten Fällen fand sich Tube oder Ovarium, oft beides; einmal 
Uterus, Ovarium, Tube und Dünndarm, einmal Ovarium, Tube und 
Dünndarm. Bruchband ist schädlich, die Operation die einzige Be- 
handlungsart. Die Diagnose ist leicht, weil eben ein irreponibler 
Leistenbruch bei weiblichen Kindern so gut wie immer ein Genital- 
organ enthält, und Tube wie Ovarium leicht erkannt werden können. 

Weber (Dresden). 





10) S. Short. On a special form of dilatation and displace- 
ment of the stomach. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 18.) 

Verf. beschreibt in dieser Arbeit eine Form von Magensenkung 
und -Erweiterung als besondere klinische Abart. Sie betrifft 20- bis 
30jährige Menschen beiderlei Geschlechts, zumeist mit kariösen Zähnen, 
oft sekundär neurasthenisch, die durch ihren Beruf gezwungen sind, 
den ganzen Tag zu stehen und ihre Mahlzeiten hastig hinunter zu 
schlingen. Die Krankheit äußert sich in sehr heftigen, akuten Schmerz- 
anfällen, die anfallsweise auftreten und zuweilen durch Erbrechen 
erleichtert werden, und in ständiger Auftreibung des Magens mit Luft, 
viel Aufstoßen von Gasen, Abmagerung, Niedergeschlagenheit. Den 
Stoff für seine Beobachtungen geben ihm 28 Fälle. Objektiv findet 
man Senkung, Erweiterung, Plätschern, motorische Insuffizienz ohne 
Stenose, Herzklopfen, sekundär durch Auftreibung des Zwerchfells 
ausgelöst. Die Behandlung besteht nicht in Operationen, sondern in 
diätetischer Liegekur mit erhöhtem unteren Bettende und sorgfältigster 
Schonung des Magens für 3 Wochen. Die so gewonnenen Krfolge 
waren recht zufriedenstellend. Die Arbeit hat ein Interesse für die 
Frage von Magenoperationen bei Ptosis, Atonie, Erweiterung, Neurose 
usw., da sie wiederum eine ziemlich scharf umrissene Gruppe solcher 
Magenerkrankungen von der Chirurgie abtrennt. Weber (Dresden). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 529 


11) Cameron. Some physiological aspects of gastroentero- 
stomy. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 18.) 


Die Arbeiten von Pawlow in Petersburg und Bayliss und 
Starling in London haben uns gelehrt, daß der Vorgang der Ver- 
dauung nicht aus einzelnen, voneinander getrennten Abschnitten be- 
steht, sondern ohne scharfe Trennung abläuft durch die ineinander 
greifende und voneinander abhängige Tätigkeit der Verdauungssäfte 
und -Fermente. Damit gewinnt auch die physiologische Bedeutung 
der Gastroenterostomie ein ganz anderes Aussehen. Wenn z. B. die 
Absonderung des Pankreassaftes so wesentlich abhängig ist von der 
durch den Magen geleisteten Vorarbeit, so muß die Beeinflussung des 
Verdauungsvorganges durch eine Magen-Dünndarmfistel groß sein und 
mindestens ein starkes theoretisches Interesse beanspruchen. 

Ist der Pylorus offen, so steht fest, daß die aufgenommene Nah- 
rung ihren gewohnten Weg durch den Pylorus nimmt und nicht durch 
die Fistelöffnung. Das hat u. a. Cannon bewiesen durch seine 
Röntgendurchleuchtungen gastroenterostomierter Katzen. Verf.s Ver- 
suche, diese Methode an Krankenhauspatienten nachzuahmen, miß- 
langen stets, weil er das mit Wismut erfüllte Duodenum nicht zur 
Anschauung zu bringen vermochte. Aber klinisch wurde der Beweis 
für den erwähnten Satz geliefert: Bei einem Manne mit Duodenal- 
fistel wurde der Versuch gemacht, die Fistel durch Anlegung einer 
hinteren Gastroenterostomie zum Schluß zu bringen; aber die Fistel 
blieb. Sie schloß sich sofort, nachdem der Pylorus durch eine Naht 
unwegsam gemacht war! Eine andere Methode (Legelt und Maury), 
den Ablauf des Mageninhaltes bei gastroenterostomierten Hunden 
nachzuweisen, schlug fehl, so sinnreich sie auch erdacht ist: der Hund 
bekam eine am Faden befestigte Metallkugel zu schlucken; man fand 
bei der Obduktion einige Stunden nachher, daß Kugel und Faden 
zweimal durch die Fistel, den zuführenden Schenkel und den Pylorus 
in den Magen zurückbefördert war. Der Versuch bestätigt die Tat- 
sache, daß ein fester, harter Körper bei Berührung des Pylorus einen 
Krampf erzeugt. Dieser Circulus wird 
auf nebenstehender Skizze veranschau- 
licht: A ist die verschluckte Metallkugel 
und die punktierte Linie der Faden. 

Da nach Lerdjukow freie Säure 
im Magen den Pylorus öffnet, freie Säure 
im Duodenum den Pylorus schließt, so 
muß die Gastroenterostomie bei ver- 
schlossenem Pylorus diesen feinen Re- 
flexmechanismus schwer schädigen, weil der Mageninhalt ohne dieses 
Spiel der Klappe in den Darm übertritt. Von diesem Spiele hängt 
aber nach Pawlow die Pankreasabsonderung ab. Folglich muß auch 
diese schwer beeinflußt werden. 





17** 


530 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


Stets findet sich bei Gastroenterostomierten Galle und Pankreas- 
saft im Magen, besonders bei Anwesenheit von Fett in der Nahrung; 
sie setzen die Azidität des Magens sehr wesentlich herab. In diesem 
Rückfluß von Galle und Pankreassaft in den Magen liegt der Grund, 
warum so selten ein Ulcus pepticum nach Gastroenterostomie entsteht 
und warum ein Magengeschwür danach heilt, nicht aber in den ver- 
besserten Abflußbedingungen! Sollte wirklich einmal eine Gastro- 
enterostomie bei Magengeschwür erfolglos sein, so müßte demnach die 
völlige Ausschaltung von Pylorus und Duodenum vermittels Durch- 
trennung des zuführenden Schenkels die Heilung bringen. 

O.’s eigene Untersuchungen über die Beeinflussung der Verdauung 
durch Gastroenterostomie erstrecken sich auf sieben Fälle, von denen 
einer krebsiger Art war. Da es ihm wesentlich auf die Tätigkeit des 
Pankreas ankam, so wurde das Augenmerk besonders auf die Fett- 
resorption gerichtet. Die Ergebnisse waren kurz folgende: Bei reiner 
Milchdiät findet sich in Fällen von Gastroenterostomie wegen gut- 
artiger Erkrankung eine leichte, aber deutliche Verminderung der 
Fettverdauung und -Resorption. Diese Verminderung schwindet wieder 
bei gemischter, fettreicher Kost. Dabei bleiben die Ergebnisse sich 
gleich für beide Kostarten in Fällen mit Pylorusstenose und in sol- 
chen ohne Stenose. Also können die veränderten Abflußbedingungen 
an sich nicht die Ursache sein für diese Beeinflussung der Verdauung. 
Die Ursache liegt vielmehr im Rückfluß der alkalischen Gallen- und 
Pankreassäfte, wodurch die Azidität des Mageninhaltes stark ver- 
mindert wird. 

Wer sich näher über die sehr lehrreiche Arbeit unterrichten will, 
sei auf die Urschrift verwiesen. Weber (Dresden). 


12) E. Bircher. Beitrag zur Magenchirurgie und zur Technik 
der Gastroenteroanastomose. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Verf. bespricht die verschiedenen chirurgischen Maßnahmen, die 
bei gutartigen Magenleiden in Betracht kommen, und spricht seine 
Ansicht dahin aus, daß neben der Gastroenteroanastomose auch be- 
stimmte Indikationen für die Pyloroplastik und die Gastroplicatio be- 
stehen. Beim Magenkarzinom hält er ein möglichst radikales Vor- 
gehen für angebracht, ohne Rücksicht auf eine günstige Sterblichkeits- 
ziffer, die man erhält, sobald man sich nur bei kleinen Geschwülsten 
zur Resektion entschließt. Nach einer Besprechung der eigenen Fälle, 
besonders der Operationen bei bösartigen Magengeschwülsten und 
Vergleichen der eigenen Sterblichkeitsstatistik mit einer Reihe von Zu- 
sammenstellungen aus der Literatur beschreibt Verf. eine kleine 
Neuerung in der Anlegung der Anastomose. Nachdem die hintere 
Serosanaht zwischen Magen und Darm angelegt ist, wird die Sero- 
muscularis beider Organe durch Nähte miteinander verknüpft. Even- 
tuell wird über dieser Seromuscularisnaht nochmals eine Etagennaht 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 531 


durch die Seromuscularis von Magen und Darm gelegt. Nunmehr 
kommt gleich der zweite Akt des Eingriffes, der darin besteht, daß 
man die vorderen Seromuscularisknopfnähte durch Magen und Dünn- 
darm durchsticht, ca. 1 cm von der letzten hinteren Naht entfernt. 
Die mittlere Partie sämtlicher Fäden wird dann mit einem Haken 
emporgehoben und jetzt rasch Magen und Darm eröffnet, dann werden 
blutende Gefäße unterbunden, die Nähte geknüpft und eine weitere 
Serosanaht vorn angelegt. Der Vorzug der Methode soll darin be- 
stehen, daß Magen und Darm nur ganz kurze Zeit offen bleiben. An 
der Hand der Abbildungen ist die Methode leicht faßlich. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


13) Delore et Leriche. A propos de la jejunostomie par le 
procede d’Eiselsberg-Witzel. 
(Lyon med. 1908. Nr. 10.) 

Verff. betonen, daß die Jejunostomie in Frankreich so selten 
ausgeführt wird, obwohl sie bei richtiger Indikation eine äußerst 
segensreiche Operation sei. Sie berichten über drei Fälle der Ab- 
teilung Poncet’s, bei denen die Methode nach Witzel mit vollem 
Erfolge zur Anwendung kam. Indiziert ist die Operation: 

1) Bei Speiseröhrenkrebs, wenn an dem stark geschrumpften 
Magen eine Gastrostomie unmöglich ist; bei stenosierendem Pylorus- 
krebs, wenn Resektion oder Gastroenterostomie nicht möglich ist; bei 
nicht stenosierendem Magenkrebs, wenn lebhafte Schmerzen und häu- 
figes Erbrechen besteht, da in diesen Fällen die Gastroenterostomie 
keinen Nutzen bringt. 

. 2) Bei Magengeschwür, um den Magen vollkommen ruhig zu 
stellen. 

3) Bei Verätzungen des Magens. 

4) Bei Duodenum- und Magenfisteln. Boerner (Rastatt). 





14) P. Esau. Ausschaltung und freie Transplantation von 
Dünndarm an den Ort der Wahl. 
(Med. Klinik 1908. p. 324.) 

Gelegentlich der Operation zweier schwerer Harnröhrenfisteln in 
der chirurgischen Klinik in Greifswald (Payr) wurde erwogen, ob aus 
seinem Zusammenhange resezierter und aus der Bauchhöhle, z. B. in 
die Bauchdecken, verpflanzter Dünndarm zunächst durch die Mesen- 
terialgefäße, nach Einheilung auch ohne sie lebensfähig zu erhalten 
sei. Es stände damit etwa für Harnröhrenlücken ein Ersatzstück von 
beliebiger Länge, ein offen bleibendes und mit einer widerstandsfähigen 
Schicht epithelialer Zellen bekleidetes Rohr zur Verfügung; zudem ist 
der Dünndarm sehr anpassungsfähig. Vielleicht ließe sich so auch 
ein Schaltstück bei inoperablen Prostatahypertrophien und Mastdarm- 
krebsen bilden, um den Kunstafter zu vermeiden. Ferner käme in 
Betracht Ersatz des resezierten Harnleiters, sei es durch Dünndarm, 


* 


532 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


sei es durch den Wurmfortsatz, ferner endothorakale Verpflanzung als 
Ersatz für die resezierte Speiseröhre. Andererseits birgt die Darm- 
transplantation beim Menschen gewisse Gefahren: sie ist an sich ein 
größerer Eingriff; das nach der Einpflanzung des Darmes in die Bauch- 
decken frei von seiner Ursprungsstelle quer durch die Bauchhöhle zu 
seinem Darmteile ziehende Mesenterium könnte Strangulationsileus 
hervorrufen oder zerreißen und Blutung verursachen oder der Gefäß- 
thrombose ausgesetzt sein; die Behandlung dauert lange, mehrere 
Nachoperationen sind erforderlich. 

Wenn also noch vielerlei zu erwägen bleibt, so haben die auf 
Payr’s Anregung veranstalteten Versuche E.’s doch gezeigt, daß die 
Darmverpflanzung möglich ist. Bei Hunden wurden Dünndarmstücke 
ausgeschaltet und zwischen die Bauchdecken verlagert; in einer zweiten 
Sitzung wurde das zuführende Mesenterium durchtrennt.e. Der Darm 
blieb am Leben; in später davon abgeschnittenen Stücken zeigten die 
Drüsenzellen regelrechte Färbeverhältnisse, die Muskeln keine Ent- 
artungsvorgänge. Das Drüsenepithel soll aber über noch längere 
Zeiträume daraufhin beobachtet werden, ob es sich nicht doch noch 
umgestaltet, und zwar im Sinne der Vereinfachung. Anzuschließen 
sind Untersuchungen über den Verbleib der Darmserosa und mit Hilfe 
von Einspritzungen über die Gefäßversorgung, endlich über das Ver- 
halten der nervösen Plexus. Georg Schmidt (Berlin). 


15) O. Marchetti. Sulla cicatrizzazione del dutto cistico dopo 


la colecistectomia detta ideale. 
(Clinica moderna 1907. Nr. 43.) 

Verf. untersuchte im Anschluß an die Experimente Dalla Rosa’s 
und Burci’s die Schicksale der Unterbindung des Ductus cysticus, 
wobei er Seidenfäden verwendete. Er konnte in drei Fällen, in denen 
er den Oysticus bei Hunden nach der Cystektomie unterband, histo- 
logische Untersuchungen anstellen und fand den Unterbindungsfaden 
stets in Bindegewebe eingekapselt, ohne daß er Neigung zeigte, in die 
Lichtung durchzubrechen. An der Ligaturstelle hatte sich in allen 
Fällen neue Schleimhaut gebildet. So kommt M. zum Schluß, daß 
die Wiederherstellung der Lichtung und das Einfallen des Fadens in 
diese nur dann zu erwarten sei, wenn es sich um aktive Kanäle handle, 
die noch einen Inhalt fortzuschaffen haben, wodurch es zur Intussus- 


zeption der Ligaturstelle und Wiederherstellung der Lichtung komme. 
Strauss (Nürnberg). 





16) de Beule. Considerations sur la technique op£ratoire de 
la cholecystectomie, de la chol&docotomie et du drainage du 
canal hepatique. 

(Ann. de la soc. belge de chir. 1908. Januar.) 

Im Anschluß an drei Krankengeschichten schildert de B. sein 
Vorgehen bei der Cholelithiasis, wie er es sich auf Grund eigener, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 533 


sowie der auf einer Rundreise bei den bedeutendsten Geallenstein- 
chirurgen durch Anschauung erworbenen Erfahrungen ausgebildet hat. 
Er verlangt von jeder Gallensteinoperation, daß sie nicht nur die 
Verhältnisse in der Gallenblase aufdeckt, sondern eine möglichst ge- 
naue Orientierung über die gesamten Gallenwege und die Nachbar- 
organe, Pankreas, Duodenum und Pylorus, gibt. Dementsprechend 
wählt er stets den Kehr’schen Wellen- und Bajonettschnitt, der 
unter Berücksichtigung guter Heilungsbedingungen zweifellos die beste 
Übersicht gewährt. Beim Abtasten der tiefen Gallenwege hat de B. 
den bekannten Kehr’schen Handgriff mit der linken Hand als am 
einfachsten und günstigsten sich zu eigen gemacht. Wenn eben mög- 
lich, exstirpiert er die Gallenblase, event. nach vorheriger Punktion, un- 
eröffnet und subserös, wie er es bei Doyen und Witzel gesehen hat. 
Die dadurch gewonnenen Bauchfellappen benutzt er, um bei nötiger 
Hepaticusdrainage einen Abschluß gegen die freie Bauchhöhle zu 
bilden, womit er die Tamponade derselben entbehrlich machen zu 
können glaubt. Bei Choledochusstein wird die Inzisionsstelle niemals 
genäht, sondern stets tamponiert, wenn nicht außerdem noch eine 
mehrtägige Hepaticusdrainage mit dünnem Gummidrain erforderlich 
erscheint. Von den mitgeteilten drei Krankengeschichten ist die eine 
— subseröse Cholecystektomie, Choledochotomie, Hepaticusschlauch- 
drainage ohne Tamponade nach Lappenplastik — bereits in Nr. 11 
ds. Bl. referiert, die zweite betrifft eine einfache subseröse Oystektomie 
mit gutem Erfolge, die dritte eine tödlich verlaufene Choledochotomie 
bei einer bereits septisch eingelieferten Pat. 
Vorderbrügge (Danzig). 


Kleinere Mitteilungen. 


I. 


Aus der chirurgischen Abteilung des städt. Krankenhauses 
zu Karlsruhe. Direktor: Prof. Dr. v. Beck. 


Zu dem Rovsing’schen Symptom. 
Von 
Dr. Arthur Hofmann, 


I. Assistenzarzt. 


n Nr.8 d. Jhrg. des Zentralblattes für Chirurgie hat Lauenstein sich gegen 
das Rovsing’sche Symptom gewandt, um an der Hand eines Falles sein Ver- 
sagen nachzuweisen. Wir sind in der Lage, auf Grund von 34 Fällen, welche in 
den letzten 3 Monaten am hiesigen Krankenhause beobachtet wurden, die Halt- 
losigkeit dieses Symptoms zu erklären. 
Es wurden 18 Fälle von Perityphlitis auf dieses Symptom geprüft. Sein Ver- 
halten gegenüber dem McBurney’schen Punkte gestaltete sich folgendermaßen: 


534 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


| Fälle Mc Burney 


1 | Steffler, Perityphlitis acuta; Wurm erigiert 





2 | Hensch, Perityphlitis acuta; Wurm retrocoecal; Spitze + 
an der Leber adhärent 
3 | Maier, Perityphlitis acuta graenosa; Wurm retrocoe- + 
cal; Spitze an der Gallenblase adhärent und perforiert 
4 | Weindl, Perityphlitis acuta gangraenoss; Wurm retro- — 
coecal; Spitze am unteren Nierenpol adhärent, per- 
foriert 
5 | Silberbauer, Perityphlitischer Kotabszeß; Wurm retro- — 
coecal gangränös 
6 | Frünkel, Perityphlitis acuta gangraenosa; Wurm an der + 
Spitze perforiert 
7 | Freidinger, Perityphlitis acuta; Wurm sukkulent, gerötet + 
8 | Stetter, Perityphlitis gangraenosa fibrino-purulenta + 
9 | Hauck, Perityphlitischer Abszeß + 
10 | Gramer, Perityphlitis acuta fibrino-purulente; Wurm an _ 
den rechtsseitigen Adnexen adhärent 
11 | Bischoff, Perityphlitis chronica recidiva; Wurm pannös + 
belegt 
12 | Tröstler, Perityphlitis acuta + 
13 | Knorr, Perityphlitis chronica recidiva + 
14 Wene Perityphlitis acuta gangraenosa; Wurm retro- + 
co 
15 | Würfel, Perityphlitis acuta gangraenoss retrocoecalis; + + 
Wurm perforiert 
16 | Stebel, Perityphlitis chronica — 4 
17 | Eisele, Perityphlitis chronica — — 
18 | Haas, Perityphlitis tuberculosa; tuberkulöses Geschwür — 4 


an der Basis des Wurmes 


Unter diesen 18 Fällen trafen wir also das Rovsing’sche Symptom 3mal. 
In einem Falle handelte es sich um einen an der Gallenblase adhärenten perfo- 
rierten Wurm, die beiden anderen Fälle betrafen Wurmfortsätze, welche Exsudat 
in der freien Bauchhöhle aufzuweisen hatten. 

4mal fehlte der McBurney’sche Schmerzpunkt. 2mal handelte es sich um 
einen retrocoecalen Wurm, imal um einen Wurm, der an den Adnexen adhärent 
war und imal um eine Intervalloperation. 


Die obige Tabelle beweist, daß auf das neue Symptom kein Verlaß ist. Für 
uns genügte der Nachweis des McBurney’schen Druckpunktes, und wir können 
nur davor warnen, diesen wertvollen Besitz gegen ein solch unsicheres Symptom 
einzutauschen. 


Rovsing verlangt von seinem Symptom, daß es nicht bloß den MoBurney- 
schen Punkt ersetzt, sondern durch sein Fehlen einen wertvollen Fingerzeig zur 
Abgrenzung gegen die Entzündungen, welche die nächste Umgebung des Wurm- 
fortsatzes betrefien, bietet. In dieses Gebiet fallen die differentisldiagnostisch oft 
so schwierig zu beurteilenden Fälle von Adnexerkrankungen. 


Wir haben auch solche Fülle auf das Rovsing’sche Symptom hin untersucht: 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 535 


Druckpunkt 





rechts | links 





19 | Rühle, Parametraner Abszeß, doppelseitig — — — 
20 | Schmitt, Parametritis acuta dextra — 4 — 
21 | Hemann, Perimetritis acuta = ze — 
22 | Rasch, Pyosalpinx dextra = = S 
23 | Thomas, Pyosalpinx dextra, Pelveoperitonitis +! + + 
24 | Westenfelder, Pyosalpinx sin. — — 4 
25 | Pfister, Pyosalpinx dext. +! — 4 
26 | Kräft, Salpingitis dupl. — + + 
27 | Meier, Pyosalpinx dupl. = = — 
28 | Briva, Parametritis sin., Pyosalpinx dext. — — + 
29 a Perimetritis, Pelveoperitonitis, Abszeß über der — — + 
linken Darmbeinschaufel 
30 | Hurst, Salpingitis acuta dext. _ + u 
31 | Ihrig, Pelveoperitonitis, Peritonitis purulenta, Pyo- +! + — 


salpinx dupl. 


Diese Tabelle zeigt, daß man nicht sagen kann: das Rovsing’sche Sym- 
ptom fehlt, folglich ist es eine Adnexerkrankung. 


Das Symptom war 3mal vorhanden, und gerade bei solchen Fällen, für welche 
eine exakte differentielle Diagnose von der größten Wichtigkeit war. Ist bei 
diesen Fällen der MoBurney'sche Druckpunkt schon trügerisch, so ist am aller- 
wenigsten das Rovsing’sche Symptom dazu berufen, substituierend einzutreten. 
Der Fall Nr. 31 hatte sowohl den McBurney’schen Druckpunkt als auch das 
Rovsing’sche Zeichen. Differentieldiagnostisch war eine Abgrenzung gegenüber 
einer akuten Perityphlitis mit beginnender Gangrän unmöglich. Es wurde laparo- 
tomiert, und man fand eine purulente Peritonitis, deren Ausgangspunkt die beiden 
stark entzündeten Eileiter bildeten, aus deren abdominalen Enden der Eiter her- 
vorquoll. 


Eine Tatsache schließlich gefährdet am meisten die Existenz des Rovsing- 
schen Symptoms, und das ist das Auftreten eines dem McBurney korrespon- 
dierenden linksseitigen Schmerzpunktes, welcher sowohl bei Perityphlitis als auch 
ganz besonders bei Adnexerkrankungen durch Druck gegen die rechte Unterbauch- 
gegend ausgelöst werden kann. 


Fall 23 und 25 sollen das illustrieren: 


Fall 23. Pyosalpinx dext., Pelveoperitonitis. 








Druck | Schmerz 

Am 10. Oktober 1907 links rechts (Rovsing) 
rechts rechts 

Am 8. November 1907 links — 
rechts links 


536 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


Fall 25. Pyosalpinx dext., Peritonismus. 





| Druck | Schmerz 
Am 20. Oktober 1907 rechts links 
links links 
Am 7. November 1907 rechts rechts 
links rechts (Rovsing) 
Am 10. November 1907 rechts rechts 
links rechts (Rovsing) 








Das Rovsing’sche Symptom fehlt bei denjenigen Fällen, bei welchen das 
Peritoneum nicht entzündet ist. Darin müssen wir beistimmen. Fälle von Psoas- 
abszeß, Ureteritis und Pyelitis hatten das Symptom nicht. Merkwürdigerweise 
trifft man das Symptom bei Leuten, welche keinen Wurmfortsatz mehr 
haben; d. h. in solchen Fällen von Exstirpationen des Wurmfort- 
satzes, bei welchen die Bauchdecken geschlossen wurden. 


Für die Erklärung des Rovsing’schen Zeichens ist unserer Meinung nach 
der Zustand des Peritoneum parietale an erster Stelle maßgebend; an zweiter fol- 
gen Zug und Druck am Mesenterium und am Netz. Wenn man einen Druck auf 
das entzündete Peritoneum parietale ausübt, so wird derselbe als Schmerz emp- 
fanden. Dieser Schmerz kann am typischen McBurney’schen Punkte hervor- 
gerufen werden. Wird derselbe durch Druck auf die linke Unterbauchgegend aus- 
gelöst, so geschieht das durch Anschlagen der verdrängten und meist atonischen 
Darmschlingen an die entzündeten Partien des Peritoneum parietale der rechten 
Seite. So erklärt sich auch der Schmerz, welcher nach einer Intervalloperation 
nach dem Rovsing’schen Modus ausgelöst werden kann. Das frisch vernähte 
Peritoneum bietet dem fortgeleiteten Druck einen verminderten Widerstand, seine 
Wundränder werden gezerrt und rufen Schmerz hervor. Eine Fortleitung des 
Druckes durch das Kolon allein ist nicht gut möglich. Zunächst ist das Colon 
descendens von Dünndärmen überlagert, welche zuerst komprimiert werden müssen, 
bevor man an das Kolon gelangt; zweitens nimmt der fortgeleitete Druck zunächst 
einen geraden Weg quer durch den Bauchraum und keinen, der um zwei Ecken 
entlang dem Kolon verlaufen muß. Die Tatsache, daß das Rovsing’sche Phäno- 
men auch umgekehrt ausgelöst werden kann, ist dadurch zu erklären, daß die 
Entzündung auch die linke Unterbauchgegend ergriffen hat. Ein nach links ver- 
laufender Wurmfortsatz und peritoneale Reizung bei Adnexerkrankungen beleuchten 
das genügend. 

Das Medium, das verdrängt wird, besteht aber nicht bloß aus Darmschlingen; 
entzündlicher Ascites und freier Eiter, Adhäsionen des Netzes und Mesenteriums, 
sowie Verklebungen der Adnexe schaffen ein derartig vielgestaltiges Bild, daß 
hieraus sich die Unbeständigkeit des Rovsing’schen Zeichens zur Genüge erklärt. 
Was aber den Wert der Rovsing’schen Schmerzprojektion mit bezug auf 
die Indikationsstellung anlangt, so können wir nur abraten, sich auf dieses 
Zeichen zu verlassen. Es vermag nicht den Ausschlag zu geben, 
wohl aber zu täuschen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 537 


JI. 


Zu dem Rovsing’schen Symptom. 
Erwiderung an Dr. A. Hofmann. 


Von 


Prof. Dr. Thorkild Rovsing in Kopenhagen. 


ie sehr unbefriedigenden Erfahrungen, welche H,ofmann in 34 Fällen von 

Appendicitis und Salpingitis mit dem »Rovsing’schen«e Symptom gemacht 
hat, stehen in so schroffem Widerspruch mit meinen durch 31/, Jahre gemachten 
Erfahrungen, daß sie meiner Meinung nach ebenso wie Lauenstein’s Täuschung 
nur auf Mißverständnis oder fehlerhafter Anwendung meiner . Methode beruhen 
können. 

Leider ist die Mitteilung Hofmann’s diesbezüglich so kurz gefaßt, daß es 
unmöglich ist, direkt nachzuweisen, worin der Fehler steckt. Aller Wahrschein- 
lichkeit nach ist es eine fehlerhafte Technik. Hat Hofmann z.B. sowie Lauen- 
stein, dessen Kritik er sich ohne Reservation anschließt, >einen kurzen, raschen 
Druck auf die linke Unterbauchgegend« geübt, so ist es kein Wunder, daß seine 
Resultate unbefriedigend geworden sind. 

Die richtige Anwendung meiner Methode erheischt eine sorgfältige Aufsuchung 
und Isolierung des Colon ascendens in der linken Fossa iliaca: die nebeneinander 
fiach aufgelegten Finger der linken Hand werden von der rechten längs dem 
Beckenrande langsam in die Fossa iliaca niedergedrückt, so daß die Dünndarm- 
schlingen nach innen geschoben werden und nun das Kolon fest gegen die Unter- 
lage gedrückt. Nun werden die fest komprimierenden Finger langsam nach oben 
gegen die linke Flexur hinaufgeschoben und so der Darminhalt unter genügend 
erhöhten Druck gesetzt, um auf das Coecum einzuwirken. Die ganze Methode 
ruht auf isolierter Druckerhöhung im Kolon. 

Daß Hofmann das Prinzip meiner Methode nicht recht verstanden hat, er- 
hellt aus folgenden Außerungen von ihm: 


1) »Das Rovsing’sche Symptom fehlt bei denjenigen Fällen, bei welchen das. 
Peritoneum nicht entzündet ist.« Diese Behauptung ist ganz unrichtig. Ich habe 
noch niemals das Symptom bei einfacher Endoappendicitis, bei welcher 
Schmerz bei direktem Druck an McBurney’s Punkt ausgelöst wurde, vermißt. 
Gerade bei Fällen ohne Peritonitis tritt das Symptom am reinsten und schönsten 
hervor; denn hier kann Druck auf den Dünndarm niemals Schmerzen an McBur- 
ney’s Punkt bewirken. l 

2) Hofmann sagt weiter: »Merkwürdigerweise trifft man das Symptom bei 
Leuten, welche keinen Wurmfortsatz mehr haben«. Hätte Herr Hofmann meine 
Methode verstanden, so konnte ihm dies nicht als merkwürdig erscheinen; denn 
der erhöhte Druck wirkt ja eben auf das Coecum, und das Symptom gilt 
— wie auch die Uberschrift meiner Abhandlung sagt — für Typhlitis ebenso- 
gut wie für Appendicitis, ja noch sicherer. 

3) »Eine Fortleitung des Druckes durch das Kolon allein ist nicht gut mög- 
lich.<e »Das Kolon ist von Dünndärmen überlagert, welche zuerst komprimiert 
werden müssen. Der Schmerz kann am typischen McBurney’schen Punkt hervor- 
gerufen werden. Wird er durch Druck auf die linke Unterbauchgegend ausgelöst, 
so geschieht das durch Anschlagen der verdrängten und meist atonischen Darm- 
schlingen an die entzündeten Partien des Peritoneum parietale der rechten Seite.« 
— Wären diese Behauptungen richtig, warum hat dann Hofmann nur dreimal 
— immer bei diffuser Peritonitis — unter 18 Fällen von Appendicitis durch seine 
Kompression des Dünndarmes Schmerz an Mc Burney’s Punkt hervorgerufen? Das 
stımmt viel besser mit meiner Erfahrung, daß Druck auf den Dünndarm nur bei 


538 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


verbreiteter Peritonitis Schmerzen in der Deocoecalgegend bewirkt, während sonst 
nur die genaue Kompression des Colon descendens den typischen Schmerz aus- 
löst. Die natürlichste Erklärung der Hofmann’schen Resultate ist die, daß ihm 
nur ausnahmsweise meine methodische Kompression von Colon descendens gelun- 
gen ist. 

Dr. Hofmann sagt weiter ganz unrichtig, >ich verlange von meinem Sym- 
ptom, daß es nicht bloß den McBurney’schen Punkt ersetze, sondern durch sein 
Fehlen einen wertvollen Fingerzeig bilde zur Abgrenzung gegen die Entzündungen, 
welche die nächste Umgebung des Wurmfortsatzes betreffen.< Nein, meine Me- 
thode beabsichtigt ja eben, den typischen Schmerz an McBurney’s Punkt hervor- 
zurufen — aber durch indirekten Druck, um die Fehldiagnosen auszuschließen, 
welche der direkt hervorgerufene Schmerz ermöglicht. 

Praktisch bedeutungsvoll ist vor allem, die extraperitonealen Ursachen 
des Schmerzes von den intraperitonealen scheiden zu können. Nun muß 
Hofmann selbst folgendes erklären: »Fälle von Psoasabszeß, Ureteritis und 
Pyelitis hatten das Symptom nichte. Da eben diese Krankheiten, denen noch 
Wanderniere, Ureterstein und Perinephritis suppurativa hinzugefügt werden könnten, 
eine Appendicitis bei Druckempfindlichkeit an McBurney’s Punkt vortäuschen 
können, scheint es mir überaus unberechtigt, wenn Dr. Hofmann in folgender 
abfälliger Weise schließt: »Was den Wert der Rovsing’schen Schmerz- 
projektion mit Bezug auf die Indikationsstellung anlangt, so können wir nur 
abraten, sich auf dieses Zeichen zu verlassen. Es vermag nicht den Aus- 
schlag zu geben, wohlaber zu täuschen.« Glaubt Dr. Hofmann wirklich, 
daß es seinen Pat. gleichgültig sein kann, wenn er eine retroperitoneale Phlegmone 
durch das gesunde Peritoneum eröffnet statt retroperitoneal durch einen Lumbal- 
schnitt? 

Ich habe niemals behauptet, daß meine Methode in allen Fällen sicheren Auf- 
schluß geben könne. So viel muß man nicht verlangen: so wird eine ausgiebige 
Perforation in die freie Bauchhöhle natürlich eine erhöhte Spannung im Coecum 
durch meinen Handgriff unmöglich machen, so wird bei diffuser Peritonitis mit 
mächtigem Meteorismus der aufgeblähte Dünndarm es unmöglich machen, am Colon 
descendens vorzudringen; eine von außen, z. B. von einer Salpingitis auf Coecum 
und Appendix übergreifende Entzündung wird natürlich eine Perforstionsappendicitis 
vortäuschen usw. 

In solchen Fällen ist Unzulänglichkeit der Methode aber nicht von großer 
Bedeutung; denn die Diagnose: Peritonitis diffusa ist sicher genug und die Laparo- 
tomie augenblicklich vorzunehmen. 

Ich kann nur sagen, daß meine kleine Methode sich in meinen Händen mehr 
und mehr als sehr nützlich, ja unentbehrlich erwiesen hat, und ich wage trotz 
Dr. Hofmann’s Anathema sie nochmals meinen Kollegen warm zu empfehlen; 
aber ich bitte, daß die Methode genau nach meiner Anweisung ausgeführt, und 
daß ihre Aufschlüsse cum grano salis benutzt und verwertet werden. 


17) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 
169. Sitzung, den 10. Februar 1908. 
Vorsitzender: Herr Rotter. 


1) Herr J. Israël bespricht einen Fall diffuser Cholangitis bei Chole- 
lithiasis, in welchem er durch Cholecystektomie mit Entfernung von Chole- 
dochussteinen und durch Hepaticusdrainage einen sofortigen Abfall des remittie- 
renden Fiebers erzielte und die schon sehr elende Pat. zu glatter Genesung brachte. 
Es fanden sich in der Leber zahlreiche bis pflaumengroße Abszesse, die alle un- 
berührt blieben. Im Eiter wurden Colibakterien gefunden. 

J. weist auf einen schon früher von ihm in der Freien Vereinigung referierten 
Fall eitriger Cholangitis hin, in dem es gelungen war, durch denselben operativen 
Eingriff wie im obigen Falle Heilung zu erzielen. Man darf also solche Fälle, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 539 


so ernst auch im allgemeinen die Prognose ist, nicht verloren geben, soll vielmehr 
eingreifen und der mit Entzündungserregern beladenen und gestauten Galle einen 
Abfluß nach außen verschaffen; dann wird der Organismus, wenn man nicht zu 
spät kommt, die in der Leber entwickelten Entzündungsherde noch eliminieren 
können. 


2) Herr Rave: Ein Fall von septischer Hautgangrän. 

R. stellt eine Frau vor aus der chir. Abteilung des St. Hedwig-Krankenhauses, 
bei welcher sich von einer oberflächlichen Hautwunde am rechten Unterschenkel 
aus eine Infektion der Körperoberfläche entwickelt hatte, die zur Gangrän großer 
Hautpartien führte. Nach eingehender Besprechung der Differentialdiagnose wurde 
die Erkrankung als Ecthyma gangraenosum klassifiziert, jene seltene Haut- 
krankheit, welche fast nur bei kachektischen Kindern vorkommt und meist letal 
endet. Die bakteriologische Untersuchung (Prof. Morgenroth) ergab das Vor- 
handensein von Staphylokokkus pyogenes albus. Der Fall ist dadurch bemerkens- 
wert, daß die Erkrankung bei einer erwachsenen, bis dahin gesunden Frau beob- 
achtet wurde, daß volle Genesung eintrat und der Staphylokokkus pyogenes albus 
allein der Erreger der Krankheit war. Die UÜberhäutung der sehr großen Haut- 
defekte erfolgte spontan von Resten der Epithelfollikel aus, ohne daß Transplan- 
tation nötig gewesen wäre. 


Diskussion. Herr Sonnenburg bemerkt, daß ganz ähnliche Krankheits- 
bilder vorkommen bei Personen, welche artefizielle Hautreize durch Kantbariden- 
pflaster u. ä. angewandt haben; er hat solche Fälle als Leiter der kgl. Universitäts- 
Poliklinik unter v. Langenbeck wiederholt gesehen. 

Herr Rave erwidert, daß es sich dabei wohl um hysterische Personen gehandelt 
habe, was Herr Sonnenburg bestätigt. 


3) Herr Petermann: Über Carcinoma coli. 

Es kamen in den letzten 14 Jahren 115 Fälle von Dickdarmkrebs in der chir. 
Abteilung des St. Hedwig-Krankenhauses in Behandlung, 68 Männer, 47 Frauen. 
Die Mehrzahl der Pat. gehörte dem 4., 5. und 6. Dezennium an. Bei den 115 Pat. 
kamen 117 Tumoren zur Beobachtung. Bei 2 Pat. fanden sich je 2 Tumoren. 
Die weit größte Anzahl gehörte der Flexura sigmoidea an, 56. Am Coecum wur- 
den 13, am Colon ascendens 7, an der Flexura dextra 12, Colon transversum 17, 
an der Flexura lienalis 8, am Colon descendens 4 Tumoren beobachtet. 

Von den 115 Fällen waren operabel 58, inoperabel 57. Die Operabilität eines 
Kolontumors läßt sich in vielen Fällen erst nach einer Laparotomie entscheiden, 
da Verwachsungen mit den Nachbarorganen sich in vielen Fällen als nur entzünd- 
lich erwiesen, ferner auch. die Größe eines durch die Bauchdecken gefühlten 
Tumors oft täuscht, weil durch Verwachsungen mit dem Netz, Schrumpfung eines 
großen Darmabschnittes, Aneinanderlagern der Appendices epiploicae die eigent- 
liche kleine karzinomatöse Geschwulst als ein viel größerer Tumor imponieren 
kann. Mehrfach wurde ein Stück der Blase mit reseziert, und mehrere dieser Fälle 
sind dauernd geheilt geblieben. Im Ileus wurden 47 Pat. operiert mit einer Mor- 
talität von 57%. 

Alsdann bespricht P. kurz die Radikaloperation bei Dickdarmkrebs. Die Re- 
sektion des Tumors mit primärer zirkulärer Naht ist wegen der hohen Mortalität 
(50%) zu verwerfen. Dagegen lieferte die Resektion mit seitlicher Apposition 
bessere Resultate, die Mortalität war gleich Null. Für die Tumoren der Ileocoecal- 
gegend, des rechten Kolonwinkels, sowie des Anfangsteils des Colon transversum 
ist als Radikaloperation die Resektion des Tumors mit nachfolgender Enteroanasto- 
mose zu empfehlen. Von 12 Operierten starben 3 (1 inoperabler Fall, 1 Pat. über 
65 Jahre an Kachexie). Das zweizeitige Operationsverfahren nach v. Mikulicz 
wurde in 23 Fällen zur Anwendung gebracht. Es starben 3 Pat., 2 im Anschluß 
an die erste Operation (inoperable Fälle), 1 Pat. im Anschluß an die Schluß- 
operation (73jährige dekrepide Frau). Die Anlegung der Spornquetsche zur Her- 
stellung der Anastomose machte in 10 von 18 Fällen dem Pat. ziemlich heftige 
Beschwerden. In 4 Fällen verengerte sich die Anastomosenöffnung nach einiger 


540 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


Zeit derartig, daß Dleuserscheinungen auftraten und eine neue Anastomose gemacht 
werden mußte. Das dreizeitige Operationsverfahren nach Schloffer wurde in 
9 Fällen zur Anwendung gebracht. Bei den meisten dieser Fälle war vorher im 
Ileus eine Kotfistel angelegt. Im Anschluß an den zweiten Akt der Operation 
starb 1 Pat. (Abszeß an der Nahtstelle). 

Die Dauererfolge nach der Resektion des Dickdarmkrebses sind gute. Von 
17 Pat., welche die Operation überstanden, lebten 2 Jahre nach der Operation noch 
11 = 64%, länger ale 3 Jahre nach der Operation waren von 11 Pat. 7 = 63% 
rezidivfrei. Unter den dauernd Geheilten finden sich auch 2 Fälle von Carcinoma 
gelatinosum. Auch bei mehreren jüngeren Pat. (29—34 Jahre) wurde Dauerheilung 
beobachtet. 2 

4) Herr Eschenbach: Über Nabelbrüche. 

E. berichtet über 65 Fälle von Nabelhernien, 59 Erwachsene und 6 Kinder, 
welche im St. Hedwig-Krankenhause beobachtet wurden. Die Brüche waren bei 
allen Erwachsenen mit einer einzigen Ausnahme im späten Alter entstanden, und 
beinahe bei allen war ein allmähliches Größerwerden zu konstatieren. Angeborene 
Nabelhernien sind daher eine sehr seltene Erscheinung. 

Der prinzipielle Unterschied der verschiedenen Nabelbruchoperationen liegt 
bloß darin, daß in dem einen Falle nur die Aponeurose zur Bildung der Bauch- 
naht verwendet wird, während im zweiten Fall auch der M. rectus mit zum Schluß 
der Bruchpforte herangezogen wird. 

Unserer Statistik nach ist der springende Punkt, eine feste Vereinigung der 
Aponeurose herbeizuführen; außerdem ist die Etagennaht (mit Verwendung des 
M. rectus) oft gar nicht, oft nur mit Schädigung des Muskels auszuführen. Bloß 
bei Kindern ist die Etagennaht angezeigt. 

Die Omphalektomie halten wir ebenfalls für belangios, wir machen stets 
Medianschnitt. | 

Wir machten zuerst Etagennaht; von den 11 so operierten Kranken wurden 
nachuntersucht 8; es fanden sich 3 Rezidive. 

Bei 6 Kranken wurde die Längsraffung, bei 5 Aponeurosenplastiken vorge- 
nommen; 9 davon konnten nachuntersucht werden; es fanden sich 6 Rezidive. 

An 17 Pat. endlich wurde mit Querraffung operiert, sie wurden sämtlich nach- 
untersucht; es fand sich nur 1 Rezidiv. Es wird daher die quere Raffung an- 
gelegentlichst zur Nachprüfung empfohlen, da dieselbe auch bei großen Brüchen, 
außerdem ohne weiteres präparatorisches Vorgehen und sehr schnell ausführ- 
bar ist. , 

Diskussion. Herr Kausch empfiehlt ebenfalls die quere Raffung, ist aber 
der Meinung, daß Catgut ihm für die Naht nicht sicher und dauerhaft genug sei. 

Herr Bier empfehlt auch die Raffung, er hat sie meist in der Längsrichtung 
ausgeführt und dabei gute Dauerresultate gehabt. Oft sei die ganze Operation 
unter Lokalanästhesie auszuführen. 

5) Herr Rotter: Eine neue Operationsmethode zur Heilung ver- 
alteter Kniescheibenbrüche. 

Nach Besprechung der bisher angegebenen bzw. üblichen Operationsmethoden 
schildert R. sein Vorgehen bei einer Pat., welche an einer doppelseitigen veralteten 
Patellarfraktur litt. Die der rechten Kniescheibe war vor 8 Jahren eingetreten, 
das rechte Bein konnte zum Laufen, nicht zum Treppensteigen benutzt werden, 
weil die Streckfähigkeit zum größten Teil verloren gegangen war. Die Fraktur 
der linken Kniescheibe war vor 1 Jahr entstanden; sie komplizierte sich mit Venen- 
thrombosen, weshalb sie nur mit Bettruhe hatte behandelt werden können; die 
Gehfähigkeit war links noch schlechter als auf der rechten Seite; die Pat. konnte 
nur mit Stöcken gehen, sie vermochte gar nicht, Treppen zu steigen. Rechts 
Diastase der Fragmente von 5cm; Streckfähigkeit um 30° vermindert, kraftlos, 
Beugung normal; das obere Fragment beträgt 1/,, das untere 3/, der Patella. Links 
Diastase von 7 cm; oberes Fragment nur 11/, cm breit; Streckfähigkeit um mehr 
als 45° vermindert, Beugung geht nur bis zum rechten Winkel; erheblich stärkere 
Atrophie der Waden- und Oberschenkelmuskulatur als rechts. Nach einer vor- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 541 


bereitenden Heftpfiasterextension, welche die Fragmente bis auf 2 cm aneinander 
brachte, wurde zur Operation des linken Beines geschritten. Bei Entfernung der 
Extension wichen die Fragmente auf 5 cm auseinander. Freilegung derselben 
durch einen Bogenschnitt, Exzision der Narben. Ein quer durch die Fragmente 
gelegter Silberdraht vermochte sie nur auf 2 cm zu nähern. R. legte nun nach 
Knotung des Drahtes einen aus der Aponeurose des M. rectus femoris geschnit- 
tenen, 3 cm breiten, 7 cm langen medianen Fascienlappen, dessen Basis an der 
Patella lag, über die angefrischte Oberfläche der Fragmente und nähte ihn daselbst 
mit Catgut fest, ebenso am Lig. patellae proprium; auch der Kapselriß wurde 
genäht. Gipsverband 17 Tage hindurch; reaktionslose Heilung. Nach einigen 
Wochen konnte das Bein wieder vollständig gestreckt und bis zum rechten Winkel 
gebeugt werden. Vorstellung der Pat., die sich jetzt 8 Monate nach der Operation 
befindet; sie vermag mit dem linken Beine Treppen zu steigen. Das Röntgenbild 
zeigt eine Diastase der Fragmente von 21/, cm; der Silberdraht ist zerrissen, so 
daß sie also allein durch den Fascienlappen gehalten werden. Gegenüber den 
sonst am meisten und mit dem relativ besten Erfolg geübten Methoden v. Berg- 
mann’s (Mobilisierung des unteren Fragmentes durch Abmeißelung der Tubero- 
sitas tibiae; nur bei geringer Diastase erfolgreich) und der von Schanz (Über- 
pflanzung des M. sartorius auf die rinnenförmig angefrischten Fragmente) wird 
bei R.'s Vorgeben der natürliche Strecker — der M. quadriceps — ausgenutzt; 
die seitlichen Teile der Aponeurose und der M. rectus bleiben unversehrt. Der 
Aponeurosenlappen, der besonders am Ansatze mit einigen Muskelbündeln in Ver- 
bindung blieb, ist unverändert geblieben und hat sich nicht gedehnt, obgleich der 
Silberdraht gerissen ist; vermutlich würde er auch stärkeren Ansprüchen, z. B. 
beim Springen, ebenso gewachsen sein, wie eine bindegewebig vereinigte Patella. 

Diskussion. Herr Sonnenburg bemerkt, daß er einige Male das v. Berg- 
mann'sche Verfahren ohne befriedigenden Effekt für die Annäherung der Frag- 
mente angewendet hat. Das Rotter’sche Verfahren sei ein Fortschritt gegenüber 
den bisherigen Methoden. 


6) Herr Rotter: Über die Pathogenese und operative Behandlung 
des Prolapsus recti. 

R. erläutert zunächst den gegenwärtigen Stand der Lehre von der Pathogenese 
des Mastdarmvorfalles. Er beruht auf der Lockerung 1) des Beckenbodens — Os 
coccygis, Levator und Sphincter ani und Beckenfascien; bei normaler Gestaltung 
desselben (Hoffmann) ruht das Rectum pelv. horizontal auf demselben, von der 
inneren Analöffnung zum Kreuzbein verlaufend. Der vom Douglas’schen Raum 
aus wirkende intraabdominelle Druck preßt die Wände des Rectum pelvinum 
gegeneinander, ohne auf den Sphincter ani wirken zu können, der von der Prostata 
bzw. dem Uterus gedeckt wird. Erst bei der Defäkation wird der Sphinkter durch 
Wirkung des Levator nach hinten gezogen an den tiefsten Punkt des Beckenbodens 
unter gleichzeitiger Änderung des Verlaufes der Analportion aus schiefer Richtung 
in eine gerade und ist nunmehr auch der Wirkung des intraabdominellen Druckes 
unterworfen. Beim Prolapsus recti ist der M. sphincter erschlafft, der Analkanal 
erweitert, mehr gerade verlaufend, der innere Analwulst kaum fühlbar; dabei liegt 
die Afteröffnung weiter rückwärts und am tiefsten Punkte des Beckenbodens. Auch 
der M. levator ist erschlafft und der ganze Beckenboden gesenkt. Die Douglas- 
falte und die vordere Rektalwand werden wie ein Pfropf in die innere Analöffnung 
gedrängt und gleiten auf der schiefen Ebene der hinteren Rektalwand immer mehr 
abwärts. Von den weiteren Befestigungsmitteln ist 2} das Beckenbindegewebe 
zwischen Rektum bzw. Colon pelvinum und kleinem Becken gedehnt und läßt eine 
abnorme Verschieblichkeit des Mastdarmes zu. 3) Endlich ist oft ein abnormer 
angeborener Tiefstand der Douglasfalte (Waldeyer, Ludloff) für das Zustande- 
kommen des Prolapses von Bedeutung. 

Von den Operationsmethoden zur Beseitigung des Prolapses haben diejenigen, 
welche die tiefstehenden Douglasfalten beseitigen wollen, wegen ihrer technischen 
Schwierigkeit geringe Bedeutung erlangt; die Suspensionsmethoden, welche das 
Rektum bzw. Kolon am Kreuzbein oder auf der Beckenschaufel durch Nähte fixieren 


542 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


wollen, haben selbst in Verbindung mit der Sphinkterverengerung ungenügende 
Dauerresultate gegeben. Von den Methoden, welche eine Wiederherstellung der 
normalen Verhältnisse des Beckenbodens erstreben, gibt zunächst in leichteren 
Fällen die Thiersch’sche Methode der Einlegung eines Drahtringes in den 
Sphinkter oft recht gute Resultate (Lenormant hatte unter 27 geheilten Fällen 
4 Reridive); während der 1—1/, Jahre, wo der Ring getragen werden muß, 
haben jedoch die Pat. mancherlei Beschwerden bei der Defäkation durch den 
Fremdkörper. Die Methode von Verneuil, bei der ein Keil aus dem Sphinkter 
samt Schleimhaut geschnitten und der Defekt wieder genäht wird, ist nicht emp- 
fehlenswert, weil sie die Kontinenz des Sphinkters schwächt und die Nähte allzu- 
sehr der Infektion aussetzt. Besser ist Helferich’s Methode, welcher die Schleim- 
haut vom hinteren Teile des Sphinkters ablöst, indem er mit dem Schnitt an der 
hinteren Zirkumferenz des Anus beginnt; er vereinigt die hinteren Schenkel des 
Sphinkters durch quere Naht, ohne sie durchschnitten zu haben, wobei dann auch 
die Hautnaht außerhalb des Aftereinganges liegt. 

Hoffmann operiert auf Grund seiner Untersuchungen folgendermaßen: Halb- 
mondförmiger Schnitt an der hinteren Umrandung des Sphinkters bis auf den 
muskulären Beckenboden, Freilegung des Levator und der hinteren Partie des 
Sphinkter. Während der Sphinkter mit einem Haken nach vorn gezogen wird, 
werden quere Nähte durch die Muskulatur des Beckenbodens gelegt, wodurch der 
Beckenboden und die innere Afteröffnung nach vorn geschoben und der ganze 
Beckenboden durch Raffung des Levator gehoben wird. 5 Fälle blieben rezidivfrei. 
Noch besser erscheint die Methode von Rehn und Delorme; der Vorfall wird 
möglichst hervorgezogen und die Schleimhaut, vom After beginnend, zirkulär ab- 
präpariert in Ausdehnung von ca. 15 cm; die bloßliegende Muscularis wird durch 
6 Raffnähte in Querfalten zusammengezogen von der Analhaut bis zum Mucosarand; 
es entsteht dadurch ein zirkulärer Muskelwulst am Anus, der sich zum Schluß in 
den Darm bis über den Sphinkter hinauf zurückschiebt; er verengert den Anus 
und unterstützt den Sphinkter. Der Schleimhautzylinder wird soweit abgeschnitten, 
daß Mucosa und Analhaut bequem vernäht werden können. 

Die Fälle Rehn’s und Delorme’s verliefen meist glatt und blieben sämt- 
lich rezidivfrei; auch Bier operierte drei Fälle mit gutem Dauerresultst. Die 
Methode wird den Forderungen der Pathogenese im weitesten Umfange gerecht. 
Vortr. hat drei Fälle nach dieser Methode operiert; in einem Falle war der Vor- 
fall nach einer Excisio recti wegen Proctitis ulcerosa aufgetreten; die beiden 
anderen waren typische Prolapse. Die Operationen verliefen glatt, ebenso die 
Rekonvaleszenz, so daß die Pat. mit 14 Tagen beschwerdefrei das Bett verließen; 
man fühlte oberhalb des Sphinkter internus deutlich den dicken Ringwulst der 
gefalteten Muscularis. Bei zwei Pat., der, welche früher an Proctitis ulcerosa litt 
und einer zweiten korpulenten Dame, besteht jetzt, 7 und 8 Monate p. op., keine 
Neigung zum Vorfall. Dagegen wurde bei der dritten Pat., einer mageren Frau, 
bereits 3 Monate p. op. konstatiert, daß der Mastdarm sich beim Pressen wieder 
entsprechend der Douglasfalte vordrängt, also Neigung zum Rezidiv zeigt. Außer- 
dem fand R. bei allen drei Pat. den durch Faltung der Muscularis entstandenen 
Wulst wieder fast vollständig verschwunden; die Muscularis war also der Atrophie 
verfallen; bei dem zum Rezidiv neigenden Fall ist das offenbar zu frühzeitig ge- 
schchen. Es empfiehlt sich zur Vermeidung eines solchen Rezidivs, in jedem Falle 
Rehn-Delorme’scher Operation dem Beckenboden noch eine Verstärkung zu 
geben] durch Sphinkterverengerung, wozu Rehn und Delorme schon geraten 
haben, falls der Sphinkter besonders weit sei; in dem rezidivierten Falle des Vortr. 
erschien er übrigens nicht besonders weit. 

R. empfehlt deshalb, in jedem Falle Rehn-Delorme’scher Operation noch 
eine Sphinkterverengerung nach Helferich oder eine Beckenbodenverstärkung 
nach Hoffmann zu machen; damit würden die ohnehin schönen Resultate der 
Operation noch vollkommener werden. 

Diskussion. Herr Bier hat die letztere Kombination mehrmals angewandt 
and dabei gute Dauerresultate erzielt. Richard Wolff (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 543 


18) D’Arcy Power. A address on some misleading abdominal cases. 
(Brit. med. journ. 1907. Januar 25.) 

Verf. bringt aus seiner großen Erfahrung eine lehrreiche und lesenswerte 
Kasuistik von acht Fällen aus dem Gebiete der Bauchchirurgie, deren klinische 
Zeichen verhängnisvoll irreleitend für die Erkennung des Krankheitsbildes wurden 
und zum großen Teil auch unter falscher Diagnose operiert wurden. Beispiele 
sind: Vortäuschung von Durchbruch eines Ulcus duodeni durch eine Appendicitis, 
von Perforation durch eine einfache Dyspepsie, von chronischer Appendicitis durch 
Pylorusstenose, von Appendicitis durch eine echte Typhlitis usf. Verf. knüpft 
daran die Mahnung, stets bereit zu sein, eine Diagnose zu ändern, und damit das 
chirurgische Handeln. — Als bezeichnend für Magenerweiterung bei Pylorusstenose 
erwähnt Verf. ein bisher nicht beachtetes Symptom: eine eigentümliche Rauhig- 
keit, eine gänsehautartige Beschaffenheit der Haut, die man angeblich nie bei 
anderen Baucherkrankungen findet. Weber (Dresden). 


19) Steinthal. Über Bauchverletzungen. 
(Med. Korrespondenzbl. d. württemb. ärztl. Landesvereins 1908. März 7.) 
Vier Fälle aus dem Stuttgarter Katharinenhospitel. 


1) Perforation eines Magengeschwüres. Operation 2 Stunden nach 
dem vermuteten Durchbruche. Doppeltstecknadelkopfgroße Perforationsöffnung 
1ifją cm unterhalb der kleinen Kurvatur des Pylorus innerhalb einer ziemlich 
großen infiltrierten Narbe. Schluß der Öffnung, hintere Gastroenterostomie, Drai- 
nage, glatte Heilung. 


2) Schußverletzung des Darmes aus großer Nähe, Operation nach 
5 Stunden. An einer der unteren Ileumschlingen fünf halblinsengroße Öffnungen, 
die teils durch Schleimhautvorfall verschlossen sind und durch einfache Seross- 
übernähung versorgt werden. Eine Blutung aus der verletzten V. iliaca externa 
dextra wird durch doppelte Unterbindung der Vene gestillt. Heilung. 


3) Subkutane Bauchverletzung durch Überfahrenwerden mit völliger Durch- 
reißung der Plica duodeno-jejunalis (cf. Münchener med. Wochenschrift 
1908, Nr. 4). 

4) Subkutane Bauchverletzung durch Hufschlag gegen die Gegend 
oberhalb der Symphyse. Operation 16 Stunden später; es besteht bereits eitrige 
Peritonitis; am Dünndarm eine matsche Stelle, innerhalb deren eine linsengroße 
Perforation liegt. Die Perforationsöffnung wird zur Enterostomie benutzt. Drai- 
nage der Peritonealhöhle nach Rehn-Noetzel, Heilung. S. hat mit diesem Ver- 
fahren noch mehrere andere Fälle schwerer Bauchfellentzündung retten können. 

Mohr (Bielefeld). 


20) Stirling. Three cases of perforation of the stomach and intestine. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1908. Januar 20.) 


1) Nadelstichgroßes perforierendes Geschwür des Pylorus; trotz 
reichlicher Entleerung von Mageninhalt Heilung nach Übernähung der Öffnung 
und (wegen der Pylorusstenose) Gastrojejunostomia posterior. 


2) Perforation des Ileum nach Fall auf den Bauch. Operation 
50 Stunden später. Kleinerbsengroße, runde, scharfrandige Darmperforation, diffuse 
eitrige Peritonitis. Drainage an mehreren Stellen, Heilung. Der Hergang war 
hier folgendermaßen zu erklären: Pat. litt seit Jahren an Leistenbruch, der sofort 
nach dem Unfall irreponibel und schmerzhaft wurde. Bei der Operation wurde 
zunächst die Herniotomie ausgeführt; es fand sich im Bruchsacke blutig gefärbter 
Eiter, sonst kein Inhalt. Pat. war vermutlich mit der Gegead des (zum Teil aus- 
getretenen) Bruches auf einen Stein aufgefallen, es war innerhalb des Bruchsackes 
eine Darmperforation entstanden, und durch Entweichen des Gases die Schlinge 
kollabiert und in die Bauchhöhle zurückgeschlüpft, worauf eine diffuse Peritonitis 
einsetzte. 


544 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


3) Schußwunde des Magens, Operation nach 41/; Stunden, kleine Ein- 
schußöffnung an der Vorderwand des Pylorus, größere Ausschußöffnung mit Schleim- 
bautvorfall an der hinteren Magenwand. Kein weiteres Organ war verletzt. Schluß 
der Magenwunden, Drainage, glatte Heilung. Das Geschoß wurde nicht gefunden. 

Mohr (Bielefeld). 


21) W. N. Derewenko. Zur Frage der Spätbefunde im Peritoneum 
nach Perforationsperitonitis. (Spontanheilung nach Schußverletzung 


des Darmes.) 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. "Russisch.]) 

Daß Darminhalt im Bauchfell einheilt, ist schon mehrfach beobachtet worden. 
D. bringt einen sechsten Fall der Art. 

Ein 29jähriger Soldat erhielt bei Mukden auf ca. 700 Schritt ein Geschoß in 
den Leib. Er blieb 12 Stunden liegen, kroch dann eine Strecke und wurde schließ- 
lich bis Mukden getragen, von wo er nach Japan befördert wurde. 13 Monate 
nach der Verletzung wurde er in Petersburg in die Fedorow’sche Klinik auf- 
genommen. 3 Querfinger rechts oberhalb des Nabels fand sich die Einschuß-, 
rechts hinten neben der Wirbelsäule die Ausschußnarbe. Beim Aufblähen des 
Darmes hatte Pat. regelmäßig heftige Schmerzen in der Gegend des Einschusses 
und unter dem rechten Rippenbogen. Das war der einzige Befund. Da die an- 
fallsweisen, bald ohne Grund, bald nach dem Essen auftretenden, zuweilen sehr 
heftigen Schmerzen sich nicht beseitigen ließen, kam es zur Operation (W.A.Oppel). 
Keine Verwachsungen an der Einschußstelle.. Auf den Därmen, Mesenterium und 
Netz fanden sich hanfkorngroße, weißliche und braunrötliche, subseröse Knötchen. 
Eine Schlinge wies eine sternförmige Narbe auf. Von ihrem Mesenterium zogen 
drei Stränge in das Becken hinab, wo sie in das Netz übergingen, das seinerseits 
mit der vorderen Blinddarmwand verwachsen war. Diese Verwachsungen wurden 
gelöst, die Stränge (bis 25 cm lang) exstirpiert. Endlich wurde eine Schlinge ge- 
funden, deren Schenkel durch einen Strang verbunden waren, d. h. fast anti- 
mesenterial gelegen waren, zwei trichterförmige Ausziehungen der Darmwand, 
durch einen Strang verbunden. Mikroskopisch bestand der Strang aus derber 
Narbe.: Nach den Ausziehungen hin mischten sich immer zahlreicher Muskelfasern 
bei. Da nach Exstirpation dieses Gebildes die Darmlichtung zu eng wurde, mußte 
eine Anastomose gemacht werden. Die Knötchen enthielten als Kern Pflanzen> 
zellen. 

Für den glücklichen Ablauf der Peritonitis macht D. neben der Jugendlichkeit 
der Verletzten, der vermutlichen Wasserarmut und geringen Virulenz des Darm- 
inhaltes auch den Umstand mit verantwortlich, daß der Kranke nicht mit einem 
der zweiräderigen Sanitätskarren transportiert, sondern getragen wurde. 

v. E. Mertens (Kiel). 


22) R. Casanello. Sull’ appendicite taimakon. 
(Clinica moderna 1907. Nr. 36.) 

Bei einem jährigen Grenzjäger, der in voller Gesundheit bei Ausübung des 
Dienstes mit dem Bauch auf ein Hindernis fiel, entwickelte sich im unmittelbaren 
Anschluß an das Trauma eine typische Appendicitis, die wiederholte Operationen 
nötig machte. Verf. nimmt an, daß es durch das Trauma zu einer Kontusion des 
vorher ganz gesunden Wurmes kam. Eine gleichzeitige Ruptur der Schleimhaut 
und Blutaustritt in die Umgebung schufen den Boden für die Entwicklung des 
akuten infektiösen Prozesses. Nach einer eingehenden Berücksichtigung der Lite- 
ratur (ausführliche Angaben) kommt Verf. zum Schluß, daß genau so wie die 
übrigen Teile des Darmkanales auch der Wurm stumpfer Gewalteinwirkung aus- 
gesetzt sei, besonders dann, wenn er an der Außenseite des Blinddarmes liege. 
Mechanische Schädigungen können auch am gesunden Wurm einen infektiösen 
Prozeß bedingen, noch leichter bei vorher schon pathologisch verändertem oder 
einem solchen, der Kotsteine oder sonstige Fremdkörper enthält. 

Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 545 


23) Syme. Appendicitis. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1908. Januar 20.) 

S. hat bei 123 Operationen im akuten Anfall 4imal innerhalb der ersten 
36 Stunden operiert und tritt auf Grund seiner Erfahrungen energisch für die 
Frühoperation ein; bei 9 derartigen Operationen war bereits allgemeine Peritonitis 
vorhanden, an welcher 2 Pat. starben, die übrigen 39 genasen sämtlich. Auch der 
weitere Verlauf und die Dauer der Krankenhausbehandlung gestaltete sich be- 
deutend günstiger, wenn innerhalb der ersten 36 Stunden operiert wurde. Von 
32 Kranken mit allgemeiner Peritonitis zur Zeit der Operation starben 5. Die 
Resultate der Peritonitisbehandlung besserten sich erheblich, seit die Murphy’sche 
Methode durchgeführt wurde (15 Fälle ohne Todesfall. S. macht darauf aufmerk- 
sam, daß die zurückbleibenden Verwachsungen unter Umständen weit entfernt von 
der Deocoecalgegend einen Ileus hervorrufen können, während letztere vollkommen 
frei ist. Mohr (Bielefeld). 


24) A. H. Burgess. An analysis of a recent series of 100 consecutive 


operations for acute appendicitis. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 25.) 

Mit Einschluß der 47 Fälle aus dem Jahre 1906, über die er früher berichtet 
hat (Referat in d. Ztbl. 1907, Nr. 44) verfügt B. jetzt über 100 Operationen bei 
Appendicitis im akuten Anfalle. Das Alter schwankte zwischen 3 und 73 Jahren 
und betrug für den bevorzugten Lebensabschnitt 26 Jahre. Nur 23 Pat. hatten 
schon vor dem jetzigen einen oder mehrere Anfälle gehabt. Die Zeit, die vom 
Beginne des Leidens bis zur Operation verstrichen war, betrug 10 Stunden bis zu 
3 Wochen. Die Sterblichkeit gestaltete sich kurz so: von 14 Pat. mit reiner 
Appendicitis starb keiner, von 44 mit umschriebenen Eiterungen um den Wurm 
herum starben 3, von 33 mit ausgebreiteten, fortschreitenden Peritonitiden (»dif- 
fuse, spreading peritonitis«) starb 1, von 9 mit allgemeinen Peritonitiden starben 5. 
Im Durchschnitt betrug die Sterblichkeit bei allen 100 Fällen 9%. Unter 45 Pat. 
aus den ersten 4 Tagen starb keiner (!), von den am 5. Tage operierten starben 
20x, am 6. 32,3%, am 7. 20% usw. abwärts bis zu 7,9% ın der 3. Woche. Diese 
Ergebnisse sprechen nicht für eine besondere Gefahr der Operation zwischen dem 
2. und 5. Tag, aber trotzdem ist die früheste Operation in jedem Falle die beste. 

Weber (Dresden). 


25) Herb. Diverticulum of the vermiform appendix. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 25.) 

Eine 62 Jahre alte Dame wurde wegen Ovarialcyste operiert; dabei wurde 
auch der Wurmfortsatz mitentfernt, der 18 Jahre früher zu einem Anfalle von 
Blinddarmentzündung Veranlassung gegeben hatte. Dem Wurmfortsatze (5 cm 
lang) gehörte ein 7,5 cm im Durchmesser haltendes Divertikel an, das auf Grund 
der histologischen Untersuchung nur so entstanden zu denken ist, daß damals die 
Lichtung des Organs strikturiert bzw. verschlossen wurde — der Verschluß war 
noch nach 18 Jahren vollständig —, und daß die Drüsen der Darmschleimhaut 
soviel Sekret weiter gebildet haben, daß ein Teil der Wand des Wurmfortsatzes 
gedehnt und kugelförmig aufgetrieben wurde. W. v. Brunn (Rostock). 


26) Grünbaum. Ein neuer Fall von primärem Krebs der Appendix. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 31.) 

In der Landau’schen Privatklinik, in der prinzipiell bei jeder Laparotomie 
eine Revision des Wurmfortsatzes vorgenommen wird, wurde ein weiterer Fall von 
primärem Karzinom gelegentlich einer Pyosalpinxoperation als Nebenbefund er- 
hoben (cf. d. Zentralbl. 1907, Nr. 9, p. 260). 

Die Zahl der bisher beschriebenen Krebse des Wurmfortsatzes beträgt 70. 
In klinischer Beziehung fügt sich der beschriebene Fall in das Bild ein, das die 
bisherigen Forschungen gegeben haben: Jugendliches Alter, relative Qutartigkeit, 
günstige Prognose. Langemak (Erfurt). 


546 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 17. 


27) v. Baracz. Ein Beitrag zur Kenntnis und Atiologie der seitlichen 
Bauchhernien (Pseudohernien). 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Verf. beschreibt zwei Fälle von seitlicher Bauchhernie, die durch eine über- 
standene Poliomyelitis anterior und die mit derselben verknüpfte Muskellähmung 
verursacht sind. Insgesamt sind mit diesen beiden Fällen in der Literatur acht 
Fälle publiziert. Vermutlich hat es sich stets um einen Prozeß in dem obersten 
Lendenmark bzw. im unteren Brustmark gehandelt. Derartige Bauchbrüche sind 
keine echten, sondern nur Scheinhernien. Vielfach sind diese durch Lähmung der 
Bauchmuskulatur entstandenen Hernien vergesellschaftet mit Paresen der unteren 
Extremitäten; doch können wahrscheinlich die Bauchmuskeln allein betroffen sein, 
bzw. kann deren Lähmung allein zurückbleiben. Im Bereiche der geraden Bauch- 
muskeln entstehen die Hernien seltener. Eine ‘chirurgische Behandlung wird wohl 
nur in wenig Fällen möglich sein. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


28) E. Heller. Zur Kenntnis der retrograden Darminkarzeration. 
(Med. Klinik 1908. p. 151.) 

In der Greifswalder Klinik operierte Payr den alten, neuerdings einge- 
klemmten Bruch eines Greises (Krankengeschichte, zwei Abbildungen), wobei eine 
retrograde Darminkarzeration und zum erstenmal eine doppelte Mesenterialein- 
klemmung vor der Lösung des Schnürringes beobachtet wurde. Außerhalb waren 
sehr kräftige, jedoch erfolglose Rücklagerungsversuche in Chloroformbetäubung aus- 
geführt worden, von denen Blutunterlaufungen unter die Haut zeugten. Dabei war 
der peripherste Schlingenteil, der ursprüngliche Bruchdarm, mit seinem Gekröse 
in die Bauchhöhle zurückgebracht worden. Der neuerdings in den Bruchsack 
ausgetretene Darmteil, die zu- und abführende Schlinge dieses Verbindungsstückes 
dagegen waren im Bruchsacke zurückgeblieben. Vorbedingung für diesen Vor- 
gang der Rücklagerung ist eine weite Bruchpforte und eine nicht allzu feste Ein- 
klemmung. Die vier Darmlichtungen und das Mesenterium füllen nunmehr die 
Bruchpforte fest aus. 

Damit sind erwiesen als Ursache für die retrograde Einklemmung Taxis- 
versuche, die Möglichkeit der doppelten retrograden Mesenterialeinklemmung, die 
Beziehung zwischen der Länge einer in dieser Weise eingeklemmten Verbindungs- 
schlinge und der pathologischen Verlängerung des Mesenteriums bei alten Brüchen, 
endlich als Grund für die Gangrän der Zwischenschlinge die doppelte Strangulation 
der Mesenterialgefäße wegen des zweifachen Durchtrittes durch die Bruchpforte 
und wegen ihrer Knickung durch die Faltung der Mesenterialplatte. 

Sind Rücklagerungsversuche nicht vorausgegangen, so muß die Ursache der 
Gangrän durch in der Bauchhöhle selbst gelegene krankhafte Verhältnisse be- 
dingt sein. Georg Schmidt (Berlin). 


29) Robertson. Phlegmonous gastritis. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1907. Nr. 26.) 

Ausführlicher Krankheits- und Sektionsbericht von zwei Fällen phlegmonöser 
Gastritis. Es handelte sich um Männer von 75 bzw. 63 Jahren. Als Ausgangs- 
punkt fanden sich beidemal Magengeschwüre, im Fall 1 ein einzelnes, im Fall 2 
deren elf. 

Als Erreger wurde im Fall 1 der Streptokokkus pyogenes und das Bakterium 
coli mikroskopisch und durch Kultur festgestellt; Streptokokkus pyogenes fand sich 
mikroskopisch auch im 2. Falle. — Dauer der Krankheit wenige Tage. 

W. v. Brunn (Rostock‘. 


30) E. Bircher. Bindesubstanzgeschwülste des Magens. 
(Med. Klinik 1908. p. 223.) 


Zusammenstellung der bisherigen einschlägigen Veröffentlichungen. Mitteilung 
zweier operierter und tödlich verlaufener Fälle: 1) Pylorussarkom, das, abgesehen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 547 


von außerordentlich raschem Wachstum, alle Zeichen eines Karzinoms aufgewiesen 
hatte und wahrscheinlich vom Bindegewebe der Schleimhaut ausging; 2) ein im 
Laufe von 7 Jahren zu Mannskopfgröße angewachsenes gestieltes Fibrom der vor- 
deren Wand der großen Kurvatur. Georg Schmidt (Berlin!. 


31) Barth. Über das Duodenalgeschwür. 
(Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1%08. Nr. 2.) 


B.'s Erfahrungen beziehen sich auf acht operativ behandelte Fälle, von denen 
sechs Männer, zwei Frauen betrafen. Zwei Kranke standen im Alter von 50 und 
51 Jahren; das Duodenalgeschwür kennt keine Altersgrenze und bevorzugt im 
Gegensatz zum Magengeschwür das männliche Geschlecht. Bis auf einen Fall, in 
dem Alkoholmißbrauch und Lebercirrhose nachgewiesen war, ließ sich ätiologisch 
nichts feststellen, was die Geschwürsbildung verursacht hätte. Die verdauende 
Wirkung des sauren Magensaftes ist jedenfalls mitbeteiligt, da die Geschwüre 
sämtlich oberhalb der Papille saßen. Einmal fehlte allerdings freie Salzsäure im 
Magensafte. Nur zweimal war die Perforation die erste klinische Erscheinung des 
Leidens, während in den übrigen Fällen Beschwerden, zum Teil schwerster Art, 
monate- und jahrelang bestanden hatten. Die anderweitige Erfahrung, daß Blu- 
tung und Perforation in 2/3 der Fälle den Kranken ohne alle Vorboten ereilen, 
hat B. also nicht gemacht und glaubt, daß »>es um die Diagnose des Duodenal- 
geschwürs im Grunde nicht schlechter bestellt ist als um die des Magengeschwürs«. 
Viermal wurde bei Perforation (drei Todesfälle) und viermal bei Blutung oder 
chronischen Beschwerde (ein Todesfall} eingegriffen. Bei letzteren wurde die 
Gastroenterostomie dreimal mit bestem und dauerndem Erfolg ausgeführt. B. emp- 
fiehlt deshalb dringend, alle diagnostizierbaren Fälle zu operieren, ehe Perfora- 
tionen oder Blutungen mit ihren enormen Gefahren eintreten. 


Gutzeit (Neidenburg). 


32) Evans and Brenizer. Notes on the resection of large portions 
of the small intestine. 
(Johns Hopkins hospital bulletin 1907. Dezember.) 


Die Verff. haben bei Hunden große Dünndarmresektionen vorgenommen. Bis 
zu 84,6% des ganzen Dünndarmes konnten entfernt werden, ohne daß die Tiere 
starben. Wurde mehr fortgenommen, gingen sie regelmäßig ein. 


W. v. Brunn (Rostock). 


33) A. M. Faworski. Resektion eines Sarkoms des Dünndarmes und 
des Colon descendens. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.)) 


Während er zu ebener Erde ging, bekam Pat. lebhafte Schmerzen im Leibe, 
die Tag und Nacht anhielten. Zugleich stellte sich schmerzhafter, häufiger Harn- 
drang ein. 1 Monat später entdeckte Pat. in seinem Leib eine nicht ganz hühnerei- 
große Geschwulst, die langsam wuchs und angeblich sehr beweglich war. Nach 
8 Monaten kam ein Anfall wie der erste, aber mit Erbrechen. Der Schmerzen 
wegen kam Pat. zur Operation. 

In der linken Hälfte des Leibes hatte er eine faustgroße Geschwulst, die 
nicht ganz bis an die Mittellinie reichte, zwischen Interspinal-, vorderer Axillar- 
und einer Querlinie etwas oberhalb des Nabels lag. Sie war etwas beweglich, teils 
glatt, teils höckrig, fest, überall frei, nur schien sie durch einige Stränge mit der 
Beckenschaufel verbunden zu sein. 

Operstion: Die Geschwulst war mit dem Netz und der Beckenwand ver- 
wachsen. Nach Lösung dieser Verwachsungen ergab sich, daß eine Dünndarm- 
echlinge und das Colon descendens durch die Geschwulst hindurchgingen. Beide 
Darmteile wurden reseziert und die Stümpfe durch zirkuläre Naht wieder ver- 
einigt. Das Rundzellensarkom umwuchs den Dünndarm 10 cm weit, ohne seine 


548 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


Lichtung zu verengen. Das Kolon war sekundär ergriffen. Vom Dünndarme 
wurden 34 cm, vom Kolon 12 cm entfernt. 
Knapp 1 Jahr nach der Operation starb Pat. an Rezidiv. 
V. E. Mortens (Kiel). 


34) Arbuthnot Lane. Remarks on the results of the operative treat- 
ment of chronic constipation. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 18.) 

Der für seine kühnen Indikationen bekannte Verf. (Referate im Zentralblatt 
1905 Nr. 36, 1906 Nr. 19) bespricht an der Hand von 39 Fällen die Erfolge seiner 
Behandlung der chronischen Verstopfung durch Resektion von Blind- und Dick- 
darm. Die Schmerzen sind ihm nicht mehr die einzige Anzeige zu diesem gewal- 
tigen Eingriff, wie in seinen ersten Fällen, sondern er hat mit zunehmender Er- 
fahrung mehr und mehr erkannt, wie weitgehend die übrigen Folgeerscheinungen 
der chronischen Verstopfung durch die Autointoxikation sein können. Demgemäß 
hat er anch die Anzeigen zu seiner Operation erweitert und auf Allgemeinerschei- 
nungen ausgedehnt, ohne aber auf eine straffe Zusammenfassung in bestimmte 
Forderungen einzugehen. Da manche seiner Operierten, denen er den Dickdarm 
nur bis an die Flexura lienalis entfernt hatte, später von neuem Beschwerden be- 
kamen, die Verf. auf Gasdehnung in der Flexur und im Colon descendens zurück- 
führte, so entfernte er nachträglich noch den Rest Dickdarm und resezierte in den 
folgenden Fällen von vorn herein den ganzen Dickdarm (!. L. meint, wer einem 
»mittelschweren operativen Eingriff« gewachsen sei, der sei auch dieser Operation 
gewachsen! Unter den 39 Fällen sind 7 Todesfälle, die der Operation mittelbar 
oder unmittelbar zur Last fallen. Die beigefügten Krankengeschichten sind zu kurz 
gefaßt, um sich ein klares Bild über Anzeige zur Operation und Ergebnisse machen 
zu können. Weber (Dresden). 


35) H. Miyake. Über die Askaridenerkrankung in der Chirurgie. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

M. beschreibt einen Fall von Heus, bedingt durch ein Konglomerat von 
Askariden. Die Krankengeschichte scheint ihm besonders wertvoll, weil sie die 
bisher noch strittige Frage, ob durch Askariden ein Darmverschluß entstehen kann, 
auf Grund des operativen Befundes im positiven Sinne klärt. Unbegründet ist die 
Leichtenstern'sche Meinung, daß der Spulwurm einen definitiven Verschluß 
nur bei schon vorhandener Darmenge hervorrufen könne. Die in der Literatur 
bisher bekannt gewordenen Fälle betreffen meist das kindliche Alter, dessen enger 
Darmkanal ja besonders zu einem Verschluß disponiert scheint. 

Der zweite Fall betrifft einen Pat., der unter der Diagnose eines Choledochus- 
verschlusses operiert wurde, und bei dem sich wider Erwarten ein Spulwurm teils 
in der Gallenblase, teils in dem Ductus choledochus eingeklemmt vorfand. Bei 
einem dritten Pat. war ein Wurmabszeß in der Bauchwand vorhanden, durch den 
sich zahlreiche Askariden entleerten. Wahrscheinlich hatte es sich primär um ein 
tuberkulöses Darmgeschwür gehandelt, durch das die Spulwürmer hindurchgekrochen 
waren, so daß es sekundär zu einem Bauchwandabszeß kam. 

E. Siegel (Frankfurt a. M... 


36) J. K. Spisharny. Chronischer Ileus, bedingt durch Verengung 
des Duodenum an der Plica duodenojejunalis und zur Frage der post- 
operativen gastrointestinalen Blutungen. 

(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. |Russisch.)) 

Ein 40jähriger, tuberkulöser Arzt bekam Ende August Schmerzen in der 
rechten Hälfte des Bauches. Es zeigte sich eine Schwellung >im Gebiete des Blind- 
darmes« (?). Verstopfung, kein Erbrechen. Mitte Oktober schwand die Schwel- 
lung, während die Schmerzen zunahmen und sich mehr nach der Mitte zogen. 
Am 20. Oktober hob Pat. eine Kranke und spürte dabei so heftige Schmerzen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 549 


mitten im Leibe, daß er zu Bett mußte. In der Folge starker Morphiumkonsum. 
Pat. wurde am 12. November in elendem Zustand in die innere Klinik, am 23. No- 
vember mit der Diagnose chronische Querkolonstenose in die chirurgische Klinik 
gebracht. Etwa entsprechend der Mitte des Querkolons fand sich eine pulsierende 
Geschwulst, über der ein systolisches Geräusch zu hören war. Kopfwärts davon 
fühlte man eine ausgedehnte Resistenz. Bei lebhafter Peristaltik bestand absolute 
Stuhlverhaltung. Es wurde ein Aortenaneurysma angenommen, das vielleicht den 
Darm komprimierte. Operationsbefund: »Im Gebiete der Plica duodenojejunalis 
beträchtliche Bindegewebsentwicklung, die Lichtung des Darmes war aber nicht 
aufgehoben. Das Duodenum, in dessen Umgebung viel Bindegewebe, fest fixiert, 
der Magen stark dilatiert. Hinter dem Duodenum fand sich ein Aortenaneurysma, 
das dem Darm eng anlag.« Gastroenterostomia posterior. Es verlief alles glatt, 
bis Pat. am 2. Dezember subakut verblutete. 

Die Autopsie ergab Gastrointestinalblutung, deren Ursprung trotz sorgfältig- 
sten Suchens nicht zu finden war. Die Wand des Duodenum war ganz außer- 
ordentlich hypertrophisch. Das Aneurysma (8 cm lang und 5 cm breit) lag in 
derbes Bindegewebe gebettet, das stellenweise auch seine Wand bildete — das 
Aortengewebe war hier und da völlig verschwunden. Der chronische Ileus war 
also entstanden durch die Fixierung des Duodenum (Bindegewebe als Folge einer 
Periaortitis) und durch Kompression des Darmes zwischen Aneurysma und sklero- 
siertem Mesenterium an der Stelle des Durchtrittes der A. mesenterica superior. 

S. zitiert die v. Eiselsberg’schen Beobachtungen, ohne sie zu kritisieren, 
und fügt noch zwei Fälle postoperativer Blutungen eigener Beobachtung hinzu. 
12 Tage nach Entfernung beider Ovarien wegen Sarkom bekam die Pat. Blut- 
brechen und hatte Blut im Stuhle. Nach 4 Tagen erneute Blutung, die sich 3 Tage 
lang wiederholte und zum Tode führte. Die Sektion wurde verboten. Der Ver- 
dacht, daß ein Magengeschwür vorgelegen habe, konnte weder bestätigt, noch 
widerlegt werden. 

Im dritten Falle war bei der Operation eines Nabelbruches ein großes Stück 
Netz reseziert worden. Es kam am 8, Tage zu Blutbrechen, auch war Blut im 
Stuhle. Pat. genas. V. E. Mortens (Kiel). 


37) K. Vogel. Trauma und Ileus. 
(Med. Klinik 1908. p. 185.) 

Verf. bringt drei Krankengeschichten als Beweis dafür, daß Verletzungen, 
die den unteren Rumpfabschnitt treffen und das Bauchfell schädigen, zu Bauchfell- 
verwachsungen und damit in der Folge zu höchst unangenehmen Anfällen von 
Behinderung der Darmwegsamkeit führen können. In zwei operierten Fällen 
wurden die angenommenen ausgedehnten Darmverwachsungen tatsächlich vorge- 
funden; einer dieser Fälle verlief trotz wiederholter Eingriffe tödlich. Bei gröberen 
Verletzungen ist an ein Austreten von Keimen aus dem Darm und an entzünd- 
liche Verwachsungen auch dann zu denken, wenn ausgesprochene Zeichen von 
Bauchfellentzündung fehlen. Leiohtere Verletzungen bewirken Bauchfellblutungen 
und an der Stelle des gerinnenden Blutes Verwachsungen. Die möglichst frühe 
Anregung der Peristaltik ist daher das beste Mittel nach Verletzungen sowohl wie 
nach Bauchschnitten zur Verhütung von Verwachsungen. 

In einem weiteren Falle erwiesen sich Kolik- und Verstopfungsbeschwerden, 
die mehrere Monate nach einer Typhus- oder Ruhrerkrankung eingesetzt hatten, 
bei der Operation als auf narbigen Mesenterialsträngen und auf einer scharfen 
Knickung der Flexur beruhend. Georg Schmidt (Berlin). 


38) J. L. Stretton. Intussusception due to polypus. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 25.) 
Bericht über zwei Fälle von Intussuszeption bei Erwachsenen, verursacht durch 
polypöse Darmgeschwülste, die beide durch Resektion geheilt wurden. 
Erster Fall: 25jährige Frau erkrankt unter den Zeichen einer subakuten Darm- 
stenose, die am 8. Tage unter Auftreten einer Geschwulst in der rechten Unter- 


550 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


bauchgegend zum ausgebildeten Ileus führte. Man findet bei der Operation eine 
unreponierbare Intussusceptio ileo-colica. Resektion, Heilung. Der an der Spitze 
des Intussuscipiens sitzende Polyp war gutartiger Natur. 

Zweiter Fall: 50jähriger Mann ist seit 8 Tagen an völligem Darmverschluß 
erkrankt. Vom Mastdarm aus fühlt man eine in den Darm vorragende Masse mit, 
Öffnung an der Spitze. Es gelingt in tiefer Narkose vom Mastdarm aus mit der 
ganzen Hand das Intussuscipiens völlig zu reponieren. Rückfall nach einer Woche 
Wohlbefindens. Erst jetzt fühlte man vom Mastdarm aus einer harte, zerfallene 
Masse an der Spitze des Intussuscipiens, die schließlich aus dem After vorfiel, 
Laparotomie. Resektion der Geschwulst mit 30 cm Dickdarm. Heilung. Die 
wandständige, polypenförmig gebildete Geschwulst war ein Karzinom. 

Weber (Dresden). 


39) A. A. Hagentorn. Zur Kasuistik seltener Invaginationsformen. 
(Russ. Archiv für Chirurgie 1907. [Russisch.)) 


Seit langem hatte der 6ljährige Pat. einen linksseitigen Leistenbruch, der 
ihn nicht belästigte. Eines Tages drängte sich unter häufigen Anfällen von Stuhl- 
drang nach und nach ein beträchtliches Stück Darm zum After heraus. Das 
Ganze hing reichlich bis zur Hälfte der Oberschenkel herab, bedeckt von hyper- 
ämischer Schleimhaut, die bei jedem Repositionsversuch einriß und blutete. 

Laparotomie: Die ganze Flexur war invaginiert. Die Umschlagstelle fand 
sich tief unten am Mastdarme. Die Desinvagination gelang unter »sehr starkem« 
Zuge von innen und Druck von außen. Die Flexur war derart verändert, stellen- 
weise nekrotisch, daß sie reseziert werden mußte — es waren scharfe Demarka- 
tionslinien vorhanden. Die Enden wurden blind verschlossen und eine seitliche 
Anastomose gemacht. 

Es ging alles gut, bis Pat. am 5. Tage gegen striktes Verbot aufstand und 
umherging. Kurz darauf wurde er elend und fing heftig und andauernd zu er- 
brechen an. Er starb in der folgenden Nacht. Die Sektion wurde nicht gestattet. 
H. nimmt an, daß eine Naht gerissen ist, ohne behaupten zu wollen, daß das Un- 
glück ohne den Ungehorsam des Pat. ausgeblieben wäre. 

V. E. Mertens (Kiel). 


40) K. E. Wagner. Zur Frage von der eosinophilen Leukocytose bei 
Echinokokkus der inneren Organe. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 2.) 


Soldat, 23 Jahre alt, Leberechinokokkus, wahrscheinlich mit dem Zwerchfell 
und der Lunge verwachsen. Nach Sturz vom Pferde Lungenblutung. 4 Monate 
später Eintritt ins Lazarett. Erste Blutuntersuchung am 26. November — 2% 
Eosinophile; Anfang November 3%. Am 17. November, nach Fahrt suf holpriger 
Straße, Verschlimmerung; es wurde ein Stück Echinokokkenmembran ausgehustet, 
also Ruptur der Blase. Am 28. November 3,5% Eosinophilen, am 6. Dezember 
64% ; weitere Untersuchungen zeigten 58, 54,5, 56,5, 61, 52, 48,5 und am 20. De- 
zember 41%. An diesem Tage verließ Pat. das Lazarett. — Der Fall beweist, 
daß bei unverletzter Blase die Eosinophilie fehlt; sie tritt nicht sofort nach Ruptur 
auf, sondern erst einige Zeit danach — im Falle W.’s nach 3 Wochen. Die Blut- 
untersuchung muß daher mehrmals wiederholt werden. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


41) Lambert. Cancer of pylorus and liver: fatal haemorrhage. 

(Brit. med. journ. 1908. Januar 11.) 
-Ein 50jähriger Chinese stirbt auf See nach einer stürmisch verlaufenen Nacht, 
während der er stark und oft erbrochen hatte. Die Sektion ergab, daß er sich 
aus einem metastatischen Karzinomknoten der Leberpforte, der degenerative Ver- 
änderungen und Blutungen zeigte, in die Bauchhöhle verblutet hatte. Das primäre 
Karzinom saß am Pylorus. Auch viele andere der metastatischen Knoten, mit 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 551 


denen die Leber übersät war, zeigten degenerative Vorgänge mit Blutungen. L. 
nimmt an, daß die starke Anstrengung beim Brechen (Seekrankheit!) den Anlaß 
zur schweren Blutung gegeben hat. Der Fall ist anscheinend von äußerster Selten- 
heit. Weber (Dresden). 


42) J. J. Koslowski. Weitere klinische Beiträge zur Talma’schen 


Operation. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 1 u. 2.) 


K. referiert sechs Fälle von Konik und zwei von Mahakjan (s. Ref. über 
letztere d. Bl. 1907, p. 139) und bringt zwei weitere eigene Fälle. 

1) Mann, 22 Jahre alt, Ascites wohl infolge Lebercirrhose. Drei Punktionen, 
dann Talmaoperation. Nach derselben ging der Ascites zurück, weitere Punk- 
tionen brauchten nicht mehr gemacht zu werden, und nach 200 Tagen wurde Pat. 
ohne Ascites entlassen. 

2) Mann, 42 Jahre alt, zuerst biliäre, später venöse Lebercirrhose. Operation 
nach Talma. Tod 14 Tage später an fibrinöser Pneumonie. , 

Endlich bringt K. noch Angaben über den weiteren Verlauf eines vor 4 Jahren 
operierten Falles. Nach der Operation kehrte der Ascites wieder, und mußte Pat. 
mehrmals punktiert werden. Nach 4 Jahren neue Laparotomie. Hautvenen am 
Bauche stark entwickelt, parietales Peritoneum stark verdickt. Netz und Mesente- 
rium mit Krebsknoten (bis erbsengroß) besät; einzelne Knoten am Magen, Darm, 
an der Leber. Naht der Wunde, nach 18 Tagen entlassen. 

E. @ückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


43) Lynn Thomas. An address on some recent experiences in the 
surgery of the liver and gall bladder. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 4.) 


Aus seiner persönlichen Erfahrung an über 100 Fällen von Leber- und Gallen- 
gangschirurgie gibt T. einige lehrreiche Hinweise. So berichtet er über einen 
äußerst seltenen Fall von Gallen- und Bluterguß in den Netzbeutel infolge eines 
1 Monat vorher durch Sturz zugezogenen Risses im Lobus Spigelii an seiner hin- 
teren Fläche. Die klinischen Zeichen waren die einer Pseudopankreascyste. Die 
Entleerung fand statt durch den sehr verdünnten Leberlappen hindurch und führte 
zur schnellen Heilung. — Danach bespricht Verf. einige Fälle von schwerwiegender 
irrtümlicher Diagnose bei Erkrankungen der Gallenwege und betont den Wert einer 
systematischen Abtastung des Leibes; er beginnt sie links unten über der Leiste, 
schreitet nach oben zum Rippenbogen fort und macht auf der rechten Seite den 
umgekehrten Weg. 

Sehr großen Wert legt er auf die völlige Nahrungsenthaltung vom Magen aus 
bei der Behandlung des akuten Kolikanfalles.. Schmerzen, Erbrechen usw. hören 
sofort auf bei Hungerkur und Magenspülungen. Endlich berichtet er über einen 
such auf die Dauer erfolgreichen Fall von Cholecystoduodenostomie bei Einklem- 
mung eines Steines im retroduodenalen Teile des Ductus choledochus. 

Weber (Dresden). 


44) Drucbert. Kyste sereux du mesent£re. 
(Arch. gener. de chir. 1908. Nr. 2.) 


Bei einer 38jährigen Frau bestand seit 10 Monaten eine faustgroße, beweg- 
liche Geschwulst in der rechten Fossa iliaca. Es wurde eine cystische Adnex- 
geschwulst oder ein gestieltes Myom diagnostiziert. Dagegen zeigte sich bei der 
Laparotomie, die in Trendelenburg’scher Hochlagerung begonnen wurde, daß 
die Geschwulst mit dem Darme sich gegen das Hypochondrium verlagert hatte. 
Die weitere Untersuchung ergab eine Cyste am inneren Rande des Colon ascen- 
dens, nahe der Einmündung des Dünndarmes in den Blinddarm. Die Cyste wurde 
retroperitoneal freigelegt und entfernt, wobei nur die Loslösung von dem Meso- 
kolon einige Schwierigkeiten bot. Die weitere Untersuchung ergab wasserklaren 


552 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 17. 


Inhalt und endotheliale Auskleidung. Verf. deutet den Befund als echte perito- 

neale Cyste, die sich analog den Cysten des Samenstranges aus einer Abschnürung 

der nicht völlig miteinander verwachsenen Blätter des Mesokolon entwickelt hat. 
Strauss (Nürnberg). 


45) 8. Kostlivy. Ein Beitrag zur Ätiologie und Kasuistik der Mesen- 
terialcysten. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 351.) 


K. beschreibt und bespricht vier in kurzer Zeit (wenigen Monaten) in der böh- 
mischen Universität in Prag zur Operation gelangte Fälle von Gekröscysten, denen 
er noch einen durch Sektion im pathologischen Institut gewonnenen hinzufügt. 
Alle Fälle sind klinisch und anatomisch-histologisch gut untersucht, untereinander 
sehr verschiedenartig und geben deshalb einen lehrreichen Beitrag zum Studium 
der fraglichen Geschwülste.e Am merkwürdigsten ist Fall 1, betreffend einen 
20jährigen Bauernburschen, von welchem durch die Operation ein über 1 m langer, 
unregelmäßig $-förmig gekrümmter Sack von 8—12 cm im Lichten, durch ver- 
schiedentliche Einschnürungen und quasi Haustra dickdarmähnlich erscheinend, ge- 
wonnen wurde, nachdem aus demselben durch Punktion gegen 7 Liter leicht 
hämorrhagischer Flüssigkeit entleert waren. Ein nicht entfernbarer Cystenteil, in 
die Bauchwunde genäht, hinterließ eine übrigens gute Heilungstendenz zeigende 
Fistel, sonst war das Resultat gut. Die Cystenwand zeigte Bindegewebs- und 
Muskelschichten, sowie zu innerst Endothelbelag, weshalb die Geschwulst als 
Chyluscyste deutbar ist. Man muß annehmen, daß sie aus pathologischer Umwand- 
lung eines größeren Chylusgefäßes entstanden ist, etwa eines Seitenastes des 
Ductus thoracicus, und zwar infolge eines zentralen Verschlusses seiner Lichtung 
durch ein Hindernis unbekannter Atiologie mit nachfolgender Flüssigkeitsstauung, 
Dilatation usw. oder infolge von Dilatation eines embryonal angelegten, aber iso- 
liert gebliebenen und nicht untergegangenen Gefäßbezirkes. Auch Fall 2, durch 
Sektion gewonnen, ist eine Chyluscyste. Die mikroskopische Untersuchung der 
gänseeigroßen Geschwulst, deren Wanddicke zwischen 1/,—5 mm schwankte, ergab 
den Bau eines kavernösen Lymphangioms, weshalb hier eine echte Geschwulst- 
bildung anzunehmen sein wird. Hingegen präsentiert sich Fall 3, wiederum durch 
Operation bei einem djährigen Mädchen mit Glück behandelt, und eine kindskopf- 
große Geschwulst betreffend, als ein Enterokystom, da hier die Cystenwand den 
Bau einer Darmwand mit allen solcher zukommenden Schichten, insbesondere einer 
mukösen mit Flimmerepithbel und Zottenbildung zeigte. Fall 4, mit Glück bei 
einem 16jährigen Schneiderlehrling operiert, ist eine kindskopfgroße Geschwulst, 
die außer Bindegewebs- und Muskelschichten in ihrer Wand innenseite pilzförmige 
Exkreszenzen, starke Kapillargefäßbildungen und Wucherung epithelioider Ge- 
schwulstzellen zeigte. Sie wird mit Wahrscheinlichkeit als ein vielleicht embryonal 
angelegtes Angiom gedeutet, in dem es später sekundär zu sarkomatöser Wuche- 
rung gekommen ist. Fall 5 endlich, eine 50jährige Frau betreffend, präsentiert 
sich als etwa straußeneigroße Dermoidcyste, die aus dem Mesenteriolum des 
Wurmfortsatzes entfernt wurde. Die Pat., bei der die Geschwulst nur als beiläu- 
figer Operationsnebenbefund entfernt wurde, während ihre wesentliche Erkrankung 
in einem Volvulus des Dickdarmes mit Perforation bestand, starb an Peritonitis. 

Jeder dieser Fälle ist gut epikritisch durchgesprochen, wobei die einschlägige 
Literatur (im ganzen 60 Arbeiten) herangezogen wird. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlagr- 
hendlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Bresiaun. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 





in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 18. Sonnabend, den 2. Mai 1908. 
Inhalt. 


I. M. Hirsch, Zur Geschichte des Atherrausches. — II. E. G. Beck, Eine neue Methode zur 
Diagnose und Behandlung von Fistelgängen. (Originalmitteilungen.) 

1) Mayet, 2) Kelling, Zur Krebsfrage. — 8) Brunner, Ausscheidung von Bakterien durch den 
Schweiß. — 4) Alderson, Opsonine und bakterielle Hauterkrankungen. — 5) Vincent, Tetanus. — 
6) Rogello val Barros, Milzbrand. — 7) MeCardie, Status Iymphaticus und allgemeine Anästhesie. 
— 8) Strauch, Sind Todesfälle in der Narkose vermeidbar? — 9) Coderque Navarro, Stovain. — 
10) Heerfordt, Catgut. — 11) Grossmann, Otogene Thrombose des Bulbus venae jugularis. — 
12) Uffenorde, Erkrankungen des Siebbeins. — 13) Bastianelli, Spondylitis tuberculosa, — 14) Erd- 
heim, Cysten und Fisteln des Ductus thyreoglossus. — 15) Lancereaux und Paulesco, Base- 
dow’sche Krankheit. — 16) Körte, Operationen wegen Lungeneiterung und -gangrän. — 17) Cushing 
und Branch, Herzklappenchirurgie. 

L P. Manasse, Ein Apparat, um feste Verbände an der unteren Extremität ohne jegliche 
Assistenz anzulegen. — II. Neuhaus, Eine selbsttätige Saugspritze. — III. Lenz, Trauma und 
Karzinom. (Originalmitteilungen.) 

18) Martini, Wirkung der Röntgenstrahlen auf Geschwülste. — 19) Pawlowsky, Noma. — 
20) Schwab, Milzbrand. — 31) Hilliard, Status Iymphaticus. — 22) South, Schädeldepression. — 
23) Thursfield, Gumma der Schilddrüse. — 24) Bayer, Rippenknorpelresektion. — 25) Edington, 
Herzbeutelempyem. — 26) Hill, 27) Cheesman, 28) Bissell, Brustdrüsengeschwülste. — 29) Tschi- 
stowitsch, Neurofibroma ganglionare nervi sympathici. 





I. 
Zur Geschichte des Ätherrausches. 


Von 


Dr. Maximilian Hirsch in Wien. 


m folgenden sollen einige zum Teil wenig, zum Teil, wie es scheint, 
gar nicht bekannte Daten zur Geschichte des Atherrausches mit- 
geteilt werden. 
Es läßt sich unschwer der Beweis erbringen, 


1) daB der Atherrausch nicht nur als solcher bereits lange vor 
der Athernarkose bekannt war, sondern auch, daß das Operieren im 
Atherrausche schon vor der Athernarkose geübt wurde, ja daB der 
Atherrausch geradezu der Vorläufer der Athernarkose war; 

2) daß nicht Sudeck, sondern der amerikanische Chirurg 
John Hooker P. Packard in Philadelphia der erste war, der 
den Atherrausch systematisch zu Operationen verwendete. 


Ad 1) Die Kenntnis eines rauschartigen Zustandes durch Äther- 
inhalationen geht auf die sog. pneumatische Therapie zurück, die, 
von Priestley (1764) begründet, von Beddoes (1765) und Humphry 


18 


554 Zentralblatt f ğe Chirurgie. Nr. 18. 


Davy (1800) ausgebildet, den Zweck hatte, diverse gas- und dampf- 
förmige Körper gegen alle möglichen Leiden inhalieren zu lassen. Zu 
diesen Körpern gehörte auch der Ather, von dem schon Beddoes 
(1794) und Faraday (1818) wußten, daß er inhaliert einen ähnlichen 
rauschartig-heiteren Zustand hervorrufen könne, wie das Lachgas. 

Es war damals eine weit verbreitete Unsitte, daß sich Studenten 
in chemischen Laboratorien mit Ather selbst berauschten, oder Leute 
aus dem Publikum sich in von Wandervorlesern (Lecturers) abgehal- 
tenen Experimentalvorträgen mit Atherdämpfen berauschen ließen; 
dabei fielen manche im Rausche hin und zogen sich Verletzungen zu, 
ohne den Schmerz dabei zu verspüren. So lernte man die Analgesie 
im Atherrausch kennen. . 

Der amerikanische Arzt Long, dem diese Atherscherze bekannt 
waren, war der erste, der 1842im Atherrausch kleine operative 
Eingriffe vornahm. Da seine Patienten sich dabei den Ather selbst 
verabreichen mußten, handelte es sich hier nicht um tiefe Narkose, 
sondern um Rausch. Dementsprechend teilt Long mit, daß die An- 
algesie nur sehr kurze Zeit anhielt, weshalb er die Versuche nicht 
weiter fortsetzte. = 

Auch die ersten Athernarkosen, die im denkwürdigen Jahre 1846 
gemacht wurden, waren keine tiefen Narkosen, sondern durchwegs 
Rauschnarkosen. Wurden doch dabei die Atherdämpfe nur 2—3 Mi- 
nuter lang verabreicht und noch vor Beginn der Operation entfernt. 
So war der Atherrausch der Vorläufer der Narkose. 

Ad 2) Als erster, der den Atherrausch systematisch anwendete, 
gilt allgemein Sudeck, der 1%1 seine Methode und die damit er- 
zielten Resultate mitteilte. Seine Erfahrungen wurden in der Folge 
allgemein bestätigt. Allerdings behauptete damals Riedel, daß er 
schon seit 20 Jahren (also seit 1881) dieses Verfahren, wenn auch 
mit Chloroform und nicht mit Ather, als von ihm sog. »minimale 
Narkose« anwende. 

Nun ergibt aber eine genaue Durchsicht der Narkoseliteratur, 
daß weder Sudeck noch Riedel, sondern der amerikanische Chirurg 
Packard aus Philadelphia im Jahre 1877 der erste war, der den 
Atherrausch systematisch angewendet, und eine genaue Beschreibung 
seiner Technik, Symptomatologie, sowie seiner Indikationen gegeben 
hat; dies geht aus den folgenden drei Publikationen Packard’s her- 
vor, auf die ich hiermit verweise: 

1) Packard, On the first insensibility from ether. Philadelphia 

med. times 1872. Februar 15. 


2) Packard, On the first insensibility from the inhalation of ether. 
Amer. journ. of med. sciences 1877. Juli. p. 130. 

3) Packard, On the primary anaesthesia from sulphuric ether. 
Amer. journ. of med. sciences 1878. p. 452. 


Die Bezeichnung des Ätherrausches als »First insensibility« 
oder »Primary anaesthesia« in den Arbeiten Packard’s stimmt 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 555 


mit der von mir in meiner Monographie über den Atherrausch! ohne 
Kenntnis dieser Publikationen vorgeschlagenen Benennung »erstes 
analgetisches Stadium« vollkommen überein. 

Die Angaben Packard’s wurden damals vielfach nachgeprüft 
und bestätigt. In dieser Hinsicht nenne ich die beiden folgenden, 
ebenfalls ganz vergessenenen Publikationen: 

1) Weir, Inhalation of ether carried to the stage of first insensi- 

bility. Therapeut. society of New York 1879. p. 17. 

2) Coppinger, Primary ether anaesthesia. Brit. med. journ. 1879. 

Dezember 27. p. 1019. 

Weiterhin allerdings ist in der Literatur bis Sudeck nichts mehr 
über den Atherrausch zu finden. 

Ich glaube mit Rücksicht auf diese Arbeiten, daß es die histo- 
rische Gerechtigkeit erfordert, in Zukunft vom Packard-Sudeck- 
schen Atherrausch zu sprechen. 


I. 


Eine neue Methode zur Diagnose und Behandlung 
von Fistelgängen. 
Von 


Dr. E. G. Beck, 
Chirurg am North Chicago Hospital, Chicago, Ill. 


Mit einer Doppeltafel. 


ie moderne Behandlung von Fistelgängen, besonders nach Osteo- 

myelitis, läßt noch viel zu wünschen übrig; Beweis dessen, daß eine 
große Anzahl solcher chronisch Kranken trotz wiederholter chirur- 
gischer Eingriffe ungeheilt bleibt. 

Die Ursachen sind mannigfach, aber in den meisten Fällen darauf 
zurückzuführen, daß die Ausdehnung der Fisteln vor der Operation 
nicht festgestellt werden konnte, und der Chirurg trotz sehr radikalen 
Verfahrens nur einen Teil des erkrankten Gebietes bloßlegte und die 
Fistel nicht zu ihrem Ursprunge verfolgen konnte. 

Die Sonde sowohl als auch farbige Flüssigkeiten sind zum Zwecke 
der Fistelexploration nicht zuverlässig, da der Chirurg oftmals, durch 
diese Methode irregeführt, sich zu Operationen verleiten ließ, wo der 
Ursprung der Krankheit nicht erreichbar war. 

Es ist uns gelungen, durch eine relativ einfache, ungefährliche 
Methode nicht nur einfache, sondern die kompliziertesten Fistelgänge 
und Hohlräume klar im Bilde darzustellen. 

Mit Hilfe einer Injektion einer Bismut-Vaselinpaste, die in flüs- 
sigem Zustand und unter aseptischen Kautelen mittels einer Glas- 
spritze in die Fistelgänge unter mäßigem Druck injiziert wird, ist es 


ı Hirsch, Der Ätherrausch. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 17. 
18* 


556 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


möglich, jeden auch noch so verborgenen Kanal im Röntgenbilde dar- 
zustellen und bis auf seinen Ursprung zu verfolgen. Stereoskopische 
Bilder sind in der Aufnahme besonders wertvoll. 

Diese Bilder bringen oft die überraschendsten Zustände zum Vor- 
schein und haben uns in Fällen, wo wiederholte operative Eingriffe 
ohne Erfolg geblieben sind, die Ursache klar gemacht. Nachfolgende 
Operation mit Hilfe der Röntgenbilder hat stets zu einer erfolgreichen 
Operation geführt. 

Wir machten eine weitere Beobachtung. Schon beim ersten Falle, 
der zum Zwecke der Diagnose mit der Bismutpaste injiziert wurde, 
heilte nämlich die Fistel schon nach einigen Tagen nach der Injektion 
aus, obwohl sie durch 2 Jahre stark sezerniert hatte. Es handelte 
sich hier um eine tuberkulöse Spondylitis des zweiten und dritten 
Lendenwirbels eines 4jährigen Mädchens, das schon vor 2 Jahren 
einen Pgoasabszeß gehabt hatte, der sich spontan an der Vorderseite 
des Oberschenkels eröffnet und eine Fistel zurückgelassen hatte. 
Fig. 1 demonstriert den Gang dieser Fistel. Seit 2 Jahren ist die 
Fistel geschlossen und das Kind gesund. 

Ahnlich erging es in dem zweiten Fall einer komplizierten Fistel 
einer alten Koxitis.. Ein 18jähriges Mädchen, welches während der 
letzten 4 Jahre mehrere sehr radikale Operationen zum Zwecke der 
Heilung von bestehenden Fisteln durchgemacht hatte und trotzdem 
ungeheilt blieb, wurde mittels einiger Bismutpaste-Injektionen ganz 
geheilt. Die Fisteln, wie dieselben in Fig. 2 zu sehen sind beweisen 
die Unmöglichkeit einer Radikaloperation. 

Ebenso heilte ein Fall von tuberkulöser Osteomyelitis des Knie- 
gelenkes; ein Knabe, der vor 6 Jahren viermal in Freiburg und Tü- 
bingen operiert wurde und trotzdem drei Fisteln behielt. Hier wurde 
er nochmals operiert und wieder ohne Erfolg. Nach vier Injektionen 
der Bismutpaste in wöchentlichen Intervallen heilten die Fisteln gänz- 
lich aus (Fig. 3). 

Nach einer 2jährigen Erfahrung mit dieser Methode konnten wir 
in »The Chicago med. society« eine große Anzahl solcher Fälle vor- 
stellen, von denen manche jahrelang profus sezerniert hatten und 
schon nach wenigen Behandlungen ausgeheilt blieben. 

Besonders interessant ist ein Fall eines Empyems der Brusthöhle, 
der seit 9 Monaten täglich 4 Unzen Eiter sezernierte und trotz aller 
Behandlung nicht besser wurde, so daß ihm schließlich eine Esth- 
lander’sche Operation vorgeschlagen wurde. 

Nach zehn Injektionen, die jeden 2. Tag ausgeführt wurden, also 
nach 20 Tagen, war und blieb die Fistel ganz geheilt, und bis jetzt, 
nach weiteren 3 Monaten, ist dieselbe geschlossen geblieben und hat 
keine Zeichen von Retention gezeigt. Fig. 4 demonstriert die Kavität, 
nachdem dieselbe mit Bismut gefüllt war. 

Die Erklärung dieser Resultate in Anbetracht der oftmals mit 
eitrigen Prozessen einhergehenden Krankheiten scheint in mehreren 
Ursachen zu liegen, unter denen wahrscheinlich das der Mosetig- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 557 


schen Plombe zugrunde liegende Prinzip mitspielt, nämlich die Brücke 
für Granulationen und nachherige Narbenbildung. 

Wir sind damit beschäftigt, die histologischen Verhältnisse genau 
zu studieren und werden vielleicht nähere Details zu bringen im- 
stande sein. 


Zusammensetzung für Injektionen zur Diagnose und Anfangs- 
behandlung: 
Bismuth. subnitr. 30,0, 
Vaselini albi 60,0. 
Zusammenstellung zur Spätbehandlung: 
Bismuth. subnitr. 30,0. 
Vaselini albi 60,0, 
Paraffin mollis 5,0, 
Ceri 5,0. 


1) M. Mayot. De quelques travaux récents relatifs à la 
pathogénie du cancer; indications thérapeutiques. 
(Lyon méd. 1908. Nr. 7 u. 8.) 


Auf Grund seiner eigenen, langjährigen Versuche nimmt M. in 
der vorliegenden Abhandlung Stellung zu einigen neueren Arbeiten 
auf dem Gebiete der Pathogenese des Krebses. Verf. experimentierte 
an verschiedenen Tierarten, impfte aber nicht das Geschwulstgewebe 
selbst über, sondern nur die in sterilem Wasser löslichen Bestandteile 
desselben, und zwar nach Filtrierung durch Porzellanfilter; 5mal hatte 
er einen vollen Erfolg. Er glaubt deswegen das eigentliche Agens 
nicht in den Zellen selbst, sondern in einem Ferment suchen zu 
müssen, das aus den Zellen gebildet werde, sobald sie aus irgendeinem 
Grunde unter pathologische Ernährungsverhältnisse geraten. Ferner 
konnte er ebenso wie Ehrlich feststellen, daß nach Impfungen von 
einer bestimmten Geschwulst im Versuchstier eine histologisch anders 
geartete Geschwulst entstehen kann. M. ist daher der Ansicht, daß 
eine Geschwulst nicht durch das sie zusammensetzende Gewebe, son- 
dern ganz allein durch die Art ihres Wachstums charakterisiert werde. 
Es sei ein Irrtum, daß ein Krebs stets nur aus Epithelzellen zusammen- 
gesetzt sei, wie Orth u. a. behaupteten. Auch bestehe kein funda- 
mentaler Unterschied zwischen gut- und bösartigen Geschwülsten; ob 
eine Geschwulst lokal bleibe oder nicht, hänge von der allgemeinen 
Widerstandskraft des Körpers ab, die vielleicht durch Antikörper im 
Blute bedingt sei. 

M. empfiehlt am Schluß seiner Arbeit für die Fälle von Karzinom, 
bei denen aus irgendwelchen Gründen eine Operation nicht möglich 
ist, eine gemischte Behandlung, die in subkutanen Injektionen von 
Schweineserum (das Schwein soll am seltensten an bösartigen Ge- 
schwülsten erkranken!), Röntgenbestrahlungen und subkutanen Injek- 
tionen von nukleinsaurem Natron (zur Anregung der Leukocytose und 


558 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


Phagocytose) besteht; allerdings gibt M. an, bisher kaum Erfolge er- 
zielt zu haben. Boerner (Rastatt). 





2) G. Kelling. Ergebnisse serologischer Untersuchungen beim 


Karzinom, besonders vom chirurgischen Standpunkt aus. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Die vorliegende Arbeit enthält die Ausführungen, die Verf. in 
der Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte 1907 über seine 
biochemische und hämolytische Methode betreffs der Diagnose aus 
dem Blutserum der Pat. auf Karzinom gemacht hat. Er ist der 
Ansicht, wie er gegenüber v. Dungern besonders betont, daß seine 
biochemischen Reaktionen durchaus Beziehungen zu bösartigen Ge- 
schwülsten haben, und daß ihr positiver Ausfall das Verdienst hat, 
frühzeitiger versteckte Karzinome zur Operation zu bringen als es 
seither der Fall war. Auch zur Kontrolle auf Rezidive hält er sie 
für geeignet. So pessimistisch K. gegenüber der Serumbehandlung 
primärer bösartiger Geschwülste ist, so glaubt er doch an den Erfolg 
in bezug auf die Immunisierung operierter Fälle gegen Rezidive. Bei 
der von Bier angegebenen Methode der Injektion artfremden Blutes 
zur Karzinomtherapie rät er diejenige Blutart auszuwählen, gegen 


welche der Körper des Kranken schon spezifische Reaktion aufweist. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


3) C. Brunner. Bemerkungen zu dem Aufsatze Blumen- 
feld’s: »Experimentelle Untersuchungen über Ausscheidung 
von Bakterien und einigen löslichen bakteriellen Substanzen 
durch den Schweiß.« (Festschrift für Neisser.) 
(Archiv für Dermatologie u. Syphilis Bd. LXXXVII. p. 418.) 

Im Gegensatz zu Blumenfeld (Ref. s. d. Bl. p. 362) bält B. an 
seinem früher vertretenen Standpunkt von der Möglichkeit des Durch- 
trittes der Bakterien durch die Schweißdrüsen fest. B. macht besonders 
darauf aufmerksam, daß man seine schweren Pyämiefälle bei Kindern, 
wo durch reichliche Toxinbildung sehr wohl Schädigungen der Schweiß- 
drüsenepithelien möglich seien, nicht vergleichen könne mit Blumen- 
feld’s Katzenpfotenversuchen, und zudem legt er dem Kritiker nahe, 
auch Singer’s Resultate zu widerlegen. Solange das nicht geschehen 
sei, lasse sich die Annahme Blumenfeld’s von den »unüberwindlichen 


Hindernissen« der Schweißdrüsen nicht aufrecht erhalten. 
M. Winkler (Luzern.. 


4) E. Alderson. Opsonine und gewisse bakterielle Haut- 
erkrankungen. 
(Journ. of cutan. diseases 1907. Juli.) 


Nach kurzer Besprechung der bekannten Opsoninentheorie gibt 
A. seine Erfahrungen bekannt, die er bei Behandlung einiger Derma- 
tosen — Acne vulgaris, Staphylococcosis, Lupus vulgaris, Sycosis non 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 559 


parasitaria, Furunculosis — nach jener Methode gewonnen hat. Sein 
Urteil geht dahin, daß man mit ihr vielleicht etwas schnellere Erfolge 
hat, die aber auch nicht vollkommen seien. Nach wie vor seien 
nebenher alle anderen bekannten Hilfsfaktoren anzuwenden. Günstiger 
lagen die Verhältnisse bezüglich der tuberkulösen Hautaffektionen, die 
A. mit Tuberkulin R. behandelt hat. Grosser (Breslau). 


5) M. H. Vincent. Influence du froid sur l’etiologie du 
tétanos (tétanos rhumatisme). 
(Bull. de l’acad. de méd. 1908. Nr. 6.) 

Um festzustellen, inwiefern die Bezeichnung Tetanus »a frigore« 
oder rheumatischer Tetanus wissenschaftliche Berechtigung hätte, 
unternahm V. eine Reihe von Tierversuchen. 

In der einen Versuchsreihe wurde das ganze Tier sehr niedrigen 
Temperaturen (— 6 bis — 8°) ausgesetzt, in der anderen nur eine 
Extremität. Die Infektion wurde unmittelbar vorher oder nachher 
mit einer von dem Toxin befreiten Sporenkultur vorgenommen. In 
der zweiten Versuchsreihe wurde damit eine winzige Wunde oder 
Exkoriation der der Kälte ausgesetzten Extremität infiziert. 

Die erste Versuchsreihe war negativ, die zweite fast stets positiv. 

Die Erklärung für diese abweichenden Ergebnisse ist in dem 
Verhalten der Leukocyten zu suchen. Ein Warmblüter kann ohne 
Gefährdung seines Lebens nicht soweit abgekühlt werden, daß die 
phagocytäre Tätigkeit dieser Zellen ausgeschaltet werden könnte. Wohl 
aber kann die dazu nötige Abkühlung an einer Extremität erzielt 
werden. Die Phagocyten werden da lahmgelegt und damit werden 
der Intoxikation die Wege geebnet. 

Die erste Versuchsreihe ergab nur dann positive Ergebnisse, wenn 
das Tier durch andere voraufgegangene Schädigungen (abgelaufene 
Infektionen verschiedener Art, Traumen, starke Ermüdung) geschwächt 
worden war. 

Verf. findet darin die natürliche Erklärung für den häufigen 
Tetanus auf dem Schlachtfelde oder unter ähnlichen Verhältnissen, in 
welchen heruntergekommene, schwer ermüdete Menschen durch obdach- 
lose Nächtigung einer beträchtlichen Herabsetzung der Innentemperatur 
und einer um so größeren der Extremitäten ausgesetzt wurden. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


6) Rogello val Barros. Tratamiento de la pustula maligna. 
(Revue de la med. y cirurg. pract. de Madrid 1908. Nr. 1013.) 

R. empfiehlt auf Grund einer Erfahrung, die an 37 glücklich 
verlaufenen Fällen von Milzbrandinfektion gewonnen wurde, Behand- 
lung mit Sublimat in Substanz, das in Mengen von 0,4—2,0 g (!) durch 
einen kleinen Einschnitt in das Innere der Pustel gebracht wird. — 
Die Menge schwankt je nach dem Alter der Pat. und dem Orte der 


560 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


Infektion; befindet sich der letztere in der Nähe einer Region, die 
besonders reich an Lymphgefäßen ist, so ist Vorsicht geraten. 
Stein (Wiesbaden). 





7) W. J. McCardie. Status lymphaticus in relation to 
general anaesthesia. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 25.) 

Verf. gibt in einer ausführlichen Arbeit unter Zugrundelegung 
von fünf eigenen Fällen eine Zusammenfassung des in England noch 
wenig bekannten Krankheitsbildes vom Status lymphaticus oder thy- 
micus und geht nach kurzem geschichtlichen Überblick ein auf die 
pathologische Anatomie. Menschen mit lymphatischer Diathese be- 
sitzen eine verhängnisvolle Neigung zu Infektionskrankheiten, zu plötz- 
lichem Tod an Chok und Schreck und unter der Narkose. Diese 
Disposition geht so weit, daß Elser behauptet, fast bei jedem Falle 
.von Status lymphaticus wirke Chloroform tödlich. Unter 30 vom Verf. 
gesammelten Fällen von Narkosentod beim Status lymphaticus war 
17mal Chloroform, 6mal Ather, 5mal beides gemischt und 2mal (zweifel- 
hafte Fälle) Stickoxyd im Spiele. Zwei Todesfälle erfolgten ohne 
jedes Narkotikum unter Anwendung von Lokalanästhesie: der eine 
betraf eine 30jährige Frau mit kleiner Halscyste nach Einspritzung 
von 0,075 g Tropakokain und Beginn der kleinen Operation und muß 
erklärt werden durch den seelischen Chok; im anderen handelte es 
sich um eine 3ljährige Frau mit Morbus Basedowii und durch Sektion 
nachgewiesener Thymushypertrophie und sehr bedeutender Vergröße- 
rung des großen Iymphatischen Apparates. — Im Durchschnitt waren 
die Pat. (35 an der Zahl) 16 Jahre alt. Unter 22 Narkosentodesfällen 
in den letzten 10 Jahren fand sich Ömal Status Iymphaticus. Uber 
diese fünf Fälle folgt ein genauer Bericht. 

Manche Fälle mit Verdacht auf lymphatische Diathese, besonders 
Kinder, verursachen bei der Darreichung von Chloroform Schwierig- 
keiten. Man kann die Fälle erkennen am schlaffen Aussehen, an der 
Hypertrophie adenoiden Gewebes und der Tonsillen, zuweilen an einer 
vergrößerten Zunge und Schilddrüse. Manchmal sind die Pupillen 
weiter als gewöhnlich und die Herztöne auffallend schwach. Viele 
haben den charakteristischen adenoiden Gesichtstypus und einen 
schmalen, hoch- und spitzbogigen Gaumen. Die physiologische Breite 
einer tiefen Narkose ist bei ihnen auffallend eng bemessen. Zuweilen 
zeigen die ganz kleinen Kinder einen inspiratorischen Stridor, den 
Hochsinger auf eine Stenose durch die vergrößerte, perkutorisch 
und radiographisch nachweisbare Thymus zurückführte. 

In keinem der Narkosentodesfälle am Status lymphaticus wurde 
die Diagnose vorher gestellt. Zu dem von Escherich gezeichneten 
Krankheitsbilde — Blässe, pastöses Aussehen, reichliches Fettgewebe, 
vergrößerte Drüsen an Hals und Achselhöhle, Tonsillarhypertrophie, 
adenoide Wucherungen, Milztumor — fügt Verf. als bisher unbekannte 
Symptome hinzu: eine Vergrößerung der Schilddrüse in über der Hälfte 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 561 


der Fälle und eine Vergrößerung der Zunge durch Hyperplasie des 
massenhaften Iymphatischen Gewebes an Rachen, Kehldeckel, Zunge 
selbst. 

Beim Basedow findet man oft eine Vergrößerung der Thymus. 
In 18 von 35 Basedowfällen, die nach Operation tödlich endeten, fand 
man die Thymus noch vor, so daß die Annahme berechtigt erscheint, 
daß der tödliche Ausgang recht oft hiermit und nicht mit dem 
Basedow an sich zusammenhängt. 

Für die Wahl des Anästhetikums ergibt sich, daß man in allen 
verdächtigen Fällen, besonders bei Kindern, Ather bevorzugen soll! 
Prophylaktisch empfiehlt Verf. Beseitigung von adenoiden Wuche- 
rungen vor der Operation und allgemeine Kräftigung, wenn nötig auch 
äußerliche Behandlung des Herzens, Vermeidung heftiger Erregung, 
größte Vorsicht beim Übergang von tiefer Narkose. Der einmal ein- 
getretene Herzstillstand selbst läßt sich wohl nur durch direkte Herz- 
massage behandeln. Weber (Dresden). 





8) Strauch. Sind Todesfälle in der Narkose vermeidbar? 
p (Med. Klinik 1908. p. 326.) 

Der Ather ist das Betäubungsmittel der Wahl, wenn durch vor- 
bereitende und unterstützende Mittel dafür gesorgt wird, daß auch 
mit luftverdünnten Dämpfen und sparsamen Gaben Toleranz eintritt. 
S. verfährt folgendermaßen: Der Kranke bekommt am Abend vor 
dem ÖOperationstage 1 g Veronal, sowie 1 Stunde vor der Operation 
eine Einspritzung von 0,015 — 0,02 Morphium und einen Mastdarm- 
einlauf von je 75 g Kognak, Rotwein und Tee, 5—10 Tropfen Opium- 
tinktur und einer Messerspitze Kochsalz (bei Frauen je 50 g). 

Der schläfrige Kranke wird ins Narkosezimmer gefahren und 
durch das gewöhnliche Athertropfverfahren in den Narkosenschlaf 
hinübergeleitet. Das Exzitationsstadium und alle beunruhigenden 
Störungen der Atmung, des Herzschlages usw. kommen hierbei in 
Fortfall. Gelegentlich tritt Erbrechen oder geringe Absonderung von 
Bachenschleim auf, oder die Zunge sinkt zurück. Nach der Operation 
schlafen die Kranken mehrere Stunden und wachen in der Regel 
ohne Brechreiz und mit Eßlust auf. Georg Schmidt (Berlin). 





9) Coderqne Navarro. Contribución al estudio fisiológico 
y terapéutico de la estovaina. 80 S. 
Inaug.-Diss., Leon, 1907. 

Ausführliche Arbeit über die Anwendung des Stovains als Ersatz- 
mittel für Kokain. Nach der Schilderung der pharmakologischen 
Eigenschaften des Präparates und Mitteilung zahlreicher Tierexperi- 
mente zur Feststellung seiner physiologischen Wirkungen, werden die 
verschiedenen Anwendungsformen, insbesondere die lokale und Rücken- 
marksanästhesie, des Näheren geschildert. C. zieht das Stovain dem 

18** 


562 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


Kokain bei weitem vor und betont seine geringere Toxizität, seine 
geringe vasokonstriktorische Wirkung und seine gleiche anästhesie- 
rende Wirkung bei bedeutend .billigerem Preis. Stein (Wiesbaden). 





10) C. F. Heerfordt. Untersuchungen über Catgut mit An- 
wendung der vorderen Augenkammer als Impfstelle. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Verf. hat sehr interessante Versuche über das Verhalten von Seiden- 
und Catgutfäden angestellt, die in die vordere Augenkammer von 
Kaninchen eingebracht wurden. Im großen und ganzen heilten sterile 
Seidenfäden ein, wenn die Conjunctiva normal war. Hier und da trat 
dann später noch eine Infektion ein. Sterile Catgutfäden heilten bei 
normaler Conjunctiva ebenfalls ein und wurden resorbiert. Aber 
selbst bei konjunktivaler Infektion trat bei Uatgutfäden im Gegensatz 
zur Seide keine unmittelbare Entzündung in der vorderen Augenkammer 
auf. Dagegen kam manchmal ebenso wie bei der Seide eine Spät- 
infektion vor, welche hier wie dort einen chronischen Verlauf nahm. 
Bemerkenswert ist, daß sich in der vorderen Augenkammer nicht nur 
das Schicksal des Catgutfadens verfolgen läßt, sondern daß man 
mittels der Reaktion des Auges die entzündungserregenden Eigen- 
schaften jedes einzelnen Fadens genau messen kann. Die Prüfung 
verschiedener bisher empfohlener Catgutsterilisationsmethoden durch 
Kochen ergab folgende mit der Impfung in die vordere Augenkammer 
kontrollierten Resultate. 

Eine sichere Sterilisation des Catgut in Formaldehydlösung nach 
Hofmeister ist nicht möglich, ohne daß der Faden zerbrechlich wird. 
Bei diesen Experimenten zeigte sich übrigens auch, daß ein Catgut- 
faden, der abgeschwächte Mikroben enthält, unter Umständen ohne 
Schaden zu erregen in die Augenkammer einheilen, bzw. resorbiert 
werden kann. Die Methode Elsberg’s, Catgut durch Kochen in ge- 
sättigter Lösung von schwefelsaurem Ammoniak zu sterilisieren, erwies 
sich in der angegebenen Form ebenfalls nicht als brauchbar. Die 
trockenen Fäden wurden nicht von der Kochflüssigkeit durchsetzt, und 
die feuchten Fäden wurden mürbe gekocht. H. weist ferner nach, 
daß siedendes Wasser eine ganz besondere Fähigkeit besitzt, Catgut 
zu durchdringen, und daß letzteres durch mechanische und chemische 
Mittel so präpariert werden kann, daß es innerhalb gewisser Grenzen 
imstande ist, der zerstörenden Wirkung des siedenden Wassers zu 
widerstehen. Zur Herstellung von Kochcatgut, welches das erstrebens- 
werte Material darstellt, kann man nach Belieben trocken sterilisiertes 
Catgut, Jodcatgut oder Karbolcatgut verwenden. Ein Aufwickeln des 
Fadens auf Wickel soll während des Aufenthaltes in der desinfizieren- 
den Flüssigkeit vermieden werden, da es dem Eindringen des flüssigen 
Mediums in denselben entgegenarbeiten muß. Das trocken sterilisierte 
Catgut kann man nach der Sterilisation direkt in die Formaldehyd- 
lösung überführen, während sowohl das Jod wie das Karbol sich vom 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 563 


Faden entfernen läßt, wenn dieser einige Stunden in 2%igem Ammo- 
niakwasser liegen bleibt und darauf in Wasser ausgewaschen wird. Die 
Art und Weise der Anwendung des Kochcatguts in der Praxis, sowie 
zahlreiche interessante wissenschaftliche wie praktische Ergebnisse 
müssen in der Arbeit selbst nachgelesen werden, in welcher auch die 
Adresse angegeben ist, bei welcher Verf. sein Kochcatgut hergestellt 
bekommt. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


11) F. Grossmann. Über die primäre otogene Thrombose 
des Bulbus venae jugularis internae. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Die primäre Thrombose des Bulbus v. jugularis kann durch 
Kontaktinfektion von der kranken Paukenhöhle aus oder auf indirektem 
embolischem Wege entstehen. Im Gegensatz zu der ersteren soll bei 
der letzteren die Thrombose unabhängig von einer Erkrankung des 
Gefäßrohres sein. Doch ist es nach des Verf. Ansicht manchmal un- 
möglich zu entscheiden, ob die Bulbusthrombose einfach durch Über- 
greifen einer Thrombose benachbarter Hirnsinus auf den Bulbus ent- 
standen ist, oder ob der Bulbus der Ausgangspunkt der Thrombose 
gewesen ist und letztere sich von hier in retrograder Weise auf die 
benachbarten Hirnsinus ausgedehnt hat. Ebenso schwer ist es oft, 
zu bestimmen, ob es sich um eine wandständige oder obturierende 
Sinusthrombose handelte. Trotz vieler in Betracht kommender mecha- 
nischer Momente ist die Thrombenbildung auf nicht erkrankter Sinus- 
wand etwas sehr Zweifelhaftes. Trotz verschiedener Pathogenose 
beider Arten von Bulbusthrombose ist ihr Verlauf und ihre Prognose 
sehr ähnlich. Besonders groß ist bei der Bulbusaffektion die Gefahr 
der Bildung großer Senkungsabszesse an der Schädelbasis und am 
Halse; und zwar können sich intravenöse, extravenöse Abszesse und 
tiefe Eiterheerde in der Nackengegend bilden. Die Diagnose einer 
wandständigen Bulbusthrombose wird immer nur eine Wahrscheinlich- 
keitsdiagnose sein, doch kann sie durch das Auftreten von Drüsen- 
schwellungen vor und unter der Spitze des Warzenfortsatzes, eventuell 
durch Reizungs- oder Lähmungserscheinungen eines der Nerven, welche 
die Schädelhöhle durch das Foramen jugulare verlassen, gestützt 
werden. Ferner kann es die Diagnose stützen, wenn man in dem 
gesunden Ohr einen bläulich dunklen Schatten im hinteren unteren 
Quadranten des Trommelfells und dadurch einen hochstehenden Bulbus 
erkennt, namentlich wenn man einen Druck auf die Vena jugularis 
ausübt. Eine weitere, allerdings seltene Unterstützung kann die 
Diagnose erfahren, wenn Geschwister mit ähnlich geformten Schädel- 
knochen, oder Eltern und Kinder gleichzeitig oder nacheinander an 
akuter Mittelohreiterung erkranken, in deren Verlauf es bei dem einen 
Pat. zu primärer Bulbusthrombose kommt. Treten dann bei dem 
zweiten Pat. dieselben Symptome auf, so ist hier die Diagnose leichter 
zu stellen. Man soll also eine sorgfältige Anamnese erheben. Bei 
seinen eingehend erörterten therapeutischen Vorschlägen hält es G. für 


564 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


empfehlenswert, bei parietaler wie bei obturierender primärer Bulbus- 
thrombose nach vorausgeschickter Jugularisunterbindung den Bulbus 
freizulegen und auszuräumen, am besten nach der Methode von Voss. 
Bei sekundärer Thrombose kann nach Entfernung des infektiösen 
Thrombus aus dem Sinus sigmoideus mit oder ohne Ligatur der Vena 
jugularis Heilung eintreten, ohne daß der Thrombus im Bulbus in 
Angriff genommen wird. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


12) W. Uffenorde. Die Erkrankungen des Siebbeins. Mit 


7 Tafeln und 35 Abbild. im Text. 2078. Preis 10 Mk. 
Jena, Gustav Fischer, 1907. 

Das mit z. T. guten eigenen Abbildungen ausgestatte Buch ist 
aus der Göttinger Univ.-Poliklinik für Ohren- und Nasenkranke 
hervorgegangen. Naturgemäß stützt sich Verf. in seinen Ausführungen 
zum großen Teil auf die klassischen Werke, vor allem von Hajek 
und dann auch von Onodi. Auch seine klinischen und histologischen 
Untersuchungen bringen nichts Wesentliches, was nicht schon in dem 
ausgezeichneten Buch von Hajek enthalten wäre. Die histologischen 
Befunde dürfen insofern als Ergänzung zu denen von Hajek be- 
trachtet werden, als sie auch Teile des »engeren Siebbeinlabyrinths«, 
nicht nur der mittleren Muschel umfassen. Seine Untersuchungen 
führten Verf. zur Aufstellung des Begriffes der Etbmoiditis hyper- 
plastica, für die er eine energische operative Therapie verlangt. Zur 
Untersuchungstechnik und Therapie empfiehlt U. statt der Abtragung 
des vorderen Endes der mittleren Muschel nach Hajek die Infraktion 
der Concha und nachfolgende Verwendung desKillian’schen Spekulums. 
Die endonasale Trepanation nach Halle zu diagnostischen und thera- 
peutischen Zwecken wird verworfen. Die Kapitel über Komplikationen 
der Ethmoiditis chronica, besonders über Mucokele des Siebbeins und 
über vom lateralen Siebbeinrecessus ausgehende Orbitalabszesse, ferner 
über Geschwülste und infektiöse Granulome sind unter Einflechtung 
eigener Beobachtungen recht ansprechend geschrieben. 

Engelhardt (Kassel). 





13) R. Bastianelli. La cura della spondilite tubercolare. 
(Archivio di ortopedia XXIV. 5—6. 1907.) 

Im Gegensatze zu Galeazzi zeigt sich B. in seinem für den 
IV. Kongreß der italienischen orthopädischen Gesellschaft erstatteten 
Referat als Optimist, der von der direkten chirurgischen Behandlung der 
tuberkulösen Spondylitis Erfolge erhofft. Als Ausgangspunkt seiner 
Betrachtungen wählt er die Komplikationen von seiten des Rücken- 
markes, die in 19% aller Fälle vorhanden sein und in der Mehrzahl 
der Fälle, besonders wenn es sich um Erwachsene handelt, nicht zur 
spontanen Ausheilung gelangen sollen. Die Diagnose der Störungen 
des Rückenmarkes und der hinteren Wurzeln und noch mehr die 
Feststellung der Art der Störung ist oft recht schwierig und bedarf 
der Beachtung und neurologischen Wertung aller Symptome und Er- 








Fig. 3. 


E. G. Beck, Zur Diagnose und Behandlung von Fistelgängen. 


Taf. I. 





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Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 565 


scheinungen, da der chirurgische Eingriff nur bei Kompressions- 
störungen durch Knochen- oder Abszeßdruck berechtigt ist. Als 
Eingriff kommt vorzugsweise die Laminektomie in Frage, die in 168 
gesammelten Fällen in 31,5% dauernden Erfolg und in 57,7% MiB- 
erfolge brachte. Die Operation ist nicht die Methode der Wahl bei 
der Behandlung der nervösen Komplikationen des Pott’schen Buckels, 
sondern hat bestimmte Indikationen und Kontraindikationen. Bei den 
Erkrankungen des hinteren Wirbelabschnittes ist die Operation in 
allen Fällen angezeigt, bei denen des Wirbelkörpers nur dann, wenn 
die Knochenerkrankung ausgeheilt ist, wenn Blasen- und Mastdarm- 
lähmung besteht, bei raschem Fortschreiten der nervösen Störungen, 
die durch orthopädische Maßnahmen nicht beeinflußt werden, endlich 
bei plötzlichem Eintreten der Paraplegie nach stattgefundenem Trauma. 

Kontraindikationen sind vorgeschrittene Visceraltuberkulose, sep- 
tischer Dekubitus, Cystopyelitis, Amyloiddegeneration, große Media- 
stinal- oder Senkungsabszesse. 

Die relativ geringen Erfolge der Laminektomie erklärt B. damit, 
daß der Eingriff im allgemeinen zu spät vorgenommen, und daß dabei 
vor allem die Kompression berücksichtigt wurde, ohne daß die spon- 
dylitischen Schädigungen beseitigt wurden. Im Anschluß daran ver- 
sucht der Autor einen kurzen Hinweis auf die Möglichkeit der direkten 
chirurgischen Beseitigung des tuberkulösen Herdes auf paravertebralem 
Wege nach Ménard und Vincent und erwähnt, daß bisher über 41 
so behandelte Fälle berichtet wurde, von denen 32 zur völligen Heilung 
kamen. Der Autor kommt zum Schluß, daß in der Kombination der 
paravertebralen Methode und der Laminektomie das Ideal der Therapie 
liege und hofft, daß die möglichst frühzeitige Behandlung noch bessere 
Resultate ergeben werde. Strauss (Nürnberg). 





14) S. Erdheim. Über Cysten und Fisteln des Ductus 
thyreoglossus. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Verf. konstatierte auf Grund seiner Beobachtungen, daß die 
Bildung der medialen Halsfiısteln eine andere ist als die der lateralen. 
Die letzteren entstehen meist durch Persistenz der äußeren Kiemen- 
tasche, münden also primär an der Haut aus. Das ist bei der me- 
dianen Halsfistel nicht möglich, da der tiefste Punkt, bis zu dem der 
Ductus thyreoglossus hinabreichen kann, der Processus pyramidalis 
der Schilddrüse ist, so daß die Verbindung als Ganzes mit der Haut 
sich erst sekundär ausbilden kann. Eine regelmäßige Verteilung in 
der epithelialen Auskleidung der Fistel konnte nicht gefunden werden. 
Zylinder- und Plattenepithel wechselten miteinander unregelmäßig ab. 
Das geschichtete Zylinderepithel hatte größtenteils einen Besatz von 
Flimmern, die aber durch Entzündung verloren gehen können. Ein 
wichtiger Bestandteil der Fisteln war das lymphoide Gewebe, das 
unterhalb des Epithels in stärkerer oder geringerer Ausbreitung fast 
konstant zu finden war; ebenso regelmäßig waren Schleimdrüsen oder 


566 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 18. 


kleinere Schleimcysten anzutreffen. Stets lag der Fistelgang vor dem 
Zungenbein; auch kam es vor, daß die Fistel durch das Zungenbein 
hindurch verlief. In den meisten Fällen endigt der Gang über der 
Höhe des Zungenbeines. Die Therapie kann nur in einer Exstirpation 
des Fistelganges mit seinen Anhängen bestehen. Zur radikalen Be- 
seitigung ist gewöhnlich dabei die Resektion des mittleren Zungenbein- 
teiles notwendig, da ohne diese Maßnahme Epithelteile zurückgelassen 
werden können, resp. dem Auge unzugänglich bleiben, so daß Rezidive 
auftreten. E. ist sogar für prinzipielle Resektion des mittleren Zungen- 
beinstückes, obschon einige wenige Fälle auch ohne dieselbe heilen 
können. Unannehmlichkeiten bringt dies Verfahren für den Pat. nicht 
mit sich. 

Zum Schluß beschreibt Verf. noch zwei Fälle, die weiter weg 
vom Zungenbein lagen, genetisch aber doch mit dem Ductus thyreo- 
glossus in Zusammenhang standen. Es handelte sich dabei um eine 
Cyste in der Zungenspitze, die teils geschichtetes Plattenepithel vom 
Charakter des Mundschleimhautepithels, teils geschichtetes, zylin- 
drisches Flimmerepithel aufwies, und um eine zweite zum Teil in der 
Zungenspitze, zum Teil in der Mitte der Zunge bis zum Mundhöhlen- 
boden und Zungenbein gelegenen Cyste. Derartige Fälle sind sehr 
selten. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


15) Lancereaux et Paulesco. Le traitement du goitre 


exophthalmique par le sulfate de quinine. 
{Bull. de l’acad. de méd. 1908. Nr. 8.) 

Auf Grund vieler und über mehrere Jahre ausgedehnter Erfab- 
rungen wird Chinin zur Behandlung des Morbus Basedowii empfohlen. 
Man gibt es in der Menge von 1—1,5 g abendlich in 2—3 Teilen in 
!/sstündigen Intervallen durch 15—20 Tage jeden Monat. Die Wir- 
kung erfolgt rasch und auffällig. Es verschwinden sehr bald alle 
Symptome der Krankheit bis auf den Kropf, der sich allerdings auch 
verkleinert. In veralteten Fällen empfiehlt es sich, Ergotin hinzu- 
zufügen. 


Die Heilungen werden bei genügender Ausdauer dauernde. 
Neugebauer (Mährisch - Ostrau). 





16) W. Körte. Erfahrungen über Operationen wegen Lungen- 
eiterung und -Gangrän. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

K. berichtet über die von ihm beobachteten Fälle von Operationen 
wegen Lungeneiterung und Lungengangrän. Im ganzen sind es 
58 Einzelbeobachtungen, die in überwiegender Mehrzahl auf das 
männliche Geschlecht fallen und meist die Unterlappen, erst in zweiter 
Linie die Oberlappen betreffen. Auskultation und Perkussion ließen 
häufig bei der Diagnose auf Abszeß und Gangrän im Stich. Dagegen 
gab die Untersuchung mit Röntgenstrahlen oft eine wertvolle Unter- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 567 


stützung. Zu warnen ist vor der Probepunktion wegen Infektions- 
gefahr für die Pleura. Hat man einen Lungenherd durch die 
geschlossene Brustwand punktiert, dann ist sofortige Freilegung des 
Herdes erforderlich. Der Regel nach soll nur nach Freilegung der 
Liungenpleura punktiert werden. Meistens waren die akuten, eitrigen 
und gangränösen Lungenherde solitär. Bei oberflächlicher Lage der 
Zeerfallshöhle kommt es leicht zum Pleuraempyem. Die Lungen- 
bronchiektasien treten meist in größerer Zahl auf, so daß die Er- 
Öffnung einer Kaverne keinen genügenden Sekretabfluß bewirkt. Tiefer 
gelegene Bronchiektasien entziehen sich oft der Diagnose, auch der- 
jenigen durch die Röntgenphotographie. Was die Indikationen zur 
Operation anlangt, so kann man bei akuten Zerfallshöhlen nach Pneu- 
monie mit rein eitrigem Auswurf ohne größere Gewebsfetzen zunächst 
abwarten; tritt aber beim Lungenabszeß nach einigen Wochen keine 
Heilung ein, so soll man mit dem Eingriff nicht länger zögern. Bei 
putridem Auswurf mit oder ohne Lungenfetzen ist eine spontane Aus- 
heilung nicht zu erwarten. Die Gefahren des Abwartens bestehen in 
Blutungen, weiterschreitender Lungenentzündung, Empyem, Metastasen 
und Sepsis. Schwierig ist die Indikationsstellung bei bronchiektati- 
schen Kavernen, weil die Ausdehnung des Prozesses sehr schwer zu 
erkennen ist und man nur bei beschränkter Ausdehnung auf einen 
Lungenlappen auf Erfolg hoffen kann. Die Operationen sind auch 
viel angreifender als beim Abszeß; oft sind weitgehende Spaltungen, 
ausgedehnte Rippenresektionen, Resektionen ganzer Lungenlappen er- 
forderlich. Bei bestehender Lungenblutung soll man nur operieren, 
wenn man mit einiger Sicherheit den Sitz der Blutung diagnostizieren 
kann. Wenn möglich, wurde nach Morphiuminjektion mit Infiltrations- 
anästhesie operiert. Wird die Allgemeinnarkose nötig, so soll sie 
jedenfalls keine tiefe sein, da sonst die Aspiration von jauchigem 
Sekret und Blut in die andere Lunge begünstigt wird. Wichtig ist 
eine ausgiebige Freilegung des Operationsterrains. Ob eine Verklebung 
der Pleura pulmonalis und costalis besteht, läßt sich erst bei der 
Operation selbst entscheiden. Wo sie fehlt, hat K. die Pleuranaht 
nach Roux mit Hinterstichen angewendet. Reißt das Brustfell bei 
der Operation weiter ein, so soll man die Lunge vorziehen und in 
den Defekt einnähen. Die Anwendung von Atzmitteln und die Tam- 
ponade zur Erzielung von Verwachsungen sind unsicher und um- 
ständlich. Meist hat Verf. einzeitig und nur bei bedrohlichem Zu- 
stand des Kranken zweizeitig operiert. Die Lunge selbst kann man 
zweckmäßig mit dem Glühmesser durchtrennen. Stärkere Blutungen 
müssen rasch durch Umstechung gestillt werden. In den Eiterherd 
wird ein mit Jodoformgaze umhülltes Drainrohr eingeführt. Von 
Komplikationen, welche bei dem Eingriff auftreten können, werden 
besonders erwähnt das Eintreten von Luft in angeschnittene Venen, 
Lungenflattern, Atemstörungen mit Kollaps, ferner Todesfälle durch 
Reflexwirkung von den Vagusästen der Lunge aus. Die Heilung der 
Eiterhöhlen erfolgte in der Regel durch Granulation und Narben- 


568 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


bildung, zweimal durch Auskleidung mit einer glatten Epitheldecke, 
die in einem Falle mittels Thermokauter zerstört wurde, so daß 
schließlich doch Heilung eintrat. Sonst wurde Fistelbildung nicht 
beobachtet. Von 28 wegen Lungengangrän und Abszeß Operierten 
genasen 20. Bei den Pat. mit bronchiektatischen Kavernen wurde 
nur viermal Heilung erzielt, und zwar nach vielen Schwierigkeiten 
und häufigen Eingriffen. Diesen Heilungen stehen 11 Todesfälle 
gegenüber. Ob das Operieren unter Druckdifferenz eine wesentliche 
Besserung der ÖOperationsresultate bei Lungeneiterung geben wird, 
muß die weitere Erfahrung lehren. E. Siegel (Frankfurt a.M.). 





17) Cushing and Branch. Experimental and clinical notes 
on chronic valvular lesions in the dog and their possible 


relation to a future surgery of the cardiac valves. 
(Journ. of med. research 1908. Nr. 4.) 

C. und B. haben die von Brunton (Lancet 1902 I. p. 352) an 
Leichen erprobte Methode, Herzklappenfehler chirurgisch zu behandeln, 
am lebenden Tiere versucht. 

Die Herzklappenverletzung wurde mit Ausnahme eines Falles 
künstlich erzeugt. Das Herz wurde durch Wegnahme des mittleren 
Brustbeinteiles oder durch Thorakotomie freigelegt, die Klappen- 
verletzung in der Weise bewerkstelligt, daß man von der durch Ligatur 
fixierten Herzspitze aus ein »Valvulotom« in die rechte oder linke 
Herzkammer einführte. Die Blutung war gering. Von 25 Tieren über- 
standen 11 die Operation und erholten sich auffallend rasch, ohne daß 
Kompensationsstörungen eintraten. 

Die Technik bedarf noch weiterer Vervollkommnung, ehe die 
Methode am Menschen angewandt werden kann. In Frage kommt 
zunächst nur die operative Behandlung hochgradiger Mitralstenose. Sie 
sei berechtigt, da die Insuffizienz ein kleineres Übel sei als die Stenose. 

Bevenstorf (Hamburg). 


Kleinere Mitteilungen. 
I. 


Ein Apparat, um feste Verbände an der unteren 
Extremität ohne jegliche Assistenz anzulegen. 
Von 
Dr. Paul Manasse in Berlin. 


Bë der Anlegung von Gipsverbänden wegen Fraktur der unteren Extremität 
besteht der große Übelstand, welcher gewiß schon von vielen Arzten empfunden 
worden ist, daß die Fixierung der Bruchenden bis zum Erhärten des Verbandes 
selbst durch geschulte Assistenz nicht immer in genügender Weise geschieht. Be- 
sonders gilt dies für Brüche mit starker Längsverschiebung der Fragmente, wo 
die Kraft der Gehilfen, welche durch Zug und Gegenzug die Verkürzung aus- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 569 


zugleichen haben, schließlich erlahmt. Auch bei losen Knöchelfrakturen geht die 
richtige Adaption der gebrochenen Teile während des Verbandes häufig verloren, 
da der Assistent den Fuß, an welchem er ziehen soll, zeitweilig loslassen muß, 
damit die Gipstouren herumgeführt werden können. Sind die Bruchenden um die 
Längsachse des Beines gedreht oder seitlich und winklig abgeknickt, so ist, wenn 
die ersten Gänge der Gipsbinde die Bruchstelle bedecken, die Kontrolle über die 
wirkliche Lage der Fragmente sehr erschwert, und unbemerkt stellt sich die fehler- 
hafte Dislokation häufig wieder ein. 


Fig. 1. 





Der Apparat, welchen ich konstruiert habe, hilft über diese Schwierigkeiten 
hinweg; denn er gestattet, ohne Hilfe eines Assistenten, dem Beine jede 
zur Anlegung fester Verbände notwendige Stellung zu geben und dieselbe weiter- 
hin sicher zu erhalten. Der Apparat besteht, wie aus der Zeichnung ersicht- 
lich ist, 1) aus einer Beckenstütze, 2) einer horizontalen Stange, auf 
welcher mehrere, mit Leinengurten überspannte und für den Ober- bzw. Unter- 
schenkel bestimmte Träger verschiebbar angebracht sind, 3) einem Fußstücke, 
welches sich ebenfalls auf der Trägerstange in der Längsrichtung verschieben läßt. 
Der Apparat ist an jedem beliebigen Tische mittels Schraubzwingen, die sich an 
der Beckenstütze und der Trägerstange befinden, anzubringen. 


570 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


Soll nun z. B. ein Gipsverband angelegt werden, so bringt man, je nach der 
Länge des Beines und der beabsichtigten Größe des Verbandes, einen bis vier Träger 
auf die Stange und zum Schluß das Fußstück, welches derartig postiert wird, daß 
an dessen Stäben die Fußsohle des Kranken gerade anliegt. Dieser Teil des Appa- 
rates, welcher die Stäbe enthält, ist horizontal und vertikal verstellbar, außerdem 
durch ein Kugelgelenk um alle Achsen drehbar. Der Fuß wird zunächst in der 
fehlerhaften Stellung an die Stäbe durch Mullbinden fixiert. (In Fällen starker 
Verschiebung der Bruchenden geschieht die Befestigung durch einen besonderen 
schmalen Leinenbindenzügel) Darauf werden Mullbinden um das Bein, soweit 
notwendig, umgewickelt, falls nicht eine Trikotumkleidung bevorzugt wird. Der 
Kranke ist jetzt so gelagert, daß er mit den Weichteilen des Gesäßes auf den zwei 
flachen Stäben der Beckenstütze, mit dem Ober- und Unterschenkel des verletzten 
Beines auf den Leinengurten der Träger ruht und mit der Sohle seinen Halt an 
dem Fußstücke des Apparates findet. Das gesunde Bein steht auf einem daneben 
befindlichen kleinen Tisch auf. Den Oberkörper lagert man auf Kissen, bei 
Beckenverbänden so, daß das Becken völlig frei bleibt. Der Ausgleich der fehler- 
haften Stellung geschieht nunmehr durch allmählichen Zug an dem unteren Frag- 
mente, was durch entsprechende Bewegung der Schraubenmutter an der Spindel 
des Fußstückes bewirkt wird. Etwaige fehlerhafte Drehung wird in dem Kugel- 
gelenke korrigiert. Den notwendigen Gegenzug bzw. Gegenhalt leistet die Schwere 
des Körpers und die vertikale Stange der Beckenstütze, welche sich gegen den 
Damm des Kranken legt. Ist die Korrektur vollendet, so bleibt das Bein, wie 
ohne weiteres verständlich, von selbst in der ihm erteilten Stellung liegen und 
der Arzt vermag jetzt ohne Hilfe eines Assistenten den festen Verband anzu- 
legen. Nach dem Erhärten desselben werden die Stäbe des Fußstückes nach oben 
herausgezogen, die Leinengurte der Träger am Ober- und Unterschenkel, soweit 
sie aus dem Verbande hervorragen, abgeschnitten und die fiachen Stäbe der 
Beckenstütze, auf welchen der Kranke ruhte, aus dem Verband entfernt. 

Ich benutze den Apparat! seit 13/, Jahren und kann denselben empfehlen, 
besonders denjenigen Arzten, welche bei ihrer Tätigkeit in kleineren Orten auf 
geschulte Assistenz verzichten müssen. Der Apparat dient nicht nur für Gips- 
verbände bei Knochenbrüchen, sondern überhaupt für feste Verbände aller Art, 
insbesondere nach Reposition der Luxatio femoris colli congen., wo es besonders 
auf zuverlässige Fixation des Beines ankommt. 


I. 


Aus der chirurgischen Universitätsklinik der Charité zu Berlin. 
Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Hildebrand. 


Eine selbsttätige Saugspritze. 


Von 


Stabsarzt Dr. Neuhaus, 
Assistenten der Klinik. 


as Instrument, welches bisher zu Punktionen aller Art benutzt wurde, ist die 
Pravazepritze resp. irgend eine Modifikation derselben. Das Prinzip aller dieser 
Punktionsspritzen besteht darin, daß, nachdem die Nadel der Spritze bis zu der 
gewünschten Tiefe eingestochen ist, durch Hochziehen des Kolbens in dem Zylinder 
der Spritze ein Vakuum geschaffen wird, welches durch seine Saugkraft die in dem 
zu punktierendem Raume etwa vorhandene Flüssigkeit aspiriert. 
Bei der Ausführung der Punktion mit der bisher gebräuchlichen Pravazspritze 
haben wir es stets als einen Mißstand empfunden, daß man dieses Vakuum erst 


1 Alleinverfertiger ist Q. Kunze jun., Berlin-N., Lindowerstraße 18/19. 


Zentralblatt fär Chirurgie. Nr. 18. 571 


dann herstellen kann, wenn die Kanüle schon eingestochen ist. Durch das Hoch- 
ziehen des Kolbens ist eine Verschiebung der Kanüle und damit ein negatives 
Resultat der Punktion mitunter unvermeidlich, ganz abgesehen davon, daß durch 
das Hin- und Herbewegen der Punktionsnadel beim Hochziehen des Kolbens ge- 
legentlich Schmerzen hervorgerufen werden können. Man muß die Kanüle event. 
wieder herausziehen und von neuem einstechen, bei nervösen und empfindlichen 
Pat. ein besonders unerfreuliches Ereignis. 

Um diesem Übelstand abzuhelfen, haben wir eine Spritze konstruiert, bei wel- 
cher das Vakuum bereits vor dem Einstechen der Kanüle hergestellt werden kann. 
Dadurch wird das Verschieben der Kanüle infolge Hochziehens des Kolbens ver- 
mieden, so daß eine größere Sicherheit und Exaktheit im Gebrauche gewährleistet 
wird. Da die Spritze eine prinzipielle Neuerung darstellt, so halten wir ihre Ver- 
öffentlichung für nicht überflüssig. 

Das Prinzip der Spritze sei an der Hand untenstehender Zeichnung näher er- 
läutert. 

Der Glaszylinder der Spritze faßt 10—15 ccm; natürlich kann auch ein größe- 
rer oder kleinerer gewählt werden. In diesem Glaszylinder kann ein Kolben, luft- 
dicht abschließend, hin- und herbewegt werden. Der Kolben ist bei unserer 
Spritze aus Metall angefertigt; selbstredend kann er auch aus irgend einer anderen 
Masse hergestellt werden (Durit usw... Der Glaszylinder trägt an beiden Enden 
als Abschluß je ein Ansatzstück aus Metall, von denen das eine, welches die 
Kanüle trägt, in ein Schraubengewinde ausläuft. Auf dieses Schraubengewinde 
wird eine Kanüle aufgeschraubt, wobei jedoch vorher zwischen Kanüle und Ansatz- 
stück des Glaszylinders ein Gummiplättchen eingeschaltet wird zwecks besserer 
Abdichtung. 





An der Kanüle selbst befindet sich, bevor sie in die eigentliche, 1/2 cmweise 
graduierte Punktionsnadel ausläuft, ein Hahn. Durch eine einfache Drehung dieses 
Hahnes kann man zwischen Glaszylinder und Punktionsnadel eine Kommunikation 
herstellen oder unterbrechen, da ja die Kanüle auf den Zylinder luftdicht auf- 
geschraubt ist. Für den Kolben der Spritze befindet sich an dem ebenfalls metal- 
lischen Ansatzstück an dem anderen Ende des Glaszylinders eine selbsttätige 
Arretierung. Zieht man den Spritzenkolben völlig hoch, so tritt diese Arretierungs- 
vorrichtung automatisch in Tätigkeit. Der Kolben wird dann absolut sicher fest- 
gehalten; es bedarf erst eines Fingerdruckes auf einen an der Arretierung an- 
gebrachten Knopf, um ihn aus seiner Verankerung zu befreien. 

‚Der Gebrauch der Spritze ist demgemäß klar. Soll punktiert werden, so wird 
die Kanüle auf den Glaszylinder der Spritze aufgeschraubt und der Hahn zunächst 
so gestellt, daß keine Kommunikation zwischen Punktionsnadel und Glaszylinder 
besteht. Darauf wird der Kolben völlig hochgezogen, wobei er von der Arretie- 
rungsvorrichtung festgebalten wird. Nunmehr ist in dem Glaszylinder der Spritze 
ein Vakuum hergestellt, welches zur Aspiration verwandt werden kann. 

Nachdem dann die Punktionsnadel bis zu der gewünschten Tiefe eingestoche: 
ist, wird durch eine einfache Umdrehung des Hahnes die Kommunikation zwischen 
dem vorher luftleer gemachten Glaszylinder und der Punktionsnadel hergestellt. 
Damit tritt die ansaugende Kraft des Vakuums in dem Glaszylinder in Tätigkeit. 

Wir haben diese selbsttätige Saugspritze in der Klinik mehrfach probiert, 
u. a. auch bei Neisser’schen Gehirnpunktionen, und sind mit ihr wegen der 
Leichtigkeit und Sicherheit ihrer Handhabung sehr zufrieden gewesen. Hervor- 
heben möchten wir noch, daß die Saugkraft der Spritze ziemlich stark ist, da nach 
Öffnen des Hahnes sofort das ganze Vakuum der Spritze in Aktion tritt, im 
Gegensatz zu der allmählich einsetzenden Wirkung einer zur Aspiration benutzten 


572 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


Pravazspritze. Die graduierte Punktionsnadel erleichtert die Bestimmung der 
Tiefe, in welcher man punktiert. 

Die Spritze ist natürlich auch als Injektionsspritze brauchbar; man muß dann 
nur den Hahn so drehen, daß von vornherein eine Kommunikation zwischen 
Punktionsnadel und Glaszylinder besteht. Die hiesige Firma Löwenstein hat 
die Konstruktion der Spritze übernommen. 


II. 


Trauma und Karzinom. 
Von 
Prof. Lanz in Amsterdam. 


pä Fußballspieler, der zufällig gerade einen Furunkel hat und beim Spiel einen 
»Hufschlag« gegen seine Tibia bekommt, riskiert im Laufe der nächsten Tage 
unter stürmischen Erscheinungen an akuter Osteomyelitis tibiae zu erkranken. 

Ein mit Gonorrhöe behafteter Pat., der eine größere Fußtour macht, kann 
sich infolge der Überanstrengung einen gonorrhoischen Muskelrheumatismus oder 
eine gonorrhoische Gelenkmetastase zuziehen. 

Ich kenne einen Pat., der im Anschluß an einen Fall auf das Knie an einer 
tuberkulösen Gonitis erkrankte, und bei dem in der Folge auch nach geringfügigen 
Traumen jeweilen eine lokale Tuberkulose auftrat: im Anschluß an ein Anstoßen 
mit dem Arm ein tuberkulöser Abszeß daselbst; infolge einer Verstauchung der 
Hand eine Cheirarthritis tuberculosa usw. 

Analoge Vorkommnisse sind uns auch von anderen Infektionskrankheiten be- 
kannt und können wohl nur so gedeutet werden, daß die Infektionsträger gelegent- 
lich in die Blutbahn gelangen, dort aber in der Regel durch die Phagocytose un- 
schädlich gemacht werden; — bis zum Momente, wo infolge der Schaffung eines 
Locus minoris resistentiae durch traumatische Gewebsschädigung der vorhandene 
Zündstoff zur Explosion kommt. So ist im Falle des Fußballspielers der Staphylo- 
kokkus pyogenes aureus, der geradezu spezifisch ist, sowohl für den Furunkel als 
für die akute Osteomyelitis, vom ersteren aus in die Zirkulation geraten, und das 
Trauma hat die lokale Disposition zur Festsetzung des Infektionskeimes in der 
Metaphyse der Tibia gesetzt. 

Vom Karzinom ist meines Wissens ein solches Verhalten nicht bekannt, 
obschon ja der Verband zwischen Trauma und Karzinom allgemein angenom- 
men wird. 

Sog. Impfmetastasen allerdings sind in der Literatur mehrfach verzeich- 
net: es sind das Fälle, bei denen es, offenbar durch Verschleppung karzinomatösen 
Materiales unter der Operation, in der Folge zu der Bildung eines Karzinoms in 
der Narbe kam. 

Auch die »>Abklatschkarzinome« sind nur an den Lippen, den Scham- 
lippen, vom Ösophagus und in jüngster Zeit vom Darmrohr bekannt geworden. 

Eine Reihe von Beziehungen zwischen Karzinom und Infektionskrankheiten sind 
uns lange bekannt, auf andere haben uns die jüngsten Immunitäts- und experimen- 
Krebsforschungen hingewiesen. 

Mit der nachfolgenden Beobachtung möchte ich eine eigenartige derartige Be- 
ziehung verzeichnen: 

Die 56jährige Pat. J. V. operierte ich am 27. November 1907 an einer doppel- 
seitigen Schenkelhbernie. Links war dieselbe ungewöhnlich groß, reichte bis über 
die Mitte des Oberschenkels hinunter; doch waren die Bruchsäcke nicht ungewöhn- 
lich verwachsen, konnten größtenteils stumpf ausgelöst und nach ihrer Isolierung 
in üblicher Weise basal durchstochen und abgebunden werden. Dabei zeigte sich 
in re Bruchsäcken keine Flüssigkeit; veränderte Lymphdrüsen wurden nicht ver- 
zeichnet. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 573 


Die Heilung der mittels fortlaufender Naht geschlossenen Wunden erfolgte 
p. p. ohne Hämatombildung, und die Operationsnarben sind zurzeit so lineär, daß 
sie kaum mehr sichtbar sind. 

2 Monate nach der Operation kam die Pat. in die Klinik zurück mit einem 
über handgroßen Infiltrat, welches die ganze Gegend in Beschlag nahm, die früher 
von dem linksseitigen Bruchsack eingenommen war, und welches eine so charak- 
teristisch harte Konsistenz und breite Verwachsung mit der Haut und der Unter- 
lage darbot, daß bei der ersten Untersuchung schon die Diagnose auf die karzino- 
matöse Natur des Infiltrates gestellt werden mußte. 

Wie aber kam die Pat. zu einem solchen rätselhaften, traumatischen, opera- 
tiven Karzinom? 

Irgendwelche Erscheinungen eines anderweitigen primären Karzinoms konnten 
nicht nachgewiesen werden; es bestanden im Zeitpunkte der Bruchoperation weder 
nachweisbare lokale Drüsenveränderungen, noch abdominale Klagen, noch Verän- 
derungen des Bruchsackperitoneum. 

Die Zweifel sollten sich leider bald klären, indem leichte Magenbeschwerden 
auftraten und weitere 3 Wochen später Ascites sich auszubilden begann, der rasch 
zunahm und die Punktion erforderte. Ich machte dieselbe, statt mit dem Trokar 
mit dem Messer, indem ich im Interesse einer Sicherung der Diagnose unter 
Lumbalanästhesie eine Inzision in der Linea alba zwischen Nabel und Symphyse 
legte. Mit der nach dem Cruralringe zu eingeführten Hand konnte ich nach Ent- 
leerung des Ascites ein karzinöses Infiltrat des Peritoneum in der Bruchgegend 
nicht nachweisen. Wohl aber exzidierte ich aus dem Peritoneum parietale der 
vorderen Bauchwand ein stecknadelkopfgroßes Knötchen zum Zwecke der mikro- 
skopischen Untersuchung. Das Resultat der letzteren ist nicht einwandfrei, wohl 
aber ist soeben, nach einer wiederholten Punktion ein Magenkarzinom palpabel 
geworden. 

Die folgenden Erklärungsmöglichkeiten stellen sich ein: 

In jüngster Zeit ist empfohlen worden, die Leistendrüsen des Meerschwein- 
chens, dem man tuberkuloseverdächtiges Material einimpft, bei der Impfung zu 
quetschen, worauf die Impftuberkulose viel rascher manifest wird. Von den In- 
fektionskrankheiten wissen wir, daß deren Keime monate- oder jahrelang ein 
Schlummerdasein führen und erst bei einer zufälligen Gelegenheitsursache (Erkäl- 
tung, mangelhafte Ernährung, Trauma) einen lokalen Krankheitsprozeß hervor- 
rufen. Etwas Analoges existiert offenbar auch beim Karzinom, indem der Organis- 
mus die Krebszelle jahrelang im Schach halten kann: so habe ich nach Amputatio 
mammae wegen Karzinom in einem Falle 13 Jahre, in einem zweiten Falle gar 
23 Jahre nach der Operation ein Axillardrüsenrezidiv entfernt. Gleich wie bei der 
Diphtherie, bei Gonorrhöe usw. der scheinbar gesundete Organismus monate- oder 
gar jahrelang den Erreger beherbergt, in welchem Falle wir von Bazillenträgern 
sprechen, so könnten wir beim Karzinom von »Zellträgern« sprechen. 

In unserem Falle könnte es sich also um eine Präexistenz von Karzinomzellen 
in den Cruraldrüsen gehandelt haben; das Trauma der Operation hätte in diesem 
Falle den bereits vorhandenen lokalen Krankheitsprozeß nur angefacht. 

Für eine solche Erklärung spricht der Umstand, daß zurzeit die Cruraldrüsen 
der rechten Seite deutlich vergrößert, etwas hart und fixiert sind. Gegen die Er- 
klärung spricht die Tatsache, daß eine isolierte Erkrankung der Cruraldrüsen bei 
Magenkarzinom jedenfalls ein überaus seltenes Vorkommnis sein dürfte. 

Eine zweite Möglichkeit wäre die, daß es sich um eine Fortleitung des kar- 
zinomatösen Prozesses vom Peritoneum, oder um eine bei Anlaß der Operation 
gesetzte Impfmetastase handeln könnte. Ich wiederhole, daß von einer eigent- 
lichen Carcinosis peritonei keine Rede ist, und daß bei der Bruchoperation an- 
scheinend normale Bruchsäcke entfernt wurden, in denen insbesondere keine 
Ascitesflüssigkeit vorhanden war. 

Endlich könnte im Sinne der oben angeführten traumatischen Metastasen bei 
Infektionskrankheiten die Karzinomzelle im Zeitpunkte der Operation bereits im 
Blute zirkuliert und den die Wundhöble ausfüllenden Blutkuchen »infiziert« haben, 


574 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


wodurch dann ein so ungewöhnliches operatives karzinomatöses Infiltrat zur Aus- 
bildung kam. 

Welche dieser Erklärungsmöglichkeiten nun auch die richtige sein mag, jeden- 
falls scheint mir die mitgeteilte Beobachtung ein Paradigma zu sein für die Be- 
ziebungen zwischen Trauma und Karzinom und zugleich ein weiteres Analogon 
von Infektions- mit Krebskrankheit. i 


18) E. Martini. Studio sulle alterazioni isto-patologiche dei tumori 
maligni prodotte dalla roentgen-terapia. 
(Giorn. della R. accad. di med. di Torino 1907. Nr. 12.) 


Die verschiedene Wirkung der Röntgenbestrahlung bei der Behandlung bös- 
artiger Geschwülste ist dadurch bedingt, daß die Strahlen nur oberflächlich und 
nur auf junges protoplasmareiches Gewebe wirken, Dies zeigte die histologische 
Untersuchung in 12 inoperablen Fallen bösartiger Geschwülste. Diese wurden 
sämtlich genau in der gleichen Weise bestrahlt. 2 Epitheliome der Mammilla 
wurden geheilt, 2 Gesichtskarzinome, 1 Adenokarzinom des Hodens, 1 malignes 
Lymphom, 2 Sarkome und Myxosarkome wurden erheblich gebessert, während 
1 Enchondrom und 1 Osteosarkom unbeeinflußt blieben. Die histologische Unter- 
suchung ergab völlige Zerstörung der Karzinomzellen; bei den gebesserten Fällen 
waren die oberflächlich gelegenen Zellen degeneriert, während Enchondrom und 
Osteosarkom keinerlei Zellveränderung zeigte. Strauss (Nürnberg). 


19) Pawlowsky. Über die Ätiologie der Noma. 
(v. Langenbeck's Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 


P. fand bei zwei Fällen von Noma in der Tiefe des Gewebes weit von der 
Oberfläche entfernt ein dichtes Netz nach Gram sich nicht färbender Fädchen 
von langer Gestalt. Sie vermehren sich anscheinend durch Teilung und sind 
dünner als die Stäbchen des Abdominaltyphus; auch ähneln sie in ihrer Form den 
Streptothrixfäden. Sie wurzeln sich primär bei der Noma in das Gewebe ein, in- 
dem sie sich in solcher Fülle vermehren, daß sie stellenweise das Gewebe selbst 
ersetzen und durch das Zusammenpressen desselben Nekrose hervorrufen. Verf. 
hält diese Fäden für die Erreger der Noma und glaubt demnach, daß die letztere 
zu den akuten infektiösen Nekroseprozessen gehört. 

E. Siegel (Frankfurt a. M). 


20) O. Schwab. Über die Behandlung des Milzbrandes. 
(Med. Klinik 1908. p. 262.) 


Krankengeschichten von acht bakteriologisch sichergestellten Milzbrandfällen, 
die sämtlich ohne aktive chirurgische Behandlung heilten. In einem schweren 
Falle wurde die Abheilung durch Einspritzung von 30 ccm italienischen Milzbrand- 
serums sichtlich gefördert. Georg Schmidt (Berlin). 


21) H. Hilliard. A fatal case of status lymphaticus. 
(Brit. med. journ. 1%8. Januar 25.) 


Bericht über einen Todesfall in Chloroform-Äthernarkose bei einem 21jährigen, 
sehr nervösen Nikotiniker. Im Augenblicke der Durchtrennung der Vorhaut zum 
Zweck einer Zirkumzision kollabierte er zum erstenmal, konnte aber wieder ins 
Leben gerufen werden; bei der ersten Naht erfolgte der zweite, diesmal tödliche 
Kollaps. Die Sektion ergab: hochbogiger Gaumen, Tonsillarhypertrophie, Struma, 
Persistenz einer Thymus von 24 g Gewicht, die bis ans Perikard reichte, Herz- 
erweiterung mit dünnen Wänden und fettiger Entartung, Milzschwellung mit Hyper- 
plasie der Follikel, starke Hypertrophie der Solitärfollikel, der Peyer’schen Haufen 
und der Gekrösdrüsen. Weber (Dresden). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 575 


22) H. South. Depressions of the skull during delivery. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 11.) 

Bei dem Kind einer 43jährigen Multipara, in Schädellage mit Zange ent- 
bunden, war das ganze rechte Stirnbein eingedrückt. Ein Knochenvorsprung hatte 
die Kopfhaut durchbohrt. Versuche, den eingedrückten Knochen durch Hände- 
druck zu heben, mißlangen. Da das Kind bei guter Herztätigkeit tief asphyktisch 
war, und alle Maßnahmen, die Atmung in Gang zu bringen, erfolglos blieben, so 
schob G. bei bedrohlichem Nachlassen der Herzkraft und bevorstehendem Tode 
in Ermangelung anderer chirurgischer Instrumente die eine Klinge einer Schere 
von der Fontanelle aus unter den eingedrückten Knochen und hob ihn ohne Mühe 
bis in die Ebene der angrenzenden Schädelknochen. Sofort fing das Kind mit 
einem Schrei seine Atemtätigkeit an. Der Eingriff heilte ohne Folgen aus. 

Weber (Dresden). 


23) Thursfield. A case of gumma of the thyroid. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 18.) 
T. berichtet kurz über eine 5: 21/ cm große, sehr harte, rechtsseitige Schild- 
drüsengeschwulst bei einem tertiär luetischen, 53jährigen Manne, die in kurzer 
Frist auf Jodkali völlig zurückging. Weber (Dresden). 


24) K. Bayer. Anhaltender Schmerz als Indikation zur Freund- 
schen Rippenknorpelresektion. 
(Prager med. Wochenschrift 1908. Nr. 7.) 

Bei einer jungen Dame waren im Verlaufe von wenigen Monaten die 2., 3. 
und 4. rechte Rippe stark vorgetreten. Es bestanden sehr starke Schmerzen in 
der Brustmuskulatur, nach dem Arm ausstrahlend. B. nahm die Resektion des 
2., 3. und 4. Rippenknorpels vor. Sofort nach der Resektion sanken die Ripren 
zurück in Normalstellung. Der Knorpel zeigte die Freund’schen Veränderungen. 
Die Kranke wurde von ihren Schmerzen befreit. 

B. will durch den Fall zeigen, daß man zur Resektion der Rippenknorpel 
nicht die Folgeerscheinungen der Lungen, welche sich an die Freund’sche De- 
generation des Rippenknorpels anschließen, abzuwarten braucht, sondern, daß man 
mit gutem Erfolge schon früher, in diesem Falle wegen der starken Schmerzen, 
intervenieren kann. A. Hofmann (Karlsruhe). 


25) Edington. Incision and drainage of the pericardium in a case 
of purulent pericarditis associated with abscess of the thigh. 
(Glasgow med. journ. 1908. Februar.) 

Bei einem 8 Jahre alten Knaben entwickelte sich im Anschluß an einen 
Abszeß hinter dem rechten großen Trochanter eine pyämische Metastase des Peri- 
kards. Durch Eröffnung und Drainage des Perikards nach Resektion der 5. Rippe 
ohne Verletzung der Pleura wurde innerhalb 51,3 Wochen völlige Heilung erzielt 
Die Eiterungen waren durch Staphylokokkus aureus hervorgerufen. 

W. vr. Brunn (Rostock). 
26) R. Hill. Benign tumors of the breast. 
(Amer. journal of surg. 1907. Dezember.) 


Unter 13000 chirurgischen Fällen des Johns Hopkins-Hospitals waren 504 Brust- 
geschwülste und von diesen 163 gutartige, 46 intrakanalikuläre Myxome (?Ref.), 
32 einfache Cysten, 17 Adenofibrome, 13 chronische, 12 tuberkulöse Mastitiden, 
8 Cysten mit intracystischen papillären Wucherungen, 6 hypertrophische männ- 
liche Mammae, 5 cystische Adenome, 3 Adenome, 2 Lipome, 2 Dermoide. 

Von besonderen Fällen wird ein 1öjähriges Mädchen erwähnt mit einem großen 
Fibroadenom der unteren Mammahälften und zahlreichen kleinen »Marbel«-großen 
in den übrigen Mammateilen; eine 20jährige Frau mit einem kapselfreien, fest 
mit dem übrigen Drüsengewebe verwachsenen, walnußgroßen Fibroadenom, ein 


576 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 18. 


auf dem Durchschnitt wabenförmiger, von zahlreichen kleinen, mit gelbem Serum 
gefüllten Cysten durchsetzter Tumor usw. 


Verf. protestiert energisch gegen ein abwartendes Verfahren auch bei an- 
scheinend gutartigen Mammatumoren. Goebel (Breslau). 


27) Cheesman. Danger of pregnancy following operations for cancer 
of the breast. 
(Buffalo med. journ. 1908. Januar.) 

Sowohl wenn ein Brustkrebs zuerst während einer Schwangerschaft in Erschei- 
nung tritt, als such, wenn bei einer an Brustkrebs Erkrankten Schwangerschaft 
eintritt, nimmt die Erkrankung einen auffallend bösartigen Charakter an, und selbst 
frühzeitige Operationen bleiben ohne Erfolg, wie C. es in jə einem Fall erlebte. 
Bei der zweiten Pat. blieb nach der sehr ausgedehnten, gründlichen Operation ein 
Rezidiv zunächst 9 Monate aus; dann trat Schwangerschaft ein, welche im 2. Mo- 
nate künstlich unterbrochen wurde; trotzdem entwickelte sich äußerst schnell so- 
wohl ein örtliches Rezidiv als auch eine Mastitis carcinomatosa (Volkmann) der 
anderen Brustdrüse. 

C. hält es daher für geboten, Kranke mit Brustkrebs bzw. an Brustkrebs 
Operierte vor den Gefahren einer etwa eintretenden Schwangerschaft zu warnen, 
bzw. letztere sofort zu unterbrechen. Mohr (Bielefeld). 


28) J. B. Bissell. Syphilitic tumors of the breast. 
(New York med. record 1907. Juli 6.) 


B. hat fünf Fälle von syphilitischen Neubildungen der Mamma beobachtet 
und kommt zu dem Schluß, daß Gummata der Brustdrüse nicht so selten seien 
wie bisher angenommen. Manche Exstirpation der Mamma könne bei sorgfältiger 
Diagnose vermieden werden. Subkutane Quecksilberinjektionen führen zu schneller 
Heilung und sind in zweifelhaften Fällen zu versuchen. 

Loewenhardt (Breslau). 


29) F. J. Tschistowitsch. Neurofibroma ganglionare nervi sympathici. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 1.) 


Die Geschwulst wurde bei der Sektion eines 12jährigen Mädchens gefunden, 
das an Tuberkulose des Kreuzbeines und beider Hüftgelenke litt. Sie war gänseei- 
groß und lag rechts neben den Körpern des 4.—6. Brustwirbels. Mikroskopisch 
wurden nur in der tiefsten Schicht Nervenzellen gefunden. Die Achsenzylinder 
und die Schwann’schen Scheiden fehlten vollständig. Nach T. entstand die Ge- 
schwulst aus einem Ganglion des N. sympathicus, und warde das Stroma nicht 
von amyelinen Nerven, sondern nur von Endoneuriumbündeln ohne Teilnahme der 
Nervenelemente gebildet. Nach Beneke gingen in solchen Fällen infolge regres- 
siver Veränderungen der Geschwulst die Nervenzellen zugrunde; T. glaubt, daß 
sie von Anfang an an der Bildung der Geschwulst nicht beteiligt waren: selbst 
spezifische Färbungen (nach Ströbe, Mallory, van Gieson) zeigten keine Reste 
der Achsenzylinder und der Schwann’schen Scheiden. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 19. Sonnabend, den 9. Mai 1908. 








Inhalt. 


I. J. C. Reinhardt, Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer nach Kocher. — II.P., 
Buchmann, Behandlung knöcherner Ellbogengelenksankylosen mittels Überpflanzung von ganzen 
Gelenken. (Originalmitteilungen.) 

1) la Roy, Pseudoleukämie oder Tuberkulose ? — 2) Risacher, 3) Kraemer, Tuberkulose. — 
4) u. 5) Orthner, 6) Ehrlich, 7) Hofbauer, Zur Geschwulstlehre. — 8) Babeock und Pfahler, 
Sarkombehandlung. — 9) v. Graff, 10) Fichera, Zur Stauungsbehandlung. — 11) Riedl, Gefäß- 
erweiternde Einspritzungen. — 12) Bryant, 13) Reyburn, 14) Loree, Allgemeinanästhesie. — 
15) Senn, Kriegschirurgie des Mittelalters. — 16) Villaret, Die Handgranate. — 17) Derüyinsky, 
Hospitalbericht aus dem russisch-japanischen Kriege. — 18) Fritz König, Difform geheilte Knochen- 
brüche. — 19) Ware, Syphilis der langen Knochen. — 20) Cahler, Geienkverletzungen. — 
21) Spitzy, Regeneration durchschnittener Nerven. — 22) Galeazzi, Spondylitis tuberculosa. — 
23) Kroemer, Zur Diagnose von Bauchgeschwülsten. — 24) Cohn, Ellbogenbrüche. — 25) Aievoli, 
Palmarfascienretraktion. — 26) Bennett, Störungen in den Kniebewegungen. — 27) Chevrier, 
Oberflächliche Varicen. 

V. Lieblein, Der Galalithdarmknopf. (Originalmitteilung.) 

28) Harrass, Tetanus. — 29) Vincenzo, Lumbalanästhesie. — 80) Ogiloy und Coffin, Tuber- 
kulin bei Knochen- und Gelenktuberkulose. — 31) Colvin, Osteomyelitis. — 83) Butkewitsch, 
Sklerosierendo Osteomyelitis. — 33) Coley, Knochensarkom. — 34) Payr, Wirbelschuß. — 35) Burk, 
36) Payr, Wirbelbrüche. — 37) Frank, Halsrippe und Unfall. — 38) Bounamour und Bouchut, 
Milzzerreißung. — 89) Couteaud, Gallenblasenwunden. — 40) Bonamy, Netzsarkom. — 41) Hart- 
wig, Chyluscysten. — 42) Lotheissen, Skapularkrachen. — 43) Escribano, Echinokokken des 
Humerus. — 44) Loison, Klumphände. — 45) Cuneo, Operative Behandlung der angeborenen Hüft- 
verrenkung. — 46) Weber, Coxa vara. — 47) Meisenbach, Lipoma arborescens des Knies. — 
48) Giribaldo, Hypertrophie der zweiten Zehe. 





I. 


Aus dem schlesischen Krankenhause zu Teschen. 
Direktor und Primararzt Dr. H. Hinterstoisser. 


Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer 
nach Kocher. 


Von 


Dr. J. C. Reinhardt, 


Sekundararzt. 


ögen zur Entfernung gutartiger Nasenrachenpolypen auch wenig 
MS reifende Operationen vollkommen genügen, so erfordern bös- 
artige Geschwülste des Nasenrachenraumes und der Schädelbasis doch 
zum Zwecke gründlicher Exstirpation immer eine ausgiebige Freilegung 
des verborgenen Öperationsfeldes durch eingreifende Voroperationen. 


19 


578 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


Von den zahlreichen Methoden, die zu diesem Zweck ersonnen 
sind, dürfte wohl keine so viele Vorzüge in sich vereinigen als die 
temporäre Aufklappung beider Oberkiefer nach Kocher; denn sie 
schafft den breitesten Zugang zum Öperationsfeld, ermöglicht infolge- 
dessen ein gründliches Operieren, setzt den Öperierten aber keiner 
Entstellung aus und gibt ein vorzügliches kosmetisches und funk- 
tionelles Resultat. 

Obwohl Kocher seine Methode schon vor 16 Jahren erprobt und 
veröffentlicht hat, scheint sie doch nur wenig Anwendung gefunden 
zu haben; denn ich konnte in der mir zugänglichen Literatur nur 
13 Fälle ihrer Anwendung verzeichnet finden. Es sind dies die von 
Lanz (operiert von Kocher), Falkenberg (Bornhaupt), Depage 
(zwei Fälle), Lavise, Payr, Hertle, Enderlen, Stenger (Garrt:, 
Pinkus (zwei Fälle v. Bergmann) und Hofmann (zwei Fälle, 
Streissler und Hofmann) veröffentlichten Fälle. 

Diesen habe ich einen weiteren 14. von meinem Chef, Herrn 
Direktor Hinterstoisser, operierten Fall hinzuzufügen und glaube, 
daß es bei der geringen Zahl der nach dieser Methode operierten 
Fälle gewiß am Platze ist, über die dabei gemachten Erfahrungen zu 
berichten. 


Alois Sk., 11jähriger Häuslerssohn aus Klubina in Ungarn. Aufgenommen 
am 4. Januar 1908. 

Anamnestisch ist von den wenig intelligenten Angehörigen des Knaben, 
dessen Intelligenz auch merklich herabgesetzt erscheint, nur zu erfahren, daß es 
ihnen seit einigen Monaten auffiel, daß der Knabe durch die Nase nicht atmen 
könne, sondern immer mit offenem Munde atme. Schwerere Symptome, Blutungen 
und Kopfschmerzen, seien angeblich erst kurz vor Weihnachten aufgetreten. 

Befund: Herabgekommener, elend aussehender, blasser Knabe. Körpergewicht 
29 kg. Temperatur zeitweilig erhöht (abends bis 38,4. Reine Mundatmung. Der 
Nasenrachenraum ist von einer fast unbeweglichen derben graurötlichen, bei der 
Untersuchung leicht blutenden Geschwulst erfüllt, die den weichen Gaumen stark 
nach dem Munde vorwölbt und hinter dem Zäpfchen sichtbar wird. Vergrößerte 
Halsdrüsen sind nicht nachweisbar. 

13. Januar 1908. Temporäre Aufklappung beider Oberkiefer nach Kocher 
und Exstirpation des Tumors in Athernarkose, eingeleitet mit der Juillard’schen 
Maske und fortgesetzt mit dem Salzer’schen Pfeifenrohransatz bei Schräglage- 
rung des Pat. mit erhöhtem Kopfe, so daß der Pharynx den tiefsten Punkt ein- 
nimmt. 

Die Operation wurde genau nach den Angaben Kocher’s durchgeführt, nur 
von der vollständigen Spaltung des weichen Gaumens wurde abgesehen, so daß 
die Kontinuität des Zäpfchens erhalten blieb. 

Wider Erwarten war die Voroperation durchaus wenig blutig. Die Blutung 
ließ sich durch einfache Jodoformgazetamponade in den einzelnen Phasen der 
Operation leicht stillen und stand, als die beiden Oberkieferhälften mit Langen- 
beck’schen Knochenhaken kräftig auseinander gezogen wurden, fast völlig. 

Der Tumor, welcher breit der Schädelbasis aufsaß und sich mit einem Zapfen 
weit nach der Fossa infratemporalis zu erstreckte, war nach Abtragen der Mu- 
scheln und Abschieben des Vomer nun gut zu übersehen, wurde mit einer 
Muzeux’schen Zange hervorgezogen und gründlich abgetragen. Die Blutung war 
hierbei ziemlich stark, stand aber nach Tamponade mit adrenalingetränkter Gaze 
bis auf einen größeren spritzenden Ast der Art. maxillaris interne, der bei der 
Abtragung des linken Zapfens der Geschwulst verletzt wurde. Dieser konnte ge- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 579 


faßt und ligiert werden. Sodann konnte ohne Behinderung durch Blutung das 
Geschwulstbett nach Resten der Geschwulst besichtigt werden. 

Auch bei diesem blutigen Akte der Operation konnte dank der gewählten 
Kocher’schen Schräglagerung des Pat. jede Aspiration von Blut leicht durch 
abdämmende Jodoformgazestreifen und häufiges Austupfen des Rachenraumes ver- 
mieden werden. 

Die Wundflächen des Geschwulstbettes wurden mit zwei Jodoformgazestreifen, 
die durch die Nasenlöcher herausgeleitet wurden, tamponiert; sodann wurden die 
in ihre natürliche Lage zurückgebrachten beiden Oberkieferhälften durch eine 
Silberdrahtnaht aneinander fixiert und die Naht des Gaumens und der Oberlippe 
ausgeführt. 

Der Wundverlauf war ein ungestörter. Nur an der Grenze des harten und 
weichen Gaumens schnitt eine Naht durch, und es entstand ein kleiner Defekt, der 
durch eine spätere Naht geschlossen werden soll. 

Am 4. Tage wurde der rechte und am 6. Tage der linke Jodoformgazestreifen 
entfernt. 

Schon sehr bald konnte der Knabe halbfeste Nahrung kauen, und am 17. Tage 
war die Konsolidation des Oberkiefers schon so weit vorgeschritten, daß die Silber- 
drahtnaht entfernt werden konnte. 

Der Knabe erholte sich zusehends und hat bei der Entlassung am 15. Februar 
1908 3 kg zugenommen. 

Kurz vor der Entlassung wird das Fehlen des rechten äußeren Schneidezahnes 
bemerkt. Der beschränkte Pat. hat sich ihn selbst mit den Fingern extrahiert, da 
er locker gewesen sei. Die Untersuchung der übrigen Zähne und insbesonders 
der beiden bei der Operation am meisten gefährdeten inneren Schneidezähne zeigt 
keine Lockerung derselben. 

Die histologische Untersuchung des Tumors ergibt den Befund eines gefäß- 
reichen Spindelzellensarkoms. 


Von dieser Operationsmethode und der raschen Erholung des 
Pat. von dem großen Eingriffe waren wir überaus befriedigt. Auch 
bei den übrigen bisher veröffentlichten Fällen war der Ausgang der 
Operation immer ein guter, und es wurden niemals schlechte Erfah- 
rungen mit der Methode veröffentlicht, so daß es eigentlich wunder- 
lich ist, daß sie nicht öfter angewendet wurde. 

Der Grund, daß diese Methode, trotz der bisher gemeldeten guten 
Ergebnisse, so selten zur Operation von malignen Tumoren des Nasen- 
Rachenraumes gewählt wurde, dürfte neben der seltenen Gelegenheit 
zu solchen Operationen überhaupt vielleicht auch darin zu suchen sein, 
daß die Kocher’sche temporäre Aufklappung beider Oberkiefer in 
den gebräuchlichsten chirurgischen Handbüchern und Operationslehren 
als eine überaus blutige bezeichnet wird. Heißt es doch auch im 
Handbuche der praktischen Chirurgie von v. Bergmann, v. Bruns 
und v. Mikulicz: »Diese trotz Anwendung aller eingangs besprochenen 
prophylaktischen Maßnahmen« (Öarotisunterbindung usw.) »sehr blu- 
tige Operation hat bisher keine allgemeine Aufnahme finden können«. 
Auch die sehr gute Beschreibung der Operation von v. Esmärch und 
Kowalzig beginnt mit den Worten: »Die sehr blutige Operation 
wird am hängenden Kopfe ausgeführt, nach vorhergegangener Ligatur 
der Carot. ext. und Morphium-Chloroformnarkose von einer Tracheo-: 
tomiewunde aus«. | 

Nun haben wir aber in unserem Falle die Erfahrung machen 


19* 


580 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


können, daß die Kocher’sche Voroperation als solche weniger blutig 
ist als jede einseitige totale Oberkieferresektion, und daß es bei ent- 
sprechender Lagerung des Pat. vollkommen und unschwer auch ohne 
präventive Oarotisligatur und Tracheotomie gelingt, den Gefahren der 
Blutung durch Tamponade in wirksamer Weise entgegenzutreten und 
dabei dem Pat. doch die Wohltat einer vollkommenen Narkose zuteil 
werden zu lassen. Auch in den übrigen Fällen (Lavise, Hertle, 
‘ Payr, Hofmann), wo auf die Ligatur der Oarotiden verzichtet wurde, 
war die Blutung, wenn sie von einigen Operateuren auch als eine sehr 
starke bezeichnet wurde, doch immer durch Tamponade zu stillen und 
hat keine üblen Folgen gehabt. Payr hebt sogar hervor, daß in 
seinem Falle »die Blutung eine durchaus mäßige und leicht zu be- 
herrschende war«. 

Die Befürchtung einer zu starken Blutung mit ihren Gefahren 
veranlaßte mehrere Operateure vor der Ausführung dieser Operation 
zu prophylaktischen Maßnahmen. 

So suchten Kocher, Depage und Enderlen die Blutung durch 
(temporäre) Unterbindung beider äußeren Carotiden zu beschränken. 
Enderlen leistete die Ligatur auch vortreffliche Dienste, während es 
in dem Falle Depage’s bei der Abschälung des Tumors von der 
Basis cranii und den oberen Halswirbeln trotz Unterbindung zu hef- 
tigerer Blutung kam. Die starke Blutung bei Kocher ist wohl der 
Rose’schen Lage, dem »hängenden Kopfe« zuzuschreiben, weshalb 
Kocher auch von dieser entschieden abrät. Ennderlen operierte in 
der Kocher’schen Schräglage mit erhöhtem Kopfe und war damit 
sehr zufrieden. Streissler hatte es trotz der Ligatur der linken 
Carotis ext. bei hauptsächlich linksseitigem Sitze des Tumors schon 
bei der Voroperation mit einer überaus heftigen Blutung zu tun, deren 
Stillung die Operation sehr in die Länge zog. In dem Falle Garre's 
wurde nur eine Fadenschlinge um das Gefäß geführt, um bei stärkerer 
Blutung angezogen zu werden; die Blutung wird.als nicht besonders 
stark bezeichnet. Depage, Hertle, Hofmann und v. Bergmann 
tracheotomierten ihre Pat. und führten Tamponkanülen ein. 

In unserem Krankenhause wurde von der präliminaren Unter- 
bindung der Carotis ext. zu wiederholten Malen mit bestem Erfolge 
Gebrauch gemacht. Nur in einem Falle, einer Exstirpation des Gan- 
glion Gasseri nach Krause, allerdings bei einem 73 Jahre alten 
Manne, hatte sie die von Hertle geschilderten üblen Folgen. Auch 
die Fowler’sche Umschlingung der Carotis communis mit mehrfachem 
Jodoformdochte und leichtem Anziehen desselben leistete uns in einem 
Falle von rechtsseitiger Oberkieferresektion wegen Karzinom vorzüg- 
liche Dienste, ohne bei der schon betagten, 66 Jahre alten Pat. irgend- 
welchen Schaden anzurichten. Trotzdem wollte mein Chef unseren 
Pat. nicht von vornherein ohne zwingenden Grund der doch immerhin 
nicht gleichgiltigen temporären Unterbindung beider Carotides ext. oder 
gar den Gefahren, die jede Tracheotomie mit sich bringt, aussetzen 
und operierte ohne diese prophylaktischen Maßnahmen in der Kocher- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 581 


schen Schräglage, der wir gerade bei dieser Operation besondere 
Wichtigkeit beimessen, und die wir deshalb auch angelegentlichst emp- 
fehlen, weil sie sowohl in bezug auf Aspirationsgefahr als auch Blu- 
tung überhaupt überaus günstige Verhältnisse schafft und für den 
Operateur sehr bequem ist. | 

Der Verlauf der Operation rechtfertigte dieses Verhalten in jeder 
Beziehung. 

Eine prophylaktische Maßnahme zur Verhinderung der Aspiration 
bei dieser und ähnlichen Operationen verdient gewiß alle Beachtung; 
es ist dies die perorale Intubation nach Kuhn; sie kann nötigenfalls 
auch während der Operation rasch ausgeführt werden. 

In unserem Falle — Hertle und Streissler passierte das gleiche 
— heilte der getrennte weiche Gaumen nicht vollständig zu; es ent- 
stand an der Grenze des harten und weichen Gaumens ein kleiner 
Defekt, der eine kleine Nachoperation erfordert und gewiß nicht 
schwer in die Wagschale fällt. Depage hat in dem einen seiner Fälle 
den weichen Gaumen überhaupt erst nach 6 Wochen genäht, damit 
das Wundbett bei der Nachbehandlung besser zugänglich sei. Wir 
glauben aber, daß wegen narbiger Verkürzung des Gaumensegels doch 
immer die primäre Vereinigung anzustreben sei. 

Über die mit dieser Operation erzielten Dauererfolge läßt sich, 
da sie bisher noch so selten ausgeführt wurde, und überdies die End- 
resultate nur weniger Fälle bekannt sind, vorläufig wenig sagen. — 
Der Pat. Streissler’s (Sarkom) starb nach mehreren Monaten an 
einem ausgebreiteten Rezidiv an der Schädelbasis. Der Pat. Hertle’s 
(Fibrom) wurde nach 3 Jahren von Hofmann wegen Rezidiv nach 
der gleichen Methode wieder operiert, und sie ergab auch diesmal ein 
gleich gutes funktionelles und kosmetisches Resultat. — So viel läßt 
sich aber gewiß sagen, daß sie die beste Vorbedingung zur Dauer- 
heilung die beste Möglichkeit einer radikalen Exstirpation der bös- 
artigen Geschwülste des Nasen-Rachenraumes und der Schädelbasis 
ohne die geringste Entstellung bietet und, was die Zugänglichkeit des 
Operationsfeldes anbelangt, nur noch von einer Voroperation, der 
temporären Aufklappung beider Oberkiefer mit gleichzeitiger Auf- 
klappung der ganzen Nase gegen die Stirn, übertroffen wird. Dieser 
»geradezu riesenhafte« Eingriff wurde bisher erst einmal von v. Berg- 
mann mit dem besten Erfolge für den Kranken (8jährige Rezidiv- 
freiheit) ausgeführt, nachdem nach der früher mittels einfacher tem- 
porärer Oberkieferresektion vorgenommenen Exstirpation ein Rezidiv 
an der Schädelbasis aufgetreten war (Pinkus). 

Aus der Arbeit von Pinkus, welche die Erfahrungen über 18 
in der Klinik v. Bergmann’s nach verschiedenen Operationsmethoden 
behandelte Fälle von Nasen-Rachentumoren berichtet, geht hervor, 
daß gerade die Fälle, welche nach sehr eingreifenden, das Operations- 
feld ausgiebigst freilegenden Methoden operiert wurden, rezidivfrei 
geblieben sind, obwohl gerade diese die am meisten vorgeschrittenen 
Fälle waren. 


582 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


Dieser Umstand spricht gewiß auch zugunsten der Kocher’schen 
Methode, und es wäre nur zu wünschen, daß sie im Interesse der 
Dauerheilung dieser Pat. öfter als bisher und so frühzeitig als nur 
möglich Anwendung fände und nicht nur erst dann in ihre Rechte 
träte, wenn es gilt, nach anderen Operationsmethoden entstandene Re- 
zidive zu beseitigen. 

Literatur. 

Kocher, Chirurgische Operationslehre. 5. Auflage. 1907. p. 578. 

Otto Lanz, Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XXXV. p. 423. 1893. 

Falkenberg, Wratsch 1895. Nr. 33. (Referat.) 

Depage, Extrait du bull. publié par la soc. roy. des scienc. méd. et nat. de 
Bruxelles, séance du 1. janvier 1897. 

Depage, Bull. de l'acad. royale de méd. de Belgique 1898. Nr. 5. 

Lavisé, IV. Congrès de la société belge de chirurgie 1898. 

Payr, Archiv für klin. Chirurgie Bd. LXXII. Hft. 2. 

Hertle, Archiv für klin. Chirurgie Bd. LXXII. Hft. 1. 

Enderlen, Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. LXXIV. p. 517. 

Stenger, Deutsche med. Wochenschrift 1905. Nr. 13. 

Pinkus, Archiv für klin. Chirurgie Bd. LXXXII. p. 110. 


Hofmann, Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1907. 
p. 191. ` 

v. Bergmann, v. Bruns und v. Mikulicz, Handbuch der praktischen 
Chirurgie. 2. Auflage. Bd. I. p. 776. , 

v. Esmarch und Kowalzig, Chirurgische Technik. 3. Auflage. Bd. III 
und IV. p.36. 

F. Kuhn, Die Operation der Nasen-Rachentumoren mittels peroraler Intu- 
bation. Fischer’s med. Buchhandlung (F. H. Kornfeld) 1906. 


II. 


Aus der chirurgischen Klinik der militärmedizinischen Akademie 
zu St. Petersburg. Vorstand: Geh.-Rat Prof. M. Subbotin. 


Behandlung knöcherner Ellbogengelenksankylosen 
mittels Überpflanzung von ganzen Gelenken‘. 
Vorläufige Mitteilung. 

Von 
Dr. P. Buchmann, 


I. Assistent der Klinik. 


ie Behandlung der knöchernen Ankylose im Ellbogengelenke stellt 
bis heutzutage für Patient und Arzt eine schwer zu lösende Auf- 
gabe dar. 

Typische Resektion, orthopädische Resektion (Osteotomia trochlei- 
formis nach Defontaine, Arthrolysis nach Wolff), Einpflanzung 
verschiedenartiger Fremdkörper und Gewebsteile (Muskel- und Sehnen- 
lappen nach Verneuil-Helferich, Fettlappen — Schanz, Haut- 


1 Vortrag, gehalten in einer Sitzung der russischen Pirogow'schen chirurgi- 
schen Gesellschaft zu St. Petersburg am 12./25. März 1908. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 583 


lappen — Gluck, Periostlappen — Hofmann, Knorpelplatten — 
Weglowsky, Elfenbein — Gluck, Magnesiumblech — Pupovac) —, 
alle diese Methoden wurden vorgeschlagen und erprobt, und keine 
von ihnen ist zum Allgemeingut erwachsen. Die schlimmen Aus- 
gänge — Rückfälle der Versteifung, sogar Ausbildung von passiven 
Schlottergelenken — waren nämlich bei keiner der Methoden allzu 
selten, und die spärlichen hier und da erzielten Erfolge in solchem 
Mißverhältnis zur Mühe und enorm schmerzhaften Nachbehandlung, 
daB viele Chirurgen eine feste Ankylosierung in bequemster Stellung 
den Mobilisierungsversuchen vorziehen. 

Dennoch werden seit den bekannten Gluck’schen Arbeiten von 
Zeit zu Zeit neue Vorschläge laut, deren einzelne Erfolge freilich 
mehr auf günstigen Verhältnissen der betreffenden Fälle, als auf wirk- 
lichen Vorzügen der neuen Methoden beruhen. 

Einen prinzipiell neuen Weg glaube ich bei den zwei von mir 
operierten knöchernen Ellbogengelenksankylosen betreten zu haben, 
indem ich ganze geschlossene Gelenke in die Resektionswunde der 
Knochen einpflanzte. 





Fig. 1. Punktierte Linie zeigt Fig. 2. Punktierte Linie zeigt 
Schnittführung der Knochen en face. Schnittführung der Knochen en ?/,. 


-Die dauerhaften Erfolge, welche von verschiedener Seite mittels 
Überpflanzung langer Röhrenknochen erzielt sind, legten schon den 
Gedanken nahe, auch ganze Gelenke zu transplantieren. Als Uber- 
pflanzungsobjekt wählte ich das I. Metatarsophalangealgelenk, welches 
bei genügender Größe und Festigkeit ziemlich breite Streck- und 
Beugebewegungen gestattet, während es lateral fast unverschieblich ist. 

Dieses Gelenk wurde bei zwei Pat. transplantiert, wie aus nach- 
stehenden Krankengeschichten zu ersehen ist. 


584 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


Fall I. G. K., jüdisches Mädchen, 14 Jahre alt. Familienanamnese ohne 
Belang. Im 8. Lebensjahre hat sie ein schweres Trauma erlitten, wonach das 
rechte Ellbogengelenk erkrankte und nach fast 2 Jahren vollständig steif wurde. 

Status praesens: Gut entwickeltes, im übrigen ganz gesundes Mädchen; rechter 
Ellbogen in einem Winkel von 150° fixiert, weder aktiv noch passiv im geringsten 
beweglich, auch Pro- und Supination unmöglich; Muskulatur des rechten Ober- 
armes atrophisch, Handgelenk und Finger normal beweglich, Haut und Weichteile 
über dem erkrankten Gelenk normal. Im Röntgenbild ist eine vollständige knöcherne 
Ankylose zu sehen. 

Operation am 15. Oktober 1907 in Chloroformnarkose und künstlicher Blut- 
leere. Längsschnitt nach Park-Langenbeck bis zur Tricepssehne und dem 
Olecranon etwas unterhalb des Gelenkspaltes. An der Außenseite des Olecranon 
werden alle Weichteile in der Längsrichtung durchtrennt und mit einem Raspa- 
torium nach innen verschoben (Tricepssehne, Kapselreste, Periost). In der Höhe 





Fig. 3. Röntgenphotographie des rechten Ellbogengelenkes 8 Wochen nach der 
Operation. Eine knöcherne Verwachsung an beiden Knochenstücken ist eingetreten. 
Die Gelenkfacette der I. Phalange ist leicht zu sehen. 


des Gelenkspaltes wird das Olecranon mit einem Meißel durchtrennt und ganz 
entfernt, dann die lateralen Kapselreste durchschnitten und die knöcherne Ver- 
bindung zwischen Humerus, Ulna und Radius durchtrennt. Jetzt konnte das 
Gelenk spitzwinklig gebeugt werden, und in dieser Lage wurden in den Arm- 
knochen die Nischen ausgemeißelt, welche zur Aufnahme des einzupflanzenden Ge- 
lenkes bestimmt waren. Zuerst wurde eine Nische in der Trochlea angefertigt, 
und zwar so, daß ihre Breite nach vorn zunahm, nach oben abnahm; dann wurde 
von der unteren Humerusepiphyse ein 3—4 mm dickes Stück abgetragen und auf 
diese Weise ein breiter Zugang zur vorderen Gelenkfläche geschaffen. Von hier 
aus wurde mit Meißel und Raspatorium der Ansatz der M. brachialis internus an 
den Processus coronoideus abgetrennt und in der Ulnaepiphyse eine viereckige 
Nische ausgemeißelt, wohin das Stück Halluxphalange passen sollte. Zuletzt wurde 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 585 


das Radiusköpfchen abgetragen und die Ulna vom Radius auch gänzlich ab- 
. getrennt. 

In die so vorbereitete Nische wurde das inzwischen in toto extrakapsulär rese- 
zierte, uneröffnete I. Metatarsophalangealgelenk hineingebracht, welches dem linken 
Fuße der Kranken entnommen war. In der Resektionswunde des Ellbogens wurde 
dieses Gelenk in der Weise gelagert, daß die Plantarfläche nach hinten, die Dorsal- 
fläche nach vorn kam, das Metatarsalstück in die Humerusnische, das Phalangeal- 

- stück in die Ulnanische eingeschoben wurde. Darauf keine Knochennaht, Schließung 
der Wunde der Weichteile und Gipsverband bei gestrecktem Ellbogen. (Die Wunde 
am Fuße wurde einfach zusammengenäht und verbunden.) 

Verlauf glatt; beim ersten Verbandwechsel ca. 3) ccm blutig-seröser Flüssig- 
keit entleert. Am 21. Tage wird in Chloroformnarkose der Gipsverband abge- 
nommen und durch einen neuen, diesmal in spitzwinkliger Stellung angelegten 
Verband ersetzt. Am 33. Tage Gipsverband endgültig entfernt und wegen einer 
bestehenden Fistel Bier’sche Stauung eingeleitet; bei dieser Behandlung schloß 
‘ sich die Fistel innerhalb 5 Wochen. Jetzt, Ende Dezember, wurde mit passiven 
Bewegungen und Massage begonnen. Aktive Bewegungen seit Abnahme 
-es Gipsverbandes schmerzlos innerhalb 30° möglich. Mitte Januar 1908 
hat die Kranke Bewegungsübungen auf orthopädischen Maschinen begonnen. 

Durch mehrere Röntgenaufnahmen werden folgende Verhältnisse sichergestellt: 
1) ist das eingepflanzte Gelenk in seiner Nische fest eingeheilt; 2) ist dieses Gelenk 
funktionsfähig geblieben, und bei Beugung resp. Streckung des Ellbogens erfolgen 
die Bewegungen eben in diesem Gelenk; 3) der Erfolg wird etwas beeinträchtigt 
durch die Knochenneubildung an der Humerusepiphyse; es soll hier also künftig- 
hin mehr Knochensubstanz reseziert werden. 





Fig. 4. Röntenphotographie des linken Ellbogengelenkes 101/3 Wochen nach der 
Operation. Die Gelenkspalte ist gänzlich zu sehen. 


Fall II. Die zweite Kranke, ein litauisches Mädchen, 19 Jahre alt, wurde 
am 5. September 1907 in die Klinik aufgenommen. Gut entwickelt und stets 
gesund gewesen; im Oktober 1906 geriet sie bei der Arbeit in ein Maschinenrad, 


19+* 


586 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


wobei eine komplizierte Fraktur im Bereiche des linken Ellbogengelenkes und eine 
breite Hautabreißung daselbst entstanden ist. Nach längerer Krankheitsdauer, 
wobei Sequester abgestoßen wurden, bildete sich eine knöcherne Ankylose im 
Winkel von über 150° aus. Pro- und Supination unmöglich. Die ganze Vorder- 
fläche des unteren Drittels des Oberarmes und des oberen Drittels des Vorder- 
armes teils narbig, teils noch granulierend. 

Anfang Dezember 1907 war die Wunde vernarbt, und am 13. Dezember wurde 
die Gelenküberpflanzung wie im ersten Fall ausgeführt. Es wurde aber mehr 
Periost vom Humerusende abgetragen. Verlauf nur insofern gestört, als ein Hä- 
matom entstanden war. 

Erster Gipsverband in gestreckter ‚Stellung nur 11 Tage getragen, alsdann 
in Chloroformnarkose neuer Gipsverband im Winkel von 70° für 6 Wochen. Nach 
Abnahme des Verbandes aktive, völlig schmerzlose: Bewegungen inner- 
halb 20—30°. 

Wegen der bestehenden Fistel Stauungsbinde angelegt, was einen raschen 
Schluß der Fistel (2 Monate nach der Operation) zur Folge hatte. Leider sind in 
diesem Falle Massage und Gymnastik wegen der ausgedehnten, leicht einreißenden 
Narbe der Weichteile nicht anwendbar; dennoch sind schon jetzt, also 3 Monate 
nach der Operation, aktive Streck- und Beugebewegungen innerhalb 60° (Beugung) 
und 130° (Streckung) möglich. 

Beide Kranke konnten 2 Monate nach der Operation schmerzlos auf den 
operierten Fuß auftreten und gehen seitdem ganz fest und unbehindert herum. 


Meine Schlußsätze sind folgende: 

1) Die Transplantation und die Einheilung von ganzen, uneröff- 
neten, dem Kranken selbst entnommenen Gelenken sind möglich und 
zweckmäßig, ebenso wie die Überpflanzung von langen Röhrenknochen. 

2) Die Transplantation des I. Metatarsophalangealgelenkes in die 
Resektionswunde eines ankylosierten Ellbogengelenkes kann die Be- 
weglichkeit im letzteren Gelenk wieder herstellen. 

3) Nach Leichenexperimenten scheint der Park-Langen- 
beck’sche und Kocher’sche Schnitt für diese Operation der ge- 
eignetste zu sein. 

4) Das Gelenk zwischen Emirientia capitata humeri und dem 
Radiusköpfchen soll dabei breit reseziert werden. 

5) Eine Knochennaht ist für diese Operation überflüssig. 

6) Der erste Verband in gestreckter Stellung soll durch den 
zweiten in Beugestellung nicht.vor 15 Tagen ersetzt werden. 

7) Aktive sowie passive Bewegungen im überpflanzten Gelenk 
gehen schmerzlos vor sich, soweit es die kontrakturierte Muskulatur 
gestattet. >. 

8) Die beschriebene ganz ` ‘neue Methode kann mit Recht den 
besten existierenden Behandlungsmethoden der knöchernen Ellbogen- 
gelenksankylosen (vielleicht auch Schlottergelenk) an die Seite gestellt 
werden. 

9) Die Resektion des I. Metatarsophalangealgelenkes übt keinerlei 
schädliche Folgen auf die Funktion des Fußes aus. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 587 


1) L. la Roy. Étude anatomo-pathologique et clinique de 


la tuberculose à masque pseudo-leucémique. 
(Arch. intern. de chir. 1907. Fasc. 6.) 

Für die Erkennung der unter dem Bilde einer Pseudoleukämie 
verborgenen tuberkulösen Erkrankungen läßt sich differentialdiagnostisch 
verwerten: das nur der Tuberkulose eigentümliche Fieber, die früh- 
zeitige Härte der Lymphome, welche jeder therapeutischen Beein- 
flussung, auch der Wirkung der Röntgenstrahlen trotzen, die Leuko- 
cytose bei Tuberkulose, die Lymphocytose bei Pseudoleukämie, das 
Fehlen der hämorrhagischen Diathese und der Augenhintergrunds- 
veränderungen. In unklaren Fällen Probeexzision und histologische 
Untersuchung. 

Während bei der Pseudoleukämie jeder .chirurgische Eingriff 
kontraindiziert ist, muß die Abtragung tuberkulöser Geschwülste, so- 
lange der Prozeß lokalisiert ist, in allen Fällen angeraten werden. 

Bevenstorf (Hamburg). 





2) Risacher. Du thymol camphre comme agent de fonte 
des fongosites tuberculeuses. 
These de Paris, @. Steinheil, 1907. 

Die Arbeit des Verf.s gibt eine Beschreibung der in der Abtei- 
lung von Menard in Berck-sur-Mer angewendeten Injektionsmethode 
tuberkulöser Abszesse. Hierzu wird der Thymolkampfer benutzt, den 
man darstellt, indem man 1 Teil Thymol mit 2 Teilen Kampfer mischt 
und leicht erwärmt; es bildet sich eine dickliche, in Wasser unlös- 
liche, in fetten Ölen, Alkohol, Äther und Chloroform leicht lösliche 
Flüssigkeit, von 0,967 spez. Gewicht. Man spritzt hiervon 2—4 ccm 
in größere, 1 ccm in kleinere Abszesse ein, indem man darauf achtet, 
keine Vene anzustechen und die Flüssigkeit nur unter leichtem Drucke 
ausfließen zu lassen. Das Mittel bewirkt eine Verflüssigung der 
tuberkulösen Fungositäten, ist stark antiseptisch und viel weniger giftig, 


als das zu demselben Zwecke empfohlene Naphtolum camphoratum. 
E. Toff (Braila). 





3) C. Kraemer. Zur Tuberknlinnachbehandlung der chir- 
urgischen Tuberkulose. 
(Med. Klinik 1908. p. 128.) 

Nach abgeschlossener chirurgischer Behandlung eines Tuberkulose- 
falles (Knochen-, Gelenk- Halsdrüsentuberkulose) ist mit Hilfe von 
Tuberkulineinspritzungen zu prüfen, ob noch mehr tuberkulöse Herde 

\im Körper vorhanden sind. Die örtliche Tuberkulinreaktion wird 
ihren Sitz anzeigen. Besonders sind diese Nachforschungen bei Ju- 
gendlichen nötig. K. geht dabei von der Annahme aus, daß die 
späteren tuberkulösen Leiden solcher Kranken nicht auf Neuinfek- 
tionen beruhen, sondern mit der früheren chirurgischen Tuberkulose 
in Zusammenhang stehen, daher rechtzeitig aufgefunden und durch 

% 


588 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


Tuberkulin geheilt werden könnten. Zwei »Leitfälle« sind mitgeteilt. 
Die Möglichkeit, einen örtlich behandelten Tuberkulösen vor dem 
weiteren Ausbruch und vor der Übertragung des Leidens auf Gesunde 
zu behüten, ist jedenfalls gegeben. Georg Schmidt (Berlin). 





4) F. Orthner. Das Wesen der Avidität der Zellen zu den 
Nährstoffen und die Entstehung der Geschwülste aus ver- 


lagerten Keimen. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


5) F. Orthner. Wachstum und Weachstumsstillstand gut- 
artiger und bösartiger Geschwülste. (Aus der v. Eisels- 


berg'schen Klinik. 
(Ibid. Nr. 45.) 


6) P. Ehrlich. Bemerkungen zu obigen Aufsätzen. 
(Ibid. Nr. 49.) 

Für die Proliferation der Zellen bestehen nach ©. drei Grund- 
bedingungen: genügende Blutversorgung, Avidität der Zellen zu den 
Nährstoffen, Fähigkeit der Zellen, die Substanzen im Sinne der Pro- 
liferation zu verwerten. Indem er annimmt, daß die Avidität der 
Zellen zu den Nährstoffen auf dem Vorhandensein chemischer Spann- 
kräfte beruht, kommt Verf. weiter zu dem Schluß, daß mit dem 
Altern des Individuums die Avidität abnimmt, bis schließlich ein Weiter- 
leben unmöglich ist. 

Normalerweise halten sich die verschiedenen Zellen des Körpers 
in bezug auf Avidität das Gleichgewicht; zu größeren Störungen müsse 
es aber kommen, wenn in einer Gruppe der Spannkräfteumsatz län- 
gere Zeit gehemmt sei. Solche Umstände seien z. B. durch Verlage- 
rung von Zellen gegeben; hier könne es zu relativer Steigerung der 
Avidität und vermehrter Ausnutzung der aufgenommenen Nährstoffe 
zum Zwecke der Proliferation kommen. 

Zwischen gut- und bösartigen Neubildungen besteht nur ein quan- 
titativer Unterschied. 

E. weist zunächst darauf hin, daß er sowohl wie Albrecht 
schon vor 2 und 3 Jahren die Bildung der Geschwülste auf eine 
Differenz der Avidität ihrer und der übrigen Zellen zurückgeführt 
haben. Dann tritt er der O.’schen Vermutung entgegen, daß sich auch 
der Übergang transplantierter Karzinome in Sarkome durch seine 
Hypothese erklären lasse. Benner (Breslau. 





7) J. Hofbauer. Experimentelle Beiträge zur Karzinom- 
frage. (Aus der Königsberger Frauenklinik.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 41.) 


Durch Untersuchungen am schwangeren Uterus kam Verf. zu der 
Ansicht, daß die Langhans’schen Elemente ihren destruktiven Cha- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 589 


rakter durch hochaktive, eiweißspaltende Fermente erhalten, die sie 
nicht nur zur Aufnahme von Nährmaterial, sondern auch zur Auflösung 
(Verdauung) und Ersetzung materner Gewebe befähigen. Es tauchte 
nun der Gedanke auf, ob es sich bei den karzinomatösen Neubildungen 
um ähnliche Vorgänge handelt. Wenn auch da Fermente tätig sind, 
mußten die entstandenen Zwischen(Spalt-)produkte nachzuweisen sein. 
Diese will H. auch bei mehreren Mammakarzinomen gefunden haben 
und schließt auf abnorme Fermentvorgänge. Auch durch andere 
Autoren ist der Ablauf intensiver enzymatischer Prozesse im Karzinom- 
gewebe sichergestellt. Es müßte also dann möglich sein, durch Fer- 
mente bzw. Antifermente Wucherungsvorgänge zu erzeugen, bzw. zu 
hemmen. Ersteres ist H. durch Trypsininjektionen am Kaninchenohre 
gelungen; mit Hemmungsversuchen, die er schon vor 3 Jahren an- 
regte, ist er zurzeit beschäftigt. 

Durch die Bier’schen Versuche sah sich H. veranlaßt, seine bis- 
herigen Resultate und Anschauungen schon jetzt zu veröffentlichen. 

Renner (Breslau). 


8) B. W. Babcock and G. E. Pfahler. A conservative 


treatment of sarkoma. 
Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 2.) 

Verff. bringen eine recht beachtenswerte Mitteilung über die Er- 
folge der konservativen Behandlung bösartiger Sarkome, das sind die 
periostogenen Sarkome der langen Röhrenknochen, die Melano- und 
Rundzellensarkome, die im allgemeinen rasch zum Tode führen und 
auch der eingreifendsten chirurgischen Therapie trotzen, zumal das 
Operationstrauma selbst zu neuen Rezidiven in den Narben prädis- 
poniert. Die Kachexie und der frühzeitige Tod der Pat. ist weniger 
durch die Geschwulstentwicklung an sich bedingt, als durch den Unter- 
gang und die Nekrose der Geschwulstzellen, die außerdem durch 
Röntgenstrahlen, Pyoktanin, Methylenblau und gewisse Toxine in 
therapeutisch günstigem Sinne beeinflußbar sind. Demzufolge stellen 
die Autoren für die Therapie der oben erwähnten Sarkome neue In- 
dikationen auf. Bei der Aussichtslosigkeit hoher Amputationen und 
Exartikulationen nach den Statistiken Butlin’s, Coley’s und 
Morel’s, bei der hohen Sterblichkeitsziffer dieser Operationen und 
der Gefahr der Narbenrezidive halten Verff. die Amputation nur dann 
für gerechtfertigt, wenn das zu amputierende Glied durch die Neu- 
bildung völlig funktionsfähig geworden ist. In allen anderen Fällen 
soll sich der Chirurg mit der subkapsulären Enukleation begnügen, 
die die lokalen Druckerscheinungen, die Verunstaltungen und die 
Kachexie infolge der Geschwulstnekrose behebt. Nach der Enuklea- 
tion soll die Kapsel mit aseptischer Gaze austamponiert werden, nach- 
dem sie vorher mit einer 5%igen Pyoktaninlösung bepinselt worden 
ist. Bei starken Blutungen infolge von Nekrosen des Sarkoms sollen 
terpentingetränkte Kompressen von Vorteil sein, bei jauchigem Zerfall 
wird reine Karbolsäure und nachfolgende Alkoholbepinselung, bzw. 





590 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


33 %ige Zinkchloridlösung empfohlen; bei oberflächlichem Zerfall ge- 
nügt Pikrinsäure. Statt des Pyoktanin kann auch Methylenblau ver- 
wendet werden, das ebenso wie Pyoktanin nicht allein antiseptisch 
und desodorisierend wirkt, sondern auch infolge seiner fluoreszierenden 
Fähigkeiten die Röntgenbestrahlung unterstützt, die nach der Einwir- 
kung der chemischen Agentien einsetzen soll. Es werden harte Röhren 
in einer Entfernung von 30 cm für 20—50 Minuten verwendet. Die 
Behandlung soll täglich ausgeübt und monatelang fortgesetzt werden, 
wenn der Pat. die unter allen Vorsichtsmaßregeln ausgeführte Be- 
strahlung verträgt. Neben der lokalen Behandlung soll eine allgemein 
roborierende einhergehen, event. kann auch Methylenblau, Chinin oder 
Fluorescin innerlich gegeben werden. In recht verzweifelten Fällen 
könnte man noch einen Versuch mit Coley’s Toxingemischen machen, 
das jedoch nach Coley selbst nur in 10% der Fälle Erfolge zeitigt, 
und dessen Verwendung recht viele Übelstände mit sich bringt. 
Trypsin und Doyen’s Serum waren ohne Erfolg. 

Sechs ausführlich geschilderte, zum Teil illustrierte Fälle, in denen 
es sich teilweise um Rezidive handelte, sollen die Erfolge der oben 
dargelegten konservativen T'herapie zeigen. Strauss (Nürnberg). 





9) E. v. Graff. Experimentelle Beiträge zur Erklärung der 
Wirkungsweise der Bier’schen Stauung. (Aus dem Inns- 
brucker hygienischen Institut und der Innsbrucker chirur- 


gischen Klinik.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 6.) 

Nach den Ergebnissen der in dieser vorläufigen Mitteilung kurz 
erwähnten Versuchsreihen beruht die Heilkraft des Stauungsödems 
weder auf einer rein humoralen bakteriziden noch auf einer antitoxi- 
schen Wirkung, sondern auf seiner Fähigkeit, die leukocytäre Phago- 
cytose in hohem Grade zu fördern. Ob dies auf dem Gehalte des 
Ödems an Stimulinen, Opsoninen oder Bakteriotropinen beruht, will 
Verf. nicht entscheiden. Kramer (Glogau). 


10) G. Fichera. Ancora sul meccanismo d’azione dell’ iper- 


emia da stasi nelle infezioni. 
(Policlinico 1908. Nr. 1 u. 2. Sez. chir.) 

Auf Grund weiterer ausführlich mitgeteilter Experimente an 
Meerschweinchen (s. Referat im Zentralblatt für Chirurgie 1907 p. 333) 
kommt Verf., teilweise in Übereinstimmung mit den Beobachtungen 
von Heyde, Maragliano, Axamit, Riedl, Rosenberger und 
Tarantine, zu nachstehenden Schlüssen: 

Die Injektion tödlich wirkender Mengen virulenter Bakterien wird 
unwirksam, wenn in Gegenden injiziert wird, die vorher der Stauung 
unterworfen waren; das durch die Stauungshyperämie bedingte Trans- 
sudat hat keinerlei stärkere bakterizide Wirkung; die Stauungshyper- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 591 


ämie bildet ein mechanisches Hindernis für den Übergang pathogener 
Bakterien in den Kreislauf und hindert so das Eintreten von 
Septhämie. In infizierten Gegenden findet unter dem Einfluß der 
Stauungshyperämie reichliche Leukocytenauswanderung und Phago- 
cytose sowie rasche Bindegewebsneubildung statt. Das Zeitintervall, 
in dem nach akuter Infektion die Bier’sche Methode noch wirksam 
ist, ist relativ beschränkt. Bakterientoxine (Tetanus) werden durch 
die Stauungshyperämie nicht beeinflußt. 

Ein ausführliches Literaturverzeichnis, das die Arbeiten von 1906 
und 1907 umfaßt, ist der Arbeit beigegeben. Strauss (Nürnberg). 





11) F. Riedl. Erfolgreiche Anwendung gefäßerweiternder 
Einspritzungen. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 

Auf einer zufälligen Beobachtung fußend, hat R. Warzen durch 
Injektion gefäßerweiternder Lösungen, speziell von Nebennieren- 
präparaten, dauernd beseitigen können. Die Injektionen müssen in 
die Haut, nicht in das Unterhautzellgewebe, stattfinden. An die 
kurzdauernde Anämie schließt sich eine längere Hyperämie, nach 
deren Ablauf immer wieder eine neue Injektion gemacht werden muß, 
bis die allmählich kleiner werdende Warze ganz verschwunden ist. 
Experimentell hat R. dann bei künstlich erzeugten Entzündungen den 
günstigen Einfluß vorhergehender Injektionen nachgewiesen. Dagegen 
waren solche wirkungslos bei Wucherungen der Haut, wie Fibromen, 
Naevis. R. schließt aus diesen beiden Tatsachen, daß auch die Warzen 
chronisch entzündlichen Ursprunges sein müssen und wird darin be- 
stärkt durch die für ihn feststehende Übertragbarkeit, für die er Bei- 
spiele (Mensch— Kuh— Mensch) beibringt. Auch bei vier Fällen von 
Ulcus rodens hatte er anscheinend gute Erfolge, will aber ein defini- 
tives Urteil noch nicht abgeben. Bei Furunkeln will er mit den In- 
jektionen eine Abortivkur im Frühstadium versuchen, und auch Kon- 
dylome solchen Versuchen unterziehen. Renner (Breslau). 





12) J. D. Bryant. Some unclassified dangers in anesthesia. 
(New York med. record 1907. Dezember 28.) 
13) R. Reyburn. Prevention of death during anesthesia by 
chloroform and ether. 
(Ibid. 1908. Januar 18.) 
14) D. Loree. Ether anesthesia. 
(Ibid. Februar 29.) 

Ohne wesentlich neue Gesichtspunkte zu enthalten, beweisen obige 
drei kurze hintereinander aus der Feder verschiedener Autoren er- 
schienenen Artikel, wie dringlich überall in den Vereinigten Staaten 
die strikte Forderung ausgesprochen wird, daß jede Narkose von einem 


592 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


in Theorie und Praxis als Anästhesist völlig ausgebildeten approbierten 
Arzt ausgeführt wird. 

Ubereinstimmend wird vor Augen geführt, daß man nicht auf 
Art und Konstruktion der Maske so viel Gewicht legen brauche als 
auf die Kenntnisse des Narkotiseurs. 

B. erinnert sich in ca. 40jähriger Tätigkeit an vier schwere 
Asphyxien, von denen drei vielleicht hätten vermieden werden können, 
wenn das Interesse des Narkotiseurs nicht auch auf die Operation ge- 
richtet gewesen wäre. 

Ein Todesfall trat durch Anurie nach 24 Stunden ein (Äther, 
vergebliche Versuche der Reposition einer Hüftverrenkung.) 

Nach Hewitt sei die verbrauchte Quantität des Betäubungsmittels 
nicht gleichbedeutend mit der absorbierten Menge. Außer dem Ver- 
luste durch die Respiration befindet sich am Ende der Narkose noch 
eine gewisse Menge in den Luftwegen. 

Deshalb sei die genaue Berechnung des verbrauchten Quantums 
bisher nicht ausführbar. 

R. stellt als wesentliche Punkte auf: 

1) Tropfnarkose, 

2) möglichste Abkürzung der Operation, 

3) bei drohender Asphyxie den Pat. sofort so lagern, daß Kopf 
und Oberkörper abwärts geneigt sind. 

Plötzliche Todesfälle könnten dadurch entstehen, daß der Druck 
der Blutsäule in der überfüllten Jugularis und der Vena innominata 
die Öffnung des Vorhofes verhindert. Bei genannter schneller Um- 
lagerung wird der venöse Blutstrom nach dem Kopf abgeleitet und 
die Zirkulation befördert werden. R. beschreibt sehr anschaulich wıe 
er einmal, als ihm keine weitere Hilfe zu Gebote stand, eine Pat. da- 
durch rettete, daß er sie hoch hob und seine Schulter zur Herstellung 
dieser Hängelage benutzte. 

L. hat beobachtet, daß der Verbrauch von ca. 120 ccm Äther per 
Stunde das Normalmaß sei. Bei einer 5!/, Stunden langen Dauer 
wurden einmal 420 g verbraucht. Auf das Auftreten von Azeton sei 
nicht viel Wert zu legen, weil oft gerade in den kürzesten Narkosen 
und bei dem geringsten Atherverbrauch solches nachgewiesen würde. 

Verf. zieht im allgemeinen eine geschlossene Maske vor. 

Loewenhardt (Breslau). 





15) N. Senn. Mediaeval military surgery. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6) 

Eine kurze, recht lesenswerte Übersicht über die Kriegschirurgie 
des Mittelalters. Es werden vor allem die Schußverletzungen und ihre 
mannigfache Behandlungsart erörtert. Gersdorf, Pfolspeundt, 
Braunschweig, Würz, Purmann, Gelman, Hilden und Am- 
broise Pare werden mehr oder minder ausführlich zitiert. Es ist 
bekannt, daß besonders deutsche Wundärzte schon vor Paré die 
Schußwunden nicht als vergiftete Wunden betrachteten und dem- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 593 


entsprechend nur mit harmlosen Mitteln (warmer Milch, Terpentinöl) 
behandelten. Strauss (Nürnberg). 





16) Villaret. Die Handgranate. 50 8. 
Stuttgart, Ferdinand Enke, 1907. 

In den ersten Jahrhunderten der Anwendung von Schußwaffen 
war deren Tragweite eine so geringe, daß in den Schlachten die feind- 
lichen Reihen einander nahe gegenüber traten, es meist zum Hand- 
gemenge kam und es sich durchaus lohnte, Sprenggeschosse anzu- 
wenden, die mit der Hand in die feindlichen Reihen geschleudert 
werden konnten. Es waren das die mit Pulver geladenen Hand- 
granaten, die durch eine Zündschnur zur Explosion gebracht wurden. 
Mit der größeren Tragweite der Gewehre mußten sie allmählich ver- 
schwinden, im Jahre 1800 waren sie fast ganz abgeschafft; nur bei 
Belagerungen (1832 Antwerpen, 1854—1856 Sebastopol) kamen sie wohl 
ausnahmsweise zur Anwendung. Da traten sie plötzlich in der neuesten 
Zeit im mandschurischen Kriege wieder auf den Plan, nicht sowohl 
als vorschriftsmäßige Waffe, sondern zunächst improvisiert, aus ein- 
fachen Blechdosen bestehend, aber nicht mehr wie früher mit Pulver 
gefüllt, sondern mit den furchtbaren Sprengmitteln unserer Zeit, wie 
sie schon vor diesem Kriege die Anarchisten zu ihren Bomben ver- 
wendet haben. Und zwar benutzten die Soldaten sie nun nicht allein, 
wenn auch in besonders reicher Zahl, während der Belagerung und 
Verteidigung von Port Arthur, bei der zu Zeiten die Handgranaten 
die vornehmste Rolle spielten, sondern auch in den Feldschlachten des 
Krieges, bei denen es ja auch oft zum Kampfe Mann gegen Mann 
kam, da sich der Feind in den Stellungen, die er halten wollte, nach 
Möglichkeit verschanzte. Die Wirkung dieser Granaten war eine 
fürchterliche infolge der kolossalen zerstörenden Kraft der verwendeten 
Explosivstoffe. Die Mehrzahl der durch sie Getroffenen erlag entweder 
sofort der Verletzung oder doch bevor sie in ärztliche Behandlung 
kommen konnten. Bei denen aber, die lebend auf den Verbandplatz 
geschafft wurden, handelte es sich meist um Verbrennungen, vielfache 
Hautverletzungen und eine Unmenge winziger stecken gebliebener Split- 
terchen. Das muß natürlich wechseln je nach der Entfernung, in 
welcher die Explosion stattgefunden hat, nach dem Material, aus dem 
die Granate besteht und der Menge und Explosionskraft ihrer Füllung. 

Richter (Breslau). 


17) S. Derüyinsky. Bericht über die Tätigkeit des tempo- 
rären Lazarettes am Golitzynhospital in Moskau während 
des russisch-japanischen Krieges. 


Kurzer Bericht über die operative Tätigkeit im Hospital. Da die 
Verwundeten naturgemäß erst durchschnittlich nach 2—3 Monaten 
nach Moskau kamen, so geben die beschriebenen Fälle und die dies- 
bezüglichen Operationen nur ein Bild von den späteren Folgen der 


594 Zentralblatt für Chirurgie. Ni. 19. 


Kriegsverletzungen. In jeder der zwölf verschiedenen Gruppen von 
Verletzungen sind zunächst die Krankengeschichten ausführlich ge- 
geben und dann eine kurze Zusammfassung über die Erfolge der vor- 
genommenen Operationen, ihre Indikation und die Grundsätze der 
Behandlung. Es kommen im wesentlichen in Betracht Aneurysmen- 
operationen (2), Naht peripherer Nerven, Naht nicht geheilter Frakturen, 
sowie Fisteln nach Schußeiterungen. Die Chirurgie der großen Körper- 
höhlen tritt naturgemäß ganz in den Hintergrund; es sind nur einige 
Empyemfisteln verschlossen worden. Hervorzuheben ist von den Lungen- 
schüssen, daß dieselben zwar im allgemeinen zunächst gut heilten, daß 
aber die Verletzten hauptsächlich wegen Atembeschwerden in das 
Hospital kamen und von hier meist ungeheilt in die Bäder gingen. 
Die Prognose war somit anfangs günstig, später indes wurden die 


Soldaten invalide wegen zurückgebliebener Beschwerden. 
Coste (Breslau'‘. 


18) Fritz König. Die späteren Schicksale difform geheilter 


Knochenbrüche, besonders bei Kindern. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

Verf., dem wir schon eine Reihe wertvoller Anregungen über die 
Behandlung von Frakturen verdanken, kennzeichnet an einzelnen Bei- 
spielen die Wichtigkeit der systematischen Nachuntersuchung geheilter 
Knochenbrüche. Man lernt aus dieser Kontrolle vor allem, bei welchen 
Frakturen man zweckmäßig konservativ oder gleich von Anfang an 
operativ vorgehen soll. Für besonders interessant hält K. es, in ver- 
schieden langen Intervallen difform geheilte Knochenbrüche bei Kin- 
dern zu untersuchen. An Röntgenbildern aus seinem reichhaltigen 
kasuistischen Materiale zeigt er, wie bei Kindern der Callus bedeu- 
tende Unebenheiten ausgleicht und wie das Wachstum große Vor- 
sprünge des alten Knochens abschleift. Die Resorption ist manchmal 
geradezu erstaunlich. Die Röntgenbilder lehren, daß der durch Dis- 
lokation aus seiner Richtung gerückte Schaft, der überflüssig geworden 
ist, im Wachstum zurückbleibt und atrophiert, und zwar hauptsächlich 
durch eine Verminderung des Wachstums in die Dicke und in die 
Länge. Zum Ersatz für die atrophierende Partie entwickelt sich an- 
scheinend der die Funktion übernehmende neue Teil um so kräftiger, 
und es scheint, als ob ein vermehrtes Wachstum hier sogar gewisse 
Differenzen in der Länge ausgleichen kann. Auch die Markhöhle 
stellt sich vielfach selbst bei sehr großen Deformitäten wieder her. 
Das kann natürlich nur durch Resorption des Callus zugleich mit der 
des alten Schaftknochens zustande kommen. Wesentlich ist der 
Nutzen, den die vorliegenden Beobachtungen für die Therapie geben, 
insofern sie sicherlich bei Kindern die Notwendigkeit operativer Ein- 
griffe vermindern. Zu lernen bleibt uns nur, welche Deformitäten bei 
Erwachsenen und Kindern prognostisch ungünstig, und welche harm- 
loser zu beurteilen sind. Zu den ungünstig zu beurteilenden Ver- 
schiebungen gehören Absprengungen ins Gelenk und Verdrehungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 595 


abgebrochener Teile. Bei diesen soll auch auf Grund dieser neuesten 
Studien die Bruchstelle bloßgelegt, genäht oder sonstwie korrigiert 
werden. Dagegen sind die suprakondylären Brüche mit Verschiebung 
nach vorn und hinten und selbst die bisher für schwer zu behandeln 
geltenden verzahnten Oberschenkelquerbrüche konservativer Therapie 
zu unterwerfen, da ihre Prognose eine günstige ist. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.\. 


19) Ware. Radiograms of syphilis of the long bones. 
(Surgery, gynecology and obstetrics VI, 1.) 

Luetische Knochenerkrankungen ergeben im Röntgenbilde so 
charakteristische Symptome, daß das Röntgenbild für Diagnose und 
Prognose der Knochensyphilis von großem Wert ist. An der Hand 
von elf recht guten Röntgenbildern zeigt Verf. die Besonderheiten der 
luetischen Knochenveränderungen. Der produktive Charakter der 
syphilitischen Entzündung ergibt die Dichtigkeit des Schattens, der 
auch bei gummösen Veränderungen an der Peripherie deutlich ist. 
Knochenatrophie ohne gleichzeitige reaktive Veränderungen fehlt. 

Strauss (Nürnberg). 


20) A. le Dentu et P. Delbet. Nouveau traité de chirurgie. 
VI Lesions traumatiques des articulations par Leon Cahier. 
Paris, J. B. Bailliöre & fils, 1908. 

Verf. behandelt im vorliegenden Werke die Verrenkungen, 
Wunden, Kontusionen und Distorsionen der Gelenke. Auch die Ge- 
lenkfrakturen sind berücksichtigt, wenn schon nicht mit der Ausführ- 
lichkeit wie die Verrenkungen, was in der Einteilung des Stoffes be- 
gründet ist. Das mit zahlreichen lehrhaften Abbildungen versehene 
Buch entspricht durchaus den modernen Anforderungen, die man an 
Diagnose und Behandlung dieser besonders durch die Unfallversiche- 
rung wichtig gewordenen Verletzungen zu machen hat. Es steht in 
jeder Hinsicht auf voller wissenschaftlicher Höhe und ist ein brauch- 
bares Nachschlagewerk. Die therapeutischen Maßnahmen sind bei 
jedem einzelnen Trauma ausführlich behandelt, so daß auch der prak- 
tische Arzt, dem solche Verletzungen seltener vorkommen, sich gut 
auch über seltenere Formen orientieren kann. Die Literatur, welche 
sich gerade in letzter Zeit sehr ausführlich mit den Gelenktraumen 
befaßt hat, ist eingehend berücksichtigt, und alle wirklich wertvollen 
Verfahren — wie die Bardenheuer’schen Extensionsmethoden — 
sind in die Besprechung mit einbezogen. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 





21) H. Spitzy. Die Anwendung der Lehre von der Rege- 
neration und Heilung durchschnittener Nerven in der chirur- 


gischen Praxis. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 
Historische und kritische Betrachtungen über Nervennaht und 
Nervenanastomose, entsprechend dem Referate des Verf.s auf der 


596 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


Naturforscherversammlung 1%7. Für die Technik der Naht stellt er 
prinzipielle Forderungen auf. Bei der Anastomosierung betont er 
wieder die Notwendigkeit einer einheitlichen, eindeutigen Nomenklatur, 
für die er schon früher (Zeitschrift für orthopäd. Chirurgie Bd. XIII) 
Vorschläge gemacht hat. Die Grundeinteilung sei kurz erwähnt: Im- 
plantation, Kreuzung, Anastomose. 

Verf. bespricht dann die von ihm und anderen Autoren in den 
verschiedenen Nervengebieten geübte Technik. 

Immer umgibt er die Naht- oder Anastomosenstelle mit steri- 
lisierten Hundearterien, und führt auf diese Schutzmaßregel einen 
nicht geringen Teil der guten Resultate der jüngsten Zeit zurück. 
Einige von ihm angegebene Instrumente erleichtern die Technik. In 
etwa 70% seiner Operationen hatte er positive Erfolge. 

Renner (Breslau‘. 





22) R. Galeazzi. Trattamento meccanico della spondilite 
tubercolare. 
(Archivio di ortopedia Bd. XXIV. Hft. 5 u. 6. 1907.) 

Der Autor geht davon aus, daß die zahlreichen Forschungen und 
Arbeiten des letzten Dezenniums auf dem Gebiete der Behandlung 
der ausgebildeten tuberkulösen Spondylitis keinen wirklichen Fortschritt 
gebracht haben, indem die direkten Einwirkungen auf den Pott’scben 
Buckel, wie sie von Calot (Berc), Redard, Lorenz und Wull- 
stein empfohlen wurden, nicht die von diesen Autoren angegebenen 
Vorteile haben. Insbesondere ist der Nachweis der absoluten oder 
relativen Gefahrlosigkeit für keine der erwähnten Methoden erbracht, 
da sich die Beendigung des akuten Prozesses nicht mit absoluter 
Sicherheit erweisen. läßt, und so die Gefahr des Wiederaufflackerns 
der Erkrankung besteht. Es kommt hinzu, daß sich die Ausdehnung 
des tuberkulösen Prozesses, das Vorhandensein von Abszeßbildung 
trotz des Röntgenbildes klinisch nicht mit der wünschenswerten Sicher- 
heit feststellen läßt. Dazu muß hervorgehoben werden, daß die Ge- 
walteinwirkung auf den Buckel sich trotz aller Vorsichtsmaßregeln 
der Wullstein’schen Methode nicht mit der wünschenswerten Sicher- 
heit dosieren läßt. Endlich werden als Hauptargument gegen das 
direkte Redressement die anatomischen Besonderheiten der tuberkulö- 
sen Wirbelerkrankung und die statischen Verhältnisse der Rücken- 
wirbelsäule betont, die für Extension und Druck am wenigsten zu- 
gänglich und doch in 50% aller Fälle der Sitz der tuberkulösen Er- 
krankung ist. 

Demzufolge bleibt für die tuberkulöse Spondylitis die frühere er- 
probte Behandlung empfehlenswert. Langdauernde Ruhigstellung im 
Lorenz’schen Reklinationsbett bzw. der Sayre’schen Schlinge ist 
während des floriden Stadiums zu empfehlen, später sollen Gips-, 
Zelluloid- und Hessingkorsetts den erzielten Erfolg für die Dauer 
festhalten. Behandlung und sorgfältige Überwachung müssen sich 
über mindestens 5—6 Jahre erstrecken; gleichzeitig ist eine Stärkung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 597 


und Kräftigung des Gesamtorganismus zu erstreben, so daß G. be- 
sondere orthopädische Sanatorien für die an Spondylitis Erkrankten 
fordert, in denen Arzt und Pat. vor allem auch gegen die gefällige 
Nachgiebigkeit gegen die Eltern gesichert ist. Strauss (Nürnberg). 





23) Kroemer. Über Schwierigkeiten bei der Diagnose von 


Abdominaltumoren. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 3.) 


K. erörtert auf Grund seiner gynäkologischen Erfahrungen die 
Schwierigkeiten, welchen wir bei der Diagnostik von Bauchgeschwülsten 
begegnen können. 

Bei kleinen Geschwülsten sind es die Verwachsungen, die es un- 
möglich machen können, zu entscheiden, ob eine Geschwulst dem 
Uterus und seinen Adnexen oder benachbartem Darm angehört. Bei- 
spiele werden angeführt. 

Bei mittleren und großen Geschwülsten erwachsen Schwierig- 
keiten durch Lageverschiebung der Eingeweide mit Fixation am 
falschen Orte. Beispiele: Wandermilz; bis ins Becken reichende 
Grallenblase mit Enteroptose; oder wenn primär verlagerte Organe zu 
Geschwülsten werden, z. B. ektopische Nieren. Ferner ist die Dia- 
gnostik schwierig bei Vorhandensein mehrfacher Geschwülste: Echino- 
'kokken, mehrfache Eierstocksgeschwülste; auch Gekröscysten können 
schwer zu erkennen sein. Endlich wird eine genaue Differenzierung 
unmöglich, wenn die Geschwülste eine solche Größe erreicht haben, 
daß sie den ganzen Bauch erfüllen und die Bauchorgane auf einen 
engen Raum zusammendrängen. 

In vielen Fällen kann daher erst die Probelaparotomie die Sach- 
lage erkennen lassen. Haeckel (Stettin). 


24) M. Cohn. Über den Einfluß der Röntgendiagnostik auf 


die Erkennung und die Behandlung der Ellbogenbrüche. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 30.) 

Man hat zu unterscheiden zwischen Verletzungen, die im Gelenk, 
und solchen, die am Gelenk sich abspielen. Absprengungen des 
Epicondylus internus und externus haben für die Beweglichkeit keine 
ausschlaggebende Bedeutung; doch kann eine Fraktur des Epicondylus 
internus, der an der Bildung des Sulcus ulnaris beteiligt ist, bei nicht 
richtiger Anwachsung Anlaß zur Verlagerung des Nerven geben. Die 
Brüche des Condylus internus und externus (T- und Y-Brüche) sind 
niemals rein intraartikulär. Nur bei der Fractura diacondylica (Kocher) 
verläuft die Bruchlinie intraartikulär in der Nähe der Epiphysenlinie. 
Der Humerus ist bei den Brüchen weit öfter beteiligt als Radius und 
Ulna (Bruch des Radiusköpfchen, Fraktur des Olecranon und sehr 
selten die des Proc. coronoideus). Die Einrenkung des Cubitus valgus 
und varus ist immer vergesellschaftet mit einem intra- und extra- 


598 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


artikulären Bruch. Bei Kindern besteht die Neigung zu Loslösungen 
der Knorpelfuge. Reine Epiphysenbrüche kommen allerdings auch am 
Ellbogen nur selten vor. Die Diagnose ist bei Kindern häufig allein 
durch das Röntgenverfahren ermöglicht. — Eine seltene Bruchform 
ist eine Spaltung des Humerus; merkwürdigerweise ist die Dislokation 
hierbei oft am zentralen Ende am größten. 

Bei den Ellbogengelenkfrakturen ist man meist nicht imstande, 
durch geeignete Manipulationen das abgebrochene Stück in die richtige 
Lage zu bringen. Es verliert deshalb der fixierende Verband viel an 
seinem Wert. 

Die Bardenheuer’sche Extensionsmethode bei allen Ellbogen- 
brüchen anzuwenden, hält C. nicht für notwendig, sondern empfiehlt 
sie nur bei den schweren Brüchen oberhalb des Ellbogens und den 
kombinierten extra- und intraartikulären Ellbogenbrüchen. Bei den 
Torsionsbrüchen dürfte ein geeigneter Rotationszug am zweckmäßigsten 
sein. Für Frakturen, die sich lediglich im Gelenk abspielen, ist ein 
Pappe-Stärkebindenverband, der eine Durchleuchtung zuläßt, und das 
Verbinden tagsüber in Beuge-, nachts in Streckstellung unter Benutzung 
der Hülsen am vorteilhaftesten. 

Brüche am Radiusköpfchen und am Proc. caracoideus erfordern 
eine Fixierung in Supination bei rechtwinklig gebeugtem Ellbogen. — 
Olecranonbrüche hinterlassen auch bei nicht knöcherner Vereinigung 
der Bruchenden ein gutes funktionelles Resultat; eine Knochennaht 
ist deshalb nicht notwendig. i 

Bier’sche Stauungshyperämie befördert die Resorption von Blut- 
ergüssen und verbessert die Funktion. 

Den Störungen, die der Callus sekundär hervorbringt, hat man 
nach Verf.s Ansicht zu großes Gewicht beigelegt; er hat solche nur 
bei Frakturen dicht über dem Gelenk am Humerus beobachtet, wenn 


das obere Fragment nach der Ellbeuge nicht genügend reponiert war. 
Langemak (Erfurt). 





25) E. Aievoli. Sul concetto della patogenesi della contrat- 
tura palmare. 
(Arch. di ortopedia XXIV. 5u. 6. 1907.) 

In einer eingehenden Monographie über die Pathogenese der 
Dupuytren’schen Palmarfascienkontraktur kommt Verf. nach einer 
ausführlichen Übersicht über die bisher in der Literatur niedergelegten 
Hypothesen zu dem Schluß, daß die Annahme einer nervösen Grund- 
lage für die von Dupuytren exakt beschriebene Erkrankung nicht 
zu Recht besteht. A. weist darauf hin, daß in zahlreichen Fällen, 
für die eine syringomyelitische Basis sicher gestellt werden konnte, 
das Bild der genuinen Palmarfascienkontraktur fehlt. Er sieht in 
dieser eine produktive Veränderung des Fett- und Lymphbindegewebes, 
die durch häufige lokale Traumen bedingt ist. 

Die Feststellung der Pathogenese ist für die Therapie von großer 
‘Wichtigkeit, da eine traumatische Atiologie einen chirurgischen Ein- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 599 


griff rechtfertigt, der bei neurotischer Basis der Erkrankung lediglich 
symptomatische Bedeutung hätte. Strauss (Nürnberg). 





26) W. Bennett. A clinical lecture on modifications in the 
movements of the knee-joint directly consequent upon injury. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 4.) 

Verf. bespricht an der Hand einiger lehrreicher Beispiele die 
verschiedenen Beeinflussungen der Kniegelenksbeweglichkeit unmittel- 
bar oder längere Zeit nach Verletzungen. Vollkommenes Feststellen 
des Gelenkes in irgendeiner Stellung spricht bei Kranken bis zu 
35 Jahren für Verschiebung der Semilunarknorpel oder für Einklem- 
mung eines Zipfels der Gelenkkapsel zwischen Knochenenden oder lose 
Gelenkkörper oder Gelenkbruch mit keilartig wirkendem Bruchstück 
zwischen den Gelenkenden; starke Einschränkung der Beweglichkeit 
ohne völliges Feststellen kann auch bei losen Körpern vorkommen, 
meist aber bei Zerreißung der Kreuzbänder oder der außerhalb be- 
findlichen Weichteile, besonders der Muskeln. Beschränkung der 
Streckung im Kniegelenk führt B. zurück auf ein mechanisches Hin- 
dernis im Gelenk: Einklemmung, Keilwirkung; Beschränkung der 
Beugung spricht immer für Erguß. Weber (Dresden). 





27) Chevrier. De l’examen du reflex veineux dans les 
varices superficielles. 
(Arch. gener. de chirurgie 1908. II, 1.) 

Verf. geht davon aus, daß die Klappeninsuffizienz das Wesent- 
liche für die Entstehung der Varicen ist. Eine eingehende Betrachtung 
der klinischen Untersuchungsmethoden, vor allem des Trendelen- 
burg’schen Phänomens, ergibt, daß das Zurückströmen des venösen 
Blutes nach der Entleerung der Venen in verschiedener Weise er- 
folgen kann, entweder absteigend, wie dies die Regel ist, oder auf- 
steigend, oder, was noch seltener ist, absteigend und aufsteigend zu- 
gleich. Der absteigende Rückfluß kennzeichnet eine Insuffizienz der 
Klappen an der Mündung der Saphena in die Femoralis, während 
die Klappen der perforierenden Venen leistungsfähig sind. Der auf- 
steigende Rückfluß weist auf eine Insuffizienz der letztgenannten 
Klappen hin. Das Verneuil’sche Gesetz, wonach zuerst die Venen 
der Tiefe varikös werden und erst später auf dem Wege der Kon- 
tinuität diejenigen der Oberfläche, besteht nur in den wenigsten Fällen 
zu Recht; die Häufigkeit des absteigenden Rückflusses macht es viel- 
mehr sehr wahrscheinlich, daß die Klappeninsuffizienz in der Regel 
von oben nach unten fortschreitet, indem die Mündungsklappe der 
Saphena zuerst versagt. 

Diese theoretischen Schlüsse erscheinen nun dem Verf. besonders 
in Hinsicht auf die therapeutischen Indikationen von Bedeutung. Er 
führt nämlich die Mißerfolge der verschiedensten chirurgischen Maß- 


600 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


nahmen bei den Varicen darauf zurück, daß die Genese der Fälle 
nicht genügend beachtet wurde, da jeder Fall besondere Maßnahmen 
nötig mache. Demzufolge werden drei Gruppen von Varicen unter- 
schieden. Bei den oberflächlichen Varicen mit absteigendem Rückfluß 
des Blutes handelt es sich darum, die insuffiziente Klappe der Saphena 
auszuschalten. Das geschieht am rationellsten durch eine distal von 
der Saphenamündung angelegte Anastomose zwischen Saphena und 
Femoralis, wie dies von Delbet vorgeschlagen und ausgeführt wurde. 
Das Vorhandensein tiefer und oberflächlicher Varicen mit aufsteigen- 
dem Rückfluß macht ausgedehnte Resektionen der oberflächlich ge- 
legenen Venen nötig. Die gleichzeitige Exstirpation größerer Haut- 
flächen (Schwartz) bedingt eine natürliche elastische Kompression 
der tiefer gelegenen Gewebe und Venen. In der Mehrzahl der Fälle 
handelt es sich um oberflächlich und tief gelegene Varicen mit ab- 
steigendem Rückfluß. Hier ist die Unterbindung und partielle Resek- 
tion der V. saphena nötig. Dabei muß jedoch die Unterbindung mög- 
‚lichst hoch oben gemacht werden, um nicht die Möglichkeit eines 
'Kollateralkreislaufes bestehen zu lassen. 

Die Richtung des venösen Rückflusses ist bei der Prüfung des 
Trendelenburg’schen Phänomens ohne weiteres erkennbar. 

Strauss (Nürnberg). 


Kleinere Mitteilungen. 


Aus der deutschen chirurgischen Klinik in Prag. 
Vorstand: Prof. Dr. A. Wölfler. 


Der Galalithdarmknopf. 


Von 


Prof. Dr. Viktor Lieblein, 


emer. I. Assistent der Klinik. 


n Ergänzung meiner vorläufigen Mitteilung über den Galalithdarmknopf in 

i diesem Zentralblatt Nr. 4 möchte ich mir über die Anwendung des Knopfes, 

sowie über die mit demselben bisher erzielten Erfolge folgende Mitteilungen er- 
lauben: Der Galalithknopf ist, was Gestalt und Mechanismus betrifft, ganz dem 
Murphy’schen Darmknopfe nachgebildet. Auch er besteht aus den beiden Hohl- 
zylindern, welche die beiden Knopfhälften tragen. Nur ist beim Galalithknopfe 
die Spiralfeder und die bewegliche Platte weggeblieben. Da es sich als unmöglich 
herausgestellt hat, die beiden Federn, welche in das Gewinde des Zylinders der 
‚weiblichen Knopfhälfte einschnappen, aus demselben Material herzustellen, Magne- 
sium auch nicht hierfür (ebenfalls aus technischen Gründen) verwendet werden 
konnte, so sind die Federn aus Neusilber hergestellt und verläßlich in dem männ- 
lichen Knopfteile befestigt. Einen Nachteil habe ich hiervon nicht gesehen. Der 
Mechanismus des Knopfes ist ebenfalls der gleiche wie beim Murphyknopfe; die 
beiden Knopfhälften können durch Druck geschlossen, aber nur durch schraubende 
Bewegungen voneinander entfernt werden. Ich habe den Galalithknopf in drei 
Größen mit einem Lumen der inneren Bohrung von 11, 9 und 7 mm herstellen 
lassen. Der größte dient für die Ausführung der Gastroenterostomie, der mittel- 
große für Operationen am Dünndarme, falls die größere Nummer des Knopfes 
sich nicht eignen sollte, und der kleinste für die Ausführung der Enteroanastomose 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 601 


bei der vorderen Gastroenterostomie, oder für die Herstellung von Gallenblasen- 
Dünndarmfisteln. Die Sterilisation der Knöpfe geschieht durch 5 Minuten langes 
Kochen in Wasser. Da die Knöpfe dabei weich werden, so nimmt man diese Pro- 
zedur am besten in einem kleinen Instrumentenkochapparat vor, hebt dann den 
Einsatz mit den Knöpfen heraus und schüttet die Knöpfe, ohne sie mit einem In- 
strument zu berühren, in eine ö%ige Karbolglyzerinlösung, in welcher sie ihre 
frühere Härte wieder erlangen. In dieser Lösung werden die Knöpfe bis zum 
Gebrauch aufbewahrt. Wichtig ist, die beiden Knopfhälften vor dem Sterilisieren 
so weit auseinander zu schrauben, daß sie nur mit den äußersten Windungen des 
Schraubengewindes zusammenhängen. Hebt man nämlich die beiden Knopfhälften 
im Karbolglyzerin geschlossen auf, so macht das nachträgliche Auseinanderschrauben 
große Schwierigkeiten. 

Die Anwendung des Knopfes ist die gleiche wie beim Murphyknopfe. Die 
beiden Knopfhälften werden an dem Rande des Knopfzylinders mit einem Pean 
gefaßt und in die Magen- resp. Darmöffnung mittels einer Schnürnaht eingebunden. 
Die Öffnung darf nicht zu groß angelegt werden, weil man sonst bei dem Fest- 
binden des Knopfes Falten erhält, welche das exakte Zusammenlegen der beiden 
Knopfhälften verhindern. Drückt man die beiden Knopfhälften zusammen, so muß 
die Magen- resp. Darmwand durch eine Kompresse vor zu starkem Drucke be- 
wahrt werden. Eine jede Knopfanastomose ist durch eine zirkuläre, 
am besten fortlaufende Übernähung zu sichern. 

Verdauungsversuche, sowie Tierversuche haben ergeben, daß in erster Linie 
der Magensaft eine verdauende Wirkung auf den Galalithknopf ausübt, während 
die verdauende Wirkung des Darmsaftes eine viel geringere ist. Andererseits 
haben die Versuche ergeben, daß der Knopf genügend lange in der Anastomose 
verbleibt und auch seinen Mechanismus genügend lange bewahrt, so daß man aus 
diesen Ursachen eine Insuffizienz der Anastomose nicht zu befürchten braucht. 

Ich habe bislang in 19 Fällen von Gastroenterostomie aus verschiedenen Indi- 
kationen (Karzinom, Ulcus, akute Magenblutung) den Knopf 26mal angewendet, 
da ich in sieben Fällen von vorderer Gastroenterostomie auch die Braun’sche 
Anastomose mittels Galalithknopfes ausgeführt habe. Von diesen Fällen starb nur 
der Fall von Gastroenterostomie wegen akuter Magenblutung 24 Stunden nach der 
Operation an der Anämie. Die Anastomose selbst erwies sich bei der Sektion voll- 
ständig in Ordnung, es war keine Peritonitis vorhanden. Alle übrigen Fälle haben 
geheilt das Spital verlassen, und war der Verlauf nach der Operation ein ganz 
glatter. Nur in einem Falle kam es zum Auftreten eines Bauchwandabszesses infolge 
Durchbruch des Karzinoms. Die in diesem Fall ausgeführte hintere Gastroentero- 
stomie hatte mit dieser Komplikation nichts zu tun. Ein Fall von Pylorusresektion 
wegen Karzinoms und Gastroenterostomia retrocol. ant. starb in der Irrenanstalt 
10 Wochen nach der Operation an einer Pneumonie. Bei der Sektion erwies sich 
die Bauchhöhle frei von Verwachsungen, die Anastomose gut durchgängig und 
verheilt. Schließlich erwähne ich noch einen Fall von Gastroenterostomie wegen 
eines großen Pyloruskarzinoms, bei welchem 3 Wochen nach der Operation die 
weibliche, in der Magenwand eingebunden gewesene Knopfhälfte mit dem Knopf- 
zylinder des männlichen Teiles ausgebrochen wurde. Die Knopfhälfte des männ- 
lichen Teiles, sowie die Metallfedern fehlten. Der ausgebrochene Teil des Knopfes 
zeigte deutliche Zeichen der Andauung, war jedoch in seiner äußeren Form er- 
halten. — Was drei Fälle von zirkulärer Vereinigung des Dünndarmes nach Re- 
sektion bei gangränösen Hernien betrifft, so ist von diesen ein Fall glatt geheilt. 
Ein Fall starb an Peritonitis infolge fortschreitender Gangrän des zuführenden 
Stückes. Es war also hier der Knopf nicht Schuld am letalen Ausgange. Der 
dritte Fall starb ebenfalls an einer Perforationsperitonitis, welche plötzlich am 
4. Tage nach der Operation einsetzte. Bei der Sektion fand sich eine Perforations- 
öffnung am zuführenden Stück nahe der Vereinigungsstelle. Es ist nicht gut 
möglich, daß es sich hier um Drucknekrose gehandelt hat, weil der Knopf, wenn 
er sich im Magen-Darmkanale befindet, durch die Einwirkung der Verdauungssäft e 
sowie durch die Ingesta weich und nachgiebig wird; vielleicht haben bei der 


602 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


bereits 67 Jahre alten Frau, welche an einer schweren Atheromatose litt, Zirkula- 
tionsstörungen im Verein mit dem Operationstrauma eine Rolle bei der Entstehung 
der Perforation gespielt. Ich habe jedoch weitere Versuche mit dem Galalith- 
knopfe bei gangränösen Hernien nicht gemacht, weil ich auf dem Standpunkte 
stehe, daß die Naht gerade bei der gangränösen Hernie die beste Methode der 
Darmvereinigung darstellt. Falls man jedoch auch für diese Fälle einen Darm- 
knopf anwenden will, dann verdient sicher der Galalithknopf vor dem Murphy- 
knopfe den Vorzug. 

In erster Liniekann ich nach meinen Erfahrungen dieAnwendung 
des Galalithknopfes bei der Gastroenterostomie empfehlen, da der 
Gealalithknopf tatsächlich die Vorzüge des Murphyknopfes (Zerleg- 
barkeit in die beiden Hälften, sicher schließender Mechanismus) 
besitzt ohne seine Nachteile (Unresorbierbarkeit, großes Gewicht!. 
Nur in denjenigen Fällen, in welchen infolge einer langdauernden Stenose die 
Magenwand sehr stark hypertrophisch .und brüchig ist, empfiehlt sich die An- 
wendung des Galalithknopfes ebensowenig wie eine andere Prothese; in diesen 
Fällen ist die Naht vorzuziehen. Auch bei Operationen am Dünndarme kann der 
Knopf zur Herstellung von Enteroanastomosen oder beispielsweise nach der Re- 
sektion infolge von Verletzung des Darmes angewendet werden. Die ausführliche 
Mitteilung über meine Erfahrungen bezüglich des Galalithknopfes mit den nötigen 
klinischen Belegen und Versuchsprotokollen wird in den Beiträgen zur klinischen 
Chirurgie erscheinen. 

Den Alleinverkauf des Galalithknopfes hat die Firma M. Schaerer, Aktien- 
gesellschaft, in Bern übernommen. 


28) Harrass. Uber Schling- und Atmungsstörungen beim Tetanus 
und deren Behandlung. 
‘Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 3.) 
In einem schweren Falle von Trismus mit schwersten asphyktischen Anfällen, 
welche offenbar nicht auf Glottiskrampf beruhten, leistete die Tracheotomie vor- 
treffliche Dienste; 21 Stunden blieben danach diese Anfälle aus. Schlucken wird 
vollständig unmöglich; Einführung einer Schlundsonde in tiefer Narkose und 
Liegenlassen derselben für 1/, Stunde führte vollständiges Schluckvermögen herbei. 
Die letztere Beobachtung konnte auch in einem zweiten Falle gemacht werden. 
Wenn auch in beiden Fällen der tödliche Ausgang nicht abgewendet werden 
konnte, so fordern diese Erfahrungen doch dazu auf, in Zukunft nicht nur beim 
Glottiskrampf, sondern auch beim Spasmus der Interkostal- und auxiliären Bespi- 
rationsmuskulatur Tetanischer der Gefahr des asphyktischen Anfalles durch die 
Tracheotomie zu begegnen, sondern die Schlundsonde beim Tetanus aphagirus, 
vielleicht auch beim Tetanus hydrophobicoides, gegen die Aphagie bzw. Dysphagie 
einzuführen und einige Zeit liegen zu lassen. Haeckel (Stettin!. 


29) G. Vincenzo. Contributo clinico alla rachistovainizzazione. 
(Policlinico 1907. Nr. 1 u. 2. Sez. chir.) 

Nach einer kurzen Übersicht über die Literatur, von der besonders die italie- 
nischen Autoren berücksichtigt werden, schildert Verf. seine eigenen Erfahrungen 
an insgesamt 207 Fällen der Urso’schen Klinik zu Messina, die unter Rücken- 
marksanästhesie operiert wurden. Die verwendete Stovainmenge schwankte von 
0,04—0,07 g, das Anästhetikum war in physiologischer Kochsalzlösung aufgelöst, 
der pro Kubikzentimeter 0,0015—0,002 g Milchsäure zugefügt waren, wodurch Ver- 
sager seltener geworden sein sollen. Es wurden 1 ccm Lösung injiziert; vorher 
ließ man 20 Tropfen bis zu 7 ccm Liquor abfließen. In den 207 Fällen versagte 
die Anästhesie 19mal mehr oder minder vollkommen, in 27 Fällen kam es zu 
Neben- und Nacherscheinungen, die alle wieder bald vorübergingen. In einem 
Falle trat nach 6 Tagen der Tod ein. Verf. kann jedoch nicht bestimmt angeben, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 603 


ob er auf die Lumbalanästhesie zurückzuführen ist. Die Autopsie zeigte lediglich 
Myodegeneratio cordis und fettige Leberentartung. Albuminurie wurde nur in 
einem Falle beobachtet. 

Verf., dessen kritische Darlegungen eine Reihe weiterer beachtenswerter Einzel- 
heiten enthalten, kommt zum Schluß, daß die Lumbalanästhesie eine brauchbare 
Methode darstellt, die besonders indiziert ist bei dringender Kontraindikation gegen 
Chloroformgebrauch. Strauss (Nürnberg). 


30) Ogiloy and Coffin. The opsonic index in orthopedic surgery. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 2.) 


Aut Grund eigener Erfabrungen mit Verabreichung von Tuberkulin an sechs 
Pat. mit Knochen- und Gelenktuberkulose kommen die Verff. zu dem Schluß, daß 
der opsonische Index durch Applikation des Tuberkulins steigt und damit eine 
unverkennbare Besserung verbunden ist, wenn keine Sekundärinfektion vorhanden ist. 

W. v. Brunn (Rostock). 


31) Colvin. A brief survey of the general knowledge of bone regene- 
ration and certain features of osteomyelitis. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1907. V, 6.) 


Eine kurze Mitteilung über sieben Fälle von pyogener Osteomyelitis bei jugend- 
lichen Personen. 16 sehr gut wiedergegebene Röntgenbilder zeigen die verschie- 
denen destruktiven und regenerativen Veränderungen des erkrankten Knochens. 
In einzelnen Fällen kam es, trotzdem die Gelenkenden betroffen waren, nach Jahren 
noch zu einer fast vollständigen anatomischen und funktionellen Heilung. So kommt, 
Verf. zum Schluß, daß bei der Osteomyelitis, sofern es sich nicht um sehr akute 
septische Infektion handle, ein möglichst konservatives Verfahren nötig sei. Wieder- 
‚holt aufgenommene Röntgenbilder sollen die Fingerzeige zu den einzelnen Maß- 
nahmen geben. Besonders müsse dies bei jugendlichen Personen berücksichtigt 
werden, deren weiche, gefäßreiche Knochen eher zur Sequesterbildung und -Aus- 
stoßung führen und dann ein recht lebhaftes Regenerationsvermögen zeigen. 

Strauss (Nürnberg). 


32) Butkewitsch. Uber sklerosierende Osteomyelitis. 
‘Chirurgia 1907. Nr. 133. [Russisch.)) 

B. beobachtete in den letzten Jahren drei Fälle dieser seltenen Erkrankung. 
Zweimal war das Schienbein, einmal der Oberschenkel befallen. Im Gegensatz zu 
Atiologie, Symptomatologie und Differentialdiagnose, die in der Literatur aus- 
führlicher behandelt sind, vermißt B. genaue Angaben über die Therapie der 
fraglichen Erkrankung. Er sieht — schon wegen der Schmerzen — die einzige 
rationelle Behandlung der sklerosierenden Osteomyelitis in weiter Eröffnung der 
Markhöhle, Entfernung aller neugebildeten Knochenmassen, die durch Druck den 
Schmerz verursachen, und eine ausgiebige Drainage. Mit medikamentösen Kuren 
bzw. physikalischen Heilmethoden hat er nie Erfolge gesehen. | 

Oettingen (Berlin). 


33) W. B. Coley. Bone sarkoma: diagnosis, prognosis and treatment. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 2.) 


Verf. bringt auf Grund eigener Beobachtungen (234 Knochensarkome bei 
630 Fällen von Sarkomen überhaupt) eine Reihe wichtiger Einzelheiten über das 
Sarkom der Knochen, von denen die am häufigsten ergriffen werden, die trauma- 
tischen Einflüssen besonders ausgesetzt sind. Bezüglich der Atiologie kommt C. 
zum Schluß, daß es sich um ein infektiöses Agens handle, das durch das Trauma 
erst aktiv werde. Für die Diagnose werden traumatische und hereditäre Einflüsse 
(Krebs bei Verwandten), Erkrankung aus vollem Wohlbefinden heraus und die Be- 
deutung der Röntgenuntersuchung und Probeexzisionen betont, da die differential- 


604 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


diagnostischen Schwierigkeiten gegenüber Knochencysten, Tuberkulose und Myo- 
sitis ossificans oft recht groß sind. Eine Reihe weiterer Einzelheiten über Sarkome 
der verschiedensten Knochen und die Erfolge der operativen Behandlung lassen 
sich leider im Referate nicht genügend wiedergeben; ich begnüge mich daher mit 
einigen Schlußfolgerungen des Autors, der die Resultate der modernen Sarkom- 
behandlung eines der düstersten Kapitel der Chirurgie nennt und, ehedem einer 
der eifrigsten Verfechter der möglichst frühzeitigen und möglichst hohen Ampu- 
tation, nunmehr zum Schluß kommt, daß es meistens ein schwerer Irrtum ist, von 
der Opferung der Extremität die Erhaltung des Lebens zu erhoffen, besonders 
wenn es sich um periostale Sarkome handelt. 

Dagegen betont C. auf Grund kritischer Darlegungen die Tatsache, daß in 
einer Reihe hoffnungsloser Fälle durch die Behandlung mit den gemischten Toxinen 
von Streptokokken- und Prodigiosuskulturen Extremität und Leben für längere 
Zeit erhalten wurde, und berichtet über 44 eigene Beobachtungen (17 Rundzellen-, 
17 Spindelzellen-, 1 Chondrosarkom, 2 Mischgeschwülste, 1 Epitheliom, 5 Ge- 
schwülste ohne pathologische Untersuchung), von denen 27 Fälle 3—15 Jahre und 
10 Fälle 10—15 Jahre gesund blieben. Diesen Erfahrungen entsprechen die 
experimentellen Beobachtungen von Tracy und Bube, die beim multiplen Sar- 
kom der Hunde ebenfalls Heilung durch das Toxingemisch sahen. Eine kurze 
Beschreibung der Herstellung dieses Toxins (erhältlich bei Parke, Davis & Cie.: 
und eine kurze Gebrauchsanweisung (Beginn mit kleinen Dosen, die nicht in die 
Geschwulst selbst injiziert werden sollen, Berücksichtigung des Kräftezustandes des 
Pat., beschließen die Arbeit, die das Toxingemisch auch als Prophylaktikum gegen 
Rezidive empfiehlt. Strauss (Nürnberg). 


34) Payr. Schußverletzung der Wirbelsäule. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 


F. berichtet im Medizinischen Verein in Greifswald über eine interessante Schuß- 
'verletzung der Wirbelsäule, bei der wegen beginnender Eiterung aus dem Körper 
des ð. Halswirbels das Revolvergeschoß entfernt wurde. Es lag in einem Zer- 
trümmerungsherde mit verschieden großen Knochensplittern. Glatte Heilung. 

Borchard (Posen). 


35) Burk. Seltene Fraktur an der Wirbelsäule. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 11.) 


Durch forciertes Beugen nach vorn und rechts war ein isolierter Bruch des 
rechten Gelenkfortsatzes des 5. Lendenwirbels zustande gekommen. 

Entfernung des abgesprengten Knochenstückes, sowie des rechten Gelenkfort- 
satzes des obersten Kreuzbeinwirbels. Es handelt sich also um eine Abrißfraktur 
infolge Distorsion des Kreuzbeinlendenwirbelgelenkes. Borchard (Posen). 


36) Payr. Fraktur des Processus transversus. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 


Durch Sturz von einem Jagdwagen war bei einem 40jährigen Mann ein Bruch 
des Querfortsatzes des 1. Lendenwirbels entstanden (Röntgenbild.. Die Diagnose 
konnte schon vor der Aufnahme mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem eigentüm- 
lichen Verhalten des Schmerzes bei Neigung nach der gesunden Seite usw. gestellt 
werden. 

Aufhören der Schmerzen bei Anlegen eines Heftpflaster-Gummibindenzug- 
verbandes an der kranken Seite. Borchard (Posen:. 


37) Frank. Halsrippe und Unfall. 
{Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 14.) 


F. teilt einen Fall mit, in welchem nach einem Trauma eine Halsrippe Ur 
sache zu hochgradigen Beschwerden abgegeben hatte. Borchard (Posen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 605 


38) Bounamour et Bouchut. Rupture traumatique de la rate. 
(Province méd. 1907. Dezember 28.) 


Der Kranke erlitt durch einen Fall einen Bruch der 5. und 6. linken Rippe, 
dessenthalben er 4 Wochen in chirurgischer Behandlung stand. 10 Wochen später 
tritt er wegen Abnahme der Kräfte, nervöser Abspannung, Schmerzhaftigkeit der 
linken unteren Thoraxpartien aufs neue in Behandlung. Befund eines linksseitigen 
Pleuraexsudats. Nach weiteren 3 Wochen Auftreten von Temperatursteigerung 
mit abendlichen Exazerbationen bis 39°, septischer Allgemeinzustand. Nach wei- 
teren 14 Tagen Einsetzen einer akuten Peritonitis, die in 3 Tagen zum Tode führt. 
Obduktion: Etwa 1 Liter sanguinolentes Exsudat im linken Pleuraraum; im linken 
Hypochondrium ein ausgedehnter schokoladefarbiger Abszeß mit dem Hauptherd 
in der Milzgegend, nach unten durch Netz abgeschlossen, die Niere in ihrer Lage 
vom Abszeß umspült. Die Milz zeigt am unteren Pol ein walnußgroßes Stück 
total abgesprengt, die Rißstelle durch Netzteile verstopft und verklebt. Es war 
die Milzruptur, von der zur Rippenfraktur führenden Gewalteinwirkung gleich- 
zeitig bewirkt, zunächst symptomlos geblieben. Das abgekapselte Hämatom wurde 
vom Darm aus infiziert (Fistel), durch Durchbruch des Abszesses entstand diffuse 
Peritonitis. Besprechung verwandter Fälle aus der Literatur, Erörterung der Patho- 
genese der Milzrupturen und ihrer Ausgänge. Pietzsch (Karlsruhe). 


39) Couteaud. Plaies de la vesicule biliaire. 
(Revue de chir. XXVII. année. Nr. 9.) 


Die Stich-, Schnitt- und Schußwunden der Gallenblase sind wegen der Klein- 
heit und versteckten Lage des Organes selten. C. widmet ihnen auf Grund eines 
selbst beobachteten Falles und sorgfältiger Literaturstudien eine eingehende Be- 
sprechung, in der die Zerreißungen der Gallenblase durch Quetschungen des Bauches 
außer Betracht bleiben. Der Kranke C.'s erhielt einen Messerstich unterhalb des 
rechten Rippenbogens drei Querfinger breit von der Mittellinie in der Richtung 
von unten nach oben. Er klagte über heftigen rechtsseitigen Schulterschmerz, 
der aber auch nach links ausstrahlte. Die Erscheinungen einer zunehmenden intra- 
peritonealen Blutung nötigten zur Laparotomie 4 Stunden nach der Verletzung. 
Das Messer hatte die Gallenblase in ihrem Grund und an der äußeren Seite nahe 
der Leber durchbohrt und war hier in die Leber, 3 cm von ihrem vorderen Rand, 
eingedrungen. Im Bauchfell 1800 g Blut, Gerinnsel und Galle Naht der Fundus- 
wunde mit einer, der Leber- und äußeren Blasenwunde mit zwei Catgutknopf- 
nähten, die die Wundränder beider zugleich fassen. Tod an Bauchfellentzündung 
83 Stunden nach der Verletzung. Die bei der Operation stark verkleinert vor- 
gefundene Gallenblase hatte sich, wie die Sektion ergab, gut ausgedehnt und war 
zur Hälfte mit Galle gefüllt. Die Gallenblasenwunden waren bis auf eine kaum 
quadratmillimetergroße Schleimhautstelle, die Leberwunden, abgesehen von einem 
oberflächlichen Bezirk, vernarbt. 

Aus der Literatur berichtet Verf. über 38 Fälle. Mit Einschluß seiner eigenen 
Beobachtung war nur elfmal nach modernen chirurgischen Grundsätzen bei der 
Behandlung vorgegangen; außer C.’s Fall endete noch ein zweiter tödlich, bei 
dem erst 48 Stunden nach der Verletzung (Messerstich) laparotomiert wurde. In 
3/4 der Fälle handelte es sich um Stich- bzw. Schnittwunden, in 1/, um Schuß- 
wunden. : 

Die Diagnose einer Gallenblasenverletzung ist meistens nicht mit Sicherheit 
zu stellen. Der Füllungsgrad der Blase und die Richtung des Wundkanales sind 
oft entscheidender als die Lage der äußeren Verletzung. Gallenabfluß nach außen 
findet selten statt und kann in geringem Maß auch allein aus Leberwunden er- 
folgen. Ikterus tritt meist erst nach 2—4 Tagen auf, kann aber auch manchmal 
fehlen: C. beobachtete ihn erst am 3. Tage. Ein intraperitonealer Gallenerguß 
kann nur, wenn er reichlich ist, auf eine Verletzung der Gallenblase bezogen werden. 
Er sammelt sich gewöhnlich, Dank des eine Scheidewand darstellenden Dünndarm- 
gekröses, zunächst auf der rechten Seite an und steigt erst bei weiterem Anwachsen 


606 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


vom Becken nach links auf, wobei häufig der gleichzeitige Bluterguß die Verteilung 
der Galle begünstigt. Die Entleerung der Gallenblase wird durch die eigene Kon- 
traktilität, die Schwerkraft, die Atembewegungen und die beweglichen Nachbar- 
organe noch befördert. Das alles erhöht die Infektionsgefahr, so daß größere 
Blasenwunden bei infizierter Galle, sich selbst überlassen, in der Regel in 4 bis 
5 Tagen zum Tode führen. Nur hochgradigster Chok oder andere unabweisbare 
Gründe werden deshalb von dem dringend nötigen Eingriff abhalten. Dem Median- 
schnitt mit aufgesetztem Quer- oder Schrägschnitt nach rechts zieht C. den Kehr- 
schen Wellenschnitt vor. Die Naht der Gallenblasenwunde, ohne die Schleimhaut 
zu fassen, gilt ihm als das Verfahren der Wahl; nur große Wunden rechtfertigen 
die Abtragung der Blase. Seine Methode der gleichzeitigen Blasen-Lebernaht 
zwangen ihm die Verhältnisse auf; ihr Ergebnis befriedigte, trotzdem auf die 
gewöhnlich empfohlene zweite Nahtreihe verzichtet wurde. Das Bauchfell wird 
nur durch Tupfer gereinigt, das Becken vom unteren Wundwinkel oder einem 
besonderen Schnitt aus mitdrainiert. 

Aus der Beobachtung seines Falles zieht Verf. noch den Schluß, daß Leber- 
wunden des Menschen 4—5 Tage zur Heilung brauchen und nicht 7—8, wie 
Carnot, Cornil und Couteur aus Versuchen an Hunden folgerten. 


Gutzeit (Neidenburg). 


40) R. Bonamy. Presentation d’un volumineux sarcome du grand 
epiploon. Opération suivie de guérison et de non-recidive depuis 
14 mois. 

(Bull. et mem. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 6.) 


Es handelt sich um eine ungeheure Netzgeschwulst von 90 cm Umfang und 
10 kg Gewicht, die als Eierstocksgeschwulst diagnostiziert worden war. 


Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


41) Hartwig. Beitrag zur Kasuistik der Chyluscysten. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 284.) 


Ein Mann erkrankte vor 4 Wochen mit zunehmendem Druckgefühl in der 
Unterbauchgegend und bemerkte daselbst seit 8 Tagen eine Geschwulst. Bei nor- 
malem Urin und entleerter Blase ließ sich zwischen Nabel und Schamfuge, dicht 
unter den verschieblichen Bauchdecken eine prallelastische, fluktuierende, etwas 
druckempfindliche Geschwulst nachweisen. Dieselbe erwies sich bei der Laparo- 
tomie als eine kindskopfgroße Cyste zwischen den Blättern des Dünndarmgekröses. 
Sie wurde ausgeschält, der Mesenterialschlitz genäht, und glatte Heilung erzielt. 

Die glattwandige, nicht von Septen durchzogene Cyste enthielt ca. 2 Liter 
einer rahmigen Flüssigkeit. Die bindegewebige Wandschicht enthielt Anhäufungen 
von Lymphoidzellen. Nach dem histologischen Befunde handelte es sich eher um 
eine Entstehung aus einer mesenterialen Lymphdrüse infolge Verstopfung der Vasa 
efferentia als um eine Retentionscyste in Chylusgefäßen. Die paroxysmale Ver- 
größerung ist typisch für derartige Chyluscysten. 

Stets ist ein operativer Eingriff angezeigt: ob man dabei die Ausschälung mit 
Vernähung des Bettes oder die Einnähung in die Bauchwand mit späterer Inzision 
vornimmt, wird von den Verwachsungen und der Sterilität des Inhaltes abhängig 
zu machen sein. Beich (Tübingen). 


42) Lotheissen. Über Skapularkrachen. 
(Med. Klinik 1908. p. 51.) 


Leichte Geräusche bei Bewegungen des Schulterblattes sind nicht allzu selten; 
lautes Knarren, Skapularkrachen, dagegen zeigte von 18000 erwachsenen männ- 
lichen Kranken nur einer. Gegenüber Terrillon’s Angaben fand L. bei einer 
Reihe von Versteifungen nach Entzündung oder Verletzung des Schultergelenkes 
nie Skapularkrachen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 607 


L. beobachtete bei einem 42jährigen nichttuberkulösen Manne beiderseitiges 
Skapularkrachen, das rechts erheblich stärker war. Bei Betastung und im Röntgen- 
bilde fand sich an den Schulterblättern keine Abweichung. Bei der Operation der 
rechten Seite (Hautschnitt entlang dem medialen Schulterblattrande vom oberen 
Winkel bis etwas unter die Spina; stumpfe Trennung des Cucullaris vom Latissi- 
mus dorsi) stieß man auf keinen Schleimbeutel; der freigelegte obere Schulter- 
blattwinkel erschien etwas verdickt, der obere Schulterblattrand nach vorn wie 
eingerollt; alle Muskeln waren sehr kräftig entwickelt. Am Rande wird der Mus- 
culus supraspinatus samt der Knochenhaut abgelöst, der Knochenrand auf etwa 
5 cm Breite abgemeißelt, ein Muskellappen aus dem Rhomboideus gebildet, nach 
vorn umgeschlagen und am Serratus angenäht. Nach 4 Wochen aktive und passive 
Bewegungen und Faradisation. Völlige Heilung, auch noch nach 5 Monaten. 

Handelt es sich um Krachen am unteren Schulterblattwinkel, so wird bei aus- 
gesprochen Tuberkulösen von jeder Operation abgesehen, bei den übrigen Fällen 
je ein 5—6 cm langer und breiter Lappen aus dem unteren Ansatz des M. rhom- 
boideus und aus dem M. infraspinatus gebildet und damit der untere Schulter- 
blattwinkel umkleidet. Georg Schmidt (Berlin.. 


43) Escribano. Quistes hidatidicos del humero. 
(Rev. de med. y cir. de Madrid 1908. Nr. 1015.) 


Die 30jährige Kranke hatte durch einen Fall einen Bruch des rechten Ober- 
armes erlitten. Alle Versuche, ibn zur Konsolidation zu bringen, waren erfolglos. 
Man entschloß sich schließlich zur Operation in der Absicht, die Fragmente durch 
Naht zu vereinigen. Da zeigte sich, daß der ganze Humerus mit kleinen Echino- 
kokkencysten durchsetzt war; da diese sowohl bis in die proximale wie in die 
distale Epiphyse reichten, mußte der Arm exartikuliert werden. Die Heilung war 
glatt. In der ganzen Literatur sind nur 16 derartige Fälle verzeichnet. 

Stein (Wiesbaden!. 


44) Loison. Mains botes par arrêt de développement du squelette. 
‚Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris Bd. XXXIII. p. 238. 


In einem Falle bestand ulnarer Typus der Klumphand nach Fall auf die Hand 
im jugendlichen Alter, in den beiden andern Fällen radialer Typus. Auch in dem 
einen dieser Fälle konnte ein Trauma als Ursache angesprochen werden; im zweiten 
Falle blieb die Ursache unbekannt. Ein Röntgenogramm erläutert die genaueren 
Verhältnisse. Kaehler (Duisburg-M.). 


45) A. Cuneo. Sulla pseudo-artrosi di Hoffa. 
(Arch. di ortopedia XXIV. 5—6. 1907.) 

Verf. konnte sieben Pat. längere Zeit beobachten, nachdem sie in vorgerück- 
terem Alter wegen einer angeborenen Hüftverrenkung und der mit dieser ver- 
bundenen Beschwerden in Behandlung gekommen und von Galeazzi unter Bil- 
dung einer Pseudarthrose nach Hoffa operiert worden waren. Die Technik war 
die von Hoffa angegebene; nur wurde das Gelenk von vornher freigelegt und die 
verschiedenen Wundschichten primär vernäht. 

Die Beobachtungen ergaben, daß die arthritischen Schmerzen nach der Ope- 
ration völlig verschwanden; die Hüftdeformitäten besserten sich ebenso wie die 
statischen Verhältnisse, da der Oberschenkel am Becken eine festere Stütze fand. 
Die Lumballordose zeigte nur wenig Besserung; in einigen Fällen kam es zu 
Flexionskontraktur mit Außenrotation, die erst nach langer Behandlung und auf 
Kosten der Beweglichkeit des Gelenkes behoben werden konnte. In allen ope- 
rierten Fällen kam es zu einer Verkürzung, während ein bewegliches Gelenk nur 
in wenigen Fällen erzielt wurde. 

Demzufolge kommt C. zum Schluß, daß die Operation nur dann gerechtfertigt 
ist, wenn sehr schwere Funktionsstörungen vorliegen; die von Hoffa erwartete 
Besserung der Beweglichkeit tritt nur selten ein, so daß die Operation nur bei 


608 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 19. 


einseitiger Erkrankung vorgenommen werden kann. Die unblutige Reposition nach 
Lorenz ist der Hoffa’schen Pseudarthrose vorzuziehen; wenn der erstgenannte 
Eingriff unmöglich ist, so dürfte die blutige Reposition nach Codivilla in Frage 
kommen. Strauss (Nürnberg). 


46) F. K. Weber. Zur Frage von der Atiologie der Coxa vara. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 4.) 

3 Fälle: 1} 13jähriges Mädchen fiel beim Schlittschuhlaufen und verletzte den 
rechten Oberschenkel. Nach einigen Tagen Osteomyelitis des oberen Teiles der 
Femurdiaphyse; Fieber 1!/s Monate lang, keine Fisteln. Darauf entwickelte sich 
eine Coxa vara. Röntgenuntersuchung: Hals und Kopf normal, Femurdiaphyse 
oben verdickt, unterhalb des Trochanter major eingebrochen; Winkel zwischen 
Femur und Hals = 80°. Es handelte sich also um pathologische Fraktur nach 
osteomyelitischer Knochenerweichung. — 2) Frau mit schwerer ÖOsteomalakie. 
Beide Schenkelhälse nach unten, nicht nach hinten verbogen. Eierstöcke normal, 
Schilddrüse interalveolär kleinzellig infiltriert, ihre Epithelien degeneriert, stellen- 
weise ganz geschwunden. Alle Knochen weich wie Wachs. — 3) 16jähriger Jüng- 
ling, seit 4 Jahren sehr fettleibig, Gesicht und Hals gedunsen, wie bei Myxödem. 
Beiderseits Coxa vara. Orthopädische Behandlung beseitigte das alles. 6 Jahre 
später ist Pat. ganz gesund; nur stehen die Trochanteren etwas hoch und sind die 
Oberschenkel übermäßig nach außen rotiert. Am Halse sind nicht die geringsten 
Spuren einer Schilddrüse zu fühlen. Also: Atrophie der Schilddrüse, infolgedessen 
eine besondere Art Verfettung, ähnlich dem Myxödem, und Erweichung beider 
Femurhälse osteomyelitischen Charakters. W. verwirft die Theorie einer selbstän- 
digen Coxa vara adolescentium infolge Überlastung ohne Veränderung der Knochen- 
substanz. Er schreibt der Osteomalakie in der Atiologie der Coxa vara eine große 
Rolle zu. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


47) Meisenbach. Lipoma arborescens of the knee joint. 
(Buffalo med. journ. 1908. März.) 

M. konnte in mehreren Fällen von Lipoma arborescens des Kniegelenkes auch 
im Röntgenbilde die lipomatösen Wucherungen nachweisen. In drei der vier von 
M, mitgeteilten Fällen wurden die Wucherungen der Synovialis mit gutem Erfolge 
bezüglich der späteren Kniegelenksfunktion entfernt. Ein im Röntgenbilde vor- 
handener leichter Schatten entsprach bei dem ersten Pat. einem gestielten derben, 
vom Lig. alare ausgehenden Lipom, während die diffusen lipomatösen Wucherungen 
der Synovialis bedeutend weicher waren. Bei dem zweiten Pat. zeigte das 
Röntgenbild unregelmäßige Schatten überall im Gelenk; bei der Operation fand 
sich außer typischem Lipoma arborescens ein freier Gelenkkörper, der vermutlich 
aus einer vergrößerten Synovialiszotte entstanden war. Bei der dritten Pat. ergab 
die Operation außer diffusem Lipoma arborescens eine Exostose des äußeren Con- 
dylus femoris, durch welche eine Einklemmung der verdickten Synovialisfalten ver- 
ursacht wurde; außerdem zeigt die Gelenkfläche der Kniescheibe keine stachelige 
Exostosen. Nach Entfernung der Knochen- und Synovialiswucherungen Heilung 
mit voller Funktion des Gelenkes. Mohr (Bielefeld). 


48) Giribaldo.. Un caso de mallomegalia: hipertrofia congenita del 


segundo dedo del pie derecho. 
(Revista med. del Uruguay 1907. Nr. 7.) 

Mitteilung eines Falles von kolossaler Hypertrophie der zweiten rechten Zehe 
bei einem 7jährigen Mädchen, die alle bisher publizierten ähnlichen Fälle weit 
übertrifft. Die Länge der betreffenden Zehe betrug 15 cm igegen 3 cm der an- 
deren Seite‘, ihr Umfang war 10cm (gegen 3cm an der anderen Seite). Die Zehe 
war hakenförmig nach dem Fußrücken umgebogen. Stein (Wiesbaden). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Bat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 





Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, . in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 


Nr. 20. Sonnabend, den 16. Mai 1908. 








Inhalt. 

C. Ritter, Zur Frage der Sensibilität der Bauchorgane. (Originalmitteilung.) 

1) Gaudiani, Anaerobe Keime bei Eiterung. — 2) Chutaro, Knochentransplantation. — 3) Mar- 
gulies, Nervenregeneration. — 4) Dessauer und Wiesner, Röntgenverfahren. — 5) Thorndike, 
6) Thilo, Zur Orthopädie. — 7) Radmann, Genickstarre. — 8) Riedl, Granulationsbehandlung. — 
9) Creite, Milzbrand. — 10) Dannreuther, Jodwirkung. — 11) Schlesinger, Injektionstherapie bei 
Neuralgien. — 12) Sehrt, Histologische Veränderungen injizierten Paraffins. — 13) Zangemeister, 
Mastitis. — 14) Cignozzi, Amputatio mammae. — 15) Bartlett und Smith, Blutbefunde bei In- 
fektionen von Wurmfortsatz und Gallenblase. — 16) Tomita, Verödung des Wurmfortsatzes. — 
17) Thevenot und Gabourd, Bauchbrüche. — 18) Koritschan, Säurebestimmung des Mageninhaltes. 
— 19) Boas, Operationen wegen Krebs des Magen-Darmkanals. — 20) Lane, Chronische Verstop- 
fung. — 21) Guibe, Volvulus. — 22) Kukula, Gallensteine. 

S. Rolando, Über die Behandlung der akuten eitrigen Osteomyelitis. (Originalmitteilung.) 

23) Valentin, Folgen ausgedehnter Verbrennung. — 24) Ringel, Traumatisches Dermoid. — 
25) Saratoff, Jodoformvergiftung. — 26) Kausch, Rippenknorpelresektion bei Lungenspitzentuber- 
kulose. — 27) Küss, 28) Perthes, Pneumotomie. — 29) Benard, Fremdkörper im Herzen. — 
30) Urban, Cardiolyse. — 31) Merle, Perforation der A. epigastrica bei Parazentese des Bauches. 
— 32) Lorrain, 33) Malatesta, 34) Kuss und Suimbellot, 35) Thrush, 36) de Josselin de Jong, 
37) Mahnert, Zur Appendicitisfrage. — 38) Ruotte, Leistenbruch beim Kinde. — 39) Denk, Aus- 
gedehnte Darmresektion. — 40) Daus, 41) Hosch, Metastasen bei Magenkrebs. 





Aus der chirurgischen Klinik und Poliklinik zu Greifswald. 
Direktor: Prof. Dr. Payr. 


Zur Frage der Sensibilität der Bauchorgane. 
Von 


Prof. Dr. Carl Ritter. 


ekanntlich ist die von Lennander in mehreren ausgezeichneten 

Arbeiten begründete und allgemein anerkannte Lehre von der 
Sensibilität der Bauchorgane durch eine vor kurzem erschienene Mit- 
teilung von Meltzer und Kast in Frage gestellt. 

Lennander war auf Grund seiner Untersuchungen am Menschen 
zu dem Schluß gekommen, daß zwar das Peritoneum parietale sehr 
schmerzempfindlich ist, daß aber die Bauchorgane sowohl in normalem 
als auch in entzündetem Zustande weder für Berührung, noch für 
Kälte und Wärme, noch für Schmerz empfindlich sind. Die Erkran- 
kungen der Bauchhöhle werden erst dann schmerzhaft, wenn das 
Peritoneum parietale durch Dehnung oder Zerrung gereizt oder durch 
Übergreifen der Entzündung, z.B. durch Lymphangitis, auf das Peri- 
toneum parietale selbst in Mitleidenschaft gezogen wird. 


20 


610 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Demgegenüber kamen Meltzer und Kast, die an Hunden und 
Katzen experimentierten, zu dem Resultat, daB nicht nur die Empfind- 
lichkeit für Schmerzeindrücke in normalen Bauchorganen vorhanden, 
sondern sogar in entzündeten erheblich erhöht ist. Wenn bisher die 
Bauchorgane bei den Operationen unter Lokalanästhesie schmerzlos 
gefunden wurden, so liegt das nach ihrer Ansicht in der Verwendung 
des Kokains, da eine subkutane oder intramuskuläre Injektion einer 
schon relativ kleinen Dosis von Kokain genügt, um die Empfindlich- 
keit in normalen und cntzündeten Eingeweiden vollkommen aufzuheben. 

Wie zu erwarten war, haben diese Versuche verschiedentlich 
dazu geführt, noch einmal die Frage der Sensibilität der Bauchhöhle 
zu prüfen. Aber schon mehren sich die Mitteilungen, die Zweifel an 
der Bedeutung der Versuche von Meltzer und Kast aussprechen. 

So beobachtete Beert, daß man bei groBen und alten Hernien 
ohne Schmerzäußerung im Gegensatz zum parietalen am visceralen 
Peritoneum manipulieren kann und Haim? konnte ebenso beim 
Menschen, wenn er nur einige Tropfen einer Billrothmischung zur 
schmerzlosen Durchtrennung der Bauchdecken und Vorlagerung des 
Magens und Dünndarmes gegeben hatte, das vollkommene Fehlen 
irgendeines Gefühlsinnes für Magen, Gallenblase, Leberoberfläche bei 
vollem Bewußtsein des Pat. feststellen. Fürs Tier aber konnte 
Müller? die Resultate von Meltzer und Kast nicht bestätigen. 

Diesen Mitteilungen gegenüber möchte ich aber zur Vorsicht 
mahnen. So einfach liegen die Dinge nun doch nicht. 

Was zunächst die Tierversuche anbetrifft, so bin ich auf Grund 
von zahlreichen eigenen Versuchen zu durchaus anderen Ergebnissen 
als Müller? gekommen. 

Durch Zufall bin ich auf diese Frage geführt worden. Bei 
Enteroanastomosen, die ich zu anderem Zweck ausführte, machte ich 
die für mich damals höchst auffallende Beobachtung, daß der Hund, 
obwohl er in Morphiumnarkose schlief, bei jedem Stich am Dünndarm 
wie am Dickdarm laut aufschrie. Nicht die leiseste Manipulation war 
ohne ein Stöhnen oder Aufschreien des Tieres möglich. Diese Schmerz- 
empfindlichkeit war so groß, daß sie bei der Naht sehr störte. Ich 
habe deshalb auch nur 2mal — 17. Oktober und 20. Oktober — bei 
diesen Versuchen den Morphiumrausch benutzt, weiterhin sie aber 
stets nur unter Athernarkose ausgeführt. 

Als ich dann später die Widerstandsfähigkeit eines größeren 
Darmabschnittes gegen künstliche Ernährungsstörungen dadurch zu 
erhöhen suchte, daß ich nicht plötzlich, sondern allmählich die Ge- 
fäßzufuhr abschnitt (Versuche, die Herr Dr. Esau vor kurzem in 
seiner Arbeit angeführt hat), machte ich die gleiche Beobachtung des 





! E. Beer, A note of the sensibility of the human visceral peritoneum. 
New York med. record 1907. Oktober 5. 

2? Haim, Zentralblatt für Chirurgie Bd. XXXV. p. 337. 1908. 

3 L. R. Müller, Uber die Empfindungen in unseren inneren Organen. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1908. p. 600. 








Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 611 


intensiven Gefühls bei der Unterbindung der Mesenterialgefäße, wenn 
das Tier sich im Morphiumschlaf befand. 

Ich konnte daraus nur entnehmen, daß offenbar das Tier in der 
Bauchhöhle doch Gefühl besitzt, und bin dann deshalb dieser Frage 
noch einmal systematisch nachgegangen‘. Ich benutzte Hunde und 
Kaninchen. Da ich die obigen Beobachtungen im Morphiumrausch 
gemacht hatte, so habe ich auch die meisten Untersuchungen in 
Morphiumnarkose vorgenommen. Den Tieren wird etwa 1/,—1 Stunde 
vor der Operation l ccm einer 4%igen Morphiumlösung subkutan in- 
jiziert, sie schlafen danach gewöhnlich oberflächlich, reagieren aber 
auf jede Reizung. (Bei sehr aufgeregten ängstlichen Tieren wirkt 
das Morphium nur etwas beruhigend.) Dieser Morphiumschlaf ist die 
beste Untersuchungsmethode und die humanste. Ich, habe auch 
andere Methoden versucht. So benutzte ich leichte Athernarkose 
bzw. Atherrausch zur schnellen schmerzlosen Durchtrennung der 
Bauchdecken und zum Hervorholen der Baucheingeweide. Es geht 
auch damit zuweilen, wenn wirklich die Narkose ganz oberflächlich 
gewesen ist, und wenn man so lange wartet, bis das Tier wirklich voll- 
kommen erwacht ist. Nur ist die Schmerzleitung oft deutlich ver- 
langsamt. Ich rate aber nicht dazu. Die Methode ist ganz un- 
sicher, und ich kann ihr daher im allgemeinen gar keine Beweis- 
kraft für die Sensibilität der Bauchhöhle zuerkennen. Obwohl das 
Tier oft anscheinend wach war, zeigte es öfter weder Sensibilität der 
Bauchorgane noch des Peritoneum parietale, über dessen Schmerz- 
empfindlichkeit doch nicht der mindeste Zweifel besteht. Dagegen 
gelingt es ebenso gut wie im Morphiumrausch ohne jede Narkose 
die Schmerzempfindlichkeit zu beobachten. Nur ist diese Art der 
Untersuchung nicht sehr human und zuweilen auch nicht sehr rationell, 
da die Tiere schließlich eine solche gehäufte Schmerzempfindung haben, 
daß sie sich überhaupt nicht mehr beruhigen. 

Ich rate deshalb, die Untersuchung in Morphiumschlaf vorzu- 
nehmen. Man macht dann schnell die Laparotomie, holt eine Darm- 
schlinge hervor und wartet nun kurze Zeit, bis das Tier sich von dem 
ersten Schmerz erholt hat und ganz ruhig daliegt. 

Nimmt man jetzt den Darm zwischen die Finger, oder faßt man 
ihn mit einer Hakenpinzette, oder noch besser quetscht man ihn 
mit Finger oder Pinzette, so sieht man sofort, daß das Tier den Kopf 
hebt, sich umwendet, stöhnt oder aufschreit. 

Ein Schneiden der Darmwand, ein Durchstechen mit einer Nadel 
ist stets mit einer besonders lebhaften Schmerzäußerung vermacht. 
Ebenso wird Klopfen des Darmes sofort mit Reflexbewegung des 
Kopfes beantwortet, während Beklopfen der Bauchwand von außen 
nichts derartiges hervorruft. Alle diese Schmerzäußerungen treten 
‘sofort und jedesmal auf. a bemerke dabei an, daß ein 


4 Die Versuche, die noch weiter ausgedehnt werden sollen, werden demnächst 
ausführlich wiedergegeben werden. œ `- 


20* 


612 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Ziehen und Zerren am Mesenterium vollkommen vermieden werden 
kann. 

Die Empfindlichkeit läßt nach, sobald der Darm längere Zeit vor 
der Bauchhöhle gelegen hat und austrocknet, bleibt aber für stärkere 
Reize stets erhalten. Ein neuer, frisch hervorgezogener Darm zeigt 
allerdings am besten die Reaktion auf die verschiedenen Reize. 


Einfache Berührung des Darmes mit stumpfer Nadel wird an- 
scheinend nicht empfunden. Oder ist der Reiz zu gering im Vergleich 
zu dem starken Reize der kalten Luft, dem die Darmschlinge aus- 
gesetzt ist? Ebensowenig wird Vereisung mit Ohloräthyl empfunden. 
Dagegen wird die Berührung mit dem Thermokauter zuweilen sofort 
deutlich beantwortet. Sobald der Thermokauter tiefer in die Mus- 
cularis dringt, ruft er stets sehr lebhaften Schmerz hervor. Hinein- 
stopfen von Darmschlingen ist auch dann sehr schmerzhaft, wenn 
das Peritoneum parietale dabei nicht berührt wird. Wenn man dabei 
Kneifen der Darmwand vermeidet, ist es allerdings möglich, ohne 
größere Schmerzäußerung kurze Darmstücke in die Bauchhöhle hinein- 
zubringen. Man muß dabei aber sehr vorsichtig und langsam zu 
Werke gehen. Berührung des Darmes mit zwei Nadelelektroden eines 
kleinen Induktionsapparates ruft starken Schmerz hervor. 

Die gleiche Empfindlichkeit wie der Dünndarm zeigen Appendix, 
Dickdarm und Magen. Ob Milz, Leber, Pankreas die gleiche Emp- 
findung besitzen, kann ich nicht sagen. Jedenfalls reagiert das Tier 
auch auf Berührung der Milz und des Netzes mit dem elektrischen 
Strom genau so wie bei der des Magendarmes sehr deutlich. 

Ob ferner das Peritoneum viscerale an sich wirklich schmerz- 
empfindlich ist, ist mir fraglich. Durchschneidung des Mesenterium 
an gefäßlosen Stellen ruft keine Reaktion hervor. 

Man kann nach alledem dem Tier eine gewisse Sensibilität in der 
Bauchhöhle nicht absprechen. Wer aber diesen Versuchen trotzdem 
skeptisch gegenübersteht, und man kann bei widerstreitenden Meinungen 
nur mit großer Skepsis an diese Frage herangehen, dem rate ich, 
einmal die Unterbindung eines Mesenterialgefäßes vorzunehmen. 

Es ist schon sehr auffallend, wie die schmerzhaften Empfindungen 
an den Bauchorganen jedesmal in der Nähe der Gefäße am stärksten 
sind, offenbar deshalb, weil mit den Gefäßen auch die Nerven ver- 
laufen. Der Vergleich bei Betupfen einer gefäßlosen Darmpartie und 
eines Darmwandgefäßes mit dem Thermokauter ist besonders lehrreich. 

Am auffallendsten ist aber die Beobachtung bei Unterbindung 
eines Mesenterialgefäßes: 

Man legt die Dünndarmschlinge auf einen Gazestreifen, schneidet 
dann mit einer kleinen feinen Schere rechts und links von dem 
Gefäß das gespannte Mesenterium durch und zieht nun unter 
Arterie und Vene ganz vorsichtig zwei Fäden hindurch. Knüpft man 
jetzt den zentralen Faden, was ohne jeden Zug am Mesenterium 
gelingt, so zuckt das Tier momentan zusammen, schreit plötzlich laut 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 613 


auf, wendet den Kopf nach der operierten Seite, krümmt sich vor 
Schmerz und will oft vom ÖOperationstisch herunter. Der Versuch 
gelingt stets auch bei Därmen, die lange vor der Bauchwand gelegen 
haben. Knotet man dagegen jetzt den peripheren Faden, so tritt 
nicht das Mindeste ein. Hier ist also offenbar die Nervenleitung 
unterbrochen. 

Umgekehrt stöhnt das Tier sofort auf, wenn das periphere Ende 
zuerst und schreit von neuem, wenn das zentrale zuletzt unterbunden 
wird. Hier war die Nervenleitung zum Gehirn auch nach Knoten des 
peripheren Fadens erhalten. 

Diese Versuche sind auch ein guter Beweis dafür, daß das Ziehen 
des Mesenteriums hierbei keine Rolle spielt. Denn dann müßte auch, 
wenn der periphere Knoten zuletzt geknüpft wird, Schmerz eintreten. 
Man kann aber, wie ich schon betont habe, das Ziehen des Mesen- 
teriums ganz vermeiden. Andererseits wird Zerrung am Mesenterium 
nach meinen Beobachtungen bei weitem nicht so schmerzhaft em- 
pfunden, wie die Unterbindung der Gefäße. 

Diese Sensibilität der Gefäße ist nun nicht nur am Mesenterium 
vorhanden, sondern auch am Dickdarm und an sämtlichen Gefäßen 
des Magens; desgleichen an den Gefäßen der Milz. 

Ebenso ist die Unterbindung eines Netzzipfels stets sehr schmerzhaft. 

Nach alledem kann ich nur sagen, daß auch die Bauchorgane des 
Tieres Sensibilität besitzen. 

Ich habe dann weiter geprüft, ob wirklich das Kokain in der 
Schleich’schen Infiltration imstande ist, diese Schmerzempfindlichkeit 
herabzusetzen. Nachdem ich am selben Tier zunächst die Sensibilität 
in der Bauchhöhle festgestellt hatte, spritzte ich subkutan und intra- 
muskulär Braun’sche Lösung (um jeden anderen störenden Zusatz zu 
vermeiden Kokain 0,1, physiologische Kochsalzlösung 100,0) in der 
Ausdehnung, wie man eine Infiltrationsanästhesie zur Eröffnung der 
Bauchhöhle machen würde. Ich habe die Versuche oft wiederholt. 
Zunächst war danach an den Organen der Bauchhöhle nichts Be- 
sonderes nachweisbar. Erst nach 10 Minuten und länger ist die 
Empfindlichkeit scheinbar geringer. Dann tritt selbst auf starke Reize 
(Unterbindung eines Gefäßes) nur ganz geringe Zuckung des Kopfes 
ein und schließlich fühlt das Tier nicht das allermindeste mehr. Das 
Tier liegt jetzt auffallend ruhig. Weder Reizung des Peritoneum 
parietale oder Zug am Mesenterium noch Malträtieren des Darmes oder 
Unterbindung von Gefäßen und Netz ruft irgend eine Reaktion am 
Tier hervor. Besonders auffallend ist im Gegensatz zu früher die voll- 
kommene Gleichgültigkeit des Tieres selbst gegen Hineinstopfen eines 
großen Darmschlingenkonvoluts. Die Bauchdecken sind dabei ohne 
jede Spannung. 

Kein Tier ist übrigens bei diesen Versuchen zugrunde gegangen, 
bei keinem traten Vergiftungserscheinungen auf. 

Da es möglich war, daß das Kokain rein lokal gewirkt hatte, be- 
tupfte ich eine vor der Bauchhöhle liegende Darmschlinge längere 


614 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Zeit mit Braun’scher Lösung, erreichte auch eine vollkommene An- 
ästhesie. Als ich aber dann eine frische Darmschlinge hervorholte, 
war auch sie wie die ganze Bauchhöhle anästhetisch. 

Ich kann also auch die Beobachtung von Meltzer und Kast 
bestätigen, daß das Kokain bei dem Tier recht rasch resorbiert wird 
und dann allgemein wirkt. 

Wenn nach diesen Versuchen der Schmerz in der Bauchhöhle 
empfunden und dem Gehirn mitgeteilt wird, so war es von vornherein 
wahrscheinlich, daß das nur auf dem Wege des Rückenmarkes ge- 
schehen kann, und zwar unter Vermittlung der Verbindungsfasern des 
Sympathicus mit den sensiblen Bahnen. 

Um das zu beweisen, habe ich bei mehreren Tieren vorher das 
Rückenmark durchschnitten. Geschieht das an der Grenze zwischen 
Brust- und Bauchhöhle, so bleibt die Bauchhöhle empfindlich. Durch- 
trennt man aber höher, etwa in Höhe der Schulterblattspitze, so ist 
jetzt die Bauchhöhle genau so wie die Bauchdecken vollkommen 
empfindungslos. Damit scheint mir diese Frage erledigt zu sein. 
Durch den verschiedenen Ausfall der Rückenmarksdurchtrennung ist 
zugleich bewiesen, daß nicht etwa die Chokwirkung der Rückenmarks- 
durchtrennung selbst für die nachträgliche Gefühlslosigkeit der Bauch- 
höhle als Ursache herangezogen werden kann. 

Wenn ich nun ebenso wie Meltzer und Kast zu dem Schluß 
komme, daß man der Bauchhöhle die Sensibilität nicht absprechen 
kann, so möchte ich nicht gleich so weit gehen, diese Versuche nun 
auch für den Menschen als bindend anzusehen. 

Für das Tier entscheidet das Tierexperiment, für den Menschen 
nur der Versuch am Menschen. Es ist sehr wohl möglich, daß das 
Tier sich recht wesentlich vom Menschen unterscheidet. Aber auch 
für den Menschen möchte ich vor voreiligen Schlüssen aus wenigen 
Beobachtungen warnen. Beobachtungen, die an vorher narkotisierten 
Menschen gemacht sind, halte ich nach den Erfahrungen am Tier 
nicht für beweisend. Ebensowenig Beobachtungen am vorgelagerten 
Darm, den man nicht gleich, sondern nach 12 oder 24 Stunden er- 
öffnet. Denn der Darm leidet durch längeres Liegen an der Luft 
in seiner Empfindlichkeit. Beobachtungen durch die Bauchdecken 
hindurch beweisen noch weniger. Wenn man z. B. durch dünne 
Bauchdecken hindurch den Darm schlägt und keinen Schmerz auf- 
treten sieht, so ist deshalb der Darm nicht ohne weiteres sicher emp- 
findungslos.. Man berührt dabei, ohne daß es weh tut, auch das 
Peritoneum parietale, das sicher schmerzempfindlich ist. Man wird 
daher viel subtiler und unter viel größerer Vermeidung von Fehler- 
quellen untersuchen müssen. 

Ganz besonders rate ich, hier die Unterbindung von Gefäßen in 
der Bauchhöhle als Prüfstein für die Sensibilität zu verwenden. 

Daß die Bauchhöhle auch beim Menschen nicht empfindungslos 
ist, dafür gibt es doch hier und da einige Andeutungen. Ich ver- 
weise hier auf Bier’s Nachtrag zu seinem Kollateralkreislauf, der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 615 


besonders das Abbinden des Gekröses schmerzhaft fand (was aber 
Lennander unter allgemeiner Anerkennung auf Zug am Mesen- 
terium bezog) und ferner auf die interessante, vor kurzem erschienene 
Arbeit von Müller hin, der sich durchaus nicht ohne weiteres den 
Anschauungen Lennander’s anschließt, und schließlich auf die 
Schwierigkeiten, die sich bei Lennander’s Auffassung der Erklärung 
der Schmerzen in Bauchorganen entgegenstellen, und auf die besonders 
Wilms hingewiesen) hat. Ich selbst habe in zwei Fällen am nicht 
narkotisierten Menschen sowohl beim sehr früh geöffneten vorgelagerten 
Darm, als auch beim Fassen von Darmschlingen mit der Pinzette 
deutliches Schmerzgefühl eintreten sehen. 


1) Gaudiani. I germi anaerobi nelle suppurazioni. 
1908. - 

Anaerobe Keime wurden fast regelmäßig bei gashaltigen Abszes- 
sen, Perforationsperitonitiden und Urininfiltrationen gefunden und 
verursachten den eigenartigen Gestank dieser Affektionen. Bis auf 
wenige Formen, die regelmäßiger angetroffen werden, ist es nicht 
möglich, bisher die Spezifizität der Keime zu beweisen. Die isolierten 
Anaeroben waren häufig wenig virulent, erlangten aber eine erheb- 
liche Virulenz, wenn sie zusammen mit anderen Bakterien injiziert 
wurden in jenen Verhältnissen, wie sie sich auch beim Menschen vor- 
finden. Dreyer (Köln). 


2) T. Chutaro. Experimentelle Untersuchungen über Kno- 


chentransplantation. 
‘(Virchow’s Archiv Bd. CXCI. p. 80.) 


Um die Frage zu entscheiden, ob bzw. wie lange ein unversehrtes 
Knochenstück in anderem Körpergewebe seine Lebensfähigkeit behal- 
ten kann, und ob Knochenneubildung allein aus dem eingepflanzten 
Knochenstück entsteht, wurden Schwanzwirbelknochen von Hunden 
und Kaninchen samt ihrem Periost und den daranhängenden Weich- 
teilen den Versuchstieren in die freie Bauchhöhle eingepflanzt. Die 
Schicksale der verpflanzten Knochen wurden in Zeiträumen von 3 bis 
130 Tagen nach der Operation untersucht. Es ergab sich hierbei, 
daß bei 110—130 Tage alten Präparaten ein vollständiger Untergang 
von Knochensubstanz erst stattgefunden hatte, daß aber bis zu 95 Tagen 
alte noch deutlich teilweise Vitalität zeigten. Solche teilweise erhal- 
tene Vitalität des Knochens hatte einen günstigen Einfluß auf die 
Einheilung. Die Resorption des eingepflanzten Knochenstückes ge- 
schah gewöhnlich unter dem Auftreten von Riesenzellen und Lakunen; 
mitunter ging sie jedoch auch ohne diese von statten. Die Knochen- 
neubildung ging stets vom Periost und Knochenmark aus; die Knochen- 
zellen waren ohne Einfluß auf sie. Es empfiehlt sich daher für Im- 
plantation von Knochen zu Heilzwecken stets die Entnahme eines 


616 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Knochenstückes mit allen ernährenden Bestandteilen. Am längsten 
lebensfähig erwiesen sich Mark und Epiphysenknorpel. 
Doering Göttingen). 


3) A. Margulies. Zur Frage der Regeneration in einem 
dauernd von seinem Zentrum abgetrennten peripherischen 


Nervenstumpf. 
(Virchow'’s Archiv Bd. CXCI. p. 9.) 

Um durch eigene Untersuchungen zu der Streitfrage Stellung zu 
nehmen, ob die Nervenregeneration von der Ganglienzelle allein aus- 
gehe, oder ob bei diesem Prozeß auch eine Tätigkeit der dem peri- 
pherischen Nerven von Anbeginn zugehörigen Nervenzellen, den sog. 
Schwann’schen Zellen, zu konstatieren sei, resezierte M. bei Ka- 
ninchen ein 2cm langes Stück des Ischiadicus und untersuchte die 
Nervenstümpfe, nachdem die Tiere in Zeitabständen von 1—240 Tagen 
getötet waren. Seine Resultate sind kurz folgende. Nach der Durch- 
schneidung eines peripheren Nerven treten im distalen Stumpf die 
bekannten Degenerationserscheinungen auf. Die Schwann’schen 
Zellen bilden durch Vermehrung und Massenzunahme ein neues, spe- 
zifisches Fasergewebe. In diesem unfertigen Zustande verharrt aber 
der Nerv, wenn er dauernd vom Zentrum abgetrennt bleibt; vollwertig 
wird er nur bei Wiederherstellung der Verbindung mit dem Zentrum. 
Autogene Regeneration, d. h. Bildung vollwertiger Nerven, findet im 
dauernd abgetrennten Stumpf bei erwachsenen Tieren nicht statt. 
Jede Nervenregeneration ist ein autonomer Wachstumsvorgang, inso- 
fern als die anatomische Grundlage des Nerven von den Schwann- 
schen Zellen aufgebaut wird. Es kommt unter allen Umständen 
autonom, auch ohne Einfluß der Ganglienzelle, zu einer Regeneration, 
aber sie ist unvollständig und bedarf zur vollen Ausbildung der typi- 
schen Nervenform der funktionellen Inanspruchnahme. Die Regene- 
ration des peripherischen Nervenstumpfes zum vollwertigen Nerven 
erfolgt nicht durch Einwachsen zellenloser Fortsätze der Ganglien- 
zelle; autonome Regeneration der Schwann’schen Zellen bildet das 
neue Gewebe; diesem kommen dann durch Verbindung mit dem Zen- 
trum die funktionellen, den regenerierten Nerven zu einer vollwertigen 
Form ausgestaltenden Reize. Doering (Göttingen. 


4) Dessauer und Wiesner. Leitfaden des Röntgenverfahrens. 


Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage. 
Leipzig, ©. Nemnich, 1908. 

Das allen Röntgenologen bekannte Buch erscheint nach 4 Jahren 
bereits in dritter Auflage. Gegenüber manchen anderen Lehrbüchern 
des Röntgenverfahrens enthält es sehr eingehende Erklärungen des 
physikalischen und technischen Teiles. 

Außer den Verff. sind verschiedene bekannte andere Autoren an 
dem Werke beteiligt: Hildebrand, Hoffmann, Hoffa, Blencke 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 617 


und Holzknecht. Letztere haben hauptsächlich den medizinischen 
Teil des Buches bearbeitet. 
Die einzelnen Kapitel enthalten alles notwendige, ohne sich in 
der Beschreibung der unzähligen Apparate zu verlieren. 
Gaugele (Zwickau). 





5) A. Thorndike. A manual of orthopedic surgery. 401 S. 
191 Abbild. 
Philadelphia, P. Blakistons Sohn & Co., 1%7. 

Der kurze Leitfaden ist bestimmt zur Einführung in die Ortho- 
pädie. Die Gruppierung des Stoffes ist nach ätiologischen und chro- 
nologischen Gesichtspunkten vorgenommen; sie erscheint trotz mancher 
Schwierigkeiten, die sich daraus für die Darstellung ergehen, wohl 
geeignet. Die Deformitäten, die durch Narbenbildungen an den Ex- 
tremitäten erzeugt werden, sind übergangen. 

Der außerordentlich umfangreiche Stoff bedingt, daß T. sich 
vielfach nur mit kurzen Hinweisen begnügen muß; um so wichtiger 
ist es, daB die persönliche Erfahrung noch mehr in den Vordergrund 
gestellt wird. 

Den Beschluß des Werkes bilden zwei Kapitel, in denen die 
Gipstechnik und die orthopädischen Apparate beschrieben werden. 

Ein besonderer Vorzug des Werkes ist die klare, übersichtliche 
Darstellung. Die Abbildungen sind sorgfältig gewählt. 

Kranepuhl (Kassel). 


6) O. Thilo (Riga). Orthopädische Technik. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. IV. Hft. 2 u. 3.) 
Die fleißige Arbeit umfaßt 83 Seiten mit 7 Abbildungen im Text 
und 137 Abbildungen auf Tafeln und soll uns in Wort und Bild 
Verf.s Technik vor Augen führen, die er selbst zum größten Teil als 
eine Drahttechnik bezeichnet. Sie bietet namentlich dem praktischen 
Arzte die Möglichkeit, sich selbst Schienen, Korsette und alle mög- 
lichen Übungsvorrichtungen herzustellen. Auf die einzelnen Behand- 
lungsmethoden, die lesenswert sind, einzugehen, würde über den Rah- 
men eines einfachen Referates hinausgehen. Hartmann (Kassel). 





1) Radmann. Chirurgische Behandlung bei epidemischer 


Genickstarre. 

(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. X VIII. Hft. 3.) 

R. setzt auseinander, daß schon aus theoretischen Gründen chir- 
urgische Maßnahmen im allgemeinen bei der epidemischen Genick- 
starre keinen Erfolg versprechen, da es sich nicht um eine lokale 
Eiterung handelt, vielmehr die Allgemeininfektion das Krankheitsbild 
beherrscht; und gegen diese sei die lokale Beeinflussung der Ent- 
zündungsprodukte in den Meningen machtlos. Die Statistik spricht 
für diese Ansicht; denn '/, der Erkrankten kommt ohne chirurgische 

20** 


618 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Behandlung zur Heilung, während die Operierten kaum diesen Heilungs- 
prozentsatz erreichen; in den Krankenhäusern, in welchen keine chir- 
urgischen Eingriffe gemacht wurden, war die Sterblichkeit am nied- 
rigsten. 

Eine Ausnahme macht in chronisch verlaufenden Fällen der 
Hydrocephalus. Diesen zu beseitigen, dürfte in der Tat von Vorteil 
sein. R. führte dazu die Drainage beider Seitenventrikel in zwei 
Fällen aus, ohne freilich die Kranken retten zu können, und empfiehlt, 
gleichzeitig noch den 4. Ventrikel durch Eröffnung des Lig. atlanto- 
occipitale zu drainieren. Die Gefahr dieser Drainage besteht in der 
Sekundärinfektion bei der Nachbehandlung. Um diese zu vermeiden, 
brauchte Verf. zur Drainage kleine 4 cm lange Silberdrahtgestelle, in 
welche parallel gelegte Baumwolldochtfäden eingelegt waren; durch 
sukzessives Herausziehen der Fäden gelang es, den AbfluB wieder 
herzustellen, wenn eine Verstopfung eingetreten war. 

Haeckel (Stettin). 





8) F. Riedl. Granulationsbehandlung. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Die Schwierigkeiten in der Behandlung großer Granulationsflächen 
veranlaßten den Verf. zu einem Versuche mit dem als Hausmittel 
bekannten Leinöl. Es ergab sich, daB dabei die Granulationen sehr 
rasch dünner, trockener werden, sich sehr schnell überhäuten, und 
daß die Narben geringere Neigung zu Retraktion zeigen. Nebenbei 
haben diese Verbände den Vorzug der Einfachheit und Billigkeit; es 
wird einfach.Mull mit sterilem Leinöl getränkt, mit undurchlässigem 
Stoffe bedeckt und mit Binde befestigt, der Verband zweimal täglich 
gewechselt. Bei sehr frischem Ole scheint eine Sterilisation nicht 
einmal nötig zu sein. Renner (Breslau). 





9) Creite. Zur Therapie des äußeren Milzbrandes. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Auf Grund von 13 mit ausgezeichnetem Erfolge behandelten 
Fällen aus der Braun’schen Klinik hält ©. ausgedehnte Operationen, 
wie Exzision und Kauterisation, zur Heilung des äußeren Milzbrandes 
nicht für nötig. Er empfiehlt Suspension des erkrankten Gliedes und 
Umschläge mit essigsaurer Tonerde. Borchard (Posen). 





10) W. T. Dannreuther. The surgical value of jodine. 
(New York med. record 1908. Januar 26.) 

D. hält eine begeisterte Lobrede auf die Jodtinktur und ver- 
wendet das Mittel in ausgedehntem Maße, äußerlich bei allen mög- 
lichen Entzündungszuständen, prinzipiell bei den gewöhnlichen Fleisch- 
wunden des Schädels, wie solche die tägliche poliklinische Praxis in 
reichlicher Zahl mit sich bringt. Nach der üblichen Desinfektion 
dieser meist verunreinigten Wunden soll die Aufträufelung von Jod- 
tinktur außerordentlich die primäre Wundheilung befördern. Bei 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 619 


schlaffen Granulationen und torpiden Geschwüren sei Jodoform nicht 
ebenso wertvoll. — Eine 1%ige wäßrige Jod-Jodkalilösung dient zur 
Sterilisation der Hände; nach bakteriologischen Untersuchungen ge- 
nüge schon ein Zeitraum von 1!/, Minute. Die Desinfektion des 
Operationsfeldes, das Jodcatgut, die Irrigation der Bauchdecken- 
wundflächennaht des Peritoneums nach vorheriger Laparotomie, wie 
Goelet vorschlug, mit einer dünnen wäßrigen Lösung (1 g Tinktur 
auf 250 g Wasser) wird für zweckmäßig erachtet. In der Gynäkologie 
und Geburtshilfe sei ebenfalls ein reichliches Feld der Anwendung. 
Schließlich wirkt eine Lösung von 1 : 4000 Gonokokken tötend. 
Loewenhardt (Breslau). 





11) Schlesinger. Zur Injektionstherapie der Neuralgien. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 6.) 

S. verwendet auf 0° durch Einsetzen des dünnwandigen Gefäßes 
in ein Gemisch von kleingeschlagenem Eis, Viehsalz, Ammoniak ab- 
gekühlte physiologische Kochsalzlösung zur Einspritzung bei Neuralgien. 
Die Injektion erfolgt nach Bildung einer anästhetischen Hautquaddel 
tief in das Gewebe unter ständiger langsamer Einspritzung der kalten 
Lösung. Die erzielten Resultate sind gut. Borchard (Posen). 





12) Sehrt. Die histologischen Veränderungen des in mensch- 
liches Gewebe injizierten Paraffins. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LV. p. 601.) 

Nach einer zusammenfassenden Darstellung der bisherigen histo- 
logischen Untersuchungen über das Schicksal des in menschliches 
Grewebe injizierten Paraffins schildert Verf. den Befund, den er an 
den Paraffingeschwülsten aus der Wange einer Pat. (es war vermutlich 
Hartparaffin) erheben konnte. 

Das Paraffın findet sich in den Hohlräumen zwischen alveolär 
angeordnetem Bindegewebe. Die Wand der Alveolen, in denen das 
Paraffin deutlich erkennbar liegt, ist von epitheloiden Zellen aus- 
gekleidet, zwischen denen sich zahlreiche Riesenzellen befinden, die 
Ausläufer in das Paraffin ausschicken und dieses zerteilen. 

Das Paraffın wird maschenförmig von oft bizarr angeordneten 
Bändern durchzogen, welche die Einwucherung von epitheloiden Zell- 
strängen und Zellgewebszügen vorbereiten. Diese Bänder bestehen 
aus unzähligen feinsten Fettröpfchen. In einem späteren Stadium sind 
die Paraffinalveolen von einem aus epitheloiden und Riesenzellen be- 
stehendem Gewebe ausgefüllt, dessen Zellen zahlreiche Fettröpfchen 
enthalten. Letztere entstehen vermutlich weder durch Oxydation des 
Paraffins, noch durch fettige Gewebsdegeneration, sondern stammen 
von fettreichen Gewebssäften, die vom Paraffin eingeschlossen werden. 

Das in dem Hartparaffin enthaltene Fett, das von eingewanderten 
Zellen resorbiert wird, macht das schwer resorbierbare Präparat zu 
einem leichter resorbierbaren. Die Organisation des Weichparaffins 


620 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


erfolgt noch rascher und stürmischer, aber auch von den Injektionen 
mit Hartparaffın läßt sich vom histologischen Standpunkt aus ein 
dauernder kosmetischer Erfolg nicht erwarten. Reich (Tübingen). 





13) Zangemeister. Die Behandlung der puerperalen Ma- 
stitis mit Saugapparaten. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 6.) 

Da die Gefahr der Vereiterung durch Saugbehandlung vermehrt 
wird, eignet sich die Methode für Fälle frischer puerperaler Mastitis 
nicht. In den abszedierten Teilen, in denen die Entzündung nicht 
mehr weiter fortschreitet, kann man bei der Saugbehandlung sich auf 
kleine Inzisionen beschränken. Borchard (Posen). 





14) O. Cignozzi. La tecnica dell amputazione della mam- 
mella nella cura radicale del cancro mammario in rapporto 


alle sue vie di diffusione. 
(Archiv intern. de chirurgie 1907. Vol. III. Fasc. 6.) 

Die radikale Operation des Brustkrebses erfordert: 1) die Exstir- 
pation eines möglichst groBen Teiles der Haut, 2) die völlige Entfernung 
der Brustdrüse, 3) die Abtragung des M. pectoralis major und event. 
des Pectoralis minor samt seiner Fascie, 4) die Ausräumung der Achsel- 
höhle, der Fossa subclavicularis und event. der Fossa supraclavicularia. 

Bei der Besprechung der plastischen Operationsmethoden wird des 
näheren auf die 1896 angegebene und 1906 verbesserte Methode 
Tansini’s eingegangen. Tansini bildet einen dorsalen Lappen von 
ovaler Form und von der Größe des zu deckenden Defektes, dessen 
Stiel aus den Weichteilen der hinteren Achselhöhlenbegrenzung ent- 
springt, 6—7 cm breit ist und, um eine genügende Blutversorgung zu 
gewährleisten, den Latissimus dorsi und einen Teil des Teres major 
einschließt. Verletzung der wichtigen Gefäße, A. subscapularis und 
A. circumflexa scapulae, hat eine Nekrose des hinteren Lappenrandes 
zur Folge, läßt sich aber durch Bildung einer breiten Muskelbasis 
unter Beachtung der anatomischen Lage dieser Gefäße vermeiden. 

Ein vom Verf. beobachteter, nach der Methode von Tansini 
operierter Fall ergab Dauerheilung und ein ausgezeichnetes kosme- 
tisches und funktionelles Resultat. 

Der Arbeit sind instruktive Abbildungen beigegeben. — Photo- 
graphien geheilter Fälle finden sich ferner in der Arbeit von Purpura, 
Lancet 1908, p. 634—637. Bervenstorf (Hamburg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 621 


15) W. A. Bartlett and E. E. Smith. Blood reactions on 
inflammation; and the diagnostic prevention of the terminal 
stages of infections of the appendix and gall-bladder. Part I. 


E. E. Smith: Blood reactions of inflammation. 
(New York med. record 1908. Februar 8.) 


B. und S. versuchen die umstrittene Bedeutung des Blutbefundes 
besonders für die Feststellung des Terminalstadiums bei Infektionen 
des Wurmfortsatzes und der Gallenblase, d. h. den Eintritt von Empyem 
oder Gangrän zu rechtfertigen. Allerdings wird zugestanden, daß ein 
positiver Blutbefund hauptsächlich bei einem fortschreitenden Entzün- 
dungsprozeß und nicht ebenso sicher bei einem fertigen Zustande zu 
erwarten ist. Es kommt also darauf an, diese Untersuchungen früh- 
zeitig und häufiger während der Beobachtung vorzunehmen. 

Bei einem aktiven Prozeß steht die Leukocytosis im Verhältnis 
zu der Intensität der Entzündung. 

Bei Eintritt der weniger aktiven Gangrän braucht die Leukocyten- 
zahl dann nicht mehr vermehrt zu sein, weil jetzt weniger chemotaktische 
Substanz durch die geringere Reaktion der Gewebe gebildet wird. Da- 
gegen pflegt noch eine relative Vermehrung der Zahl der polymorpho- 
nukleären Leukocyten zurückzubleiben, die gerade die Diagnose eines 
gangränösen Prozesses nahe legt, weil dadurch angezeigt wird, daß die 
aktive entzündliche Reaktion der Gewebe abgelaufen ist. 

Es wird ferner auf die Bedeutung der Untersuchung des Blutes 
auf den Fibringehalt hingewiesen und bestimmt behauptet, daß dessen 
Vermehrung im genauen Verhältnis dazu steht, wie weit sich die 
Serosa an der Entzündung mit beteiligt. Die Fibrinvermehrung des 
Blutes ist ein Index für Ausdehnung und Grad der Bildung von fibri- 
nösem Exsudat in dem Körper. 

So kann man an der »Hpyperinosis« (d. h. vermehrten Fibrin- 
bildung) oft die Entwicklung der Peritonitis diagnostizieren und z. B. 
die Information erhalten, daB der Rückgang von Symptomen nur dem 
Platzen eines Abszesses und nicht etwa einer wirklichen Besserung 
zuzuschreiben sei. 

Bei gleichzeitiger Berücksichtigung aller sonstigen diagnostischen 
Momente liefert der Blutbefund nicht nur eine Sicherung, sondern oft 
eine direkte Entscheidung zur korrekten Deutung aller Symptome, 
ermöglicht auch bei Abwesenheit aller prägnanten Erscheinungen, be- 
sonders in den Anfangsstadien, die Feststellung der Infektion. 

Loewenhardt (Breslau). 





16) Tomita. Über die Obliteration des Wurmfortsatzes. 

(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 3.) 
Zur Entscheidung der Frage, ob die außerordentlich häufigen 
partiellen, seltener totalen Atresien des Wurmfortsatzes das Resultat 
einer abgelaufenen Entzündung oder eines chronisch während einiger 
Dezennien ohne ausgesprochene Entzündungserscheinungen vor sich 


622 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


gehenden, nahezu physiologischen Obliterationsprozesses sind, hat T. 
in Ribbert’s Institut Untersuchungen an zahlreichen obliterierten, 
der Leiche möglichst frisch entnommenen Wurmfortsätzen gemacht. 
Er betont es als besonders wichtig, sich nicht mit Querschnitten zu 
begnügen, sondern auch Längsschnitte zu machen, da der Übergang 
des obliterierten in den nicht obliterierten Teil am meisten Aufschluß 
über das Wesen des Prozesses gebe. Er kommt zu dem Resultat, 
daß nicht entzündliche Vorgänge die Obliteration bedingen. Nie 
findet man Narben, sondern einfachen Schwund des Epithels, so daB 
die Muscularis mucosae zusammenrückt und die Achse der oblite- 
rierten Partie bildet. Es handelt sich um eine langsam fortschreitende 
Veränderung, bei der das Epithel nach und nach zugrunde geht, 
wahrscheinlich durch Einwirkung toxischer Substanzen; durch Ver- 
mehrung des submukösen Bindegewebes wird der Raum, den früher 
die Lichtung und das Epithel einnahm, ausgefüllt; ein Teil der Sub- 
mucosa verwandelt sich in umfangreiches Fettgewebe. Schon die 
außerordentliche Häufigkeit des Prozesses und der Umstand, daß die 
Obliteration immer am Einde des Wurmfortsatzes beginnt und all- 
mählich gegen den Blinddarm hin fortschreitet, spricht gegen entzünd- 
liche Natur dieses Vorganges. Haeckel (Stettin). 


17) L. Thövenot et Gabourd. Les hernies spontanées du 
repli semilunaire de Spiegel. 
(Revue de chir. XX VII. ann. Nr. 4.) 

Die am Außenrande des Rectus abdominis meist in der Verbin- 
dungslinie zwischen Nabel und Spina il. ant. sup. gelegenen Brüche 
verdanken ihre Entstehung meist den Lücken der Aponeurose, welche 
kleinen Zweigen der A. epigastrica inf. den Durchtritt gestatten. Sie 
finden sich meist bei Frauen, und auch hier meist in vorgerücktem 
Alter. Tritt in solchen Umständen Einklemmung ein, die bei scharfen 
Rändern der Bruchpforte zur förmlichen Durchtrennung der inkarze- 
rierten Darmschlingen führen kann, so bietet die operative Heilung 
wenig Aussicht auf Erfolg, während sie natürlich bei noch resistenten 
Bauchdecken von Individuen gesunder Konstitution recht leicht zu 
erzielen ist. Nicht immer leicht ist die Diagnose, besonders solange 
der Bruch noch klein, bei fetten Bauchdecken nicht zu fühlen, bei 
straffen mit Lipom oder Fibrom zu verwechseln ist. Die kleine Studie 
dürfte bei der Seltenheit dieser Bruchform manchem gelegen sein. 

Christel (Metz). 


18) A. Koritschan. Über die Bedeutung der Schichtung des 
Mageninhaltes für den Wert der Aziditätsbestimmung nach 
Probefrühstück. (Aus dem Ambulatorium für Magen-Darm- 


kranke im Wiener allgemeinen Krankenhause.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 52.) 
Der Wert der Säurebestimmung schien durch Beobachtungen 
Grützner’s, Sick’s und Prym’s über die Schichtung des Magen- 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 623 


inhaltes bzw. verschiedene Azidität der einzelnen Schichten erschüt- 
tert. Schütz hat nun zunächst feststellen können, daß die Schwan- 
kungen, welche die Azidität an verschiedenen Tagen zeigt, und welche 
ebenfalls auf die Schichtung zurückgeführt wurde, in der Regel sehr 
geringe sind, und hat dann den Verf. veranlaßt, nachprüfende Be- 
stimmungen des Säuregehaltes der verschiedenen Mageninhaltsschichten 
vorzunehmen. Auf Grund von 30 solchen, in der Arbeit protokollierten 
Untersuchungen kommt er im Gegensatz zu Sick und Prym zu dem 
Resultate, daB die Aziditätswerte zweier aus verschiedenen Schichten 
entnommenen Proben im allgemeinen gut übereinstimmen, daß somit 
die Bestimmung der freien HCl nach Probefrühstück ihren Wert be- 
hält. (Cf. dagegen Schütte, Zentralblatt für Chirurgie 1908 p. 436.) 
Die abweichenden Resultate der anderen Autoren sucht er dadurch 
zu erklären, daß Sick vorwiegend Fundus- und Pylorusgehalt geson- 
dert untersuchte, daB ferner diese Untersuchungen längere Zeit bean- 
spruchten, und daher durch gesteigerte Sekretion von Magensaft oder 
Magenschleim, sowie Speiseröhrenschleim die Zahlen beeinflußt wurden. 
Prym belegte die angegebenen Differenzen nicht mit Zahlen. Literatur. 
Renner (Breslau). 





19) Boas. Die Operationen wegen Krebs des Magen-Darm- 
kanales im Lichte der inneren Medizin. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 

Eine Frühdiagnose gibt es bis jetzt nicht. B. glaubt auch nicht, 
daß es dieselbe für die Zukunft geben werde. Nach der Art der Ge- 
schwülste geben aber Spätoperationen in vielen Fällen keine schlech- 
teren Resultate wie Frühoperationen. Es ist eine Hauptaufgabe der 
inneren Medizin, die für die Operation geeigneten Fälle richtig aus- 
zuwählen. Borchard (Posen). 





20) W. A. Lane. Chronic constipation. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 2.) 

Verf. betrachtet die chronische Verstopfung, die er besser chro- 
nische »Intestinal stasise nennen möchte, als recht beachtenswerten 
Krankheitszustand, dessen üble Folgen oft ausgedehnte chirurgische 
Maßnahmen erforderlich machen. Die Erkrankung ist pathologisch- 
anatomisch deutlich gekennzeichnet. Zunächst zeigt sich eine Erwei- 
terung des Blinddarmes, der die ganze rechte Beckenhälfte einnehmen 
kann und durch Verwachsungen gegen das Parietalperitoneum in seiner 
Lage fixiert wird. Die Verwachsungen setzen sich auch auf den 
Wurmfortsatz fort, der geknickt wird, wodurch es zu einer Stauung 
seines Inhaltes kommt, die wiederum oft Störungen bedingt. Dem Zuge 
der Verwachsungen beckenwärts arbeitet das Aufhängeband der Flexura 
hepatica entgegen; es kommt auch an dieser Stelle zu Verwachsungen, 
die die Flexur nach oben ziehen und einen Zug auf die rechte Niere, 
sowie auf die Lumbalgegend ausüben. Fernerhin kommt es zu einem 


624 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


Descensus des Colon transversum, das eine tief herabhängende Schlinge 
bildet, deren beide Schenkel durch Verwachsungen mit Colon ascen- 
dens und descendens sich verbinden und so den Tiefstand des Colon 
transversum zu einem dauernden machen. Das Colon descendens wird 
in ähnlicher Weise noch an das Parietalperitoneum fixiert, wie das 
Colon ascendens, während das Colon sigmoideum erst allmählich 
gegen die Ursprungsstelle seines Mesenterium fixiert wird, wodurch 
seine Weite und Lichtung verkleinert wird und die Muscularis atro- 
phiert. Der Mastdarm ist verlängert, erweitert und frei von allen 
Verwachsungen. Dagegen kommt es infolge des Zuges des Lig. gastro- 
colicum zu einem Tiefstande des Magenfundus, während gleichzeitig 
der Pylorus durch Verwachsungen in der Lebergegend fixiert ist, so 
daß Magenektasie eintritt. Die Nieren werden durch den Zug der 
Verwachsungen mobil, wobei der Fettverlust des Organismus, der 
durch die chronische Intoxikation infolge des stagnierenden Darm- 
inhaltes bedingt ist, eine Rolle spielt. 

In einem weiteren Abschnitt versucht L. eine mechanische, Er- 
klärung der beschriebenen Veränderungen, indem er die primäre Über- 
ladung und Erweiterung des Blinddarmes auf die sitzende und stehende 
Lebensweise während des Hauptteiles des Tages zurückführt, zu der 
bei der Frau noch die Einschnürung durch das Korsett und die 
mangelhaft entwickelten Bauchdecken kommen. Ein weiteres ätiolo- 
gisches Moment ist die Defäkation in sitzender Stellung, die einen ge- 
ringeren Druck auf den Blinddarm ausübt und eher das Ausweichen 
desselben gestattet als die Defäkation in kauernder Stellung, wie diese 
bei den Naturvölkern eingenommen wird. Die stete Überfüllung des 
Darmes führt zu entzündlichem Reize, der wiederum Verwachsungen 
bedingt, wodurch weiterhin die Darmentleerung gestört wird. Ebenso 
verhindern die Verwachsungen am Pylorus die Entleerung des Magens, 
so daß es hier zum Magengeschwür kommt. 

Die Stauung des Darminhaltes bedingt nun durch Resorption von 
fäkulenten Toxinen einen Teil der klinischen Symptome: Abmagerung, 
Pigmentation und graugelbliche Verfärbung der Haut, Myodegeneratio 
cordis, Muskelschwäche, Kälte der Hände und Füße, Kopfschmerz, 
Gemütsdepression. Die Darmentleerung ist entweder diarrhoisch oder 
sehr selten. Die Dehnung des Darmes bedingt Schwächegefühl, Nausea, 
Flatulenz und Schmerzen in der Coecalgegend, die oft als chronische 
Appendicitis gedeutet werden, sowie im Kreuz und in der Lenden- 
gegend. 

Entsprechend den. mannigfachen und schwerwiegenden Erschei- 
nungen hält L. eine eingreifende Therapie für berechtigt. Er sucht 
deshalb zunächst operativ die Verwachsungen zu lösen und nach der 
Operation für regelmäßige Stuhlentleerung zu sorgen. In manchen 
Fällen, besonders bei Frauen, reichten diese Maßnahmen nicht aus, 
und Verf. sah sich zur Resektion des ganzen Kolon gezwungen, so 
daß der Dünndarminhalt direkt in den Mastdarm geleitet wurde. Bei 
kachektischen Frauen genügt event. die bloße Ausschaltung des Dick- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 625 


darmes durch eine Anastomose zwischen Dünn- und Mastdarm nach 
vorhergegangener völliger Abschließung des unteren Ileumendes. 
Strauss (Nürnberg). 


21) M. Guibé. Volvulus de l'intestin grêle et de la partie 
initiale du gros intestin. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 3—5 u. 7.) 

Unter Volvulus will Verf. nur die Drehung des Darmes um die 
eigene Achse oder das Mesenterium verstanden wissen. Dieser ernsten 
chirurgischen Erkrankung widmet er eine ziemlich ausführliche Be- 
sprechung; er teilt seinen Stoff in drei Unterabteilungen: 1) Volvulus 
des Dünndarmes; 2) des Blinddarmes; 3) Volvulus jejuno-colicus, die 
Drehung also des ganzen Dünndarmes, einschließlich eines Teiles des 
Kolon. 

Trotz der Wichtigkeit des Gegenstandes ist es schwer, Einzel- 
heiten aus der Abhandlung hervorzuheben, zumal weder dem Volvulus 
an sich noch seinen Unterabteilungen besonders kennzeichnende Merk- 
male zukommen; so ist er in der Tat oft nicht einmal während der 
Operation erkannt, und durch völlig unzureichende Maßnahmen — 
Enteroanastomose, Kunstafter — bekämpft worden. Die Erfolge des 
Eingriffes sind entsprechend nicht recht befriedigend; sie belaufen 
‚sich auf etwa 50% Heilungen. Das Prozentverhältnis ist nur in den 
ersten beiden Tagen günstiger, wo ca. 2’, Heilungen erzielt wurden. 
Frühzeitige Laparotomie und methodisches Suchen nach dem Hindernis 
nach Eviszeration ist in der Tat die einzige Möglichkeit der Heilung; 
die hohen Einläufe können nur diagnostischen Wert beanspruchen, in- 
sofern sie vielleicht die Höhe des Verschlusses vermuten lassen; 
Atropin kann, weil relativ unschädlich, in den ersten Tagen versucht 
werden; Erfolg dürfte nur in noch nicht völlig entwickelten Fällen 
oder den gutartigen mehr chronische Formen zu erwarten sein. 

Christel (Metz). 


22) O. Kukula (Prag). Über die chirurgische Therapie der 
Cholelithiasis. 
(Wiener klin. Rundschau 1907. Nr. 36—42.) 

Die vorliegende Arbeit stellt einen umfassenden klinischen Vor- 
trag dar, und beginnt in referierender Form mit Besprechung moderner 
Anschauungen über die Atiologie. Mit eingehenden Schilderungen 
wendet sich Verf. dann zu dem interessanten pathologisch-anatomischen 
Bilde, dessen Deutung und Erkenntnis durch die moderne Chirurgie 
so sehr gefördert ist. Im Streit um die Indikation lehnt Verf. den 
ultraradikalen Standpunkt Riedel’s als praktisch nicht durchführbar 
ab und nimmt einen gemäßigten Standpunkt ein. Interessant sind 
seine Betrachtungen über die Ursachen der Meinungsverschiedenheit 
von Chirurgen und Internisten und seine Kritik an der Leistungs- 
fähigkeit interner Heilmittel der verschiedenartigsten Herkunft und 
über ihre Theorie. Um einen Vergleich der Leistungsfähigkeit der 


626 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


chirurgischen und internen Therapie zu ermöglichen, zieht Verf. die 
Statistiken von Kehr und Körte heran. Um die Sterblichkeit zu 
verringern, muß sorgfältigste Indikationsstellung geübt werden. Die 
Ursache der hohen Sterblichkeit bei chronischem Choledochusverschluß 
ist nach Ansicht des Verf.s die Tatsache, daß diese Pat. oft zu lange 
mit interner Therapie hingehalten werden. (Kachexie, Cholangitis, 
Pyämie, Peritonitis.) Es folgt dann eine Übersicht über die Endresul- 
tate und über die Rezidive. Verf. kennt folgende klare Indikationen 
zur chirurgischen Therapie der Oholelithiasis: 1) chronischer Hydrops 
beim Versagen innerer Therapie; 2) Empyem der Gallenblase, i in jedem 
Falle; 3) chronisch rezidivierende Cholecystitis, besonders in der ar- 
beitenden Klasse; 4) akute eitrige Cholecystitis; 5) akuter Choledochus- 
verschluß mit cholangitischen Erscheinungen; 6) chronischer Chole- 
dochusverschluß; 7) bei Leeberabszeß, Peritonitis, Ileus und anderen 
schweren Komplikationen. Schmieden (Berlin). 


Kleinere Mitteilungen. 


Über die Behandlung der akuten eitrigen 
Osteomyelitis. 
Von 
Prof. S. Rolando in Genua. 


n der chirurgischen Gesellschaft in Paris wurden jüngst die operativen Indika- 
tionen bei akuter eitriger Osteomyelitis besprochen, wobei folgende zwei Kri- 
terien vorwiegend waren, nämlich, daß es 

1) nicht in allen Fällen möglich sei, klinisch die akute eitrige Osteomyelitis 
von der Periostitis zu unterscheiden; mithin sei es 

2) unnütz und auch schädlich, den Knochen systematisch zu trepanieren, da 
oftmals nur eine einfache Inzision des Knochenhautabszesses genügt, um den 
Krankbeitsprozeß zu bewältigen. 

Da ich in den Krankenhäusern Genuas Gelegenheit hatte, eine große Anzahl 
akuter Knochenmarkentzündungen zu behandeln, teile ich hier die Resultate meiner 
Beobachtungen mit. 

Sie beziehen sich ausschließlich auf die hämatogene Osteomyelitis, welche vor- 
zugsweise im Entwicklungsalter (6.—18. Lebensjahr) aufzutreten pflegt. Die pyo- 
genen Mikroorganismen, meistens Staphylokokkus pyog. aur., siedeln sich in der 
Metaphyse der langen Knochen nächst der Wachstumszone an, von wo aus sie bei 
ihrer Verbreitung gewöhnlich die akute eitrige Myelitis und sekundär die eitrige 
Periostitis verursachen. 

Die Intensität der Verbreitung ist je nach der Schwere der Infektion und 
dem Zeitpunkte des chirurgischen Eingriffes verschieden. 

In allen von mir beobachteten Fällen waren die Alterationen der Knochen- 
haut stets weniger schwer und offenbar jenen des Knochenmarkes nachstehend. 

Ich ließ die Radiographie des kranken Knochens vor der Operation ausführen, 
was sich für die Genauigkeit der Diagnose der Kur äußerst nützlich erwies. 

Die nebenstehende Radiographie bezieht sich auf einen l5jährigen Jüngling, 
welcher an eitriger Osteomyelitis des Schienbeins litt, und wurde bei dem Eintritt 
in das Krankenhaus, 7 Tage nach dem Auftreten der Krankheit, aufgenommen. 

Bei A ist eine helle Zone sichtbar. 

Man bemerkt einen Eiterherd der oberen Metaphyse, bei B eine andere helle 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 627 


Zone, welche die untere Grenze der Eiteransammlung bezeichnet. — Anstatt der 
ausgedehnten Trepanierung mittels des Meißels und Hammers zog ich die um- 
grenzte` Trepanierung mittels des Trepans vor. 





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Es scheint mir nicht unumgänglich nötig, die Markhöhle in ihrer ganzen 
Länge zu öffnen, wie das häufig geübt wird. Was vor allem;wichtig ist und auch 
die dringlichste Indikation darstellt, ist, daß der Eiterherd vollständig beherrscht 
und der Eiter nicht zurückgehalten werde. Dies ist leicht zu erreichen, wenn der 
Eiterherd und die abschüssigste Stelle des entzündeten Markes trepaniert werden. 

Der radiographische Befund trägt außer der bekannten, Kriterien?ungemein 
viel zur Genauigkeit des chirurgischen Eingriffes bei. 


23) F. Valentin. Der Einfluß letaler Verbrennungen auf das histo- 
logische Bild der Schilddrüse. 
(Virchow's Archiv Bd. CXCI. p. 42.) 


V. untersuchte die Schilddrüsen von 9 Kranken, die, an hochgradigen Ver- 
brennungen gestorben, im Berner pathologischen Institut zur Sektion gelangten. 


628 Zentralblatt für Chirurgie.” Nr. 20. 


Er fand dabei hauptsächlich eine Desquamation des Epithels. Die einzelnen Zellen 
waren teils gequollen und enthielten feine Vakuolen, teils waren sie völlig normal. 
Andere Zellen waren geschrumpft, ihr Kern zackig und unregelmäßig. Die Größe 
der Zellen war sehr verschieden; neben normalgroßen befanden sich solche, die 
wesentlich vergrößert waren. Die geschrumpften Zellen flossen oft zusammen. 
Die vergrößerten zeigten mitunter mehrere Kerne. Die Schrumpfung der Zellen 
scheint auf Kosten des Protoplasmas zu erfolgen, das einen Verlust an Kernen 
erleidet. Das Kolloid war spärlich vorhanden; es wird anscheinend verflüssigt 
und resorbiert. Auch nimmt es in den Schnitten eine auffallend blaue Färbung 
an, ein Zeichen, daß es sich in Mucin verwandelt. Das Stroma der Schilddrüse 
war normal; Infiltrationen fanden sich nicht. Eine Beziehung zwischen Intensität 
der Veränderung und Lebensdauer nach der Verletzung bestand nicht. Das Alter 
spielt insofern eine gewisse Rolle, als die jüngsten Individuen die weitgehendsten 
Veränderungen aufweisen. Ob die Veränderungen überhaupt durch toxische Sub- 
stanzen oder nur durch eine Ernährungsstörung des Organs zustande kommen, 
entscheidet V. nicht. 
Die ausführlichen histologischen Details sind im Original nachzulesen. 
Doering (Göttingen). 


24) Ringel. Traumatisches Dermoid der Achselhöhle. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 14.) 

Bei einem 44jährigen Manne war nach Amputatio mammae mit Ausräumung 
der Achselhöhle 13 Jahre vorher eine Fistel in der Achselhöhle zurückgeblieben, die 
sich auf keine Behandlung schloß. Vielmehr zeigte sich in der Tiefe eine hasel- 
nußgroße Geschwulst, die sich bei der Exstirpation als eine mit Haut ausgekleidete 
Cyste erwies (Dermoid). Borchard (Posen). 


25) A. Saratoff. Ein Fall von Neuritis retrobulbaris als Folge von 
Jodoformintoxikation. (Aus der II. Augenklinik in Wien.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 48. 

25 Tage nach der ersten, 4 Tage nach der letzten Jodoforminjektion in einem 
Psoasabszeß trat Amblyopie ein, die nach 3 Wochen sich besserte, nach 5 Wochen 


ganz zurückging. Erwähnung zweier früher veröffentlichter Fälle. Literatur. 
Renner (Breslau). 


26) Kausch. Die Resektion des ersten Rippenknorpels wegen be- 
ginnender Lungenspitzentuberkulose. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 50.) 

Freund und Hart haben die Durchtrennung der ersten Rippe oder besser 
noch eine Resektion eines Stückes ihres Knorpels bei beginnender Lungentuber- 
kulose empfohlen, weil durch eine Entwicklungshemmung dieser Rippe die zu- 
führenden Bronchien in der Lungenspitze direkt komprimiert werden können 
(Schmorl’sche Lungenfurche), und weil dieser Knorpel früh verknöchert. K. führte 
den Eingriff bei einer 50jährigen, kräftigen Pat., deren Tuberkulose ganz im Be- 
ginn beobachtet werden konnte, aus. Ein Urteil über den Erfolg ist noch nicht 
abzugeben, da erst 3 Wochen seit der Operation vergangen waren. 

Borchard (Posen). 


27) M. Küss. Kyste hydatique du poumon droit. Pneumotomie. 
(Bull. et mem de la soc. d’anatom. de Paris 1907. Nr. 6.) 

Ein 28jähriger Mann litt an wiederholter Hämoptoe, ohne daß dauernde 
Schwäche oder Abmagerung die Folge gewesen wäre. Die Diagnose wurde durch 
den Auswurf von Membranen und die Röntgenographie gemacht. 

Nach mehrfachen Rippenresektionen — die Pleurablätter waren unverwachsen — 
wird allmählich ein Pneumothorax gesetzt. Die Cyste sitzt an der Basis der 
rechten Lunge. Ihre Oberfläche wird ringsum an die Pleura parietalis und Musku- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 629 


latur geheftet, worauf sie eröffnet und die Keimmembran im ganzen entfernt wird. 
Aspiration der in den Pleuraraum eingedrungenen Luft. Drainage. Heilung. 
Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


28) Perthes. Exstirpation eines chronischen Lungenabszesses. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 3.) 

Bei einem 14jährigen Mädchen war vor 9 Jahren nach einer Pneumonie ein 
faustgroßer Abszeß im rechten Unterlappen zurückgeblieben. Vor 4 Jahren zwei- 
zeitige Eröffnung. Die Höhle blieb jedoch bestehen. Weite Kommunikation 
derselben mit dem Bronchialbaum. 

Vor 5 Monaten Resektion der bedeckenden Rippen und Ausschälung der tam- 
ponierten Abszeßhöhle mit ihren schwartigen Wänden aus dem unteren Lungen- 
lappen. Vollkommene Heilung. Borchard (Posen). 


29) R. Benard. Considérations sur les corps étrangers du coeur à 


propos d’un clou trouvé dans le ventricule droit. 
(Bull. et mém. de la soc. d'anatom. de Paris 1907. Nr. 7.) 
Bei der Obduktion einer 57 jährigen Frau fand man im rechten Herzen einen 
6 cm langen Nagel ganz ins Myokard eingebettet. Spuren des Eindringens waren 
am Perikard nicht zu sehen. 22 mm seiner Länge waren im rechten Herzohre, 
14 mm in der stark verdickten Scheidewand und 24 mm in der Ventrikelwand 
gelegen. Während des Lebens hatte sich sich seine Anwesenheit in keiner Weise 
verraten. Über die Art des Eindringens konnte nichts erhoben werden. 
Neugebauer {Mährisch-Ostrau!). 


30) Urban (Linz). Uber Cardiolyse bei pericardiomediastinalen Ver- 
wachsungen. 
(Wiener med. Wochenschrift 1908. Nr. 8.) 

Ein 22jähriger Heimarbeiter war vor 6 Jahren an schwerem Gelenkrheumatis- 
mus erkrankt, an den sich eine mit mediastinalen Verwachsungen endende Peri- 
karditis anschloß. Die Brustwand der Herzgegend wurde, besonders im Bereich 
der Spitze, bei jeder Systole kräftig angezogen, bei jeder Diastole wieder vorge- 
schleudert. U. resezierte vom Knorpel der 4., 5. und 6. linken Rippe je 2 cm, von 
den zugehörigen Rippen selbst je 5 cm. Er resezierte subperiostal, da derbe Ver- 
wachsungen fehlten und er ohne Pleuraverletzung das hintere Rippenperiost nicht 
entfernen zu können glaubte. Es trat Heilung ein. 

Erhard Schmidt (Frankfurt a. M.). 


31) P. Merle. Perforation de l'artère epigastrique ou cours d’une 


paracentèse abdominale; mort. 
(Bull. et mém. de la soc. d’anatom. de Paris 1907. Nr. 7.) 

Bei einem 53jährigen Manne war ein durch Lebercirrhose bedingter Ascites 
punktiert worden. Die Punktion erfolgte genau in der Mitte zwischen Nabel und 
Spina. 3 Stunden nachher war der Kranke tot. Die Obduktion ergab eine Ver- 
blutung in den Bauch hinein durch eine Verletzung des Stammes der Art. epi- 
gastrica. Eine Blutung nach außen war bei der Punktion nicht erfolgt. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


32) M. Lorrain. Appendicite chronique et anomalies de l'appendice. 
(Bull. et mém. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 6.) 

Der Wurmfortsatz einer 45jährigen Frau, der durch 5 Jahre eine Reihe von 
Anfällen ausgelöst hatte, zeigte ein Divertikel: durch ein Loch der Muskulatur 
hatte sich die Schleimhaut vorgestülpt und lag direkt der Serosa an. L. wirft die 
Frage auf, ob dies angeboren oder durch die Anfälle erworben sei. 

Die deutsche Literatur (s. v. Brunn, Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XLVI: 
gibt Aufschluß über diese Frage. (Ref.) Neugebauer (Mährisch-Östrau!. 


630 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


33) R. Malatesta. Contributo allo studio dei falsi diverticoli dell 
appendice. 
(Policlinico. Sez. chir. XV, 2. 1908.) 


Bei der pathologisch-anatomischen Untersuchung von 190 operativ entfernten 
Wurmfortsätzen fand Verf. zwei Wurmfortsätze mit sog. falschen Divertikeln, die 
er in einer eingehenden, durch 6 Abbildungen im Text gut illustrierten Schilderung 
beschreibt. In dem einen Falle handelte es sich um eine Ruptur der Muscaularis, 
durch die sich unter dem Einfluß von Drucksteigerung ein Segment des unver- 
sehrten Schleimhautschlauches vorwölben konnte. In dem anderen Falle hatte eine 
alle drei Darmwandschichten umfassende Perforation zu einem akzessorischen Hobl- 
raume geführt, der lediglich nach Art eines falschen Divertikels mit der Lichtung 
des Wurmfortsatzes kommunizierte, ohne von Epithel ausgekleidet zu sein. 

Beide Formen sollen zu häufigen und schweren Rezidiven prädisponieren. 

Strauss (Nürnberg). 


34) Kuss et Suimbellot. Invagination de l’appendice. Un cas d'in- 
vagination retrograde de l’appendice. Appendicite tuberculeuse pri- 
mitive. 

(Bull. et mem. de la soc. anat. de Paris 1907. Nr. 6.) 

Gelegentlich einer Intervalloperation wurde ein Wurmfortsatz herausbefördert, 
dessen Basis in der Länge von 2cm normal war, dessen Spitze aber zu einer 
cystischen Geschwulst aufgetrieben schien. Die Kuppe derselben war teilweise 
gangränös. Es handelte sich um eine echte Invagination einer Wandfalte des 
Wurmes in sein distales Ende. 

Die histologische Untersuchung ergab eine follikuläre Tuberkulose, für die 
auch im Wundverlaufe klinische Anhaltspunkte sprachen. 

Verff. sind nun geneigt, auf Grund dieser und anderer Erfahrungen der Tu- 
berkulose eine spezifische Rolle bei den Invaginationen des Wurmfortsatzes zuzu- 
schreiben. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


35) M. C. Thrush. Appendicitis due to the presence of oxyuris ver- 
micularis. 
(New York med. record 1907. Dezember 28.) 
T. beschreibt einen seltenen Fall von Appendicitis, bei dem sich der Wurm- 
fortsatz mit unzähligen Exemplaren von Oxyuris vermicularis, die in einer gelati- 
nösen Masse eingebettet waren, gefüllt vorfand. Loewenhardt (Breslau). 


36) R. de Josselin de Jong. Beitrag zur Kenntnis der Geschwülste 
der Appendix vermiformis. 
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 3. 

1) Karzinom. Der Wurmfortsatz, der wegen Appendicitis larvata entfernt 
wurde, war nahe der Spitze stenosiert; die Spitze selbst war in eine kleine, schleim- 
haltige Cyste verwandelt, deren Wand mikroskopisch den Charakter eines diffusen 
Karzinoms vom Typus des Carcinoma simplex trug. 

2) Lymphocytom. Der wegen rezidivierender Appendicitis entfernte Wurm- 
fortsatz enthielt in der Spitze einen haselnußgroßen Knoten von weißer Farbe. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß es sich nicht etwa um einen ver- 
größerten Follikel, sondern um einc wirkliche Zellneubildung, ein Lymphocytom 
handelte, wie man es ähnlich bei Lymphosarkomen des Darmes beobachtet. 

3) Cystöse Appendixgeschwulst. Der wegen rezidivierender Appendicitis exstir- 
pierte Wurmfortsatz hatte eine Cyste am Mesenteriolum, die durch einen schmalen 
Spalt mit der Lichtung des Wurmes kommunizierte, kolloidäbnlichen, schleimigen 
Inhalt hatte und keine epitheliale Auskleidung besaß; die Muskulatur des Wurmes 
ging eine Strecke weit in die Cystenwand über; es handelte sich also um ein Pseudo- 
divertikel. Man kann sich vorstellen, daß dasselbe entstanden ist aus einem kleinen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 631 


Abszeß der Wand, der in den Wurm durchgebrochen ist, oder aus einem echten 
Divertikel, das sein Epithel verloren hat. 

Bezüglich der Rundzellenkarzinome des Wurmfortsatzes ist Verf. der Ansicht, 
daß sie ihren Ursprung in embryonären Keimen, daß sie einen gutartigen Charakter 
haben und nicht die Ansicht stützen, nach welcher Entzündung die überwiegende 
Rolle bei der Histogenese des Karzinoms spielt. Haeckel (Stettin). 


37) Mahnert. Appendicitis und Ulcus ventriculi. ' 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft. 3.) 

Nachdem Payr darauf hingewiesen, daß nicht selten bei akuter und chroni- 
scher Appendicitis von mykotisch entzündlichen Thromben der Venen des Wurm- 
fortsatzes und seines Mesenteriolum losgerissene Teile zam Magen und Duodenum 
verschleppt werden und dort Erosionen und Geschwüre erzeugen können, nachdem 
er diesen Vorgang auch experimentell bei Tieren nachgemacht hatte, machte es 
sich M. zur Aufgabe, von ‘seinem klinischen Material des städtischen Kranken- 
hauses zu Graz die Häufigkeit des Magengeschwüres nach Appendicitis nachzu- 
prüfen. 

Er gruppiert seine Beobachtungen folgendermaßen : 

1) 10 Fälle, bei denen man durch Operationen am kranken Wurmfortsatz sich 
von den Veränderungen am Magen selbst überzeugen konnte, oder Fälle, die 
nach stattgefundener Appendektomie in einer späteren Zeit schwere Magen- 
veränderungen und Geschwürsblutungen boten und zwangen, auch am Magen selbst 
operativ vorzugehen. 

2) 4 Fälle, die aus irgendeinem Grunde zur Obduktion kamen, und die das 
gleichzeitige Vorhandensein von Magengeschwür und Appendicitis boten, und zwar 
die Appendicitis als chronische Erkrankung primär und das Geschwür als frischere 
Erkrankung sekundär. 

3) 7 Fälle, in denen es zur Entwicklung eines ausgesprochenen Magengeschwüres 
mit allen seinen schweren Erscheinungen, insbesondere schweren Blutungen, bei 
Kranken kam, die in einer gewissen Zeit vorher nachgewiesenermaßen an einer 
Appendicitis erkrankt waren und daran behandelt wurden, ohne daß operativ vor- 
gegangen wurde. 

4) 21 Fälle, in denen es zur Entwicklung eines ausgesprochenen Magengeschwüres 
kam, ohne daß sich der Kranke bewußt war, eine Appendicitis überstanden zu 
haben, aber über eine Reihe von Störungen und Beschwerden zu klagen hatte, 
die dem genauen Beobachter als Folgezustände bestehender chronischer Appendi- 
citis klar sein mußten. 

5) 8 Fälle, in denen es sich aus den Erscheinungen klinisch um Magengeschwür 
handelt, ohne daß besondere subjektive Beschwerden beständen, die auf eine chro- 
nische Appendicitis hindeuten lassen, die aber objektiv bei genauer Untersuchung 
als solche nachweisbar erscheinen. 

Man muß gestehen, daß auf Grund der mitgeteilten Krankengeschichten und 
Beobachtungen das Zusammentreffen des Befundes Magengeschwür und Appendi- 
citis geradezu verblüffend ist. Bei Durchsicht der Krankengeschichten seiner Ab- 
teilung aus den letzten 2 Jahren, seitdem er die Leitung der Abteilung übernommen 
und in den Krankengeschichten die Befunde über Appendicitis notierte, fand Verf. 
bei 36 einwandfreien Fällen von Magengeschwür 23mal ebenso einwandfreie Appen- 
dicitis, also in 64% der Fälle! Haeckel (Stettin). 


38) Ruotte (Blida). Cure radicale de la hernie inguinale chez l'enfant. 
(Arch. de méd. des enfants 1908. Februar.) 

Verf. hat im Lauf eines Jahres 14 Kinder wegen Leistenbruch operiert und 
mit Ausnahme eines einzigen vollkommene Besserung des Leidens erzielt. Von 
den betreffenden Kindern waren 12 männlichen und 2 weiblichen Geschlechtes ; 
5 waren im Alter von unter 1 Jahre, 7 unter 2 Jahren und 2 unter 3 Jahren. Der 
angewendete operative Vorgang war folgender: Es wurde über dem Leistenring 
eine kleine, 2,5—3 cm lange Inzision gemacht, das Zellgewebe stumpf aufgerissen, 


632 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


der Bruchsack an der äußeren Seite des auf den Finger geladenen Samenstranges 
isoliert, hoch abgebunden und dann auch der Leistenring mittels einer Naht ge- 
schlossen. Es wird eine Hautnaht angelegt und verbunden. Der ganze Vorgang 
dauert einige Minuten. Man soll aber nur dann operieren, wenn man das Kind 
im Krankenhause behalten kann, oder die Umgebung desselben genügend intelligent 
ist, um die Antisepsis der Operationswunde durchführen zu können. Sonst ist es 
besser, das Kind älter werden zu lassen, weil dann dasselbe gefügiger ist und die 
Nachbehandlung auch eine leichtere wird. E. Toff (Braila!. 


39) W. Denk. Ausgedehnte Darmresektion mit Ausgang in Heilung. 
(Aus dem Linzer allgemeinen Krankenhause.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 52.) 


Die von Brenner wegen eingeklemmten Schenkelbruches ausgeführte Resek- 
tion von 540 cm ist nach Verf. die ausgedehnteste Dünndarmresektion, die nicht 
von Tod gefolgt war. Nach Beneke’s Formel wären der Pat. nur 33 cm Dünn- 
darm verblieben, womit die erforderliche Resorption eigentlich undenkbar ist. 
21/5, Monate nach der Operation wurden Funktionsprüfungen des Darmes vor- 
genommen, die normales Verhalten ergaben. Die Prognose ausgedehnter Resek- 
tionen hängt von dem pathologischen Prozeß, von der Länge des zurückbleibenden 
Darmes, von individuellen Verhältnissen ab. Literatur. Renner (Breslau). 


40) S. Daus. Über sekundäre Hautkrebse. 
‘Virchow’s Archiv Bd. CXC. p. 196.) 


Ausführliche Beschreibung eines Falles von Magenkrebs — 77jährige Frau —, 
bei dem es neben Metastasen in die meisten Organe der Bauchhöhle zu ausge- 
dehnter krebsiger Infiltration der Haut gekommen war. Die Verbreitung dieser 
sekundären Hautkarzinome war besonders an Hals, Brust, Bauch, und den Ober- 
schenkeln zu konstatieren. Doering (Göttingen:. 


41) Hosch. Rechtsseitige karzinomatöse Supraclaviculardrüsen bei 
Magenkarzinom. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft.3.) 


Während die Schwellung der linksseitigen supraclaviculären Lymphdrüsen als 
diagnostisches Hilfsmittel bei Karzinom der Unterleibsorgane anerkannt ist, wurde 
der Schwellung der rechtsseitigen Drüsen bisher nicht die gleiche Bedeutung zu- 
gesprochen. 

H. bringt nun aus der Baseler medizinischen Klinik einen Fall, in dem die 
Schwellung der rechtsseitigen Supraclaviculardrüsen für die Diagnose eines Cardia- 
karzinoms von Bedeutung wurde, ehe man das letztere als Geschwulst fühlen konnte. 
Erst später schwollen auch die linksseitigen Drüsen am Hals au. Die Autopsie 
zeigte, daß der Ductus thoracicus rechts am Halse in das Venensystem mündete. 
Die Angaben der Anatomen zeigen, daß das nicht so ganz selten vorkommt, so 
daß die Schwellung der rechtsseitigen Halsdrüsen bei Verdacht auf abdominelles 
Karzinom Beachtung verdient. Genau so wie bei normaler Lage des Ductus tho- 
racicus links durch retrograden Transport von Krebszellen die linksseitigen Hals- 
drüsen infiziert werden, so können die rechtsseitigen bei abnormer Lage des Haupt- 
lymphstammes rechts von einem Karzinom im Bauche Karzinomkeime erhalten. 
In der Literatur konnte H. nur zwei ähnliche Fälle fiuden. 

Haeckel (Stettin). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an dio Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


— 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 











in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 21. Sonnabend, den 23. Mai 1908. 
Inhalt. 


L C. Longard, Beitrag zur operativen Behandlung der Invagination des Colon descendens. — 
II. L. Cardenal, Über Dauerkatheterismus der Ureteren in der chirurgischen Behandlung ver- 
schiedener Blasenleiden und der Prostatahypertrophie. (Originalmitteilungen.) 

1) Wojlanski, Osteoperiostale Komplikationen des Typhus. — 2) Morpurgo, Osteomalakie. 
— 8) Fränkel, Möller-Barlow’sche Krankheit. — 4) Karewski, Die Wassermann’sche Syphilis- 
reaktion. — 5) Watermann, Arteriosklerose nach Adrenalininjektionen. — 6) Rössle, Schädigun- 
gen durch Kochsalzinfusionen. — 7) v. Haines, Differentialdiagnose zwischen Duodenalgeschwür 
und Gallensteinen. — 8) Brewitt, Pankreashämorrhagie. — 9) Blum, Röntgenologische Konkre- 
mentnachweisung. — 10) Raskal, Prostatahypertrophie. — 11) Delbet, Blasennaht. — 12) Adler, 
Nierensteine. — 13) Lick, Knochenbildung in Nieren. — 14) Mönckeberg, Hodengeschwülste. — 
15) Regaud und Dubreuilh, Röntgenbestrahlung der Hoden. — 16) Vulpius, Arthrodese. — 
17) Frangenheim, Myositis ossificans nach Elibogenverrenkung. — 18) Cailland, Vorderarm- 
brüche der Automobilisten. — 19) Horand, 20) Millian, Camptodaktylie. — 21) Selby und Heath, 
Pott’s Unterschenkelfraktur. 

22) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. — 23) Fiske, 24) Torrance, 25) Smith, Splen- 
ektomie. — 26) Lapointe, Krebs des Gallenweges. — 27) Lorey, Cholecystitis paratyphosa. — 
28) Piquand, Pankreaszerreißung. — 29) Swain, Pankreaskrebs. — 80) Ehrhardt, Pankreasresek- 
tion.‘ — 31) Niosi, Gekröscysten. — 32) Alexander, Retroperitoneales Fibrom. — 83) Danila, 
Prostatasteine. — 34) Jones, Zur Urinverhaltung bei alten Leuten. — 35) McDonald, Cystitis. — 
86) Holden, 37) Ungenannt, 88) Schoenwerth, Zur Chirurgie der Harnleiter. — 89) Luccarelli, 
Nephralgie. — 40) T6denat und Martin, Samenstranggeschwulst. — 41) Quadflieg, Hodentorsion. 
— 42) Finocchiaro, Jod bei Hodentuberkulose. — 43) Duckworth, Knochenschmerzen bei Gich- 
tikern. — 44) Esau, Rheumatismus tuberculosus. — 45) Taylor, Abbruch des Tub. maj. humeri. — 
46) Downes, Kahnbeinbrüche. — 47) Paoli, Röntgenbehandlung von Spina ventosa — 48) Ku- 
kula, Schnappende Hüfte. — 49) Freund, Ischias. — 50) Walker, 51) Bryant, Schenkelbalsbruch. 
— 52) Kofmann, Kniescheibenbildung. — 53) Torrini, Diastase des distalen Tibiofibulargelenkes. 
— 54) Jalland, 55) Edler, Aneurysma der A. poplitea. — 56) Dujardin-Beaumetz, Zur Ampu- 
tationstechnik. 





I. 


Beitrag zur operativen Behandlung der Invagination 
des Colon descendens. 
Von 
Dr. C. Longard, 


Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Forst-Aachen. 


D: Invagination im Verlaufe des Colon descendens ist im allgemeinen 

ein ziemlich selten auftretendes Ereignis. Wird das Leiden zeitig 

erkannt, so kann es gelingen, die Invagination durch hohe Einläufe 

zum Schwinden zu bringen. Führt das nicht zum Ziel, so ist auch 

die Möglichkeit einer direkten Desinvagination nach Eröffnung des 
21 


634 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


Abdomen innerhalb der ersten 12—24 Stunden nach der Einklem- 
mung vorhanden. Doch dürfte dieser Fall wohl zu den selteneren 
zu rechnen sein, da die Pat. meistens erst spät in die Hände der 
Chirurgen gelangen und ein derartiger Versuch von vornherein aus- 
geschlossen werden muß, wenn bereits entzündliche oder gangränöse 
Prozesse an dem Invaginatum oder dem Hals der Invagination auf- 
getreten sind. 

Wenn nun auch gerade bei der Invagination des Colon descen- 
dens am ehesten eine Naturheilung durch Gangrän und Abstoßung 
des Invaginatum erfolgen kann, so wird sich doch kein Chirurg bei 
einigermaßen stürmischen Erscheinungen auf einen derartigen Zufall 
verlassen, sondern immer einer aktiven Therapie das Wort reden. 
Als Operationen der Wahl im akuten Stadium könnten in Betracht 
kommen: 

1) Die Anlegung einer Kotfistel oberhalb der Invagination; 

2) eine Enteroanastomose zwischen Colon ascendens bzw. Ileum 
und Flexur; 

3) eine Totalresektion des Invaginationstumors; 

4) die Längsöffnung des Kolon und Entfernung des Tumors. 

Die Enteroanastomose bietet bei der starken Füllung der Darm- 
schlingen besonders zwischen Kolon und Kolon sehr ungünstige Ver- 
hältnisse, ganz abgesehen davon, daß man infolge der anatomischen 
Verhältnisse in der Tiefe des Beckens zu operieren genötigt wäre; 
außerdem aber bildet man dadurch eine Verbindung zweier Darmteile 
quer durch das Abdomen, die leicht zu weiteren Komplikationen 
(Deus usw.) führen kann. 

Eine vollständige Ausschaltung des Kolon durch Implantation 
des Ileum in die Flexur oder seitliche Anastomose begegnet ähnlichen 
Schwierigkeiten. 

Die Totalresektion wird wohl gleichfalls selten durchführbar sein, 
weil wir es meist mit sehr heruntergekommenen Pat. zu tun haben, 
die einen langdauernden Eingriff nicht mehr vertragen, und die di- 
rekte Vereinigung der beiden weit voneinander liegenden Darmteile 
dürfte wohl in den seltensten Fällen ohne direkte Gefährdung der 
Naht durchzuführen sein. 

Nicht weniger gefährlich ist im akuten Stadium die Längsspal- 
tung des Kolon und Entfernung des Tumors von dieser Darmöf- 
nung aus. 

Es bliebe demnach nur als der am schnellsten und gefahrlosesten 
auszuführende Eingriff die Anlegung einer Kotfistel übrig. Da diese 
Operation jedoch nur eine symptomatische ist und das Leiden als 
solches nicht beseitigt, so muß, wenn die Natur sich durch AbstoBung 
des Invaginationstumors nicht selbst hilft, dieser Tumor später ent- 
fernt werden, wenn man dauernd den Pat. von seiner Kotfistel be- 
freien will Das ist aber, besonders wenn die Fistel nahe am Tumor 
liegt, nicht gerade leicht. 

In diesem zweiten Stadium der Krankheit stoßen wir bei der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 635 


Invagination des Colon descendens auf dieselben Schwierigkeiten, die 
ich oben schon geschildert; die Verhältnisse liegen nur insofern etwas 
günstiger, als der Darm entleert werden kann und als die entzünd- 
lichen Erscheinungen an der Invagination abgelaufen sind. 

Vor einiger Zeit war ich vor die Aufgabe gestellt, unter den eben 
genannten Verhältnissen bei einer chronischen Invagination des Colon 
descendens und Kotfistel dicht oberhalb der Invagination die Pat. 
von ihrer Fistel zu befreien. 


Der Invaginationstumor war stark zweimannsfaustgroß und die Passage nach 
unten vollständig geschlossen (Verwachsung der einzelnen Darmteile untereinander) ; 
es blieb also nichts übrig, um die Kotfistel zum Schluß zu bringen, als eine Ent- 
fernung des Tumors. 

Da das untere Ende des Dickdarmes und der Flexur durch den dicken In- 
vaginationstumor stark erweitert war, so gelang es in Narkose, vom Anus aus, die 
Hand bis an den Tumor heranzubringen, den Tumor mit einer starken Muzeux- 
schen Zange zu fassen, so weit als möglich nach abwärts zu ziehen und dann unter 
Leitung der Finger mit zwei sehr langen P&ans an seiner höchsten Stelle fest ab- 
zuklemmen. Unterhalb der Klemme wurde der Tumor abgeschnitten und die 
Klemme nach 48 Stunden entfernt. Nach vollständiger Abstoßung des Invagina- 
tumrestes wurde nach weiteren 14 Tagen das untere Darmende von der Kot- 
fistel aus durch Wassereinläufe auf seine Durchgängigkeit geprüft und, nachdem 
diese vorhanden, der Anus praeternaturalis durch Laparotomie nach Lösung der 
zahlreichen Verwachsungen und vollständigen Mobilisierung des Kolon durch Naht 
geschlossen. 

Die 60 Jahre alte Kranke wurde vollständig wieder hergestellt. 


Der Operationsplan ist also kurz folgender: 

1) Erweiterung des Anus in Narkose, Herunterziehen des In- 
vaginationstumors mit Muzeux’schen Zangen. 

2) Unter Leitung der Finger hohes Anlegen zweier langen, star- 
ken Péans, die den Tumor vollständig abklemmen. 

3) Abtragen des Tumors unterhalb der Klemmen. Entfernung 
der Klemmen nach 48 Stunden. 

4) Prüfung der Passage von der Fistel aus, Schluß der Kotfistel 
durch Naht. | 

Der Gedanke, in dieser Weise bei Invagination des Colon des- 
cendens vorzugehen, liegt eigentlich nahe. Da ich aber in der mir 
zugänglichen Literatur bis jetzt keinen auf gleiche Weise glücklich 
operierten Fall gefunden habe, erlaube ich mir, das Verfahren den 
Fachkollegen für ähnliche Fälle zu empfehlen. 

Es ist ratsam, bei Invagination des Colon descendens die 
Kotfistel möglichst weit von der Invagination anzulegen, weil damit 
die Schwierigkeiten einer späteren radikalen Entfernung des Invagi- 
nationstumors geringer werden. 


Aachen, 1. April 1908. 


21? 


636 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


II. 


Über Dauerkatheterismus der Ureteren 
in der chirurgischen Behandlung verschiedener 
Blasenleiden und der Prostatahypertrophie. 
Von 
Dr. Leo Cardenal, 


Chirurg des Princessa-Krankenhauses in Madrid. 


er Dauerharnleiterkatheter ist bereits von Albarran! zur präven- 

tiven und auch kurativen Behandlung der auf Nephrostomie folgen- 
den Nierenfisteln angewendet worden; aber es ist, soviel wenigstens 
unsere Bibliographieübersicht ausreicht, von ihm noch kein systemati- 
scher Gebraueh gemacht worden zur chirurgischen Behandlung der 
Blasenleiden; auch wurde noch nicht versucht, in beide Harnleiter 
Dauerkatheter einzulegen. 

Aus den von Albarran angeführten Fällen und unseren Ver- 
suchen an Menschen und Tieren, die auf dem nächsten spanischen 
Kongreß für Chirurgie den Gegenstand einer ausführlichen Arbeit 
bilden werden, läßt sich schließen, daß die Harnleiter sowohl des 
Menschen wie auch der Tiere ganz gut mehrere Tage, und sogar 
besser wie die Harnröhre, einen Dauerkatheter vertragen, ohne jede 
Veränderung, welche auf die. so gefürchtete aszendierende Nieren- 
infektion hinweisen könnte, vorausgesetzt, daB man den elementarsten 
aseptischen Regeln folgt und innerlich solche Medikamente verabreicht, 
die dem Harn eine gewisse antiseptische Wirkung verschaffen, wie 
das Urotropin, Helmitol und das jüngst von Hofmann empfohlene 
Vesipyrin: 

Bekanntlich würden wir bei jedem intra- oder transvesikalen Ein- 
griff (wie der suprapubischen Prostatektomie) viel bessere Resultate, 
ja selbst primäre Heilung erreichen, wenn wir die Blase in den ersten 
auf die Operation folgenden Tagen trocken halten könnten; auch 
wäre es möglich, unter diesen Umständen durch eine gute Blasen- 
tamponade die Blutung, eine der Gefahren dieser Blasenoperationen, 
auf ein Minimum zu beschränken. Namentlich diese Tamponade ist 
nur sehr mangelhaft, wenn der aus den Harnleitern fließende Urin 
dauernd die Gaze durchtränkt, dagegen sehr leicht und wirksam, 
wenn wir nach Schluß der Operation von der Blase aus einen Ka- 
theter in jeden Harnleiter einlegen und ihn durch die Harnröhre hin- 
ausführen. 

Ein weiterer nicht unbedeutender Vorteil des Dauerkatheters be- 
steht darin, daß man den ganzen ausgeschiedenen Urin in einem Ge- 


1 Albarran, La sonde urétérale à demeure dans le traitement preventiv et 
curativ des fistules renales consecutives à la nefrostomie. Rev. de gyn. et de chir. 
abdom. T. V. p. 43. ; 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 637 


fäß auffangen kann, welches zwischen die Beine des Pat. gestellt wird, 
so daß die Ränder der Bauchwunde und der Verband durch den 
Harn nicht durchfeuchtet werden. Denn damit können wir die post- 
operative Behandlung beträchtlich abkürzen in den Fällen, wo wir 
gezwungen sind, die Blase mehrere Tage offen zu lassen. 

Wir gehen in folgender Weise vor: sobald die Blase nach irgend 
einer dazu gebräuchlichen Methode geöffnet worden ist, erfolgt die 
eigentliche Operation, für die man den Blasenschnitt ausgeführt hat 
(Tumor, Steinextraktion, Enukleation der Prostata usw... Nach ihrer 
Beendigung führt man, bevor man die Blase schließt, unter Leitung 
des Fingers oder der Augen Katheter Nr. 9 oder 10 Charritre in die 
beiden Harnleiter hinein und deren schräg abgeschnittene Enden 
durch die Harnröhre nach außen. 

Läßt der Zustand der Blase eine primäre Heilung erhoffen, so 
wird man die Operation, wie in den Fällen von idealer Cystostomie, 
durch Naht beendigen. Erscheint es dagegen nötig, die Blase offen 
zu lassen — sei es, weil die Gefahr einer sekundären Blutung (Pro- 
statektomie, gewisse Geschwülste) uns zu einer Tamponade Anlaß gibt 
oder weil der Infektionszustand der Blase die Notwendigkeit einer, 
einige Tage dauernden Drainierung erfordert —, dann arbeiten wir 
der sekundären Heilung dadurch vor, daß wir die zur Schließung der 
Blase nötigen Nähte (Seide) durch die Muscularis und Fibrosa ein- 
legen, ohne sie zunächst zu knoten. 

Die Bauchwunde wird geschlossen oder nicht, je nach dem Fall; 
und sobald der Kranke imstande ist, Flüssigkeiten einzunehmen, ver- 
abreichen wir ihm wieder die Harnantiseptika (Urotropin, Helmitol, 
Vesipyrin. Während der nächsten Tage muß man die Sonden sorg- 
fältig auf ihre Permeabilität prüfen, indem man durch sie häufig kleine 
Mengen 4%iger Borsäure- oder 1°/,‚iger Höllensteinlösung einspritzt. 
Wenn einer der Katheter verstopft ist, was man nicht nur aus dem 
Nichtausfließen des Urins, sondern auch aus dem unbehaglichen und 
Schweregefühl des Pat. in der Nierengegend erschließt, dann gibt es 
nichts leichteres als den in dem Harnleiter befindlichen Katheter 
durch einen anderen sterilisierten zu ersetzen, indem man zuerst in 
ihn den Mandrin von Albarran einführt, der lang genug ist, um 
den Katheter über ihn wechseln zu können (Catheterisme & la suite). 
Am 4. oder 5. Tage, wenn keine Komplikationen eingetreten sind, 
pflegen wir die Blasentamponade zu entfernen und die absichtlich 
offen gelassenen Nähte zu knüpfen. Dann lassen wir noch 1 oder 
2 Tage die Harnleiterkatheter liegen, die man ohne Schwierigkeit 
entfernen und durch einen Dauerharnröhrenkatheter ersetzen kann. 

Wir haben Gelegenheit gehabt, die Katheter bis 9 Tage liegen 
zu lassen, ohne die geringste Komplikation zu merken, und wir be- 
haupten sogar auf Grund der anfangs erwähnten Experimente, daß 
man sie anstandslos auch 15 Tage liegen lassen kann. 

Von großem Vorteil dürfte die Anwendung der Dauerkatheter 
auch für die Heilung von Blasenfisteln, besonders von frisch operierten 


638 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


Blasen-Scheidenfisteln sein. Wir hatten noch keine Gelegenheit, sie 
dabei zu versuchen, aber zweifeln gar nicht, daß man damit gute 
Resultate erreichen kann. 

Endlich dürfte sich die Behandlung mit Dauerharnleiterkathetern 
bei manchen Blasenleiden (Cystitis usw.) bewähren, die nicht der 
Sectio alta und nur der Einführung des Cystoskops benötigen; doch 
habe ich auf diesem Gebiete noch keine Erfahrungen gesammelt. 

Mit einem Worte, die Behandlung durch die Dauerharnröhren- 
katheter läßt sich in allen Fällen, wo man die Blase einige Tage 
trocken zu halten nötig hat, anwenden, indem ihre Vorteile so be- 
deutend sind, daß wir sie ruhig gebrauchen können, ohne uns durch 
die fernliegende Gefahr der aszendierenden Infektion einschüchtern 
zu lassen. 


Madrid, den 30. April 1908. 


1) P. Wojlanski. Beitrag zum Studium der osteo-periostalen 


Komplikationen des typhösen Fiebers. 
Inaug.-Diss., Paris, 1908. 

Verf. gelangt auf Grund seiner Arbeit zu folgenden Schlüssen. 
Die osteo-periostitischen Komplikationen des Abdominaltyphus treten 
meistens im Pubertätsalter auf, und zwar während der Rekonvales- 
zenz. Doch ist es nicht selten, daß auch erwachsene Personen die- 
selben darbieten. Meistens werden die langen Knochen, die Rippen 
und das Sternum befallen. Die Ursache der Erkrankung ist eine 
Lokalinfektion der betreffenden Teile durch den Eberth’schen Bazillus, 
und zwar entweder allein oder in Verbindung mit Eiterungsstrepto- 
kokken, wodurch es zu Mischinfektionen kommt. 

In anatomisch-pathologischer Beziehung können diese Osteoperi- 
ostitiden einfach kongestiv, suppurativ oder produktiv sein, je nach- 
dem es nur zu einfacher Schwellung und Entzündung, zu Eiterung 
oder zur Bildung von Exostosen kommt. Die erstere, sog. plastische 
Form ist die günstigste und endigt immer mit der vollkommenen Re- 
solution; die eitrige Form kann entweder akut, in wenigen Wochen 
verlaufen oder chronisch, einen kalten typhischen Abszeß bildend, 
oder zur Bildung von Exostosen Veranlassung geben. Die Diagnose 
ist bei der ersteren Form leicht und beruht hauptsächlich auf der 
anamnestischen Erhebung eines kurz vorhergegangenen typhösen 
Fiebers, während die chronische Form viele mit Tuberkulose oder 
Syphilis der Knochen ähnliche Symptome aufweist. In schwierigen 
Fällen wäre die Serumreaktion vorzunehmen, die oft auch längere 
Zeit nach stattgehabtem Typhus positive Resultate ergeben kann. 

In prophylaktischer Beziehung sollen Traumen in der Rekonvales- 
zenz eines Typhus nach Möglichkeit verhütet werden, da dieselben 
erfahrungsgemäß oft die Veranlassung für die in Rede stehenden 
osteoperiostalen Komplikationen abgeben. Die Behandlung der auf- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 639 


getretenen Komplikation geschieht nach allgemeinen chirurgischen 
Prinzipien. E. Toff (Braila). 


2) B. Morpurgo. Sulla trasmissione della osteomalacia umana 
ai topi bianchi. 
(Giorn. della R. acad. di med. di Torino. Anno LXXI. Serie IV. Vol. XIV. 1 u. 2.) 

Aus den verschiedenen Organen einer an Herzlähmung gestorbenen 
schwer osteomalakisch erkrankten Frau wurden Diplokokken in Rein- 
kultur gewonnen. Die Injektion dieser Diplokokken rief bei 9 von 
13 weißen und gefleckten Mäusen, die 5 Tage bis 6 Monate alt waren, 
nach 4 Monaten deutliche Skelettveränderungen hervor. Die hinteren 
Gliedmaßen waren verkürzt und nach innen gekrümmt, das Becken 
abgeplattet, der Rücken war bei Berührung schmerzempfindlich. 

Die histologische Untersuchung ergab dieselben Veränderungen 
wie bei Tieren, bei denen experimentell leichte Formen von Osteo- 
malakie und Rachitis erzeugt wurden, so daß Verf. die Ubertragung 
der menschlichen Osteomalakie auf Tiere als bewiesen erachtet. 

Strauss (Nürnberg). 





3) Fränkel. Die Möller-Barlow’sche Krankheit. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen.) 
(Archiv und Atlas der normalen und pathologischen Anatomie Ergänzungsband 


Nr. 18 

Das Buch enthält eine sehr genaue Beschreibung des Krankheits- 
bildes, ausgehend von der Geschichte der Krankheit. In einem speziellen 
Artikel ist ferner die Röntgendiagnose an der Hand mehrerer Tafeln 
besprochen. 

Verf. hat die Resultate seiner Untersuchungen über die Möller- 
Barlow’sche Krankheit bereits früher in den Fortschritten auf dem 
Gebiete der Röntgenstrahlen veröffentlicht, und kann ich daher im 
großen und ganzen auf meine Referate dieser Arbeiten (1905 p. 309 
und 1907 p. 177) verweisen. Gaugele (Zwickau). 


4) Karewski. Über die Bedeutung der Wassermann’schen 


Syphilisreaktion für die chirurgische Differentialdiagnose. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 

Die Methode der Serodiagnostik bei Syphilis wurde vom Verf. 
in 28 Fällen angewendet, und zwar konnte der negative Ausfall in 
10 Fällen nicht der Methode zur Last gelegt werden; in 6 Fällen 
hatte er differentiell-diagnostische Dignität, 1 Fall blieb zweifelhaft. 
In den 18 positiv ausgefallenen Fällen bestätigte die Komplement- 
bindung die mit Sicherheit gestellte Diagnose zehnmal und war in 
den übrigen 8 zweifelhaften Fällen von ausschlaggebender Bedeutung. 
Die kurzen interessanten Krankengeschichten illustrieren am besten 
die Wichtigkeit der Serodiagnostik für die chirurgischen Erkrankungen. 
K. faßt das Resultat der Untersuchungen folgendermaßen zusammen: 


640 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


1) Der negative Ausfall der Serodiagnostik hat zwar an sich 
keine Beweiskraft, kann aber im differentiell-diagnostischen Sinn unter 
Berücksichtigung der übrigen klinischen Erfahrungen insofern wert- 
voll sein, als er zweifelhafte, der Syphilis verdächtige Produkte in 
andere Weise erklärt. 

2) Der positive Ausfall zeigt schneller und sicherer als alle ande- 
ren Untersuchungsmethoden an, ob Syphilis vorhanden oder überstan- 
den ist. 

3) Für den Chirurgen haben diese Tatsachen eine schwerwiegende 
Bedeutung, weil er trotz Abwesenheit aller sonstigen Zeichen von 
Syphilis und trotz Versagen anamnestischer Daten bei vielerlei Affek- 
tionen im Zweifelsfalle ein bemerkenswertes Merkmal für sein Handeln 
gewinnt. Deshalb sollte unter diesen Umständen nie die Prüfung mit 
Wassermann’s Serodiagnostik unterlassen werden. 

4) Die Anwendung der Methode erübrigt sich aber in allen Fällen, 
wo durch die Krankengeschichte oder durch Residuen früherer Affek- 
tionen die Tatsache, daß der Pat. Lues gehabt hat, feststeht. 

Denn für die Beschaffenheit des jeweiligen Produktes, welches 
Gegenstand der Behandlung werden soll, beweist die Komplement- 
bindung nicht mehr als unsere alten Methoden der diagnostischen 
Feststellung, sie zeigt nicht etwa an, daß zurzeit floride Syphilis vor- 
handen ist, weil sie auch bei solchen Menschen auftritt, die zurzeit 
frei von Erscheinungen sind, sofern sie nur früher infiziert worden sind. 

5) Das Verfahren kann nur in solchen Instituten gemacht wer- 
den, die mit allen Hilfsmitteln der biologischen Technik ausgestattet 
sind; es soll daher nur dort angewendet werden, wo die anderen 
diagnostischen Merkmale versagen. Zu diesen darf aber in Zukunft 


die probatorische antisyphilitische Kur nicht mehr gerechnet werden. 
Langemak (Erfurt). 





5) N. Watermann. Einige Bemerkungen zur Frage: Ar- 


teriosklerose nach Adrenalininjektionen. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXCI. p. 202.) 

W. spritzte Kaninchen in die Ohrvene jeden 3. Tag 1 Tropfen 
Adrenalin 1:1000 ein. Frühestens nach 5—6 Injektionen beobach- 
tete er das Auftreten von pergamentähnlichen Stellen in der Aorta, 
die sich bei Fortsetzung der Injektionen zu deutlichen Dellen und 
aneurysmaähnlichen Gefäßerweiterungen ausbildeten. Mikroskopisch 
fanden sich Nekroseherde in der Tunica media, Auflösung der Mus- 
kelsubstanz, Kalkeinlagerungen an diesen Stellen und örtliche Gefäß- 
erweiterung. Besonders auffallend war die bisher noch nicht beob- 
achtete Streckung der elastischen Fasern an diesen Stellen. Die 
Fasern selbst blieben sehr lange unversehrt. Entzündungserscheinun- 
gen fehlten vollkommen. An der Tunica intima zeigten sich zwei 
deutlich gegeneinander sich abgrenzende Veränderungen. Einmal fand 
eine Wucherung von Intimazellen statt, den Partien entsprechend, 
an denen die Muskelhaut des Gefäßes nekrotisch geworden und das 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 641 


Gefäß lokal erweitert war. Die Wucherung war dort am stärksten, 
wo die Einsinkung der Gefäßwand am ausgesprochensten war. 

Neben dieser Form fand sich zuweilen eine andere, bei der die 
Intimawucherung nicht lichtungswärts, sondern angrenzend an 
die Stellen, an denen die Muskelhaut nekrotisch war, eingesetzt hatte. 
Viele dieser gewucherten Zellen zeigten Degenerationsprozesse. Auf 
diese zweite Art der Intimawucherung ist bisher noch nirgends auf- 
merksam gemacht worden. 

Als Ursache für den ganzen Prozeß ist die toxische Einwirkung 
des Adrenalins auf die Gefäßwand anzusehen. Andere Möglichkeiten: 
erhöhter Blutdruck und anämische Nekrose durch Kontraktion der 
Vasa vasorum, sind nach Ansicht des Verf. auszuschließen, da er 
diese Wirkungen des Adrenalins durch gleichzeitige Anwendung von 
Amylnitrit bei den Versuchstieren ausschalten konnte. 

Eine ausführlichere Beschreibung der Versuche findet sich in der 
Dissertation W.’s — Leiden 1907. Doering (Göttingen). 





6) Rössle. Gibt es Schädigungen durch Kochsalzinfusionen ? 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 37.) 

Verf. konnte Befunde an den Herzen Obduzierter erheben, die 
zu einer Kritik und Untersuchung darüber Veranlassung gab, ob 
Kochsalzinfusionen die Ursache der gefundenen Schädigungen sein 
könnten. Diese Befunde waren folgende: Der Herzmuskel bot das 
Bild einer mäßigen Trübung, ohne daß man mikroskopisch eine der 
parenchymatösen Entzündung entsprechende Veränderung auffinden 
konnte. Das Infusionsherz ist schlecht zusammengezogen, eher etwas 
erweitert, etwas mürbe und feucht. Ob die intravenöse oder subku- 
tane Injektion gewählt war, ist nicht von Belang. Das Blut ist ent- 
schieden dünn, die Gerinnsel sind auffallend wäßrig durchsichtig, gelb 
und schwappend. Außer an dem Herzen konnte R. bis jetzt an kei- 
nem Organ einen regelmäßigen Befund erheben; wurde bei insuffizien- 
ten Nieren eine größere Kochsalzinfusion gegeben, so wurde mehrmals 
der Darminhalt stark flüssig befunden. 

Zwei Fälle werden klinisch und anatomisch beschrieben, die den 
schädigenden Einfluß der Kochsalzinfusion dartun in Fällen, in denen 
die Nieren oder das Herz an der Grenze der Leistungsfähigkeit an- 
gelangt waren. R. erklärt die Befunde durch ausgedehnte Schädi- 
gungen der Kapillaren. 

Die Beobachtungen regen nicht nur zur Vorsicht, sondern auch 
dazu an, bei Sektionen auf die geschilderten Erscheinungen zu achten, 
damit bald an einem größeren Material die aufgeworfene Frage stu- 
diert und entschieden werden kann. Langemak (Erfurt). 


21+% 


642 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


7) E. v. Haines. The differential diagnosis of duodenal 


ulcer and gall-stones. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 

Für die Differentialdiagnose zwischen Gallensteinkolik und Duo- 
denalgeschwür kommt nach H. vor allem die Verschiedenheit der 
Schmerzempfindungen, des Brechen und des Meteorismus in Betracht. 
Bei Gallensteinen handelt es sich um plötzlich auftretende und ebenso 
wieder verschwindende Schmerzen im Bereiche der vier unteren Dor- 
sal- und zwei oberen Lumbalnerven, die das Zwerchfell und die rechte 
Schultergegend innervieren, so daß auch hier Schmerzanfälle erklärlich 
sind. Beim Duodenalgeschwür kommt der Schmerz in Intervallen, 
abhängig von Nahrungsaufnahme und Meteorismus. Häufig findet 
sich gleichzeitig Pylorospasmus, während Zwerchfellkrämpfe nur bei 
perforierenden Geschwüren auftreten. Der Schmerz dauert tage- bis 
monatelang und läßt sich durch Magenspülungen und Alkalien be- 
seitigen, während die Gallensteinkolik den Gebrauch von Morphium 
nötig macht. Erbrechen bringt beim Geschwür wesentliche Linderung, 
das Erbrochene besteht aus aufgenommener Nahrung; bei der Kolik 
wird nur Schleim und Galle erbrochen, ohne daß hierdurch die 
Schmerzen verringert werden. Meteorismus fehlt bei Gallensteinen, 
ist dagegen bei Ulcus duodeni ein häufiges Schmerz verursachendes 
Symptom, dessen Beseitigung durch AufstoBen oder Erbrechen Er- 
leichterung schafft. 

Weitere Unterscheidungsmerkmale bieten der Ikterus, der bei 
Duodenalgeschwür fehlt, Magen- und Darmblutungen, die bei Gallen- 
steinen kaum beobachtet werden, und Verstopfung, die beim Ulcus 
duodeni häufig ist. 

In veralteten Fällen ist oft exakte Diagnose unmöglich. 

Strauss (Nürnberg). 





8) Brewitt. Zur Operation der akuten Pankreashämor- 
rhagie. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1908. Nr. 11.) 

Nach unseren heutigen Kenntnissen sind wir nicht imstande, 
durch ein klinisches Merkmal die schwere akute Form der Erkran- 
kung der Bauchspeicheldrüse mit Sicherheit von einer Perforations- 
peritonitis oder einem akuten Darmverschluß zu unterscheiden. Die 
Zuckerausscheidungen im Urin sind inkonstant. Das klinische Bild 
wird durch diffuse Beteiligung des Peritoneums und durch schwere 
Allgemeinerscheinungen, wie hohe Pulsfrequenz, plötzlichen Verfall, 
Singultus und Erbrechen beherrscht. Ist nach Eröffnung der Bauch- 
höhle durch das Vorhandensein eines blutig serösen Exsudats, durch 
den Nachweis von Fettgewebsnekrosen und den palpatorischen Befund 
des vergrößerten Organs die Diagnose Pankrestitis sichergestellt, so 
handelt es sich darum, das erkrankte Organ zu isolieren, seine Pro- 
dukte zeitweise auszuschalten; die Pankreashämorrhagie ist wie eine 
Pankreatitis acuta infectiosa zu behandeln. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 643 


Die zweckmäßige Frühoperation besteht in der primären Inzision 
und Drainage des Pankreas mit nachfolgender gründlicher Spülung 
der Bauchhöhle mit Kochsalz, durch welche auch der mitgeteilte, vom 
Verf. in Körte’s Abteilung operierte Fall gerettet wurde (16 Jahre 
alter Lehrling). Das einfache Ablassen des Exsudats und die Drai- 
nage der Bauchhöhle soll von uns in verzweifelten Fällen, in denen den 
Pat. nichts mehr zugemutet werden kann, angewendet werden. 

Die Tampons sollen möglichst lange liegen bleiben wegen der 
Gefahr der sekundären Blutung. Langemak (Erfurt). 





9) V. Blum. Die Grenzen der Leistungsfähigkeit des radio- 
graphischen Konkrementnachweises. (Aus der urologischen 


Abteilung der Wiener allgemeinen Poliklinik.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1%7. Nr. 49.) 

Seit Rumpel enthusiastisch behauptete, daß man unter allen 
Umständen jeden Stein in den Harnwegen röntgenographisch dar- 
stellen könne, sind doch eine Reihe von Arbeiten erschienen, welche 
diesen Standpunkt nicht teilen. Auch B. schließt sich ihnen an und 
bringt eine Anzahl negativer Röntgenbefunde bei positivem Operations- 
ergebnis, sodann positive Befunde bei negativem ÖOperationsresultat, 
und bespricht die Ursachen der Fehldiagnosen. Besonders beweisend 
erscheint ein Fall, bei dem auch in der exstirpierten, in eine feuchte 
Kompresse eingehüllten Niere der mandelgroße Uratstein röntgeno- 
graphisch nicht nachweisbar war. Er bestand aus reiner Harnsäure! 

Ein Konkrement ist nur dann deutlich sichtbar, wenn seine Dichte 
gegen die Umgebung zu-, oder das spez. Gewicht der Umgebung ab- 
nimmt; daher sind Blasensteine manchmal nur bei Luftfüllung sicht- 
bar. Normale oder pathologische Körperflüssigkeiten (Eiter) bieten 
dem Konkrementnachweis durch ihre Strahlenundurchlässigkeit oft ein 
erhebliches Hindernis. 

Bei den fehlerhaften positiven Diagnosen spielen die subjektiven 
Fehlerquellen eine große Rolle. Allerdings dürften Plattenfehler, 
Täuschungen durch Skybala vom Verf. nicht gegen Rumpel’s obige 
Behauptung angeführt werden, da man sich gegen sie ja durch Auf- 
nahme auf mehreren Platten oder zeitlich getrennte Aufnahmen 
schützen kann. Schwerer vermeidbar sind Täuschungen durch Ver- 
kalkungen in Rippenknorpeln, Querfortsätzen, Drüsen u. a. m. Hier 
hilft manchmal Kombination der Röntgenographie mit Harnleiter- 
katheterismus oder Stereoskopbilder. 

Nicht zu vergessen ist, daß ein Röntgenogramm unmittelbar vor 
der Operation anzufertigen ist, da früher nachgewiesene Steine event. 
inzwischen abgegangen sein können. Endlich müssen auch bei ein- 
seitigen Symptomen beide Seiten aufgenommen werden, da der reno- 
renale Reflexschmerz zu Täuschungen über die Lokalisation Anlaß 
geben kann. Renner (Breslau). 





* 


644 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


10) ©. Raskai (Budapest). Untersuchungen über die Ätio- 


logie der Prostatahypertrophie. 
(Wiener klin, Rundschau 1908. Nr. 8.) 

In dem bisher ergebnislosen Streit über die Ursache der Prostata- 
hypertrophie lehnt Verf. auf Grund langjähriger Untersuchungen ganz 
und gar den Standpunkt ab, daß das Leiden durch chronische Ent- 
zündung bewirkt werde; dagegen sprechen seine Befunde und die 
Überlegung, daß ein gelegentliches Vorfinden von Hypertrophie und 
Entzündung gar nicht für einen Kausalzusammenhang zu verwerten 
ist. Die Ursachen müssen in der Vielfältigkeit der physiologischen 
Aufgaben des Organes gesucht werden, der Rolle, die es im Organis- 
mus spielt und in dem durch seine anatomische Lage innerhalb des 
Beckens bedingten Zusammenspiele der Reize und Wirkungen und der 
Gesamtwirkung aller dieser Faktoren; die Atiologie ist somit keine 
einheitliche. Schmieden (Berlin). 





11) P. Delbet. Suture de la vessie par decollement et re- 


broussement de la muqueuse. 
(Gaz. des höpitaux 1908. Nr. 26.) 

D. erinnert an seine im vergangenen Jahr in den Annales des 
maladies des organes génito-urinaires mitgeteilte Methode der Blasen- 
naht. 

Er trennt rund um den ganzen Blasenschnitt einen 1 cm breiten 
Streifen der Schleimhaut von der Muscularis ab. Dann näht er die 
Muscularis mit Catgut, und zwar so, daß die Nadel immer 1 cm vom ` 
Rande durchsticht an der Stelle, wo die Schleimhaut wieder an der 
Unterlage haftet. Werden die Faden angezogen und geknüpft, so 
muß die von den Nadeln nicht betroffene Schleimhaut sich in die Blase 
vorwölben: die abgelösten Schleimhautstreifen richten sich auf und 
ragen, eng aneinanderliegend, wie ein Grat in das Blaseninnere. Auf 
diese Art will D. erreichen, daß blutreiche, zur Verklebung neigende 
Flächen zusammengebracht werden. 

Seinerzeit konnte er über zwei sehr zufriedenstellende Fälle be- 
richten. Hier bringt er einen dritten, bei dem unter schwierigen Ver- 
hältnissen (Abszesse in der Umgebung) primäre Heilung der Blasen- 
naht erzielt wurde. V. E. Mertens (Kiel). 





12) A. Adler. Zur Atiologie, Diagnostik und Therapie der 
Nephrolithiasis. 
a (Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 49.) 

In der Atiologie der Nephrolithiasis spielt ein physikalisches 
Moment eine vorwiegende Rolle. Es muß ein morphologisches Miß- 
verhältnis zwischen Harnströmung und Bau der Harnkanälchen vor- 
handen sein. Nur; wenn sich in den Harnwegen »tote Winkel« 
finden, kann — bzw. muß dann — Steinbildung eintreten. Daraus 
folgt weiter, daß bei angeborenen Anomalien der Harnkanälchen die 


Zentralblatt für Chirurgie Nr. 21. 645 


Steinbildung mit dem Beginne der Harnsekretion einsetzt. Daher sind 
auch Rezidive dadurch zu erklären, daß entweder multiple Steinbildung 
vorliegt, oder der tote Winkel bei Abgang des Steines nicht zerstört 
wurde. 

Wenn man als Ursachen der Steinbildung abnorme tektonische 
Verhältnisse der Harnkanälchen ansieht, vom fötalen Zustande der 
Nieren angefangen bis zu den Mißbildungen, so lassen sich leicht 
noch andere »Stigmen« solcher Entwicklungshemmungen finden. Aus 
der Literatur stellt Verf. eine Reihe solcher Beobachtungen zusam- 
men, z. B. häufige Kombination von Nephrolithiasis und Wanderniere, 
u. a. m. 

So läßt sichs auch erklären, daß sich im Stammbaume Stein- 
kranker Nephrolithiasis, aber auch andere Krankheiten des Harn- 
apparates häufig finden, die sich auf eine gemeinsame, angeborene 
Organminderwertigkeit zurückführen lassen. Häufig ist die Spur dieser 
Minderwertigkeit am Pat. unauffindbar, aber im Stammbaume deut- 
licher. Auch in der Enuresis sieht A. ein Zeichen solcher und zeigt 
in der folgenden Kasuistik, daß in allen seinen neun Fällen diese 
entweder beim Pat. oder im Stammbaume nachweisbar war. Aller- 
dings kann er vorläufig nur in fünf Fällen die Richtigkeit seiner Dia- 
gnose beweisen. Nebenbei sei bemerkt, daß nach des Verf.s Ansicht 
auch die Eklampsie mit Vorliebe in Familien mit Minderwertigkeit des 
Harnapparates vorkommt. 

Sein Material legt Verf. die Vermutung nahe, daß die Nephro- 
lithiasis eine häufige, geradezu typische Erkrankung des minderwertigen 
Harnapparates sei. 

Für die Therapie ergibt sich aus der rein mechanischen Auffassung 
der Ätiologie die Folgerung, daß eine Beseitigung in Bewegung ge- 
kommener, also Symptome machender Steine durch Verstärkung des 
Harnstromes anzustreben ist; bei kleinen Steinen ist vielleicht von Er- 
schütterungen ein Erfolg zu erwarten. So erklärt sich auch das Auf- 
treten von Nierensteinen bei Wirbelfraktur als ein Auftreten von 


Steinsymptomen dadurch, daß vorhandene Steine in Bewegung geraten. 
Renner (Breslau). 





13) E. Lick. Ein weiterer Beitrag zur heteroplastischen 


Knochenbildung in Nieren. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 1.) 

L., der schon früher dasselbe Thema wie in der vorliegenden 
Arbeit behandelt hat, hat durch eine neue Versuchsanordnung jetzt 
schneller und sicherer wie früher Knochenneubildung in verkalkten 
Kaninchennieren erzielt. Er verfuhr so, daB er die Kapsel der linken, 
leichter zugänglichen Niere exstirpierte oder über den Hilus zurück- 
streifte.e Dann wurden nach Eröffnung der Bauchhöhle Milz und Netz 
um die Niere gelegt. Entweder gleichzeitig oder in einer späteren 
Sitzung wurden die Nierengefäße durchschnitten und unterbunden. 
Die Niere wird danach zum größten Teile nekrotisch. Die Ursprungs- 


646 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


stätte der Knochenneubildung ist das Bindegewebe unterhalb des 
kubischen Beckenepithels. Bereits 14 Tage nach der Gefäßunterbin- 
dung ist Bildung von osteoidem Gewebe, nach 16 Tagen deutliche 
Knochenbildung nachzuweisen. Nach 40—62 Tagen ist die Knochen- 
bildung, die in verschiedenen Formen auftritt, quantitativ wie quali- 
tativ auf der Höhe und nimmt einen beträchtlichen Teil der Niere 
ein. Sicher ist, daß die Knochenbildung regelmäßig in dem unmittel- 
bar unter dem Beckenepithel liegenden Bindegewebe ihren Anfang 
nimmt. Es ist also nicht das in die verkalkte Niere einwuchernde 
Bindegewebe, das den Anstoß zur Knochenbildung gibt, sondern ein 
von vornherein vorhandenes und der Nekrose entgangenes Gewebe, 
das sich in Knochen umbildet. Bei gleichzeitiger Unterbindung des 
Harnleiters verfällt auch das Nierenbecken der Nekrose, und es tritt 
keine Verknöcherung ein. Knochenmark und Knochen entstehen zu 
gleicher Zeit. Auch durch isolierte Unterbindung der Nierenvene 
kann Ossifikation erzeugt werden. Warum gerade in der Niere die 
Knochenbildung auftritt, ist nicht leicht zu erklären, da andere 
Organe nach Gefäßunterbindung höchstens eine geringe Verkalkung 
und gar keine Knochenbildung aufweisen. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


14) J. G. Mönckeberg. Über »syncytiumhaltige« Hoden- 


tumoren. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXC. p. 381.) 

An die sehr ausführliche histologische Beschreibung dreier der- 
artiger Fälle knüpft M. folgende Schlußfolgerungen: Die in Hoden- 
geschwülsten vorkommenden syncytialen Protoplasmamassen sind sicher 
nicht als gleichwertige Elemente aufzufassen. Man kann nach den 
syncytiumhaltigen Wucherungen zwei Gruppen von Geschwülsten 
unterscheiden, die nur eine oberflächliche makroskopische Ahnlichkeit 
besitzen, bedingt durch ihre Neigung zu Blutungen und Nekrosen und 
die morphologisch oft sehr sich ähnelnden Syncytien. Die erste Gruppe 
umfaßt die Hodenteratome mit chorioentodermalen Formationen und 
epithelialen Syncytien. Zur zweiten Gruppe gehören einheitliche oder 
teratoide Geschwülste mit perivaskulären lymphangioendotheliomatösen 
Formationen und syncytialen Protoplasmamassen sicher endothelialen 
Ursprungs. — Bezüglich der Details muß auf das Original verwiesen 
werden. Literatur. Doering (Göttingen). 





15) Regaud et Dubreuilh. Influence de la roentgenisation 
des testicules sur la structure de leepithelium s&minal et des 
épididymes, sur:'la fécondité et sur la puissance virile du 
lapin. 
(Lyon méd. 1908. Nr. 9.) 


Nach einem Überblick über die bisher gewonnenen Kenntnisse 
bezüglich des Einflusses der Röntgenstrahlen auf die männlichen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 647 


Generationsorgane wenden sich die Verff. ihren eigenen Versuchen zu, 
die sie an Kaninchen anstellten. Anknüpfend an die Experimente 
von Albers-Schönberg suchten sie vor allem die Frage zu beant- 
worten, wie sich die genitale Funktion nach der Bestrahlung verhalte. 
Sie kommen dabei zu folgenden Resultaten: 

1) Bei weniger intensiver Bestrahlung verschwinden die Sperma- 
tozoen und ihre Mutterzellen nur vorübergehend; nach einigen Monaten 
tritt Regeneration ein. 

2) Der Nebenhoden hat die Funktion einer Drüse sowie die eines 
Reservoirs für die Spermatozoen; sein Parenchym scheint gegen 
Röntgenstrahlen nicht besonders empfindlich zu sein. 

3) Der Koitus bald nach der Bestrahlung ist stets steril, obwohl 
die Spermatozoen in der Epididymis beweglich sind; dieselben sind 
also nur scheinbar nicht geschädigt. 

4\ Der Begattungstrieb und die Potentia coeundi wird durch die 
Bestrahlung anscheinend gesteigert. Boerner (Rastatt). 





16) O. Vulpius (Heidelberg). Über den Wert der Arthro- 
dese. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 7.) 

V. hält die Arthrodese für angezeigt, wenn wir einem unzweifel- 
haft definitiven Lähmungszustande gegenüber stehen, also jede Hoff- 
nung auf Wiederkehr aktiver Bewegungen ausgeschlossen ist, und 
wenn wir die Überzeugung haben, daß der zu erwartende Vorteil der 
Arthrodese wesentlich größer ist als ihr Schaden, daß also die zu 
erzeugende Gelenkversteifung im Vergleich zu dem vorhandenen Zu- 
stande des Gelenkschlotterns das viel kleinere Ubel darstellt. Im 
weiteren bespricht Verf. die Indikationen für die verschiedenen Ge- 
lenke. Beim Sprunggelenk gibt die Arthrodese, auch doppelseitig 
ausgeführt, gute Resultate, während sie am Kniegelenk bei schwerer 
doppelseitiger Lähmung, ebenso am Hüftgelenk bei solcher nur ein- 
seitig gemacht werden darf. 

Bezüglich der Technik empfiehlt V. ausgiebige Eröffnung des 
Gelenkes mit Anfrischung der Gelenkenden und am Schulter- und 
Kniegelenk mit nachfolgender Knochennaht, am Sprunggelenk mit ty- 
pischer Fasciodese der drei vorderen Unterschenkelmuskeln, am Knie- 
gelenk mit exakter Naht des durchtrennten Streckapparates und 
Durchtrennung der drei Beugesehnen in der Kniekehle, am Hüftgelenk 
mit Ausbohrung der Pfanne, am Schultergelenk mit Drahtnaht zwi- 
schen Kopf, Pfanne und Akromion. 

Die von V. erzielten Resultate werden durch einige Röntgen- 
bilder veranschaulicht. Eine durchaus feste Ankylose wurde am 
Sprunggelenk in 50—60%, am Kniegelenk in ca. 75%, am Schulter- 
gelenk in 80% erreicht; am Hüftgelenk blieb immer einiges Wackeln 
zurück, das das Sitzen erleichterte.e Durchaus befriedigend waren 
die funktionellen Erfolge. Kramer (Glogau). 


648 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


17) Frangenheim. Die Myositis ossificans im M. brachialis 


nach Ellbogenluxationen, ihre Diagnose und Behandlung. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 12.) 

Die Knochenbildung findet sich bei der Verrenkung beider Vor- 
derarmknochen nach hinten gewöhnlich einige Wochen nach der Ver- 
letzung. Wenn sich dieselbe auch gewöhnlich nach sachgemäßer Be- 
handlung (Einrenkung) einstellt, so findet sie sich ‘doch auch bei 
veralteten Ellbogenverrenkungen. Sie läßt sich durch die Beziehungen 
der Muskulatur zur Gelenkkapsel erklären. In der Königsberger 
Klinik wurden sechs derartige Fälle beobachtet. Die Verknöcherun- 
gen lagen immer in der Muskulatur, zweimal auch in der Kapsel. 
Bei der Behandlung ist zu berücksichtigen, daß die Muskelknochen 
spontan verschwinden können, andererseits aber nach operativer Ent- 
fernung zuweilen rezidivieren. Bei Kompression auf Gefäße oder 
Nerven muß operiert werden; aber auch sonst empfiehlt F. die Ope- 
ration als die zweckmäßigste Behandlung. Borchard (Posen). 





18) Cailland. Note sur les fractures de l’avant-bras par 


retour de manivelle; dites fractures des chauffeurs. 
(Bull. et mem. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 7.) 

C. demonstriert der Gesellschaft eine Reihe von Röntgenographien 
dieser Brüche. Ihr Zustandekommen kann ein direktes sein, wenn die 
Hand den zurückschnellenden Handgriff verläßt und dieser die Hand 
oder den Vorderarm trifft. Die Knochen brechen an der Stelle der 
Gewalteinwirkung. So wird z. B. ein Speichenbruch in der Mitte de- 
monstriert. 

Die indirekten Brüche ereignen sich, wenn die Hand bei der 
plötzlichen Rückwärtsbewegung nicht losläßt. Die Gewalt trifft die 
Handwurzel und setzt sich durch die Bänder auf die Vorderarm- 
knochen fort. Es erfolgt entweder eine »einfache Verrenkung«, oder 


ein Abriß des Knochens, oder eine Epiphysenlösung. 
Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


19) R. Horand. A propos de la camptodactylie ou inflexion 
permanente du. petit doigt, et parfois des doigts voisins 


d'origine tuberculeuse. 
(Gaz. des hôpitaux 1908. Nr. 20.) 
20) G. Millian. La lésion anatomique de la camptodactylie. 
(Ibid. Nr. 24.) 

Nach Landouzy, der die Affektion zuerst beschrieb, liegt ihr 
eine Sklerose der para- und periartikulären fibrösen Gewebe zugrunde 
bei völliger Integrität der Gelenkteile der Knochen und der Synovialis; 
die Metacarpophalangealgelenke bleiben unbeteiligt. 

Nach M. sind alle, nach H. ein gutes Drittel aller Fälle tuber- 
kulösen Ursprunges. Sichere anatomische Unterlagen für diese Auf- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 649 


fassung scheinen noch nicht zu existieren. Ebenso bestehen Meinungs- 
verschiedenheiten bezüglich der Beteiligung der Sehnen. H. ist der 
Ansicht, daß die Verkürzung der Sehnen stets sekundär (das gleiche 
gilt von event. tuberkulöser Erkrankung der Sehnen) auftritt infolge 
der gekrümmten Haltung der Finger, während M. nur zugibt, daß 
die Sehnen »nicht allein beteiligte sind. V. E. Mertens (Kiel). 


21) Selby and Heath. The open method in the treatment 


of Pott’s fracture of the leg. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 


Die Verff. weisen darauf hin, daß bei Pott’s Fraktur — Abriß 
des inneren Knöchels und Bruch des Wadenbeines 7 cm oberhalb des 
äußeren — sehr häufig die Sehne des M. tibialis posticus nach vorn 
und oben verschoben ist. Sie sind Anhänger der operativen Behand- 
lung, welche darin besteht, daß nach Freilegen der Bruchstelle am 
inneren Knöchel die Sehne richtig gelagert und der abgebrochene 
Malleolus internus mit der Tibia durch eine Knochennaht vereinigt 
wird. Nicht allein hören hiernach sofort die Schmerzen am Fuß auf, 
sondern es findet auf diese Weise auch die idealste Reposition des 
Bruchstückes statt. Allerdings darf die Operation nur dort gemacht 
werden, wo eine ganz sichere Asepsis beherrscht wird. Drei Fälle werden 
beschrieben. Herhold (Brandenburg). 


Kleinere Mitteilungen. 


22) Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 
170. Sitzung, den 9. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Rinne. 


1) Herr Rinne: Über die Differentisldiagnose von Typhlitis und 
Adnexerkrankung. 

R. weist zunächst auf die Schwierigkeiten der Differentialdiagnose zwischen 
den Affektionen der weiblichen Genitalorgane und der akuten Wurmfortsatz- 
entzündung hin unter Mitteilung instruktiver Fälle seiner Praxis. Unangenehme 
Erfahrungen, die man bei abwartendem Verhalten behufs Sicherung der Diagnose 
oft macht, führen jeden Operateur dazu, auch ohne sichefe Diagnose in akuten 
ernsten Fällen schnell operativ einzugreifen. Besonders auch bei schwangeren 
Frauen rät R. mit anderen, in zweifelhaften Fällen sofort zu operieren, von der 
Erwägung ausgehend, daß ein Abszeß, woher er auch stamme, für eine Schwangere 
eine große Gefahr bedeutet. In den letzten 5 Jahren hat nun R. bei allen weib- 
lichen Kranken, welche wegen Appendicitis zur Operation kamen, durch möglichst 
genaue gynäkologische Untersuchung die pathologisch-anatomischen Beziehungen 
zwischen Blinddarm und den rechtsseitigen Adnexen und Parametrien feststellen 
lassen; 41 (= 11%) boten solche dar; bei 2/3 derselben war ein Zusammenhang 
vor der Operation festgestellt bzw. vermutet; in den übrigen Fällen wurde er un- 
vermutet gefunden, oder es lag keine Appendicitis vor (4 Tuberkulosen des Wurm- 
fortsatzes und der Adnexe, 8 Pyosalpingen, bei denen 3mal eine gesunde Appendix 
vorlag). Bei Graviden wurde 2mal die Appendix, imal eine Pyosalpinx ohne 
Schwangerschaftsunterbrechung entfernt. 18mal bestanden Verwachsungen der 
Appendix mit dem Parametrium, resp. übergeleitete Entzündungen und Eiterungen. 


650 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


3mal wurden bei Appendicitis Ovarialcysten gefunden, die Beckenabszesse vor- 
täuschten. In 5 Fällen von Douglasabszessen konnte erst mikroskopisch und bak- 
teriell der Ausgangspunkt der Eiterung im Wurmfortsatz (3) oder in der Tube (2) 
erwiesen werden; der Wurmfortsatz war stets mitentfernt worden. R. beleuchtet, 
wie die unmittelbare nachbarliche Lage zwischen Appendix und rechten Adnexen, 
insbesondere auch die Verbindung durch das Lig. appendiculo-ovaricum, sowohl 
intraperitoneal wie extraperitoneal die Fortleitung der appendicitischen Entzündung 
auf die Beckenorgane begünstigt und untersucht unsere diagnostischen Kriterien 
nach seinen Erfahrungen auf ihre Bedeutung. Er betont besonders die Wichtig- 
keit der Anamnese. Bei Vorhandensein einer Peritonitis fand er auch öfters die 
von Barth angegebenen diagnostischen Merkmale vorhanden, nämlich bei der 
Wurmfortsatzperitonitis heftige Schmerzen im ganzen Leib oder in der Magen- 
und Nabelgegend oder nur in der Blinddarmgegend, dabei eine reflektorische 
Muskelspannung, entsprechend der Ausdehnung der Entzündung; bei der gonor- 
rhoischen Peritonitis findet man dagegen schnell abklingende stürmische Initial- 
symptome, Meteorismus und keine reflektorische Bauchdeckenspannung, dabei das 
hintere Scheidengewölbe und den Uterus empfindlich. Doch kommen Ausnahmen 
vor, wofür R. ein Beispiel vorführt (Pyosalpinx mit Peritonitis); auch in einem 
Falle von geplatzter Tubargravidität fand R. ausgesprochene reflektorische Bauch- 
deckenspannung. Das Rovsing’sche Symptom (Erzeugung von Schmerz in der 
Coecalgegend durch Druck auf das S romanum und dadurch bedingte Gasspannung 
im Dickdarme) hat sich R. nicht so allgemein bewährt wie Rovsing es angibt. — 
Noch unsicherer ist die Differentialdiagnose oft in chronischen Fällen, wenn die 
Appendix tief ins Becken ragt und mit den Adnexen durch Adhäsionen verlötet 
ist; die klinischen Symptome und die Anamnese können dabei manchmal ein ganz 
verkehrtes Bild liefern; es werden bei primärer Erkrankung der Appendix Reiz- 
erscheinungen an den Ovarien mit Menstruationsstörungen ausgelöst, wie anderer- 
seits menstruelle Fluxionen der Genitalien Reizerscheinungen an der chronisch 
entzündeten Appendix hervorrufen. Dann erlangt man erst durch die Operation 
Aufklärung; gewöhnlich beseitigt die Entfernung der Appendix die uterinen Be- 
schwerden. Es bleibt also die Differentialdiagnose der Appendicitis und der Adnex- 
affektionen trotz genauester Untersuchung unsicher. R. empfiehlt, in zweifelhaften 
Fällen so vorzugehen, als ob eine Appendicitis vorliegt; rechtsseitige gynäkologische 
Leiden soll man grundsätzlich von oben angreifen, weil man eine etwa erkrankte 
Appendix bei der vaginalen Operationsmethode nicht gehörig versorgen kann. 

Diskussion: Herr Gottschalk erörtert die bei der Differentialdiagnose 
zwischen Appendicitis und Adnexerkrankungen in Betracht kommenden Momente 
an der Hand seiner gynäkologischen Erfahrungen. 

Herr Müller regt an, die Untersuchung auf die Hautempfindlichkeit der 
Genitalorgane und für das Ileocoecum in Betracht kommenden Head ’schen Zonen 
zu verwerten. 


2) Herr A. Pinkuss: Therapeutische Versuche mit Pankreasfermen- 
ten: Trypsin und Amylopsin. 

P. hat, von der Erkenntnis ausgehend, daß der Auf- und Abbau der Krebs- 
geschwülste in streng spezifischer Weise erfolge, daß im karzinomatösen Organis- 
mus die geeignete Menge eines fermentartigen Stoffes fehle, den der Gesunde 
besitzt, in seiner Klinik und im Elisabethkrankenhause mit Trypsin, dem proteo- 
lytischen Ferment, und Amylopsin, dem stärke- und glykogenspaltenden Ferment 
des Pankreas, Versuche zum Zwecke der kurativen Beeinflussung von Krebs- 
erkrankungsfällen angestellt. Er hat die subkutane Anwendung der Ferment- 
präparate zum Zwecke der Einführung in den allgemeinen Körperkreislauf vor- 
genommen und sich nicht bloß auf die subkutane Einführung im unmittelbaren 
Gebiete des Krankheitsherdes beschränkt; er verweist über seine näheren Er- 
wägungen auf seine im Juli v. J. geschehene Veröffentlichung in der >Med. Klinik« 
und in der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie. Nachdem er 
zunächst die chemische Wirksamkeit der von ihm verwandten Präparate geprüft 
und entsprechende Tierversuche vorgenommen hatte, hat er über den pharmako- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 651 


gnostischen Wert, d. h. über die Anwendungsfähigkeit im gesunden und kranken 
menschlichen Organismus Versuche angestellt und hierbei konstatiert, daß durch 
die subkutane Einführung der Pankreasfermente eine besondere lokale oder all- 
gemeine Schädigung nicht verursacht wird. 

Seine praktischen Ergebnisse am krebskranken Organismus sind aber als nega- 
tive anzusehen. Er hat wohl länger anhaltende subjektive Besserung, längeren 
Stillstand im Verlaufe der malignen Wucherung, im Auftreten von Metastasen 
beobachtet, indes die Überzeugung nicht gewonnen, daß dies unbedingt der Ein- 
wirkung der Fermente zuzuschreiben ist. Bei keinem der 14 Fälle hat er trotz 
vielmonatiger Injektionen eine absolut sicher zu konstatierende objektive Besserung 
oder gar Heilung eintreten sehen. Allerdings hat er wiederholt Erweichungs- 
bzw. Verflüssigungsherde in den krebsigen Stellen beobachtet. 

Vortr. gibt sodann einen weiteren Ausblick über die Fragen, welche die bei 
der Krebskrankheit tätigen Fermente und ihre etwaige therapeutische Beeinflussung 
bzw. Verwendung betreffen. Entweder handle es sich um das Auftreten neuer 
Enzyme in der malignen Neubildung, oder darum, daß die präexistierenden zu 
einer unbehinderteren Tätigkeit dadurch kommen, daß der hemmende bzw. regu- 
lierende Einfluß von im umgebenden Gewebe vorhandenen Kräften geschädigt 
bzw. ganz ausgeschaltet ist; er verweist dabei auf die Versuche von Hofbauer 
und Bier und sucht diese mit seinen Anschauungen in Einklang zu bringen. 

Sodann berichtet Vortr. noch über zwei interessante Beobachtungen, die er 
zufällig bei der Anwendung der Pankreasfermente gemacht hat. Bei einem 58jäh- 
rigen Manne, bei dem in der linken Gesichts- und Halsgegend ein ausgebrei- 
teter tuberkulöser Krankheitsprozeß aufgetreten war, hat er, nachdem 
monatelange lokale Behandlungsmaßnahmen, mehrfache Röntgenbestrahlungen gänz- 
lich erfolglos geblieben waren, durch Injektion seiner Fermentpräparate 
eine auffallende Besserung und sichtbare Tendenz zur Ausheilung 
des Prozesses konstatieren können; der betreffende Mann und eine von 
seiner damaligen Erkrankung aufgenommene Reproduktion werden demonstriert. 
Durch diesen Erfolg veranlaßt, behandelte P. darauf ein 14jähriges Mädchen, das 
seit vielen Monaten wegen tuberkulöser Halsdrüsenerweiterung vielfachen 
operativen Eingriffen erfolglos unterzogen war, ebenfalls mit Trypsininjek- 
tionen mit demselben Erfolge, daß eine auffallende Tendenz zur 
Ausheilung eingetreten ist. Das Mädchen wird vorgestellt. 

Vortr. unterläßt es absichtlich, aus dieser rein zufällig eingeleiteten Behand- 
lungsmethode weitere Schlüsse über den Einfluß des ja in alkalischem Medium 
wirksamen Trypsin auf Eiterungsprozesse zu ziehen; er deutet nur auf die Ver- 
suche hin, die mit Pepsinlösungen bei Eiterungs- und andersartigen Degenerations- 
prozessen gemacht wurden. 


3) Herr Seefisch: a. Volvulus des Colon ascendens. 


S. stellt einen 54jährigen Mann vor, den er am 13. Januar operiert hat. Der- 
selbe war 6 Stunden vorher nach einer sehr reichlichen Mahlzeit mit heftigen 
Schmerzen im ganzen Abdomen und starkem Erbrechen erkrankt. Bei der Auf- 
nahme starker Kollaps und allgemeine Druckempfindlichkeit des bretthart ge- 
spannten Abdomens. Hauptschmerz in der Magen- und rechten Bauchgegend. 
Undeutlich fühlbare Resistenz in der rechten Bauchseite oberhalb des McBurney- 
schen Punktes. Diagnose: wahrscheinlich Appendicitis mit Perforation. Sofortige 
Operation. Nach Eröffnung des Bauches rechts war weder Coecum noch Colon 
ascendens zu finden. Erst nach Erweiterung des Schnittes fand sich ein Volvulus 
des ganzen Colon ascendens, welches um ca. 90° in rechts gewundener Spirale 
gedreht war und einen von rechts oben schräg nach links unten verlaufenden, 
sich fast solide anfühlenden Tumor bildete. Rückdrehung und Rücklagerung, 
worauf der Darmteil anfing, sich zu erholen. Bei der Reinigung der mit serös- 
eitrigem Exsudat gefüllten Bauchhöhle wurde noch eine Magenperforation (Ulcus 
pepticum) nahe dem Pylorus entdeckt und nach Exzision der Ränder übernäht. 
Ausspülung der Bauchhöhle, Naht mit zwei Drains, glatte Heilung. 


652 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


S. hält die Magenperforation für das Primäre, den Volvulus des an einem 
abnormen Mesenterium ileocoeci commune befestigten Colon ascendens für eine 
Folge des heftigen Erbrechens. J 

S. bespricht sodann an der Hand der nicht sehr großen Literatur die Atio- 
logie, den Symptomenkomplex und die Prognose dieser in Deutschland äußerst 
seltenen Lageveränderung, wie sie hauptsächlich von Sallin (Helsingfors) und 
v.Zöge-Manteuffel beschrieben sind. Sehr viel häufiger als in Deutschland 
kommt der Volvulus des Colon ascendens in Rußland und Finnland vor, was S. 
auf Grund der Literaturstudien weniger auf ein häufigeres Vorkommen des Mes- 
enterium ileocoecale commune als auf die unzweckmäßige Lebensweise schieben 
zu müssen glaubt. 

b. Uretersteine nach Verletzung des Rückenmarkes. 

S. stellt einen 19jährigen Mann vor, der im Oktober 1907 einen Bruch des 
I. Lendenwirbelkörpers erlitten hatte mit vorübergehender (8tägiger) Blasenlähmung 
und ebenfalls vorübergehender Lähmung der unteren Extremitäten. 8 Wochen 
nach dem Trauma rechtsseitige Nieren- und Ureterkolik. Nachweis zweier Steine 
im rechten Ureter durch Röntgenogramm. Operation am 9. August. Freilegung 
des Ureters durch Israel’schen Schrägschnitt, und Entfernung der Steine durch 
Inzision des Ureters. Der größere Stein hatte die Ureterwand ganz inkrustiert. 
Naht des Ureters und der Weichteile. Glatte Heilung in 3 Wochen ohne Fistel. 

S. bespricht die verschiedenen Theorien, welche von Kurt Müller, Stolper, 
Weber u. a. über die Entstehung der Nierensteine nach Verletzung des Rücken- 
markes aufgestellt sind und kommt für seinen Fall zu dem Ergebnis, daß die 
Steine im Ureter selbst entstanden sein müssen, da sie fest an der Wand hafteten, 
wahrscheinlich infolge einer bei dem Fall auf den Rücken gleichzeitig entstandenen 
Verletzung der Ureterwand. Um den Bluterguß herum haben sich dann die Phos- 
phate niedergeschlagen. In Verbindung mit der Wirbelfraktur bringt S. die Stein- 
bildung nur insofern, als er im Einklang mit den Untersuchungen anderer Autoren 
die Möglichkeit zugibt, daß infolge des Abbaues von Kalksalzen in dem zertrüm- 
merten Wirbelkörper eine vermehrte Disposition zur Konkrementbildung in den 
Nieren geschaffen worden ist. 


4) Herr Katzenstein: a. Verdauung lebenden Gewebes. (Demonstra- 
tion von Präparaten.) 

K. berichtet über Versuche, die er im Anschluß an die Untersuchungen über 
den Magenmechanismus nach Gastroenterostomie unternommen hat. Er hat im 
Gegensatz zu verschiedenen Autoren der neueren Zeit gefunden, daß lebendes 
Gewebe verschiedenster Art auch bei bester Ernährung im Magen verdaut wird, 
daß aber Magen und Duodenum, in den Magen gebracht, von den Fermenten 
des Magensekrets nicht angegriffen werden. Dieser interessante Anpassungs- 
vorgang beruht auf dem Vorhandensein von Antifermenten in der Schleimhaut 
des Magens, die, wie K. gefunden hat, auch in der Schleimhaut des getöteten 
Tieres vorhanden und wirksam sind. Denn solche Schleimhaut verhindert im 
Reagensglase .die Verdauung des Fibrins im Magensafte. 

b. Gangrän der Hand nach Jodoforminjektion. 

K. berichtet über eine Handgangrän, entstanden dadurch, daß ein Arzt Jodo- 
formglyzerin statt in das tuberkulöse Handgelenk in die A. ulnaris injiziert hat. 

c. Demonstration eines einfachen Apparates für künstliche Atmung 
bei intrathorakalen Operationen. 

K. demonstriert einen Apparat für künstliche Atmung bei Pneumothorax, 
bestehend aus einem Blasebalg und dem Tubagerohr nach Kuhn und zeigt au 
der einer Leiche entnommenen Lunge die wirksame Tätigkeit des Apparates: die 
Lunge atmet scheinbar. Hauptvorzug: Jeder Arzt kann sich den Apparat im- 
Provisieren. 

6) Herr Schwalbach: a. Dupuytren’sche Kontraktur. 
S. bekam im Juni 1907 eine 18 Jahre bestehende Dupuytren’sche Kontraktur 


-beider Hände eines 6ljährigen Kunstschlossers in Behandlung, bei der der 4. und 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 653 


5. Finger so stark gebeugt waren, daß die Fingerspitzen die Vola manus berühr- 
ten, der 3. Finger und Daumen jedoch in geringerem Grade betroffen war. Da 
eine Operation abgelehnt wurde, injizierte S. Fibrolysin direkt in das narbige Ge- 
webe, und zwar jedesmal den Inhalt einer 2,3 ccm fassenden Ampulle der Firma 
Merck. Der Kranke erhielt innerhalb 5 Wochen neun Spritzen, und zwar sieben 
in die rechte und zwei in die linke Hand — die ersten vier Spritzen wurden ab- 
wechselnd gegeben. Zu Hause mußte der Kranke 2mal täglich 10 Minuten in 
heißem Seifenwasser baden. Nach der 3. Injektion zeigte sich Erfolg, der dann 
stetig zunahm. Anfang März 1907 konnten die Finger vollständig gebeugt und 
gestreckt werden; dieser Zustand besteht jetzt noch in gleicher Vollkommenheit. 

S. weist auf das UÜberraschende des Erfolges der Fibrolysinmedikation bei 
einer so alten Kontraktur, wie des Dauererfolges hin und rät dazu, im Gegensatz 
zu Lexer, der heute selbst den Versuch einer derartigen Behandlung verwirft 
(wie aus einer im Jahre 1907 erschienenen Dissertation von Dobrowolski her- 
vorgeht), doch die Fibrolysinbehandlung nachzuprüfen. Er hebt als Nachteile die 
Schmerzhaftigkeit der Injektion, die auch nicht durch Äthylchlorid zu unterdrücken 
war, sowie die Möglichkeit des Entstehens von nur langsam verschwindenden 
Ödemen hervor. (Abbildungen siehe Deutsche med. Wochenschrift.) 


b. Entzündlicher Exophthalmus. 

S. hatte im April und Dezember 1907 Gelegenheit, mit dem Augenarzte Prof. 
Fröhlich zwei Fälle von entzündlichem Exophthalmus zu beobachten. Beim 
ersten Pat. war schon vor dem Eintritt in die ärztliche Behandlung das Auge 
durch Sehnervenatrophie, infolge des bestehenden Druckes, blind geworden, und 
eine zur Ableitung der Entzündung in die Orbita gemachte Inzision diente nur 
zur Erhaltung des Bulbus. Das Zurückgehen des Exophthalmus erfolgte in 
4 Wochen. 

Bei dem zweiten Kranken, der im Dezember 1907 in Behandlung kam, und 
der durch eine gleiche Affektion des jetzt reaktionslosen rechten Auges dessen 
Sehkraft im Oktober 1907 verloren batte, wollte S. am erkrankten Auge die 
Krönlein’sche Operation am folgenden Morgen vornehmen; es bestand seit 
6 Tagen hochgradiges Hervortreten und vollkommene Unbeweglichkeit des Bulbus, 
ferner starke Chemose und Rötung der Conjunctiva, Herabhängen des oberen 
Lides und damit Unmöglichkeit zu sehen, sowie ferner intensive Schmerzbhaftig- 
keit in der Tiefe der Orbita bei Druck auf den Bulbus. Eine Ursache für die 
Erkrankung (Affektion der Nebenhöhlen der Nase, Augen-, Zahnleiden, Lues usw.) 
konnte auch durch einen zugezogenen Rhinologen nicht festgestellt werden. Da 
gerade um diese Zeit das Deutschmann’sche Heilserum ! bekannt geworden war, 
das auf entzündliche Prozesse günstig einwirken sollte, so erhielt Pat. gleich am 
Abend seines Eintritts in das Krankenhaus noch eine Injektion von 2 ccm dieses 
Serums. Am anderen Morgen — nach 12 Stunden — war das obere Augenlid 
vollkommen abgeschwollen und konnte gehoben werden, der Bulbus war ziemlich 
beweglich geworden, die Schwellung am unteren Lide war geringer. Der Schmerz 
im Auge bei Druck auf den Bulbus war verschwunden; Pat. sah jetzt. Unter 
diesen Umständen wurde von einer Operation Abstand genommen; Pat. erhielt 
weitere Injektionen, auf die dann in ziemlich kurzer Zeit der normale Zustand des 
Auges wiederkehrte. Daß das Serum auf die Krankheit eingewirkt hatte, bewiesen 
Rückfälle Anfang Februar und Anfang März 1908, die auf die Seruminjektionen 
prompt zurückgingen. Der Fall bot damit die Beweiskraft eines gelungenen Ex- 
perimentes; als Nachteil war das auf kurze Zeit nach der Injektion eintretende 
Serumfieber und Exanthem anzusehen, das bei anderen Erkrankungsfällen, in denen 
es neben negativem mit überwiegend positivem Erfolge angewendet wurde, sich 
sonst nicht zeigte. 

Der entzündliche Exophthalmus hat, wie aus dem Berichte? Birch-Hirsch- 


1 Siehe 69. Heft der Beiträge zur Augenheilkunde, Deutschmann, Mein 
Heilserum. 
2 79. Naturforscherversammlung zu Dresden. 


654 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


feld's (über 684 Fälle) hervorgeht, eine Mortalität von 13—17x, von den übrigen 
Pat. erblinden noch 16%; man fand bei der Sektion 34mal Meningitis, 15mal 
Stirnabszeß und 6mal Sinusthrombose In 60% spielen Erkrankungen der Neben- 
höhlen der Nase eine ätiologische Rolle, und hier dürften therapeutisch-rhinolo- 
gische Eingriffe in Frage kommen; in den übrigen 40% ist die Ursache unklar 
bzw. spontane Entzündung vorhanden, und hier wäre, falls nicht wie im zweiten 
erwähnten Falle das Deutschmann’sche Serum hilft, die Krönlein'sche Ope- 
ration zu empfehlen, die in Fällen von Birch-Hirschfeld und Axenfeld 
schon Erfolge gezeitigt hat. Richard Wolff (Berlin). 


23) Fiske. Splenectomy for gunshot wound of the spleen. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 

Ein 26jähriger Mann hatte einen Schuß in den Rücken erhalten; Einschuß in 
der linken hinteren Achsellinie, Ausschuß nicht vorhanden. Da Anzeichen einer 
inneren Blutung vorhanden waren, wurde die Laparotomie gemacht, und außer 
einer kleinen Wunde im Mesokolon zwei Schußwunden in der Milz angetroffen, 
von welchen die Einschußwunde im oberen, die Ausschußwunde im unteren Pole 
lag. Da es aus diesen Wunden weiter blutete, wurde die Milz herausgenommen. 

Herhold (Brandenburg). 


24) Torrance. Splenectomy in Banti’s disease. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 

Eine 35jährige Frau litt im letzten Jahre viel an Verdauungsbeschwerden; es 
entwickelte sich eine große Geschwulst in der linken Bauchhälfte, auch traten 
Kopfschmerzen und Schmerzen in der linken Lendengegend auf. Die Milzdämp- 
fung reichte von der 9. Rippe bis zur Darmbeinschaufel. Hämoglobingehalt 85x, 
rote Blutkörperchen 4800000, weiße 8000; multinukleäre 75%, Lymphocyten 20%, 
große mononukleäre 4%. Nachdem die Milz exstirpiert war, fühlte sich Pat. 
2 Wochen wohl, dann trat plötzlich ein anhaltender Schwächezustand ein. Es 
wurde Extrakt von rotem Knochenmark, frische Schaf- und Kuhmilz und später 
2mal täglich Armour’s Milzextrakt verabfolgt. Danach besserte sich der Zustand, 
und Pat. wurde gesund. 3 Wochen nach der Operation betrug der Hämoglobin- 
gehalt 80%, rote Blutkörperchen 3246000, weiße 6000, multinukleäre 76%, große 
mononukleäre 11%. 

Verf. hat aus der Literatur 35 operierte Fälle gesammelt, die er kurz beschreibt, 
sein Fall ist der 36. Von diesen 36 Pat. starben 9 = 25x; 17 = 47% betrafen 
Frauen, 15 = 42% Männer, in 4 Fällen war das Geschlecht nicht angegeben. 

Herhold (Brandenburg). 
25) Smith. Splenectomy for carcinoma. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 

Eine Frau, die 1897 von S. wegen bösartigen Adenoms beider Eierstöcke ope- 
riert war, erkrankte 1906 wiederum an Unterleibsbeschwerden. Es entstand im 
Epigastrium eine Geschwulst, die schnell wuchs. Rote Blutkörperchen: 5500000, 
weiße: 8500, Hämoglobin 70%. Bei der Laparotomie zeigte es sich, daß eine Ge- 
schwulst der Milz vorlag, die exstirpiert wurde. Sie war stark vergrößert 
(26,5:15,5:10), eigentliches Milzgewebe war nur am oberen Pol und an der kon- 
vexen Oberfläche vorhanden, während das übrige Gewebe eine kolloide gelbe Masse 
darstellte. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß es sich um ein Kolloid- 
karzinom handelte. S. weist auf die Seltenheit der bösartigen Milrgeschwülste hin. 
Nach einer Statistik von Carstens wurden bei 700 Splenektomien nur 2ömal bös- 
artige Milzgeschwülste angetroffen; von diesen 25 waren 22 Sarkome, 3 Karzinome. 

Herhold (Brandenburg). 
26) Lapointe. Cancer du canal hépatique. 
(Bull. et mém. de la soc. anat. de Paris 1907. Nr. 9.) 

Bei einem 64jährigen Manne plötzlich einsetzender Ikterus, der im Laufe der 
nächsten 4 Monate fast ganz verschwand, um dann bleibend zu werden. Gallen- 
blasengeschwulst nicht nachweisbar. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 655 


Bei der Operation findet L. einen verdickten, harten, höckrigen »Gallengang«, 
eine geschrumpfte, schwer aufzufindende Gallenblase und schließt die Bauchhöhle. 
Tod nach 2 Tagen. 

Die Obduktion stellt ein Karzinom fest, das sich ausschließlich auf den Ductus 
hepaticus beschränkt. — Eingehender histologischer Befund. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


27) A. Lorey. Uber einen Fall von Cholecystitis paratyphosa. (Aus 
dem allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendorf.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 

Ebenso wie Typhusbazillen nach Ablauf eines Typhus nicht selten in der 
Gallenblase weiterwuchern, und dadurch das betreffende Individuum zu einem 
chronischen Bazillenträger wird, kommt dies auch bei den Paratyphusbazillen A 
und B gelegentlich vor. Einen derartigen Fall teilt L. mit. Pat. hatte 2 Jahre 
vorher einen Paratyphus überstanden, in letzter Zeit an »Ruhr« (Gastroenteritis 
paratyphosa) gelitten und wiederholt heftige Gallensteinkoliken gehabt und war 
deshalb ins Krankenhaus aufgenommen worden. Hier wurde im Kot der Bac. 
paratyphosus B nachgewiesen. Bei der auf Grund der Diagnose Cholecystitis cal- 
culosa paratyphosa ausgeführten Cholecystektomie fand sich die Gallenblase aus- 
gedehnt verwachsen, vier Steine enthaltend, ihre Schleimhaut sammtartig ge- 
schwollen, gerötet, an einer Stelle ulzeriert, in ihr Paratyphusbazillen in Reinkultur. 
Im Kot waren solche einige Zeit nach der Operation nicht mehr nachweisbar; die 
Brutstätte der Keime, die zu der »ruhrartigen« Gastroenteritis geführt hatte, war 
also beseitigt. Mit gleichem Erfolge hat kürzlich Oehler (Münchener med. 
Wochenschrift 1907 Nr. 16) und Braun (Göttingen) — siehe Arbeit von Grimme 
über die Typhusbazillenträger in den Irrenanstalten (Münchener med. Wochen- 
schrift 1908 Nr. 1) — ersterer mittels Cholecystotomie, letzterer mittels Gallen- 
blasenexstirpation — die chronische Ausscheidung von Typhusbazillen aus der 
Gallenblase beseitigt (Bef.). Kramer (Glogau). 


28) S. Piquand. Rupture isolée du pancréas par contusion abdo- 
minale. 
(Bull. et mém. de la soc. d’anat. de Paris 1%7. Nr. 7.) 

Ein 32jähriger Mann wird von einem Wagenrade überfahren. 

Diagnose: Leberzerreißung. Sofortige Laparotomie. Als Ursache der großen 
Blutung findet man einen Riß der Bauchspeicheldrüse, der den Kopf derselben fast 
vertikal bis auf eine kleine Gewebebrücke durchtrennt hat. Naht mit Catgut. 
Über die Drainage ist nichts gesagt. Tod nach anfänglicher Erholung 30 Stunden 
nach der Operation. 

Auch die Obduktion deckt keine Verletzungen anderer Organe auf, so daß es 
sich hier um den seltenen Fall einer isolierten Pankreaszerreißung durch stumpfe 
Gewalt handelt. 

Zu den 44 einschlägigen Beobachtungen, die P. gesammelt hat, kann Ref. eine 
eigene Beobachtung fügen. Stumpfes Bauchtrauma durch ein großes Kohlenstück. 
Wegen Flüssigkeit im Bauche sofortige Operation. Leber- und Pankreasriß. Das 
Pankreas war genau in der Mittellinie des Körpers über der Wirbelsäule quer und 
völlig gespalten, die Rißränder waren glatt, fast wie mit dem Messer geschnitten. 
Leber- und Pankreasnaht. Tampondrainage der Pankreasgegend. Tod am nächsten 


Tage. Todesursache: Anämie. Keine Fettnekrosen, 
Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


29) Swain. Operative interference in carcinoma of the pancreas. 
(Bristol med.-chir. journ. 1908. März.) 
S. berichtet über drei Fälle von Palliativoperation wegen Pankreaskarzinom. 
Es handelte sich um Pat. im höheren Alter, mit chronischem Ikterus und Ver- 
größerung der Gallenblase bzw. der Leber; bei der Operation fand sich jedesmal 


656 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


eine erhebliche Erweiterung des Ductus choledochus und eine harte, knollige 
Schwellung des Pankreaskopfes. Mittels Murphyknopf wurde in einem Falle die 
Cholecystoduodenostomie, in zweien eine Anastomose zwischen Gallenblase und 
Flexura hepatica des Dickdarmes ausgeführt. Alle drei Pat. genasen zunächst, die 
Beschwerden, insbesondere das quälende Hautjucken, gingen zugleich mit dem 
Ikterus prompt zurück, die Lebensdauer wurde verlängert. Die Kranken starben 
6—11 Monate nach der Operation, ohne daß wieder Ikterus aufgetreten wäre. Es 
wurde durchschnittlich bereits 8 Wochen nach Auftreten des Ikterus operiert, ehe 
Cholämie, Toxämie und schwere olivengrüne Hautverfärbung eingetreten waren. 
S. führt seine Erfolge in erster Linie auf den Umstand zurück, daß frühzeitig 
operiert wurde; er hält es für unwesentlich, ob die Verbindung der Gallenblase 
mit dem Duodenum oder dem Kolon angelegt wird, und verwendet grundsätzlich 
den Murphyknopf, da alles von schneller Beendigung der Operation abhängt. 

Mohr (Bielefeld). 


30) Ehrhardt. Über Resektion am Pankreas. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 14.) 


Mitteilung von zwei Fällen, in denen bei Magenkrebs Teile des Pankreas mit 
entfernt werden mußten, E. weist auf die bei der Operation zu berücksichtigenden 
Umstände — Unterbindung der Art. pancreatico-duodenalis — sekundäre Nekrose 
am Pankreas durch die Schädlichkeit der Naht hin. Borchard (Posen). 


31) F. Niosi, Die Mesenterialcysten embryonalen Ursprunges nebst 
einigen Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Nebennieren- 
rindensubstanz, sowie zur Frage des Chorionepithelioms. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXC. p. 217.) 


Die umfangreiche Arbeit beginnt mit der Beschreibung eines eigenen Falles. 
Es handelte sich dabei um eine 48jährige Frau, bei der in der ganzen Oberbauch- 
gegend eine prall elastische, sehr bewegliche, deutlich fluktuierende Geschwulst 
vorhanden war, über die das Kolon teilweise hinüberzog. Die Operation stellte 
fest, daß es sich um eine große, im Mesokolon gelegene Cyste handelte, die nach 
Inzision des vorderen Blattes des Mesokolon stumpf herausgeschält werden konnte. 
Die Heilung erfolgte glatt. — Die Wand der Cyste war verschieden, 1-9 mm 
dick. Sie war an ihrer äußeren Fläche glatt und ohne Besonderheiten. Die Innen- 
fläche zeigte kleine, kaum sichtbare Erhabenheiten, an einer Stelle einen band- 
förmigen breiten Vorsprung, dem ein erbsengroßer, gestielter Knoten aufsaß. Beide 
Gebilde zeigten die gleiche Beschaffenheit an ihrer Oberfläche, wie die übrige 
Innenwand der Cyste. Aus der ausführlichen Beschreibung des histologischen Be- 
fundes sei folgendes kurz hervorgehoben: Die Cystenwand war rein bindegewebig, 
ohne glatte Muskelfasern, aus zwei deutlichen Schichten bestehend. Der Epithel- 
belag der Innenfläche bestand vorwiegend aus zylindrischen Zellen und erinnerte 
an das Epithel des Darmkanals. Er bildete Papillen von verschiedener Größe und 
tubuläre Verzweigungen von adenomatösem Charakter. Der erbsengroße Knoten 
bestand aus einem Haufen kleiner Cysten. Ferner fanden sich eine Reihe von in 
der Cystenwand gelegenen Epithelbildungen, ohne Zusammenhang mit dem 
Epithelbelag der Cysteninnenfläche. Sie lagen in dem breiten bandförmigen Vor- 
sprung der Cystenwand und bildeten teils Haufen und Stränge aus zylindrisch- 
kubischen Zellen, teils schlauchförmige Gebilde, die an Harnkanälchen und Glo- 
meruli der Nebennierenrinde erinnerten. Daneben fanden sich Gewebsinseln 
ohne tubulären Bau, die nach ihrer Beschaffenheit an Zellen der Nebennierenrinde 
denken ließen. Schließlich fand sich an einer Stelle ein kleiner Geschwulstknoten 
vom Bau eines Chorionepithelioms. — Was den Ursprung der Cyste betrifft, so 
schließt N. aus dem Fehlen jeglicher Muskulatur in der Cystenwand und dem 
Vorhandensein eigentümlicher Epithelbildungen eine intestinale Abkunft aus, hält 
vielmehr die Abstammung der Cyste vom Wolff’schen Körper für erwiesen. Die 
ausführliche Beweisführung muß im Original nachgelesen werden. — Es folgt eine 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 657 


Betrachtung über die Embryogenese der kortikalen Substanz der Nebennieren, 
sowie anknüpfend an den in der Cystenwand gefundenen Knoten vom Bau des 
Chorionepithelioms eine kurze Besprechung dieser Geschwulstform. Eine zusam- 
menfassende Darstellung über Einleitung und Pathogenese der Gekröscysten 
embryonaler Herkunft, ihrer Atiologie, Symptomatologie und Behandlung bildet 
den Schluß der sehr genauen Arbeit. Angefügt ist ein Literaturverzeichnis von 
177 Nummern. Doering (Göttingen). 


32) Alexander. Abdominal fibroma simulating splenomegalie. 
(Bristol med.-chir. journ. 1908. März.) 

61jähriger Mann mit umfangreicher Geschwulstbildung in der linken Seite, die 
nach Konsistenz und Lage einer stark vergrößerten Milz entsprach; doch waren 
keine Symptome von Leukämie vorhanden. Von einer Operation wurde infolge 
des schweren Allgemeinzustandes abgesehen. Bei der Autopsie fand sich die Milz 
unverändert; die Fremdbildung, mikroskopisch Fibrom, repräsentierte eine harte 
Geschwulst, die auf dem Durchschnitt mehrere Erweichungsherde zeigte, und hatte 
ihren Ausgang anscheinend von dem retroperitonealen Bindegewebe genommen; 
sie stand mit der Milz und der linken Niere in flächenhafter Berührung. Für sar- 
komatöse Entartung ergaben sich keine Anhaltspunkte. Mohr (Bielefeld). 


33) P. Danila (Jassy). Steine des prostatischen Teiles der Harnröhre. 
(Spitalul 1908. Nr. 5.) 

Es handelte sich um einen 60jährigen Mann, der anfangs an Dysurie und 
großen Schmerzen im Unterleibe und Gliede gelitten hatte, worauf sich vollstän- 
dige Harninkontinenz entwickelte. Nach monatelangem Leiden öffnete sich ein 
übelriechender AbszeßB am Damm. Die Öffnung wurde erweitert, und man fand 
in der prostatischen Harnröhre einen konischen Stein, mit einer Basis von 2,2 cm 
und einer Höhe von 4 cm, der sich nach vorn hin in den skrotalen Teil der Harn- 
röhre erstreckte. Hinter ihm fand sich ein zweiter Stein, länglicher Gestalt und 
mit den Dimensionen: 3,5: 3,5:4,5 cm. Endlich fand man noch einen dritten Stein 
in der Blase. Letzterer wurde durch Zertrümmerung, die anderen durch einfache 
Erweiterung der gemachten Öffnung herausgeholt. Nach Einlegen einer Verbleib- 
sonde waren alle Beschwerden verschwunden, die Heilung ging rasch von statten 
und war nach 95 Tagen vollkommen. Der Bildung von Strikturen wurde durch 
systematische Sondierung entgegengearbeitet. E. Toff (Braila). 


34) Jones. Obstruction of the internal urinary meatus by folds of 


mucosa. 
(Annals of surgery 1908. Februar.) 

Verf. weist darauf hin, daß bei alten Leuten die Urinverhaltung nicht immer 
durch eine vergrößerte Prostata bedingt sei. Symmetrische Vergrößerungen rufen 
nicht immer die Harnretention hervor, sondern mehr die unregelmäßigen Ver- 
größerungen. J. beschreibt vier Fälle, in welchen die Harnverhaltung bei alten 
Leuten nicht durch die vergrößerte Prostata bedingt war, wie die bei allen vier 
Kranken ausgeführte suprapubische Blasenöffnung zeigte. In zwei Fällen handelte 
es sich um Schleimhautzotten, die sich vor den Meatus internus legten, in einem 
dritten Fall um eine hufeisenförmige Verhärtung der inneren Blasenöffnung, im 
vierten endlich um eine gestielte kleine Geschwulst, die scheinbar von der Prostata 
herauswuchs und sich vor die Mündung legte. Durch Operation bzw. Abtragung 
der Geschwulst wurde völlige Heilung erzielt. Herhold (Brandenburg). 


35) E. McDonald. Cystitis in women. With report of forty-five- 


cases, studied cystoscopically and some modifications of treatment. 
(New York med. record 1908. Februar 22.) 
Mit verständnisvoller Berücksichtigung der modernen technischen und dia- 
gnostischen Errungenschaften gibt McD. eine Abhandlung über den Blasenkatarrh 
bei Frauen. 


658 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


Die 45 aufgeführten, in der Vanderbiltklinik behandelten Fälle wurden sämt- 
lich cystoskopiert und nach dem Befunde klassifiziert. 

Wir finden die von Heymann (Zentralblatt für die Krankheiten der Harn- 
und Sexualorgane 1906 Bd. XXII p.177) bei Frauen überraschend häufig vor- 
gefundene und studierte Cystitis colli vesicae erwähnt, einzelne Fälle ganz zweck- 
mäßig als >Trigonitis«e bezeichnet; besonders wird auf den Zusammenhang der 
vesikalen Gefäße mit denen der benachbarten Beckenorgane hingewiesen und der 
Einfluß der Hyperämie erörtert. 

Die chronische atrophische Cystitis wurde nicht selten bei Frauen nach der 
Menopause beobachtet und mit mehr oder weniger Sklerose und Atrophie der 
äußeren Genitalien vorgefunden. 

Hyperämische, entzündliche und mechanische Wirkungen seitens der Cervix 
üben unter anderem auf die Konfiguration des Trigonum während der Schwanger- 
schaft einen Einfluß aus, verzerren die Harnleitermündungen und erleichtern den 
Eintritt der Infektion in die oberen Harnwege. — Auch gynäkologische Opera- 
tionen sind nicht selten von Einfluß auf pathologische Zustände in der Blase. — 
Blutungen wurden außer bei Tuberkulose auch bei einfachen Ulzerationen, Granu- 
lationen und Varicen vorgefunden. 

Statt der üblichen Borsäurespülungen wird für die Behandlung eine 1/5%ige 
Natron bicarbonicum-Lösung vorgeschlagen, deren reinigende Eigenschaften den 
Ophthalmologen schon lange bekannt sei. Bei reichlichem Sekret wird die Stärke 
der Lösung verdoppelt und 1/5% Soda hinzugefügt. 

Rovsing’s Karbolsäurebehandlung der tuberkulösen Cystitis sei als zu 
schmerzhaft und nicht genügend wirksam zu verlassen; auch trat in einem Falle 
Hämoglobinurie auf. Ebenso werden die Sublimatspülungen nach Guyon als 
wirkungslos verworfen. Besonders antiseptisch wirksam sei dagegen eine etwa 
3/4%ige wäßrige Lösung von Chininum bisulphuricum. — Höllensteinspülungen 
sollen zu sehr reizen, die kolloidalen Silberlösungen unwirksam sein. Protargol 
wird gelobt und besonders lokal bei chronischer Trigonitis in 5 %iger Lösung appli- 
ziert. 

Bei eitriger Oystitis werden ausgezeichnete Resultate erzielt durch aufeinander- 
folgende Einspritzungen einer 1/3% igen Wasserstoffsuperoxydlösung und einer 5% igen 
Protargollösung, je 8ccm. Nach wenigen Minuten Einwirkung wurde diese Mischung 
mit oben genannter Natron bicarbonicum-Lösung ausgewaschen. Die so gereinigte 
Blase ist nun präpariert für antiseptische und adstringierende Lösungen, oder für 
regionäre direkte Applikation von Protargol oder Argentum nitricum fusum (an 
einer Metallsonde angeschmolzen). 

Die letzteren lokalen Behandlungen werden in Knie-Ellbogenlage durch das 
Kelly’sche Endoskop vorgenommen. Wir erwähnen dabei den Ausspruch: 
»Nachdem die Applikationsstellen vorher durch das gewöhnliche (d. h. Nitze- 
sche) Cystoskop bei wassergefüllter Blase lokalisiert waren«. 

Bei akuter Cystitis und starken Reizzuständen wird eine besonders präparierte 
Abkochung von Irisch-Moos eingespritzt, ein Präparat, das auch als Katheter- 
und Cystoskopschmiere sich bewährt hat. 

Schließlich wurden bei Gebrauch des Urotropins häufig Fehlschläge und Irri- 
tationen bemerkt, auch Hämorrhagien und Albuminurien; jedenfalls soll es nicht 
zu lange verordnet werden. 

Von bekannten inneren Mitteln wird u. a. besonders Infusum fol. bucco her- 
vorgehoben. Loewenhardt (Breslau). 


36) G. R. Holden. Transperitoneal ureterotomy for ureteral calculus. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 2.) 

Bei einer 33jährigen Frau konnte mittels Cystoskopie, Harnleitersondierung, 
manueller Untersuchung und Röntgenbildes ein Harnleiterstein festgestellt werden, 
der vor einer 4cm oberhalb der Einmündung in die Blase gelegenen Stenose saß. 
Infolge des Fettreichtums der Frau mußte ein Versuch, extraperitoneal den Harn- 
leiter zu erreichen, frühzeitig aufgegeben werden. Es wurde daher in Becken- 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 659 


hochlagerung der Leib in der Mittellinie eröffnet, der Harnleiter durch Resektion 
von Tube und Ovarium freigelegt, der Stein durch Inzision entfernt und die Harn- 
leiterwunde wieder geschlossen, nachdem ein Versuch der Passierung der Stenose 
von der Wunde aus mißlungen war. Die Nahtstelle wurde extraperitoneal nach 
der Bauchwunde und nach der Scheide drainiert. Es erfolgte komplikationslose 
Heilung, ebenso gelang es, die Striktur von der Blase aus so zu bougieren, daß 
der Harnleiter wieder für einen ziemlich dicken Katheter durchgängig wurde und 
die linke Niere wieder Urin ausscheiden konnte. Strauss (Nürnberg). 


37) Lesioni dell’ uretere e del rene nell’ ureterostomia cutanea. 
(Gazz. degli ospedali e delle clin. 1908. Nr. 32.) 
(R. Accad. di med. di Torino. Sed. del 14. Februar 1908.) 


Der ungenannte Verf. mußte in zwei Fällen infolge einer Verletzung des 
Harnleiters bei gynäkologischen Operationen denselben mit seinem zentralen Ende 
in die Bauchhaut einnähen. 6 bzw. 2 Monate später wurde die Nephrektomie aus- 
geführt. Dabei fand sich eine starke Verdickung der Harnleiterwand, kleinzellige 
Infiltration der Schleimhaut, eine epidermale Umwandlung der letzteren bis zu 
einer gewissen Entfernung vom Harnleiterende mit kubischen und zylindrischen 
Zellen und Bildung breitbasiger Papillen. In einem Falle fanden sich auch im 
Nierenbecken und oberen Harnleiterende zahlreiche kleine Cysten. In den Nieren 
selbst fand sich das Epithel im Zustande der Desquamation und selbst Nekrose. 
Die Bowmann’schen Kapseln und die Tubuli recti waren von starker kleinzelliger 
Infiltration umgeben, die zuweilen kleine Abszesse bildete. Da diese Folgezustände 
sich erst spät bilden, ist der Eingriff der Harnleitereinpflanzung in die Haut ge- 
rechtfertigt, wenn es gilt bei einem geschwächten Kranken Zeit zu gewinnen und 
die Funktionsfähigkeit der zweiten Niere zu erkennen. Dreyer (Köln). 


38) Schoenwerth. Ureterendivertikel und Hydronephrose. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 6.) 


In dem mitgeteilten Falle handelte es sich um eine doppelseitige cystöse 
Nierendegeneration bei einem Erwachsenen. Ein gonorrhoischer Prozeß führte zur 
Infektion der rechten Niere. Es wurde der große eiterhaltige Nierensack 22 Tage 
nach der Gonorrhöeinfektion gespalten, so daß es sich wohl um die Infektion einer 
schon bestehenden Hydronephrose handelt. Nach Spaltung des Sackes entleerte 
sich nachweisbar kein Urin. Nach 2 Monaten wurde wegen Fistelbildung die 
Nierenexstirpation gemacht. Hierbei zeigte sich eine bedeutende Erweiterung des 
rechten Harnleiters und Divertikelbildung an seinem unteren Ende. S. bringt 
letztere beide Momente in ursächlichen Zusammenhang und glaubt, daß durch die 
Divertikelbildung je nach dem Füllungszustande ein temporärer Verschluß der 
Harnleiter bedingt war. Ein weiteres Hindernis fand sich am Nierenende des 
Harnleiters in Gestalt einer die Lichtung des Kanals völlig abschließenden Mem- 
bran. Es wird dies wahrscheinlich ursprünglich eine Klappe gewesen sein, deren 
freier Rand unter dem Einfluß der gonorrhoischen Entzündung mit der gegenüber- 
liegenden Wand verwuchs. Auch nach der Exstirpation machte die andere cystös 
degenerierte Niere bis zu dem 10 Monate nach der Operation durch Selbstmord 
erfolgten Tode keine Erscheinungen. Borchard (Posen). 


39) Luccarelli. Nefralgia. 
[Morgagni 1908. Nr. 3.) 

Bei einer 33jährigen Bäuerin bestehen seit 10 Monaten plötzlich auftretende, 
ohne Fieber und Frost einhergehende rechtsseitige Nierenkoliken, denen Abgang 
von Blutgerinnseln im Urin, gelegentlich auch einmal eine abundante Hämaturie 
folgt, während der Urin in der Zwischenzeit völlig normal ist. Dabei besteht 
Druckempfindlichkeit im oberen Teile des rechten Harnleiters und Verminderung 
der Urinmenge am Tage der Anfälle. Die Nieren waren niemals, auch bei den 
Anfällen nicht zu tasten. Die Enthülsung der Niere zeigte ein hyperämisches Or- 


660 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


gan ohne sonstige Veränderungen und hatte Heilung zur Folge. 10 Monate später 
waren indes die Anfälle wieder aufgetreten und veranlaßten die Nephrektomie, 
wobei ein um die Hälfte verkleinertes, hartes, kongestioniertes und lappiges Organ 
zutage gefördert wurde, bei dessen Durchschneiden das Messer knirscht. Im ganzen 
Parenchym zerstreut finden sich harnsaure Salze, die nach den Spitzen der Papillen 
zu deutlicher und massiger werden. 

Verf. unterscheidet die eigentlichen Nephralgien ohne anatomischen Befund, 
auf welche die Operation etwa wie eine Nervendehnung und unsicher wirkt, von 
den deuteropathischen Formen, die sich an Verwachsungen, Traumen, Verlagerung, 
Kompression, Stieldrehung und entzündliche Affektionen der Niere anschließen. 

Dreyer (Köln). 


40) Tödenat et Martin. Tumeurs malignes du cordon spermatique. 
` (Arch. génér. de chir. 1908. Nr. 2.) 


Bei einem 66jährigen Manne fand sich an der linken Leistenpforte eine kinder- 
faustgroße Geschwulst, die sich gegen den Leistenkanal fortsetzte. Bei der Ex- 
stirpation zeigte sich, daß die Geschwulst mit dem Samenstrange zusammenhing 
und, gegen das Bauchfell vorgewuchert, mit ihm fest verwachsen war. Die weitere 
Untersuchung ergab ein Fibrosarkom mit vereinzelten Riesenzellen, ausgegangen 
von der Substanz des Samenkanales. 

Im Anschluß an den ausführlich geschilderten Fall werden 24 weitere Fälle 
aus der Gesamtliteratur angeführt, auf Grund deren eine kurze zusammenfassende 
Schilderung der bösartigen Samenstranggeschwülste versucht wird. In den meisten 
Fällen handelte es sich um Mischgeschwülste sarkomatösen Charakters, die vor- 
zugsweise bei jüngeren Individuen gefunden wurden. Strauss (Nürnberg). 


41) Quadflieg. Ein Fall von habitueller Torsion der linken Testis. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

Bei dem 23jährigen Pat. waren die ersten Erscheinungen einer Hodenaffektion 
4 Jahre vorher nach einem Trauma aufgetreten, hatten sich in der Zwischenzeit 
2mal wiederholt, und zwar ohne besondere äußere Veranlassung. Bei der Opera- 
tion zeigte sich eine Drehung des Samenstranges um 360°. Der Nebenhoden war 
vollständig mit schwarzem Blute durchtränkt. Kastration. 

Borchard (Posen). 


42) @. Finocchiaro. La cura iodica nell’ orchidoepididimite tuber- 
colare. 
(Policlinico 1908. XV, 2. Sez. chir.) 


Nach einer kurzen Übersicht über den wiederholten Wechsel zwischen konser- 
vativer und radikaler Behandlung in der Geschichte der Hodentuberkulose schil- 
dert Verf. die recht günstigen Erfahrungen, die in der Klinik D urante’s zu Rom 
mit den lokalen Injektionen von Jod-Jodkaliumlösungen an mehr als 12 Kranken 
gewonnen wurden. Eine Lösung von 1 Teil Jod zu 2 Teilen Jodkalium in 
100 Teilen Wasser wurde in langsam steigender Dosis unter aseptischen Kautelen 
möglichst direkt in den erkrankten Nebenhoden injiziert. Die Injektion wurde alle 
2 Tage wiederholt. Nach ca. 30 Injektionen konnte in den meisten Fällen Hei- 
lung beobachtet werden, die mit einer Besserung des Allgemeinbefindens Hand in 
Hand ging. Die Schwellung des Hodens und Nebenhodens ging zurück, die 
Tastung ergab nicht schmerzhafte fibröse Knoten. 

Ahnliche Erfolge wurden auch im Tierexperiment gesehen, das bindegewebige 
Heilung der verkästen Herde ergab, ohne daß der Hoden atrophierte. Auch beim 
Menschen kommt es nicht zur Atrophie des Hodens, dessen innere Sekretion un- 
beeinflußt bleibt, so daß die psychischen und organischen Störungen ausbleiben; 
die sonst nach Kastration beobachtet wurden. In zwei Fällen kam es sogar wieder 
zur Ejakulation, bei der zahlreiche Spermatozoen gefunden wurden. Drei länger 
beobachtete Fülle werden ausführlich geschildert. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 661 


43) Duckworth. Notes on a painful condition of certain bones in 
gouty subjects. 
(St. Bartholomew’s hospital reports Vol. XLIII. London 1908.) 


D. beobachtete bei einer Reihe von Männern im mittleren Alter mit gichti- 
schem Körperhabitus bzw. nach vorausgegangenen Gichtanfällen scharf umgrenzte 
Knochenschmerzen, besonders an den Kondylen des Humerus, seltener am Radius- 
köpfchen, Fersenbein und an einzelnen Torsalknochen. Irgendwelche sonstige Ver- 
änderungen waren an den schmerzhaften Stellen nicht nachzuweisen; die Schmerzen 
hielten nach langsamem Beginn Wochen, selbst Monate lang an, trotzten jeder 
Behandlung und schwanden dann wieder langsam. Veränderungen an den Muskeln 
und Nerven fehlten völlig. Es handelte sich demnach wohl um einen ausschließlich 
auf die Knochen beschränkten gichtischen Prozeß. Mohr (Bielefeld). 


44) Esau (Greifswald. Rheumatismus tuberculosus — Poncet. (Aus 
dem St. Johannishospital zu Bonn.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 8.) 


In dem mitgeteilten Falle wurden bei dem 6!/,jährigen Kinde in mehreren 
akuten und subakuten Schüben nacheinander die beiden Knie- und Fußgelenke, 
das rechte Hüftgelenk und die Halswirbelsäule von schmerzhafter Anschwellung 
befallen. Unter zeitweise hohem Fieber und erheblicher Beeinträchtigung des 
Allgemeinbefindens gingen diese Anfälle einher, ein Teil der Gelenke neigte zu 
starken Beugekontrakturen. Unter korrigierenden Verbänden heilte das Leiden 
zum Teil in Form einer festen fibrösen Ankylose aus (Knie), zum Teil trat voll- 
kommene Wiederherstellung der Gelenkfunktionen ein (Fußgelenk, Halswirbelsäule), 
entstand im Hüftgelenk eine knöcherne Ankylose; die Behandlung im großen Saug- 
apparat erwies sich zum Teil als wirkungsvoll. Da der Prozeß, als das Kind in 
das Bonner Hospital kam, in der Hauptsache schon in das chronische Stadium ge- 
langt war, konnte ein besseres Resultat nicht erreicht werden. — Den Beweis, daß 
es sich um einen tuberkulösen Rheumatismus gehandelt, vermag E. nicht zu führen, 
da weder die Tierimpfung mit Punktionsflüssigkeit noch die Tuberkulinreaktion 
angewendet werden konnte; indes hegt er keinen Zweifel an der tuberkulösen 
Natur der Erkrankung, die er auf schwerste Wirkungen eines Tuberkulosetoxins 
zurückführt. Der Verlauf stimmte mit den Fällen von Poncet (s. Ref. ds. BI. 
1902 Nr. 37) und Leriche außerordentlich überein. Kramer (Glogau). 


45) Taylor. Isolated fracture of the greater tuberosity of the humerus. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 


Zwei Fälle von Abbruch des großen Höckers vom Oberarmknochen. Im 
ersten Fall war Fall auf die Schulter, im zweiten Fall auf die Hand die Ursache. 
Die Brüche wurden erst durch das Röntgenbild erkannt. Sie heilten, ohne daß 
die Schulter lange festgestellt war. T. weist darauf hin, daß bei diesen Brüchen 
Nagelung oder Eingipsen in auswärts rotierter Stellung unnötig sind. 

Herhold (Brandenburg). 


46) Downes. Simple fracture of the carpal scaphoid. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 

An der Hand von sieben selbst beobachteten Fällen schildert Verf. die Er- 
scheinungen, Ursachen usw. der Kahnbeinbrüche. Ursache war stets Fall aus 
mäßiger Höhe (3—7 Fuß) guf die ausgestreckte Hand; es handelte sich nur um 
Männer; in einem Falle waren die Kahnbeine beider Hände gebrochen. Die Bruch- 
linie lag mit Ausnahme eines Falles stets in der Mittellinie, die übrigen Hand- 
wurzelknochen waren stets unbeteiligt. Die Symptome glichen beim ersten An- 
blick den bei Verstauchung der Hand befindlichen; Extension des Handgelenkes 
war mehr beschränkt wie Flexion, das Handgelenk war namentlich an der Radial- 
seite geschwollen, Drack auf die Kahnbeingegend schmerzte bei gebeugter Hand, 


662 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


die Hand vermochte nicht fest zuzugreifen; Krepitation fand sich nur 2mal. Die 
Diagnose wird erst sicher durch die Röntgenaufnahme in zwei Ebenen. Die Be- 
handlung besteht in Schienenverband zu beiden Seiten des ‘Handgelenkes, wobei 
die Finger frei bleiben können; nach 3 Wochen werden die Schienen täglich vor- 
übergehend abgenommen, um zu massieren, nach 4 Wochen bleiben sie ganz fort. 
Lassen sich die Bruchstücke nicht reponieren, und tritt keine Konsolidation ein, so 
muß eins oder beide Bruchstücke exstirpiert werden. Die sieben selbst beobach- 
teten Fälle mit den dazu gehörigen Röntgenbildern werden geschildert. 
Herhold (Brandenburg). 


47) A. Paoli. Due casi di osteo-periostite tubercolare guariti coi 
raggi X. 
(Clinica moderna XIII. 46. ser. chir. 1907.) 

Ausführlichster Bericht über zwei Fälle hochgradigster Spina ventosa des 
Mittelfingers bzw. Daumens, die jahrelang ohne Erfolg mit der üblichen Therapie 
behandelt waren, und bei denen die Exartikulation in Frage kam. 10 bzw. 31 halb- 
stündige Bestrahlungen der erkrankten Finger brachten im Verlaufe von 4 bzw. 
13 Monaten völlige Heilung, die auch auf dem Röntgenbilde deutlich war, indem 
sich an Stelle der diffusen Bröckel des erkrankten Knochens ein derber Knochen- 
schatten zeigte, der dem des gesunden Knochens glich. Zur Behandlung wurden 
möglichst starke Strahlen verwendet (7—8° des Radiochromometers Benoist's 
entsprechend). Der Abstand des bestrahlten Herdes von der Antikathode betrug 
15—17 cm, die Umgebung war durch Aluminiumfolien nach Perthes abgedeckt. 

Strauss (Nürnberg). 


48). O. Kukula (Prag). Zur Pathologie der schnappenden Hüfte. 
(Wiener klin. Rundschau 1908. Nr. 11.) 

Verf. hat drei Fälle beobachtet. Angesichts des ersten, traumatisch entstan- 
denen Falles, der auch viel Beschwerden machte, glaubte Verf. eine habituelle 
Luxation oder Subluxation vor sich zu haben, bis die genaue Untersuchung zeigte, 
daß es sich lediglich um ein Übergleiten des vorderen Teiles des Musculus glutaeus 
maximus über den Trochanter major handle. Bei genauer Prüfung, auch des 
Röntgenbildes, ergab sich als Grundlage der Erscheinung eine erweiterte Exkur- 
sionsfähigkeit des Hüftgelenkes, beruhend auf atypischer anatomischer Ausbildung 
desselben, bei der eine hyperphysiologische Beckendrehung mit Gewalt die straff 
kontrahierte vordere Muskelpartie des Glutaeus maximus über den großen Roll- 
hügel herüberführt. Das gleiche bestätigten die anderen Fälle. Ä 

Schmieden (Berlin). 


49) L. Freund. Röntgenbehandlung der Ischias. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 


Verf. konnte in vier Fällen einen günstigen Einfluß der Bestrahlung konsta- 
tieren und fordert zu weiteren Versuchen auf. Renner (Breslau). 


50) Walker. Observations on the treatment of fracture of the neck 
of the femur in 112 cases. . 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 

Unter 112 Fällen von Schenkelbalsbruch, die seit dem 1. Januar 1906 dem 
Bellevue-Hospital zu Neuyork zugegangen waren, fand W. 9 bei Individuen unter 
30, 21 zwischen 30—50, 22 zwischen 50 und 60 Jahren. Er schließt daraus, daß 
der Schenkelhalsbruch keineswegs ausschließlich eine Erkrankung des hohen Alters 
ist. 51 Personen waren auf ebener Erde, 28 aus geringer, 18 aus großer Höhe 
gefallen. Verf. verwirft die Einteilung in intra- und extrakapsuläre Brüche und 
will unterscheiden zwischen Brüchen, welche durch den Hals und solchen, welche 
an der Basis des Halses hindurchgehen. Von den 112 Pat. starben 18, und nur 
10 heilten so, daß sie ohne Stock und Krücken zu gehen vermochten. Verf. glaubt, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 663 


daß man diese ungünstigen Resultate verbessern könne, wenn man Becken und 
Bein, einschließlich Fuß, nach Reposition der Fragmente durch völlige Abduktion 
bei geradem Becken eingipst. Auch die Bardenheuer’sche Extensionsmethode 
mit Zug und Gegenzug läßt er gelten, doch gehört zu dieser nach seiner Meinung 
viel Erfahrung. Bei alten dekrepiden Leuten sieht er von einer speziellen Behand- 
lung ganz ab. Auch eingekeilte Brüche will er nur bei jungen Leuten vorsichtig 
lösen und in passender Stellung eingipsen. Herhold (Brandenburg). 


51) J. D. Bryant. Fracture of the surgical neck of the femur with 
inversion of the limb. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 2.) 

Ein Polizist glitt beim Aufspringen auf einen in Bewegung befindlichen 
Straßenbahnwagen aus und kam unter einen entgegengesetzt fahrenden, leicht be- 
ladenen Lastwagen zu liegen. In einem nahegelegenen Hospital, wohin Pat. ge- 
bracht worden war, wurde eine sofortige Untersuchung in Athernarkose vorgenom- 
men, deren Resultat die Diagnose Schenkelhalsbruch war. Bei der späteren Unter- 
suchung fand nun B. ein ausgedehntes Hämatom im Bereiche der linken Hüfte 
und Weiche, das die Abtastung des Knochens unmöglich machte und ebenso wie 
die abnorme Stellung des Beines erst nach der Untersuchung in Athernarkose auf- 
getreten sein soll. Das Bein stand nämlich in leichter Flexion und ausgesprochener 
Innenrotation, die sich durch passive Bewegung nur um einige Grade verändern 
ließ, und zeigte eine Verkürzung von 21/, Zoll, die sich durch Extension etwas 
vermindern ließ. Entsprechend der von dem erstbehandelnden Chirurgen gestellten 
Diagnose nahm auch B. zunächst eine Fraktur des anatomischen Schenkelhalses 
mit Einwärtsdrehung des Beines an. Doch zeigte eine später vorgenommene 
Röntgenuntersuchung eine Verrenkung des Schenkelkopfes nach oben mit einem 
Bruch des Pfannenrandes und einem Schenkelhalsbruch. B. kommt zum Schluß, 
daß es sich primär um Verrenkung und Pfannenrandfraktur handelte, und daß 
erst die diagnostischen Manipulationen unter Narkose den Schenkelhalsbruch be- 
dingten, so daß die Kombination von Schenkelhalsbruch und Innenrotation die 
einfachste Erklärung fand. Eine ausführliche Übersicht über 44 Fälle von 
Schenkelhalsfraktur mit Innenrotation des Beines aus der Gesamtliteratur ergänzt 
die beachtenswerte Kasuistik dieser seltenen Kombination von Verletzungen. 

Strauss (Nürnberg). 


52) 8. Kofmann. Ein Fall von angeborener Kniegelenksluxation mit 
Fehlen der Patella. Operative Herstellung der Kniescheibe. 
(Archiv für Orthopädie, Mechanotherapie und Unfallchirurgie Bd. VI. Hft. 1.) 

Verf. behandelte ein 16 Monate altes Kind mit völligem Fehlen beider Knie- 
scheiben vergesellschaftet mit angeborener Verrenkung der Tibia und Calcaneo- 
valgusstellung. Die Kniescheibe wurde in der Weise hergestellt, daß von einem 
medialen Längsschnitt aus, vom unteren Drittel des Oberschenkels bis zur Grenze 
der Tuberositas tibiae reichend, der M. rectus femoris freigelegt wurde. Mit Hilfe 
eines starken Knochenmessers wurde von der ganzen Ausdehnung der Tuberositas 
tibiae eine Periostknochenscheibe abgeschnitten und nach Durchtrennung einiger 
straffen Fasern der Fascia lata der untere Rand dieser Periostknochenscheibe mit- 
tels zweier Nähte an das Periost des oberen Tibiarandes fixiert. ' Bei einer späteren 
Revision dieses Falles präsentierten sich beiderseits wohlgeformte Kniescheiben, 
die auf dem Röntgenbilde Schatten gaben. Hartmann (Kassel). 


53) Torrini. Diastasi traumatica simplice dell’ articolazione tibio- 
peroniera inferiore. 
(Clinica moderna 1907. XII, 44.) 
Verf. schildert ausführlich den dritten bisher in der Literatur berichteten Fall 
von Diastase des distalen Tibio-Fibulargelenkes, die, wie in den beiden anderen 
Fällen, nicht durch irgendeine Fraktur oder Knochenabsprengung bedingt war. Ein 


664 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 


44jähriger Arbeiter fiel aus einer Höhe von 4 m, wobei er auf die Füße zu stehen 
kam und sich vorzugsweise auf den rechten Fuß stützte. Pat. konnte sich nicht 
aufrecht halten, obwohl sonst kein lokalisierter Schmerz nachgewiesen werden 
konnte. Es wurde daher auch zunächst eine einfache Distorsion angenommen; 
nach 41/2 Monaten jedoch bestanden noch Schmerzen im Fußgelenk ohne irgend- 
welche Störungen der aktiven und passiven Bewegung. Die Untersuchung ergab 
lediglich eine Diastase des distalen Tibia- und Fibularendes, die auch auf dem 
Röntgenbilde deutlich war und durch eine Einkeilung des Talus gegen die er- 
wähnten Knochenenden bedingt wurde Für den Mechanismus der Verletzung 
nimmt Verf. Druck und Gegendruck des im Fallen leicht flektierten Fußes gegen 
die Unterschenkelknochen an, wobei der vordere breitere Teil des Taluskörpers als 
Keil wirkte. Literaturangaben. Strauss (Nürnberg). 


54) Jalland. A case of double poplitaeal aneurysm. 
(Brit. med. journ. 1908. Januar 11.) 

Bei einem 34jährigen Arbeiter entwickelte sich ohne ersichtliche Veranlassung 
— keine Lues, keine Trauma — in der rechten Kniekehle ein großes Aneurysma 
der Art. poplitea und !/, Jahr später ein bedeutend kleineres in der linken Knie- 
kehle. Der Versuch, das große Aneurysma des rechten Beines durck Unterbin- 
dung der Femoralis an der Spitze des Scarpa’schen Dreiecks zur Heilung zu 
bringen, mißlang; der Unterschenkel mußte wegen Gangrän dicht unter dem Knie 
abgenommen werden. Das Aneurysma kehrte nicht wieder. Das der linken Knie- 
kehle hörte nach einigen Stunden andauernder Fingerkompression auf zu pulsieren 
und blieb für die nächsten Monate geheilt. Uber den Dauererfolg ist nichts be- 
richtet. Das Wesentliche des Falles liegt in der Doppelseitigkeit der Erkrankung. 

Weber (Dresden). 


55) Edler. Endo-aneurysmorraphy (Matas) in the treatment of trau- 
matic aneurysma of the femoral artery. 
(Annals of surgery 1908. Februar.) 

Es handelt sich um ein falsches Aneurysma der Kniekehle. Nach Spaltung 
des aus Bindegewebe bestehenden Sackes und Ausräumen des Blutes wurde die 
Art. poplitea und in ihr ein Loch sichtbar. Dieses wurde mit feinem Silk ver- 
näht und der Sack austamponiert. Die Operation war unter Esmarch’scher 
Blutleere ausgeführt. Völlige Heilung ohne Zirkulationsstörungen. 

Herhold (Brandenburg). 


56) Dujardin-Beaumets. Sur la retraction haute des parties molles 
dans les amputations de la cuisse ou de la jambe, et sur les moyens 
de l’obtenir. 

(Bull. et mém. de la soc. de chir. de Paris Bd. XXXIII. p. 180.) 

Der alte Retrakteur von Percy ist vom Verf. modernisiert und verbessert 
und soll bei eiligen Amputationen mit wenig oder ungeschulter Assistenz, also be- 
sonders im Kriegsfalle, die Operation verblüffend vereinfachen und beschleunigen, 
wie Lejars an 9 Fällen beobachten konnte. Lucas-Championnière warnt 


dagegen vor unnützer Vermehrung des Instrumentars. 
Kaehler (Duisburg-M.). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 


in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 22. Sonnabend, den 30. Mai 1908. 








Inhalt. 
Erklärung. 


C. Hofmann, Welchen Einfluß hat das Überdecken der Maske mit einem Handtuche auf den 
Verlauf der Chloroformnarkose? (Original-Mitteilung.) 
1) Bockenheimer, Atlas chirurgischer Krankheitsbilder. — 2) Schüller, Röntgenuntersuchun- 


gen bei Krankheiten des Schädels und Gehirns. — 3) Bockenheimer, Ostitis deformans der 
Schädel. und Gesichtsknochen. — 4) Cushing, Zu den. Schädeloperationen. — 5) Wyssokowicz, 
Pharyngitis keratosa punctata. — 6) Nurok, Exstirpation von Nasen-Rachengeschwülsten. — 


7) Martini, Speicheldrüsengeschwülste. — 8) Thomas, Angina Ludowici. — 9) Grünwald, Sub- 
occipitale Entzündungen. — 10) Ricard, Torticollis. — 11) Haglund, Skoliose. — 12) Reich, Vagus- 
verletzungen. — 18) Reverdin, Enukleation von Kropfknoten. — 14) Langhans, Struma maligna, 
— 15) Pfeiffer und Mayer, Zur Funktion der Epithelkörperchen. — 16) Lieblein, Speiseröhren- 
verengerung. — 17) Robinson, Zur Lungenchirurgie. . 

M. Tiegel, Ein einfacher Apparat zur Überdrucknarkose. (Original-Mitteilung.) 

18) Französischer Chirurgenkongreß. — 19) Zeller, Skopolamin-Morphiumnarkose. — 20) Lin- 
denstein, Lumbalanästhesie. — 21) Clairmont, Angioma arteriale racemosum. — 22) Ross, 
23) Bircher, Schädelverletzungen. — 24) Roberts, Schädelplastik. — 25) Gurd und Nelles, Intra- 
kranieller Abszeß. — 26) West, Otitis media. — 27) Clairmont, Osteoplastik nach Operation von 
Stirnhöhlenempyem. — 28) Pupovacz, Aneurysma der A. temp. — 29) Cranwell, Angioma caver- 
nosum des Gesichts. — 30) Gottschalk, Gesichtskrebs. — 31) Broeckaert, 82) Gütig, Rhino- 
phyma. — 33) Killani, Gesichtsneuralgie. — 34) Böhmig, Cystadenom der Oberkieferhöhlen. — 
85) Unterberger, Unterlippenfistel. — 36) Gyselynck, Parotiscyste. — 37) Delsaux, Luftröhren- 
stenose. — 38) Piquand, Branchiom. — 39) Chevassu, Prästernale Cyste. — 40) Moses, Basedow- 
sche Krankheit. — 41) Mayer und Danis, Überdruckapparat. ; 

Berichtigung. 





Erklärung: 


as Zentralblatt für Chirurgie verfolgt den Zweck, durch sachliche 

Referate die zahlreichen chirurgisch-wissenschaftlich und künst- 
lerisch mitteilungswerten Erscheinungen in- und ausländischer Literatur 
möglichst bald den Chirurgen zugänglich zu machen, da es längst 
unmöglich geworden, denselben im Original zu folgen. 

Nur ausnahmsweise soll es seine Spalten Originalartikeln öffnen. 
Für die Herausgeber ist in betreff der Aufnahme solcher maßgebend: 

1) Daß dieselben in kurzer Fassung (2—3 Druckseiten) Neues 
von Bedeutung bringen. 

2) Daß sie in Form einer »vorläufigen Mitteilung« sofort die 
wichtigsten Tatsachen aus einer an anderem Ort erscheinenden größeren 
fertiggestellten Arbeit bringen, ohne speziellere Literaturnachweise. 

Die Herausgeber müssen sich Angesichts der Tatsache, daß die 
Originalartikel nur ausnahmsweise in den Spalten des Blattes Auf- 
nahme finden können, eine Beurteilung derselben, welche über ihre 
Aufnahme entscheidet, in dem oben angedeuteten Sinne vorbehalten. 

Garre, König, Richter. 
22 


666 | Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


Aus der chirurgischen Abteilung des Neuen Krankenhauses 
zu Kalk-Köln. 


Welchen Einfluß hat das Überdecken der Maske 
mit einem Handtuche 
auf den Verlauf der Chloroformnarkose? 
Von 


Dr. C. Hofmann, 
Chefarzt der Abteilung. 


M: könnte zunächst der Ansicht sein, daß von einer scheinbar so 
nebensächlichen Maßnahme wie dem Überdecken der Maske mit 
einem Handtuche kein wesentlich günstiger Einfluß auf die Narkose 
ausgeübt werde. Eher sei dadurch eine Behinderung der freien Atmung 
möglich. Dem ist aber keineswegs so. Das Bedecken der Maske 
hindert die freie Atmung nicht und hat seinerseits einen absolut be- 
stimmenden Einfluß auf die Narkose. Dieser Einfluß, auf dessen Zu- 
standekommen ich hier nicht eingehen kann, ist so groß, daß durch- 
schnittlich in 2—3 Minuten — nur ausnahmsweise sind 4, höchstens 
5 Minuten nötig — eine volle Narkose erzielt wird, gewöhnlich 
ohne jede Exzitation, ohne Erbrechen und ähnliche Störungen. Die 
Verlängerung der Narkose ist genau so einfach wie die Einleitung 
derselben. Man braucht nur von Zeit zu Zeit einige Tropfen auf die 
Maske zu geben und dieselbe wieder zu überdecken. Selbst das Auf- 
wachen während der Operation ist wenig störend, da sich fast momentan 
die Toleranz wieder herstellen läßt. Dabei ist der Verbrauch an 
Chloroform äußerst gering. Wir berechneten aus etwa 100 Nar- 
kosen — darunter viele Laparotomien — als Durchschnitts- 
quantum !/;, g (5—7 Tropfen) auf die Minute. Nur kürzere 
Narkosen erfordern bis 10 Tropfen auf die Minute. Nach unseren 
Erfahrungen entkleidet die Methode die Chloroformnarkose ihrer 
bisherigen Gefahren. Eine Überdosierung halte ich bei den geringen 
Quantitäten von Chloroform, welche für die Betäubung nötig sind, für 
nicht gut möglich. Dazu kommt noch die außerordentlich einfache 
Art der Ausführung. 
- Bei dem Leiter unserer gynäkologischen Abteilung, Herrn Dr. 
Frankenstein, sah ich gelegentlich zur Verlängerung des Äther- 
rausches die Überdeckung der Maske mit einem Handtuch in An- 
wendung gebracht. Mir fiel damals der günstige Einfluß auf die Be- 
täubung sehr auf. Wirklich eklatant wurde die Wirkung aber erst, 
als ich zum Chloroform überging. Auch Frankenstein hat sich 
daraufhin des Chloroforms bedient und wird an anderer Stelle über seine 
Erfahrungen Mitteilung machen. 
Die Durchsicht der Literatur hat mich dann belehrt, daß Péraire 
auf dem französ. Chirurgenkongreß 1901 über günstige Erfahrungen be- 
richtete, die er durch das Bedecken der Maske mit der hohlen Hand 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 667 


bzw. einem Tuche erzielte. Peraire ging freilich von der falschen 
Anschauung aus, durch die Überdeckung einen möglichsten Luftab- 
schluß herbeiführen zu wollen. Sein Grundsatz lautete, möglichst wenig 
Chloroform und möglichst wenig Luft. Die letztere Absicht, welche 
glücklicherweise durch die Überdeckung nicht erreicht wird, scheint 
die damaligen Teilnehmer des Kongresses trotz der günstigen Mit- 
teilungen Peraire’s von einer Nachprüfung leider abgehalten zu haben. 

Die praktische Ausführung der Methode, deren Nachprüfung wir 
schon wegen der großen Einfachheit und Leichtigkeit, mit der sie zu 
machen ist, jedem sehr empfehlen, gestaltet sich folgendermaßen: eine 
mit 8facher Gazelage überzogene Maske von Schimmelbusch, ein 
gewöhnliches Tropffläschchen, wie es jede Apotheke liefert, und ein 
doppelt zusammengelegtes Handtuch sind die notwendigen Uten- 
silien. Der Pat. liegt horizontal und wird aufgefordert, langsam von 
200 abwärts zu zählen. Die Maske wird aufgelegt. Ist die Atmung 
unter dem Einfluß des Zählens regelmäßig und tief, dann tropft man 
ganz langsam 5—25 Tropfen über die Maske, je nachdem es sich um 
Kinder, Frauen oder kräftige Männer handelt. Alsdann tropft man 
in schneller Aufeinanderfolge weitere 3—20 Tropfen (wiederum dem 
Individuum angepaßt, bei Kindern unter 1 Jahr nur 1—3 Tropfen!) 
auf die Maske und überdeckt dieselbe nun rasch mit dem doppelt ge- 
falteten Handtuche so, daß die Maske völlig bedeckt ist und der Rand 
des Handtuches das Gesicht berührt, in der Mitte aber ein gewisser 
Luftraum zwischen Maske und Handtuch entsteht. Das Überdecken 
wird von dem Gehilfen besorgt, der den Kopf des Pat. hält. Es ge- 
hört nur geringe Übung dazu, das Tuch richtig zu handhaben und 
es nach etwa !/, Minute auf der einen Seite aufzuheben, damit der 
Narkotiseur wieder rasch 3—20 Tropfen (individualisieren!) auf die 
Maske geben kann. Die Maske wird wieder rasch bedeckt. Wenn 
man diese Manipulation mehrmals wiederholt hat, ist gewöhnlich in 
2—3 Minuten bei völliger Muskelerschlaffung eine gute Toleranz er- 
zielt. Die Unterhaltung der Narkose geschieht in gleicher Weise mit 
derselben Leichtigkeit; die notwendige Tropfenzahl wird in geeigneten 
Zwischenräumen (1/,—2 Minuten) verabreicht und die Maske dann 
überdeckt gehalten. Tritt ausnahmsweise Exzitation ein — sie ist 
m. E. immer eine Folge von Überdosierung —, so fährt man ruhig im 
Narkotisieren fort, genau wie bisher. 

Bei dem raschen Eintritt der Narkose, an den man sich erst ge- 
wöhnen muß, ist es zweckmäßig, daß der Operateur bei Beginn der 
Narkose zum Öperieren bereit ist. Man verliert sonst unnötig Zeit. 

Warnen möchte ich zum Schluß nur davor, die angegebene 
Tropfenzahl wesentlich zu übersteigen, sondern immer zu suchen, 
mit möglichst wenig auszukommen. Die Betäubung erfolgt auch 
so schon überraschend schnell. — Ausführliche Mitteilung er- 
folgt an anderer Stelle. 


22* 


668 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


1) P. Bockenheimer. Atlas chirurgischer Krankheitsbilder 


in ihrer Verwertung für Diagnose und Therapie. 
Wien, Urban & Schwarzenberg, 1908. 

B. hat in vorliegendem elegant ausgestatteten Werk eine Reihe 
typischer chirurgischer Krankheitsbilder dargestellt. Es ist keine Frage, 
daß die in Vierfarbendruck ausgeführten Bilder höchst gelungen sind 
und zum Teil in geradezu idealer Weise die natürlichen Verhältnisse 
wiedergeben. Sicherlich ist das Buch geeignet, dem Studenten und 
praktischen Arzt klinische Beobachtungen getreu ins Gedächtnis zurück- 
zuführen und ihnen für die eigene Tätigkeit eine gute diagnostische 
Stütze zu geben. Der Text ist allenthalben klar verständlich, präzis 
abgefaßt und reich an praktischen Hinweisen für die Therapie. Ich 
führe als Beispiel nur die lehrreichen Abschnitte über das Panaritium 
an. Zu den Vorzügen des Werkes zählt es auch, daß Krankheiten, 
die der einzelne Arzt seltener sieht, wie Anthrax, malignes Odem, in 
guten Abbildungen neben den alltäglichen Krankheitsbildern dar- 
gestellt sind. Daß stets ein streng wissenschaftlicher Standpunkt ge- 
wahrt, therapeutisch nur wirklich bewährte Methoden empfohlen sind, 
sei nur nebenbei erwähnt. E. Siegel (Frankfurt a. M... 


2) Schüller (Wien). Über Röntgenuntersuchungen bei 
Krankheiten des Schädels und Gehirns. 
(Wiener med. Wochenschrift 1908. Nr. 10.) 

S. ist mit Vornahme der Schädeluntersuchungen im Röntgen- 
institute des Wiener allgemeinen Krankenhauses betraut und verfügt 
zurzeit über ein Material von mehr als 1200 Aufnahmen. 

Relativ leicht zu diagnostizieren sind die Fremdkörperverletzungen 
des Schädels, besonders die durch Geschosse, sowie die Kontinuitäts- 
trennungen der Schädelkapsel, die Fissuren, Impressionen und Loch- 
brüche. Bei Lues findet sich oft Osteoporose des Schädeldaches, 
umschriebene oder diffuse Verdickung und Verdichtung der Schädel- 
kapsel, periostale Knochenauflagerung der Tabula externa. Während 
knöcherne Geschwülste auf dem Röntgenbilde direkt sichtbar sind, 
lassen sich Weichteilgeschwülste oft nur aus einer Destruktion des 
Schädelskeletts erschließen, wenn sie nicht in größerer Ausdehnung 
verkalkt sind oder in einen lufthaltigen Hohlraum hineinragen. 

Ein besonderes Interesse beanspruchen die Destruktionen der 
Sella turcica, die sich in folgendem Schema unterbringen lassen: Bei 
primärer Erkrankung des Keilbeinkörpers (Geschwülste, Caries usw.) 
finden sich unregelmäßige Destruktionen der Sattelgrube, während 
der übrige Schädel normal erscheint. Intrasellare Hypophysen- 
geschwülste, die in der Atiologie der Akromegalie eine Rolle spielen, 
erzeugen Vertiefung der Sella turcica, während der übrige Schädel 
meist Verdickungen zeigt. Es handelt sich meist um Adenome der 
Hypophyse. Die Hypophysenganggeschwülste erweitern die Sella am 
Eingang; der übrige Schädel erscheint normal. »Anderweitig lokali- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 669 


sierte intrakranielle Geschwülste und überhaupt alle hindrucksteigern- 
den Prozesse erzeugen Zuschärfung der vorspringenden Teile am 
Eingang der Sella, späterhin Destruktion dieser Teile und Verdünnung 
der Wand des ganzen Schädels.« 

Sehr charakteristische Bilder geben endlich die sog. basalen Im- 
pressionen. Der Rahmen des Hinterhauptloches wir durch den auf 
ihm lastenden Druck des Kopfes gegen das Cavum cranii vorgetrieben, 
meist kombiniert mit Destruktionen der Pars basilaris des Hinterhaupt- 
beines und der beiden obersten Halswirbel. 

Erhard Schmidt ‚Frankfurt a. M.). 





3) P. Bockenheimer. Über die diffusen Hyperostosen der 
Schädel- und Gesichtsknochen, s. Ostitis deformans fibrosa. 
(Virchow's Leontiasis ossea.) 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 

Verf. beschreibt aus der v. Bergmann’schen Klinik fünf Fälle 
von diffusen Hyperostosen der Schädel- und Gesichtsknochen, einer 
bisher noch nicht in ihrer Atiologie geklärten und darum um so in- 
teressanteren Erkrankung. In einem Falle trat hinsichtlich der Er- 
krankung im Gesichtsteil ein Stillstand ein, während an der Schädel- 
basis anscheinend ein langsames Fortschreiten der Knochenverdickungen 
bestand. In einem anderen Falle konnte B. den diffus hyperostotisch 
veränderten Oberkiefer resezieren und durch mikroskopische Unter- 
suchung eine Ostitis deformans fibrosa feststellen. Im ganzen ließen 
sich aus der Literatur 25 Fälle zusammenstellen. An der Hand dieses 
Materials gibt Verf. eine Schilderung des Krankheitsbildes. Am An- 
fange glaubt man oft umschriebene Knochenverdickungen vor sich zu 
haben, während im fortgeschrittenen Stadium der diffuse Charakter 
deutlich hervortritt. Kiefer-, Stirn- und Schädelhöhle können durch 
den Prozeß eine starke Raumbeengung erfahren. Anfänglich ist die 
Krankheit meist einseitig. Die Knochenverdickungen sind hart, 
schmerzlos und frei von Entzündungserscheinungen. Es gibt leichte, 
nur langsam wachsende Formen der Krankheit und solche von pro- 
gredientem Charakter. Je nach dem Sitz der Hyperostosen können 
auch die Gehirnnerven betroffen werden und Geruchs-, Geschmacks-, 
Greehörsstörungen auftreten. Im Endstadium können mancherlei be- 
schwerliche Störungen auftreten, Kopfschmerzen, Delirien, Tobsucht 
u. a. m. Für die Diagnose ist der Röntgenaufnahme eine besondere 
Bedeutung zuzumessen, da sie oft frühzeitig eine beginnende Verenge- 
rung der Stirn- und Oberkieferhöhle nachweisen läßt. Wahrscheinlich 
ist, daß diese diffusen Hyperostosen nichts anderes sind als eine Ostitis 
deformans fibrosa. Innere Mittel nützen bei dem Leiden nichts. In 
einzelnen Fällen kommt ein operativer Eingriff in Betracht. Manch- 
mal wurde allerdings danach ein schnelleres Wachstum beobachtet. 
Atiologisch beruht die Krankheit wahrscheinlich auf einer angeborenen 
Anomalie, auf einer fehlerhaften Anlage oder einer primären MiB- 


670 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


bildung. Eine Verwandtschaft mit anderen diffusen Hyperostosen der 
Knochen, mit Gigantismus und Akromegalie ist nicht von der Hand 
zu weisen. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


4) H. Cushing. Technical methods of performing certani 
cranial operations. 
Surgery, gynaecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 

C. betont die großen Fortschritte auf dem Gebiete der Hirn- 
chirurgie. Doch muß das Spezialgebiet zurzeit noch als Neuland be- 
trachtet werden, auf dem vieles erst sicherzustellen, zu erforschen 
und zu versuchen ist, so daß es zunächst besonders neurologisch ge- 
schulter und geübter Chirurgen bedarf, um Mißerfolge auf diesem 
Gebiete nach Möglichkeit zu vermeiden. Eine Reihe von Eingriffen 
müssen jedoch heute bereits von allen Chirurgen ausgeführt und geübt 
werden, die C. so schildert, wie er sie an Halsted’s Klinik ausführt. 

Leider lassen sich die sehr ausführlichen Angaben des Verf.s über 
die Einzelheiten der Vorbereitung und der Technik im Rahmen eines 
Referates nicht wiedergeben. Ich begnüge mich daher mit dem Hinweis, 
daß C©. die osteoplastischen Schädeloperationen zur Entfernung von 
Geschwülsten, Cysten und Blutergüssen, die subtemporalen Eingriffe 
mit dauernder Wegnahme des Knochens zur Resektion des Ganglion 
Gasseri, zur Druckentlastung bei gesteigertem Hirndruck, zur diagno- 
stischen Untersuchung traumatischer Fälle und endlich die subocci- 
pitalen Operationen zur Behandlung von Kleinhirntumoren eingehend 
schildert. 


31 Abbildungen ergänzen die lesenswerten Darstellungen. 
Strauss (Nürnberg). 


5) W. K. Wyssokowicz. Pharyngitis keratosa punctata. 
(Virchow’s Archiv Bd. CLXXXIX. p. 275.) 

Die bisher wenig beachtete Krankheit besteht in dem Auftreten 
von perlmutterweißen glatten, zuweilen spitzen, meistens aber abge- 
flachten Erhabenheiten, etwa von der Größe eines Hirsekorns, auf der 
Schleimhaut des Rachens hinab bis zu den falschen Stimmbändern. 
Klinisch ist die Affektion charakterisiert durch den schleichenden 
Beginn und fieberlosen, chronischen Verlauf. Deutlich ausgesprochene 
entzündliche Erscheinungen fehlen; dagegen stellt sich meist eine 
gewisse Behinderung des Schluckens ein. 

Mikroskopisch wurde in den mittels scharfen Löffels entfernten 
Knötchen eine lokale Hyperproduktion von Epithel mit keratösen 
Degenerationen konstatiert. Zwischen den Lagen der gewucherten 
Epidermis fanden sich fast in Reinkultur eine große Anzahl von 
eigenartigen charakteristischen Stäbchen. Die Bazillen erinnerten 
etwas an Diphtherieerreger, waren aber dünner als sie. Nach Gram 
waren sie positiv färbbar, meist gerade, ab und zu etwas gebogen, 
körnig und stellenweise kolbig verdickt. Für Tiere waren sie nicht 
pathogen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 671 


Verf. schlägt für diesen, seiner Ansicht nach bisher nicht be- 
schriebenen Krankheitserreger, der sich ausschließlich auf der Ober- 
fläche der Schleimhaut aufhält, aber niemals in sie eindringt, sondern 
nur eine sich durch Verhornung auszeichnende Wucherung des Epi- 
thels bedingt, die Bezeichnung Bacillus keratosus vor. Im ganzen 


konnte er fünf einschlägige Fälle beobachten. 
Doering (Göttingen). 





6) M. Nurok. Exstirpation nasopharyngealer Geschwülste 
mittels Gaumenresektion. 
(Russ. Archiv für Chir. [Russisch.)) 

Der Verf. beschreibt ein aus den Methoden von Mikulicz und 
Gussenbauer abgeleitetes Verfahren, das von W. M. Müntz geübt 
wird: Müntz hat nach diesem Plan an 10 Pat. 12mal operirt. Schnitt 
in der Mitte des harten Gaumens. Abhebelung von Schleimhaut und 
Periost nach der kranken Seite. Spaltung des weichen Gaumens 
seitlich von der Uvula. Die Muskulatur des weichen Gaumens wird 
vom harten Gaumen abgelöst, ohne daß der weiche Gaumen ganz 
durchtrennt wird. Der aus weichem Gaumen und Weichteilbedeckung 
des harten Gaumens bestehende Lappen wird zurückgeklappt. Re- 
sektion der Pars horizontalis ossis palatini. Die Geschwulst ist dann 


gut sichtbar. Zum Schluß wird der Gaumen genäht. 
V. E. Mertens (Kiel). 





7) E. Martini. Über Mischtumoren endothelialen Ursprungs 
der Speicheldrüsen. 
(Virchow’s Archiv Bd. CLXXXIX. p. 337.) 

Die sehr umfangreiche Arbeit beginnt mit einer zusammenfassen- 
den Besprechung der Streitfrage, ob die Mischgeschwülste der Speichel- 
drüsen endo- oder epithelialer Natur seien. Im Gegensatz zu Ehrich, 
der in jüngster Zeit für die epitheliale Abstammung dieser Geschwülste 
eintrat, ist M. ein Anhänger der endothelialen Natur dieser Neu- 
bildungen. Es folgt dann die sehr ausführliche makroskopische und 
histologische Beschreibung sechs derartiger Mischgeschwülste. Die 
Einzelheiten darüber sind im Original nachzulesen. 

Den Schluß der Arbeit bildet eine Besprechung der Entwicklung 
und der Symptome derartiger Geschwülste, ihrer klinischen Diagnose, 
Prognose und Therapie, sowie eine epikritische Zusammenfassung 
ihrer histologischen Beschaffenheit. Umfangreiches Literaturverzeichnis. 

Doering (Göttingen). 


8) Thomas. Ludwig’s Angina. 
(Annals of surgery 1908. Februar u. März.) 

Eine ausführliche Studie über die obengenannte Krankheit, die 
Verf. für ein selbständiges Leiden hält, wenn sie auch nicht durch 
ein bestimmtes Bakterium bedingt ist. Vielmehr werden in dem Eiter, 
der sich bei der Ludwig’schen Angina bildet, gewöhnlich Strepto- 


672 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


kokken gemischt mit Staphylokokken, Pneumokokken, Bakterium coli 
usw. angetroffen. Verf. definiert die Krankheit als eine sich schnell 
ausbreitende Zellgewebsentzündung, die gewöhnlich in der Regio sub- 
maxillaris beginnt als Entzündung um die Unterkieferspeicheldrüse 
und sich von hier auf den Mund, Rachen und event. Kehlkopf fort- 
setzt. Der primäre Herd liegt im Munde (kariöse Zähne, Mandel- 
entzündung, Mundschleimhautgeschwür). Nicht jede Schwellung in der 
Regio submaxillaris ist als Angina Ludowici zu bezeichnen; sie wird 
zu dieser Krankheit erst durch das Fortschreiten auf Mundhöhle und 
Rachen. — An anatomischen Bildern veranschaulicht Verf., daß sich 
zwischen dem hinteren Rande des Musc. mylohyoideus und Constrictor 
pharyngeus medius ein Spalt befindet, durch welchen der M. stylo- 
hyoideus, die A. und V. lingualis und der N. hypoglossus tritt. Der 
größte Teil dieses Spaltes wird aber durch die Glandula submaxillaris 
ausgefüllt, und auf diese Weise kann sich die Entzündung aus der 
Regio submaxillaris auf den Mund und Schlund fortpflanzen. Der 
Tod erfolgt bei dem Leiden weniger durch die Bösartigkeit der In- 
fektion als vielmehr durch das Fortschreiten des Prozesses auf den 
Kehlkopf und in seltenen Fällen auf die Lungen. Aber auch durch 
mechanischen Druck auf Kehldeckel und Kehlkopf kann — wenn auch 
seltener — der Tod eintreten. Besonders gefährlich sind jene Fälle, 
in denen der Prozeß im Rachen oder Kehlkopf beginnt. Verf. schöpft 
seine Erfahrungen aus 104 aus der Literatur gesammelten Fällen; in 
diesen begann das Leiden 92mal in der Fossa submaxillaris; als pri- 
märer Herd waren 36mal schlechte Zähne, i1lmal Angina, in den 
übrigen Fällen keine Ursache angegeben. 

Die Behandlung besteht in frühzeitiger Inzision des Mundbodens 
oder der äußeren teigigen Schwellung. Die Mundinzisionen haben 
oft keinen Erfolg, die äußere Inzision wird am besten in der Regio 
submaxillaris parallel dem Unterkieferrande ausgeführt. Trifft man 
nicht auf Eiter, so soll man durch den M. stylohyoideus hindurch- 


gehen und das sublinguale Zellgewebe freilegen. 
Herhold (Brandenburg). 





9) Grünwald. Über suboccipitale Entzündungen. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1907. Nr. 51 u. 52.) 

Die Ergebnisse der Erfahrungen sind: 

1) Das »Mal sousoccipital« beruht nicht immer auf Tuberkulose 
der basalen und Wirbelknochen, sondern kann auch durch andere 
spezifische und rein entzündliche Prozesse an denselben entstehen. 
Als solche kommen Erkrankungen des Ohres, ferner der Schädelbasis 
(auf traumatischem Wege) und vor allem der Nasennebenhöhlen, mit- 
unter auch der Zähne, endlich Syphilis in Betracht. 

2) Die Eiterung ruft zwar eine Reihe verschiedenartiger Sym- 
ptome, je nach dem Wege, welchen sie einschlägt, und den Organen, 
welche sie ergreift, unter allen Umständen jedoch einige typische 
Symptome hervor. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 673 


3) Als empfehlendste oder wenigstens wichtigste dieser gemein- 
samen Erscheinungen sind die mehr oder weniger weitgehende K opf- 
sperre, sowie der frühzeitige Beginn der Schmerzen zu bezeichnen, 
deren Lokalisation im Trigeminus- bzw. Occipitalgebiete besonders 
charakteristisch erscheint. Es empfiehlt sich daher, unter Verzicht 
auf zu weitgehende Spezialisierung in der Namengebung, alle diese 
Prozesse unter der Rubrik suboccipitaler Entzündungen zusammen- 
zufassen und nur Ursprung und Verlauf jeweils näher zu bezeichnen. 

4) Im Spätstadium weist in erster Linie das Infiltrat im Nacken 
auf den Sitz der Entzündung hin. Durchbruch in den Retropharyn- 
gealraum ist weniger kennzeichnend. 

5) Der ursprüngliche Herd kann oft nur aus der zeitlichen und 
örtlichen Reihenfolge der Symptome erkannt werden, da ein und die- 
selbe Lokalisation (Ohr usw.) ebensowohl primäre, als sekundäre Be- 
deutung besitzen kann. Der Herd pflegt längere Zeit latent zu bleiben. 

6) Größte Aufmerksamkeit ist den Durchbruchserscheinungen 
(plötzlicher Nachlaß der Schmerzen, des Fiebers und der Bewegungs- 
störungen) zu schenken, da diese der Verbreitung des bis dahin noch 
` énger beschränkten Prozesses auf weitere Gegenden entsprechen und 
somit gegebenenfalls den letzten Zeitpunkt verraten, an dem noch 
durch sofortigen Eingriff unberechenbaren, ja tödlichen Folgen zuvor- 
gekommen werden kann. 

1) Ein sorgfältiges Temperaturstudium ist besonders geeignet, so- 
wohl den Verlauf zu kontrollieren, als diesen kritischen Moment, in 
dem die Weiterverbreitung beginnt, erkennen zu lassen. 

8) Vor der Entwicklung ausgesprochener Eiterung ist der Ver- 
such, durch absolute Ruhigstellung des Kopfes (eventuell mit Zug- 
entlastung) eine Rückbildung des Prozesses anzustreben, gerechtfertigt 

Langemak (Erfurt). 


10) M. Ricard. Über den Wert der chirurgischen Behand- 
lung des angeborenen Torticollis nach dem Vorgange von 
Mikulicz. 

Inaug.-Diss., Montpellier, 1907. ~ 

Verf. hat in der Literatur über die Resultate der Mikulicz- 
schen Exstirpation des verkürzten Kopfnickers Untersuchungen an- 
gestellt und ist zum Schluß gelangt, daß das Verfahren es verdient, 
in allen Fällen von angeborenem Torticollis mit Vorzug angewendet 
zu werden. Es verhindert die Rezidive, ist nicht schwieriger als ein 
anderer diesbezüglicher Eingriff, weniger gefährlich als die subkutane 
Tenotomie und, obwohl auch nach ihm eine orthopädische Behandlung 
nützlich ist, so ist sie doch nicht absolut notwendig, wie nach anderen 
Operationsmethoden. R. teilt einen einschlägigen Fall aus der Klinik 
von Forgue mit, bei dem die Operation, nachdem Rezidiv eines mittels 
offener Tenotomie behandelten Schiefhalses aufgetreten war, ausgeführt 
worden und ein sehr gutes funktionelles und ästhetisches Resultat er- 
geben hat. Doch wurde der Einschnitt nicht klein, wie ihn Mikulicz 


293% 


674 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


empfiehlt, sondern längs des ganzen hinteren Muskelrandes ausgeführt 
und der Kopfnicker genau herauspräpariert. Er empfiehlt das für 
alle einschlägigen Fälle, da eine Verletzung wichtiger Teile auf diese 
Weise ausgeschlossen ist. E. Toff (Braila). 


11) P. Haglund. Skoliosfrägan frän icke-specialistens syn- 
punkt. 
(Allm. Sv. Lakarlidningen 1907. p. 273, 337 u. 343.) 

Da die Skoliosefrage, durch die mehr wohlgemeinten als erfolg- 
reichen Vorschläge Klapp’s u. a., einen Teil der Skoliosetherapie 
auf das Gebiet des Hausarztes zu übertragen, neuerdings die all- 
gemeinere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, gibt Verf. eine kurz- 
gefaßte Darstellung seiner Auffassung von der gegenwärtigen Lage 
der Skoliosefrage. 

Verf. ist der Ansicht, daß die weitläufigen anatomischen und 
mechanischen Auseinandersetzungen über die Natur der Skoliose, die 
seit langer Zeit den größten Teil der großen Skolioseliteratur in 
Anspruch genommen, ein nur geringes praktisches Resultat ergeben 
haben. In Übereinstimmung mit Schanz und im Anschluß an dessen 
bekanntes Skolioseschema versucht er daher die Skoliosefrage von der 
Anatomie und Mechanik zur praktischen Therapie zurückzuführen. 
Wie Schanz unter dem Begriff Insufficientia pedis die Belastungs- 
krankheit des Fußes einrangieren will, bringt Verf. die Bezeichnung 
Insufficientia columnae vertebralis für die mannigfachen Rückgrat- 
verkrümmungen in Vorschlag. — Klapp’s Methode könne möglicher- 
weise eine geringe Vermehrung unseres Vorrates an gymnastischen 
Hilfsmitteln bei der Skoliosebehandlung gewähren, werde aber nicht 
halten, was Klapp u.a. an Heilvermögen in Aussicht stellen. Auch 
weist Verf. Unrichtigkeiten in Klapp’s Darstellung nach. — An- 
dererseits glaubt Verf. nicht, daß die energischen Gipsmethoden 
Wullstein’s u. a. für schwere Skoliosen jemals eine nennenswerte 
Rolle in der Skoliosetherapie spielen werden. Er selber wendet diese 
Gipstherapie nur sehr ausnahmsweise bei rachitischen, weichen Sko- 
liosen in frühem Alter an, wo Gipsbett und Gipskorsett bisweilen sehr 
gute Resultate geben. 

Die souveräne Methode ist und bleibt die gymnastische Behand- 
lung, neben der Korsettherapie mit Gips oder orthopädischen Bandagen 
nur unterstützend wirkt. Hauptsache ist, die Skoliosegymnastik in 
rationellen und mehr und mehr energischen Bahnen zu entwickeln. 
Verf. bedauert die besonders in Schweden herrschende Trennung 
zwischen manueller und maschineller Gymnastik. Beide Methoden 
mögen Hand in Hand arbeiten und alle mechanischen Hilfsmittel 
gleichzeitig und abwechselnd angewendet werden. Unter der Voraus- 
setzung, daß eine frühe Diagnose eine wirklich frühzeitige Behandlung 
ermöglicht, kann die Skoliosetherapie wirklich recht viel ausrichten. 
Um seinesteils dazu beizutragen, den Ärzten und durch sie dem Publi- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 675 


kum eine richtige Vorstellung von der Natur der Skoliose und dem 

Werte der. Skoliosebehandlung zu geben, widmet Verf. einen großen 

Teil der Arbeit der genauen Untersuchung der Skoliose. 
(Selbstbericht.) 


12) A. Reich. Die Verletzungen des Nervus vagus und ihre 


Folgen. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 684.) 

Die Folgen der verschiedenen Arten von Verletzungen des N. vagus 
sind bisher nur sehr mangelhaft. 

Unter Mitteilung von fünf eigenen Fällen aus der v. Bruns- 
schen Klinik gibt die Arbeit eine Übersicht über die gesamte ein- 
schlägige Kasuistik, die bisher elf akzidentelle Vagusverletzungen, 
44 operative Vagotomien und 28 mechanische Vagusreizungen®umfaßt. 

Eine kritische Sichtung des klinischen Materials und eine Reihe 
eigener Experimente führten zu folgenden Hauptergebnissen: 

Es ist streng zu unterscheiden zwischen Durchschneidungen des 
Vagus, welche nur Lähmungssymptome verursachen, und anderen Ver- 
letzungen verschiedener Art, die Vagusreizerscheinungen hervorrufen. 

Die reizlose Vagotomie an sich ist ein ungefährliches Ereignis, 
das weder momentan noch durch Beeinflussung des postoperativen 
Verlaufs schwere Erscheinungen von seiten des Herzens, der Atmungs- 
organe oder des Verdauungskanals erzeugt, ausgenommen die bleibende 
Stimmbandlähmung. 

Es können aber, und zwar ausschließlich bei Untersuchung eines 
gesunden Vagusstammes, akute Ausfallssymptome auftreten, die jedoch 
durchweg leichter Art und ungefährlich sowie ungleichwertig sind. 
Zu diesen gehört von seiten des Herzens eine sonst in nichts begründ- 
bare Tachykardie, die Stunden bis Wochen dauert, von seiten der 
Atmung möglicherweise eine Verlangsamung und Vertiefung der Atem- 
züge, für welch’ letztere sich aber klinische Beweise nur schwer er- 
bringen lassen. 

Komplikationen des postoperativen Verlaufes, insbesondere Dys- 
phagie, Bronchitis und Pneumonien, stehen nicht in nachweisbarem ur- 
sächlichen Zusammenhang mit der Vagotomie, sind vielmehr in all- 
gemeinen und lokalen Verhältnissen sowie der Art und Schwere der 
Mitverletzungen genügend erklärt. Der Vagotomie als solcher kommt 
demnach keine Mortalität zu. Nach Vagusdurchschneidung ist es zu- 
lässig und empfehlenswert, die Nervennaht zu versuchen. 

Im Gegensatz zur Vagotomie folgen auf traumatische Vagus- 
reizungen verschiedenster Art sehr schwere Symptome, die sich in 
einer momentanen Hemmung der Herz- und Atmungstätigkeit äußern. 
Die Veränderungen der Herztätigkeit schwanken zwischen einer leichten 
Blutdrucksenkung und Verlangsamung des Rhythmus einerseits, einem 
plötzlichen Herzstillstand andererseits. Von seiten der Atmung kommt 
es zu krampfhaften Hustenanfällen mit Dyspnoe, zu einer beträcht- 


M 


676 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


lichen Abnahme der Frequenz und Größe der Atmung und schließlich 
gleichfalls zu totalem Atmungsstillstand. 

Der Beweis für den ursächlichen Zusammenhang dieser Störungen 
mit Vagusmißhandlungen ist gegeben in der absoluten zeitlichen Ko- 
inzidenz, in der Abhängigkeit der Symptome von der Beseitigung und 
Wiederholung der Reizeinwirkung, und in der Gleichartigkeit und 
Qualität der Symptome, die in den Bereich der Vagusfunktion fallen. 

Für die Unterschiede in der Wirkungsintensität kommen die 
Schwere der Reize, die Dauer von deren Wirksamkeit, sowie gewisse 
allgemeine und lokale Dispositionen in Betracht, doch so, daß letztere 
nur eine sekundäre Bedeutung besitzen. Für alle schwereren, als 
Reiz geeigneten Insulte der Nerven ist das Auftreten von Reiz- 
symptomen konstant. 

Die akute Reizwirkung kann sich bis zum blitzartigen Tod durch 
Hemmung der Herz- und Atmungstätigkeit steigern, wie fünf Be- 
obachtungen, darunter eine eigene, beweisen. 

Diese Symptome kommen zustande durch reflektorische Erregung 
der Hemmungszentren für Herz und Atmung in der Medulla oblon- 
gata, zum geringeren Teil der zentrifugalen Herzfasern, nicht aber 
durch reflektorischen Glottiskrampf. 

Zur Prophylaxis übler Zufälle bei Halsoperationen empfiehlt sich 
außer größter Vorsicht die Methode der temporären reizlosen Vagus- 
ausschaltung durch lokale Kokainisierung oberhalb und unterhalb des 
gefährdeten Abschnittes. 

Sind Reizsymptome eingetreten, so muß in erster Linie die Ur- 
sache beseitigt werden; ist dies nicht möglich oder nicht von einer 
prompten Besserung der Symptome gefolgt, so soll man aus vitaler 
Indikation die Vagotomie vornehmen. 

Die Experimente an Kaninchen und Katzen ergaben eine völlige 
qualitative Übereinstimmung der durch Vagotomie und Vagusreizung 
bei Mensch und Tier hervorgebrachten Symptome. Dagegen gelang 
es nicht, durch analoge mechanische Reize, welche beim Tier unwirk- 
samer sind als elektrische, auch nur annähernd so schwere Symptome 
zu erzeugen, wie sie beim Menschen beobachtet sind; durch seine 
Variation der Versuchsanordnung und der Reizart war es möglich, 
mit einiger Sicherheit einen tödlichen Ausgang herbeizuführen. Die 
Tierversuche bestätigten die Wirksamkeit der empfohlenen reizlosen 
lokalen Vagusausschaltung mittels Kokain. Reich (Tübingen). 


13) J. L. Reverdin. Some remarks on the intraglandular 
enucleation of goitre. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 
Nach einer ausführlichen Schilderung der operativen Technik legt 
R. eingehend die Vorteile der Enukleation der Schilddrüsenknoten 
dar, die er trotz der gegenteiligen Ansichten Kocher’s als die beste 
Methode betrachtet, wenn es sich um Kröpfe mit deutlicher Kapsel 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 677 


handelt. Im besonderen werden die Schonung des Nachbargewebes, 
die Erhaltung der gesunden Schilddrüsenteile und der Epithelkörper- 
chen und die guten kosmetischen Resultate hervorgehoben. Die Gefahr 
der Blutung sei nicht allzu groß, und die nach Enukleation häufiger 
beobachteten Rezidive seien von geringerer Bedeutung, weil die rezi- 
divierenden Knoten ohne Gefahr bezüglich des Myxödems entfernt 
werden können. R. betont jedoch, daß sich die Enukleation nur für 
gutartige kapselumgebene Geschwülste eigne, während alle gefäßreichen, 
chronisch entzündlichen und bösartigen Kröpfe für die partielle 


Strumektomie nach Kocher in Betracht kommen. 
Strauss (Nürnberg'. 





14) Th. Langhans. Über die epithelialen Formen der ma- 
lignen Struma. 
(Virchow’s Archiv Bd. CLXXXIX. p. 69.) 

Die sehr umfangreiche Arbeit geht weit über den Rahmen eines 
kurzen Referates hinaus. Es kann hier deshalb nur kurz darauf hin- 
gewiesen werden, daß L. auf Grund seiner ausgedehnten Untersu- 
chungen folgende Formen unter den bösartigen epithelialen Kröpfen 
unterscheidet: 

1) Die wuchernde Struma (das Adenokarzinom von v. Eisels- 
berg u. a.). 

2) Die karzinomatöse Struma mit dem gewöhnlichen unregelmäßi- 
gen Bau der Krebse. 

3) Die metastasierende Kolloidstruma. 

4) Die Parastruma, Geschwulst der Epithelkörper oder glykogen- 
haltige Struma (Kocher). 

5) Die kleinalveoläre, großzellige Struma, vielleicht Struma post- 
branchialis (Getzowa). 

6) Das Papilloma. 

7) Das Cancroid. 

Sämtliche Formen, mit Ausnahme der letzten, werden sehr genau 
makroskopisch und histologisch beschrieben; für jede Art finden sich 
in der Arbeit eine Reihe von Beispielen. Wer sich über die Details 
näher und genauer informieren will, muß das Original nachlesen. 

Doering (Göttingen). 





15) Pfeiffer und Mayer. Experimentelle Beiträge zur Kennt- 
nis der Epithelkörperchenfunktion. 
(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten der Medizin u. Chirurgie Bd. XVIII. Hft 3.) 

Verff., die durch die von zahlreichen Autoren ausgeführten Ver- 
suche als nachgewiesen erachten, daß der Verlust der Epithelkörper- 
chen Tetanie bedinge, haben zahlreiche Experimente an Hunden, 
Mäusen und Ratten angestellt zur genaueren Feststellung der Funk- 
tion der Epithelkörperchen, besonders zur Feststellung, ob nach Ver- 
lust der Epithelkörperchen im Körper ein Gift kreise, das die Tetanie 
berbeiführe. Sie konnten in der Tat im Gefolge der postoperativen 


678 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


Tetanie des Hundes in 6 unter 17 agonalen Seren ein toxisches Prinzip 
nachweisen, das normale Mäuse nicht zu schädigen vermochte, doch 
bei partiell ihrer Epithelkörperchen beraubten Tieren typische Tetanie 
hervorrief. 

Sie fanden ferner, daß die postoperative Tetanie erwachsener 
Hunde vorwiegend unter dem Bilde klonischer Muskelerscheinungen 
verlief, während bei sehr jungen Tieren derselben Art spastische Zu- 
stände und gehäufte Anfälle kompletter tonischer Starre das Krank- 
heitsbild beherrschen. 

Die Nachahmung der idiopathischen Tetanieformen im Tier- 
versuche gelang ihnen nicht. Haeckel (Siettin:. 


16) V. Lieblein. Über die Behandlung der narbigen Speise- 


röhrenverengerungen mittels der Sondierung ohne Ende. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 581.) 

Für narbige Speiseröhrenverengerungen ist die Bougierung vom 
Mund aus die nächstliegende und meistgebrauchte Behandlungsmethode, 
welche, wie vier Krankengeschichten zeigen, mitunter Dauererfolge er- 
zielen, andererseits aber Spätrezidive nicht sicher verhüten kann. Für 
jeden Dauererfolg ist Voraussetzung, daß man die Bougierung jahre- 
lang fortsetzt. 

Gelingt dagegen die Bougierung durch den Mund nicht, was 
keineswegs in jedem Falle gleichbedeutend mit Undurchgängigkeit der 
Speiseröhre ist, so kann die Unterernährung des Pat. zur Gastrostomie 
zwingen. Häufig werden vorher impermeable Strikturen nach An- 
legung der Magenfistel für die Sondierung durch den Mund durch- 
gängig (2 Fälle); ist dies nicht der Fall, so schafft die Fistel Gelegen- 
heit zu Versuchen mit retregrader Bougierung, ein Verfahren, das 
Verf. bei Einhaltung der v. Hacker’schen Vorschriften für die 
leistungsfähigste und schonendste Behandlungsart von oben undurch- 
lässiger Osophagusstrikturen erklärt. Zwei Krankengeschichten schil- 
dern, wie es auf dem Wege der retrograden Sondierung ohne Ende 
nach v. Hacker und unter Anwendung konischer Schläuche (v. Eisels- 
berg) gelang, die Heilung der Narbenverengerung herbeizuführen und 
bei einer Tjährigen Beobachtungszeit ein gutes Dauerresultat zu er- 
reichen, obgleich die Pat. 6 Jahre lang nicht mehr bougiert worden 
waren. 

Bei der Ungefährlichkeit der Gastrostomie, die bisher in der 
Wöltfler’schen Klinik noch nie durch einen Todesfall belastet wor- 
den sein soll, stellt sich Verf. durchaus auf den v. Hacker’schen 
Standpunkt, sofort zur Gastrostomie zu schreiten, sobald die Sondie- 
rung durch den Mund unmöglich ist oder keine Fortschritte macht, 
und hieran die retrograde Sondierung ohne Ende, in Notfällen von 
einer Osophagotomiefistel aus, anzuschließen. Reich (Tübingen). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 679 


17) Robinson. Experimental surgery of the lungs. 
(Annals of surgery 1908. Februar.) 

Verf. machte an einer großen Anzahl von Hunden Thorakotomien 
und partielle Lungenresektionen; zur Verhütung des Pneumothorax 
wandte er einen dem Brauer’schen ähnlichen Apparat an, durch den 
Ather mit komprimierter Luft von dem Tiere durch eine Maske ohne 
Tracheotomie eingeatmet wird. Er spricht sich gegen die Sauer- 
bruch’sche Kammer und für das Überdruckverfahren aus, das ein- 
facher und weniger kostspielig sei. Die bekannten Einwände Sauer- 
bruch’s gegen den positiven in das Innere der Bronchien eingeführten 
Luftdruck — Gefahr des Emphysems und von Zirkulationsstörungen, 
das unregelmäßige Atmen, der große Wärmeverlust, das event. Ein- 
treten von Pneumothorax — läßt er nicht gelten. Mit seinem etwas 
komplizierten, näher beschriebenen Apparate hatte er bei den ersten 
Lungenresektionen und Brustkorberöffnungen Mißerfolge, die er aber 
mangelhafter Technik und Asepsis zuschrieb. Bei den späteren Ope- 
rationen trat stets Heilung der Wunden ein; nur wenn er einen ganzen 
Lungenlappen resezierte, gingen die Tiere zuweilen ein. A. meint, 
daß sich in solchen Fällen eine sehr große Höhle gebildet habe, in 
welche die andere Lunge sich hineingedrängt und schwere Zirkulations- 
störungen hervorgerufen hätte. Herhold Brandenburg). 


Kleinere Mitteilungen. 


Aus der chirurgischen Abteilung des städtischen Luisenhospitals 
zu Dortmund. Prof. Dr. Henle. 


Ein einfacher Apparat zur Überdrucknarkose. 
Von 


Dr. Max Tiegel, 


Sekundäfrarzt. 


n Ermangelung einer Sauerbruch'schen Unterdruckkammer, die wir gelegent- 

lich einiger dringlicher Eingriffe in der freien Brusthöhle sehr vermißten, ließen 
wir uns den in folgendem beschriebenen Apparat konstruieren. Zunächst nur als 
Provisorium für Notfälle gedacht, hat sich derselbe jedoch bei’ einigen größeren 
endothorakalen Operationen so gut bewährt, daß ich nicht anstehe, ihn allen denen, 
die sich in ähnlicher Lage befinden wie wir, zur Anwendung zu empfehlen. 

Der Apparat besteht im wesentlichen: 

1) aus einer Blechmaske {M, Fig. 1}, die mittels einer aufgestülpten, mit Luft 
gefüllten Gummipelotte dem Gesicht des Pat. luftdicht aufgedrückt und außerdem 
durch einen rasch zu lösenden Gurt befestigt werden kann; 

2) aus einem mit Netz übersponnenen Gummiballon {B), der durch ein weites 
Rohr (KR) mit der Maske kommuniziert und zugleich Luftreservoir und Behälter für 
den Narkosenäther darstellt. Die weite Lichtung des Verbindungsrohres sichert 
eine unbehinderte Atmung. 

Das weite Verbindungsrohr (R! ist über dem Ballon von einem dünneren 
Rohr /Z) durchbohrt, das etwa bis in das Zentrum des aufgeblähten Ballons reicht 
und, mit einer Druckluft liefernden Quelle 'Sauerstoffbombe, Weasserstrahlluft- 
pumpe) in Verbindung gebracht, als Zufühbrungsrohr der Druckluft dient. 


680 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


In das Dach der Maske ist ein zweites dünneres Rohrstück (A) eingefügt, das 
mit einem Wasserstanddruckventil verbunden wird und durch dieses die Ableitung 
der überschüssigen Druckluft samt den Exspirationsgasen aus der Maske ermöglicht. 

Das Wasserstanddruckventil (Fig. 3, links) besteht aus einem hohen, zur Hälfte 
mit Wasser gefüllten Glasgefäß, in welches ein Metallrohr eintaucht. Das Metall- 
rohr ist durch einen an dem Deckel des Gefäßes angebrachten Zahnradtrieb ver- 
stellbar, so daß das Ventil und damit auch der Druck in der Maske leicht reguliert 
werden kann. Das Ventil hält den Druck der Luft in dem ganzen System auf 
einer gewünschten gleichmäßigen Höhe und verhütet ein Ansteigen über diese 


4 > i 
+ —— 





Fig. 3. 


hinaus, gestattet andererseits bei genügend reichlich gewählter Luftzufuhr ein fort- 
währendes Abströmen von Luft, wodurch die Atmungsluft in Ballon und Maske 
stetig erneuert wird. 

Beide an der Maske angebrachten Rohre (F und A, sowie das in den Ballon 
führende Zuleitungsrohr (Z) sind drehbar. Ferner ist auch in das Verbindungs- 
stück zwischen Maske und Ballon ein drehbares Gewinde (D, eingefügt. Es ist so 
möglich, den Apparat den verschiedenen Lagen des Pat. anzupassen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 681 


Das in den Ballon führende Zuleitungsrohr (Z) läuft oben in einen durch 
einen Hahn verschließbaren Ansatz (H) aus, durch welchen auch während der 
Narkose mittels einer Spritze Ather in den Ballon nachgefüllt werden kann, ohne 
eine Unterbrechung des Überdruckes herbeizuführen. Um eine solche auch beim 
Auswechseln der Sauerstoffbombe zu vermeiden, empfiehlt es sich, zwischen diese 
und die Maske ein Y-förmiges Rohr einzuschalten, in dessen beiden ‚Schenkeln 
Hähne eingefügt sind. Man kann bei dieser Anordnung schon die Ersatzbombe 
einschalten, bevor die gerade im Gebrauch befindliche zu Ende ist und nachher 
nur durch einfaches Umstellen der Hähne die frische Bombe für die entleerte in 
Tätigkeit treten lassen. Des weiteren gestattet diese Anordnung auch, neben der 
Sauerstoffbombe eine Wasserstrahlluftpumpe anzuschließen und so abwechselnd oder 
auch gleichzeitig den Apparat mit Sauerstoff oder gewöhnlicher Druckluft oder 
einer sauerstoffreichen Druckluft zu versorgen. Bei einer kürzlich vorgenommenen 
Brustwandresektion wurde von einer derartigen Anordnung Gebrauch gemacht. 
Die Narkose verlief gut. Der Verbrauch an Sauerstoff war sehr gering. 

Obwohl wir bisher mit einer Gesichtsmaske ausgekommen sind (auch bei 
bärtigen Männern) haben wir uns doch, um für alle Eventualitäten gesichert zu 
sein, deren mehrere von verschiedener Form und Größe konstruieren lassen; die- 
selben sind leicht auswechselbar. Im übrigen ist ein mäßiges Entweichen von 
Luft zwischen Maske und Gesicht ohne Belang, wenn die Druckluftquelle nur im- 
stande ist, durch entsprechend vermehrte Luftzufuhr diesen Verlust auszugleichen !. 

Der Apparat ist bisher bei mehreren großen endothorakalen Operationen am 
Menschen (Lungenresektion, Herzoperation, Ösophagusresektion, ausgedehnter 
Brustwandresektion mit breiter Eröffnung der Pleurahöhle' zur Anwendung 
gelangt und hat dabei gut funktioniert. Der Kollaps der Lungen wurde 
verhütet, und damit auch die unangenehmen Begleiterscheinungen 
des weit offenen Pneumothorax. Die Atmung blieb während der 
Anwendung des Apparates, die sich in zwei Fällen über Stunden 
erstreckte, ruhig und regelmäßig. Am Puls wurde nichts Besonderes 
beobachtet. i 

Gegenüber den bisher angegebenen Überdruckapparaten von Brauer, 
Engelken, Sauerbruch bietet mein Apparat eine Reihe von Vorteilen, von 
denen ich besonders auf folgende hinweisen möchte: 

1) Er ist einfach, leicht zu beschaffen, leicht zu transportieren, ohne kom- 
plizierte Hilfsmaschinen zu betreiben und wird sich darum besonders auch für 
die Verwendung in der Kriegschirurgie eignen. Die einzigen Teile, deren Defekt 
zu fürchten ist, die Gummiteile, sind bequem auszuwechseln. Außerdem ermöglichen 
es die geringeri Anschaffungskosten leicht, sich einen zweiten Apparat (oder wenigstens 
ein zweites Maskenstück mit dem Ballon) in Reserve zu halten. 

2) Er gestattet ohne Gefährdung der Asepsis auch unter An- 
wendung des Narkosenschirms ein Operieren in den obersten Thorax- 
abschnitten, was bei den bisherigen Apparaten /auch in der Unterdruckkammer) 
kaum möglich ist, da die den Kopf und Rumpf trennende Gummimanschette Hals, 
Schultern und obersten Brustteil des Pat. bedeckt. 

3) Er kann in Fällen, in denen die freie Brusthöhle durch Zufall 
oder unvorhergesehene Umstände eröffnet wird, intra opera- 
tionem schnell und leicht angebracht werden. 

4) Er ermöglicht ebenso schnell und leicht, die Überdrucknarkose zu unter- 
brechen und das Gesicht (Mund! des Pat. frei zu bekommen, was bei Narkosen- 


SU Wie ich nachträglich aus der Literatur ersehen habe, bat bereits v. Miku- 
licz auf eine ähnliche Vereinfachung des Uberdruckverfahrens hingewiesen. Auch 
Brauer hat bei seinen ersten Überdruckversuchen einen Maskenapparat verwandt, 
diesen jedoch als ungeeignet für größere chirurgische Eingriffe zugunsten seines 
jetzigen Überdruckapparates aufgegeben. 


682 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


zwischenfällen?, bei gewissen operativen Maßnahmen notwendig sein kann. So 
gelang z. B. die Einführung einer Schlundsonde mit Murphyknopf in die Speise- 
röhre, die in der Unterdruckkammer öfters auf große Schwierigkeiten stieß, die 
ich mir in dem engen Kopfkasten des Brauer’schen Apparates als völlig un- 
möglich denke, in unserem Falle von Ösophagusresektion leicht. Nachdem die 
weite Öffnung in der Brustwand mit nassen Kompressen fest zugedeckt worden 
war, wurde die Maske abgenommen. Man konnte nun den Kopf des Pat. bequem 
zurückbiegen und die Sonde einführen. Das aus dem Munde noch hervorstehende 
Sondenstück wurde ein wenig gekürzt, so daß die Maske wieder aufgesetzt werden . 
konnte und die Überdrucknarkose bei eingeführter Sonde ihren Fortgang nahm. 
Die kurze Unterbrechung der Druckdifferenz bei zugedeckter Tho- 
raxöffnung hatte keinerlei Nachteile, 

-° 5) Der Narkotiseur und sein Assistent behalten ihre Arme frei 
und sind von dem Operateur nicht getrennt. 

Gegenüber dem Unterdruckverfahren besteht die gleiche physiologische Minder- 
wertigkeit, wie bei jedem Uberdruckverfahren überhaupt. Die Frage, inwieweit 
wir in praxi von diesem Unterschied werden absehen dürfen, wird sich erst an 
der Hand weiterer Erfahrungen entscheiden lassen, 

Dortmund, den 12. April 1908. 


18) XX. Französischer Ohirurgenkongreß. Paris, 7.—12. Oktober 1907. 
(Revue de chir. XXVII. ann. Nr. 11.) 

1. Referat. Beclere (Paris. Einfluß der Röntgenstrahlen auf die 
bösartigen Geschwäülste. 

Im allgemeinen sind die Geschwulstzellen empfindlicher gegenüber den Röntgen- 
strahlen als die gesunden Körperzellen. Die von letzteren ohne Schädigung er- 
tragene Dosis oder ein Bruchteil derselben genügt, um Geschwulstzellen zu töten. 
Die Wirkung ist je nach Art und Sitz der Geschwulst verschieden. 

1) Die Hautkrebse können, solange sie nicht die Lederhaut überschritten 
haben, durch die Röntgenbehandlung geheilt werden; oft ist es vorteilhaft, sie mit 
einem chirurgischen Eingriff zu kombinieren. Für das Gesicht ist die Röntgen- 
behandlung wegen des kosmetischen Resultates die Methode der Wahl. Am gün- 
stigsten wird das Ulcus rodens beeinflußt. Bei Epitheliomen, die von der Stachel- 
zellenschicht ausgegangen sind, erlebt man häufig Mißerfolge. 


2 Nach der Demonstration des Apparates auf dem letzten Kongreß der deut- 
schen Gesellschaft für Chirurgie durch Herrn Prof. Henle wurde das Bedenken 
ausgesprochen, daß die Maske nicht für ein etwaiges Erbrechen des Pat. ein- 
gerichtet sei. Ich bemerke hierzu, daß wir stets — nach vorheriger Verabreichung 
von Morphium-Skopolamin — mit gewöhnlicher Athertropfnarkose beginnen und 
erst in völlig tiefer Narkose, wenn zur Eröffnung der Pleurahöhle geschritten wird, 
zur Anwendung der Druckmaske übergehen. In diesem Stadium der Atbernarkose 
aber erbrechen nach unseren Erfahrungen die Pat. überbaupt nicht. Sollte dies 
jedoch einmal eintreten, dann unterbricht man am besten auf einen Moment die 
Operation, was ja auch infolge der Preßbewegungen geboten erscheinen wird, und 
nimmt nach vorheriger Bedeckung der Thoraxwunde die Maske so lange ab. Daß 
dies ohne Schaden geht, haben wir des Öfteren bei, unseren Operationen am 
Menschen, sowie auch bei Tierexperimenten gesehen. Überdies läßt sich für diese 
Eventualität auch ohne Schwierigkeiten Vorsorge treffen, indem man nach dem 
Vorschlage von Herrn Prof. Henle an der Maske ein genügend großes, leicht 
auswechselbares Receptaculum anbringt, dessen breiter Zugang bei seitlicher Lage- 
rung des Kopfes des Pat. den tiefsten Punkt der Maske bildet. Das eben Gesagte 
gilt auch für das Zurückfallen der Zunge, die man nach Abnahme der Maske 
leicht mit einem Seidenfaden anschlingen und an diesem bei wieder aufgesetzter 
Maske vorn halten kann. 

3 Der Apparat wird von Georg Härtel, Breslau-Berlin angefertigt und ist 
gesetzlich geschützt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 683 


2) Von den bösartigen Geschwülsten der Schleimhäute kommen nur die in der 
Nähe der natürlichen Öffnungen gelegenen (Lider, Nase, Lippen, Zunge, Rachen, 
After, äußere Geschlechtsteile) für die Röntgenbehandlung in Betracht. Obwohl 
auch bei ihnen durch die Bestrahlung Heilungen erzielt sind, so eignen sie sich 
wegen ihrer schwierigeren Zugänglichkeit, ihres schnelleren Wachstums und Vor- 
dringens in die Lymphbahnen weniger für die Röntgenbehandlung. 

3) Die bösartigen Geschwülste der Brustdrüse können bei langsamem Wachstum 
völlig durch Röntgenstrahlen geheilt werden, ausnahmsweise auch dann, wenn 
schon die Haut und die oberflächlichsten Lymphdrüsen ergriffen sind. Auch die 
Rezidive nach Operationen (Haut- und Unterhautknötchen) und geschwürig zer- 
fallene Geschwülste werden oft wirksam beeinflußt. Sind schon das tiefe Lymph- 
system, die Brustwand oder die Brusteingeweide infiziert, so ist das Röntgen- 
verfahren machtlos. Wegen der örtlichen Heilungen, der Besserung des Allgemein- 
befindens, der Verringerung bestehender Schmerzen, der Verlängerung des Lebens 
und des guten psychischen Einflusses verdient es aber auch in inoperablen Fällen 
angewandt zu werden. 

4) Von den bösartigen Geschwülsten des Gefäß- und Bindegewebes werden 
die Sarkome im allgemeinen stärker durch die Röntgenstrahlen geschädigt als 
epitheliale Neubildungen. Jedoch wechselt die Beeinflußbarkeit selbst bei im 
histologischen Aufbau, Sitz, Größe und Ausgangspunkt ähnlichen Sarkomen in 
weiten Grenzen. Die Leukämie wird in allen Formen durch die Röntgenbehandlung 
wesentlich gebessert, der tödliche Ausgang aber nur hinausgeschoben. Bei der 
Mycosis fungoides erzielt das Röntgenverfahren fast immer Heilung. 

ö) Die Röntgenbehandlung bösartiger Geschwülste der Eingeweide hat wohl 
Besserungen, aber noch keine sicheren Heilungen ergeben. Bisher sind ihr Neu- 
bildungen des Kehlkopfes, der Schilddrüse und des Magens unterzogen worden. 

Die Röntgenstrahlen sind eine zweischneidige Waffe, die heilen, aber auch ver- 
wunden kann. Die Gefahr der Überdosierung durch zu lange Dauer der Sitzungen, 
zu kurze Intervalle zwischen ihnen oder zu lange Fortsetzung der Behandlung wird 
selbst von den erfahrensten Radiotherapeuten nicht vermieden werden können, da 
man oft bis zur äußersten Grenze der noch erlaubten Intensivbehandlung gehen 
muß, wenn man nachhaltige Erfolge haben will. Kommt es, trotzdem die Grenze 
der erlaubten Reaktion nicht überschritten war, zum Röntgengeschwür, so ist das 
an der Schleimhaut wegen der Gefahr der sekundären Infektion noch viel be- 
dauerlicher als an der Haut. Die notwendige lange Unterbrechung der Behandlung 
begünstigt außerdem die Einschleppung noch nicht zerstörter Geschwulstzellen in 
die Drüsen. Dagegen ist bei richtiger Anwendung und Dosierung eine Generali- 
sation der Geschwülste durch die Röntgenstrahlen nicht zu befürchten. Das Fieber 
während der Röntgenbehandlung bösartiger subkutaner Neubildungen ist auf Rech- 
nung von Zerfallsprodukten zu setzen, die ins Blut gelangen und durch die Nieren 
ausgeschieden werden. Die auf chronisch gewordenen Röntgengeschwüren manch- 
mal entstehenden Hautkrebse beweisen nichts für eine krebserzeugende Kraft der 
Röntgenstrahlen, da alle chronischen Reize der Haut, welche zu Ernährungs- 
störungen und Geschwürsbildungen führen, ihre krebsige Entartung begünstigen. 

Bei der Bebandlung bösartiger Geschwülste ist die Röntgentherapie keine 
Rivalin, sondern eine wichtige Hilfskraft der Chirurgie. Eine operable Geschwulst 
muß stets operiert werden. Nur Epitheliome, die die Lederhaut noch nicht über- 
schritten haben, besonders solche des Gesichts, und versuchsweise auch operable 
Sarkome dürfen primär der Röntgenbehandlung unterworfen werden. Ist die bös- 
artige Natur zweifelhaft, hält der Chirurg einen Eingriff noch nicht für geboten, 
oder lehnt ihn der Kranke ab, so ist ebenfalls Röntgenbehandlung am Platze. 
Nach der Operation sollen entweder sofort oder beim ersten Zeichen eines Rezidivs 
das Operationsgebiet und die zugehörigen Drüsen bestrahlt werden. Endlich ist 
bei inoperablen Geschwülsten die Radiotherapie dasjenige Verfahren, von dem 
zurzeit am meisten zu erwarten ist. 


Korreferat. Maunoury (Chartres) setzt auf die Röntgenbehandlung bösartiger 
Geschwülste große Hoffnungen. Er bestrahlt nach jeder Operation die offene 


684 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


Wunde. Schien die radikale Entfernung gelungen, so wird die Wunde geschlossen 
und weiterhin durch die Haut bestrahlt, anderenfalls wird die Wunde offen ge- 
lassen und behandelt. Neben der intensiveren Wirkung hat dies den Vorzug, daß 
Rezidive sofort augenfällig werden. Für die Behandlung infizierter Drüsen gelten 
die gleichen Grundsätze. 

Diskussion. Pozzi (Paris) vergleicht die Erfolge der Röntgentherapie mit 
‘denen der Blitzbehandlung nach de Keating-Hart. Letztere verdient bei allen 
genügend zugänglichen Geschwülsten den Vorzug. Nur die Cancroide des Ge- 
sichts, die Sarkome und schwer erreichbare oder bereits generalisierte Geschwülste 
bleiben für die Röntgenbehandlung reserviert. Bei den Cancroiden der Schleim- 
häute und den Krebsen der Brustdrüse sind die Erfolge der Fulguration erstaun- 
lich; die wahren Schleimhautkrebse werden durch sie kaum beeinflußt, von ihnen 
ausgehende Schmerzen und Blutungen aber auch beseitigt. Gute Resultate sah P. 
bei Collumkrebsen, selbst wenn sie auf Scheide und Mastdarm übergegriffen hatten. 
Die Wirkung der Röntgenstrahlen wird verzehnfacht, wenn eine einmalige Blitz- 
behandlung vorausgeschickt wird. Trotz der Wirksamkeit beider Verfahren räumt 
auch P. dem Messer die erste Stelle in der Behandlung bösartiger Geschwülste ein. 

Doyen (Paris) hält es für logisch, der Fulguration, deren Erfindung er 
Riviere zuschreibt, die Auskratzung vorauszuschicken, damit die Funken auch 
auf die versteckt gelegensten Geschwulstteile wirken können. Für die Behaup- 
tungen Böcl&re’s vermißt er statistische Unterlagen. Es fragt sich, wie viele 
Kranke sind dauernd geheilt geblieben und wie viele gestorben, nachdem sie als 
geheilt angesehen worden sind? An die Röntgenheilung von Krebsen glaubt er 
nicht, nur kleine Hautepitheliome verschwinden. Infolge ihrer zerstörenden Wir- 
kung auf das Lymphdrüsengewebe leisten die Röntgenstrahlen einer rapiden Aus- 
breitung der Krebse Vorschub. 

De Keating-Hart beansprucht die Priorität in der Anwendung langer 
Funken hoher Frequenz und Spannung auf die bösartigen Geschwülste: sie können 
ohne Narkose nicht ertragen werden. Rivière begnügte sich mit kurzen Funken. 
Die Fulguration tötet das Geschwulstgewebe und erleichtert so die nachfolgende 
Auskratzung; die größte Tiefenwirkung wird durch wiederholte Sitzungen erreicht. 

Reynès (Marseille) bestätigt die günstigen Wirkungen der Blitzbehandlung 
auf bösartige Geschwülste. Eingeweidekrebse werden auch durch sie nicht geheilt. 

Willems (Gand) bespricht eingehend die Wirkung der Röntgenstrahlen auf 
die Lymphdrüsengeschwülste unter Berücksichtigung ihres histologischen Baues. 
Die einfach hyperplastischen Lymphdrüsen verschwinden schnell, die malignen 
Lymphome (»Lymphoidome«) werden niemals beeinflußt, die tuberkulösen Lymph- 
drüsengeschwülste höchstens nach monatelanger Behandlung. 

Tuffier (Paris) äußert sich sehr zurückhaltend über die Wirkung der Röntgen- 
strahlen auf bösartige Geschwülste, besonders bezüglich der Sarkome. Die wirklich 
bösartigen unter ihnen sind noch nie durch Röntgenstrahlen geheilt worden. Die 
Bestrahlung der offenen Wunde nach Entfernung der Neubildung hält T. für einen 
Rückschritt in der chirurgischen Technik und höchstens dann erlaubt, wenn die 
Wundränder nicht mehr vereinigt werden können. 

Thiéry (Paris) hält dagegen die Bestrahlung der offenen Exstirpationswunde 
für geeignet, die dem Messer entgangenen Krebskeime zu vernichten. 

Gangolphe (Lyon) hat ein Lymphadenom, das nach der Operation dreimal 
rezidivierte, jedesmal durch Röntgenbehandlung geheilt. Fünf Brustkrebse, die 
‚operiert und bestrahlt wurden, sind obne Rezidiv geblieben. Ein Rezidiv eines 
Brustkrebses sah G. unter Röntgenbehandlung verschwinden. 

Cerne (Rouen) warnt vor übertriebenen Erwartungen bei der Röntgentherapie 
bösartiger Geschwülste. Er hat auch bei einfachen Cancroiden Mißerfolge und 
Rezidive gesehen. 

Morestin (Paris) sah einen Mann, den er wegen krebsiger Lymphdrüsen 
am Halse bestrahlte, unter Erscheinungen, die einer Angina Ludovici äbnlich 
waren, erkranken. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 685 


Leon Imbert und G. Dupeyrac Marseille) berichten über die Erfolge der 
Röntgenbehandlung von 107 Fällen. Sichere Heilungen wurden nur bei Epi- 
theliomen der Haut erzielt, im übrigen überwogen die Besserungen oder Mißerfolge 
die Zahl der Heilungen. 

Temoin (Bourges) beschränkt die Röntgenbehandlung auf inoperable Fälle. 

Coudray (Paris) sah nach der Bestrahlung eines winzigen Brustkrebsrezidivs 
Metastasen in der Lunge entstehen, ebenso in einem Falle von Osteosarkom 'des 
Darmbeines. Weder das Messer noch die Röntgenstrahlen können den Krebs mit 
Sicherheit heilen; zu ihrer Ergänzung empfiehlt ©. seine »Methode sclerogene« 
heranzuziehen, die das Wachstum des Krebses jahrelang hindert. Ein damit be- 
handelter Scirrhus mammae ist seit 16 Jahren rezidivfrei, nachdem 8 oder 9 Jahre 
nach der ersten Behandlung ein kleines Rezidiv aufgetreten war. 

Mayer ‘Brüssel. Die Gefahr der Bestrahlung der offenen Operationswunde 
und der dadurch bewirkten Verlängerung des Eingriffes steht in keinem Verbältnis 
zum Nutzen der Methode. Die heilende und vor Rezidiv schützende Wirkung der 
Röntgenstrahlen auf bösartige Geschwülste steht für M. nach seinen und Hau- 
cham ps’ Erfahrungen außer jedem Zweifel, wie er an der Hand mehrerer Fälle 
darlegt; sie kommt auch durch die Haut zur Geltung. 

Peraire (Paris), Begouin (Bordeaux) und Lardennois (Reims) sahen Miß- 
erfolge oder sogar Verschlimmerungen büsartiger Neubildungen während der 
Röntgenbehandlung. 

Gegenüber allen Einwürfen hält Beclere an den Erfolgen der Röntgen- 
behandlung bösartiger Geschwülste fest und verspricht sich von dem Zusammen- 
wirken des Chirurgen mit dem’ Radiotherapeuten große Fortschritte in der Be- 
kämpfung des Krebses. 


2. Referat. Gaudier (Lille). Über Nerven-, Muskel- und Sehnen- 
überpflanzungen bei der Behandlung der Lähmungen. 

Maßgebend für die Wahl des Verfahrens bei der Sehnenüberpflanzung ist das 
Studium der Bewegungen des gelähmten Gliedes und das Aussehen seiner Mus- 
keln und Sehnen. Die zur Überpflanzung gewählten Sehnen müssen möglichst 
lange Strecken parallel verlaufen. Die vorherige Überkorrektion der Deformität 
ai einen Anhalt für den Grad der notwendigen Verkürzung. Die periostale 

berpflanzung, unter Umständen mit künstlichen Sehnen aus Seide, hat große 
Vorzüge wegen ihrer Festigkeit. Die Zeit, während deren ein feststellender Ver- 
band getragen werden muß, läßt sich nur von Fall zu Fall bestimmen. G. hält 
die Sehnenüberpflanzung bei richtiger Auswahl in mittelschweren Fällen der Arthro- 
dese für überlegen. 

Die Nerventransplantation kann bei der abgelaufenen peripheren Facialis- 
lähmung die Gesichtssymmetrie für die Ruhe wiederherstellen. Die mimischen 
Bewegungen sind bei Benutzung des N. accessorius nur unter Mitbewegung der 
Schulter möglich. Wird der N. hypoglossus zur Pfropfung verwandt, so fallen 
Assoziationsbewegungen fort, dagegen werden halbseitige Lähmung der Zunge und 
Störungen der Sprache und des Schluckens eingetauscht, die aber meist vorüber- 
gehen. Von 15 bisher veröffentlichten Fällen von Nervenüberpflanzung an ge- 
lähmten Gliedmaßen betreffen zwölf die unteren (acht gute Resultate), drei die 
oberen (zwei gute, ein noch nicht definitives Resultat). Man soll weder den kraft- 
spendenden noch den gelähmten Nerven völlig durchschneiden. Die Nerventrans- 
plantation findet vorzugsweise Anwendung bei Lähmungen ganzer, von einem 
Nerven versorgter Muskelgruppen. G. hält die Indikationsstellung aber noch nicht 
für geklärt. 

Korreferat. Kirmisson (Paris) hält ein abschließendes Urteil über den Nutzen 
der Sehnentransplantationen noch nicht für angebracht. Fälle mit glänzendem 
unmittelbaren Resultat zeigen bei späterer Nachuntersuchung oft einen vollkom- 
menen Mißerfolg. Häufig ist der erreichte Erfolg mehr den gleichzeitig aus- 
geführten plastischen und fixierenden Operationen an den überpflanzten Sehnen 
oder der Tenotomie der Antagonisten zu danken. Jedenfalls hat man von der 
Sehnenüberpflanzung mehr erwartet und verlangt. als sie wirklich leisten kann. 


686 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


In Fällen, wo die Mehrzahl der Muskeln eines Gliedes gelähmt ist, gibt die Arthro- 
dese bessere und sicherere Resultate. Bei spastischen Läbmungen ist das Anwen- 
dungsgebiet der Sehnenpfropfung noch beschränkter; allein bei den zerebralen 
Kinderlähmungen zeitigt sie glückliche Ergebnisse, während sie bei der Little- 
schen Krankheit nicht angezeigt ist. 

Diskussion. Hoffa (Berlin. Nur richtige Vorbehandlung, sorgfältiger 
Operationsplan, gute Technik und genügende Nachbehandlung gewährleisten den 
Erfolg bei der Sehnentransplantation. Es gehören hierzu: der Ausgleich der De- 
formität und der Kontraktur, die Feststellung der gelähmten und der noch funk- 
tionierenden Muskeln, sichere Asepsis — H. operiert in Blutleere, näht mit Subli- 
matseide und drainiert bei großen Wunden mit Gaze —, genügende Spannung des 
kraftempfangenden Muskels in überkorrigierter Stellung. H. bevorzugt die totale 
absteigende Pfropfung und empfiehlt die unmittelbare Annähung der Sehnen- 
enden an den Knochen. Das operierte Glied wird auf 6—8 Wochen festgestellt, 
dann wenigstens 6 Wochen ein Stützapparat getragen, während gleichzeitig Mas- 
sage, elektrische und Übungsbehandlung die Gebrauchsfähigkeit des Gliedes an- 
bahnen. Bei der Little'schen Krankheit zieht H. die einfache Sehnenverlängerung 
mit Richtig- und Feststellung des Gliedes der Sehnentransplantation vor. 

Robert Jones (Liverpool) rät auf Grund seiner Erfabrungen an 253 Fällen 
zur Sehnen- oder Muskelüberpflanzung erst 21/; Jahre nach Eintreten der Lähmung. 
Vorbedingungen eines guten Erfolges sind: 1) Jeder Überpflanzung muß die Kor- 
rektion der Deformität vorausgehen. 2) Zur Erhaltung der Überkorrektion emp- 
fiehlt J., einen ovalen Hautlappen an der gelähmten Seite zu entfernen. 3) Die 
Sehnen müssen nach der Transplantation in gerader Linie verlaufen. 4) Sie werden 
fest an den Knochen oder die Knochenhaut genäht. 5! Die überkorrigierte Stel- 
lung wird so lange eingehalten, bis willkürliche Bewegungen der Sehne festzustellen 
sind. 6) Während des Ganges darf das Körpergewicht auf die gepfropfte Sehne 
noch einige Jahre nicht einwirken. 

Lange (München) benutzt krumme und runde, sehr starke Nadeln und durch 
Paraffin gezogene Sublimatseide. — Um das Bein in Abduktion zu halten, löst er 
den Ansatz des Vastus externus vom Trochanter ab und näht ihn an den Darm- 
beinkamm mittels 8—10 eingeflochtener, dicker Seidenfäden. Die Mißerfolge der 
Sehnentransplantation beruhen häufig auf postoperativen Verwachsungen. Das die 
Sehnen umgebende Binde- und Fettgewebe, sowie ihre Scheiden müssen deshalb 
möglichst geschont werden; event. ist Fettgewebe zwischen Sehne und Knochen 
bzw. Fascie einzulagern. 

O. Vulpius (Heidelberg) führt die Mißerfolge bei der Sehnenüberpflanzung 
auf zu frühe Operationen und zu schlechtes Muskelmaterial zurück. Für den Ope- 
rationsplan ist das Studium der aktiven Bewegungen entscheidender als das Er- 
gebnis der elektrischen Untersuchung. Die periostale Annähung benutzt V. nur 
beim Quadriceps, sonst hält er sie für überflüssig. Die künstliche Sehne ist nur 
bei sehr dünner Sehne des gelähmten Muskels unentbehrlich. V. bevorzugt die 
totale Überpflanzung, hat aber auch mit der partiellen gute Erfolge erzielt, selbst 
wenn der überpflanzte Teil im Sinne des Antagonisten wirken mußte. 

D. Giordano (Venedig) operierte die Spina bifida eines 21/3 Monate alten 
Mädchens mit Erfolg; Blase und Mastdarm wurden jedoch inkontinent. Im Alter 
von 7!/, Jahren wurde die Harnröhrenmündung freigelegt, gedreht und oben und 
unten je ein Lappen aus dem jederseitigen M. gracilis samt zugehörigem Nerven 
(Obturatorius) angenäht, der After durch eine Schnürnaht verkleinert. Voller 
Erfolg. Die außerdem bestehenden Klumpfüße wurden durch Überpflanzung der 
halbeu Achillessehne auf die Peroneen geheilt. 

Willems (Gand) bevorzugt die tendinöse Fixation beim paralytischen Klump- 
und Plattfuß, da er mit der Sehnenüberpflanzung in 16 Fällen nur einmal ein 
einigermaßen vollständiges Resultat erhielt. 

Ch. Girard (Genf) bat viermal eine Anastomose zwischen Facialis und Acces- 
sorius hergestellt, dreimal End-zu-End, einmal End-zu-Seit. Drei Fälle konnte er 
nachuntersuchen; sie waren gebessert, aber nicht geheilt. Er empfehlt, die Ana- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 687 


stomosenstelle in ein ähnlich wie Catgut vorbereitetes Goldschlägerhäutchen einzu- 
hüllen, um narbigen Verwachsungen vorzubeugen. 

Vidal erhielt bei der Anastomose des Hypoglossus mit dem infolge Geburts- 
traumas gelähmten Facialis eines 3jährigen Mädchens ein gutes Resultat. Eine 
operative Recurrenslähmung heilte 7 Monate nach Einpflauzung des Recurrens- 
stumpfes in den Schilddrüsenkörper. Unter sieben Hunden, denen das Rückenmark 
völlig durchtrennt war, stellten sich bei einem nach Anastomose der Wurzeln 
Sensibilität und Motilität wieder her. 

A. Broca (Paris! verwirft aus theoretischen Erwägungen und wegen der 
häufigen schlechten Spätresultate die Sehnen- und Nervenpfropfung ganz. Facialis- 
lähmungen nach operierter Warzenzelleneiterung sah er bei Kindern stets ohne 
Eingriff heilen. 

Sébileau (Parisi, Peugniez (Amiens) und J.-L. Fauré Paris) widersprechen 
Broca auf Grund ihrer größtenteils günstigen Erfahrungen. An eine Spontan- 
heilung der traumatischen Facialislähmung glauben sie nicht. P. stellt als Beweis 
dafür zwei Kranke vor, die ihre Facialslähmung vor 2 Jahren durch Pistolen- 
schüsse erworben haben und nicht die geringste Besserung zeigen. Er bat auch 
eine Deltoideuslähmung durch Pfropfung des N. axillaris auf den N. radialis 
geheilt. 

A. Depage (Brüssel) berichtet über einen Fall, bei dem er die infolge einer 
Phlegmone bis auf einen 1—2 cm langen peripheren Stumpf nekrotisch gewordene 
Sehne des langen Daumenbeugers durch die Hälfte der tiefen Zeigefingerbeuge- 
sehne mit gutem Resultat ersetzte. 

P. Redard (Paris; faßt seine Erfahrungen mit der Sehnen- und Muskelüber- 
pflanzung bei schlaffen Lähmungen dahin zusammen, daß zum wenigsten die Be- 
weglichkeit gebessert und der Ausgleich der Difformität unterstützt wird. Die 
periostale Annähung ist besonders dann zu empfehlen, wenn die Sehne des ge- 
lähmten Muskels sehr schlaff ist, so daß ihre Dehnung befürchtet werden muß, 
oder wenn ein neugewählter Insertionspunkt günstiger für die Funktion (z. B. Pro- 
und Supination des Fußes) ist als die Benutzung einer vorhandenen Sehne. 

Delageniere (Le Mans; empfiehlt, beim schweren Klumpfuß die durch- 
schnittene Achillessehne in ein Knopfloch der langen Peroneussehne einzunähen, 
um Adduktion und Supination besser auszugleichen. 

Mencie&re (Reims) hat mit Erfolg den gelähmten Deltoideus durch den Tra- 
pezius ersetzt. Unter allen Fällen, die für die Muskel- und Sehnentransplantation 
in Betracht kommen, sind nur 10% unheilbar, 70% sind bedeutend zu bessern, 
20% geben glänzende Resultate. 

Froelich (Nancy) hält die Sehnentransplantation bei paralytischen Klump- 
füßen nur dann für Erfolg versprechend, wenn wenigstens drei Muskeln funk- 
tionieren. 

P&raire (Paris) macht einen wesentlichen Unterschied zwischen leichten und 
schweren Fällen von Kinderlähmung. Bei den letzteren lassen sich gute Resultate 
durch Verbindung der Sehnen- und Muskeltransplantationen mit Skelettoperationen 
erzielen. 

Tailhefer (Beziers) hatte in einem Falle von Kinderlähmung des Quadriceps 
mit der Überpflanzung der Sehnen des Sartorius, Semitendinosus und Gracilis auf 
das Kniescheibenband und der Annähung der Bicepssehne an die Knochenhaut 
der Kniescheibe ein gutes funktionelles Resultat. Bei paralytischem Platt- und 
Klumpfuß verbesserte die Sehnentransplantation im Verein mit Knochen- und 
Gelenkoperationen wohl die Stellung, nicht aber die Funktion. 


3. Referat. Chronische chirurgische Leiden (Tuberkulose und 
Krebs; in ihren Beziehungen zu gewerblichen Unfällen. 

Jeanbrau (Montpellier; bespricht den Zusammenhang zwischen Trauma und 
Tuberkulose. Wissenschaftlich einwandsfrei ist er nur dann, wenn eine durch 
Unfall entstandene Wunde Sitz einer tuberkulösen Erkrankung wird. Lokale Tu- 
berkulose nach Quetschung oder Stauchung bei einem, wenn auch bisher gesunden, 
Bazillenträger steht schon in loserem Zusammenhange mit dem Unfall. Einmal 


688 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


handelt es sich meist um auffallend leichte Traumen. Außerdem sind erfahrungs- 
gemäß bei Phthisikern Knochenbrüche oder Verrenkungen, Serum- und medika- 
mentöse Einspritzungen fast nie von örtlicher Tuberkulose gefolgt. Immerhin 
kann aber eine bis dahin gesunde, von einem geschlossenen Trauma betroffene 
Körperstelle durch die aus einem nahen oder entfernteren tuberkulösen Herde in 
die Lymph- bzw. Blutbahn gelangten Tuberkelbazillen infiziert werden, wie die 
Versuche Petrov’s an Kaninchen beweisen, die nach intravenöser Einverleibung 
in ihren Epiphysenfugen Tuberkelbazillen beherbergten, welche erst nach einem 
Trauma Krankheitserscheinungen verursachten. Eine Verschlimmerung einer bereits 
bestehenden Tuberkulose durch Unfall ist dann wahrscheinlich, wenn es zu rasch fort- 
schreitender Einschmelzung kommt. Bei Miliartuberkulose nach einem offenen oder 
geschlossenen Trauma nimmt J. in der Mehrzahl der Fälle nur ein zufälliges Zu- 
sammentreffen an. Frankreich hat seit 1898 ein Unfallgesetz. Ist die Tuberkulose bei 
Gelegenheit eines Unfalles nur offenbar geworden (z. B. Verstauchung eines tuber- 
kulösen Gelenkes), ohne daß ihr Verlauf sichtlich beeinflußt wurde, so wird eine 
Entschädigung abgelehnt. Nur für durch Unfall erzeugte oder verschlimmerte 
Tuberkulose wird eine Rente, entsprechend der ganzen Erwerbseinbuße, gewährt, 
ohne Rücksicht auf bereits bestehende tuberkulöse Disposition oder Erkrankung. 
Das Gesetz gibt daher ebensowohl zu nicht gerechtfertigten Ahlebnungen, wie zu 
übertriebenen Rentenfestsetzungen Anlaß. 


Segond (Paris) erörtert die Beziehungen zwischen Unfall und Krebs. Unter 
600 Fällen der Literatur wurde 356mal ein Zusammenhang angenommen; bei 
näherer Prüfung erwies er sich niemals als zweifellos. Die Angaben über die 
frühere Beschaffenheit der krebsig erkrankten Körperstelle, über die Heftigkeit 
des Traumas, das Datum des Unfalles und der Entstehung der Neubildung und 
die mikroskopische Untersuchung waren meist ungenau. Auf eine Umfrage bei 
mehr als 600 Chirurgen erfuhr S. von acht Fällen, wo der Krebs auf alten Narben 
oder Geschwüren entstanden war und von einem Falle von Unterlippenkrebs nach 
Verletzung mit einem Dorn. Ohne eine besondere Veranlagung kann kein Krebs 
nach Trauma entstehen, da Krebskranke, wenn sie nicht schon kachektisch sind, 
sich gewöhnlich einer normalen Wundheilung erfreuen. Bei der Entschädigung 
Unfallverletzter wird indes die mehr theoretisch gefolgerte Disposition zu Krebs, 
dessen eigentliche Ursache ja noch unbekannt ist, keine große Rolle spielen. Auch 
wenn alle Angaben stimmen und die Kontinuität der Erscheinungen erwiesen ist, 
darf die Frist zwischen Unfall und Krebsentstehung nicht mehr als 2—3 Jahre 
betragen. Wird ein Krebs durch direkte oder indirekte Gewalt verschlimmert, 
oder die krebsige Entartung einer alten Narbe, Schwiele. Fistel, eines Geschwürs, 
Fibroms oder Naevus durch ein Trauma beschleunigt, so liegt ebenfalls Unfall vor. 
Auch beim Krebs kann das französische Gesetz nicht immer eine dem wirklichen 
Schaden entsprechende Rente gewähren. 


Diskussion. Thiem (Kottbus) hält folgende Beziehungen zwischen Unfall 
und Tuberkulose für möglich: Tuberkulöse Infektion einer Wunde, tuberkulöse 
Infektion des Organismus von einer Wunde aus oder eines gequetschten Körper- 
teils auf dem Blut- oder Lymphweg, Aktivierung einer latenten, Verschlimmerung 
einer bestehenden Tuberkulose durch einen Unfall. Der Verlauf der traumatischen 
Tuberkulose ist gewöhnlich langsam. — Ein Anreiz zur Geschwulstbildung durch 
ein Trauma ist zuzugeben, wenn auch für gewöhnlich die Geschwülste aus noch. 
unbekannten Ursachen ohne Trauma entstehen. 

Schwartz (Paris) weist darauf hin, daß beim Sarkom die traumatische Ent- 
stehung bzw. Wachstumsanregung häufiger beobachtet worden ist, von ihm selbst 
unter 22 Fällen dreimal. 

Giordano hält den Zusammenhang zwischen Trauma und Tuberkulose für 
viel inniger als zwischen Trauma und Krebs. 


Tedenat bemerkt, daß oft mit Unrecht die Spontanfraktur im Bereich eines 
Knochensarkoms einem unbedeutenden Unfalle zur Last gelegt wird. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. . 689 


Malherbe {Nantes) sah Sarkome, Lymphome und Lymphadenome nach Trau- 
men entstehen, Krebse aber — soweit ein vorhergehender Unfall in Betracht 
kommt — nur auf alten Brandnarben. 

Estor (Montpellier) macht darauf aufmerksam, daß traumatisch entstandene 
oder beeinflußte Tuberkulose sehr bösartig verläuft. 

Doyen (Paris) sah nach einem Pferdebiß mit Eröffnung des Ellbogengelenkes 
und nach einer Hüftgelenksquetschung bei einem 60jährigen Eisenbahnarbeiter 
Tuberkulose entstehen. Einer 28jährigen Frau entfernte er ein sehr schnell wach- 
sendes Adenom der Mamma, das genau an der Stelle entstanden war, wo ein 
Tennisball vor 18 Monaten heftig aufgeprallt war. D. konnte aus der Geschwulst 
seinen Mikrokokkus neoformans in Reinkultur züchten. Das Trauma schafft für 
die Erreger der Tuberkulose und des Krebses den geeigneten Nährboden, ähnlich 
wie bei der infektiösen Osteomyelitis. 

Remy (Paris) berichtet von fünf Fällen, wo eine Wunde mit Tuberkulose in- 
fiziert wurde, und drei Knochenbrüchen, die sich mit Tuberkulose komplizierten. 

Thiéry bestreitet einen Zusammenhang zwischen Trauma und Geschwülsten, 
abgesehen vom Sarkom und vom Krebs auf alten Narben. 

Courday (Paris) glaubt, daß es bei strenger Kritik kaum einen Fall gebe, 
in dem die Tuberkulose oder der Krebs traumatisch entstanden sei. So sah er 
ein tuberkulöses Kniegelenk, zwei tuberkulöse Femurerkrankungen und ein tuber- 
kulöses verrenktes Ellbogengelenk, deren Träger sicher schon vor dem angegebenen 
Unfalle krank waren. 

J. Vanverts (Lille) sah einen Naevus nach einem Trauma und einen bereits 
konsolidierten Oberschenkelbruch sarkomatös werden, glaubt aber trotzdem, daß 
der Zusammenhang wissenschaftlich schwer zu erweisen ist. 

Moulonguet (Amiens) meint, daß die ärztliche Begutachtung noch zu sehr 
von dem allgemeinen Glauben an die Entstehung der Tuberkulose durch Trauma 
beeinflußt werde. 

Vidal (Arras). Zur Kenntnis der Bedingungen, welchen das Wachstum der 
Krebse unterliegt, ist es zweifellos wichtig, daß sich Krebsfälle nach Traumen 
auch bessern können, sei es, daß die Geschwulstzellen durch direkte Verletzungen 
abgetötet werden oder indirekt durch Resorption traumatischer Exsudate (Toxin- 
behandlung!), oder irfolge Temperatursteigerungen, z. B. bei Gehirnkontusionen, 
zeitweilig in ihrer Proliferation nachlassen. 

L. Lapeyre (Tours) erwähnt ein nach Quetschung entstandenes Sarkom der 
Brustdrüse bei einem 80jährigen Greise. Der ungewöhnliche Sitz und das hohe 
Alter sprachen zugunsten der traumatischen Entstehung. 

Der Kongreß spricht unter dem Eindrucke der Referate und der Diskussion 
den Wunsch aus, das Gesetz von 1898 möge dahin abgeändert werden, daß die 
Rechtsprechung auch die Beeinflussung krankhafter Anlagen oder bereits bestehender 
Erkrankungen durch Unfälle berücksichtigen dürfe und auf diese Weise in jedem 
Falle gerechte Entschädigungen gewähren könne. Gutzeit (Neidenburg). 

(Schluß folgt.) 


19) Zeller. Erfahrungen mit der Skopolamin-Morphiumnarkose. 
(Med. Korrespondenzblatt des württemberg. ärztl. Landesvereins 1908. Nr. 13.) 


Z. hat die Skopolamin-Morphiumnarkose bei 182 Operationen verwendet, von 
denen 105 Frauen, 77 Männer betrafen. Die verwendete Dosis schwankte zwischen 
7 demg und 1 mg Skopolamin und 16 mg bis 2 cg Morphium. Bei allen ernsten 
Eingriffen mußten außerdem geringe Äthermengen gegeben werden, eventuell ge- 
nügte es, die Pat. zu Beginn der Operation durch einige Tropfen Äther tief ein- 
zuschläfern. Frauen waren im allgemeinen für diese Narkosenart geeigneter als 
Männer; sie eignet sich auch vorzüglich zur Kombination mit der Lokalanästhesie, 
besonders bei Kropfoperationen. Als Vorzüge des Verfahrens bezeichnet Verf. in 
erster Linie den Fortfall jeder psychischen Aufregung vor der Operation und den 


690 Zentralblatt für Chirurgie Nr. 22. 


Umstand, daß die Pat. gewöhnlich 4—6 Stunden und länger nach der Operation 
schlafen; auch fällt das Erbrechen fast ganz fort; die Gefahr der postoperativen 
Pneumonie wird ganz erheblich herabgesetzt. Verf. sah unter seinen 132 Fällen 
nur eine Pneumonie leichtester Art. Üble Zufälle kamen nicht vor, nur zweimal 
wurde Cyanose beobachtet. Als Gesamteindruck spricht Verf. aus, daß er nie 
ruhigere Narkosen sah und niemals selbst so ruhig an eine schwierige Operation 
heranging, wie seit Einführung der Methode, welche zugleich die humanste Narkose 
ist, die wir haben. Mohr (Bielefeld). 


20) Lindenstein. 500 Lumbalanästhesien. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 601.) 

Trotz der prinzipiellen Bedenken, welche neuerdings gegen die Lumbal- 
anästhesie geltend gemacht worden sind, ist ihr das Nürnberger Krankenhaus treu 
geblieben. Die Technik war die allgemein übliche, nur wurde Beckenhochlage- 
rung streng vermieden. Nach Versuchen mit Stovain (42 Fälle), Tropakokain 
(48 Fälle) und Andolin (2 Fälle) wird jetzt Novokain (408 Fälle) in 5xiger Lösung 
und Mengen von 2 ccm (Ampullen von Höchst) bevorzugt. Bei gelungener Technik 
kommt höchstens ein wirklicher Versager auf 100 Fälle. Die Toleranz der ein- 
zelnen Pat. gegen das Anästhetikum ist eine verschiedene. Im Falle des Versagens 
wird unter Verzicht auf eine zweite Injektion Narkose ohne Skopolamin-Morphium 
angewandt, ohne daß man beobachtet hätte, daß das eingespritzte Mittel die Nar- 
kosenwirkung irgendwie unterstützt. Beängstigende oder gar tödliche Zufälle 
kamen nie vor, wohl aber die gewöhnlichen Nebenwirkungen. Ist es zu Intoxika- 
tionssymptomen gekommen, so kann sich Verf. zu einer Entfernung des über- 
schüssigen Mittels durch wiederholte Punktion nicht entschließen, hat vielmehr bei 
ruhigem Abwarten die Erscheinungen immer ohne ernsten Nachteil vorübergehen 
sehen. 

Unter den Nachwirkungen machten sich vor allem Erbrechen und Kopf- 
schmerzen unangenehm geltend, auch wurden drei Abducenslähmungen beobachtet, 
von denen zwei nach 8 Tagen und eine nach 3 Wochen entstanden und nach 
mehreren Wochen wieder verschwunden waren. Von den Nachwirkungen betrafen 
mehr als 75% das weibliche Geschlecht, woraus Verf. den Schluß zog, bei Wei- 
bern besondere Auswahl eintreten zu lassen und nicht nur bei Hysterie und Neur- 
asthenie, sondern auch bei Anämie die Narkose zu bevorzugen. Bei Bauchopera- 
tionen wird Lumbalanästhesie nur angewandt, wenn Gegenindikationen für die 
Inhalationsnarkose vorliegen. Nierenschädigungen wurden nie beobachtet. 

Reich (Tübingen). 


21) P. Clairmont. Zur Behandlung des Angioma arteriale racemosum. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 

Verf. beschreibt einen Fall von Angioma arteriale racemosum, der fast zwei 
Drittel der Kopfhaut eingenommen hatte, und ohne präliminare Unterbindung der 
zuführenden Gefäße durch Abpräparierung des großen Hautlappens von der Unter- 
lage, allmählich stattfindende Unterbindung der jeweils durchschnittenen Gefäße 
und Exstirpation des Angioms vom Stiel her geheilt worden ist. Der letzte Akt 
des Eingriffes mußte allerdings wegen langer Dauer der Operation in einer zweiten 
Sitzung ausgeführt werden. Die Reste des Angioms, die nicht mit entfernt wurden, 
schwanden oder verkleinerten sich nach der Exstirpation der Hauptgeschwulst. 
Ein plötzlicher Ohnmachtsanfall, der einige Zeit nach dem Eingriff mit Krämpfen 
auftrat, spricht dafür, daß auch im Schädelinnern eine angiomatöse Veränderung 
besteht. Der Erfolg des Eingriffes war im übrigen ausgezeichnet, sowohl hin- 
sichtlich des kosmetischen Effektes als der Beseitigung der intensiven Beschwerden. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


22) Ross. Punctured fracture of the skull. 

(Annals of surgery 1908. Januar.) 
‚ „Ein 21jähriger Mann erlitt einen Stoß mit der Spitze eines Regenschirmes 
in das rechte Nasenloch;; dieser Stoß verletzte die innere Nasenscheidewand, drang 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 691 


durch das Antrum Highmori in die Augenhöhle und rief endlich eine Fissur im 

Augenhöhlendach hervor. Infolgedessen entwickelte sich ein Abszeß im rechten 

Parietallappen, der operiert wurde, ohne daß es gelang, das Leben zu erhalten. 
Herhold (Brandenburg). 


23) E. Bircher. Schädelverletzungen durch mittelalterliche Nahkampf- 
waffen. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 


Verf. konnte eine Reihe von Schädeln untersuchen, welche von gefallenen 
Rittern aus den Schlachten bei Sembach, Dornach und St. Jakob an der Birs 
stammen. Die Waffen, welche damals im Mittelalter gebraucht wurden, waren 
vor allem die Hellebarde, der Hammer, Morgensterne, Streitkolben, Kriegsfiegel, 
Schwerter usw. An vielen Schädeln ist man noch heute imstande, zu entscheiden, 
mit welcher Waffe die Verletzung beigebracht wurde. Die Verwundungen sind 
im allgemeinen viel schwerwiegender als die mit den modernen Nahkampfwaffen 
bewirkten. Die beigefügten Beschreibungen der einzelnen Verletzungen sind ebenso 
interessant für den Kriegschirurgen wie die guten Photographien der schwer be- 
schädigten Schädel. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


24) J. Roberts. An easy method of making osteoplastic flaps in 
cranial surgery. 
(Arch. intern. de chirurgie 1907. Vol. III. Fasc. 6.) 


R. bedient sich eines Segmenttrepans, um den Knochenlappen zu umschneiden, 
und durchfeilt mit einem raspelartigen Instrument, das zwischen Kopfschwarte 





und Schädeldach vorgeschoben wird, die Knochenbrüche der Basis. Die Methode 
ist der Anwendung von Hammer und Meißel vorzuziehen, da sie keine Erschüt- 
terungen verursacht. Vor der elektrischen Säge hat sie den Vorteil, daß sie 
überall angewandt werden kann und wenig kostspielig ist. 

Revenstorf (Hamburg). 


25) Gurd and Nelles. Intracranial abscess due to the typhoid- 
bacillus. 
(Annals of surgery 1908. Januar.) 


Ein Mann wurde unter Fiebererscheinungen ins Hospital aufgenommen. Ana- 
mnestisch wurde festgestellt, daß er 4 Wochen vorher einen Hieb mit einem 
Stock gegen die rechte Kopfhälfte bekommen hatte. Es bestanden jetzt Nacken- 


692 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


steifigkeit, aufgehobene Kniereflexe, Kopfschmerz und eine teigige Anschwellung 
über dem rechten Scheitelbein, in deren Mitte der Schädel eine Knochendepression 
zeigte. Eine Blutuntersuchung zeigte deutliche Widal’sche Reaktion. Bei Trepa- 
nation in der Gegend der Kopfschwellung fand man einen zwischen Knochen und 
Dura liegenden Abszeß, aus dem mit Sicherheit der Typhusbazillus gezüchtet 
wurde. Nach und nach trat Heilung ein. 

Verff. glauben, daß durch den Stockhieb ein Hämatom entstanden sei, in das 
bei der bald darauf folgenden Erkrankung an Typhus der Typhusbazillus vom 
Blut aus eingedrungen sei. Herhold (Brandenburg). 


26) West. Notes on the infection in acute otitis media and consecutive 
acute suppurative mastoiditis. 
(St. Bartholomew’s hospital reports Vol. XLIII. 1908.) 

W. hat 13 Fälle von akuter eitriger Mastoiditis nach Mittelohrentzündung 
bakteriologisch untersucht; alle ergaben Reinkulturen, 4 Pneumokokken, 9 Strepto- 
kokken. Die Pneumokokkeninfektion hatte sich stets an eine Mittelohreiterung 
von längerer Dauer angeschlossen; die Ansicht, daß die Pneumokokken bei Ohr- 
eiterungen rasch zugrunde gehen und durch Streptokokken ersetzt werden, ist 
demnach nicht richtig. Lungenerkrankungen gingen in keinem der 4 Fälle voraus, 
die sämtlich Erwachsene betrafen. Der Verlauf war subakut, die Einschmelzung 
der Zellen des Warzenfortsatzes sehr ausgedehnt, im Gegensatz hierzu die Tempe- 
ratur normal oder nur wenig erhöht; es war mehr zur Bildung eines blassen 
Granulationsgewebes als eigentlichen Eiters gekommen. 

W. fand unter etwa 100 aus der Literatur gesammelten Fällen von primärer 
akuter Mittelohreiterung 48 durch Pneumokokken, die übrigen etwa gleich häufig 
durch Staphylokokken und Streptokokken verursacht, dagegen bei 115 Fällen von 
akuter eitriger Mastoiditis 74 mal Streptokokken, nur 34 mal Pneumokokken, bei 
den übrigen Staphylokokken. Die akuten Warzenfortsatzeiterungen bei Kindern 
sind meist Streptokokkeninfektionen, die bei Erwachsenen meist durch Pneumo- 
kokken verursacht. Mohr (Bielefeld). 


27) P. Clairmont. Östeoplastik wegen Defekt nach Operation eines 
Stirnhöhlenempyems. (Aus der v. Eiselsberg’schen Klinik.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1908. Nr. 2.) 

Einen tiefen, sehr verunstaltenden Defekt, welcher nach mehrfacher Empyem- 
operation zurückgeblieben war, deckte Verf. in folgender Weise: Links wurde 
darüber ein Periostknochenlappen nach v. Hacker-Durante mit dem Stiele 
nach außen gebildet, rechts eine darüber abgemeißelte Knochenspange frei über- 
tragen, über beide der nach oben abgelöste Hautlappen heruntergeschlagen und 
vernäht. Bilder der Pat. vor und nach der Operation veranschaulichen den guten 
Erfolg. Renner (Breslau). 


28) D. Pupovacz. Aneurysma verum arteriae temporalis superficialis 
dextrae. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 48.) 

Ein ohne Trauma entstandener Fall dieser seltenen Erkrankung konnte leicht 
durch Unterbindung der Temporalis zentral und peripher und nachfolgende Aus- 
schälung der Geschwulst geheilt werden. Abbildung des Präparates und eines 
mikroskopischen Schnittes. Renner (Breslau). 


29) D. J. Cranwell. Angiome caverneuse de la face. 
(Revue de chir. XXVL. ann. Nr. 4.) 

Die Beobachtung ist besonders durch die Schwierigkeiten, welche die exakte 
Diagnose darbot, interessant, sowie durch die Umgestaltung des Gesichtsskeletts, 
die das starke Wachstum der Geschwulst erzeugte. In der Tat ließ die große von 
der Regio canina ausgehende angeborene, von fast normal gefärbter Haut bedeckte, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 693 


nicht fluktuierende, nicht kompressible Geschwulst mit knorpelharten Einlagerungen 
(Angiolithen) kein Angiom erwarten. Da sich die Neubildung umschrieben ent- 
wickelt hatte, gelang ihre Entfernung relativ leicht, wenn auch nicht ohne starken 
Blutverlust. Christel (Metz). 


30) Gottschalk. Karzinom der linken Schläfen-, Stirn- und Ohrgegend. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1%8. Nr. 11.) 
Das Karzinom war wegen seiner Ausdehnung nicht mehr operabel. Durch 
Röntgenbehandlung wurde eine Heilung erzielt. Borchard (Posen). 


31) Broeckaert (Gand). Contribution au traitement chirurgical de 
l’hypertrophie du nez. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1908. Nr. 1 u. 2.) 

Bei einer infolge Akne enorm verdickten und verlängerten Nase (10 cm lang) 
exzidierte B. zwei ovale Lappen, den einen längs, den anderen quer. Von den 
Rändern aus entfernte er zur Verdünnung der Haut ihrer Oberfläche parallele 
Scheiben unter sorgfältiger Schonung der Epidermis und der Knorpel. Totale 
Naht. Das Resultat ist, wie die beigegebenen Photographien zeigen, recht gut. 
B. zieht sein Verfahren der totalen Enthäutung vor. 

Vorderbrügge (Danzig). 


32) K. Gütig. Zur operativen Behandlung des Rhinophyma. (Aus 
dem Rudolfinerhaus in Wien.) 
(Wiener klin. Wochenschrift 1907. Nr. 51.) 

In Krankengeschichte und Photographien eines Falles schildert G. die jetzt 
von Gersuny geübte Methode: Umschneidung und Exstirpation der Knollen bis 
auf die Knorpelhaut mit Belassung eines schmalen Hautsaumes, speziell an den 
Rändern der Nasenflügel und an der Nasenspitze, dann Deckung des Defektes mit 
Epidermislappen, die den exstirpierten Knollen entnommen werden. Die Bilder 
beweisen den guten Erfolg. Renner (Breslau). 


33) ©. Kiliani. Schlosser’s alcohol injections for facial neuralgia. 


Sixteen month’s experience with fiftyfive cases; three failures. 
(New York med. record 1908. Januar 18.) 

K. berichtet über 55 Fälle von Behandlung der Trigeminusneuralgie mit 
Alkoholinjektionen. 

Die Resultate sind zwar, wie bei allen Verfahren, nicht immer dauernde, aber 
es wurde doch bei allen Pat. bis auf drei Erfolg erzielt. 

In einem Falle wurde ein Rückfall konstatiert, bei 47 vorläufig sichere Heilung. 

Zuerst wurden stets periphere Injektionen gemacht ohne Narkose oder Lokal- 
anästhesie. Sorgfältige langsame Instillation verhinderte üble Nebenwirkungen wie 
Schädigungen der Augenmuskeln. 

Später wurde in die Foramina und auch in das Ganglion injiziert. Beinahe 
jede Injektion in den zweiten Ast durch das Foramen infraorbitale rief leichte 
Parese des Facialis hervor infolge der Verbindung desselben mit dem Ganglion 
sphenopalatinum; doch ging diese Affektion in der Zeit von 3 Tagen bis auf 
2 Wochen zurück. 

Verbraucht wurden ungefähr 2 ccm Alkohol. 

Verf. hat die Schlösser’sche Methode bei dieser großen Anzahl Kranker 
seit September 1906 begonnen. Loewenhardt (Breslau). 


34) H. Böhmig. Beitrag zu den Geschwülsten der Oberkieferhöhle 
(Oystadenom mit epulidem Grundgewebe). 
(Virchow’s Archiv Bd. CXC. p. 421.) 
Bei einer 70jährigen Frau wurde eine in wenigen Wochen zu Walnußgröße 
herangewachsene Geschwulst eines Alveolarfortsatzes, die die Vorderwand der 


694 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


Kieferhöhle völlig zersetzt hatte, exstirpiert. Rasches Auftreten von Rezidiven 
nach 3 und nach nochmaliger Operation nach 5 Wochen. Sitz der Rezidive jedes- 
mal der harte Gaumen. 

Mikroskopisch zeigten sämtliche Geschwulstmassen in ihren bindegewebigen 
Bestandteilen die charakteristischen Merkmale einer Epulis. Der epitheliale An- 
teil der Geschwulst wuchs in Hoblschläuchen von stets einschichtigem Zylinder- 
epithel und bildete in seinem weiteren Wachstum Cysten, die mit Schleim angefüllt 
waren. 

Unter Ablehnung etwaiger metaplastischer Vorgänge des Epithels wird als 
Ursprungsort für den epithelialen Anteil der Geschwulst die Kieferhöhle mit 
Sicherheit nachgewiesen. Karzinomatöse Partien fanden sich nirgends. Als be- 
sonders interessant wird vom Verf. betont, daß in der fibroepithelialen Geschwulst 
die eigentliche Triebkraft für das Rezidivieren im bindegewebigen Faktor der Ge- 
schwulst lag, und daß der epitheliale Anteil lediglich mitgewachsen sein muß, ein 
Beweis für den innigen Zusammenhang von Bindegewebe und Epithel in derartigen _ 
Geschwülsten. Ein Analogon für seine Mitteilung konnte B. in der Literatur 
nicht vorfinden. Doering (Göttingen). 


35) Unterberger. Zur Kenntnis der angeborenen Fisteln der Unterlippe. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 


Zwei in der Königsberger Klinik beobachtete Fälle von Unterlippenfisteln 
werden mitgeteilt: 

1) 4jähriger Knabe; beiderseits, 2 mm von der Mittellinie entfernt, eine kleine 
Delle, innen und medial von einem halbmondförmigen Wall begrenzt. Keine 
Sekretion der Fisteln. Exzision. Gleichzeitig doppelseitige Hasenscharte und 
Gaumenspalte. 

2) 1jähriger Knabe. Doppelseitige Hasenscharte und zwei Fisteln der Unter- 
lippe, dicht an der Mittellinie. Keine Sekretion. Exzision der Fisteln. 

Der mikroskopische Befund wird mitgeteilt; es fehlten Schleimdrüsen in den 
Fisteln. Verf. schließt sich der Theorie Stieda’s an, daß es sich um eine Röhren- 
bildung handele, entstanden durch exzessives Wachstum, durch Verschluß zweier 
im Embryonalleben auftretender Furchen der Unterlippe. Doch glaubt er nicht, 
daß in allen Fällen aus den Furchen durch Verklebung Röhren entstehen; denn 
es könnten dann die Fisteln nicht so nahe der Mittellinie liegen, wie in den beiden 
beschriebenen Fällen. Langemak (Erfurt). 


36) Gyselynck. Prolongement kystique suppure de la glande paro- 
tide. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1908. Nr.1 u. 2.) 

Der Fall betrifft eine äljährige Frau, bei der sich 21/, Jahre vorher eine nuß- 
große Anschwellung in der rechten Unterzungenbeingegend spontan gebildet hatte. 
Im Anschluß an eine Tonsillarangina plötzliche Zunahme bis Hühnereigröße ; 
Punktion ergab tuberkuloseverdächtigen Eiter. Bei der Operation fand sich nach 
Lösung der innigen Verwachsungen ein Fortsatz bis in die Parotis. Abtragen 
desselben dicht oberhalb des Kieferwinkels, Drainage, Naht. Heilung mit Speichel- 
fistel. Vorderhrügge (Danzig). 


37) Delsaux. Malade laryngostomise pour retrecissement cicatriciel 
sousglottique, canulard depuis plus de deux ans, actuellement en voie 
de guérison. 

(Ann. de la soc. belge de chir. 1908. Nr. 2 u. 3.) 

Bei dem 20jährigen Pat. war die Stenose nach der Naht der durchschnittenen 
Luftröhre aufgetreten; sie saß unterhalb des Ringknorpels mit 3 mm Durchmesser. 
Monatelange Bougierungen, auch von einer medianen Laryngotomiewunde aus, 
brachten nicht den gewünschten Erfolg. Jetzt wurde die Killian’sche Laryngo- 
tracheotomie gemacht, die Stenose breit gespalten und nun konsequent dilatiert. 


EM — n~n — 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 695 


Nach 3 Monaten ist von Narben nichts mehr zu sehen; in den nächsten Tagen 
soll die 13 mm starke Kanüle definitiv entfernt und die Ofinnng durch Naht ver- 
schlossen werden. Vorderbrügge (Danzig:. 


38) S. Piquand. Branchioma conjonctif du cou. 
(Bull. et mém. de la soc. d’anatom. de Paris 1907. Nr. 7.) 

Ein 19jähriger tuberkulöser Mann trägt an der rechten Halsseite eine unter 
dem inneren Sternalrande gelegene nußgroße bewegliche Geschwulst in der Höhe 
zwischen Zungenbein und oberem Schildknorpelrande. Sie wird für ein Lymphom 
gehalten und entfernt. Sie lag in einer Bindegewebskapsel, aus der sie leicht 
stumpf auszulösen wur, bis auf einen Strang, der mit der Scheide der großen Ge- 
fäße in Verbindung stand. 

Histologisch war es eine jener in den Speicheldrüsen sehr häufig, an dieser 
Stelle aber sehr selten vorkommenden bindegewebigen Mischgeschwülste aus Sar- 
kom-, Myxom-, Fibrom- und Chondromgewebe zusammengesetzt. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


39) Chevassu. Kyste presternal & structure pharyngo-salivaire. 
{Bull. et mem. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 8.) 

Bei einem 26jährigen Mann fand sich über dem Brustbein eine taubeneigroße 
Cyste, die solange bestanden hatte, als sich der Kranke erinnern konnte. Bei der 
Exstirpation findet C. einen Fortsatz, den die Cyste über das Jugulum hinüber- 
sendet, und der sich retrosternal bald in einen bindegewebigen, stark gefäßhaltigen 
Strang verwandelt. 

Die Cyste ist mit Flimmerepithel ausgekleidet, das von adenoiden Haufen 
durchsetzt ist. Die Submucosa führt typische Speicheldrüsen, deren Ausführungs- 
gänge in die Cyste münden. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


40) H. Moses. Beiträge zur chirurgischen Behandlung des Morbus 
Basedowi. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 524.) 

Als Anhänger der Anschauung von der Sekretionsanomalie der Schilddrüse als 
Ursache des Morbus Basedowi geht Herr& bei dem Leiden operativ vor, wenn 
eine interne Behandlung erfolglos war, während weit fortgeschrittene Fälle mit 
Herzveränderungen von der Operation ausgeschlossen werden. Wichtig ist, daß, 
zumal bei progredienten Fällen, der richtige Zeitpunkt für die Operation nicht 
verpaßt wird. Die Arbeit stützt sich auf 32 Fälle, wovon 8 bereits von Ehrich 
bearbeitet und 4 nicht operiert worden sind. Häufig fanden sich in der Anamnese 
Erkrankungen, die eine Prädisposition für das Leiden abgeben sollen: familiärer 
Kropf, Tuberkulose, Nervosität und Bleichsucht. Als auslösendes Moment wurden 
oft psychische Traumen, Operationen an den weiblichen Genitalien und andere 
Eingriffe angeschuldigt. Die Unterscheidung in primären und sekundären Morbus 
Basedowi hält Verf. nicht für durchführbar; unter seinem Materiale ließ sich nur 
1 sicher sekundärer Fall nachweisen. 2 Fälle hatten eine ziemlich akute Entstehung 
innerhalb 7 und 8 Wochen. 

Von den Symptomen des Morbus Basedowi wurden der Kropf regelmäßig, 
Pulsation des Kropfes 9mal, Dyspnoe 16mal, Exophtbalmus regelmäßig mit einer 
Ausnahme, das Gräfe’sche Symptom in 13, daa Stellwag’sche in 8, das Mö- 
bius’sche in 8 Fällen, Tachykardie fast regelmäßig, Tremor 23mal, andere ner- 
vöse Störungen in vielen Fällen verzeichnet. 

An den 28 operierten Pat. wurden insgesamt 34 Operationen ausgeführt: Re- 
sektion oder Enukleation 25mal, Arterienligatur 7mal, Sympathektomie 2mal. Als 
Indikation zur Resektion galt ein voll ausgebildetes Krankheitsbild mit längerem 
Bestand; höhere durch Intoxikation zu erklärende Temperaturen wurden dabei nicht 
beobachtet. Während der klinischen Beobachtung wurde hiernach mit nur drei 
Ausnahmen eine Besserung der Tachykardie und mit nur einer Ausnalıme des sub- 
jektiven Befindens niemals eine Verschlechterung beobachtet. Dauernd geheilt, 


696 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 22. 


d. h. frei von allen subjektiven Störungen unter nahezu völligem Verschwinden 
auch der objektiven Veränderungen, wurden von 21 nachuntersuchten Pat. 3, alle 
übrigen waren wesentlich gebessert. 

Die Arterienunterbindung wurde in 7 Fällen ausgeführt bei weichem Gefäß- 
kropf, bei kurzem Bestand des Leidens, bei leichten Erscheinungen und zur Ver- 
besserung des Resektionserfolges. Soweit Nachuntersuchungen vorliegen, wurden 
damit 2 Pat. erheblich, 5 in mäßigem Grade gebessert, bei 1 wurde noch später 
wegen Verschlechterung die Sympathektomie ohne Erfolg vorgenommen. 

Im ganzen ergaben sich also bei 28 Operationen 4 Heilungen, 10 erhebliche 
und 6 geringe Besserungen, 3 Mißerfolge und 1 operativer Todesfall. 

Bemerkt mag noch werden, daß stets in Narkose operiert wurde. 

Die pathologisch-anatomisch untersuchten Fälle ergaben keine absolut typischen 
Veränderungen. Trotz der regelmäßig zu beobachtenden starken Erweiterung und 
Zerreißlichkeit der Gefäße ließen sich histologisch an diesen keine Veränderungen 
nachweisen. Beich (Tübingen). 

41) Mayer et Danis. Note sur un nouvel appareil destiné à eviter 
les accidents du pneumothorax dans les interventions intrathoraciques. 
(Ann. de la soc. belge de chir. 1908. Nr. 1 u. 2.) 

Der auf dem Brauer’schen Überdruckprinzip aufgebaute Apparat unter- 
scheidet sich von dem Brauer’schen dadurch, daß der Überdruck in den Lungen 
nicht durch die Inspiration unter erhöhtem Druck, sondern durch Einschalten von 
Widerständen, die der exspirierte Luftstrom zu überwinden hat, erzielt wird; 
außerdem bietet er den Vorteil, daß der Kopf des Pat. dem Narkotiseur frei zu- 
gängig bleibt. Zwischen zwei entsprechend geformten Metallplatten, von denen 
die eine zwischen Zahnreihe und Lippen intrabukkal, die andere außen auf die 
Lippen zu liegen kommt, werden die Lippen luftdicht zusammengepreßt. Durch 
die Mitte der beiden durch Schrauben miteinander verbundenen Platten verläuft 
ein Rohr, das nach innen offen ist und außen durch drei kurze, winklig gebogene 
Abzweigungen mit drei Gummischläuchen in Verbindung steht. Durch den einen 
Schlauch wird ein genau dosierbares Chloroform-Sauerstoffgasgemisch zugeführt, 
der zweite geht ganz kurz in einen Gummiballon über, der bei event. Erbrechen 
das Erbrochene in sich aufnehmen soll. Der dritte Schlauch nimmt die Exspira- 
tionsluft auf und leitet sie in einen Kasten von 80><40><45 cm Umfang, der dazu 
dient, die einzelnen Exspirationsstöße aufzuheben. Durch ein Rohr verläßt die 
Luft den Kasten und gelangt unter eine zylindrische Metallglocke, die in ein mit 
Wasser gefülltes, graduiertes Gefäß eintaucht und zwischen Führungsringen nach 
oben und unten verschiebbar ist. Um von hier aus nach außen entweichen zu 
können, muß die Luft einen der Wasserhöhe entsprechenden, genau dosierbaren 
Druck überwinden, wodurch sich ein Überdruck in den Lungen leicht herstellen 
läßt. Ein Manometer vervollständigt den Apparat. 

Soll derselbe — nach eingeleiteter Narkose — in Tätigkeit treten, so muß 
natürlich die Nase durch eine Klammer luftdicht abgeschlossen werden. Praktisch 
angewandt wurde das Verfahren von Depage mit bestem Erfolge bei einer 
Lungennaht. 

In der Einfachheit des leicht zu transportierenden Apparates, sowie darin, daß 
der Kopf des Narkotisierten frei zugängig bleibt, sehen die Verff. bemerkenswerte 
Vorzüge gegenüber den bisherigen dem gleichen Zweck dienenden Konstruktionen. 

Vorderbrügge (Danzig). 





Berichtigung. Die Skizze zum Referat 12 auf p. 497 ist durch Versehen des 
Setzers auf den Kopf gestellt. Sie wird klar, wenn man das Heft dreht. 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115). oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. | 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 











in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 23. Sonnabend, den 6. Juni 1908. 
Inhalt. 


I. Momburg, Die künstliche Blutleere der unteren Körperhälfte — II. Th. Kölliker, Zur 
Technik der Ösophagoskopie. (Originalmitteilungen.) 

1) Kolaczek, Muskelangiom. — 2) Revenstorf, Luftembolie im Röntgenogramm. — 8) Hut- 
chings, Behandlung mit Bakterienvaccinen. — 4) Coley, Bakterientoxine gegen Sarkome. — 
5) Lockwood, Zur aseptischen Chirurgie. — 6) Low, 7) Tietze, Behandlung chirurgischer Tuber- 
kulose. — 8) Kuhn u. Rössler, Catgut. — 9) Boldt, Bettruhe nach Bauchoperationen. — 10) Kotzen- 
berg, Peritonitis. — 11) Cohn, 12) Haim, 13) Noehren, 14) Morris, 15) Barret, 16) de Fourme- 
straux, Appendicitis. — 17) Krüger, Entfernung des Wurmfortsatzes bei Bruchoperationen. — 
18) Coley, 19) Bardescu, 20) Hahn, Herniologisches. — 21) Pförringer, 22) Jolasse, Röntgen- 
verfahren bei Magen-Darmleiden. — 23) Delore u. Thevenot, Jejunostomie. — 24) Levin, 25) Gu- 
leke, Pankreaserkrankungen. 

26) Davis, Muskelangiome. — 27) Brandenstein, Antitoxinbehandlung bei Wundstarrkrampf. 
— 28) Schwarz, Milzbrand. — 29) Claudius, Catgut. — 80) Bartlett, Silberdrahtnetze bei Bauch- 
naht. — 81) Pels-Leusden, Angeborener Knochenmuskeldefekt. — 82) Goerlich, Im Bauche zurück- 
gelassene Fremdkörper. — 88) Steele, Intra-uterin erlittene Bauchverletzung. — 84) Carlson, Chro- 
nische Peritonitis. — 35) Ranzi, 86) Linkenheld, Appendicitis. — 87) Thomson, 838) Basset, 
89) Galassi, 40) Fromme, 41) Jaehne, Herniologisches. — 42) Harvie, Haarballen im Magen. — 
43) Klautz jJun., Magengeschwür. — 44) Hall u. Simpson, Phlegmonöse Gastritis. — 45) Thonlie, 
Postoperative Magendehnung. — 46) Soyesima, Magenresektion. — 47) Schostak, Ulcus pepticum 
jejuni. — 48) Löpinay, Meckel’sches Divertikel. — 49) Voigt, Postoperativer Spätileus. — 50) Wil- 
son, Ileus. — 51) Coffey, Dickdarmkrebs. — 52) Toyosumi, Mastdarmenge durch Geschwulstmeta- 
stasen. — 53) Haffter, Milzruptur. — 54) Nager u. Bäumlin, Banti’sche Krankheit. — 55) Han- 
cock, Atresie des Ductus choledochus. — 56) Jones, 57) Smith, Zur Geschichte der Chirurgie. 





I. 


Die künstliche Blutleere der unteren Körperhälfte. 
Vorläufige Mitteilung. 


Von 


Stabsarzt Dr. Momburg in Spandau. 


ie Frage der Blutersparnis bei eingreifenden Operationen im oberen 

Teile des Oberschenkels und am Becken hat die Chirurgen seit 
langem beschäftigt. Es sind eine ganze Reihe Methoden angegeben 
worden, derartige eingreifende Operationen möglichst unblutig zu ge- 
stalten; teils erreichten sie diesen Zweck nicht vollkommen, teils be- 
dingten sie selbst einen größeren operativen Eingriff. Ich habe mich 
seit längerer Zeit mit dieser Frage beschäftigt und bin zu dem Resul- 
tate gekommen, daß wir eine absolut sichere Blutleere der ganzen 
unteren Körperhälfte erreichen, wenn wir in der Taille, zwischen 


23 


698 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


Beckenschaufel und unterem Rippenrand, einen abschnürenden Gummi- 
schlauch anlegen. So ungeheuerlich der Gedanke, den halben Men- 
schen aus dem Blutkreislauf auszuschalten erscheint, so einfach, 
zweckentsprechend und bei der nötigen Vorsicht ungefährlich ist diese 
Methode, welche sich bereits in der Praxis bewährt hat. 

Die Anlegung des Gummischlauches geschieht folgendermaßen: 
Ein gut fingerdicker Gummischlauch wird dem liegenden Pat. unter 
voller Ausnutzung der Elastizität langsam in mehrfachen Touren 
(ca. 2—4 genügen) zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand 
umgelegt, bis die Pulsation der Art. femoralis nicht mehr fühlbar ist. 

Die Bedenken, welche sich dieser Methode entgegenstellen, sind 
zahlreich, aber, wie auch die Praxis gezeigt hat, nicht stichhaltig. Vor 
allem sind Schädigungen des Darmes so gut wie ausgeschlossen. Wir 
wissen, daß der Darm starke Schnürungen verträgt, was ja die oft 
lange dauernden Abklemmungen des Darmes durch Zangen bei Re- 
sektionen usw. beweisen. Günstiger liegen die Verhältnisse bei der 
Anlegung des Gummischlauches, da der Druck hier nicht den Darm 
direkt an einer zirkumskripten Stelle trifft, sondern die dicken Bauch- 
decken den Druck mildern und verbreitern. Letzteres trifft auch für 
die Ureteren zu. Andere Bauchorgane werden durch den Druck 
nicht getroffen. Daß der durch die Abschnürung der Ureteren be- 
dingten Urinstauung keine Bedeutung zuzuschreiben ist, ist ebenfalls 
bekannt. Eine wesentliche Störung der Herztätigkeit tritt im Augen- 
blicke der Abschnürung nicht ein. Eine Blutleere des Rückenmarkes 
ist ausgeschlossen, da die Schnürung unterhalb des unteren Endes 
des Rückenmarkes erfolgt. 

Anders verhält sich dieses bei Tieren. Ich habe mehrere Tier- 
versuche angestellt, auf die ich in dieser kurzen Mitteilung nicht aus- 
führlich eingehen will. Die Verhältnisse sind insofern anders, als 
1) das Rückenmark bis weit unter die Schnürung reicht und infolge- 
dessen eine Blutleere des Rückenmarkes eintritt; 2) haben wir keinen 
Maßstab für die Stärke des notwendigen Druckes, um eine vollkom- 
mene Abschnürung zu erreichen. Beim Tiere genügt eine mäßige 
Anspannung des Schlauches zur Erzielung der Blutleere, welche sich 
in sehr bald auftretender Lähmung der hinteren Partie kenntlich 
macht; 3) sind die Bauchdecken beim Tier außerordentlich dünn, so 
daß der Druck des Schlauches den Darm mehr direkt trifft. Ich habe 
deshalb eine Gummibinde an Stelle des Schlauches benutzt oder den 
Schlauch über einen um das Tier gelegten Filzstreifen angelegt. Bei 
Berücksichtigung dieser Punkte habe ich den Schlauch bis 11/, Stunden 
ohne Schädigung liegen lassen. 

Bei der Lösung des Gummischlauches, welche nach Hochlagerung 
der Beine erfolgt, tritt infolge der plötzlichen Wiedereinschaltung der 
ganzen unteren Körperhälfte in den Kreislauf eine Alteration der 
Herztätigkeit von kurzer Dauer auf. Leicht läßt sich eine von dieser 
Seite drohende Gefahr dadurch vermeiden, daß man an beiden Ober- 
und Unterschenkeln je eine abschnürende Gummibinde anlegt, wäh- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 699 


rend der Schlauch in der Taille noch liegt, und durch sukzessives 
Lösen der einzelnen Abschnürungen die untere Körperhälfte langsam 
wieder in den Kreislauf einschaltet. Eine Störung der Atmung tritt 
nicht ein. 

Abgesehen von zwei Fällen, wo ich den abschnürenden Schlauch 
am gesunden Menschen in der Taille ohne Narkose auf die Dauer 
von je 5 Minuten ohne jede Schädigung angelegt habe, ist die Me- 
thode zweimal praktisch bei größeren Operationen mit vollem Erfolge, 
ohne eine Schädigung der Baucheingeweide oder sonst eine Schädi- 
gung der Pat. erprobt worden. In einem Falle lag der Schlauch 
43 Minuten, im anderen 18 Minuten lang. Besonders in letz- 
terem Falle, bei welchem Herr Geh.-Rat Prof. Dr. Bier in der Ber- 
liner chirurgischen Klinik unter lumbaler Anästhesie wegen eines 
Sarkoms der Hüftpfanne das ganze Bein mit fast der ganzen zuge- 
hörigen Beckenhälfte fortnahm, bewährte sich die Methode glänzend. 

Ich will in dieser Mitteilung nicht auf Einzelheiten eingehen, 
behalte mir dieselben vielmehr für eine spätere ausführliche Arbeit 
vor, wenn die Erfahrungen weiterer Fälle vorliegen. 

Ich habe die feste Überzeugung, daß diese Methode in der Chi- 
rurgie und in der Gynäkologie eine große Bedeutung haben wird. 


Il. 
Zur Technik der Ösophagoskopie. 


Von 


Th. Kölliker in Leipzig. 


ye den vier Engen der Speiseröhre, der Ringknorpelenge, Aorten- 
enge, Bronchialenge und Diaphragmaenge, bereitet in der Regel nur 
die erste, die Ringknorpelenge, der Einführung ösophagoskopischer 
Tuben erheblichere Schwierigkeiten. 

Die Ringknorpelenge wird erklärt durch die Fixation der Speise- 
röhre an den Ringknorpel und die Wirbelsäule, durch die Ringknorpel- 
platte und durcb. die Abplattung der Speiseröhre an dieser Stelle. 
Nach Jonnescu beträgt an der Ringknorpelenge der sagittale Durch- 
messer der Speiseröhre 19 mm, der frontale 24 mm. Diese Verhältnisse 
mit Ausnahme eines stark verknöcherten Ringknorpels sind es aber 
nicht, die der Einführung von Tuben Schwierigkeiten machen, sondern 
die Anordnung der Muskulatur. Deutlich wird das bewiesen durch 
den Umstand, daß, falls ein Bougie oder ein Mandrin die Ringknorpel- 
enge passiert, ein Tubus aber nicht, dann lediglich fehlerhafte Technik 
die Schuld am Mißerfolg trägt, so Verengerung der Speiseröhre durch 
die Wirbelsäule bei zu starkem Überbiegen des Kopfes, so Andrängen 
des Tubus an die Seitenwand der Speiseröhre bei schiefer Stellung 
des Tubus. Korrigiert man diese Fehler, dann stößt die Einführung 
des Rohres auf keine Schwierigkeiten. Gelangt man aber schon mit 

993% 


700 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


dem Bougie oder dem Mandrin nicht durch die Ringknorpelenge, dann 
ist die Muskulatur die Ursache, und es handelt sich um einen Muskel- 
krampf, einen Krampf des Constrictor pharyngis inferior. 

Der Constrictor pharyngis inferior wird durch zwei Muskelbündel 
gebildet, dem an der Außenfläche der Cartilago thyreoidea sich an- 
setzenden Thyreopharyngeus und dem am Seitenrande der Cartilago 
cricoidea inserierenden Cricopharyngeus. An letzterem Muskel fällt 
nun auf, daß seine Fasern von hinten oben und hinten unten her 
nach dem Ringknorpel konvergieren. Eine Kontraktion oder ein 
Spasmus dieses Muskels kann nun niemals, wie von mancher Seite 
angenommen wird, den Ringknorpel nach der Wirbelsäule hin ziehen, 
sondern die Zusammenziehung dieses Muskels verursacht einen sphinkter- 
artigen Verschluß der Speiseröhre, und zwar entsprechend dem Ver- 
laufe der konvergierenden Muskelfasern in der Höhe des unteren 
Randes der Ringknorpelplatte. 

Die physiologische Enge am Ringknorpel kann demnach auf 
zweierlei Weise die Einführung des Ösophagoskops erschweren, ein- 
mal durch fehlerhafte Einführungstechnik und zweitens durch Krampf 
des Constrictor pharyngis inferior. Letzterer ist besonders dann zu 
erwarten, wenn es sich um hochsitzende Läsionen, um hochsitzende 
Tumoren oder Fremdkörper der Speiseröhre handelt... 

Ein Spasmus des Constrictor pharyngis inferior darf nun nicht 
gewaltsam überwunden werden, sondern durch ein schonendes Vor- 
gehen. Zunächst versucht man durch rotierende Bewegungen unter 
sanftem Druck das Hindernis zu überwinden. Gelingt das nicht, dann 
wartet man am zweckmäßigsten eine Weile ruhig zu und gelangt dann 
oft mühelos durch dieEnge. Vielfach überwindet man auch den Krampf, 
indem man den Kranken anweist, leer zu schlucken. Dabei gleitet 
der Kehlkopf nach oben und etwas nach vorn und stülpt dadurch die 
Speiseröhre gewissermaßen über den Tubus. Zunge und Zungenbein- 
muskeln öffnen die Pharynxenge. Schließlich wäre auch eine lokale 
Pinselung mit Kokain- oder Eukainlösung zu versuchen. — 





1) H. Kolaczek. Über das primäre Muskelangiom. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 448.) 

Zu den bisher erst in 46 Fällen publizierten primären Muskel- 
angiomen liefert Verf. aus der v. Bruns’schen Klinik einen Beitrag 
von fünf klinisch und histologisch genau untersuchten Fällen. Sitz 
der Geschwulst war je 1mal der Biceps brachii, der Biceps femoris, 
der Rhomboideus, der Masseter und bei einer diffusen Form der Biceps 
femoris, Vastus ext., Gastrocnemius, Soleus und Extensor digitorum 
brevis. Letzterer Fall, der zugleich mit einem Hautangiom kompli- 
ziert war, bildete durch Riesenwuchs der ganzen befallenen Extremität 
ein Unikum. Unter Ergänzung und Fortführung der Suter’schen 
Statistik bringt es Verf. zu einem Gesamtmaterial von 95 Fällen, die 
zu einer eingehenden klinischen Besprechung verwendet werden. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23 701 


Das weibliche Geschlecht wird von der Geschwulst bevorzugt in 
einem Verhältnis von 3:2. Gewöhnlich tritt das Muskelangiom in 
jugendlichem Alter auf und beruht als Mißbildung auf angeborener 
Grundlage. Traumen, die in acht Fällen ätiologisch angeschuldigt 
wurden, kann man höchstens als Wachstumsreize bei latenter Anlage 
gelten lassen. Befallen waren 27mal die oberen, 42mal die unteren 
Gliedmaßen, 17mal der Stumpf und 6mal der Kopf, im einzelnen fast 
sämtliche Muskeln, selbst die des Auges und der Zunge. 

Wichtiger als die sehr wechselnde Größe der Geschwülste ist 
deren Unterscheidung in umschriebene und diffuse. Ihr Auftreten war 
meist solitär, nur 4mal multipel. Die an sich gutartigen Muskel- 
angiome können durch infiltrierendes Wachstum einen lokal bösartigen 
Charakter erhalten. Aus naheliegenden Gründen kommt das Leiden 
durchweg erst spät in chirurgische Beobachtung. Im Mittelpunkte der 
subjektiven Beschwerden steht der qualitativ verschiedene Schmerz, 
der unter 52 verwertbaren Fällen 41mal als vorhanden, 11mal als 
fehlend verzeichnet wurde. Dieser ist bei Extremitätenangiomen 
nahezu konstant, bei anderen Lokalisationen seltener, vermutlich weil 
die Geschwulst an den Gliedmaßen früher zu den Nerven in Beziehung 
tritt. Das Allgemeinbefinden war nur selten, dann infolge der 
Schmerzen geschädigt. 

Die bedeckende Haut ist in der Mehrzahl der Fälle gesund, in 
selteneren von Gefäßerweiterungen und subkutanen Angiomen einge- 
nommen, welch letztere dann die Diagnose erleichtern. Die palpato- 
rische Abgrenzung der Geschwulst, ihre Konsistenz- und Oberflächen- 
beurteilung hängt sehr von ihrem Sitz ab. Fluktuation und Kom- 
pressibilität sind diagnostisch wertvolle, aber keineswegs regelmäßige 
Merkmale. Bei Extremitätenangiomen sind Volumschwankungen bei 
Lagewechsel, Muskelkontraktion und Gefäßkompression recht häufig 
und lassen sich auch durch Anlegung elastischer Binden demonstrieren. 
Zu den seltenen Symptomen gehören fortgeleitete Pulsation und Ge- 
fäßgeräusche, sowie Krepitation. Letztere wird erzeugt durch Phlebo- 
lithen, deren röntgenologischer Nachweis, wie in zwei Fällen des Verf.s, 
die Diagnose entscheiden kann. Funktionsstörungen kommen teils 
durch Veränderungen der befallenen Muskulatur, vor allem aber durch 
Schmerzen zustande, die mitunter hochgradige Kontrakturen und De- 
formitäten verursachen können. Aus den skizzierten Symptomen er- 
gibt sich die schwierige differentialdiagnostischoe Abgrenzung der 
Muskelangiome, die nur in 12 Fällen vor der Operation gelungen war. 

Die Prognose der Muskelangiome ist quoad vitam eine gute, 
wenngleich diffuse, rasch wachsende Geschwülste recht erhebliche 
Störungen machen können. Bei radikaler Entfernung ist die Rezidiv- 
gefahr gering (im ganzen nur vier Rezidive). Auch bei nicht radikal 
operierten Fällen kann eine spontane Heilung eintreten, zumal wenn 
es sich um fibröse Angiome handelt. Bei allen rasch wachsenden, 
funktionell störenden und schmerzhaften Muskelangiomen ist die Ope- 
ration sicher angezeigt, die in radikaler Exstirpation bestehen soll. 


702 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


Zur Übersichtlichkeit des Operierens und zur Beherrschung der Blu- 
tung ist die Anwendung des Esmarch’schen Schlauches und bei 
der durch das gefäßreiche, schwammige Operationsgebiet erhöhten In- 
fektionsgefahr peinlichste Asepsis angezeigt. 

Unter diesen Bedingungen war der Verlauf der Heilung fast 
durchweg ein guter. Reich (Tübingen). 


2) Revenstorf. Darstellung experimenteller Luftembolie im 
Röntgenogramm. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 


Verf. hat einen 45jährigen Mann behandelt, der nach einem 
Selbstmordversuche (Schnitt in den Hals’ mit Verletzung der Vena 
jugularis) an Verblutung und Luftembolie des rechten Herzens zu- 
grunde ging. Im Anschluß daran führte er Untersuchungen an Meer- 
schweinchen aus, welchen er mit der Pravazspritze Luft in die rechte 
Vena jugularis injizierte. Man sieht dann die Luft in dem rechten 
Herzen als ein sichelförmiges helles Feld auf dem Röntgenogramm. 

Der praktische Wert des Röntgenverfahrens für die Erkennung 
der Luftembolie ist aber nur gering, kommt beim lebenden Menschen 
wegen des bedrohlichen Zustandes wohl überhaupt nicht in Betracht; 
höchstens kann sie für die Untersuchung am toten Körper die Be- 
deutung eines ergänzenden Verfahrens haben. 

Einen besonderen Wert könnte die Durchleuchtung nach Ansicht 
des Verf.s vielleicht für die Erkennung der Vorstadien der tödlichen 
Luftembolie besitzen, die sich ergeben, wenn nur eine geringe Menge 
Luft in das rechte Herz gelangt ist. Gaugele (Zwickau). 





3) W. H. Hutchings. Concerning the use of bacterial 
vaccines in surgery. 
(Journ. of the Michigan State med. society 1907. Juli.) 

Der Aufsatz handelt von der Behandlung mit Bakterienvaccinen 
unter Kontrolle der Bestimmung des opsonischen Index. (Über die 
Technik siehe den Aufsatz von Bine und Lissner aus der Krehl- 
schen Klinik in Nr. 51 1907 der Münchener med. Wochenschrift. Ref.) 

Geeignet zur Behandlung sind chronische Infektionen, wie Cystitis, 
Gonorrhöe, Fisteln nach Operationen und verschiedenen Formen loka- 
lisierter Tuberkulose. 

Durch die Bestimmung des opsonischen Index soll der günstigste 
Zeitpunkt für eine Vaccineeinspritzung ermittelt werden; es wird zum 
Zweck der Erhöhung der Immunität zur Zeit der positiven Phase ein- 
gespritzt. 

H. berichtet zum Beweise der Spezifität der Opsonine einen Fall 
von eiternden Halsdrüsen, bei dem Staphylokokken, Streptokokken und 
Subtilis nachgewiesen wurden; Heilung trat erst ein nach der sukzes- 
siven Behandlung mit den betreffenden Vaccinen. Die anderen chirur- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 103 


gischen Maßnahmen sollen selbstverständlich nebenhergehen. H. 
staute z. B. Handgelenktuberkulose nach 2monatiger vorheriger 
Vaccinebehandlung und sah dann rapide Besserung eintreten. 

Dosis der Injektion: Wright spritzt bei Behandlung eines neuen 
Falles 50 Millionen Staphylokokken ein (Ref.), H. nimmt viel weniger. 
Er beginnt mit 50000, steigt langsam bis 100000. Die günstigste 
Menge ist die, wenn der opsonische Index längere Zeit etwas unter 
normal gehalten werden kann. Zum Schluß befürwortet H. beson- 
ders die Behandlung der Gonorrhöe und der Fisteln. 

Deetz (Homburg v. d. H.). 





4) W. B. Coley. The treatment of sarcoma with the mixed 


toxins of erysipelas and bacillus prodigiosus. 
(Boston med. and surg. journ. 1908. Nr. 6.) 

Die Grundlage für seine Behandlung bildet die Beobachtung, daß 
inoperable Sarkome und Karzinome durch interkurrierendes, 12 Fälle 
durch künstlich erzeugtes Erysipel zur Heilung gelangten; dazu die 
experimentelle Beobachtung vom Verschwinden multipler Sarkome bei 
Hunden nach Behandlung mit Bakterientoxinen. ©. sah Heilung 
(3 Jahre rezidivfrei) in 28 eigenen Fällen unter 430, und 30 von an- 
deren behandelten. Es eignen sich alle Sarkomformen mit Ausnahme 
der melanotischen. Sitz der Geschwulst irrelevant. Fast alle Fälle 
von Pathologen untersucht. 

Indikationsstellung: 


1) Sarkome, die entweder wegen ihres Sitzes, ihrer Ausdehnung 
oder Rezidiven nach Operationen, das sind 75%, inoperabel sind, oder 
bei denen Pat. eine Operation verweigert. 

2) Knochensarkome, bei denen eine Gliedabsetzung in Betracht 
kommt. C. rät einen Versuch von 3 Wochen mit der Toxinbehand- 
lung zu machen. 

3) Als Prophylaktikum nach Operationen. 

Unter seinen 430 behandelten Fällen sah er drei Todesfälle im 
letzten Stadium, die möglicherweise dem Toxin zur Last zu legen 
sind, zwei traten ein unter Erscheinungen von Embolie (Sektionsbericht 
fehlt). 

Die Lösung, die er einspritzt, wird von Parke, Davis & Oo. in 
Detroit, Michigan, in Handel gebracht. Sie besteht aus zwei Stamm- 
lösungen: 

a. 1%ige Peptonnährbouillon, in welcher 3 Wochen lang Strepto- 
kokken gewachsen sind. 

b. 10 Tage alter Prodigiosus, welcher, auf 2%igen Agarplatten 
bei Zimmertemperatur gewachsen, abgekratzt, mit physiologischer 
Kochsalzlösung verrieben und 1 Stunde bei 75° sterilisiert wird. Der 
Stickstoffgehalt dieser Lösung wird nach der Kjeldahl’schen Me- 
thode bestimmt, per Kubikzentimeter. Multipliziert man die gefundene 
Zahl mit 6,25, so ergibt sich das Gewicht der Proteidsubstanz, und 


704 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


die Lösung muß so eingestellt werden, daß diese 12 mg im Kubik- 
zentimeter beträgt. 

Die Injektionsflüssigkeit setzt sich zusammen aus: 

a. 100 ccm, 
b. 30 ccm, 
Glyzerin 20 ccm. 

Jeder Kubikzentimeter enthält 2,5 mg Prodigiosusproteid. Zur 
Konservierung etwas Thymol. Die Flüssigkeit wird 2 Stunden bei 
75° sterilisiert und kühl aufbewahrt. CO. benutzt höchstens ein paar 
Wochen alte Lösungen. 

Dosierung für den Erwachsenen: !/, Tropfen, wenn in die Ge- 
schwulst gespritzt, 1/;—!/,, wenn in die Umgebung, in etwas gekochtem 
Wasser gelöst. Es tritt in der Regel Schüttelfrost und Temperatur 
39—40° auf. C. macht die Injektion 2—3mal wöchentlich, eventuell 
täglich, jedoch nie früher als bis die Temperatur wieder zur Norm 
herabgefallen ist. Gleichzeitig gibt er Tonika und sorgt für Stuhl- 
gang. Ist nach 4 Wochen keine Besserung eingetreten, so ist von 
der Behandlung nichts zu erwarten. Deetz (Homburg v. d. H.). 





5) C. B. Lookwood. On the use of chemicals in aseptic 
surgery. 
(Brit. med. journ. 1908. Februar 8.) 

Was wir nicht durch Hitze sterilisieren können, wie Hände des 
Operateurs, Haut des Kranken, Luft, zwingt uns unsere Asepsis mit 
chemischen Mitteln zu vervollständigen. Aber auch die durch Hitze 
erzielte Sterilität bedarf unaufhörlicher Prüfung, wenn man vor Uber- 
raschungen sicher sein will. L. behauptet, seine Hände in mindestens 
50% der Fälle tatsächlich keimfrei machen zu können und in den 
übrigen Fällen eine solche Keimarmut zu erreichen, daß außerordentlich 
feine Methoden nötig sind, um Keime nachzuweisen. Während der 
letzten 15 Jahre haben seine Prüfungen der Händedesinfektion ständig 
verbesserte Ergebnisse gebracht: von einem positiven Bakteriennachweis 
auf zehn Prüfungen bis zu einem Nachweis auf 66 Prüfungen. Dabei 
haben Untersuchungsmethode und Desinfektionsmittel nie gewechselt. 
L. schließt daraus, daß die Besserung in den Erfolgen erklärt werden 
muß durch die Art, wie er das Desinfektionsmittel anwendet. Nach der 
üblichen Waschung taucht er die Hände für mindestens 2 Minuten 
in eine alkoholische Lösung von 1:500 Quecksilberjodid und von da 
in eine wäßrige Lösung von gleicher Art und Stärke. Die Hände 
gelangen so abwechselnd 4A—5mal in diese beiden Lösungen, unter 
Benutzung der Fürbringer’schen Lehre von der fettlösenden und 
wasserentziehenden Wirkung des Alkohols. So belädt L. die Haut 
seiner Hände mit einer chemisch nachweisbaren Menge von Quecksilber- 
jodid. Noch nach 27 Stunden fielen die Prüfungen in dieser Richtung 
positiv aus. In dieser Beladung der Haut mit dem Desinfektions- 
mittel sieht L. ein sehr wichtiges Erfordernis der Wundbehandlung 
und den Grund für die Besserung seiner bakteriologischen Prüfungen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 705 


Die Gefahr der Luftinfektion in unseren Großstädten schlägt L. 
ziemlich hoch an, und da wir sie unmöglich ganz ausschalten können, 
so haben wir hierin einen weiteren Grund, unsere Asepsis durch 
chemisch wirkende Mittel zu verstärken. 

Nach L.’s Erfahrungen kann er durchaus nicht zugeben, daß 
schwache Lösungen von chemisch wirkenden Mitteln, wie er sie braucht, 
das Gewebe ernstlich schädigen. Seine sorgfältigen Untersuchungen 
in dieser Richtung haben ihm nie einen solchen Nachweis gebracht. 

Zusammenfassend meint L., daß Desinfizientien unentbehrlich sind, 
solange es unmöglich ist, Hände und Haut und die umgebende Luft 
ausnahmslos mit Sicherheit keimfrei zu machen. Weber (Dresden). 


6) W. Low. An address on the modern treatment of sur- 


gical tuberculosis. 
(Brit. med. journ. 1908. März 7.) 

Verf. empfiehlt zur Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 
außer den bewährten Maßnahmen, wie Freiluftbehandlung, Besserung 
des Allgemeinzustandes usw., die Anwendung des Koch’schen Tuber- 
kulins (T. R.) unter sorgfältiger Beobachtung des opsonischen Index. 
Letzterer ist der ziemlich genaue Ausdruck für die Widerstands- 
fähigkeit des Kranken gegen die ihn betreffende Infektion. Unmittelbar 
nach der Einspritzung von !/ıooo—!/son mg Tuberkulin sinkt die anti- 
bakterielle Kraft des Blutes (negative Phase« Wright’s), zuweilen 
unter Temperatursteigerung und Allgemeinstörung, um nach kürzerer 
oder längerer Zeit stark anzusteigen (»positive Phase«). Nach 10 bis 
14 Tagen ist die Kurve wieder ausgeglichen. Eine Steigerung der 
positiven Phase, an sich wünschenswert, ist bei Tuberkulin leider 
nicht möglich durch neue Einspritzung, eine Erniedrigung der nega- 
tiven Phase aber ist sehr wohl hierdurch möglich und sicherlich oft 
genug früher die Ursache gewesen für manche Enttäuschung der auf 
T. R. gesetzten Hoffnungen, wenn man ohne Prüfung des opsonischen 
Index zu früh die Einspritzung wiederholte. Abszesse, käsiges Ma- 
terial, Nekrosen müssen entfernt werden, damit die durch die Ein- 
spritzung in ihrer antibakteriellen Kraft erhöhten Gewebssäfte freien 
Zugang zum Krankheitsherd haben. Solche Eingriffe müssen peinlich 
vermieden werden während einer negativen Phase, weil die dabei 
unvermeidliche Belastung der Gewebssäfte mit Infektionsstoffen diese 
negative Phase noch vertiefen kann; sie müssen dagegen restlich über- 
einstimmen mit einem hohen opsonischen Index, mag er nun erzeugt 
sein durch Einspritzung oder durch Autoinokulation. 

Ebenso muß die Anwendung Bier’scher Stauung unter bestän- 
diger Prüfung des opsonischen Index geschehen. Das Nähere muß 
in der interessanten Arbeit, die dem Chirurgen neue Aufgaben stellt, 
eingesehen werden. Weber (Dresden). 


23** 


1706 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


7) A. Tietze. Die Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 


im Kindesalter. 
(Med. Klinik 1908. p. 391.) 

Die Jodoformeinspritzung ist das Verfahren der Wahl bei der 
Behandlung der tuberkulösen Abszesse, ihre Totalexstirpation kommt 
nur in besonderen Fällen in Frage. Da der kindliche Körper weit 
eher der Tuberkulose Herr wird wie der des Erwachsenen, so sind 
bis zur Verknöcherung der Epiphysen Operationen so viel wie möglich 
auszuschalten. T. hat seine in Tjähriger chirurgischer Krankenhaus- 
tätigkeit behandelten tuberkulösen Kinder nachuntersucht; die aus- 
führlich mitgeteilten Ergebnisse befriedigten im ganzen. 28 wurden 
planmäßig mit Alttuberkulin gespritzt, mit derart geringem Erfolge, 
daß dieses Verfahren wieder aufgegeben wurde. 

Zur Verbesserung der Behandlungsaussichten fordert T. berufs- 
mäßige Statistik, einwandsfreie Kindernahrung, Verbindung von chirur- 
gischer und physikalisch-diätetischer Behandlung, Sanatorien für skro- 
fulöse und tuberkulöse Kinder, das ganze Jahr hindurch geöffnete 
Kurorte für chirurgische Tuberkulosen, städtische, besonders für 
Tuberkulosekuren eingerichtete, mit Bädern, Liegehallen, Luft- und 


Sonnenbädern versehene Kinderkrankenhäuser. 
Georg Schmidt (Berlin). 





8) F. Kuhn und M. Rössler. Catgut, steril vom Schlacht- 
tier, als frischer Darm vor dem Drehen mit Jod oder Silber 


behandelt. II. Mitteilung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 185.) 

Die Abhandlung schließt sich an die I. Mitteilung der Verff. an, 
die von uns in diesem Blatte 1907 p. 597 referiert wurde. Ihre 
Tendenz ist, durch Berichte über zahlreiche, mit großem Fleiß und 
sinnreich angestellte Versuche den Nachweis zu liefern, daB das K.’sche 
Jod- und Silbercatgut allen klinischen Anforderungen entspricht. Zur 
Untersuchung diente meist das Kaninchen, in dessen vordere Augen- 
kammer Fadenfragmente verschiedenster Art, sterile Seide, Rohcatgut, 
Catgut nach verschiedenen Methoden präpariert, eingeführt wurden, 
um sowohl die Reaktionserscheinungen im Auge als die Vorgänge der 
Resorption bzw. Einkapselung dieser Fremdkörper studieren zu können. 
Dabei wurde behufs Beaugenscheinung dieser subtilen Erscheinungen 
das Zeiss’sche binokulare Cornealmikroskop benutzt (s. Abbildung 
des Instrumentes).. Ferner wurde das Ohr des Kaninchens zu Ver- 
suchen gebraucht, dergestalt, daß hier subkutan Fadenfragmente 
diverser Art eingepflanzt wurden. Dieser dünne durchscheinende 
Körperteil gestattet ebenfalls eine gute Beobachtung der Resorptions- 
usw. Vorgänge. Endlich wurden zu Hautnähten beim Menschen die 
verschiedensten Sorten Seiden- und Oatgutfäden verwendet und die 
folgenden Erscheinungen hinsichts Wundverhaltens, Sekretion, Kon- 
sistenzänderung des Fadens usw. genau notiert und miteinander ver- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 107 


glichen. Die Details dieser Versuche, deren Protokolle vorliegen, 
wiederzugeben, würde zu weit führen, es genüge deren Gesamtergebnis 
anzudeuten. Danach haben sich die K.’schen Catguts erstlich absolut 
steril erwiesen, sie sind reizlos und besitzen günstige Eigenschaften 
hinsichts Resorbierbarkeit. Die Reizlosigkeit der Präparate führen die 
Verff. darauf zurück, daß Jod und Silber mit dem Catgutfaden be- 
sonders schwer lösliche Verbindungen bilden, die frei von reizenden 
Nebensubstanzen sind. Was die Resorption betrifft, so erscheint diese 
beim Jodfaden langsamer als beim Silberfaden. Die Vorgänge der 
Silberfadenresorption sind in den Experimenten am Auge und Ohr 
des Kaninchens in besonders interessanter Weise gut verfolgbar. Der 
Faden zerfällt in kleine allmählich schwindende Teile, und das übrig- 
bleibende metallische, schwarz werdende Silber wird abgekapselt. Zum 
Schluß werden noch Versuche über Zugfestigkeit von Catgut mit- 
geteilt, die mit einem einfachen Apparate von eigener Konstruktion 
der Verff. angestellt sind (s. Abbildung). Die K.’schen Catguts zeigten 
sich auch hier den Catgutsorten anderer Art überlegen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





9) Boldt. How long must patients observe absolute rest in 
bed after abdominal operations? 
(Amer. journ. of obstetrics 1907. Juli.) 

Das frühzeitige Aufstehenlassen nach Laparotomien darf nicht 
schablonenmäßig gehandhabt werden. Pat. mit häufigem Erbrechen, 
oder unregelmäßigem und sehr frequentem Puls oder beträchtlicher 
Temperaturerhöhung läßt B. unter allen Umständen Bettruhe einhalten. 
Dagegen läßt er bei günstigem Verlauf aufstehen, sobald die Nach- 
wehen der Narkose überwunden sind. Voraussetzung ist exakte Etagen- 
naht der Bauchdecken und Heftpflasterbinde. Mohr (Bielefeld). 





10) Kotzenberg. Zur operativen Behandlung der diffusen 
eitrigen Peritonitis. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1908. Nr. 13.) 

Eine rechtzeitig operierte Peritonitis ist nach aller mensch- 
lichen Voraussicht durch geeignete Technik zu retten. Als solche 
bezeichnet Verf. auf Grund seiner guten Resultate (nur 9% Mortalität 
gegen 50% früher) die von Rehn-Noetzel eingeführte und ausge- 
baute: 

Wiederherstellung des intraabdominellen Druckes durch Schluß 
der Bauchhöhle bis auf eine genau abgepaßte Öffnung für das Glas- 
drain im unteren Wundwinkel. Die für die Bauchhöhle zurzeit beste 
Drainage ist die sog. Tampondrainage nach Dreesmann. Gründ- 
liche Spülung der Bauchhöhle mit gut temperierter Kochsalzlösung, 
bis die Spülflüssigkeit klar abläuft. Die Flüssigkeit wird nicht ent- 
fernt, sondern bleibt in der Bauchhöhle zurück. 

* 


708 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


Bei der Nachbehandlung ist die Lagerung des Kranken auf der 
schiefen Ebene erforderlich. Auf öftere Erneuerung des Tampons 
im Glasdrain ist besondere Sorgfalt zu verwenden. 

Der Schnitt verläuft am äußeren Rande des Rectus oder durch 
denselben. Unter allen Umständen ist die Eventeration zu vermeiden. 
Alle bereits vorhandenen Verwachsungen zwischen den Därmen sind 
zu lösen. Die Tampondrainage bleibt 3—4 Tage liegen, täglich wird 
die Gaze in den Glasdrains mehrmals erneuert. Anregung der Peri- 
staltik durch Glyzerinspritze vom 1. Tage an, oder wenn kein Erfolg 
eintritt, durch Strychnin. nitr. 4mal 5 mg innerhalb 4 Stunden. Die 
Krankengeschichten der 27 Fälle beschließen die sehr lesenswerte 
Arbeit. Langemak (Erfurt). 





11) M. Cohn. Beziehungen zwischen dem Bakterienbefunde 
und dem klinischen Bilde bei der akuten Wwurmfortsatz- 


entzündung. 
(v. Langenbeck's Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 


Haim hatte auf Grund einer groBen Reihe: von Beobachtungen 
die Behauptung aufgestellt, daB man aus dem bakteriellen Befunde 
bei der akuten Perityphlitis Schlüsse auf den klinischen Verlauf ziehen 
könnte, bzw. daß zwischen der Art des Krankheitsbildes und der Art der 
infizierenden Bakterien ein ganz bestimmter Zusammenhang bestände. 
C. hat deswegen 43 Fälle akuter Wurmfortsatzentzündung nach dieser 
Richtung untersucht und fand, daß zwischen dem Bakterienbefunde 
in dem Wurmfortsatz und in der Bauchhöhle oft große Differenzen 
bestehen. Unter seinen Fällen war die Streptokokkenerkrankung im 
Gegensatz zu dem Beobachtungsmaterial Haim’s sehr selten. Die 
Coliperitonitis bei Appendicitis verlief mehrfach sehr ungünstig, während 
sich die Prognose bei Streptokokken-Coliperitonitis besser gestaltete. 
Im Gegensatz zu Haim konnte CO. nicht finden, daB der Bakterien- 
befund die Abgrenzung ganz bestimmter Krankheitsbilder mit charak- 
teristischem klinischen Bild und Verlauf gestatte, oder daß aus dem 
klinischen Verlauf eine Diagnose auf die Art der bakteriellen Erreger 
möglich sei. Wenn man bei der Impfung aus der Bauchhöhle negativen 
Bakterienbefund erhält, so spricht das nach des Verf.s Ansicht trotzdem 
nicht für Sterilität, da man aus größeren Exsudatmassen doch immer 
noch Bakterien züchten konnte. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 





12) E. Haim. Über Appendicitis im höheren Alter. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie, Bd. XCII. p. 395.) 

Nach H. zeichnet sich die Appendicitis älterer Leute dadurch 
aus, daß die Allgemeinerscheinungen weniger hervortreten; namentlich 
sei das subjektive Befinden wenig gestört, die Fiebersteigerungen gering. 
Häufig seien bei ihnen Symptome, die auf Darmlähmung hinweisen. 
Trotzdem bei alten Leuten die milderen, durch Colibazillen verursach- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 709 


ten Infektionen häufiger seien, sei bei ihnen die Erkrankung viel ge- 
fährlicher als bei Kindern. Bei Bildung abgekapselter Abszesse könne 
die Krankheit sehr chronisch werden und jahrelang andauern. 
Worauf die sehr allgemein gehaltenen Angaben H.’s sich stützen, 
ist nicht ersichtlich, da er sich auf die Literatur fast gar nicht be- 
zieht und aus seiner eigenen Erfahrung nur einen einzigen Fall dar- 
bringt. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


13) Noehren. The value of the differential leucocyte count 


in acute appendicitis. 
(Annals of surgery 1908. Februar.) 

Nach einer genauen Blutkörperchenzählung in 69 Fällen von 
akuter Appendicitis kommt N. zu folgenden Schlüssen: 

1) Die Anzahl der Leukocyten schwankt zu sehr in den einzelnen 
Fällen; sie kann daher nicht als ein diagnostisches Hilfsmittel zur 
Beurteilung der Schwere des Prozesses gelten. 

2) Dasselbe gilt von dem Verhältnis der Zahl der polynukleären 
Zellen zu der Zahl der weißen Blutkörperchen. 

3) Wohl sind aber aus dem Prozentsatz der Anzahl der poly- 
nukleären Zellen Schlüsse zu ziehen, indem 90% und mehr für einen 
schweren Prozeß sprechen, der der sofortigen Operation bedarf. 78% 
und weniger sprechen für einen milden Verlauf. Die Zahl, die zwi- 
schen % und 78% liegt, ist mit den vorhandenen klinischen Anzeichen 
insofern zu verwerten, als der Prozeß, wenn die klinischen Zeichen 
nicht widersprechen, desto ernster ist, je mehr er sich nach 90% hin- 
neigt. Herhold (Brandenburg). 





14) Morris. McBurney’s point and another point in appendix 
diagnosis. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 4.) 

M. macht auf einen Punkt aufmerksam, der für die Diagnose 
appendicitischer Erkrankungen in Betracht kommen kann und der 
seines Erachtens auf die rechten lumbalen Ganglien des Sympathicus 
bezogen werden muß. 

Der Punkt liegt auf der Verbindungslinie zwischen Nabel und 
Spina ant sup., nur nicht, wie MacBurney’s Punkt, 11/, Zoll medial- 
wärt von der Spina, sondern 11/, Zoll lateralwärts vom Nabel. Diese 
zwei Punkte sind beim Erwachsenen etwa 6 Zoll voneinander ent- 
fernt. 

Empfindlichkeit bei Druck auf diesen neuen Punkt kann bei 
Mangel jeden Schmerzgefühls bei Tastung des Mac Burney’schen 
Punktes noch den Schluß auf Erkrankung des Wurms zulassen. In 
solchen Fällen pflegt die genau symmetrisch gelegene Gegend der 


linken Lumbalganglien nicht druckempfindlich zu sein. 
W. v. Brunn (Rostock). 





710 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


15) Barret. A new technique for dealing with the appendix 
stump. 
(Annals of surgery 1908. Februar.) 

Verf. schlägt folgende Versorgung des Wurmfortsatzstumpfes vor. 
Es wird eine mit nicht zu dickem Catgut armierte Nadel an der Ver- 
einigungsstelle des Wurmes mit dem 
Blinddarme bei a eingestochen, unge 
fähr !/, des Umfanges vom Mesoappendix 
entfernt. Sie geht durch die tiefen Struk- 
turen des Wurmes, vermeidet aber die 
Lichtung, sie tritt bei b aus und wird 
bei c wieder eingestochen, um nunmehr 
bei d nachdem sie wieder die Lichtung 
vermieden hat, auszutreten. Nunmehr 
wird der Wurm zwischen zwei Quetsch- 
zangen gequetscht und abgetragen. Auf 
den Stumpf wird ein feines Instrument 
gesetzt, das ihn einstülpt und auf der 
einen Seite die Fäden bei a und d, auf 
der anderen bei 5 und c gefaßt und 
zusammengeknotet. Dadurch verschwin- 
det der Stumpf vollends, über ihn wer- 
den noch einige Lembert’sche Serosa- 
nähte durch die Wand des Blinddarmes 
gelegt. Herhold (Brandenburg). 








16) J. de Fourmestraux. Le drainage dans les peritonites 
généralisées d’origine appendiculaire. 
(Gaz. des höpitaux 1908. Nr. 17.) 

de F. empfiehlt die systematische Anwendung von fünf Drains, 
die so starrwandig sein müssen, daB sie nicht zu leicht geknickt werden 
können. — Die Verteilung — sämtliche Drains werden an der Inzi- 
sionsstelle herausgeleitet — ist folgende: 1) rechts hinauf gegen die 
Leber, 2) weiter nach links für den Raum, der vom Dickdarm um- 
grenzt wird, 3) zwischen vorderer Bauchwand und Därmen gegen die 
Mitte des Colon descendens, 4) an die Stelle, wo die Appendix ent- 
fernt wurde, 5) das wichtigste in den Douglas. Als 6) kann man bei 
Frauen noch in die Scheide ableiten. de F. hält diese fächerförmige, 
aus anatomischen Überlegungen hervorgegangene Anordnung für sehr 
glücklich. Er hat sie zuerst von Gre&goire anwenden sehen. Von 
sechs eigenen Pat. sind vier geheilt. V. E. Mertens (Kiel). 





17) Krüger. Über die Entfernung des Wurmfortsatzes bei der 
Bruchoperation. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XCII. p. 556.) 
Die aus der Riedel’schen Klinik hervorgegangene Arbeit er- 
örtert die Technik einer gleichzeitig von einem Schnitt aus vorzu- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 11 


nehmenden Bruchoperation und Appendektomie, einer Doppelopera- 
tion, die unter Umständen oft genug erwünscht sein kann. Handelt 
es sich um einen Leistenbruch, so muß eine etwa der Bassini’schen 
Methode entsprechende Schnittführung mit Spaltung des Leistenkanals 
gewählt werden; die Kocher’sche Operation eignet sich für den frag- 
lichen Zweck nicht. Ist der innere Leistenring freigelegt, so ist der- 
selbe mit stumpfen Haken ausgiebig zu dehnen, und nun kann man suchen, 
mittels Finger oder Pinzetten den Blinddarm vorzuziehen und des Fort- 
satzes habhaft zu werden, was oft genug gelingen wird. Dagegen 
lassen sich umgekehrt Schenkelbrüche von einem Appendicitisschnitte 
aus operieren, wenn dieser nur genügend nahe an das Poupart’sche 
Band gelegt wird. Man kann dann den unteren Wundrand mittels 
Haken weit genug nach abwärts ziehen, um den Schenkelbruchsack 
für Hand und Instrumente zugängig zu machen. Er wird freigemacht, 
reseziert, wie bei der Kocher’schen Operation bauchwärts invaginiert 
und von der Bauchhöhe her unterbunden usw. Bestehen Brucheinklem- 
mungen oder floride Appendicitiden, so unterliegt die Statthaftigkeit, 
beide Operationen zusammen zu machen, natürlich manchen Bedenken, 


die von Fall zu Fall zu -erwägen sind. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


18) W. B. Coley. Industrial accidents in relation to the 
developement of hernia. 
(Intern. journ. of surgery 1908. Februar.) 

O. sah in den letzten 3 Jahren 5299 Hernien bei Erwachsenen. 
70% konnten keine Ursache angeben; 25% nannten schweres Heben 
als Veranlassung. Der Rest führt seine Brüche auf Husten, Niesen, 
Pressen beim Stuhlgang, Fall aus der Höhe vom Pferd oder Rad, auch 
auf Tritte zurück. Andere beobachteten den Austritt zuerst beim 
Springen. C. steht auf demselben Standpunkt wie Berger in seiner 
großen französischen Statistik, daB meistens der Bruch keine plötzliche 
Unfallfolge ist, sondern durch eine auf angeborener Hemmungsbildung 
beruhende Schwäche vorbereitet ist. Es gibt aber auch echte trauma- 
tische Hernien nach Schlag, Sturz oder Stoß. Sie sind dann klein, 
einseitig, können inkarzeriert sein. C. führt dafür Beispiele an. 

Zum Schluß fügt er eine Reihe von Gerichtsentscheidungen über 
Unfallhernien bei. Deetz (Homburg v. d. H.). 


19) Bardescu. Die Leistenmethode in der Operation der 
Schenkelbrüche. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Htt. 2.) 

Verf. operiert seit einer Reihe von Jahren die Schenkelbrüche 
indirekt auf dem Leistenwege und hält diese Methode der direkten 
Inangriffnahme des Schenkelkanals für überlegen, und zwar selbst bei 
eingeklemmten Brüchen. Es wird so verfahren, daB der Schnitt ober- 
halb des Lig. Pouparti angelegt wird; dann inzidiert man die Aponeurose 
des M. obliq. ext., zieht den freipräparierten Samenstrang, bzw. das Lig. 


7112 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


rotundum nach innen, durchschneidet am Innenrand die Fascia trans- 
versa und legt von hier aus den Sack des Schenkelbruches frei, um 
ihn dann unter dem Pouparti’schen Band nach oben durchzuziehen, 
gegen die Bauchhöhle möglichst weit zu isolieren, dann abzubinden 
und abzutragen. Starke Netzverwachsungen werden wenn nötig zuvor 
von oben her nach Eröffnung des Bauchfells vom Leistenkanal aus 
unterbunden und durchtrennt. Ebenso findet von oben her die Repo- 
sition eingeklemmter Darmschlingen statt, nachdem man vorher den 
Schenkelbruch selbst eröffnet und der Flüssigkeit in ihm Abfluß ver- 
schafft hat. Der Verschluß des Schenkelkanals wird durch Vernähung 
des Ligamentum Cooperi mit dem Lig. Pouparti hergestellt. Dann findet 
die Sicherung des Leistenkanals nach der Methode von Bassini statt, 
sofern es überhaupt erlaubt ist, die Wunde ganz zu schließen. In 
der Schenkelvertiefung wird die Aponeurose vernäht, dann die Haut- 
naht angelegt. Nach 2 Wochen kann Pat. das Bett verlassen. Die 
Methode wurde bei 22 Pat., deren Krankengeschichten ausführlich 
mitgeteilt sind, angewendet. Eine Schwächung der Leistengegend 
durch die dorthin verlegte Inzision wurde nicht beobachtet, so daß 


dieser dem Verfahren gemachte Vorwurf hinfällig erscheint. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


20) J. Hahn. Die Radikaloperation der Überhernien mit 

Hilfe der systematischen Dehnung der Bauchdecken. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Verf. hat die Beobachtung gemacht, daß Pat., welche wegen 
übergroßer Hernien operiert werden, wegen des räumlichen Mißver- 
verhältnisses zwischen der relativ zu klein gewordenen Bauchhöhle und 
ihres Inhaltes leicht an Insuffizienz der Atmung starben. Um diese 
Gefahr zu vermeiden empfiehlt er, vor dem Eingriff die Ausweitung 
der Bauchhöhle vorzunehmen. Dies soll dadurch geschehen, daß man 
Repositionsmanöver an dem Bauche vornimmt und durch einen Mull- 
und Stärkebindenverband das jeweils erzielte Resultat zu erhalten 
bestrebt ist. Setzt man das Verfahren eine Zeitlang fort, so kann 
man selbst stark verwachsene Brüche allmählich in die Bauchhöhle 
zurückbringen. Bei den allerschwierigsten Fällen kommt man aller- 
dings auch mit diesem Verfahren nicht aus. Dann ist meist die Enge 
der Bruchpforte daran schuld, daß die Reposition mißlingt. Aus 
diesem Grunde erweitert H. durch eine Inzision von 2—10 cm vorerst 
die Bruchpforte und stellt dann die etappenweisen Repositionsmanöver 
an, denen die Retentionsverbände folgen. Erst wenn der gesamte Bruch- 
inhalt beschwerdefrei in der Bauchhöhle ertragen wird, besonders wenn 
kein Beklemmungsgefühl mehr entsteht, wird zur Radikaloperation ge- 
schritten. Bei sehr weiter Bruchpforte würde durch das Zusammen- 
ziehen der Bruchpfortenränder bei der Naht die Bauchhöhle neuer- 
dings verkleinert und die Gefahr des Mißverhältnisses zwischen Masse 
und Rauminhalt aufs neue heraufbeschworen werden. Für diese Fälle 
wird empfohlen, den Bruchsack in die Bauchhöhle einzustülpen und 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 713 


diese durch Inversion gebildete, im Bauche liegende Höhlung durch 

eine Hohlkugel auszufüllen. Unter dem Worte »Uberhernien« faßt 

H. alle Brüche zusammen, die sich durch besondere Größe wie durch 

ihre schlechte Öperationsprognose auszeichnen. An drei Kranken- 

und Operationsgeschichten werden die Erfolge des Verfahrens gezeigt. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.) 


21) Pförringər. Zur Röntgendiagnostik der Magenerkran- 
kungen. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 


Verf. hat an 17 Personen Untersuchungen nach der Methode von 
Rieder und Holzknecht vorgenommen. Wie letzterer, so gibt auch 
er der Röntgenoskopie den Vorzug vor der Röntgenographie. Diese 
liefere nur gute Resultate bei Anwendung von Momentaufnahmen, 
während bei Zeitaufnahmen häufig, namentlich bei gewissen patholo- 
gischen Verhältnissen, wie Stenosen, infolge der peristaltischen Be- 
wegungen das Bild ein undeutliches wird. AuBerdem hat die Platte 
den Nachteil, daB die Bewegungen des Magens vollständig verloren 
gehen. 

Die Untersuchungen machte Verf. im Stehen, in dorsoventraler 
und frontaler Durchleuchtungsrichtung. Die Focusschirmdistanz be- 
trug 1m. Als »normale« Form des Magens bezeichnet er die von 
Holzknecht angegebene. Hochgradige Magensenkungen fand Verf. 
nur an Frauen, nie an Männern. 

Bei der Prüfung der Motilität dürfte dabei in Betracht kommen 
nicht nur, wann sich der Magen entleert hat, sondern auch die Frage, 
wann die Entleerung beginnt und nach welcher Zeit man normaler- 
weise bereits Wismut jenseits des Pylorus im Duodenum nachweisen 
kann, und ob eine Verzögerung dieses Befundes diagnostisch verwert- 
bar ist. 

Dieses Symptom könnte eventuell, wenn es sich als brauchbar 
erweisen soll, von Wichtigkeit werden bei der Frühdiagnose des 
Karzinoms, und zwar in höherem Grade als der Zeitpunkt der völligen 
Eintleerung. 

Zum Schluß bestätigt Verf., daß‘ »die Methode eine praktisch 
außerordentlich brauchbare ist, welche in vielen Fällen erfolgreich mit 
unseren bisherigen Untersuchungsmitteln konkurrieren kann; sie wird 
die chemischen Untersuchungsmethoden niemals verdrängen, ist aber 
in der Erkennung einer Reihe von Erkrankungen, namentlich bei 
Lage- und Gestaltveränderungen, unseren bisherigen Methoden über- 
legen, so daß sie als eine willkommene Bereicherung und Ergänzung 
derselben angesehen werden kann«. taugele (Zwickau). 





114 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


22) Jollasse. Über den Wert des Röntgenverfahrens bei der 
Diagnose der Lageanomalien des Darmes und der Behand- 


lung der chronischen Obstipation. 
(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1908. Nr. 5.) 

Verf. weist darauf hin, wie notwendig für die meist empfeh- 
lenswerte Bauchmassage bei obigem Leiden die zuvorgehende Fest- 
stellung der Lage des Dickdarmes ist. In seltenen Fällen pflegt 
nämlich das Colon transversum so zu liegen, wie es in den Lehrbüchern 
der Anatomie gezeichnet ist. Vielmehr pflegt gerade das Colon trans- 
versum, wie man durch die Röntgenstrahlen nach Einführung der 
Rieder’schen Wismutmahlzeit leicht nachzuweisen imstande ist, tief 
nach unten zu hängen, so daß die Massage des Colon transversum, 
wie sie in den Lehrbüchern der Massage angegeben und gewöhnlich 
ausgeführt wird, häufig ganz verfehlt zu nennen ist. 

Verf. empfiehlt daher mit Recht, bevor man zur Massage schreitet, 


die Feststellung des Darmverlaufes im Röntgenbilde. 
Gaugele (Zwickau). 





23) Delore et Thevenot. Contribution a l'étude de la jejuno- 


stomie. 
(Arch. gener. de chir. 1908. II, 3.) 

Nach einer ausführlichen kritischen Betrachtung der physiologi- 
schen Verhältnisse nach der Jejunostomie kommen Verff. auf Grund 
eigener Beobachtungen (vier ausführlich wiedergegebene Kranken- 
geschichten) zum Schluß, daß die Jejunostomie nicht die Gering- 
schätzung verdient, die viele Chirurgen für diese Operation hegen. Die 
Resultate der Operation sind gut, wenn eine einfache Technik gewählt 
wird, die einen selbständigen Schluß der Fistel gestattet, wie dies bei 
der Operation nach v. Eiselsberg-Witzel der Fall ist. Demzufolge 
ist die Jejunostomie dringend indiziert beim Karzinom der Speise- 
röhre, wenn der Magen so retrahiert und geschrumpft ist, daB die 
Grastrostomie unmöglich ist. Ebenso besteht eine Indikation beim 
Magenkrebs, wenn sich Gastrostomie oder Gastroenterostomie nicht 
ausführen lassen. Bei Magenverätzungen wirkt die Jejunostomie in 
Anbetracht der ausgedehnten Verletzungen als direktes Heilmittel, 
ebenso bei spontanen oder postoperativen Magenfisteln, die sich nicht 
direkt schließen lassen. Für das Magengeschwür kommt die Jejuno- 
stomie nur dann in Betracht, wenn es sich um wiederholte Rezidive 
trotz lange fortgesetzter interner Behandlung oder wiederholte Hämor- 
rhagien handelt, und das Geschwür nicht am Pylorus sitzt. 

In all diesen Fällen ist die Jejunostomie vor allem deshalb so 
wertvoll, weil sie reichliche Nahrungszufuhr und absolute Ruhigstellung 
des Magens gewährleistet. 

(Siehe auch Zentralbl. f. Chir. 1908 Nr. 17: Delore u. Leriche.) 

Strauss (Nürnberg). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 7115 


24) I. Levin. Effects of experimental injuries of the pancreas. 
(Journ. of med. research 1907. Nr. 3.) 

L.’s Versuche lehnen sich an die Doberauer’s an. Bei sechs Hunden 
nahm er doppelte Unterbindung und Durchtrennung des Pankreas vor. 
Resultat: Nur die Teile in der Nähe der Ligaturen zeigten inter- 
stitielle Pankreatitis, sonst keine Veränderungen; ein Tier ging an 
Infektion zugrunde. Bei vier Hunden und drei Katzen zerstörte L. 
ein etwa zollgroßes Stück des Pankreas und unterband jedes dabei 
blutende Gefäß für sich. Resultat nach 2—3 Wochen: Das ge- 
schädigte Pankreasstück ist z. T. resorbiert, bietet z. T. das Bild inter- 
stitieller Entzündung; das übrige Pankreas ist normal. 

Bei sechs Hunden und zwei Katzen zerstörte L. einen Teil des 
Pankreas oder durchtrennte dasselbe mit gleichzeitiger Unterbindung 
der wichtigsten Blutgefäße. Resultat: drei Tiere starben innerhalb 
2 Tagen an akuter Pankreatitis; Fettnekrose, freie hämorrhagische 
Flüssigkeit im Bauchraum. Die anderen Tiere magerten z. T. ab und 
zeigten bei ihrer Tötung zwischen 10 und 21 Tagen interstitielle 
Pankreatitis. 

Bei der vierten Serie wurden an sieben Hunden und vier Katzen 
6—8 Ligaturen rund um das Pankreas gelegt. Von ihnen starben 
bzw. waren so elend, daß sie nach spätestens 3 Tagen getötet werden 
mußten, sieben Tiere. 6mal fand sich freie hämorrhagische Flüssigkeit, 
4mal akute Pankreatitis, 2mal Gangrän des Duodenum, 1imal das 
Duodenum im Zustand starker venöser Hyperämie, mehrfach subseröse 
Hämorrhagien und Amal Fettnekrose. Bei den vier überlebenden 
Tieren entwickelte sich eine interstitielle Pankreatitis. 

Deetz (Homburg v.d.H.). 


25) N. Guleke. Über die experimentelle Pankreasnekrose und 
die Todesursache bei akuten Pankreaserkrankungen. 11. Teil. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Der erste Teil dieser Arbeit wurde schon vor 2 Jahren publiziert. 
In dem vorliegenden Abschnitt derselben galt es deswegen, zu einer 
neuen Reihe von Experimenten und Resultaten anderer Forscher 
Stellung zu nehmen. Vor allem suchte Verf. Doberauer’s Annahme 
zu widerlegen, daB die hauptsächlichste Todesursache bei Pankreas- 
nekrose der Zerfall der Pankreaszellen sei. Der Versuch, das durch 
Anlegung einer inneren Pankreasfistel zu erreichen, mißlang anfänglich, 
weil die Durchschneidung des Ausführungsganges bei Hunden meist 
zu obturierenden Verklebungen führte, selbst nach partiellen Pankreas- 
resektionen. Erst nachdem G. das Operationsfeld an die hintere 
Wand des Duodenums verlegte, erzielte er bei einer Reihe von Versuchs- 
tieren eine funktionierende Fistel. Bei diesen zeigte sich nun folgendes: 
Gelangten genügend große Mengen Pankreassaft in die freie Bauch- 
höhle und kamen sie zur Resorption, so führte das eine Vergiftung 
herbei, die mit dem Tode endigte. Dasselbe Resultat wurde auch er- 
halten, wenn der Pankreassaft eines anderen Tieres eingeführt wurde. 





716 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


Es traten dann Fettnekrosen, Blutungen und ständig schwere Nieren- 
rindendegenerationen auf. Dadurch erscheinen die toxischen Eigen- 
schaften auch des inaktivierten Pankreassekretes völlig erwiesen, und 
die Annahme, daß die zerfallenen Zeilen der Bauchspeicheldrüse den 
Tod herbeiführen, nicht mehr als stichhaltig. Auch auf Grund der 
klinischen Erfahrungen sind die Fettgewebsnekrosen als eine Folge- 
erscheinung der Pankreaserkrankungen anzusehen. Experimentell konnte 
Verf. weiter nachweisen, daB das plötzliche Zugrundegehen des halben 
Pankreas stets eine tödliche Vergiftung herbeiführt. Bei geringerem 
Pankreasverluste hängt der Grad der Vergiftung vom jeweiligen 
Sekretionszustand der Drüse ab. An welchen Bestandteil des Sekretes 
die Giftwirkung gebunden ist, wissen wir noch nicht. Durch Ein- 
spritzen steigender Dosen Trypsin gelingt es, die Tiere vor dem Tode 
zu bewahren. Auch hinsichtlich des Wertes aktiver therapeutischer 
Maßnahmen hat G. aus Tierversuchen Anhaltspunkte zu erhalten ge- 
sucht. Er kommt zu der Ansicht, daß bei sehr schweren Fällen weder 
Spaltung noch Tamponade den ungünstigen Ausgang hindern können. 
Für leichtere Fälle empfiehlt er dagegen Spaltung der Kapsel und 
Tamponade mit genauem Abschluß der Drüse von ihrer Umgebung. 
Das einfache Abfließenlassen des Exsudates hält er für ungenügend; 
die Grenzen der Therapie dürfen freilich nicht zu eng gezogen werden, 


da wir die leichten Fälle nicht von den schweren unterscheiden können. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


Kleinere Mitteilungen. 


26) Davis. Primary hemangiomata of muscle. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1908. März.) 


Mit den sechs neuen Fällen des Verf.s, deren Krankengeschichten eingehend 
wiedergegeben sind, sind bisher 135 Fälle von primärem Muskelangiom publiziert 
worden. Alle diese Fälle hat Verf. übersichtlich tabellarisch geordnet nach Autor, 
Zeitschrift, Lebensalter, Geschlecht, Dauer des Leidens, Lokalisation, Behandlung, 
Resultat und Besonderheiten. 

Von den sechs eigenen Fällen des Verf.s sind fünf in Halsted's Klinik und 
einer in Garret’s Kinderkrankenhaus beobachtet worden. Zweimal war das 
Leiden angeboren, zweimal nach Trauma entstanden; das Lebensalter schwankte 
von 5 bis zu 25 Jahren; viermal waren die Pat. männlichen, zweimal weiblichen 
Geschlechts, Befallen waren Vastus internus, Gastrocnemius und Soleus, Flexor 
digit. sublimis und profundus, Obliquus abdominis externus und internus, Masseter 
und Buccinator, Tibialis anticus, extensor hallucis proprius, extensor digitorum 
longus, peroneus tertius. 

Nach vollständiger bzw. teilweiser Exzision wurde fünfmal Heilung, einmal 
Besserung erzielt. W. v. Brunn (Rostock). 


27) Brandenstein. Zur Frage der Antitoxinbehandlung beim Wund- 
starrkrampf. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 96.) 


In der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Berlin -Friedrichshain 
kamen in den letzten 15 Jahren 26 Fälle von Tetanus zur Behandlung, von denen, 
wie die beigefügten Krankengeschichten ergeben, sechs ohne Tetanusserum, die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 717 


übrigen mit solchem behandelt sind. Alle sechs ohne Serum behandelten Pat. sind 
gestorben, von den mit Serum behandelten vier genesen. Doch handelt es sich 
bei diesen vier Fällen im Gegensatze zu den übrigen um leichte Formen mit einem 
Latenzstadium von 9—15 Tagen, während die Inkubationszeit bei den übrigen 
meist weniger als 8 Tage betrug. Diese Erfahrungen bestätigen also den alten 
Satz, daß der Ausgang des Tetanus im wesentlichen von der Latenzzeit abhängig 
ist, an dessen Richtigkeit die Serumtherapie nichts zu ändern imstande gewesen 
ist. Dabei macht es, wie sich zeigte, nichts aus, ob das Serum subkutan, subdural 
oder endoneural eingeführt wurde. B. sieht deshalb die Seruminjektionen nach 
Ausbruch des Tetanus als überflüssig an, befürwortet dagegen die weitere Prüfung 
prophylaktischer Seruminjektion vor Ausbruch der Krankheit. Es kommen dabei 
hauptsächlich Wunden in Betracht, die mit Gartenerde, Straßenstaub oder auch 
Pferdekot in Berührung gekommen sind, ferner Verletzungen mit Holzsplittern, 
Schußverletzungen, Erfrierungen usw. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


28) Schwarz. Zur Frage der Behandlung des äußeren Milzbrandes 


beim Menschen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 420.) 

v. Bramann, aus dessen Klinik in Halle S.’s Arbeit hervorgegangen ist, 
vertritt ebenso wie Lexer die Lehre, daß die richtige Behandlung der Milzbrand- 
pustel die nicht operative exspektative sei, die der operativen unbedingt vorzu- 
ziehen ist. In der Hallischen Klinik hat sich dieser Grundsatz seit 17 Jahren 
praktisch bewährt, und um neuerdings von anderer Seite (Burlach usw.) ab- 
weichenden Ansichten entgegenzutreten, veröffentlicht S. die Krankengeschichten 
der letzten zwölf seit dem Jahre 1906 in Halle behandelten einschlägigen Fälle. 
Dieselben betreffen Milzbrandaffektionen an verschiedenen Stellen, Extremitäten, 
Gesicht, Hals usw., und waren zum Teil schwerster Art, wie namentlich Kranken- 
geschichte und Photogramm eines am Augenlid infizierten Mannes zeigen, dessen 
Gesicht und Hals so hochgradig angeschwollen war, daß Nötigwerden von Tracheo- 
tomie befürchtet wurde. Alle Pat. sind bei völlig exspektativer Behandlung, wobei 
erkrankte Extremitäten durch Suspension ruhig gestellt wurden, genesen. Es kommt 
nach diesen Erfahrungen lediglich darauf an, die Anthraxpustel nicht zu malträtieren, 
während jede Inzision oder Einspritzung leicht durch Eröffnung von Blutgefäßen eine 
Einwanderung von Bazillen herbeiführen und somit schaden kann. Theoretisch und 
pathologisch ist daran festzuhalten, daß der Mensch relativ immun bzw. refraktär 
gegen Milzbrand ist. Eintretende schwere Allgemeinerscheinungen sind nicht als 
septhämisch, sondern als toxämisch aufzufassen; für gewöhnlich scheinen beim 
Menschen die Milzbrandbazillen nur in die Lymphwege einzudringen, wo sie zur 
Vernichtung gelangen; zur Vermeidung einer allgemeinen Blutinfektion aber ist 
nichts geeigneter als die Hallische, unbedingt konservative Therapie. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 
29) M. Claudius. Jodchromcatgut. 
(Hospitalstidende 1908. p. 458.) 

Da Jodcatgut leicht resorbiert wird, hat Verf. seine Methode folgendermaßen 
verändert. Das Rohcatgut wird auf 2—83 Wochen in eine Lösung von je 1% Jod, 
Jodkalium und Bichromas calicus, dann in eine gewöhnliche 1#ige Jod-Jodkalium- 
lösung gelegt, worin es fortan aufbewahrt wird. Am besten verwendet man es 
erst, nachdem es einige Tage in der zweiten Lösung gelegen hat, da alle freien 
Chromsalze ausgeschwemmt werden sollen. Durch diese Herstellungsart wird die 
Resorbierbarkeit in erheblichem Grade verringert. Einar Key (Stockholm). 


30) W. Bartlett. Prophylactic use of the filigree in infected wounds 
of the abdominal wall. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 
Verf. empfiehlt sein Silberdrahtnetz, das er jetzt in insgesamt 36 Fällen mit 
recht gutem Erfolge verwendet hat, auch für infizierte Bauchwunden, um einen 


718 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


postoperativen Bauchbruch zu vermeiden, was ihm bisher in fünf von sechs kurz 
beschriebenen Fällen gelang, die er durchschnittlich 10 Monate lang nach der Ope- 
ration noch beobachten konnte. Röntgenuntersuchungen ergaben zwar, daß in 
einzelnen Fällen die Drahtnetze zerbrochen waren; trotzdem hatten die Pat. keine 
Beschwerden, obwohl in diesen Fällen die Bauchdecken nur aus Bauchfell, Draht- 
netz und Haut bestanden. 

Versuche an Hunden und Katzen ergaben, daß die Drahtnetze einheilten, 
ohne daß besondere aseptische Maßnahmen nötig waren. Die so eingeheilten Netze 
zeigten sich recht widerstandsfähig gegen intraabdominalen Druck, indem es eher 
zu einer Ruptur der gefüllten Darmteile als zur Berstung der Bauchdecken kam. 

B. glaubt daher, durch sein Drahtnetz auch den postoperativen Darmvorfall 
verhüten zu können. Eine ausführliche Schilderung der Technik ergänzt die Arbeit. 

Strauss (Nürnberg). 


31) Pels-Leusden. Uber den sogenannten kongenitalen Defekt der 
Bauchmuskulatur, zugleich ein Beitrag zur Physiologie der Bauchmuskel- 
und Zwerchfellsfunktionen und zum Descensus testiculorum. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 

Verf. beschreibt zwei Fälle, in denen es sich um einen so gut wie vollständigen 
angeborenen Defekt der Mm. obliqui und transversi abdominis handelte, neben 
welchem noch eine Dilatation des Magen-Darmkanals, hochgradige Enteroptose und 
beiderseitiger Kryptorchismus bestand. Bezüglich der Atiologie ist zu bemerken, 
daß eine Poliomyelitis anterior in beiden Fällen nicht zugrunde lag. Während 
Stumme, der eine Reihe analoger Fälle zusammenstellte, der Meinung ist, daß 
ein im Bereiche der Harnröhre gelegenes Abflußhindernis und die dadurch be- 
dingte Erweiterung der Blase eine Atrophie der Bauchmuskulatur durch Druck 
hervorrufe, nimmt L. eine Hypoplasie der Bauchmuskeln als Ursache der Ver- 
änderungen an. Diese erklärt auch nach seiner Angabe zwanglos die weiteren 
Anomalien, die sich bei solchen Fällen vorfinden, die Blasenhypertrophie und 
Dilatation, den mangelhaften Descensus testiculi, die Enteroptose usw. aus 
der durch die mangelhafte Muskulatur bedingten Funktionsunfähigkeit der Bauch- 
wandung. Verf. bespricht im einzelnen die Art und Weise der Wirkung der 
Bauchpresse auf den Descensus testiculorum und die Lagerung der Eingeweide, 
für welch letztere die Beschaffenheit der Bauchwand eine vielleicht größere Rolle 
spielt als die Aufhängebänder. In den Fällen des Verf.s resultierte besonders der 
Tiefstand der Leber und Milz aus der Veränderung der Bauchwandung. Die 
Zwerchfellsatmung wurde beim Inspirium durch den Defekt nicht gehindert, anderer- 
seits wurde das Zwerchfell beim Exspirium nicht genügend zur Entfaltung gebracht, 
so daß es tief stand und eine Abflachung seiner Kuppe erlitt. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


32) Goerlich. Das unabsichtliche Zurücklassen von Fremdkörpern 
bei ärztlichen Eingriffen. 

(Med. Korrespondenzblatt d. württemberg. ärztl. Landesvereins 1908. Nr. 11 u. 12.) 

Anschließend an den Fall einer 60jährigen Pat., bei der nach abdomineller 
Entfernung einer verkalkten Ovarialcyste wegen Blutung tamponiert werden mußte, 
sodann beim Herausziehen des Tampons unbemerkt ein Stück zurückblieb, das 
später durch die Blase auswanderte und durch die Harnröhre entfernt wurde, hat 
Verf. 235 Fälle von unabsichtlich intraperitoneal zurückgelassenen Fremdkörpern 
zusammengestellt. Die gynäkologischen Operationen stellen weitaus das größte 
Kontingent. 165mal wurden Kompressen, Tupfer und ähnliches zurückgelassen, 
43mal Instrumente, 6mal ein Gummidrain, 2mal ein Fingerring. Unter 205 Fällen 
mit genügenden Angaben wurde 138mal der Fremdkörper bei Lebzeiten entfernt 
mit 13 Todesfällen; 6bmal wurde er erst bei der Sektion gefunden. Unter den 
138 Fällen, in denen der Fremdkörper in vivo teils spontan, teils operativ besei- 
tigt wurde, sind vier Gruppen zu unterscheiden: 1) Der Fremdkörper wird noch 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 719 


während der Operation oder durch Wiedereröffnung der noch frischen Wunde ent- 
fernt. 24 Fälle mit 22 Heilungen. Nur der ungefährliche Verlauf der Heilung 
oder der schwere, event. aussichtslose Zastand des Pat. darf in solchen Fällen von 
einer Wiedereröffnung der Wunde zurückhalten. 2) Der Fremdkörper bleibt 
wochen-, monate- oder jahrelang im Körper des Operierten zurück und geht dann 
spontan ab oder 3) er wird durch einen kleinen Eingriff entfernt. Entweder es 
schließt sich direkt an die Laparotomie eine stürmische Rekonvaleszenz an, oder 
es erfolgt zunächst Einheilung und erst nach Monaten oder Jahren unter allmäh- 
lich oder plötzlich eintretenden Erscheinungen die Elimination, 31 Fälle mit spon- 
tanem Abgang, darunter 2 Todesfälle; 40mal wurde der Fremdkörper mittels eines 
kleineren Eingriffes entfernt, mit einem Todesfalle.. 4) Zur Entfernung des zurück- 
gelassenen Gegenstandes wird eine sekundäre Laparotomie notwendig, oft infolge 
schwerer Erscheinungen (Peritonitis, Deus). 43 Fälle mit 8 Todesfällen. Die Se- 
kundärlaparotomie sollte nur dann vorgenommen werden, wenn wirklich bedroh- 
liche Symptome auftreten. 

Der Fremdkörper wurde beim Lebenden 82mal aus der Bauchhöhle, 41mal 
aus dem Darm, 8mal aus der Blase, 7mal aus der Scheide teils spontan, teils ope- 
rativ entfernt. Die Gesamtsterblichkeit betrug 39%. G. geht schließlich suf die 
juristische Seite der Sache ein und stellt 13 Fälle zusammen, in denen wegen 
Zurücklassens von Fremdkörpern in der Bauchhöhle Haftpflichtprozesse gegen den 
betreffenden Arzt angestrengt wurden. Mohr (Bielefeld). 


33) D. A. K. Steele. Stab wound of fetus in utero. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 

Bei dem in der medizinischen Literatur wohl einzig dastehenden Falle des 
Verf.s handelte es sich um einen Suizidversuch einer 19jährigen IIpara, die sich 
im 7. Monate der Schwangerschaft einen Schnitt in die rechte Bauchseite bei- 
brachte. Die Wunde heilte ohne Komplikation in 8 Tagen, die Schwangerschaft 
blieb ungestört. An ihrem Ende erfolgte die Geburt eines lebenden, gut ent- 
wickelten Kindes, das einen Vorfall des ganzen Darmkanales zeigte und deshalb 
in chirurgische Behandlung kam. Die weitere Untersuchung ergab eine zollange 
Schnittwunde in der linken Bauchseite des Kindes, zahlreiche Verwachsungen, die 
das Bauchfell abschlossen, und einen Vorfall von Jejunum, Ileum und Kolon. Die 
Laparotomie in der Mittellinie ergab, daß das Jejunum distal von der Radix 
mesenterii quer durchtrennt war, und daß die beiden durchtrennten Enden durch 
Narbengewebe geschlossen waren. Im Magen befand sich blutig-flüssiger Inhalt, 
der durch den Mund entleert wurde. In Anbetracht des elenden Zustandes des 
Kindes wurde von einer Anastomose abgesehen und die Därme lediglich reponiert. 
Das Kind starb nach 8 Stunden. Strauss (Nürnberg). 


'34) B. Carlson. Ett fall af kronisk peritonit i bukens vänstra sido- 
region. 
(Hygiea 1907. p. 896—898.) 

Verf. stellt als einen besonderen Typus von chronischer Peritonitis das Auf- 
treten von Verwachsungen zwischen dem äußeren Blatte des Mesosigmoideum oder 
dem äußeren Blatte des Mesosigmoideum mitsamt dem Darmrohr und dem Peri- 
toneum parietale bei Fehlen sonstiger Verwachsungen im Bauche, die mit einer 
ausgebreiteteren Peritonitis in Zusammenhang gebracht werden können, auf und 
sucht die Ursache dieser Lokalperitonitis in einer speziell in diesem Teile des 
Darmes sich leicht festsetzenden Infektion. C. bespricht einen mit gutem Resultat 
operierten Fall. Einar Key (Stockholm). 


35) Ranzi. Zur Differentialdiagnose der gedrehten cystischen Tumoren 
der weiblichen Genitalorgane gegenüber Appendicitis. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1908. Nr. 1.) 

Mitteilung von vier Fällen, in denen es sich um Stieldrehungen von rechtsseiti- 
gen apfel- bis faustgroßen Cysten handelte, die das Bild der akuten bzw. rezidi- 


120 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


vierenden Appendicitis vortäuschten und auch unter dieser Diagnose operiert 
wurden. Zweimal waren die Cysten vom Eierstock ausgegangen, in einem Falle 
bestand eine Parovarialcyste, im vierten war eine gedrehte Hydrosalpinx vor- 
handen. 

Für die Therapie sind derartige Fehldiagnosen belanglos, da in jedem Falle 
die Laparotomie indiziert erscheint. An die Möglichkeit einer Adnexerkrankung 
sollte bei jeder akuten Appendicitis gedacht werden. Langemak (Erfurt). 


36) F. Linkenheld. Beiträge zur Brucheinklemmung der Appendices 
epiploicae. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 383.) 

Drei in der Göttinger Klinik operierte Fälle von in Bruchsäcken eingeklemmten 
Appendices epiploicae berichtend, dazu die sonst bislang beschriebenen analogen 
Fälle erwähnend, sowie die anderweitigen gelegentlich von den Appendices ver- 
ursachten Erkrankungen berücksichtigend, gibt L. in seiner Arbeit mehr als deren 
Titel verspricht: eine kurze Übersicht über die durch die Appendices veranlaßten 
Krankheitsbilder. Die Brucheinklemmung — ebenso wie die Achsendrehung — 
der Appendices veranlaßt Schmerzen in der Bauchgegend, ausstrahlend in den 
Bauch, doch ohne Darmeinklemmungserscheinungen, weshalb die Operationen unter 
Umständen erst nach mehreren Tagen erfolgen. In den Göttinger Fällen, denen 
sieben andere in der neueren Literatur zur Seite stehen, wurden die gefundenen 
eingeklemmten Appendicis exstirpiert; übrigens genas nur ein Pat., der zweite starb 
an einer Aneurysmenberstung der Iliaca, der dritte an Magengeschwürsblutung. 
Aus dem vorliegenden Beobachtungsmaterial ergibt sich, daß die Appendixbruch- 
einklemmung häufiger links als rechts sitzt, was leicht verständlich, da nur ge- 
nügend bewegliche Appendices, also insbesondere solche des S. Romanum, in einen 
Bruchsack zu gelangen imstande sind. Außerdem bedürfen diese Fortsätze einer 
genügenden Länge, um einklemmungsfähig zu werden. Die in den Göttinger 
Fällen gesehenen Exemplare (s. mehrere Abbildungen) geben hierfür Beispiele, ins- 
besondere eine 15 cm lange Appendix. Bisweilen bewirkt die Einklemmung oder 
Torsion der Appendices eine peritonitische Entzündung, die zu Verwachsungen und 
weiteren pathologischen Folgen führen kann. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


37) W. H. Thomson. Case of strangulated inguinal hernia in an in- 


fant 29 days old: operation: recovery. 
(Brit. med. journ. 1908. Februar 8.) 2 
Der Inhalt der kurzen Mitteilung wird im wesentlichen durch die Überschrift 
susgedrückt. Das Interesse des Falles liegt in dem frühen Lebensalter) 
Weber (Dresden). 


38) R. Basset. Kasuistischer Beitrag zur Lehre von den Hernien 
der Regio duodeno-jejunalis. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXC. p. 510.) 

Nach einer kurzen anatomischen Beschreibung des Recessus duodenojejunalis 
sinister und des Recessus duodenojejunalis posterior, sowie einer Definition der 
Hernia duodenojejunalis sinister (Treitz) und der Hernia duodenojejunalis posterior 
Gruber-Landzert) wird zunächst eine bei der Sektion eines 80jährigen Mannes 
als Nebenbefund konstatierte Hernie der ersten Art beschrieben, die alle für sie 
charakteristischen Merkmale — Bruchsack in der linken Leibeshöhle gelegen, 
Bruchpforte an der rechten Seite des Bruchsackes, Verlauf der Vena meseraica 
inferior in seinem freien derben Rande — aufweist. Daran schließen sich zwei 
Fälle von Hernia duodenojejunalis posterior mit ihren vom Treitz’schen Bruch 
abweichenden Merkmalen — Bruchsack in der rechten Leibeshöhle, Bruchpforte 
an der linken Seite des Bruchsackes, gefäßfreier, zarter, dünner Rand der Bruch- 
pforte. — Auch diese beiden inneren Brüche hatten keine klinischen Erscheinungen 
verursacht. Doering (Göttingen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 721 


39) L. Galassi. Sull’ ernia dell’ uretere. 
(Policlinico 1908. Sez. chir. Nr. 3.) 


Verf. berichtet über einen jener seltenen Fälle, in denen ein Harnleiter einen 
Teil des Bruchinhaltes ausmacht. Bei einem 17jährigen Mädchen wurde bei der 
Operation eines Schenkelbruches ein gänsekieldicker runder, hohler Strang gefun- 
den. der in der Nähe des Buchsackhalses in den Bruch herabstieg und hier fest 
verwachsen war. Die genaue Untersuchung des losgelösten Stranges ergab, daß 
es sich um den Harnleiter handelte. 

Im Anschluß daran berichtet Verf. über 15 analoge Fälle aus der Literatur, 
ohne aus der Gesamtheit der Fälle irgendwelche charakteristischen Merkmale der 
anatomisch und chirurgisch wichtigen Abnormität feststellen zu können. 

Irgendwelche Beschwerden von seiten der Harnentleerung fehlten fast durch- 
wegs. Strauss (Nürnberg). 


40) A. Fromme. Über einen Fall von Hernia retroperitonealis ante- 
rior sinistra incarcerata. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XCII. p. 365.) 


Der im St. Johannis-Hospital zu Bonn operierte Fall betrifft einen 59 jährigen 
Mann, der mit einem linksseitigen Leistenbruch behaftet war. Seit einigen Tagen 
Leibschmerzen, seit einem Tag innere Einklemmungserscheinungen, seit deren Ein- 
tritt der Leistenbruch leer blieb, Pat. seinen Urin auch nur nach längerem Drücken 
und unter geringen Schmerzen entleeren konnte. Die Bauchuntersuchung ergibt 
nichts Besonderes. Bei der Laparotomie finden sich die Leistenbruchpforten frei, 
aber eine 10 cm lange Dünndarmschlinge, eingeklemmt in einem Bauchfellringe, 
der direkt hinter der Symphyse wenig nach links an der vorderen Bauchwand 
sitzt. Debridement des Einklemmungsringes, Entwicklung des sich alsbald be- 
wegenden Darmes. Der retroperitoneale Bruchsack zeigt sich, digital abgetastet, 
hinter der Symphyse und dem linken Schambein prävesikal gelegen. Er wird 
hervorgezogen, reseziert und bei der Bauchnaht mit gefaßt. Glatte Heilung. 

Die Eingangspforte des inneren Bruches scheint zwischen medialem und late- 
ralem, linksseitigem Blasenband gelegen zu haben. — F. zieht mehrere ähnliche 
Fälle »paravesikaler« innerer Hernien heran und gibt ein elf Nummern zählendes 
Literaturverzeichnis. Meinhard Schmidt (Cuxhaven.) 


41) Jaehne. Beitrag zur operativen Behandlung der inneren Hernien. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 439.) 


Ein 22 Jahre alter Arbeiter bekam ohne nähere Veranlassung Inkarzerations- 
erscheinungen, die sich anderen Tages wohl infolge spontaner Lösung der Ein- 
klemmung wieder verloren. 8 Tage später traten nach dem Heben eines 150 Pfd. 
schweren Kastens wieder Symptome von Brucheinklemmung auf: Leibschmerzen, 
Stuhlverhaltung und Erbrechen. Nach 8tägiger Krankheit fand man bei normaler 
Temperatur Auftreibung des Leibes, Bauchdeckenspannung, Druckempfindlichkeit, 
besonders in der Ileocoecalgegend und kostale Atmung. Erbrechen und Stuhlver- 
haltung dauerten an. Unter der Diagnose einer Wurmfortsatzperitonitis wurde 
laparotomiert mit einem Schnitt vom Schwertfortsatz bis zur Symphyse. In der 
Bauchhöhle fand man ein steriles, trübseröses Exsudat und Einklemmung einer 
Tleumschlinge 20—25 cm oberhalb der Bauhini’schen Klappe in der Fossa praeve- 
sicalis dextra. Durch Spaltung des Schnürringes wurde die Einklemmung gelöst, 
wobei die Schnürfurche platzte. Daher 25—30 cm lange Ileumresektion und seit- 
liche Enteroanastomose zwischen Dünndarm und der Mitte des Colon transversum. 
Nach anfänglich bedrohlichem Befinden erfolgte Heilung, die durch Fasciennekrose 
und eine spontan sich schließende Kotfistel kompliziert war. Von sechs analogen 
Fällen wurden bisher drei operiert und auch geheilt; der mitgeteilte Fall ist also 
der vierte. 

Erwähnen möchte ich noch die unfalltechnische Seite des Falles. Obgleich 
die plötzliche, kräftige Anspannung der Bauchmuskulatur beim Heben des Kastens 


122 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


in Übereinstimmung mit anderen Autoren als ursächliches Moment für die Ent- 
stehung der Einklemmung anerkannt wurde, lehnte der Begutachter zunächst die 
Tatsache eines Unfalls ab, weil das Heben von Lasten nicht über das Betriebsübliche 
hinausgehe. Doch schloß sich das Schiedsgericht dieser Auffassung nicht an, 
weil das schädliche Ereignis auch ein im Betrieb regelmäßig wiederholtes sein 
könne. Reich (Tübingen). 


42) Harvie. A case of hair ball in the stomach. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 7.) 
Operative Entfernung eines Haarballens aus dem Magen eines 10 Jahre alten 
Mädchens. Der Ballen bildete einen Ausguß des Mageninnern; die große Kur- 
vatur maß 39 cm, der Umfang 21 cm. Heilung. W. v. Brunn /Rostock!. 


43) A. v. Klautz jun. Zur operativen Behandlung des perforierten 


Magengeschwüres. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Verf. hat in 4 Jahren elf Fälle von Magenperforation mit 73% Mortalität 
operiert. Die schlechten operativen Resultate sind der späten Einlieferung der Pat. 
zuzuschreiben. Die Naht des perforierten Geschwürs wird als das Normalverfahren 
angesehen. Wesentlich ist eine gute Ernährung nach der Operation. Sie wird 
am besten durch die Jejunostomie gewährleistet oder durch Hochenegg's Ver- 
fahren, Einführung eines Gummischlauches in das Loch im Magen nach dem 
Duodenum durch den Pylorus hindurch und Fixation von Rohr und Magen in 
der Bauchwand. Bei Pylorusstenose durch das Geschwür ist eine Gastroentero- 
stomie ratsam, wie sie Körte prinzipiell anzulegen rät. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


44) Hall and Simpson. A case of phlegmonous gastritis. 
(Brit. med. journ. 1908. März 7.) 

Das Wesentliche dieser kasuistischen Mitteilung ist die Seltenheit der Er- 
krankung, die Veranlassung durch Extraktion kariöser Zähne und das Vorhanden- 
sein eines scharlachartigen Erythems am ganzen Rumpf. Ein 35jähriger Trinker 
läßt sich wegen seiner Magenbeschwerden eine Reihe Zähne ohne Narkose ziehen 
und erkrankt im Anschluß daran ganz akut unter heftigen Magenschmerzen, Fieber, 
Erbrechen, Erythem, schwerem Verfall. Operation in der Annahme eines Ge- 
schwürsdurchbruchs oder einer hämorrhagischen Pankreasnekrose. Der Magen war 
über normalgroß, sehr derb, fest, ausgedehnt wie durch eine Flüssigkeit. Tod 
während der Operation. Die Verdickung der Magenwand betrug über 2!/; cm und 
bestand zum größeren Teil in einer weißlichen Infiltration der Submucosa, die 
stellenweise eitrig geworden war. Die Magenlichtung war fast aufgehoben, die 
Magengestalt glich auffallend einem Uterus. Mikroskopisch fanden sich die Zeichen 
einer entzündlichen, kleinzelligen Infiltration aller Wandschichten; der Eiter war 
erzeugt durch Streptokokken und Staphylokokken. 

Im Anschluß an ihren ausführlich beschriebenen Fall besprechen die Verf. 
kurz die Statistik der Erkrankung und fügen den 66 von Jakoby (1900) und 
81 von Moynihan (1903) gesammelten Fällen noch 13 andere Fälle hinzu. 

Weber (Dresden). 


45) Thonie. Über akute postoperative Magendilatation und ihre Be- 


ziehung zum arterio-mesenterialen Duodenalverschluß. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1908. Nr. 12.) 

Mitteilung eines derartigen Falles, der geheilt wurde. Der mesenteriale 
Duodenalverschluß wird dadurch hervorgerufen, daß der plötzlich erweiterte und 
überfüllte Magen die Dünndärme in das kleine Becken drängt und sie am Wieder- 
emporsteigen hindert. Dadurch wird die Radix mesent. straff gespannt und kom- 
primiert das Duodenum an seinem Übergang in das Jejunum ganz oder teilweise. 
Charakteristisch ist bei anhaltendem Erbrechen ein flacher Leib. Therapie: Magen- 
spülungen und Bauchlage. Borchard (Posen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 123 


46) H. Ito und Y. Soyesims. Zur zweiten Billroth’schen Methode 
der Magenresektion. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 352.) 

Die Verff. wenden sich auf Grund ihrer in der Klinik zu Kyoto (Japan) ge- 
sammelten Erfahrungen gegen die zweite Billroth’sche Methode der Magen- 
resektion. In den letzten 7 Jahren sind in genannter Klinik 37 Magenkarzinome 
radikal operiert, davon zehn nach Billroth II. Vier davon (40%) sind an den 
Folgen der Operation gestorben, und wenn auch die Sektionen nicht gemacht sind, 
scheinen doch eingetretene Nahtundichtigkeiten vorgelegen zu haben, die wahr- 
scheinlich der gewählten Methode zur Last gelegt werden müssen. Verff. raten 
daher, die Methode Billroth II zu verlassen. Läßt sich die Magenduodenal- 
vereinigung nach der gewöhnlichen Kocher’schen Operationsmethode nicht durch- 
führen, dann kann der Duodenalstumpf zwar auch verschlossen werden, des weiteren 
aber wäre der vertikale Duodenumteil gehörig zu mobilisieren und Seit-zu-Seit 
mit der Hinterwand des Magens zu anastomosieren. Diese bereits von Kocher 
angedeutete Operationsweise schlagen diefVerff. vor als Methodus »Kocher Il«’zu 
bezeichnen. Sie haben ihn in einem Falle mit Glück zur Ausführung gebracht. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


47) Schostak. Das Ulcus pepticum jejuni und seine Bedeutung. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVL p. 360.) 


Die Krönlein’sche Klinik verfügt über vier Beobachtungen von peptischen 
Geschwüren des Jejunum nach Gastroenterostomie, die zusammen mit 31 Fällen 
aus der Literatur die Grundlage der vorliegenden Studie bilden. 

Alle 35 Gastroenterostomien mit nachfolgenden Jejunalgeschwüren wurden mit 
einer Ausnahme wegen gutartiger Magenaffektionen ausgeführt, eine Tatsache, die 
auf die Bedeutung des superaziden Magensaftes hinzuweisen scheint. Es handelte 
sich 23mal um Gastroenterostomis antecolica anterior, 9mal um Gastroenterostomia 
retrocolica posterior, Imal um Gastroenterostomie nach Roux. Der Verlauf war 
dabei stets ein ungestörter bis auf 2 Fälle, bei denen wegen Circulus vitiosus die 
Relaparotomie und Enterostomose ausgeführt worden war. Das beschwerdefreie 
Intervall zwischen Gastroenterostomie und den ersten Symptomen der Jejunal- 
geschwüre betrug 16 Tage bis 9 Jahre, meist 1/y—1 Jahr. 

Das Ulcus pepticum jejuni tritt entweder akut oder mehr chronisch in klinische 
Erscheinung. In ersterem Falle kommt es ohne klinische Prodrome zu einer akuten 
Perforationsperitonitis, der sieben von neun Pat. erlagen. Von drei operierten 
Pat. kamen zwei durch. Die Methode der Gastroenterostomie war dabei ohne 
Belang. 

Die mehr chronisch verlaufenden Fälle sind ausgezeichnet durch Magen- 
Darmstörungen, intensive Schmerzen ähnlich wie beim Magengeschwür, sowie 
durch die Verwachsungen, die sie mit der Nachbarschaft eingehen. In 22 Fällen 
war das Geschwür mit der Bauchwand, meist in der Gegend des linken Rectus, 
verwachsen, so daß in 18 Fällen durch die Bauchdecken ein Infiltrat zu fühlen 
war, an dessen Stelle die Bauchwand verschieden tief vom Geschwür durchfressen 
war. In einer Gruppe von 4 Fällen war das Geschwür mit dem Colon transversum 
verwachsen und in dieses durchgebrochen, so daß es zu kotigem Aufstoßen und 
Erbrechen, zu hartnäckigen Diarrhöen und rascher Abmagerung kam. 

Naturgemäß ist klinisch schwer zu entscheiden, ob es sich um die Folgen des 
primären Magengeschwüres oder eines sekundären Jejunalgeschwüres handelt; es 
wurde daher in den akuten neun Fällen nur 2mal, bei den chronischen Fällen mit 
Geschwulstbildung in etwa der Hälfte die richtige Diagnose vor der Operation 
gestellt. Die Häufigkeit peptischer Jejunalgeschwüre ist eine verschwindend kleine, 
immerhin aber größer als nach den bisherigen Publikationen zu vermuten wäre. 
Nach den verschiedenen Statistiken hat es den Anschein, daß diese Komplikationen 
bei der vorderen Gastroenterostomie häufiger sind als bei der hinteren, die bessere 
Abflußverhältnisse schafft. 


724 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


Die Therapie kann in den akuten Fällen nur eine operative sein; sie muß die 
Perforation verschließen, event. eine neue Kommunikation herstellen, und im übri- 
gen die Forderungen jeder Peritonitisbehandlung erfüllen. Wichtig ist die Pro- 
phylaxe nach jeder Gastroenterostomie, die vor allem die Superazidität diätetisch 
und medikamentös zu bekämpfen hat. 

Bei den chronischen Formen ist der Versuch einer konsequenten internen 
Behandlung um so mehr angezeigt, als operative Eingriffe stets sehr schwer sind 
und keineswegs eine Dauerheilung sicherstellen. Es treten vielmehr in der Hälfte 
der operierten Fälle ein oder mehr Rezidive des Jejunalgeschwüres auf, und selbst 
mehrfache Operationen führten nicht immer zu einer definitiven Ausheilung. Von 
zwölf rezidivierenden Fällen wurden nur vier geheilt, drei gebessert, vier blieben 
ungeheilt. Im ganzen ergab das Jejunalgeschwür eine Sterblichkeit von ca. 33%. 
Durch Heilung peptischer Darmgeschwüre kann es zur Obliteration der Magen- 
öffnung (ein Fall von Krönlein) oder zur Darmstenose kommen. Die operativen 
Eingriffe wechseln nach den Befunden, welche stets eine Lösung der Verwach- 
sungen, einen Verschluß des Geschwüres mit oder ohne Exzision desselben, häufig 
die Anlegung einer neuen Gastroenterostomose oder Enteroanastomose erfordern. 

Von den pathologisch-anatomischen Ausführungen möchte ich nur hervorheben, 
daß das Jejunum 17mal, die Gastroenterostomose 13mal, die Braun’sche Entero- 
anastomose imal Sitz des Geschwüres war. In der Pathogenese spielt die Super- 
azidität des Magensaftes sicher eine Rolle, während Zirkulationsstörungen und 
mykotischen Prozessen ein noch weniger sichergestellter Einfluß zukommt. 

Die Gefahr eines Ulcus jejuni kann aber die von Krönlein aufgestellten 
Indikationen zur Gastroenterostomie nicht beeinträchtigen, vielmehr genügt diese 
in der Geschwürstherapie kausalen Anforderungen. Reich (Tübingen). 


48) Löpinay. Diverticule de Meckel termine par un lipome. 
(Bull. et m&m. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 9.) 
Ein Meckel’sches Divertikel von 10 cm Länge und 2,5 cm Breite endet in 


einem Lipom, das durch eine zirkuläre Furche vom ersteren getrennt ist. 
Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


49) Voigt. Uber postoperativen Spätileus. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1907. Nr. 52.) 

Bei einem Pat., der 2 Jahre vorher laparotomiert war, traten Ileuserschei- 
nungen ein. Trotzdem das Bild kein sehr bedrohliches war, wurde bald nach der 
Aufnahme in das Krankenhaus operiert. Es fanden sich schwere Veränderungen 
in der Bauchhöhle: eine durch einen Narbenstrang abgeklemmte, 40 cm lange, gan- 
gränöse Dünndarmschlinge und ca. 2 Liter braunschwarzer Flüssigkeit. Perfors- 
tionsperitonitis in der Umgebung und im kleinen Becken. Das Fortschreiten der 
Entzündung in den epigastrischen Teil des Bauches war durch die alten Verwach- 
sungen verhindert, und aus diesem Grunde waren auch trotz des schweren lokalen 
Befundes die klinischen Erscheinungen relativ gering. Borchard (Posen). 


50) Wilson. A case of migration of the caecum producing obstruc- 
tion of the ascending colon. 
(St. Bartholomew’s hospital reports Vol. XLIII.) 

Bei dem Ö56jährigen Manne, der unter subakuten Ileussymptomen erkrankte, 
war die Gegend oberhalb und links vom Nabel geschwollen und druckempfindlich, 
und eine rundliche Geschwulst mit unbestimmten Grenzen und tympanitischem 
Perkussionsschall ließ sich hier nachweisen; sie erwies sich bei der Operation als 
der nach links oben verlagerte und stark ausgedehnte Dünndarm; und zwar war 
er unter dem unteren Rande des Dünndarmmesenterium durchgeschlüpft; durch 
den Zug der ausgedehnten Dünndarmschlingen nach abwärts hatte der Gekrösrand 
wie ein scharf angespanntes Band gewirkt und das mitverlagerte aufsteigende 
Kolon etwa 15cm oberhalb der Ileocoecalklappe abgeschnürt (s. Abbildung). Gleich- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 125 


zeitig war ein gewisser Grad von Achsendrehung des Dünndarmes um die Gekrös- 
wurzel eingetreten. Die Reposition des Blinddarmes gelang erst nach Entleerung 
durch Punktion; mehrere Stellen beginnender Gangrän der Coecalwand wurden 
übernäht. Tod nach 4 Tagen an allgemeiner Peritonitis. Bei der Autopsie fand 
sich der Blinddarm an normaler Stelle, jedoch an acht Stellen perforiert. Sowohl 
Blinddarm wie größere Hälfte des aufsteigenden Kolon hatten ein gut ausgebildetes 
Mesenterium, das in das des Dünndarmes direkt überging und an der Hinterwand 
des Bauches medial vom Darme sich ansetzte, doch nicht, wie während des Fötal- 
lebens, nach oben innen, nach der Gegend des Duodenum zu verlief. 

In einem zweiten, von Warnig operierten Falle war infolge ähnlicher anato- 
mischer Verhältnisse eine Drehung des Blinddarmes um seine antero-posteriore 
Achse von 180° eingetreten; gleichzeitig war der Blinddarm in die linke Fossa 
iliaca verlagert. Bei der Untersuchung in Narkose vor der Operation ging er in 
die normale Lage zurück; bei der Operation wurde der stark ausgedehnte Darm- 
abschnitt durch Punktion entleert und nach Beseitigung des Volvulus in der 
Normallage durch mehrere Nähte festgelegt. Heilung. 

Nur neun ähnliche Fälle wie der erstere existieren in der Literatur; sieben- 
mal trat die Erkrankung vor dem 22. Lebensjahr ein; 2 Pat. waren Kinder, welche 
nur wenige Tage alt waren. Mohr (Bielefeld). 


51) R. C. Coffey. What shall we do with far advanced cancer of 
the large bowel? 
(New York med. record 1908. Februar 15.) 


C. teilt die fortgeschrittenen Dickdarmkrebse in drei Klassen: 

1) Solche, in denen nur die funktionellen Störungen hochgradige sind, deren 
Typus die ringförmige Ausbreitung mit totaler Verstopfung darstellt. 

2) Ausgedehnte Geschwulst mit Kachexie und Verstopfung, aber nur eine Seite 
der Darmwand einbeziehend. 

3) Ausgedehnte Geschwulst in Darmwand und anliegendem Mesenterium mit 
Kachexie und ohne Verstopfung. 

11 von Willy Meyer (Neuyork) und 16 von Jonas (Boston) 1906 auf diesem 
Gebiet ausgeführte Operationen werden kurz aufgeführt. 

Es folgt ein Bericht über 11 eigene vom 5. Juni 1906 bis 6. Juni 1907 aus- 
geführte Operationen. Darunter 10 Dickdarmkrebse, von denen 8 unter die oben 
aufgestellten Typen gehören. In Fall 11 wird eine erfolgreiche totale Exzision des 
Kolon nach vorheriger Iliosigmoideostomie wegen karzinösen Geschwüres des 
Colon descendens beschrieben. 

Stark verstopfende, pathologisch nicht extensive Karzinome sollen immer ex- 
zidiert werden. 

Der größere Teil ausgedehnter Geschwülste mit Verstopfung wird am besten 
in irgendeiner Weise mit Entero- oder Kolokolostomie behandelt, während für 
nicht verstopfende ausgedehnte Neubildungen event. Ausschabung und spätere 
Kolostomie in Frage kommt. 

In nicht radikal operablen Fällen soll jede Operation, die das Leben verlän- 
gert und dem Pat. die letzten Tage erleichtert, benutzt werden. Der Grundsatz, 
bei fortgeschrittenen Fällen Eingriffe für nicht mehr indiziert zu halten, sei nicht 
gerechtfertigt. Loewenhardt (Breslau). 


52) H. Toyosumi. Ein Fall von Stenose des Rektum durch meta- 
statisches Karzinom bei gleichzeitigem metastasierendem Myelom, 
(Virchow’s Archiv Bd. CXCI. p. 70.) 

Klinisch war im vorliegenden Falle die Diagnose auf ein stenosierendes pri- 
märes Karzinom des Mastdarmes, das zu ausgedehnter Metastasenbildung geführt 
hatte, gestellt worden. Die Sektion des Pat., die im Bonner pathologischen In- 
stitut unter Ribbert ausgeführt wurde, ergab indes, daß ein kleines, ohne Er- 
scheinungen verlaufendes Magenkarzinom das primäre gewesen, und daß die Mast- 


126 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


darmstenose durch Metastasen dieser Geschwulst im Douglas entstanden war. Die 
Mastdarmschleimhaut war ganz gesund. Die klinisch für metastatische Geschwülste 
des Mastdarmkrebses gehaltenen Geschwülste der Rippen und der Beckenschaufel 
erweisen sich durch ihr Aussehen und ihre Konsistenz als Myelome. 

Doering (Göttingen). 


53) M. Haffter. Zur Laparotomie bei subkutaner Milzruptur. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 429.) 


Zur Kasuistik der subkutanen Milzzerreißungen gibt Verf. folgende zwei von 
Brunner operierte Fälle bekannt: 

1) 10 Jahre alter Knabe. Fall auf einen Trog mit der linken Körperseite. 
Ausgesprochener abdominaler Chok. Dreimal Erbrechen. Vor der Operation fand 
man vermehrte Bauchdeckenspannung, besonders rechts, keine Auftreibung des 
Leibes, keine auffallende Anämie, oberhalb der Symphyse bei leerer Blase eine 
Dämpfung; kein Fieber. Wegen Verdacht auf intraabdominale Verletzung Probe- 
laparotomie: in der Bauchhöhle reichlich Blut bei Ausschluß einer Magen-Darm- 
verletzung. Schnitt am linken Rippenbogen. Es findet sich ein totaler querer 
Abriß des oberen Milzpoles, der nur mit einigen Gefäßen noch in Verbindung 
steht. Exstirpation des abgesprengten Stückes nach Gefäßunterbindung; der Milz- 
rest wird in das Netz eingehüllt.e. Ausspülung des Bauches. Bauchdeckennaht. 
Glatte Heilung in 14 Tagen. 

2) 22 Jahre alter Mann, wurde vor 24 Stunden vom Motorrade mit der Brust 
auf die Straße geschleudert. Bewußtlosigkeit. Schwerer Chok, starke Dyspnoe, 
Cyanose. Puls 80, schwach. Bei der Aufnahme konstatierte man eine Temperatur 
von 37,8°, starke Cyanose und Dyspnoe, einen Puls von 80 bei guter Beschaffen- 
heit, Bauchdeckenspannung, Druckempfindlichkeit besonders des Epigastrium, Auf- 
treibung des Leibes, Verschmälerung der Leberdämpfung und einen Erguß in der 
Bauchhöhle. Bei der sofortigen Probelaparotomie fanden sich ein fast totaler 
Querriß in der Mitte und ein Längsriß an der Konvexität der Milz, außerdem 
zahlreiche Hämatome. Exstirpation der Milz, Tamponade des Milzbettes, Aus- 
spülung der Bauchhöhle, Wundnaht. Nach der Operation zunehmende Verschlech- 
terung trotz Kochsalzinfusion und Anlegung einer Darmfistel wegen Darmlähmung. 
Tod nach ca. 24 Stunden. Sektion: Keine Nachblutung, keine Perforation des 
Magens oder Darmes; zahlreiche subpleurale Hämatome beider Lungen; zahlreiche 
kleinere Hämatome unter der Pleura costalis und diaphragmatica, unter der Schleim- 
haut des Ileum und in der Schleimhaut des linken Nierenkelches. Leber unverletzt. 

Reich (Tübingen). 


54) Nager und Bäumlin. Beitrag zur Pathologie und Therapie der 
sog. Banti’schen Krankheit. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. Hft. 2.) 


Bei einer 24jährigen Frau fand sich eine große, seit ca. 1 Jahre nachweisbare 
Milzschwellung, Oligocythämie (4468000 rote, 3000 weiße Blutkörperchen) und 
eins mäßige Herabsetzung des Hämoglobingehaltes (85%) bei nicht vergrößerter 
Leber und sonst normalen Organbefunden. Leukämie, Lebercirrhose, Lues, Malaria 
und Pseudoleukämie wurden aufGrund der Anamnese und des Befundes ausgeschlossen 
und unter der Diagnose Splenomegalia primitiva (= erstes Stadium der Banti- 
schen Krankheit) die Splenektomie ausgeführt, die trotz zahlreicher Verwachsungen 
ohne Komplikation gelang. Die Milz war 23 cm lang, 13 cm breit, 1000 g schwer. 
Nach der Operation bestand ohne nachweisbare Infektion längere Zeit Fieber; die 
Erythrocyten blieben an Zahl gleich; der Hämoglobingehalt sank zunächst auf 
35% und stieg dann rasch auf 80%; auffallend war die noch nach 10 Wochen 
bestehende starke neutrophile Hyperleukocytose. Pat. erholte sich langsam, wurde 
nach 10 Wochen in gutem Zustand entlassen und war 1 Jahr nach der Operation 
bei gutem Befinden. Spätere Nachrichten fehlen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23, 127 


Nach einer eingehenden anatomischen Untersuchung der Milz handelte es sich 
um eine chronische Milzschwellung durch hochgradige Hyperplasie des Milzstromas. 
Charakteristisch im histologischen Bilde waren eine ausgesprochene Sklerose der 
Milzgefäße mit perivaskulärer Bindegewebsneubildung, Atrophie der Follikel und 
Verödung der Pulpa, alte und neuere Blutungen im Gewebe, das Vorhandensein 
von zahlreichen eosinophilen Leukocyten und zahlreichen Riesenzellen. 

Gestützt auf ihre klinischen und histologischen Befunde begründen Verff. ihre 
Ansicht, daß die primitive Splenomegalie mit ihrem charakteristischen Blutbild 
identisch ist mit dem ersten Stadium der Banti’schen Krankheit, daß diese kli- 
nisch und pathologisch sich abgrenzen läßt gegen die obengenannten, differential- 
diagnostisch in Betracht kommenden Leiden, und daß die Lebereirrhose nicht 
primär oder gleichzeitig, sondern sekundär entsteht. Die Erfolge der Talma- 
schen Operation bei Morbus Banti sprechen weiter dafür, daß der Ascites des 
dritten Stadiums der Krankheit als Stauung im Pfortaderkreislaufe vermutlich 
durch die sekundäre Leberecirrhose, nicht durch die Blutalteration bedingt ist. Der 
primäre Sitz der Erkrankung ist die Milz; daher bildet die Splenektomie die einzig 
rationelle Therapie. 

Die Operation soll möglichst frühzeitig vorgenommen werden, bevor sekundäre 
Leberveränderungen aufgetreten sind. Besteht infolge solcher schon Ascites, so ist 
es zweckmäßig, die Splenektomie mit der Talma’schen Operation zu kombinieren. 
Die neueste Statistik von Armstrong über 32 Splenektomien bei Morbus Bantıi 
weist 283% Todesfälle auf, darunter vier an Verblutung, der Hauptgefahr der Ope- 
ration. Doch darf angesichts der positiven Erfolge die hohe Mortalität der Splen- 
ektomie von 20—30% bei der an sich gefährlichen und qualvollen Krankheit von 
der Operation nicht abschrecken. Reich (Tübingen). 


24) Klopfer. Ein Fall von operativ geheilter Calcaneodynie. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 


Beschreibung eines Falles von knöcherner Spornbildung an der Volarseite des 
Fersenbeines, welche zu einer starken Calcaneodynie führte; erst die operative Ent- 
fernung brachte Heilung. 

Verf. betrachtet diese Exostosen als Verknöcherung der Ansatzstelle der Fascia 
plantaris. Es wäre also eine Außerung von Myositis ossificans an der Plantar- 
fascie, die unter dem Drucke des auf dem Fersenbeine ruhenden Körpergewichtes 
sich allmählich entwickelt. Gaugele (Zwickau). 


55) J. C. Hancock. Acquired atresia of the common duct due to 
gall-stones. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 


Nach einer kurzen Übersicht über die bisher beschriebenen, postfötal ent- 
standenen Atresien des Ductus choledochus schildert Verf. einen eigenen Fall, den 
er bei einer 66jährigen Frau beobachtete. Seit fast 3 Jahren bestanden Gallenstein- 
koliken, seit 1 Jahre zeigte sich Gelbsucht, die allmählich immer mehr zunahm. 
Die Untersuchung der hochgradig abgemagerten Frau ergab starken Ikterus und 
Ascites, nach dessen Entleerung eine vergrößerte und harte Leber gefühlt wurde. 
Bei der Operation trat nach Lösung von Verwachsungen um die Gallenblase 
herum eine so gewaltige diffuse Blutung ein, daß die Operation abgebrochen 
werden mußte, nachdem die Blutung durch Kompressionstamponade gestillt war. 
Pat. starb nach 14 Stunden an Verblutung; die Autopsie ergab eine geschrumpfte 
Gallenblase, Erweiterung des Choledochus und Hepatbicus und eine vollständige 
Atresie der Mündung des Choledochus in das Duodenum. Ebenso zeigte der 
Ductus Wirsungianus Atresie, so daß die Papilla Vateri völlig fehlte. Die mikro- 
skopische Untersuchung ergab lediglich chronische Entzündung von Pankreas und 
Duodenum. Strauss (Nürnberg). 


128 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 23. 


56) F. W. Jones. The post-mortem staining of bone produced by 


the ante mortem shedding of blood. 
(Brit. med. journ. 1%08. März 28.) 

Die Arbeit hat ein hohes chirurgisch-historisches Interesse. Bei Ausgrabungen 
in Oberägypten fand man unter mehreren tausend Leichenfunden auch eine große 
Anzahl solcher Skelette, deren Besitzer ihr Leben in den häufigen Grenzkriegen 
dieser Gegenden eingebüßt hatten. Meist geschah dies durch Zertrümmerung des 
Schädels, besonders in prähistorischen Zeitläuften: diese Zerschmetterung war 
unter Umständen ganz gewaltig, so daß einzelne Knochenfragmente verloren ge- 
gangen waren, andere mit Haaren und Gehirn im Schädelinnern eine derbe Masse 
bildeten. Die stets in solchen Fällen auftauchende anthropologische Frage, ob die 
Knochenzertrümmerung vor dem Tode und dem Begräbnis oder später durch Grab- 
schänder stattgefunden hat, kann heute nach J. und Smith mit Sicherheit ent- 
schieden werden nach Art und Ausdehnung des die Knochenfragmente umspülenden 
Blutergusses. Diese Blutung, die zu Lebzeiten des Trägers stattgefunden hat, 
hinterläßt ganz bestimmte, auffallend frisch aussehende Spuren, die J. genauer be- 
schreibt. Selbst bei einem fachmännisch vorsichtig abgeschätzten Alter dieser 
Funde bis zu 5000 Jahren ist diese Pigmentierung noch deutlich nachweisbar. Eine 
Blutreaktion geben diese Reste freilich nicht mehr. Weber (Dresden). 


57) @. E. Smith. The most ancient splints. 
(Brit. med. journ. 1908. März 28.) 

Die oft vorzüglichen Heilungsergebnisse von Knochenbrüchen, die wir von den 
alten Agyptern her kennen, finden hier zum erstenmal ihre Erklärung durch 
Entdeckung der Mittel, die von den ägyptischen Chirurgen angewendet wurden. 
S. beschreibt zwei Funde von Schienen, die von der Hearst Egyptian Expedition 
der Kalifornia Universität in einem annähernd 5000 Jahre alten Grab gefunden 
wurden. — In dem einen Falle war der offene Zertrümmerungsbruch in der Mitte 
des rechten Oberschenkels eines 14 jährigen Mädchens durch vier roh gearbeitete, 
dünne, mit Leinen sorgfältig umhüllte Holzschienen mit Hilfe zweier bindenartiger 
Tücher fixiert gewesen. Die Schienen reichten von der Bruchstelle bis unter das 
Knie und trugen am Orte des Bruches einen 3,1 cm dicken Leinenbausch, dessen 
Femurseite von einem rostartigen Flecken verfärbt war, der als Blutrest nach- 
gewiesen werden konnte. Die Knochen waren ohne Anzeichen einer Entzündung 
oder Heilung: also muß der Tod sehr bald nach der Verletzung eingetreten sein. 
Die Schienen können in diesem Falle, weil zu kurz, dem Knochenbruch wohl nur 
wenig Nutzen gebracht haben: sie dienten wohl nur zur Ruhigstellung des Knie- 
gelenkes. 

Sehr viel besser, ja vorzüglich erfüllten die Schienen des zweiten Fundes ihren 

Zweck der Fixation. Ein Bruch beider Vorderarmknochen war sorgfältig geschient 
von einer vollständigen Hülse aus Baumrinde und derbem Rohr. Am oberen 
Bruchstück der Ulna hing noch ein rostartig verfärbter Tampon aus Pflanzenfasern, 
vermutlich von der Dattelpalme stammend, der bis in den Markraum des Knochens 
reichte. Also ist auch diese Fraktur kompliziert gewesen. 
„ Die große Häufigkeit der Vorderarmbrüche in den Gräberfunden der alten 
Agypter erklärt Verf. mit ihrer Vorliebe für das Fechten mit einer dicken, langen 
Stange, wie es heute noch geübt wird. Bezeichnend für den zähen Konservativismus 
des Agypters ist die Tatsache, daß noch heute die oben beschriebenen Schienen 
vielfach dort in Gebrauch sind. 

Die Arbeit S.’s ist mit ihren Literaturangaben von Wert für jeden, der sich 
mit der Geschichte unserer Wissenschaft beschäftigt. Weber (Dresden). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdruoke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 





Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRÈ, F. KÖNIG, E. RICHTER, 











in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 24. Sonnabend, den 13. Juni 1908. 
Inhalt. 


1) Blech, N. Senn. — 2) Sehöne, Zur Geschwulstlehre. — 3) Schirokogoroff, Arterienerkran- 
kung nach Adrenalininjektionen. — 4) Hotz, Skopolamin-Morphiumnarkose. — 5) Ziegner, Nar- 
kose bei künstlich verkleinertem Kreislauf. — 6) Mayer u. Schmieden, 7) Frangenheim, Hyper- 
ämiebehandlung. — 8) Kienböck, Röntgentherapie. — 9) Matsuoka, Radiumverbrennung der Haut. 
— 10) Becker, Chirosoter. — 11) Rowlands, Resektion des Schulterblattkörpers. — 12) Machol, 
Elibogenverrenkung. — 13) Hagen, Zur Statik des Schenkelhalses. — 14) Kempf, Coxa vara. — 
15) Perret, Coxitis tuberculosa. — 16) Jones, Resektion des Schenkelhalses. — 17) Büdinger, 
Traumatische Knorpelrisse im Kniegelenk. — 18) Jacob, Reduktion verschobener Bandscheiben. 
— 19) Dumont, Unterschenkelamputation. — 20) Ewald, Fußwurzeltuberkulose. — 21) Iselin, 
Wenzel-Gruber’sche Epiphyse der Tub. metatarsi quinti. 

Deelemann, Vorschläge zur Verbesserung des Verbandpäckchens für den Feldsoldaten. (Ori- 
ginalmitteilung.) 

22) Jones, Historisches über die Einwirkung verschiedener Todesarten auf das Skelett. — 
23) Potärca, Schußwunden der Körperhöhlen. — 24) Rutschinski, Multiple Fibrome. — 25) Mo- 
restin, Sarkom auf Lupus. — 26) Weber, Maligne Lymphome. — 27) Axhausen, Osteopsathy- 
rosis. — 28) Birnbaum, Lumbalanästhesie. — 29) Wight, Narkosenpneumonie. — 30) Coste, 
31) Gregory, Hyperämiebehandlung. — 32) Kirchberg, Hautschutz bei Massagen. — 83) Levi u, 
Rothschild, Zur Therapie des chronischen Rheumatismus. — 84) Flatau, Sterilisation von Gummi- 
handschuhen. — 35) Claudius, Sterilisierung von Metallinstrumenten. — 36) Ellerbroek, Schulter- 
verrenkung. — 37) Staffel, Bruch des Oberarmkopfes. — 38) Lossen, Ellbogenresektion. — 89) Quad- 
flieg, Luxatio n. ulnaris. — 40) Capaldi, Sarkom am Amputationsstumpf. — 41) Franke, Made- 
lung’sche Handdifformität. — 42) Ebermayer, Handwurzelverletzungen. — 48) Burrows, 
Metakarpalbrüche. — 44) Klemm, Verbrennungskontrakturen von Hand und Fingern. — 45) Creite, 
Dactylitis syphilitica. — 46) Wreden, Handprothese. — 47) Wilms, Überkorrektur bei Extensions- 
behandlung von Frakturen. — 48) u. 49) Martina, Heilapparate für Knochenbrüche. — 50) Dahl- 
gren, Sehnentransplantation. — 51) Stieda, Typischer Bruch am unteren Femurende. — 52) Lister, 
Kniescheibenbruch. — 53) Bushnell, Paratyphus. — 54) Richarz, Lux. pedis sub talo. — 55) Sub- 
bottisch, Verrenkung im Lisfranc’schen Gelenk. — 56) Sick, Lagerungsbänkchen. — 





1) G. M. Blech (Chicago). Nikolas Senn 4. Nekrolog. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 576.) 

Mit Senn, der, geboren am 31. Oktober 1844, am 2. Januar d. J. 
starb, ist Nordamerikas bedeutendster Chirurg heimgegangen. B. gibt 
biographische Notizen und würdigt seine ungewöhnlich großen Leistungen 
und Verdienste. Meinhard Schmidt /Cuxhaven). 


2) G. Schöne. Über einige neuere Fragestellungen in der 
Geschwulstlehre. 
. (Med. Klinik 1908. p. 525.) 
Aus der Ähnlichkeit gewisser menschlicher bösartiger Geschwulst- 
formen mit günstiger verlaufenden Neubildungen bei Mäusen, aus dem 
Gradunterschied in der Bösartigkeit verschiedenartiger menschlicher 


24 


730 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


Krebswucherungen, aus Abweichungen im Verlaufe bei Krebsen ein 
und desselben Körperteiles verschiedener Menschen, endlich aus dem 
Vorkommen von Steigerung und Abschwächung in der Bösartigkeit 
ein und derselben menschlichen Geschwulst zieht Verf. den praktischen 
Schluß, daß man auch inoperablen Neubildungen gegenüber nicht 
ohne weiteres die Hände in den Schoß legen, sondern das Messer, 
das glühende Eisen, Atzmittel, Arsen, Röntgenstrahlen anwenden, 
unter Umständen auch eins der neueren auf Versuchen und Annahmen 
begründeten Verfahren erproben solle. Georg Schmidt (Berlin. 





3) J. Schirokogoroff. Die sklerotische Erkrankung der 
Arterien nach Adrenalininjektionen. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXCI. p. 482.) 

Die Arbeit beginnt mit einer kurzgefaßten Übersicht über die 
Literatur des Themas. Alsdann berichtet Verf. über seine eigenen 
Versuche, bei denen er Adrenalin in die Ohrvene, unter die Haut 
und in die Pleura- und Peritonealhöhle von Kaninchen injizierte. Bei 
einer Reihe von Tieren wurden die Einspritzungen bis zu ihrem Tode 
gemacht; andere erhielten Adrenalin nur so lange, bis eine Erkran- 
kung der Gefäße angenommen werden konnte. Dann wurden die 
Injektionen ausgesetzt und die Tiere erst einige Zeit später getötet. 
S. konnte auf diese Weise die Ausheilung des arteriosklerotischen 
Prozesses studieren. Die Ergebnisse der Experimente sind folgende: 
Adrenalin besitzt bei Einführung in die Blutbahn starke toxische 
Eigenschaften und tötet die Tiere zum Teile rasch. Der Tod erfolgt 
wahrscheinlich durch Atmungslähmung. Lungenödem, Uberfüllung 
des Venensystems und Kontraktion des linken Ventrikels waren ständige 
Sektionsbefunde. Die subkutane Injektion und die Injektion in die 
serösen Höhlen blieben selbst bei zehnfacher Dosis in toxischer Hin- 
sicht völlig wirkungslos. Die Gefäßveränderungen traten sehr früh 
auf; nach 6 Tagen bestand schon eine erhebliche Nekrose der Muskel- 
fasern, und wenig später war die Bildung von sklerotischen Platten zu 
konstatieren. Die Wirkung des Adrenalins war bei den einzelnen 
Tieren eine sehr individuelle; die Ausdehnung der Veränderungen war 
völlig unabhängig von der Dauer der Injektionen; auch erwiesen sich 
die Gefäße junger Tiere weit widerstandsfähiger als die ausgewachse- 
ner. Der makroskopische Prozeß dokumentierte sich in einer Brüchig- 
keit der Gefäßwand, Bildung sklerotischer Platten und aneurysmati- 
scher Ausbuchtungen. Die Ursache für sein Entstehen liegt in der 
toxischen Wirkung des Adrenalins und in der sehr starken Steigerung 
des arteriellen Blutdruckes. Mikroskopisch läßt sich Nekrose der 
Muskelelemente, Kalkablagerung und Entwicklung von Narbengewebe 
nachweisen, sowie Verdickung der Intima und eine Veränderung der 
elastischen Fasern im Sinne einer Verdünnung und eines körnigen 
Zerfalles derselben. Injektionen in die Pleurahöhle setzen die gleichen 
Gefäßveränderungen wie die intravenösen: bei solchen unter die Haut 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 1731 


und in die Bauchhöhle finden sie sich nicht. Neben den Verände- 
rungen an den Gefäßen besteht eine abortive Wirkung des Adrenalin 
bei intravenöser wie bei Injektion in die serösen Höhlen. — Umfang- 
reiches Literaturverzeichnis. Doering (Göttingen). 


4) G. Hotz (Würzburg). Die Skopolamin-Morphinnarkose. 
(Sammlung klinischer Vorträge Nr. 471.) 

H. bespricht an der Hand seiner in der Baseler und Würzburger 
Klinik an über 1500 Narkosen gemachten Erfahrungen die Vor- und 
Nachteile der Skopolamin-Morphinnarkose und gelangt zu folgenden 
Ergebnissen: Die reine Skopolamin-Morphinnarkose ist wegen der 
gefährlichen toxischen Wirkungen zu vermeiden. Durch Kombination 
der Alkaloide mit der Chloroform -Atherinhalation erzielen wir eine 
Narkose, die sich vor dem einfachen Verfahren auszeichnet durch 
größere Toleranzbreite, Ausfall der Exzitation, der initialen Synkope 
und durch eine erhebliche Herabsetzung im Verbrauche des Narkoti- 
kums. Neben dieser Einschränkung der direkten Gefahren vermeidet 
die Methode postoperative Komplikationen, Erbrechen, Pneumonien 
und bedeutet für den Kranken eine angenehm empfundene Erleich- 
terung. Die Morphingabe ist möglichst zu beschränken; nach voraus- 
gehender Darreichung von Veronal (0,5—1,0 g) am Abend vor der 
Operation genügt eine einmalige Injektion von höchstens 0,0006 g 
(0,0004 g bei Frauen) Skopolamin + 0,01 g (0,005 g bei Frauen) Mor- 
phin 1 Stunde vor der Operation, für die dann geringe Mengen Chloro- 
form oder Ather zur Erreichung voller Narkose ausreichen. Bei den 
kleinen Dosen von Skopolamin und Morphin scheinen verderbliche 
Wirkungen nicht einzutreten. Der Skopolamin-Morphindämmerschlaf 
erleichtert die Ausführung chirurgischer Operationen unter Lokal- 
anästhesie, speziell der Strumektomien unter Ausschluß der Basedow- 
kranken, für die sich die Methode nicht eignet. Unzureichend und 
gefährlich ist die Anwendung des Skopolamin-Morphins beim Delirium 
tremens; bei der Behandlung des Tetanus traumaticus erweist es sich 
dagegen als ein zweckmäßiges Mittel, das die Reflexerregbarkeit herab- 
setzt und die Heftigkeit der Krämpfe und Schmerzen mildert. 
Kramer (Glogau). 





5) H. Ziegner. Was lehrt uns die Narkose bei künstlich 
verkleinertem Kreislauf, und wie wirkt die von Klapp 


proponierte Methode der Autotransfusion gegen gefährliche 
Narkosezufälle am Tierversuche? 
(Med. Klinik 1908. p. 620.) 

Klapp schlug vor, durch Abschnüren von Gliedmaßen während 
der Narkose den Kreislauf zu verkleinern. Die von Klapp nicht 
angestellten Tierversuche holt Z. nach. Klapp’s Voraussetzungen 
bestätigten sich. Je größere Körperabschnitte des Kaninchens ab- 
geschnürt wurden, desto schneller trat die Betäubung ein, desto 
schneller aber auch nachher die Erholung, wenn mit Lösung der 


24* 


132 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


Abschnürung das nicht mit Chloroform erfüllte Blut der Glieder dem 
übrigen Körper wieder zuströmte und dessen Blut mechanisch und 
chemisch entlastete.e Auch nach unmittelbarer Entnahme von Blut 
aus der Halsschlagader wurde beschleunigtes Eintreten der Betäubung 
beobachtet. 


Z.s Ausführungen beziehen sich nur auf Chloroformbetäubung. 
Georg Schmidt (Berlin). 





6) W. Meyer and Schmieden. Bier’s hyperemic treatment. 
Philadelphia and London, W. P. Saunders Comp., 1908. 

Das vorliegende Buch erscheint berufen, eine Lücke in der anglo- 
amerikanischen medizinischen Literatur auszufüllen; es geht hervor 
aus dem Zusammenarbeiten M.’s, der sich schon lange Jahre mit der 
Hyperämiefrage beschäftigt hatte, und 8S.’s, den ein Referat auf den 
Washingtoner Kongreß 1%7 mit M. zusammengebracht hatte. Das 
Buch ist vor allem für den Praktiker bestimmt und hat dieses Ziel 
in glücklicher Weise erreicht. Ein spezieller kürzerer Teil macht den 
Leser mit der wissenschaftlichen Begründung, Wesen und Art der 
Hyperämiebehandlung bekannt; die Wirkungsweise der Stauungsbinde, 
des Schröpfkopfes und der Heißluftapparate wird erörtert, die Vor- 
schriften werden genauestens und übersichtlich präzisiert, die Indika- 
tionsstellung kritisch begrenzt. Den weitaus größten Umfang bean- 
sprucht die Anleitung für die praktische Verwendung, und es werden 
in zahlreichen Einzelkapiteln die Gebiete abgehandelt, die sich die 
Hyperämiebehandlung erobert hat (Chirurgie, innere Medizin, Gynäko- 
logie, Urogenitalsystem, Otologie, Ophthalmo-, Rhino-, Pharyngologıe, 
Neurologie, Dermatologie, Psychiatrie). Das Buch, das Bier gewidmet 
ist, hat einen Umfang von 209 S., hervorragend gut wiedergegebene 
Abbildungen (95), welche teils aus der Berliner chirurgischen Klinik 
stammen, teils amerikanischen Ursprunges sind, und deren Reproduktion, 


ebenso wie Papier und Druck, dem Verlage höchstes Lob eintragen. 
Esau (Greifswald!. 





7) P. Frangenheim. Experimentelle Untersuchungen über 
den Einfluß der Saugbehandlung auf lokale Entzündungs- 
herde. 

(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Verf. beschäftigt sich in vorliegender Arbeit über den Einfluß 
der Saugbehandlung auf lokale Entzündungsherde ausschließlich mit 
dem Einfluß dieser Bier’schen Methode auf experimentell erzeugte 
geschlossene Abszesse bei Kaninchen. Diese durch Eitererreger er- 
zeugten Abszesse hatten die Eigenschaft, sich spontan zu verkleinern, 
wenn sie nicht gestaut wurden. Dagegen wurden sie, in geschlossenem 
Zustande gestaut, größer, zeigten also eine Verschlimmerung. Die 
Schlußfolgerungen, die Verf. aus seinen ausschließlich an Abszessen 
gewonnenen Erfahrungen zieht, werden auf beginnende Entzündungen 
übertragen und lauten für diese, daß es auch bei ihnen nicht emp- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 133 


fehlenswert ist, geschlossen zu saugen, da nicht vorauszusehen ist, ob 
nicht auch hier eine örtliche Verschlimmerung die Folge der Behand- 
lung sein wird. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


8) R. Kienböck. Radiotherapie. (Physikalische "Therapie 


in Einzeldarstellungen, Hft. 6.) Mit 178 Abbildungen. 
Stuttgart, Ferd. Enke, 1907. 

Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß von einer berufenen Feder 
einmal die weit verstreuten Erfahrungen in der Röntgentherapie zu- 
sammengefaßt werden und damit jedem das Arbeiten auf diesem noch 
so sehr in Entwicklung begriffenen Gebiet erleichtert wird. Nach 
einer kurzen Schilderung der physikalisch-technischen Grundlagen 
bespricht Verf. zunächst die Wirkung der Röntgenstrahlen auf den 
gesunden Organismus. Sehr ausführlich ist dann das etwas schwierige 
Gebiet behandelt, wie wir eigentlich die Wirkung der Röntgenstrahlen 
abschätzen und beeinflussen können. Die einzelnen Komponenten, 
aus denen sich die Wirkung zusammensetzt, werden physikalisch er- 
läutert, und speziell der Dosimetrie als der zurzeit wohl brennendsten 
Frage der ganzen Therapie wird große Aufmerksamkeit gewidmet. 
Leider wird dem Leser das dem Spezialisten schon bekannte Faktum 
klar werden, daß keine der bisherigen Dosierungsmethoden als absolut 
zuverlässig und bequem bezeichnet werden kann. 

Den Schutzmaßregeln, der Idiosynkrasie und forensischen Fällen 
sind einige Seiten gewidmet. Im speziellen röntgenotherapeutischen 
Teile, welcher dem theoretischen gegenüber etwas stiefmütterlich be- 
handelt erscheint, werden die einzelnen Anwendungsgebiete in der 
Weise abgehandelt, daß bei jedem erst die allgemeine Wirkung, die 
Chancen, die Technik der Behandlung, dann fremde und eigene Er- 
fahrungen des Verf.s besprochen werden. 

Den Anfang machen Hautkrankheiten, ihnen folgen die Ge- 
schwülste, und anschließend alle anderen Erkrankungsformen, bei 
denen man bisher Röntgenbehandlung versucht hat, wie Anämie, 
Chlorose, Leukämie, Lymphomatosen, Kropf, Basedow, Prostata- 
hypertrophie, Tuberkulose usw. 

Ein kurzer Anhang bringt die Eigenschaften und Wirkungen des 
Radiums und die Technik der Behandlung mit demselben. 


Zum Schluß folgt ein langes Verzeichnis der wichtigeren Arbeiten. 
Renner (Breslau). 





9) M. Matsuoka. Über die Radiumverbrennung der Haut. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 569.) 

M. studierte die Radiumverbrennung an der Kaninchenhaut. Er 
unterscheidet drei Stadien derselben, das der Abschuppung, der Ge- 
websnekrose und der Bindegewebswucherung im Corium. Die Radium- 
strahlen wirken nach ihm nicht nur destruktiv, sondern auch produktiv, 
und diese Wirkungen des Radiums sind es wahrscheinlich, deren wir 


134 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


uns bei der Radiumbestrahlung zum Heilzwecke der epithelialen Ge- 
schwülste, z. B. der Krebse, bedienen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 





10)G. Becker. Über Händedesinfektion mit Chirosoter. (Aus 
der Universitäts-Frauenklinik zu Halle a. S. Geh.-Rat Veit.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 11.) 

Auf Grund seiner Versuche, die neben sehr günstigen Ergebnissen 
direkte Versager aufweisen, warnt B. vor der Anwendung des Chiro- 
soter ohne vorangehende Desinfektion bei Operationen am Menschen. 
Dagegen bestreitet er nicht die Bedeutung des Chirosoter zur Fest- 
leimung der nach vollständiger Desinfektion tief in der Haut zurück- 
gebliebenen Keime. Kramer (Glogau). 





11) Rowlands. Remarks upon excision of the body of the 
scapula. 
(Brit. med. journ. 1908. März 28.) 

Ein Fall von Enchondrom des Schulterblattes und das Studium 
der in der Literatur niedergelegten Fälle überzeugten R., daß eine 
gewisse Anzahl von gut- und bösartigen Geschwülsten des Schulter- 
blattes und entzündlichen Zuständen des Knochens bei geeigneter 
Auswahl nicht die Exzision der Scapula erfordern, sondern ausreichend 
und ohne Vergrößerung der Rückfallsgefahr mit Resektion des Knochens 
unter Zurücklassen des Acromion, des Proc. coracoideus und glenoi- 
dalis behandelt werden können. Die Vorteile dieser Resektion für 
den späteren Gebrauch des Armes sind sehr groß: in einem.Falle 
blieb nur die starke Abduktion unvollkommen, während alle anderen 
Bewegungen erhalten waren. R. empfiehlt eine T-förmige Inzision und 
frühzeitige Unterbindung der drei Hauptgefäße. Eine genaue Be- 
schreibung der Operationsmethode ist beigegeben. Weber (Dresden). 





12) Machol. Die Luxatio cubiti posterior und ihr Verhältnis 
zur Myositis ossificans traumatica. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 775.) 

Vom 1. Januar 1903 bis 1907 beobachtete Verf. in der Breslauer 
Klinik 30 Fälle von Luxatio cubiti posterior, von denen bei sieben die 
Reposition abgelehnt worden oder nicht indiziert, und bei fünf Fällen 
die Verrenkung mit Knochenbruch kompliziert war, so daß nach Aus- 
scheidung von zwei nach 14tägiger Beobachtung verschollenen Pat. 
noch 16 unkomplizierte Fälle bleiben, die ausnahmslos alle nach der 
Reposition eine Myositis ossificans traumatica im M. brachialis internus 
aufwiesen. Dieser Prozeß war also bei reponierten Verrenkungen 
ebenso regelmäßig vorhanden, wie er bei nicht reponierten jeden Alters 
fehlte. 

Klinisch macht sich der Vorgang 4—6 Wochen nach der Re- 
position durch Funktionsstörung erstmals geltend; dann kommt es zur 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 135 


umschriebenen Geschwulstbildung in der Ellbeuge. Diesem zweiten 
Stadium, das am Ende des 3. Monates seinen Höhepunkt erreicht, 
folgt dann ein drittes, das durch Besserung der Funktion, Verkleine- 
rung und gleichzeitige Verhärtung der Geschwulst charakterisiert ist 
und sich über viele Monate erstreckt. Bevor eine volle Funktion 
erreicht ist, gibt es überhaupt keinen Stillstand in dem Prozeß. 

Röntgenologisch entspricht dem ersten Stadium ein ausgedehnter, 
schwacher, schleierhafter Schatten, der keinen nachweisbaren Zusam- 
menhang mit dem Knochen besitzt. Hierauf folgt eine Periode der 
Verkleinerung, Gestaltveränderung und Verdichtung des Schattens, 
und gleichzeitig treten, dem Knochen selbst unmittelbar aufliegend, 
Verkalkungsschatten auf. Etwa 4!/, Monate nach der Reposition ist 
eine äußere und innere Differenzierung des Schattens zu erkennen. 
Im zweiten Stadium des Prozesses kommt es in einem Teile der Fälle 
zu einer Vereinigung der in den Weichteilen gelegenen und der vom 
Knochen ausgehenden Verknöcherungen mit einer mehr oder minder 
breiten Basis, in einem anderen Teil aber bleibt durch alle Stadien 
hindurch die Muskelverknöcherung ohne Zusammenhang mit dem Ske- 
lett. Während letztere Fälle eine rasche Entwicklung mit raschem 
Abbau und geringer Funktionsstörung durchmachten, ist der Abbau 
langwieriger und die Funktionsstörung größer, wenn die Muskelver- 
knöcherung mit breiter Basis mit dem Humerus, etwas günstiger, wenn 
mit schmaler Basis mit dem Vorderarm (Ulna) sich vereinigte. 

Die Prognose der Muskelverknöcherung nach Ellbogeneinrichtung 
ist daher im Anfangsstadium mit Vorsicht zu stellen, da sich nicht 
vorhersehen läßt, welche Entwicklung der ossifikatorische Prozeß 
nehmen wird; sie hängt wesentlich ab von der primären Lage der 
Verknöcherung zum Skelett. 

Seine pathologisch-anatomische Stellungnahme spricht Verf. dahin 
aus, daß er die Affektion als eine zweifellos entzündliche auffaßt und 
neben einer periostalen Knochenneubildung auch eine metaplastische 
als erwiesen erachtet. Den letzten Grund für diesen Prozeß sieht M. 
in mechanisch-statischen Momenten, die einmal in dem neuen Trauma, 
das der schon geschädigte M. brachialis bei der Reposition erleidet, 
sowie in der funktionellen Beanspruchung des auf diese Weise patho- 
logisch veränderten Muskels gegeben sein können. 

Diese nur durch die Anwendung des Röntgenverfahrens ermög- 
lichten Kenntnisse über das klinische und anatomische Verhalten der 
Myositis traumatica haben ferner zu einer Einschränkung der früher 
meist operativen Therapie geführt durch den von M. erstmals an 
einem lange beobachteten Material gelieferten Nachweis, daß diese 
Gebilde einer spontanen Rückbildung fähig sind. Eine Operation ist 
daher nur angezeigt bei nervösen Störungen und nach mehr als Jahres- 
frist, wenn noch schwere Funktionsbeschränkung besteht. Sonst emp- 
fiehlt es sich, nach der Reposition die Ruhigstellung etwas länger als 
sonst fortzusetzen, dann zu vorsichtiger Massage und zum allgemeinen 
Gebrauche des Armes überzugehen. Reich (Tübingen). 





136 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


13) W. Hagen. Zur Statik des Schenkelhalses. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 627. 

Im Schenkelhalse sind zwei Bälkchensysteme zu unterscheiden: 
Das Zugsystem, das von der Trochanterseite bis zum höchsten Punkte 
der konvexen Seite und dann zum vordersten Ende der konkaven 
Schenkelhalsfläche verläuft; zweitens das Drucksystem, das, von der 
konkaven Seite des Schenkelhalses entspringend, fächerförmig nach 
der Konvexität des Bogens verläuft und eine schwächere Mittelpartie 
erkennen läßt. 

Nach dem Wolff’schen Transformationsgesetz sollte man nun 
bei rein statischer Coxa vara eine Hypertrophie des Zugbogens er- 
warten, aber gerade das Gegenteil ist zu finden: Hypertrophie des 
Druckbogens und Atrophie des Zugbogens, so daß Bähr schließt, 
es müsse entweder unsere Anschauung von der Architektur des 
Schenkelhalses oder das Transformationsgesetz falsch sein. 

Verf. gibt nun die hypothetische Erklärung, daß der Tragmodus 
des Zugbogens durch Belastung zwar allmählich, aber doch zu rasch 
überschritten wird, um dem Knochen Zeit zu einer funktionellen 
Hypertrophie zu lassen, während die Beanspruchung des Druckbogens 
langsamer vor sich geht und damit Zeit zu einer Hypertrophie dieses 
Systems gelassen ist. Reich (Tübingen). 





14) F. Kempf. Prinzipielles über Begriff, Atiologie und 
Therapie der Coxa vara. 
(v. Langenbeck's Archiv Bd. LXXXV. Hit. 3.) 

Verf. spricht sich dahin aus, daß nur diejenigen Formverände- 
rungen des oberen Femurendes mit dem Namen Coxa vara zu be- 
legen seien, bei denen die Deformität am Ubergange des Epiphysen- 
teiles zur Diaphyse sitzt. Er betrachtet als Grundlage der echten 
Coxa vara die Verschiebung oder Einrollung der Femurepiphyse gegen 
den unteren Schenkelhalsrand. Dazu tritt gewöhnlich eine Abweichung 
der Epiphyse nach rückwärts, Ermüdungsgefühl, Hüftschmerz, Hinken, 
charakteristische Stellungsveränderungen des Beines und Funktions- 
störungen. Willkürlich ist es, die Coxa vara auf Erkrankungen aus- 
zudehnen, die mit einer Verbiegung oder Knickung in der Trochanter- 
gegend einhergehen. In dem eben beschriebenen Sinn aufgefaßt, ist 
die Coxa vara, wie dies Sprengel schon früher behauptet hat, aus- 
nahmslos als eine traumatische Erkrankung anzusehen. In 62% der 
Fälle konnte K. an seinem Material eine Verletzung nachweisen. Die 
Anschauung Sprengel’s hat übrigens in der Literatur schon mannig- 
fache Anerkennung gefunden. Für die Therapie fordert Verf. ein 
möglichst frühzeitiges Einsetzen und lange Dauer der Behandlung. 
Diese darf nicht mit wochen-, sondern muß mit monatelanger Scho- 
nung rechnen. Zuerst soll Extension, später ein Beckengipsverband 
angelegt werden. An sich ist die Coxa vara kein Gegenstand chirur- 
gischer Eingriffe. Erst verschleppte Fälle mit schweren Knochen- 
verbildungen verlangen die Operation. Eine zweckmäßige Behandlung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 137 


wird die Zahl der Fälle, in denen ein Eingriff nötig ist, sehr herab- 
mindern. Wichtig ist natürlich die Frühdiagnose des Leidens. Ver- 
kürzung und Außenrotation mit Bewegungsstörungen im Hüftgelenk 
sind die charakteristischen Symptome, die gewöhnlich am Ende der 
Wachstumsperiode auftreten. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


15) C. Perret. Über die Dauerresultate bei Coxitis tuber- 
culosa. 
(v. Langenbeck’'s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 

An Hand von 65 Fällen von Koxitis, welche längere Zeit nach 
der Behandlung nachuntersucht und kontrolliert werden konnten, gibt 
Verf. eine eingehende Schilderung des Krankheitsbildes mit besonderer 
Berücksichtigung der pathologischen Anatomie der Hüftgelenktuber- 
kulose und der konservativen wie operativen Behandlungsarten. Aus- 
führlich wird auch das Verhältnis des Sitzes der kalten Abszesse zu 
dem Knochenherde behandelt und der Wert der Röntgenaufnahme 
betont. Auf allgemeine Behandlung, besonders auch auf Badekuren, 
wird großes Gewicht gelegt. Vor Spaltung kalter Abszesse wird 
energisch gewarnt wegen der Gefahr der Mischinfektionen, die sich 
danach nur schwer vermeiden lassen. Rezidive wurden nach ver- 
schieden langer Zeit beobachtet, sogar noch nach 40 Jahren. Die 
Indikation zu operativen Eingriffen wurde nicht schablonenmäßig 
gestellt, sondern richtete sich stets nach der Individualität des Falles 
im einzelnen. Bei leichten Fällen ohne oder mit steriler geschlossener 
Eiterung, bei denen der Sitz des tuberkulösen Herdes nicht sicher 
festgestellt werden konnte, wurde konservativ behandelt, bis der 
Knochenherd, falls er nicht spontan ausheilte, im weiteren Verlauf 
erkennbar wurde. Bei schweren Fällen mit offener Eiterung und 
sonstigen Komplikationen soll die Arthrotomie zur Untersuchung des 
Gelenkes vorgenommen werden. Fehlt alsdann bei ausgedehnter Zer- 
störung des Gelenkes die Hoffnung auf Heilung, dann muß unter 
Schonung aller erholungsfähigen Partien alles Krankhafte entfernt 
werden (atypische Resektionen). Typische Resektionen lassen sich 
wohl auf diese Weise vielfach vermeiden. Bei den Fällen, in denen 
schon klinisch der Herd im Knochen gut lokalisierbar ist, wird wohl 
die Sequestrotomie oder Ausrottung allen tuberkulösen Gewebes eine 


Radikalheilung und ein günstiges funktionelles Resultat erzielen lassen. 
E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


16) R. Jones. On the production of pseudo-arthrosis of the 
hip without disarticulation of the head. 
(Brit. med. journ. 1908. Februar 29.) 

An über 60 Fällen von Hüftgelenksversteifung hat J. verschiedene 
Arten der operativen Mobilisierung versucht, meist durch Entfernung 
von Kopf und Hals des Oberschenkels oder durch Einpflanzung von 
Fremdkörpern. In Fällen, wo aus Gründen des Choks, der langen 
Operationsdauer, hohen Alters die Entfernung des Oberschenkelkopfes 

24** 


138 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


nicht angebracht erscheint, läßt er den Kopf zurück mit Hilfe folgender 
Operationsmethode: er meißelt den Trochanter major nebst Muskel- 
ansätzen ab, öffnet die Kapsel, trennt den Schenkelkopf vom Hals 
und schraubt den Trochanter an den Kopf, der in der Pfanne stecken 





bleibt. So kürzt er die Operation ab, vermeidet den Chok der Kopf- 
auslösung, verhindert das Wiederverwachsen mit Sicherheit. Er emp- 
tiehlt die Operation in erster Reihe beim Malum coxae senile, aber 
auch bei Ankylose infolge von Sepsis oder Tuberkulose. 

Weber (Dresden!. 


17) K. Büdinger. Über traumatische Knorpelrisse im Knie- 
gelenk. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 510.) 

Die Arbeit schließt sich eng an eine frühere desselben Verf.s »über 
Ablösung von Gelenkteilen und verwandte Prozesse« an, bezüglich 
deren auf unser Referat in diesem Blatte 1907, p. 75 verwiesen wird. 
Schon dort ist eingehend über die Knorpelrisse, deren Entstehung, 
Anatomie, weiteres Schicksal, ihre klinische Bedeutung und chirurgische 
Behandlung die Rede gewesen. Seitdem ist B. analogen Veränderungen 
bei weiteren zwölf wegen traumatischer Gonitis ausgeführten Arthro- 
tomien begegnet, worauf sich acht mitgeteilte Krankengeschichten be- 
ziehen. Bei der Operation dieser Fälle handelt es sich meist, wie bei 
den in B.’s erster Arbeit mitgeteilten, um Exzision von verschieden 
großen, verschiedentlich krankhaft veränderten Knorpelstücken, an 
denen die Spuren früherer Risse sichtbar und die in sieben Figuren 
abgebildet sind. Der Sitz der Risse war meist die Kniescheibe, die 
8mal allein betroffen war, während die übrigen Fälle sich auf die 
Gelenkflächen des Ober- und Unterschenkels verteilen, dabei aber meist 
auch noch durch Risse an der Kniescheibe kompliziert sind. Die 
Risse entstehen entweder durch Berstung, insbesondere über subchon- 
dralen Hämatomen, und durch seitliche Verschiebung des Knorpel- 
überzuges — oder durch direkte Verletzung des Knorpels durch be- 
nachbarte Frakturen und sekundäre Aufrauhungen des Knorpels. Eine 
völlige Heilung im anatomischen Sinne bleibt problematisch, in der 
Regel yird eine übernarbte Delle im Knorpel hinterbleiben, im klinischen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 139 


Sinne aber ist spontane Heilung häufig, insofern die Verletzten wieder 
ein gut funktionierendes, beschwerdefreies Gelenk zurückerlangen. In 
den Fällen aber, die bleibender Beschwerden wegen operiert wurden, 
finden sich die Verletzungsspuren bald in Form einfacher oder viel- 
facher sich kreuzender klaffender Risse, lappenartiger Ablösungen oder 
Umkrempelung von Knorpelstücken, Unterminierungen usw. Die 
klinische Diagnose dieser Zustände ist auch mit Röntgen zu präzisieren 
unmöglich. Die Behandlung kann, wenn nach längerem Abwarten die 
Beschwerden statiönär bleiben, nur in operativer Revision der Gelenke 
bestehen, und redet B. einer häufigeren Vornahme einer solchen, die 
bislang von den Chirurgen noch zu sehr gescheut wurde, das Wort. 
Erfordernis dabei ist allerdings strengste Asepsis, »fingerfreiese Vor- 
gehen; auch ersetzt B. die Mulltupfer durch Wundabspülung. Wie 
schon in seiner früheren Arbeit empfiehlt B. seitlich-parapatellare 
Längsschnitte mit Abklappung der Kniescheibe und bei der Nach- 
behandlung sehr frühes Aufstehen der Kranken — schon am Tage 
nach der Operation! Der von Hoffa beschriebenen traumatisch-ent- 
zündlichen Hypertrophie des subpatellaren Fettgewebes ist B. bei 
seinen Operationen öfter begegnet. Er hält allzu reichliche Exzisionen 
dieser Fettpartien für die spätere Funktionsmechanik des Knies nicht 
für ganz unbedenklich. Nach seiner Erfahrung kann dieses subpatellare 
Lipom als einzige posttraumatische Veränderung vorkommen, jedoch 
ist das nicht häufig. ~ Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


15) H. W. Jacob. A method of reducing displaced internal 
semilunar cartilage. 
(Brit. med. journ. 1908. März 7.) 

J. empfiehlt auf Grund günstiger Erfahrungen eine erfolgreiche, 
schmerzlose und einfache Art den dislozierten Semilunarknorpel zu 
reponieren. Das im Knie gebeugt gehaltene Bein wird gegen den 
eigenen Oberschenkel als Hypomochlion kräftig und allmählich nach 
außen gezogen, d. h. der Unterschenkel wird im Knie abduziert. 
Während dies geschieht, muß der Kranke langsam sein Bein im Knie- 
gelenk zu strecken versuchen. Dabei schnappt der verrenkte Knorpel 
hörbar zurück. Zuweilen sind mehrere Versuche nötig, um Erfolg zu 
haben. Wenn vorher keine Gehversuche oder Repositionsbewegungen 
gemacht worden sind, tritt nach dieser Methode auch keine Synovitis ein. 

Weber (Dresden). 


19) F. L. Dumont. Eine neue Methode der Amputatio cruris 
osteoplastica. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 497.) 

Die von D. beschriebene Unterschenkelamputationsmethode stammt 
von Dr. Elias Haffter in Frauenfeld (Schweiz), der sie seit Jahren 
mit bestem Erfolge übt. Sie besteht darin, daß die Fibula zur Deckung 
der Knochenstümpfe verwendet wird, und wird folgendermaßen aus- 
geführt. Sehr steiler Ovalärschnitt von innen oben nach unten außen, 


1740 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


die Haut durchtrennend. Medialerseits Schnittführung bis auf den 
Knochen durch das Periost. Hochschiebung des letzteren 1/,—1 cm 
nach oben, in welcher Höhe die Tibia mittels Dratsäge durchtrennt 
wird. Folgt Ablösung der Weichteile von der Tibia weiter nach unten. 
Am unteren Ende des Ovalärschnittes wird die Fibula durchsägt, 
nachdem in gleicher Weise wie an der Tibia eine Periostmanschette 
gebildet wurde. Hierauf wird etwas unterhalb der Höhe der Durch- 
sigung der Tibia aus der Fibula ein Keil mit der Basis gegen die 
Tibia herausgemeißelt. Dann gelingt es durch eine Hebelbewegung 
mittels einer die Fibula fassenden Zange leicht, den Fibulastumpf um- 
zubiegen und die Sägefläche damit zu decken. Arterienunterbindung, 
Periost- und Hautnähte usw. Vier skizzierte Figuren veranschaulichen 
die Schnittführungen recht gut, fünf aus dem. zahlreichen Gesamt- 
material ausgewählte Krankengeschichten nebst sieben Röntgeno- 
grammen von sehr gut aussehenden geheilten Stümpfen sind des 
weiteren beigegeben, ebenso zum Schluß ein Literaturverzeichnis von 
26 Nummern. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


20) Ewald. Fußwurzeltuberkulose und ihre Diagnose mittels 
Röntgenstrahlen. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 

An der Hand von vier Fällen bespricht Verf. die Frage, ob im 
Anschluß an ein Trauma eine Knochen- oder Gelenktuberkulose ent- 
stehen kann. Nach Aufführen der Stimmen dafür und dawider erklärt 
er sich selbst für den ursächlichen Zusammenhang, wie das im großen 
Ganzen auch in der Unfallpraxis längst gehandhabt wird. Verf. emp- 
fieblt in allen Fällen, die irgendwie zweifelhaft sein können, die 
Röntgenographie zur Frühdiagnose tuberkulöser Prozesse herbeizu- 
ziehen, namentlich bei sog. »alten Fußverstauchungen .«. 

Gaugele (Zwickau!. 


21) H. Iselin. Die Wenzel-Gruber'’sche fibulare Epiphyse 

der Tuberositas metatarsi quinti im Röntgenbild. Ein wahr- 

scheinlich konstanter Befund im 13. oder 14. Lebensjahre. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCH. p. 561.) 

Nachdem I. auf Röntgenbildern von 13jährigen Individuen zwei- 
mal auf der Außenseite der Tuberositas metatarsi V ein besonderer 
Knochenrkern aufgefallen war, hat er nach diesem Befunde methodisch 
bei 25 gesunden 12 bis 15jährigen Knaben gesucht und gefunden, 
daß derselbe wahrscheinlich im 13.—14. Lebensjahre konstant ist. Es 
handelt sich hier um eine eigene Epiphyse, die von Wenzel-Gruber 
bereits beschrieben ist und für das sog. Os Vesalinum Bedeutung hat. 
Der fragliche Knochenkern ist klein und meist von schalenförmiger, 
auswärts konvexer Gestalt — vgl. die Umrißskizzen der I.'schen 
Röntgenogramme. Der Knochenkern hat bereits zu der falschen An- 
nahme von Knochenbrüchen geführt, ein Irrtum, vor dem die Kenntnis 


von dieser Epiphysenbildung schützen wird. 
Meiuhard Schmidt ‚Cuxhaven. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 741 


Kleinere Mitteilungen. 


Vorschläge zur Verbesserung des Verbandpäckchens 
für den Feldsoldaten. 


Von 
Oberstabsarzt Dr. Deeleman in Kamenz i. Sa. 


In allen bisherigen Verbandpäckchen hat das für den Sellıstverband des Sol- 
daten in der Gefechtslinie bestimmte Verbandstück dreierlei Nachteile: 

1) es wird an der für die Wundbedeckung bestimmten Fläche sehr leicht durch 
Befingern, Anstreichen oder Hinfallen beschmutzt; 

2) es wird, da es lediglich aus hydrophilen Stoffen (Mull, Watte) besteht, durch 
Regen oder Schnee sofort durchnäßt, während der Wundverband ein trockener 
sein soll; 

3) seine Befestigung auf der Wunde mittels Rollbinde ist eine umständliche, 
zeitraubende und unsichere. 

Diesen drei Übelständen kann, wie ich glaube, in folgender Weise zum "Teil 
abgeholfen werden. 

Ein kreisrundes, flaches Verbandstück von 10 cm Durchmesser (sog. Verband- 
scheibe) besteht aus einer vielfachen Schicht entsprechender Scheiben von sterilem 
Mull. Die Außenfläche dieser Verbandscheibe ist mit einer einfachen Lage Flanell 
von gleicher Form und Größe bedeckt. Die Innenfläche der Scheibe trägt einen 
1!/2—2 cm breiten Rand aus rauhbaarigem Barchent. Das Ganze wird durch zwei 
periphere Kreisnähte zusammengehalten (Fig. b). Die innere, von dem rauhen 
Barchentring umkreiste Mullfiäche ist zum Auflegen auf die Wunde bestimmt. Um 
das Befingern und Beschmutzen dieser Innenfläche unmöglich zu machen, ist die 
Verbandscheibe in einem Durchmesser zusammengebrochen (Mull innen, Flanell 
außen). Die dadurch aufeinander ge- 
legten halbkreisförmigen Ränder der 
beiden Scheibenhälften sind durch ein 
locker übergenähtes, 3!/g cm breites Lei- 
nenband miteinander verbunden. Durch 
dieses Verschlußband ist die Verband- 
scheibe geschlossen und ihre Innenfläche 
gegen jede unsaubere Berührung voll- 
kommen geschützt (Fig. a). Soll die 
Scheibe auf die Wunde gelegt werden, 
so wird sie durch Abreißen des Ver- 
schlußbandes vorher geöffnet. Um das 
Abreißen des Bandes zu erleichtern, 
sind die beiden Enden desselben als 
Handhaben »lang gelassen«. Selbstver- 
ständlich darf das Verschlußband erst 
dann abgerissen werden, wenn die 
Scheibe sofort danach auf die Wunde 
gelegt werden soll. 

Bei Regen oder Schnee wird die äußere, nicht hydrophile Decke aus Flanell 
das Innere der Verbandscheibe vor unerwünschter Durchnässung einigermaßen 
schützen, ohne die Verdunstung und Eintrocknung der Wundflüssigkeit zu hindern. 

Für die Befestigung der Verbandscheibe auf der Kleinkaliberwunde ist meiner 
Ansicht nach das Klebeverfahren anzustreben. Schon Köhler hat vor längerer 
Zeit ein Verbandpaket empfohlen, welches u. a. eine Verbandscheibe enthielt mit 
einem klebenden Rand aus gestrichenem Kautschukheftpflaster. Seitdem hat sich 
das Aufkleben des provisorischen Schußwundenverbandes nach v. Bruns (mittels 
zweier über das Mullstück gelegter Heftpflasterstreifen! oder nach v. Octtingen 





142 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


(mittels auf die Haut der Wundumgebung gepinselter Mastixlösung) in der ärzt- 
lichen Kriegspraxis vollkommen bewährt. Auf den Verbandplätzen und in den 
Lazaretten, auf Kuba, in Afrika und in der Mandschurei hat sich das Klebever- 
fahren in der Hand der Arzte als viel einfacher, zweckmäßiger und sicherer 
erwiesen, wie die Verbandbefestigung mittels Rollbinden (Senn, Bertelsmann, 
Küttner, Goldammer, v. Oettingen). 


Es wäre daher gewiß als ein Fortschritt zu begrüßen, wenn es gelänge, auch 
für den provisorischen Selbstverband des Verwundeten einen Weg zu 
finden, der schon in der Gefechtslinie den Soldaten gestatten würde, den 
Schußwundenverband nicht anzuwickeln, sondern anzukleben. Die für die Her- 
stellung eines »Klebeverbandpäckchens« zu überwindenden Schwierigkeiten 
verkenne ich nicht. Klebstoffe verderben durch langes Lagern. Sie verderben auch, 
wenn sie mit dem Verbandpäckchen durch Hitze sterilisiert werden. Nach einge- 
tretener Mobilmachung die Verbandpäckchen mit frischem Klebstoff zu versehen, 
wird nicht ausführbar sein. — Wenn ich mir trotzdem erlaube, einen Vorschlag 
zu machen, so geschieht es nicht in der Meinung, das Problem des Klebeverband- 
päckchens sei von mir einwandsfrei gelöst; vielmehr in der Absicht, andere anzu- 
regen, etwas Besseres auszusinnen. Mein Vorschlag ist folgender: 


Als Klebemittel dient die v. Oettingen’sche Mastixlösung. Sie wird in 
einer kleinen, 4 cm langen und 1 cm dicken Zinntube (Fig. c) mit Gewindekork- 
verschluß dem Verbandpäckchen beigegeben. Die für unsere Zwecke von der 
Tubenfabrik vorm. Gebr. Koppe in Berlin konstruierte Tube wird aus zwei 
Teilen zusammengeschweißt, ist unten geschlossen und wird von oben gefüllt. Da 
das lagernde Päckchen von Zeit zu Zeit sterilisiert wird, so darf die Tube nicht 
in dasselbe eingeschlossen sein. Vielmehr wird das Päckchen zunächst ohne Tube 
hergestellt, indem die mittels Verschlußband geschlossene Verbandscheibe in das 
bekannte graue, wasserdichte Böddinghaus’sche Zwirntuch eingehüllt wird. Das 
so entstandene halbkreisförmige Päckchen wird nochmals halb zusammengebrochen, 
so daß es die Gestalt eines Kreisviertels annimmt. Zwischen die beiden Hälften 
des so zusammengebrochenen Päckchens wird die Zinntube gelegt. Dann 
werden die zwei offenen Seiten des Kreisviertels wiederum durch ein übergenähtes 
Band (äußeres Verschlußband) verschlossen, dessen Enden ebenfalls, um das Ab- 
reißen zu erleichtern, lang bleiben. So wird es ermöglicht, unter zeitweiliger Ent- 
fernung und nachträglicher Wiedereinschiebung der Tube, das uneröffnete Verband- 
päckchen ab und zu zu sterilisieren oder die Tube auszuwechseln bzw. mit frischem 
Klebstoff zu’ füllen. Ein solches Klebeverbandpäckchen (Fig. d) wiegt 25g, ist 
etwas kleiner als das offizielle deutsche Verbandpäckchen und enthält eine gedruckte 
Gebrauchanweisung. 


Im Ernstfalle nimmt der Verwundete oder sein Kamerad das Päckchen aus 
dem vorderen Rockschoß der Uniform. Durch Abreißen des äußeren Verschluß- 
bandes erlangt er die Tube, deren Deckel er durch Abschrauben entfernt. Die Aus- 
flußöffnung der Tube ist etwas eng, damit der Inhalt nicht verschüttet werden kann. 
Mit der Tubenöffnung umkreist der Soldat die Wunde, 3--4 cm von ihr entfernt, 
indem er hinten sanft auf den Tubenbeutel drückt. Dies setzt er so lange fort, 
bis die Tube leer und die Haut der Wundumgebung mit dem Klebstoff ringsum 
drei Querfinger breit bestrichen ist. Jetzt erst wird das Verbandpäckchen geöffnet 
und die »unbeschmutzbar« verschlossene Verbandscheibe herausgenommen. Durch 
Abreißen ihres Verschlußbandes wird die Scheibe geöffnet und sofort mit ihrer 
Mullseite über die Wunde gelegt. (Das alles läßt sich viel schneller und einfacher 
ausführen als beschreiben.) Indem zuletzt die Hohlhand eine Minute lang sanft 
auf die Außenseite der Verbandscheibe gedrückt wird, klebt deren Innenseite (be- 
sonders der rauhhaarige Barchentrand! so fest auf der Haut an, daß der Ver- 
wundete mit unverschobenem Wundverband den nächsten Verbandplatz oder ein 
Lazarett erreichen wird. Hier wird entweder der Verband gewechselt, oder die 
Verbandscheibe bleibt liegen und wird durch einen übergeklebten oder über- 
gewickelten größeren Mullverband in einen kunstgerechten Dauerverband ver- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 143 


wandelt. Selbstverständlich wäre es nicht unvorteilhaft, dem Verbandpäckchen 
außer der Zinntube auch noch eine kleine Rollbinde mitzugeben, damit für alle 
denkbaren Fälle beide Befestigungsmittel zur Verfügung stehen: Kleben und 
Wickeln. 


— — — — — 


22) F. W. Jones. The examination of the bodies of 100 men executed 
in Nubia in Roman Times. 
(Brit. med. journ. 1908. März 28.) 


Verf. hatte Gelegenheit 100 Leichen aus römischer und byzantinischer Zeit 
in der Gegend des ersten Nilkatarakts zu untersuchen. Er beschreibt genau 
die Einwirkung der verschiedenen Todesarten auf das Skelett, so besonders des 
Gehängtwerdens auf die Knochennähte der Schädelbasis unter Beifügung inter- 
essanter Abbildungen: es findet sich eine ziemlich symmetrische Zersprengung dieser 
Knochennähte, so daß die Schädelbasis von ausgedehnten Fissuren durchzogen 
erscheint. Weber (Dresden). 


23) I. Potärca. Bemerkungen über die penetrierenden Wunden der 
großen Körperhöhlen durch die modernen kleinkalibrigen Geschosse 
und über die Vereinfachung des individuellen Verbandpaketes. 
(Revista de chirurgia 1908. Nr. 4.) 


Verf., Militärarzt, hat im Vorjahre während der Bauerunruhen Gelegenheit 
gehabt eine größere Anzahl von Schußwunden zu behandeln, die meist durch das 
Geschoß des Manlichergewehres, Kaliber 6,5 cm, hervorgerufen worden waren. Es 
zeigte sich, daß der weitaus größte Teil der betreffenden Wunden einen kleinen 
Umfang hat, und daß infolgedessen ein kleiner Verband genügend ist, um selbst 
die, welche große Körperhöhlen eröffnen, in vollkommen hermetischer Weise ab- 
zuschließen. P. empfiehlt deshalb ein Verbandpäckchen, das eine Anzahl Lagen 
Gaze, einen Zinntubus mit Kollodium und ein am Ende mit Watte umwickeltes 
Stäbchen enthält, mit dem das Kollodium auf die Gaze aufgetragen wird. 

E. Toff (Braila). 


24) B. Rutschinski. Zur Frage von den multiplen Fibromen. 
(Wratschebnaja Gazeta 1908. Nr. 6. [Russisch.) 


Bei der Sektion der 75 Jahre alten Pat. fand man folgende Geschwülste: ein 
Fibrom im großen Netz, 15 ><13>< 7 cm groß, mehrere Fibromyome am Uterus, 
mehrere Fibrome in der rechten Mamma; in beiden Ovarien je eine Cyste, faust- 
bzw. eigroß; Hydrosalpinx links; Karzinomknoten in beiden Lungen, in der Leber, 
in einer Bronchial- und mehreren Retroperitonealdrüsen. Die Netzgeschwulst 
hatte Pat. vor 38 Jahren bemerkt, sie war vollständig unabhängig vom Darm und 
von den Genitalien. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


25) Morestin. Sarcome developpe sur un lupus. 
(Bull. et mim. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 8.) 

Im Gegensatz zu den viel häufigeren Karzinomen entwickelte sich in diesem 
Falle aus einem Lupus vulgaris des Gesichtes ein großzelliges Spindelzellsarkom, 
welches mehrfachen Operationen zu T'rotze zum Tode führte. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


26) Weber. Acute cases of Hodgkin’s disease (Lymphadenoma). 
(St. Bartholomew's hospital reports Vol. XLIII. London 1908.) 
Aus W.'s Erörterungen über die Differentialdiagnose der Hodgkin’schen 
Krankheit gegenüber Syphilis, Tuberkulose und atypischer Leukämie ist als in 
chirurgischer Hinsicht bedeutsam hervorzuheben, daß es — besonders bei Affektion 


744 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


der Halslymphdrüsen — Formen von Drüsentuberkulose gibt, die klinisch vom 
Lymphadenom nicht zu unterscheiden sind; auch tritt nicht selten in den von der 
Hodgkin'schen Krankheit befallenen Drüsen eine Sekundärinfektion mit Tuber- 
kulose ein, wie es W. in einem Falle erlebte. Diese Kombination beider Erkran- 
kungen kommt wahrscheinlich häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen vor, und 
zwar in der Form multipler Drüsentuberkulose. Mohr (Bielefeld). 


27) Axhausen. Osteogenesis imperfecta oder frühe Osteomalakie als 
Grundlage der idiopathischen Osteopsathyrosis? 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 42.) 

A. beantwortet die in dem Titel seiner Arbeit aufgeworfene Frage zugunsten 
der frühen Osteomalakie. Er stützt sich dabei auf mehrere von ihm in Kiel ge- 
machte Beobachtungen, von denen die beiden ersten rein klinisch sind. In Fall 1 
handelt es sich um ein 12jähriges Mädchen mit stark verbogenen und abnorm 
weichen Beinknochen, in Fall 2 um eine 32jährige Näherin mit vielfachen Skelett- 
anomalien, Verkrümmung von Wirbelsäule und Extremitäten, Schnabelbecken, 
Coxa vara. Beide Fälle entsprechen klinisch ungleich mehr der Osteomalakie als 
der Rachitis, und bezüglich des zweiten Falles vermutet A., daß die Pubertäts- 
entwicklung durch die Blutkongestion zu den Genitalien in ähnlicher Weise die 
Östeomalakie verursachen kann, wie ein Puerperium. Noch wichtiger sind die 
einen dritten Fall betreffenden genauen makro- und mikroskopischen Untersuchungen 
an den Knochen eines von Neuber amputierten Beines, das, einem 16jährigen 
Knaben gehörig, nach Voraufgehen von Verkrümmungen und Frakturen im Skelett 
weich geworden, als nutzloses Körperanhängsel beseitigt wurde. Beigegebene 
Röntgenogramme zeigen die hochgradige Atrophie der Knochen, die Frakturen und 
Verkrümmungen, die Dünne der Schäfte, das Fehlen der Compacta und einer 
irgendwie erheblichen Menge kalkhaltigen Knochens. Sehr genau werden die 
histologischen Befunde beschrieben, worüber des näheren auf das Original ver- 
wiesen wird. Als wesentlich hebt A. eine auffallende Störung der Tätigkeit der 
knochenbildenden Zellen im Marke hervor. Quantitativ, indem in dem Bezirk der 
Knorpelauflösung jede wandständige Knochenablagerung ausbleibt oder doch nur 
äußerst spärlich erfolgt; qualitativ, indem der ausgebildete Knochen oft lange 
kalklos bleibt. Der Knochen selbst zeigt die gleiche Störung, dem Wachstum 
desselben entsprechende energische Resorptionsvorgänge, ohne daß aber die übrigens 
reichlich anwesenden Osteoblasten in annähernd entsprechendem Verhältnis neues 

Knochengewebe liefern. 
Die Literatur neueren Datums wird im Text der Abhandlung herangezogen 
und dabei mancher von den Autoren (Doering, Lorsen) anders gedeuteter Fall 
auch für die >frühe Osteomalakie« in Anspruch genommen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


28) R. Birnbaum. Beitrag zur Kenntnis der Todesfälle nach Lumbal- 
anästhesie mit Stovain. (Aus der Kgl. Universitäts-Frauenklinik in 
Göttingen.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 9.) 

B. berichtet über einen Todesfall nach Lumbalanästhesie mit Stovain, der eine 
53jährige Frau betraf, bei welcher wegen Vorfalles des myomatösen Uterus die 
vaginale Totalexstirpation usw. vorgenommen worden war. Bald nach der Opera- 
tion entwickelte sich eine zunehmende Verwirrtheit der Pat. am 5. Tage trat 
vollkommene Benommenheit mit meningitischen Symptomen und am 9. der Tod 
ein. Die Sektion ergab keine Meningitis, dagegen schwere Hirnarteriosklerose, die 
im Leben vor der Operation keine besonderen Erscheinungen gesetzt hatte, und 
zahlreiche kleinere und größere Erweichungsherde. 

B. nimmt an, daß sich zu der vorhandenen Zirkulations- und Ernährungs- 
störung im Gehirn als schädigendes Moment die Wirkung der Lumbalpunktion 
und des Stovains auf die vasomotorischen Zentren summiert habe, und rät in allen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 145 


Fällen, wo Verdacht auf Gehirnarteriosklerose vorhanden ist, von der Medullar- 
narkose Abstand zu nehmen. Kramer (Glogau). 


29) Wight. Pulmonary complications following anaesthesia. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1908. März.) 

Seit August 1903 wurden in der gynäkologischen Abteilung des Jobns Hopkins 
Hospital 9000 Narkosen ausgeführt; 29 Narkotisierte bekamen eine Pneumonie, 
6 von diesen starben (21%). In 24 Fällen begann die Pneumonie innerhalb der 
ersten 8 Tage nach der Narkose, unter den 5 übrigen Fällen kann nur imal 
die Narkose als Ursache der Pneumonie' angesehen werden. 12mal handelte 
es sich um lobäre, 17mal um lobuläre Pneumonie. Als Narkotika hatten gedient: 
Chloroform allein oder mit Ather, Ather allein oder mit Stickstoffoxydul, Imal 
Kokain und Lachgas. 

Nur in 4 unter diesen 29 Fällen hatte die Narkose weniger als 1 Stunde ge- 
dauert, in 11 Fällen mehr als 2 Stunden. Die Wundheilung wurde durch die 
Pneumonie niemals gestört.. 

Seit Einführung der Äthertropfnarkose haben die Erkrankungen an Pneu- 
monie erheblich nachgelassen. 

Vergleich mit anderen Statistiken. W. vr. Brunn (Rostock). 


30) Coste. Stauungshyperämie bei akut entzündlichen Krankheiten. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 12.) 

Nach den von C. an 270 Fällen des Breslauer Garnisonlazaretts gemachten 
Erfahrungen, über die ausführlich berichtet wird, liegt der Hauptanteil der Bier- 
schen Methode in der günstigen Beeinflussung der Narbenbildung und in der Ver- 
meidung der sonst so häufigen Funktionsstörungen. Daß sie einen wesentlichen 
und entscheidenden Einfluß auf die Begrenzung der Phlegmonen habe, davon 
konnte sich C. nicht überzeugen. Wenn es auch manchmal gelingt, ohne Inzision 
die Infektion zu beseitigen, so blieb doch für den Stillstand der letzteren, besonders 
bei schweren Infektionen, die Inzision das ausschlaggebende Moment. 

Kramer (Glogau). 


31) A. W. Gregory. Über die Behandlung granulierender, durch 


Trauma erzeugter Wunden mit Stauungshyperämie. 
(Wratschebnaja Gazeta 1908. Nr. 1. [Russisch.)) 

Bekanntlich wird die Heilung granulierender Wunden oft sehr verzögert durch 
Fibrinbildung und Pyocyaneusinfektion. In solchen Fällen, wo alle anderen Mittel 
im Stich ließen, sah G. raschen Erfolg bei Anwendung der Stauungsbinde (20 bis 
22 Stunden täglich. Von seinen zehn Fällen bringt er die Beschreibung dreier 
exquisiter Erfolge, wo nach 2 Wochen die Wunde sich reinigte und nach 5—6 heilte. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


32) F. Kirchberg. Schutz der Haut bei der Massage. 
(Med. Klinik 1908. p. 413.) 

Für die meisten Massagen zu Heilzwecken und zum Zwecke der allgemeinen 
Gesundheitspflege wird weiße Virginiavaseline, für besondere Fälle (Haut der 
Zuckerkranken, Ödematösen, bei Reizungszuständen) Lenicetsalbe, d. h. homogene 
weiße amerikanische Vaseline mit polymerisierter trockener essigsaurer Tonerde, 
empfohlen. Georg Schmidt (Berlin). 


33) Levi et de Rothschild. Contribution au traitement thyroïdien 
du rhumatisme chronique. 
(Bull. de l’acad. de med. 1908. Nr. 10.) 
Die schon trüber von Lancereaux und anderen empfohlene Behandlungs- 
weise des chronischen Gelenkrheumatismus wurde 39 mal erprobt. Die Beob- 
achtungsdauer betrug zum Teil mehrere Jahre. 


746 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


Unter den Behandelten waren 19 Pat. mit allgemein schweren Gelenksdefor- 
mitäten, die zum Teil mehrere Jahre bettlägerig waren, oder mit Ankylosen, 
Gelenksdeformitäten, rezidivierenden Anfällen u. dgl.; davon wurden 14 gebessert, 
zwei vollig geheilt. 

Die übrigen 20 Fälle waren mittelschwere und wurden bis auf zwei geheilt. 

Die Behandlung bestand in 1—3mal täglicher Verabreichung von 0,1 g ge- 
trockneter Hammelschilddrüse. Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


34) S. Flatau (Nürnberg). Zur Sterilisation der Gummihandschuhe. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 13.) 

Um auch die Innenfläche der Gummihandschuhe zu sterilisieren — was bei der 
Zerreißlichkeit derselben notwendig ist —, werden diese über ein dünnes Draht- 
gestell in Handschuhform gestülpt und so ausgespreizt nun im Dampfapparat steri- 
lisiert und armiert aufbewahrt. Nach dem Gebrauche werden sie gereinigt und 
auf dem »Spreizer« getrocknet. (Bezugsquelle: P. Walb in Nürnberg.) 

Kramer (Glogau). 


35) M. Claudius. Sterilisering af Metallinstrumenter. 
(Hospitalstidende 1908. p. 458.) 

Verf. macht darauf aufmerksam, daß der Grund, weshalb Messer beim Kochen 
in Soda- oder Boraxlösung stumpf werden, darin liegt, daß das Eisen und das 
Nickel mit der Salzlösung zusammen eine galvanische Kette bilden, was zur Folge 
hat, daß das Eisen wie ein Salz aufgelöst wird. Wenn man dahingegen die In- 
strumente in einer alkalisch reduzierenden Flüssigkeit kocht, wird die Oxydierung 
verhindert. Verf. empfiehlt eine Lösung von 1—2% Soda und 1—2% Melis in 
destilliertem Wasser. Einar Key (Stockholm). 


36) N. Ellerbroek. Beobachtungen über Schulterluxationen nach 
hinten nebst einer Übersicht über alle vom 1. Januar 18% bis 
1. Januar 1907 in der Göttinger chirurgischen Poliklinik beobachteten 


Luxationen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCD. p. 453.) 

Während des im Titel bezeichneten Zeitraumes betrug die Gesamtzahl der der 
Göttinger Poliklinik zugeführten Verrenkungen 584, wovon auf das Schultergelenk 
172 entfallen; zehn von letzteren waren Verrenkungen nach hinten. Die Arbeit 
beschäftigt sich speziell mit diesen Fällen, bringt ihre Krankengeschichten nebst 
mehreren Photogrammen und erörtert diese Verrenkungsform kurz im allgemeinen. 
Von den zehn Pat. waren acht männlichen, zwei weiblichen Geschlechts. Die Art 
der Fälle war mannigfach verschieden. Neben den die Mehrzahl bildenden Fällen 
frischer und unkomplizierter Verletzung findet sich auch ein Pat, mit gleichzeitigem 
Oberarmbruch, ein anderer (2t/2jähriges Mädchen) mit gleichzeitigem Schlüssel- 
beinbruch. Ein Fall wird als pathologische Spontanluxation wahrscheinlich infolge 
von Humerussarkom angesprochen, in einem anderen, wo die Verrenkung zufällig 
bemerkt wurde, handelt es sich um einen von klein auf bestehenden Krankheits- 
zustand, also entweder um eine angeborene Verrenkung oder, was wahrscheinlicher, 
eine durch geburtshilfliche Operation veranlaßte. In einem Fall endlich lag eine 
habituelle Verrenkung vor. Bei den gewöhnlichen unkomplizierten traumatischen 
Fällen handelt es sich meist um eine direkte, den Oberarmkopf gerade nach hinten 
drückende Gewalt. Es entsteht ein ziemlich großer Riß der hinteren Kapselwand, 
fast stets kompliziert durch Abreißung des M. subscapularis. Aber auch durch 
starke Muskelbewegung (Armschleudern), sowie durch epileptische Krämpfe kann 
die Verrenkung erfolgen. Die Einrenkung gelingt der Größe des Kapselrisses 
wegen meist leicht. Ob durch geburtshilfliche Lösung der Arme häufig Ver- 
renkungen entstehen, ist zweifelhaft, da sich die Ansichten der Autoren hierüber 
widersprechen. Die Möglichkeit der Verletzung auf diesem Wege ist jedenfalls 
zuzugeben, ebenso wie das Vorkommen wirklich angeborener Schulterverrenkungen, 
die aber selten sind. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 147 


Betreffs der statistischen Zahlen der übrigen zur Beobachtung gelangten Ver- 
renkungen sei auf das Original verwiesen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


37) Staffel. Kompressionsfraktur des Humeruskopfes. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Verf. kommt auf Grund der Beschreibung eines von der Leiche erhaltenen 
Präparates im Vergleich mit den klinischen Erscheinungen und dem im Leben 
erhaltenen Röntgenbilde zu der Ansicht, daß sich manche Brüche des Schulter- 
gelenkkopfes im anatomischen Halse bei sehr geringer Verschiebung der Bruch- 
flächen der Diagnose völlig entziehen können. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


38) W. Lossen. Beiträge zur extrakapsulären Radikalresektion des 


tuberkulösen Ellbogengelenks. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 120.) 

Die Grundsätze Bardenheuer’s für Indikation und besonders Technik der 
Ellbogenresektion sind außer von Schülern Bardenheuer’s von diesem selbst 
schon früher besprochen, und verweisen wir auf das Referat in unserem Blatte 
1907, p. 363, das sich auf die eigene Mitteilung Bardenheuer’s bezieht. Barden- 
heuer gab damals in seiner zum Jubiläum v. Bergmann’s erschienenen Schrift 
(1906) auch schon, auf die jetzt vorliegende Arbeit L.’s sich im voraus beziehend, 
eine Übersicht über die von ihm in 74 Fällen erreichten Resultate, worüber, um 
Wiederholungen zu vermeiden, ebenfalls auf unser damaliges Referat verwiesen 
werden kann. Die Arbeit L.'s gibt die statistischen Einzelnheiten des Beobachtungs- 
materiales, hinsichts Alters der Resezierten, das von 1—63 Jahren schwankte, 
Häufigkeit von hereditärer Belastung, von ätiologisch in Frage kommendem Trauma, 
Frequenz der ostalen und synovialen Erkrankungsform usw., einen Vergleich der 
Bardenheuer’schen Erfolgsstatistik mit den Erfolgen anderer Chirurgen und 
anderer Behandlungsmethoden, endlich die in Kürze wiedergegebenen Kranken- 
geschichten, denen Röntgenbilder und mehrere Photogramme geheilter Pat. bei- 
gegeben sind. Mehr als der Text der Arbeit lehren diese Bilder, welche vier 
Personen verschiedenen Alters und Geschlechtes betreffen und die ausgezeichnete 
aktive Beweglichkeitsfunktion der resezierten Ellbogen zeigen, die Leistungsfähigkeit 
der Bardenheuer’schen Operation. Ebenso sind die Röntgenogramme als inter- 
essant hervorzuheben. Sie stellen dar: zwei aktiv bewegliche Gelenke, deren eines 
gut die der Bardenheuer’schen Methode eigentümliche Gabelbildung im Humerus 
sehen läßt, ein synostotisch festes Gelenk mit Pronationsmöglichkeit, ein gleiches 
ohne solche, endlich ein aktives Schlottergelenk. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


39) Quadflieg (Bardenberg). Über einen Fall von traumatischer Luxa- 


tion des N. ulnaris dexter. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 9.) 

Der 35jährige Bergmann war mit dem rechten Ellbogengelenk zwischen Schacht- 
gerüst und Balken geraten und hatte dabei eine Lähmung des rechten Armes und 
an der Innenseite desselben oberhalb des Ellbogengelenks eine 5 cm lange Quetsch- 
wunde sich zugezogen; er kam erst längere Zeit danach ins Krankenhaus, in dem 
die Verschiebung des verdickten und entzündeten Ulnaris nach vorn über den 
Epicondylus internus humeri nachgewiesen wurde. Der Nerv glitt bei Streckung 
des Gelenkes in den Sulcus ulnaris zurück, um bei Beugung wieder nach vorn zu 
rutschen. Die in Festnähung des Epineurium an die Sehne des M. triceps be- 
stehende Operation führte zu allmählicher Besserung und schließlich zur Heilung 
der Neuritis; nur ein geringes Taubsein im Kleinfinger ist zurückgeblieben. 

Kramer (Glogau). 

40) A. Capaldi. Ein Sarkom am Amputationsstumpfe nach 20 Jahren. 
(Aus der Königsberger chirurg. Universitätsklinik. Prof. E. Lexer.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 10.) 

Dem ööjährigen Pat. war wegen Maschinenverletzung der linken Hand und 
linken des Vorderarmes dieser unterhalb des Ellbogengelenks im Jahre 1886 


748 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


amputiert worden; er trug keine Prothese. 1907 kolbige Verdickung des Amputations- 
stumpfes von Kindskopfumfang, weicher Konsistenz und stellenweise mit Fluktus- 
tion, mit dem Knochen nicht zusammenhängend. Amputation im unteren Drittel 
des Humerus; Heilung. 

Die Geschwulst bestand teils aus fibromatösem, teils aus Sarkomgewebe, war 
nicht vom Periost oder Knochen und ebenso nicht aus einem Amputationsneurom 
entstanden; ein vor einiger Zeit erlittenes Trauma mag das Wachstum beschleunigt 
haben. Kramer (Glogau!. 


41) Franke. Zur Anatomie der Madelung’schen Deformität der 
Hand. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 156.) 

Die Rostocker Klinik hatte durch den an Hirnabszeß erfolgten Tod einer mit 
Madelung’scher Handdeformität behafteten 37jährigen Pat. Gelegenheit deren 
Vorderarme genauestens anatomisch zu untersuchen. Prof. Müller hat die wichtig- 
sten klinischen und anatomischen Eigenheiten des Falles bereits auf der vorjährigen 
Naturforscherversammlung mitgeteilt, und ist auf seinen diesbezüglichen Selbst- 
bericht in unserem Blatte 1907, p. 1333, zu verweisen. F.’s Arbeit bringt die näher 
eingehenden anatomischen Beschreibungen nebst neun photo- bzw. röntgeno- 
graphischen Abbildungen, die als interessant und lehrreich hervorzuheben sind. 
Das Endresultat der Untersuchungen läuft auf eine Bestätigung der Madelung- 
schen Theorie betrefis des Wesens der nach ihm benannten Deformität hinaus. 
Danach ist das Primäre bei Entstehung derselben eine Wachstumsstörung des 
Epiphysenknorpels des Radius, und die Deformität der Hand kommt durch eine 
Verkrümmung der Epiphyse selbst zustande. Meinhard Schmidt (Cuxhaven!. 


„42) Ebermayer. Über (isolierte) Verletzungen der Handwurzelknochen. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 

Verf. berichtet über die Verletzungen an den Handwurzelknochen aus der 
Münchener chirurgischen Universitätsklinik. Mit Recht führt er aus, daß die 
Kenntnis der Handgelenksknochenbrüche erst durch die Röntgenologie zur vollen 
Entwicklung gekommen ist. 

Die natürliche Wechselbeziehung hat es aber mit steigender Kenntnis der 
Fraktur bewirkt, daß jetzt auch ohne Benutzung der Röntgenstrahlen die Diagnose 
schon mit ziemlicher Sicherheit gestellt werden kann. So wissen wir heute, daß 
bei dem Bruche des Kahnbeines ein isolierter Druckpunkt in der Tabatitre als 
pathognomonisch für diesen Bruch angenommen werden muß, besonders wenn 
noch eine lebhafte Schmerzhaftigkeit der radialen Abduktion und Flexion besteht. 

Auf dem Leuchtschirme fällt bei dem Kahnbeinbruch ein Klaffen der Bruch- 
stücke bei der Adduktion der Hand und ein Verschwinden des Bruchspaltes bei 
der Abduktion auf. Daraus ergibt sich als Fixationsverband ein solcher bei Flexion 
und Radialabduktion, so daß man am einfachsten eine linksseitige Schede'sche 
Schiene bei dem rechtsseitigen Kahnbeinbruch verwendet und umgekehrt. Die 
Resultate sind nicht befriedigend. Die Mehrzahl der Kahnbeinbrüche heilt pseud- 
arthrotisch; sehr häufig schließen sich ferner Arthritiden bald leichteren, bald 
schwereren Grades mit folgender Deformierung an. 

Gar nicht selten fand Verf. isolierte Frakturen des Mondbeines, die ander- 
weitig kaum beschrieben sind. Die Fraktur ist als eine Kompressionsfraktur zu 
betrachten, durch Fall auf die überstreckte Hand; oft sind nur geringe Gewalt- 
einwirkungen vorausgegangen. Die Resultate der Mondbeinbrüche sind wenig gut. 
Meist folgen auch hier deformierend arthritische Prozesse. 

Brüche des Os triquetruam wurden bis jetzt kaum gesehen. Verf. hat zwei 
isolierte beobachtet; auch hier handelt es sich um Kompressionsfrakturen. Das 
Heilresultat auf der Schede’schen Schiene ist ein gutes zu nennen, bei knöcherner 
Verheilung. Endlich beschreibt Verf. noch die äußerst seltenen Frakturen an den 
Ossa multangula und am Os capitatum. Der Heilerfolg war ein befriedigender, 
ähnlich wie in dem Fall einer isolierten Fraktur des Os hamatum. Ist das Os 
hamatum verrenkt, so dürfte die Exstirpation des Knochens das Zweckmäßigte sein. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 749 


Am Schluß der Arbeit berichtet E. noch über einige Fälle kombinierter Hand- 
gelenksfrakturen; das anatomische Resultat ist in solchen Fällen immer ein un- 
genügendes, zumal hier erst recht ausgedehnte arthritische Veränderungen einzu- 
treten pflegen. 

Der Arbeit sind 23 Krankengeschichten beigefügt; ferner eine große Zahl 
tadelloser seltener Röntgenogramme. Gaugele (Zwickau). 


43) H. Burrows. Punch fractures. 
(Brit. med. journ. 1908. März 28.) 

B. lenkt auf Grund von neun Fällen die Aufmerksamkeit auf häufig vor- 
kommende und häufig übersehene Frakturen der Metakarpalknochen, die beim 
Aufschlagen mit der geschlossenen Faust entstehen, z. B. beim Boxen, bei Stoß 
gegen die Faust usw. Die beobachteten Brüche betreffen die Diaphyse des ersten 
Metacarpus, seine untere Epiphyse, Kopf oder Schaft eines der übrigen Mittel- 
handknochen, Basis des fünften Metacarpus. Auffallend häufig fand B. bei See- 
leuten palpatorisch und röntgenographisch eine Verdickung der Basis des Daumen- 
metacarpus, die er auf eine vorausgegangene Fraktur bezog, den sogenannten 
Bennett’schen Knochenbruch. Weber (Dresden). 


44) P. Klemm. Die chirurgische Behandlung der Verbrennungskon- 


trakturen der Hand und Finger durch Wanderlappen-Fernplastik. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 280.) 

K. berichtet über mehrere Kinder betreffende Fälle schwerster Narbenkon- 
trakturen an den Armen und Händen, die von ihm durch verschiedentliche plastische 
Operationen in schöner Weise hergestellt sind. Sind über den Gelenken einer 
Extremität dicke, flughautähnliche Narbenstränge zustande gekommen, die die 
Gelenkbewegungen hindern, so kann nach deren Trennung eine Wunddeckung mit 
Thiersch’schen Hautläppchen nichts nützen, es bedarf der Aufpflanzung eines 
Cutis enthaltenden Polsters, sei es durch Heranziehung aus der Nachbarschaft 
herbeigeholter gestielt bleibender Lappen, sei es durch Anwendung von Wander- 
lappen, die von der Brust-, Bauch- oder Oberschenkelgegend her zu entnehmen 
sind. Für Schulter und Achselhöhle (auch das Kinn) sind die plastischen Opera- 
tionen aus nächster Umgebung, für den Ellbogen und die Hand die Benutzung 
der Wanderlappen geeignet. Man kann die Wanderlappen als Brücken- oder als 
Muffenlappen zurechtpräparieren, je nachdem man den stets viereckigen Lappen 
an nur einer Seite oder an zwei gegenüberstehenden gestielt macht. Nur einseitig 
gestielte Lappen behalten ihre Zirkulation nicht weniger schlecht als die zweiseitig 

estielten, haben vor diesen aber voraus, daß man sie viel besser und genauer auf 
den zu deckenden Teil der Extremität vernähen kann. In der Zeit, wo der Lappen 
an diese anzuwachsen hat, und in der der Pat. einen festen Verband erhält, haben 
die kleinen Pat. K.’s sich ganz schön ruhig verhalten, weil sie rasch genug merkten, 
daß jede Bewegung ihnen durch Zerrung an den Nähten Schmerzen machte, die 
bei ruhiger Haltung nachließen. Sind die kutanen Lappen erst gut angeheilt, so 
ist durch tüchtige gymnastisch-mechanische Nachbehandlung dafür Sorge zu tragen, 
daß die lange fixiert gewesenen Gelenke wieder flott werden, wobei auch zustande- 
gekommene Difformitäten der Gelenkenden zur Korrektur gelangen. Die Kranken- 
geschichten von K.’s fünf Fällen, denen Abbildungen der betreffenden Glieder vor 
und nach der Behandlung beigegeben sind, zeigen die guten erreichten Resultate. 
Die Fälle sind alle sehr schwerer Art. 

Unter den klinischen Formen der Verbrennungskontrakturen an der Hand 
unterscheidet K. eine dorsale und volare Klumphand, je nachdem dorsale oder 
volare Flexionskontrakturen vorhanden sind. Für die Behandlung dorsaler Kon- 
traktur rühmt er einen Apparat von Thilo: einen Handschuh, dessen Finger in kleine 
Binden auslaufen, die an der Handwurzel geschnallt werden können, so daß auf 
diese Weise ein beliebig dosierter Druck stundenlang angewendet werden kann. 
Durch eine in die Vola manus gelegte Rolle kann diese Druckwirkung noch 
spezieller auf bestimmte Gelenkverbindungen gerichtet werden. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


150 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


45) O. Creite. Uber Dactylitis syphilitica. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 70.) 

Eine Beobachtung aus der Göttinger Klinik, betreffend eine 31jährige Frau, 
die, sonst gesund, insbesondere frei von luesverdächtigen Erkrankungen und Mutter 
eines gesunden Knaben, eine eigentümliche, sehr chronische, im Anfange 10 Jahre 
zurückdatierende Affektion des 2. und 3. Fingers der rechtan Hand darbot. Langsam 
und unter bohrenden Schmerzen stellte sich an der mittleren Phalanx eine feste, 
fast knochenharte Anschwellung ein, und wurde dieser Fingerteil bläulich gefärbt, 
seine Haut gespannt. Später traten auch hirsekorngroße Wasserbläschen der Haut 
auf, welche eintrockneten. Während es niemals zu Hautaufbrüchen und Fisteln 
kam, die Anschwellung auch zurückging, erkrankten die anliegenden Interphalangeal- 
gelenke, die erst wackelig wurden, dann aber versteiften, während durch Knochen- 
zerfall und Resorption an den Phalangen erhebliche Verkürzungen und Defor- 
mierungen zustande kamen. Mehrere Röntgeno- und Photogramme veranschaulichen 
diesen Prozeß. Im Anfang wurde die Affektion als tuberkulös angesprochen und 
deshalb Jodoforminjektion angewendet, doch bestätigte sich diese Diagnose wegen 
Ausbleibens jeglicher Eiterung und Fistelbildung nicht. Später wurde 1 Jahr lang 
mit geringen Unterbrechungen Jodkali gegeben, wonach der Prozeß zum Stillstand 
und zur Ausheilung gelangte. Er muß also trotz völligen Versagens der Amamnese 
und trotz Fehlens sonstiger luetischer Affektionen als luetisch betrachtet werden 
und ist als Gummabildung mit nachträglicher Resorption deutbar. Der Fall ist 
sehr eigenartig, hat aber, wie C. zeigt, ein paar Analoga in der Literatur. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


46) R. R. Wreden. Eine Handprothese mit aktiven Bewegungen in 


den Fingern. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 7.) 

W. führte bei einem 22 Jahre alten Arbeiter die Operation nach Vanghetti's 
Idee aus. Pat. war als Kind die linke Hand in der Höhe des Metacarpus am- 
putiert worden. W. bildete eine Schlinge aus der Sehne des Flexor digit. super- 
ficialis, nähte sie an die Sehne des Flexor profundus, bedeckte sie mit Haut- 
lappen aus der Umgegend (6 Fig... An diese Schlinge wurde der Hebel einer 
künstlichen Hand mit beweglichen Fingern (nach Dalisch’s System) befestigt. 
Pat. kann nun mit dem großen, Zeige- und Mittelfinger gut zufassen und Gegen- 
stände bis beinahe 5 kg tragen. — Nach W. hat Vanghettti’s Methode Aussicht 
auf große Verbreitung in der nächsten Zeit. 

E. Glckel (Wel. Bubny, Poltawa). 


47) Wilms. Überkorrektur bei Nagelextension (Steinmann). 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 260.) 

W. extendierte die Oberschenkelfraktur eines kräftigen 30jährigen Mannes nach 
Steinmann (cf. unser Blatt 1907 p. 938), unter Anwendung von 25 Kilo in den 
ersten 8 Tagen, von 15 Kilo während der 2. Woche mit dem Resultat, daß, wie 
Röntgen zeigte, eine Fragmentdiastase von fast 3cm bewirkt war. Vorsicht im Maße 
der Belastung bei dieser Behandlungsart ist also geboten, für Extension mit Heft- 
pflasterverband bei Oberschenkelbruch werden 15—20 Kilo völlig ausreichen. 

Meinhard Schmidt (Cuxharven!. 


48) E. Martina. Sopra un nuovo apparecchio di cura delle fratture 

della coscia. 
(Giorn. della roy. accad. di med. di Torino 1907. Nr. 12.) 

49) Derselbe. Sopra un nuovo apparecchio di cura delle fratture 

del braccio. 
(Ibid.) 
Die ideale Behandlung der Frakturen der langen Röhrenknochen verlangt 
Immobilisierung, permanente Extension und zugleich Fürsorge für die Funktion 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 151 


des Gliedes. Diesen drei verschiedenen Forderungen soll der vom Verf. angegebene 
Verband gerecht werden. Bei Frakturen des Oberschenkelschaftes wird ein Gips- 
verband angelegt, der die Femurkondylen, Unterschenkel und Fuß umfaßt. Ein 
zweiter Gipsverband umfaßt die kranke Hüfte und das gesamte Becken, so daß 
die Bruchstelle völlig freiliegt. Fünf durch zwei seitliche Schienen verbundene 
Stahlplatten werden mit Kettchen und einigen Gipsbindentouren auf den Gipsver- 
bänden fixiert und ermöglichen die genaue Immobilisation der Bruchstelle, die 
gleichzeitig mit Eisblase und frühzeitiger Massage behandelt werden kann und 
ständig der Kontrolle des Auges unterliegt bzw. den Röntgenstrahlen ausgesetzt 
werden kann. Von den fünf Stahlplatten haben die beiden unteren |—-|-Form und 
kommen in Höhe der Kondylen und des Knies zu liegen; ein oberes Paar stellt 
gelenkig verbundene Halbbogen dar und wird oberhalb der Bruchstelle befestigt. 
während die fünfte Platte an der Außenseite der Extremität, in der Höhe der Spina 
iliaca anterior, angebracht wird. Die seitlichen Schienen sind durch Schrauben 
verstellbar und ermöglichen dadurch eine ständige allmähliche Extension der gut 
immobilisierten Frakturenden. 

Ganz analog ist die für Oberarmbruch angegebene Bandage. Die Gipsverbände 
umfassen Ellbogen und Vorderarm einerseits, Achselhöhle, Schulterhöhe und Brust 
andererseits. Der Schienenapparat besteht aus zwei seitlichen Schienen, die einen 
oberen und unteren Stahlplattenbogen verbinden. Die oberen Platten umfassen 
Achselhöhle und den obersten Humerusabschnitt, die unteren liegen zu beiden Seiten 
des Ellbogens. Strauss (Nürnberg). 


50) K. Dahlgren. Fall af sentransplantation. 
iHygiea 1908. p. 184.) 

Bei einem 31jährigen Manne mit vollständiger Lähmung des M. quadriceps 
femoris dext. und herabgesetzter Kraft in den Adduktoren, Mm. sartorius und 
tensor fasciae latae nach traumatischer Hämatomyelitis transplantierte Verf. den 
M. semimembranosus und die halbe Sehne des M. biceps, dem langen Kopf ent- 
sprechend. Die Sehnen wurden an das Periost der Kniescheibe und in eine Rinne 
der Quadricepssehne eingenäht. Das Resultat war vorzüglich. Pat. konnte, als 
die Nachuntersuchung vorgenommen wurde, ungestört gehen und radfahren. Alle 
aktiven Bewegungen im Kniegelenk wurden in voller Exkursionsweite ausgeführt. 

Einar Key (Stockholm). 


51) A. Stieda. Über eine typische Verletzung am unteren Femurende. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

S. beschreibt an der Hand eines anatomischen Präparates und einer Reihe von 
klinisch beobachteten Fällen einen typischen Bruch am unteren Femurende, bei 
dem die obere Partie des Epicondylus femoris internus abgebrochen ist. Die Ver- 
letzten gaben meist an, daß sie mit der Innenseite des Knies aufgefallen waren 
oder einen Schlag, bzw. Stoß daselbst erlitten hatten. Wahrscheinlich spielt Ab- 
reißung durch Muskelzug die Hauptrolle bei dieser Schädigung, die sich stets bei 
erwachsenen Männern fand. Klinisch war das Hauptsymptom Druckempfindlichkeit 
in der Gegend des oberen Epicondylusabschnittes. Funktionsstörungen traten 
gewöhnlich nicht ein. E. Siegel (Frankfurt a. M.) 


52) Lord Lister. Remarks on the treatment of fractures of the patella 
of long standing. 
(Brit. med. journ. 1908. April 11.) 

Diese Bemerkungen L.’s über Kniescheibennaht sind in einem Briefe an einen 
Chirurgen enthalten, der aus dem Jahre 1895 stammt und hier vom Verf. zum 
Abdruck gebracht wird. L. operierte zwei Kniescheibenbrüche von 3 und 4 Jahren 
Dauer mit sehr starker Diastase der Bruchstücke zweizeitig so, daß er bei der 
ersten Operation durch Silberdrahtnähte die beiden Fragmente bei senkrecht er- 
hobenem Bein einander so weit wie möglich näherte. Die Beinstellung wurde 
während der Wundheilung ganz allmählich in die wagerechte Lage übergeführt. 


152 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 24. 


Bei der zweiten Operation vermochte L. nach Entfernung der ersten Nähte die 
Bruchstücke durch eine zweite Drahtnaht zur Berührung zu bringen. Das End- 
ergebnis war vorzüglich. Weber (Dresden). 


53) Bushnell. Abscess of bone caused by an »intermediate« bacillus 


(B) allied to B. paratyphosus. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1908. Februar.) 

Ein 41 Jahre alter Mann erkrankte im Anschluß an den Genuß von Schnecken 
mit typhusähnlichen Symptomen. Während der Rekonvaleszenz entwickelte sich 
eine Eiterung, ausgehend von der linken Tibia, die nach Inzision rasch heilte. 

Der Eiter enthielt gramnegative Bazillen, die als Paratyphusbazillen sich er- 
wiesen. Bei der Serumreaktion wurde eine nahe Verwandtschaft zum B. Schott- 
müller, B. paratyphous-« und B. Gärtner festgestellt. 

W. v. Brunn (Rostock). 


54) A. Richarz. Ein Fall von Luxatio pedis sub talo nach hinten. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 417.) 

Beobachtung aus dem Marienhospital in Düsseldorf, dadurch ausgezeichnet, 
daß, wie Röntgen zeigt (s. Abbildung), gleichzeitige Frakturen nicht vorhanden 
waren. Pat., ein 21jähriger Maurer, war von einem 4m hohen Baugerüst gefallen, 
sich in die Gerüstbretter mit dem Fuß verhakend, wobei die Einzelnheiten des 
mechanischen Vorganges nicht zu eruieren waren. Der Fuß erschien mit der 
Ferse nach hinten verlängert; der Taluskopf war deutlich tastbar. In Narkose 
leichte Reposition durch forcierte Plantarflexion, gefolgt von kräftigem Zug nach 
vorn und starker Dorsalflexion. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


55) V. Subbotitch. Zur Kenntnis der Luxationen im Lisfranc’schen 


Gelenk. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 573.) 
Ein 50 Jahre alter Herr stieg aus einem 150 cm über dem Boden befindlichen 
- Fenster rücklings, indem er die Arme auf die Fensterbrüstung stützte, mit ge- 
streckten Beinen herab. Die linke Fußspitze berührte zuerst den Boden, wurde 
an demselben fest fixiert, und in demselben Moment ließ der Herr die Arme los 
und schwang sich im Bogen über rechts um 180° herum. Sofort fühlte er intensive 
Schmerzen im linken Fuß und konnte mit demselben nicht mehr auftreten. S. fand 
den Fuß stark verbreitert, an seinem Innenrande, dem Lisfranc’schen Gelenk 
entsprechend, das Entocuneiforme deutlich vorspringend. Röntgen zeigte Seiten- 
verrenkung sämtlicher Mittelfußknochen mit Fraktur an der Basis des zweiten. 
Die Reposition mißlang, und es wurde abgewartet. Der Fuß blieb breit und wurde 
sehr platt, gewann aber eine so gute Funktion, daß S. nicht behaupten möchte, 
Pat. würde besser gehen, wenn man ihm einen blutigen Eingriff gemacht hätte. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


56) P. Sick. Verstellbares Lagerungsbänkchen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 579.) 

S.’s »Lagerungsbänkchen« (vgl. Abbildung im Original) dient ähnlichen Zwecken 
wie die von F. König für den Stelznertisch konstruierte »Hebevorrichtung«, ist 
aber auf jedem Tische und auch in Betten anwendbar. Es besteht aus zwei durch 
eiserne Träger verbundenen Brettchen, deren Höhenabstand durch Längenänderung 
der Träger gewechselt werden kann. Die Verstellbarkeit ist mittels Schrauben- 
spindel und Zahnrad eingerichtet. (Preis 10 Mk., Lieferant Mechaniker Pohl, Kiel.) 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 





Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 








in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 25. Sonnabend, den 20. Juni 1908. 
Inhalt. 


I. F. Kuhn, Darmanastomose mittels Gumminaht der Schleimhäute. — II. M. Borchardt, Zur 
temporären Aufklappung beider Oberkiefer. (Originalmitteilungen.) 

1) Milner, Rückstauungsblutungen am Kopf. — 2) Parkinson, Trepanation. — 83) Brown, 
Gaumenspalte. — 4) Hellendall, Parotitis. — 5) Börard, Erkrankungen der Schilddrüse. — 6) Um- 
frage betreffend Basedow’sche Krankheit. — 7) MacCallum, Tetanie. — 8) Bauer, Brustdrüsen- 
geschwülste. — 9) Gouley, Chirurgie der Genitourinalorgane. — 10) Petrivalsky, Phimose — 
11) Gulard, Uretrotomia interna, — 12) Gölzl, Prostatahypertrophie. — 13) Garr®, 14) Enderlen, 
Blasenektopie. — 15) Fenner, Kryoskopische Resultate. — 16) Liek, Funktionelle Nierendiagnostik. 
— 17) Merkel, Hydronephrose. — 18) Barnabo, Innere Sekretion des Hodens. — 19) Albrecht, 
Karzinosarkom der Gebärmutter. 

20) Heller, Unterkieferresektion. — 21) Washburn, Initialsklerosen im Munde, — 22) Buccheri, 
Spina bifida, — 23) Hoffmann, Halswirbeilschüsse. — 24) Ehrlich, Frakturen der Processus trans- 
versi der Lendenwirbel. — 25) Matsuoka, Wirbelsäulenversteifung. — 26) Lobett, Wirbeltuber- 
kulose. — 27) v. Oppel, Lufteintritt in die V. jug. — 28) Masucci, Basedow’sche Krankheit. — 
29) Piollet, 30) Heurard, 31) Thiemann, 32) Paterson, Fremdkörper der oberen Speise- u. Luft- 
wege. — 83) Shukow, Kehlkopflymphangiom. — 34) Legkow, Sero- und Pyopneumothorax. — 
35) Hotz, Lungennaht. — 86) Wynn, Aktinomykose von Lunge und Leber. — 87) Cattle und Ed- 
ward, Lungenabszeß. — 88) Rovsing, Empyem und Lungenabszeß. — 39) Busse, Chondromyxo- 
sarkom der Pleura. — 40) Albers-Schönberg, Bestimmung der Herzgröße. — 41) Peraire und 
Lefas, Achsellipom mit Brustdrüsengewebe. — 42) Payenneville, Phiebitis der Venen des Penis. 
— 48) Rochet u. Montot, Prostatasteine. — 44) Cholzow, 45) Young, Prostatektomie. — 46) Giu- 
dice, Blasenwunde. — 47) Stirling, Blasentuberkulose. — 48) Jerie, Blasensteine. — 49) Balloch, 
Hämaturie der Schwangeren. — 50) Kelly, Dauerkatheter im Hamleiter. — 51) Kunith, Nieren- 
aktinomykose. — 52) Levy, Geschwulst der Tunica vaginalis testis. — 53) Moty, Phlebitis nach 
Gebärmutterexstirpation. — 54) Lindenstein, Extra-uterin-Schwangerschaft. 

Berichtigung. 





I. 
Aus dem Elisabeth-Krankenhaus Kassel. 


Darmanastomose mittels Gumminaht der Schleimhäute. 
Von 


Dr. Franz Kuhn. 


telle im folgenden an der Hand von drei Bildern ein Verfahren 

der Gastro- und Enteroanastomose einer gefälligen Nachprüfung 

anheim, das sich mir in meinen letzten Fällen (sieben) sehr bewährt 

hat. Ich halte es für das durchsichtigste und reinlichste, rascheste 
und zuverlässigste aller Anastomoseverfahren. 

Das Verfahren besteht darin, daB zu Zwecken der Anastomosierung 

die freigelegten Schleimhäute der beiden zu vereinigenden 


25 


754 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


Darmabschnitte vermittels Gummifäden, die später durch- 
schneiden, aufeinander genäht werden. 

Das Vorgehen im einzelnen ist folgendes : 

1) Zunächst werden die nebeneinander gerückten, event. vom 
Assistenten gehaltenen Darmabschnitte durch einen Längsschnitt (auch 
Thermokauter ist verwendbar), durch Serosa und Muscularis hindurch 
bis zur Submucosa, angeschnitten. Blutung soll hierbei sehr klein 
sein. Alsdann wird durch stumpfes Zurückdrängen der Ränder der 
Wunde, so daß diese in Form eines Ellipsoides zutage tritt, die sich 
leicht und gefällig in die Wunde vorbuchtende Schleimhaut auf der 
peritonealen Seite freigelegt, ohne daß sie verletzt werden darf (Fig. 1). 


I. 





So entstehen zu beiden Seiten der Wunde, rechts und links von 
der operierenden Hand, lippenartige Wundränder, die, aneinander 
gelagert, fähig sind, luftdicht zu schließen. 

Diese Wundrandlippen werden nun hinten (vgl. Fig. 1) im ersten 
Akte aneinander genäht; fortlaufende Naht; tiefes bzw. breites Ein- 
stechen und Fassen der Serosa-Muscularislippen, ohne Verletzung der 
Schleimhaut. 

2) Dann folgt der zweite Akt der Operation: die Gummifäden- 
naht. Ringe von Patentgummi!, wie er in den Kaufläden zum Um- 
schnüren von Paketen verwendet wird, werden steril mit stumpfspitzi- 
gen Nadeln eingefädelt. Dann Naht wie in Fig. 2: Einstich medial, 
unter der Mucosa im Darm her bis zu dem Wundwinkel, dort Aus- 


ı NB! Patentgummi ist wesentlich, nicht roter oder grauer Gummi. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 155 


stich, Einstich im gegenüberliegenden Wundwinkel, Ausstich medial. 
Diese Naht zweimal, im Bedarfsfalle sind auch drei oder vier oder 
fünf Nähte zulässig, Ende wird mit Pean angeklemmt. Straffes 
Anziehen mittels dieses und dichtes Knoten jedes Fadens (Fig. 3). 

3) Dann vordere Serosa-Muscularisnaht fortlaufend. 

Vorzüge des Verfahrens: 

1) Absolute Asepsis, insbesondere keimfreieste Vereinigung hinten. 

2) Bequemes Nähen, und eine schon mechanisch zuverlässig ab- 
dichtende Serosanaht. 

3) Auf diese Weise Verlegung aller folgenden Vorgänge in das 
Feld der Wunde, außerhalb der Serosa. 

4) Kein Fließen von Darminhalt. Keine Blutung. 

5) Zuverlässige, festeste Vereinigung und Aufeinanderpressung 
der Schleimhautblätter und dadurch der beiden Därme. 

6) Hierdurch bereitwillige Verklebung dieser Teile, insbesondere 
auch durch die Anfrischung erleichtert. 

7) Genaue Bemessung des Schleimhautschlitzes. Derselbe wird 
linear. 

8) Rasches Arbeiten ohne Gefahr einer Störung. 

Näheres wird eine Arbeit von Dr. Giesler bringen. 


II. 
Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer. 
Von 


M. Borchardt in Berlin. 


n Nr. 19 dieses Blattes werden von Reinhardt die bisher nach 

der Kocher’schen Methode operierten Fälle von retromaxillären 
Geschwülsten zusammengestellt und die Kasuistik durch einen neuen 
Fall bereichert. 

In dieser, wie in den anderen Mitteilungen über das gleiche 
Thema hat sich ein Irrtum eingeschlichen, für den eigentlich ich selbst 
verantwortlich bin. 

Die beiden in der Arbeit von Pinkus (Archiv für klin. Chirurgie 
Bd. LXXXII) erwähnten Fälle sind nicht von v. Bergmann, son- 
dern sie sind von mir operiert worden. 

In einem Vortrage, den ich über die Resultate der operativen 
Behandlung von retromaxillären Tumoren in der Freien Vereinigung 
der Chirurgen hielt (9. Juli 1906), habe ich die betreffenden Pat. mit 
anderen vorgestellt und selbst auf eine ausführliche Beschreibung ver- 
zichtet, weil ich meinen Volontär Pinkus dazu angeregt hatte; er 
vergaß meinen Namen zu nennen. 

Zur Sache selbst möchte ich nur kurz bemerken, daß mir die 
Kocher’sche Operation in der Tat alles geleistet hat, was man von 
ihr verlangen kann. Der Überblick über das Operationsterrain war 


25* 


756 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


gut, die Kosmetik und das Dauerresultat ließen nichts zu wünschen 
übrig. 
Prophylaktisch habe ich die Tracheotomie ausgeführt, die ich na- 
mentlich in dem einen Fall, in dem die Blutung doch keine unerhebliche 
war, nicht hätte entbehren wollen. Ich meine, daß die Gefahr der 
Blutaspiration ohne Versorgung der Trachea bedeutender ist, als die 
Gefahren einer Tracheotomie; wurde doch in der v. Bergmann’schen 
Klinik bei weit über 100 Kieferresektionen stets die prophylaktische 
Tracheotomie ausgeführt. Wir haben von ihr nur Nutzen, aber keinen 
Schaden gesehen. Wo es möglich ist, sollte man gewiß jetzt die 
Tracheotomie durch die Kuhn’sche Tubage ersetzen; jedoch ist gerade 
bei der Kocher’schen temporären Resektion jede auch noch so 
geringe Einengung des Öperationsfeldes, wie sie doch durch die 
Kuhn’sche Tubage nötig ist, vom Übel. 

Daß die Blutung bei Hängelage beträchtlicher ist als bei der 
Kocher’schen Schräglage halte ich für möglich, ja für wahrscheinlich, 
aber sie hängt von der Lage allein nicht ab. Bei meiner Demon- 
stration am 6. Juli 1906 erwähnte ich, daß wir eine Zeitlang auf 
Vorschlag von Fritz König die Oarotis externa unterbanden, bis- 
weilen mit glänzendem Erfolg. Dann aber kamen andere Fälle, in 
denen sie gar nichts nutzte, so daß wir sie für die einfache Kiefer- 
resektion, die ja mit großer Schnelligkeit ausgeführt werden kann, 
wieder verließen und nur für die temporäre Aufklappung nach 
v. Langenbeck und Weber beibehielten, um bei diesen langdauern- 
den Operationen wenigstens alles mögliche für Herabminderung des 
Blutverlustes zu tun. 

Man muß sich aber gegenwärtig halten, daß die Blutversorgung 
und Blutfülle ungemein schwankt; sie ist verschieden bei den ver- 
schiedenen Individuen, und verschieden bei dem ungleichartigen Bau 
namentlich der retromaxillaren Tumoren, die, manchmal steinhart, von 
einem einzigen großen Gefäß versorgt, bisweilen weich, mit Blut voll- 
gesogen sind, wie ein Schwamm. 

Aus dieser Ungleichheit erklären sich meines Erachtens auch 
ungezwungen die sich teilweise widersprechenden Angaben der Opera- 
teure über die Stärke der Blutung und die von ihnen als zweckmäßig 
empfohlenen prophylaktischen Maßnahmen zur Blutstillung. 

In der v. Bergmann’schen Klinik sind, wie aus meiner Demon- 
stration und aus der Arbeit Pinkus’ hervorgeht, die meisten Methoden 
ausprobiert worden, sowohl die bukkalen, als auch die facialen. Ich 
persönlich finde die Übersicht über das Operationsfeld bei der v. Lan- 
genbeck’schen bzw. Weber’schen temporären Oberkieferresektion 
am besten und möchte sie aus diesem Grund am meisten empfehlen. 
Wo es auf ein kosmetisch gutes Resultat ankommt, konkurriert am 
wirksamsten mit ihr die Kocher’sche Methode, die sich wohl von 
Jahr zu Jahr mehr Freunde erwerben wird. Über die von Hofmann 
angegebene Pharyngotomia suprahyoidea besitze ich keine eigene 
Erfahrung. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 757 


1) R. Milner. Über die Entstehung der Rückstauungs- 
blutungen am Kopf. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 473.) 

M. hat in einer früheren Arbeit zur Erklärung der sog. Rück- 
stauungsblutungen eigene Theorien entwickelt (Vermutung, daß Glottis- 
schluß und aktive Betätigung der Bauchpresse von Bedeutung seien), 
worüber wir auf unser damaliges Referat p. 620 Jahrgang 1905 ver- 
weisen. Der vorliegende Aufsatz kommt auf diese Fragen zurück, 
behandelt sie aber nicht im allgemeinen, sondern im wesentlichen nur 
unter spezieller Prüfung zweier von Kredel und Sick gemachter 
Beobachtungen, bei deren Erklärung diese Autoren von den M.’schen 
Ideen abweichende Ansichten äußerten. Diese Diskussion hier des 
genaueren wiederzugeben erscheint nicht angebracht. Es genüge die 


Bemerkung, daß M. seine Theorien verteidigt. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


2) Parkinson. Trepanation bei den Südseeinsulanern. 
(Aus »Dreißig Jahre in der Südsee«. Stuttgart, Strecker & Schröder 1908.) 
P. gibt interessante Mitteilungen über die chirurgische Tätig- 
keit unserer Kollegen tena papait (tena = einer, der geschickt ist, 
papait — Zaubermittel) auf den Südseeinseln. Die durch Schleuder- 
steine verursachten Schädelverletzungen erklären sie für tödlich, sobald 
die Schläfe eingedrückt ist und lehnen Operation ab. Bei Stirnbein- 
verletzungen wird nach Spaltung der Haut trepaniert. Als Instrumente 
dienen Obsidiansplitter (Lavaglas), ein scharfer Haifischzahn oder eine 
geschärfte Muschel. Als Antiseptikum benutzt man Kubika, d. i. Wasser 
einer Kokosnuß. Die Knochensplitter werden aus dem Cerebrum mit 
ähnlichen Instrumenten entfernt. Die Ränder der Schädelwunde wer- 
den abgeschabt die Trepanationsöffnung mit ausgeglühten Scheiben 
einer bestimmten Bananenart bedeckt, der Hautlappen darüber gezogen, 
die Haare wegrasiert und die Wunde desinfiziert. Verband mit einem 
eng anliegenden, weitmaschigen Geflecht von Rotangstreifen. Ein 
alter Heilkundiger verfügte über 31 Trepanierte, von denen 23 lebten. 
Auch wegen Epilepsie und starker Stirnkopfschmerzen wird Trepana- 
tion ausgeführt; in manchen Gebieten sogar prophylaktisch bei Kindern 
im 2.—5. Lebensjahr. Deetz (Homburg v. d. H.). 


3) Brown. Speech results of cleft palate operation. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 5.) 

Niemand, der eine Gaumenspalte hat, sollte sich entmutigen 
lassen. Jeder Fall soll operativ behandelt werden, auch im vor- 
geschrittenen Alter; das Resultat bei einem Pat. B.’s, der schon 
50 Jahre alt war, wurde ein sehr gutes. Bei Kindern sollte man die 
rigorosen Operationsmethoden nicht anwenden. Auch kleine Defekte 
an Lippen, Nase und Gaumen sollte man operativ korrigieren, da sich 
dem Verf. bei Vergleichung der phonographisch fixierten Sprach- 
proben ergeben hat, daß kleine Defekte bisweilen schwerere Sprach- 


758 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


störungen zur Folge haben als große. Komplizierte Sprechübungen 
sind unnötig und zwecklos. W. v. Brunn (Rostock). 


4) H. Hellendall. Zur postoperativen Parotitis. 
(Med. Klinik 1908. p. 451.) 

H. weist nach eigenen Erfahrungen auf das Auftreten von Sta- 
phylokokkenparotitis nach operativ behandelten Eiterherden in den 
Geschlechtsteilen hin. Die Krankheitserreger werden wahrscheinlich 
auf dem Blutweg übertragen, nicht vom Mund aus. Zur weiteren 
Klärung des Krankheitsbildes werden bei jeder derartigen Erkrankung 
Bakterienfärbungen an Parotisschnitten, Untersuchungen der Papille 
des Ductus Stenonianus und bakteriologische Blutprüfungen gefordert. 
Ferner sind Versuche über den Einfluß der Geschlechtsteile auf die 
Ohrspeicheldrüse anzustellen. Georg Schmidt (Berlin). 


5) L. Börard. Corps Thyreoide. 403 S. mit zahlreichen 
Illustrationen. 
Paris, J. B. Bailliöre et fils, 1908. 

Als weitere Folge der äußerst wertvollen Sammlung »Nouveau 
trait6E de chirurgie« ist der XX. Band erschienen, der die Schilddrüse 
mit ihren Erkrankungen behandelt. Ebenso wie in den vorhergegan- 
genen Bänden bekommen wir eine Monographie in die Hände, die 
für jeden lesenswert ist und uns über den Stand der Forschungen 
auf diesem wichtigen Gebiete unterrichtet. 

Nachdem B. in der Einleitung Entstehung und Struktur besprochen 
hat, faßt er im physiologischen Teile den gegenwärtigen Stand in 
kurzem so.zusammen, daß er sagt, die Mehrzahl der Physiologen 
nehmen an, daß Unterdrückung der Schilddrüsensekretion chronische 
Ernährungsstörungen nach sich ziehe, besonders ausgeprägt im Kno- 
chen- und Zellgewebssystem (Myxödem) mit einem mehr oder minder 
bedeutenden Nachlassen der organischen und psychischen Funktionen. 
Die Unterdrückung der Sekretion der Parathyreoiddrüsen führt zu 
Krämpfen, die rasch tödlich verlaufen, mit Temperatursteigerung, 
Tachykardie und schwerer Atemnot. — Verf. bespricht dann die 
Krankheiten, die durch eine Sekretionsinsuffizienz der Schilddrüse 
entstehen, so das infantile Myxödem, die myxomatöse Idiotie und 
Zwergwuchs, dann das Myxödem durch Atrophie der Schilddrüse und 
das postoperative Myxödem sowie die Cachexia strumipriva. Er be- 
richtet über die Erfolge der Schilddrüsensaftmedikation bei den ver- 
schiedenen Erkrankungen und empfiehlt einen Versuch damit. Weiter- 
hin behandelt er die Kongestionen der Schilddrüse, ihre entzündlichen 
Erkrankungen sowie Tuberkulose, Syphilis und Aktinomykose. 

Unter den Geschwülsten der Schilddrüse nehmen natürlich die 
gutartigen Kröpfe den größten Raum ein. Vorkommen, Histologie 
und Topographie mit ihrem Einfluß auf die Nachbarorgane werden 
ausführlich besprochen. Auch B. befürwortet, wie neuerdings alle 
Autoren, die röntgenographische Aufnahme, um über Sitz und Aus- 


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dehnung des Kropfes genau und sicher Aufschluß zu bekommen. 
Nachdem die verschiedenen Behandlungsmethoden mit Jod, Schild- 
drüsensekret und Röntgenstrahlen durchgegangen sind, kommt Verf. 
auf die verschiedenen Operationsmethoden, ihre Anwendbarkeit und 
Indikation zu sprechen. 

Mit einer Beschreibung der bösartigen Kröpfe und der Fibrome 
beschließt B. die Geschwülste und gibt zum Schluß eine Beschreibung 
des Wesens und der Behandlung der Basedow’schen Krankheit. 

Die Lektüre des Buches, das mit vielen zum Teil schon bekannten 


Dlustrationen ausgestattet ist, ist für jeden Arzt empfehlenswert. 
L. Simon (Mannheim). 





6) Umfrage über die Behandlung des Morbus Basedowii. 
(Vgl. dieses Zentralblatt p. 465.) 
(Med. Klinik 1908. p. 628.) 

Wenn Ruhekuren nebst arzneilicher Behandlung nichts oder nichts 
Wesentliches nutzen, oder wenn die Kranken ihres Berufes halber oder 
aus anderen Gründen keine längere Kur durchmachen können, so rät 
Fr. Schultze zur Operation, ehe eine erheblichere Herzschwäche 
eintritt. Krehl empfiehlt den chirurgischen Eingriff für die leichtesten 
und leichten Fälle dann, wenn die Schilddrüse irgendwelche Druck- 
erscheinungen macht oder sehr groß ist, für die ausgesprochenen Fälle 
allgemein die Verkürzung der Drüse, für die schwersten Fälle die 
Operation dagegen als nicht ungefährlich nur mit Zurückhaltung. 
Nach Martius kommt der chirurgische Eingriff in Frage, wenn durch 
innerliche und physikalisch-diätetische Kuren keine wesentliche Bes- 
serung zu erzielen ist, oder wenn nach der Entlassung rasch Rückfälle 
eintreten, oder wenn die Größe des Kropfes an sich eine Operation 
verlangt; mehrfach bewährte sich die partielle Strumektomie. 

Georg Schmidt (Berlin). 





1) MacCallum. On the relation of the parathyroid to 
calcium metabolism and the nature of tetany. 
(Bull. of the John Hopkin’s hospital 1908. März.) 

In Form einer vorläufigen Mitteilung macht Verf. uns mit Tier- 
versuchen bekannt, in denen er an Hunden durch Entfernung der 
Parathyreoideae schwere Tetanie erzeugte und dann durch intravenöse 
Injektion essigsauren oder milchsauren Kalziums in 5%iger Lösung 
die Symptome prompt zum Schwinden brachte Es stimmt das mit 
den Befunden anderer Autoren überein, welche bei Ernährung mit 
kalziumreicher Milch die Tetanie bei solchen Tieren nur milde oder 
gar nicht auftreten sahen. 

Es wirkt aber die Aufnahme des Kalziumsalzes durch den Mund 
oder subkutan viel langsamer als die intravenöse. Magnesiumsalze 
haben ähnlichen Effekt, doch stört hier leicht die toxische Neben- 
wirkung. Kaliumkarbonat und andere Kalisalze dagegen vermehren 
die tetanischen Erscheinungen. 


760 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


Vielleicht kann man Kalziumsalze auch zur Behandlung von Te- 
tanie anderer Genese verwenden. W. v. Brunn (Rostock). 





8) F. Bauer. Nagra ord om cancer mammae i tidigt stadium. 
(Lunds Läkare sällskaps för handl. 1907, Hygiea 1907. p. 916.) 

Verf. warnt davor, der Diagnose Fibrom oder Adenofibrom gar 
zu sicher zu sein. Er beschreibt vier Fälle von Brustdrüsengeschwülsten, 
die vor der Operation als gutartig angesehen worden waren, sich aber 
nachher als bösartig herausstellten. Zusammenfassung: Jede Brust- 
drüsengeschwulst muß baldigst untersucht werden. Ist der gutartige 
Charakter der Geschwulst nicht unzweifelhaft, so muß die Exstirpation 
gemacht werden. Ist sie dabei nicht überall leicht ausschälbar, muß 
sie mikroskopisch untersucht werden. Stellt sie sich da als Krebs 
heraus, so mache man möglichst bald die Radikaloperation. Aber 
auch wo der gutartige Charakter zweifellos ist, soll man die Operation 


vorschlagen, weil eine gutartige Geschwulst bösartig werden kann. 
Einar Key (Stockholm). 





9) J. W. S. Gouley. Surgery of genito-urinary organs. 
8%. 531 5. 
New York, Rebman & Co., 1908. 

Das vorliegende, vorzüglich ausgestattete Buch enthält eine Reihe 
von Aufsätzen über die Atiologie, Diagnose und Behandlung von Er- 
krankungen der Urogenitalorgane, die in das Gebiet der Chirurgie 
gehören. Es werden nur Erkrankungen der Harnröhre, der Prostata 
und der Blase abgehandelt. Paul Wagner (Leipzig). 


10) Petrivalsky. Zur Therapie der Phimose. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 2.) 

P. bespricht die Atiologie, Symptomatologie, Folgeerscheinungen 
und verschiedenen Operationsmethoden bei der angeborenen und er- 
worbenen Phimose. Er zieht einen operativen Eingriff bei derselben 
der unblutigen, aber nicht ganz unschuldigen Behandlung vor. Die 
Vorteile der einzelnen, und zwar recht zahlreichen Eingriffe von der 
einfachen Inzision bis zu komplizierten Verfahren werden hinsichtlich 
ihrer Vorteile und Nachteile gewürdigt. Verf. selbst beschreibt eine 
neue plastische Methode, die seiner Angabe nach bei Erwachsenen 
und Kindern, bei atrophischen und hypertrophischen Phimosen gleich 
anwendbar ist. Die in Bildung und Naht mehrerer Läppchen be- 
stehende Methode muß im Original an Hand der Abbildungen studiert 
werden. ar E. Siegel (Frankfurt a. M.). 
11) F. P. Guiard. Nouvelle méthode d’uretrotomie interne. 

(Ann. des malad. des org. gén.-urin. Bd. XXVII. Hft. 5 u. 6.) 

Gewisse Verengerungen der Harnröhre widerstehen nicht nur 

einer progressiven Dilatation, sondern auch der internen Urethrotomie 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 761 


nach Maisonneuve, bei der eine einzige Inzision an der oberen 
Wand vorgenommen wird. Verf. macht deshalb in solchen Fällen 
außer der klassischen Maisonneuve’schen Inzision noch eine doppelte 
Reihe von sekundären Inzisionen, die aber nur eine Tiefe von 1 mm 
haben dürfen. Uber die Technik dieses Verfahrens und über das 
dazu nötige Instrumentarium muß in der Originalarbeit nachgelesen 
werden. Paul Wagner (Leipzig). 





12) A. Gölzl (Prag). Das dritte Stadium der Hypertrophia 
prostatae. 
(Prager med. Wochenschrift 1908. Nr. 11.) 

Verf. hat 288 Fälle von Prostatahypertrophie in 7 Jahren beob- 
achtet. Davon gehörten 25 dem dritten Stadium an. Von diesen 25 
starben 11. Die Diagnose in diesem Stadium ist oft nicht leicht, 
weil die Symptome durch gastrointestinale Beschwerden verdeckt wer- 

~den. Polyurie und Polydipsie, die sogar Diabetes vortäuschen können, 
das Fehlen krampfartiger Blasenbeschwerden trotz enormer Ausdehnung 
der Blase sind für das dritte Stadium pathognomonisch. 

Verf. hat in der Therapie lediglich zwei Grundsätze befolgt. 
Strengste Asepsis des Katheterismus und nur allmähliches Entleeren 
der Blase. Verf. hat drei Pat. mit Blasenblutung infolge von zu 
raschem und zu vielem Urinentleeren in wenigen Stunden zugrunde 
gehen sehen. Er gibt zunächst Harndesinfizientien, dann entleert er 
nicht mehr als 200 ccm Urin. An jedem folgenden Tage steigt er 
in der Harnentleerung um 100 ccm. Klagen bei völliger Entleerung 
der Blase die Pat. über Schmerzen, so füllt Verf. die Blase mit 
100—200 ccm Borlösung, um die früheren Druckverhältnisse wieder 
herzustellen. Bis auf diese Weise die Blase völlig entleert ist, ver- 
gehen oft 14 Tage. Ist dann die Krankheit in das zweite Stadium 


zurückgeführt, erst dann rät Verf. zum operativen Eingriffe. 
A. Hofmann (Karlsruhe). 


13) Garr6. Fall von geheilter Ectopia vesicae. 
(Sitzungsberichte d. Niederrhein. Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde 1907. Bonn.) 
G. stellt einen jährigen Jungen vor, bei dem vorher in fünf 
Operationen durch direkte Naht, Plastik und die Trendelenburg- 
sche Methode vergebens ein Verschluß der Blase herbeizuführen ver- 
sucht worden war. Er wandte das Verfahren von Borelius-Berg- 
lund an (Zentralblatt für Chirurgie 1903) und legte dabei die 
Einpflanzungsstelle der Harnleiter zur Sicherheit extraperitoneal. 


Resultat: der Junge kann den Urin 2 Stunden halten. 
Deetz (Homburg v. d. H.). 


14) G. Enderlen (Würzburg). Über Blasenektopie. 
(Sammung klin. Vorträge Nr. 472/473.) 
Dem alles Wichtige über die Entstehung der Bauchblasenspalte 
— aus einer Spaltung der Kloakenmembran — und über die Heilung 


25** 


762 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


derselben wiedergebenden Vortrage seien folgende Anschauungen E.’s 
bezüglich der Behandlung entnommen. 

Die Pelottenbehandlung der Blasenektopie ist ungenügend, da 
sich die Prothese bei dem Wechsel der Körperlage verschieben kann; 
außerdem werden die Pelotten in vielen Fällen, wenn sie fest anliegen, 
nicht vertragen. Kaum besser sind die Verhältnisse, wenn man die 
Einpflanzung der Harnleiter in die Penisrinne oder die Lenden- 
gegend vornimmt. Die Lappenplastiken aus der benachbarten Bauch- 
haut oder dem Hodensacke sind ungenügend. Die Kontinenz fehlt 
regelmäßig, Pelotten müssen getragen werden, allerdings unter günsti- 
geren Umständen als bei rein palliativer Behandlung und bei Ein- | 
nähung in die obenerwähnten Stellen; die Gefahr der Steinbildung ist 
in hohem Maße gegeben. Die Vereinigung der Spaltränder der Blase 
schafft ein kleines Hohlorgan, vermag die Kontinenz nicht herzustellen ; 
Inkrustationen sind ebenfalls zu fürchten. Die Vergrößerung der 
Blasenhöhle durch eine ausgeschaltete Darmschlinge ist kompliziert, 
wenn auch größere Urinmengen gehalten werden können. Die Ver- 
einigung der Spaltränder gibt sehr beachtenswerte Resultate, wenn 
die von Trendelenburg angegebene Voroperation ausgeführt wird; 
bei kleinen Kindern kann diese durch methodische Kompression der 
Beckenschaufeln (Passavant, Trendelenburg) ersetzt werden; die 
Kontinenz wird nur selten erreicht, doch bereitet die Anlegung der 
Prothese keine Schwierigkeiten. — Die Anlegung einer Vesico-Rektal- 
fistel und die Bildung der vorderen Blasenwand sind nicht zu emp- 
fehlen. Verwendet man Quetschzangen, so kann eine Dünndarm- 
schlinge in der tiefen Excavatio vesico-rectalis mitgefaßt werden; geht 
man blutig vor, so ist eine Infektion des Bauchfells möglich. In der 
Blase ist Steinbildung zu fürchten. Die Methode von Subbotin ist 
nicht nachahmenswert, weil das erstrebte Ziel meist nicht erreicht 
wird, trotz großer Gefahren für den Pat. Die Einpflanzung der Harn- 
leiter allein in den Darm ist unter allen Umständen zu verwerfen; 
sie führt mit Sicherheit zur aufsteigenden Niereninfektion. — Die 
Maydi’sche Operation hat sicher Vorzüge vor den anderen Verfahren; 
sie birgt aber gewisse Gefahren (Peritonitis, Fistelbildung und Pyelo- 
nephritis — 25% Mortalität). Sie schafft Kontinenz (mit seltenen 
Ausnahmen). Man ist bei ihr nicht auf Urinale angewiesen, die den 
»Sphincter vesicae« ersetzen müssen. Es ist besser, die Einpflanzung 
in die Flexur als in den Mastdarm vorzunehmen; Niereninfektion ist 
nicht ausgeschlossen. — Von den Modifikationen kommen die von 
Borelius und Müller und Berg in Betracht; diejenige von Ger- 
suny ist zu kompliziert, wenn sie auch das Ideal der Trennung von 
Urin und Kot in sich schließt. Kramer (Glogau). 


Bam ae au 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 763 


15) H. Fenner. Kryoskopische Resultate der Züricher Klinik. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 639.) 

Die kryoskopische Untersuchung wurde bei 47 Fällen angestellt, 
deren Mehrzahl (31) Nierentuberkulosen betraf. Von den 41 ope- 
rierten Pat. starben 2 an Urämie. 

Die Untersuchungen zerfallen in solche des Blutes und des ne 
getrennt aufgefangenen Urins, wobei letzterer Untersuchungsgruppe 
die geringere Bedeutung zukommt, da die getrennte Uringewinnung 
nur selten auf eine genügend lange Zeit (12 Stunden) und unter sonst 
ausreichenden Vorsichtsmaßregeln sich ausführen läßt. 

Unter Mitteilung sämtlicher Krankengeschichten nimmt Verf. be- 
sonders Stellung zu den Lehrsätzen, welche Kümmell über den Wert 
der Kryoskopie aufgestellt hat, und kommt nach beiläufigen Bemer- 
kungen über den Wert der Harnstoffbestimmungen und der kryo- 
skopischen Hilfsformeln zu folgenden Schlüssen: 

1) Die Kryoskopie bei Nierenleiden ermöglicht uns besser als 
andere Methoden einen Einblick in die osmoregulatorische Tätigkeit 
der Nieren. 

2) Die Kryoskopie ist deshalb neben den bisher üblichen klini- 
schen Methoden von Wert. 

3) Allein vermag sie jedoch nicht immer über Diagnose, Prognose 
und operative Indikationsstellung Aufklärung zu geben. 

4) Die Harnkryoskopie berechtigt lediglich zu einem Urteil über 
das funktionelle Verhalten der Nieren zur Zeit der Untersuchung und 
besitzt nur einen Wert, wenn die Urinmenge (Valenzwert) und die 
der Untersuchung vorausgegangene Flüssigkeitszufuhr berücksichtigt 
wird. | 

5) Die Kryoskopie des Blutes gibt brauchbare Resultate, wenn 
die Möglichkeit einer extrarenalen Beeinflussung des Gefrierpunktes 
ausgeschlossen werden kann und das klinische Gesamtbild in jedem 
einzelnen Falle mitberücksichtigt wird. 

6) Die Anwendung der Kryoskopie macht keine der bisherigen 
Untersuchungsmethoden überflüssig. Reich (Tübingen). 


’ 





. 16) E. Liek. Zur funktionellen Nierendiagnostik. 
(v. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hit. 2.) 

Verf. bringt aus dem Barth’schen Krankenhaus ein größeres 
neues Material, an welchem die verschiedenen neuen Methoden der 
funktionellen Nierendiagnostik erprobt worden sind. Auch diese 
neuerlichen Beobachtungen bestätigen den früher schon ausgesprochenen 
Standpunkt Barth’s, daB die funktionellen Methoden für sich nicht 
über den Zustand und die Funktionstüchtigkeit einer Niere belehren, 
daB sie aber im Zusammenhange mit den anderen klinischen Unter- 
suchungsmethoden eine wertvolle, nicht zu ersetzende Hilfe gewähren. 
.Es wird dabei hinsichtlich der Gefrierpunktsbestimmung, Phloridzin- 
probe usw. nicht so sehr auf die absoluten Zahlen, sondern auf die 


164 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


relativen, d. h. auf das Verhältnis der von beiden Nieren erhaltenen 
Ziffern Gewicht gelegt. Die operativen Erfolge, die bei Anwendung 
der funktionellen Methoden erzielt wurden, waren äußerst günstig, 
wie die beigefügten Krankengeschichten lehren. Die operative Mor- 
talität der Nephrektomien betrug nur 24%. 

E. Siegel (Frankfurt a. M.. 


17) H. Merkel. Die Hydronephrose und ihre Beziehung zu 
akzessorischen Nierengefäßen. 
(Virchow’s Archiv Bd. CXCI. p. 584.) 

M. ist der Meinung, daß die sogenannte falsche Implantation des 
Harnleiters und die damit verbundene Klappenbildung an seinem Ab- 
gang — Prozesse, die oft als ätiologisches Moment für die Entstehung 
der Hydronephrosen aufgefaßt werden müssen — in der Mehrzahl der 
Fälle erst im späteren Leben erworben sind und nicht als Entwick- 
lungsfehler angesehen werden müssen. Ihre eigentliche Ursache sind 
vielmehr abnorm verlaufende Nierengefäße, die zur Einengung des 
Harnleiteraustrittes führen. Diese kann durch direkte Spornbildung 
entstehen, indem das strangulierende Gefäß selbst in dem Winkel 
zwischen Harnleiter und Nierenbecken eine Falte hochhebt, oder durch 
indirekte, indem der Harnleiter an das sich ausdehnende Nierenbecken 
angepreßt wird. Verf. berichtet dann kurz über einen einschlägigen 
Fall, den er selbst autopsierte und über Parallelfälle aus der Samm- 
lung des Erlanger pathologischen Instituts. Doering (Göttingen). 





18) V. Barnabo. Sui rapporti tra la glandola interstiziale 
del testicolo e le glandole a secrezione interna. 
(Policlinico. Sez. chir. XV, 3. 1908.) 

Zuur Vervollständigung einer weiteren Arbeit über das interstitielle 
Drüsensystem des Hodens (Bolletino della societä zoologica Vol. VII) 
veröffentlicht B. seine Experimente an Meerschweinchen und weißen 
Mäusen, denen Samenstrang und Hode der einen oder beider Seiten 
entfernt wurden. Auf Grund von histologischen Untersuchungen (die 
Gewichtsbestimmung läßt bei der Kleinheit der in Frage stehenden 
Organe keine sicheren Schlüsse zu) kommt Verf. zu nachstehenden 
Folgerungen: 

Unterbindung und Resektion des Ductus deferens führt zur 
Atrophie der Samenkanälchen des Hodens, während Bindegewebe und 
Pars interstitialis eine zum Teil durch Amitosen bedingte Vermehrung 
zeigt. 

Die einseitige Kastration führt bei gleichzeitiger Resektion des 
anderseitigen Samenstranges zur Atrophie des zurückbleibenden Hodens, 
dessen Samenkanälchen schwinden, während Bindegewebe und Inter- 
stitium wuchern. 

Die Hypophysis zeigt in beiden Fällen eine merkliche Hyper- 
trophie, die entsprechend der Atrophie der Samenkanälchen trotz der 
Hypertrophie des Interstitiums zunimmt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 765 


Nebennieren, Thyreoidea und Parathyreoidkörperchen zeigen ge- 
steigerte Sekretion ohne deutliche Veränderung ihrer Struktur, wäh- 
rend die Milz keine Besonderheiten zeigt. Strauss (Nürnberg). 


19) H. Albrecht. Über das Karzinosarkom des Uterus. 
(Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. IL. Hft. 1.) 

Die Entstehung der durch die gleichzeitige bösartige Wucherung 
epithelialer und bindegewebiger Elemente und deren gegenseitige Durch- 
mischung in ein und demselben Organ ungemein interessanter Karzino- 
sarkome kann auf verschiedene Weise gedeutet werden: 

1) Ist in einem primären Karzinom sekundär eine sarkomatöse 
Umbildung des Stromas möglich, wie die experimentellen Untersuchungs- 
befunde von Ehrlich und Apolant u. a. bei fortgesetzter Trans- 
plantation von Karzinomen beweisen. 

2) Der umgekehrte Modus scheint ebenfalls möglich zu sein, da 
nach einer Beobachtung von Amann ein öfters rezidivierendes Adeno- 
sarkom sichere karzinomatöse Bestandteile aufwies. 

3) Am häufigsten entstehen die Karzinosarkome durch sekundäres 
Ineinandergreifen von Karzinom und Sarkom, die unabhängig von- 
einander in demselben Organ entstanden sind. Diese Entstehungsweise 
ist auch für den A.’schen Fall die wahrscheinlichste. 

Wichtig für die gesamte Geschwulstlehre überhaupt ist, daß sich 
an der Geschwulst deutlich eine spezifische Einwirkung der Epithel- 
zellen des Karzinoms auf die bindegewebigen Zellen des Sarkoms nach- 
weisen läßt: Die karzinomatösen Drüsenstränge sind durch einen 
breiten Mantel dicht gelagerter Rund- und Spindelzellen von dem 
übrigen Sarkomgewebe geschieden. 

Es kommen also in den beiden bösartigen Geschwulstbestandteilen 
noch die physiologischen Beziehungen der einzelnen Gewebe zuein- 
ander zum Ausdruck. Trappe (Breslau). 


Kleinere Mitteilungen. 


20) E. Heller. Beitrag zur Methodik der Unterkieferresektionen. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 263.) 

H. resezierte in der Greifswalder Klinik einem 16jährigen Mädchen wegen 
Riesenzellensarkoms den Unterkiefer in der Ausdehnung vom 1. rechten Prämolar- 
zabne bis zum 2. Molarzahne links. Dabei wurde ein Querschnitt durch die linke 
Backe vom Mundwinkel an gemacht; die Kieferdurchtrennungen erfolgten mittels 
Drabtsäge in schräger Richtung von hinten nach vorn, und zum Schluß wurde 
der linke M. pterygoideus int. vom Kieferwinkel gelöst. Unmittelbar nach der 
Operation Einsetzung einer dem resezierten Kieferstück entsprechend zurecht ge- 
schnittenen Prothese nach Schröder, die an die Kieferstümpfe mittels Metall- 
drahtnähten befestigt wurde, wonach Aufnahme flüssiger Speisen sofort, solche 
breiiger Nahrung nach einigen Tagen möglich war. Der Schrumpfung und Narben- 
verkürzung der Unterlippe wurde durch eine von Prof. Schröder angegebene 
Vorrichtung, nämlich eine nachtmützenartige, feste Kopfkappe mit elastischer Funda 
maxillae wirksam entgegen gearbeitet. In der 8. Woche wurde die Immediat- 


166 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


prothese durch eine sekundäre, mit Klammern an den Zähnen der Kieferstümpfe 
befestigte ersetzt. Das zuerst gebrauchte Ersatzstück (von Zahnarzt Lipschitz 
geliefert) trug noch keine Zähne, das zweite wurde mit solchen versehen. Die 
Pat. ist jetzt 2 Jahre lang rezidivfrei, das Operationsresultat ist, von der Wangen- 
nerbe, die durch andere Schnittführung hätte vermieden werden können, ab- 
gesehen, kosmetisch und funktionell recht gut. Die Schienenbehandlung nach 
Schröder hat sich also auch in diesem Falle gut bewährt und verdient weitere 
Anwendung. 

Epikritisch macht H. einige Bemerkungen zur Operationstechnik: Nach Ab- 
trennung des Genioglossus muß man die Zunge nach vorn ziehen und für die 
Nachbehandlung mit Fäden an die Prothese heften. Der obere Stumpf des Kie- 
fers erleidet durch Wirkung des Pterygoideus eine störende Deviation medialwärts 
(Adduktion), der, wie in H.’s Fall geschehen, durch Muskelabtrennung vom Knochen 
vorzubeugen ist. Muß vom vertikalen Kieferast ein großes Stück entfernt werden, 
so kann es für die Nachbehandlung mitunter besser sein, ganz zu exartikulieren 
als zu resezieren. Denn in der Fossa glenoidalis maxillae findet die Ersatzschiene 
einen besseren Halt als an einem kurzen, abnorm beweglichen, kleinen Kieferstumpf. 
6 Abbildungen und ein Literaturverzeichnis von 31 Nummern sind der Arbeit bei- 
gegeben. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


21) F. H. Washburn (Jefferson). Extragenitale Primäraffekte. 
(Journ. of cutan. diseases 1907. Juli.) 

Verf. bringt die 6 extragenitalen Initialsklerosen (3 an den Tonsillen, 1 an der 
Brust, 1 an der Oberlippe, 1 am Zahnfleische) nur deshalb zur Kenntnis, weil die 
Primäraffektionen im Munde von seiten der Laryngologen als große Seltenheit be- 
zeichnet würde. W. findet das Bild des Tonsillarprimäraffektes sehr charakte- 
ristisch; in allen Fällen war das Schlingen sehr erschwert und schmerzhaft. 

Grosser (Breslau). 


22) R. Buccheri. Contributo allo studio sui risultati immediati dell’ 
intervento chirurgico nella spina bifida. 
(Arch. di ortopedia 1908. Hft. 1.) 

B. berichtet über 21 Fälle aus seiner Praxis; 2 von ihnen scheiden aus, weil 
schon Meningitis vorhanden war. 19 Fälle, von 1901—1908 im Kinderhospital zu 
Palermo behandelt, wurden operiert nach der Methode der plastischen Deckung 
des Defektes. 3 Operierte, 2 Mädchen, 1 Knabe, starben an den Folgen der Opera- 
tion. Im übrigen konstatierte B. bei den meisten Operierten, soweit er sie kon- 
trollieren konnte, gute Resultate. E. Fischer (Straßburg i. E.). 


23) A. Hoffmann. Zur Klinik und Behandlung der Halswirbel- 
schüsse. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCI. p. 537.) 

H.’s Arbeit betrifft einen von Payr in Greifswald operierten Fall, über den 
sich in unserem Blatte, laufender Jahrgang p. 604, eine Mitteilung von freilich so 
lakonischer Kürze findet, daß ihr hier noch folgendes hinzuzufügen ist. Es han- 
delte sich bei dem Pat. um einen Diagonalschuß, bei dem aus der direkt auf den 
Hals gesetzten Waffe das Geschoß links in der Höhe des oberen Schildknorpel- 
randes eingedrungen war, den Hals, ohne wichtige Teile zu verletzen, quer durch- 
setzt hatte und, wie Röntgen zeigte, rechts im Körper des 5. Halswirbels stecken 
geblieben war. Wegen Entzündungserscheinungen an der anfangs vernachlässigten 
Wunde, verbunden mit Schmerzen im rechten Arme, wurde 5 Tage nach der Ver- 
letzung zur Operation geschritten, und zwar mittels Schnittes rechts am vorderen 
Kopfnickerrande. Die Halseingeweide ließen sich genügend zur Seite halten, um 
in die Tiefe zu dringen, und mit einiger Mühe wurde das Geschoß, das in einer 
Tiete von 11/; cm im Schußkanal zwischen den Körpern des 5. und 6. Halswirbels 
lag, entfernt. Der Operation, bei der leichtes Ödem des retroösophagealen Binde- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25.. 767 


gewebes gefunden war, und nach der die Armschmerzen zunächst schwanden, folgte 
von der 2. Woche an eine fieberhafte Erkrankung, beruhend auf einer mit Sequester- 
ausstoßungen endigenden Knocheneiterung. Völlige Heilung nach Ablauf von 
3 Monaten. Die fortlaufend aufgenommenen Röntgenogramme zeigten geringe 
Schrumpfung des 5. Wirbelkörpers rechts, weshalb sich der 5. Wirbelkörper etwas 
nach rechts senkte, zugleich der 4. Dornfortsatz 1 cm weit lateralwärts nach rechts 
auswich. 

In der der Krankengeschichte angehängten Allgemeinbesprechung wird die 
Statistik der Halswirbelschüsse im Krieg und namentlich im Frieden erörtert. 
25 Fälle von Friedensverletzung hat H. aus der Literatur gesammelt und teilt 
deren Krankengeschichten kurz mit. Betrefis der Frage nach der Rätlichkeit 
chirurgischen Eingreifens, das von Payr befürwortet wird, ergibt sich, daß 13 Pat. 
nicht operiert wurden und sämtlich starben. 13 Pat. (einschließlich des eigenen 
Falles H.’s) wurden operiert, und von diesen starben nur zwei. Die Halswirbel 
können von verschiedenster Seite her operativ angegangen werden; soweit es sich 
um Extraktion der Geschosse handelt, wird die Röntgenuntersuchung den Aus- 
schlag für die Wahl des einzuschlagenden Operationsweges geben. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


24) Ehrlich. Zur Kasuistik der isolierten Frakturen der Processus 
transversi der Lendenwirbelsäule. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCO. p. 413.) 1 
Beobachtung der Greifswalder Klinik, betreffend einen 40jährigen Landwirt, 
der, beim Reiten aus dem Sattel gleitend und mit einem Fuß im Bügel bleibend, 
geschleift war. Es bestand lokale Druckempfindlichkeit und Schwellung unter der 
12. linken Rippe hinten, wo das Röntgenbild sehr hübsch den Bruch des 1. Lenden- 
wirbelquerfortsatzes zeigt. Heilung unter Anlage von Pflasterverband und Massage. 


Erster Fall der sicheren Diagnose einer solchen Verletzung. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


25) M. Matsuoka. Über Versteifung der Wirbelsäule. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 312.) 

M. veröffentlicht drei in seiner Klinik in Kyoto (Japan) beobachtete Fälle von 
Wirbelsäulenversteifung, die symptomatisch am meisten der von Bechterew be- 
‚schriebenen Art von Wirbelsäulenerkrankung entsprachen. Die Pat. (mehrere Photo- 
gramme derselben sind beigegeben) waren Männer und im Alter von 31—45 Jahren. 
Entstehungsursache blieb unklar, die Pubertät schien keinen Zusammenhang mit 
dem Leiden gehabt zu haben. Es bestand bald mehr, bald weniger ausgeprägte 
Kyphose, besonders in der Brustwirbelsäule, die Lordose der Lendenwirbel war 
verschwunden. Schmerzen in den Wurzelgelenken klagten alle Pat. Aktive Be- 
wegungen an Schulter- und Hüftgelenken sind mehr oder weniger beschränkt; 
doch ist die passive Bewegung fast ungestört. Die Respiration ist abdominal, ohne 
deutlich nachweisbare Veränderung in den Sternocostovertebralgelenken. Sensi- 
bilitätsstörung fehlt vollständig. Meinhard Schmidt (Cuxbaven). 


26) R. W. Lobett (Boston). La cura della tuberculosi della spina 
coll’ analisi di 1792 casi. 
(Arch. di ortopedia 1908. Hft. 1.) 

Im Kinderhospital zu Boston wurden von 1883—1907 1792 Kinder an Tuber- 
kulose der Wirbel behandelt, darunter 829 Mädchen, 963 Knaben im Alter von 
1—18 Jahren, nämlich im Alter von 1 Jahre 38+38; 2 Jahren 1344-164; 3 Jahren 
151+181; 4 Jahren 123, 134; 5 Jahren 105, 110; 6 Jahren 53, 64; 7 Jahren 70, 82; 


1 Auf p. 604 unseres Blattes l. Js. findet sich ein Referat über einen Aufsatz 
von Payr, der sich auf denselben Fall zu beziehen scheint. Doch ist dort eine 
andere Entstehungsart für die Verletzung angegeben! (Ref.) 


768 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


von da ab fällt die Zahl rapide; so waren z. B. löjährige 4+4; 16jährige 1+1, 
18jährige 1 weiblich. Hals- und oberer Rückenwirbel brachten 247 Fälle, Rücken- 
und Lende = 1025, Lende = 329, zerstreute Fälle = 191. Paralysen kamen unter ihnen 
33 zur Beobachtung (6 vom Hals aus, 25 vom Rücken, 3 zerstreute Fälle), Abszesse 
kamen 263 vor, nämlich 236 Psoas-, Iliacal-, Lumbar-, Glutäalabszesse; 4 Rücken-; 
3 Mediastinal-, 18 Cervical-, 2 Retropharyngealabszesse. Komplikationen mit 
Coxitis fand man 41-, mit Knietuberkulose 7-; Fuß-, Ellbogen- je 1-, Fuß- und 
Ellbogen- mit Spondylits zusammen limal. — Die Behandlung war die moderne. 
Aufenthalt in frischer Luft, Liege- und Tragapparate, deren verschiedene im Ori- 
ginal abgebildet sind. E. Fischer (Straßburg i. E.). 


27) W. A. v. Oppel. Zur Frage des Lufteintrittes in die V. jugularis 
interna bei operativer Verletzung derselben. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCH. p. 437.) 

v. O. hatte selbst das Unglück, bei Operation ausgedehnter tuberkulöser Hals- 
lymphome, als hinter dem rechten Schlüsselbein einige Drüsen stumpf ausgelöst 
werden sollten, die Jugularis zu verletzen, worauf starke Blutung und Luftaspira- 
tion folgten. Es wurde nach vorübergehender Tamponade die Venenunterbindung 
durchgesetzt, doch nicht ohne daß nochmalig wiederholter Lufteintritt in die Vene 
erfolgte. Da der Zustand unter Atmungsstillstand und großer Pulsschwäche be- 
drohlich wurde, wurde das zentrale Stück des Gefäßes wieder geöffnet und mittels 
eines tief eingeführten Katheters viel schaumiges Blut ausgesogen. Doch erfolgte 
bald darauf der Tod. 

v. O. bespricht im allgemeinen die mechanischen Bedingungen der Jugularis- 
verletzung, kompliziert durch Lufteintritt, und die Prophylaxe sowie Therapie 
dieses Unfalles. Fixierungen des Gefäßes durch Geschwülste und entzündliche 
Infiltrate, welche die Venenwand starr machen und ihr Kollabieren verhindern. 
auch ungenügende Blutpassage durch das Gefäß, wofür Unterbindungen der Seiten- 
äste Bedeutung haben (Anämie des zentralen Gefäßendes), können hier in Frage 
kommen. Zur Verhütung des Unfalles ist bei schwierigen Geschwulstoperationen 
stets die präliminäre Unterbindung der Vene zentralwärts zu empfehlen. In Fällen 
wo der üble Zufall doch nicht zu vermeiden war, ist dort, wo die Verletzung im 
mittleren oder oberen Halsteile vorfiel, die Vene im zentralen Teile zu kompri- 
mieren und zu unterbinden. Sitzt die Verletzung tiefer, an schlecht oder gar 
nicht zugänglicher Stelle, so ist von Unterbindungsversuchen abzusehen, vielmehr 
Tamponade anzuwenden, mit welcher, wie außer anderen Chirurgen auch v. B. sah, 
solche Verletzte zur Heilung gelangen können. Zur Evakuation größerer Mengen 
eingedrungener Luft kommt außer der von v. O. erfolglos versuchten Katheter- 
aspiration durch die Jugularvene nach Magendie auch die Aspiration des rechten 
Vorhofes bzw. Herzohres nach Delore und Duteil in Frage, die allerdings noch 
keine Erfolge aufzuweisen hat. — Zum Schluß Literaturverzeichnis von 11 Nummern. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


28) U. Masucci. La faradizzazione della tiroide nella cura del gozzo 
esoftalmico. 
(La nuova Rivista clinico therapeutica 1908. XI, 3.) 

Bei einer 30jährigen Frau mit Morbus Basedow wurde in der Klinik de Renzi's 
durch die Faradisation des Kropfes (die eine Elektrode lag am Nacken, die andere 
auf der Schilddrüse) dauernde Heilung und Beseitigung der recht intensiven 
Symptome erreicht. Strauss (Nürnberg). 


29) Piollet (Clermond-Ferrand). Der Gekreuzigte im Ösophagus als 
Fremdkörper. 
(Province méd. 1907. November 23.) 
Eine Irrsinnige hatte im religiösen Wahn das kupferne Bild des Gekreuzigten 
von einem Kruzifix verschluckt. Die ständige Behauptung, sie habe »le Bon Dieu« 
verschluckt und müsse ihn nähren, daß er nicht sterbe in ihr, erweckten Verdacht, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 169 


man bemerkte Dysphagie und Regurgitationen. Die Röntgenaufnahme zeigte deut- 
lich das Bild, mit nach oben seitlich ausgestreckten Armen, an der dem obersten 
Speiseröhrenabschnitt entsprechenden Stelle. In Narkose gelang es unter größter 
Mühe, den Fremdkörper unter Leitung des Fingers unterhalb der Arytänoidknorpel 
mit einer gekrümmten Zange zu fassen und durch seitliche Bewegungen erst den 
einen, dann den anderen festgespießten Arm freizumschen. 2tägiges Fieber, btägige 
Dysphagie. Abstand beider Hände des Bildes 33 mm, Länge von Kopf zu Fuß 
45 mm, vom Fuß nach jeder Hand 50 mm. Heilung. Pietzsch (Karlsruhe). 


30) E. Heurard. 15 cas d’extractions de corps 6trangers de l'oeso- 
phage chez l'enfant au moyen d'une pince à branche glissante sous 


l’ecran radioscopique, dans l'examen latéral. 
(Arch. med. belg. 1907. Dezember.) 

Unter Chloroform, in Sitzhaltung und Hintenüberbeugung des Kopfes, unter 
Röntgenbeleuchtung, führt H. seine Zange in die Speiseröhre, wo sie, an den 
Fremdkörper herangeführt, diesen faßt und in der einfachsten Weise herausbefördert. 
Zum Mundaufhalten kann man ein White-Head Spekulum benutzen. Der linke 
Zeigefinger drückt die Zungenbasis herab, die rechte Hand führt die 28 cm lange, 
8 cm vom vorderen Ende im Winkel von 90° gebogene Zange. Die untere Branche 
ist steif, die obere, auf ihr gleitende, beweglich biegsam. Das Erfassen des Fremd- 
körpers erfolgt spielend leicht. E. Fischer (Straßburg i. E.). 


31) H. Thiemann. Fremdkörper im oberen Teile des Ösophagus, mit 
besonderer Berücksichtigung ihrer Entfernung aus der freigelegten, 


aber nicht eröffneten Speiseröhre. 
‚vw. Langenbeck’s Archiv Bd. LXXXV. Hft. 3.) 

Trotz der Osophagoskopie wird es immer noch eine Reihe von Fällen geben, 
in denen eine blutige Operation zur Extraktion von Fremdkörpern der Speiseröhre 
erforderlich wird. Für diese Fälle empfiehlt Verf. dringend die Freilegung der letzteren 
ohne Eröffnung nachKramer. Sie ist kürzer an Dauer, vermeidet alle Komplikationen 
und besonders die Fistelbildung der Ösophagotomie. Natürlich kann das Verfahren 
nur beim Sitz des Fremdkörpers im oberen Teile der Speiseröhre und bei noch 
nicht lang dauernder Einkeilung angewendet werden. Es ist erstaunlich, wie leicht 
man den Fremdkörper lösen und vom Mund aus extrahieren kann. Bei zwei Pat. 
konnte Riedel bzw. der Verf. ein verschlucktes Gebiß auf diese Weise entfernen. 
In einem dritten Falle mußte freilich die Speiseröhre doch eröffnet werden, weil 
das Gebiß nach abwärts zu rutschen drohte. 

T. beschreibt noch eine Reihe von Osophagotomien, bei denen zum Teil die 
Schilddrüsenhälfte zur Freilegung der Speiseröhre exstirpiert wurde. Die Wunde 
wird jedesmal tamponiert, die Speiseröhrenwunde immer vernäht. Vorsichtige Er- 
nährung, event. Anwendung des Schlundrohres dazu ist nach dem Eingriffe sehr 
wesentlich geboten. E. Siegel (Frankfurt a. M.). 


32) Paterson. The removal of foreign bodies from the air and food 


passages. 
(Brit. med. journ. 1908. Nr. 8.) 

P. bereichert die bisher noch recht spärliche englische Kasuistik der broncho- 
skopischen und Ösophagoskopischen Entfernung von Fremdkörpern um zwei inter- 
essante Fälle. Im ersten Falle wurde einem 18jährigen Seemann in Narkose eine 
Haselnußschale (1,6 :2 cm) aus dem linken Bronchus entfernt durch 9 mm-Killian- 
tubus; im zweiten Falle hatte ein 16jähriger Bursche einen Pfiaumenkern ver- 
schluckt, der an der Cardia sitzen geblieben war. Sondierungsversuche ergaben 
das Vorhandensein einer Stenose, ungefähr 20 cm von der Zahnreihe entfernt, als 
Folge einer Laugenverätzung in der Kindheit. Erst nach Überwindung dieser 
Stenose mit einem 9 mm-Ösophagoskop gelang es, den Fremdkörper dicht über 
der Cardia zu fassen und bis zur Stenose samt dem Tubus empor zu zieben. Erst 


770 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


beim dritten Versuch aber glückte es, den Pflaumenkern (2:1,2 cm) durch die 
enge Stelle hindurch zu bringen. Das Wesentliche des Falles liegt in dieser Er- 
schwerung durch eine Verätzungsstenose. Weber (Dresden). 


33) G. E. Shukow. Ein Fall von Kehlkopflymphangiom. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 9.) 


18jähriges, von Kindheit an heiseres Dienstmädchen. Das ganze rechte falsche 
Stimmband wird von einer großen, elastischen, runden Geschwulst eingenommen, 
über die das rechte Lig. aryepiglotticum hinüberzieht. Probepunktion — Lympbe 
als Inhalt. Danach wurde die Geschwulst kleiner, man sah das rechte wahre 
Stimmband, die Stimme wurde reiner. Das Mädchen entzog sich weiterer Beob- 
achtung. Eine Zeichnung zeigt den Befund. In der Literatur fand S. nur noch 
neun ähnliche Fälle, davon nur einer klinisch richtig erkannt. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


34) K. J. Legkow. Zur Behandlung des Sero- und Pyopneumothorax 
mit Ausspülung der Pleurahöhle mit physiologischer Kochsalzlösung. 
(Wratschebnaja Gazeta 1908. Nr. 1, 2, 5. [Russisch.)) 


L. empfiehlt für Fälle von Sero- und Pyopneumothorax statt der schwereren 
Thorakotomie die Lewaschow’sche Operation: Punktion mit Ausspülung der 
Pleura. Er bringt die ausführliche Krankengeschichte eines Falles von Tuberku- 
lose, wo im Juli eine gewöhnliche Punktion, am 5. November, 31. Dezember und 
5. Februar je eine Punktion mit Spülung ausgeführt wurde, Die Operation ist 
höchst einfach, gab jedesmal große Erleichterung (der Rest der Flüssigkeit wurde 
nach 3-4 Tagen resorbiert, die Temperatur stieg anfänglich, fiel aber bald be- 
deutend); neue Flüssigkeit sammelte sich erst nach 3—4 Wochen an. Für den 
Pat. ist die Operation viel leichter als die Thorakotomie: es bleibt keine Fistel 
zurück, und Pat. braucht nicht den schweren und äußerst unangenehmen Verband 
wie nach Brustschnitt. E. Gickel (Wel. Bubny, Poltawa!. 


35) @. Hotz. Ein Beitrag zur Lungennaht. 
(Deutsche Zeitschrift für Chiurgie Bd. XCII. p. 484.) 


H. berichtet einen einschlägigen Fall der Enderlen’schen Klinik in Basel. 
Der 27jährige Pat. hatte mit einem langen schmalen Küfermesser einen Stich in 
die Brust neben der rechten Brustwarze erhalten. Bald danach in die Klinik ge- 
bracht, zeigte er hochgradige Anämie, Dyspnoe, hohe Pulsfrequenz, Blutung aus 
der Wunde, ebenso wie blutig-schaumigen Auswurf und die Zeichen von rechts- 
seitigem Hämatopneumothorax. Sofortige Operation, bestehend in Resektion von 
10 cm der 5. Rippe, Erweiterung der vorhandenen, stark blutenden Pleurawunde, 
wonach die Hand in die Brusthöhle einführbar wird. Es werden große Mengen 
Blutes aus der Pleurahöhle geschöpft, die kollabiert an die Wirbelsäule zurück- 
gesunkene Lunge hervorgeholt. Ihr Mittellappen zeigt eine 4 cm lange, 3 cm tiefe, 
glatte, vertikal stehende Schnittwunde. Fortlaufende Zwirnnaht derselben. Atmung 
und Puls hatten sich gebessert. Da die Parietalpleurawunde sich nicht ganz 
schließen ließ, wird der Lungenmittellappen hierhineingenäht, die Brusthöhle übri- 
gens völlig geschlossen. Es kam zu verschiedentlichen Komplikationen, Pneumonie 
am 3. Tage, am 6. Tage Exsudat, das sich später zum Empyem entwickelte, so 
daß nochmalige Thorakotomie mit Resektion der 9. Rippe nötig wurde, weiterhin 
noch Lymphangitis, Furunkulose, Angins, metastatische Nahtabszesse, Störungen, 
die vielleicht im Zusammenhang mit nach der Verwundung beabachteter Glykosurie 
stehen — Eindausgang indes günstig. 

Außer dem eigenen Falle sind H. noch vier mit Naht behandelte Fälle von 
Lungenstichverletzung anderer Autoren bekannt geworden. Einer derselben starb 
gleich nach dem Eingriff an der Schwere der Verletzung (vier Stiche), die übrigen 
zeigten alle sehr günstigen, auffallend raschen Heilungsverlauf. Die Literatur zur 
Sache heranziehend, rät H. zu frühzeitiger operativer Versorgung von Lunger- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 771 


verletzungen, auch wo noch keine bedrohlichen Symptome vorliegen, da die 
Heilungsaussichten nach bereits erfolgtem Eintritt von Komplikationen schlechter 
werden. Die breite Öffnung der Brusthöhle beseitigt, wie auch in H.’s Berichts- 
falle sich zeigte, die Organverschiebungen, die durch Pneumothorax bewirkt 
werden. Das Vorziehen der Lunge hat sich allen Operateuren bewährt und führt 
Hilusknickungen der Lunge nicht herbei. Nicht unzweckmäßig erscheint die Be- 
festigung der genähten Lunge an die Brustwand, zumal wenn aus irgend einem 
Grunde die Pleurahöhle offen gehalten werden soll. Doch ist auch, namentlich 
wenn der Pneumothorax sofort beseitigt werden kann, die Versenkung der Lunge 
zulässig. Betreffs Versorgung der Pleura hält H. mit anderen Autoren den pri- 
mären völligen Schluß der Pleurahöhle für das beste Verfahren. Er führt bei 
Ausbleiben von entzündlichen Komplikationen zu völlig primärer Heilung; kommt 
es dagegen später zu Empyem usw., so kann die Lungenwunde mittlerweile schon 
geheilt sein, und der Kranke wird sich an Kräftezustand genügend gebessert haben, 
um einer neuen Thorakotomie unterzogen werden zu können. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


36) W. H. Wynn. A case of actinomycosis (streptotrichosis) of the lung 
and liver successfully treated with a vaccine. 
(Brit. med. journ. 1908. März 7.) 


W. berichtet über den ersten Fall innerer Aktinomykose, der nach den 
Grundsätzen der Wright’schen Opsonintheorie mit einer Vaccine, die vom Orga- 
nismus selbst gewonnen wurde, behandelt worden ist. Der sehr günstige Erfolg 
scheint dieser Behandlung zugeschrieben werden zu müssen. Ein 14jähriger Knabe, 
der seit mehreren Monaten an einer hartnäckigen Bronchitis leidet, erkrankt unter 
den Erscheinungen eines Empyems. Die Operation deckt eine unregelmäßige 
Höhle in der Lunge selbst auf. Im Eiter findet sich der Strahlenpilz in Rein- 
kultur. Bei der ganz ungünstigen Prognose der Lungen- und Pleuraaktinomykose 
wurde der Versuch einer Vaccinebehandlung nach Wright gemacht. W. schabte 
48 Stunden alte Agarkulturen des Krankheitserregers ab, sterilisierte und trocknete 
sie eine Stunde lang bei 60° und stellte sich aus dem zermahlenen Gemisch eine 
Emulsion von Kochsalzlösung und Glyzerin her, die er so weit verdünnte, daß jede 
Dosis 1 mg der Trockensubstanz an »Actinomycotin« enthielt. Bei sehr schlechtem 
Allgemeinzustand des Kranken wurde mit den Einspritzungen begonnen, und schon 
nach der ersten Dosis trat eine auffallende Besserung ein. Nach sechs Ein- 
spritzungen in ungefähr 14 tägigen Pausen war die Temperatur normal, der Husten 
verschwunden, ebenso der Auswurf, die fistulöse Wunde sonderte nur noch wenig 
ab, der Allgemeinzustand wurde vorzüglich. Dauernde Heilung mit Pleuraschwarte 
und einer Kaverne (?) im unteren Lungenlappen, die keine Beschwerden verursachte. 
Der Rest der Arbeit bringt bakteriologische, kulturelle und technische Einzelnheiten. 

Weber (Dresden). 


37) Cattle and Edward. A case of abscess of the lung cured by 
incision and drainage. 
(Brit. med. journ. 1908. März 7.) 


Kurzer Bericht über einen glücklich operierten Fall von metapneumonischem 
Lungenabszeß, der nach langem Suchen in 61/; cm Tiefe des linken Unterlappens 
gefunden und entleert wurde. — Gilatte Heilung ohne Fistel. 

Weber (Dresden). 


38) J. Rovsing. Temporär osteoplastisk Resektion af Brystväggen 
ved kronisk Empyem. Pleura og ved Lungenabscesser. 
(Hospitalstidende 1908. Nr. 1.) 


In einem schweren Falle von chronischem Empyema pleura verfuhr Verf. 
folgendermaßen, 


772 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


U-förmiger Schnitt, dessen unterer ca. 12 cm breiter Teil durch die Fistel- 
öffnung und längs dem unteren Rande der achten Rippe nach hinten zwischen 
Schulterblatt und Wirbelsäule bis zur Höhe der Spina scapulae verlief; nach vorn 
setzte sich der Schnitt nah der hinteren Axillarlinie bis zur selben Höhe fort. 
Der Schnitt wurde in seinen vertikalen Partien direkt an die Rippen herangelegt, 
welche alle von der dritten bis einschließlich zur achten doppelt reseziert wurden, 
in der Weise, daß in jeder Schnittlinie 1 cm weggenommen wurde. Der unterste 
Querschnitt lag im achten Interkostalraum. Der ganze durch den Schnitt gebildete 
Brustwandlappen wurde mit dem Schulterblatt zusammen nach oben umgeklappt, 
so daß man die ganze Pleurahöhle genau übersehen konnte. Partielle Dekortika- 
tion der Lunge nach Fowler und Delorme. Tamponade der Pleurahöhle mit 
Lapisgaze unter dem osteoplastischen Resektionslappen, der nicht genäht wurde. 
Pat. vertrug die Operation gut. Die Eitersekretion schwand. Die Tamponade 
wurde nach und nach vermindert, und der Lappen reponiert. Pat. wurde voll- 
kommen gesund. Verf. zieht diese Methode bei größeren chronischen Empyemen 
den übrigen angewendeten Methoden vor und empfiehlt ihre Anwendung auch in 
Fällen von Lungenabszeß oder Bronchektasie, um den Herd aufzusuchen. In 
einem Falle von Lungenabszeß hat Verf. mit Vorteil diese Methode angewendet. 

Einar Key (Stockholm). 


39) O. Busse. Über ein Chondromyxosarcoma pleurae dextrae. 
(Virchow’s Archiv Bd CLXXXIX. p. 1.) 


B. beschreibt ausführlich eine riesenhafte Geschwulst, die sich in der rechten 
Brusthälfte entwickelte und zu einer vollständigen Kompression der rechten Lunge 
und einer starken Verlagerung des Herzens geführt hatte. Sie machte makro- 
skopisch den Eindruck eines Gallertkrebses, hielt sich im großen und ganzen an 
die Pleura und drang nur an einzelnen Stellen, so am Oberlappen der Lunge, in 
letztere ein. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein Chondromyxosarkom. 
Auch wies sie nach, daß die Geschwulst mit der Lunge nichts zu tun hatte, viel- 
mehr die Pleurs als Ausgangspunkt der Neubildung allein in Betracht kam. Verf. 
hebt dann hervor, daß, abgesehen von den Endotheliomen, primäre Pleura- 
geschwülste zu den größten Seltenheiten gehören. Er stellt die bisher bekannt 
gegebenen Fälle kurz zusammen. Für die von ihm beschriebene Neubildung fand 
er kein Analogon in der Literatur. Doering (Göttingen). 


40) Albers-Schönberg. Die Bestimmung der Herzgröße mit beson- 
derer Berücksichtigung der Orthophotographie. (Distanzaufnahme. 
Teleröntgenographie.) 

(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 

A., der schon einen Apparat zur Röntgenographie des menschlichen Herzens 
in natürlicher Größe beim liegenden Pat. konstruiert hat, bringt uns hier einen 
neuen Apparat, bei welchem die Aufnahme des Herzens im Sitzen vorgenommen 
werden kann. Die Beschreibung des Apparates muß im Originale nachgelesen 
werden, ebenso die Berechnung über die Beurteilung der Größenverhältnisse im 
fertigen Bilde. 

Für die Distanzaufnahmen braucht man natürlich tadellose starke belastung- 
vertragende Durchleuchtungsröhren. Die große Entfernung der Lichtquelle bedingt 
eine gewisse Härte; jedoch darf man hierin nicht zu weit gehen, da sonst ver- 
schleierte Platten resultieren. Lieber exponiere man mit einer weichen Röhre 
längere Zeit. Das fertige Negativ soll den rechten und linken Herzzwerchfellwinkel 
zeigen, da diese Punkte für die Messung später gebraucht werden. Ferner müssen 
die Konturen vom Herzen und den großen Gefäßen, die Hilusschatten und Teile 
der umgebenden Lungen deutlich zu differenzieren sein. Selbst auf hochgradig 
unterexponierten Bildern sind diese Schatten besser zu erkennen als auf Platten, 
welche durch zu harte Strahlen verschleiert sind. Sehr wichtig für die Güte des 
Bildes ist die Einengung der Schiebeblende an der Bleikiste. Bei dem vorbeschrie- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 113 


benen Apparate reicht eine Blendenweite von 1 qcm gerade aus, um Herz, große 
Gefäße und einen Teil beider Lungen auf die Platte zu bekommen. Man wird je 
nach der Qualität der Röhre und Dicke des Pat. die Expositionszeit bemessen. 
3—4 Minuten werden wohl stets ausreichen. Die Atmung, sowie die Eigenbewe- 
gungen des Herzens beeinträchtigen, da die Winkelbewegung eine sehr kleine ist, 
die Güte des Bildes wenig oder gar nicht. Ist man in der Anwendung von Ver- 
stärkungsschirmen geübt, so kann man dieselben, event. doppelt mit Films, be- 
nutzen und hierdurch die Expositionszeit abkürzen. Gaugele (Zwickau). 


41) Pörsire et Lefas. Lipome douloureux de l’aiselle avec glande 


mammaire aberrante. 
(Bull. et m&m. de la soc. d’anat. de Paris 1907. Nr. 9.) 

Bei einem 23jährigen Mädchen fand sich eine sehr druckschmerzhafte nußgroße 
Geschwulst der linken Achselhöhle. Die Schmerzen strahlten dabei zur linken 
Brustdrüse aus und steigerten sich zur Zeit der Menstruation. Diagnose: Lipom. 
Im Zentrum der exstirpierten Geschwulst findet sich außer zahlreichen Nerven 
Brustdrüsengewebe. 

In der Diskussion schildert Morestin eine ganz analoge Beobachtung; er 
hält die Achsel für einen Lieblingssitz versprengter Brustdrüsenkeime und hält 
es für nötig, die Lipome daraufhin zu untersuchen. 

Neugebauer (Mährisch-Ostrau). 


42) Payenneville. De la phlebite et thrombophlebite blennorrhagique 
des veines de la verge. 
(Ann. des malad. des org. gen.-urin. Bd. XXVI. Hit. 8.) 

Mitteilung von drei eigenen, bisher nicht veröffentlichten Fällen und zwei 
Beobachtungen aus der Literatur. Die Phlebitis und Thrombophlebitis der Venen 
des Gliedes ist außerordentlich selten. Mit Ausnahme ganz seltener Fälle, in denen 
sekundär Gangrän der Eichel, Vorhaut oder Harnröhre eingetreten ist, kann die 
Prognose günstig gestellt werden. Paul Wagner (Leipzig). 


43) Rochet et Montot. Calculs endogènes de la prostate. 
(Ann. des malad. des org. gén.-urin. Bd. XXVI. Hft. 7.) 

Es handelte sich um einen 54jährigen Kranken, der niemals Zeichen einer 
renalen oder vesikalen Lithiasis dargeboten hatte. Mittels einer prärektalen In- 
zision wurden aus der Tiefe der beiden Prostatalappen ungefähr 150 Konkremente 
entfernt, die sich in der Drüse selbst gebildet hatten. Es handelte sich also um 
wirkliche endoprostatische Steine. Es fand sich auch keine breite Kommunikation 
mit der Urethra prostatica. Die Konkremente bestanden in der Hauptsache aus 
kohlensaurem Kalk mit Spuren von phosphorsaurem und oxalsaurem Kalk. Der 
Kranke litt außerdem an einer chronischen Urethritis mit Striktur. Hierin ist 
wohl die Ursache der Steinbildung zu suchen; es handelte sich um eine sog. sekun- 
däre Lithiasis infolge von Ablagerungen von Salzen um die normalen Prostata- 
sekretionen. Sichere Fälle von endogener Steinbildung in der Prostata sind sehr 
selten. Paul Wagner (Leipzig). 


44) B. N. Cholsow. Über Indikation und Technik der Prostatektomie 
auf Grund eigener Beobachtungen. 
(Russki Wratsch 1907. Nr. 9—11.) 

In leichten Fällen — in der ersten Periode der Prostatahypertrophie — kann 
man die Vasektomie machen. Sonst gibt C. der Prostatektomie den Vorzug. 
2mal machte er die perineale Prostatektomie; in 1 von diesen Fällen blieb Inkon- 
tinenz zurück. 10mal wurde die Prostatectomia suprapubica ausgeführt. Es wur- 
den folgende Komplikationen beobachtet: Thrombose beider Femoralvenen imal, 
geheilt; Harninfiltration (im Zentrum der Prostata befand sich ein kleiner Abszeß), 
Tod — 1 Fall; Pneumonie, Tod — 2 Fälle; Orchiepididymitis imal, Heilung; 
Fieber infolge Zersetzung von Blutgerinnseln in der Prostatakapsel Imal, Heilung. 
5mal mußte die Fistel plastisch geschlossen werden. — Zur Stillung der Blutung 


774 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


führte C. in 8 Fällen die Tamponade der Blase mit gutem Erfolg aus; dieselbe 
schützte gleichzeitig vor Harninfiltration (der Fall mit letzterer war nicht tam- 
poniert worden). Bei schlechtem Allgemeinzustand, bei Cystitis und Pyelitis, muß 
man zweizeitig operieren: Cystotomie, später — nach Besserung des Zustandes — 
Prostatektomie. Das funktionelle Resultat war in den geheilten Fällen der supra- 
pubischen Prostatektomie ein gutes. E. Gtickel (Wel. Bubny, Poltawa). 


45) Young. A report of one hundred consecutive perineal prostatec- 
tomies without a death. 
(Journ. of the amer. med. assoc. 1908. Nr. 7.) 

Y. hat bis Mitte Januar 1908 im ganzen 238mal die perineale Prostatek- 
tomie ausgeführt. Unter den letzten 112 Operationen war kein Todesfall. Im 
ganzen beträgt Y.’s Mortalität 7 Fälle gleich 2,9%. 

Blasensteine waren 10mal vorhanden, in 75 x schwere Cystitis. Das Alter der 
Operierten schwankt im wesentlichen zwischen 50 und 80 Jahren, über 80 Jahre 
alt waren 2, unter 50 Jahren 6 Pat., 8 waren schwerkrank, 2 waren Apoplektiker. 
In 6 Fällen war über 1 Liter Residualharn, 6 waren bereits urämisch. Andere 
hatten hochgradige Herzschwäche, Lungentuberkulose und andere Krankheiten. 
Kein Pat. wurde vom Verf. wegen zu schlechten Kräftezustandes wieder fortgeschickt, 
es handelt sich also keineswegs um ausgesuchtes Material. 

Unter den letzten 103 Fällen ist keine Rekto-Urethralfistel vorgekommen. Die 
Dammfisteln heilten in der Regel binnen 2 Wochen, da Verf. in den letzten Jahren 
den Tampon bereits am Tage nach der Operation wegnimmt und nicht erneuert. 
Nur in 2 Fällen blieb Inkontinenz zurück. Kein Pat. bedarf noch des Katheters. 
Die meisten Operierten wurden in ihren sexuellen Funktionen gar nicht geschädigt, 
da Y. die Sphinkteren und die Ductus ejaculatorii nicht zu verletzen pflegt. Bei 
5 Pat., denen die sexuellen Funktionen vor der Operation verloren gegangen waren, 
stellten sie sich nach derselben wieder ein. 

Am Tage nach dem Eingriff kommen die Operierten aus dem Bett und müssen 
nach wenigen Tagen bereits umhergehen. Mit bestem Erfolge hat Y. 17 Fälle 
von Prostatitis chronica der Totalexstirpation unterworfen. 

20% aller wegen prostatischer Beschwerden zum Verf. gekommenen Pat. hatten 
ein Karzinom; aber nur 6 von ihnen konnten noch operiert werden. Von diesen 
sind 2 nach 3 Jahren noch gesund. Die Beschwerden der 87 in Beobachtung des 
Verf.s gewesenen Karzinomatösen waren meist nicht solche von seiten des Harn- 
apparates, sondern neuralgische Erscheinungen mannigfacher Art. Bei Operationen 
von Karzinomen geht Verf. sehr weit: er opfert prinzipiell auch die Samenblasen, 
die vorderen zwei Drittel des Trigonum und ein Stück des Blasenhalses. 

W. v. Brunn (Rostock). 
46) Giudice. Intervento chirurgico in un caso di ferita intraperito- 
neale della vescica per colpo di arma da fuoco. 
(Congr. sanit. 21. Dezbr. 1908. — Morgagni 1908. II. Nr. 18.) 

Das Geschoß eines in die rechten Nates eingedrungenen Revolverschusses 
findet sich in der linken Leiste. Der Katheter entleert blutigen Urin, und es be- 
stehen die Zeichen innerer Blutung. Bei der Laparotomie findet sich in der hin- 
teren Blasenwand links die Wunde, die durch eine doppelte Naht geschlossen wird. 
10 Tage bleibt ein Verweilkatheter liegen. Nach 25 Tagen wird Pat. geheilt ent- 
lassen. Dreyer (Köln). 


47) Stirling. The treatment of early tuberculosis of the bladder. 
(Intercolonial med. journ. of Australasia 1908. März 20.) 

S. hat Blasentuberkulose im Frühstadium, durch Infektion von der Harnröhre 
aus entstanden, in einer Anzahl von Fällen mit guten Resultaten folgendermaßen 
behandelt: täglich mehrere Monate lang Instillationen einer 20xigen Protargol- 
lösung in die hintere Harnröhre und Blase mit der Ulzmann'schen Spritze, da- 
bei Bettruhe, Freiluftbehandlung, Mastkur usw. In einzelnen Fällen schienen 
gleichzeitige Tuberkulineinspritzungen von Nutzen zu sein. Mohr (Bielefeld). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 175 


48) Jerie. Eine Modifikation der Aufnahmetechnik bei der Skiagraphie 
der Blasensteine. 
(Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XII. Hft. 1.) 

Die Röntgenographie nimmt bei der Diagnostik der Steine und Fremdkörper 
in der Harnblase nicht den ersten Platz ein, da man diese oft durch Tastung, 
meist mittels der Sonde, sicher mit Hilfe des Cystoskops, nachweisen kann. 

Abgesehen davon, daß diagnostische Irrtümer durch die Beckenflecken zu- 
stande kommen können, sind bei der Durchleuchtung technische Schwierigkeiten 
zu überwinden, die darin bestehen, eine mehr oder weniger mächtige Schicht von 
Weichteilen, besonders oft von großen Fettmassen, zu durchdringen. Erleichtert 
wird die Aufnahme in diesen Fällen durch die Kompressionsblende von Albers- 
Schönberg. 

In einem Falle hat Verf. bei einer Frau eine günstige Aufnahme in der Weise 
erreicht, daß er eine durch schwarzes Papier und Billrothbattist geschützte Platte 
in die Scheide der Frau einführte. Diese Methode hat natürlich den großen Vor- 
teil, daß bei der Durchleuchtung die ganze hintere Beckenwand und die dicken 
Weichteilschichten des Gesäßes wegfallen. 

Natürlich kann sie nur Anwendung finden bei Frauen mit weiter Vagina. 

Verf. konnte übrigens diese Methode auch bei einer Frau mit rechtsseitigem 
Eierstockstumor anwenden; auf der Platte sah man einen zweiten Schatten in dem 
Schatten der Geschwulst. Durch die Operation wurde bestätigt, daß es sich um 
eine Dermoidcyste mit einem Knochen im Innern handelte. 

Gaugele (Zwickau). 
49) E. A. Balloch. Hematuria in pregnancy. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 3.) 

Der Verf. erkennt die idiopathische Hämaturie nur in den zwei Fällen von 
Schede und Klemperer an, während er für alle anderen Fälle eine pathologisch- 
anatomische Grundlage für die Nierenblutung als erwiesen betrachtet. In einem 
selbst beobachteten und ausführlich beschriebenen Falle handelte es sich um eine 

ämaturie, die B. auf Kongestion durch wiederholte, rasch aufeinander folgende 
Schwangerschaften zurückführt. Eine 31jährige Frau, die im Laufe von 10 Jahren 
Y9mal schwanger war (7mal lebende Kinder, 2mal Fehlgeburten), hatte während jeder 
Schwangerschaft geschwollene Füße. Gegen Ende der sechsten Gravidität zeigte 
sich zum erstenmal 10 Tage lang Blut im Urin, das nach der Entbindung schwand. 
In der darauf folgenden Schwangerschaft bestand keine Blutung, die erst im letzten 
Drittel der achten Gravidität wieder erschien, um auch nach der Entbindung nicht 
ganz zu schwinden. Cystoskopisch konnte die Quelle der Blutung in der linken 
Niere festgestellt werden, weshalb die Nephrektomie vorgenommen wurde. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab eine Glomerulonephritis. Kurz nach der Ope- 
ration wurde Pat. abermals schwanger. Es kam wiederum zur Hämaturie, die 
nach der Entbindung aufhörte und niemals hochgradig war. Trotzdem kommt 
Verf. zum Schluß, daß er in analogen Fällen zuerst die Enthülsung oder Nephro- 
tomie versuchen würde, um die Niere, wenn irgend möglich, zu erhalten. 

Die in solchen Fällen gewiß berechtigte Einleitung der künstlichen Frühgeburt 
bzw. die Verhinderung der Konzeption wird merkwürdigerweise nicht vorgeschlagen. 
(Der Ref.) Strauss (Nürnberg). 


50) Kelly. Anuria and nephrostomy by the ureter. 
(Bull. of the Johns Hopkins hospital 1908. Februar.) 

Verf. hatte wegen Uteruskarzionoms eine Totalexstirpation vorgenommen, die 
von Rezidiv gefolgt war. Es entwickelte sich eine Pyonephrose der rechten Niere 
bei guter Funktion der linken. Exstirpation der total zerstörten rechten Niere. 
Anurie mit schweren Odemen. 

Sofort nach Einführen des Harnleiterkatheters begann eine überaus reichliche 
Absonderung aus der linken Niere, die aber nach Entfernung des Katheters sofort 
aufhörte. Der Katheter mußte dauernd liegen gelassen werden. 


776 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 25. 


Die Ursache für die Stenose war Kompression durch das Geschwulstrezidiv, 
an dem Pat. schließlich starb. M. v. Brunn (Rostock). 


51) Kunith. Ein Fall von primärer Nierenaktinomykose. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p, 181.) 

K. hat über den von Neumann im Berliner Friedrichshain-Krankenhause 
operierten Fall in der Berliner Chirurgenvereinigung vorgetragen, und verweisen 
wir auf den darauf bezüglichen Bericht in unserem Blatte, laufender Jahrgang 
p. 49. Vorliegende Arbeit bringt nähere Daten sowie eine kolorierte makro- und 
mikroskopische Abbildung. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


52) M. Levy. Sur un cas de tumor fibreuse de la vaginale avec 
recidive. 
(Province méd. 1908. Nr. 12.) 

L. berichtet über einen Fall einer fibrösen Geschwulst der Tunica vaginalis 
testis. Vor 15 Jahren hatte Tédenat eine faustgroße bindegewebige Geschwulst 
entfernt, die mit dem Hoden nicht zusammenhing und von der Scheidenhaut aus- 
ging. Die Geschwulst wurde damals abgetragen und der Hode mit entfernt. Nun 
trat ein viel größeres Rezidiv auf, das im Anschluß an eine Blennorrhöe schnell 
die Größe eines Mannskopfes erreichte. T&denat exstirpierte die von einer Kapsel 
umgebene fibröse Geschwulst. Diese Geschwülste sind selten; noch seltener Rezidive. 
Ihr Ausgangspunkt steht nicht fest, doch führt man sie auf das Bindegewebe des 
Tubernaculum Hunteri zurück. Die Möglichkeit einer sarkomatösen Eintartung 
erheischt den chirurgischen Eingriff. A. Hofmann (Karlsruhe:. 
53) F. Moty. Le drainage systématique, comme moyen prophylactique 

des phlébites post-opératoires. 
(Semaine méd. 1908. Nr. 12.) 

Nach der Statistik von Cordier tritt die Phlebitis nach abdominaler Uterus- 
exstirpation wegen Myom mit primärem völligen Verschluß der Bauchhöhle sehr 
viel häufiger auf als nach vaginaler Entfernung. Gerster sieht als Grund hierfür 
die Tatsache, daß nach vaginaler Exstirpation eine natürliche Drainage der Bauch- 
höhle vorhanden ist, und daß letztere so leichter mit einer etwaigen Infektion fertig 
wird. Da nun die Phlebitiden nach aseptischen Bauchoperationen Folge von In- 
fektionen sind, so verschloß M., um eine Ableitung der Wundprodukte zu er- 
möglichen, die Bauchhöhle grundsätzlich nicht, führte vielmehr stets ein feines 
Drain ein. In vorliegender Arbeit stellt er seine Operationsresultate nach festem 
Verschluß der Bauchhöhle denen nach Drainage gegenüber. Während er früher 
1,1% Phlebitis sah, hat er jetzt keinen Fall, allerdings nur unter 400 Operationen. 

i Coste (Breslau). 
54) Lindenstein. Uber Extra-uterin-Gravidität. 
(Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. LVI. p. 611.) 

Im Nürnberger Krankenhause wurden 19 Fälle von Extra-uterin-Schwangerschaft 
operiert, unter denen sich 13 Eileiterzereißungen mit akuter Blutung befanden. 
14 wegen Verblutungsgefahr sofort operierte Pat. wurden alle gerettet. Bei dring- 
lichen Fällen wird der mediane Längsschnitt gemacht und auf die Auswaschung 
der Bauchhöhle verzichtet. Bei Fällen von tubarem Abort ohne akute ‚Blutung 
oder bei Molenbildung wird der Pfannenstiel’sche Querschnitt bevorzugt. Vor 


vaginalen Operationen ist im allgemeinen dringend zu warnen. 
Reich (Tübingen. 





Berichtigung: Auf p. 678 Z. 6 von unten ist hinter Todesfall einzuschalten 
san Peritonitis«. 

Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdruoke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrostus Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, F. KÖNIG, E. RICHTER, 





in Bonn, in Berlin, in Breslau. 
35. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 26. Sonnabend, den 27. Juni 1908. 
Inhalt. 


A. Peiser, Über Antifermentbehandlung eitriger Prozesse ohne Inzision. (Originalmitteilung.) 

1) Cuff, 2) Propping, 3) Kroglus, Peritonitis. — 4) Bardescu, Schenkelbrüche. — 5) Holz- 
knecht und Jonas, 6) Baisch, Röntgendiagnostik des Magens. — 7) Nicoletti, Wegnahme von 
Serosa und Muscularis des Darmrohres. — 8) Carnot, Schleimhautbepflanzung von Magen- 
geschwüren. — 9) Clark, Enteroptosis. — 10) Robinson, Die Art. mesenterica superior. — 
11) Payr, 19) Braatz, Hämorrhoiden. — 18) Renvers, 14) Connel, Gallensteinkrankheiten. 

I. F. Kuhn, Lungenüberdruck mittels peroraler Intubation und kontinuierlicher Luftpuffung 
in dem Intubationsrohr. — IL De Graeuwe, Über die Resektion des Choledochus. (Original- 
mitteilungen.) 

15) Französischer Chirurgenkongreß. — 16) Hagentorn, 17) Hartleib, 18) Autenrieth, Bauch- 
verletzungen. — 19) Rothschild, Peritoneale Sepsis. — 20) Widmer, 21) Kester, 23) Dowden, 
Appendicitis. — 28) Whyte, 24) Krumm, 25) Chiene, 26) Halley, Wurmfortsatz im Bruchsack. — 
237) Katzenelenbogen, 28) Waiss, 29) Durlacher, 30) Mezger, Herniologisches. — 81) Geissler, 
Kardiospasmus. — 82) Lennander, Gastrostomie bei Magengeschwüren. — 83) Stieda, Komplika- 
tion nach Magenoperationen. — 34) Delag6öniöre, Totale und subtotale Magenresektionen. — 
85) Dorranse, Duodenales- und Darmdivertikel. — 86) Damianos, Darmeinstülpung. — 87) Pikin, 
Embolie der Art. mesenterica sup. — 38) Haagn, Thrombose im Gebiete der V. mesent. sup. — 
89) Burckhardt, Aktinomykose und Krebs des Dickdarmes. — 40) Goullioud, Mastdarmresektion. 
— 41) Lapointe und Raymond, Krebs der Gallenwege. 





Aus der Breslauer chirurgischen Klinik. 
Direktor: Prof. Dr. Küttner. 


Über Antifermentbehandlung eitriger Prozesse 
ohne Inzision. 
Von 
Dr. Alfred Peiser, Assistent der Klinik. 


N uf dem diesjährigen Chirurgenkongreß! habe ich gemeinsam mit 

duard Müller über Antifermentbehandlung eitriger Prozesse 
berichtet. Ich hatte die günstigsten Resultate bei abszedierenden 
Eiterungen, bei denen das Antiferment am ausgiebigsten mit dem 
Eiterherd in Berührung kommt, und sagte bereits damals, daß in 
diesen Fällen ein verhältnismäßig kleiner Hautschnitt genügt. 

Es lag nun nahe, an Stelle des kleinen Hautschnittes die ein- 
fache Punktion des Eiters mit folgender Antifermentausspülung des 
Abszesses vermittels der Punktionsspritze zu setzen. Ich ging folgender- 
maßen vor: Nach Reinigung der Haut Einstich an der Stelle deut- 
lichster Fluktuation mit starker Kanüle und Ansaugen des Eiters mit 


ı Vgl. auch Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 17. 
26 


178 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


gut saugender Spritze. Nachdem der Eiter möglichst entleert, In- 
jektion von Antifermentserum, stets mehrere Kubikzentimeter weniger 
als die entleerte Eitermenge beträgt, um jeden Druck im Entzün- 
dungsherde zu vermeiden. Dieses Serum wurde mit der Spritze nach 
einigen Minuten wieder herausgesaugt, weil mit ihm gewöhnlich 
noch Eiter herauskommt. Darauf nochmalige Injektion neuen Serums. 
Ich hatte anfangs gefürchtet, daß trotz der bakteriziden Kraft des 
Antifermentserums dasselbe in dem geschlossenen Eiterherde allmählich 
ein Nährboden für die Bakterien werden könnte, zumal in Eiterherden 
die Resorption verlangsamt ist. Ich zog deshalb anfangs auch das 
letztinjizierte Serum mit der Spritze wieder heraus und legte einen 
feuchten Verband an. Nachdem ich mich jedoch allmählich über- 
zeugt hatte, daß ein nicht geringer Teil des Serums sich doch nicht 
wieder entleeren ließ, und keinerlei Schaden dadurch entstand, änderte 
ich die Technik dahin, daß ich das als letztes injizierte Serum in der 
Abszeßhöhle ließ. Die Resultate waren ausgezeichnet. Ich führe 
kurz nur zwei Beispiele an. 


1) Ernst M., 18 Jahre alt. Vor 3 Wochen kleine harte Stelle an der Innenseite 
des rechten Ellbogens, allmählich zunehmende Schwellung und Rötung, Schmerzen 
in der Achselhöhle. | 

Befund: 19. Mai. Handtellergroße Rötung an der Innenseite des rechten 
Ellbogens, außerordentlich druckempfindlich. In der Tiefe deutliche Fluktuation. 
Achseldrüsen vergrößert und schmerzhaft. Entleerung von 6ccm dickflüssigen 
Eiters durch Punktion. Injektion von Serum, das zum Schluß wiede rentleert wırd. 

20. Mai. Noch sehr starke Infiltration in der Umgebung der Punktionsstelle, 
jedoch nur ganz geringe Druckempfindlichkeit. Punktion an derselben Stelle er- 
gibt nur wenige Tropfen trüb-seröser Flüssigkeit. 

21. Mai. Schwellung fast völlig geschwunden, keine Druckempfindlichkeit, 
keine Spur von Fluktuation. Salbenverband. 

22. Mai. Geheilt entlassen. 

2) Marie H., am 10. Mai 1908 in der Frauenklinik entbunden. Am 22. Mai 
Schmerzen in der linken Brust, mit Alkoholumschlägen vergeblich behandelt. 
Deshalb Verlegung in die chirurgische Klinik. 

Befund: Zwischen den beiden oberen Quadranten der linken Mamma hand- 
tellergroße, sehr druckempfindliche Rötung, in der Mitte und besonders nach der 
Mammilla zu deutliche Fluktuation. 

27. Mai. Entleerung von 22ccm Eiter, Injektion von 10ccm Serum, das 
nicht entleert wird. 

28. Mai. Temperatur abgefallen, Entleerung von 18 ccm dünnflüssigen Eiters, 
Injektion von Serum. Dieser Eiter zeigt auf der Serumplatte deutlich geringeren 
Antifermentgehalt ala der erste. In den nächsten 2 Tagen vor- und nachmittags 
je einmal Entleerung der allmählich geringer werdenden Eitermenge, stets an der- 
selben Stelle Punktion und Injektion von Serum. In der Zwischenzeit Eisblase 
auf die Brust. Temperatur normal. 

31. Mai. Kein Eiter mehr, allmähliches Zurückgehen der Infiltration. 

3. Juni. Ohne Narbe geheilt entlassen. 


Ich behalte mir vor, eine größere Anzahl von Krankengeschichten 
in einer in Bruns’ Beiträge zur klinischen Chirurgie erscheinenden 
Arbeit zu bringen, die ich gemeinsam mit Eduard Müller über die 
Technik der Antifermentbehandlung veröffentlichen werde. 

Ich bin dann dazu übergegangen, auch mehr phlegmonöse Pro- 
zesse, sodann tiefliegende Drüsenabszesse mit starker entzündlicher 
Infiltration der Umgebung mit Punktion und Injektion von Anti- 
dermentserum zu behandeln. Auch diese mit Erfolg. Nur tritt hier 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 179 


meist nicht sofortiger Abfall der Temperatur ein. Die Pat. fiebern 
noch einige Tage, und die Infiltration bildet sich nur ganz allmählich 
zurück. Immerhin bewiesen mir diese Fälle, daß man in der Tat die 
Inzision vermeiden kann, und das ist vom kosmetischen Standpunkt 
oft von besonderer Wichtigkeit. So hatte ich u. a. die Freude, bei 
einem Mädchen einen pflaumengroßen Abszeß im Gesicht ohne jede 
Narbe heilen zu sehen. Ich möchte besonders betonen, daß die sog. 
schwappenden Abszesse mit verdünnter bläulicher Haut, die dem 
Durchbruch nahe ist, durchaus nicht, wie man zunächst annehmen 
sollte, die besten Fälle für die Antifermentbehandlung sind, und zwar 
deshalb, weil hier neben dem eitrigen Prozeß in der Tiefe noch der 
nekrotisierende Prozeß in der Haut spielt. 

Um übrigens unliebsamen Prioritätserörterungen vorzubeugen, 
möchte ich folgendes bemerken. Ich bin weit davon entfernt zu 
behaupten, daß ich der erste bin, der Abszesse mit Punktion behan- 
delt. Neu ist nur, daß ich die Injektion von Antifermentserum als 
Heilfaktor zur Behandlung hinzufüge, basierend auf der theoretisch- 
experimentellen Grundlage, die ihr Eduard Müller gegeben hat. 
Die Behandlung eitriger Prozesse ohne Inzision ist die erste Frucht, 
die die Antifermentbehandlung von vornherein zu liefern versprach. 
Nachdem die Studien über das Karzinom und die Karzinom- 
kachexie ergeben haben, daß mit großer Wahrscheinlichkeit auch 
hier gewisse Fermente eine wichtige Rolle spielen, sind wir auf Ver- 
anlassung von Herrn Prof. Küttner augenblicklich mit Versuchen 
über Ferment- und Antifermentbehandlung von malignen Tumoren 
in der Klinik beschäftigt, ohne daß wir uns zunächst ein abschließendes 
Urteil erlauben wollen. 

Anm.: Als Antifermentserum wurden in allen Fällen sehr eiweiß- 
reiche, menschliche Punktionsflüssigkeiten aus Brust- und Bauchhöhle 
benutzt, die durch bakteriensichere Porzellan- bzw. Berkefeldfilter 
vollkommen keimfrei gemacht und auf hohen Gehalt an Antiferment 
mit Hilfe des Plattenverfahrens von E. Müller geprüft waren. 





1) A. Cuff. Primary pneumococcic peritonitis. 
(Brit. med. journ. 1908. April 18.) 

Es gibt primäre, eitrige Peritonitiden, in denen es durchaus nicht 
gelingt, einen Einbruchsherd in den Baucheingeweiden nachzuweisen. 
Dazu gehört die Pneumokokkenperitonitis, die meist weibliche Kinder 
betrifft. C. berichtet kurz über fünf solche Fälle aus eigener Beob- 
achtung: ein Mann und vier Frauen im Alter von 17—42 Jahren. 
Sie wurden alle operiert mit drei Todesfällen. Durch Studium seiner 
eigenen Beispiele und derjenigen der Literatur kommt C. zu folgenden 
Schlüssen: Eine akute Peritonitis kann der einzige Herd einer allge- 
meinen Pneumokokkeninfektion sein. Andere Organherde können ihr 
folgen. Bezeichnend und diagnostisch wertvoll sind der plötzliche 
Beginn ohne voraufgegangene Bauchsymptome, das Auftreten von 


26* 


780 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Durchfällen, frühe Allgemeinvergiftung. Die Prognose ist äußerst 
ernst. Die Theorie, die als Eingangspforte Scheide und Tube an- 
nimmt, lehnt C. ab; er hält vielmehr die Peritonitis nur für den ört- 
lichen Ausdruck einer allgemeinen Blutinfektion. 

Weber (Dresden). 





2) Propping. Über die klinische Bedeutung der Differenz 
zwischen Rektal- und Axillartemperatur, speziell bei Peri- 
tonitis. (Aus der chirurg. Klinik des städt. Krankenhauses 
Frankfurt a. M. Prof. L. Rehn.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 10.) 

Die Untersuchungen ergaben folgendes: Der abnorm große Tem- 
peraturunterschied (um 1° und mehr) zwischen Mastdarm und Achsel- 
höhle wird beim gesunden wie beim fiebernden Organismus durch 
niedrige Axillartemperatur hervorgerufen; er ist umgekehrt porportional 
der Größe der Wärmebildung in den Muskeln. Er kommt bei allen 
fieberhaften Krankheiten vor, bei Peritonitis — auf der Höhe der Er- 
krankung — in etwa 1/, der Fälle und ist bei dieser Erkrankung 
prognostisch von ernster Bedeutung. Kramer (Glogau). 





3) A.Krogius (Helsingfors). Über die chirurgische Behandlung 
der diffusen eitrigen Peritonitis. 
(Sammlung klin. Vorträge 467/468.) 

K. berichtet über seine seit 1901 an 180 genau mitgeteilten 
Fällen (84 +) von diffuser eitriger Peritonitis gesammelten Erfahrungen. 
Von jenen beziehen sich 128 auf vom Wurmfortsatz ausgegangene 
Peritonitiden (76% der bis 36 Stunden nach der Erkrankung operierten 
Fälle geheilt; im ganzen 54% Heilungen), 22 auf Peritonitiden in- 
folge Magengeschwürsdurchbruch (50% der bis 24 Stunden nach 
dem Durchbruch operierten geheilt, im ganzen 41% Heilungen) und 
30 auf Peritonitiden verschiedenartigen (weibliche Genitalien, sub- 
kutane Darmruptur, Typhusgeschwüre usw.) Ursprunges (57% der bis 
24 Stunden nach der Erkrankung operierten geheilt; im ganzen 40% 
Heilungen). Verf.s Standpunkt ist folgender: 

Die diffuse eitrige Peritonitis ist eine chirurgische Affektion, die 
nur durch operative Behandlung wirksam bekämpft werden kann. Die 
erste Bedingung, um hierdurch günstige Resultate zu erzielen, ist eine 
frühzeitige Diagnose der Krankheit, sowie eine darauf basierte früh- 
zeitige Operation derselben. Eine sichere Diagnose kann in den 
meisten Fällen schon innerhalb der ersten Stunden nach der Er- 
krankung gestellt werden, und zwar auf Grund der schweren Bauch- 
schmerzen, der Muskelspannung und Empfindlichkeit über dem Bauche, 
der (im Mastdarm zu messenden) Temperatursteigerung bzw. der Hyper- 
leukocytose, des beschleunigten Pulses, des schwer angegriffenen Aus- 
sehens des Pat., des Erbrechens usw. In jedem Falle, wo ein Pat. 
unter stürmischen Bauchschmerzen erkrankt ist und Muskelspannung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 781 


sowie Empfindlichkeit über dem Bauche nebst sonstigen Symptomen 
darbietet, die den Verdacht auf eine beginnende Peritonitis entstehen 
lassen, ist der zuerst geholte Arzt verpflichtet, wo dies geschehen 
kann, einen Ühirurgen herbeizurufen, der von nun an die Verant- 
wortung für die richtige Behandlung des Falles zu übernehmen hat. 
Die operative Behandlung muß in erster Linie darauf hinausgehen, 
die Infektionsquelle aufzusuchen und zu entfernen bzw. abzuschließen, 
sowie das septische Exsudat zu entleeren; zu diesem Zwecke sind 
große, gegebenenfalls mehrfache Bauchschnitte erforderlich. Hinsichtlich 
der Zweckmäßigkelt von Ausspülungen der Bauchhöhle zu Desinfek- 
tionszwecken sind die Ansichten der Chirurgen sehr geteilt. Bindende 
Beweise für die Nützlichkeit und, Notwendigkeit der Ausspülungen 
dürften nicht erbracht worden sein; dagegen ist aus guten Gründen 
zu befürchten, daß sehr prolongierte und reichliche Ausspülungen 
schädlich wirken können, indem sie die Operation übermäßig ver- 
längern und in gewissen Fällen zur weiteren Ausbreitung der Infek- 
tion beitragen können. Nur in solchen Fällen erscheint der Nutzen 
der Ausspülungen unzweifelhaft, wo es sich darum handelt, chemisch 
reizende Flüssigkeiten (z. B. sauren Mageninhalt) oder fremde feste 
Partikeln aus der Bauchhöhle wegzuspülen. Das hauptsächlichste 
Mittel zur Bekämpfung der peritonealen Infektion muß in jedem 
Falle die Drainage der Bauchhöhle werden, wodurch die infektiösen 
Produkte fortdauernd abgeleitet werden. Das wirksamste uns bisher 
zu Gebote stehende Mittel sind ohne Zweifel große, nach v. Mikulicz 
angelegte Tampons, durch welche auch die Beckenhöhle ausgiebig 
trockengelegt werden kann. Bei Frauen läßt sich diese auch durch 
eine Röhre drainieren, welche durch eine im hinteren Scheidengewölbe 
angelegte Gegenöffnung eingeführt wird. Desgleichen eignen sich 
Drains, die durch hinten angelegte Gegenöffnungen eingeführt werden, 
gut zur Ableitung des Exsudates von den Lendengegenden und den 
subphrenischen Räumen. Bei der Nachbehandlung besitzen wir in den 
intravenösen Salzwassereingießungen ein unschätzbares Mittel, um dem 
Organismus Flüssigkeit zuzuführen und zu gleicher Zeit die Herz- 
tätigkeit anzuregen. Selbst in den Fällen, wo bereits Kollapserschei- 
nungen eingetreten sind, gelingt es bisweilen noch, durch standhaft 
fortgesetzte derartige Eingießungen die Kräfte des Pat. so lange zu 
erhalten, bis die peritonitischen Symptome nachgelassen haben. — Wenn 
nach der Operation eine totale Verstopfung mit Meteorismus und Er- 
brechen eintritt und diese Symptome unter Einwirkung der gewöhn- 
lichen Mittel nicht weichen wollen, so darf man nicht zögern, durch 
Anlegung einer Darmfistel an einer geblähten Darmschlinge den aus- 
gedehnten Darm womöglich zu entlasten. Die Fistel wird am zweck- 
mäßigsten nach Witzel’s Schrägkanalmethode hergestellt. 

Die Ergebnisse der wegen diffuser Peritonitis vorgenommenen 
Operationen gestalten sich im allgemeinen günstig, wenn die Opera- 
tionen frühzeitig, binnen der ersten 12—24 bis höchstens 36 Stunden 
nach der Erkrankung ausgeführt werden, indem dann, wenigstens 


182 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


in den vom Wurmfortsatz ausgehenden Fällen, bei der Mehrzahl der 
Pat. Genesung erfolg. Nach dieser Zeit werden die Ergebnisse 
wesentlich ungünstiger; aber auch von den später operierten Kranken 
kann noch ein, wenn auch geringerer Teil durch die Operation ge- 
rettet werden. 

Um für die Peritonitisbehandlung eine feste theoretische Grund- 
lage zu gewinnen und zugleich für dieselbe neue Anregungen und 
Gesichtspunkte zu ermöglichen, wäre es zu wünschen, daß die Frage 
von der Bakteriologie der Peritonitiden unter spezieller Berücksich- 
tigung der anaeroben Bakterien zum Gegenstande erneuter, eingehender 
Untersuchungen gemacht würde. Kramer (Glogau). 





4) N. Bardescu (Bukarest). Die inguinale Methode für die 
Operation der Schenkelhernie. 
(Revista stiintzelor med. 1908. Januar—Februar.) 

Die Operation der Schenkelbrüche auf inguinalem Wege gibt die 
besten Resultate; Verf. hat nach derselben an 22 Pat. 28 Hernien 
mit bestem Erfolg operiert. Der Eingriff hat den Vorzug der Ein- 
fachheit und den, daß ein breites, gut beleuchtetes Operationsfeld ge- 
schaffen wird, außerdem kann durch Eröffnung des Bauchperitoneums 
eine gute Ablösung aller Verwachsungen des Sackes durchgeführt, der 
Sack hoch oben abgebunden werden, und durch eine vollkommene 
Schließung des Schenkelringes werden gute Verhältnisse für die Radikal- 
kur geschaffen. Die Operation besteht im großen und ganzen in Er- 
öffnung des Leistenkanals, in Präparierung, in Loslösung und Über- 
führung des Sackes in die Leistengegend, Eröffnung und Naht desselben 
und schließlicher Naht des Schenkelbogens an das Cooper’sche Band. 
Die Operation wird schließlich nach der Bassini’schen Radikalmethode 
beendet. E. Toff (Braila). 





5) Holzknecht und Jonas. Die radiologische Diagnostik 
der intra- und extraventrikulären Tumoren und ihre spe- 
zielle Verwertung zur Frühdiagnose des Magenkarzinoms. 
125 S. 
Wien, M. Perles, 1908. 

Nachdem Rieder im Jahre 1904 die Möglichkeit der röntgeno- 
graphischen Aufnahme des Magens gezeigt hatte, haben Verff. die 
röntgenologische Magenuntersuchung weiter methodisch ausgebaut und 
ihr speziell durch planmäßige Vervollkommnung der Röntgenoskopie 
zu großen Erfolgen verholfen. Am Schluß des zweiten Teiles ihrer 
Arbeit betonen sie besonders die Wichtigkeit der röntgenoskopischen 
Untersuchung im Gegensatze zu anderen Autoren, welche die rönt- 
genographische Aufnahme für ausreichend erachten. Wer noch an 
der Richtigkeit der H.-J.’schen Anschauung zweifelt, wird sich an 
der Hand der zahlreichen schematischen Schirmpausen leicht über- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 183 


zeugen lassen, daß ein einzelnes, aus den verschiedenen Füllungs- und 
Bewegungsphasen durch Röntgenographie herausgeschnittenes Bild 
leicht zu Fehldiagnosen Anlaß geben kann, daß zu einer exakten 
Deutung mindestens eine länger dauernde Röntgenoskopie gehört, 
‚ergänzt durch eine ganz bestimmte Technik, welche Verff. allmählich 
ausgebildet haben. Sie besteht im wesentlichen darin, daß sie zunächst 
Wismutwasser trinken lassen, dessen Vorschreiten verfolgen, dann, noch 
ehe die Magenperistaltik einsetzt, durch bestimmte effleurageähnliche 
Bewegungen den Inhalt in und aus dem Magen zu verschieben suchen. 
Dann wird sogleich Wismutbrei gegeben, und Form, Grenzen usw. 
‚des Magenausgusses beobachtet. Massagebewegungen, event. auch 
Lagewechsel, suchen nun etwa ungefüllt gebliebene Teile zu füllen, 
die Beziehungen zu etwa fühlbaren Geschwülsten oder Verwachsungen 
mit anderen Teilen (Leber, Zwerchfell, Bauchwand, Kolon u. a.) fest- 
zustellen. Gleichen Zwecken dienen Baucheinziehen und Inspiration. 
So ist es den Verff. in stufenweisem Vorwärtsschreiten gelungen, zu- 
nächst den Sitz, event. auch die Ausdehnung fühlbarer Magen- 
geschwülste zu erkennen, dann auch nicht fühlbare, klinisch vermutete 
Magengeschwülste’zu diagnostizieren, schließlich auch die Differential- 
diagnose zwischen extra- und intraventrikulärem Sitz von Geschwülsten 
und ebenso anderer klinischer Erscheinungen, wie Druckempfindlichkeit, 
Meteorismus, Verwachsungen, zu stellen. Die mitgeteilten Fälle sind 
fast alle durch Schirmpausen erläutert. 

Schade ist es, daß gerade im zweiten Teile (Diagnose nicht tast- 
barer Geschwülste) nur wenige Fälle durch Operation oder Autopsie 
als richtig gedeutet sichergestellt werden konnten. 

Das Buch bietet eine solche Fülle von wichtigen und interessanten 
Ergebnissen, daß sie im einzelnen hier nicht besprochen werden können. 
Wir dürfen vielleicht hoffen, bei systematischer Anwendung dieser 
neuen Untersuchungsart einer Frühdiagnose der Magengeschwülste 
näher zu kommen, als es die bisherigen klinischen Methoden erlaubten, 
und somit einen vermittelnden Weg zwischen dem Chirurgen, welcher 
womöglich gleich eine Probelaparotomie machen möchte, und dem 
Internen, der erst bei klinisch sicherer Diagnose operieren lassen will, 
zu finden. Renner (Breslau). 





6) B. Baisch. Radiologische Untersuchungen des gesunden 


und kranken Magens. 
(Med. Klinik 1908. p. 613.) 

B. gibt für die Prüfung der motorischen und sekretorischen 
Tätigkeit, der Lage- und Formverhältnisse des mit Wismutbrei ge- 
füllten gesunden oder kranken Magens der Röntgenoskopie mit Zu- 
hilfenahme der Schirmpause den Vorzug vor der Röntgenographie. 
Krankengeschichten mit Skizzen des auf dem Leuchtschirm erhobenen 
Befundes erläutern die Anwendung des Verfahrens auf die operative 
Chirurgie. Es vermag zur frühzeitigen Erkennung der Neubildungen 


784 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


allerdings nur wenig beizutragen, bietet aber eine wertvolle Ergänzung 
für die klinischen Untersuchungsarten. Georg Schmidt (Berlin). 





71) Nicoletti. Effetti dell’ ablazione delle tuniche muscolari 
dell’ intestino nel cane. 
(Policlinico Bd. XV. Hft. 3 u. 4.) 

In einer breit angelegten, ausführlichen Arbeit kommt Verf. auf 
Grund von 20 Experimenten an Hunden zu nachstehenden Schlüssen: 

1) Die Wegnahme von Serosa und Muscularis des Dünndarmes 
bedingt nicht die Gefahr der Perforation, vorausgesetzt, daß die Mus- 
cularis mucosae und der Mesenterialansatz unversehrt bleibt. 

2) Die Heilung des Substanzverlustes erfolgt ohne Nekrose, ohne 
Enntzündungserscheinungen auf dem Wege der Granulation im Laufe 
von 8—10 Tagen. 

3) Die partielle Entfernung der Darmwand führt nicht zur Durch- 
wanderung von Keimen aus der Darmlichtung, solange die Schleim- 
haut unverletzt ist. 

Ausführliche Schilderung der experimentellen Technik, genaue 
histologische und bakteriologische Befunde und kritische Würdigung 
aller beobachteten Tatsachen machen die Arbeit recht beachtenswert. 

Strauss (Nürnberg). 





8) P. Carnot (Paris). Les greffes muqueuses: application 
au traitement des ulcères gastriques. 
(Société de biologie 1908. Mai 2.) 

Falls man auf künstliche Weise ein Magengeschwür erzeugt, so 
wird der Substanzverlust durch das Zusammenziehen der Ränder ge- 
deckt, was bei einem kleinen Geschwüre zur Heilung vollständig ge- 
nügt. Bei größeren Geschwüren bleibt die Mitte von Schleimhaut 
entblößt, während die Ränder ein strahliges Aussehen gewinnen. Wer- 
den nun auf die schleimhautlosen Stellen Stückchen von Schleimhaut 
gebracht, so wachsen dieselben an, ihre Drüsen verschwinden, doch 
das Epithelium proliferiert, und es bilden sich derart Inseln von leben- 
der Schleimhaut, von welchen aus die Heilung rasch fortschreitet. 

E. Toff (Braila). 





9) Clark. Surgical phases of enteroptosis. 
(Surgery, gynecology and obstetrics 1908. VI, 4.) 

C. faBßt den Begriff der Enteroptosis etwas weiter als bei uns, 
indem er dazu auch Verlagerungen der Baucheingeweide durch Strang- 
bildung, Netzhernien u. dgl. rechnet. Die Enteroptose ist zunächst 
eine mit inneren und mechanischen Mitteln zu behandelnde Krankheit; 
nur in solchen Fällen, die nach deren sorgsamer Durchführung nicht 
gebessert werden, oder bei denen sich von vornherein durch die ganze 
Natur des Leidens deren Nutzlosigkeit voraussehen läßt, soll operiert 
werden. Stets muß zu genauer anatomischer Diagnose das Röntgen- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 185 


verfahren herangezogen werden. Enteroptosen, die auf angeborener 
Anlage beruhen, sind ungeeignet für die Operation. Die nach Ge- 
burten durch Rectusdiastase erzeugten Enteroptosen werden sehr 
günstig beeinflußt durch den exakten Verschluß des Spaltes zwischen 
den Rectis, wenn dieser noch nicht zulange bestanden hat. Man 
kann gleichzeitig das Querkolon durch Annähen des Netzes an die 
Bauchwand aufhängen. Bei einer Gastroptosis bringt die Verkürzung 
der Ligg. gastrica guten Erfolg. Tiefe Senkung des Querkolon mit 
Kotstauung kann nur durch Resektion der herabhängenden Schlinge 
beseitigt werden. Das S romanum kann man, wenn es nur mäßig 
vergrößert und geschlängelt ist, aufhängen; wenn es sehr stark ver- 
größert ist und hochgradige Verstopfung mit drohendem absoluten 
Verschluß besteht, muß es reseziert werden. Trapp (Bückeburg). 


10) B. Robinson. Arteria mesenterica proximal. 
(Physician and surgeon 1908. Nr. 1.) 

Die Abhandlung ist dem Teil der Art. mes. sup. gewidmet, der 
den Dünndarm versorgt. Folgende Sätze seien aus den Ausführungen 
hervorgehoben: 

1) Die spiralige Krümmung des Stammes der Art. mes. sup. um 
seine Längsachse, welche wahrscheinlich durch den Ursprung der Aste 
im ganzen Bereiche der Peripherie und entwicklungsgeschichtliche Ein- 
flüsse bedingt ist, spielt möglicherweise eine wesentliche Rolle beim 
Dünndarmvolvulus. 

2) Der Stamm der Art. mes. sup. verläuft senkrecht über die 
ventrale Fläche des distalen querverlaufenden Duodenalteiles. Da 
letzterer fixiert in der Gabel zwischen Aorta und Art. mes sup. liegt, 
so muß er bei Enteroptose und dadurch bedingtem Zug an der Mes. 
sup. komprimiert werden. Es resultiert daraus schließlich eine Dila- 
tatio gastroduodenalis. 

3) Das distale Deum besitzt die schlechteste Blutversorgung von 
allen Teilen des Darmkanals, mit Ausnahme des Wurmfortsatzes. 

4) Die Anastomosen im Circulus ileocolicus, der ein konstantes 
Gebilde von konstanter Lokalisation ist, sind so gut ausgebildet, daß 
bei Verlegung entweder der Ileocolica oder der Iliaca der kollaterale 
Kreislauf ausreicht. 

Unter 65 Obduktionen fand R. folgende Anomalien: gemeinsamer 
Ursprung mit A. coeliaca, einmal; Ursprung der rechten A. renalis 
aus der Mes. sup., einmal; Ursprung eines Zweiges zur Leber aus der 
Mes. sup., zweimal; Zweig zur A. coeliaca, sechsmal; Zweig zur A. 
mes. inf., einmal. Zehn vorzügliche Skizzen sind der Arbeit beigegeben. 

Kranepuhl (Kassel). 





| 26** 


186 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


11) E. Payr. Der entzündete Hämorrhoidalknoten und seine 
Behandlung. 
(Med. Klinik 1908. p. 649.) 

Die Möglichkeit echter Angiom- und Kavernombildung in der 
Aftergegend ist nicht zu leugnen; in der erdrückenden Mehrzahl be- 
ruhen indessen die Hämorrhoiden auf einer mechanisch hervorgerufenen 
Erweiterung und folgenden krankhaften Umwandlung im Bereiche des 
Mastdarm- und Aftervenennetzes. Von dem klinischen Verlaufe der 
Gefäßgeschwulstbildungen unterscheiden sich die Hämorrhoiden in 
mehreren Punkten sehr wesentlich. 

Von der Annahme einer Phlebektasie und Thrombophlebitis aus- 
gehend, empfiehlt P. den sog. Hämorrhoidalanfall, dessen Entstehung 
und Erscheinungen geschildert werden, entweder — im Beginn — ab- 
wartend täglich mit dreimaligen Sitzbädern von 40° C und 20 bis 
30 Minuten Dauer, milden Abführmitteln, kleinen Öleinläufen und 
nachfolgenden Reinigungssitzbädern oder besser mit Spaltung und Aus- 
räumung des äußeren und intermediären thrombosierten Knotens zu 
behandeln. Die Operation erfolgt unter örtlicher Schmerzbetäubung 
mit 2—3%igem Kokain und Suprareninzusatz. Vor Schleich’scher 
Lösung wird gewarnt. Die Technik der Einspritzungen und des ope- 
rativen Vorgehens (Schnittführung) ist eingehend geschildert und durch 
Abbildungen erläutert. Der ausgeräumte Hohlraum wird mit einem 
Streupulver aus Jodoform und Anästhesin je 3, Cocain. mur. 0,3 g 
ausgefüllt, um den Nachschmerz zu beseitigen. Größte Reinlichkeit 
in der Nachbehandlung ist erforderlich. Weitere entzündliche Nach- 
schübe sind nach dieser Operation nie mehr aufgetreten. 

Für radikaleres Vorgehen wird die Langenbeck’sche Kauterisa- 
tion und in Fällen, bei denen reichlich Schleimhaut vorhanden ist oder 


ein Vorfall der Mastdarmschleimhaut besteht, die Exzision empfohlen. 
Georg Schmidt (Berlin). 





12) E. Braatz. Die chirurgische Behandlung der Hämor- 
rhoiden. 
(Therapeutische Monatshefte 1908. Nr. 3.) 

B. empfiehlt folgende Operationsmethode: Heranziehen der Hä- 
morrhoiden, Anklemmen mit der Jones’schen Flügelzange und Ab- 
schneiden mit der Schere, so daß ein 3 mm breiter Saum bleibt, der 
mit Kürschnernaht übernäht wird. 

In 73 Fällen hat B. damit gute Resultate erzielt. Rizinusöl erhält 
Pat. nur 2 Tage vor der Operation, nicht länger vorher; am Abend 
vor dem ÖOperationstage, nicht an demselben, ein Reinigungsklistier. 
Nach der Operation wird Opium nur bei bemerkenswerten Leib- 
beschwerden verabreicht, Rizinusöl am 6. Tage nach der Operation, 
falls bis dahin kein Stuhlgang erfolgt ist. 

B. verwirft die Einlegung eines dicken Drains als lästig für den 
Pat. Stuhlgang geht nach seinen Erfahrungen neben dem dicken 
Drain ebenso durch, wie neben dem dünnen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 187 


Rezidive hat B. nie gesehen. 

Auch mit Karbolinjektionen hat B. gute Resultate erzielt, beson- 
ders in Fällen, wo die Hämorrhoiden schwer zum Vorfall zu bringen 
sind und vollständig in den Darm verschwinden. 

Silberberg (Breslau). 





13) Renvers. Zur Therapie der Gallensteinkrankheit. 
(Therapie der Gegenwart 1908. Nr. 3.) 

Bei fieberlos verlaufenden Gallensteinerkrankungen empfiehlt R. 
zunächst heiße Kataplasmen, langdauernde heiße Bäder, Darreichung 
heißer Getränke und Bettruhe. Wenn der Stein den Ductus cysticus 
passiert hat, was sich meist in Eintritt von Ikterus geltend macht, ist 
Morphium zur Linderung des Schmerzes und zur Erleichterung der 
Austreibung des Steines darzureichen. Nach erfolgreich behandeltem 
Anfall ist die Diät zu regeln. Zur Beförderung der Gallenabsonderung 
sind öftere, kleinere Mahlzeiten zu geben und für methodische Gym- 
nastik und hydrotherapeutische Maßnahmen zu sorgen. Diätfehler 
sind ängstlich zu vermeiden und etwa eingetretene Darmstörungen 
durch Karlsbader Wasser und ähnliche Quellen zu behandeln. 

Gallensteinkranke mit infizierten Gallenwegen gehören dem Chi- 
rurgen. Mitunter nützt die Darreichung von Salizylpräparaten oder 
Kalomel. Da eine Steinwanderung bei infizierten Gallenwegen sehr 
gefährlich werden kann, ist hier sofort Morphium zu geben. 
Silberberg (Breslau). 





14) Connel. The removal of gall stones from the second 
and third portions of the common bile duct. 
(Annals of surgery 1908. April.) 

Den Ductus choledochus teilt man ein 1) in den suprarenalen 
Teil, der sich vom Ursprung des Ductus bis zur hinteren Fläche des 
Duodenum, wo es mit dem Pankreas in Berührung kommt, erstreckt. 
Dieser Teil liegt im Lig. gastro-duodenale, er bildet die halbe Länge 
des ganzen Choledochus. 2) Den retroduodenalen oder pankreatischen 
Teil; derselbe ist 11/, Zoll lang und liegt hinter dem Duodenum oder 
hinter dem Pankreas. 3) Den interstitiellen Teil, 13/, Zoll lang, der 
schräg durch die innere und hintere Wand des Duodenum geht. Die 
Diagnose zwischen Choledochus- und Pankreassteinen ist nicht ganz 
leicht. Bei letzteren ist die Kolik nicht so stark, es bestehen neben 
Diabetes Fettstühle, Gelbsucht fehlt oder tritt erst spät in die Er- 
scheinung. Ein im unteren Teile des Choledochus sitzender Stein wird 
entfernt durch retroduodenale oder transduodenale Choledochotomie. Im 
ersteren Falle wird das Duodenum in der von Kocher angegebenen 
Weise mobilisiert und nach innen rotiert. Ist diese Operation bei 
entzündlichen Prozessen in der Umgebung des Choledochus oder bei 
Neubildungen des Pankreas oder der Gallenblase nicht möglich, so 
kommt nur die transduodenale Entfernung in Frage, die auch dann 
ausgeführt wird, wenn der Stein im interstitiellen Teil des Choledochus 

* 


188 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


sitzt. Wenn der zweite hinter dem Duodenum gelegene Teil des 
Choledochus transduodenal gespalten ist, so muß nach Entfernen des 
Steins eine Choledochoduodenostomie angelegt werden, da sonst eine 
Ansammlung von Galle im retroperitonealen Raum statthaben könnte. 
Nach Schluß der vorderen Seite des Duodenums durch die Naht ist 
Drainage der Bauchhöhle notwendig. 

Verf. hat 77 Fälle transduodenaler Choledochotomie aus der 
Literatur gesammelt; von diesen 77 Operierten starben 10. 

Herhold Brandenburg). 


Kleinere Mitteilungen. 
I. 
Aus dem Elisabeth-Krankenhaus in Kassel. 


Lungenüberdruck 
mittels peroraler Intubation und kontinuierlicher 
Luftpuffung in dem Intubationsrohr. 
Von 


Dr. Franz Kuhn. , 


ereits in mehreren Publikationen habe ich eine Methode zur Erzeugung des 
für Thoraxoperationen nötigen Überdruckes auf dem Weg einer peroralen In- 
tubation berührt. 

Inzwischen hat sich mir dank fortgesetzter Versuche das Verfahren sehr 
geklärt und unendlich vereinfacht. Ich habe Bruchstücke davon dem letzten 
Chirurgenkongreß zu Berlin 1908 vorgelegt. 

Ich werde in dem folgenden meine jetzige Überdruckintubation mit Laft- 
puffung kurz skizzieren; daneben werde ich in Kürze festlegen, wie sich in anderen 
Fällen, wo Intubation schwerer möglich, unter »bürgerlichem« Aufwande (Kammern 
sind nach allgemeiner Ansicht zu teuer), die Überdrucknarkose gestalten kann, so 
daß sie in allen Kliniken durchführbar ist. N 
‚1 Das Verfahren der Wahl wird der Überdruck mittels Intubation sein: 
Ösophagus- und Herzchirurgie, Thoraxwand- und Pleurachirurgie, sowie wenig 
sezernierende Lungenprozesse sind sein Feld. Nur die Fälle, wo die Lungen selbst 
der Sitz blühender Prozesse sind, sind ausgenommen. 

Das Instrumentarium ist mein bekanntes Intubationsbesteck, Rohr mit Man- 
drin. Ist die Intubation gemacht, so ist eigentlich so gut wie alles geschehen. 

Denn jetzt bleibt nur noch die Aufgabe, an dem schlafenden Menschen aus 
irgend einer genügenden Überdruckquelle in dem Lumen des Intubationsrehres 
eine Puflung herzustellen, und dies ist auf denkbar einfache Weise mittels eines 
Handgriffes, unter Zuhilfenahme eines dünnen Röhrchens möglich. 

Die Einleitung geschieht undicht, also prinzipiell nicht luftdicht. 

. Die Drucklieferung erfolgt entweder aus einer Bombe (Sauerstoff oder kom- 
primierte Luft) oder aus einer Luftkompressionsmaschine direkt. 

Alle übrigen Einzelheiten sind ganz unkompliziert, einfach und selbsttätig: 

Es fällt jede Abdichtung weg, dafür arbeitet man mit einem gewissen Druck- 
überschuß (dies auch im Interesse der Ventilation der Luftwege); es gibt keine 
Gasreservoirs, keine Manometer an solchen, keine Schrauben, keine Ventile — nur 
der zuströmende Luftstrom wird vom Narkotisenr, am besten direkt an der Bombe 
reguliert und modifiziert. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. . 189 


Zur groben Darstellung dessen, was in Frage steht, habe ich eine kleine phy- 
sikalische Improvisation aufgebaut (Fig. 1) In einer improvisierten Luftröhre 
steckt lose, nur leicht durch Watte gedichtet, das Intubationsrohr. Am Ende 
der Luftröhre hängt eine Gummilunge mit Manometer. 


Fig. 1. Fig. 2. 


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2 
— 


Manometer 





Die zipfelkappenartige dünne Maske mit 
Gesichtsausschnitt und einem Glasfenster. 





Die Maske nach Umschnürung des Halses Gumminetz, dessen einzelne Fäden an 
hochgeschlagen und abgebunden. dem Glasfenster Befestigung finden, nach- 
dem es um den Hals gelegt. 


Die Wirkungsweise ergibt beifolgender Versuch: 

Bläst man mit Hilfe des Röhrchens, das ganz dünn ist und ganz offen in das 
Tubusrohr eingehängt wird, einen starken Luftstrom von 200-400 mm Quecksilber 
(1/s—t/2—3/4) Atmosphären), so steigt der Druck im ganzen System auf beliebige 
Höhe und ist mit Leichtigkeit auf jeder Höhe konstant zu erhalten (Ablesung am 
Manometer). Die Regulierung erfolgt durch einfache Regelung der Zufuhr. 

Alle Einzelheiten des physikalischen Versuches bestätigen sich im Tierversuche 
(Hund) und am lebenden Menschen. 


190 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


2) Wie erwähnt, ist in einem Rest von Fällen die Intubation nicht indiziert oder, 
besser gesagt, kontraindiziert; in diesen Fällen empfehlen sich zwei andere Wege. 

a. Der eine besteht in der Einführung von komprimierter Luft höherer 
Spannung durch die Nase in den Nasen-Rachenraum mittels Röhrchens: 

Ich selbst vertrage ohne Empfindung 1/s—/ı Atmosphäre. 

Diese Versuche sind noch nicht abgeschlossen. 

b. Der andere Weg besteht in der Verwendung einer weichen Maske, wie 
ich sie bereits auf dem Naturforscherkongreß in Dresden vorgetragen habe und anbei 
vorlege (Fig. 2u. 3). Dieselbe wird mittels Gumminetzes federnd gemacht (Fig. 4. 

Die Speisung erfolgt ebenfalls mittels komprimierter Luft höherer Spannung. 

Die Maske hat den allereinfachsten Schnitt, besteht aus einem Stück, ist 
ganz billig, trägt keine Ventile. Sie ist selbst etwas luftdurchlässig. Infolge ihrer 
Weichheit erlaubt sie alle Manipulationen am Kopfe und Munde des Pat. Chloro- 
formzufuhr erfolgt auf gewöhnliche Weise durch Eingießen. 

Die Maske ist aus dünnem, gummiertem Battist. Sie liegt lose dem Kopf 
über; dann wird sie von dem Gumminetz überspannt. 

Eingehendere Mitteilungen werden anderen Ortes erfolgen. 


II. 
Privatklinik des Herrn Dr. Verhoogen in Brüssel. 


Über die Resektion des Choledochus. 


Von 
Dr. A. De Graeuwe. 


D; Liebold hat in Nr. 16 des Zentralblattes für Chirurgie vom 18. April 1908 
einen Fall von Resektion des Choledochus beschrieben, in dem Prof. Kehr 
durch Plastik diesen Kanal wieder hergestellt hat. In der Nummer vom 16. April 
1908 habe ich im Journal Medical de Bruxelles gleichfalls einen Fall von Resektion 
des Choledochus beschrieben, welcher mit Erfolg von Dr. J. Verhoogen operiert 
wurde und wo letzterer, um den Abfluß der Galle wieder herzustellen, sich 
eines Verfahrens bedient hat, welches unseres Wissens noch niemals angewendet 
wurde. 

Frau X., 49 Jahre alt, aufgenommen am 13. Mai 1907, früher niemals er- 
krankt, leidet seit 3 Jahren an Magenbeschwerden, welche öfters von einem kurz- 
dauernden Ikterus gefolgt sind. Im Januar 1907 wurde sie plötzlich ikterisch ohne 
irgendwelchen vorangehenden Schmerz. Seitdem besteht Ikterus mit Fieber- 
anfällen. 

Befund: Ziemlich großeFettleibigkeit. Sehr starker Ikterus. Vergrößerte Leber. 
Die Gegend der Gallenblase ist auf Druck schmerzhaft. Stuhl entfärbt. Gallen- 
farbstoffhaltiger Harn. Fieber. 

Diagnose. Choledochusverschluß durch Steine. 

Operation am 14. Mai 1907. Chloroformnarkose. Schnitt nach Kehr. Nach- 
dem man den Grund der Gallenblase, welcher am Colon transversum adhärent 
war, losgelöst hat, sieht man, daß die Gallenblase vergrößert ist und eine grau- 
weiße Farbe hat. Die Wände der Blase sind unregelmäßig gewölbt und stark 
verdickt, das Ganze macht den Eindruck einer karzinomatösen Blase. Die Verhärtung 
umfaßt den ganzen Cysticus und die benachbarten Teile des Hepaticus und Chole- 
dochus. Da man Karzinom vermutete, wurden Gallenblase, Cysticus und ein Teil 
des Hepaticus und Choledochus im Zusammenhang reseziert. Aus dem Chole- 
dochus wird ein großer Gallenstein extrahiert. Dann versucht man, Hepaticus und 
Choledochus in Verbindung zu bringen. Da aber beide Stümpfe in einer solchen 
Entfernung stehen — ungefähr 6cm —, daß sie unmöglich aneinander genäht 
werden können, wird folgendes Verfahren angewandt: Ein Drainrohr von ungefähr 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 791 


l cm Durchmesser wird duodenalwärts in das periphere Ende des Choledochus 
geschoben. Das alsdann aus dem Choledochus kommende Rohr wird in der Tiefe 
bis an die Offnung des Hepaticus geführt, und es wird an dieser Stelle ein Fenster 
in die Rohrwand geschnitten, von da ab wird das Drainrobr winkelig geknickt 
und durch die Bauchwunde 
nach außen geführt. Eskonnte 
somit die aus dem Hepaticus 
fließende Galle durch das ge- 
fensterte Rohr ebensogut nach 
dem Choledochus wie nach 
außen fließen. Die Wunde 
wird sorgfältig austamponiert. 
Dauer der Operation 30 Mi- 
nuten. 

Verlauf: Temp. immer 
normal. 

Am 3. Tage kommt Galle 
durch das Drainrohr. 

19. Mai: Die Tamponade 
wird entfernt. 

22. Mai: Es erscheint Gallenfarbstoff im Stuhlgang. Alle Tage werden Spü- 
lungen durch das Drainrobr gemacht. 

26. Mai: Das Drainrohr wird entfernt. 

12. Juni: Die Fistel ist vernarbt. Die Kranke wird aus dem Institut als ge- 
heilt entlassen. 

Juli 1907: Die Kranke hat einen Gallensteinkolikanfall mit Ikterus gehabt. Der- 
selbe ist wahrscheinlich durch die Auswanderung eines intrahepatischen Steines ent- 
standen. 

April 1908: Die Kranke erfreut sich fortdauernder Gesundheit. 


15) Französischer Chirurgenkongreß. Paris 7.—12. Oktober 1907. 
(Schluß). 
(Revue de chir. XXVII ann. Nr. II.) 
Verschiedenes. Allgemeine Pathologie und Therapie. 


Eckstein (Berlin). EinspritzungenundEinpflanzungenvonParaffin 
in die Gewebe. 

Das Hartparaffin von 75° Schmelzpunkt ist reiner, wird gut vertragen und 
gibt bessere Erfolge bei Nasenplastiken oder der Ausfüllung eingezogener Narben 
als das Weichparaffin.e E. spritzt es kalt mit der Broechaert'schen oder 
Mahu’schen Spritze ein. 

Diskussion. Broechaert (Gand) hat bei 200 Nasenverbesserungen mit 
Paraffın vom Schmelzpunkt 50° sehr befriedigende Resultate erzielt. 

Berger (Paris) und Morestin bevorzugen die Autoplastik, wenn nötig mit 
Paraffininjektionen. Die große Härte des Paraffins wirkt störend, das weiche 
Paraffin ist in der Anwendung zu gefährlich. 

A. Malberbe (Nantes. Die Abgrenzung der Gattung Sarkom. 
Natur der sarkomatösen Geschwülste. 

M. will unter dem Begriff Sarkom alle bösartigen Neubildungen des Binde- 
gewebes verstanden wissen, also auch des Schleimgewebes, Knorpels und Knochens, 
da sie alle demselben Keimblatt entstammen. Das Spindelzellensarkom ist das 
Urbild des Sarkoms und ist streckenweise auch in allen anderen bösartigen Ge- 
schwülsten der Bindegewebsreihe zu finden. Die Endotheliome, Lymphome und 
Lymphadenome müssen strengstens von den Sarkomen getrennt werden. 

J. Reverdin (Genf. Zwei Fälle von melanotischen Geschwülsten 
unter örtlicher Arsenikanwendung nach Czerny. 

R. heilte damit ein Melanom und einen Pigmentfleck der Wange. 







or cus 


—9 








792 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Doyen. Wirkungsweise verschiedener Verfahren der Krebs- 
behandlung. 

D. vergleicht die Erfolge, die er und andere durch Impfung mit abgeschwäch- 
ten Kulturen des Mikrokokkus neoformans beim Krebs erzielte, mit den Wirkungen 
der Röntgen- und Radiumstrahlen auf das Krebsgewebe. Die Strahlen wirken 
nur örtlich und töten nur die oberflächlich gelagerten Krebszellen, begünstigen 
aber durch Schädigung der lymphoiden Organe die Ausbreitung des Krebses. 
Vor Rezidiven schützen sie ebensowenig wie die Operation. Neben der ört- 
lichen Behandlung ist daher noch eine allgemeine erforderlich, die die Leukocyten, 
diese mächtige und einzige Waffe des Organismus, gegen alle ihn bedrohenden 
Gefahren mobil macht und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Krebszellen 
herabsetzt. Das soll D.’s Vaccinebehandlung leisten, wenn sie schon bei Verdacht 
auf Krebs und vor der Operation angewandt wird. Eine sehr gute örtliche 
Wirkung schreibt D. auch der Blitzbehandlung zu 


Sabadini (Alger). Lumbalanästhesie mit Stovain und Kokain. 

S. ist mit dem Billon’schen Stovain bei 108 Operationen an Männern und 
48 an Weibern sehr zufrieden gewesen. Die Anästhesie dauerte von 1/, bis zu 
11/2 Stunden. In 4,5% blieb die Wirkung aus, vorzugsweise bei Trinkern und 
Nervösen. S. sah nur vorübergehende Schädigungen (Kopfschmerz, Erbrechen, 
Blasenlähmung für ein bis mehrere Tage), nie dauernde Beim Kokain traten 
niemals unangenehme Nachwirkungen auf. 

Cazin (Paris). Gemischte Narkose mit Skopolamin-Morphiumund 
Chloroform. 

C. injizierte 0,0005 g Skopolamin und 0,006 g Morphium 1 Stunde vor Be- 
ginn der Chloroformdarreichung in 245 Fällen und empfiehlt das völlig ungefähr- 
liche Verfahren besonders für leicht erregbare Kranke, deren Furcht vor dem 
Chloroform und der Operation gänzlich beseitigt wird. Die Pulszahl sinkt auf 
48 bis 40 Schläge, leichte Unregelmäßigkeiten im Rhythmus und in der Stärke des 
Pulses warnen vor Anwendung höherer Skopolamindosen. Gewöhnlich wird man 
auch mit 2—4 Dezimilligramm auskommen. 

Diskussion. Martin erzielte bei einer Herzkranken allein durch zwei Sko- 
polamineinspritzungen im Zwischenraum von 11/9, Stunden vollkommene Anästhesie. 


Jardry (Paris). Chirurgische Eingriffe während des elektrischen 
Schlafes. 

Seine Dauer beträgt 10 Minuten bis 1!/, Stunden, beim Tier bis 8 Stunden 
20 Minuten. Die Muskelerschlaffung ist ziemlich vollkommen, eine Erinn 
an die Operation fehlt. Das von Zimmern beobachtete Lungenödem führt J. auf 
einen technischen Fehler (Verwechseln der Pole) zurück. 


Kopf und Gesicht. 


Dollinger (Budapest. Enderfolge der Behandlung des schweren 
Gesichtsschmerzes mit der Resektion der Trigeminusäste und der 
Exstirpation des Ganglion Gasseri. 

Die Aste des Trigeminus hat D. 21mal bei 14 Kranken reseziert. Ein Kranker 
mit Infraorbitalisresektion riß sich im Delirium den Verband ab und ging an 
Augenhöhleneiterung zugrunde. Ein zweiter, vor 6 Jahren Operierter spürt nur 
ein schwaches Kitzeln im Gebiet des resezierten Infraorbitalis. Bei einem Dritten 
war die Operation überhaupt erfolglos. Von 4 Pat. war keine Nachricht zu er- 
halten. Alle übrigen erkrankten rückfällig. D. führt deshalb periphere Resek- 
tionen nicht mehr aus. Das Ganglion entfernte D. 22 mal. Zweimal konnte er 
die Operation wegen starker Blutung aus der Diploe und Venenemissarien nicht 
vollenden. Eine Frau erlag dem Eingriff unter Gehirnerscheinungen, die übrigen 
‘21 wurden geheilt und blieben von Schmerzen befreit. Von ihnen sind vier einige 
Jahre später gestorben, über zwei konnte keine Auskunft erlangt werden. Die Re- 
sultate bei den übrigen 15 sind: Auf der operierten Seite sind die Kaumuskeln 
welätymt und atrophiert, der Bissen im Munde wird nicht gefühlt, die Zähne sind 
mit Weinstein bedeckt, niemals ausgefallen. Bei drei Kranken war die Öffnung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 193 


der Kiefer um 22—26 mm vermindert. Bei sieben Fällen war die operierte Seite 
fast vollständig unempfindlich, einige hatten dort eine Art Kitzel- oder Druck- 
gefühl. Ein Kranker ist sehr empfindlich gegen Luftzug, ein anderer gegen große 
Kälte. Die Hautsensibilität war bei drei Operierten herabgesetzt, bei zwei anderen 
bestand nach 6 Jahren kein Unterschied mehr gegenüber der gesunden Seite. Ein 
Pat. zeigt auf der Wange der operierten Seite einen starken Akneausschlag. Sechs 
Kranke, bei denen gleich nach der Operation eine verminderte Spannung des 
Augapfels festgestellt war, zeigten 7 und 8 Jahre später noch Exophthalmus; die 
Lidspalte war um 2—3 mm verrengt. Hornhaut und Bindehaut hatten nur in 
zwei Fällen normale und in einem Falle herabgesetzte Empfindung, sonst waren 
sie anästhetisch. Eine Kranke bekam 5 Jahre nach der Operation eine Keratitis, 
die narbig ausheilte. Tränendrüse und Nasenschleimbaut sondern bei großer Kälte 
oder Wärme mehr als gewöhnlich ab. Die Geschmacksempfindung an der Spitze 
und dem Rande der Zunge war erloschen, manchmal auch nur herabgesetzt. Einige 
Kranke klagten über zeitweises Ohrensausen. 

Diskussion: Vidal (Paris) kombiniert die periphere Resektion der Trige- 
minusäste mit der Resektion der Ganglien des Halssympathicus, um das Fort- 
schreiten des Krankheitsprozesses zentralwärts und somit das Rezidiv zu verhindern. 
Der trophische Einfluß der Sympathicusresektion soll sich erst in 2—4 Monaten 
bemerkbar machen. V. hat zwei Fälle vor 2 bzw. 4 Jahren mit Erfolg und ohne 
daß ein Rückfall eingetreten ist, nach diesem Verfahren operiert. 

Tedenat (Montpellier. Nasen-Rachenfibrome. 

T. hat 12mal die nasale Methode Ollier’s benutzt mit einem Todesfall in- 
folge Bruches der Siebbeinplatte und des Os basilare durch zu heftiges Abreißen. 
Nur in einem Falle war noch eine partielle Oberkieferresektion nötig, sonst war 
der Zugang stets genügend. 

Jacques (Nancy). Heilung eines pulsierenden traumatischen Ex- 
ophthalmus mitschweren Nasenblutungen durch unmittelbare Kom- 
pression des Sinus cavernosus, 

Der 25jährige Mann bot nach Sturz von einem Motorrad mit Schädelbasis- 
bruch die Erscheinungen eines Aneurysma arteriovenosum der Carotis int. und 
des Sinus cavern. Die Unterbindung der Carotis communis beeinflußte nur vor- 
übergehend den Exophthalmus, gar nicht die venösen, aus der Keilbeinhöhle her- 
vorkommenden Nasenblutungen. Es wurde deshalb das Antrum sphenoidale frei- 
gelegt, ausgeräumt und tamponiert. Heilung. 

orestin. Krebs des Mundbodene. 

Ausgangspunkt ist die Schleimhaut; hat die Neubildung sie überschritten, so 
muß der ganze Mundboden abgetragen werden. | 

Claude und Francisque Martin (Lyon. Über dieAnwendung von 
Prothesen bei Verwachsungen des Zäpfchens mit dem Rachen. 

Die Verwachsung wird blutig getrennt und zwischen weichem Gaumen und 
hinterer Rachenwand eine Kautschukprothese eingelegt, die durch einen Stiel mit 
einer Gaumenplatte gelenkig verbunden ist. Die frühere Befestigung der Prothese 
durch zwei nasale Gummiröhrchen, die vor der häutigen Scheidewand verbunden 
werden, ist aus kosmetischen Gründen aufgegeben. Voller Erfolg in fünf Fällen. 


Hals und Rumpf. 

P. Rauge (Challes. Zur Behandlung der diffusen Papillome des 
Kehlkopfes. 

R. kam in einem Falle mit schweren Atmungsstörungen auf endolaryngealem 
Wege in mehreren Sitzungen zum Ziele. Bei einem anderen Kinde rezidivierten 
dagegen die Papillome trotz Laryngotomie, so daß Tubage erforderlich wurde. 
Der Tubus verschob sich, und das Kind erstickte. R. hält die endolaryngeale Me- 
thode für geeigneter zur Behandlung der Rezidive. 

Guisez. Demonstration vondreiinder Speiseröhreeingeklemmten 
Fremdkörpern (zwei Gebissen, einem Knochen) und Mitteilung zweier 
neuer Fälle von narbiger, undurchgängiger Verengerung der Speise- 
röhre, die auf ösophagoskopischem Wege geheilt wurden. 


794 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Unter Leitung des Auges wurden die Fremdkörper entfernt, die Strikturen 
gespalten, sämtliche Kranke geheilt. 

E. Reymond. Lungenverletzung und Quetschwunde des Herzens 
durch eine Revolverkugel. 

Zur Freilegung wurde ein lateral gestielter, die 4., 5. u. 6. Rippe einschließen- 
der Lappen gebildet. Pleura, Lunge und Herzbeutel waren durchschossen, am 
Herzen eine kaum blutende Wunde. Drainage des Brustfelles, aber nicht des 
Herzbeutels. Heilung seit 3 Jahren. 

Diskussion: J. Reverdin rühmt die Schnelligkeit an Reymond's Ver- 
fahren. 

A.von Zawadki (Warschau) hat eine Messerverletzung des rechten, eine 
Wunde der Hinterwand des linken Ventrikels und eine reine Herzbeutelverletzung 
genäht. Der erste Kranke starb 17 Tage später an Lungenentzündung ; bei dem 
zweiten ging die Herznaht infolge eitriger Herzbeutelentzündung wieder auf, worauf 
eine tödliche Blutung erfolgte; der dritte genas. 

Tuffier. Einige Vervollkommnungen in der Pleura- und Lungen- 
chirurgie. 

Bei Empyemen untersucht T. die Pleura mittels elektrischer Lampen. Sie 
ist in schweren septischen Fällen oft frei von Auflagerungen. Etwaige Hindernisse 
für die Ausdehnung der Lunge sind zu sehen. Zur Entfaltung der Lunge benutzt 
T. ein Saugglas, in welchem der Druck um 6cm Hg erniedrigt wird. 

Diskussion: Reverdin benutzt zu demselben Zweck den Saugapparat von 
Revillod, dessen Wirksamkeit von Tuffier angezweifelt wird. Moty hält die 
hintere Pleurotomie allein für ausreichend. 

Vautrin. Behandlung der Echinokokkuscysten der Lunge. 

Ein 37jähriger Mann war seit mehr als 2 Jahren leidend. Die vereiterte 
Cyste stand in offener Verbindung mit dem Bronchialbaum, die Brustfellblätter 
waren nicht verwachsen. Die örtliche Diagnose ergab die Röntgenuntersuchung. 
Nach Resektion der 6.— 8. Rippe wurde die Lunge in der Wunde fixiert und der 
Abszeß eröffnet und drainiert. Heilung in 5 Wochen. Der bei der Operation ent- 
standene Pneumothorax dauerte 48 Stunden an und hatte keine üblen Folgen. 

Henry Reynöds (Marseille. Kastration bei inoperablem Brustkrebs. 

R. nahm einer 32jährigen kachektischen Frau mit doppelseitigem, links weit 
ulzeriertem Brustkrebs beide Eierstöcke und die Gebärmutter fort. Die Geschwüre 
vernarbten, die Geschwülste gingen zurück. die Brustdrüsen atrophierten. Der 
erzielte Erfolg hatte 31/5 Jahre Bestand; darauf erneutes Wachstum und ge- 
schwüriger Zerfall; Röntgenstrablen, Auskratzen und Fulguration wurden dann 
ohne Nutzen angewandt. 

Diskussion: Psaltoff (Smyrna) vermißte in zwei ähnlichen Fällen jeglichen 
Einfluß der Kastration auf die Brustkrebse. 


Bauch- und Verdauungsorgane. 

Chavannaz (Bordeaux). Bauchschnitt nach Pfannenstiel. 

C. ist mit der Zugänglichkeit und der Narbe, die der Schnitt liefert, sehr zu- 
frieden. Er hat ihn 31mal bei 20 Uterusexstirpationen, 10 Anastomosen und einer 
Verkürzung der Ligg. rotunda angewandt. Achtmal wurde gleichzeitig der Wurm- 
fortsatz entfernt. 

Rastouil (La Rochelle). Zur Verhütung von operativen Bauch- 
brüchen bei Drainage des Bauchfelles legt R. bei medianer Laparotomie 
eine besondere Drainageöffnung im Gebiet des M. rectus an. 

Diskussion: Jonesco und Monprofit drainieren aus demselben Grunde 
durch die Scheide. 

Leon Imbert (Marseille). Prognose des Bauchschnittes bei pene- 
trierenden Bauchwunden. 

Von 35 Fällen verlor I. 60%, trotzdem 10mal kein Eingeweide verletzt war. 
Die Prognose ist mithin sehr ernst, bei Schnittwunden nicht so schlecht wie bel 
Schußwunden. Selbst bei frühzeitigem Eingreifen — vor der 6. Stunde nach der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 195 


Verletzung — ist die Sterblichkeit noch hoch (66%). Häufig werden Darmperfo- 
rationen übersehen. Von den 21 tödlich verlaufenen Fällen I.’s hatten 15 Darm- 
verletzungen. Sechsmal war eine oder mehrere Perforationen übersehen. Man 
darf sich daher vor sorgfältigem Absuchen der Eingeweide nicht scheuen. 

Villard Eugène (Lyon). Behandlung akuter Bauchfellentzündungen 
mit Aspiration. 

Schonender und gründlicher als durch Auswischen und Spülen erzielt E. die 
Entleerung peritonitischer Exsudate mittels Saugers. Das Saugrohr steckt in einer 
mehrfach durchbohrten Hülse, damit die Darmschlingen seine Öffnung nicht ver- 
legen können. Fünf schwere Bauchfellentzündungen epityphlytischen Ursprunges 
wurden mit gutem Erfolge behandelt. Auch das Aussaugen abgekapselter Bauch- 
felleiterungen, von Ascitesflüssigkeit und Blut gelingt gut. 

Guyot (Bordeaux). Einige Besonderheiten deslinksseitigen subphre- 
nischen Abszesses. 

Die Diagnose ist meist schwierig. Wichtig ist, daß die Punktion in ver- 
schiedenen Höhen verschiedene Flüssigkeiten liefert. Oft überträgt sich die Herz- 
pulsation durch den Eitersack auf die Brustwand. Bei der Eröffnung auf trans- 
pleuralem Wege wird das Zwerchfell in die Wunde gezogen, um die Pleura zu 
schützen. 

Paul Soubeyran (Montpellier. Die Dermoidcysten des Nabels. 

Ein 35jähriger Mann hatte seit 5 Monaten eine kleine Geschwulst in der 
Nabelgegend, welche allmählich Walnußgröße erreichte und beim Einschnitt 
käsigen Brei und Haarbüschel entleerte. Es blieb eine 2 cm lange Fistel zurück, 
die erst nach Exstirpation des mit dem Bauchfell verwachsenen Cystensackes aus- 
heilte. In der Wand waren die gewöhnlichen Epidermislagen nachzuweisen. Diese 
Cysten gehen aus ektodermalen Einschlüssen der embryonalen Periode hervor, 
können erbsen- bis kinderkopfgroß werden und sind manchmal gestielt. 

Monprofit (Angers). Solide Gekrösgeschwulst. 

M. entfernte ein Myxom des Mesenterium von 51/2 kg nebst 2m ihm innig 
verbundenen Dünndarmes, dessen unteres Schnittende 10 cm oberhalb der Deo- 
cöcalklappe lag, ohne nachteilige Folgen für die Verdauung. 

Jonnesco (Bukarest. Ausschaltung des Pylorus. 

J. hat 1906 und 1907 neun Fälle von Pylorus- bzw. Duodenalgeschwür mit 
der von v. Eiselsberg inaugurierten Pylorusausschaltung behandelt; nur ein Fall 
erlag einer schweren Blutung aus dem Geschwür, die übrigen genasen und haben 
keine Beschwerden. J. macht die Pylorusausschaltung dann, wenn die Resektion 
unmöglich ist. Die Durchschneidung des Magens nimmt er in der präpylorischen 
Region vor. Das Verfahren hat gegenüber der einfachen Gastroenterostomie den 
großen Vorteil, stets auch die vom Geschwür ausgehenden und zu befürchtenden 
Krankheitserscheinungen (Perforation, krebsige Entartung) zu bekämpfen. 

Diskussion: Monprofit zieht die Gastroenterostomie allein vor. 

Voronoff (Kairo). Pylorusstenose, äußerste Abmagerung; Gastro- 
enterostomie, Heilung. 

Die im Zustande größter Erschöpfung ausgeführte Wölfler’sche Operation 
hatte den besten Erfolg. | 

Psaltoff (Smyrna). Ein Fall akuter postoperativer Magenlähmung. 

Die Magenlähmung schloß sich an eine supravaginale Uterusamputation wegen 
gewaltigster Metrorrhagien aus multiplen Fibromen an. Die Kranke hatte sich 
stark geschnürt; Magen und Därme waren dadurch nach dem Zwerchfell ver- 
schoben. Eine Auftreibung des Leibes wurde daher vermißt, nur die untere 
Brustkorböffnung war erweitert. Der Tod erfolgte unter den Erscheinungen der 
Herzschwäche und des Darmverschlusses am Tage nach der Operation. Eine In- 
fektion des Bauchfelles war bei der Sektion nicht nachzuweisen. 

Delangre (Tournai). Volvulus des Magens. 

Der Magen war entgegengesetzt seiner Periataltik mitsamt dem Querkolon 
gedreht. Die kleine Kurvatur bildete eine Einschnürung, durch die der Magen in 
einen größeren oberen, aus der hinteren, vom Lig. gastrohepaticum bedeckten 


196 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Magenwand bestehenden Sack und in einen kleinen unteren, aus der vorderen 
Wand, der großen Kurvatur und dem Colon transversum gebildeten Sack geteilt 
wurde. Die Detorsion gelang nur schwierig nach Punktion des Magens, wobei sich 
viel Gas und Flüssigkeit entleerte. Gastropexie, Heilung. 


Schwartz (Paris). Beitrag zum Studium der Tetanie gastrischen 
und intestinalen Ursprunges. 

Die an Duodenalgeschwüren leidende Kranke wurde durch die von Hacker- 
sche Gastroenterostomie von allen tetanischen Erscheinungen befreit, starb aber 
am 11. Tage nach der Operation an Lungenentzündung. 


Pauchet (Amiens). Gallensteinkrankheit. 16 Operationen nach 
Kehr mit drei Todesfällen. 

Bei Cholecystektomie müssen die Gallenwege katheterisiert, bei der Hepaticus- 
drainage muß die Choledochuswunde offen gehalten werden, um übersehenen 
Steinen den Austritt zu gestatten. Bei heruntergekommenen Kranken drainiert 
P. den Hepaticus und Choledochus. In letzterem reicht das Drain bis ins Dao- 
denum und dient gleichzeitig zum Einspritzen von Zuckerwasser und Galle in den 
Darm. 

Maire (Vichy). Spontanrupturen der Gallenblase. 

Bei einer 63jährigen, früher gesunden Frau entleerten sich aus einer Bauch- 
wandphlegmone der Nabelgegend Steine. Fortnahme der 383 Steine enthaltenden 
Blase und des Cysticus, Heilung. In einem zweiten Falle ergoß sich die Galle 
aus der geborstenen Blase in die Bauchhöhle; die erst am 10. Tage ausgeführte 
Laparotomie konnte den Kranken nicht mehr retten. Charakteristisch für die 
Spontanrupturen hält M. einen quälenden Gürtelschmerz, der zugleich mit starkem 
Ikterus sich an eine bereits abklingende Kolik anschließt. 


Villar (Bordeaux). Echinokokkuscyste der Leber in offener Ver- 
bindung mit den Gallenwegen und Retentionsikterus. 

Der 30jährige Mann litt an heftigen epigastrischen Schmerzen und entleerte 
mit den Stühlen Echinokokkusmembranen und Steine. Die orangengroße Cyste 
lag an der Unterseite des linken Leberlappens; sie wurde entleert, mit Formalin 
ausgewischt und tamponiert; schnelle Heilung. Zur richtigen Diagnose des Leidens 
hält V. die Blutuntersuchung für wichtig. 

Princetau (Bordeaux). Neun Fälle angeborener Mißbildung des 
Afters und Mastdarm es. 

Zweimal bestand einfacher Afterverschluß, der durch Dilatation bzw. Plastik 
behoben wurde. Fünf Kindern fehlten After und Mastdarm; vom Damm aus 
wurde die Ampulle heruntergeholt und eingenäht. Zwei starben an Entkräftung, 
eines an Lungenentzündung, zwei sind geheilt. In einem Falle von Mastdarm- 
Blasenfistel wurde durch einfache Trennung der Organe ohne Naht Heilung erzielt. 


J. Braquehaye (Tunis. Radikalheilung der Mastdarmstrikturen 
mittels skrotaler oder vaginaler Autoplastik. 

Nach Anlegung eines provisorischen Kunstafters wird der Mastdarm 3 Monate 
lang antiseptisch behandelt. Dann wird die verengte Stelle gespalten, alles Narben- 
gewebe sorgfältig entfernt, Mastdarm und Damm genügend angefrischt und ein 
rechtwinkeliger Hodensacklappen mit vorderer Brücke in die Lücke eingenäht. 
Beim Weibe wird ein Lappen der hinteren Scheidenwand mit oberer Brücke benutzt. 
Die Mastdarmscheidenfistel wird später geschlossen, der Kunstafter vernäht. B. 
erzielte stets Heilung ohne Rückfall und mit vollständiger Kontinenz. 

Diskussion: Walther (Paris) sah eine Mastdarmstriktur nach Anlegung eines 
Kunstafters spontan ausheilen. 

Brunswick (Tunis) hält den Anus praeternaturalis und lauwarme Mastdarm- 
spülungen für ausreichend bei gonorrhoischen Verengerungen; das Verfahren von 
B. ist bei sehr engen syphilitischen Strikturen angebracht. 

Louis Tixier (Lyon). Über abdominale Totalexstirpation der Ge- 


bärmutter als vorbereitender Akt für die Abtragung von hohen 
Mastdarmkrebsen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 197 


Die Zugänglichkeit wird dadurch bedeutend größer, der After kann erhalten 
bleiben, die Nahtlinie an der Resektionsstelle läßt sich mit dem durch die Uterus- 
exstirpation gewonnenen Bauchfellappen decken. Scheidendrainage, eventuell ein 
Coecalafter sichern den Erfolg der stets in zwei Zeiten auszuführenden Operation. 

Diskussion: Auch E. Reymo.nd hat die vorherige Uterusexstirpation, welche 
wegen doppelseitiger Oophoritis ausgeführt ward, für die spätere Resektion von 
25 cm Mastdarm wegen Krebs als eine große Erleichterung empfunden. 

Goullioud (Lyon). Abdominoperineale Mastdarmamputation. 

G. hat 12 mal die Qu&nu’sche Methode ausgeführt. Ein Mann starb infolge 
Knickung einer Darmschlinge, bei einem anderen handelte es sich nicht um Krobs, 
vier rezidivierten, vier sind rezidivfrei (2—8 Jahre nach der Operation). Zwei Fälle 
sind noch zu kurze Zeit beobachtet. G. schlägt vor, den queren Teil des Colon 
pelvinum zu erhalten, um eine Reserve für eine sekundäre Autoplastik zu haben. 
Die Schleimabsonderung aus diesem Teil nacb dem Kunstafter an der Flexur ver- 
siegt bald. 

Lardennois (Reims). Ileopsoitis appendicularis. 

Diese vorwiegend rechtsseitige Erkrankung ist darauf zurückzuführen, daß 
bei sehr dünner oder durchlöcherter Fascia iliaca eine Verbindung zwischen Ileopsoas 
und dem subperitonealen Zellgewebe besteht. Eiterungen, die von einem retrocöcal 
gelegenen Wurmfortsatz ausgehen, senken sich auf diesem Wege in die Muskel- 
scheide. Links findet sich die Ileopsoasphlegmone vorwiegend beim Weibe nach 
Beckeneiterungen. 

Harnwege. 

Croisier (Blois). Lipom des rechten Nierenbeckens. 

Die vorwiegenden Erscheinungen bei der 34jährigen Kranken waren: Blutung, 
Schmerzen und eine Vergrößerung der rechten Niere. Der Harnbefund ließ außer- 
dem auf Pyelitis schließen. Das Lipom wurde exstirpiert; es ging von der vorderen 
Nierenseite aus und hatte die hintere in einem Tunnel vom Durchmesser eines 
Zweifrankstückes durchbohrt. Heilung. 


Geschlechtsorgane. 

Dujon (Moulins). Zwei Fälle von genitaler Mißbildung. 

1) Doppelte Gebärmutter, linke normal, rechte blind endigend, bei 17jährigem 
Mädchen. RBechts sehr schmerzhafte Hämatometra. Abdominale Totalexstirpation. 
Heilung. — 2) Fehlen der Scheide und der Gebärmutter. Eileiter auf einen fibrö- 
sen Strang reduziert, rechter Eierstock normal, Dermoidcyste des linken. Ab- 
tragung der Cyste, Herstellung der Scheide; operative und funktionelle Heilung. 
Die Scheidenbildung nahm D. so vor, daß er den nur 1 cm langen Scheiden- 
blindsack spaltete und einen Kanal bis in den Bauchfellsack im Zellgewebe zwi- 
schen Blase und Mastdarm bohrte, wobei ein Finger vom Bauchfell, ein zweiter 
von der Scheide aus wirkte. Die Bauchfellwunde wird wieder geschlossen, der 
Kanal durch Tamponieren, später Bougieren bis zur Epithelisierung offen gehalten. 

Le Bec (Paris. Vaginale Uterusexstirpation wegen Fibrom. 

Von 180 Fällen verlor L. B. zehn, und zwar zwei an Blutungen, drei an Er- 
schöpfung, drei an Sepsis, einen an Embolie, einen an Urämie. Fibrome, deren 
oberer Teil die Hälfte der Entfernung zwischen Symphyse und Nabel nicht über- 
trifft, lassen sich auf dem weniger eingreifenden vaginalen Weg entfernen. 

Andr&6 Boursier (Bordeaux). Retroperitoneale Cysten. 

B. berichtet über drei Fälle retroperitoneal entwickelter Ovarialcysten. Zwei 
linksseitige waren zwischen die Blätter des Mesocolon descendens gewachsen, eine 
rechtsseitige zwischen die des Mesocolon ascendens. Alle drei verursachten große 
Beschwerden. Die Ausschälung ist schwierig und gefährlich wegen der Blutung 
und der Beziehungen zum Gekröse und dem über die Geschwulst hinwegziehenden 
Darmteile. B. machte sie zweimal; eine Pat. starb infolge des Eingriffes. Die 
Eröffnung und Einnähung der Cysten in die Bauchwand führte im dritten Falle 
nicht zur Heilung. Die totale oder subtotale Uterusexstirpation erleichtert den 
Eingriff. 


198 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Jayle (Paris. Bemerkungen zu einer fortlaufenden Reihe von 445 
abdominalen und 55 vaginalen Köliotomien wegen Entzündungen 
oder Geschwülsten der Gebärmutter und ihrer Anhänge. 

Statistische Angaben. Bei allen eitrigen Erkrankungen der Adnexe entfernt 
J. auch die Gebärmutter. 

Brodier (Paris). Diagnostische Schwierigkeiten bei Eierstocks- 
erkrankungen junger Mädchen und Vorstellung einer vor 7 Jahren 
operierten, dauernd geheilten Kranken. 

Bei einem 17jährigen Mädchen wurden cystisch degenerierte Ovarien als Tu- 
berkulose der Tuben und des Bauchfells diagnostiziert. Die Täuschung wurde 
durch das enge, noch kindliche Becken und die starke Bauchmuskelspannung ver- 
anlaßt. 

Raoul Baudet (Paris). Erfolge und Anzeigen der Exstirpation der 
Samenleiter und -blasen bei Genitaltuberkulose. 

Bericht über 58 Fälle, davon sieben eigene. Zwei starben an Infektion, zwölf 
behielten Fisteln, die aber spontan heilten. Als Hauptwege kommen der inguinale 
und perineale in Betracht. Ist die Samenblasentuberkulose so ausgedehnt, daß sie 
den Mastdarm verlegt oder die Miktion erschwert, bestehen tuberkulöse oder Urin- 
fistteln und vergrößern sich die Samenblasen trotz vorhergehender Kastration, so 
ist ihre Exstirpation dringend, anderenfalls kann man abwarten. Bei vorgeschrit- 
tener Tuberkulose der Lungen, Nieren oder Blase wird man von der Exstirpation der 
Samenstränge oder -bläschen absehen. Andererseits bilden sich geringfügige Er- 
krankungen derselben auch spontan zurück. 


Gliedmaßen. 

Depage (Brüssel. Erfolge der Osteosynthese mittels Bolzen oder 
Schrauben. 

Wie D. an Röntgenogrammen zeigt, eignet sich das Verfahren sowohl bei 
Brüchen platter als langer Knochen. 

J. L.Championniöre. Täuschungen beider Diagnose der Knochen- 
brüche durch Röntgenbilder. 

Klinisch ganz sichere Brüche können auf dem Röntgenbild unsichtbar sein, 
wie C. es wiederholt bei Wadenbeinbrüchen sah. Oft gibt das Bild auch über die 
Stellung und Form der Bruchstücke keine richtige Auskunft. Selbst mehrere Auf- 
nahmen in verschiedenen Ebenen schließen die Täuschung nicht völlig aus. Auf 
Grund von Helligkeitsabstufungen Knochenbrüche zu diagnostizieren, hält C. für 
gewagt, da es sich meist um Schattenprojektionen handelt. Bei Entschädigungr- 
ansprüchen an den behandelnden Arzt darf das Röntgenogramm einer Fraktur 
allein nicht der gerichtlichen Entscheidung zugrunde gelegt werden. 

Mencit&re (Reims). Behandlung der Knochen- und Gelenktuber- 
kulose. 

M. mißt der örtlichen Bebandlung eine weit größere Bedeutung zu als der 
allgemeinen. Mit Einspritzungen von Jodoformäther und Karbol hat er vorzüg- 
liche Heilungen ohne klimatische oder Höhenbehandlung erzielt. 


Girard (Genf. Über konservative Operationen bei bösartigen 
Geschwülsten des Schultergürtels. 

Da selbst ausgedehnte Resektionen am Schultergürtel noch einen ziemlich 
brauchbaren Arm hinterlassen können, so hält G. sie bei bösartigen Geschwülsten 
dann für genügend, wenn sie einem örtlichen Rezidiv vorbeugen können. Die 
Exartikulation des Armes und Schultergürtels kann Metastasen in anderen Organen 
auch nicht verhüten. Es ist übrigens zu beachten, daß Knochenmetastasen von 
Hypernephromen oft die erste klinische Erscheinung dieser Geschwülste bilden, 
wie G. in einem eigenen Falle beobachtete. 

Rémy (Paris). Über Exstirpation des Scohulterblattes wegen Osteo- 
sarkom bei einem Arbeiter, der mit Trichinose behaftet war. 

Es handelte sich um ein zufälliges Zusammentreffen beider Affektionen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 1799 


Toussaint (Lille. Gemischtes Osteom des Elibogens nach Ein- 
richtung einer Verrenkung nach hinten ohne Narkose. 

T. beschuldigt die Muskelspannung als traumatische Ursache für diese Sar- 
kome und nimmt deshalb die Reposition stets in Narkose vor. Zur Behandlung 
empfiehlt er die Elektrolyse, da die Operation den Zustand nur verschlimmere. 


André (Péronne). Durchschneidung der ganzen linken Hand im 
Gebiete der Mittelhand mit Ausnahme der Weichteile der Hohlhand. 
Erhaltung der Hand mit voller Funktion. 

Der schöne Erfolg wurde 20 Stunden nach der Verletzung in einem Zucker- 
kneter durch sorgfáltige Wiederherstellung der anatomischen Verhältnisse erzielt. 
Die Arbeitsfähigkeit war nur in geringem Maße beeinträchtigt. 


A. Mills (Brüssel. Ein Fall von Pollex varus. 

Die bei einem 13 Monate alten Kinde beobachtete Mißbildung war durch 
Kontraktur des langen und kurzen Daumenbeugers, des kurzen Adductor und 
Opponens sowie die Verkürzung des linken Seitenbandes des Metacarpophalangeal- 
gelenkes bedingt. Das Redressement gelang erst vollständig nach Durchschneidung 
der gespannten Weichteile. 

Kirmisson (Paris). Hüftgelenksverrenkungen infolge Osteomye- 
litis in der ersten Kindheit. 

Der Verlauf ist nach K.'s Beobachtungen an etwa zehn Fällen ganz typisch: 
Ein akut auftretender, schnell ausheilender Abszeß in der Nachbarschaft des großen 
Trochanter hinterläßt einige Narben. Seitdem geht das Kind hinkend und wat- 
schelnd. Adduktion fehlt meist, da Kopf und Hals usuriert oder gar verschwunden 
sind. Die Pfanne ist gut erhalten. Das alles läßt Tuberkulose und angeborene 
Verrenkung ausschließen. Die Einrenkung ist unmöglich. Die Verkürzung wird 
durch erhöhtes Schuhwerk ausgeglichen. 

Frölich (Nancy). Die verschiedenen Arten der angeborenen Hüft- 
gelenksverrenkungen. 

F. unterscheidet drei Gruppen: die traumatische Luxation mit normaler Pfanne, 
die Luxation infolge fehlerhafter Anlage des Gelenkes, die pathologische oder er- 
worbene Luxation infolge von Gelenksentzündungen bald nach der Geburt. Die 
erste Gruppe kommt bei geringer Fruchtwassermenge durch starke Adduktion, 
event. unter Mitwirkung eines Falles oder Stoßes gegen den Bauch der Mutter 
oder intra partum bei Steißlagen zustande Die Einrenkung gelingt fast immer, 
die zweite Gruppe ist weit schwerer zu heilen, oft nur zu bessern. Unter 86 Fällen 
gehörten 23 der ersten, öl der zweiten und 12 der dritten Gruppe an. 

Diskussion: P. Redard (Paris) empfiehlt, jenseits des 12. Lebensjahres von 
einer blutigen Behandlung der angeborenen Hüftverrenkung abzusehen, da sie oft 
zu Gelenkversteifungen führt. Die Transposition des Kopfes unter den vorderen 
unteren Darmbeinstachel genügt, um die Schmerzen zu beseitigen und die Ver- 
kürzung und das Hinken wesentlich zu verringern. 

Calot (Berck) zeigt seine guten operativen Erfolge an einigen 30 Kindern, 
denen eine Spur ihres früheren Leidens nicht mehr anzusehen ist. 


Le Damany (Rennes). Die rationelle Behandlung der angeborenen 
Hüftverrenkungen. 

D. legt den Hauptwert auf eine mobilisierende und korrigierende Nach- 
behandlung. 

Judet (Paris) fixiert nach der Reposition bis zum 6. Lebensjahr in 30-40° 
Abduktion für 5 Monate und läßt dann noch 1—2 Monate Bettruhe einhalten, 
während der das Bein allmählich die gewöhnliche Stellung einnimmt. Vom 6. bis 
12. Lebensjahre legt er nach der Einrenkung zuerst einen Gipsverband in 90° 
Flexion und Abduktion und in Außenrotation an, dann einen zweiten in 45° Ab- 
spreizung und Innenrotation. Ahnlich verfährt er bei Kindern unter 3 Jahren, bei 
denen das Gelenk im allgemeinen schwer reponiert zu erhalten ist. 


Thiéry empfiehlt die quere oder senkrechte Durchsägung der Knie- 
scheibe zur Untersuchung und Behandlung des Kniegelenkes. 


800 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


L. Championnitre hält zwei parallele Längsschnitte zu beiden Seiten der 
Kniescheibe für vorteilhafter und schonender. 

Barbarin (Paris. Atrophische Verlängerung (Ollier) der Knochen 
des unteren Gliedes bei Tumor albus genu des Kindes. 

Während Oberschenkel- und Schienbeinschaft sich unter dem Einfluß einer 
Kniegelenkstuberkulosg verjüngen, werden ihre kranken Epiphysen, solange die 
Tuberkulose aktiv ist, höher, weil die Entzündung einen Wachstumsreiz auf den 
Epiphysenknorpel ausübt. Die Verlängerung geht bis zu 3—4 cm, beträgt aber 
für gewöhnlich nur einige Millimeter. Am häufigsten ist die untere Femurepi- 
physe beteiligt. Der Anreiz zum Knochenwachstum kann auch ungleichmäßig er- 
folgen, so daß nur der äußere oder — weit öfter — der innere Condylus höher 
wird, wodurch seitliche Deviationen im Kniegelenk zustande kommen. Bei wieder- 
holter Messung und Röntgenkontrolle läßt sich die Deviation durch einen recht- 
zeitig angelegten Gipsverband verhindern. 

Ménard (Berck. Reine Knochentuberkulose des vorderen Tarsus. 

Meist bei Kindern, seltener bei Erwachsenen, ist zunächst nur ein Tarsal- 
knochen ergriffen, weshalb ein frühzeitiger operativer Eingriff fast sichere Heilung 
bringt. Von den letzten vier Mittelfußknochen greift die Tuberkulose leicht auf 
die Fußwurzel über, weil ihnen die hintere Epiphyse fehlt. Auch die Tuberkulose 
des hinteren Tarsus breitet sich nur sekundär auf den vorderen aus. 

P.Delbet (Paris) mußte in einem Falle von Luxation des Talus nach außen und 
dorsal mit lateraler Umdrehung des Knochens blutig reponieren. Die äußeren 
Seitenbänder des Tibiotarsalgelenkes waren zerrissen, der Talus war nur noch durch 
Reste des Lig. talo-naviculare medium in Verbindung mit dem Fuße. Das Repo- 
sitionshindernis bildete das interponierte Lig. fundiforme. 


Demonstration von Instrumenten. 

Dupuy {Paris) zeigt Formalinsterilisationsapparate für Katheter und für In- 
strumente, einen Gehapparat für Unterschenkelbrüche, der in zwei federnde Wülste 
ausläuft und einen Apparat zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen. 

Le Damany (Rennes) zeigt eine zerlegbare Beckenstütze und einen Apparat, 
um Hüftgelenksverrenkungen allein durch den Gang in korrekter Stellung zu re- 
ponieren. 

Mencie&re (Reims) legt einen Agraffenträger aus Aluminium, ein Instrument 
zur subkutanen Modellierung der Knochen, eine Quetschpinzette und eine schnei- 
dende Pinzette und endlich einen Modellierspatel vor. 

P&raire (Paris) demonstriert eine dreh- und neigbare Krankenhebevorrichtung, 
die sich an Metallbetten anbringen läßt und aus parallelen Eisenbändern besteht, 
die an zwei Rohren verschieblich befestigt sind. Gutzeit (Neidenburg). 


16) A. Hagentorn. Über Bauchschüsse im Frieden und ihre Behandlung. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XCII. p. 1.) 

H. hatte im städtischen Krankenhause zu Kowno infolge der unruhigen Ver- 
hältnisse in Rußland in nur einem Jahre (1906) 78 Schußverletzungen, darunter 
zehn Bauchschüsse (12,8%) zu behandeln. Acht Pat. wurden operativ behandelt, 
davon starben fünf, wobei aber eine Verletzung, Schußverletzung der Vena cava 
inf., von vornherein aussichtslos war. Von den zwei exspektativ behandelten Fällen 
ist einer genesen. Die operierten geheilten Fälle betrafen das erstemal einen 
Leberschuß, bei welchem das mit der Sonde fühlbare Geschoß aus der Leber 
extrahiert wurde. Aus der mit Gaze drainierten Wunde entleerte sich etwa eine 
Woche lang reichlich Galle, übrigens war der Verlauf glatt. Besonders interessant 
ist Fall2, eine gleichzeitige Durchschießung von Dünndarm und Harnblase be- 
treffend, wobei das Geschoß den Körper völlig durchsetzt hatte. Es waren im 
Darme wie in der Blase je zwei Schußlöcher zu nähen (5 Stunden nach der Ver- 
letzung), aus der Bauchhöhle Harn und einige feste Kotpartikel zu entfernen. 
Während der Heilung vorübergehende Harnentleerung aus der Wunde, ferner 


— — — — 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 801 


Cystitis und Epididymitis infolge von Verweilkatheter, sonst guter Verlauf. Diese 
Doppelverletzung ist recht selten, und hat H.'s Fall nur zwei Seitenstücke, je einen 
Fall von Finkelstein und Perthes. Der dritte geheilte Operationsfall interessiert 
dadurch, daß bei der Operation nur eine blauschwarze Kontusionsstelle am Dünn- 
darm gefunden wurde, daß aber während der Heilung 4 Tage sich aus der 
Wunde Kot entleerte. Die Bauchnaht vereiterte infolgedessen, sonst war der Erfolg 
gut. Betreffs Details der übrigen Fälle siehe Original. 

Dem eigenen Materiale läßt Verf. die von ihm aus der (meist deutschen) 
Journalliteratur der letzten Zeit gesammelte Kasuistik der Bauchschüsse in 
Friedenszeit folgen, zusammen mit den eigenen ein Material von 97 Beobachtungen 
ergebend, um es nach verschiedenen Richtungen einer epikritischen Allgemein- 
besprechung zu unterziehen. Bekanntlich haben die Erfahrungen der letzten Kriege 
in überraschender Weise die häufige spontane Heilbarkeit der Bauchschüsse ergeben 
und haben die Kriegschirurgen, allerdings wohl durch die Notlage der äußeren 
Umstände, gezwungen, die Indikation zu Operationseingriffen aufs äußerste ein- 
geschränkt. Für die Friedenspraxis ist eine so weitgehende Zurückhaltung nicht 
angemessen, trotzdem ist aber die Frage nach der Überlegenheit der operativen 
oder exspektativen Behandlung auch hier nicht einfach lösbar. Zunächst ist zumeist 
schwer entscheidbar, ob ein Bauchschuß penetriert und, wenn er penetriert, ob er 
ein Organ verletzt hat oder nicht. Dem entspricht, daß die Angaben der Autoren 
über die Häufigkeit der nicht penetrierenden Bauchschüsse zwischen Null und 
nahezu 50% schwankten. Die Mortalität von 89 operierten Fällen betrug 44, die- 
jenige von 12 exspektativ behandelten Fällen nur fünf — ein Ergebnis, womit 
nicht viel anzufangen ist. Wichtiger erscheint schon, daß, wie H. fand, die Resul- 
tate bei Operationen binnen 5 Stunden nach der Verletzung 56,6% Heilungen er- 
gaben, diejenigen bei späteren Operationen nur 33,3—36,3%#. H. folgert hieraus, 
daß, sollen überhaupt Laparotominen gemacht werden, diese tunlichst rasch als 
Frühoperationen vorzunehmen sind. Er rät ferner, tunlichst allgemein Probe- 
inzisionen vorzunehmen zwecks Feststellung, ob der Schuß penetriert und ein 
Organ verletzt hat. Diese Probeschnitte sollen unter Lokalanästhesie ausgeführt 
werden und sollen die Richtung, die das Geschoß mutmaßlich nahm, berücksichtigen, 
also: bei geradem Schußverlauf Inzision im Schußloch, bei schrägem Einschnitt 
daneben. Vernotwendigt sich weiter Wundversorgung an inneren Organen, so 
verfahre man möglichst schonend. Tunlichst soll man auch hier versuchen, ohne Allge- 
meinnarkose auszukommen; denn H. sah bei Alkoholikern, die schlecht zu narkoti- 
sieren sind, infolge ihrer starken Exzitation mit heftigen Abwehranstrengungen 
recht übeln Einfluß der Narkose. 

Hinzuzufügen ist noch, daß H. in seinen Fällen eine besonders bedenkliche 
Infektiosität von Dünndarminhalt im Vergleich zu Dickdarminhalt nicht konsta- 
tieren konnte. 

Zur Stillung der Blutung aus den parenchymatösen Organen empfiehlt er in 
erster Linie die Naht als Normalverfahren. Für Milzblutung mag die Splenektomie 
das beste sein. Doch gelang bei einem Milzstich die Blutstillung mittels Naht. 
Mit Milztamponade dagegen hatte Verf. einmal einen völligen Mißerfolg. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


17) Hartleib. Stichverletzung des Bauches — Laparotomie nach 
73 Stunden — Heilung. (Aus der chirurg. Abteilung des Marien- 
hospitals Bonn-Venusberg. Prof. Greff.) 

(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 8.) 

Der 7jährige Knabe kam 53 Stunden nach der Verletzung in das Krankenhaus 
bei gutem subjektiven Befinden; erst ca. 20 Stunden später trat Erbrechen und 
Meteorismus auf, so daß nunmehr der Bauchschnitt notwendig wurde. Die ver- 
letzte Darmschlinge wurde sofort gefunden; sie war verklebt mit der parietalen 
Serosa und zeigte zwei schmutziggrau belegte Schnittwunden. Bei dem Hervor- 
ziehen der Schlinge löste sich die Serosa von der Muscularis ab; Naht derselben 
und der beiden Löcher mit nachfolgender Enteroanastomose in Rücksicht auf die 


802 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


entstandene Darmverengerung. Das Erbrechen bestand noch 2 Tage lang; dann 
ungestörte Heilung. Kramer (Glogau). 


18) Autenrieth (Calw). Ausgedehnte Mesenterialabreißung bei Bauch- 


kontusionen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 10.) 

Das 4!/,jährige Kind war von einem Wagen überfahren worden, der ihm über 
den Leib ging; es bestanden die Zeichen innerer Blutung, so daß 21/, Stunden 
nach dem Unfalle der Bauchschnitt gemacht wurde. Die Flexura sigmoidea zeigte 
eine welschnußgroße, nicht ganz penetrierende Ruptur, die sofort übernäht wurde; 
ferner fand sich der Darm, ca. 1/ m vom Blinddarm entfernt, auf eine Strecke 
von 35 cm von seinem Gekröse abgerissen, der Riß gegen die Wurzel des Mesente- 
rium 12 cm weit fortgesetzt und Aste der Art. mesent. sup. durchtrennend. Re- 
sektion von 115 cm Dünndarm, Darmnaht. Glatte Heilung. 

Kramer (Glogau). 


19) O. Rothschild (Frankfurt). Uber die lebensrettende Wirkung der 
Adrenalin-Kochsalzinfusionen in einem Falle peritonealer Sepsis. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 12.) 

Nach dem Vorgange von L. Heidenhain hat R. in einem Fall von schwerstem 
Kollaps 12 Stunden nach der Operation wegen Appendicitisperforation und peri- 
tonealer Sepsis nach erfolgloser Anwendung von Kampfer und Kochsalzinfusionen 
eine Adrenalin-(8 Tropfen einer 1%igen Adrenalinlösung zu 1 Liter physiologischer 
Kochsalzlösung) Kochsalzinfusion intravenös mit glänzender Wirkung vorgenommen; 
sie wurde am nächsten Tage noch einmal intramuskulär wiederholt und führte 
rasch zu Euphorie. Kramer (Glogau). 


20) Widmer (Zofingen). Halbseitentemperaturen bei Appendicitis. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 12.) 

In einem Falle von destruktiver Appendicitis mit Peritonitis ließen sich 8 Tage 
lang Erhöhungen der rechtsseitigen Achselhöhlentemperatur um 0,3—1,5° im Ver- 
gleich zur linksseitigen feststellen; diese einseitigen Erhöhungen waren nach dem 
ersten Fieberanfall, als die Pat. an einer Thrombophlebytis des rechten Beines 
erneut mit Fieber schwer erkrankte, nicht mehr vorhanden, so daß W. die Tem- 
peraturdifferenzen während der sppendicitischen Erkrankung auf die direkte Be- 
teiligung der Haut bzw. ihres angioneurotischen Apparates rechterseits am Ent- 
zündungsprozeß zurückführen möchte. Kramer (Glogau). 


21) B. P. Kester. Zur Frage von der Pseudoappendicitis. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 10 u. 11.) 

Pat., 22 Jahre alt, hatte im April 1905 den ersten Appendicitisanfall, den 
zweiten 1 Jahr später. Sie lag 11/3 Monate in der Klinik, wurde intern behandelt; 
hier entstand scheinbar eine Perforation: Starke Schmerzen, Erbrechen, Aufstoßen, 
Puls 120—140, Bauch leicht aufgetrieben; doch trat nach Klysmg reichlicher Stuhl- 
gang und Besserung ein. Bis Oktober 1906 noch sechs Anfälle; starke Abmage- 
rung (14 kg Gewichtsabnahme). 3. Oktober Exzision des vollständig normalen 
Wurmfortsatzes. Der Zustand wurde nach der Operation rasch schlimmer, und 
im Januar 1907 mußte Pat. in die psychiatrische Klinik übergeführt werden, W0 
hysterische Psychose erkannt wurde. E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa!. 


22) J. W. Dowden. A hundred consecutive operations for appendicitis; 
some deductions thereform. 
(Scottish med. and surg. journ. 1908. Februar.) 
Statistische Arbeit über 100 Operationen wegen akuter Appendicitis. Als be- 
günstigende Entstehungsbedingung sieht Verf. kariöse Zähne, Verwachsungen und 
Knickungen am Wurm selbst an. Sehr oft findet sich neben der ileo-coecalen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 803 


Druckempfindlichkeit eine solche auf der linken Seite etwas unterhalb der Nabel- 
linie. Meist verschwindet sie bei der Prüfung, wenn man den ileo-coecalen Druck- 
punkt tastet; bleibt sie trotzdem bestehen, so hat man Grund anzunehmen, daß 
der Wurm zur linken Seite hinüberreicht oder eine fortschreitende Peritonitis 
vorliegt. Dieses neue Symptom kann unter Umständen von Wert sein. In einer 
Reihe von Fällen wurde eine akute Appendicitis vorgetäuscht durch Perforation 
eines Duodenalgeschwürs, Stieldrehung einer Eierstocksgeschwulst, eitrige Koxitis 
u. dgl. 

Bei dem gegenwärtigen Standpunkt unserer Diagnosenkunst ist die einzige 
logische Behandlungsart die Entfernung des Wurms zur frühesten Zeit. 

Die 100 akuten Fälle hatten eine Sterblichkeit von 16%. 

Weber (Dresden). 


23) G. F. Whyte. Notes on a case of perforative appendicitis in an 
inguinal hernia. 
(Scottish med. and surg. journ. 1908. April.) 


Ein 29jähriger Mann mit angeborenem Leistenbruch erkrankt unter Erschei- 
nungen einer Einklemmung. Die Operation deckt als einzigen Inhalt des Bruches 
einen brandigen, perforierten Wurmfortsatz, umgeben von einem Abszeß, auf. 
Ausgang in Heilung. Die kurze Mitteilung enthält eine Zusammenstellung der 
englischen Literatur über Beziehungen zwischen Hernie und Wurm. 

Weber (Dresden). 


24) Krumm. Über die Brucheinklemmung des Wurmfortsatzes. 
(Ärztliche Mitteilungen aus und für Baden 1908. Nr. 1.) 


An eine allgemeine Besprechung über das Vorkommen des Wurmfortsatzes ın 
Brüchen, an Appendicitis im Bruchsacke, fügt K. die Geschichte eines Falles von 
eingeklemmter Darmschlinge, über welche der Wurmfortsatz hinüberzog, an ihrer 
Spitze mit dem Bruchsackhals verwachsen, in der Mitte gangränös. Die Schlinge 
erholte sich und konnte reponiert werden. Die primären Brucheinklemmungen des 
Wurmfortsatzes teilt K., wie Roser, in solche des Wurmfortsatzendes und der 
Wurmfortsatzschlinge.e Für beide Fälle demonstriert er typische operativ gewon- 
nene Präparate. Prädisponierend für das Zustandekommen ist ein sehr langes 
Mesenteriolum und ein langer Wurm. Die klinischen Symptome sind die eines 
eingeklemmten Bruches ohne Darmpassagestörungen. 

Deetz (Homburg v. d. H.). 


25) G. L. Chiene. Notes on a case of perforation of the appendix in 
the right inguinal canal of a patient aged seventy-five. 
(Scottish med. and surg. journ. 1908. April.) 

Das Interesse des Falles liegt erstens im Alter des Pat. und zweitens darin, 
daß der Wurm 50 Jahre lang ohne irgend eine Störung im Bruchsack gelegen 
hatte, bis er ohne ersichtliche Veranlassung Entzündung und Perforation darbot. 
Heilung durch Operation. Weber (Dresden). 


26) G. Halley. Two cases of inguinal hernia. 
(Scottish med. and surg. journ. 1908. März.) 


Der zweite von den Fällen bietet Interesse: Bei einem 50jährigen Manne, der 
fast sein ganzes Leben lang ein Bruchband getragen hatte, wird durch Radikal- 
operation seines Leistenbruches ein strangförmiges Gebilde, ähnlich einem ver- 
ödeten Bruchsack, mit entfernt. Erst die Entstehung einer Kotfistel 8 Tage später 
und die mikroskopische Untersuchung deckten den Zusammenhang auf: das Gebilde 
war der Wurmfortsatz gewesen. Ausgang in Heilung. Reine Wurmforteatz- 
brüche ohne Einklemmung oder Entzündung sind selten. 

Weber (Dresden). 


804 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


27) @. Katzenelenbogen. Uber die Radikaloperation des Leisten- 
bruches der Kinder. Eine Modifikation der Bassini’schen Methode. 
(Wratschebnaja Gazeta 1908. Nr. 6. [Russisch.)) 

In einem Falle von angeborenem Bruch, wo K. den Sack nicht nach Kocher 
verlagern konnte — er ließ sich nicht leicht von den Leistenkanalwänden ablösen —, 
zog er mit dem Sack auch den Hoden durch die nach Kocher angelegte Öffnung 
in der Bauchwand, fixierte hier den Bruchsackhals (nach Lucas-Championniöre), 
legte nun die Kanalnaht nach Kocher an, breitete den Samenstrang über den 
Obliquus ext. aus, reponierte den Hoden in den Hodensack und vernähte die Haut 
über dem Samenstrange. Hier wurde also die Verlagerung nach Kocher aus- 
geführt, der Samenstrang nach Bassini versorgt und dabei die vordere Wand 
des Leistenkanales unversehrt gelassen. 

Verf. empfiehlt diese Methode für Leistenbrüche der Kinder. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


28) Waiss. Dermoids of the inguinal canal. 
(Surgery, gynecology-obstetrics Bd. VI, 4.) 

Die Geschwulst wurde bei einem 37jährigen Mann entfernt, der sie seit 
14 Jahren bemerkt hatte. Sie wuchs sehr langsam, lag im Leistenkanal, war oval ge 
formt und verlief mit ihrer Längsachse parallel zur Achse des Seitenkanals. Bei 
Anziehen des Samenstranges bewegte sie sich etwas; man hatte bei Druck das 
Gefühl, als ginge Flüssigkeit allmählich aus einem Sack in einen anderen. Bei 
der Operation fand man, daß die Dermoidcyste mit dem Schambein durch fibröse 
Stränge ziemlich fest verwachsen war. Sie enthielt Talg und Haare, eine Hernie 
fand sich nicht. Trapp (Bückeburg). 


29) Durlacher (Ettlingen. Uber die Lebensfähigkeit Neugeborener 
bei sehr großen inoperablen Nabelschnurbrüchen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 11.) 

In dem mitgeteilten Falle von sehr großem Nabelschnurbruch oder Bauchspalt 
trat allmählich unter feuchtwarmen Umschlägen eine Überhäutung der nur von 
Amnion bedeckten Mißbildung, sowie eine beträchtliche Verkleinerung des Bauch- 
wanddefektes ein; das Kind blieb am Leben und zeigte im Alter von ca. 21/s Jahren 
— außer einer wohl auf Zugwirkung der Eingeweide beruhenden Lordose der 
Lendenwirbelsäule — zwar keine eigentliche Heilung, aber eine wesentliche Ver- 
engerung der Bruchpforte, deren operativer Verschluß nunmehr leichter als ın 
den ersten Tagen nach der Geburt ausgeführt werden kann. 

Kramer (Glogan!. 


30) Mezger. Hernia epigastrica kompliziert mit Ulcus ventriculi. 
(Med. Korrespondenzblatt des württemb. ärztl. Landesvereins 1908. Bd. V. Hft. 2. 
M. berichtet zunächst über einen Fall von »Magenschmerzen« mit Hyperaziditä 
und sehr druckempfindlichem Punkt in der Mittellinie über dem Nabel; bei der 
unter Annahme einer Hernia epigastrica vorgenommenen Operation wurde keine 
Hernie gefunden; trotzdem wurde Pat. völlig schmerzfrei, so daß anzunehmen ist, 
es habe sich doch um einen kleinen Fascienschlitz gehandelt, der durch die bei der 
Operation vorgenommene Vernähung der eingeschnittenen Fascie beseitigt wurde. 
In zwei weiteren, einander sehr ähnlichen Fällen schwanden mehrjährige heftige 
Schmerzen in der Magengegend nach der Operation einer bestehenden Hernie der 
Linea alba zunächst vollständig; dann aber nach Monaten erneutes Auftreten — in 
einem Falle nach Trauma, im anderen ohne Grund, und im weiteren Verlaufe Blu 
brechen, durch das sich ein bestehendes Magengeschwür kund tat. Möglicherweis 
war das Geschwür schon zur Zeit der Operation vorhanden und kam dann durch 
die Liegekur nach der Operation und die Laparotomiedität zur vorläufigen Aus 
heilung. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Leiden ist nicht fe 
zustellen. Die Geschwürsdiagnose in derartigen Fällen ist schwierig, da es kaum 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 805 


zu entscheiden ist, auf welche der beiden Erkrankungen die vorhandenen Symptome 
zurückzuführen sind. Mohr (Bielefeld). 


31) Geissler (Neu-Ruppin). Zur Behandlung des Kardiospasmus. 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 13.) 

Um eine Dauerdehnung der krampfig kontrahierten Cardia zu ermöglichen, 
empfiehlt G. eine Modifikation des Strauss’sches Instruments, durch die dem 
Ballon eine zylindrische an Stelle der Spindelform gegeben ist. Der Ballon be- 
steht aus drei Hülsen, die zylinderförmig an einem Schlundrohr luftdicht befestigt 
-sind, und wird vom oberen Ende der Sonde direkt durch den Sondenkanal auf- 
gebläht, der mit dem Ballon durch mehrere die Wand durchbohrende kleine Öff- 
nungen in Kommunikation steht. Die Aufblähung kann durch Luft oder Wasser 
‚erfolgen, die Dehnung allmählich bis auf 12 cm gesteigert werden. — Auch für 
die Weitung von Mastdarmstrikturen usw. kann ein ähnlich konstruiertes Instru- 
ment benutzt werden. Kramer (Glogau). 


32)K. G. Lennander. Temporäre Gastrostomie bei Magen- und Duodenal- 
geschwüren, besonders bei perforierten Geschwüren mit gleichzeitiger 
7 Retention. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 297.) 

L. bringt neue Beiträge für die Zweckmäßigkeit der früher schon von ibm 
empfohlenen Anlegung von Fisteln an Magen und Därmen. So wurde bei einem 
Pat. mit Magengeschwürsperforation, der 60 Stunden nach der Perforation bei vor- 
handener Peritonitis und linksseitigem subphrenischen Abszeß operiert war, gleich- 
zeitig eine temporäre Gastrostomie und Typhlostomie gemacht, die Bauchhöhle 
mit »Kofferdam«e drainiert. Die Magenfistel soll in solchen Fällen die sofor- 
tige Ausführung einer Gastroenteranastomose ersetzen und tut gleiche Dienste 
wie diese, indem sie Retention im Magen beseitigt. Durch Trinkenlassen alka- 
Jischer Wässer, die sich dann zum Teil aus der Fistel entleeren, kann man den 
Magen auf bequeme Manier spülen und seine Hyperazidität bekämpfen. Die 
Blinddarmfistel dient nicht nur zur Darmentlastung, sondern wird auch regelmäßig 
zur Einverleibung von Nahrungsmitteln (Zuckerlösung, Wein, Milch, Mehlbrei) be- 
nutzt, nach deren Injektion die Fistel gegen 3/4 Stunden lang abgeschlossen wird. 
Die Kranke genas, kam aber etwa einen Monat nach ihrer Entlassung mit Magen- 
retentionserscheinungen zu erneuter Aufnahme, um nun durch eine Gastroentero- 
stomie völlig geheilt zu werden. Auch ein zweiter Fall von Magengeschwürs- 
perforation, wo die Durchbruchsstelle nicht ganz sicher durch Naht zu schließen 
war, wurde mit Gastrostomie behandelt. Das in die Fistel gelegte Rohr glitt am 
6. Tage heraus, der weitere Verlauf war glatt. Außer für solche Fälle empfiehlt 
sich die Gastrostomie auch dort, wo man neben dem perforierten Geschwüre noch 
ein zweites oder drittes Geschwür zu mutmaßen Grund hat. Weiter dehnt L. die 
Indikation zu Fistelanlage auch auf einfache Geschwürsfälle aus, in denen der Pat, 
aber zu einer Gastroenterostomie zu schwach erscheint. Hier soll man dem Magen 
durch eine Jejunostomie Ruhe verschaffen; lagen auch Stenoseerscheinungen vor, 
so wurde außerdem auch die Gastrostomie gemacht. Unter derartigen Umständen 
hat L. bei Geschwür 3mal eine Jejunostomie gemacht; zwei Pat. genasen, der 
dritte starb an arterieller Geschwürsblutung. 

Für Anlage der Fistelbildungen gibt L. genaue technische Vorschriften, die 
eine Vereinigung der Verfahren von Senn und Witzel darstellen. Die derart 
gemachten Fisteln schließen sicher ab und veröden sofort, nachdem die eingelegten 
Rohre entfernt worden. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


33) A. Stieds. Über eine seltene Komplikation nach Magenoperationen. 
(Aus der chirurg. Universtitätsklinik zu Königsberg. Prof. Lexer.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1908. Nr. 13.) 

Nach einer ausgedehnten Magenresektion mittele der II. Billroth’schen 
Methode trat in ganz kurzen Pausen sich wiederholendes Erbrechen geringer 


806 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


Mengen einer leicht blutig verfärbten Flüssigkeit auf, beim Einführen des Magen- 
schlauches war kein Inhalt nachweisbar. Das Erbrechen steigerte sich in gefahr- 
drohender Weise. Bei einer nochmaligen Operation (Jejunostomie) erwies sich 
der Magen als völlig leer, und wurde eine Erklärung für das Erbrechen nicht ge- 
funden; es bestand keine Spur von Peritonitis, wie auch die Obduktion des 1 Tag 
später gestorbenen Pat. bestätigte. S. nimmt als Ursache des Erbrechens eine 
durch die Operation (mechanische Insulte, Narkose) außerordentlich gesteigerte 
Reflexerregbarkeit im regionären Gebiet an. Kramer (Glogau!. 


34) H. Delagéniòre. Contribution à l'étude de J’ablation totale et sub- 


totale de l’estomac. 
(Arch. prov. de chir. 1908. Nr. 3.) 

D. hat zehn totale bzw. subtotale Magenresektionen ausgeführt. Vier Pat. sind 
dem Eingriff erlegen, sechs haben ihn gut überstanden. D. gibt eine genaue 
Schilderung der Indikation und Technik. Wenn irgend angängig, erhält er einen 
kleinen Teil der der Speiseröhre angrenzenden großen Kurvatur, da dies die Ein- 
pflanzung ins Jejunum sehr erleichtert. Er wendet bei diesen ausgedehnten Ein- 
griffen stets die II. Billroth’sche Methode an. Die Stelle, wo bei der Ver- 
einigung am häufigsten Nahtinsuffizienz eintritt, ist die rechte Seite der Speiseröhre; 
deshalb sucht er auch hier einen, wenn auch nur kleinen Saum vom Magen zu erhalten 
Geht das Karzinom bis dicht an die Speiseröhre heran, so daß dieser Saum nicht 
zu erhalten ist, so hält er es für besser, von der Resektion abzusehen. 

Müller (Dresden). 


35) Dorrance. I. A diverticulum of the duodenum. DO. Meckel's 
diverticulum, with a secondary diverticulum and a complete mesentery. 
(Univ. of Pennsylvania med. bull. 1908. April.) 

I. Divertikel des Duodenums 31/, cm unterhalb der Vater’schen Papille, von 
ca. 3cm Länge. Die Wand bestand aus einer dünnen Muskelschicht und Schleim- 
haut. (Abbildungen.) 

II. Fall von Meckel’schem Divertikel, das in 11 cm Länge vom Darmursprung 
aus durchgängig war und in ganzer Länge ein eigenes Mesenterium besaß; am 
Übergang u.coes Teiles zu der am Nabel sich ansetzenden bindegewebigen strang- 
artigen Fortsetzung des Divertikels saß nochmals eine Ausstülpung, ein sekundäres 
Divertikel ohne Mesenterium. Das Divertikelmesenterium bildete einen Strang, 
der über das Ileum verlief und bei Anfüllung des Divertikels den Darm kompri- 
mie.» (Abbildung.) Mohr (Bielefeld). 


36) N. Damianos. Die Darmresektion bei brandiger Darmeinstülpung 
beim Kinde. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 372.) 

D., der schon früher einen im Kronprinz-Rudolf-Kinderhospitale in Wien 
beobachteten Fall von Darminvagination veröffentlichte (s. u. Bl. 1905, p. 478), be- 
schreibt jetzt eine bei einem 9jährigen Mädchen mit Glück ausgeführte Resektion. 
Es handelte sich um eine aufsteigende Invagination des unteren Ileum, 13 cm lang, 
und wurde an dessen Resektion zunächst nur die Einnähung beider Darmenden 
in die Bauchwunde angeschlossen. Nach 14 Tagen 2. Operation, bestehend in An- 
frischung der Darmstümpfe nebst axialer Darmnaht. Glatte Genesung. In einem 
anderen Fall wurde die brandige Invagination leider erst auf dem Sektionstische 
gefunden, da die Diagnose mangels der typischen Erscheinungen im Leben nicht 
möglich gewesen wer. Zum Schluß gibt D., welcher auf Grund seiner Beobachtung 
die zweizeitige Darmresektion bei brandiger Invagination der Kinder warm emp- 
fiehlt, eine tabellarische Zusammenstellung der bislang veröffentlichten Opera- 
tionen bei der Erkrankung (im ganzen neun Heilungen gegenüber 34 Todesfällen 


bei verschiedener Art des Operationseingriffes). 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 807 


37) F. M. Pikin. Ein Fall von Embolie der Arteria mesenterica 
superior. 
(Russki Wratsch 1908. Nr. 6.) 


Pat., 50 Jahre alt, Alkoholiker, erkrankte am 12. März an rechtsseitiger fibri- 
nöser Pneumonie. 21. März kritischer Temperaturabfall. Am 22. plötzlich Schmerzen 
im Unterleib, Erbrechen, Stuhldrang; der Zustand verschlimmerte sich rasch, und 
am 24. kam Pat. mit kaum fühlbarem Puls ins Krankenhaus. Leib aufgetrieben, 
schmerzhaft. Beide Unterextremitäten mit bis linsengroßen Petechien besät. La- 
parotomie. Dünndarmschlingen dunkel, beinahe gangränös, stellenweise mit fibrinös- 
eitrigem Belage. Punktion des Darmes mit nachfolgender Naht, Tamponade der 
Bauchhöhle. Tod nach 5 Stunden. Sektion: Arteriosklerose; am Mesenterium zahl- 
reiche Blutextravasate. In der Aorta bis zur unteren Teilungsstelle ein Thrombus, 
3 cm lang; die obere Gekrösarterie thrombosiert. 

Die Petechien an den Unterextremitäten sind eine Folge der Thrombose: die 
Hautgefüße sind dadurch in ihrer Ernährung gestört. Die Kombination von Ileus 
und Petechien an den Beinen ist wichtig für die Diagnose des Leidens. 

E. Gückel (Wel. Bubny, Poltawa). 


38) T. Haagn. Mitteilung über einen durch Operation geheilten Fall 
von Thrombose im Gebiete der Vena mesenterica superior. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. XCII. p. 79.) 


H.'s im Krankenhause zu Mährisch- Rothwasser operierter Fall betrifft eine 
837jährige Frau, die vor 11/4 Jahren Wochenbettfieber mit »linksseitiger Becken- 
bindegewebsentzündung« durchgemacht hatte und damals 1/2 Jahr lang krank ge- 
wesen war. Jetzt war sie ganz akut ohne jede Ursache mit Leibschmerzen, Er- 
brechen, Stuhlverhaltung erkrankt. Im Spital folgte auf Einlauf Entleerung von 
fast 11 reinen Blutes, die Allgemeinerscheinungen besserten sich zunächst, doch 
wurde unter zunehmendem Meteorismus links vom Nabel eine wurstförmige Ge- 
schwulst fühlbar, weshalb am 3. Tage unter der Diagnose Invagination zur Laparo- 
tomie geschritten wurde. Man findet eine 20—30 cm lange, blaurot infarzierte, 
starr verdickte Jejunumschlinge, deren Mesenterium in Dreiecksform zablreiche 
Thrombosen bis an die Gekröswurzel zeigt, ferner einen festen Strang, der vom. 
aufsteigenden Kolon zum Mesenterium des infarzierten Darmes zieht. Durch-. 
trennung dieses Stranges, Resektion des Darmes in 40 cm Länge mittels Murphy- 
Anastomosenbildung Seit-zu-Seit, Exzision des thrombosierten Mesenterialkeiles. 
Bauchnaht mit Drainage. Im Heilungsverlauf kam es zu einer kleinen Kotfistel, 
sowie zu lleuserscheinungen, weshalb am 21. Tage relaparotomiert wurde. Es 
wurden einige Darmknickung verursachende Verwachsungen gelöst, auch eine Entero- 
stomie gemacht, worauf der Verlauf sich besserte.e Doch war noch hartnäckige. 
Verstopfung zu beseitigen, bevor es zu definitiver Heilung kam. 

Die Ursache der Erkrankung in diesem Falle ist ziemlich dunkel, doch neigt. 
H. dazu, sie in der vor 1!/, Jahren durchgemachten Beckenbindegewebsentzündung 
zu suchen. In der der Krankengeschichtsmitteilung angeschlossenen Allgemein- 
besprechung referiert H. über die einschlägige Literatur, die zum Schluß in einem . 
17 Nummern zählenden Verzeichnis zusammengestellt ist. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


39) Burckhardt. Kombination von Aktinomykose und Adenokarzinom 
des Dickdarmes. 
(Zentralblatt für Bakteriologie Bd. XLVI) 
Geschwulst der Flexura linealis von Nierengröße und -Form, in der Hauptsache 
im Mesenterium und der Serosa sitzend, erweist sich als aktinomykotisch. Gleich- 
zeitig besteht in der Schleimhaut ein Adenokarzinom, oberflächlich, im Beginn, 
zum Teil schon in die Muscularis eingedrungen. An keiner Stelle ein Zusammen- . 
hang beider Geschwülste. Deetz (Homburg v. d. H.). 


808 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 26. 


40) Goullioud. De l’amputation abdomino périnéale du rectum. 
Résultats éloignés et modification opératoire. 
(Arch. prov. de chir. 1907. Nr. 12.) 

G. hat 12mal die Exstirpation des Mastdarms auf dem kombinierten abdo- 
mino-perinealen Wege ausgeführt, imal beim Manne mit tödlichem Ausgang und 
11mal bei Frauen, die sämtlich die Operation gut überstanden. Für die Beurteilung 
des Dauererfolges kommen 8 Fälle in Betracht; von diesen sind 4 einem Rezidiv 
innerhalb 16 Monaten bis 31/, Jahren erlegen, 4 leben und sind gesund, 2, 31/s, 
41/5 und 8 Jahre. Bezüglich der angewandten Technik sei erwähnt, daß G. stets 
die Flexur durchtrennt und einen Anus iliacus angelegt hat. Die Hypogastrica 
‚hat er, wenn es ohne Schwierigkeiten ging, unterbunden; stellten sich solche aber 
z. B. bei fetten Frauen ein, so unterließ er diesen Eingriff. Uber den vom Perineum 
aus zu entfernenden losgelösten Darmstumpf hat er das Peritoneum bei seinen 
letzten Operationen wenigstens so weit wie möglich durch die Naht geschlossen. 
Die von G. in zwei Fällen angewandte Modifikation besteht darin, daß er, wenn 
‘das Karzinom es gestattet, die Durchtrennung des Darmes nicht im Bereiche der 
Flexur, sondern tiefer in der Höhe der Articulatio sacro-iliaca dextra ausführt, 
‘beide Darmenden durch die Naht schließt und einen typischen Kunstafter im 
Bereiche der Flexur anlegt. Müller (Dresden). 


41) Lapointe et Raymond. Le cancer du canal hepatique et du con- 
fluent hepato-choledocho-cystique. 
(Arch. génér. de chirurgie Bd. II. Hft.3 u. 4.) 

Die Beobachtung eines Falles von karzinomatöser Entartung des Ductus 
hepaticus bietet Verff. Gelegenheit, unsere Kenntnisse über diese seltene Lokalisation 
des Karzinoms eingehend darzulegen. In der Literatur sind bisher insgesamt nur 
69 Fälle beschrieben, von denen lediglich 19 einem chirurgischen Eingriff unter- 
zogen wurden. 

Bezüglich der Ätiologie erscheint das häufigere Befallensein des männlichen 
Geschlechts beachtenswert. Pathologisch-anatomisch handelt es sich entweder um 
krebsige Infiltration oder um Blumenkohlkrebse; mikroskopisch sind stets Zylinder- 
-epithelkrebse nachweisbar. Die Gallenblase ist beim Hepaticuskarzinom infolge 
funktioneller Atrophie geschrumpft; beim Karzinom der Vereinigungsstelle von 
Hepaticus, Cysticus und Choledochus findet sich dagegen in der Regel eine ge- 
dehnte, ektatische Gallenblase. Die Symptome der Erkrankung sind im wesent- 
lichen die der chronischen Gallenstauung; es besteht jedoch bei kritischer Würdigung 
aller Tatsachen die Möglichkeit, eine genauere, lokalisierende Diagnose zu stellen. 

Von besonderem Interesse erscheint die Zusammenstellung der bisher ver- 
suchten operativen Maßnahmen. Unter den 19 Fällen handelte es sich viermal um 
bloße Probelaparotomien. In vier weiteren Fällen von Hepaticuskarzinom wurden 
drei Cholecystostomien und eine Cholecystenteroanastomose ausgeführt, die selbst- 
verständlich nicht einmal palliativ wirkten, da hier einzig und allein die Hepato- 
cholangiostomie oder die Hepatocholangioenterostomie in Betracht kommen könnten. 
Diese Operationen stellen hinwiederum einen viel zu gewaltigen Eingriff dar, so daß 
Verff. zu dem schon von Kehr betonten Schlusse kommen, daß beim Karzinom des 
Hepaticus die Morphiumspritze das einzig brauchbare Instrument ist. 

Weniger pessimistisch ist die Auffassung der Autoren über eine palliative oder 
auch radikale Therapie des Karzinoms der Vereinigungsstelle der drei Gallenwege, 
das bisher in zwei Fällen von Mayo und Kehr radikal entfernt werden konnte. 
Hepaticoduodenostomie oder Hepaticogastrostomie oder Hepaticocholecystostomie, 
mit nachfolgender Cholecystoduodenostomie geben Aussicht auf Heilung und sollten 
daher in günstig gelagerten Fällen versucht werden. 

Ausführliche Literaturangaben ergänzen die Arbeit. Strauss (Nürnberg). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


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Bardeleben, K. v., Die Anatomie des Menschen. 2. Teil —— 80. (IV, 87 8.) 
Leipz., Teubner. (Aus Natur u. G. N. 202.) r. 1.—, geb. 1. 2 
Barrus, Clara, Nursing the insane. 8%. (X, 409 pag.) New York, ara § 2.— 
Bresgen, Max, Die Elektrolyse m. engon adeln zur Behandlung v. Poga Tenani 
e 


des Naseninnern. (23 8.) gr. 8 , C. Marhold ’08. 
Edmunds, Arthur, Glandular enlargement and other diseases of the lymphatic 
system. 80. (238 pag.) Oxford, Frowde. Ts. 6d. 


Fuchs, Walt., Frühsymptome bei Geisteskrankheiten. Vererbung. Entartung. Über- 
menschen u. Untermenschen. Antisocialität. Selbstmord. Verblödung. er = 
80, Eberswalde, M. Gelsdorf '08. 

Grenzfragen des Nerven- u. Seelenlebens. Hrsg. v. L. Loewenfeld. Lex.-80. vw 


aden, J. F. Bergmann. 
LIX, Sadger, J., Konrad Ferdinand Meyer. y a ee Studie. (III, 64 8.) '08. 1.40 


Handbuch der Gynäkologie. Hrs Veit. 2. umgearb. Aufl. III. Bd. 2. Hälfte. 
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Index of treatment, by various writers. 3. ed. 80. (894 pag.) Lond., Simpkin. 21 s. 
Ireland's crusade against tuberculosis, Lectures ed. by the countess of Aberdeen, 
Vol. I. 8. (184 pag.) Lond., Maunsel. 5s. 
Langwiz, Hans, Stoffwechselversuche üb. den Eiweißbedarf des Kindes. (82 S.) 
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Marshall, C. F., Golden rules of venereal diseases. 320. Lond., Simpkin. 1s. 
Miller's, W. D., Lehrbuch der konservierenden Zahnheilkunde. 4. umgearb. Aufl. 
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Monthus, Alb., Iconographie stéréoscopique oculaire Anatomie, Clinique, Pechnique 
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Oeller, J., Atlas seltener ophthalmoskopischer Befunde. Zugleich Ergänzungstafeln 
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19 S. Text.) 40. Wiesbaden, J. F. Bergmann '08. 8.— 
Oestreich, R., Grundriß der allgemeinen Symptomatologie. (VIII, 327 S.) 80. Berlin, 
A. Hirschwald ’08. | 6.— 
Quain’s Elements of anatomy. ed. by Ed. Schäfer a. o. Vol. I: Embryology by T. 
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3. Hand- und Finger-Gelenke-Beugen und 

— — y -Strecken (passiv) (Dorsal- und Palmar- 

SANITAS”| | y Flexion). 
” BERLIN. N. |f ER — 4. Handgelenk -Seitwärtsführen (Adduktion 
Ä und Abduktion). 

5. Rumpf-Seitwärtsneigen (Skoliose - Übung 
der Wirbelsäule). 

6. Handgelenk-Kreiseln (passiv) (Rotation). 

7. Fußgelenk-Beugen und -Strecken (Dorsal- 
und Plantar-Flexion). 

8. Ellbogengelenk -Beugen und -Strecken 
(Flexion und Extension). 

9. Handgelenk-Beugen und -Strecken (Flexion 
und Extension). 

10. Rumpf-Vorwärts-Rückwärts-Neigen (Lor- 
dose und Kyphose-Übung der Wirbelsäule). 

11. Handgelenk-Drehen (Pronation und Supi- 
nation). 

12. Hüftgelenk-Drehen; Bein-Kreiseln (Rota- 
tion). 

13. Fußgelenk-Kreiseln (passiv) (Rotation). 

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Riess, Jul., Beiträge zur Histologie u. n h ynio ogie der Befruchtung u. Furchung. 
1 S. m. eingeklebten Fig. u. 15 Taf.) Bern, M. Drechsel '08. Geb. 16.— 
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. in die Haut verrieben und alsdann mit wenig Wasser ausgeschäumt. 

Zu Waschungen des Kopfes bei Seborrhoe, Pityriasis capitis, Alopecia areata wird das Sapalco | 
abends auf die Kopfhaut eingerieben und am nächsten Morgen mit heißem Wasser abgespült. 
Rp. 1 Tube Sapalcol c. Oleum rusci, oder 

a n c. Anthrasol, oder 
— = c. Liq. carb. deterg. 
Bei Acne varioliformis Einreiben der befallenen Stellen mit Resorcin-Sapalcol abends und 
Abwaschen am Morgen. Rp. 1 Tube Sapalcol c. Besorcin. 
Bei Prurigo Hebrae und Pruritus abends Einschmieren der befallenen Stellen mit Teer-Sapalcol 
oder Schwefel-S ——— und morgens ein warmes Vollbad. 
Rp. 1 Tube Salpacol c. Oleum rusci oder 
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Bei chronischen Ekzemen und Lichen simp!. Einreiben mit Teer- oder Resorcin-Sapalcol und 
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Rp. 1 Tube Bapalcol c. Oleum rusci, oder 
1 7% "N c. Resorcin. 
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Rp. 1 Tube Sapalcol ohne medikament Zusatz. 
Bei Acne des Gesichts und Körpers Waschungen mit Rp. 1 Tube Sapalcol c. Sulfur, oder 
Schwefel-, Resorcin-, Salicyl-, Sand-Sapal- 1-5; 5 c. Resorcin, odor 
col. Nach vollständigem Verdunsten des Alcohols mit U c. SalicyI, oder 


warmem Wasser wieder abzuwaschen. 1: 5 5 c. Sandstaub. 
Die Sapalcole mit medikament. Zusätzen werden entweder sofort nach dem Einreiben und dem 
Verdunsten des Alcohols, oder nach einigen Stunden, oder erst am anderen Tage mit Wasser wieder 
entfernt, je nachdem man eine schwache oder stärkere Wirkung erzielen will. 


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eingerichteten "Hausapot eke fehlen sollten. Fürs Volk gesammelt. 9. Aufl. 
(188 S. m. Abbildgn.) 80%. Kempten, J. Kösel '08. 1.30; geb. 1.50 
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Sigm. Merkel. 38. Bd. Suppl. gr. 80. Braunschweig. F. Vieweg & Sohn. 


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Hrsg. v. A. Pfeiffer. (X, 593 8 ) 'us. 


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(626 pag.) Lond., Livingstone. 88. 
Whsitelegge, B. A. a. G. Newman, Hygiene and public health. New ed. 120, 658 pag.) 


Williamson, R. T., Diseases of the spinal cord. Roy.-80. (444 pag.) Oxford. Mod 
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(1. Heft. 96 S. m. Fig.) Lex.-8%. Straßburg, K. J. Trübner ’08. 15.— 


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Das in der Arbeit von Edmund Fournier behandelte Thema ist in der deutschen Literatur 
bisher mit solcher Ausführlichkeit und Gründlichkeit noch nicht behandelt worden. Bei den 
großen Fortschritten auf dem Gebiete der Erforschung der Ätiologie der Syphilis dürfte zu 
erhoffen sein, daß auch in das immer noch nicht genügend erklärte Bild der bereditären Syphilis 
mebr Licht gebracht wird. 

In der äußeren Anordnung des Stoffes weicht die deutsche Ausgabe insofern etwas vom 

- Original ab; ale der etwas weltschweifige französische Text bei der Übersetzung mannigfach 
kürzt wurde. 
S Die vorzüglichen Abbildungen, die in der französischen Ausgabe enthalten aind, wurden 
auch in die deutsche Übersetzung übernommen. 





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Monatsschrift für Kinderhelikunde: Das vorliegende Werk stützt sich auf langjährige Er- 
fahrung und Beobachtung, auf ein „kleines Archiv von Kinderkrankengeschichten“ und ist von langer 
Zeit ber sorgfältig vorbereitet. Gerade dadurch, daß in jedem einzelnen Abschnitte die eigene Erfah- 
rung und Forschung des Verfassers zutage tritt, wird das Buch für jeden Arzt und Forscher elne Fülle 
von Anregung bringen, wie die klare Darstellung des tatsächlich Erforschten und die gesunde Kritik 
gegenüber dem noch Zweifelhaften es zu einem ausgezeichneten Lehrbuch für die Studierenden bestimmt. 


Deutsche medizinische Wochenschrift: Hier empfangen wir nicht ein Lehrbüch, welches 
alles, was über den Gegenstand geschrieben ist, planmäßig zusammenstellt — das könnte auch ein 
anderer tun; vielmehr ist es ein ganz persönliches Werk, in dem sich der Verfasser nach Tempera- 
ment, Denkart und Interessen spiegelt. In lebhafter und anregender Weise entrollt er, mit Verzicht 
auf historische Rücksicht, ein Bild der Krankheit, wie es seinem eindringlichen, aber kritisch sich 
bescheidenden Forschersinn darstellt; Entwicklungsgeschichte und pathologische Anatomie werden mit 
besonderer Liebe berücksichtigt, das Krankheitsbild wird plastisch herausgearbeitet und mit Kranken- 
geschichten aus der eigenen Erfahrung belegt, die Behandlung ist außerordentlich einfach gehalten, 
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Literatur: Münchner Medizin. Wochen- 
schrift Nr. 42 vom 18.Okt. 1904, Seite 1879, 
Privatdoz. Dr. Gebele (Geh. Rat Dr. 
von Angerer, Münchner königl. Chirurg. 
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Medizinische Woche, Berlin Nr. 302 vom 
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